30 Jahre Partnerschaft auf Augenhöhe - Partnerschaft Ruanda
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Herstellung von Imigongo (Foto: Michael Nieden)<br />
Malerei, Musik,<br />
Theater und Film<br />
sind Bereiche, die<br />
sich zunehmend<br />
entfalten.<br />
eine Qualität erreicht, mit der sich nur sehr<br />
wenige andere afrikanische Staaten messen<br />
können. Allerdings hat sich – bis <strong>auf</strong><br />
die Ausnahme der Imigongo – die ruandische<br />
Kunst <strong>auf</strong> Gebrauchsgegenstände<br />
des Alltags bezogen und beschränkt. Eine<br />
Kunst um der Kunst willen, sozusagen losgelöst<br />
aus dem Alltagsleben und dessen<br />
Erfordernissen, gab es nicht: Umso mehr fiel<br />
die Entwicklung der Imigongo <strong>auf</strong>, die der<br />
Legende nach <strong>auf</strong> einen König zurück ging,<br />
der ähnlich dem bayrischen Sonnenkönig<br />
Ludwig, sich eher weltabgewandt der Betrachtung<br />
hingab.<br />
Eine weitere Kunstform ist sicherlich das<br />
gesprochene Wort: Nicht nur die Art und<br />
Weise, wie erzählt wurde, sondern auch die<br />
Entwicklung von Wörtern, die ihre Bedeutung<br />
erst im Satzzusammenhang entfalten<br />
oder Begriffe darstellen, die eine ganze Bedeutung<br />
umfassen. Leider sind viele dieser<br />
reichen Erzählungen, da nicht schriftlich<br />
festgehalten, verloren gegangen.<br />
Kunst als vergangenheitsbewältigung<br />
und zukunftsbaustein<br />
Für das <strong>Ruanda</strong> nach Bürgerkrieg, Völkermord<br />
und Verwüstung galt und gilt immer<br />
noch vorrangig der Wieder<strong>auf</strong>bau des Landes<br />
und die Auseinandersetzung mit der<br />
Tatsache, dass Täter wie Opfer in diesem<br />
Land in einer Art friedlichen Koexistenz<br />
wieder zusammenfinden müssen – von<br />
dem Anspruch einer Versöhnung möchte<br />
ich gar nicht sprechen. Diese notwendige<br />
Konzentration <strong>auf</strong> den Wieder<strong>auf</strong>bau ließ<br />
bislang wenig Zeit und Raum für künstlerische<br />
Entfaltung. Jedoch eine Möglichkeit<br />
der Verarbeitung der Erinnerungen an diese<br />
unsägliche Zeit des Tötens findet sich in<br />
Kunstformen wie der Malerei, Holzbildhauerei,<br />
im Theater und des Gesangs.<br />
Mittlerweile ist fast die Hälfte der 11 Millionen<br />
Ruander nach dem Genozid geboren,<br />
<strong>Ruanda</strong> hat es heute zu einer gewissen<br />
Sicherheit und zu einem Art Wohlstand<br />
gebracht, sodass nun mehr und mehr junge<br />
Menschen Freiräume für künstlerisches<br />
Schaffen einfordern. In Rückgriff <strong>auf</strong> ruandische<br />
Tradition beginnen vor allem junge<br />
Künstler/innen mit neuen Techniken und<br />
Medien zu experimentieren. Malerei, Musik,<br />
Theater und Film sind Bereiche, die sich<br />
zunehmend entfalten, auch das bislang gesprochene<br />
Wort nun in Schriftform, in Texte<br />
fassen: Gedichte und Erzählungen, Biographien<br />
und Romane entstehen. Neue Bereiche<br />
wie Werbedesign, Architektur, Schmuck<br />
und Mode werden entdeckt.<br />
neue chancen für die <strong>Partnerschaft</strong><br />
Dieses Aufblühen von Interesse und Begeisterung<br />
an künstlerischer Kreativität, die sich<br />
nicht in erster Linie in materiellen Zielen erschöpft,<br />
wollen wir mit unserer <strong>Partnerschaft</strong><br />
gerne <strong>auf</strong>greifen. Wir finden, dass die <strong>Partnerschaft</strong><br />
hier eine neue Dimension des gegenseitigen<br />
Lernens und Austausches vor allem<br />
auch bei der jungen Generation eröffnet.<br />
Ein Anfang wurde gemacht mit der Einladung<br />
von jungen ruandischen Künstlern<br />
nach Rheinland-Pfalz zu einer Art Studienreise<br />
und gegenseitigem Kennenlernen.<br />
Wir wollen das Verständnis für künstlerisches<br />
Wirken fördern, wir wollen Künstler<br />
in <strong>Ruanda</strong> bei ihrer Suche nach Freiräumen<br />
unterstützen. Ein weiterer Ansatz wird<br />
sein, dass wir eine junge ruandische Theatergruppe<br />
engagieren wollen – um an<br />
ausgewählten Schulen in <strong>Ruanda</strong>, die eine<br />
<strong>Partnerschaft</strong> pflegen – mit ruandischen<br />
Schülern eine Form des partizipativen The-<br />
88 RUANDA REVUE · 01/2012