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Michael Schönfeld Entwicklung eines branchenspezifischen - EconBiz

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<strong>Michael</strong> <strong>Schönfeld</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong> <strong>eines</strong> <strong>branchenspezifischen</strong><br />

Weiterbildungskonzepts am Beispiel der Holzverarbeitungsindustrie<br />

in Nordrhein-Westfalen<br />

(Erste Ergebnisse veröffentlicht im Auftrag der Technischen Akademie Ahaus)<br />

Projektbericht des Instituts Arbeit und Technik 96/4


<strong>Michael</strong> <strong>Schönfeld</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong> <strong>eines</strong> <strong>branchenspezifischen</strong><br />

Weiterbildungskonzepts am Beispiel der Holzverarbeitungsindustrie<br />

in Nordrhein-Westfalen<br />

(Erste Ergebnisse veröffentlicht im Auftrag der Technischen Akademie Ahaus)<br />

Projektbericht des Instituts Arbeit und Technik 96/4


ISSN 1430-8738<br />

Gelsenkirchen 1996<br />

Herausgeber:<br />

Institut Arbeit und Technik<br />

Munscheidstr. 14<br />

45886 Gelsenkirchen<br />

Telefon: 0209/1707-0<br />

Fax-Nr.: 0209/1707-110


Vorwort<br />

Die technische Akademie Ahaus (TAA) ist eine eigenständige Einrichtung innerhalb der<br />

Berufsbildungsstätte Westmünsterland GmbH für Handwerk und Industrie mit Sitz in Ahaus,<br />

Westfalen. Ihr Aufgabenspektrum reicht von der Qualifizierung und Beratung bis zum Technologietransfer.<br />

Neben der reinen Durchführung von Qualifizierungsveranstaltungen entwickelt die TAA<br />

Weiterbildungslehrgänge konzeptionell. In dem vorliegenden Projekt „<strong>Entwicklung</strong> <strong>eines</strong><br />

<strong>branchenspezifischen</strong> Weiterbildungskonzepts am Beispiel der Holzverarbeitung in Nordrhein-<br />

Westfalen“ geschieht dieses auf Grundlage einer breit angelegten Befragung holzverarbeitender<br />

Unternehmen in Nordrhein-Westfalen. Diese wird unterstützt durch Mitarbeiterbefragungen und<br />

Fallstudien sowie durch eine ständige Rückkopplung in einem Beirat.<br />

Das Projekt will einen Beitrag dazu leisten, die sich in einem Strukturwandel befindende und<br />

besonders in Nordrhein-Westfalen bedeutende Holzbranche zu unterstützen.<br />

Die TAA als Projektnehmer wird in diesem Vorhaben wissenschaftlich begleitet durch das<br />

Institut Arbeit und Technik im Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen.<br />

Das Projekt erfährt eine finanzielle Förderung aus dem Programm PROFIS durch das Ministerium<br />

für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen.<br />

Ahaus, im Mai 1996


<strong>Entwicklung</strong> <strong>eines</strong> <strong>branchenspezifischen</strong> Weiterbildungskonzepts am Beispiel<br />

der Holzverarbeitung in Nordrhein-Westfalen<br />

Zusammenfassung<br />

Die Holzverarbeitung in Deutschland droht eine vergleichbare <strong>Entwicklung</strong> zu nehmen wie<br />

wenige Jahre zuvor die Textilindustrie. Deutsche Hersteller wandern zunehmend in sog.<br />

Billiglohnländer ab, die durch die Öffnung der Grenzen nach Osteuropa näher an Deutschland<br />

herangerückt sind. Vor diesem Hintergrund versucht das Projekt „<strong>Entwicklung</strong> <strong>eines</strong> <strong>branchenspezifischen</strong><br />

Weiterbildungskonzepts am Beispiel der Holzverarbeitung in Nordrhein-Westfalen“<br />

Weiterbildungsstrategien für die Unternehmen zu entwickeln, um deren Produktivität und damit<br />

die Wettberwerbsfähigkeit zu steigern. Die hier vorgestellten Ergebnisse einer schriftlichen<br />

Befragung holzverarbeitender Unternehmen in Nordrhein-Westfalen belegen, daß in der<br />

Holzverarbeitung in Nordrhein-Westfalen ein großer Weiterbildungsbedarf besteht und das der<br />

Produktionsstandort Deutschland für die Holzverarbeitung durchaus noch Zukunftsperspektiven<br />

aufweist.<br />

<strong>Entwicklung</strong> <strong>eines</strong> <strong>branchenspezifischen</strong> Weiterbildungskonzepts am Beispiel<br />

der Holzverarbeitung in Nordrhein-Westfalen<br />

Abstract<br />

The wood processing industry in Germany fears to take a comparable development like the<br />

textile industry years ago. German companies migrate more and more to the so-called low-wagecountries,<br />

which have come nearer to Germany after opening the borders to Eastern Europe. With<br />

this background the project „Development of a branch-specified concept of further education<br />

examplary for the wood processing industry in Northrhine-Westfalia“ tries to create strategies<br />

in further education for the companies to increase productivity and competition ability. The<br />

presented results of our questionnaires concerning wood processing companies in Northrhine-<br />

Westfalia show that there is a great demand for further education in this industrial branch and<br />

that Germany has good future perspectives as a well accepted place for industrial production.


Literatur<strong>Entwicklung</strong> <strong>eines</strong> <strong>branchenspezifischen</strong> Weiterbildungskonzepts am Beispiel<br />

der Holzverarbeitung in Nordrhein-Westfalen1<br />

Problemst<br />

ellung 5<br />

2 Methoden des Projekts 7<br />

3 Lage und <strong>Entwicklung</strong> der Holzverarbeitung in Deutschland 9<br />

4 Ergebnisse der schriftlichen Befragung in der Holzverarbeitung des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen 14<br />

4.1 Befragungsansatz 14<br />

4.3 Berufliche Erstausbildung 18<br />

4.4 Berufliche Weiterbildung 20<br />

4.5 Unternehmensstrategien und Weiterbildungsbedarf 23<br />

5 Bewertung und Ausblick 29<br />

Literatur


<strong>Entwicklung</strong> <strong>eines</strong> <strong>branchenspezifischen</strong> Weiterbildungskonzepts am Beispiel<br />

der Holzverarbeitung in Nordrhein-Westfalen<br />

1 Problemstellung<br />

Die Weiterbildung von Beschäftigten gewinnt zunehmend an Bedeutung für den Strukturwandel.<br />

Die meisten deutschen Unternehmen haben dies erkannt. So ist die Teilnehmerzahl an<br />

Weiterbildungsveranstaltungen trotz der Rezession im Jahr 1992 um 15 % gestiegen, die Zahl<br />

der über- und außerbetrieblichen Weiterbildungsveranstaltungen nahm 1992 um 16 % zu. Die<br />

Teilnahme des eigenen Aus- und Weiterbildungspersonals wurde sogar um 103 % gesteigert. 1<br />

Dennoch - oder gerade deswegen - sind Defizite in der Weiterbildungslandschaft nicht zu<br />

übersehen.<br />

Nur wenige Großbetriebe 2 können den Bedarf an Weiterbildung ausschließlich intern abdecken;<br />

viele, insbesondere kleine und mittlere Betriebe sind allein nicht in der Lage, diese Aufgabe voll<br />

zu bewältigen. Daß die Arbeitnehmer dieser Betriebe geringere Chancen der beruflichen<br />

Weiterbildung haben als die Beschäftigten in Großbetrieben, ist aus unterschiedlichen Untersuchungen<br />

bekannt. Das Fehlen der notwendigen Weiterbildungsinfrastruktur in Klein- und<br />

Mittelbetrieben schlägt sich darüber hinaus auch in einem Übergewicht außerbetrieblicher<br />

Weiterbildungsmaßnahmen nieder: Während einige Personalabteilungen großer Betriebe eigene,<br />

gegebenenfalls auch speziell auf den betrieblichen Bedarf ausgerichtete Maßnahmen planen und<br />

durchführen können, lassen vor allem kleine und mittlere Betriebe ihre Beschäftigten überwiegend<br />

an den auf dem Weiterbildungsmarkt angebotenen Veranstaltungen teilnehmen.<br />

Dieses Übergewicht externer Veranstaltungen bei vielen Betrieben ist durchaus nicht unproblematisch:<br />

Die standardisierten Veranstaltungen von Weiterbildungsträgern können spezielle<br />

betriebliche Bedürfnisse in der Regel nicht hinreichend abdecken; die betriebliche Umsetzbarkeit<br />

des Gelernten ist schwer abzusichern; die Intransparenz des Weiterbildungsmarktes erschwert<br />

die Auswahl geeigneter Veranstaltungen; der konkrete Weiterbildungsbedarf und die benötigten<br />

Lehrinhalte können häufig in kleinen und mittleren Betrieben nicht ausreichend klar definiert<br />

werden, so daß zur angestrebten Problemlösung ungeeignete Maßnahmen ausgewählt werden.<br />

1<br />

Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln veröffentlichte die Zahlen des "Kuratoriums der Deutschen<br />

Wirtschaft" in "Kurs Direkt aktuell", Heft Nr. 5, 1993.<br />

2 Gerade im Bereich der Weiterbildung sind auch Betriebe mit 1.000 Beschäftigten noch eher mittelständischen<br />

Unternehmen vergleichbar strukturiert. Eine feste Grenze in diesem Bereich zu ziehen ist daher problematisch.<br />

5


Die Teilnahme von Beschäftigten an externen Veranstaltungen, so sinnvoll und wichtig sie in<br />

vielen Fällen auch ist, kann also die Durchführung von innerbetrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen<br />

nicht ersetzen. Um derartige Maßnahmen qualifiziert entwickeln und umsetzen zu<br />

können, stellt die Zusammenarbeit mit Weiterbildungsträgern für Betriebe eine mögliche Lösung<br />

dar. Eine solche Zusammenarbeit kann die eigenen Weiterbildungsanstrengungen der Betriebe<br />

ergänzen, da Weiterbildungsträger das in Betrieben häufig fehlende Know-How in der Bedarfsanalyse,<br />

in der Weiterbildungsplanung, in der Curriculumsentwicklung und in der Didaktik<br />

einbringen und qualifizierte Lehrkräfte bereitstellen können.<br />

Durch die Zusammenarbeit mit Weiterbildungsträgern können in Betrieben also Qualifizierungskonzepte<br />

realisiert werden, die auf ihren Bedarf zugeschnitten sind und somit ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />

stärken. Auch für Arbeitnehmer 3 ist diese Zusammenarbeit interessant, weil sie<br />

ihnen die Chance der Teilnahme an qualitativ hochwertigen Bildungsangeboten bietet, in denen<br />

allgemeine Qualifizierung mit der sofortigen betrieblichen Umsetzbarkeit verbunden werden<br />

kann.<br />

Das Projekt "<strong>Entwicklung</strong> <strong>eines</strong> <strong>branchenspezifischen</strong> Weiterbildungskonzeptes am Beispiel der<br />

Holzverarbeitungsindustrie in Nordrhein-Westfalen" - dessen erste Ergebnisse im folgenden<br />

vorgestellt werden - ist auf eine solche Zusammenarbeit zwischen Weiterbildungsträgern und<br />

Betrieben ausgerichtet. Ziel ist es, aufgrund einer fundierten Bedarfsanalyse Curricula für eine<br />

Branche - die Holzverarbeitung - zu entwickeln.<br />

3 Wenn im folgenden von Arbeitnehmern, Mitarbeitern usw. die Rede ist, sind damit weibliche und männliche<br />

Personen gleichermaßen gemeint. Diskriminierende Absichten sind damit nicht verbunden.<br />

6


2 Methoden des Projekts<br />

Die Technische Akademie Ahaus entwickelt unter wissenschaftlicher Begleitung des Instituts<br />

Arbeit und Technik in einem vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen geförderten Projekt für Unternehmen der Holzverarbeitung in NRW ein<br />

Weiterbildungskonzept. In dem auf zwei Jahre befristeten Projekt stehen vor allem die kleinen<br />

und mittelständischen Unternehmen im Vordergrund 4 .<br />

Zu Beginn des Projekts wird eine breit angelegte Qualifikationsanalyse in der Holzverarbeitung<br />

erarbeitet. Diese Analyse wird in verschiedenen Berufsgruppen (Querschnittsanalyse) und<br />

verschiedenen Betrieben (Längsschnittanalyse) durchgeführt. Ausführliche Fallstudien in fünf<br />

bis maximal zehn Betrieben sollen tiefergehende Erkenntnisse über den Weiterbildungsbedarf<br />

geben. Ausgehend von der Bedarfserhebung sollen, gestützt durch arbeitsplatznahe Praktikergespräche<br />

und durch die Beteiligung von Personen aus Industrie und Wissenschaft sowie der<br />

Tarifpartner, erste Qualifizierungsmaßnahmen entwickelt und mit den beteiligten Firmen<br />

umgesetzt werden. Die erzielten Ergebnisse werden veröffentlicht und somit der gesamten<br />

Branche zugänglich gemacht.<br />

Für das Projekt sind folgende Schritte geplant:<br />

� Aufarbeitung des Forschungsstandes zur Situation der Holzverarbeitung mit dem<br />

Schwerpunkt Nordrhein-Westfalen;<br />

� eine schriftliche Befragung aller in Nordrhein-Westfalen ansässigen Betriebe der<br />

holzverarbeitenden Industrie zur Abschätzung des Gesamtbedarfs an Weiterbildung<br />

und zum Qualifikationsstand der Beschäftigten;<br />

� ausführliche Fallstudien in ausgewählten Unternehmen der Branche;<br />

� Ermittlung der Beschäftigtengruppen, die besonders von Arbeitslosigkeit bedroht sind;<br />

� Begleitung des Projektes durch einen Expertenbeirat;<br />

� Fachtagung mit Experten aus der holzverarbeitenden Industrie und der Wissenschaft;<br />

� Erstellung <strong>eines</strong> Zwischenberichts anhand der Befragung und der ersten Analysen;<br />

� Erstellung von Curricula (Weiterbildungskonzepten), die speziell auf den Bedarf der<br />

Beschäftigten in Unternehmen der holzverarbeitenden Industrie zugeschnitten<br />

sind;<br />

� Durchführung erster Qualifizierungsmaßnahmen in ausgewählten Betrieben;<br />

� Evaluation der erstellten Curricula und der Qualifizierungsmaßnahmen;<br />

� Vorstellung der Ergebnisse im Rahmen <strong>eines</strong> Workshops;<br />

� Erstellung <strong>eines</strong> umfassenden Endberichts mit Hinweisen zur Verallgemeinerung des<br />

4 Projektbeginn war der 01.07.1995.<br />

7


methodischen Vorgehens und der Umsetzung.<br />

Die Technische Akademie Ahaus führt das Projekt durch und wird die entsprechenden Weiterbildungsmaßnahmen<br />

stellen. Das Institut Arbeit und Technik leistet die wissenschaftliche<br />

Begleitung und die Dokumentation zum Projekt.<br />

Die im folgenden dargestellten Ergebnisse stützen sich u.a. auf die Aufarbeitung der Situation<br />

der Holzverarbeitung, die Ergebnisse der schriftlichen Befragung, erste Experteninterviews sowie<br />

bereits begonnene Fallstudien.<br />

8


3 Lage und <strong>Entwicklung</strong> der Holzverarbeitung in Deutschland<br />

Die Holzindustrie setzt sich aus der Holzbe- und der Holzverarbeitung zusammen. Die Holzverarbeitung<br />

wiederum unterteilt sich in die Bereiche Bauelemente aus Holz, Holzmöbel, Polstermöbel,<br />

Matratzen, Holzverpackungsmittel, sonstige Holzwaren sowie Pinsel, Besen und<br />

Bürsten. Der mit Abstand größte Bereich ist der Bereich der Holzmöbel. 1994 waren von<br />

insgesamt 2201 Betrieben 1072 im Holzmöbelbereich angesiedelt (Abbildung 1).<br />

978<br />

2201<br />

Holzverarbeitung<br />

Holzbearbeitung<br />

119<br />

170<br />

1072<br />

Abb. 1: Anzahl der Betriebe in der Holzindustrie im Jahr 1994<br />

Quelle: Holzzentralblatt, 22.09.1995, Nr. 114, 121. Jhrg.<br />

Von insgesamt 204.494 Beschäftigen (ohne Handwerk) arbeiteten im gleichen Jahr 109.900 in<br />

diesem Bereich. Die Holzverarbeitung in Deutschland konzentriert sich im wesentlichen auf die<br />

Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg und an der Spitze Nordrhein-Westfalen. 1993 waren<br />

in Nordrhein-Westfalen 66.909 Menschen in der holzverarbeitenden Industrie beschäftigt. Dazu<br />

kommen noch 52.101 Beschäftigte im Tischlereihandwerk (1993). Auch im Tischlereihandwerk<br />

liegt Nordrhein-Westfalen damit bei den Beschäftigten bundesweit an der Spitze.<br />

Die Struktur der holzverarbeitenden Industrie ist durch klein- und mittelständische Betriebe<br />

geprägt. Über 50 % der insgesamt 2084 Unternehmen (Stand 1990) haben weniger als 50<br />

Beschäftigte. Lediglich 13 Unternehmen haben mehr als 1.000 Beschäftigte (Abbildung 2).<br />

69<br />

284<br />

447<br />

Pinsel, Besen, Bürsten<br />

9<br />

Sonstige Holzwaren<br />

Holzverpackungsmittel<br />

Matratzen<br />

Polstermöbel<br />

Holzmöbel<br />

Bauelemente aus Holz


Abb. 2: Unternehmensstruktur der holzverarbeitenden Industrie 5<br />

- Betriebe -<br />

1200<br />

900<br />

600<br />

300<br />

0<br />

20 - 49 50 - 99 100 - 199 200 - 499 500 - 999 über 1000<br />

- Beschäftigte -<br />

10<br />

Quelle: Prewinkel 1992:5.<br />

Deutschland liegt bei der Möbelproduktion noch weit vor Italien und ist damit der größte<br />

5 Die Zahl der Betriebe mit weniger als 20 Beschäftigten lag am 30.09.1992 bei 947 (Statistische Berichte des<br />

Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen.


Möbelhersteller in ganz Europa. Weltweit weisen lediglich die USA höhere Produktionszahlen<br />

auf. Gleichzeitig ist Deutschland auch der größte Möbelmarkt in Europa. Ein Drittel aller Möbel<br />

in der EU und der EFTA werden in Deutschland verkauft. Der Inlandsmarkt ist daher für die<br />

deutsche Möbelindustrie auch der wichtigste Markt, so gingen 1992 nur knapp 15 % der<br />

Produktion in den Export. Gleichzeitig ist der Import an Möbeln fast doppelt so hoch wie der<br />

Export - mit steigender Tendenz des Imports und fallender des Exports. Die Holz- und Polstermöbel<br />

haben daher auch zum Teil erhebliche Umsatzeinbußen in 1994 im Vergleich zum<br />

Vorjahr hinnehmen müssen. Die holzverarbeitende Industrie insgesamt verzeichnete zwar ein<br />

kl<strong>eines</strong> Plus von 0,6 % beim Umsatz. Trotzdem ist in allen Bereichen der Holzverarbeitung die<br />

Beschäftigung gesunken - insgesamt um 2,4 % im Vergleich zu 1993. Auch die Zahl der Betriebe<br />

sank im gleichen Zeitraum um insgesamt 3,5 %. 6<br />

6 Die Zahlen für 1995 liegen noch nicht vor.<br />

11


Nach einer schweren Krise in den 70er und Anfang der 80er Jahre hatte sich die Holzverarbeitung<br />

seit Mitte der 80er Jahre wieder positiv entwickelt. Von 1987 bis 1992 stieg die<br />

Beschäftigung von 183.777 auf 217.787. Dabei profitierte dieser Industriezweig zunächst von<br />

der positiven Konjunkturlage Ende der 80er Jahre und dann von der Sonderkonjunktur durch die<br />

deutsche Wiedervereinigung. Seit 1993 sinken die Beschäftigtenzahlen jedoch wieder erheblich.<br />

Bis 1994 hatten rund 13.000 Beschäftigte weniger als 1992 Arbeit in der holzverarbeitenden<br />

Industrie (Abbildung 3). 7<br />

220000<br />

210000<br />

200000<br />

190000<br />

180000<br />

170000<br />

1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994<br />

Abb. 3: Zahl der Beschäftigten in der holzverarbeitenden Industrie<br />

(Alte Bundesländer 1987 - 1994)<br />

12<br />

Quelle: Holzzentralblatt, 22.09.1995, Nr. 114, 121. Jhrg.<br />

Die Gründe für den neuerlichen Beschäftigungsrückgang sind vielschichtig, und nicht alle<br />

Bereiche der Branche sind davon betroffen. In der Möbelindustrie beispielsweise haben die<br />

Küchenhersteller immer noch hohe Zuwachsraten. Sie profitieren von den geburtenstarken<br />

Jahrgängen der 60er Jahre, die in den 90er Jahren verstärkt eigene Haushalte gründen. Gleichzeitig<br />

ist der Importdruck auf den Küchenmarkt gering. Nur 2,68 % (1994) aller in Deutschland<br />

verkauften Küchen kommen aus dem Import. Außerdem ist die Küchenherstellung seit einigen<br />

Jahren auf einem hohen technologischen Niveau, so daß Rationalisierungsmaßnahmen kaum<br />

noch möglich sind. Die Küchenhersteller haben allerdings - wie die gesamte Möbelindustrie -<br />

Probleme im Export 8 (- 16,4 % von 1992 zu 1993, allerdings +10 % von 1993 zu 1994). Die<br />

hohe Inlandsnachfrage gleicht dies zur Zeit aber mehr als aus.<br />

7 Im Tischlerhandwerk ist der Trend des Zuwachses nach wie vor ungebrochen. In diesem Bereich stiegen auch die<br />

Auszubildendenzahlen und die Beschäftigung insgesamt noch 1994 leicht an.<br />

8 Das wichtigste Exportland für deutsche Küchen sind die Niederlande.


Die Polstermöbelindustrie dagegen bekommt langsam das Absinken der privaten Konsumnachfrage<br />

zu spüren. 1994 verzeichnete diese Branche ein Nullwachstum. Erschwerend wirkt sich der<br />

zunehmende Importdruck auf die Branche aus (1994 +7,2 %). Billiglohnländer des ehemaligen<br />

Ostblocks - Tschechien, Ungarn und Polen - drängen vor allem auf den Niedrigpreismarkt. Der<br />

Import aus diesen Ländern stieg 1994 um +12,1 % 9 an. Einige deutsche Hersteller (z.B. die<br />

Schieder-Gruppe) haben bereits Unternehmensteile in diese Länder ausgegliedert, was sich<br />

zusätzlich negativ auf die Beschäftigung in Deutschland ausgewirkt hat. Der Verband der<br />

deutschen Möbelindustrie (VDM) schätzt, daß beispielsweise bereits 80 % der Importe aus Polen<br />

aus der Produktion deutscher Hersteller stammen (Wirtschaftswoche Nr. 4, 21.1.94).<br />

Besonders vom Umsatzrückgang betroffen sind die Büromöbelhersteller (ca. -20 % im ersten<br />

Halbjahr 1994). Hier wirken sich vor allem die zunehmende Finanzknappheit der öffentlichen<br />

Haushalte und die seit Anfang der 90er Jahre stagnierende Konjunktur negativ aus. Ersatzinvestitionen<br />

in den Unternehmen und Behörden werden immer weiter nach hinten verschoben.<br />

Ein Ende dieser <strong>Entwicklung</strong> ist noch nicht absehbar.<br />

Zusätzlich steht fast die gesamte Branche unter einem extremen Preisdruck. In Deutschland<br />

existieren auf dem Möbelmarkt sehr starke Einkaufsverbände, deren Konzentration noch weiter<br />

fortschreitet. Der Möbelmarkt wird in vielen Bereichen also von der Nachfrageseite dominiert.<br />

Der Geschäftsführer von Porta-Möbel, Dr. Alfred Knobloch, kritisiert in diesem Zusammenhang<br />

die deutschen Möbelhersteller (Möbelmarkt 1/94): Die Möbelhersteller lassen sich seit Jahren<br />

auf den Preiskampf ein, anstatt auf Markenware zu setzen. Der Anteil der Markenware im<br />

Möbelfachhandel beträgt nur ca. 12 %. Der Preiskampf führt aber unweigerlich zu mangelnder<br />

Qualität. Als Beispiel führt er den Preis für Eckbankgruppen an, der sich von 1970 bis 1994<br />

praktisch nicht verändert hat. Gespart wurde ausschließlich an der Qualität.<br />

9<br />

Die Gesamtsumme der Importe aus den ehemaligen Ostblockstaaten (2,1 Mrd. DM in 1994) liegt sogar über der<br />

der EFTA-Staaten (1,26 Mrd. DM in 1994).<br />

13


4 Ergebnisse der schriftlichen Befragung in der Holzverarbeitung des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

4.1 Befragungsansatz<br />

Insgesamt sind 1.200 Unternehmen in der Anfang November des Jahres 1995 in Nordrhein-<br />

Westfalen für die Befragung angeschrieben worden. Das Adressenmaterial dafür stammt aus<br />

Anschriftensammlungen (Hoppenstedt, „Wer liefert was?“) und einschlägigen Fachzeitschriften<br />

(u.a. Holzzentralblatt, Möbelmarkt, Holz- und Kunststoffverarbeitung). Aufgrund einiger sog.<br />

stichprobenneutraler Ausfälle (Firmen erloschen, unbekannt verzogen, Firmenstandort nicht mehr<br />

in NRW) reduziert sich der Nettoansatz auf 1.042 Unternehmen. Von diesen Unternehmen haben<br />

167 an der Befragung teilgenommen, was einem Rücklauf von 16,0 % entspricht. Trotz <strong>eines</strong><br />

umfangreichen Fragebogens und des - projekttechnisch bedingten - für eine Befragung<br />

ungünstigen Zeitraums (Weihnachtsferien und Möbelmesse im Januar) ist damit ein für Unternehmensbefragungen<br />

durchaus typisches Ergebnis erzielt worden.<br />

Von den antwortenden Unternehmen geben 52,1 % an, Möbel, Matratzen und/oder Holzgehäuse<br />

herzustellen, 29,7 % fertigen Bauelemente aus Holz bzw. Holzkonstruktionen. Dies entspricht<br />

weitgehend den Anteilen in der Grundgesamtheit (vgl. Abbildung 1). Auch die Unternehmensgrößen<br />

konnten realistisch abgebildet werden. Von den antwortenden Unternehmen haben 68,5<br />

% weniger als 50 Beschäftigte 10 (vgl. Abbildung 3), und bei 64,3 % lag der Umsatz im Jahr 1994<br />

unter 10 Mio. DM. Die regionale Verteilung der Unternehmen der Holzverarbeitung in<br />

Nordrhein-Westfalen mit den Schwerpunkten in den eher ländlich strukturierten Gebieten - vor<br />

allem Ostwestfalen - findet sich ebenfalls in der Stichprobe wieder (Abbildung 4).<br />

23,4%<br />

12,6%<br />

18%<br />

9%<br />

37,1%<br />

Abb. 4: Regionale Verteilung der antwortenden Unternehmen<br />

Ostwestfalen<br />

Niederrhein<br />

Westmünsterland<br />

Sauerland<br />

übriges NRW<br />

10<br />

Vier Unternehmen in der Befragung haben mehr als 500 Beschäftigte, damit ist auch diese Größenklasse nicht<br />

überrepräsentiert.<br />

14


15<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Die Region Niederrhein - die Kreise Wesel, Kleve und Krefeld - hat sich dabei in den letzten drei<br />

Jahren wirtschaftlich schlechter entwickelt als alle anderen Regionen. Für den Niederrhein geben<br />

die meisten Unternehmen sinkende Umsatz- und Beschäftigungszahlen an, während vor allem<br />

Ostwestfalen in beiden Bereichen eine überaus positive Tendenz ausweist. Die Erwartungen für<br />

die Zukunft sind jedoch genau gegenläufig, am Niederrhein wird mehrheitlich ein<br />

Beschäftigungszuwachs erwartet, während in allen anderen Regionen sinkende Beschäftigtenzahlen<br />

vorhergesehen werden.<br />

4.2 Struktur und Personalwesen der Unternehmen<br />

Bei den antwortenden Betrieben handelt es sich bei knapp 91 % um einzelne selbständige<br />

Unternehmen. Die wirtschaftliche <strong>Entwicklung</strong> der Unternehmen in den letzten drei Jahren ist<br />

dabei mehrheitlich positiv verlaufen. Während 28,7 % der Betriebe in diesem Zeitraum einen<br />

Umsatzrückgang verzeichneten, geben immerhin 56,1 % an, daß ihr Umsatz gestiegen sei. Bei<br />

20,1 % aller Betriebe stieg der Umsatz sogar um mehr als 10 %.<br />

Dies spiegelt sich auch in den Beschäftigtenzahlen wider. Bei 28,8 % der Unternehmen sank die<br />

Beschäftigtenzahl in den letzten drei Jahren, aber in 35 % der Unternehmen wurden neue<br />

Mitarbeiter eingestellt. Dabei variieren bei größeren Betrieben die Beschäftigtenzahlen eher als<br />

bei den kleineren. Allerdings belegen die Zahlen in Kapitel 3, daß die Neueinstellungen die<br />

Entlassungen nicht kompensieren konnten. Abbildung 5 zeigt dabei, daß vor allem die gering<br />

qualifizierten Beschäftigten - Angestellte und Arbeiter mit einfachen Tätigkeiten - besonders<br />

negativ von der Beschäftigungsentwicklung betroffen sind.<br />

Dieser Trend wird sich nach Einschätzung der Unternehmen in den nächsten drei Jahren noch<br />

verstärken. Nur 18 % der Unternehmen schätzen die Gesamtmitarbeiterzahl sinkend ein, 43 %<br />

sagen jedoch, daß die Zahl der Un- und Angelernten sinken wird, und nur knapp 9 % sehen in<br />

diesem Bereich Steigerungsmöglichkeiten. Vor allem bei größeren Unternehmen sinken die<br />

Chancen für Un- und Angelernte; 60,8 % der Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten<br />

erwarten in dieser Gruppe einen Rückgang, bei Betrieben mit weniger als 20 Beschäftigten sind<br />

es nur 27,7 %. Bei den qualifizierten Beschäftigten ist das Verhältnis genau umgekehrt. Knapp<br />

9 % aller befragten Unternehmen planen in diesem Bereich einen Beschäftigungsabbau, 26,6 %


erwarten jedoch einen Beschäftigungszuwachs für diese Mitarbeitergruppe.<br />

Die Tatsache, daß in vergleichsweise vielen Betrieben die Zahl der Facharbeiter gesunken ist<br />

(Abbildung 5), ist u.a. auf einen verstärkten Rationalisierungsschub in der Holzverarbeitung<br />

zurückzuführen. Der massive Einsatz computergestützter Produktionssysteme hat sich in den<br />

hauptsächlich kleinen und mittelständischen Unternehmen erst in den letzten Jahren vollzogen.<br />

Ein weiterer Grund sind die vergleichsweise „schlanken“ Verwaltungen in diesen Unternehmen.<br />

Da viele Betriebe aus einer ursprünglich handwerklichen Tradition stammen, sind umfangreiche<br />

Verwaltungen nur in den wenigsten Fällen entstanden. Notwendige Beschäftigungsanpassungen<br />

müssen daher zunächst im Arbeiterbereich vollzogen werden. Insgesamt zeigt der Arbeiterbereich<br />

daher deutlichere Schwankungen als der Angestelltensektor.<br />

Abb. 5: <strong>Entwicklung</strong> der Beschäftigung in den letzten drei Jahren<br />

Mitarbeiterzahl Gesamt<br />

(Fach-) Hochschulabsolventen<br />

Meister<br />

Sonstige qual. Angestellte<br />

Verkauf, Service, Verwaltung<br />

Sonstige qual. Angestellte<br />

Technik, Produktion, Labor<br />

Facharbeiter<br />

Angestellte einf. Tätigkeit<br />

Arbeiter einf. Tätigkeit<br />

28,8% 36,2% 35%<br />

5,6% 61,1% 33,3%<br />

7% 71,7% 21,9%<br />

7,2% 67,2% 25,6%<br />

13,3% 60% 26,7%<br />

22,1% 49,7% 28,3%<br />

27,1% 55,7% 17,1%<br />

32,6% 44,7% 22,7%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

gesunken gleichgeblieben gestiegen<br />

16


17<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Die Holzverarbeitung ist - wie fast das gesamte Verarbeitende Gewerbe - noch immer eine<br />

„Männerdomäne“. In etwas mehr als 89 % der Betriebe liegt der Anteil der männlichen Beschäftigten<br />

bei über 70 % - in 39 % der Fälle sogar über 90 %. Beschäftigungsformen wie Teilzeit (in<br />

48,8 % der Unternehmen nicht vorhanden), geringfügige (54,9 % nicht) und befristete Beschäftigung<br />

(81,1 % nicht) spielen in den Unternehmen keine entscheidende Rolle. Wenn diese<br />

Instrumente überhaupt genutzt werden, ist die davon betroffene Beschäftigtenzahl sehr gering<br />

(unter 10 % der Beschäftigten).<br />

Hochqualifizierte Mitarbeiter werden vor allem im Produktionsbereich von nur wenigen<br />

Unternehmen eingesetzt. In 63,7 % der Unternehmen wird mindestens ein (Fach-) Hochschulabsolvent<br />

beschäftigt, wobei in 22 % dieser Fälle die Zahl eins auch nicht überschritten wird.<br />

Qualifizierte Angestellte in den Bereichen Technik, Produktion und Labor sind sogar nur von<br />

47,6 % der Betriebe vorhanden. Zurückzuführen sind diese geringen Zahlen auf die Betriebsgrößen.<br />

Kleine Unternehmen können sich qualifiziertes Personal häufig finanziell nicht leisten,<br />

gleichzeitig sind sie für diese Personengruppe auch weniger interessant, da die Verdienstmöglichkeiten<br />

und Aufstiegsperspektiven geringer sind als in Großunternehmen.<br />

In fast 90 % aller befragten Betriebe ist in erster Linie die Geschäftsleitung für das Personalwesen<br />

zuständig. Eigene Personalabteilungen haben nur 9 % der Unternehmen. Dies ist ein für diese<br />

Betriebsgrößen typisches Ergebnis. Da das Personalwesen nur eine unter vielen anderen<br />

Aufgaben der Geschäftsführung ist, wird Personalplanung auch nur in geringem Maße betrieben.<br />

Durchschnittlich über 50 % der befragten Unternehmen haben für ihre Beschäftigtengruppen<br />

keinerlei formale Planung. Die wichtigsten eingesetzten Instrumente sind die Arbeitsplatzbeschreibung<br />

und die Personalbeurteilung. Weiterbildungsplanung, Nachfolgeplanung und<br />

Aufstiegsplanung werden für fast alle Beschäftigtengruppen von weniger als 10 % der Betriebe<br />

eingesetzt. Je geringer das Bildungsniveau der Arbeitnehmer ist, desto eher verzichten die<br />

Unternehmen auf eine Personalplanung.<br />

Bedingt durch die geringen Betriebsgrößen ist auch lediglich in 29,1 % der Unternehmen ein<br />

Betriebsrat vorhanden, und nur knapp 32 % sind Mitglied in einem Arbeitgeberverband. Bei den<br />

befragten Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten sind 55,8 % im Arbeitgeberverband, bei<br />

Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten sind es gerade noch 17,5 %. Am häufigsten<br />

wurde von den verbandlich organisierten Betrieben der Hauptverband Holz- und Kunststoff als<br />

Vertretung genannt.<br />

Betriebsvereinbarungen zu Personalfragen sind aus diesen Gründen eher Ausnahmen. Während<br />

eine Reihe von Unternehmen immerhin individuelle oder betriebsübliche Regelungen trifft,<br />

existieren vor allem zur Aus- und Weiterbildung in der Mehrzahl der Unternehmen keinerlei<br />

Regelungen (Ausbildung 53 % und Weiterbildung 63,4 %).


4.3 Berufliche Erstausbildung<br />

Eine klare Mehrheit von 67,3 % der Unternehmen ist in der beruflichen Erstausbildung tätig. Die<br />

gewerblich-technische Ausbildung steht dabei in den Betrieben eindeutig im Vordergrund, von<br />

den ausbildenden Unternehmen bilden rund 58 % ausschließlich in diesem Bereich aus. Trotz<br />

der geringen Betriebsgrößen sind in der Mehrzahl der Fälle mehrere Auszubildende in einem<br />

Betrieb beschäftigt. Allerdings geben 32,7 % an, daß die Zahl ihrer Auszubildenden in den<br />

letzten drei Jahren gesunken ist, während nur 20,6 % die Zahl noch ausgeweitet haben.<br />

Die berufliche Erstausbildung im gewerblich-technischen Bereich wird dabei von den meisten<br />

Unternehmen durchaus kritisch gesehen. Nur 29,9 % sehen keinerlei Defizite in den Ausbildungsgängen<br />

(Abbildung 6). Vor dem Hintergrund, daß die Regelungen zur beruflichen<br />

Weiterbildung im Holzbereich durchweg neueren Datums sind, ist dieses Ergebnis durchaus<br />

nicht zu erwarten gewesen. Das „älteste“ Berufsbild Bootsbauer/Bootsbauerin wurde 1974 in<br />

Kraft gesetzt. Die zahlenmäßig wichtigsten Ausbildungsgänge Tischler/-in, Zimmerer,<br />

Holzbearbeitungsmecha-niker/-in und Holzmechaniker/-in sind alle Mitte bis Ende der 80er Jahre<br />

neugeregelt worden. Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen 11 sind die Berufsbilder im<br />

Holzbereich sehr aktuell.<br />

Eine handwerkliche Ausbildung im Holzbereich spielt dabei in den Unternehmen eine deutlich<br />

größere Rolle als eine industrielle Ausbildung. In knapp 86 % der Unternehmen werden Mitarbeiter<br />

beschäftigt, die eine handwerkliche Ausbildung im Holzbereich durchlaufen haben.<br />

Mitarbeiter mit einer industriellen Ausbildung im Holzbereich werden dagegen nur in 32,5 % der<br />

Betriebe eingesetzt. Kleine Betriebe beschäftigen dabei auch prozentual weniger Mitarbeiter mit<br />

einer industriellen Ausbildung als größere. Der Tischler wurde dementsprechend von 54<br />

Unternehmen als wichtigster Ausbildungsberuf genannt. Der Holzmechaniker rangiert mit 35<br />

Nennungen noch hinter dem Industriekaufmann. Für diese Zahlen gibt es mehrere Gründe: Zum<br />

einen ist die Branche vielfach noch handwerklich geprägt, daraus ergibt sich, daß die handwerkliche<br />

Ausbildung auch häufiger durchgeführt wird. Darüber hinaus bevorzugen es Großunternehmen,<br />

in denen eine industrielle Ausbildung tendenziell eher durchgeführt wird, fertig<br />

ausgebildete Beschäftigte als die notwendige Zahl an Mitarbeitern selber auszubilden.<br />

Abb. 6: Defizite in der gewerblich-technischen Erstausbildung<br />

11<br />

Das Berufsbild für den DV-Kaufmann/die DV-Kauffrau ist beispielsweise aus den 60er Jahren und verlangt noch<br />

Kenntnisse des Lochkartenlesens.<br />

18


Einsatzflexibilität<br />

Qualitätssicherung<br />

EDV<br />

Teamfähigkeit<br />

Kommunikationsfähigkeit<br />

Werkstoffkunde<br />

Umweltschutz<br />

Arbeitsschutz<br />

Sonstiges<br />

keine Defizite<br />

7,3%<br />

11,6%<br />

17,1%<br />

24,4%<br />

23,8%<br />

22,6%<br />

31,1%<br />

29,3%<br />

29,9%<br />

34,8%<br />

0% 10% 20% 30% 40%<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Die Unternehmen wurden auch gefragt, zu welchen wichtigen Bereichen es aus ihrer Sicht keine<br />

geregelte Erstausbildung gibt. Für die meisten Unternehmen besteht in dieser Beziehung kein<br />

Handlungsbedarf. Immerhin sechs Betriebe sehen jedoch Bedarf für eine Ausbildung zum<br />

Möbel- bzw. Holzlackierer.<br />

19


4.4 Berufliche Weiterbildung<br />

Innerhalb der letzten drei Jahre haben 58,2 % der antwortenden Unternehmen Maßnahmen der<br />

beruflichen Weiterbildung für ihre Beschäftigten durchgeführt oder veranlaßt. Von diesen<br />

Unternehmen wiederum haben 40,7 % weniger als 10 % ihrer Belegschaft an solchen Maßnahmen<br />

teilnehmen lassen. Für das Verarbeitende Gewerbe liegen diese Zahlen deutlich unter<br />

dem Durchschnitt (vgl. u.a. Widmaier 1991, <strong>Schönfeld</strong>/Stöbe 1992). Das vorliegende Ergebnis<br />

entspricht eher dem von Handwerksbefragungen (vgl. Stöbe/Cirkel/Klusmann 1993). Weiterbildungsbeteiligung<br />

ist vor allem ein Problem der Unternehmensgröße (Abbildung 7).<br />

Abb. 7: Weiterbildungsbeteiligung nach Betriebsgröße<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

46%<br />

52%<br />

78,8%<br />

unter 20 20 bis 49 50 und mehr<br />

Beschäftigte<br />

20


21<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Dementsprechend sind die Gründe für die Durchführung von Weiterbildungsmaßnahmen auch<br />

eher reaktiv als vorsorgend. Die Anpassung an technische <strong>Entwicklung</strong>en wird von 66,7 % der<br />

Unternehmen als wichtig oder sehr wichtig angesehen. Weitere wichtige Gründe sind die<br />

Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit (55,9 %) und die Anpassung an organisatorische <strong>Entwicklung</strong>en.<br />

Die Überwindung des Fachkräftemangels durch Weiterbildung dagegen spielt bei 61,3<br />

% der Unternehmen keine Rolle. Gleiches gilt für die Eröffnung von Aufstiegschancen für<br />

Mitarbeiter - 62,4 % halten dies für unwichtig - und die Vorbereitung einer betrieblichen<br />

Expansion, der 64,5 % keine Bedeutung zumessen.<br />

Bedingt durch die geringen Betriebsgrößen sind auch nur wenige Betriebe in der Lage, Weiterbildung<br />

ohne die Hilfe externer Einrichtungen durchzuführen. Von den Unternehmen, die<br />

angegeben haben, daß sie Weiterbildung betreiben, haben nur 30,2 % schon einmal innerbetriebliche<br />

Veranstaltungen ohne die Beteiligung Externer veranstaltet. Ebenfalls bei 30,2 %<br />

der Unternehmen liegt der Anteil der außerbetrieblichen Maßnahmen aber bei 75 % und darüber.<br />

Die wichtigsten Ansprechpartner für die Unternehmen sind dabei die Kammern - 82,8 % der<br />

weiterbildenden Unternehmen haben bereits mit diesen zusammengearbeitet - und Hersteller<br />

bzw. Lieferanten, die zu 60,9 % schon einmal für die Unternehmen tätig waren. Alle anderen<br />

potentiellen Bildungseinrichtungen (private Träger, Schulen, Volkshochschulen etc.) liegen zum<br />

Teil deutlich unter 50 %.<br />

Je höher die Vorbildung der Beschäftigten ist, desto eher werden sie in den befragten Unternehmen<br />

für Weiterbildungsmaßnahmen berücksichtigt. Außerdem werden Angestellte tendenziell<br />

eher einbezogen als Arbeiter. Dies entspricht auch dem durchschnittlichen Weiterbildungsverhalten<br />

in Deutschland (Berichtssystem Weiterbildung 5/93). Die Gründe dafür kommen<br />

sowohl von den Betrieben als auch von den Beschäftigten selbst. Je höher qualifiziert ein<br />

Mitarbeiter ist, desto teurer wird in der Regel das Auffinden und die Einarbeitung <strong>eines</strong> gleichwertigen<br />

Ersatzes. Daher sind Betriebe eher bereit, in diese Mitarbeiter zu investieren. Gleichzeitig<br />

haben hochqualifizierte Beschäftigte längere Ausbildungszeiten hinter sich und sind<br />

tendenziell eher mit dem lebensbegleitenden 12 Lernen vertraut. Wie in vielen anderen Branchen<br />

auch, besteht in der Holzverarbeitung die Gefahr, daß gering qualifizierte Beschäftigte auf Dauer<br />

aus dem ersten Arbeitsmarkt ausgeschlossen werden.<br />

Die Unternehmen wurden auch danach gefragt, welche Hemmnisse sie für die Weiterbildung<br />

sehen. Für die Mehrheit ist dabei ein doppeltes Kostenargument entscheidend: Zum einen sind<br />

aus ihrer Sicht die Weiterbildungsmaßnahmen zu teuer, zum anderen sind die Kosten für die<br />

Freistellung von Beschäftigten zu hoch (Abbildung 8).<br />

12 Der Begriff des „lebenslangen“ Lernens ist im offiziellen Sprachgebrauch (z.B. Bundesanstalt für Arbeit, BIBB)<br />

durch den Begriff des lebensbegleitenden Lernens ersetzt worden. Mit „lebenslang“ werde zu sehr eine Strafe<br />

assoziiert.


Freistellung von Mitarbeitern zu teuer<br />

Weiterbildungsmaßnahmen zu teuer<br />

kein Interesse der Mitarbeiter<br />

kein geeignetes Angebot<br />

verfügen nicht über geeignete Trainer<br />

Freistellung organisatorisch nicht möglich<br />

Im Gegensatz zu den Ergebnissen anderer Befragungen (<strong>Schönfeld</strong>/Stöbe 1992) scheint auf den<br />

ersten Blick die Freistellung von Mitarbeitern organisatorisch in der Holzverarbeitung kein<br />

großes Problem darzustellen. Sogar von den Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten<br />

gaben nur knapp 41 % an, daß dies ein bedeutendes Hemmnis ist. Für die kleineren Unternehmen<br />

ist allerdings das Kostenproblem wesentlich entscheidender als für die größeren.<br />

Abb. 8: Engpässe für die Weiterbildung<br />

31,7% 15,5% 52,8%<br />

35,2% 20,4% 44,4%<br />

45,8% 31% 23,2%<br />

57,7% 22,5% 19,7%<br />

60,6% 14,1% 25,4%<br />

69% 9,2% 21,8%<br />

22<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

unwichtig teilweise wichtig wichtig<br />

Quelle: eigene Erhebung


Die Hemmnisse für die Weiterbildung beurteilen die Betriebe, die nicht weiterbilden, in fast allen<br />

Bereichen nahezu gleich wie die Betriebe, die Weiterbildung betreiben. Die einzige signifikante<br />

Abweichung zeigt sich in der Beurteilung des Mitarbeiterinteresses. Unternehmen, die nicht<br />

weiterbilden, unterstellen ihren Beschäftigten ein deutlich höheres Desinteresse an<br />

Weiterbildung. Da weiterbildende Unternehmen darin kein so großes Problem sehen, deutet dies<br />

darauf hin, daß hier möglicherweise Fehleinschätzungen oder aber vorgeschobene Gründe<br />

vorliegen.<br />

4.5 Unternehmensstrategien und Weiterbildungsbedarf<br />

Weiterbildungsbedarf in Unternehmen hängt von verschiedenen Komponenten ab: der technischen<br />

und organisatorischen <strong>Entwicklung</strong>, neuen Anforderungen durch veränderte Kundenwünsche,<br />

neuen oder veränderten Auflagen durch den Gesetzgeber usw. Akut wird dieser<br />

Weiterbildungsbedarf allerdings erst dann, wenn entsprechende Strategien in den Unternehmen<br />

umgesetzt werden. Beispielsweise werden EDV-Schulungen für die Beschäftigten <strong>eines</strong> Betriebes<br />

erst dann benötigt, wenn die Einführung von EDV im Unternehmen geplant wird 13 . Um einen<br />

ersten Eindruck von einem möglichen Weiterbildungsbedarf zu erhalten, wurden die<br />

Unternehmen daher zu ihren aktuellen Unternehmensstrategien befragt.<br />

Abb. 9: Unternehmensstrategien in der Holzverarbeitung 14<br />

13 Manche Unternehmen erkennen den Bildungsbedarf häufig erst dann, wenn neue Strategien bearbeitet oder bereits<br />

realisiert werden. Dies kann u.a. zu Produktivitätsverlusten führen, da neue Techniken oder neue<br />

Organisationsformen nicht ihren Möglichkeiten entsprechend von den Beschäftigten umgesetzt werden können.<br />

14 Die Auswahl beruht auf theoretischen Vorüberlegungen und der Auswertung einschlägiger Literatur.<br />

23


24<br />

Quelle: eigene Erhebung<br />

Die verschiedenen in Abbildung 9 aufgeführten Strategien variieren sehr stark nach der Be-<br />

Substitution von Werkstoffen 5,8% 15,4% 5,1%<br />

Lean Management/Lean Production<br />

6,4% 14,7% 6,4%<br />

Aufbau <strong>eines</strong> Kunden-/Wartungsdienstes5,1%<br />

7,1% 18,6%<br />

Qualitätsmanagementsystem<br />

Automatisierung/Rationalisierung<br />

Erschließung neuer Märkte<br />

Verbreiterung der Produktpalette<br />

19,2% 17,3% 7,1%<br />

16,7% 24,4% 20,5%<br />

21,8% 40,4% 5,1%<br />

14,7% 43,6% 16%<br />

0% 20% 40% 60% 80%<br />

in Planung in Bearbeitung bereits realisiert<br />

triebsgröße. Tendenziell verfolgen größere Unternehmen mehr der genannten Strategien<br />

gleichzeitig als kleinere. Außerdem spielen die Einführung von Lean Production bzw. Lean<br />

Management und der Aufbau <strong>eines</strong> eigenen Kunden- bzw. Wartungsdienstes in kleinen Unternehmen<br />

nur eine sehr geringe Rolle. Nur knapp 15 % der Betriebe mit weniger als 20 Mitarbeitern<br />

beschäftigen sich mit diesen Themen. Die Einführung <strong>eines</strong> Qualitätsmanagementsystems<br />

hängt noch stärker von der Unternehmensgröße ab. Während sich 83,5 % der Unternehmen<br />

mit mehr als 50 Beschäftigten diesem Thema widmen, sind es in den kleinen Unternehmen<br />

(unter 20 Beschäftigte) weniger als 14 %.<br />

Die Einführung neuer Unternehmensstrategien differiert auch regional. Die Unternehmen am<br />

Niederrhein sind in praktisch allen abgefragten Bereichen deutlich aktiver als die Unternehmen<br />

der anderen Regionen. Nur für die Erschließung neuer Märkte aber läßt sich dies auf der Basis<br />

der vorliegenden Ergebnisse durch die in dieser Region eher negative Umsatzentwicklung<br />

erklären. Warum die Betriebe der Holzverarbeitung am Niederrhein auch bei den anderen<br />

Strategien aktiver sind, erschließt sich aus dem Datenmaterial nicht.<br />

Neben den Unternehmensstrategien wurden die Unternehmen auch direkt gefragt, für welche<br />

Themen und für welche Beschäftigtengruppen sie in den nächsten drei Jahren konkreten<br />

Weiterbildungsbedarf sehen. Die Beschäftigtengruppen wurden dabei differenziert nach Management,<br />

weisungsgebundenem Management (z.B. Meister), qualifizierten Mitarbeitern sowie Unund<br />

Angelernten. Abbildung 10 zeigt, für welche Themen wieviele Betriebe bei mindestens einer


der o.a. Gruppen Weiterbildungsbedarf sehen. Von den antwortenden Unternehmen konnten oder<br />

wollten allerdings 13,2 % kein einziges Thema benennen. Das bedeutet aber auch, daß _ der<br />

Betriebe, die bislang nicht weiterbilden, durchaus einen entsprechenden Bedarf sehen.<br />

25


Abb. 10: Weiterbildungsbedarf nach Themen<br />

EDV-Anwendungen<br />

Fertigungstechnik<br />

Kostenrechnung<br />

Führung<br />

Qualitätsprüfung<br />

Qualitätsmanagement<br />

PPS-Systeme<br />

Marketing<br />

Arbeitsrecht<br />

Büroorganisation<br />

Arbeitssicherheit<br />

Betriebswirtschaft<br />

Einkauf/Materialwirt.<br />

EDV-Grundlagen<br />

EDV-Netzwerk<br />

Umwelt-/Arbeitsschutz<br />

Systemtechnik<br />

Rhetorik/Teamtechnik<br />

Logistik<br />

Gruppenarbeit<br />

Werkstofftechnik<br />

Ausbildung/Training<br />

Konstruktion<br />

Fremdsprachen<br />

Arbeitsstudien<br />

Steuerungstechnik<br />

21%<br />

18,9%<br />

18,2%<br />

29,4%<br />

29,4%<br />

25,9%<br />

25,9%<br />

32,8%<br />

32,1%<br />

41,9%<br />

41,2%<br />

41,2%<br />

40,5%<br />

40,5%<br />

38,4%<br />

46,8%<br />

44%<br />

44%<br />

43,3%<br />

52,4%<br />

50,3%<br />

50,3%<br />

49,5%<br />

49,5%<br />

53,8%<br />

63,6%<br />

0% 20% 40% 60% 80%<br />

26<br />

Quelle: eigene Erhebung


Die EDV-Anwendungen sind dabei das für die Weiterbildung mit Abstand wichtigste Thema.<br />

16,8 % der Unternehmen der Unternehmen geben an, daß dies für zwei der o.a. Beschäftigtengruppen<br />

ein wichtiges Thema ist, weitere 7,8 % nennen sogar drei Gruppen. Ähnlich hohe<br />

Mehrfachnennungen gibt es nur im Bereich Qualitätsmanagement. Die Bedeutung der EDV-<br />

Anwendungen ist vor allem aus zwei Gründen erklärbar. Zum einen wird die Zahl der Computerarbeitsplätze<br />

quer über alle Hierarchien immer größer, zum anderen sorgen die Software-<br />

Hersteller mit immer neuen „Releases“ und „Features“ für einen permanenten Schulungsbedarf.<br />

Im Bereich Qualitätsmanagement beruhen die Mehrfachnennungen auf der Tatsache, daß ein<br />

solches System nur dann funktioniert, wenn es von jedem Beschäftigten verstanden und praktiziert<br />

wird.<br />

Eine deutliche Mehrheit der befragten Betriebe sieht Weiterbildungsbedarf ausschließlich bei<br />

ihrem qualifizierten Personal. Un- und Angelernte werden für die meisten Themen selten oder<br />

gar nicht genannt. Die „wichtigsten“ Themen für Un- und Angelernte sind Gruppenarbeit und<br />

Qualitätsprüfung, die von jeweils 8,4 % der Unternehmen benannt worden sind. Für das Management<br />

sind die Themen Marketing (37,8 %) und Führung (33,6 %) und für das weisungsgebundenen<br />

Management PPS (37,8 %) sowie Qualitätsmanagement (36,4 %) am häufigsten<br />

ausgewählt worden. Die qualifizierten Beschäftigten sollen vor allem bei den EDV-Anwendungen<br />

(43,3 %) und in der Fertigungstechnik (30,1 %) weitergebildet werden. Abbildung 11 zeigt,<br />

wieviele Unternehmen ein Thema für die jeweiligen Beschäftigtengruppen als wichtig<br />

einstufen. 15 Insgesamt wird der größte Weiterbildungsbedarf über alle Themen hinweg beim<br />

weisungsgebundenen Management gesehen. Dies deutet darauf hin, daß die bisherige Qualifizierungspraxis<br />

für die Beschäftigtengruppen (siehe Kapitel 4.3) auch in der Zukunft weitergeführt<br />

wird.<br />

15 Die Prozentzahlen können 100 % übersteigen, weil Mehrfachnennungnen möglich waren. Aus Gründen der<br />

Übersichtlichkeit und weil die jeweiligen Prozentzahlen für eine solche Darstellung zu gering sind, wurde auf die<br />

Darstellung der Gruppe der Un- und Angelernten verzichtet.<br />

27


EDV-Anwendungen<br />

Fertigungstechnik<br />

Kostenrechnung<br />

Führung<br />

Qualitätsprüfung<br />

Qualitätsmanagement<br />

PPS-Systeme<br />

Marketing<br />

Arbeitsrecht<br />

Büroorganisation<br />

Arbeitssicherheit<br />

Betriebswirtschaft<br />

Einkauf/Materialwirt.<br />

EDV-Grundlagen<br />

EDV-Netzwerk<br />

Umwelt-/Arbeitsschutz<br />

Systemtechnik<br />

Rhetorik/Teamtechnik<br />

Logistik<br />

Gruppenarbeit<br />

Werkstofftechnik<br />

Ausbildung/Training<br />

Konstruktion<br />

Fremdsprachen<br />

Arbeitsstudien<br />

Steuerungstechnik<br />

22% 34% 43%<br />

14% 26% 30%<br />

23% 31% 14%<br />

34% 34% 4%<br />

11% 32% 27%<br />

20% 36% 17%<br />

19% 38% 14%<br />

38% 17% 5%<br />

32% 15% 8%<br />

18% 20% 15%<br />

2% 28% 20%<br />

29% 18% 8%<br />

11% 27% 17%<br />

13% 24% 22%<br />

11% 22% 18%<br />

10% 28% 21%<br />

10% 25% 20%<br />

27% 16% 4%<br />

12% 21% 5%<br />

4% 17% 20%<br />

6% 13% 23%<br />

9% 13% 11%<br />

3% 15% 13%<br />

11%6% 6%<br />

4% 11% 7%<br />

3% 13% 6%<br />

0% 30% 60% 90% 120%<br />

Abb. 11: Weiterbildungsbedarf nach Beschäftigtengruppen<br />

Management<br />

mittleres Management<br />

Qualifizierte Beschäftigte<br />

28<br />

Quelle: eigene Erhebung


5 Bewertung und Ausblick<br />

Die Holzverarbeitung steht in den nächsten Jahren vor erheblichen Veränderungen. Nach der<br />

Sonderkonjunktur durch die Wiedervereinigung werden die Herausforderungen für die Branche<br />

wieder größer. Dafür sind mehrere Faktoren verantwortlich:<br />

� Der Konkurrenzdruck aus den osteuropäischen Ländern - das Statistische Bundesamt<br />

errechnete für 1992 einen Zuwachs der Importe von 10,5 %, bei einer<br />

gleichzeitigen Abnahme der Exporte um 7 % - nimmt vor allem im wichtigen<br />

Inlandsgeschäft zu.<br />

� Der Gesetzgeber hat durch verschärfte Richtlinien (zum Beispiel im Bundesimmissionsgesetz<br />

und im neuen Umwelthaftungsgesetz) auch in der holzverarbeitenden<br />

Industrie für zusätzlichen Handlungsbedarf gesorgt. Die Verbrennung<br />

von Holzstaub, Holzspänen und Holzreststücken erzeugt durch die chemische<br />

Behandlung des Holzes erhebliche Luftverschmutzung. Die Vermeidung bzw.<br />

Reduzierung dieser Schadstoffe erfordert neue Investitionen. Auch die<br />

Verpackungsordnung hat dazu geführt, daß vor allem die Möbelhersteller vor<br />

erheblichen Problemen stehen.<br />

� Auch in der holzverarbeitenden Industrie sind neue Organisationskonzepte verstärkt in<br />

Planung. Stichworte wie Just-in-time-Zulieferung, Qualitätsmanagement,<br />

Einführung von Gruppenarbeit und Lean Production werden zunehmend<br />

wichtiger.<br />

Da nicht zu erwarten ist, daß die deutschen Hersteller im Preiskampf mithalten können, sind vor<br />

allem drei Dinge gefragt: Innovation, Qualität und Service. Nur wenn die deutsche Holzverarbeitung<br />

in diesen Bereichen besser ist als die Konkurrenz - vor allem aus den Billiglohnländern<br />

-, besteht die Chance, Umsätze und Beschäftigung auf einem hohen Niveau zu stabilisieren.<br />

Um dies aber umzusetzen, brauchen die Unternehmen qualifizierte und motivierte<br />

Beschäftigte.<br />

Die ersten Ergebnisse des vorliegenden Projektes zeigen dabei, daß sich die berufliche Erstausbildung<br />

in der Holzverarbeitung auf einem hohen Niveau befindet. Der Nachwuchs scheint auch<br />

nicht gefährdet, da vergleichsweise viele Betriebe ausbilden und die Zahl der Auszubildenden<br />

eher noch steigt. Es fehlt jedoch an der Kontinuität der Lernprozesse. Berufliche Weiterbildung<br />

wird in der Holzverarbeitung deutlich seltener durchgeführt als in vielen anderen Branchen. Da<br />

einmal erworbenes Wissen jedoch immer schneller veraltet, besteht die Gefahr, daß viele<br />

Unternehmen der Branche den Anschluß an technische und organisatorische <strong>Entwicklung</strong>en<br />

verpassen und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit einbüßen.<br />

Die klein- und mittelständische Struktur der Holzverarbeitung wirkt sich dazu noch erschwerend<br />

aus, weil kleineren Unternehmen in der Regel die notwendige Infrastruktur für innerbetriebliche<br />

Weiterbildung fehlt. Der Projektansatz, das externe Angebot zu stärken, kann dabei helfen diese<br />

Probleme erfolgreich zu bewältigen. Die anstehenden Fallstudien in einzelnen Unternehmen<br />

sollen die - durch die schriftliche Befragung erhobenen Bedarfsfelder (vgl. vor allem Ab-<br />

29


ildungen 10 und 11) - weiter eingrenzen.<br />

30


Literatur<br />

Blätter zur Berufskunde: Diverse Berufsbilder<br />

Kuwan, H., 1993: Berichtssystem Weiterbildung 1991: Kurzfassung des integrierten Gesamtberichts<br />

zur Weiterbildungssituation in den alten und neuen Ländern. Reihe Bildung - Wissenschaft<br />

- Aktuell, Bonn.<br />

Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen: Statistische Berichte.<br />

Diverse Jahrgänge. Düsseldorf.<br />

o.V., 1995: In der holzverarbeitenden Industrie ist die Zahl der Beschäftigten weiterhin rückläufig.<br />

in: Holzzentralblatt, 121. Jahrgang, Nr. 114, 22. September 1995<br />

o.V., 1994: Babyboomer kaufen. in: Wirtschaftswoche, Nr. 4, 21.1.1994<br />

o.V., 1994: Qualität der Möbel deutlich schlechter geworden. in: Möbelmarkt, 34. Jahrgang, Heft<br />

1/94<br />

o.V., 1993: Zunahme trotz Rezession. in: Kurs Direkt aktuell, 1. Jahrgang, Heft Nr. 5, Dezember<br />

1993.<br />

Prewinkel, F., 1992: Branchenspezifische Gestaltung von rechnergeführten Produktionssystemen<br />

am Beispiel der Holz- und Möbelindustrie. Essen: Vulkan-Verlag.<br />

<strong>Schönfeld</strong>, M./Stöbe, S., 1992: Personalpolitik, Ausbildung und Weiterbildung im Raum<br />

Gelsenkirchen - Ergebnisse einer Unternehmensbefragung. IAT Z 06, Gelsenkirchen.<br />

Stöbe, S./Cirkel, M./Klusmann, D., 1993: Personalpolitik - Ausbildung - Weiterbildung in den<br />

Handwerksbetrieben in Bottrop - Gelsenkirchen - Gladbeck - Ergebnisse einer Betriebsbefragung.<br />

IAT DS 03, Gelsenkirchen.<br />

Widmaier, B., 1991: Marktstrategien, Produkt- und Verfahrensstrategien im Verarbeitenden<br />

Gewerbe Nordrhein-Westfalens - Ein Überblick über die Ergebnisse einer Unternehmensbefragung.<br />

IAT Z 03, Gelsenkirchen<br />

31

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