15.06.2014 Aufrufe

Sathya Sai Baba Der Weltavatar Lehre und Offenbarung - beim ...

Sathya Sai Baba Der Weltavatar Lehre und Offenbarung - beim ...

Sathya Sai Baba Der Weltavatar Lehre und Offenbarung - beim ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> • <strong>Der</strong> <strong>Weltavatar</strong><br />

<strong>Lehre</strong> <strong>und</strong> <strong>Offenbarung</strong>


SATHYA SAI BABA<br />

<strong>Der</strong> Welt-Avatar<br />

<strong>Lehre</strong> <strong>und</strong> <strong>Offenbarung</strong>en<br />

zusammengestellt von<br />

Annrose Künzi


ISBN 3-9521968-2-7<br />

Copyright © 2001 by Rosenkreis-Verlag, Reinertstr. 6, 4515 Oberdorf, Schweiz.<br />

Alle Rechte vorbehalten. Printed in Germany. Website: http://www.rosenkreis.ch<br />

Copyright © der englischen <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> Quelltexte by Sri <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Books<br />

and Publications Trust, Prashanti Nilayam, A.P., India.<br />

Copyright © der deutschen Übersetzungen der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> Quelltexte by<br />

Verlag <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Vereinigung e.V., Bonn, Deutschland.<br />

Fotos:<br />

Copyright © <strong>Sai</strong> Datta, Puttaparthi, India.<br />

Copyright © R. Patmanaba (<strong>Sai</strong> Tower), Puttaparthi, India.


Inhalt<br />

Quellenverzeichnis 7<br />

Warum wurde dieses Buch geplant <strong>und</strong> zusammengestellt 9<br />

Vorwort 10<br />

Einleitung 13<br />

I. GOTT - ATMAN - BRAHMAN<br />

Gott ist eine Tatsache 17<br />

Gott - Schöpfung - Mensch 22<br />

Dreieinigkeit 48<br />

II. OM - DER ALS TON INKARNIERTE GOTT<br />

Meditation über das OM 55<br />

OM 57<br />

III. GOTT VERKÖRPERT - AVATARE<br />

Avatare 67<br />

Die Göttliche Menschwerdung <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>s 76<br />

Missverständnisse <strong>und</strong> Zweifel 172<br />

Die <strong>Lehre</strong> über die Zeitlose Weisheit <strong>und</strong> Wahrheit 181<br />

<strong>Offenbarung</strong>en 208<br />

IV. LIEBE GOTTES - HERZ GOTTES - MENSCHENHERZ<br />

Die Beziehung des Menschen zu Gott 215<br />

Die Vaterschaft Gottes <strong>und</strong> die Bruderschaft der Menschen 231<br />

Religionen - Ursprung - Einheit 233<br />

Reich Gottes - Fünftes Naturreich 256<br />

Die Göttliche Ordnung - Die Neue Weltreligion 264<br />

V. MENSCHHEIT<br />

Evolution der Menschheit als Ganzes 281<br />

Geistige Gesetze - Naturgesetze 290<br />

Aufgabe der Menschheit <strong>und</strong> der Nationen 303<br />

Menschliche Werte 325<br />

Wahrheit 325<br />

Rechtes Handeln 334<br />

Frieden 338<br />

Liebe 347<br />

Gewaltlosigkeit 352<br />

Erziehung 354<br />

Bekämpfung der Welt-Verblendung <strong>und</strong> Welt-Illusion 428<br />

Internationale <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation 431


VI. MENSCH - INDIVIDUUM<br />

Lichtpfad - Weg zurück zu Gott 453<br />

Gayatri Mantra 453<br />

Meditation 502<br />

<strong>Der</strong> Körper als Tempel Gottes 516<br />

Frau <strong>und</strong> Mann 522<br />

Dualität - Einheit - Einssein 534<br />

Tod <strong>und</strong> Wiedergeburt 541<br />

VII. DAS NEUE ZEITALTER - WASSERMANN-ZEITALTER<br />

Die Zeitalter 551<br />

VIII. VISION - ZUKUNFT<br />

Goldenes Zeitalter 557<br />

<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> Mantra 558<br />

ANHANG<br />

Glossar 561<br />

Index 567


Quellenverzeichnis<br />

Bücher über die <strong>Lehre</strong>n von <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>:<br />

1. Besinnung auf Gott (Dhyana Vahini), ISBN 3-924739-32-3<br />

2. Mensch <strong>und</strong> göttliche Ordnung (Gita Vahini), ISBN 3-924739-60-9<br />

3. Strom des Friedens (Prashanti Vahini), ISBN 3-924739-33-1<br />

4. Lebe die Liebe (Prema Vahini), ISBN 3-900790-00-0<br />

5. Ewige Wahrheiten (Bharathiya Paramartha Vahini <strong>und</strong> <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Vahini),<br />

ISBN 3-924739-59-5 (Alter Titel: <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Vahini)<br />

6. Quellen der Weisheit (Sutra Vahini), ISBN 3-924739-27-7<br />

7. Erziehung zur Selbsterkenntnis (Vidya Vahini), ISBN 3-924739-55-2<br />

8. Dharma - Göttliche Ordnung (Dharma Vahini), ISBN 3-924739-97-8 (Alter<br />

Titel: Die göttliche Urordnung)<br />

9. Erfüllung in Gott (Bhagavatha Vahini), ISBN 3-924739-78-1<br />

10. Die Geschichte von Rama - Strom göttlicher Liebe, Bd. 1 (Rama Katha<br />

Rasa Vahini), ISBN 3-924739-75-7<br />

11. Die Geschichte von Rama - Strom göttlicher Liebe, Bd. 2 (Rama Katha<br />

Rasa Vahini), ISBN 3-924739-79-X<br />

12. Antworten (Lila Kaivalya Vahini - Prashnottara Vahini), ISBN 3-924739-<br />

87-0<br />

13. Hinführung zum Höchsten Wissen (Upanishad Vahini), ISBN 3-924739-88-9<br />

14. Strom der Erkenntnis (Jnana Vahini), ISBN 3-924739-96-X<br />

15. <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spricht, Band 1, ISBN 3-924739-16-1<br />

16. <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spricht, Band 2, ISBN 3-924739-48-X<br />

17. <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spricht, Band 3, ISBN 3-924739-49-8<br />

18. <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spricht, Band 4, ISBN 3-924739-43-9<br />

19. <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spricht, Band 5, ISBN 3-924739-50-1<br />

20. <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spricht, Band 6, ISBN 3-924739-29-3<br />

21. <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spricht, Band 7, ISBN 3-924739-51-X<br />

22. <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spricht, Band 8, ISBN 3-924739-52-8<br />

23. <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spricht, Band 9, ISBN 3-924739-07-2<br />

24. <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spricht, Band 10, ISBN 3-924739-30-7<br />

25. <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spricht, Band 11, ISBN 3-924739-53-6<br />

26. Ansprachen<br />

27. <strong>Der</strong> Weg nach Innen, ISBN 3-924739-15-3<br />

28. Einheit ist Göttlichkeit, ISBN 3-924739-09-9<br />

29. <strong>Sai</strong> Avatar, Bd. 1<br />

31. <strong>Der</strong> Königliche Weg, ISBN 3-924739-03-5<br />

32. Bhagavad Gita, ISBN 3-924739-42-0<br />

33. Meditation, ISBN 3-924739-76-5<br />

34. Sommersegen in Brindavan, Band 1, ISBN 3-924739-19-6<br />

35. Sommersegen in Brindavan, Band 2, ISBN 3-924739-14-5<br />

36. Sommersegen in Brindavan, Band 3, ISBN 3-924739-41-2<br />

37. Sommersegen in Brindavan, Band 4, ISBN 3-924739-62 5<br />

38. Sommersegen in Brindavan, Band 5<br />

39. Sommersegen in Brindavan, Band 6<br />

40. Sommersegen in Brindavan, Band 7, ISBN 3-924739-80-3<br />

Anmerkung: Die Referenznummern am Ende der Zitate beziehen sich auf die jeweiligen<br />

Quellentexte. (23-69/70) z.B. ist ein Auszug aus “<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong><br />

spricht, Band 9”, beginnend auf Seite 69 <strong>und</strong> endend auf Seite 70.<br />

7


Warum wurde dieses Buch geplant <strong>und</strong> zusammengestellt?<br />

In der langen Zeit, in der ich mich mit der <strong>Lehre</strong> <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>s befasste,<br />

wurde ich mehrmals darauf angesprochen, dass das Studium<br />

durch die vielen Sanskritwörter <strong>und</strong> den Beispielen aus der Geschichte<br />

Indiens sehr mühsam sei. Ich selbst hatte oft den Wunsch, das<br />

Konzentrat der <strong>Lehre</strong>, das sich mit den brennenden Weltproblemen<br />

befasst, herauszuschälen. Das habe ich nun getan. Die Strahlen der<br />

<strong>Lehre</strong> sind so gebündelt, dass sie wie durch ein Prisma auf die entsprechenden<br />

menschlichen Probleme gerichtet sind, damit wir sie erkennen<br />

<strong>und</strong> gemeinsam lösen können. Aus diesem Gr<strong>und</strong> richtet sich<br />

das Buch an alle, die an irgendeiner Stelle menschlichen Bemühens<br />

ihre Arbeit tun <strong>und</strong> die erkennen, dass wir jetzt die Chance haben, in<br />

unserer Evolution einen grossen Schritt vorwärts zu machen.<br />

All die Jahre, in denen <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> uns lehrt <strong>und</strong> führt, zeigen uns<br />

deutlich, wie er die Einheit der Religionen zur Gewissheit macht, wie<br />

er durch sich selbst die Wiederverkörperungslehre k<strong>und</strong>tut, wie er das<br />

grosse göttliche Gesetz unserer Evolution <strong>und</strong> eigenen Verantwortung<br />

dokumentiert, wie er die Vaterschaft Gottes <strong>und</strong> die Bruderschaft der<br />

Menschen erklärt <strong>und</strong> so den Nationen den Frieden bringt, wie er das<br />

Erziehungsproblem weltweit anpackt <strong>und</strong> sogar, wie er die Macht der<br />

weisen Führerschaft klarmacht. Er mahnt die Studenten: "<strong>Der</strong> erste<br />

Schritt besteht darin, zunächst euer eigenes Herz zu läutern. Dann<br />

könnt ihr den zweiten Schritt tun, <strong>und</strong> euch eurer nächsten Umgebung,<br />

zum Beispiel eurem Dorf zuwenden. Wenn sich die Menschen in eurem<br />

Dorf geändert haben, geht in den Landkreis. Wenn sich der Landkreis<br />

geändert hat, geht in den B<strong>und</strong>esstaat. Wenn sich dieser geändert<br />

hat, dann seid ihr reif, die Führerschaft im Land zu übernehmen."<br />

Dass er uns die Liebe Gottes, von der Jesus sprach, erfahren lässt,<br />

dass er uns unsere eigene Göttlichkeit ständig in Erinnerung ruft, davon<br />

sind alle Zeugen, die den Weg zu ihm gef<strong>und</strong>en haben. Diese unerhörten<br />

Tatsachen dem Bewusstsein aller Menschen k<strong>und</strong>zutun -<br />

dafür lebe ich. Die Ankündigung hat sich erfüllt. Wir leben jetzt in einer<br />

w<strong>und</strong>ervollen Zeit. Die ganze Menschheit ist dadurch gesegnet, dass<br />

der <strong>Weltavatar</strong> unter uns weilt, um uns die Liebe Gottes wiederum zu<br />

beweisen, uns zu führen, zu belehren <strong>und</strong> uns die neuen <strong>Offenbarung</strong>en<br />

zu verkünden.<br />

Das Buch ersetzt jedoch nicht das Studium seiner Bücher, es zeigt<br />

nur die Quelle auf.<br />

9


VORWORT<br />

Alle Wesen auf dieser Erde sind seit urdenklichen Zeiten mit einem<br />

Lebensraum konfrontiert der für sie immer nur zu einem kleinen<br />

Bruchteil erkenn- <strong>und</strong> verstehbar ist. Als Resonanz darauf entwickelte<br />

die Natur während Jahrmilliarden eine verschwenderische Fülle von<br />

Strategien, welche, auch ohne tieferes Begreifen der Lebensvorgänge,<br />

die Fortdauer <strong>und</strong> die Weiterentwicklung der Schöpfung an sich,<br />

garantierten. Die dem Dasein innewohnende Weisheit eröffnete zusätzlich,<br />

eine nie versiegende Quelle von individuell erwerbbaren Fähigkeiten<br />

<strong>und</strong> Möglichkeiten, welche zwangsläufig im ersten grossen<br />

Sieg der Evolution gipfelten - dem höheren Bewusstsein.<br />

Durch besondere Umstände hat sich diese neue Qualität des Denkens<br />

bei der Menschheit besonders schnell entwickelt. Diese Tatsache,<br />

gepaart mit der Entwicklung von Intelligenz, ermöglichte es ihr,<br />

sich von vielen natürlichen Zyklen abzukoppeln <strong>und</strong> zukünftige Wege<br />

in gewissem Mass selber zu bestimmen. Instinkt wurde durch zielgerichtetes<br />

Handeln abgelöst <strong>und</strong> intellektuelle Fähigkeiten bestimmten<br />

immer mehr das Erscheinungsbild des Menschen in seiner Gesamtheit.<br />

Im Schlepptau dieser neuen Fähigkeiten tauchte jedoch auch ein Paradoxon<br />

auf, welches die Menschen bis heute nicht losgeworden ist:<br />

Erkenntnis ist nur um den Preis neuer Fragen möglich! Dieses Dilemma<br />

führte die Menschheit auf den langen, abenteuerlichen <strong>und</strong> dornenvollen<br />

Weg der Suche nach immer neuen Wahrheiten.<br />

Die reine Anhäufung von Wissen war vom Wunsch begleitet, die Dinge<br />

ringsherum in einen versteh- <strong>und</strong> erklärbaren Rahmen zu bringen.<br />

Einen Rahmen der nicht nur das alltägliche Handeln ermöglicht <strong>und</strong><br />

erleichtert, sondern auch eine geistige Heimat - Geborgenheit vermitteln<br />

soll.<br />

Die absolute Wahrheit, oder nennen wir sie “die von menschlichen Interpretationen<br />

losgelöste Gesetzmässigkeit des Universums”, birgt in<br />

sich eine unbändige Kraft der <strong>Offenbarung</strong>, welche zu allen Zeiten<br />

wohlgesinnte Denker beeindrucken konnte. Diese entfachten mit ihren<br />

<strong>Lehre</strong>n ein Feuer, welches unaufhörlich, durch Raum <strong>und</strong> Zeit,<br />

Wahrheitssucher anzieht <strong>und</strong> ihnen hilft den eigenen Weg zu einer<br />

höheren Evolutionspirale zu gehen.<br />

Diese Gruppe von <strong>Lehre</strong>rn wies einige elementare Gemeinsamkeiten<br />

auf: Sie besass eine vollkommene Liebe zur Menschheit <strong>und</strong> zur<br />

Schöpfung, sie lehrte die Einheit der Völker, <strong>und</strong> - die Existenz einer<br />

10


absoluten Wesenheit, der wir in Ermangelung eines treffenderen Begriffs<br />

den Namen “Gott” gegeben haben - war für sie eine Tatsache.<br />

Einige dieser <strong>Lehre</strong>r selbst, werden heute noch immer als “Gottgesandte”,<br />

“Göttliche Verkörperungen” oder gar als “Personifizierter<br />

Gott” verehrt. Die Religionen sind daraus entstanden <strong>und</strong> ihre “Heiligen<br />

Schriften” beanspruchen für sich, die Wahrheit darzulegen.<br />

Hier sind wir schliesslich am wesentlichen Punkt angekommen. Es ist<br />

die immer wiederkehrende Frage, ob Gott überhaupt existiert - <strong>und</strong><br />

wenn es ihn wirklich geben würde - wie könnte man ihn erkennen?<br />

Welche “Verfahren” könnten wir anwenden um uns Klarheit zu verschaffen?<br />

Wenn wir hier auf diese <strong>und</strong> andere damit zusammenhängende Fragen<br />

in allgemeiner Form eingehen wollten, würden wir kein Ende finden.<br />

Zu individuell <strong>und</strong> kontrovers sind die Ansichten die unter den<br />

Menschen zu diesem eminenten Thema herrschen.<br />

Diese Schrift beleuchtet deshalb nur das Leben von Shri <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong><br />

<strong>Baba</strong>, dem heiligen Mann aus dem Süden Indiens. Er gilt heute schon<br />

als grösster religiöser <strong>und</strong> sozialer Reformer Indiens <strong>und</strong> wird von Millionen<br />

von Menschen aus aller Welt als “Avatar”, als Göttliche Inkarnation<br />

verehrt. Das folgende Zitat von ihm charakterisiert seine <strong>Lehre</strong>n<br />

kurz <strong>und</strong> treffend:<br />

Es gibt nur eine Religion - die Religion der Liebe<br />

Es gibt nur eine Sprache - die Sprache des Herzens<br />

Es gibt nur eine Kaste - die Kaste der Menschheit<br />

Es gibt nur einen Gott - er ist allgegenwärtig<br />

Zahllose Menschen befinden sich nun wieder in der gleichen Situation<br />

wie unsere Vorfahren zu Lebzeiten der grossen Religionsstifter wie<br />

Buddha, Mohammed oder Christus. Auch sie fanden sich plötzlich mit<br />

einer Wesenheit konfrontiert die sich jeglicher Analyse <strong>und</strong> jedem Begreifen<br />

entzog. Auch sie mussten sämtliche ihnen zur Verfügung stehenden<br />

Mittel verwenden um sich Klarheit zu verschaffen, <strong>und</strong> auch<br />

sie hatten das Recht <strong>und</strong> die Möglichkeit zu glauben oder zu verwerfen<br />

- ja, diese leuchtenden Erscheinungen forderten es sogar von ihnen!<br />

Nun scheint es auch für uns legitim, auf der Suche nach unserer wahren<br />

Herkunft, auf der schwierigen Suche nach Wahrheit <strong>und</strong> Erkenntnis,<br />

verschiedene Quellen zu befragen. Unser ges<strong>und</strong>er Menschenverstand,<br />

unser Unterscheidungsvermögen <strong>und</strong> unsere Intuition -<br />

11


geprägt von der nie erloschenen Sehnsucht nach beständigen Werten,<br />

führt uns ohne Gefahr zu den verschiedensten <strong>Lehre</strong>n. Diese<br />

können wir unvoreingenommen prüfen <strong>und</strong> gewonnene Einsichten<br />

mit dem was wir wissen in Einklang bringen.<br />

Eine solche Quelle stellt die <strong>Lehre</strong> von <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> dar. Ihre Essenz<br />

ist von berauschender Klarheit <strong>und</strong> Schönheit. Fussend auf den<br />

Heiligen Schriften Indiens, welche zu den ältesten Texten der Welt<br />

gehören, in vollendeter Synthese mit den <strong>Lehre</strong>n der anderen grossen<br />

Religionen der Welt, eröffnet sich für den Leser eine gewaltige<br />

Fülle konkreter Informationen über die Absichten Gottes <strong>und</strong> von der<br />

Bestimmung der Menschheit im immerwährenden Reigen der Zeit.<br />

Sie sind in dieser, aus dem normalen Kontext herausgelösten, Zusammenstellung<br />

vor allem für diejenigen Menschen von ausserordentlicher<br />

Bedeutung, die das Leben <strong>und</strong> die <strong>Lehre</strong>n von <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong><br />

<strong>Baba</strong> kennen <strong>und</strong> besser verstehen wollen, aber auch für all diejenigen,<br />

die unvoreingenommen auf der Suche nach höherer Erkenntnis<br />

sind.<br />

Dem aufmerksamen Leser bietet sich die Möglichkeit, seine eigene<br />

Stellung <strong>und</strong> Aufgabe im grossen Weltengefüge besser zu erkennen,<br />

wie auch einen leisen Blick auf das zu werfen, was als der “Göttliche<br />

Plan” bezeichnet wird.<br />

Roland Künzi<br />

12


EINLEITUNG<br />

Warum sollten Bücher geschrieben, herausgegeben <strong>und</strong> gelesen werden?<br />

Bücher müssen enthüllen, inspirieren, unterrichten, informieren, führen<br />

<strong>und</strong> leiten. Ja, aber was sollten sie enthüllen? Wen sollten sie inspirieren?<br />

Welche Information sollten sie zum Gegenstand haben? Wohin<br />

sollten sie führen? Zu welchem Ort oder zu welchem Stadium müssen<br />

sie den Leser geleiten? Diese Fragen sind zu beantworten, bevor wir<br />

ein Buch als gut, die Mühe <strong>und</strong> die Kosten als lohnend <strong>und</strong> den Einsatz<br />

als gelungen bezeichnen können.<br />

Diejenigen, die glauben, dass es einen allwissenden Gott gibt, der das<br />

Universum beherrscht <strong>und</strong> lenkt (die Wissenschaft beginnt einzusehen,<br />

dass sie die Existenz des Universums nicht erklären kann), müssen zugeben,<br />

dass jeder dem göttlichen Willen zufolge geboren wurde. Es<br />

muss daher einen göttlichen Zweck für das Leben geben. <strong>Der</strong> Mensch<br />

muss den Weg zu Gott kennenlernen, muss geführt <strong>und</strong> angeleitet werden,<br />

wie er ihn erreicht <strong>und</strong> dazu erzogen werden, wie er die Hindernisse<br />

aus dem Weg räumt, die seine Aufmerksamkeit vom Pfad ablenken.<br />

Er muss das kennenlernen, womit er, wenn er es kennt, auch alles andere<br />

kennt. Alles übrige ist sek<strong>und</strong>är, beiläufig, unnötig. <strong>Der</strong> Vedanta,<br />

dessen Bedeutung darin besteht, Ziel <strong>und</strong> Endzweck der Veden zu sein,<br />

ist eine F<strong>und</strong>grube dieses Wissens, des Wissens über Gott <strong>und</strong> über<br />

den Reiseweg, der zu ihm führt. Die verschiedenen Hypothesen über<br />

seine Natur <strong>und</strong> seine Wesenszüge, <strong>und</strong> wie sich deren Gültigkeit prüfen<br />

lässt, die verschiedenen Übungen, die dem menschlichen Intellekt<br />

die Schärfe verleihen, die Herrlichkeit Gottes zu begreifen, die unermessliche<br />

Freude, welche die Enthüllung der Herrlichkeit Gottes als die<br />

der eigenen, inneren Herrlichkeit beschert - auf alles dieses wird in den<br />

Upanishaden, aus denen der Vedanta besteht, hingewiesen. Jedes gute,<br />

von Menschen geschriebene Buch wird so mit Beifall begrüsst, denn<br />

es spiegelt etwas von dem Glanz dieser goldenen Herrlichkeit auf seinen<br />

Seiten wider. 6.10.67, (20-69/70)<br />

Bücher, welche die Menschen veranlassen, Gott zu lieben <strong>und</strong> das Laster<br />

zu fürchten, sind am segensreichsten. Liebe zu Gott muss in der<br />

Liebe zum Menschen erlebt werden, denn der Mensch ist die sichtbare<br />

<strong>Offenbarung</strong> Gottes, eine <strong>Offenbarung</strong>, deren Kummer <strong>und</strong> Schmerz ihr<br />

verstehen könnt als die eines mit euch Verwandten. Solche Bücher können<br />

nur aus sich sehnenden <strong>und</strong> bittenden Herzen kommen. Führt solch<br />

ein Leben, <strong>und</strong> die Zeilen werden Gestalt annehmen. 6.10.67, (20-72)<br />

13


I. GOTT - ATMAN - BRAHMAN


GOTT IST EINE TATSACHE<br />

Junge Menschen glauben im Allgemeinen nicht an Gott. Durch ihre<br />

Frage: „Gibt es Gott oder gibt es keinen Gott?“ bringen sie sich in eine<br />

verzweifelte Situation. Selbst der erste Schritt, die Fähigkeit, den<br />

Glauben an Gott zu entwickeln, ist nur denen möglich, die in früheren<br />

Inkarnationen Gutes getan haben. (...)<br />

<strong>Der</strong> moderne Mensch stellt heute seine Verbindung zu Gott in Frage.<br />

Er fragt, warum er an Gott glauben <strong>und</strong> zu ihm beten solle. Er ist der<br />

Meinung, alle Probleme mit Hilfe moderner Wissenschaft <strong>und</strong> Technologie<br />

lösen zu können. Er hält es deshalb nicht für nötig, über Gott<br />

nachzudenken. Junge Menschen argumentieren <strong>und</strong> diskutieren <strong>und</strong><br />

betrachten es als eine Schwäche, an einen Gott zu glauben, den sie<br />

nicht sehen können. Die Existenz vieler anderer Dinge aber, die man<br />

ebenfalls nicht sehen kann, akzeptieren sie. (...)<br />

Ebenso gibt es keine Form für Glück Leid, Glückseligkeit <strong>und</strong> Geist,<br />

ihr könnt diese Dinge auch nicht sehen. Wie kommt es dann, dass<br />

ihre Existenz auch ohne physische Form akzeptiert wird, während ihr<br />

an Gott nicht glaubt, weil ihr ihn nicht sieht. 1972, (35-34/35)<br />

Wenn ihr in der Lage seid, zu begreifen <strong>und</strong> als Wirklichkeit zu verstehen,<br />

dass ein <strong>und</strong> derselbe Gott in euch <strong>und</strong> in mir lebt, dass dies die<br />

göttliche Wesenheit ist <strong>und</strong> dass diese mit dem Allerhöchsten identisch<br />

ist, dann wird eure Unwissenheit überw<strong>und</strong>en werden. Das ist Gottes<br />

einzige Wirklichkeit <strong>und</strong> diese ist unabhängig von den verschiedenen<br />

Formen <strong>und</strong> Namen, denen ihr in dieser Welt begegnet. Dahinter gibt<br />

es in allem, was ihr seht, eine einzige Realität, <strong>und</strong> das ist Gott. (...)<br />

Um diese Botschaft zu vermitteln, hat Shankara der Welt die Philosophie<br />

der Nicht-Dualität gelehrt. Es ist eine unbedingte Notwendigkeit<br />

für jeden Einzelnen, hinter der Vielfalt der Schöpfung diese eine höchste<br />

Einheit zu erkennen. Nur dann ist es möglich, Gleichmut zu entwickeln<br />

<strong>und</strong> eins zu werden mit der göttlichen Einheit aller Dinge. Ihr<br />

habt keinerlei Gr<strong>und</strong>, daran zu zweifeln, dass die Erkenntnis dieser<br />

Einheit in der Vielfalt unserer Welt gef<strong>und</strong>en werden kann. (...)<br />

Wenn ihr den Versuch unternehmt, die wirkliche Situation <strong>und</strong> die<br />

Wesenheit der göttlichen Seele zu erkennen <strong>und</strong> zu verstehen, dann<br />

werden die verschiedenen Namen <strong>und</strong> Formen euch nicht mehr irritieren.<br />

Ihr werdet in der Lage sein, eure ganze Aufmerksamkeit dem<br />

göttlichen Prinzip, das eine Einheit <strong>und</strong> keine Vielheit ist, zuzuwenden.<br />

1972, (35-48/49)<br />

17


Heute geschehen viele unglaubliche <strong>und</strong> überraschende Dinge in der<br />

Welt. Es gibt Leute, die sehr stolz auf ihr Wissen sind <strong>und</strong> glauben, sie<br />

seien aufgr<strong>und</strong> ihrer wissenschaftlichen Kenntnisse für hohe Stellungen<br />

geeignet. Diese Leute stellen vielfach die Existenz Gottes in Frage<br />

<strong>und</strong> sagen, dass - selbst wenn es ihn gäbe - in ihrem Denken <strong>und</strong><br />

ihrem Herzen kein Platz für ihn sei. Eine solche Behauptung ist lächerlich.<br />

Man muss sich einmal klarmachen, was sie wirklich besagt.<br />

Wenn ein solcher Mensch behauptet, Wissen zu besitzen, dann kann<br />

das nicht stimmen, denn wenn er wirklich weise wäre, müsste Gott in<br />

seinem Herzen wohnen, weil alles Wissen in dem Begriff „Gott“ zusammengefasst<br />

ist. Wenn jemand sagt, ein solcher Gott habe keinen<br />

Platz in seinem Denken, so ist das gleichbedeutend mit dem Eingeständnis,<br />

nichts zu wissen. <strong>Der</strong> Begriff „Gott“ steht für das höhere<br />

Selbst, welches die ureigenste Substanz eines jeden Menschen ist.<br />

Wer behauptet, Gott nicht in seinem Herzen zu haben, verleugnet seine<br />

eigene Existenz, d.h. er glaubt nicht an sich selbst. (...)<br />

Gott lebt in jedem Einzelnen, <strong>und</strong> ihn zu verleugnen ist ein Zeichen<br />

von Dummheit <strong>und</strong> gleichbedeutend mit dem Leugnen der eigenen<br />

Existenz. Das ist ebenso lächerlich, wie zu behaupten, man sei das<br />

Kind einer unfruchtbaren Frau. Das sind alles sinnlose Worte, die<br />

dazu dienen, sinnlose Behauptungen aufzustellen. 1974, (36-10/11)<br />

Die Bürger von Indien hatten seit jeher das Bedürfnis, Gott immer näher<br />

zu kommen. Deshalb wurden viele neue Namen <strong>und</strong> Formen für<br />

ihn erf<strong>und</strong>en. Jeder Name bezeichnet einen Zug seines Wesens, der<br />

für den, der den Namen gab, eine besondere Bedeutung hatte <strong>und</strong><br />

mit dem er sich Gott nahe fühlte. Die Menschen der westlichen Welt<br />

können das nicht verstehen. Sie glauben, weil es nur einen Gott gibt,<br />

könne er nur einen Namen <strong>und</strong> eine Form haben. In Indien entstanden<br />

viele Formen Gottes entsprechend den verschiedenen Vorstellungen<br />

<strong>und</strong> Veranlagungen der Menschen. 1974, (36-33)<br />

Nur nach einer Zahl erhält die Null Wert <strong>und</strong> Bedeutung. Ähnlich verhält<br />

es sich mit Gott <strong>und</strong> der Welt: Denkt zuerst an die Einheit, an Gott,<br />

<strong>und</strong> seht dann erst die Vielheit der Welt, denn die Welt erhält nur einen<br />

Wert, wenn sie als Schöpfung Gottes gesehen wird. 1974, (36-61)<br />

Manche Leute fragen, warum das Göttlich-Absolute, das doch aus<br />

sich selbst heraus leuchtet, das allgegenwärtig <strong>und</strong> allmächtig ist <strong>und</strong><br />

deshalb von allen gesehen werden sollte, nur von einigen wenigen erkannt<br />

<strong>und</strong> gesehen wird. Nun, jeder weiss, dass man die Sonne nicht<br />

18


sehen kann, wenn sie von dunklen Wolken verdeckt wird. Die Wolken<br />

verbergen die Sonne. Wenn der Wind sie vertrieben hat, ist die Sonne<br />

wieder sichtbar. Ihr könnt auch euer eigenes Spiegelbild nicht sehen,<br />

wenn der Spiegel, vor dem ihr steht, staubig <strong>und</strong> verschmutzt ist. Sobald<br />

ihr den Staub entfernt, seht ihr euch selbst klar <strong>und</strong> deutlich in<br />

dem Spiegel. Es ist eure Unwissenheit, welche als dicke Wolke die<br />

Sonne vor euch verbirgt. Wenn euer Herz unrein <strong>und</strong> voller schmutziger<br />

Gedanken ist, könnt ihr den Herrn nicht erkennen. Aber deshalb<br />

zu sagen, dass es ihn nicht gibt, ist falsch. Wer sich direkt unter einer<br />

dunklen Wolke befindet, kann die Sonne nicht sehen, aber für andere,<br />

die nicht im Schatten der Wolke sind, leuchtet sie hell <strong>und</strong> klar. Wer<br />

das Göttlich-Absolute nicht wahrnehmen kann, muss zuerst alle Unreinheiten<br />

in sich selbst beseitigen, bevor er einen neuen Versuch unternimmt.<br />

1974, (36-112)<br />

O Mensch! So wie du am hellichten Tag die Sterne nicht sehen<br />

kannst, so kannst du Gott nicht sehen, weil das Dunkel der Unwissenheit<br />

dich umgibt. Aber behaupte deshalb nicht, dass es ihn nicht gibt.<br />

Dein Glaube hilft dir, seine Gnade zu gewinnen <strong>und</strong> ein glückliches<br />

Leben zu führen. 1977, (37-140)<br />

Die Schöpfung des gesamten Universums beruht auf Schwingungen.<br />

Ohne Schwingungen gäbe es keine Welt. Ohne Schwingungen gäbe<br />

es keine Schöpfung. Wenn heutzutage junge Leute Fragen aufwerfen<br />

wie: „Wo ist Gott? Gibt es Gott? Wo kann man ihn sehen?“ zeigen sie<br />

damit, wie gross ihre Unwissenheit ist. Kann ein junger Mensch, der<br />

so fragt, nicht erkennen, dass die Antwort in der Frage selbst enthalten<br />

ist? Was ist die Frage? Sie lautet: „Gibt es Gott oder gibt es ihn<br />

nicht?“ Die Tatsache, dass das Wort „Gott“ in der Frage enthalten ist,<br />

ist der Beweis, dass es Gott gibt. Wenn es Gott nicht gäbe, wäre das<br />

Wort „Gott“ gar nicht entstanden. Könnt ihr etwas mit einem Namen<br />

versehen, das nicht existiert? Versucht es! (34-54)<br />

Eine Respektlosigkeit, die jeden Fortschritt hemmt, ist der zynische<br />

Spott allem gegenüber, was mit Gott <strong>und</strong> Religion zu tun hat, der den<br />

Menschen der jüngeren Generation anerzogen wird. Verächtlich fragen<br />

sie: „Wer ist dieser Gott? Wo können wir ihn finden? Wozu brauchen<br />

wir ihn?“ Als ein Wandermönch einst von einer Bande junger<br />

Dorfbewohner so verspottet wurde, bat er sie, ihm einen Topf mit<br />

Milch zu bringen. Er starrte lange in die Milch, rührte mit dem Finger<br />

19


darin herum <strong>und</strong> schüttelte schweigend den Kopf. Die anderen fragten<br />

ihn, was los sei, <strong>und</strong> er antwortete: „Ich versuche die Butter zu finden,<br />

die angeblich in der Milch enthalten ist.“ Die Bande lachte über<br />

seine unglaubliche Unwissenheit <strong>und</strong> erklärte ihm, die Butter sei in jedem<br />

Tropfen der Milch, nur könne er sie nicht sehen oder fühlen. Die<br />

Milch müsse erst gequirlt <strong>und</strong> gestampft werden, um die Butter abschöpfen<br />

zu können. Da erwiderte der Mönch: „So ist auch Gott im<br />

entferntesten Stern ebenso wie in jedem Grashalm unter euren Füssen.<br />

Er ist der Urstoff des ganzen Universums. Ihr könnt ihn wahrnehmen,<br />

vorausgesetzt ihr quirlt das Universum mit eurer höheren Intelligenz<br />

<strong>und</strong> stampft es mit der Freiheit von Bindungen. Dann könnt ihr<br />

sein Bild aus der Fülle eures Glaubens schöpfen. Durch ernsthaftes<br />

spirituelles Training kann Gott in jedem Sandkorn ebenso wie im grössten<br />

Milchstrassensystem gef<strong>und</strong>en werden. So wie die Butter in jedem<br />

Tropfen Milch enthalten ist, so ist er der Urgr<strong>und</strong> jeden Wesens.“<br />

23.3.66, (19-125/126)<br />

Gott ist weder fern von euch noch verbirgt er sich an einem entfernten<br />

Ort. Er ist in euch, in eurem eigenen, inneren Tempel. <strong>Der</strong> Mensch leidet,<br />

weil er unfähig ist, ihn dort zu entdecken <strong>und</strong> somit weder Frieden<br />

noch Freude aus dieser Entdeckung ziehen kann. 1.1.67, (20-11)<br />

Könnt ihr behaupten, Bäume hätten keine Wurzeln, dass nichts sie<br />

von unten ernährt <strong>und</strong> erhält? Gott ernährt, erhält <strong>und</strong> trägt - ungesehen.<br />

Er kann von jenen gesehen werden, die sich gemäss den für diesen<br />

Zweck in den Heiligen Schriften niedergelegten Gr<strong>und</strong>sätzen bemühen,<br />

von jenen, denen es gelungen ist, ihn zu erfahren. Gott ist wie<br />

die Butter in der Milch - sichtbar, wenn sie durch spirituelle Übungen<br />

konkretisiert wird. 15.5.69, (21-38)<br />

Gott ist allgegenwärtig. Und doch gibt es Wissenschaftler, die erklären:<br />

„Wir haben überall im Weltraum nach Gott gesucht <strong>und</strong> auf dem<br />

Mond nach ihm Ausschau gehalten. Er ist nirgends zu finden. Nein, er<br />

existiert nicht.“ Sie wissen nicht, was <strong>und</strong> wo sie suchen sollen, haben<br />

aber die Unverfrorenheit zu behaupten, er sei unauffindbar. Ist Gott<br />

Bewohner eines identifizierbaren Körpers oder einer bestimmten<br />

Form? Hat er eine Wohnstätte <strong>und</strong> trägt er eine für ihn charakteristische<br />

Kleidung? Ja, das trifft alles zu <strong>und</strong> noch viel mehr. Er ist alles<br />

<strong>und</strong> jedes. Er ist sogar im Inneren des Wissenschaftlers, der ihn leugnet!<br />

<strong>Der</strong> Mensch selbst ist Gott! Alle Materie, auch die auf dem Mond,<br />

20


ist durchdrungen von der Gegenwart Gottes. Wer mit den Instrumenten<br />

der Laboratorien nach Gott sucht, gleicht dem Menschen, der versucht,<br />

Magenschmerzen mit Augentropfen zu heilen! Dafür haben die<br />

alten Meister dieser Wissenschaft eine Technik <strong>und</strong> besondere Instrumente<br />

entwickelt, die sie der Menschheit weitergegeben haben.<br />

Klärt durch das Lösen von Bindungen <strong>und</strong> durch Liebe euren Blick.<br />

Schärft euer Unterscheidungsvermögen, so dass ihr frei werdet von<br />

Zu- <strong>und</strong> Abneigungen. Dann könnt ihr Gott in euch erkennen, in eurer<br />

Umgebung <strong>und</strong> in allem, was ihr denkt, fühlt <strong>und</strong> seid. (...)<br />

Alle Menschen sind Schmuckkästchen, welche die göttliche Herrlichkeit<br />

enthalten. 22.6.69, (21-49/50)<br />

21


GOTT - SCHÖPFUNG - MENSCH<br />

Das Universum ist der Makrokosmos; individuelles Sein der Mikrokosmos.<br />

Die Gr<strong>und</strong>substanz beider ist dieselbe - das Eine. Das Eine ist<br />

unabhängig <strong>und</strong> hat keine Beziehung zu irgendeinem anderen Tatbestand<br />

oder Objekt. Wenn das in dieser Weise erkannt wird, wird es<br />

“Brahman” genannt. Bezogen auf das Universum wird es als “parabrahman”<br />

bezeichnet. Das wahre Wesen sowohl des Universums<br />

als auch des Individuums ist die göttliche Wirklichkeit. Alles, was verschieden<br />

von Gott zu sein scheint, gehört in den Bereich der Täuschung<br />

(maya). Das Wesen der Täuschung besteht darin, etwas für<br />

wirklich zu halten, das sich nach näherer Untersuchung als unwirklich<br />

erweist. Die Vorstellung eines Universums mit einer vermeintlichen<br />

Gr<strong>und</strong>lage ist das Ergebnis von Unwissenheit <strong>und</strong> Täuschung. Die<br />

Macht, die den Menschen verführt, den Kosmos als wahr <strong>und</strong> unvergänglich<br />

anzusehen, ist auch ein Bestandteil des Göttlichen. Wenn<br />

diese Macht wirksam <strong>und</strong> das Göttliche (Atman) darin eingehüllt ist,<br />

wird das Eine als “paramatman” bezeichnet.<br />

Das wirkliche Selbst (Atman) ist die untrennbare Zusammensetzung<br />

von Sein, Bewusstsein <strong>und</strong> Glückseligkeit (sat-cit-ananda). Auch dem<br />

Prinzip der Täuschung liegt eine Zusammensetzung zugr<strong>und</strong>e, nämlich<br />

der drei Gr<strong>und</strong>eigenschaften allen Seins (guna). Diese sind:<br />

stumpfe Trägheit (tamas), aktive Leidenschaftlichkeit (rajas) <strong>und</strong> reine<br />

Gelassenheit (sattva). Sie finden ihren Ausdruck in der Triebhaftigkeit,<br />

Tatenfreudigkeit <strong>und</strong> der Kraft der Weisheit.<br />

Die stumpfe Eigenschaft erzeugt die Vorstellung von der Vielfalt <strong>und</strong><br />

verbirgt das Eine <strong>und</strong> Einzige.<br />

Die aktive Eigenschaft erforscht die Wahrheit <strong>und</strong> die Schätze höheren<br />

Wissens. Die reine Eigenschaft ist blank wie ein Spiegel <strong>und</strong> gibt<br />

ein klares <strong>und</strong> genaues Bild von den Dingen <strong>und</strong> Ereignissen, die sich<br />

davor abspielen. Sie reflektiert das Absolute <strong>und</strong> enthüllt die Wirklichkeit<br />

Gottes. <strong>Der</strong> so in Erscheinung getretene Gott wird in der Vorstellung<br />

des Menschen zum Universum, das durch den göttlichen Willen<br />

entstanden ist. Diese Vorstellung ist nicht das Ergebnis der alles andere<br />

verhüllenden Täuschung. So wie die klare Oberfläche eines<br />

Sees von Wellen <strong>und</strong> Schaum getrübt wird, so wird das wahre Wesen<br />

des Göttlichen durch Namen <strong>und</strong> Formen verhüllt, welche durch den<br />

Einfluss der Täuschung für wirklich gehalten werden. Wenn sich die<br />

drei Eigenschaften alles Erschaffenen im Gleichgewicht befinden, ist<br />

das Universum nicht manifest. Man nennt dies das “Samen-Stadium”,<br />

22


da es alle späteren Variationen einschliesst <strong>und</strong> latent in sich birgt.<br />

Wenn die trägen <strong>und</strong> aktiven Eigenschaften wirksam werden, wird die<br />

Schöpfung verursacht, <strong>und</strong> der Kosmos entsteht. Sie lassen das Leben<br />

entstehen. Die zu der Täuschung führende Kraft wird durch die<br />

drei Eigenschaften alles Bestehenden beeinflusst, je nachdem, welche<br />

von ihnen wirksam ist <strong>und</strong> die beiden anderen dominiert. Wenn<br />

Ausgeglichenheit vorherrscht, tritt das wirkliche Selbst als Gott in Erscheinung;<br />

wenn Aktivität dominiert, wird es zu individuellem Sein;<br />

wenn Trägheit die Überhand gewinnt, wird es zu Materie. Es ist Form,<br />

in die das Göttliche gegossen wird, welche die Unterschiede zwischen<br />

Gott, Lebewesen <strong>und</strong> Materie entstehen lässt. Ohne die äussere<br />

Hülle ist alles Gott. Da das ganze Universum Gott, individuelles<br />

Sein <strong>und</strong> Materie ist, kann es wahrlich als Erscheinungsform der drei<br />

Gr<strong>und</strong>eigenschaften bezeichnet werden. Das Universum entstand,<br />

damit sich die Lebewesen <strong>und</strong> der Mensch, der das intelligenteste<br />

von ihnen ist, entwickeln konnten. Es ist zwar richtig, dass das Göttliche<br />

auf reine, aktive oder träge Weise reflektiert wird <strong>und</strong> Eindrücke<br />

von Gott, Individuum <strong>und</strong> Materie hervorruft, aber ein Punkt muss dabei<br />

nachdrücklich betont werden. <strong>Der</strong> Spiegel, der das Ebenbild entstehen<br />

lässt, kann seine Aufgabe nicht immer erfüllen. Vor allem kann<br />

er nur Objekte widerspiegeln, denen er vorgehalten wird. Auch wenn<br />

der Spiegel entweder eine konvexe oder eine konkave Oberfläche hat<br />

oder wenn sie glatt, aber mit Schmutz bedeckt ist, wird das Spiegelbild<br />

entstellt oder unklar sein. Das hat allerdings keinen Einfluss auf<br />

das Objekt. Nur das Ebenbild wird verzerrt oder entstellt. Aber gewöhnlich<br />

wird dann das Objekt selbst aufgr<strong>und</strong> seines entstellt reflektierten<br />

Bildes falsch beurteilt.<br />

Auch die Vorstellung vom Absoluten (Brahman) wird durch Täuschung<br />

<strong>und</strong> Unwissenheit entstellt. Diese entstellenden Züge, welche<br />

dem Urbild nur überlagert sind, werden fälschlicherweise dem Absoluten<br />

zugeschrieben! Selbst Gott ist eine Reflexion im Spiegel der<br />

Täuschung. So wie die Milch zu Dickmilch wird, verwandelt das Absolute<br />

sich in das Universum. Diese Verwandlung ist das Werk täuschender<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig schöpferischer Kräfte, während das, was<br />

reflektiert wird, unverändert bleibt. Allerdings ist das Absolute Meister<br />

<strong>und</strong> nicht Untergebener dieser Kräfte. Von ihm gehen sie aus <strong>und</strong> von<br />

ihm werden sie gelenkt. Deshalb wird Gott als das personifizierte Absolute,<br />

als allmächtig <strong>und</strong> allwissend angesehen. Alle drei - Gott, das<br />

Individuum <strong>und</strong> die unbelebte Natur - tragen auf verschiedene Weise<br />

zur Entwicklung der Menschheit bei.<br />

Gott ist die Erfüllung aller Wünsche. Er ist der Herr über alles, was<br />

23


Freude bereitet, <strong>und</strong> daher selbst vollkommen wunschlos. Er liess das<br />

Universum nicht entstehen, um sich irgendeinen Wunsch zu erfüllen<br />

oder ein Verlangen zu stillen, sondern ausschliesslich zum Wohl <strong>und</strong><br />

zur Weiterentwicklung der Lebewesen. “Es gibt keine Pflicht, die mich<br />

an die drei Welten bindet”, sagte Krishna. Im “Entstehen-Lassen”<br />

zeigt sich sein wahres Wesen. So wird er oft als “der von spielerischer<br />

Freude Erfüllte” bezeichnet. Es ist die Macht des göttlichen Willens,<br />

die alle lebenden Wesen mit Bewusstsein erfüllt <strong>und</strong> sie in die Lage<br />

versetzt, sich zu bewegen <strong>und</strong> zu handeln. Er erlaubt jedem, die seinen<br />

Gedanken, Worten <strong>und</strong> Taten entsprechenden Früchte zu ernten,<br />

<strong>und</strong> wird deshalb als “der Geber der Früchte des Handelns” bezeichnet.<br />

Ohne seine Gesetze würde Aktivität keine Folgen haben<br />

noch wäre es möglich, das Ergebnis einer bestimmten Tat vorherzusagen.<br />

Ausserdem erklären die Weisen, dass Tat die Sache eines<br />

Augenblicks ist. <strong>Der</strong> Gedanke entsteht, <strong>und</strong> die Tat ist ausgeführt. <strong>Der</strong><br />

Tat folgt die Frucht. Es ist nicht möglich vorherzusagen, wann die<br />

Frucht reifen <strong>und</strong> welcher Art sie sein wird. Ihr müsst also zugeben,<br />

dass dies vom Willen des Höchsten abhängt, denn was ihr nicht mit<br />

eurem begrenzten Intellekt erklären könnt, müsst ihr seiner Macht,<br />

d.h. der höchsten Intelligenz zuschreiben.<br />

Gleichgültig, wie lange die dazwischenliegende Zeitspanne sein mag<br />

oder wieviele Erdenleben verstreichen, man kann der Verpflichtung,<br />

die Folgen seiner Handlungen auf sich zu nehmen, nicht entkommen.<br />

Es hat keinen Zweck, erforschen zu wollen, wie <strong>und</strong> wann Aktivität uranfänglich<br />

in Erscheinung trat, denn das müsste bis zum Beginn der<br />

Zeit selbst zurückverfolgt werden. Man kann die Uranfänge Gottes,<br />

des Universums <strong>und</strong> des lebendigen Seins, den Beginn von Aktivität<br />

<strong>und</strong> Unwissenheit nicht bestimmen, denn sie liegen jenseits von<br />

Raum <strong>und</strong> Zeit. Krishna erklärt in der Bhagavadgita: “Die Art <strong>und</strong> Weise,<br />

in welcher eine Handlung fortwirkt, entzieht sich dem Denkvermögen<br />

<strong>und</strong> ist schwer zu erfassen.” Eine Person mag erst nach vielen<br />

Erdenleben mit der Konsequenz einer Handlung konfrontiert werden.<br />

Gott ist der ewige Zeuge, die Macht, welche die Kausalkette jeder<br />

Handlung bestimmt. Von diesem Blickwinkel aus betrachtet, muss<br />

man erkennen <strong>und</strong> erklären, dass Gott <strong>und</strong> Individuum untrennbar<br />

miteinander verb<strong>und</strong>en sind. Wenn es keine Lebewesen gäbe, würde<br />

es Gott nicht geben. Wenn es keine Kinder gäbe, wie könnte das Wort<br />

“Vater” einen Sinn haben? Es kann also gesagt werden, dass Gott<br />

das Universum erschaffen hat, um Lebewesen die Möglichkeit zum<br />

Handeln <strong>und</strong> zum Geniessen der Früchte des Handelns zu geben.<br />

Die fünf Elemente dienen dem gleichen Zweck. Sie schaffen die phy-<br />

24


sischen Lebensbedingungen, welche immer den zu erwartenden<br />

Konsequenzen früheren Handelns entsprechen. (5-125/129)<br />

Die Bewegung von Sonne, Mond <strong>und</strong> Erde findet gleichmässig <strong>und</strong><br />

ohne die geringste Abweichung statt. Es erhebt sich die Frage: Wer<br />

hat ihnen ihre Bahnen vorgeschrieben? Die Entstehung des unendlichen<br />

Universums mit Sonne <strong>und</strong> Mond <strong>und</strong> der Ordnung ihrer Umlaufbahnen,<br />

die Aufrechterhaltung der gleichmässigen Wärme im<br />

menschlichen Körper, die Arbeitsweise der Lungen - das sind Geheimnisse,<br />

die ohne Zweifel auf das Vorhandensein einer göttlichen<br />

Schöpferkraft hindeuten. Wie wäre die Gesetzmässigkeit <strong>und</strong> unvergängliche<br />

Ordnung sonst zu erklären? Von vielen werden diese Fragen<br />

einfach beiseite geschoben, indem sie erklären, das sei alles<br />

ganz natürlich. Sie sehen nicht den Schöpfer hinter der Schöpfung.<br />

Das ist eine törichte <strong>und</strong> engstirnige Einstellung. Die göttliche Urkraft,<br />

die all dies erschaffen hat, ist Brahman.<br />

Die Menschen sind mit ihrer Intelligenz bis zu einem gewissen Punkt<br />

vorgestossen, haben aber feststellen müssen, dass es eine Grenze<br />

gibt, die sie nicht überschreiten können. Es ist besser zuzugeben,<br />

dass es Dinge gibt, die man nicht versteht, als zu behaupten, ausser<br />

dem, was man weiss, gäbe es nichts anderes. Man muss versuchen,<br />

die Wahrheit zu finden, zu verstehen <strong>und</strong> zu verwirklichen. Sogar<br />

heute wissen die Wissenschaftler sehr wenig von dem, was es zu wissen<br />

gibt. Ihr Stolz <strong>und</strong> ihre Überheblichkeit stehen in keinem Verhältnis<br />

zu dem wenigen, das sie wissen. Unter dem Einfluss von Egoismus<br />

<strong>und</strong> Stolz sind sie nicht einmal in der Lage, das zu verstehen,<br />

was sie eigentlich verstehen könnten. Die Erkenntnisse, welche die<br />

Wissenschaftler bei ihrer Arbeit gewinnen, werden innerhalb kurzer<br />

Zeit von ihnen selbst wieder über den Haufen geworfen. Sie kritisieren<br />

<strong>und</strong> ändern ununterbrochen ihre eigenen Schlussfolgerungen,<br />

<strong>und</strong> keiner von ihnen kann sagen, dass er das Ziel erreicht habe <strong>und</strong><br />

keine Frage mehr offen sei. Auf dem spirituellen Weg, welcher der indischen<br />

Tradition entspricht, ist es üblich, immer wieder festzustellen,<br />

was alles nicht die letzte Wahrheit ist. Auf diese Weise gelangt der<br />

Sucher schliesslich zu einer Vision, die es ihm ermöglicht, die absolute<br />

Wirklichkeit zu schauen <strong>und</strong> das Wesen des höheren Selbst zu erkennen.<br />

Die Wissenschaftler von heute folgen einer materialistischen<br />

Philosophie. Sie erkennen die Wirksamkeit der spirituellen Kräfte, die<br />

durch Mantras vermittelt werden, nicht an. Sie erwerben ihr Wissen<br />

durch das Studium der äusseren Welt. Es ist nicht etwas, dessen Urgr<strong>und</strong><br />

ihrem innersten Sein entspringt. Die Wissenschaftler sind der<br />

25


materiellen Welt zugewandt <strong>und</strong> beziehen von ihr ihre Informationen,<br />

während die Heiligen innere Stärke entwickeln <strong>und</strong> sich auf spirituelle<br />

Kräfte verlassen. Zwischen einem Wissenschaftler <strong>und</strong> einem Heiligen<br />

besteht ein grosser <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>sätzlicher Unterschied. Es ist<br />

schwierig, ihre Beziehung zueinander zu verstehen, aber es ist auch<br />

nicht eure Aufgabe, euch damit zu beschäftigen. Das, was die Gr<strong>und</strong>lage<br />

allen Seins <strong>und</strong> der Ursprung aller Kräfte dieser Schöpfung ist,<br />

wird in der indischen Kultur als „Brahman“ bezeichnet. Ihr könnt jahrelang<br />

versuchen, das Wesen dieser göttlichen Urkraft zu verstehen,<br />

aber euer Verständnis wird immer unvollkommen bleiben. Ihr könnt<br />

den Mond nicht berühren, sondern nur aus der Ferne mit dem Finger<br />

auf ihn zeigen. Ebenso könnt ihr das unendliche, dem Verstand unzugängliche<br />

Wesen des Universellen, allem innewohnenden Prinzips<br />

nicht verstehen. Um es begrifflich erfassen zu können, müsst ihr seine<br />

„Göttlichkeit“ erkennen, d.h. ihr müsst es in eine Form giessen, die<br />

euch verständlich ist. Um es wirklich zu verstehen, müsst ihr - da es<br />

den Gesetzen der Zeit nicht unterworfen ist - selbst einen Bewusstseinszustand<br />

erreicht haben, der die Grenzen der Zeit hinter sich gelassen<br />

hat. Darauf weist der von euren Vorfahren geprägte Ausspruch<br />

hin: „Wer Brahman erkannt hat, wird selbst Brahman.“ (...)<br />

Die Kraft <strong>und</strong> Stärke, die man dem Wort „Brahman“ beizuordnen versucht,<br />

ist nicht etwas, das von aussen her auf euch einwirkt. Es ist in<br />

euch, es ist Bestandteil eures eigenen Selbst. 1974, (36-22/23)<br />

<strong>Der</strong> Mensch kann nichts sein Eigen nennen, das er Gott geben könnte,<br />

ausser der Liebe, die seinem Herzen entspringt. Gott liebt den, der<br />

sich ihm in vollkommener Hingabe ausliefert. Wer trunken von göttlicher<br />

Liebe seine weltlichen Sorgen vergisst, für den wird Gott selbst<br />

sorgen. 1972, (34-132)<br />

Die Welt kann mit einer grossen Maschine verglichen werden. Jeder<br />

Einzelne ist ein kleines Teilchen dieser Maschine, die aus der Gesamtheit<br />

des Seins besteht. Ihr mögt Minderwertigkeitsgefühle bekommen,<br />

wenn ihr mit einem Stift, einem Bolzen oder einer Schraube<br />

in einer grossen Maschine verglichen werdet. Ihr vergesst aber, dass<br />

die Funktion der Maschine vom Funktionieren des kleinsten Teilchens<br />

abhängig ist. (...)<br />

<strong>Der</strong> Mensch kann, wenn er sein Denken, seinen Verstand <strong>und</strong> seine<br />

Intelligenz benutzt, um den Unbilden, dem Leid <strong>und</strong> der Falschheit<br />

der Welt zu begegnen, den negativen Einflüssen dieser Welt wider-<br />

26


stehen. Das ist der Fall, obwohl er nur ein kleines Rad im grossen Getriebe<br />

dieser Welt ist. Deshalb müsst ihr euch selbst Achtung erweisen<br />

<strong>und</strong> euch für das Wohlergehen der Welt als notwendig <strong>und</strong><br />

nützlich betrachten. 1973, (35-131)<br />

Alles wird durch die Kraft Gottes zusammengehalten. Gott ist allgegenwärtig.<br />

Ihr seid nur ein Medium, durch welches Gott alles <strong>und</strong> jeden<br />

in dieser Welt sieht. Ihr bildet euch nur ein, dass ihr mit euren Augen<br />

seht. In Wirklichkeit seht ihr mit den Augen Gottes. Die Welt ist<br />

angefüllt mit Gott, <strong>und</strong> alles, was ihr seht, ist Gott. 1973, (35-132)<br />

Ihr solltet der Natur nicht untertan sein, sondern sie euch dienstbar<br />

machen. Sie ist jedoch niemandes Eigentum. Nicht einmal Gemeinschaftseigentum<br />

aller Menschen. Die Natur gehört Gott. Wenn ihr sie<br />

unter eure Kontrolle bringen wollt, werdet ihr euch daher erst die Gnade<br />

Gottes verdienen müssen. Wenn ihr das tut, wird sie sich euch ergeben.<br />

Die Tatsache, dass ihr heute Gott vernachlässigt <strong>und</strong> glaubt,<br />

dass die materielle Welt allein wichtig sei, führt dazu, dass die Natur<br />

zum Schaden aller für selbstsüchtige Zwecke ausgenutzt wird. 1973,<br />

(35-173/174)<br />

Ihr müsst verstehen, dass die ganze Schöpfung ein Werk Gottes ist.<br />

Das Göttlich-Absolute ist überall gegenwärtig <strong>und</strong> allwissend. Wenn<br />

ihr es überall in seiner Schöpfung erkennt, werdet ihr das richtige Verständnis<br />

für die euch umgebende Natur bekommen. Durch dieses<br />

dem wahren Selbst eigene Wissen werdet ihr in der Lage sein, das<br />

Glück der spirituellen Welt zu erleben. Gott, das Göttlich-Absolute,<br />

verkörpert die Wahrheit, Weisheit <strong>und</strong> das Unendliche <strong>und</strong> ist in jeder<br />

Zelle eures Körpers gegenwärtig. Es leuchtet als wahres Selbst in<br />

euch. 1974, (36-10)<br />

In den lebenden Zellen des menschlichen Körpers ist eine Kraft wirksam,<br />

die sie am Leben erhält. Wenn diese Kraft sie verlässt, sterben<br />

sie ab. Diese Lebenskraft ist das ewig Göttliche (Brahman). Aber das<br />

Göttliche manifestiert sich auf verschiedene Weise: als Leben, Name<br />

<strong>und</strong> Form, als Stimme, Wort, Schwingung, Energie. (...)<br />

Namen <strong>und</strong> Formen sind untrennbar miteinander verb<strong>und</strong>en. Das<br />

Göttliche hat nicht nur einen Namen <strong>und</strong> eine Form, sondern umfasst<br />

die Namen <strong>und</strong> Formen aller Dinge der Schöpfung. Alles Geschehen<br />

in der materiellen Welt kommt durch die Worte zum Ausdruck, die Na-<br />

27


men <strong>und</strong> Formen bezeichnen. Aber in dem winzigsten Insekt ebenso<br />

wie in dem grössten Himmelskörper ist es das Wesen des Göttlichen,<br />

das sich manifestiert. Diese unverständliche Tatsache wird dadurch<br />

ausgedrückt, dass man sagt, dass Gott die ganze Schöpfung durchdringt<br />

<strong>und</strong> allgegenwärtig ist. So wie es ganz natürlich ist, dass wärmende<br />

<strong>und</strong> erleuchtende Strahlen von der Sonne ausgehen, so ist es<br />

auch natürlich, dass von Gott, der die Quelle aller Energie ist, die<br />

Worte der Veden ausgehen, welche Strahlen der Weisheit sind. (...)<br />

Es wird auch gelehrt, dass das Verständnis Gottes jenseits der Grenzen<br />

des Verstandes liegt. Um das Wesen Gottes zu erfahren, der<br />

ausserhalb des Wahrnehmungsbereichs der Sinne liegt, müsst ihr<br />

euch selbst über die Welt der Sinne erheben. Wie kann jemand, der<br />

den Sinnen verhaftet ist, etwas erfahren, das jenseits der Sinne liegt?<br />

Wenn ihr den Zustand vollkommener innerer Ausgeglichenheit erreicht,<br />

könnt ihr euch über die Belanglosigkeit von Namen <strong>und</strong> Formen<br />

erheben. Die Aussage, dass Gott die ganze Welt erfüllt, hat eine<br />

tiefe Bedeutung. Ihr erinnert euch, dass Shankara gesagt hat, Brahman<br />

sei die Wirklichkeit <strong>und</strong> die Welt eine Illusion. Hier ist ein Stück<br />

Stoff. Kann es ohne Garn gefertigt werden? Hier ist ein goldener Ring.<br />

Kann er ohne Gold gemacht werden? Gäbe es einen Krug, wenn es<br />

keinen Ton gäbe? Ohne Garn gibt es kein Tuch, ohne Gold keinen<br />

Ring, ohne Ton keinen Krug, ohne das Göttliche keine Welt. Das ganze<br />

Universum ist nur eine Erscheinung, die darüber hinwegtäuscht,<br />

dass es eine Manifestation des Göttlichen ist. (...)<br />

Ihr braucht Gott nicht in der Ferne zu suchen. Ihr solltet ihn im täglichen<br />

Leben, im Kleinsten ebenso wie im Grössten erkennen. Wenn<br />

ihr mit Verstand <strong>und</strong> Ausdauer sucht <strong>und</strong> forscht, habt ihr die Möglichkeit,<br />

Gott in eurem Herzen zu finden. Im Zustand der Meditation könnt<br />

ihr das Glücksgefühl erfahren, welches durch das Erkennen Gottes in<br />

allen Dingen vermittelt wird. Wenn der Geist ruhig <strong>und</strong> vollkommen<br />

ausgeglichen ist, wird euch das unvergängliche Glück zuteil, das Wesen<br />

Gottes zu erfahren. (...)<br />

Aber Gott ist nicht an Pilgerstätten zu finden, noch in den <strong>Lehre</strong>n der<br />

Weisen, sondern nur im eigenen Herzen <strong>und</strong> nur mit Hilfe eines ausgeglichenen,<br />

beherrschten Geistes. (...) Gibt es einen ruhigen, friedlichen<br />

Ort in der Welt, wo man das Göttliche finden kann? Es gibt ihn<br />

nicht in der materiellen Welt, sondern nur in eurem eigenen Selbst.<br />

Seit <strong>und</strong>enklichen Zeiten haben die Weisen nach diesem Ort gesucht<br />

<strong>und</strong> kamen schliesslich zu der Überzeugung, dass sie sich nach innen<br />

wenden müssen, um ihn zu finden <strong>und</strong> dort einen Hauch des Un-<br />

28


endlichen zu spüren. Sie lehrten die Welt, was sie gef<strong>und</strong>en hatten.<br />

Es ist nicht zu verstehen, warum der Mensch, dem die Allmacht <strong>und</strong><br />

Allwissenheit Gottes im eigenen Selbst zur Verfügung steht, in der<br />

materiellen Welt danach sucht. 1974, (36-36/37)<br />

Denkt einmal darüber nach, wie der Mensch seit Millionen von Jahren<br />

darauf vorbereitet wurde, dieses Ziel zu erreichen. Während des<br />

chaotischen Urzustandes der Welt gab es zwei Kräfte, die sich zu behaupten<br />

suchten. Auf der einen Seite war es die Flut feuriger Lava,<br />

die von den Vulkanen ausgespuckt wurde <strong>und</strong> aus allen Ritzen <strong>und</strong><br />

Spalten der wüsten Erdoberfläche hervordrang. <strong>Der</strong> Feuerstrom breitete<br />

sich in alle Richtungen aus, alles vernichtend <strong>und</strong> zerstörend. Auf<br />

der anderen Seite war da die mikroskopisch kleine Amöbe, die unbemerkt<br />

am Rande des Wassers schwamm, sich verzweifelt in den Felsspalten<br />

festklammerte <strong>und</strong> den schwachen Funken des Lebens vor<br />

den Gewalten der Natur bewahrte. Wer hätte zu dieser Zeit vorhersagen<br />

können, dass die Zukunft der Amöbe gehörte, die ihre Entstehung<br />

dem Zusammentreffen gewisser Umstände verdankte <strong>und</strong> deren<br />

Überleben vielen ein Rätsel ist. Wer hätte vorhersehen können,<br />

dass dieses winzige Stückchen Leben in der Lage sein würde, sich so<br />

triumphierend gegen den vernichtenden Ansturm von Hitze <strong>und</strong> Kälte<br />

durchzusetzen?<br />

Dieser winzige Funke Lebensbewusstsein setzte sich durch. Intelligenz,<br />

Anpassungsfähigkeit <strong>und</strong> ein unbeugsamer Wille zu leben halfen<br />

ihm, der tödlichen Wut der Elemente zu trotzen. Dieses Lebensbewusstsein<br />

entwickelte viele Arten von Lebewesen, gigantisch<br />

grosse <strong>und</strong> mikroskopisch kleine. Schliesslich brachte es den Menschen<br />

hervor. Im Menschen erblühte es zu Güte <strong>und</strong> Tugend, Mitgefühl<br />

<strong>und</strong> Opferbereitschaft, Sprache <strong>und</strong> Musik, Gesang <strong>und</strong> Tanz, Gelehrsamkeit<br />

<strong>und</strong> spirituellem Bemühen, es schuf Märtyrer <strong>und</strong> Heilige<br />

<strong>und</strong> machte den Menschen zu einem Gefäss des Göttlichen, nein, die<br />

Manifestationen des Göttlichen selbst nahmen menschliche Form an.<br />

Darum wird gesagt, der Mensch sei die Krone der Schöpfung. Um das<br />

zu erreichen, hat er sich seinen Weg über Stein, Gras, Baum, Vogel<br />

<strong>und</strong> Säugetier erkämpft. <strong>Der</strong> Mensch sollte diesen kostbaren Preis,<br />

den er errungen hat, nicht achtlos wegwerfen, indem er auf die Ebene<br />

des Tieres abgleitet. Er muss vielmehr in den Bereich des Göttlichen<br />

vordringen, sich seiner Stärken <strong>und</strong> Schwächen bewusst werden <strong>und</strong><br />

das Ziel, den Weg <strong>und</strong> seine eigenen Möglichkeiten klar erkennen. Er<br />

muss seinem Wert <strong>und</strong> seinen Fähigkeiten entsprechend leben.<br />

29


<strong>Der</strong> Mensch besitzt die Fähigkeit, sich selbst von seinem Körper, seinen<br />

Sinnen, seinem Geist <strong>und</strong> seinem Verstand zu trennen. Er sagt:<br />

„Meine Augen, meine Ohren, meine Hände, meine Füsse, mein Geist,<br />

mein Verstand.“ Er sagt es nicht nur, er empfindet es auch so. In der<br />

Tiefe seines Bewusstseins weiss er, dass er all dies nur benutzt, dass<br />

er selbst etwas anderes, nämlich der Besitzer <strong>und</strong> Meister ist. Die Tiere<br />

identifizieren sich mit dem Körper. Sie wissen nicht, dass sie nur<br />

Bewohner der körperlichen Hülle sind. <strong>Der</strong> Mensch kann sich durch<br />

einfache Überlegung in der Stille bewusst werden, dass der körperliche<br />

Rahmen vergänglich <strong>und</strong> daher unwirklich ist. Das sollte dazu<br />

führen, dass er seine Existenz mit Hilfe seines Unterscheidungsvermögens<br />

analysiert <strong>und</strong> als Folge davon seine Bindung an den Körper<br />

löst.<br />

Ist der Mensch erst einmal frei von seiner Bindung an den Körper mit<br />

allem, was dazu gehört, dann steht er auch über dem Wechselspiel<br />

von Freude <strong>und</strong> Leid, Gut <strong>und</strong> Schlecht, Glück <strong>und</strong> Unglück. Kraft seiner<br />

Seelenstärke ist er von unerschütterlichem Gleichmut, <strong>und</strong> sein<br />

inneres Gleichgewicht kann durch nichts gestört werden. Dadurch<br />

entdeckt er, dass die ganze Welt Gottes Familie ist, dass alles Freude,<br />

Liebe, Glückseligkeit ist. Er wird sich bewusst, dass er selbst diese<br />

Scheinwelt ist, dass all die vielgestaltigen Erscheinungen Phantasien<br />

des göttlichen Willens sind, der seine eigene Wirklichkeit ist. <strong>Der</strong><br />

letzte grosse Sprung in der Entwicklung des Menschen ist das Ausdehnen<br />

seiner Individualität über die Grenzen des Universums hinaus.<br />

Das vermittelt höchste Glückseligkeit. Um diese Erfahrung zu<br />

machen, haben Weise <strong>und</strong> Heilige viele Jahre ihres Lebens dem Gebet<br />

<strong>und</strong> der Askese geweiht. (...)<br />

Die Welt ist heute in einer so verzweifelten Lage, weil die einfachen<br />

Menschen ebenso wie ihre Führer von niedrigen Instinkten, egoistischen<br />

Motiven <strong>und</strong> minderwertigen Impulsen beherrscht werden. Das<br />

ist es, was ich die „Entwertung“ der Menschen nenne. Obwohl sie ihrem<br />

Wesen nach göttlich sind, leben sie auf der Ebene der Tiere. Nur<br />

sehr wenige führen ein Leben, das sich auf der ihnen angemessenen<br />

menschlichen Ebene abspielt. (...)<br />

Es ist auch eine Erniedrigung des Menschen zu behaupten, er sei mit<br />

dem Affen verwandt oder er sei ein aus Erde geformtes Tier. <strong>Der</strong><br />

Mensch ist ein Funke Gottes. Er kann zu Gott erblühen. Es ist seine<br />

Bestimmung, glücklich zu sein, aber er ist immer <strong>und</strong> überall unglücklich.<br />

Das ist seine Tragik. Er gleicht dem Wäscher, der dem Verdursten<br />

nahe ist, obwohl er knietief im Wasser steht, oder dem Mann, der<br />

30


die Augen schliesst <strong>und</strong> im Dunkeln umherstolpert. Die Quelle des<br />

Glücks liegt in ihm, wie die Quelle des Lichts in seinen Augen. Wirkliche<br />

Bildung lehrt den Menschen, wie er diese Quelle der Freude <strong>und</strong><br />

des Lichts anzapfen kann. Wenn Schulen <strong>und</strong> Universitäten diese<br />

Aufgabe nicht übernehmen, muss sie von den Eltern <strong>und</strong> all denen erfüllt<br />

werden, die daran interessiert sind, die Entwertung zu verhindern.<br />

18.12.66, (19-195/197)<br />

<strong>Der</strong> Schleier, der den Geist verhüllt, wird nicht durch das Studium der<br />

Veden <strong>und</strong> der anderen Heiligen Schriften gelüftet. Auf der einen Seite<br />

des Schleiers ist der Mensch, auf der anderen Seite Gott, auf der<br />

einen Seite die Schöpfung, auf der anderen der Urgr<strong>und</strong> allen Seins.<br />

Eure früheren Existenzen habt ihr vergessen, das jetzige Leben ist<br />

kurz <strong>und</strong> wechselhaft, <strong>und</strong> was die nächste Wiedergeburt bringen<br />

wird, ist ungewiss. Wie kann irgend jemand wissen, was in der Zukunft<br />

geschehen wird? <strong>Der</strong> menschliche Körper ist vergänglich, aber<br />

euer göttliches Wesen, das darin wohnt, ist unzerstörbar. Es ist das<br />

Unvergängliche, die Basis alles Sichtbaren. Seine Grösse manifestiert<br />

sich in vielfältiger Weise. Zu allen Zeiten habe ich gesucht <strong>und</strong><br />

suche auch jetzt nach einem, der den Urgr<strong>und</strong> aller dieser Manifestationen<br />

versteht. 1974, (36-135)<br />

Gott <strong>und</strong> die Schöpfung sind nicht zwei verschiedene Dinge. In seiner<br />

Unwissenheit <strong>und</strong> unter dem Einfluss falscher Vorstellungen betrachtet<br />

der Mensch das, was eine Erscheinungsform Gottes ist, als<br />

Schöpfung <strong>und</strong> materielle Welt. Wenn ihr Wissen erwerbt <strong>und</strong> weise<br />

handelt, werdet ihr jedoch erkennen, dass alles eine Manifestation<br />

des Göttlichen ist. Unterschiede seht ihr nur, wenn ihr dualistische<br />

Vorstellungen habt. 1977, (37-100)<br />

Erkenne, dass die Schöpfung die Gestalt des höchsten Wesens ist,<br />

die Form, die durch die Macht der Täuschung der Überseele überlagert<br />

wurde. Es ist das Göttlich-Absolute, das all dieses geworden ist<br />

bzw. geworden zu sein scheint. Das Göttlich-Absolute ist die innere<br />

Antriebskraft. In seinem eigenschaftslosen Aspekt ist das Göttlich-Absolute<br />

die ursprüngliche Ursache, der Goldene Keim (Hiranyagarbha),<br />

dessen Manifestation die Schöpfung ist. Dieses Geheimnis<br />

des Universums, seines Ursprungs <strong>und</strong> seiner Existenz zu erfassen,<br />

ist die höchste Weisheit. (...)<br />

Man könnte sagen, Gott habe Gestalt, wohingegen Weisheit formlos<br />

31


sei; aber beide sind, im wahren Sinn des Wortes, ohne Form. Die Erscheinungsform<br />

des Göttlich-Absoluten ist das Ergebnis von Unwissenheit.<br />

Dem Göttlichen wird eine Form gegeben, um den verkörperten<br />

Seelen während des Zeitraums ihrer Verkörperung zu dienen.<br />

Das Göttlich-Absolute wird auf die Ebene des Bedingten reduziert,<br />

weil die Seele, im Körper geb<strong>und</strong>en, ebenfalls als bedingt erscheint.<br />

Nicht zu erkennen, dass dieses menschliche Zwischenspiel nur der<br />

bedingte Zustand des Göttlichen Selbst ist, bedeutet, auf der Stufe<br />

der unwissenden Dumpfheit eines Tieres zu sein. (14-31/32)<br />

Am anfanglosen Anfang war Gott nur einer. In ihm bildete sich der<br />

Gedanke: „Ich bin einer, lass mich viele werden.“ Und so wurde aus<br />

dem Einen das Viele. Doch ungeachtet des Vielen bleibt die Einheit<br />

unberührt von dem Vielen bestehen. Folglich ist für die Sicht der Einheit<br />

in der Mannigfaltigkeit oder der Mannigfaltigkeit in der Einheit nur<br />

die richtige Denkweise verantwortlich. 1990, (40-57)<br />

Am Anfang gingen die fünf feinstofflichen Elemente Äther, Luft, Feuer,<br />

Wasser <strong>und</strong> Erde aus dem Göttlich-Absoluten hervor. Jedes dieser<br />

Elemente besteht aus den drei Gr<strong>und</strong>eigenschaften. Die drei<br />

Gr<strong>und</strong>eigenschaften Reinheit, Aktivität <strong>und</strong> Trägheit durchdringen<br />

den gesamten Kosmos. Unter dem Einfluss dieser drei Gr<strong>und</strong>eigenschaften<br />

entwickelten sich im Prozess der Verschmelzung durch Veränderung<br />

<strong>und</strong> Verbindung aus den fünf feinstofflichen Elementen die<br />

fünf grobstofflichen Elemente sowie der gesamte Kosmos. 1990, (40-<br />

79)<br />

Nach den Worten der Bhagavadgita ist Gott der Samen, aus dem der<br />

Baum dieses gewaltigen Universums hervorging. Jedes Land ist ein<br />

Zweig dieses Baumes. An jedem Zweig gibt es zahlreiche Früchte,<br />

nämlich die verschiedenen Lebewesen, von denen jedes den Samen<br />

des Göttlichen in sich trägt. Das heisst, dass Gott als Lebensgeist<br />

oder Göttliches Selbst in jedem Wesen wohnt. 1990, (40-107)<br />

Wenn ihr kein Zeichen der Gnade Gottes wahrnehmt, dann glaubt ihr,<br />

Gott sei euch fern. Ihr mögt behaupten, ihr hättet euer Bestes versucht,<br />

ihm nahe zu kommen, aber er entzieht sich euch. Eine solche<br />

Behauptung ist Unsinn. (...)<br />

Die Nähe Gottes hängt davon ab, wie nahe ihr ihm seid. Wer diese<br />

Wahrheit versteht, wird erkennen, dass Gott überall ist, <strong>und</strong> durch die<br />

32


Erkenntnis seiner Allgegenwart wird der Mensch wissen, dass er ihm<br />

nahe ist. 1974, (36-64)<br />

Wem es gut geht, der kümmert sich nicht um Gott. Er sündigt <strong>und</strong><br />

missachtet die Gebote des Herrn. Schlechte Zeiten jedoch öffnen ihm<br />

die Augen. Das ist eine Binsenweisheit! 1974, (36-65)<br />

Als Gott die Welt erschuf, erzeugte er zuerst die Gr<strong>und</strong>lage, <strong>und</strong> zwar<br />

die Urenergie. In dieser Schwingungsenergie ist das Bild der ganzen<br />

Schöpfung als Keim enthalten. Daraus entstand das erste Wort (OM).<br />

Auch die Worte der Veden beruhen auf Tonschwingungen. Den Veden<br />

sind verschiedene Namen gegeben worden, <strong>und</strong> ihr müsst den<br />

Versuch machen, deren Bedeutung zu ergründen. 1974, (36-73)<br />

Gott lebt im Herzen derer, die den Weg der Göttlichen Ordnung gehen<br />

<strong>und</strong> unter keinen Umständen davon abweichen. Das ist eine unbestrittene<br />

Tatsache. Gott ist immer auf der Seite der Rechtschaffenen.<br />

1974, (36-97)<br />

Ihr braucht eure Kräfte nicht mit der Suche nach dem Herrn zu vergeuden;<br />

er ist überall wie die Butter in der Milch, wie das Küken im Ei.<br />

Er vibriert in jedem Atom der Schöpfung. Er kommt nicht von irgendwo<br />

her oder geht irgendwo hin. Er ist hier, dort, überall. Er ist alles <strong>und</strong><br />

jedes im Mikrokosmos wie im Makrokosmos. Diese gewaltige Wahrheit<br />

zu erkennen, erfordert spirituelle Anstrengungen, die auf dieses<br />

Ziel ausgerichtet sind. Das ist bewusstes, intelligentes Handeln.<br />

25.9.60, (15-133)<br />

Alle Dinge in der Schöpfung <strong>und</strong> auch der Mensch sind dem Gesetz<br />

des Wandels unterworfen. Dieses Gesetz sollte aber der Weiterentwicklung<br />

<strong>und</strong> nicht dem Rückschritt dienen. Die höhere Intelligenz<br />

führt den Menschen immer auf den Pfad der Wunschlosigkeit <strong>und</strong> des<br />

Dienens, denn dieser ist der einzige, der zu spirituellem Fortschritt<br />

führt. Die höhere Intelligenz erkennt die Einheit der Schöpfung, die -<br />

so wie der Faden die Blumen einer Girlande - alles Seiende zusammenhält.<br />

Wenn ihr die Gnade Gottes gewinnt, wird seine Liebe in<br />

euch fliessen. (...)<br />

Das Universum ist das Spielfeld Gottes. Seid euch dieser Tatsache<br />

bewusst! Das ist alles, was ihr für ein glückliches Leben braucht. Krishna<br />

hat in der Bhagavadgita gesagt, dass er immer auf der Seite der<br />

33


Fröhlichen ist. Es ist nicht gut, sich selbst zu begrenzen <strong>und</strong> ichbezogenes<br />

Glück zu suchen. (...)<br />

Wenn Gott sich an dem Spiel erfreut, zeigt sich das in den verschiedensten<br />

Erscheinungsformen. Das attributlose Absolute nimmt die<br />

Form des Ich-Bewusstseins mit Denken <strong>und</strong> Fühlen an, <strong>und</strong> das grossartige<br />

Spiel beginnt. (...)<br />

Gott ist die Kraft, die das Universum erhält, das Ursprüngliche; die individuelle<br />

Seele ist sein Schatten, eine Erscheinungsform, hervorgerufen<br />

durch die geheimnisvolle Macht einer alles beherrschenden<br />

Täuschung. In dieser vergänglichen, sich ständig verändernden Welt<br />

ist die innewohnende Kraft Gottes das Einzige, was bleibend <strong>und</strong> unveränderlich<br />

ist. (...)<br />

Während ihr spazieren geht, könnt ihr beobachten, wie euer Schatten<br />

auf Erde <strong>und</strong> Gestrüpp, auf nasse <strong>und</strong> trockene Flächen fällt. Das alles<br />

bleibt aber unberührt, denn der Schatten ist nicht wirklich. Ebenso<br />

müsst ihr davon überzeugt sein, dass „ihr“ der Schatten des Göttlich-<br />

Absoluten seid, dass ihr nicht „ihr“, sondern das Göttliche Selbst seid.<br />

Diese Wahrheit ist das Heilmittel für Sorgen, Mühsal <strong>und</strong> Leid. 1976,<br />

(27-79/81)<br />

Gott ist das grosse Unsichtbare, das weite Unfassbare. Erkennt, dass<br />

Gott das F<strong>und</strong>ament der Schöpfung ist; betet zu ihm, <strong>und</strong> er wird euch<br />

reichlich segnen. 1976, (27-85)<br />

Ihr könnt das Band zwischen Mensch <strong>und</strong> Gott selbst knüpfen. Wenn<br />

ihr die Täuschung erkennt, seid ihr Gott. Wenn ihr der Täuschung<br />

zum Opfer fallt, bleibt ihr im Menschlichen verhaftet. Das ist das ganze<br />

Geheimnis. 1976, (27-153)<br />

<strong>Der</strong> Mensch hat es im Universum mit drei Wesenheiten zu tun: Gott,<br />

Natur <strong>und</strong> Mensch. Gott, der vom Menschen in der Natur erkannt werden<br />

kann, muss angebetet <strong>und</strong> verehrt werden. „Natur“ ist der Name<br />

für alle die vielen Dinge, die den Menschen die Pracht <strong>und</strong> Herrlichkeit<br />

Gottes erkennen lassen. Man nennt sie auch “Maya”. Sie ist das<br />

Gewand Gottes, das seine Schönheit <strong>und</strong> Majestät sowohl verbirgt<br />

als auch offenbart. <strong>Der</strong> Mensch muss lernen, die Natur nicht für seine<br />

Bequemlichkeit oder sein Vergnügen auszunutzen. Anstatt zu vergessen,<br />

dass Gott hinter all der Freude steht, die er geniesst, sollte<br />

der Mensch ein besseres Verhältnis zu der höchsten Intelligenz, die<br />

das Universum regiert, finden. Wie wächst ein Baum oder blüht eine<br />

Blume? Wie kann man etwas über die Sterne <strong>und</strong> den Weltraum er-<br />

34


fahren, wenn nicht durch das Hochgefühl der Freude, die Gott, der im<br />

Inneren wohnt, schenkt? Nähert euch der Natur in demütiger, andachtsvoller<br />

Weise, dann wird eure Zukunft gesichert sein. 1976, (27-<br />

200/201)<br />

In der Schöpfung gibt es keine Fehler <strong>und</strong> Vorlieben; seid dessen gewiss.<br />

Dann werdet ihr in eurem Glauben nicht mehr schwanken.<br />

Wenn Gottes Schöpfung fehlerhaft wäre, würden alle gleichermassen<br />

leiden! Nun wird euch jeder Mensch etwas anderes antworten, wenn<br />

ihr ihn fragt, ob er glücklich sei <strong>und</strong> warum. Dieselbe Person spricht<br />

sogar zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich über die Handlungen<br />

des Herrn. So seht ihr, dass der Fehler in euch liegt, dass die Vorzüge,<br />

die ihr preist, in euch liegen. Ihr seht euch selbst in der äusseren<br />

Welt, <strong>und</strong> was ihr mögt oder nicht mögt, ist euer eigenes Selbst!<br />

12.8.63, (17-30)<br />

Allein durch Hingabe erlangt ihr jenes Wissen. Hingabe reinigt das<br />

Herz, hebt die Gefühle <strong>und</strong> erweitert die innere Schau. Hingabe bringt<br />

euch auch die Gnade Gottes herab, denn die Wolken müssen zu den<br />

Feldern kommen <strong>und</strong> Regen bringen; die Pflanzen können nicht hinaufsteigen,<br />

um das lebensspendende Nass zu trinken. Die Mutter<br />

muss sich zur Wiege hinunterbeugen, um das Kind zu streicheln. Hingabe<br />

hat diese Kraft, den Herrn herabzubringen. (...)<br />

Ich verurteile alle Anzeichen von Schwäche <strong>und</strong> bezeichne allein<br />

schon die Tendenz zur Schwäche als Sünde, als unverzeihliche Sünde.<br />

Es ist eine Schmähung des Erbes der Unsterblichkeit, des Titels<br />

„Kind der Unsterblichkeit“, auf den der Mensch einen Anspruch hat<br />

<strong>und</strong> den er sich verdienen muss. Schwäche, Unschlüssigkeit, Hoffnungslosigkeit<br />

- all diese Zustände entehren den Herrn, der euch den<br />

Ehrentitel „Kind der Unsterblichkeit“ gab. Ihr seid Verkörperungen der<br />

Stärke; euer Wesen ist Stärke. Wann immer ihr angesprochen werdet,<br />

müsst ihr euch dazu bekennen <strong>und</strong> zu nichts anderem. Verliert<br />

niemals eure Selbstachtung, kriecht nicht, <strong>und</strong> verkauft euch nicht.<br />

Glaubt nicht, ihr wäret nur dies bisschen Körper. Ihr seid das unzerstörbare,<br />

unsterbliche Selbst. Ihr seid von derselben Natur wie das<br />

Absolute. Seid eurem Schöpfer dankbar, der in euch den Nektar<br />

goss, der euch unsterblich macht. Er verlangt von euch, angesichts<br />

von Freude <strong>und</strong> Leid standhaft zu bleiben. 25.2.64, (17-149)<br />

Es gibt keinen Zweifel: <strong>Der</strong> Mensch vermag Gott zu werden. (...) Das<br />

ist die <strong>Lehre</strong> der Upanishaden <strong>und</strong> die Erfahrung der Heiligen. (...)<br />

35


Ein Tempel besteht aus drei Teilen: dem äusseren Bauwerk, dem inneren<br />

Tempel <strong>und</strong> dem Heiligtum. Diese drei stehen für den grobstofflichen,<br />

den feinstofflichen <strong>und</strong> den Kausal-Körper des Menschen.<br />

Wenn ihr in einen Tempel geht, solltet ihr euch diese Symbolik vergegenwärtigen.<br />

(...) Die Natur des Körpers ist ebenso die dem Herrn eigene<br />

Natur; sie ist sein göttlicher Wille, eine Art seiner Manifestation.<br />

17.5.64, (17-171/172)<br />

Ihr nennt euch Gläubige (devotee). Ich will deshalb darüber sprechen,<br />

was einen Devotee kennzeichnet. Niemand ist ein Devotee, nur weil<br />

er sich selbst oder andere ihn so nennen. Um diesen Namen zu verdienen,<br />

ist Hingabe ohne den geringsten Hauch von Ich-Bewusstsein<br />

erforderlich. Alles kommt auf seinen Willen, auf seinen Befehl an. Wie<br />

ein Trunkener hat er kein Gefühl für Ehre, Ruf, Stolz <strong>und</strong> Eitelkeit. Ihm<br />

ist, wie einem Besessenen, alles gleichgültig, was nicht mit seinem<br />

Ideal zu tun hat. Er fühlt weder Hunger noch Durst, er ist unlogisch<br />

<strong>und</strong> verrechnet sich <strong>beim</strong> Einkaufen auf dem Markt. Narada, ein<br />

Rishi, sagt, dass jene, die von dem Wein der Unwissenheit getrunken<br />

haben, den Schatten dieser Welt nachjagen, aber die, welche trunken<br />

sind von dem Nektar des Wissens, nie von dem Höchsten, das sie als<br />

ihr eigenes Selbst erkannt haben, abweichen. 25.1.63, (18-7)<br />

Ihr müsst eine unzertrennliche Verbindung mit Gott, der euer eigenes<br />

Wesen ist, herstellen. Wenn er die Blume ist, fühlt euch als eine Biene,<br />

die seinen Honig saugt; wenn er ein Baum ist, fühlt euch als eine<br />

Schlingpflanze, die sich an ihn klammert; ist er eine Klippe, fühlt euch<br />

als das schnelle Wasser, das darüber fliesst; ist er der Himmel, seid<br />

ein kleiner funkelnder Stern. Denkt vor allen Dingen immer an die Tatsache,<br />

dass ihr durch göttliche Liebe mit ihm verb<strong>und</strong>en seid. Ihr<br />

müsst euch dessen klar bewusst sein - nicht intellektuell, sondern intuitiv<br />

- dann wird die Reise schnell vonstatten gehen, <strong>und</strong> ihr werdet<br />

bald das Ziel erreichen. <strong>Der</strong> grobstofflichere Intellekt bringt euch langsam<br />

vorwärts, aber die feinstofflichere intuitive Erkenntnis lässt euch<br />

dem Ziel entgegenfliegen. Das Grobstoffliche ist an den Körper geb<strong>und</strong>en,<br />

während das Feinstoffliche sich vom Körper lösen kann.<br />

30.1.65, (18-157/158)<br />

Die Menschheit steht in unmittelbarer Nähe Erkenntnis des Göttlichen.<br />

<strong>Der</strong> Mensch aber erkennt diese Verwandtschaft nur selten. Er<br />

lässt es zu, dass ihn sein Geist wieder auf die Ebenen hinunterzieht,<br />

36


von denen er sich, viele Leben hindurch, mühevoll emporgearbeitet<br />

hat. <strong>Der</strong> Mensch ist ein Diamant, nicht ein Stück Glas. Er kann strahlenden<br />

Glanz um sich verbreiten <strong>und</strong> leuchten, vorausgesetzt, er unterwirft<br />

sich dem Prozess des Schneidens, des Schleifens. 6.1.67,<br />

(20-88/89)<br />

Des Menschen wirklicher Anspruch auf Freude besteht nicht im weltlichen<br />

Tun. Vielmehr ist er das Kind <strong>und</strong> der Erbe der Unsterblichkeit.<br />

Er ist das Gefäss der Gottheit, ja, er kann auf verschiedenen Wegen<br />

den Status der Gottheit selbst erreichen! (...) Ein menschlicher Körper<br />

ohne den göttlichen Funken ist ohne irgendeinen Wert. (...) <strong>Der</strong><br />

Mensch muss sich dieses Funkens bewusst werden, er muss wissen,<br />

wie er sich mit ihm erleuchten <strong>und</strong> in diesen Glanz einhüllen kann.<br />

26.3.68, (20-124)<br />

<strong>Der</strong> wahre Gottesverehrer ist sich der Vergänglichkeit irdischer Ehrungen<br />

zutiefst bewusst. Er weiss, dass der Tod der letzte Richter <strong>und</strong><br />

Gott der einzige Geber ist, <strong>und</strong> so bleibt er fest <strong>und</strong> ruhig, ob ihm Unangenehmes<br />

oder Angenehmes widerfährt. Er wird nicht abgleiten<br />

oder emporklettern wollen, was immer geschieht. Er weiss, dass Gott,<br />

zu dem er betet, in jedem Grashalm wie im entferntesten Stern wohnt.<br />

Gott leiht den Gebeten sein Ohr, die in allen Sprachen <strong>und</strong> selbst aus<br />

der Stille des Ungesprochenen zu ihm aufsteigen. Er hat nicht die<br />

Spur von Zorn oder Unruhe in sich, <strong>und</strong> so habt auch ihr keine Veranlassung,<br />

zornig oder ängstlich zu werden. 8.7.68, (20-169)<br />

Wenn der Mensch seine Sinne meistert <strong>und</strong> in nützlichere Bahnen<br />

lenkt, werden seine Augen in den Sternen <strong>und</strong> in den Blütenblättern<br />

der Rose Gottes Fussspuren sehen, sein Ohr wird im Gesang der Vögel<br />

<strong>und</strong> dem Grollen des Donners die Stimme Gottes hören, seine<br />

Zunge wird in allem, was für sie schmackhaft ist, den süssen Nektar<br />

Gottes erkennen, seine Nase wird in allen Dingen den Wohlgeruch<br />

der Herrlichkeit Gottes entdecken, sein Tastsinn wird zufrieden sein,<br />

wenn er die Hände der Hoffnungslosen <strong>und</strong> Notleidenden halten darf,<br />

in denen er die geliebten Kinder Gottes sieht - dann wird er im Innersten<br />

seines Herzens Gott wahrnehmen. 22.6.69, (21-49)<br />

Wenn die Allgegenwart Gottes erkannt wird, muss ihm alles Tun geweiht<br />

werden. Was ist im Gr<strong>und</strong>e genommen eine Tat? Sie ist die<br />

Handhabung des Göttlichen durch das Göttliche, um des Göttlichen<br />

37


willen, durch Mittel, die Gott zur Verfügung gestellt hat. Kein persönliches<br />

Ich oder Mein, sondern nur das universale Ich <strong>und</strong> das göttliche<br />

Mein sind dabei im Spiel. (...)<br />

Gnade ergiesst sich über die, die suchen. Klopfet an, <strong>und</strong> es wird<br />

euch aufgetan, bittet, <strong>und</strong> es wird euch gegeben, forscht nach dem<br />

Schatz, <strong>und</strong> er wird euch gehören. 15.10.69, (21-86/87)<br />

Euch allen wurde der Aufstieg zum Menschsein ermöglicht. Aber diese<br />

hohe Stellung unter den Tieren müsst ihr euch verdienen, indem<br />

ihr am Ende in das Göttliche eingeht. Das ist das Ziel der Pilgerfahrt,<br />

welche die Evolution darstellt, seit das Leben auf der Erde mit der<br />

Amöbe im Wasser begann. Es ist ein Zeichen derer, die sich der Verantwortung,<br />

Mensch zu sein, bewusst sind, dass sie an dieses Ziel<br />

glauben <strong>und</strong> beständig danach streben. <strong>Der</strong> Ruf des Göttlichen hallt<br />

in jedem Herzen wider, er bringt die Gefühle der Ehrfurcht, Verehrung,<br />

Zuneigung, Liebe <strong>und</strong> Opferbereitschaft hervor, Gefühle, die<br />

Bestandteil liebevoller Hingabe sind. Sie führen zum Gottesdienst,<br />

zur Anbetung <strong>und</strong> zu Ritualen welche die Majestät Gottes symbolisieren.<br />

Auf diese Weise wird der Geist mit göttlichen Gedanken gesättigt,<br />

er wird in die göttliche Form gegossen, bis der Strom der Glückseligkeit<br />

ungehindert fliesst.<br />

Das Gebet ist der Atem der Religion, denn es bringt Gott <strong>und</strong> Mensch<br />

zusammen, mit jedem Atemzug näher <strong>und</strong> näher. In der Meditation ist<br />

das innere Ohr geöffnet <strong>und</strong> lauscht den himmlischen Chören, der<br />

Flöte Krishnas. Yoga ist das Eingehen des Geistes in die Glückseligkeit<br />

des Selbstvergessens, wenn diese Musik das ganze Bewusstsein<br />

erfüllt. Worte wie diese können das unbeschreibliche Glücksgefühl<br />

nicht vollkommen beschreiben, das man empfindet, wenn man nach<br />

diesem langen Exil wieder „heim“ kommt. 6.10.70, (21-200)<br />

<strong>Der</strong> Mensch hat immer versucht, die Herrschaft über die Natur zu erlangen.<br />

In dieser Auseinandersetzung hat er alle Kräfte des Körpers,<br />

des Geistes <strong>und</strong> des Verstandes eingesetzt. Alles in der Natur setzt<br />

sich aus den drei Gr<strong>und</strong>eigenschaften - dem Reinen, dem Aktiven<br />

<strong>und</strong> dem Trägen - zusammen. Sie kann daher nur durch die Eigenschaften<br />

der Wahrhaftigkeit, Liebe <strong>und</strong> Toleranz bezwungen werden.<br />

Wenn der Mensch die göttliche Energie, die in ihm ruht, nutzt, wird er<br />

mit Leichtigkeit zum Herrn der Natur, denn sie ist nichts anderes als<br />

das Gewand des Göttlichen. 11.10.70, (21-215)<br />

38


Es ist nicht genug, das Wissen einfach von einem Guru zu übernehmen.<br />

Ihr müsst weiter suchen <strong>und</strong> die letzte Wahrheit finden, die<br />

Wahrheit, welche ein für alle Mal das Atom ebenso wie die fernsten<br />

Sterne erklären kann. Nur Gott kennt das Universum. Um das Universum<br />

verstehen zu können, müsst ihr Gott werden. In Wirklichkeit gibt<br />

es kein „werden“, ihr „seid“ Gott, der sich als Karl, Hans <strong>und</strong> Anna verkleidet<br />

hat. Das Ich, für das ihr euch haltet, (...) ist nur eine Reflexion<br />

Gottes im Spiegel des Körpers. Ihr seid nur eine Welle auf dem Meer,<br />

das Gott ist. Erkennt dies, erlebt es - das ist das Ziel, die Erfüllung.<br />

Seid euch bewusst, dass alles Wellen sind, <strong>und</strong> erkennt dann, dass<br />

die Wellen das Meer sind, das Meer mit Namen <strong>und</strong> Formen, die entstehen,<br />

eine kurze Zeit bestehen <strong>und</strong> sich wieder auflösen. (...)<br />

Verkörperungen des Göttlichen! Nur durch Liebe kann das Herz gross<br />

genug werden, um diese ewige, absolute Wahrheit erfahren zu können.<br />

Nur durch Wahrhaftigkeit gelangt ihr zur Wahrheit! 18.12.70, (21-<br />

257)<br />

Als der Kosmos sich durch den Willen Gottes manifestierte, der das<br />

Universale Absolute ist, entstand er nur aus dem Absoluten, da es damals<br />

nur Eines gab, so wie es selbst jetzt, trotz der scheinbaren Vielfalt,<br />

nur Eines gibt. Jener Wille, der aus dem Absoluten hervortrat,<br />

brachte euch dazu, das Viele zu sehen <strong>und</strong> zu erleben. Das ist alles,<br />

was geschehen ist. Die Eine Wirklichkeit ist immer noch die Eine, sie<br />

hat sich überhaupt nicht verändert. Ihr habt dem Einen die Illusion des<br />

Vielen übergestülpt! (...)<br />

Die Denker der Sankhyaschule erklären, dass die gegenständliche<br />

Welt aus der Ansammlung <strong>und</strong> Zusammenfügung rasende Atome<br />

entstand; aber sie verfolgen die Sache nicht weiter <strong>und</strong> erklären nicht,<br />

was die Atome dazu veranlasste, sich mit ihresgleichen zu besonderen<br />

Gestalten <strong>und</strong> Gruppen zusammenzufügen. Wie entstand dieser<br />

Drang? Wie konnte er in dem kleinen Atom entstehen? Wer hat diesen<br />

Wunsch dem winzigen Herzen des Atoms eingepflanzt? Diese<br />

Fragen werden übergangen.<br />

Die meisten Philosophen, insbesondere im Westen, ignorieren das<br />

Problem, die Ursache aller Wirkungen, die wir jeden Moment um uns<br />

herum finden, zu identifizieren. Die Upanishaden erklären: „Ich bin eines,<br />

lass mich zu vielem werden“, das war Wille; <strong>und</strong> Gott wurde zu<br />

all diesem als Antwort auf diesen göttlichen Wunsch, den Urdrang. Er<br />

wurde zu all diesem. 16.10.74, (23-103)<br />

39


Das sichtbare Universum ist von der gleichen Substanz wie der Körper<br />

des Menschen <strong>und</strong> sein Geist, denn das sich ständig verändernde<br />

Universum hat das ewig unveränderliche absolute Prinzip als Gr<strong>und</strong>lage,<br />

welches die Quelle des menschlichen Fortschritts ist. Mensch<br />

<strong>und</strong> Universum sind beide Erscheinungsformen des ewig-vollkommenen<br />

Seins. Das Individuum ist das Werden dieses Seins. Das Bewusstsein<br />

des Individuums ist eine Projektion des universalen Bewusstseins<br />

<strong>und</strong> beide sind in sich selbst vollkommen. Das individuelle<br />

Bewusstsein wird vom Tod des Körpers nicht berührt, es bleibt so vollkommen<br />

wie zuvor. (...)<br />

Das sichtbare Universum hat eine unsichtbare Gr<strong>und</strong>lage! Es besteht<br />

aus aktiver Energie, welche die äussere Erscheinungsform verursacht.<br />

<strong>Der</strong> Mensch richtet seine Aufmerksamkeit nur auf die Erscheinungsform<br />

<strong>und</strong> nicht auf die Energie. (...)<br />

Die Upanishaden lehren, dass das Göttliche Selbst allen Wesen <strong>und</strong><br />

Dingen der materiellen Welt innewohnt, dass es ewig unberührt <strong>und</strong><br />

das Höchste ist, was es gibt: „Innen <strong>und</strong> aussen, überall <strong>und</strong> alles<br />

durchdringend ist Narayana, der Herr.“ Die fünf Elemente sind von<br />

Gott durchdrungen. Es gibt keinen Kern ohne Schale. Die Schale ist<br />

die Welt; der Kern ist Gott. (...)<br />

Benutzt die Welt als Mittel zum Zweck <strong>und</strong> wünscht euch nicht, ihr<br />

ständiger Gast zu bleiben. Sie ist nur eine Karawanserei, in der ihr<br />

verweilen könnt, während ihr euch auf der Pilgerreise zur Quelle allen<br />

Seins befindet. Das Leben ist eine Brücke, die der Pilger überqueren<br />

muss. Aber würdet ihr ein Haus auf einer Brücke bauen? Die Welt verändert<br />

sich ununterbrochen. Die vergangenen Minuten werden nicht<br />

zurückkehren. (...) Die Vergangenheit gehört euch nicht mehr; die Gegenwart<br />

entgleitet; die Zukunft ist ungewiss. 9.6.78, (25-123/125)<br />

<strong>Der</strong> Kosmos hat nur einen Herrn <strong>und</strong> Meister - Gott, das allumfassende<br />

höchste Bewusstsein. Das ist die Kraftquelle, die den Kosmos funktionieren<br />

<strong>und</strong> den Menschen aktiv werden lässt. <strong>Der</strong> Mensch ist nur ein<br />

Werkzeug, das vom Bewusstsein gehandhabt wird. Gott ist nicht durch<br />

Zeit, Raum oder Umstände begrenzt. Aber der menschliche Körper,<br />

der Geist, die Sinne <strong>und</strong> ihr Verlangen - sie werden durch Zeit, Raum<br />

<strong>und</strong> Umstände geformt <strong>und</strong> verändert. Wenn der Mensch nicht an diese<br />

f<strong>und</strong>amentale Tatsache glaubt, bildet er sich fälschlicherweise ein:<br />

„Ich tue dies, ich plane das.“ Aber es ist das höchste, alles durchdringende<br />

Bewusstsein, welches Fähigkeiten entfaltet, die Sinne motiviert<br />

<strong>und</strong> den Verstand arbeiten lässt. Das Ergebnis aller Aktivitäten des<br />

40


Menschen muss die Läuterung des Geistes auf seinen verschiedenen<br />

Ebenen sein. Wenn alle Handlungen als Gottesdienst ausgeführt werden,<br />

wird der Läuterungsprozess beschleunigt. 21.11.81, (25-141)<br />

Gott ist dem Menschen näher als alles andere <strong>und</strong> sein treuester<br />

Fre<strong>und</strong>. Eure Eltern mögen in einer anderen Stadt wohnen, aber Gott<br />

ist immer bei euch <strong>und</strong> in euch. Selbst wenn ihr ihn nicht liebt, wird er<br />

niemals von euch weichen. Die Veden sagen: „Er ist kleiner als ein<br />

Atom <strong>und</strong> grösser als das ganze Universum, das er mit seiner Gnade<br />

füllt.“ Er ist in euch, ist in jeder Zelle. Durch reine, tief empf<strong>und</strong>ene Liebe<br />

kann euch das bewusst werden. 2.10.81, (25-160)<br />

Lauft nicht Menschen <strong>und</strong> Macht hinterher. Die Kraft liegt in euch. Das<br />

spirituelle Herz ist sehr gross, es enthält das gesamte Universum.<br />

Wenn das gesamte Universum in euch liegt, warum rennt ihr dann unbedeutenden,<br />

niedrigen Dingen hinterher? (2.8.94)<br />

Das Prinzip des Göttlichen Selbst ist in jedem. Da der Mensch dieses<br />

grosse, herrliche, Göttliche Selbst nicht erkennt, erforscht er andere<br />

Bereiche des Wissens. Die Unterschiede, die ihr seht, sind Manifestationen<br />

eures Selbst. Es gibt nur eine Ursache hinter all den Verschiedenheiten.<br />

Alle vorübergehenden, zeitweiligen Empfindungen beruhen<br />

auf dem, was ewig <strong>und</strong> unvergänglich ist. Die gesamte<br />

Schöpfung ist ein Drama, das vom Göttlichen gespielt wird. <strong>Der</strong> Direktor<br />

<strong>und</strong> der Schauspieler ist Gott selbst. Es ist Gott, der verschiedene<br />

Verkleidungen <strong>und</strong> Formen annimmt <strong>und</strong> sein grosses Spiel inszeniert.<br />

All die Formen, die ihr finden könnt, sind Manifestationen Gottes.<br />

Um die Wahrheit zu sagen: <strong>Der</strong>, welcher euch beschimpft, <strong>und</strong><br />

der, welcher euch preist - es ist beidemal Gott. Es ist Gott, der euch<br />

tadelt, es ist Gott, der euch lobt. Das Gute <strong>und</strong> das Böse in der Welt<br />

sind beides Manifestationen des göttlichen Bewusstseins. Wenn der<br />

Mensch diese Wahrheit nicht erkennt, bläst er sich auf oder erniedrigt<br />

sich. Lasst euch von diesem ganzen geheimnisvollen Spiel nicht täuschen.<br />

Hinter all dieser Show <strong>und</strong> Inszenierung gibt es einen göttlichen<br />

Direktor. Diese höchste Wahrheit sollte jeder erkennen. Die<br />

Sprachen, Namen <strong>und</strong> Formen mögen sich unterscheiden, aber es<br />

gibt ein Göttliches Prinzip, das alles aktiviert. Alles sind Aspekte des<br />

Göttlichen. Gott selbst erklärte: All dies sind meine Aspekte.<br />

Gott ist die Verkörperung der Göttlichkeit. Liebe ist sein Prinzip. Gott<br />

verkündete seine Liebe auf der ganzen Welt. Es gibt nur eine höchste<br />

41


Liebe, die alles durchströmt. Da Gott sich als höchste Liebe ausdrückt,<br />

sollte jeder Mensch das Gleiche tun. Liebe ist unaussprechlich<br />

<strong>und</strong> unbeschreiblich. Weder durch Reichtum noch durch Wissen kann<br />

diese höchste Liebe ergründet werden. Die strahlende Sonne kann<br />

nur im strahlenden Sonnenlicht selbst gesehen werden. Gott, der die<br />

Verkörperung des Göttlichen ist, kann nur durch seine Liebe erkannt<br />

<strong>und</strong> verwirklicht werden. Es gibt nichts Wertvolleres <strong>und</strong> Kostbareres<br />

als diese Liebe. (14.1.95)<br />

Gott wohnt nicht in irgendeinem fremden Land, sondern er ist in euch<br />

selbst gegenwärtig. Sünde existiert nicht in einem fremden Land, sondern<br />

haftet den eigenen Handlungen an. Deshalb ist es nur eine Illusion,<br />

Pilgerorte aufzusuchen, nachzuforschen <strong>und</strong> zu erklären, man<br />

befasse sich mit der Suche nach Wahrheit. Wie kann jemand, der<br />

nicht fähig ist, sich selbst zu kennen, jemals hoffen, Gott zu kennen?<br />

(23.11.95)<br />

Ihr solltet das Wesen eines Atoms verstehen. Auch die Wissenschaftler<br />

behaupten, dass es keine Materie ohne Atom gibt. Atome sind<br />

überall. <strong>Der</strong> gesamte Kosmos ist voller Atome. Wenn ihr das Atom begreift,<br />

werdet ihr mit Sicherheit Gott begreifen. (...)<br />

Gott wohnt in all den 8 400 000 Lebewesen. Es gibt keinen Ort, wo<br />

Gott nicht wohnt. Es ist unmöglich, die Existenz Gottes abzustreiten.<br />

Eine solche Verleugnung ist nur eine Art von Illusion, aber nicht die<br />

Wahrheit. Gott ist überall, <strong>und</strong> nichts anderes existiert. (1.1.95)<br />

Die Einmaligkeit eines jeden Wesens ist eines der W<strong>und</strong>er der Schöpfung.<br />

Nicht zwei Menschen sind völlig gleich. Selbst unter Zwillingen<br />

gibt es Unterschiede. Menschen unterscheiden sich durch ihre Talente.<br />

Aber es sollte erkannt werden, dass alle Talente vom Göttlichen<br />

abstammen. (30.3.96)<br />

<strong>Der</strong> Mensch ist Nutzniesser von Gottes unzähligen freiwilligen Geschenken:<br />

Wind, Regen, Sonnenlicht <strong>und</strong> so weiter. Wie dankbar zeigt<br />

sich der Mensch für all dies Gott gegenüber, während er einen hohen<br />

Preis zahlt für jeden kleinen Dienst, den er von der Stadt erhält, wie<br />

Wasser- <strong>und</strong> Stromversorgung? Gott versorgt euch mit allem, was lebensnotwendig<br />

ist. Welche Entschädigung gibt der Mensch Gott dafür?<br />

Im Gegenteil, er bittet noch um weitere Vorteile. Dieses unersättliche<br />

Wünschen ist der Gr<strong>und</strong> für alle schlechten Eigenschaften des Men-<br />

42


schen. Die wahren menschlichen Eigenschaften sind Ruhe, Geduld<br />

<strong>und</strong> Mitgefühl. <strong>Der</strong> Mensch sollte ein zufriedenes Leben führen.<br />

Gott hat dem Menschen eine so zauberhaft schöne Welt gegeben mit<br />

Sonne, Mond, Gebirgen, Wäldern, Flüssen <strong>und</strong> Meer. Vor allem aber<br />

hat Gott den Menschen mit einem mitfühlenden Herzen ausgestattet.<br />

Aber der Mensch verschmutzt es. (1.7.96)<br />

Es gibt drei ewig gültige Prinzipien: Wahrheit, Güte <strong>und</strong> Schönheit -<br />

aber der Mensch ist unfähig, seine eigene Schönheit zu erkennen.<br />

Schon Plato, ein Schüler von Aristoteles, sagte, das gesamte F<strong>und</strong>ament<br />

des Universums bestehe aus diesen drei Prinzipien: Wahrheit,<br />

Güte, <strong>und</strong> Schönheit. Wahrheit ist die Basis von allem. Wahrheit ist<br />

unveränderlich in allen drei Sphären. Güte ist die wahre Göttlichkeit.<br />

Denn: Güte ist Göttlichkeit. Wenn jemand diese drei Prinzipien erkennen<br />

kann - Wahrheit, Güte <strong>und</strong> Schönheit -, dann wird er auch wissen,<br />

was die menschliche Qualität ist.<br />

Heutzutage liest der Mensch all die Epen, studiert die Bibel, vertieft<br />

sich in den Koran, liest heilige Texte <strong>und</strong> die Bhagavadgita. Obwohl er<br />

sich all diese wichtigen Texte aneignet, kann er all das in seinem<br />

Geist angesammelte <strong>und</strong> gehortete Wissen nicht in die Praxis umsetzen.<br />

(15.7.96)<br />

Die Göttlichkeit <strong>und</strong> der Kosmos. Wie die Wellen dem Ozean, so entspringen<br />

unzählige Lebewesen dem unendlichen Meer von Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit<br />

(sat-cit-ananda). Während Gott der Zustand<br />

von Wahrheit-Erkenntnis-Unendlichkeit ist, lebt der Mensch im Zustand<br />

von Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit. Verkörperungen des<br />

Göttlichen! Wenn ihr eure Sicht mit Liebe erfüllt, wird sich euch die<br />

ganze Göttlichkeit der Schöpfung zeigen.<br />

<strong>Der</strong> Kosmos erscheint euch als <strong>Offenbarung</strong> einer Mannigfaltigkeit,<br />

die es in Wirklichkeit nicht gibt. Niemand bemüht sich, die göttliche<br />

Einheit zu entdecken, die der Vielfalt zugr<strong>und</strong>eliegt. (...)<br />

Wie der Wind die Ursache der Meereswellen ist, so lässt der Wind der<br />

Täuschung (maya) aus dem Ozean von Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit<br />

zahllose Lebewesen entstehen. Daher sind die Wesen, die aus<br />

dem Ozean von Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit hervorgegangen<br />

sind, Manifestationen des Göttlichen.<br />

Die Göttlichkeit ist überall. Aber aufgr<strong>und</strong> seiner Unwissenheit wird<br />

der Mensch das Opfer zahlreicher Schwierigkeiten. (30.7.96)<br />

43


Gott wird als Schöpfer gesehen <strong>und</strong> verehrt. Gott erschuf die Geschöpfe<br />

<strong>und</strong> die Geschöpfe “erschaffen” Gott. Deshalb sind auch sie<br />

Schöpfer. Gott erschafft sich nicht selbst. Es sind die Gläubigen, die<br />

Gott “erschaffen”. (...)<br />

Jeder Mensch ist göttlich. Aber weil er sich mit seinem Körper identifiziert,<br />

hält er sich für ein gewöhnliches Wesen. <strong>Der</strong> Unterschied zwischen<br />

Schöpfung <strong>und</strong> Schöpfer betrifft nur die äussere Form. Sieht<br />

man von ihr ab, verbleibt allein die spirituelle Realität. (13.2.97)<br />

Irgendwann muss alles, was von Gott ausgegangen ist, wieder in ihn<br />

eingehen. Dies ist das natürliche Schicksal aller lebenden Wesen.<br />

Wer als Mensch geboren wird <strong>und</strong> ein frommes Leben führt, verschmilzt<br />

am Ende wieder mit Gott.<br />

Manche Gelehrte haben Streitfragen bezüglich dieses Prozesses aufgeworfen<br />

<strong>und</strong> sich dabei auf das Göttliche als formlos berufen. Die<br />

Wahrheit ist, dass es kein formloses Objekt auf der Welt gibt. Selbst<br />

das winzigste subatomare Teilchen hat eine Form. Nur der Unwissende<br />

denkt anders.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> beteten die alten Weisen Gott in verschiedenen<br />

Formen an. Sie erkannten das Göttliche in allen Formen, da alle Formen<br />

aus Atomen zusammengesetzt sind. (...)<br />

Gott als den zu verehren, der jedem Atom <strong>und</strong> jeder Körperzelle innewohnt,<br />

ist die höchste Form der Verehrung. (7.3.97)<br />

Wenn jemand volles Vertrauen in Gott hat, wird er niemals leiden.<br />

Schwierigkeiten von der Grösse eines Berges mögen kommen, aber<br />

sie werden wie Nebel verschwinden. Obwohl ihr göttliche Gedanken<br />

<strong>und</strong> Empfindungen habt, erkennt ihr nicht die Göttlichkeit. Ihr<br />

schwankt in jedem Augenblick. Eure Mentalität ändert sich von Moment<br />

zu Moment. Wünsche sind ohne Mass. Wie erwartet ihr dann<br />

glücklich zu sein? Glück liegt im Innern. (8.3.97)<br />

0 Mensch! Du bist nicht nur ein Geschöpf aus den fünf Elementen. Du<br />

bist ein Funke Gottes selbst. Du selbst bist Göttlichkeit. Daher besteht<br />

Gott darauf, dass jedes menschliche Wesen sich in göttlicher Weise<br />

verhält, da es ein Funke Gottes ist. (...)<br />

Nur die, welche ihren göttlichen Kern beachten, sind wahre menschliche<br />

Wesen. Da erhebt sich die Frage: Wie steht es mit den anderen,<br />

die auch ihr Leben führen? Es stimmt, sie leben, aber was für ein Leben<br />

führen sie? Die, welche nicht an Gott denken, leben wie Tiere.<br />

44


Sie verhalten sich wie Tiere. Sie denken wie Tiere, <strong>und</strong> ihre Existenz<br />

ist wie die eines Tieres. Wer ein göttliches Leben führt, erfährt göttliche<br />

Glückseligkeit. Er ist immer voller Freude. Er geniesst wirkliches<br />

Glück. So sollte jeder Mensch die Wahrheit, dass er ein Funke Gottes<br />

ist, in die Tat umsetzen. (25.8.87)<br />

Gott strahlt mit aller Leuchtkraft in diesem Universum, <strong>und</strong> das Universum<br />

strahlt <strong>und</strong> lebt in Gott. <strong>Der</strong>art ist die untrennbare Fre<strong>und</strong>schaft<br />

zwischen dem Universum <strong>und</strong> dem Schöpfer. <strong>Der</strong> Schöpfer ist<br />

die Ursache <strong>und</strong> das Universum die Wirkung. Niemand kann die Beziehung<br />

zwischen beiden brechen. Die ganze Welt ist die Kombination<br />

von Ursache <strong>und</strong> Wirkung. Die gesamte Welt, das Lebendige wie<br />

das Leblose, sind die Gestalt, die Manifestation des Göttlichen. Alle<br />

Wesen mit ihren verschiedenen Namen <strong>und</strong> Formen sind in ihrem<br />

Wesen göttlich. Ihr seid nicht fähig, die Göttlichkeit zu erkennen, sondern<br />

lasst euch vom Weltlichen mitreissen <strong>und</strong> versinkt in Frustration.<br />

Aufgr<strong>und</strong> seiner unbegrenzten Wünsche <strong>und</strong> seiner Besorgnis ist der<br />

Mensch frustriert. <strong>Der</strong> Mensch will alles haben, obwohl er es nicht verdient.<br />

(18.4.98)<br />

Von Beginn der Schöpfung an ist menschliches Leben die seltenste<br />

<strong>und</strong> wertvollste aller Lebensformen. Angesichts des Adels einer solchen<br />

Geburt verliert das Leben seinen Sinn, wenn es euch nicht gelingt,<br />

die eingeborene Göttlichkeit zu erkennen. Wenn der Diamant zu<br />

wiederholten Malen geschliffen wird, nimmt sein Glanz zu <strong>und</strong> sein<br />

Wert wächst auch. Ebenso müsst ihr vielen Hindernissen mutig gegenübertreten,<br />

um Gott im Inneren zu erfahren. So müssen Gläubige<br />

natürlicherweise alle Arten von Anfechtungen <strong>und</strong> schweren Prüfungen<br />

auf sich nehmen. Aber die Hingabe sollte niemals abnehmen.<br />

Hingabe allein schenkt das höchste Gut; Hingabe allein zerstört die<br />

Krankheit des wiederkehrenden Zyklus von Geburt <strong>und</strong> Tod; Hingabe<br />

allein ist das Mittel, um Gott zu erkennen; Hingabe allein führt zu Befreiung.<br />

(12.10.98)<br />

Es gibt keine Trennung von Gut <strong>und</strong> Böse. In Gottes Schöpfung gibt<br />

es nichts Böses. Es ist nur eure Sichtweise. Alles in Gottes Schöpfung<br />

ist heilig. In dieser heiligen Welt ist Hingabe so leicht. Ihr glaubt,<br />

es sei schwer, sich Gott zu ergeben. (...) Warum findet ihr Ergebung<br />

schwierig? Weil euer Glaube nicht stark ist. Gott existiert. Es gibt keinen<br />

Ort ohne Gott, keinen Menschen ohne Göttlichkeit, kein Wesen<br />

45


ohne Göttlichkeit, keine Materie ohne Göttlichkeit. Alles verkörpert die<br />

Göttlichkeit. Wenn ihr starken Glauben in diese Wahrheit habt, habt<br />

ihr keine Schwierigkeit. Wenn euer Glaube mangelhaft ist, dann fällt<br />

es euch schwer, irgendetwas zu erreichen.<br />

Glaubt mit aller Liebe an Gott! Liebe ist Gott. Mit diesem Gott-Selbstvertrauen<br />

könnt ihr alles vollbringen. Nichts geht darüber hinaus.<br />

Jede Aufgabe, wie hart sie auch sein mag, ist mit Gottes Gnade zu<br />

vollbringen. (...)<br />

In dieser Welt gibt es vier vorrangige Lebensziele: Leben gemäss der<br />

Göttlichen Ordnung, Wohlstand, Wunscherfüllung <strong>und</strong> Befreiung. Sie<br />

entsprechen den vier Lebensstadien, - Zölibat, Familienleben Rückzug<br />

<strong>und</strong> Entsagung -, aber sie werden nicht richtig verstanden. <strong>Der</strong><br />

Mensch sollte den vier Lebenszielen folgen. (...)<br />

Das erste Lebensziel (...) ist Schwingung, Strahlung, es ist das Lebensprinzip.<br />

(...) Mit Gott zu verschmelzen ist das wahre Ziel.<br />

Das zweite Lebensziel ist Wohlstand. Es bedeutet nicht Geld oder Bequemlichkeit.<br />

Ihr solltet den Reichtum der Weisheit erlangen: die<br />

Schau <strong>und</strong> Erfahrung der Nicht-Dualität. Wahre Weisheit besteht darin,<br />

die Einheit, nicht die Dualität wahrzunehmen. Was ihr heute besitzt,<br />

könnt ihr morgen verlieren. Das ist nicht wahrer Wohlstand. Ihr<br />

müsst den Wohlstand der Weisheit erwerben.<br />

Das dritte Lebensziel ist Wunscherfüllung. Es hat nichts mit sinnlichen<br />

Wünschen zu tun. Ihr solltet Befreiung wünschen. Ihr solltet die Göttlichkeit<br />

<strong>und</strong> nichts anderes wünschen. Ihr solltet wünschen, euer wahres<br />

Wesen zu verstehen. Das Göttliche Selbst zu erkennen, ist der<br />

wahre Wunsch, den ihr hegen solltet, (...) den Wunsch nach Befreiung.<br />

Was bedeutet Befreiung? Nicht allein, Gott zu erreichen <strong>und</strong> mit<br />

Gott zu verschmelzen. Ihr müsst mit dem Göttlichen, mit seiner wahren<br />

Form verschmelzen, <strong>und</strong> die Gedanken, Worte <strong>und</strong> Taten sollten<br />

mit dem Göttlichen eins sein. (...)<br />

Das vierte Lebensziel. Wenn ihr einmal die Göttlichkeit erreicht, hören<br />

alle Unterschiede auf. Das ist die Erfahrung der Nicht-Dualität. Diese<br />

Göttlichkeit zu erreichen, ist das wahre Lebensziel. Die wahre Bedeutung<br />

des menschlichen Lebens liegt darin, dieses heilige Ideal zu verstehen.<br />

(...)<br />

<strong>Der</strong> Körper ist Schöpfung, Gott ist das Gewissen. Gewissen <strong>und</strong> Körper<br />

zusammen machen das menschliche Leben aus. In jedem Menschen<br />

ist das männliche <strong>und</strong> weibliche Prinzip. (...) <strong>Der</strong> Körper ist<br />

weiblich, das Göttliche Selbst ist männlich. Die Verbindung beider findet<br />

man im Menschen. (...)<br />

46


<strong>Der</strong> wahre Mensch ist unfassbar, unvergänglich <strong>und</strong> unbesiegbar.<br />

Manava (Mensch) besteht aus den drei Silben ma, na, va. Ma steht<br />

für Maya, Täuschung, na für ohne, va für sich verhalten. Sich selbst<br />

frei von jeder Täuschung zu verhalten, ist die wahre Bedeutung des<br />

Wortes Mensch. Heutzutage handelt der Mensch dem entgegengesetzt.<br />

Niemand weiss die wahre Bedeutung, keiner kann die Details<br />

lehren, <strong>und</strong> der Mensch versinkt in Unwissenheit <strong>und</strong> hält sich an falsche<br />

Deutungen. (...)<br />

<strong>Der</strong> Körper gleicht der Welt, der Schöpfung. So wichtig wie euch der<br />

Körper ist, sollte euch auch die Welt sein. Körper <strong>und</strong> Land sind wie<br />

das Objekt <strong>und</strong> seine Widerspiegelung. Beide unterliegen Reaktion,<br />

Widerhall <strong>und</strong> Widerspiegelung. So wie ihr euren Körper schützt, entsprechend<br />

solltet ihr auch für euer Land sorgen. (15.2.99)<br />

Jede Handlung ist unter Gottes Kontrolle. Die Erde dreht sich mit einer<br />

Geschwindigkeit von 18,5 Meilen pro Sek<strong>und</strong>e um sich selbst. Die<br />

Erde braucht ein Jahr, um die Sonne zu umkreisen. Das Licht bewegt<br />

sich mit der unglaublichen Geschwindigkeit von 186 284 Meilen pro<br />

Sek<strong>und</strong>e. Das Licht braucht 220 Billionen Jahre um das Universum zu<br />

umkreisen. Laut der Vishnu Sahasranama Stotra ist das gesamte<br />

Universum Vishnus Form. Sogar wenn der Mensch mit Lichtgeschwindigkeit<br />

reisen würde, würde er 220 Billionen Jahre brauchen,<br />

um Gott Vishnu (das ganze Universum) zu umkreisen. Wer kann so<br />

lange leben? Aufgr<strong>und</strong> der negativen Auswirkungen des Eisernen<br />

Zeitalters ist der Mensch selten fähig, mehr als 100 Jahre lang zu leben,<br />

geschweige denn 220 Billionen Jahre! Ist es dennoch möglich,<br />

Gott in der Form des Universums (Vishvaswarupa) in einer Sek<strong>und</strong>e<br />

zu umkreisen? Liebe macht es möglich. Die Geschwindigkeit der Liebe<br />

ist so hoch, dass sie das Universum in einer Sek<strong>und</strong>e umkreisen<br />

kann. Die Lichtgeschwindigkeit mag messbar sein, nicht aber die Geschwindigkeit<br />

der Liebe. Aber der Mensch hat dieser transzendentalen,<br />

unendlichen Liebe Schranken errichtet <strong>und</strong> benützt sie für triviale<br />

Zwecke; aus diesem Gr<strong>und</strong> ist die Welt heutzutage chaotisch geworden.<br />

Die Leute mögen verschiedene Gründe für den Mangel an Frieden<br />

<strong>und</strong> Sicherheit finden, aber der Hauptgr<strong>und</strong> liegt darin, dass der<br />

Mensch nicht fähig ist, Liebe im Inneren zu entwickeln. Er bemüht<br />

sich nicht, die Anwesenheit der unendlichen, unsterblichen <strong>und</strong> nektargleichen<br />

Liebe in sich zu erkennen. Lasst eure Gedanken, Worte<br />

<strong>und</strong> Taten von Liebe durchdrungen sein! Lasst euer Leben von Liebe<br />

erfüllt sein! Es braucht nichts anderes, um Gott zu schauen. Liebe ist<br />

Gott, lebt in Liebe. (28.7.99)<br />

47


DREIEINIGKEIT<br />

Wir verbinden mit dem Gedanken an Gott unmittelbar den Glauben<br />

an Werden, Bestehen <strong>und</strong> Vergehen, an Schöpfung, Erhaltung <strong>und</strong><br />

Auflösung der Welt. So wird Gott üblicherweise als Dreieinigkeit, bestehend<br />

aus Shiva, Vishnu <strong>und</strong> Rudra beschrieben. 1973, (35-159)<br />

Das gesamte Weltgeschehen ist ein Spiel der Gottheit. Brahma ist der<br />

Schöpfer, Vishnu erhält, <strong>und</strong> Shiva löst auf <strong>und</strong> vereinigt. (...)<br />

<strong>Der</strong> gesamte Prozess besteht aus Schöpfung, Erhaltung <strong>und</strong> Einswerden.<br />

Die Trinität von Brahma, Vishnu <strong>und</strong> Shiva repräsentiert nicht<br />

drei Gurus, sondern bezieht sich auf den Einen, der zu verschiedenen<br />

Zeiten drei verschiedene Funktionen ausübt. (35-200)<br />

Vishnu wird als „Venkateshvara“, als Herr der sieben Hügel, verehrt.<br />

Sein Tempel ist auf dem siebten Hügel, <strong>und</strong> man muss über sechs<br />

Hügel steigen, um zu ihm zu gelangen. Diese symbolisieren die sechs<br />

Hindernisse, die es zu überwinden gilt: Begierde, Zorn, Habsucht,<br />

Bindung, Stolz <strong>und</strong> Hass. Ihr müsst diese Leidenschaften überwinden<br />

<strong>und</strong> hinter euch lassen, bevor ihr vor das Angesicht des Herrn treten<br />

könnt. 21.11.69, (21-117)<br />

Göttliche Ordnung, Rhythmus oder Rechtschaffenheit sind der wahre<br />

Atem Vishnus, der die Sterne trägt, die Gesellschaft stabilisiert <strong>und</strong><br />

den Fortschritt sichert. Vishnu ist der Teil der Trinität, der alles erhält,<br />

pflegt, stabilisiert <strong>und</strong> stärkt. Er muss daher oft menschliche Form annehmen,<br />

um die Welt zu schützen <strong>und</strong> zu retten. Er muss der Göttlichen<br />

Ordnung wieder Geltung verschaffen, so dass die Welt sicher<br />

den Hafen der Befreiung erreichen <strong>und</strong> in ein Prashanti Nilayam verwandelt<br />

werden möge.<br />

Indien besitzt das Himalaja-Gebirge als Schutz <strong>und</strong> Schild, als seine<br />

Krone. Seine Bergkette ist das Zeichen der Majestät, der heiteren Ruhe,<br />

der Klarheit <strong>und</strong> der Höhen, welche der Mensch erklimmen muss.<br />

Im Himalaja entspringen die Flüsse Ganges, Yamuna <strong>und</strong> Sarasvati<br />

<strong>und</strong> fliessen durch das Land. Sie repräsentieren die Trinität<br />

1. der spirituellen Suche, Ganges,<br />

2. der geistigen Läuterung, Yamuna,<br />

3. der intellektuellen Klarheit, Sarasvati.<br />

48


<strong>Der</strong> Ganges trocknet niemals aus, er ist rein <strong>und</strong> führt viel Wasser <strong>und</strong><br />

kann alle Krankheitskeime abtöten. Solange der Ganges durch das<br />

Land fliesst, wird die indische Kultur lebendig <strong>und</strong> wirksam bleiben,<br />

auch sie wird niemals vertrocknen. 14.1.70, (21-129)<br />

In den Veden wird Vishnu auch Parama genannt. Es bedeutet Paramanu,<br />

das Atom: Er ist allgegenwärtig, so allgegenwärtig wie das<br />

Atom, das als Substanz <strong>und</strong> Substrat des Universums gef<strong>und</strong>en wird.<br />

Vishnu ist sowohl die Ursache als auch die Wirkung; denn nichts anderes<br />

gab es, als die Zeit begann. Das Eine wurde zu Vielem; die Vielen<br />

verschwinden <strong>und</strong> das Eine bleibt. 20.2.74, (23-33/34)<br />

Das W<strong>und</strong>er der Schöpfung besteht darin, dass alle Wesen <strong>und</strong> alle<br />

Materie bestimmten Regeln <strong>und</strong> Richtlinien folgen. <strong>Der</strong> Verwaltungsleiter<br />

der Schöpfung wird Brahma genannt. Die gesamte Abteilung<br />

der Schöpfung wird von Brahma regiert. Aber das Erschaffen allein ist<br />

nicht ausreichend. Es muss jemanden geben, der die Schöpfung<br />

nährt <strong>und</strong> sie bewahrt. Das wird von Vishnu, dem Beschützer, getan.<br />

Es sollte auch eine Situation geben, die Wandel <strong>und</strong> Wachstum erlaubt.<br />

Wo Erschaffung ist, sollte auch Zerstörung sein. Es gibt eine<br />

Kraft, welche die Regeln der Auflösung <strong>und</strong> Zerstörung erkennt <strong>und</strong><br />

durchsetzt <strong>und</strong> alles Geschaffene zu einem geeigneten Ende bringt.<br />

Dieses Prinzip wird Shiva (Ishwara) genannt. Dies sind die drei Prinzipien,<br />

die Schöpfung, Erhaltung <strong>und</strong> Zerstörung verursachen. Aber<br />

das sind nur Abteilungen. Es gibt jemanden, der über diese Abteilungen<br />

herrscht. Es gibt einen Ministerpräsidenten, der die anderen Minister<br />

ernennt. Das ist Brahman, das Göttlich-Absolute. Deshalb sind<br />

Brahma, Vishnu <strong>und</strong> Shiva (Maheshwara) Minister, aber es ist Gott,<br />

der Autorität über sie hat. (...)<br />

Es ist eine falsche Vorstellung, Brahma, Vishnu <strong>und</strong> Shiva als Götter<br />

anzusehen. Gott ist allgegenwärtig in der atomaren Form. Er ist kleiner<br />

als der Mikrokosmos, er ist das Herrlichste vom Herrlichen. Er ist<br />

der ewige Zeuge. Das Göttliche Selbst, Atman, ist das Atom, <strong>und</strong> das<br />

Atom ist Atman. Deshalb wird Gott auch Atman genannt. Atman, das<br />

Göttliche Selbst, ist alldurchdringend. Dieses Selbst herrscht über<br />

das gesamte Universum. Es ist der ewige Zeuge. (...)<br />

Ihr erntet die Früchte eurer eigenen Taten. <strong>Der</strong> Ablauf von Ursache<br />

<strong>und</strong> Wirkung - sei es, dass ihr die Frucht einer Handlung geniesst<br />

oder dass ihr die Folgen einer Handlung auslöscht oder dass ihr<br />

schlechte Ergebnisse in gute umwandelt - ist unter der Kontrolle von<br />

49


Brahma, Vishnu <strong>und</strong> Shiva. Was solltet ihr deshalb tun, um sie zu versöhnen<br />

<strong>und</strong> günstig zu stimmen? Ihr solltet das tun, was ihr heute getan<br />

habt: zuhören, Gotteslieder singen, ständig an Vishnu denken, die<br />

Füsse des Herrn verehren, Ehrerbietung <strong>und</strong> Anbetung darbringen,<br />

demütig dienen ... <strong>und</strong> in das Selbst Vertrauen haben.<br />

Ihr müsst heute Fre<strong>und</strong>schaft mit Brahma, Vishnu <strong>und</strong> Shiva entwikkeln.<br />

Wenn ihr mit ihnen Fre<strong>und</strong>schaft schliesst, werden eure Leiden<br />

gelindert. (...)<br />

Wo immer man hinschaut, herrscht Gott. Ihr versteht das nicht <strong>und</strong><br />

betet insgeheim auf verschiedene Weisen zu Gott. Aber in Wahrheit<br />

betet ihr nur zu den Abteilungsleitern <strong>und</strong> nicht zu Gott selbst. Dann<br />

nehmen die Verwalter das Bittgesuch an <strong>und</strong> richten ein Empfehlungsschreiben<br />

an Gott.<br />

Gott ist der ewige Zeuge. Er ist ohne Eigenschaft, ohne Form. Er kann<br />

nach Belieben jede Form annehmen. Obwohl er eigenschaftslos ist,<br />

ist er in allen Eigenschaften zu finden. (...) Die Göttlichkeit ist überall,<br />

in der Form <strong>und</strong> im Formlosen, in der Eigenschaft <strong>und</strong> im Eigenschaftslosen.<br />

(...)<br />

Warum zieht ihr einen Vergleich zwischen weltlichen Ministern <strong>und</strong><br />

der allgegenwärtigen Göttlichkeit? Weil Zeichen <strong>und</strong> Symbole ein integraler<br />

Bestandteil der Welt sind. (...)<br />

Ihr müsst noch ein anderes subtiles Geheimnis kennen. In Schöpfungsangelegenheiten<br />

müsst ihr euch an Brahma wenden, in Angelegenheiten<br />

der Erhaltung an Vishnu <strong>und</strong> in Angelegenheiten der Zerstörung<br />

an Shiva. Aber ein reines Herz, das voller Hingabe ist, kann<br />

direkt mit Gott Kontakt aufnehmen. Ihr müsst euch nicht erst an Minister,<br />

ihr könnt euch direkt an den Ministerpräsidenten wenden. Dieses<br />

Recht, an Gott unmittelbar heranzutreten, wird durch Ergebung,<br />

durch Hingabe erlangt. Es ist eine direkte Verbindung von Herz zu<br />

Herz, von Liebe zu Liebe. (...)<br />

<strong>Der</strong> Hoheitsbereich von Brahma, Vishnu <strong>und</strong> Shiva ist Erschaffung,<br />

Erhaltung <strong>und</strong> Zerstörung, aber es gibt eine Macht, die grösser ist als<br />

diese. Gott hat diese Macht inne, <strong>und</strong> er kann sich über die anderen<br />

Kräfte hinwegsetzen. Wie können die anderen Kräfte ausser Kraft gesetzt<br />

werden? Es geht nicht nur um eine Umwandlung, sondern um<br />

eine völlige Auslöschung von Wirkungen. (...)<br />

Karma existiert, aber Gott nimmt den Wirkungen des Karmas die Kraft<br />

weg. Er kann alles “verfallen” lassen. <strong>Der</strong>art ist die höchste Autorität<br />

Gottes. Er kann erschaffen, erhalten <strong>und</strong> zerstören. Deshalb übt Gott<br />

die höchste Macht über Erschaffung, Erhaltung <strong>und</strong> Zerstörung aus.<br />

50


Um diesen Gott zu erhalten, müsst ihr euch ihm ergeben. Nur wenn<br />

ihr euch ihm ergebt, habt ihr eine direkte Verbindung zu ihm. Solange<br />

ihr euch nicht ganz hingebt, verschwendet ihr eure Zeit damit, euch<br />

an Unterabteilungen zu wenden. Verschwendet keine Zeit. Zeit ist die<br />

Form Gottes. Zeit schluckt den Körper, aber Gott schluckt die Zeit.<br />

Diesem grossen Gott müsst ihr euch hingeben.<br />

Wenn ihr euch ganz hingebt, kann es geschehen, dass ihr in manchen<br />

Situationen, je nach Zeit, Kontext, Umgebung <strong>und</strong> Status, bestimmten<br />

Prüfungen ausgesetzt seid. (28.2.95)<br />

Um das Göttliche Prinzip der Schöpfung zu verstehen, solltet ihr bei<br />

eurer Mutter beginnen. Die Mutter erschafft ebenso. Es ist die Mutter,<br />

die euch allen die Geburt als Mensch ermöglicht hat. Deshalb wird gesagt:<br />

“Verehre deine Mutter als Gott.” <strong>Der</strong> Mutter sollte deshalb die<br />

Stellung des Schöpfergottes Brahma gegeben werden. (...)<br />

Als Nächstes ist es die Verantwortlichkeit des Vaters, sein Kind zu<br />

schützen <strong>und</strong> Sorge für seine Entwicklung zu tragen. Deshalb wird<br />

der Vater als Vishnu, als der Erhalter <strong>und</strong> Beschützer, angesehen,<br />

<strong>und</strong> deshalb sagt man: “Verehre den Vater als Gott.”<br />

In dieser Weise repräsentieren Mutter <strong>und</strong> Vater jeweils Brahma <strong>und</strong><br />

Vishnu. Sie spiegeln die Göttlichkeit wider.<br />

Als Nächstes kommt Shiva. Man sagt, dass er alles gibt, um das man<br />

ihn bittet. Er kann zu niemandem “nein” sagen. Eine solche Verkörperung<br />

der Wahrheit kann nirgendwo versteckt noch kann sie verändert<br />

werden, so sehr man es auch versuchen mag. (...)<br />

In dieser Welt, die von Brahma erschaffen <strong>und</strong> durch Vishnu erhalten<br />

wird, ist es allein Shiva, der den Menschen auf den rechten Weg<br />

bringt, um seine innewohnende Göttlichkeit zu verwirklichen.<br />

(23.11.95)<br />

51


II. OM - DER ALS TON INKARNIERTE GOTT


MEDITATION ÜBER DAS OM<br />

Krishna sagt: “Man muss <strong>beim</strong> Üben dieser Meditation Vorsicht walten<br />

lassen <strong>und</strong> Achtgeben, dass der Geist nur auf diese eine Sache<br />

konzentriert ist. Er sollte nicht verschiedene Ziele verfolgen. Er muss<br />

sich mit Liebe <strong>und</strong> Hingabe mit dem einen Höchsten verbinden. Für<br />

gewöhnlich wird die menschliche Liebe von unbedeutenden kurzlebigen<br />

Dingen festgehalten <strong>und</strong> verstrickt sich so in Rückschläge <strong>und</strong><br />

Sorgen. So muss die Liebe von solchen Gegenständen abgezogen<br />

<strong>und</strong> auf den Herrn konzentriert werden.<br />

Ich werde dir kurz sagen, worin Gottesliebe besteht, höre! Hingabe ist<br />

die vollkommene Gleichsetzung deiner mentalen Aktivität mit dem<br />

Ideal, auf welches die innige Zuneigung sich konzentriert.“<br />

Hier unterbrach Arjuna <strong>und</strong> fragte: „Wie ist das je möglich, o Herr?“<br />

„Es ist möglich, Arjuna. Beherrsche die Sinne, lass den Geist sich zurückziehen,<br />

soweit das immer möglich ist, <strong>und</strong> lass das Herz rein werden,<br />

lass den belebenden Atem sich in die höchste Region des Kopfes<br />

erheben, lass das Individuum in der Wahrheit des Höchsten<br />

Selbst gegründet sein, <strong>und</strong> lass in dem Augenblick, da der Atem den<br />

Körper verlässt, OM den einzigen Punkt sein, dem deine Aufmerksamkeit<br />

gilt - ein solcher Mensch kommt zu mir <strong>und</strong> verbindet sich mit<br />

mir; sein geistiges Streben wird dem meinen gleich“, sagte Krishna.<br />

Hier sollten die Leser ihre Aufmerksamkeit fest auf das richten, was<br />

der Herr zu Arjuna sagte. <strong>Der</strong> Herr sprach über die Beherrschung der<br />

Sinne, nicht über ihre Vernichtung. Beherrschung heisst: Unter dem<br />

eigenen Befehl stehend, dem eigenen Willen gehorchend. Zerstörung<br />

heisst: Verneinen des Tätigseins, völlige Untätigkeit. <strong>Der</strong> Herr sprach<br />

auch von allen Sinnen, nicht nur von einem oder zweien. <strong>Der</strong> Mensch<br />

muss alle Sinne unter seiner Kontrolle halten <strong>und</strong> sie nur dann benutzen,<br />

wenn der Zweck, zu dem sie erschaffen wurden, erfüllt werden<br />

soll. (...)<br />

Wieder fühlte Arjuna einen Zweifel in sich aufsteigen; wie kann, wenn<br />

die Sinne geb<strong>und</strong>en sind, das OM ausgesprochen werden? Krishna<br />

verstand das. Er selbst griff die Sache auf.<br />

„Arjuna! OM muss im Geiste <strong>und</strong> nicht durch den M<strong>und</strong> als Sinnesorgan<br />

ausgesprochen werden!“ Darauf stellte Arjuna eine weitere Frage,<br />

um sich von einem anderen Zweifel zu befreien. „Du sagtest, der,<br />

welcher den Namen Gottes wiederholt, sei ohne Sünde. Wenn aber<br />

die Wiederholung des Namens Gottes einen von der Sünde heilt, was<br />

ist dann mit der Befreiung? Augenscheinlich hat die Namensrezitation<br />

55


nicht die Macht, das zu bewirken. Die Namensrezitation wird einem<br />

nicht ermöglichen, den Herrn zu erfahren.“ <strong>Der</strong> Herr war froh, dass Arjuna<br />

diesen Zweifel erwähnte. „Arjuna! Deine Frage ist wichtig. Aber<br />

lass mich dir sagen: Man muss nicht gesondert <strong>und</strong> getrennt von anderen<br />

Zielen nach Befreiung streben. Wenn OM rezitiert wird <strong>und</strong><br />

wenn über die Bedeutung des OM, das heisst über den Herrn, meditiert<br />

wird, dann wird der Herr von dir erreicht. Mit anderen Worten:<br />

Dann bist du befreit.“ Arjuna beharrte auf seinem Einwand. Er fragte:<br />

„Herr! Ist es möglich, dass Namensrezitation beide Ergebnisse bewirkt?<br />

Es ist für dich natürlich leicht, das zu verkünden; aber wenn wir<br />

beginnen, dem Pfad der Namensrezitation <strong>und</strong> Meditation zu folgen,<br />

dann fangen auch die Sorgen an.“ Krishna erwiderte: „Aus genau diesem<br />

Gr<strong>und</strong> habe ich ganz am Anfang den Wert der Meditation erwähnt.<br />

Üben, ständiges Üben wird dir mit Sicherheit beide Ergebnisse<br />

bringen: Freisein von Sünde <strong>und</strong> Befreiung.” (2-122/124)<br />

56


OM<br />

Das Göttliche wird als „Das Eine ohne ein Zweites“ bezeichnet. Diese<br />

Bezeichnung gilt auch für das OM. Dieser eine Laut OM sagt aus,<br />

dass er identisch ist mit dem Göttlich-Absoluten. <strong>Der</strong> Laut OM repräsentiert<br />

das Absolute in vollem Umfang. <strong>Der</strong> Laut OM ist eine Kombination,<br />

bestehend aus dem Zusammenklang der drei Laute A, U <strong>und</strong><br />

M. <strong>Der</strong> Laut A allein ergibt nicht das OM, noch kann der Laut U oder<br />

das M zum OM werden. <strong>Der</strong> erste Laut A repräsentiert den Zustand<br />

des Wachseins <strong>und</strong> den materiellen Körper. <strong>Der</strong> zweite Laut U steht<br />

für den Traumzustand <strong>und</strong> den mental-feinstofflichen Körper. <strong>Der</strong> dritte<br />

Laut M wird mit dem Zustand des Tiefschlafes <strong>und</strong> dem spirituell-kausalen<br />

Körper in Verbindung gebracht. Das OM entsteht, wenn<br />

die drei Laute zusammenkommen <strong>und</strong> sich vereinigen. Wenn ihr wissen<br />

möchtet, was hinter dem OM steckt, dann müsst ihr versuchen,<br />

das Bewusstsein des materiellen Körpers im mental-feinstofflichen<br />

Körper <strong>und</strong> diesen im spirituell-kausalen Körper aufgehen zu lassen.<br />

Nur wenn ihr die drei in dieser Weise verbindet, könnt ihr wirklich die<br />

Seele, den göttlichen Teil des menschlichen Wesens, erfahren. Wenn<br />

der Laut A sich mit dem Laut U <strong>und</strong> dieser sich mit dem Laut M vereinigt,<br />

erhaltet ihr den vollkommenen Laut des OM. Ohne diese Verbindung<br />

kann das OM nie entstehen. Ebenso ist es mit den drei Bewusstseinszuständen.<br />

Nur wenn ihr in der Lage seid, Wachzustand,<br />

Traum <strong>und</strong> Tiefschlaf zu verbinden oder den materiellen, den mental-feinstofflichen<br />

<strong>und</strong> den spirituell-kausalen Körper eins werden zu<br />

lassen, habt ihr eine Chance, in die Sphäre der göttlichen Seele einzudringen.<br />

1972, (34-53/54)<br />

Die gemeinsame Basis für die materielle, die feinstoffliche <strong>und</strong> die<br />

kausale Welt ist die Schwingung kosmischer Urenergie. <strong>Der</strong> Laut dieser<br />

Schwingung wird in den heiligen Schriften als „OM“ bezeichnet.<br />

OM ist der einzige wirklich bedeutsame Laut. Von Zeit zu Zeit wurde<br />

die Frage erhoben, wer dazu berechtigt sei, den heiligen Laut OM zu<br />

äussern <strong>und</strong> wer nicht. Die Veden machen keine Unterschiede. Jedermann<br />

hat jederzeit das Recht dazu, denn das OM wird als universal<br />

<strong>und</strong> als lebendige Gr<strong>und</strong>lage der Veden anerkannt. Ohne diesen<br />

heiligen Laut wären die Veden leblos. Jeder Mensch, der sein Leben<br />

mit dem Laut OM auf den Lippen beschliesst, wird eins werden mit<br />

Gott. Die Bhagavadgita erklärt, dass der Laut OM heilig <strong>und</strong> die<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die ganze Schöpfung ist. Das OM formt sich deutlich<br />

57


aus drei Lauten: A, U <strong>und</strong> M. Dieser heilige Laut OM läuft wie ein Lebensfaden<br />

durch alle Puranas. 1974, (36-132)<br />

So wie „OM“ das verbale Symbol Gottes ist, so ist das „Linga“ die<br />

symbolische Form der Gottheit. Es ist nur eine Form. Alles sind nur<br />

Erscheinungsformen. Um die Zusammenhänge zu erkennen, müsst<br />

ihr mit diesen Erscheinungsformen spielen. Ihr könnt sonst das Wesen<br />

dieser Täuschung nicht erkennen. Gott wohnt dem Universum<br />

inne wie das Leben dem Ei. Das Küken füllt das ganze Ei aus, ebenso<br />

wie Gott die ganze Welt ausfüllt. Ich ziehe die Beschreibung: „Alles ist<br />

in ihm“ der Beschreibung: „Er ist in allem“ vor. Ihr alle seid in dieser<br />

Halle, aber diese Halle ist nicht in euch allen; nicht wahr? Ebenso ist<br />

es besser zu sagen: „Alle sind in ihm“, anstatt: „Er ist in allen“. Es ist<br />

die Täuschung der Erscheinungsformen, die den Menschen bindet<br />

<strong>und</strong> begrenzt. Alle spirituellen Übungen sind dazu bestimmt, sie zu<br />

überwinden. 7.2.59, (15-85)<br />

Die Erscheinung, die den Raum kennzeichnet, ist das Vorhandensein<br />

von Schwingungen. Am Anfang war das Wort! OM. Das Wort wurde<br />

Objekt, es wurde verkörpert, vergegenständlicht. 1976, (27-84)<br />

<strong>Der</strong> beste Lehrmeister ist die heilige Silbe OM, in der viele theologische,<br />

philosophische <strong>und</strong> mystische Symbole zusammengefasst<br />

sind. (...)<br />

OM ist der Urlaut, der dem Atem innewohnt. Jedesmal wenn ihr atmet,<br />

sagt ihr: „so'ham“; „so“, wenn ihr einatmet, <strong>und</strong> „ham“, wenn ihr<br />

ausatmet. Das bedeutet „Er-Ich“, <strong>und</strong> es festigt die Überzeugung in<br />

euch, dass Er, der diese äussere Welt ist, auch „Ich“, eure innere<br />

Welt, ist; das führt zur Erkenntnis der Einheit. Während des Tiefschlafes,<br />

wenn Sinne, Gehirn <strong>und</strong> Mentalfunktionen ruhen, werden das<br />

„Er“ <strong>und</strong> das „Ich“ nicht als getrennt wahrgenommen. „So“ <strong>und</strong> „ham“<br />

verblassen, <strong>und</strong> der Laut „so'ham“ verwandelt sich in OM. Das bedeutet,<br />

dass das Äussere <strong>und</strong> das Innere sich in der einen Wahrheit vereinen.<br />

Das OM hat auch noch andere Bedeutungen, <strong>und</strong> die OM-Meditation<br />

ist eine wertvolle spirituelle Disziplin für die Sucher nach der<br />

unvergänglichen Wirklichkeit. Sie gleicht den Strahlen der Sonne, deren<br />

sieben Farben in das farblose, gleissende Licht einmünden.<br />

Gottsucher haben mehr Nutzen, wenn sie am Anfang den Namen der<br />

von ihnen gewählten göttlichen Form zusammen mit dem OM wiederholen.<br />

Später können sie dann die Worte aufgeben, sich auf die Form<br />

58


konzentrieren, die durch den Laut dargestellt wird, <strong>und</strong> diesen Laut in<br />

das Göttliche Selbst verwandeln. Darauf bezieht sich der Satz in den<br />

Veden: „Brahma ist Stille, Abwesenheit von Laut.“<br />

Den Suchern nach dem innewohnenden Gott wird dauernde Wiederholung<br />

des OM <strong>und</strong> intensive Kontemplation über seine Bedeutung<br />

empfohlen. (...)<br />

<strong>Der</strong> Urlaut OM ist der Bogen, das wirkliche Selbst des Menschen der<br />

Pfeil <strong>und</strong> das Göttlich-Absolute das Ziel. <strong>Der</strong> Gottsucher muss also,<br />

so wie der Bogenschütze, unberührt von äusseren Einflüssen sein. Er<br />

muss seine ganze Aufmerksamkeit auf das Ziel richten, dann erfüllt<br />

ihn das Ziel <strong>und</strong> er wird selbst zu dem, worüber er meditiert. In den<br />

Upanishaden <strong>und</strong> anderen Heiligen Schriften wird der Urlaut OM auf<br />

verschiedene Weise erklärt. Darum kann dieser Laut, der den Menschen<br />

befreit, von jedem rezitiert werden, <strong>und</strong> alle dürfen darüber meditieren.<br />

Darüber besteht überhaupt kein Zweifel.<br />

Was der Mensch während seines Lebens erlebt, ist ungewiss, aber<br />

mit Sicherheit wird er dem Tod begegnen. Jeder muss sich auf diesen<br />

Zeitpunkt vorbereiten <strong>und</strong> eine innere Haltung annehmen, die ihm<br />

dann zugute kommt. (...) Deshalb muss jeder ernsthafte Schritte unternehmen,<br />

um sicherzustellen, dass seine Gedanken im letzten Augenblick<br />

seines Lebens auf das „OM“ gerichtet sind. „Wer mit diesem<br />

Gedanken stirbt, wird eins mit mir“, sagte Krishna.<br />

Wiederholt das OM in eurem letzten Augenblick, denn es wird gesagt,<br />

dass der Gedanke an Gott die Macht hat, Gott zu bewegen, die Bürde<br />

für euer Wohlergehen zu tragen <strong>und</strong> euch hier <strong>und</strong> im Jenseits ewiges<br />

Glück zu verleihen. Natürlich muss das lange geübt werden. Aber<br />

strenge spirituelle Disziplin <strong>und</strong> regelmässige Übungen werden es<br />

euch ermöglichen.<br />

Im menschlichen Körper gibt es sechs Nervenzentren, alle in der<br />

Form der Lotosblume. Jedem Blütenblatt der sechs Lotosblumen sind<br />

bestimmte Laute zugeordnet. Wie von dem Schwingungskörpern eines<br />

Harmoniums, so geht auch von jedem der Blütenblätter ein bestimmter<br />

Ton aus, wenn es bewegt wird. Wer über diese Feststellung<br />

nachdenkt, wird die Frage stellen: „Wie oder was bewegt diese Blütenblätter?“<br />

Die Kraft, welche die Bewegung hervorruft, ist die Urschwingung,<br />

der ungehörte, unvernehmbare Laut, der mühelos <strong>und</strong><br />

unabhängig vom bewussten Willen alles erfüllt. Das ist der Urlaut OM.<br />

Wie Perlen einer Kette, so sind alle Buchstaben <strong>und</strong> die Laute, die sie<br />

repräsentieren, an ihm aufgefädelt. Das ist die Bedeutung der Feststellung,<br />

dass er der Ursprung der Veden ist. Krishna lehrt, dass ihr<br />

59


euren Geist mit diesem Urlaut, der Gr<strong>und</strong>lage des ganzen Universums<br />

ist, verschmelzen sollt.<br />

<strong>Der</strong> Geist hat die Tendenz, sich mit dem zu vereinen, mit dem er in<br />

Berührung kommt; es verlangt ihn danach. Er ist immer unruhig <strong>und</strong><br />

rastlos. Aber durch ständige Übung kann er auf das OM ausgerichtet<br />

werden <strong>und</strong> lernen, sich mit ihm zu vereinen. (...) <strong>Der</strong> Mensch kann<br />

durch Übung das durch das OM vermittelte Glücksbewusstsein erfahren.<br />

Dieser Laut ist ein wichtiges Hilfsmittel zur Erlangung der Erkenntnis<br />

des Göttlich-Absoluten, welches der „Klang der Veden“ ist.<br />

Dieser ist nichts anderes als die Energie der Urschwingung OM.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong>e sagt der Herr, er sei die bewusste Lebenskraft<br />

des Menschen, ohne die es kein Menschsein gäbe. Wie stark auch<br />

die negativen Kräfte sein mögen, die aufgr<strong>und</strong> vergangener Existenzen<br />

vorhanden sind, sie müssen dennoch der Stärke weichen, welche<br />

das Selbst durch das erfolgreiche Bestehen der Abenteuer des Lebens<br />

verleiht. (...)<br />

Jedermann muss diese göttliche Lebenskraft nutzen, denn ohne sie<br />

ist kein Leben möglich. Leben ist kämpfen, streben, erreichen. Gott<br />

hat den Menschen erschaffen, damit er die göttliche Kraft anwende<br />

<strong>und</strong> den Sieg davontrage. Es ist nicht seine Absicht, den Menschen<br />

zum Verzehrer von Nahrung, zu einer Bürde für die Erde <strong>und</strong> zu einem<br />

Tier, das den Sinnen versklavt ist, werden zu lassen. Er hat nicht<br />

im Sinn, eine Horde von Müssiggängern <strong>und</strong> Faulenzern zu erschaffen,<br />

die harte Arbeit scheuen <strong>und</strong> so fett werden, dass sie haarsträubende<br />

Formen annehmen. Er hat den Menschen nicht mit der Idee erschaffen,<br />

dass er während seines Lebens seinen Schöpfer<br />

vergessen, sein wirkliches Selbst verneinen <strong>und</strong> sich wie ein Tier benehmen<br />

solle; dass er seine Intelligenz <strong>und</strong> sein Unterscheidungsvermögen<br />

vergeude, ohne dem Geber aller Gaben, die er annimmt <strong>und</strong><br />

deren er sich erfreut, auch nur die geringste Dankbarkeit zu zeigen!<br />

Das Rezitieren spiritueller Formeln <strong>und</strong> des Namens Gottes ist für jeden<br />

wichtig. Was bedeutet „Mantra“? „Ma“ kommt von „manana“, d.h.<br />

„Kontemplation“, <strong>und</strong> „tra“ ist „retten“. Mantra bedeutet also: „Das,<br />

was dich retten kann, wenn du darüber nachsinnst.“ Das Wiederholen<br />

eines solchen Mantras wird euch davor bewahren, in das weltliche<br />

Leben verwickelt zu werden, das Heimsuchung durch Tod, Leid <strong>und</strong><br />

Schmerz mit sich bringt. Von allen Mantras ist OM das höchste <strong>und</strong><br />

wirksamste. Es ist die Krone aller Mantras.<br />

Geht tapfer voran. Versucht, jeden Augenblick auf die eine oder andere<br />

Art mit dem Gedanken an Gott zu füllen. Wiederholt „so‘ham“ mit<br />

60


jedem Atemzug: „so“, wenn ihr einatmet, <strong>und</strong> „ham“, wenn ihr ausatmet.<br />

Wenn ihr das Ein- <strong>und</strong> Ausatmen vollendet habt, fühlt, dass „so -<br />

der Herr“ <strong>und</strong> „ham - Ich“ eins sind. Später wird nach langer Übung<br />

der Gedanke „Er“ <strong>und</strong> „Ich“ als zwei voneinander getrennte Wesen<br />

verschwinden. Die Laute „so“ <strong>und</strong> „ham“ verschmelzen zu O <strong>und</strong> M.<br />

Es wird also OM daraus. Wiederholt diesen Laut mit jedem Atemzug;<br />

das wird eure Bindung an den Kreislauf von Geburt <strong>und</strong> Tod lösen,<br />

denn das ist das Wiederholen des OM wie es in den Veden empfohlen<br />

wird. Diese Übung ist ein gutes Mittel, um die Gedanken dazu zu<br />

erziehen, nicht immer davonzulaufen. Richtet eure Gedanken immer<br />

auf den Herrn, dann werden sie nicht je nach Laune in alle Richtungen<br />

entfliehen. (...) Widmet euer Denken <strong>und</strong> Fühlen ganz seinem<br />

Dienst. Dann wird er euch davor bewahren zu fallen.<br />

Bharat (Indien) ist das Land, in dem jedermann „rati“ (Bindung) an<br />

„bha“ (Gott) hat. Heutzutage verlieren die Menschen allerdings das<br />

Verlangen nach dieser Bindung. Ihr mögt sagen: „Wir haben zu viel zu<br />

tun <strong>und</strong> keine Zeit.“ Nun, Ich glaube nicht, dass das wahr ist. Ich<br />

weiss, dass ihr trotz eines arbeitsreichen Tages Zeit habt, ins Kino zu<br />

gehen, zu schwätzen, Uneinigkeit zu stiften <strong>und</strong> an Streitigkeiten teilzunehmen.<br />

Darüber hinaus habt ihr noch Zeit für viele andere Ablenkungen,<br />

die zu eurem Elend beitragen. Es ist das Beste, wenn ihr<br />

euch von Leuten fernhaltet, die euch zu Handlungen dieser Art verleiten<br />

<strong>und</strong> euch dadurch schwächen <strong>und</strong> schaden. Verbringt jeden Morgen<br />

<strong>und</strong> jeden Abend ein paar Minuten in der Stille eures Andachtsraumes<br />

mit der grössten Macht, die es gibt. Seid in seiner<br />

erhebenden <strong>und</strong> inspirierenden Gesellschaft, betet ihn in euren Gedanken<br />

an, widmet ihm die Arbeit des heutigen Tages. Ihr werdet<br />

nach dieser Stille besser <strong>und</strong> mutiger sein als zuvor.<br />

Es gibt viele, die behaupten, dass nur einige wenige berechtigt seien,<br />

das OM zu rezitieren. Das ist nicht wahr. Diese falsche Behauptung<br />

kommt von denen, welche die Wahrheit nicht kennen. Sie entspringt<br />

einer irrigen Auffassung.(...)<br />

Kein Baum, der gerade als Sämling gepflanzt wurde, wird Früchte tragen.<br />

Ihr müsst ohne Unterbrechung die vorbereitenden Aufgaben erfüllen.<br />

Ohne Wachsamkeit <strong>und</strong> Ausdauer könnt ihr die Früchte nicht<br />

ernten. Bevor die Suchenden sich die Frage stellen können: „Wie<br />

werde ich geboren?“ müssen sie sich der Frage zuwenden: „Wie werde<br />

ich sterben?“ Darüber müssen sie sich klar sein, denn die Geburt<br />

hängt davon ab, wie der Tod stattgef<strong>und</strong>en hat. Erst kommt der Tod<br />

<strong>und</strong> dann die Geburt. Die Leute glauben, dass Menschen geboren<br />

61


werden, um zu sterben, <strong>und</strong> sterben, damit sie geboren werden können.<br />

Diese Auffassung ist falsch. Ihr seid auf diese Welt gekommen,<br />

damit ihr nicht wiedergeboren werden müsst. Das heisst: <strong>Der</strong> Mensch<br />

muss so sterben, dass er nicht wiedergeboren zu werden braucht.<br />

Wenn ihr einmal geboren seid, ist der Tod unvermeidlich. Vermeidet<br />

die Geburt, dann entgeht ihr dem Tod. 1976, (27-87/94)<br />

Das AUM des OM repräsentiert die Aussage des „OM tat sat“, nämlich:<br />

„Das ist die Wirklichkeit.“ „Ich bin die Wirklichkeit.“ „Die Wirklichkeit<br />

ist eins.“ Das OM ist die immer gegenwärtige innere Stimme, das<br />

Echo des göttlichen Rufes in der Tiefe eures Herzens. Lauscht in<br />

euch hinein <strong>und</strong> lasst euch von ihm freudig erregen. Das ist die innere<br />

Verehrung, die im rituellen Gottesdienst ihren Ausdruck findet. Denkt<br />

über das OM nach, seht es als Symbol der inneren Flamme, die während<br />

des Wachens, im Zwielicht des Traumes <strong>und</strong> im Schlaf der<br />

Nacht leuchtet. Wiederholt das OM langsam <strong>und</strong> werdet euch seiner<br />

gewaltigen inneren Kräfte bewusst. Das A entspringt der Kehle, das U<br />

rollt über die Zunge <strong>und</strong> das M endet auf den Lippen. Das OM, das<br />

sich aus AUM zusammensetzt, ist die Essenz aller Worte, die je über<br />

menschliche Lippen kommen können. Es ist der Urlaut, der das Universal-Absolute<br />

symbolisiert. Nach dem M muss eine ungehörte Resonanz<br />

erklingen, die das form- <strong>und</strong> eigenschaftslose Sein repräsentiert.<br />

<strong>Der</strong> anschwellende Ton des OM muss sich im M umkehren <strong>und</strong><br />

ebenso langsam abfallen wie er aufstieg, <strong>und</strong> schliesslich in das<br />

Schweigen eingehen, dessen Echo das innere Bewusstsein erfüllt.<br />

1976, (27-137/138)<br />

Das Rezitieren des OM <strong>und</strong> die Kontemplation über die Bedeutung<br />

dieser mystischen Silbe trägt dazu bei, die tobenden Wellen zu beruhigen.<br />

OM ist die Endsumme der vedischen <strong>Lehre</strong>n über das Göttliche:<br />

„OM - diese eine Silbe ist Gott.“ Das A hat seinen Ursprung in der<br />

Nähe des Nabels; das U fliesst durch die Kehle <strong>und</strong> über die Zunge<br />

<strong>und</strong> das M endet in den geschlossenen Lippen. Es muss so langsam<br />

wie möglich zu einem Crescendo anschwellen <strong>und</strong> langsam abklingen,<br />

bis nach dem M das Echo der Stille im Herzen schwingt. Die Folge<br />

der Töne <strong>und</strong> der Stille versinnbildlichen den Zustand des Wachens,<br />

Träumens <strong>und</strong> Schlafens <strong>und</strong> den vierten, der jenseits dieser<br />

drei liegt. 1976, (27-141)<br />

Wenn ihr in die Tiefe des Schweigens taucht, hört euch selbst, den<br />

62


kosmischen Urlaut, das OM, die Gr<strong>und</strong>schwingung des Lebens, welche<br />

das Universum erfüllt. Um diesen Laut hören zu können, müsst<br />

ihr so nahe wie möglich zum innersten Kern des eigenen Seins vordringen.<br />

1976, (27-143)<br />

Das spirituelle Abenteuer, der Sprung von der Dunkelheit ins Licht, erfordert<br />

aussergewöhnlichen Mut. Die Belohnung ist die Gnade Gottes.<br />

Alle, Frauen ebenso wie Männer, sind Kandidaten für dieses Abenteuer.<br />

Das Geschlecht ist nur ein Gewand, welches die Seele trägt,<br />

um ihre Rolle auf der Erde spielen zu können. Es hat keinen Einfluss<br />

auf das Leben des wirklichen Selbst, das ewig ist <strong>und</strong> sich auf der<br />

übersinnlichen Ebene abspielt. Männer <strong>und</strong> Frauen müssen ihr inneres<br />

Bewusstsein läutern, so dass sich das Göttliche in vollem Glanz<br />

darin spiegeln kann. (...)<br />

Das OM repräsentiert das Prinzip des „Das ist die Wahrheit“, des „OM<br />

tat sat“, des „Ich bin die Wahrheit“, des „Es gibt nur eine Wahrheit“. Es<br />

ist die immer gegenwärtige innere Stimme, das Echo der göttlichen<br />

Stimme in der Tiefe des Herzens. Lauscht <strong>und</strong> erschauert. Das ist die<br />

innere Anbetung, die in dem rituellen Gottesdienst ihren äusseren<br />

Ausdruck findet. Wie kann der Geist ausgeglichen <strong>und</strong> der Glaube unerschütterlich<br />

sein, wenn sich das Ego zügellos austobt? Kontempliert<br />

über das OM als das Symbol der inneren Flamme, welche die<br />

St<strong>und</strong>en des Wachens, das Zwielicht des Träumens <strong>und</strong> die Nacht<br />

des Tiefschlafs erhellt. Dann wird euch die Gnade des Herrn in reichem<br />

Masse zuteil. 22.11.70, (21-248)<br />

Gott (Brahman) bedeutet ebenfalls Klang, Stimme, Wort, Mantra. Und<br />

durch den Klang OM wie auch durch verschiedene andere heilige<br />

Formeln oder Mantras ist es dem Menschen möglich, den superfeinen<br />

Intellekt zu entwickeln, der notwendig ist, um das immanente <strong>und</strong><br />

transzendente Prinzip, das Brahman genannt wird, zu begreifen.<br />

Brahman bedeutet “brih” oder gross, das Grösste, das Weiteste. Es<br />

wird beschrieben als grösser als das Grösste, unermesslicher als das<br />

Unermesslichste. Das Universum ist der Körper Brahmans, der aus<br />

ihm hervorging, als der Wunsch, viele zu werden, in ihm entstand.<br />

Das Universum entstand, als Brahman das erste Wort aussprach.<br />

1974, (23-75)<br />

Das Symbol des Unendlichen, der Urenergie, ist das OM. In den Ve-<br />

63


den heisst es: „Das Unendlich-Absolute ist die eine unzerstörbare<br />

Schwingungsenergie des OM.“ Belebte <strong>und</strong> unbelebte Materie sind<br />

nichts anderes als Variationen des OM; sie erhellen sein Wesen, zeigen<br />

seine Möglichkeiten auf. (...)<br />

Von dem OM, das sich aus den Lauten A-U-M zusammensetzt, repräsentiert<br />

das A den Wachzustand, das U den Traumzustand <strong>und</strong> das<br />

M den Tiefschlaf. Für den, der nach spiritueller Wahrheit sucht, ist es<br />

wichtig, das OM bei allem, was er tut, im Geiste mitschwingen zu lassen.<br />

Die Urschwingung ist die alles erhaltende Kraft <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

das Ziel jeder Entwicklung. In der Schöpfung gibt es eine Entwicklung,<br />

die vom Grobstofflichen zum Transzendenten führt, bei der jede<br />

Stufe auf der vorangegangenen aufbaut. Sie führt von der Erde über<br />

das Wasser zum organischen Leben, dessen höchste Stufe der<br />

Mensch ist. Die Entwicklung setzt sich fort in der Sprache, dem geistigen<br />

Begriff, der göttlichen Intuition <strong>und</strong> führt zur Erkenntnis des OM.<br />

Diese acht Stufen - Erde, Wasser, Leben, Mensch, Sprache, Geist,<br />

Intuition, OM - werden gekrönt von der neunten, der höchsten Glückseligkeit.<br />

Diese letzte Stufe ist das Ziel des menschlichen Lebens.<br />

5.4.81, (25-66/67)<br />

64


III. GOTT VERKÖRPERT - AVATARE


Avatare<br />

Krishna sagte zu Arjuna: “Wenn man die Sonne im Spiegel sieht, so<br />

verliert sie weder ihren Status noch ihre Herrlichkeit. Sie ist unberührt.<br />

Ihre Herrlichkeit ist unvermindert. So bin auch ich in der Schöpfung<br />

widergespiegelt, <strong>und</strong> das vermindert in keiner Weise meine Herrlichkeit<br />

oder meinen Status. Ich bleibe der Allmächtige, bleibe allwissend,<br />

wie stets. Ich bin ungeboren, unsterblich. Menschenwesen werden<br />

als Resultat ihrer in vergangenen Leben erworbenen Verdienste oder<br />

Missetaten geboren. Vielleicht denkst du, dass das auch auf Avatare<br />

zutrifft. Nein. Für dich ist es eine Geburt aus Karma, für mich eine aus<br />

göttlichem Spiel. Die Gebete der Guten sind der Gr<strong>und</strong> für meine Geburt.<br />

Auch die Untaten der Bösen sind ein Gr<strong>und</strong> dafür! (...)<br />

Die Avatare haben kein Verdienst oder Verschulden in früheren Inkarnationen<br />

angesammelt, für die sie wie gewöhnliche Sterbliche in diesem<br />

Leben zu zahlen hätten. Bei ihnen ist es ein göttliches Spiel, eine<br />

Geburt, die sie auf sich genommen haben. Das Gutsein der Guten<br />

<strong>und</strong> die Verderbtheit der Schlechten stellen die Gründe dar für das Erscheinen<br />

des Herrn. (...) Das Ergebnis des Kommens des Herrn ist,<br />

dass die Guten glücklich sein <strong>und</strong> die Bösen leiden werden. <strong>Der</strong> Avatar<br />

jedoch empfindet weder Freude noch Leid, selbst wenn er in den<br />

Körper, den er angenommen hat, eingeschlossen ist. <strong>Der</strong> Avatar ist<br />

nicht aus den fünf Elementen zusammengesetzt; er ist spirituell <strong>und</strong><br />

nicht materiell; er kann niemals vom Egoismus oder einem Gefühl von<br />

,mein’ <strong>und</strong> ,dein’ verwirrt werden. Er ist unberührt von der Täuschung,<br />

die aus der Unwissenheit geboren wird. Obgleich die Menschen einen<br />

Avatar als nur menschlich missverstehen mögen, berührt das doch<br />

nicht die Natur der Verkörperung. Sie ist einer Aufgabe wegen gekommen,<br />

<strong>und</strong> sie hat sich verpflichtet, sie durchzuführen.” (2-55/56)<br />

Es gibt Gurus, deren Grösse die der gelehrten Meister weit übertrifft.<br />

Das sind die Avatare, Gottes Inkarnationen in menschlicher Form. Allein<br />

durch ihr Wollen übertragen sie den Segen spiritueller Kraft. <strong>Der</strong><br />

Geringste unter den Menschen wird durch ihre göttliche Macht auf die<br />

Stufe der Vollkommenheit erhoben. Diese Grossen sind die <strong>Lehre</strong>r aller<br />

<strong>Lehre</strong>r, die Gurus aller Gurus. Sie sind die höchsten Manifestationen<br />

Gottes in menschlicher Form.<br />

<strong>Der</strong> Mensch kann sich Gott nur in menschlicher Form vorstellen. Als<br />

Antwort auf die Gebete guter Menschen erscheint Gott als Avatar in<br />

menschlicher Form, weil sie ihn nur auf diese Weise wirklich erfahren<br />

67


können. Menschen sind nicht fähig, sich irgendeine Form Gottes vorzustellen,<br />

die über die menschliche hinausgeht. Deshalb können sie<br />

die Wirklichkeit Gottes nicht wahrnehmen, bevor sie eine Ebene erreicht<br />

haben, die über <strong>und</strong> jenseits der menschlichen liegt. Oberflächliche<br />

Untersuchungen mit einem Verstand, der nicht von Weisheit<br />

durchdrungen ist, sind vollkommen wertlos. Wenn ihr hört, wie jemand<br />

in einem Vortrag geringschätzig über Avatare spricht, dann<br />

fragt den Redner: „Mein Herr, kennen Sie die Bedeutung der Worte<br />

‘Allwissenheit’, ‘Allmacht’ <strong>und</strong> ‘Allgegenwart’?“ Die Vorstellungsfähigkeit<br />

des Menschen beschränkt sich auf die materielle Welt, die er mit<br />

den Sinnen wahrnimmt. Er kann deshalb diese Begriffe nicht verstehen.<br />

<strong>Der</strong> Redner weiss nicht mehr darüber als jeder gewöhnliche, ungebildete<br />

Mensch. Obwohl ihnen die Gedankenwelt dieser unendlichen<br />

Weiten verschlossen ist, schaffen solche Redner durch ihre<br />

<strong>Lehre</strong>n Unruhe <strong>und</strong> Verwirrung.<br />

Spirituelle Bildung ist in Wirklichkeit die Erfahrung der Wahrheit, die<br />

Wahrnehmung der Wahrheit. Das Anhören erbaulicher Reden darf<br />

nicht mit der Erfahrung der Wahrheit verwechselt werden. Diese Erfahrung<br />

wird nur im Heiligtum des innersten Selbst gemacht.<br />

So wie der Mensch geschaffen ist, erlaubt ihm seine Natur nur, Gott<br />

als Menschen zu sehen. Daran ist nichts zu ändern. (...) <strong>Der</strong> Mensch<br />

sich kann das Göttliche Prinzip nur als kosmischen Herrn mit menschlichen<br />

Gliedmassen <strong>und</strong> menschlichen Eigenschaften vorstellen. (7-<br />

31/32)<br />

Mit dem Wort “Dienen” verbindet ihr im Allgemeinen den Begriff niedriger<br />

Arbeit, die von Dienstboten ausgeführt wird. Diese Assoziation<br />

ist nicht richtig. Wenn ihr an “Dienen” denkt, müsst ihr euch daran erinnern,<br />

dass Gott selbst der Welt viele Dienste erweist. Euch ist der<br />

Begriff des Avatars bekannt. Als Avatar nimmt Gott menschliche Gestalt<br />

an, um die Göttliche Ordnung wieder aufzurichten <strong>und</strong> der Rechtschaffenheit<br />

zu Ansehen zu verhelfen. Das ist ein Dienst an der Welt.<br />

1973, (35-62)<br />

Nur wenn Gott als Avatar unter die Menschen kommt, kann er ihnen<br />

nahe sein <strong>und</strong> ihnen ein Beispiel geben. <strong>Der</strong> Avatar zeigt ihnen, wie<br />

die Beziehung zwischen Mensch <strong>und</strong> Mensch sein sollte. Dadurch,<br />

dass Gott als Avatar menschliche Gestalt annimmt, kann er den Menschen<br />

ein Beispiel geben, wie sie sich in bestimmten Lebenslagen zu<br />

verhalten haben, <strong>und</strong> ihnen helfen, ihre eigenen Erfahrungen zu ma-<br />

68


chen. So hat Gott auch als Rama menschliche Form angenommen<br />

<strong>und</strong> Situationen geschaffen, durch die der Mensch lernen kann, wie<br />

wichtig es ist, sich an die Göttliche Ordnung zu halten. 1977, (37-9/<br />

10)<br />

In der Vergangenheit war die Voraussetzung nicht gegeben, dass ein<br />

Avatar der Welt verkünden konnte, für welchen Zweck er gekommen<br />

sei. Alles war hinter dem Schleier weltlicher Ereignisse verborgen. (...)<br />

<strong>Der</strong> Mensch hat sich so in den Schleier seiner eigenen Vorstellung<br />

von der Welt verwickelt, <strong>und</strong> er kann sich nicht davon befreien. Er hat<br />

vergessen, wer er wirklich ist, <strong>und</strong> kann deshalb das ewig-absolute,<br />

allem innewohnende Göttliche Prinzip nicht erfassen. Wenn es anders<br />

wäre, gäbe es für dieses Göttliche Prinzip überhaupt keinen<br />

Gr<strong>und</strong>, sich als Avatar zu manifestieren. Alles, was existiert, ist in<br />

Wirklichkeit nur das Eine, das ihr als Vielfalt erfahrt. Was wirklich ist,<br />

ist das Licht göttlicher <strong>Offenbarung</strong>. Dieses göttliche Licht erstrahlt als<br />

das wirkliche Selbst in euch. (...)<br />

In euch brennt, wie ihr wisst, das göttliche Licht. Dieses ist mit dem<br />

Körper, der mit den fünf Sinnen ausgestattet ist, zugedeckt. Darüber<br />

liegt dann noch eine dicke Decke, die aus weltlichen Wünschen besteht.<br />

Wenn ihr die Decke entfernt, d.h. wenn ihr alle Wünsche aufgebt,<br />

könnt ihr das eine göttliche Licht in euch erkennen. Dieses Licht<br />

in euch ist euer wirkliches Selbst. Dieses wirkliche Selbst ist die Verkörperung<br />

der Glückseligkeit, die euch nur auf die eben beschriebene<br />

Weise zur Erfahrung werden kann. 1977, (37-45/46)<br />

Es macht Gott nichts aus, wenn er verleumdet wird, doch er ist betrübt,<br />

wenn seine Devotees angegriffen werden. Gott hat keine Eigenschaften;<br />

er steht darüber <strong>und</strong> wird nicht von ihnen berührt. Obwohl<br />

Gott Form annimmt, dürft ihr nicht glauben, dass er eine bestimmte<br />

Form hat. Gott ist allgegenwärtig, <strong>und</strong> das ist die Wahrheit. (...)<br />

Gott hat überhaupt keine Eigenschaften <strong>und</strong> ist deshalb allgegenwärtig.<br />

Wenn schon der Äther, der noch als Schwingung wahrgenommen<br />

werden kann, überall gegenwärtig ist, dann ist Gott, der gar keine Eigenschaften<br />

besitzt, auf jeden Fall allgegenwärtig. Man mag sich hier<br />

fragen: „Wie ist es möglich, dass Gott, der selbst keine Eigenschaften<br />

besitzt, in allem, was Eigenschaften hat, gegenwärtig ist?“ Wenn gesagt<br />

wird, Gott sei überall, muss er doch auch in dem sein, was Eigenschaften<br />

hat. (...)<br />

Die Menschen jedoch können den formlosen Gott nicht leicht erken-<br />

69


nen. So nimmt er menschliche Form an <strong>und</strong> lebt in der Welt. Auf diese<br />

Weise kann Gott den Menschen den Weg zeigen, dem sie folgen sollen.<br />

1977, (37-52/53)<br />

Wenn dem Menschen heute gesagt wird, die menschliche Natur sei<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich verschieden vom Wesen Gottes, werden dadurch diese<br />

Unterschiede geschaffen. Da der Mensch nicht über das notwendige<br />

Unterscheidungsvermögen verfügt, glaubt er, diese Unterschiede seien<br />

wirklich vorhanden. Aber der Mensch ist Gott, die Menschen sind<br />

göttlich. Es ist unvermeidlich, dass der Mensch das wird, was er seinem<br />

innersten Wesen nach ist, nämlich göttlich, <strong>und</strong> dass das Göttliche<br />

Mensch wird, indem es sich als Avatar manifestiert. Auf der Vereinigung<br />

von Mensch <strong>und</strong> Gott beruht die ganze Schöpfung. 1977,<br />

(37-116)<br />

Welch ein Privileg ist es, in Indien geboren zu sein! Hier erscheint Gott<br />

wieder <strong>und</strong> wieder als Avatar <strong>und</strong> erklärt den Menschen, die hier leben,<br />

das Wesen des Göttlichen. Er behandelt sie als Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />

Verwandte. Seid ihr euch dieser Tatsache bewusst? 1977, (37-146)<br />

Die Bürger Indiens sind daran gewöhnt, die Inkarnationen Gottes als<br />

Personen zu verehren <strong>und</strong> anzubeten. Aber sie haben nicht gelernt,<br />

sie zu verstehen. Sie glauben daran, dass Gott in menschlicher Form<br />

geboren wird, <strong>und</strong> sie verehren sowohl Rama als auch Krishna als<br />

Avatar. Aber sie haben nicht verstanden, dass der Avatar auch die<br />

Idealgestalt eines Menschen ist. Diese göttlichen Inkarnationen werden<br />

als Vorbilder in die menschliche Gesellschaft geboren. Die Menschen<br />

werden sie erst von dem Augenblick an verstehen können, in<br />

dem sie ihrem Beispiel folgen. Wie kann aber der schwache Mensch,<br />

der nicht einmal sich selbst erkennt, das Wesen des Göttlichen verstehen?<br />

Nur wenn er Rama, Krishna usw. als menschliche Idealgestalten<br />

ansieht <strong>und</strong> sich ein Beispiel an ihnen nimmt, wird seine Verehrung<br />

ihrem göttlichen Wesen gerecht.<br />

Heute verehrt ihr die Avatare in Statuen <strong>und</strong> Bildern, aber ihr folgt<br />

nicht den Idealen, die sie aufgestellt haben. Da ihr gelernt habt, dass<br />

der Avatar mit dem Göttlich-Absoluten identisch ist, solltet ihr auch akzeptieren,<br />

dass man den Idealen, die er aufzeigt, folgen muss.<br />

Ihr verehrt einen Avatar <strong>und</strong> betet ihn an, aber leider folgt ihr seinen<br />

Anordnungen <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong>n nicht. Ihr beachtet sie einfach nicht. Diese<br />

Art der Verehrung, die sich nicht im täglichen Leben auswirkt, ist Heuchelei<br />

<strong>und</strong> keine Frömmigkeit. 1977, (37-157)<br />

70


Avatare geben selten einen direkten Rat. Was sie mitteilen möchten,<br />

übermitteln sie in der Regel durch indirekte Vorschläge <strong>und</strong> nur selten<br />

in der Form einer direkten Unterweisung. Das ist so, weil sich die jedem<br />

Menschen innewohnende Göttlichkeit in jedem Augenblick manifestieren<br />

kann, wenn günstige Voraussetzungen vorhanden sind,<br />

ebenso, wie ein keimfähiges Samenkorn nur dann spriessen <strong>und</strong> entsprechend<br />

seiner ihm innewohnenden Natur zu einem Baum heranwachsen<br />

kann, wenn die Umstände zur Entfaltung seines Potentials<br />

vorhanden sind. <strong>Der</strong> Mensch soll befähigt werden, sich kraft eigenen<br />

Strebens selbst zu korrigieren, indem ihm nur Hinweise gegeben werden;<br />

er soll jedoch nicht in seiner Freiheit <strong>und</strong> Würde durch von aussen<br />

auferlegte Weisungen eingeengt werden. Kurz gesagt, die beste<br />

Maxime, Menschen sowohl in weltlichen wie auch in spirituellen Dingen<br />

zu helfen, heisst: „Hilf ihnen, sich selbst zu helfen“ oder: „Selbsthilfe<br />

ist die beste Hilfe“. 1990, (40-72)<br />

<strong>Der</strong> Avatar kommt, solange es noch einige gute Menschen gibt, solange<br />

noch eine Spur der Göttlichen Ordnung vorhanden ist, denn<br />

was nützt der Arzt, wenn der Patient gestorben ist? Wenn unter den<br />

guten Menschen die Furcht um sich greift, dass das Gute in der Welt<br />

sich nicht behaupten kann, dann nimmt der Herr Form an, um ihnen<br />

neue Kraft zu geben <strong>und</strong> ihren Mut <strong>und</strong> Glauben wiederzubeleben.<br />

14.1.62, (16-88/89)<br />

Krishna, der Avatar, war eine vollständige Inkarnation mit allen 16 Facetten<br />

der Herrlichkeit. Von den 16 Facetten des Rama-Avatars hatte<br />

jeder seiner drei Brüder eine, <strong>und</strong> der Zeitgenosse Parashurama<br />

auch eine, bis ihn Rama traf, überwältigte <strong>und</strong> den Anteil göttlicher<br />

Macht, den dieser besass, in sich aufnahm. Andere Inkarnationen<br />

dienten besonderen Aufgaben wie der Unterdrückung des Übels, das<br />

von einer schlechten Person oder Gruppe repräsentiert wurde. Die<br />

Avatare Rama <strong>und</strong> Krishna dagegen dienten mehr allgemeineren<br />

Zwecken, wie der Aufgabe, Rechtschaffenheit wiederherzustellen<br />

<strong>und</strong> das tugendhafte Leben zu fördern, aber auch, um die Gottlosen<br />

zu bestrafen <strong>und</strong> die Welt zu lehren, dass Unrecht keinen Bestand<br />

hat. (...)<br />

Vor jeder Inkarnation erscheinen auch zwei Wegbereiter für die Aufgabe,<br />

wegen der die Inkarnation stattfindet: die göttliche Kraft der<br />

Täuschung (maya) <strong>und</strong> Yoga, selbstloses Tun. Die Täuschung<br />

kommt als die ältere Schwester, um die Bösen zu warnen, <strong>und</strong> Yoga<br />

71


als der ältere Bruder <strong>und</strong> ständige Begleiter, der Begeisterung verbreitet.<br />

(...)<br />

Aber heute, im Eisernen Zeitalter, müssen die Gottlosen durch Liebe<br />

<strong>und</strong> Erbarmen umgeformt <strong>und</strong> erneuert werden. Das ist der Gr<strong>und</strong>,<br />

warum dieser Avatar unbewaffnet erschienen ist. Er kam mit der Botschaft<br />

der Liebe. Die einzige Waffe, welche die Gemeinen <strong>und</strong> Boshaften<br />

umzuwandeln vermag, ist der mit Liebe ausgesprochene<br />

Name des Herrn. <strong>Der</strong> Name des Herrn verbreitet den Duft göttlicher<br />

Herrlichkeit. Wenn er im Geiste bewegt wird, verwandelt er diesen zu<br />

einem Instrument, das den Menschen von der Täuschung befreit, der<br />

er unterliegt. (...)<br />

In dem tiefen, stillen See des Gemüts eines jeden Menschen lauert<br />

eine giftige Kobra mit sechs Köpfen: Lust, Zorn, Habgier, Bindung,<br />

Hochmut <strong>und</strong> Hass. Sie infiziert die Luft <strong>und</strong> vernichtet alle, die sich<br />

ihr nähern. Wenn sie in die Tiefen hinabtaucht, zwingt sie der Name<br />

des Herrn, an die Oberfläche zu kommen, so dass sie vernichtet werden<br />

kann. (...)<br />

Wie alle Avatare, so offenbarte Krishna der Welt seine Ankunft Stück<br />

um Stück <strong>und</strong> Schritt für Schritt. Jedesmal überprüfte er auf diese<br />

Weise, wie weit die Menschen die Realität annehmen würden; die<br />

Zeichen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er dienten damals wie heute dazu, den Avatar zu<br />

verkünden. (...)<br />

Alle Avatare lehren das Aufgeben von Bindungen als ersten Schritt<br />

auf dem langen Weg der spirituellen Übung. (...)<br />

In jedem Zeitalter kommt der Avatar des Herrn, um euch zu erlösen,<br />

wiederzubeleben <strong>und</strong> wieder aufzurichten. In der gegenwärtigen Zeit<br />

sind die grosse göttliche Kraft, die das Universum erhält <strong>und</strong> ernährt,<br />

die Kraft der Täuschung, die bezaubert, <strong>und</strong> die Kraft der Tat miteinander<br />

in einer einzigen menschlichen Form gekommen. Euer Bemühen<br />

sollte es sein, ihn in eure Nähe zu ziehen <strong>und</strong> Gnade von ihm zu<br />

erlangen. 28.7.67, (20-55/58)<br />

Die Inkarnationen Gottes haben ihre Aufgabe immer erfüllt. Die Göttliche<br />

Ordnung ist immer vollständig wiederhergestellt worden. Die<br />

Avatare verhalfen der Wahrheit erneut zum Durchbruch. Denn, wie<br />

die Veden verkünden, gibt es keine höhere Göttliche Ordnung als die<br />

Wahrheit. Wahrheit wird verhüllt, entstellt <strong>und</strong> es wird gesagt, sie<br />

schwinde dahin. <strong>Der</strong> Avatar sichert deshalb aufs Neue ihre Gültigkeit<br />

<strong>und</strong> ihren Wert. Gott ist Wahrheit, die Guten suchen die Wahrheit; die<br />

Schlechten werden durch die Wahrheit gerettet. Wahrheit befreit,<br />

72


Wahrheit ist Macht, Wahrheit ist Freiheit. Sie ist die Lampe, die das<br />

Herz erleuchtet <strong>und</strong> Zweifel <strong>und</strong> Dunkelheit vertreibt. Wahrheit ist die<br />

Herrlichkeit Gottes. Heisst Gott in eurem Herzen willkommen. Lasst<br />

seinen Einzug die Erfüllung eures Sehnens sein. Wer sich in Gedanken<br />

immer mit Gott befasst, darf als Brahmane angesehen werden;<br />

wer sich in Gedanken immer mit seiner Haut <strong>und</strong> allem, was darunter<br />

steckt, befasst, kann nur als ein Gerber, der Leder <strong>und</strong> Häute bearbeitet,<br />

angesehen werden! 29.7.69, (21-58/59)<br />

Alle, die einen Körper annehmen, sind Avatare, d.h. Herolde des<br />

Göttlichen, Manifestationen Gottes. Was ist dann das Besondere an<br />

Rama, Krishna, Buddha <strong>und</strong> Christus? Warum feiert ihr deren Geburtstage<br />

mit solch ehrfürchtiger Begeisterung? Das Besondere ist:<br />

Sie sind sich dieser Tatsache bewusst, ihr seid euch des Göttlichen,<br />

das die Wahrheit ist, nicht bewusst. Bewusstheit bringt Gnade, Ruhm,<br />

Majestät, Macht <strong>und</strong> Glanz mit sich. Bewusstheit schenkt Befreiung<br />

von Fesseln, von Zeit, Raum <strong>und</strong> Kausalität, Schlafen, Träumen <strong>und</strong><br />

Wachen. Für euch ist Schlaf eine Fiktion, Traum eine Täuschung <strong>und</strong><br />

Wachsein ein Wirbelsturm. Avatare sind immer wachsam, bewusst,<br />

erleuchtet. 23.11.72, (22-138/139)<br />

Sind alle, die in einem Körper leben, an ihren Körper <strong>und</strong> die dazugehörigen<br />

Sinne usw. geb<strong>und</strong>en? Gott als Avatar hat doch auch einen<br />

Körper, <strong>und</strong> wenn man ihn einhergehen sieht, gleicht er allen anderen<br />

Menschen. Aber da ist ein gr<strong>und</strong>sätzlicher Unterschied. Gott in der<br />

Form, der Avatar, ist unbeteiligt <strong>und</strong> unberührt. Er ist frei von gegensätzlichen<br />

Empfindungen, von dualistischem Denken. <strong>Der</strong> gewöhnliche<br />

Mensch sehnt sich nach Resultaten. Das Ego-Prinzip ist menschlich,<br />

das Brahman-Prinzip göttlich. Ihr könnt das nicht so ohne<br />

weiteres verstehen. Dazu braucht ihr Erfahrung. <strong>Der</strong> Avatar hat kein<br />

Verlangen, keinen Egoismus; er ist immer gleichbleibende Gott-Bewusstheit.<br />

(...)<br />

<strong>Der</strong> Avatar sieht aus wie jeder andere Mensch. Er ist ausgestattet mit<br />

Körper, Geist, Sinnen usw. Aber beachtet die grossen Unterschiede<br />

im Denken <strong>und</strong> Fühlen! <strong>Der</strong> Avatar ist das Totale, das Allumfassende,<br />

das Vollständige. Im Vergleich zu ihm erscheint der Mensch gering,<br />

kleinlich <strong>und</strong> negativ. Aber das Göttliche existiert im Menschen als innerster<br />

Kern, der sich als Glücksbewusstsein manifestieren kann. Ihr<br />

beachtet nur den äusseren Putz des Wissens; ihr transformiert die<br />

tiefsitzenden Instinkte <strong>und</strong> Impulse nicht, die ihr von euren tierischen<br />

Vorfahren ererbt habt. (...)<br />

73


Aus diesem Gr<strong>und</strong> nimmt Gott als Avatar Form an <strong>und</strong> verleiht der<br />

Menschheit die Fähigkeit, zwischen richtig <strong>und</strong> falsch, zwischen<br />

Wahrheit <strong>und</strong> Unwahrheit zu unterscheiden. <strong>Der</strong> Avatar hilft den Menschen<br />

durch sein Vorbild <strong>und</strong> Beispiel. Die Heiligen Schriften erinnern<br />

immer wieder daran, dass das Leben kurz ist. Deshalb gibt die Bhagavadgita<br />

den Rat, sich drei Tatsachen zu merken:<br />

1. Als Mensch geboren zu werden, ist ein wertvolles Geschenk.<br />

2. Das Sehnen nach Gotterkenntnis bedeutet ein weiteres Glück<br />

für den Menschen.<br />

3. Das grösste Glück aber ist es, in der Gegenwart Gottes zu sein,<br />

ihm dienen <strong>und</strong> seine göttlichen Befehle ausführen zu dürfen.<br />

12.8.82, (25-189/190)<br />

Was ist ein Avatar? Gott, der auf Erden erscheint, von tiefer Liebe erfüllt<br />

für die Menschen in aller Welt. Göttliche Bewusstheit in menschlicher<br />

Form. 1.9.82, (25-192)<br />

Jeder muss erkennen, das er die Verkörperung des Göttlichen ist. Ihr<br />

mögt über die Avatare Rama <strong>und</strong> Krishna sprechen. Aber euer gegenwärtiger<br />

Avatar ist nicht weniger bedeutsam. All jene Avatare kamen,<br />

um der Menschheit zu sagen, das alle menschlichen Wesen<br />

Avatare (Verkörperungen des Göttlichen) sind. Da sie Geburt angenommen<br />

haben, sollten die Menschen sich wie Verkörperungen der<br />

Göttlichkeit - wie Wesen, in denen der göttliche Geist wohnt - verhalten.<br />

Eure spirituelle Wirklichkeit anerkennend, solltet ihr in diesem<br />

Geiste leben. (28.3.96)<br />

Es ist die Aufgabe jeder Verkörperung der Göttlichkeit, die Herrschaft<br />

von Wahrheit <strong>und</strong> Rechtschaffenheit herzustellen <strong>und</strong> alles, was übel,<br />

falsch <strong>und</strong> nicht rechtschaffen in der Welt ist, zu verbannen <strong>und</strong> der<br />

Menschheit zu helfen, ihre Göttlichkeit zu offenbaren. (...)<br />

Es ist nicht leicht, die tieferen Beweggründe grosser Menschen oder<br />

die Motive <strong>und</strong> Handlungen der Avatare zu verstehen. Das Wirkungsspektrum<br />

der Avatare ist unendlich weit. Verglichen damit sind die Fähigkeiten<br />

gewöhnlicher Menschen minimal. Wie kann das Atom die<br />

Unendlichkeit erfassen? Kann eine Ameise die Tiefe des Ozeans ermessen?<br />

Das ist unmöglich. So ist auch das Wesen der Göttlichkeit<br />

jenseits des menschlichen Verständnisses. (15.5.96)<br />

74


Wenn ihr ein ideales menschliches Leben führen wollt, müsst ihr dem<br />

Beispiel der Avatare folgen. Avatare können menschliche Form annehmen.<br />

Doch dieses Phänomen sollte euch nicht irreleiten. Avatare<br />

können zwar in menschlicher Form erscheinen, trotzdem solltet ihr<br />

euch nicht mit ihnen gleichsetzen. Die physische Form scheint zwar<br />

ähnlich zu sein, doch gibt es einen gr<strong>und</strong>legenden Unterschied. (...)<br />

Gott erscheint in menschlicher Form, weil der Mensch vom Pfad der<br />

Rechtschaffenheit abgewichen ist. Um die Menschen zu bessern <strong>und</strong><br />

sie auf den rechten Weg zurückzubringen, muss Gott als Mensch erscheinen.<br />

Vögel, Säugetiere <strong>und</strong> Insekten leben gemäss ihrer spezifischen<br />

Art. Sie benötigen keine Avatare. Nur der Mensch hat heute<br />

jede Rechtschaffenheit abgelegt, seinen göttlichen Kern vergessen<br />

<strong>und</strong> sein Menschsein herabgesetzt. Um diesen Zustand der Menschen<br />

zu ändern, muss Gott in menschlicher Form erscheinen. Es ist<br />

die Aufgabe des Avatars, die Guten zu beschützen, die Irregeleiteten<br />

zu korrigieren <strong>und</strong> die Bösen zu bestrafen. (20.5.96)<br />

75


DIE GÖTTLICHE MENSCHWERDUNG<br />

SATHYA SAI BABAS<br />

Als ich in Uravakonda die Schule besuchte, warf ich eines Tages die<br />

Bücher beiseite <strong>und</strong> erklärte, dass mein Werk auf mich wartet. (...) An<br />

jenem Tag, als ich mich öffentlich als <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> erklärte, verliess ich<br />

das Haus des Pandits, in dem ich lebte, ging in einen Garten <strong>und</strong> lehrte<br />

die dort versammelte Gruppe das erste Lied:<br />

76<br />

Singe mit Verehrung im Herzen<br />

zu Füssen des göttlichen <strong>Lehre</strong>rs,<br />

denn es ist schwierig,<br />

das Meer des Lebens <strong>und</strong> des Todes<br />

zu durchqueren.<br />

(Manasa bhajare guru caranam dustara bhava sagara taranam).<br />

Ich rief alle jene auf, die diesen endlosen Kreislauf von Geburt <strong>und</strong><br />

Tod erleiden, in Anbetung zu Füssen des Gurus, des göttlichen <strong>Lehre</strong>rs,<br />

zu sitzen, der erklärt hat, dass er wiedergekommen ist, um die<br />

Bürde derer auf sich zu nehmen, die Zuflucht zu ihm nehmen. Das<br />

war meine erste Botschaft an die Menschheit:<br />

„Lasst eure Anbetung von Herzen kommen.“ Ich brauche eure Blumengirlanden<br />

<strong>und</strong> Früchte nicht; diese Dinge, die man für ein paar Rupien<br />

kaufen kann, gehören nicht wirklich euch. Gebt mir etwas, das wirklich<br />

euer ist, etwas, das rein ist <strong>und</strong> duftend wie der Wohlgeruch der Tugend<br />

<strong>und</strong> Unschuld; etwas, das in den Tränen der Reue gewachsen ist! (...)<br />

Arme Gläubige (Devotee), die sich nicht leisten können etwas zu bringen,<br />

werden dadurch gedemütigt <strong>und</strong> sind traurig, dass sie nichts haben,<br />

um ihre Verehrung zu zeigen. Lasst den Herrn in eurem Herzen<br />

wohnen, <strong>und</strong> bringt ihm die Früchte eurer Handlungen <strong>und</strong> die Blumen<br />

eurer innersten Gedanken <strong>und</strong> Gefühle. Das ist die Art der Anbetung,<br />

die mir am liebsten ist, die Verehrung, an der ich den grössten<br />

Gefallen finde. (...)<br />

Ich habe bisher nur einzelnen Menschen Ratschläge erteilt <strong>und</strong> Fragen<br />

beantwortet. (...) Diese heutige Ansprache ist eine neue Erfahrung<br />

für euch. Wenn es auch für euch neu sein mag, für mich ist es<br />

nicht neu. Ich habe schon früher in grossen Versammlungen meinen<br />

Rat gegeben, wenn auch nicht während dieser Inkarnation als <strong>Sathya</strong><br />

<strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>. Immer wenn das formlose Absolute Gestalt annimmt, hat


es eine Mission zu erfüllen, <strong>und</strong> das geschieht auf verschiedene Weise.<br />

In welchem Zeitalter das auch geschehen mag, der Zweck ist immer<br />

die Umerziehung des Menschen.<br />

Wie ich euch schon öfter erzählt habe, waren die ersten 16 Jahre dieses<br />

Lebens eine Zeit der göttlichen Spiele. In den nächsten 16 Jahren<br />

werden es meistens W<strong>und</strong>er sein, welche die Menschen glücklich<br />

machen werden. Gefühle der Freude <strong>und</strong> Zufriedenheit sind jedoch<br />

nicht von Dauer. Ihr müsst euch bemühen, sie zu eurem bleibenden<br />

Besitz zu machen, dann wird daraus Glückseligkeit. Ihr werdet erleben,<br />

dass ich mich nach meinem 32. Jahr mehr <strong>und</strong> mehr der Aufgabe<br />

widmen werde, die irrende Menschheit zu belehren <strong>und</strong> die Welt<br />

auf den Pfad der Wahrhaftigkeit, der Rechtschaffenheit, der Friedfertigkeit<br />

<strong>und</strong> der Liebe zu führen.<br />

Das soll nicht heissen, dass ich vorhabe, die göttlichen Spiele <strong>und</strong><br />

das Wirken von W<strong>und</strong>ern ganz aufzugeben. Es wird dann jedoch meine<br />

Hauptaufgabe sein, die Menschheit zur Göttlichen Ordnung zurückzuführen<br />

<strong>und</strong> ihr falsches Denken zu korrigieren.<br />

Lasst euch nicht zu Zweifeln <strong>und</strong> unnützen Streitgesprächen verleiten,<br />

macht euch keine Gedanken, ob <strong>und</strong> wie ich all dieses vollbringen<br />

kann. (...) Was ihr braucht, ist Glauben <strong>und</strong> nochmals Glauben. (...)<br />

<strong>Der</strong> Herr liebt die Hingabe des Gläubigen. Die Gnade des Herrn ist<br />

wie das reine Wasser des Regens: Überall, wo es hinfällt, ist es das<br />

gleiche, aber im Geschmack ist es verschieden je nach der Art der Erde,<br />

durch die es fliesst. So sind auch die Worte des Herrn süss für die<br />

einen <strong>und</strong> bitter für die anderen. (...)<br />

Ihr kennt die wahren Hintergründe für das Wirken des Herrn nicht. Ihr<br />

könnt nicht einmal die Beweggründe anderer Menschen verstehen,<br />

die euch in allem ganz ähnlich sind, die von den gleichen Motiven getrieben<br />

werden <strong>und</strong> die gleichen Neigungen <strong>und</strong> Abneigungen haben!<br />

Und doch glaubt ihr, die Motive des Einen, der so hoch über dem<br />

Menschen steht, erkennen zu können! Ihr sprecht mit grosser Beredsamkeit<br />

darüber <strong>und</strong> bildet euch ein Urteil über etwas, das für euch so<br />

fremd ist wie die Luft für den Fisch! (...)<br />

Das Göttlich-Absolute zieht die individuelle Seele an sich. Beide sind<br />

nicht nur eng miteinander verwandt - sie sind eins! Sie sind wie das<br />

Eisen <strong>und</strong> der Magnet. Wenn das Eisen jedoch rostig <strong>und</strong> mit<br />

Schmutz bedeckt ist, kann der Magnet es nicht anziehen. Entfernt das<br />

Hindernis, das ist alles was ihr zu tun habt! Erstrahlt in eurem wahren<br />

Wesen, dann wird Gott euch an sein Herz ziehen. Durch Prüfungen<br />

<strong>und</strong> Leiden wird der Reinigungsprozess gefördert. 1953, (15-7/10)<br />

77


Ich halte keine „Reden“, meine Vorträge sind Unterweisungen. Ich<br />

möchte, dass ihr jedem Wort, das ich sage, mit ehrfurchtsvoller Aufmerksamkeit<br />

folgt. Ihr könnt immerwährendes Glück nur dann erlangen,<br />

wenn ihr meinem Rat folgt, <strong>und</strong> darum bestehe ich darauf, dass<br />

ihr aufmerksam zuhört <strong>und</strong> euch alles zu Herzen nehmt, was ich sage.<br />

Eure Glückseligkeit ist meine Nahrung. (...)<br />

Alles dem Willen Gottes zu überlassen, ist die höchste Form der Liebe<br />

zu Gott. (...)<br />

Liebende Hingabe <strong>und</strong> unerschütterlicher Glaube sind die beiden Ruder,<br />

mit denen ihr das Boot sicher über das wechselvolle Meer des<br />

Lebens bringen werdet. 1955, (15-12/13)<br />

Nehmt auch Folgendes zur Kenntnis: Diese Inkarnation Gottes wird,<br />

im Gegensatz zu den früheren, die Bösen nicht vernichten. Sie werden<br />

korrigiert, reformiert, unterrichtet <strong>und</strong> auf den Weg zurückgeführt,<br />

den sie verlassen haben. (...) Dieser Avatar wird keinen anderen Ort<br />

für seine göttlichen Spiele, W<strong>und</strong>er <strong>und</strong> Unterweisungen wählen als<br />

den, in dem seine Geburt stattfand. (...) Eine andere Besonderheit ist,<br />

dass dieser Avatar keine verwandtschaftlichen Beziehungen zu Mitgliedern<br />

der Familie hat, in der er erschien. Im Gegensatz zu Rama<br />

<strong>und</strong> Krishna, die ihre Rollen als Avatare meist unter ihren Familienmitgliedern<br />

<strong>und</strong> für sie ausspielten, ist dieser <strong>Sai</strong>-Avatar ausschliesslich<br />

für die Gläubigen, die Gottesfürchtigen <strong>und</strong> Sucher auf dem spirituellen<br />

Pfad gekommen. Er unterzieht sich keiner spirituellen Übungen<br />

wie Rezitation des Namens Gottes, Meditation <strong>und</strong> Übungen zur<br />

Selbstkontrolle. Er nimmt an keinem Gottesdienst teil <strong>und</strong> betet niemanden<br />

an, denn er ist der Höchste. Er lehrt nur, wie man Gott dient<br />

<strong>und</strong> wie man zu ihm betet. (...)<br />

Gott ist die grosse verborgene Kraft, welche das Universum beschützt<br />

<strong>und</strong> erhält. Die individuelle Seele ist eine seiner Erscheinungsformen.<br />

Er ist das Ureigentliche, die individuelle Seele nur sein Schatten, eine<br />

Illusion. Selbst ich muss mich in eine Form hüllen, wenn ich in eure<br />

Mitte komme. (...) <strong>Der</strong> Herr kann nicht unverhüllt zu euch kommen. Er<br />

muss seine Herrlichkeit <strong>und</strong> seinen Glanz dämpfen, so dass ihr ihn<br />

lieben <strong>und</strong> ihm hingebungsvoll dienen könnt.<br />

Die allem innewohnende Kraft des Herrn ist das einzige unvergänglich<br />

<strong>und</strong> unveränderlich Bestehende in dieser vergänglichen <strong>und</strong> sich<br />

immer verwandelnden Welt. Um dieses ewig Wahre erkennen zu können,<br />

müsst ihr euch unbedingt selbst mit dieser Lebensquelle verbinden.<br />

Niemand wird davon ausgeschlossen. Es ist die Bestimmung ei-<br />

78


nes jeden, ohne Rücksicht auf Alter, Bildung, Kaste, Geschlecht oder<br />

Rang. 1955, (15-17/18)<br />

Wenn der Mensch seinen Weg verloren <strong>und</strong> sich in der Wildnis verirrt<br />

hat, wenn er glaubt, dass er der Körper ist <strong>und</strong> sich mit dessen Eigenschaften<br />

identifiziert, dann kommt der Avatar, um zu warnen <strong>und</strong> zu<br />

führen. Haltet fest im Glauben an den Herrn, dann könnt ihr euch sicher<br />

in der Welt bewegen. 1.8.56, (15-21)<br />

Ihr mögt gehört haben, dass manche Leute behaupten, ich sei <strong>Sathya</strong><br />

<strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> geworden, als ein Skorpion mich gestochen hatte! Nun, ich<br />

fordere jeden von euch auf: Lasst euch von Skorpionen stechen <strong>und</strong><br />

verwandelt euch in <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>s! Nein, der Skorpion hatte nichts<br />

damit zu tun. In Wirklichkeit war da überhaupt kein Skorpion. Ich bin<br />

auf das Beten der Weisen, Heiligen <strong>und</strong> Gottesfürchtigen hin gekommen,<br />

um die Göttliche Ordnung wiederherzustellen. (...)<br />

Die Botschafter Gottes, Meister, Weisen, Heiligen <strong>und</strong> spirituellen<br />

<strong>Lehre</strong>r haben getan, was in ihrer Macht stand, <strong>und</strong> sie werden jetzt<br />

alle an der Aufgabe mitarbeiten, Rechtschaffenheit wiederherzustellen<br />

<strong>und</strong> den Weg für einen weltweiten Frieden zu bereiten. (...)<br />

Mit Hilfe der Rezitation der Namen Gottes <strong>und</strong> der Meditation könnt<br />

ihr selbst die göttliche Gnade zwingen, in der Form <strong>und</strong> mit dem Namen<br />

eurer Wahl vor euch zu erscheinen. <strong>Der</strong> Herr muss die Form annehmen,<br />

die ihr erwählt habt, den Namen, der euch lieb ist; ja, ihr<br />

selbst seid es, die ihn formt! Deshalb dürft ihr diese beiden auch nicht<br />

verändern. Bleibt bei der einmal gewählten Form, die euch am liebsten<br />

ist, koste es, was es wolle. (...)<br />

Glaubt nicht, dass ich ärgerlich bin, wenn ihr nicht meinen Namen <strong>und</strong><br />

meine Form wählt! Das berührt mich in keiner Weise. Ihr seid völlig<br />

frei, den Namen <strong>und</strong> die Form zu wählen, welche euch die notwendige<br />

Ermutigung gibt. Es geschieht oft, dass in der Meditation die Gedanken<br />

in alle möglichen Richtungen davonlaufen. Ihr müsst diese<br />

dann mit Hilfe der Form zur Ruhe bringen <strong>und</strong> zusehen, dass der<br />

gleichmässige Fluss eurer Gedanken, die sich auf den Herrn ausrichten,<br />

nicht unterbrochen wird. Sollte es jedoch wieder geschehen,<br />

nehmt schnell Name <strong>und</strong> Form zu Hilfe. Erlaubt euren Gedanken auf<br />

keinen Fall, die Zwillingsgrenzen von Namen <strong>und</strong> Form zu übertreten!<br />

Dann können sie auch nicht zu einem dritten Ort davonlaufen.<br />

Wenn ihr euch zur Meditation niedersetzt, sagt zuerst einige Verse<br />

auf, die den Ruhm Gottes zum Inhalt haben, so dass sich eure zer-<br />

79


streuten Gedanken sammeln können. Wenn ihr dann den Namen des<br />

Herrn rezitiert, holt euch allmählich die Form, die mit diesem Namen<br />

verb<strong>und</strong>en ist, vor euer geistiges Auge. Wenn eure Gedanken bei der<br />

Wiederholung des Namens abwandern, führt sie weiter zu dem Bild<br />

der Form. Wenn sie von dem Bild der Form abweichen, führt sie zurück<br />

zu dem Namen. Erfreut den Geist entweder mit dieser oder jener<br />

beglückenden Erfahrung. Wenn er so behandelt wird, lässt er sich<br />

leicht zähmen. Das Bild, welches ihr vor euer inneres Auge gestellt<br />

habt, wird euer Herz bald mit Liebe erfüllen <strong>und</strong> sich in eurem Gedächtnis<br />

festsetzen. Allmählich wird der Herr diese Form annehmen,<br />

um eure Wünsche zu erfüllen. 23.2.58, (15-25/28)<br />

Ihr könnt mich “Verkörperung der Liebe” nennen <strong>und</strong> habt damit<br />

Recht. Liebe ist mein Reichtum, <strong>und</strong> ich verteile ihn an die Elenden<br />

<strong>und</strong> Betrübten. Ich habe keine anderen Reichtümer. Die Gnade des<br />

Herrn fliesst ständig wie der elektrische Strom. Schaltet eine Lampe<br />

ein, <strong>und</strong> euer Heim wird der Stärke der Glühbirne entsprechend erleuchtet.<br />

22.7.58, (15-49)<br />

Und nun noch ein Wort über mich selbst. Niemand kann mein Geheimnis<br />

verstehen. Das Beste, was ihr tun könnt, ist, darin einzutauchen.<br />

Es hat keinen Zweck, das Für <strong>und</strong> Wider zu diskutieren. Taucht<br />

ein <strong>und</strong> ihr werdet wissen, was Tiefe ist, esst <strong>und</strong> ihr werdet wissen,<br />

wie der Geschmack ist. Dann könnt ihr nach Herzenslust über mich<br />

sprechen. Entwickelt Wahrhaftigkeit <strong>und</strong> Liebe, dann braucht ihr nicht<br />

einmal zu mir zu beten, dass ich euch dies oder jenes gewähren möge.<br />

Alles wird euch ganz von selbst zufallen. Mensch <strong>und</strong> Gott sind<br />

die beiden Drähte, der positive <strong>und</strong> der negative, die zusammen die<br />

Elektrizität wirksam werden lassen. <strong>Der</strong> Mensch wirkt mit Gott zusammen<br />

<strong>und</strong> wird zum Träger göttlicher Kraft, wenn Wahrhaftigkeit <strong>und</strong><br />

Liebe in seinem Herzen wohnen. 25.7.58, (15-54)<br />

Nichts kann mich aufhalten, aufregen oder mich in dieser menschlichen<br />

Form beeinflussen, seid dessen gewiss! Nicht einmal eines meiner<br />

Haare kann durch Kräfte der Verleumdung, des Misstrauens oder der<br />

Unwissenheit gekrümmt werden. Mein Wille muss geschehen; meine<br />

Aufgabe muss vollendet werden. Meine Mission wird Erfolg haben. Ich<br />

bin gekommen, um das menschliche Herz mit göttlichem Licht zu erleuchten<br />

<strong>und</strong> die Menschen von der Täuschung zu befreien, die sie<br />

vom Pfad des inneren Friedens, von der vollkommenen Ausgeglichenheit<br />

der Selbstverwirklichung hinwegführt. 9.9.58, (15-71)<br />

80


Seit Urzeiten hat die Menschheit den Wunsch, zu wissen, was „Gott“ ist<br />

<strong>und</strong> welche Eigenschaften - wenn er überhaupt solche besitzt - man<br />

ihm zuschreiben kann. Was sind seine besonderen Kräfte? Diese Art<br />

des Suchens dauert seit vielen Millionen Jahren an. Es gibt Antworten<br />

auf diese Fragen. Die Rishis haben sie in alten Zeiten durch spirituelle<br />

Übungen <strong>und</strong> Askese gef<strong>und</strong>en. Sie erkannten, dass der aus sich<br />

selbst erstrahlende Herr in ihnen als inneres Bewusstsein gegenwärtig<br />

ist. Sie erkannten auch, dass alles, was sie zu ergründen suchten, in ihnen<br />

selbst <strong>und</strong> in allen Menschen in der Form von Intuition <strong>und</strong> Weisheit<br />

vorhanden ist. Mit den Sinnen könnt ihr die Manifestationen des<br />

Göttlichen wahrnehmen. Mit der inneren Schau ist es jedoch möglich<br />

zu erkennen, dass das wahre Wesen des Menschen göttlich ist. Diese<br />

Erfahrung haben die Rishis gemacht <strong>und</strong> ihre Erkenntnis dann an die<br />

Menschen weitergegeben.<br />

Es wurden zuvor schon die beiden Begriffe des äusseren <strong>und</strong> des inneren<br />

Menschen erwähnt. Die äussere Form ist nicht eine Hülle, die<br />

euer inneres Wesen vor euch verbergen soll. Wer erkennt, dass Körper<br />

<strong>und</strong> Geist dazu bestimmt sind, die innere Wirklichkeit zu erkennen,<br />

ist auf dem richtigen Weg. Aber das Wissen darum allein wird<br />

euch nicht glücklich machen. Dazu ist es notwendig, dass ihr das Gelernte<br />

in die Praxis umsetzt. Wenn ihr Edelsteine finden wollt, müsst<br />

ihr zwischen staubigem Steingeröll danach suchen; an der Oberfläche<br />

werdet ihr sie nicht finden. <strong>Der</strong> Körper, in dessen Innerem ihr den<br />

Herrn finden könnt, ist vergleichbar mit dem staubigen Geröll. Es ist<br />

die Pflicht des Menschen, den Versuch zu machen, den Edelstein in<br />

seinem Inneren zu finden. Wenn ihr in einem wertvollen goldenen Gefäss,<br />

das mit Edelsteinen besetzt ist, eine einfache Suppe kocht, ist<br />

das so, als ob ihr den Körper, der den göttlichen Edelstein in sich<br />

birgt, nur dazu benutzt, um die primitivsten Bedürfnisse zu befriedigen.<br />

Kann jemand so töricht sein, abgestorbene Sämlinge in fruchtbares<br />

Ackerland zu setzen, das er mit einem goldenen Pflug bearbeitet<br />

hat? Kann jemand so töricht sein, von Haus zu Haus zu gehen <strong>und</strong><br />

um Brot zu betteln, wenn sein Tisch zu Hause reich gedeckt ist?<br />

Ebensowenig hat es einen Sinn, irgendwo anders nach Frieden <strong>und</strong><br />

Glück zu suchen, wenn beides nur im eigenen Herzen zu finden ist.<br />

Ihr betrachtet Gott als allgegenwärtig, aber sucht nach ihm überall,<br />

nur nicht in eurem eigenen Herzen. (...)<br />

Es gibt sehr wenige Menschen, die den Herrn wirklich beschreiben<br />

können. Es ist unmöglich, sein Wesen zu erfassen. <strong>Der</strong> Herr ist allgegenwärtig<br />

<strong>und</strong> für alles verantwortlich. Es ist ganz unsinnig, ihn nur an<br />

bestimmten Orten zu suchen.<br />

81


Alle Vorstellungen dieser Art entstehen aus der Stärke, den Schwächen<br />

<strong>und</strong> den Zu- <strong>und</strong> Abneigungen der Menschen. Ihre Beschreibungen<br />

der göttlichen Allmacht beruhen auf ihren Erfahrungen im täglichen<br />

Leben. Es ist ihnen ganz unmöglich, eine wirkliche Beschreibung des<br />

Herrn zu geben. Jene, welche die Herrlichkeit Gottes wirklich erfahren<br />

haben, werden gar nicht versuchen, sie anderen zu beschreiben. Wer<br />

seine eigenen Schwächen <strong>und</strong> sein Verlangen nicht überw<strong>und</strong>en hat,<br />

aber behauptet, eine Aussage über Gott machen zu können, dessen<br />

Beschreibung kann nur als hohles Gerede bewertet werden. Wie kann<br />

jemand, der den Gr<strong>und</strong>eigenschaften alles Erschaffenen untergeordnet<br />

ist, den Schöpfer, der eigenschaftslos über allem steht, beschreiben?<br />

Wenn ein solcher Mensch Gott beschreibt, tut er das nicht aus eigener<br />

Erfahrung, sondern aufgr<strong>und</strong> dessen, was er in Büchern gelesen<br />

hat, die andere geschrieben haben.<br />

Das Meer ist riesig gross <strong>und</strong> unendlich weit, aber ihr könnt nur soviel<br />

Wasser daraus entnehmen, wie es die Grösse des Gefässes, das ihr<br />

bei euch tragt, zulässt - nicht mehr. In jedem grossen Land gibt es<br />

verschiedene Religionen, durch deren <strong>Lehre</strong>n das Denken der Gläubigen<br />

begrenzt wird. So kommt es, dass sie eine bestimmte Vorstellung<br />

von Gott bekommen <strong>und</strong> glauben, sie sei die, welche dem einzig<br />

wahren, vollkommenen Bild Gottes entspricht. Die künstliche Begrenzung<br />

der Gottesvorstellung bedingt, dass die Gläubigen nur das verstehen<br />

<strong>und</strong> anerkennen, was ihre eigene Religion lehrt. Wie kann das<br />

grenzenlose Wesen Gottes in irgendeiner Weise begrenzt werden?<br />

Die Anhänger Vishnus erklären, ihre Anschauung sei die einzig richtige.<br />

Das Gleiche behaupten die Anhänger Shivas, Ganapatis <strong>und</strong> Allahs.<br />

Nur wenige sagen, dass die verschiedenen Glaubensrichtungen<br />

gleichwertig seien. Wie kann überhaupt jemand wissen, welche Gottesvorstellung<br />

die richtige ist?<br />

Ich möchte euch hierzu ein Gleichnis erzählen: Sieben blinde Menschen<br />

begegnen einem grossen Elefanten. Einer von ihnen berührt<br />

eines seiner Beine <strong>und</strong> glaubt dann, der Elefant sähe aus wie eine<br />

dicke grosse Säule. <strong>Der</strong> nächste berührt das Ohr <strong>und</strong> beschreibt den<br />

Elefanten als einen grossen Fächer. Die dritte Person bekommt den<br />

Schwanz zu fassen <strong>und</strong> meint, der Elefant sähe aus wie ein dickes<br />

Seil. Ein anderer der Blinden berührt den dicken Bauch <strong>und</strong> denkt, der<br />

Elefant müsse wie eine riesige Wand aussehen. So berühren alle<br />

Blinden verschiedene Teile des Elefanten, <strong>und</strong> jeder ist davon überzeugt,<br />

dass seine eigene Wahrnehmung die einzig richtige ist. Sie haben<br />

jeder den Teil, den sie berührt haben, richtig beschrieben, aber<br />

die einzelnen Teile können niemals den Eindruck des Elefanten in<br />

82


seiner Gesamtheit vermitteln. Nur alle Teile zusammen ergeben ein<br />

Bild des Elefanten.<br />

Ebenso ist es, wenn die Menschen versuchen, eine Religion als allgemeingültig<br />

darzustellen. Dabei sprechen sie nur von den Ansichten ihrer<br />

eigenen Religion, in dem Glauben, dass diese für alle gültig sein<br />

müssten. Aber die universale Religion vereint in sich alle die unterschiedlichen<br />

Anschauungen der verschiedenen Menschen. Die Harmonie<br />

aller Religionen der Welt bildet die universale Religion. Durch<br />

alle Teile dieser Religion muss ges<strong>und</strong>es Blut fliessen. Man kann sagen,<br />

dass die Liebe das Blut ist, welches durch alle Religionen der<br />

Welt fliesst. Es gibt also eigentlich nur eine Religion, <strong>und</strong> das ist die<br />

Religion der Liebe. Liebe ist der wesentliche Bestandteil aller Religionen.<br />

Wenn sie ausser Acht gelassen <strong>und</strong> nur der äusseren Form <strong>und</strong><br />

den Ritualen Beachtung geschenkt wird, streiten sich die Leute über<br />

den Status der einzelnen Religionen. Wer nur der äusseren Form Bedeutung<br />

<strong>beim</strong>isst, kann nicht die richtigen Schlüsse ziehen. Manche<br />

beurteilen auch <strong>Sai</strong> nur nach seiner äusseren Erscheinung <strong>und</strong> glauben,<br />

alles über ihn zu wissen, ohne dass sie den Versuch machen,<br />

die Tatsache zu erkennen, dass <strong>Sai</strong>s Wesen unveränderliche, ewige<br />

Wahrheit ist. <strong>Sai</strong> hat alle Macht in seinen Händen. Leider sprechen<br />

Experten aller Art <strong>und</strong> viele studierte Leute, die sich Yogis oder Pandits<br />

nennen, nur von den „W<strong>und</strong>ern“, die ich vollbringe. Sie machen<br />

nicht den Versuch, in dem, was sie sehen, die göttliche Macht <strong>Sai</strong>s zu<br />

erkennen. Viele gebildete Leute, die stolz auf ihr Wissen sind, kommen<br />

hierher <strong>und</strong> sprechen über ihre Kenntnis der Upanishaden, Veden<br />

<strong>und</strong> Shastras. Es ist ihnen gar nicht bewusst, dass das, was diesen<br />

Schriften zugr<strong>und</strong>e liegt, hier in Brindavan gegenwärtig ist. Sie<br />

messen ihrem Wissen <strong>und</strong> ihren eigenen <strong>Lehre</strong>n grosse Bedeutung<br />

bei <strong>und</strong> sind begierig, das zur Schau zu stellen. Sie erkennen nicht,<br />

dass sie an einen Ort gekommen sind, an dem sich ihnen die göttliche<br />

Weisheit offenbart. Es wäre besser, wenn sie versuchten, den Segen<br />

dieser Weisheit zu empfangen, anstatt ihr eigenes Wissen vorzuführen.<br />

Wenn man Leuten, die eine solche Haltung an den Tag legen,<br />

begegnet, kann man klar erkennen, dass sie keine echte Gotteserfahrung<br />

gemacht haben, sondern dass ihr Wissen nur aus Büchern<br />

stammt. Sie wissen nichts, was wirklich von Bedeutung ist.<br />

Seit <strong>und</strong>enklichen Zeiten haben die Menschen weder das wahre Wesen<br />

Gottes erkannt noch haben sie es zu würdigen gewusst, wenn er<br />

mitten unter ihnen weilte. Das ist eine unglückselige Tatsache. Meine<br />

Macht <strong>und</strong> meine Gnade sind nicht nur an einen bestimmten Ort geb<strong>und</strong>en.<br />

Unbegrenzte Macht <strong>und</strong> unbegrenzte Gnade liegen in mei-<br />

83


nen Händen. Nur selten ist es notwendig, dass ich diese Dinge über<br />

mich selbst darlege. Es hat keinen Zweck, mit Leuten darüber zu reden,<br />

die nichts davon wissen wollen. Und jenen, die darum wissen,<br />

brauche ich nichts zu sagen. Es gibt aber auch Menschen, die wissen<br />

<strong>und</strong> trotzdem unsicher sind, <strong>und</strong> für diese ist es wichtig, dass ich ihnen<br />

meine „Visitenkarte“ überreiche. Das ist es, was ich tue, wenn ich<br />

heute zu euch über mich spreche.<br />

In der Vergangenheit war es nur Krishna, der seine Göttlichkeit in dieser<br />

Weise verkündet hat. <strong>Der</strong> Avatar Krishna hatte zuzeiten, oberflächlich<br />

gesehen, einige Schwierigkeiten zu überwinden. Aber das ist<br />

nicht ungewöhnlich. Alle Ereignisse <strong>und</strong> Schwierigkeiten waren Teil<br />

des göttlichen Plans. (...)<br />

Dieser <strong>Sai</strong>-Avatar jedoch arrangiert keine Fehlschläge. Mein Wille<br />

wird mit Sicherheit geschehen. Ob ich meinem Willen Ausdruck verleihe<br />

oder nicht, richtet sich nach dem Verhalten der Gläubigen. Meine<br />

Gnade steht den Gläubigen immer zur Verfügung. Viele verstehen<br />

mein wahres Wesen nicht, weil ich wie ein gewöhnlicher Mensch mit<br />

ihnen rede <strong>und</strong> spiele. Nicht einmal spirituell hochentwickelte Menschen<br />

können den Unterschied zwischen dem äusseren Erscheinungsbild<br />

<strong>und</strong> dem wahren inneren Wesen <strong>Sai</strong>s erkennen. Mein Ziel<br />

ist es, Einigkeit unter den Menschen herzustellen <strong>und</strong> ihnen das Göttlich-Absolute,<br />

dessen Erkenntnis das Wichtigste im Leben ist, zu offenbaren.<br />

Es ist auch meine Aufgabe, euch zu helfen, die wirkliche<br />

Beziehung zwischen den Menschen zu verstehen, welche durch den<br />

göttlichen Funken, der jedem Wesen innewohnt, hergestellt wird.<br />

Niemand gewinnt an Bedeutung, weil er die Veden rezitiert <strong>und</strong> grossartige<br />

Reden hält, <strong>und</strong> so schadet es meinem Ansehen nicht, dass ich<br />

es nicht tue. Ich habe die Fähigkeit, die kompliziertesten Probleme zu<br />

lösen, <strong>und</strong> es wäre sehr töricht, zu glauben, ich sei dazu nicht in der<br />

Lage, nur weil ich mich oft so verhalte wie ein gewöhnlicher Mensch.<br />

Es ist auch nicht so, dass ich nur W<strong>und</strong>er vollbringe. W<strong>und</strong>er sind für<br />

mich so unwichtig wie für den Elefanten eine Mücke, die auf seinem<br />

Rücken landet. Sie nehmen nur einen unbedeutenden Platz in meinem<br />

Gesamtwesen ein. Manchmal muss ich über die Unwissenheit der<br />

Leute lachen, die meine W<strong>und</strong>er so wichtig nehmen. Sie reden nur von<br />

solchen Kleinigkeiten <strong>und</strong> sehen meine wirkliche Grösse nicht. Mein<br />

heiligster Wesenszug ist meine unendliche Liebe. Kein Mensch kann<br />

die Grenzenlosigkeit meiner Liebe ermessen. Sie ist unermesslich <strong>und</strong><br />

unergründlich. Nur Menschen, welche diese Liebe in mir erkannt haben,<br />

können eine Ahnung davon bekommen, wer ich wirklich bin.<br />

84


Studenten! Wisst, dass ihr nur auf dem königlichen Pfad der Liebe zu<br />

Gott gelangen könnt. Nur wer die Lotosfüsse des Herrn erreicht, kann<br />

die Wonne dieser Liebe kosten. Wenn auf den „Lotos“ hingewiesen<br />

wird, denkt daran, dass dieses Wort noch eine andere Bedeutung hat.<br />

<strong>Der</strong> Lotos hat seine Wurzel im Schlamm des Wassers. Er ist im<br />

Schlamm entstanden, <strong>und</strong> doch absorbiert er weder den Schlamm<br />

noch berührt seine Blüte das Wasser. Trotzdem kann er nicht einen<br />

Augenblick ohne Wasser überleben. Es ist eigentümlich, dass die Lotosblume<br />

nur im Wasser bestehen kann, aber nicht davon berührt<br />

wird. Ebenso ist der Mensch in etwas hineingeboren, das nichts mit<br />

seinem wirklichen Wesen zu tun hat, nämlich in den Körper, den man<br />

mit dem Schlamm vergleichen kann. Er lebt in der materiellen Welt,<br />

darf aber nicht von ihr berührt werden, so wie die Lotosblüte nicht vom<br />

Wasser berührt wird. Im Schlamm geboren zu sein <strong>und</strong> im Wasser zu<br />

leben, ohne davon berührt zu werden, führt zu den Füssen des Herrn.<br />

Das ist auch der Gr<strong>und</strong> dafür, dass man von den Lotosfüssen, Lotosaugen<br />

usw. spricht, wenn man den Herrn beschreibt. Er wird nicht von<br />

dem, was er tut, berührt. Seine Aktionen hinterlassen keine Spuren in<br />

seinem Wesen, er bleibt unverändert derselbe in seiner göttlichen<br />

Reinheit. (...)<br />

Wenn das Wort „Sehen“ gebraucht wird, bringt man es mit den Augen<br />

in Verbindung, denn kein anderes Organ hat die Fähigkeit, zu sehen.<br />

Ein anderes Wort für „Sehen“ ist Weisheit. Die heilige Überlieferung<br />

lehrt, dass das Verständnis des Nicht-Dualität inneres „Sehen“ voraussetzt.<br />

In diesem Zusammenhang kann man verstehen, dass „Sehen“<br />

auch gleichbedeutend ist mit Weisheit. Das Sehvermögen kann<br />

euch noch etwas anderes lehren: Wenn jemand vor euch steht <strong>und</strong> ihr<br />

ihm in die Augen schaut, könnt ihr darin euer eigenes Antlitz sehen,<br />

<strong>und</strong> der andere kann seines in euren Augen sehen. Das Auge reflektiert<br />

wie ein Spiegel. Ähnlich ist es, wenn ihr den Herrn sehen wollt.<br />

Dazu müsst ihr das Auge der Weisheit als Spiegel benutzen. Materielle<br />

Dinge könnt ihr mit offenen Augen sehr gut sehen; wenn nicht,<br />

nehmt ihr eine Brille zu Hilfe. Aber wenn ihr in den Tempel geht, um<br />

Gott zu begegnen, schliesst ihr eure Augen. Was bedeutet das? Ihr<br />

geht in den Tempel, um Gott zu sehen, <strong>und</strong> dann schliesst ihr die Augen!<br />

Denkt darüber nach, warum ihr das tut. Das physische Auge ist<br />

nutzlos, wenn ihr den Versuch macht, Gott zu schauen. Dazu braucht<br />

ihr das Auge der Weisheit. Das Schliessen der Augen zeigt, ihr versteht,<br />

dass physische Augen nicht ausreichen, um Gott zu schauen.<br />

Daraus kann gefolgert werden, dass alles, was ihr mit dem physischen<br />

Auge seht, vergänglich <strong>und</strong> daher nicht wirklich ist. Nur jene,<br />

85


die mit dem Auge der Weisheit sehen können, bekommen ein wahrheitsgetreues<br />

Bild von mir. (...)<br />

Es ist auch nicht richtig, dass ihr über äussere Dinge wie Vibhuti <strong>und</strong><br />

anderes, das ich materialisiere, <strong>und</strong> über die W<strong>und</strong>er, die ich tue, immer<br />

so viel redet. Mein wahres, heiliges Wesen wird nicht einmal von<br />

gebildeten Leuten erkannt. Sollte das Ergebnis eines jahrelangen<br />

Studiums nicht anders aussehen? Was für einen Sinn hat ein Studium,<br />

wenn es nicht zur Pflege der inneren, wichtigeren Werte erzieht,<br />

sondern zu einer Überbewertung der äusseren Dinge führt? Studenten!<br />

Ihr dürft einen solchen Weg nicht gehen. Wählt den Weg, der<br />

euch tief in mein Herz schauen lässt, <strong>und</strong> erfahrt mein vielfältiges Wesen.<br />

Lernt meine Allmacht kennen. Lasst euch nicht von Leuten ablenken,<br />

die immer davon reden, dass sie einen Ring von mir bekommen<br />

haben. Das sind nur äusserliche Dinge. Wenn ihr euch meine<br />

Gnade verdient, habt ihr die ganze Welt gewonnen. Redet nicht über<br />

meine W<strong>und</strong>er, sondern über die Liebe, die ich euch schenke. Bemüht<br />

euch darum, denn sie ist das Allerwichtigste. Meine Liebe ist ein<br />

Diamant von unschätzbarem Wert. Warum wollt ihr statt dessen Dinge<br />

von geringerem Wert haben? Trennt euch nicht von diesem wertvollen<br />

Schatz; wenn ihr ihn gewonnen habt, haltet ihn fest <strong>und</strong> hütet<br />

ihn. Ihr mögt fragen, warum es so wichtig ist, Gottes Liebe <strong>und</strong> Gnade<br />

zu besitzen. Um das zu verstehen, müsst ihr wissen, welcher Art die<br />

Liebe ist, die meinem göttlichen Wesen entspringt.<br />

Ich werde immer bei euch sein, auch wenn ihr nicht immer an mich<br />

denkt oder einen Talisman tragt. Meine Gnade steht immer allen<br />

Menschen zur Verfügung. Manchmal gebe ich einem Devotee einen<br />

Talisman, den er um den Hals oder am Finger trägt. <strong>Der</strong> Talisman hat<br />

eine beschützende Funktion. Er wird, wenn der Träger in Gefahr gerät,<br />

unmittelbar mit mir Verbindung aufnehmen <strong>und</strong> ihm ebenso<br />

schnell meine Gnade zukommen lassen. <strong>Der</strong> Talisman ist also ein<br />

Verbindungsglied zwischen dem Träger <strong>und</strong> mir. Tausende von Menschen<br />

werden durch solche materiellen Gaben beschützt. Um euch<br />

ein Beispiel zu geben, erzähle ich den Fall eines Devotees, der jetzt<br />

hier anwesend ist: Im April dieses Jahres reiste er mit mir nach Bombay<br />

<strong>und</strong> nahm an einer mehrtägigen Veranstaltung teil. Am letzten<br />

Tag musste er Bombay um Mitternacht verlassen, um in ein fernes<br />

Land zu reisen. Als er seine Arbeit dort beendet hatte <strong>und</strong> nach Indien<br />

zurückkehren wollte, wurde er krank <strong>und</strong> verlor sein Gedächtnis. Es<br />

war niemand bei ihm, der ihn kannte, <strong>und</strong> er wusste nicht mehr, wer<br />

er war. Als er seinen Rückflug antreten wollte, hatte er weder einen<br />

Flugschein noch andere Papiere bei sich. Normalerweise ist es ganz<br />

86


unmöglich, im Ausland ohne Pass <strong>und</strong> Flugschein durch die Kontrollen<br />

zu kommen. <strong>Der</strong> Mann war sich nicht bewusst, wer er war, <strong>und</strong><br />

suchte vergeblich nach seinem Flugschein. Zu diesem Zeitpunkt<br />

brachte der Ring, den ich ihm gegeben hatte, die Nachricht von seiner<br />

misslichen Lage wie der Blitz zu mir. Im selben Augenblick führte ihn<br />

ein Flughafenbeamter zum Flugzeug, ohne nach seinem Flugschein<br />

zu fragen. Er wusste nicht, wie er nach Indien zurückgekommen war.<br />

In einem anderen Fall handelte es sich um einen Devotee aus Kalkutta,<br />

der vor ein paar Tagen hier eintraf, um an diesem Sommerkurs teilzunehmen.<br />

Als ich ihm vor einiger Zeit einen Ring geben wollte, lehnte<br />

er ihn mit der Entschuldigung ab, dass er nicht gewohnt sei, einen<br />

Ring zu tragen. Ich bestand darauf, dass er diesen Ring annahm, <strong>und</strong><br />

er willigte schliesslich ein, weil er einsah, dass ihm dadurch Swamis<br />

Gnade zuteil würde. Ich erklärte ihm, dass der Ring Swami augenblicklich<br />

informieren werde, wenn er je in Gefahr geraten sollte, <strong>und</strong><br />

dass Swami ihm dann helfen werde. Mit dem Ring am Finger reiste er<br />

nach London. Eine Flugreise ist sicherer als eine Autofahrt im Londoner<br />

Verkehr! So geschah es, dass das Auto, in dem der Devotee<br />

sass, angefahren wurde. <strong>Der</strong> Wagen wurde völlig zerstört <strong>und</strong> die einzelnen<br />

Teile flogen durch die Gegend. <strong>Der</strong> Devotee wusste nicht, wie<br />

ihm geschehen war. Er sass völlig unverletzt mitten auf der Strasse.<br />

Ein anderes Auto nahm ihn auf <strong>und</strong> fuhr ihn zu seinem Quartier. Als<br />

er auf den Ring schaute, den ich ihm gegeben hatte, sah er, dass<br />

mein Bildnis darauf völlig zertrümmert war. In seinem Hotel angekommen,<br />

fand er ein Telegramm von mir vor: „Sei glücklich, ich bin bei dir.<br />

Mache dir keine Sorgen wegen des Unfalls.“ Er schaute bewegt auf<br />

das Telegramm in seinen Händen <strong>und</strong> beschloss, sofort nach Indien<br />

zurückzukehren.<br />

Ich erzähle euch jungen Leuten diese Begebenheiten, damit ihr erkennt,<br />

dass mein innerstes Wesen die Herzen berührt. Durch die materiellen<br />

Geschenke entsteht eine Beziehung von Herz zu Herz. Solche<br />

Vorkommnisse sind keine Einzelfälle, sondern sie sind so<br />

zahlreich wie die Haare auf meinem Kopf. Aber der Zweck meines<br />

Kommens ist es nicht, kleine Wünsche zu erfüllen oder Unfälle zu verhüten.<br />

Es geht mir darum, die Herzen zu öffnen, so dass sie die wirkliche,<br />

unveränderliche Wahrheit erkennen, die eine beträchtliche Änderung<br />

ihrer Weltanschauung zur Folge haben wird. Niemand kann<br />

mich daran hindern, diese Aufgabe zu erfüllen, bei der ihr nach besten<br />

Kräften mithelfen müsst. Spielt eure Rolle, wie klein sie auch sein<br />

mag, bei der Durchführung meines Planes.<br />

87


Die Wiederherstellung der Göttlichen Ordnung muss sofort in Angriff<br />

genommen werden. Es geht hier um die Wahrheit, von der um keinen<br />

Preis abgewichen werden darf. Jeder kann die Unwahrheit sagen, wie<br />

es ihm passt. Aber niemand kann die Wahrheit auf seine Weise auslegen<br />

- sie ist unveränderlich. <strong>Sai</strong> hat in der jetzigen Form den Namen<br />

„<strong>Sathya</strong>“ angenommen, <strong>und</strong> das bedeutet „die Verkörperung der<br />

Wahrheit“. Das Wort „<strong>Sai</strong>“ besteht aus den Silben „Sa“ - göttlich <strong>und</strong><br />

„ayi“ - Mutter. „<strong>Sai</strong>“ bedeutet also „göttliche Mutter“. „<strong>Baba</strong>“ bedeutet<br />

„Vater“. Weil in <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> mütterliche <strong>und</strong> väterliche Wesenszüge vereinigt<br />

sind, kann diese Inkarnation mit Recht als Verkörperung der<br />

göttlichen Schöpferkraft bezeichnet werden. Ich bin liebevoll <strong>und</strong><br />

nachgiebig wie eine Mutter, die euch glücklich sehen möchte, <strong>und</strong> ich<br />

bin streng <strong>und</strong> zurechtweisend wie ein Vater, der eure Entwicklung<br />

fördern will. Eure natürlichen Eltern verfolgen manchmal bei ihrer Erziehung<br />

selbstsüchtige Ziele. Aber ich als eure göttliche Mutter <strong>und</strong><br />

euer göttlicher Vater bin frei von Selbstsucht. Ich bin selbstlos, <strong>und</strong><br />

wenn ich euch zurechtweise, geschieht das nur, weil ich euch auf eine<br />

höhere Bewusstseinsebene führen will. (...)<br />

Man spricht von Gläubigen <strong>und</strong> von Ungläubigen. Die Gläubigen sind<br />

immer glücklich, wenn sie dem Göttlichen nahe sein dürfen. Die Ungläubigen<br />

allerdings fühlen sich irritiert, <strong>und</strong> es stört sie, wenn der<br />

Name Gottes auch nur erwähnt wird. Prüft einmal nach, warum die<br />

sogenannten Ungläubigen eine Abneigung gegen den Namen Gottes<br />

empfinden. Es ist nicht so, dass sie Gott wirklich ablehnen, sondern<br />

sie leiden an einer Krankheit. Bei Hochzeiten oder bei Veranstaltungen<br />

wie dieser werden allen Gästen Süssigkeiten angeboten. Obwohl<br />

sie allen angeboten werden, gibt es einige Gäste, die nichts davon<br />

nehmen. Und zwar nicht, weil sie keine Süssigkeiten mögen, sondern<br />

weil sie zuckerkrank sind. Menschen, die von Gott nichts wissen wollen,<br />

sind wie Diabetiker - sie sind krank. Aber wenn die Krankheit geheilt<br />

ist, erfreut sie der Name Gottes ebenso wie alle anderen. (...)<br />

Es ist meine Ansicht, dass es in der ganzen Welt keinen Ungläubigen<br />

gibt. Jeder hat bei dem, was er tut, irgendwelche selbstsüchtigen Motive.<br />

Aus Eigenliebe richtet er seine ganze Aufmerksamkeit darauf.<br />

Nur wer sich selbst nicht liebt, könnte als Ungläubiger gelten. Aber auf<br />

dieser Welt gibt es niemanden, der sich selbst nicht liebt. Es gibt viele<br />

Leute, die sagen: „Ich glaube nicht an Gott“, aber sie sagen auch: „Ich<br />

habe Vertrauen in mich selbst“. Dabei wissen sie allerdings nicht, was<br />

dieses Selbst eigentlich ist. Das Selbst in ihnen ist Gott! Wie oft sagt<br />

ihr: “Mein Körper, meine Augen, mein Geist” usw. Aber wer ist es, der<br />

diese als seinen Besitz erklärt? Offensichtlich identifiziert ihr euch<br />

88


selbst nicht mit dem Körper. Ihr seid auch nicht der Körper. Ebensowenig<br />

seid ihr der Geist oder das Gemüt. Es ist das „Ich“, euer göttliches<br />

Selbst, das all dieses besitzt, es aber nicht ist. Selbstvertrauen<br />

ist also gleichbedeutend mit dem Glauben an Gott. Alle Menschen,<br />

die an sich selbst glauben, müssen als gläubig angesehen werden.<br />

Man kann sie nicht Ungläubige oder Atheisten nennen. Das Göttliche<br />

erstrahlt in allen Menschen als die Flamme intuitiver Weisheit. In diesem<br />

Zusammenhang wird in den Veden gesagt: „Weisheit ist Gott”,<br />

<strong>und</strong>, “Das Selbst ist Gott“. Das intuitive Wissen in allen Menschen ist<br />

Gott.<br />

Verkörperungen des reinen Selbst! Studenten <strong>und</strong> Studentinnen!<br />

Heute habe ich lange gesprochen, <strong>und</strong> das war sehr anstrengend für<br />

euch. Morgen werden die Belehrungen <strong>und</strong> Vorträge zu Ende gehen.<br />

Aber die Zusammengehörigkeit unserer Herzen wird kein Ende nehmen.<br />

Behaltet <strong>Sai</strong> in euren Herzen. Obwohl es niemandem wirklich<br />

möglich ist, seine unergründliche Tiefe zu erforschen, habe ich versucht,<br />

euch einiges über das Wesen <strong>Sai</strong>s nahezubringen. Ich wollte<br />

euch etwas von dem mitgeben, das andere euch nicht geben können.<br />

Von morgen an praktiziert, was ich euch gelehrt habe, seid glücklich<br />

<strong>und</strong> werdet eins mit Gott. Füllt eure Köpfe nicht nur mit Informationen<br />

<strong>und</strong> weltlichem Wissen. Füllt eure Herzen mit selbstloser Liebe. Ich<br />

hoffe, dass ihr das Wesentliche meiner Belehrungen im Herzen behaltet<br />

<strong>und</strong> bereit seid, eure Zukunft zu meistern. 1974, (36-150/160)<br />

Euer Mutterland geniesst seit <strong>und</strong>enklichen Zeiten grosses Ansehen<br />

in der Welt. Heute wächst dieses Ansehen noch durch die hohen<br />

Ideale, die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> verkündet, <strong>und</strong> durch seine <strong>Lehre</strong>n. Eure Disziplin<br />

<strong>und</strong> eure spirituelle Lebensweise sollte ihm noch leuchtenderen<br />

Glanz verleihen. 1977, (37-128)<br />

Wie der erste Bissen nach langem Fasten, wie der erste Regenschauer<br />

nach langer Dürre, wie das Kind, das sehnlichst erwartet wurde,<br />

wie unerwarteter Reichtum für einen Armen, so kam <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong><br />

gerade dann nach Puttaparthi, als die Göttliche Ordnung unter den<br />

Menschen zusammenzubrechen drohte. Gibt es eine frohere Botschaft<br />

für alle, die hier versammelt sind? 1977, (37-161)<br />

Viele von euch möchten nicht von hier fortgehen. Aber denkt daran:<br />

<strong>Sai</strong> ist immer bei euch. Ihr solltet über den Abschied von hier nicht<br />

traurig sein. So wie der Diamant hat <strong>Sai</strong> viele Facetten. Er ist in jedem<br />

89


von euch. <strong>Der</strong> zentrale Teil des Diamanten ist mit allen Facetten verb<strong>und</strong>en.<br />

Jungen <strong>und</strong> Mädchen, werdet zu Strahlen, die von diesem<br />

Zentrum ausgehen. Ihr solltet hinausgehen in die Welt <strong>und</strong> die Aufgabe<br />

des Dienens übernehmen, zu der ihr euch verpflichtet habt.<br />

Die Lotosblume hat viele Blütenblätter, aber alle sind mit dem mittleren<br />

Teil der Blume verb<strong>und</strong>en. Für <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> seid ihr alle Blütenblätter,<br />

die mit der Mitte verb<strong>und</strong>en sind.<br />

Ihr müsst schon als junge Menschen den Geist der Opferbereitschaft<br />

entwickeln. Als Nächstes solltet ihr erkennen, dass es keinen Gr<strong>und</strong><br />

für Spannungen wegen religiöser Überzeugungen gibt. Ihr müsst den<br />

gemeinsamen Kern aller Religionen finden <strong>und</strong> immer versuchen, anderen<br />

zu dienen. Ihr müsst die heilige Kultur des Landes Indien weiterführen.<br />

Während ihr in den vergangenen vier Wochen die Gr<strong>und</strong>lagen<br />

dieser Kultur in euch aufgenommen <strong>und</strong> für euch akzeptiert habt,<br />

wart ihr von einem tiefen Glücksgefühl erfüllt. Seht zu, dass euch dieses<br />

in der Zukunft erhalten bleibt. Das, was ihr hier gelernt habt, zu<br />

vergessen, sobald ihr von hier fortgeht, wäre eurer menschlichen Natur<br />

nicht angemessen. (...)<br />

Ihr könnt zwar nicht alles tun, aber wählt wenigstens einige Dinge aus<br />

der Vielfalt spiritueller Disziplinen aus <strong>und</strong> verwirklicht sie in eurem<br />

Leben. Am wichtigsten ist, dass ihr den ganzen Tag über diese drei<br />

goldenen Regeln im Auge behaltet: Vergesst Gott nicht, bindet euch<br />

nicht an die Welt <strong>und</strong> habt keine Angst vor dem Tod. Das sind die drei<br />

wichtigsten Dinge in eurem Leben. 1977, (37-163)<br />

<strong>Der</strong> Avatar ist gekommen, um den Weg zu bahnen, auf dem die Menschen<br />

spirituellen Fortschritt erzielen können. Dem Unfrieden, der<br />

sich unter den Menschen ausgebreitet hat, muss Einhalt geboten<br />

werden. Alle guten Menschen, die von den Fangarmen des Unfriedens<br />

<strong>und</strong> der Sorgen ergriffen wurden, weil sie sich der relativen Unwirklichkeit<br />

aller weltlichen Dinge nicht bewusst sind, müssen befreit<br />

werden. Alle müssen inneren Frieden finden. Das ist die Mission, für<br />

die der Herr wieder <strong>und</strong> wieder auf die Erde kommt. Er erwählt einen<br />

heiligen Ort <strong>und</strong> nimmt menschliche Gestalt an, so dass ihr ihn sehen<br />

<strong>und</strong> sprechen, verstehen <strong>und</strong> würdigen, ihm zuhören <strong>und</strong> folgen, ihn<br />

erfahren <strong>und</strong> seine Wohltaten empfangen könnt.<br />

Es ist eine Tragödie, dass ihr an Gott zweifelt, ihn diskutiert <strong>und</strong> verneint,<br />

wenn er in menschlicher Gestalt zu euch kommt, obwohl ihr<br />

euch, wenn er unsichtbar ist, eine Vorstellung von ihm macht, diese<br />

anbetet <strong>und</strong> dadurch gestärkt <strong>und</strong> getröstet werdet! Die Leute fallen<br />

90


vor einem Standbild des Schlangengottes nieder, schütten Milch darüber<br />

oder waschen es liebevoll mit heiligem Wasser, aber wenn es<br />

sich in eine wirkliche Kobra verwandelt, fliehen sie voller Furcht! Ein<br />

wahrer Devotee Gottes dagegen kennt weder Furcht noch Zweifel.<br />

10.7.59, (15-95/96)<br />

Ihr müsst auch wissen, dass ihr mich <strong>und</strong> mein Geheimnis (...) nicht<br />

verstehen könnt, ohne euch selbst verstanden zu haben. Wenn ihr zu<br />

schwach seid, um eure eigene Wirklichkeit zu begreifen, wie könnt ihr<br />

dann hoffen, das viel gewaltigere Ereignis meines Kommens zu verstehen.<br />

Wenn ihr meine Bedeutung erfassen wollt, müsst ihr alle gegenwärtigen<br />

Zweifel <strong>und</strong> Theorien hinter euch lassen <strong>und</strong> nur nach<br />

der Vervollkommnung selbstloser Liebe streben. Ich, die Verkörperung<br />

der Liebe, kann nur durch Liebe selbst verstanden werden. Die<br />

übernatürlichen Ereignisse <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er, von denen gesagt wird, dass<br />

sie mit Hilfe der Wissenschaften nicht erklärt werden können, sind für<br />

mich so natürlich, dass ich lächeln muss, wenn ihr sie als W<strong>und</strong>er bezeichnet.<br />

<strong>Der</strong> Herr hat angekündigt, dass er kommen werde, um die<br />

Göttliche Ordnung wiederherzustellen, <strong>und</strong> dass er menschliche Gestalt<br />

annehmen werde, damit alle zu ihm kommen <strong>und</strong> die erhebende<br />

Erfahrung machen können, ihn als Gefährten <strong>und</strong> Lehrmeister zu erleben.<br />

Und der Herr ist gekommen, wie er es verkündet hat. Für diejenigen,<br />

die von Geist, Verstand <strong>und</strong> Ego beherrscht werden, ist alles,<br />

was ausserhalb des Gesichtskreises dieser drei liegt, ein Rätsel. Es<br />

gibt eine Grenze, die der Verstand nicht überschreiten kann. Deshalb<br />

muss die göttliche Macht, um auf menschlicher Ebene verstanden zu<br />

werden, sich in den täuschenden Schleier der Erscheinungsformen<br />

hüllen. 22.1.60, (15-113)<br />

Alle Herzen sind mein Eigentum; alles gehört dem Herrn. Aber ebenso<br />

wie der Gr<strong>und</strong>besitzer den schönsten Platz für seinen Wohnsitz<br />

wählt, obwohl ihm alles gehört, so wählt der Herr ein reines Herz, um<br />

sich darin niederzulassen. <strong>Der</strong> Herr hat gesagt: „Wo meine Devotees<br />

meinen Namen preisen, dort werde ich bei ihnen sein.“ Ich kann euch<br />

sagen, dass ihr euch glücklicher schätzen könnt als frühere Generationen.<br />

Ihr müsst euch dieses Glück in vielen Inkarnationen verdient<br />

haben. Ihr habt mich unter euch, <strong>und</strong> es ist eure Pflicht, diese Beziehung,<br />

die ihr einem glücklichen Schicksal zu verdanken habt, weiter<br />

zu entwickeln. In vier oder fünf Jahren wird hier ein grosses Gedränge<br />

von Gottsuchern, <strong>Lehre</strong>rn <strong>und</strong> Asketen sein. Wenn ihr dann kommt,<br />

werdet ihr nicht mehr die Möglichkeit haben, mich anzusprechen, um<br />

91


eure Fragen beantwortet zu bekommen. Seid darum nicht wie die<br />

Frösche, die auf den Blättern der Lotosblume herumsitzen, seid wie<br />

die Bienen! 27.9.60, (15-131)<br />

Einige Leute haben in ihrer Unwissenheit gesagt, dass ich manchmal<br />

göttlich <strong>und</strong> danach wieder menschlich sei. Glaubt das nicht! Mein<br />

Wesen ist unveränderlich, immer ein <strong>und</strong> dasselbe. <strong>Der</strong> Herr verändert<br />

sich niemals; die äussere Form mag sich ändern, aber das Wesen<br />

bleibt dasselbe. Es gibt nicht so etwas wie ein vorübergehendes<br />

Herabsteigen auf die Ebene des Menschen. Die Kennzeichen des<br />

Herrn sind grenzenlose Liebe <strong>und</strong> unendliche Güte. 29.9.60, (15-135)<br />

<strong>Der</strong> jetzige Avatar repräsentiert die Wahrheit, welche die Gr<strong>und</strong>lage<br />

der Göttlichen Ordnung ist, <strong>und</strong> die Liebe, welche den Frieden gibt.<br />

Mein Gebot ist: niemals hassen, niemals jemandem etwas Schlechtes<br />

wünschen, niemals schlecht über jemanden sprechen. Nur dann<br />

könnt ihr inneren Frieden gewinnen.<br />

<strong>Der</strong> Herr allein kennt den Plan, denn er ist der Plan. Ihr seid auf der<br />

Bühne <strong>und</strong> seht nur einen Teil des Schauspiels, deshalb ist alles sehr<br />

verwirrend. Erst wenn alle Zusammenhänge offenbar geworden sind,<br />

werdet ihr seinen Plan zu schätzen wissen, nicht vorher. Dazu müsst<br />

ihr hinter den Vorhang gehen, den die falsche Vorstellung von der<br />

Wirklichkeit bildet, <strong>und</strong> mit dem Regisseur selbst in Verbindung treten.<br />

Solange ihr als Schauspieler auf der Bühne eure Rolle spielt, könnt ihr<br />

den Inhalt des Stücks, das die Welt als Bühne hat <strong>und</strong> sich über Ewigkeiten<br />

hinweg abspielt, nicht begreifen.<br />

Wenn ihr eure Rolle gut spielt <strong>und</strong> Liebe für eure Mitspieler empfindet,<br />

ist das wichtiger als die Liebe zu Gott. Und wenn ihr inneren Frieden<br />

findet, so ist das wichtiger, als höheres Wissen zu erwerben. Die Liebe<br />

zu Gott trägt den Keim selbstloser Liebe in sich <strong>und</strong> höheres Wissen<br />

den Keim inneren Friedens. Jedenfalls sollten sich alle Gläubigen<br />

so verhalten, als ob sie zu einer grossen Familie gehörten. Ihr habt<br />

die Gelegenheit, in der Gemeinschaft Gott zu verehren <strong>und</strong> euch<br />

durch spirituelles Bemühen weiter zu entwickeln. Nehmt sie wahr!<br />

Ihr seid mein kostbarer Besitz, selbst wenn ihr mich verleugnet. Ich<br />

bin euer kostbarster Besitz, auch wenn ihr es nicht wahrhaben wollt.<br />

Ich werde mich eurer liebevoll annehmen <strong>und</strong> euch nicht aufgeben.<br />

Ich werde jede Mühe auf mich nehmen, um meinen Besitz unter meiner<br />

Obhut zu behalten. Das bedeutet, unter der Obhut des Herrn,<br />

gleichgültig mit welchem Namen ihr ihn anruft. Alle Macht, die ich ha-<br />

92


e, ist für euch bestimmt. Ich bin nur der Verwalter, der sie bereithält,<br />

um sie euch zu geben, sobald ihr darum bittet. Meine Liebe wird sie<br />

euch geben, selbst wenn ihr nicht danach fragt, denn es ist euer<br />

Recht, daran teilzuhaben. Einige beschweren sich, dass ich ihnen<br />

dieses oder jenes nicht gegeben habe. Das liegt daran, dass sie nur<br />

die Gegenwart <strong>und</strong> die unmittelbare Zukunft sehen können, während<br />

ich weiss, was auf sie zukommt, <strong>und</strong> sie vor grösserem Leid beschützen<br />

muss. Sie beschuldigen <strong>und</strong> beleidigen mich sogar, aber ich werde<br />

sie nicht aufgeben. Denkt daran, dass niemand mich beeinflussen<br />

kann. Es gibt niemanden, der meinen Weg <strong>und</strong> mein Verhalten auch<br />

nur im Geringsten ändern könnte. Ich bin der Herr über alles.<br />

Aber eines kann ich euch sagen: Ich tadle <strong>und</strong> bestrafe manche Menschen<br />

nur, weil ich sie liebe, weil ich sie korrigieren <strong>und</strong> zu besseren<br />

Werkzeugen machen will. Wenn sie nicht mein Eigen wären, würde<br />

ich sie aufgeben, mich nicht um sie kümmern <strong>und</strong> keine Notiz von ihrem<br />

Vergehen nehmen. Ich habe ein Recht, die Meinen zu züchtigen.<br />

Ich weiss, dass ihnen dennoch viel an meinem Wort gelegen ist <strong>und</strong><br />

dass sie betrübt sind, mein Missfallen erregt zu haben. Euer Geist ist<br />

so wankelmütig, <strong>und</strong> deshalb werdet ihr leicht durch das Gerede törichter<br />

Leute dazu gebracht, euch von mir abzuwenden. Manchmal<br />

tue ich so, als ob ich euch von mir fernhalte; das geschieht, um euch<br />

schneller umzuformen. Wenn eine Strasse instand gesetzt wird, muss<br />

eine Umleitung angelegt <strong>und</strong> dieser Strassenabschnitt eine Zeitlang<br />

gesperrt werden. Das geschieht, damit die Bauarbeiten schneller ausgeführt<br />

werden können, so dass die Strasse wieder benutzt werden<br />

kann.<br />

Ich bin gekommen, um die Welt in Ordnung zu bringen. Deshalb muss<br />

ich alle, die krank sind, in mein „Krankenhaus“ bringen, ihre Ges<strong>und</strong>heit,<br />

Stärke <strong>und</strong> Weisheit wiederherstellen <strong>und</strong> sie dann entlassen,<br />

damit sie auf ihren Arbeitsplatz zurückkehren können. Ich muss eure<br />

Hingabe vertiefen, euren Glauben stärken <strong>und</strong> das F<strong>und</strong>ament eures<br />

moralischen Verhaltens erneuern, so dass ihr Versuchungen besser<br />

widerstehen könnt. Ich bin Leuten begegnet, die beten <strong>und</strong> glauben,<br />

dass sie mit jedem Gebet die Welt dem Frieden näher bringen. Aber<br />

Frieden kann nur durch harte Arbeit gewonnen werden, indem Gewalttätigkeit<br />

<strong>und</strong> Habsucht aus den Herzen der Menschen vertrieben<br />

werden. 29.9.60, (15-136/137)<br />

In meiner Person ist euch jener Schatz, nach dem ihr gesucht habt,<br />

greifbar nahe gekommen, denn unsere Beziehung besteht auf der<br />

93


Ebene des wirklichen Selbst, sie ist nicht weltlicher Art, nicht anerzogen.<br />

Woanders werdet ihr gerupft, denn die Beziehung wird vom<br />

Geldbeutel bestimmt. Wieder woanders ist die Kaste, die Bildung<br />

oder ein anderes zufälliges Merkmal ausschlaggebend. Hier ist es<br />

das Gemeinsame, welches Gott <strong>und</strong> Mensch, das Meer <strong>und</strong> den<br />

Fluss, das Universale <strong>und</strong> das Spezifische verbindet. Hier muss jeder<br />

im Grenzenlosen aufgehen, indem er die Fesseln abwirft, die ihm<br />

Grenzen auferlegen. Jedem ist diese Möglichkeit gegeben; niemand<br />

ist von der Liebe des Herrn ausgeschlossen. (...)<br />

Bücher, Schriften, Meetings, Reden, Diskussionen - alles das nützt<br />

nichts. Jeder, der den Wunsch hat, mich kennenzulernen, muss aufgefordert<br />

werden, zu mir zu kommen <strong>und</strong> mich zu erfahren. Um klar<br />

zu machen, was ein Berg ist, genügt es nicht, einen Stein zu zeigen<br />

<strong>und</strong> zu sagen: „Ein Berg ist wie dieser Stein, nur viele H<strong>und</strong>erttausend<br />

Mal grösser.“ Man muss einen richtigen Berg, zumindest in der Ferne,<br />

sehen. 29.9.60, (15-140/142)<br />

<strong>Der</strong> Herr in der Form ist durch sieben Hauptmerkmale gekennzeichnet.<br />

Wer diese sieben besitzt, muss als göttlich angesehen werden.<br />

Eindrucksvolles Auftreten, Reichtum, Weisheit, Freisein von Bindungen,<br />

die Macht, zu erschaffen, zu erhalten <strong>und</strong> aufzulösen - dieses<br />

sind die sieben unfehlbaren Kennzeichen des Avatars, die voll weiterbestehen,<br />

auch wenn sie durch das Annehmen der Form verändert zu<br />

sein scheinen. Wo diese zu finden sind, könnt ihr das Göttliche erkennen.<br />

30.9.60, (15-144)<br />

<strong>Der</strong> Weise sieht mich nicht als diese Form, die heute ein gelbes <strong>und</strong><br />

morgen ein orangerotes Gewand trägt. Er dringt zur nicht-dualistischen<br />

Wirklichkeit hinter der Form vor <strong>und</strong> weiss, dass der Körper nur<br />

ein Kleid ist, das für einen bestimmten Zweck getragen wird. <strong>Der</strong><br />

nächste Avatar wird ein anderes Kleid tragen. Das volle Wissen wird<br />

durch die Analyse dessen erlangt, was man über das Selbst weiss.<br />

Niemand kennt mich, der sich selbst nicht kennt. 30.9.60, (15-147)<br />

Es wurde gesagt, dass wegen meines Geburtstages heute ein bedeutungsvoller<br />

Tag sei. Ich will euch aber eines sagen: Ich habe viele Geburtstage<br />

wie diesen. Bedeutungsvoll ist für euch der Tag, an dem ihr<br />

euer Denken <strong>und</strong> Fühlen läutert, <strong>und</strong> nicht der Tag, an dem ich diese<br />

menschliche Form angenommen habe. Ich bin immer jung <strong>und</strong> immer<br />

uralt. Ich komme immer, um die Göttliche Ordnung wiederherzustel-<br />

94


len, um den Tugendhaften zu helfen <strong>und</strong> Bedingungen zu schaffen,<br />

die ihrer Weiterentwicklung dienlich sind. Einige Zweifler mögen fragen:<br />

“Kann das Allmächtig-Absolute menschliche Form annehmen?”<br />

Nun, der Mensch kann nur durch eine menschliche Form zur Glückseligkeit<br />

geführt werden. Nur mit Hilfe der Sprache kann er Anweisungen<br />

empfangen <strong>und</strong> inspiriert werden. Er braucht den Gedankenaustausch,<br />

um den Weg zur Erleuchtung zu finden.<br />

Ich werde euch niemals zwingen, eine bestimmte Form, einen bestimmten<br />

Namen des Herrn zu verehren. <strong>Der</strong> Herr hat Millionen von<br />

Namen <strong>und</strong> Formen, <strong>und</strong> er möchte, dass Glauben <strong>und</strong> Hingabe in<br />

euch wachgerufen werden, wenn ihr einen davon anruft oder euch<br />

eine der Formen vorstellt. Das ist der Gr<strong>und</strong>, warum bei der Andacht<br />

1008 Namen rezitiert werden. <strong>Der</strong> Einzelne mag sich durch einen dieser<br />

Namen besonders angesprochen fühlen, wie unaufmerksam <strong>und</strong><br />

zerstreut er auch während der Rezitation der anderen sein mag. So<br />

wie die kalte Luft das Wasser zu Eis erstarren lässt, so zwingt der<br />

Gläubige durch sein brennendes Verlangen den Allmächtigen, seiner<br />

Vorstellung gerecht zu werden <strong>und</strong> die Form anzunehmen, nach der<br />

er sich sehnt. Er beugt sich deinem Willen, er trägt deine Last, vorausgesetzt,<br />

du vertraust sie ihm an.<br />

Deshalb denkt, sprecht <strong>und</strong> handelt so, dass euch Freude hier, Freude<br />

im Jenseits, Freude in aller Ewigkeit zuteil werden. Ich segne<br />

euch, dass eure Anstrengungen von Erfolg gekrönt sein mögen.<br />

23.11.60, (16-13)<br />

Das Linga in Badri symbolisiert die manifestierte Form Gottes <strong>und</strong><br />

musste wieder geweiht werden. Das war meine Aufgabe, die ich erfüllt<br />

habe, <strong>und</strong> alle, die mich begleitet haben, waren Zeuge davon. (...)<br />

Ich nahm das Linga von dem Platz unter dem Altar, an dem Shankara<br />

es niedergelegt hatte, <strong>und</strong> nahm eine rituelle Waschung mit Gangeswasser<br />

vor, das ich mit einer Bewegung der Hand herbeiholte. Dann<br />

wurde es mit goldenen Bilvablättern <strong>und</strong> Thumbeblumen, die ich beide<br />

auf der Stelle materialisierte, geschmückt <strong>und</strong> wieder an seinen<br />

angestammten Platz gebracht. Dort ruht es auf einer goldenen Lotosblüte,<br />

die das Herz symbolisiert, in dem das Linga verehrt werden<br />

muss.<br />

Wenn man die Begeisterung der Pilger sieht, die sich auf der Strasse<br />

nach Badri zu Tausenden mühsam fortbewegen, dann ist man<br />

sprachlos vor Staunen. Dann kann man nicht mehr darüber klagen,<br />

dass der Atheismus in diesem Land um sich greift. Menschen aus al-<br />

95


len Teilen Indiens, Männer, Frauen <strong>und</strong> Kinder, Alte <strong>und</strong> Junge, Kräftige<br />

<strong>und</strong> Gebrechliche, Reiche <strong>und</strong> Arme, deren einzige Triebfeder<br />

<strong>und</strong> Stütze der Glaube ist, befinden sich dort auf dem Weg nach Badri.<br />

Es gibt vieles, was ihr von ihrer Beharrlichkeit lernen könnt. Euer<br />

Glaube, eure Hingabe <strong>und</strong> eure geistige Disziplin werden gefestigt,<br />

wenn ihr euch in der Gesellschaft Gleichgesinnter befindet. Das ist<br />

der Vorteil einer Pilgerfahrt nach Badri. Das ist der Gr<strong>und</strong> für die Meinung,<br />

dass allein schon der Anblick eines Pilgers, der von Badri zurückkehrt,<br />

eine grosse Hilfe sei. Ja, das geistige Erwachen muss stattfinden.<br />

Für dieses Erwachen braucht ihr natürlich nicht so weit zu<br />

gehen. Ihr habt den Gott-Menschen von Badri hier bei euch. Badri ist<br />

der Ort, wo der B<strong>und</strong> zwischen Mensch <strong>und</strong> Gott-Mensch hergestellt<br />

<strong>und</strong> immer wieder in Erinnerung gebracht wird. Das könnt ihr auch<br />

hier haben. Wenn ihr euch von der Illusion, die Vielfalt, die ihr seht, sei<br />

die einzige Wirklichkeit, befreit, werdet ihr zum Gott-Menschen. Wenn<br />

ihr die Illusion nicht abschütteln könnt, bleibt ihr Mensch. Das ist alles!<br />

Es gibt keinen Ort auf der Welt, an dem ich nicht gegenwärtig bin. Diejenigen,<br />

die mit mir kamen, reisten daher mit der Manifestation, um<br />

das Abstrakte zu verehren. Dafür können sie sich glücklich schätzen.<br />

4.7.61, (16-41/42)<br />

Meine einzige Aufgabe ist es, Gnade zu verschenken. Durch meinen<br />

Anblick <strong>und</strong> durch den Umgang mit mir nehmt ihr an dieser Gnade teil.<br />

Wenn zwei Substanzen schmelzen, dann können sie sich vermischen.<br />

Glaubt nicht, ich sei fern, denn ich bin ganz nahe bei euch.<br />

Fordert meine Gnade, verlangt danach, besteht darauf, anstatt mich<br />

unterwürfig zu verehren. Bringt mir eure Herzen <strong>und</strong> gewinnt mein<br />

Herz. Keiner von euch ist ein Fremder für mich. Bringt mir euer Versprechen,<br />

<strong>und</strong> ich werde euch mein Versprechen geben. Aber achtet<br />

darauf, dass es ein ehrliches Versprechen ist <strong>und</strong> aus einem reinem<br />

Herzen kommt. Das ist genug. (...)<br />

Nur diejenigen, welche die innere Schau des Weisen oder des hingebungsvoll<br />

Liebenden erworben haben, können einen Schimmer seiner<br />

Wirklichkeit erahnen. Die anderen, die Anspruch auf Glaubwürdigkeit<br />

erheben, täuschen nur. Diejenigen, welche wissen, reden<br />

nicht, <strong>und</strong> die, welche reden, wissen nichts <strong>und</strong> können nichts wissen.<br />

10.10.61, (16-53/54)<br />

Kommt zu mir, ich repariere zerbrochene Herzen <strong>und</strong> verwirrte Geister.<br />

Ich gleiche dem Schmied, der schweisst, ausrichtet <strong>und</strong> in Ord-<br />

96


nung bringt. Dieses Wirken besang ein gläubiger Mensch vor zehn<br />

Jahren, der mit seinem Lied so zu mir betete: “Mein Herz ist vertrocknet,<br />

mein Licht ist erloschen, mein Weg ist dunkel, <strong>und</strong> mein Geist<br />

verwirrt. Oh Herr, mache mich wieder bereit für die mühsame Reise<br />

des Lebens!” <strong>Der</strong> Herr wartet vor der Tür des Andachtsraumes <strong>und</strong><br />

brennt darauf, den Wunsch des Gläubigen zu erfüllen. Wahrlich, wer<br />

den Herrn als Diener hat, der ist der eigentliche Herr!<br />

Ihr dürft nur euren Glauben nicht erschüttern lassen, aber auch niemandem<br />

blind folgen - auch Gott nicht! Prüft! Prüft, forscht, sammelt<br />

Erfahrung, <strong>und</strong> dann, wenn ihr Gott gef<strong>und</strong>en habt, dann fordert euer<br />

Recht. Aber bevor euch das Recht gegeben wird, müsst ihr zur Prüfung<br />

antreten <strong>und</strong> sie bestehen, ist es nicht so? Ich setze die Prüfungen<br />

nicht als Bestrafung an oder weil ich euch gerne in Schwierigkeiten<br />

bringe, sondern nur, um euch die Freude des Bestehens erleben<br />

zu lassen. 17.10.61, (16-56/57)<br />

Ihr fürchtet alle den Einfluss der Planeten. Aber was können diese euch<br />

anhaben, wenn die Gnade Gottes euch beschützt? Wer sich schmükken<br />

will, braucht nur das Gold. Daraus können alle Arten von Geschmeide<br />

hergestellt werden. Verlangt nach dem Gold <strong>und</strong> sichert es<br />

euch - das ist alles, was ihr braucht. Astrologen <strong>und</strong> Brahmanen, die<br />

sich auf den Kalender verlassen, machen viel Aufhebens um die Konstellation<br />

der Planeten zwischen dem 2. <strong>und</strong> 5. Februar. Dadurch, dass<br />

sie eine Panik auslösen <strong>und</strong> Gegenmassnahmen vorschlagen, bringen<br />

sie eine reiche Ernte ein. Natürlich ist es gut, wohltätige Organisationen<br />

zu unterstützen, zu Gott zu beten <strong>und</strong> Opfer zu bringen, aber tut es,<br />

weil es gut <strong>und</strong> richtig ist <strong>und</strong> nicht aus Furcht vor den acht Planeten!<br />

Tut es, wie ihr es immer tun solltet, <strong>und</strong> nicht aus einer vorübergehenden<br />

Angst. Lasst keine Panik entstehen. Nichts wird sich zwischen dem<br />

2. <strong>und</strong> 5. Februar ereignen. Ihr alle werdet fröhlich <strong>und</strong> voller Freude<br />

zum Shivaratri-Fest wieder nach Puttaparthi kommen. Das kann ich<br />

euch versichern. Das Gerede vom Weltuntergang ist nur Angstmacherei.<br />

Lasst euch nicht davon beeinflussen. 17.10.61, (16-58)<br />

Gott ist überall! Wenn ihr aus der Tiefe eures Herzens betet: “Siehst<br />

du nicht meine Not?” dann ruhen meine Augen auf euch <strong>und</strong> ich<br />

schütte meine Gnade über euch aus. Durchschaut die Täuschung<br />

<strong>und</strong> stosst zur Liebe vor, dann werdet ihr nichts als Liebe von mir<br />

empfangen.<br />

Rama, Krishna <strong>und</strong> <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> scheinen verschiedene Perso-<br />

97


nen zu sein wegen der unterschiedlichen Form, die sie angenommen<br />

haben, aber glaubt mir, es ist ein <strong>und</strong> dieselbe Wesenheit. Lasst euch<br />

nicht in die Irre führen. Es wird eine Zeit kommen, in der dieses grosse<br />

Gebäude oder sogar noch grössere zu klein sind, um die Massen zu<br />

fassen, die dem Ruf, hierher zu kommen, folgen. <strong>Der</strong> Himmel wird das<br />

Dach des zukünftigen Auditoriums sein. Ich werde es aufgeben müssen,<br />

das Auto <strong>und</strong> auch das Flugzeug zu benutzen, um mich von einem<br />

Ort zum anderen zu begeben, weil die Menschenmenge, die sich<br />

um mich drängt, zu gross ist. Ich werde mich durch die Lüfte fortbewegen<br />

müssen. Glaubt mir, auch das wird geschehen.<br />

Ihr werdet erleben, dass dieses Puttaparthi zum Ziel aller Pilgerfahrten<br />

wird. Niemand kann diese Entwicklung aufhalten oder verzögern.<br />

Ich werde euch nicht aufgeben, noch könnt ihr euch jemals von mir<br />

trennen. Selbst wenn ihr euren Glauben verlieren solltet, werdet ihr es<br />

bereuen <strong>und</strong> wieder hier Zuflucht nehmen. Ich habe euch schon versichert,<br />

dass ich noch 58 Jahre in diesem Körper unter euch weilen<br />

werde. Euer Leben ist eng mit meiner weltlichen Laufbahn verflochten.<br />

Lasst dieses grosse Privileg immer euer Handeln bestimmen.<br />

21.10.61, (16-64/65)<br />

Ihr seid nicht fähig, mich auszuloten. Ihr könnt niemals die Stärke der<br />

übernatürlichen Bande verstehen, die mich mit euch verbinden.<br />

Eines Tages werden euch diese Zusammenhänge unvermittelt klar<br />

werden. Eure Aufgabe ist es, diesen Augenblick abzuwarten. Ihr verehrt<br />

Gott jetzt in der einen oder anderen Form. Sagt mir, wie es dazu<br />

kam. Welche Erfahrungen waren notwendig, um diesen Glauben in<br />

euch wachsen zu lassen?<br />

Als ich 1918 beschloss, den vorigen Körper zu verlassen, wurde<br />

Herrn Kaka Saheb Dikshit gesagt, dass ich in 8 Jahren wiedergeboren<br />

werden würde. Auch Abdul <strong>Baba</strong> wurde informiert, dass ich nach<br />

7 Jahren in der Gegend von Madras wieder erscheinen werde. Drei<br />

Monate nachdem die Seele den Körper Shirdi <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>s verlassen<br />

hatte, erschien er vor einem Haus in Kirkee <strong>und</strong> erklärte auf eine Frage<br />

hin: “<strong>Der</strong> Körper ist gestorben, aber ich werde wiederkommen.”<br />

Drei Monate danach wurde das Gleiche bei einer Erscheinung in<br />

Dwarakamayi verkündet. Auch Das Ganu <strong>und</strong> Mahasapathi wurden<br />

Botschaften übermittelt. Die Information, die Herr Kaka Saheb erhielt,<br />

war, dass die Manifestation “in 8 Jahren” stattfinden würde <strong>und</strong> nicht<br />

“als ein achtjähriges Kind”. So wurde es nur berichtet, weil Kaka Saheb<br />

es erst viel später aus der Erinnerung niedergeschrieben <strong>und</strong><br />

98


sich dabei auf sein Gedächtnis verlassen hatte. Sowohl die Zeitspanne<br />

von 7 Jahren als auch die von 8 Jahren verwirklichte sich, denn<br />

dieser Körper wurde 1926 geboren, nachdem er neun Monate im Mutterleib<br />

verbracht hatte. 23.10.61, (16-70/71)<br />

Ich habe den Eindruck, dass ihr von den Erzählungen über die selbstlose<br />

Liebe der Rishis, der Hirtenmädchen von Brindavan <strong>und</strong> der Gefolgsleute<br />

Hanumans in der Vergangenheit sehr beeindruckt seid,<br />

dass ihr aber eure eigene Verantwortung, die ihr heute habt, vernachlässigt.<br />

Jeder von euch sollte zum Beispiel prüfen, was er von mir gelernt<br />

hat. Welchen Gewinn haben euch euer jetziger Besuch in Puttaparthi<br />

oder die vielen Besuche in früheren Jahren gebracht? Wieviel<br />

selbstlose Liebe, von der ihr wisst, dass sie mein Lebenselement ist,<br />

habt ihr anderen entgegengebracht? Ich habe euch so oft gesagt,<br />

dass die Rezitation der Namen Gottes das beste Mittel ist, um die Liebe<br />

zu Gott <strong>und</strong> zu allem, was heilig ist, in eurem Herzen wachsen zu<br />

lassen. Aber habt ihr das Rezept ausprobiert? Ist es euch so notwendig<br />

geworden wie das Atmen? Das ist der Prüfstein für die Aufrichtigkeit<br />

eures Bemühens <strong>und</strong> für den Erfolg eurer Pilgerfahrt nach Puttaparthi.<br />

24.10.61, (16-75)<br />

Seht in dem Herrn Vater <strong>und</strong> Mutter. Aber das ist nur der erste Schritt;<br />

danach werdet ihr diese Beziehung hinter euch lassen <strong>und</strong> in das Absolute<br />

eingehen. Bleibt nicht auf den Stufen stehen, sondern betretet<br />

den Palast, zu dem sie führen. Zuerst benutzt ihr Blumen, Kerzen <strong>und</strong><br />

Weihrauch im Gottesdienst. Aber bald nimmt eure Verehrung tiefere<br />

Formen an. Eure Opfergaben werden reiner, wertvoller <strong>und</strong> eurem<br />

Herrn angemessener. Ihr fühlt, dass ihr dem Herrn mehr zu Füssen<br />

legen müsst als nur Blumen, etwas, das von euch selbst kommt. Und<br />

so kommt ihr dazu, euch selbst zu läutern <strong>und</strong> euer ganzes Leben zu<br />

einer duftenden Blume werden zu lassen. Das ist wirklicher Gottesdienst,<br />

echte Hingabe. Kommt nicht zu mir mit wertlosem Tand. Wie<br />

kann ich eure Hände füllen, wenn sie schon voll sind? Kommt mit leeren<br />

Händen <strong>und</strong> nehmt meine Schätze, meine Liebe mit euch. Diejenigen,<br />

die andere vor sich niederfallen lassen, <strong>und</strong> diejenigen, die<br />

glauben, dass das Berühren der Füsse eines heiligen Mannes zu ihrem<br />

Seelenheil beiträgt, sind beide im Irrtum. Solche Zeichen der Verehrung<br />

haben für Guru <strong>und</strong> Schüler den Beigeschmack einer Zurschaustellung.<br />

Darüber hinaus: warum dem Körper, der doch dem<br />

Verfall anheimgegeben ist, Verehrung bezeigen? Ebenso ist es<br />

falsch, Geld, Gold oder andere wertvolle Dinge zu bringen, gleichgül-<br />

99


tig, ob sie vom Überfluss oder vom mühsam Ersparten gegeben werden.<br />

Das ist doch alles Tand, der keinen eigentlichen Wert besitzt.<br />

Gehorcht eurem geistigen <strong>Lehre</strong>r, folgt seinen Anweisungen, macht<br />

Fortschritte in eurer spirituellen Entwicklung. Das ist der beste Weg,<br />

ihn zu ehren. Wenn ihr auf diesem Weg Erfolg habt, wird das Verlangen,<br />

eurer Verehrung äusseren Ausdruck zu verleihen, von selbst<br />

verschwinden. Diese äusserlichen Huldigungen sind für viele ein billiger<br />

Ersatz für aufrichtige, innerliche Verehrung, die viel wertvoller ist.<br />

Bringt dem Herrn ein reines Herz dar, das durch geistiges Bemühen<br />

geläutert ist <strong>und</strong> alle Lebewesen liebevoll einschliesst. Und sucht<br />

euch nur solche <strong>Lehre</strong>r, die weder selbstgefällig sind noch ihre Rivalen<br />

schlecht machen. 26.10.61, (16-76/77)<br />

Nun, nachdem ich mich ausgewiesen habe, beginne ich, euch zu korrigieren.<br />

Das ist der Gr<strong>und</strong> dafür, dass ich mein wahres Wesen hin<br />

<strong>und</strong> wieder durch W<strong>und</strong>er sichtbar werden lasse, d.h. durch Handlungen,<br />

die jenseits menschlicher Fähigkeiten <strong>und</strong> menschlichen Verstehens<br />

liegen. Mir liegt nichts daran, meine übernatürlichen Kräfte zur<br />

Schau zu stellen. Ich tue es, um euch mir näher zu bringen, um euer<br />

Herz an mich zu fesseln.<br />

Es ist ein Teil eurer Bestimmung, mich verstehen zu lernen. Vor ein<br />

paar Tagen verteilte ich Nektar, den ich zuvor materialisiert hatte. Einige,<br />

die das W<strong>und</strong>er gesehen <strong>und</strong> ihren Platz in den langen Reihen<br />

der Devotees eingenommen hatten, mussten gerade, als ich mich ihrer<br />

Reihe näherte, aufstehen <strong>und</strong> abreisen. Auf diese Weise versäumten<br />

sie eine Chance, vielleicht die Chance ihres Lebens. Alle<br />

Gelegenheiten sind “verdient”. Es ist eine Tatsache, dass jeder von<br />

euch erlöst werden muss. Ihr müsst dem Netz, das euch gefangen<br />

hält, entrinnen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. Ich werde<br />

euch nicht aufgeben, selbst wenn ihr euch von mir wendet, denn es ist<br />

nicht meine Art, mich von denen abzuwenden, die mich verleugnen.<br />

Ich bin für alle gekommen. Zweifelt nicht, dass auch die, welche vom<br />

Weg abweichen, wieder den Weg zu mir finden werden. Ich werde sie<br />

zu mir zurückführen. Ich segne euch, damit ihr in diesem Leben, mit<br />

diesem Körper den Weg zum Göttlichen findet. 24.11.61, (16-81/82)<br />

Wenn ich dieses Meer von Gesichtern sehe, ist mir nicht danach zumute,<br />

zu euch zu sprechen. Ich möchte nur das Glück empfinden,<br />

euch vor mir zu sehen, euren Glauben, eure Hingabe wahrzunehmen.<br />

Ihr seht mich, ich sehe euch, was braucht es sonst noch, um das<br />

Glücksgefühl aufwallen zu lassen?<br />

100


Aber ihr verlangt danach, meine Worte zu hören <strong>und</strong> meiner Stimme<br />

zu lauschen. Das ist der Ausdruck eurer Liebe. Ihr seid so daran gewöhnt,<br />

andere sprechen zu hören, dass euch die Ohren weh tun,<br />

wenn ihr nichts hört. Und wenn ihr nicht sprecht, werden eure Zungen<br />

unruhig <strong>und</strong> nervös. Ihr seid so an Geschäftigkeit gewöhnt, dass es<br />

schwierig für euch ist, still zu sein <strong>und</strong> auf das Schweigen in euch zu<br />

lauschen.<br />

<strong>Der</strong> Mensch hat die Fähigkeit, über den Inhalt <strong>und</strong> die Bedeutung<br />

dessen, was er gehört hat, selbst nachzudenken. Er hat nicht nur die<br />

Fähigkeit, sondern auch den Drang zu solch innerer Betrachtung.<br />

Aber ihr seid noch nicht über die Stufe des Zuhörers hinausgewachsen,<br />

<strong>und</strong> die <strong>Lehre</strong>r haben noch nicht die Stufe des Vortragens hinter<br />

sich gelassen. Darum verlangt ihr danach, mich zu hören. 4.3.62, (16-<br />

93)<br />

Natürlich spreche ich immer über die Göttliche Ordnung, denn ich bin<br />

gekommen, um sie wiederherzustellen. Ich habe keine andere Aufgabe<br />

hier. Was ich gebe, ist ein süsses Getränk für den Unwissenden<br />

<strong>und</strong> Nektar der Unsterblichkeit für den Sehenden. Aus der Tatsache,<br />

dass alle Avatare sich hier in Indien manifestiert haben, könnt ihr nicht<br />

schliessen, dass die Göttliche Ordnung nur in Indien im Verfall begriffen<br />

ist. <strong>Der</strong> Avatar muss dort Form annehmen, wo die Göttliche Ordnung<br />

ihren Ursprung hat <strong>und</strong> wo sie noch beachtet <strong>und</strong> geachtet wird.<br />

Die Länder der Welt sind nichts anderes als Zweige eines Baumes.<br />

Für mich gibt es keinen Unterschied zwischen dem Mutterland <strong>und</strong><br />

fremden Ländern. Die ganze Menschheit muss auf den Weg der Göttlichen<br />

Ordnung zurückgeführt werden. So wie die Veden als Sprachrohr<br />

des Absoluten keinem menschlichen Autoren zugeschrieben<br />

werden können, so kann die Manifestation des Absoluten selbst keinem<br />

bestimmten Land zugeordnet werden. Die Veden werden überall<br />

dort offenbar, wo das sehnende Verlangen danach besteht. Alle religiösen<br />

Ordnungen sind Ausdruck der einen vedischen Wahrheit.<br />

Die menschliche Natur muss geläutert <strong>und</strong> in bestimmte Kanäle gelenkt<br />

werden. Sonst gleicht sie den Fluten des Ganges: Viele halten<br />

sie für harmlos <strong>und</strong> wiegen sich deshalb in Sicherheit, aber durch ihre<br />

Überschwemmungen können sie Millionen ins Unglück stürzen. Die<br />

Hast nach unmittelbarem Erfolg muss überw<strong>und</strong>en werden. Vorteile,<br />

die sich langsam einstellen, sind dauerhafter <strong>und</strong> gesünder. <strong>Der</strong> Vorteil<br />

des Einzelnen muss für das Wohl der Gruppe, des Dorfes, der Gemeinde,<br />

des Landes oder der ganzen Menschheit aufgegeben wer-<br />

101


den. Ideen, Gr<strong>und</strong>sätze, Gesetze, Gebräuche, Gewohnheiten <strong>und</strong><br />

Handlungen müssen nach zwei Gesichtspunkten beurteilt werden:<br />

nach der Absicht <strong>und</strong> nach den Folgen. Ist die Absicht rein, entspringt<br />

sie der Liebe, beruht sie auf Wahrheit? Ist die Folge innerer <strong>und</strong> äusserer<br />

Frieden? Wenn dem so ist, dann ist die Handlung oder das Verhalten,<br />

das Gesetz oder der Brauch Bestandteil der Göttlichen Ordnung.<br />

Absicht <strong>und</strong> Folge sind die beiden Dämme, welche die Fluten<br />

des Godavari sicher ins Meer leiten, das in der Lage ist, jede Menge<br />

von Flüssen in sich aufzunehmen. Es ist eine Tatsache, dass die Regeln<br />

<strong>und</strong> Beschränkungen dem Spiel des Lebens seinen Reiz verleihen.<br />

5.10.62, (16-145/146)<br />

Bildet euch nicht ein, dass der Avatar nur gekommen ist, um euch zu<br />

helfen. Ich bin um der Göttlichen Urordnung willen gekommen. Und<br />

wie wird der Avatar diese Ordnung beschützen? Nun, in den Schriften<br />

heisst es: “Die Veden sind die Wurzeln der Göttlichen Ordnung.”<br />

Wenn die Veden heil <strong>und</strong> ges<strong>und</strong> bleiben, d.h. wenn die Pandits, die<br />

Hüter vedischer Tradition, heil <strong>und</strong> ges<strong>und</strong> bleiben, werden auch die<br />

Veden für immer in den Herzen der Menschen blühen <strong>und</strong> grünen.<br />

Ihr mögt euch fragen: “Nun, da der Herr Form angenommen hat, warum<br />

ist die Welt dann immer noch von Kriegen zerrissen <strong>und</strong> von Leiden<br />

geplagt?” Warum? Selbst als Krishna hier war, gab es Krieg <strong>und</strong><br />

Verbrechen, Streit <strong>und</strong> Leid. Die Spreu muss abgesondert, das Reine<br />

vor dem Unreinen bewahrt werden. Das gegenwärtige Leiden ist<br />

hauptsächlich eine Folge des Verfalls der Disziplin unter denen, die<br />

sich dem vedischen Pfad verpflichtet haben. Es ist eine Folge ihrer<br />

Nichtbeachtung der in den Schriften festgelegten Moral <strong>und</strong> ihres<br />

mangelnden Vertrauens in diese Schriften. 23.11.62, (16-155)<br />

Ihr werdet festgestellt haben, dass ich euch niemals als “Devotees”<br />

anrede. Um diesen Namen zu verdienen, bedarf es völliger Hingabe,<br />

unerschütterlichen Glaubens <strong>und</strong> grosser Disziplin. Jetzt, da das<br />

formlos Absolute in der Welt der Namen <strong>und</strong> Formen gegenwärtig ist,<br />

müsst ihr jeden Augenblick nutzen, um seine Gnade zu gewinnen. Ihr<br />

seid euch nicht bewusst, welch einzigartiges, grosses Glück ihr habt.<br />

In zukünftigen Jahren werden die Leute euch verehren, denn ihr hattet<br />

eine Gelegenheit, die Millionen andere nicht hatten. Sie werden<br />

euch verehren <strong>und</strong> achten. Lebt <strong>und</strong> liebt so, dass ihr euch dessen<br />

würdig erweist. 26.11.62, (16-165)<br />

102


Ich weiche niemals von der Wahrheit ab. Da ich mich auf die Wahrheit<br />

stütze, nennt man mich <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong>. <strong>Sai</strong> bedeutet: sich auf etwas stützen.<br />

Ich kann euch versichern, dass ich diesen Namen zu Recht trage.<br />

Nur jene, die meine Anweisungen nicht befolgen <strong>und</strong> von dem<br />

Weg abweichen, den ich aufzeige, erreichen das versprochene Ziel<br />

nicht. Folgt meinen Anweisungen <strong>und</strong> werdet Soldaten in meiner Armee.<br />

Ich werde euch zum Sieg führen. Wenn euch ein ehrlicher Sucher<br />

fragt, wo der Herr zu finden sei, dann versucht nicht der Frage<br />

auszuweichen. Gebt die Antwort, die von Herzen kommt <strong>und</strong> die euch<br />

auf der Zunge liegt. Zeigt ihm den Weg nach Puttaparthi, damit er<br />

euer Glück teilen kann. Sagt ihm, dass er hier ist, in diesem Prashanti<br />

Nilayam. 21.11.62, (16-166)<br />

In früheren Zeiten haben die Avatare die Welt vom Übel befreit, indem<br />

sie ein paar Fanatiker, die es verkörperten, vernichteten. Aber heute<br />

regieren Fanatismus <strong>und</strong> Grausamkeit in jedem Herzen. Die Zahl der<br />

Dämonen ist unermesslich. Niemand ist frei von dämonischen Eigenschaften,<br />

jeder ist mehr oder weniger damit belastet. Alle müssen<br />

durch Umerziehung auf den richtigen Weg geführt werden; für jeden<br />

ist Änderung notwendig. Ihr alle seid Pilger auf dem Weg zu Gott <strong>und</strong><br />

die Bestimmung eines jeden ist es, in ihn einzugehen. Aber die meisten<br />

haben das Ziel aus den Augen verloren. Sie irren wie verlorene<br />

Kinder umher <strong>und</strong> vergeuden ihre kostbare Zeit auf Umwegen.<br />

<strong>Der</strong> Mensch muss Gott werden! Das ist seine Bestimmung, das ist der<br />

Schöpfungsplan, <strong>und</strong> deshalb ist er - wie kein anderes Wesen - mit<br />

dem Schwert des Unterscheidungsvermögens <strong>und</strong> dem Schild der<br />

Entsagungsfähigkeit ausgerüstet. Nur der Mensch kann sich vorstellen,<br />

dass er früher schon einmal existiert hat <strong>und</strong> dass sich die Eindrücke<br />

früherer Existenzen in ihm angesammelt haben. Was ihr in einem<br />

Traum seht <strong>und</strong> fühlt, beruht auf Erlebnissen des Wachzustandes.<br />

So beruht auch das, was ihr heute fühlt <strong>und</strong> seht, auf dem, was<br />

ihr in anderen, früheren Leben gefühlt <strong>und</strong> gesehen habt.<br />

Ihr könnt die Gnade des Herrn nur gewinnen, wenn ihr seiner Ordnung<br />

entsprechend lebt. Diese Ordnung erfordert <strong>und</strong> entwickelt den<br />

Geist der Selbstaufgabe. Ohne das Training, das ein solches Leben<br />

euren Sinnen sowie eurem Denken <strong>und</strong> Fühlen gibt, könnt ihr keinen<br />

festen Glauben entwickeln <strong>und</strong> euch nicht endgültig von den Dingen<br />

der Welt lösen. 25.1.63, (18-8/9)<br />

<strong>Der</strong> Herr kommt als Avatar, wenn er von Heiligen <strong>und</strong> Weisen sehn-<br />

103


lichst erwartet wird. Die Frommen haben gebetet - <strong>und</strong> ich bin gekommen.<br />

Ich habe drei oder vielmehr zwei Aufgaben - da die Wiederherstellung<br />

der Göttlichen Urordnung <strong>und</strong> die Aufwertung der Veden<br />

praktisch ein <strong>und</strong> dasselbe sind. Diese sind: Den vedischen Wahrheiten<br />

zur Anerkennung zu verhelfen <strong>und</strong> die Entwicklung der Gläubigen<br />

zu fördern. Wer sind diese Gläubigen? Jene, die sich durch Glauben,<br />

Standhaftigkeit, Tugend, Furchtlosigkeit, Hingabe <strong>und</strong> Selbstlosigkeit<br />

auszeichnen. Es ist reine Zeitvergeudung, den Altar so prachtvoll zu<br />

schmücken. Warum die Blumen pflücken <strong>und</strong> sie vorzeitig verwelken<br />

lassen? Einige von euch gehen hier um den Tempel herum <strong>und</strong> sind<br />

befriedigt, dass sie so<strong>und</strong>soviele Male eine heilige Stätte umr<strong>und</strong>et<br />

haben. Das hat aber nur einen Sinn, wenn euer Geist, ebenso wie<br />

eure Füsse, den Tempel zum Mittelpunkt hat. (...)<br />

Ihr müsst diesem Prashanti Nilayam eure Achtung erweisen. Seht zu,<br />

dass ihr den grössten Nutzen von eurem Aufenthalt hier habt. Vergeudet<br />

die Chance nicht, die euch gegeben ist. Ihr gebt viel Geld aus<br />

<strong>und</strong> unterzieht euch vieler Beschwerlichkeiten um hierherzukommen,<br />

aber ihr legt eure Herzen nicht als duftende Opfergaben dem Herrn zu<br />

Füssen, indem ihr den Weg spirituellen Bemühens einschlagt. (...)<br />

Verdient euch die Ehre, ein Devotee genannt zu werden. Mein Ruhm<br />

wird täglich durch jene verbreitet, die sich meine Devotees nennen.<br />

Eure Tugenden wie Selbstbeherrschung, Glauben, Standhaftigkeit,<br />

Freisein von falschen Bindungen sind die Zeichen, durch welche die<br />

Menschen meine wahre Natur erkennen. Nicht, dass ich an Propaganda<br />

interessiert wäre, aber es ist nun einmal so in dieser Welt, dass<br />

die Menschen andere nicht direkt, sondern indirekt beurteilen. Ich<br />

muss euch sagen, dass wirkliche Devotees sehr selten sind. Das ist<br />

auch der Gr<strong>und</strong>, weshalb ich eine Versammlung wie diese nicht mit<br />

„Meine Devotees“ anrede. Ihr verdient diesen Namen nur, wenn ihr<br />

euch mir vollkommen, ohne Vorbehalte, ohne eine Spur von Ego, das<br />

eurer Eitelkeit dient, ausgeliefert habt. 25.1.63, (18-11/12)<br />

Kein Avatar, auch dieser nicht, ist auf natürliche Weise gezeugt worden.<br />

<strong>Der</strong> Körper des Avatars ist reines Bewusstsein <strong>und</strong> nicht Materie<br />

wie alle anderen. <strong>Der</strong> Embryo normaler Sterblicher schwimmt in einer<br />

wässerigen Flüssigkeit, der Embryo des Avatars ist von der reinen<br />

Milch der Heiligkeit umgeben. Darum ist das Wesen des Avatars makellos<br />

<strong>und</strong> ohne eine Spur der Eigenschaften, die den Menschen charakterisieren.<br />

4.2.63, (18-18)<br />

104


Die meisten von euch sind gekommen, um von mir wertlosen Tand zu<br />

bekommen, armselige kleine Heilungen <strong>und</strong> Unterstützungen, ein wenig<br />

Freude <strong>und</strong> Annehmlichkeit. Nur sehr wenige wünschen sich von<br />

mir das, was zu geben ich gekommen bin, nämlich Erlösung. Und<br />

selbst unter denen ist es nur eine Handvoll, die den Weg spiritueller<br />

Disziplin mit Erfolg geht. (...)<br />

Es ist sehr schwer, die Inkarnation des Herrn klar zu erkennen, <strong>und</strong><br />

deshalb kündige ich mich selbst an <strong>und</strong> beschreibe meine Mission,<br />

die Aufgabe, die Charakteristika <strong>und</strong> die Eigenschaften, die den Avatar<br />

auszeichnen <strong>und</strong> ihn von den anderen unterscheiden. Verlangt<br />

nicht nach Annehmlichkeiten <strong>und</strong> Reichtum, sondern sehnt euch<br />

nach der Glückseligkeit. Wenn ihr einen festen Glauben habt <strong>und</strong> der<br />

Name Gottes euer ständiger Begleiter ist, dann seid ihr immer im Himmel.<br />

Dieser ist nicht eine ferne Region, die ihr durch eine beschwerliche<br />

Reise erreichen müsst. Er ist die Quelle ruhiger Gelassenheit in<br />

eurem eigenen Herzen. Nirgendwo in der Welt seid ihr der grössten<br />

Quelle dieser Freude näher als hier. Hier ist sie so nah, so leicht zu erreichen,<br />

so voller Gnade. Wenn ihr diese Gelegenheit versäumt, wird<br />

sie sich euch kaum noch einmal bieten. Bittet um das, was euch frei<br />

macht, <strong>und</strong> nicht um das, was euch bindet. Ihr bittet mich um tausend<br />

weltliche Dinge, aber selten verlangt ihr nach „Mir“. Darum spreche<br />

ich euch auch selten als „Devotees“ an, sondern als „Inkarnationen<br />

des Göttlichen“, denn das ist, was ihr wirklich seid. Obwohl ihr es nicht<br />

wisst, ist es eine Tatsache. Deshalb kann ich euch mit “Göttliche Inkarnationen<br />

der Höchsten Allmacht“ ansprechen, aber die Bezeichnung<br />

„Devotee“ muss durch eine Hingabe gerechtfertigt sein, die nur<br />

auf den Herrn <strong>und</strong> nichts anderes ausgerichtet ist. Ich finde, dass ihr<br />

darauf keinen Anspruch erheben könnt. Einige von euch bezeichnen<br />

sich als Devotees von <strong>Sai</strong>, Rama oder Krishna. Nein! Diesen Namen<br />

verdient ihr nur, wenn ihr vollkommene Werkzeuge in seiner Hand<br />

seid. 4.2.63, (18-19/20)<br />

Alle Avatare bestehen auf der Göttlichen Urordnung. Diese wiederherzustellen<br />

ist der erklärte Zweck ihres Kommens. Und wozu dient<br />

diese Ordnung? Zur Befreiung von den Fesseln der Unwissenheit!<br />

5.2.63, (18-22)<br />

<strong>Der</strong> Avatar bewegt sich als Mensch unter Menschen, so dass die<br />

Menschheit sich ihm verwandt fühlen kann. Er erhebt sich aber auch<br />

zu übermenschlichen Höhen, um das Verlangen nach diesen Höhen<br />

105


in den Menschen zu wecken. Die menschliche Natur kann in das<br />

Göttliche verwandelt werden, denn beide sind im Gr<strong>und</strong>e genommen<br />

dasselbe. Ihr müsst nur die Wellenlänge ändern! Seid euch darüber<br />

im Klaren, stellt sie richtig ein, <strong>und</strong> ihr werdet das Allgegenwärtige<br />

ohne Verzerrung aufnehmen. 10.2.63, (18-32)<br />

(<strong>Baba</strong> - der „krank“ war - wurde die gew<strong>und</strong>enen Treppen hinunter in<br />

das Privatzimmer im Erdgeschoss gebracht, denn er hatte darauf bestanden,<br />

den Tausenden von Devotees, die an diesem besonderen<br />

Tag hierhergekommen waren, Darshan zu geben. Er hatte einen<br />

Schlaganfall gehabt <strong>und</strong> war acht Tage lang, von Samstagmorgen,<br />

dem 29. Juni, bis zum Abend des 6. Juli, im Bett gewesen. Seine linke<br />

Hand, sein linkes Bein <strong>und</strong> sein linkes Auge waren betroffen; seine<br />

rechte Hand war ebenfalls leicht gelähmt; seine Sprache war <strong>und</strong>eutlich,<br />

<strong>und</strong> er hatte Nervenzuckungen im Gesicht. Er wurde in den silbernen<br />

Stuhl in der Gebetshalle gesetzt, <strong>und</strong> seine Hand <strong>und</strong> sein<br />

Bein wurden in die richtige Stellung gebracht. Sobald er sass, teilte er<br />

die folgende Botschaft mit, die übersetzt <strong>und</strong> über Mikrophon durchgegeben<br />

wurde:)<br />

Dies ist nicht meine Krankheit; dies ist eine Krankheit, die ich auf mich<br />

genommen habe, um jemanden zu retten. Ich bin nicht krank, noch<br />

werde ich jemals krank werden. Ihr müsst alle glücklich sein - das allein<br />

macht mich glücklich. Wenn ihr traurig seid, bin ich nicht glücklich.<br />

Eure Freude ist meine Nahrung. (...)<br />

(<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> bat um Wasser. Als es gebracht wurde, sprenkelte<br />

er mit seiner zitternden rechten Hand etwas davon auf seine gelähmte<br />

linke Hand <strong>und</strong> auf sein linkes Bein. Dann strich er mit der rechten<br />

Hand über die linke; unmittelbar darauf benutzte er beide Hände <strong>und</strong><br />

strich über sein linkes Bein; diese Berührung genügte, um es zu heilen!<br />

Im selben Moment hatte er die Krankheit abgelegt! Er begann zu<br />

sprechen! Es war dieselbe melodische Stimme wie immer.)<br />

Für die, die keine Zuflucht haben, ist Gott die Zuflucht. Dies ist der<br />

Gr<strong>und</strong>, warum ich diese Krankheit, die ein hilfloser Devotee bekommen<br />

hätte, auf mich nehmen musste. Er hätte sowohl diese furchtbare<br />

Krankheit als auch einhergehend damit vier Herzanfälle zu durchleiden<br />

gehabt - das hätte er nicht überlebt. So musste ich ihn retten,<br />

entsprechend meiner Pflicht, die Devotees zu beschützen. (...)<br />

Dies ist vielleicht die längste Zeitspanne, in der ich die Devotees im<br />

Ungewissen <strong>und</strong> in Besorgnis gelassen habe. Dies geschah wegen<br />

der Herzattacken, die der Devotee später noch bekommen hätte <strong>und</strong><br />

106


vor denen ich ihn ebenfalls bewahren musste. Es gibt aber noch einen<br />

weiteren Gr<strong>und</strong>, warum die Zeitspanne von acht Tagen einzuhalten<br />

war. Nun, ich werde euch erzählen, warum. Dies bedeutet, dass<br />

ich euch etwas von mir selbst erzählen muss, etwas, das ich bisher<br />

nicht enthüllt habe, etwas, das ich die letzten 37 Jahre für mich behalten<br />

habe. Die Zeit ist nun gekommen, es bekanntzugeben. Dies ist ein<br />

heiliger Tag, <strong>und</strong> ich werde es euch erzählen.<br />

Ihr wisst, dass ich an eben dem Tag, an dem ich beschlossen hatte,<br />

meine Identität, meine Mission <strong>und</strong> meine Ankunft zu enthüllen, erklärte,<br />

dass ich der Apastamba-Tradition <strong>und</strong> dem Geschlecht Bharadvajas<br />

angehöre.<br />

Dieser Bharadvaja war ein grosser Weiser, der die Veden ganze einh<strong>und</strong>ert<br />

Jahre lang studierte; aber da er feststellte, dass die Veden<br />

endlos sind, unterwarf er sich strikten spirituellen Übungen, um sein<br />

Leben zu verlängern, <strong>und</strong> bekam von Indra zwei Verlängerungen von<br />

je einem Jahrh<strong>und</strong>ert. Aber selbst in dieser Zeit konnte er seine<br />

Kenntnis der Veden nicht vervollständigen; deshalb bat er Indra um<br />

weitere einh<strong>und</strong>ert Jahre. Daraufhin zeigte ihm Indra drei riesige Gebirgszüge<br />

<strong>und</strong> sagte: „Was du in drei Jahrh<strong>und</strong>erten gelernt hast,<br />

macht von den drei Gebirgszügen, die die Veden sind, gerade drei<br />

Handvoll aus. Also gib den Versuch auf, die Veden erschöpfend studieren<br />

zu wollen. Verrichte statt dessen eine Opferzeremonie, die ich<br />

dir beibringen werde; das wird dir sämtliche Früchte des vedischen<br />

Studiums einbringen.“<br />

Bharadvaja entschied sich, das Opfer zu zelebrieren, <strong>und</strong> Indra lehrte<br />

ihn, wie er es durchzuführen habe. Alle Vorbereitungen waren abgeschlossen.<br />

Da der Weise wünschte, dass Shakti dem Opfer beiwohnen<br />

<strong>und</strong> ihn segnen möge, begab er sich zum Berg Kailasa. Aber die<br />

Zeit war nicht günstig, seine Bitte vorzubringen: Shiva <strong>und</strong> Shakti waren<br />

mit einem Tanzwettstreit beschäftigt, um herauszufinden, wer von<br />

ihnen länger tanzen könne. So vergingen acht Tage, ehe Shakti Bharadvaja<br />

bemerkte, der in der Kälte stand. Sie warf ihm kurz ein Lächeln<br />

zu <strong>und</strong> tanzte weiter, wie zuvor! <strong>Der</strong> Weise missverstand das<br />

Lächeln als verächtliche Weigerung, ihn zur Kenntnis zu nehmen; so<br />

kehrte er dem Berg Kailasa den Rücken <strong>und</strong> begann den Abstieg. Zu<br />

seinem Entsetzen stellte er aber fest, dass sein linkes Bein, seine linke<br />

Hand <strong>und</strong> sein linkes Auge aufgr<strong>und</strong> eines Hirnschlages ihren<br />

Dienst versagten. Shiva sah ihn fallen; er eilte zu ihm <strong>und</strong> tröstete ihn.<br />

Er versicherte Bharadvaja, dass Shakti ihn <strong>und</strong> seinen Opfer tatsächlich<br />

gesegnet hätte. Dann erweckte Shiva ihn zu neuem Leben <strong>und</strong><br />

107


heilte ihn, indem er ihn mit Wasser aus dem einen Wassergefäss,<br />

dem Zeichen eines Asketen, besprenkelte. Sowohl Shiva als auch<br />

Shakti gaben dem Rishi ihren Segen, <strong>und</strong> beide versprachen, dem<br />

Opfer beizuwohnen.<br />

Nachdem das Opfer beendet war, waren beide so beglückt, dass sie<br />

dem Weisen noch weitere Segnungen zuteil werden liessen. Shiva<br />

erklärte, sie würden menschliche Gestalt annehmen <strong>und</strong> dreimal im<br />

Geschlecht Bharadvajas geboren werden: Shiva allein als Shirdi <strong>Sai</strong><br />

<strong>Baba</strong>, Shiva <strong>und</strong> Shakti gemeinsam in Puttaparthi als <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong><br />

<strong>Baba</strong> <strong>und</strong> später Shakti allein als Prema <strong>Sai</strong>. Dann erinnerte sich Shiva<br />

der Krankheit, die auf dem Kailasa plötzlich über Bharadvaja gekommen<br />

war, am achten Tag des Wartens in der Kälte auf dem Eis.<br />

So gab er ihm noch ein weiteres Versprechen: „Als Sühne dafür, dass<br />

Shakti dich auf dem Kailasa acht Tage lang nicht beachtet hat, wird<br />

diese Shakti acht Tage lang einen Hirnschlag ertragen müssen, wenn<br />

wir beide uns als <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> inkarnieren; <strong>und</strong> am achten Tage werde<br />

ich sie dann durch Besprenkeln mit Wasser von allen Zeichen der<br />

Krankheit befreien, so wie ich es auf dem Kailasa tat, um deine Krankheit<br />

zu heilen.“<br />

Es war die Erfüllung dieses Versprechens, dessen Zeuge ihr heute,<br />

gerade eben, wurdet. Dies musste geschehen, dieser Hirnschlag <strong>und</strong><br />

die Heilung. Das Versprechen, das im Kupfernen Zeitalter gegeben<br />

wurde, musste eingelöst werden. Jetzt kann ich euch auch sagen,<br />

dass der arme, verlassene Devotee, der den Hirnschlag, den ich auf<br />

mich nahm, bekommen hätte, ein Vorwand war. Ihr seht, eine Lokomotive<br />

wird nicht in Betrieb gesetzt, um einen einzigen Waggon zu<br />

ziehen; man wartet, bis mehrere Waggons mitgenommen werden<br />

können, erst dann setzt man die Maschine in Gang. Ebenso musste<br />

die Krankheit durchlitten, der Devotee errettet, das Versprechen eingelöst,<br />

das Mysterium erhellt werden, <strong>und</strong> die Göttlichkeit musste<br />

durch die Manifestation dieses grossartigen W<strong>und</strong>ers in grösserem<br />

Umfang bekanntgemacht werden. All dies wurde mit diesem einen<br />

Geschehnis verwirklicht.<br />

Lasst mich euch noch eines sagen: Nichts kann die Arbeit dieses<br />

Avatars behindern oder aufhalten. Als ich all diese Tage oben war,<br />

gingen einige Leute törichterweise umher <strong>und</strong> sagten: „Es ist vorbei<br />

mit <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>“, <strong>und</strong> sie haben viele, die nach Puttaparthi gekommen<br />

waren, zur Rückkehr bewegt! Einige sagten, ich sei im höchsten Bewusstseinszustand<br />

(samadhi) - als ob ich ein spiritueller Aspirant wäre!<br />

Einige fürchteten, ich könnte das Opfer von schwarzer Magie ge-<br />

108


worden sein - als ob irgend jemand mir etwas anhaben könnte! Die<br />

Herrlichkeit dieses Avatars wird weiterhin von Tag zu Tag grösser<br />

werden. Die Gopis <strong>und</strong> Kuhhirten damals erkannten, dass Krishna<br />

der Herr ist, als dieser als kleiner Junge den Berg Govardhana in die<br />

Höhe hob. Heute ist es nicht ein einziger Berg: Eine ganze Bergkette<br />

wird emporgehoben werden - ihr werdet sehen! Habt Geduld, habt<br />

Vertrauen. Morgen früh gewähre ich jedem von euch den Segen, meine<br />

Füsse berühren zu dürfen, was ihr heute vermisst habt. 6.7.63,<br />

(17-22/27)<br />

Gestern, als ich in die Halle hinunterkam, konnte ich die qualvolle<br />

Angst sehen, die ihr alle fühltet. <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong> dafür ist, dass ihr mich mit<br />

diesem Körper identifiziertet, der diese Krankheit hatte. Wenn ihr um<br />

meine Wahrheit gewusst hättet, wäret ihr nicht traurig gewesen; tatsächlich<br />

würde es ausreichen, wenn ihr um eure Wahrheit wüsstet.<br />

Die Krankheit kam <strong>und</strong> ging; ich war während der ganzen Zeit Herr<br />

über sie. An dem Tag, als sie ihren Höhenpunkt erreichte, beobachtete<br />

ich ihren Verlauf <strong>und</strong> wies sie an, ihre gesetzmässige Bestimmung<br />

abzuschliessen. Denn ich selbst hatte sie auf mich genommen, <strong>und</strong><br />

so musste ich ihr auch erlauben, ihre Pflicht zu tun! Alle möglichen törichten<br />

Geschichten waren im Umlauf, während ich krank war! (...)<br />

Für die Gläubigen hier waren diese acht Tage Tage intensiver spiritueller<br />

Übungen; sie hatten keinen anderen Gedanken als <strong>Sai</strong>. (...)<br />

In diesem göttlichen Spiel habe ich die Chance genutzt, der zweifelnden<br />

Welt die dieser menschlichen Form innewohnende Göttlichkeit zu<br />

zeigen. Ich erzählte euch gestern, dass selbst dieser glückliche Gläubige<br />

nur ein Instrument war, um das Versprechen zu erfüllen, das<br />

einst dem Weisen Bharadvaja gegeben worden war; es diente dazu,<br />

euch allen meine wahre Natur zu offenbaren. Ihr könnt euch glücklich<br />

schätzen, dass ihr am heiligen Gurupurnima-Tag Zeugen dieses<br />

grossartigen Beweises meiner Göttlichkeit wurdet. 7.7.63, (17-28)<br />

Einige von euch mögen sich fragen, warum es hier überhaupt ein Krankenhaus<br />

gibt! “Warum heilt <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> die Krankheiten nicht kraft<br />

seines Willens?” - das ist die Frage. Nun, zunächst einmal ist dieses<br />

Krankenhaus nicht mein einziges Krankenhaus. Hanumantha Rao hat<br />

ein Krankenhaus in Madras, in dem behinderte Kinder behandelt <strong>und</strong><br />

geschult werden, um zu nützlichen Menschen voller Selbstachtung<br />

heranzuwachsen. Auch das ist mein Krankenhaus. Tatsächlich sind<br />

alle Krankenhäuser überall mein. Ich besuche sie alle. Daher sind all<br />

109


jene, die aus ihrem Herzen heraus um Hilfe rufen, mein - gleichgültig,<br />

in welcher Sprache <strong>und</strong> in welchem Land sie mich rufen, gleichgültig,<br />

ob sie in Krankenhäusern oder zu Hause sind. Begrenzt mich nicht auf<br />

diese paar Hektar r<strong>und</strong> um Prashanti Nilayam. Wo immer ein Mensch<br />

lebt, der sich nach höchstem Frieden sehnt <strong>und</strong> darum bittet - dort wird<br />

ein Prashanti Nilayam, ein Ort des höchsten Friedens sein. (...)<br />

Verdient euch Gottes Gnade - das ist der entscheidende Verdienst.<br />

Vor allem, wenn die spirituellen Bemühungen zur Erlangung der göttlichen<br />

Gnade zu einem einfachen Leben führen, das in Zufriedenheit<br />

<strong>und</strong> ungestörter Ruhe verbracht wird - dann können die Krankenhäuser<br />

geschlossen werden. 18.10.63, (17-61)<br />

Ich bin erstaunt, dass ihr eine Willkommensansprache für mich gehalten<br />

habt, in der ihr mich preist als Verkörperung der Weisheit, der Liebe<br />

usw. Hierzu muss ich euch sagen, dass ich kein Fremder bin <strong>und</strong><br />

daher keine formelle Begrüssung brauche. Ich bin nirgendwo ein<br />

Fremder, am allerwenigsten hier, wo ich geboren bin. Ich gehöre zu<br />

euch; ich bin euch sehr nah. Ausserdem mag ich diese Lobpreisungen<br />

nicht, denn Lob hält euch auf Distanz - wohingegen ich doch<br />

Freude daran habe, bei euch, an eurer Seite, um euch herum zu sein.<br />

Kein Vater mag es, wenn seine Kinder ihn preisen. Kein Kind hält für<br />

seinen Vater eine Begrüssungsansprache, in der er seine Gelehrsamkeit,<br />

seinen Reichtum, seine Stärke <strong>und</strong> seine Tugenden aufzählt<br />

<strong>und</strong> rühmt. Verwandtschaft weckt Herzlichkeit. Da ist weder Bedarf<br />

noch Anlass für förmliches, zeremonielles Benehmen. (...)<br />

Ihr habt mir bei meiner Ankunft diese Blumengirlande überreicht. Ich<br />

wäre jedoch glücklich, wenn ihr selbst - jeder Einzelne von euch - zu<br />

duftenden Blumen würdet, frei von der Schädlingsplage des Lasters<br />

<strong>und</strong> der Bosheit, aufgereiht auf dem Faden der Hingabe an Gott. Das<br />

bedeutet: Ihr müsst geeint <strong>und</strong> eines Geistes sein, frei von Hass <strong>und</strong><br />

Groll, Uneinigkeit <strong>und</strong> Habsucht. 19.10.63, (17-63)<br />

Minister Chenna Reddy wies auf die Tausenden hin, die sich hier aus<br />

allen Staaten Indiens versammelt haben, <strong>und</strong> auf die erlesene Schar<br />

von mehr als 300 Pandits (Schriftgelehrte), die hierhergekommen<br />

sind, um den Eröffnungsfeierlichkeiten der Akademie Vedischer Gelehrter<br />

in Prashanti beizuwohnen. Nun, sie alle sind Pilger in diesem<br />

Reich des Handelns, fortschreitend zum Ziel der Befreiung <strong>und</strong> jeder<br />

in dem Tempo, dessen er fähig ist. (...)<br />

Selbst die Pandits mit ihrer grossen Gelehrtheit sind nicht glücklich.<br />

110


Die Schriften, die sie gemeistert haben, sind dazu gedacht, geistigen<br />

Frieden, Genügsamkeit <strong>und</strong> unerschütterliche Freude zu vermitteln.<br />

Aber die Bewahrer jener Gelehrsamkeit sind heutzutage ein sehr unzufriedener<br />

Verein. Den Schirm halten sie zweifellos in ihren Händen,<br />

aber er schützt sie selbst weder vor Regen noch vor Sonnenschein!<br />

Daher muss sogar ihnen die Vortrefflichkeit <strong>und</strong> das Heilvermögen<br />

des Wissens, das sie besitzen, bewusst gemacht werden. (...)<br />

Ich bin sicher, diese Akademie wird von Sieg zu Sieg schreiten, denn<br />

sie ist ein integraler Bestandteil meiner Arbeit. Ihr werdet es kaum<br />

glauben: Dieses riesige Auditorium wurde in fünfzehn Tagen errichtet!<br />

Alles wurde von Devotees getan; nicht ein einziger Kuli wurde beschäftigt.<br />

<strong>Der</strong> Citravati-Fluss war dabei eine grosse Hilfe, denn er lieferte<br />

den Sand, mit dem der Platz aufgefüllt wurde. Keine Regierung,<br />

keine weltliche Autorität hätte dies so schnell bewerkstelligen können.<br />

Nur Hingabe kann diesen beständigen Glauben hervorbringen. Dies<br />

alles hat göttlicher Wille bewirkt. <strong>Der</strong> göttliche Entschluss ist gefasst,<br />

<strong>und</strong> deshalb wird auch diese Akademie ihre grosse Aufgabe unaufhaltsam<br />

weiterführen. (...)<br />

Jedermann muss sich höhere Werte zu eigen machen, sich selbst als<br />

göttlichen Funken betrachten <strong>und</strong> dem Gesetz des höheren Selbst<br />

folgen. Das ist die Mission, für die ich gekommen bin. Das ist die Arbeit<br />

der Vedischen Akademie. Wo auch immer die Ameisen sein mögen<br />

- der Zucker wird in der Nähe des Eingangs zu ihren Kolonien<br />

ausgestreut. Alle Menschen sind mein; daher muss die gesamte Welt<br />

von den Folgen der Ignoranz <strong>und</strong> des begrenzten Wissens befreit<br />

werden. Ich werde all meine Leute zu mir bringen, denn sie gehören<br />

mir <strong>und</strong> ich ihnen. Dann werde ich beginnen, sie zu lehren <strong>und</strong> zu<br />

schulen, bis sie vollkommen frei von Ego sind.<br />

Während der letzten 25 Jahre war alles Liebenswürdigkeit, Güte <strong>und</strong><br />

sanfte Überzeugungskraft; von nun an wird es anders sein. Ich werde<br />

sie herbeischleifen, auf den OP-Tisch legen <strong>und</strong> operieren. Ich habe<br />

weder Zorn noch Hass - ich habe nur Liebe. Es ist Liebe, die mich veranlasst,<br />

sie zu retten <strong>und</strong> ihnen die Augen zu öffnen, bevor sie noch<br />

tiefer im Morast versinken.<br />

Die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation, die gestern feierlich ins Leben gerufen<br />

wurde, wird sich an die Menschen wenden, die bisher nichts über die<br />

grossen <strong>Lehre</strong>n der Veden <strong>und</strong> des Vedanta wissen, die nicht genügend<br />

Auffassungsgabe besitzen, um sie zu verdauen <strong>und</strong> in ihr eigenes<br />

System zu integrieren. Daher werden die <strong>Lehre</strong>n in kleinen,<br />

leichtverdaulichen Häppchen, mit Mitgefühl <strong>und</strong> Liebe verabreicht<br />

111


werden. Jeder Einzelne dieser Pandits wird einiges zur Ausmerzung<br />

der Unwissenheit beitragen. <strong>Der</strong> Leitsatz wird sein: “Von der Dunkelheit<br />

führe mich ins Licht“, das uralte vedische Gebet. Es wird in einem<br />

Dorf nach dem anderen das Licht entzünden; kleine Lichter werden<br />

an diesen grossen Lichtern entzündet werden. Diese Arbeit muss getan<br />

werden; aber weder werden die Herrschenden damit beginnen,<br />

noch werden die Beherrschten darum bitten, dass sie getan werden<br />

möge. Wenn das Kind nicht zu weinen beginnt, wird die Mutter es<br />

nicht füttern. Aber diese Mutter ist anders. Sie weiss, dass das Kind<br />

gefüttert werden muss <strong>und</strong> wann dies zu geschehen hat. Ihre Herabkunft<br />

selbst entsprach meinem göttlichen Willen; jeder Schritt dieses<br />

Avatars geschieht infolge meines eigenen göttlichen Willens, nicht auf<br />

Gr<strong>und</strong> eines Gebetes oder einer Bitte von Gläubigen. Die Gläubigen<br />

wissen selten, was gut für sie ist. 20.10.63, (17-65/69)<br />

Ihr erkennt jetzt noch nicht euer Glück, mich als Führer bekommen zu<br />

haben. Ich werde nicht eher ruhen, als bis ich euch alle umgeformt<br />

habe. Das F<strong>und</strong>ament für meine Arbeit ist fertiggestellt; nun wird der<br />

Bau darauf errichtet. Ich gehe in der ganzen Welt umher, allein, ohne<br />

besonderen Aufwand <strong>und</strong> ohne Werbung für mich zu machen - denn<br />

ich bin in meiner eigenen Herrlichkeit gegründet, in meiner eigenen<br />

Wahrheit. Durch das Göttliche Selbst im Innern bin ich mit allen <strong>und</strong><br />

allem verb<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> daher gelingt mir alles. 22.10.63, (17-73)<br />

Ich lebe von der Glückseligkeit, die euch erwächst, wenn ihr den Namen<br />

des Herrn besingt <strong>und</strong> seine Gestalt verehrt. Das ist meine Nahrung,<br />

mein täglich Brot. Deshalb brauche ich nicht mit euch zu reden;<br />

es genügt mir, hier zu sitzen <strong>und</strong> die Glückseligkeit in mich aufzunehmen,<br />

die ihr fühlt, wenn ihr singt. 6.12.63, (17-91)<br />

Die allererste Lektion, die ich gab, als ich meine Identität in Uravakonda<br />

k<strong>und</strong>tat, war: „Verehre in all deinem Denken <strong>und</strong> Fühlen die Lotosfüsse<br />

des Guru, die dich über den schwer überwindbaren Ozean der<br />

weltlichen Existenz tragen.“ Dies bedeutet: Erkennt zuerst, dass ihr<br />

euch im Ozean weltlicher Existenz befindet, diesem Kreislauf von Geburt<br />

<strong>und</strong> Tod; dann beschliesst, euch hinübertragen zu lassen; richtet<br />

euch auf einen Guru aus oder einen Namen oder eine Erscheinungsform<br />

Gottes, die euch anspricht; verweilt schliesslich bei seiner Herrlichkeit,<br />

singt Loblieder, aber tut es mit eurer ganzen Aufmerksamkeit.<br />

Wer sich durch die relative Wirklichkeit täuschen lässt, ist einer, der<br />

an die weltliche Existenz geb<strong>und</strong>en ist. Wer sich jedoch dessen be-<br />

112


wusst ist, dass diese nur relativ wirklich ist, ist ein wahrhaft geistig<br />

Strebender. 14.1.64, (17-109/110)<br />

Krishna war als Avatar, als Inkarnation von Vishnu, gekommen, um<br />

das Böse zu zerstören. Heutzutage aber ist das Böse nicht mehr allein<br />

mit einzelnen Personen zu identifizieren, es ist weit verbreitet. <strong>Der</strong><br />

Skorpion hat nur in seinem Schwanz Gift, die Kobra nur in ihren Giftzähnen;<br />

aber der Mensch hat überall Gift in sich! Er hat es in seinen<br />

Augen, seiner Zunge, seinen Gedanken <strong>und</strong> Gefühlen, seiner Intelligenz,<br />

seiner Haltung, seinem Geist - überall. Ihr werdet fragen: Wann<br />

endlich wird diesem Gift entgegengewirkt; wann wird es endlich zerstört?<br />

Es wird verschwinden; zweifelt nicht daran. Mit eben dieser Absicht<br />

bin ich gekommen. Bringt mir die Blume eures Herzens - von allen<br />

Schädlingen befreit, d.h. befreit von den sechs Feinden des<br />

Menschen, der Begierde, dem Hass usw. 14.1.64, (17-110)<br />

<strong>Der</strong> Zustand des göttlichen Seins, der euer ursprünglicher Seinszustand<br />

ist, muss an die Stelle des niederen Mensch-Seins treten, mit<br />

dem ihr euch jetzt zufriedengebt. Das ist die Aufgabe, zu der ich euch<br />

aufrufe. Das ist die Arbeit, für die ich gekommen bin. (...)<br />

Ihr müsst euch stets der hohen Berufung bewusst sein, deretwegen<br />

ihr gekommen seid. Diese Berufung solltet ihr in keiner Weise entwürdigen,<br />

nicht durch gesinnungs- oder sinnlose Taten, noch durch<br />

ebensolche Worte oder Gedanken. Ich bin gekommen, euch den Mut<br />

zu geben, euch als das vollkommene Wesen zu begreifen, das ihr in<br />

Wirklichkeit seid; <strong>und</strong> um euch die Kraft der höheren Einsicht zu verleihen,<br />

damit ihr diese Wirklichkeit auch leben könnt. Das allein kann<br />

die Selbsttäuschung zerstören, die aus der Unwissenheit entsteht.<br />

Schritt für Schritt erreicht ihr das Ende des Weges. Eine gute Handlung,<br />

gefolgt von der nächsten guten Handlung führt zu guten Gewohnheiten;<br />

Zuhören <strong>und</strong> nochmals Zuhören regt euch zum Handeln<br />

an. Entschliesst euch, zu handeln; entschliesst euch, nur mit<br />

guten Menschen Umgang zu pflegen, nur erhebende Bücher zu lesen<br />

<strong>und</strong> euch die Namensrezitation zur Gewohnheit zu machen -<br />

dann wird die Unwissenheit automatisch verschwinden. Die Glückseligkeit,<br />

die in euch aufsteigt, wenn ihr über die Verkörperung der<br />

Glückseligkeit kontempliert, wird all euren Kummer <strong>und</strong> eure Sorgen<br />

vertreiben. (...)<br />

Ich bin gekommen, euch zu reformieren, <strong>und</strong> ich werde euch nicht<br />

verlassen, bis ich das vollbracht habe. Selbst wenn ihr fortgeht, bevor<br />

113


ich das getan habe - glaubt nicht, ihr könntet mir entkommen; ich werde<br />

nicht von euch lassen. Ich mache mir keine Sorgen, wenn ihr von<br />

hier abreist, denn es geht mir nicht darum, hier inmitten einer riesigen<br />

Ansammlung von Menschen zu stehen. Wer hat euch alle hierher eingeladen?<br />

Es gab nicht einmal eine kleine Zeitungsmeldung, <strong>und</strong> dennoch<br />

seid ihr zu Tausenden hergekommen. Ihr bindet euch selbst an<br />

mich. Ich bin ungeb<strong>und</strong>en. Ich bin ausschliesslich an die Aufgabe geb<strong>und</strong>en,<br />

für die ich gekommen bin.<br />

Aber dessen seid versichert: Ob ihr zu mir kommt oder nicht - ihr alle<br />

seid mein. Diese gütige Mutter, diese göttliche Mutter hat die Liebe<br />

von tausend Müttern zu ihren Kindern; darum rede ich euch gut zu<br />

<strong>und</strong> beschütze euch. Wann immer es so aussieht, als sei ich ärgerlich<br />

- denkt daran: Es ist nur Liebe, die sich anders zeigt. Denn ich habe<br />

nicht die geringste Spur von Ärger in mir. Ich bringe damit nur meine<br />

Enttäuschung zum Ausdruck, dass ihr meinen Weisungen nicht folgt.<br />

Wenn ich euch zu einem bestimmten Handeln hinlenke, dann reflektiert<br />

über meine Empfehlung. Ihr habt alle Freiheit, dies zu tun. Ich bin<br />

sogar glücklich, wenn ihr das tut; ich mag keinen sklavischen Gehorsam.<br />

Wenn ihr zu dem Schluss kommt, dass mein Rat euch helfen<br />

wird, das Ziel zu erreichen, dann befolgt ihn; wenn nicht, dann geht<br />

woanders hin. Aber lasst mich euch eines sagen: Wo immer ihr hingeht<br />

- ihr begegnet nur mir. Ich bin überall. (...)<br />

Ihr könnt nicht von mir fortlaufen. Wo immer ihr euch hinwendet - ich<br />

fordere überall gute Lebensführung, gutes Verhalten, gute Gedanken<br />

<strong>und</strong> guten Umgang von euch! Und welchen Gr<strong>und</strong> hättet ihr, euch von<br />

mir abzuwenden? Nur diejenigen werden dies tun, die von der Seligkeit,<br />

dem Trost, der Ermutigung, der Liebe <strong>und</strong> der Segnung, die sie<br />

hier empfangen haben, keine Notiz nehmen, nur diejenigen, die dem<br />

Geschwätz mehr Glauben schenken als dem, was sie mit eigenen<br />

Augen gesehen haben. In Kürze werdet ihr Zeugen sein, wie das Linga<br />

(Symbol des Göttlichen), das sich in meinem Inneren formt, aus<br />

mir heraus in Erscheinung tritt. <strong>Der</strong> Augenblick der Linga-Geburt naht.<br />

Ihr werdet es sehen <strong>und</strong> die Segnungen empfangen. Dennoch wird es<br />

einige unter euch geben, die dieses Geschehen anzweifeln <strong>und</strong> verleugnen<br />

werden. Das ist das Karma dieser Menschen; was können<br />

sie anderes tun? (In diesem Augenblick unterbrach <strong>Baba</strong> den Vortrag.<br />

Die wehenartigen Bewegungen setzten ein - zunächst im Bauchbereich,<br />

dann in der Brust <strong>und</strong> in der Kehle. <strong>Baba</strong> schwankte von einer<br />

Seite zur anderen; er stützte sich auf den Tisch, trank Wasser. Und<br />

schliesslich, nach ungefähr zwanzig Minuten, kam ein eiförmiges rosafarbenes<br />

Linga aus seinem M<strong>und</strong> hervor. Während er es zwischen<br />

114


Daumen <strong>und</strong> Zeigefinger seiner rechten Hand hochhielt, setzte er seinen<br />

Vortrag darüber fort.)<br />

Ah! Dies ist das Brahmanda Linga (eiförmiges Symbol brahmans). In<br />

seinem Inneren kreisen die neun Himmelskörper. Die gesamte physische<br />

Welt ist darin repräsentiert - alle Planeten <strong>und</strong> ihre Satelliten,<br />

das Urfeuer <strong>und</strong> die Wolken aus Urstaub. Und an der Oberseite des<br />

Eies ist ein Auge eingeprägt, das Auge des Einen Ewigen Zeugen. Ihr<br />

seid wahrhaft gesegnet; das Verdienst vieler Geburten hat euch hierhergeführt,<br />

um diesem bedeutsamen Phänomen, diesem seltenen<br />

Schöpfungsakt beizuwohnen. Diese einzigartige Chance, die ihr gerade<br />

bekommen habt, ist nicht durch Jahre der Andacht, ritueller Gelübde<br />

<strong>und</strong> Fastenzeiten zu erlangen - seid euch dessen bewusst.<br />

Nutzt dieses seltene Geschick. Möge es euch helfen, kostbarem göttlichem<br />

Rat zu folgen, euch guten Umgang zu wählen <strong>und</strong> euch noch<br />

ernsthafter darum zu bemühen, das Ziel zu erreichen. 11.2.64, (17-<br />

117/120)<br />

Ihr würdet mich gern bitten, über mein eigenes Mysterium zu sprechen.<br />

Es ist nicht leicht zu verstehen. Wenn ihr Gelegenheit dazu<br />

habt, dann nehmt soviel Seligkeit auf, wie ihr könnt. (...) Ergreift die<br />

Chance, <strong>und</strong> bereut später nicht, dass ihr die Gelegenheit versäumt<br />

habt. Denkt daran: Ihr müsst zu mir kommen - wenn nicht in diesem<br />

Leben, so zumindest innerhalb der nächsten zehn Leben! Bemüht<br />

euch, Gnade zu erlangen; Gnade ist die Belohnung für spirituelle Bemühungen;<br />

die höchste spirituelle Praxis ist, den Anweisungen des<br />

Meisters zu folgen. 12.2.64, (17-122)<br />

Weder Fachwissen noch Gelehrsamkeit ziehen mich an; sie führen zu<br />

nichts anderem als Egoismus <strong>und</strong> Überheblichkeit. Einzig Hingabe<br />

zieht mich an. Bringt mir all eure Sorgen, die ihr haben mögt. Ich werde<br />

sie auf mich nehmen <strong>und</strong> euch Glückseligkeit geben. Wenn ich<br />

meine Devotees mag, mag ich auch ihre Fehler, auch wenn einige<br />

von euch die Nase rümpfen <strong>und</strong> über die sonderbaren Eigenheiten<br />

<strong>und</strong> Schwächen der Menschen lachen, die aus den unterschiedlichsten<br />

Provinzen hierherkommen. Ich werde von der Liebe angezogen,<br />

die euch über weite Entfernungen <strong>und</strong> trotz grosser Widrigkeiten hierherbringt,<br />

die euch glücklich macht trotz des Mangels an Komfort, an<br />

den ihr gewöhnt seid, <strong>und</strong> die es euch ermöglicht, mit einer Lebensweise<br />

unter Bäumen oder in offenen Hallen zurechtzukommen. Ich<br />

weiss, dass ihr nicht in den alten Tempel im Dorf geht, weil ihr, wie ihr<br />

115


sagt, von dort nicht sehen könnt, wenn ich einmal von der einen Seite<br />

des Gebäudes zur anderen hinübergehe! Ich bin nun seit drei St<strong>und</strong>en<br />

hier, <strong>und</strong> ihr habt die ganze Zeit die Möglichkeit mich zu schauen.<br />

Aber dennoch eilt ihr zum Tempel, sobald ich in mein Zimmer hinaufgehe,<br />

um mich nochmals zu sehen, wenn ich hinaus auf die Veranda<br />

komme! Welch grösseres Zeichen eurer Hingabe könnte es geben,<br />

als dieses sehnsüchtige Verlangen? Aber diese Liebe allein ist nicht<br />

genug. Tatsächlich bedeutet sie nicht viel. Es ist erforderlich, dass die<br />

Liebe Gestalt annimmt <strong>und</strong> als Tugendhaftigkeit <strong>und</strong> Dienst am Nächsten<br />

zum Ausdruck kommt. Wenn euch das gelingt, dann gibt es niemanden<br />

in diesem Zeitalter, der euch gleichkäme. Wie der Same, so<br />

der Sprössling; wie der Status, so das Benehmen; wie der <strong>Lehre</strong>r, so<br />

der Schüler. 3.2.64, (17-124)<br />

Es gibt viele Bestrebungen, Gebetshallen <strong>und</strong> Tempel für mich zu<br />

bauen, <strong>und</strong> die Leute gehen herum <strong>und</strong> sammeln Spenden dafür. Ich<br />

billige diese Art der Begeisterung überhaupt nicht. Betet in jedem<br />

Tempel, verehrt jeden Namen <strong>und</strong> jede Form. (...)<br />

Macht euer Haus zu einem Tempel <strong>und</strong> meditiert in eurem eigenen<br />

Andachtsraum. Seid vor allen Dingen anderen ein Vorbild durch sanfte<br />

Sprache, Bescheidenheit, Achtung vor dem Alter, Ehrlichkeit, Glauben<br />

<strong>und</strong> Beständigkeit. Dadurch werdet ihr mehr Menschen zu Gott<br />

führen als durch das Bauen von Tempeln, Gründen von Gesellschaften<br />

<strong>und</strong> Sammeln von Spenden. Für den Herrn zählt die Aufrichtigkeit,<br />

die Einfachheit, die Freude, welche mit dem Gedanken an seinen<br />

Namen <strong>und</strong> seine Form verb<strong>und</strong>en ist. 19.8.64, (18-64)<br />

Ich kümmere mich weder um Anerkennung noch um Spott, sondern<br />

lasse beide ausser Acht. Ich widme mich nur der Aufgabe, die zu erfüllen<br />

ich gekommen bin: den rechten Weg zu zeigen, die Göttliche<br />

Ordnung wiederherzustellen <strong>und</strong> das Wissen um diese Ordnung zu<br />

verbreiten. Dieser Ort hier ist nur ein Werkzeug, das der Erfüllung der<br />

Aufgabe, das Eiserne Zeitalter in ein Goldenes Zeitalter zu verwandeln,<br />

dient. Nach <strong>und</strong> nach werden, wenn sich die Verwirklichung dieses<br />

Planes abzeichnet, die Stimmen der Verleumder verstummen.<br />

10.10.64, (18-79)<br />

Liebt den Herrn mit jener selbstlosen Liebe, deren Verkörperung er<br />

ist. Macht keine Vorbehalte <strong>und</strong> zweifelt nie an seiner Liebe. Ihr jammert:<br />

„Meine Not hat noch kein Ende. Warum spricht er nicht mit mir?<br />

116


Warum habe ich hier keine Bleibe bekommen? Warum ruft er mich<br />

nicht zu sich?“ Glaubt nicht, ich würde mich nicht um euch kümmern<br />

oder euch nicht kennen. Es mag sein, dass ich nicht mit euch spreche,<br />

aber das bedeutet nicht, dass ich euch nicht liebe. Jeden Tag<br />

komme ich hierher, um euch meinen Segen zu geben. Alles, was ich<br />

tue, ist für euch, nicht für mich. Denn was kann ich mein Eigen nennen?<br />

Nur euch!<br />

Lasst deshalb keine Zweifel aufkommen, lasst euren Glauben nicht<br />

erschüttern. Das würde nur zu dem Kummer beitragen, unter dem ihr<br />

bereits leidet. „Ich werde nicht wanken.“ Das muss euer Gelübde<br />

sein. An wen ihr auch glauben mögt, an Rama, Vishnu oder Shiva,<br />

haltet an diesem Glauben fest. Verliert die Verbindung nicht, denn nur<br />

die Kohle nahe der Glut beginnt zu brennen. Seid euch meiner Gegenwart<br />

in eurem Herzen bewusst, <strong>und</strong> ihr werdet belohnt werden.<br />

Dann werdet auch ihr an der höchsten, reinen Liebe Anteil haben.<br />

Das ist eine einmalige Gelegenheit! Seid euch bewusst, dass sie<br />

euch nicht noch einmal geboten wird. Wenn ihr jetzt die Welt des Leidens<br />

nicht hinter euch lasst, wenn ihr verpasst, diese Chance wahrzunehmen,<br />

wann wird sie sich euch je wieder bieten? Ihr gehört wirklich<br />

zu den wenigen Auserwählten. Von den Millionen <strong>und</strong> Abermillionen<br />

von Menschen seid ihr es, die den Weg hierher gef<strong>und</strong>en habt, obwohl<br />

euch niemand dazu eingeladen hat. Das nenne ich ein Zeichen<br />

der Vorsehung. Nun, da ihr hier seid, beginnt eure spirituelle Laufbahn<br />

<strong>und</strong> macht die entsprechenden Anstrengungen. Vergesst die<br />

Vergangenheit! Bemüht euch von jetzt an um eure Erlösung. Gebt<br />

niemals den Zweifeln nach. Sie sind ein Zeichen der Unwissenheit.<br />

Glaubt an einen Namen <strong>und</strong> an die Form, die er bezeichnet. Wenn ihr<br />

Shiva verehrt <strong>und</strong> Vishnu verachtet, dann heben sich Plus <strong>und</strong> Minus<br />

auf, <strong>und</strong> das Ergebnis ist Null. Ich dulde keine Nichtachtung irgendeiner<br />

Gottesvorstellung <strong>und</strong> ihres Namens. 10.10.64, (18-77/78)<br />

Dann gibt es auch noch Leute, die andere abgöttisch verehren, weil<br />

sie glauben, <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spreche durch sie. Sie erklären lautstark, <strong>Baba</strong><br />

sende seine Botschaften durch diese oder jene Person. Was für ein<br />

Unsinn! Bin ich ein Geist oder Dämon, der von einem Menschen Besitz<br />

ergreift <strong>und</strong> durch ihn spricht? Das ist alles nur Theater, dem Leute<br />

mit einer krankhaften Phantasie zum Opfer fallen. Hütet euch, nicht<br />

auch zu denen zu gehören! Darum rate ich euch: Behaltet euren<br />

Glauben für euch selbst <strong>und</strong> folgt nicht irgendwelchen vom Ego getriebenen<br />

Heuchlern. Diese führen euch in die Irre, indem sie ihre falsche<br />

Vorstellung von der Inkarnation des Herrn an euch weitergeben.<br />

117


Sie zerstören den Glauben, dass alle als Brüder <strong>und</strong> Schwestern in<br />

Gott ruhen. 15.10.64, (18-93/94)<br />

Einige von euch mögen glauben, es sei eine Quelle der Freude für<br />

den Herrn, menschliche Gestalt anzunehmen. Wenn ihr an seiner<br />

Stelle wäret, würdet ihr nicht so denken. Ich sehe immer Vergangenheit,<br />

Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft eines jeden von euch. Deshalb habe ich<br />

nicht so viel Mitleid. Nicht, dass ich hartherzig wäre oder kein Mitgefühl<br />

empfinden würde. Wenn ihr die Türen verschliesst, wie können<br />

die Strahlen meiner Gnade euch erreichen? Ein Mann klagt: „Swami,<br />

ich bin blind, aber ich will dich sehen. Erweicht mein Unglück nicht<br />

dein Herz?“ Sein bedauerlicher Zustand wird sicher euer Mitleid erwecken,<br />

doch nicht das meine, denn ich kenne die Vergangenheit.<br />

Deshalb sehe ich die Situation anders, <strong>und</strong> auch ihr würdet anders<br />

reagieren, wenn ihr den Hintergr<strong>und</strong> kennen würdet. Sein Unglück ist<br />

die Folge bewusst begangener Verbrechen in vergangenen Inkarnationen,<br />

<strong>und</strong> deshalb muss ich zulassen, dass er weiterhin leidet, <strong>und</strong><br />

kann ihm nur hin <strong>und</strong> wieder eine kleine Erleichterung verschaffen.<br />

Ich schenke weder Freude noch Leid; ihr schmiedet selbst diese beiden<br />

Ketten, die euch fesseln. 26.11.64, (18-112)<br />

Nehmt den einfachen Brauch, andere durch das Zusammenlegen der<br />

Handflächen achtungsvoll zu begrüssen. Was bedeutet diese Geste?<br />

Die rechte Hand ist „tat“, das Eine, die bewusste Urenergie, das Unsichtbare,<br />

<strong>und</strong> die linke Hand ist „,tvam“, das Ich, das Individuelle, das<br />

Begrenzte. Wenn die beiden Handflächen sich berühren, wird die Einheit<br />

von „Diesem“ mit „Jenem“, von dem „Alles-was-um-dich-herumist“<br />

mit dem „Alles-was-du-wirklich-bist“ betont <strong>und</strong> hervorgehoben.<br />

Es besagt: „Ich bin das Eine” (tat tvam asi). Kann menschliche Sehnsucht<br />

eine grossartigere, umfassendere Grussform ersinnen? Ihr<br />

grüsst den andern mit der gleichen Freude, mit der ihr euch selbst begrüssen<br />

würdet. Niemand liebt einen anderen mehr als sich selbst.<br />

Jede Liebe bezieht sich auf das Selbst.<br />

Oder denkt daran, welche Bedeutung dem Falten der Hände beigemessen<br />

wird. Die Finger der rechten Hand stellen die fünf Tätigkeitsorgane<br />

dar <strong>und</strong> die Finger der linken Hand die fünf Sinnesorgane. Alle<br />

zehn werden dem Guru geweiht, bereit, ihm zu dienen <strong>und</strong> seine Gebote<br />

auszuführen. Das ist ein Symbol des Sich-Auslieferns. 27.11.64,<br />

(18-113)<br />

118


<strong>Der</strong> Verfall der Göttlichen Ordnung ist eine so drohende Gefahr <strong>und</strong><br />

die Liebe des Herrn zu den Menschen so gross, dass er selbst<br />

kommt. Gott ist Liebe. Er kommt in menschlicher Gestalt, damit ihr mit<br />

ihm sprechen, mit ihm zusammen sein, ihn anbeten <strong>und</strong> dadurch eure<br />

Verwandtschaft mit ihm erkennen könnt. Wer die kostbare Weisheit<br />

alter Zeiten von sich weist, kann der Katastrophe nicht entrinnen. Als<br />

die Menschen begannen, die Veden <strong>und</strong> andere Heilige Schriften zu<br />

missachten <strong>und</strong> abzulehnen, setzte der Verfall der Moral, der Kraft,<br />

des Mutes <strong>und</strong> des Vertrauens ein. 13.12.64, (18-125)<br />

Die unmittelbare Schöpfung von Dingen aus dem Nichts ist die Natur<br />

des Avatars, <strong>und</strong> es ist seine Absicht, auf diese Weise zu beschützen<br />

<strong>und</strong> Freude zu bereiten. Schöpfung, Erhaltung <strong>und</strong> Auflösung - diese<br />

drei können nur von dem Allmächtigen vollbracht werden. Zyniker kritisieren<br />

nur, sie wissen nichts. Wenn sie die Heiligen Schriften studiert<br />

oder direkte Erfahrung gemacht hätten, würden sie mich verstehen.<br />

Aber eure angeborene Faulheit hält euch von den spirituellen Übungen<br />

ab, die notwendig sind, um das Göttliche zu erkennen. <strong>Der</strong> Guru<br />

sagt: „Klärt euren Intellekt durch rechtes Handeln“; doch der Schüler<br />

ist faul. Er zieht Meditation vor, weil er denkt, dass es leichter sei, still<br />

auf seinem Platz zu sitzen. Nach ein paar Versuchen jedoch erkennt<br />

er die Schwierigkeit <strong>und</strong> bittet den Guru, ihm eine andere Disziplin zu<br />

verordnen. <strong>Der</strong> erste Schritt, den Menschen in Gott zu verwandeln,<br />

ist, diese Faulheit aus seinem Wesen zu vertreiben.<br />

Gott allein ist ewig; der Mensch ist ein kurzer Blitz, eine winzige Welle,<br />

die steigt <strong>und</strong> fällt. Deshalb erfüllt euren Geist mit tiefschürfenden <strong>und</strong><br />

grossartigen Gedanken von unbeschreiblicher Herrlichkeit, indem ihr<br />

durch die Rezitation des Namens Gottes euer Unterbewusstsein beeinflusst.<br />

Das ist für dieses Zeitalter die wichtigste Disziplin. 13.12.64,<br />

(18-128/129)<br />

Habt Vertrauen in das Meer, nicht in die Welle. Glaubt an den Herrn,<br />

nicht an etwas geringeres. Leider setzt ihr euer Vertrauen oft in kleinliche,<br />

egoistische Menschen, selbst wenn ihr wisst, dass sie bösartig<br />

<strong>und</strong> habgierig sind. Ihr zögert aber, wenn euch geraten wird, an Gott<br />

zu glauben, der gütiger ist als jeder Vater, liebevoller als jede Mutter,<br />

rücksichtsvoller als jeder Verwandter <strong>und</strong> mächtiger als jeder Machthaber<br />

auf Erden. Ihr habt Vertrauen zueinander, aber beginnt zu zweifeln,<br />

wenn es um Gott geht. Sogar Laien reden viel <strong>und</strong> laut über Gott,<br />

<strong>und</strong> keiner fragt nach ihrer Glaubwürdigkeit. 17.12.64, (18-134/135)<br />

119


Ich muss euch etwas von mir erzählen, das ich euch als „Visitenkarte“<br />

hier lassen werde. Meine Aufgabe ist es nicht, nur zu heilen, zu trösten<br />

<strong>und</strong> von persönlichem Elend zu befreien. Sie ist sehr viel wichtiger. (...)<br />

Die Beseitigung von Not <strong>und</strong> Leid ist ein Nebenprodukt meiner Mission.<br />

Meine Hauptaufgabe ist die Wiederherstellung der Bedeutung der<br />

Veden <strong>und</strong> anderer Heiliger Schriften in Indien <strong>und</strong> die Wiederbelebung<br />

des darin enthaltenen Wissens in den Herzen der Menschen.<br />

Diese Aufgabe wird erfüllt <strong>und</strong> durch nichts aufgehalten, begrenzt<br />

oder verzögert werden. Wenn der Herr entschieden hat, wird sein Wille<br />

geschehen. Ihr mögt gehört haben, dass es Leute gibt, die behaupten,<br />

ich würde über Zauberkräfte verfügen. Nun, diese Leute könnten<br />

geradeso sagen, dass Krishna, als er den Godavari-Berg hochhob,<br />

<strong>und</strong> Rama, als er die Brücke über das Meer nach Lanka baute, Zauberkräfte<br />

angewandt hätten. Natürlich gibt es in der Welt beides,<br />

schwarze <strong>und</strong> weisse Magie; aber die Manifestation der göttlichen<br />

Macht darf nicht als Zauberei ausgelegt werden. (...)<br />

Zauberer verwenden Tricks, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.<br />

Sie benutzen sie, um weltlichen Ruhm <strong>und</strong> Vermögen zu erlangen. Ihr<br />

Gewerbe beruht auf Betrug, <strong>und</strong> sie rechnen mit der Unwissenheit der<br />

Leute. Dieser Körper kann niemals auf eine so tiefe Stufe herabsinken.<br />

Niemals! Er ist durch den göttlichen Willen in die Welt gekommen.<br />

Dieser Entschluss wurde gefasst, um die Wahrheit aufrechtzuerhalten.<br />

<strong>Der</strong> göttliche Wille ist immer der Wille zur Wahrheit. Jeder<br />

kennt die strenge Disziplin in Prashanti Nilayam; der Befehl lautet: Es<br />

darf nicht einmal eine Blume als Geschenk gebracht werden! Aus Unwissenheit<br />

oder mit böser Absicht werden die unbegrenzten Kräfte<br />

<strong>Sai</strong>s oft falsch aufgefasst <strong>und</strong> dargestellt. Ein Sehfehler ist schuld daran,<br />

wenn die Wirklichkeit nicht gesehen wird. Es gibt nichts, was die<br />

göttliche Kraft nicht vollbringen könnte. Sie kann die Erde in den Himmel<br />

<strong>und</strong> den Himmel in die Erde verwandeln. Wer das bezweifelt, ist<br />

nicht fähig, die Erhabenheit des Universums zu erfassen. Ich bin gekommen,<br />

um alle Menschen den innersten Gehalt der Veden zu lehren,<br />

sie mit diesem kostbaren Geschenk zu segnen <strong>und</strong> die uralte<br />

Göttliche Ordnung zu schützen <strong>und</strong> zu erhalten. (...)<br />

Alle Menschen sind vor Gott gleich. Niemand hat Anspruch darauf,<br />

begünstigt zu werden, ausser in manchen Fällen die Notleidenden<br />

<strong>und</strong> Verzweifelten. 17.12.64, (18-139/140)<br />

Ihr werdet bemerkt haben, dass ich niemals davon rede, dass ihr <strong>Sai</strong><br />

<strong>Baba</strong> verehren sollt. Ich rate auch dringend davon ab, Tempel in mei-<br />

120


nem Namen zu bauen, sondern befürworte statt dessen, die alten, bereits<br />

bestehenden Tempel überall im Land zu renovieren, so dass sie<br />

wieder benutzt werden können. (...)<br />

Glaubt niemandem, der zu euch kommt <strong>und</strong> erklärt: „<strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> ist mir<br />

im Traum erschienen <strong>und</strong> hat gesagt, ich solle für ihn Propaganda<br />

machen. Bitte hilf mir, so viel du kannst.“ Ich gebe niemandem den<br />

Auftrag für solche Aktionen, nicht im Traum <strong>und</strong> nicht im Wachen. Solche<br />

Leute sind Betrüger, behandelt sie ohne Gnade als solche. Andere<br />

zeigen einen Gegenstand herum <strong>und</strong> sagen: „<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> liebt mich<br />

ganz besonders, Er hat mir dies gegeben.“ Und dann bitten sie in meinem<br />

Namen um Hilfe. Das ist eine Beleidigung des göttlichen Prinzips!<br />

26.3.65, (18-197/198)<br />

Die strahlende Freude auf euren Gesichtern ist die Nahrung, von der<br />

ich lebe. Ich fühle mich erfrischt, wenn ihr glücklich <strong>und</strong> zufrieden<br />

seid. Mein Durst wird durch die Freude, die aus euren Augen leuchtet,<br />

gelöscht. Diese gegenseitige Erfüllung ist das Wesentliche; Sprechen<br />

<strong>und</strong> Zuhören sind dem untergeordnet. 26.3.65, (18-200)<br />

Hört mir gut zu: Ich spreche niemals durch andere, niemand wird von<br />

mir besessen oder benutzt, um mich anderen mitzuteilen. Ich komme<br />

direkt, so wie ich bin, um Frieden <strong>und</strong> Freude zu verleihen.<br />

Ich nehme von euch keine Blumen an, die verwelken, keine Früchte,<br />

die verderben, keine Münzen, die ausserhalb der Landesgrenzen<br />

wertlos sind. Gebt mir den Lotos, der in dem klaren See eures Geistes,<br />

in eurem inneren Bewusstsein blüht. Gebt mir die Früchte eurer<br />

Heiligkeit <strong>und</strong> spirituellen Disziplin. Ich stehe über der weltlichen Sitte,<br />

die verlangt, dass ihr mit Blumen in der Hand kommt, um euren Respekt<br />

zu erweisen. Meine Welt ist die Welt des göttlichen Geistes, da<br />

gelten andere Werte. Wenn ihr glücklich seid im Glauben an Gott <strong>und</strong><br />

in der Furcht vor der Sünde, so ist das der beste Dienst, den ihr mir<br />

erweisen könnt. 27.3.65, (18-203)<br />

Wenn das Universal-Absolute beschliesst, menschliche Gestalt anzunehmen,<br />

können die Menschen unbeschreibliche Freude <strong>und</strong> unvorstellbares<br />

Glück erleben. Ihr steht alle hier seit St<strong>und</strong>en in der glühenden<br />

Sonne, <strong>und</strong> so wisst ihr, was es bedeutet, ein kühles Getränk zu<br />

bekommen. <strong>Der</strong> Avatar kommt, um der verdurstenden Menschheit<br />

diesen kühlen Trunk zu reichen. Das Auswendiglernen der Worte:<br />

Wahrhaftigkeit, Rechtschaffenheit, Friedfertigkeit <strong>und</strong> Liebe allein<br />

121


wird den Durst nicht löschen. Wie können Worte inneres Glück vermitteln?<br />

Ihr müsst sie praktizieren! Das ist die Botschaft, welche der<br />

Avatar mit all seiner Autorität bringt. Berichtet ohne Übertreibung <strong>und</strong><br />

ohne Auslassung, was ihr seht <strong>und</strong> hört. Sprecht die Wahrheit - das<br />

ist „satya“. Wenn ihr den Geist beherrscht, wird euer Bewusstsein geläutert<br />

<strong>und</strong> klar; ihr seht dann das Eine überall <strong>und</strong> immer in allen Wesen<br />

<strong>und</strong> Dingen. (...)<br />

Bleibt bei der von euch erwählten Form der Anbetung des Herrn,<br />

dann werdet ihr erfahren, dass ihr mir näher kommt, denn alle Formen<br />

<strong>und</strong> alle Namen sind mein. Ihr braucht die Form eures Gottesdienstes<br />

nicht zu ändern, weil ihr mich nun gesehen <strong>und</strong> gehört habt. 29.3.65,<br />

(18-215/216)<br />

Die Bhagavadgita hilft euch auch, die Inkarnationen Gottes zu erkennen.<br />

Gewöhnlich wird der Mensch von Zweifeln geplagt, wenn der<br />

Herr in der Form erscheint, <strong>und</strong> so verpasst er eine kostbare Gelegenheit.<br />

Er fragt sich <strong>und</strong> alle, die er trifft: „Ist es wirklich wahr? Kann es<br />

überhaupt wahr sein?“ Und bevor seine Zweifel behoben sind, gibt er<br />

die Suche auf <strong>und</strong> wandert davon. Stetiges Nachforschen ist wichtig.<br />

Lasst euch nicht von andern beeinflussen; schärft euer Urteilsvermögen;<br />

sammelt eigene Erfahrungen; entscheidet euch selbst für euren<br />

Weg. Nur dann wird es euch Freude machen, ihn zu gehen. 31.3.65,<br />

(18-225)<br />

Ich muss euch noch etwas sagen: Es gibt Träume, die wirklich sind!<br />

Und welche sind das? Es sind die Träume, die euch Gott begegnen<br />

lassen. Ihr erlebt im Traum, wie ich euch erlaube, meine Füsse zu berühren,<br />

<strong>und</strong> euch segne - das ist wahr! Diesen Traum habt ihr durch<br />

meinen Willen <strong>und</strong> verdankt ihn euren spirituellen Anstrengungen.<br />

Wenn euch der Herr im Traum erscheint, so geschieht das nur als Ergebnis<br />

des göttlichen Willens <strong>und</strong> nicht aus einem der Gründe, welche<br />

normale Träume verursachen; auch nicht, wenn ihr es euch noch<br />

so sehr wünscht. 14.7.65, (19-28)<br />

Gott nimmt menschliche Form an, wenn der göttliche Funke im Menschen<br />

zu erlöschen droht, weil die sittlichen Werte <strong>und</strong> die spirituelle<br />

Disziplin, die von den Heiligen <strong>und</strong> Weisen festgelegt wurden, vernachlässigt<br />

werden; wenn der Mensch, der über den Tieren steht,<br />

wieder auf die tierische Ebene zurückgleitet <strong>und</strong> seine Mitmenschen<br />

in Angst <strong>und</strong> Schrecken versetzt. (...)<br />

122


Auch die Sterne, unter welchen die Inkarnationen Gottes auf die Erde<br />

kamen, sind sehr bedeutsam. Avatare wählen selbst die Zeit <strong>und</strong> den<br />

Ort ihres Erscheinens <strong>und</strong> die Familie, in die sie hineingeboren werden.<br />

Ausserdem bestimmen sie die Mitarbeiter, die sie bei ihrer irdischen<br />

Mission begleiten werden. 19.8.65, (19-31)<br />

Mein Verhalten wird sich niemals ändern, gleichgültig, was andere<br />

darüber sagen. Niedriges Denken mag manche Leute zu Bemerkungen<br />

über mein Gewand <strong>und</strong> dessen Farbe veranlassen, oder sie mögen<br />

sich über mein Haar lustig machen. Aber das alles berührt mich<br />

nicht im Geringsten. Nichts wird sich an meinem Verhalten, an meinen<br />

<strong>Lehre</strong>n <strong>und</strong> an meinen Plänen zur Wiederaufrichtung einer auf<br />

Rechtschaffenheit gegründeten Gesellschaftsordnung ändern. Seit<br />

26 Jahren habe ich euch unermüdlich den Pfad des höchsten Friedens<br />

<strong>und</strong> der inneren Ausgeglichenheit gelehrt. Für diese Aufgabe<br />

bin ich gekommen; ich werde sie nicht aufgeben <strong>und</strong> keinen Schritt<br />

von meinem Weg abweichen. Wird eine Person etwa heiliger, wenn<br />

sie Lumpen trägt? Die Verleumdung durch gemeine Menschen, welche<br />

den Glanz der Sonne nicht ertragen können, hat mich durch alle<br />

Zeitalter begleitet. 30.9.65, (19-53)<br />

Ich weiss, dass viele sich w<strong>und</strong>ern, dass ich euch zu mir rufe, mir eure<br />

Wünsche <strong>und</strong> Probleme anhöre <strong>und</strong> viele St<strong>und</strong>en damit verbringe,<br />

mit euch darüber zu sprechen <strong>und</strong> euch zufriedenzustellen. Man sagt,<br />

kein Avatar habe das jemals getan, denn es bedeute, weltliches Verlangen<br />

zu befriedigen. Die Menschen, die mit ihren Wünschen zu mir<br />

kommen, sind mir willkommen, denn jedem Einzelnen gehören meine<br />

Liebe <strong>und</strong> mein Mitgefühl. Nur ich kenne den Durst <strong>und</strong> die gr<strong>und</strong>legende<br />

Unzufriedenheit, die sich in ihren Wünschen ausdrücken. Es<br />

ist immer besser, Gott um die Erfüllung von Wünschen zu bitten als<br />

andere Menschen, die selbst nur Werkzeuge in Gottes Hand sind.<br />

Gott hat seine eigene stille Art <strong>und</strong> Weise, den Geist zu verwandeln<br />

<strong>und</strong> ihn erfolgreich auf den spirituellen Weg zu führen. Er wird nicht<br />

zulassen, dass seine Kinder leiden <strong>und</strong> sich im Dschungel verirren.<br />

Wenn ihr euch Gott nähert <strong>und</strong> seine Hilfe sucht, habt ihr den ersten<br />

Schritt zu eurer Rettung getan. Ihr werdet dann dazu gebracht, seinen<br />

Willen als den euren anzunehmen. Auf diese Weise werdet ihr inneren<br />

Frieden finden. (...)<br />

Ihr dürft aber nicht den Eindruck haben, dass alle diese Menschen zu<br />

mir kommen, um mich um Segen für ihre weltlichen Unternehmungen<br />

123


zu bitten. Mindestens neunzig von h<strong>und</strong>ert Besuchern bitten mich nur<br />

um spirituelle Führung. Sie bitten um keinerlei weltliche Wohltaten,<br />

sondern nur um Hilfe in ihren spirituellen Bemühungen. Sie wollen<br />

wissen, wie Mantras <strong>und</strong> die Namen des Herrn rezitiert werden sollen.<br />

Sie lieben das Göttliche, <strong>und</strong> das Göttlich-Absolute erwidert ihre Liebe.<br />

Es ist die Liebe, welche die Liebe erwidert; die Liebe, die von der<br />

Wahrheit durchdrungen ist. 1.10.65, (19-55/56)<br />

Die Zeitungen spielen hierbei eine grosse Rolle, aber sie begnügen<br />

sich damit, die niedrigen Instinkte der Leser anzusprechen. (...)<br />

Natürlich sind derartige Verleumdungen eine uralte Erfahrung für alle,<br />

die das Mittelmass überragen. Auch ich habe sie in früheren Inkarnationen<br />

erlebt. Die Nachfolger der Feinde Krishnas können nicht untätig<br />

bleiben, aber es ist unglaublich, zu welcher Niedertracht sie fähig sind.<br />

Ich kümmere mich weder um Anerkennung noch um Anschuldigungen,<br />

aber mir tun diese Menschen leid, die sich zu solch gemeinen Tricks<br />

hinreissen lassen, nur um ein bisschen Geld zu verdienen. Allen denen,<br />

die unter solch einer menschenunwürdigen Verwirrung des Geistes leiden,<br />

erkläre ich: „Selbst wenn sich alle vierzehn Welten gegen mich<br />

verbinden, mein Werk, das zu vollenden ich gekommen bin, wird nicht<br />

im Geringsten darunter leiden. Nicht einmal Himmel <strong>und</strong> Erde vereint<br />

können meine Wirklichkeit völlig begreifen.“ 18.4.66, (19-137)<br />

<strong>Der</strong> Mensch ist ein Werkzeug in Gottes Händen. Er kann seine Pläne<br />

nur verwirklichen, wenn sie den Plänen Gottes entsprechen. Und was<br />

sind Gottes Pläne <strong>und</strong> Gebote? Sie wurden dem geläuterten Geist<br />

der Weisen offenbart <strong>und</strong> sind in den Heiligen Schriften niedergelegt.<br />

Wenn der Herr als Avatar menschliche Gestalt annimmt, spricht er in<br />

ihrer eigenen Sprache zu den Menschen, um ihre Herzen zu gewinnen,<br />

<strong>und</strong> führt <strong>und</strong> belehrt sie. (4.10.66, (19-66)<br />

Mit dem physischen Auge könnt ihr meine wirkliche Form nicht erkennen<br />

<strong>und</strong> mit einem Verstand, der seine Informationen über die unzulänglichen<br />

Sinne bezieht, könnt ihr mich nicht verstehen. Nur das<br />

Auge der Weisheit sieht den Herrn in seiner ganzen Herrlichkeit. Dieses<br />

Auge wird durch Hören, Nachdenken <strong>und</strong> Meditieren geöffnet.<br />

Nehmt die <strong>Lehre</strong>n mit offenem Herzen auf, benutzt euer Unterscheidungsvermögen,<br />

während ihr darüber nachdenkt, <strong>und</strong> meditiert mit<br />

konzentrierter Hingabe. Dann wird die Wahrheit enthüllt, <strong>und</strong> die<br />

Zweifel verschwinden. 20.10.66, (19-173)<br />

124


Wenn immer die Menschen ihre Würde verlieren <strong>und</strong> sich schlimmer<br />

benehmen als die Tiere, aus denen sie sich entwickelt haben, dann<br />

findet die Inkarnation eines Avatars statt, dann kommt Gott unter die<br />

Menschen <strong>und</strong> führt sie warnend, ermahnend, offenbarend, ermutigend,<br />

inspirierend <strong>und</strong> erleuchtend ihrer Bestimmung entgegen. (...)<br />

Auch ich habe eine grosse Aufgabe übernommen, <strong>und</strong> die Pandits<br />

der Gemeinschaft vedischer Gelehrter sind die Werkzeuge, die ich für<br />

die Lösung dieser Aufgabe erwählt habe. 22.10.66, (19-176/177)<br />

Wenn sich die unverkörperte göttliche Kraft in individualisierter Form<br />

verkörpert, ist sie eine Quelle von Glückseligkeit für alle, die sie als<br />

solche erkennen. (...)<br />

<strong>Der</strong> Mensch glaubt immer noch, dass man Glückseligkeit von der äusseren<br />

Welt bekommen könne. (...)<br />

Materiell begründetes Glück ist kurzfristig, <strong>und</strong> Elend ist die Kehrseite<br />

der Medaille. Bemüht euch darum, das Göttliche Selbst zu erkennen,<br />

Gott zu erblicken. Selbst ein Fehlschlag in diesen Bemühungen ist<br />

edler als ein Erfolg in anderen, weltlichen Unternehmungen. 24.5.67,<br />

(20-52/53)<br />

Ihr mögt das, was ihr W<strong>und</strong>er nennt, als das direkteste Zeichen der<br />

Göttlichkeit betrachten, es ist aber Liebe, die euch alle willkommen<br />

heisst, die alle segnet, die mich in die Gegenwart der Sucher, der Leidenden<br />

<strong>und</strong> der Verzweifelten in ferne Länder eilen lässt, wo immer<br />

sie sein mögen. Dies ist das wirkliche Zeichen! Liebe ist es, die k<strong>und</strong>tut,<br />

dass ich <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> bin. Für mich ist jeder Tag ein Festtag,<br />

denn meine Liebe wird jeden Tag ausgegossen! 5.10.67, (20-69)<br />

<strong>Der</strong> Mensch ist ein Werkzeug in Gottes Händen. Er kann seine Pläne<br />

nur verwirklichen, wenn sie den Plänen Gottes entsprechen. Und was<br />

sind Gottes Pläne <strong>und</strong> Gebote? Sie wurden dem geläuterten Geist<br />

der Weisen offenbart <strong>und</strong> sind in den Heiligen Schriften niedergelegt.<br />

Wenn der Herr als Avatar menschliche Gestalt annimmt, spricht er in<br />

ihrer eigenen Sprache zu den Menschen, um ihre Herzen zu gewinnen<br />

<strong>und</strong> führt <strong>und</strong> belehrt sie. (4.10.66, (19-66)<br />

Stetig, unveränderlich, immer ungetrübt kann nur die selbstlose Liebe<br />

zu Gott, dem Herrn aller Welten, sein. Die Liebe im weltlichen Sinne<br />

ist immer Veränderungen unterworfen. (...)<br />

Heutzutage beten die Leute zu Gott, sie von Schmerzen zu befreien,<br />

125


Leid <strong>und</strong> Verlust abzuwenden <strong>und</strong> ihnen Ges<strong>und</strong>heit, Stärke <strong>und</strong><br />

Wohlstand zu verleihen. Wenn ihr jedoch ein enges Verhältnis zu ihm<br />

entwickelt, wenn ihr von ihm <strong>und</strong> er von euch Besitz ergreift, dann<br />

wird er dafür sorgen, dass ihr alles bekommt, was ihr braucht. Erniedrigt<br />

diese Beziehung nicht zu einem Handel: Wenn du mir dies gibst,<br />

werde ich dir das geben. Wenn ihr Lohn fordert, werdet ihr zum Tagelöhner.<br />

Werdet sein Eigentum. 23.10.66, (19-175)<br />

<strong>Der</strong> Wunsch, dem Allmächtigen nahe zu kommen, ihn zu erkennen,<br />

immer bei ihm zu sein, ist Teil der menschlichen Natur, denn tief im<br />

Herzen des Menschen besteht das Verlangen, dorthin zurückzukehren,<br />

von wo er gekommen ist, das Glück wiederzufinden, das er verloren<br />

hat, an der Herrlichkeit teilzuhaben, die er versäumt hat. <strong>Der</strong><br />

Mensch selbst ist göttlich, <strong>und</strong> so ist es die Tiefe, die nach der Tiefe<br />

ruft, der Teil, der nach dem Ganzen verlangt. 24.10.66, (19-181)<br />

Die Art <strong>und</strong> Weise, wie ihr euch des Avatars für eure Befreiung <strong>und</strong><br />

euren Fortschritt bedienen solltet, ist, auf jeden eurer Schritte zu achten,<br />

eure Handlungen <strong>und</strong> Aktivitäten zu beobachten <strong>und</strong> dem leitenden<br />

Prinzip zu folgen, für welches sein Leben ein anschauliches Beispiel<br />

ist. Beachtet seine Liebe, sein Mitgefühl, seine Weisheit <strong>und</strong><br />

seid bemüht, sie in euer eigenes Leben zu bringen. <strong>Der</strong> Mensch ist<br />

unnatürlich <strong>und</strong> unehrlich geworden, aus seiner normalen Bahn geschleudert.<br />

Er hat die einfachen, natürlichen Wege verlassen <strong>und</strong><br />

sein Innenleben in eine Rumpelkammer für Ideen, Sorgen, Ängste<br />

<strong>und</strong> Schrecken verwandelt. Dabei könnte er mit viel weniger auskommen<br />

<strong>und</strong> mit viel grösserer Freude für sich <strong>und</strong> andere leben. Wenn<br />

er sich nur daran erinnern würde, dass er eine Schatztruhe ist, mit<br />

dem göttlichen Funken darin, dann könnte er liebevoller <strong>und</strong> nützlicher<br />

sein. Gott inkarniert sich für die Wiederbelebung der Göttlichen<br />

Ordnung, was Moral, Wahrheit, Tugend, Liebe <strong>und</strong> eine Unzahl anderer<br />

Qualitäten einschliesst, die sowohl den menschlichen Gemeinschaften<br />

wie auch dem Einzelnen Halt geben. Die anderen Gründe,<br />

die gewöhnlich genannt werden wie den Gottergebenen zu dienen,<br />

die Boshaften zu bestrafen <strong>und</strong> die heilige Tradition wiederherzustellen,<br />

sind alle zweitrangig, denn die Göttliche Ordnung selbst bewahrt<br />

den Rechtschaffenen vor Schaden. Wer unredlich ist, wird ins Unglück<br />

stürzen durch das Übel, das er verübt. Die eine Aufgabe<br />

schliesst alle anderen ein.<br />

Ich werde diese Aufgabe erfüllen, wie immer die Kommentare anderer<br />

126


sein mögen. Kritik ist eine natürliche Folge. Ich schenke ihr keine Aufmerksamkeit,<br />

auch ihr solltet es nicht tun. Je höher der Hügel, desto<br />

tiefer das Tal. Lob oder Tadel berühren mich nicht im Geringsten. Das<br />

unerschütterliche F<strong>und</strong>ament, auf dem meine Arbeit fortschreitet, ist<br />

Glückseligkeit. Niemals kann ich von irgend jemandem davon abgebracht<br />

werden. (...) Weiht euer Herz Gott, Gott wird mit euch eins sein,<br />

das Herz eures Herzens. Ihr solltet die Erschaffung <strong>und</strong> <strong>Offenbarung</strong><br />

des Linga nicht überbewerten, es ist nur die <strong>Offenbarung</strong> eines Atoms<br />

meiner Majestät. In mir, der ich Welten erschaffen <strong>und</strong> das Universum<br />

füllen kann, gibt es weit mehr Verehrungswürdiges: die universelle<br />

Liebe, die <strong>Lehre</strong>n über die Göttliche Ordnung, die Wiederbelebung<br />

der Veden, die Förderung der Guten, den Segen für die spirituellen<br />

Sucher. 26.2.68, (20-122/123)<br />

Vertraut auf Gott <strong>und</strong> akzeptiert, was immer euer Los ist. Er ist in<br />

euch, mit euch. Er weiss am besten, was <strong>und</strong> wann zu geben ist. Er<br />

ist voller Liebe. Das ist meine Einmaligkeit: Liebe. Liebe ist das besondere<br />

Geschenk, das ich bringe, das besondere Medium, durch<br />

das meine Gnade wirkt. Sie ist die Basis all meiner Handlungen. Man<br />

sagt von Gott, dass er in jedem Wesen wohne. Ja, er wohnt darin als<br />

Liebe. Ohne Liebe wird die Welt zu einem Kessel des Elends.<br />

27.3.68, (20-128/129)<br />

Gott ist die Quelle aller Liebe. Liebt Gott, liebt die Welt als Gewand<br />

Gottes, nicht mehr, nicht weniger. Durch Liebe könnt ihr mit dem Meer<br />

der Liebe eins werden. Liebe heilt Kleinlichkeit, Hass <strong>und</strong> Kummer.<br />

Liebe lockert Fesseln <strong>und</strong> bewahrt den Menschen vor der Qual der<br />

Geburt <strong>und</strong> des Todes. Liebe verknüpft alle Herzen in einer zarten,<br />

gewinnenden Symphonie. Mit den Augen der Liebe gesehen, sind<br />

alle Wesen schön, alle Taten geweiht, alle Gedanken unschuldig. Die<br />

Welt ist eine einzige, riesige Familie. 7.7.68, (20-165)<br />

<strong>Der</strong> Herr ist am meisten mit Rechtschaffenheit zu erfreuen, denn um<br />

die Rechtschaffenheit zu retten <strong>und</strong> die Göttliche Ordnung in ihrer uralten<br />

Lauterkeit <strong>und</strong> Klarheit wiederherzustellen, steigt er herab,<br />

nimmt menschliche Gestalt an <strong>und</strong> geht unter den Menschen umher,<br />

als ob er einer ihresgleichen sei! Wenn ihr euch nach der Gnade Gottes<br />

sehnt, dann lasst den Willen Gottes zur Inspiration jedes eurer<br />

Gedanken, jedes eurer Worte <strong>und</strong> all eurer Taten werden. Lasst die<br />

Erkenntnis, dass alle ein Gefäss des Göttlichen sind, euch zu Liebe,<br />

127


Toleranz, Sympathie <strong>und</strong> Verehrung inspirieren. Durch rechtschaffene<br />

Arbeit kommt ihr zu Gottesverehrung, die mit dem Bewusstsein<br />

des Göttlichen in allem erfüllt ist, <strong>und</strong> durch diese erreicht ihr Weisheit,<br />

wenn ihr das Göttliche erlebt, das all dies erfüllt. Arbeit, Gottesverehrung,<br />

Weisheit - fruchttragend, reifend, vollfruchtig - das ist die<br />

Reihenfolge des geistigen Fortschritts jedes Einzelnen. Wenn die<br />

Frucht mit Süsse gesättigt ist, fällt sie ab. Das ist die Vollendung.<br />

16.8.68, (20-183)<br />

Gott ist Liebe, <strong>und</strong> ihr könnt ihn nur durch Liebe gewinnen. Er kann<br />

nicht durch irgendeinen Trick in die Falle gelockt werden. Er schenkt<br />

seine Gnade nur dann, wenn seine Anordnungen befolgt werden,<br />

nämlich alle zu lieben <strong>und</strong> allen zu dienen. Wenn ihr alle liebt <strong>und</strong> allen<br />

dient, dann dient ihr euch selbst am besten, euch selbst, die ihr<br />

euch am meisten liebt. Denn dann hüllt Gottes Gnade euch ein <strong>und</strong><br />

verleiht euch eine zuvor nie erfahrene Kraft. (...)<br />

Gott ist die Verkörperung der Güte. Erreicht ihn dadurch, dass ihr ihm,<br />

der in allen wohnt, die Güte opfert, die er euch geschenkt hat. (...)<br />

<strong>Der</strong> Mensch ist das edelste aller Geschöpfe, das Endprodukt fortschreitender<br />

Evolution während unermesslicher Zeitalter. Aber er bemüht<br />

sich nicht bewusst, seinem Erbe gerecht zu werden. (...)<br />

Jeder von euch hat sich nach oben gekämpft, vom Stein zur Pflanze,<br />

von der Pflanze zum Tier, vom Tier zum Menschen! Fallt nicht auf die<br />

Ebene des Tieres zurück; erhebt euch zur Göttlichkeit <strong>und</strong> erstrahlt im<br />

Glanz der Liebe. Das Göttliche ist die Energie, die belebt, die Kraft,<br />

die das Blut in den Adern zirkulieren lässt, sie vermittelt Wissen <strong>und</strong><br />

Erfahrung durch die Nerven, sie ordnet <strong>und</strong> speichert die Sinneseindrücke<br />

<strong>und</strong> sie befähigt euch, mit eurer Intelligenz Schlussfolgerungen<br />

zu ziehen. Beweist eure Identität mit dem Göttlichen durch Liebe,<br />

Wahrhaftigkeit <strong>und</strong> Güte.<br />

Was ihr auch tun <strong>und</strong> wo ihr auch sein mögt, erinnert euch daran,<br />

dass ich bei euch <strong>und</strong> in euch bin. Das wird euch vor Überheblichkeit<br />

<strong>und</strong> vor Fehlern bewahren, <strong>und</strong> euer Dienen wird derer würdig sein,<br />

denen ihr dient. 26.6.69, (21-52/54)<br />

Aber es gibt viele, welche die Existenz Gottes in Frage stellen. Sie<br />

zweifeln an Gott, dem sie all ihre Intelligenz, ihre Lebenskraft <strong>und</strong> Tugend,<br />

alle Motive, die zu ihrem Handeln führen, in verehrender Tätigkeit<br />

überlassen sollten. Doch gelegentlich zeigt sich das Göttliche in<br />

seiner Gnade dem Zweifler in einer w<strong>und</strong>ersamen Manifestation sei-<br />

128


ner Herrlichkeit, jenseits menschlicher Grenzen. Er empfängt, ohne<br />

darum gebeten zu haben, die Tür öffnet sich, ohne dass er geklopft<br />

hat, <strong>und</strong> die Antwort wird für alle hörbar verkündet.<br />

Nehmt die Krankheit als Beispiel, die meinen Körper befallen hat. Es<br />

liegt in der Natur des menschlichen Körpers, als Folge falscher Ernährung<br />

oder unsinniger Gewohnheiten Krankheiten zu entwickeln. Das<br />

ist die Erklärung für die Krankheiten normaler Menschen, aber nicht<br />

für die Krankheit, deren Zeugen ihr in den letzten zwei Tagen gewesen<br />

seid. Diese Krankheit wurde absichtlich angenommen, um einem<br />

Menschen zu helfen, der sie nicht überlebt hätte oder ohne tiefe Erschütterung<br />

hätte ertragen können. Das ist eine der Aufgaben, die zu<br />

erfüllen das Göttliche Form angenommen hat - seine Gnade dem<br />

Gläubigen zuteil werden zu lassen. <strong>Der</strong> Blinddarm war entzündet <strong>und</strong><br />

vereitert, <strong>und</strong> nach Angaben der Ärzte konnte nur eine sofortige Operation<br />

helfen. Diese qualvollen Schmerzen hätte der Gläubige nicht<br />

aushalten können. Ich habe diesen Körper angenommen, um anderen<br />

Körpern Schmerz <strong>und</strong> Leiden zu ersparen. Dieser Körper wird immer<br />

ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> frei von Schmerzen sein, er kann von keiner Krankheit<br />

befallen werden. Das ist eine unumstössliche Tatsache. (...)<br />

Ihr müsst alle eure Entscheidungen dem Herrn überlassen. Dann wird<br />

er die volle Verantwortung übernehmen, wird euch beschützen, führen<br />

<strong>und</strong> motivieren. Ein solcher Devotee, der alles, auch seine Entscheidungen,<br />

mir überlassen hat, war es, den ich retten musste, indem<br />

ich seine Krankheit annahm <strong>und</strong> ertrug. Die Symptome der<br />

Krankheit sind heute verschw<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> sie werden nicht wiederkommen.<br />

Es gibt noch einen anderen Gr<strong>und</strong> für diese Episode. Menschen, die<br />

einen Sinn dafür haben, erkennen das Göttliche im Unendlichen,<br />

Grossartigen, Schönen, Mächtigen, Majestätischen, im Ehrfurchtgebietenden.<br />

Aber die überwiegende Mehrheit der Menschen wird sich<br />

sehr selten der Tatsache bewusst, dass jeder Einzelne ein W<strong>und</strong>erwerk<br />

Gottes ist, dass jeder Atemzug Zeugnis seiner Fürsorge ist <strong>und</strong><br />

jedes Ereignis Beweis seiner Gegenwart. Wenn dieser Körper, der<br />

ganz offensichtlich menschlich ist, sich verhält, als habe er übermenschliche<br />

Kräfte, dann lenkt das Erstaunen die Aufmerksamkeit aller<br />

auf das Göttliche, welches seine wirkliche Natur ist. Hin <strong>und</strong> wieder<br />

ist es notwendig, der Menschheit diese Lektion zu erteilen, um die<br />

Menschen zum Glauben an Gott <strong>und</strong> zur Erkenntnis des Göttlichen zu<br />

befähigen. Nur so können die Gedanken von der Welt auf den Herrn<br />

der Welt gelenkt werden. 12.12.70, (21-254/256)<br />

129


130<br />

„Es gibt nur einen Gott, er ist allgegenwärtig.<br />

Es gibt nur eine Religion, die Religion der Liebe.<br />

Es gibt nur eine Sprache, die Sprache des Herzens“.<br />

Diesen Gott gilt es zu erkennen, <strong>und</strong> dazu bedarf es ständiger spiritueller<br />

Disziplin. Zweifelt <strong>und</strong> zögert nicht! Wenn ihr bestimmte Disziplinen<br />

einhaltet <strong>und</strong> euer Bewusstsein läutert, wird Gott in eurem Herzen<br />

zur wahrnehmbaren Wirklichkeit. 25.12.70, (21-260)<br />

Verkündet nicht in eurer Begeisterung: „Wir wollen nur <strong>Sai</strong>, der Rest<br />

geht uns nichts an.“ Ihr müsst euch selbst überzeugen, dass alle Formen<br />

<strong>und</strong> alle Namen in Wirklichkeit Formen <strong>und</strong> Namen von <strong>Sai</strong> sind.<br />

Es gibt keinen „Rest“, alle sind er.<br />

Ihr müsst bemerkt haben, dass ich in meinen Vorträgen nicht über <strong>Sai</strong><br />

spreche, noch singe ich von <strong>Sai</strong> in den Lobliedern, mit denen ich gewöhnlich<br />

meine Vorträge beende. Und ihr müsst euch gew<strong>und</strong>ert haben,<br />

warum. Lasst mich euch den Gr<strong>und</strong> sagen. Ich möchte nicht,<br />

dass der Eindruck entsteht, dass ich wünsche, dass dieser Name <strong>und</strong><br />

diese Form verbreitet werden. Ich bin nicht gekommen, um einen<br />

neuen Kult ins Leben zu rufen. Ich wünsche nicht, dass die Leute in<br />

diesem Punkt irregeführt werden. Ich bestätige, dass diese <strong>Sai</strong>-Form<br />

die Form all der verschiedenen Namen ist, die der Mensch für die Verehrung<br />

des Göttlichen benutzt. Deshalb lehre ich, dass kein Unterschied<br />

gemacht werden sollte zwischen den Namen Rama, Krishna,<br />

Ishvara, <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>, denn sie alle sind meine Namen. (...)<br />

Ich habe nicht die geringste Absicht, die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation zu<br />

benutzen, um meinen Namen zu propagieren oder für die Verehrung<br />

meines Namens zu werben. Nein! Ich bin erst dann zufrieden, wenn<br />

überall geistige Bemühungen <strong>und</strong> Disziplinen voranschreiten, die den<br />

Menschen erheben <strong>und</strong> reinigen. Nur dadurch wird meine universale<br />

Realität enthüllt werden. Beschränkt mich deshalb nicht auf die Grenzen<br />

nur eines Namens <strong>und</strong> einer Form. Euer Ziel sollte sein, ein <strong>und</strong><br />

denselben Gott in allen Formen, die verehrt werden, zu sehen, ihn<br />

euch unter allen Namen vorzustellen, ja, ihr solltet euch sogar seiner<br />

Gegenwart als innerer Motivator in jedem lebenden Wesen, in jedem<br />

Teilchen der Materie bewusst sein. Verfallt nicht in den Irrtum, einige<br />

Formen als für den Menschen verehrungswürdig zu betrachten, <strong>und</strong><br />

andere dagegen nicht. <strong>Sai</strong> ist in jeder von ihnen, deshalb verdienen<br />

sie alle eure Ehrerbietung <strong>und</strong> euren Dienst. Verbreitet diese Wahrheit,<br />

das ist die Funktion, die ich den Gruppen für selbstloses Dienen<br />

zuweise.


Ihr könnt mich <strong>und</strong> meine Aktivitäten beobachten. Beachtet, wie ich<br />

mich nach Rechtschaffenheit, moralischer Ordnung, Wahrheit <strong>und</strong><br />

universalem Mitgefühl richte. Das ist es, was ihr von mir lernen sollt.<br />

Viele von euch bitten dringend um eine „Botschaft“ von mir, um sie<br />

der Gruppe zu überbringen, der sie angehören. Nun gut, mein Leben<br />

ist meine Botschaft! Meine Botschaft befolgt ihr, wenn ihr von meinem<br />

Leben inspiriert werdet, so zu leben, dass euer Leben Zeugnis für die<br />

Leidenschaftslosigkeit, den Mut, die Zuversicht <strong>und</strong> das Bedürfnis ablegt,<br />

jenen zu dienen, die sich im Elend befinden. Gott wohnt der Welt<br />

inne. Behandelt deshalb die Welt so liebevoll, wie ihr euren Herrn behandelt.<br />

(...)<br />

Welchen Wert hat es, wenn ihr einfach meinen Namen <strong>und</strong> meine<br />

Form verehrt, ohne dass ihr versucht, euch um die gleiche Liebe für<br />

alle, die ich habe, um meinen unerschütterlichen Gleichmut, meine<br />

Liebe, meine Geduld <strong>und</strong> Standhaftigkeit <strong>und</strong> mein immerwährendes<br />

glückseliges Wesen zu bemühen?<br />

Ihr legt in euren Vorträgen die einmaligen Kräfte von <strong>Sai</strong> ausführlich<br />

dar, die Vorfälle, die als „W<strong>und</strong>er“ in Büchern bezeichnet werden, die<br />

einige Personen über mich geschrieben haben. Ich ersuche euch, all<br />

dem keine Bedeutung beizumessen. Übertreibt ihre Bedeutsamkeit<br />

nicht. Die bedeutendste <strong>und</strong> auch wichtigste Kraft ist - lasst mich euch<br />

das sagen - meine bedingungslose Liebe. Ich könnte den Himmel in<br />

die Erde oder die Erde in den Himmel verwandeln, doch das ist nicht<br />

das Zeichen göttlicher Macht. Es sind die allumfassende Liebe, die<br />

grenzenlose Geduld <strong>und</strong> Standhaftigkeit - wirkungsvoll, allgegenwärtig<br />

-, die das unverwechselbare Kennzeichen hierfür sind. Wenn ihr<br />

versucht, diese Liebe <strong>und</strong> diese Standhaftigkeit zu entwickeln, werden<br />

euch Mühe <strong>und</strong> Arbeit verfolgen. Ihr müsst sie willkommen heissen,<br />

denn ohne sie kann nicht das Beste aus euch herausgeholt werden.<br />

(...)<br />

Da sich hier <strong>und</strong> heute diejenigen versammelt haben, die mit Hingabe<br />

erfüllt sind, <strong>und</strong> sich Menschen aller Nationen eingef<strong>und</strong>en haben,<br />

muss ich euch auf eine besondere Tatsache hinweisen. Ohne Zweifel<br />

sind schon früher Weltkonferenzen abgehalten worden, die der Religion<br />

oder geistigen Problemen gewidmet waren, ebenso Konferenzen<br />

von Anhängern besonderer Glaubensrichtungen. Aber diese wurden<br />

immer erst nach dem Hinscheiden der Gründer <strong>und</strong> göttlichen<br />

Inspiratoren abgehalten. Dies ist das allererste Mal, dass Anhänger<br />

eine Weltkonferenz abhalten, während die verehrte Inkarnation mit<br />

dem für diesen Zweck angenommenen Körper, sichtbar für jeder-<br />

131


mann, unter dem Namen anwesend ist, den sie selbst hierfür erwählt<br />

hat. Ich muss euch dies mitteilen, denn neun<strong>und</strong>neunzig von h<strong>und</strong>ert<br />

kennen meine Wirklichkeit nicht. (...)<br />

In Wahrheit könnt ihr das Wesen meiner Realität nicht verstehen, weder<br />

heute noch in tausend Jahren ernsthaften Bestrebens oder eifrigen<br />

Forschens, selbst wenn die ganze Menschheit sich in diesem Bemühen<br />

vereint. In kurzer Zeit jedoch werdet ihr zur Erkenntnis der<br />

Glückseligkeit kommen, die das Göttliche Prinzip austeilt, welches<br />

diesen heiligen Körper <strong>und</strong> diesen heiligen Namen angenommen hat.<br />

Euer glückliches Geschick, das euch Gelegenheit hierzu verschafft,<br />

ist bedeutender als dasjenige, über welches Einsiedler, Mönche, Weise,<br />

Heilige <strong>und</strong> selbst Persönlichkeiten verfügten, in denen Facetten<br />

der göttlichen Herrlichkeit verkörpert waren!<br />

Da ich mit euch umhergehe, esse wie ihr <strong>und</strong> mit euch spreche, seid<br />

ihr verleitet zu glauben, dass es sich hier um den Fall eines gewöhnlichen<br />

Mensch-Seins handelt. Seid vor diesem Irrtum gewarnt. Auch<br />

täuschen euch mein Singen <strong>und</strong> meine Gespräche mit euch sowie die<br />

Aktivitäten, in denen ich mich euch widme. Aber in jedem Augenblick<br />

kann meine Göttlichkeit vor euch offenbart werden. Ihr müsst für diesen<br />

Augenblick bereit <strong>und</strong> vorbereitet sein. Da die Göttlichkeit in diesen<br />

menschlichen Körper gehüllt ist, müsst ihr bemüht sein, die Täuschung<br />

zu überwinden, welche die Göttlichkeit vor euren Augen<br />

verhüllt.<br />

Es ist eine menschliche Form, in der jede göttliche Wesenheit, jedes<br />

göttliche Prinzip, das heisst alle Namen <strong>und</strong> Formen, die der Mensch<br />

Gott zuschreibt, manifestiert sind. Lasst euch nicht vom Zweifel verwirren.<br />

Wenn ihr nur den unerschütterlichen Glauben in meine Göttlichkeit<br />

im Altar eures Herzens verankert, könnt ihr zu einer Vision<br />

meiner Realität kommen. Wenn ihr statt dessen schwankt wie das<br />

Pendel einer Uhr, in einem Moment Hingabe, im anderen Unglaube,<br />

könnt ihr nie dazu kommen, die Wahrheit zu verstehen <strong>und</strong> diese Seligkeit<br />

zu gewinnen. Ihr habt das grosse Glück, dass ihr jetzt, in diesem<br />

Leben, eine Gelegenheit habt, die Seligkeit der Vision der Form,<br />

die alle Formen aller Götter ist, zu erleben.<br />

Lasst mich eure Aufmerksamkeit noch auf eine andere Tatsache lenken.<br />

Bei früheren Gelegenheiten, als sich Gott auf der Erde inkarnierte,<br />

wurde die Glückseligkeit, ihn als eine Göttliche Inkarnation zu erkennen,<br />

trotz einer Menge offensichtlicher Zeichen seiner Gnade, erst<br />

gewährt, nachdem die physische Verkörperung die Welt verlassen<br />

hatte. Die Treue <strong>und</strong> Hingabe, die sie von den Menschen verlangten,<br />

132


erwuchsen aus Furcht <strong>und</strong> Scheu vor ihren übermenschlichen Kräften<br />

<strong>und</strong> Fähigkeiten oder durch ihre grossartige <strong>und</strong> beherrschende<br />

Autorität. Denkt dagegen einen Moment über diese <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Manifestation<br />

nach! Wodurch wird wohl in diesem Zeitalter des umsichgreifenden<br />

Materialismus, des aggressiven Unglaubens <strong>und</strong> der Ehrfurchtslosigkeit<br />

die Verehrung von Millionen Menschen aus allen<br />

Teilen der Welt zuteil? Ihr werdet zur Überzeugung kommen, dass die<br />

gr<strong>und</strong>legende Ursache dafür in der Tatsache liegt, dass es die überweltliche<br />

Gottheit in menschlicher Form ist. Noch einmal: Wie glücklich<br />

dürft ihr euch doch schätzen, Zeuge davon zu sein, wie alle Länder<br />

der Welt Indien huldigen. Ihr könnt hören, wie die Anbetung des<br />

Namens <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> durch die ganze Welt widerhallt, während dieser<br />

Körper noch existiert <strong>und</strong> nicht erst in einer fernen Zeit, sondern jetzt<br />

während er bei euch, vor euch ist.<br />

Ihr könnt auch sehr bald miterleben, wie das uralte Gesetz von der<br />

Rechtschaffenheit, das in den Veden für das Wohl aller Völker der<br />

Erde niedergelegt ist, wieder auf seinem wahren <strong>und</strong> natürlichen<br />

Platz eingesetzt wird. <strong>Sai</strong>s göttlicher Wille ist die Wiederbelebung des<br />

vedischen Pfades der Rechtschaffenheit <strong>und</strong> nicht, nur Menschen<br />

durch die Manifestation meiner Kraft <strong>und</strong> meiner Fähigkeiten anzuziehen.<br />

Das ist kein Phänomen der Selbsttäuschung. Dieses wirkliche<br />

Sein wird die Wahrheit stützen <strong>und</strong> die Unwahrheit vernichten. Dieser<br />

Sieg wird euch alle vor Begeisterung jubeln lassen. Das ist der <strong>Sai</strong><br />

Entschluss! (...)<br />

Benützt deshalb jede Gelegenheit der Verbindung mit mir, so viel wie<br />

möglich, <strong>und</strong> bemüht euch, so rasch <strong>und</strong> so gut ihr könnt, den Anweisungen,<br />

die ich gegeben habe, Folge zu leisten. Meinen Instruktionen<br />

zu gehorchen, ist ausreichend <strong>und</strong> wird euch mehr nützen als die rigoroseste<br />

Askese. Praktiziert das Wissen von der Wahrheit, der<br />

Rechtschaffenheit, des inneren Friedens <strong>und</strong> der bedingungslosen<br />

Liebe, die mir am Herzen liegen. Nehmt euch vor, diese Ideale stets<br />

vor Augen zu haben, in allen euren Gedanken, Worten <strong>und</strong> Taten.<br />

Das kann euch die Summe des Erreichbaren schenken: die Verschmelzung<br />

mit dem alles überragenden Wesen des Göttlichen.<br />

17.5.68, (20-149/153)<br />

Ich bin gekommen, die Lampe der Liebe in euren Herzen anzuzünden<br />

<strong>und</strong> danach zu sehen, dass sie Tag für Tag mit wachsendem Glanz<br />

leuchtet. Ich bin nicht gekommen, um als Fürsprecher eines bestimmten<br />

Gesetzes zu sprechen wie etwa der Hindu-Lebensführung. Ich bin<br />

133


nicht gekommen, um für irgendeine Sekte, irgendein Glaubensbekenntnis<br />

oder für irgendeinen sonstigen Gr<strong>und</strong> Werbung zu betreiben.<br />

Auch bin ich nicht gekommen, um Anhänger für irgendeine <strong>Lehre</strong><br />

zu sammeln. Ich habe nicht vor, Schüler oder Devotees für meine<br />

oder irgendeine andere Gefolgschaft zu gewinnen. Ich bin gekommen,<br />

um euch über den universalen, einheitlichen Glauben zu berichten,<br />

über das Prinzip des Göttlichen Selbst, den Weg der Liebe, das<br />

rechte Handeln der Liebe, die Pflicht der Liebe, die Verpflichtung der<br />

Liebe, 4.7.68, (20-163)<br />

Baut keine Tempel für mich. Gebt euch nicht der Hoffnung hin, ihr<br />

könntet mir auf diese Weise näher kommen. Ich mache keinen Unterschied<br />

zwischen Verehrern, die diese oder jene Form anbeten. Alle<br />

können sich nähern, alle, die nach Wärme <strong>und</strong> Licht verlangen. Die<br />

Wärme dieses Glanzes wird die von den Sinnesfreuden verursachte<br />

Kälte zunichte machen, <strong>und</strong> das Licht wird die Dunkelheit von Generationen<br />

vertreiben. Befleissigt euch der Liebe allen gegenüber, denn<br />

auf diese Weise wird Gottesnähe erreicht. Ich messe Entfernung nicht<br />

in Metern oder Meilen. Die Reichweite der Liebe ist für mich der Massstab<br />

für die Entfernung. (...)<br />

Verschwendet keine Zeit mehr. Nehmt diese einmalige Gelegenheit<br />

wahr, während ihr das noch könnt. Fragt mich, welche spirituelle<br />

Übung ihr zu eurer Befreiung anwenden sollt. Beginnt ab sofort mit<br />

ihr. Später kann es schwierig werden, sich mir zu nähern <strong>und</strong> mich zu<br />

fragen, denn die Leute kommen in einem nicht enden wollenden<br />

Strom zu mir <strong>und</strong> ihr werdet meinen Anblick nur aus einer meilenweiten<br />

Entfernung bekommen können. Was ihr hier seht, ist dazu bestimmt,<br />

zu einem Weltenbaum heranzuwachsen, der allen Schatten<br />

<strong>und</strong> Obdach gibt. Genau zu diesem Zweck ist das Göttliche in dieser<br />

Gestalt herabgekommen. Es kennt kein Halten, kein Zögern. Mein<br />

Name ist Wahrheit - Satya. Meine <strong>Lehre</strong> ist Wahrheit, mein Weg ist<br />

Wahrheit, ich bin Wahrheit.<br />

In jedem Weltzeitalter hat sich die Gottheit als Avatar zur Erfüllung besonderer<br />

Aufgaben verkörpert. Diese Inkarnation unterscheidet sich<br />

von den früheren insofern, als sie sich mit einer weltweiten <strong>und</strong> welterschütternden<br />

Krise zu befassen hat. Intellektuelle Selbstüberschätzung<br />

hat so überhand genommen, dass die Menschen närrisch genug<br />

geworden sind, zu fragen: „Was <strong>und</strong> wo ist Gott?“ Die Unmoral<br />

hat das Gewand der Moral angezogen <strong>und</strong> lockt den Menschen in<br />

den Morast der Sünde. Die Wahrheit wird als Falle in Verruf gebracht,<br />

134


Gerechtigkeit verlacht, <strong>und</strong> Heiligen stellt man wie gesellschaftlichen<br />

Feinden nach. Darum ist diese Inkarnation gekommen, das Wahre<br />

hochzuhalten <strong>und</strong> das Falsche zu unterdrücken. Ich benehme mich<br />

wie ihr, bewege mich, singe, lache, reise wie ihr. Doch seid des Schlages<br />

gewärtig, den ich plötzlich führe, um zu züchtigen <strong>und</strong> zu warnen.<br />

Ich werde den Übeltäter für seine Ungerechtigkeiten bestrafen <strong>und</strong><br />

dem Tugendhaften für seine Rechtschaffenheit mit Milde begegnen.<br />

Jedem wird Gerechtigkeit zugemessen werden. (...)<br />

Benebelt euren Geist nicht mit billigen Wünschen <strong>und</strong> durch vorübergehenden<br />

Hunger <strong>und</strong> Durst, die nicht mehr als einiger Bissen oder<br />

eines vollen M<strong>und</strong>es bedürfen. Sehnt euch nach der Inthronisierung<br />

eurer Seele als dem unbestrittenen Monarchen des Universums,<br />

wenn ihr eins werdet mit dem Universalen. Feiert euren Triumph über<br />

die inneren Feinde, die eurem Marsch zum Sieg im Weg stehen. Erwählt<br />

mich zu eurem Wagenlenker, ich werde euch zu dieser Vollendung<br />

führen. Erlangt die unfehlbare Gnade durch eure Aufrichtigkeit,<br />

Einfachheit <strong>und</strong> spirituelle Praxis. (...)<br />

Betrachtet alle eure Handlungen als Gottesdienst. Pflicht ist Gott. Arbeit<br />

ist Gottesdienst. Was immer geschieht, nehmt es froh als das<br />

Werk seiner Hände, als Zeichen seiner Barmherzigkeit an. (...)<br />

Ich mag keine Lieder zu Ehren Gottes, die Rivalität, Neid oder das<br />

Ego fördern oder die aus Intoleranz zustande kommen. Ich schätze<br />

<strong>und</strong> belohne Demut, Geduld, Mitgefühl, Einsatz, Brüderlichkeit <strong>und</strong><br />

ständige Erinnerung an Gott oder das Gute. Wenn ihr euch danach<br />

sehnt, mein Bild in eurem Herzen zu tragen, müsst ihr das Objektiv<br />

der Kamera zu mir hinwenden, nicht wahr? Wendet euren Verstand,<br />

eure Emotionen, eure Gefühle, eure Handlungen mir zu, dann wird<br />

sich mein Bild gewiss in euer Herz einprägen. Wenn eure Kamera auf<br />

die Welt <strong>und</strong> auf weltliche Dinge gerichtet ist, wie soll sich dann mein<br />

Bild eurem Herzen einprägen? 18.8.68, (20-187/190)<br />

Damit es euch möglich ist, das einzige Ziel des menschlichen Lebens<br />

zu erreichen, nämlich das Göttliche zu verwirklichen <strong>und</strong> göttlich zu<br />

werden, hat sich das Ewige begrenzt, um in dieser menschlichen Gestalt<br />

zu kommen. Es wird die Ideale wieder enthüllen <strong>und</strong> ihnen bei allen<br />

Menschen wieder Geltung verschaffen. Natürlich ist es schwierig<br />

für diejenigen, die nicht mit den Schriften vertraut sind, das Mysterium<br />

dieser Ankunft zu begreifen. 23.11.68, (20-230)<br />

Mir wurde vorgeschlagen, dass mein Geburtstag ebenso weltweit ge-<br />

135


feiert werden solle, wie andere heilige Tage, die alle Welt feiert. Ich<br />

wurde um meinen Segen dazu gebeten. Ich erkenne die Zuneigung<br />

<strong>und</strong> Ergebenheit an, werde aber nicht die Anbetung nur eines Namens<br />

<strong>und</strong> einer Form befürworten, auch nicht die meines gegenwärtigen<br />

Namens <strong>und</strong> meiner gegenwärtigen Form. Ich habe nicht den<br />

Wunsch, Leute von der Verehrung meiner anderen Namen <strong>und</strong> Formen<br />

fort <strong>und</strong> zu mir her zu ziehen. Ihr mögt aus dem, was ihr meine<br />

W<strong>und</strong>er nennt, schliessen, dass ich sie bewirke, um euch damit anzuziehen<br />

<strong>und</strong> euch an mich <strong>und</strong> an mich allein zu binden. Sie sind jedoch<br />

nicht zur Demonstration gedacht oder um bekannt zu werden,<br />

sondern sind lediglich spontane <strong>und</strong> begleitende Beweise der göttlichen<br />

Macht. Ich bin euer <strong>und</strong> ihr seid mein, für immer <strong>und</strong> ewig. Welche<br />

Notwendigkeit gibt es da, anziehend <strong>und</strong> beeindruckend zu wirken<br />

<strong>und</strong> eure Liebe oder mein Mitgefühl zu demonstrieren? Ich bin in<br />

euch <strong>und</strong> ihr seid in mir. Es gibt keine Entfernung <strong>und</strong> keinen Unterschied<br />

zwischen uns. 23.11.68, (20-234/235)<br />

Nehmt das Leid anderer wahr <strong>und</strong> sucht nach Möglichkeiten, es mit<br />

ihnen zu teilen. Fühlt mit ihnen <strong>und</strong> vergesst darüber euer eigenes<br />

Unglück. Dies zeichnet einen echten <strong>Sai</strong>-Verehrer aus: Er sollte Mitgefühl,<br />

Toleranz <strong>und</strong> Verständnis besitzen. Ist dies nicht der Fall,<br />

macht er sich zur Zielscheibe des Spotts - <strong>und</strong> dies zu Recht.<br />

Da gibt es Leute, die spöttisch fragen: „Wo ist dein Gott? Wie sieht er<br />

aus? Was macht er denn?“ Sie spotten, denn es gibt nur wenige, die<br />

Gottes Majestät <strong>und</strong> Glorie erfahren haben. Gott ist Wahrheit, Güte<br />

<strong>und</strong> Schönheit, aber nur die, welche ihn erfahren haben, können das<br />

mit Sicherheit sagen <strong>und</strong> andere überzeugen. 6.3.70, (22-15)<br />

Ein liebevolles Wort ist eine Erfrischung für den Ermüdeten. Ihr<br />

kommt nach Prashanti Nilayam zu Fuss, mit der Bahn oder dem Bus.<br />

Ihr erreicht den Vorhof des Tempels erschöpft, <strong>und</strong> erwartungsvoll.<br />

Dann frage ich: „Wann bist du gekommen?“ Viele mögen sich w<strong>und</strong>ern,<br />

warum ich solche Fragen stelle. Weiss er es nicht? Natürlich<br />

weiss ich alles über jeden Einzelnen. Warum dann diese Fragen?<br />

Aber du, an den ich die Frage gerichtet habe, freust dich darüber. „<strong>Baba</strong><br />

hat mit mir gesprochen, sobald er mich sah.“ Ich möchte euch eine<br />

Freude machen, <strong>und</strong> deshalb stelle ich diese Fragen, obwohl ich die<br />

Antwort weiss. Wenn ich nicht frage <strong>und</strong> still vorübergehe, fühlt ihr<br />

euch vernachlässigt <strong>und</strong> seid enttäuscht, nicht wahr? Ihr wisst, dass<br />

ich nicht um der Antwort willen frage, die ich bereits kenne, sondern<br />

136


um der Freude willen, die meine Worte euch bereiten. So mag ich<br />

auch fragen: „Wie geht es dir?“, obwohl ich weiss, dass es euch gut<br />

geht, sonst wäret ihr nicht hier, oder dass es euch schlecht geht <strong>und</strong><br />

dass das der Gr<strong>und</strong> eures Hierseins ist. Es ist die Macht der Illusion,<br />

es ist das Göttliche, das alle verzaubert. Ihr seid beglückt, wenn es zu<br />

euch spricht, wenn es euch anschaut, wenn es euch irgendwie zur<br />

Kenntnis nimmt. Ihr fühlt seine unmittelbare Nähe, wenn ich mit euch<br />

spreche, wenn ich euch anschaue, wenn ich euch zur Kenntnis nehme.<br />

18.7.70, (21-178)<br />

Aktivität ist der Gr<strong>und</strong>ton des Universums. Alle Wesen werden durch<br />

Aktivität geboren, erhalten sich durch Aktivität <strong>und</strong> sterben durch Aktivität.<br />

Dauerndes Atmen, Einatmen <strong>und</strong> Ausatmen, hält die Körpertemperatur<br />

auf derselben angenehmen Höhe. <strong>Der</strong> Eine, der hinter aller<br />

Aktivität steht, hat die Form der fünf Elemente, Äther, Erde, Luft,<br />

Feuer <strong>und</strong> Wasser, angenommen, um zu handeln <strong>und</strong> zum Handeln<br />

anzuregen. Wer aktiv ist <strong>und</strong> gleichzeitig weiss, dass alle Aktivität nur<br />

ein Schauspiel ist, kennt das Geheimnis des Glücks. Das ist das Gesetz,<br />

das alle Aktivität regeln <strong>und</strong> heiligen muss. 11.5.71, (22-21)<br />

Das Göttliche bezieht die ganze Menschheit in seinen Blick ein; es<br />

lässt sich nicht durch eine Kaste oder einen Glauben einschränken.<br />

Dieser Avatar hätte in einer besonderen Gemeinschaft geboren werden<br />

können, aber er ist zu den Schwachen, den Kranken, den Bedrückten,<br />

den Gottsuchern der ganzen Menschheit gekommen. (...)<br />

Da ist Gott, der euch hegt <strong>und</strong> pflegt. Er ist allzeit bereit, auf Gebet,<br />

Rechtschaffenheit <strong>und</strong> Güte zu reagieren. Gott ist die einzige „herrenlose“<br />

Person, denn er hat keinen „Herrn“. Er ist der Herr des Universums!<br />

Niemand kann ihn kontrollieren, ihm befehlen oder behaupten,<br />

ihn zu führen. Jeder, der von Hunger geplagt wird, hat das Recht, Gott<br />

um Nahrung zu bitten. Er hat ihm den Hunger geschickt, also ist es<br />

auch seine Pflicht, sein Vergnügen, ihn zu stillen. Also habt ihr auch<br />

das Recht, ihn um Selbstverwirklichung zu bitten. Das ist das höhere<br />

Wissen, das ihr unter euch pflegen müsst. 21.6.71, (22-45)<br />

Gott ist Süsse, seine Worte, seine Laute sind süss, sein Anblick ist<br />

süss. Er ist süsser als die Süsse selbst. Aber wenn eure Zunge krank<br />

ist, wird er bitter sein. Heilt die Krankheit, indem ihr allen Liebe entgegenbringt.<br />

Ihr braucht nicht Einsiedler im Wald oder an einem anderen<br />

einsamen Ort zu werden. Ihr könnt eure Tätigkeiten nicht einfach<br />

137


aufgeben, ihr müsst euch an dem Platz bewähren, an den ihr gewöhnt<br />

seid. Ihr könnt nicht von einem Augenblick auf den andern ein Leben<br />

der Entsagung führen. Darauf muss man sich Jahre vorbereiten.<br />

23.7.71, (22-53)<br />

Ich bin gekommen, um die Liebe unter den Menschen wieder herzustellen,<br />

sie von aller Enge <strong>und</strong> allen Restriktionen zu befreien. Das ist<br />

die Hauptaufgabe bei der Wiederherstellung der Göttlichen Ordnung.<br />

Es genügt nicht, über die grosse Bedeutung der Liebe bei der Rehabilitierung<br />

der Menschheit zu reden. Man muss sie praktizieren.<br />

1.8.71, (22-58)<br />

Wenn ihr euch ein Bild von mir macht <strong>und</strong> ihr tut es ohne Liebe, dann<br />

könnt ihr die Wahrheit nicht erkennen. Die Liebe hilft euch, Gott in jedermann<br />

zu sehen, jeden als göttlich anzusehen. Das Universum ist<br />

keine Täuschung, es ist keine Falle, es ist der Glanz Gottes, seine<br />

Reflexion. Er schuf sein Spiegelbild, <strong>und</strong> das Universum nahm Gestalt<br />

an! Es ist seine eigene Substanz, die sich als Vielfalt, als latente<br />

oder potente Energie oder Materie manifestierte. Wenn euer Handeln<br />

in Übereinstimmung mit der Wahrnehmung Gottes in allem ist, breitet<br />

sich Rechtschaffenheit immer stärker im Leben aus. Wenn diese<br />

Wahrnehmung vernebelt oder verkleinert <strong>und</strong> als Täuschung empf<strong>und</strong>en<br />

wird, dann nimmt die Göttliche Ordnung ab, <strong>und</strong> der Avatar erscheint<br />

unter den Menschen. 13.8.71, (22-63)<br />

Für eine Welt, auf der Jagd nach dem stets flüchtigen Glück <strong>und</strong> Frieden,<br />

hilflos im Nebel der Enttäuschungen herumirrend, ist das Göttliche<br />

eine Lichtsäule, die den Pfad des Fortschritts zeigt. <strong>Der</strong> Mensch<br />

hat diese Stätte der Arbeit erhalten, diese Welt, eine Riesenfabrik, wo<br />

Menschen zu Göttern umgeschmiedet werden, wenn sie all ihre Energie<br />

<strong>und</strong> ihre Gaben in diesen Transformationsprozess einbringen. <strong>Der</strong><br />

Mensch muss arbeiten, in jeder Minute seines Lebens, diese Bürde<br />

muss er tragen. Seine Existenz gründet auf Tätigkeit, Anstrengung<br />

<strong>und</strong> Arbeit, <strong>und</strong> das Ergebnis der Arbeit kann gut oder schlecht, gross<br />

oder klein, mächtig oder gering sein. Also muss der Mensch seine Aktivität<br />

in die richtige Bahn lenken, um Schwierigkeiten <strong>und</strong> Leiden zu<br />

vermeiden. Diese Pflicht schuldet er sich selber. 2.1.72, (22-85)<br />

Dieses Treffen hat mit einem Gebet begonnen. Gut. Aber man sollte<br />

keine Bitten <strong>und</strong> Wünsche an Gott richten. Denn das hiesse doch,<br />

138


dass Gott wartet, bis er gefragt wird! Unterwerft euch ihm stattdessen,<br />

er wird dann so eingreifen, wie es ihm am besten erscheint, <strong>und</strong> es ist<br />

in der Tat das beste für euch. Gott teilt seine Gnade nicht proportional<br />

zum Lobpreis aus, den er erhält. Wenn ihr Gott um etwas bittet, besteht<br />

die Gefahr, dass ihr ihn verurteilt, wenn das Gebet aus irgendeinem<br />

Gr<strong>und</strong>e nicht so erhört wird, wie ihr es gewollt habt, oder nicht<br />

schnell genug. Diese Situation entsteht, weil ihr glaubt, dass Gott ein<br />

Aussenseiter ist, der sich in irgendeinem Himmel oder an einem heiligen<br />

Ort aufhält, weit entfernt von euch. Gott ist aber in euch, Gott ist<br />

in jedem eurer Worte, Taten <strong>und</strong> Gedanken. Sprecht, handelt <strong>und</strong><br />

denkt so, wie es ihm entspricht. Tut die Pflicht, die er euch zugewiesen<br />

hat, so gut ihr könnt <strong>und</strong> zur Zufriedenheit eures eigenen Gewissens.<br />

Das ist der lohnendste Gottesdienst.<br />

Wenn ihr vor jemandem steht, ist sein Bild in eurem Auge <strong>und</strong> euer<br />

Bild in seinem, habt ihr das noch nicht bemerkt? Ihr seid in mir <strong>und</strong> ich<br />

in euch, das ist die Wirklichkeit, die dieses Phänomen verkündet.<br />

Wenn ihr darauf vertraut <strong>und</strong> Liebe, Demut, Ehrfurcht vor dem Leben<br />

<strong>und</strong> Toleranz entwickelt, seid ihr auf dem rechten Weg. Wenn ihr nicht<br />

auf diesem Weg seid, d.h. wenn ihr auf dem linken Weg geht, dann<br />

werdet ihr auch links liegen gelassen, wenn es um das Austeilen göttlicher<br />

Gnade geht. April 73, (22-198)<br />

Von den vielen Milliarden Lebewesen hat allein der Mensch das Vorrecht,<br />

die Wahrheit des Universums ergründen <strong>und</strong> in das Glückseligkeitsbewusstsein<br />

seiner Verwirklichung eingehen zu können. Aber<br />

der Mensch verliert sich bei der Jagd nach falschen Zielen; er kämpft<br />

im Nebel des Zweifels <strong>und</strong> der verstreuten Interessen. Er vergeudet<br />

Energie <strong>und</strong> Zeit mit Aktivitäten, die ihn noch mehr in die Schlingen<br />

materieller Wünsche binden. Diese Art von Aktivität entsteht aus Verwirrung<br />

<strong>und</strong> führt zu weiterer Verwirrung. <strong>Der</strong> Mensch muss diesen<br />

Hang überwinden <strong>und</strong> sich moralischen Handlungen, idealistischen<br />

Handlungen, Handlungen, welche die niederen Instinkte <strong>und</strong> Triebe<br />

verfeinern, hingeben <strong>und</strong> jede Tat in einen Akt der Hingabe umwandeln.<br />

Ist diese Haltung gefestigt <strong>und</strong> f<strong>und</strong>iert, wird alles Handeln göttlich.<br />

<strong>Der</strong> Mensch geht in das Universale ein <strong>und</strong> verliert die ihn behindernde<br />

Individualität. Dies ist das Handeln, nach dem das Göttliche<br />

Selbst strebt <strong>und</strong> an dem es sich erfreut. 4.7.74, (23-79)<br />

Die unsterblichen Wesen, die sich selbst diese Rolle, dieses Wagnis<br />

eines „Lebens auf Erden“, ausgesucht haben, haben sich sozusagen<br />

139


ein Herz von Gott, dem höchsten Geber, in einem sauberen Zustand<br />

ausgeliehen. Wenn ihr es schliesslich zurückgebt, seht zu, dass es so<br />

sauber <strong>und</strong> rein ist, wie es war, als er es euch gab. Das ist rechtes<br />

Verhalten; sonst wird er es nicht annehmen! 10.7.74, (23-85)<br />

Ein Gott-Hingegebener klagte einmal: „Oh Gott! Du hast mich vergessen!“<br />

Dies ist nie möglich; der Gott Verehrende vergisst, dass er ein<br />

Kind Gottes ist, dass Gott sein nie von ihm weichender Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Führer ist. Gott ist allwissend, allmächtig, reine Gnade. <strong>Der</strong> Glaube an<br />

Gott muss angesichts einer jeden Herausforderung durch Schicksal<br />

oder Glück beständig <strong>und</strong> fest bleiben. 23.10.74, (23-116)<br />

<strong>Der</strong> Gläubige entscheidet, in welcher Form Gott in sein Herz, das er<br />

durch seine Hingabe geläutert hat, einziehen soll. Formaler Gottesdienst,<br />

das Murmeln von Gebeten <strong>und</strong> rein mechanisches Ausführen<br />

vorgeschriebener Ritualen können Gott nicht dazu bewegen, sich im<br />

Herzen niederzulassen. Ein solches Herz ist vollgestopft mit Gerümpel,<br />

voller Spinnweben, voller Hindernisse. Ich mag jene Frömmigkeit<br />

nicht, die anderen die Tiefe des Glaubens zu beweisen sucht. Das ist<br />

Schaustellung. Ich bevorzuge die Hingabe, die Ausdruck tiefster innerer<br />

Glückseligkeit ist. (...)<br />

Klagt nicht: „Ich liebe Gott, aber er erwidert meine Liebe nicht.“ Gott<br />

hallt wider, reagiert <strong>und</strong> spiegelt wider. Seine Liebe zu euch ist das<br />

Zehnfache eurer Liebe zu ihm. Verlangt nach ihm, sehnt euch nach<br />

ihm, liefert euch ihm aus. Seid vor allem beständig, <strong>und</strong> geht nicht<br />

heute einen Schritt vorwärts <strong>und</strong> morgen zwei zurück. Die Ameisen,<br />

diese winzigen, schwachen Geschöpfe, überwinden alle Hindernisse.<br />

Eine hinter der anderen, besessen von ihrem Ziel, bilden sie einen ununterbrochenen<br />

Strom. Spott <strong>und</strong> Verachtung müssen mit fröhlichem<br />

Gleichmut ertragen werden. Selbst Avatare waren den Verleumdungen<br />

kleinlicher Menschen ausgesetzt. (...)<br />

Ich halte auch nichts davon, wenn jemand sich damit brüstet, die Bhagavadgita<br />

h<strong>und</strong>ertmal oder das Bhagavatam mehrfach gelesen zu<br />

haben. Für den spirituellen Fortschritt ist es viel wichtiger, einen Vers<br />

im täglichen Leben zu beachten. Jeder Barbier kann für wenig Geld<br />

den Kopf kahl scheren, <strong>und</strong> es ist leicht, sich die ockerfarbene<br />

Mönchskutte zu beschaffen <strong>und</strong> zu tragen. Es gibt Leute, die glauben,<br />

sie müssten den Namen des Herrn 1008-mal wiederholen, um ihre<br />

Verehrung zum Ausdruck zu bringen. Aber ein Anruf aus tiefstem<br />

Herzen genügt, um seine Gnade zu gewinnen. Andere zerschlagen<br />

140


Kokosnüsse vor den Toren von Prashanti Nilayam <strong>und</strong> stören damit<br />

die Ruhe im Ashrams. Ich weiss nicht, welchen Vorteil sie sich davon<br />

versprechen, ausser dem, dass sie das Fruchtfleisch zum Mittagessen<br />

verwenden können.<br />

Ich bin gekommen, um die Göttliche Ordnung wiederherzustellen,<br />

jene Ordnung, welche die Erde erhält <strong>und</strong> die den Frieden unter den<br />

Menschen <strong>und</strong> Nationen garantiert. Lebt in dieser Ordnung <strong>und</strong> fördert<br />

sie durch Gedanken, Worte <strong>und</strong> Taten. Das ist der Gottesdienst,<br />

den ich schätze, denn er bezeugt die Achtung vor der Aufgabe, die ich<br />

mir gestellt habe. Lebt in der Göttlichen Ordnung, pflegt die Göttliche<br />

Ordnung, fördert die Göttliche Ordnung, stärkt die Göttliche Ordnung<br />

- das hilft mir bei meiner Arbeit <strong>und</strong> das gefällt mir. (...)<br />

Da es meine Aufgabe ist, euch zu korrigieren <strong>und</strong> auf den richtigen<br />

Weg zu führen, muss ich euch vor dem „Laster des Auges“ warnen.<br />

Findet keinen Gefallen an hässlichen, vulgären, entwürdigenden <strong>und</strong><br />

erniedrigenden Bildern, wie ihr sie auf allen Plätzen der Stadt als Kinoplakate<br />

findet. Sie ziehen euch in den Schmutz <strong>und</strong> verführen euch<br />

zu Sünde <strong>und</strong> Verbrechen. Vermeidet auch das „Laster der Ohren“,<br />

welches darin besteht, sich für Skandalgeschichten, Gotteslästerung<br />

<strong>und</strong> die hasserfüllten Reden derer zu interessieren, in deren Herzen<br />

die Liebe erkaltet ist <strong>und</strong> die kein Mitgefühl für andere haben. Hütet<br />

euch auch vor dem „Laster der Zunge“, dem „Laster des Geistes“ <strong>und</strong><br />

dem „Laster der Hand“. Das bedeutet: Hütet euch vor Worten, die einem<br />

anderen weh tun könnten, die seinem Ansehen <strong>und</strong> seinen Interessen<br />

schaden; hütet euch vor negativen Gefühlen <strong>und</strong> Leidenschaften<br />

<strong>und</strong> tut nichts, was anderen schaden könnte. Nur wenn ihr euch<br />

von diesen Lastern befreit habt, kann eure Meditation zu spirituellem<br />

Erfolg führen. Die geringsten Spuren davon verunreinigen den Geist<br />

<strong>und</strong> schaffen Unruhe <strong>und</strong> Verwirrung.<br />

Lasst alles, was ihr tut, zu einem Gottesdienst werden. Macht keine<br />

Unterschiede <strong>und</strong> sagt: Das ist „für mich“ <strong>und</strong> das ist „für ihn“. Alles ist<br />

für ihn, denn er inspiriert, er hilft, er führt aus, er freut sich <strong>und</strong> er findet<br />

Gefallen, er erntet <strong>und</strong> er sät. Es gibt nur ihn, denn er ist all die Mannigfaltigkeit<br />

im Spiegel der Natur. Alles dient nur dem Ziel, seine Wirklichkeit<br />

zu enthüllen. Nichts hat einen Selbstzweck. Das ist die einzig<br />

richtige Anschauung für einen <strong>Sai</strong> Devotee. Kein Haften an den Dingen,<br />

nur das Streben nach dem Ziel. Und das Ziel ist die Erkenntnis<br />

der Wirklichkeit Gottes. 18.7.70, (21-179/181)<br />

Während des Tages wird der Schnee auf den Berggipfeln durch die<br />

141


Wärme der Sonne weich. In der Nacht, wenn es kalt ist, wird er hart.<br />

So werde auch ich hart, wenn euer Herz kalt ist, aber wenn euer Herz<br />

von der Wärme der Liebe erfüllt ist, werde ich weich. Eines müsst ihr<br />

verstehen: Jeder von euch kennt nur die Liebe einer einzigen Mutter,<br />

aber meine Zuneigung, meine Liebe zu euch ist die von tausend Müttern.<br />

Beraubt euch nicht dieser Zuneigung, dieser Liebe, indem ihr mir<br />

eure Liebe verweigert. 4.10.70, (21-193)<br />

Es ist unmöglich, dass irgend jemand das Phänomen <strong>und</strong> die Bedeutung<br />

meiner Existenz erklären könnte. Von den Bewusstseinsebenen,<br />

die ihr erreichen könnt, gibt es keinen Zugang zu dieser Manifestation.<br />

Dies ist eine Inkarnation, eine Verkörperung, die jenseits der<br />

Grenzen eines jeden Verstandes liegt. <strong>Der</strong> Versuch, mich zu erklären,<br />

wäre ebenso vergeblich wie der Versuch eines Analphabeten, ein gelehrtes<br />

Buch zu lesen, oder wie der Versuch, das Meer in ein Waschbecken<br />

zu giessen. Das Beste, was ihr tun könnt, ist, euch so vorzubereiten,<br />

dass ihr die Glückseligkeit, die ich euch gebe, empfangen<br />

könnt. Auch ihr habt das <strong>Sai</strong>-Prinzip in euch. <strong>Der</strong> Unterschied liegt in<br />

der Intensität. Es gibt schwache Glühbirnen mit wenig Watt <strong>und</strong> solche<br />

mit sehr grosser Leistung, die ein strahlendes Licht verbreiten.<br />

Durch beide fliesst zwar derselbe elektrische Strom, aber wie unbegreiflich<br />

muss das Höchste dem Molekül erscheinen. (...)<br />

Bittet nicht untergeordnete himmlische Wesen um die Erfüllung unbedeutender<br />

Wünsche. Strebt nach der höchsten Weisheit, der höchsten<br />

Glückseligkeit, der höchsten Macht, nach Gott. Habt nur nach<br />

dem Höchsten Verlangen <strong>und</strong> bittet den, der alles geben kann. Glaubt<br />

fest daran, dass <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> als euer ureigenstes Selbst, als Gott, in eurem<br />

Herzen wirkt, unerschütterlich <strong>und</strong> voller Liebe. 9.10.70, (21-210/<br />

211)<br />

Ihr müsst über die Verehrung von Bildern <strong>und</strong> Symbolen hinauswachsen.<br />

Sie gehören in den Kindergarten der spirituellen Schule. Versucht<br />

die göttliche Energie zu erkennen, die nicht durch Name <strong>und</strong><br />

Form belastet ist. Erhebt euch <strong>und</strong> steigt auf zu den himmlischen Höhen<br />

des Einen, Reinen, Eigenschaftslosen, Transzendenten. (...)<br />

Ich esse wie ihr, gehe umher wie ihr, spreche eure Sprache <strong>und</strong> verhalte<br />

mich so, dass ihr mich verstehen könnt. Ich tue das euch zuliebe,<br />

nicht meinetwegen. Ich veranlasse euch, euch dem Göttlichen zuzuwenden,<br />

indem ich euer Vertrauen, eure Liebe <strong>und</strong> euren<br />

Gehorsam gewinne, indem ich unter euch bin, einer von euch, den ihr<br />

142


sehen, hören, berühren, mit dem ihr sprechen <strong>und</strong> den ihr verehren<br />

könnt. Mein Plan ist es, euch alle zu Suchern nach der Wahrheit zu<br />

machen. Ich bin immer <strong>und</strong> überall gegenwärtig. Was ich will, muss<br />

geschehen, allen Widerständen zum Trotz. Ich kenne die Vergangenheit,<br />

Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft, eure innersten Gedanken <strong>und</strong> sorgfältig<br />

gehüteten Geheimnisse. Ich bin allgegenwärtig, allmächtig, allwissend.<br />

Aber ich lasse diese Kräfte nicht mutwillig wirken <strong>und</strong> stelle sie<br />

nicht zur Schau, denn in allem, was ich tue oder unterlasse, bin ich<br />

Vorbild <strong>und</strong> Ansporn. Mein Leben ist ein Kommentar zu meiner Botschaft.<br />

Ihr werdet zum Beispiel bemerkt haben, dass ich nie eine Frau allein<br />

zum „Interview“ rufe, sondern immer Gruppen von zehn oder fünfzehn<br />

Frauen. Ich möchte, dass ihr das zur Kenntnis nehmt <strong>und</strong> daraus<br />

schliesst, wie vorsichtig man im Umgang mit dem anderen Geschlecht<br />

sein muss. Obwohl ich über <strong>und</strong> jenseits der drei Gr<strong>und</strong>eigenschaften<br />

stehe, ist dieser Körper doch ganz offensichtlich männlich,<br />

<strong>und</strong> ich will euch lehren, wie ihr euch verhalten müsst, um über<br />

den geringsten Verdacht erhaben zu sein <strong>und</strong> keinen Anlass zu irgendwelchem<br />

Gerede zu geben. Das gilt sowohl für die Männer als<br />

auch für die Frauen.<br />

Ich bin 24 St<strong>und</strong>en am Tag tätig. Jeden Tag bringt mir die Post Tausende<br />

von Briefen, <strong>und</strong> ihr gebt mir persönlich noch ein paar H<strong>und</strong>ert<br />

mehr. Aber niemand hilft mir dabei, nicht einmal <strong>beim</strong> Öffnen der Umschläge.<br />

Denn ihr berichtet mir ganz private Einzelheiten eurer persönlichen<br />

Probleme <strong>und</strong> vertraut darauf, dass nur ich sie lesen werde.<br />

Jeder von euch schreibt nur einen Brief, aber das ist für mich ein grosses<br />

Bündel, <strong>und</strong> ich muss alle lesen. Ihr mögt fragen, wie ich das<br />

schaffe? Nun, ich vergeude nicht einen einzigen Augenblick.<br />

Und das alles tue ich nicht, weil es mir einen Gewinn bringt, sondern<br />

nur euch zuliebe. Dabei bitte ich niemals jemanden um Hilfe. Ich helfe,<br />

aber lasse mir niemals helfen. Ich gebe, ohne jemals zu empfangen.<br />

Daraus könnt ihr schliessen, dass es sich hier um göttliche, nicht<br />

menschliche Kräfte handeln muss.<br />

Manche von euch mögen sich fragen: „Wie bereitet <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong><br />

diese umfangreichen Feste <strong>und</strong> Veranstaltungen vor? Wen beauftragt<br />

er mit den verschiedenen Arbeiten?“ Ich weise nicht diesem oder<br />

jenem eine Arbeit zu, noch bespreche ich Ideen oder nehme Vorschläge<br />

an. Alles geschieht nach dem göttlichen Willen, der durch die<br />

Kraft der Liebe wirkt. Nehmt als Beispiel die Tatsache, dass hier Tausende<br />

versammelt sind, <strong>und</strong> doch absolute Stille herrscht. Wer zwingt<br />

143


die Menschen dazu? Einzig <strong>und</strong> allein die Liebe. Wenn sich anderswo<br />

100 Leute versammeln, sind 150 Polizisten da, um für Ordnung zu<br />

sorgen. Hier muss niemand darauf achten, dass Stille herrscht. Denn<br />

hier ist Gott der Herr, <strong>und</strong> seine Schöpfung tanzt vor Freude. Ein Blick<br />

genügt, um alles erfolgreich ablaufen zu lassen. Liebe spornt an, Liebe<br />

erfüllt Wünsche. (...)<br />

Obwohl die Quelle aller Gnade bei euch ist, rennt ihr hinter jenen her,<br />

die behaupten, irgend etwas von mir bekommen zu haben oder mit einer<br />

besonderen Gabe von mir gesegnet worden zu sein. (...) Warum<br />

sucht ihr auf anderen Bäumen nach Früchten, wenn ihr den wunscherfüllenden<br />

Baum habt, der euch alles, was ihr wünscht, geben kann?<br />

Wenn ihr hier Meru, den Berg voller Gold <strong>und</strong> Silber habt, warum bittet<br />

ihr Leute, die selbst Bettler sind, um Gold <strong>und</strong> Silber? Warum erniedrigt<br />

ihr euch vor primitiven, gewöhnlichen Leuten, wenn Gott bei euch<br />

ist, um für euch zu sorgen? Meidet Orte, an denen Geschenke <strong>und</strong><br />

Bezahlung als Gegenleistung für Gnade, Belehrung <strong>und</strong> spirituelle<br />

Anleitung gefordert werden.<br />

Geht geradeaus auf dem richtigen Weg. Lasst euch nicht von<br />

Schwindlern <strong>und</strong> Scharlatanen auf Abwege locken. Einige Vorfälle in<br />

Madras <strong>und</strong> Mysore muss ich aufs Schärfste verurteilen. Ich weiss,<br />

dass einige behaupten: „Die Zahl der Gläubigen in dieser Gegend hat<br />

überhand genommen, <strong>und</strong> deshalb hat <strong>Baba</strong> mir dieses Gebiet übertragen<br />

<strong>und</strong> mich beauftragt, euch zu leiten <strong>und</strong> zu belehren. Deshalb<br />

müsst ihr mir Achtung erweisen <strong>und</strong> mich verehren.“ Ich beauftrage<br />

niemanden auf diese Weise noch erteile ich Vollmachten dieser Art.<br />

Solch kleine Geister verdienen meine Gnade nicht. Niemals! Kann für<br />

mich, der die Last des Universums trägt, ein Gebiet oder ein paar<br />

Gläubige mehr zuviel sein? Mich überrascht die Dummheit derer, die<br />

solchen Unsinn glauben <strong>und</strong> sich um diese Scharlatane scharen. Sie<br />

sollten lieber von Tür zu Tür betteln gehen. Das würde ihnen wenigstens<br />

die Folgen eines Lebens voller Betrug <strong>und</strong> Frevel ersparen.<br />

Hört nicht auf solche Leute <strong>und</strong> lasst euch nicht in die Irre führen.<br />

Fahrt mit euren spirituellen Übungen fort, geht von Stufe zu Stufe.<br />

Gott selbst wird euer Guru sein <strong>und</strong> von innen wirken. (...)<br />

Behauptet niemals, dieser oder jener Name des Herrn sei anderen<br />

überlegen. Zu erklären, dass Rama grösser sei als Shiva oder Shiva<br />

grösser als Rama, oder zu sagen <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> sei der mächtigste Avatar.<br />

(...)<br />

Wie kann Spaltung entstehen, wenn jeder Name euch eine Lektion<br />

über die Einheit aller Namen erteilt?<br />

144


Manche bitten mich: „<strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>, alle meine Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Verwandten<br />

pilgern nach Tirupathi. Warum änderst du nicht ihren Sinn <strong>und</strong> lässt<br />

sie hierher zu dir kommen?“ Was für eine unsinnige Frage! Welch unglaubliches<br />

Missverstehen meiner Wirklichkeit <strong>und</strong> der Mannigfaltigkeit<br />

der Majestät Gottes! Vertreibt schlechte Gedanken. (...) Erfüllt<br />

alle Pflichten, die eure Stellung im Leben erfordert, als seien sie euch<br />

von Gott auferlegt worden. Jede Handlung, die ihr mir weiht, erreicht<br />

mich. Deshalb seid nicht betrübt, wenn ihr nicht nach Puttaparthi kommen<br />

könnt, um mich zu sehen. Bringt mir in tiefer Verehrung eure Hingabe<br />

als Opfer dar, wo ihr auch sein mögt. In demselben Augenblick,<br />

in dem ihr das tut, erreicht mich dieses Opfer.<br />

Wenn Furcht oder Sorgen eure Ruhe stören, nehmt Zuflucht zur Rezitation<br />

der Namen des Herrn. (...)<br />

Bewahrt diese Worte in eurem Herzen, wenn ihr nach Hause zurückkehrt,<br />

<strong>und</strong> denkt in der Stille darüber nach. Dann wird es euch nicht<br />

schwer fallen, einige dieser Gedanken in die Tat umzusetzen <strong>und</strong><br />

Schritt für Schritt die Höhen spirituellen Erfolgs zu erreichen.<br />

11.10.70, (21-217/221)<br />

Heute ist der Tag, an dem die Geburt Christi, der Beginn der christlichen<br />

Zeitrechnung, gefeiert wird. Christus opferte sein Leben für die,<br />

welche an ihn glaubten. Er verkündete die Wahrheit, dass aufopfernder<br />

Dienst am Nächsten Gottesdienst ist. Selbst wenn ihr aufhört,<br />

Gott zu verehren, hört nicht auf, dem lebendigen Gott zu dienen, der<br />

euch in menschlicher Form in so grosser Zahl umgibt, dient ihm, ohne<br />

auf Unterschiede in der äusseren Erscheinung <strong>und</strong> Sprache zu achten.<br />

Nur jene, die ihren Mitmenschen Mitgefühl entgegenbringen, haben<br />

einen Anspruch auf die Gnade Gottes. Es ist auch die höchste<br />

spirituelle Disziplin. Sie lässt euch die Menschheit als Einheit sehen<br />

<strong>und</strong> offenbart euch die Herrlichkeit der Allgegenwart Gottes. (...)<br />

Das ist mein Segen. Ich fordere euch auf, für das Glück <strong>und</strong> das<br />

Wohlergehen der ganzen Menschheit zu beten. 25.12.70, (21-264/<br />

265)<br />

Seit sechs oder sieben Jahren sage ich, dass der Tag schnell herankommt,<br />

an dem Millionen sich um den Avatar scharen werden, um Hilfe<br />

zu bekommen. Ich rate euch, all die Zeichen der Gnade <strong>und</strong> Glückseligkeit<br />

zu sammeln <strong>und</strong> zu schätzen, solange ihr die Gelegenheit<br />

dazu habt, so dass ihr euch durch die Erinnerung an die Süsse der Erfahrung<br />

später stärken könnt. 8.4.72, (22-103)<br />

145


<strong>Der</strong> Avatar kommt, um dem Menschen Selbsterkenntnis zu bringen,<br />

um sein Geburtsrecht auf göttliche Glückseligkeit wiederherzustellen.<br />

Er kommt nicht, um einen neuen Glauben zu begründen, eine neue<br />

Sekte einzurichten, einen neuen Gott einzusetzen. Falls das geschieht,<br />

ist es die Auswirkung des Bösen im Menschen. <strong>Der</strong> Avatar<br />

kommt als Mensch, um die Göttlichkeit des Menschen zu beweisen,<br />

um in Reichweite des Menschen zu sein. <strong>Der</strong> menschliche Geist kann<br />

das absolute, eigenschaftslose Prinzip nicht erfassen, es ist abstrakt<br />

<strong>und</strong> kann weder in Worte gekleidet noch vom Verstand erfasst werden.<br />

Feuer ist im Zündholz vorhanden, aber nur, wenn es als Flamme<br />

erscheint, könnt ihr daraus Nutzen ziehen. Das Gestaltlose muss sich<br />

als Gestalt manifestieren, das Formlose muss als Form erscheinen.<br />

Nur dann, aufgr<strong>und</strong> dieser beglückenden Erfahrung kann der Mensch<br />

zuhören, lernen, verstehen, folgen <strong>und</strong> gerettet werden. Er zündet<br />

das Feuer der Selbstverwirklichung in jedem an, <strong>und</strong> die jahrh<strong>und</strong>ertealte<br />

Unwissenheit wird in einem Augenblick zerstört. 31.8.72, (22-<br />

115)<br />

Avatare manifestierten sich im Goldenen Zeitalter, um die vedische<br />

Tradition zu bewahren, im Silbernen Zeitalter, um die Göttliche Ordnung<br />

zu schützen, <strong>und</strong> im Kupfernen Zeitalter um das Recht auf Eigentum<br />

zu verkünden. Im Goldenen Zeitalter bewahrte der Avatar die<br />

Veden davor, dass sie in Vergessenheit gerieten, im Silbernen Zeitalter<br />

rettete er Frauen vor Schmach <strong>und</strong> Schande, <strong>und</strong> im Kupfernen<br />

Zeitalter schützte er Besitz vor ungerechtem Zugriff.<br />

In diesem Eisernen Zeitalter, droht allen drei Bereichen höchste Gefahr.<br />

Die Veden werden lächerlich gemacht, die Frauen geraten in<br />

Versuchung, ein unweibliches Leben zu führen, <strong>und</strong> Eigentum wird<br />

als Diebstahl gebrandmarkt. Also hat der Avatar eine dreifache Aufgabe.<br />

<strong>Der</strong> Mensch hat keine Reinheit im Herzen, keine Heiligkeit in<br />

seinen Gefühlen, keine Liebe in seinen Taten <strong>und</strong> keinen Gott in seinen<br />

Gebeten. Obwohl es in diesem Eisernen Zeitalter am schlimmsten<br />

aussieht, ist das Heilmittel am einfachsten. Im Goldenen Zeitalter<br />

war die spirituelle Disziplin, die das Verderben aufhalten sollte, sehr<br />

schwer. Jahre der Askese <strong>und</strong> Abstinenz waren oft nutzlos. (...)<br />

Was heute nötig ist, um sich jetzt <strong>und</strong> für alle Zeit von Angst <strong>und</strong><br />

Furcht zu befreien, ist Hingabe <strong>und</strong> die Ausrichtung des Geistes auf<br />

Gott. Dann werden körperliche Schmerzen <strong>und</strong> Sinnesqualen den<br />

Geist nicht berühren. Meditation ist jene innere Reise, die von der objektiven<br />

Welt <strong>und</strong> den Sinnen, die ihr hinterherlaufen, wegführt. In den<br />

146


Upanishaden heisst es, „Gott könne niemals von einem Menschen erkannt<br />

werden, der nicht stark sei”. Stärke beinhaltet körperliche, energetische,<br />

moralische, intellektuelle <strong>und</strong> spirituelle Kraft. Denn nur so<br />

können die Sinne beherrscht werden. Ihr mögt meditieren, aber eure<br />

Sinne sind hellwach <strong>und</strong> aktiv, so dass eine winzige Mücke euren<br />

Zorn erregt <strong>und</strong> ihr mit den Armen herumfuchtelt, um sie zu töten!<br />

31.8.72, (22-117/118)<br />

Das Leben braust vorüber wie ein wilder Taifun. Die zugeteilten Jahre<br />

schmelzen dahin wie Schnee in der Sonne, aber der Mensch vertut<br />

die kostbare Chance <strong>und</strong> stürzt sich in dumme <strong>und</strong> frivole Abenteuer.<br />

Die Sehnsucht der menschlichen Seele, die in den Worten „vom Unwirklichen<br />

führe mich zum Wirklichen, aus der Dunkelheit führe mich<br />

zum Licht, vom Tod führe mich zur Unsterblichkeit“ zum Ausdruck<br />

kommt, wird nicht erfüllt. Welchen Nutzen hat es, den Avatar zu ehren<br />

<strong>und</strong> den Tag, an dem er menschliche Form annahm, für heilig zu halten?<br />

Die Botschaft des Avatars muss geboren werden, muss lebendig<br />

werden, muss in euch wachsen, in eurem Herzen - diesen Geburtstag<br />

müsst ihr feiern. Feiert den Geburtstag in eurem Dorf. Ihr braucht keine<br />

weiten Reisen zu dem Ort zu machen, an dem ich mich in meinem<br />

Körper befinde. Legt die Samen der Liebe in euer Herz, lasst sie zu<br />

Bäumen des Dienens wachsen, <strong>und</strong> die süssen Früchte der Glückseligkeit<br />

regnen. Teilt dieses Glück mit allen. Dann feiert ihr meinen Geburtstag<br />

auf rechte Weise. 23.11.72, (22-139)<br />

Jene, die behaupten, mich verstanden zu haben, die Gelehrten, die<br />

Yogis, die Pandits, die Weisen, alle kennen nur die geringste der beiläufigen<br />

äusseren Manifestationen eines unendlich kleinen Teils jener<br />

Macht, nämlich die „W<strong>und</strong>er“! Sie haben nicht den Wunsch, mit der<br />

Quelle aller Macht <strong>und</strong> aller Weisheit, die es hier in Brindavan gibt,<br />

Kontakt aufzunehmen. Ihnen genügt es, wenn sie eine Gelegenheit<br />

bekommen, ihr Buchwissen zur Schau zu stellen <strong>und</strong> mit ihrer Gelehrsamkeit<br />

in vedischem Wissen protzen zu können, <strong>und</strong> sie erkennen<br />

nicht, dass die Person, aus der die Veden hervorgingen, ihretwegen<br />

mitten unter ihnen weilt. In ihrem Stolz bitten sie sogar um noch mehr<br />

Gelegenheiten.<br />

Dies war in allen Zeitaltern der Fall. Die Leute mögen physisch dem<br />

Avatar sehr nahe sein, aber sie leben ihr Leben, ohne sich ihres<br />

Glücks bewusst zu sein; sie überbetonen die Rolle der W<strong>und</strong>er, die<br />

trivial sind im Vergleich mit meiner Herrlichkeit <strong>und</strong> Majestät. (...)<br />

Wenn ihr deshalb von diesen „W<strong>und</strong>ern“ sprecht, lache ich innerlich<br />

147


voller Mitleid, dass ihr euch selbst so schnell erlaubt, die wertvolle Bewusstheit<br />

meiner Realität zu vergessen.<br />

Meine Macht ist unermesslich; meine Wahrheit ist unerklärbar, unauslotbar.<br />

Ich erkläre dies über mich, denn dies ist jetzt notwendig. Aber<br />

was ich jetzt mache, ist nur das Geschenk einer „Visitenkarte“! Ich<br />

möchte euch gerne sagen, dass die emphatischen Erklärungen der<br />

Wahrheit durch Avatare nur noch von Krishna so klar <strong>und</strong> so unmissverständlich<br />

gegeben wurden. Trotz dieser Feststellung werdet<br />

ihr im Lebenslauf dieses gleichen Krishna finden, dass er bei seinen<br />

Bemühungen <strong>und</strong> Anstrengungen bei verschiedenen Gelegenheiten<br />

eine Niederlage erfuhr; ihr solltet auch entdeckt haben, dass auch<br />

diese Niederlagen ein Teil des Dramas waren, das er selbst geplant<br />

<strong>und</strong> dirigiert hatte. (...) Ich muss euch jetzt sagen, dass es in der Zeit<br />

dieses <strong>Sai</strong>-Avatars keinen Platz selbst für solch ein „Drama“ gibt, mit<br />

Szenen der Niederlage <strong>und</strong> des Misserfolgs. Was ich will, muss stattfinden;<br />

was ich plane, muss Erfolg haben. Ich bin die Wahrheit, <strong>und</strong><br />

die Wahrheit kennt kein Zögern, keine Furcht oder Ausweichen.<br />

„Wollen“ ist für mich überflüssig. Denn meine Gnade ist immer da für<br />

Gottesverehrer, die beständige Liebe <strong>und</strong> Vertrauen haben. Da ich<br />

frei unter ihnen wandle, spreche <strong>und</strong> singe, können selbst Intellektuelle<br />

meine Wahrheit, meine Macht, meine Herrlichkeit oder meine eigentliche<br />

Aufgabe als Avatar nicht begreifen. Ich kann jedes Problem<br />

lösen, ganz gleich, wie verknotet es ist. Ich bin jenseits der Reichweite<br />

selbst der intensivsten Untersuchung <strong>und</strong> der genauesten Messung.<br />

Nur jene, die meine Liebe erkannt <strong>und</strong> diese Liebe erfahren haben,<br />

können behaupten, dass sie einen kleinen Einblick in meine<br />

Herrlichkeit bekommen haben. Denn der Pfad der Liebe ist der Königsweg,<br />

der die Menschheit zu mir führt.<br />

Versucht nicht, mich mit den äusseren Augen zu erkennen. Wenn ihr<br />

in einen Tempel hineingeht <strong>und</strong> vor dem Bild Gottes steht, betet ihr<br />

mit geschlossenen Augen, nicht wahr? Warum? Weil ihr spürt, dass<br />

nur das innere Auge der Weisheit ihn euch enthüllen kann. Verlangt<br />

deshalb nicht von mir billige materielle Gegenstände; verlangt vielmehr<br />

nach mir, <strong>und</strong> ihr werdet belohnt. Das heisst nicht, dass ihr nicht<br />

erhalten solltet, was ich euch als Zeichen der Gnade aus der Fülle der<br />

Liebe gebe. Ich werde euch sagen, warum ich euch diese Ringe, Talismane,<br />

Rosenkränze usw. gebe. Sie zeigen das Band zwischen mir<br />

<strong>und</strong> jenen, denen sie gegeben sind, auf. Wenn ihnen ein Unglück zustösst,<br />

kommt der Gegenstand in einem Nu zu mir zurück <strong>und</strong> kehrt<br />

ebenso schnell zu dem Menschen in der Gefahr zurück <strong>und</strong> bringt von<br />

148


mir die helfende Gnade des Schutzes. Diese Gnade kommt allen zu,<br />

die mich in irgendeinem Namen oder irgendeiner Form anrufen, nicht<br />

nur jenen, die diese Gaben tragen. Liebe ist das Band, durch das<br />

Gnade gewonnen wird.<br />

Betrachtet die Bedeutung des Namens <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>. „Sa“ bedeutet „göttlich“;<br />

„ai“ oder „ayi“ bedeutet „Mutter“, <strong>und</strong> „baba“ bedeutet „Vater“.<br />

(...) Eure leiblichen Eltern zeigen Liebe gemischt mit einem Schuss<br />

Selbstsucht, aber diese <strong>Sai</strong> „Mutter <strong>und</strong> Vater“ überschüttet mit Liebe<br />

oder Tadel, nur um euch im Kampf um Selbstverwirklichung zum Sieg<br />

zu führen. Denn dieser <strong>Sai</strong> ist gekommen, um die höchste Aufgabe zu<br />

vollbringen: die gesamte Menschheit wie eine Familie durch das Band<br />

der Bruderschaft zu einen <strong>und</strong> die göttliche Realität eines jeden Wesens<br />

zu bestätigen <strong>und</strong> zu erleuchten, damit das Göttliche, das die<br />

Gr<strong>und</strong>lage des gesamten Kosmos ist, enthüllt wird. Er ist gekommen,<br />

um alle zu unterweisen, das gemeinsame göttliche Erbe zu erkennen,<br />

das die Menschen miteinander verbindet, damit der Mensch sich vom<br />

Tierischen lösen <strong>und</strong> zum Göttlichen erheben kann, was sein Ziel ist.<br />

Ich bin die Verkörperung der Liebe; Liebe ist mein Instrument. Es gibt<br />

kein Geschöpf ohne Liebe; die niedrigen lieben zumindest sich selbst.<br />

Und jedes Selbst ist Gott. (...)<br />

Ich musste euch so viel über meine Wahrheit erzählen, denn ich wünsche,<br />

dass ihr darüber nachdenkt <strong>und</strong> Freude daraus zieht, damit ihr<br />

inspiriert werdet, die Disziplinen zu befolgen, die von mir aufgestellt<br />

worden sind, <strong>und</strong> damit ihr zum Ziel der Selbstverwirklichung vorwärtsschreitet,<br />

der Verwirklichung von <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong>, der in euren Herzen<br />

strahlt. 19.6.74, (23-70/72)<br />

Da wir gerade schon bei diesem Thema sind, möchte ich euch dringend<br />

noch vor einer anderen Sache warnen. Verbringt nicht eure Zeit<br />

mit dem Versuch Gott zu verstehen, mich zu verstehen; verschwendet<br />

die Zeit nicht mit diesem Versuch. Ich sage das aus diesem Gr<strong>und</strong>e:<br />

Niemand ist in der Lage, mich zu begreifen. Versucht deshalb<br />

nicht das Unmögliche, ihr verschwendet nur eure Zeit <strong>und</strong> Mühe. Nur<br />

wenn ihr euch selbst kennt, könnt ihr mich erkennen.<br />

Ich benötige nichts in diesem Universum, ganz gleich wie gross oder<br />

wie klein es sein mag. Zu keinem Zeitpunkt hat ein Wunsch mich zu<br />

einer Sache oder einer Aktivität getrieben. Ich bin derjenige, der gekommen<br />

ist, um zu geben, <strong>und</strong> nicht um zu empfangen. Und was ihr<br />

mir anbieten könnt, ist nur dies: reine, unverfälschte Liebe. Meine<br />

Glückseligkeit beruht darauf. 23.11.74, (23-127)<br />

149


<strong>Der</strong> Avatar ist die Seelenkraft, die sich das Kleid der Aktivität <strong>und</strong> Gelassenheit<br />

angelegt hat. Im Allgemeinen wird der Prozess der Inkarnierung<br />

als „Herniederkommen“ von einem höheren auf einen niedrigeren<br />

Status beschrieben. Aber nein. Wenn das Kind in der Wiege<br />

weint <strong>und</strong> jammert <strong>und</strong> um Hilfe ruft, beugt sich die Mutter hinab <strong>und</strong><br />

nimmt es in ihre Arme. Ihr Sich-Hinabbeugen kann nicht als „Herniederkommen“<br />

beschrieben werden. Das Flugzeug muss hoch oben<br />

fliegen, es kann nicht die Strasse entlang fahren. Aber es fliegt nicht<br />

immer. Es landet auf dem Flughafen, weil dort Leute sind, die ein Tikket<br />

erworben haben, das sie berechtigt, mit dem Flugzeug zu fliegen.<br />

Wenn ihr die Voraussetzungen erwerbt, wird die Inkarnation des<br />

Avatars kommen <strong>und</strong> euch retten. Wenn ihr jedoch andererseits eure<br />

Schuld vergrössert <strong>und</strong> tiefer <strong>und</strong> tiefer sinkt, wie könnt ihr dann gerettet<br />

werden? Habt Liebe <strong>und</strong> Seligkeit in euren Herzen. Seligkeit<br />

entsteht durch reines Sehen, reines Hören, reine Sprache <strong>und</strong> reine<br />

Handlungen.<br />

<strong>Der</strong> Tag, an dem ihr euch in dieser Glückseligkeit einrichtet, dieser<br />

Tag wird für euch mein Geburtstag sein. Ich muss euch noch etwas<br />

erzählen. Mein Geburtstag wird in Puttaparthi gefeiert, weil so viele<br />

Tausende trotz der Kosten <strong>und</strong> vieler Schwierigkeiten während der<br />

Reise hierherkommen. Habt nicht den Eindruck, ihr müsstet kommen,<br />

weil mein Geburtstag ist. Ich habe nicht den Wunsch, dass mein Geburtstag<br />

gefeiert wird; solche trivialen Gedanken können mir nicht<br />

kommen. Mein einziger Wunsch ist, meine Glückseligkeit mit euch zu<br />

teilen, euch zu ermuntern, ein Leben voller Glückseligkeit zu führen.<br />

Mein Geburtstag ist, wenn ihr Glückseligkeit erlangt. Meine Mission<br />

ist: „Mögen alle Welten glücklich sein. Möge in allen Welten Glück<br />

herrschen.“ Werdet euch der Einheit der Menschheit bewusst, fördert<br />

durch Liebe <strong>und</strong> Dienst die Freude <strong>und</strong> Zufriedenheit aller auf Erden,<br />

erfüllt euer Herz mit jenem Verlangen. Dann wird es wahrhaftig zum<br />

<strong>Sai</strong>-Tempel. Von dem Moment an bin ich, wo ihr seid. 23.11.78, (24-<br />

168/169)<br />

Ihr habt sicherlich davon gehört, dass die Leute in Indien glauben,<br />

dass die Rezitation der neun Namen Arjunas - hintereinander aufgesagt<br />

- bei einem Gewitter vor dem Blitz retten kann. Dies ist der Beweis,<br />

dass nicht nur die Namen Gottes, sondern auch die Namen seiner<br />

treuen Anhänger Macht über die Elemente haben, sofern sie<br />

immer rein <strong>und</strong> in ständigem Kontakt mit dem Absoluten waren. Dies<br />

erklärt, weshalb auch berühmten Anhängern wie Tyagaraja <strong>und</strong> Kabir<br />

Verehrung <strong>und</strong> Huldigung entgegengebracht wird. Sie besitzen keine<br />

150


eigene Identität, sie sind durch die Verehrung des Begrenzten eins<br />

mit dem Grenzenlosen Einen geworden. 6.9.79, (24-178)<br />

<strong>Der</strong> Mensch hat die Wahl zwischen zwei Wegen: dem Weg zu Gott<br />

<strong>und</strong> dem Weg des Geldes. Nur wenige wählen den ersteren <strong>und</strong> finden<br />

das Ziel, das in ihnen liegt, dort wo ihr Selbst in seiner ganzen<br />

Herrlichkeit erstrahlt. Die grosse Mehrheit schleppt sich mühsam<br />

durch die Wildnis, in welche der andere Weg führt. Dort tritt das Tier<br />

im Menschen in Erscheinung <strong>und</strong> unterdrückt die besten Kräfte, die in<br />

ihm ruhen. (...)<br />

Da die meisten Gläubigen auf halbem Weg stehen bleiben <strong>und</strong> beginnen,<br />

ihren Guru <strong>und</strong> seine <strong>Lehre</strong>n zu rühmen, anstatt deren Wert <strong>und</strong><br />

Gültigkeit selbst zu erfahren, erkennen sie nie ihr wirkliches Selbst<br />

<strong>und</strong> erfahren nie das unendliche Glück, welches es vermittelt.<br />

25.9.79, (25-10/11)<br />

Bevor Rama vierzehn Jahre alt war, verbrachte er nach einer langen<br />

Pilgerfahrt zu den Tempeln <strong>und</strong> heiligen Stätten des Landes einige<br />

Jahre in der Einsamkeit <strong>und</strong> mit Selbstbesinnung. Er fand keinen Gefallen<br />

an den königlichen Gewändern <strong>und</strong> Speisen <strong>und</strong> interessierte<br />

sich nicht für die Menschen <strong>und</strong> materiellen Dinge. Er bewegte Finger<br />

<strong>und</strong> Handflächen auf seltsame Weise, <strong>und</strong> was das, was er in die Luft<br />

schrieb, zu bedeuten hatte, wusste nur er. Er lachte oft ohne Gr<strong>und</strong>.<br />

Kurz, er verhielt sich genauso wie ich in diesem Alter. (...) Das war ein<br />

Zustand, in dem sich jeder Avatar befindet, bevor er die Aufgabe in<br />

Angriff nimmt, die zu erfüllen er gekommen ist. Es ist die Zeit, in welcher<br />

der Avatar das Geschehen vorausplant. 25.3.80, (25-22)<br />

<strong>Der</strong> Mensch wird in seinem Leben von drei Plagen bedroht. Sie werden<br />

in den Heiligen Schriften erwähnt, <strong>und</strong> es wird vor ihnen gewarnt.<br />

Es handelt sich um Krankheiten des Körpers <strong>und</strong> des Geistes, um die<br />

Bedrohung <strong>und</strong> Belästigung durch niedriger stehende Lebewesen wie<br />

Schlangen, wilde Tiere, Würmer, Insekten <strong>und</strong> um Naturkatastrophen<br />

wie Überschwemmungen, Dürre, Stürme usw.<br />

<strong>Der</strong> menschliche Körper beherbergt unzählige Mikroben. Niemand ist<br />

frei von diesen Parasiten, welche die Ursache vieler Krankheiten sind.<br />

Aber diese Plage ist leicht zu überwinden, indem man Mitgefühl allen<br />

Lebewesen gegenüber entwickelt, sein Herz mit Liebe füllt <strong>und</strong> Liebe<br />

um sich verbreitet. Krankheiten, geistige sowie körperliche, sind die<br />

Reaktionen des Körpers auf einen vergifteten Geist. Nur ein unverdorbener<br />

Geist garantiert Ges<strong>und</strong>heit. (...)<br />

151


Die zweite Plage wird durch die niedrigen Lebewesen wie Fliegen,<br />

Mücken, Ameisen <strong>und</strong> Ungeziefer verursacht. Es ist schwer, sie ganz<br />

loszuwerden, aber man kann sich durch Yoga-Übungen mental unempfindlich<br />

machen. Yoga wird als Übung zur Verhinderung geistiger<br />

Erregung beschrieben. Wenn der Geist sich von der Verbindung mit<br />

der Aussenwelt, welche durch die Sinne hergestellt wird, zurückzieht,<br />

ist der Mensch gegen Angst <strong>und</strong> Erregung gefeit. <strong>Der</strong> Geist muss sich<br />

gegen Lob <strong>und</strong> Tadel abschirmen, denn diese sind es, die den Menschen<br />

stolz oder zornig werden lassen. Stolz ist eine schlechte Eigenschaft,<br />

aber Zorn ist eine Katastrophe. (...)<br />

Die dritte Plage betrifft die Naturkatastrophen. Um von ihnen nicht beeinflusst<br />

zu werden, müsst ihr euch darin üben, die Bewusstseinsstufe,<br />

die „samadhi“ genannt wird, zu erreichen. „Dhi“ bedeutet Intellekt, <strong>und</strong><br />

„sama“ heisst soviel wie gleich, ausgeglichen. Samadhi bezeichnet<br />

also nicht einen Zustand der Verzückung, bei dem man auf den Boden<br />

fällt, bewusstlos wird <strong>und</strong> bei dem sich die Gliedmassen in unkontrollierten<br />

Zuckungen bewegen. Es ist keine ekstatische Erfahrung. Es ist<br />

vielmehr die Geisteshaltung, allen Ereignissen <strong>und</strong> Personen ohne Zuoder<br />

Abneigung zu begegnen. Auf dieser Bewusstseinsstufe ist der<br />

Mensch frei von Reaktionen, von Wünschen, Wollen <strong>und</strong> Verlangen.<br />

Er hat sich bewusst dazu erzogen, weder positiv noch negativ auf äussere<br />

oder innere Reize zu reagieren, denn wenn er das tut, wird sein<br />

Geist verdunkelt <strong>und</strong> kann die Verwandlung ins Göttliche nicht vollziehen.<br />

13.7.80, (25-29/31)<br />

Die Verhältnisse in der Welt können nicht durch irgendwelche Pläne<br />

verbessert werden. Nur durch eine spirituelle Revolution in den Menschen<br />

kann eine gerechte Ordnung in der Welt entstehen, die zu<br />

Glück <strong>und</strong> Wohlstand aller führt. Wenn der Geist der Menschen nicht<br />

geläutert <strong>und</strong> transformiert wird, sind alle Reformbestrebungen nutzlos.<br />

23.11.80, (25-48)<br />

<strong>Der</strong> Avatar kommt, um die Menschheit zu retten. Aus Liebe <strong>und</strong> Mitgefühl<br />

steigt Gott auf die Ebene des Menschen herab <strong>und</strong> ruft ihm das<br />

Göttliche ins Bewusstsein. Dem Menschen, der ausserhalb seiner<br />

selbst verzweifelt nach ihm sucht, der sein innerstes Wesen ist, offenbart<br />

er sich als das eigene Selbst. Die Gelegenheit, hier zu sein, wird<br />

euch geboten, damit ihr das höchste Ziel des Lebens, das Einswerden<br />

mit dem Göttlich-Absoluten, erreichen könnt. Es ist eine Belohnung für<br />

Verdienste, die ihr in vielen früheren Existenzen erworben habt.<br />

24.12.80, (25-51)<br />

152


<strong>Sai</strong> ist immer voller Freude. Angst <strong>und</strong> Sorgen können ihn nicht beunruhigen.<br />

Ihr mögt es glauben oder nicht, aber <strong>Sai</strong> hat noch nie erfahren,<br />

was es bedeutet, sich Sorgen zu machen. Er ist sich immer des ständigen<br />

Wechsels <strong>und</strong> Wandels aller Dinge bewusst. Er unterliegt nicht<br />

der Illusion von Zeit <strong>und</strong> Raum mit allem, was sich darin abspielt. Nur<br />

jene, welche die grossen Zusammenhänge nicht kennen <strong>und</strong> die von<br />

äusseren Umständen berührt werden, haben Sorgen. Alle, die in den<br />

Wirrwarr von Zeit <strong>und</strong> Raum geraten, werden Opfer des Leids. <strong>Sai</strong> befasst<br />

sich zwar mit den Ereignissen, die durch Zeit <strong>und</strong> Raum bedingt<br />

sind, aber er ist ewig in jenem Bereich verankert, der jenseits von Raum<br />

<strong>und</strong> Zeit liegt, denn er ist den Begrenzungen von Zeit <strong>und</strong> Raum nicht<br />

unterworfen. Ihr müsst erkennen, wie einzigartig der Wille ist, den <strong>Sai</strong><br />

zum Ausdruck bringt. Wisst, dass dieser Wille unwiderstehlich ist. Ihr<br />

mögt ihn für unbedeutend halten <strong>und</strong> ihn nicht beachten, aber wenn<br />

dieser Wille sich geformt hat, wird er sich niemals ändern, obwohl alles<br />

andere Veränderungen unterworfen ist. 8.10.81, (25-127)<br />

Ihr überlegt euch wohl, was ihr mir zum Geburtstag schenken könntet.<br />

Das einzige angemessene Geschenk ist die Liebe zu euren Mitmenschen,<br />

deren Sorgen ihr teilt <strong>und</strong> denen ihr dient. Das ist das Einzige,<br />

was ich mir von euch wünsche. Nur reine, selbstlose, beständige Liebe<br />

darf Gott als Geschenk dargebracht werden.<br />

An diesem Geburtstag habe ich nur das eine Verlangen, euch glücklich<br />

zu machen. Ihr macht jetzt schon Pläne für meinen 60. Geburtstag.<br />

Ich möchte, dass ihr noch vor diesem 60. Geburtstag in drei Jahren<br />

die Patenschaft für mindestens 6000 Dörfer übernehmt <strong>und</strong><br />

beginnt, ihre Lebensbedingungen mit geeigneten Methoden zu verbessern.<br />

Reiche Leute <strong>und</strong> solche in hohen Stellungen haben viele<br />

Bedienstete. Aber die Armen <strong>und</strong> Elenden haben niemanden, der ihnen<br />

dient. Geht zu ihnen <strong>und</strong> macht sie zu euren Fre<strong>und</strong>en. Seid ihre<br />

Wohltäter <strong>und</strong> seht in ihnen eure nächsten Verwandten. Seht zu, dass<br />

sie euch als solche willkommen heissen. Wenn ihr Menschen, die von<br />

Hunger gequält werden, fromme Geschichten erzählt, können diese<br />

sie nicht verstehen. Ihr müsst zuerst ihren Hunger stillen. Bringt ihnen<br />

Gott in der Form von Nahrung <strong>und</strong> Kleidung. Lasst Gott in der Form<br />

von Frieden zu den Verzweifelten kommen. Gebt den leidenden Kranken<br />

Gott in der Form von Medizin. Bringt den Notleidenden Gott in jeder<br />

Form, die Angst, Schmerzen <strong>und</strong> Sorgen lindern kann. Nur nachdem<br />

das geschehen ist, kann auch Spiritualität von den Herzen<br />

aufgenommen werden. Wenn ihr es umgekehrt versucht, wird statt<br />

spiritueller Gefühle der Atheismus genährt.<br />

153


Die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation muss deshalb in diesen 6000 Dörfern<br />

Einrichtungen wie Schulen, Krankenstationen <strong>und</strong> Gemeindehäuser<br />

erstellen oder die vorhandenen verbessern. Es gibt Dörfer, die haben<br />

nicht einmal Trinkwasser. Die Regierung kann diese Aufgaben nicht<br />

alle allein bewältigen. Ohne die Mithilfe der Bevölkerung wird nichts<br />

geschehen. Die Regierung ist eine Körperschaft, die nur auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Zusammenarbeit mit den Bürgern etwas zustande<br />

bringen kann. Ihr müsst die Entwicklung der Gesellschaft vorantreiben,<br />

ohne euch in allem auf die Regierung zu verlassen. Das ist wirklich<br />

spirituelle Praxis. Strebt danach, eure Aufgaben mit Liebe zu erfüllen.<br />

Seid bereit, all eure Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen. Für<br />

dieses Opfer, für diesen Dienst in seinem Namen ausgeführt, werdet<br />

ihr durch Gottes Liebe belohnt. Kann es etwas Grösseres geben, als<br />

das Bestreben, die Liebe Gottes zu gewinnen?<br />

Ihr müsst allerdings das Wesen dieser Liebe richtig verstehen. Die Art<br />

<strong>und</strong> Weise, in der ihr sie jetzt erfahrt <strong>und</strong> interpretiert, entspricht eurem<br />

begrenzten Verständnis des göttlichen Prinzips <strong>und</strong> liegt auf einer<br />

persönlichen Ebene. Das ist ein Fehler. Dem Prinzip der Liebe<br />

haftet nicht die geringste Spur von Ego an. Es ist völlig frei von selbstsüchtigen<br />

Neigungen. Alles was <strong>Sai</strong> tut, was <strong>Sai</strong> denkt, was <strong>Sai</strong> sagt,<br />

geschieht nur um euretwillen. Mein einziger Wunsch ist es, euch<br />

glücklich zu machen. Euer Glück ist mein Glück. Ich kenne kein anderes<br />

Glück als das eure. (...)<br />

Nächsten Monat werde ich durch ganz Indien reisen, um jene zu segnen,<br />

denen es aus ges<strong>und</strong>heitlichen oder finanziellen Gründen nicht<br />

möglich ist, hierherzukommen. Ich will ihnen diese Freude bereiten.<br />

Ein wichtiger Punkt: Bereitet Veranstaltungen für meinen Besuch<br />

nicht in grossen oder kleineren Städten vor, sondern in Dörfern. Verringert<br />

Ausgaben, indem ihr Möglichkeiten zu Versammlungen in den<br />

Dörfern schafft. Ich wünsche, jedes Dorf zu besuchen. Aber ihr müsst<br />

die nötigen Vorbereitungen treffen. Ihr müsst die H<strong>und</strong>erttausende,<br />

die sich versammeln werden, bestens versorgen. Wenn ihr für euren<br />

Teil alles gut vorbereitet, werde ich kommen - <strong>und</strong> wenn es zu Fuss<br />

ist -, um Theorie <strong>und</strong> Praxis der Kultur Indiens allen verständlich zu<br />

machen. Ich bin entschlossen, euch wirklich glücklich zu machen, indem<br />

ich euch die traditionelle Lebensweise des indischen Volkes aufs<br />

Neue nahe bringe. Das wird ganz gewiss geschehen. Die Göttliche<br />

Ordnung gilt für andere Länder selbstverständlich ebenso wie für Indien.<br />

Niemand braucht zu verzweifeln oder sich in Selbstbeschuldigungen<br />

zu ergehen. Alles wird gut werden. Ihr könnt die Siegestrommeln<br />

rühren.<br />

154


Verkörperungen der göttlichen Seele! Ihr mögt es noch nicht so sehen,<br />

aber vor meinen Augen ist es klar. In einiger Zeit werden sogar<br />

jene, die jetzt mein wahres Wesen nicht erkennen können, sich mir<br />

mit Tränen der Reue nähern <strong>und</strong> mich in ihrem Leben erfahren. Sehr<br />

bald wird das weltweit geschehen. <strong>Sai</strong> hält diese Entwicklung noch etwas<br />

zurück. Wenn die richtige Zeit für dieses Geschehen gekommen<br />

ist, wird die ganze Welt ein Prashanti Nilayam. Geht nun alle entschlossen<br />

daran, die Ideale, die euch nahe gebracht werden, in die<br />

Praxis umzusetzen. In den kommenden Jahren mögt ihr nicht mehr<br />

die Möglichkeit haben, mir so nahe zu sein wie jetzt. Millionen werden<br />

sich hier versammeln. Das wird bald geschehen. Deshalb verdient<br />

euch meine Liebe <strong>und</strong> Gnade, indem ihr durch aktive Nächstenliebe<br />

eurem Leben einen Sinn verleiht. 23.11.82, (25-205/207)<br />

Wenn ihr zehn Schritte höher geht, auf dem guten Weg, werde ich<br />

h<strong>und</strong>ert Schritte auf euch zukommen. Deshalb macht zehn Schritte in<br />

die richtige Richtung.<br />

In dem Ausmass, in dem ihr an Gott denkt <strong>und</strong> euch nach ihm sehnt,<br />

wird Gott sich tausendfach nach euch sehnen. Aber ihr habt nicht dieses<br />

Verlangen. Ihr solltet den Unterschied zwischen glühendem Sehnen<br />

<strong>und</strong> Trägheit im Bemühen herausfinden. (...)<br />

Lasst euch nicht von dem Satz täuschen, wenn ihr zehn Schritte auf<br />

mich zukommt, werde ich 100 Schritte auf euch zukommen. Ihr solltet<br />

zehn Schritte in die Richtung tun, anderen zu dienen, ihr solltet Dinge<br />

tun, die Gott erfreuen. Was immer ihr sagt, was immer ihr denkt: denkt<br />

nach <strong>und</strong> unterscheidet, ob die Handlung Gott erfreuen wird oder<br />

nicht. (15.4.95)<br />

Widmet euer Wissen dem Wohl der Menschen. Seid euren Mitmenschen<br />

ein Vorbild. Entwickelt die innere Einstellung, dass alle Menschen<br />

eins sind. Diese Botschaft zu lehren ist der Gr<strong>und</strong>, weshalb der<br />

<strong>Sai</strong>-Avatar gekommen ist. <strong>Sai</strong> ist gekommen, um die Allgegenwart<br />

Gottes aufzuzeigen. <strong>Der</strong> Avatar ist gekommen, um zu erklären, dass<br />

Gott überall gegenwärtig ist. Dies ist genauso notwendig wie es notwendig<br />

ist, dass jemand die Lampe anzündet, auch wenn Behälter, Öl<br />

<strong>und</strong> Docht bereits vorhanden sind. <strong>Der</strong> Avatar kommt nicht nur, um<br />

die ewigen Tugenden zu verkünden, sondern auch, um seine Liebe<br />

über alle Menschen zu verströmen. Aber jeder wird den Nutzen erhalten,<br />

welcher der Grösse seines Gefässes entspricht. (1.7.96)<br />

155


Ich lehre die Menschen das, was für sie richtig ist. Wozu tue ich dies<br />

alles? Damit sie von <strong>Sai</strong> lernen, was sie zu lernen haben.<br />

Ihr müsst erkennen, dass ihr all dies bekommt, weil ihr grosses Glück<br />

habt. Niemand hat von einem früheren Avatar diesen Segen erhalten.<br />

Euer grosses Glück wird reiche Früchte tragen, wenn ihr die Gelegenheit<br />

nutzt, von <strong>Sai</strong>s <strong>Lehre</strong>n zu lernen <strong>und</strong> zu profitieren.<br />

Zu gegebener Zeit werdet ihr sehen, das selbst die Blinden <strong>und</strong> Unwissenden<br />

verkünden: <strong>Sai</strong> ist Gott.<br />

Auf der menschlichen Ebene tritt Täuschung gelegentlich hervor <strong>und</strong><br />

unterzieht die Menschen verschiedenen Prüfungen. Ergebt euch der<br />

Täuschung auf keinen Fall.<br />

Taucht in das Wesen der Liebe ein, deren wahre Natur jenseits aller<br />

Beschreibung liegt. (...)<br />

Die Liebe ist stärker als Meditation oder die Wiederholung des Namens<br />

Gottes. Den Herrn interessiert nicht, wieviel ihr jemandem gegeben<br />

habt, wie vielen Armen ihr Nahrung gegeben habt, oder wie<br />

viele Kleider ihr verteilt habt. (...) Was ihr jedoch Swami darbringen<br />

könnt, sind eure Gefühle, mit denen ihr es gegeben habt. Ich kümmere<br />

mich nicht darum, wieviel <strong>und</strong> was ihr gebt. (...)<br />

Alle göttlichen Inkarnationen haben so gezeigt, wie selbst die kleinste<br />

Gabe, die ein Gläubiger mit reinem Herzen darbringt, grosse Verdienste<br />

bringen kann. (30.7.96)<br />

Ihr müsst vom Einzelwesen zur Verwirklichung des allumfassenden<br />

Selbst fortschreiten.<br />

Alle sind <strong>Offenbarung</strong>en der Göttlichkeit. Ihr mögt euch fragen, ob ihr<br />

je die Kräfte <strong>und</strong> Fähigkeiten von <strong>Sai</strong> besitzen werdet. Folgt mir. Es ist<br />

eure Bestimmung, diese Kräfte zu erlangen. Jene Macht ist in euch<br />

verborgen, aber ihr seid euch dessen nicht bewusst. Ihr wollt Glückseligkeit<br />

erfahren. Wenn ihr mir wirklich folgt, werdet ihr jene Glückseligkeit<br />

in euch entdecken. Und das ist nicht alles. Ihr werdet jene Wonne<br />

überall finden, wohin ihr euch auch wendet. Diese Glückseligkeit<br />

könnt ihr nicht in der gegenständlichen Welt finden, da sie vollkommen<br />

in euch selbst ist. Seht euch selbst jederzeit <strong>und</strong> unter allen Umständen<br />

als das Göttliche an. So werdet ihr eins mit der Göttlichkeit<br />

werden.<br />

Richtet euren Geist auf Gott, <strong>und</strong> ihr werdet göttliche Glückseligkeit<br />

erfahren. Darum rate ich euch gelegentlich, was ihr tun <strong>und</strong> was ihr<br />

lassen solltet. All dies geschieht nicht um meinetwillen, sondern zu<br />

eurem Besten, damit ihr den Pfad der Gottverwirklichung einschlagt,<br />

156


um euch die höchste Wahrheit über das Göttliche zu lehren <strong>und</strong> euer<br />

heiliges Leben zu einem beispielhaften werden zu lassen.<br />

Jeder sollte danach streben, ein vorbildlicher Mensch zu werden. Das<br />

heisst, dass jeder sich an dem Massstab seiner Göttlichkeit messen<br />

muss. Stellt euch vor, wie glücklich alle wären, wenn die Welt von diesem<br />

reinen, erhabenen <strong>und</strong> heiligen Ideal erfüllt wäre.<br />

Erkennt, dass Gott euer Führer ist. Er ist der <strong>Lehre</strong>r aller <strong>Lehre</strong>r.<br />

(30.7.96)<br />

Ein König, ein Held oder ein grosser Gelehrter kommen nicht einem<br />

Gottergebenen gleich. Ohne Liebe könnt ihr nicht erlöst werden. Ihr alle<br />

schaut <strong>Sai</strong> an. Schaut nach innen <strong>und</strong> seht ihn dort. Die äussere Sicht<br />

ist nutzlos. Schaut nach innen. Wenn ihr die innere Schau habt, könnt<br />

ihr die wahre Form sehen. Schaut deshalb nicht nach aussen. (...)<br />

Schaut nach innen, werdet der Hausherr. Gott ist der Hausherr. Wenn<br />

ihr zu Gott werdet oder zu Gott gehört, habt ihr alles Wertvolle. Entwickelt<br />

Fre<strong>und</strong>schaft mit Gott. <strong>Sai</strong> wird dorthin kommen, wo ihr seid.<br />

(...)<br />

Dass ihr diese menschliche Form seht, könnte euch dazu verleiten,<br />

sie als beiläufig zu behandeln oder sie liebevoll als eine menschliche<br />

Verkörperung anzusehen. Das ist nicht korrekt. Ich bin nicht der Körper,<br />

ich bin nicht der Geist, ich bin nicht die Unterscheidungskraft, ich<br />

bin nicht das innere Bewusstsein <strong>und</strong> nicht die innere Antriebskraft.<br />

Ich bin kein bestimmtes Objekt. Dieser Körper wurde für euer Wohl<br />

angenommen. (...)<br />

Ich erkläre heute meine eigene Wahrheit. Ihr habt bisher nicht einmal<br />

einen kleinen Bruchteil meiner Wirklichkeit verstanden. Niemand<br />

kann jemals das Wesen dieser Wirklichkeit voll erfassen. Unter Männern<br />

bin ich ein Mann, unter Frauen eine Frau. Unter Kindern bin ich<br />

ein Kind. Wenn ich allein bin, bin ich Gott. Das ist meine Wahrheit. <strong>Der</strong><br />

Gr<strong>und</strong> liegt darin, dass ich entsprechend dem Niveau eines jeden Bereichs<br />

zu handeln habe. (...) Die Sucher der vedantischen Wahrheit<br />

lehre ich Vedanta. Leute mit Familie lehre ich die Pflichten des Familienstandes.<br />

Ich lehre die Menschen das, was ihnen angemessen ist.<br />

Warum tue ich all dies? Damit die Menschen von mir lernen können.<br />

Ihr müsst wissen, dass ihr all dies aufgr<strong>und</strong> eures extrem guten<br />

Schicksals erlebt. Diese Art Segnung hat niemand bei keinem anderen<br />

Avatar erhalten. Euer gutes Los trägt dann immense Frucht, wenn<br />

ihr diese Gelegenheit zum Lernen gut nutzt <strong>und</strong> von meinen <strong>Lehre</strong>n<br />

profitiert. (31.7.96)<br />

157


Es ist die zarte Liebe, die alle Menschen wie ein Magnet zu mir heranzieht.<br />

Sie zieht alle an sich. Einige denken sich: “Wieso bin ich nicht<br />

angezogen worden?” Das liegt an dem Rost <strong>und</strong> Staub des Eisenstückes,<br />

es ist nicht der Fehler des Magneten. Reinigt das Eisenstück<br />

von Staub <strong>und</strong> Rost, dann wird es auch angezogen. Diese Unreinheiten<br />

sind Anhaftungen an materielle Dingen, ebenso wie Zuneigung<br />

<strong>und</strong> Abneigung, Neid, Hass etc. Wenn ihr euch von all diesen reinigt,<br />

werdet ihr, wo immer ihr seid, die Meinen sein, <strong>und</strong> ich werde der Eure<br />

sein. Ob ihr im Wald seid, im Himmel, in Städten oder Dörfern, auf<br />

Bergen oder auf Gewässern - für den Hilflosen ist <strong>Sai</strong> die Rettung.<br />

Seid wo ihr wollt, aber reinigt euer Herz <strong>und</strong> entwickelt göttliche Liebe.<br />

Sie reinigt <strong>und</strong> rettet nicht nur euch, sondern eure Familie, eure Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> Umgebung.<br />

Verwandelt euer Herz <strong>und</strong> lasst es voller Liebe sein. Ihr braucht nichts<br />

zu schenken, (...) Geschenke haben hier keinen Zutritt. Nur Liebe hat<br />

Zutritt. (23.11.96)<br />

Gott ist über den ganzen Kosmos ausgebreitet. Er ist in allen Geschöpfen<br />

gegenwärtig. Er existiert zu jeder Zeit, er ist überall, in allen<br />

Zeiten, in allen Formen gegenwärtig. Diese kosmische Form wird in<br />

einer kleinlichen Weise angebetet. Es ist der Gr<strong>und</strong> für Ruhelosigkeit.<br />

Gott, der überall im Kosmos ausgebreitet ist, auf einen Bilderrahmen<br />

zu begrenzen, ist kein Zeichen von Göttlichkeit. Es ist mehr ein Wegweiser<br />

in diesem weltlichen Leben. Das alles ist äusserlich. In dem<br />

Augenblick, wo ihr aufhört, nach aussen zu schauen, wachst ihr innerlich.<br />

(...)<br />

Ihr braucht diesen Platz nicht oft zu besuchen. Ihr tut es nur zu eurer<br />

Befriedigung. Verschwendet keine Zeit. Verschwendet keine Gedanken.<br />

Verschwendet keine Liebe! Liebe ist Leben. (...)<br />

Ich habe überhaupt keine Devotees. Ihr sagt, ihr seid <strong>Sai</strong>-Devotees.<br />

Ich selbst bin ein Devotee. Ich bin Devotee meiner Devotees. In Wirklichkeit<br />

erfülle ich eure Wünsche. Ich habe keine Devotees. Ich gehöre<br />

euch <strong>und</strong> ihr gehört mir. Versteht diese Verbindung, diese Einheit<br />

<strong>und</strong> entwickelt sie weiter. Das will ich von euch. (23.11.97)<br />

Folgendes geschah in Prashanti Nilayam. Ein Gläubiger hatte einen<br />

Herzanfall <strong>und</strong> befand sich in einer kritischen Verfassung. Swami verliess<br />

seinen Körper um 2 Uhr morgens, ging dorthin <strong>und</strong> kehrte erst<br />

am nächsten Tag um 3 Uhr nachmittags zurück. Alle Gläubigen sorgten<br />

sich, weil ich an diesem Tag nicht zum Darshan erschien (dies geschah<br />

Ende Oktober 1997; Anm.d.Ü.). Die Jungen, die in meinem<br />

158


Zimmer schliefen, <strong>und</strong> die, die von unten hoch kamen, weinten. Chiranjivi<br />

Rao ging <strong>und</strong> holte Dr. Alreja. Dr. Alreja hat sehr grosse Hingabe<br />

zu <strong>Sai</strong>. Seit 40 Jahren lebt er in Prashanti Nilayam. Er überprüfte<br />

meinen Puls, es war kein Pulsschlag vorhanden. Er stellte fest: “In<br />

diesem Körper ist kein Lebenszeichen mehr!”, begann zu weinen <strong>und</strong><br />

konnte kein Wort mehr sprechen. Chiranjivi Rao sagte: “Ich habe solche<br />

Szenen zuvor erlebt, es ist natürlich für Swami, seinen Körper zu<br />

verlassen!” Er riet den sechs Jungen, mit niemandem darüber zu<br />

sprechen. Diese Jungen hatten ihren MBA-Abschluss in <strong>Sai</strong>s College<br />

gemacht <strong>und</strong> ein Training als Techniker in Delhi erhalten, aber sie<br />

hatten beschlossen, nicht in die Welt hinauszugehen. Sie konnten<br />

nicht ertragen, was geschah. Sie fielen mir zu Füssen <strong>und</strong> weinten<br />

laut. In diesem Moment kehrte ich zurück, stand auf <strong>und</strong> fragte: “Was<br />

für ein Drama wird hier gespielt?” Sie erwiderten: “Swami, wer spielt<br />

das Drama, wir oder du?” Einer der Jungen stellte fest: “Swami, es ist<br />

nicht unser Drama, es ist allein dein Drama, dein Spiel, dein Zeitvertreib.”<br />

Ich sagte: “Die Menschen warten draussen auf mich, ich möchte<br />

hinausgehen <strong>und</strong> Darshan geben.” Ich hatte von morgens bis zu<br />

diesem Zeitpunkt nicht einen Tropfen Wasser zu mir genommen. Sie<br />

sagten: “Swami, du solltest Buttermilch oder etwas zu essen zu dir<br />

nehmen.” Ich erwiderte: “Das ist nicht meine Angewohnheit”, nahm<br />

mein Bad <strong>und</strong> ging nach draussen. Solche Dinge geschehen hin <strong>und</strong><br />

wieder. Alle Jungen, die mit mir wohnen, wissen darum. (...)<br />

Satyajit gab in Kodaikanal in der Öffentlichkeit in Anwesenheit seiner<br />

Eltern eine Erklärung ab. Weil er nicht in der Lage war, es in seinem<br />

Herzen zu bewahren, sprach er in der Öffentlichkeit aus, was er dachte.<br />

Zuerst bat er jeden, ihm zu vergeben, aber er hege einen Zweifel<br />

in seinem Herzen. Er sagte: “Viele Autoritätspersonen kommen zu<br />

<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>, ihre Wünsche werden erfüllt, <strong>und</strong> sie gehen weg.<br />

Auch viele Geschäftsleute kommen zu ihm. Sie erhalten gute Ratschläge<br />

in Geschäftsangelegenheiten <strong>und</strong> gehen erleichtert fort.<br />

Kranke Menschen kommen zu Swami. Sie werden geheilt <strong>und</strong> verlassen<br />

ihn. Viele Studenten dieses Instituts profitieren von der freien<br />

Ausbildung, die sie bei Swami erhalten, <strong>und</strong> verlassen das Institut.<br />

Aber wer kümmert sich um Swami? Wer denkt an sein Wohl? Niemand.”<br />

Swami fällt oft hin. Satyajit weiss darum. Einmal fiel Swami<br />

hin, <strong>und</strong> ein grosser Balken fiel auf ihn. Swami sorgt sich nicht darum,<br />

aber die Jungen machen sich grosse Sorgen. Ich erlebte all das <strong>und</strong><br />

weiss um die Schwierigkeiten. Jemand sollte immer bei Swami sein.<br />

Wenn zwei Leute mit Swami essen, isst er ein wenig. Wenn er allein<br />

zum Mittagessen geht, isst er nichts. (...)<br />

159


Satyajit erklärte in der Öffentlichkeit, dass er sein ganzes Leben Swami<br />

zu Füssen lege, aber ich sagte ihm, er solle das nicht in der Öffentlichkeit<br />

sagen, denn er wüsste nicht, welches mein Auftrag an ihn wäre.<br />

Aber Satyajit sprach mit Kühnheit <strong>und</strong> Mut. (6.5.98)<br />

Ihr könnt <strong>Sai</strong> durch <strong>Sai</strong> selbst kennen lernen. Wenn ich einmal sage,<br />

ihr seid mein, werde ich euch nie aufgeben. Auch wenn ihr euch abwendet,<br />

gehört ihr doch mir. Ihr mögt Hass gegen mich entwickeln,<br />

aber ich werde euch dennoch lieben. Ich hasse niemanden, <strong>und</strong> ich<br />

hege gegen niemanden eine Abneigung. Ich halte immer mein Versprechen.<br />

Ich gehe immer vorwärts, niemals rückwärts. Ich eile herbei,<br />

um euch zu schützen. Unter keinen Umständen werde ich mich<br />

von euch zurückziehen. Manche mögen fragen: “Warum haben Menschen<br />

Probleme <strong>und</strong> Schwierigkeiten, obwohl sie zu <strong>Sai</strong> gehören?<br />

Wenn sie einmal zu <strong>Sai</strong> gehören, warum sollten sie noch Probleme<br />

haben? Warum leiden? Warum Schwierigkeiten erfahren?” <strong>Der</strong> Fehler<br />

liegt nicht bei mir. Ich halte immer mein Versprechen. Woher<br />

kommt dann das Leiden? Ihr leidet, weil ihr euer eigenes Versprechen<br />

vergesst, es nicht haltet <strong>und</strong> eure Heiligkeit verliert. Ihr geht einen<br />

zweiten Weg. Mein Versprechen wird euch nie Leid zufügen <strong>und</strong> euch<br />

nie in Schwierigkeiten führen. Bis zum letzten Augenblick werde ich<br />

mit euch, in euch, unter euch, über euch, um euch herum sein. Viele<br />

bemühen sich nicht, diese Wahrheit zu verstehen. Sie fragen nicht<br />

nach der Ursache ihres Leidens, ihrer Verluste <strong>und</strong> Schwierigkeiten.<br />

<strong>Der</strong> Wandel in ihren Herzen ist die Hauptursache. Ihr schwankender<br />

Geist ist die Ursache. Ihre Undankbarkeit ist die Ursache. (...)<br />

Ich halte nicht nach eurer Dankbarkeit Ausschau. Aber wenn ich meine<br />

Pflicht tue, müsst auch ihr eure Pflicht tun. Ihr müsst auf eurer Ebene<br />

ebenfalls eure Pflicht tun. (...)<br />

Ich bin bereit, alles für euch zu tun, wenn ihr ein heiliges Leben führt,<br />

reine Liebe <strong>und</strong> volles Vertrauen habt. (...)<br />

Es mangelt in dieser Welt nicht an guten Menschen. Sie sind in Indien<br />

<strong>und</strong> in der ganzen Welt zu finden. Begrenzt Spiritualität nicht auf Indien;<br />

überall in der Welt ist Spiritualität zu finden. Wenn ihr nachforscht,<br />

entdeckt ihr, dass, wahrhaft gesprochen, Spiritualität eher im Ausland<br />

als in Indien zu finden ist. (29.9.98)<br />

Warum inkarniert Gott auf Erden? Gott inkarniert in menschlicher<br />

Form, um euch die Einheit in der Vielfalt erfahrbar zu machen, euch<br />

die in der Einheit liegende Göttlichkeit zu lehren, <strong>und</strong> um jeden von<br />

160


euch in diese Göttlichkeit zu transformieren, damit jeder die in ihm<br />

verborgene Göttlichkeit versteht <strong>und</strong> erfährt. Die Essenz der Spiritualität<br />

liegt darin, die Einheit in der Vielfalt zu erkennen. Das ist das Ziel<br />

des menschlichen Lebens. (...)<br />

Träume sind die Widerspiegelung, die Reaktion <strong>und</strong> der Widerhall von<br />

dem, was in euch ist. Aber wenn ich im Traum erscheine, ist es nicht<br />

das Ergebnis von Widerspiegelung, Reaktion <strong>und</strong> Widerhall. <strong>Sai</strong> erscheint<br />

nur dann im Traum, wenn er es will <strong>und</strong> wünscht. (...) Träume,<br />

die von mir gewollt sind, sind sehr klar, <strong>und</strong> ich spreche klar zu euch.<br />

(...) Ich erscheine in meiner wahren Form <strong>und</strong> sage die Wahrheit. Das<br />

ist korrekt. Aber meine Gnade ist mit jedem, egal, ob ich ihm im Traum<br />

erscheine oder nicht. (24.11.98)<br />

<strong>Der</strong> leichteste <strong>und</strong> wirkungsvollste Ausdruck des Befolgens der Göttlichen<br />

Ordnung ist heute der Dienst am Nächsten, Dienen als Zeichen<br />

der Verehrung des Göttlichen in euren Mitmenschen. Weiht all eure<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Talente, euren Besitz <strong>und</strong> euer Wissen den lebenden<br />

Verkörperungen des Göttlichen, in deren Mitte ihr lebt. Dann wird<br />

euch die Kraft der Göttlichen Ordnung die Gnade des Herrn sichern.<br />

Meine Mission hat vor allen Dingen zum Ziel, die Veden <strong>und</strong> die vedischen<br />

Gebräuche wiederzubeleben <strong>und</strong> ihre tiefere Bedeutung aufzuzeigen.<br />

(2-333)<br />

Ich bin weder Mensch noch Gott noch ein Luftwesen; ich bin weder<br />

ein Brahmane noch ein Krieger noch ein Händler noch ein Diener; ich<br />

kann weder als Schüler noch als Familienoberhaupt noch als Eremit<br />

noch als Mönch bezeichnet werden. Nennt mich einen Wahrheitslehrer,<br />

bezeichnet mich als Wahrheit, Güte <strong>und</strong> Schönheit. In Wirklichkeit<br />

seid ihr auch Wahrheit, Güte <strong>und</strong> Schönheit. Ohne Wahrheit kann es<br />

keine Güte geben, <strong>und</strong> wozu ist Schönheit ohne Güte nütze? Wahrheit<br />

macht den Charakter gut <strong>und</strong> die Freude, die aus der Güte erwächst,<br />

führt zu jener echten Schönheit, welche die Künstler verehren.<br />

Diese drei sind im Gr<strong>und</strong>e eins <strong>und</strong> unteilbar. Erlebt diese<br />

Wahrheit, erlebt sie als Güte <strong>und</strong> die Güte als Schönheit. Das ist das<br />

höchste Glück. (8-13)<br />

Ihr könnt im ganzen Kosmos keinen Platz oder kein Objekt finden, in<br />

dem Gott nicht anwesend ist. Das Göttliche ist gegenwärtig auf den<br />

Bergen. Das Göttliche durchdringt die Ozeane. Das Göttliche wohnt<br />

in den Dörfern <strong>und</strong> Städten. Das Göttliche ist allgegenwärtig.<br />

161


Die Möglichkeiten des Menschen sind unbegrenzt. Nur jene, die diese<br />

Wahrheit erkennen, können ihr Leben erlösen; nur sie können das<br />

Ziel der menschlichen Existenz erreichen. Die Macht des Göttlichen<br />

ist grenzenlos. Jedes Lebewesen auf der Welt wird von einigen Grenzen<br />

bestimmt. Das Göttliche sorgt für alle Vögel, Tiere <strong>und</strong> Insekten in<br />

Bezug auf ihre wesentlichen Bedürfnisse wie Essen <strong>und</strong> Trinken. Unter<br />

allen Lebewesen jedoch ist das menschliche Leben das höchste,<br />

da es von Moral <strong>und</strong> gutem Verhalten geleitet wird. Das Göttliche hat<br />

der physischen Kraft des Menschen einige Grenzen gesetzt, nicht<br />

aber seiner mentalen Kraft. <strong>Der</strong> Mensch kann erreichen, was immer<br />

er beschliesst, zu erreichen. Er kann sogar Gott verwirklichen. Diese<br />

göttliche Kraft ist nur dem Menschen gegeben.<br />

Wenn der Mensch nichts weiss von seinem grenzenlosen göttlichen<br />

Potential, wenn er sich nur als menschliches Wesen betrachtet, leidet<br />

er an verschiedenen Gebrechen.<br />

<strong>Der</strong> Mensch erhebt sich heutzutage hoch in den Himmel wie ein Vogel<br />

<strong>und</strong> bewegt sich im Ozean wie ein Fisch. Er hat es fertiggebracht,<br />

auf dem Mond zu landen. Aber unglücklicherweise ist er nicht imstande,<br />

wie ein wahres menschliches Wesen auf Erden zu leben. Dessen<br />

muss er sich in der Tat schämen.<br />

<strong>Der</strong> Mensch kann alles vollbringen, wenn er sich Gott völlig hingibt.<br />

Wenn er sich dem göttlichen Willen unterwirft, gibt es keine Aufgabe,<br />

die er nicht erfüllen kann. (...)<br />

Wenn der Mensch die wahre Natur des göttlichen Prinzips nicht verwirklicht,<br />

verschwendet er seine Zeit für Rituale <strong>und</strong> religiöse Praktiken<br />

verschiedener Art. Gott kann durch solche Praktiken nicht verwirklicht<br />

werden. Nur durch Liebe zu Gott <strong>und</strong> dadurch, dass ihr ihm<br />

nahekommt, könnt ihr eure Bestrebungen verwirklichen. (...)<br />

<strong>Der</strong> Herr sucht kleine Opfer von seinen Devotees, um sie dann mit<br />

seiner Gnade zu überschütten. Was braucht er von irgend jemandem,<br />

wenn der ganze Kosmos in ihm enthalten ist?<br />

<strong>Der</strong> Herr beschützt alles <strong>und</strong> jeden auf unzählige Arten. Es gibt einen<br />

einfachen Weg, sich die Gnade Gottes zu sichern. Ihr müsst Gott<br />

nahe kommen. Gebt euch ihm hin. Werdet eins mit ihm. Statt diesem<br />

einfachen Pfad zu folgen, verstrickt sich der Mensch heute in unbedeutende<br />

Wünsche <strong>und</strong> hält sich von Gott fern. (...)<br />

In der Liebe Gottes zu seinen Devotees gibt es keine Spur von Selbstsucht.<br />

Aber die Menschen schreiben wegen ihrer eigenen selbstsüchtigen<br />

Natur sogar der Liebe Gottes Selbstsucht zu. Gottes Liebe ist<br />

keine reflektierende Liebe. Sie ist rein <strong>und</strong> einfach. Eine reflektieren-<br />

162


de Liebe trägt den Makel des so Liebenden in sich. Das ist bei der<br />

göttlichen Liebe, die rein <strong>und</strong> unbefleckt ist, nicht der Fall. (...)<br />

Gläubige sollten begreifen, dass Gott die Tiefe <strong>und</strong> Aufrichtigkeit ihrer<br />

Liebe ebenfalls gerne testet. Er versucht herauszufinden, ob der<br />

Gläubige voller Liebe zu Gott ist, wie intensiv diese Liebe ist <strong>und</strong> so<br />

weiter. Er testet die Liebe der Gläubigen auf verschiedene Art.<br />

Ihr solltet nicht zufrieden sein, Gott Opfer darzubringen. Ihr solltet<br />

Gott intensiv lieben. Ihr solltet euch nach ihm sehnen. Ihr solltet euer<br />

Selbst in der Liebe Gottes verlieren. (...)<br />

Die Leute sehnen sich nach Befreiung. Sie haben keine Vorstellung<br />

davon, was Befreiung ausmacht. <strong>Der</strong> Mensch sucht Befreiung von<br />

den Krankheiten des Körpers, der Sinne, des Geistes, des Intellekts<br />

<strong>und</strong> der inneren Triebkraft. All dies ist zweifellos notwendig. Aber Befreiung<br />

im letztendlichen Sinn meint Befreiung vom Kreislauf von Geburt<br />

<strong>und</strong> Tod. Das bedeutet, dass ihr euer gegenwärtiges Leben erlösen<br />

solltet, um frei von Wiedergeburt zu werden. (...)<br />

Es besteht keine Notwendigkeit für rigorose spirituelle Übungen, um<br />

die Freiheit von Wiedergeburt zu sichern. Reine Liebe zu Gott genügt.<br />

(...)<br />

Niemand versucht herauszufinden, wie man sich Gott hingeben kann.<br />

Die ganze Welt gehört euch. Ihr müsst Gott erklären: “Ich bin dein.” Das<br />

ist die Wahrheit, die es zu verstehen gilt. Ihr müsst bereit sein, Gott zu<br />

geben, was immer er von euch verlangt. Was verlangt Gott von euch?<br />

Als erstes sagt er: “Gib deine Wünsche auf.” Ihr müsst sie sofort aufgeben.<br />

Er appelliert an euch, nicht in weltliche Vergnügungen einzutauchen.<br />

Entwickelt Liebe für alles. Das wird euer Leben erlösen. Das<br />

ist der heilige Pfad, dem ihr folgen müsst. Das ist der Keim der vier Ziele<br />

im Leben. Die Menschen haben keine klare Vorstellung davon, was<br />

Rechtschaffenheit, Wohlstand, Wunscherfüllung <strong>und</strong> Befreiung - die<br />

vier Ziele - bedeuten. Sie denken, dass Befreiung etwas ist, das man<br />

nach dem Tod erreicht. Aber ihr könnt Befreiung in der Tat hier <strong>und</strong> jetzt<br />

erreichen. Moksha bedeutet die Beseitigung von Bindung. Die Menschen<br />

sind nicht bereit, die Bindung an Ehepartner, Kinder, Eigentum<br />

usw. aufzugeben. Ihr habt die Pflicht, eure Familie zu schützen. Aber<br />

ihr müsst nicht von Sorge um sie überschwemmt sein. (...)<br />

Ich bin bereit, euch allen Glück zu geben. Seid ihr vorbereitet, das zu<br />

empfangen, was ich euch geben will? Verbannt alle Sorgen. Sie sind<br />

vorübergehend wie vorüberziehende Wolken. Erlaubt niemandem -<br />

weder Vater, Mutter, noch <strong>Lehre</strong>r zwischen euch <strong>und</strong> eure Pflicht Gott<br />

gegenüber zu treten. (29.3.98)<br />

163


Um Glückseligkeit zu erfahren, müsst ihr Liebe entwickeln. Liebe ist<br />

wie eine Rose <strong>und</strong> Sinneslust ist wie ein Dorn. Schneidet die Rose ab,<br />

ohne die Dornen zu berühren, <strong>und</strong> reicht sie Gott dar. Bietet euch<br />

selbst Gott dar. Das ist Hingabe. Die Liebe in euch sollte mit der Liebe<br />

Gottes verschmelzen. Darin liegt die Glückseligkeit. (28.9.98)<br />

An einem bestimmten Abend ging ich nach Puttaparthi, um meinen<br />

Grossvater zu besuchen. (...) Er rief aus: “Oh Swami, du bist gekommen!”<br />

<strong>und</strong> fiel zu meinen Füssen nieder. Er sprach: “Swami, ich bin<br />

mir bewusst, dass du kein gewöhnliches Kind bist, sondern Gott<br />

selbst. Du bist in unsere Sippe geboren, um uns alle zu befreien. Dennoch<br />

bitte ich dich, mir einen kleinen Wunsch zu erfüllen. (...) Swami,<br />

lass mich das Glück erleben, aus deinen göttlichen Händen Wasser<br />

zu trinken, wenn mein Ende nahe ist.” Ich versprach, dass ich ihm diesen<br />

Wunsch ganz gewiss erfüllen würde.<br />

In der folgenden Woche ging ich zu ihm, nachdem ich Subbammas<br />

Haus besucht hatte. Als mein Grossvater erfuhr, dass ich in sein Haus<br />

kommen würde, rief er meine Mutter Easwaramma zu sich <strong>und</strong> sagte<br />

zu ihr: “Ich werde nicht mehr weiterleben. Ich habe erfahren, dass<br />

mein Ende nahe ist <strong>und</strong> Gott gekommen ist, um seine Gnade über<br />

mich zu ergiessen.” Sie antwortete ganz unschuldig: “Wo ist Gott?<br />

Woher weisst du, dass er kommt?” Darauf sagte mein Grossvater:<br />

“Oh du verrückte Frau, immer noch bist du irregeleitet von deinen<br />

Muttergefühlen für deinen Sohn! Schau, dort kommt Gott.” So sprach<br />

er <strong>und</strong> zeigte auf mich, als ich sein Haus betrat. Auch sie wurde sich<br />

meiner Göttlichkeit bewusst. Aber gewöhnlich wurde sie von ihren<br />

mütterlichen Gefühlen für mich überwältigt. (...)<br />

Von diesem Tag an blieb Easwaramma nie mehr zu Hause; sie begann<br />

in Prashanti Nilayam zu bleiben. Tagtäglich morgens <strong>und</strong><br />

abends pflegte sie die Treppen hochzugehen <strong>und</strong> mit mir zu sprechen.<br />

Sie begriff meine Göttlichkeit sehr gut. Wenn ich in der Form<br />

Shivas vor ihr erschien, fragte sie: “Was tust du, Swami? Warum<br />

trägst du Schlangen um deinen Hals?” Ich antwortete mit Unschuldsmiene:<br />

“Nun, ich habe nicht eine einzige Schlange an mir.” Sie entfernte<br />

sich <strong>und</strong> sagte: “Schaut, da drinnen sind ein paar Schlangen.”<br />

Aber später, nachdem keine einzige Schlange gef<strong>und</strong>en worden war,<br />

bat sie dann um Vergebung. So wie hier machte sie bei vielen Gelegenheiten<br />

Erfahrungen mit meiner Göttlichkeit. (...) Mütter sind sehr<br />

edel <strong>und</strong> tugendhaft. Ihr Edelmut kann nicht in Worten beschrieben<br />

werden. Es ist unwichtig, wenn ihr keinen weltlichen Wohlstand er-<br />

164


langt, aber ihr solltet versuchen, die ganze Fülle der mütterlichen<br />

Gnade zu gewinnen. Nur dann wird euer Leben geheiligt sein. (...)<br />

Einmal an einem Shivaratri-Tag, nachdem ich meinen Vortrag beendet<br />

hatte, war das Linga bereit, aus meinem M<strong>und</strong>e herauszukommen.<br />

Ich sass auf meinem Stuhl <strong>und</strong> litt an starken Schmerzen. Als<br />

meine Mutter mich so leiden sah, stand sie auf <strong>und</strong> kam auf mich zu<br />

<strong>und</strong> klagte: “Swami, warum musst du so sehr leiden? Komm herein,<br />

komm herein.” Ich erwiderte, ich würde nicht hineingehen. Sie weinte<br />

<strong>und</strong> versuchte mich zu überreden, aber ich rührte mich keinen Zentimeter<br />

vom Fleck. Unfähig mich leiden zu sehen, ging sie hinein. Sowie<br />

sie gegangen war, trat das Hiranyagarbhalinga heraus. Alle Devotees<br />

gaben donnernden Applaus. Als sie diesen hörte, kehrte sie<br />

zurück, aber da war das Linga bereits ausgetreten, <strong>und</strong> ich zeigte es<br />

den Devotees. (6.5.99)<br />

Früher kamen an jedem Shivaratri-Tag Atmalingas aus meinem Körper.<br />

Um dies zu sehen, versammelten sich Tausende in einer sehr<br />

kleinen Halle. Aufgr<strong>und</strong> des Massenansturms fielen viele Menschen<br />

hin <strong>und</strong> erlitten Verletzungen. Daraufhin dachte ich: “Warum soll ich<br />

das weiterhin tun? Warum sollte ich euch Schwierigkeiten aussetzen?”<br />

Deshalb beendete ich das Hervorbringen des Lingas (lingodbhava)<br />

in der Öffentlichkeit. Für das Hervorbringen des Lingas gibt es<br />

eine bestimmte Zeit. Es kann jeden Augenblick zwischen acht <strong>und</strong><br />

zehn Uhr abends geschehen. Es geschieht zur rechten Zeit, <strong>und</strong> unabhängig<br />

vom Platz, wo ich bin, hat es zu geschehen. Es ist natürlich<br />

in dieser Shivaratri-Nacht. Das ist seine Qualität, seine Heiligkeit. Diejenigen,<br />

die das Glück haben, das Linga zu sehen, wenn es herauskommt,<br />

sind von allen Sünden befreit. Aber manche sehen es nicht,<br />

obwohl sie in der Nähe sitzen. Nachdem das Linga herausgekommen<br />

ist, kann jeder es sehen <strong>und</strong> Gewinn daraus ziehen. Viele heilige<br />

Aspekte sind mit diesen Ereignissen verb<strong>und</strong>en. Deshalb werdet ihr<br />

sehr gesegnet sein, wenn ihr diese eine Nacht wach bleibt <strong>und</strong> Loblieder<br />

zum Ruhme Gottes singt. (...)<br />

Wie ich gestern sagte, ist derjenige ein wahrer Christ, ein wahrer Sikh,<br />

ein wahrer Hindu <strong>und</strong> ein wahrer Moslem, der die Ernte der Liebe im<br />

Feld seines Herzens erntet. Wer in seinem Herzen die heilige Liebe<br />

kultiviert, ist ein wahrer Mensch. Es gibt keinen Menschen ohne Liebe,<br />

<strong>und</strong> ohne Liebe gibt es kein Leben. Dieses Liebesprinzip ist der<br />

goldene Keim, aus dem die Schöpfung hervorgeht, das goldene Ei,<br />

das Himmel <strong>und</strong> Erde enthält (hiranyagarbha). Diese Liebe in Form<br />

165


von Hiranyagarbha ist auf der rechten Seite des Körpers. Das physische<br />

Herz liegt auf der linken Seite. Dieses physische Herz muss irgendwann,<br />

irgendwo, irgendwie aufgegeben werden. Hiranyagarbha,<br />

der auf der rechten Seite des Körpers liegt, ist immer “recht”. Er ist<br />

ewig, unsterblich, voller Liebe, göttlich <strong>und</strong> allumfassend. Er ist im<br />

Herzen eines jeden, nicht nur in Menschen, sondern auch in Vögeln<br />

<strong>und</strong> Tieren. Die Veden erklären: Gott durchdringt den gesamten Kosmos;<br />

Gott ist in allen Lebewesen. Diese Verkörperung des Hiranya ist<br />

in allen Wesen. Aus diesem Hiranya entsprang die Liebe. Liebe ist die<br />

Widerspiegelung, der Widerhall <strong>und</strong> die Reaktion von Hiranyagarbha.<br />

Die drei Prinzipien von Reaktion, Widerhall <strong>und</strong> Widerspiegelung sind<br />

aus Hiranyagarbha hervorgegangen. Aus Hiranyagarbha strömt heilige<br />

selbstlose Liebe. Gottes Liebe gibt <strong>und</strong> vergibt ständig; die selbstsüchtige<br />

Liebe nimmt <strong>und</strong> vergisst. Gottes Liebe kann nicht fallengelassen<br />

werden, <strong>und</strong> sie rennt nicht weg. Diese göttliche Liebe ist für<br />

den Menschen sehr wichtig. (...)<br />

Ich will, dass ihr die Heiligkeit, den Segen <strong>und</strong> die innere Bedeutung<br />

von Shivaratri versteht (<strong>Sai</strong> zeigt den aus ihm hervorgegangenen Hiranyagarbhalinga).<br />

Dieser Hiranyagarbhalinga ist in jedem von euch<br />

gegenwärtig. Er ist auf der rechten Körperseite. Hiranyagarbha ist<br />

nicht nur aus dem Körper hervorgegangen, sondern Hiranyagarbha<br />

breitet sich überall hin aus. Wenn ich es beschliesse, nimmt er Form<br />

an. Wer immer dieses Linga aus dem Körper hervorkommen sah, wird<br />

nicht mehr wiedergeboren werden. Ihr müsst gesehen haben, wie die<br />

Form heraustrat. Diese Manifestationen haben hin <strong>und</strong> wieder zu geschehen,<br />

um euer Leben zu heiligen <strong>und</strong> um euch die Göttlichkeit verständlich<br />

zu machen, damit ihr die in euch wohnende Göttlichkeit versteht.<br />

Dieses Linga wird nicht brechen, auch wenn es mit aller Kraft<br />

heruntergeworfen wird (Swami wirft mit aller Kraft das Linga zweimal<br />

auf den Boden). Es wird niemals brechen. Es ist veränderungslos. Es<br />

ist unsterblich. Diese Manifestation der Göttlichkeit könnt ihr nirgendwo<br />

sonst in der Welt sehen. Sogar Gold mag brechen, aber nicht dies<br />

(Swami wirft das Linga auf den Tisch). Hier findet ihr die unzerbrechliche<br />

Göttlichkeit.<br />

Swami singt: “Shiva, Shiva anarada” <strong>und</strong> fährt dann fort: In den letzten<br />

zwanzig Jahren hatten die Devotees keine Gelegenheit, Lingodbhava<br />

die Erzeugung des Lingas aus seinem Körper (Lingodbhava) zu<br />

sehen. <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong> liegt darin, dass die Poornachandra-Halle zu klein<br />

ist. H<strong>und</strong>erttausende Devotees kamen, um Lingodbhava zu sehen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des Massenansturms gab es Verletzungen <strong>und</strong> Knochenbrüche.<br />

Damit niemand verletzt wird, hörte Lingodbhava auf. Dar-<br />

166


überhinaus kommen drei Arten von Lingas hervor: bhur, bhuva,<br />

svaha. Bhur steht für Materialisation, bhuva für Vibration, svaha für<br />

Strahlung. Materialisation ist die Körperebene, Vibration ist die Lebensenergie,<br />

Strahlung ist die Kenntnis des Selbst. Ich sage oft: Ihr<br />

seid nicht eine Person, sondern drei: die, für die ihr euch haltet - der<br />

Körper; die, für die andere euch halten - der Mentalkörper; die, welche<br />

ihr wirklich seid - das Göttliche Selbst. Dieselben drei Ebenen finden<br />

wir bei Jesus: Ich bin der Botschafter Gottes - die Ebene des Körpers;<br />

der Körper ist der Botschafter. Als zweites, ich bin der Sohn Gottes, d.<br />

h. Sohn <strong>und</strong> Vater sind verschieden. Als drittes, ich <strong>und</strong> der Vater sind<br />

eins. Das ist Nicht-Dualität. Das ist die Ebene des Heiligen Geistes. In<br />

jeder Religion gibt es drei Interpretationen.<br />

An jedem Shivaratri treten diese drei Lingas hervor. Sogar jetzt begannen<br />

die anderen zwei Lingas heraustreten, aber ich hielt sie zurück,<br />

weil ich euch viele Dinge zu sagen habe. In Zukunft werdet ihr<br />

viele weitere Manifestationen der Göttlichkeit sehen. Versteht, dass<br />

ihr nur in der Gegenwart, in der Nähe der Göttlichkeit, diesen ekstatischen,<br />

glückseligen Zustand finden könnt, nirgendwo sonst in der<br />

Welt. Lasst euch nicht dadurch täuschen, dass ich wie ihr gehe, rede,<br />

lache, singe <strong>und</strong> esse. Lasst euch nicht von dem Körperempfinden<br />

täuschen. Ich bin von Kopf bis Fuss selbstlos. In mir ist keine Spur<br />

Selbstsucht. Mein Wesen ist vollkommen göttlich. Stärkt in euch diesen<br />

Glauben. Wenn ihr vollkommen glaubt, werden all eure Wünsche<br />

erfüllt, auch ohne dass ihr bittet. Wenn ihr diesen vollkommenen<br />

Glauben nicht habt, leidet ihr <strong>und</strong> begegnet Schwierigkeiten. Entwikkelt<br />

als Erstes Selbstvertrauen. Das ist die erste spirituelle Disziplin,<br />

die ihr üben solltet. (15.2.99)<br />

Es gibt etwas, das allen Menschen gemeinsam ist. Die gegenwärtige<br />

Weltbevölkerung beträgt 5,5 Milliarden, aber jeder bezeichnet sich<br />

selbst als “ich”. Wen immer ihr in der Welt fragt: “Wer bist du?”, der<br />

antwortet: “Ich bin so <strong>und</strong> so.” Wie könnt ihr 5,5 Milliarden Menschen<br />

kennen? Wenn ihr dieses eine Ich erkennt, kennt ihr alle. (...)<br />

Manche beten an, manche werden angebetet. <strong>Der</strong> Anbetende wird<br />

Devotee genannt, der Angebetete Gott. Gott <strong>und</strong> Devotee sind nicht<br />

voneinander verschieden. Im Verehrer wie im Verehrten ist dasselbe<br />

Göttliche Prinzip. Ihr solltet nicht behaupten, der Gläubige verehre<br />

Gott - in Wirklichkeit verehrt er sich selbst. Ihr solltet dieses verbindende<br />

Prinzip kennen. Dasselbe Selbst existiert in allen Lebewesen.<br />

Wenn ihr das einheitliche Göttliche Selbst erkennt, werdet ihr von Lob<br />

167


oder Tadel nicht mehr berührt. (...) Ihr müsst dieses Einheitsprinzip<br />

entfalten. Das ist wahre spirituelle Disziplin. Es gibt keine grössere<br />

spirituelle Disziplin. (...)<br />

Ihr denkt: “Ich bin von <strong>Sai</strong> verschieden.” Ich <strong>und</strong> du sind nicht voneinander<br />

getrennt. Ich bin nicht euer <strong>und</strong> ihr seid nicht mein. Ich <strong>und</strong> ihr<br />

sind eins. Diese Wahrheit solltet ihr verstehen. Es besteht überhaupt<br />

kein Unterschied. Wahre Weisheit liegt in der Erfahrung der Einheit.<br />

Es gibt keine Dualität. Nur eines existiert. Wenn ihr eins plus eins plus<br />

eins zusammenzählt, wächst die Zahl. Aber ich plus ich plus ich ergibt<br />

immer ich. Es gibt nur ein Ich. Das ist Gott. (...)<br />

Auf dem spirituellen Weg ist es ein Fehler zu sagen: “Ich bin dein<br />

Gott, dein Guru, <strong>und</strong> du bist mein Devotee.” Du <strong>und</strong> ich sind eins. Entwickelt<br />

das heilige Empfinden der Einheit. Wahre Weisheit liegt in der<br />

Erkenntnis der Einheit. (...) Ihr ruiniert euer Leben durch Illusion. Illusion<br />

spaltet das Eine in Vieles auf. (25.8.99)<br />

In Wirklichkeit gibt es keine Materie, sondern alles ist Energie. Was<br />

jetzt als Materie erscheint, verwandelt sich im Laufe der Zeit in Energie.<br />

Auch Einstein sagte: “Es gibt nichts im Universum, was man als<br />

Materie bezeichnen könnte.” Diese göttlichen Kräfte werden als übernatürliche<br />

Kräfte anerkannt. Wer kann die Herrlichkeit <strong>und</strong> Grösse<br />

dieser göttlichen Kräfte beschreiben? Unwissende machen sich Vorstellungen<br />

darüber, rätseln herum <strong>und</strong> sprechen auf verschiedene<br />

Weise davon. Aber diese Kraft ist unbeschreiblich. <strong>Der</strong> Geist kann<br />

diese Kraft nicht erfassen, <strong>und</strong> Worte können sie nicht beschreiben.<br />

Sie transzendiert die Kräfte des Körpers, Geistes <strong>und</strong> Intellekts. In einem<br />

Augenblick erscheint sie als klein <strong>und</strong> unwissend, im nächsten<br />

wird sie zur unendlichen Kraft. Ihr müsst die enge Beziehung zwischen<br />

der kleinen <strong>und</strong> der grossen unendlichen Kraft verstehen. Um<br />

diese göttliche Kraft zu erkennen, müsst ihr die entsprechenden relevanten<br />

Wege einschlagen. Es braucht viel Forschung. Ihr müsst experimentieren<br />

<strong>und</strong> die Wahrheit herausfinden. Die göttliche Kraft zeigt<br />

die Einheit von allem. Woher kommt diese göttliche Kraft? In wessen<br />

Händen liegt sie? Wer hat sie erschaffen? Wer kann sie beschreiben?<br />

Wer kann sie demonstrieren? Wenn ihr in dieser Weise reflektiert,<br />

wird in der Welt ein heiliger Wandel geschehen. Um diese Transformation<br />

zu bewirken, habe ich viele Pläne <strong>und</strong> Strategien entworfen.<br />

Niemand kann erklären <strong>und</strong> herausfinden, welche Gestalt sie zu welchem<br />

Zeitpunkt annehmen wird. Wenn ihr es erfahrt, werdet ihr von<br />

Staunen erfüllt sein. Hier sind übermenschliche transzendentale Kräf-<br />

168


te. Die Wissenschaftler forschten <strong>und</strong> gaben ihnen den Namen psychotronische<br />

oder bioplasmische Kraft. Die göttliche Kraft ist eine<br />

Kombination beider Kräfte. In sehr kurzer Zeit könnt ihr die enge Beziehung<br />

zwischen beiden erfahren. Es wird eine direkte Demonstration<br />

sein, nicht durch Diskurse, Lesungen, Gespräche oder Vorstellungen.<br />

(...)<br />

Am 24. November 1926 unterbrach Aurobindo seine lange Schweigezeit<br />

<strong>und</strong> vor einer grossen Versammlung gab er Folgendes bekannt:<br />

“Gestern hat Gott in dieser Welt inkarniert. Ich habe mein Schweigen<br />

unterbrochen, um der Welt diese Wahrheit k<strong>und</strong>zutun.” Er sagte es<br />

<strong>und</strong> nahm wieder sein Schweigen auf. Göttlichkeit kann nur von Menschen<br />

reinen Herzens erkannt werden. Nicht alle Herzen haben diese<br />

Reinheit. Von einem reinen, heiligen Herzen gehen reine Gefühle<br />

aus. (...)<br />

Kommt! Kommt! Kommt! Immer ruft Gott euch liebevoll zu. Er ruft<br />

euch zu, näher zu ihm zu kommen, aber ihr entfernt euch immer mehr<br />

<strong>und</strong> mehr von ihm. Gott ruft euch zu jeder Zeit <strong>und</strong> an jedem Ort. (...)<br />

Stellt euch vor, Puttaparthi war ein kleines Dorf von gerade 106 Einwohnern<br />

<strong>und</strong> ist zu einer Stadt angewachsen, in der einige h<strong>und</strong>erttausend<br />

Menschen wohnen. Davon einmal abgesehen, Puttaparthi<br />

wird in Kürze ein Stern am Firmament der ganzen Welt sein, <strong>und</strong> es<br />

wird zum Wahrzeichen auf der Weltkarte werden. Wie uns der vorherige<br />

Sprecher sagte, haben die besonders herausragenden architektonischen<br />

Merkmale unseres Hospitals einen Ehrenplatz im amerikanischen<br />

Handbuch der Architektur für medizinische Institute erhalten.<br />

Prasanthi Nilayam wird die grösste Bedeutung in der Welt haben <strong>und</strong><br />

nicht Amerika, Japan, Deutschland, Italien, Frankreich usw.<br />

Die Studenten sollten ihr grosses Glück erkennen <strong>und</strong> sich alle Mühe<br />

geben, damit sie diese Freude erfahren können. Nur dann wird ihr<br />

Aufenthalt hier fruchtbar sein <strong>und</strong> ihr Leben die wahre Bedeutung bekommen.<br />

(19.10.99)<br />

Um die Göttlichkeit zu erreichen, reicht es nicht aus, die Namen Gottes<br />

zu singen. Gebt Gott eure Liebe. Diese Liebe gehört in Wirklichkeit<br />

nicht euch, sondern sie ist Gottes Gabe. Gebt Gott seine Gabe<br />

zurück. Was bringt ein langes Leben ohne diese Übergabe? Das ganze<br />

Leben gleicht einem Spiel der Puppen, <strong>und</strong> wann der Mensch<br />

stirbt, weiss niemand. Diese Art Leben ist nicht gut. Ihr solltet nur Gott<br />

lieben, niemanden sonst. Ihr solltet eure Liebe Gott schenken; ansonsten<br />

gleicht euer Leben einem Marktplatz. Ihr habt kein Recht, irgend-<br />

169


jemand anderen zu lieben. Das andere ist weltliche Liebe. Es ist ein<br />

Handelsgeschäft mit wechselseitigen Interessen. Gottes Liebe gibt<br />

<strong>und</strong> gibt <strong>und</strong> nimmt nicht. Wenn ihr all eure Liebe Gott gebt, wird er<br />

euch alles geben, alles, was ihr braucht. Es gibt nichts, das Gott nicht<br />

tun könnte. Er kann überall alles tun. Ob im tiefen Ozean oder auf<br />

dem Berg, in der Stadt oder im Dorf, im Wald oder im Himmel, in Wirklichkeit<br />

ist Gott überall. In jedem Zentimeter findet ihr die Göttlichkeit.<br />

Raum <strong>und</strong> Zeit sind von ihm durchdrungen. Alle verkörpern Gott. Gott<br />

ist nicht von euch getrennt. Kennt diese Wahrheit, erlebt sie, erfahrt<br />

sie, praktiziert sie, <strong>und</strong> geniesst die daraus entstehende Glückseligkeit.<br />

Das ist wahre Hingabe. Dann erhält das menschliche Leben seine<br />

wahre Bedeutung. Betrachtet alles als göttlich. (3.9.99)<br />

Das menschliche Leben ist die heiligste aller Lebensformen in Gottes<br />

gesamter Schöpfung. Gott inkarniert in menschlicher Form. Nichts ist<br />

höher als dieses menschliche Leben. Das Menschsein ist rein, heilig,<br />

selbstlos, jenseits von Eigenschaften, immer neu <strong>und</strong> makellos. (...)<br />

Die Geburt als Mensch ist die kostbarste <strong>und</strong> edelste. Gott hat alle beweglichen<br />

<strong>und</strong> unbeweglichen Dinge in der Welt erschaffen, vom<br />

Atom bis hin zum Makrokosmos. Seine Schöpfung reicht von Insekten<br />

<strong>und</strong> Würmern bis hin zu den grössten, gefährlichsten Tieren. Warum<br />

misst Gott dann dem Menschen die höchste Bedeutung bei? Es<br />

ist äusserst schwierig, ein Leben als Mensch zu erhalten. <strong>Der</strong> Mensch<br />

kann Dinge vollbringen, die keinem anderen Lebewesen möglich<br />

sind. Warum hat Gott den Menschen erschaffen? Das menschliche<br />

Leben findet nur dann seine Erfüllung, wenn jeder Mensch dessen<br />

Geheimnis <strong>und</strong> innere Bedeutung erkennt.<br />

<strong>Der</strong> Zweck des menschlichen Körpers liegt darin, die von Gott gesetzte<br />

Ordnung zu praktizieren. Aber der Mensch vergisst diese vorrangige<br />

Pflicht <strong>und</strong> schlägt den entgegengesetzten Weg ein. (16.10.99)<br />

Es ist ein seltenes Privileg, als Mensch geboren zu sein. Zeit ist wertvoll,<br />

das menschliche Herz ist kostbar <strong>und</strong> der Geist gleicht Nektar.<br />

Leider ist der Mensch nicht fähig, sein wahres Wesen, die Qualität<br />

<strong>und</strong> den Wert des Menschseins zu erkennen. Nicht die körperliche<br />

Form macht den Menschen aus; tatsächlich verkörpert der Mensch<br />

das Universum. Alle Kräfte, die den Kosmos durchdringen, liegen<br />

auch im Menschen verborgen. <strong>Der</strong> Mensch ist nicht fähig, seine eigenen<br />

Fähigkeiten zu erkennen, <strong>und</strong> nutzt nicht einmal einen Bruchteil<br />

davon. (...)<br />

170


Gott wohnt nicht an einem spezifischen Platz wie dem Paradies, dem<br />

Himmel, dem Berg Kailash oder einem anderen himmlischen Wohnort;<br />

dies sind vorübergehende Aufenthaltsorte. Das menschliche Herz<br />

ist Gottes wahrer Wohnsitz. Ihr braucht euch nicht auf die Suche nach<br />

Gott zu begeben. Gott ist nicht in einem fremden Land, sondern er ist<br />

in eurem Leben gegenwärtig. (...)<br />

Ihr haltet den heutigen Tag für sehr heilig. Wie das Denken, so die<br />

Empfindung. Entsprechend dem Zustand eures Geistes unterscheiden<br />

sich die Auswirkungen. Aber das Jahr 2000 ist in keiner Hinsicht<br />

schlecht. Dieses Jahr wird euch zu grossen Höhen führen. Die Göttlichkeit<br />

wird propagiert <strong>und</strong> das Einheitsprinzip wird vorangebracht<br />

werden. Sehr bald werden die Menschen aller Länder vereinigt werden.<br />

Ihr betrachtet heute Amerika, Russland, Japan, China, Pakistan,<br />

Indien usw. als getrennte Einheiten. Sehr bald werden sie vereint werden.<br />

Sogar die unversöhnlichsten Feinde werden die besten Fre<strong>und</strong>e<br />

werden. Niemand wird euch hassen <strong>und</strong> ihr werdet keine Feinde haben.<br />

Alle sind Brüder. Sehr bald werdet ihr die Wahrheit der Aussage<br />

„Bruderschaft der Menschen <strong>und</strong> Vaterschaft Gottes“ erfahren. Es ist<br />

der Slogan der Einheit der Menschheit. Betet alle mit reinem Herzen<br />

dafür, dass dies baldmöglichst geschieht. (...)<br />

Es besteht kein Gr<strong>und</strong> zur Sorge. Begegnet allen Ereignissen mit Liebe,<br />

transformiert alles in Liebe, erfüllt euer Leben mit Liebe, verkörpert<br />

Liebe. Dann wird in der ganzen Welt Frieden <strong>und</strong> Sicherheit herrschen.<br />

(1.1.2000)<br />

171


MISSVERSTÄNDNISSE UND ZWEIFEL<br />

Ohne Liebe zu Gott kann Gott nicht erkannt werden. Göttliche Energie,<br />

wie hoch <strong>und</strong> mächtig sie auch sei, muss selbst menschliche<br />

Form annehmen, wenn sie die Welt beschützen <strong>und</strong> fördern will. Nur<br />

diese menschliche Form schafft die Voraussetzung, dass alle auf sie<br />

hören <strong>und</strong> von ihr lernen, sie ehren <strong>und</strong> ihr dienen können. Diejenigen,<br />

die keine Liebe zum Göttlichen haben, werden diese Form lediglich<br />

als die eines Menschen ansehen, denn sie können das absolute<br />

Prinzip nicht begreifen. (3-37/38)<br />

(Erlebnisse am Chitravathi Flussbett. Ansprache über die Gefahren<br />

des Zweifels.) Unterwerft euch von jetzt an der Disziplin geistiger<br />

Übungen! Das ist die Lektion, die ihr hier lernen müsst. Andernfalls<br />

führen Pilgerfahrten nur zu einer Anhäufung von Pl<strong>und</strong>er - ihr kauft<br />

Devotionalien an all den Pilgerstätten, die ihr besucht. Das ist der Gewinn,<br />

den die Pilgerfahrten euch bringen: einen Raum voller Devotionalien.<br />

Ihr kommt von weit her, habt grosse Ausgaben, leidet unter<br />

der Kälte oder flieht vor der Hitze in den Schatten eines Baumes <strong>und</strong><br />

wartet tagelang auf das begehrte Interview mit mir. Aber schliesslich<br />

kehrt ihr zurück, <strong>und</strong> der Frieden <strong>und</strong> das Glück, die dieser Ort hier<br />

vermittelt, verflüchtigen sich.<br />

Die völlige Hingabe an Gott ist beglückend. Sie spendet Trost, stärkt<br />

<strong>und</strong> macht geduldig. Es stört den, der sich Gott ganz anvertraut hat,<br />

nicht, wenn ein anderer vor ihm zum Interview gerufen wird oder wenn<br />

einem anderen mehr Beachtung geschenkt wird. Er ist bescheiden<br />

<strong>und</strong> wartet, bis seine Zeit gekommen ist. Er weiss, dass es eine höhere<br />

Macht gibt, die mehr weiss <strong>und</strong> die gerecht <strong>und</strong> unparteiisch ist. Da<br />

er das weiss, wird er seine Sorgen <strong>und</strong> Nöte nur dem Herrn anvertrauen.<br />

Er würde sich nicht erniedrigen, indem er mit allen <strong>und</strong> jedem darüber<br />

spricht, denn was kann ein Mensch, der ebenso hilflos ist wie er<br />

selbst, schon tun, um ihm zu helfen. Nur jene, die fest an Gott glauben<br />

<strong>und</strong> bei ihm <strong>und</strong> bei niemand anderem Zuflucht suchen, verdienen<br />

den Nektar der Unsterblichkeit. <strong>Der</strong> Mensch sollte immer die Gesellschaft<br />

guter <strong>und</strong> gottesfürchtiger Fre<strong>und</strong>e suchen <strong>und</strong> sich in Gedanken<br />

ständig mit der Herrlichkeit des Herrn beschäftigen. Das sind die<br />

Zeichen eines echten Devotees. Jene, die sich beklagen, ärgerlich<br />

werden <strong>und</strong> ihre Nöte jedem, der ihnen begegnet, mitteilen, um Mitgefühl<br />

zu erwecken, können niemals als Devotees angesehen werden.<br />

Das wäre eine Fehlbezeichnung. Sie lassen in dem ernsthaften Gott-<br />

172


sucher Zweifel an dem spirituellen Weg aufkommen. Ernsthafte Menschen<br />

fühlen sich diesen Pseudo-Devotees überlegen. Und das ist<br />

so! Es ist eine grosse Verantwortung, den Weg, der zu Gott führt, zu<br />

gehen. Auf diesem Weg gibt es kein Abgleiten, keine Unterbrechung,<br />

kein Zögern <strong>und</strong> keine Umwege. Es geht immer höher, höher <strong>und</strong> höher,<br />

bis zum Gipfel des Berges.<br />

Obwohl ihr mehr Verantwortung habt, glaubt mir, könnt ihr euch<br />

glücklich preisen. Verneint nicht mit der Zunge, woran ihr in eurem<br />

Herzen Gefallen findet. Verleugnet nicht eure eigene Erfahrung. Bekrittelt<br />

<strong>und</strong> verspottet nicht, was ihr in eurem Herzen verehrungs- <strong>und</strong><br />

anbetungswürdig findet, sobald ihr in eine Gesellschaft geratet, die<br />

sich darüber lustig macht. Man sagt, dass es für einen Devotee leicht<br />

sei, überall den Herrn zu finden. Es ist aber nicht so leicht, sondern<br />

sehr schwer für den Herrn, einen Devotee zu finden, der einen unerschütterlichen<br />

Glauben hat <strong>und</strong> der sich ihm völlig hingibt. Nur das<br />

Rezitieren der Namen des Herrn - ständig, unaufhörlich <strong>und</strong> mit ganzem<br />

Herzen - kann solch eine Haltung erzeugen. Das muss so beständig<br />

sein wie das Atmen <strong>und</strong> für euch ebenso lebensnotwendig<br />

werden. Das ist die richtige Andacht <strong>und</strong> Meditation für euch. Durch<br />

das Rezitieren des Gottesnamens werdet ihr in den Nektar der Unsterblichkeit<br />

(amrita) eingetaucht <strong>und</strong> bekommt nicht nur einen Tropfen<br />

auf der Zunge zu kosten.<br />

Könnt ihr euch meine Gefühle vorstellen, wenn ich bemerke, dass ihr<br />

trotz meiner Gegenwart <strong>und</strong> meiner Belehrungen diese Disziplin noch<br />

nicht aufgenommen habt? Ihr huldigt mir nur <strong>und</strong> macht mir Komplimente;<br />

ihr nennt mich eine Schatzkammer der Gnade, ein Meer der<br />

Glückseligkeit. Beginnt mit der Rezitation des Namens; erfühlt, wie<br />

lieblich er ist; saugt ihn auf <strong>und</strong> lasst ihn auf der Zunge zerfliessen; erfahrt<br />

seine tiefste Bedeutung; denkt über seine Herrlichkeit nach;<br />

lasst ihn ein Teil eurer selbst werden <strong>und</strong> lasst die spirituelle Freude<br />

in euch erstarken. Das ist es, was mir Freude bereitet. (...)<br />

<strong>Der</strong> Glaube kann nur stark werden, wenn er über lange Zeit gepflegt<br />

wird. Die Alten sind von den Dämonen des Zweifels besessen. Ich<br />

weiss, dass viele hier Zweifel haben. Sie glauben, ich hätte ein Gefäss<br />

mit dem Nektar (amrita), den ich verteilen will, irgendwo im Sand<br />

verborgen, an einem Platz, der nur mir bekannt ist. Darum habe ich einige<br />

von diesen unter euch gebeten, zu bestimmen, wo wir uns niederlassen.<br />

Kasturi hatte heute Morgen vorgeschlagen, einen Sandhügel<br />

aufzuwerfen, auf dem ich sitzen könne, damit die Tausende, die<br />

hier versammelt sind, das Materialisieren des Nektars besser sehen<br />

173


können. Ich habe dem nicht zugestimmt, denn ich wusste genau,<br />

dass die Zweifler sofort behaupten würden, der Hügel sei nur aufgeworfen<br />

worden, um den Nektar darunter zu verbergen. Dieser Zweifel<br />

ist wahrlich ein Bestandteil der dämonischen Natur, denn er zerfrisst<br />

die Gr<strong>und</strong>lage des Glaubens. Er beschneidet die Flügel der Freude,<br />

dämpft die Begeisterung <strong>und</strong> trübt die Hoffnung. Die mit ihm behaftet<br />

sind, können das Ziel selbst nach tausend Wiedergeburten nicht erreichen.<br />

Natürlich, wenn ihr Zweifel habt, dann müsst ihr die Gelegenheit<br />

wahrnehmen, diese durch eigenen Augenschein <strong>und</strong> eigene Erfahrung<br />

zu klären. Aber verleugnet später nicht wieder die Wahrheit,<br />

von der ihr einmal überzeugt wart, <strong>und</strong> hört nicht auf die Stimmen des<br />

Hasses <strong>und</strong> der Engstirnigkeit. Lasst euch nicht von Leuten beeinflussen,<br />

denen ihr nicht euren Geldbeutel anvertrauen würdet. Es sind in<br />

der Tat die Worte solcher Leute, durch die viele in die Irre geführt werden.<br />

Das ist wirklich ein bedauerlicher Zustand, nicht wahr?<br />

Kommt zu mir, bereit zu lernen, Fortschritt zu machen, euch selbst in<br />

mir zu sehen - <strong>und</strong> ich werde euch willkommen heissen <strong>und</strong> euch den<br />

Weg zeigen. Das wird euch zum Segen gereichen. Alle Heiligen<br />

Schriften, alle Texte wie die Bhagavadgita, welche die Milch der upanishadischen<br />

Kühe ist, sind dazu bestimmt, dieses Verlangen in euch<br />

wachzurufen.<br />

Dieses Verlangen ist wie das der Schlingpflanze nach dem Baumstamm,<br />

des Magneten nach dem Eisen, der Biene nach der Blume,<br />

des Wassers nach dem Wasserfall, des Flusses nach dem Meer. <strong>Der</strong><br />

Schmerz des Getrenntseins muss das Herz zerfressen. Das ganze<br />

Sein muss nach dem Einswerden verlangen. Zaudert nicht, ändert<br />

nicht eure Meinung, probiert nicht verschiedene Namen <strong>und</strong> Formen<br />

aus. Das ist Zeit- <strong>und</strong> Energieverschwendung. Ununterbrochenes<br />

Kontemplieren über den Herrn erzeugt auf eurer Zunge ständig den<br />

Geschmack des süssen Nektars.<br />

Wenn ihr diesen Weg nicht geht, macht ihr euch doppelt schuldig,<br />

denn ihr seid mir begegnet. Es ist verständlich, dass die Form Zweifel<br />

hervorruft. Wenn ihr nur den Namen hört oder anruft, könnt ihr eure<br />

Einbildungskraft benutzen, um ein Bild entstehen zu lassen, welches<br />

eurer eigenen Vorstellung entspricht. Lasst euch nicht von Zweifeln<br />

verführen, wenn ihr der Form begegnet. Nutzt den Augenblick <strong>und</strong><br />

macht das Leben lebenswert. 28.12.60, (16-15/18)<br />

<strong>Der</strong> Gouverneur von Uttar Pradesh ist von dem fernen Himalayagebirge<br />

in dieses kleine Dorf, das von winzigen Hügeln umgeben ist, ge-<br />

174


kommen, um den Gr<strong>und</strong>stein für eure Schule zu legen! Dadurch sollte<br />

euch eines klar werden: Mit ernsthafter spiritueller Anstrengung können<br />

auch die grössten Schwierigkeiten überw<strong>und</strong>en werden. Das<br />

ganze Dorf Puttaparthi <strong>und</strong> selbst die umliegenden Dörfer sind heute<br />

voller Freude. Auch ich bin sehr glücklich, denn es ist nicht nur ein<br />

Gebäude, das an diesem Platz errichtet wird. Es ist der Beginn einer<br />

neuen Zeit des Wohlstandes <strong>und</strong> des Fortschritts. Er legt nicht nur<br />

den Gr<strong>und</strong>stein für ein neues Schulgebäude, sondern für die Bildung<br />

selbst. (...)<br />

Ich glaube, diese Veranstaltung ist die Krönung der diesjährigen Geburtstagsfeierlichkeiten,<br />

denn ich sehe die Bauern mit strahlenden<br />

Gesichtern, voller Hoffnung <strong>und</strong> Freude. Auch die Menschen in diesem<br />

Dorf haben endlich erkannt, was sie all diese Jahre durch eigenes<br />

Verschulden verpasst haben. (...)<br />

In der Vergangenheit haben sich die Dorfbewohner über die Berichte<br />

von meinen W<strong>und</strong>ern die Köpfe zerbrochen. Deshalb konnten sie von<br />

der einzigartigen Gelegenheit vor ihrer eigenen Tür keinen Gebrauch<br />

machen. Sie sahen nur das Licht, aber sie fühlten nicht die Wärme.<br />

Das zeigt, dass sie trotz der physischen Nähe in Wirklichkeit weit, weit<br />

entfernt waren. Sie sahen den Glanz, die Pracht <strong>und</strong> die Herrlichkeit,<br />

aber sie kamen nicht nahe genug, um die Wärme meines Herzens zu<br />

spüren. Verstrickt in das Unwahre <strong>und</strong> Vergängliche, versäumen die<br />

Menschen die goldene Gelegenheit, das Wahre <strong>und</strong> Ewige zu erfassen.<br />

Sie wissen nicht, die Früchte zu schätzen, die an den Ästen des<br />

Baumes in ihrem eigenen Garten wachsen. Sie pflücken sie, bevor<br />

sie reif sind <strong>und</strong> behaupten dann, sie seien sauer. Die Menschen vergessen<br />

Gott <strong>und</strong> fallen ihrem eigenen Stolz <strong>und</strong> ihrer Habsucht zum<br />

Opfer.<br />

Es ist eine Tatsache, dass der Name Puttaparthi heute Millionen bekannt<br />

ist, die ihn in dankbarer Erinnerung behalten. Er wird in die Geschichte<br />

eingehen <strong>und</strong> unsterblich werden. Kein anderes Dorf kann<br />

sich so glücklich schätzen, aber ihr habt lange gebraucht, um das zu<br />

erkennen. Seit zwanzig Jahren versucht ihr, die Wogen der Uneinigkeit<br />

in diesem Dorf zu glätten. Während dieser Zeit haben viele andere<br />

Dörfer sich um meine Gnade <strong>und</strong> meinen Segen bemüht <strong>und</strong> ihn<br />

erhalten. Devotees haben verschiedentlich versucht, mich zu überreden,<br />

diese vergiftete Atmosphäre zu verlassen <strong>und</strong> mich in einer<br />

Stadt wie Madras oder Bangalore oder in einer anderen, ruhigen,<br />

ländlichen Gegend niederzulassen. Aber ich sage euch mit aller Bestimmtheit:<br />

Dieser Baum muss an demselben Ort wachsen, an dem er<br />

175


als Sämling gepflanzt wurde. Er wird nicht verpflanzt werden. Ich<br />

gebe diesen Ort nicht auf, ich nicht. Dieser Ort wird zu einem Wallfahrtsort<br />

wie Tirupathi werden, <strong>und</strong> wer jetzt ein Kind ist, wird diesen<br />

Aufschwung miterleben. 23.11.60, (16-7/8)<br />

<strong>Sai</strong> ist jenseits des schärfsten Intellekts, er entzieht sich dem durchdringendsten<br />

Verstand. Nun, auch die Weisen <strong>und</strong> Rishis waren nicht<br />

in der Lage, die sublimen Feinheiten Gottes zu erfassen, sondern hatten<br />

nur eine Ahnung davon. Versucht deshalb nicht, mich zu ergründen.<br />

Habt einen festen Glauben <strong>und</strong> findet euer Glück in selbstloser<br />

Liebe. Das ist das Beste, was ihr tun könnt. Tut es, es wird euch von<br />

Nutzen sein. 26.2.61, (16-21/22)<br />

Gebt dem Geschwür des Zweifels keinen Raum. Warum streitet ihr<br />

euch über meine Natur, über diese oder jene Frage, die mich betrifft?<br />

Wer ist dieser <strong>Baba</strong>, über den ihr diskutiert <strong>und</strong> debattiert? Was kümmert<br />

es euch, wer oder was ich bin? Für euch ist euer Ziel, euer Ideal,<br />

eure Erfahrung <strong>und</strong> eure Anstrengung wichtig, ist es nicht so? Warum<br />

macht ihr euch dann Gedanken über meine Herkunft, mein Wesen,<br />

mein Geheimnis <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er? Das Wesentliche ist die Hand. <strong>Der</strong><br />

Kelch, den sie hält, ist zweitrangig. Das Materielle ist weniger wichtig<br />

als das Absolute, als die f<strong>und</strong>amentale Wirklichkeit, das reine Sein.<br />

Was nützt es, die Zeit damit zu verschwenden, das Wesen des Göttlichen<br />

erfassen zu wollen, wenn ihr nicht in der Lage seid, jene f<strong>und</strong>amentale<br />

Wirklichkeit in eurer eigenen Tiefe zu finden. Offen gesagt,<br />

ihr könnt mich nur verstehen, wenn ihr euch selbst, eure eigene Wirklichkeit<br />

verstanden habt. <strong>Der</strong> auf das Materielle ausgerichtete Verstand<br />

kann nur das Materielle begreifen. Er kann nicht in anderen Kategorien<br />

denken. (...)<br />

Ihr werdet sehen, dass ich die selbstlose Liebe selbst bin, dass ich<br />

durch diese Liebe nur eines weitergebe, nämlich Glückseligkeit. Es ist<br />

meine Aufgabe, Trost zu spenden, Mut einzuflössen <strong>und</strong> inneren Frieden<br />

zu geben. Das bedeutet, dass mein Wesen das des Einen ist, wie<br />

es zu allen Zeiten war, nur die Form, in der es sich manifestiert hat, ist<br />

neu. Mein Wunsch - mit Worten unzulänglich ausgedrückt - ist: Immer<br />

mehr von euch sollen sich zu mir hingezogen fühlen. Dieser Wunsch<br />

kann nur dadurch verwirklicht werden, dass ich Form annehme <strong>und</strong><br />

mich nun unter euch bewege.<br />

Diejenigen unter euch, welche die Entwicklung der Ereignisse verfolgt<br />

haben, werden das inzwischen erkannt haben. Aber auch den Besten<br />

176


unter euch wird nur ein Bruchteil meines Geheimnisses offenbart. Ihr<br />

gleicht einem Telugu Publikum, das einen Film in Tamil sieht oder umgekehrt.<br />

Die feineren Nuancen, die tieferen Bedeutungen könnt ihr<br />

nicht verstehen. Meine Sprache, die Rolle, die ich spiele, die Aufgabe,<br />

für die ich gekommen bin, kann nur der zu verstehen beginnen, der<br />

sich den ganzen Film ansieht, unvoreingenommen <strong>und</strong> aufmerksam<br />

beobachtet <strong>und</strong> geduldig die Bedeutung jedes Wortes zu verstehen<br />

sucht.<br />

Die Sprache ist eigentlich ein Hindernis im Umgang mit mir. Die Sprache<br />

hat ihren Platz im Zusammenleben der Menschen. Sie drückt ihre<br />

Gefühle aus, verbirgt ihre Schwächen <strong>und</strong> formt ihre Gedanken. Ich<br />

aber höre <strong>und</strong> spreche die Sprache des Herzens. Worte, die von der<br />

Zunge des Menschen geformt werden, verwirren, sie rufen Spaltung<br />

<strong>und</strong> Uneinigkeit hervor, sie errichten Schranken. Die Worte, die vom<br />

Herzen kommen, strahlen Liebe aus <strong>und</strong> schaffen Einigkeit.<br />

Dem Bemühen, eine höhere Bewusstseinsstufe zu erklimmen, muss<br />

die Läuterung des Charakters vorangehen. Das ist sehr wichtig. Spirituelle<br />

Anstrengungen, die von Unreinheit, Bosheit <strong>und</strong> Falschheit<br />

begleitet werden, haben keinen Wert. Sie gleichen dem Schmuck auf<br />

dem Kopf der Kobra, der von Gift <strong>und</strong> Grausamkeit eingerahmt ist. Es<br />

gibt Leute, die hierherkommen <strong>und</strong> ihren Weg zu innerem Frieden<br />

<strong>und</strong> Glück finden, aber nach Jahren des Dienens <strong>und</strong> Weitergebens<br />

fallen sie der Unbeständigkeit zum Opfer <strong>und</strong> versinken wieder in<br />

dem alten Morast. Sie sinken so tief, dass sie ihre eigenen Erfahrungen<br />

verleugnen <strong>und</strong> ihrem Gewissen zuwiderhandeln. Nicht, dass ich<br />

darauf aus wäre, dass sie mich verehren oder mir nachfolgen. Keineswegs.<br />

Ich verlange nur, dass die Wahrheit vertreten wird, gleichgültig,<br />

in welcher Gesellschaft ihr euch befindet. Ihr müsst den Mut<br />

der Überzeugung haben, der euch helfen wird, der Versuchung zu widerstehen,<br />

das zu verleugnen, was euch lieb <strong>und</strong> teuer ist.<br />

Andere wiederum werden überwältigt von dem hysterischen Gebaren<br />

gewisser Schwachköpfe, von denen gesagt wird, dass ich durch sie<br />

sprechen oder handeln würde. Ich wiege mich nicht hin <strong>und</strong> her <strong>und</strong><br />

rede zusammenhangloses Zeug. Glaubt mir, ich mache keinen solchen<br />

Unsinn! Ich benutze andere nicht als Medien. Das habe ich nicht<br />

nötig. Selbst diejenigen, die jahrelang ihren Körper quälen <strong>und</strong> die<br />

Schmerzen asketischer Übungen erdulden, bis die Ameisen sie überwältigen<br />

<strong>und</strong> sie steif wie Baumstümpfe geworden sind, haben<br />

Schwierigkeiten, die Wirklichkeit des Herrn zu erkennen. Wie können<br />

dann Nichtstuer, die es sich wohlergehen lassen <strong>und</strong> Sklaven ihrer<br />

177


Sinne sind, behaupten, das Ziel der Selbstverwirklichung erreicht zu<br />

haben? Ihr Tun <strong>und</strong> Lassen ist eitel <strong>und</strong> nichtssagend. Wer sich ihnen<br />

zuwendet <strong>und</strong> sie verehrt, wendet sich von mir ab <strong>und</strong> ist auf dem falschen<br />

Weg.<br />

Wie kann das Vollkommene Zeit damit verschwenden, sich das Gewand<br />

der Unvollkommenheit anzulegen? Wenn Gott Form angenommen<br />

hat, glaubt mir, dann wird er nicht minderwertige Gefässe füllen,<br />

dem Unechten Glanz verleihen oder sich in unreinen Körpern manifestieren.<br />

Darum unterstützt solche Falschheit nicht <strong>und</strong> stürzt diese<br />

Unglücklichen nicht ins Verderben. Seid streng mit ihnen. Das wird sie<br />

heilen. Diejenigen, die das Funkeln des Diamanten gesehen haben,<br />

können nicht durch billigen Glasschmuck getäuscht werden. <strong>Der</strong> Herr<br />

ist der Diamant, gleichgültig, mit welchem Namen ihr ihn anruft. Aber<br />

gläserner Schmuck kann nicht in Diamanten verwandelt werden, wie<br />

lautstark <strong>und</strong> überzeugend er auch angepriesen werden mag. 4.3.62,<br />

(16-95/97)<br />

Lasst euch nicht von dem Zynismus <strong>und</strong> der destruktiven Kritik beeinflussen,<br />

die das spirituelle Leben von heute vergiften. Steht zu eurer<br />

eigenen Erfahrung, werdet euch selbst <strong>und</strong> mir nicht untreu. Mein<br />

Name ist <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong>, <strong>und</strong> er bedeutet: “Er, der sich auf die Wahrheit<br />

verlässt.” 4.3.62, (16-99)<br />

Ihr könnt jeden Ort, an dem ihr seid, zu einem Prashanti Nilayam machen.<br />

Werdet Teil meines historischen Wirkens. Trennt euch nicht von<br />

mir. Diese Nähe ist eine Folge eures in vielen Inkarnationen angesammelten<br />

günstigen Schicksals. Wenn ihr diese Verbindung jetzt<br />

abbrecht <strong>und</strong> andere Wege geht, werdet ihr später weinend ausserhalb<br />

der Tore stehen <strong>und</strong> um Einlass bitten. Befreit euch von törichten<br />

Illusionen <strong>und</strong> Zweifeln, von billigen Wünschen <strong>und</strong> von Verlangen -<br />

<strong>und</strong> ihr dürft eins mit mir werden. 7.3.62, (16-107)<br />

Ich ermahne euch oft, mich nicht mit diesem speziellen körperlichen<br />

Gebilde zu identifizieren. Aber ihr versteht es nicht. Ihr ruft mich mit einem<br />

Namen an <strong>und</strong> glaubt, ich hätte nur diese eine Form. Aber denkt<br />

daran: Es gibt keinen Namen, den ich nicht trage, keine Form, die ich<br />

nicht bin. 24.11.62, (16-161)<br />

Da wir von Glauben sprechen, muss ich euch vor etwas warnen. Es<br />

gibt an verschiedenen Orten Leute, die für das Abhalten von Veran-<br />

178


staltungen, den Bau von Tempeln <strong>und</strong> besondere Gottesdienste Geld<br />

sammeln <strong>und</strong> dabei meinen Namen benutzen. Diese Leute haben<br />

kein Recht dazu, <strong>und</strong> es ist gegen meinen Wunsch <strong>und</strong> Willen. Ermutigt<br />

solche Gepflogenheiten, die ich verurteile, nicht, indem ihr diesen<br />

Aufforderungen nachkommt. Es gibt noch eine andere Art von Leuten,<br />

die sich euren Glauben zunutze machen. Sie geben an, sie seien<br />

von mir “besessen”. Ich würde durch ein Medium oder sonst etwas zu<br />

ihnen “sprechen”. Behandelt solche Leute <strong>und</strong> ihre Agenten als Betrüger.<br />

Wenn ihr das nicht tut, macht ihr euch ebenso wie sie des Betruges<br />

schuldig.<br />

Wieder andere prahlen mit einem Bild, das ich ihnen gegeben habe,<br />

oder mit irgendeinem anderen Zeichen meiner Gnade <strong>und</strong> scharen<br />

eine Gefolgschaft von Anhängern <strong>und</strong> Bew<strong>und</strong>erern um sich, von denen<br />

sie dann Geld einkassieren. Manche sagen sogar: “<strong>Baba</strong> hat<br />

mich geschickt <strong>und</strong> gesagt, du sollst mir Geld geben.” Oder sie sagen:<br />

“<strong>Baba</strong> hat mir dies gegeben” oder “<strong>Baba</strong> hat mich so <strong>und</strong> so besonders<br />

gesegnet”, <strong>und</strong> dann bitten sie um eure Hilfe, Unterstützung <strong>und</strong><br />

um Geld. Ich bitte euch, euch von derartigen Leuten fernzuhalten <strong>und</strong><br />

sie mit Nichtachtung zu strafen - wer sie auch sein mögen. 25.11.62,<br />

(16-163)<br />

Es ist natürlich ganz verständlich, dass ihr gelegentlich Zweifel bezüglich<br />

meiner Form, meiner Worte <strong>und</strong> meines Handelns habt, aber<br />

wenn es euch ernsthaft darum geht, meine Wirklichkeit kennenzulernen,<br />

dann müsst ihr beobachten, wie ich meine <strong>Lehre</strong>n in die Tat umsetze,<br />

<strong>und</strong> mir folgen. Dann wird sich euch meine göttliche Wirklichkeit<br />

ganz bestimmt offenbaren. Wenn ihr jedoch diese Form nur mit<br />

euren Augen seht, stellt ihr - ohne euren Verstand <strong>und</strong> eure höhere<br />

Intelligenz zu benutzen - Vermutungen an <strong>und</strong> kommt zu Schlussfolgerungen,<br />

die eurer eigenen Phantasie entspringen. Ihr erlaubt sogar<br />

eurem Glauben <strong>und</strong> eurer Hingabe, in falsche Kanäle zu fliessen. Davon<br />

rate ich euch dringend ab. 22.11.70, (21-250/253)<br />

Diese Manifestation Gottes, die Wahrheit, Liebe, Schönheit ist, antwortet<br />

auf alle Gebete, in denen der Herr mit einem seiner vielen Namen<br />

angerufen wird. Er hat unendliche Geduld <strong>und</strong> ist voller Mitgefühl,<br />

obwohl er diese Form mit menschlichen Zügen <strong>und</strong> scheinbar<br />

menschlichen Schwächen angenommen hat, denn um den Menschen<br />

vor sich selbst zu retten, muss er ihm, der voller Unzulänglichkeiten<br />

ist, auf dessen Ebene begegnen. Dem Menschen muss ge-<br />

179


zeigt werden, wie er den Wirkungskreis seiner Liebe erweitern <strong>und</strong> die<br />

Reichweite seiner Erkenntnis ausdehnen kann. Wer nicht fähig ist, die<br />

Menschheit als Einheit zu sehen, kann nicht als gläubig bezeichnet<br />

werden, denn die Menschheit ist die Nachkommenschaft Gottes. Das<br />

Göttliche ist der Faden, welcher die Vielfalt der Blüten zu einer Girlande<br />

verbindet. 18.12.70, (21-256)<br />

180


DIE LEHRE ÜBER DIE ZEITLOSE WEISHEIT UND<br />

WAHRHEIT<br />

<strong>Der</strong> Mensch ist das einzige Lebewesen, das mit Intuition <strong>und</strong> Unterscheidungsvermögen<br />

begabt <strong>und</strong> daher in der Lage ist, sich zu den<br />

Höhen der Erkenntnis des Göttlichen Selbst aufzuschwingen. Aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong> wird der Mensch als “die Krone der Schöpfung” gepriesen,<br />

<strong>und</strong> die Shastras verkünden, dass es ein sehr seltenes Privileg<br />

ist, als Mensch geboren zu werden. <strong>Der</strong> Mensch besitzt die Fähigkeiten,<br />

die erforderlich sind, den Ursprung der Schöpfung zu ergründen.<br />

Er nutzt die Kräfte <strong>und</strong> Gaben der Natur, die gesamte Schöpfung, um<br />

Frieden, Wohlstand <strong>und</strong> Sicherheit in der Welt <strong>und</strong> sein eigenes<br />

Glück zu fördern. Das wird von den Veden gutgeheissen.<br />

Die Veden sind die Gr<strong>und</strong>lage für den Glauben von Millionen. Sie sind<br />

wahrlich die Worte Gottes. Die Hindus glauben, dass die Veden weder<br />

Anfang noch Ende haben. Gott hat immer zu den Menschen gesprochen.<br />

Es handelt sich nicht um Bücher, die von Autoren geschrieben<br />

wurden, sondern um <strong>Offenbarung</strong>en, welche vielen Suchern, die<br />

auf dem Weg zum höchsten Ziel waren, von Gott gewährt wurden. Es<br />

gab die Veden schon, bevor sie dem Menschen als Wegweiser offenbart<br />

wurden, <strong>und</strong> es wird sie geben, selbst wenn der Mensch den<br />

Weg vergessen sollte. Sie sind weder irgendwann in grauer Vorzeit<br />

entstanden, noch können sie jemals ausgelöscht werden. Auch die<br />

göttliche Urordnung, welche die Veden enthüllen, ist ohne Anfang <strong>und</strong><br />

ohne Ende, denn sie bezieht sich auf das höchste Ziel.<br />

Natürlich mögen einige einwenden, dass das Göttliche Gesetz, da es<br />

sich auf das höchste Ziel bezieht, zwar kein Ende hat, aber doch sicher<br />

einen Anfang gehabt haben muss. Die Veden erklären, dass der<br />

Kreislauf von Schöpfung <strong>und</strong> Auflösung keinen Punkt hat, an dem etwas<br />

beginnt oder aufhört. Es ist ein Rad, das sich ständig dreht. Es<br />

gibt auch keine Veränderung in der Stärke kosmischer Energie - sie<br />

nimmt weder ab noch nimmt sie zu, sie bleibt sich immer gleich. Die<br />

Schöpfung <strong>und</strong> der Schöpfer sind zwei parallele Linien, deren Anfänge<br />

unbekannt <strong>und</strong> deren Ende <strong>und</strong>enkbar sind. Sie bewegen sich für<br />

immer <strong>und</strong> ewig in gleichen Abständen voneinander. Obwohl der Wille<br />

<strong>und</strong> die Macht Gottes ständig am Wirken sind, werden sie dem<br />

menschlichen Geist für immer unverständlich bleiben.<br />

Das höchste Absolute ist, nach Auffassung der Inder, d.h. derer, die<br />

sich als Erben vedischer Kultur betrachten, die Unendlichkeit selbst.<br />

“Es erhebt sich in die hohen Himmel <strong>und</strong> bewegt sich frei in diesen<br />

181


Weiten”, so wurde es schon in vorgeschichtlicher Zeit beschrieben.<br />

Das Studium dieser Vorstellung des Göttlich-Absoluten erlitt im Laufe<br />

der Geschichte viele Rückschläge, aber sie blieb lebendig <strong>und</strong> breitet<br />

sich heute immer mehr aus. Das ist der Beweis der Kraft, die dieser<br />

<strong>Offenbarung</strong> innewohnt. Die Darstellungen des höchsten Zieles, wie<br />

sie im Judentum, im Christentum <strong>und</strong> in der zarathustrischen Religion<br />

zu finden sind, lassen das Bestreben erkennen, dieses Konzept der<br />

Gottesvorstellung in den eigenen Glauben einzubeziehen <strong>und</strong> es als<br />

Teil der eigenen Kultur zu übernehmen. So hat es die anderen Religionen<br />

stark beeinflusst, während es in dem Land seines Ursprungs<br />

nie überfremdet wurde. Es betonte die Übereinstimmung von verschiedenen<br />

Anschauungen <strong>und</strong> trug dadurch zum gegenseitigen Verständnis<br />

bei. Im Vergleich zu dem von den vedischen Heiligen entdeckten<br />

Strom des Wissens, der ständig weiterfliesst, erscheinen die<br />

anderen Glaubensrichtungen wie stagnierende Gewässer. (5-13/14)<br />

Den Glauben in dieses Göttliche Selbst zu vertiefen <strong>und</strong> es von ganzem<br />

Herzen zu lieben - das ist wirklicher Gottesdienst. Das Göttliche<br />

ist die einzige wirkliche Liebe des Menschen. Fühlt, dass es liebenswerter<br />

ist als alles andere - jetzt <strong>und</strong> für alle Zeiten. Das ist die wahre<br />

Verehrung, die der Mensch Gott entgegenbringen kann. Das ist es,<br />

was die Veden lehren. Sie verlangen nicht das Einhalten beängstigender,<br />

harter Vorschriften <strong>und</strong> Einschränkungen; sie halten den<br />

Menschen nicht ein vor Augen, in dem sie hinter den Gittern “Ursache<br />

<strong>und</strong> Wirkung” eingesperrt sind. Sie lehren, dass hinter all den Regeln<br />

<strong>und</strong> Einschränkungen der Eine als Herr <strong>und</strong> Gebieter regiert. <strong>Der</strong> Eine,<br />

welcher die Substanz aller Dinge, der Ursprung jeder Form von<br />

Energie, der Kern eines jeden Atoms ist, unter dessen Befehl allein<br />

die fünf Elemente - Äther, Luft, Feuer, Wasser <strong>und</strong> Erde - ihre Funktionen<br />

ausüben. “Liebt Gott, verehrt ihn, betet ihn an”, sagen die Veden.<br />

Das ist die grossartige Philosophie der Liebe, welche in den Veden<br />

ausführlich beschrieben wird.<br />

Das grösste Geheimnis liegt darin, dass der Mensch in seiner Beziehung<br />

zur Welt einem Lotosblatt gleichen sollte, welches auf dem<br />

Wasser schwimmt <strong>und</strong> doch nicht nass wird. Natürlich ist es auch gut,<br />

Gott zu lieben <strong>und</strong> anzubeten, um sich dadurch hier oder im Jenseits<br />

Verdienste zu erwerben, aber da es nichts gibt, das kostbarer ist als<br />

Gott, raten die Veden, Gott bedingungslos zu lieben. Liebt, weil ihr lieben<br />

müsst, liebt um der Liebe willen. Liebt Gott allein, denn was er<br />

euch geben kann, ist nichts weniger als sich selbst. Liebt nur ihn,<br />

182


ohne nach etwas anderem zu verlangen. Das ist die höchste der vedischen<br />

<strong>Lehre</strong>n. (5-15)<br />

Liebe, die vom Göttlichen Selbst ausgeht, ist rein <strong>und</strong> erhaben. Aber<br />

da der Mensch an viele selbstsüchtige Beziehungen, die er für Liebe<br />

hält, geb<strong>und</strong>en ist, glaubt er, dass er selbst nichts weiter als ein isoliertes<br />

Individuum sei. Dadurch beraubt er sich der Fülle der allumfassenden<br />

göttlichen Liebe. <strong>Der</strong> Mensch muss die Gnade Gottes gewinnen.<br />

Wenn das geschehen ist, kann er sich vom Körperbewusstsein<br />

lösen <strong>und</strong> sich mit dem Göttlichen Selbst identifizieren. Dieser Schritt<br />

wird in den Veden als die Befreiung von allen Bindungen oder als Erlösung<br />

bezeichnet. Das einzige Mittel, das zu diesem Sieg führt, ist,<br />

gegen die Neigung, sich an das Körperbewusstsein zu klammern, anzukämpfen.<br />

Nur so kann die Gnade Gottes gewonnen werden. Um<br />

dieses Ziel zu erreichen, werden spirituelle Übungen wie z.B. philosophisches<br />

Forschen, Beherrschung der Sinne <strong>und</strong> andere Disziplinen<br />

empfohlen. Übungen dieser Art helfen, das Bewusstsein zu läutern,<br />

das dann wie ein blanker Spiegel das Göttliche Selbst reflektiert. Dieser<br />

Weg, der durch die Läuterung des Bewusstseins zu höchster<br />

Weisheit führt, ist für alle, die reinen Herzens sind, leicht zu begehen.<br />

Das ist die zentrale Wahrheit, um die es bei der Suche nach der letzten<br />

Wirklichkeit geht. Sie ist der Lebensatem der vedischen <strong>Lehre</strong>. (5-<br />

16/17)<br />

Die Veden zeigen euch das Ideal, dem ihr folgen müsst, <strong>und</strong> den<br />

Weg, der zur Selbsterkenntnis führt. Dieses Ideal ist die Erkenntnis<br />

der höchsten Wahrheit, zu dem der Intellekt des Menschen keinen<br />

Zugang hat, weil sie jenseits der Welt der Sinne liegt. Die Veden erinnern<br />

daran, dass das körperlose Göttliche Selbst im Körper des Menschen<br />

residiert. So ist der Mensch selbst die Verkörperung des Göttlich-Absoluten,<br />

das allein wirklich <strong>und</strong> ewig ist. Alles andere ist unwirklich<br />

<strong>und</strong> vergänglich.<br />

Die Veden haben nur Form angenommen, um auf die Existenz Gottes<br />

hinzuweisen <strong>und</strong> ständig daran zu erinnern. Jene, die das höchste<br />

Ziel durch spirituelle Anstrengungen erreicht haben, sind alle den vedischen<br />

Pfad gegangen <strong>und</strong> haben bei ihrer Suche nach der Wahrheit<br />

die vedischen <strong>Lehre</strong>n befolgt. (5-17)<br />

Viele mögen sich fragen, was wohl ein Mensch empfindet, der das Ziel<br />

vollkommener Bewusstheit erreicht hat. Sein Leben ist von unübertrof-<br />

183


fener Glückseligkeit erfüllt <strong>und</strong> erfährt die Einheit von Gedanken, Gefühlen<br />

<strong>und</strong> Wissen. Er befindet sich in Ekstase, versunken in das Eine<br />

<strong>und</strong> Einzige, in das ewige Göttliche Prinzip, das allein während des Lebens<br />

Freude vermitteln kann. Nur das <strong>und</strong> nichts anderes ist wahre<br />

Freude. Gott ist der Inbegriff ewiger, ungetrübter Freude. (...)<br />

Fülle ist Ganzheit. Ganzheit bedeutet “Eines” <strong>und</strong> nicht zwei oder drei.<br />

Es gibt darin keinen Raum für Individualität. Wenn das individuelle<br />

Selbst die Fülle <strong>und</strong> Ganzheit erfahren hat, ist eine Bindung des Bewusstseins<br />

an die materielle Welt nicht mehr möglich. Manche mögen<br />

noch daran zweifeln, aber das ist nicht richtig. Wenn das individuelle<br />

Selbst sich der Ganzheit bewusst wird, verliert es das Gefühl für Unterschiede<br />

<strong>und</strong> bleibt für immer in diesem Bewusstsein der Ganzheit.<br />

Das Eine schliesst die Vielheit in sich ein. Ihr seid euch dann bewusst,<br />

dass die eigene Wirklichkeit die Wirklichkeit aller <strong>und</strong> dieses Eine das<br />

unteilbare Göttliche Selbst ist. Dann werden keine Gedanken mehr<br />

aufkommen, die eine Trennung zwischen den Menschen bewirken.<br />

Ein solcher Mensch erkennt das Göttliche als den Kern aller Wesen<br />

<strong>und</strong> aller Dinge <strong>und</strong> sieht auch sich selbst als dieses Göttliche Selbst.<br />

So befindet er sich tiefer als je zuvor in der vollen Ganzheit ewiger<br />

Glückseligkeit. Wie könnte er da ein Getrenntsein erleben? Das ist<br />

nicht möglich. Die Strahlen der Glückseligkeit erleuchten alle Regionen.<br />

Die grossen Rishis <strong>und</strong> Heiligen haben dieses Glücksbewusstsein<br />

erlebt <strong>und</strong> ihre Erfahrungen der Welt in leicht verständlicher<br />

Sprache mitgeteilt. Man kann mit dem Finger auf den unerreichbaren<br />

Mond deuten, um zu zeigen, wo er zu sehen ist. Ebenso zeigen die<br />

Rishis jedem auf eine Weise, die seiner Entwicklungsstufe entspricht,<br />

den Weg zu der Wahrheit, die jenseits des Verstandes liegt <strong>und</strong> mit<br />

Worten nicht zu beschreiben ist. Ihre Belehrungen sind so vielseitig,<br />

damit sie die Menschen auf allen Bewusstseinsstufen erreichen <strong>und</strong><br />

ihr Verständnis der Wahrheit fördern können. (5-18/19)<br />

Ihr könnt unmöglich Gott lieben <strong>und</strong> verehren, ohne über die eine<br />

oder andere Form meditiert zu haben. Das ist so notwendig wie die<br />

Luft zum Atmen. Es ist eine Stufe im Ablauf des Lebens <strong>und</strong> muss als<br />

solche akzeptiert werden. Die Kindheit ist der Vater des Alters. Kann<br />

das Alter die Kindheit <strong>und</strong> Jugend verurteilen? Um dem göttlichen<br />

Prinzip nahe zu kommen, ist die Verehrung von Idolen für viele eine<br />

grosse Hilfe. Wie kann ein Aspirant auf dem spirituellen Pfad, der<br />

selbst einmal durch die Phase der Idol-Verehrung gegangen ist <strong>und</strong><br />

daraus Nutzen gezogen hat, diese später verurteilen? Das wäre in<br />

der Tat ganz falsch <strong>und</strong> unangebracht.<br />

184


<strong>Der</strong> Weg der Bharatiyas zur höchsten Wirklichkeit führt nicht von der<br />

Unwahrheit zur Wahrheit. Er führt von der unvollkommenen Wahrheit<br />

zur vollkommenen Wahrheit, von der bruchstückhaften Wahrheit zur<br />

vollen Wahrheit. Was ist spirituelle Praxis? Jede spirituelle Anstrengung<br />

der Menschen - ob es sich um einsame Waldbewohner <strong>und</strong> ungebildete<br />

Hirtenstämme handelt, die primitive Formen des Göttlichen<br />

anbeten, oder um fortgeschrittene Sucher, welche die Fülle des Absoluten<br />

verehren -, ist spirituell <strong>und</strong> bringt die Menschen einen Schritt<br />

weiter vorwärts. Das individuelle Selbst ist mit einem Vogel vergleichbar.<br />

Es kann sich durch immer längere <strong>und</strong> höhere Flüge hoch in den<br />

Himmel erheben, bis es ihm schliesslich gelingt, sich zur Sonne emporzuschwingen<br />

<strong>und</strong> an ihrem Glanz teilzuhaben.<br />

Das Eine in der Vielheit ist die gr<strong>und</strong>legende Wirklichkeit der Natur.<br />

Es ist der Schlüssel, der es ermöglicht, sie zu verstehen. Die Menschen<br />

in Indien haben das begriffen <strong>und</strong> diesen Schlüssel festgehalten.<br />

In anderen Ländern wurden bestimmte Gr<strong>und</strong>sätze aufgestellt,<br />

<strong>und</strong> die Bewohner wurden gezwungen, sie anzunehmen. Sie mussten<br />

den Regeln <strong>und</strong> Vorschriften, die sich daraus ergaben, gehorchen.<br />

In der Gesellschaft, in der sie lebten, wurde jedem ein Mantel<br />

der gleichen Grösse gegeben, <strong>und</strong> alle mussten ihn tragen. Für Leute,<br />

denen der Mantel nicht passte, gab es keine Alternative. Sie mussten<br />

dann ohne einen Mantel, der sie vor dem kalten Wind hätte<br />

schützen können, leben.<br />

Die Inder verhielten sich ganz anders. Sie schufen verschiedene Namen<br />

<strong>und</strong> Formen, die den unterschiedlichen Vorstellungen der Gottsucher<br />

entsprachen, so dass jeder die Form der Anbetung <strong>und</strong> Verehrung<br />

finden konnte, die seinen emotionellen Bedürfnissen <strong>und</strong> seiner<br />

geistigen Kapazität entsprach. Natürlich hatten nicht alle diese besondere<br />

Rücksichtnahme nötig, aber viele machten Gebrauch davon <strong>und</strong><br />

konnten dadurch Fortschritte auf dem Weg zur Weisheit <strong>und</strong> Erlösung<br />

erzielen.<br />

Es muss noch erwähnt werden, dass die Veden die Anbetung von<br />

Idolen nicht vorschreiben. Es ist auch keine Phase, die unbedingt<br />

durchlaufen werden muss. (5-20/21)<br />

Untersucht sorgfältig alle Texte <strong>und</strong> Schriften, die sich mit der Bharatiya-Kultur<br />

befassen, <strong>und</strong> findet heraus, ob irgendwo darin erwähnt<br />

wird, dass Erlösung <strong>und</strong> Selbstverwirklichung nur den Indern vorbehalten<br />

seien <strong>und</strong> niemand anderer Zugang dazu habe. Könnt ihr auch<br />

nur eine derartige Feststellung finden? Es muss ausdrücklich betont<br />

185


werden, dass ihr keine solche Aussage entdecken werdet. Die Spiritualität<br />

der Bharatiyas kennt keine Grenzen <strong>und</strong> verfolgt höchste<br />

Ideale. Sie ist ein breiter Strom heiligen Gedankenguts, der unbehindert,<br />

mit unwiderstehlicher Kraft dem Meer der göttlichen Gnade entgegenfliesst.<br />

Die Reise geht auf dem königlichen Weg direkt zum<br />

höchsten Ziel.<br />

Noch etwas anderes: Die Quelle aller spirituellen Theorien der Inder<br />

ist Gott. Er ist der einzige stützende Pfeiler, <strong>und</strong> deshalb bedarf es<br />

keines anderen. Das spirituelle Gedankengut der Inder ist das höchste,<br />

das es gibt, <strong>und</strong> bildet daher auch die Gr<strong>und</strong>lage aller anderen<br />

Glaubensrichtungen. Durch viele gültige Theorien <strong>und</strong> überzeugende<br />

Argumente hat es den Sieg über zahlreiche gegenteilige Anschauungen<br />

davongetragen. Bharatiyas haben es nicht nötig, irgendeiner anderen<br />

Religion oder spirituellen Disziplin zu folgen. Nirgendwo anders<br />

kann eine Wahrheit gef<strong>und</strong>en werden, die nicht auch in ihren eigenen<br />

<strong>Lehre</strong>n enthalten wäre. Andere Religionen haben den einen oder anderen<br />

Glaubensgr<strong>und</strong>satz übernommen <strong>und</strong> empfehlen den Menschen,<br />

diesem als Ideal zu folgen.<br />

Ihr müsst immer daran denken, dass die Bharatiya-Texte die ältesten<br />

der ganzen Welt sind. Sie enthalten die ersten suchenden Gedanken<br />

der Menschen über einen persönlichen <strong>und</strong> unpersönlichen Gott, die<br />

zu der Entdeckung des Göttlichen Selbst im Menschen führten <strong>und</strong><br />

die Regeln für individuelles <strong>und</strong> soziales Verhalten festlegten, welche<br />

das Ergebnis dieser Gedankengänge sind. In keinem anderen Land,<br />

in keinem anderen Volk sind solch alte Weisheitslehren gesammelt<br />

worden. Es mag zwar einige nebelhafte Ideen oder ein kurzes Aufleuchten<br />

gegeben haben, aber nichts, was den Namen einer spirituellen<br />

Literatur verdienen würde. Die vedische Literatur schildert nicht<br />

nur die spirituellen Forschungen der Weisen <strong>und</strong> Gottsucher <strong>und</strong> ihre<br />

Ergebnisse, sondern auch ihre Gedankengänge, ihr Sehnen <strong>und</strong><br />

Streben, ihre weltlichen Kämpfe <strong>und</strong> zeitlichen Probleme. (5-22/23)<br />

Die Idee eines Gottes, der die Menschen terrorisiert, kann auf indischer<br />

Erde ebensowenig gedeihen, wie die Vorstellung vieler verschiedenartiger<br />

Götter. Die Bharatiya-Kultur <strong>und</strong> ihre spirituelle Einstellung<br />

stützen sich auf den einen Gott, genannt Ishvara.<br />

Die monotheistische Vorstellung gibt es in Indien seit uralten Zeiten.<br />

Schon aus der frühesten vedischen Samhita-Literatur geht hervor,<br />

dass dieser Glaube bereits seit langer Zeit lebendig war.<br />

Die Idee eines persönlichen Gottes dagegen erschien den Denkern<br />

186


dieses Landes als eine primitive Stufe der spirituellen Entwicklung.<br />

Sie konnte das Verlangen nach dem Höchsten nicht befriedigen. Diese<br />

Einstellung, die in den <strong>Offenbarung</strong>en der Rishis zum Ausdruck<br />

kommt, wurde von den Gelehrten anderer Länder, welche die Veden<br />

<strong>und</strong> die sich auf sie beziehenden Texte studiert <strong>und</strong> kommentiert haben,<br />

weder verstanden noch genügend gewürdigt. Sie betonen immer<br />

nur den frühen Glauben an die “vielen Götter” oder die spätere Vorstellung<br />

von einem “persönlichen Gott”. Eine derartige Unwissenheit<br />

bringt ein Lächeln auf die Lippen des Hindu.<br />

In Wahrheit ist es so, dass selbst jene, die auf dem Schoss der Mutter<br />

gelernt haben, einem Gott zu vertrauen, der viele Eigenschaften besitzt,<br />

später auf eine höhere Ebene steigen müssen, um sich des Einen,<br />

von dem man sagt, er habe “viele Namen <strong>und</strong> viele Formen”, bewusst<br />

zu werden. Alle spirituellen Übungen sind auf die Erkenntnis<br />

dieser Wahrheit ausgerichtet.<br />

<strong>Der</strong> Eine allein ist die unveränderliche Wirklichkeit hinter dem sich<br />

ständig verändernden Kosmos. Er ist der Führer <strong>und</strong> Schutzherr eines<br />

jeden Bewusstseins. Alle diese Beschreibungen können jedoch<br />

nur schwach die Herrlichkeit des Einen wiedergeben. Im Westen wird<br />

behauptet, dass nur die menschliche Intelligenz in der Lage sei, zu<br />

neuen Erkenntnissen zu führen. Aber die Sucher dieses Landes gingen<br />

mutig über die Grenzen des Verstandes hinaus. Diese Tatsache<br />

muss anerkannt werden. Westliche Philosophen, die für ihre Höhenflüge<br />

in das Reich des Geistes berühmt sind, haben sich nur selten in<br />

diese Bereiche vorgewagt. Deshalb sind sie überrascht, welch eine<br />

Höhe spekulativer Erkenntnis die indischen Weisen durch ihre Erfahrungen<br />

erreicht haben. (...)<br />

“Nur das Eine ist; die Weisen umschreiben es als Vielfalt.” Diese Aussage<br />

ist fürwahr von höchster Bedeutung. Sie ist die jahrh<strong>und</strong>ertealte,<br />

gr<strong>und</strong>legende Wahrheit, welche durch die spirituellen Bemühungen<br />

Indiens enthüllt wurde. Und selbst das theistische Prinzip <strong>und</strong> seine<br />

Praxis, die sich in den kommenden Jahren mit beispiellosen Segnungen<br />

in der ganzen Welt verbreiten wird, hat als seine Gr<strong>und</strong>lage diesen<br />

Gedanken, der von den Weisen Indiens vor langer, langer Zeit<br />

formuliert wurde. (5-24/25)<br />

Hindus haben den Christen geholfen, in Indien Kirchen zu bauen. Sie<br />

haben ihre Bereitschaft gezeigt, mit Christen zusammenzuarbeiten.<br />

Beweise dafür gibt es überall in diesem Land. Nie gab es Blutvergiessen<br />

im Zusammenleben mit Christen. Wer seine Gedanken auf die<br />

187


höchste Wahrheit ausrichtet, lehnt es ab, sich durch Gewaltanwendung<br />

zu entehren. Es bedarf eines klaren Geistes <strong>und</strong> innerer Stärke,<br />

eine solche Haltung zu begreifen <strong>und</strong> anzuerkennen. (5-26)<br />

Schöpfung ist das Zusammenfügen einzelner Teile zu einem grösseren<br />

Ganzen. Was zusammengefügt wurde, muss sich im Laufe der<br />

Zeit wieder auflösen <strong>und</strong> frei werden. Auch das Individuum wurde erschaffen,<br />

<strong>und</strong> deshalb muss es sterben <strong>und</strong> sich wieder auflösen.<br />

Manche Menschen werden in glückliche Verhältnisse geboren <strong>und</strong> erfreuen<br />

sich eines ges<strong>und</strong>en, frohen Lebens. Andere sind ins Elend<br />

hineingeboren, oft fehlen ihnen sogar die Hände oder Füsse. Manche<br />

werden schwachsinnig oder mit anderen Behinderungen geboren.<br />

Wer hat ihnen Schaden zugefügt oder sie verletzt? Es wird verkündet,<br />

dass Gott gerecht <strong>und</strong> gütig sei. Man kann darüber streiten, wie es<br />

möglich ist, dass ein solcher Gott sich so voreingenommen <strong>und</strong> ungerecht<br />

zeigt. Wie kommt es, dass in einer von Gott beherrschten Welt<br />

die Menschen so unterschiedlich behandelt werden? Solche Zweifel<br />

<strong>und</strong> Fragen sind ganz natürlich. Die alten Weisen von Indien jedoch,<br />

die das Denken in diesem Land geprägt haben, enthüllten, dass nicht<br />

Gott die Ursache für diese Unterschiede ist. Sie erklärten vielmehr,<br />

dass der Mensch diese unterschiedlichen Verhältnisse durch sein<br />

Verhalten in vergangenen Inkarnationen verursacht hat. Das ist es,<br />

was Glück oder Elend, Ges<strong>und</strong>heit oder Behinderungen zur Folge<br />

hat.<br />

Ob es euch gut oder schlecht geht, ist eine Auswirkung der Handlungen<br />

in vergangenen Erdenleben. (5-27)<br />

Das Göttliche Selbst ist keinen materiellen <strong>und</strong> weltlichen Begrenzungen<br />

<strong>und</strong> Gesetzen unterworfen. Es ist ohne Grenzen, frei <strong>und</strong> ungeb<strong>und</strong>en.<br />

Es ist rein, heilig <strong>und</strong> vollkommen. Das ist das W<strong>und</strong>er, das<br />

Geheimnis seiner Existenz. <strong>Der</strong> Mensch ist nicht fähig, dieses W<strong>und</strong>er<br />

zu erklären <strong>und</strong> dieses Geheimnis zu lüften. Aber da es an den<br />

materiellen Körper geb<strong>und</strong>en ist, entsteht der Eindruck, es sei ein Teil<br />

der Schöpfung. (5-28)<br />

Eure gegenwärtigen Umstände sind also das Ergebnis eurer Taten in<br />

früheren Erdenleben. Und so werden eure zukünftigen Lebensbedingungen<br />

durch das bestimmt, was ihr jetzt tut. Zwischen dem einen Leben<br />

<strong>und</strong> dem anderen, dem einen Tod <strong>und</strong> dem nächsten wird das Individuum<br />

entweder Fortschritte oder Rückschritte machen <strong>und</strong><br />

188


grossherziger oder engherziger werden. Wie ein schwankendes<br />

Schiff, das in einer stürmischen See umhergeworfen wird, erklimmt<br />

der Mensch die schäumende Spitze einer gewaltigen Woge <strong>und</strong> wird<br />

im nächsten Augenblick mit rasender Geschwindigkeit in die Tiefe gestürzt.<br />

Aufstieg <strong>und</strong> Fall sind unweigerliche Folgen seiner guten <strong>und</strong><br />

schlechten Taten. O ihr Kinder der Unsterblichkeit! Gebt Acht! Hört<br />

auf die Botschaft der Rishis, welche die Vision des allerhöchsten<br />

Herrn in seiner ganzen Majestät erfahren durften, des Herrn, der jenseits<br />

aller Täuschungen residiert: “O ihr Menschenwesen, ihr Brüder!<br />

Ihr könnt euch nur von der ständigen Folge von Geburt <strong>und</strong> Tod befreien,<br />

wenn ihr das Göttlich-Absolute erkennt. Bildet euch nicht ein,<br />

Sünder zu sein, denn ihr seid die Erben ewiger Glückseligkeit. Ihr seid<br />

Bild Gottes <strong>und</strong> dürft sein unvergängliches Glücksbewusstsein teilen.<br />

Euer Wesen ist heilig <strong>und</strong> vollkommen. Ihr seid in der Tat Verkörperungen<br />

Gottes auf Erden. Kann es da eine grössere Sünde geben, als<br />

sich einen 'Sünder' zu nennen? Damit entehrt <strong>und</strong> beschimpft ihr euch<br />

selbst. Weist den Gedanken von euch, dass ihr Schafe seid. Lasst<br />

euch nicht zu solchen Gefühlen verleiten. Ihr seid göttlich! Ihr seid<br />

Tropfen des Nektars der Unsterblichkeit, die weder Anfang noch<br />

Ende kennt. Ihr seid nicht Sklaven der materiellen Dinge, sondern sie<br />

sind eure Leibeigenen <strong>und</strong> müssen euch dienen.” Dies sind die Worte<br />

der Rishis. (5-29/30)<br />

Die Inder teilen nicht die Anschauung, die in manchen anderen Ländern<br />

besteht, nämlich dass das Universum vor einigen Tausend Jahren<br />

entstanden ist <strong>und</strong> irgendwann in der Zukunft für immer zerstört<br />

wird. Auch die Theorie, dass das Universum aus dem Nichts entstanden<br />

sei, wird von ihnen nicht akzeptiert. Sie glauben, dass die Existenz<br />

des Universums keinen Anfang <strong>und</strong> kein Ende hat <strong>und</strong> dass es<br />

sich nach den Gesetzen der Evolution <strong>und</strong> Involution im Laufe der<br />

Zeit vom grobstofflichen in das feinstoffliche Stadium zurückziehen<br />

wird. Von da wird es nach einer bestimmten Zeitspanne in den transzendenten<br />

Urzustand, von dem es ausgegangen ist, zurückkehren.<br />

Aus dem “Einen”, in dem es aufgegangen ist, wird es nach <strong>und</strong> nach<br />

wieder als das “Viele” in Erscheinung treten, zuerst in feinstofflichen,<br />

dann in grobstofflichen Ausdrucksformen. (5-37/38)<br />

Diese wellengleichen Bewegungen der Evolution <strong>und</strong> Involution haben<br />

sich seit Urzeiten abgespielt, <strong>und</strong> so wird es weitergehen bis in<br />

189


alle Ewigkeit. Daran glauben die Inder. <strong>Der</strong> Mensch besteht nicht nur<br />

aus dem grobstofflichen, sondern auch aus einem feinstofflichen Körper,<br />

den man Geist nennt. Und dann gibt es einen noch feineren Körper,<br />

von dem alle Anregungen ausgehen, nämlich das Selbst oder die<br />

individuelle Seele. Die Seele hat weder Anfang noch Ende noch kennt<br />

sie Geburt <strong>und</strong> Tod. Das ist die Gr<strong>und</strong>lage des Bharatiya-Glaubens.<br />

Noch etwas anderes gehört zu diesem Glauben <strong>und</strong> ist ein einzigartiges<br />

geistiges Rüstzeug des Bharatiyas: Bis die Seele von ihrer Individualität<br />

befreit <strong>und</strong> eins geworden ist mit dem Universalen Absoluten<br />

<strong>und</strong> dadurch Erlösung erlangt hat, muss sie sich immer wieder mit einem<br />

Körper umgeben <strong>und</strong> durch den Prozess des Lebens gehen.<br />

Kein anderes Volk vertritt diese Auffassung vom wiederholten Kreislauf<br />

von Geburt <strong>und</strong> Tod, welche die uralten Texte der Shastras Indiens<br />

enthüllt <strong>und</strong> verkündet haben. Alle die verschiedenen Richtungen<br />

<strong>und</strong> Sekten, denen Bharatiyas angehören, akzeptieren die Tatsache,<br />

dass das Selbst, die Göttliche Seele, ewig <strong>und</strong> nur scheinbar individualisiert<br />

ist <strong>und</strong> dass sie daher niemals durch den Wechsel von einer<br />

Form in eine andere berührt werden oder Schaden nehmen kann. (5-<br />

38)<br />

Ich werde nun zu der wichtigsten aller Wahrheiten kommen, der erstaunlichsten,<br />

zu welcher menschliche Intelligenz im spirituellen Bereich<br />

vorgedrungen ist, nämlich dass die Göttliche Seele, das wirkliche<br />

Selbst, seiner eigentlichen Natur nach Reinheit, Vollendung <strong>und</strong><br />

Glückseligkeit ist. Dieser Glaube beseelt alle philosophischen Schulen,<br />

ob sie nun Shakti, Shiva oder Vishnu verehren. Jeder Hindu wird<br />

das bestätigen, <strong>und</strong> auch Buddhisten <strong>und</strong> Jains sind dieser Ansicht.<br />

(5-39)<br />

Die Göttliche Seele, das wirkliche Selbst, ist vollkommen <strong>und</strong> frei!<br />

Was für eine w<strong>und</strong>erbare Entdeckung, welch erregender Gedanke!<br />

Die eigentliche Beschaffenheit der Seele ist Vollkommenheit; Vollkommenheit<br />

ist Fülle, ist Ganzheit, die nicht erworben werden kann<br />

<strong>und</strong> zu der nichts hinzugefügt werden muss. (...)<br />

Am Ende des Lebens sollte man sich deutlich all der guten Gedanken<br />

<strong>und</strong> erhabenen Gefühle erinnern, die einen im Leben bewegt haben.<br />

Darauf dringen die Weisen Indiens. Sie raten ab, sich der Fehler zu<br />

erinnern, die man im Leben gemacht hat. Alle Menschen machen<br />

Fehler, das ist unvermeidlich. Aber die Weisen lehren, dass man sich<br />

immer der Erhabenheit <strong>und</strong> Herrlichkeit seiner eigenen Wirklichkeit<br />

190


ewusst sein <strong>und</strong> über sie meditieren soll. Das, so sagen sie, ist der<br />

wichtigste Schritt auf dem Weg zu spirituellem Erfolg.<br />

Es gibt noch einen anderen Punkt, den ihr unbedingt beachten müsst:<br />

Für Inder bedeutet Religion nichts weniger als “Erfahrung”. Es ist wirklich<br />

bedauerlich, dass das oft vergessen wird. Über dieses Geheimnis<br />

sollte sich jeder im Klaren sein. Nur dann könnt ihr euch beschützt<br />

<strong>und</strong> sicher fühlen. Und nicht nur das. Es entspricht auch nicht der<br />

Denkungsart eines Inders zu behaupten, dass alles durch eigene Anstrengung<br />

erreicht werden könne, denn er weiss, dass der göttliche<br />

Wille die Gr<strong>und</strong>lage aller Dinge ist. Religiöse Prinzipien müssen praktiziert<br />

<strong>und</strong> ihr Wert muss erfahren werden. Es ist nutzlos, sich ihre<br />

Auslegung anzuhören <strong>und</strong> eine Reihe von Argumenten <strong>und</strong><br />

Schlussfolgerungen auswendig zu lernen, um sie dann wie ein Papagei<br />

nachzuplappern. Es ist nicht genug, wenn dem Intellekt diese<br />

Prinzipien zusagen <strong>und</strong> er sie billigt. Das allein wird euch gar nicht<br />

helfen. Ihr müsst transformiert werden! <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong>, weshalb Inder an<br />

die Existenz Gottes glauben <strong>und</strong> erklären, dass er alles Sein <strong>und</strong><br />

Werden ist, liegt darin, dass sie ihn erfahren haben, <strong>und</strong> Erfahrung ist<br />

der beste Beweis. Eine solche Erklärung entspringt nicht dem Verstand.<br />

(5-40/41)<br />

Die ewigen göttlichen Gesetze sind der kostbarste Schatz aller Menschen.<br />

Jeder hat ein Anrecht auf dieses Erbe <strong>und</strong> darauf, aus ihm<br />

Nutzen ziehen zu dürfen. Damit das geschehen kann, müssen die Inder<br />

diesen Schatz in jedes Haus bringen. So wie die Luft, die ihr in<br />

Gottes Schöpfung atmet, für alle da ist, so muss auch das Wissen um<br />

die ewigen Gesetze <strong>und</strong> um die Macht <strong>und</strong> die Gnade Gottes allen zur<br />

Verfügung stehen. Inder müssen an dieser allumfassenden Weltanschauung<br />

<strong>und</strong> an der Universalität dieser Botschaft festhalten. Dann<br />

werden die Konflikte zwischen den verschiedenen Glaubensrichtungen<br />

von selbst aufhören <strong>und</strong> Frieden <strong>und</strong> gegenseitige Liebe auf Erden<br />

wieder hergestellt werden. (5-45)<br />

Ebenso oft, wie er seine Nägel schneidet, wechselt der Mensch seinen<br />

grobstofflichen Körper. Aber was sich im Unterbewusstsein eingeprägt<br />

hat, bleibt <strong>und</strong> geht immer mit ihm. Das ist die geheimste<br />

Doktrin der Bharatiyas. Wenn man diesen Gedanken weiterverfolgt,<br />

wird offenbar, dass der “Mensch” eine Wesenheit ist, die den grobstofflichen<br />

<strong>und</strong> den feinstofflichen Körper sowie das individuelle<br />

Selbst umfasst. Die vedantische Philosophie erklärt, dass das indivi-<br />

191


duelle Selbst eins mit dem ewig Unveränderlichen ist. Die materielle<br />

Welt ist auch ewig, aber etwas ist anders: Sie ist dauerndem Wechsel<br />

unterworfen; sie ist nie dieselbe, <strong>und</strong> doch besteht sie für immer. Die<br />

Gr<strong>und</strong>lage der materiellen Welt, nämlich Lebenskraft <strong>und</strong> feinstoffliche<br />

Materie, besteht ewig, aber ihr Wirken <strong>und</strong> Gegenwirken manifestiert<br />

sich in mannigfaltiger Art als ständiger Wechsel.<br />

Das individuelle Selbst hat seinen Ursprung weder in der feinstofflichen<br />

Materie noch in der Lebenskraft, denn es ist nicht von materieller<br />

Natur. Es ist ewig, ohne sich je zu verändern. Dinge, die aus dem<br />

Zusammentreffen von Lebenskraft <strong>und</strong> feinstofflicher Materie entstehen,<br />

lösen sich wieder auf. Auflösung bedeutet “werden, was es ursprünglich<br />

war”, “sich in seine ursprüngliche Substanz zurückverwandeln”.<br />

<strong>Der</strong> grobstoffliche Körper ist das Ergebnis einer Kombination<br />

von Lebenskraft <strong>und</strong> feinstofflicher Materie, <strong>und</strong> deshalb muss er sich<br />

auch wieder in seine Bestandteile auflösen. <strong>Der</strong> feinstoffliche Körper<br />

löst sich auch auf, aber erst nach einer langen, langen Zeit. Das individuelle<br />

Selbst ist keine Zusammensetzung aus verschiedenen Komponenten<br />

<strong>und</strong> kann sich deshalb auch nicht auflösen. Es wird nicht<br />

geboren. Für eine Wesenheit, die ungeteilte Einheit ist, kann es keinen<br />

Zeitpunkt des Entstehens geben.<br />

Die materielle Welt, bestehend aus vielen Milliarden verschiedener<br />

Objekte, Kräfte <strong>und</strong> Ereignisse, wird von dem Willen Gottes regiert.<br />

Gott ist allwissend, allgegenwärtig <strong>und</strong> allmächtig. Er aktiviert die Welt<br />

<strong>und</strong> wirkt durch sie für alle Zeiten. Die Welt ist für immer in seiner Obhut.<br />

Seine Herrschaft hat weder Anfang noch Ende. Dies ist die dualistische<br />

Doktrin. Das lässt die Frage aufkommen: Wenn Gott die Welt<br />

regiert, wie kann er erlauben, dass sie böse <strong>und</strong> verdorben ist? Die<br />

Antwort ist, dass Gott weder für das Böse noch für Kummer <strong>und</strong><br />

Schmerz verantwortlich ist. Die Sünden, die der Mensch begeht, erzeugen<br />

den Kummer, den er erleiden muss. Freude <strong>und</strong> Leid sind<br />

Folgen des Guten <strong>und</strong> Bösen, das er tut. Gott ist der Zeuge. Er bestraft<br />

nicht, noch verursacht er Kummer. Das Selbst ist ohne Anfang,<br />

das heisst, es wird nicht geboren. Es verwickelt sich jedoch in unablässige<br />

Aktivität, deren unvermeidliche Folgen es ertragen muss. (5-<br />

47/48)<br />

Wenn der Mensch, welcher das Verlangen nach den Früchten seiner<br />

Handlungen überw<strong>und</strong>en hat, den Körper verlässt, gehen die Gedanken-Wort-Kombinationen,<br />

die im Geist entstanden sind, in die Lebensenergie<br />

ein <strong>und</strong> vereinen sich mit der individuellen Seele. Sobald<br />

192


die Seele von ihrer Körperlichkeit befreit ist, eilt sie in die Region des<br />

Sonnenprinzips, “suryaloka”. Von dort aus erreicht sie die Region<br />

göttlicher Glückseligkeit, “brahmaloka”, in der sie bis an das Ende der<br />

Zeit an dieser grenzenlosen Glückseligkeit teilnimmt. In dieser Region<br />

wird das Selbst, die Seele, sich nicht mehr mit der materiellen Welt<br />

befassen. Sie wird über alle Kräfte verfügen, mit Ausnahme der<br />

Schöpferkraft.<br />

Gott allein übt die Herrschaft über die Welt aus. Gott hat keine Wünsche<br />

irgendwelcher Art. Es ist die Pflicht des Menschen, Gott zu lieben <strong>und</strong><br />

ihm durch Liebe seine Verehrung zu erweisen. Das erhebt ihn über alle<br />

anderen Lebewesen. Diejenigen, die sich dieser Sonderstellung nicht<br />

bewusst oder unfähig sind, den damit verb<strong>und</strong>enen Pflichten nachzukommen,<br />

gehören einer anderen Kategorie an. Auch sie verehren Gott<br />

<strong>und</strong> tun gute Werke. Aber sie sehnen sich nach den Früchten, die sie<br />

zu ernten erhoffen. Sie tun Gutes, weil sie einen Nutzen davon haben<br />

wollen: “Ich helfe den Hilflosen, damit mein Lebensweg leicht <strong>und</strong> sicher<br />

verläuft. Ich richte die Unterdrückten auf, weil ich selbst ohne Kummer<br />

<strong>und</strong> Sorgen leben möchte. Ich singe im Singen zum Lob Gottes,<br />

damit ich in den Himmel komme”. So kalkulieren diese Menschen,<br />

wenn sie “gute Werke” tun. Wenn sie sterben, gehen ihre Gedanken,<br />

die im Geist entstanden sind, ebenfalls in die Lebensenergie ein <strong>und</strong><br />

vereinen sich mit der individuellen Seele. Aber diese wird sich in die<br />

Region des Mondprinzips, “chandraloka”, begeben, welche die Region<br />

der Gottheit ist, die den Geist regiert. Das bedeutet, dass sie später wieder<br />

in die Welt des Geistes mit all seiner Unruhe, seinen Aufregungen,<br />

seinem Verlangen <strong>und</strong> seinen Wünschen zurückkehren muss. Während<br />

sie in der Region des Mond-Prinzips weilt, wird die Seele glücklich<br />

<strong>und</strong> zufrieden sein, bis das Guthaben, welches durch die guten Taten<br />

erworben wurde, aufgebraucht ist. In den Heiligen Schriften heisst es:<br />

“Wenn die angesammelten Verdienste erschöpft sind, muss die Seele<br />

wieder in die Welt sterblicher Menschen zurückkehren”. Die Seele hüllt<br />

sich als das Selbst in einen neuen Körper, der mit einem Geist, mit Sinnen<br />

usw. ausgestattet ist. So beginnt sie ein neues Leben auf Erden,<br />

welches durch die Folgen der Handlungen in dem früheren Körper bestimmt<br />

wird. “Chandraloka” ist für den Hindu der Himmel, in dem die<br />

Seele eine gewisse Zeit als himmlische Wesenheit verbringt. In der<br />

christlichen <strong>und</strong> islamischen Religion korrespondiert “chandraloka” mit<br />

dem Himmel, in dem die Seele als Engel residiert. (...)<br />

Das Wort “Hölle” ist nirgends in den Veden zu finden. Das Konzept<br />

der Verdammnis in der Hölle ist dem spirituellen Gedankengut der<br />

Bharatiyas fremd. (5-49/51)<br />

193


Gott hat die Welt aus sich selbst heraus erschaffen. Deshalb ist er sowohl<br />

Urheber als auch Substanz dieser Welt. Das heisst, dass er das<br />

vollkommene Ganze ist. Die Schöpfung ist ebenso vollkommen wie<br />

die individuelle Seele vollkommen ist. Infolgedessen gibt es viele vollkommene<br />

Daseinsformen. Wenn erklärt wird, dass Gott den Kosmos<br />

aus sich selbst erschaffen hat, erheben sich natürlich Zweifel: “ Wie ist<br />

es möglich, Gott in diesen Wänden <strong>und</strong> Tischen zu sehen?” “Gott ist<br />

vollkommene Reinheit, wie konnte er zu unreinen Dinge werden?”<br />

Das ist eine der häufigsten Fragen, die sich viele stellen.<br />

Nun sucht nach der Antwort. <strong>Der</strong> Mensch ist in Wirklichkeit das<br />

Selbst, die Göttliche Seele. Aber er hat als Hülle einen Körper <strong>und</strong><br />

scheint eins mit diesem zu sein, nicht wahr? Trotzdem fühlt er, dass<br />

sein wirkliches Selbst nicht der Körper ist, dass er nicht das Baby ist,<br />

welches er einst war, noch der alte Mann, der er jetzt ist, dass er weder<br />

weiblich noch männlich ist, sondern etwas anderes, das durch<br />

Kindheit, Jugend <strong>und</strong> Alter dasselbe bleibt <strong>und</strong> von Männlichkeit oder<br />

Weiblichkeit <strong>und</strong> all den anderen Entwicklungen <strong>und</strong> Veränderungen<br />

nicht beeinflusst wird. Ebenso sind alle Dinge <strong>und</strong> Wesen der ganzen<br />

Schöpfung die unzählige Körper Gottes. Er ist all das, <strong>und</strong> er ist in allem,<br />

aber er ist selbst unveränderlich <strong>und</strong> ewig. Die Natur ist der Veränderung<br />

unterworfen. Auch das Selbst kann eingeengt oder befreit,<br />

zum Leuchten gebracht oder verhüllt werden. Schlechte Handlungen<br />

trüben seinen Glanz. Böse Gedanken <strong>und</strong> Taten verbergen seine ihm<br />

innewohnende Wahrheit <strong>und</strong> Weisheit. Handlungen, welche den<br />

Glanz <strong>und</strong> die Herrlichkeit des Selbst zum Vorschein bringen, werden<br />

dagegen als “gut” bezeichnet.<br />

Obwohl die Seele zunächst frei <strong>und</strong> ungeb<strong>und</strong>en ist, wird sie später<br />

als eingeengt <strong>und</strong> begrenzt erlebt. Durch ein rechtschaffenes Leben<br />

wird sie erlöst <strong>und</strong> ihre grenzenlose Freiheit wiederhergestellt. Jedermann,<br />

ohne Unterschied, hat die Möglichkeit, diese Verwandlung herbeizuführen.<br />

Wenn die Zeit reif dazu ist, kann sich jeder von seinen<br />

Fesseln <strong>und</strong> Bindungen befreien. (5-51/52)<br />

Es mag bezweifelt werden, dass Gott wirklich all die Vielfalt der Dinge<br />

<strong>und</strong> Wesen sein kann. Aber es ist wahr! Alles, was die Sinne wahrnehmen<br />

<strong>und</strong> was ins Bewusstsein eindringt, ist Gott. Es gibt nichts<br />

anderes als ihn. Körper, Geist, Verstand, Bewusstsein - alles ist Gott.<br />

(5-53)<br />

Bhaktiyoga lehrt der Pfad der Liebe: “Liebt nicht im Hinblick auf einen<br />

194


Gewinn. Liebt alle, liebt alle so, wie ihr euch selbst liebt, dann kann<br />

euch nichts geschehen. Eure Liebe wird überall Freude <strong>und</strong> Glück<br />

verbreiten. Gott ist in allen Wesen als Liebe gegenwärtig.” So wird die<br />

Liebe auf Gott gerichtet <strong>und</strong> von ihm empfangen, denn er wohnt in jedem<br />

Menschen. <strong>Der</strong> Gottsucher, der sich auf den Pfad hingebungsvoller<br />

Liebe verlässt, wird sich bald dieser Tatsache bewusst. Einige<br />

lieben Gott als Mutter, andere als Vater <strong>und</strong> wieder andere als ihren<br />

besten Fre<strong>und</strong> oder als den Geliebten, als das einzig ersehnte Ziel.<br />

Sie alle streben danach, ihre Liebe in Gott, das grosse Meer der Liebe,<br />

einmünden zu lassen. Wo immer sich Liebe zeigt, betrachtet sie<br />

als die Liebe Gottes. Gott ist der grösste Liebende der Menschheit.<br />

Wenn sich deshalb jemand entscheidet, den Menschen zu dienen,<br />

wird Gott seine Gnade in Fülle über ihn ausschütten. Wenn angesichts<br />

des Leidens anderer das menschliche Herz schmilzt <strong>und</strong> sich in<br />

Mitgefühl verströmt, dann wisst, dass Gott am Werk ist. Das ist der<br />

Beweis für das Wirken hingebungsvoller Liebe. (5-59/69)<br />

Die Gr<strong>und</strong>sätze des vedantischen Glaubens <strong>und</strong> die Shastras, in denen<br />

sie enthalten sind, huldigen nicht den materialistischen Wissenschaften.<br />

Diese machen zwar von Tag zu Tag Fortschritte, aber die<br />

heute aufgestellte Theorien werden morgen wieder verworfen, <strong>und</strong><br />

neue werden entwickelt, um dasselbe Phänomen zu erklären. Wie<br />

also könnten die ewigen, immer gültigen Wahrheiten des Geistes mit<br />

den materialistische Wissenschaften übereinstimmen? Die Wissenschaftler<br />

von heute sprechen von “blinder Glauben” <strong>und</strong> meinen, dass<br />

dieser abgeschafft werden müsse. Sie wollen, dass alle subjektiven<br />

<strong>und</strong> objektiven Tatsachen untersucht <strong>und</strong> rigorosen Tests unterworfen<br />

werden. Sie verwirren sich selbst, wenn sie das für einen zuverlässigen<br />

Weg zur Entdeckung der f<strong>und</strong>amentalen Realität halten. Es<br />

ist nicht notwendig, neue Theorien aufzustellen. Alle Prinzipien <strong>und</strong><br />

Wege stehen bereits zur Verfügung. Man muss nur versuchen, sie zu<br />

verstehen. (5-103/104)<br />

Wert <strong>und</strong> Gültigkeit aller Heiligen Schriften entspringen ein <strong>und</strong> derselben<br />

Quelle: den Veden. Sie legen die Sitten <strong>und</strong> Normen in Übereinstimmung<br />

mit den in den Veden definierten Prinzipien <strong>und</strong> Richtlinien<br />

fest. Um zwischen Gut <strong>und</strong> Schlecht unterscheiden zu können,<br />

muss man auf diese Schriften zurückgreifen.<br />

Die Veden können auf keinen bestimmten menschlichen Autor zurückgeführt<br />

werden. Sie sind der Ausdruck Gottes selbst <strong>und</strong> wurden<br />

195


von den Weisen, die auf das Göttliche abgestimmt waren, ,gehört’.<br />

Diese vermittelten das Wort ihren Schülern, die es wiederum an ihre<br />

Schüler weitergaben. <strong>Der</strong> Prozess des Vermittelns der Veden <strong>und</strong> der<br />

darin enthaltenen Weisheit von Generation zu Generation, von <strong>Lehre</strong>r<br />

zu Schüler dauert bis zum heutigen Tage an.<br />

Die Upanishaden sind der innerste Kern der Veden, sie enthalten die<br />

Essenz ihrer <strong>Lehre</strong>n. Die Brahma-Sutras <strong>und</strong> die Bhagavadgita wiederum<br />

enthalten die Essenz der Upanishaden. Diese drei werden<br />

deshalb als die “Drei Quellentexte” bezeichnet. Da sie durch mündliche<br />

Überlieferung von dem Guru gelernt werden, werden sie auch<br />

Shruti, das “Gehörte”, genannt.<br />

Nur durch den Erwerb des höheren Wissens kann das Ziel des<br />

menschlichen Lebens erreicht werden. Durch solches Wissen wird<br />

der Mensch gewahr, dass er nicht der stumpfe, geistiger Empfindungen<br />

unfähige Körper, sondern dass er Bewusstsein selbst ist - die<br />

Verkörperung von Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit. Das Heraufdämmern<br />

<strong>und</strong> die Erfahrung dieser Wahrheit ist die Erlösung des Menschen.<br />

Er ist vom Nebel der Unwissenheit befreit, auch wenn sein Leben<br />

noch abläuft, bis es sein Ende erreicht hat. Er lebt als gottbewusste<br />

Person. (6-7)<br />

Was aber ist der richtige Weg? Die Antwort ist: Allein durch Verzicht<br />

auf Bindungen an alles, was nur scheinbar wirklich ist, kann Unsterblichkeit<br />

erlangt werden. Die objektive Welt ist nur scheinbar wirklich,<br />

denn sie ist dauerndem Wechsel unterworfen. Die fälschliche Annahme,<br />

dass sie wirklich ist, muss aufgegeben werden. Weisheit ist die<br />

Erkenntnis, dass die objektive Welt in eurem Geist entsteht <strong>und</strong> von<br />

diesem der Wirklichkeit überlagert wird. Obwohl die Welt als wirklich<br />

erscheint, müsst ihr erkennen, dass dies eine Täuschung ist. Deshalb<br />

müsst ihr das Verlangen aufgeben, hier <strong>und</strong> im Jenseits durch scheinbar<br />

erstrebenswerte Dinge Befriedigung zu finden. Das bedeutet,<br />

dass ihr erlöst seid, sobald ihr alle falschen Bindungen <strong>und</strong> alles Verlangen<br />

aufgegeben habt. Gebt alle Bindungen an das Unwirkliche<br />

auf! Wenn die falschen Vorstellungen als solche erkannt werden,<br />

nimmt auch das Leid, das durch die Verwicklung in das Auf <strong>und</strong> Ab<br />

der Welt des Wechsels entsteht, ein Ende.<br />

Unwissenheit <strong>und</strong> Leiden können nicht durch Rituale <strong>und</strong> zeremoniellen<br />

Gottesdienst überw<strong>und</strong>en werden - das ist eine Lektion der Upanishaden.<br />

<strong>Der</strong> Mensch von heute hat seine wirkliche Natur vergessen.<br />

Er identifiziert sich mit dem Körper <strong>und</strong> den Sinnen, die nach<br />

196


weltlichem Vergnügen verlangen. Er redet sich ein, dass er selbst es<br />

ist, der danach verlangt, <strong>und</strong> unter dem Einfluss dieser Täuschung<br />

sucht er ihr Verlangen zu stillen. Er gibt sich der Illusion hin, dass er<br />

glücklich wird, wenn er dem Körper <strong>und</strong> den Sinnen schmeichelt.<br />

Aber dadurch wird er niemals wirklich glücklich. Sein Lohn wird Enttäuschung<br />

Niederlage <strong>und</strong> sogar Unglück sein. Er erntet Leiden <strong>und</strong><br />

nicht Freude.<br />

Weltliches Vergnügen führt letzten Endes zu Kummer. <strong>Der</strong> Mensch<br />

muss daher die richtigen Mittel <strong>und</strong> Wege finden, um wirkliches, beständiges<br />

Glück zu erlangen. Wie könnt ihr dieses Glücksbewusstsein<br />

gewinnen? Es ist nicht in den äusseren Verhältnissen zu finden.<br />

Die Befriedigung, die diese vermitteln, ist immer begleitet von Leid.<br />

Die Brahma-Sutras, die Upanishaden <strong>und</strong> die Bhagavadgita - die drei<br />

Quellentexte - verkünden die Wahrheit, dass der Mensch seinem Wesen<br />

nach verkörpertes Glücksbewusstsein ist. Diese drei Quellen wirken<br />

zusammen, um dem Menschen zu höchster Weisheit zu verhelfen.<br />

(...)<br />

Die Erkenntnis der göttlichen Wirklichkeit kann weder durch materielle<br />

Mittel oder durch Wohltätigkeit, noch durch das Studium Heiliger<br />

Schriften, durch Macht, durch akademische Bildung oder durch zeremoniellen<br />

Gottesdienst erworben werden. (...)<br />

Nur derjenige, der festen Glauben besitzt, kann Weisheit erlangen.<br />

Damit ist gemeint: der feste Glaube an die <strong>Offenbarung</strong> <strong>und</strong> das Wort<br />

Gottes, wie es in den Heiligen Schriften festgelegt ist. (6-8/11)<br />

Die erste Voraussetzung für eine erfolgreiche Suche nach der Wahrheit<br />

ist die Fähigkeit, zwischen dem Vergänglichen <strong>und</strong> dem Unvergänglichen<br />

zu unterscheiden; mit anderen Worten: die Erkenntnis,<br />

dass nur die Substanz der Seele (Atman) ausserhalb der Zeit besteht<br />

<strong>und</strong> dass alle Objekte, die wir mit den Sinnen wahrnehmen, vergänglich<br />

sind. (...)<br />

Die zweite Eigenschaft ist, das Verlangen aufzugeben, hier oder im<br />

Jenseits die Früchte eurer Taten ernten zu wollen. Diese Eigenschaft<br />

wird auch als Bindungslosigkeit bezeichnet. Ihr müsst euch die Vergänglichkeit<br />

von Freude <strong>und</strong> Leiden vergegenwärtigen <strong>und</strong> erkennen,<br />

dass beides nur Strömungen sind, die den Geist beeinflussen. (...)<br />

Das Dritte ist eine Gruppe von sechs Tugenden. Die erste der sechs<br />

Tugenden ist die Beherrschung des Geistes. (...)<br />

<strong>Der</strong> Geist hat zwei charakteristische Eigenschaften. Die eine ist, den<br />

Sinnen zu folgen. (...)<br />

197


Die zweite charakteristische Eigenschaft des Geistes ist, dass seine<br />

Kraft durch gute Übungen wie Meditation, Gebet, geistlichen Gesang<br />

<strong>und</strong> Gottesdienst vervielfacht werden kann. <strong>Der</strong> so gekräftigte Geist<br />

kann der Welt entweder schaden oder nutzen. (...)<br />

Dem Menschen stehen drei Werkzeuge zur Verfügung, mit denen er<br />

seine Entwicklung beeinflussen kann: Höhere Intelligenz, Geist <strong>und</strong><br />

Sinne. Wenn der Geist den Sinnen versklavt ist, ist der Mensch gefesselt<br />

<strong>und</strong> geb<strong>und</strong>en. Wenn jedoch der gleiche Geist von der Intelligenz<br />

regiert wird, kann er dem Menschen zur Erkenntnis seiner inneren<br />

Wirklichkeit verhelfen. (...)<br />

Nun zur zweiten der sechs Tugenden: die Beherrschung des Körpers<br />

<strong>und</strong> der Sinne. Diese kann durch nichts anderes als durch spirituelle<br />

Übungen erworben werden. (...)<br />

Die dritte der Tugenden, mit der ihr ausgerüstet sein müsst, ist eine<br />

geistige Haltung, die über allen jenen Gegensätzen steht, durch welche<br />

die Menschen normalerweise erregt <strong>und</strong> beeinflusst werden, wie<br />

Freude <strong>und</strong> Kummer, Gefallen <strong>und</strong> Missfallen, Gut <strong>und</strong> Schlecht, Lob<br />

<strong>und</strong> Tadel. (...)<br />

Die vierte der Tugenden umfasst Geduld <strong>und</strong> Nachsicht, die euch unbeteiligt<br />

bleiben lässt, wenn ihr unter der Undankbarkeit <strong>und</strong> Schlechtigkeit<br />

anderer zu leiden habt. (...)<br />

Die fünfte der Tugenden, die gepflegt werden muss, ist der unerschütterliche<br />

Glaube in die Heiligen Schriften <strong>und</strong> die darin festgelegte Ordnung,<br />

ebenso wie in die eigene göttliche Wirklichkeit <strong>und</strong> in den Guru,<br />

den spirituellen <strong>Lehre</strong>r. (...)<br />

Die letzte der sechs Tugenden ist, dass ihr unerschütterlich davon<br />

überzeugt seid, dass das, was der Guru lehrt <strong>und</strong> was die Heiligen<br />

Schriften enthalten, ein <strong>und</strong> dasselbe ist. Zu jeder Zeit <strong>und</strong> unter allen<br />

Umständen muss die Intelligenz in der Göttlichen Wirklichkeit ruhen<br />

<strong>und</strong> vom Göttlichen inspiriert werden. (...)<br />

Als Nächstes wollen wir das Sehnen nach Erlösung betrachten, das<br />

die vierte der zu erlangenden Eigenschaften darstellt. Dieses Sehnen<br />

ist nicht das Ergebnis einer Gelehrsamkeit, deren Erwerb mit grossen<br />

Geldausgaben verb<strong>und</strong>en ist. Weder die in den Schriften vorgeschriebenen<br />

rituellen Handlungen noch wohltätige Werke vermitteln Erlösung.<br />

Einzig <strong>und</strong> allein die Überwindung von Unwissenheit führt zur<br />

Erlösung. (6-17)<br />

<strong>Der</strong>jenige, der sein Leben der Suche nach seinem Überselbst weiht,<br />

muss hohe Tugenden besitzen, die sein Verhalten <strong>und</strong> alle seine Ver-<br />

198


indungen heiligen. Nichts fördert das Wissen mehr als ein tugendhafter<br />

Charakter. (...)<br />

<strong>Der</strong> Zustand vollkommener Ausgeglichenheit, der für spirituellen Fortschritt<br />

so notwendig ist, wird nur erreicht, wenn der Geist vom Makel<br />

der Abhängigkeiten <strong>und</strong> des In-die-Welt-verwickelt-Seins befreit ist.<br />

Ohne dieses erhabene Gelöst-Sein kann die höhere Intelligenz sich<br />

Gott nicht nähern. (6-19/20)<br />

Die Naturwissenschaften können die Materie untersuchen <strong>und</strong> ihre<br />

Formen erkennen. Aber sie können nicht erklären, warum die Form so<br />

ist, wie sie ist. Jede Erscheinung hat mit Sicherheit eine Ursache. Weder<br />

das Atom noch das Selbst, noch das Fehlen von beiden kann als<br />

primäre Ursache aller Erscheinungen angesehen werden. Das Sein,<br />

SAT, ist der Urgr<strong>und</strong> von beiden: von Objekt <strong>und</strong> Subjekt, von Erkennendem<br />

<strong>und</strong> Erkanntem. Wenn wir jedoch SAT beschreiben wollen,<br />

ist es notwendig, die im Sprachgebrauch üblichen Worte: Schöpfer,<br />

Herr, Vorsehung, Gott <strong>und</strong> auch Brahman zu benutzen.<br />

Wenn die Untersuchung von Ursache <strong>und</strong> Wirkung vom Gesichtspunkt<br />

des Universums aus vorgenommen wird, dann ist die<br />

Schlussfolgerung, dass Gott die Ursache <strong>und</strong> das Universum die Wirkung<br />

ist. Wenn jedoch die Unterscheidung zwischen Subjekt <strong>und</strong> Objekt<br />

transzendiert wird, dann wird deutlich, dass alles reines Bewusstes<br />

Sein, Brahman, ist <strong>und</strong> dass dieses sowohl die primäre als auch<br />

die sek<strong>und</strong>äre Funktion ausübt. Es ist die Täuschung, das alles überschattende<br />

Nicht-Wissen, das den Eindruck von Brahman <strong>und</strong> dem<br />

Kosmos <strong>und</strong> deren Einswerden erweckt. (6-23/24)<br />

Nichts kann im ganzen Universum entstehen ohne einen Schöpfer.<br />

Was aber muss dann das Wesen dieses Schöpfers sein? Es muss<br />

durch unbegrenzte Macht, unbeschreibliche Herrlichkeit <strong>und</strong> vollkommene<br />

Allwissenheit gekennzeichnet sein. Nicht jeder ist in der Lage,<br />

sich ein solches Phänomen vorzustellen. Gerade das aber ist die Erfüllung<br />

<strong>und</strong> der Sinn eines jeden Lebens. Auf dem Weg dahin können<br />

zwei Stufen unterschieden werden:<br />

1. Die vergängliche, zeitgeb<strong>und</strong>ene Vorstellung. Diese kann keinen<br />

gültigen Eindruck vermitteln, sondern kann nur Zeichen<br />

enthüllen <strong>und</strong> gelegentlich eine Ahnung entstehen lassen.<br />

2. Die Wirklichkeit in ihrer ganzen Fülle. Ihre Erkenntnis ist das Ergebnis<br />

der Erleuchtung durch intuitives Wissen. Sie enthüllt die<br />

199


200<br />

innewohnende <strong>und</strong> transzendente, die grenzenlose Quelle des<br />

Alls. (...)<br />

Alle Dinge der materiellen Welt gleichen Blasen, die das unendliche<br />

Meer des Göttlichen, Brahman, hervorgebracht hat. Sie schwimmen<br />

auf dem Wasser <strong>und</strong> werden vom Wasser erhalten. Wie anders könnten<br />

sie entstehen <strong>und</strong> Bestand haben? Schliesslich zerplatzen sie<br />

<strong>und</strong> vereinen sich mit dem Wasser. Ihr Entstehen, ihr Sein <strong>und</strong> ihre<br />

Auflösung hängt vom Wasser ab. Das Wasser ist immer das gleiche,<br />

Blasen gibt es viele. Wasser ist wirklich, die Blasen sind nur eine besondere<br />

Form davon. Wasser ist die Gr<strong>und</strong>lage, die Blasen sind ihm<br />

überlagerte Erscheinungen.<br />

Diese w<strong>und</strong>erbare Manifestation erfüllt uns mit ehrfürchtigem Staunen.<br />

Vor <strong>und</strong>enklichen Zeiten, irgendwo im Weltall, in der Vielfalt der<br />

unbelebten Natur hatte das Geheimnis des Lebens seinen Ursprung<br />

<strong>und</strong> entwickelte sich zum Menschen <strong>und</strong> Gott-Menschen. (...)<br />

Alles hat sein eigenes Göttliches Gesetz, d.h. eine nur ihm eigene, individuelle<br />

Charakteristik. Das gilt für den Grashalm ebenso wie für die<br />

Sterne. Das Universum ist nicht nur ständigem Wechsel unterworfen,<br />

sondern es entwickelt sich ununterbrochen auf die Ganzheit <strong>und</strong> Einheit<br />

zu. (6-26/27)<br />

<strong>Der</strong> Kosmos ist ein einzigartiges W<strong>und</strong>er, eine unerschöpfliche Quelle<br />

des Staunens. Jeder, wer es auch sein mag, muss davon beeindruckt<br />

werden. Um einen Gegenstand herzustellen, bedarf es - wie ihr wisst<br />

- jemanden, der die Fertigkeit, Erfahrung <strong>und</strong> Intelligenz dazu besitzt.<br />

Ohne einen Schöpfer kann nichts erschaffen werden. Wie können<br />

dann die Objekte, die ihr seht - Sonne, Mond <strong>und</strong> Sterne, mit ihren<br />

Konstellationen, ihrem Glanz <strong>und</strong> ihrer Gesetzmässigkeit -, ohne einen<br />

Erfinder, einen Regisseur, einen Meister ihren Bahnen folgen <strong>und</strong><br />

sich so verhalten, wie sie es tun? Kann das auf normale Kräfte zurückgeführt<br />

werden? Nein! Jeder intelligente Mensch kann, wenn er<br />

sich die gigantische Konzeption der materiellen Welt vor Augen hält,<br />

davon selbst auf die unermessliche Macht des Schöpfers schliessen.<br />

Bedenkt die w<strong>und</strong>erbare Vielfalt der Schöpfung! Keine zwei Dinge<br />

gleichen sich, keine zwei Personen sind einander gleich. Das kann<br />

nur die spielerische Schöpferfreude jenes Phänomens unermesslicher<br />

Herrlichkeit, das ihr “Gott” nennt, hervorbringen. Jeder sollte erkennen,<br />

dass keine geringere Macht die Quelle all dessen sein kann.<br />

Von dem der Schöpfung innewohnenden Geheimnis könnt ihr leicht<br />

auf die Allmacht der Kraft schliessen, die es geschaffen hat. Wer nicht


in der Lage ist, das Geheimnis der Schöpfung zu enthüllen, wird niemals<br />

das Wesen des Schöpfers erkennen können. Die Schöpfung,<br />

d.h. der Kosmos ist eine Manifestation Brahmans. Alles ist Gottes<br />

Wille <strong>und</strong> Plan. (...)<br />

<strong>Der</strong> Entwicklungsprozess spielt sich in dieser Reihenfolge ab. Am Anfang<br />

ist Brahman, das Göttlich-Absolute, am Ende der Mensch. Zwischen<br />

dem Menschen <strong>und</strong> Brahman besteht also eine enge Beziehung.<br />

(6-29/32)<br />

Die Veden erklären, dass Brahman, das Höchste Absolute, die primäre<br />

Ursache des Kosmos ist. Sie nehmen nicht eine unbewusste Substanz<br />

als Ursache an. Die Veden unterstützen nicht die Ansicht, dass<br />

das Unbewusste der Urgr<strong>und</strong> der Schöpfung ist. Es wird erklärt, dass<br />

das Sein sich entschieden hat, in Werden überzugehen, dass Es einen<br />

Akt des Wollens vollzogen hat. Entscheiden, Beschliessen, Planen<br />

- das sind Funktionen des Bewusstseins. Das Unbewusste ist zu<br />

solchen K<strong>und</strong>gebungen des Willens nicht fähig. Gott das Höchste Bewusste<br />

Sein, muss daher als primäre Ursache des Kosmos angesehen<br />

werden. (...)<br />

Mit dem Aufkommen des Willens wurde das Höchste Absolute zu<br />

Gott. Allein durch diesen Willen erschuf Gott den Kosmos. Oberflächlich<br />

gesehen, scheinen Gott <strong>und</strong> der Kosmos zweierlei zu sein. Bei<br />

genauer Betrachtung, mit Einsicht in die inneren Zusammenhänge,<br />

seht ihr, dass zwischen der erschaffenen Materie <strong>und</strong> dem Schöpfer,<br />

zwischen dem Lebewesen <strong>und</strong> dem Lebensprinzip selbst, kein gr<strong>und</strong>legender<br />

Unterschied besteht. (...)<br />

<strong>Der</strong> aus den fünf Elementen zusammengesetzte Kosmos ist dem Allselbst,<br />

Gott, entsprungen. Es gibt nichts, was nicht dessen Manifestation<br />

ist. Das Universum ist in ständiger Bewegung, der Herr des Universums,<br />

Gott, ist die bewegende Kraft. Weltliche Liebe ist nicht echt;<br />

das Bewusstsein, eins mit dem Göttlichen Selbst zu sein, ist die Quelle<br />

aller Liebe. (6-42/44)<br />

Das Wort “Atman” bringt zum Ausdruck, dass die Manifestation eine<br />

Folge des Atman ist. Feuer oder Wasser sind das Produkt, die Folge<br />

des Göttlichen Willens. Dem Begriff “Manifestation” darf aber dennoch<br />

keine sek<strong>und</strong>äre Bedeutung beigemessen werden. Die Veden<br />

bezeichnen einzig <strong>und</strong> allein Atman, die göttliche Realität, als Primäre<br />

Einheit. <strong>Der</strong> Drang, der Entschluss ist etwas, das im Atman selbst vor<br />

sich geht <strong>und</strong> nicht von aussen kommt. <strong>Der</strong> ganze wahrnehmbare<br />

Kosmos war reines Sein. Welche Form Es auch im Laufe der Zeit <strong>und</strong><br />

201


in den Dimensionen des Raumes angenommen haben mag, alles ist<br />

in Wirklichkeit Atman! Das ist die in den Veden enthaltene <strong>Lehre</strong>. (...)<br />

In dem Glauben, dass er von dem Ganzen getrennt sei, ist der Einzelne<br />

der Hoffnung <strong>und</strong> Verzweiflung, der Liebe <strong>und</strong> dem Hass, dem<br />

Kummer <strong>und</strong> der Freude unterworfen. Er wird von der Welt der Namen<br />

<strong>und</strong> Formen angezogen. Ein solcher Mensch wird als “geb<strong>und</strong>en”<br />

bezeichnet. Er bedarf daher dringend der Erlösung. Um erlöst zu<br />

werden, muss er seine Abhängigkeit von <strong>und</strong> seine Bindung an die<br />

materielle Welt aufgeben. (...)<br />

Durch die Gnade Gottes wird diese Vollendung erlangt. Wo kann man<br />

den Atman finden? Wo hält er sich verborgen? Wie kann man ihn erkennen?<br />

Es ist eine Hilfe in diesen Bemühungen, auch die scheinbar<br />

unbewussten Dinge als Manifestationen des Höchsten Bewussten<br />

Seins, des Atman, zu verherrlichen. Das Prinzip des Atman kann nur<br />

von denen voll verstanden werden, deren Denken fest im form- <strong>und</strong><br />

eigenschaftslosen Absoluten, in Gott, verankert ist. Aber auch die<br />

Verkörperung des Göttlichen enthält die Wirklichkeit des Atman in vollem<br />

Umfang. (6-46/47)<br />

„Wenn die Ursache bekannt ist, sind auch die Folgeerscheinungen<br />

bekannt.“ Das ganze Universum, d.h. die belebte <strong>und</strong> unbelebte Materie,<br />

alles was aus den fünf Urelementen besteht, ist von dem Göttlichen<br />

Willen so geplant worden. Es ist eine Folge des Willens Gottes,<br />

der die Ursache ist. Keine Folge kann sich ohne eine vorhergehende<br />

Ursache einstellen. Die Ursache aber hat zwei Aspekte: die materielle<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> die bewirkende Ursache. (...)<br />

Gott ist die materielle Gr<strong>und</strong>lage der Schöpfung, des Kosmos, des<br />

Universums. Er ist die Substanz. Er ist aber auch die bewirkende Ursache.<br />

Er ist sowohl transzendent als auch phänomenal, sowohl<br />

“Sein” als auch “Werden”. So wie das Silber die Substanz des Bechers<br />

ist, so ist Gott die Substanz des Kosmos. Er war reines “Sein”<br />

<strong>und</strong> hat sich selbst als all dies manifestiert. Es war sein Wille, all dies<br />

zu “werden”. Er ist in jedem Objekt der materiellen Welt als letzte<br />

Wirklichkeit vorhanden. Ohne diese letzte Wirklichkeit kann nichts existieren.<br />

Alles ruht auf dieser allumfassenden Realität. Dieses w<strong>und</strong>erbare<br />

Geheimnis liegt jenseits des Auffassungsvermögens des Menschen.<br />

Sein Verstand kann es nicht begreifen. (...)<br />

Klare Sicht lässt ihn den “Einen” in den “Vielen” erkennen. Sie enthüllt<br />

die Einheit in der Vielfalt <strong>und</strong> vermittelt höchste Glückseligkeit, denn<br />

sie lässt ihn den der Vielfalt innewohnenden Einen, die letzte Wirklich-<br />

202


keit, sehen. Die Erfahrung dieses Bewusstseins der eigenen Göttlichkeit<br />

ist Erlösung. Jedes einzelne Lebewesen muss diesen Weg vollenden,<br />

das Ziel, Gott, erreichen. Das ist seine wirkliche Bestimmung.<br />

Eines Tages wird das Verlangen erwachen, von den Ketten des Leides<br />

<strong>und</strong> der Freude frei zu sein, die Fesseln von “Ich” <strong>und</strong> “Mein” abzuwerfen.<br />

<strong>Der</strong> Weg, der dann eingeschlagen wird, führt mit Sicherheit<br />

zur Erlösung. Das Suchen nach diesem Weg ist ein Merkmal intelligenter<br />

Menschen. (...)<br />

Im Gr<strong>und</strong>e genommen sind die äussere <strong>und</strong> die innere Welt nicht verschieden<br />

<strong>und</strong> von einander getrennt. Sie sind unlösbar miteinander<br />

verflochten. Normalerweise glaubt der Mensch, dass es der Körper<br />

ist, mit dem er sieht <strong>und</strong> hört, Erfahrungen macht <strong>und</strong> Freude empfindet.<br />

Nein! Es gibt eine andere Kraft, welche die Sinne, den Geist <strong>und</strong><br />

den Verstand beherrscht. Diese Kraft ist die göttliche Wirklichkeit, das<br />

Höchste Selbst. Das Sutra unterweist den Menschen, sich dessen bewusst<br />

zu sein <strong>und</strong>, mit diesem immer lebendigen Bewusstsein in sich,<br />

durch die Sinne, den Geist <strong>und</strong> den Verstand die Verbindung mit der<br />

Welt aufzunehmen. (6-50/53)<br />

Schlaf ist für alle Lebewesen äusserst notwendig. <strong>Der</strong> Mensch <strong>und</strong> andere<br />

Lebewesen können ohne Schlaf nicht existieren. Von allen Freuden,<br />

welche die Welt bietet, ist Schlaf die nützlichste. Alle anderen sind<br />

unfruchtbar <strong>und</strong> schal, armselig <strong>und</strong> nutzlos. Vegetatives Nervensystem<br />

<strong>und</strong> Stoffwechsel arbeiten auch im Schlaf eines Lebewesens <strong>und</strong><br />

versehen den Körper mit Wärme. <strong>Der</strong> Atem ist ruhig <strong>und</strong> stetig wie die<br />

Flamme auf dem Altar im Andachtsraum. Er hilft dem Geist, jene Gefilde<br />

zu erreichen, die dem Menschen seinem Karma entsprechend bestimmt<br />

sind. Mit anderen Worten: Er befähigt ihn, einen Vorgeschmack<br />

des Einswerdens mit dem Höchsten zu bekommen. Denn es ist die im<br />

Körper wohnende Seele, die im Schlaf ruht, glücklich ist, erfrischt <strong>und</strong><br />

der Seligkeit teilhaftig wird. <strong>Der</strong> Körper ist der Tempel <strong>und</strong> die Seele<br />

die Gottheit, die als Heiligtum darin bewahrt wird. Die Seele nimmt an<br />

allem teil, was vom Geist in der äusseren Welt mit den Sinnen wahrgenommen<br />

wird, aber auch an dem, was man nicht sehen, hören oder<br />

fühlen kann. Darüber hinaus kann die Seele sich im Traum der Erfahrungen<br />

vergangener Leben erinnern <strong>und</strong> sie nacherleben. Das hängt<br />

davon ab, wie der Geist des Einzelnen durch dessen Handeln geformt<br />

ist. Manchmal passiert es, dass ein Mensch mit einem Schlag die Beziehung<br />

zum Körper <strong>und</strong> zu den Sinnen abbricht <strong>und</strong> sich in seiner f<strong>und</strong>amentalen<br />

Wirklichkeit, im Allselbst verliert. Das Glück, das die Seele<br />

erfüllt, ist die Wirklichkeit des Höchsten Bewussten Seins.<br />

203


Während des Tiefschlafes wird die Seele in die Region der Glückseligkeit<br />

entrückt. So bekommt der Mensch im Schlaf, ohne eigene Anstrengung,<br />

die einzigartige Gelegenheit, die Nähe des Göttlichen<br />

Seins zu erfahren, das die Gr<strong>und</strong>lage der fünf Elemente, der fünf Sinne<br />

<strong>und</strong> des geistigen Bereiches ist. Aber dieses Erlebnis ist nicht von<br />

Dauer, es ist vorübergehend. Nur der Mensch, der dieses Bewusstsein<br />

durch die Läuterung des Denkens <strong>und</strong> des Geistes erworben hat,<br />

wird unveränderliches Glück durch das Einswerden mit Gott erfahren.<br />

Nur der wird allwissend, der ununterbrochen im Bereich des Unvergänglichen<br />

weilt, der eins geworden ist mit der ewigen Unendlichkeit<br />

der Göttlichen Weltseele. Wenn er sich bewusst wird, dass er alles ist,<br />

dass nichts ohne ihn, ausserhalb seiner Wirklichkeit, existiert, dann<br />

wird er alles, wird göttlich. (6-55/56)<br />

Es ist die materielle, objektive Welt, welche für die Augen sichtbar ist,<br />

die Sinne erfreut, den Geist fasziniert <strong>und</strong> dem Gehirn Informationen<br />

vermittelt. Aber diese Welt durchdringend, existiert eine nicht-materielle,<br />

subjektive Welt, die ebenfalls zugänglich ist. Wenn das erkannt<br />

wird, enthüllen sich beide Welten als Teil-Ausdrucksformen desselben<br />

unteilbaren Bewusstseins. Beide ergänzen sich zu der Fülle des<br />

Einen. Aus dem vollkommenen Einen entspringt Individualität als seine<br />

Ergänzung. Wenn die individuelle Seele den materiellen Körper,<br />

der sie umgibt, abschüttelt, ruht das ewige, universale Bewusstsein<br />

wieder in der Vollkommenheit des Eins-Seins. (...)<br />

Die Welt ist der Wohnsitz des Herrn. Deshalb kann niemand einen<br />

Anspruch auf persönlichen Besitz erheben, <strong>und</strong> die geringste Spur<br />

von Egoismus sollte überw<strong>und</strong>en werden. Löst euch von allen Bindungen,<br />

fühlt überall die Gegenwart des Herrn. Öffnet euch der Seligkeit,<br />

welche der Herr, der die Verkörperung der Seligkeit ist, euch<br />

schenkt, <strong>und</strong> erlebt sie voller Dankbarkeit, ohne durch Wünsche <strong>und</strong><br />

Verlangen geb<strong>und</strong>en zu sein. (7-9/10)<br />

Die Seele (Atman, Brahman) ist ein Funken des Göttlichen. Ihre verborgene<br />

Existenz kann von dem erkannt werden, der danach sucht.<br />

Gott ist das Eine. Welcher Nation man auch angehören <strong>und</strong> zu welcher<br />

Religion man sich auch bekennen mag, jeder kann das Universale<br />

Absolute erkennen, wenn er die Wissenschaft spiritueller Vervollkommnung<br />

gemeistert hat. <strong>Der</strong> Glaube an Gott, an das Eine, ist der<br />

entscheidende, zentrale Punkt. Alle anderen Mutmassungen, Vorstellungen<br />

<strong>und</strong> Bekenntnisse bewegen sich nur an der Peripherie. (7-28/<br />

29)<br />

204


Obwohl sie in menschlicher Gestalt <strong>und</strong> in eine menschliche Gemeinschaft<br />

hinein geboren werden, vergessen die Menschen leider die<br />

wesentlichen Eigenschaften der menschlichen Rasse. Verglichen mit<br />

der Entstehung jeder anderen Lebensform, ist die Geburt als Mensch<br />

einzigartig. Das Geschenk der Geburt als Mensch zu erhalten, ist ein<br />

ausserordentliches Privileg. Wenn ihr nicht vollen Gebrauch von diesem<br />

Geschenk macht, das ihr aus den Händen Gottes empfangen<br />

habt, begeht ihr eine grosse Sünde. Ihr müsst euch im klaren darüber<br />

sein, dass eure jetzige Geburt als Mensch die Frucht davon ist, dass<br />

ihr in früheren Inkarnationen viel Gutes getan habt. (34-17)<br />

Vom Göttlichen her gesehen ist euer „Ich“ identisch mit dem Göttlichen<br />

in euch, d.h. euer „Ich“ <strong>und</strong> euer wahres Selbst sind ein <strong>und</strong> dasselbe.<br />

Um diese Identität herzustellen, muss das Selbst von allen Verunreinigungen<br />

befreit werden. Euer wahres Selbst ist ein selbstloses<br />

Selbst. Wenn euer „Ich“ sich mit dem Körper identifiziert, seht ihr es<br />

als Ego. Eine Gleichsetzung mit dem Göttlichen in euch ist nicht möglich,<br />

solange das „Ich“ noch selbstsüchtige Motive hat. Die wahre<br />

Identität mit dem Göttlichen ist nur jenseits von egoistischer Selbstsucht<br />

zu finden. Das wirkliche Selbst kann daher als reines Bewusstsein<br />

betrachtet werden, das nur Zeuge ist. Nur das ist in Wahrheit<br />

göttlich. Ihr seid mit Hilfe eures Körpers <strong>und</strong> seinen Sinnesorganen<br />

Zeuge alles dessen, was um euch herum vorgeht. Das Göttliche<br />

Selbst ist überall gegenwärtig. Es gibt keinen Winkel in der ganzen<br />

Welt, in dem es nicht vorhanden wäre. Es schlüpft in die Form des<br />

menschlichen Körpers wie in einen Behälter <strong>und</strong> macht ihn zu seinem<br />

Werkzeug. (37-37/38)<br />

Das Göttlich-Absolute (Brahman) <strong>und</strong> der göttliche Funke im Menschen<br />

(Atman) sind ein <strong>und</strong> dasselbe. Sie sind das Eine, welches im<br />

unendlich Kleinen ebenso wie im unendlich Grossen der unbeteiligte<br />

Zeuge der gesamten belebten <strong>und</strong> unbelebten Schöpfung ist. (37-41)<br />

Ihr könnt diesen Körper nicht “Ich” nennen, nur weil ihr euren Wohnsitz<br />

darin habt. (...)<br />

Das “Ich” in euch ist die Göttliche Seele selbst. Es ist die winzige Welle,<br />

die für einen Augenblick über der Tiefe des Meeres mit dem Winde<br />

spielt. Die Welle lässt den Eindruck entstehen, sie sei etwas anderes<br />

als der blaue, zeitlose Ozean unter ihr. Aber das ist eine Täuschung.<br />

Sie ist das Ergebnis zweier Ideen: Name <strong>und</strong> Form. Wenn ihr diese<br />

205


eiden Vorstellungen aufgebt, verschwindet die Welle <strong>und</strong> wird eins<br />

mit dem Meer. Dann leuchtet die Wirklichkeit auf, <strong>und</strong> ihr seid euch ihrer<br />

bewusst.<br />

Die Göttliche Seele enthüllt ihre Herrlichkeit im Menschen als Liebe.<br />

Diese kann in verschiedenen Formen in Erscheinung treten: als Bindung<br />

an materielle Güter, an Eltern oder Kinder, an den Lebensgefährten<br />

oder an Fre<strong>und</strong>e. All dies sind Funken derselben Flamme, die<br />

als universale Liebe ihren höchsten Ausdruck findet. Diese Liebe<br />

kann nicht durch das Studieren eines Leitfadens, durch Kurzlehrgänge<br />

oder Auswendiglernen lebendig werden. Sie muss mit dem unstillbaren<br />

Sehnen nach dem Licht beginnen, mit dem unerträglichen Verlangen,<br />

der Dunkelheit zu entrinnen, wie es in dem Gebet “Aus der<br />

Dunkelheit führe uns zum Licht” zum Ausdruck kommt. Das Verlangen<br />

selbst zieht das Licht an. Die Liebe wächst von selbst <strong>und</strong> verwandelt<br />

euch mit ihrer langsamen, aber unwiderstehlichen Alchimie in<br />

Gold. (...)<br />

Sobald ihr den Namen des Herrn, der die Güte selbst ist, zu rezitieren<br />

beginnt, wird all die Güte, die in euch verborgen liegt, zum Ausdruck<br />

kommen. Wenn ihr die Freude, die ihr dabei empfindet, einmal gekostet<br />

habt, könnt ihr keinen Augenblick mehr ohne sie auskommen. Sie<br />

wird so lebensnotwendig wie die Luft für die Lungen. (...)<br />

Ihr leidet, weil ihr an die Welt geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> fern von Gott seid. Es<br />

muss gerade umgekehrt sein. Ihr müsst eure Bindungen an die Welt<br />

lösen <strong>und</strong> euch ganz dem Herrn hingeben. (...)<br />

Nichts ist so gross <strong>und</strong> so erhaben wie der Herr, zu dem ihr eure Zuflucht<br />

nehmt. Es ist gleichgültig, ob ihr ihn mit Namen anruft oder ob<br />

ihr ihn als das Formlos-Absolute verehrt. Er ist beides: Form <strong>und</strong><br />

formlos. Meerwasser nimmt die Form des Gefässes an, in welches es<br />

geschüttet wird. Wenn das geschieht, nimmt das Formlose Form an;<br />

das Unendliche wird zum Begrenzten. Ihr werdet jedoch feststellen,<br />

dass es die Form Gottes ist, die euch glücklich macht. Das Formlose<br />

verursacht weder Kummer noch Freude, es ist jenseits der Dualität aller<br />

Empfindungen. Es ist das Schmuckstück, das Freude bereitet,<br />

nicht das Gold. Ihr könnt die Kraft des Namens erfahren, die Form vor<br />

Augen haben. Beide könnt ihr in eurem Herzen bewegen <strong>und</strong> das<br />

Glück erfahren, welches sie vermitteln. Das ist der Gr<strong>und</strong>, warum Jayadeva,<br />

Gouranga, Ramakrishna <strong>und</strong> andere Heilige lieber Ameisen<br />

bleiben <strong>und</strong> den Zucker kosten wollten, anstatt selbst Zucker zu werden.<br />

Das heisst, diese Heiligen waren noch nicht bereit, den letzten<br />

Schritt des Einswerdens mit dem Absoluten zu tun. <strong>Der</strong> Name ist der<br />

206


Samen, der im Herzen ruht. Wenn der Schauer seiner Gnade darauf<br />

fällt, keimt er <strong>und</strong> wächst zu einem prächtigen Baum heran. 23.11.60,<br />

(16-10/12)<br />

Da Gott in den Atomen des Körpers vorhanden ist, spricht man von<br />

Körper-Bewusstsein. Die individualisierte Form des Überselbst aktiviert<br />

durch seine Gegenwart das individuelle Bewusstsein. Das Überselbst<br />

ist die Gr<strong>und</strong>lage, auf der alles ruht. Aber der Mensch glaubt,<br />

dass er der Körper sei, <strong>und</strong> übersieht dabei, dass er eine Erscheinungsform<br />

des Überselbst ist. Er kommt zum Schluss, dass er als Individuum<br />

etwas anderes als das Göttliche sei, weil er das Überselbst<br />

nicht erkennt. (25-157)<br />

207


OFFENBARUNGEN<br />

Denkt daran, dass ihr mit jedem Schritt Gott näher kommt <strong>und</strong> dass<br />

auch Gott euch für jeden Schritt, den ihr auf ihn zugeht, zehn Schritte<br />

entgegenkommt. Es gibt keine Rast auf dieser Pilgerfahrt; sie ist eine<br />

unentwegte Reise durch Tag <strong>und</strong> Nacht, über Berg <strong>und</strong> Tal, mit Tränen<br />

<strong>und</strong> Lächeln, durch Tod <strong>und</strong> Geburt. Wenn die Reise endet <strong>und</strong><br />

das Ziel erreicht ist, stellt der Pilger fest, dass er nur von sich selbst zu<br />

sich selbst gewandert ist, dass der Weg lang <strong>und</strong> einsam war, aber<br />

dass der Gott, der ihn geführt hat, die ganze Zeit in ihm, um ihn herum<br />

<strong>und</strong> an seiner Seite war! Ja, er selbst war immer göttlich. Sein Sehnen,<br />

in Gott aufzugehen, war wie das der Woge, die nach dem Meer<br />

ruft! <strong>Der</strong> Mensch liebt, denn Gott ist Liebe. <strong>Der</strong> Mensch sehnt sich<br />

nach Melodie <strong>und</strong> Harmonie, denn Gott ist Melodie <strong>und</strong> Harmonie.<br />

<strong>Der</strong> Mensch sucht die Freude, denn Gott ist Freude. Es dürstet den<br />

Menschen nach Gott, denn sein innerstes Wesen ist Gott, <strong>und</strong> er<br />

kann ohne ihn nicht existieren. Gott kann in allem, das existiert, erkannt<br />

werden, sei es reizvoll oder traurig, blühend oder verwelkt. Er ist<br />

die Intelligenz im Verhalten des Insektes, die Treue, die dem H<strong>und</strong> eigen<br />

ist, die latente Energie im Stein! 5.3.66, (21-10)<br />

Alle Religionen ermahnen ihre Anhänger, über Gott in einer bestimmten<br />

Form <strong>und</strong> einem bestimmten Namen zu meditieren. Aber wer erkannt<br />

hat, dass alle Namen <strong>und</strong> alle Formen den einen Gott bezeichnen,<br />

wird einen Laut annehmen, der zutiefst bedeutsam ist, weil er alle<br />

Namen einschliesst, nämlich das OM, den unveränderlichen, unzerstörbaren<br />

kosmischen Urklang. Vom Veränderlichen zum Unveränderlichen<br />

führt die Reise. Sie besteht aus drei Etappen: „Ich bin Dein“; „Du<br />

bist Mein“; <strong>und</strong> schliesslich „Ich bin Du“! Das sind die drei Etappen, die<br />

jeder spirituelle Sucher eine nach der anderen durchlaufen muss, um<br />

das Reiseziel zu erreichen. Geht vorwärts <strong>und</strong> haltet nicht an.<br />

Es ist gut, in eine Kirche hinein geboren zu werden; aber es ist nicht<br />

gut, in ihr zu sterben. Wachst <strong>und</strong> befreit euch von den Begrenzungen<br />

<strong>und</strong> Regeln, den Glaubenssätzen, welche die Freiheit des Denkens<br />

einengen, den Zeremonien <strong>und</strong> Ritualen, die begrenzen. Erreicht den<br />

Punkt, an dem Kirchen nicht mehr zählen, an dem alle Wege enden,<br />

von dem alle Wege ausgehen. (...)<br />

<strong>Der</strong> Glaube an Gott, der im eigenen Herzen wohnt, der Glaube an seine<br />

immerwährende Gegenwart <strong>und</strong> Führung wird euch Mut <strong>und</strong> Kraft<br />

geben <strong>und</strong> euch zur Erleuchtung führen. 29.7.69, (21-62/63)<br />

208


Jemand hat gesagt, es sei notwendig, sich ganz hinzugeben. Wer<br />

gibt? Wer empfängt? Ihr selbst seid Gott, wem gebt ihr euch dann<br />

hin? Aber dennoch sprecht ihr von Hingabe. <strong>Der</strong> Gebrauch dieses<br />

Wortes verhindert die Lösung eines für diese Zeit charakteristischen<br />

Problems. Wenn ihr entdeckt, dass ihr Gott seid, gibt es keine Hingabe.<br />

Vor der Weisheit verschwindet alles, nur Gott bleibt. 4.10.70, (21-<br />

193)<br />

Glaubt nicht: “Ich bin der Körper”, sondern schreit in die Welt hinaus:<br />

“Ich bin Gott, ich bin alles, was ist, <strong>und</strong> mehr, ich bin alles, was ist, war<br />

<strong>und</strong> sein wird.” Dann sprengt euer Herz die Fesseln des kleinen Egos<br />

<strong>und</strong> wird befreit von Raum <strong>und</strong> Zeit. Ihr werdet Liebe sein, Liebe,<br />

nichts als Liebe. Das bedeutet, ihr werdet göttlich sein, eins mit dem<br />

Einen.<br />

Leben heisst, sich verströmen. Dieses Verströmen ist das Wesen der<br />

Liebe. Liebe ist Gott. Lebt in der Liebe. Das ist die Botschaft, die ich<br />

euch an diesem Fest des Lichts gebe. Wenn eine Kerze an einer anderen<br />

entzündet wird, dann brennen zwei, wo vorher nur eine brannte.<br />

Die erste hört nicht auf zu leuchten. Ihr könnt eine Million Kerzen<br />

an der einen entzünden, <strong>und</strong> ihr Licht vermindert sich nicht. So ist es<br />

auch mit der Liebe. Teilt sie mit Millionen, <strong>und</strong> sie verliert nichts von<br />

ihrer Kraft. Es gibt eine andere Lektion, welche die Illumination am<br />

Abend dieses Lichterfestes euch lehren möchte. In jedem Haus einer<br />

Strasse werden ein paar Laternen angezündet, die auf die Türschwelle,<br />

den Fenstersims, das Tor, den Brunnen <strong>und</strong> auf die Veranda gestellt<br />

werden. Was ist die Folge? Die ganze Stadt ist erleuchtet, die<br />

Einwohner sind glücklich, die Kinder tanzen voller Freude, <strong>und</strong> der<br />

Himmel erglüht im Widerschein irdischer Freude. Licht breitet sich<br />

aus. Es vermischt sich mit Licht aus anderen Quellen. Es kennt keine<br />

Grenzen, keine Vorurteile. Ihr könnt vielleicht euren Nachbarn nicht<br />

leiden, aber das Licht der Laterne auf eurer Veranda vermischt sich<br />

mit dem Licht der Laterne, die auf seiner Veranda steht. Ihr könnt es<br />

nicht zurückhalten.<br />

Das Lichterfest will euch diese <strong>Lehre</strong> vom Licht <strong>und</strong> von der Liebe erteilen.<br />

Geht aus euch heraus, schliesst andere ein, verströmt euch<br />

<strong>und</strong> vergesst in einem überquellenden Strom der Liebe alle Grenzen,<br />

die Grenzen von Mein <strong>und</strong> Dein, von Kaste <strong>und</strong> Religion. Das ist der<br />

Höhepunkt jeder spirituellen Praxis. (...)<br />

Zu Beginn einer Andacht zündet ihr als Erstes eine Kerze an. Es gibt<br />

keine religiöse Feier ohne eine brennende Kerze. Wo das Licht der<br />

209


Liebe leuchtet, manifestiert sich Gott. Sorgt dafür, dass es hell <strong>und</strong><br />

rein scheint, <strong>und</strong> Gott wird bleiben. Erlaubt allen, ihr Licht daran zu<br />

entzünden, <strong>und</strong> Gott wird euch mit Gnade überschütten. Zuerst<br />

kommt Gott, dann die Welt <strong>und</strong> zuletzt das eigene Ich. Das ist die richtige<br />

Reihenfolge für einen, der nach der Wahrheit sucht. 29.10.70,<br />

(21-221/222)<br />

Das Herz des Menschen, das mit einer Schallplatte verglichen werden<br />

kann, trägt in sich alle Spuren vergangener Leben. Die Reaktion,<br />

der Widerhall <strong>und</strong> die Widerspiegelungen all dessen, was ihr gesehen,<br />

gehört <strong>und</strong> erlebt habt, sind in ihm gespeichert. Die weiten Meere,<br />

die gewaltigen Berge <strong>und</strong> all die verschiedenen Orte, an denen ihr<br />

euch aufgehalten habt, sind in euer Herz eingeprägt. Kurz: Das ganze<br />

Universum ist in das menschliche Herz eingeprägt. Folglich kann man<br />

sagen, dass der Mensch die Verkörperung des kosmischen Prinzips<br />

ist. Aber da der Mensch nicht fähig ist, diese Wahrheit zu erkennen,<br />

betrachtet er sich selbst als niedrig <strong>und</strong> lässt sich beeinflussen von<br />

Freude <strong>und</strong> Schmerz, von Gut <strong>und</strong> Schlecht.<br />

Woher kommt dieses Universum? Die Shrutis haben eine klare Antwort<br />

darauf gegeben. <strong>Der</strong> Ursprung des Universums ist dort, wo auch<br />

der Ursprung des Ich-Prinzips ist, nämlich im Herzen. Die Shrutis erklären,<br />

dass das Herz der Ursprung des Ich-Prinzips ist. Dieses “Ich”<br />

ist alldurchdringend. Jeder Mensch benutzt dieses Wort “Ich”, wenn er<br />

sich jemandem vorstellt. Es existiert kein Ort oder Mensch ohne dieses<br />

Ich-Prinzip. Selbst die Vögel <strong>und</strong> die Tiere haben dieses Ich-Prinzip<br />

mitbekommen, auch wenn sie nicht fähig sind, es auszudrücken.<br />

Wo immer das “Ich” ist, ist auch ein Herz. Das Herz ist nicht auf den<br />

Körper allein beschränkt, es ist allesdurchdringend. “Ich” ist der Name<br />

des wirklichen Selbst (Atman). So wohnt in jedem das Göttliche in der<br />

Form des “Ich”. Es ist mit dem Intellekt verb<strong>und</strong>en. Vereine Geist <strong>und</strong><br />

Intellekt.<br />

Vom Analphabeten bis zum Gelehrten definiert jeder “Unterscheidungsvermögen”<br />

(buddhi) als die Fähigkeit, zwischen dem Vergänglichen<br />

<strong>und</strong> dem Unvergänglichen zu unterscheiden. Dies ist nicht die<br />

korrekte Definition. Die Menschen benutzen sie nur im weltlichen Sinne.<br />

In Wirklichkeit hat “buddhi” fünf Aspekte: Glaube, Göttliche Ordnung,<br />

Wahrheit, spirituelle Übung <strong>und</strong> das wahre Sein. (...)<br />

Heutzutage sprechen viele Menschen über den Geist (manas, mind)<br />

<strong>und</strong> den Intellekt (buddhi), ohne deren wahre Bedeutung zu verstehen.<br />

Sie denken, dass der Geist nur eine Kombination von Gedanken<br />

210


sei; aber selbst die Handlungen sind mit ihm verb<strong>und</strong>en. Wenn der<br />

Geist sich mit dem Intellekt (buddhi) vereint, dann erreicht das<br />

menschliche Sein einen Zustand der Freiheit, der als Befreiung beschrieben<br />

wird.<br />

Die Durchführung jeglicher spiritueller Praktiken zur Kontrolle des<br />

Geistes ist ein Fehler. Die Natur des Geistes ist mysteriös. Er ist unbeständig<br />

<strong>und</strong> mit dem Ego verb<strong>und</strong>en. Wer kann einen solchen<br />

Geist kontrollieren? Versucht deshalb niemals, den Geist zu kontrollieren.<br />

Folgt eurem Intellekt, dann wird sich der Geist von sich aus fügen.<br />

<strong>Der</strong> Meister des Geistes ist der Intellekt. <strong>Der</strong> Meister des Intellekts<br />

ist das Göttliche Selbst (Atman). Das Göttliche Selbst hat keinen<br />

Meister. Meistere also den Geist <strong>und</strong> sei ein Meister auf diesem Gebiet.<br />

(...)<br />

Es ist ein Irrtum, zu glauben, Gott sei von euch getrennt. Wenn ihr einmal<br />

erkannt habt, dass ihr eins seid mit Gott, könnt ihr niemals mehr<br />

von ihm getrennt sein. Wenn zum Beispiel ein Topf mit Wasser in den<br />

Ozean ausgeleert wird, wird das Wasser aus dem Topf eins mit dem<br />

Ozean. Ihr könnt die beiden Wasser nicht mehr trennen. Genauso<br />

werdet ihr eins mit Gott. (...)<br />

<strong>Der</strong> Körper des Menschen enthält alle drei Welten: im Kopf die Welt<br />

der Götter, in der Kehle die Welt der Menschen, im Herzen die Welt<br />

der heiligen Schlangen, der Lebenskraft. <strong>Der</strong> Kopf wird als Himmel<br />

bezeichnet, da er alle fünf Sinne der Wahrnehmung enthält, die<br />

Klang, Berührung, Form, Geschmack <strong>und</strong> Geruch erkennen.<br />

<strong>Der</strong> Körper besteht aus fünf Elementen <strong>und</strong> muss sterben, aber sein<br />

Bewohner ist unsterblich. <strong>Der</strong> Bewohner des Körpers kennt weder<br />

Geburt noch Tod noch Bindungen. In Wahrheit ist dieser Bewohner<br />

Gott selbst. (28.9.98)<br />

<strong>Der</strong> Körper des Menschen ist ein Tempel, in dem sich Gott aufhält.<br />

Selbstbeherrschung <strong>und</strong> Beherrschung der Sinne sind die Tempelwächter.<br />

Wenn sie nachlässig <strong>und</strong> faul sind, werden Lust <strong>und</strong> Habgier,<br />

Zorn <strong>und</strong> Eifersucht, Hass <strong>und</strong> Stolz sich einschleichen, ausbreiten<br />

<strong>und</strong> die Herrschaft im Tempel übernehmen. <strong>Der</strong> Mensch lässt sich<br />

derart täuschen, dass er die eingedrungenen Diebe als Herren anerkennt<br />

<strong>und</strong> ehrt. Seid selbst Herr eures Geistes! Erwacht, erhebt euch<br />

<strong>und</strong> stellt euch den Dieben entgegen, bevor sie euren Schatz erbeuten<br />

können. <strong>Der</strong> Schatz ist die Erkenntnis, dass Gott allem innewohnt.<br />

(27-69/70)<br />

211


<strong>Der</strong> Körper des Menschen ist ein Fahrzeug, um welches selbst die<br />

Götter die Menschen beneiden. Ihr wisst, dass die Götter sich bemühen,<br />

menschliche Form anzunehmen, damit sie Intelligenz, Unterscheidungsvermögen,<br />

innere Freiheit usw. nutzen können, da man<br />

durch sie nur im menschlichen Körper die letzte Wirklichkeit zu erkennen<br />

vermag, die, wenn sie erkannt ist, Allwissenheit bedeutet. <strong>Der</strong><br />

Körper, mit dem sich dieses Krankenhaus befasst, ist das Fahrzeug<br />

des wirklichen Selbst - des Herrn <strong>und</strong> Meisters. Er ist die Burg, von<br />

der aus ihr die Feinde, nämlich Egoismus <strong>und</strong> Abhängigkeiten, bekämpfen<br />

könnt. Er ist das Boot, mit dessen Hilfe ihr das Meer der Zufälle<br />

<strong>und</strong> des Wandelns überqueren könnt. 15.10.66, (19-161)<br />

Heutzutage versteht niemand die Heiligkeit, die Bedeutung <strong>und</strong> Einzigartigkeit<br />

des menschlichen Körpers. Viele Menschen glauben irrtümlich,<br />

der Körper sei allein zum Essen, Trinken, Schlafen <strong>und</strong> Vergnügen<br />

gedacht. Wenn ihr die Heiligkeit <strong>und</strong> Bedeutung der<br />

menschlichen Geburt versteht, dann wisst ihr, zu welchem Zweck<br />

Gott euch den Körper gegeben hat. Es ist das Hauptziel des Menschen,<br />

in seinem täglichen Leben die Wahrheit zu erkennen.<br />

(15.2.99)<br />

212


IV. LIEBE GOTTES - HERZ GOTTES<br />

MENSCHENHERZ


DIE BEZIEHUNG DES MENSCHEN ZU GOTT<br />

Die vier Stadien der Erlösung. Eine Verehrung Gottes in gleichbleibender<br />

Bewusstheit, mit reinen Gefühlen <strong>und</strong> frei von jedem störenden<br />

Gedanken, führt zur grossen Vereinigung mit Gott. Als ein Ergebnis<br />

dieser grossen Vereinigung erscheint der Herr in jener Form vor<br />

dem inneren Auge des Gottesverehrers, die dieser für die Anbetung<br />

gewählt hat. Die Erscheinung ist nicht einfach eine Sache der Einbildung;<br />

Verlangen nach absoluter Wahrheit führt in Gottes Gegenwart,<br />

sie ist eine Erfahrung “von Angesicht zu Angesicht”. Ohne den Ort zu<br />

wechseln, kann er sich in der Gegenwart Gottes aufhalten, wo immer<br />

er sich gerade befinden mag. (...)<br />

Neben diesem Erlebnis, fortwährend in der Gegenwart Gottes zu<br />

sein, erkennen die Gottesverehrer in allem, was sie wahrnehmen, die<br />

Herrlichkeit Gottes. (...)<br />

Fortwährend mit Gott zu leben, immer Zeuge seiner Herrlichkeit zu<br />

sein <strong>und</strong> von Gottesbewusstsein durchströmt zu werden, ist das Ergebnis<br />

der <strong>Lehre</strong> von der Liebe <strong>und</strong> Hingabe zu Gott. Allerdings gibt<br />

es in diesem Stadium doch noch eine Spur des Gefühls, von Gott getrennt<br />

zu sein. Daher wird es von der monistischen <strong>Lehre</strong> auch nicht<br />

als das höchste Stadium angesehen. Nur weil der Gottesverehrer ein<br />

inniges Verhältnis zu Gott entwickelt hat, kann man nicht folgern,<br />

dass er auch die Kräfte der Schöpfung, Erhaltung <strong>und</strong> Zerstörung besitzt,<br />

die Gott zu Eigen sind.<br />

Erst wenn es keine Unterschiede mehr gibt <strong>und</strong> die Vereinigung stattgef<strong>und</strong>en<br />

hat, ist das höchste Stadium erreicht. Es wird “Einssein mit<br />

Gott” genannt <strong>und</strong> ist ein Ausdruck göttlicher Gnade, gewonnen durch<br />

die eigene spirituelle Disziplin; es kann nicht als Lohn für Bemühungen<br />

gefordert werden. <strong>Der</strong> Gottsucher wird mit ganzer Kraft nach dieser<br />

Vereinigung streben. Er hat den Wunsch, dem Herrn nach seinem<br />

Wohlgefallen zu dienen <strong>und</strong> sich an der Form, die er ihm zugeschrieben<br />

hat, zu erfreuen. Aber der Herr schenkt ihm in seiner Barmherzigkeit<br />

nicht nur seine fortwährende Gegenwart, seine Nähe <strong>und</strong> Gottesbewusstsein,<br />

sondern auch das Einssein mit Gott! <strong>Der</strong> Weg der<br />

liebenden Verehrung <strong>und</strong> Hingabe an Gott führt letzten Endes zum<br />

Erreichen des höchsten Wissens. Selbst wenn der Gottesverehrer<br />

nicht darum bittet, wird es ihm von Gott gegeben. Erlösung durch das<br />

Einssein mit Gott wird auch Erlösung durch Vereinigung genannt. (4-<br />

87/88)<br />

215


Ein Gottsucher sollte den Unterschied zwischen einem gewöhnlichen<br />

Menschen <strong>und</strong> einem Menschen, der den Weg der Selbstverwirklichung<br />

gehen will, kennen.<br />

<strong>Der</strong> gewöhnliche Mensch besitzt keine Seelenstärke, er ist egoistisch,<br />

selbstsüchtig, eitel <strong>und</strong> voller Wünsche, was die vergängliche Welt<br />

betrifft, in der er versucht, ein zufriedenes Leben zu leben.<br />

Ein Mensch, der nach Selbstverwirklichung strebt <strong>und</strong> ein diszipliniertes,<br />

spirituelles Leben führt, befasst sich mit Meditation über den<br />

Herrn <strong>und</strong> seine Schöpfung, so beständig wie die Bewegung der Wellen<br />

des Meeres; er sammelt so wertvolle Schätze an wie das Bewusstsein<br />

der Gleichheit <strong>und</strong> überpersönliche Liebe der ganzen<br />

Schöpfung gegenüber. Er ist glücklich bei dem Gedanken, dass alles<br />

dem Herrn gehört <strong>und</strong> nichts ihm selbst. (...)<br />

Beide oben beschriebenen Typen von Menschen sind verkörperte<br />

Seelen <strong>und</strong> menschliche Wesen, darin besteht kein Zweifel.<br />

Als “Menschen” bezeichnet man all jene, die in der Illusion der Aussenwelt<br />

verstrickt sind <strong>und</strong> in tiefer Unwissenheit leben.<br />

“Gottsucher” nennt man all jene, die nach spiritueller Entwicklung <strong>und</strong><br />

Selbstverwirklichung streben <strong>und</strong> sich mit den Täuschungen der inneren<br />

Bewusstseinsebenen auseinandersetzen.<br />

Und Gott selbst befindet sich ausserhalb dieser beiden Seinsebenen.<br />

Wer keinen äusseren Täuschungen mehr unterliegt, wird zum Gottsucher,<br />

<strong>und</strong> wenn er auch von den inneren Täuschungen frei ist, dann<br />

kann man ihn Gott nennen. Das Herz eines solchen Menschen wird<br />

zum Sitz Gottes. Deshalb ist es möglich, daraus den Schluss zu ziehen,<br />

dass alles von Gott durchdrungen ist. Obwohl sich der Herr natürlich<br />

in jedem Herzen befindet, ist spirituelle Disziplin notwendig, damit<br />

jeder diese Wahrheit für sich selbst entdecken kann. (...)<br />

Es bedarf eines gr<strong>und</strong>sätzlichen Weges, einer Methode der spirituellen<br />

Disziplin, um von bestimmten menschlichen Eigenschaften <strong>und</strong><br />

Verhaltensweisen frei zu werden. (4-94/95)<br />

Durch das Wort „svaha“ am Ende eines Opferrituals soll deutlich gemacht<br />

werden, dass zwar alles den Göttern dargebracht wurde, dass<br />

es aber dadurch auch das unerreichbare Absolute, den eigentlichen<br />

Herrn der Opferhandlung, erreichen soll.<br />

Ebenso ist es mit den Mantras, die verschiedene Kräfte besitzen. Ihr<br />

mögt manchmal denken, sie seien nur eine Reihe von Worten, die<br />

nichts ausrichten können. Die Kraft der Mantras kann nur von denen<br />

verstanden werden, die sich lange damit beschäftigt haben. Ihr könnt<br />

216


die Verbindung zwischen dem Menschlichen <strong>und</strong> dem Göttlichen<br />

nicht sehen, aber Mantras befähigen euch, diese Verbindung zu erfühlen.<br />

(...) Es ist nicht richtig, zu glauben, dass Mantras, die von Gott<br />

gegeben wurden, keine Kräfte besässen. (...)<br />

Ihr könnt sicher sein, dass ein Mantra den Ort erreicht, für den er bestimmt<br />

ist, auch wenn ihr nicht versteht, wie er dorthin gelangt <strong>und</strong> wer<br />

ihn dorthin befördert. (...)<br />

Das Leben beginnt im Mutterleib. Ihr kennt vielleicht die Geschichte<br />

von Ashtavakra, dem schon im Mutterleib alle Mantras bekannt waren.<br />

Sein Vater, ein vedischer Gelehrter, lehrte seine Schüler die vedischen<br />

Weisheiten, <strong>und</strong> seine Frau half ihm dabei. <strong>Der</strong> Ungeborene<br />

lauschte diesen Belehrungen. Aber jedesmal, wenn ein Mantra falsch<br />

ausgesprochen oder betont wurde, war das für ihn so unerträglich,<br />

dass er sich vor Schmerzen krümmte. Als Folge davon wurde er verkrüppelt<br />

geboren. Später kam er seinem Vater zu Hilfe, der durch eine<br />

Niederlage in einem vedischen Streitgespräch am Hof des Königs<br />

Janaka in Knechtschaft geraten war. Er befreite ihn, indem er als<br />

Jüngling durch sein Wissen den Gelehrten besiegte, dem sein Vater<br />

unterlegen war. Die Fähigkeit dazu hatte er durch die Kraft der Mantras<br />

erhalten, die er schon im Mutterleib gehört hatte.<br />

Diese Geschichte soll euch zeigen, wie stark die Umwelt ein ungeborenes<br />

Kind beeinflusst. Deshalb war es zu jener Zeit üblich, darauf zu<br />

achten, dass schwangere Frauen immer glücklich <strong>und</strong> zufrieden waren<br />

<strong>und</strong> nur mit heiligen Dingen <strong>und</strong> Geschichten in Berührung kamen.<br />

Man brachte ihnen die guten Nachrichten <strong>und</strong> hielt die schlechten<br />

von ihnen fern. Das Baby, das im Mutterleib nur positiven<br />

Einflüssen ausgesetzt ist, wird später ein glücklicher Mensch. Heute<br />

gehen die Frauen während der Schwangerschaft ins Kino <strong>und</strong> sehen<br />

dort Verbrechen <strong>und</strong> Gewalt. Dadurch wird das Kind schon im Mutterleib<br />

schlechten Einflüssen ausgesetzt. (...) Wenn ihr euch heute entscheidet,<br />

den spirituellen Weg zu gehen <strong>und</strong> immer das Richtige zu<br />

tun, besteht kein Zweifel, dass auch eure Kinder diesen Weg gehen<br />

werden. 1974, (36-57/59)<br />

Es gibt viele Arten von Atemübungen. Die meisten können jedoch in<br />

der heutigen Zeit nicht praktiziert werden <strong>und</strong> nur diejenigen, die nützlich<br />

für die Meditation sind, sollten übernommen werden. Dabei handelt<br />

es sich um eine vereinfachte Methode, den Atem zu beherrschen.<br />

(...)<br />

Zwei Sek<strong>und</strong>en einatmen, vier Sek<strong>und</strong>en ausatmen <strong>und</strong> acht Sekun-<br />

217


den den Atem anhalten. Auf diese Weise sollte der Atem drei Monate<br />

lang ins Gleichgewicht gebracht werden. Wenn diese Übung sechs<br />

Monate lang stetig durchgeführt wird, wird der Einfluss der Sinne eingeschränkt.<br />

Wenn sie mit einem festen Glauben verb<strong>und</strong>en ist <strong>und</strong><br />

als spirituelle Übung angesehen wird, dann zähmt sie die Rastlosigkeit<br />

des Geistes. Anderenfalls ist sie nur eine körperliche Übung zur<br />

Verbesserung der Ges<strong>und</strong>heit. (27-99)<br />

Wenn ihr behauptet, dass ihr keine Zeit für Meditation <strong>und</strong> Gebet<br />

habt, so muss ich sagen, dass es nur Faulheit ist, die euch diese Ausrede<br />

eingibt. Wie kann je eine niedrigere Arbeit die Zeit beanspruchen,<br />

die rechtmässig für die eine Aufgabe vorgesehen ist, für die der<br />

Mensch geboren wurde? Erhebt euch jeden Morgen, als ob ihr vom<br />

Tode auferstehen würdet. Sagt: „Nun, da ich geboren bin, hilf mir,<br />

sanfte Worte zu gebrauchen, mein Handeln zu einer Wohltat für andere<br />

werden zu lassen <strong>und</strong> Idealen zu folgen, die der Gemeinschaft<br />

dienen. Möge an diesem Tag mein Dienen deiner würdig sein.“ Betet<br />

so, bevor ihr aufsteht <strong>und</strong> euren Tageslauf beginnt. (27-102)<br />

In dieser Welt ist keine Disziplin höher einzuschätzen als jene, mit der<br />

man Geistes- <strong>und</strong> Seelenstärke gewinnt; kein Glück ist grösser als<br />

der Zustand der Zufriedenheit; keine gute Tat ist heiliger als die Barmherzigkeit;<br />

keine Waffe ist wirkungsvoller als die Geduld. (4-96)<br />

Überhaupt sollte ein Gottsucher unter allen Lebensumständen fröhlich<br />

<strong>und</strong> voll Begeisterung sein <strong>und</strong> stets lächeln. Dieser Ausdruck einer<br />

reinen Geisteshaltung ist sogar noch wünschenswerter als hingebungsvolle<br />

Liebe zu Gott <strong>und</strong> Weisheit. Wer diese Fähigkeit besitzt,<br />

verdient es, vor allen anderen das höchste Ziel zu erreichen. Die Fähigkeit,<br />

allzeit Freude zu empfinden, ist das Ergebnis guter Taten aus<br />

früheren Inkarnationen. Eine Person, die immer ängstlich, niedergeschlagen<br />

<strong>und</strong> zweifelnd ist, kann niemals die höchste Glückseligkeit<br />

erfahren, gleichgültig, welche spirituelle Disziplin sie ausübt. Die erste<br />

Aufgabe eines Gottsuchers besteht im Entwickeln von Begeisterungsfähigkeit.<br />

Aus ihr kann ihm unbegrenzte Glückseligkeit erwachsen.<br />

(4-99/100)<br />

<strong>Der</strong> Wunsch, Gott zu erkennen, ihn zu lieben <strong>und</strong> von ihm geliebt zu<br />

werden, ist der einzige, der nicht an die Welt bindet. Wenn das Gottesbewusstsein<br />

in seiner ganzen Herrlichkeit erwacht, wird jeder welt-<br />

218


liche, sinnliche Wunsch in den Flammen dieses Bewusstseins zu<br />

Asche verbrannt. Sobald das Verlangen aufhört, wird sich das individuelle<br />

Selbst dem universalen Selbst zuwenden <strong>und</strong> im höchsten<br />

Frieden, <strong>und</strong> in vollkommener Ausgeglichenheit seine Erfüllung finden.<br />

Das Selbst muss jede Verbindung mit allem, was Nicht-Selbst<br />

ist, abbrechen, um Unsterblichkeit erlangen zu können. (7-27)<br />

Wenn ihr euch diese oder jene Vorstellung von Gott macht, so wird<br />

diese nicht seiner Wirklichkeit entsprechen. Alle Versuche, Gott zu<br />

beschreiben, müssen fehlschlagen. Es ist viel besser, dass ihr euer<br />

Herz reinigt <strong>und</strong> läutert <strong>und</strong> es mit Liebe <strong>und</strong> Hingabe füllt. Dann wird<br />

euch die wahre Vision Gottes zuteil werden. 1973, (35-193/194)<br />

Es gibt verschiedene Arten von Menschen, die Gott dienen wollen.<br />

Die einen empfangen die Befehle Gottes, führen sie aber nicht aus.<br />

Andere nehmen alles, was Gott ihnen sagt, buchstäblich <strong>und</strong> befolgen<br />

seine Befehle, ohne etwas hinzuzufügen oder auszulassen. Ihre<br />

Bemühungen werden von Gott anerkannt. Die dritte Art sieht ihre Aufgabe<br />

darin, die Wünsche Gottes um jeden Preis <strong>und</strong> unter allen Umständen<br />

zu erfüllen. Sie sind unermüdlich, bis sie dem Herrn einen<br />

vollen Erfolg melden können. (...)<br />

Die Kraft Gottes in euch kann nur wirksam werden, wenn Körper <strong>und</strong><br />

Geist in geheiligtem Zustand sind <strong>und</strong> vom Geist Gottes berührt werden.<br />

Körper <strong>und</strong> Geist wurden euch gegeben, damit ihr heilige Aufgaben<br />

erfüllen <strong>und</strong> heilige Ideen entwickeln könnt. <strong>Der</strong> Körper befähigt<br />

euch, der Gemeinschaft, in der ihr lebt, zu dienen. Erfüllt jede eurer<br />

Aufgaben Gott zuliebe. 1977, (37-66)<br />

Spiritualität bedeutet Verschmelzen mit Gott. Ihr seid nicht verschieden<br />

von Gott. Ihr seid Gott. Seid ihr erst einmal in diesem Glauben<br />

fest verankert, so erübrigen sich weitere spirituelle Übungen für euch.<br />

1990, (40-103)<br />

<strong>Der</strong> Tag wird kommen, an dem selbst die hochmütigsten, eigensinnigsten<br />

<strong>und</strong> ungläubigsten Menschen <strong>und</strong> sogar jene, die behaupten,<br />

dass man in der Kontemplation über das Höchste Selbst weder Freude<br />

noch Frieden erfahren könne, beten werden: „Gott, gewähre mir<br />

Frieden, gewähre mir Trost, Kraft <strong>und</strong> Freude.“ 7.2.59, (15-87/88)<br />

Ich betrachte weder die Shastras noch intellektuelle Gelehrsamkeit<br />

219


als sehr wichtig für den Gottsucher. Ich rate euch, nicht mit Hilfe dieser<br />

schwierigen Methoden nach dem höchsten Glück zu streben. Füllt<br />

euer Herz statt dessen mit göttlicher Liebe, die zu Hause in der Familie<br />

beginnt <strong>und</strong> dann alle Wesen einschliesst. Legt die scharfe Waffe<br />

nieder, mit der ihr versucht, den Gegner zu bekämpfen <strong>und</strong> seinen<br />

Gesichtspunkt zu entkräften. Nutzt statt dessen die süsse Kraft der<br />

Liebe, die Freude verbreitet <strong>und</strong> die widerspenstigsten Herzen gewinnt.<br />

Das ist mein Weg, der Weg göttlicher Liebe, auf dem ich euch mitnehme.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> biete ich euch allen meine “Visitenkarten” an,<br />

wenn ihr zu mir kommt. Ich kenne euren Namen, euren Titel, Beruf,<br />

Stand in der Gesellschaft <strong>und</strong> eure Geschichte. Aber ihr kennt mich<br />

nicht. Ich brauche eure Personalpapiere nicht zu studieren, aber ich<br />

möchte, dass ihr etwas von meiner Herrlichkeit erfahrt, <strong>und</strong> deshalb<br />

lasse ich euch durch die W<strong>und</strong>er ein wenig davon sehen. Aber ich<br />

gebe euch auch zur Genüge von meiner Liebe, die ihr dann mit dem,<br />

was ihr fühlt <strong>und</strong> denkt, vermischen könnt, so dass es süss <strong>und</strong><br />

schmackhaft wird. 12.4.59, (15-92)<br />

Das Ewig-Göttliche ist das Meer, die Schöpfung ist nur eine Woge auf<br />

diesem zeitlosen, endlosen Meer, <strong>und</strong> die individuelle Seele ist nur<br />

ein Tropfen dieser Woge. Ihr könnt weder die Woge noch das Meer<br />

verlassen. Ihr könnt nur eins damit werden, indem ihr die Bindung an<br />

Namen <strong>und</strong> Form des Tropfens aufgebt. Wenn ihr die Tiefe des Meeres<br />

erreicht, ist alles still, es herrscht vollkommener Frieden. Unruhe,<br />

Lärm <strong>und</strong> Verwirrung sind nur an der Oberfläche zu finden. So ist<br />

auch im innersten Winkel des Herzens ein Vorrat an Frieden gespeichert,<br />

zu dem ihr Zuflucht nehmen müsst. 27.9.60, (15-129)<br />

Die göttliche universale Seele zieht die individuelle Seele zu sich. Das<br />

liegt in ihrer Natur, denn sie sind eins. Sie sind wie Eisen <strong>und</strong> Magnet.<br />

Wenn aber das Eisen staubig <strong>und</strong> mit Schmutz bedeckt ist, kann der<br />

Magnet das Eisen nicht an sich ziehen. Entfernt dieses Hindernis -<br />

das ist alles, was ihr tun müsst. Leuchtet im Glanz eures wahren Wesens,<br />

dann wird der Herr euch an sich ziehen. Prüfungen <strong>und</strong> Schwierigkeiten<br />

helfen, diese Reinigung zu vollziehen. (...)<br />

Gott befasst sich weder mit Belohnung noch mit Bestrafung. Er ist<br />

Spiegelbild <strong>und</strong> Echo! Er ist ewiger unbeeinflusster Zeuge! Ihr bestimmt<br />

euer eigenes Schicksal. Schöpfung, Erhaltung <strong>und</strong> Auflösung<br />

folgen demselben Gesetz - dem eingeborenen Gesetz des von der<br />

Täuschung geprägten Universums. (27-82/84)<br />

220


Handelt nur auf der Basis von Weisheit - der Erkenntnis, dass alles<br />

eins ist. Erfüllt all eure Handlungen mit Hingabe, d.h. mit Demut, Liebe,<br />

Mitgefühl <strong>und</strong> Sanftmut. Lasst eure Hingabe von Weisheit durchdrungen<br />

sein, denn sonst ist sie leicht wie ein Luftballon, der von jeder<br />

Luftströmung <strong>und</strong> jedem Windstoss umhergetrieben wird; blosses<br />

Wissen hingegen verhärtet das Herz, durch Hingabe wird es weich<br />

<strong>und</strong> mitfühlend, <strong>und</strong> durch Tätigkeit bekommen eure Hände etwas zu<br />

tun - etwas, das jede Minute heiligt, die euch hier zugefallen ist. Das<br />

ist der Gr<strong>und</strong>, warum Hingabe als Nähe zu Gott bezeichnet wird, die<br />

euch seine Gegenwart spüren lässt, euch an der Süsse seiner Nachbarschaft<br />

teilhaben lässt. 7.7.63, (17-27/28)<br />

<strong>Der</strong> Herr eilt rascher zu dem Gläubigen als der Gläubige zu ihm.<br />

Wenn ihr einen Schritt auf ihn zugeht, kommt er euch h<strong>und</strong>ert Schritte<br />

entgegen! Er wird euch mehr sein als Vater oder Mutter. Er wird euch<br />

aus eurem Inneren heraus fördern, wie er so viele Heilige, die ihr Vertrauen<br />

in ihn gesetzt haben, ermutigt <strong>und</strong> errettet hat. 8.9.63, (17-49)<br />

Wenn ihr nicht einmal dem Menschen dient, der euer Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Verwandter<br />

ist, der die gleichen Gefühle, Impulse <strong>und</strong> Instinkte hat wie<br />

ihr, <strong>und</strong> der vor euch steht, euren Dienst lebendig <strong>und</strong> froh mit einem<br />

Lächeln der Dankbarkeit annimmt, wie wollt ihr dann Gott dienen, der<br />

so weit über <strong>und</strong> jenseits von euch steht, so anders <strong>und</strong> entfernt von<br />

euch, so mächtig ist <strong>und</strong> so geheimnisvoll? Übt euch darin, Gott zu<br />

dienen, indem ihr dem Menschen dient, in dessen Herz Gott wohnt.<br />

Überzeugt euch davon, dass Dienst am Menschen die Verehrung<br />

Gottes ist. Wenn ihr jemanden, der auf euer Haus zuläuft, um Schutz<br />

vor dem Regen zu suchen, abweist <strong>und</strong> auf die Strasse zurückschickt,<br />

seid ihr unmenschlich, um nur das Geringste zu sagen. Wenn<br />

ihr nicht alles tut, was in euren Kräften liegt, um die Schmerzen zu lindern,<br />

unter denen ein anderer leidet, verdient ihr nicht, als menschlich<br />

bezeichnet zu werden. Seid wenigstens menschlich, wenn ihr schon<br />

nicht danach strebt, göttlich zu werden! Mensch zu sein, ist immerhin<br />

besser, als auf der Stufe des Tieres zu stehen. 4.10.67, (20-65)<br />

Ihr stürmt vorwärts, um meine Füsse zu berühren oder euch vor mir<br />

zu Boden zu werfen, <strong>und</strong> nehmt dabei keine Rücksicht auf die Kinder,<br />

Alten <strong>und</strong> Kranken, über die ihr fallt, wenn ihr nach vorne zu mir drängelt.<br />

Vergesst den <strong>Sai</strong> in jenen Menschen nicht, wenn ihr diesem <strong>Sai</strong><br />

entgegenstürzt! <strong>Der</strong> Lohn für all die Mühe, die ihr auf euch genommen<br />

221


habt, um diesen <strong>Sai</strong> zu sehen <strong>und</strong> zu hören, ist so gut wie dahin,<br />

wenn ihr dem <strong>Sai</strong> Schmerzen bereitet, der in ihnen wohnt. Jenes Plus<br />

<strong>und</strong> dieses Minus ergeben zusammen Null! In eurem wilden Drängen,<br />

mir zu huldigen, solltet ihr nicht die anderen vergessen, die lange auf<br />

diese Gelegenheit gewartet haben. Ihr müsst ihnen dabei behilflich<br />

sein, mich zu sehen, anstatt nach vorn zu springen, um in einer günstigen<br />

Position zu sein, von der aus ihr mir zu Füssen fallen könnt.<br />

Das Bedürfnis, zu verehren <strong>und</strong> anzubeten, ist etwas Natürliches. Ihr<br />

solltet jedoch der Missachtung Schach bieten, die ihr dem Herzenssehnen<br />

anderer entgegenbringt. 24.10.68, (20-223)<br />

<strong>Der</strong> Sucher mag eine Statue aus Stein zu einem Sinnbild Gottes erheben;<br />

er erniedrigt jedoch nicht Gott zu einem Stein. Das Idol ist einfach<br />

ein Behälter, eine Anregung, eine Basis, ein Mahner, eine Wohnstätte,<br />

die Gott zum Verweilen einlädt. <strong>Der</strong> Herr wird dadurch nicht<br />

klein gemacht, sondern das Kleine wird zum Symbol für das Höchste.<br />

Die Verehrung des Symbols hilft dem Sucher, vom Sichtbaren zum<br />

Unsichtbaren, vom Tropfen zum Meer, vom Offenk<strong>und</strong>igen zum Verborgenen<br />

zu gelangen. In der Tat ist es niemandem möglich, den Allmächtigen<br />

zu begreifen, ohne sich ihn als Kraft, Licht, Barmherzigkeit,<br />

Weisheit, Energie, Intelligenz, Reinheit vorzustellen. Und diese Vorstellungen<br />

können dem Menschen nur durch gewisse konkrete Erfahrungen<br />

bewusst werden, z.B. durch den Anblick der Sonne, des Lotos,<br />

des Himmels, des Meeres <strong>und</strong> der Welle. <strong>Der</strong> Name ist ein<br />

stimmliches, das Bild ein visuelles Symbol. <strong>Der</strong> Samen enthält den<br />

Baum; das Linga enthält das manifestierbare <strong>und</strong> das manifestierte<br />

Universum, ebenso wie den Schöpfer, dessen Wille es ist. (...)<br />

Das Leben ist eine Pilgerfahrt, auf welcher der Mensch sich auf steinigen<br />

<strong>und</strong> dornigen Wegen entlangschleppt. Mit dem Namen Gottes<br />

auf den Lippen wird er keinen Durst haben; mit der Form Gottes im<br />

Herzen wird er keine Erschöpfung spüren. Die Gesellschaft spiritueller<br />

Menschen wird ihn anfeuern, so dass er mit Glauben <strong>und</strong> Hoffnung<br />

im Herzen reisen kann. Die Zusicherung, dass Gott in Rufweite ist, immer<br />

nahe, wird seinen Körper stärken <strong>und</strong> sein Auge mutig vorwärtsschauen<br />

lassen. 5.3.66, (21-9/10)<br />

Ihr mögt sagen, dass ein Fortschritt nur durch meine Gnade möglich<br />

sei. Aber obwohl mein Herz so weich ist wie Butter, schmilzt es doch<br />

nur, wenn genügend Wärme in euren Gebeten zu spüren ist. Gnade<br />

könnt ihr nur erfahren, wenn ihr disziplinierte spirituelle Anstrengun-<br />

222


gen macht. Euer Sehnen <strong>und</strong> die Qual, das Ziel nicht zu erreichen,<br />

bringen mein Herz zum Schmelzen. Das ist die Sehnsucht, welche<br />

Gnade gewinnt. 13.1.69, (21-24)<br />

Die Bibel sagt, dass der fromme Mensch nach Gott sucht. Aber es ist<br />

auch so, wie Annie Besant sagte, dass Gott den frommen Menschen<br />

sucht! Gott sucht das reine Herz, das sich danach sehnt, ihn zu erreichen.<br />

<strong>Der</strong> Mensch hat die Welt zu einem Theater erniedrigt, in dem<br />

Frömmigkeit zur Schauspielerei geworden ist. Es gibt Menschen, die<br />

tief in ihrem Inneren weinen, aber im Leben alles mit einem Scherz<br />

abtun. Und dann gibt es Menschen, die im innersten Herzen lachen,<br />

aber, wenn sie sich beobachtet wissen, klagen. Bei der Hingabe wird<br />

mehr auf die Wirkung geachtet, die sie auf die Zuschauer ausübt. Es<br />

fehlt die Aufrichtigkeit. 12.5.70, (21-151)<br />

Jeder Mensch wird mit der Frage „Wer bin ich?“ auf den Lippen geboren.<br />

Diese Frage beschäftigt jeden. So‘ham, er ist ich. Die Antwort<br />

wird mit jedem Atemzug gegeben. Das Einatmen flüstert „So“, das<br />

Ausatmen „Ham“. (...)<br />

Erkennt, dass euer Atem die richtige Antwort gibt, <strong>und</strong> lebt in dem Bewusstsein,<br />

dass ihr eine Welle des Meeres seid, von ihm, dem unendlichen<br />

Bewusstsein, das Gott ist. Ihr mögt sagen, dass ihr nicht an<br />

Gott glauben könnt, solange ihr nicht persönlich die Erfahrung seiner<br />

Existenz gemacht habt. Nun, ihr glaubt, dass ihr an einem bestimmten<br />

Tag eines bestimmten Monats in einem bestimmten Jahr geboren<br />

seid. Wie so viele Dinge habt ihr auch das auf Treu <strong>und</strong> Glauben angenommen.<br />

Um ein angenehmes Leben führen zu können, ist es unmöglich,<br />

darauf zu bestehen, alles, was man glauben muss, persönlich<br />

zu erfahren. Nehmt auch die Existenz Gottes auf Treu <strong>und</strong><br />

Glauben an, denn viele Weise, Heilige <strong>und</strong> Wissenschaftler glauben<br />

an sie <strong>und</strong> haben sie erfahren. 10.10.70, (21-213)<br />

Die Menschen geben sich, selbst auf dem Gebiet der Religion, mit<br />

Phrasen zufrieden. Fragt irgend jemanden, wo Gott ist, <strong>und</strong> die Antwort<br />

wird sein: “Überall.” Aber es gibt viele, deren Herz nicht von ihm<br />

erfüllt ist. Vielleicht schliesst „überall“ nicht das Innere ihres Herzens<br />

ein. Offensichtlich nur ihre Zungen! Ein anderes Klischee ist: “Verehre<br />

Gott, das ist der Weg zum Sieg.” Aber die Menschen verehren Gott<br />

nur in Bildern, Ikonen <strong>und</strong> Statuen. Sie erkennen nicht, dass er in allen<br />

Lebewesen ist, in Schönheit, Harmonie, Melodie, Wahrheit <strong>und</strong><br />

Güte.<br />

223


Ich möchte euch noch mit einer Tatsache vertraut machen, damit ihr<br />

nicht zuviel erwartet. Die rituellen Handlungen, welche eure Verehrung<br />

ausdrücken, das Opfern von Weihrauch <strong>und</strong> Blumen <strong>und</strong> das<br />

Singen von Lobeshymnen, sind nur ein lobenswerter Zeitvertreib,<br />

eine gute Art <strong>und</strong> Weise, die Zeit zu verbringen. Wenn sie nicht das<br />

Herz läutern, das Mitgefühl wachsen lassen <strong>und</strong> den Glauben in die<br />

eigene Göttlichkeit vertiefen, können sie nicht als spirituelles Bemühen<br />

gewertet werden. 99,75 Prozent von denen, die sich selbst als<br />

gläubig bezeichnen, klagen: „Ich glaube an Gott, aber Gott lässt zu,<br />

dass ich unglücklich bin, <strong>und</strong> diesen Burschen, der ein Ungläubiger<br />

ist, überschüttet er mit allen Freuden des Lebens.“ Kann man das<br />

Verehrung <strong>und</strong> Hingabe nennen? Hingabe muss unwandelbar sein,<br />

gleichgültig, was geschieht. (...)<br />

Jene, die sich Gott anvertrauen, ihn suchen, sich seiner bewusst sind<br />

<strong>und</strong> ihn verehren, besitzen ganz bestimmte Merkmale, an denen man<br />

sie erkennen kann. Eine Haltung, die zu einer Aussage wie der obigen<br />

führt, passt nicht zum Wesen der Hingabe. Menschen mit echter<br />

Hingabe haben ein mitfühlendes Herz. Wer eine Gebetskette durch<br />

die Finger gleiten lässt, aufmerksam die Spitze seiner Nase betrachtet<br />

<strong>und</strong> von dem Elend, das sich um ihn herum abspielt, unberührt<br />

bleibt, der kann bestenfalls als Faulpelz bezeichnet werden. Erhebt<br />

euch, steckt die Gebetskette in den Beutel <strong>und</strong> bemüht euch, das<br />

Elend zu lindern - das ist der wirkliche spirituelle Weg. Vergeudet<br />

nicht all eure Jahre mit der Anbetung von steinernen Statuen, Bildern<br />

oder heiligen Symbolen. Lernt, jedes Lebewesen als Manifestation aller<br />

Energie, Schönheit <strong>und</strong> Güte, nämlich als Gott zu sehen. Gott ist<br />

feiner als der Äther <strong>und</strong> füllt den winzigsten Raum mit seiner Majestät.<br />

Seid euch dessen bewusst <strong>und</strong> dient seinen Manifestationen, wo immer<br />

ihr ihnen begegnet. (...)<br />

Für euren Fortschritt bei der Meditation braucht ihr euch nicht auf andere<br />

zu verlassen, <strong>und</strong> ihr müsst nicht auf einen Heiligen warten, der<br />

euch ein Mantra gibt, um mit der Rezitation zu beginnen. Betet zu<br />

Gott, der in euch ist, <strong>und</strong> ihr werdet die notwendige Führung bekommen.<br />

Wendet euren Geist Gott zu, gebt euch ihm ganz hin, <strong>und</strong> ihr<br />

werdet feststellen, dass das Leben ein ununterbrochener Strom der<br />

Glückseligkeit ist. Wedelt euch mit einem Fächer Luft zu, <strong>und</strong> ihr werdet<br />

Erleichterung empfinden. So benutzt auch den Geist als Instrument<br />

<strong>und</strong> richtet ihn auf Gott, dann wird er euch zum Glück der Erlösung<br />

verhelfen. 11.10.70, (21-216/217)<br />

224


Ihr könnt euch auf dreierlei Weise fest an Gott binden: durch Wissen,<br />

durch Hingabe oder durch gottgefälliges Handeln. Aber es ist wie bei<br />

der Eisenbahn: Ob ihr erster, zweiter oder dritter Klasse fahrt, die<br />

Endstation ist immer dieselbe. Das Wissen beruht auf der Erkenntnis,<br />

dass Gott allgegenwärtig <strong>und</strong> transzendent ist. Die Hingabe sieht in<br />

ihm den Schöpfer, Erhalter <strong>und</strong> Zerstörer, den Herrn, dem zu dienen<br />

man das Vorrecht hat, den man anbeten <strong>und</strong> durch gute Taten günstig<br />

stimmen muss. Beim Handeln muss eine dritte Grösse berücksichtigt<br />

werden: die Natur. Es geht nicht nur um die Beziehung zwischen<br />

Gott <strong>und</strong> Mensch. <strong>Der</strong> Mensch muss sich der Natur bedienen,<br />

in ihr <strong>und</strong> mit ihrer Hilfe leben. Dabei ist alles, was er tut, Ausdruck seiner<br />

Verehrung des Herrn, <strong>und</strong> er spekuliert nicht auf das Ergebnis seines<br />

Handelns, denn dieses liegt in der Hand Gottes. Tut eure Pflicht<br />

<strong>und</strong> überlasst Gott den Rest! (...)<br />

Wenn ihr durch euer Wissen zu der Erkenntnis gelangt, dass alles<br />

Gott ist, zwingt euch euer Mitgefühl zu lieben <strong>und</strong> zu dienen. Da eure<br />

Liebe <strong>und</strong> Hingabe euch Gott als Vater, <strong>und</strong> alle Wesen als seine Kinder<br />

sehen lässt, ist es sein Befehl, voller Mitgefühl Tränen zu trocknen,<br />

Kranke zu pflegen <strong>und</strong> dem Lahmen zu helfen, sein Ziel zu erreichen.<br />

Durch euren Glauben an das Gesetz von Ursache <strong>und</strong> Wirkung<br />

wisst ihr, dass Gott verehrt werden muss, <strong>und</strong> auch dann sagt euch<br />

die Liebe, dass die höchste Form der Verehrung der liebevolle Dienst<br />

am Nächsten ist. 29.10.70, (21-223)<br />

Alle Energie, Kraft <strong>und</strong> Intelligenz ist in euch; ihr braucht sie nicht ausserhalb<br />

von euch zu suchen. Gott, der sich als Zeit, Raum <strong>und</strong> Ursache<br />

manifestiert, ist in euch; warum fühlt ihr euch dann schwach <strong>und</strong><br />

hilflos? 20.2.74, (23-35)<br />

Ohne Gott ist das Leben wie eine Schule ohne <strong>Lehre</strong>r; es ist ein Draht<br />

ohne Strom; es ist ein Körper ohne Seele. Gott ist in euch, um euch<br />

<strong>und</strong> ausserhalb von euch. So wie die Luft ohne Wind oder ohne die<br />

Dinge, die sie bewegt, nicht sichtbar ist, so kann Gott auch nur durch<br />

seine Manifestation in Mensch <strong>und</strong> Tier, in Pflanze <strong>und</strong> Vogel, in Dingen<br />

<strong>und</strong> Wesen, die euch umgeben, erkannt werden. Noch kennt niemand<br />

das Mysterium des elektrischen Stroms, warum er sich so verhält,<br />

was genau die Natur seines Ursprungs <strong>und</strong> Fliessens ist; aber<br />

dennoch wird er zu Tausenden von Zwecken gebraucht <strong>und</strong> manifestiert<br />

sich durch Tausende von Apparaten <strong>und</strong> Instrumenten.<br />

So ist auch Gott überall gegenwärtig; aber ihr könnt nur jenen Teil von<br />

ihm verstehen, der sich vor euren Augen manifestiert. 1.4.74, (23-54)<br />

225


<strong>Der</strong> Konflikt zwischen Personen, die Gott akzeptieren, <strong>und</strong> denen, die<br />

ihn leugnen, jenen, die erklären, Gott sei an diesem oder jenem Platz<br />

zu finden, <strong>und</strong> jenen, die behaupten, dass er nirgends zu finden sei,<br />

hört nie auf; er hat durch die Jahrtausende angedauert. Wenn ihr diese<br />

Situation betrachtet, müsst ihr bedenken, dass wir eine Person, die<br />

vorgibt zu schlafen, nicht wecken können, so sehr wir es auch versuchen<br />

- während es unnötig ist, eine Person zu wecken, die schon<br />

wach ist, <strong>und</strong> leicht, eine Person zu wecken, die schläft. Jene, die<br />

nicht wissen, kann man durch einfache Illustrationen das lehren, was<br />

sie nicht wissen. Aber diejenigen, die Halbwissen besitzen <strong>und</strong> darauf<br />

auch noch stolz sind, stehen jenseits jeder weiteren Belehrung. (...)<br />

<strong>Der</strong> Mensch kann nicht mehr in seinem Geist aufnehmen, als er verkraften<br />

kann. Er kann das Unausdrückbare nicht in Worten ausdrükken.<br />

Nur diejenigen, die tief getaucht sind <strong>und</strong> mit dem zugr<strong>und</strong>eliegenden<br />

Prinzip der Liebe Kontakt hatten, können sich das Göttliche<br />

mit einiger Klarheit vorstellen. Die Göttlichkeit, die ich bin, ist weder<br />

erworben noch verdient, noch ist ihr etwas hinzugefügt worden, sie<br />

hat sich auch nicht erst nach einigen Jahren in der Mitte des Lebens<br />

herausgebildet. Das Göttliche muss sich durch diese Manifestationen<br />

selbst offenbaren, die zum grössten Teil durch die Zeit, Region <strong>und</strong><br />

die kulturelle Umgebung geformt <strong>und</strong> modifiziert wurden. Den Zeichen,<br />

die ich manifestiere, werden Bezeichnungen gegeben, die das<br />

Ziel oder den Effekt nicht mitbezeichnen. Sie können Bew<strong>und</strong>erung<br />

hervorrufen, die zur Verfeinerung des Charakters führt, wodurch ihr<br />

zum Dienst am Nächsten gedrängt werdet <strong>und</strong> so letztendlich die direkte<br />

Schau Gottes erhaltet. Ein W<strong>und</strong>er ist jede Handlung, die aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer Unerklärlichkeit Anziehungskraft ausübt. <strong>Der</strong> Aspekt der<br />

Anziehung wohnt dem Avatar inne. <strong>Der</strong> eigentliche Name, Rama, bedeutet<br />

„Er, der gefällt oder Freude verursacht“. Krishna bedeutet „Er,<br />

der lockt <strong>und</strong> anzieht.“ Dieses Attribut der Anziehung ist charakteristisch<br />

für das Göttliche.<br />

Warum zieht das Göttliche an? Ist es, um zu täuschen oder fehlzuleiten?<br />

Nein. Es zieht an, um zu transformieren, wieder aufzubauen, zu<br />

reformieren. Was ist der Zweck der Wiederherstellung? Die Person<br />

nützlich <strong>und</strong> für die Gesellschaft dienlich zu machen, ihr Ego auszulöschen,<br />

in ihr die Einheit aller Wesen in Gott zu bestätigen. (...) Dies ist<br />

das Stadium des Dienstes an der Gemeinschaft. Dienst dieser Art, mit<br />

Ehrfurcht <strong>und</strong> Selbstlosigkeit geleistet, bereitet den Menschen darauf<br />

vor, den Einen, der die Vielen durchdringt, zu erkennen. Das letzte<br />

Stadium ist Gotterkenntnis. Die Veden erklären, dass Unsterblichkeit<br />

nur durch Entsagung <strong>und</strong> Losgelöstheit erreichbar sei, nicht durch Ri-<br />

226


tuale, Nachkommenschaft oder Reichtum. Wenn einer selbstbezogenen<br />

Wünschen entsagt, dehnt sich seine Liebe auf die entferntesten<br />

Regionen des Universums aus, bis er sich der kosmischen Liebe bewusst<br />

wird, die alle vier oben erwähnten Prozesse nährt. Es ist wichtig,<br />

dass ihr so wie ich diesen zugr<strong>und</strong>eliegenden Impuls kennt. (...)<br />

Anziehungskraft ist die reine Natur des Göttlichen. Ist die Person einmal<br />

näher herangezogen, beginnt der Prozess der Läuterung. (...)<br />

So transformierte Personen werden sich spontan für die Aufgabe engagieren,<br />

das menschliche Wohlergehen zu fördern. Sie werden Förderer<br />

des Ideals der Bruderschaft der Menschen <strong>und</strong> der Vaterschaft<br />

Gottes sein. (...)<br />

Das Göttliche kann nur durch Liebe, Glauben <strong>und</strong> spirituelle Bemühungen<br />

<strong>und</strong> durch universelle Liebe erfasst werden. Die Vernunft ist<br />

ein zu schwaches Instrument, um es zu messen. Das Leugnen des<br />

Göttlichen kann es nicht verneinen. Logik kann es nicht offenbaren.<br />

(...)<br />

Ich bin durch Lob oder Schmähung unberührt. Meine Liebe <strong>und</strong> mein<br />

Mitleid umfassen alle; meine Gnade kann von allen geteilt werden.<br />

23.11.76, (24-46/49)<br />

Warum sucht ihr nach Gott, wenn er doch in euch ist, so wie der Duft<br />

in der Blume selber ist? (...)<br />

Liebe, Mitgefühl, Opfergeist <strong>und</strong> Sympathie entspringen dem Herzen;<br />

diese heiligen Eigenschaften müsst ihr entwickeln.<br />

Die drei Könige aus dem Morgenland kamen zu Jesus, dem Kind. <strong>Der</strong><br />

erste dachte: “Dieses Kind liebt Gott.” <strong>Der</strong> zweite dachte: “Gott liebt<br />

dieses Kind.” <strong>Der</strong> dritte dachte: “Dieses Kind ist Gott.” <strong>Der</strong> erste Gedanke<br />

entspricht dem Stadium, Botschafter Gottes zu sein, der zweite,<br />

der Sohn Gottes zu sein, der dritte der Einheit mit Gott.<br />

Als Botschafter Gottes müsst ihr euch von schlechten Eigenschaften<br />

fernhalten <strong>und</strong> sie beherrschen. Liebt zuerst Gott. Jeder Mensch ist<br />

heutzutage ein Botschafter <strong>und</strong> muss göttliche Empfindungen in der<br />

ganzen Welt verbreiten <strong>und</strong> weitergeben.<br />

Gott sieht alles. Es gibt nichts in der Welt, dem Gott nicht zuhört <strong>und</strong><br />

was er nicht sieht, auch wenn ihr denkt, ihr hättet Geheimnisse. In aller<br />

Materie findet ihr göttlichen Glanz, das göttliche Leuchten.<br />

Gott ist euer einziger Fre<strong>und</strong>. Gott ist selbstlos <strong>und</strong> gibt sein Alles.<br />

Obwohl er alles bewegt, ist er unbewegt. Er wohnt allem inne. (...)<br />

Wahrhaft wohnt ihr in Gott, <strong>und</strong> Gott ist, wo ihr seid.<br />

Es bringt keinen Nutzen, die Bibel, den Koran, die Bhagavadgita zu<br />

227


lesen, wenn ihr nicht erkennt, dass Gott eins <strong>und</strong> in allem ist. Die Sonne<br />

scheint für alle, nicht nur für ein Land. Entsprechend ist Gott für<br />

alle da, nicht nur für ein Land. Es gibt nur eine Wahrheit. Dieses Gefühl<br />

der Einheit müsst ihr entwickeln.<br />

Nicht alle sind ausersehen, Gottes Gnade zu empfangen. Um zu<br />

empfangen, müsst ihr geben. Auch die Beziehung zu Gott beruht auf<br />

dem Prinzip von Geben <strong>und</strong> Nehmen. (...) Auch wenn ihr Gott nur wenig<br />

darbringt, wird er euch viel mehr geben.<br />

Heutzutage ist der Gläubige voller Wünsche, aber Opfergeist ist wesentlich.<br />

Wenn ihr opfert, verdient ihr zu empfangen. Ihr bringt Gott<br />

einfache Dinge dar, aber Gott gibt grosse Dinge im Überfluss zurück.<br />

(<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> bringt das Beispiel von Christus, dem die Jünger<br />

Brot geben, <strong>und</strong> der Fische im Überfluss verteilte.) Ihr opfert, <strong>und</strong> Gott<br />

wird Gottvereinigung geben. (2.8.94)<br />

Die Leute sagen heute, Gott hätte den Menschen vergessen. Das ist<br />

nicht wahr. Gott kann den Gläubigen niemals aufgeben. Es ist der<br />

Gläubige, der Gott aufgibt. Gott kann den Gläubigen nie vergessen.<br />

Es ist der Gläubige, der Gott vergisst. Gott ist nie von euch entfernt.<br />

Nur der Mensch ist von Gott entfernt. Ihr denkt, Gott gehe von euch<br />

weg. Ganz <strong>und</strong> gar nicht. Ihr vergesst Gott <strong>und</strong> sagt, Gott habe euch<br />

vergessen. Eure eigenen Gefühle werden von euren Worten gespiegelt.<br />

(14.1.96)<br />

Viele lesen die Bibel. Eines Tages kam ein blinder Mann zu Jesus <strong>und</strong><br />

bat ihn: “Jesus, kannst du mir mein Augenlicht wiedergeben?” Jesus<br />

fragte: “Hast du den Glauben, dass ich es dir wiedergeben kann?” <strong>Der</strong><br />

Mann antwortete: “Dieser starke Glaube brachte mich zu dir.” Jesus<br />

berührte seine Augen <strong>und</strong> der Mann konnte sehen. Ihr bittet <strong>Sai</strong>, aber<br />

glaubt ihr, dass <strong>Sai</strong> es euch gibt? <strong>Sai</strong> gewährt auf der Gr<strong>und</strong>lage eures<br />

Vertrauens <strong>und</strong> Glaubens. Auch Vivekananda zweifelte bei vielen<br />

Gelegenheiten. So wie es in Jesus Umfeld viele zweifelnde Thomasse<br />

gab, so gibt es bei jedem Guru viele Zweifler. (7.9.97)<br />

Dankt mir nicht. Ich bin kein Fremder. Dankt ihr eurer Mutter, die euch<br />

jeden Tag das Essen gibt? Ihr könnt einer aussenstehenden Person<br />

danken, die euch einen Gefallen getan hat, aber ich bin keine aussenstehende<br />

Person. Deshalb sagt niemals “danke” zu mir. Betrachtet<br />

mich als euch selbst. Nur dann habt ihr den richtigen Zugang zu mir.<br />

Ich wünsche für mich nichts von euch, noch sage oder tue ich irgend-<br />

228


etwas für mich. Ich wünsche nichts ausser einer Sache - eure Liebe.<br />

Selbst diese ist nicht euer Eigentum; diese ist ebenso mein Eigentum.<br />

Liebe kann durch kein Mittel verdient werden. Sie ist ein Geschenk<br />

Gottes. Schenkt Gott dieses Geschenk der Liebe. Nur dann erreicht<br />

ihr Selbsterfüllung. (...)<br />

Gott unterzieht seine Devotees Prüfungen, so dass ihr Glauben an<br />

ihn gefestigt werden kann <strong>und</strong> ihre Herzen gereinigt werden. Es erfordert<br />

von euch eine grosse Anstrengung, ein verschmutztes Gefäss zu<br />

reinigen. Schwierigkeiten haben den Sinn, das Gefäss eures Herzens<br />

zu reinigen. (...)<br />

Als Paulus Jesus fortwährend anklagte, ging Jesus liebevoll zu ihm<br />

<strong>und</strong> schenkte ihm ein fre<strong>und</strong>liches Lächeln. Die Süsse des nektargleichen<br />

Lächelns von Jesus verwandelte das giftige Herz von Paulus.<br />

Seid stets gut aufgelegt, auch in Zeiten von Not. Habt stets ein lächelndes<br />

Gesicht. (...)<br />

Wir haben hier jedes Jahr Weihnachten gefeiert. Das wahre Weihnachtsfest<br />

wird nur in Prashanti Nilayam gefeiert, wo sich Menschen<br />

aller Religionen zusammenfinden, um es zu feiern. (...)<br />

In Prashanti Nilayam wird Weihnachten in einer heiligen Atmosphäre<br />

gefeiert. Weihnachten in Prashanti Nilayam ist ein heiliger Tag, kein<br />

Ferientag.<br />

Vor zwanzig Jahren, als Weihnachten zum ersten Mal in Prashanti Nilayam<br />

gefeiert wurde, sang ich folgendes Lied: “Love is my form,<br />

thruth is my breath, bliss is my food, my life is my message, expansion<br />

is my life, no reason for love, no season for love, no birth, no death...”<br />

(Liebe ist meine Form, Wahrheit ist mein Atem, Glückseligkeit ist meine<br />

Nahrung, mein Leben ist meine Botschaft, Ausdehnung ist mein<br />

Leben. Keine Grenze für Liebe, keine <strong>Sai</strong>son für Liebe, keine Geburt,<br />

kein Tod.)<br />

Wenn euch jemand bittet, ihm von <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> zu erzählen, dann<br />

singt dieses Lied. Es wird die gesamte Botschaft vermitteln. Sagt diesem<br />

Menschen, dass Liebe <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>s Form ist <strong>und</strong> sein Leben<br />

seine Botschaft. Entwickelt das Gefühl für die Bruderschaft der<br />

Menschen <strong>und</strong> die Vaterschaft Gottes. (25.12.98)<br />

Jetzt ist nicht die Zeit, hierher zu kommen. Es ist besser, ihr bleibt an<br />

eurem Ort <strong>und</strong> dient dort. <strong>Sai</strong> erwartet von niemandem irgendeinen<br />

Dienst. Viele meiner Jungen sind hier, aber ich mache meine Arbeit<br />

selbst. Sie verlangen alle danach, mir zu dienen. Nur ein paar wenige<br />

edle Seelen haben die Gelegenheit, mir zu dienen. Die anderen soll-<br />

229


ten aber deshalb nicht entmutigt werden. Erfüllt eure eigenen Pflichten<br />

- das an sich ist bereits Dienen. Ich bin 73 Jahre alt. Meine Beine,<br />

Hände <strong>und</strong> Augen sind in perfektem Zustand. Ich mache meine Arbeit<br />

selbst, darum solltet ihr jenen dienen, die schwach oder dazu unfähig<br />

sind. Das kann euer Dienst für <strong>Sai</strong> sein. Ihr mögt euch fragen, ob ich<br />

nicht Schmerzen in den Beinen habe, da ich so viel herumlaufe. Lasst<br />

mich euch sagen, ich habe nie gelitten, noch werde ich je leiden. Nur<br />

wenn ich das Leiden anderer auf mich nehme, scheine ich zu leiden;<br />

sonst leidet dieser Körper nicht im Geringsten. (24.11.99)<br />

230


DIE VATERSCHAFT GOTTES UND DIE<br />

BRUDERSCHAFT DER MENSCHEN<br />

Wenn eure Mitmenschen in Schwierigkeiten sind, solltet ihr ihnen<br />

nach besten Kräften helfen. Ihr müsst fühlen, dass kein Unterschied<br />

zwischen euch <strong>und</strong> anderen besteht, <strong>und</strong> das Einssein der Menschheit<br />

verwirklichen. Ihr müsst die Beziehung, die alle verbindet, verstehen<br />

<strong>und</strong> erkennen, dass das Göttliche Selbst alle Menschen durchströmt.<br />

Nur dann werdet ihr in der Lage sein, die Idee der<br />

“Bruderschaft der Menschen <strong>und</strong> der Vaterschaft Gottes” zu erfassen.<br />

(35-41/42)<br />

Die Formen der Verehrung, die Wortwahl der Anbetung oder die Art<br />

der Anrede mögen verschieden sein, aber alle Religionen sind auf<br />

dieselbe Vollendung ausgerichtet. In allen Gliedern des Körpers zirkuliert<br />

derselbe Blutstrom. <strong>Der</strong>selbe göttliche Strom aktiviert das ganze<br />

Universum. Führt euch diesen überragenden Architekten vor Augen,<br />

diesen unbegreifbaren Konstrukteur, diesen unsichtbaren<br />

Lebensspender. Hierunter versteht man die Verwirklichung der Vaterschaft<br />

Gottes <strong>und</strong> der Bruderschaft der Menschen. Lasst euch nicht<br />

von der Geschäftigkeit des Lebens absorbieren, vergesst in eurem<br />

Kampf um Überleben <strong>und</strong> Erfolg den Gott nicht, der das Leben ermöglichte.<br />

7.7.68, (20-166)<br />

Ihr seid Hass <strong>und</strong> Hochmut unterworfen, bis ihr erkennt, dass alle<br />

Tempel sind, in denen derselbe Gott wohnt, <strong>und</strong> dass alle durch die<br />

Gnade desselben einen Gottes belebt <strong>und</strong> motiviert werden. Wenn ihr<br />

es aber einmal erkennt <strong>und</strong> erfahrt, seid ihr voll Liebe <strong>und</strong> Ehrerbietung<br />

allen gegenüber. <strong>Der</strong> Krieg wird als barbarisches Mittel verworfen<br />

werden, wenn diese gr<strong>und</strong>legende Bruderschaft im innersten<br />

Kern der Menschen empf<strong>und</strong>en wird. Alle Menschen in allen Ländern<br />

sind Pilger auf dem Weg zu Gott. <strong>Der</strong> Fortschritt eines jeden resultiert<br />

aus der von ihm verfolgten Disziplin, der Ausbildung des Charakters,<br />

dem vor Augen stehenden Ideal, der gewählten Führung <strong>und</strong> dem im<br />

Herzen getragenen Glauben. (...)<br />

Eure materiellen Augen sehen die Länder als unterschiedlich an. In<br />

Wirklichkeit sind alle Länder Glieder eines Organismus. Alle Körper<br />

werden belebt von demselben Prinzip. Für Gott ist das Universum ein<br />

Wohnhaus. Jede Nation ist ein Raum, eine Halle in diesem Haus.<br />

Warum stürzt ihr euch also in Aufregungen <strong>und</strong> Festlichkeiten, wenn<br />

231


ich von einem Raum zum anderen gehe <strong>und</strong> wieder zurückkehre? Für<br />

mich ist es nicht so, als ob ich in einem anderen Haus gewesen wäre,<br />

für mich war alles ganz gewohnt. Ihr solltet den vermeintlichen Unterschied<br />

auch nicht so betonen, für die Gottheit ist alles gleich. 14.7.68,<br />

(20-175)<br />

Wiederholt euch selbst die Wahrheit, dass die Welt genauso Gott ist<br />

wie der Himmel. Es gibt keine zwei getrennten Wesenheiten oder Kategorien,<br />

die sich materiell <strong>und</strong> spirituell nennen. Alle Unterscheidungen<br />

sind scheinbar, nicht real. <strong>Sai</strong> hat die Alten, die Jungen <strong>und</strong> die<br />

Kinder zu sich hingezogen, <strong>und</strong> jeder von ihnen hat <strong>Sai</strong> im Herzen.<br />

Die Schriften unterschiedlicher Glaubensrichtungen - die Bibel, der<br />

Koran, die Upanishaden, der Zendavesta - erscheinen unterschiedlich,<br />

aber ihr Ziel ist das gleiche: die Bruderschaft der Menschen <strong>und</strong><br />

die Vaterschaft Gottes als Basis für den Frieden der Menschheit zu<br />

schaffen. Keine Glaubensrichtung braucht sich überlegen zu fühlen,<br />

denn jede wird durch die Zwänge von Zeit <strong>und</strong> Raum, von Sprache<br />

<strong>und</strong> Erfahrungshorizont geprägt. Ihr seid alle Mitglieder der <strong>Sai</strong>-Familie,<br />

geb<strong>und</strong>en durch die Religion der Liebe.<br />

Obwohl ihr euch offensichtlich zu verschiedenen Glaubensrichtungen<br />

bekennt, hat der Glaube an <strong>Sai</strong> die Barrieren in eurem Verstand verschwinden<br />

lassen. Liebe ist Gott. Lebt in Liebe. 23.11.75, (24-18)<br />

Nur wenn ihr euch um das Wohlergehen der Gesellschaft kümmert,<br />

werdet ihr <strong>und</strong> eure Fre<strong>und</strong>e glücklich sein. Ihr seid ein Teil der Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> könnt nicht einen Augenblick ohne Gesellschaft leben.<br />

Ihr solltet deshalb der Gesellschaft dienen. Euer Wohlergehen hängt<br />

von dem Wohlergehen der Gesellschaft ab. Entwickelt solche Liebe<br />

<strong>und</strong> betrachtet jeden als euch selbst. Ihr solltet eure Liebe ausdehnen<br />

<strong>und</strong> auf alle erstrecken. Ihr solltet die gesamte Welt als eine einzige<br />

Familie ansehen. Engherziges, engstirniges Empfinden trennt. Weitet<br />

deshalb euer Empfinden aus. Ihr seid alle eins <strong>und</strong> gehört einer Familie<br />

an. Alle sind Kinder Gottes; daraus entsteht die Bruderschaft der<br />

Menschen <strong>und</strong> die Vaterschaft Gottes. (1.1.96)<br />

232


RELIGIONEN - URSPRUNG - EINHEIT<br />

Für die Vollendung der Entwicklung des Menschen <strong>und</strong> für das Erreichen<br />

seines höchsten Zieles sind Religion <strong>und</strong> spirituelle Disziplin<br />

sehr wichtig. Religion ist das Bindeglied zwischen Mensch <strong>und</strong> Universum,<br />

zwischen der individuellen Seele <strong>und</strong> Gott. Ohne dieses wird<br />

das Leben zum Chaos. Jemand, der auf dem Weg von einem Hügel<br />

zum anderen an einen reissenden Strom kommt, braucht eine Brükke,<br />

um das andere Ufer zu erreichen. Das ist die Rolle, welche die Religion<br />

spielt. Um vom Hügel des individuellen Lebens in die Region<br />

des Göttlich-Absoluten zu gelangen, muss der reissende Strom der<br />

Natur mit all seinen Verwirrungen <strong>und</strong> Verwicklungen überquert werden.<br />

Es ist schwierig zu entdecken, woher er kommt, wie er anschwillt,<br />

warum er tobt <strong>und</strong> wo er endet. Aber glücklicherweise gibt es<br />

in jeder menschlichen Gemeinschaft Brückenbauer die bei der Überquerung<br />

helfen.<br />

Obwohl es mehr als eine Brücke gibt, dienen doch alle demselben<br />

Zweck. Die Brücke, die von den Weisen <strong>und</strong> Propheten Indiens gebaut<br />

wurde, ist als “Göttliche Ordnung” bekannt. Sie wird so genannt,<br />

weil sie ewig <strong>und</strong> dauerhaft ist. Sie wurde auf den zeitlosen F<strong>und</strong>amenten<br />

der Veden erbaut. Sie ist sicher <strong>und</strong> kann von allen Menschen<br />

in allen Ländern zu allen Zeiten betreten werden. Deshalb wird<br />

sie manchmal auch “die vedische Brücke” oder “der Vedische Pfad”<br />

genannt. Alle Versuche, jene, die den Pfad erdacht haben, ausfindig<br />

zu machen, sind gescheitert. Darum hat man die Nachforschungen<br />

schliesslich eingestellt <strong>und</strong> bezeichnet diese Brücke als “nicht von<br />

Menschen erbaut”. Es wird versichert, dass sie mit Hilfe der Veden<br />

von Gott selbst gebaut wurde.<br />

Alle Religionen <strong>und</strong> spirituellen Richtungen, die im Laufe der Zeit entstanden,<br />

sind heilig, denn sie wurden von den Besten unter den Menschen<br />

gegründet, die Botschafter Gottes waren. Buddha, Jesus Christus,<br />

Zarathustra, Mohammed - diese Namen sind weltbekannt. Ihre<br />

Gedanken, <strong>Lehre</strong>n <strong>und</strong> Ideale sind für ihre Nachfolger so unantastbar,<br />

dass sogar die Religionen nach ihnen benannt wurden.<br />

So wurde die Botschaft, die Jesus Christus brachte, für eine Botschaft<br />

Gottes gehalten, <strong>und</strong> die daraus entstandene, für diese Zeit ideale<br />

Religion erhielt seinen Namen. Ebenso wurde die buddhistische Religion<br />

nach Buddha benannt, da er es war, dessen Intuition das Göttliche<br />

als Werkzeug benutzte.<br />

Mohammed, der eine Botschaft Gottes vernahm, legte bestimmte Le-<br />

233


ensregeln <strong>und</strong> Disziplinen fest, <strong>und</strong> die, welche sich daran halten,<br />

gehören dem mohammedanischen Glauben an. Man kann deshalb<br />

sagen, dass alle diese Religionen die Früchte der Besten unter den<br />

Menschen sind <strong>und</strong> dass diese Menschen die Boten Gottes waren.<br />

Nun ist zwar der göttliche Geist universal <strong>und</strong> allumfassend, aber der<br />

menschliche Geist kann sich nur in engen Grenzen bewegen <strong>und</strong> hat<br />

einen sehr beschränkten Überblick. Daher kommt es, dass die heiligen<br />

Schriften der verschiedenen Religionen sich zwar mit ein <strong>und</strong><br />

demselben Ziel befassen, aber verschiedene Wege dahin aufzeigen.<br />

Jeder Weg stellt eine der Religionen dar, die sich in Dogma <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong><br />

von den anderen unterscheidet. Aus diesem Gr<strong>und</strong> kann man nicht<br />

sagen, dass die <strong>Lehre</strong> Ramas <strong>und</strong> die von Christus, Zarathustra, Buddha,<br />

Mohammed <strong>und</strong> anderen in allem übereinstimmen.<br />

Die christliche Religion erklärt, dass die menschlichen Wesen, so wie<br />

sie sind, von Gott erschaffen wurden. Auch Allah soll die Menschen<br />

so erschaffen haben, <strong>und</strong> sogar die zarathustrische <strong>und</strong> buddhistische<br />

Religion beschreiben die Schöpfung mehr oder weniger auf diese<br />

Weise.<br />

Die vedische Religion hat eine andere Vorstellung: <strong>Der</strong> Mensch ist<br />

ebenso ewig wie Gott; er ist ein Funke Gottes. Die Lebewesen sind<br />

der Beweis für die Existenz Gottes. Das wird in den Veden ausdrücklich<br />

betont. In jüngster Zeit haben Angehörige anderer Religionen diese<br />

Wahrheit erkannt. Die gegenwärtige Existenz eines jeden liegt zwischen<br />

einem vorangegangenen <strong>und</strong> einem zukünftigen Leben. Bis<br />

zur Wiedergeburt ist nur ein Schritt. Darauf wird in den Veden hingewiesen.<br />

Sie erklären die Beziehung, die zwischen früheren <strong>und</strong> nachfolgenden<br />

Geburten besteht. Keine andere Religion hat diese Zusammenhänge<br />

so deutlich offenbart.<br />

Nun zu einem anderen Punkt: Die verschiedenen Religionen beschreiben<br />

den Zustand der Erlösung unterschiedlich. Jede legt ein<br />

anderes Dogma fest <strong>und</strong> besteht darauf, dass man daran glaubt. Darum<br />

werden die Erfahrungen auf dem Weg zur Erlösung auch unterschiedlich<br />

beschrieben. Einzelheiten dieser Beschreibungen mögen<br />

übereinstimmen, aber die Unterschiede überwiegen. Die Erfahrungen<br />

jedoch, die von der vedischen Religion beschrieben werden, können<br />

von den Angehörigen aller Religionen gemacht werden, denn diese<br />

Religion kommt aus einer zeitlosen Vergangenheit <strong>und</strong> hat alle anderen<br />

befruchtet. Andere Glaubensrichtungen haben nur einige der vedischen<br />

<strong>Lehre</strong>n übernommen <strong>und</strong> diese entsprechend ihrer eigenen<br />

Kultur weiterentwickelt. Deshalb sind Wahrheiten, die der vedische<br />

234


Hindu-Glaube enthält, auch in anderen Religionen erkennbar. <strong>Der</strong><br />

Hinduismus <strong>und</strong> seine Kultur fliessen seit uralten Zeiten unverändert<br />

wie ein Fluss aus den Quellen der Veden.<br />

Die Hindu-Religion schreibt Ritualen <strong>und</strong> Zeremonien vor, die von<br />

morgens bis abends ohne Unterbrechung eingehalten werden müssen.<br />

(...) Keine andere Religion hat so viele <strong>und</strong> so ausführliche Lebensregeln.<br />

Man kann also nicht behaupten, dass alle Religionen<br />

gleich seien, obwohl es richtig ist, dass manche einiges von der vedischen<br />

Religion übernommen haben.<br />

Um die vielen Vorschriften in die Tat umsetzen zu können, muss der<br />

Mensch Gottesliebe, höheres Wissen <strong>und</strong> Selbstbeherrschung besitzen.<br />

Die Göttliche Ordnung ist die Wurzel des grossen Baumes “Religion”.<br />

Sie ist für ewig der Ursprung seiner Kraft. <strong>Der</strong> Baum wird mit<br />

dem Wasser gläubiger Liebe gegossen, seine Blätter <strong>und</strong> Blüten sind<br />

die Tugenden, das Freiwerden von weltlichen Abhängigkeiten, <strong>und</strong><br />

seine Früchte sind göttliche Weisheit. (...) Nur im vedischen Hinduismus<br />

ist ein genauer Plan für den spirituellen Fortschritt enthalten. Diese<br />

Religion ist aus der eigenen, echten Erfahrung der alten Rishis<br />

hervorgegangen. Sie wurde nicht aus bestehenden Theorien zusammengestellt.<br />

Moral <strong>und</strong> Selbstbeherrschung sind nicht nur notwendig, um Ordnung<br />

in dieses kurze Dasein auf Erden zu bringen. Leben ist eine lange<br />

Reise durch unendliche Zeiten. Durch die Religion findet der Mensch<br />

Frieden in der Gegenwart <strong>und</strong> Mut für die Zukunft. Deshalb solltet ihr<br />

nicht die religiöse oder ideologische Anschauung annehmen, die<br />

euch gerade zusagt, sondern davon überzeugt sein, dass euer gegenwärtiges<br />

Schicksal die Folge eures eigenen Verhaltens in der Vergangenheit<br />

ist.<br />

Die Menschen finden innere Ruhe <strong>und</strong> Zufriedenheit, wenn sie wissen,<br />

dass sie selbst die Ursache ihres Schicksals sind <strong>und</strong> dass sie<br />

sich jetzt durch gutes, verdienstvolles Wirken eine glückliche Zukunft<br />

bauen können. Das ist ein grosser Ansporn. Nur unter diesem Gesichtspunkt<br />

können Moral <strong>und</strong> Selbstbeherrschung den richtigen<br />

Platz in eurem Leben einnehmen. Die Religion ermutigt <strong>und</strong> motiviert<br />

euch, an diesen beiden Idealen festzuhalten.<br />

Religion ist ebenso alt wie die individuelle Seele <strong>und</strong> wird ebenso wie<br />

diese für alle Zeiten bestehen bleiben. <strong>Der</strong> Vorstellung des Hinduismus<br />

entsprechend ist Leben unberührt von der Zeit. Das gegenwärtige<br />

Leben ist nur das letzte einer ganzen Serie <strong>und</strong> die Folge von Gedanken<br />

<strong>und</strong> Handlungen in der Vergangenheit. Die Seele wurde nicht<br />

235


erst jetzt durch den Zorn oder die Gnade Gottes geboren. Das ist<br />

nicht die Ursache der gegenwärtigen Existenz. Das verkündet die vedische<br />

Urreligion.<br />

Religion ist keine Privatsache. Man könnte das zwar vermuten, weil<br />

jeder seinen eigenen, tief verwurzelten Glauben hat, den er auf seine<br />

Weise in seinem Verhalten zum Ausdruck bringt. Aber wie weit darf<br />

der Einzelne seinen persönlichen Vorstellungen folgen? Nur so lange,<br />

wie die Grenzen der ewig gültigen Gesetze nicht überschritten werden.<br />

Es gibt viele Leute, die erklären, es gäbe keinen Gott <strong>und</strong> die in<br />

allen Religionen niedergelegten Richtlinien zur Lenkung <strong>und</strong> Läuterung<br />

menschlichen Verhaltens seien Aberglauben. Es handelt sich<br />

dabei nicht um ungebildete Personen. Wie kann man solche Leute<br />

ernstnehmen, wenn sie behaupten, spirituelle Überzeugungen, die im<br />

Leben praktiziert werden, seien Aberglauben? Wenn sie wenigstens<br />

ihre Einstellung für sich behielten, würde die Gesellschaft nicht darunter<br />

leiden. (5-99/103)<br />

In den heutigen geistig-religiösen Glaubensrichtungen ist nirgendwo<br />

eine ausgleichende Kraft zu finden. Die Möglichkeiten harmonischer<br />

Zusammenarbeit <strong>und</strong> der Versöhnung müssen gesucht <strong>und</strong> ausgeschöpft<br />

werden. Obwohl es Religionen mit verschiedenen Namen<br />

gibt, deren Dogmen sich unterscheiden, sind doch die Menschen in<br />

ihrer Menschlichkeit einander gleich. (...)<br />

Die äusserlichen Unterschiede der Religionen haben bedauerlicherweise<br />

die Fre<strong>und</strong>schaft unter den Menschen <strong>und</strong> das Gefühl internationaler<br />

Brüderlichkeit untergraben. Die Erfahrungen <strong>und</strong> das Wissen<br />

der grossen Weisen, die das Geheimnis des Kosmos enthüllt haben,<br />

<strong>und</strong> die von ihnen empf<strong>und</strong>ene universale Liebe werden von den<br />

Menschen heute weder gewürdigt noch akzeptiert oder respektiert.<br />

Alle religiösen Dogmen, bis auf einige wenige, können leicht in Übereinstimmung<br />

gebracht werden. Es ist derselbe Gott, der in den vielen<br />

Religionen der Menschen mit verschiedenen Namen <strong>und</strong> durch unterschiedliche<br />

Rituale verherrlicht <strong>und</strong> angebetet wird. In jedem Zeitalter,<br />

für jede Rasse, für jede menschliche Gemeinschaft hat Gott Propheten<br />

gesandt, um Frieden <strong>und</strong> Eintracht herzustellen. Seitdem viele<br />

Religionen in jüngster Zeit weltweit verbreitet sind, ist das Gefühl für<br />

Brüderlichkeit verlorengegangen <strong>und</strong> die Religionen haben dadurch<br />

an Wert eingebüsst. Was dringend gebraucht wird, ist Harmonie. Alle<br />

Gläubigen sind Ebenbilder Gottes. Sie bilden eine einzige Kaste im<br />

Reich Gottes; sie gehören einer Nation an, der Göttlichen Gemein-<br />

236


schaft. Jeder muss daran interessiert sein, die religiösen Handlungen<br />

<strong>und</strong> Glaubensgr<strong>und</strong>sätze des anderen zu verstehen. Nur dann kann<br />

jeder mit geläutertem Geist <strong>und</strong> liebevollem Herzen zusammen mit<br />

anderen die göttliche Gegenwart erfahren. Das Prinzip der Harmonie<br />

ist das Herz aller Religionen <strong>und</strong> Glaubensbekenntnisse. (6-40/41)<br />

Die eine Religion aber, die die Essenz aller Religionen ist, hat nichts<br />

mit menschlicher Erfahrung zu tun. Sie ist nicht das Ergebnis menschlicher<br />

Bemühungen, sondern sie ist Gott selbst entsprungen. Sie wird<br />

die Religion der Veden genannt. Er, der den Menschen diese Religion<br />

gegeben hat, er, welcher der Ursprung von Religion an sich ist, ist<br />

nicht Mensch, sondern der Herr der Menschen - Gott selbst. Die Veden<br />

sind sehr alt, sie sind zeitlos. Die vedischen Wahrheiten gehören<br />

der ganzen Welt, haben jedoch keinen erklärbaren Ursprung. Die Veden<br />

bedürfen keiner Rechtfertigung, denn sie sprechen für sich<br />

selbst. Sie sind der Atem Gottes, <strong>und</strong> so hat die vedische Religion,<br />

deren Heimat Indien ist, ihren Ursprung im Atem Gottes selbst. Deshalb<br />

ist Gottes Religion die Religion Indiens. Ihr seht, dass die indische<br />

Religion, die tief in der indischen Seele verwurzelt ist, der Lebensatem<br />

<strong>und</strong> der Strom ist, der durch alle Religionen dieser Welt<br />

fliesst. Natürlich sind die Religionen anderer Länder ebenso heilig,<br />

aber sie haben nur für eine bestimmte Epoche Gültigkeit. Die Religion<br />

dieses Landes jedoch hat weder Anfang noch Ende. Wenn auch andere<br />

Religionen andere Wege beschreiben <strong>und</strong> sich auch manchmal<br />

in ihrem Endziel zu unterscheiden scheinen, so müsst ihr doch einsehen,<br />

dass der Inhalt all dieser Religionen im Wesentlichen ein <strong>und</strong><br />

derselbe ist <strong>und</strong> sich auf das Göttlich-Absolute bezieht. Viele Organe<br />

dienen dem Körper, aber ihr seid euch darüber klar, dass es das Herz<br />

ist, das die anderen mit dem lebensnotwendigen Blut versorgt. Ebenso<br />

gibt es viele Religionen, aber ihr müsst anerkennen, dass die indische<br />

Philosophie das Herz ist, welches die anderen Religionen mit<br />

Lebenskraft versorgt. Bei dieser Darstellung mögen einige Fragen in<br />

euch aufkommen. Zum Beispiel: Warum kamen die meisten Heiligen<br />

<strong>und</strong> die Veden selbst ausgerechnet in Indien auf die Welt? Warum<br />

wurden die Veden <strong>und</strong> jene, die sie ausgelegt haben, nicht in anderen<br />

Ländern geboren? Gott ist überall. Er ist allgegenwärtig. Darum sind<br />

die Veden, die der Atem Gottes sind, auch allgegenwärtig <strong>und</strong> müssten<br />

überall zu spüren sein. <strong>Der</strong> Hauch der Veden, die Stimme <strong>und</strong><br />

der Geist der Veden sind in der Tat überall in der Welt zu finden.<br />

1972, (34-19)<br />

237


Ihr mögt die Allgegenwart Gottes anzweifeln, aber wenn ihr erkennt,<br />

dass euer Körper der Tempel Gottes, euer Herz sein Thron <strong>und</strong> eure<br />

Seele nichts anderes als sein Spiegelbild sind, dann wird euer Körper<br />

selbst zu eurem Andachtsraum, <strong>und</strong> er ist gegenwärtig, wohin ihr<br />

auch geht. In jedem Gedanken, in jeder Handlung, in jedem Menschen,<br />

dem ihr begegnet, müsst ihr das Göttliche sehen <strong>und</strong> euch<br />

entsprechend verhalten. Um diese Fähigkeit zu erwerben, müsst ihr<br />

den Glauben wachsen lassen <strong>und</strong> den <strong>Lehre</strong>n der Heiligen Schriften<br />

wie der Bhagavadgita, Mahabharata, Ramayana, der Bibel <strong>und</strong> dem<br />

Koran folgen. 1973, (35-158)<br />

Es ist sinnlos, wenn irgendeine Religion verlangt, dass alle denselben<br />

Weg gehen müssen <strong>und</strong> nur eine Auslegung anerkennen dürfen. Es<br />

ist nicht richtig, Einheitlichkeit vorzuschreiben. Jeder Gläubige muss<br />

die Möglichkeit haben, die Form zu wählen oder zu schaffen, die seinen<br />

Vorstellungen <strong>und</strong> Veranlagungen am besten entspricht. Früher<br />

versuchten westliche Missionare, die Menschen zu zwingen, eine einheitliche<br />

Religion anzunehmen. Das ist das Gleiche wie zu verlangen,<br />

dass alle Leute Hemden mit den gleichen Massen tragen. Weder hier<br />

noch in irgendeinem anderen Land darf das von den Menschen verlangt<br />

werden. Das Licht des Göttlichen leuchtet im Herzen eines jeden,<br />

<strong>und</strong> jeder hat das Recht, sich ein Bild von der Quelle dieses<br />

Lichts zu machen, das seinen eigenen Vorstellungen entspricht. Wie<br />

kann einer, der diese Freiheit einschränkt, das Wesen Gottes verstehen?<br />

Die Freiheit bezieht sich nur auf das Verständnis des Einzelnen.<br />

Auf diese Weise kann jeder sich im Rahmen seines Verständnisses<br />

an dem grenzenlosen Wesen Gottes erfreuen. Es wird gesagt, dass<br />

auch die Veden, welche den Begriff des Göttlichen erklären, grenzenlos<br />

sind. Man mag sich manchmal fragen: Warum gibt es so viele Veden,<br />

um den einen Gott zu beschreiben? Um das zu verstehen, muss<br />

man wissen, dass die Religionen zwar verschieden sind, dass sie<br />

aber alle zu demselben Ziel führen. 1974, (36-33/34)<br />

Es ist allgemein bekannt, dass sich heute viele Ausländer wegen der<br />

zahlreichen Götter, zu denen hier gebetet wird, über die indische Religion<br />

lustig machen. Sie sagen, es gebe nur einen Gott <strong>und</strong> es sei<br />

Unsinn, ihm so viele verschiedene Namen zu geben. Aber die Inder<br />

sind nicht so dumm <strong>und</strong> unwissend, wie die anderen denken. Es wird<br />

allmählich Zeit, dass Andersgläubige verstehen, was der Glaube an<br />

die verschiedenen Personifikationen der Wesenszüge Gottes in<br />

Wahrheit bedeutet. Selbst in den allerersten Anfängen der Entwick-<br />

238


lung haben die Menschen hier erkannt, dass es nur einen Gott gibt<br />

<strong>und</strong> keinen zweiten. Aber der eigenen Veranlagung entsprechend hat<br />

jeder Einzelne sich sein eigenes Bild von diesem einen Gott gemacht.<br />

Entsprechend den Gegebenheiten in einem bestimmten Land zu einer<br />

bestimmten Zeit erfahren <strong>und</strong> personifizieren die Menschen den<br />

einen Gott auf verschiedene Weise. 1974, (36-92)<br />

Die Gnade des Herrn liegt jedem am Herzen, <strong>und</strong> jeder kann sie erlangen.<br />

Ihr könnt den Herrn mit jedem Namen ansprechen, der auf<br />

eurer Zunge süss schmeckt, <strong>und</strong> ihr könnt ihn euch in jeglicher Form<br />

vorstellen, die euren Sinn für W<strong>und</strong>er <strong>und</strong> eure Ehrfurcht anspricht.<br />

Ihr könnt ihn besingen als Muruga, Ganapati, Sharada, Jesus,<br />

Maitreya, Shakti oder euch an Allah oder an das Formlose oder an<br />

den Meister aller Formen wenden. Das macht überhaupt keinen Unterschied.<br />

Gott ist alle Namen <strong>und</strong> alle Formen. Er ist der Anfang, die<br />

Mitte <strong>und</strong> das Ende, die Gr<strong>und</strong>lage, die Substanz <strong>und</strong> die Quelle.<br />

Deshalb ist es nur natürlich, dass euch jede Geschichte anspricht, die<br />

euch seine Herrlichkeit, seine Anmut <strong>und</strong> seine Schönheit zum Bewusstsein<br />

bringt. 12.8.63, (17-32)<br />

Ihr alle, die ihr hier versammelt seid, habt vielleicht für den Gott, den<br />

ihr verehrt, nicht denselben Namen oder dieselbe Form. Ihr mögt<br />

euch in euren Sitten, Gewohnheiten, Verhaltensweisen <strong>und</strong> der Art<br />

<strong>und</strong> Weise, euch zu ernähren <strong>und</strong> zu kleiden, unterscheiden - aber<br />

die Glückseligkeit, die ihr durch Gott erfahrt, ist dieselbe. Jede Einzelne<br />

dieser göttlichen Erscheinungsformen ist aus der Weisheit von<br />

Zeitaltern entstanden, um euch Schutz, Sicherheit <strong>und</strong> Zufriedenheit<br />

zu geben. 6.12.63, (17-92)<br />

Alle Religionen lehren eine einzige gr<strong>und</strong>legende Disziplin, nämlich<br />

den Geist vom Makel des Egoismus zu befreien, vom Hang, billigen<br />

Freuden nachzulaufen. Jede Religion lehrt den Menschen, sich mit<br />

der Herrlichkeit Gottes zu erfüllen <strong>und</strong> seine nichtssagende Eitelkeit<br />

zu überwinden. Sie übt ihn in Methoden der Entsagung <strong>und</strong> des Unterscheidungsvermögens,<br />

damit er nach hohen Zielen strebt <strong>und</strong> die<br />

Befreiung erlangt. Glaubt fest daran, dass alle Herzen von dem einen<br />

<strong>und</strong> einzigen Gott motiviert werden, dass alle Glaubensrichtungen<br />

diesen einen <strong>und</strong> einzigen Gott verherrlichen, dass alle Namen in allen<br />

Sprachen <strong>und</strong> alle Formen, die der Mensch sich ausdenken kann,<br />

dem einen <strong>und</strong> einzigen Gott gelten. Liebe ist seine beste Verehrung.<br />

239


Entwickelt diese Haltung des Eins-Seins zu Menschen jeden Glaubens,<br />

aller Länder <strong>und</strong> aller Kontinente. Das ist die Botschaft der Liebe,<br />

die ich bringe. Ich möchte, dass ihr euch diese Botschaft ins Herz<br />

schreibt. 4.7.68, (20-163/164)<br />

Richtet eure Aufmerksamkeit auf das Gemeinsame, dann werden die<br />

Merkmale der Übereinstimmung erkennbar. Konzentriert ihr euch auf<br />

die äusseren Bezeichnungen: Hindu, Christ, Moslem, Parsi, Buddhist,<br />

werdet ihr Hochmut, Verachtung oder Hass entwickeln. Wenn ihr<br />

euch jedoch auf den Kampf konzentriert, dem sich der Mensch unterzieht,<br />

um sich von der Ebene des Fleisches zu erheben <strong>und</strong> die Ebene<br />

der Göttlichkeit zu erreichen, dann verlieren alle Unterschiede ihre<br />

Bedeutung. Dann gibt es nur noch Liebe, Kooperation, gegenseitige<br />

Ermutigung <strong>und</strong> Anerkennung. Wendet euch der inneren Bedeutung<br />

zu, dem tieferen Sinn von religiösen Symbolen, Ritualen <strong>und</strong> Zeremonien.<br />

Die äusseren Formen <strong>und</strong> Formalitäten stehen im Einklang mit<br />

den Bedürfnissen der Örtlichkeiten, Zeiten <strong>und</strong> Menschen. Manche<br />

unter euch mögen eine süsse Speise mehr als eine andere, die anderen<br />

sind nicht der Ansicht, dass eure Lieblingsspeise die schmackhafteste<br />

sei. Aber welches Gericht es auch sei, alle sind sie mit derselben<br />

Substanz gesüsst, nämlich mit Zucker. Ähnlich erhalten alle Dinge<br />

<strong>und</strong> alle Wesen ihre „Süsse“ durch dasselbe Prinzip: durch Gott.<br />

7.7.68, (20-166)<br />

Verkörperungen der Liebe! Entwickelt Liebe, rein <strong>und</strong> unbefleckt von<br />

selbstsüchtigen Wünschen. Teilt diese Liebe mit all euren Brüdern<br />

<strong>und</strong> Schwestern aller Glaubensrichtungen, aller Hautfarben, aller<br />

Weltanschauungen. Wenn euer Nachbar zu Gott betet, fühlt ihr dann<br />

nicht eine Verwandtschaft mit ihm? Bittet er in Bedrängnis nicht um<br />

dieselben Gaben vom selben Geber? Er mag in einer anderen Sprache<br />

bitten, in einer anderen Art, in der Form eines anderen Glaubens.<br />

Doch empfindet er Hunger <strong>und</strong> Durst ebenso wie ihr. Seine Glückseligkeit<br />

wie sein Kummer sind derselben wie eure. Teilt diese Glückseligkeit!<br />

Teilen vermehrt sie für beide. Teilt den Kummer; Teilen verringert<br />

ihn <strong>und</strong> nimmt ihm den Stachel. Lasst eure Liebe in die Herzen<br />

der anderen fliessen. Stehendes Wasser wird faul, fliessende Wasser<br />

sind kühl <strong>und</strong> klar. Liebe ist Glückseligkeit, Liebe ist Kraft, Liebe ist<br />

Licht, Liebe ist Gott. 8.7.68, (20-173)<br />

Die Regeln <strong>und</strong> spirituellen Disziplinen, die in allen religiösen Syste-<br />

240


men festgelegt sind, haben das Ziel, die grosse Wahrheit von der Allgegenwart<br />

Gottes im täglichen Leben sichtbar werden zu lassen.<br />

Wahrheit <strong>und</strong> Göttliche Ordnung sind die beiden Augen aller Religionen,<br />

die aus der anfänglichen ewigen Ordnung hervorgegangen sind:<br />

Buddhismus, Christentum <strong>und</strong> Islam. 12.5.69, (21-33)<br />

Die indische Kultur betont, dass Energie <strong>und</strong> Geld für den Dienst an<br />

den Notleidenden, den Kranken, den Hungrigen <strong>und</strong> für jene verwendet<br />

werden müssen, denen es an Bildung, Wohnung <strong>und</strong> Kleidung<br />

fehlt. Sie verurteilt es, Energie <strong>und</strong> Geld für Luxus, Vergeltungsmassnahmen,<br />

Streitigkeiten <strong>und</strong> ehrgeizige materielle Pläne auszugeben.<br />

Vermögen muss treuhänderisch verwaltet <strong>und</strong> dazu benutzt werden,<br />

das Bewusstsein der Bruderschaft der Menschen <strong>und</strong> der Vaterschaft<br />

Gottes zu fördern. Diese Kultur hat auch festgelegt, dass nichts getan<br />

werden darf, was dem Glauben irgendeines Menschen an Gott oder<br />

an sein eigenes Selbst schadet. <strong>Der</strong> Glaube ist eine zarte Pflanze,<br />

welche die grösstmögliche Pflege braucht. Es ist mein Wunsch, dass<br />

ihr andere Religionen nicht kritisiert. Entwickelt brüderliche Liebe für<br />

alle. Es gibt nur einen Gott, nicht für jedes Volk unter den Menschen<br />

einen anderen! Es gibt nur eine Liebe <strong>und</strong> wenn sie echt ist, ist sie unbegrenzt<br />

<strong>und</strong> reicht über Kaste, Rasse <strong>und</strong> Religionszugehörigkeit<br />

hinaus. Es gibt nur eine Wahrheit, nicht zwei, denn zwei ist nur zweimal<br />

eins. Es gibt nur ein Ziel, denn alle Wege führen zu dem einen<br />

Gott. Warum sollten die Menschen sich da über das Ewige <strong>und</strong> Absolute<br />

streiten? 12.5.69, (21-36)<br />

In dieser riesigen Versammlung sprechen die Menschen viele Sprachen.<br />

Jeder versteht nur seine eigene Sprache <strong>und</strong> wünscht, dass er<br />

in dieser angesprochen wird. Aber es gibt eine Sprache des Herzens,<br />

die alle verstehen <strong>und</strong> alle gerne hören möchten. Das ist die Sprache,<br />

die ich spreche, die Sprache, die von meinem Herzen zu eurem Herzen<br />

fliesst. Wenn das Herz zum Herzen spricht, wird Liebe ohne irgendwelche<br />

Vorbehalte übertragen. 15.5.69, (21-37)<br />

Das Wort „Hindu“ bedeutet: „Jene, die sich vom Pfad der Gewalttätigkeit<br />

fernhalten, die anderen kein Leid zufügen.“ Die Shastras erklären,<br />

dass die Essenz der in Indien so hochgeschätzten achtzehn<br />

Puranas aussagt: „Es ist verdienstvoll, anderen Gutes zu tun, es ist<br />

Sünde, anderen zu schaden.“ Wenn ihr euch das zu Herzen nehmt,<br />

werdet ihr Angehörige aller Religionen als eure Verwandten betrach-<br />

241


ten. Alle Glaubensrichtungen versuchen, den Menschen dazu zu erziehen,<br />

diesen Pfad einzuschlagen. Buddhisten, Christen, Moslems,<br />

Juden, Parsen - alle trachten sie durch die Läuterung des Geistes <strong>und</strong><br />

durch gute Werke nach der gleichen Erleuchtung. 14.10.69, (21-82/<br />

83)<br />

Religion hat zum Ziel, Hass <strong>und</strong> Feindschaft zwischen Gottes Kindern<br />

zu beseitigen. Aber wir sehen Religionen im Konflikt miteinander! Die<br />

Sprache sollte dazu dienen, Fre<strong>und</strong>schaften zu festigen, Herzlichkeit<br />

zu fördern <strong>und</strong> die Menschen durch liebevolle Gespräche <strong>und</strong> mitfühlende<br />

Unterhaltung einander näher zu bringen. Aber stattdessen ist<br />

sie eine gefährliche Waffe geworden! Tempel sind keine Orte des<br />

Friedens mehr. Sie sind zu Einrichtungen geworden, um die gekämpft<br />

wird! Bruder kämpft gegen Bruder. 1.2.70, (21-135)<br />

Religionen entstehen aus dem Bewusstsein guter Menschen, die alle<br />

Menschen zu guten Menschen machen möchten. Sie streben danach,<br />

das Böse zu beseitigen <strong>und</strong> die Schlechten zu heilen. Es gibt<br />

viele Religionen, da sie auf die einzelnen Menschen, ihre Aktivitäten,<br />

ihre Berufe <strong>und</strong> Rollen, ihre Charaktere <strong>und</strong> Eigenschaften ausgerichtet<br />

sein müssen. <strong>Der</strong> Einzelne muss anfangen, die festgelegten Grenzen<br />

<strong>und</strong> Gesetze zu achten <strong>und</strong> dadurch Freude <strong>und</strong> Kraft zu gewinnen.<br />

Und dann wird sein geläuterter Geist die Führung übernehmen<br />

<strong>und</strong> ihn zu immer höheren Stufen führen. Dies wird für ihn <strong>und</strong> die Gesellschaft,<br />

der er angehört, von grossem Nutzen sein.<br />

Daher ist es angebracht, den Geburtstag von Jesus zu feiern, der die<br />

Rettung der Menschheit für notwendig hielt <strong>und</strong> sich für dieses Ziel<br />

einsetzte. Aber die Feier sollte darin bestehen, dass man seine <strong>Lehre</strong>n<br />

befolgt, den Prinzipien treu ist, die Disziplin einhält <strong>und</strong> sich der eigenen<br />

Göttlichkeit bewusst wird, die er erwecken wollte.<br />

Gegenwärtig berauscht man sich an blossen Worten <strong>und</strong> klugen<br />

Tricks, welche die eigenen Schwächen verdecken sollen. Die Geburtstage<br />

grosser Menschen werden mit so viel Heuchelei <strong>und</strong> äusserem<br />

Pomp gefeiert. Da gibt es weder eine Deutung ihrer Botschaft<br />

noch einen Versuch, sie in die Praxis umzusetzen <strong>und</strong> dabei das<br />

Glück, das darin liegt, zu erfahren. Die grossen <strong>Lehre</strong>r gehören der<br />

ganzen Menschheit. Es ist ein Fehler anzunehmen, Jesus gehöre nur<br />

den Christen <strong>und</strong> Weihnachten sei nur für den Westen ein heiliges<br />

Fest. Es ist ein Zeichen von Engstirnigkeit, einen von ihnen als <strong>Lehre</strong>r<br />

zu akzeptieren <strong>und</strong> die übrigen abzulehnen, weil sie den anderen ge-<br />

242


hören. Christus, Rama, Krishna - sie gehören allen Menschen auf der<br />

ganzen Welt.<br />

Die verschiedenen Glieder <strong>und</strong> Organe bilden einen Körper, verschiedene<br />

Staaten <strong>und</strong> Gemeinschaften bilden zusammen die Welt. Die<br />

Energie der göttlichen Gnade fliesst durch jeden Teil des Körpers <strong>und</strong><br />

hilft ihm, als Einheit zu funktionieren. Die Energie der Liebe, das Geschenk<br />

der göttlichen Gnade, muss in jedem Staat, in jeder Gemeinschaft<br />

in Umlauf sein, damit die Welt in Frieden <strong>und</strong> Freude leben<br />

kann. Wenn diese Wahrheit einmal erkannt ist, wird es keine Vorstellung<br />

von trennenden Unterschieden mehr geben. (...)<br />

Die Trennung eines Mitglieds von der Familie ist ein grosser Verlust,<br />

denn die Gnade, welche die Familie trägt, wird abnehmen <strong>und</strong> verloren<br />

gehen. (...)<br />

Dasselbe gilt, wenn ein Land eine Ausnahmeposition für sich beansprucht.<br />

Die Gnade der Liebe geht verloren, es wird ein schwaches<br />

Glied der Weltgemeinschaft, das keine Funktion hat. Trennung, Unterschiede<br />

<strong>und</strong> Unterscheidung schneiden einen von der Leben spendenden<br />

Gnade ab, die jede Zelle des Körpers <strong>und</strong> jeden Einzelnen in<br />

der Welt ernährt. Auch die Welt wird von derselben Gnade getragen.<br />

(...)<br />

Im Hinblick auf die aktive, individuelle Seele sagte Christus: „Ich bin<br />

ein Bote Gottes.“ Im Hinblick auf sich als den Heiligen, der den Dualismus<br />

überw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Ausgeglichenheit erreicht hat, sagte er: „Ich<br />

bin der Sohn Gottes.“ Aus der Erkenntnis heraus, dass (...) er selber<br />

auch das form- <strong>und</strong> namenlose Absolute ist, sagte er gegen Ende seines<br />

Lebens: „Ich <strong>und</strong> mein Vater sind eins.“ (...)<br />

<strong>Der</strong> Kern aller Religionen <strong>und</strong> Glaubenssysteme ist also dies: das<br />

Aufgehen in dieser Einheit. Das Ziel allen spirituellen Strebens ist:<br />

das Aufgehen in dieser Einheit. <strong>Der</strong> Gegenstand aller Forschungen<br />

ist: diese Einheit zu erkennen. (...)<br />

Im Laufe der Zeit hat sich der Glanz der Botschaft abgeschwächt. Die<br />

von materiellen <strong>und</strong> weltlichen Dingen ausgehende Faszination hat<br />

die Menschen vom Pfad abgebracht, <strong>und</strong> die Expansion von Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Technologie hat sie arrogant <strong>und</strong> verbohrt gemacht. (...)<br />

Alle Religionen legen grössten Wert auf Wahrheit, aber jetzt wird der,<br />

welcher an der Wahrheit festhält, als Narr verspottet. Grausamkeit<br />

<strong>und</strong> Gewalt, die von allen Religionen verurteilt werden, sind zu Instrumenten<br />

des Fortschritts <strong>und</strong> zu Mitteln zum Erreichen erstrebenswerter<br />

Ziele aufgestiegen. Dennoch sind die gr<strong>und</strong>legenden Wahrheiten<br />

der Religion durch das böse Verhalten der Menschen <strong>und</strong> ihre eifern-<br />

243


de Propaganda weder berührt noch beschmutzt worden. Nur jene, die<br />

nicht bereit sind, die Botschaft in die Praxis umzusetzen, werden ihre<br />

Energien darauf verschwenden, andere Religionen zu verdammen<br />

<strong>und</strong> ihre eigene zu rühmen. (...)<br />

Jesus lehrte, wie man seine spirituelle Entwicklung mit ganz einfachen<br />

praktischen Übungen voranbringen kann, zum Wohl der<br />

Menschheit. Er demonstrierte göttliche Macht, um den Glauben an<br />

die Gültigkeit seiner <strong>Lehre</strong> zu erwecken. Er zeigte den Weg, der den<br />

Menschen den süssen Nektar der Glückseligkeit schenken kann. Er<br />

ermahnte die Menschen durch <strong>Lehre</strong> <strong>und</strong> Beispiel, die Tugenden der<br />

Barmherzigkeit, des Mitgefühls, der Geduld, der Liebe <strong>und</strong> des Glaubens<br />

zu pflegen. Diese sind keine abgetrennten <strong>und</strong> besonderen Eigenschaften,<br />

es sind nur die vielen Facetten des Göttlichen im Menschen,<br />

die er zu erkennen <strong>und</strong> zu entwickeln hat.<br />

Die Menschen reden vom Opfer Christi <strong>und</strong> weisen auf die Kreuzigung<br />

hin. Aber er wurde umzingelt <strong>und</strong> gefesselt <strong>und</strong> von der Menge,<br />

die ihn gefangen nahm, mit einer Dornenkrone gekrönt <strong>und</strong> später<br />

von seinen Häschern ans Kreuz genagelt. Wer von der Polizei geb<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> geschlagen wird, kann nicht sagen, er habe irgendetwas geopfert,<br />

denn er ist kein freier Mann. Lasst uns unsere Aufmerksamkeit<br />

auf das Opfer lenken, das Jesus als freier Mensch aus freien Stücken<br />

brachte. Er opferte sein Glück, Wohlergehen, seine Bequemlichkeit,<br />

Sicherheit <strong>und</strong> Stellung. Er forderte die Feindschaft der Mächtigen<br />

heraus. Er weigerte sich, nachzugeben oder Kompromisse zu schliessen.<br />

Er befreite sich von seinem Ego, was eine der schwierigsten Aufgaben<br />

überhaupt ist. Ehrt ihn dafür. Er opferte bereitwillig die Wünsche,<br />

mit denen der Körper den Menschen bedrängt. Dieses Opfer ist<br />

grösser als das Opfer des Körpers unter Zwang. Zur Feier seines Geburtstages<br />

solltet ihr mindestens ein oder zwei Wünsche opfern <strong>und</strong><br />

wenigstens die gefährlichsten Neigungen des Ego besiegen.<br />

Unter den Anhängern Jesu kam es aufgr<strong>und</strong> verschiedener Punkte zu<br />

Spaltungen, aber das Leben Christi stellt die Einheit in den Mittelpunkt<br />

der <strong>Lehre</strong>. Als Jesus am Kreuz hing, überfielen ihn böse Gefühle<br />

gegenüber seinen Peinigern. Plötzlich hörte er eine Stimme, die ihn<br />

ermahnte: „Alles Leben ist Eins, mein lieber Sohn! Verhalte dich allen<br />

gegenüber gleich!“ Dann folgte eine weitere Mahnung: „<strong>Der</strong> Tod ist<br />

das Kleid des Lebens.“ So wie man die abgetragenen Kleider abwirft<br />

<strong>und</strong> neue anzieht, so zieht die Seele Körper an <strong>und</strong> aus. Daher wurde<br />

Jesus vor Hass <strong>und</strong> bösen Gefühlen gewarnt <strong>und</strong> auch vor Klagen,<br />

die ein Erbteil der Menschen sind.<br />

244


Das Leben solcher Persönlichkeiten dient dem Zweck, das Wohl der<br />

Menschheit, Wohlstand <strong>und</strong> Frieden auf der Welt wiederherzustellen<br />

<strong>und</strong> die Befreiung des Einzelnen von Bindung an sinnliche Begierden<br />

<strong>und</strong> Leidenschaften. Dies wird durch das Auftauchen seltsamer Phänomene<br />

bei deren Erscheinen auf der Erde illustriert. Man glaubt,<br />

dass solche Zeichen bei der Geburt Christi aufgetreten sind. (...)<br />

Die Legende berichtet, ein Stern sei am Himmel gestanden <strong>und</strong> hell<br />

aufleuchtend heruntergefallen <strong>und</strong> dies habe ein paar Tibeter <strong>und</strong> andere<br />

zu dem Ort geführt, wo der Heiland geboren war. Viele glauben<br />

diese Legende, obwohl Sterne nicht so plötzlich herunterfallen oder -<br />

gleiten. Eigentlich sagt der Bericht, dass es einen riesigen Lichtschein<br />

am Himmel gab über dem Ort, wo Christus geboren war. Das bedeutete,<br />

dass er, der das Dunkel von Bosheit <strong>und</strong> Unwissenheit überwinden<br />

sollte, geboren war, dass er das Licht der Liebe in die Herzen der<br />

Menschen <strong>und</strong> der Ratgeber der Menschheit senken würde.<br />

Solche Lichtererscheinungen <strong>und</strong> andere Phänomene zur Ankündigung<br />

der anbrechenden Ära sind natürlich, wenn diese Inkarnationen<br />

auf der Erde stattfinden. Jesu Aufgabe war es, die Dunkelheit, welche<br />

die Erde einhüllte, zu zerreissen. Die Lichtaura war ein Zeichen, das<br />

dieses Ereignis ankündigte. Die Meister erscheinen als Antwort auf<br />

das Gebet der Menschen: „Führe uns aus der Dunkelheit ins Licht!“<br />

(...)<br />

Fasst den Entschluss heute am Weihnachtstag, da wir die Geburt<br />

Christi feiern, ein Leben der Liebe zu führen <strong>und</strong> den Schwachen,<br />

Hilflosen, Verzweifelten <strong>und</strong> Mutlosen zu dienen. Kultiviert Toleranz<br />

<strong>und</strong> Geduld, Barmherzigkeit <strong>und</strong> Grossmut. Haltet die Ideale hoch,<br />

die er verkündete, <strong>und</strong> praktiziert sie im Alltag. Die Art <strong>und</strong> Weise, wie<br />

Weihnachten gegenwärtig gefeiert wird, zeigt, wie weit sich die Menschen<br />

von diesen Idealen entfernt haben <strong>und</strong> wie sehr sie seinen Namen<br />

schmähen! (...) Macht eure Herzen rein, euer Tun heilig, <strong>und</strong><br />

bringt allen liebevolle Gefühle entgegen. So könnt ihr den Geburtstag<br />

Christi am besten feiern.<br />

Es gibt einen Punkt, auf den ich heute eure besondere Aufmerksamkeit<br />

lenken muss. In dem Augenblick, als Jesus in der Fülle seiner<br />

Göttlichkeit in Erscheinung trat, gab er seinen Anhängern ein paar<br />

Hinweise, die von Kommentatoren <strong>und</strong> von jenen, die eifrig einen Bericht<br />

auf den anderen <strong>und</strong> eine Meinung auf die andere häuften, bis<br />

am Ende ein Riesendurcheinander entstanden ist, auf verschiedene<br />

Weise interpretiert worden sind. Die Aussage selbst ist manipuliert<br />

<strong>und</strong> verfälscht worden. Was Christus gesagt hat, ist einfach: „<strong>Der</strong>,<br />

245


welcher mich zu euch gesandt hat, wird wiederkommen!“ Dabei zeigte<br />

er auf ein Lamm. Das Lamm ist nur ein Symbol, ein Zeichen. Es steht<br />

für die Laute Ba - Ba. Das war die Ankündigung von <strong>Baba</strong>s Erscheinen.<br />

„Sein Name wird Wahrheit sein“, sagte Christus. <strong>Sathya</strong> heisst<br />

Wahrheit. „Er wird ein rotes Gewand tragen, ein blutrotes Gewand.“<br />

(Hier zeigte <strong>Baba</strong> auf das Kleid, das er trug.) „Er wird klein sein <strong>und</strong><br />

eine Krone - aus Haaren - tragen.“ Das Lamm ist das Zeichen <strong>und</strong><br />

Symbol der Liebe. Christus hat nicht gesagt, er werde wiederkommen,<br />

er sagte vielmehr: „<strong>Der</strong>, welcher mich erschaffen hat, wird wiederkommen.“<br />

Jener Ba-Ba ist dieser <strong>Baba</strong>, <strong>und</strong> <strong>Sai</strong>, der kleine, kraushaargekrönte,<br />

rotgewandete <strong>Baba</strong> ist gekommen. Er lebt nicht nur in<br />

dieser Form, sondern in jedem von euch, als Bewohner eures Herzens.<br />

Er ist da, klein, in einem Gewand, das die Farbe des Herzbluts<br />

hat.<br />

Die grossen Axiome der indischen Kultur, die in den Veden niedergelegt<br />

sind: „Gott lebt im Herzen aller Wesen, dies alles ist umhüllt von<br />

Gott, dies alles ist Gott“, müssen in jedem lebendig sein. Dies ist das<br />

tiefe Geheimnis der Inkarnation. Gott inkarniert sich in allen! Alle sind<br />

eins, der Eine ist alle. Es gibt nur einen Gott, er ist allgegenwärtig. Es<br />

gibt nur eine Religion, die Religion der Liebe. Es gibt nur eine Kaste,<br />

die Kaste der Menschheit. Es gibt nur eine Sprache, die Sprache des<br />

Herzens. 24.12.72, (22-144/152)<br />

Wer kann behaupten, dass Gott so oder so ist? Wer kann behaupten,<br />

dass Gott nicht diese Form oder dieses Attribut hat? Ein jeder kann<br />

aus dem grossen, sich weithin erstreckenden Ozean nur so viel entnehmen,<br />

wie das Gefäss fassen kann, das er zum Ufer mitbringt. Von<br />

dieser Menge kann er nur ein wenig von jener Unermesslichkeit erfassen.<br />

Jede Religion definiert Gott innerhalb der von ihr abgesteckten<br />

Grenzen <strong>und</strong> behauptet dann, ihn erfasst zu haben. (...)<br />

Jede Religion vergisst, dass Gott alle Formen <strong>und</strong> alle Namen, alle Eigenschaften<br />

<strong>und</strong> alle Erklärungen ist. Die Religion der Menschheit ist<br />

die Summe <strong>und</strong> Substanz all dieser Teilglaubensformen, denn es gibt<br />

nur eine Religion, <strong>und</strong> das ist die Religion der Liebe. 19.6.74, (23-69)<br />

<strong>Der</strong>jenige, den die Moslems als Allah anbeten, die Christen als Jesus<br />

Christus, die Vaishnavas als Phullabjaksha <strong>und</strong> die Shaivas als<br />

Shambhu, verleiht als Antwort auf ihre vielen Gebete allen Ges<strong>und</strong>heit,<br />

ein langes Leben, Reichtum <strong>und</strong> Glück, wo immer sie auch sein<br />

mögen; er, der eine Gott, ist der Gott der ganzen Menschheit.<br />

246


Indien hat seit Jahrtausenden die Botschaft des Geistes gelehrt <strong>und</strong><br />

die Mittel, um Gleichmut <strong>und</strong> Freude zu erlangen <strong>und</strong> zu behalten.<br />

Weiterhin galt Indien über Jahrh<strong>und</strong>erte als <strong>Lehre</strong>r der Welt. Das Gebet,<br />

das Indien seine Leute gelehrt hat, ist folgendes: „Mögen alle<br />

Welten glücklich sein, möge in allen Welten Glück herrschen“. Dies ist<br />

seit <strong>und</strong>enklichen Zeiten die Essenz der hinduistischen <strong>Lehre</strong>. Dieses<br />

heilsame Ideal wurde von den Führern dieses Landes, den Sehern<br />

<strong>und</strong> den Yogis, die das Volk leiteten, propagiert <strong>und</strong> genährt <strong>und</strong><br />

ebenso von den reinen Müttern, die Generationen in der Atmosphäre<br />

spirituellen Bemühens erzogen.<br />

Aber als das Land in die Wechselfälle der Geschichte hineingezogen<br />

wurde <strong>und</strong> die Leute Druck <strong>und</strong> Gegendruck ausgesetzt waren, erlitten<br />

die Ideale einen Rückschlag. (...)<br />

Das Ziel, der Zweck, der Schlüssel, die Essenz aller Glaubensrichtungen<br />

<strong>und</strong> Religionen ist dies: die Sublimierung des menschlichen Geistes,<br />

die Befreiung des betreffenden Individuums <strong>und</strong> das Glück der<br />

Gesellschaft, von der es eine Einheit ist. Um diese dringende Notwendigkeit<br />

haben sich Prinzipien <strong>und</strong> Praktiken gruppiert, <strong>und</strong> verschiedene<br />

Glaubensrichtungen sind die Folge.<br />

Die Religionen versuchen, heilige Ideale in das Herz des Menschen<br />

einzupflanzen, aber der Mensch erlaubt ihnen nicht, zu spriessen <strong>und</strong><br />

zu wachsen. Sein egoistisches Verlangen nach Macht <strong>und</strong> konkurrenzorientiertem<br />

Erfolg hat ihn in den meisten Fällen dazu veranlasst,<br />

Religion als Mittel zu Tortur <strong>und</strong> Bestrafung zu benutzen. Anstatt in<br />

gemeinsamem Bemühen die Menschheit zu einen, ist sie zu einem<br />

System voneinander getrennter Bezirke geworden, die von Hass <strong>und</strong><br />

Fanatismus bewacht werden. So ist jede Religion ein bewaffnetes Lager,<br />

versunken in Selbsterhöhung, das versucht, sich andere einzuverleiben<br />

<strong>und</strong> sich selbst vor Schaden zu schützen. Religion wird daher<br />

oft als Wurzel von Chaos <strong>und</strong> Konflikt verdammt. Trotz grossen<br />

Fortschritts auf vielen anderen Gebieten des Lebens ist religiöse<br />

Feindseligkeit heute in vielen Teilen der Welt entflammt.<br />

Es muss betont werden, dass Religion nicht die ursprüngliche Ursache<br />

dieses Zustandes ist. Die Fraktionskämpfe <strong>und</strong> der fanatische<br />

Hass sind durch das unbändige Ego verschuldet, dem freier Lauf gewährt<br />

wird. Die Religion strebt danach, gerade diese lasterhafte Tendenz<br />

zu zerstören. Deshalb muss sie unterstützt <strong>und</strong> nicht verdammt<br />

werden. Was verdammt werden muss, ist die enge, verdrehte Haltung,<br />

diejenigen zu hassen, die nicht mit einem übereinstimmen, oder<br />

auch diejenigen, die eine andere Auffassung von der mysteriösen<br />

247


Kraft haben, die das Universum belebt. Religionskriege <strong>und</strong> Konflikte<br />

gedeihen im Schlamm von Ignoranz <strong>und</strong> Geiz weiter. Wenn die Leute<br />

der Wahrheit gegenüber blind sind, dass die menschliche Familie<br />

eine unteilbare Einheit ist, tappen sie im Dunkeln <strong>und</strong> haben Angst<br />

vor fremder Berührung. Allein die Kultivierung von Liebe kann den<br />

Menschen von dieser Wahrheit überzeugen, dass es nur eine Kaste<br />

gibt - die Kaste der Menschheit - <strong>und</strong> nur eine Religion - die Religion<br />

der Liebe. Da keine Religion Gewalt unterstützt oder Liebe verachtet,<br />

ist es falsch, dieses Chaos der Religion zuzuschreiben. (...)<br />

Die Religion der Hindus betonte die Einheit aller Schöpfung <strong>und</strong> erklärte,<br />

dass die Vielfältigkeit, die wir erleben, kein wahres Bild ist.<br />

Aber da der Glaube an den Einen nur in das Bewusstsein eines äusserst<br />

gereinigten Geistes dringt, musste die Religion bald die Dualität<br />

postulieren <strong>und</strong> sogar die Multiplizität, mit Gottheiten für jede Facette<br />

des Ganzen. Die am weitesten verbreiteten sind der Shaiva- <strong>und</strong> der<br />

Vaishnava-Glaube, die um den Shiva- <strong>und</strong> Vishnu-Aspekt des Einen<br />

zentriert sind. <strong>Der</strong> Prozess der Teilung in die verschiedenen Gesichtspunkte<br />

hat in allen Hauptreligionen stattgef<strong>und</strong>en. <strong>Der</strong> Islam hat die<br />

Sunniten <strong>und</strong> die Schiiten; das Christentum hat Katholiken <strong>und</strong> Protestanten.<br />

Aber wie tief auch immer die Spaltung sein mag, keine Religion<br />

verneint Gott, <strong>und</strong> keine Religion preist Gewalt <strong>und</strong> Falschheit.<br />

1.10.76, (24-32/34)<br />

Ein mitfühlendes Herz ist wertvoller als jeder materielle Besitz. Durch<br />

moralische <strong>und</strong> spirituelle Vollkommenheit wird das Göttliche im Menschen<br />

offenbar. (...)<br />

Jedes Lebewesen ist auf einer Pilgerfahrt, ob es sich dessen bewusst<br />

ist oder nicht. (...)<br />

Jeder Mensch kommt auf diese Welt als ein Botschafter Gottes. So<br />

verkündete auch Jesus seinen Mitmenschen, dass er eine Botschaft<br />

Gottes bringe. (...)<br />

Jesus versuchte, alle die Vaterschaft Gottes <strong>und</strong> die Bruderschaft der<br />

Menschen zu lehren. Traditionsbewusste <strong>und</strong> auf den eigenen Vorteil<br />

bedachte Menschen hielten ihn für einen falschen Propheten <strong>und</strong> versuchten<br />

mit allen Mitteln, seine Mission zu vereiteln. Aber Jesus gab<br />

nicht nach. Trotz aller Widerstände blieb er ein leuchtendes Vorbild<br />

lebendiger Wahrheit <strong>und</strong> fuhr fort in seinem Bemühen, die Gesellschaft<br />

zu erneuern. Im Laufe der Zeit bekam Jesus viele Anhänger,<br />

aber es zeigte sich - wie auch bei Rama, Krishna <strong>und</strong> Mohammed -,<br />

dass Schüler ihren Meistern nur selten vollkommen konsequent nach-<br />

248


folgen. Die meisten sind nur Teilzeit-Gläubige. Jesus hatte zwölf Jünger,<br />

von denen die meisten an ihn glaubten <strong>und</strong> seinen <strong>Lehre</strong>n folgten.<br />

Aber Judas wurde zum Opfer seiner Habsucht. Er verriet seinen<br />

Meister für nur dreissig Silberlinge. Nach diesem Verrat konnte er des<br />

Lebens nicht mehr froh werden <strong>und</strong> keinen Frieden finden. Schliesslich<br />

sah er im Selbstmord den einzigen Ausweg.<br />

Seit eh <strong>und</strong> je verraten unredliche, habgierige <strong>und</strong> selbstsüchtige<br />

Menschen ihre Meister, die sie zu verehren vorgeben, <strong>und</strong> verbreiten<br />

Unwahrheiten über sie. Ihr hört von dem Verrat des Judas vor zweitausend<br />

Jahren, aber in der heutigen Zeit beherrscht das Geld die<br />

Menschen noch mehr, <strong>und</strong> die Zahl der Judasse hat sich vervielfacht.<br />

(...)<br />

Wenn ihr allumfassende, unendliche Liebe werdet, wird das Göttliche<br />

in euch <strong>und</strong> durch euch sichtbar werden. Versucht so zu sein, wie Jesus<br />

war!<br />

Jesus war ein Mensch, dessen einzige Freude es war, göttliche Liebe<br />

zu verbreiten, auszustrahlen, zu empfangen <strong>und</strong> durch sein Leben zu<br />

verwirklichen. Es gibt verschiedene Theorien über das Datum der Geburt<br />

Jesu, die sich auf „den hellen Stern, der bei seiner Geburt erschien“,<br />

beziehen. Wie man sagt, erscheint dieser Stern alle achth<strong>und</strong>ert<br />

Jahre. Manche behaupten, sein Geburtstag sei der fünfzehnte<br />

September, aber er wurde vor 1980 Jahren am 28. Dezember morgens<br />

um 3.15 geboren. <strong>Der</strong> Stern, der nur alle achth<strong>und</strong>ert Jahre erscheint,<br />

hat nichts mit der Geburt Jesu zu tun. Es gibt kein Gesetz,<br />

dass ein Stern erscheinen muss, wenn die göttliche Energie sich auf<br />

Erden inkarniert. Das ist nur ein Glaube seiner Anhänger. Jesus<br />

selbst ist ein „Stern“ von unendlicher Bedeutung, der einen Glanz von<br />

unvergleichlicher Herrlichkeit verbreitet. Wozu braucht man noch einen<br />

anderen Stern von geringerer Leuchtkraft?<br />

Heute wird der Geburtstag Jesu am 25. Dezember, wenn der Schnee<br />

fällt, gefeiert. Er wird mit Lichtern, Weihnachtsbäumen <strong>und</strong> Gebeten<br />

gefeiert. Aber es hat keinen Sinn, nur an diesem einen Tag zu beten<br />

<strong>und</strong> den Rest des Jahres Gott zu vergessen. Wer das tut, spielt nur<br />

Theater, <strong>und</strong> seine Gebete kommen nicht aus dem Herzen. Ihr seid<br />

nur wirkliche Christen, wenn ihr seinen <strong>Lehre</strong>n folgt <strong>und</strong> sie im täglichen<br />

Leben anwendet. Es wäre genug, wenn ihr nur zwei seiner <strong>Lehre</strong>n<br />

befolgen würdet. Christus sagte zu Johannes: „Alles Leben ist<br />

eins, mein Sohn, darum liebe jedermann!“<br />

Wenn ihr diesen Rat befolgen würdet, könntet ihr eure Bestimmung<br />

erreichen. Als er im Todeskampf am Kreuz hing, hörte er eine Stimme<br />

249


vom Himmel, die sagte: „<strong>Der</strong> Tod ist das Kleid des Lebens.“ <strong>Der</strong> Körper<br />

ist das Kleid, welches das Göttliche sich anlegt. Ihr solltet deshalb<br />

nicht weinen, wenn der Körper altert, verfällt oder verletzt wird. Für<br />

den Körper ist der Tod etwas ganz Natürliches. Die Menschen suchen<br />

nach den Ursachen des Todes, aber niemand sucht nach dem Ursprung<br />

des Lebens. Verherrlicht Gott in der kurzen Spanne Zeit, welche<br />

das Leben euch zur Verfügung stellt, <strong>und</strong> tut Gottes Werke. Gott<br />

nimmt menschliche Form an, um die Menschen (...) höheren Idealen<br />

zuzuführen. Die Menschen sprechen verschiedene Sprachen <strong>und</strong> haben<br />

verschiedene Lebensgewohnheiten, aber es gibt nur einen Gott,<br />

<strong>und</strong> er ist überall gegenwärtig. Alle Religionen sehen ihn als Liebe<br />

<strong>und</strong> lehren, dass die Liebe das einzige Mittel ist, um ihm nahe zu kommen.<br />

Die Formen der Gottesverehrung sind verschieden, denn sie<br />

werden von der Zeit <strong>und</strong> dem Land geprägt, aber ihr wesentlichster<br />

Bestandteil ist immer die Liebe. Die Sprache der Liebe wird von allen<br />

Herzen gesprochen <strong>und</strong> verstanden. Es gibt wirklich nur eine Rasse,<br />

<strong>und</strong> das ist die Rasse der Menschen. Das ist die Botschaft, die Jesus<br />

gebracht hat. Bewegt sie in eurem Herzen. Ihr haltet heute die geringfügigen<br />

Unterschiede von Nationalität, Rasse, Religion <strong>und</strong> Sprache<br />

für bedeutend <strong>und</strong> haltet dadurch den Strom der Liebe, der von Herz<br />

zu Herzen fliessen muss, zurück. Seht in Jesus einen Botschafter, der<br />

euch von Gott gesandt wurde.<br />

Nur die Liebe kann dem Göttlichen, das in allen schlummert, zum<br />

Duchbruch verhelfen. Gott ist Liebe, lebe in Liebe. Liebe lebt vom Geben<br />

<strong>und</strong> Vergeben. Selbstsucht lebt vom Nehmen <strong>und</strong> Beschuldigen.<br />

Liebe ist Selbstlosigkeit, Selbstsucht ist Lieblosigkeit. Vergeudet euer<br />

Leben nicht, indem ihr die beschränkten Interessen des Ego verfolgt.<br />

Liebt! Liebt! Werdet, was ihr wirklich seid: Verkörperungen der Liebe.<br />

Kümmert euch nicht darum, wie andere euch behandeln oder was sie<br />

über euch reden. Folgt Jesus nach! Liebt, damit ihr euch selbst weiterentwickelt<br />

<strong>und</strong> nicht, damit andere es sehen <strong>und</strong> darüber reden.<br />

Ahmt andere nicht nach, sondern entwickelt euren eigenen Lebensstil.<br />

Ihr habt selbst ein Herz <strong>und</strong> einen Willen, habt auch eure eigenen<br />

Gedanken <strong>und</strong> Ideen. Warum also andere nachahmen? Es heisst,<br />

Nachahmen sei menschlich, Erschaffen göttlich. Folgt dem Weg, den<br />

ihr gewählt habt. Eure eigene Erfahrung von Gottes Wirklichkeit ist<br />

euer bester Führer. Sterbt nicht als schlechte Kopie eines andern! Ihr<br />

werdet Gott nicht in der materiellen Welt finden. Die Liebe in eurem eigenen<br />

Herzen ist Gottes Liebe. Folgt dem Meister! Widersteht dem<br />

Teufel! Kämpft bis zum Letzten <strong>und</strong> beendet das Spiel! Ihr seid Gott.<br />

Euer wirkliches Selbst ist Gott. (...)<br />

250


In Wirklichkeit seid ihr unendlicher göttlicher Geist. Ihr solltet euch ununterbrochen<br />

daran erinnern: „Ich bin Gott.“ „Ich bin Gott.“ „Ich bin<br />

Gott.“ An dem Tag, an dem ihr euch selbst als Gott seht, seid ihr Gott.<br />

<strong>Der</strong> Gedanke: „Ich bin ja nur ein Mensch“ wird euch in die Irre führen.<br />

Erlaubt eurem Körper <strong>und</strong> den Sinnen nicht, euch euer Verhalten zu<br />

diktieren. Habt eine Vision! <strong>Der</strong> Körper ist der Wagen, der Geist ist<br />

das Pferd. Spannt den Wagen nicht vor das Pferd! Nur durch spirituelle<br />

Anstrengungen findet ihr inneren Frieden. (...)<br />

Weiht eure Hände dem Dienst an der Menschheit. Jesus lehrt selbstlose<br />

Liebe <strong>und</strong> ein Mitgefühl, das keine Grenzen kennt. Um diese Liebe<br />

<strong>und</strong> ein solches Mitgefühl empfinden zu können, müsst ihr euer<br />

Herz läutern, indem ihr Eifersucht <strong>und</strong> Egoismus ausmerzt. Verdient<br />

euch das Wohlwollen Jesu. Folgt dem Weg, den er aufgezeigt hat,<br />

<strong>und</strong> werdet ihm gleich. 25.12.79, (25-16/20)<br />

Es wird oft der Fehler gemacht, zu vergessen, dass der Avatar Rama<br />

kam, um Lebensnormen festzulegen <strong>und</strong> dass die Menschen sein Leben<br />

als Vorbild nehmen <strong>und</strong> ihm nachfolgen müssen. Er war der Idealmensch<br />

mit Eigenschaften <strong>und</strong> Tugenden, die jeder, der nach Vollkommenheit<br />

strebt, sich aneignen kann. Blosse Anbetung, leere<br />

Verehrung sind nicht das, was der Avatar erwartet. Wie jeder andere<br />

Mensch nahm Rama Schwierigkeiten, Enttäuschungen <strong>und</strong> Unglück<br />

auf sich, um zu zeigen, dass Freude nur eine Pause zwischen zwei<br />

Kümmernissen ist <strong>und</strong> dass Unglück nichts anderes ist als eine Herausforderung,<br />

ein Test, eine Lektion. 25.3.80, (25-21)<br />

Am heutigen Tag wird Weihnachten gefeiert. Erinnert euch an die<br />

Worte Jesu, an seinen Rat, an seine Warnungen, <strong>und</strong> entscheidet<br />

euch, ihm in eurem täglichen Leben nachzufolgen. Prägt euch seine<br />

Worte ein, bewahrt sie in eurem Herzen <strong>und</strong> befolgt alle seine <strong>Lehre</strong>n.<br />

(...)<br />

Die Juden hielten die von den Propheten in den Schriften festgelegten<br />

Rituale <strong>und</strong> Vorschriften für ewig gültig <strong>und</strong> glaubten deshalb, die<br />

<strong>Lehre</strong>n Jesu seien falsch. Sie empfanden keinen persönlichen Hass<br />

gegen Jesus. Dieses Problem gibt es zu allen Zeiten: den Konflikt<br />

zwischen dem Buchstaben <strong>und</strong> der lebendigen Wahrheit, zwischen<br />

dem Dogma, das als unantastbar angesehen wird, den Vorschriften<br />

<strong>und</strong> Verboten, die peinlich genau befolgt werden müssen, <strong>und</strong> der allem<br />

zugr<strong>und</strong>e liegenden Wahrheit. Auch in dem vedischen Glauben<br />

besteht dieser Konflikt zwischen denen, welche die alten Traditionen<br />

251


aufrecht erhalten wollen, <strong>und</strong> denen, welche mehr Wert auf die tiefere<br />

Bedeutung legen. Diese Verwirrungen <strong>und</strong> Konflikte, welche den moralischen,<br />

ethischen, materiellen, technischen <strong>und</strong> spirituellen Fortschritt<br />

hemmen, können am besten überw<strong>und</strong>en werden, wenn der<br />

Mensch so lebt, wie es ihm bestimmt ist, <strong>und</strong> dadurch das Göttliche,<br />

welches sein ureigenstes Wesen ist, verwirklicht. Das ist die einzige<br />

ewig-allgemeingültige <strong>Lehre</strong>. (...)<br />

Macht die spirituelle Übung des Gebets zu eurer täglichen Gewohnheit.<br />

Gebete mit der Bitte um die Erfüllung weltlicher Wünsche erreichen<br />

Gott nicht. Sie erreichen nur jene überirdischen Wesenheiten,<br />

die für derartige Anliegen zuständig sind. Aber alle Gebete, die reiner<br />

Liebe entspringen, von selbstloser Bereitschaft zum Dienen getragen<br />

werden <strong>und</strong> aus einem Herzen kommen, das alles <strong>und</strong> alle einschliesst<br />

- diese Gebete erreichen Gott, denn er ist die Liebe selbst.<br />

Ihr könnt den Mond nur an seinem Licht erkennen. So kann Gott, der<br />

Liebe ist, auch nur durch Liebe erkannt werden. Gott ist Liebe, lebt in<br />

der Liebe! Das ist die Botschaft, die ich bringe. 24.12.80, (25-53/55)<br />

Jesus war Mitgefühl <strong>und</strong> Erbarmen in menschlicher Form. Er verbreitete<br />

den Geist des Mitgefühls um sich <strong>und</strong> tröstete die Notleidenden.<br />

(...)<br />

Jesus war schweren Angriffen ausgesetzt, die ihn jedoch nicht von<br />

seinem Weg abbringen konnten. Deshalb überflutet das strahlende<br />

Licht seines Namens, seiner Geschichte <strong>und</strong> seiner Botschaft heute<br />

die ganze Welt. Nicht nur Jesus, sondern alle Propheten, Botschafter<br />

Gottes, <strong>Lehre</strong>r der Wahrheit <strong>und</strong> spirituellen Führer waren Hohn <strong>und</strong><br />

Verachtung ausgesetzt <strong>und</strong> mussten Verfolgung erleiden. Doch auch<br />

wenn ein Diamant in den Staub geworfen wird, verliert er seinen<br />

Glanz nicht. (...)<br />

So kann auch das Göttliche, obwohl es in allem gegenwärtig ist, niemals<br />

von irgend etwas berührt oder verändert werden. Eifersüchtige<br />

Leute haben Jesus mit Beschimpfungen überhäuft. Selbst einige seiner<br />

Jünger haben ihn verlassen <strong>und</strong> verraten. Selbstsüchtige Leute<br />

werden angesichts eines grossen <strong>und</strong> guten Menschen eifersüchtig.<br />

Aber die Liebe Jesu war vollkommen selbstlos, <strong>und</strong> deshalb war er<br />

furchtlos. Die Lieblosen haben immer Angst. Liebe fördert Mut <strong>und</strong><br />

Unternehmungsgeist; sie ist wagemutig. (...)<br />

Jesus war Liebe, <strong>und</strong> auch <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> ist Liebe. Das erklärt die grosse<br />

Anzahl von Christen aller Konfessionen, die hier versammelt sind.<br />

In Rom feiern die Katholiken heute die Geburt Christi, <strong>und</strong> die Prote-<br />

252


stanten tun das Gleiche in ihren Kirchen. Juden sind weder bei den einen<br />

noch bei den anderen willkommen. Aber in der Gegenwart von<br />

<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> sind sie in gleichem Masse willkommen wie alle anderen.<br />

Die Juden haben Jesus angeklagt <strong>und</strong> forderten seine Bestrafung. In<br />

meiner Gegenwart erweisen auch die Juden diesem Jesus ihre Verehrung.<br />

Die Liebe von <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> hat jene alten Erinnerungen transformiert<br />

<strong>und</strong> transzendiert. Seine Liebe liess sie erkennen, dass es<br />

nur eine Kaste gibt - die Kaste der Menschheit, nur eine Religion - die<br />

Religion der Liebe. (...)<br />

Alle Gläubigen müssen einander in Liebe verb<strong>und</strong>en sein. Sie müssen<br />

aber auch die Ungläubigen in ihre Liebe einschliessen, in jedem<br />

von ihnen Gott sehen <strong>und</strong> jedem dienen.<br />

Liebe muss im Dienst am Nächsten ihren Ausdruck finden. Die Hungrigen<br />

müssen gespeist, die Kranken gepflegt, die Notleidenden getröstet<br />

werden. Jesus hat sich in diesem Dienst aufgeopfert. Er hatte<br />

grosses Mitleid mit den Armen. Ein mitfühlendes Herz ist der Tempel<br />

Gottes. Jesus predigte Nächstenliebe, das war seine Botschaft. Heute<br />

wird Jesus verehrt, aber seine <strong>Lehre</strong>n werden vernachlässigt. <strong>Sai</strong><br />

wird verehrt, aber auch seine <strong>Lehre</strong>n werden nicht befolgt. Überall<br />

Pomp, Gepränge, eitle Zurschaustellung! Und Reden, Reden, Reden!<br />

Grosse Worte <strong>und</strong> nichts dahinter. Keine Taten, keine Liebe, kein Dienen.<br />

Übt euch in der Nächstenliebe. Seid gut. Lebt in Liebe. Tut Gutes<br />

<strong>und</strong> seht nur das Gute in euren Mitmenschen. Das ist der Weg zu<br />

Gott. 25.12.81, (25-160/161)<br />

Was ist wahre Religion? <strong>Der</strong> Mensch muss Gott verwirklichen, Gott<br />

sehen, Gott erfahren, zu Gott sprechen. Das ist wahre Religion. Zu<br />

Gott zu beten <strong>und</strong> ihn um die Erfüllung eurer Wünsche zu bitten, ist<br />

falsche Religion. Religion bedeutet: zu verwirklichen. Zu verwirklichen,<br />

ist Religion. <strong>Der</strong> Mensch ist die Personifizierung der ewigen<br />

Wahrheit. Er ist die Verkörperung von Sein, Bewusstsein <strong>und</strong> Glückseligkeit.<br />

(22.10.95)<br />

Ein reines, unerschütterliches <strong>und</strong> mitfühlendes Herz, eine Sprache<br />

voll Wahrheit <strong>und</strong> ein Körper, der sich dem selbstlosen Dienst für andere<br />

verpflichtet, das sind die göttlichen Eigenschaften eines Menschen.<br />

(21.11.95)<br />

Jeder sollte seine eigene Religion mit Hingabe ausüben. Ein Christ<br />

sollte ein guter Christ sein, ein Hindu ein guter Hindu <strong>und</strong> ein Moslem<br />

253


ein guter Moslem. Jeder sollte seine Religion im Geiste der Wahrheit<br />

ausüben <strong>und</strong> den Glauben eines anderen weder kritisieren noch hassen.<br />

Moslems sollten Hindus ebensowenig hassen wie Hindus Moslems.<br />

“Alle sind eins. Behandelt alle gleich”, sagte Jesus. Gott ist der<br />

Gott aller Menschen. (...)<br />

Verliert in keiner Situation euren Glauben an Gott. Setzt kein Vertrauen<br />

in vergängliche, weltliche Dinge. Betrachtet die ganze Menschheit<br />

als eine Familie. Überschreitet die Grenzen, die durch verschiedene<br />

Religionen, Sprachen, Nationen entstanden sind. Die Botschaft der<br />

Veden ist universell <strong>und</strong> ist für alle Menschen gedacht. Es ist die Botschaft<br />

von Einheit <strong>und</strong> Harmonie. “Lasst uns zusammen leben, zusammen<br />

streben <strong>und</strong> uns gemeinsam freuen.” Entwickelt diesen<br />

Geist des Einsseins. (14.4.96)<br />

In diesem Eisernen Zeitalter werden nur Macht <strong>und</strong> Mammon respektiert,<br />

aber niemand achtet den Charakter <strong>und</strong> die Tugenden eines<br />

Menschen. Die Kenntnis des Göttlichen Selbst jedoch wird universal<br />

geachtet. Sie wird durch Veränderungen in Ort, Zeit oder Situation<br />

nicht berührt <strong>und</strong> behält ihren hohen Stellenwert. Das spirituelle Wissen<br />

hat in den vedischen Zeiten seinen Ursprung <strong>und</strong> wird das Wissen<br />

um das Göttlich-Absolute genannt. (...)<br />

Zu wissen, was recht ist, <strong>und</strong> dennoch den falschen Weg zu wählen,<br />

ist das charakteristische Kennzeichen eines Narren. Ebenso ist es<br />

eine Art von Torheit, die Göttlichkeit zurückzuweisen <strong>und</strong> der Welt<br />

hinterherzurennen. Heutzutage nimmt diese Torheit zu.<br />

Deshalb müssen sich göttliche Empfindungen im Menschen entwikkeln.<br />

Das Göttliche Prinzip ist jenseits aller Attribute. Was ist Göttlichkeit?<br />

Es ist die in jedem gegenwärtige Liebe. Liebe ist Gott. So wie die<br />

Göttlichkeit ihre Liebe auf verschiedene Weise ausdrückt, so muss<br />

auch der Mensch seine Liebe ausdrücken. Liebe ist heilig, weit <strong>und</strong><br />

unermesslich. Solche Liebe muss als die Göttlichkeit selbst angesehen<br />

werden. (...)<br />

Jeder ist eine Verkörperung des göttlichen Funkens. Ihr müsst diese<br />

Wahrheit erkennen <strong>und</strong> jede Anstrengung unternehmen, um mit dem<br />

Göttlichen zu verschmelzen. (17.6.96)<br />

Die Essenz aller Religionen, die Botschaft aller Schriften <strong>und</strong> die Bestimmung<br />

für alle Menschen ist die gleiche. Aber aufgr<strong>und</strong> von Selbstsucht,<br />

Engstirnigkeit <strong>und</strong> Verfolgung der eigenen Interessen wird Religion<br />

gebraucht als ein Vorwand, um Differenzen <strong>und</strong> Konflikte zu<br />

254


schüren. Wenn ihr tiefgründig studiert, werdet ihr erkennen, dass alle<br />

Religionen nur lehren, was gut ist. Wenn euer Geist gut ist, welche<br />

Religion kann dann schlecht sein? (...)<br />

Moralität <strong>und</strong> Lauterkeit, Rechtschaffenheit <strong>und</strong> Nächstenliebe,<br />

Wahrhaftigkeit <strong>und</strong> Verwurzelung in der Tradition des Landes, Duldsamkeit<br />

<strong>und</strong> Gewaltlosigkeit sind die gr<strong>und</strong>legenden <strong>Lehre</strong>n aller Religionen.<br />

Diese essentiellen Wahrheiten sind allen Religionen gemeinsam.<br />

(25.12.97)<br />

Was nützt das Bücherstudium ohne persönliche Erfahrung oder Praxis?<br />

Jeder sollte sein Gewissen zu seinem <strong>Lehre</strong>r machen. (...)<br />

Alle Religionen erleben einen Rückgang, da ihre Anhänger sie nicht in<br />

ihrem Alltag praktizieren. Die Menschen sollten das praktizieren,<br />

wozu sie sich bekennen. Die Menschen sollten die Wahrheiten leben,<br />

an die sie glauben. Die Menschen handeln nicht in Übereinstimmung<br />

mit den Wahrheiten, die sie erfahren haben. (...)<br />

Die Menschen reden über spirituelle Übungen <strong>und</strong> vergeuden ihr Leben.<br />

Alle diese Bemühungen sind Zeitverschwendungen. Es genügt,<br />

wenn ihr heilige Gefühle entstehen lasst. Die wichtigste spirituelle<br />

Übung besteht darin, schlechte Gedanken loszuwerden <strong>und</strong> gute Eigenschaften<br />

zu entwickeln. Welches Pilgerzentrum ihr auch besuchen<br />

mögt, versucht, eure schlechten Neigungen abzulegen. Entwikkelt<br />

stattdessen gute Eigenschaften. (...)<br />

Die Menschen sprechen über das Nirvana. Es wird gleichgesetzt mit<br />

Befreiung. Ihr müsst danach streben, diese Befreiung zu erreichen.<br />

Nirvana heisst, in den letzten Augenblicken eures Lebens Glückseligkeit<br />

zu erfahren. <strong>Der</strong> Mensch erkennt nicht, was er suchen <strong>und</strong> was er<br />

ablehnen sollte. (11.5.98)<br />

<strong>Der</strong> Mensch sucht Gott, ohne zu erkennen, dass dieser alldurchdringend<br />

ist. Er ist die Verkörperung der Liebe <strong>und</strong> kann nur durch Liebe<br />

erreicht werden. Wenn ihr erkennt, dass ihr mit Gott seid, für Gott, von<br />

Gott, dann werdet ihr Gott überall finden. Stärkt die Überzeugung,<br />

dass Gott in euch ist, mit euch, über euch, unter euch <strong>und</strong> um euch<br />

herum. (25.12.98)<br />

255


REICH GOTTES - FÜNFTES NATURREICH<br />

Ihr müsst verstehen, dass aus der Welt der Mineralien die Pflanzenwelt<br />

hervorgegangen ist <strong>und</strong> aus dieser sich die Tiere entwickelt haben.<br />

Aus dem Tierreich ging der Mensch hervor. <strong>Der</strong> nächste Schritt<br />

in dieser Entwicklung sollte sein, dass der Mensch Gott wird. <strong>Der</strong> Aufstieg<br />

vollzieht sich vom Gestein über Pflanzen <strong>und</strong> Tiere zum Menschen<br />

<strong>und</strong> dann zu Gott. Jede Stufe vervollkommnet sich <strong>und</strong> lernt<br />

von der vorhergegangenen.<br />

Deshalb ist es heute so, dass der Mensch, wenn er sich über sich<br />

selbst erhebt, zu einem göttlichen Wesen wird, <strong>und</strong> wenn er abgleitet,<br />

zum Tier. Ihr müsst immer versuchen, den Weg des Aufstiegs <strong>und</strong><br />

nicht den des Abstiegs zu gehen. Jeder Mensch trägt den Funken des<br />

Göttlichen in sich. Das Göttliche Selbst steht euch näher als alle<br />

Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Verwandten. Aber das Bewusstsein dieser Beziehung<br />

eures Selbst zu euch selbst muss gepflegt werden. Ihr müsst euer<br />

Denken läutern, damit es nicht eng bleibt, sondern umfassend wird.<br />

Ihr dürft nicht nur an euch selbst, euer Heim <strong>und</strong> eure Familie denken.<br />

Das ist ein zu enger Blickwinkel. Euer Denken muss sich ausdehnen:<br />

von der Familie auf das Dorf, vom Dorf auf den Distrikt, vom Distrikt<br />

auf die Provinz, von der Provinz auf das Land, bis es die ganze Welt<br />

einschliesst.<br />

In gleicher Weise müsst ihr euch in eurer Meditation auf die Vorstellung<br />

konzentrieren, dass dasselbe göttliche Licht, welches in euch ist,<br />

in allen Lebewesen leuchtet <strong>und</strong> dass es dieses Licht ist, welches das<br />

ganze Universum erhellt. Dadurch entsteht ein Bewusstsein, welches<br />

euer Denken ausdehnt <strong>und</strong> euch die Bedeutung der Feststellung erkennen<br />

lässt, dass es nur eine Wahrheit gibt, die von verschiedenen<br />

Menschen verschieden gesehen wird. Ihr seht nur die sich ständig<br />

verändernde Umwelt. Ihr seht nur die Schöpfung, die vergänglich ist,<br />

<strong>und</strong> macht den Fehler, sie mit dem Göttlichen zu identifizieren. Ihr<br />

seht nicht die dahinter liegende Wirklichkeit. Die Welt, wie ihr sie seht,<br />

ist eine Täuschung. Ihre Basis, die dahinter liegende Wirklichkeit, ist<br />

Gott. Das könnt ihr nur verstehen, wenn ihr euch darum bemüht.<br />

1977, (37-117/118)<br />

Bewusstes <strong>und</strong> unbewusstes Sein sind Stufen, die ineinander übergehen.<br />

<strong>Der</strong> Weg wird von der Entwicklung der höheren Intelligenz bestimmt.<br />

Es gibt sogar drei <strong>und</strong> nicht nur zwei Stufen. Die höchste ist<br />

das, was Christus als Reich Gottes bezeichnet. Sie liegt ausserhalb<br />

256


der Reichweite des Verstandes <strong>und</strong> ist das Reich völliger Ausgeglichenheit.<br />

In der Mitte liegt der weltliche Bereich, wechselnd zwischen<br />

Ruhe <strong>und</strong> Aktivität, Trägheit <strong>und</strong> Abenteuer, Stumpfheit <strong>und</strong> Leidenschaft.<br />

Die dritte Stufe ist gekennzeichnet durch Unwissenheit, Tatenlosigkeit<br />

<strong>und</strong> Roheit.<br />

Das Universum ist das Spielfeld Gottes. Seid euch dieser Tatsache bewusst!<br />

Das ist alles, was ihr für ein glückliches Leben braucht. (27-80)<br />

<strong>Der</strong> Mensch hat in allen Ländern <strong>und</strong> Gemeinden bestimmte Regeln<br />

<strong>und</strong> Vorgaben aufgestellt, um einen ordentlichen <strong>und</strong> glatten Ablauf<br />

seiner täglichen Aktivitäten zu sichern. Seit sie Teil des Verhaltenskodex<br />

geworden sind, werden sie auch als “Disziplin” beschrieben. Sie<br />

sind unter den Gr<strong>und</strong>prinzipien der Gebote Gottes zusammengefasst.<br />

Die Göttliche Ordnung fördert Frieden, Glück, Zufriedenheit <strong>und</strong> Freude.<br />

(...)<br />

Wonach ihr streben müsst, ist keine neue Religion, keine neue Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> kein neuer Moralkodex; dieser ist in jeder Rasse <strong>und</strong> in<br />

jedem Land schon vorhanden. Auch die gr<strong>und</strong>legenden Pläne für spirituelle<br />

Übungen sind in den meisten Religionen schon niedergelegt.<br />

Aber ihr braucht Personen, die auf allen Bewusstseinsstufen Reinheit<br />

erlangt haben. <strong>Der</strong> Mensch kann nur dann vollständige Seligkeit erreichen,<br />

wenn sein Herz von Neid, Egoismus, Gier <strong>und</strong> anderen üblen<br />

Zügen frei wird. Ihr braucht Personen, welche die Verwandtschaft <strong>und</strong><br />

Identität sowohl von Mensch zu Mensch als auch von einer Gesellschaft<br />

mit der anderen erkennen <strong>und</strong> zu schätzen wissen. Sie müssen<br />

sich jenseits der Grenze des beschränkten „Ich“ bewegen, um<br />

sich von der Verwicklung der Sinne freizumachen. Sie müssen über<br />

die Mauer der Festung „Körper“ springen <strong>und</strong> begeistert in die weite<br />

Welt eintreten, die jenseits davon liegt. Von der engen Sehweise der<br />

„individuellen Bedürfnisse“ muss der Mensch hin zur weiten Sicht des<br />

„Universellen“ gelangen. Wenn ein Tropfen Wasser in den Ozean<br />

fällt, verliert er seine enge Individualität, seinen Namen <strong>und</strong> seine<br />

Form <strong>und</strong> nimmt Form, Namen <strong>und</strong> Geschmack des Ozeans an.<br />

Wenn er versucht, getrennt als „Tropfen“ zu leben, wird er schnell verdunsten<br />

<strong>und</strong> zur Nichtexistenz reduziert werden. Jeder muss sich bewusst<br />

werden, dass er Teil der einen Wahrheit ist, die alles im Universum<br />

umfasst. Es ist tadelnswert, sein ganzes Leben lang an den<br />

niedrigen Pfaden der Selbstbezogenheit, des Neides <strong>und</strong> der Gier<br />

festzuhalten. Erweitert das Herz <strong>und</strong> macht den Geist rein. Nur dann<br />

können Friede <strong>und</strong> Wohlstand auf der Erde etabliert werden. (...)<br />

Tatsächlich werden alle Menschen als Botschafter Gottes geboren.<br />

257


<strong>Der</strong> einzige Zweck dieser menschlichen Karriere ist, die Allgegenwart<br />

Gottes, seine Kraft <strong>und</strong> Herrlichkeit zu propagieren. Niemand hat sich<br />

inkarniert, um nur Mengen von Nahrungsmitteln zu konsumieren <strong>und</strong><br />

seine Sinne zu versorgen. Das menschliche Leben ist viel kostbarer<br />

als das. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist die Fähigkeit, Schönheit, Wahrheit <strong>und</strong><br />

Güte hoch zu schätzen, nur dem Menschen gegeben.<br />

Um das Bewusstsein des Göttlichen zu erlangen, müsst ihr nicht in irgendeine<br />

spezielle Gegend oder an einen besonderen Ort fahren. Es<br />

reicht aus, wenn das Auge nach innen gerichtet wird. In der Bhagavadgita<br />

wird die innere Realität als „so prächtig wie eine Million Sonnen“<br />

beschrieben. Aber dem Menschen sind das innere Licht <strong>und</strong> die<br />

Macht nicht bewusst geworden; er tappt noch immer im Dunkel der<br />

Unwissenheit. Die Schriften erklären, dass die Menschen Kinder der<br />

Unsterblichkeit sind. Aber der Mensch ist sich dieser glorreichen Erbschaft<br />

nicht bewusst. Er fühlt, dass er sterblich ist, dass ihm ein Ende<br />

bevorsteht <strong>und</strong> seine Existenz zeitweilig ist. Die Schriften sagen auch,<br />

dass Gott, der wahre Kern des Individuums, die eigentliche Verkörperung<br />

der Seligkeit ist. Aber der Mensch, der dieser Wahrheit gegenüber<br />

blind ist, lädt Sorge <strong>und</strong> Bangen ein, Herrschaft über ihn auszuüben,<br />

<strong>und</strong> gibt die Freude auf, die ihn erwartet. Jeder Mensch ist ein<br />

Bote für die Menschheit, betraut mit der Aufgabe, das Wissen um die<br />

Freude zu verbreiten. Wenn er diese Mission missbraucht <strong>und</strong> seine<br />

Jahre damit vergeudet, seine Sinne zu befriedigen, verliert er die<br />

Chance <strong>und</strong> stellt sich auf die Ebene von Tieren. Jesus, der von sich<br />

selbst verkündete, er sei ein Botschafter Gottes, entwickelte sich<br />

durch das Aufblühen der Göttlichkeit <strong>und</strong> durch das Entfalten von Mitleid<br />

<strong>und</strong> Dienen in seinem Innersten zu einem Stadium, in dem er sich<br />

selbst als Sohn Gottes bezeichnete. Und schliesslich erhob er sich zu<br />

der Ebene des „Ich <strong>und</strong> mein Vater sind eins“.<br />

Als Jesus erklärte, dass er der Sohn Gottes sei, erlangte er das Anrecht<br />

auf die väterliche Majestät <strong>und</strong> Macht. Diese konnte er nur beanspruchen,<br />

weil er sich die Qualitäten seines Vaters aneignete. Als<br />

Resultat erlangte er die Verschmelzung, die ihn dazu führte, zu erklären:<br />

„Ich <strong>und</strong> mein Vater sind eins.“ Die Schriften sagen: „Er, der Gott<br />

kennt, wird Gott.“<br />

Diese drei Stadien werden im hinduistischen Glauben als Dualität, der<br />

qualifizierten Nicht-Dualität <strong>und</strong> Nicht-Dualität bezeichnet. Bote <strong>und</strong><br />

Meister, diese beiden sind gr<strong>und</strong>sätzlich getrennt, <strong>und</strong> so ist dieses<br />

Stadium eines der Dualität. <strong>Der</strong> Sohn <strong>und</strong> der Vater sind, obwohl zwei<br />

getrennte Wesenheiten, durch Neigung <strong>und</strong> verwandte Gefühle <strong>und</strong><br />

258


Haltungen aneinander geb<strong>und</strong>en. Sie sind wie das Ganze <strong>und</strong> der<br />

Teil, der Körper <strong>und</strong> das Glied. Dieses Stadium wird qualifizierte<br />

Nicht-Dualität genannt. Und wenn der Sohn <strong>und</strong> der Vater eins sind,<br />

ist das das Stadium der Nicht-Dualität.<br />

Selbst ein Kind ist begierig, von einer Klasse zur nächsthöheren zu<br />

gelangen; es hasst es, in derselben Klasse zu verbleiben <strong>und</strong> dort<br />

jahrelang zu vegetieren. Was sollt ihr dann von intelligenten Personen<br />

halten, die mit dem Erwerb der niedrigeren Stufen zufrieden sind? Jesus<br />

durchschritt den gesamten Prozess <strong>und</strong> inspirierte die ganze<br />

Menschheit durch sein Beispiel <strong>und</strong> seine <strong>Lehre</strong>n, grosszügig <strong>und</strong><br />

fre<strong>und</strong>lich, unvoreingenommen <strong>und</strong> scharfsinnig zu sein <strong>und</strong> allen<br />

Liebe <strong>und</strong> Licht zu bringen. Er zog Leute durch seine W<strong>und</strong>er an <strong>und</strong><br />

verwandelte sie in Apostel <strong>und</strong> beispielhafte Diener des Menschen.<br />

Ihr müsst erkennen, dass der göttliche Strom, der in jedem Wesen<br />

fliesst <strong>und</strong> wirkt, die eine universelle Wesenheit ist. Wenn ihr das<br />

Haus Gottes betreten wollt, werdet ihr mit zwei geschlossenen Türen<br />

konfrontiert: dem Wunsch, euch selbst zu loben, <strong>und</strong> dem Wunsch,<br />

andere zu diffamieren. Die Türen sind durch Neid verriegelt, <strong>und</strong> ausserdem<br />

hindert das riesige Schloss des Egoismus den Eintritt. Falls<br />

ihr ernsthaft bemüht seid, müsst ihr zum Schlüssel der Liebe greifen<br />

<strong>und</strong> das Schloss öffnen, dann den Riegel entfernen <strong>und</strong> die Türen<br />

weit aufreissen. Wahre Erziehung muss auch auf diese schwierige<br />

Operation vorbereiten.<br />

Ihr unterzieht euch dem Studium verschiedener Fächer, aber die Krone<br />

<strong>und</strong> der Gipfel aller Studienfächer ist das Training des inneren Bewusstseins.<br />

(...)<br />

Ebenso ist die Erkenntnis des Selbst, wenn sie gemeistert ist, der<br />

Schlüssel zu allem Wissen. Sie lehrt euch dasjenige, das, wenn ihr es<br />

wisst, alles andere beinhaltet <strong>und</strong> euch offenbart, dass das Eine in<br />

den Vielen ist <strong>und</strong> dass die Vielen in Wirklichkeit das Eine sind. „Alles<br />

ist von Gott eingehüllt“, wie die Schriften erklären. Spirituelle Praxis ist<br />

der Name für die geistige Disziplin <strong>und</strong> die geistige Anstrengung, diese<br />

Einheit zu erkennen. Jesus opferte sein Leben <strong>und</strong> verlor sein Blut,<br />

um Liebe <strong>und</strong> Mitleid im Herzen des Menschen einzupflanzen, auf<br />

dass er glücklich sei, wenn andere glücklich sind, <strong>und</strong> traurig, wenn<br />

andere traurig sind. Man kann Weihnachten nicht durch Festlichkeit<br />

<strong>und</strong> Spass feiern. Feiert sie, indem ihr euch wenigstens für eines der<br />

Ideale entscheidet, die er formuliert hat, <strong>und</strong> setzt es in die Tat um<br />

oder bemüht euch, wenigstens eines der Ziele, die er dem Menschen<br />

gesteckt hat, zu erreichen.<br />

259


Lasst mich euch aufrufen, im Gedenken dieses heiligen Tages zwei<br />

Untugenden des Geistes aufzugeben: Eigenlob <strong>und</strong> üble Nachrede.<br />

Nehmt eine Gewohnheit an: die Gewohnheit des liebenden Dienstes<br />

an den Notleidenden. Wenn ihr all eure Zeit <strong>und</strong> Energie auf weltlichen<br />

Komfort <strong>und</strong> Sinnesfreuden verschwendet, gereicht ihr dieser<br />

menschlichen Existenz zur Schande. Das Leben darf nicht nur fürs<br />

Essen verschwendet werden; Essen ist nur eine Lebensnotwendigkeit.<br />

Ihr haltet diesen Körper für etwas, das euch gehört. Nein, er ist<br />

der Tempel Gottes. Gott wohnt darin. Haltet ihn durch die Entwicklung<br />

von Mitleid <strong>und</strong> Liebe sauber, frisch <strong>und</strong> wohlriechend. Benutzt den<br />

Tempel Gottes nur für heilige Gedanken, Worte <strong>und</strong> Taten. Entweiht<br />

ihn nicht, indem ihr ihn für niedrige, triviale <strong>und</strong> unheilige Aufgaben<br />

missbraucht. Wo immer ihr seid, was immer ihr tut, haltet an diesem<br />

Entschluss andauernd <strong>und</strong> mit Kraft fest. 25.12.76, (24-53/56)<br />

Die Anhänger jeder Religion rufen den einen allgegenwärtigen Gott<br />

an, der ihre Gebete erhört, aus welchem Teil der Welt sie auch sein<br />

mögen oder welche Sprache sie auch immer sprechen. Es ist derselbe<br />

Gott, der allen Menschen Ges<strong>und</strong>heit, Gedeihen, Frieden <strong>und</strong><br />

Glück verleiht. Keine Religion hat einen gesonderten Gott, der Gnade<br />

nur über diejenigen ergiesst, die sich zu diesem Glauben bekennen!<br />

Es ist die Bestimmung des Menschen, sich vom „Mensch-Sein“ zum<br />

„Gott-Sein“ zu entwickeln, so wie er schon vom Tier zum Menschen<br />

vorangeschritten ist. Auf dieser Pilgerfahrt muss er verschiedene Hindernisse<br />

überwinden <strong>und</strong> Prüfungen bestehen. Um dem Menschen<br />

den Weg zu ebnen <strong>und</strong> ihm zu helfen, diese Schwierigkeiten zu überwinden,<br />

erscheinen Weise, Seher, verwirklichte Seelen, göttliche Persönlichkeiten<br />

<strong>und</strong> Inkarnationen Gottes unter den Menschen <strong>und</strong> erleuchten<br />

seinen Weg. Sie wandeln unter den Leidenden, den<br />

Suchenden, die vom Weg abgekommen sind, <strong>und</strong> ermutigen sie. Bestimmte<br />

Personen werden nur zu diesem Zweck hier geboren. (...)<br />

Solche Vorbilder <strong>und</strong> Führer erscheinen in allen Völkern <strong>und</strong> Ländern.<br />

Sie vermitteln den Glauben an höhere Ideale <strong>und</strong> lehren, als wäre ihre<br />

Stimme die Stimme Gottes. Dabei beraten sie aus dem Herzen heraus.<br />

Selbstverständlich gibt es Aspiranten, die durch ihre Hingabe, ihre<br />

Gottesverehrung <strong>und</strong> ihr diszipliniertes Leben die Vision des allgegenwärtigen,<br />

allmächtigen <strong>und</strong> allwissenden Einen erlangen. Sie sind<br />

mit der Glückseligkeit, die sie für sich selbst gewonnen haben, zufrieden.<br />

Es gibt andere, die sich danach sehnen, ihre Seligkeit mit denen<br />

260


jenseits der Grenze zu teilen; sie leiten an, führen <strong>und</strong> werden dadurch<br />

gesegnet. Sie lehren, dass die Vielfalt eine Täuschung <strong>und</strong> die<br />

Einheit die Wirklichkeit ist. Sie instruieren andere, dass jeder Einzelne<br />

eigentlich drei in einem ist: derjenige, der er selbst zu sein glaubt; derjenige,<br />

für den andere ihn halten, <strong>und</strong> derjenige, der er wirklich ist.<br />

Jesus war ein Meister, geboren zu einem bestimmten Zweck, nämlich<br />

mit der Mission, Liebe, Barmherzigkeit <strong>und</strong> Mitgefühl im Herzen des<br />

Menschen wiederherzustellen. Er war nicht an das Selbst geb<strong>und</strong>en;<br />

er beachtete nie seinen Kummer <strong>und</strong> Schmerz, seine Freude oder<br />

seinen Vorteil; er hatte ein Herz, das auf den Ruf des Seelenschmerzes,<br />

den Schrei nach Frieden <strong>und</strong> Brüderlichkeit antwortete. Er wanderte<br />

durch das Land, predigte die Liebe <strong>und</strong> goss sein Leben aus wie<br />

ein Trankopfer als Opfergabe für die Menschheit.<br />

Wie die meisten Suchenden suchte auch er das Göttliche in der objektiven<br />

Welt der Natur, aber er erkannte bald, dass die Natur ein kaleidoskopartiges,<br />

von der eigenen Vorstellungskraft geschaffenes<br />

Bild ist, <strong>und</strong> fortan suchte er Gott in sich. Hierbei brachte ihm sein Aufenthalt<br />

in den Klöstern des Himalaja, in Kashmir <strong>und</strong> anderen Zentren<br />

östlichen Asketentums <strong>und</strong> philosophischer Betrachtungen grösseren<br />

Erfolg. Nachdem er sich anfänglich als Bote Gottes bezeichnete, erklärte<br />

er nach seiner Rückkehr aus dem Osten, dass er der Sohn Gottes<br />

sei. Denn die ehemalige Einstellung beinhaltete die Dualität, eine<br />

Herr-Diener-Beziehung, in der man sich den Anweisungen des Meisters<br />

nicht entziehen konnte. Man musste die in den Heiligen Schriften<br />

niedergelegten Pflichten erfüllen. Dies störte ihn, <strong>und</strong> er empfand<br />

sich als Widerspiegelung Gottes, während Gott der Spiegel war. Die<br />

Verbindung zu Gott vertiefte sich: Das „Ich“ war nicht länger ein entferntes<br />

Licht oder eine Wesenheit, das Licht wurde Teil des „Ich“.<br />

Wenn das Körper-Bewusstsein vorherrscht, empfindet man sich als<br />

Diener oder Botschafter; herrscht jedoch das Herz-Bewusstsein vor,<br />

empfindet man Nähe <strong>und</strong> Vertrautheit. Darum erscheint in diesem<br />

Stadium die Vater-Sohn-Beziehung natürlich. Später, nachdem sich<br />

das Gottes-Bewusstsein gefestigt hatte, erklärte Jesus: „Ich <strong>und</strong> mein<br />

Vater sind eins“, ebenso wie man sagt: „Ich war im Licht“, dann: „Das<br />

Licht war in mir“ <strong>und</strong> jetzt: „Ich bin das Licht.“<br />

Jesus konnte behaupten, dass sein Leben seine Botschaft war, denn<br />

er lebte unter den Menschen, wie er sie zu leben anwies. Jeder muss<br />

seine spirituelle Pilgerfahrt beginnen, indem er erklärt, er sei Gottes<br />

Diener oder ein Bote Gottes <strong>und</strong> muss versuchen, diesem hohen <strong>und</strong><br />

verantwortungsvollen Status entsprechend zu leben. Das ist das Sta-<br />

261


dium der Dualität. Dann entdeckt er das Göttliche in sich <strong>und</strong> erkennt,<br />

dass Gott sein kostbares Erbe ist, das er in Anspruch nehmen <strong>und</strong><br />

nutzen muss. Das ist das Stadium der qualifizierten Nicht-Dualität, in<br />

dem man fühlt, dass man Gottes Sohn ist, von gleicher Natur wie er.<br />

Schliesslich geht man im Gottes-Bewusstsein auf. Dies wird in der<br />

Hindu-Philosophie beschrieben <strong>und</strong> ist die Essenz aller religiösen<br />

<strong>Lehre</strong>n <strong>und</strong> Disziplinen.<br />

Man kannte ihn unter dem Namen Jesus. Er wurde vom Volk als Christus<br />

verehrt, da es in seinen Gedanken, Taten <strong>und</strong> Worten keine Spur<br />

von Ego entdeckte. Er war ohne Neid oder Hass, er war erfüllt von<br />

Liebe <strong>und</strong> Barmherzigkeit, Demut <strong>und</strong> Mitgefühl. Jesus war nicht sein<br />

ursprünglicher Name, sondern Isa, was, wenn man die Buchstaben<br />

umstellt, <strong>Sai</strong> ergibt. Isa oder <strong>Sai</strong>, beide bedeuten „Ishvara“, Gott, das<br />

Ewig-Absolute, Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit. In den tibetanischen<br />

Manuskripten des Klosters, in dem Isa einige Jahre verbrachte,<br />

wird der Name Issa geschrieben, was „Herr aller Lebewesen“ bedeutet.<br />

Als Jesus erklärte, er sei ein Botschafter Gottes, wollte er hervorheben,<br />

dass jeder ein Botschafter Gottes ist <strong>und</strong> als solcher sprechen,<br />

handeln <strong>und</strong> denken muss. Das ist das wahre Tätigsein, das die Veden<br />

meinen: spirituelle Ausübung der Arbeit, Wiederholung des heiligen<br />

Namens Gottes, Dienst <strong>und</strong> Meditation. Bei weiterem Voranschreiten<br />

- so behauptete Jesus - kann jeder alle als Söhne Gottes<br />

erkennen, als seine eigenen Brüder <strong>und</strong> Schwestern, die Verehrung<br />

verdienen. Mit dieser Stufe auf dem ewigen religiösen Weg befassen<br />

sich die Veden im Abschnitt der Verehrung. Schliesslich reift das Wissen<br />

zur Weisheit heran, <strong>und</strong> wenn man erkennt: „<strong>Der</strong> Vater <strong>und</strong> ich<br />

sind eins“, ist das Ziel, der Abschnitt der Erkenntnis der Veden erreicht.<br />

Die Geburtstage von solch bedeutenden Menschenlehrern wie Jesus<br />

müssen von der ganzen Menschheit gefeiert werden; ihre <strong>Lehre</strong>n gehören<br />

der gesamten menschlichen Rasse. Sie sollten nicht auf ein<br />

einzelnes Land oder eine Gemeinschaft beschränkt werden. Jesus<br />

fand, dass die Gelehrten <strong>und</strong> diejenigen, die in Ritualen gefangen<br />

sind, die wahre Religion vernebelt hatten. Er engagierte sich dafür,<br />

sowohl Spiritualität als auch Moral zu lehren, denn Erziehung ist das<br />

eigentliche Licht des Lebens. Jesus sah, dass die Leute hinter Glasperlen<br />

herliefen <strong>und</strong> sie für Diamanten hielten, denen sie hohen Wert<br />

<strong>beim</strong>assen. Er besuchte die heiligen Stätten <strong>und</strong> bemerkte, dass sie<br />

zu Märkten geworden waren, in denen die Gnade gehandelt <strong>und</strong> kom-<br />

262


merzialisiert wurde. Er verurteilte die Priesterschaft, welche diese<br />

Praktiken tolerierte <strong>und</strong> förderte. Dadurch zog er sich den Zorn der<br />

Tempelherren <strong>und</strong> Klostervorsteher zu. Sie überredeten einen der<br />

Jünger von Jesus, ihn für dreissig Silberlinge zu verraten.<br />

Den römischen Herrschern wurde erzählt, dass er versuchte, sich<br />

selbst zum König zu erklären, <strong>und</strong> so konnte er des Verrats angeschuldigt<br />

<strong>und</strong> bestraft werden. Aufgr<strong>und</strong> der Beharrlichkeit seiner Ankläger<br />

befahl der Gouverneur seine Kreuzigung. Als Jesus an das<br />

Kreuz genagelt wurde, hörte er die Stimme des Vaters sagen: „Alles<br />

Leben ist eins, mein lieber Sohn! Behandle alle gleich“, <strong>und</strong> Jesus bat<br />

darum, dass jenen verziehen werden möge, die ihn kreuzigten, da sie<br />

nicht wüssten, was sie täten. Jesus opferte sich um der Menschheit<br />

willen.<br />

Lobgesang <strong>und</strong> Kerzen, Lesungen aus der Bibel <strong>und</strong> das Krippenspiel<br />

genügen nicht, um die Geburt Jesu zu feiern. Jesus sagte, dass<br />

das Brot, welches sie während des letzten Abendmahls zu sich nahmen,<br />

sein Fleisch sei <strong>und</strong> der Wein sein Blut. Damit wollte er sagen,<br />

dass alle lebenden Wesen aus Fleisch <strong>und</strong> Blut so behandelt werden<br />

sollten wie er <strong>und</strong> dass zwischen Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Feind <strong>und</strong> den anderen<br />

kein Unterschied gemacht werden sollte. Jeder Körper ist sein Körper,<br />

erhalten durch das Brot; jeder Tropfen Blut, der in den Adern eines jeden<br />

lebenden Wesens fliesst, ist sein, angeregt durch die Wirkung<br />

des Weines. Das heisst: Jeder Mensch ist göttlich <strong>und</strong> muss so verehrt<br />

werden.<br />

Ihr arbeitet als Botschafter oder Diener Gottes; später verehrt ihr ihn,<br />

wie ein Sohn seinen Vater verehrt, <strong>und</strong> schliesslich erlangt ihr die<br />

Weisheit, dass ihr <strong>und</strong> er eins seid. Das ist die spirituelle Reise, <strong>und</strong><br />

Jesus hat den Weg klar aufgezeigt. Sehr früh im Leben erklärte er,<br />

dass er gekommen sei, um den spirituellen Weg zu erleuchten. Selbst<br />

als Knospe strömte er Duft aus. Er hatte das Licht in sich, wie sonst<br />

könnte ein winziges Glühwürmchen als Lampe erscheinen?<br />

Um den Menschen zu erhöhen <strong>und</strong> dessen Bewusstseinsebene anzuheben,<br />

musste er sich als Mensch inkarnieren. Er musste auf ihre<br />

eigene Art <strong>und</strong> in ihrer Sprache zu ihnen sprechen, er musste sie die<br />

Methoden lehren, die sie annehmen <strong>und</strong> praktizieren können. Vögel<br />

<strong>und</strong> Vieh benötigen keine Inkarnation als Vögel oder Vieh, die sie leitet,<br />

denn sie neigen nicht dazu, von ihrem Pfad der Rechtschaffenheit<br />

abzuweichen. Nur der Mensch vergisst das Ziel des Lebens oder<br />

lässt es ausser Acht. 25.12.78, (24-170/173)<br />

263


DIE GÖTTLICHE ORDNUNG<br />

DIE NEUE WELTRELIGION<br />

Verschiedenheiten in Ausdrucksform <strong>und</strong> Ausübung des Glaubens<br />

sind natürlich <strong>und</strong> sollten begrüsst werden. <strong>Der</strong> Glaube braucht nicht<br />

hart wie ein Eisenpanzer zu sein. Auf keinen Fall jedoch darf es eine<br />

Religion geben, die von sich behauptet, die einzig wahre zu sein. Rivalität<br />

zwischen den verschiedenen spirituellen Richtungen kann keinem<br />

Land Frieden <strong>und</strong> Wohlstand bringen. Ohne die Freiheit, eine<br />

Glaubensrichtung wählen zu dürfen, kann es in der Welt keinen Fortschritt<br />

geben. (5-35)<br />

Die <strong>Sai</strong>-„Religion“, wenn die Bezeichnung Religion in ihrem wörtlichen<br />

Sinn als Bindung des Menschen an Gott verstanden wird, ist die Essenz<br />

aller Glaubensrichtungen <strong>und</strong> Religionen, den Islam, das Christen-<br />

<strong>und</strong> Judentum eingeschlossen. Das Motiv, das hinter der Entstehung<br />

<strong>und</strong> Verbreitung all dieser Glaubensrichtungen steht, ist<br />

dasselbe. Die Gründer <strong>und</strong> Vertreter waren alle Personen, die von<br />

Liebe <strong>und</strong> Weisheit erfüllt waren. Ihr Ziel <strong>und</strong> Zweck waren gleich.<br />

Keiner hegte den Plan zu stören oder zu zerstören. Sie versuchten,<br />

Gutes zu tun, Gutes zu sehen <strong>und</strong> gut zu sein. Sie versuchten, die<br />

Gefühle <strong>und</strong> Leidenschaften zu beherrschen, die Impulse <strong>und</strong> Instinkte<br />

zu erziehen <strong>und</strong> die Fähigkeit der Vernunft auf Wege zu lenken, die<br />

für die Gesellschaft <strong>und</strong> das Individuum nutzbringend sind. Sie wussten,<br />

dass der Geist, welcher der Nährboden der Wünsche <strong>und</strong> Bindungen,<br />

des Ehrgeizes <strong>und</strong> der Sehnsucht ist, gereinigt <strong>und</strong> genau<br />

geeicht sein muss.<br />

<strong>Sai</strong> sieht die Anwendung dieser Disziplinen als sehr viel wichtiger an<br />

als blinden Glauben an einen Haufen philosophischer Theorien. Keiner<br />

hat das Recht, andere zu unterrichten, wenn er nicht bereits das<br />

praktiziert, was er predigt. Führt zuerst die Herrschaft der Liebe zwischen<br />

den verschiedenen Mitgliedern in eurem eigenen Heim ein.<br />

Lasst die Familie zu einem Zentrum harmonischen Lebens, liebevollen<br />

Verständnisses <strong>und</strong> gegenseitigen Vertrauens werden. Die heilige<br />

Pflicht des Menschen ist es, sich immer des Göttlichen Selbst bewusst<br />

zu sein, das in jedem lebenden Wesen vorhanden ist. Das wird<br />

ihm die Verwandtschaft bewusst machen, die ihn mit allen verbindet.<br />

Dies ist die Basis für die Bruderschaft der Menschen <strong>und</strong> die Vaterschaft<br />

Gottes. Werft das Laster „Egoismus“, das Übel „Gier“ <strong>und</strong> das<br />

Gift „Neid“ fort. Wenn ihr Freude an Dingen ausserhalb von euch<br />

264


sucht, erinnert euch der weit grösseren Freude, die in eurem eigenen,<br />

inneren Bewusstsein ruht. Wenn ihr vor jemandem oder vor einer Sache<br />

ausserhalb von euch Angst habt, erinnert euch daran, dass Angst<br />

in eurem eigenen Geist geboren, genährt <strong>und</strong> gedüngt wird <strong>und</strong> dass<br />

ihr sie überwinden könnt, indem ihr sie leugnet. Wie kann Angst dem<br />

Weg des Gottsuchenden entgegenstehen? Sie kann sich in keinem<br />

Schatten verstecken, sie kann keinen Gläubigen ängstigen, der Gott<br />

im Herzen hat. Glaube an den allmächtigen Gott ist die unbezwingbare<br />

Waffe, die der Gottsuchende tragen kann, <strong>und</strong> die Menschen in allen<br />

Ländern sind Gottsuchende, ob sie es wissen oder nicht. Seid stetig,<br />

schwankt nicht, geht gerade weiter, haltet ohne Verzweiflung an<br />

dem Ideal fest. Betet, bis Gott sich erweichen lässt; wendet euch nicht<br />

traurig ab, wenn Gott die Gnade nicht dann über euch ergiesst, wenn<br />

ihr es erwartet.<br />

Wenn eine Religion ihren Einfluss ausdehnen will, muss sie zur Verleumdung<br />

anderer Religionen Zuflucht nehmen <strong>und</strong> zur Übertreibung<br />

der eigenen Vortrefflichkeit. Pomp <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit werden<br />

wichtiger als die Taten <strong>und</strong> der Glauben. Aber <strong>Sai</strong> möchte, dass die<br />

Anhänger jeder Religion den Glauben in die Vortrefflichkeit der jeweiligen<br />

Religion kultivieren <strong>und</strong> deren Stärke durch intensive Ausübung<br />

verwirklichen. Das ist die “<strong>Sai</strong>-Religion“, die Religion, die alle Religionen<br />

nährt <strong>und</strong> fördert <strong>und</strong> ihre gemeinsame Grösse betont. Nehmt<br />

diese Religion auf, mutig <strong>und</strong> freudig. 1.10.76, (24-37/38)<br />

Von der Herrlichkeit Gottes hören, die Herrlichkeit selber besingen,<br />

dem Geist erlauben, bei dieser Herrlichkeit zu verweilen, die Füsse<br />

Gottes verehren, Dankbarkeit <strong>und</strong> Freude über seine Gunst erleben,<br />

sich selbst als sein Werkzeug fühlen, das Bewusstsein, dass er der<br />

engste <strong>und</strong> beständigste Fre<strong>und</strong> ist <strong>und</strong> sein ganzes Sein ihm widmen<br />

- dieses sind die neun Stufen auf dem Weg zur Hingabe.<br />

Hört, oh ihr Leute! Frohlockt in diesem Eisernen Zeitalter, denn kein<br />

Zeitalter ist so geeignet für die Befreiung wie dieses, in dem die Verehrung<br />

Gottes durch die Wiederholung des Namens Gottes genug ist,<br />

um seine Gunst zu erlangen, die euch befreit. (...)<br />

<strong>Der</strong> Mensch ist heute gezwungen, Luft zu atmen, die durch Klänge<br />

verschmutzt ist, die Gewalt, Hass, Grausamkeit <strong>und</strong> Bosheit bedeuten.<br />

Von daher verliert er schnell die hohen Talente, die in ihm<br />

schlummern. Die Schwingungen <strong>beim</strong> gemeinsamen Singen des Namens<br />

des Herrn können die Atmosphäre säubern <strong>und</strong> sie zu einer reinen,<br />

ruhigen <strong>und</strong> edlen Atmosphäre machen. Mit diesem hohen Ziel<br />

265


vor Augen wurde dieses Programm des weltumfassenden Singens<br />

zum Lob Gottes (samkirtana) entworfen. (...)<br />

Die Schwingungen überqueren weite Entfernungen <strong>und</strong> beeinflussen<br />

die Natur derer, die sie einatmen. Die Atmosphäre wirkt auch auf die<br />

Nahrung, die der Mensch zu sich nimmt. Die Verunreinigung der Atmosphäre<br />

wird auch von den Pflanzen aufgenommen, aus den Pflanzen<br />

kommt das Korn, das Getreide stellt die Basis der Mahlzeiten dar<br />

<strong>und</strong> die Mahlzeit gestaltet den Charakter <strong>und</strong> das Verhalten der Person,<br />

die sie zu sich nimmt. Wenn die Umgebung sauber <strong>und</strong> frei von<br />

bösen Schwingungen ist <strong>und</strong> auch die Nahrung rein ist, entwickelt die<br />

Person eine Tendenz, liebevoll <strong>und</strong> einfach zu sein. Um solch eine Atmosphäre<br />

sicherzustellen, wurde diese spirituelle Praxis überall auf<br />

der Welt festgelegt. (...)<br />

Mit welchen Mitteln auch immer Gott angebetet wird, der Weg der<br />

Hingabe ist der leichteste <strong>und</strong> effektivste, denn er ist die geistige<br />

Übung des Herzens <strong>und</strong> endet in Liebe <strong>und</strong> Dienst an allen als Mitpilger<br />

zu demselben göttlichen Ziel. (...)<br />

Befreiung heisst, Geb<strong>und</strong>enheit abzulegen. Viele Leute geben Herd<br />

<strong>und</strong> Heim, Ehepartner <strong>und</strong> Kinder, Eigentum <strong>und</strong> Besitztümer auf <strong>und</strong><br />

fliehen in den Himalaja oder die Einsamkeit des Waldes <strong>und</strong> brüsten<br />

sich mit ihrer „Entsagung“. Aber dieser Akt des Fliehens kann nicht<br />

mit diesem Namen geehrt werden. Er verleiht keine Befreiung, denn<br />

der Geist wird geb<strong>und</strong>en bleiben. Die f<strong>und</strong>amentale Fessel, die man<br />

loswerden muss, ist die Fessel von Unwissenheit. <strong>Der</strong> Tod ist süsser<br />

als die Fessel, die Unwissenheit dem Menschen auferlegen kann.<br />

Werft die Unwissenheit fort <strong>und</strong> ihr seid frei, befreit von allen Fesseln<br />

von eben jenem Moment an. Alle spirituellen Disziplinen haben diese<br />

Befreiung zum Ziel. Auch dieses Singen des Namens Gottes hilft<br />

euch, diese gr<strong>und</strong>legende Unwissenheit loszuwerden. (...)<br />

Dieses vier<strong>und</strong>zwanzigstündige Singen zum Lob Gottes (bhajan), das<br />

ununterbrochen in allen Ländern r<strong>und</strong> um die Welt vollzogen wird, hat<br />

deshalb die Botschaft der Liebe durch die Namen der Verkörperung<br />

universeller Liebe verbreitet. Es hat die Atmosphäre durchtränkt mit<br />

Gedanken an Gott <strong>und</strong> an den Frieden, den er ausschüttet. Das Bhajan-Singen,<br />

das ihr hier veranstaltet habt, hat nicht nur auf eben diese<br />

Gegend <strong>und</strong> ihre Umgebung gewirkt, sondern es wird die gesamte Atmosphäre<br />

verändern. Fahrt fort in dieser Haltung der Hingabe <strong>und</strong><br />

Demut, des Dienstes <strong>und</strong> der Toleranz, <strong>und</strong> die Atmosphäre wird<br />

nicht durch Hass verschmutzt sein. (...) Das Leben ist ein Lied, singt<br />

es! (...)<br />

266


Auch ihr müsst eure Tage mit Gesang verbringen. Lasst euer ganzes<br />

Leben ein Lied zum Lob Gottes werden. Glaubt, dass Gott überall zu<br />

jeder Zeit ist <strong>und</strong> erfahrt Stärke, Trost <strong>und</strong> Freude aus dem Besingen<br />

seiner Herrlichkeit in seiner Gegenwart. Lasst Melodie <strong>und</strong> Harmonie<br />

aus euren Herzen steigen <strong>und</strong> lasst alle sich an der Liebe erfreuen,<br />

die ihr durch den Gesang ausdrückt. 14.11.76, (24-38/46)<br />

Um in Frieden auf dieser Welt leben zu können, muss sich der<br />

Mensch an die Ordnung halten, die den Gesetzen der Schöpfung entspricht.<br />

Das ist die Göttliche Ordnung (dharma). Einzig <strong>und</strong> allein<br />

durch ein auf Gott ausgerichtetes Leben könnt ihr wirklichen Frieden<br />

finden <strong>und</strong> die Gnade des Herrn gewinnen. Die Göttliche Ordnung ist<br />

die Gr<strong>und</strong>lage für das Wohlergehen der Menschheit. Sie ist die für<br />

alle Zeiten geltende Wahrheit. Wer ihr zuwiderhandelt, wird von Sorgen,<br />

Ängsten <strong>und</strong> schweren Unruhen heimgesucht. Wenn nicht der<br />

Glanz dieser Ordnung die menschlichen Beziehungen erleuchtet, ist<br />

die Menschheit zum Leiden verurteilt.<br />

Gott ist die Verkörperung seiner ewigen Gesetze; nur wer sie einhält,<br />

kann seine Gnade gewinnen. Sie sind von ihm ausgegangen <strong>und</strong><br />

werden für immer von ihm beschützt. Er ist die Göttliche Ordnung! Die<br />

Veden, Shastras, Puranas <strong>und</strong> Itihasas verkünden laut die Herrlichkeit<br />

dieser Göttlichen Ordnung. In den Heiligen Schriften der verschiedenen<br />

Religionen wird sie den Gläubigen ausführlich in ihrer eigenen<br />

Sprache erklärt. Es ist die Pflicht eines jeden Menschen, den<br />

Herrn als Verkörperung der von ihm geschaffenen Ordnung zu ehren.<br />

<strong>Der</strong> Strom rechtschaffenen Handelns darf niemals austrocknen.<br />

Wenn seine kühlen Wasser nicht mehr fliessen, ist mit Gewissheit Unheil<br />

im Verzug. Die Menschheit hat sich nur deshalb entwickeln können,<br />

weil die Göttlichen Gesetze wie ein unterirdischer, unsichtbarer<br />

Fluss die Quellen gespeist haben, welche ihren Wurzeln die Kraft<br />

zum Wachsen gaben. Nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere<br />

müssen sich an diese Gesetze halten, um überleben <strong>und</strong> sich des<br />

Lebens erfreuen zu können.<br />

So muss der Strom der Göttlichen Ordnung ewig <strong>und</strong> mächtig fliessen,<br />

um die Wohlfahrt der Welt zu sichern. Wie ein Wahnsinniger<br />

tanzt heute das Unheil auf der Bühne der Welt, denn die Göttliche<br />

Ordnung wird vernachlässigt <strong>und</strong> die Notwendigkeit eines rechtschaffenen<br />

Lebens bezweifelt. <strong>Der</strong> Mensch muss unbedingt die Bedeutung<br />

dieser Ordnung verstehen. Was ist damit gemeint? Was ist wesentlich<br />

daran? Kann die Menschheit überleben <strong>und</strong> glücklich sein, wenn sie<br />

sich daran hält? Diese Fragen verwirren den Menschen zwangsläufig,<br />

267


<strong>und</strong> es ist absolut notwendig, dass er im Laufe seines Lebens Antworten<br />

darauf findet. (...)<br />

Schon seit sehr langer Zeit erstrahlt die Göttliche Ordnung allerdings<br />

nicht mehr in fleckenloser Reinheit, sondern ist bis zur Unkenntlichkeit<br />

entstellt. Dasselbe ist der Natur widerfahren. W<strong>und</strong>erschöne Felder<br />

<strong>und</strong> Haine wurden vernachlässigt <strong>und</strong> sind in dem verwilderten, dornigen<br />

Dschungel nicht wiederzuerkennen. Herrliche Bäume wurden<br />

von geldgierigen Menschen gefällt, so dass ganze Landschaften verändert<br />

wurden. Im Lauf der Zeit haben sich die Menschen an den<br />

neuen Stand der Dinge gewöhnt, <strong>und</strong> sie bemerken nicht einmal die<br />

Veränderung, die den Niedergang kennzeichnet.<br />

Jeder Mensch muss sich mit den Gr<strong>und</strong>sätzen der Göttlichen Ordnung<br />

vertraut machen, die in den Veden, Shastras <strong>und</strong> Puranas dargelegt<br />

werden. Diese sind jedoch durch unzureichendes Verständnis<br />

<strong>und</strong> durch selbstsüchtige, von ungezügelten Emotionen motivierte<br />

Auslegung so verwässert worden, dass ihre ursprüngliche einzigartige<br />

Bedeutung nicht mehr zu erkennen ist. Ebenso wie Regentropfen,<br />

die klar <strong>und</strong> rein vom Himmel fallen, auf der Erde schmutzig werden,<br />

sind auch die reine Botschaft der Rishis, ihr strahlendes Vorbild, ihr<br />

lauterer Charakter von unkultivierten, unwissenden Interpreten in<br />

hässliche Karikaturen verwandelt worden. (...)<br />

Die Oberflächlichen <strong>und</strong> Unwissenden halten die Rituale, welche<br />

grossartige Wahrheiten versinnbildlichen, für ungeheuer wichtig <strong>und</strong><br />

beachten nicht das, was diese Bräuche verdeutlichen sollen. Reisende,<br />

die ihren Weg zu Fuss zurücklegen, rasten eine Weile in einer<br />

Schutzhütte am Wegrand. Aber durch Nachlässigkeit oder Missbrauch<br />

beschädigen sie eben diese Unterkunft, die ihnen Ruhe <strong>und</strong><br />

Schutz gewährt. So unternehmen es Dummköpfe <strong>und</strong> Unwürdige, die<br />

wahre Aussage vedischer Moral zu verändern, <strong>und</strong> machen die Welt<br />

glauben, dass ihre Version das ist, was die Veden lehren!<br />

Immer wenn die Göttliche Ordnung in dieser Weise durch die Feinde<br />

Gottes verstümmelt wurde, antwortete der Herr auf den Ruf der Heiligen<br />

<strong>und</strong> Gottesfürchtigen. Er rettete die Welt vor dem Untergang, indem<br />

er Recht <strong>und</strong> Wahrheit wieder zu erstrebenswerten Idealen<br />

machte <strong>und</strong> ihnen Geltung verschaffte.<br />

Wer aber kann die gegenwärtige Blindheit heilen? <strong>Der</strong> Mensch muss<br />

das sechsköpfige Ungeheuer erschlagen, das ihn zu Begierde, Zorn,<br />

Habsucht, Täuschung, Stolz <strong>und</strong> Hass verführt <strong>und</strong> ins Unglück<br />

stürzt. Nur so kann die Göttliche Ordnung wiederhergestellt werden.<br />

(...)<br />

268


Wer seinen Egoismus bezähmt, seine selbstsüchtigen Wünsche<br />

überwindet, seine tierischen Impulse ausschaltet <strong>und</strong> die natürliche<br />

Neigung, den Körper als das Selbst zu betrachten, aufgibt, der ist auf<br />

dem Weg, der ihm durch die Schöpfungsordnung bestimmt ist. Er<br />

weiss, dass das Ziel die Vereinigung der Welle mit dem Meer ist, die<br />

Vereinigung des Selbst mit dem Göttlichen Selbst.<br />

Ihr müsst darauf achten, dass alles, was ihr tut, den Regeln der<br />

Schicklichkeit <strong>und</strong> des Anstands entspricht. Handelt niemals gegen<br />

die Eingebungen eurer inneren Stimme, sondern respektiert sie als<br />

die Gebote eures Gewissens. Achtet darauf, dass ihr anderen nicht<br />

im Wege steht. Seid immer wachsam <strong>und</strong> bemüht euch, die Wahrheit<br />

hinter all dieser schillernden Vielfalt zu entdecken. Das alles gehört<br />

zur Pflicht des Menschen. Das lodernde Feuer der Weisheit, das euch<br />

davon überzeugt, dass alles Sein das Göttlich-Absolute ist, verbrennt<br />

die Spuren eures Egoismus <strong>und</strong> eurer weltlichen Bindungen. Dann<br />

erfahrt ihr die Glückseligkeit der Vereinigung mit dem Einen, welches<br />

das letzte Ziel der Göttlichen Urordnung <strong>und</strong> des von ihr inspirierten<br />

Handelns ist.<br />

Opfert Unwissenheit <strong>und</strong> Selbstsucht auf dem Altar der Weisheit <strong>und</strong><br />

ersetzt sie durch Rechtschaffenheit. Das ist die Botschaft der Veden.<br />

Jede einzelne selbstlose Tat bereitet den Gr<strong>und</strong> für die Vereinigung<br />

der Seele mit der Überseele, erweitert die innere Schau, die Erkenntnis,<br />

dass das Göttlich-Absolute allgegenwärtig ist. Jede selbstlose Tat<br />

ist ein winziges Bächlein, das in den Strom eines heiligen Lebens einmündet,<br />

welcher dem Meer göttlicher Weisheit zuströmt. Eure Handlungen<br />

werden alle zu Ritualen der Verehrung des Göttlichen Selbst,<br />

welches das Universum durchdringt. Was immer ihr mit Hingabe <strong>und</strong><br />

Verehrung tut, entspricht der Göttlichen Ordnung <strong>und</strong> führt euch zur<br />

Selbstverwirklichung. Das Leben eines spirituellen Menschen sollte<br />

auf die Heiligung jedes seiner Worte, Gedanken <strong>und</strong> Taten ausgerichtet<br />

sein, denn diese Haltung führt ihn Schritt für Schritt der Selbstverwirklichung<br />

entgegen.<br />

Ihr müsst die symbolische Bedeutung der alten Heiligen Schriften verstehen.<br />

Es gibt darin viele Ausdrücke, die einen ganz speziellen Begriffsinhalt<br />

haben. (...)<br />

Hier ist ein Beispiel dafür: In alten Zeiten haben die Menschen Opferhandlungen<br />

durchgeführt, <strong>und</strong> es wird berichtet, dass dabei Tiere geopfert<br />

wurden. Aber das Wort „Tier“ ist nur ein Symbol. Es müssen<br />

keine unschuldigen Geschöpfe in Stücke gehackt werden. Das Tier<br />

führt, auch ohne dass der Mensch es als Opfer tötet, ein aufopferndes<br />

269


Leben. Hier handelt es sich um ein anderes Tier. Im spirituellen Wortschatz<br />

bedeutet „Tier“ „Körperbewusstsein“, „Ichbewusstsein“, <strong>und</strong><br />

das muss getötet werden. (...)<br />

Das Ziel einer höheren Lebensordnung ist es, den Menschen zu veranlassen,<br />

seine Bindung an die Illusion der materiellen Welt aufzugeben<br />

<strong>und</strong> die wahre Wirklichkeit zu erkennen. Das heisst, er muss verstehen<br />

lernen, dass das, was er jetzt für wirklich hält, nur eine<br />

Täuschung ist. Erst dann wird sich ihm die wahre Wirklichkeit offenbaren.<br />

Die symbolischen Bedeutungen müssen von Jung <strong>und</strong> Alt verstanden<br />

werden. Nehmt als Beispiel den Shiva-Tempel, in dem das Shivalinga<br />

verehrt wird. Ihr wisst, dass Nandi, der heilige Bulle, das Reittier<br />

Shivas ist <strong>und</strong> aus diesem Gr<strong>und</strong> auch im Tempel dargestellt wird.<br />

Aber in Wirklichkeit repräsentiert dieses Tier den Menschen, während<br />

das Symbol des Linga das Wahrzeichen Shivas ist. „Niemand soll<br />

sich zwischen den Bullen <strong>und</strong> das Linga, nämlich zwischen das Individuum<br />

<strong>und</strong> den Herrn (Shiva) stellen“, so sagt man, denn sie werden<br />

miteinander verschmelzen. Es wird auch gesagt, dass man Shiva<br />

durch die Hörner Nandis sehen sollte. Das bedeutet, dass man den<br />

Herrn im Individuum sehen soll, Shiva im Menschen. <strong>Der</strong> Mensch ist<br />

eins mit dem Herrn. Beide sind nur zwei verschiedene Ausdrucksweisen,<br />

die auf dieselbe Wesenheit Bezug nehmen. Nandi ist geb<strong>und</strong>en,<br />

der Herr ist frei. Sobald der Geb<strong>und</strong>ene sich befreit hat, ist er ebenso<br />

verehrungswürdig. Wenn das „Tier“ geopfert, d.h. die getrennte Identität<br />

aufgegeben wird, handelt es sich um ein wahres Opfer. Diese Bedeutung<br />

hat man heute vergessen.<br />

Symbolische Handlungen sind bis zur Unkenntlichkeit verändert worden.<br />

So wie sie heute praktiziert werden, kann man ihre ursprüngliche<br />

Bedeutung nicht mehr erkennen. Jede noch so kleine Einzelheit im<br />

weltlichen Leben sollte von höheren spirituellen Idealen inspiriert<br />

sein, weil auf diese Weise alle Menschen Schritt für Schritt das Ziel erreichen<br />

können. Wenn ihr jedoch eine Handlung vollzieht, ohne deren<br />

Sinn <strong>und</strong> Zweck wirklich zu verstehen, wird sie zu einer lächerlichen<br />

Farce. (...)<br />

Was einst einem hohen Ziel diente, ist jetzt zu einer törichten Handlung<br />

geworden. <strong>Der</strong> tiefere Sinn der uralten Sitten <strong>und</strong> Gebräuche ist<br />

nicht mehr zu erkennen. Von diesem Baum wachsen wilde Triebe in<br />

alle Richtungen. Es ist nicht möglich, ihn mit den Wurzeln auszureissen<br />

<strong>und</strong> einen neuen zu pflanzen. Deshalb muss der alte Baum beschnitten<br />

<strong>und</strong> gestützt werden, damit er aufrecht wächst. Es kommt<br />

270


darauf an, das Endziel spiritueller Entwicklung im Auge zu behalten<br />

<strong>und</strong> sich nicht mit einer geringeren Zielsetzung zufriedenzugeben. (8-<br />

7/13)<br />

Die Göttliche Ordnung beschränkt sich nicht auf eine bestimmte Nation<br />

oder Gesellschaftsschicht. Von ihr hängt die Wohlfahrt der ganzen<br />

Welt ab. Sie ist die leuchtende Flamme, die niemals verlöschen wird.<br />

(...)<br />

Wirkliches offenbart sich nicht im Unwirklichen; Licht kann nicht aus<br />

Dunkelheit entstehen. Ewiges kann nur von dem Ewigen, Wahrheit<br />

nur von der Wahrheit ausgehen. Deshalb müssen die praktischen<br />

Verhaltensregeln der Göttlichen Ordnung, die im täglichen Leben einen<br />

wichtigen Platz einnehmen, im vollen Bewusstsein der Gr<strong>und</strong>lage,<br />

auf der sie beruhen, eingehalten werden. Nur dann können die inneren<br />

Bedürfnisse des Menschen mit den äusseren Gegebenheiten<br />

zusammenwirken <strong>und</strong> in glücklicher Harmonie zum Fortschritt führen.<br />

Wenn ihr den täglichen Anforderungen auf der Gr<strong>und</strong>lage der ewigen<br />

Göttlichen Ordnung mit liebendem Herzen nachkommt, dann habt ihr<br />

auch eure Pflicht der inneren Wirklichkeit gegenüber erfüllt. Baut euer<br />

Leben auf dem göttlichen F<strong>und</strong>ament des eigenen Selbst auf, <strong>und</strong> ihr<br />

werdet mit Sicherheit Fortschritte machen. (...)<br />

Ihr müsst das Prinzip der Göttlichen Urordnung, die f<strong>und</strong>amentale<br />

Tatsache, dass das Göttliche in euch die einzige existierende Wesenheit<br />

ist, fest in eurem Bewusstsein verankern. Mit dieser inneren<br />

Schau <strong>und</strong> eurem Glauben müsst ihr dem positiven <strong>und</strong> dem negativen<br />

Geschehen in der materiellen Welt begegnen. Nur so können die<br />

hohen Ideale verwirklicht werden. Es besteht dann auch nicht die Gefahr,<br />

dass die ursprüngliche Bedeutung der Göttlichen Ordnung vergessen<br />

wird <strong>und</strong> diese ihren Glanz verliert. (...)<br />

Das unbegrenzte, allgegenwärtige Göttlich-Absolute wird im Begrenzten,<br />

im Gegenständlichen, gesehen. In ähnlicher Weise kann auch in<br />

einer einzigen konkreten Handlung die universale, gerechte Göttliche<br />

Ordnung sichtbar werden. Lasst euch nicht dazu verführen zu glauben,<br />

das sei nicht möglich. Habt ihr nicht oft schwierige Aufgaben zu<br />

lösen versucht, die eure Sorgen <strong>und</strong> Ängste nur vermehrt haben?<br />

Wenn ihr weise seid, nehmt ihr nur das in Angriff, was wirklichen Wert<br />

hat <strong>und</strong> euch inneren Frieden gibt.<br />

Es ist euer Geburtsrecht, frei zu sein. Aber nur wenn ihr den Weg<br />

geht, der von der universalen Göttlichen Ordnung erleuchtet wird,<br />

seid ihr wirklich frei. Sobald ihr euch vom Licht entfernt, geratet ihr in<br />

271


Knechtschaft. Manche mögen bezweifeln, dass einschränkende Vorschriften,<br />

welche Gedanken <strong>und</strong> Worte regulieren, einen Menschen<br />

wirklich frei machen können. „Freiheit“ ist der Name, mit dem ihr eine<br />

bestimmte Art der Knechtschaft bezeichnet. Wirkliche Freiheit kann<br />

es aber nur geben, wenn alle falschen Vorstellungen verschw<strong>und</strong>en<br />

sind, d.h. wenn ihr die Identität mit dem Körper <strong>und</strong> den Sinnen überw<strong>und</strong>en<br />

habt <strong>und</strong> nicht mehr an die materielle Welt geb<strong>und</strong>en seid.<br />

Nur sehr wenige Menschen sind dieser Knechtschaft entronnen <strong>und</strong><br />

haben Freiheit im wahrsten Sinne des Wortes erlangt. Jede Handlung,<br />

die im Körperbewusstsein ausgeführt wird, bindet den Menschen<br />

<strong>und</strong> macht ihn zum Spielzeug der Sinne. Nur wer diesem Zustand<br />

entkommen kann, ist frei. Die Göttliche Ordnung führt zu dieser<br />

Freiheit. Wer sich dessen bewusst ist <strong>und</strong> entsprechend lebt, kann<br />

sich befreien.<br />

Wenn ihr euch nicht an die Göttliche Ordnung haltet, verfallt ihr der<br />

Knechtschaft. So wird es immer sein. Es gibt niemanden, der euch<br />

binden kann; ihr tut euch das selbst an. Wenn euer Glaube an die Allgegenwart<br />

Gottes tief verwurzelt wäre, würdet ihr erkennen, dass<br />

Gott euer wirkliches Selbst ist <strong>und</strong> ihr durch nichts geb<strong>und</strong>en werden<br />

könnt! Um euren Glauben zu festigen, müsst ihr euch um diese glückseligmachende<br />

Erkenntnis bemühen. Die Voraussetzung dafür ist<br />

das Wissen, dass die Wirklichkeit des Göttlichen Selbst eine unumstössliche<br />

Tatsache ist. Ohne diese Gr<strong>und</strong>lage fallt ihr der Ungewissheit,<br />

Verzweiflung <strong>und</strong> Täuschung zum Opfer. Wer sich an die Göttliche<br />

Ordnung hält, dem wird es nicht so ergehen.<br />

Bemüht euch deshalb als Erstes darum, frei zu werden. Das heisst,<br />

ihr müsst als Voraussetzung für ein erfolgreiches Leben den Glauben<br />

an die Göttlichkeit eures Selbst zum Kern eurer Persönlichkeit machen.<br />

Spirituelle Übungen werden euch helfen, diesem Glauben gerecht<br />

zu werden. Wenn euch das gelungen ist, könnt ihr euch, vorausgesetzt,<br />

dass ihr euch an die entsprechenden Regeln haltet, ganz<br />

euren weltlichen Aufgaben widmen. Auf diese Weise werdet ihr zu<br />

verantwortlichen Gliedern der Gesellschaft. Wer die materielle Welt<br />

als die einzige Wirklichkeit ansieht <strong>und</strong> den Körper für das wahre<br />

Selbst hält, vergeudet sein Leben wie einer, der Steine zu Göttern<br />

macht. Die heiligere Aufgabe ist es, einen Stein in Gott zu verwandeln!<br />

Jede Handlung, die auf der Göttlichen Urordnung beruht, wird<br />

zum Gottesdienst erhoben <strong>und</strong> von ihrer bindenden Eigenschaft befreit.<br />

Wer die weltlichen Pflichten ausführt, ohne die göttlichen Wahrheiten<br />

zu berücksichtigen, handelt ebenso unheilig wie einer, der<br />

Steine zu Göttern macht. Das Einhalten der Regeln für das Verhalten<br />

272


im täglichen Leben ist völlig nutzlos, wenn dabei die ewig gültigen<br />

Wahrheiten nicht beachtet werden. Es bringt aber auch keinen Gewinn,<br />

sich an diese zu halten, ohne die Vorschriften für das tägliche<br />

Leben zu befolgen. Beide sind untrennbar miteinander verb<strong>und</strong>en.<br />

Das müsst ihr erkennen <strong>und</strong> entsprechend handeln. (...) Die Bindung<br />

an äussere Umstände bleibt bestehen, bis das Geheimnis des Göttlichen<br />

Selbst im Inneren erkannt ist. Erst dann wird die Bürde der<br />

Knechtschaft, in welcher der Mensch durch die Sinne <strong>und</strong> durch die<br />

materielle Welt gehalten wird, verringert. Dann stimmt das Verhalten<br />

in der Welt des Alltags mit den Forderungen der inneren Göttlichkeit<br />

überein, <strong>und</strong> alle Triebkräfte des Menschen arbeiten harmonisch zusammen.<br />

<strong>Der</strong> Vedanta, die Shastras <strong>und</strong> die Göttliche Ordnung fordern den<br />

Menschen dazu auf, seinem eigenen göttlichen Wesen entsprechend<br />

zu leben <strong>und</strong> nicht als Sklave seiner Sinne. Auf diese Weise werden<br />

alle eure Handlungen zum Gottesdienst erhoben <strong>und</strong> nicht ausgeführt,<br />

um deren Früchte zu ernten. Ein Wechsel in der Art der Tätigkeit<br />

kann die Fesseln der Knechtschaft nicht abschütteln. Das kann nur<br />

geschehen, wenn sich materialistisches in spirituelles Denken verwandelt.<br />

Dadurch werden die moralischen Eigenschaften gestärkt.<br />

(...)<br />

Wenn ihr eure innere Schau fest auf die wahre Wirklichkeit heftet <strong>und</strong><br />

einen unerschütterlichen Glauben in das Göttlich-Absolute habt, das<br />

euer ureigenstes Wesen ist, werdet ihr glücklich sein, ohne dass ihr<br />

euch anstrengen müsst, die äusseren Verhältnisse eurer Vorstellung<br />

vom Glück anzupassen. Wer seinen Egoismus überwindet <strong>und</strong> mit<br />

Überzeugung sagen kann: „Ich bin nicht der Sklave des Körpers, der<br />

alle möglichen Dienste von mir verlangt. Ich bin der Herr, der Körper<br />

ist mein Diener, <strong>und</strong> ich habe die Macht, ihm Befehle zu geben. Ich<br />

bin die Verkörperung der Freiheit“, der ist bereits frei <strong>und</strong> erlöst. Eure<br />

weltlichen Aufgaben dürfen nicht dazu beitragen, das Ego wild wachsen<br />

zu lassen, sondern sie müssen helfen, es zu überwinden. (...)<br />

Wozu habt ihr überhaupt ein Heim? Es gibt euch die Möglichkeit, die<br />

Freude <strong>und</strong> das Glück ungestörter Kontemplation <strong>und</strong> Meditation<br />

über den Herrn erfahren zu können. Das dürft ihr nicht vergessen! Alles<br />

andere ist weniger wichtig. Die wahre Bestimmung des Menschen<br />

ist es, die Glückseligkeit des Einsseins mit dem Göttlich-Absoluten zu<br />

erleben <strong>und</strong> wirklich frei zu werden. Wer diesen Zustand erreicht hat,<br />

ist niemals geb<strong>und</strong>en, nicht einmal, wenn er im finstersten Gefängnis<br />

gefangen gehalten wird. Andererseits können schon die geringsten<br />

273


äusseren Widrigkeiten den, der ein Sklave seines Körpers ist, in Todesängste<br />

versetzen. Die wahre Bestimmung des Menschen ist das<br />

Eintauchen in ewiges Glücksbewusstsein, die innere Vision des Göttlichen,<br />

der feste Glaube an die Identität des eigenen Wesens mit dem<br />

Absoluten <strong>und</strong> die Erkenntnis, dass alles Gott ist. Diese vier Praktiken<br />

sind dazu bestimmt, dem Menschen, der ja nur eine formgeb<strong>und</strong>ene<br />

Manifestation des Absoluten ist, zu helfen, die Prinzipien der Wahrhaftigkeit,<br />

Friedfertigkeit, Liebe <strong>und</strong> Gewaltlosigkeit im täglichen Leben<br />

aufrecht zu erhalten. Ebenso wie in der Vergangenheit müssen<br />

diese auch heute in jedem Gedanken <strong>und</strong> in jeder Handlung zum<br />

Ausdruck kommen. Das verlangt ununterbrochene Versenkung in die<br />

göttliche Wirklichkeit, die Vision einer ewigen Wahrheit, Kontemplation<br />

über das eigene Wesen <strong>und</strong> die Erkenntnis, dass alles einzig <strong>und</strong><br />

allein Gott ist. Nur wenn das Verhalten des Menschen mit diesen hohen<br />

Idealen übereinstimmt, entspricht es der ewigen Urordnung.<br />

Es kommt nicht darauf an, welcher Tätigkeit ihr nachgeht oder welchen<br />

Namen <strong>und</strong> welche Form des Herrn ihr gewählt habt. Eine Kette<br />

ist eine Kette. Sie bindet, gleichgültig, ob sie aus Eisen oder aus Gold<br />

geschmiedet ist, nicht wahr? Ob ihr diese oder jene Arbeit tut: solange<br />

ihr euch auf euer wirkliches Selbst besinnt <strong>und</strong> euch an die Göttliche<br />

Ordnung haltet, wird euer Handeln mit innerem Frieden gesegnet<br />

sein. Solltet ihr jedoch von den Wogen egoistischer Ängste oder von<br />

Habgier getrieben werden, könnt ihr weder in eurem Heim noch in der<br />

Einsamkeit des Waldes oder an irgendeinem anderen Ort dem Leiden<br />

entfliehen. Eine Kobra bleibt eine Kobra, auch wenn sie sich zusammenrollt.<br />

Jede Handlung in eurem täglichen Leben, die von den<br />

Gr<strong>und</strong>sätzen der göttlichen Wirklichkeit bestimmt wird, bekommt das<br />

Siegel der Göttlichen Ordnung aufgedrückt. (...)<br />

<strong>Der</strong> Gedanke: „Dieser ist mein Fre<strong>und</strong>“ oder: „Jener ist mein Feind“ ist<br />

eine Illusion, die überw<strong>und</strong>en werden muss. <strong>Der</strong> Herr ist die Verkörperung<br />

der Liebe <strong>und</strong> daher der einzige beständige Fre<strong>und</strong>, Verwandte,<br />

Gefährte, Führer <strong>und</strong> Beschützer. Erkennt diese Tatsache <strong>und</strong> lebt<br />

in dieser Erkenntnis. Die Befolgung der Göttlichen Gesetze muss auf<br />

deren Verständnis beruhen; dann ist das Leben auf einem Fels gebaut.<br />

Wer die f<strong>und</strong>amentale Basis ignoriert <strong>und</strong> sich statt dessen auf<br />

äusseren Glanz konzentriert, für den rückt das Ziel in unerreichbare<br />

Ferne. Bindung an die Welt kann nur durch Bindung an den Herrn<br />

überw<strong>und</strong>en werden. (...)<br />

Ihr müsst euch an die ewige Wahrheit halten, die dem innewohnenden<br />

göttlichen Prinzip entspricht, dann wird sich in allem, was ihr tut,<br />

274


die Herrlichkeit des Göttlichen reflektieren. Dann wird die Bindung an<br />

den Herrn die Bindung an die Welt in ein reines Opfer verwandeln.<br />

Das Ziel darf nicht verändert werden. Das heisst, das Gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

muss unangetastet bleiben. Das äussere Befolgen der Göttlichen Gebote<br />

ist nicht das Wesentliche. Wichtiger sind die Motive <strong>und</strong> Gefühle,<br />

welche die Handlungen beeinflussen <strong>und</strong> lenken. (8-14/21)<br />

Nur wer sich seiner eigenen Unsterblichkeit bewusst ist, kann in seinen<br />

Handlungen der ewigen Urordnung gerecht werden. Das ist die<br />

höchste Bestimmung des Menschen. Aber anstatt zu versuchen, diese<br />

zu erreichen, tut er genau das Gegenteil. <strong>Der</strong> Mensch erniedrigt<br />

sich, indem er von einem Kind der Unsterblichkeit zu einem Kind der<br />

Nutzlosigkeit wird! <strong>Der</strong> Nektar der Unsterblichkeit ist zum Greifen nahe,<br />

<strong>und</strong> doch trinkt er das Gift vergänglicher Sinnesfreuden. Er vernachlässigt<br />

die Kontemplation über die gr<strong>und</strong>legende göttliche Wirklichkeit<br />

des Universums <strong>und</strong> verwickelt sich statt dessen in die<br />

schillernden Äusserlichkeiten der materiellen Welt. Man kann nur beklagen,<br />

dass den Menschen dieses Schicksal ereilt hat. (...)<br />

Den Nektar der Gnade Gottes verdienen nur jene, die sich an die<br />

Göttliche Ordnung halten. Viele glauben, Gott zu lieben, aber sie denken<br />

nicht darüber nach, ob Gott auch sie liebt! Nur sehr wenige machen<br />

sich die Mühe, das herauszufinden. Aber nur daran kann der<br />

spirituelle Erfolg wirklich gemessen werden. (...)<br />

Geht den Pfad der Tugend, dann haltet ihr die Göttliche Ordnung ein.<br />

Tugend ist Licht; Licht ist Glückseligkeit. Ein tugendhaftes Leben ist<br />

an der Rechtschaffenheit, Friedfertigkeit, Wahrhaftigkeit <strong>und</strong> seelischen<br />

Stärke eines Menschen erkennbar. Die Merkmale der Göttlichen<br />

Urordnung, die zu allen Zeiten Gültigkeit hat <strong>und</strong> zu universaler<br />

Liebe <strong>und</strong> Einheit führt, sind Gerechtigkeit, Selbstbeherrschung, Ehrgefühl,<br />

Nächstenliebe, Würde, Güte, Mitgefühl, Gewaltlosigkeit. Sie<br />

ist Yoga, Einssein, Verschmelzung, ist ewige Wahrheit. Haltet euch<br />

an diese höchste <strong>und</strong> gewinnbringendste aller Disziplinen. Mit ihr hat<br />

die Evolution all dieser Vielfalt begonnen. Sie ist untrennbar mit der<br />

Wahrheit, die alles im Gleichgewicht hält, verb<strong>und</strong>en. Sie ist das Gesetz<br />

des Universums, welches Sonne <strong>und</strong> Mond ihre Bahnen vorschreibt.<br />

Sie ist die Weisheit, welche die Veden <strong>und</strong> die Mantras den<br />

Menschen vermitteln. Wo immer sich die Menschen an Tugend <strong>und</strong><br />

Moral halten, tritt diese Ordnung in Kraft. (...)<br />

Die Göttliche Ordnung ist die Verkörperung des Herrn. Da die Welt<br />

selbst der Körper des Herrn ist, ist „Welt“ nur ein anderer Name für<br />

275


seine Göttliche Ordnung. Niemand kann das jemals abstreiten. (8-22/<br />

27)<br />

Die Prinzipien der von Gott festgelegten Ordnung können nicht abgewandelt<br />

werden, wie es den Menschen gerade passt. Sie sind unveränderlich<br />

<strong>und</strong> bleiben für immer <strong>und</strong> ewig bestehen. Natürlich richten<br />

sich die Vorschriften <strong>und</strong> Regeln für ihre Anwendung nach den Umständen<br />

<strong>und</strong> Zeiten, aber auch diese Änderungen müssen den Geboten<br />

der Heiligen Schriften entsprechen. (...)<br />

Viele Menschen benutzen alle möglichen fadenscheinigen Ausreden,<br />

sich nicht in diese Ordnung einzufügen, sondern nur das zu tun, was<br />

ihnen passt. Sie negieren die göttlichen Gebote, sind ohne jede<br />

Furcht vor der Sünde <strong>und</strong> verleiten Unschuldige <strong>und</strong> Unwissende dazu,<br />

ebenfalls den falschen Weg zu gehen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> kommt<br />

der Herr auf die Erde. Er stellt die Göttliche Ordnung auf der Welt wieder<br />

her <strong>und</strong> richtet die Unterdrückten auf. Diese Aufgabe macht die<br />

Geburt des Avatars notwendig. (...)<br />

Viele haben durch das Lesen der Bhagavadgita den falschen Eindruck<br />

bekommen, dass der Avatar dann erscheint, wenn die Göttliche<br />

Ordnung „zerstört“ ist <strong>und</strong> gottlose Kräfte die Oberhand gewonnen<br />

haben. Was für einen Sinn hätte es, wenn der Doktor kommt, nachdem<br />

der Patient gestorben ist? Hier muss mit Nachdruck erklärt werden,<br />

dass es keinen Gr<strong>und</strong> zu der Annahme gibt, dass die Göttliche<br />

Ordnung „zerstört“ werden kann. Das ist es nicht, was die Bhagavadgita<br />

sagt! Sie benutzt das Wort „glani“, <strong>und</strong> das bedeutet „Schwächung“,<br />

nicht „Zerstörung“. Damit ist gemeint, dass die Göttliche Ordnung<br />

unter den Menschen ins Wanken geraten ist, weil sie sich nicht<br />

mehr daran halten. <strong>Der</strong> Avatar kommt, um die Menschen daran zu erinnern,<br />

wie wichtig es ist, diese Ordnung aufrecht zu erhalten, denn<br />

sie ist fürwahr der Atem, den sie zum Leben brauchen. Die Göttliche<br />

Ordnung darf nicht leichtgenommen werden. (...)<br />

Es ist für eine Person, die von den göttlichen Gesetzen nichts wissen<br />

will, völlig unmöglich, die Freude nachzufühlen, die jemand empfindet,<br />

der sich an sie hält. Mit ihr darüber zu sprechen ist ebenso nutzlos,<br />

wie einer gehörlosen Person mit einem Horn in die Ohren zu blasen.<br />

Diese kann das Instrument zwar an den Lippen des Bläsers<br />

sehen, aber nicht den geringsten Laut hören. Wer also jemanden<br />

über die Göttliche Ordnung aufklären möchte, muss sicher sein, dass<br />

der andere es ernst meint <strong>und</strong> begierig ist, ihre Regeln kennen zu lernen.<br />

Nur dann ist es richtig, ihn zu belehren. Später wird er durch ei-<br />

276


gene Erfahrung die Freude verspüren, die von der Befolgung der göttlichen<br />

Gesetze ausgeht. Gebildete <strong>und</strong> ungeschulte Menschen<br />

können beide die gleiche Erfahrung machen. (...)<br />

Sonne <strong>und</strong> Mond bewegen sich unbeirrbar auf ihrer Bahn, weil sie<br />

den Gesetzen der Göttlichen Ordnung folgen. Sie ist es, die dafür<br />

sorgt, dass die göttlichen Kräfte zur Wirkung kommen können, <strong>und</strong><br />

sie bindet die fünf Elemente an die Prinzipien ihrer eigenen Natur.<br />

Es wird euch grössten Nutzen bringen, den Geboten Gottes zu folgen;<br />

dabei werdet ihr weder euch noch anderen schaden. Beweist der Welt,<br />

wie heilsam sie sind, indem ihr durch eure Erfahrung zu einem leuchtenden<br />

Beispiel des Friedens <strong>und</strong> der Freude werdet. Folgt nicht dem<br />

Pfad trockener Logik; verwirrt euren Geist nicht durch Zynismus <strong>und</strong><br />

Vorurteile; interessiert euch nicht für das, was andere tun oder glauben,<br />

<strong>und</strong> korrigiert nicht alles, was sie tun. Glaubt an das Göttliche in euch<br />

selbst, denn das ist euer wirkliches Wesen; überprüft, ob euer Verhalten<br />

eure göttliche Natur widerspiegelt oder nicht; erfüllt gläubig eure<br />

täglichen Pflichten im Licht dieser Prüfung. Auf diese Weise werdet ihr<br />

niemals irregehen <strong>und</strong> könnt glücklich <strong>und</strong> zufrieden leben. (8-41/46)<br />

Nun zum Gotteshaus, zum Tempel, dem Wohnsitz der personifizierten<br />

Form des Formlosen, <strong>und</strong> zu den Regeln, die nach der Göttlichen<br />

Ordnung für diesen Bereich Gültigkeit haben. <strong>Der</strong> Tempel als Institution<br />

ist überwuchert von Regeln <strong>und</strong> Vorschriften, die auf die Launen<br />

<strong>und</strong> Vorurteile der Verantwortlichen zurückzuführen sind. Durch ihre<br />

Vielfalt <strong>und</strong> Sinnlosigkeit haben sie die Gläubigen in die Irre geführt,<br />

so dass das Göttlich-Absolute in Vergessenheit geriet, die Göttliche<br />

Ordnung gestört <strong>und</strong> rechtes Handeln vernachlässigt wurde. Es wurde<br />

verlangt, dass diese Regeln blindlings eingehalten werden, <strong>und</strong><br />

dadurch haben sie grossen Schaden angerichtet. Ja, diese Regeln<br />

<strong>und</strong> Formalitäten bilden den ersten Schritt, der von Gott wegführt. Sie<br />

haben viel zum Atheismus in der Welt beigetragen.<br />

Denkt einmal darüber nach, welche Funktion der Tempel hat! Tempel<br />

sind Zentren der Disziplin, in denen der Gläubige Schritt für Schritt zur<br />

Erkenntnis der Wahrheit geführt wird; sie sind spirituelle Schulen für<br />

das Studium der Heiligen Schriften, Universitäten der Wissenschaft<br />

jenseits aller Wissenschaften, Laboratorien, in denen die menschlichen<br />

Werte getestet werden. Sie sind Krankenhäuser, in denen nicht<br />

nur die Krankheit des Wiedergeburts-Zyklus, welche die Menschen<br />

seit jeher plagt, behandelt <strong>und</strong> geheilt wird, sondern auch die nicht so<br />

offensichtlichen „Geistesstörungen“ derer, die keinen inneren Frieden<br />

277


finden. Sie sind die Werkstätten, in denen der Mensch überholt, sein<br />

schwankender Glaube wiederhergestellt <strong>und</strong> der aufwallende Egoismus<br />

korrigiert wird. Es sind Spiegel, die dem Menschen zeigen, wie er<br />

wirklich aussieht <strong>und</strong> was er erreicht hat. Es ist die Aufgabe des Tempels,<br />

das Bewusstsein des Menschen auf das Göttliche in ihm zu lenken,<br />

damit er zu der Vorstellung gelangt, dass der Körper, der ihm<br />

dient, der Wohnsitz Gottes ist. Alle Rituale <strong>und</strong> Gepflogenheiten des<br />

Tempels betonen <strong>und</strong> fördern diese Gottesvorstellung. Sie weisen auf<br />

die Tatsache hin, dass die individuelle Seele nur eine Woge auf dem<br />

Meer des Göttlich-Absoluten ist.<br />

Die Shastras lehren, dass alles, was der Mensch tut, letzten Endes<br />

zur Befreiung von allen Anhaftungen führen muss, denn das ist die<br />

beste Voraussetzung, um zur Erkenntnis der Wirklichkeit Gottes zu<br />

gelangen. Es gibt drei Möglichkeiten, dieses Ziel zu erreichen: liebende,<br />

verehrende Hingabe an Gott, spirituelles Forschen <strong>und</strong> den Weg<br />

der Entsagung. Die Königin unter diesen ist Hingabe an Gott. Die Rituale<br />

<strong>und</strong> Bräuche sind die Hofdamen. Natürlich behandelt die Königin<br />

sie fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> liebevoll, aber wenn die Zeremonien, die doch<br />

nur dienen <strong>und</strong> helfen sollen, die Königin missachten, müssen sie<br />

gnadenlos entlassen werden. Alle Rituale <strong>und</strong> Bräuche des Tempels<br />

müssen einzig <strong>und</strong> allein der Königin dienen, d.h. eine Atmosphäre<br />

verehrender Liebe schaffen. Das ist die Quintessenz der Ordnung,<br />

die in allen Gotteshäusern herrschen muss. Nur dann können sie den<br />

Menschen helfen, ihr Ziel zu erreichen.<br />

Diese liebende Verehrung ist die grösste Hilfe auf dem Weg zur Vereinigung<br />

mit dem Göttlich-Absoluten, denn durch sie werden alle Gedanken,<br />

Gefühle <strong>und</strong> Wünsche auf den Herrn ausgerichtet. <strong>Der</strong><br />

Wunsch, dieser Verehrung Ausdruck zu verleihen, hat die Einzelheiten<br />

der Ordnung im Tempel geformt. (...)<br />

Spirituelles Forschen <strong>und</strong> der Weg der Entsagung mögen ihre Vorzüge<br />

haben, aber die persönliche Beziehung zum Herrn hat eine ganz<br />

besondere Bedeutung. Entsprechend der Einstellung des Einzelnen<br />

nimmt sie verschiedene Formen an. (...)<br />

<strong>Der</strong> Mensch sollte dem Herrn <strong>und</strong> seinem Haus, d.h. dem Tempel, mit<br />

Hochachtung <strong>und</strong> Ehrfurcht begegnen. Das wird ihm zum Besten dienen.<br />

Obwohl es ganz natürlich <strong>und</strong> angemessen ist, sich den Allmächtigen<br />

in menschlicher Form vorzustellen, sollte ihn niemand mit<br />

einem gewöhnlichen Menschen auf eine Stufe stellen. Liebe <strong>und</strong> Verehrung<br />

tragen dazu bei, ihn als eine Gestalt erhabener Herrlichkeit zu<br />

empfinden. (8-65/68)<br />

278


V. MENSCHHEIT


EVOLUTION DER MENSCHHEIT ALS GANZES<br />

Ihr wisst, dass es gegenwärtig sowohl innerhalb als auch ausserhalb<br />

Indiens in Tausenden von Herzen eine Welle spiritueller Unzufriedenheit<br />

gibt, <strong>und</strong> als eine Folge davon haben wir eifrige Gruppen, die alles<br />

Weltliche aufgeben <strong>und</strong> Gott <strong>und</strong> göttliche <strong>Lehre</strong>r suchen. Aber<br />

viele glauben, dass diese Suche nur das Individuum betrifft <strong>und</strong> dass<br />

es nicht nötig ist, die Gesellschaft in ihr Verlangen oder ihre Bemühungen<br />

einzubeziehen. Dies ist genauso dumm, wie wenn man sagt,<br />

man müsse sich um die Dunkelheit ausserhalb der eigenen Mauern<br />

sorgen. Das Individuum <strong>und</strong> die Gesellschaft sind unauflöslich miteinander<br />

verb<strong>und</strong>en. Für beide muss es Erleuchtung geben. Glückseligkeit<br />

muss aus dem Individuum aufsteigen <strong>und</strong> den See der Gesellschaft<br />

füllen <strong>und</strong> von dort in den Ozean der Gnade strömen.<br />

„Gesellschaft“ ist nur ein Name für eine Gruppe von Individuen; sie<br />

hat jedoch keinen materiellen Körper. Die Individuen sind die Glieder,<br />

die den „Körper“, der „Gesellschaft“ genannt wird, nähren <strong>und</strong> erhalten.<br />

(...)<br />

Ich habe mich entschlossen, das Individuum <strong>und</strong> die Gesellschaft<br />

durch Förderung dieser gegenseitigen Wiederbelebung, also durch<br />

die Wirkung des einen auf den anderen, umzuformen; dazu wurde die<br />

<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation gebildet <strong>und</strong> Einheiten von ihr in allen Ländern<br />

gegründet, um das Menschliche zum Göttlichen zu veredeln.<br />

4.1.74, (23-16/17)<br />

Überall, wohin wir sehen, stellen wir fest, dass die Menschen in äusserst<br />

niedrige moralische <strong>und</strong> materielle Bedingungen herabgesunken<br />

sind. Die göttlichen Pflichten, die in den geoffenbarten <strong>und</strong> überlieferten<br />

Schriften vom Herrn verordnet wurden, um die Menschheit<br />

vor diesen schlimmen Übeln zu bewahren, sind missachtet worden.<br />

Die Menschen sind mit gegenseitiger Feindschaft <strong>und</strong> Misstrauen infiziert,<br />

lassen das Feuer der Gewalt <strong>und</strong> Grausamkeit sich ausbreiten<br />

<strong>und</strong> setzen den Weltfrieden aufs Spiel. Verstoss gegen die Gesetze,<br />

die von Gott verordnet wurden, ist der Hauptfaktor, der für die Abwesenheit<br />

eines dauerhaften Friedens in der Welt verantwortlich ist.<br />

Ist nicht die Verletzung der Gebote Gottes für den Menschen der einzige<br />

Gr<strong>und</strong> für die Armut, die Mutlosigkeit, die Verzweiflung <strong>und</strong> den<br />

Mangel an spirituellem Wissen <strong>und</strong> Bemühen, die heutzutage in der<br />

gesamten Welt überhand nehmen? Es ist ermutigend, zu sehen, dass<br />

wenigstens jetzt einige den Gr<strong>und</strong> der Krise durch Untersuchung ihrer<br />

281


Entwicklung <strong>und</strong> der durch sie hervorgebrachten Zerstörung erkannt<br />

haben <strong>und</strong> sich darum bemühen, die Göttliche Ordnung wiederherzustellen,<br />

was allein Wohlstand <strong>und</strong> Frieden in der Welt hervorbringen<br />

kann. (...)<br />

Beschliesst, euch mit der Aufgabe zu befassen, das Wohlergehen der<br />

Welt zu fördern; seid sicher, dass Gott eure unfehlbare Stütze sein<br />

wird. In dem Mass, wie die Tage verstreichen, beeinflusst der Vorgang<br />

der Umformung <strong>und</strong> Neugestaltung jeden Bereich. Natürlich gilt<br />

dies auch für das Erziehungssystem. 14.1.74, (23-25/26)<br />

Was haben Soziologie oder die Sozialwissenschaften mit der Wissenschaft<br />

von der Seele oder der Erforschung der menschlichen Seele<br />

zu tun? Diese Frage wird von vielen gestellt. Viele fragen auch: Was<br />

hat der spirituell Suchende <strong>und</strong> Gläubige mit der Gesellschaft <strong>und</strong> ihren<br />

Problemen zu tun? Man muss sagen, dass beide Haltungen<br />

falsch sind. Ohne das Erblühen der menschlichen Seele kann keine<br />

Gesellschaft Erfüllung finden, kann kein gesellschaftliches Ideal gedeihen.<br />

Die Menschheit kann die Göttlichkeit, deren Ausdruck sie ist,<br />

nicht verwirklichen, wenn sie sich nicht sorgfältig <strong>und</strong> ständig um die<br />

Entwicklung des Geistes kümmert. Wie kann sich sonst diese Göttlichkeit<br />

in <strong>und</strong> durch die Individuen ausdrücken? Ihr könnt nur die Welt<br />

begreifen, diese veränderliche, unbeständige Phantasie; ihr könnt<br />

den Direktor dieser Phantasie, Gott, weder sehen noch hören, weder<br />

riechen noch schmecken oder berühren. Ebenso könnt ihr zwar den<br />

Einzelnen begreifen, nicht aber die Gesellschaft genannte Ganzheit.<br />

Denn die Gesellschaft ist kein gesonderter, fest umrissener Körper,<br />

der aus Elementarteilchen zusammengesetzt ist. Die Gesellschaft ist<br />

vom höchsten Willen hervorgebracht.<br />

<strong>Der</strong> Mensch ist sterblich; er ist Staub <strong>und</strong> kehrt zum Staub zurück.<br />

Aber in ihm leuchtet als Funken der unsterblichen Flamme das Göttliche<br />

Selbst. Dies ist kein schmeichelnder Begriff, der von den Vedanta-Kennern<br />

erf<strong>und</strong>en wurde. Gott (Atman) ist die Quelle von dem, was<br />

jedes Wesen <strong>und</strong> jede Organisation von Wesen erhält. Er ist die eine<br />

<strong>und</strong> einzige Quelle, Substanz <strong>und</strong> Nahrung. Atman ist Gott; das Besondere<br />

ist das Universale, nichts weniger. Seht deshalb in jedem<br />

Wesen, in jedem Menschen einen Bruder, ein Kind Gottes, <strong>und</strong> beachtet<br />

nicht all die begrenzenden Gedanken <strong>und</strong> Vorurteile, die auf<br />

Status, Farbe, Klasse, Herkunft <strong>und</strong> Kaste beruhen. Ich bin immer damit<br />

beschäftigt, euch zu warnen <strong>und</strong> zu leiten, damit ihr in dieser Haltung<br />

von Liebe denken, sprechen <strong>und</strong> handeln könnt.<br />

282


Die Gesellschaft kann sich nicht dadurch rechtfertigen, dass sie die<br />

Verteilung der aus der Natur gewonnenen Beute nach gleichen oder<br />

ungleichen Anteilen plant. Das Ziel, das die Gesellschaft inspirieren<br />

muss, muss bei jeder sozialen Tat <strong>und</strong> jedem Beschluss der Nachweis<br />

<strong>und</strong> die Vervollkommnung des Wissens um den einen universalen<br />

göttlichen Funken <strong>und</strong> die Glückseligkeit sein, die dieses Wissen<br />

verleiht. Ich gebe nicht die Anweisung: „Gott kennt keinen Tod, tötet<br />

deshalb die physischen Hüllen, die Körper.“ Nein, ich befürworte keine<br />

Kriege. Ich weise euch an, Gott als euren engsten Verwandten zu<br />

erkennen, der enger mit euch verb<strong>und</strong>en ist als die Mitglieder eurer<br />

Familie, eure Blutsverwandten <strong>und</strong> eure liebsten Nachkommen.<br />

Wenn ihr dies tut, werdet ihr nie mehr vom Pfad der Rechtschaffenheit<br />

abweichen, die allein diese Verwandtschaft erhalten kann.<br />

Die Bindung an die Familie wirkt sich gegen die Durchführung der eigenen<br />

rechtmässigen Pflichten aus. Aber Bindung an das Göttliche<br />

füllt diese Pflicht mit einer neuen Zuneigung, die sowohl Freude als<br />

auch Erfolg sicherstellt. Sie gibt dem Menschen mehr Tatkraft als alles<br />

andere; während er seine Pflicht ausführt, verleiht sie ihm höchste<br />

Weisheit. Daher die Anweisung: Betretet nicht die objektive Welt in<br />

der Hoffnung, Gott zu verwirklichen; betretet die objektive Welt, nachdem<br />

ihr euch des Gottes in euch bewusst geworden seid; denn dann<br />

seht ihr die Natur in einem neuen Licht <strong>und</strong> euer eigenes Leben wird<br />

ein lang anhaltendes Fest der Liebe.<br />

Es gibt viele, die ihre Gelehrsamkeit <strong>und</strong> Intelligenz, selbst vedische<br />

Gelehrsamkeit, für trockene Debatten <strong>und</strong> Wettkämpfe benutzen. (...)<br />

Sie behaupten, die Gesellschaft sei ein Kampfplatz, um solche Triumphe<br />

zu erringen. Aber ich fordere euch auf, eine andere Art von Gesellschaft<br />

zu suchen <strong>und</strong> zu stärken, wo es für solche billigen Wünsche<br />

keinen Platz gibt. (...)<br />

Das Ideal eines hohen Lebensstandards anstatt eines hohen Standards<br />

des Lebens hat in der menschlichen Gesellschaft grosse Verwüstung<br />

angerichtet. Ein hoher Standard des Lebens besteht aus<br />

Sittsamkeit, Bescheidenheit, Losgelöstheit, Mitleid; die Gier des Wettbewerbs<br />

um Luxus <strong>und</strong> aufwendigen Konsum erhält so keine Unterstützung<br />

<strong>und</strong> wird zerstört. <strong>Der</strong> Mensch ist jetzt Sklave seiner Wünsche;<br />

er ist selbst hilflos bei dem Versuch, den Durst nach Vergnügen<br />

<strong>und</strong> Luxus zu überwinden; er ist zu schwach, um seine Natur unter<br />

Kontrolle zu halten; er weiss nicht, wie er das göttliche Bewusstsein,<br />

das in ihm verborgen ist, wecken kann.<br />

Moralisches Handeln <strong>und</strong> moralische Anweisungen allein können<br />

283


euch nicht helfen, dies zu erreichen. Ihr könnt dies nur durch spirituelle<br />

Übungen erreichen; denn es ist eine gr<strong>und</strong>legende Umwandlung.<br />

Es bezieht die Ausschaltung des Geistes mit ein, der das Gr<strong>und</strong>hindernis<br />

auf dem Weg ist. Wird Gottes Gnade angerufen <strong>und</strong> gewonnen,<br />

so kann sie euch die Kraft verleihen. Und die Gnade ist in euch<br />

vorhanden <strong>und</strong> wartet darauf, gerufen zu werden.<br />

<strong>Der</strong> Mensch muss aufhören, sich auf die Launen des Geistes zu verlassen.<br />

Er muss immer im Bewusstsein seiner angeborenen Göttlichkeit<br />

handeln. Wenn dies getan wird, wird seine dreifache Natur, die<br />

aus den Eigenschaften - Trägheit, Leidenschaft, Gelassenheit - besteht,<br />

sich von selbst nur noch durch heilige Kanäle ausdrücken. Das<br />

ist die echte Manifestation.<br />

Ein weiterer Punkt. Man mag das Argument vorbringen: „Wenn man<br />

den Wunsch nach Komfort, Luxus <strong>und</strong> Vergnügen aufgeben muss,<br />

warum sollte man sich da unter die Gesellschaft mischen?“ Dies setzt<br />

den Glauben voraus, dass die Daseinsberechtigung der Gesellschaft<br />

nur auf der Gewährung solch weltlicher Freuden beruht. Aber welche<br />

Form von Gesellschaft kann auf solch einem schwachen F<strong>und</strong>ament<br />

aufgebaut werden? Wenn sie darauf aufbaut, kann sie nur dem Namen<br />

nach eine Gesellschaft sein. Sie wird nicht durch gegenseitige<br />

Liebe <strong>und</strong> Kooperation zusammengehalten. Die Starken werden die<br />

Schwachen unterdrücken. Die sozialen Beziehungen werden durch<br />

Unzufriedenheit bestimmt sein. Selbst wenn ihr versucht, die Schätze<br />

der Natur gleichmässig untereinander aufzuteilen, wird die Herzlichkeit<br />

nur oberflächlich sein; sie wird nicht spontan sein. Ihr könnt die<br />

zur Verfügung stehenden Mittel begrenzen, aber ihr könnt Gier, Begehren<br />

<strong>und</strong> Verlangen nicht in Grenzen halten. Begehren schliesst<br />

Suche bis jenseits der Grenzen des Möglichen mit ein. Was getan<br />

werden muss, ist, das Begehren mit den Wurzeln auszureissen; der<br />

Mensch muss den Wunsch nach objektiven Vergnügungen aufgeben,<br />

die auf der Illusion gründen, dass die Welt vielfältig, vielfarbig usw. ist,<br />

<strong>und</strong> nicht auf der Wahrheit, dass die Welt, die Natur, die ganze<br />

Schöpfung, das Eine ist. Wenn ihr euch nur des Einen bewusst seid,<br />

wer wünscht dann was? Was könnte eine zweite Person erwerben<br />

<strong>und</strong> geniessen? Die göttliche Schau zerstört den Wunsch nach äusseren<br />

Freuden, denn es gibt kein vom Subjekt verschiedenes Objekt.<br />

Dies ist die wahre Aufgabe der Gesellschaft - jedem ihrer Mitglieder<br />

zu ermöglichen, diese göttliche Schau zu verwirklichen. Die in einer<br />

Gesellschaft durch gemeinsame Interessen verb<strong>und</strong>enen Menschen<br />

sind nicht nur Familien, Kasten, Klassen, Gruppen oder Verwandte,<br />

284


sie sind Gott. Sie sind durch das engste der Familienbande miteinander<br />

verknüpft; nicht nur die eine Gesellschaft, mit der sie sich verb<strong>und</strong>en<br />

fühlen, sondern die ganze Menschheit ist eins. „Die ganze Welt<br />

ist eine Familie”, sagen die Heiligen Schriften. Diese Einheit muss von<br />

jedem erlebt werden.<br />

<strong>Der</strong> Reichtum der Natur <strong>und</strong> die Bodenschätze werden jetzt für das<br />

Aufblähen des eigenen Egos missbraucht. Ist jedoch die göttliche Einheit<br />

erkannt, werdet ihr durch Liebe die neue Lebensweise fördern.<br />

Was jetzt „Mitleid“ oder gesetzlich erzwungene gegenseitige „Hilfe“<br />

ist, wird in „göttliche Liebe“ verwandelt, die sehr wirkungsvoll den Gebenden<br />

<strong>und</strong> den Empfangenden reinigen kann. Dieses Ziel ist jenseits<br />

des Bereiches der normalen Politik, Ethik oder Wirtschaft. Sie<br />

können nicht den Empfangenden umwandeln <strong>und</strong> den Gebenden mit<br />

Freude erfüllen, wie sehr sie auch um einen Ausgleich der beiden bemüht<br />

sein mögen. Sie haben weder die Überzeugungskraft noch das<br />

Durchhaltevermögen. Das Gleichgewicht, das sie errichten, wird von<br />

einem Schatten, dem Schatten des Egos, verfolgt. Dieser Schatten<br />

kann nur verschwinden, wenn die Identität des Einen erkannt <strong>und</strong> gefühlt<br />

wird.<br />

Man mag sagen, dass nicht alle Wünsche falsch sind; man möge die<br />

leidenschaftlichen, die andere schädigen <strong>und</strong> ausbeuten, verdammen;<br />

aber auf reine Wünsche verzichten? Wunsch ist jedoch<br />

Wunsch, auch wenn das Ziel wohltätig <strong>und</strong> rein ist. Die Frucht des Bemühens,<br />

der Geist, der sie erstrebt, die Kraft, die den Geist aktiviert,<br />

das Leben selbst - sie alle müssen durch Hingabe, die aus der Schau<br />

des Einen entsteht, dem Herrn zugewandt werden.<br />

Diejenigen, die argumentieren, dass der spirituelle Pfad nur für den<br />

Einzelnen ist <strong>und</strong> dass die Gesellschaft nichts damit zu tun haben<br />

sollte, begehen einen grossen Fehler. Es ist das Gleiche, als ob man<br />

darauf bestünde, dass Licht im Haus ist, <strong>und</strong> sagt, es sei gleich, ob es<br />

draussen dunkel ist. Hingabe an Gott passt nicht zusammen mit Hass<br />

auf die Mitmenschen. Die Mitmenschen <strong>und</strong> die Welt müssen immer<br />

im Spiegel von Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit (sat-cit-ananda) gesehen<br />

werden. Nur die Verwandtschaft, die auf dieser Erkenntnis<br />

gründet, wird Dauer haben. Das ist die <strong>Sai</strong>-Verwandtschaft. Wenn ihr<br />

diese Verwandtschaft vertieft, wird die echte Präsenz, die ständige<br />

Präsenz von <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> euch gehören.<br />

Lasst euch nicht von euren Launen in den Dschungel der Worte <strong>und</strong><br />

Gefühle führen. Seid fest <strong>und</strong> wahrhaft eurer innersten Natur gegenüber.<br />

Gut <strong>und</strong> Schlecht sind in den Reaktionen der einzelnen Men-<br />

285


schen begründet; sie liegen nicht in den Dingen oder Ereignissen. (...)<br />

Sie hängen nicht von logischer Annahme oder Ablehnung ab. Nur Erfahrung<br />

kann ihren Wert begründen. Wer kann die Gottheit als so <strong>und</strong><br />

so beschreiben? Die dies tun, betreiben eine nutzlose Übung. Es<br />

steht ihnen nicht zu, dies zu behaupten. Wenn sie sich das Recht<br />

dazu herausnehmen, sind sie nur eingebildet <strong>und</strong> verlassen sich auf<br />

ihren begrenzten Intellekt.<br />

Die Göttlichkeit ist in jedem Menschen vollkommen erhalten; für diejenigen,<br />

die klar <strong>und</strong> tief schauen können, liegt sie offen vor Augen. Wer<br />

dies ableugnet, betrügt sich nur selbst über seine Realität. Er kann sie<br />

nicht abweisen, indem er sie leugnet, weder für sich noch für andere.<br />

Die Schlussfolgerung ist deshalb unvermeidlich, dass es die Pflicht<br />

des Menschen ist, in der Gesellschaft einen Ausdruck des Göttlichen<br />

zu sehen <strong>und</strong> seine ganze Geschicklichkeit <strong>und</strong> Mühe darauf zu verwenden,<br />

das Wohlergehen <strong>und</strong> den Wohlstand der Gesellschaft zu<br />

fördern. <strong>Der</strong> Mensch muss<br />

1. dieses umfassende Gefühl,<br />

2. dieses alles einschliessende Denken,<br />

3. diese intuitive Schau entwickeln.<br />

Ohne diese drei ist der Mensch nur ein lebloses Wesen; wenn er diese<br />

drei verlacht, verliert er das Recht, ein Mensch genannt zu werden.<br />

<strong>Der</strong> Geist des Verzichts, das Befolgen sittlichen Verhaltens, das Streben<br />

nach Zusammenarbeit, der Sinn für Verwandtschaft - diese sind<br />

die charakteristischen Kennzeichen des Menschen. Ein Leben, in<br />

dem sie als Hindernisse angesehen werden, kann nicht „Leben“ genannt<br />

werden.<br />

Die Bruderschaft des Menschen kann nur auf der Gr<strong>und</strong>lage der göttlichen<br />

Schau ins Leben übersetzt werden. Alle Menschen dürsten<br />

nach Frieden, Glück <strong>und</strong> Glückseligkeit. Sie sind das kostbarste Erbe,<br />

auf das sie ein Anrecht haben, denn sie sind Gottes Schatz. Sie können<br />

nur dadurch erworben werden, dass ihr das Band erkennt, das<br />

die Menschen miteinander verknüpft. Alle Menschen sind von einem<br />

Geschlecht; sie sind von göttlichem Geschlecht.<br />

Alle Menschen sind Zellen des einen göttlichen Organismus, in dem<br />

göttlichen Körper. Dies sollte euer Glaube, euer Glück, eure Stärke,<br />

eure Fülle sein. Nur Bewusstheit dessen gibt euch das Recht, euch<br />

selbst Mensch zu nennen. Lernt, als Menschen zu leben. Dies ist die<br />

286


spirituelle Übung, dies ist die Botschaft von <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong>. 1.3.74, (23-<br />

42/46)<br />

Warum sich organisieren? Die Aufgabe, die auf die Menschheit wartet,<br />

ist, die Samen von Wahrheit, Rechtschaffenheit, Frieden <strong>und</strong> Liebe<br />

in das Herz einzupflanzen, das für ihren Empfang vorbereitet ist,<br />

die jungen Pflanzen aufzuziehen <strong>und</strong> sie mit Liebe <strong>und</strong> Sorgfalt zu<br />

überwachen, bis sie zu Bäumen heranwachsen, die eine reiche Ernte<br />

süsser Früchte abwerfen <strong>und</strong> alle zu befähigen, diese nährende<br />

Mahlzeit zu teilen. Weise, denen diese nützliche Kultur gelungen war,<br />

haben die Mittel <strong>und</strong> Methoden niedergeschrieben, die Stufen <strong>und</strong><br />

Fehltritte, die Hilfen <strong>und</strong> Hindernisse, welche die Menschen zu berücksichtigen<br />

haben, während sie mit dieser Aufgabe beschäftigt<br />

sind, <strong>und</strong> Millionen haben von ihrem Ratschlag profitiert. Aber niemals<br />

vorher ist dies zu einer organisierten Bewegung geworden, an der die<br />

gesamte Menschheit beteiligt war. Wenn das nicht so wird, kann es<br />

keine Befreiung von Furcht, Angst <strong>und</strong> Ungerechtigkeit geben.<br />

29.3.76, (24-19/20)<br />

Um euch herum sind elektrische Wellen. Da diese Schwingungen verunreinigt,<br />

verseucht sind, sind auch die Herzen der Menschen verunreinigt.<br />

<strong>Der</strong> göttliche Name kann all diese elektrischen Wellen um euch herum<br />

reinigen <strong>und</strong> heiligen. Das Wasser ist verseucht. Alles ist heutzutage<br />

verseucht <strong>und</strong> verschmutzt. Die Luft, die ihr atmet, das Wasser,<br />

das ihr trinkt, die Nahrung, die ihr esst, alles ist verseucht. Euer Leben<br />

ist verunreinigt. Nur der Name Gottes kann dies alles reinigen <strong>und</strong><br />

heiligen. <strong>Der</strong> göttliche Name kann alles in der Welt reinigen <strong>und</strong> heiligen.<br />

(14.1.95)<br />

Heute werden die Menschen auf der ganzen Welt von den verschiedensten<br />

Ängsten gequält. Nirgendwo ist Frieden. Doch die Menschen<br />

sollten nicht verzweifeln. Sie sollten der Lage mutig die Stirn bieten<br />

<strong>und</strong> sich um die Ergebnisse keine Sorgen machen. Macht Liebe zur<br />

Basis aller eurer Handlungen. (25.12.95)<br />

Heute ist die Welt mit sieben Krankheiten geschlagen. Erstens: Geschäfte<br />

machen ohne Moral. Das ist eine bedeutende Krankheit, welche<br />

die Welt befallen hat. Zweitens: Politik ohne Gr<strong>und</strong>sätze. Drittens:<br />

Erziehung <strong>und</strong> Bildung ohne Charakter. Viertens: Lebensunterhalt<br />

ohne Opfer. Fünftens: Ernte ohne Mühe. Sechstens: Menschlichkeit<br />

ohne Tugend. Siebentens: Frömmigkeit ohne Glauben. (...)<br />

287


Was für einen Nutzen hat Frömmigkeit ohne Glauben? Wie kann es<br />

nützlich sein, ein Mensch sein zu wollen ohne menschliche Qualitäten?<br />

Wie könnt ihr ohne Kultivierung des Bodens eine Ernte erwarten?<br />

Welchen Nutzen hat eine Erziehung ohne Charakter?<br />

Drei Dinge sind äusserst wesentlich heutzutage: Es muss im Geschäftsleben<br />

Moral geben. Die Politik muss feste Gr<strong>und</strong>sätze haben.<br />

Die Erziehung muss den Charakter bilden.<br />

Heute verursachen die sieben oben erwähnten Krankheiten alle Sorgen<br />

der Nation. Wohin ihr auch blickt, seht ihr Unordnung, Elend <strong>und</strong><br />

Furcht. Jedermann sollte beschliessen, das Land von diesen sieben<br />

schweren Krankheiten zu befreien.<br />

Liebe ist das Allheilmittel. Wie kann man sich dieser Krankheiten entledigen?<br />

Liebe ist das einzige Mittel. Liebe ist Gott. Lebt in Liebe.<br />

Wenn Liebe entwickelt wird, hat Hass keinen Platz. Ungerechtigkeit<br />

wird der Zutritt verwehrt. Die Menschen geben sich dann nicht der<br />

Falschheit hin. Sie geraten nicht auf böse Wege, sondern folgen dem<br />

rechten Pfad. (...)<br />

Liebt alle, Liebe ist Gottes einziger Besitz. Sie gehört nicht den Menschen.<br />

Sie ist kein käuflicher Gebrauchsartikel. Sie geht vom Herzen<br />

aus. Von ihr allein kann man sagen, dass sie göttlich ist. (7.3.97)<br />

<strong>Der</strong> <strong>Sai</strong>-Avatar hat sich in diesem Eisernen Zeitalter inkarniert mit der<br />

göttlichen Mission, jedem Einzelnen seine Beziehung zur Gemeinschaft<br />

<strong>und</strong> schliesslich zu Gott bewusst zu machen. Transformation<br />

auf der individuellen Ebene ist absolut wichtig. Doch heute verschwendet<br />

der Mensch seine Zeit mit unguten Beschäftigungen. Tagein<br />

<strong>und</strong> tagaus befasst er sich mit unheiligen Aktivitäten. Er erniedrigt<br />

sich selbst durch seine schlechten Gewohnheiten. Er tötet Tiere <strong>und</strong><br />

isst ihr Fleisch. Anstatt seinen Geist zu reinigen, zieht er ihn herab<br />

durch den Genuss von Rauschmitteln. Er entweiht die Zeit, welche<br />

eine göttliche Ausdrucksform ist, mit Glücksspielen. Er nährt böse Eigenschaften<br />

in sich, indem er sich schlechtem Tun hingibt. Darüber<br />

hinaus verstrickt er sich in so erniedrigende Taten wie Diebstahl <strong>und</strong><br />

Verleumdung anderer. Er liest vulgäre Bücher, welche schlechte Gedanken<br />

<strong>und</strong> Gefühle der Gewalt in ihm erwecken. So wie er sich mehr<br />

<strong>und</strong> mehr in schlechte Handlungen verwickelt, beschmutzt <strong>und</strong> verdirbt<br />

er auch die Gesellschaft. Wenn die Individuen schlechte Wege<br />

einschlagen, entartet die ganze Gesellschaft. Das <strong>Lehre</strong>n <strong>und</strong> das<br />

Verbreiten von Spiritualität sind wesentlich für die Reinigung des Individuums<br />

<strong>und</strong> der Gesellschaft.<br />

288


Was ist Spiritualität? Das, was die animalische Natur des Menschen<br />

zerstört, seine Menschlichkeit fördert <strong>und</strong> ihn schliesslich in ein göttliches<br />

Wesen verwandelt, das ist Spiritualität. Gottesverehrung, das<br />

Singen geistlicher Lieder <strong>und</strong> die Durchführung von Ritualen sind von<br />

zweitrangiger Bedeutung. Sie können nicht als wahre Spiritualität angesehen<br />

werden. (28.4.99)<br />

289


GEISTIGE GESETZE - NATURGESETZE<br />

Naturkatastrophen wie Erdbeben, Vulkanausbrüche, Dürren <strong>und</strong><br />

Überschwemmungen sind die Folge von Störungen im natürlichen<br />

Gleichgewicht der Natur, ausgelöst durch rücksichtslose Ausbeutung<br />

der natürlichen Bodenschätze. Man muss die Menschheit vergleichen<br />

mit einem Verrückten, der die Axt schwingt gegen den Ast, auf dem er<br />

sitzt. (13.2.97)<br />

Gesetz von Ursache <strong>und</strong> Wirkung, Karmagesetz<br />

Die Länder dieser Erde sind verschieden. Es gibt solche, deren Bevölkerung<br />

spirituell motiviert ist <strong>und</strong> sich vorwiegend nach geistigen<br />

Zielen ausrichtet, <strong>und</strong> andere, deren Bürger keine höheren Ideale haben,<br />

sondern materielle Ziele verfolgen, die ihre Sinne befriedigen. So<br />

unterscheidet sich seit Menschengedenken die Lebensauffassung<br />

der Völker. Bharata ist ein Land, in dem die Menschen das eigentliche<br />

Ziel allen Handelns entdeckt haben, nämlich die Verherrlichung Gottes,<br />

der überall <strong>und</strong> so auch in ihnen selbst gegenwärtig ist. Handeln,<br />

Karma, ist unvermeidlich, denn schon der Gedanke schliesst das<br />

Handeln ein. Man unterscheidet zwei Arten: das an die Welt geb<strong>und</strong>ene<br />

<strong>und</strong> das von den Veden <strong>und</strong> ihren Geboten beeinflusste Handeln.<br />

Jede Tätigkeit, die nur ausgeführt wird, um das Leben zu erhalten, ist<br />

auf materielle Ziele ausgerichtet. Spirituelles Bemühen erhebt den<br />

Menschen in den Bereich des Göttlichen <strong>und</strong> basiert auf den Veden<br />

oder den späteren Texten. Es kann als Gedanke, Gefühl oder körperliche<br />

Tätigkeit in Erscheinung treten <strong>und</strong> wird durch die Lebensweise<br />

in früheren Inkarnationen <strong>und</strong> durch das Verhalten in diesem Leben<br />

bestimmt. (...)<br />

Das Wort “Karma” ist kurz <strong>und</strong> bündig <strong>und</strong> wird von jedermann häufig<br />

benutzt. Aber das Prinzip, das es zum Ausdruck bringt, ist von grösster<br />

Bedeutung für die Menschheit. Karma bezeichnet nicht nur eine<br />

körperliche Tätigkeit, sondern schliesst Gedanken <strong>und</strong> Worte ein. Jeder<br />

kann ihm so viel Wert <strong>und</strong> Gültigkeit <strong>beim</strong>essen, wie es ihm sein<br />

Verstand erlaubt.<br />

Jede Aktivität des Menschen - weltlich, religiös <strong>und</strong> spirituell - ist Karma.<br />

Diese drei sind wie Strähnen miteinander verflochten. Weltliches<br />

Handeln hat selbstverdiente Vor- <strong>und</strong> Nachteile zur Folge. Religiöses<br />

Handeln nutzt die Erfahrung von Generationen gläubiger Sucher, <strong>und</strong><br />

spirituelles Handeln widmet sich der Läuterung des Herzens, so dass<br />

der innewohnende Gott sich darin spiegeln kann. Handeln ist ein ewig<br />

290


fliessender Strom, der das Rad des Lebens schneller <strong>und</strong> schneller<br />

dreht <strong>und</strong> es in ständiger Bewegung hält.<br />

Handeln bedeutet Bewegung oder das, was zur Bewegung drängt.<br />

Luft bewegt sich im Raum. Durch Reibung erlangt bewegte Luft Wärme.<br />

Lebewesen können ihre Körpertemperatur so lange erhalten, wie<br />

sie Luft ein- <strong>und</strong> ausatmen. Je schneller der Atem, desto wärmer ist<br />

der Körper. Wärme ist die Eigenschaft des Feuers, <strong>und</strong> Wärme lässt<br />

Wasser verdampfen. Die Wasserteilchen vermischen sich mit anderen<br />

Elementen <strong>und</strong> verhärten sich dann als Erde. Die Erde bringt<br />

Pflanzen <strong>und</strong> Bäume hervor, <strong>und</strong> diese wiederum sorgen für die Nahrung<br />

des Menschen <strong>und</strong> erhalten ihn ges<strong>und</strong>. Die Pflanzen tragen die<br />

Früchte, von denen der Mensch lebt <strong>und</strong> deren Geschenk die im Samen<br />

enthaltene Lebenskraft ist, die zur Fortpflanzung führt. Das ist<br />

der Schöpfungsakt, das Karma der Schöpfung, welches sich unaufhörlich<br />

wiederholt. (...)<br />

Kurz gesagt, Karma erkennt man als Bewegung, als Fortschritt, als<br />

Entwicklung <strong>und</strong> als Fortpflanzung.<br />

Es ist nur natürlich zu erwarten, dass diese unendliche kontinuierliche<br />

Strömung eine feste, unveränderliche Gr<strong>und</strong>lage haben muss. Diese<br />

ist das Universal-Absolute. Die allererste Schwingung dieser Gr<strong>und</strong>lage<br />

trat auf, als das Absolute zu Gott, dem Schöpfer des Universums,<br />

wurde <strong>und</strong> das Verlangen nach Weisheit, Wunsch <strong>und</strong> Willen ausdrückte.<br />

Diese allererste Schwingung nannte man das Ur-Karma, das<br />

Karma des Umformens des Seins in das Werden - das Karma der<br />

Schöpfung.<br />

Es ist das Wesen dieses Karma, welches die göttliche Dreieinigkeit<br />

von Brahma, dem Schöpfer, Vishnu, dem Erhalter, <strong>und</strong> Shiva, dem<br />

Auflöser, notwendig machte. Das Gesetz des Karma regiert die Bewegungen<br />

der Sterne, Planeten, Milchstrassen <strong>und</strong> anderer Himmelskörper.<br />

Dasselbe Gesetz lenkt <strong>und</strong> beherrscht, was in allen Welten<br />

geschieht. Es ist seinem Wesen nach unerforschlich. Niemand kann<br />

sich eine Zeit vorstellen, in der Karma nicht war. Es liegt jenseits der<br />

Kapazität des Menschen, mit Genauigkeit vorherzusagen, welche Ereignisse<br />

warum, wann <strong>und</strong> wie geschehen werden. Sie sind festgelegt<br />

von Ewigkeit zu Ewigkeit.<br />

Ebenso wie man jede Arbeit <strong>und</strong> jede Handlung, die ausgeführt wird,<br />

als Karma bezeichnen kann, so ist Müssiggang oder Nichtstun Karma!<br />

Wenn ihr eine Person schweigend, still <strong>und</strong> ohne etwas zu tun sitzen<br />

seht, nehmt ihr an, dass sie nicht aktiv ist. Wie kann man da sagen,<br />

dass sie Karma ausführt? Was ist gemeint, wen man sagt: “Er<br />

291


arbeitet nicht”, oder: “Er ist nicht aktiv”? Diese Feststellungen bedeuten<br />

nur: “Er ist damit beschäftigt, sich von jeder Arbeit <strong>und</strong> Aktivität<br />

fernzuhalten.” Man kann also sagen, dass der Mensch sich manchmal<br />

damit beschäftigt, nicht zu arbeiten. Wenn er an dem, was er tut,<br />

emotionell nicht beteiligt ist, sondern es als seine Pflicht <strong>und</strong> als Gottesdienst<br />

betrachtet, wenn der Erfolg oder Misserfolg seiner Handlung<br />

ihn unberührt lassen, wird diese Handlung ohne Folgen für ihn<br />

bleiben. Dies ist die höchste spirituelle Disziplin.<br />

<strong>Der</strong> erste Akt eines Lebewesens ist das Einatmen, der Beginn des<br />

Atem-Rhythmus. Wenn ihr einmal darüber nachdenkt, erkennt ihr, wie<br />

erstaunlich das ist. Es ist ein w<strong>und</strong>erbares Geheimnis. Es ist nicht so,<br />

dass der Mensch in dem Augenblick, in dem er geboren wird, beschliesst,<br />

die Luft, die ihn umgibt, ein- <strong>und</strong> auszuatmen. Er beginnt<br />

damit, ohne es zu wollen oder zu wünschen.<br />

Nicht nur der Mensch, sondern jeder lebende Organismus ist Zeugnis<br />

dieses grossen W<strong>und</strong>ers. Ihr könntet Zweifel haben <strong>und</strong> fragen: “Wie<br />

kann der Mensch etwas tun, ohne es zu wünschen <strong>und</strong> zu wollen?”<br />

Das Beste ist, diesem Zweifel mit der Antwort zu begegnen, dass der<br />

Mensch solche Geheimnisse nicht enträtseln kann. Selbst wenn man<br />

antworten würde: “Die Natur ist die Ursache dafür”, bleibt die Frage<br />

offen: “Was ist Natur eigentlich?” Atmen beginnt mit der Geburt; es ist<br />

ein automatischer, natürlicher Vorgang - so sagt man. Aber das sagt<br />

nur das Gleiche mit anderen Worten. Es erklärt gar nichts. Dann<br />

könnt ihr auch sagen, dass der Mensch die Zusammenhänge dieses<br />

wichtigsten Geschehens nicht versteht. Es ist in der Tat überraschend,<br />

dass der Vorgang des Atmens für die Person, die atmet, ein<br />

Geheimnis ist.<br />

Wenn ihr über die Tatsache nachdenkt, dass Yogis durch Willensanstrengung<br />

ihren Pulsschlag <strong>und</strong> den Atmungsvorgang anhalten können,<br />

erkennt ihr die Macht, welche der Wille über den Ablauf des Karma<br />

besitzt. Dadurch wird bewiesen, dass Karma nicht etwas ist, das<br />

unabhängig im luftleeren Raum existiert. Ohne Täter gibt es keine<br />

Tat. (...)<br />

Das Wesen des Einzelnen, das sich in seinem Verhalten manifestiert,<br />

wird durch Wünsche bestimmt. Er formt sich selbst durch seine Hoffnungen,<br />

sein Streben, seine Bemühungen <strong>und</strong> seine Leistungen.<br />

Durch die Entscheidungen, die er trifft, <strong>und</strong> durch seine Handlungen<br />

entwirft er sogar seine eigene Zukunft. Die Macht, die sein Verstand<br />

auf ihn ausübt <strong>und</strong> die seinen Willen in eine bestimmte Richtung lenkt,<br />

wird von der materiellen Welt ausgeübt. Wer erst einmal entdeckt hat,<br />

292


dass er seine Neigungen <strong>und</strong> Wünsche mit Hilfe seiner intuitiven Fähigkeiten<br />

selbst dirigieren kann, für den ist es leicht, die Mittel anzuwenden,<br />

die ihn von den Fesseln der Welt befreien.<br />

Jedes Lebewesen wird von natürlichen Kräften <strong>und</strong> Impulsen geformt<br />

<strong>und</strong> beherrscht; es ist unentrinnbar dem Einfluss seiner Umwelt ausgesetzt.<br />

Das ist die Anschauung, die gewöhnlich von allen Intellektuellen<br />

vertreten wird. Die Diskussion darüber muss jedoch vorerst verschoben<br />

werden, denn ihr müsst euch zunächst eingehender mit dem<br />

Begriff des Karma <strong>und</strong> mit den Kräften, von denen es beeinflusst wird,<br />

beschäftigen. Unter “Karma” versteht man im Allgemeinen “Arbeit”.<br />

Transaktionen <strong>und</strong> Handlungen jeder Art können als “Arbeit” bezeichnet<br />

werden. Dabei ist keine Arbeit hoch oder niedrig. Jede Arbeit ist<br />

heilig, wenn sie für die Aufrechterhaltung <strong>und</strong> Weiterentwicklung des<br />

Lebens erforderlich ist. Deshalb gilt es als erstrebenswert, die positiven<br />

oder negativen Folgen des Handelns anzunehmen, ohne sich dagegen<br />

aufzulehnen.<br />

Die Hindus betrachten Glück <strong>und</strong> Unglück, Freude <strong>und</strong> Leid als unentrinnbare<br />

Folgen ihres eigenen Handelns. Da sie deshalb nicht gegen<br />

Elend, Krankheit <strong>und</strong> Leid ankämpfen <strong>und</strong> diese Widrigkeiten<br />

nicht zu überwinden suchen, werden sie oft als Müssiggänger bezeichnet.<br />

Diese Ansicht zeugt jedoch von äusserster Beschränktheit,<br />

denn sie zieht die gr<strong>und</strong>legenden Prinzipien <strong>und</strong> die Philosophie des<br />

Karma nicht in Betracht, sondern urteilt lediglich nach deren Auswirkung<br />

auf weltlicher Ebene. Diese Auffassung wird nur von denen vertreten,<br />

die einen Vorteil daraus ziehen wollen.<br />

Nehmt ein Beispiel aus eurer eigenen Erfahrung. <strong>Der</strong> Angestellte, der<br />

im Büro arbeitet; der Bauer auf der eigenen Scholle; der Gepäckträger,<br />

der sich auf seine eigene Kraft verlässt, um seinen armseligen<br />

Unterhalt zu verdienen; der Schmied, der Töpfer, der Zimmermann,<br />

der Wäscher, der Barbier - sie alle sind sich ihrer Pflichten bewusst<br />

<strong>und</strong> gehen ihrer Arbeit nach. Sie wissen, dass es ihnen im Leben<br />

schlecht ergehen würde, wenn sie ihre Aufgaben nicht mit Hingabe<br />

erfüllten. Deshalb widmen sie sich ihrem Beruf nach besten Kräften.<br />

Warum sollte man mehr von diesen Leuten verlangen? Nur wenn sie<br />

unwillig oder unfähig wären, ihre Pflichten zu erfüllen, müsste man sie<br />

warnen <strong>und</strong> ermutigen. (...)<br />

Flugzeuge, Schiffe, Fabriken oder Krankenhäuser z.B. Sind durch Arbeit<br />

geschaffen worden, <strong>und</strong> es wird darin gearbeitet. Das ist weltliche<br />

Arbeit, die für dieses Leben wichtig ist. Aber ein glückliches Leben ist<br />

nur die Vorbereitung für späteren spirituellen Fortschritt. Es besteht<br />

293


kein Zweifel darüber, dass Fehler in weltlichen Angelegenheiten unbedingt<br />

vermieden werden müssen, denn sie schaden dem Individuum,<br />

der Gesellschaft <strong>und</strong> der Nation. Dennoch ist es bedauerlich,<br />

dass der Mensch sich nicht ebenso wirksam <strong>und</strong> begeistert für seinen<br />

spirituellen Fortschritt einsetzt wie für sein weltliches Weiterkommen.<br />

(5-110/115)<br />

Als Nächstes wollen wir die Beziehung zwischen weltlichem <strong>und</strong> spirituellem<br />

Karma untersuchen. (...)<br />

Es ist Aufgabe <strong>und</strong> Pflicht des Regierenden, berechtigte <strong>und</strong> der Gesellschaft<br />

dienliche Wünsche seiner Untertanen zu befriedigen. Er<br />

kümmert sich nicht selbst um die Einzelheiten, sondern er hat viele<br />

Minister eingesetzt, die für die Ausführung seiner Anordnungen, die<br />

das Reich <strong>und</strong> die Bürger betreffen, verantwortlich sind. Die Regierenden<br />

weltlicher Staaten müssen notgedrungen strenge Verordnungen,<br />

Gebote <strong>und</strong> Verbote erlassen, um Wohlfahrt, Gedeihen <strong>und</strong><br />

Fortschritt zu sichern. Stellt euch nur vor, wieviel mehr dies für den<br />

Herrn zutrifft, der für das gesamte Weltall verantwortlich ist! Für einen<br />

reibungslosen Ablauf der verschiedenen Vorgänge in der Natur muss<br />

es unfehlbare Gesetze geben. Bedenkt einmal, wie zahlreich <strong>und</strong> universal<br />

diese sein müssen! Sie umfassen die gesamte belebte <strong>und</strong> unbelebte<br />

Natur. In der transzendenten Hierarchie hat jedes “Ministerium”,<br />

das innerhalb des grösseren Rahmens mehr oder weniger<br />

selbständig ist, seine besonderen Aufgaben, für welche es die entsprechenden<br />

Bestimmungen erlässt. Es hat einen Schutzpatron als<br />

“Minister” <strong>und</strong> ausführende Organe, welche die Pflichten koordinieren<br />

<strong>und</strong> für die Zusammenarbeit aller verantwortlich sind.<br />

Die Gebete der Betrübten um zeitliche Hilfe oder Führung werden nur<br />

von den zuständigen himmlischen Wesenheiten erhört. Wenn die Bitte<br />

aus Unwissenheit oder Mangel an Sorgfalt an den falschen Schutzpatron<br />

gerichtet wird, was geschieht dann? Er kann sie nur mit der<br />

Bemerkung beiseite schieben, dass es ihn nichts angeht, da das Gebet<br />

fälschlicherweise an ihn gerichtet wurde. Gebete um bestimmte<br />

Wohltaten <strong>und</strong> Gaben müssen also mit der richtigen Adresse versehen<br />

werden. <strong>Der</strong> Schutzpatron, der sich mit dem Regen befasst, ist<br />

Indra. Gebete um Regen oder solche, die in irgendeiner Weise mit<br />

Regen zu tun haben, müssen an ihn gerichtet werden, denn nur er hat<br />

die Befugnis, sich damit zu befassen. Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Stärke sind unter<br />

der Obhut von Surya. Ganapati hilft bei der Verhütung von Schwierigkeiten,<br />

die guten Werken im Wege stehen. Bhudevi ist die Göttin<br />

294


der gesamten Vegetation, während Pflanzen, Kulturen <strong>und</strong> medizinische<br />

Kräuter unter dem besonderen Schutz von Chandra stehen. Es<br />

gibt also Wesenheiten mit geringerer Machtbefugnis, die einen kleineren<br />

Bereich zu überwachen <strong>und</strong> zu leiten haben. Man nennt sie himmlische<br />

Wesen, Engel oder Gottheiten. Jeder der menschlichen Sinne<br />

wird von einem dieser Schutzpatrone überwacht, beschützt <strong>und</strong> geführt.<br />

Man mag einwenden: “Es gibt nur einen Gott. Warum kann er nicht<br />

unsere Gebete erhören?” Diese Frage beruht auf einem Irrtum; sie ist<br />

ein Zeichen unvollständiger Erkenntnis. Natürlich gibt es nur einen<br />

Gott. Aber in der Herrschaft des Kosmos gibt es viele verschiedene<br />

Bereiche, die geleitet <strong>und</strong> reguliert werden müssen. Dafür sind untergeordnete<br />

himmlische Wesenheiten zuständig. Wenn ihr einen Brief<br />

an mich schreibt, diesen aber an jemand anderen adressiert, wird er<br />

nur den Adressaten erreichen! Er kann nicht in die Hände der Person<br />

kommen, die ihr eigentlich ansprechen möchtet. Ihr müsst also auch<br />

die Wünsche, die ihr habt, an die Gottheit adressieren, die befugt ist,<br />

sich mit deren Erfüllung oder Ablehnung zu befassen. Diese wird sich<br />

dann selbst eures Problems annehmen <strong>und</strong> die Schritte, die zu seiner<br />

Lösung führen, unternehmen.<br />

Es ist sehr wichtig, sich genau zu prüfen, bevor man ein Gebet formuliert.<br />

Dadurch wird geklärt, ob die Gedanken, Beschlüsse, Hoffnungen<br />

<strong>und</strong> Wünsche einem starken Glauben entspringen oder nicht. Wie<br />

aber kann man sich testen <strong>und</strong> die Wahrheit entdecken? Die Güte eines<br />

Goldstücks wird bestimmt, indem man die Spur untersucht, die es<br />

auf einem Prüfstein hinterlässt. <strong>Der</strong> Test, der die Qualität eures Glaubens<br />

enthüllt, ist die Frage, ob ihr die Anweisungen, die von Gott gegeben<br />

werden, ernsthaft befolgt. Euer Denken <strong>und</strong> Handeln müssen<br />

eurem Glauben entsprechen. Sie müssen im innersten Kern heilig<br />

<strong>und</strong> so voller Liebe <strong>und</strong> Mitgefühl sein, dass die Gnade Gottes davon<br />

angezogen wird.<br />

Die <strong>Lehre</strong> vom Karma, wie sie in den vedischen Schriften niedergelegt<br />

ist, beschäftigt sich mit dem Handeln, das einem reinen Denken<br />

<strong>und</strong> einem starken Glauben entspringt. Ein solches Handeln ist die<br />

Wurzel menschlichen Fortschritts, der Atem wirklich glücklicher<br />

menschlicher Existenz, die einzige Nahrung, die den Hunger des<br />

Menschen stillen <strong>und</strong> das lebensspendende Wasser, das seinen<br />

Durst löschen kann. Karma, Handeln, ist eine ebenso unausweichliche<br />

Notwendigkeit wie die Entdeckung <strong>und</strong> Verwirklichung eurer eigenen<br />

Realität. (...)<br />

295


Drei Arten des Handelns erreichen Gott unmittelbar <strong>und</strong> gewinnen<br />

seine Gnade:<br />

1. Handeln, das nicht persönlichen Wünschen entspringt;<br />

2. Handeln, das von selbstloser Liebe bestimmt wird, <strong>und</strong><br />

3. Gebete, die aus einem reinen Herzen kommen.<br />

Das sind die Dinge, denen der Herr Beachtung schenkt. Bitten anderer<br />

Art sind an die entsprechenden Schutzpatrone zu richten, die sich<br />

ihrer annehmen werden. Nur uneigennützige Gebete, die von Liebe<br />

durchdrungen <strong>und</strong> nicht an eine Vergünstigung geb<strong>und</strong>en sind, die<br />

das Gebet bewirken möchte, erreichen Gott unmittelbar. (5-115/119)<br />

Die Lebensumstände des Einzelnen hängen davon ab, ob er sich bei<br />

dem Kampf um den Lebensunterhalt in früheren Existenzen Verdienste<br />

erworben oder Schuld auf sich geladen hat. Um in diesem Kampf<br />

erfolgreich zu sein, um Hindernisse zu überwinden <strong>und</strong> Fertigkeiten<br />

zu erwerben, benutzt der Mensch seine Intelligenz. Aber die wirklich<br />

wertvollen Richtlinien für die Weiterentwicklung des Menschen liegen<br />

jenseits seiner Intelligenz <strong>und</strong> der Aufnahmefähigkeit seines Verstandes.<br />

Er kann sie jedoch in den Veden <strong>und</strong> Shastras finden, welche die<br />

Gr<strong>und</strong>regeln für sein Verhalten festlegen <strong>und</strong> ihm zeigen, wonach er<br />

streben <strong>und</strong> wie er seine Fähigkeiten einsetzen sollte. Das Handeln,<br />

das den Geboten der Veden <strong>und</strong> Shastras folgt, ist für den Menschen<br />

ebenso wesentlich wie das Handeln, welches durch weltliche Gegebenheiten<br />

bedingt ist. Die Gebildeten sollten erkennen, dass alles,<br />

was in den Heiligen Schriften empfohlen wird, dem Menschen hier<br />

<strong>und</strong> jetzt nützt <strong>und</strong> zu Frieden <strong>und</strong> Harmonie in zukünftigen Existenzen<br />

führt.<br />

Es ist eine Kunst, so zu handeln, dass es der eigenen Weiterentwicklung<br />

dient, <strong>und</strong> in dieser Kunst steht als Ziel der “Dienst an der<br />

Menschheit” an erster Stelle. Natürlich ist derjenige, der dieses Ziel<br />

anstrebt, selbst auch ein Nutzniesser, da er ja der Gemeinschaft, der<br />

er dient, angehört. Er nimmt selbst an diesem grossartigen Abenteuer<br />

teil. Das Wissen darum <strong>und</strong> die Erkenntnis der Zusammenhänge, die<br />

sich während des Dienens einstellt, verstärken dann den Wunsch,<br />

dem Nächsten zu dienen.<br />

Heute wird viel davon geredet, dass der Dienst am Menschen Gottesdienst<br />

sei. Dieser Gedanke ist absolut richtig. Es gibt aber nicht viele,<br />

296


die sich Gedanken darüber machen, wie dieser Dienst gestaltet werden<br />

soll. <strong>Der</strong> Ruf nach dem Dienst an der Menschheit wird gehört <strong>und</strong><br />

begrüsst, aber die Entscheidung, wie <strong>und</strong> wo dieser ausgeführt werden<br />

soll, wird nicht genügend durchdacht. Jeder folgt seinen eigenen<br />

Neigungen <strong>und</strong> Impulsen. <strong>Der</strong> stärkste Impuls ist dabei der Wunsch<br />

nach Anerkennung, die durch scheinbare Selbstlosigkeit gewonnen<br />

wird. Bei einem solchen “Dienen” wird weder weltlicher noch spiritueller<br />

Fortschritt gefördert. Es wird mehr zerstört als aufgebaut. Dem einen<br />

helfen, mit dem anderen zusammenarbeiten, denen beistehen,<br />

die Niederlage, Krankheit <strong>und</strong> Elend erleiden - all dieses sollte nicht<br />

nur den Einzelnen befriedigen, sondern auch der Welt Harmonie <strong>und</strong><br />

Glück bringen.<br />

Wie der Wunsch, anderen zu dienen, organisiert <strong>und</strong> in welche Richtungen<br />

er geleitet werden muss, ist vor <strong>und</strong>enklichen Zeiten von euren<br />

Vorfahren festgelegt worden. Eure Vorväter glaubten, dass die<br />

Beachtung der Göttlichen Ordnung durch den Einzelnen zur Wohlfahrt<br />

in der Welt beiträgt <strong>und</strong> als ein “Dienst” gewertet werden kann.<br />

(5-119/121)<br />

<strong>Der</strong> erste Schritt auf dem Weg zu Frieden <strong>und</strong> Harmonie für die ganze<br />

Menschheit ist, dass jeder die göttlichen Verordnungen, die den <strong>Lehre</strong>n<br />

seiner eigenen Religion entsprechen, beachtet. Jeder, der sich an<br />

die Gr<strong>und</strong>prinzipien seines Glaubens hält, dient damit sich selbst <strong>und</strong><br />

anderen am besten. Die Göttliche Ordnung bedeutet in diesem Zusammenhang:<br />

Handeln im Einklang mit den Traditionen der Kultur<br />

des jeweiligen Landes. In der Kultur dieses Landes jedenfalls wird<br />

das Ideal des Weltfriedens <strong>und</strong> der Wohlfahrt aller in allen Bereichen<br />

berücksichtigt.<br />

Das intellektuelle Eindringen in die <strong>Lehre</strong> vom Geheimnis des Karma,<br />

die in unseren Heiligen Schriften einen weiten Raum einnimmt, beginnt<br />

mit den Worten: “Nun zur Untersuchung des Handelns <strong>und</strong> seiner<br />

Folgen.” Das Spenden für wohltätige Zwecke z.B. bringt gute<br />

Früchte; aber man muss aufpassen, dass es nicht durch Egoismus<br />

verdorben wird. Es steht geschrieben, dass grosszügige Wohltätigkeit<br />

jetzt <strong>und</strong> hier Glück für das nächste Leben sichert. Die Aussicht auf<br />

diesen eigenen Vorteil kann die Menschen zu gutem Handeln anspornen.<br />

Meist sind es jedoch andere egoistische Motive <strong>und</strong> nicht diese<br />

Gedanken an die eigene Zukunft, die zur Wohltätigkeit führen. Das ist<br />

eine allzu offensichtliche Tatsache.<br />

Die Leute sind stolz, dass sie anderen geholfen haben. Sie möchten<br />

297


dafür als wohltätig <strong>und</strong> freigebig gepriesen werden. Diese Haltung<br />

enthüllt ihre Unwissenheit, die auf Unkenntnis der wahren Zusammenhänge<br />

zurückzuführen ist. (5-121/122)<br />

Jedes Lebewesen wird irgendwann einmal vollkommen werden. Das<br />

kann unmöglich aufgehalten oder abgestritten werden. Euer jetziger<br />

Zustand der Unvollkommenheit ist das Ergebnis eurer Handlungen in<br />

vergangenen Inkarnationen. Das heisst, dass eure Gedanken, Gefühle,<br />

Leidenschaften <strong>und</strong> Taten in früheren Erdenleben die Umstände<br />

geschaffen haben, in denen ihr euch gegenwärtig befindet. So werden<br />

auch eure zukünftigen Lebensbedingungen von eurem gegenwärtigen<br />

Handeln, euren Wünschen, Gedanken <strong>und</strong> Gefühlen abhängen.<br />

Mit anderen Worten, ihr bestimmt selbst euer eigenes Glück <strong>und</strong><br />

Unglück. Das bedeutet nicht, dass man, um glücklich zu werden <strong>und</strong><br />

Unglück zu vermeiden, nicht die Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung anderer suchen<br />

<strong>und</strong> annehmen sollte. (...) Durch diese Hilfe wird das eigene Bewusstsein<br />

geläutert <strong>und</strong> verfeinert <strong>und</strong> der spirituelle Fortschritt beschleunigt.<br />

Das ist der Weg zur Vollkommenheit.<br />

Das Studium von Büchern allein führt nicht zu dieser das Leben verändernden<br />

Erfahrung. Dazu ist die geistige Berührung mit einem Wissenden<br />

erforderlich. Selbst wenn jemand sein ganzes Leben über<br />

den Büchern sitzt <strong>und</strong> dadurch sehr gelehrt wird, bedeutet das nicht,<br />

dass er den geringsten spirituellen Fortschritt gemacht hat. Die Beziehung<br />

zwischen Gelehrsamkeit <strong>und</strong> spiritueller Bildung entspricht nicht<br />

der von Ursache <strong>und</strong> Wirkung. Wie bewandert man auch in weltlichen<br />

Wissenschaften sein mag, wenn der Geist nicht geläutert wird, ist all<br />

das Wissen nutzloser Ballast. Das beste Erziehungssystem ist das,<br />

welches kulturelle Werte lehrt <strong>und</strong> dazu beiträgt, dass diese Werte alles,<br />

was gelernt wird, durchdringen <strong>und</strong> läutern. (...)<br />

Nur ein edler Mensch, in dessen Herz die Wahrheit des Göttlichen<br />

Selbst fest verankert ist, darf als Guru erwählt werden, <strong>und</strong> der Guru<br />

darf nur den, der diese Wahrheit willkommen heisst <strong>und</strong> nach ihr<br />

sucht, als Schüler annehmen. Das Samenkorn muss den Keim schon<br />

in sich tragen. (7-30)<br />

Gott fügt alle eure guten <strong>und</strong> schlechten Handlungen zu einer Girlande<br />

zusammen <strong>und</strong> hängt sie euch bei der Wiedergeburt um den Hals.<br />

Ihr könnt den Folgen eurer Handlungen nicht entgehen. (...)<br />

Alles Gute <strong>und</strong> Schlechte, das euch in diesem Leben widerfährt, ist<br />

die Folge eures eigenen Handelns, euer Karma. Dieses Karma ist<br />

298


auch die Ursache eurer Geburt. Ob ihr Gutes oder Schlechtes tut, alles<br />

trägt dazu bei, wieder <strong>und</strong> wieder geboren zu werden. Ihr müsst<br />

euer Karma ausleben. Hindus glauben an das Gesetz von Ursache<br />

<strong>und</strong> Wirkung, an die Wiedergeburt <strong>und</strong> an die Inkarnation Gottes als<br />

Avatar. Nur der Hinduismus akzeptiert alle drei dieser göttlichen Gesetze.<br />

In diesem Zusammenhang mögt ihr fragen, welches Karma<br />

wohl die Geburt Gottes als Mensch verursacht. Müsste denn nicht<br />

auch für seine Geburt als Avatar gutes <strong>und</strong> schlechtes Karma die Ursache<br />

sein? Hier gibt es einen bedeutsamen Unterschied, den ihr zur<br />

Kenntnis nehmen müsst. Wenn der Mensch gut oder schlecht gehandelt<br />

hat, betreffen die Folgen nur ihn selbst. Im Hinblick auf den Avatar<br />

ist das anders. Die schlechten Handlungen schlechter Menschen<br />

<strong>und</strong> die guten Handlungen guter Menschen sind beide die Ursache<br />

für das Kommen Gottes in menschlicher Gestalt. (...)<br />

<strong>Der</strong> Herr nimmt menschliche Gestalt nur wegen des Karma an, das<br />

andere auf sich geladen haben. Er tut das aus seinem eigenen freien<br />

Willen. 1977, (37-23)<br />

Karma ist die Ursache für die Geburt des Menschen, für sein Wachsen<br />

<strong>und</strong> für seine Erlösung. <strong>Der</strong> Mensch ist wahrlich göttlich, denn er<br />

kann sein Leid ebenso wie seine Freude selbst bewirken. Alles Leid<br />

<strong>und</strong> alle Freude in dieser Welt werden allein durch das Handeln des<br />

Menschen verursacht. 1977, (37-58)<br />

Aus dieser unwirklichen Welt führe mich zur Wirklichkeit, aus der Dunkelheit<br />

der Unwissenheit führe mich zum Licht, vom Tod führe mich<br />

zur Unsterblichkeit.<br />

Wie ist das zu verstehen? Tod bedeutet hier den Kreislauf von Tod<br />

<strong>und</strong> Wiedergeburt, <strong>und</strong> Unsterblichkeit ist die Erlösung von der Wiedergeburt.<br />

Was ist der Weg zur Unsterblichkeit? Unsterblichkeit erlangt<br />

nur, wer alles Sterbliche abstreift. 1977, (37-121)<br />

Die Folgen eures Handelns in der Vergangenheit sind gespeichert.<br />

Aber es kommt darauf an, was ihr von diesem Vorrat für den gegenwärtigen<br />

Verbrauch auswählt. Wenn ihr dabei euren Verstand gebraucht,<br />

kann auch dieses Erbe der Vergangenheit angenehm,<br />

schmackhaft <strong>und</strong> der Ges<strong>und</strong>heit zuträglich zubereitet werden. Darüber<br />

hinaus kann die Gnade Gottes den Einfluss der Vergangenheit<br />

aufheben oder abschwächen. Darauf könnt ihr euch verlassen. Wenn<br />

das Gesetz von Ursache <strong>und</strong> Wirkung so starr <strong>und</strong> unbeugsam wäre,<br />

299


was hätte es für einen Zweck, euch spirituelle Anstrengungen <strong>und</strong> ein<br />

rechtschaffenes, tugendhaftes Leben zu empfehlen. Wenn ihr die<br />

Gnade Gottes gewinnt, werden sich die Folgen vergangener Handlungen<br />

wie Nebel in der Sonne auflösen, <strong>und</strong> die Morgendämmerung<br />

der Weisheit wird anbrechen. 30.9.60, (15-148)<br />

Wenn das Gesetz von Ursache <strong>und</strong> Wirkung dem Menschen wirklich<br />

Hände <strong>und</strong> Füsse fesseln würde, warum würden dann die Shrutis <strong>und</strong><br />

Smritis die ernsthaften Bemühungen <strong>und</strong> spirituellen Übungen der<br />

Sucher so hoch bewerten? Selbstverständlich können solche Anstrengungen<br />

die schlimmen Folgen des Karma umwandeln <strong>und</strong> den<br />

Menschen vor einem Schicksal bewahren, das er sich selbst gewoben<br />

hat. Die Geschichte von Markandeya, der den Klauen des Todes<br />

entging, ist ein Beispiel dafür. Seine spirituellen Bemühungen trugen<br />

den Sieg davon, weil er damit die Gnade Gottes auf sich gezogen hatte.<br />

Es gibt zahllose Beispiele im Erdenleben der Avatare, die beweisen,<br />

dass Gnade stärker ist als gespeichertes Karma. Was immer<br />

Gott euch widerfahren lässt, hilft euch weiter auf dem Weg zur Erlösung<br />

<strong>und</strong> wird euch niemals zu Fall bringen oder in Knechtschaft geraten<br />

lassen. Es gibt keinen Gott der Rache. Er kennt keine Zu- <strong>und</strong><br />

Abneigungen; er steht über den Charaktereigenschaften. Wie kann er<br />

da hassen <strong>und</strong> rachsüchtig sein? Er ist allmächtig. Er gibt, um was ihr<br />

ihn bittet; seid also vorsichtig, wenn ihr um etwas bittet! Lernt, nur um<br />

das zu bitten, was wirklich segensreich für euch ist. 9.12.64, (19-16)<br />

Das Gesetz von Ursache <strong>und</strong> Wirkung ist kein eisernes Gesetz.<br />

Durch Hingabe <strong>und</strong> Läuterung, die Segnungen nach sich ziehen, können<br />

seine Wirkungen abgeschwächt <strong>und</strong> seine Schrecken gelindert<br />

werden. Verzweifelt nicht. Wenn Untugenden euer Herz beherrschen,<br />

wird es schmutzig <strong>und</strong> russig. Die Flammen von weltlichem Verlangen,<br />

Zorn <strong>und</strong> Geiz lassen das Herz verkohlen. Gnade hilft <strong>beim</strong> Löschen<br />

der Flammen. Gnade verleiht Glückseligkeit, welche durch Verlangen,<br />

Zorn <strong>und</strong> Geiz niemals vermittelt werden kann. 10.4.65, (18-<br />

240)<br />

Ein uraltes vedisches Gebet lautet: „Von dieser vergänglichen Welt<br />

des Verfalls führe mich zur Welt ewiger Glückseligkeit; schenke mir<br />

das Licht deiner Gnade <strong>und</strong> erleuchte meine Seele mit Wahrheit; erlöse<br />

mich von den Qualen, die Geburt <strong>und</strong> Tod mit sich bringen, <strong>und</strong><br />

vernichte in mir Wünsche <strong>und</strong> Verlangen, die den Keim für eine Wiedergeburt<br />

in sich tragen.“ (27-9)<br />

300


Keine andere menschliche Gemeinschaft hat sich so in die Probleme<br />

vertieft, die sich mit Geburt <strong>und</strong> Tod <strong>und</strong> mit den Folgen von Gedanken,<br />

Worten <strong>und</strong> Taten nach dem Tod befassen, wie die Hindus. Die<br />

Lösungen, die sie fanden <strong>und</strong> bestätigten, sind allgemein gültig, überzeugend<br />

<strong>und</strong> so segensreich für den Einzelnen <strong>und</strong> die Gesellschaft,<br />

dass sie jahrh<strong>und</strong>ertelang den kritischen Prüfungen der Gelehrten<br />

<strong>und</strong> Weisen aller Länder standgehalten haben. Ein lobenswertes<br />

Merkmal dieser Forschung ist, dass die Vernunft dabei niemals an<br />

zweiter Stelle gestanden hat. Bei jedem Schritt muss das spirituelle<br />

Bemühen von der Vernunft unterstützt werden. Die Krankheit, die<br />

durch Unwissenheit entsteht, wird von der Medizin höheren Wissens<br />

geheilt. Spirituelle Übungen sind die Therapie. (27-21)<br />

Karma, das Gesetz von Ursache <strong>und</strong> Wirkung, welches das Schicksal<br />

der Menschen bestimmt, ist ebenso Bestandteil der Göttlichen Urordnung<br />

wie die Tatsache, dass der Einzelne in seiner Entwicklung zur<br />

Befreiung von der Wiedergeburt viele Inkarnationen über sich ergehen<br />

lassen muss. Auch die unendliche Gnade Gottes, als Mensch unter<br />

die Menschen zu kommen <strong>und</strong> sie in heiliger Gemeinschaft um<br />

sich zu versammeln, um sie zu retten <strong>und</strong> durch sie die Welt, ist klar<br />

<strong>und</strong> deutlich vorhergesagt. Wer eine dieser grossen Wahrheiten bezweifelt,<br />

ist dem Leiden wehrlos ausgeliefert. Jeder Einzelne von<br />

euch muss früher oder später durch die Gnade des Allgütigen gerettet<br />

werden. Lasst es besser früher sein als später. Behaltet dieses Ziel<br />

vor Augen, <strong>und</strong> geht darauf zu. 17.10.66, (19-167)<br />

Nur der Mensch hat die Möglichkeit, sich selbst von dem Kreislauf,<br />

geboren zu werden <strong>und</strong> zu sterben, zu befreien, <strong>und</strong> zwar auf die erfreulichste<br />

Weise, nämlich indem er Gott dient. Aber als Folge von<br />

Unwissenheit oder, was schlimmer ist, durch Eigensinn lässt er diese<br />

Gelegenheit seinen Händen entgleiten, um endlos unter Not <strong>und</strong><br />

Schmerzen, Furcht <strong>und</strong> Sorge zu leiden. 31.7.67, (20-61)<br />

Die Zeit vergeht unerbittlich <strong>und</strong> der Mensch wird geboren, lebt <strong>und</strong><br />

stirbt. Er ist dem Kreislauf von Ursache <strong>und</strong> Wirkung ausgeliefert,<br />

ohne zu wissen, wie er dem Schicksal, das auf ihn zukommt, entfliehen<br />

kann. Qualen <strong>und</strong> Ängste haben sein Herz nicht erweicht; Abenteuer<br />

<strong>und</strong> Erfolg haben ihn nicht demütig gemacht. Er ist stolz auf seinen<br />

Fortschritt auf dem Pfad des Hasses <strong>und</strong> des Hochmuts. Er<br />

ergötzt sich an Grausamkeit <strong>und</strong> schwelgt in der Sünde. Unmoral <strong>und</strong><br />

301


Unehrlichkeit schenken ihm gottlose Befriedigung. Er ist unter das Niveau<br />

wilder Tiere herabgesunken. (...)<br />

Aber jene, die wissen, dass Freude <strong>und</strong> Leid sich immer gegenseitig<br />

ablösen, bemühen sich darum, den Zustand zu erlangen, in dem weder<br />

das Gute noch das Schlechte sie aus der Ruhe bringt. 22.11.69,<br />

(21-123)<br />

Wenn ihr aus dem Mutterleib geboren werdet, trägt niemand eine Kette<br />

um den Hals; keine Perlen-, Gold-, Edelstein- oder Diamantenkette<br />

schmückt euren Hals. Aber eine Kette ist euch um den Hals gehängt:<br />

Die Folgen aus vergangenen Leben sind zusammengebracht, ohne<br />

Gutes oder Böses auszulassen. Gott sendet euch mit dieser Halskette<br />

auf die Erde. Es ist die Kette der Folgen vergangener Handlungen<br />

vergangener Leben. Die Kette ist das Ergebnis eurer eigenen Handlungen.<br />

Sie ist nicht Gottes Gabe. (23.11.97)<br />

302


AUFGABE DER MENSCHHEIT UND DER NATIONEN<br />

So wie jeder Mensch einzigartig ist, so hat jedes Volk seine eigene Individualität.<br />

Jede Person ist von allen anderen verschieden <strong>und</strong> hat<br />

gewisse charakteristische Merkmale, die nur ihr eigen sind. So hat<br />

auch jedes Volk seine besonderen Eigenheiten, die bei anderen Völkern<br />

nicht zu finden sind. Jedes Individuum ist Teil des Systems, in<br />

das es hineingeboren wurde, <strong>und</strong> muss seine Rolle darin spielen.<br />

Sein Verhalten in früheren Inkarnationen bestimmt seine jetzigen Lebensbedingungen.<br />

Dasselbe gilt für die Geschichte der Völker. Jedes<br />

Volk hat eine Rolle zu spielen, die ihm bereits vom Schicksal vorbestimmt<br />

ist. Sie alle haben der Weltgemeinschaft ihre eigene, besondere<br />

Botschaft zu bringen. Für die Bharatiyas ist es wichtiger als alles<br />

andere zu erkennen, welche Rolle ihr Land zu spielen hat <strong>und</strong> welche<br />

Melodie sie im Weltorchester des Friedens <strong>und</strong> der Glückseligkeit singen<br />

dürfen. (5-32)<br />

Heute beeinflussen die Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Praktiken, welche in der Bharatiya-Kultur<br />

festgelegt sind, nicht nur die Lebensweise <strong>und</strong> das Denken<br />

auf diesem Subkontinent. Ob ihr es wollt oder nicht, sie greifen<br />

auf andere Länder über <strong>und</strong> etablieren sich dort. Die hauptsächlichen<br />

Ideen, die wichtigsten Anschauungen finden ihren Weg in die Literatur<br />

fremder Länder <strong>und</strong> beeinflussen das Denken ihrer Bewohner. In<br />

einigen Ländern haben diese sogar eine beherrschende Rolle angenommen,<br />

ohne einer Opposition zu begegnen. Das konnte geschehen,<br />

weil Indien mit seiner Weisheit einen wertvollen Beitrag zu Frieden<br />

<strong>und</strong> Wohlstand in der Welt leistet. Dieser Beitrag ist von höherer<br />

Qualität als der anderer Länder. Er ist wichtiger <strong>und</strong> kostbarer als alles,<br />

was andere Länder zu geben haben. Die Menschheit wird sich<br />

dieser Tatsache immer klarer bewusst. (5-33)<br />

Es gibt zwei Dinge im Leben des Menschen, die wichtig sind: Das<br />

eine ist Selbstvertrauen <strong>und</strong> das andere innere Läuterung. <strong>Der</strong><br />

Mensch kann nicht in der Isolation leben. Das ganze Weltgeschehen<br />

hängt von der sozialen Struktur ab <strong>und</strong> von der Weise, in welcher Individuen<br />

einer Gesellschaft miteinander verknüpft sind. 1973, (35-40)<br />

Das Wohlergehen einer Nation fällt nicht vom Himmel, noch entspringt<br />

es dem Schoss der Erde. Es hängt von dem Verhalten der<br />

Menschen ab, die diese Nation bilden. Ihr müsst euch darüber klar<br />

303


sein, dass ihr mit “unserem Land” nicht nur ein geographisches Gebiet<br />

bezeichnet. Das Land besteht aus einer Ansammlung von Menschen,<br />

<strong>und</strong> es kommt darauf an, was diese daraus machen. Um die<br />

Welt in Ordnung zu bringen <strong>und</strong> in die richtigen Bahnen zu lenken,<br />

müsst ihr zuerst euch selbst <strong>und</strong> euer Verhalten ändern. Wenn ihr in<br />

fortgeschrittenem Alter versucht, euer Verlangen <strong>und</strong> eure Sinne zu<br />

beherrschen, dann mag euch das mit der Gnade Gottes gelingen<br />

oder auch nicht. Wenn ihr aber in der Jugend lernt, all eure Sinne zu<br />

beherrschen, dann besteht kein Zweifel, dass ihr die Gnade Gottes<br />

gewinnen werdet. 1973, (35-105)<br />

Das Konzept der idealen menschlichen Beziehung entsteht, wenn sie<br />

von Liebe inspiriert ist <strong>und</strong> auf Wahrheit beruht. Wahrheit <strong>und</strong> Liebe<br />

formen die Gr<strong>und</strong>lage wahrer Fre<strong>und</strong>schaft. Diese Art der Verbindung<br />

der Herzen wird durch Aufrichtigkeit geheiligt. Fre<strong>und</strong>schaft, die auf<br />

Altruismus basiert, folgt dem Motto: “Liebe jeden, hasse niemanden.”<br />

Dabei hat sie das Wohl der anderen im Auge, ohne an persönliche Interessen<br />

zu denken. Eine solche Haltung macht das Leben lebenswert<br />

<strong>und</strong> hilft, die Welt zu verbessern. Die Menschen werden angeregt,<br />

freiwillig mehr zu geben als zu nehmen. Wenn hingegen<br />

Egoismus sich einschleicht, will man mehr nehmen als geben. <strong>Der</strong><br />

Unterschied zwischen Egoismus <strong>und</strong> Altruismus zeigt sich in der Diskrepanz<br />

zwischen dem Konzept einer idealen Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> der<br />

Weise, in der sie im täglichen Leben interpretiert wird. 1973, (35-195)<br />

Ein Land besteht nicht aus dem Staub seiner Erde. Es ist eine Ansammlung<br />

von Menschen <strong>und</strong> gleicht in vielem dem menschlichen<br />

Körper. Die göttliche Kraft eines Landes ist die in den Körpern der<br />

Einzelnen ruhende menschliche Natur. Was nützt der menschliche<br />

Körper, wenn er keine göttliche Kraft beherbergt? Ohne diese ist er<br />

nichts als Staub. Ihr seht heute menschliche Gestalten herumlaufen,<br />

aber die menschliche Natur <strong>und</strong> die menschlichen Eigenschaften darin<br />

sind abgestorben. Die Eigenschaften, welche wertvoll sind <strong>und</strong> den<br />

Menschen auszeichnen, sind: Sittlichkeit, Ehrlichkeit, Rechtschaffenheit<br />

usw. Wenn diese fehlen, tritt das menschliche Wesen nicht in Erscheinung.<br />

Nicht nur dem Körper <strong>und</strong> der äusseren Erscheinung,<br />

sondern auch der menschlichen Natur <strong>und</strong> den menschlichen Eigenschaften<br />

muss Beachtung geschenkt werden. Inhalt <strong>und</strong> Form sind<br />

wie das Positive <strong>und</strong> das Negative. Wenn sie nicht auf die richtige Art<br />

<strong>und</strong> Weise vereint werden, sind beide zu nichts nütze. Bewahrt das<br />

Göttliche in eurem Herzen <strong>und</strong> macht es dadurch zu einem Heiligtum!<br />

304


Dann könnt ihr von eurer menschlichen Form Gebrauch machen, wie<br />

ihr wollt. 1974, (36-10)<br />

In der Welt von heute sind die verschiedensten Kräfte am Werk. Am<br />

mächtigsten sind die Politiker, die das Land regieren. Manche mögen<br />

glauben, dass spirituelle Kraft in der heutigen Welt nicht ausreicht, um<br />

etwas zu erreichen. Studenten, es ist falsch anzunehmen, dass politische<br />

Macht stärker ist als spirituelle Kräfte! Ihr müsst verstehen, dass<br />

göttliche Kräfte auch die Gr<strong>und</strong>lage jeder weltlichen Macht sind. Politische<br />

Macht kann sich nur auf das materielle Leben der Menschen<br />

auswirken <strong>und</strong> äussere Umstände verändern. Spirituelle Kräfte jedoch<br />

nehmen Einfluss auf den Geist des Menschen <strong>und</strong> können ihn<br />

transformieren. Wenn der Geist nicht transformiert wird, hat die Veränderung<br />

der äusseren Verhältnisse keinen Erfolg. Deshalb muss<br />

sich das Denken der Menschen ändern. (37-106/107)<br />

Westliche Staaten haben in der Tat bedeutende wissenschaftliche<br />

Fortschritte erzielt, welche es ihnen ermöglichen, die materielle Welt<br />

zu beherrschen. Man hat dort aber keine Antworten auf die Fragen<br />

gef<strong>und</strong>en, zu denen die heiligen Texte der Upanishaden herausfordern.<br />

Da die Menschen nur die materielle Welt für wirklich halten, machen<br />

sie nur weltliche Erfahrungen <strong>und</strong> sind deshalb unfähig, ihr wirkliches<br />

Selbst zu erkennen. Jeder bildet sich ungeheuer viel auf seine<br />

Leistungen ein, rühmt sich ihrer <strong>und</strong> benutzt sie, um das eigene Ansehen<br />

zu mehren. Wer seine Kraft <strong>und</strong> Intelligenz nicht zum Wohl der<br />

Gesellschaft einsetzt <strong>und</strong> nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist,<br />

handelt selbstsüchtig. Ihr solltet nur das Wohl der Gesellschaft im<br />

Auge haben <strong>und</strong> der Gemeinschaft, in der ihr lebt, mit selbstloser Liebe<br />

dienen. 1977, (37-77)<br />

<strong>Der</strong> Ruf nach Gleichheit, der heutzutage als Slogan benutzt wird, ist<br />

ein vergeblicher <strong>und</strong> sinnloser Ruf; denn wie können die Menschen,<br />

die eine Vielzahl von Trieben, Fähigkeiten, Eigenschaften, Neigungen,<br />

Verhaltensweisen <strong>und</strong> sogar Krankheiten von ihren Vorfahren<br />

geerbt <strong>und</strong> durch ihre eigene Geschichte erworben haben, alle vom<br />

selben Schlag sein? Und trotz aller Propaganda für die angebliche<br />

Gleichheit findet ihr heute mehr Missverständnisse <strong>und</strong> Uneinigkeit<br />

als in irgendeiner zurückliegenden Geschichtsepoche. Diejenigen,<br />

die der Ungleichheit Vorschub leisten, sind die, welche am lautesten<br />

diese moderne Doktrin der Gleichheit proklamieren. 2.8.63, (17-30)<br />

305


Jene, die versuchen, die menschliche Gemeinschaft auf einem F<strong>und</strong>ament<br />

aus Geld aufzubauen, bauen auf Sand. Diejenigen sind die<br />

Weisen, die sich bemühen, sie auf dem Fels der Rechtschaffenheit<br />

aufzubauen. „Die Göttliche Ordnung ist die Wurzel dieser Welt.“ Folgt<br />

ihr, <strong>und</strong> ihr werdet glücklich sein. (...)<br />

Auf allen möglichen Podien reden Leute lang <strong>und</strong> breit über Rechtschaffenheit,<br />

Liebe, Frieden, Mitgefühl, Wahrheit usw. Am nächsten<br />

Tag steht es dann in den Zeitungen - <strong>und</strong> da enden dann ihre guten<br />

Vorsätze. Das Papier von heute ist der Abfall von morgen! Es wird<br />

zum Verpacken benutzt <strong>und</strong> dann auf den Müll geworfen <strong>und</strong> verbrannt.<br />

Das ist die Geschichte aller Podiumsbekenntnisse. Lebt zumindest<br />

einen Teil dessen, was ihr predigt.<br />

So wie der Körper das Haus ist, in dem ihr lebt, so ist die Welt der Körper<br />

Gottes. Eine Ameise, die euch in den kleinen Zeh beisst, lenkt<br />

eure Aufmerksamkeit auf die betroffene Stelle. Ihr reagiert auf den<br />

Schmerz <strong>und</strong> versucht, den kleinen Feind loszuwerden. In ähnlicher<br />

Weise müsst ihr Schmerz, Elend, Freude oder Heiterkeit mitempfinden,<br />

wo immer sie im ganzen Land offenk<strong>und</strong>ig werden. Ihr müsst Anstrengungen<br />

unternehmen, um das Land vor den Feinden zu schützen<br />

- wie entlegen der Ort auch sein mag, an dem der Feind in<br />

Erscheinung tritt. Fühlt euch mit allen Menschen verb<strong>und</strong>en. Weitet<br />

euer Mitgefühl aus; dient im Rahmen eurer Mittel <strong>und</strong> Fähigkeiten anderen,<br />

die in Not sind. Vergeudet euer Potential nicht sinnlos. 3.2.64,<br />

(17-114/115)<br />

Manche Nationen glauben, sich zu den “Grossen“ zählen zu können,<br />

nur weil ihr Land gross <strong>und</strong> dicht bevölkert ist, weil sie reich <strong>und</strong><br />

schwer bewaffnet sind. Aber der wirkliche Reichtum, die wirkliche<br />

Grösse ist die Tugend, welche die Gnade Gottes verdient. 4.3.65,<br />

(18-233)<br />

Gandhi verliess sich auf die Gnade <strong>und</strong> die Macht Gottes <strong>und</strong> war<br />

deshalb siegreich. Die Atombombe wird ihre vernichtende Wirkung<br />

nur auf die Nationen ausüben, die ihr Vertrauen in sie setzen. 8.12.64,<br />

(19-14)<br />

Niemand in der Welt steht höher als ein Devotee, der die Wahrheit erkannt<br />

hat. Er ist mehr als ein König. Meine besondere Aufmerksamkeit<br />

gilt den Gläubigen, die sich Gott ganz hingegeben haben. Ihr werdet<br />

euch vielleicht w<strong>und</strong>ern, warum manche Besucher hier besondere<br />

306


Sitzplätze zugewiesen bekommen. Ihr kennt sicher das Sprichwort:<br />

„Wie der König, so die Untertanen.“ Die Regierenden der Länder<br />

müssen veranlasst werden, hierherzukommen, so dass sie sehen,<br />

hören, die Wahrheit der Dinge erkennen <strong>und</strong> von der Gottesliebe inspiriert<br />

werden, die hier die Luft erfüllt. Das können sie dann den Menschen<br />

in ihren Heimatländern weitergeben. Durch die Gesetze, die<br />

sie erlassen, <strong>und</strong> mit Hilfe des Systems, mit dem Regierung <strong>und</strong> Verwaltung<br />

arbeiten, können die Ideale einer Nation in die Praxis umgesetzt<br />

werden. Die Verantwortlichen sind von euch zu diesem Zweck<br />

gewählt worden; sie haben euer Vertrauen, <strong>und</strong> ihre Anschauungen<br />

werden von Tausenden von Menschen gebilligt. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />

werden sie auch hier bevorzugt behandelt. Tausende schauen auf sie<br />

mit Respekt, <strong>und</strong> wenn ihnen hier Achtung <strong>und</strong> besondere Fürsorge<br />

entgegengebracht wird, werden damit jene Menschen geehrt, die sie<br />

repräsentieren. Ich arrangiere diese Festlichkeiten, um die Gläubigen<br />

glücklich zu machen; das ist mein einziger Wunsch. Lasst den klaren<br />

Quell eures Glaubens nicht von der geringsten Spur eines Zweifels<br />

trüben. 29.9.65, (19-50/51)<br />

Wenn die Menschen sich nicht an die Wahrheit halten, entsteht ein<br />

Chaos, <strong>und</strong> wenn die Göttliche Ordnung nicht durch Rechtschaffenheit<br />

aufrecht erhalten wird, diktiert Macht das Recht. 14.11.65, (19-<br />

84)<br />

Die zeremoniellen Opferhandlungen zum Beispiel, die in den Veden<br />

beschrieben werden, gelten der Wohlfahrt <strong>und</strong> der Sicherheit der ganzen<br />

Menschheit. Deshalb ist Indien die Lokomotive, welche die verschiedenen<br />

Nationen, die als Wagen an sie gekoppelt sind, nach sich<br />

zieht. „Möge die ganze Menschheit glücklich sein!“ ist ein Gebet, das<br />

die Kinder dieses Landes seit Jahrtausenden sprechen. Gott ist allgegenwärtig,<br />

er wohnt in jedem Wesen. <strong>Der</strong> Mensch muss also verstehen,<br />

dass Gott in ihm selbst <strong>und</strong> ebenso in allen anderen gegenwärtig<br />

ist. Wenn er das erkannt hat, wie kann er da andere verletzen oder<br />

fürchten, durch andere zu Schaden zu kommen? Dieses Denken ist<br />

die Gr<strong>und</strong>lage des indischen Ideals der Gewaltlosigkeit. 14.11.65,<br />

(19-86)<br />

Manche beneiden die reichen Nationen um den dort erreichten Lebensstandard,<br />

aber die Armut Indiens entspricht einem rechtschaffenen<br />

Leben weit mehr als die aufwendige <strong>und</strong> protzige Lebensweise<br />

307


des Westens. Das Meer birgt eine ungeheure Wassermenge in sich.<br />

Aber kann es den Durst des Menschen stillen? Gleichermassen wird<br />

das, was ein Mensch besitzt - wieviel es auch sein mag - nichts als<br />

nutzloser Tand für ihn sein, wenn er nicht in der Tugend der Entsagung<br />

geübt ist. Es dient dem Wachstum der Liebe zu Gott <strong>und</strong> den<br />

Gläubigen, wenn man den Freuden der Sinne entsagt <strong>und</strong> die weltlichen<br />

Ziele aufgibt. 1.1.67, (20-12)<br />

Ihr bejubelt die Leistung, wenn jemand in den Weltraum geschossen<br />

wird <strong>und</strong> dort um die Erde zu kreisen beginnt oder zum Mond fliegt. Ihr<br />

erkennt dabei aber nicht, dass die Menschen auf der Erde für dieses<br />

kostspielige Abenteuer Rohstoffe opfern müssen <strong>und</strong> es gleichzeitig<br />

mit Hass <strong>und</strong> Stolz beflecken. Eine einzige Rakete kostet so viel wie<br />

das gesamte Budget aller Universitäten Indiens in 20 Jahren! Das Ergebnis<br />

von all diesem „Fortschritt“ sieht so aus: Die Menschheit lebt<br />

gefährlich am Rande eines Holocaust, von Schrecken erfüllt. <strong>Der</strong><br />

Mensch fährt auf <strong>beim</strong> Echo seiner eigenen Schritte! Er fühlt sich als<br />

Herr des Universums, während der wahre Herr des Universums von<br />

ihm nur geduldet wird. Wie soll er da Frieden finden? Dieser Hochmut<br />

wird seinen Fall herbeiführen. <strong>Der</strong> Mensch muss demütig sein <strong>und</strong> erkennen,<br />

dass er noch sehr wenig weiss, besonders über sich selbst.<br />

Was soll all der Pl<strong>und</strong>er, der jetzt sein Hirn anfüllt, wenn er nichts über<br />

sich selbst weiss? Werdet demütig, rein <strong>und</strong> hilfreich für andere. Dies<br />

führt zu Frieden <strong>und</strong> Freude. 9.3.67, (20-24)<br />

Indien ist der beherrschende Staat aller Nationen, was das geistige<br />

Gebiet angeht; <strong>und</strong> welches Gebiet ist reicher als dieses? Es allein ist<br />

fähig, die Wolken von Zweifel, Sorge <strong>und</strong> Furcht zu zerstreuen, welche<br />

die menschlichen Gemüter verdunkeln <strong>und</strong> sie zu konkurrierenden<br />

Abenteuern im Reich des materiellen Gewinns <strong>und</strong> des weltlichen<br />

Ruhms treiben. Diese Wolken sind auch über dem indischen<br />

Himmel aufgezogen. (...)<br />

Die Heiligen Schriften wurden von Menschen zusammengetragen,<br />

die der Anziehungskraft eines komfortablen Lebens entsagt hatten.<br />

(...)<br />

Sie zogen sich zurück in die Wälder, damit sie sich auf die Lösung der<br />

Probleme konzentrieren konnten, die sie zutiefst beschäftigten. In jeder<br />

Aussage der Heiligen Schriften begegnet euch der wahre Ton<br />

echter Erfahrung <strong>und</strong> tiefer persönlicher Ergriffenheit. 30.7.67, (20-<br />

58/59)<br />

308


Die Zukunftsplaner dieses Landes konzentrieren sich auf die Erzeugung<br />

von Nahrung, Trinkwasser <strong>und</strong> Wohnungen, aber das Glück<br />

lässt sich allein damit noch nicht herbeizitieren. Solange man über<br />

Moralität lacht, Hingabe an Gott als Krankheit fürchtet, Schlauheit als<br />

etwas sehr Erstrebenswertes hinstellt <strong>und</strong> den Menschen zu einem<br />

schieren Gebrauchsgegenstand herabwürdigt, der vom Staat oder<br />

von einer anderen kollektiven Autorität manipuliert <strong>und</strong> ausgenützt<br />

wird, wie soll da bleibendes Glück zustandekommen? 13.10.67, (20-<br />

79)<br />

Viele Nationen stehen bereits auf dem Gipfel der materiellen Zivilisation.<br />

Sie brüsten sich mit ihrem Standard <strong>und</strong> fordern die ärmeren Nationen<br />

heraus, sich auf das Niveau emporzukämpfen, das sie erreicht<br />

haben. Sind diese reichen Nationen aber auch zu innerem Frieden<br />

gelangt? Haben sie sich befreit von Furcht, Spannung, Sorge <strong>und</strong> Unzufriedenheit?<br />

Nein. <strong>Der</strong> Mensch ist jedoch nur dann reich, wenn er<br />

von diesen Dingen nicht bedrängt wird! Dinge zu erwerben, die zum<br />

Komfort beitragen, die berauschen <strong>und</strong> die eine falsche Vorstellung<br />

von Seligkeit vermitteln, das ist nicht das Ziel des Lebens. Dieser Weg<br />

ist endlos. 6.11.67, (20-89)<br />

<strong>Der</strong> einzige Halt, den der Mensch in dieser schaurigen Dunkelheit hat,<br />

ist der Name Gottes. Dieser ist das Boot, das ihn über das stürmische<br />

Meer hinüberträgt, das durch Hass <strong>und</strong> Furcht verfinstert <strong>und</strong> durch<br />

Angst <strong>und</strong> Schrecken aufgewühlt ist.<br />

Die Leute bew<strong>und</strong>ern den phänomenalen Fortschritt der Wissenschaft.<br />

Aber das ist ein Fortschritt von Furcht zu grösserer Furcht, von<br />

Zerstörung zu grösserer Zerstörung. In vorgeschichtlichen Zeiten töteten<br />

sich die Menschen gegenseitig mit Pfeil <strong>und</strong> Bogen. Heute töten<br />

sie ganze Bevölkerungen mit Hilfe von Atombomben <strong>und</strong> preisen das<br />

als beachtlichen Fortschritt! <strong>Der</strong> Wissenschaftler kann das Aufsteigen<br />

von Habgier <strong>und</strong> von Hass im menschlichen Herzen nicht aufhalten,<br />

er kann nur die Waffen schmieden, die verlangt werden, <strong>und</strong> sie in ihrer<br />

tödlichen Wirksamkeit verbessern. Als Folge der Entdeckungen<br />

der Wissenschaft lebt die Menschheit in der täglichen Furcht, ausgelöscht<br />

zu werden. Jeden Augenblick kann der Sturm des Hasses die<br />

Bomben auf ihre Häuser regnen lassen! Die Wissenschaft hat den<br />

Menschen seines Selbstvertrauens beraubt. Nicht einmal seiner<br />

selbst ist er sicher. Er fürchtet sich vor sich selbst, denn die geringste<br />

Provokation verwandelt ihn in ein wildes <strong>und</strong> böses Tier. (...)<br />

309


Suchende aus Übersee kommen hierher, angezogen von den ehrwürdigen<br />

<strong>Lehre</strong>n dieses Landes, die den Weg weisen, wie man innere<br />

Ruhe <strong>und</strong> inneres Licht erwerben kann. Sie sind besorgt über das<br />

Unheil, auf das ihre Länder zusteuern. Sie haben die Gültigkeit vieler<br />

Übungen bestätigt, die ihr verleitet wurdet, als Aberglaube aufzugeben.<br />

Sie haben euch die Augen über die Werte geöffnet, die ihr mit einer<br />

Miene der Überlegenheit abgetan habt, welche aus eurer geringen<br />

Kenntnis der Wissenschaft geboren wurde. Sie haben<br />

herausgef<strong>und</strong>en, dass Klangschwingungen von Gebetsformeln die<br />

Kraft haben, die Natur zu verwandeln, dass vedische Rezitationen<br />

Harmonie erzeugen können <strong>und</strong> dass falsche Aussprache von Mantras<br />

schädliche Auswirkungen hat. <strong>Der</strong> vom Glorienschein umgebene<br />

<strong>und</strong> mit Majestät erfüllte Name Gottes kann das Herz von Leidenschaft<br />

<strong>und</strong> Emotionen reinigen <strong>und</strong> es sanft <strong>und</strong> lauter machen.<br />

26.2.68, (20-119/120)<br />

Körper <strong>und</strong> Land sind unentwirrbar miteinander verflochten. <strong>Der</strong> Körper<br />

ist eine Hülle für den Geist des Menschen, das Land ist eine andere.<br />

Benützt die Gesellschaft für euren Aufstieg, versucht, die Gesellschaft<br />

so zu formen, dass sie dem Aufstieg des Einzelnen hilft <strong>und</strong><br />

ihn nicht von Gott abwendet. Jeder hat ein Verlangen nach Sicherheit,<br />

Frieden, Freude <strong>und</strong> Glück. Nur glauben die meisten, dass diese der<br />

sie umgebenden Natur abzugewinnen seien. Als Folge davon vergeuden<br />

sie die Jahre mit Essen <strong>und</strong> Trinken, Spielen <strong>und</strong> Ruhen, Erwerben<br />

<strong>und</strong> Verschleudern. <strong>Der</strong> Mensch bewegt sich von der Wiege zum<br />

Grab <strong>und</strong> wieder von der Wiege zum Grab <strong>und</strong> lässt sich dabei bis<br />

zum Erbrechen dahintreiben, ohne zu wissen, wo seine Reise begann<br />

<strong>und</strong> wohin ihn seine Schritte durch Zeitalter hindurch tragen werden.<br />

<strong>Der</strong> Mensch hat einmalige Qualitäten des Verstandes <strong>und</strong> des Herzens<br />

erworben durch eine Reihe anstrengender Leben als Angehöriger<br />

niedrigerer Spezies. Von diesem Sieg ist aufgr<strong>und</strong> seiner Bequemlichkeit<br />

<strong>und</strong> Trägheit nichts mehr übriggeblieben. 7.7.68, (20-<br />

165)<br />

Zunehmend wird die Welt in weit um sich greifende Rücksichtslosigkeit<br />

<strong>und</strong> Grausamkeit verwickelt. Man lacht über die Regeln des Anstandes<br />

<strong>und</strong> ignoriert sie. Dem Materiellen wird mehr Aufmerksamkeit<br />

zuteil als dem Moralischen <strong>und</strong> Spirituellen. Zusehends schwindet<br />

das Vertrauen in den Sieg von Wahrheit, Gerechtigkeit <strong>und</strong> Güte, <strong>und</strong><br />

der Unterschied zwischen Gut <strong>und</strong> Schlecht wird selten erkannt.<br />

18.8.68, (20-184)<br />

310


Sogenannte Christen bekriegen sich gegenseitig <strong>und</strong> schlachten unschuldiges<br />

Leben mit teuflischer Genugtuung ab! Religion ist also<br />

nicht verantwortlich. Die Unruhen sind auf einen Mangel an Religion<br />

zurückzuführen, nicht auf ein Zuviel davon. Blinder Fanatismus ist zu<br />

verurteilen, nicht die Religion, die ihn ebenfalls ablehnt. Auch Vaterlandsliebe<br />

kann durch Fanatismus vergiftet werden, sie hat dazu geführt,<br />

dass Millionen unschuldiger Menschen in einem anderen Land<br />

durch die Atombombe vernichtet wurden, in der Hoffnung, dadurch<br />

die Sicherheit des eigenen geliebten Landes zu gewährleisten. <strong>Der</strong><br />

Geist, in dem Hass <strong>und</strong> Selbstsucht wachsen, kann Religion niemals<br />

würdigen. Ist denn Religion der Gr<strong>und</strong> für die berechnete Grausamkeit<br />

der Atombombe? Nein. (...)<br />

Manche Länder streben nach dem Ideal individueller Freiheit, andere<br />

nach Verstaatlichung <strong>und</strong> Unterdrückung des Einzelnen. Indien jedoch<br />

hat seit <strong>und</strong>enklichen Zeiten danach gestrebt, dem Einzelnen<br />

die <strong>Lehre</strong> nahezubringen, dass nur frei sein kann, wer seine Identität<br />

mit allen erkennt - nicht nur mit den Einwohnern des eigenen Staates<br />

oder mit jenen, welche die gleiche Sprache sprechen, die gleiche<br />

Hautfarbe oder denselben Glauben haben, sondern mit allen Wesen<br />

<strong>und</strong> Dingen. Expansion ist der Schlüssel zum Glück, <strong>und</strong> Liebe ist der<br />

einzige Schlüssel zur Expansion. Ein Mensch ist mit allen anderen<br />

Wesen verwandt - das ist die <strong>Lehre</strong> der ewig gültigen Religion.<br />

10.9.69, (21-71)<br />

<strong>Der</strong> Mensch ist stolz darauf, dass er hoch in die Lüfte fliegen <strong>und</strong> sogar<br />

auf dem Mond landen kann, aber er ist unfähig, in Frieden mit sich<br />

selbst <strong>und</strong> seinen Nachbarn zu leben. Sein Leben auf Erden ist voller<br />

Furcht <strong>und</strong> Angst; aber er erklärt ohne Scham, er sei die Krone der<br />

Schöpfung! Er weiss nicht, wie er die Feuer in seinem Inneren löschen<br />

kann, aber er ist fähig, ganze Städte durch das Feuer seiner<br />

Bomben zu vernichten. 12.10.69, (21-77)<br />

Unter Frieden verstehen die westlichen Länder die Zeitspanne zwischen<br />

zwei Kriegen, in der grosse Anstrengungen gemacht werden,<br />

sich für die Beleidigung der Niederlage zu rächen, die Siegesbeute<br />

aufzuteilen <strong>und</strong> sich für die nächste R<strong>und</strong>e vorzubereiten. Das ist kein<br />

Frieden! Wenn der Mensch sich an gute Gedanken, gute Worte <strong>und</strong><br />

gute Taten hält, wird sich wirklicher Frieden einstellen. (...)<br />

Nur wenn der Mensch über die Schönheit, die Majestät <strong>und</strong> die Allgegenwart<br />

Gottes nachsinnt, kann er Frieden finden. 14.10.69, (21-84/<br />

85)<br />

311


Eine Gruppe von Wissenschaftlern, die mich vor kurzem aufsuchte,<br />

fragte mich: „<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>! Du sprichst von den Flammen der<br />

Angst <strong>und</strong> Sorge. Aber sicher erkennst du doch auch den grossen<br />

Entwicklungsschritt an, den der Mensch mit der Landung auf dem<br />

Mond vollbracht hat!“ Ich sagte ihnen, es sei falsch gewesen, Milliarden<br />

Dollar <strong>und</strong> Rubel in solche Unternehmungen zu stecken. Sie<br />

meinten, wenn auch der grosse finanzielle Einsatz vielleicht keinen<br />

unmittelbaren Nutzen gebracht habe, so seien doch grosse Möglichkeiten<br />

positiver Nutzung entstanden. Ich sagte: „Es ist eine Frage der<br />

Prioritäten, das Wichtigste muss zuerst getan werden. Wenn Menschen<br />

so vieler Nationen auf der Erde ohne Nahrung, Ausbildung <strong>und</strong><br />

Wohnung sind, zeigt es nur einen Mangel an Unterscheidungsvermögen,<br />

wenn Zeit, Fähigkeiten <strong>und</strong> Geld in diesen spektakulären, abenteuerlichen<br />

Wettlauf gesteckt werden. Später, wenn die Erde die<br />

Heimstätte für eine glückliche Familie von Völkern geworden ist, können<br />

solche Unternehmungen geplant werden.“<br />

Die Erde ist der natürliche Wohnraum des Menschen. Warum sollte er<br />

sich über den Bereich der Elemente, aus denen sein Körper sich zusammensetzt,<br />

hinauswagen <strong>und</strong> in Räume vordringen, wohin er Wasser,<br />

Luft <strong>und</strong> andere wesentliche Hilfsmittel mitnehmen muss! Wenn<br />

er zum Mond fliegt, lässt er keineswegs Sorge, Furcht <strong>und</strong> Falschheit<br />

zurück. <strong>Der</strong> Mond, den der Mensch aufsuchen sollte, ist der Geist,<br />

nicht dieser tote Satellit, der kein eigenes Licht besitzt. 6.3.70, (22-15/<br />

16)<br />

Diejenigen, die heute die Nation regieren, planen nur Strassen, Staudämme,<br />

Fabriken <strong>und</strong> landwirtschaftliche Betriebe. Sie vernachlässigen<br />

die spirituelle Seite, die Bereiche, in denen Liebe <strong>und</strong> Bescheidenheit,<br />

Hilfs- <strong>und</strong> Opferbereitschaft gepflegt werden. Sie treiben<br />

Entwicklungen voran, die gemessen, gesehen <strong>und</strong> in eindrucksvollen,<br />

statistischen Tabellen dargestellt werden können, aber lassen die<br />

nicht greifbaren Motive ausser Acht, welche die Menschen befähigen,<br />

brüderlich <strong>und</strong> in Frieden zusammenzuleben.<br />

<strong>Der</strong> Mensch ist heute in der Lage, in den Weltraum vorzustossen <strong>und</strong><br />

den Mond zu erreichen. Himmel <strong>und</strong> Erde sind sein Spielplatz. Aber<br />

obwohl er intelligent genug ist, im Weltraum zu kreuzen, unter Wasser<br />

zu fahren <strong>und</strong> Bomben über Kontinente hinweg zu schiessen, hat er<br />

nicht genug Charakter, um mit seinem Nachbarn in Frieden leben zu<br />

können. Ein wenig Nahrung stillt seinen Hunger, ein kleines Stück<br />

Stoff bedeckt seine Blösse, <strong>und</strong> ein paar Quadratmeter Dach schüt-<br />

312


zen ihn vor Sonne <strong>und</strong> Regen. Aber um sich das zu sichern, bekämpft<br />

er seine Brüder <strong>und</strong> Schwestern, stiehlt, zettelt Verschwörungen an,<br />

verstrickt sich in Lügen, bricht das Gesetz <strong>und</strong> zerstört so den Frieden<br />

im eigenen Herzen <strong>und</strong> in der Gesellschaft. Überall entstehen neue<br />

Schulen, Hochschulen <strong>und</strong> andere Ausbildungsstätten, aber die dort<br />

Ausgebildeten sind eine Gefahr für sich selbst <strong>und</strong> für das Land. Die<br />

medizinische Forschung, Medikamente <strong>und</strong> Heilmethoden nehmen<br />

zu, aber der Anteil der geistig <strong>und</strong> körperlich Kranken nimmt ebenfalls<br />

zu. Über allen liegt die dunkle Wolke der Angst, Furcht, Unzufriedenheit<br />

<strong>und</strong> Verzweiflung, die sowohl bei den armen wie auch bei den reichen<br />

Nationen Verwirrung hervorruft. (...)<br />

Den Veden zufolge hängt der Frieden davon ab, wie ausgeprägt<br />

Fre<strong>und</strong>schaft, Mitgefühl <strong>und</strong> Güte entwickelt sind. Man kann auch sagen,<br />

dass eure Gedanken, eure Worte <strong>und</strong> eure Handlungen mit den<br />

Gedanken, den Worten <strong>und</strong> den Handlungen der anderen übereinstimmen<br />

müssen. Das bedeutet, ihr sollt in gegenseitiger Übereinstimmung<br />

denken, reden <strong>und</strong> handeln, ohne Spannung, ohne Spaltung,<br />

in einer Atmosphäre der Liebe <strong>und</strong> des Verstehens. Das ist es,<br />

was die Welt heute braucht, diese Drei. Die Liebe zwischen Vater <strong>und</strong><br />

Kindern, Mann <strong>und</strong> Frau Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong> wird heute vom Kopf <strong>und</strong><br />

nicht vom Herzen bestimmt. <strong>Der</strong> Sohn prozessiert gegen den Vater,<br />

die Zuneigung von Mann <strong>und</strong> Frau währt nicht lange, Fre<strong>und</strong>e streiten<br />

miteinander, wenn egoistische Interessen auf dem Spiel stehen. Niemand<br />

kann dem anderen trauen; Furcht <strong>und</strong> Argwohn vergiften die<br />

Beziehungen zwischen den Menschen. (...)<br />

Die Liebe Gottes zu euch <strong>und</strong> eure Liebe zu ihm ist nicht so vergänglich<br />

<strong>und</strong> egoistisch. Gott gibt euch niemals auf, noch solltet ihr euch je<br />

von Gott abwenden. 10.10.70, (21-211/212)<br />

Wenn Amerika oder Russland Tausende von Kilometern entfernt in<br />

einem entlegenen Land eine Atombombe zünden, dann zieht die atomare<br />

Verseuchung über die ganze Welt, vergiftet die Pflanzen <strong>und</strong><br />

deformiert das Leben. Das sagen die Ärzte, die damit zu tun haben.<br />

Ebenso schwerwiegend ist die Vergiftung der Atmosphäre durch die<br />

Schwingungen von Hass <strong>und</strong> Habsucht, Stolz <strong>und</strong> Neid, welche durch<br />

die Feindseligkeiten <strong>und</strong> das Geschrei der Unzufriedenen ausgelöst<br />

werden.<br />

Auf den Schlachtfeldern <strong>und</strong> in Abenteuern zu Lande, auf dem Wasser<br />

<strong>und</strong> in der Luft entfaltet der Mensch grossen körperlichen <strong>und</strong> geistigen<br />

Mut. Um die verschiedensten Hindernisse überwinden zu kön-<br />

313


nen, hat er im Lauf der Geschichte gewaltige innere Kräfte entwickelt.<br />

Aber die grösste Stärke braucht er, um seine Bindung an die materielle<br />

Welt zu lösen. 22.11.70, (21-247/248)<br />

Jeder ist darauf aus, zu nehmen, keiner will wirklich geben! <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong><br />

dafür ist die fehlende Liebe, Liebe, die über die Grenzen von Kaste,<br />

Glaubensbekenntnis <strong>und</strong> Rasse hinausgeht <strong>und</strong> die Mauern niederreisst,<br />

welche die Menschen zwischen sich errichtet haben. Erfüllt<br />

euer Herz mit Liebe <strong>und</strong> schliesst alles in diese Liebe ein. Sie wächst<br />

mit jedem Akt der Liebe, <strong>und</strong> ein Herz, das Liebe verströmt, ist immer<br />

voll. Es ist Gott, der als Liebe darin wohnt, <strong>und</strong> wenn ihr diese mit anderen<br />

teilt, gibt euch Gott die Kraft dazu. (...)<br />

Alle müssten in gutem Glauben zusammenarbeiten. Die Ärzte unter<br />

den Mitgliedern müssen einmal in der Woche die Slums besuchen.<br />

Sie sollten jede Woche zur gleichen Zeit in den Beratungszentren<br />

sein. Seid pünktlich <strong>und</strong> zuverlässig, fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> höflich. Eine Medizin,<br />

die mit einem Lächeln gegeben wird, wirkt besser. Rechtsanwälte<br />

können helfen, Anträge <strong>und</strong> Formulare auszufüllen <strong>und</strong> Verträge<br />

den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend abzufassen. Die<br />

meisten Prozesse sind auf unzulängliche Verträge zurückzuführen.<br />

Ausserdem können sie die Dorfbewohner <strong>und</strong> Armen darauf hinweisen,<br />

auf welche Weise die verschiedenen Behörden ihnen helfen können,<br />

<strong>und</strong> ihnen behilflich sein, diese Unterstützung zu bekommen.<br />

Unwissenheit über die bereitgestellten Hilfsmittel führt dazu, dass viele<br />

Zuschüsse verfallen, <strong>und</strong> viele gute Absichten zunichte gemacht<br />

werden. (...)<br />

Glaubt nicht, dass ich ein Fremder bin, der euch gute Ratschläge gibt.<br />

Alle gehören mir, die, welche helfen, <strong>und</strong> die, denen geholfen wird,<br />

<strong>und</strong> ich bin auch für alle da. Wie Blumen mit unterschiedlichem Duft<br />

<strong>und</strong> verschiedenen Farben, so bildet ihr alle eine Girlande zur Verherrlichung<br />

Gottes. Erfüllt diese hohe Aufgabe. Dafür gebe ich euch<br />

heute meinen Segen. 18.1.71, (21-290/291)<br />

Nicht nur Indien, sondern die ganze Welt steht heute unter dem Bann<br />

von Angst <strong>und</strong> Furcht. Aber ich sage euch, dass die dunklen Wolken<br />

bald verschwinden werden <strong>und</strong> ihr Zeugen einer glücklichen Zeit für<br />

die ganze Welt sein werdet. Das Recht wird wieder regieren, <strong>und</strong> das<br />

Böse wird aus der Welt verbannt werden. Eure Pflicht ist es, den Bewusstseinszustand<br />

anzustreben, in dem ihr den Einen hinter der<br />

scheinbaren Vielfalt erkennt. Werdet zu Zentren der Liebe, des Mitge-<br />

314


fühls, des Dienens, der Toleranz <strong>und</strong> seid glücklich, sehr, sehr glücklich.<br />

Das ist mein Segenswunsch für euch an diesem Tag des Guru.<br />

8.7.71, (21-338)<br />

Man sagt mir, die Menschheit stehe am Abgr<strong>und</strong> der Zerstörung, die<br />

Kräfte der Heuchelei <strong>und</strong> des Hasses hätten auf allen Kontinenten<br />

Fuss gefasst <strong>und</strong> Unruhe <strong>und</strong> Angst seien auf den Strassen der Städte<br />

<strong>und</strong> Dörfer der Welt zu Hause. Es ist vollkommen unnötig, mir das<br />

zu sagen, denn gerade aus diesem Gr<strong>und</strong>e bin ich gekommen. Wenn<br />

sich die Welt am Rande des Chaos befindet, kommt der Avatar, um<br />

den Sturm in den Herzen der Menschen zu besänftigen. <strong>Der</strong> höchste<br />

Frieden wird bald hergestellt sein, die dämonischen Abweichungen<br />

vom geraden göttlichen Pfad werden berichtigt werden. Die Göttliche<br />

Ordnung wird in jeder menschlichen Gemeinschaft neu belebt <strong>und</strong> revitalisiert<br />

werden. 13.8.71, (22-63)<br />

Die glorreiche Geschichte Indiens, die über die Jahrh<strong>und</strong>erte hinweg<br />

ein Licht in den Herzen der Menschen entzündet hat, erwartet nun<br />

den Aufschwung der <strong>Sai</strong>-Bewegung. Er wird mit Sicherheit eintreten,<br />

wenn ihr sie angemessen repräsentiert <strong>und</strong> in die Praxis umsetzt, damit<br />

die Zukunft sich in den kommenden Jahren noch grossartiger gestaltet.<br />

Wie der Funke, der das Feuer entfacht, wie der Lokomotivführer,<br />

dessen Lokomotive eine lange Reihe von Wagen zieht, wie der<br />

Erfinder <strong>und</strong> Betreiber eines Systems von „Lichtautomaten“, so bin<br />

ich hier, um die Welt <strong>und</strong> all ihre organischen <strong>und</strong> anorganischen Bereiche<br />

neu zu schaffen <strong>und</strong> zu fördern. 22.12.71, (22-69)<br />

Das System, durch das man Selbstbeherrschung lernen kann, wird<br />

als Yoga bezeichnet. Gegenwärtig sind alle auf der Suche nach Arbeit<br />

<strong>und</strong> vernachlässigen Yoga. Aber Arbeit ohne Yoga ist ein Nachteil,<br />

ein Hindernis auf dem Lebensweg.<br />

Dies ist der Gr<strong>und</strong>, warum sich jetzt eine heimtückische Krankheit<br />

überall schnell ausbreitet: Streiks. Alle streiken für alles überall - vom<br />

Koch in der Küche bis zum Hüter der Gesetze. Die Interessen der Eigentümer<br />

<strong>und</strong> der Arbeiter, der Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitnehmer sind<br />

miteinander verflochten. Eine Gruppe kann ohne die andere nicht<br />

sein, sie sind voneinander abhängig. Probleme stellen sich zwangsläufig<br />

ein, <strong>und</strong> beide Parteien haben das Recht <strong>und</strong> die Pflicht, sie<br />

durch wechselseitige Konsultationen <strong>und</strong> Kompromisse zu lösen. <strong>Der</strong><br />

Eigentümer ist das Herz der Organisation, die Arbeitnehmer, die de-<br />

315


en Ziele in den verschiedenen Arbeitsbereichen durchzusetzen versuchen,<br />

sind die Glieder. Das Herz muss dafür sorgen, dass die Glieder<br />

aktiv sind, die Glieder müssen das Herz unterstützen. Nur diese<br />

beiden gehören zu einem Verb<strong>und</strong>, nur sie verbinden sich zu einem<br />

gemeinsamen Werk, nur sie sollten nach einem Modus der Verständigung<br />

suchen, keine dritte Partei kann die Probleme lösen. Am besten<br />

ist es, wenn die Probleme gemeinsam in einer Atmosphäre liebevoller<br />

Achtung gelöst werden. Das Wohl beider Gruppen sollte weder durch<br />

einen Mangel an Sachkenntnis noch durch ein Übermass an Gefühlen<br />

gefährdet werden. (...)<br />

Liebe ist das Antriebsrad in einer Fabrik. In einer Fabrik müsst ihr mit<br />

H<strong>und</strong>erten von anderen Menschen unterschiedlichen Temperaments<br />

zusammenarbeiten. Also müsst ihr Geduld <strong>und</strong> Gleichmut lernen. Ihr<br />

müsst eine ruhige Atmosphäre in eurer Umgebung schaffen. Niemand<br />

sollte die Zielscheibe von Neid, Bosheit oder Hass sein. Ruhe<br />

kann gefördert werden, wenn jeder gewissenhaft <strong>und</strong> gründlich seine<br />

Pflicht tut. Dies ist zugleich die höchste spirituelle Übung.<br />

Pflicht ist Gott, Arbeit ist Gottesdienst. Wenn ihr eure Pflichten, so gut<br />

ihr könnt, erfüllt <strong>und</strong> die Organisation, deren Mitglied ihr seid, dadurch<br />

einen Nutzen hat, so habt ihr Gott gedient, <strong>und</strong> er wird sicherlich zufrieden<br />

sein. Euer Leben spielt sich zwischen Maschinen ab; macht<br />

ihr eure Arbeit aber zum Gottesdienst, so wird die Atmosphäre wie<br />

durch Mantren aufgeladen sein. (...)<br />

<strong>Der</strong> Friede der Welt hängt vom Frieden <strong>und</strong> der Fre<strong>und</strong>schaft zwischen<br />

den Nationen ab, der Friede zwischen Nationen hängt vom<br />

Frieden zwischen verschiedenen zugehörigen Gemeinden ab, den<br />

Dörfern, den Familien <strong>und</strong> schliesslich den einzelnen Familienmitgliedern.<br />

So trägt also jeder Einzelne die Verantwortung, andere zu lieben,<br />

ihnen zu vertrauen <strong>und</strong> sie als Träger des göttlichen Funkens zu<br />

verehren. Jedermann muss die Tugenden der Toleranz, Geduld <strong>und</strong><br />

Brüderlichkeit pflegen. 2.1.72, (22-88/89)<br />

Indien trägt gegenwärtig eine grosse Verantwortung. Es muss die<br />

Kultur, die es aus der ehrwürdigen Vergangenheit übernommen hat,<br />

in ihrer ursprünglichen Reinheit bewahren. Dies schuldet es der Welt.<br />

Diese Kultur trägt die höchsten menschlichen Werte in sich <strong>und</strong> den<br />

besten Schlüssel zum Verständnis menschlicher Bestimmung. Es<br />

muss diese <strong>Lehre</strong>n auch in der ganzen Welt verbreiten, damit Wahrheit,<br />

universale Harmonie <strong>und</strong> Frieden gefördert werden. (...)<br />

Jeder Bürger Indiens hat das Privileg, diesen prächtigen Garten der<br />

316


Wahrheit, der Rechtschaffenheit, des Friedens <strong>und</strong> der Liebe zu hegen<br />

<strong>und</strong> zu pflegen. Wie kam es, dass Indien das Ursprungsland dieser<br />

grossen Wahrheitslehre ist? Eine lange Reihe von Helden <strong>und</strong><br />

Märtyrern bemühte sich, ein Vorbild zu sein <strong>und</strong> die Ideale hochzuhalten;<br />

sie litten furchtbare Qualen <strong>und</strong> mussten oft in diesem Kampf alles,<br />

sogar ihr Leben opfern. Aber am Ende war der Sieg auf ihrer Seite,<br />

<strong>und</strong> die Erinnerung daran müsst ihr ehren <strong>und</strong> achten. (...)<br />

Wahrheit <strong>und</strong> Göttliche Ordnung sind die stärkste Rüstung für euch.<br />

Andere Länder verlassen sich auf Atom- <strong>und</strong> Wasserstoffbomben,<br />

euch genügen diese beiden Schilde. (...)<br />

Wenn die Göttliche Ordnung oder Rechtschaffenheit auf der einen<br />

Seite von intellektueller <strong>und</strong> auf der anderen Seite von physischer<br />

Kraft unterstützt wird, ist der Erfolg sicher. Die einzige Voraussetzung<br />

ist, dass diese beiden, Intellekt <strong>und</strong> Mut, die Regeln der Rechtschaffenheit<br />

befolgen <strong>und</strong> sie nicht herabsetzen oder ihre Anweisungen<br />

gar missachten.(...)<br />

Indiens Stärke liegt darin, dass es an der Göttlichen Ordnung festhält.<br />

Alle anderen Länder, deren Stärke nur auf ihren Feuerwaffen beruht,<br />

werden nur dann den Sieg erringen, wenn sie sich schliesslich der<br />

Macht der Rechtschaffenheit unterwerfen. Wenn ihr die Rechtschaffenheit<br />

schützt, wird sie euch im Gegenzug schützen. Die Göttliche<br />

Ordnung ist der Lebenssaft der Liebe. Wo Liebe ist, wird auch Friede<br />

sein. Wo Friede ist, wird Göttlichkeit sein. Und wo Göttlichkeit ist, wird<br />

Glückseligkeit sein. Dies sind ewige Wahrheiten; aber selbst Inder haben<br />

aufgehört, darauf zu vertrauen, <strong>und</strong> sogar angefangen, sie zu<br />

verspotten <strong>und</strong> sich zu weigern, sie in die Praxis umzusetzen. Solche<br />

Menschen beleidigen ihre eigene Mutter. Die Mutter <strong>und</strong> das Land der<br />

Mutter müssen gleichermassen verehrt werden, heisst es in den alten<br />

Schriften. Ihr ehrt die Mutter, indem ihr ihr gehorcht <strong>und</strong> ihre Wünsche<br />

erfüllt, <strong>und</strong> ihr ehrt euer Mutterland, indem ihr seine uralten Traditionen<br />

<strong>und</strong> ehrwürdigen Ideale beachtet, die den Test der Zeit bestanden<br />

haben. Niemand achtet einen Deserteur. Indem er sein Heimatland<br />

verleugnet, verurteilt er sich selbst. 29.3.72, (22-93/94)<br />

Die Welt ist eine einzige grosse Gesellschaft. Jeder Einzelne ist Teil<br />

dieser Gesellschaft aufgr<strong>und</strong> der Liebe, welche die Menschen füreinander<br />

empfinden <strong>und</strong> die sie zu einer Familie macht. Tief im Herzen<br />

des Menschen existiert diese Liebe, unerkannt, ignoriert, angezweifelt,<br />

abgeleugnet, wegdiskutiert. Sie ist die verborgene Quelle jeglichen<br />

Mitgefühls <strong>und</strong> allen Dienens, sie erzeugt den Wunsch, in der<br />

317


Gesellschaft <strong>und</strong> für sie zu leben. Es ist die universale Liebe, die von<br />

einem Funken des Göttlichen zu allen anderen fliesst. Wenn die Augen,<br />

durch die höchste Weisheit erleuchtet, strahlen, sehen sie alles<br />

als das Eine. <strong>Der</strong> Mensch erkennt, dass alles, was sich offenbar verändert<br />

<strong>und</strong> transformiert <strong>und</strong> bewegt, das Göttlich-Absolute ist.<br />

4.2.73, (22-158)<br />

Die ganze Welt ist ein einziger Baum, die verschiedenen Länder sind<br />

seine Äste, seine Wurzel ist Gott, menschliche Wesen sind die Blüten.<br />

Glück ist die Frucht <strong>und</strong> die Glückseligkeit der Selbstverwirklichung<br />

ist der süsse Saft darin. Wie lässt sich dann der Ärger oder die<br />

Eifersucht, die ihr gegenüber einem anderen empfindet, rechtfertigen?<br />

Alle werden vom selben Saft genährt; alle werden von derselben<br />

Sonne beschienen, alle sind göttlich. Göttlichkeit ist nicht irgendetwas<br />

Isoliertes <strong>und</strong> Abgetrenntes, was man durch Anstrengung<br />

verdienen muss. Es ist in jedem Mann, jeder Frau <strong>und</strong> jedem Kind<br />

vorhanden. 22.3.73, (22-175/176)<br />

Viele politische Führer unserer Zeit haben zwar Mitgefühl, aber keine<br />

Intelligenz. Sie wissen nicht, wie sie die Not, die sie sehen, beseitigen<br />

können. Sie reden von der Notwendigkeit, Frieden im eigenen Land<br />

<strong>und</strong> Wohlstand im Ausland herbeizuführen, aber ihre Erfolglosigkeit<br />

zeigt nur den Unverstand ihrer Massnahmen auf. Wie könnten sie<br />

auch Erfolg haben, wenn sie Hass <strong>und</strong> Unehrlichkeit unterstützen?<br />

24.3.73, (22-179/180)<br />

Die Welt heute ist wie eine Schule ohne <strong>Lehre</strong>r, wie ein Tempel ohne<br />

Götterbild, ein Garten ohne Wasser oder ein Kabel ohne Strom. Natürlich<br />

streben die Menschen der ganzen Welt danach, Macht zu erlangen,<br />

indem sie Reichtum, Autorität oder Wissen anhäufen, aber<br />

leider wird dabei auch das trügerische Übel des Egoismus verstärkt.<br />

So wird der Mensch schnell zum Feind der Menschheit <strong>und</strong> verliert<br />

rasch die Menschlichkeit selbst. Er wird weniger <strong>und</strong> weniger Mensch<br />

<strong>und</strong> mehr <strong>und</strong> mehr Dämon. Nur das Wissen um das Göttliche kann<br />

ihn kurieren <strong>und</strong> die Welt retten. Aber der Mensch zieht die Abkürzung<br />

vor, den komfortableren <strong>und</strong> attraktiveren materiellen Weg, <strong>und</strong><br />

er leidet dabei an Verzweiflung, Angst <strong>und</strong> Hass. Egoismus ist die<br />

Wurzel <strong>und</strong> die Krone aller schlechten Gedanken <strong>und</strong> Tendenzen.<br />

Demut allen anderen gegenüber <strong>und</strong> Ehrerbietung gegenüber jenen,<br />

denen ihr dient - nur dies kann den Menschen zum Menschentum erheben.<br />

(...)<br />

318


Unser Land, oder auch jedes andere kann heute nicht mehr durch politische<br />

Manipulationen oder militärische Allianzen gerettet werden,<br />

sondern nur durch die Entwicklung des Bewusstseins jedes Einzelnen<br />

über seine innewohnende Göttlichkeit. Anstatt sich über den gesamten<br />

Globus <strong>und</strong> das ganze Universum auszudehnen, sollte der<br />

Mensch versuchen, seine eigene innere Welt zu untersuchen <strong>und</strong> den<br />

Pl<strong>und</strong>er, der darin ist, hinauswerfen <strong>und</strong> die schlechten Impulse, die<br />

ihr Haupt erheben, zur Ruhe bringen. <strong>Der</strong> Frieden <strong>und</strong> der Wohlstand<br />

der Welt kann nur durch solche Forscher <strong>und</strong> Pioniere erreicht werden.<br />

Bildung <strong>und</strong> Intellekt sind für dieses Abenteuer nicht so wesentlich.<br />

(...)<br />

Reichtum <strong>und</strong> alles, was dadurch erworben werden kann, ist zum Ziel<br />

des Menschen geworden. (...)<br />

Nur von Vertrauen <strong>und</strong> Glauben, von Gott <strong>und</strong> seiner Gunst zu sprechen,<br />

hat keinen Wert. Glauben <strong>und</strong> Hingabe sollten sich im täglichen<br />

Leben zeigen. Betet Gott durch die Arbeit an. Wir brauchen junge<br />

Menschen, die sich begeistert in solcher Arbeit engagieren können.<br />

Die meisten verbringen ihren Tag mit Reden <strong>und</strong> Müssiggang. Sie<br />

müssen harte Arbeit willkommen heissen. Arbeitet hart im Geist der<br />

Hingabe, <strong>und</strong> ihr werdet erstaunt sein, welche Freude ihr daraus ableiten<br />

könnt. Alle Arbeit erscheint gleich, aber es besteht ein grosser<br />

Unterschied zwischen hingebungs- <strong>und</strong> verehrungsvoller Arbeit <strong>und</strong><br />

blosser Plackerei. (...)<br />

Jesus Christus lebte fünf Jahre im indischen Himalaya-Gebiet. Er<br />

liess sich in Kashmir nieder <strong>und</strong> traf dort Vertreter <strong>und</strong> Praktiker der<br />

Advaita-Philosophie, die erklärt, dass es nur einen Gott gibt. Er erkannte<br />

die Einheit jenseits der Vielfalt <strong>und</strong> verbreitete dann die Wahrheit<br />

„Ich <strong>und</strong> mein Vater sind eins“.<br />

Heute reisen Söhne <strong>und</strong> Töchter Indiens, wo die Lektion der Einheit<br />

zuerst gelehrt wurde, in den Westen <strong>und</strong> propagieren „das Viele“;<br />

Westler kommen aus Kulturen, die das Vielfältige begrüssen, nach Indien,<br />

um „das Eine“ zu erlernen <strong>und</strong> zu propagieren. Es ist eine totale<br />

Umkehrung! Ihr müsst den Wert der <strong>Lehre</strong>n der grossen Menschen,<br />

die ihr verehrt, akzeptieren <strong>und</strong> praktizieren. 1.1.78, (24-94/96)<br />

Die Städte sind zum stürmischen Meer geworden, von gewaltigen<br />

Wellen bewegt, <strong>und</strong> ihre Bewohner leben von Dunkelheit umgeben in<br />

Booten, die hin- <strong>und</strong> hergeworfen werden. Für diese verzweifelten<br />

Leute ist das spirituelle Ideal, das hell leuchtet, das Einzige, was sie<br />

zu Sicherheit <strong>und</strong> Geborgenheit führen kann. Die Landbevölkerung<br />

319


wird von der Kultur der Städte schnell angesteckt, <strong>und</strong> so breitet das<br />

Elend sich aus. Das ist der Geist der Zeit. <strong>Der</strong> Mensch, in diesem<br />

Geist verfangen, häuft alle möglichen Arten von Wünschen an <strong>und</strong><br />

verzweifelt, wenn er sie nicht erfüllen kann. Sein Leben endet in unterschiedlichem<br />

Elend. <strong>Der</strong> Mensch vergisst, dass sein innerster<br />

Wunsch nach Selbst-Erkenntnis <strong>und</strong> dem Guten von ihm gehegt <strong>und</strong><br />

gepflegt werden muss. Alle anderen Wünsche sind schlecht <strong>und</strong> bedeutungslos.<br />

<strong>Der</strong> Mensch ist mit der Kraft ausgestattet, das wesentlich<br />

Gute vom oberflächlich Erfreulichen zu unterscheiden, aber er<br />

kultiviert diese Gabe nicht <strong>und</strong> zieht aus ihr keinen Nutzen. 25.1.79,<br />

(24-173)<br />

Euer Leben ist eingewoben in die gesellschaftlichen Verhältnisse.<br />

Geburt, Lebenszeit <strong>und</strong> Tod werden davon beeinflusst. Ohne die Gemeinschaft<br />

mit anderen kann der Mensch nicht überleben. Das ist<br />

eine Tatsache <strong>und</strong> ein besonderes Glück für ihn. (...)<br />

Heute ist es so, dass sogar diejenigen, die das Gesetz übertreten <strong>und</strong><br />

Verbrechen begehen, den Schutz des Gesetzes in Anspruch nehmen,<br />

wenn es ihren Interessen dient. Das sind untragbare Zustände.<br />

Ich habe in allen Ländern eine Entwicklung in dieser Richtung beobachtet.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> habe ich die hiesigen Ausbildungsstätten<br />

gegründet. Hier sollen junge Menschen die Kunst der Entsagung lernen<br />

<strong>und</strong> einen guten Charakter entwickeln. 18.7.81, (25-93/95)<br />

Drei Dinge sind für jedes Land - gleichgültig, in welchem Entwicklungszustand<br />

es sich befindet - unbedingt notwendig: Produktionsmittel,<br />

Sicherheitskräfte <strong>und</strong> ein Erziehungssystem. Frieden <strong>und</strong> Wohlstand<br />

der Welt hängen von der guten Zusammenarbeit von Arbeitern,<br />

Sicherheitskräften <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong>rn ab. Sie bilden zusammen einen Dreifuss.<br />

Wenn eines seiner Beine schwach wird, fällt er um. Wenn die<br />

Wirtschaft blüht, muss der Wohlstand vor Dieben <strong>und</strong> Plünderern beschützt<br />

werden. Wenn Militär <strong>und</strong> Polizei auf Kosten der wirtschaftlichen<br />

Kräfte zu mächtig werden, ist das Land in Gefahr. Aber selbst<br />

wenn Produktions- <strong>und</strong> Sicherheitskräfte ausgewogen sind, das Ausbildungssystem<br />

jedoch falsche Ziele setzt, wird das Land geschwächt.<br />

Die Entwicklung der materiellen Hilfsquellen <strong>und</strong> die Verteidigung<br />

des Landes hängen letztlich von der Qualität der Ausbildung<br />

ab, welche das Erziehungssystem hervorbringt.<br />

Aber ein Dreifuss besteht nicht nur aus drei Beinen. Wer kann auf drei<br />

Beinen sitzen? Sie müssen durch ein Brett verb<strong>und</strong>en sein, <strong>und</strong> das<br />

320


Brett ist die Liebe, d.h. die Liebe zum Heimatland. „Heimatland“ bedeutet<br />

aber nicht ein Gebiet auf der Landkarte, den Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden,<br />

sondern die menschliche Gemeinschaft, in der man lebt. Und „Liebe“<br />

bedeutet das Gefühl für die Wechselbeziehungen, den Einsatz des<br />

Einzelnen für die Gesellschaft.<br />

Vielen der hochgebildeten, an verantwortlicher Stelle stehenden Menschen<br />

fehlt heute diese Art der Liebe. Darunter leidet die Ausbildung,<br />

<strong>und</strong> die Millionen, die dafür vorgesehen sind, werden vergeudet. Da<br />

die Ausbildung auch die anderen beiden Bereiche beeinflusst, trägt<br />

auch das Geld, das für Produktion <strong>und</strong> Verteidigung ausgegeben<br />

wird, keine reichen Früchte. Bildung wird heute verwechselt mit Gelehrsamkeit.<br />

Das ist falsch. Bildung muss die Türen des Geistes öffnen.<br />

Viele halten die Wissenschaft für eine grosse Errungenschaft.<br />

Aber die Wissenschaft ist nicht so mächtig, wie sie zu sein scheint.<br />

Sie erweckt nur den Eindruck, mit ihrer Hilfe könnten alle Probleme<br />

gelöst werden. Aber wenn der Charakter fehlt, kann sie zur Katastrophe<br />

führen. Es gibt viele sehr intelligente Verbrecher. So kann auch<br />

die Wissenschaft für destruktive Zwecke missbraucht werden.<br />

29.8.81, (25-97/98)<br />

Während im Westen alle Anstrengungen ausschliesslich darauf gerichtet<br />

sind, die Gesetze zu entdecken, welche die materielle Welt regieren,<br />

setzen die Menschen hier in Indien alles dafür ein, das Absolute,<br />

welches die primäre Ursache des Universums ist, zu entdecken<br />

<strong>und</strong> zu erfahren. Das Wissen darum vermittelt unerschütterlichen<br />

Frieden.<br />

Hier wird das Unvergängliche gesucht, der Westen interessiert sich<br />

nur für das Vergängliche. Hier strebt man nach höherem Wissen, dort<br />

herrscht Unwissenheit. Das eine ist spirituelle Arbeit an sich selbst,<br />

das andere Verharren in erdgeb<strong>und</strong>ener Verblendung. Darum fällt<br />

heute noch, über die Jahrh<strong>und</strong>erte hinweg, der Glanz der Rishis, Weisen<br />

<strong>und</strong> Yogis auf die Gesichter der Menschen. (8-83)<br />

Die gesamte Welt ist ein Körper. Das Land ist die Widerspiegelung<br />

dieses Körpers. Deshalb sollte jede Nation <strong>und</strong> jeder Körper in dieser<br />

Welt in Frieden leben. “Lasst all die Welten glücklich sein.” Euer Herz<br />

<strong>und</strong> Denken sollte in dieser Hinsicht weit sein, <strong>und</strong> ihr solltet das gesamte<br />

Universum als Einheit betrachten. (23.11.95)<br />

Wir erleben zur Zeit, dass die Menschheit von unzähligen Problemen<br />

321


<strong>und</strong> Sorgen heimgesucht wird. Keine Verwaltung oder Behörde kann<br />

diese Probleme lösen. Nur Gott kann die Menschheit retten. Die Menschen<br />

müssen ihren Glauben an das Selbst stärken, denn auf diese<br />

Weise erfahren sie die Gnade Gottes. Die ganze Menschheit ist auf<br />

die göttliche Gnade angewiesen. Um ihrer teilhaftig zu werden, müsst<br />

ihr euer Herz mit Liebe füllen, euren Mitmenschen dienen <strong>und</strong> mit diesen<br />

Mitteln euer Leben erlösen. (14.4.96)<br />

Die Welt ist ein grosses Haus. Darin gibt es viele Räume. Jedes Land<br />

gleicht einem Raum in diesem Haus. Deshalb sollte die ganze Welt<br />

als unser aller Zuhause betrachtet werden. Wenn ihr alle Gliedmassen<br />

als Teile eines Körpers wahrnehmt, solltet ihr auch die Funktion<br />

des Herzens bedenken. Es ist das Herz, das jeden Körperteil mit Blut<br />

versorgt. Entsprechend spenden Wahrheit <strong>und</strong> Rechtschaffenheit allen<br />

Ländern Lebenskraft. (13.2.97)<br />

In dem Gebäude der Welt ist Amerika ein Zimmer. Russland ist ein<br />

anderes, Deutschland, England, Frankreich, Pakistan, Indien, alle<br />

sind Zimmer. Aber das Haus ist eins. Dieser Einheit solltet ihr euch<br />

bewusst sein. Alle sind eins, seid zu jedem gleich. Gebt Hass oder<br />

Unterschiedlichkeiten keinen Raum. Ihr solltet das Prinzip der Gleichheit<br />

propagieren, es praktizieren <strong>und</strong> mit jedem teilen. (...)<br />

Spiritualität ist keine Religion. In den Konferenzberichten wird wiederholt<br />

von Religion gesprochen. Ich denke nicht an irgendeine spezifische<br />

Religion. Es geht um Spiritualität. Jedes Land sollte dem spirituellen<br />

Weg folgen. Religion hat zwei Bedeutungen: zu verwirklichen.<br />

Was soll verwirklicht werden? Das eigene Selbst. Wer bin ich, wer bin<br />

ich? Aber die Welt bezeichnet eine bestimmte Gemeinschaft als Religion,<br />

Christentum, Islam, Hinduismus usw. Ich unterscheide nicht in<br />

dieser Weise. Alle sind eins. Ihr solltet das Einheitsprinzip verstehen.<br />

Wenn ihr Liebe habt, ist es leicht, diesem Einheitsprinzip zu folgen.<br />

Wenn ihr Liebe habt, bleiben keine Unterschiede mehr. (...)<br />

Viele Swamis aus Indien gehen ins Ausland. Viele Menschen laden<br />

mich ein, in ihre Länder zu kommen. Ich mag das nicht. Als Erstes<br />

sollte man sein eigenes Haus in Ordnung bringen, bevor man an das<br />

Übrige denkt. Da ihr in Indien seid - dient hier, macht hier die Menschen<br />

glücklich <strong>und</strong> geht dann ins Ausland. (...) Viele Matajis <strong>und</strong><br />

Swamijis gehen ins Ausland. Manche betteln sogar in meinem Namen.<br />

Das ist ein grosser Fehler. Glaubt nie derlei Dinge. Ich denke<br />

überhaupt nicht an Geld. Ich will nur eines: Ihr sollt gut sein, <strong>und</strong> das<br />

322


ganze Land sollte erblühen. Wenn ihr wirklich Grösse habt - dient eurem<br />

eigenen Land, macht die Menschen gut. (18.7.97)<br />

Von alters hat dieses heilige Land Indien seinen spirituellen Reichtum<br />

mit der restlichen Welt geteilt, um Frieden <strong>und</strong> Sicherheit zu pflegen.<br />

Gerade wegen seines immensen spirituellen Reichtums bleibt Indien<br />

trotz vieler fremder Invasionen in der Vergangenheit ein Land des<br />

Friedens <strong>und</strong> der Sicherheit. Ohne Indien würde es keine Spur von<br />

Spiritualität in dieser Welt geben. In der Luft von Indien liegt Wahrheit,<br />

im Staub von Indien liegt Rechtschaffenheit. Indien ist durchflutet von<br />

Liebe. Das Wasser von Indien fliesst über vor Mitgefühl. (18.3.98)<br />

Wir alle leben auf ein <strong>und</strong> derselben Erde. <strong>Der</strong>selbe Himmel befindet<br />

sich über uns allen. Wir atmen dieselbe Luft <strong>und</strong> trinken dasselbe<br />

Wasser. <strong>Der</strong> Mensch verkennt dieses allem zugr<strong>und</strong>e liegende Prinzip<br />

der Einheit <strong>und</strong> erschafft stattdessen die Vorstellung von Vielfalt,<br />

was ein grosser Fehler ist. (...)<br />

Heutzutage wird der Mensch von Ruhelosigkeit überwältigt, weil er<br />

die Fähigkeit verloren hat, die Einheit in der Vielfalt zu sehen. Was ihr<br />

heute tun müsst, ist, Einheit in der Vielfalt zu sehen <strong>und</strong> die Göttlichkeit<br />

hinter dieser Einheit zu erkennen. (25.3.98)<br />

Stellt euch vor, was für eine ungeheure Kraft Indien darstellt, wenn<br />

alle seine 980 Millionen Menschen vereint dastehen! Indien wird keine<br />

Probleme haben. Sehr bald werden Frieden <strong>und</strong> Sicherheit in dieses<br />

Land einkehren. Heutzutage findet ihr nirgendwo Frieden. (...)<br />

Frieden ist im Herzen gegenwärtig. Ihr könnt nur dann Frieden erlangen,<br />

wenn ihr zu euren Mitmenschen eine Herz-zu-Herz-Beziehung<br />

entwickelt. (...)<br />

Eine gute Regierung sollte immer unterstützt werden. Man sollte die<br />

Regierung nicht aufgr<strong>und</strong> individueller Meinungsverschiedenheiten<br />

hassen. Seit 50 Jahren ist dieses Land unabhängig. Doch was habt<br />

ihr erreicht? Morde, Flugzeugentführungen <strong>und</strong> Menschenraub. Ist es<br />

das, wovon ihr geträumt habt? Heutzutage nehmen Furcht <strong>und</strong> Unruhen<br />

auf der ganzen Welt überhand. <strong>Der</strong> Mensch wird von Angst heimgesucht,<br />

wo er auch ist - zu Hause, im Auto, im Zug oder im Flugzeug.<br />

Warum ist das so? Weil der menschliche Geist von Wünschen, Gier,<br />

Ärger usw. verschmutzt ist. Wenn der Mensch in den Genuss von<br />

Frieden <strong>und</strong> Sicherheit kommen will, sollte er sich von diesen schlechten<br />

Charakterzügen befreien <strong>und</strong> ein Leben führen, das auf das Wohl<br />

323


der Gesellschaft ausgerichtet ist. Er sollte die Selbstsucht aufgeben<br />

<strong>und</strong> Einheit entwickeln. Nur dann kann der ursprüngliche Ruhm Indiens<br />

wiederhergestellt werden. (...)<br />

Wenn die Sicherheit des Landes auf dem Spiel steht, sollten alle Parteien<br />

vereint zusammenstehen <strong>und</strong> individuelle Differenzen aufgeben.<br />

(...)<br />

Alle politischen Parteien sollten zusammenkommen, um die Interessen<br />

der Nation zu wahren. Schliesst Fre<strong>und</strong>schaft mit anderen Ländern.<br />

(12.3.99)<br />

Jemand fragte mich: “Swami, Amerika <strong>und</strong> Russland stellen immer<br />

mehr Waffen her, aber Indien liegt diesbezüglich weit zurück. Sollte<br />

nicht auch Indien Waffen herstellen?” Ich erwiderte: “Mein Lieber, was<br />

Indien heutzutage braucht, sind weder Waffen noch Krieg, sondern<br />

die Aufrechterhaltung der Gesetze Gottes.” Wenn ihr die Göttliche<br />

Ordnung schützt, wird diese euch wiederum beschützen. Ihr solltet<br />

kein Geld für die Herstellung von Waffen verschwenden. Manche<br />

Länder geben viel Geld für Verteidigung aus, <strong>und</strong> als Ergebnis davon<br />

fehlt den Menschen dieser Länder richtige Nahrung. Allein die göttliche<br />

Liebe <strong>und</strong> Gnade <strong>und</strong> nicht Waffen können ein Land beschützen.<br />

(28.7.99)<br />

324


MENSCHLICHE WERTE<br />

Wahrheit<br />

Rechtes Handeln<br />

Frieden<br />

Liebe<br />

Gewaltlosigkeit<br />

Ihr solltet den fünf menschlichen Hauptwerten, Wahrheit, Rechtschaffenheit,<br />

Frieden, Liebe <strong>und</strong> Gewaltlosigkeit folgen. Wenn ein Mensch<br />

diesen Werten nicht folgt, wie kann er dann Mensch genannt werden?<br />

Ihr solltet die menschlichen Werte hochhalten, um wahre Menschen<br />

zu sein; sonst seid ihr nur der Form nach ein Mensch. (...)<br />

Wahrheit<br />

Die Göttliche Seele ist die Form des Herrn, sie ist die Kraft des Herrn.<br />

Nur der Mensch hat die Fähigkeit <strong>und</strong> die Berechtigung, diese Kraft<br />

zu erkennen <strong>und</strong> zu erreichen. Es ist in der Tat tragisch, dass die<br />

Menschen, nachdem sie es endlich erreicht haben, als Menschen zu<br />

inkarnieren, diese ewige Wahrheit nicht erkennen <strong>und</strong> nicht einmal einen<br />

Versuch machen, sie zu verstehen. Wenn sie diese Chance verstreichen<br />

lassen, wann wollen sie es denn dann wieder versuchen?<br />

Sie kümmern sich nicht um den eigentlichen Zweck, zu dem sie gekommen<br />

sind. Kamt ihr nur deshalb, um wie alle anderen Tiere, Vögel<br />

oder Insekten zu leben, um zu essen, umherzugehen, zu schlafen<br />

<strong>und</strong> nach Vergnügen zu suchen? Wenn die Antwort „nein“ lautet, wofür<br />

seid ihr sonst gekommen? Könnt ihr wirklich sagen, dass der<br />

Mensch nur ein anderes Tier sei <strong>und</strong> sich nicht von den anderen Lebewesen<br />

unterscheide? Er hat drei Dinge, die sie nicht haben: die Fähigkeit,<br />

etwas zu durchdenken, die Fähigkeit, zu entsagen, <strong>und</strong> die<br />

Fähigkeit, zwischen Recht <strong>und</strong> Unrecht zu unterscheiden. Das sind<br />

besondere Gaben des Menschen. Aber welchen Nutzen haben sie,<br />

wenn sie nicht im Leben angewandt werden? Nur wenn diese Fähigkeiten<br />

auch benutzt werden, ist die Bezeichnung „Mensch“ zutreffend;<br />

andernfalls ist die Bezeichnung „Tier“ passender.<br />

Diese drei Fähigkeiten sollten vom Menschen nicht nur in weltlichen<br />

Angelegenheiten angewendet werden, sondern vor allem für die Erforschung<br />

der letzten Wahrheit. Genau gesagt: Wenn ihr unterschei-<br />

325


det, entsagt <strong>und</strong> reflektiert, während ihr durch die Freuden <strong>und</strong> Sorgen<br />

des Lebens geht, wird ganz sicher eines Tages die Überzeugung<br />

entstehen, dass dies alles hier unwirklich ist, dass es nicht die Wahrheit<br />

ist. Wenn diese Erkenntnis kommt, wird der Mensch sicherlich<br />

den Weg der Rückbindung an Gott, den spirituellen Weg gehen <strong>und</strong><br />

nach dem forschen, was ihn zur Wahrheit führt. Das ist die Aufgabe,<br />

mit der sich der Mensch befassen muss.<br />

Wenn jeder erst einmal beginnt sich zu fragen: „Wer sind wir? Woher<br />

kamen wir? Wohin werden wir gehen? Wie lange werden wir hier<br />

sein?“, wird die Wahrheit leicht gef<strong>und</strong>en werden.<br />

<strong>Der</strong>artiges Fragen ist das Zeichen von Unterscheidungsvermögen.<br />

Wenn mittels dieses Unterscheidungsvermögens die Vorstellung,<br />

dass die Welt unbeständig ist, tief im Bewusstsein Wurzeln schlägt,<br />

verschwinden alle Bindungen automatisch. Das ist dann das Stadium<br />

der Loslösung. Ihr werft die Frage auf: „Lohnt es sich, in diese irreale<br />

Welt verstrickt zu sein?“ <strong>und</strong> stellt dann fest: „Sie ist unecht, sie ist irreführend“<br />

<strong>und</strong> richtet danach eure Bemühungen auf das Reich Gottes,<br />

den Ort der Wahrheit. Das ist die richtige Entscheidung.<br />

Durch Unterscheidungsvermögen <strong>und</strong> Loslösung versteht der<br />

Mensch, wer er wirklich ist. Ohne sie ist es unmöglich, das zu erfahren.<br />

Gott hat nur den Menschen mit diesen beiden Fähigkeiten gesegnet.<br />

Er hat sie ihm gegeben, damit er sie für diesen Zweck benutzt.<br />

<strong>Der</strong> Mensch ist also wahrhaft glücklich zu preisen. Aber leider hat er<br />

die Aufgabe vergessen, wegen der er gekommen ist. Er ignoriert die<br />

Frage, woher er kam, hält seine Augen davor verschlossen, wo er hingehört,<br />

wendet seine Intelligenz dem Vergnügen <strong>und</strong> leiblichen Genüssen<br />

zu <strong>und</strong> vergeudet seine Kräfte. Was für eine Tragödie! Wenn<br />

er selbst in diesem gnadenvollsten menschlichen Leben nicht nach<br />

Gott sucht, wann wird er ihn dann wohl finden? Wenn ihr die Gegenwart<br />

so verschwendet, was kann die Zukunft euch dann bringen?<br />

Wenn ihr zuallererst eure wahre Natur erkennt, ist der Rest leicht zu<br />

begreifen. Ihr wisst dann, woher ihr kommt, wohin ihr geht, wie lange<br />

ihr lebt usw.<br />

Die vier oben genannten Fragen hängen voneinander ab. Wenn eine<br />

gelöst ist, sind die übrigen auch beantwortet; jedoch darf keine der<br />

Fragen unbeachtet bleiben. (...)<br />

Wer seid ihr? Das Göttliche Selbst. Wohin geht ihr? Zu Gott. Wie lange<br />

könnt ihr hier sein? Bis ihr mit dem Göttlichen eins werdet. Wo seid<br />

ihr jetzt? Im Unwirklichen, im ständig sich Verwandelnden. In welcher<br />

äusseren Form? Als Nicht-Gott. Womit seid ihr beschäftigt? Mit ver-<br />

326


gänglichen Aufgaben. Was solltet ihr von jetzt an tun? Gebt diese<br />

letzten drei auf <strong>und</strong> beschäftigt euch mit den drei anderen: Tretet ein<br />

in den Bereich des Ewigen, befasst euch mit Aufgaben, die auf das<br />

Unvergängliche gerichtet sind, <strong>und</strong> geniesst die Seligkeit des Göttlichen.<br />

Das muss die Hauptanstrengung des Einzelnen sein, sein dauerndes<br />

Ziel, das grösste Abenteuer in dieser Welt. Alle anderen Aufgaben<br />

sind langweilig <strong>und</strong> töricht. Sie glitzern einen Moment <strong>und</strong><br />

verschwinden wieder. Ihr werdet diese Wahrheit erkennen, wenn ihr<br />

euch von ihnen abwendet <strong>und</strong> euren Blick schärft. (3-57/60)<br />

Hier ist nun etwas Wichtiges zu beachten: Viele sagen, dass die<br />

Wunsch- <strong>und</strong> Willenlosigkeit das Beste sei. Es ist aber besser, einen<br />

Wunsch stärker zu haben als alle anderen oder vielmehr, einen<br />

Wunsch zu haben <strong>und</strong> nur diesen <strong>und</strong> sonst keinen. Noch herausragender<br />

ist jemand, der dazu noch das standhafte Bemühen hat, diesen<br />

einen Wunsch auch zu realisieren; denn er kann dadurch nicht<br />

nur sein eigenes Wohl fördern, sondern darüber hinaus das Wohl der<br />

Welt. Lasst euren Wunsch, euren Willen <strong>und</strong> eure Mühe auf euer eigentliches<br />

Wohl gerichtet sein, lenkt sie nicht auf weltliche Vergnügungen;<br />

das würde Leid bringen <strong>und</strong> Frieden zerstören. (3-64/65)<br />

Das allgegenwärtige Göttliche ist ein uferloses, unendlich tiefes Meer.<br />

Dieses Meer ist die Gr<strong>und</strong>lage für die immer wechselnden Wellen als<br />

Ausdruck <strong>und</strong> Ergebnis seiner Kraft. Die Wellen erheben sich aus der<br />

See, schiessen hoch, fallen in sie zurück <strong>und</strong> lösen sich in ihr auf. Obwohl<br />

die Kraft des Meeres sich so offenbart im Auf <strong>und</strong> Ab, im Erheben<br />

<strong>und</strong> Fallen, ist es doch beständig <strong>und</strong> unbewegt.<br />

Aber die Welt ist mehr mit dem Vergänglichen <strong>und</strong> Wechselvollen beschäftigt<br />

<strong>und</strong> glaubt, die Wellen seien wichtig. Und auch der spirituell<br />

Suchende kümmert sich mehr um das Erlangen von Dingen, die vergänglich<br />

<strong>und</strong> veränderlich sind, als um das Erleben des dahinterliegenden,<br />

unwandelbaren Prinzips. (3-66)<br />

Ihr seid nicht das, was üblicherweise mit dem Wort „ich“ bezeichnet<br />

wird. Ihr seid das Eine ohne ein Zweites. <strong>Der</strong> Körper ist der Veränderung<br />

unterworfen, er ist vergänglich <strong>und</strong> zum Verfall verurteilt; wie<br />

könnte er der das Göttliche Selbst sein? Nein, das wahre Göttliche<br />

Selbst ist einmalig <strong>und</strong> einzig. Keine andere Wesenheit kann daneben<br />

bestehen. Nur wenn jeder spirituelle Aspirant, jeder Mensch sich<br />

dessen bewusst ist, können Gleichheit, Ausgeglichenheit <strong>und</strong> Heiterkeit<br />

auf der Erde Einzug halten. (3-74)<br />

327


Deshalb haltet nie das Sichtbare irrtümlich für beständig oder wahr!<br />

Ihr könnt über nichts frohlocken als über das Meer der Glückseligkeit<br />

des unteilbaren ungeteilten Göttlichen Selbst, des Göttlichen Urgr<strong>und</strong>s.<br />

Ihr könnt wirkliche <strong>und</strong> volle Zufriedenheit nur in dem herausragenden,<br />

lieblichen <strong>und</strong> bedeutungsvollen Erleben der höchsten<br />

Gottheit selbst finden. (3-77)<br />

Innerhalb der gesamten Schöpfung hat allein der Mensch die Qualifikation,<br />

diese höchste Freude zu erreichen. Was ist es doch für eine<br />

unheilvolle Tragödie, dass er sein Recht ausser Acht lässt <strong>und</strong> sich in<br />

der Suche nach kleinen Freuden <strong>und</strong> leerem Flitterwerk verläuft. (3-<br />

79)<br />

Deshalb, ihr spirituell Suchenden, hört her! Hört her, ihr, deren wirkliche<br />

Wesenheit göttlich ist. Sucht danach, euer wahres Selbst zu entdecken,<br />

eure echte Wirklichkeit. Erringt die Erkenntnis, dass ihr das<br />

Göttliche Selbst seid, frohlockt allein im Göttlichen, kostet die unverwässerte,<br />

unvergleichliche Seligkeit des Bewusstseins eures wirklichen<br />

Selbst. (3-80)<br />

Wenn überhaupt etwas lieblicher ist als alles Liebliche, Glück verheissender<br />

als alles Glück Verheissende <strong>und</strong> heiliger als alles Heilige,<br />

wahrhaftig, dann ist es der Göttliche Name oder Gott selbst. Gib die<br />

Gesellschaft mit denen auf, die weltlich gesinnt sind, ebenso die Verbindung<br />

mit denen, die unter dem Einfluss schlechter Eigenschaften<br />

stehen. Halte dich fern von allen Arten schlechten Tuns. Suche immer<br />

die Gesellschaft der Weisen <strong>und</strong> Guten. (3-85)<br />

Praktiziert deshalb zu allen Zeiten <strong>und</strong> unter allen Bedingungen mit<br />

Liebe <strong>und</strong> Hingabe das Denken an den Namen des Herrn. Dieser<br />

Name ist der Blitz, der Berge von Sünden in Staub verwandelt. Er ist<br />

das unfehlbare Heilmittel für die traurige Krankheit blosser Weltbezogenheit,<br />

<strong>und</strong> mit Sicherheit wird euch dieser Name Frieden geben.<br />

<strong>Der</strong> Name Gottes ist so glänzend wie die aufgehende Sonne, die die<br />

Dunkelheit der Täuschungen zerstört, er ist so leuchtend, universell<br />

<strong>und</strong> heilig. (3-86)<br />

Was hat es für einen Zweck, den fliehenden Freuden der Sinne zu folgen.<br />

Betet Gott an, der in eurem innersten Herzen wohnt <strong>und</strong> euch<br />

näher ist als euer engster Fre<strong>und</strong>, ob das euer Vater, eure Mutter<br />

328


oder euer Guru ist. Gott ist für euch all dies in einem <strong>und</strong> noch viel<br />

mehr. <strong>Der</strong> physische Körper, um dessentwillen ihr nach all diesem<br />

Komfort <strong>und</strong> Luxus strebt, ist letzten Endes der Krankheit <strong>und</strong> dem<br />

Verfall unterworfen. Demgegenüber bewirkt Gott Freude <strong>und</strong> das Erleben<br />

heiliger Liebe. Übergebt ihm euer Herz. Er wünscht sich sonst<br />

nichts von euch. Er ist auf keine andere Weise zu gewinnen, weder<br />

durch unbegrenzte Gelehrsamkeit noch durch grossartige Gelübde<br />

<strong>und</strong> farbenfreudige Rituale. (3-85)<br />

Hingabe bedeutet die höchste, reine, auf Gott gerichtete Liebe. Jeder<br />

kann diese Hingabe erreichen. Die Tür zur Vereinigung mit Gott durch<br />

den Weg der Hingabe steht allen offen. <strong>Der</strong> einzige<br />

Passierschein, den ihr braucht, ist der Wunsch nach Befreiung; dieser<br />

Wunsch berechtigt den Menschen zu diesem Erbe. Natürlich wird<br />

solch eine Liebe erst entstehen, nachdem ihr die Herrlichkeit <strong>und</strong> den<br />

Glanz Gottes, ebenso seine ihm innewohnenden Eigenschaften der<br />

Allwissenheit, Allmächtigkeit <strong>und</strong> Allgegenwart in der gesamten<br />

Schöpfung kennengelernt habt. Wer mit Liebe dieser Art versehen ist,<br />

wer immer im Bewusstsein des Göttlichen lebt, der wird sicherlich befreit<br />

werden. (3-87)<br />

<strong>Der</strong> Weltmensch hat nur Liebe zu materiellen Dingen; aber wenn die<br />

gleiche Liebe die Form der Hingabe oder Gottesliebe annimmt, führt<br />

sie zur Wahrnehmung der Gottheit selbst. <strong>Der</strong> Begriff „Sehnsucht“ beschreibt<br />

sowohl das Verlangen nach weltlichen Dingen als auch die<br />

Sehnsucht nach der Freude der Verwirklichung Gottes.<br />

Die Früchte eures Handelns sind wie ein Kapital, das sich während<br />

eures Lebens verbraucht; dann werdet ihr wiederum geboren. Demgegenüber<br />

verbrauchen sich die Früchte der Hingabe niemals; sie<br />

bleiben ewig bestehen. Befreiung ist von Dauer, sie endet nie. Wahrhaftig,<br />

Hingabe an Gott ist die wahre Methode für die Befreiung des<br />

Menschen. Sie ist geistige Disziplin par excellence. Jede andere Methode<br />

baut darauf auf. (3-88)<br />

Wer dem Weg der Hingabe an Gott folgt, wird glücklicher <strong>und</strong> vorzüglicher<br />

genannt als diejenigen, die den Weg des Handelns, des Wissens<br />

oder des Yoga gehen. Er ist besser dran als der Yogi, als der<br />

Entsagende, der Wissende <strong>und</strong> der Gottsuchende, welcher der Disziplin<br />

des Handelns folgt. (3-89)<br />

329


Wahrheit ist Gott. Die gr<strong>und</strong>legende Voraussetzung für das Erreichen<br />

dieser Erkenntnis ist eine von Verantwortung <strong>und</strong> Pflichtbewusstsein<br />

getragene Lebensweise. Solch ein ethisches Leben beruht auf der<br />

Unterscheidung zwischen Wahrheit <strong>und</strong> Unwahrheit. So wie man eine<br />

Muschel wegwirft, aber die in ihr enthaltene Perle behält, muss man<br />

das Wesentliche, die Wahrheit, annehmen <strong>und</strong> das Unwesentliche<br />

ablehnen. Zudem bedarf es der individuellen Anstrengung <strong>und</strong> der<br />

Gnade Gottes. Auch solltet ihr in allem Handeln der grossen <strong>Lehre</strong><br />

eingedenk sein, dass Körper <strong>und</strong> Seele als das wahre Selbst zweierlei<br />

sind. Das ist eine höchst zuträgliche Übung. Diese Unterscheidung<br />

ist für alle Aspekte des Lebens notwendig, seien sie nun weltlicher<br />

oder spiritueller Art. (4-28)<br />

Das Wesen <strong>und</strong> die Bedingungen des geistigen Weges sind nur jenen<br />

bekannt, die ihn gegangen sind. Sie wissen, dass der Weg der Wahrheit<br />

<strong>und</strong> der Unterscheidung zur universalen Seele, zu Gott führt. Wer<br />

sich nicht bewusst ist, dass es diesen Weg gibt, <strong>und</strong> ihn nicht beschritten<br />

hat, kann ihn weder sich selbst noch anderen erklären.<br />

Die universale Seele alleine ist wirklich. Die universale Seele ist<br />

Wahrheit. Die universale Seele ist Liebe. Ganz gleich, in welcher<br />

Form ihr über Gott meditiert, es ist möglich, ihn zu erkennen. Haltet<br />

euch immer in der Gesellschaft seiner Verehrer auf. Durch die Gesellschaft<br />

guter Menschen lernt <strong>und</strong> verstärkt ihr Unterscheidungsvermögen<br />

<strong>und</strong> Entsagung. Dies gibt eurer Seele Kraft <strong>und</strong> schenkt euch inneren<br />

Frieden. So kann euer Bewusstsein mit der universalen Seele<br />

eins werden. (4-29)<br />

Die “Ewige Wahrheit” ist die Mutter aller Religionen, aller ethischen<br />

Verhaltensregeln <strong>und</strong> aller staatlichen, rechtlichen <strong>und</strong> menschlichen<br />

Ordnungen dieser Welt. Und Indien ist das Land, in dem diese Mutter<br />

geboren wurde. Oh, wie sehr sind die Inder doch vom Glück begünstigt!<br />

Wie grossartig ist dieses Land!<br />

Die Welt in ihrer Gesamtheit ist der Körper des Herrn dieser Welt, <strong>und</strong><br />

Indien ist das wirklich einzigartige Sinnesorgan dieses Körpers, das<br />

Auge. Ohne Augen ist der Körper nicht Herr über sich selbst, stimmt<br />

das nicht? Es muss immer wieder gesagt werden: Indien wurde mit<br />

zwei Augen geschmückt, den Veden <strong>und</strong> den Shastras. Es gibt wohl<br />

keinen Zweifel darüber, dass die Inder, getragen von diesen heiligen<br />

Weisheitsgütern, im Lauf der Zeit religiöse Verhaltensweisen entfaltet<br />

haben, wie sie von keinem anderen Volk der Welt je erreicht wurden.<br />

330


Die Verwirklichung der uralten, ewig gültigen Wahrheit, welche die in<br />

allen Religionen enthaltene Wahrheit sowie Toleranz gegenüber allen<br />

Religionen lehrt, ist die Pflicht <strong>und</strong> Aufgabe der gesamten Menschheit.<br />

Die vielen Flüsse eines Landes erreichen, obwohl sie in verschiedenen<br />

Gebieten entspringen <strong>und</strong> unterschiedliche Flussläufe haben,<br />

letztendlich alle das Meer. Auch wenn die Menschen in verschiedenen<br />

Ländern geboren werden <strong>und</strong> ganz unterschiedliche Aufgaben<br />

<strong>und</strong> Pflichten zu erfüllen haben, erreichen sie über viele Wege der<br />

Gottesverehrung das Meer der Gegenwart des Herrn.<br />

Die uralte, ewig gültige Wahrheit ist der zentrale Punkt, in dem die<br />

mannigfaltigen, in unterschiedliche Richtungen laufenden Wege zusammenkommen.<br />

Die Anhänger aller Religionen können sie verwirklichen,<br />

indem sie stets die Wahrheit sprechen, Eifersucht <strong>und</strong> Ärger<br />

vermeiden <strong>und</strong> immer aus liebendem Herzen handeln. Wer sich so<br />

verhält <strong>und</strong> ohne zu straucheln zur ewigen Weisheit vordringt, darf zu<br />

Recht als “Inder” bezeichnet werden.<br />

<strong>Der</strong> Hinduismus ist die einzige Religion, die seit frühester Zeit die vorderste<br />

Position unter allen Religionen einnehmen <strong>und</strong> auch halten<br />

konnte <strong>und</strong> darüberhinaus eine dauerhafte Stellung errang. Die Hindus<br />

sind das einzige Volk, das Jahrh<strong>und</strong>erte überlebt hat, ohne vernichtet<br />

worden zu sein. In dieser Religion haben die Menschen, mehr<br />

als in jeder anderen, Lebzeiten lang in Liebe, Gleichheit <strong>und</strong> Dankbarkeit<br />

gelebt. Die Hindus haben ihre Lebensart der Rechtschaffenheit<br />

durch das Erkennen philosophischer Prinzipien <strong>und</strong> aus den Veden<br />

erworben. Sie haben die wesentlichen <strong>Lehre</strong>n der Veden, die zeitlos<br />

<strong>und</strong> ewig sind, tief in sich aufgesogen. Ein so heiliges Land ist eine<br />

wahre spirituelle <strong>und</strong> geistige F<strong>und</strong>grube für die Welt.<br />

So wie sich in jeder Schicht des Erdinneren “F<strong>und</strong>gruben” mit unterschiedlichen<br />

Metallvorkommen befinden, so befindet sich im Erdteil<br />

Indien die F<strong>und</strong>grube für die uralte, ewig gültige Wahrheit, welche die<br />

Quintessenz aller in den Shastras, Veden <strong>und</strong> Upanishaden, den Heiligen<br />

Schriften Indiens, dargelegten Gr<strong>und</strong>wahrheiten, Prinzipien <strong>und</strong><br />

Regeln ist.<br />

Wie durch eine glückliche Fügung des Schicksals für die Inder sind<br />

gleichzeitig mit dem Zutagetreten der “F<strong>und</strong>grube” der uralten Wahrheit,<br />

die ihr Zuhause ist, aus dem Land selbst Führungspersönlichkeiten,<br />

Philosophen, Religionsgelehrte, Priester <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong>r hervorgegangen,<br />

die sich mit dieser Wahrheit befassten. Ebenso brachte eben<br />

dieses Land Indien viele mit der Religion aufs Engste verb<strong>und</strong>ene Se-<br />

331


her, selbstlose Karma-Yogis, Weise, verwirklichte Seelen <strong>und</strong> heilige<br />

Persönlichkeiten hervor. Durch sie ergoss sich durch Erfahrung abgesicherte<br />

spirituelle Weisheit über das Land. Beladen mit der Essenz<br />

allen Wissens trat die ewige Wahrheit den Weg durch die ganze Welt<br />

an. Aber ihre ursprüngliche Heimat ist <strong>und</strong> bleibt Indien, egal in welche<br />

Länder sie sich auch ausbreitete. (4-52/53)<br />

Indien ist das Ursprungsland der ewigen Wahrheit. Menschen aus anderen<br />

Ländern profitieren von seinen Quellen durch bedeutende Persönlichkeiten<br />

<strong>und</strong> die von ihnen verfassten Schriften. Daher muss<br />

man auf ihre wahre Herkunft verweisen. Alles andere wäre nicht richtig.<br />

Aber es besteht Anlass zur Beunruhigung, wenn man sieht, wie in Indien,<br />

dem Geburtsort der Heiligen, welche die ewige Wahrheit als geheiligtes,<br />

Göttliches Prinzip der Weltordnung hegten <strong>und</strong> pflegten,<br />

heute neue, ganz andere Formen von Moral, Tugend <strong>und</strong> Pflichterfüllung<br />

akzeptiert werden.<br />

<strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong> für ein solches Verhalten liegt natürlich im Fehlen von geeigneten<br />

Führern, die den Weg zeigen könnten. (...)<br />

Keine Verhaltensregeln werden je mehr Wahrheit <strong>und</strong> Liebe enthalten<br />

als die uralte, ewig gültige Wahrheit. Sie ist die echte Verkörperung<br />

von Wahrheit. Sie ist unser aller Erbe. Für Heiligkeit gibt es keine Begrenzung.<br />

Und es gibt nur eine Heiligkeit.<br />

Wer in diesem Leben Befreiung erlangt hat, weil er an der ewigen<br />

Wahrheit festhielt, wer Gottes Gnade erworben hat, wer das Wesen<br />

der Wahrheit verstanden hat, wer Selbstverwirklichung erreicht hat,<br />

der darf als “Inder” bezeichnet werden.<br />

Die indische Bevölkerung hat immer Menschen verehrt, die diesen<br />

heiligen Zustand erreicht hatten, gleich welcher Herkunft, welchen<br />

Glaubens oder Geschlechts sie waren. Die Heiligkeit dieses Zustandes<br />

lässt derartige Begrenzungen zu Asche werden. Erst wenn man<br />

diese Entwicklungsstufe erreicht hat, ist es möglich, das Gleichheitsprinzip<br />

anzuwenden. Deshalb ist es notwendig, sich mutig <strong>und</strong> unerschrocken<br />

für die Verwirklichung der ewig gültigen Wahrheit einzusetzen.<br />

(4-54/55)<br />

Wenn ihr den Gott, dem ihr euer Dasein verdankt <strong>und</strong> durch dessen<br />

Wirken ihr lebt <strong>und</strong> sterbt, nicht achten <strong>und</strong> lieben könnt, wenn ihr<br />

nicht bereichert werdet <strong>beim</strong> Gedanken an ihn, dann habt ihr keinen<br />

Zugang zur Wahrheit. Zu glauben, dass der Mensch das Mass aller<br />

332


Dinge sei, ist falsch, denn alles, was ihr seht, existiert nur durch die<br />

Existenz Gottes. Gott in der Form des Höheren Selbst in euch lässt<br />

euch das Wort „Ich“ stammeln, aber es ist ein Zeichen von Torheit,<br />

dieses „Ich“ auf den vergänglichen, materiellen Körper zu beziehen.<br />

Jede Bindung an den Körper <strong>und</strong> die Vorstellung, dass er wirklich sei,<br />

ist gleichbedeutend mit Sterblichkeit <strong>und</strong> Tod. Das Bewusstsein dagegen,<br />

dass ihr das Höhere Selbst seid, verleiht euch Unsterblichkeit.<br />

Ihr müsst eure Gedanken auf das Höhere Selbst in euch richten <strong>und</strong><br />

alles, was ihr tut, muss von diesen Gedanken bestimmt werden.<br />

1974, (36-88)<br />

Es gibt nichts, dem sich Wahrheit <strong>und</strong> Rechtschaffenheit je beugen<br />

werden. Jegliche Macht, sei sie physischer, intellektueller, finanzieller,<br />

militärischer oder politischer Art, muss sich der Wahrheit <strong>und</strong> der<br />

Rechtschaffenheit unterordnen, denn diese beiden Gr<strong>und</strong>werte werden<br />

vor nichts zurückweichen. Wahrheit <strong>und</strong> Rechtschaffenheit werden<br />

zu allen Zeiten triumphieren. (...)<br />

Es ist die oberste Anforderung an einen Menschen, im Leben<br />

Menschlichkeit zu üben. Welche Gelehrsamkeit ihr erworben habt,<br />

welche Machtbefugnis ihr innehaben mögt, ihr dürft die menschlichen<br />

Werte nicht ausser Acht lassen. 1990, (40-7)<br />

Wahrheit ist etwas, das weder durch Raum oder Zeit noch durch Eigenschaften<br />

der Erscheinungswelt veränderbar ist. Wahrheit ist immer<br />

<strong>und</strong> ewig dieselbe, unbeeinflusst <strong>und</strong> unverändert. Nur dann ist<br />

es Wahrheit. Sie kann sich nicht durch spätere Ereignisse oder späteres<br />

Wissen als falsch erweisen. 6.12.63, (17-89)<br />

Die Wahrheit, die Gott, Menschen, Natur usw. betrifft, ist so einfach,<br />

dass sie sich in wenigen Minuten stiller Kontemplation jedem offenbart,<br />

der über das normale Mass an intuitiver Erkenntnisfähigkeit verfügt.<br />

Jedermann muss zugeben, dass alles, was dem Wandel unterworfen<br />

ist, nicht wahrhaft wirklich sein kann. Wahrheit ist <strong>und</strong> bleibt<br />

Wahrheit in Vergangenheit, Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft. Die Welt <strong>und</strong> alles,<br />

was in ihr ist, unterliegt einem dauernden Wandel - Aufbau <strong>und</strong><br />

Abbau, Entfaltung <strong>und</strong> Veränderung, Fliessen <strong>und</strong> Erstarren, Wachstum<br />

<strong>und</strong> Tod. Wie könnte das die wahre Wirklichkeit sein? Auch die<br />

subjektiven Gefühle wandeln sich. Sie sind angenehm in diesem <strong>und</strong><br />

unangenehm im nächsten Augenblick. Ebenso ändern sich Anschauungen,<br />

Impulse, Vorstellungen, Instinkte <strong>und</strong> Eingebungen. Was zu<br />

333


einem Zeitpunkt willkommen ist, wird ein andermal abgelehnt. (...) Es<br />

muss doch irgendeinen unveränderlichen, ewig unwandelbaren Hintergr<strong>und</strong><br />

für das alles geben, eine Gr<strong>und</strong>lage, auf der sich die veränderliche<br />

Szene abspielt. Erscheinungsformen sind nicht wirklich. Die<br />

Wirklichkeit ist ewig.<br />

Es braucht nur wenige Minuten des Nachforschens, um sich davon zu<br />

überzeugen, dass der Mensch nicht selbst der Körper ist, sondern<br />

dass er ihn wie die Schnecke ihr Haus mit sich herumträgt. 4.10.65,<br />

(19-63/64)<br />

Rechtes Handeln<br />

<strong>Der</strong> äusseren Erscheinung nach sind die Menschen heute zwar Menschen,<br />

ihre inneren Impulse jedoch sind unmenschlich. Ihr Wesen ist<br />

eine Mischung aus göttlichen <strong>und</strong> dämonischen Kräften, <strong>und</strong> heute<br />

dominieren die dämonischen Kräfte. Dadurch hat der Mensch seine<br />

Macht, sein Glück <strong>und</strong> seine Herrlichkeit verloren. Allein durch geistigspirituelle<br />

Anstrengung kann er diese zurückgewinnen. Darum seid<br />

unermüdlich in eurem Streben nach innerer Läuterung. (...)<br />

Ihr müsst euch der Disziplin unterwerfen, die in der Göttlichen Urordnung<br />

festgelegt ist, <strong>und</strong> wissen, dass das Göttliche die Gr<strong>und</strong>lage der<br />

ganzen Schöpfung ist. Macht euch klar, dass die Welt nur flüchtige<br />

Freuden zu bieten vermag <strong>und</strong> dass das Leid nichts anderes als die<br />

Kehrseite der Freude ist. Beginnt jetzt, in diesem Augenblick, euch zu<br />

bemühen, denn die Zeit fliesst vorbei wie ein reissender Strom. Seid<br />

ehrlich mit euch selbst. Seid aufrichtig <strong>und</strong> mutig. Das einzig Wirkliche<br />

in dem Baum des Lebens sind die beiden Zwillingsvögel: die menschliche<br />

Seele, die von den Früchten des Baumes kostet <strong>und</strong> Leid erduldet,<br />

<strong>und</strong> das Göttlich-Absolute, das als unbeteiligter Zeuge zuschaut.<br />

28.12.60, (16-15)<br />

Es gibt drei Arten von Menschen: solche, die leben wie die Tiere, solche,<br />

die wahrhaft menschlich sind, <strong>und</strong> jene, die den Weg zum Göttlichen<br />

gef<strong>und</strong>en haben. Die Entwicklung führte vom Stein über Pflanze<br />

<strong>und</strong> Baum, Wurm <strong>und</strong> Insekt, Vogel <strong>und</strong> Säugetier zum Menschen,<br />

aber einige stehen noch auf einer der frühen Entwicklungsstufen, obwohl<br />

sie menschliche Form angenommen haben. (...)<br />

Die Welt ist ein einziges grosses Krankenhaus. Die ganze Menschheit<br />

ist krank. Einige krümmen sich vor Schmerzen, die der Neid ihnen<br />

334


verursacht; andere sind von den Blähungen des Stolzes geplagt; einige<br />

lässt ihr Hass nicht schlafen, andere hat der Geiz blind gemacht<br />

<strong>und</strong> wieder andere sind von der Selbstsucht befallen. So hat jeder die<br />

eine oder andere Krankheit. 27.7.61, (16-47)<br />

Die Einfachheit <strong>und</strong> Aufrichtigkeit des Dorflebens hat die Werte Einfachheit<br />

<strong>und</strong> Aufrichtigkeit noch bewahrt. Darum schätze ich die Dörfer<br />

so sehr. Ich werde Puttaparthi nicht aufgeben <strong>und</strong> an einem anderen<br />

Ort oder in einer Stadt leben. In den Dörfern hilft einer dem<br />

anderen, wenn ein Haus brennt oder ein Brunnen durch einen Erdrutsch<br />

zugeschüttet wurde. In den Städten kann es geschehen, dass<br />

laute Feste gefeiert werden, während im Nachbarhaus jemand im<br />

Sterben liegt. In den Dörfern dagegen gibt es noch Achtung vor den<br />

Älteren <strong>und</strong> den Glauben an die Macht des Göttlichen. Nur Menschen<br />

mit diesen Eigenschaften können mithelfen, die Göttliche Ordnung<br />

wiederherzustellen, die Aufgabe, die zu erfüllen ich gekommen bin.<br />

10.10.70, (21-215)<br />

Was ist das Mass, das für den Menschen festgelegt ist? Wie muss er<br />

leben, damit er sein Menschsein nicht entwürdigt? Er muss sich jederzeit<br />

bewusst sein, dass der Körper mit seinen Werkzeugen ihm nur<br />

vorübergehend als Wohnstätte dient, dass er das ewig Göttliche ist,<br />

nur scheinbar gefangen in diesem physischen Käfig, so wie der Mond<br />

in einem Wassertopf, wenn man sein Spiegelbild darin sieht. 8.7.71,<br />

(21-331)<br />

<strong>Der</strong> Mensch setzt durch seine Handlungen, die selbst die Tiere beschämen<br />

würden, seinen Status als Mensch aufs Spiel. Er strebt nicht<br />

danach, seine ihm innewohnende latente Göttlichkeit zu offenbaren.<br />

Dies ist jedoch kein so grosses Vergehen wie der Rückfall auf die Stufe<br />

des Tieres, von der er kam. Wenn er seinen menschlichen Eigenschaften<br />

<strong>und</strong> Fähigkeiten treu bleibt, verdient dies schon Lob. Man<br />

könnte eine beachtliche Liste der Fehler <strong>und</strong> Schwächen des Menschen<br />

erstellen, aber die gr<strong>und</strong>legende Schwäche ist Gier, unkontrolliertes<br />

Verlangen, Immer-mehr-haben-wollen als Folge der ständigen<br />

Einflüsterung der Sinne. 24.8.71, (22-67)<br />

Jeder Einzelne ist für den Fortschritt der Menschheit verantwortlich,<br />

dem er dadurch dienen muss, dass er die menschlichen Werte hochhält<br />

<strong>und</strong> das Wohlergehen der Gesellschaft fördert.<br />

335


Heute haben die Wissenschaftler <strong>und</strong> Führer der Nationen vergessen,<br />

welches die echten Werte des Lebens sind <strong>und</strong> was der Wohlfahrt<br />

der Welt wirklich dient. Sie sind besessen von der Idee, dass materieller<br />

Fortschritt zur Lösung aller Probleme führt. Wenn sie nicht<br />

aufwachen <strong>und</strong> die spirituellen Werte erkennen, kann es keinen Frieden<br />

<strong>und</strong> keinen allgemeinen Wohlstand in der Welt geben. (...)<br />

Nur spirituelles Wissen lässt den Menschen vollkommen werden <strong>und</strong><br />

verleiht ihm Einsicht in die tieferen Zusammenhänge. <strong>Der</strong> Mensch ist<br />

heute ein Widerspruch in sich selbst. Seine Taten stimmen nicht mit<br />

seinen Worten überein. Wie kann er ohne diese Übereinstimmung zur<br />

Harmonie in der Gesellschaft <strong>und</strong> in der Welt beitragen? Sein Verhalten<br />

führt ins Chaos, <strong>und</strong> das ist das Problem in der Welt von heute.<br />

Deshalb muss der Mensch lernen, sich selbst, seine eigene Würde,<br />

seine spirituelle Wirklichkeit zu verstehen. Nur dann eröffnen sich ihm<br />

die richtigen Perspektiven. 1981, (25-74/75)<br />

Mensch-Sein bedeutet, auf dem Weg vom individuellen Selbst zum<br />

universalen Selbst zu sein. Auf diesem Weg kann die Natur Führer<br />

<strong>und</strong> Ratgeber sein, bis ihr das Ziel erreicht habt. <strong>Der</strong> wirkliche Guru,<br />

auf den ihr euch verlassen könnt, ist die von Gott erfüllte Natur. Gott<br />

erteilt seine <strong>Lehre</strong>n nicht direkt, sondern durch die Natur, die euch<br />

umgibt. Wenn ihr den Kindern das OM beibringen wollt, sprecht ihr es<br />

aus <strong>und</strong> schreibt die Buchstaben O <strong>und</strong> M an die Tafel. Auf jedes<br />

Stäubchen der Natur hat Gott das OM geschrieben. Das ist die Tafel,<br />

von der ihr alles über ihn lernen könnt.<br />

Entsagt deshalb nicht der Welt, <strong>und</strong> verurteilt sie nicht. Begrenzt den<br />

Gott aller Welten nicht auf einen Namen <strong>und</strong> eine Form. Liebt <strong>und</strong> verehrt<br />

alle seine Namen <strong>und</strong> Formen. Schliesst die ganze Welt in eure<br />

Liebe ein. 17.7.81, (25-91)<br />

Wie viele menschliche Wesen sind wirklich von ihrer Geburt an Menschen?<br />

Wieviele davon entwickeln sich zu Menschen nach ihrer Geburt?<br />

Wie viele davon sind Menschen, die rechtschaffen leben <strong>und</strong><br />

handeln? Die körperliche Erscheinung lässt diese Unterschiede nicht<br />

erkennen. 23.11.81, (25-153)<br />

Ohne Wahrheit, Rechtschaffenheit, Frieden <strong>und</strong> reine, unbefleckte<br />

Liebe ist alles Wissen nutzlos. Ohne diese vier sind jeder Dienst am<br />

Nächsten <strong>und</strong> alle rechtschaffenen Handlungen von keinem Nutzen.<br />

Ohne diese vier ist der Wert aller guten Taten gleich Null. Ohne diese<br />

336


vier ist die Anwendung der Stärke zwecklos. Für den Aufbau der uralten<br />

Göttlichen Ordnung sind diese vier Eigenschaften die Gr<strong>und</strong>mauern.<br />

(...)<br />

Wohin man sich auch wendet, man sieht in der Welt nur Rastlosigkeit<br />

<strong>und</strong> Durcheinander. Es gibt nur wenig Einheit, Harmonie <strong>und</strong> Brüderlichkeit.<br />

Unruhe <strong>und</strong> Verwirrung siegen auf jeder Ebene, angefangen <strong>beim</strong><br />

Einzelnen bis hin zur ganzen Nation. Uneinigkeit herrscht von<br />

Mensch zu Mensch, von Familie zu Familie, Dorf zu Dorf, Distrikt zu<br />

Distrikt in der ganzen Welt. Diese Konflikte sind dem Wahn nach<br />

Macht, den unersättlichen Wünschen <strong>und</strong> dem grossen Egoismus zuzuschreiben.<br />

Darüber hinaus beruht die Zunahme der Unruhe <strong>und</strong><br />

des Chaos in der Gesellschaft auch auf der Schwäche der Regierungen,<br />

dem Verfall der Wahrheit <strong>und</strong> Rechtschaffenheit <strong>und</strong> dem Versäumen<br />

einer grossen Anzahl von Menschen, ihren jeweiligen Pflichten<br />

nachzugehen.<br />

Jeder spricht über die Anwesenheit des Göttlichen, das die Verkörperung<br />

von Wahrheit <strong>und</strong> Rechtschaffenheit ist. Die Menschen sprechen<br />

über die Allgegenwart <strong>und</strong> Allwissenheit Gottes. Aber wenige<br />

bemühen sich zu verstehen, was dies bedeutet, es zu erfahren <strong>und</strong><br />

dementsprechend zu leben. Wenige Tropfen Nektar auf der Zunge<br />

bewirken W<strong>und</strong>er, aber was nutzen Fässer von Nektar, die unangetastet<br />

bleiben? (30.5.96)<br />

Die ganze Welt ist eine Bühne <strong>und</strong> jeder Einzelne ist ein Schauspieler.<br />

Wie sollten die Schauspieler sich verhalten? Das wichtigste Ziel<br />

jedes Schauspielers sollte es sein, seine Pflicht in der Rolle zu erfüllen,<br />

die ihm übertragen wurde. Er sollte seine Individualität beiseite<br />

schieben. (...)<br />

Er sollte seine Rolle gut spielen. Aber wer ist der Regisseur des kosmischen<br />

Dramas? Das ist Gott. Jeder Mensch ist eine Manifestation<br />

des göttlichen Willens. Er ist als Mensch geboren worden, um seine<br />

Pflicht zu erfüllen. Er muss sein Menschsein zum Ausdruck bringen.<br />

Jeder Einzelne muss seine Rolle gut spielen <strong>und</strong> auf würdige Art seine<br />

Pflichten erfüllen.(...)<br />

Die menschliche Geburt ist ein von Gott gegebenes Geschenk, das<br />

mit gebührender Sorgfalt genutzt werden sollte. Das Leben sollte mit<br />

rechtem Tun angefüllt werden. Unglücklicherweise missbrauchen die<br />

Menschen heutzutage alle ihre gottgegebenen Talente für unheilige<br />

Zwecke. <strong>Der</strong> Geist sollte von guten Gedanken erfüllt sein, das Herz<br />

337


von Mitgefühl, <strong>und</strong> die Hände sollten mit selbstlosem Dienst beschäftigt<br />

sein. (15.2.98)<br />

<strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong> für die heutige Verwirrung von Gedanken <strong>und</strong> Vorstellungen<br />

besteht darin, dass Gedanken, Worte <strong>und</strong> Taten nicht übereinstimmen.<br />

Was gepredigt wird, ist eine Sache, aber das Handeln sieht<br />

ganz anders aus. <strong>Der</strong> Mensch lehrt, dass Wahrhaftigkeit, Liebe <strong>und</strong><br />

Gewaltlosigkeit hervorragende Eigenschaften sind, aber in seinem<br />

täglichen Leben ist nichts davon zu finden. Nicht nur das. Er erklärt,<br />

die Wahrheit sei ihm heilig <strong>und</strong> unantastbar, aber er gibt sie sehr<br />

schnell auf. Er kann überhaupt nichts damit anfangen. Er macht gar<br />

keinen Versuch, herauszufinden, was für ihn selbst von Vorteil ist. Er<br />

spricht viel über Wahrheit <strong>und</strong> Wirklichkeit, ist aber nicht in der Lage,<br />

seine eigene Wirklichkeit zu erkennen. Deshalb findet der Mensch<br />

auch nicht den Weg zum wahren Mensch-Sein. Wenn er nicht fähig<br />

ist, wirklich Mensch zu werden, wie kann er sich dann auf die Ebene<br />

des Göttlichen erheben? 1977, (37-117)<br />

Frieden<br />

Möge der Strom der Liebe die lodernden Feuer der Unrast, der Unwissenheit,<br />

der Ungerechtigkeit <strong>und</strong> des Unglaubens löschen, die dabei<br />

sind, euch zu verzehren, <strong>und</strong> möge er euren Durst stillen. Möge er<br />

Friede, Freude <strong>und</strong> Glück über euch ergiessen.<br />

Viele sind sich nicht darüber im Klaren, was das Wort „prashanti“ bedeutet.<br />

Höchster Friede ist für jeden Einzelnen wie das Rückgrat <strong>und</strong><br />

für den spirituell Suchenden der eigentliche Atem. Dennoch versteht<br />

jeder unter diesem Wort etwas anderes. Viele empfinden zum Beispiel<br />

Befriedigung, wenn irgendein weltlicher Wunsch, der sie quälte,<br />

erfüllt wurde. Das ist jedoch kein wirklicher Friede, es ist nur ein vorübergehender<br />

kurzer Abschnitt zwischen einer Unruhe <strong>und</strong> der nächsten.<br />

Die Silbe „pra“ in dem Wort „prashanti“ bedeutet: sich ausdehnend,<br />

sich vergrössernd, Entfaltung; diese Eigenschaften<br />

kennzeichnen also den höchsten vollkommenen Frieden. (3-9)<br />

Im Zustand des höchsten Friedens gibt es keine Begierde <strong>und</strong> keinen<br />

Zorn, keine Habsucht <strong>und</strong> keinen Hass. Höchster Friede entsteht aus<br />

dem erfolgreichen Auflösen dieser Eigenschaften, die den Bereichen<br />

des Verlangens <strong>und</strong> des Zorns zuzuordnen sind. Dieser Prozess der<br />

338


Beherrschung der Sinne ist für alle von grosser Bedeutung <strong>und</strong> stellt<br />

eine ununterbrochene Herausforderung für den Gottsuchenden dar.<br />

Nach was strebt denn der spirituelle Aspirant? Nach Erfüllung, nicht<br />

wahr? Mit anderen Worten, er strebt nach Frieden. Nun ist dieser Friede<br />

die eingeborene Wesensart des Menschen. Friede ist die Kraft, die<br />

denen hilft, die versuchen, Unterscheidungsvermögen, Verstandesschärfe<br />

<strong>und</strong> Loslösung zu entwickeln. Friede ist nichts anderes als ein<br />

Aspekt des wahren Göttlichen Selbst im Menschen. Das Göttliche ist<br />

auch der Friede ohne Anfang <strong>und</strong> Ende, nichts Übles kann ihn stören,<br />

er gleicht nur sich selbst <strong>und</strong> ist mit nichts anderem vergleichbar.<br />

Friede muss gleichermassen im Denken, Sprechen, Verhalten <strong>und</strong><br />

Handeln offenbar werden. Friede wird dann zu höchstem Frieden, zu<br />

wirklichem Frieden. Ohne diesen Frieden könnt ihr nicht hoffen, irdische,<br />

überirdische oder jenseitige Seligkeit zu gewinnen. Friede ist<br />

der Nährboden für alles Glück <strong>und</strong> alle Freude. (...) Alle Menschen,<br />

wer auch immer sie sein mögen - ob Asketen oder Gelehrte, Gläubige<br />

oder Philosophen -, brauchen Frieden. (...)<br />

Höchster Friede kennt kein Auf <strong>und</strong> Ab, er ist nicht nur dann vollkommen,<br />

wenn alles gut geht, <strong>und</strong> unvollkommen in Zeiten des Unglücks,<br />

er ist nicht heute so <strong>und</strong> morgen anders. Das Aufrechterhalten des<br />

ununterbrochenen ständigen Fliessens der Glückseligkeit das ist<br />

höchster Göttlicher Friede. (3-9/10)<br />

Jeder einzelne Gottsucher hat das erklärte Recht, diesen höchsten<br />

Frieden zu erlangen; deshalb muss er den Weg kennenlernen, auf<br />

dem er ihn erreichen kann. Heutzutage leidet die Welt unter selbstsüchtiger<br />

Politik, nihilistischer Weltanschauung <strong>und</strong> herzlosem Wettbewerb<br />

- in der Tat ein schändlicher Zustand! <strong>Der</strong> Mensch hat sein<br />

von Gr<strong>und</strong> auf göttliches Wesen völlig vergessen.<br />

Angesichts einer solchen Krise sind Friede <strong>und</strong> reine Liebe am dringendsten<br />

nötig. Sie sind die Arzneien, die dieses furchtbare Leiden<br />

heilen werden. Kein anderes Mittel kann die Krankheit mildern. Liebe<br />

ist das einzige Mittel, um Frieden zu gewinnen. Das Öl der Liebe unterhält<br />

die Göttliche Flamme des Friedens. Liebe führt die Einheit der<br />

ganzen Menschheit herbei, <strong>und</strong> diese Einheit führt, zusammen mit<br />

geistiger Erkenntnis, zum Frieden der Welt. (3-11)<br />

Selbstdisziplin ist die Gr<strong>und</strong>lage eines erfolgreichen Lebens. Nur dadurch<br />

kann der Mensch zu wirklichem <strong>und</strong> dauerndem Frieden kommen;<br />

<strong>und</strong> ohne Frieden kann es kein Glück geben. Friede ist die wah-<br />

339


e Natur des Göttlichen Selbst. Er existiert nur in Verbindung mit<br />

einem reinen Herzen, nie mit einem habgierigen Herzen voller Wünsche.<br />

Friede ist das herausragende Kennzeichen der Gottvereinigten,<br />

der Weisen <strong>und</strong> Gotterfüllten. Er ist nicht von äusserlichen Bedingungen<br />

abhängig. Er flieht vor den Selbstsüchtigen <strong>und</strong> den Sinnlichen.<br />

(...) Er ist der Wesenszug des inneren Göttlichen Selbst, w<strong>und</strong>erbar,<br />

unerschütterlich <strong>und</strong> beständig.<br />

Friede ist voll geistiger Erhebung <strong>und</strong> voller Weisheit, welche die natürlichen<br />

Begleiter der Seligkeit sind. Echter Friede ist nur durch die<br />

Beherrschung der Sinne zu erreichen; dann nur darf er höchster Friede<br />

genannt werden. Das Erleben dieses Zustandes ist wie ein Strom<br />

des Friedens. Wenn man die Wogen geistiger Erregung glättet <strong>und</strong><br />

die Wirbel <strong>und</strong> Strudel von Zu- <strong>und</strong> Abneigung, von Liebe, Hass, Sorge,<br />

Freude, Hoffnung <strong>und</strong> Verzweiflung zur Ruhe bringt, erringt <strong>und</strong><br />

erhält man unerschütterlichen Frieden. Friede ist von gleicher Natur<br />

wie das Göttliche Selbst, <strong>und</strong> dies wiederum ist unvergänglich. Das<br />

Göttliche stirbt nicht wie der Körper <strong>und</strong> das Gemüt. Es ist universell,<br />

alldurchdringend, <strong>und</strong> seine eigentliche Natur ist Weisheit; <strong>und</strong> diese<br />

Merkmale gelten in gleicher Weise für den Frieden. Die Erkenntnis<br />

des Göttlichen zerstört Täuschung, Zweifel <strong>und</strong> Sorge. Deshalb verleiht<br />

das Wissen um das Selbst unerschütterlichen Frieden <strong>und</strong> - damit<br />

verb<strong>und</strong>en - Heiligkeit <strong>und</strong> Glück. (3-11/12)<br />

Das Göttliche Höchste Selbst ist nicht der Gegenstand des Wissens,<br />

es ist vielmehr der eigentliche Ursprung <strong>und</strong> die Quelle des Wissens.<br />

Höheres Wissen <strong>und</strong> Erkenntnis zeigen den Weg zum Reifwerden,<br />

zum Früchtetragen, zu Freiheit, zu , zu ewiger Glückseligkeit, zu ewigem<br />

Frieden. Wer von den Launen seiner Sinne fortgetragen wird,<br />

kann das Göttliche nicht erreichen. <strong>Der</strong> Göttliche Urgr<strong>und</strong> ist das Eine,<br />

Unveränderliche in dieser Welt des Wandels. Das wahre Selbst<br />

wird durch äusserliche Umwandlungen <strong>und</strong> Veränderungen oder Modifikationen<br />

nicht getrübt. (...)<br />

Das Höchste Selbst ist weder gleichbedeutend mit den fünf Sinnen,<br />

noch mit dem Intellekt, noch mit den Lebensenergien, noch mit der<br />

Lebenskraft. Es ist nur durch das, was es nicht ist, zu beschreiben,<br />

nicht durch das, was es ist. (...)<br />

Kurz gesagt, das Göttliche Selbst ist nicht durch Worte mitteilbar, es<br />

ist unmöglich, es zu beschreiben, wer es auch versuchen mag. (3-12/<br />

13)<br />

340


Glückseligkeit ist die eingeborene Natur des Menschen. Aber leider<br />

sucht er überall nach ihr ausser dort, wo sie zu finden ist. Glückseligkeit<br />

ist nicht etwas Lebloses <strong>und</strong> Inaktives. Es ist eine andere Bezeichnung<br />

für zielbewusstes Leben. Unter der Autorität des Friedens<br />

kann Glückseligkeit herrschen. Innerer Friede bestimmt die Grenzen<br />

<strong>und</strong> Gesetze für alle Aktivitäten. Er muss so fest werden, dass er von<br />

dem immer unsteten Gemüt oder den nach aussen gerichteten Sinnen<br />

nicht beeinflusst werden kann. (...)<br />

Wer diesen unsterblichen, unzerstörbaren <strong>und</strong> unveränderlichen<br />

Schatz hebt, schöpft die Freuden dieses Friedens aus. Ein solcher<br />

Mensch hat auch keinen Tod. (3-13/14)<br />

Friede ist wie ein uferloser Ozean, er ist das Licht, das die Welt erleuchtet.<br />

Ihn zu haben, heisst alles zu haben. Er vermittelt die Kenntnis<br />

beider Welten, der diesseitigen <strong>und</strong> der jenseitigen. Er führt dahin,<br />

den Göttlichen Ursprung, die wahre Erfüllung des menschlichen Lebens<br />

zu verstehen, welche die Heiligen Bücher zu lehren versuchen.<br />

(3-14)<br />

Reine Liebe kann nur einem Herzen entströmen, das in die alles<br />

durchdringende <strong>und</strong> reinigende Atmosphäre des Friedens getaucht<br />

ist. Innerer Friede ist nicht eine durch Logik zu gewinnende Überzeugung,<br />

sondern das Ergebnis jedes disziplinierten Lebens. (3-14)<br />

Weder Friede noch die liebevolle Hingabe an Gott, die den Frieden<br />

bewirkt, könnt ihr von jemand anderem bekommen, jeder muss diese<br />

für sich selber schaffen <strong>und</strong> entwickeln. Zusätzlich sollte noch etwas<br />

Gr<strong>und</strong>legendes, nämlich die Göttliche Gnade, vorhanden sein. (...)<br />

Durch unerschütterliche Hingabe an Gott werdet ihr die Gnade Gottes<br />

gewinnen. (3-19)<br />

Die Aufgaben, für welche die Menschen geboren werden, sind verschieden,<br />

aber alle können nur von der gleichen Speise <strong>und</strong> dem gleichen<br />

Trank leben, vom Frieden; denn ohne Frieden gibt es keine<br />

Glückseligkeit. <strong>Der</strong> Friede verschönt jede Tat, er besänftigt das härteste<br />

menschliche Herz, er trägt euch zum Fussschemel des Herrn <strong>und</strong><br />

gewinnt für euch den Anblick Gottes. <strong>Der</strong> Friede kennt keine Unterschiede,<br />

er ist eine Kraft, die Gleichheit herbeiführt. Er ist der Honig<br />

der Liebe in der bezaubernden Blüte des Lebens. Er ist eine primäre<br />

Notwendigkeit für Menschen auf der Suche nach Gott <strong>und</strong> der Verei-<br />

341


nigung mit Gott. Haben sie einmal inneren Frieden erworben, können<br />

sie die Wirklichkeit morgen, wenn nicht schon heute erkennen. Sie<br />

sollten alle Hindernisse auf dem Weg hinnehmen, der Friede wird ihnen<br />

die nötige Stärke geben. Nur durch Frieden allein kann sich Liebe<br />

zu Gott ausdehnen <strong>und</strong> Erkenntnis Wurzeln schlagen. Erkenntnis,<br />

aus Frieden geboren, ist das eine <strong>und</strong> einzige Mittel, ein erfülltes Leben<br />

zu leben oder ein Leben, das keinen Tod kennt; denn es ist die<br />

ständige Suche nach Antwort auf die Frage: „Wer bin ich?“, die den<br />

Weg zum Erkennen der eigenen Wirklichkeit bahnt. Dabei muss der<br />

Mensch geduldig <strong>und</strong> still warten <strong>und</strong> Vertrauen in die Gnade <strong>und</strong><br />

Weisheit des Herrn setzen. Ein solcher Sucher wird immer ernsthaft<br />

<strong>und</strong> umkehrbereit sein. Noch durch eine andere Überzeugung wird<br />

der Mensch frei von Angst <strong>und</strong> deshalb voller Frieden werden: dass<br />

Gott überall ist, wahrnehmbar <strong>und</strong> gegenwärtig. (3-19/20)<br />

Um Frieden zu erlangen, muss der Zorn, sein hartnäckigster Feind,<br />

abgelegt werden. Zorn ist das Produkt eines unzufriedenen Gemüts,<br />

er versklavt den Menschen <strong>und</strong> umnebelt seinen Verstand. Verstehen<br />

wird leicht, wenn ihr voller Gottesliebe seid <strong>und</strong> eure Hingabe tief verwurzelt<br />

ist. Die Form der Hingabe, die Frieden mit Liebe zu Gott vereint,<br />

ist der beste Weg, um ewige, andauernde Glückseligkeit zu erreichen.<br />

Werdet zu Botschaftern des Friedens, der weder Anfang<br />

noch Ende hat. Lasst das Licht des Friedens für die Menschheit<br />

leuchten. Lebt ein ideales Leben, immer zufrieden, immer freudvoll,<br />

immer glücklich. (3-20)<br />

Ein leuchtendes Gesicht, ein strahlendes Auge, Entschlossenheit im<br />

Blick, eine edle Stimme, weitherziges Mitgefühl, unwandelbare Güte:<br />

dies sind Kennzeichen einer sich entwickelnden <strong>und</strong> erweiternden<br />

Willenskraft. Ein Gemüt ohne Aufregung, eine freudvolle <strong>und</strong> untadelige<br />

Weltanschauung sind die Merkmale eines Menschen, in dem der<br />

Friede Wurzeln geschlagen hat. (...)<br />

<strong>Der</strong> Gottliebende kann durchaus zum Herrn beten <strong>und</strong> ihn um die<br />

Gabe eines solchen Friedens <strong>und</strong> um die Eigenschaften bitten, die für<br />

sein Wachsen notwendig sind. <strong>Der</strong> Gottsuchende hat als Kapital zur<br />

Erreichung seiner Ziele wahrhaftig nur eines: das Gebet. (3-24/25)<br />

Bei den verrückten Gewohnheiten <strong>und</strong> Verhaltensweisen von heute<br />

hat es keinen Zweck, die Heiligen Schriften in einer Sprache anzubieten,<br />

welche die meisten Leute nicht gewohnt sind. Man kann sie auch<br />

342


in leicht verständlicher Sprache erklären. Die Gr<strong>und</strong>aussagen der<br />

Schriften werden hierdurch nicht beeinträchtigt. Dann werden sie<br />

eher praktiziert, verstanden <strong>und</strong> erlebt, <strong>und</strong> man kann sich daran freuen.<br />

Als eine Folge davon wird zugleich das Vertrauen in die Schriften<br />

gestärkt, <strong>und</strong> auch der Friede wird aufgr<strong>und</strong> dieses Vertrauens gefestigt.<br />

So muss jeder Gläubige die wichtigen Anweisungen der Schriften<br />

in die Tat umsetzen <strong>und</strong> in seinem Leben die Schönheit einer solchen<br />

hingegebenen Lebensweise demonstrieren, damit alle anderen<br />

die Wahrheit <strong>und</strong> den Wert dieser Ideale <strong>und</strong> Disziplinen erkennen.<br />

(3-34/35)<br />

Zu diesem Zweck muss ein Heer von spirituell Suchenden, die auf<br />

verschiedenen Gebieten arbeiten, in Ashrams <strong>und</strong> in Glaubenszentren<br />

ausgebildet werden. Das ist hauptsächlich die Verantwortung derer,<br />

die Ashrams betreiben. Sie müssen Selbstvertrauen haben, damit<br />

sie die spirituellen Schüler nach einwandfreien Richtlinien unterrichten,<br />

sonst werden die Dinge nur noch mehr verwirrt. (3-36)<br />

Um die nötige innere Stille zu erreichen, ist stetige Übung <strong>und</strong> innerer<br />

Einklang von Bedeutung; das gilt gleichermassen für die Pflege der<br />

Schriften wie für die der Welt. Wenn ihr voller Frieden seid, ist alles<br />

Einklang. Einklang ist die wahre Natur des Friedens. Jeder sollte mit<br />

diesem Frieden <strong>und</strong> diesem Einklang erfüllt sein <strong>und</strong> ein Zeitalter des<br />

Glaubens errichten helfen, in dem alles, Verhalten, Einstellung, Lebensführung,<br />

Gewohnheiten <strong>und</strong> Charakter, mit den Heiligen Schriften<br />

übereinstimmt. (3-36)<br />

Den Gedanken <strong>und</strong> den Gefühlen sollte nicht gestattet werden, nach<br />

ihren Launen umherzuschweifen. Beide müssen ohne die leiseste<br />

Spur von Barmherzigkeit unter Kontrolle gehalten werden. Wenn<br />

möglich, solltet ihr sogar ihre Vernichtung erreichen, was soviel besagt<br />

wie das Denken <strong>und</strong> die Gefühle von jedem Kontakt mit weltlichen<br />

Objekten fernzuhalten. Warum? Nur wenn das erreicht ist, kann<br />

der Mensch seine wahre Identität erfassen. Das Erkennen seiner eigentlichen<br />

Wirklichkeit ist das Stadium, das Befreiung genannt wird.<br />

Dann sind alle Arten von Schwierigkeiten, Mühen <strong>und</strong> Zweifeln zu Ende.<br />

<strong>Der</strong> Mensch überwindet dann Sorgen, Täuschungen <strong>und</strong> Ängste<br />

<strong>und</strong> ist in der heiligen Stille des Friedens begründet. (3-39)<br />

<strong>Der</strong> spirituelle Aspirant, der diesen Frieden erreichen möchte, muss<br />

343


alle anfänglichen Hindernisse überwinden <strong>und</strong> beständig ein tugendhaftes<br />

Leben führen. Innerer Friede ist ein Berg aus Fels. Er hält den<br />

ständigen Fluten der Versuchung des Bösen stand. Diesen höchsten<br />

Frieden braucht ihr nirgendwo ausserhalb zu suchen, er entströmt<br />

den inneren Regionen des Menschen. Er ist die eigentliche Gr<strong>und</strong>lage<br />

des Dranges zur Befreiung. Er ist die Wurzel tiefgegründeter Meditation.<br />

Er ist die Gr<strong>und</strong>voraussetzung für die höchste Bewusstseinsstufe<br />

der Einswerdung mit Gott. Wenn ihr im Frieden fest verankert<br />

seid, könnt ihr die Wirklichkeit erkennen <strong>und</strong> erleben, <strong>und</strong> alle seelischen<br />

Wogen kommen zum Stillstand. Höchste Seligkeit, die Seligkeit<br />

des Erkennens der eigenen Wirklichkeit, wächst im gleichen Masse,<br />

wie die Ich-Bezogenheit <strong>und</strong> die Identifizierung mit dem physischen<br />

Körper abnehmen. (3-40)<br />

Gestaltet euer Verhalten nicht nach den Meinungen anderer. Folgt<br />

statt dessen mutig, froh <strong>und</strong> konsequent den liebevollen <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>lichen<br />

Aufforderungen eures eigenen reinen Denkens <strong>und</strong> Empfindens,<br />

eures eigenen erwachten Bewusstseins, eures eigenen inneren<br />

Selbst. Schliesst euch Menschen an, die voller Wahrheit sind. Verwendet<br />

jede Sek<strong>und</strong>e eures Lebens nützlich <strong>und</strong> gut. Wenn ihr die<br />

Gelegenheit dazu habt, dient anderen. (...)<br />

Eine freudevolle Einstellung zum Leben fördert das Wachsen des<br />

Friedens, der Gottsucher sollte sie deshalb pflegen. Sein Wesen sollte<br />

frei sein von Pomp <strong>und</strong> Show. Er sollte die Bedeutung des Charakters<br />

verstehen <strong>und</strong> seinen Willen stärken, ihn zu verbessern. (3-40/<br />

41)<br />

Wenn ihr alles dem Göttlichen hingegeben habt, bleibt kein Raum für<br />

Unruhe oder Sorge, auch nicht für freudige Erregung. Wenn ihr euch<br />

derart von Bindungen befreit, gibt es auch keine Störung des Friedens<br />

mehr. (3-41)<br />

Friede kann auch als wahre Liebe zum Göttlichen definiert werden,<br />

zur Wahrheit selbst <strong>und</strong> zur wahren Göttlichen Ordnung. Deshalb<br />

macht Friede das Erkennen Gottes möglich. Nehmt deshalb Gott zum<br />

alleinigen Ziel, haltet an dem Wunsch fest, ihn in diesem Leben zu erkennen,<br />

bleibt unberührt von Lust oder Habgier, von Freud <strong>und</strong> Leid,<br />

Lob <strong>und</strong> Tadel oder von irgendeinem anderen Paar von Gegensätzen.<br />

Nur diese Stärke führt zum Erkennen der Wirklichkeit. (3-43)<br />

344


Jene Glückseligkeit, die jede andere Seligkeit übertrifft, ist erreichbar,<br />

wenn ihr eine einzige spirituelle Disziplin, die konstante Erinnerung an<br />

den Namen Gottes, ausübt <strong>und</strong> als eine Folge davon zu Frieden<br />

kommt. Dadurch werden auch die negativen Tendenzen der niedrigeren<br />

Natur besiegt. Seid euch bewusst, dass das Ziel des Menschen<br />

das höchste Selbst ist, richtet alle Aufmerksamkeit auf dieses Ziel,<br />

haltet das Denken, das davon abschweifen will, unter Kontrolle - das<br />

ist die Essenz der <strong>Lehre</strong>n aller Heiligen Schriften. Praktiziert diese<br />

eine Disziplin, <strong>und</strong> ihr habt damit die <strong>Lehre</strong>n aller Heiligen Schriften<br />

praktiziert. (3-45)<br />

Loslösung bedeutet selbstverständlich nicht das Aufgeben von Heim<br />

<strong>und</strong> Herd oder von vielen Gütern. Es ist das Verständnis der allen<br />

Dingen innewohnenden Göttlichkeit, das Verblassen all der Unterschiede<br />

der Namen <strong>und</strong> Formen, die Seligkeit, in jedem <strong>und</strong> überall<br />

das Göttliche zu erleben, das die Realität in allem ist. Das ist die wahre<br />

Bedeutung der geistigen Wahrheiten, der Entsagung <strong>und</strong> Loslösung<br />

vom Weltlichen. Solange ihr diese Welt der Namen <strong>und</strong> Formen<br />

im Bewusstsein haltet, seid ihr mit der Bindung an Vergängliches belastet.<br />

Wie könnt ihr von Ungeb<strong>und</strong>enheit sprechen, wenn das Bewusstsein<br />

in Gedanken, Empfindungen <strong>und</strong> Erlebnisse der äusseren<br />

Welt getaucht ist? Ihr könnt alles aufgegeben haben <strong>und</strong> doch voll davon<br />

sein. Ihr könnt dann nicht behaupten, die Qualität der Entsagung<br />

zu besitzen. Gerade für das Erlangen dieses reinen Geistes der Entsagung<br />

ist innerer Friede überaus notwendig. (3-47/48)<br />

Damit die Menschheit sich am Frieden freuen kann, muss sie den<br />

Idealen der Göttlichen Ordnung gemäss geführt <strong>und</strong> geleitet werden.<br />

<strong>Der</strong> Ausgangspunkt dazu ist die gegenseitige Toleranz innerhalb der<br />

Familie, <strong>und</strong> diese wiederum gründet sich auf das sanfte <strong>und</strong> rücksichtsvolle<br />

Verhalten des Einzelnen, das zum Ziel hat, jeden zu erfreuen.<br />

Ein derartiges Verhalten ist von ganz eigener Anmut. Vermeidet<br />

in eurem Reden <strong>und</strong> Handeln jede Spur eines Wunsches,<br />

anderen weh zu tun, sie zu beleidigen oder für Verlust <strong>und</strong> Not anderer<br />

die Ursache zu sein. Findet die besten Mittel heraus, euch in diese<br />

Richtung hin zu verändern, praktiziert diese Art zu leben, lasst davon<br />

ab, euch <strong>und</strong> euren eigenen Wert zu verletzen, <strong>und</strong> geht stets die Strasse<br />

der Wahrheit. Das ist wahrhaftig der Weg der Schönheit, das ist<br />

ein wahrhaft anmutiges Verhalten. (3-49/50)<br />

345


Einige erklären, dass Gebet den Weltfrieden herbeiführen kann, <strong>und</strong><br />

fordern die Leute auf, zu beten. Natürlich ist es gut, zu beten; aber<br />

Friede kann nie dadurch allein errungen werden. Das Gebet muss mit<br />

dem Handeln übereinstimmen. Ihr solltet nicht für eines beten <strong>und</strong> etwas<br />

anderes praktizieren. Solch ein Gebet ist nur ein Mittel der Täuschung.<br />

Die Worte, die ihr sprecht, die Taten, die ihr ausführt, <strong>und</strong><br />

eure Gebete müssen alle in die gleiche Richtung weisen. Wenn ihr<br />

nicht geduldig mit anderen umgehen könnt, sondern Menschen verleumdet<br />

<strong>und</strong> auf sie herunterblickt, während ihr für den Frieden der<br />

Welt betet, werdet ihr für euch selbst keinen Frieden haben, sondern<br />

Unruhe, <strong>und</strong> mit der Unruhe das Leid <strong>und</strong> die Sorgen, die daraus entstehen.<br />

(3-52)<br />

Jedem ist kraft seiner menschlichen Natur die Urteilsfähigkeit mitgegeben<br />

worden, die ihr braucht, um nach dem Ideal zu streben. Ihr solltet<br />

nicht den leisesten Gedanken der Nachlässigkeit gestatten, euch<br />

zu behindern oder im Wege zu stehen. <strong>Der</strong> auf höherer Erkenntnis<br />

gegründete Friede kann nur durch tatsächliche Erfahrung entstehen;<br />

das Ziel <strong>und</strong> die Konsequenz jeder einzelnen Handlung muss Erkenntnis<br />

sein. <strong>Der</strong> Fortschritt des Einzelnen entsteht aus Aktivität, die<br />

mit Unterscheidungsvermögen gepaart ist. (3-71/72)<br />

Alle Menschen auf Erden wollen den Frieden. <strong>Der</strong> Wunsch nach Frieden<br />

ist die Triebfeder für viele Versuche, ihn zu verwirklichen. Rechtschaffenheit<br />

<strong>und</strong> Ehrfurcht vor der Göttlichen Ordnung sind die<br />

Gr<strong>und</strong>lagen eines guten Charakters. Mit gutem Charakter findet ihr<br />

Harmonie, <strong>und</strong> wo Harmonie ist, herrscht Ordnung. Ordnung <strong>und</strong> Disziplin<br />

gewähren den Frieden in der Welt. Frieden ist also vom Charakter<br />

des Einzelnen abhängig. Auf dem Weg, der zur Selbstverwirklichung<br />

führt, sind guter Charakter <strong>und</strong> tugendhaftes Verhalten notwendig.<br />

1973, (35-125)<br />

Nach der Meditation <strong>und</strong> nach dem Singen zum Lob Gottes singt ihr<br />

dreimal: „Frieden, Frieden, Frieden.“ Allein durch dreimaliges Aussprechen<br />

dieses Wortes könnt ihr Frieden weder erreichen noch sichern.<br />

<strong>Der</strong> Sinn dieser dreifachen Wiederholung ist nämlich, dass der<br />

Mensch drei Arten von Frieden braucht: den Frieden, der durch andere<br />

Geschöpfe nicht beeinträchtigt wird, den Frieden, der weder durch<br />

den eigenen Körper noch durch die Gedanken gestört wird, <strong>und</strong> den<br />

Frieden, dem Kräfte jenseits der menschlichen Kontrolle nichts anhaben<br />

können. 1990, (40-57)<br />

346


Betrachtet das Wesen des Friedens. Friede kennzeichnet die Fähigkeit,<br />

Erfolg <strong>und</strong> Fehlschlag, Freude <strong>und</strong> Leid, Niederlage <strong>und</strong> Sieg in<br />

vollkommenem Gleichmut anzunehmen. 6.12.63, (17-89)<br />

Es gibt keine grössere spirituelle Disziplin als den Frieden. Friede ist<br />

der Hauptwert der Menschheit. Friede verleiht dem Charakter der<br />

grossen Heiligen <strong>und</strong> Weisen wahre Schönheit. Friede zeigt die Grösse<br />

der Göttlichkeit. (18.8.95)<br />

Dieses Jahr (1998) ist dem Frieden gewidmet. Wie kann man Frieden<br />

erreichen? Zuerst müsst ihr eure Sichtweise reinigen. Dann müsst ihr<br />

im Inneren heilige Gefühle kultivieren, die zur Reinheit der Sprache<br />

führen. Harmonie fördert ein friedliches Klima. Das Wohlergehen der<br />

Gesellschaft ist eng verb<strong>und</strong>en mit der Transformation der Individuen,<br />

aus denen sie besteht. Nur rechtschaffene Individuen können eine<br />

rechtschaffene Gemeinschaft bilden.<br />

Ein reiner Geist ist unerlässlich für reine Gedanken, reine Sichtweise<br />

<strong>und</strong> eine reine Sprache. (5.2.98)<br />

Liebe<br />

Charaktereigenschaften wie Ehrlichkeit, Güte, Liebe, Geduld, Nachsicht<br />

<strong>und</strong> Dankbarkeit sind Zeichen wahrer Grösse <strong>und</strong> Macht einer<br />

Person. Wo immer sie zu finden sind, gibt es keinen Egoismus, denn<br />

er könnte neben ihnen nicht bestehen. Trachtet deshalb danach, diese<br />

charakterlichen Stärken zu entwickeln.<br />

<strong>Der</strong> Glanz des wahren Göttlichen Selbst wird von Egoismus verdunkelt.<br />

Sobald dieser vernichtet ist, endet aller Kummer, schwindet jegliche<br />

Unzufriedenheit, <strong>und</strong> der Mensch erreicht einen Zustand höchster<br />

Glückseligkeit. So wie der Nebel die Sonne verdunkelt, so<br />

verhüllen egoistische Gefühle die ewige Glückseligkeit. (4-31)<br />

Jeder Gottsucher, der über den Weg der Hingabe den Ewigen zu erreichen<br />

sucht, sollte danach streben, bestimmte Charaktereigenschaften<br />

zu erwerben. Er muss Tumulten, Gewalttätigkeiten <strong>und</strong> der<br />

Falschheit dieser Welt Werte wie Wahrheit, Rechtschaffenheit, Liebe<br />

<strong>und</strong> Frieden entgegensetzen. Das ist eigentlich unter hingebungsvoller<br />

Liebe zu Gott zu verstehen.<br />

Wer die Vereinigung mit Gott <strong>und</strong> das Wohlergehen der Welt sucht,<br />

347


sollte Lob <strong>und</strong> Tadel, Anerkennung <strong>und</strong> Spott, Glück <strong>und</strong> Unglück als<br />

unwesentlich erachten. Er sollte beherzt ein unerschütterliches Vertrauen<br />

in seine eigene, naturgegebene Wirklichkeit haben <strong>und</strong> sich<br />

seiner spirituellen Entwicklung widmen. Niemand, nicht einmal eine<br />

grosse Seele oder ein Avatar, können Kritik <strong>und</strong> Tadel entgehen. (4-<br />

34)<br />

Gott ist nur durch einen unerschütterlichen Glauben <strong>und</strong> Standhaftigkeit<br />

zu erfahren. Ein unerschütterlicher Glaube erwächst aus selbstloser,<br />

reiner Liebe; er führt euch zu Wissen <strong>und</strong> Weisheit; aus Weisheit<br />

erwächst absolute Hingabe; durch absolute Hingabe könnt ihr die<br />

höchste Seele, Gott erreichen.<br />

Wie nun kann man Liebe entwickeln? Dafür gibt es zwei Methoden:<br />

1. Betrachtet die Fehler anderer, egal wie gross sie sind, immer<br />

als geringfügig <strong>und</strong> unbedeutend. Betrachtet eure eigenen Fehler,<br />

egal wie geringfügig <strong>und</strong> unbedeutend sie sind, immer als<br />

gross; seid betrübt über sie <strong>und</strong> bereut sie. Dadurch vermeidet<br />

ihr es, grössere Fehler zu begehen <strong>und</strong> Schaden anzurichten.<br />

Darüberhinaus erwerbt ihr auf diese Weise Eigenschaften wie<br />

Brüderlichkeit <strong>und</strong> Nachsicht.<br />

2. Was immer ihr mit euch selbst oder mit anderen tut, macht es in<br />

dem Bewusstsein, dass Gott allgegenwärtig ist. Er sieht, hört<br />

<strong>und</strong> weiss alles. Was immer ihr sagt, denkt daran, dass Gott jedes<br />

Wort hört. Unterscheidet zwischen dem Wahren <strong>und</strong> dem<br />

Unwahren <strong>und</strong> sagt stets die Wahrheit. Was immer ihr tut, unterscheidet<br />

zwischen Richtig <strong>und</strong> Falsch <strong>und</strong> tut nur das Richtige.<br />

Versucht, euch in jedem Augenblick der Allmacht Gottes<br />

bewusst zu sein. (4-35)<br />

Hingabe kann auch als Liebe verstanden werden. So wie ihr euch eurer<br />

selbst auf verschiedenen Ebenen bewusst werdet, so werden<br />

auch dem Wort Liebe verschiedene Bedeutungen zugeordnet. (...)<br />

Die Liebe, die auf eine bestimmte Person gerichtet ist <strong>und</strong> sagt: „Du<br />

gehörst mir, du bist mein!“, ist keine reine Liebe, sondern eine Bindung<br />

an eine Person, ein Verlangen nach ihr. Obwohl sich beide Formen<br />

der Liebe in einem gewissen Sinne gleichen, sind sie doch<br />

gr<strong>und</strong>verschieden. Die begrenzte Liebe, die nicht alles, sondern nur<br />

eine Person oder einen begrenzten Kreis von Personen einschliesst,<br />

wird früher oder später zu Leiden <strong>und</strong> Konflikten führen. Euer Leben<br />

348


gleicht einem Rosenstock. Dicht bei den Blüten sind die Dornen, <strong>und</strong><br />

wenn ihr die Blumen pflücken wollt, müsst ihr euch vor den Dornen<br />

hüten. Das gleiche Verhältnis besteht zwischen der reinen Liebe <strong>und</strong><br />

der verlangenden Liebe. Liebe ist die Blüte, Lust ist der Dorn. Wirkliche<br />

Liebe ist nur jene, die das Göttliche in allem <strong>und</strong> jedem erkennt<br />

<strong>und</strong> dieses Göttliche zum Gegenstand des Liebens macht. Nur das<br />

verdient es, reine Liebe genannt zu werden. 1972, (34-63)<br />

Eine auf Gott ausgerichtete Beziehung ist liebevolle Verehrung. Die<br />

Liebe ist also auch ein Wesenszug des Göttlichen, der in jedem Menschen<br />

vorhanden ist. Darum ist es eine Wahrheit, die nicht bezweifelt<br />

werden kann, wenn die Veden sagen: „Alles ist Gott, alles ist göttlich.“<br />

Darum wird auch gesagt: „Gott ist Liebe, lebe in der Liebe“ oder: „Beginne<br />

den Tag mit Liebe, verbringe den Tag mit Liebe, fülle den Tag<br />

mit Liebe, beende den Tag mit Liebe - das ist der Weg zu Gott.“ Gott<br />

ist gleichbedeutend mit Liebe, <strong>und</strong> deshalb sollte die Liebe euer Leben<br />

bestimmen. Diese Art der Liebe ist nicht mannigfaltig <strong>und</strong> verschiedenartig.<br />

Sie ist immer ein <strong>und</strong> dieselbe. So ist auch das Göttliche<br />

ein <strong>und</strong> dasselbe, <strong>und</strong> es wird gesagt: „Das Göttlich-Absolute ist<br />

das Eine ohne ein Zweites.“ 1974, (36-29)<br />

Ihr werdet überall in der Welt nur Liebe finden, wenn ihr durch die Brille<br />

der Liebe blickt. Wie könnt ihr Liebe in der Welt finden, wenn ihr<br />

nicht mit Liebe auf die Welt schaut? 1974, (36-65)<br />

Shankara betrachtete hingebungsvolle Liebe als einen Schlüssel.<br />

Wenn ihr den Schlüssel dieser Liebe in die Richtung des Freiwerdens<br />

dreht, wird sich der Tresor öffnen, <strong>und</strong> Weisheit <strong>und</strong> Glücksbewusstsein<br />

wird euch zuteil. Wenn ihr jedoch diesen Schlüssel in die falsche<br />

Richtung dreht, die statt zum Freiwerden zum Geb<strong>und</strong>ensein führt,<br />

dann wird sich der Tresor nicht öffnen, <strong>und</strong> Weisheit <strong>und</strong> Glück bleiben<br />

euch versagt. Deshalb ist der Schlüssel der Liebe, der sich zum<br />

Öffnen oder Verschliessen, zum Freiwerden oder Geb<strong>und</strong>ensein drehen<br />

lässt, sehr wichtig, <strong>und</strong> ihr müsst auf ihn aufpassen. Ihr könnt diese<br />

Liebe empfinden, wenn ihr Vertrauen in Gott habt. Heutzutage sagen<br />

viele Menschen, dass sie nicht an Gott glauben. In Wirklichkeit<br />

aber ist es unmöglich, auch nur einen Augenblick ohne Glauben an<br />

Gott zu leben. Ihr sollt euch nicht einbilden, dass Gott als Form, ausgerüstet<br />

mit bestimmten Kräften, irgendwo existiert. Das, was euer<br />

Herz als reinen Gedanken <strong>und</strong> als höchstes Bewusstsein enthält -<br />

349


das ist Gott. In jedem ist dieses heilige Bewusstsein verborgen. Es<br />

gibt keinen, der es nicht hätte. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e könnt ihr sagen,<br />

dass Gott in jedem Menschen gegenwärtig ist. Wer nicht an sich<br />

selbst glaubt, glaubt nicht an Gott. Es gibt niemanden, der sich nicht<br />

selbst liebt, an sich selbst glaubt <strong>und</strong> den Ehrgeiz hat, höher <strong>und</strong> höher<br />

aufzusteigen. Selbst jemand, der nicht an Gott glaubt, glaubt an<br />

sich selbst <strong>und</strong> wünscht sich die Kraft, den Glauben in sich selbst zu<br />

stärken. Das ist etwas ganz Natürliches, das aus den Tiefen des Herzens<br />

emporkommt. 1973, (35-29)<br />

Die Verbindung zwischen der Hingabe des Gläubigen <strong>und</strong> der Gnade<br />

Gottes ist die Liebe. Wenn es an Liebe fehlt, kann die Gnade Gottes<br />

nicht fliessen. Gott ist die Verkörperung der Liebe, <strong>und</strong> wenn der<br />

Gläubige von selbstloser Liebe erfüllt ist, ist die Verbindung hergestellt.<br />

Gott ist Liebe <strong>und</strong> kann nur durch Liebe erreicht werden. Es gibt<br />

keinen anderen Weg. (...) Nur wenn das Herz des Gläubigen mit Liebe<br />

angefüllt ist, wird sich diese mit der Liebe Gottes vermischen. Das<br />

ist die einzige Möglichkeit. Jeder Mensch hat die Fähigkeit, selbstlos<br />

zu lieben. Ihr müsst versuchen, diese Liebe lebendig werden zu lassen.<br />

1974, (36-139/140)<br />

Liebe ist eine göttliche Qualität im Menschen. Sie sollte nicht nur den<br />

Mitmenschen entgegengebracht werden, sondern auch Vögel, wilde<br />

Tiere <strong>und</strong> andere Lebewesen mit einbeziehen. Wahre Verfeinerung<br />

liegt gerade in dieser expansiven Liebe, die euch Engstirnigkeit aufgeben<br />

<strong>und</strong> Weitherzigkeit entwickeln lässt. Aus ihr erwächst wahre<br />

Freude für euch selbst wie auch für die Gesellschaft. Nur in diesem<br />

Verfeinerungsprozess wird die menschliche Natur in das göttliche<br />

Wesen umgewandelt. 1990, (40-10/11)<br />

Liebe muss aus vielen Strängen bestehen, damit sie stark <strong>und</strong> widerstandsfähig<br />

ist. Ein einzelnes Band ist zu schwach. Fasst viele Bänder<br />

zusammen: ein Liebesband zur Mutter, ein anderes zum Vater,<br />

Bänder zum Ehemann, zur Ehefrau, zu Fre<strong>und</strong>, Sohn, Tochter usw.<br />

Selbstverständlich ist Liebe allumfassend, sie kann nicht auf einen<br />

Teil beschränkt <strong>und</strong> einem anderen Teil verweigert werden. Sie ist ein<br />

Strom, der alles überflutet. Meditation über den Herrn <strong>und</strong> seine Liebe<br />

wird euch helfen, mit ihr in den Tiefen eures Herzens in Berührung zu<br />

kommen. 6.9.63, (17-44)<br />

Liebe schliesslich ist ihrem Wesen nach die Einheit von allem <strong>und</strong><br />

350


nicht einfach Gewaltlosigkeit. Liebe ist das bewusste Annehmen der<br />

Verpflichtung der Liebe, denn jedes Wesen ist ein Funke des Göttlichen<br />

- genauso ein Funke wie ihr selbst. 6.12.63, (17-89)<br />

Jedes Wesen braucht Liebe, atmet Liebe ein <strong>und</strong> aus. Liebe ist der<br />

Atem des Lebens. Jeder ist eine Verkörperung der Liebe. Liebe kennt<br />

keine Furcht. (...) Liebe verlangt auch keinen Lohn. Sie ist Belohnung<br />

in sich selbst. Die Freude, die das Lieben <strong>und</strong> Geliebtwerden bringt,<br />

ist der einzige Gewinn. Liebevolle Hingabe ist Liebe zu Gott. Wer würde<br />

Gott nicht lieben, wenn er erst einmal seine Herrlichkeit, Majestät,<br />

Macht <strong>und</strong> Güte erkannt hat? Liebe überwindet jeden Egoismus. Das<br />

Ego ist vergessen, ersetzt, transzendiert. Die geringste Spur eines<br />

Verlangens nach Belohnung degradiert die Liebe zu einem Handelsobjekt.<br />

Alles, was die geliebte Person tut oder gibt, stellt den Liebenden<br />

zufrieden. (...)<br />

Nur durch Liebe können die geplanten Hilfs- <strong>und</strong> Verbesserungsaktionen<br />

zum Erfolg führen. Liebe schafft Mitgefühl. Sie zeigt einen Weg,<br />

wo Hass nur Verwirrung stiftet. 19.10.66, (19-169/170)<br />

Es ist des Menschen vornehmste Pflicht, zu erforschen, was Wahrheit<br />

ist. Zur Wahrheit führen nur Hingabe <strong>und</strong> Ergebenheit. Diese hängen<br />

aber wiederum von der Gnade Gottes ab, die sich nur über solche<br />

Herzen ergiesst, die mit Liebe durchtränkt sind. 1.1.67, (20-11)<br />

Ohne Liebe dürft ihr euch nicht zu der Familie der Gottesverehrer<br />

zählen. Sorgfalt bei der Durchführung von Ritualen, Prachtentfaltung<br />

oder laute Beifallsk<strong>und</strong>gebungen öffnen euch nicht die Pforten des<br />

höchsten Himmels. Das ist Flitterkram, verglichen mit dem Schatzkästchen<br />

der Liebe. Liebe ist die Brücke, die den Übergang von Geburt<br />

zur Unsterblichkeit, vom Tod zur Nicht-Wiederverkörperung gewährt.<br />

Wenn ihr euch vom Menschen zu Gott erhebt, gibt es weder<br />

Geburt noch Tod. Die Befreiung tritt ein, wenn ihr jedes Wesen so intensiv<br />

liebt, als wären alle eins. Liebt aus vollem Herzen, seid rechtschaffen<br />

in allem Tun, zeigt echtes Mitgefühl, das ist der schnellste<br />

Weg zu Gott. 13.8.71, (22-61)<br />

Liebe bindet einen Menschen an den anderen; Liebe verknüpft ein<br />

Ding mit dem anderen. Ohne Liebe wäre das Universum nicht. Die<br />

höchste Art der Liebe lässt euch den Herrn in allen Wesen sehen. <strong>Der</strong><br />

Herr ist in gleichem Mass in allen gegenwärtig. Leben ist Liebe; Liebe<br />

351


ist Leben. Ohne Gott kann nichts <strong>und</strong> niemand existieren. Ihr lebt<br />

durch den Willen Gottes; sein Wille wirkt als Liebe in jedem von euch.<br />

Er regte das Gebet an: „Möge die ganze Welt glücklich sein“, denn er<br />

macht euch bewusst, dass der Gott, den ihr verehrt, den ihr liebt, nach<br />

dem ihr euer Leben ausrichtet, in allen Wesen als Liebe existiert. So<br />

dehnt sich die Liebe aus <strong>und</strong> schliesst die ganze Schöpfung ein.<br />

Bei näherer Betrachtung werdet ihr entdecken, dass das Leben selbst<br />

Liebe ist. Es ist ein <strong>und</strong> dasselbe. Liebe liegt in der Natur des Lebens,<br />

ebenso wie Brennen in der Natur des Feuers liegt, Nässe in der des<br />

Wassers oder Süsse in der des Zuckers. 25.12.81, (25-159)<br />

Erkennt, dass der Pfad der göttlichen Liebe der leichteste, süsseste<br />

<strong>und</strong> sicherste Weg zu Gott ist. (5.7.96)<br />

Es ist nicht die weltliche, sondern die göttliche Liebe, welche das Licht<br />

in eurem Leben spendet. Aber ihr seid nicht in der Lage, diesen Unterschied<br />

zwischen weltlicher <strong>und</strong> göttlicher Liebe zu verstehen. Die<br />

heilige göttliche Liebe kennt keine Grenzen. Niemand kann sie regulieren<br />

oder begrenzen. Die göttliche Liebe wird immer in alle Richtungen<br />

fliessen. Aber die weltliche Liebe besteht nur unter gewissen Bedingungen.<br />

Die weltliche Liebe, welche bedingt ist <strong>und</strong> begrenzt, darf<br />

daher nur innerhalb gewisser Grenzen gelebt werden. (19.7.97)<br />

Gewaltlosigkeit<br />

Gott liebt die Blumen, die als Tugenden im Garten eines menschlichen<br />

Herzens blühen <strong>und</strong> für deren Pflege der Mensch gewissenhaft<br />

alle seine Fähigkeiten einsetzt. Die schönste dieser Blumen ist die<br />

Gewaltlosigkeit. Gewaltlosigkeit bedeutet nicht nur, anderen Wesen<br />

keine körperlichen Verletzungen zuzufügen. Nicht nur Taten, sondern<br />

auch Worte <strong>und</strong> sogar Gedanken können andere verletzen, <strong>und</strong> das<br />

müsst ihr unter allen Umständen vermeiden. Ihr dürft nicht einmal den<br />

Wunsch hegen, einem anderen schaden oder ihn demütigen zu wollen.<br />

6.10.81, (25-120/121)<br />

Was bedeutet Gewaltlosigkeit? Es bedeutet nicht bloss, anderen keinen<br />

Schaden <strong>und</strong> kein Unrecht zuzufügen. Es bedeutet genauso, sich<br />

selbst nicht zu schädigen. Wer sich selbst Gewalt antut, kann nicht<br />

umhin, auch andere zu verletzen. Jeder, der Gewaltlosigkeit übt,<br />

muss zusehen, dass er sich selbst keine Gewalt antut. Wie macht<br />

352


man das? Durch ständige Prüfung, ob das eigene Verhalten richtig<br />

oder falsch ist. Zum Beispiel <strong>beim</strong> Sprechen müsst ihr beobachten, ob<br />

die eigenen Worte anderen Schmerz verursachen oder nicht.<br />

(18.1.96)<br />

Das Beachten von Gewaltlosigkeit wurde als die höchste Form der<br />

Göttlichen Ordnung bezeichnet. All die Gewalttätigkeit in der heutigen<br />

Weit ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Menschen kein<br />

rechtschaffenes Leben führen. (15.5.96)<br />

353


ERZIEHUNG<br />

Die Frucht der Weisheit ist Freiheit des Geistes<br />

Die Frucht jeder Kultur ist Vervollkommnung<br />

Die Frucht allen Wissens ist Liebe<br />

Die Frucht jeder Bildung ist Charakter<br />

Jeder von euch hat das Bestreben, sich diese vier Werte, nämlich<br />

Weisheit, Kultur, Wissen <strong>und</strong> Bildung anzueignen <strong>und</strong> dadurch in den<br />

Besitz von Freiheit des Geistes, Vervollkommnung, Liebe <strong>und</strong> Charakter<br />

zu kommen. Studenten sollten erkennen, dass sie nicht das<br />

Recht haben, sich Studenten zu nennen, wenn sie von diesen Werten<br />

nicht den richtigen Gebrauch machen. 1972, (34-14)<br />

Die Menschen von heute scheinen das Vertrauen in die Tugenden zu<br />

verlieren, weil das Erziehungssystem für spirituelle <strong>Lehre</strong>n <strong>und</strong> Übungen<br />

keinen Raum lässt. Wahre Erziehung beeinträchtigt oder verdirbt<br />

die w<strong>und</strong>erbaren Tugenden von Jungen <strong>und</strong> Mädchen nicht. Sie gibt<br />

sich nicht damit zufrieden, den Kopf mit wertlosen <strong>und</strong> hinderlichen<br />

Dingen vollzustopfen. Erziehung ist dann als nützlich zu betrachten,<br />

wenn sie den grössten Spielraum für das Erblühen all jener Tugenden<br />

gibt, die den Menschen auszeichnen. (4-41)<br />

Das vornehmste Ziel der Erziehung <strong>und</strong> der höchste Zweck des <strong>Lehre</strong>ns<br />

ist es, den Menschen das ihnen innewohnende, Universale Absolute<br />

bewusst werden zu lassen. Das ist die Wahrheit, die klar <strong>und</strong><br />

deutlich in den Veden verkündet wird. Die Seher <strong>und</strong> Weisen Indiens<br />

haben sich mutig auf dieses Abenteuer eingelassen. <strong>Der</strong> sich ständig<br />

verändernde Anblick, den die Natur bietet, das Entstehen <strong>und</strong> Vergehen,<br />

das ihr Wirken hervorruft, mag ein interessantes Studienobjekt<br />

sein. Aber die alten Rishis Indiens verkündeten, dass die Erforschung<br />

der transzendenten Wirklichkeit, die das Universum durchdringt, das<br />

Wissen um das unveränderliche Eine, welches die Verkörperung ewiger<br />

Glückseligkeit <strong>und</strong> ewigen Friedens, die letzte Zufluchtsstätte der<br />

individuellen Seele ist - dass das die Wissenschaft ist, welche höchste<br />

Weisheit vermittelt.<br />

Kenntnisse der Gesetze, welche die materielle Welt betreffen, können<br />

den Menschen höchstens über Mittel <strong>und</strong> Wege informieren, wie er<br />

sich mit Nahrung <strong>und</strong> Kleidung versorgen kann. (5-34)<br />

354


Obwohl das heutige Erziehungssystem sehr kostspielig <strong>und</strong> vielseitig<br />

ist, versäumt es, moralische Werte zu vermitteln. In den Schulen früherer<br />

Zeiten lernten die Schüler, wie man ein rechtschaffenes Leben<br />

mit moralischen Gr<strong>und</strong>sätzen führt, das durch Bescheidenheit, Tugend,<br />

Selbstbeherrschung <strong>und</strong> Disziplin gekennzeichnet ist. Heute<br />

sind diese Eigenschaften unter Schülern <strong>und</strong> Studenten nicht mehr zu<br />

finden. Von Kindheit an geben sie allen Wünschen <strong>und</strong> Launen nach,<br />

geniessen uneingeschränkt alle Freuden der Sinne <strong>und</strong> sind dem Materialismus<br />

verfallen. Das Ergebnis ist erschreckend. (...) <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong><br />

dafür sind sinnliche Zügellosigkeit, ausschweifender Lebenswandel<br />

<strong>und</strong> schädliche Gewohnheiten. Kann das als ein gutes Ergebnis ihrer<br />

Ausbildung bewertet werden? Soll man diese Folgen krasser Unwissenheit<br />

etwa als „Bereicherung“ betrachten? <strong>Lehre</strong>r müssen sich ihrer<br />

Aufgabe bewusst sein! <strong>Der</strong> grösste Teil der Förderung <strong>und</strong> Erhaltung<br />

körperlicher <strong>und</strong> geistiger Ges<strong>und</strong>heit ihrer ungeformten <strong>und</strong> empfänglichen<br />

Zöglinge liegt in ihren Händen. (...)<br />

Im heutigen Bildungswesens tritt Reichtum an die Stelle von Rechtschaffenheit.<br />

Das bedeutet, dass das Streben nach Reichtum als der<br />

„richtige“ Weg angesehen wird. Jede Handlung hat den Erwerb materieller<br />

Güter zum Ziel. (...)<br />

Wer das Geld als Gott verehrt, für den ist Gott unerreichbar. Wenige<br />

können ermessen, welch ungeheuren Verlust sie dadurch erleiden.<br />

(7-16/17)<br />

Alle verkörperten Wesen sehnen sich nach Befreiung von den Begrenzungen,<br />

welche der Körper mit sich bringt. Jedes Lebewesen ist<br />

zwangsläufig ein Anwärter auf die Erlösung, der lernen muss, sich<br />

von Bindungen zu lösen. Das ist die letzte, unumstössliche Wahrheit.<br />

Wenn ihr euren Körper verlasst, könnt ihr nicht einmal eine Handvoll<br />

Erde mit euch nehmen. Wer die Kunst des Aufgebens nicht selbst<br />

lernt, den wird die Natur bei seinem Tode lehren, wie notwendig <strong>und</strong><br />

wertvoll Loslösung <strong>und</strong> Entsagung sind. Es ist daher gut, diese Lektion<br />

zu lernen, bevor es soweit ist. Wer diese Wahrheit erkennt <strong>und</strong><br />

praktiziert, ist wahrlich gesegnet. Das Freiwerden von Bindungen ist<br />

eine wertvolle Tugend, die wahre Bildung verleiht. (7-21)<br />

Ein Leben, in dem die Sinne nicht beherrscht werden, verdient den<br />

Namen „Leben“ nicht. <strong>Der</strong> Mensch ist mit vielen Fähigkeiten begabt.<br />

Wenn er diese nicht gebraucht, um die Herrschaft über die Sinne zu<br />

gewinnen <strong>und</strong> sie richtig zu lenken, sind die Jahre, die er auf Erden<br />

355


verbringt, vergeudet. Wahre Bildung hilft dem Menschen, in diesem<br />

Prozess der Vervollkommnung erfolgreich zu sein. Bildung macht bescheiden.<br />

Durch Bescheidenheit erwirbt man die Autorität, die notwendig<br />

ist, um im Berufsleben vorwärtszukommen, <strong>und</strong> das führt zu<br />

Wohlstand. Ein wohlhabender Mensch hat die Möglichkeit, durch ein<br />

grossherziges Leben anderen zu helfen. Eine rechtschaffene Lebensweise<br />

führt zu wahrem Glück, hier <strong>und</strong> im Jenseits. (7-23/24)<br />

Bildung muss die spirituelle Suche nach dem Absoluten, dem Überselbst,<br />

fördern <strong>und</strong> sich mit dessen Wesen <strong>und</strong> Merkmalen beschäftigen.<br />

Sie muss sich als Quelle der Moral erweisen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>sätze der<br />

Tugend vertreten. Das ist der sichtbare Beweis echter Bildung. Sie ist<br />

die Wurzel eines jeden Glaubens schlechthin. Sie bereitet den Geist<br />

des Menschen für den Glauben vor, lehrt ihn, daran festzuhalten, <strong>und</strong><br />

lenkt sein Leben in die entsprechenden Bahnen. Das wird Philosophie<br />

genannt.<br />

Philosophie bedeutet Liebe zur Weisheit. Weisheit ist ein Schatz von<br />

unermesslichem Wert. Bildung ist das unermüdliche Streben nach<br />

Weisheit, das sich durch keine Schwierigkeiten abschrecken lässt.<br />

Bildung versucht, hinter die äusseren Erscheinungsformen der Dinge<br />

zu schauen <strong>und</strong> die wirklichen Zusammenhänge, die alles erklären<br />

können, zu entdecken. Die Wahrheit muss intellektuell verstanden, intuitiv<br />

erfasst <strong>und</strong> zur Gr<strong>und</strong>lage des Lebens gemacht werden. Das ist<br />

die Aufgabe der Bildung. Bildung bringt Licht in das Leben. Im Westen<br />

beschäftigt sich Bildung mehr mit Ideen <strong>und</strong> gedanklichen Zusammenhängen,<br />

im Osten mehr mit der Wahrheit <strong>und</strong> der allumfassenden<br />

Wirklichkeit. Das Prinzip, das durch Bildung gesucht wird, liegt jenseits<br />

der Sinne. <strong>Der</strong> Mensch ist eine Dreiheit von Körper, Geist <strong>und</strong><br />

Seele. Infolgedessen besteht seine Natur aus drei Wesenszügen:<br />

1. einer niederen tierischen Natur<br />

2. einer menschliche Natur mit Wissen <strong>und</strong> Erfahrung, die materielle<br />

Welt betreffend<br />

3. der wirklichen Natur des Menschen, nämlich der göttlichen Natur<br />

der Seele.<br />

Sich dieser dritten Natur bewusst zu werden <strong>und</strong> sich in ihr zu festigen<br />

- das ist Bildung. (7-25)<br />

356


Es gibt nur ein Gesetz, das diese Welt lenkt <strong>und</strong> beschützt: das Gesetz<br />

der Liebe. Freude oder Leid, gute oder schlechte Umstände in einer<br />

Nation <strong>und</strong> einer Gemeinde werden durch das Handeln der Menschen<br />

bestimmt. (...)<br />

Eure Gedanken spielen eine wesentliche Rolle bei der Gestaltung eures<br />

Lebens. Deshalb ist es ratsam, die Gedanken zu überwachen <strong>und</strong><br />

nur die guten willkommen zu heissen. <strong>Der</strong> Mensch ist ein Bündel von<br />

Gedanken. Bildung festigt die guten Gedanken im Geist des Menschen<br />

<strong>und</strong> führt dadurch zur Erkenntnis des Göttlichen Selbst. (7-26/<br />

27)<br />

Das Mensch-Sein gleicht einem Samenkorn. Ebenso wie aus dem<br />

Samenkorn ein Pflänzchen spriesst <strong>und</strong> allmählich zu einem Baum<br />

heranwächst, muss auch der Mensch wachsen, bis er vollkommen ist.<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, muss er zwei Wissensgebiete meistern.<br />

Das erste ist weltliches Wissen, d.h. Wissen, welches das manifestierte<br />

Universum betrifft. Das zweite ist das Wissen um die andere<br />

Welt. Das erste hilft, die Mittel für den Lebensunterhalt zu sichern, das<br />

zweite führt zum Sinn des Lebens. (...)<br />

Das Wissen um den Sinn des Lebens wirft Fragen wie diese auf: „Wonach<br />

sollte man im Leben streben?“ „Wer ist der Schöpfer all dessen,<br />

was wir wahrnehmen?“ „Wer bin ich, dieses individuelle Ich, eigentlich?“<br />

Nachforschungen dieser Art werden schliesslich das Ziel enthüllen.<br />

Die Schriften aller Religionen <strong>und</strong> die vielen Moralgesetze, die<br />

von ihnen abgeleitet werden, befassen sich mit Problemen, welche<br />

über die Grenzen dieser Welt hinausgehen, wie z.B.: „Warum sind wir<br />

hier?“, „Was müssen wir tun, um uns dem günstigen Umstand, als<br />

Mensch geboren zu sein, würdig zu erweisen?“ <strong>und</strong> „Was wird aus<br />

uns?“<br />

Welches ist die für den Menschen nützlichste Art <strong>und</strong> Weise, in dieser<br />

Welt zu leben? Die Antwort ist: ein geordnetes <strong>und</strong> diszipliniertes Leben.<br />

Eine gute Erziehung muss dazu führen, dass die vorgeschriebenen<br />

Grenzen <strong>und</strong> Einschränkungen beachtet werden. Um weltliches<br />

Wissen zu erwerben, nehmt ihr viele Mühen auf euch <strong>und</strong> bringt grosse<br />

Opfer. Zur körperlichen Ertüchtigung ist ein hartes Training unerlässlich.<br />

Was auch das Ziel sein mag, ihr müsst euch, um es zu erreichen,<br />

an eine entsprechende Disziplin halten.<br />

Was sind nun die wirklichen Vorteile spiritueller Disziplin? Zuerst sind<br />

die Regeln <strong>und</strong> Vorschriften einfach <strong>und</strong> elementar. Doch mit der Zeit<br />

verhelfen sie dazu, den Bereich jenseits der Sinne wahrzunehmen.<br />

357


Später kann man sogar die äusseren Grenzen, welche die Kräfte des<br />

Geistes erreichen können, überschreiten, <strong>und</strong> schliesslich ist es möglich,<br />

die letzte Wahrheit zu erkennen <strong>und</strong> zu erleben, dass ihr selbst<br />

das Eine seid, das dem gesamten Kosmos innewohnt. Wer in diesem<br />

Glauben <strong>und</strong> diesem Bewusstsein verankert ist, wird von Glückseligkeit<br />

erfüllt. Das ist Bildung, der Höhepunkt des vollkommenen Erziehungsprozesses.<br />

Diese Bildung lehrt auch gleichzeitig, welches die<br />

ideale Struktur der Gesellschaft, die erstrebenswerteste Form menschlicher<br />

Beziehungen, die Gr<strong>und</strong>lage für ein ges<strong>und</strong>es Zusammenleben<br />

der Völker, Rassen, Nationen <strong>und</strong> Gemeinden <strong>und</strong> das rechte Verhalten<br />

im täglichen Leben ist. All das wird durch diese Disziplin so tief in<br />

die Herzen eingepflanzt, wie es für den Fortschritt der Menschheit notwendig<br />

ist.<br />

Unter allen Berufen verpflichtet der des <strong>Lehre</strong>rs besonders dazu, das<br />

Ideal der Wahrheit hochzuhalten. Wenn die <strong>Lehre</strong>r von der Wahrheit<br />

abweichen, steuert die Gesellschaft einer Katastrophe zu. Tausende<br />

leicht beeinflussbarer Kinder, die nichts von den Machenschaften der<br />

Welt wissen, gehen durch ihre Hände. <strong>Der</strong> Einfluss ihres <strong>Lehre</strong>ns <strong>und</strong><br />

ihrer Persönlichkeit ist ungeheuer gross <strong>und</strong> dauerhaft. Deshalb darf<br />

ein <strong>Lehre</strong>r keine schlechten Gewohnheiten haben, denn diese werden<br />

von den Kindern automatisch übernommen. Das ist eine ständige<br />

Gefahr. Wenn auf Tausende ein schlechter Einfluss ausgeübt wird,<br />

verdirbt die Gesellschaft. Mit der Zeit hat der allgemeine Verfall der<br />

Sitten auch eine Rückwirkung auf den <strong>Lehre</strong>r. Eines Tages wird er<br />

von seinen eigenen Schülern ausgelacht <strong>und</strong> gedemütigt werden. (7-<br />

34/35)<br />

<strong>Der</strong> Dienst an der Menschheit. Arbeit, die getan wird, ohne an den<br />

Lohn zu denken, einfach nur aus Liebe <strong>und</strong> Pflichtgefühl, ist Yoga.<br />

Yoga überwindet das Tierhafte in der Natur des Menschen <strong>und</strong> verwandelt<br />

ihn in ein göttliches Wesen. Dient anderen, <strong>und</strong> erkennt sie<br />

als verwandte Seelen. Das fördert den eigenen Fortschritt; es bewahrt<br />

auch davor, von der erreichten spirituellen Stufe abzugleiten.<br />

Dienen ist sogar weitaus heilsamer als Gelübde <strong>und</strong> Gottesdienste.<br />

<strong>Der</strong> Dienst am Nächsten löst den im Menschen verborgenen Egoismus<br />

auf, er öffnet das Herz <strong>und</strong> lässt es erblühen. So ist Arbeit, die<br />

keine Gegenleistung erwartet, das höchste Ideal des Menschen. Wer<br />

sein Leben auf diesem F<strong>und</strong>ament aufbaut, wird durch den unmerklichen<br />

Einfluss selbstlosen Dienens mit vielen Tugenden gesegnet<br />

werden. Selbstloses Dienen muss der äussere Ausdruck innerer Güte<br />

sein. Je besser ihr euren Mitmenschen dient, desto mehr erweitert<br />

358


<strong>und</strong> vertieft sich das Bewusstsein, <strong>und</strong> ihr erkennt immer klarer die eigene<br />

göttliche Wirklichkeit.<br />

Das Ideal des Dienens muss der innerste Kern jeder Erziehung sein.<br />

Sie muss das Bedürfnis wecken, nach diesem Ideal zu streben. Reine,<br />

selbstlose Liebe, in der das Ideal seinen Ausdruck findet - das <strong>und</strong><br />

nichts anderes ist Bildung. Alle, die anderen Gutes tun, liebt Gott als<br />

seine eigenen Kinder. Sie sind die idealen Brüder <strong>und</strong> Schwestern ihrer<br />

Mitmenschen. Sie verdienen es, sich ihres wirklichen Selbst bewusst<br />

zu werden, <strong>und</strong> werden dieses Ziel auch erreichen.<br />

Wer seine Mittel, seine Kraft, seinen Verstand <strong>und</strong> seine Hingabe in<br />

den Dienst der Förderung der Menschheit stellt, verdient die höchste<br />

Achtung seiner Mitmenschen. Er gehört zu denen, die zu einer hohen<br />

Aufgabe geboren wurden. Menschen, welche das heilige Gelübde<br />

des Dienens einhalten, ohne durch selbstsüchtige Gedanken abgelenkt<br />

zu werden, sind ein Beispiel für die Welt.<br />

Die wirkliche Grösse eines Menschen zeigt sich darin, dass er - getrieben<br />

von dem Wunsch anderen zu helfen - seine weltlichen Güter<br />

sowie Rang, Position, Intelligenz <strong>und</strong> Erfahrung für dieses Ziel einsetzt.<br />

Ein solcher Mensch, der treu das Gelübde selbstlosen Dienens<br />

erfüllt, dient dem Wohl der ganzen Welt. Wer sich seiner Verantwortungen<br />

<strong>und</strong> Pflichten bewusst ist <strong>und</strong> sein Leben damit verbringt, ihnen<br />

nachzukommen, dessen Herz ist von höchstem Frieden erfüllt,<br />

wo er auch sein mag. Durch seinen Einfluss wird auch seine Umgebung<br />

an diesem Frieden teilhaben.<br />

Weisheit bewegt den Menschen dazu, sein engherziges Ego ins Opferfeuer<br />

zu werfen <strong>und</strong> statt dessen allumfassende Liebe zu üben,<br />

welche die Gr<strong>und</strong>lage für seinen spirituellen Sieg ist. Liebe, die keine<br />

Grenzen kennt, läutert <strong>und</strong> heiligt den Geist. Befasst euch in Gedanken<br />

mit Gott, hegt heilige Gefühle <strong>und</strong> Empfindungen, <strong>und</strong> macht euer<br />

Handeln zum Ausdruck selbstlosen Dienens. Lasst auf diese Weise<br />

Verstand, Herz <strong>und</strong> Hand dem Guten dienen. Es ist die Aufgabe der<br />

Erziehung, diese Verwandlung herbeizuführen. Sie muss zuerst das<br />

Geheimnis des Dienens bewusst machen. Sie lehrt, dass der Dienst,<br />

der anderen erwiesen wird, in jedem Fall mit freudigem Herzen ausgeführt<br />

werden muss <strong>und</strong> in keinem Fall dadurch anderen Harm, Leid<br />

oder Kummer zugefügt werden darf.<br />

<strong>Der</strong> Wert des Dienens darf nicht dadurch vermindert werden, dass<br />

ihm das Gefühl der eigenen Befriedigung beigemischt wird. <strong>Der</strong><br />

Dienst am Nächsten muss ein wesentlicher Bestandteil des Lebensvorganges<br />

selbst werden. Das ist der eigentliche Kern jeder Bildung.<br />

359


So wie Stein <strong>und</strong> Mörtel für den Bau eines Hauses gebraucht werden,<br />

so ist Bildung für den Dienst an der Menschheit unerlässlich, denn<br />

wahre Bildung stärkt die Entschlossenheit, Gedanken, Wort <strong>und</strong> Tat<br />

zu läutern, um alle Pflichten erfüllen zu können. Eine solche Bildung<br />

ist der Schlüssel zum Fortschritt eines Landes.<br />

Was ist eigentlich das Geheimnis, das der Menschheit Frieden <strong>und</strong><br />

Wohlstand sichert? Anderen zu dienen, ohne von ihnen eine Gegenleistung<br />

zu erwarten! (...) Das ist die richtige Art, Opfer zu bringen. Dadurch<br />

wird Gott als Wirklichkeit erfahren. Denkt daran, dass ihr von<br />

dem Wunsch, anderen zu dienen, ganz <strong>und</strong> gar durchdrungen sein<br />

müsst. Diese Einstellung ist eine Voraussetzung für den Erfolg spiritueller<br />

Übungen.<br />

Dienen ist die Blüte selbstloser Liebe. Sie ist eine Blume, die den<br />

Geist mit Entzücken erfüllt. „Niemandem ein Leid antun“ ist der Duft<br />

dieser Blume. Lasst euer Handeln selbst in kleinen Dingen von Mitgefühl<br />

<strong>und</strong> Achtung bestimmt sein. Das wird mit Sicherheit euren Charakter<br />

in hellem Licht erstrahlen lassen. Das höchste Glück ist Zufriedenheit.<br />

Wo keine Gewalt ausgeübt wird, wird das Leben heilig, <strong>und</strong><br />

die Tugend erblüht. Wo die Gier das Feld beherrscht, wuchert das<br />

Unkraut des Lasters. Das Verlangen, ein isoliertes Leben als Einzelgänger<br />

zu führen, muss vollständig ausgemerzt werden. Einen solchen<br />

Wunsch solltet ihr nicht einmal im Traum hegen.<br />

Weisheit lehrt euch, zuerst euch selbst zu bessern. Erst wenn ihr<br />

euch selbst geändert habt, versucht, andere zu ändern. Das ist der<br />

Rat, den euch die Weisheit gibt. Die irreführende Bindung an die materielle<br />

Welt kann durch gottgeweihtes, selbstloses Dienen gelöst<br />

werden. Echte Liebe zu Gott ist Liebe für alle Lebewesen, die überall<br />

<strong>und</strong> jederzeit zum Ausdruck kommt.<br />

Euer Wesen offenbart sich in eurem Handeln, in jeder Geste, jedem<br />

Blick, in eurer Sprache, eurer Ernährung, eurer Kleidung <strong>und</strong> in eurer<br />

Haltung. Achtet deshalb darauf, dass eure Sprache, eure Gedanken<br />

<strong>und</strong> euer ganzes Auftreten gütig, liebevoll <strong>und</strong> rein sind <strong>und</strong> nicht launisch<br />

<strong>und</strong> unbeherrscht.<br />

Ihr müsst bescheiden werden <strong>und</strong> überzeugt sein, dass ihr von anderen<br />

viel Gutes lernen könnt. Eure Begeisterung <strong>und</strong> Entschlossenheit,<br />

euer Streben <strong>und</strong> eure Fähigkeiten, die Fülle eures Wissens <strong>und</strong> eure<br />

Weisheit - all das muss auch anderen zugute kommen. Ihr dürft sie<br />

nicht nur für den eigenen Nutzen einsetzen. Ihr müsst alle Wesen in<br />

euer Herz schliessen, <strong>und</strong> das muss sich in eurem Denken widerspiegeln.<br />

(...)<br />

360


Im Garten des Herzens müsst ihr die Rose der Göttlichkeit, den Jasmin<br />

der Bescheidenheit <strong>und</strong> den Magnolienbaum der Grosszügigkeit<br />

pflanzen <strong>und</strong> pflegen. Jeder Schüler auf dem spirituellen Pfad sollte<br />

Tabletten des Unterscheidungsvermögens, Tropfen der Selbstbeherrschung<br />

<strong>und</strong> die drei Pülverchen: Glauben, Hingabe <strong>und</strong> Geduld in<br />

seiner Hausapotheke bereit haben. Mit diesen Mitteln kann er die gefährliche<br />

Krankheit der Unwissenheit bekämpfen. (7-38/41)<br />

Weltprobleme nehmen heute andere Formen <strong>und</strong> grössere Ausmasse<br />

an. Sie sind nicht mehr auf bestimmte Gruppen <strong>und</strong> Länder beschränkt,<br />

sondern sind global <strong>und</strong> betreffen die ganze Menschheit.<br />

Auf der einen Seite stossen Wissenschaft <strong>und</strong> Technik in den Weltraum<br />

vor, <strong>und</strong> durch Kunststoffe, Elektronik <strong>und</strong> Computer-Technik<br />

werden Ergebnisse erzielt, die ans W<strong>und</strong>erbare grenzen. Auf der anderen<br />

Seite wird die Menschheit von nationalen, religiösen <strong>und</strong> rassischen<br />

Konflikten, von engen Gruppeninteressen <strong>und</strong> von Studentenunruhen<br />

heimgesucht. Diese haben in der ganzen Welt zu Disziplin<strong>und</strong><br />

Zügellosigkeit geführt. (...)<br />

Was die Welt heute braucht, ist weder eine neue Gesellschaftsordnung<br />

oder ein neues Bildungssystem noch eine neue Religion. Das<br />

Heilmittel besteht in einem geläuterten Geist. Das Heilige muss in den<br />

Herzen aller Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen Wurzeln schlagen <strong>und</strong> wachsen.<br />

Dafür Sorge zu tragen, das müssen die Guten <strong>und</strong> Gottesfürchtigen<br />

als ihre besondere spirituelle Aufgabe ansehen.<br />

Nur spirituelle Bildung kann bei dieser Aufgabe zum Erfolg führen.<br />

Aber der Mensch setzt heute sein ganzes Vertrauen in die materiellen<br />

Güter, die er erwerben <strong>und</strong> anhäufen kann. Er will nichts aufgeben<br />

<strong>und</strong> auf nichts verzichten. Er glaubt nicht an die Wahrheit. (...)<br />

<strong>Der</strong> Mensch hat zwar das Verlangen, alles zu wissen, aber es verlangt<br />

ihn nicht danach, die Wahrheit über sein eigenes Selbst zu erfahren.<br />

(...)<br />

<strong>Der</strong> Mensch sollte wissen, dass er in den „drei Welten“, in den „drei<br />

Ebenen der Zeit“ <strong>und</strong> in den „drei Bewusstseinszuständen des täglichen<br />

Lebens“ (Wachen, Traum <strong>und</strong> Tiefschlaf) nicht die geringste<br />

Spur echten Glücks erwarten kann. (...)<br />

Deshalb solltet ihr euch das Wissen aneignen, durch welches ihr euch<br />

eures wirklichen Selbst bewusst werdet. Mit dieser Erkenntnis könnt<br />

ihr euren eigenen Durst löschen <strong>und</strong> einen Beitrag zur Ges<strong>und</strong>ung<br />

der ganzen Menschheit leisten. (7-48/52)<br />

361


<strong>Der</strong> Mensch muss während seines Lebens viele Ziele erreichen. Das<br />

höchste <strong>und</strong> wertvollste davon ist, die Gnade <strong>und</strong> die Liebe Gottes zu<br />

gewinnen. Die Liebe Gottes verleiht ihm die Weisheit, die er braucht,<br />

um inneren Frieden zu finden. Jeder sollte sich darum bemühen, das<br />

Wesen des Göttlichen zu verstehen. Zunächst wird der Mensch natürlich<br />

das abstrakte Phänomen des Absoluten nicht begreifen. Um es<br />

erfassen zu können, muss er ihm anfangs eine Form <strong>und</strong> bestimmte<br />

Eigenschaften zuordnen. Dann muss er, der selbst auch eine Manifestation<br />

göttlicher Energie ist, Schritt für Schritt versuchen, es in sich<br />

selbst zu finden. Wer sich um Erfolg auf diesem Gebiet bemüht, ist jedoch<br />

nicht nur ein Einzelwesen mit dem Recht, sein Ziel zu verfolgen.<br />

Er muss sich auch im Geist des Dienens durch gute Taten die Dankbarkeit<br />

anderer verdienen. Nur dadurch kann er die verschiedenen<br />

Ebenen seines Bewusstseins läutern, <strong>und</strong> so die Voraussetzung für<br />

seinen spirituellen Fortschritt schaffen.<br />

Asketisches Leben bedeutet nicht nur, sich bei Eintritt in die vierte Lebensphase<br />

von der Welt zurückzuziehen <strong>und</strong> als Mönch in der Einsamkeit<br />

das harte Leben eines Asketen zu führen. Es bedeutet vielmehr,<br />

unter Menschen zu leben, deren Freuden <strong>und</strong> Sorgen zu teilen,<br />

sie zu unterweisen <strong>und</strong> ihnen die Inspiration zu vermitteln, die sie so<br />

nötig brauchen. Das sind die Aufgaben, die ein Mensch in dieser Lebensphase<br />

erfüllen sollte. (...)<br />

Den Namen „Bildung“ verdient nur das, was den Geist des Menschen<br />

auf das Erlangen der reinen Glückseligkeit ausrichtet. Das allerdings<br />

erfordert unermüdliche Anstrengung. Die Schriften erklären: „Glück<br />

kann nicht durch Glück erworben werden.“ <strong>Der</strong> Weg zum Glück führt<br />

über die schmerzhafte Trennung von liebgewordenen Gewohnheiten.<br />

Durch eine entsprechende Erziehung muss der Mensch auf diesen<br />

Weg geführt werden. Wenn er die Segnungen kennt, die reinem<br />

Glück entspringen, wird er gern die Mühen einer solchen Ausbildung<br />

auf sich nehmen.<br />

Alle, die als Menschen geboren sind, müssen dazu angehalten werden,<br />

ausser dem auf das Materielle ausgerichteten Wissen auch das<br />

Wissen über die transzendente Wirklichkeit zu erwerben. Nur diese<br />

Art des Wissens führt zur Erkenntnis des Göttlichen Selbst <strong>und</strong> befähigt<br />

den Menschen, die damit verb<strong>und</strong>ene höchste Glückseligkeit zu<br />

erfahren. (7-53/57)<br />

So wie Licht <strong>und</strong> Dunkelheit nicht gleichzeitig denselben Raum erfüllen<br />

können, so können auch Wissen <strong>und</strong> Unwissenheit nicht neben-<br />

362


einander bestehen. Darum müssen alle, die nach spirituellem Fortschritt<br />

streben, ihr Bewusstsein läutern <strong>und</strong> ihr innerstes Selbst durch<br />

göttliches Wissen erleuchten lassen. (7-58)<br />

Glaubt nicht, dass die Veden eine Ansammlung furchterregender Regeln,<br />

Einschränkungen <strong>und</strong> Gesetze darstellen. Sie alle sind von<br />

Gott, dem Herrn, als Gesetzgeber festgelegt. Alle Elemente des Kosmos,<br />

jedes kleinste Teilchen, wo es auch sei, folgt in jedem Augenblick<br />

seinen Befehlen. Das lehren euch die Veden. Nichts kann höher<br />

<strong>und</strong> heilsamer sein, als einem solchen Herrn zu dienen. Man muss ihn<br />

lieben, mehr als alles andere in der Welt. Er muss als der Eine <strong>und</strong><br />

Einzige geliebt <strong>und</strong> angebetet werden. Dies ist die Frucht, die wahre<br />

Bildung hervorbringen muss.<br />

<strong>Der</strong> Lotos ist tief im Wasser verwurzelt, aber seine Blüte schwimmt<br />

auf der Oberfläche des Wassers, ohne nass zu werden. So muss<br />

auch der Mensch in dieser Welt leben - in ihr, für sie, aber nicht abhängig<br />

von ihr. Es ist die besondere Aufgabe einer höheren Bildung,<br />

die Jugend auf diese Rolle vorzubereiten. <strong>Der</strong> Mensch muss also mit<br />

dem Herzen bei Gott sein <strong>und</strong> mit den Händen seine Arbeit tun. (...)<br />

Die Naturwissenschaften können der Menschheit nur dazu verhelfen,<br />

sie mit Nahrung, Kleidung <strong>und</strong> anderen materiellen Dingen zu versorgen.<br />

Die spirituelle Wissenschaft allein kann den Menschen Stärke<br />

<strong>und</strong> Festigkeit verleihen. Studenten sollten dieser Tatsache besondere<br />

Aufmerksamkeit schenken. (7-63/65)<br />

<strong>Der</strong> Mensch ist seinem innersten Wesen nach Gott. Jede seiner<br />

Handlungen muss zu einem Gottesdienst erhoben werden. Die heutigen<br />

Studenten wissen aber nicht, was der Mensch <strong>und</strong> was Gott wirklich<br />

ist. Wie kann jemand den Anspruch erheben, gebildet zu sein,<br />

wenn er keine klare Vorstellung von dem Gott-Mensch-Geheimnis<br />

hat? (...)<br />

Wer das nicht erkannt hat, kann nicht behaupten, sich selbst zu kennen.<br />

Wozu kann ein Studium nützlich sein, das nicht einmal die<br />

Kenntnis des eigenen Selbst vermittelt? (...)<br />

Es ist eine vornehme Pflicht <strong>und</strong> die primäre Aufgabe eines Studenten,<br />

dem Vaterland zu dienen. Ein Student kann nicht behaupten, viel<br />

gelernt zu haben, wenn er nicht in der Lage ist, seine Pflicht zu erkennen<br />

<strong>und</strong> zu erfüllen, <strong>und</strong> die entsprechenden Entscheidungen zu treffen,<br />

wenn sie von ihm gefordert werden. <strong>Der</strong> Intellektuelle, ebenso<br />

wie der Student in der Ausbildung, muss bescheiden <strong>und</strong> einfach sein<br />

<strong>und</strong> jede Überheblichkeit vermeiden. (7-72/73)<br />

363


<strong>Lehre</strong>r, die nur um des Gehalts willen unterrichten, <strong>und</strong> Studenten,<br />

die sich während des Studiums nur Gedanken über ihre zukünftigen<br />

Positionen machen, sind beide mit falschen Motiven bei der Arbeit. Es<br />

ist die Aufgabe <strong>und</strong> Pflicht des <strong>Lehre</strong>rs, seine Schüler so zu unterrichten,<br />

dass sich deren verborgene Talente entwickeln können. <strong>Der</strong><br />

Schüler muss das Göttliche in sich selbst zur Entfaltung bringen <strong>und</strong><br />

sich darauf vorbereiten, der Gesellschaft mit seinen Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

seinem Wissen zu dienen. (...)<br />

Dem Menschen wurden drei Instrumente gegeben: der Geist, in dem<br />

die Gedanken entstehen, die Sprache, mit deren Hilfe er seine Gedanken<br />

mitteilen kann, <strong>und</strong> die Fähigkeit des Handelns, durch die er<br />

seine Gedanken allein oder mit anderen, für sich oder für andere in<br />

die Tat umsetzen kann. (7-83)<br />

Von den drei Werkzeugen, die dem Menschen zum Denken, Sprechen<br />

<strong>und</strong> Handeln zur Verfügung stehen, ist das dritte der Körper,<br />

dessen Hände den Gedanken ausführen, der in Worten ausgedrückt<br />

wurde. Die Tat, das Handeln, die Arbeit, mit denen die Hände beschäftigt<br />

sind, sind die Ursache für Glück oder Unglück der Menschen.<br />

(...)<br />

Die Hände sind nicht die einzigen Werkzeuge, die zu den Folgen des<br />

Handelns beitragen. Bei allem, was ihr tut, seht <strong>und</strong> hört, müsst ihr auf<br />

Lauterkeit bedacht sein. Gedanke, Wort <strong>und</strong> Tat müssen von Stolz,<br />

Habsucht <strong>und</strong> Hass frei sein. (...)<br />

Studenten studieren nur einige Jahre, aber ein <strong>Lehre</strong>r muss, um diesen<br />

Namen zu verdienen, sein Studium ohne Unterbrechung fortsetzen.<br />

<strong>Lehre</strong>r sind deshalb die einzigen wirklichen Studenten. Die Antwort<br />

auf die Frage, wer ein wirklicher Student ist, lautet daher: „<strong>Der</strong><br />

<strong>Lehre</strong>r.“ Das Motto des inspirierten <strong>Lehre</strong>rs muss sein: „Ich werde der<br />

ideale Student sein, dem meine Schüler nacheifern können!“ Ein solcher<br />

<strong>Lehre</strong>r hat erkannt, was seine Pflicht ist. <strong>Der</strong> <strong>Lehre</strong>r muss auf die<br />

Ebene des Schülers herabsteigen. Wenn er das nicht tut <strong>und</strong> dennoch<br />

seinen Beruf ausübt, kann man sich vorstellen, was aus dem<br />

Schüler wird! (...)<br />

Die <strong>Lehre</strong>r sind für das Verhalten <strong>und</strong> den Charakter der Schüler verantwortlich,<br />

denn sie beeinflussen die Jugend durch ihr Wissen <strong>und</strong><br />

ihr Vorbild. (...)<br />

Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit (sat-cit-ananda) ist Energie. Alles ist<br />

Energie, <strong>und</strong> Gott ist der Ursprung der Energie. Sie ist die Basis der<br />

Existenz des Menschen. Heute wird überall konstruiert <strong>und</strong> gebaut,<br />

364


aber nicht auf dieser Basis. Das allem zugr<strong>und</strong>e liegende Göttliche<br />

Prinzip wird vernachlässigt. Man ist fasziniert von Projekten <strong>und</strong> Forschungen,<br />

die versprechen, den Magen des Menschen zu füllen <strong>und</strong><br />

ihn materiell glücklich <strong>und</strong> stark zu machen.<br />

Doch die wahre Wirklichkeit ist das Göttliche, das allem zugr<strong>und</strong>e<br />

liegt. <strong>Der</strong> Mensch muss sich entweder der höchsten Wahrheit des Einen<br />

Seins, das die Gr<strong>und</strong>lage alles Werdens ist, bewusst sein, oder<br />

zumindest die praktische Wahrheit kennen, dass Liebe <strong>und</strong> Brüderlichkeit<br />

für das glückliche Zusammenleben der Menschen unerlässlich<br />

sind. Das sind die Grenzen, innerhalb derer sich die Bildung bewegen<br />

muss: die Startlinie <strong>und</strong> das Ziel. (7-87/90)<br />

Wie die Sonne den Nebel, so löst das wahre Wissen die Unwissenheit<br />

auf. Wahres Wissen erwirbt man durch unaufhörliches Nachforschen.<br />

Ihr müsst euch ständig damit befassen, das Wesen des Göttlich-Absoluten<br />

zu erforschen, <strong>und</strong> euch mit der Wirklichkeit des “Ich”, den<br />

Umwandlungen, die dem Einzelnen bei Geburt <strong>und</strong> Tod widerfahren,<br />

<strong>und</strong> dergleichen Themen beschäftigen. Wie man die Hülse entfernt,<br />

die das Reiskorn umschliesst, so muss auch die Unwissenheit, die<br />

dem menschlichen Geist anhaftet, beseitigt werden. Dies geschieht<br />

durch ständiges, wie Abschmirgeln wirkendes Erforschen des Göttlichen<br />

Selbst. Nur wenn ein Mensch vollkommenes Wissen gewonnen<br />

hat, kann er erlöst werden oder - anders ausgedrückt - Befreiung erlangen.<br />

Wenn der Mensch dieses Wissen vom Göttlichen Selbst erreicht<br />

hat, muss er dem Weg des Göttlich-Absoluten folgen <strong>und</strong> in<br />

Entsprechung zur neugewonnenen Weisheit handeln. (...)<br />

Wenn Unwissenheit <strong>und</strong> ihre Begleiterin, die Täuschung, verschwinden,<br />

dann leuchtet in jedem das Göttliche Selbst in seiner Herrlichkeit.<br />

Alles, was ihr seht, ist wie eine Luftspiegelung: Dem wirklichen<br />

Sein wird etwas überlagert, <strong>und</strong> ihr haltet irrtümlich die Überlagerung<br />

für das Wirkliche. Dinge haben einen Anfang <strong>und</strong> ein Ende; sie entfalten<br />

sich <strong>und</strong> bilden sich zurück. Evolution findet ebenso wie Involution<br />

statt. Wenn alles durch Involution, die universale Auflösung, wieder<br />

aufgehoben ist, hat nur noch die Urnatur, die ursächliche Substanz,<br />

Bestand. Nur die nicht manifestierte Ursache überlebt die universale<br />

Auflösung. (...)<br />

Um dieses Selbst, diese Verkörperung der Weisheit, zu verwirklichen,<br />

sind vier Hindernisse zu überwinden: Schlaf, Rastlosigkeit, Verstrikkung<br />

<strong>und</strong> das noch dualitätsgeb<strong>und</strong>ene Glücksempfinden. Lasst uns<br />

diese Hindernisse eins nach dem anderen betrachten. (...)<br />

365


Schläfrigkeit: Wenn der spirituell Strebende während der Meditation<br />

mit dem Schlaf zu kämpfen hat, muss er mit dem Vorgang der Meditation<br />

wieder neu beginnen. Schläfrigkeit <strong>und</strong> Einschlafen während<br />

der Meditation werden für gewöhnlich durch Verdauungsstörungen<br />

erzeugt. Aber auch übermässiges Essen, Erschöpfung durch zu viel<br />

Bewegung <strong>und</strong> nicht genug Schlaf in der Nacht bewirken Schläfrigkeit<br />

<strong>und</strong> Dumpfheit. (...)<br />

Rastlosigkeit: <strong>Der</strong> Geist des Menschen neigt dazu, äusseren Objekten<br />

nachzujagen. Deshalb ist ständiges Bemühen notwendig, um ihn<br />

nach innen zu lenken, weg von den Anziehungen der an die Sinne geb<strong>und</strong>enen<br />

Eindrücke. Dies muss durch strikte Anwendung der Urteilskraft<br />

<strong>und</strong> durch geistige Nachforschung geschehen. Unterscheide,<br />

<strong>und</strong> lass dich innerlich davon überzeugen, dass diese an die Sinne<br />

geb<strong>und</strong>enen Eindrücke flüchtig, vorübergehend, wandelbar, dem<br />

Verfall unterworfen <strong>und</strong> deshalb unwirklich sind; sie sind relativ wahr,<br />

aber nicht absolut wahr. Überzeugt euch davon, dass das, was als<br />

freudebringend gesucht <strong>und</strong> als schmerzhaft gemieden wird, nur die<br />

flüchtigen Produkte aus dem Kontakt mit den Sinnen sind. Schult<br />

euch in dieser Weise, um den Ablenkungen der äusseren Welt zu entgehen<br />

<strong>und</strong> tief in die Meditation einzutauchen. (...)<br />

Verstrickung: <strong>Der</strong> Geist wird mit gewaltiger Kraft durch all die unbewussten<br />

inneren leidenschaftlichen Impulse, Triebe <strong>und</strong> Bindungen<br />

zur äusseren Welt <strong>und</strong> ihren vielfältigen Reizen hingezogen. Deshalb<br />

erleidet der Mensch unsagbares Elend <strong>und</strong> kann sich sogar tief darin<br />

verlieren. Dieses Stadium bezeichnet man als Verstrickung oder Niedergang.<br />

(...)<br />

Das dualitätsgeb<strong>und</strong>ene Glücksempfinden: Wenn die Verstrickung<br />

<strong>und</strong> die Rastlosigkeit überw<strong>und</strong>en sind, erlangt man die Glückseligkeit<br />

der höchsten Subjekt-Objekt-Beziehung. Diesen Zustand nennt<br />

man den Genuss der Glückseligkeit. Aber selbst dies ist nicht jene<br />

höchste, unübertreffliche Glückseligkeit, die man nicht erreicht oder<br />

erwirbt, sondern die einfach IST; derer man sozusagen gewahr wird.<br />

Die Süsse der noch dualitätsbezogenen Einheitserfahrung ist eine<br />

Versuchung, die man zu meiden hat, denn sie ist nur das Zweitbeste.<br />

Sie schenkt aber genügend Freude, um als Hindernis zu wirken. (...)<br />

Wenn die Sonne aufgeht, verschwinden sowohl die Dunkelheit als<br />

auch die Sorgen, die aus der Dunkelheit entstehen. Ähnlich gibt es für<br />

die Menschen, die das Göttliche Selbst verwirklicht haben, keine Bindung<br />

mehr noch das Leid, das aus Bindung entsteht.<br />

Wenn ihr den Geist richtig beherrscht <strong>und</strong> schult, kann er euch zur<br />

366


Befreiung führen. Er muss von dem Gedanken an Gott durchdrungen<br />

sein; das hilft, sich geistig in das Wesen der Wirklichkeit zu vertiefen.<br />

Das Ich-Bewusstsein verschwindet, wenn der Geist sich von Anziehungskräften<br />

frei macht <strong>und</strong> gereinigt ist. In keiner Weise von der<br />

Welt berührt zu sein, ist der Weg zur Selbstverwirklichung. Ihr könnt<br />

sie nicht im Himmel oder auf dem Berg Kailasa erlangen.<br />

Die Flamme des Wünschens kann nur gelöscht werden, wenn ihr<br />

eure Gedanken <strong>und</strong> Gefühle bezwingt. Gedanken <strong>und</strong> Gefühle können<br />

nur überw<strong>und</strong>en werden, wenn ihr die Flammen des Wünschens<br />

auslöscht. Gedanken sind die Saat, Wünsche der Baum. Allein die Erkenntnis<br />

des Göttlichen Selbst kann diesen Baum entwurzeln. In dieser<br />

Weise sind Gedanken <strong>und</strong> Gefühle, Wünsche <strong>und</strong> die Erkenntnis<br />

des Selbst miteinander verwoben. (14-9/13)<br />

<strong>Der</strong> zu Lebzeiten Befreite ist fest in der Erkenntnis des Selbst verankert.<br />

Er hat dies erreicht, indem er sich mit der Unwirklichkeit der Welt<br />

auseinandersetzte <strong>und</strong> über ihre Schwächen <strong>und</strong> Fehler nachsann.<br />

Dadurch hat er Einsicht in das Wesen von Freude <strong>und</strong> Leid <strong>und</strong><br />

Gleichmut beiden gegenüber entwickelt. Er weiss, dass Wohlstand,<br />

weltliche Freude <strong>und</strong> weltliches Vergnügen alle wertlos, ja giftig sind.<br />

Er nimmt Lob, Tadel <strong>und</strong> sogar Schläge mit ruhiger Zuversicht hin <strong>und</strong><br />

wird weder von Ehre noch von Schande beeinflusst. Natürlich erreichte<br />

der zu Lebzeiten Befreite dieses Stadium erst nach langen Jahren<br />

systematischer Disziplin <strong>und</strong> unaufhörlichen Strebens, die er beibehielt,<br />

auch wenn Not, Verzweiflung <strong>und</strong> Zweifel ihn überfielen. Misserfolge<br />

haben ihn nur noch unerbittlicher gemacht in der Selbstprüfung<br />

<strong>und</strong> ernsthafter darin, der vorgeschriebenen Disziplin zu folgen.<br />

Als die “unmittelbare Wahrnehmung des Göttlich-Absoluten” wird der<br />

Zustand bezeichnet, in dem der Aspirant seine Einheit mit dem Göttlich-Absoluten<br />

nicht mehr als unwahrscheinlich oder unmöglich anzweifelt,<br />

sondern sicher weiss, dass die beiden Wesenheiten - individuelle<br />

Seele <strong>und</strong> Gott - eins sind, eins gewesen sind <strong>und</strong> immer eins<br />

sein werden. In diesem Zustand leidet der Aspirant nicht länger an<br />

Verwirrung. Er verwechselt nicht mehr fälschlicherweise eine Sache<br />

mit einer anderen <strong>und</strong> überlagert nicht eine Sache einer anderen. (...)<br />

Im Gegensatz zu vorher behauptet er auch nicht mehr, dass das<br />

Strahlen des Göttlichen nicht in ihm sei. Im Herzen <strong>und</strong> Zentrum eines<br />

jeden Wesens existiert das höchste Selbst, winziger als das winzigste<br />

Molekül, grösser als das grösste wahrnehmbare Objekt, kleiner als<br />

das Kleinste, grösser als das Grösste. Deshalb erleidet der weise<br />

367


Mensch, der in sich das Göttliche Selbst geschaut hat, niemals<br />

Schmerz. (...) <strong>Der</strong> spirituelle Sucher muss seine Aufmerksamkeit von<br />

der äusseren Welt weglenken <strong>und</strong> nach innen schauen. Er muss seine<br />

Sicht zum Selbst hinwenden. Er muss den Ablauf seiner Gedanken<br />

analysieren <strong>und</strong> selbst herausfinden, von wo all die Veränderungen<br />

<strong>und</strong> das Rastlose in ihm herrühren. Auf diese Weise muss jede<br />

Spur von Absicht <strong>und</strong> Wille verschwinden. Danach ist der einzige Gedanke,<br />

der sich im Geist festsetzt, der des Göttlich-Absoluten. Die<br />

einzige Empfindung, die dann das Gemüt beherrscht, ist das Empfinden<br />

von Glückseligkeit, erwachsen aus der Verankerung des Geistes<br />

im Zustand von Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit.<br />

Solch ein Weiser wird von Freude oder Leid nicht berührt, denn er ist<br />

vollkommen in das Meer der Glückseligkeit des Selbst eingetaucht<br />

<strong>und</strong> befindet sich über <strong>und</strong> jenseits der Reichweite weltlicher Angelegenheiten.<br />

(...)<br />

Ihr müsst den Geist auf die Betrachtung des Göttlich-Absoluten ausrichten<br />

<strong>und</strong> danach streben, den Weg des Göttlich-Absoluten zu gehen<br />

<strong>und</strong> in Gott, mit Gott zu leben. Die Erkenntnis des Selbst ist nur<br />

durch den dreifachen Weg zu erlangen: Wünsche <strong>und</strong> Neigungen<br />

aufzugeben, Gedanken <strong>und</strong> Gefühle auszulöschen <strong>und</strong> die Erfahrungswelt<br />

zu analysieren, um die Wirklichkeit zu erfassen. Ohne diese<br />

drei Schritte kann das Selbst nicht erkannt werden. Die Neigungen<br />

<strong>und</strong> Impulse treiben den Geist weiter zur Sinnenwelt <strong>und</strong> binden euch<br />

an Freude <strong>und</strong> Leid. Deshalb müssen die Triebe <strong>und</strong> Neigungen beherrscht<br />

werden. Dies ist durch Unterscheidungskraft, Meditation<br />

über das Selbst, stetes geistiges Nachforschen, Gelassenheit,<br />

Selbstkontrolle, Loslösung <strong>und</strong> derartige Disziplinen zu erreichen. (...)<br />

<strong>Der</strong> weise Mensch schöpft volle Glückseligkeit aus seinem eigenen<br />

Selbst <strong>und</strong> sucht sie nicht irgendwo ausserhalb seiner selbst. Tatsächlich<br />

hegt er keinen Wunsch oder Plan, in irgendetwas Äusserlichem<br />

Freude zu finden. Er ist zufrieden mit der Freude, die er von innen<br />

erhält. Die Grösse eines Weisen ist jenseits aller Beschreibung,<br />

sogar jenseits eurer Vorstellungskraft! (...)<br />

Alle Wasserblasen bestehen aus demselben Wasser. Ebenso ist<br />

auch die Vielfalt von Name <strong>und</strong> Form, diese ganze geschaffene Welt,<br />

nichts als dasselbe Göttlich-Absolute. Dies ist die eingeprägte Überzeugung<br />

des Weisen, sogar seine echte ursprüngliche Erfahrung. So<br />

wie alle Flüsse ins Meer fliessen <strong>und</strong> sich darin verlieren, so verlieren<br />

sich alle Wünsche in dem strahlenden Bewusstsein der verwirklichten<br />

Seele. (14-14/18)<br />

368


Im Hinblick auf die heilige Pflicht erwähnen die Heiligen Schriften vier<br />

Gegebenheiten, die euer Leben bestimmen. Diese sind: das Prinzip<br />

der Göttlichen Ordnung, Wohlstand, Verlangen <strong>und</strong> Erlösung. Jeder<br />

erfahrene Schriftgelehrte wird bestätigen, dass das Wichtigste davon<br />

die Befreiung des Geistes, die Erlösung ist. Das ist das höchste Ziel<br />

im Leben. Darauf kommt es an <strong>und</strong> darauf müsst ihr euch konzentrieren.<br />

Ihr mögt nun fragen: „Wenn Erlösung das höchste <strong>und</strong> letzte Ziel<br />

ist, warum dann Wohlstand <strong>und</strong> Verlangen überhaupt erwähnen?“<br />

Das hat einen guten Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> eine tiefe Bedeutung. Erlösung, die<br />

Befreiung des Geistes, ist die letzte <strong>und</strong> höchste Stufe. Sie ist die Bestimmung<br />

des Menschen. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht ihr etwas,<br />

das euch als Leiter dienen kann. Diese wird euch bei eurem Aufstieg<br />

gute Dienste leisten, wenn sie einen sicheren Stand auf der<br />

Erde hat. Ihr müsst also bestrebt sein, dieser Leiter, die aus zwei Holmen<br />

<strong>und</strong> den Sprossen, Wohlstand <strong>und</strong> Verlangen, besteht, einen festen<br />

Stand auf dem Boden zu geben, der mit der Göttlichen Ordnung<br />

verglichen werden kann. Auf dieser Leiter könnt ihr aufsteigen <strong>und</strong> die<br />

höchste Stufe, die der Erlösung, erreichen. Das F<strong>und</strong>ament ist die Erde,<br />

das Ziel die Erlösung. <strong>Der</strong> sichere Stand der Leiter hängt davon<br />

ab, ob euer Leben der Göttlichen Ordnung entspricht. Nur wenn euer<br />

Hauptinteresse dem F<strong>und</strong>ament <strong>und</strong> dem Ziel <strong>und</strong> der Befreiung gilt,<br />

nur dann erhalten die Zwischenstufen Wohlstand <strong>und</strong> Verlangen ihre<br />

angemessene Bedeutung. Wenn ihr dagegen die Basis <strong>und</strong> das Ziel<br />

aus den Augen verliert, dann sind Wohlstand <strong>und</strong> Verlangen völlig<br />

sinnlos.<br />

Jeder, der in diese Welt hineingeboren wurde, sollte sich bemühen,<br />

ihr Wesen <strong>und</strong> ihre Bedeutung zu verstehen. Die ganze Schöpfung<br />

ruht auf Gesetzmässigkeit, <strong>und</strong> auch ihr solltet in eurem Verhalten der<br />

Göttlichen Ordnung folgen, das heisst, rechtschaffen leben. (...)<br />

Das Studium der Upanishaden lehrt euch, dass OM, die Urschwingung,<br />

identisch mit dem Göttlich-Absoluten ist. „Gott ist Eins, nichts<br />

als Eins, <strong>und</strong> ausser diesem Einen gibt es kein Zweites.“ Wenn ihr<br />

euch an die <strong>Lehre</strong>n der grossen Seher erinnert, werdet ihr erkennen,<br />

dass die Welt nur Eines ist, nichts als Eins. Dass die Erkenntnis von<br />

der Wirklichkeit der Nicht-Dualität von den Vertretern dualistischer<br />

Philosophien nicht geteilt wird, schadet nichts. Früher oder später,<br />

wenn die Forschung weiter fortgeschritten ist, wird der dualistische<br />

Philosoph ebenso wie jeder andere, sei er gläubig oder nicht, Yogi<br />

oder Lebemann, die Nicht-Dualität als die der Wirklichkeit entsprechende<br />

Philosophie anerkennen müssen. Wenn ihr in die Tiefe geht<br />

<strong>und</strong> das Wesen der Welt richtig untersucht, werdet ihr erkennen, dass<br />

369


in Wirklichkeit alles Eins ist, dass es keinen Dualismus gibt, <strong>und</strong> letzten<br />

Endes wird sich euch das All-Eine in dieser Welt offenbaren. Die<br />

vielfältigen Erscheinungsformen sind nur Reflexionen eurer eigenen<br />

Vorstellungen. Das wird auch mit dem Wort Unwissenheit bezeichnet.<br />

(...)<br />

Ebenso wie der Zucker den man ins Wasser geschüttet hat in jedem<br />

Tropfen enthalten ist, so manifestiert sich Gott in dieser Welt <strong>und</strong> ist<br />

gegenwärtig in allem, was ist. Man kann ihn nicht sehen, man kann<br />

ihn nicht fühlen, man kann ihn nur durch Erfahrung im Sein dieser<br />

Welt erkennen. Ausser dieser Erfahrung hat der physische Körper<br />

keine anderen Mittel, um das Göttlich-Absolute, das allgegenwärtig ist<br />

<strong>und</strong> alles durchdringt, wahrzunehmen. Nur wer diese Erkenntnis im<br />

eigenen Erleben erworben hat, kann etwas über das Wesen Gottes,<br />

seine Allgegenwart usw. aussagen. Diese eigene Erfahrung allein<br />

vermittelt die Autorität, über Gottes Allgegenwart zu sprechen. (...)<br />

Obwohl ihr die Tatsache, dass Gott allen Lebewesen der Welt innewohnt,<br />

für wahr haltet, müsst ihr feststellen, dass ihr immer noch grosse<br />

Unterschiede zwischen den Erscheinungsformen des einen <strong>und</strong><br />

des anderen Lebewesens macht. Nehmen wir als Beispiel eine Ameise:<br />

Wenn sie euch zu nahe kommt, fegt ihr sie einfach beiseite. Wenn<br />

ihr aber eine Schlange seht, fürchtet ihr euch vor ihr <strong>und</strong> rennt davon.<br />

Die Tatsache, dass ihr euch diesen beiden Lebewesen gegenüber so<br />

unterschiedlich verhaltet, zeigt, dass ihr das Gefühl für die Gegenwart<br />

Gottes <strong>und</strong> für seine Existenz in allen Lebewesen noch nicht habt.<br />

1972, (34-70/73)<br />

Solange ihr Gott in der Form verehrt <strong>und</strong> ihm Eigenschaften zuschreibt,<br />

ist er auch an einen bestimmten Ort geb<strong>und</strong>en. Am Anfang<br />

müsst ihr deshalb zu einer gegebenen Zeit diesen bestimmten Ort<br />

aufsuchen <strong>und</strong> Gott dort anbeten, um seines Segens teilhaftig zu werden<br />

<strong>und</strong> glücklich zu sein. Erst wenn ihr die Nicht-Dualität in ihrer ganzen<br />

Bedeutung verstanden <strong>und</strong> selbst erfahren habt, ist das nicht<br />

mehr notwendig. Aber solange ihr nur theoretisches Wissen über die<br />

Nicht-Dualität besitzt <strong>und</strong> keine eigene Erfahrung habt, solange<br />

müsst ihr diese Orte aufsuchen, solange sind auch Pilgerfahrten nützlich.<br />

Denn wenn ihr Gott mit einem bestimmten Namen anruft, sucht<br />

ihr die Form. Und Form ist an Raum <strong>und</strong> Zeit geb<strong>und</strong>en. Wenn ihr<br />

aber das Göttlich-Absolute, das Formlose sucht, dann sind die Begrenzungen<br />

von Raum <strong>und</strong> Zeit aufgehoben. 1972, (34-74)<br />

370


Wirkliche Erziehung hat mehr die Bedeutung von Erleuchtung als die<br />

reiner Wissensvermittlung. Aber Reinheit, Bescheidenheit <strong>und</strong> andere<br />

gute Eigenschaften sind aus dem Leben des modernen Menschen<br />

verschw<strong>und</strong>en. Er hat zwar einige gute Eigenschaften, aber er macht<br />

keinen Gebrauch davon. 1972, (34-104)<br />

Jeder Student sollte nach Erkenntnis <strong>und</strong> Wahrheit streben <strong>und</strong> nicht<br />

nach der Erfüllung seiner Wünsche. Bildung wird bereichert durch Bescheidenheit.<br />

Wirkliche Bildung wird nicht durch eine Sammlung von<br />

akademischen Titeln bewiesen, sondern durch starken Charakter <strong>und</strong><br />

angemessenes Verhalten. Bildung heisst nicht, die Opfer zu vergessen,<br />

die eure Eltern gebracht haben, in modischer Kleidung aufzutreten,<br />

die ältere Generation vor den Kopf zu stossen oder allen geistig<br />

Höherstehenden Missachtung entgegenzubringen. Eure Eltern werden<br />

immer glücklich sein, gute Charakterzüge in euch zu finden.<br />

1972, (34-120)<br />

Wenn ihr am Morgen aufwacht, setzt euch hin <strong>und</strong> denkt an Gott.<br />

Stellt euch vor, dass ihr gerade neu geboren worden seid. Gleich<br />

nachdem ihr aufgestanden seid, legt eure Bürden <strong>und</strong> Probleme dem<br />

Herrn zu Füssen. Betet zu ihm, dass er euch führen <strong>und</strong> euer Herz mit<br />

guten Gedanken <strong>und</strong> hohen Idealen füllen möge, die euch als moralische<br />

Unterstützung im Leben dienen können. Wenn ihr abends zu<br />

Bett geht, stellt euch vor, dass der Schlaf auch eine Art von Tod ist.<br />

Sagt euch, dass ihr während des Tages den Geboten Gottes gefolgt<br />

seid. Solltet ihr in irgendetwas versagt haben, bittet um Vergebung<br />

<strong>und</strong> um Führung. Bevor ihr am Morgen mit eurer Arbeit beginnt, habt<br />

unbedingtes Vertrauen in Gott, <strong>und</strong> wenn ihr am Abend zu Bett geht,<br />

bittet ihn darum, euch zu helfen, auf dem rechten Weg zu bleiben.<br />

Wenn ihr mit solchen Gebeten euren Tag beginnt <strong>und</strong> beendet, wird<br />

euch das helfen, eine höhere Lebensqualität zu entwickeln. Selbst<br />

<strong>beim</strong> Baden solltet ihr an Gott denken, dann wird mit der äusseren<br />

auch die innere Reinigung vollzogen. Bittet vor jeder Mahlzeit Gott um<br />

seinen Segen. Die Speise wird dadurch ein Geschenk des Herrn für<br />

den Menschen. Selbst wenn es nicht möglich ist, reine Speisen zu bekommen<br />

oder solche, die in sauberen Gefässen von Menschen reinen<br />

Herzens zubereitet wurden, so werden sie doch vollkommen rein<br />

sein, wenn ihr Gottes Segen erbittet. Wenn möglich, betätigt euch aktiv<br />

in den Hilfsorganisationen eurer Gemeinde <strong>und</strong> eurer Nachbarschaft.<br />

(...)<br />

371


Ihr dürft niemandem Hilfe verweigern, der in Not ist. Macht es euch<br />

zur Gewohnheit, wenn ihr drei Scheiben Brot zu essen habt, eine<br />

Scheibe davon einem Hungrigen abzugeben. Wenn ihr alles Gute,<br />

das ihr habt, mit anderen teilt, dann demonstriert ihr, dass ihr Gott in<br />

allen Kreaturen seht. Ihr alle empfindet grosse Liebe <strong>und</strong> Verehrung<br />

für Swami, aber das ist gar nichts wert, wenn ihr meine <strong>Lehre</strong>n nicht<br />

befolgt. Selbst wenn ihr mich nicht verehrt, jedoch die Wahrheit meiner<br />

Worte im täglichen Leben umsetzt, wird Swamis Gnade immer mit<br />

euch sein. Es hat keinen Zweck, den Namen des Herrn im M<strong>und</strong>e zu<br />

führen, aber den guten <strong>Lehre</strong>n, die er euch gibt, keine Beachtung zu<br />

schenken. 1972, (34-157/158)<br />

Wirkliche Bildung setzt ein Gefühl der Ehrfurcht voraus. Wissen<br />

macht bescheiden. Ohne Bescheidenheit ist es keine Bildung. Und<br />

diese fehlt der heutigen Jugend. Zwischen <strong>Lehre</strong>rn <strong>und</strong> Schülern ergeben<br />

sich Differenzen verschiedenster Art. Es entstehen Spannungen<br />

zwischen Lernenden <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong>nden. Wenn ihr untersucht, wer<br />

dafür verantwortlich ist, dann findet ihr, dass es weder die <strong>Lehre</strong>r<br />

noch die Studenten sind, sondern dass die Politik dabei eine grosse<br />

Rolle spielt. (...)<br />

Nur wenn ihr eure Herzen mit vornehmen Gedanken, kraftvollen Idealen<br />

<strong>und</strong> erhabenen Gefühlen füllt, könnt ihr diese im Land verbreiten.<br />

1972, (34-160/161)<br />

<strong>Der</strong> Mangel an grossen Reformen in unserem Bildungssystem ist weniger<br />

schlimm als die traurige Tatsache, dass unsere Jugend im Namen<br />

der Bildung so schlechte Gewohnheiten erwirbt, dass ihre Eltern<br />

sich in der Öffentlichkeit ihrer schämen müssen. Nur wenn die Ausbildung<br />

inhaltlich mit Opferbereitschaft, Geduld, Ehrlichkeit <strong>und</strong> Liebe<br />

verknüpft ist, kann die Jugend wirklichen Nutzen daraus ziehen. Studenten<br />

werden niemals von einer Ausbildung profitieren, in der diese<br />

edlen Gr<strong>und</strong>sätze fehlen. Bildung besteht nicht darin, Information <strong>und</strong><br />

Fakten aus unzähligen Büchern in sich aufzunehmen. Das Lesen<br />

kann euch höchstens Fachwissen vermitteln, aber niemals gute Eigenschaften<br />

fördern. Ihr müsst eine gute Ausbildung als einen Prozess<br />

betrachten, der euren Charakter formt <strong>und</strong> der euch in die Lage<br />

versetzt, eure Intelligenz zu nutzen <strong>und</strong> euren Verstand zu schärfen,<br />

so dass ihr Recht von Unrecht unterscheiden könnt. Studenten müssen<br />

sich bei ihrem Streben nach Stärke ihrer Verantwortung bewusst<br />

sein. Sie sollten auch wissen, dass es notwendig ist, die Mängel der<br />

372


Gesellschaft <strong>und</strong> der Menschheit im Allgemeinen zu erkennen. Studenten<br />

brauchen drei wesentliche Eigenschaften: Disziplin, Einsatzbereitschaft<br />

<strong>und</strong> Pflichtbewusstsein. Nur wenn sie diese drei Qualitäten<br />

aufweisen, können sie nützliche Glieder der Gesellschaft werden.<br />

Alle Studenten vernachlässigen heute diese drei wichtigen Punkte.<br />

Sie benehmen sich in einer Weise, die erkennen lässt, dass sie nur<br />

darauf aus sind, einen akademischen Titel zu erlangen. Man kann sagen,<br />

dass es ihnen nur um sogenannte höhere Bildung geht <strong>und</strong> sie<br />

sich nicht um ein Allgemeinwissen bemühen. Wer keinen ges<strong>und</strong>en<br />

Menschenverstand hat, gleichgültig wie gebildet er sich auch findet,<br />

wird oftmals im Leben den Eindruck eines Analphabeten machen.<br />

Heutzutage wissen viele nicht einmal, dass man seine Eltern, die für<br />

die Erziehung verantwortlich waren, respektieren muss, noch wie<br />

man sich in Gegenwart von älteren Personen zu benehmen hat. Viele<br />

junge Leute haben kein Gefühl dafür, welche Kleidung sie zu welcher<br />

Gelegenheit tragen sollten. Kann man einen Menschen, dem dieses<br />

elementare Wissen fehlt, als gebildet betrachten? Wenn ihr eure Eltern,<br />

eure <strong>Lehre</strong>r <strong>und</strong> das Alter respektiert <strong>und</strong> die Heiligkeit dieser<br />

Beziehungen aufrechterhaltet, werdet auch ihr in der Zukunft geachtet<br />

werden. Andernfalls werdet ihr von den anderen ignoriert werden.<br />

(...)<br />

<strong>Der</strong> Mensch muss erkennen, dass das Individuum <strong>und</strong> die Gesellschaft<br />

zusammengehören. Das Glück des Einzelnen ist eng mit der<br />

Wohlfahrt der Gesellschaft verknüpft. Diese ist die Voraussetzung für<br />

eine glückliche Welt. Wenn ihr euch als Einzelne eines glücklichen<br />

Lebens erfreuen wollt, müsst ihr einsehen, dass dies nur möglich ist,<br />

wenn auch alle anderen, die Gesellschaft <strong>und</strong> die ganze Welt glücklich<br />

sind. (...)<br />

<strong>Der</strong> Lehrplan sollte auf geistige, religiöse, ethische <strong>und</strong> moralische<br />

Werte ausgerichtet sein. Nur dann wird es möglich sein, die Situation<br />

zu korrigieren. Jeder Jugendliche muss bestrebt sein, Selbstvertrauen<br />

zu entwickeln, damit er Freude <strong>und</strong> Glück empfinden kann. Nur<br />

wenn er opferbereit ist <strong>und</strong> Gutes für andere tut, wird er zur Selbstverwirklichung<br />

gelangen. <strong>Der</strong> Kern aller Religionen ist die <strong>Lehre</strong>, dass<br />

das Herz geläutert <strong>und</strong> das Selbst erkannt werden muss. Das Ziel aller<br />

Religionen ist ein <strong>und</strong> dasselbe. Ihr solltet versuchen, nicht das<br />

Trennende, sondern die allen Religionen gemeinsame wesentliche<br />

Wahrheit zu sehen. 1973, (35-11/13)<br />

Viele der Gebildeten in verantwortlichen Stellungen, deren Aufgabe<br />

373


Erziehung <strong>und</strong> Ausbildung ist, stellen Fragen über den Sinn der Religion<br />

<strong>und</strong> der Kultur <strong>und</strong> über die Bedeutung von Ethik <strong>und</strong> Moral.<br />

Durch diese Fragen zeigen sie ihre Unwissenheit über den gr<strong>und</strong>legenden<br />

Gehalt der Religionen <strong>und</strong> verwirren Köpfe <strong>und</strong> Herzen der<br />

Schüler <strong>und</strong> Studenten. Es wird offenbar, dass sie ihr Wissen nur aus<br />

Büchern bezogen haben, was ihr mit Bücherweisheit bezeichnen<br />

könnt. Sie scheinen überhaupt keine göttliche Erfahrung in ihrem Leben<br />

gemacht zu haben. So ist es um die Verantwortlichen bestellt. Ich<br />

hoffe, dass die Studenten sich so verhalten, dass den führenden Pädagogen<br />

die Augen geöffnet werden. All mein Hoffen <strong>und</strong> Trachten ist<br />

auf die Lebensweise der Jugend gerichtet. Die jungen Menschen von<br />

heute haben eine grosse Chance <strong>und</strong> eine einzigartige Gelegenheit,<br />

die Zukunft ihres Landes in der rechten Weise zu bestimmen. 1973,<br />

(35-15)<br />

Heutzutage werden die Studenten in vielen Fällen dadurch verdorben,<br />

dass sie zu viel Geld haben. Es mag zunächst schwierig erscheinen,<br />

mit wenig Geld auszukommen, aber wenn es gelingt, den<br />

Wunsch nach Geld zum Schweigen zu bringen, lebt man glücklich<br />

<strong>und</strong> in Frieden. Wenn ein Student 10 Rupien braucht, dann wird er<br />

sich entschliessen, um 20 Rupien zu bitten. Das sollten die Eltern in<br />

Betracht ziehen <strong>und</strong> den Kindern nur die Hälfte von dem geben, worum<br />

sie bitten. Das ist sehr wichtig. <strong>Der</strong> Sohn wird zunächst enttäuscht<br />

sein, wenn er nur 10 Rupien bekommt anstatt der zwanzig, um die er<br />

gebeten hatte. Wenn es ihm zuerst auch weh tut, später wird es ihn<br />

stärken. Wenn er aber 20 Rupien bekommt, obwohl er nur zehn Rupien<br />

braucht, so wird das schlechte Fre<strong>und</strong>e anziehen, mit denen er<br />

das Geld ausgeben wird. 1973, (35-120/121)<br />

Schon in der Jugend müsst ihr erkennen, dass die Gegenwart wichtiger<br />

ist als Zukunft <strong>und</strong> Vergangenheit. Das Beste, was ihr tun könnt,<br />

ist, eure Pflicht zu erfüllen. Eure Pflicht ist es, Vater <strong>und</strong> Mutter zu ehren.<br />

Eure Pflicht ist es, euch von schlechten Einflüssen fernzuhalten<br />

<strong>und</strong> jede Aufgabe, die ihr übernommen habt, nach bestem Wissen<br />

<strong>und</strong> Gewissen zu erfüllen. Wenn ihr das tut, werdet ihr Grosses vollbringen<br />

<strong>und</strong> eurem Land auf die beste Weise dienen. Daraus ergibt<br />

sich, dass ihr euch in eurem Alter zu Disziplin, Pflichterfüllung <strong>und</strong><br />

Hingabe erziehen müsst. Ihr lebt dieses Leben nur einmal, <strong>und</strong> deshalb<br />

müsst ihr dem Erwerb guter Charaktereigenschaften grosse Bedeutung<br />

<strong>beim</strong>essen. (...)<br />

374


Die Menschen erwarten heute volle Belohnung für einen gelegentlichen<br />

Gottesdienst. Wie ist das möglich? Wenn ihr nur einen Teil eures<br />

Seins an Gott ausliefert, aber seine volle Gnade erwartet, so ist<br />

das dasselbe, als ob ihr für halbe Arbeit vollen Lohn verlangen würdet.<br />

Wenn ihr euch im tiefsten Herzen darüber im Klaren seid, dass ihr<br />

alles, was ihr erreicht, der Gnade Gottes zu verdanken habt, dann<br />

wird er euch mit Sicherheit seine volle Gnade zukommen lassen. Versucht<br />

es, <strong>und</strong> ihr werdet es bestätigt finden. 1973, (35-133/135)<br />

Was nützen euch Ausbildung <strong>und</strong> Wissen, wenn ihr nicht einmal Gewohnheiten,<br />

von denen ihr wisst, dass sie schlecht sind, aufgebt. Keiner,<br />

der Gott ergeben ist, sollte auf dem Pfad der Unwissenheit bleiben,<br />

sondern dem Pfad der Rechtschaffenheit folgen. Ihr müsst eure<br />

Aufmerksamkeit auf Wissen <strong>und</strong> Weisheit richten. (...)<br />

Wenn ihr euch auf Gr<strong>und</strong> eurer Ausbildung anderen überlegen fühlt,<br />

solltet ihr wissen, dass wahre Bildung darin besteht, bescheiden zu<br />

werden <strong>und</strong> das Ego zu überwinden. Wirklich gebildete Menschen<br />

kennen keine Arroganz, sondern betrachten alle anderen mit Bescheidenheit<br />

als gleichwertig. In dieser Welt ist derjenige blind, der alles<br />

weiss <strong>und</strong> doch nicht in der Lage ist, die Dinge in der richtigen Perspektive<br />

zu sehen. Es ist ein Zeichen wahrer Bildung, anderen zu<br />

helfen <strong>und</strong> älteren Menschen mit Ehrerbietung zu begegnen. Wer diese<br />

Zusammenhänge nicht erfasst hat, sollte nicht behaupten, gebildet<br />

zu sein. Schönheit, Jugend, Kraft <strong>und</strong> der Einfluss einer hoher Stellung<br />

sollten kein Gefühl des Stolzes in euch hervorrufen, denn dies alles<br />

wird mit zunehmendem Alter verschwinden. Was für einen Sinn<br />

hat es daher, stolz auf den Körper zu sein, der weiter nichts ist als ein<br />

Sack aus Leder.<br />

Ihr besucht Schulen <strong>und</strong> Universitäten mit dem Ziel, eine Ausbildung<br />

zu erhalten. Glaubt aber nicht, dass die Möglichkeit dazu sich auf<br />

Schulen beschränkt. Die ganze Welt steht euch zum Lernen zur Verfügung.<br />

Die Werkstatt, der Bauernhof, das Handelsgewerbe, der<br />

Markt - alle Bereiche des Lebens können euch etwas lehren. Betrachtet<br />

die ganze Welt als eine grosse Universität. Seht das Ziel eurer<br />

Ausbildung nicht nur darin, von morgens bis abends euer Brot zu verdienen,<br />

denn alles Wissen ist zwecklos, wenn es euch nicht zu Gott<br />

führt. Habt Gott in eurem Herzen <strong>und</strong> betrachtet alle Lebewesen als<br />

gleichwertig. Dazu ist es notwendig, die vier Hindernisse - Lust, Hass,<br />

Abhängigkeit <strong>und</strong> Gier - zu überwinden. Solange diese Diebe in eurem<br />

Haus sind, könnt ihr nicht erwarten, euch an den Schätzen der<br />

375


Weisheit erfreuen zu können. Wenn ihr sie aber vertreibt, wird ein viel<br />

grösserer Dieb in euer Haus kommen, <strong>und</strong> das ist Gott selbst. Das ist<br />

(...) der, welcher euer Herz stiehlt. (...)<br />

Das Ego, das euch so süss erscheint, kann nur von Gott, dem Inbegriff<br />

süssester Seligkeit, entfernt werden. Ihr müsst euer Ego aufgeben,<br />

Glauben an Gott haben <strong>und</strong> ihm dadurch näher kommen. Wenn<br />

ihr das tut, wird Gott selbst bestimmen, was angemessen für euch ist,<br />

<strong>und</strong> wird euch geben, was ihr braucht. Er wird die ganze Verantwortung<br />

für euer Wohlergehen übernehmen. 1973, (35-139/141)<br />

Es gibt Menschen, die inmitten grösster Sorgen glücklich sind. Solche<br />

Leute kann man mit Gold vergleichen. Beim Schmelzen des Goldes<br />

verliert dieses alle Unreinheiten. Ein Mensch, der in Not <strong>und</strong> Sorge<br />

den Kummer aufgeben <strong>und</strong> Glück empfinden kann, gleicht dem Gold.<br />

Diejenigen, die von Freud <strong>und</strong> Leid unberührt bleiben, können mit einem<br />

Diamanten verglichen werden. Sie bleiben immer im Zustand<br />

des inneren Gleichgewichts. <strong>Der</strong> Diamant wird wieder <strong>und</strong> wieder geschliffen,<br />

aber mit jedem Schliff steigt sein Wert. Solche Menschen<br />

befinden sich immer im Zustand höchster Glückseligkeit <strong>und</strong> Harmonie.<br />

1973, (35-150)<br />

Es ist sehr wichtig für euch, die Besonderheiten, die ein menschliches<br />

Wesen charakterisieren, zu erkennen. Um die Fähigkeit dafür zu erwerben,<br />

müsst ihr Konzentration, Opfergeist <strong>und</strong> Glauben an Gott<br />

entwickeln. Die Weisheit, die dadurch erlangt wird, leuchtet wie die<br />

Sonne. Im Zustand der Unwissenheit ist die Weisheit allerdings mit<br />

den Wolken der Selbstsucht bedeckt. Solange der Mensch nicht in<br />

der Lage ist, diese Wolken der Selbstsucht beiseite zu schieben, wird<br />

er die Sonne der Weisheit nicht sehen können. 1973, (35-161)<br />

Bildet euch nichts darauf ein, dass ihr studieren dürft, <strong>und</strong> glaubt<br />

nicht, gescheiter als andere zu sein. Was bedeutet schon das Wissen,<br />

welches ihr erworben habt, wenn ihr nicht in der Lage seid, anderen<br />

damit zu helfen? Wenn ihr euch wegen der begrenzten Ausbildung,<br />

die ihr erhalten habt, für etwas Besseres haltet, so ist das nichts<br />

als ungerechtfertigte Überheblichkeit, die ihr ablegen müsst. In Wirklichkeit<br />

seid ihr die Verkörperung der Unwissenheit. Ihr müsst erkennen,<br />

dass es nicht euer begrenztes Schulwissen ist, welches euch die<br />

richtigen Ideen vermittelt. (...)<br />

Das Leben stellt eine Reise vom „Ich“ zum „Wir“ dar. Wenn die Menschen<br />

auf dieser Reise, die sie vollenden müssen, in der Lage sind,<br />

376


falsche Vorstellungen zu überwinden, können sie sich der Einheit des<br />

Universums erfreuen. (...)<br />

<strong>Der</strong> Mensch wird ein Sklave des Kreislaufs von Geburt <strong>und</strong> Tod. Er<br />

sollte sich nicht versklaven lassen! Er sollte vielmehr versuchen, eins<br />

zu werden mit dem grossen, strahlenden Weltgeist. Aber er macht<br />

nicht einmal den Versuch, den Unterschied zwischen der Göttlichen<br />

Ordnung, die ihm anvertraut ist, <strong>und</strong> jener, die für andere Lebewesen<br />

Gültigkeit hat, zu verstehen. Er fragt nicht danach, was er in seinem<br />

Leben erreicht <strong>und</strong> auf welche Weise er anderen geholfen hat. Er beendet<br />

sein Leben, ohne eine Antwort auf irgendeine dieser gr<strong>und</strong>legenden<br />

Fragen gegeben zu haben. (...)<br />

Die Göttliche Ordnung ist die Gr<strong>und</strong>lage des spirituellen Lebens. Sie<br />

hängt nicht vom Einzelnen, von einer bestimmten Zeit oder von bestimmten<br />

Gegebenheiten ab, sondern einzig <strong>und</strong> allein von der Wahrheit.<br />

Darum heisst es auch, dass die Göttliche Ordnung nichts anderes<br />

ist als die Wahrheit. Es ist töricht zu glauben, es entspreche dieser<br />

Ordnung, sein Leben nur nach den eigenen Vorstellungen auszurichten<br />

<strong>und</strong> zu tun, was einem gerade in den Sinn kommt. Sie fordert vielmehr<br />

einen festen Charakter <strong>und</strong> unerschütterlichen Gleichmut. (...)<br />

Die Ausbildung, die ihr heute in Schulen <strong>und</strong> Universitäten bekommt,<br />

verdient diesen Namen nicht. Sie vermittelt euch nur eine oberflächliche<br />

Kenntnis einer grossen Anzahl von Fachgebieten, aber nicht das,<br />

worauf es ankommt. Diese ungeheure Ansammlung von Informationen<br />

verbraucht all eure Energie. Dabei gibt es keinen einzigen Studenten<br />

mit einer guten Allgemeinbildung. Jeder wählt einen kleinen<br />

Teil aus der Gesamtheit des Wissens, ein spezielles Gebiet, versucht,<br />

sich darin zu vervollkommnen <strong>und</strong> verliert dabei seinen ges<strong>und</strong>en<br />

Menschenverstand. (...)<br />

Die Entwicklung der Wissenschaft geht hoch hinaus, <strong>und</strong> viele Dinge<br />

werden entdeckt, aber da diese Entdeckungen nicht zum Wohl des<br />

Einzelnen <strong>und</strong> der Allgemeinheit eingesetzt werden, geraten die<br />

menschlichen Werte in Verfall. (...)<br />

Dem Körper seinen Willen zu lassen, während das Göttliche vernachlässigt<br />

wird, weil die Heiligkeit im Herzen fehlt, entspricht mehr dem<br />

Verhalten eines Tieres als dem eines Menschen. Freiheit ist sehr<br />

wichtig, aber bevor ihr euch ihrer erfreuen könnt, müsst ihr verstehen,<br />

was sie bedeutet. Die Freiheit, die ich meine, beruht auf Weisheit <strong>und</strong><br />

auf dem Charakter, den ihr im Lauf eures Studiums entwickeln solltet.<br />

Verlangt nach einer Ausbildung, die euch lehrt, die menschliche Natur<br />

in euch auf die göttliche Ebene zu heben. 1974, (36-7/9)<br />

377


Vom Augenblick des Erwachens bis zum Einschlafen denkt ihr nur<br />

daran, Geld zu verdienen <strong>und</strong> euren Magen zu füllen. Alles, was ihr<br />

durch eine gute Ausbildung an Wissen <strong>und</strong> Fähigkeiten erworben<br />

habt, wird für diesen unbedeutenden Zweck eingesetzt. Aber könnt<br />

ihr wirklich glücklich sein, wenn ihr Gott dabei vergesst? Was nützt es,<br />

viele Bücher gelesen <strong>und</strong> studiert zu haben, wenn die Liebe zu Gott<br />

fehlt? Jedes Vorhaben, das nicht dazu beiträgt, euch Gott näher zu<br />

bringen, ist vollkommen sinnlos. Denkt einmal darüber nach! 1974,<br />

(36-77)<br />

Es kann mit vollem Recht gesagt werden, dass nur eine Erziehung,<br />

die zum Verständnis des Göttlich-Absoluten <strong>und</strong> der Göttlichen Urordnung<br />

führt, wirkliche Bildung vermittelt. Alles andere verdient nicht<br />

den Namen Erziehung oder Ausbildung. Die Veden sagen, wahres<br />

Wissen ist nur, was sich auf das Höhere Selbst <strong>und</strong> damit auf das<br />

Göttliche bezieht. Anderes Wissen kann nicht als wahres Wissen bezeichnet<br />

werden. (...)<br />

Wahre Bildung zeigt sich nur, wenn sich das Handeln mit dem Wissen<br />

verbindet. Ihr müsst die Verbindung von beiden verstehen, akzeptieren<br />

<strong>und</strong> praktizieren. (...)<br />

Ihr habt schon von den drei Phasen des Lernens gehört, nämlich Hören,<br />

Nachdenken <strong>und</strong> intuitives Erfassen. Ein Wissen, welches nicht<br />

das Ergebnis aller drei Stufen ist, stellt bestenfalls eine trockene Gelehrsamkeit<br />

weltlicher Art dar, die nicht zur Erkenntnis des Göttlichen<br />

führt. 1974, (36-110)<br />

Wer nur den natürlichen Trieben folgt, kann niemals das Göttliche<br />

Prinzip erfassen. Ein Baum, der keine Früchte trägt, eine Kuh, die keine<br />

Milch gibt, <strong>und</strong> ein Mensch, welcher nicht der höheren Intelligenz<br />

folgt, sind nutzlos. Was für einen Sinn hat es, als Mensch geboren zu<br />

werden, wenn ihr nicht einmal wisst, wer ihr seid? Die Wahrheit, nach<br />

der ihr sucht, wird euch den Frieden geben, weil sie eins mit dem<br />

Göttlich-Absoluten ist. Rechtes Verhalten ist die duftende Blüte eures<br />

Lebensbaums. Ihre heilige Frucht ist ein reines Herz. Ihr besitzt weder<br />

ein reines Herz noch die Blüte des rechten Verhaltens. Deshalb fehlt<br />

euch das innere Glück, welches das Göttlich-Absolute vermittelt. Die<br />

wahre menschliche Natur ist verschw<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> ihr seid nur noch<br />

dem Namen nach Menschen, denn die wesentlichen Eigenschaften,<br />

die einen Menschen ausmachen, sind verlorengegangen. Die<br />

menschliche Form allein verleiht euch nicht die Würde des Mensch-<br />

Seins. (...)<br />

378


Es gibt zwei Eigenschaften, die ein menschliches Wesen besitzen<br />

muss: Unterscheidungsvermögen <strong>und</strong> Göttliches Bewusstsein. Es ist<br />

nicht richtig, einen Menschen, der diese wertvollen Eigenschaften besitzt,<br />

mit dem auf die gleiche Stufe zu stellen, dem sie fehlen. (...)<br />

Früher oder später müssen die Menschen ihren Körper ablegen, der<br />

dann verbrannt wird. Was für einen Sinn hat es, einen Körper zu besitzen,<br />

wenn er nicht dazu benutzt wird, heilige Aufgaben zu erfüllen?<br />

Es ist gleichgültig, wie lange das Leben im Körper währt, aber es ist<br />

wichtig, so zu leben, dass ihr anderen als Vorbild dient. Wer in seinem<br />

Leben nach Höherem strebt <strong>und</strong> wertvolles Gedankengut an andere<br />

weitergibt, wird in der Erinnerung der Menschen für immer weiterleben.<br />

Wenn ihr das eigentliche Ziel des Lebens nicht erreicht, könnt ihr<br />

nicht glücklich werden, selbst wenn ihr reich an materiellen Gütern<br />

sein solltet. Dauerndes Glück wird euch nur zuteil, wenn ihr das Lebensziel,<br />

das Einswerden mit dem Göttlichen, erreicht habt. Vorher ist<br />

das nicht möglich. 1974, (36-128/129)<br />

Es ist ganz falsch, zu glauben, dass ein Studium nötig sei, um ein gutes<br />

Leben führen zu können. Eine höhere Ausbildung ist eine Verpflichtung,<br />

ein Vorbild für andere zu werden. Sie sollte nicht nur dazu<br />

dienen, den Magen zu füllen. Ein Studium ist nur dann gerechtfertigt,<br />

wenn es zu einem Leben führt, das anderen als Vorbild dienen kann.<br />

Ihr müsst noch bescheidener sein als ungebildete Menschen <strong>und</strong> euren<br />

Eltern <strong>und</strong> eurem Land selbstlos dienen. Wenn ihr selbstsüchtig<br />

werdet <strong>und</strong> nur nach Titeln strebt, werdet ihr eine Bürde für die Gesellschaft,<br />

<strong>und</strong> euer Studium war nutzlos. Selbstsucht, Überheblichkeit<br />

<strong>und</strong> Unmoral sieht man überwiegend bei sogenannten gebildeten<br />

Leuten. Ihr Stolz überschattet Bescheidenheit <strong>und</strong> die guten Charaktereigenschaften.<br />

Sie können nicht zur Ges<strong>und</strong>ung des Landes beitragen,<br />

sondern verursachen nur noch mehr Unruhen <strong>und</strong> Verwirrung.<br />

Je mehr ihr lernt, desto grosszügiger <strong>und</strong> bescheidener müsst<br />

ihr werden. Ihr müsst jederzeit <strong>und</strong> unter allen Umständen bereit sein,<br />

jenen, die euch darum bitten, zu helfen <strong>und</strong> sie zu ermutigen. Viele<br />

Studenten werden, nachdem sie ein oder zwei Examen bestanden<br />

haben, so eingebildet, dass sie ihre eigenen Eltern zur Verzweiflung<br />

bringen. <strong>Der</strong> Vater müht sich <strong>und</strong> arbeitet schwer für seine Familie.<br />

Obwohl der Sohn sieht, wie sich sein alternder Vater abrackert, rührt<br />

er nicht einmal den kleinen Finger, um ihm zu helfen. Wenn eine höhere<br />

Bildung euch sogar daran hindert, eurem Vater zu helfen, dann<br />

werdet ihr bestimmt nicht bereit sein, eurem Land zu dienen. Mutter<br />

<strong>und</strong> Vater haben oft viele Entbehrungen auf sich genommen, um ih-<br />

379


en Kindern ein Studium zu ermöglichen, <strong>und</strong> dann sind diese zu eingebildet,<br />

um ihren Eltern in der Not beizustehen. Verkörperungen des<br />

Göttlichen, Studenten! Gesellt euch nicht zu jungen Leuten, die sich<br />

so schlecht betragen. 1974, (36-140/141)<br />

Unser Land hat allen anderen Ländern der Welt spirituelle Kraft gegeben.<br />

Die sogenannte moderne Zivilisation verbreitet sich überall <strong>und</strong><br />

bringt viele Veränderungen in das Leben der Menschen. Die Gr<strong>und</strong>lagen<br />

der Spiritualität jedoch verändern sich niemals. Daran solltet ihr<br />

erkennen, dass spirituelles Leben tief in der Vergangenheit verwurzelt<br />

ist. Niemand kann den Strom spirituellen Wissens aufhalten, der unaufhaltsam<br />

weiterfliesst. Ihr werdet erkennen, dass die individuelle<br />

Freiheit, die in der modernen Zivilisation so verteidigt <strong>und</strong> gefördert<br />

wird, nur auf den Weg der Unwissenheit führt. Wie lange noch werden<br />

diese törichten Ansichten die spirituelle Wahrheit verhüllen? Wie lange<br />

wird es dauern, bis die Mauern, die kein F<strong>und</strong>ament haben, einstürzen?<br />

Seit <strong>und</strong>enklichen Zeiten stehen unsere Traditionen <strong>und</strong><br />

Ideale fest auf dem F<strong>und</strong>ament der Veden, deren Schätze spiritueller<br />

Weisheit niemals durch moderne Ideen ersetzt werden können. Die<br />

sogenannten gebildeten Leute werden von den Klauen der Lust <strong>und</strong><br />

des Verlangens ergriffen <strong>und</strong> sind unfähig, sich daraus zu befreien.<br />

Ein Studium führt heutzutage nicht zu wirklicher Bildung. Das kommt<br />

daher, weil es nicht mit der nötigen Läuterung des Geistes verb<strong>und</strong>en<br />

ist. Von Zeit zu Zeit müssen die Ausbildungspläne reformiert werden.<br />

Wenn die Ausbildung eines Menschen nicht sein Herz berührt <strong>und</strong><br />

nicht von der Kultur des Landes getragen ist, dann ist er geistig ärmer<br />

als ein ungebildeter Wäscher. Wer viele Fächer studiert hat, denkt, er<br />

sei sehr klug <strong>und</strong> weise. Aber das ist nicht so, denn er hat sich dabei<br />

nicht selbst kennengelernt. Er weiss nicht einmal, dass er seinen<br />

Charakter ändern muss. Wenn ihr euch ernsthaft mit den Einzelheiten<br />

der heutigen Lehrpläne befasst, seht ihr, dass sie nur auf den Intellekt<br />

ausgerichtet sind <strong>und</strong> kein höheres Wissen vermitteln. Warum solltet<br />

ihr euch mit einer solchen Art der Ausbildung zufrieden geben? Ihr<br />

braucht eine Schulung, die euch zur Unsterblichkeit führt! Wenn ihr<br />

euch fragt: „Wer ist blind?“, dann muss die Anwort lauten: „Blind ist ein<br />

Mensch, der, obwohl er ein langes Studium absolviert hat, das Falsche<br />

tut.“ Die sogenannten „gebildeten“ Menschen haben deshalb<br />

keinen Gr<strong>und</strong>, stolz auf ihr Wissen zu sein.<br />

Als gute Ausbildung kann nur das bezeichnet werden, was euer Herz<br />

öffnet <strong>und</strong> euch zur Erkenntnis eures wirklichen Wesens hinführt. Ein<br />

380


Studium, das euch nicht dazu befähigt, den göttlichen Wesenszug in<br />

euch zu verstehen, <strong>und</strong> euch nicht lehrt, eure Sinne zu beherrschen,<br />

kann überhaupt nicht als Studium bezeichnet werden. Das Studium<br />

sollte euer Gemüt dem Göttlichen zuwenden, das euch die Kraft verleiht,<br />

die wahre Wirklichkeit mit eurem täglichen Leben in der Gesellschaft<br />

in Einklang zu bringen. Wirkliche Bildung zeigt sich in einem<br />

Charakter, der sich durch Wahrhaftigkeit, Rechtschaffenheit <strong>und</strong> Opferbereitschaft<br />

auszeichnet. Eine Ausbildung, die nicht den Charakter<br />

formt, ist wertlos. Wahre Bildung macht bescheiden. Durch Bescheidenheit<br />

erwerbt ihr Verdienste, <strong>und</strong> wenn ihr es verdient, wird euch alles,<br />

was ihr braucht, in Fülle zuteil. Dann lebt ihr in der Göttlichen Ordnung,<br />

die euch beschützen wird, <strong>und</strong> ihr werdet glücklich <strong>und</strong><br />

zufrieden sein.<br />

Verkörperungen der Liebe! Die Göttliche Urordnung wurde nicht vom<br />

Menschen geschaffen. <strong>Der</strong> Mensch hat nicht die Macht, göttliche Gesetze<br />

festzulegen oder sie zu verändern. Er kann sich nur daran halten.<br />

Die Gesetze der Göttlichen Ordnung existieren schon viel länger<br />

als der Mensch. Deshalb muss er sich dieser Ordnung fügen; sie wird<br />

sich nicht für ihn verändern. (...)<br />

Wie kann es Frieden geben, wenn der Frieden mit der Atombombe in<br />

der Hand verkündet wird! Ebenso unmöglich ist es, ein unmoralisches<br />

Leben zu führen, ohne die Göttliche Ordnung zu verletzen. Wie kann<br />

die Göttliche Ordnung auf diese Weise bewahrt werden? Studenten!<br />

Eure Herzen sind heilig <strong>und</strong> rein, füllt sie mit Gedanken an das Göttliche.<br />

Heute seid ihr hier in Whitefield versammelt <strong>und</strong> tragt alle weisse<br />

Kleidung. Lasst das ein äusserliches Zeichen der Reinheit sein <strong>und</strong><br />

macht euer Herz ebenso weiss <strong>und</strong> rein. Denkt daran, dass das Ziel<br />

der Belehrungen, die ihr hier erhalten habt, äussere <strong>und</strong> innere Reinheit<br />

ist. Ihr alle, die ihr in der Zukunft für dieses Land verantwortlich<br />

sein werdet, habt die Aufgabe, die Göttliche Ordnung aufrechtzuerhalten<br />

<strong>und</strong> dadurch dem ganzen Land zu helfen. Studenten müssen<br />

darauf vorbereitet sein, diejenigen zurechtzuweisen, die Frieden <strong>und</strong><br />

Rechtschaffenheit predigen, selbst aber gewalttätig <strong>und</strong> unmoralisch<br />

sind. Sie müssen jene herausfordern, die trotz ges<strong>und</strong>er Beine <strong>und</strong><br />

Augen lahm <strong>und</strong> blind zu sein scheinen <strong>und</strong> sich, obwohl sie geistig<br />

ges<strong>und</strong> sind, wie Schwachsinnige benehmen. Das Wort „herausfordern“<br />

bedeutet hier nicht, sich mit ihnen zu streiten, sondern ihr Denken<br />

zu beeinflussen <strong>und</strong> sie zu lehren, zwischen Recht <strong>und</strong> Unrecht<br />

zu unterscheiden. Wenn ihr an die heiligen Gr<strong>und</strong>sätze der Göttin Sarasvati<br />

denkt, solltet ihr euch daran erinnern, dass es nicht richtig ist,<br />

erregt <strong>und</strong> Parolen schreiend durch die Strassen zu ziehen. Wenn ihr<br />

381


das tut, fördert ihr Anarchie im Land anstatt der heiligen Werte, die<br />

euch anvertraut sind. Versucht nicht, die Verhältnisse an der Universität<br />

durch radikale Massnahmen zu ändern. Wenn andere Studenten<br />

das tun wollen, dann macht ihnen klar, dass ein solches Verhalten eines<br />

gebildeten Menschen unwürdig ist. Ihr müsst die richtige Einstellung<br />

finden <strong>und</strong> anderen Studenten auch dazu verhelfen. Es mag<br />

sein, dass die Zustände an eurem College nicht so sind, wie sie sein<br />

sollten. Dann solltet ihr euch an die zuständigen Stellen wenden <strong>und</strong><br />

dafür sogen, dass die Missstände abgeschafft werden. Durch radikales<br />

Verhalten schadet ihr dem Ansehen des ganzen Landes <strong>und</strong> insbesondere<br />

der Studentenschaft. Ihr missbraucht die Fähigkeiten, die<br />

ihr euch durch das Studium angeeignet habt. Radikalismus ist ein Zeichen<br />

von Schwäche. Manche mögen sagen, dass sie damit etwas erreicht<br />

haben, aber ihre Erfolge sind meist von kurzer Dauer. Eine dauerhafte<br />

Lösung für ein Problem kann nur dadurch gef<strong>und</strong>en werden,<br />

dass man es in aller Ruhe überdenkt <strong>und</strong> dann gelassen die entsprechenden<br />

Schritte unternimmt. (...)<br />

In eurem Heimatort gibt es eine <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation, die spirituelle<br />

Aufgaben erfüllt, <strong>und</strong> ich hoffe, ihr werdet ihr beitreten. Behaltet<br />

das, was ihr hier gelernt habt, in Erinnerung <strong>und</strong> bemüht euch, weiterhin<br />

danach zu leben. Nur wenn die Jungen <strong>und</strong> Mädchen, die hier am<br />

Sommerkurs teilgenommen haben, das innere Glück, das ihnen hier<br />

zuteil wurde, an alle, mit denen sie zusammenkommen, weitergeben,<br />

kann man sagen, dass sie praktizieren, was sie hier gelernt haben.<br />

Das innere Glücksempfinden, das ihr hier erfahren durftet, <strong>und</strong> die<br />

Ideale, die euch nahe gebracht wurden, müssen euch bis an euer Lebensende<br />

begleiten. Dann werdet ihr euch eines glücklichen Lebens<br />

erfreuen können. 1974, (36-160/163)<br />

Wenn immer ihr in Schwierigkeiten geratet <strong>und</strong> ihr euch Sorgen<br />

macht, nehmt alle eure Kräfte zusammen <strong>und</strong> tretet der Situation tapfer<br />

entgegen. Das Leben des Menschen ist ein ständiges Auf <strong>und</strong> Ab,<br />

<strong>und</strong> das ist ganz natürlich. Alle Dinge in der Natur sind dem Wechsel<br />

unterworfen. Ohne diesen Wechsel hat das menschliche Dasein keinen<br />

Sinn. Ohne Schwierigkeiten würde das Leben nicht weitergehen.<br />

Eine Weiterentwicklung wäre nicht möglich, wenn ihr nicht lernen würdet,<br />

Leid zu ertragen. Ohne den Tod gäbe es keine Wiedergeburt <strong>und</strong><br />

daher auch keine Kinder, die mit der Liebe <strong>und</strong> Fürsorge einer Mutter<br />

beschenkt werden könnten.<br />

Sorgen, Leid, Schwierigkeiten <strong>und</strong> Verluste kommen oft unerwartet in<br />

382


das menschliche Leben. Wenn sie eintreten, dürft ihr nicht verzweifeln.<br />

Ebensowenig solltet ihr euch über frohe Ereignisse übermässig<br />

freuen, sondern in allen Situationen euren Gleichmut bewahren.<br />

Nehmt alles mit unbewegtem, ausgeglichenem Geist hin, dann werdet<br />

ihr glücklich sein. In jedem Leben wird das Gute vom Bösen begleitet.<br />

Manchmal scheint es so, als ob das Böse das Gute besiegen<br />

würde. (...)<br />

Dem Geist des Durchschnittsmenschen fehlt die Ausgeglichenheit,<br />

<strong>und</strong> deshalb leidet er unter dem Gegensatz von Gut <strong>und</strong> Böse. Grosse<br />

Menschen <strong>und</strong> wirkliche Heilige sehen keinen Unterschied zwischen<br />

Gut <strong>und</strong> Böse. 1977, (37-7/9)<br />

Wichtiger als Gott anzubeten ist es für euch, Gott als das ideale Vorbild<br />

eines vollkommenen menschlichen Wesens zu betrachten. Gott<br />

anzubeten, aber gleichzeitig anderen Menschen Leid zuzufügen, ist<br />

keine Frömmigkeit. Wenn ihr als wahre Gläubige angesehen werden<br />

wollt, muss das in eurem Verhalten im täglichen Leben zum Ausdruck<br />

kommen.<br />

Es gibt viele studierte Leute in der Welt, aber ihr Wissen macht sie<br />

nicht glücklich. Glück <strong>und</strong> Frieden findet ihr nur im eigenen Herzen.<br />

Es ist zwecklos, irgendwo anders danach zu suchen. Alles, was ihr<br />

haben wollt, ist in euch, denn ihr seid göttlich. (...) Man kann sagen,<br />

dass eure Persönlichkeit aus einer körperlichen, einer geistigen <strong>und</strong><br />

einer spirituellen Komponente besteht. <strong>Der</strong> Körper ist zum Arbeiten<br />

bestimmt. (...) <strong>Der</strong> Geist muss gute Gedanken <strong>und</strong> Ideen hegen.<br />

Wenn ihr arbeitet <strong>und</strong> betet, seid ihr auf dem richtigen Weg. Dazu<br />

kommt die wichtige Rolle, die das Herz spielt, denn es ist der Sitz der<br />

Weisheit. Weisheit ist die dritte Komponente. (...)<br />

Ebenso dürft ihr auch nicht glauben, Arbeit, Gottesdienst <strong>und</strong> Weisheit<br />

seien unabhängig voneinander. Führt jede Arbeit im Namen Gottes<br />

aus, dann wird sie zum Gottesdienst. 1977, (37-21/22)<br />

Wenn ihr fähig seid, euer Verlangen zu beherrschen, steht euch die<br />

ganze Welt zur Verfügung. Solltet ihr jedoch euren Wünschen <strong>und</strong> eurem<br />

Ehrgeiz nachgeben, werdet ihr nichts weiter als Sklaven sein. Besiegt<br />

eure Wünsche, <strong>und</strong> ihr könnt die Welt erobern. 1977, (37-30)<br />

Die materielle Welt der Schöpfung, die euch umgibt, ist euer Fre<strong>und</strong>.<br />

Das geht daraus hervor, dass ihr mit Glauben <strong>und</strong> Selbstvertrauen die<br />

schwierigsten Aufgaben erfüllen könnt. Aber die Hauptvoraussetzung<br />

383


dafür ist die Liebe. Wenn ihr einen Menschen liebt, dann werdet ihr -<br />

selbst wenn es zu einem Streit mit ihm kommt - noch etwas Gutes an<br />

ihm finden. Ihr werdet sagen, es habe euren Blutkreislauf gefördert.<br />

Ohne diese Liebe, ohne das gegenseitige Verständnis, werdet ihr<br />

selbst dem, der euch eine Rose zuwirft, vorwerfen, er habe euch mit<br />

den Dornen der Rose verletzen wollen. Ob ihr etwas positiv oder negativ<br />

beurteilt, hängt nur davon ab, ob Liebe vorhanden ist oder nicht.<br />

Liebe ist die erste Voraussetzung für Glauben <strong>und</strong> Vertrauen. Es ist<br />

die vornehmste Aufgabe eines jeden Menschen, Glauben <strong>und</strong> Liebe<br />

zu entwickeln <strong>und</strong> seine Pflichten sorgfältig <strong>und</strong> verantwortungsbewusst<br />

zu erfüllen. (...)<br />

Als Mensch geboren zu werden ist keine banale Angelegenheit. Es ist<br />

vielmehr ein Privileg. Wer das nicht erkennt <strong>und</strong> sich schlechte Gewohnheiten<br />

aneignet, entweiht dadurch sein Leben. Das Leben ist<br />

keine ununterbrochene Kette von Kummer <strong>und</strong> Leid. Die Schwierigkeiten<br />

folgen niemals unmittelbar aufeinander. An dem, was dazwischen<br />

liegt, solltet ihr euch erfreuen, denn Glück ist die Zeit zwischen<br />

zwei schmerzvollen Erlebnissen. Statt dessen betrachtet ihr diese<br />

Zeit nur als eine Verschnaufpause zur Vorbereitung auf neue Schwierigkeiten.<br />

In Wirklichkeit besteht das Leben zu drei Vierteln aus Freude <strong>und</strong> nur<br />

zu einem Viertel aus Leid. Aber die Menschen sehen es nicht so. Sie<br />

glauben, drei Viertel seien Kummer <strong>und</strong> nur ein Viertel Glück. Sie haben<br />

Angst vor dem Leben, es erfüllt sie mit Widerwillen, <strong>und</strong> sie meinen,<br />

es sei nur voller Kummer <strong>und</strong> Sorgen. Das ist ein Zeichen, wie<br />

schwach ihr Geist ist. Nur Spiritualität kann diese Schwäche des Geistes<br />

überwinden. 1977, (37-92/93)<br />

Die Dunkelheit der Unwissenheit greift immer mehr um sich unter den<br />

Menschen. Es wird viel Wert darauf gelegt, zu wissen, was in den Büchern<br />

steht, aber nicht versucht, zu praktizieren, was sie lehren. Das<br />

ist keine Bildung, sondern muss als Unwissenheit bezeichnet werden.<br />

Wirkliches Wissen betrifft das Göttliche Selbst, <strong>und</strong> jeder sollte versuchen,<br />

es zu erwerben <strong>und</strong> den Sinn seines Lebens zu verstehen.<br />

Dazu sind Disziplin <strong>und</strong> spirituelle Übungen notwendig.<br />

Disziplin bezeichnet hier euer Bemühen, eure Arbeit zu heiligen <strong>und</strong><br />

alles, was ihr tut, in den Dienst Gottes zu stellen. Ihr müsst versuchen,<br />

euch leidenschaftliches <strong>und</strong> von Emotionen getriebenes Handeln abzugewöhnen<br />

<strong>und</strong> eure Arbeit gelassen <strong>und</strong> ohne Erwartung auf Belohnung<br />

zu verrichten. Dazu gehört auch selbstloser Dienst an der<br />

384


Gemeinschaft, in der ihr lebt. Eine solche Änderung eures Verhaltens<br />

<strong>und</strong> der Dienst an der Gemeinschaft werden euch sehr helfen. 1977,<br />

(37-124)<br />

Durch unerschütterlichen Glauben werdet ihr weise. Dann sind eurer<br />

inneren Entwicklung keine Grenzen gesetzt. Woran solltet ihr glauben?<br />

Daran, dass ihr durch das Lösen von Bindungen, durch das Befolgen<br />

der <strong>Lehre</strong>n der Veden <strong>und</strong> durch den Dienst an der Gemeinschaft<br />

euer spirituelles Ziel erreichen werdet. Euer Glaube muss euch<br />

dazu bewegen, andere glücklich zu machen. 1977, (37-138)<br />

Selbst unter einer Million Menschen findet ihr nicht einen, dessen Taten<br />

vollkommen mit seinen Worten übereinstimmen. Es gibt so viele,<br />

die meditieren, ständig den Namen des Herrn rezitieren, spirituelle<br />

Texte lesen <strong>und</strong> doch allem Anschein nach über keine persönliche<br />

spirituelle Erfahrung verfügen. Durch das Lesen von Büchern könnt<br />

ihr nicht geläutert werden. Heute wird der Kopf wie ein Buch behandelt.<br />

Ihr versucht, euren Kopf in ein Buch zu verwandeln. Statt dessen<br />

solltet ihr lieber versuchen, die trockenen Ideen in eurem Kopf in praktische<br />

Erfahrungen umzusetzen. Viele reden über den Frieden, handeln<br />

aber gewalttätig. Die Zahl derer, die auf diese Weise andere täuschen,<br />

ist sehr gross, <strong>und</strong> das ist die Ursache für das Leiden in der<br />

Welt. 1977, (37-141)<br />

Studenten! Denkt immer daran, dass ihr nicht nur Individuen, sondern<br />

auch Glieder einer Gemeinschaft <strong>und</strong> der Gesellschaft seid. Ihr lebt<br />

nicht nur, um für euer eigenes Wohl <strong>und</strong> das eurer Familie zu sorgen.<br />

Das Wohl der Welt ist eure Verantwortung. Eure Eltern waren schon<br />

vor eurer Geburt Teil dieser Gesellschaft. Ihr wurdet in sie hineingeboren,<br />

wie könnt ihr euch da von ihr abwenden? Ihr habt vielmehr die<br />

Gelegenheit, den Dienst an der Gemeinschaft als Gottesdienst zu betrachten.<br />

Überwindet deshalb eure Selbstsucht <strong>und</strong> seht eure Aufgabe<br />

darin, anderen zu helfen.<br />

Vielleicht habt ihr schon Geschichten gelesen, aus denen hervorgeht,<br />

dass Gott diejenigen liebt, die ihre Mitmenschen lieben. Als Abu Ben<br />

Adam eines Abends nach Hause zurückging, sah er von weitem, dass<br />

Licht aus seinem Schlafzimmerfenster kam. Er schaute von aussen<br />

durch das Fenster <strong>und</strong> sah ein himmlisches Wesen in seinem Zimmer<br />

sitzen, das mit einem goldenen Federhalter etwas in ein Buch<br />

schrieb. Vorsichtig trat er ein <strong>und</strong> fragte: „Du überirdisches Wesen,<br />

385


was tust du da?“ Die Antwort war: „Ich bin ein Engel, ein Botschafter<br />

Gottes. Ich schreibe die Namen all derer auf, die gezeigt haben, dass<br />

sie Gott lieben <strong>und</strong> verehren.“ Abu Ben Adam fragte, ob sein Name<br />

auf der Liste zu finden sei. <strong>Der</strong> Engel antwortete: „Nein, dein Name<br />

steht hier nicht geschrieben.“ Abu Ben Adam sagte zu sich: „Gott liebt<br />

mich nicht. Ich bin nicht fromm genug. Woran liegt das wohl?“ Er beliess<br />

es dabei <strong>und</strong> machte sich im Haus zu schaffen. Am nächsten<br />

Tag verliess er das Haus <strong>und</strong> ging seiner Arbeit nach. Als er abends<br />

nach Hause kam, sah er wieder das Licht in seinem Zimmer. Er fragte:<br />

„Himmlisches Wesen, was schreibst du heute in dein Buch?“ <strong>Der</strong><br />

Engel antwortete: „Heute mache ich eine Liste der Menschen, die<br />

Gott liebt.“ Abu Ben Adam fragte wieder: „Ist mein Name auf dieser Liste<br />

zu finden?“ <strong>Der</strong> Botschafter Gottes erwiderte: „Die ganze Liste besteht<br />

nur aus deinem Namen.” Auf die Frage, warum Gott ihn liebe,<br />

antwortete der Engel: „Du bist dir bewusst, dass der Dienst am Nächsten<br />

Gottesdienst ist. Du siehst Gott in den Menschen <strong>und</strong> begegnest<br />

ihnen mit der entsprechenden Liebe <strong>und</strong> Achtung. Gott liebt dich, weil<br />

du dir seiner Allgegenwart bewusst bist.“<br />

Ihr sagt zwar, Gott sei allgegenwärtig, aber in eurem täglichen Leben<br />

handelt ihr nicht entsprechend. In jedem Wesen <strong>und</strong> überall solltet ihr<br />

Gott sehen <strong>und</strong> Gott in jedem Menschen lieben. Ihr müsst eure Vorstellung<br />

von Gott ausdehnen <strong>und</strong> seine Allgegenwart spüren. Wenn<br />

ihr ihn in eure begrenzte dualistische Vorstellung zwängt, erniedrigt<br />

ihr Gott <strong>und</strong> werdet seiner Wirklichkeit nicht gerecht. Weil ihr klein <strong>und</strong><br />

engherzig denkt, haltet ihr Gott für klein <strong>und</strong> engherzig.<br />

Studenten! Brecht aus dieser begrenzten Vorstellungswelt aus; seht<br />

Gott überall <strong>und</strong> in jedem Wesen. Liebt ihn <strong>und</strong> dient ihm in jedermann.<br />

Tut alles, was in euren Kräften steht, um euch eine solch umfassende<br />

Schau anzueignen. Junge Menschen sind die Retter der<br />

Welt. Swamis Pläne <strong>und</strong> Hoffnungen ruhen auf ihnen. Die Zukunft<br />

des Landes hängt von dem Glauben der Jugend ab. Wenn ihr euch zu<br />

rechtschaffenen Menschen entwickelt, wird die Entwicklung des Landes<br />

positiv verlaufen. Wenn ihr jedoch engstirnigen Gedankengängen<br />

folgt <strong>und</strong> darin befangen bleibt, schadet ihr dem Land.<br />

Studenten! Noch sind eure Herzen unverdorben <strong>und</strong> eure Gedanken<br />

rein. Ihr solltet dafür sorgen, dass es so bleibt, indem ihr euren Nächsten<br />

dient. Das ist eure Aufgabe. 1977, (37-148/149)<br />

Die indische Kultur ist w<strong>und</strong>erbar <strong>und</strong> unerreicht. Da die Studenten<br />

von heute Grösse <strong>und</strong> Glanz ihres Erbes vergessen haben <strong>und</strong> dem<br />

sogenannten Fortschritt der Moderne verfallen sind, sind sie sich der<br />

386


ihnen innewohnenden Göttlichkeit nicht mehr bewusst. Die geradezu<br />

rasante Geschwindigkeit, mit der Wissenschaft <strong>und</strong> Technologie fortschreiten,<br />

verb<strong>und</strong>en mit der Industrialisierung, bringen unerwünschte<br />

Veränderungen in unsere Gesellschaft, indem sie die für das Wohlergehen<br />

der Menschen unerlässlichen ethischen Werte entwurzeln.<br />

Zweifellos haben Wissenschaft <strong>und</strong> Technik wesentlich zum materiellen<br />

Fortschritt beigetragen, sie haben aber die dem Menschen innewohnenden<br />

spirituellen Werte wie Selbstlosigkeit, Göttlichkeit <strong>und</strong><br />

Würde unterminiert. Auf gewisse Weise haben sie die Menschheit<br />

selbst so sehr abgewertet, dass die gegenwärtige Generation junger<br />

Männer <strong>und</strong> Frauen ihre eigene göttliche Natur nicht mehr zu erkennen<br />

vermag. Sie betrachten Ichbezogenheit als das Ziel des Lebens.<br />

Dämonische Eigenschaften, zu denen Prahlerei, Egoismus, übermässiges<br />

<strong>und</strong> leeres Gerede zählen, treiben ihr teuflisches Spiel in<br />

der Gesellschaft. Gerade dieses Land, das einmal der spirituelle<br />

Lehrmeister der gesamten Menschheit war, wird zum Spielball übler<br />

Kräfte wie Ungerechtigkeit, Disziplinlosigkeit, Willkür <strong>und</strong> Wahrheitsverachtung.<br />

Von der Moderne versklavt, missachten die Menschen<br />

Wahrheit <strong>und</strong> Rechtschaffenheit im höchsten Masse <strong>und</strong> verleugnen<br />

ihre ehrwürdige indische Kultur <strong>und</strong> Tradition in der irrigen Vorstellung,<br />

der materielle Fortschritt sei das höchste Gut der Existenz<br />

schlechthin. Was die Studierenden heutzutage schützen müssen, ist<br />

nicht die Nation. Allein über Wahrheit <strong>und</strong> Rechtschaffenheit müssen<br />

sie wachen! Diese beiden Werte werden dann wiederum die Beschützer<br />

der Nation sein. Indem sie sich von Wahrheit <strong>und</strong> Rechtschaffenheit<br />

lossagen, fügen sogenannte gebildete Menschen heutzutage<br />

dem Land Schaden zu <strong>und</strong> geben dabei noch vor, es zu beschützen.<br />

Schulbildung allein macht die Menschen nicht weise. Sie betrachten<br />

diese Bildung als Mittel zum Erwerb ihres Lebensunterhaltes, anstatt<br />

darin die Kunst des Lebens zu sehen. Man sollte sich das höchste<br />

Ziel des Lebens immer vor Augen halten. (...)<br />

Ebenso ist Charakter weit kostbarer <strong>und</strong> von grösserer Bedeutung als<br />

Gelehrsamkeit. Jeder strebt heute nach Wohlstand, Macht <strong>und</strong> Glanz<br />

- Wunschvorstellungen, die vorüberziehenden Wolken vergleichbar<br />

sind - <strong>und</strong> versäumt es dabei, sich die Tugenden anzueignen, die ihn<br />

zur ewigen Wahrheit hinführen. Ihr müsst euch bemühen, Vorbilder<br />

an Tugenden, nicht aber an Reichtum <strong>und</strong> Macht zu werden. (40-7/8)<br />

Ihr seid nicht der Körper, dieses Bündel aus Fleisch <strong>und</strong> Knochen; ihr<br />

seid weder die unmanifestierten Wünsche noch das manifestierte<br />

Denken <strong>und</strong> Fühlen; ebenso wenig seid ihr die Täuschung, die eurer<br />

387


Befreiung im Wege steht; ihr seid vielmehr das Höchste Selbst, wenn<br />

ihr nur die euch innewohnende Kraft erkennt. (...)<br />

<strong>Der</strong> Körper, die Sinne, der Verstand <strong>und</strong> der Intellekt sind nur die Hüllen,<br />

die der Mensch trägt. Nur wenn ihr das Wesen <strong>und</strong> die Bedeutung<br />

dieser äusseren Attribute versteht, könnt ihr euch ihrer auf angemessene<br />

Weise bedienen. (...)<br />

<strong>Der</strong> Körper, dieses Gebilde aus den fünf Elementen, ist vergänglich.<br />

Aber ihr, die ihr diesen Körper angelegt habt, seid in Wirklichkeit ewig,<br />

unwandelbar, Gott. Es liegt daher ganz bei euch, diesen Körper mit<br />

Hilfe eures Unterscheidungsvermögens weise <strong>und</strong> umsichtig einzusetzen<br />

<strong>und</strong> somit Freude durch ihn zu erfahren. (...)<br />

<strong>Der</strong> Körper als kostbarer heiliger Wohnsitz Gottes darf nicht missbraucht<br />

werden; vielmehr sollte er ein Instrument guter Gedanken,<br />

guter Worte <strong>und</strong> guter Taten sein. Damit dieser Körper im Einklang<br />

mit seiner wahren Bestimmung eingesetzt werden kann, muss er mit<br />

Sorgfalt behandelt <strong>und</strong> in gutem Zustand gehalten werden. (...)<br />

Die Tatsache, dass euch dieser Körper gegeben wurde, erlaubt euch<br />

nicht, von ihm je nach momentanen Neigungen <strong>und</strong> Launen Gebrauch<br />

zu machen <strong>und</strong> dabei zu vergessen, dass er in Wahrheit der<br />

Tempel Gottes ist, der ausschliesslich geheiligten Zwecken dienen<br />

darf. 1990, (40-14/15)<br />

Wer seinen Körper im Einklang mit seiner Bestimmung benutzen <strong>und</strong><br />

sicherstellen will, dass er nur Gutes denkt, Gutes tut <strong>und</strong> gute Ergebnisse<br />

erntet, muss mit grösster Gewissenhaftigkeit zwei Dinge befolgen:<br />

zum einen sich bewusst ernähren, zum anderen alle anderen Lebensgewohnheiten<br />

unter Kontrolle bekommen. (...)<br />

Da der Körper ein heiliger Schrein ist, dürft ihr unter keinen Umständen<br />

berauschende Mittel zu euch nehmen. Nahrung, welche die Neigungen<br />

zu niederen Leidenschaften anfacht, muss vermieden werden.<br />

Was bedeutet reine Nahrung? Die allgemein vorherrschende<br />

Meinung ist, dass reine Nahrung aus Früchten <strong>und</strong> Milch besteht.<br />

Aber das ist nicht alles, was ihr darüber wissen müsst. Was ihr durch<br />

euren M<strong>und</strong> zu euch nehmt, ist nicht die einzige dem Körper zugeführte<br />

Nahrung. Auch die anderen Sinnesorgane wie Augen, Ohren,<br />

Nase <strong>und</strong> Hände nehmen Dinge aus der euch umgebenden Welt auf.<br />

Ein Mensch kann nicht behaupten, sich auf reine Weise zu ernähren,<br />

nur weil er durch eines seiner Sinnesorgane Früchte <strong>und</strong> Milch zu sich<br />

genommen hat, es sei denn, alles, was er über die fünf Sinnesorgane<br />

seinem Körper zuführt, hat die Natur von Reinheit.<br />

388


Mit euren Augen dürft ihr nur Reines sehen. Wahllose Aufnahme visueller<br />

Eindrücke hat katastrophale Folgen. Die Sehkraft darf daher nur<br />

geheiligten Zwecken dienen. Bedauerlicherweise wird die Sicht der<br />

Jugend heutzutage mehr <strong>und</strong> mehr in Richtung eines lustorientierten<br />

Sehens verbildet. (...)<br />

Mit den Ohren ist es nicht anders. Auch sie bedürfen der geheiligten<br />

Nahrung in Form von Worten <strong>und</strong> Erzählungen über das Göttliche.<br />

Ausserdem solltet ihr stets nur Gutes <strong>und</strong> Angenehmes über andere<br />

hören. Auf diese Weise schützt ihr eure Ohren vor Verschmutzung<br />

durch Schlechtigkeiten. Auch könnt ihr nur so sicherstellen, dass ihr<br />

durch die Ohren reine Nahrung in euch aufnehmt. (...)<br />

Durch die Nase sollten nur zarte <strong>und</strong> liebliche Düfte in euren Körper<br />

gelangen. Das Einatmen schlechter Gerüche hat Krankheit zur Folge.<br />

Mit schlechter Luft werden krankheitserregende Organismen in euren<br />

Körper eingeschleust. Atmet daher reine Luft an einem sauberen Ort<br />

im Freien. (...)<br />

Auch die Hände sollten nur der Aufnahme reiner Nahrung dienen, mit<br />

anderen Worten: Ihr dürft mit den Händen nur Gutes tun, um den Namen<br />

Tempel für euren Körper zu rechtfertigen.<br />

Wenn ihr euch von den fünf Lastern im Zusammenhang mit Sprechen,<br />

Sehen, Hören, Denken <strong>und</strong> Handeln befreit habt, seid ihr in der<br />

Lage, die euch innewohnende Göttlichkeit zu verwirklichen <strong>und</strong> die<br />

göttliche Allseele selbst zu werden. Führt ihr aber den Sinnen verunreinigte<br />

Nahrung zu, könnt ihr durch die Aufnahme von Milch <strong>und</strong><br />

Früchten allein nicht rein werden. Ihr müsst über alle fünf Sinnesorgane<br />

reine Nahrung zu euch nehmen.<br />

In der Regel hat ein Tempel mehrere Tore. Diese Tore sind dazu bestimmt,<br />

nur die Gläubigen in den Tempel einzulassen, welche die<br />

Gottheit im Tempelinneren verehren möchten. Andere haben keinen<br />

Zutritt. So hat auch der Körper fünf Tore. Wozu dienen sie? Wenn wir<br />

ein Haus bauen <strong>und</strong> es mit Türen ausstatten, sind diese nur Einlass<br />

für unsere Angehörigen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e, nicht aber für streunende Tiere.<br />

(...) Ebenso dürfen die Türen der fünf Sinne in diesem heiligen Körper<br />

nur Eingang für fromme <strong>und</strong> göttliche Besucher sein. Nur dann trägt<br />

der Körper zu Recht den Namen Tempel. Wird aber profanen Dingen<br />

<strong>und</strong> Vorstellungen Einlass gewährt, hört der Körper auf, ein heiliger<br />

Tempel zu sein. Somit wird verständlich, weshalb reine Nahrung unerlässlich<br />

ist, wenn der Körper seiner Bestimmung gemäss eingesetzt<br />

werden soll.<br />

Als Nächstes gibt es den Umgang mit oder die Verbindung zu Orten,<br />

389


Personen, Objekten. Ihr müsst euch gut überlegen, welche Orte ihr<br />

aufsuchen dürft, in welcher Umgebung ihr leben sollt <strong>und</strong> welcher<br />

Personenkreis der geeignete Umgang für euch ist. „Sage mir, mit<br />

wem du gehst, <strong>und</strong> ich sage dir, wer du bist“, erklärt das Sprichwort.<br />

Meidet schlechte Gesellschaft jeglicher Art, denn eure Gedanken<br />

werden durch sie beeinflusst. 1990, (40-16/18)<br />

Weshalb sind sich Menschen der verschiedensten Glaubensrichtungen<br />

darin einig, dass Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Wohlbefinden des Körpers gefördert<br />

werden müssen? Sie alle sehen im Körper den Tempel des<br />

darin wohnenden Gottes. Es ist daher die oberste Pflicht eines Menschen,<br />

diesen heiligen Tempel, genannt Körper, nicht zu vernachlässigen,<br />

sondern ihn vielmehr mit grösster Sorgfalt zu behandeln <strong>und</strong><br />

sich seiner zur Erfüllung der Pflichten <strong>und</strong> Aufgaben im Leben zu bedienen.<br />

Menschen, die diese Wahrheit nicht erkennen, unterwerfen<br />

ihren Körper im Namen von Anbetung, religiösen Gelübden, Fasten<strong>und</strong><br />

Bussübungen den unterschiedlichsten Kasteiungen <strong>und</strong> verfehlen<br />

dabei das Ziel, das ewige Prinzip des Göttlichen in sich zu erkennen.<br />

Kann man durch einen Schlag auf den Ameisenhügel die darin<br />

wohnende Schlange töten? Kann man durch Martern <strong>und</strong> Quälen des<br />

Körpers das Göttliche verwirklichen? Kann man durch Verweigerung<br />

von Nahrung <strong>und</strong> Wasser Befreiung erlangen? Selbstverwirklichung<br />

ist nur durch das Erkennen der eigenen Beschaffenheit möglich. (...)<br />

Nur derjenige kann zu Recht ein Mensch genannt werden, der seine<br />

Gedanken, Worte <strong>und</strong> Taten in Einklang gebracht hat. <strong>Der</strong> Körper ist<br />

einer Wasserblase vergleichbar, die aus dem Wasser aufsteigt, kurz<br />

auf dessen Oberfläche verweilt <strong>und</strong> sich dann wieder mit dem Wasser<br />

vereint. So ist auch die Wasserblase Mensch aus dem Wasser Gott<br />

hervorgegangen <strong>und</strong> geht wieder in ihn ein. Nur wenn ihr euch dieses<br />

göttlichen Ursprungs bewusst seid, werdet ihr euren Körper mit der<br />

angemessenen Sorgfalt pflegen <strong>und</strong> benutzen. (...)<br />

Es besteht nicht der geringste Unterschied zwischen der Sonne <strong>und</strong><br />

ihren Strahlen oder zwischen dem Meer <strong>und</strong> seinen Wellen. Ebenso<br />

gibt es auch keinen Unterschied zwischen Gott <strong>und</strong> der Liebe, denn<br />

Gott ist der Quell aller Liebe. Dasselbe trifft auch auf das Verhältnis<br />

zwischen dem Körper <strong>und</strong> dem Göttlichen zu, die beide in wechselseitiger<br />

Beziehung zueinander stehen <strong>und</strong> eng miteinander verb<strong>und</strong>en<br />

sind. 1990, (40-23/25)<br />

Ihr wurdet immer wieder auf das Programm „Begrenzung der Wünsche“<br />

hingewiesen, das vier wichtige Eckpfeiler hat.<br />

390


<strong>Der</strong> erste ist: „Verschwendet keine Nahrung!“ Warum? Weil Nahrung<br />

Gott ist. Nahrung ist unentbehrlich im menschlichen Leben, da der<br />

Körper ohne Nahrung nicht lebensfähig ist.<br />

<strong>Der</strong> zweite Gr<strong>und</strong>satz heisst: „Verschwendet kein Geld!“ <strong>Der</strong> Missbrauch<br />

von Geld ist eine Sünde. Vor allem die heutige Jugend verschleudert<br />

ihr Geld auf vielerlei Weise. Das führt zu schlechten Gewohnheiten,<br />

zum Verlust des Seelenfriedens <strong>und</strong> letztendlich zum<br />

Ruin eures Lebens. (...)<br />

<strong>Der</strong> dritte Eckpfeiler enthält die Mahnung: „Verschwendet keine Energie!“<br />

(...) Ihr seid beständig mit Denken beschäftigt, ihr sprecht laut<br />

oder leise, ihr sprecht mit anderen oder zu euch selbst, ihr sprecht im<br />

Wachzustand wie auch im Schlaf. Wieviel Energie geht durch dieses<br />

ununterbrochene Sprechen, sei es bei Tag oder bei Nacht, verloren?<br />

Als Folge davon werdet ihr überempfindlich. Jede Handlung schliesst<br />

einen Energieverbrauch ein. Wird die Energie des Körpers sinnvoll<br />

eingesetzt, bleibt das Gleichgewicht erhalten, <strong>und</strong> der Körper erfreut<br />

sich guter Ges<strong>und</strong>heit.<br />

<strong>Der</strong> vierte Eckpfeiler fordert euch auf: „Verschwendet keine Zeit!“ Studenten,<br />

nur wenn euer Körper kräftig <strong>und</strong> ges<strong>und</strong> ist <strong>und</strong> sich wohlfühlt,<br />

könnt ihr euch eines ausgewogenen Lebens erfreuen. <strong>Der</strong> Mensch<br />

aber vergeudet sein Leben mit Grübeln über die Vergangenheit <strong>und</strong><br />

sorgenvollen Gedanken über die Zukunft. Was ist die Wurzel von Kummer<br />

<strong>und</strong> Krankheit? <strong>Der</strong> Mensch ist unzufrieden mit dem, was er hat,<br />

<strong>und</strong> er jagt nach dem, was er nicht hat; so verliert er seinen inneren Frieden.<br />

Es ist überflüssig, über Vergangenes nachzusinnen oder sich zu<br />

fragen, was die Zukunft bringen mag. Welchen Sinn hat es, einer Vergangenheit<br />

nachzuhängen, die unwiederbringlich dahin ist, oder sich<br />

den Kopf über eine noch ungewisse Zukunft zu zermartern? Das ist<br />

schiere Zeitvergeudung. Vergangen ist vergangen, <strong>und</strong> die Zukunft<br />

liegt noch in weiter Ferne. Ihr könnt weder das eine noch das andere<br />

beeinflussen. Was wirklich zählt, ist die Gegenwart. Damit ist jedoch<br />

nicht die zeitliche Gegenwart, sondern die Allgegenwart gemeint. Die<br />

Ergebnisse sowohl der Vergangenheit als auch der Zukunft sind in der<br />

Gegenwart enthalten. Ihr erntet in der Gegenwart, was ihr in der Vergangenheit<br />

gesät habt, <strong>und</strong> ihr werdet in der Zukunft ernten, was ihr in<br />

der Gegenwart sät. Somit sind beide, die Vergangenheit wie auch die<br />

Zukunft, in der Gegenwart enthalten. Macht also das Beste aus der Gegenwart.<br />

Lasst die vielen Kümmernisse <strong>und</strong> Sorgen beiseite <strong>und</strong> führt<br />

ein vorbildliches <strong>und</strong> ideales Leben, das euch zur Unsterblichkeit <strong>und</strong><br />

damit zur Erfüllung des menschlichen Lebens führt. 1990, (40-26/27)<br />

391


Das vorrangige Ziel von Studenten muss die Sinneskontrolle sein, nicht<br />

die flüchtigen Vergnügungen an Sinnesobjekten, die nur eine geringe<br />

<strong>und</strong> vorübergehende Freude verschaffen, auf die endloser Schmerz<br />

folgt. Die Sinneswahrnehmungen wie Hören, Berühren, Sehen,<br />

Schmecken <strong>und</strong> Riechen sind mächtiger als die Sinnesorgane selbst.<br />

(...)<br />

<strong>Der</strong> Zunge kommen zwei wichtige Funktionen zu, nämlich das Essen<br />

<strong>und</strong> das Sprechen. Wer in der Lage ist, beide Funktionen der Zunge<br />

völlig zu bezwingen, kann mit dem Göttlichen Selbst verschmelzen.<br />

Hört die Zunge zu sprechen auf, beginnen die Gedanken zu schwatzen.<br />

Um aber das Geschwätz der Gedanken unter Kontrolle zu bringen,<br />

muss der Intellekt geweckt werden. Schliesslich soll man den Intellekt<br />

auf sanfte Weise überzeugen, sich nach <strong>und</strong> nach dem<br />

Göttlichen Selbst zuzuwenden. (...)<br />

Unter allen Sinnesorganen kommt der Zunge eine vorrangige Bedeutung<br />

<strong>und</strong> ein entscheidender Einfluss zu. Die Beherrschung dieses einen<br />

Sinnesorgans befähigt den Menschen, alle anderen Sinnesorgane<br />

problemlos zu meistern. (...)<br />

Durch Beherrschung der Zunge kann man in der Tat die Herrschaft<br />

über die ganze Welt erlangen. Die Macht der Sprache kann entweder<br />

für einen edlen <strong>und</strong> erhabenen Zweck eingesetzt oder aber auf gemeine<br />

<strong>und</strong> böse Weise missbraucht werden. (...)<br />

Ein rücksichtsloser Gebrauch der Zunge kann die Herzen anderer<br />

Menschen zutiefst verletzen, <strong>und</strong> kein Arzt der Welt vermag die durch<br />

ein hartes Wort geschlagene W<strong>und</strong>e zu heilen. 1990, (40-45/46)<br />

<strong>Der</strong> Mensch ist eine Kombination aus Körper, Geist <strong>und</strong> dem Göttlichen<br />

Selbst. Alle drei bilden zusammen die Aufstiegsstufen des Menschen<br />

bis zur höchsten Ebene. <strong>Der</strong> Körper ist das Instrument des<br />

Handelns. Dem Geist kommt die Aufgabe der Wahrnehmung zu. Die<br />

unveränderliche <strong>und</strong> ewige Realität ist der göttliche Aspekt des Menschen.<br />

Folglich sind Handeln, Erkennen <strong>und</strong> Sein die dreieinige Manifestation<br />

der menschlichen Persönlichkeit. Obwohl Körper, Geist <strong>und</strong><br />

Göttliches Selbst unterschiedliche Namen <strong>und</strong> Eigenschaften besitzen,<br />

kann sich der Mensch durch ihre Vereinigung <strong>und</strong> Harmonisierung<br />

von der menschlichen zur göttlichen Ebene erheben. (...)<br />

<strong>Der</strong> Begriff “Antahkarana” - das innere Instrument der Seele - wird sowohl<br />

im alltäglichen weltlichen Kontext wie auch im spirituellen<br />

Sprachgebrauch verwendet. Was sind Form <strong>und</strong> Wesen dieses inneren<br />

Instruments? Welche Rolle spielt es, welche Bedeutung kommt<br />

392


ihm zu, <strong>und</strong> wohin führt sein Weg? Wenn ihr diesen Fragen tiefer<br />

nachgeht, stellt ihr fest, dass der Geist in den vier Aspekten Verstand,<br />

Intelligenz, Gedächtnis <strong>und</strong> Ego die subtile Form des Seeleninstrumentes<br />

(Antahkarana) bildet, wovon die letzteren drei wiederum die<br />

subtile Form des Geistes darstellen. Die einzelnen Bezeichnungen<br />

sind der jeweils entsprechenden Funktion zugeordnet. (...)<br />

Wenn das Geistige in unstete Gedankenprozesse verwickelt ist, wird<br />

es “Manas” genannt. Befasst es sich mit den Vorgängen der Nachforschung<br />

<strong>und</strong> Unterscheidung zwischen richtig <strong>und</strong> falsch, nennt man<br />

es “buddhi”, Intelligenz. Als Speicher der Erinnerung heisst es “chitta”.<br />

Identifiziert es sich aber mit dem physischen Körper <strong>und</strong> beansprucht<br />

die Rolle des Handelnden für sich, nennt man es Ego. Daraus ist ersichtlich,<br />

dass das Geistige, wenngleich es im Gr<strong>und</strong>e eine Einheit ist,<br />

je nach den von ihm angenommenen Rollen diese unterschiedlichen<br />

Formen zeigt. (...)<br />

In der Tat ist der Geist allein die Ursache aller Dinge. Die Schriften sagen:<br />

„<strong>Der</strong> gesamte Kosmos ist nichts anderes als eine Projektion des<br />

Geistes.“ <strong>Der</strong> Mensch erhielt seinen Namen, weil er einen Geist besitzt.<br />

So wie ein Mensch denkt, wird er. Mensch bedeutet Geist, <strong>und</strong><br />

Geist bedeutet Mensch. <strong>Der</strong> Geist ist nichts weiter als ein Bündel von<br />

Gedanken. Gedanken veranlassen euch zum Handeln, <strong>und</strong> was euch<br />

im Leben Freude oder Leid beschert, ist die Konsequenz dieser<br />

Handlungen. Folglich können nur gute Gedanken ein gutes Leben bewirken.<br />

Gedanken sind äusserst mächtig. Sie überleben den Tod eines<br />

Menschen. Daher ist es wichtig, schlechte Gedanken aus eurem<br />

Geist zu verbannen. Schlechte Gedanken trennen den Menschen<br />

vom Menschen <strong>und</strong> lassen ihn die allen gemeinsame Göttlichkeit vergessen.<br />

Erkennt aber der Mensch, dass ein <strong>und</strong> dasselbe Göttliche<br />

jedem Körper innewohnt, bleibt kein Raum mehr für Unstimmigkeiten.<br />

<strong>Der</strong> Mensch sollte danach streben, seinen Beziehungshorizont allmählich<br />

auszudehnen, vom Einzelnen bis zum Bereich der Familie,<br />

von dort zur Gemeinschaft, weiter zur Nation, bis er schliesslich die<br />

ganze Welt umfasst. Sowohl der Friede des Einzelnen wie auch der<br />

Weltfrieden hängen einzig von dem Denken des Menschen ab, weshalb<br />

der Geist durch gezielte Methoden an Disziplin gewöhnt werden<br />

muss. (...)<br />

Die Kathaupanishad vergleicht den Körper mit einem Streitwagen.<br />

Dessen Pferde sind die Sinne, der Geist entspricht den Zügeln, <strong>und</strong><br />

die Intelligenz nimmt den Platz des Wagenlenkers ein. Das bedeutet,<br />

dass der Geist zwischen Sinnen <strong>und</strong> Intelligenz steht. Folgt er den<br />

Befehlen der Intelligenz, ist er in Sicherheit, folgt er aber den Launen<br />

393


<strong>und</strong> Eingebungen der Sinne, wird er ihr Sklave <strong>und</strong> somit ein Opfer<br />

endlosen Kummers <strong>und</strong> Leids. Den Sinnen freien Lauf zu lassen, bedeutet,<br />

den nach aussen gerichteten Weg zu gehen. Im Gegensatz<br />

dazu bedeutet die Herrschaft über die Sinne, den inneren Weg zu gehen.<br />

1990, (40-53/55)<br />

Jeder verlangt laut klagend nach Frieden. Aber Frieden liegt nur in<br />

euch selbst <strong>und</strong> nicht irgendwo draussen. Wollt ihr aber in den Genuss<br />

dieses Friedens kommen, müsst ihr bestimmte Übungen machen.<br />

Wie sehen diese aus? Beginnt zu allererst damit, selbstsüchtige<br />

Gedanken zu verbannen. Dann beschäftigt euch beharrlich mit der<br />

Frage, wer ihr in Wirklichkeit seid. Wenn ihr jedoch lediglich dreimal<br />

hintereinander sagt: „Ich bin ein Mensch, ich bin ein Mensch, ich bin<br />

ein Mensch“, bleibt ihr nur ein halber Mensch. Um euer Menschsein<br />

ganz zu verwirklichen, sollt ihr auch wiederholen: „Ich bin kein Tier,<br />

ich bin kein Tier, ich bin kein Tier.“ Denn heutzutage bezeichnen sich<br />

viele als Menschen <strong>und</strong> benehmen sich dabei wie Tiere. (...)<br />

<strong>Der</strong> Geist ist ein unbezahlbarer Besitz. Er ist Gottes grösstes Geschenk<br />

an den Menschen. Die alten Schriften erklären, dass allein der<br />

Geist für Bindung oder Befreiung des Menschen verantwortlich ist.<br />

(...)<br />

Denen, die sich in die Kontemplation Gottes versenken <strong>und</strong> sich mit<br />

guten Gedanken, Worten <strong>und</strong> Taten beschäftigen, dient er als grösster<br />

Wohltäter. Dagegen bringt derselbe Geist Unglück über jene, die<br />

den falschen Weg der Verworfenheit <strong>und</strong> äussersten Schlechtigkeit<br />

einschlagen. 1990, (40-56)<br />

Die Bedeutung von „Ergebung an Gott“ wird oft missverstanden. Ergebung<br />

liegt nicht in der Aufgabe aller Aktivität in der törichten Vorstellung:<br />

„Gott wird für alle meine Bedürfnisse sorgen, weil ich ihm alles<br />

übergeben habe.“ Das wäre reine Faulheit. (...)<br />

Aus Mangel an Dankbarkeit erniedrigt sich der Mensch <strong>und</strong> steigt auf<br />

eine Stufe sogar unterhalb des Niveaus der Tiere hinab. Ihr sagt<br />

„Danke“ zu jemandem, der euer zufällig zu Boden gefallenes Taschentuch<br />

aufhebt <strong>und</strong> es euch wiedergibt. Doch wie seltsam <strong>und</strong> befremdend<br />

ist es, dass ihr nie daran denkt, Gott für all die kostbaren<br />

Dinge zu danken, die er euch in seiner Gnade verliehen hat! Er gab<br />

euch einen Platz in diesem weiten, w<strong>und</strong>erbaren Universum. Er versorgt<br />

euch mit reiner Luft zum Atmen, mit sauberem Wasser zum<br />

Trinken. Er schenkte euch Mutter Erde als Lebensraum. Hätte er nicht<br />

394


die fünf w<strong>und</strong>erbaren Elemente erschaffen, könntet ihr auch nicht einen<br />

Augenblick lang existieren. Gibt es daher eine grössere Sünde<br />

als zu vergessen, solchem allgütigen Gott dafür zu danken? (...)<br />

Sagt mir, welche Gebühren entrichtet ihr Gott dafür, dass er euch die<br />

Sonne gegeben hat, welche die ganze Welt mit ihrem Licht erhellt,<br />

den Wind, der alle Lebewesen mit seinem kühlenden Hauch erquickt,<br />

den Regenschauer, der die Erde nicht nur erfrischt, sondern alles Leben<br />

auf ihr erhält, <strong>und</strong> so weiter <strong>und</strong> so fort? Diesen Dingen keinen<br />

Gedanken zu schenken zeugt nicht nur von Undankbarkeit seitens<br />

des Menschen, sondern es ist auch ein Zeichen der Trägheit, die seinen<br />

Geist verunreinigt <strong>und</strong> trübt. 1990, (40-57/59)<br />

Auf der Lebensreise ist die Intelligenz von höchster Bedeutung. Sie<br />

wird Unterscheidungskraft (buddhi) genannt, was bedeutet, dass jene<br />

höhere Intelligenz die Fähigkeit hat, Entscheidungen zu treffen. Im<br />

täglichen Leben gibt es immer wieder Hindernisse, Probleme <strong>und</strong> Aufregungen.<br />

Zur Überwindung dieser Hindernisse ist die Intelligenz<br />

eure Hauptstütze. (...)<br />

Die innere Stimme ist eine andere Bezeichnung für buddhi. <strong>Der</strong><br />

Mensch wird auf seinem Lebensweg von dieser inneren Stimme geleitet.<br />

(...)<br />

Manchmal hört man jemanden sagen: „Mein Gewissen ist nicht zufriedengestellt“<br />

oder: „Mein Gewissen stimmt dem nicht zu“. Hier bezieht<br />

sich der Begriff Gewissen auf die innere Stimme. Wenn ihr also aufgefordert<br />

werdet: „Folgt dem Meister“, ist mit dem Begriff „Meister“<br />

euer Gewissen gemeint. (...)<br />

Zeitweise wird die Unterscheidungskraft durch das Ego-Bewusstsein<br />

überdeckt. In diesem Zusammenhang müsst ihr berücksichtigen,<br />

dass die Sinne feiner als der Körper sind, der Geist feiner als die Sinne<br />

<strong>und</strong> Intelligenz wiederum um ein Vielfaches feiner als die Sinne ist.<br />

Das Göttlich-Absolute überragt natürlich alles an Feinheit. Im Licht<br />

dieser Tatsache bedeutet die Behauptung, das Ego-Bewusstsein vermöge<br />

selbst Unterscheidungskraft zu verhüllen, dass dieses Ego<br />

noch subtiler als diese ist. Folglich ist das Ego-Bewusstsein in seiner<br />

Feinheit allesdurchdringend <strong>und</strong> umfasst alle eure Handlungen. Das<br />

ist der Gr<strong>und</strong>, weshalb der Mensch unfähig ist, sein Ego zu transzendieren<br />

<strong>und</strong> das Göttlich-Absolute, sein Höheres Selbst, zu erkennen.<br />

(...)<br />

Wenn das Ego verschwindet, kann der Mensch Befreiung erlangen.<br />

(...)<br />

395


Die korrekte Bedeutung von Ego ist: „die irrtümliche Identifikation des<br />

Selbst mit dem Körper“. 1990, (40-66/68)<br />

<strong>Der</strong> Intellekt ergeht sich in Diskussionen <strong>und</strong> Streitgesprächen. Wenn<br />

ihr der Versuchung der Dialektik nachgegeben habt, dauert es eine<br />

lange Zeit, bis ihr euch von ihren Fesseln befreien <strong>und</strong> euch der<br />

Glückseligkeit erfreuen könnt, die ihr empfindet, wenn ihr den Intellekt<br />

hinter euch lasst. Ihr müsst euch immer der Begrenztheit des Verstandes<br />

bewusst sein. Dem Streitgespräch muss das Schweigen, der<br />

Analyse die Synthese folgen. <strong>Der</strong> Intellekt kann euch auf dem Weg zu<br />

Gott nur eine kurze Strecke behilflich sein; der Rest wird durch Intuition<br />

erleuchtet. (...)<br />

Ich bin weder Schriftgelehrter noch Intellektueller. Ich bin die Verkörperung<br />

göttlicher Liebe. Ich stehe also weder im Widerspruch zu den<br />

Schriftgelehrten, die sich an die Texte halten, noch zu den Intellektuellen.<br />

Beide haben teilweise recht, sind aber in ihren Anschauungen<br />

begrenzt. Wenn euer Herz von Liebe erfüllt ist, braucht ihr die Heiligen<br />

Schriften nicht, denn sie wollen mit ihren <strong>Lehre</strong>n nur ein Gefühl<br />

der Liebe für alle in gleichem Masse erzeugen <strong>und</strong> den Egoismus, der<br />

im Wege steht, überwinden. Selbst der Geist muss, wenn er dieser<br />

Liebe im Wege steht, als „eigensinnig“ abgelehnt werden. Alle Zeit<br />

<strong>und</strong> Energie, die mit dem Studieren der Heiligen Schriften verbracht<br />

wird, ist vollkommene Verschwendung, wenn Studium <strong>und</strong> Betrachtung<br />

nicht zu der Erkenntnis führen, dass der Geist schlimmer als ein<br />

betrunkener Affe ist. Pilgerfahrten dienen der Erhebung der Herzen,<br />

sie sollen die Impulse läutern <strong>und</strong> müssen das niedere Selbst zum<br />

Denken <strong>und</strong> Tun auf einer höheren Ebene veranlassen. <strong>Der</strong> Geist<br />

verfolgt denselben Zweck, er sollte es jedenfalls. Er forscht nach der<br />

Einheit des Universums, nach Ursprung <strong>und</strong> Ziel aller Dinge, nach<br />

den Gesetzen des Mikrokosmos <strong>und</strong> des Makrokosmos, <strong>und</strong> er<br />

schaut hinter den immer mehr zurückweichenden Vorhang, um einen<br />

Blick auf den “Puppenspieler” werfen zu können, der alle Fäden in der<br />

Hand hält. 12.4.59, (15-88/90)<br />

Niemand muss etwas Besonderes tun, um sein wirkliches Selbst zu<br />

entdecken. Wenn der Vorhang der Täuschung entfernt <strong>und</strong> zerstört<br />

wird, enthüllt sich das Göttliche von selbst in all seiner Herrlichkeit.<br />

Was wirklich notwendig ist, ist das Auflösen des Nebels, der Wolken,<br />

des Dunstes <strong>und</strong> das Wegreissen des dichten Vorhangs, der das<br />

Selbst auf den Körper beschränkt. Wie kann man den Nebel entfer-<br />

396


nen? Wie kann der Spiegel gereinigt werden, so dass er das Selbst<br />

klar <strong>und</strong> ohne Verzerrung widerspiegeln kann? Es bedarf des Geistes<br />

<strong>und</strong> der höheren Intelligenz, der Intuition. <strong>Der</strong> Geist, wenn er zu einer<br />

religiösen Überzeugung gelangt ist, lässt euch die Heiligen Schriften<br />

als höchste Autorität annehmen, während die höhere Intelligenz sich<br />

auf die Vernunft beruft. Beide müssen geputzt <strong>und</strong> poliert werden,<br />

denn sie verschmutzen ziemlich schnell! Sie bedürfen ständiger Aufmerksamkeit.<br />

(...) <strong>Der</strong> Geist muss mit der Rezitation des Namens Gottes,<br />

mit dem Vorsatz, anderen zu helfen, <strong>und</strong> mit guten Taten zur<br />

Wohlfahrt aller behandelt werden. Die Sonne steht am Himmel, <strong>und</strong><br />

eine vorbeiziehende Wolke verbirgt sie vor euch. Die materielle Welt<br />

ist die Wolke, welche das Göttliche Selbst, das ewig am Firmament<br />

eures Herzens scheint, verbirgt. <strong>Der</strong>selbe Geist, der die Wolken zusammenballt,<br />

kann sie auch sofort wieder zerstreuen. 12.4.59, (15-<br />

91)<br />

Die <strong>Lehre</strong>r, die auch hier sind, können sich glücklich preisen, denn ihnen<br />

hat das Schicksal eine vornehme Aufgabe zugewiesen: Sie haben<br />

die grossartige Möglichkeit, auf angenehme Art <strong>und</strong> Weise dem<br />

Wohl aller zu dienen, indem sie ihre Zeit in der Gesellschaft fröhlicher,<br />

unschuldiger Kinder verbringen. <strong>Der</strong> Vater, die Mutter <strong>und</strong> der <strong>Lehre</strong>r,<br />

diese drei sind in erster Linie für das Formen der Zukunft des Landes<br />

verantwortlich. Unter diesen ist es der <strong>Lehre</strong>r, der die entscheidende<br />

Rolle spielt, denn er ist für diese Aufgabe besonders ausgebildet <strong>und</strong><br />

ausgewählt worden. Er hat sie freiwillig auf sich genommen <strong>und</strong> muss<br />

sie daher nach bestem Wissen <strong>und</strong> Gewissen <strong>und</strong> ohne Widerspruch<br />

ausführen. Das Kind, die Eltern <strong>und</strong> auch die Öffentlichkeit vertrauen<br />

ihm blindlings, <strong>und</strong> dieses Vertrauen muss durch eine ehrliche Dienstleistung<br />

gerechtfertigt werden. Die Kinder <strong>und</strong> die Allgemeinheit ehren<br />

<strong>und</strong> respektieren ihn als Guru, mit der vollen heiligen Bedeutung<br />

dieses Wortes. Er mag arm sein <strong>und</strong> von denen in hohen Stellungen<br />

wenig geachtet werden, aber die Genugtuung, die ihm seine stille,<br />

schöpferische Arbeit bringt, ist Lohn genug. Wie gross die Herausforderung<br />

auch sein mag, er sollte niemals seine Schüler beschimpfen,<br />

sondern sie immer segnen.<br />

Er sollte den strengsten Massstab an sein Verhalten anlegen <strong>und</strong> prüfen,<br />

ob er eine Angewohnheit oder einen Charakterzug besitzt, der,<br />

wenn er von den Schülern nachgeahmt wird, schädlich sein könnte.<br />

Er sollte die Anweisungen, die er gibt, selbst befolgen. Andernfalls<br />

gibt er ein Beispiel der Heuchelei, das die Kinder die Schlauheit lehrt,<br />

nicht ertappt zu werden. Die Ursache von Heuchelei ist Charakter-<br />

397


schwäche <strong>und</strong> Feigheit. Wenn ihr den Mut habt, die Folgen eurer<br />

Handlungen auf euch zu nehmen, werdet ihr niemals lügen. <strong>Der</strong> <strong>Lehre</strong>r<br />

sollte nicht versuchen, die Disziplin durch das leichtere Mittel der<br />

Furcht aufrecht zu erhalten, denn das kann viele gefährliche Folgen<br />

für die Kinder haben. Er sollte vielmehr den Weg der Liebe gehen.<br />

<strong>Lehre</strong>r müssen sich der Disziplin der Meditation <strong>und</strong> der Rezitation<br />

des Namens Gottes unterziehen; das gibt ihnen die so dringend benötigte<br />

innere Ruhe. Sie sollten eine Atmosphäre schaffen, in der ein<br />

einfaches Leben mit hohen Idealen verb<strong>und</strong>en ist, denn die Schüler<br />

nehmen sie unbewusst als Vorbilder an <strong>und</strong> beginnen, sie nachzuahmen.<br />

Sie sollten der heranwachsenden Jugend die Reichtümer weitergeben,<br />

die vergangene Generationen in Form von spirituellen Disziplinen<br />

<strong>und</strong> Entdeckungen angesammelt haben. Lernt diese Dinge<br />

selbst, <strong>und</strong> lehrt sie dann die euch anvertrauten Kinder. Das erlaubt<br />

euch, den Dank abzustatten, den ihr den Weisen der Vergangenheit<br />

schuldet. Ich weiss, dass wenn die Saat bitter ist, die Ernte nicht süss<br />

sein kann. Es sind jedoch auch unter der Beschränkung der heutigen<br />

Lehrpläne <strong>und</strong> Studienkurse gewisse Dinge möglich. 25.11.59, (15-<br />

107/108)<br />

Bezeichnet euch nie als Sünder, der in Sünde geboren wurde, aufgewachsen<br />

<strong>und</strong> ihr verfallen ist. Nein, diese Art der Selbstverdammung<br />

steht einem Kind Gottes schlecht an. Die bewegende Kraft, die eigentliche<br />

Seele in jedem Einzelnen von euch ist Gott. Wie könnt ihr<br />

schlecht sein, wenn ihr hier seid, um Gottes Plan, entsprechend seinem<br />

Wunsch <strong>und</strong> Willen, zu erfüllen? Er hat euch viele Fähigkeiten<br />

gegeben, damit ihr nach ihm suchen <strong>und</strong> ihn erreichen könnt. Ihr seid<br />

deshalb keine hilflosen, vernachlässigten Geschöpfe, die zum Tode<br />

verurteilt sind. Ihr seid Kinder der Glückseligkeit, Erben eines grossen<br />

Vermächtnisses, das euch gehört, wenn ihr darum bittet. Aber ihr bittet<br />

nicht darum! Glaubt an eure Bestimmung, <strong>und</strong> widmet euch fröhlich<br />

<strong>und</strong> mit Beständigkeit der Aufgabe, sie zu erfüllen. Frömmigkeit<br />

ist nichts anderes als Liebe zu Gott. 25.6.60, (15-118/119)<br />

Ihr müsst die Sinnesfreuden allmählich hinter euch lassen <strong>und</strong> an den<br />

höheren <strong>und</strong> beständigeren Freuden Gefallen finden, die der Tiefe<br />

eurer eigenen Persönlichkeit entspringen. Verehrende Liebe zu Gott<br />

ist das Wichtigste auf dem Yoga-Pfad. Sie ist die Hauptsache <strong>und</strong> die<br />

Krönung. Innere Ausgeglichenheit <strong>und</strong> Zufriedenheit sind ebenso notwendig.<br />

10.7.59, (15-121)<br />

398


Das Alter zwischen sechzehn <strong>und</strong> dreissig Jahren, in dem der<br />

Mensch am härtesten darum kämpft, die gesteckten Ziele zu erreichen,<br />

ist am entscheidendsten. Wenn diese Jahre vertan werden,<br />

sind sie unwiderruflich verloren. Meidet krumme Wege, folgt während<br />

dieser Zeitspanne eures Lebens den Spuren Gottes <strong>und</strong> der Heiligen.<br />

Wer kann euch etwas anhaben, wenn ihr Gott als Herrscher in eurem<br />

Herzen eingesetzt habt? „Meine Fürsorge, meine Liebe für euch ist<br />

die von tausend Müttern!“ Wenn ihr entdeckt, dass ihr Gott seid, kann<br />

es weder Ergebenheit noch Hingabe geben. Weisheit löscht alles<br />

aus; Gott allein bleibt. (27-86)<br />

Geburtenkontrolle mit künstlichen Mitteln ist ein unsinniger, falscher<br />

Schritt. Das ist, als ob man den Kopf abschlägt, weil die Tür zu niedrig<br />

ist <strong>und</strong> man sich <strong>beim</strong> Eintritt nicht bücken will. Ihr müsst Möglichkeiten<br />

finden, mehr Nahrung anbauen zu können, z.B. die Nutzbarmachung<br />

des natürlichen Reichtums an Gr<strong>und</strong>wasser. Künstliche Mittel<br />

zur Verhinderung von Empfängnis werden Ausschweifung <strong>und</strong> aussereheliche<br />

Geschlechtsbeziehungen fördern, die des Menschen unwürdig<br />

sind. Jene, die diese gefährliche Taktik empfehlen, sollten lieber<br />

Selbstkontrolle <strong>und</strong> Selbstbeschränkung durch Yoga <strong>und</strong> Dienst<br />

am Nächsten fördern. Diese Methoden werden in den Heiligen Schriften<br />

von den Weisen befürwortet, denen die verheerenden Folgen unverantwortlicher<br />

Vaterschaft oder enttäuschter Mutterschaft bekannt<br />

waren. Die unschuldigen, unwissenden Opfer derartiger Beeinflussung<br />

können sehr wohl in der Meisterung ihrer niederen Instinkte geschult<br />

werden <strong>und</strong> lernen, sie zu sublimieren <strong>und</strong> in nützlichere Bahnen<br />

zu lenken. Ohne innere Vorbereitung <strong>und</strong> ohne den eigenen<br />

Entschluss können künstliche Massnahmen zu schweren Komplexen<br />

<strong>und</strong> zu geistiger Verwirrung führen.<br />

Filme, Bücher, Musik <strong>und</strong> das Verhalten der älteren Generation verleiten<br />

junge Menschen zu Zügellosigkeit. Durch den Feldzug für Familienplanung<br />

werden sie dazu angeregt, Mittel anzuwenden, die sie der<br />

Verantwortung für die Konsequenzen ihrer Ausschweifungen entheben.<br />

Dadurch werden die Zukunft <strong>und</strong> der Fortschritt der Nation doppelt<br />

geschädigt. Die beste Methode für Familienplanung ist die seit alters<br />

her gültige, nämlich dem Menschen durch spirituelle Disziplin die<br />

Erkenntnis der ihm innewohnenden Göttlichkeit zu vermitteln. (27-<br />

215/216)<br />

So wie die Ges<strong>und</strong>heit des Geistes durch das Gleichgewicht der drei<br />

399


Gr<strong>und</strong>eigenschaften, nämlich Stumpfheit, Tätigkeitsdrang <strong>und</strong> Reinheit,<br />

erhalten <strong>und</strong> gefördert wird, so wird die Ges<strong>und</strong>heit des Körpers<br />

durch das Zusammenspiel von Atmung, Stoffwechsel <strong>und</strong> Drüsenfunktionen<br />

erhalten <strong>und</strong> gefördert. Diese drei dürfen nicht aus dem<br />

Gleichgewicht gebracht werden. Ein ges<strong>und</strong>er Körper ist der beste<br />

Behälter für einen ges<strong>und</strong>en Geist. (27-219)<br />

Während ihr euch die <strong>Lehre</strong>n der Heiligen Schriften zu Eigen macht,<br />

verwandelt sich eure Trägheit in Tatendrang <strong>und</strong> wird schliesslich zur<br />

Reinheit geläutert. Auch eine Frucht reift in drei Stufen. Zuerst ist sie<br />

ganz sauer, dann wird sie durch den Einfluss von Erde <strong>und</strong> Sonne<br />

süsssauer <strong>und</strong> schliesslich reif <strong>und</strong> ganz süss. Auch der Mensch wird<br />

durch die Zwillingskräfte der Gnade von aussen <strong>und</strong> der Sehnsucht<br />

von innen in das süsse Bewusstsein der Glückseligkeit <strong>und</strong> Liebe hineinwachsen.<br />

(27-222)<br />

Dies ist eine Zeit des Zweifels, der Unruhe, Furcht, Spaltung <strong>und</strong> Verzweiflung.<br />

Deshalb brauchen die Menschen Trost <strong>und</strong> Hilfe. Selbst<br />

die Wissenschaftler, die immer so überheblich waren <strong>und</strong> glaubten,<br />

sie könnten das ganze Universum erklären <strong>und</strong> in eine Formel pressen,<br />

werden bescheiden, wenn sich bei jedem Schritt neue <strong>und</strong> gewaltigere<br />

Ausblicke vor ihnen auftun. (...) Die Wissenschaftler sind<br />

verwirrt. Sie öffnen mit ungeheurer Anstrengung eine Tür nach der<br />

anderen, nur um einen Korridor zu betreten, der sie mit einem Dutzend<br />

verschlossener Türen zu weiteren Anstrengungen herausfordert.<br />

<strong>Der</strong> Versuch, die materielle Welt <strong>und</strong> den täuschenden Einfluss<br />

der Erscheinungsformen zu erklären, ist ein Vorgang ohne Ende.<br />

Wenn ihr euch nach Frieden <strong>und</strong> Freude sehnt, wendet euch lieber<br />

dem Herrn zu, der die Gesetze für die Welt festlegt. Das ist es, was<br />

alle denkenden Menschen heute einzusehen beginnen.<br />

Aber es ist nicht genug, eine solche Versammlung wie diese zu besuchen,<br />

einfach dazusitzen <strong>und</strong> mir zuzuhören. Wenn jemand am<br />

Strand des Meeres sitzt <strong>und</strong> behauptet, in den Wellen gebadet zu haben,<br />

muss er zumindest ein Paar nasse Füsse vorweisen können,<br />

nicht wahr? Ebenso müsst ihr auch einen Beweis erbringen, dass ihr<br />

in diesem Menschenmeer gewesen seid <strong>und</strong> euch die Wogen der<br />

Segnungen erreicht haben. Dieser Beweis ist die Träne in eurem Auge,<br />

wenn ein anderer weint, <strong>und</strong> die Freude in eurem Herzen, wenn<br />

ein anderer glücklich ist. So sammelt den Honig meiner Worte wie die<br />

Biene den Nektar der Blumen.<br />

400


<strong>Der</strong> Vorsitzende hat gesagt, dass sich bald die ganze Welt <strong>Sai</strong> zuwenden<br />

<strong>und</strong> seinen Namen auf den Lippen führen werde. Ich<br />

wünschte, es ginge tiefer. Ich bestehe nicht darauf, dass es der Name<br />

“<strong>Sai</strong>” ist. Es kommt darauf an, dass sich die Menschen dem Göttlich-<br />

Absoluten zuwenden, gleichgültig welchen Namen sie im M<strong>und</strong>e führen<br />

<strong>und</strong> welche Form sie vor ihrem geistigen Auge haben. Es ist immer<br />

die gleiche Substanz, welche die verschiedenen Formen bildet.<br />

26.2.61, (16-19/20)<br />

Lasst euch durch das, was die Astrologen über die Konstellation der<br />

Planeten sagen, nicht aus der Ruhe bringen. Sie übertreiben! Es wird<br />

nicht viel geschehen. Die Katastrophen ereignen sich nicht in der Natur,<br />

sondern in dem furchtsamen Geist der Menschen. Wenn ihr die<br />

Gnade des Herrn gewinnt, kann euch nichts geschehen, <strong>und</strong> ihr<br />

braucht euch nicht um das Horoskop zu kümmern. 17.3.61, (16-25)<br />

Die Welt leidet heute unter zu viel Wissen. Die Tugend hat mit dem<br />

Fortschritt der Wissenschaften nicht Schritt gehalten. Das ist die Wurzel<br />

allen Übels. <strong>Der</strong> eine Reifen des Fahrrads, auf dem der Mensch<br />

fährt, der Reifen des Gottesbewusstseins, ist platt. Er muss mit dem<br />

Namen des Herrn aufgepumpt werden. Mit einem platten Reifen<br />

kommt man nicht weit. Bildet spirituelle Gemeinschaften, leistet anderen<br />

tatkräftige Hilfe <strong>und</strong> seid fröhlich dabei. Das ist mein Vorschlag für<br />

heute. 30.4.61, (16-36)<br />

Ihr müsst wissen, dass das Erwachen vom Schlaf gleichsam eine Geburt<br />

<strong>und</strong> das Einschlafen ein Sterben ist. Darum betet jeden Morgen<br />

eures Lebens <strong>beim</strong> Erwachen:<br />

“Oh Herr, ich bin vom Schlaf erwacht <strong>und</strong> neu geboren. Ich will die<br />

Pflichten dieses Tages erfüllen, alles was ich tue, dir als Opfer darbringen<br />

<strong>und</strong> dein Bild immer vor Augen haben. Heilige <strong>und</strong> läutere<br />

meine Gedanken, Worte <strong>und</strong> Taten. Hilf mir, dass ich niemandem<br />

Schaden zufüge, <strong>und</strong> lasse nicht zu, dass mir Schaden zugefügt wird.<br />

Führe <strong>und</strong> leite mich an diesem Tag.”<br />

Und wenn ihr am Abend die Pforte des Schlafes betretet, dann betet:<br />

“Oh Herr, die Pflichten dieses Tages, deren Last ich heute Morgen dir<br />

übergab, sind erfüllt. Du warst es, der mich gehen, sprechen, denken<br />

<strong>und</strong> handeln liess. Ich lege jetzt alle meine Worte, Gedanken <strong>und</strong> Taten<br />

zu deinen Füssen nieder. Meine Aufgabe ist vollendet. Empfange<br />

mich, ich komme wieder zu dir.”<br />

401


Übernehmt diese beiden als eure täglichen Gebete. Das Beste ist,<br />

euer eigenes Selbst als Quelle des Lichts, als euren Guru zu haben.<br />

Eure höhere Intelligenz <strong>und</strong> Intuition werden die Wahrheit enthüllen.<br />

Eine solche vom Gebet bestimmte Haltung wird eure Impulse so formen,<br />

dass sich eure Intuition voll entfalten kann. 27.7.61, (16-49)<br />

Kinder lieben selbstlos. Sie sind unschuldige Zuschauer. Sie beobachten<br />

das Verhalten der Erwachsenen, <strong>und</strong> sie lernen ihre Lektionen<br />

zu Hause viel früher als in der Schule. Deshalb müssen Eltern sehr<br />

vorsichtig sein, wie sie miteinander umgehen <strong>und</strong> sich den Kindern<br />

gegenüber verhalten. (...)<br />

Die ersten fünf Jahre sollte ein Kind unter der Obhut der Mutter aufwachsen.<br />

Viele Kinder lernen diese Mutterliebe nie kennen. Aber die<br />

Mutter sollte ihre Verantwortung während dieser Jahre nicht anderen<br />

überlassen, so dass sie nur “Mama” genannt wird wie eine Puppe, mit<br />

der das Kind gelegentlich spielt. Heutzutage haben die Kinder reicher<br />

<strong>und</strong> gebildeter Eltern einen schweren Nachteil. Sie werden der Liebe<br />

<strong>und</strong> Fürsorge der Eltern beraubt. Sie werden der Obhut von Bediensteten<br />

<strong>und</strong> Erzieherinnen anvertraut. Mit diesen wachsen sie auf, lernen<br />

deren Wortschatz <strong>und</strong> eignen sich deren Denkungsart an. Das ist<br />

nicht wünschenswert.<br />

Wenn das Kind fünf Jahre alt ist, sollte der Vater die Aufgabe der Erziehung<br />

übernehmen. Danach muss es dem Guru anvertraut werden.<br />

Dieser muss ihm die Wertmassstäbe vermitteln, die für ein friedliches<br />

Leben in der Familie, dem Dorf, der Gemeinde, der Gesellschaft <strong>und</strong><br />

für das Wohlergehen der ganzen Menschheit notwendig sind. <strong>Lehre</strong>r<br />

müssen sowohl ihre Rechte als auch ihre Pflichten kennen. Manche<br />

<strong>Lehre</strong>r vernachlässigen ihre Pflichten <strong>und</strong> enttäuschen die Erwartungen,<br />

welche die Gesellschaft in sie setzt. (...) Kinder gleichen ungefärbtem<br />

Stoff. Sie nehmen die Farbe an, in die sie getaucht werden.<br />

Die Erwachsenen gleichen altem Stoff, der nicht leicht gefärbt werden<br />

kann. Herzen, die jung <strong>und</strong> formbar sind, gewöhnen sich leicht an<br />

Ordnung <strong>und</strong> Disziplin. Es gibt keine Altersgrenzen, um sich gute Umgangsformen<br />

<strong>und</strong> Gewohnheiten anzueignen. Bei richtiger Anleitung<br />

können sie selbst von Kindern erlernt werden. (...) Kinder haben keine<br />

Angst. (...) Darum wird gesagt, dass man, um die Gnade Gottes zu<br />

gewinnen, einfach <strong>und</strong> direkt wie ein Kind oder wissend wie ein Weiser<br />

werden muss. (...)<br />

Die Stufe der Kindheit ist die Stufe reinen Seins. Wenn es euch wie einem<br />

Kind gelingt, euer Leben in dieser Unschuld zu führen, ist das<br />

402


Einswerden mit Gott eine natürliche Folge. Die Sonne wartet schweigend<br />

<strong>und</strong> geduldig vor der geschlossenen Tür. Öffnet sie nur einen<br />

Spalt, <strong>und</strong> ihr Licht wird durch diesen Spalt freudig eindringen. Öffnet<br />

sie weiter, <strong>und</strong> ihre Wärme wird euch einhüllen. Kinder sind immer offen.<br />

Sie kennen keine verschlossenen Türen, die der Gr<strong>und</strong> für die<br />

Dunkelheit sind. Darum ist ihr Lachen auch ein Sonnenstrahl, selbst<br />

für die, denen Unglück widerfahren ist. 18.5.62, (16-126/129)<br />

Ihr solltet euch schämen, wenn ihr die Berichte lest, dass Menschen<br />

wie ihr heute Waffen erfinden <strong>und</strong> testen, die Millionen vernichten <strong>und</strong><br />

sogar künftigen Generationen Schaden zufügen können. Aber ihr<br />

seid stolz auf den Scharfsinn <strong>und</strong> die Intelligenz der Menschen. Manche<br />

bew<strong>und</strong>ern sogar solche Erfinder. Ihr könnt stolz sein auf diejenigen,<br />

die etwas erfinden, das den Menschen hilft, ein besseres Leben<br />

zu führen, aber findet die richtigen Worte, um jene zu beschreiben,<br />

die solche Instrumente des Massenmordes herstellen. In einer Anstalt<br />

für Geisteskranke findet ihr die verschiedensten Arten des Wahnsinns,<br />

einige Wahnsinnige spucken andere an, einige beissen <strong>und</strong><br />

kratzen, andere werfen mit Gegenständen um sich oder beschimpfen<br />

jeden, der ihnen begegnet. Das Herstellen von Massenvernichtungsmitteln<br />

ist auch eine Form von Wahnsinn.<br />

Auch die Welt ausserhalb der Anstalten ist voller Menschen, die geisteskrank<br />

sind! Wenn ein Land von Hass erfüllt ist, werden plötzlich<br />

auch ganz normale Menschen verrückt <strong>und</strong> benehmen sich wie die<br />

Wilden. Aber in diesem Irrenhaus findet man manchmal einen besonderen<br />

“Verrückten”. Er sitzt immer bewegungslos in einer Ecke <strong>und</strong><br />

beobachtet die Streiche <strong>und</strong> das unsinnige Benehmen der anderen<br />

Insassen. Die Ärzte haben ihn gern, denn er braucht keine Fürsorge<br />

<strong>und</strong> macht keine Schwierigkeiten. Er mag ein Melancholiker sein oder<br />

ein Weiser. Wer sich Gott ganz ausgeliefert hat, verhält sich so. Er ist<br />

der einzige vernünftige Mensch in einer wahnsinnigen Welt. 24.5.62,<br />

(16-131/132)<br />

Tätigkeit zum Wohl des Menschen ist Tätigkeit für Gott. Viele Menschen<br />

sehen alle Handlungen der Gottesverehrung, des Gottesdienstes<br />

als „sein“ an <strong>und</strong> alle Handlungen des Gelderwerbs <strong>und</strong> -ausgebens<br />

als „mein“. Aber das ist ein Irrtum. Alle Handlungen sind „sein“.<br />

Es gibt keinen Unterschied zwischen Tätigkeit zum Wohl des Menschen<br />

<strong>und</strong> Tätigkeit für Gott. Alle Handlungen führen euch entweder<br />

zu Gott oder von ihm fort. Ihr sprecht zum Beispiel davon, dass ihr<br />

403


krank werdet, dass ihr bei guter Ges<strong>und</strong>heit seid usw. <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong> dafür<br />

ist, dass ihr glaubt, der Körper zu sein, wohingegen ihr in Wirklichkeit<br />

einzig <strong>und</strong> allein das Göttliche im Inneren seid, das ihr mit den<br />

fünf Hüllen umkleidet habt. Euer falscher Glaube ist ein Ergebnis des<br />

heute vorherrschenden Erziehungssystems. Danach ist die Glückseligkeit,<br />

die ihr durch die Sinne erlangt, die einzige Glückseligkeit, die<br />

ihr erreichen könnt, <strong>und</strong> die einzige, die ihr zu erreichen braucht. Die<br />

heutige Erziehung enthüllt dem Menschen nicht die ewige Quelle der<br />

Glückseligkeit, die er in sich selbst trägt. Es gibt keine Schulung in der<br />

Kunst, geistigen Frieden zu erlangen. Niemandem wird das Geheimnis<br />

mitgeteilt, wie inmitten der Verwirrung der modernen Zivilisation<br />

der Zustand des Gleichmuts zu erreichen ist. Jedermann sieht sich<br />

veranlasst, mit dem Strom zu schwimmen, der die Menschheit hinabzieht<br />

in Furcht, Angst <strong>und</strong> Verzweiflung. (...)<br />

Die Sinne schwelgen grenzenlos - aber das Höchste Selbst wird nicht<br />

beachtet. Die moderne Erziehung produziert nur „gebildete Toren“.<br />

Sie bringt keine weisen Menschen hervor, die dem Leben ruhig <strong>und</strong><br />

unerschrocken zu begegnen vermögen. Das Resultat sind Menschen,<br />

die wissen, wie man sich mit Informationen vollstopft, wie man<br />

Werkzeuge zur Vernichtung der Mitmenschen ersinnt <strong>und</strong> bedient<br />

<strong>und</strong> wie man die Launen der Sinne befriedigt. Aber sie sind hilflos, der<br />

Krise des Todes zu begegnen - einer Krise, die unausweichlich ist.<br />

18.10.63, (17-60/61)<br />

<strong>Der</strong> weltliche Staat zögert, die Kinder <strong>und</strong> Studenten in den Schulen<br />

die Prinzipien der ewigen Wahrheit zu lehren, obwohl diese Prinzipien<br />

universell anwendbar sind <strong>und</strong> keiner Religionsrichtung zuwiderlaufen.<br />

(...) Aber wenn diese Ausbildung nicht betont, dass das Höhere<br />

Selbst die Gr<strong>und</strong>lage jedes Individuums ist, wird viel von der belebenden<br />

Kraft der ewig gültigen Urordnung verloren sein. Den Jugendlichen<br />

muss ausserdem ein regelmässiger Meditationskurs gegeben<br />

werden, auf dass sie die Tiefen ihrer eigenen Persönlichkeit <strong>und</strong> ihre<br />

unbegrenzten Möglichkeiten zu erkennen vermögen, um sich Frieden<br />

<strong>und</strong> Glück zu sichern. 14.1.64, (17-113)<br />

Jedes Talent sollte in den Dienst für die Menschheit, ja aller lebenden<br />

Wesen gestellt werden. Darin liegt die Erfüllung. Alle Menschen sind<br />

Brüder <strong>und</strong> Schwestern; sie haben den gleichen Körperbau, wurden<br />

aus dem gleichen Material geschaffen <strong>und</strong> tragen den gleichen göttlichen<br />

Kern in sich. <strong>Der</strong> Dienst am Nächsten verhilft eurem göttlichen<br />

404


Wesen zum Durchbruch, denn er macht euer Herz froh, <strong>und</strong> ihr bekommt<br />

ein Gefühl dafür, dass das Leben lebenswert ist. <strong>Der</strong> Dienst<br />

am Nächsten ist Gottesdienst, denn Gott ist in jedem Wesen, jedem<br />

Stein <strong>und</strong> jedem Baumstamm. Legt eure Talente dem Herrn zu Füssen;<br />

lasst jede Handlung eine Blume sein, frei von den kriechenden<br />

Würmern Eifersucht <strong>und</strong> Egoismus <strong>und</strong> voll von dem Duft der Liebe<br />

<strong>und</strong> Opferbereitschaft. Wenn ihr eine schauspielerische Begabung<br />

habt, nun, dann nutzt sie zur Verherrlichung Gottes <strong>und</strong> zur moralischen<br />

Unterstützung der Menschen.<br />

Wenn über Theaterstücke oder Filme gesprochen wird, kommt oft die<br />

Frage auf, wer für deren niedriges Niveau verantwortlich ist: die Leute,<br />

die in die Theater strömen oder die Schauspieler? Ich muss euch<br />

sagen, dass die Autoren <strong>und</strong> Schauspieler die grösste Schuld daran<br />

haben. Ihr dürft nicht so tief sinken, dass ihr Methoden <strong>und</strong> Tricks anwendet,<br />

die vielleicht mehr Geld einbringen, aber zugleich die Samen<br />

für Übel <strong>und</strong> Laster in die Köpfe der Zuschauer säen. Eine Person, die<br />

einer Vorstellung beiwohnt, muss das Theater als ein besserer, stärkerer,<br />

mutigerer Mensch verlassen, nicht ärmer <strong>und</strong> schwächer <strong>und</strong><br />

noch weniger in der Lage, den Versuchungen der Welt zu widerstehen.<br />

Denkt daran, wenn ihr ein Stück für die Bühne auswählt oder<br />

eure Feder zum Schreiben ansetzt. Dann werdet ihr den richtigen<br />

Weg einschlagen. Noch ein Wort zu euch Schauspielern: Ihr tragt die<br />

Gewänder <strong>und</strong> Gerätschaften edler Seelen <strong>und</strong> Heiliger; ihr stellt sogar<br />

göttliche Charaktere dar; ihr sprecht Worte über heilige Ideale <strong>und</strong><br />

zeigt tiefe Gemütsbewegungen. Euer Spiel ist sehr eindrucksvoll. Das<br />

ist ein Zeichen eures Könnens <strong>und</strong> das Ergebnis unermüdlichen Probens.<br />

Ihr inspiriert die Zuschauer, ihr Leben zu ändern. Sie lernen von<br />

euch, den Pfad der Frömmigkeit zu gehen, auf dem man inneren Frieden<br />

findet, denn ihr bringt es fertig, das Leben grosser Heiliger für sie<br />

nachzuvollziehen. Das alles ist sehr gut. Aber ist es zu viel verlangt,<br />

dass ihr auch in eurem persönlichen Leben zeigt, dass der göttliche<br />

Pfad der beste <strong>und</strong> sicherste <strong>und</strong> auch der einfachste ist? (...)<br />

Wenn ihr als Autor ein Theaterstück schreibt, verwandelt alles Niedrige<br />

<strong>und</strong> Weltliche in das Höhere <strong>und</strong> Spirituelle. Betrachtet niedrige<br />

Dinge nicht als niedrig, sondern als Versehen, Fehler, missglückte<br />

Versuche oder Irrtümer, die verhindert werden müssen. Stärkt die spirituellen<br />

Beziehungen von Mensch zu Mensch. Seht menschliche<br />

Wesen nicht nur als Körper mit Hunger, Durst, Leidenschaften <strong>und</strong><br />

Vorurteilen. Das ist eine falsche Anschauung. Betrachtet lieber das<br />

Sehnen, die Ideale, die Träume von der allumfassenden Einheit, das<br />

Ringen um Wahrheit, Erbarmen, Gnade, Mitgefühl <strong>und</strong> Freiheit <strong>und</strong><br />

405


schildert diese in den Stücken, die ihr schreibt. Das wird die Atmosphäre<br />

des Theaters verändern <strong>und</strong> sie heiligen. Ihr werdet dadurch<br />

dem einzelnen Menschen <strong>und</strong> der Nation helfen, stärker <strong>und</strong> widerstandsfähiger<br />

zu werden. Jetzt gleiten die Menschen auf dem leichten<br />

Weg des Lasters <strong>und</strong> der Nichtigkeiten abwärts. Haltet diesen Prozess<br />

auf; öffnet ihre Augen für den Abgr<strong>und</strong>, der dort unten gähnt.<br />

5.12.64, (18-118/120)<br />

Ihr könnt auch in einem weltlichen Leben spirituelle Fortschritte machen.<br />

Es schadet nicht, das Familienleben mit Ehepartner <strong>und</strong> Kindern<br />

als Übungsfeld für ein spirituelles Leben zu wählen. Ihr tragt eine<br />

Brille, um euer Sehvermögen zu verbessern. Ebenso kann ein Leben<br />

in der Familie, in der Gesellschaft <strong>und</strong> der Politik euer „Sehvermögen“<br />

verbessern. Nutzt die Möglichkeiten, die sich dabei bieten, für die Entwicklung<br />

von Selbstbeherrschung <strong>und</strong> Opferbereitschaft. 13.12.64,<br />

(18-126/127)<br />

Heute lässt sich der Mensch in Raketen einschliessen <strong>und</strong> rast mit irrsinniger<br />

Geschwindigkeit um die Welt <strong>und</strong> sogar zum Mond, aber er<br />

hat es nicht fertig gebracht, auch nur einen Zentimeter tief in sein Inneres<br />

einzudringen, um die zügellosen Gefühle <strong>und</strong> Gedanken, die<br />

dort wüten, zu beherrschen. Um euch davor zu bewahren, von der<br />

Strömung des Wandels weggeschwemmt zu werden, müsst ihr<br />

stromaufwärts schwimmen, <strong>und</strong> das ist in der Tat ein kühnes <strong>und</strong><br />

schwieriges Unterfangen. (...)<br />

Lasst euch nicht in die Probleme der Welt verwickeln. Versucht, so oft<br />

ihr könnt, mit dem Namen des Herrn auf den Lippen in die reinere Luft<br />

des göttlichen Geistes zu entfliehen. Von den 24 St<strong>und</strong>en des Tages<br />

nehmt 6 St<strong>und</strong>en für eure persönlichen Bedürfnisse in Anspruch, 6<br />

St<strong>und</strong>en für den Dienst am Nächsten, 6 St<strong>und</strong>en für Schlaf <strong>und</strong> verbringt<br />

6 St<strong>und</strong>en in Gedanken über das Göttliche. Die letzteren 6<br />

St<strong>und</strong>en werden euch eine stählerne Kraft verleihen. 16.12.64, (18-<br />

130)<br />

Das „Fieber der arroganten Jugend“ ist eine Krankheit, die den Intellekt<br />

benebelt <strong>und</strong> die Jugend <strong>und</strong>ankbar <strong>und</strong> herzlos macht. Die Eltern<br />

werden vernachlässigt, die Älteren nicht geachtet, die <strong>Lehre</strong>r lächerlich<br />

gemacht, die Heiligen Schriften verhöhnt. Die jungen Leute<br />

brüsten sich, ihren Kopf vor niemand anderem zu beugen als vor dem<br />

Barbier. Sie verursachen den Eltern, denen sie ihr Leben verdanken,<br />

406


Kummer <strong>und</strong> Sorgen. Lasst euch nicht einreden, dass ein solches<br />

Verhalten etwa achtenswert sei. 17.12.64, (18-136)<br />

Heute kennen die Leute die Geschichten der Filmstars, sind aber völlig<br />

unwissend, was ihre eigene Geschichte betrifft. Sie wissen über<br />

die Sterne am Himmel Bescheid, nicht aber über die wirklich wichtigen<br />

Dinge, um die sie sich kümmern sollten. Entwickelt Tugenden,<br />

die euch <strong>und</strong> anderen wirkliche Freude schenken, anstatt Gewohnheiten,<br />

die eure Ges<strong>und</strong>heit ruinieren, eure Geldbörsen leer machen<br />

<strong>und</strong> euer Ansehen schädigen. Ich möchte, dass die Devotees ihr Verhalten<br />

<strong>und</strong> ihren Charakter verbessern. Es ist nicht genug, in den<br />

Tempel zu gehen, mit lauter Stimme zu singen <strong>und</strong> die Zimbeln zu<br />

schlagen. Das zeigt nur äussere Begeisterung. Gott schaut nicht auf<br />

äussere Zeichen der Frömmigkeit, sondern auf die innere Haltung,<br />

die dahinter steht. (...)<br />

Das Unsichtbare ist die Gr<strong>und</strong>lage des Sichtbaren. Das sind die Dinge,<br />

die jedermann wissen sollte statt der grossen Menge von Informationen,<br />

welche jetzt die Köpfe füllt. 28.3.65, (18-206/207)<br />

Heutzutage leiden die Gebildeten <strong>und</strong> Experten auf jedem Gebiet an<br />

einer schrecklichen Krankheit, nämlich an „moralischer Unterernährung“.<br />

In den Plänen der Regierung für die Entwicklung des Landes ist<br />

eine Charakterschulung nicht vorgesehen. Ein tugendhafter Mensch<br />

wird ausgelacht wie ein Dummkopf, der es nicht versteht, in der Welt<br />

voranzukommen. Aber die Veden erklären, dass jede Handlung zur<br />

Verbesserung des Charakters, zur Läuterung der Gefühle, Leidenschaften<br />

<strong>und</strong> Impulse, die den Geist verseuchen, beitragen <strong>und</strong> die<br />

Schau des Menschen erweitern sowie seine Bindung an das Universale,<br />

von dem er ein Teil ist, stärken muss. 8.12.64, (19-12)<br />

Ich will euch nur das Wichtigste von dem sagen, was diese Bücher<br />

lehren, <strong>und</strong> möchte, dass ihr euch vornehmt, diese <strong>Lehre</strong>n von heute<br />

an zu befolgen: „Sucht keine Fehler in anderen; hört auf, eurer göttlichen<br />

Natur zuwiderzuhandeln; hütet euch davor, andere zu verleumden;<br />

seid weder eifersüchtig noch böswillig, sondern immer respektvoll<br />

<strong>und</strong> bescheiden.“ Lebt mit der Liebe, in der Liebe, für die Liebe.<br />

Dann wird euch der Herr, der die Verkörperung der Liebe ist, alles gewähren,<br />

was ihr braucht, auch, wenn ihr ihn um nichts bittet. Er kennt<br />

eure Bedürfnisse; er ist die Mutter, die nicht wartet, bis das Kind zu<br />

weinen beginnt, bevor sie es füttert. Seine Liebe ist so gross, dass er<br />

407


im Voraus weiss, was euch fehlt, <strong>und</strong> euch zu Hilfe eilt. Ihr wartet alle<br />

ungeduldig darauf, dass ich euch ein „Interview“ gewähre, damit ihr<br />

mir die langen Listen eurer Wünsche, die ihr mitgebracht habt, vorlegen<br />

könnt. Diese Wünsche vermehren sich, sie nehmen niemals ein<br />

Ende. Die Erfüllung eines Wunsches führt zu einer Serie neuer Wünsche.<br />

Strebt danach, die Stufe zu erreichen, wo nur der Wille Gottes<br />

zählt <strong>und</strong> ihr ein Werkzeug in seinen Händen seid. 13.7.65, (19-25)<br />

Unter Schriftstellern <strong>und</strong> Dichtern aller Länder verbreitet sich heute<br />

eine bösartige Krankheit - die Krankheit, alles, was ehrwürdig ist <strong>und</strong><br />

sich bewährt hat, zu verachten <strong>und</strong> das, was von anderen verehrt<br />

wird, zu verhöhnen <strong>und</strong> zu kritisieren. Anzügliche Zoten, hitzige Kritik<br />

- das hält man heute für „modern“ <strong>und</strong> zeitgemäss; das ist die literarische<br />

Mode. Aber solche Literatur schadet der heranwachsenden Generation;<br />

sie verdirbt ihren Geschmack <strong>und</strong> beraubt sie ihrer Ideale.<br />

Wer die alten Weisheiten achtet, wird als Feigling angesehen, der es<br />

nicht wagt, neue Wege zu begehen; wer die „modernen“ Mätzchen<br />

mitmacht, wird zum Genie erklärt <strong>und</strong> findet viele Nachahmer. Wer<br />

den etablierten Glauben mit Schmutz bewirft, wird als Held, wer ihn<br />

unterstützt, als Feigling angesehen. Die Dichter sollten versuchen,<br />

diese Krankheit zu überwinden. Sie müssen ihre eigene Ges<strong>und</strong>heit<br />

wiederherstellen <strong>und</strong> ihren Mitmenschen ges<strong>und</strong>es Gedankengut<br />

vermitteln. 6.10.65, (19-70)<br />

Wenn junge Menschen erkennen, dass Gott allgegenwärtig ist <strong>und</strong> im<br />

eigenen Herzen wohnt, werden sie gewiss das vedische Gebot einhalten:<br />

„Sprich die Wahrheit <strong>und</strong> halte dich an die Göttliche Ordnung.“<br />

Sie werden immer die Wahrheit sagen <strong>und</strong> sittlich handeln. 24.10.65,<br />

(19-73)<br />

Die Schulbildung muss ein Studium des menschlichen Geistes <strong>und</strong><br />

seiner negativen Impulse, die Hass, Streit <strong>und</strong> Verleumdung veranlassen,<br />

einschliessen. Sie darf nicht nur darin bestehen, die Gesetze<br />

der Natur kennenzulernen <strong>und</strong> sich die Fähigkeiten anzueignen, aus<br />

natürlichem Material nützliche Produkte herstellen zu können. Sie<br />

muss den Schülern die Möglichkeit bieten, zu lernen, wie sie sich<br />

selbst mit Hilfe ihrer Intelligenz <strong>und</strong> ihres Verstandes erkennen können.<br />

Sie sollte auch das innere Auge öffnen, das noch wichtiger ist als<br />

das äussere. Dem äusseren Auge muss die Herrlichkeit Gottes in der<br />

Natur <strong>und</strong> dem inneren Auge die transzendente Wirklichkeit Gottes<br />

408


enthüllt werden. Die Nahrung erhält Körper <strong>und</strong> Geist; der Geist hat<br />

die Aufgabe, die Allgegenwart Gottes zu entdecken. (...)<br />

Kinder sollten im Bewusstsein der Bruderschaft der Menschen <strong>und</strong><br />

der Vaterschaft Gottes aufwachsen. Wenn ihnen diese <strong>Lehre</strong>n nicht<br />

zugänglich gemacht werden, enthält man ihnen etwas vor, worauf sie<br />

ein Anrecht haben. Um den Menschen vertrauen zu können, bedarf<br />

es des Glaubens an Gott. Ohne Glauben gleicht der Mensch einer<br />

Pflanze, deren Wurzeln zerstört wurden; sie vertrocknet <strong>und</strong> welkt<br />

schnell dahin. Damit ist der Glaube an den Gott im Herzen des Menschen<br />

gemeint, der ihn bei allem, was er einer inneren Stimme folgend<br />

tut, sagen lässt: „Ich habe es getan.“ Dieser Glaube ist der Nährboden,<br />

auf welchem Liebe, Mut, Zufriedenheit <strong>und</strong> Freude wachsen.<br />

Es ist leicht, in Kindern das Bewusstsein zu wecken, dass dieses „Ich“<br />

den Körper nur als Gewand trägt. Sie werden in gegenseitiger Liebe<br />

<strong>und</strong> Zusammenarbeit mit allen Menschen in allen Ländern aufwachsen,<br />

wenn sie wissen, dass Hautfarbe <strong>und</strong> soziale Stellung nichts weiter<br />

sind als ein Mantel, der die innere Wirklichkeit nicht berührt.<br />

Natürlich muss das Elternhaus die erste Schule sein, in der dem Geist<br />

der Kinder der Wert des Gebets, der Bescheidenheit <strong>und</strong> der tätigen<br />

Nächstenliebe nahegebracht wird. Eltern müssen fest an die gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Wahrheiten dieser universalen Religion glauben. Kinder<br />

müssen erleben, wie ihre Eltern vor dem Hausaltar beten <strong>und</strong> meditieren,<br />

wie sie die Fehltritte anderer vergeben <strong>und</strong> mit denen fühlen, die<br />

Kummer <strong>und</strong> Leid erdulden müssen. Kinder sollten ihre Eltern nicht<br />

besorgt, hilflos, unzufrieden <strong>und</strong> verzagt sehen, als ob sie keinen Gott<br />

hätten, auf den sie sich stützen können <strong>und</strong> der ihnen Mut <strong>und</strong> innere<br />

Kraft verleiht.<br />

<strong>Lehre</strong>r sollten einfache, ernsthafte, ehrliche <strong>und</strong> spirituelle Menschen<br />

sein, die Freude <strong>und</strong> Liebe ausstrahlen. Wer Wert auf hohen Lebensstandard<br />

legt <strong>und</strong> seine Arbeit von der Höhe der Bezahlung abhängig<br />

macht, ist kein guter <strong>Lehre</strong>r. <strong>Lehre</strong>r müssen wie die alten Rishis sein:<br />

ausgeglichen, zufrieden <strong>und</strong> selbstlos. Sie müssen gelernt haben,<br />

sich selbst zu beherrschen <strong>und</strong> eine gelassene Ruhe ausstrahlen. (...)<br />

Es sollte im Lehrplan kein spezielles Fach für „Ethik“ geben, in dem<br />

die Schüler moralische Belehrungen erhalten. Jedes Fach muss so<br />

gelehrt werden, dass Moral <strong>und</strong> Ethik wie ein roter Faden durch alle<br />

Unterrichtsst<strong>und</strong>en gehen. Durch ihr Vorbild müssen die <strong>Lehre</strong>r im<br />

Klassenzimmer <strong>und</strong> auf dem Sportplatz den Wert der Zusammenarbeit,<br />

der Opferbereitschaft <strong>und</strong> des Mitgefühls für die weniger Begabten<br />

<strong>und</strong> Behinderten in höchster Vollkommenheit demonstrieren. Da-<br />

409


durch werden die Kinder angeregt, den Schwachen, Kranken <strong>und</strong><br />

Armen zu helfen; sie lernen, selbstlos zu lieben, werden selbstbewusst<br />

<strong>und</strong> erfahren die Bedeutung der Stille <strong>und</strong> des Gebets. Diese<br />

indirekte Methode, mit der <strong>Lehre</strong>r <strong>und</strong> Erzieher durch ihr Vorbild den<br />

Kindern die Gr<strong>und</strong>lagen sittlichen Verhaltens beibringen, ist besser<br />

als die direkten Anweisungen, die in Schulbüchern stehen <strong>und</strong> die für<br />

die Prüfung gelernt werden müssen. Erzählt Geschichten aus den<br />

Upanishaden, der Bibel, dem Bhagavatam, dem Ramayana <strong>und</strong> dem<br />

Mahabharata. Wenn ihr etwas durch ein Beispiel verdeutlichen wollt,<br />

erzählt - gleichgültig, in welchem Fach ihr gerade unterrichtet - eine<br />

Episode aus dem Leben der Heiligen, die es zu allen Zeiten in allen<br />

Nationen gegeben hat. Man kann alle Fächer, sogar die Naturwissenschaften<br />

<strong>und</strong> Mathematik, auf spirituelle oder auf materialistische Art<br />

<strong>und</strong> Weise lehren. Nehmt Bezug auf das Spirituelle, wo immer es<br />

möglich ist.<br />

Wenn ihr dieses Programm der spirituellen Aufklärung ernst nehmt,<br />

hat das den Vorteil, dass ihr durch den unmerklichen Einfluss auf die<br />

Kinder auch die Atmosphäre im Elternhaus verbessert. Wenn das<br />

Kind still sitzt <strong>und</strong> über den Schöpfer, der dieses w<strong>und</strong>erbare Universum<br />

werden liess, meditiert, werden die Eltern angeregt, dasselbe zu<br />

tun, <strong>und</strong> Liebe <strong>und</strong> gegenseitiges Verstehen werden in das Heim einziehen.<br />

3.4.67, (19-224/227)<br />

Die Regierungen, die das Unterrichtssystem des Landes festlegen<br />

<strong>und</strong> betreuen, sind verantwortlich für die Unzufriedenheit <strong>und</strong> Enttäuschung<br />

<strong>und</strong> für die daraus folgende Pflichtvergessenheit <strong>und</strong> Unruhen<br />

der Studenten. Sie richten ihre Aufmerksamkeit nur auf die physische<br />

<strong>und</strong> intellektuelle Ausbildung der Jugend. Sie vergessen, dass<br />

auch der seelischen, moralischen <strong>und</strong> geistigen Entwicklung Aufmerksamkeit<br />

geschenkt werden muss, damit eine vollintegrierte Persönlichkeit<br />

daraus hervorgehen kann. Heute wird ein Kind in die<br />

Schule geschickt, damit es Jahre später einen bequemen Job bekommen<br />

soll! Die Schule dient dazu, einen Broterwerb zu finden, nicht<br />

aber, um das Höchste im Leben zu erreichen. In allen Ländern ist es<br />

das Gleiche. Nirgends wird der Jugend beigebracht, Gleichmut <strong>und</strong><br />

Frieden zu erlangen. Überall ist das Ziel ein komfortables Leben, nicht<br />

ein Leben des Friedens <strong>und</strong> der ungetrübten Freude. (...)<br />

Die Studenten müssen eine Neuordnung des Ausbildungssystems<br />

gemäss dieser Leitlinien verlangen. Sie müssen verlangen, dass sie<br />

besser ausgerüstet werden, der Herausforderung des Lebens zu be-<br />

410


gegnen. Sie müssen die Behörden überzeugen, dass dies wesentlich<br />

ist. Schliesslich gehören auch sie zu euch <strong>und</strong> sind an eurem Wohlergehen<br />

interessiert. Sie müssen euch anhören <strong>und</strong> euren Vorschlägen<br />

entsprechen. 30.7.67, (20-59/60)<br />

Heutzutage sind sich die <strong>Lehre</strong>r des Adels ihres Berufes nicht mehr<br />

bewusst, <strong>und</strong> die Gesellschaft ist <strong>und</strong>ankbar geworden. Junge Leute<br />

haben Filmstars als Vorbilder; sie lernen die gefährlichsten Dinge aus<br />

Filmen, Horror-Comics <strong>und</strong> Kriminalromanen. Ihnen wurden im Kindesalter<br />

keine menschlichen Werte vermittelt, <strong>und</strong> so werden sie vom<br />

Strom der Belanglosigkeiten mitgerissen. <strong>Der</strong> <strong>Lehre</strong>r kann dieser Tragödie<br />

nur hilflos zuschauen, da er selbst keine Kraft <strong>und</strong> Substanz,<br />

kein Ideal weitergeben kann <strong>und</strong> nicht fähig ist, Begeisterung hervorzurufen.<br />

(...)<br />

<strong>Der</strong> <strong>Lehre</strong>r sollte in einer Atmosphäre der Liebe <strong>und</strong> der Wahrhaftigkeit<br />

arbeiten, die weder Missgunst noch Unehrlichkeit kennt. Er darf<br />

nicht mürrisch <strong>und</strong> verdrossen sein; der Umgang mit den Kindern<br />

muss ihn glücklich <strong>und</strong> zufrieden machen, denn nur dann kann er Liebe<br />

ausstrahlen. Weder Ratschläge noch Ermahnungen können den<br />

<strong>Lehre</strong>r dazu bringen, den Anforderungen seines Berufes voll gerecht<br />

zu werden. Kein äusserer Einfluss ist dazu in der Lage; er muss an<br />

sich selbst arbeiten. 5.9.68, (21-19)<br />

Das ehrgeizige Streben, berühmt zu werden, eine hohe Stellung einzunehmen,<br />

um Autorität über seine Mitmenschen ausüben zu können<br />

<strong>und</strong> ein Leben im Luxus zu führen, kann niemals zu innerem Frieden<br />

führen. Innerer Frieden ist das Ergebnis ganz anderer Bemühungen.<br />

Reichtum kann nicht über ihn gebieten, noch kann Autorität ihn sich<br />

aneignen. Er muss durch Meditieren, Rezitieren der Namen des Herrn<br />

<strong>und</strong> durch die neun Schritte, die zu den Füssen des Allmächtigen führen,<br />

erlangt werden. Und er ist nur hier auf Erden zu finden, wo der<br />

Mensch rechtmässig hingehört, <strong>und</strong> nicht auf irgendeinem anderen<br />

Himmelskörper im Weltraum, auf den der Mensch sich vorwagen<br />

mag. Ihr vermehrt euren Kummer, wenn ihr euch an die Vergangenheit<br />

erinnert <strong>und</strong> euch eine düstere Zukunft ausmalt. 21.11.69, (21-<br />

116)<br />

Es ist gut, eine Zeit für die Andacht in den St<strong>und</strong>enplan einzubeziehen.<br />

Stille ist von unschätzbarem Wert, <strong>und</strong> die Schüler sollten ermutigt<br />

werden, sie zu praktizieren. Achtet auch darauf, dass sie weder<br />

411


übermütig noch niedergeschlagen sind. Das Pendel beginnt nur zu<br />

schwingen, wenn die Uhr aufgezogen ist. Lehrt sie, ihre Wünsche zu<br />

beherrschen, anstatt immer neue in ihnen zu wecken. Erwachsene,<br />

Politiker, Führer <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong>r sollten die Gefühle der Jugendlichen<br />

nicht entflammen <strong>und</strong> sie zu Sklaven des Zorns <strong>und</strong> der Leidenschaften<br />

machen, so wie sie es jetzt bei jeder Gelegenheit tun. (...)<br />

Ich werde euch von einem Vorfall im <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong>-College erzählen,<br />

der euch zeigen wird, welche Art von Änderung ich begrüsse. Zu Beginn<br />

des öffentlichen Examens im College standen alle Prüfungskandidaten<br />

miteinander auf, nachdem sie die Bogen mit den Fragen erhalten<br />

hatten. Die aufsichtführenden Personen waren überrascht <strong>und</strong><br />

einige befürchteten, die Studenten würden vielleicht eine Szene machen<br />

<strong>und</strong> gegen die verteilten Texte oder die Sitzordnung protestieren.<br />

Aber sie standen nur auf, um für eine Minute still zu beten! Das<br />

ist eine sehr reinigende <strong>und</strong> kraftspendende Gewohnheit. 2.3.70, (21-<br />

141/143)<br />

Dann möchte ich noch einmal die Schüler anhalten, keine Horror-Comics<br />

über Verbrechen <strong>und</strong> Sex <strong>und</strong> keine Romane über Laster <strong>und</strong><br />

Verdorbenheit zu lesen. Geht auch nicht in Filme, denn obwohl sie<br />

manchmal als vorbildlich <strong>und</strong> von erzieherischem Wert angekündigt<br />

werden, schmuggeln die Produzenten aus Profitgier niedrige, vulgäre,<br />

demoralisierende Szenen ein, die rohen, unerzogenen Menschen<br />

gefallen. Lasst es nicht zu, dass der Virus des Lasters euer Gehirn infiziert.<br />

Wenn das geschieht, sinkt ihr auf Ebenen unterhalb der tierischen<br />

hinab. Glaubt nicht, es sei möglich, glücklich <strong>und</strong> ohne Angst<br />

<strong>und</strong> Mühe zu leben. Baut keine Luftschlösser <strong>und</strong> hofft, darin zu leben.<br />

Das Leben ist ein Mosaik aus Vergnügen <strong>und</strong> Schmerz, Leid ist<br />

ein Intervall zwischen zwei Augenblicken der Freude, Frieden ist das<br />

Zwischenspiel zwischen zwei Kriegen. Es gibt keine Rosen ohne Dornen,<br />

wer vorsichtig ist, wird die Blume pflücken, ohne sich zu stechen.<br />

Es gibt keine Biene ohne Stachel, dennoch wird der Kluge den Honig<br />

einsammeln. Mühe <strong>und</strong> Arbeit werden euch verfolgen, aber ihr dürft<br />

nicht zulassen, dass sie euch vom Pfad der Pflicht <strong>und</strong> Hingabe abbringen.<br />

Wenn ihr nach den Jahren hier in eure Dörfer zurückkehrt,<br />

haltet Ausschau nach den <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Seva-Gruppen oder den Bhajan-Gruppen<br />

im Ort, schliesst euch diesen an. Teilt die Glückseligkeit<br />

des Dienstes mit ihnen, besucht Patienten im Hospital, lest ihnen etwas<br />

Schönes vor, schreibt Briefe für sie <strong>und</strong> seid einfach nett <strong>und</strong><br />

fre<strong>und</strong>lich zu ihnen in ihrer Einsamkeit <strong>und</strong> ihrem Schmerz. Geht in<br />

die Slums, geht wie helle Lampen voll Liebe <strong>und</strong> Sympathie hindurch<br />

412


<strong>und</strong> helft den Leuten dort, ihre Lebensbedingungen so zu verändern,<br />

dass sich ihre Ges<strong>und</strong>heit verbessert, ihr Einkommen erhöht <strong>und</strong> ihre<br />

Ausbildung gefördert wird. Wenn der Zucker göttlicher Gedanken<br />

dem faden Wasser täglicher Routine hinzugefügt wird, wird es Limonade<br />

<strong>und</strong> schmeckt köstlich. Also tut das <strong>und</strong> helft anderen auch dabei.<br />

<strong>Der</strong> Mensch ist das Ebenbild Gottes, wie kann Gott euch seine Gnade<br />

schenken, wenn ihr sein Bild verletzt, wenn ihr ihn beiseite schiebt,<br />

ihn schmäht oder ihn von euch fernhaltet? Wenn ihr erklärt, „meins ist<br />

meins, eures ist eures“, wird euch auch Gott dahin stellen, wo seine<br />

Liebe euch nicht erreicht. Annie Besant sagte einmal, statt festzustellen,<br />

der Mensch suche Gott, sei es viel richtiger zu sagen, Gott suche<br />

immer den Menschen, einen Menschen, der seine Kinder liebe <strong>und</strong><br />

ihnen diene <strong>und</strong> sie so liebevoll behandele, wie er es tue. April 73,<br />

(22-200/201)<br />

Erziehung verleiht Bescheidenheit, gibt das Recht, eine beherrschende<br />

Stellung zu bekleiden. Daraus ergibt sich der berechtigte Anspruch<br />

auf Wohlhabenheit. Mit Hilfe eines solchen Reichtums können Mildtätigkeit<br />

<strong>und</strong> Mitgefühl praktisch verwirklicht werden, <strong>und</strong> hierdurch können<br />

das Glück in dieser Welt <strong>und</strong> der Frieden in der kommenden gewonnen<br />

werden. Die Erziehung ist somit eine grosse konstruktive<br />

Kraft für die Menschheit. Aber Reformer <strong>und</strong> Erneuerer haben so viel<br />

an dem Erziehungsvorgang gepfuscht, dass er nun zu einer Karikatur<br />

seiner selbst reduziert ist. Die Effektivität des Erziehungssystems <strong>und</strong><br />

sein Segen für die Menschheit sind missachtet <strong>und</strong> vernachlässigt<br />

worden. Nun wird mit seinem Namen die Kunst der Sammlung von Informationen<br />

über die objektive Welt benannt. Die weit wichtigere Aufgabe,<br />

die menschliche Natur zum Göttlichen zu verwandeln, wird als<br />

nicht zu seinem Aufgabenbereich gehörig aufgegeben. <strong>Der</strong> Unterschied<br />

zwischen den alten Idealen der Erziehung <strong>und</strong> den modernen<br />

Praktiken ist erschreckend. (...)<br />

<strong>Lehre</strong>r <strong>und</strong> Schüler werden nur dann voller Freude sein, wenn sie<br />

eine Liebe verbindet, die keine Belohnung erwartet. Wenn materieller<br />

Gewinn das Ziel ist, gründet die Freude nur auf Materiellem <strong>und</strong> begeistert<br />

nicht das Gemüt. Sie kann nicht rein, stetig <strong>und</strong> ernsthaft sein.<br />

Als <strong>Lehre</strong>r der spirituellen Erziehung für Kinder (Bal Vikas-Klassen)<br />

des ganzen Landes schaut ihr nicht auf geldliche oder materielle Vorteile,<br />

<strong>und</strong> somit habt ihr reichlich Gelegenheit, durch die Strahlen der<br />

Liebe das Herz <strong>und</strong> den Intellekt des Kindes erblühen zu lassen. Ich<br />

413


möchte euch sagen, dass sich heutzutage die meisten <strong>Lehre</strong>r auf<br />

westliche Schulungsmethoden spezialisiert haben, <strong>und</strong> dadurch haben<br />

sie ihre Verwurzelung in unserer eigenen Kultur verloren <strong>und</strong> sind<br />

sich der tieferen Quellen des Geistes nicht bewusst. Sie sind materialistisch,<br />

weltlich <strong>und</strong> egoistisch geworden. Sie werden in der Suche<br />

nach sinnlichen Freuden <strong>und</strong> nach Geldverdienen gefangen. Sie wissen<br />

nicht, dass wirkliche Erziehung darin besteht, dem Kind zu helfen,<br />

die in ihm verborgene Göttlichkeit zum Ausdruck zu bringen. (...)<br />

Um diese Fehler zu korrigieren, muss man mit den <strong>Lehre</strong>rn beginnen.<br />

Sie müssen sich des hohen Zwecks der Erziehung bewusst werden<br />

sowie des Zieles, zu dem sie die Kinder des Landes führen müssen.<br />

(...)<br />

Ihr müsst jede Geschichte oder Erzählung, die ihr den Kindern vorlegt,<br />

vom Standpunkt des individuellen Glaubens <strong>und</strong> der sozialen<br />

Harmonie aus untersuchen. Führt sie das Kind zu einem besseren,<br />

harmonischeren, einem mehr Gott-orientierten Leben? Das ist die<br />

Frage, die ihr euch selbst stellen solltet. 3.1.74, (23-8/10)<br />

Ein College, das seinen Studenten, die verschiedene sachliche <strong>und</strong><br />

materielle Studienfächer studieren, nicht das Wissen um ihre göttliche<br />

Realität vermittelt, ist uninteressant wie ein Himmel ohne Mond, ein<br />

Herz ohne Frieden oder eine Nation ohne Achtung vor dem Gesetz.<br />

(...)<br />

Die Institutionen, in denen Erziehung heutzutage vermittelt wird, haben<br />

nicht die Atmosphäre moralischer oder spiritueller Werte. Es fehlt<br />

an Disziplin; die Ehrlichkeit nimmt ab. Höflichkeit <strong>und</strong> gute Manieren<br />

gelten als altmodische Verhaltensformen; Habenwollen <strong>und</strong> nicht Geben<br />

ist die Regel; Intoleranz wird hoch geschätzt. (...)<br />

<strong>Der</strong> Mensch sollte sich vor diesem Verfall retten; er sollte seine Ehre<br />

<strong>und</strong> sein Ziel nicht für den kleinen Triumph des Augenblicks opfern;<br />

wenn er dies tut, wird er wertloser als Lehm. (...)<br />

Ich verlasse mich auf euch, meine Studenten, bei einer grossen<br />

Transformation der Weltanschauung, einer grossen Revolution. Die<br />

Studenten des <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Colleges müssen diese Bewegung leiten.<br />

Die ältere Generation kann nur reden; ihr müsst handeln. Seid diszipliniert;<br />

seid sanft in eurem Verhalten, eurem Sprechen <strong>und</strong> in euren<br />

Beziehungen zu weniger Begünstigten. Seid dankbar gegenüber euren<br />

Eltern, euren Dörflern <strong>und</strong> jenen, die sich um euer Wohlergehen<br />

mühen. Versucht immer euer Bestes, um einen guten Namen für<br />

euch selbst, für euer College <strong>und</strong> für eure Eltern zu verdienen.<br />

414


Habt nicht den Eindruck, dass ihr <strong>und</strong> ich nur jetzt während eures Studiums<br />

an diesem College zusammengekommen sind! Ihr seid zu mir<br />

wegen weit höherer Triumphe gekommen, aufgr<strong>und</strong> von Verdiensten,<br />

die ihr in vielen früheren Leben erworben habt. 31.1.74, (23-29/31)<br />

Es gibt in den zarten Herzen der Kinder ein solches Potential an Hingabe<br />

<strong>und</strong> Streben nach höheren Idealen <strong>und</strong> Zielen; dies kann durch<br />

euch entwickelt <strong>und</strong> gepflegt werden. Denkt nicht, sie wüssten nichts;<br />

denkt nicht, ihr könntet sie auf jeden Weg umleiten, den ihr wünscht.<br />

Dies ist ein Fehler. Erkennt das grosse Potential des Kindes; nehmt<br />

die Methoden an, die das Kind selbst vorschlagen oder andeuten<br />

mag. Helft dem Kind, Göttlichkeit zu erreichen <strong>und</strong> sich seiner hohen<br />

Bestimmung bewusst zu werden. Nehmt nicht an, dass das Kind eine<br />

unterlegene Persönlichkeit ist oder dass es nicht in der Lage ist, diese<br />

Höhen zu erreichen. 10.7.74, (23-85)<br />

Erzählt den Kindern das, was sie nicht selbst durch Beobachtung lernen<br />

können. (...) Erzählt ihnen auch Geschichten aus der Bibel, den<br />

buddhistischen Texten, dem Zend-Avesta <strong>und</strong> dem Koran. Dass ein<br />

Pferd vier Beine hat, ist eine Tatsache, die man das Kind nicht lehren<br />

muss; das kann es in einem Augenblick entdecken. Was das Kind<br />

nicht kennt, das sind die Geschichten <strong>und</strong> Verse, welche die Kultur<br />

ausmachen.<br />

Lasst euch nicht von Leuten abschrecken, die sagen, dass die Information<br />

<strong>und</strong> die Inspiration, die ihr gebt, eine zu grosse Last für den<br />

zarten Geist sei. Nur Erwachsene empfinden das Lernen neuer Fakten<br />

als eine Last. Das zarte Kindesalter ist die beste Zeit für diese Art<br />

der Unterweisung. Erzählt ihnen von der Wichtigkeit des OM <strong>und</strong> seiner<br />

Bedeutung als Gr<strong>und</strong>klang der gesamten Schöpfung. Es ist ein<br />

bedeutungsvoller symbolischer Klang; es ist etwas ganz anderes als<br />

der nutzlose Jargon, den die Kinder heute in der ersten Lektion der<br />

Schule lernen. 6.1.75, (23-142)<br />

Bei den Gebildeten findet ihr keine Anzeichen von Selbsterkenntnis;<br />

noch seht ihr eine andere Eigenschaft, die ihr von jedem Menschen<br />

erwartet, nämlich die Eigenschaft des Mitleids, der Anteilnahme oder<br />

des Mitgefühls. Die „Nicht-Gebildeten“ zeigen diese Eigenschaft mehr<br />

als die „Gebildeten“! „Bildung“ scheint die Herzen zu verhärten <strong>und</strong><br />

die Gefühle von Mitleid <strong>und</strong> Pietät auszutrocknen. 23.3.75, (23-148)<br />

415


<strong>Der</strong> Erziehungsprozess muss den Einzelnen zu einem glücklicheren<br />

<strong>und</strong> nützlicheren Menschen machen; er muss ihn auch zu einem besseren<br />

Bürger machen, der willig <strong>und</strong> imstande ist, den Fortschritt der<br />

Nation, zu der er gehört, zu fördern. Die Erziehung muss ablassen<br />

von dem gegenwärtigen Bestreben, Titel zu vergeben, die doch nur<br />

Bettelschalen sind, mit denen die Graduierten auf der Suche nach Arbeit<br />

im Land umherreisen. 6.7.75, (23-177)<br />

Erziehung muss ausser der Intelligenz den Körper, den Geist <strong>und</strong> die<br />

Seele führen. Sie kann nicht auf die vier Mauern eines Gebäudes beschränkt<br />

bleiben. Das Universum ist eine Universität für jene, die lernen<br />

<strong>und</strong> beobachten wollen. Bewusstheit ist Leben; deshalb müssen<br />

alle, Bauer, Schreiner, Schmied, Bildhauer, Kaufmann, sich ihrer<br />

Pflichten <strong>und</strong> Verantwortungen, ihrer Fertigkeiten <strong>und</strong> Regeln bewusst<br />

sein, durch welche die Erziehung gefördert <strong>und</strong> gefestigt werden<br />

muss.<br />

Erziehung ist keine Angelegenheit für Bücherwürmer; der Vorgang<br />

muss das Studium <strong>und</strong> die Wertschätzung aller Erwerbszweige, Berufe<br />

<strong>und</strong> Zünfte umfassen. Sie muss dazu ermutigen, das Gute anzunehmen<br />

<strong>und</strong> das Schlechte zurückzuweisen. Spirituelle Erziehung ist<br />

keine fest umrissene <strong>und</strong> für sich bestehende Disziplin; sie ist ein wesentlicher<br />

Bestandteil aller Arten <strong>und</strong> Ebenen der Erziehung. Sie ist in<br />

der Tat die eigentliche Gr<strong>und</strong>lage, auf der ein dauerhaftes Gebäude<br />

errichtet werden kann. Weltliche <strong>und</strong> spirituelle Erziehung sind wie die<br />

zwei Hälften des Samens einer Hülsenfrucht; der Keim, der spriesst,<br />

ist dazwischen; er wird von beiden genährt.<br />

Das Weibliche ist die Gr<strong>und</strong>lage, auf der eine friedvolle <strong>und</strong> glückliche<br />

Welt errichtet werden kann. Wenn die Frauen aufrichtig <strong>und</strong> tapfer,<br />

fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> mitfühlend, tugendhaft <strong>und</strong> fromm sind, dann kann es<br />

in der Welt eine Zeit des Friedens <strong>und</strong> der Freude geben. 25.7.75,<br />

(23-187)<br />

Studentinnen <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong>rinnen müssen immer darauf achten, dass sie<br />

durch ihre Kleidung, Bewegung, durch ihr Lachen oder Verhalten die<br />

Augen <strong>und</strong> Zungen junger Männer nicht anziehen. Seid ein wenig hinter<br />

der Zeit zurück; das macht nichts; es ist besser, als die Moden mitzumachen,<br />

welche die Traditionen <strong>und</strong> Gewohnheiten des Landes<br />

<strong>und</strong> seiner Kultur verletzen.<br />

Bereitet euren Eltern keine Unehre <strong>und</strong> enttäuscht sie nicht, indem ihr<br />

ihren liebsten Plänen entgegenhandelt. Ich möchte euch versichern,<br />

416


dass die Verehrung, die ihr euren Eltern erweist, die Verehrung ist,<br />

die mich erreicht. 25.7.75, (23-189/190)<br />

Erziehung muss den Menschen dazu befähigen, zwischen Hell <strong>und</strong><br />

Dunkel unterscheiden zu können. Sie muss das kostbare Vermögen<br />

moralischer Stärke <strong>und</strong> spirituellen Sieges fördern <strong>und</strong> nähren <strong>und</strong><br />

die inneren Impulse des Menschen reinigen. Blosses Bücherwissen<br />

berechtigt einen Menschen nicht, sich als „gebildet“ zu bezeichnen.<br />

Ebenso kann, wer seine Emotionen nicht beherrscht, nicht als gebildet<br />

bezeichnet werden. Das latent Vorhandene muss gereinigt werden,<br />

so dass das äusserlich Sichtbare gedeihen kann. Erfahrung ist<br />

unentbehrlich für die Bestätigung <strong>und</strong> Festigung dessen, was aus Büchern<br />

gelehrt wurde. Im gegenwärtigen Erziehungssystem kann man<br />

davon keinerlei Anzeichen entdecken. Es wird kein Versuch unternommen,<br />

das Göttliche im Menschen zu erwecken, <strong>und</strong> man ist sich<br />

der Möglichkeit, sich auf die geistige Ebene zu begeben, nicht bewusst.<br />

(...)<br />

Die Einheit aller, natürliche Liebe <strong>und</strong> Kooperation sind die Qualitäten,<br />

die ihr heutzutage entwickeln müsst. Bildung ist nicht dazu da,<br />

Universitätsgrade zu erlangen. Gebt diese verrückte Jagd nach Diplomen<br />

auf, die dem Ego nur schmeicheln <strong>und</strong> die Distanz zwischen<br />

euch <strong>und</strong> allen anderen vergrössert. Entwickelt den Wunsch, anderen<br />

zu dienen, <strong>und</strong> schafft euch durch die Ausbildung das nötige Rüstzeug<br />

dazu. Die Bildung muss die Jugend begeistern, das kostbare<br />

Erbe der indischen Kultur <strong>und</strong> Spiritualität zu verstehen <strong>und</strong> die in ihnen<br />

enthaltenen höheren Kräfte wachzurufen. 18.2.80, (24-234/235)<br />

Die Pädagogen der früheren Zeit beschäftigen sich eingehend mit<br />

den Fragen: Wer sind die besten <strong>und</strong> erfolgreichsten <strong>Lehre</strong>r? Welcher<br />

Stoff muss wann, wo <strong>und</strong> wen gelehrt werden? Sie versuchten, die<br />

Lehrpläne den Bedürfnissen, Wünschen <strong>und</strong> Fortschritten der Lernenden<br />

anzupassen. In diesem Ausbildungssystem war kein Raum<br />

für Zwang <strong>und</strong> Gewalt. Da die Klassen nur sechs bis zehn Schüler<br />

hatten, konnte der <strong>Lehre</strong>r mit Leichtigkeit erkennen, ob ein Schüler<br />

den Stoff bewältigt hatte, <strong>und</strong> alle Zweifel, die dem Verständnis entgegenstehen<br />

mochten, sofort ausräumen. Die <strong>Lehre</strong>r hatten ein überwältigendes<br />

Pflichtgefühl <strong>und</strong> die Schüler ein gleichermassen grosses<br />

Verlangen zu lernen. Die Schüler hatten also sowohl Zugang zu<br />

dem Wissen, das sie für das tägliche Leben brauchten, als auch zu<br />

dem, das ihnen die innere Quelle der Weisheit, Kraft <strong>und</strong> Glückseligkeit<br />

erschliessen konnte. Gelernt wurde in jenen Tagen im Wesentli-<br />

417


chen durch Zuhören. Nicht nur Schüler, sondern auch Handwerker,<br />

Schmiede, Tischler, Bauern <strong>und</strong> Töpfer ebenso wie Künstler, Musiker,<br />

Autoren <strong>und</strong> Bildhauer lernten von den Älteren, indem sie ihnen<br />

mit offenen Herzen zuhörten <strong>und</strong> sie respektvoll beobachteten, nicht<br />

indem sie Bücher studierten.<br />

Diese Tage können wiederkehren, wenn ihr das Erbe, welches euch<br />

zusteht, achtet <strong>und</strong> in Ehren haltet. Indien ist ein Garten mit vielen<br />

bunten Blumen - Hinduismus, Buddhismus, Jainismus, der <strong>Lehre</strong> des<br />

Zarathustra, Christentum <strong>und</strong> Islam. Ihre Hymnen <strong>und</strong> Gebete, die<br />

Wahrheiten, welche sie verkünden, lassen hier den Atem Gottes spüren.<br />

Indien hat von jeher alle Religionen geachtet <strong>und</strong> mit der gleichen<br />

Begeisterung willkommen geheissen.<br />

Dennoch wird von unwissenden Leuten der Eindruck verbreitet, dass<br />

in Indien H<strong>und</strong>erte von Göttern anstatt des Einen verehrt werden. Es<br />

gibt nur einen Gott, aber die Menschen rufen ihn in verschiedenen<br />

Sprachen an. Diese Entdeckung wurde in Indien schon vor Tausenden<br />

von Jahren gemacht. Es war das erste Land, in dem sie der Welt<br />

verkündet wurde. Den verschiedenen Eigenschaften dieses Einen -<br />

seinem Mitgefühl, seiner Weisheit, seinem unerschöpflichen Reichtum,<br />

seiner Unerforschlichkeit, seiner Allmacht - wurden zwar Namen<br />

<strong>und</strong> Formen zugeordnet, aber jeder, der eine von ihnen verehrt, ist<br />

sich klar darüber, dass es sich dabei nur um eine Teilvorstellung des<br />

Einen, des unteilbaren Absoluten, handelt. Jedes Gewerbe, jeder Beruf<br />

hat seine Schutzgottheit, eine erfassbare Teildarstellung des unerfasslichen<br />

Einen, der das Universum beschützt. Die Menschen hier<br />

sind sich der Allgegenwart Gottes bewusst - der Lastwagenfahrer faltet<br />

die Hände vor dem Steuerrad <strong>und</strong> spricht ein Gebet, der Töpfer<br />

verneigt sich vor der Drehscheibe, der Dichter verehrt die Feder, der<br />

Musiker ruft die Gottheit in seinem Instrument an, bevor er zu spielen<br />

beginnt. Niemand beginnt eine Aufgabe ohne ein Gebet <strong>und</strong> ein Zeichen<br />

der Verehrung. (...)<br />

Die alten Universitäten lehrten, dass Gott in allem ist, dass aber sein<br />

Wesen vom Verstand nicht erfasst werden kann. Die <strong>Lehre</strong>r forderten<br />

keine Entlohnung. Ihre Bedürfnisse wurden von der Gesellschaft befriedigt.<br />

Sie kümmerten sich nicht um materielle Dinge, sondern suchten<br />

nach spirituellen Schätzen. Auch die Schüler wollten, dass ihnen<br />

der Weg zur Befreiung von den Fesseln materieller Wünsche gezeigt<br />

würde. Die <strong>Lehre</strong>r liebten ihre Schüler manchmal mehr als ihre eigenen<br />

Kinder. Sie wollten nichts für sich, waren willig <strong>und</strong> bereit, jede<br />

Mühsal auf sich zu nehmen, immer zufrieden, glücklich <strong>und</strong> fröhlich.<br />

418


Die Schüler betrachteten ihr Studium nicht als Voraussetzung für einen<br />

gut bezahlten Arbeitsplatz, sondern sahen in jedem Wissensgebiet<br />

eine Stufe auf dem Weg zur Selbstverwirklichung. Sie hiessen die<br />

Belehrungen willkommen, denn diese läuterten ihren Geist, schärften<br />

ihren Verstand <strong>und</strong> verhalfen ihnen zu einem geheiligten Weltbild.<br />

10.7.80, (25-24/25)<br />

Selbst der grösste Wissenschaftler verhält sich so, wie es ihn seine<br />

Erfahrung lehrt, <strong>und</strong> nicht, wie es der Wirklichkeit entspricht. Obwohl<br />

es keinen Sonnenauf- <strong>und</strong> -untergang gibt, spricht er davon, als ob<br />

sie wirklich wären, <strong>und</strong> obwohl die Einteilung in Ost, West, Süd <strong>und</strong><br />

Nord illusorisch ist, benutzt er sie, um sich zu orientieren. Die Massstäbe<br />

der Wissenschaft sind Beobachtungen <strong>und</strong> Versuche.<br />

Um die Wirklichkeit zu finden, müsst ihr hinter das schauen, was ihr<br />

seht, denn das, was ihr seht, ist nicht die Wirklichkeit. Weisheit besteht<br />

darin, zu erkennen, dass hinter allem, was ihr wahrnehmt, eine<br />

verborgene Ursache liegt. Diese kann man nicht finden, wenn man<br />

sich nur mit Maschinen beschäftigt, sondern man findet sie, indem<br />

man den Geist erforscht. (...)<br />

Es gibt drei Arten des Wissens: das Wissen um die Energie in der Materie,<br />

das Wissen um geistige Energie <strong>und</strong> das Wissen um kosmische<br />

Energie. Die kosmische Energie wirkt in jedem Menschen <strong>und</strong> offenbart<br />

sich in dem Wissen um das Göttliche. Materie in jeder Form ist<br />

nur Energie. Jede Materie besteht aus Atomen, <strong>und</strong> im Atom nimmt<br />

die Energie die Form von Elektronen, Protonen <strong>und</strong> Neutronen an.<br />

Sie entspringt dem Zusammenspiel der Bestandteile des Atoms. Das<br />

Meerwasser in einem Topf nimmt die Form des Topfes an, <strong>und</strong> wenn<br />

der Wind darüber weht, kräuselt sich das Wasser. Das ist ein Zeichen<br />

der Energie, die sich entsprechend der Menge des Wassers im Topf<br />

manifestiert. Wenn ein Wirbelsturm über dem Meer tobt, dann können<br />

die riesigen Wellen Schiffe versenken <strong>und</strong> Felsen zerbrechen. Die<br />

Wissenschaftler beschäftigen sich nur mit den äusseren Erscheinungsformen<br />

der Energie, nicht aber mit deren Ursprung. Die Menschen<br />

stossen Millionen von Kilometern in den Weltraum vor, aber<br />

dringen nicht einen Zentimeter in ihr Inneres ein, wo ihre eigentliche<br />

Kraft, die Kraft ihres wirklichen Göttlichen Selbst liegt. 21.9.80, (25-<br />

27/29)<br />

Ich habe diese Schulen <strong>und</strong> Wohnheime nicht mit so grossem Kostenaufwand<br />

gebaut, um mir ein Denkmal zu setzen. Es gibt Millionen von<br />

419


Schulen auf der Welt. Aber die <strong>Sai</strong>-Schulen haben die Aufgabe, eine<br />

Generation heranzubilden, die ihr Leben hohen Idealen widmet. Wenn<br />

die Studenten das richtige Gedankengut in sich aufnehmen <strong>und</strong> sich<br />

mit der Überzeugung der Gesellschaft annehmen, dass es ihre spirituelle<br />

Pflicht ist, zu dienen, dann stellen sie damit ihr Mensch-Sein unter<br />

Beweis. Bescheidenheit, Bereitschaft zum Dienen, Mitgefühl für<br />

das Leiden anderer, das sind die menschlichen Züge, für die ihr Vorbilder<br />

sein solltet. Fragt euch selbst, ob ihr diesen Ansprüchen gerecht<br />

werdet. 18.7.81, (25-95)<br />

Das Ziel jeder Ausbildung muss ein Leben sein, das sich nicht im<br />

Kampf um den Lebensunterhalt erschöpft, sondern das die Verwirklichung<br />

hoher Ideale anstrebt. Die Persönlichkeit muss sich entfalten<br />

<strong>und</strong> erfüllt sein von Begeisterung für die Arbeit, eifrig bestrebt, die<br />

Entwicklung der Gesellschaft mit allen Mitteln zu fördern. (...)<br />

Selbst wenn der Mensch sich nicht auf die Ebene des Göttlichen erheben<br />

kann, so sollte er doch zumindest ein Leben führen, welches<br />

dem Wesen des Menschen entspricht. Das ist heute nicht der Fall. Er<br />

ist zu einem unmenschlichen Bewohner der Erde geworden. Die Wissenschaft,<br />

deren Aufgabe es sein sollte, Liebe, Mitgefühl, Brüderlichkeit<br />

<strong>und</strong> Wohltätigkeit zu fördern, hat die Welt an den Abgr<strong>und</strong> völliger<br />

Vernichtung gebracht. (...)<br />

Um Wahrhaftigkeit, Rechtschaffenheit <strong>und</strong> Liebe zum Durchbruch zu<br />

verhelfen, gründete der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Trust Gr<strong>und</strong>-, Mittel- <strong>und</strong> Hochschulen,<br />

in denen durch Betonung der spirituellen Erziehung die Charakterbildung<br />

in den Mittelpunkt gestellt wird. Es ist der Wille von <strong>Sathya</strong><br />

<strong>Sai</strong>, Helden der Nächstenliebe <strong>und</strong> Selbstlosigkeit heranzubilden.<br />

(...)<br />

Diese jungen Leute sind frei von jedem Egoismus, sie haben nicht<br />

den eigenen Vorteil im Auge, sondern sind bereit, alles - selbst ihr Leben<br />

- für den Dienst am Nächsten einzusetzen. Diese Eigenschaften<br />

braucht das Land, um glücklich zu werden. (...)<br />

Bei dem Kampf um ihre Rechte gehen die Menschen von falschen<br />

Voraussetzungen aus. Ihr Recht ist die Erfüllung ihrer Pflichten. Erfüllt<br />

eure Pflichten rückhaltlos <strong>und</strong> so gut ihr könnt. Das ist euer Recht.<br />

Niemand kann <strong>und</strong> darf euch daran hindern. 29.8.81, (25-99/101)<br />

Die Jugendjahre sind dazu da, sich geistiges <strong>und</strong> spirituelles Wissen<br />

anzueignen. Das erfordert intensive Anstrengung, denn vergeudete<br />

Jahre kehren nicht zurück. Ihr müsst euch entscheiden, sie ohne<br />

420


Rücksicht auf Schwierigkeiten <strong>und</strong> Hindernisse zum eigenen Fortschritt<br />

zu nutzen. Natürlich gibt es Hindernisse, die überw<strong>und</strong>en werden<br />

müssen. <strong>Der</strong> Lärm der Sinne muss zum Schweigen gebracht,<br />

Hunger <strong>und</strong> Durst beherrscht, der Drang nach Schlaf <strong>und</strong> Entspannung<br />

gezügelt werden. <strong>Der</strong> Zweck ist, das Ziel zu erreichen. Wenn<br />

diese wertvollen Jahre mit Vergnügungen, leichtfertigem Geschwätz,<br />

mit Festen <strong>und</strong> Feiern, Trägheit <strong>und</strong> Schlaf vergeudet werden, werdet<br />

ihr untauglich, die lebenswichtige Ernte spirituellen Wissens einzubringen<br />

<strong>und</strong> zu verwerten. 26.10.81, (25-129)<br />

Die Welt ist heute Zeuge eines Teufelstanzes der Ungerechtigkeit,<br />

der Anarchie, des Lasters <strong>und</strong> der Bosheit. Um dem allem ein Ende<br />

zu machen, müsst ihr Friedfertigkeit, Toleranz, Gerechtigkeit, Freude<br />

<strong>und</strong> Rechtschaffenheit entwickeln. Die Schüler sind Werkzeuge für<br />

diese Umwandlung. Das ist eine Tatsache, <strong>und</strong> sie muss von allen erkannt<br />

werden, die eine bessere Welt herbeisehnen. (...)<br />

Es gibt heute Tausende <strong>und</strong> Abertausende von Bildungsanstalten in<br />

der Welt. Aber es besteht ein grosser Unterschied zwischen diesen<br />

Schulen <strong>und</strong> denen, die von <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> gegründet wurden. Die <strong>Sathya</strong>-<strong>Sai</strong>-Institute<br />

sind auf Bescheidenheit, Disziplin <strong>und</strong> praktische<br />

Anwendung des Gelernten im täglichen Leben ausgerichtet. Wenn<br />

sie das, was sie gelernt haben, nicht praktizieren, sind die Studenten<br />

wie Kühe, die keine Milch geben, wie Früchte, die keinen Geschmack<br />

haben, <strong>und</strong> wie Bücher, die der Weisheit beraubt sind. Es ist nicht die<br />

Aufgabe des Menschen, seinen Kopf mit vergänglichem Wissen vollzustopfen<br />

<strong>und</strong> die Zeit damit zu vergeuden, es zu erwerben. Er sollte<br />

sich nicht mit wertlosen Dingen beschäftigen <strong>und</strong> sein Leben verzetteln.<br />

Wenn der Mensch sich auf diese Weise ruiniert, erniedrigt er sich<br />

auf die Stufe des Tieres. Wenn er sich erhebt, wird er zu der Stufe des<br />

Göttlichen aufsteigen. <strong>Der</strong> Mensch kann selbst Gott werden. Deshalb<br />

müssen erzieherische Methoden gefördert werden, welche die<br />

Menschlichkeit erhalten <strong>und</strong> zur Göttlichkeit sublimieren. (...)<br />

Viele, die in Dörfern geboren wurden, verlassen diese <strong>und</strong> ziehen in<br />

die Stadt. Dadurch verkommen die Dörfer. (...) Es ist mein Wille, dass<br />

die Kinder, die hier erzogen <strong>und</strong> ausgebildet werden, sich danach in<br />

ihren Dörfern niederlassen, sie entwickeln <strong>und</strong> für eine gereinigte Atmosphäre<br />

sorgen. 6.11.81, (25-134/135)<br />

Wissen ohne Charakter kann man am besten ins Feuer werfen. Die<br />

Gebildeten sind heute bösartiger, gieriger <strong>und</strong> gerissener als die Un-<br />

421


gebildeten! Wissen ermutigt dazu, andere auszubeuten <strong>und</strong> ihnen zu<br />

schaden. Wissen verunreinigt <strong>und</strong> vergiftet die Welt. Überall zerstört<br />

es Frieden <strong>und</strong> Wohlfahrt. Worte! Worte! Worte! Aufgeblasene Worte!<br />

Nichts wird praktiziert; niemand tut etwas.<br />

Die Studenten sind heute völlig verwirrt. Nicht nur verwirrt, sondern<br />

regelrecht verrückt. Sie tragen weisse Kleidung, aber ihre Herzen sind<br />

dunkel. (25-150/151)<br />

<strong>Lehre</strong>r sind die Pfadfinder der Nation. Sie bereiten den Weg für eine<br />

glückliche Zukunft. Die Bevölkerung verdankt ihre Geschicklichkeit<br />

<strong>und</strong> Tüchtigkeit, ihre Verlässlichkeit <strong>und</strong> ihr Pflichtbewusstsein der<br />

Gemeinschaft der <strong>Lehre</strong>r. Ihre Tugenden spiegeln sich im Verhalten<br />

ihrer Schüler. Ihre Überzeugung inspiriert die Jugendlichen. Ob die<br />

Menschen ihr eigenes Leben vergeuden <strong>und</strong> das Leben anderer<br />

durch falsche Entscheidungen ruinieren oder ob sie ein gutes Leben<br />

führen <strong>und</strong> das Wohlergehen anderer im Auge haben - es sind die<br />

<strong>Lehre</strong>r, die den Ausschlag geben. (...)<br />

<strong>Der</strong> Mangel an Brüderlichkeit im <strong>Lehre</strong>rkollegium ist auf die extreme<br />

Spezialisierung zurückzuführen. Dieser Orientierungskurs hier soll einen<br />

Eindruck der gr<strong>und</strong>legenden Philosophie vermitteln, die allen Fakultäten<br />

gemeinsam ist. An anderen Universitäten ist Physik Physik<br />

<strong>und</strong> Chemie Chemie. Hier sind diese Lehrfächer nicht isoliert. Philosophie<br />

ist das Bindeglied, die Brücke, die verbindet, die Energie, die<br />

alles belebt. Die Grenzen der verschiedenen Lehrfächer sind gar<br />

nicht so scharf gezogen; sie verwischen sich. Die Fächer greifen ineinander<br />

über <strong>und</strong> werden dadurch miteinander verwandt. Ihr müsst<br />

erkennen, worin diese gegenseitigen Abhängigkeiten bestehen. Das<br />

ist höhere Bildung.<br />

<strong>Der</strong> Lehrplan dieser Universität wurde deshalb beträchtlich erweitert<br />

<strong>und</strong> die Fächer miteinander verflochten. Es wurde ein Orientierungskurs<br />

für <strong>Lehre</strong>r notwendig, um sie mit der neuen Lehrmethode vertraut<br />

zu machen. 22.5.82, (25-208/209)<br />

Worte <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>s an die Studentinnen von Anantapur. Ihr<br />

müsst euch an Arbeiten beteiligen, die für die Welt von Nutzen sind.<br />

Geht in die Dörfer <strong>und</strong> helft, sie zu säubern. Lehrt die Frauen dort die<br />

Gr<strong>und</strong>sätze der Hygiene, Kinderpflege <strong>und</strong> Kindererziehung. Krankheit<br />

macht die Menschen mutlos <strong>und</strong> verzweifelt. Ges<strong>und</strong>heit hingegen<br />

erfüllt Körper <strong>und</strong> Geist mit Lebenskraft. Durch liebevollen Dienst<br />

am Nächsten könnt ihr viel Freude bereiten. Betrachtet keine Art des<br />

422


Dienens als erniedrigend. Es ist z.B. nicht unter eurer Würde, die Strassen<br />

zu fegen. Fegt ihr nicht auch zu Hause eure Stuben aus?<br />

Wascht <strong>und</strong> putzt ihr nicht alles, was schmutzig ist? Wenn ihr das<br />

auch in den benachbarten Dörfern tut, werden die Einwohner von<br />

euch lernen <strong>und</strong> es euch gerne nachmachen. Warum solltet ihr euch<br />

schämen, gut zu sein? Solltet ihr ausgelacht werdet, denkt daran,<br />

dass auch vielen Heiligen solche „Auszeichnungen“ zuteil wurden.<br />

<strong>Der</strong> Spott wird bald nachlassen. Mohammed wurde aus Mekka vertrieben,<br />

weil die Menschen seine <strong>Lehre</strong>n nicht anerkannten, <strong>und</strong> Jesus<br />

wurde aus demselben Gr<strong>und</strong> gekreuzigt. Aber ihre Namen hallen<br />

in den Herzen von Millionen wider. Also fürchtet euch nicht davor,<br />

ausgelacht zu werden. Macht euch an die Arbeit <strong>und</strong> dient in eurer<br />

Freizeit selbstlos der Allgemeinheit. 1.12.82, (25-216)<br />

Eine gute Ausbildung ist für Mädchen ebenso wichtig wie für Jungen.<br />

Aber Mädchen brauchen eine Ausbildung, die sie auf ihre spätere<br />

Aufgabe als Hüterinnen der Göttlichen Ordnung vorbereitet. Eltern<br />

müssen dafür sorgen, dass ihre Töchter eine solche Erziehung erhalten.<br />

Es gibt gewisse Freiheiten, die einer Frau nicht anstehen <strong>und</strong> die<br />

ich nicht gutheissen kann. Die Erziehung junger Mädchen muss so<br />

gestaltet werden, dass sie zu idealen Frauen heranwachsen können.<br />

(...)<br />

Es hat auch früher schon in Indien Frauen gegeben, die sich durch<br />

grosses Wissen ausgezeichnet haben, aber sie haben niemals die für<br />

sie geltenden Massstäbe ausser Acht gelassen, niemals das Ziel ihres<br />

Lebens vergessen. Bildung muss Unterscheidungsvermögen zur<br />

Gr<strong>und</strong>lage haben. Sulabha, Savitri, Anasuya, Gargi, Nalayani, Mira<br />

<strong>und</strong> die Yogini Chuda waren solche gebildeten Frauen. Sie alle haben<br />

sich strikt an die für Frauen gültige Göttliche Ordnung gehalten. (...)<br />

Es ist diesen grossartigen, heiligen Frauen, die gottesfürchtig waren<br />

<strong>und</strong> grosses Wissen besassen, zu verdanken, dass noch heute Einfachheit,<br />

Bescheidenheit <strong>und</strong> verehrende Liebe die Frauen Indiens<br />

auszeichnet.<br />

Die indische Frau von heute sollte sich von diesen Vorbildern inspirieren<br />

lassen <strong>und</strong> ihrer Bestimmung entsprechend leben. Durch diese<br />

Disziplin wird sie spirituelle Fortschritte erzielen. Sie kann jedes Fach<br />

studieren, das in der heutigen Zeit gelehrt wird, aber sie darf dabei<br />

ihre spirituelle Vervollkommnung nicht vergessen. Sie muss sich für<br />

vedantische Studien interessieren, denn diese helfen ihr, die wahren<br />

Zusammenhänge zu erkennen. Ohne spirituelle Weiterbildung ist sie<br />

423


unausgeglichen <strong>und</strong> eine Gefahr für sich selbst <strong>und</strong> andere. Sulabha<br />

<strong>und</strong> andere Frauen haben derartige Studien verfolgt <strong>und</strong> wurden berühmte<br />

Gelehrte. Es hat viele weibliche Heilige <strong>und</strong> Weise in Indien<br />

gegeben. Pandits <strong>und</strong> Wissenschaftler suchten sie auf <strong>und</strong> liessen<br />

sich von ihnen inspirieren <strong>und</strong> führen.<br />

<strong>Der</strong> Fortschritt der Nation, der Gesellschaft <strong>und</strong> der Familie hängt von<br />

der Art der Erziehung <strong>und</strong> Ausbildung ab, welche die jungen Frauen<br />

geniessen. Dieses Land kann seine ursprüngliche Grösse nur wiedererlangen,<br />

wenn seine Frauen sich um die Erkenntnis des Selbst bemühen.<br />

Die Wohlfahrt <strong>und</strong> der Frieden der Nation sind nur gesichert,<br />

wenn die Lehrpläne für Schülerinnen <strong>und</strong> Studentinnen spirituelle Unterweisungen<br />

vorsehen, die sie auf den Weg der Tugend führen. (...)<br />

In den alten Tagen war die Gnade Gottes das Diplom, das sich alle<br />

Studenten sichern wollten. Dieses Diplom wurde ihnen verliehen,<br />

wenn sie tugendhafte Eigenschaften entwickelt, das wirkliche Selbst<br />

erkannt, ihre Triebe sublimiert <strong>und</strong> sich durch gutes Verhalten <strong>und</strong> lobenswerte<br />

Gewohnheiten ausgezeichnet hatten. (...)<br />

Mädchen <strong>und</strong> junge Frauen müssen sorgfältig ausgebildet werden.<br />

Es ist wichtig, dass sie die Probleme ihres Landes verstehen lernen<br />

<strong>und</strong> dann alle Mittel <strong>und</strong> Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen,<br />

einsetzen, um ihrem Land, der Gemeinschaft, in der sie leben,<br />

<strong>und</strong> der Familie zu dienen. Das Glück eines Volkes ist nur durch seine<br />

charakterfesten Frauen gesichert. Die kommende Generation wird<br />

durch die Mütter von heute geformt. Die heutige Generation lebt in<br />

Gesetzlosigkeit <strong>und</strong> Ungerechtigkeit, weil es ihren Müttern an Wachsamkeit<br />

<strong>und</strong> Klugheit fehlte. Nun, was geschehen ist, ist geschehen.<br />

Um wenigstens die nächste Generation zu retten, müssen die Mädchen<br />

rechtzeitig dazu angehalten werden, sich die grossen Frauen<br />

der Vergangenheit zum Vorbild zu nehmen.<br />

Zu allen Zeiten waren die Frauen das Rückgrat der Nation, die Garantinnen<br />

des Fortschritts, <strong>und</strong> so wird es immer sein. Sie spielen die<br />

Hauptrolle in diesem Drama des Lebens, eine Rolle, die von heiligen<br />

Gr<strong>und</strong>sätzen geprägt ist. Ihre Aufgabe in der Gesellschaft ist es, die<br />

Regeln für Rechtschaffenheit <strong>und</strong> Moral festzulegen. Sie müssen die<br />

Kinder spirituell erziehen <strong>und</strong> ihnen helfen, einen starken Charakter<br />

zu entwickeln. Wenn die Mutter sich an die Göttliche Ordnung hält,<br />

kommt es den Kindern zugute; sie werden ihrem Beispiel folgen.<br />

Wenn die Mutter moralische Massstäbe hat, lernen die Kinder, sich<br />

nach den gleichen Massstäben zu richten. Deshalb entscheidet die<br />

Erziehung der Mädchen, ob ein Land blühen oder untergehen wird.<br />

424


Das Verhalten <strong>und</strong> Wirken der Frauen sind die entscheidenden Faktoren<br />

in der Welt. Eltern <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong>r haben hier eine grosse Verantwortung.<br />

(...)<br />

Wenn einer Frau Heim <strong>und</strong> Familie heilig sind, wird sie dadurch mit allen<br />

erforderlichen Fertigkeiten <strong>und</strong> Fähigkeiten ausgestattet. Kein<br />

Platz in der Welt wird ihr begehrenswerter erscheinen. Eine grosse<br />

Dichterin hat einmal zum Ausdruck gebracht, dass das Heim für sie<br />

Tempel, Schule, Spielplatz, politische Arena, Opferaltar <strong>und</strong> Einsiedelei<br />

in einem ist.<br />

Eine wirklich gebildete Frau kann der Gemeinde, in der sie lebt, wertvolle<br />

Dienste leisten, je nach ihren Fähigkeiten, Neigungen, Wünschen,<br />

Charaktereigenschaften <strong>und</strong> der Erziehung <strong>und</strong> Ausbildung,<br />

die sie genossen hat. Sie darf ihren Ruf <strong>und</strong> den ihrer Eltern <strong>und</strong> ihrer<br />

Familie nicht in Gefahr bringen. (...) Eine Frau, die weiss, worauf es<br />

ankommt, wird nur das tun, was dem Ansehen ihrer Familie dienlich<br />

ist. Ein Sprichwort besagt: „Tugend ist das Merkmal einer wirklich gebildeten<br />

Person, sie beweist, dass das Studium der Mühe wert war.“<br />

(...)<br />

Weder Studium noch Berufsarbeit schaden einer Frau. Es kommt nur<br />

darauf an, dass sie das, was sie gelernt hat, zum Nutzen der Gesellschaft<br />

anwendet. (...)<br />

Welches Fachgebiet eine Frau auch studiert <strong>und</strong> welchen Titel sie erworben<br />

haben mag, welche Stellung sie oder ihr Mann in der Gesellschaft<br />

auch einnehmen, dies sind die Gr<strong>und</strong>sätze, die sie sich unbedingt<br />

zu eigen machen muss: Wirklicher Charme strahlt von einem<br />

guten Charakter aus; Tugend ist das Lebenselixier der Frau, Bescheidenheit<br />

gibt ihr Kraft <strong>und</strong> Stärke. Furcht vor der Sünde <strong>und</strong> Ehrfurcht<br />

vor dem Herrn muss ihr Herz erfüllen. Im spirituellen, moralischen <strong>und</strong><br />

physischen Bereich sollte sie sich strikt an die von Gott bestimmte<br />

Ordnung halten <strong>und</strong> diese als die Essenz allen Wissens betrachten.<br />

Sie muss unter allen Umständen ihre Tugend, ihre Würde <strong>und</strong> die Liebe<br />

zu ihrem Ehemann bewahren. Das ist der Sinn <strong>und</strong> Zweck des Lebens<br />

einer Frau; das ist ihre Aufgabe. (8-35/40)<br />

Ein Einspruch sollte erhoben werden betreffs der Herztransplantationen.<br />

Die Operation mag leicht sein; aber wie leicht ist es, ein Herz für<br />

die Transplantation zu bekommen? Ein transplantiertes Herz mag<br />

eine Zeitlang schlagen, aber es kann nicht so lange <strong>und</strong> so gut funktionieren<br />

wie ein gottgegebenes Herz.<br />

Bei Herztransplantationen ist Vorsicht geboten, ebenso bei Hornhaut-<br />

425


übertragungen am Auge. Bestimmte Eigenschaften des Spenders<br />

von Herz oder Hornhaut müssen berücksichtigt werden. Die praktizierenden<br />

Ärzte in alten Zeiten wussten um diese Faktoren bei der Behandlung<br />

ihrer Patienten. (...)<br />

Es ist besser, das eigene Herz des Patienten zu heilen, als es durch<br />

das Herz einer anderen Person zu ersetzen, deren Vorfahren vielleicht<br />

nicht gut waren. Das Herz ist das lebenswichtigste Organ im<br />

Körper. Wenn es “heil” bleiben soll, muss man “heile” Gedanken haben.<br />

(...)<br />

Die hier versammelten Ärzte sind schätzenswerte Menschen. Sie sind<br />

geistig weitblickend, dazu fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> herzlich. Ihr könnt von reichen<br />

Patienten Honorar nehmen, aber die Armen sollt ihr umsonst<br />

behandeln. Widmet einen Tag der Woche dem kostenlosen medizinischen<br />

Dienst am Volk, ungeachtet der Religion oder Staatenzugehörigkeit<br />

des Einzelnen. Solcher Dienst wird euch spontane Freude geben<br />

<strong>und</strong> euch befähigen, das Göttliche zu erfahren.<br />

Macht die Liebe zur Kapsel, die ihr dem Patienten reicht. (18.12.95)<br />

Manche Fernsehprogramme haben solch schlimme Auswirkungen<br />

auf den Zuschauer, dass sie seine Menschlichkeit vollkommen zerstören.<br />

Das überaus kostbare menschliche Leben wird vergeudet. Ihr<br />

glaubt, Fernsehschauen schenke Freude <strong>und</strong> Frieden. Es mag vorübergehend<br />

Freude <strong>und</strong> Frieden geben, aber langfristig erzeugt es<br />

schrecklichen Aufruhr <strong>und</strong> macht das Leben unglücklich. Es ist wie<br />

ein mit Honig beschmiertes Schwert oder Messer. Wenn ihr es abschleckt,<br />

weil ihr glaubt, es sei Honig, dann zerschneidet das Messer<br />

die Zunge.<br />

Die Szenen haben sich in den Köpfen der Jugendlichen in einem solchen<br />

Ausmass eingegraben, dass nicht nur das Land, sondern die<br />

gesamte Welt sich in völligem Chaos <strong>und</strong> Verwirrung befindet, mitgerissen<br />

von Zorn, Hass <strong>und</strong> Gewalt. Nirgendwo findet ihr Begeisterung<br />

dafür, gute Arbeit zu tun. <strong>Der</strong> Mensch schützt vor, glücklich <strong>und</strong> voll<br />

guter Motivation zu sein, aber die Künstlichkeit seines Lächelns verrät<br />

seinen inneren Aufruhr. (...)<br />

Ihr macht in der Welt verschiedene Erfahrungen. Wenn ihr nach der<br />

Ursache schlechter Gedanken, Impulse <strong>und</strong> Handlungen fragt, könnt<br />

ihr sagen, es sei das Fernsehen. Wenn ihr genau hinschaut, dann<br />

entdeckt ihr, dass nach der Einführung von Radio <strong>und</strong> Fernsehen die<br />

Geist-Verschmutzung begann. <strong>Der</strong> Fehler liegt nicht an Radio <strong>und</strong><br />

Fernsehen, sondern an der Person, die über die Programme entscheidet.<br />

(...)<br />

426


Es besteht ein Unterschied zwischen Bildung <strong>und</strong> Kultur. Bildung lehrt<br />

Bücherwissen, Kultur befasst sich mit praktischem Wissen. Bücherwissen<br />

lehrt einen zum Beispiel, wie man Wasser zubereitet, Kultur<br />

bringt einem bei, wie man Wasser unter die Leute verteilt. (...)<br />

Schafft Frieden <strong>und</strong> Wohlergehen für die Welt. Schafft als Erstes in<br />

euch selbst Frieden. Wenn zu Hause Frieden herrscht, dann ist auch<br />

in den Strassen, im Dorf, im Land <strong>und</strong> in der Welt Frieden. Wie kann<br />

in der Welt Frieden etabliert werden, wenn zu Hause kein Frieden ist?<br />

Erlangt zu Hause <strong>und</strong> im Land Frieden. (...)<br />

Begreift, dass es keinen freien Willen für Individuen gibt. Viele verschiedene<br />

Beschränkungen sind ihnen auferlegt. Gott allein besitzt<br />

einen total freien Willen. Alle anderen sind in der einen oder anderen<br />

Weise geb<strong>und</strong>en. Wie immer auch die Anstrengungen sein mögen,<br />

das letztendliche Ergebnis liegt bei der Vorsehung. Darum setzt euer<br />

Vertrauen auf Gott <strong>und</strong> tut eure Pflicht, wo immer ihr seid. (18.1.96)<br />

Lasst mich jetzt ein neues Kapitel beginnen <strong>und</strong> euch lehren, wie ihr<br />

von nun an leben solltet. Die Vergangenheit ist vergangen. Ihr könnt<br />

sie nicht mehr ändern oder wieder erleben, auch wenn ihr es wolltet.<br />

Die Zukunft ist ungewiss <strong>und</strong> bietet keine Sicherheit. Nur die Gegenwart<br />

ist sehr wichtig. Nicht die gewöhnliche Gegenwart, sondern die<br />

Allgegenwart. Weshalb? Was ist der Gr<strong>und</strong> für die heutige Misere der<br />

Menschheit? Sie hat die Gegenwart vergessen! <strong>Der</strong> Mensch brütet<br />

über seiner Vergangenheit <strong>und</strong> sorgt sich um seine Zukunft. Aber das<br />

Wichtige ist die Gegenwart! (19.7.97)<br />

Alles was von Gott kommt, ist nur indirekte Erfahrung. Es sind nur die<br />

Eltern, die ihr direkt sehen könnt <strong>und</strong> deren Liebe ihr erfahren könnt.<br />

So betrachtet eure Eltern als Gott. Gott wird sich nur dann freuen <strong>und</strong><br />

sich vor euch manifestieren, wenn ihr eure Eltern liebt <strong>und</strong> respektiert.<br />

(...)<br />

Es ist die Mutter, die euch die heiligen Gr<strong>und</strong>sätze wie Liebe, Mitgefühl,<br />

Vergebung, Toleranz <strong>und</strong> Opfergeist lehrt. Die Mutter verweist<br />

auf den Vater, der Vater bringt euch zum <strong>Lehre</strong>r <strong>und</strong> der <strong>Lehre</strong>r führt<br />

euch zu Gott. Das ist der Gr<strong>und</strong>, warum bei der Erwähnung von Mutter,<br />

Vater, <strong>Lehre</strong>r <strong>und</strong> Gott an erster Stelle die Mutter steht. (6.5.99)<br />

427


BEKÄMPFUNG DER WELT-VERBLENDUNG UND<br />

WELT-ILLUSION<br />

Christus sagte einmal, dass sich Glückseligkeit in den zarten Zügen<br />

von Kindern spiegelt, in denen die Begierden noch nicht erwacht sind.<br />

Diese innere Harmonie wird in Kindern sichtbar wie nirgendwo sonst<br />

in der Welt. Wenn eine Mutter mit ihrem Kind auf der Strasse geht,<br />

mag dieses die Vorübergehenden einfach anlachen. Kinder haben<br />

die aussergewöhnliche Fähigkeit, mit ihrem Lachen die Erwachsenen<br />

anzustecken. <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong> dafür ist, dass sie noch nicht der Illusion<br />

über die Bedeutung ihres Körpers anheimgefallen sind. 1973, (35-<br />

116)<br />

Es ist heute allgemein üblich, die Beziehung zwischen der materiellen<br />

Welt mit ihren fünf Elementen <strong>und</strong> dem Göttlich-Absoluten nicht zu<br />

beachten. Auch diese Beziehung ist durch den Schleier der Unwissenheit<br />

verhüllt. Unwissenheit besteht darin, entweder den göttlichen<br />

Ursprung der Schöpfung ganz zu leugnen oder sowohl das Göttliche<br />

als auch seine materiellen Erscheinungsformen für etwas anderes zu<br />

halten, als sie wirklich sind. Sie ist der Gr<strong>und</strong> für den Kreislauf von Geburt<br />

<strong>und</strong> Tod <strong>und</strong> das einzige Hindernis auf dem Weg zur Erlösung.<br />

(...)<br />

Aufgr<strong>und</strong> einer Täuschung lasst ihr Dinge in eurem Geist entstehen,<br />

die es nicht gibt, <strong>und</strong> mangelnder Glaube lässt euch nicht sehen, was<br />

wirklich ist. Obwohl es ein Seil ist, bildet ihr euch ein, es sei eine<br />

Schlange. Was ist der Gr<strong>und</strong> dafür? <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong> ist die Dunkelheit, die<br />

in euch durch Unwissenheit entsteht. Die Vorstellung, das Seil sei<br />

eine Schlange, hat verschiedene Folgen. Es überfällt euch eine<br />

Furcht, die ihr bisher nicht hattet, <strong>und</strong> ihr lauft davon. Eure Angst ist<br />

die Folge einer Illusion, <strong>und</strong> aus eingebildeter Angst rennt ihr davon.<br />

Mit dem Licht einer Lampe könnt ihr die Illusion zerstören, das Dunkel<br />

der Unwissenheit vertreiben <strong>und</strong> erkennen, dass es keine Schlange<br />

ist. Dann verschwindet eure Angst, ihr geht näher <strong>und</strong> werdet das Seil<br />

sogar anfassen <strong>und</strong> wegwerfen. In der ganzen weiten Welt gibt es nur<br />

eines, das wirklich existent ist, <strong>und</strong> das ist das Prinzip des Göttlich-<br />

Absoluten. Weil ihr nicht an dieses Prinzip glaubt, erscheint euch die<br />

Schöpfung, die nur eine Projektion, eine Erscheinungsform des Göttlich-Absoluten<br />

ist, als Realität. Aber mit Hilfe entsprechender Erfahrungen<br />

könnt ihr den Versuch machen, dieses Geheimnis zu verstehen.<br />

Sobald ihr das Wesen des Göttlich-Absoluten erkennt, seid ihr in<br />

428


der Lage, jede Situation richtig einzuschätzen. Andernfalls kommt es<br />

zu falschen Reaktionen. (...)<br />

Infolge einer Überbewertung der Individualität des Einzelnen besteht<br />

heute die Tendenz, die Menschen miteinander zu vergleichen <strong>und</strong><br />

sich Urteile über sie zu bilden. Das führt zu der weitverbreiteten Gewohnheit,<br />

Fehler in anderen zu sehen <strong>und</strong> herauszustellen. Wenn ihr<br />

diese Gewohnheit aufgebt, werdet ihr die Gedankengänge, die zu<br />

Weisheit führen, besser verstehen. Normalerweise beziehen sich<br />

eure Erfahrungen nur auf die euch umgebende materielle Welt. Es ist<br />

jedoch notwendig, dass ihr erkennt <strong>und</strong> zu verstehen sucht, was diesen<br />

Erfahrungen zugr<strong>und</strong>e liegt. Bei jeder Gelegenheit müsst ihr euch<br />

bewusst sein, dass ihr unter dem verschleiernden Einfluss der Unwissenheit<br />

steht <strong>und</strong> gleichzeitig in eurem Geist etwas entstehen lasst,<br />

was nicht wirklich ist. (...)<br />

Diese beiden Bestandteile einer Illusion, nämlich das Nicht-Sehen der<br />

Wirklichkeit <strong>und</strong> das Entstehen einer falschen Vorstellung, sind das<br />

grosse Problem eines jeden Menschen. Dadurch erkennt er die Tatsache<br />

nicht, dass in der Individualität des Einzelnen die Gesamtheit<br />

des Gemeinsamen enthalten ist. Sein Geist ist ausschliesslich auf<br />

das Individuelle fixiert.<br />

Heute ist es üblich, nur die Verschiedenheit von Körper <strong>und</strong> Form zu<br />

sehen. Die gemeinsame göttliche Basis wird nicht erkannt. Die Menschen<br />

sehen nur die äusserlichen Unterschiede <strong>und</strong> nicht die Einheit<br />

des Göttlichen, die sie alle verbindet. (...)<br />

<strong>Der</strong> Zweck einer menschlichen Geburt ist es, die Einheit, welche der<br />

gesamten Schöpfung zugr<strong>und</strong>e liegt, in der Welt zu bezeugen. Dazu<br />

sind zwei Eigenschaften erforderlich: die Beherrschung der Sinne <strong>und</strong><br />

die Beherrschung des Geistes. Durch die Vervollkommnung dieser<br />

Eigenschaften könnt ihr die Göttlichkeit der Energie erkennen, die von<br />

den Kraftzentren ausgeht, die als Stationen auf dem Weg vom Unbewussten<br />

zum erleuchteten Bewusstsein liegen. Wer das Wesen dieser<br />

sechs Kraftzentren <strong>und</strong> die Bedeutung, welche der Beherrschung<br />

von Sinnen <strong>und</strong> Geist zukommt, erkennt, wird das Wesen des Göttlich-Absoluten<br />

verstehen. (...)<br />

Ihr seid als Menschen geboren, um euer eigenes Wesen zu erkennen.<br />

Wie könnt ihr die Welt verstehen, wenn ihr euch selbst nicht<br />

kennt? Die göttliche Schöpfungsenergie durchdringt das ganze Universum<br />

<strong>und</strong> wirkt in jedem Atom. Sie ist die eine Lebenskraft, die<br />

überall in der Welt in Erscheinung tritt <strong>und</strong> auch euch mit Leben erfüllt.<br />

Die Luft, die euch umgibt, könnt ihr nicht sehen. So ist auch die Le-<br />

429


enskraft unsichtbar, obwohl sie überall wirkt. Sie kann nur unter bestimmten<br />

Voraussetzungen erkannt werden. 1977, (37-129/133)<br />

<strong>Der</strong> einzige Hoffnungsstrahl in der dunklen Wolke von Angst, Gewalt<br />

<strong>und</strong> Grausamkeit, die von erzwungener Anpassung ausgeht, von<br />

Hass <strong>und</strong> Verfolgung ist der Friede, der durch Selbstbeherrschung<br />

<strong>und</strong> spirituelle Übungen gef<strong>und</strong>en wird. Dieser Friede erfüllt <strong>und</strong> läutert<br />

das innere Bewusstsein <strong>und</strong> auch die äussere Atmosphäre. Spirituelle<br />

Übungen sind der Lebensatem des Menschen. Kampf um<br />

Macht, Mammon <strong>und</strong> Pomp vergiften jedoch diesen Atem. <strong>Der</strong> armselige,<br />

törichte Mensch sehnt sich nach der vergifteten Luft, die ihn zugr<strong>und</strong>e<br />

richtet, nach Speisen, die ihn krank machen <strong>und</strong> nach Getränken,<br />

die ihn entwürdigen! Er schwelgt darin, sein wahres Wesen zu<br />

ruinieren <strong>und</strong> seine Erhabenheit zu verleugnen! Das ist die Tragödie<br />

der Zivilisation.<br />

<strong>Der</strong> Mensch verleugnet sogar die Herrlichkeit der Natur, die ihn umgibt.<br />

Er weigert sich, das Werk Gottes darin zu sehen, das sich in<br />

Schönheit, Harmonie, Melodie, Wahrheit, Güte, Liebe, Mitgefühl, Gesetzmässigkeit<br />

<strong>und</strong> Weisheit in allem, was das Auge wahrnimmt <strong>und</strong><br />

den Geist erfüllt, offenbart. Er ist stolz auf seine Blindheit <strong>und</strong> erhebt<br />

sie zu einer Philosophie, die man Atheismus nennt! (...)<br />

Heute ist Gift die tägliche Nahrung des Menschen. Sein Auge weidet<br />

sich daran; es quillt aus seinem M<strong>und</strong>; sein Ohr geniesst es; seine<br />

Füsse tragen ihn zu den giftigen Lasterhöhlen, in denen er es finden<br />

kann; sein Geist benutzt es, um den Geist anderer zu vergiften! Gott<br />

allein kann all das Gift schlucken <strong>und</strong> dadurch die Welt vor der Vernichtung<br />

bewahren. (...) Ich fordere euch auf, mir all das Gift, das in<br />

euch ist, zu bringen; empfangt dafür von mir Ges<strong>und</strong>heit, Glück <strong>und</strong><br />

die Freuden des Himmels. (...)<br />

Seht Gott in jedem, der euch begegnet; seht Gott in allen Dingen, die<br />

ihr berührt. Sein Geheimnis durchdringt das Materielle <strong>und</strong> das Nicht-<br />

Materielle. Man hat in der Tat festgestellt, dass es gar keine Materie<br />

gibt. Alles ist Gott, ist Ausdruck seines Mysteriums! Trinkt von den inneren<br />

<strong>und</strong> äusseren Quellen der Freude. Geht vorwärts! 9.3.68, (21-<br />

17/18)<br />

430


INTERNATIONALE SATHYA SAI ORGANISATION<br />

Die Veden geben euch Anweisungen, wie ihr euch im täglichen Leben<br />

zu verhalten habt. Alles, was sie euch sagen, hat eine tiefe Bedeutung.<br />

Sie behandeln auch Dinge, die über das Leben des Alltags hinausgehen,<br />

wie z.B. die Göttliche Ordnung <strong>und</strong> die Erlösung. Das sind<br />

Dinge, die mit den Sinnen nicht erfasst werden können <strong>und</strong> jenseits<br />

des logischen Verstandes liegen. Aber die Veden machen auch deutlich,<br />

dass ihr eure Pflichten nicht in einen weltlichen <strong>und</strong> einen spirituellen<br />

Bereich aufteilen dürft, sondern immer die Forderungen beider<br />

Bereiche erfüllen müsst. Sie betrachten es als eine Sünde, zu sagen:<br />

Das hier ist meine Arbeit, jenes überlasse ich Gott. Alles ist Gottes<br />

Werk! Alles, was ihr tut, solltet ihr in dem Glauben tun, dass ihr sein<br />

Werkzeug seid. Dann braucht ihr euch um das Ergebnis keine Sorgen<br />

zu machen. Er ist in euch als euer Höheres Selbst, <strong>und</strong> wenn ihr diese<br />

Einstellung habt, wird er dafür sorgen, dass alles, was ihr tut, eurem<br />

Besten dient. 1974, (36-118/119)<br />

Die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisationen haben keinen Selbstzweck. Sie dienen<br />

allen Lebewesen <strong>und</strong> Menschen aller Religionen. Ihre Gr<strong>und</strong>sätze<br />

können von jedem akzeptiert werden. Sie wurden nicht gegründet,<br />

um einen Namen zu verherrlichen. Natürlich gibt es auch in dieser Organisation<br />

selbstsüchtige Menschen. Aber um die solltet ihr euch<br />

nicht kümmern. Achtet darauf, dass ihr selbst nicht egoistisch seid,<br />

sondern tretet der Organisation im Geist der Selbstlosigkeit bei. Solange<br />

ihr hier in dieser Atmosphäre seid, mögt ihr spüren, dass es heilige<br />

<strong>und</strong> gute Ideen sind, die euch gelehrt wurden. Aber sobald ihr diesen<br />

Ort verlasst <strong>und</strong> mit der Welt da draussen in Berührung kommt, ist<br />

das anders. Wenn ihr von hier weggeht, werdet ihr mit Sicherheit von<br />

der Umwelt beeinflusst. Aber wenn ihr dann gute Gesellschaft aufsucht,<br />

ist es möglich, dass ihr euch die hohen Ideale für lange Zeit bewahren<br />

könnt. 1977, (37-160/161)<br />

Wenn eine Organisation ins Leben gerufen wird, muss sie für sich<br />

selbst bestimmte Regeln <strong>und</strong> Bestimmungen festlegen. Unsere Regeln<br />

aber sind von einer völlig anderen Natur. Unsere Regeln betonen,<br />

dass die Mitglieder das, was sie vertreten, zuerst praktizieren<br />

müssen. Ganz gleich, was ihr wünscht, dass andere es tun mögen,<br />

zuvor müsst ihr es selbst ernsthaft <strong>und</strong> ohne davon abzuweichen in<br />

die tägliche Praxis umsetzen. Erst müsst ihr selbst regelmässig <strong>und</strong><br />

431


systematisch an gemeinschaftlichem Singen zum Lob Gottes teilnehmen.<br />

(...) Dienen ist zu einem oft gebrauchten Schlagwort geworden,<br />

doch ist sein Wert sehr durch die Heuchelei derer gesunken, die es<br />

benutzen. In Wahrheit haben nur diejenigen ein Recht darauf, ihre<br />

Dienste anzubieten, die angesichts von Schmerz <strong>und</strong> Leid, von Not<br />

<strong>und</strong> Krankheit, selbst Qualen erleiden. 21.4.67, (20-33/34)<br />

An vielen Orten werden Versuche unternommen, <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong>-Tempel<br />

zu bauen. Aber <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> ist glücklich, wenn er in eure Herzen<br />

einziehen darf. Das ist der Tempel, den ich liebe, nicht die anderen.<br />

Wenn ihr versucht, jenen anderen Tempel zu bauen, müsst ihr herumgehen<br />

<strong>und</strong> um Spenden bitten. <strong>Der</strong> Niedergang der Religion in diesem<br />

Land erfolgte nur aufgr<strong>und</strong> dieses Spenden-Sammelns <strong>und</strong> -Gebens.<br />

Tatsächlich ist das Kostbarste, was ihr geben könnt, ein reines<br />

Herz. Gebt dieses der Organisation, <strong>und</strong> sie wird leuchten. (...)<br />

Dienende <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong>-Vereinigungen müssen stets das Wort „Dienen“<br />

im Gedächtnis behalten <strong>und</strong> diese Arbeit mit Begeisterung aufnehmen.<br />

Dienst muss auf die Beseitigung physischer Not, auf die Linderung<br />

seelischer Qualen <strong>und</strong> auf die Erfüllung geistigen Sehnens ausgerichtet<br />

sein. Manche Landstriche sind von Überschwemmungen<br />

betroffen, manche von Dürre; die Vereinigung muss sich bemühen,<br />

den Menschen, die unter diesen <strong>und</strong> anderen Naturkatastrophen leiden,<br />

Erleichterung zu bringen. (...)<br />

Stellt zuerst Einigkeit unter euch selbst her; sucht keine Fehler bei anderen<br />

oder Vorzüge bei euch selbst. Die Vaterschaft Gottes <strong>und</strong> die<br />

Bruderschaft der Menschen - darauf setzt euer ganzes Vertrauen <strong>und</strong><br />

füllt jede eurer Handlungen mit Verehrung <strong>und</strong> Liebe. 21.4.67, (20-36/<br />

38)<br />

Die Bemühungen zu dienen, müssen aus der Qual entspringen, die<br />

ihr angesichts des Leidens anderer fühlt, <strong>und</strong> der Dienst muss eine<br />

echte Bemühung sein, sich dieser Qual zu entledigen. Ausserdem ist<br />

noch ein anderer Punkt zu beachten: Sorgt euch nicht um das Ergebnis;<br />

helft soviel ihr könnt, so wirkungsvoll wie ihr könnt, so unauffällig<br />

wie ihr könnt, so liebevoll wie ihr könnt. Überlasst alles andere Gott,<br />

der euch die Gelegenheit zum Dienen gab.<br />

Ihr stellt euch vor, dass die Menschen glücklich sind, wenn für Speise,<br />

Kleidung <strong>und</strong> Wohnung gesorgt wird. Das ist eine Illusion, denn glücklich<br />

zu sein, ist eine Sache des Gemüts. Selbst das Gemüt der Reichen<br />

<strong>und</strong> Gutgestellten muss dazu erzogen werden, sich dem Frie-<br />

432


den zuzuwenden um mit Freude erfüllt zu werden. Ohne diese<br />

Erziehung ist der Mensch auch unter den günstigsten Umständen hilflos.<br />

6.11.67, (20-89)<br />

Die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation ist keine Organisation wie irgendeine andere.<br />

Sie versucht nicht, Neues einzuführen, weder einen Kult noch<br />

eine Sekte, weder eine neue Art von Gebet oder Meditation noch ein<br />

neuartiges Ritual oder eine Einweihung, bei der die Menschen unterteilt<br />

werden in gemeinschaftszugehörige „Schüler“ <strong>und</strong> in „Nicht-Eingeweihte“<br />

ausserhalb der Gemeinschaft. Sie versucht Stumpfheit,<br />

Ignoranz <strong>und</strong> Leidenschaft, gewalttätige Emotionen, Verlangen, Egoismus<br />

<strong>und</strong> alle daraus resultierenden Übel einzudämmen <strong>und</strong> flösst<br />

dem Menschen die Wahrheit ein, derzufolge alle im Göttlichen Selbst<br />

verwandt sind, der Fremde nichts anderes ist als euer Selbst in einem<br />

anderen Gewand <strong>und</strong> dass der Dienst am Nächsten der beste Dienst<br />

ist, den ihr euch selbst erweisen könnt. (...)<br />

Seht zu, dass keine Spur von Unwahrheit eure Vorhaben in diesen<br />

Organisationen vergiftet. Wahrheit ist meine Natur, meine Mission,<br />

meine Botschaft. Organisationen, die meinen Namen tragen, haben<br />

sich strikt an die Wahrheit zu halten. Gewaltlosigkeit ist eine andere<br />

Verwirklichungsphase der Wahrheit. Wenn ihr erst einmal der Verwandtschaft<br />

innegeworden seid, des Einsseins in Gott, der f<strong>und</strong>amentalen<br />

Einheit des Selbst, wird niemand mehr einem anderen wissentlich<br />

Kummer oder Leid zufügen. Lasst eure Organisationen Liebe<br />

fördern, Liebe verbreiten <strong>und</strong> Liebe atmen <strong>und</strong> das Evangelium der<br />

Liebe durch euer Vorbild verkünden. 20.12.67, (20-96/97)<br />

Die Ärzte unter euch können den Armen durch Behandlung dienen,<br />

ohne auf einer Bezahlung zu bestehen. Widmet den Armen die gleiche<br />

Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Fürsorge, die ihr auf die reichen, zahlenden<br />

Patienten verwendet. Tut es um Gottes willen, empfindet, dass es Anbetung<br />

ist, die ihr ihm darbringt. Die Juristen unter euch können denen<br />

helfen, die mangels eines erfahrenen Rechtsbeistandes ohne<br />

Verteidigung bleiben müssen oder unter den Händen skrupelloser<br />

Menschen zu leiden haben. Hängt euren Liebesdienst nicht an die<br />

grosse Glocke, dient spontan, ohne es herauszuposaunen. Das ist<br />

wertvoller als euren Dienst mit Hilfe von Schlagzeilen <strong>und</strong> Fotos gross<br />

bekanntzumachen. Dies ist den Werken eurer Barmherzigkeit nur abträglich.<br />

Ihr müsst euch unwohl fühlen, wenn die Menschen um euch<br />

herum unglücklich sind. Ihr macht sie indessen glücklich <strong>und</strong> euch mit<br />

433


ihnen, wenn ihr ihre missliche Lage lindert, ist es nicht so? Entsprechend<br />

müsst ihr glücklich sein, wenn die Menschen um euch herum<br />

glücklich sind. Das ist schwieriger als das Vorige, aber es ist das Zeichen<br />

der wahrhaft Guten. Es ist eure Pflicht, alle Menschen als euresgleichen<br />

zu erkennen <strong>und</strong> eure Fähigkeiten mit anderen zu teilen, so<br />

dass der grösste Nutzen daraus erwächst. Fähigkeiten sind ein Gemeingut<br />

zur Erlösung aller. Dienen in den Stätten für Behinderte, Invalide,<br />

Geistesgestörte, Waisen <strong>und</strong> Flüchtlinge ist wahrhaftig von<br />

grossem Nutzen <strong>und</strong> eine gute geistige Übung. Dasselbe gilt für den<br />

Dienst in Gefängnissen <strong>und</strong> Hospitälern. Besucht diese Stätten recht<br />

oft <strong>und</strong> spendet Trost <strong>und</strong> Kraft, entzündet das Licht der Hingabe in<br />

den Insassen. (...) Euer Lächeln wird eine brennende Kerze in ihrer<br />

Dunkelheit sein. 20.12.67, (20-98/99)<br />

Die Organisationen, die nach mir benannt sind, sind nicht dazu da,<br />

meinen Namen zu verbreiten oder einen neuen Kult um meine Verehrung<br />

zu schaffen. Sie müssen bestrebt sein, Interesse an Gebet, Meditation<br />

<strong>und</strong> anderen geistigen Übungen zu verbreiten, die den Menschen<br />

zu Gott führen. Sie müssen die Freude demonstrieren, die man<br />

durch Lobgesänge <strong>und</strong> Rezitation des Namens des Herrn bekommt,<br />

den Frieden, den man aus dem Zusammensein mit guten Menschen<br />

gewinnen kann. Sie müssen Dienst leisten für die Hilflosen, die Kranken,<br />

die Notleidenden, die Ungebildeten <strong>und</strong> die Bedürftigen. Ihr<br />

Dienst sollte nicht zur Schau gestellt werden, darf nicht der Belohnung<br />

wegen erfolgen <strong>und</strong> noch nicht einmal Anerkennung oder Dank<br />

von den Empfängern erwarten. Dienen ist spirituelle Entwicklungsarbeit<br />

<strong>und</strong> nicht ein Zeitvertreib der Reichen oder Wohlsituierten. Jeder<br />

muss seine eigene Wahrheit erkennen. Das ist die Absicht hinter allem,<br />

was ich tue, allem <strong>Lehre</strong>n, allem Heilen, allem Rat, allem Organisieren<br />

<strong>und</strong> allen Anweisungen. 23.2.68, (20-116/117)<br />

Singt laut den Ruhm Gottes <strong>und</strong> ladet die Atmosphäre mit göttlicher<br />

Verehrung auf. Dann werden die Wolken als Regen herniederkommen<br />

<strong>und</strong> die Felder weihen; die Frucht wird sich daran laben <strong>und</strong> die<br />

Nahrung weihen <strong>und</strong> mit Kraft versorgen, <strong>und</strong> die Nahrung wird ihrerseits<br />

im Menschen den Drang zum Göttlichen erwecken. Das ist die<br />

Kette der Entwicklung. Aus diesem Gr<strong>und</strong> bestehe ich darauf, den<br />

Namen Gottes in Gruppen zu singen.<br />

<strong>Der</strong> Mensch ist göttlich. Er kann sich mittels Meditation bis zur vollkommenen<br />

Göttlichkeit läutern. 8.7.68, (20-171)<br />

434


<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong>-Gruppen sind auf Liebe aufgebaut. Sie erblühen durch die<br />

Liebe, sie verbreiten Liebe. Für irgendeine andere Empfindung oder<br />

Einstellung ist darin kein Raum. Göttlichkeit ist der Magnet, Menschlichkeit<br />

das Eisen <strong>und</strong> Liebe ist die Kraft, die sie zusammenbringt.<br />

1.10.68, (20-216)<br />

Diese Organisationen wurden weder deswegen ins Leben gerufen,<br />

um einigen Leuten Stellen zu verschaffen, die ihnen Ansehen oder<br />

Macht einräumen, noch deswegen, mir Ruhm <strong>und</strong> Publizität zu sichern.<br />

Es geschieht vielmehr, um auf der Erde die Vaterschaft Gottes<br />

<strong>und</strong> die Bruderschaft der Menschen auf starken F<strong>und</strong>amenten zu errichten.<br />

Das muss von euch allen klar begriffen werden. Durch diese<br />

Organisationen seid ihr nicht im sozialen Dienst, sondern vielmehr mit<br />

dem Dienst an euch selbst beschäftigt. 21.11.68, (20-225)<br />

Ich möchte euch sagen, dass ihr das Glück, das ihr durch den Dienst<br />

am Nächsten erfahrt, bei keiner anderen Tätigkeit verspüren könnt.<br />

Das Gefühl der Erleichterung, welches ein tröstendes Wort, ein kleines<br />

Geschenk, eine liebevolle Geste, ein Seufzer des Mitleids, ein<br />

Zeichen des Mitgefühls einem verzweifelten Herzen bringen kann, ist<br />

mit Worten nicht zu beschreiben. 14.10.69, (21-84)<br />

Wenn für h<strong>und</strong>ert Dinge Zeit zur Verfügung steht, wird es sicher möglich<br />

sein, auch das 101. noch in den Zeitplan aufzunehmen. Mit den<br />

h<strong>und</strong>ert Dingen könnt ihr aufhören, jedoch nicht mit diesem einen,<br />

das so wichtig ist wie der Atem, der euer Leben erhält. Gesellt euch<br />

nicht nur zur Gruppe, wenn der Photograph in der Nähe ist, sondern<br />

schliesst euch den anderen an, um gemeinsam mit ihnen diese erhebende<br />

Erfahrung zu machen. Die Amtsträger <strong>und</strong> die Mitglieder der<br />

Gruppe müssen bei allen Aktivitäten eine Einheit bilden. (...)<br />

Niemand sollte in einer Gruppe von <strong>Sai</strong>-Devotees bleiben, der sich<br />

nicht zugehörig fühlt, weil er entweder andere Gewohnheiten hat, sich<br />

nicht für spirituelle Dinge interessiert oder die von mir gegebenen Anweisungen<br />

missachtet. Meine Ehre ist eure Ehre, <strong>und</strong> eure Ehre ist<br />

die meine. Dies ist nicht eure Einheit, nicht eure Organisation, sondern<br />

meine. In meiner Organisation müssen alle miteinander harmonieren.<br />

Alle Herzen müssen durch Disziplin gepflügt, <strong>und</strong> es muss<br />

darin die Saat der Liebe gesät werden, damit diese Liebe zu Bäumen<br />

der Hingabe heranwächst <strong>und</strong> Früchte der Weisheit tragen kann.<br />

Amtsinhaber <strong>und</strong> Mitglieder der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation müssen ge-<br />

435


genüber denen, die eine andere Meinung haben, tolerant <strong>und</strong> immer<br />

wahrhaftig, mitfühlend <strong>und</strong> liebevoll sein. (...)<br />

Zur <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong>-Familie dürfen nur Männer <strong>und</strong> Frauen gehören, die<br />

den Verpflichtungen ihren Familien gegenüber nachkommen <strong>und</strong> die<br />

für ihre Eltern sorgen. 21.11.69, (21-118/119)<br />

Es genügt auch, wenn ihr Liebe entwickelt, Liebe, die keinen Unterschied<br />

kennt zwischen euch selbst <strong>und</strong> anderen, denn ihr seid alle nur<br />

Glieder am Körper des Einen, des allmächtigen Gottes. Nur durch<br />

Liebe könnt ihr selbst zur Verkörperung der Liebe werden. Dazu<br />

braucht ihr keine Gelehrsamkeit. Gelehrsamkeit kann euch sogar zum<br />

Hindernis werden, denn sie befriedigt das Ego, erzeugt Zweifel <strong>und</strong><br />

den Wunsch, Streitgespräche zu führen, um Siegeslorbeeren zu ernten.<br />

Dann bildet ihr euch ein, gelehrter zu sein als andere! Wenn diese<br />

Liebe in der Organisation fest begründet ist, werden die Mitglieder<br />

nicht miteinander wetteifern, <strong>und</strong> keiner wird auf den anderen herabsehen.<br />

Das Band der Liebe wird alle zu einer ganz besonderen Art<br />

von Familie verbinden, die nur einen Willen <strong>und</strong> nur eine Führung<br />

kennt. 22.11.69, (21-120)<br />

Frauen haben eine grosse Rolle in der moralischen Erneuerung der<br />

Menschen zu spielen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> betone ich von neuem die<br />

wichtige Aufgabe der Frauengruppen in der Organisation. Die Mütter<br />

können den Kindern Geschichten aus Epen erzählen, die von Opferbereitschaft<br />

<strong>und</strong> Heldenmut berichten, von den Heiligen, die Gott<br />

suchten <strong>und</strong> ihn in der Wahrheit, der Schönheit <strong>und</strong> dem Guten fanden.<br />

Sie können von den Männern <strong>und</strong> Frauen erzählen, welche die<br />

Geheimnisse des Universums <strong>und</strong> das Gesetz aller Gesetze erforschten,<br />

das den Mikrokosmos <strong>und</strong> den Makrokosmos gleichermassen regiert.<br />

Christus sagte: „Lasset die Kindlein zu mir kommen.“ Kinder haben<br />

ein frisches, freies Gemüt, sind einfach, aufrichtig, voll staunender<br />

Wissbegierde, sie achten das Wissen <strong>und</strong> die Kraft. 22.11.69,<br />

(21-126/127)<br />

Es geht nicht um die Vermehrung von Zentren, Gruppen <strong>und</strong> Aktivitäten,<br />

<strong>und</strong> auch nicht darum, die Landkarte mit Bhajan-Hallen <strong>und</strong><br />

Dienst-Gruppen zu füllen, sondern es geht darum, Gottsucher zu ermutigen,<br />

für andere Vorbild <strong>und</strong> Inspiration zu werden.<br />

Das Ziel ist eine innere Umwandlung des Einzelnen, nicht eine äussere<br />

Veränderung. Dies ist kein Spiel mit Worten, bei dem der gewinnt,<br />

436


der aus den Buchstaben eines langen Wortes die meisten neuen kleinen<br />

Wörter bildet. Hier geht es um die Verwandlung der Welt, die dadurch<br />

herbeigeführt werden kann, dass aus einer grossen Anzahl aufrichtiger<br />

Individuen eine neue, menschliche Gesellschaft gebildet<br />

wird. (...)<br />

Wählt Männer <strong>und</strong> Frauen, die einen unerschütterlichen Glauben in<br />

Namen <strong>und</strong> Form des gegenwärtigen Avatars haben. Das erspart den<br />

Gruppen später viele Komplikationen, die dadurch entstehen, dass<br />

die Loyalität der Amtsträger ins Schwanken gerät. Die wahren Führer<br />

der Zentren <strong>und</strong> Gruppen nehmen diese Stellung ein, weil sie die Vision<br />

<strong>und</strong> das Sehnen nach Gott verspüren, nicht weil sie die meisten<br />

Stimmen bekommen haben oder einen dicken Geldbeutel besitzen.<br />

Die einzige Belohnung, die sie anstreben, ist das Glück, das ihnen<br />

ihre Arbeit vermittelt. Wenn Menschen, die kein Verständnis <strong>und</strong> keine<br />

Vision haben, in Führungspositionen vordringen, stiftet das Unruhe<br />

<strong>und</strong> Verwirrung. Innere Freiheit, einfaches Leben, stetige spirituelle<br />

Disziplin, das sind die Kriterien, die dazu berechtigen, ein Mitglied<br />

dieser Organisation zu werden. (...)<br />

Ein Herz ohne Liebe ist so öde wie eine Stadt ohne Tempel. Spiritueller<br />

Hochmut ist die giftigste Form des Stolzes; er verblendet <strong>und</strong> führt<br />

die Person, die davon betroffen ist, ins Verderben. Hütet euch vor<br />

dem Hochmut! Seid euch immer bewusst, dass ihr nur Werkzeuge<br />

seid bei meiner Mission, Rechtschaffenheit in der Welt wiederherzustellen.<br />

Bemüht euch, immer bessere <strong>und</strong> wirksamere Werkzeuge zu<br />

werden. Die Hand, welche die Werkzeuge schmiedet, weiss, wie <strong>und</strong><br />

wann sie eingesetzt werden müssen. 13.1.70, (21-132/134)<br />

Zur <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation gehören Menschen aller Religionen. Das<br />

ist nur möglich, weil alle Religionen - Christentum, Buddhismus, Islam,<br />

Hinduismus, ebenso wie die Religionen der Parsen <strong>und</strong> Jains -<br />

Liebe <strong>und</strong> Gewaltlosigkeit zur Gr<strong>und</strong>lage haben. Entwickelt diese Eigenschaften,<br />

dann seid ihr berechtigt, darüber zu sprechen <strong>und</strong> euch<br />

um ihre Verbreitung zu bemühen. In Indien gilt seit Urzeiten der<br />

Gr<strong>und</strong>satz: Nur wer selbst das Meer der Wirren <strong>und</strong> Mühen, das Meer<br />

von Kummer <strong>und</strong> Schmerz überquert hat, kann anderen dabei helfen.<br />

Erkennt - dann helft anderen zu erkennen. Seid Vorbilder! Das ist die<br />

beste Art <strong>und</strong> Weise zu lehren. (...)<br />

Die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation wurde gegründet, um die Prinzipien der<br />

Liebe <strong>und</strong> Gewaltlosigkeit im täglichen Leben zur Anwendung zu bringen.<br />

(...)<br />

437


Heutzutage ist Liebe sehr schwer zu finden. Sie fehlt im Heim, zwischen<br />

Vater <strong>und</strong> Kindern, zwischen Mann <strong>und</strong> Frau <strong>und</strong> unter Geschwistern.<br />

Sollte sie etwa unter den Mitgliedern dieser Organisation<br />

kaum noch vorhanden sein? Nein. Ihr müsst durch eure Einstellung<br />

<strong>und</strong> euer Verhalten beweisen, dass Liebe, die auf der Erkenntnis beruht,<br />

dass der eine Gott in allen Wesen ist, die Probleme der Welt zu<br />

lösen vermag.<br />

Das Leben ist sehr kompliziert geworden. Die Menschen leben in<br />

ständiger Furcht, weil sie nicht wissen, was ihnen im nächsten Augenblick<br />

widerfahren könnte. Bereitet euch darauf vor, Leuchtfeuer zu<br />

sein, die ihnen den Weg zeigen. Seid Leuchtfeuer der Liebe. Das umfasst<br />

alles. Dann sind Gebet <strong>und</strong> Askese überflüssig. Liebe, liebender<br />

Dienst am Nächsten, der eine Inkarnation des Göttlichen ist, wird<br />

euch die Gnade Gottes schenken. Darum entscheidet euch heute,<br />

euer Herz mit Liebe zu füllen, pflegt sie, macht sie allumfassend, frei<br />

von egoistischen Wünschen. Werdet Verkörperungen der reinen Liebe.<br />

20.11.70, (21-226/228)<br />

Seid vorsichtig im Umgang mit Geld. Wo Geld gesammelt <strong>und</strong> verwaltet<br />

wird, gibt es Missverständnisse, Spaltungen treten auf, <strong>und</strong> die<br />

Liebe geht verloren. Das Geld <strong>und</strong> die Art <strong>und</strong> Weise, wie die Menschen<br />

hinter ihm her sind, haben zu einem Chaos in der Welt geführt.<br />

Macht die Göttliche Ordnung zur Gr<strong>und</strong>lage eures Handelns <strong>und</strong> füllt<br />

euer Herz mit Liebe - dann werde ich meine Gnade über euch ausschütten<br />

<strong>und</strong> immer bei euch sein.<br />

Wozu braucht ihr Geld, wenn ihr Loblieder singen <strong>und</strong> meditieren<br />

wollt? (...) Die Mittel, die gelegentlich für besondere Aufgaben gebraucht<br />

werden, dürfen nur unter den Mitgliedern eingesammelt werden.<br />

Das war eine Regel von Anfang an; es ist die Gr<strong>und</strong>lage, auf der<br />

diese Organisation aufgebaut ist. Für alle anderen Aktivitäten wird<br />

kein Geld gebraucht. Ihr braucht nur ein reines, liebevolles <strong>und</strong> grosses<br />

Herz. (...)<br />

An einigen Orten gibt es Zentren, die überhaupt nichts tun, <strong>und</strong> wenn<br />

sie etwas tun, dann entspricht es weder dem Geist von Prashanti Nilayam<br />

noch den Richtlinien, welche für die Organisation festgelegt<br />

wurden. Wo es solche Zentren gibt, muss der Landes- oder Bezirkspräsident<br />

sie schnellstens auflösen. 21.11.70, (21-232/233)<br />

Die Mitglieder einer spirituellen Organisation unterhalten sich nicht<br />

über Dinge, die gesehen, gehört, berührt oder geschmeckt werden<br />

438


können. Sie sind an der Erforschung des Unsichtbaren, der gr<strong>und</strong>legenden<br />

Wahrheit interessiert, die jenseits der äusseren <strong>und</strong> inneren<br />

Sinne liegt. Sie versuchen, dem Geist der Menschen zu helfen, die<br />

Reise zu Gott unbehindert zu unternehmen. 22.11.70, (21-236)<br />

Was ich jetzt als Antwort auf eine Frage sagen werde, mag manchen<br />

von euch weh tun, aber ich finde, man muss offen <strong>und</strong> ehrlich darüber<br />

sprechen. Es gibt Leute, die fühlen sich zu bestimmten Systemen <strong>und</strong><br />

Methoden, wie Hathayoga, Kriyayoga oder Rajayoga, die den Anspruch<br />

erheben, zur Selbstverwirklichung zu führen, hingezogen.<br />

Aber ich sage euch, <strong>und</strong> ich sage es mit allem Nachdruck, dass keine<br />

davon euch hilft, die Wirklichkeit Gottes zu erkennen. Nur Premayoga,<br />

die Disziplin der Liebe (prema), führt euch zu Gott. Die anderen<br />

Yogas mögen euren Geist vorübergehend zur Ruhe bringen, euren<br />

Ges<strong>und</strong>heitszustand verbessern <strong>und</strong> euer Leben um ein paar Jahre<br />

verlängern - das ist aber auch alles. Und was, glaubt ihr, könnt ihr in<br />

diesen zusätzlichen Jahren mit Hilfe eures Körpers erreichen? Wenn<br />

die Liebe fehlt, ist er nur eine schwere Last. Wenn dagegen Liebe<br />

euer Herz erfüllt, könnt ihr ihn benutzen, um anderen zu dienen, <strong>und</strong><br />

braucht ihm keine besondere Aufmerksamkeit zu schenken.<br />

22.11.70, (21-241)<br />

Durch diese Organisation, deren Verantwortliche ihr seid, ehrt ihr<br />

Gott, denn Dienst am Nächsten ist Gottesdienst. Wie muss es Gott,<br />

der als Mensch auf die Erde gekommen ist, um den Menschen zu helfen,<br />

erfreuen, wenn er sieht, dass die Menschen selbst diese Aufgabe<br />

übernehmen <strong>und</strong> ihren Mitmenschen helfen, mit Krankheit, Not <strong>und</strong><br />

Zweifeln fertig zu werden.<br />

Ihr habt keinen Gr<strong>und</strong>, stolz zu sein, wenn ihr in der Lage seid, anderen<br />

zu helfen, denn alles, was euch dazu befähigt, wie z.B. besondere<br />

Kenntnisse, Reichtum, Kraft, Mut, einflussreiche Stellung usw. sind<br />

Gaben Gottes, ob ihr euch dessen bewusst seid oder nicht. Ihr gebt<br />

diese Geschenke Gottes nur einem anderen Geschenk Gottes, nämlich<br />

den Armen, Unwissenden, Schwachen, Kranken, Verzweifelten<br />

<strong>und</strong> den Unglücklichen, die eure Hilfe brauchen. 22.11.70, (21-244)<br />

Die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation hat nicht den Wunsch, Überlegenheit zu<br />

demonstrieren, aber sie versucht, die alten Ideale hochzuhalten, f<strong>und</strong>amentale<br />

Wahrheiten zu verkünden <strong>und</strong> die Gültigkeit gewisser spiritueller<br />

Disziplinen zu bezeugen. 25.12.70, (21-262)<br />

439


Schon oft habe ich euch von den Idealen <strong>und</strong> Formen des Dienens erzählt,<br />

<strong>und</strong> ich tue es wieder, damit ihr die Freude kennenlernt, die daraus<br />

erwächst. Ich brauche nicht zu betonen, dass euch hier eine ganz<br />

besondere Gelegenheit geboten wird. Schenkt mir euer Herz voller<br />

Freude, teilt die Freude mit anderen, verehrt Gott in dieser anmutigen<br />

Form. Wenn ihr wissen wollt, was ihr zum Dienen braucht, so ist ein<br />

reines Herz, frei von Arroganz, Gier, Neid, Hass oder Rivalität, zu<br />

nennen <strong>und</strong> daneben Vertrauen auf Gott als die Quelle von Lebenskraft,<br />

Tugend <strong>und</strong> Gerechtigkeit. Dienen ist die Verehrung, die ihr<br />

dem Gott im Herzen eines jeden anderen entgegenbringt. Fragt nicht<br />

danach, welcher Nationalität, Gesellschaftsschicht oder Religion jemand<br />

angehört. Seht die Form Gottes, die euch am liebsten ist, in<br />

dem anderen. Er ist - in Wirklichkeit - kein „anderer“. Er ist mein Bild,<br />

wie ihr es seid. Ihr helft nicht einem Menschen, ihr verehrt mich in ihm.<br />

Ich stehe in jener Form vor euch. Wo bliebe da noch Raum für euer<br />

Ego?<br />

Pflicht ist Gott, Arbeit ist Gottesdienst. Selbst die geringste Arbeit ist<br />

eine Blume, die ihr Gott zu Füssen legt. (...)<br />

Wann immer ihr einen kranken Menschen seht, einen betrübten, untröstlichen,<br />

kranken Menschen, da seid ihr aufgerufen zu dienen. Jeder<br />

Blutstropfen, jeder Nerv eures Körpers sollte sich danach sehnen,<br />

diese Liebe mit den Hilflosen zu teilen. Wenn das Herz voll Liebe ist,<br />

ist es göttlich geworden, denn Gott ist Liebe, <strong>und</strong> Liebe ist Gott. Durch<br />

diese Liebe <strong>und</strong> das Mitgefühl für die leidenden Menschen wurden die<br />

grossen Heiligen Indiens <strong>und</strong> anderer Länder wie Kabir, Tukaram, Jesus<br />

Christus, der Heilige Franziskus <strong>und</strong> Ramakrishna unsterblich.<br />

(...)<br />

<strong>Der</strong> einzelne Dienst mag sehr gering sein. Ihr bekommt vielleicht keine<br />

Gelegenheit, an einem Mammuthilfsprojekt teilzunehmen, das Millionen<br />

nützt. Ihr könnt vielleicht ein lahmes Lämmchen über den Zaun<br />

heben oder ein blindes Kind über eine verkehrsreiche Strasse geleiten.<br />

Auch das ist ein Akt der Verehrung.<br />

Dienen ist nützlicher als die Rezitation des Namens Gottes, Meditation<br />

<strong>und</strong> Opferhandlungen, die gewöhnlich den spirituellen Aspiranten<br />

empfohlen werden. Denn Dienen dient einem doppelten Zweck: dem<br />

Auslöschen des Ego <strong>und</strong> dem Erreichen von Glückseligkeit.<br />

Wenn jemand von Sorgen bedrückt neben euch sitzt, könnt ihr dann<br />

glücklich sein? Nein! Vielleicht hört ihr ein Baby in der Nähe laut weinen.<br />

Da werden euch auch Tränen in die Augen steigen. <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong><br />

liegt darin, dass es ein unsichtbares Band zwischen euch gibt. Nur<br />

440


der Mensch besitzt diese Eigenschaft des Mitgefühls. Nur er kann<br />

glücklich sein, wenn andere glücklich sind, <strong>und</strong> unglücklich, wenn andere<br />

unglücklich sind. Deshalb ist er die Krone der Schöpfung, die<br />

höchste aus dem Tier entwickelte Form. <strong>Der</strong> Mensch allein ist fähig zu<br />

dienen. Das macht seinen besonderen Rang aus, das ist seine einzigartige<br />

Fähigkeit.<br />

Jedes Jahr ermahne ich euch vor dem Geburtstags- <strong>und</strong> Shivaratrifest,<br />

mir zu versprechen, Dienen zu einem Teil eurer spirituellen Disziplin<br />

zu machen. Ich muss sagen, dass ich mit eurer Leistung noch<br />

nicht zufrieden bin. Aber ich unterweise euch weiter <strong>und</strong> gebe euch<br />

Aufträge in der Hoffnung, dass ihr eines Tages das hohe Ziel erreicht.<br />

Darin könnt ihr ein Beispiel für das Mass meiner Barmherzigkeit sehen,<br />

die es mir erlaubt, selbst eure zaghaften Versuche, dem hohen<br />

Ideal des Dienens näherzukommen, anzuerkennen. Warum seid ihr<br />

von so weit her gekommen, ohne Kosten <strong>und</strong> Mühen der Reise zu<br />

scheuen? Um in meiner Gegenwart zu sein <strong>und</strong> meine Gnade zu gewinnen,<br />

nicht wahr? Warum sucht ihr aber dann, sobald ihr diesen Ort<br />

erreicht habt, Kontakte zu anderen, wollt deren Gunst erringen? Warum<br />

nehmt ihr alte Gewohnheiten wieder auf, die meine Gegenwart<br />

<strong>und</strong> Gnade unmöglich machen? Vergesst alles andere <strong>und</strong> haltet<br />

euch an die Anweisungen, die ich euch erteile. Ich möchte euch nur<br />

auf den spirituellen Pfad des Dienens <strong>und</strong> der Liebe führen. (...)<br />

Ich weiss, dass jeder von euch gern meine Füsse liebkosen möchte.<br />

Aber was würde mit meinen Füssen passieren, wenn ich allen, die es<br />

gerne täten, dazu Gelegenheit gäbe? Und was für ein Gedränge wäre<br />

um mich herum! Es liegt also in der Natur der Sache, dass nicht alle<br />

zufrieden gestellt werden können. Aber ihr sollt wissen, dass meine<br />

Füsse überall sind. „Überall sind seine Hände, seine Füsse“, sagt die<br />

Bhagavadgita. In den Veden steht: „Das höchste Wesen hat tausend<br />

Köpfe, tausend Augen <strong>und</strong> tausend Füsse.“ Die Köpfe, Augen <strong>und</strong><br />

Füsse der Tausenden, die sich hier versammeln, sind meine Köpfe,<br />

meine Augen <strong>und</strong> meine Füsse. Sorgt für sie, achtet sie, kommt ihren<br />

Wünschen nach, dies ist mehr als die Wiederholung des Namens<br />

Gottes, Meditation <strong>und</strong> Gottesdienst! Es heisst: „Wenn ihr alle Götter<br />

verehrt, verehrt ihr den Einen, Keshava.“ Ich möchte dies erweitern<br />

<strong>und</strong> euch dieses neue Mantra geben: „Die Achtung <strong>und</strong> der Dienst,<br />

die ihr jedem Einzelnen entgegenbringt, erreicht automatisch den Einen,<br />

nämlich Keshava.“ Was bedeutet Keshava? Es ist die höchste<br />

Gottheit, deren Haar die Dreiheit von Brahma, Vishnu <strong>und</strong> Shiva darstellt,<br />

den schöpferischen, bewahrenden <strong>und</strong> zerstörerischen Aspekt<br />

des Göttlichen. 4.3.70, (22-9/12)<br />

441


In dieser Organisation ist der Meister da, gibt Hilfe, erteilt Rat <strong>und</strong><br />

Weisung. Ihr könnt hier nicht eure Launen <strong>und</strong> Wünsche ausleben. Ihr<br />

müsst überall <strong>und</strong> jederzeit wachsam sein. Gebt euer Ego auf <strong>und</strong><br />

dient. Geht nicht mit ausgestreckten Händen herum <strong>und</strong> erniedrigt<br />

euch dadurch. Bittet mich, wenn ihr Hilfe braucht. Streckt eure Hände<br />

nur nach der Gnade Gottes aus. Bittet um Gnade, weil es euer gutes<br />

Recht ist, ihr braucht nicht zu kriechen. Bittet, wie ein Kind den Vater<br />

bittet. Erkennt, dass Gott der Nächste <strong>und</strong> Liebste ist. Ihr seid die<br />

Spiegelbilder, ich die Sonne, die sich in euch spiegelt. Kann es Unterschiede<br />

zwischen dem Objekt <strong>und</strong> seinen Bildern geben? Ihr seid alle<br />

Ich. Ich bin ihr alle. Ich weiss, dass ich Gott bin. Ihr glaubt, ihr seid der<br />

Körper. Ihr seid Zuckerpuppen, ich bin der Zucker. Verehrt irgendeinen<br />

Namen, die Verehrung erreicht mich, denn ich antworte auf alle<br />

Namen. Verleumdet keinen Menschen, es trifft mich, denn alle Menschen<br />

sind Ausdruck meines Willens. 14.5.71, (22-37)<br />

Wenn ihr euch der Gruppe für selbstloses Dienen anschliesst <strong>und</strong> an<br />

ihren Aktivitäten teilnehmt, so tut ihr es nicht für mich noch für die<br />

Menschen, sondern für die Göttliche Ordnung, die zu erhalten <strong>und</strong> zu<br />

fördern eure Pflicht ist. <strong>Der</strong> Göttlichen Ordnung zu folgen, diese <strong>und</strong><br />

ihre verschiedenen Manifestationen als Dienst <strong>und</strong> Liebe zu praktizieren,<br />

dies allein hilft, den Menschen in Gott zu verwandeln. 4.1.74, (23-<br />

19)<br />

In der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation habt ihr alle die Möglichkeiten, die ihr<br />

braucht, <strong>und</strong> all die Führung <strong>und</strong> Ermutigung, die ihr wollt, damit eure<br />

Namen von kommenden Generationen hochgeschätzt werden. Denn<br />

die Organisation erstrebt Weltfrieden <strong>und</strong> Wohlstand, fördert gegenseitigen<br />

Dienst in der Gesellschaft <strong>und</strong> kultiviert im Einzelnen selbstlose<br />

Liebe. Ihr braucht nur voller Freude <strong>und</strong> in vollkommener Bescheidenheit<br />

an den verschiedenen Aufgaben teilzunehmen. (...)<br />

Ihr müsst euch darüber freuen, an der Herrlichkeit von <strong>Sathya</strong> teilzuhaben:<br />

dies bin ich selbst. Ihr seid Mitglieder der Organisation, die<br />

meinen Namen trägt, <strong>und</strong> so müsst ihr jede Minute im Bewusstsein<br />

dieser Verantwortung leben. Da ihr einen „erstklassigen“ Namen<br />

tragt, solltet ihr nicht auf eine niedere Weise leben. Erhebt euch zur<br />

Göttlichkeit, fallt nicht ins Tierische. 4.1.74, (23-22/23)<br />

Viele Menschen stellen sich vor, dass hier während der Feiern H<strong>und</strong>erttausende<br />

ausgegeben werden; aber alle, die kommen, tun mit der<br />

442


ganzen Hingabe, die in ihrem Herzen ist, ihr Bestes, <strong>und</strong> so wird keine<br />

einzige Paisa für irgendeinen Zweck ausgegeben. Die Priester, die<br />

<strong>beim</strong> Opfer amtieren, die Vortragenden, die Ansprachen halten - alle<br />

kommen <strong>und</strong> nehmen aus Freude, die der Liebe <strong>und</strong> dem Glauben<br />

entspringt, teil; die Mitglieder der Organisationen für selbstlosen<br />

Dienst sowie die Freiwilligen, die ihre Kraft <strong>und</strong> ihr Geschick dazu einsetzen,<br />

das Fest zu einem Erfolg werden zu lassen, kümmern sich um<br />

deren Komfort. Keine Paisa wird für irgendetwas ausgegeben. Ihr<br />

seht, dass das Gebiet von Prashanti Nilayam sauber <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>lich<br />

aussieht. Was ist der Gr<strong>und</strong> dafür? „Wie viele Feger haben wir beschäftigt,<br />

wieviele Kulis sind angestellt?“ mögt ihr euch fragen. Nein,<br />

niemanden. Jeder reinigt den Platz, den er bewohnt, <strong>und</strong> das angrenzende<br />

Gebiet. So ist die Sauberkeit ohne Kosten sichergestellt. Man<br />

kann behaupten, dass an keinem Ort der Welt die Mittel zu so guten<br />

Zwecken <strong>und</strong> mit so geringen Aufwendungen gebraucht werden wie<br />

in Prashanti Nilayam.<br />

Prashanti Nilayam bietet die höchsten Ideale <strong>und</strong> steht beispielhaft<br />

dafür ein, im materiellen, ethischen, ökonomischen, moralischen, spirituellen,<br />

weltlichen <strong>und</strong> selbst im politischen Bereich. Hier ist kein<br />

Platz für etwas Gegenteiliges. Dies kann ohne die Möglichkeit eines<br />

Widerspruchs behauptet werden. Trotz alledem verlassen sich einige<br />

unwissende Leute mehr auf ihre Vermutungen als auf Tatsachen <strong>und</strong><br />

erlauben sich, falsche Schlussfolgerungen zu verbreiten. Ich möchte<br />

ihnen sagen, wenn irgend jemand in der ganzen Welt einen falschen<br />

Schritt in Prashanti Nilayam aufzeigt, so soll er widerlegt <strong>und</strong> überzeugt<br />

werden.<br />

Denn Prashanti Nilayam befasst sich eifrig mit der Aufgabe, hohe <strong>und</strong><br />

heilige Ideale aufrecht zu erhalten <strong>und</strong> zu demonstrieren <strong>und</strong> die spirituelle<br />

Verwirklichung zu erreichen. Es strebt weder nach diesen<br />

weltlichen Reichtümern noch ersehnt es Gunst <strong>und</strong> Ruhm.<br />

Verkörperungen des Göttlichen! Wenn ihr den Wunsch verspürt, etwas<br />

aus Mildtätigkeit zu geben, richtet euer Denken auf die Entwicklung<br />

guter Erziehungsinstitutionen, auf Bereitstellung von Hilfsmitteln<br />

zur Krankenheilung <strong>und</strong> zur Linderung der Not der Armen. Nicht nur<br />

an diesem Ort, sondern überall müssen die Mitglieder unserer Organisation<br />

bereit <strong>und</strong> eifrig bemüht sein, den Schülern, den Kranken <strong>und</strong><br />

den Armen zu helfen. Ihr sollt fühlen, dass diese Arbeit, wo immer sie<br />

ausgeführt wird, eine Arbeit ist, die mir gefällt.<br />

Ihr braucht mir nichts darzubringen. Ich möchte nur, dass ihr das Ziel<br />

des Lebens verwirklicht, indem ihr eure Rolle bei den helfenden <strong>und</strong><br />

443


heilenden Aktivitäten spielt, die von solchen Einrichtungen durchgeführt<br />

werden.<br />

Dieser Tatsache seid ihr euch alle bewusst: Ich erlaube niemandem,<br />

auch nur eine Blume, eine Frucht oder eine Kokosnuss mitzubringen.<br />

Dennoch bringen einige Leute, die von ihrer Hingabe <strong>und</strong> Verehrung<br />

mitgerissen oder von plötzlicher Begeisterung oder Freude bewegt<br />

sind, mir Kleider mit <strong>und</strong> legen sie mir zu Füssen, wenn sie hierherkommen,<br />

oder sie schicken sie per Post. Von heute an bestimme ich,<br />

dass dies nicht getan werden sollte; befolgt dies als meinen Befehl.<br />

Wenn jemand trotzdem etwas mitbringt, sollte er nicht in Prashanti Nilayam<br />

zugelassen werden. Diese Leute werden als solche behandelt,<br />

die gegen meinen Wunsch <strong>und</strong> meine Anweisung verstossen. Reine<br />

Liebe solltet ihr mir als Gabe zu Füssen legen, nur reine Liebe.<br />

Deshalb verbringt von heute an eure Tage <strong>und</strong> Jahre damit, jenen zu<br />

helfen, die in äusserster Not sind, <strong>und</strong> macht so euer menschliches<br />

Dasein lohnend <strong>und</strong> fruchtbar. Ich wünsche mir, dass ihr euch dementsprechend<br />

verhaltet, <strong>und</strong> ich segne euch. 23.11.74, (23-128/130)<br />

Ihr nennt das Geben von Nahrung die Wohltätigkeit des Speisens.<br />

Aber niemand hat das Recht, etwas aus Wohltätigkeit zu geben, was<br />

von Gott gegeben wird, oder darüber stolz zu sein oder selbst zu fühlen,<br />

dass er etwas aus Wohltätigkeit gegeben hat. Gott gab den Regen,<br />

Gott ernährte die Saat <strong>und</strong> Gott liess die Ernte reifen; welches<br />

Recht habt ihr, sie die eure zu nennen <strong>und</strong> sie aus Mildtätigkeit wegzugeben?<br />

Was ihr tut, ist keine milde Gabe; ihr erweist nur Gott Dankbarkeit;<br />

ihr heiligt das Getreide, das ihr geerntet habt, indem ihr die<br />

aus ihm bereitete Speise diesen Göttern in menschlicher Gestalt anbietet.<br />

Nennt es Dienst an Gott! Das wird richtiger sein. Doch da ihr es<br />

mit Liebe <strong>und</strong> Bescheidenheit im Geiste göttlicher Verehrung tut, bin<br />

ich zu eurem Dorf gekommen, um euch zu segnen. Überlasst nicht<br />

alle Verantwortung einem Komitee oder einer Gruppe von Begeisterten;<br />

schliesst euch ihnen mit ganzem Herzen an <strong>und</strong> bietet an, die<br />

Last zu teilen. Ich möchte, dass ein jeder sich an diesem Gottesdienst<br />

beteiligt <strong>und</strong> dass es nicht, wie jetzt, einmal im Monat getan wird, sondern<br />

in noch kleineren Abständen. 28.1.75, (23-147)<br />

<strong>Der</strong> Schwimmer muss das Wasser hinter sich drücken, um vorwärts<br />

zu kommen. Ebenso muss der Mensch, während er versucht, voranzukommen,<br />

alle schlechten Gedanken, Gewohnheiten, Taten <strong>und</strong> Impulse<br />

hinter sich schieben, die sich ihm aufdrängen. Die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong><br />

444


Organisation muss diese Lektion lehren, aber nicht durch Regeln, die<br />

in eleganter Sprache vollendet beschrieben werden, sondern durch<br />

Beispiele, die Überzeugung verbreiten, Vertrauen einflössen <strong>und</strong> Erfolg<br />

sichern.<br />

Mitglieder dieser <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation müssen auch Beispiele der<br />

Freude sein, die man eher aus dem „Aufgeben“ als aus dem „Ansammeln“<br />

gewinnen kann. Die Upanishaden erklären, dass nur der Verzicht<br />

zur Unsterblichkeit führt. Doch der Mensch versucht trotzdem zu<br />

besitzen <strong>und</strong> ist voll Unbehagen. Er folgt dem Genuss des Essens<br />

<strong>und</strong> wird mit Krankheit belohnt. (...)<br />

<strong>Der</strong> wünschenswerte Schatz ist Wahrheit, Rechtschaffenheit, Frieden,<br />

Liebe.<br />

Zuerst muss die Wahrheit über sich selbst gelernt werden. Wenn der<br />

Mensch nicht seine eigene Wahrheit kennt, wie kann er dann andere<br />

beurteilen <strong>und</strong> mit ihnen umgehen? Wenn der Mensch weiss, dass er<br />

der unzerstörbare, der ewige Funke ist, ist er von Angst befreit. Wahrheit<br />

kann nur von einem gereinigten Geist <strong>und</strong> einem abgeklärten Intellekt<br />

ausstrahlen. Die Mitglieder der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation müssen<br />

ständig bemüht sein, den Disziplinen, die für diese beiden<br />

Prozesse niedergelegt wurden, zu folgen <strong>und</strong> sie zu beobachten. <strong>Der</strong><br />

Mensch muss das Tier in sich überwinden. Die innere Bestie muss<br />

kontrolliert werden, <strong>und</strong> der Meister aller Lebewesen muss im Herzen<br />

einen sicheren Platz bekommen. Dieses Ziel muss andauernd von<br />

der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation <strong>und</strong> ihren Mitgliedern beachtet werden;<br />

die Reise dorthin muss stetig <strong>und</strong> inbrünstig sein. Geduld, Toleranz,<br />

Seelenstärke, Gleichmut, Brüderlichkeit - diese werden sich als wertvolle<br />

Ausrüstung für den Pilger herausstellen. Unterscheidet nicht<br />

zwischen einem Mitpilger <strong>und</strong> einem anderen aufgr<strong>und</strong> von Kaste,<br />

Glaubenszugehörigkeit oder Hautfarbe, <strong>und</strong> teilt sie nicht in Fre<strong>und</strong>e<br />

oder Feinde. Erkennt nur die gemeinsamen Charakterzüge, die vereinenden<br />

Bemühungen, die zugr<strong>und</strong>e liegende Göttlichkeit. Reich <strong>und</strong><br />

arm, gelehrt oder des Lesens <strong>und</strong> Schreibens unk<strong>und</strong>ig - dies sind<br />

Unterscheidungen, die nicht lange halten, denn sie sind nichts als<br />

äusserlicher Schmuck. Eine Blume strahlt Schönheit <strong>und</strong> Wohlgeruch<br />

aus, egal ob sie in der rechten oder der linken Hand gehalten wird. Sie<br />

beschränkt dieses Geschenk nicht auf einige <strong>und</strong> enthält es anderen<br />

vor. Jeder, der ihr nahe kommt, wird damit beglückt.<br />

Die Mitglieder der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation müssen ständig in dem<br />

doppelten Prozess der Reinigung des Geistes <strong>und</strong> der Schärfung des<br />

Intellekts engagiert sein. Sie müssen sich von allen Vorurteilen <strong>und</strong><br />

445


Missverständnissen befreien. Sie müssen sanft <strong>und</strong> lieb sprechen<br />

<strong>und</strong> jedem ernsthaft den Respekt <strong>und</strong> die Aufmerksamkeit zukommen<br />

lassen, die ihm gebühren. Demut <strong>und</strong> Toleranz müssen das Verhalten<br />

eines <strong>Sai</strong>-Devotees kennzeichnen. Wenn der Wind das ruhige<br />

Wasser eines Sees bewegt, tanzen kleine Wellen über seine gesamte<br />

Oberfläche, <strong>und</strong> tausend Sonnen funkeln. Wenn Ruhe einkehrt <strong>und</strong><br />

das Wasser still ist, ergibt der Widerschein der Sonne im See ein ganzes,<br />

volles Bild. Wenn ihr eure ganze Aufmerksamkeit auf die Sonne<br />

richtet, abgesehen von den Bildern <strong>und</strong> dem Wasser, das sie verursacht<br />

hat, ist es nur die eine Sonne, die wirklich ist. Die leuchtenden<br />

kleinen Bilder in dem bewegten See repräsentieren das Symbol der<br />

Dualität; das vollständige Bild in den Tiefen des ruhigen Sees ist das<br />

Symbol des All-Einen. Die eine Sonne, die sich als eine oder viele widerspiegelt,<br />

ist die nicht-dualistische Wahrheit. (...)<br />

Die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation muss den Leuten dazu verhelfen, die<br />

Einheit hinter all dieser offensichtlichen Vielfalt zu erkennen. Diese<br />

Vielfalt ist nur eine Supertäuschung des menschlichen Verstandes<br />

über das Eine, das all dies ist. Die Veden verkünden, dass Gott Eins<br />

ist, dass das Ziel dasselbe ist <strong>und</strong> dass die Wahrheit besteht <strong>und</strong> sich<br />

selber offenbart, wenn der Schleier der Welt weggeworfen wird.<br />

Eine einfache Methode, um diese Einheit zu erkennen, ist der Dienst<br />

am Nächsten. Dienst, der nicht durch ein Überlegenheitsgefühl oder<br />

durch Stolz oder sogar durch ein Pflichtgefühl der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation<br />

gegenüber getrübt wird, an die ihr „geb<strong>und</strong>en“ seid. Verehrt<br />

den Bewohner des Hauses, nicht das Haus, in dem er wohnt. <strong>Der</strong> Bewohner<br />

ist derselbe in jedem Haus, ob es nun ein Palast, ein Schuppen,<br />

eine Wohnung oder eine Höhle ist. Die Hingabe an den Bewohner<br />

muss euch dazu veranlassen, das Individuum zu verehren, in<br />

dem er wohnt, <strong>und</strong> zwar durch Dienste, die mit ernsthaftem Enthusiasmus<br />

<strong>und</strong> Intelligenz ausgeführt werden.<br />

Bäumt euch nicht auf gegen Regeln <strong>und</strong> Verfügungen, die euch die<br />

<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation auferlegt; sie werden zu eurem eigenen Guten<br />

niedergelegt. Vorschrift ist die reine Essenz der Schöpfung. Die<br />

Ozeane beachten ihre Grenzen. Wind <strong>und</strong> Feuer respektieren ihre<br />

Schranken <strong>und</strong> Begrenzungen. <strong>Der</strong> menschliche Körper muss eine<br />

Temperatur von etwa 37 Grad aufrechterhalten, um ges<strong>und</strong> zu sein,<br />

<strong>und</strong> auch das Herz muss eine bestimmte Anzahl von Schlägen in der<br />

Minute tun, das Atmen muss 21.600-mal am Tag erfolgen. Wie kann<br />

dann die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation der Verordnung bestimmter Regeln<br />

<strong>und</strong> Vorschriften entfliehen?<br />

446


Hingabe muss durch Disziplin <strong>und</strong> Pflicht geleitet <strong>und</strong> kontrolliert werden.<br />

Was genau heisst Pflicht in diesem Kontext? Mit Pflicht meine<br />

ich nicht die einzelnen Arbeiten, die euch von euren Vorgesetzten<br />

oder der Gesellschaft anvertraut wurden. Pflicht bedeutet die Verantwortung,<br />

die euch obliegt, niemanden durch eure Bewegungen, eure<br />

Sprache, euer Verhalten oder eure Aktivität zu hindern oder zu verletzen.<br />

(...)<br />

Die Einheiten der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation müssen auch andere Einheiten<br />

respektieren <strong>und</strong> ihnen helfen, ihre Pflicht zu tun. Regeln sind<br />

solange notwendig, bis alle Mitglieder die spirituelle Einheit von allem<br />

erkennen. Wenn sie dann weder Schaden verursachen noch den Moralkodex<br />

verletzen, werden Regeln überflüssig. Beschützt die Pflanze<br />

einige Jahre vor den Ziegen; dann können jene, wenn der Baum später<br />

seine dicken <strong>und</strong> grünen Zweige ausstreckt, sich in seinen Schatten<br />

legen <strong>und</strong> ausruhen. (...)<br />

Dienst an Gott in der anderen Person muss euer täglicher Akt der<br />

Verehrung sein. Von allen spirituellen Übungen ist diese die wirkungsvollste.<br />

Sucht die Slum-Bewohner, die Armen, die abgelehnten<br />

Bewohner der Dörfer <strong>und</strong> tragt in Fülle Liebe <strong>und</strong> Licht zu ihnen. „Gott<br />

ist Zuflucht derer, die keinen Ruheplatz haben“, sagt ein Sprichwort.<br />

Geht an Plätze, wo ihr solche finden könnt, <strong>und</strong> tragt die Botschaft<br />

von Hoffnung <strong>und</strong> Stärke in ihre Herzen. Seid ihnen dankbar, wenn<br />

sie euch begrüssen, <strong>und</strong> schafft euch Gelegenheiten, ihnen zu helfen.<br />

Euer Glück hängt von ihrem Glück ab, eure Ges<strong>und</strong>heit hängt von ihrer<br />

Ges<strong>und</strong>heit ab. Haltet eure Häuser sauber; auch ihre Häuser sind<br />

eure; aus dem gleichen Gr<strong>und</strong>, weshalb <strong>Sai</strong> in euch wohnt, wohnt er<br />

auch in ihnen. Wie könnt ihr euch sauber <strong>und</strong> licht fühlen, bevor alle<br />

Häuser <strong>und</strong> deren Umgebung hell <strong>und</strong> sauber sind?<br />

Die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation muss dieses hohe Gefühl der Einheit<br />

<strong>und</strong> Verantwortung fördern. Sie muss ihre Mitglieder unentwegt dafür<br />

begeistern <strong>und</strong> dazu erziehen, sich im Ausüben des Dienstes zu engagieren.<br />

29.3.76, (24-20/23)<br />

Ich muss die Ärzte, die hier dienen, auch darauf hinweisen, dass vielleicht<br />

mehr als die Medikamente, die sie verschreiben, ihre tröstenden,<br />

sanften Worte <strong>und</strong> die Liebe <strong>und</strong> Sympathie, die sie erweisen,<br />

die Krankheiten ihrer Patienten besser <strong>und</strong> schneller heilen können.<br />

Betrachtet sie als eure eigenen Verwandten, als eure speziellen Gäste<br />

<strong>und</strong> als eure engsten Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> versorgt sie liebevoll in unentwegtem<br />

Bemühen. Ich rufe euch auf, euch diese Einstellung in jeder<br />

447


Situation zu erhalten. Denkt daran, dass der Patient mit euch zusammenarbeiten<br />

muss, damit ihr eine Heilung bewirken könnt, <strong>und</strong> wenn<br />

er geheilt ist, vermittelt der Patient euch Befriedigung, Freude <strong>und</strong><br />

eine gehobene Stimmung. Seid dem Patienten für all dies dankbar.<br />

28.8.76, (24-31)<br />

Um ein Leben zu führen, das seiner Bestimmung entspricht, ist es<br />

heute die Pflicht aller, die mit der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation in Verbindung<br />

stehen, die spirituelle Disziplin zu fördern <strong>und</strong> ihr Leben sozialen<br />

Aufgaben zu widmen. Ihre Hauptaufgabe sollte es sein, den Menschen<br />

die Augen für das ihnen innewohnende Göttliche zu öffnen <strong>und</strong><br />

dadurch ein echtes Gefühl der Brüderlichkeit unter ihnen zu wecken.<br />

22.11.80, (25-39)<br />

Ihr habt einige Gr<strong>und</strong>anweisungen gehört, die ich kontinuierlich gebe.<br />

Ich habe euch gesagt, dass ihr sie als Anweisungen für das Leben betrachten<br />

sollt. Eine davon ist: „Pflicht ist Gott; Arbeit ist Gottesdienst“,<br />

eine andere: „Die Gedanken im Himmel, die Hände helfend in der Gesellschaft!“<br />

Vollbringt heilige <strong>und</strong> nützliche Taten, ungetrübt von Ego<br />

<strong>und</strong> dem Verlangen, daraus Nutzen zu ziehen. Beginnt die heilige Pilgerfahrt<br />

zum göttlichen Ziel <strong>und</strong> macht jede Minute eures Lebens heilig<br />

<strong>und</strong> sinnvoll. 22.11.98, (24-161)<br />

Einige der Vorredner dieser Konferenz haben festgestellt, dass <strong>Sai</strong><br />

eine Transformation in den Menschen herbeiführe. Wann findet eine<br />

solche Veränderung statt? Sie kann nur geschehen, wenn Information<br />

da ist. Aus diesem Gr<strong>und</strong> müssen die Menschen erst einmal darüber<br />

informiert werden, dass das Göttliche Prinzip in allen lebt. Die<br />

<strong>Sai</strong> Organisationen bemühen sich, dieses Wissen zu verbreiten. Diese<br />

Botschaft kann am besten auf dem idealen Weg des selbstlosen<br />

Dienens anderen mitgeteilt werden. Ihr alle müsst begreifen, dass<br />

euch der menschliche Körper nur geschenkt wurde, um ihn für selbstloses<br />

Dienen einzusetzen. Dieses Dienen macht das Herz weit, zerstört<br />

das Ego <strong>und</strong> bereitet euch Glückseligkeit. Es lehrt euch ausserdem,<br />

dass ihr alle Geschwister seid <strong>und</strong> Gott euer Vater ist. Das ist<br />

aber noch nicht alles. Ihr müsst auch die Erkenntnis vermitteln, dass<br />

alle Menschen im Geiste eins sind. Die Menschheit muss aus der<br />

Dualität hinaus in die Einheit finden. (...)<br />

Die <strong>Sai</strong> Organisationen wurden nicht zu Propagandazwecken gegründet.<br />

Sie brauchen keine Werbung. Wer hat euch hierher eingela-<br />

448


den? Aus Liebe seid ihr hier, als Ausdruck eurer Liebe zu mir. Worin<br />

gründet eure Beziehung zu mir? Liebe zu Liebe, Herz zu Herzen, eure<br />

Liebe zu mir <strong>und</strong> meine zu euch hat diese Riesenversammlung von<br />

Menschen heute möglich gemacht. (...)<br />

Alle Menschen sind eins. Bringt jeder Religion die gleiche Achtung<br />

entgegen. Die Welt ist wie ein <strong>Sai</strong>teninstrument mit vielen <strong>Sai</strong>ten.<br />

Wenn die <strong>Sai</strong>ten harmonisch aufeinander abgestimmt sind, sind die<br />

Menschen glücklich. Betrachtet euch alle als Brüder <strong>und</strong> Schwestern.<br />

Religiöse Überzeugungen dürfen euch nicht trennen, denn alle verehren<br />

den gleichen Gott. Alle Religionen haben das gleiche Ziel, nämlich<br />

Wahrheit <strong>und</strong> Rechtschaffenheit, aber niemals Hass. Haltet euch<br />

an diese Ziele <strong>und</strong> achtet im Alltag darauf, dass ihr moralisch handelt<br />

<strong>und</strong> unanfechtbar seid. (21.11.95)<br />

Heute Morgen fahre ich nach Kadugodi, um ein Altersheim einzuweihen.<br />

Es gibt viele alte Menschen in der Gesellschaft, die ein erbärmliches<br />

Leben führen, weil sie von ihren Kindern im Stich gelassen werden.<br />

Jeder ist in diesem Altersheim willkommen. Es wird eingerichtet,<br />

um dafür zu sorgen, dass die alten Menschen bis zu ihrem letzten<br />

Atemzug ein friedliches Leben führen können. Man sollte zur Zeit seines<br />

Todes in Glückseligkeit schweben <strong>und</strong> nicht Sorgentränen vergiessen<br />

müssen. Die letzten Momente im Leben eines Menschen<br />

sind die Gr<strong>und</strong>lage für seine nächste Geburt.<br />

Alle Mitglieder der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation sollen den Geist des Opferns<br />

<strong>und</strong> des Dienens entwickeln, um anderen zu helfen. Es gibt viele<br />

wohlhabende Leute in der Gesellschaft, doch wenige haben diesen<br />

Opfergeist. (...)<br />

Ideologien können unterschiedlich sein, aber alle sollten einig zusammenstehen.<br />

Gebt niemals Parteien <strong>und</strong> Ideologien zu viel Bedeutung,<br />

habt das Wohl der Nation im Auge. Das Wohl der Welt hängt vom<br />

Wohl der Nation, das Wohl der Nation vom Wohl der Gesellschaft ab.<br />

Deswegen denkt bei allem was ihr unternehmt an das Wohl der Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> an das der Nation. (18.3.98)<br />

Delegierte von 180 Ländern sind hier versammelt. Alle haben hohe<br />

Ämter. Wenn ihr auf dem rechten Pfad geht, könnt ihr Tausende von<br />

Menschen zur Umkehr bewegen. Amtsträger sollten sehr achtsam<br />

sein, denn wenn einer von ihnen fehlgeht, besteht die Gefahr, dass<br />

viele Menschen den falschen Weg gehen. Helft immer, verletzt niemals.<br />

Seid gut, tut Gutes <strong>und</strong> seid ein Vorbild, dann folgen alle dem<br />

449


echten Pfad. Es anderen zu empfehlen, ohne es selbst vorzuleben,<br />

ist nutzlos. Wenn ihr unfähig seid, allen <strong>Lehre</strong>n zu folgen, praktiziert<br />

wenigstens eine oder zwei. Das ist genug.<br />

Seid vorbildliche Mitglieder der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation <strong>und</strong> bewirkt<br />

die richtige Entwicklung <strong>und</strong> Veränderung für die Nation. Ich wünsche<br />

nicht, dass mein Name hochgehalten wird. Ich lege keinen Wert auf irgendwelchen<br />

Namen oder Ruhm. Wenn ich nur wollte, läge die ganze<br />

Welt mir jetzt zu Füssen. Aber ich will das nicht. Ich wünsche nur,<br />

euch zu helfen. Stärkt das Gefühl fürs Dienen untereinander. Pflegt<br />

edle Gedanken. (24.11.99)<br />

450


VI. MENSCH - INDIVIDUUM


LICHTPFAD - WEG ZURÜCK ZU GOTT<br />

Gayatri Mantra<br />

Om bhur bhuvah suvah<br />

tat savitur varenyam<br />

bhargo devasya dhimahi<br />

dhiyo yo nah pracodayat<br />

Wir versenken uns in den erhabenen Glanz des Gottes Savita, der<br />

unsere höhere Einsicht inspirieren möge.<br />

<strong>Der</strong> Weise Vishvamitra entdeckte die Kraft des Mantra, der Gayatri<br />

genannt wird <strong>und</strong> der in enger Beziehung zur Sonnenenergie steht.<br />

Dieser Mantra ist eine mystische Formel mit einer gewaltigen Ausstrahlung<br />

<strong>und</strong> unbegrenzten Möglichkeiten. Er besitzt ungeheure <strong>und</strong><br />

wirklich erstaunliche Kräfte. Das kommt daher, dass er auf geheimnisvolle<br />

Weise die Energie der Sonne aktiviert.<br />

Die wichtigste <strong>Lehre</strong>, die Vishvamitra der Welt hinterlassen hat, ist die<br />

Gayatri. Diese ist ein Mantra, der euch lehrt, dass es den Menschen<br />

aller Religionen, aller Rassen <strong>und</strong> Nationen gleichermassen möglich<br />

ist, auf dem spirituellen Weg Erfolg zu haben. Die Gayatri hat nichts<br />

mit religiösen Gebräuchen zu tun, sondern befasst sich ausschliesslich<br />

mit der höheren Intelligenz, mit der Intuition. Mit den Worten:<br />

„Lass meine höhere Intelligenz erblühen, mache sie stark, erhelle das<br />

Dunkel der Unwissenheit“ bittet ihr Gott, der immer <strong>und</strong> überall gegenwärtig<br />

ist, euch zu Hilfe zu kommen <strong>und</strong> das Dunkel der Unwissenheit<br />

durch das Licht der Erkenntnis zu erhellen. 1977, (37-91/92)<br />

In jedem Augenblick <strong>und</strong> durch die kleinste Unruhe werden Töne erzeugt.<br />

Ihr mögt nicht in der Lage sein, sie zu hören, weil euer Hörvermögen<br />

begrenzt ist. Das Augenlid, das zufällt, verursacht ein Geräusch,<br />

ebenso wie der Tau, wenn er sich auf dem Blütenblatt<br />

niederlässt. Die geringste Unruhe, welche die Stille stört, muss<br />

zwangsläufig einen Laut hervorbringen. Die erste Störung der Stille<br />

durch das aus sich selbst hervorgegangene Prinzip der Täuschung,<br />

welches das Absolute verhüllt, erzeugte eine Schwingung <strong>und</strong> diese<br />

ist das OM. Die Gayatri beschreibt die tiefere Bedeutung dieses Urlautes<br />

<strong>und</strong> ist deshalb so ehrwürdig <strong>und</strong> wertvoll, dass durch die Kontemplation<br />

darüber die Einführung in das spirituelle Leben ermöglicht<br />

wird.<br />

453


<strong>Der</strong> Laut einer spirituellen Formel ist ebenso bedeutungsvoll wie ihr<br />

Inhalt. (...) Das Kind in der Wiege hört auf zu weinen, wenn ein Wiegenlied<br />

gesungen wird, gleichgültig, was dessen Worte besagen. Es<br />

mag ein sinnloser Reim sein oder nur der Ton eines Glöckchens; er<br />

beruhigt, besänftigt die Nerven <strong>und</strong> schläfert ein. Bei der Gayatri ist es<br />

ähnlich. Ihr Sinn ist zugleich einfach <strong>und</strong> tief. Es ist keine Bitte um Erbarmen<br />

oder Verzeihung, sondern um höhere Intelligenz, so dass die<br />

Wahrheit sich darin klar <strong>und</strong> ohne Verzerrung spiegeln kann. (27-94)<br />

Die menschliche Unwissenheit kann nur durch die Kraft Gottes überw<strong>und</strong>en<br />

werden. Die Gayatri hilft euch, diese Kraft Gottes zu erwerben.<br />

Gayatri bedeutet: „Das, welches erlöst, wenn es wiederholt wird.“<br />

Diesen Jungen, die nun das Gebiet intellektuellen Forschens <strong>und</strong> der<br />

Selbstbeherrschung betreten, wurde mit der Gayatri die Fackel der<br />

Weisheit übergeben. So wie der Reis gedroschen, gesiebt <strong>und</strong> gereinigt<br />

werden muss, um ihn von der Hülse zu befreien, damit er gekocht<br />

<strong>und</strong> gegessen werden kann, müssen auch diese Jungen sich von der<br />

Hülse der Individualität befreien <strong>und</strong> das Göttliche Selbst entdecken,<br />

das sich in den fünf Schichten menschlicher Existenz verbirgt. (...)<br />

Liebe Jungen! Ihr wurdet heute in der heiligen Gegenwart des Avatars<br />

geweiht, vergesst das nicht! Es ist die Gegenwart, nach der sich viele<br />

Tausende sehnen! Ihr habt daher die besondere Verantwortung, mit<br />

geläutertem Herzen den Weg, der zum Bewusstsein des Absoluten<br />

führt, zu gehen. Auch wenn der Körper an sich nicht rein ist, so sehnt<br />

er sich doch nach Reinheit <strong>und</strong> Heiligkeit, weil das seine wahre Bestimmung<br />

ist. (...)<br />

Diese Jungen werden als wirksame Werkzeuge zur Wiederbelebung<br />

der uralten Göttlichen Ordnung beitragen <strong>und</strong> Indien in seinem alten<br />

Glanz erstrahlen lassen. Sie sind heute in meine Armee eingetreten.<br />

Meine Aufgabe ist es, die Göttliche Ordnung unter den Menschen <strong>und</strong><br />

das Ansehen der Veden wiederherzustellen. Deshalb werde ich jedes<br />

Jahr Jungen aus allen Teilen Indiens in meine Gegenwart rufen, um<br />

ihnen die spirituelle Weihe zu geben. Diesem Ritual wird heute fast<br />

keine Bedeutung mehr beigemessen. Die Rezitation der Gayatri <strong>und</strong><br />

die täglichen Andachten werden vernachlässigt. Sie müssen wieder<br />

zu Ehren kommen. Das ist ein bedeutsamer Schritt. Da ihr noch nicht<br />

in der Lage seid, das Unwandelbare zu sehen, müsst ihr es mit Hilfe<br />

des Wandelbaren zu erkennen suchen. (...)<br />

Die Gayatri wird euch helfen, zur Erkenntnis des Unwandelbaren zu<br />

gelangen. Rezitiert sie drei Mal täglich während eurer Andachten. Die<br />

454


Mutter, die euren Körper geboren hat, die Mutter, die das Universum<br />

erhält, <strong>und</strong> die Mutter Gayatri, die euch von den Ketten der Unwissenheit<br />

befreit - alle drei verdienen eure Dankbarkeit <strong>und</strong> Verehrung.<br />

25.2.65, (18-169)<br />

Die Gayatri ist ein Gebet, welches die Entwicklung eures Verstandes<br />

fördert, so dass ihr diese Zusammenhänge erkennt. Ihr habt eure<br />

Söhne, Enkel <strong>und</strong> Mündel hierher in meine Gegenwart gebracht, damit<br />

sie in die Gayatri eingeweiht werden. Ihr freut euch, dass ihnen<br />

dieses Glück zuteil wird. Sie werden diesen Mantra aber nur dann<br />

wiederholen, wenn ihr selbst es ganz ernsthaft tut. Das ist auch für<br />

euch gut. Beginnt noch heute damit. Lernt es von euren Söhnen <strong>und</strong><br />

Enkeln, <strong>und</strong> lasst das Gefühl der Überlegenheit beiseite. Warum dornige<br />

Dschungelpfade gehen, wenn ihr die königliche Strasse, die zum<br />

Ziel führt, benutzen könnt? Übt den Gottesdienst aus, so wie er vorgeschrieben<br />

ist, <strong>und</strong> ihr werdet eine Ruhe in euch fühlen, die durch<br />

keinen Sturm erschüttert werden kann. Ihr braucht nicht in ein Tal im<br />

Himalaja zu flüchten, um Ruhe zu finden; ihr könnt euer Herz in ein ruhiges<br />

Tal verwandeln, wenn ihr die Disziplin des Gottesdienstes einhaltet.<br />

26.4.65, (18-247)<br />

Schärft euren Intellekt, dann wird euch die Einheit in der Natur bewusst<br />

werden. <strong>Der</strong> ehrwürdigste <strong>und</strong> beliebteste Mantra in den Veden<br />

ist die Gayatri. Hier wird die Quelle allen Lichts um die Gnade gebeten,<br />

die Intelligenz zu fördern, <strong>und</strong> weiter nichts! 11.3.67, (21-13)<br />

<strong>Der</strong> Gayatri Mantra ist ein universaler, ewiger Ruf aus dem menschlichen<br />

Herzen an die Verkörperung der Liebe <strong>und</strong> des Lichtes. Er ist<br />

die eigentliche Gr<strong>und</strong>lage aller Erziehungsbestrebungen aller Länder<br />

<strong>und</strong> aller Zeiten. Aber die Leute kennen heute weder Sarasvati noch<br />

Gayatri; sie haben Lakshmi; die Göttin des Reichtums, auf den Altar<br />

der Erziehung gestellt. 6.7.95, (23-177)<br />

Die Gayatri ist das allumfassende Gebet, das in den Veden, den ältesten<br />

Schriften der Menschheit, sorgsam überliefert ist. Es ist an das<br />

immanente <strong>und</strong> transzendente Göttliche gerichtet, dem die Bezeichnung<br />

„Savita“ gegeben wurde, was bedeutet, „das, aus dem all dies<br />

geboren wurde“. <strong>Der</strong> Gayatri Mantra kann als dreiteilig angesehen<br />

werden: 1. Lobpreisung, 2. Meditation <strong>und</strong> 3. Gebet. Zuerst wird das<br />

Göttliche gepriesen, dann wird darüber in Ehrfurcht meditiert, <strong>und</strong> zu-<br />

455


letzt wird an das Göttliche appelliert, den Intellekt zu erwecken <strong>und</strong> zu<br />

stärken, der das Unterscheidungsvermögen des Menschen darstellt.<br />

Die Gayatri wird als die Essenz der <strong>Lehre</strong>n der Veden angesehen.<br />

“Veda“ bedeutet Wissen, <strong>und</strong> das Gebet nährt <strong>und</strong> schärft das wissensvermittelnde<br />

Unterscheidungsvermögen. Tatsache ist, dass die<br />

vier Kern-Erklärungen (mahavakya), die in den vier Veden sorgsam<br />

verwahrt sind, in diesem Gayatri Mantra eingeschlossen sind.<br />

Die Gayatri wird gewöhnlich bei Sonnenaufgang, am Mittag <strong>und</strong> bei<br />

Sonnenuntergang wiederholt. Aber Gott ist jenseits der Zeit, <strong>und</strong> es<br />

ist ein Ergebnis eurer Begrenztheit, dass ihr von Sonnenauf- <strong>und</strong> -untergang<br />

sprecht. Wenn ihr euch von der Sonne entfernt, ist das Dämmerung;<br />

wenn ihr euch in das Sonnenlicht begeben, ist dies das Morgenrot.<br />

So braucht ihr euch nicht an die drei Zeitpunkte geb<strong>und</strong>en zu<br />

fühlen, um das Gebet zu rezitieren. Es kann immer <strong>und</strong> überall wiederholt<br />

werden, ihr müsst nur sicherstellen, dass der Geist rein ist. Ich<br />

würde euch jungen Leuten raten, es zu rezitieren, wenn ihr euer Bad<br />

nehmt. Singt keine billigen <strong>und</strong> entwertenden Filmlieder. Rezitiert die<br />

Gayatri; wenn ihr badet, wird der Körper gesäubert; säubert auch euren<br />

Geist <strong>und</strong> Intellekt. Macht es euch zur Aufgabe, sie sowohl zu wiederholen,<br />

wenn ihr badet, als auch vor jeder Mahlzeit, wenn ihr aus<br />

dem Schlaf aufwacht <strong>und</strong> wenn ihr ins Bett geht. Und wiederholt auch<br />

dreimal „shanti“ (Frieden) am Ende, denn jene Wiederholung wird den<br />

drei Wesenheiten in euch, Körper, Geist <strong>und</strong> Seele, Frieden vermitteln.<br />

Jedes menschliche Wesen hat vier Geburtstage. <strong>Der</strong> erste ist, wenn<br />

es aus dem mütterlichen Schoss austritt <strong>und</strong>, weder heilig noch nichtheilig,<br />

nur nach Nahrung <strong>und</strong> Schutz verlangt; der zweite ist, wenn es<br />

seine spirituellen Studien beginnt, um von der Dunkelheit zum Licht<br />

zu gelangen; der dritte ist, wenn es Weisheit erlangt hat <strong>und</strong> die Disziplinen,<br />

welche die Rishis zur Erlangung der Selbst-Erkenntnis vorgeschlagen<br />

haben, gemeistert hat; der vierte <strong>und</strong> letzte ist, wenn es<br />

seine wahre Identität erkannt hat <strong>und</strong> mit dem ewig Absoluten verschmilzt.<br />

Die heilige Schnur ist ein Symbol der Reinheit, die notwendig ist,<br />

wenn ihr an den Opferhandlungen des Lebens teilnehmen wollt. Das<br />

Leben ist eine kontinuierliche Serie von Opfern des Niedrigeren um<br />

des Höheren willen, des Winzigen zugunsten des Riesigen. Upanayana,<br />

das Wort, das dieser Einweihungszeremonie gegeben wurde, bedeutet<br />

die Verleihung eines anderen Auges. Eure zwei Augen können<br />

euch nicht die Pracht <strong>und</strong> Herrlichkeit des Königreiches des Geistes<br />

456


offenbaren. Sie sind auf die objektive Welt <strong>und</strong> deren vergängliche<br />

Reize gerichtet. Deshalb wurde euch der Gayatri Mantra als drittes<br />

Auge gegeben, um euch die innere Vision zu offenbaren, durch die ihr<br />

Gott erkennen könnt.<br />

Gayatri ist ein Schatz, den ihr euer ganzes Leben lang bewachen<br />

müsst. Wenn ihr die korrekten Töne des Mantras jetzt nicht erfasst<br />

habt, lernt sie von euren Eltern <strong>und</strong> von eurem Familienpriester. Vielleicht<br />

kennen sie die Gayatri selbst nicht, oder sie mögen sie durch<br />

sträfliche Vernachlässigung vergessen haben. Dann würde ich sie bitten,<br />

sie durch euch zu lernen.<br />

Gebt die Gayatri nie auf; ihr mögt jeden anderen Mantra aufgeben<br />

oder ignorieren, aber ihr solltet die Gayatri mindestens ein paarmal<br />

am Tag rezitieren. Es wird euch vor Schaden bewahren, wo ihr auch<br />

seid, in einem Bus oder Auto, einem Zug oder einem Flugzeug, in einem<br />

Basar oder auf der Strasse. Westler haben die Schwingungen<br />

dieses Mantras untersucht; sie haben herausgef<strong>und</strong>en, dass, wenn er<br />

mit der richtigen, in den Veden festgelegten Betonung rezitiert wird,<br />

die Atmosphäre sichtbar erhellt. So wird “der Glanz Gottes” zu euch<br />

herabsteigen <strong>und</strong> euren Intellekt erhellen <strong>und</strong> euren Weg erleuchten,<br />

wenn dieser Mantra gesungen wird. Gayatri ist die Mutter, die Kraft,<br />

die alles Leben anregt. Deshalb vernachlässigt sie nicht.<br />

Ältere <strong>und</strong> Priester, die Verwalter dieses Mantras, haben ihn vernachlässigt.<br />

Aber ihr, als Erben <strong>und</strong> Wächter der grossen Kultur dieses<br />

Landes, habt eine grosse Verantwortung, ihn zu bewahren <strong>und</strong> seine<br />

Wirksamkeit <strong>und</strong> seinen Wert zu demonstrieren. 20.6.77, (24-81/82)<br />

Die ganze sichtbare Welt ist eine Hymne wie die Gayatri, die ebenso<br />

eine Manifestation der göttlichen Urenergie ist wie alles Erschaffene.<br />

Alles, was entsteht <strong>und</strong> vergeht, ist eine Erscheinungsform dieser Energie.<br />

Die Dinge beschreibend, manifestiert sie sich auch als Laut, als<br />

Wort, als Sprache. Alle Objekte sind auch Teil der Welt. Nichts kann<br />

darüber hinausgehen. Diese Welt ist der Körper des Menschen; er<br />

kann aus diesem Körper nicht herausspringen. Die Lebenskraft erhält<br />

ihn <strong>und</strong> belebt sein spirituelles Herz oder den Sitz der ewigen Seele.<br />

(...)<br />

Die Gayatri hat vier Verse <strong>und</strong> bezieht sich auf diese sechs Phänomene:<br />

die göttliche Urenergie, materielle Dinge, die Welt, den Körper, die<br />

Lebenskraft <strong>und</strong> das Bewusstsein. <strong>Der</strong> Schöpfer, der in der Gayatri<br />

angesprochen wird, ist in der Tat über alle Begriffe herrlich, erhaben<br />

<strong>und</strong> heilig. All die materielle Vielfalt ist nur ein Bruchteil seines Kör-<br />

457


pers. Ausmass <strong>und</strong> Mannigfaltigkeit alles Erschaffenen ist unvorstellbar,<br />

<strong>und</strong> doch sind sie nur ein Viertel seiner Unendlichkeit. Die anderen<br />

drei Viertel sind seine strahlende, unsterbliche Form.<br />

Es ist unmöglich, das Geheimnis der unendlichen Form zu ergründen.<br />

Dieser Schöpfer, den die Gayatri anspricht, ist das Göttlich-Absolute.<br />

Als Leere, die allen Raum füllt, kann der Schöpfer verstandesmässig<br />

nicht erfasst werden. Er ist die Gr<strong>und</strong>substanz des Körpers, mit dem<br />

der Wachzustand erfahren wird. Er ist die feinstoffliche Materie des<br />

Geistes, der den Traum erlebt, <strong>und</strong> er ist die Bewusstheit, welche allein<br />

im Tiefschlaf regiert. Wer diese Tatsache erkannt hat <strong>und</strong> die drei<br />

Bewusstseinsebenen des Wachzustandes, des Traumzustandes <strong>und</strong><br />

des Tiefschlafs in diesem Sinne versteht, der ist eins mit dem Göttlich-<br />

Absoluten. (...)<br />

Schon Manu, der Urvater <strong>und</strong> Gesetzgeber der Menschheit, hat darauf<br />

besonderen Wert gelegt. Er erklärt, dass die Gayatri das Lebenselixier<br />

des Brahmanen, d.h. eines jeden spirituellen Menschen ist.<br />

Und das ist tatsächlich so! Was könnte dem spirituellen Fortschritt<br />

dienlicher sein, als über jene strahlende Herrlichkeit zu meditieren,<br />

die den Geist erleuchtet <strong>und</strong> nährt? Was ist notwendiger <strong>und</strong> wirksamer,<br />

als darum zu bitten, den Geist von allen Versuchungen fernzuhalten?<br />

Es gibt keine bessere Rüstung für den Menschen als die Tugend.<br />

Manu hat erklärt, dass der spirituelle Mensch, solange er sich an die<br />

Gayatri hält <strong>und</strong> sich ihre tiefere Bedeutung vergegenwärtigt, nicht<br />

vom rechten Weg abkommen wird. Er sagt, wer nicht in der Lage ist,<br />

die Veden zu studieren, sollte zumindest die Gayatri bis zu seinem<br />

letzten Atemzug rezitieren. (...)<br />

Die göttliche Kraft im Menschen ist allmächtig, <strong>und</strong> da die Gayatri die<br />

innere Stärke verleiht, welche diese Kräfte zur Entfaltung bringt, darf<br />

sie niemals vernachlässigt werden. Für Entwicklung <strong>und</strong> Wachstum<br />

braucht der Körper reine Nahrung, nicht wahr? So muss auch der<br />

seelische Bereich des Menschen von der Gayatri wie von einer Sonne<br />

erleuchtet <strong>und</strong> erwärmt werden, damit sich seine schöpferischen<br />

Kräfte entwickeln können. (...)<br />

Welchen Zweck hat die Weihe, welche die Jugendlichen empfangen,<br />

bevor sie in die Geheimnisse spirituellen Wissens eingeführt werden?<br />

Welcher Mantra wird ihnen an diesem Tag gegeben? Warum ist es die<br />

Gayatri <strong>und</strong> keine der anderen mystischen Formeln? Denkt darüber<br />

nach, <strong>und</strong> ihr werdet erkennen, dass die Gayatri eine Sonderstellung<br />

unter den Mantras einnimmt. (...)<br />

458


Was ist die Bedeutung des Wortes „Gayatri“? Weiss das heute noch<br />

jemand? Das Wort bezeichnet zum einen eine Göttin <strong>und</strong> zum anderen<br />

eine mystische Formel. „Gaya“ steht für die Lebenskraft, welche<br />

die Sinne aktiviert, <strong>und</strong> die Silbe „tri“ bedeutet soviel wie „das, was beschützt“.<br />

In den Veden heisst es, dass die Gayatri diejenigen beschützt,<br />

die sie rezitieren, verehren <strong>und</strong> über sie meditieren. (...)<br />

Als „Mutter Veda“ überschüttet sie alle jene mit Wohltaten, die sich<br />

unter ihren Schutz stellen. In den Erläuterungen zu den Veden wird<br />

die Gayatri als Göttin verherrlicht. Wenn ihr diese Zusammenhänge<br />

versteht, wird euch vieles klar werden.<br />

<strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong>, dass die Göttliche Urordnung heute von den Menschen<br />

nicht mehr beachtet wird, liegt darin, dass diese Ordnung, die solch<br />

tiefe Geheimnisse enthält, rational erklärt <strong>und</strong> auf die armseligste<br />

Weise interpretiert wird. Es ist deshalb dringend notwendig, sie wieder<br />

so zu verstehen, wie es der ihr zugr<strong>und</strong>e liegenden Wirklichkeit<br />

entspricht. (8-47/52)<br />

Krishna hat die Art von Handlungen, die Wert besitzen, in den folgenden<br />

Versen erwähnt:<br />

„Richte dein Denken fest auf mich;<br />

sei mir verehrungsvoll hingegeben;<br />

bete mich an; verehre mich;<br />

du sollst zu mir gelangen.<br />

Ich verkünde dir die Wahrheit;<br />

denn du bist mir lieb.<br />

Dieses ist meine <strong>Lehre</strong>, meine Gnade.<br />

Dieses ist der Pfad, um zu mir zu gelangen.”<br />

“Gib alle Pflichten auf; gib dich mir hin;<br />

trauere nicht. Ich werde dich von den<br />

Folgen all deiner Handlungen befreien.“<br />

Beachtet die Bedeutung <strong>und</strong> das Bezeichnende dieser beiden Verse.<br />

Dieser Akt der Hingabe reicht aus, um euch vom Kreislauf des Kommens,<br />

Verweilens <strong>und</strong> Verlassens dieser Welt zu erretten <strong>und</strong> zu befreien,<br />

um Gott in jedem Wesen zu sehen, seiner in jedem Augenblick<br />

des Daseins gewahr zu sein, in der Glückseligkeit dieses Gewahrseins<br />

versunken zu sein; aufzugehen in dieser Verbindung, deren Ursache<br />

vollkommene Hingabe <strong>und</strong> Liebe zu ihm ist; alles Tun, die gros-<br />

459


sen <strong>und</strong> die kleinen Handlungen, ihm, Krishna, zu widmen (Wunsch,<br />

Wille, Verhalten, Aktivität, Frucht, Folge), alles, vom Anfang bis zum<br />

Ende, die Aufgabe der Bindung an das Selbst <strong>und</strong> die Durchführung<br />

aller Handlungen im Geist andachtsvollen Nichtgeb<strong>und</strong>enseins: Dieses<br />

erbittet der Herr von euch.<br />

Gewiss, es ist schwer, eine solche vollkommene Hingabe zuwege zu<br />

bringen. Wenn der Mensch aber auch nur die geringste Anstrengung<br />

in dieser Richtung macht, so wird der Herr selbst ihm den Mut verleihen,<br />

ihr bis zum Ende zu folgen. Er wird mit ihm gehen <strong>und</strong> ihm helfen<br />

wie ein Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> ihn wie ein guter Führer geleiten. Er wird ihn vor<br />

dem Bösen <strong>und</strong> vor der Versuchung bewahren. Er wird sein Stab <strong>und</strong><br />

seine Stütze sein. Krishna hat gesagt: „Wenn du auf diese Weise<br />

auch nur in geringem Masse handelst, so wirst du dadurch von quälender<br />

Furcht befreit.“ Wenn ihr dem Göttlichen Gesetz folgt, so ist<br />

das in sich schon eine Quelle der Freude. Es ist der Pfad, auf dem<br />

sich die wenigsten Hindernisse befinden. Das ist die <strong>Lehre</strong> des Herrn.<br />

(...)<br />

“Du wirst mir nahe sein, du wirst dich mir nähern”, das besagt, du wirst<br />

mein Geheimnis verstehen, wirst in mich eingehen, wirst meine Natur<br />

erlangen. Mit diesen Begriffen werden das Erlangen des göttlichen<br />

Wesens, das Sein in Gott <strong>und</strong> das Einssein mit Gott bezeichnet.<br />

Wenn ihr das Stadium erreicht habt, da ihr die Göttlichkeit in jedem<br />

Wesen erkennt, wenn jedes Werkzeug des Erkennens das Erlebnis<br />

jener Göttlichkeit bringt, wenn nur sie allein noch gesehen, gehört, geschmeckt,<br />

gerochen <strong>und</strong> berührt wird, dann wird der Mensch zweifellos<br />

ein Teil des Körpers Gottes <strong>und</strong> lebt in ihm <strong>und</strong> mit ihm. Wenn ihr<br />

diese Pflicht zu eurem eigenen Fortschritt auf euch nehmt, dann werdet<br />

ihr <strong>beim</strong> allerersten Schritt eine neue Kraft bekommen; ihr werdet<br />

zu einer neuen <strong>und</strong> reinen Freude emporgetragen; ihr werdet die vollkommene<br />

Glückseligkeit erleben; ihr werdet von einer neuen Heiligkeit<br />

gelabt werden.<br />

Diese Pflicht ist nicht für aussergewöhnliche Menschen festgelegt<br />

oder empfohlen worden. Sie ist in der Reichweite aller; denn alle hungern<br />

nach Gott, alle haben die Unterscheidungskraft zu entdecken,<br />

dass hinter all dem Veränderlichen etwas Wesentliches ist. Selbst der<br />

abscheulichste Sünder kann sein Herz schnell säubern <strong>und</strong> rein werden,<br />

wenn er sich dem Herrn in qualvoller Reue ergibt.<br />

Deshalb lautet der Befehl des Herrn, dass jeder der speziell für ihn<br />

festgelegten Pflicht folgen soll. Jeder Mensch sollte sein Leben im<br />

Rahmen der spirituellen Gr<strong>und</strong>lagen seiner Kultur planen. Er sollte<br />

460


den auf das Gegenständliche gerichteten Blick aufgeben <strong>und</strong> auf die<br />

Stimme Gottes hören. (2-12/14)<br />

Über die völlige Selbstaufgabe kann man vieles sagen. <strong>Der</strong> Mensch<br />

opfert im Leben anderen Menschen seinen Rang <strong>und</strong> seine Würde zu<br />

mancherlei Zwecken: Reichtum, Ruhm, Besitz, Prachtentfaltung,<br />

Macht etc. Selten aber hat er Gelegenheit, sich dem Herrn um des<br />

Herrn willen hinzugeben! Wie kann auch dieses Drängen in ihn kommen,<br />

solange er nach dem Gegenstand verlangt, nicht aber nach der<br />

Basis, auf welcher der Gegenstand beruht? Wie lange kann ein Ding<br />

ohne das ihm zugr<strong>und</strong>e Liegende befriedigen? <strong>Der</strong> Mensch will die<br />

Gabe, nicht den Geber, das Erschaffene, nicht den Schöpfer, Dinge<br />

aus der Hand, nicht aber die Hand selbst! Er läuft einer nicht existierenden<br />

Sache nach. Kann es denn einen Gegenstand ohne die vorher<br />

bestehende Ursache geben? Nein, wenn es einen solchen gibt,<br />

dann kann das nur Gott, der Unbedingte, sein. Es ist deshalb reine<br />

Unwissenheit, wegen der vergänglichen Produkte des Handelns, des<br />

„Verursachten“, statt wegen der Ursache selbst seine Individualität<br />

aufzugeben. Gib dich vielmehr der Basis hin, der Ursache <strong>und</strong> dem<br />

Ursprung allen Seins, dem Herrn über alles. Das ist echte Selbstaufgabe.<br />

Es gibt drei Arten von Selbstaufgabe: Ich bin dein, du bist mein<br />

<strong>und</strong> du bist ich. Die erste erklärt feierlich: Ich bin dein; die zweite versichert:<br />

Du bist mein; <strong>und</strong> die dritte erklärt: Du <strong>und</strong> ich sind EINS, das<br />

Gleiche. Jede dieser Arten ist nur eine Stufe in der aufsteigenden Linie,<br />

<strong>und</strong> die letzte ist die höchste von allen.<br />

Im ersten Stadium - ich bin dein - ist der Herr vollkommen frei <strong>und</strong> der<br />

Gott-Hingegebene ganz <strong>und</strong> gar geb<strong>und</strong>en. Es ist wie bei der Katze<br />

<strong>und</strong> dem kleinen Kätzchen. Die Katze trägt das Kätzchen herum, wie<br />

sie will. Das Kätzchen miaut nur <strong>und</strong> ist zufrieden mit allem, was geschieht.<br />

Diese Haltung ist sehr geduldig <strong>und</strong> von allen leicht zu erreichen.<br />

Im zweiten Stadium - du bist mein - bindet der Gott-Hingegebene<br />

den Herrn, der in diesem Mass „unfrei“ ist! (...)<br />

<strong>Der</strong> Gott-Hingegebene kann den Herrn mit seiner Liebe fesseln,<br />

durch Hingabe, die seinen Egoismus überwältigt <strong>und</strong> überwindet.<br />

Wenn der Mensch von dieser Art Hingabe erfüllt ist, dann wird der<br />

Herr selbst ihn mit allem segnen, dessen er bedarf. Seine Gnade wird<br />

alle seine Bedürfnisse stillen.<br />

Als Nächstes das dritte Stadium: Du bist ich; dieses ist die Hingabe<br />

ohne Getrenntsein. <strong>Der</strong> Gott-Hingegebene bringt alles dem Herrn<br />

dar, sich selbst eingeschlossen, da er fühlt, dass er sich nicht entzie-<br />

461


hen kann. Das macht seine Hingabe vollkommen. Das Gefühl „du bist<br />

ich“ ist die nichtdualistische Selbstaufgabe, die auf der Erkenntnis basiert,<br />

dass dieses alles Gott ist, nicht weniger <strong>und</strong> nichts anderes. Solange<br />

das Körper-Bewusstsein vorhanden ist, ist der Gläubige der<br />

Diener <strong>und</strong> der Herr der Meister. Solange der Einzelne fühlt, dass er<br />

getrennt von anderen Menschen besteht, solange ist der Gläubige ein<br />

Teil <strong>und</strong> der Herr das Ganze. Wenn er zu dem Zustand fortschreitet,<br />

da er sich jenseits der Begrenzungen des Körpers wie auch des „Ich“<br />

<strong>und</strong> „Mein“ befindet, gibt es keinen Unterschied mehr. <strong>Der</strong> Gläubige<br />

<strong>und</strong> der Herr sind das Gleiche. (2-21/22)<br />

Wenn dem Wunsch nach Erlangung der Früchte des Handelns mit<br />

vollem Verstand bewusst entsagt wird, dann entsteht das, was Krishna<br />

“Yoga der Unterscheidungskraft” nannte. <strong>Der</strong> Intellekt muss gereinigt<br />

<strong>und</strong> geschult werden; sonst ist es unmöglich, die Bindung an die<br />

Früchte des Handelns aufzugeben <strong>und</strong> weiterhin Dinge entweder aus<br />

Pflichtbewusstsein oder aus Hingabe zu tun. Ein derart gereinigter Intellekt<br />

wird durch Unterscheidungskraft, die mit der Einheit verb<strong>und</strong>en<br />

ist, erreicht. Kultiviere sie, <strong>und</strong> dann befreie dich durch sie von den<br />

Fesseln des Karma. In Wirklichkeit stehst du, das wahre Du, über der<br />

Kette von Ursache <strong>und</strong> Wirkung <strong>und</strong> jenseits von ihr. (...)<br />

Das Üben dieser Art von Entsagung beendet den Zustand der Bindung.<br />

<strong>Der</strong> wesentliche Punkt ist das Festhalten am Ziel. (2-33/34)<br />

Ihr müsst zusammen mit der Meisterung der Sinne auch die Meisterung<br />

des Geistes erreichen. Das ist das Kennzeichen eines Erleuchteten.<br />

Wenn diese doppelte Meisterschaft nicht vorhanden ist, habt ihr<br />

ein Wesen ohne Weisheit <strong>und</strong> nicht den fest im Wissen stehenden<br />

Menschen vor euch. Wohin geht der Mensch ohne Weisheit? Ins Verderben<br />

<strong>und</strong> nirgendwohin sonst.<br />

<strong>Der</strong> aufwärtsführende Pfad, das höhere Stadium - sie sind für diejenigen,<br />

welche durch Erkenntnis unerschütterlich geworden sind. (...)<br />

Wenn der Geist nicht am Gegenständlichen hängt, dann haben die<br />

Sinne nichts, woran sie sich klammern können; sie gehen an Entkräftung<br />

zugr<strong>und</strong>e; beide, Liebe <strong>und</strong> Hass, werden ausgehungert <strong>und</strong><br />

sind nicht mehr vorhanden. Die Bande zur gegenständlichen Welt<br />

sind durchschnitten, selbst wenn die Sinne nicht davon betroffen sein<br />

mögen. Wie kann ihm, der mit dem Gewahrwerden des Göttlichen<br />

Selbst gesegnet wurde, irgendetwas Weltliches Kummer oder Freude<br />

bereiten?<br />

462


So wie die Sterne <strong>beim</strong> Sonnenaufgang bis zur Unsichtbarkeit verblassen,<br />

so verschwinden auch <strong>beim</strong> Aufsteigen der Sonne des Wissens<br />

Kummer, Erregung <strong>und</strong> Unwissenheit.<br />

<strong>Der</strong> Mensch hat drei Hauptwerkzeuge: den Geist, den Intellekt <strong>und</strong><br />

die Sinne. Wenn diese drei gemeinsam arbeiten <strong>und</strong> im Einklang miteinander<br />

sind, dann geschieht es, dass ihr entweder „die Versenkung<br />

in den ständigen Wechsel“ oder „die Befreiung im Wissen um das<br />

Göttliche“ realisiert. (2-39)<br />

Wenn das Rad der Schöpfung sich reibungslos bewegen soll, dann<br />

muss jeder andauernd handeln. Wer er auch sei, er kann um diese<br />

Verpflichtung nicht herumkommen. Selbst der, welcher die höchste<br />

Weisheit erlangt hat, muss diese Regel beachten. Essen <strong>und</strong> Trinken,<br />

das Ein- <strong>und</strong> das Ausatmen - auch diese sind Handlungen. Wer kann<br />

ohne diese Handlungen leben?<br />

Du ziehst Vorteile aus der Welt <strong>und</strong> der Gemeinschaft, <strong>und</strong> so schuldest<br />

du ihnen eine gewisse Aktivität. Diese Welt, dieses Universum,<br />

hervorgegangen aus dem Göttlichen Prinzip, ist in Wirklichkeit eine<br />

gewaltige Werkstatt; jedes menschliche Wesen ist ein Glied in dieser<br />

Organisation. Jedem Glied wurde entsprechend seiner Veranlagung<br />

eine Aufgabe übertragen, <strong>und</strong> es muss seine Erfüllung in der Erledigung<br />

dieser besonderen Arbeit finden. Welche Arbeit euch auch übertragen<br />

wurde, sie muss als Opfergabe für Gott getan werden. Es gibt<br />

im Universum nicht ein einziges Ding, das sich nicht an der Erfüllung<br />

dieser grossen Aufgabe beteiligt. Pflanze <strong>und</strong> Insekt, Stein <strong>und</strong><br />

Stumpf, Wind <strong>und</strong> Regen, Hitze <strong>und</strong> Kälte; wenn nicht jedes von ihnen<br />

nach dem Plan arbeitet, kann die Welt nicht bestehen. Sonne <strong>und</strong><br />

Mond erfüllen ständig ihre routinemässigen Aufgaben; Wind <strong>und</strong> Feuer<br />

müssen ohne Murren ihre Pflicht tun. Was würde mit der Welt geschehen,<br />

wenn Erde <strong>und</strong> Sonne die ihnen zugewiesenen Pflichten<br />

nicht erfüllten? So gibt es niemanden, der nicht handelt, aber doch einen<br />

Körper besitzt! Nur wenn jeder unbedingt <strong>und</strong> sorgfältig seine<br />

Pflicht erfüllt, wird das Rad sich schnell <strong>und</strong> reibungslos bewegen. (...)<br />

Es ist die Pflicht der Weisen, das Rechte zu fördern <strong>und</strong> es anderen<br />

vorzuleben, so dass auch sie dazu bewegt werden, dem Weg zu folgen;<br />

zieht sie doch die Hoffnung vorwärts, einmal so zufrieden <strong>und</strong><br />

freudvoll zu werden, wie jene es sind. Die Weisen müssen tätig sein<br />

<strong>und</strong> zum Tun anregen, sehen <strong>und</strong> zeigen, damit die Übrigen dazu gebracht<br />

werden, dem ihnen gegebenen Beispiel zu folgen. (2-42/43)<br />

463


Nur im Handeln, das deine wahre Natur darstellt <strong>und</strong> das der Ausdruck<br />

des echten Selbst ist, kannst du seelische Stärke haben. Wenn<br />

du aus Pflichtgefühl handelst, wirst du es schwer finden, die Sorgen<br />

<strong>und</strong> Mühen zu ertragen. Nun wird Handeln aus der eigenen Natur<br />

eine leichte Last sein. Handeln aus Pflichtgefühl hingegen wird Eitelkeit<br />

auslösen oder das Gefühl „Ich bin der Handelnde“, <strong>und</strong> so wird<br />

das Ergebnis Erschöpfung oder Begeisterung, Widerwille oder Stolz<br />

sein. (2-47)<br />

Nun, du wirst nur dann begreifen, wie wichtig die Aufgabe ist, die<br />

Göttliche Ordnung zu beschützen, wenn du deren Ursprung <strong>und</strong><br />

Zweck betrachtest. Gott erschuf dieses Universum aus seiner eigenen<br />

Initiative, <strong>und</strong> er stellte verschiedene Regeln für seine Erhaltung<br />

<strong>und</strong> einen reibungslosen Ablauf auf. Für das korrekte Verhalten jedes<br />

Wesens gab es Regeln. Diese stellen die Göttlichen Gesetze dar. (...)<br />

Nicht nur jedes Land, sondern jedes einzelne Ding in der Welt hat seine<br />

eigene, spezielle Göttliche Ordnung oder seine Einzigartigkeit in<br />

Pflicht <strong>und</strong> Wesensart. Jedes hat sein ihm eigenes Gewand! Die Göttliche<br />

Ordnung stellt die Richtschnur für die Gruppe <strong>und</strong> für das Einzelwesen<br />

dar. (...)<br />

<strong>Der</strong> Mensch hat einige natürliche Charakteristika, die seinen ureigenen<br />

Lebensatem darstellen. Sie werden auch Fähigkeiten genannt.<br />

Menschen können nur so lange als solche bezeichnet werden, wie<br />

diese Fähigkeiten in ihnen gef<strong>und</strong>en werden. Wenn sie verlorengehen,<br />

dann sind sie keine „Menschen“ mehr. Zur Erhaltung <strong>und</strong> Pflege<br />

solcher Eigenschaften <strong>und</strong> Fähigkeiten wurden bestimmte Verhaltensregeln<br />

<strong>und</strong> Denkmuster niedergelegt. Wenn diese erhalten bleiben,<br />

dann wird es keinen Niedergang der Göttlichen Ordnung geben.<br />

Die Göttliche Ordnung wurde nicht irgendwie von aussen hereingebracht,<br />

noch kann sie beseitigt werden. Er ist eure eigene wahre Natur,<br />

eure Einzigartigkeit. Sie ist das, was aus einem Tier einen Menschen<br />

macht. Wie du die Göttliche Ordnung befolgen sollt? Indem du<br />

„du selbst“ bist. (2-49/50)<br />

Krishna erklärt: “Vier Arten von Menschen suchen mich. <strong>Der</strong> erste ist<br />

immer zermürbt von Krankheiten, die seinen Körper anfallen. <strong>Der</strong><br />

zweite zerquält sich im Kampf um Wohlstand, Macht, sein Ich, Besitz,<br />

Nachkommenschaft usw. Ein dritter sehnt sich nach der Realisation<br />

des Göttlichen Selbst, liest die Schriften <strong>und</strong> heiligen Texte, bewegt<br />

sich stets in der Gesellschaft Gottsuchender, handelt nach den Richt-<br />

464


linien, die von den Weisen als moralisches Verhalten niedergelegt<br />

wurden, <strong>und</strong> wird immer von seinem Bestreben angetrieben, die Gegenwart<br />

des Herrn zu erlangen. <strong>Der</strong> vierte ist der Weise. Er ist ganz in<br />

der Wirklichkeit des Göttlichen Absoluten versunken.<br />

<strong>Der</strong> erste, der Kranke, verehrt mich nur dann anbetend, wenn er in<br />

Schwierigkeiten ist <strong>und</strong> Trauer <strong>und</strong> Schmerz ihn leiden lassen. Ich<br />

höre es, wenn er betet, <strong>und</strong> stelle ihn nur im Umfang seiner besonderen<br />

Schwierigkeit, seiner jeweiligen Trauer oder seines Schmerzes<br />

zufrieden. So höre ich auch zu, wenn der Arme um Reichtümer, eine<br />

Position, Macht oder eine hohe gesellschaftliche Stellung betet, <strong>und</strong><br />

ich belohne ihn nur mit der besonderen Sache, die er ersehnt. <strong>Der</strong> Sucher<br />

nach Wahrheit ist mit den guten Aussichten gesegnet, anbetend<br />

tätig zu werden, einen richtigen Guru als Wegbereiter zu haben, mit<br />

einem Intellekt, der scharf genug ist, um zwischen dem wahren Selbst<br />

<strong>und</strong> falschen Selbst zu unterscheiden, <strong>und</strong> so wird ihm geholfen, das<br />

Ziel zu erlangen. Ich segne ihn, damit er vor Abirrungen bewahrt<br />

bleibt <strong>und</strong> ihm geholfen wird, sich auf das einzige Ziel zu konzentrieren:<br />

die Befreiung. (...) Meine Aufgabe ist, jedem das zu geben, was<br />

er erbittet.” (2-59)<br />

Es gibt zwei Kanäle feinstofflicher Energien, Ida <strong>und</strong> Pingala genannt,<br />

subtile Nerven; Ida links <strong>und</strong> Pingala rechts des Hauptkanals Sushumna,<br />

der dem Rückenmark entlang verläuft. Ida ist der Pfad des<br />

Mondes, <strong>und</strong> Pingala ist derjenige der Sonne. Die Yogis bewegen<br />

sich auf dem Sonnenpfad <strong>und</strong> die anderen auf dem Mondpfad vorwärts.<br />

Dies ist ein weiteres der unerkannten Geheimnisse. (...)<br />

Man muss nicht bezweifeln, dass ein solches Stadium für alle erreichbar<br />

ist <strong>und</strong> ob alle diesen Sieg erringen können. Es sind auch keine<br />

besonderen Mühen oder besonders glückhafte Umstände oder besonders<br />

geplante Handlungen erforderlich. Es genügt, wenn der<br />

Geist immer fest auf die höchste Wirklichkeit gerichtet ist, wenn über<br />

den Herrn ununterbrochen meditiert wird. Das wird den Geist reinigen;<br />

die Täuschung, die ihn hemmt, wird verschwinden. Dies allein<br />

schon schliesst Befreiung ein; denn was ist Befreiung anderes als der<br />

Untergang der Täuschung? Ein Mensch, der die Zerstörung der Täuschung<br />

erreicht hat, wird zum Höchsten Selbst gelangen, wie er auch<br />

sterben mag. Einen solchen Menschen nennt man einen Weisen. (...)<br />

Das, was dich befreit, ist das Wissen, das aus eigener Erfahrung resultiert;<br />

das allein kann dir zur Befreiung verhelfen. (2-134/135)<br />

465


Hingabe zu Gott ist nur eine Art der Disziplin, um das Ziel zu erreichen.<br />

<strong>Der</strong> Sucher sollte es nicht <strong>beim</strong> Erlernen der Hingabe bewenden<br />

lassen. Er sollte sich nicht so sehr mit der Hingabe oder Liebe befassen,<br />

die er Gott gegenüber hat, sondern vielmehr mit der Liebe<br />

<strong>und</strong> Gnade, die Gott ihm schenkt! Er muss immer bestrebt sein herauszufinden,<br />

wie sein Betragen <strong>und</strong> Handeln sein muss, um Gott die<br />

grösste Freude zu bereiten, um Gott mit Glückseligkeit zu erfüllen.<br />

Forsche danach, sehne dich danach, beschäftige dich mit den Dingen,<br />

die dich sicher zu diesem Ziel bringen - das ist echte Hingabe.<br />

Aber die Menschen folgen für gewöhnlich nicht diesem Ideal, noch<br />

denken sie über dessen tieferen Sinn nach. Sie beachten nur die Liebe,<br />

die der Gott-Hingegebene zu Gott hat; <strong>und</strong> während dieses Prozesses<br />

widmen sie den Göttlichen Geboten <strong>und</strong> dem Handeln, die der<br />

Herr billigt <strong>und</strong> anerkennt, kaum Aufmerksamkeit! (...)<br />

Was auch der Gott-Hingegebene denkt, plant oder tut - alles sollte die<br />

Gnade Gottes herabziehen. Es sollte nicht dem eigenen Willen unterliegen;<br />

es sollte mit Gottes Willen übereinstimmen. <strong>Der</strong> Gott-Hingegebene<br />

muss jeden Gedanken <strong>und</strong> jedes Gefühl auf dem Prüfstein dessen<br />

testen, was Gott liebt. (2-157)<br />

Das Gewahrwerden, dass ihr von allem nur der Zeuge seid, ist das<br />

Geheimnis der Selbstverwirklichung. Verwirklichung des Selbst ist die<br />

Erkenntnis „ich bin meine eigene Wahrheit“, „ich habe mein Selbst erkannt“,<br />

„alle sind Gott“ oder „ich habe die Erfahrung gemacht, dass<br />

das Individuelle <strong>und</strong> das Universelle nicht voneinander verschieden<br />

sind“. Dies muss jeder Mensch selbst entdecken. Ohne dies ist Askese<br />

reine Zeit- <strong>und</strong> Energievergeudung. (2-178)<br />

<strong>Der</strong> Äther ist überall, dringt in alles ein <strong>und</strong> durchdringt es. (...) Wie<br />

viel feiner muss das Göttliche sein, das keine Eigenschaften oder<br />

Merkmale besitzt! Stellt euch nur vor, um wie viel stärker Gott immanent<br />

<strong>und</strong> universal sein muss! Jene, die ihren Geist auf das Gegenständliche<br />

ausgerichtet haben, können dieses Phänomen nicht begreifen.<br />

Nur ein denkendes Individuum kann zur Lösung gelangen.<br />

Dieser Glaube kann nur in jenen entstehen, welche die Dinge durchdenken<br />

können. Das ist verhängnisvoll für alle, die allezeit rufen, Gott<br />

könne nicht allem innewohnen, da sie ihn nicht erkennen können. Sie<br />

glauben nicht, dass Gott über <strong>und</strong> jenseits der trivialen Werte ist, mit<br />

denen sie ihn zu messen versuchen. Es ist tatsächlich ein Jammer.<br />

Gott ist euch so nahe, wie ihr Gott nahe seid; wenn ihr ihn fernhaltet,<br />

dann bleibt er euch auch fern. (2-179)<br />

466


Es gibt eine Beweisführung, die bindet, <strong>und</strong> eine, die befreit. Wer die<br />

Welt als Welt sieht, sieht sie falsch; wer die Welt als die höchste Wirklichkeit<br />

sieht, sieht sie richtig. Die Welt ist die Wirkung; sie hat eine Ursache;<br />

sie kann von der Ursache nicht verschieden sein. (2-181)<br />

<strong>Der</strong> Zustand der Wunschlosigkeit ist tatsächlich der Zustand der Egolosigkeit.<br />

Und was ist Befreiung anderes als Befreiung von der Bindung<br />

an das Ego? Ihr verdient die Befreiung, wenn ihr die Fessel des<br />

Verlangens zerreisst. (2-194)<br />

<strong>Der</strong> Mensch muss die Zwillingstätigkeiten des Tuns <strong>und</strong> Lassens, des<br />

Entschliessens <strong>und</strong> des Verweigerns aufgeben. Er muss den Weisungen<br />

Gottes folgen; er muss Gottes Willen akzeptieren <strong>und</strong> glücklich<br />

sein, wo Gott ihn hingestellt hat <strong>und</strong> wie immer Gott ihn geschaffen<br />

hat. Er sollte weit entfernt davon sein nachzuforschen, ob sein Tun<br />

zweckmässig oder unzweckmässig ist, sondern statt dessen alle<br />

Handlungen in der Anbetung des Herrn tun, als Handlungen, für die<br />

keine Belohnung erwartet wird. Das ist die Summe seiner Pflichten.<br />

(2-195)<br />

Die Seele, die jedem Wesen innewohnt, ist nicht verschieden von der<br />

Seele, die in euch ist. Seid also eifrig bestrebt, das Wohlergehen aller<br />

Wesen zu fördern. Tut hierfür alles, wie es die Heiligen Schriften vorschreiben,<br />

im Geiste der Hingabe <strong>und</strong> ohne einen Blick auf die Früchte.<br />

Dies ist wahres Handeln ohne den Wunsch nach den Früchten. (2-<br />

197)<br />

Wird jemand in den Weg der Erkenntnis des Absoluten eingeführt, so<br />

ist dies eine Einweihung (Upanayana); „Upanayana“ bedeutet „näher<br />

heranbringen“, den jungen Aspiranten dem Göttlichen (Brahman) näher<br />

bringen, mit anderen Worten: ihn in das Erkennen <strong>und</strong> Ergründen<br />

des Absoluten einführen, in den Göttlichen Weg. Diese Einweihung<br />

ist eine der religiösen Zeremonien, welche die Persönlichkeit rekonstruieren,<br />

die den Geist reformieren, ihn läutern <strong>und</strong> restaurieren. Sie<br />

macht aus der Person, die sie empfängt, einen zum zweiten Mal Geborenen!<br />

<strong>Der</strong> Junge wird zunächst in die Welt hineingeboren; nun<br />

wird er durch diese Einweihung in die Welt der Gottsuchenden hineingeboren.<br />

Er wird jemand, der zum Göttlichen hin unterwegs ist. Es ist<br />

also ein sehr bedeutsamer Tag im Leben dieser Menschen, ein Tag,<br />

den sie lange in Freude <strong>und</strong> Dankbarkeit im Gedächtnis behalten<br />

müssen. Es ist der Tag, da ihre Herzen Gott zugewandt wurden; <strong>und</strong><br />

467


fortan sollten sie versuchen, nicht mehr vor Gott davonzulaufen. Das<br />

ist eine grosse Verantwortung.<br />

Die Initiation geschah durch die Einweihung in den Gayatri Mantra.<br />

Dieser Mantra ist ein universelles Gebet, das Menschen aller Länder<br />

<strong>und</strong> Rassen benutzen können. Dieser Mantra ist eine Anrufung der<br />

glorreichen Macht, welche die Sonne <strong>und</strong> die drei Welten durchdringt,<br />

sie möge die Intelligenz anregen, sie erwecken <strong>und</strong> stärken, auf dass<br />

sie zu intensiver spiritueller Übung führe <strong>und</strong> diese spirituelle Übung<br />

wiederum zum Erfolg.<br />

Jeder kleine Augenblick <strong>und</strong> jede Begebenheit erzeugt eine Klangschwingung,<br />

die ihr aber vielleicht nicht hören werdet, da die Wahrnehmungsfähigkeit<br />

eures Ohres begrenzt ist. Das Senken des Augenlides<br />

über dem Auge erzeugt ein Geräusch; wenn Tau auf ein<br />

Blatt tropft, gibt es ein Geräusch. Jede kleine Erregung, die die Ruhe<br />

stört, produziert zwangsläufig ein Geräusch. <strong>Der</strong> Klang der allerersten<br />

Bewegung, als das Göttlich-Absolute sich in seiner sich selbst entfaltenden<br />

Schöpfung verhüllte, ist der Klang des kosmischen Urlauts -<br />

das OM. <strong>Der</strong> Gayatri-Mantra ist die Ausführung dieses kosmischen<br />

Urklangs. Deshalb wird er heute für so ehrwürdig <strong>und</strong> wertvoll erachtet,<br />

dass die Einweihung in das spirituelle Leben durch Kontemplation<br />

über ihn erreicht wird. (...)<br />

Im Falle des Gayatri-Mantras ist die Bedeutung einfach <strong>und</strong> tiefgründig.<br />

Er bittet nicht um Gnade oder Vergebung, er bittet um einen klaren<br />

Intellekt, auf dass sich die Wahrheit darin spiegeln kann - makellos<br />

<strong>und</strong> ohne jede Verzerrung.<br />

Ein Mensch, der nach Erkenntnis des Absoluten strebt, hat ein Leben<br />

spiritueller Disziplin gelobt. Nun, was sind die Voraussetzungen spiritueller<br />

Disziplin?<br />

Erstens: Glaube - der unbeirrt dem Spott der Unwissenden, der Kritik<br />

der Weltlichen, dem Gelächter der Gemeinen standhält. (...)<br />

Zweitens: Sorgt euch nicht um Höhen <strong>und</strong> Tiefen, um Verlust <strong>und</strong> Errungenschaft,<br />

um Freude <strong>und</strong> Leid. Ihr selbst seid die Schöpfer eurer<br />

Höhen <strong>und</strong> Tiefen. Wenn ihr euch darum nicht kümmert, kann alles zu<br />

ausgeglichener Ruhe finden. Ihr selbst stempelt das eine als Verlust<br />

<strong>und</strong> etwas anderes als Gewinn. Ihr begehrt etwas, <strong>und</strong> wenn ihr es<br />

bekommt, nennt ihr das Freude; <strong>und</strong> wenn nicht - Leid. Stellt das Verlangen<br />

ab, <strong>und</strong> das Hin- <strong>und</strong> Herpendeln zwischen Freude <strong>und</strong> Leid<br />

hat ein Ende.<br />

Drittens: Durchdenkt sie gründlich <strong>und</strong> überzeugt euch von der Wahrheit:<br />

„In allem wohnt das Göttlich-Absolute.“<br />

468


Ihr wisst, dass es fünf Elemente gibt, die durch ihre Veränderungen<br />

<strong>und</strong> Kombinationen die Welt bilden, die man deshalb „aus fünf bestehend“<br />

nennt. Das Erdelement hat die meisten Charakteristika, nämlich<br />

fünf, <strong>und</strong> ist daher das dichteste Element. Es hat sein eigenes<br />

spezifisches Merkmal: den Geruch, sowie die Merkmale der anderen<br />

vier Elemente, nämlich fühlbare Form, Geschmack, Farbe, Gestalt<br />

<strong>und</strong> Klang. Das nächste, das Wasserelement, hat nur vier Charakteristika,<br />

sein spezielles: den Geschmack, ferner fühlbare Form, Farbe,<br />

Gestalt <strong>und</strong> Klang. Es ist daher feiner als das Erdelement. Das Feuerelement<br />

ist noch feiner, denn abgesehen von seiner Besonderheit:<br />

Farbe <strong>und</strong> Gestalt, hat es nur noch zwei weitere Merkmale: Klang <strong>und</strong><br />

fühlbare Form. Das Luftelement hat als typisches Merkmal die Berührung<br />

<strong>und</strong> als weitere Eigenschaft den Klang. Schliesslich, das leichteste<br />

<strong>und</strong> feinste der fünf: das Himmelselement. Es hat nur ein besonderes<br />

Kennzeichen: nämlich den Klang. Nun, Gott ist noch viel feiner<br />

als der Himmel - er ist alldurchdringend, er ist durchdringender als das<br />

Ätherelement <strong>und</strong> alles, was selbst dieses noch übertrifft. Seine Natur<br />

ist jenseits des menschlichen Wortschatzes, jenseits aller menschlichen<br />

Mathematik. Festigt diese Überzeugung in eurem höheren Intellekt.<br />

Viertens: Seid beständig in eurer spirituellen Disziplin <strong>und</strong> zögert niemals,<br />

wenn ihr euch einmal dazu entschlossen habt. Solange der Bus<br />

in Bewegung ist, bleibt die aufgewirbelte Staubwolke hinter ihm. Nur<br />

wenn er abrupt anhält, umhüllt der Staub die Gesichter der Fahrgäste.<br />

Also geht vorwärts; bleibt stets mit eurer spirituellen Disziplin befasst.<br />

Dann wird die Staubwolke der objektiven Welt euer Antlitz nicht umhüllen.<br />

(...)<br />

Allein durch Wissen <strong>und</strong> Einsicht kann im modernen Kaliyuga die<br />

Göttliche Ordnung bewahrt werden. Das ist der Gr<strong>und</strong>, warum ich bei<br />

dieser Aufgabe des Wiederaufbaus um Einsicht <strong>und</strong> Erkenntnis der<br />

Menschen durch spirituelle Unterweisungen bemüht bin.<br />

Wenn ihr die Samen nur auf die Oberfläche des Ackerbodens streut,<br />

keimen sie nicht. Ihr müsst sie in den Boden einbringen. Ebenso kann<br />

bloss oberflächlich verstreute Einsicht nicht aufkeimen, zu einem<br />

Baum des Wissens heranwachsen <strong>und</strong> die Frucht der Weisheit hervorbringen!<br />

Pflanzt Einsicht in eure Herzen; wässert die Pflanze mit<br />

Liebe, düngt sie mit Vertrauen, Mut <strong>und</strong> Entschlossenheit, haltet<br />

Schädlinge von ihr fern mit Hilfe von Insektiziden wie Singen zum Lob<br />

Gottes <strong>und</strong> spirituellen Zusammenkünften, auf dass ihr am Ende Nutzen<br />

daraus ziehen könnt. Ihr habt noch gar nicht mit spiritueller Diszi-<br />

469


plin begonnen, <strong>und</strong> schon verlangt ihr inneren Frieden <strong>und</strong> Gnade.<br />

Wie soll das jemals möglich sein? Fangt an! Dann wird euch alles hinzugegeben.<br />

Gott gibt euch alles, worum ihr bittet. Also seid achtsam. Bittet um die<br />

richtigen Dinge. (...) Überlegt gut <strong>und</strong> unterscheidet klar, bevor ihr um<br />

etwas bittet <strong>und</strong> bevor ihr betet. Ich weiss, wie gewissenhaft ihr alle im<br />

Essen <strong>und</strong> Trinken seid. Ihr kümmert euch ganz gut um euren Körper.<br />

Ich lehne das nicht ab; ich möchte nur, dass ihr euch gleichermassen<br />

gut um eure spirituellen Bedürfnisse kümmert. Nehmt morgens eine<br />

Dosis Meditation <strong>und</strong> Namensrezitation als Frühstück, Gottesdienst<br />

<strong>und</strong> Verehrung als Mittagessen, ein bisschen geistig erhebende Gesellschaft,<br />

Nachsinnen über das wahre Sein, spirituell ausgerichtete<br />

Literatur oder schriftliche Wiederholung der Gottesnamen als Nachmittagstee<br />

<strong>und</strong> -imbiss, eine St<strong>und</strong>e Singen zu Lob Gottes als Abendbrot<br />

<strong>und</strong> eine kurze zehnminütige Meditation als Glas Milch vor dem<br />

Zubettgehen. Diese Diät reicht aus, um euer innerstes Wesen glücklich<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong> zu erhalten. Das ist mein heutiger Rat für euch.<br />

16.4.64, (17-167/170)<br />

Wissen sei Macht, sagt man, aber das ist nicht wahr. Charakter ist<br />

Macht. Gerade der Erwerb von Wissen bedarf eines guten Charakters.<br />

Deshalb muss jeder danach streben, makellose charakterliche<br />

Eigenschaften zu erwerben <strong>und</strong> sich von Sünde freizuhalten. Bedenkt,<br />

dass die Menschen Buddha, Jesus Christus, Shankaracarya<br />

<strong>und</strong> Vivekananda, grossen Weisen <strong>und</strong> Heiligen bis zum heutigen<br />

Tag ein hohes Andenken bewahren. Was hat sie für alle Zeiten so erinnerungswürdig<br />

gemacht? Ich behaupte, es ist ihr guter Charakter,<br />

ohne den Reichtum, Erziehung, Bildung <strong>und</strong> sozialer Status wertlos<br />

sind. (...)<br />

Von allen Eigenschaften, die einen reinen Charakter kennzeichnen,<br />

sind Liebe, Geduld, Nachsicht, Güte <strong>und</strong> Standhaftigkeit die wertvollsten;<br />

sie sind am höchsten einzustufen. (4-13/14)<br />

Es gibt ein Geheimnis, das, sobald ihr es erkennt, alle anderen Geheimnisse<br />

aufdeckt. Es gibt ein bestimmtes Problem, mit dessen Lösung<br />

sich alle anderen Probleme auflösen. Es gibt einen bestimmten<br />

Knoten, mit dessen Auflösung sich alle anderen Knoten lösen. Es gibt<br />

eine bestimmte Wissenschaft, durch die, beherrscht ihr sie, alle anderen<br />

Wissenschaften beherrscht werden können. Und diese Schlüssel-<br />

Wissenschaft ist das Ewige Wissen. (4-39)<br />

470


Dauerhaftes Glück kann nur durch ein einziges Wissen erlangt werden,<br />

das Wissen der Upanishaden. Es ist die Wissenschaft über die<br />

Gottverwirklichung, die <strong>Lehre</strong> der Weisen (Rishis). Nur sie kann den<br />

Menschen retten <strong>und</strong> ihm inneren Frieden geben. Es ist eine unbestreitbare<br />

Tatsache, dass es nichts Höheres gibt als sie. Ganz gleich,<br />

welche Freude oder welchen Kummer ihr erlebt, ganz gleich, auf welchen<br />

Beruf ihr euch spezialisiert habt, um euren Lebensunterhalt zu<br />

verdienen - richtet eure Augen fest auf das göttliche Wissen. Wenn ihr<br />

nur die Intelligenz allein schärft <strong>und</strong> keine Tugenden entwickelt <strong>und</strong><br />

praktiziert, wenn ihr nichts weiter als Information im Gehirn speichert,<br />

dann könnt ihr keine Fortschritte machen, ja, dann ist das Wohlergehen<br />

der ganzen Welt sogar in höchster Gefahr. (4-41)<br />

Lebensgewohnheiten bringen dem Menschen Glück oder Unglück,<br />

sie lassen ihn Verlust <strong>und</strong> Kummer erleben, sind aber auch die Schritte,<br />

die ihn schliesslich zum Ziel führen. Da der Mensch nur durch gute<br />

Taten zu Gott gelangen kann, muss er sich ausschliesslich mit guten,<br />

selbstlosen <strong>und</strong> wunschlosen Handlungen befassen. Sie sind der<br />

wahre Gottesdienst. Sie sind die beste Art, sich ständig an Gott zu erinnern.<br />

Sie sind der höchste Lobgesang. Sie verbreiten Liebe ohne<br />

Unterschied. Sie sind jener Dienst, den sich jeder Mensch zur Pflicht<br />

machen sollte.<br />

Beschäftigt euch mit solchen Aktivitäten. Freut euch ununterbrochen<br />

im Gedenken an Gott. Das ist der königliche Weg zu dem euch vorgeschriebenen<br />

Ziel. (4-51)<br />

Im Prinzip sind Leben <strong>und</strong> Individualität dasselbe. Beide sind ein Beweis<br />

für den Mangel an Erkenntnis der Wahrheit, durch welche sie<br />

entstanden sind. Die Tatsache, dass der Mensch sich der Wahrheit<br />

nicht bewusst ist, ist das Ergebnis des Geb<strong>und</strong>enseins durch die drei<br />

Gr<strong>und</strong>eigenschaften alles Erschaffenen. Das Individuum ist vor allem<br />

von dem Drang zur Aktivität, zum Handeln gekennzeichnet, obwohl<br />

auch die beiden anderen als Veranlagung in ihm vorhanden sind. Die<br />

Schöpfung selbst entstand, als sich die absolute Wirklichkeit mit dem<br />

täuschenden Schleier des Dualismus verhüllte. Im gleichen Augenblick<br />

manifestierten sich die Eigenschaften, durch welche die Individuen<br />

sich unterscheiden. Welche der drei Eigenschaften die Oberhand<br />

gewinnt, hängt von dem Verhalten in früheren Erdenleben ab,<br />

dessen Folgen sich in diesem Leben auswirken. Wer überwiegend mit<br />

reinen, ausgeglichenen Eigenschaften begabt ist, ist ein gottgeführter<br />

471


Mensch, der sich Gott hingibt <strong>und</strong> sich seiner Macht <strong>und</strong> Herrlichkeit<br />

bewusst ist. Wer von leidenschaftlichen, aktiven Eigenschaften dominiert<br />

wird, ist ein starker, intelligenter Mensch, der sich mit einem Leben<br />

ohne spirituelles Streben zufrieden gibt. Ein von stumpfer Trägheit<br />

regierter Mensch wird ebenso von den Bedürfnissen des Körpers<br />

beherrscht wie das Tier. (...)<br />

<strong>Der</strong> Mensch, der in die Falle der Täuschung gegangen ist, bildet sich<br />

ein, “erschaffen” worden zu sein, <strong>und</strong> glaubt deshalb an einen<br />

“Schöpfer”. Diese Unkenntnis der Wahrheit muss durch die Erkenntnis<br />

der göttlichen Wirklichkeit, die zugleich Ansporn <strong>und</strong> Garant des<br />

Erfolgs bei diesem Abenteuer spirituellen Forschens ist, überw<strong>und</strong>en<br />

werden. Sie wird den gemeinhin für eine Realität gehaltenen Unterschied<br />

von Subjekt <strong>und</strong> Objekt, Mensch <strong>und</strong> Kosmos, zerstören. Um<br />

dem Menschen in diesem Kampf mit der Täuschung zu helfen <strong>und</strong> um<br />

ihn zur Wahrheit zu führen, beschreiben die Veden, (...) wie der<br />

Mensch sich verhalten muss, um bei seinen Bemühungen Erfolg zu<br />

haben. Solange er jedoch in Unwissenheit befangen ist, muss er Konzepte<br />

wie: Mensch <strong>und</strong> Kosmos, Rechtschaffenheit, Pflichtbewusstsein,<br />

Liebe zu Gott <strong>und</strong> Weisheit respektieren <strong>und</strong> sein Leben danach<br />

ausrichten. Solange er die scheinbare Mannigfaltigkeit des Universums<br />

für wirklich hält, muss er sich an die Gebote halten, die von einem<br />

personifizierten Gott gegeben werden.<br />

Das Universum ist im Gr<strong>und</strong>e genommen für jedes Lebewesen nichts<br />

anderes als das Produkt der eigenen Vorstellung. Wenn ihr euch nicht<br />

bemüht, den Geist <strong>und</strong> seine Arbeitsweise zu enträtseln, ist es<br />

schwierig, das allumfassende Brahman-Prinzip zu verstehen. Wer<br />

das Geheimnis der Atmosphäre nicht kennt, mag sich den Himmel als<br />

eine hell erleuchtete Kuppel vorstellen. Ebenso wird aus Unwissenheit<br />

fälschlicherweise der Intellekt für das eigentliche Selbst gehalten.<br />

So glaubt man, das Selbst als Intellekt sei aktiv, geniesse die Ergebnisse<br />

des Handelns, sei in den Gegensätzen von Freud <strong>und</strong> Leid gefangen<br />

<strong>und</strong> in Glück <strong>und</strong> Unglück, in Knechtschaft <strong>und</strong> Befreiung verwickelt.<br />

Von der vergänglichen Welt her gesehen, erscheint die<br />

Wirklichkeit natürlich anders als sie ist, obwohl die beiden untrennbar<br />

miteinander verknüpft sind. Raum ist immer nur Raum. Aber weil er in<br />

verschiedenen “Behältern” eingeschlossen ist, könnte man glauben,<br />

dass es jedes Mal ein anderer Raum sei, der sich in einem Zimmer, in<br />

einem Topf, in einem Gebäude oder in einem Zelt befindet. Aber diese<br />

differenzierte Betrachtungsweise ist nicht richtig, denn es ist ein<br />

<strong>und</strong> derselbe “Raum”, der nur von verschiedenen “Behältern” eingeschlossen<br />

ist, die verschiedene Namen <strong>und</strong> Formen haben <strong>und</strong> ver-<br />

472


schiedenen Zwecken dienen. Ebenso haben individuelle Wesen verschiedene<br />

Namen, Formen, Eigentümlichkeiten, Verhaltensweisen<br />

<strong>und</strong> Aufgaben. Aber so wie der Faden durch alle Perlen einer Kette<br />

läuft <strong>und</strong> sie dadurch zusammenhält, so ist das höchste Bewusstsein<br />

in allen Lebewesen ein <strong>und</strong> dasselbe. Was ihr irrtümlich als “Ich” in<br />

euch seht, das ist das Göttliche Selbst. Solange diese Tatsache nicht<br />

erkannt wird, kann der Mensch sich nicht dem Griff der Vielheit <strong>und</strong><br />

des Wechsels entziehen. Die Heiligen Schriften machen euch mit diesen<br />

Zusammenhängen bekannt <strong>und</strong> ermahnen euch, danach zu streben,<br />

sie zu erkennen. Was ist das Eine, durch das ihr alles wisst,<br />

wenn ihr es erkennt? Die Heiligen Schriften erklären, dass ihr alles<br />

wisst, wenn ihr den Funken Gottes im Inneren erkannt habt. <strong>Der</strong> Kosmos<br />

ist relativ wirklich <strong>und</strong> gleichzeitig relativ unwirklich. Es ist deshalb<br />

unnütz <strong>und</strong> unwichtig, ihn erforschen zu wollen. Das ist nicht der<br />

eigentliche Zweck des Lebens. Aber wenn alle Anstrengungen darauf<br />

ausgerichtet werden, das Göttliche Selbst zu erkennen, wird der Sinn<br />

des Lebens erfüllt. Die Schriften warnen den Menschen vor unnützem<br />

Streben. (...)<br />

Warum wollt ihr euch Gedanken machen, wie der Kosmos entstanden<br />

ist <strong>und</strong> wann er vergehen wird? Kümmert euch lieber um euch selbst!<br />

Die Heiligen Schriften betonen: “Erkenne dich selbst!” Wenn ihr euch<br />

selbst kennt, wird euch alles andere ganz von selbst klar. Ihr seid ein<br />

Mikrokosmos im Makrokosmos. Ebenso wie es genügt, die Beschaffenheit<br />

eines einzigen Tontopfes zu kennen, um alles über Tontöpfe<br />

zu wissen, so genügt es, euch selbst zu kennen, um alles andere zu<br />

wissen. (5-129/132)<br />

Kenntnisse, die durch das Studium heiliger Texte erworben wurden,<br />

sollten durch Erfahrung in Weisheit verwandelt werden. Wissen ohne<br />

persönliche Erfahrung ist nutzlos <strong>und</strong> bleibt nur trockene Gelehrsamkeit.<br />

Nur wenn ihr das Wissen, das ihr euch erarbeitet habt, in Praxis<br />

<strong>und</strong> Erfahrung umsetzt, kann es glaubwürdig werden. Reichtum zu<br />

erwerben bringt keinen Nutzen, wenn er nicht für die Wohlfahrt der<br />

Welt angelegt <strong>und</strong> dadurch geheiligt wird. So ist auch das aus Büchern<br />

gewonnene Wissen nutzlos, wenn es nicht angewandt wird.<br />

Nur wenn es durch solche Taten in Erfahrungen verwandelt wird, welche<br />

dem Besten der Menschheit dienen, ist es gesegnet. Das Verwandeln<br />

von Kenntnissen in Erfahrung ist nur möglich, wenn ihr die<br />

drei Stadien des Lernens, des Verstehens <strong>und</strong> des Anwendens<br />

durchlauft. (5-136)<br />

473


Ihr seid als menschliche Wesen geboren. Ihr erklärt, dass ihr göttlichen<br />

Ursprungs seid. Trotzdem versteht ihr die wahre Natur menschlichen<br />

Lebens nicht. Eure Existenz als Menschen erfreut Gott. Da ihr<br />

Menschen genannt werdet, muss euer Verhalten auch menschlichem<br />

Wesen angemessen sein. (...)<br />

Dem Menschen ist die Macht gegeben, Recht von Unrecht zu unterscheiden<br />

<strong>und</strong> sich von Sünde fernzuhalten. Dies wiederum führt ihn<br />

zum Göttlichen. <strong>Der</strong> Mensch hat mit dem Tier das Bedürfnis zu essen<br />

<strong>und</strong> zu schlafen sowie die Angst gemeinsam. Was den Menschen<br />

ganz entschieden vom Tier unterscheidet, ist seine Intelligenz. 1973,<br />

(35-127)<br />

Niemand kann sich vom Strom des Lebens isolieren. Jeder ist ein Teil<br />

der Gesellschaft. Ihr müsst den Versuch machen, mit dem Allgegenwärtigen<br />

eins zu werden. Das Leben auf dieser Welt gibt euch die<br />

Chance zur geistigen Fortentwicklung. Darum fühlt der Mensch der<br />

Gesellschaft gegenüber eine innere Verpflichtung, die aus seinem<br />

Gewissen kommt. Jedermann weiss jedoch, dass ihr, wenn wir diese<br />

Welt verlasst, alles zurücklassen müsst. Nicht einmal einen Grashalm<br />

könnt ihr mitnehmen. 1973, (35-177)<br />

Wer sich den Veden als Sucher nähert, findet drei Gebiete, die es zu<br />

erforschen gilt. Das erste ist die Untersuchung des Handelns <strong>und</strong> seiner<br />

Folgen, dann die Suche nach der Göttlichen Ordnung, die allen<br />

Dingen dieser Erscheinungswelt ihren angemessenen Platz zuweist,<br />

<strong>und</strong> schliesslich die Suche nach dem Verständnis des Göttlich-Absoluten.<br />

Eines ist jeweils die Vorbedingung des anderen. Nur durch<br />

rechtes Handeln innerhalb der Göttlichen Ordnung lernt ihr diese zu<br />

verstehen, <strong>und</strong> nur daraus erwächst das Verständnis für das Wesen<br />

des Göttlichen. (...)<br />

So sind das Handeln, die Göttliche Ordnung <strong>und</strong> Gott nichts anderes<br />

als drei verschiedene Erscheinungsformen des Göttlichen. Beim Handeln<br />

<strong>und</strong> selbst <strong>beim</strong> Handeln innerhalb der Göttlichen Ordnung entstehen<br />

Konflikte. Auf der dritten Stufe aber, nach dem Erkennen des<br />

Göttlichen Selbst gibt es nur die Glückseligkeit vollkommenen Ausgeglichenseins.<br />

(...)<br />

Wer sich auf dem Weg selbstlosen Handelns befindet, wird sagen:<br />

„Das Licht erhellt meinen Weg.“ Wer den Weg der Göttlichen Ordnung<br />

gef<strong>und</strong>en hat, sagt: „Das Licht ist in mir.“ Wer das Wesen Gottes erkannt<br />

<strong>und</strong> gelernt hat, das Göttliche in allen Dingen zu sehen, sagt:<br />

„Ich bin das Licht.“ 1974, (36-41/42)<br />

474


<strong>Der</strong> Ursprung des Positiven <strong>und</strong> Negativen liegt im Geist, im Denken<br />

<strong>und</strong> in der Vorstellungswelt des Menschen. Zwar ist auch der Geist<br />

des Menschen göttlich (Brahman), aber solange das Bewusstsein in<br />

der Welt der Gegensätze lebt, gibt es das Positive <strong>und</strong> das Negative.<br />

Eines ist die Kehrseite des anderen.<br />

Diese Gegensätze gibt es immer <strong>und</strong> überall. Freude <strong>und</strong> Leid sind<br />

miteinander verb<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> niemand kann sie trennen. Überw<strong>und</strong>enes<br />

Leid wird zur Freude. So wie Freude <strong>und</strong> Leid nicht unabhängig<br />

voneinander sind, so haben auch das Positive <strong>und</strong> das Negative keine<br />

eigenständige Existenz.<br />

Das Negative benutzt der Herr der Welt als eine Art Heilmittel. Von<br />

vielen wird dieser „Zorn“ des Herrn als etwas Furchtbares angesehen.<br />

Das ist nicht richtig. Seit <strong>und</strong>enklichen Zeiten sind den Weisen während<br />

ihrer spirituellen Übungen viele Schwierigkeiten begegnet. Gott<br />

schuf diese Widerstände, damit der Sucher eine bestimmte Stufe erreichen<br />

<strong>und</strong> gewisse Erkenntnisse sammeln kann. Gott tut das nicht<br />

aus einer Laune heraus <strong>und</strong> auch nicht, um dem Sucher zu schaden.<br />

An der Universität müsst ihr bestimmte Examen bestehen, um die<br />

nächste Stufe eures Studiums beginnen zu können. Diese Examen<br />

werden nicht abgehalten, um euch zu ärgern, sondern sie dienen eurem<br />

eigenen Interesse. Sie sind eine Prüfung, ob ihr für den nächsten<br />

Schritt bereit seid. So stellt auch Gott gelegentlich die Stärke des Suchenden<br />

durch Prüfungen auf die Probe. Weil die Menschen nicht die<br />

richtige Einstellung zu diesen Prüfungen haben, werden sie von ihnen<br />

vielfach als unerwünschte Schwierigkeiten betrachtet. Sie mögen beten:<br />

„O Gott, warum muss ich so viele Prüfungen ertragen?“ Sie mögen<br />

ihn bitten, den Prüfungen ein Ende zu bereiten. Ohne Prüfungen<br />

könnt ihr nicht weiterkommen! (...)<br />

Wenn derartige Prüfungen von Gott kommen, sind sie eine Gnade<br />

<strong>und</strong> nicht dazu bestimmt, den Gläubigen Kummer zu bereiten. Nicht<br />

alle verstehen <strong>und</strong> begreifen das Wirken Gottes. (...)<br />

Wenn ihr vor einem Spiegel steht, seht ihr euer eigenes Spiegelbild<br />

<strong>und</strong> seid euch bewusst, dass es euer Spiegelbild <strong>und</strong> nicht ein Teil<br />

des Spiegels ist. So reflektiert auch Gott das Positive <strong>und</strong> Negative,<br />

das ihr in ihn hineinprojiziert. <strong>Der</strong> Gedanke, dass seine Güte euch belohnt<br />

oder sein Zorn euch bestraft, entsteht in euch selbst <strong>und</strong> wird<br />

nur von dem Spiegel reflektiert. Ihr könnt Gott nicht für etwas verantwortlich<br />

machen, das in euch selbst entsteht, <strong>und</strong> wenn ihr es tut, hat<br />

es keine Gültigkeit, denn es ist nur das Ergebnis eurer eigenen Einbildung.<br />

1974, (36-61/63)<br />

475


Rechtschaffenheit verleiht innere Kraft. Wenn ihr eure Pflicht erfüllt,<br />

ohne eine Belohnung zu erwarten <strong>und</strong> ohne vom Weg der Göttlichen<br />

Ordnung abzuweichen, wird Gott immer bei euch sein, in guten <strong>und</strong> in<br />

schweren Zeiten. Er wird euer Zeuge <strong>und</strong> ständiger Begleiter sein.<br />

1974, (36-73)<br />

Wenn der Mensch so lebt, wie es für einen Menschen angemessen<br />

ist, hat er die Möglichkeit, sich auch dem Göttlichen zuzuwenden.<br />

Wenn er jedoch auf eine niedrigere Stufe absinkt, hat er keinen Zugang<br />

zum Göttlichen. Er kann das Göttlich-Absolute nur dann verstehen,<br />

wenn er den Versuch unternimmt, herauszufinden, wer er selbst<br />

ist. Nur dann besteht die Möglichkeit, dass er sein Höheres Selbst<br />

<strong>und</strong> damit den Weg zu Glück <strong>und</strong> Zufriedenheit findet. 1974, (36-77/<br />

78)<br />

Ein Wasserbläschen bildet sich aus Wasser, besteht aus Wasser <strong>und</strong><br />

löst sich schliesslich wieder im Wasser auf. In diesem Gleichnis ist der<br />

Mensch das Wasserbläschen <strong>und</strong> Gott das Wasser. <strong>Der</strong> Mensch wird<br />

aus Gott geboren, besteht aus Gott <strong>und</strong> wird schliesslich wieder eins<br />

mit Gott. Was kann ich euch sonst noch sagen? Dieses ist die Wahrheit,<br />

die alles erklärt. (...)<br />

Ebenso wie Wasser, Wellen <strong>und</strong> Schaumkronen sich nicht voneinander<br />

trennen lassen, sind auch die körperliche, die geistig-spirituelle<br />

<strong>und</strong> die göttliche Komponente des Menschen untrennbar miteinander<br />

verb<strong>und</strong>en. Dieses wird von den wenigsten richtig verstanden. 1977,<br />

(37-54)<br />

Das Geheimnis des Glücks liegt nicht darin, das zu tun, was man gerne<br />

tut, sondern das gerne zu tun, was man tun muss. Habt immer<br />

Freude an eurer Arbeit. (...)<br />

Verwahrloste Kinder, Erziehung ohne Sinn <strong>und</strong> Zweck, eine Gemeinschaft<br />

ohne Moral <strong>und</strong> ein Leben ohne inneren Frieden - das alles ist<br />

völlig nutzlos <strong>und</strong> dunkel wie eine Nacht ohne Mondschein. 1977, (37-<br />

69/70)<br />

Das Leben des Menschen muss ununterbrochenes spirituelles Bemühen<br />

sein. Jeder Tag ist günstig, um damit zu beginnen, gleichgültig<br />

welche Jahreszeit es ist. (...)<br />

Mässig <strong>und</strong> nützlich - das sind die Richtlinien. Nichts darf zu auffallend,<br />

minderwertig, zu kostbar, zu zerbrechlich sein. Geht den Mittel-<br />

476


weg, das bringt den grössten Nutzen. Das Verlangen nach materiellen<br />

Dingen kann nicht völlig aufgegeben werden. Deshalb benutzt es<br />

als Hilfsmittel bei der Verehrung des Herrn, indem ihr ihm all eure Anstrengungen<br />

widmet <strong>und</strong> Erfolg <strong>und</strong> Misserfolg als Beweis seiner<br />

Gnade annehmt. Sein Wille hat beschlossen, dass es so geschehen<br />

soll. Verwandelt alle sechs Triebe in Werkzeuge geistigen Wachstums.<br />

(...)<br />

Sät die Samen guter Gedanken auf dem Felde eures Herzens, reichert<br />

sie an mit Demut <strong>und</strong> bewässert sie mit den Wassern der Liebe.<br />

Beschützt die wachsenden Früchte mit dem Schädlingsbekämpfungsmittel,<br />

das man Mut nennt, <strong>und</strong> fördert das Wachstum mit dem<br />

Dünger der Konzentration. Dann wird die zarte Pflanze liebender Verehrung<br />

zur Weisheit heranwachsen <strong>und</strong> die Ernte wird das Wissen<br />

sein, dass ihr göttlich seid. Wenn diese <strong>Offenbarung</strong> kommt, wirst du<br />

Gott, denn du warst schon immer Gott, obwohl du es bis zu diesem<br />

Zeitpunkt nicht gewusst hast.<br />

<strong>Der</strong> Einzelne kann nur im Dienst am Nächsten Erfüllung finden <strong>und</strong><br />

sich zum Ganzen hin ausdehnen. Spirituelles Bemühen muss den<br />

Gesichtskreis erweitern, die Erfahrung vertiefen <strong>und</strong> in der individuellen<br />

Seele den Wunsch erwecken, mit der Göttlichen Seele zu verschmelzen.<br />

Die Erfahrungen der Heiligen <strong>und</strong> Weisen lassen euch erkennen,<br />

dass die Freuden der materiellen Welt winzig klein sind im Vergleich<br />

zu der Glückseligkeit, die durch spirituelle Anstrengung gewonnen<br />

wird. Um dieses Glücksbewusstsein zu gewinnen, ist es notwendig,<br />

sich im Freiwerden von Bindungen zu üben. (...)<br />

Göttliche Liebe kann nicht hervorquellen, wenn Sinnesfreuden <strong>und</strong><br />

persönlicher Stolz von euch Besitz ergriffen haben. (...)<br />

Es gibt drei Dinge, die ihr euch immer sagen müsst: „Ich will an nichts<br />

anderes denken als an Gott, ich will nichts tun ohne die Erlaubnis Gottes<br />

<strong>und</strong> ich will immer im Bewusstsein der Allgegenwart Gottes leben.“<br />

(...)<br />

Euer Wesen <strong>und</strong> eure Neigungen wurden durch die Art <strong>und</strong> Weise geformt,<br />

in der ihr während vieler Erdenleben geliebt <strong>und</strong> gehasst, gedient<br />

<strong>und</strong> gefochten habt. (27-9/11)<br />

Wenn der Samen höchster Weisheit, den ich säe, sich nicht zu starken<br />

Pflanzen entwickelt <strong>und</strong> eine gute Ernte bringt, berührt mich das<br />

auch. Wenn andererseits alles gut wächst bis die Ernte der Glückseligkeit<br />

eingebracht werden kann, macht mich das sehr glücklich. Das<br />

477


ist meine Nahrung. Das ist der Dienst, den ihr mir erweisen solltet. Es<br />

gibt nichts Höheres als dies. (...)<br />

Die Menschen zögern, das Feld spiritueller Arbeit zu betreten. Und<br />

doch sehnen sie sich nach der Ernte, die Freude ist. Sie sind nicht gewillt,<br />

den Preis zu bezahlen, <strong>und</strong> scheuen die geringste Anstrengung.<br />

Aber sie wollen, dass die Erlösung ihnen vom Himmel in den Schoss<br />

fällt. Sie möchten am liebsten die Schau Gottes ohne eigene Mühe<br />

vermittelt bekommen. (...)<br />

Das Studium philosophischer Bücher <strong>und</strong> religiöser Schriften ist unbekömmlich,<br />

wenn das Gelesene nicht in die Praxis umgesetzt wird.<br />

Wer in seinem Beruf nicht praktiziert, was er gelernt hat, verliert den<br />

Selbstrespekt <strong>und</strong> beginnt, sich seiner selbst zu schämen. Also lernt<br />

<strong>und</strong> praktiziert, esst <strong>und</strong> verdaut. Das ist der Rat, den ich euch gebe.<br />

(...)<br />

Ihr müsst nur fest entschlossen sein, diese Gelegenheit voll zu nutzen.<br />

Jetzt seid ihr hier <strong>und</strong> mir nahe. Die, welche nicht hier sein können,<br />

sind zwar räumlich fern, aber meine Liebe schliesst sie ein. Um<br />

zur Selbstverwirklichung zu gelangen, müsst ihr Ungemach, Prüfungen<br />

<strong>und</strong> Leiden willkommen heissen. Haltet beständig <strong>und</strong> gläubig<br />

am Namen <strong>und</strong> an der Form des Herrn fest. Lehnt alle geringeren<br />

Quellen der Freude ab. (...)<br />

Ein Krankenhaus ist für jene, die ihren Glauben in Ärzte <strong>und</strong> Arzneimittel<br />

setzen. Aber was können Ärzte <strong>und</strong> Arznei ohne die Gnade<br />

Gottes ausrichten? <strong>Der</strong> Tag wird kommen, an dem Krankenhäuser<br />

überflüssig werden, weil alle Menschen ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> frei von Krankheiten<br />

sein werden, da sie den spirituellen Weg, der zur Glückseligkeit<br />

<strong>und</strong> zu innerem Frieden führt, eingeschlagen haben. (27-13/15)<br />

Wenn der Geist des Menschen, unabhängig von den Höhen <strong>und</strong> Tiefen<br />

des Lebens, in der Lage ist, unter allen Umständen Gleichmut zu<br />

bewahren, dann ist ihm auch körperliche Ges<strong>und</strong>heit sicher. Er muss<br />

wie der Himmel sein, an dem nach dem Durchzug von Vögeln, Flugzeugen<br />

<strong>und</strong> Wolken keine Spuren zu sehen sind. Krankheiten werden<br />

mehr durch die Unterernährung des Geistes als die des Körpers verursacht.<br />

Die Ärzte sprechen von Vitaminmangel; ich nenne es Mangel<br />

an Vitamin G <strong>und</strong> empfehle die Wiederholung des Namens Gottes<br />

<strong>und</strong> Kontemplation über seine Herrlichkeit <strong>und</strong> Gnade. Das ist Vitamin<br />

G. Das ist die Medizin. Disziplin <strong>und</strong> geregelte Lebensgewohnheiten<br />

machen zwei Drittel <strong>und</strong> Medizin ein Drittel der Behandlung<br />

aus. (27-16/17)<br />

478


Betrachtet all euren Besitz <strong>und</strong> euer Vermögen als ein Vermächtnis,<br />

das euch zu treuen Händen von Gott übergeben wurde. Auch eure<br />

Familie wurde euch anvertraut, damit ihr sie liebt, für sie sorgt <strong>und</strong> sie<br />

anleitet. Ihr müsst deshalb eure Bindung an die Familie in Gottesdienst<br />

verwandeln <strong>und</strong> ein Werkzeug für spirituellen Fortschritt daraus<br />

machen. (...)<br />

<strong>Der</strong> Herr ist euch ganz nahe. Ihr müsst nur den Vorhang falscher Vorstellungen<br />

<strong>und</strong> der Unwissenheit beiseite schieben <strong>und</strong> die geschlossenen<br />

Augen öffnen. Er ist hier, direkt vor euch! <strong>Der</strong> Nebel der Sinnesfreuden<br />

verbirgt ihn vor euch. Zündet das Licht an, dann wird die<br />

Dunkelheit weichen, <strong>und</strong> er wird sichtbar werden. (...)<br />

Lasst euch gesagt sein, dass das Eheleben euch nicht daran zu hindern<br />

braucht, Selbstverwirklichung zu erreichen. Betrachtet Ehepartner<br />

<strong>und</strong> Kinder als heiliges Vermächtnis <strong>und</strong> dient ihnen in diesem<br />

Geist. Bereitet euch so vor, dass ihr mit 50 Jahren enthaltsam <strong>und</strong><br />

diszipliniert leben könnt. Bis zu diesem Alter müsst ihr Kontrolle über<br />

eure fünf Sinne erlangt haben. Mit 60 Jahren solltet ihr die sechs Feinde<br />

des Menschen: Lust, Zorn, Erkenntnis, Weisheit, Unterscheidungsvermögen,<br />

Habgier, Abhängigkeit, Stolz <strong>und</strong> Hass überw<strong>und</strong>en<br />

haben. Mit 70 Jahren müsst ihr bereit sein, mit den sieben Weisen,<br />

den sieben Meeren <strong>und</strong> den sieben Farben der Sonnenstrahlen zu<br />

verschmelzen. Das heisst, ihr müsst weit, weit über weltlichen Wünschen<br />

<strong>und</strong> Idealen stehen <strong>und</strong> durch eure spirituellen Anstrengungen<br />

dem Ziel des Einswerdens so nahe wie möglich gekommen sein. Mit<br />

80 Jahren steht ihr dann auf der gleichen Stufe wie die himmlischen<br />

Schirmherren, die mit mehr oder weniger göttlichen Eigenschaften<br />

über die acht Kardinalpunkte präsidieren. Das 90. Jahr wird euch,<br />

oder besser, sollte euch in das Reich der neun Planeten bringen, das<br />

Reich des Überirdischen. Wenn der Mensch zehn Dekaden lang lebt<br />

<strong>und</strong> 100 Jahre alt wird, muss er alle zehn Sinne, nämlich die fünf Sinne<br />

der Informationsaufnahme <strong>und</strong> die ihnen entsprechenden Funktionen<br />

des Handelns beherrschen. Er muss die Weisheit in Person sein,<br />

ohne jeden Wunsch handeln <strong>und</strong> frei von dem Verlangen nach den<br />

Früchten seines Tuns sein. Dann sind er <strong>und</strong> das Absolute eins <strong>und</strong><br />

unteilbar! (...)<br />

Was sind eigentlich Ziel <strong>und</strong> Zweck aller Heiligen Schriften <strong>und</strong> meiner<br />

Vorträge? Versucht, diese Frage zu beantworten. Sie sagen dem<br />

Menschen die Wahrheit über ihn selbst. (27-23/25)<br />

<strong>Der</strong> Magnet kann die Nadel nicht anziehen, wenn sie verschmutzt ist.<br />

479


Wenn der Herr sich dem Gläubigen nicht nähert, dann liegt dies daran,<br />

dass sein Herz nicht rein genug ist. (27-30)<br />

Wenn der Mensch soweit ist, dass er das Göttliche in jedem Wesen<br />

erkennt, wenn alle Sinne die Erfahrung des Göttlichen widerspiegeln,<br />

wenn er das Göttliche überall sieht, hört, schmeckt, riecht <strong>und</strong> fühlt,<br />

dann ist er zweifellos ein Teil Gottes <strong>und</strong> lebt in ihm <strong>und</strong> mit ihm.<br />

Wenn ihr auf diese Weise eure Pflicht dem eigenen Fortschritt gegenüber<br />

erfüllt, werdet ihr eine neue Kraft verspüren, die Fülle des<br />

Glücksbewusstseins kosten <strong>und</strong> durch eine neue Heiligkeit erfrischt<br />

werden. (27-33)<br />

<strong>Der</strong> Rosenkranz lehrt euch die Einheit, obwohl er 108 Perlen hat.<br />

Wenn er aus Glasperlen besteht, könnt ihr die Schnur sehen, die als<br />

„Innerer Zusammenhalt“ durch die Perlen läuft. Wenn es eine Kette<br />

aus <strong>und</strong>urchsichtigen Perlen ist, wisst ihr trotzdem, dass sie durch<br />

eine Schnur zusammengehalten wird, welche die Gr<strong>und</strong>lage für ihre<br />

Existenz bildet. Warum gerade 108 Perlen? 108 erhält man, wenn 12<br />

mit 9 multipliziert wird. 12 ist die Zahl der Sternbilder des Tierkreises,<br />

welche die Geheimnisse der manifestierten Welt enthüllen. Sie ist<br />

deshalb Symbol der Welt der Formen <strong>und</strong> Namen, der Vielfalt, der<br />

scheinbaren Mannigfaltigkeit, der flüchtigen Bilder. 9 ist die Leinwand,<br />

auf welcher die Bilder erscheinen, die Basis, der Strick, den ihr in der<br />

Dämmerung für eine Schlange haltet, der Namenlose, Formlose, Ewige,<br />

Absolute. 9 ist die Zahl Gottes, denn sie ist unveränderlich. Sie<br />

bleibt immer 9, wie oft ihr sie auch multipliziert, denn die Quersumme<br />

des Ergebnisses ist immer 9. Wenn ihr also die Perlen durch die Finger<br />

gleiten lasst, denkt an die Tatsache, dass es in der Welt die Wahrheit<br />

<strong>und</strong> ein Zerrbild der Wahrheit gibt. Es ist das Zerrbild, das euch<br />

anzieht, ablenkt, erfreut, betrügt <strong>und</strong> auf Abwege führt. Die Wahrheit<br />

macht euch frei!<br />

Lasst den Rosenkranz über den Mittelfinger gleiten <strong>und</strong> haltet Mittel-,<br />

Ring- <strong>und</strong> kleinen Finger eng zusammen. Diese stellen die drei<br />

Gr<strong>und</strong>eigenschaften des Menschen dar. Die tiefere Bedeutung ist,<br />

dass ihr nun die Welt der drei „Gunas“ mit ihren Merkmalen <strong>und</strong> Eigenschaften,<br />

Namen, Formen <strong>und</strong> ihrer Vielfalt hinter euch lasst <strong>und</strong><br />

auf das Wissen um die Einheit zugeht. <strong>Der</strong> Zeigefinger, der das Individuum<br />

repräsentiert, führt langsam jede Perle zum Daumen, der<br />

Gott, versinnbildlicht. Berührt dessen Spitze <strong>und</strong> betont mit jeder Perle<br />

<strong>und</strong> jedem Atemzug das Einswerden mit Ihm. Während die Finger<br />

480


ihre Arbeit tun, wiederholt die Zunge das „OM“ <strong>und</strong> den Namen des<br />

Herrn. <strong>Der</strong> Rosenkranz ist sehr nützlich für Anfänger auf dem spirituellen<br />

Weg, aber wenn ihr fortgeschritten seid, werdet ihr mit jedem<br />

Atemzug an den Herrn denken, <strong>und</strong> die Perlen werden überflüssig. In<br />

den Veden heisst es: „Immer, zu jeder Zeit, an jedem Ort über Gott<br />

meditieren.“ Das ist das Stadium, zu dem der Rosenkranz euch führen<br />

sollte. Ihr braucht ihn nicht für immer zu benutzen, denn er ist nur<br />

ein Hilfsmittel zur Entwicklung der Konzentrationsfähigkeit. (27-51/52)<br />

Hingabe an Gott ist das Bewusstsein, in dem es keine von Gott getrennte<br />

Existenz gibt. <strong>Der</strong> Gläubige atmet Gott, handelt durch <strong>und</strong> für<br />

Gott, denkt Gott, <strong>und</strong> seine Worte über Gott kommen von Gott. (27-<br />

54)<br />

Die Menschen nehmen viele lebende Wesen als Nahrung zu sich,<br />

z.B. Pflanzen, Eier, Fisch, Rinder, Schafe usw. Aufgr<strong>und</strong> dieser Nahrung<br />

werden sie wieder <strong>und</strong> wieder als Menschen geboren. Sie lernen<br />

nicht, wie Gott sich in ihnen offenbaren kann, bleiben auf der tierischen<br />

Ebene <strong>und</strong> vegetieren dahin, ohne die Möglichkeiten zu höherer<br />

geistiger Entwicklung zu nutzen. So sind die meisten Menschen<br />

von der Wiege bis zur Bahre die Sklaven ihrer Sinne. (...)<br />

Gott, der Ursprung <strong>und</strong> Ziel ist, kann nur durch reines Bewusstsein erkannt<br />

werden. Es gibt charakterschwache Menschen, die sich schämen,<br />

ein Bild anzubeten. Ihr seht Gott in dem Bildnis, dürft aber Gott<br />

nicht als Bild betrachten. Betet den Stein als Gott an, aber seht Gott<br />

nicht als einen Stein! (27-64/65)<br />

Ihr seid ein Abbild eures wirklichen Selbst, das sich im Körper, der ein<br />

Teil der Schöpfung ist, widerspiegelt. <strong>Der</strong> ursprüngliche göttliche<br />

Geist, der individualisierte Geist, der dessen Ebenbild ist, <strong>und</strong> die<br />

sichtbare Welt, von welcher der Körper ein Teil ist - das sind drei Wesenheiten,<br />

die man Gott, individuelle Seele <strong>und</strong> Schöpfung nennt.<br />

Wenn ihr in der Lage seid, entweder die sichtbare Welt als Illusion zu<br />

betrachten oder zu erkennen, dass sie nichts weiter ist als der Geist<br />

Gottes, dann ist euer spirituelles Streben von Erfolg gekrönt. Wenn<br />

der Spiegel, die Schöpfung, nicht mehr ist, verschwindet auch das<br />

Spiegelbild. Wenn der Spiegel weggenommen wird, verschwindet<br />

beides - er selbst <strong>und</strong> das, was er widerspiegelt. Dann werdet ihr eins<br />

mit dem Göttlichen. (27-65/66)<br />

481


Zur Erzeugung elektrischen Lichtes braucht man die Verbindung vom<br />

positiven zum negativen Pol der Spannungsquelle. Ebenso ist der positive<br />

Pol Gnade, göttliche Majestät, Wandeln in seiner Herrlichkeit.<br />

<strong>Der</strong> negative Pol ist das Bewusstsein: „Nicht ich, nicht meins“; es ist<br />

die Verneinung der illusorischen Erfahrungen der Wach-, Traum- <strong>und</strong><br />

Tiefschlafzustände, die Auflösung von Kette <strong>und</strong> Schuss des Gemüts,<br />

der Vorgang des Unkrautjätens <strong>und</strong> Reinigens.<br />

Das Eine hat viele Namen <strong>und</strong> wird in vielen Formen dargestellt. Es<br />

gibt nur eine Wahrheit. Die Menschen können nur einen Teil davon<br />

wahrnehmen; ihre Einsicht ist zu begrenzt, um das Ganze sehen zu<br />

können. (...)<br />

Jeder Mensch muss drei Irrtümer berichtigen: die gr<strong>und</strong>legende Unwissenheit,<br />

die daraus resultierenden unrichtigen Erklärungen <strong>und</strong><br />

die Suche in der Ferne nach dem, was ganz nahe ist. (27-66/67)<br />

Ein spirituelles Leben ist ein Leben für Gott. Alle Gedanken, Worte<br />

<strong>und</strong> Taten werden dem Herrn dargebracht. Das Denken dreht sich um<br />

einen Mittelpunkt - Gott. Die Konzentration muss stark <strong>und</strong> stetig sein.<br />

Warum ist das so schwierig für euch? <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong> dafür ist, dass euch<br />

die tiefe sehnsuchtsvolle Bindung, die echte Liebe zu Gott, fehlt. Fahrt<br />

fort mit euren spirituellen Übungen. Mit Ausdauer ist es möglich, das<br />

Ziel zu erreichen. (...)<br />

Spirituelles Streben ist etwas Einzigartiges <strong>und</strong> Kostbares, das nicht<br />

öffentlich zur Schau gestellt wird. (...)<br />

Wirkliche Liebe, die unverändert bleibt, ist göttliche Liebe. Glaubt an<br />

euch selbst, dann werdet ihr an Gott glauben. (27-72/73)<br />

Ein Lächeln ist die Rose, die an dem dornigen Zweig eines Seufzers<br />

wächst. Vergiesst Tränen, aber nur Tränen der Freude; Freude darüber,<br />

dass ihr von den Ketten des Verlangens befreit seid. (27-153)<br />

Alles Leiden des Menschen kann auf falsche Wertbegriffe zurückgeführt<br />

werden. <strong>Der</strong> erste Schritt muss zuerst getan werden. Erst helft<br />

euch selbst, dann anderen. Heutzutage beginnen die Leute anderen<br />

auf dem spirituellen Pfad zu helfen, ohne ihn selbst zu gehen. (27-<br />

201)<br />

<strong>Der</strong> Mensch weiss nichts über das weite Unbekannte, das sich dem<br />

Zugriff seiner unzulänglichen fünf Sinne entzieht. Von jedem Wesen<br />

<strong>und</strong> Ding gehen zum Beispiel ständig ohne Unterbrechung Millionen<br />

482


von winzigen Teilchen <strong>und</strong> Millionen von Schwingungen aus. Von bestimmten<br />

Substanzen, z.B. Kampfer, verflüchtigt sich so viel, dass ein<br />

Klumpen davon in ein paar Tagen verschwindet. Die Körper anderer<br />

Menschen wirken durch diese Ausstrahlung auf euch ein, <strong>und</strong> ebenso<br />

wirkt ihr auf andere ein. Deshalb werden Wachstum des Körpers, Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Kraft auch durch den Umgang, den ihr pflegt, beeinflusst.<br />

(...)<br />

In den Heiligen Schriften der Hindus werden fünf Arten von Bädern<br />

vorgeschrieben, um den Körper vor den Ausstrahlungen anderer zu<br />

schützen: das Schlammbad, das Sonnenbad, das Wasserbad, das<br />

Luftbad <strong>und</strong> das Aschenbad. Bei letzterem wird der Körper, als Zeichen<br />

der Verehrung Shivas, mit einer Schicht feiner Asche (Vibhuti)<br />

bedeckt. Die Asche schützt den Körper vor den negativen Wirkungen<br />

der Ausstrahlungen, die von anderen ausgehen. Ausserdem heiligt<br />

<strong>und</strong> reinigt sie die Ausstrahlung dessen, der mit Asche bedeckt ist,<br />

denn sie erinnert ihn an das unvermeidliche Ende aller Dinge, mit<br />

Ausnahme von Gott dem Herrn als einzige Wirklichkeit. Das Vermeiden<br />

körperlicher Berührung als gesellschaftlicher Brauch muss seinen<br />

Ursprung in der Erkenntnis dieser Tatsache haben. (27-213)<br />

Euer Leben ist Gottes Spiel; die Rolle ist sein Geschenk, die Worte<br />

sind von ihm geschrieben. Er führt Regie, er bestimmt Kostüm <strong>und</strong><br />

Dekoration, Gesten <strong>und</strong> Worte, Auftritt <strong>und</strong> Abgang. Ihr müsst eure<br />

Rolle gut spielen, um seinen Beifall zu erhalten, wenn der Vorhang<br />

fällt. Verdient euch durch eure Leistung <strong>und</strong> eure Begeisterung das<br />

Recht, immer grössere <strong>und</strong> bedeutendere Rollen zu spielen - das ist<br />

der Sinn <strong>und</strong> Zweck des Lebens. (27-226)<br />

Wenn die Sonne aufgeht, erblühen nicht alle Lotosblumen auf dem<br />

See. Nur die Knospen, die dazu herangewachsen sind, öffnen ihre<br />

Blütenblätter. Die anderen warten, bis ihre Zeit gekommen ist. So ist<br />

es auch mit den Menschen. Es bestehen Unterschiede in der Entwicklung.<br />

Aber eines Tages werden alle Früchte reifen <strong>und</strong> vom<br />

Baum fallen. Alle Wesen müssen das Ziel erreichen, wie langsam <strong>und</strong><br />

auf wie viel Umwegen sie sich auch fortbewegen mögen. 23.4.61,<br />

(16-29)<br />

Die Bhagavadgita empfiehlt als einzige Form der Entsagung die, welche<br />

in einem aktiven Leben geübt wird. Diese führt zur Freiheit von<br />

Wünschen <strong>und</strong> Begierden. Zu allen Zeiten gilt das Versprechen: “Ich<br />

483


werde für das Wohlergehen aller sorgen, die ihr Ego überwinden <strong>und</strong><br />

Zuflucht zu mir nehmen.” Denkt immer daran, dass dies kein Nebeneinander<br />

sein kann. Es ist entweder das eine oder das andere.<br />

24.10.61, (16-74)<br />

Da ihr den reissenden Strom nicht schwimmend überqueren könnt,<br />

benutzt ihr ein Floss. So nehmt ihr auch Zuflucht zu dem Göttlichen in<br />

irgendeiner Form, weil ihr das Formlos-Absolute nicht erfassen könnt,<br />

<strong>und</strong> bemüht euch, mit Hilfe geistiger <strong>Lehre</strong>r <strong>und</strong> durch rituellen Gottesdienst<br />

diesem näher zu kommen. Aber es ist nicht ratsam, für immer<br />

mitten in der Strömung, umgeben von gefährlichen Strudeln, auf<br />

dem Floss zu bleiben. Eines Tages müsst ihr die konventionelle Form<br />

der Anbetung hinter euch lassen <strong>und</strong> höher aufsteigen. Blätter, Blumen,<br />

Früchte usw. sind alles Hilfsmittel, die benutzt werden, um den<br />

Kindern das ABC beizubringen. Befreit euer Unterbewusstsein von<br />

den primitiven tierischen Impulsen, von denen es in vielen Erdenleben<br />

geprägt worden ist. 26.10.61, (16-77)<br />

<strong>Der</strong> Name des Herrn <strong>und</strong> die Ketten des Schicksals können nicht nebeneinander<br />

bestehen. Die Folgen der Sünden vergehen wie der Nebel<br />

in der Sonne, wenn der Name des Herrn rezitiert wird. (...)<br />

Ihr bekommt nur dann ein Gefühl für das Göttliche, wenn ihr Geschmack<br />

an der göttlichen Liebe findet. Das ist der Gr<strong>und</strong> für das<br />

Kommen des Avatars: Er will euch eine Kostprobe dieser Liebe geben,<br />

so dass das Verlangen nach dem Herrn in eurem Herzen wach<br />

wird. Die Menschen haben ungeheures Wissen erworben, aber ihre<br />

Weisheit hat damit nicht Schritt gehalten. Darum muss der Mensch<br />

die Fähigkeit entwickeln, den Bereich des Universal-Absoluten zu erforschen<br />

<strong>und</strong> zu ihm vorzustossen. (...)<br />

Es gibt drei Arten von Menschen: Solche, welche die materielle Welt<br />

als einzige Wirklichkeit anerkennen; solche, die an einen höheren Willen<br />

hinter all dem, was sie sehen <strong>und</strong> erfahren, glauben, die sich diesem<br />

Willen beugen <strong>und</strong> ihn zu erfassen suchen, so dass sie ihm folgen<br />

können <strong>und</strong> nicht gegen ihn verstossen; <strong>und</strong> schliesslich jene, die<br />

erkannt haben, dass die materielle Welt nur einen relativen, aber keinen<br />

absoluten Wert besitzt. Die letzten beiden werden niemanden,<br />

auch nicht den Herrn, für ihre Probleme verantwortlich machen.<br />

24.11.66, (16-80/81)<br />

Denkt immer daran, dass <strong>Sai</strong> nicht in Gebäuden aus Stein, Ziegeln<br />

484


oder Zement wohnt. Er wohnt in sanften Herzen, die voll warmen Mitgefühls<br />

<strong>und</strong> allumfassender Liebe sind. Tempel <strong>und</strong> formaler Gottesdienst<br />

haben einen gewissen Wert, weil sie die höheren Impulse im<br />

Menschen anregen <strong>und</strong> seine Instinkte in gesellschaftlich nützliche<br />

Bahnen lenken. Darum wird in Indien keine Gelegenheit versäumt,<br />

den Menschen gottwärts zu führen. Alle Künste dienen diesem<br />

Zweck. (...)<br />

Beneidet nicht die Länder, die versuchen, den Mond oder Mars zu erreichen<br />

<strong>und</strong> den Weltraum zu erforschen. Welchen Sinn hat es, darin<br />

erfolgreich zu sein, aber Sklaven der Angst vor Feindseligkeiten zu<br />

bleiben? Was nützt es, Höchstgeschwindigkeiten von Tausenden von<br />

Kilometern in der St<strong>und</strong>e zu erreichen, während der Geist von den<br />

dunklen Impulsen einer erdgeb<strong>und</strong>enen Vergangenheit belastet ist?<br />

Sucht nach der Ursache der Friedlosigkeit in den hoch entwickelten<br />

Ländern des Westens, <strong>und</strong> ihr werdet sehen, dass der Gr<strong>und</strong> dafür in<br />

der Überhandnahme von Stolz <strong>und</strong> Habsucht, Laster <strong>und</strong> Sünde zu<br />

finden ist. Da gibt es keine Gottesfurcht, keinen Respekt vor dem Alter,<br />

keine Furcht vor der Sünde. Nur den äusseren Symbolen des<br />

Reichtums <strong>und</strong> der Macht wird Wert <strong>und</strong> Bedeutung beigemessen,<br />

dem Gefäss, nicht dem Inhalt.<br />

Diese marmorne Statue zum Beispiel ist das Gefäss. <strong>Der</strong> Inhalt ist<br />

das <strong>Sai</strong>-Prinzip. So wie die Tasse das Gefäss <strong>und</strong> die Milch der Inhalt<br />

ist, so giesst ihr das <strong>Sai</strong>-Prinzip in diese Form <strong>und</strong> nennt es <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>.<br />

Wenn ihr es in ein Gefäss mit einer anderen Form giesst, nennt ihr es<br />

Shiva, Krishna oder Rama. (...)<br />

Ich kann es nicht ausstehen, wenn Leute wertvolle Augenblicke ihres<br />

begrenzten Lebens mit nichts sagendem Geschwätz <strong>und</strong> mit der Jagd<br />

nach eitlem Vergnügen vergeuden. Ebensowenig mag ich ängstliche<br />

Zaghaftigkeit. Handelt! Setzt eure ganze Kraft ein. Macht von den<br />

Kenntnissen <strong>und</strong> Fähigkeiten, die euch zur Verfügung stehen, von eurem<br />

Mut <strong>und</strong> Selbstvertrauen in vollem Masse Gebrauch. Dann wird<br />

Gott euch segnen. (...)<br />

Es gibt nur eine Sonne, aber sie spiegelt sich in Millionen von Seen,<br />

Teichen <strong>und</strong> Töpfen. Das Göttlich-Absolute ist das Eine, <strong>und</strong> alle Lebewesen,<br />

begabt mit einer göttlichen Seele, sind sein Spiegelbild.<br />

Hier sind Tausende von Leuten, <strong>und</strong> <strong>Sai</strong> leuchtet jetzt im Herzen eines<br />

jeden Einzelnen. Das ist wirkliches inneres Glück. Bewahrt es<br />

euch <strong>und</strong> pflegt es sorgfältig. Das ist das Geheimnis inneren Friedens.<br />

2.12.61, (16-82/84)<br />

485


Die Gebildeten kennen den Frieden nicht, dessen sich die Ungebildeten<br />

erfreuen. Sie sind unglücklicher <strong>und</strong> unzufriedener <strong>und</strong> treiben<br />

steuerlos in einem Meer der Ungewissheit. Sie wissen nichts von der<br />

Quelle des Friedens <strong>und</strong> des Glücks, die ihren Ursprung in ihrem eigenen<br />

Herzen hat. Sie vernachlässigen ihr höheres Bewusstsein, so<br />

dass es vertrocknet, denn sie wissen nicht, dass es mit Liebe bewässert<br />

werden muss, so dass die Frucht des Friedens darin wachsen<br />

kann. Sie lesen viele Bücher, aber ändern ihr Denken <strong>und</strong> ihre Lebensweise<br />

nicht. (...)<br />

Ihr müsst die Medizin aussuchen, die ihr braucht, müsst sie einnehmen<br />

<strong>und</strong> wirken lassen. Nur das kann die Ursache der Krankheit beheben.<br />

(...)<br />

Die Menschen wissen nicht, wie sie das Göttliche in sich <strong>und</strong> anderen<br />

erkennen können. Sie ermahnen sich zwar gegenseitig, anderen zu<br />

dienen, weil alle Wesen Manifestationen Gottes seien, aber das ist<br />

nur leeres Gerede ohne die Inspiration eigener Erfahrung. Die Herrlichkeit,<br />

Göttlichkeit <strong>und</strong> Heiligkeit des Menschen <strong>und</strong> wie diese erkannt<br />

werden können, wurde in Indien seit <strong>und</strong>enklichen Zeiten gelehrt.<br />

Nur jene, die das gelernt haben, verdienen es, Söhne <strong>und</strong><br />

Töchter dieses Landes genannt zu werden. Die anderen gleichen<br />

dem Kuckuck, der im Nest der Krähe geboren wird. Obwohl ihr Geburtsort<br />

natürlich Indien ist, sind sie Fremde hier. Sie sind von anderer<br />

Abstammung. (...)<br />

Ohne Glauben seid ihr lebende Leichname. Euer Leben mag grossartig,<br />

schön <strong>und</strong> reich sein wie das Taj Mahal, aber denkt daran, es ist<br />

nur ein Grabmal! Wie ihr den Gottesdienst gestaltet, welche Form <strong>und</strong><br />

welchen Namen ihr anbetet, ist gleichgültig. Auf den Glauben kommt<br />

es an. Er ist es, der euch zu Höherem befähigt. 2.12.61, (16-86/87)<br />

Begrüsst Prüfungen. <strong>Der</strong> Herr antwortet nicht nur auf den lieblichen<br />

Ruf der Nachtigall. Er leiht sein Ohr auch dem Zwitschern anderer Vögel.<br />

Er hört das Klagen eines jeden Wesens. Es ist eine Tatsache,<br />

dass Leiden euch einen grösseren Anspruch auf die Gnade des Herrn<br />

gibt. Wenn das Leiden in Wellen kommt, eine nach der anderen, dann<br />

seid froh, dann es ist ein Zeichen, dass ihr dem Ufer näher kommt. Ertragt<br />

die Unbilden tapfer, wendet euch nicht von Gott ab, indem ihr<br />

ihm die Schuld gebt. Die Quelle aller Freude ist das Bewusstsein des<br />

Selbst, die Göttliche Seele. Alles Leid kommt von aussen. Seid froh,<br />

dass ihr geprüft werdet, denn dann bekommt ihr das Zeugnis. Die<br />

Prüfungen haben die Aufgabe, euren Fortschritt zu messen. Schreckt<br />

486


also nicht zurück, wenn ihr euch Schwierigkeiten gegenüber seht. <strong>Der</strong><br />

Herr tut euch einen Gefallen, wenn er euch prüft, denn er ist beeindruckt<br />

von euren Leistungen <strong>und</strong> will sie durch das Aufdrücken seines<br />

Siegels bestätigen. Erfüllt die Forderungen der Prüfung, dann könnt<br />

ihr vor den Augen des Herrn Gefallen finden. 6.3.62, (16-103)<br />

Ihr betrachtet die Welt als etwas, das euch nahe ist, das euch umgibt<br />

<strong>und</strong> einhüllt. Wenn ihr aber den Herrn darstellen wollt, dann beschreibt<br />

ihr ihn als hoch droben im Himmel, weit von euch entfernt, in<br />

dem fernen Jenseits. Das ist falsch. <strong>Der</strong> Herr ist nah, <strong>und</strong> die Welt ist<br />

fern. Ihr glaubt, dass es umgekehrt sei, weil ihr die Wahrheit fürchtet<br />

<strong>und</strong> weil ihr euch gerne selbst täuscht. 7.3.62, (16-105)<br />

Die Regeln, welche ich für alle, die zu diesem Prashanti Nilayam kommen,<br />

aufgestellt habe, sind streng <strong>und</strong> sogar hart, aber das ist nur zu<br />

eurem eigenen Besten. Erst kommt die eigene innere Läuterung,<br />

dann die der Gemeinschaft - das ist die natürliche Ordnung. Ihr nehmt<br />

auch zuerst ein Bad <strong>und</strong> zieht dann frische Wäsche an. Ich muss<br />

streng sein, denn wenn ich einen Fehler durchgehen lasse, könnten<br />

andere folgen. Eine Pflanze kann nur gedeihen, wenn der Boden um<br />

den Stamm herum umgegraben <strong>und</strong> der Sonne <strong>und</strong> dem Regen ausgesetzt<br />

ist. Ich verlange, dass ihr die alten, tief verwurzelten Gewohnheiten<br />

wie Schwatzhaftigkeit, Eitelkeit, Eifersucht <strong>und</strong> die Freude am<br />

Lästern aufgebt. Nicht mir zuliebe müsst ihr das Leben eines ernsthaften<br />

Gläubigen führen, sondern ihr schuldet es euch selbst, <strong>und</strong><br />

deshalb müsst ihr diese Regeln nicht nur hier, sondern überall, wo ihr<br />

auch sein mögt, befolgen. (...)<br />

Im Allgemeinen spreche ich sanft, aber bezüglich der Disziplin mache<br />

ich keine Konzessionen. Gleichgültig, ob ihr kommt oder geht, ich bestehe<br />

auf unbedingtem Gehorsam. Ich werde meine Forderungen<br />

nicht eurem Niveau anpassen, denn das würde euch nur schaden. Ich<br />

bin darauf bedacht, dass ihr das höchste Ziel erreicht. Lebt in Frieden,<br />

glücklich <strong>und</strong> genügsam, <strong>und</strong> betrachtet jeden Tag als ein Geschenk<br />

des Herrn. Jagt nicht in Hast den Dingen nach, seid nicht aufgebracht<br />

oder wütend. Seid wachsam, <strong>und</strong> erlaubt nicht, dass Habsucht <strong>und</strong><br />

Ärger euer Verhalten bestimmen.<br />

Nehmt an allen Veranstaltungen in der Halle teil: an der Morgenandacht,<br />

am gemeinsamen Singen <strong>und</strong> an den Vorträgen. Versteckt<br />

euch nicht hinter Entschuldigungen. Wenn ihr krank seid, wird euch<br />

das Singen heilen, oder - das kann ich euch versichern - es gibt nichts<br />

487


Besseres, als mit dem Namen des Herrn auf den Lippen zu sterben.<br />

Die Gläubigen sind auf den falschen Weg geraten. Weil sie nicht dazu<br />

erzogen werden, sich an eine strenge Ordnung zu halten, wird der<br />

Respekt, der frommen Menschen entgegengebracht wird, immer geringer.<br />

Sie sind durch Nachgiebigkeit verdorben worden. Von jetzt an<br />

werde ich keinerlei Abweichungen mehr dulden. Ihr seid seit vielen<br />

Jahren hier, <strong>und</strong> deshalb muss ich euch als Erwachsene behandeln,<br />

nicht als Kinder. Es ist meine Liebe zu euch, die mich veranlasst,<br />

euch zu tadeln, wenn ihr etwas Falsches tut. Die Strahlen meiner<br />

Gnade werden die Lotosblume eures Herzens erblühen lassen.<br />

28.4.62, (16-125)<br />

Es gibt noch einen anderen Gr<strong>und</strong>satz: Die Göttliche Ordnung erzieht<br />

euch dazu, ruhig, bedacht <strong>und</strong> von unerschütterlichem Gleichmut zu<br />

sein. Ihr wisst, dass Erfolg <strong>und</strong> Misserfolg, Reichtum <strong>und</strong> Armut,<br />

Freud <strong>und</strong> Leid, Glücksgefühl <strong>und</strong> Enttäuschung von vergänglicher<br />

Natur sind. Seid nicht himmelhoch jauchzend <strong>und</strong> zu Tode betrübt,<br />

sondern heiter <strong>und</strong> gelassen. Alles, was euch hilft, diese ungestörte<br />

innere Ausgeglichenheit zu bewahren, entspricht der Göttlichen Ordnung.<br />

(...)<br />

Eine goldene Regel der Göttlichen Ordnung ist: “Was du nicht willst,<br />

das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.” Behandelt andere<br />

so, wie ihr von ihnen behandelt werden möchtet. Legt nicht verschiedene<br />

Massstäbe an. Behandelt alle als euer eigenes Selbst. Das bedeutet,<br />

dass ihr Selbstvertrauen haben müsst, bevor ihr anderen vertrauen<br />

könnt. Ebenso müsst ihr Selbstachtung haben, bevor ihr<br />

andere achten könnt. In diesem Sinne ist Egoismus das Mass eures<br />

Altruismus. Die Menschheit ist eine Gemeinschaft. Wenn ihr euch<br />

selbst schadet, schadet ihr allen. Wenn ihr andere gross macht,<br />

macht ihr euch selbst gross, denn die Behandlung, die ihr von anderen<br />

erfahren wollt, ist der Massstab eurer Pflicht ihnen gegenüber. Die<br />

Veden <strong>und</strong> die Upanishaden, die den Weg der Weisheit <strong>und</strong> die <strong>Lehre</strong>n<br />

der göttlichen Urordnung enthalten, sind die besten Führer auf<br />

dem Weg zu dieser Ordnung. Sie haben Gültigkeit für die ganze<br />

Menschheit, für alle Klassen, für die Familie, die Gesellschaft, die Berufsgruppe<br />

<strong>und</strong> für den Einzelnen. 5.10.62, (16-146/147)<br />

Auf eurer Reise zu Gott mögt ihr euch zwischendurch in himmlischen<br />

Sphären aufhalten, ihr mögt dem Herrn ganz nahe sein, ihm sogar<br />

ähnlich geworden sein; diese Stationen begegnen euch in jedem Fall.<br />

488


Aber ihr solltet euch mit diesen Stadien nicht zufrieden geben. Es sind<br />

Zwischenstationen, denkt daran. Jede davon müsst ihr erreichen <strong>und</strong><br />

darüber hinausgehen. (...)<br />

Einzig das Absolute ist wirklich, die Schöpfung ist unwirklich. Seid<br />

euch dessen immer bewusst - das ist die höchste spirituelle Übung.<br />

Heilig sei eure Vision; lieblich sei eure Sprache; hingebungsvoll seien<br />

eure Handlungen! Dies ist der dreifältige Weg. Werdet Kinder! Befreit<br />

euch von eurer Selbstgefälligkeit <strong>und</strong> eurem Hochmut! Solange ihr<br />

euch noch im Wirkungsbereich der Erscheinungsweisen der materiellen<br />

Natur aufhaltet <strong>und</strong> durch Begehrlichkeiten motiviert seid - sei es<br />

für das Gute oder für das Erhabene oder für das Gemeine - solange<br />

müsst ihr selbst nach der Mutter suchen. Wenn ihr von den Bindungen<br />

an die Eigenschaften des Materiellen <strong>und</strong> von den Verlockungen<br />

der Wünsche frei seid, wird die Mutter selbst zu euch eilen <strong>und</strong> euch<br />

auf ihrem Schoss liebkosen. Reinigt eure innere Schau; seid liebenswürdig<br />

in eurer Sprache; heiligt eure Handlungen - das ist der Weg,<br />

der zur Befreiung führt. 2.9.63, (17-38/40)<br />

Es gibt eine bestimmte Technik, durch die der unsterbliche Funke entdeckt<br />

werden kann. Obwohl es schwierig zu sein scheint, wird es mit<br />

jedem Schritt vorwärts leichter. Ein durch Disziplin vorbereiteter Geist<br />

ist in der Lage, den göttlichen Urgr<strong>und</strong> des Menschen <strong>und</strong> der Schöpfung<br />

blitzartig zu erkennen. Es gibt keine Abkürzung zu diesem Ziel.<br />

Alles behindernde Gepäck wie Gier, Habsucht, Zorn, Bosheit, Falschheit,<br />

Eifersucht <strong>und</strong> Hass, das ihr bis jetzt angehäuft habt, muss aufgegeben<br />

werden, damit ihr unbeschwert reisen könnt. Es genügt<br />

nicht, <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>s Belehrungen anzuhören <strong>und</strong> nachzuzählen,<br />

an wie vielen ihr teilgenommen habt. Tausende sitzen hier vor mir,<br />

aber die Zahl ist nicht von Bedeutung. Nur jene zählen, die wenigstens<br />

eines der Dinge, die ich betont habe, praktizieren. (...)<br />

<strong>Der</strong> Herr ist das unsichtbare F<strong>und</strong>ament, auf dem euer Leben aufgebaut<br />

ist. Er ist der Ursprung <strong>und</strong> die erhaltende Kraft. Ohne seinen<br />

Willen kann sich kein Blättchen <strong>und</strong> kein Grashalm bewegen. Welches<br />

solidere F<strong>und</strong>ament als dieses könnt ihr euch wünschen? Wenn<br />

ihr einmal wisst, dass der allmächtige Herr die Quelle eures Lebens<br />

ist, werdet ihr keine Angst mehr haben. (...)<br />

Erkennt euer eigenes Göttliches Selbst, <strong>und</strong> seid euch bewusst, dass<br />

es eins mit der Kraft ist, die das Universum beherrscht. Denkt über<br />

diese Wahrheit nach, <strong>und</strong> macht sie euch zu Eigen. Analysiert euch<br />

selbst, <strong>und</strong> entdeckt, dass sich eure Existenz auf fünf Ebenen ab-<br />

489


spielt. Diese sind: der Körper, die vegetativen Lebensfunktionen, der<br />

Geist, die Intuition <strong>und</strong> das reine Bewusstsein, der Sitz höchster<br />

Glückseligkeit. Alle diese Ebenen müsst ihr transzendieren, um zu eurem<br />

wahren Selbst zu gelangen. Nur mit klarem Denkvermögen <strong>und</strong><br />

geläutertem Geist kann das Göttliche Selbst erfahren werden. Wie<br />

könnt ihr euren Geist läutern? Dadurch, dass ihr ihm die unges<strong>und</strong>e<br />

Nahrung, nämlich die weltlichen, vergänglichen Freuden, denen er<br />

nachjagt, versagt <strong>und</strong> ihm statt dessen ges<strong>und</strong>e Nahrung, nämlich<br />

auf Gott gerichtete Gedanken, schmackhaft macht. Das Denkvermögen<br />

wird geschärft, wenn es sich darin übt, zwischen dem Vergänglichen<br />

<strong>und</strong> dem Unvergänglichen zu unterscheiden. Konzentriert eure<br />

Gedanken auf Gott, auf seinen Namen <strong>und</strong> auf seine Form, dann werdet<br />

ihr dem Reinen <strong>und</strong> Ewigen immer nahe sein, <strong>und</strong> es wird euch<br />

reine <strong>und</strong> ewige Freude schenken. Das ist der Gr<strong>und</strong>, weshalb ich der<br />

Rezitation des Namens Gottes als spiritueller Übung so viel Bedeutung<br />

<strong>beim</strong>esse. 8.12.64, (19-13/14)<br />

Es gibt heute eine grosse Versuchung für Menschen mit einem<br />

schwachen Charakter, <strong>und</strong> das ist die Gelegenheit, sich in der Öffentlichkeit<br />

hervorzutun. Selbst die kleinste Zuwendung für eine Wohlfahrtseinrichtung<br />

wird in fettgedruckten Überschriften verkündet! Das<br />

schmeichelt der Eitelkeit, <strong>und</strong> der Geber wird zu einem erbärmlichen<br />

Protz. Güte muss in der Stille des Herzens gehegt werden. <strong>Der</strong> Samen<br />

darf nicht auf steinigen Boden gestreut, sondern muss tief eingebettet<br />

werden, damit er keimen kann. 9.12.64, (19-15)<br />

<strong>Der</strong> Name Gottes ist gleichbedeutend mit Gott in der Form, <strong>und</strong> ständige<br />

Kontemplation lässt diese Form in dem, der den Namen rezitiert,<br />

in Erscheinung treten. Die Wiederholung des Namens Gottes kostet<br />

nichts, man braucht nichts dazu <strong>und</strong> sie verlangt weder einen bestimmten<br />

Ort noch eine bestimmte Zeit zu ihrer Durchführung. Ausserdem<br />

sind weder Bildung noch Geschlecht der Rezitierenden von<br />

Bedeutung. 3.10.65, (19-61)<br />

Nur wenn ihr den Weg <strong>und</strong> das Ziel kennt, könnt ihr herausfinden, ob<br />

ihr vorankommt oder nicht. Wie wäre das sonst möglich? Das Ziel ist,<br />

eure Schau, euer Mitgefühl <strong>und</strong> eure Liebe zu erweitern, bis sie so allumfassend<br />

werden wie die Liebe, das Mitgefühl <strong>und</strong> die Gnade Gottes.<br />

Bemüht euch darum, mehr <strong>und</strong> mehr von Gott in euch aufzunehmen.<br />

So wie das Blut durch den ganzen Körper zirkuliert, muss die<br />

490


Liebe alle einschliessen. Nur dann sind Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Glück für den<br />

Einzelnen <strong>und</strong> die Gesellschaft gewährleistet. Die Welt gehört Gott;<br />

alle Wesen sind sein. Er liebt sie alle, so wie der Mond sein kühles<br />

Licht allen zugute kommen lässt. 5.3.66, (21-11)<br />

Natürlich müsst ihr in der Welt sein, aber ihr braucht nicht von der<br />

Welt zu sein. Die Aufmerksamkeit muss fest auf Gott gerichtet sein,<br />

auf den Gott im Inneren. 1.1.67, (20-12)<br />

Ihr müsst die Geschicklichkeit erwerben, durch die Wogen von Freud<br />

<strong>und</strong> Leid, von Mühe <strong>und</strong> Nutzen hindurchzuschwimmen. Ihr müsst<br />

Meister werden in der Kunst, völlig entspannt, ruhig <strong>und</strong> unberührt zu<br />

sein, was immer dem Körper, den Sinnen oder dem Gemüt zustossen<br />

mag. Sie sind untätig, wenn sie nicht von dem inneren Ich, der Intelligenz,<br />

dem Bewusstsein, gedrängt werden. Erwerbt die Fertigkeit, inneren<br />

Frieden zu erlangen <strong>und</strong> beizubehalten, die Kunst, euch des<br />

Göttlichen Selbst als der inneren Realität stets bewusst zu sein, dann<br />

könnt ihr sicher in der Welt umherwirbeln, so schnell euch das gefällt.<br />

7.7.68, (20-165)<br />

Freude ist eine trügerische Falle. Leid ist der wirkliche <strong>Lehre</strong>r, der<br />

Vorsicht, Umsicht, Unterscheidung, Loslösung, Bewusstsein <strong>und</strong><br />

Wachsamkeit lehrt. <strong>Der</strong> Tod ist nicht der erbarmungslose Feind, zu<br />

dem man ihn abstempelt. Er ist der Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Gefährte, der <strong>Lehre</strong>r,<br />

der fre<strong>und</strong>liche Verwandte, der euch in seine Obhut nimmt <strong>und</strong> euch<br />

mit dem Schein der Erinnerung kleidet. Das Herz des Menschen<br />

muss abgehärtet, aber nicht hart, weich, aber nicht verweichlicht werden.<br />

Das können nur die Schläge von Verlust, Kummer <strong>und</strong> Not erzielen.<br />

Das ist die Art <strong>und</strong> Weise Gottes, euch göttliche Gestalt zu geben.<br />

Aber der Mensch ist blind gegenüber seiner Barmherzigkeit. Er<br />

revoltiert <strong>beim</strong> ersten Hammerschlag des Bildhauers! (...)<br />

Das wahre Zeichen eines <strong>Sai</strong> Ergebenen ist diese Standfestigkeit. Er<br />

lässt sich von dem gewählten Weg weder durch Zynismus noch durch<br />

die Verlockungen eines pompösen Luxus abbringen. Er setzt geistige<br />

<strong>Lehre</strong>n in die Tat um <strong>und</strong> weiss um den unschätzbaren Gewinn, den<br />

das mit sich bringt. 18.8.68, (20-186/187)<br />

Jeden Morgen, wenn ihr vom Schlaf erwacht, stellt euch diese Fragen:<br />

“Zu welchem Zweck bin ich auf die Welt gekommen? Was ist<br />

meine Aufgabe? Welches ist das Ziel, für das der Lebenskampf mich<br />

491


vorbereitet? Welches ist der grosse Sieg, den ich erringen muss?”<br />

13.1.69, (21-23)<br />

In den letzten Jahren hat der Eifer, auf spirituellem Gebiet Fortschritte<br />

zu machen <strong>und</strong> dadurch inneren Frieden zu gewinnen, zugenommen.<br />

Das ist auch ein Beweis für die Gnade des Avatars. Nicht nur in Indien,<br />

sondern in der ganzen Welt sind die Menschen an den Methoden<br />

interessiert, welche die Rishis dieses Landes entwickelt haben, um<br />

durch Liebe, Rechtschaffenheit <strong>und</strong> Yoga den Frieden zu erlangen.<br />

Vor zehn oder fünfzehn Jahren wurden Ansprachen über spirituelle<br />

Themen höchstens von ein paar alten Männern <strong>und</strong> Frauen besucht!<br />

Aber heute seht ihr Tausende <strong>und</strong> aber Tausende, die von weither<br />

kommen <strong>und</strong> viele St<strong>und</strong>en voll Eifer <strong>und</strong> Erwartung hier sitzen. Und<br />

die grosse Mehrheit sind Jugendliche! Junge Menschen sind begierig,<br />

von dem Erbe der Vergangenheit zu lernen, so dass sie eine bessere<br />

Zukunft für sich aufbauen können. 14.10.69, (21-82)<br />

Wenn ihr ein diszipliniertes, spirituelles Leben führt, wird euch von<br />

den verschiedensten Seiten Widerstand entgegengebracht. Aber<br />

nehmt das nicht wichtig. Zuerst werden eure Verwandten versuchen,<br />

euch für weltliches Streben zu interessieren. (...)<br />

Lasst euch nicht durch die Zyniker <strong>und</strong> Kritiker in der Familie einschüchtern,<br />

von denen es viele geben mag. Und dann ist da die öffentliche<br />

Meinung, die oft den spirituellen Weg in Verruf bringt <strong>und</strong><br />

euch verspottet oder euch schadet. (...)<br />

Ein anderes Hindernis kommt von Gläubigen, die eine andere Form<br />

des Herrn anbeten als die, welche eurem Herzen am nächsten steht.<br />

Leute, die eine bestimmte Form <strong>und</strong> ihren Namen bevorzugen, entweder<br />

weil es Familientradition ist oder weil sie ihnen zusagt, neigen<br />

dazu, jene zu verfolgen, die andere Namen <strong>und</strong> Formen verehren.<br />

22.11.69, (21-126)<br />

Die neun Schritte der Pilgerreise des Menschen auf dem Pfad der<br />

Hingabe zu Gott sind folgende:<br />

1. Den Wunsch haben, mehr über die Herrlichkeit <strong>und</strong> Grossartigkeit<br />

der W<strong>und</strong>erwerke Gottes <strong>und</strong> über die verschiedenen, Ehrfurcht<br />

einflössenden Manifestationen der Göttlichkeit zu hören.<br />

Dies ist der Ausgangspunkt. Indem wir immer wieder über den<br />

Herrn hören, werden wir selbst göttlich.<br />

492


2. Zur Ehre Gottes seine Herrlichkeit <strong>und</strong> seine W<strong>und</strong>ertaten besingen.<br />

3. Sich in Gedanken an der Schönheit, der Hoheit <strong>und</strong> an dem Erbarmen<br />

des Herrn erfreuen.<br />

4. Den Herrn anbeten, indem man sich auf die Füsse <strong>und</strong> die<br />

Fussspuren des Herrn konzentriert. Dies führt zu<br />

5. der vollständigen Versöhnung des Herrn <strong>und</strong> zu rituellem Gottesdienst,<br />

in dem der Aspirant innere Befriedigung <strong>und</strong> Inspiration<br />

findet.<br />

6. Er beginnt, die von ihm bevorzugte Form Gottes in allen Wesen<br />

<strong>und</strong> Dingen der Umwelt zu sehen, <strong>und</strong> entwickelt dadurch Ehrfurcht<br />

vor allem Leben <strong>und</strong> aller Natur.<br />

7. Mit dieser inneren Haltung wird er ein hingebungsvoller Diener<br />

aller, ohne die Unterschiede zwischen Hochgestellten <strong>und</strong> Untergebenen<br />

wahrzunehmen. Dies ist ein wesentlicher Schritt,<br />

der grossen spirituellen Fortschritt anzeigt.<br />

8. Dieser Schritt bringt den Sucher dem Herrn so nahe, dass er<br />

sich als sein Vertrauter, sein Gefährte <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong> fühlt, als Teilhaber<br />

seiner Macht <strong>und</strong> seines Erbarmens, seines Triumphes<br />

<strong>und</strong> seiner Taten.<br />

9. Dies ist die Vorstufe zu dem letzten Schritt, dem der völligen<br />

Hingabe an den Willen des Herrn, den der Sucher durch seine<br />

geläuterte Intuition als sein göttliches Selbst erkennt.<br />

Ihr werdet bemerkt haben, dass der 7. Schritt der des Dienens ist. Jeder,<br />

der sich als Sozialarbeiter, freiwilliger Helfer oder Diener des<br />

Herrn betrachtet, muss diese Stufe erreichen. Sie ist wirkungsvoller,<br />

als den Namen des Herrn zu rezitieren, die Perlen des Rosenkranzes<br />

zu zählen oder st<strong>und</strong>enlang zu meditieren. Euer Dienst wird allerdings<br />

erfolgreicher <strong>und</strong> befriedigender sein, wenn er auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

spiritueller Disziplin geleistet wird. Ihr müsst alle als Glieder eures<br />

eigenen Körpers betrachten, <strong>und</strong> so wie ihr jede Verletzung an irgendeinem<br />

Glied eures Körpers so schnell <strong>und</strong> wirksam wie möglich<br />

behandelt, müsst ihr, so gut ihr könnt, die W<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Schmerzen<br />

anderer heilen. 19.2.70, (21-137/138)<br />

493


Ein reiner, unverdorbener Geist gleicht einer voll erblühten, duftenden<br />

Rose. Sie erfreut, ob sie am Strauch oder in der Vase ist, in der linken<br />

oder rechten Hand. Ihr Duft kann die Füsse des Herrn im Himmel erreichen.<br />

22.2.71, (21-304)<br />

Die Mutter, die euch getragen, der Vater, der euch erzogen <strong>und</strong> der<br />

<strong>Lehre</strong>r, der eure Augen für das Geheimnis der Natur in eurem Inneren<br />

<strong>und</strong> in der Aussenwelt geöffnet hat, sie alle müssen verehrt werden.<br />

Wie hoch auch immer euer sozialer Status sein mag, wie riesig euer<br />

Vermögen sein mag, wenn ihr eure Eltern in der Not im Stich lasst,<br />

habt ihr euer Leben auf tragische Weise vergeudet. (...)<br />

Die Mutter sucht Liebe, sehnt sich nach Dankbarkeit, dürstet nach Zuneigung.<br />

Sie legt Wert auf Gefühle, nicht auf äussere Zurschaustellung.<br />

Die göttliche Mutter wird von demselben Gefühl bewegt. Sie legt gar<br />

keinen Wert auf äusseren Prunk wie gewelltes Haar, Rosenkränze,<br />

Stirnzeichen oder Priesterkleidung. Sie schätzt Aufrichtigkeit, Sehnsucht,<br />

Tugenden, Mitgefühl <strong>und</strong> Liebe. 24.11.72, (22-140)<br />

Sich in ein Zimmer einzuschliessen <strong>und</strong> einem Bild oder einer Skulptur<br />

Gottes Weihrauch <strong>und</strong> Blumen darzubringen, seine Herrlichkeit<br />

mit Singen oder Rezitieren zu preisen, sind ein armseliger Ersatz für<br />

die Disziplin, die euch von aller Unkenntnis befreien wird. Alle Wesen<br />

sind Abbilder Gottes, alle Menschen sind seine Abbilder, weshalb<br />

schliesst ihr euch dann ein? Die ganze Schöpfung ist auf der Pilgerreise<br />

zu ihm; warum verhaltet ihr euch dann so, als wärt ihr ganz allein<br />

unterwegs? Ihr glaubt, dass die in Kirche, Tempel oder dem privaten<br />

Andachtsraum mit Anbetung <strong>und</strong> ritueller Verehrung verbrachte Zeit<br />

„Gott gewidmet“ sei <strong>und</strong> der Rest für andere Zwecke verwendet werde.<br />

Aber ihr könnt den Bereich Gottes <strong>und</strong> den des Menschen nicht so<br />

trennen. Gott ist immer überall bei euch. „All dies ist Gott.“ Die Gesellschaft<br />

ist die Schule, in der diese <strong>Lehre</strong> ernsthaften Suchern vermittelt<br />

wird. April 73, (22-206/207)<br />

Die Gesellschaft ist der Ausdruck der Göttlichkeit in ihren vielen Facetten,<br />

ihrer Liebe, ihrem Eifer, ihrer Bereitschaft, zu trösten <strong>und</strong> zu<br />

stärken. Aus einer zufälligen Ansammlung von Menschen entsteht<br />

keine Gesellschaft. Sie muss durch das Wissen, dass alle zur göttlichen<br />

Familie gehören, zu einer Einheit zusammengeschmiedet werden,<br />

durch das Teilen von Freude <strong>und</strong> Leid <strong>und</strong> das Kultivieren von<br />

494


Eintracht. <strong>Der</strong> Einzelne muss durch Wort <strong>und</strong> Tat jene Glückseligkeit<br />

zeigen, die in ihm <strong>und</strong> der Gesellschaft lebt.<br />

Die Perlen eines Rosenkranzes zwischen den Fingern weiterzuschieben<br />

oder aufrecht dazusitzen <strong>und</strong> über seine Nasenspitze zu meditieren,<br />

ist ein harmloser Zeitvertreib; aktiv an den gesellschaftlichen Aufgaben<br />

im Geiste der Hingabe mitzuwirken, alles Tun als Gottesdienst<br />

<strong>und</strong> alle Menschen als Verkörperungen des Höchsten zu betrachten,<br />

ist eine spirituelle Praxis von ungleich grösserem Nutzen. Denn es<br />

gibt keinen Ort, wo Gott nicht ist, keinen Gegenstand, der nicht göttlich<br />

ist. Denn es war sein Wille - so heisst es in den Heiligen Schriften<br />

-, all dies zu werden! Verehrung, Anbetung <strong>und</strong> Pilgerschaft können<br />

nicht das letzte Ziel sein! Das Ziel ist die Erkenntnis: „Ich bin Er, Er ist<br />

Ich.“ Dies allein kann das Herz mit Glückseligkeit füllen. Wenn ihr<br />

euch als Individuum absondert, beginnen Neid, Ärger, Eifersucht <strong>und</strong><br />

Stolz euch zu beschmutzen. Liebe allein kann euch zu einer Familie<br />

zusammenschweissen. (...)<br />

Wenn jemand jedoch die Ebene des Menschen hinter sich lässt <strong>und</strong><br />

sich Gott zuwendet, verliert er die Bereitschaft anzubeten. Ihr könnt<br />

Gott in euch erwecken, indem ihr ein rechtschaffenes Leben führt. (...)<br />

Gott ist die Verkörperung des Mitgefühls. Er hält nach einem Körnchen<br />

Güte oder Demut Ausschau, damit er es mit Tonnen von Gnade<br />

belohnen kann. (...)<br />

Das Universum um euch herum ist ein schöner Garten voll zauberhafter<br />

Beete mit vielfarbigen Blumen <strong>und</strong> erfüllt mit Duft <strong>und</strong> dem Elixier<br />

des Nektars. Jedes Beet ist eine Religion, die Millionen treuer Anhänger<br />

hat. Auch der Garten ist Gott, Gott tanzt in dem Garten vor seiner<br />

eigenen Schöpfung <strong>und</strong> erfreut die Blumen mit der Zaubermelodie<br />

der Flöte. April 73, (22-209/211)<br />

Ihr mögt sehr falsch liegen, wenn ihr die spirituelle Entwicklung eines<br />

Menschen nach blossen Äusserlichkeiten einschätzt. Innere Reinheit<br />

kann sich nicht durch pompöse Schau ausdrücken. Nur der, welcher<br />

in jedes Herz schaut, kann wissen, wer darin wohnt: Gott oder Mammon.<br />

(...)<br />

Ein jeder von euch ist ein Pilger auf jener Strasse, der nach seinem eigenen<br />

Tempo, nach den eigenen Qualifikationen <strong>und</strong> entsprechend<br />

der mit seinen Mitteln erreichten Ebene vorwärts schreitet. <strong>Der</strong> Rat,<br />

der einen von euch anspricht oder für einen von euch gilt, mag für einen<br />

anderen nicht angemessen sein, der weniger weit gereist ist oder<br />

einen fortgeschritteneren Zustand erreicht hat. Wenn ich jemandem<br />

495


sage, er solle einer bestimmten Übung folgen, ist dies besonders zu<br />

seinem Nutzen; nehmt es nicht als eine Vorschrift, die auch für euch<br />

gilt, <strong>und</strong> sagt nicht: „<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> sagte ihm dies; ich möchte es<br />

auch übernehmen.“ Jeder hat eine unterschiedliche Verfassung, geistig,<br />

physisch <strong>und</strong> spirituell. (...)<br />

Beschränkt eure Studien nicht auf diesen Kreis <strong>und</strong> auf diese Bücher.<br />

Das ganze Universum ist eine Universität für euch. Ihr könnt Weisheit<br />

aus dem Himmel, den Wolken, den Bergen, den Flüssen, den täglichen<br />

Phänomenen von Sonnenaufgang <strong>und</strong> Sonnenuntergang, den<br />

Jahreszeiten, Vögeln, Bäumen, Blumen, Insekten ziehen - in der Tat<br />

von allen Wesen <strong>und</strong> Dingen in der Natur. Geht voller Ehrfurcht, Verehrung<br />

<strong>und</strong> Bescheidenheit zu diesen <strong>Lehre</strong>rn; sie werden mit ihren<br />

Lektionen antworten. Sorgt euch nicht darum, dass ihr nicht Sanskrit<br />

beherrscht. Kultivierung <strong>und</strong> Verfeinerung reicht aus für die Universität,<br />

die sich um euch herum befindet. Sanskrit ist die Sprache der alten<br />

Schriften <strong>und</strong> der klassischen Literatur; Kultivierung ist die Sprache<br />

des Herzens, das verfeinerte Medium fruchtbarer Vereinigung mit<br />

der Natur in all den mannigfaltigen Ausströmungen der Gottheit.<br />

3.3.74, (23-48/49)<br />

Es liegt in eurer Macht, eure Tage auf Erden zu einem blumigen Weg<br />

statt zu einem dornigen Weg zu machen. Erkennt den <strong>Sai</strong>, der in jedem<br />

Herzen wohnt, <strong>und</strong> alles wird glatt, sanft <strong>und</strong> lieblich für euch. <strong>Sai</strong><br />

wird der Quell der Liebe in eurem Herzen <strong>und</strong> im Herzen all derer<br />

sein, mit denen ihr zusammenkommt. Wisst, dass <strong>Sai</strong> allgegenwärtig<br />

ist; <strong>und</strong> so ist er in jedem Lebewesen <strong>und</strong> in euch. Verehrt jeden, so<br />

wie ihr <strong>Sai</strong> verehrt. Vergönnt dem anderen soviel Freiheit, wie ihr<br />

selbst geniesst; behandelt ihn so, wie auch ihr gern behandelt werden<br />

möchtet. Fügt ihm nicht zu, was ihr nicht möchtet, dass es euch zugefügt<br />

werde. Das ist die Summe <strong>und</strong> Substanz der spirituellen Disziplin.<br />

11.5.75, (23-174/175)<br />

Die ersten beiden Schritte auf dem Weg zur ewig-absoluten Wahrheit<br />

sind Unterscheidungsvermögen <strong>und</strong> Entsagung. <strong>Der</strong> Geist kann nur<br />

durch die Herrschaft über die Wünsche <strong>und</strong> das vollkommene Lösen<br />

aller Abhängigkeiten zur Ruhe gebracht werden. Wenn er sich erst<br />

einmal beruhigt hat, stellen sich Frieden <strong>und</strong> Glückseligkeit ein. (...)<br />

Den Existenzkampf aufzugeben ist weder genug noch ist es eine besondere<br />

Leistung. <strong>Der</strong> wirkliche Kampf wird im Inneren ausgetragen.<br />

Er besteht in dem Sich-Zurückziehen der nach aussen gerichteten<br />

496


Sinne <strong>und</strong> in ihrer Entschärfung durch Verstand <strong>und</strong> höhere Intelligenz.<br />

Untersucht jedes materielle Objekt, welches die Sinne durch<br />

Schönheit, Duft, Zartheit <strong>und</strong> Lieblichkeit anspricht. Erkennt, dass diese<br />

Eindrücke vergänglich sind <strong>und</strong> von eurem Geisteszustand, eurer<br />

körperlichen Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> emotionalen Verfassung abhängen. <strong>Der</strong><br />

Mensch verliebt sich in vorüberhuschende Erscheinungen, die er für<br />

beständig <strong>und</strong> wertvoll hält. Er wird von dieser Unwirklichkeit gefangen<br />

genommen <strong>und</strong> verliert das Ziel der Erlösung aus dem Auge. Das<br />

ist wirklich nicht die Bestimmung des Menschen. (...)<br />

Mit der höheren Intelligenz, der Intuition, hat Gott dem Menschen ein<br />

Werkzeug gegeben, welches dazu benutzt werden muss, die Herrschaft<br />

über die Sinne, die ihn nach unten ziehen, zu gewinnen. Es soll<br />

ihm helfen, Mittel <strong>und</strong> Wege zu finden, das Menschliche auf die Ebene<br />

des Göttlichen zu heben <strong>und</strong> nichts weniger als die Vollkommenheit<br />

Gottes zu erkennen. 26.9.79, (25-13/15)<br />

Im Hinblick auf ihren spirituellen Fortschritt können die Menschen in<br />

drei Gruppen eingeteilt werden: die Vollkommenen, die Sich-Bemühenden<br />

<strong>und</strong> die Achtlosen.<br />

Die erste Gruppe gewinnt die Gnade Gottes durch Rechtschaffenheit,<br />

gute Werke <strong>und</strong> einen festen Glauben. Gott liebt sie <strong>und</strong> segnet sie<br />

mit ungetrübter Glückseligkeit. Liebe ist das Ergebnis von Liebe. Liebe<br />

kann nur durch Liebe gewonnen werden. Im Allgemeinen sehnen<br />

sich die Menschen nicht nach der Liebe Gottes, sondern streben nach<br />

materiellen Gütern <strong>und</strong> weltlichen Freuden. Ihre niedrigen Instinkte<br />

veranlassen sie, die Befriedigung der Sinne zu suchen. Doch die Gedanken,<br />

Wünsche <strong>und</strong> Werke der Vollkommenen sind von selbstloser<br />

Liebe bestimmt. (...)<br />

Die Vollkommenen unter den Gläubigen mögen sich äusserlich nicht<br />

von den anderen unterscheiden, aber man kann sie an dem Leuchten<br />

erkennen, welches ihr inneres Glück um sie verbreitet. Um von der<br />

göttlichen Liebe des Herrn gesegnet zu werden, muss man viele Inkarnationen<br />

voller spiritueller Anstrengungen, voller Liebe, hinter sich<br />

gebracht haben.<br />

Die Sich-Bemühenden erzielen durch ihre spirituellen Anstrengungen<br />

einen gewissen Erfolg. Auch das ist schon eine bemerkenswerte Leistung.<br />

Durch ihr Studium der Heiligen Schriften erfahren sie von der<br />

Herrlichkeit Gottes <strong>und</strong> durch ihre Meditation darüber beginnen sie,<br />

Gott zu lieben. (...)<br />

Es kommt nicht auf die Zahl der St<strong>und</strong>en an, die ihr mit dem Studium<br />

497


<strong>und</strong> mit spirituellen Übungen verbringt. Dem Herrn ist mehr daran gelegen,<br />

dass ihr euer Herz in einen Brunnen der Liebe verwandelt; eine<br />

Verwandlung, die durch Lernen, verstandesmässiges Erfassen <strong>und</strong><br />

das Anwenden des Gelernten herbeigeführt wird. Er zählt nicht die<br />

Verse, die ihr rezitiert, die Hymnen, mit denen ihr ihn besingt, all das,<br />

was euch so wichtig erscheint. Ein Herz voller Mitgefühl ist der Tempel,<br />

in dem er zu finden ist. Gelehrsamkeit ist meist oberflächlich <strong>und</strong><br />

hat oft nichts mit Spiritualität zu tun. Ihr mögt viele St<strong>und</strong>en in eurem<br />

Andachtsraum verbringen <strong>und</strong> meditieren, aber wenn ihr das Göttliche,<br />

das ihr anbetet <strong>und</strong> euch vorstellt, nicht kennt, hat alles keinen<br />

Zweck. Ihr selbst seid eurem Wesen nach göttlich, <strong>und</strong> das Göttliche<br />

muss sich in eurem täglichen Leben manifestieren. Petrus war ein<br />

einfacher Fischer, aber Jesus erkannte, dass er das Göttliche in sich<br />

zum Ausdruck bringen konnte. (...)<br />

Wer die Stufe der Vollkommenheit erreichen will, muss Selbstvertrauen<br />

haben, damit zufrieden sein, wie er ist, <strong>und</strong> das Göttliche Selbst<br />

zur Quelle der Freude werden lassen. Er darf sich nicht von den<br />

scheinbaren Freuden der materiellen Welt in Versuchung führen lassen.<br />

Ruhm, Reichtum <strong>und</strong> Macht sind vorüberziehende Wolken. Öffentliche<br />

Lobhudelei <strong>und</strong> Kritik sind Worte, die nur für kurze Zeit berauschen<br />

oder schmerzen. Die Sich-Bemühenden müssen<br />

versuchen, zu Vollkommenen zu werden.<br />

Die Achtlosen sind jene, die den Versuchungen der Welt <strong>und</strong> dem<br />

Verlangen der Sinne nachgeben. Sie werden von der Flut der alltäglichen<br />

Nichtigkeiten getragen, wissen nicht, wie sie den Kreislauf von<br />

Geburt <strong>und</strong> Tod unterbrechen können, <strong>und</strong> sind deshalb dem Wirbelsturm<br />

des Leidens ausgesetzt. Da sie den Weg zur Erlösung nicht<br />

kennen, sind sie auf das Rad der Wiedergeburten geb<strong>und</strong>en. Die reissende<br />

Strömung erlaubt ihnen nicht, sich irgendwo niederzulassen.<br />

Sie werden geboren, um zu sterben, <strong>und</strong> sterben, um wiedergeboren<br />

zu werden. Aber das ist nicht der wahre Sinn des Lebens. Wie kann<br />

der Mensch diesem Kreislauf entkommen? So wie der Samen der Ursprung<br />

des Baumes ist, so sind die Wünsche die Ursache des<br />

menschlichen Lebens. Wenn der Mensch keine Wünsche mehr hat<br />

<strong>und</strong> alle seine Versprechen eingelöst hat, dann muss er nicht wiedergeboren<br />

werden, damit seine Wünsche erfüllt <strong>und</strong> seine Versprechen<br />

eingelöst werden können. Dann muss er auch nicht sterben. Deshalb<br />

muss der Mensch sein Verlangen reduzieren <strong>und</strong> nicht der Erfüllung<br />

von Wünschen nachjagen. 24.11.80, (25-55/56)<br />

498


Vor Millionen von Göttern<br />

kniet der verzweifelte Mensch,<br />

der betend Erlösung sucht.<br />

Doch das Ziel ist erreicht, er ist frei,<br />

wenn das Ego im Innern er sprengt.<br />

Es ist in der Tat schwierig, die Tiefgründigkeit <strong>und</strong> abwegige Art des<br />

Ego zu durchschauen. Es ist träge <strong>und</strong> ohne Intelligenz, das heisst,<br />

es kann weder sich selbst noch andere verstehen. Es hat keine<br />

Angst; es beugt sich vor nichts. Es verführt den Menschen dazu, seine<br />

hohe Bestimmung aufzugeben <strong>und</strong> im Morast der Selbstsucht zu<br />

versinken. 25.5.82, (25-180)<br />

<strong>Der</strong> Himmel ist nicht unerreichbar.<br />

Er ist hier, im Herzen der Menschen.<br />

Verleugne das Ego in dir<br />

<strong>und</strong> du hast den Himmel auf Erden.<br />

Ihr betet zu vielen Göttern<br />

<strong>und</strong> bittet sie um Erlösung.<br />

Doch wenn ihr das Ego zerstört,<br />

bedarf es des Bittens nicht.<br />

Das Göttliche im Menschen ist nicht das Ergebnis spiritueller Bemühungen.<br />

Das wirkliche Selbst, die Seele des Individuums, ist das ewige<br />

Göttliche. <strong>Der</strong> Mensch kann diese Wirklichkeit nicht leugnen, auch<br />

wenn er in weltliche Angelegenheiten verstrickt ist. Die Idee, dass er<br />

„nur ein Mensch“ sei, ist eine Täuschung. Das Meer mag seit Jahrh<strong>und</strong>erten<br />

in vielen Ländern unter vielen verschiedenen Namen bekannt<br />

sein, aber es bleibt trotzdem immer dasselbe. So bleibt auch<br />

das Göttlich-Absolute unberührt, gleichgültig, wie viele verschiedene<br />

Namen <strong>und</strong> Formen es annimmt, <strong>und</strong> sich seiner bewusst zu werden<br />

bleibt das ewige Ziel des Menschen. 12.8.82, (25-187)<br />

<strong>Der</strong> Herr, zu dem ihr betet, gibt, worum ihr ihn bittet. Das Göttlich-Absolute,<br />

der Herr aller Welten, gibt, was ihr braucht, ohne darum gebeten<br />

zu werden. Ihr solltet diesen Allerhöchsten nicht um etwas bitten,<br />

das ihr glaubt, nötig zu haben. (...)<br />

Indem er den Weg völliger Hingabe aufzeigt <strong>und</strong> in Beispielen wie diesem<br />

daran erinnert, sucht jeder Avatar die Menschheit dem Göttli-<br />

499


chen näher zu bringen. „Ich kenne nichts anderes als dich.“ „Du bist<br />

der Eine <strong>und</strong> Einzige.“ Wenn das euer Glaube ist, warum erlaubt ihr<br />

dann Wünschen, sich in euer Denken einzuschleichen? Warum um<br />

dieses <strong>und</strong> jenes bitten? Habt Vertrauen in Gott, den Geber aller Gaben,<br />

den einzigen Schatz, den ihr braucht. Dann werdet ihr wunschlos<br />

glücklich sein. 12.8.82, (25-191)<br />

Die Vereinigung mit dem Absoluten kann nicht allein durch spirituelles<br />

Forschen erreicht werden. Sie entzieht sich dem Studium, der Gelehrsamkeit<br />

<strong>und</strong> allen intellektuellen Bemühungen. Sie wird nur durch das<br />

meditative Suchen der Nähe Gottes in Verbindung mit hingebungsvoller,<br />

verehrender Liebe möglich. Wenn der Forschende sich mit all<br />

seinem Wissen in diese Hingabe versenkt, ist sein Leben in der Tat<br />

geheiligt.<br />

Den Suchern dieser Art zeigt sich der Herr in seiner ganzen Herrlichkeit.<br />

Die enge Verbindung des Individuums mit dem Absoluten kommt<br />

in einer der Upanishaden wie folgt zum Ausdruck: „Das Absolute ist<br />

das Ziel, der kostbarste Besitz, die ganze Welt <strong>und</strong> höchste Glückseligkeit<br />

des Einzelnen.“ In einer anderen Upanishad heisst es: „Das<br />

Göttlich-Absolute ist die Quelle tiefster Befriedigung, denn es versetzt<br />

den Menschen in den Zustand reiner Freude. Durch die Berührung<br />

mit ihm erfährt er höchste Glückseligkeit.“ Nur das Göttlich-Absolute<br />

macht glücklich. Was kann der Mensch, dessen Herz nicht davon erfüllt<br />

ist, vom Leben erwarten? (...)<br />

Nun, es besteht Verwirrung darüber, was Hingabe eigentlich ist. Niemand<br />

kann es genau definieren, denn Hingabe hat unendlich viele<br />

Schattierungen. Nur wer selbst rein, tolerant, ausgeglichen <strong>und</strong> liebevoll<br />

ist, kann die Reinheit <strong>und</strong> Tiefe der Verehrung eines wahrhaft<br />

Gläubigen verstehen. Jeder andere entdeckt diese Liebe in seinem<br />

Nächsten ebensowenig wie Weichheit in einem Felsen oder Kälte im<br />

Feuer. Dem Gläubigen bedeutet der Herr mehr als sein eigenes Leben,<br />

<strong>und</strong> ebenso eng ist der Herr mit ihm verb<strong>und</strong>en. Grosse Persönlichkeiten<br />

haben erklärt, dass wahrhaft Gläubige eine grössere Wirkung<br />

auf die Welt ausüben als der unmittelbare Einfluss eines<br />

erleuchteten <strong>Lehre</strong>rs. (...)<br />

Die Gläubigen sind die Wolken, welche aus dem Überfluss des Meeres<br />

schöpfend dessen Liebe <strong>und</strong> Gnade über das ganze Land ausschütten.<br />

(8-75/78)<br />

Die Menschen verweigern sich selbst die Segnungen wirklicher Hin-<br />

500


gabe an den Herrn, rennen kopflos umher <strong>und</strong> suchen im Namen der<br />

Frömmigkeit Pilgerstätten, heilige Männer <strong>und</strong> heilige Flüsse auf. Ein<br />

Minimum an echter Hingabe wird sie von ihrer Illusion befreien. Sie<br />

werden erkennen, dass sie nur Frieden finden werden, wenn sie endgültig<br />

in ihre Heimat, d.h. zu Gott, zurückkehren. Bis dahin werden sie<br />

immer von Heimweh geplagt sein. (8-82)<br />

Allein durch Hingabe kann der Mensch den höchsten Zustand erreichen.<br />

Nur Hingabe kann den Menschen von der chronischen Krankheit<br />

von Geburt <strong>und</strong> Tod heilen. Hingabe allein ermöglicht es dem<br />

Menschen, seine Göttlichkeit zu erfassen, <strong>und</strong> nur durch Hingabe erreicht<br />

der Mensch spirituelle Höhen. (...)<br />

Hingabe bedeutet nicht, Loblieder zu singen, Gottesdienste abzuhalten<br />

oder auf Pilgerreisen zu gehen. Versucht, euer wahres Wesen zu<br />

verstehen. Richtet eure Liebe auf Gott. Liebe ist euch nur dazu gegeben<br />

worden, um Gott zu lieben. Euer Körper ist ein Instrument. Ein Instrument<br />

ist nicht um seiner selbst willen da, sondern es sollte dem<br />

dargereicht werden, für den es bestimmt ist. Ihr müsst eure reine, beständige,<br />

selbstlose Liebe auf Gott richten. Das ist das Wesen <strong>und</strong> die<br />

Form von Hingabe. (1.1.96)<br />

Die Blume des Mitgefühls ist wohlduftend, aromatisch <strong>und</strong> sehr kostbar.<br />

Ihr braucht nicht herumzugehen <strong>und</strong> nach vergänglichen Blüten<br />

zu suchen, um sie Gott darzureichen. Dafür braucht ihr weder Zeit<br />

noch Geld zu verschwenden. Doch da gibt es die eine Blüte, die unvergänglich<br />

<strong>und</strong> ewige Wahrheit ist, die Blume des Mitgefühls in eurem<br />

Herzen. <strong>Der</strong>jenige, der das Geheimnis <strong>und</strong> die Bedeutung einer<br />

solchen Blume kennt, besitzt die höchste Weisheit. (...)<br />

Heute gibt es kein Mitgefühl. Alles ist so hart, hart wie ein Stein. Wer<br />

kann dieses harte Herz schmelzen? Wie könntet ihr es schmelzen?<br />

Das Herz schmilzt durch Liebe. Da gibt es nichts auf dieser Welt, was<br />

die Liebe nicht schmelzen kann. Mit dieser Liebe könnt ihr alles in der<br />

Welt erreichen. Und so besteht jeder Student <strong>und</strong> so gesehen jeder<br />

Mensch aus Liebe. (17.7.96)<br />

501


MEDITATION<br />

<strong>Der</strong> Begriff „Meditation“ wird heute von vielen Menschen in verschiedener<br />

Weise interpretiert. Was bedeutet Meditation? Worüber meditiert<br />

ihr, <strong>und</strong> wer ist es, der meditiert? Was ist das Ziel der Meditation?<br />

Wenn ihr diesen Fragen nachgeht, findet ihr, dass Meditation ohne<br />

ein Objekt nicht möglich ist. Ihr könnt euch nicht konzentrieren, es sei<br />

denn, ihr konzentriert euch auf ein Objekt. Es gibt also ein Objekt der<br />

Meditation. Aber wer meditiert? Es muss ein Drittes geben, <strong>und</strong> das<br />

seid ihr selbst. Ihr selbst müsst auf dem Weg der Meditation das Objekt<br />

der Meditation erreichen <strong>und</strong> erfahren. Es sind aber drei Faktoren<br />

im Spiel: der Meditierende, die Meditation <strong>und</strong> das Objekt der Meditation.<br />

Wenn der Meditierende durch den Vorgang der Meditation das<br />

Objekt derselben erreicht, dann werden alle drei eins <strong>und</strong> fliessen zusammen,<br />

<strong>und</strong> nur dann könnt ihr das Eins-Sein erleben. <strong>Der</strong> Liebende,<br />

der Geliebte <strong>und</strong> der Vorgang des Liebens sind drei Faktoren. In<br />

der reinen Liebe solltet ihr diese drei als eins betrachten, als das Prinzip<br />

vollkommener Liebe. Wenn nur einer der drei Faktoren fehlt, ist es<br />

unmöglich, das Ganze zu erfahren. Es wird gegenstandslos, wenn<br />

nur zwei, der Liebende <strong>und</strong> der Vorgang des Liebens, da sind <strong>und</strong> keiner,<br />

der geliebt wird. Das Gleiche gilt, wenn nur die anderen beiden,<br />

der Liebende <strong>und</strong> der Geliebte da sind, aber die Liebe zwischen den<br />

beiden fehlt. Und auch wenn einer, der geliebt werden will, <strong>und</strong> die<br />

Liebe an sich existieren, aber keiner, der liebt, auch dann kann das<br />

Ganze nicht erfahren werden. Es ist das Eins-Sein dieser drei - des<br />

Liebenden, des Geliebten <strong>und</strong> des Liebens -, das wir als Meditation<br />

bezeichnen. Alle drei sind in gleichem Masse mit dem Prinzip der reinen<br />

Liebe erfüllt. Die Erfahrung dieser Einheit vermittelt Gotterkenntnis,<br />

<strong>und</strong> darum sage ich: „Gott ist Liebe - lebe in Liebe.“ Ihr müsst<br />

euch über den Weg der Meditation klar werden, denn es ist ein guter<br />

Weg zu dem Unendlich-Einen. (...) Wenn ihr aber nicht verstanden<br />

habt, was Meditation, der Weg, auf dem ihr das Ziel erreichen könnt,<br />

bedeutet, dann bleibt alles ein theoretisches Wissen, welches einen<br />

Widerwillen in euch entstehen lassen könnte.<br />

Es ist von grosser Bedeutung, wann ihr meditiert. Die beste Zeit ist<br />

zwischen drei <strong>und</strong> sechs Uhr morgens. In dieser Zeitspanne müsst ihr<br />

jeden Tag zur gleichen St<strong>und</strong>e über die Form meditieren, für die ihr<br />

euch entschieden habt. Dabei sind bestimmte Regeln zu beachten.<br />

Glaubt nicht, dass diese überflüssig sind <strong>und</strong> ihr sie vernachlässigen<br />

könnt. (...)<br />

502


Wenn ihr zu meditieren beginnt, solltet ihr die richtige Haltung, den<br />

Lotossitz, einnehmen. (...)<br />

Ihr solltet auch nicht direkt auf dem Erdboden sitzen. Setzt euch entweder<br />

auf ein hölzernes Brett oder auf eine Matte. Selbst das Holz allein<br />

ist nicht gut. Breitet ein Stück Stoff darüber. Das Holzbrett sollte<br />

mindestens einen Zentimeter dick sein. Dafür gibt es einen guten<br />

Gr<strong>und</strong>: Die Erde wirkt ableitend <strong>und</strong> zerstreuend. Wenn ihr infolge eurer<br />

Meditation der göttlichen Kraft teilhaftig werden wollt, solltet ihr<br />

nicht durch die Erdstrahlen gestört werden. Deshalb das Holz. (...)<br />

Wenn ihr euren Körper mit göttlicher Spannung aufladen wollt, müsst<br />

ihr alle Vorkehrungen treffen, die notwendig sind, um euch von der<br />

Erde zu isolieren <strong>und</strong> ein Ableiten der Kräfte in euch durch die Erde<br />

zu vermeiden. 1972, (34-75/77)<br />

Es ist eine sehr gute Gewohnheit, morgens um vier Uhr dreissig aufzustehen.<br />

Wenn ihr euch nicht in der Jugend, solange Körper <strong>und</strong><br />

Geist ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> stark sind, daran gewöhnt, dann werdet ihr später,<br />

wenn die Spannkraft des Körpers nachlässt, auch nicht dazu in der<br />

Lage sein. (...)<br />

Bevor ihr euch auf dem Holzbrett niederlasst <strong>und</strong> die Lotoshaltung<br />

einnehmt, müsst ihr eine Kerze vor euch anzünden. Dann schaut in<br />

das Licht, schliesst die Augen nach einer Minute <strong>und</strong> fühlt das Licht,<br />

das ihr vorher gesehen habt, in eurem Herzen leuchten. Ihr müsst das<br />

Gefühl bekommen, dass diese Kerze in der Mitte eures Herzens<br />

brennt. Wenn ihr euch die Kerze nicht plastisch vorstellen könnt, dann<br />

öffnet die Augen wieder <strong>und</strong> schaut in das Licht. Versucht dann wieder,<br />

es mit geschlossenen Augen in eurem Herzen zu sehen. Denkt,<br />

seht <strong>und</strong> fühlt das Licht in euch. Nehmt es dann aus dem Mittelpunkt<br />

des Herzens heraus <strong>und</strong> bringt es zu allen Teilen des Körpers. Lasst<br />

es zum Hals wandern, zum M<strong>und</strong>, zur Hand, hinunter zu den Füssen,<br />

zum Ohr, zu den Augen, in den Kopf. Lasst es aus dem Kopf herausstrahlen,<br />

schickt es euren Angehörigen, Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> allen, die euch<br />

lieb <strong>und</strong> wert sind. Aber nicht nur das, lasst das Licht auch über euren<br />

Feinden leuchten. Danach stellt euch vor, ihr würdet das Licht auch<br />

an alle Vögel, alle Tiere, an alles, was da ist, weitergeben. Wo immer<br />

dieses Licht geleuchtet hat, da gibt es keine Dunkelheit mehr. Deshalb<br />

heisst es in den Upanishaden: „Aus der Dunkelheit führe uns in<br />

das Licht.“ Da dieses Licht eure Augen erreicht hat, werdet ihr den<br />

Blick von schlechten Dingen abwenden. Da das Licht in euren Ohren<br />

war, werdet ihr die Ohren dem Schlechten verschliessen. Da das<br />

503


Licht in eurem M<strong>und</strong>e war, wird aus eurem M<strong>und</strong> kein böses Wort<br />

mehr kommen. Da dieses Licht euren Kopf erfüllt hat, sind schlechte<br />

Gedanken daraus verbannt. Da das gleiche Licht euer Herz erfüllt hat,<br />

wird es schlechten Einflüssen verschlossen bleiben. Da eure Füsse in<br />

dieses Licht getaucht waren, werden sie euch nicht mehr in schlechte<br />

Umgebung tragen. Und da die Flamme eure Hände berührt hat, werden<br />

diese keine böse Tat mehr vollbringen. Das Wort „schlecht“ ist<br />

gleichbedeutend mit Dunkelheit. Wenn ihr wirklich diesem Licht erlaubt,<br />

sich überall auszubreiten, dann ist kein Platz mehr für die Dunkelheit<br />

oder das Schlechte. Wenn ihr noch Böses tut, obwohl ihr meditiert,<br />

so bedeutet das nur, dass das Licht noch nicht zu dem<br />

Körperteil vorgedrungen ist, der Böses getan hat. Durch Meditation<br />

werden aber nicht nur schlechte Charakterzüge aufgelöst, sondern<br />

sie werden gleichzeitig durch positive <strong>und</strong> Gott-bezogene Gedanken<br />

<strong>und</strong> Aktionen ersetzt. Darüber hinaus könnt ihr die strahlende Kraft<br />

Gottes empfangen oder das kosmische Eins-Sein erleben. Denn das<br />

Licht, das euch erfüllt, ist in allen Menschen, in allen Vögeln, allen Tieren,<br />

ist überall gegenwärtig.<br />

In manchen von euch werden Zweifel aufkommen <strong>und</strong> ihr werdet denken:<br />

„Wir glauben an Rama; er ist unser Gott. Wir glauben an Krishna;<br />

er ist unser Gott. Wir glauben an <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>; er ist unser Gott<br />

usw. Können wir nicht eine dieser Formen nehmen <strong>und</strong> darüber meditieren?<br />

Wozu brauchen wir ein Licht?“ Aber jede bestimmte Form ist<br />

vergänglich. Es ist nicht richtig, sich auf etwas Vergängliches zu konzentrieren.<br />

Deshalb braucht ihr das Licht. Wenn ihr das unvergängliche<br />

Licht in den Mittelpunkt eurer Meditation stellt, könnt ihr natürlich<br />

die Form, die euch lieb ist <strong>und</strong> zu der ihr betet, einbeziehen. 1972,<br />

(34-77/78)<br />

Ihr seid dann im Reich des Göttlichen, in einem Frieden jenseits aller<br />

Worte. Verbleibt in diesem Glücksgefühl, bezeugt dieses Licht, seid<br />

Licht - überall, für alle. Wenn ihr es gewohnt seid, Gott in einer bestimmten<br />

Form anzubeten, dann stellt euch jene Form in diesem Licht<br />

vor. Denn Licht ist Gott, Gott ist Licht. Wenn Licht auf Licht trifft, ist alles<br />

Licht. Es gibt keine Schranke zwischen eurem Licht <strong>und</strong> seinem<br />

Licht. Sie verschmelzen, erfüllen sich.<br />

In dieser Friedlosigkeit, welche die Welt verwirrt, müsst ihr den höheren,<br />

geistigen Frieden suchen. In diesem inneren Frieden könnt ihr<br />

euch den höchsten Glanz vor Augen führen, <strong>und</strong> in diesem Leuchten<br />

erlebt ihr die allumfassende, die allem innewohnende, alles übertref-<br />

504


fende, grenzenlose <strong>und</strong> gütige Herrlichkeit. In diesem höchsten Licht<br />

kommt es dann zum Erlebnis des Universalen, Ewigen, Absoluten,<br />

des absoluten Bewusstseins des Überselbst. Wenn das Einzelne auf<br />

das Universale trifft, wird es selbst universal. Ich <strong>und</strong> ich werden wir,<br />

wir <strong>und</strong> er werden nur wir. Übt diese Meditation regelmässig jeden<br />

Tag. Zu den anderen Zeiten wiederholt den Namen Gottes (jeder Name,<br />

der in euch den Geist der Verehrung <strong>und</strong> Ergebenheit erweckt)<br />

<strong>und</strong> tragt immer Sorge dafür, dass ihr euch seiner Macht, Barmherzigkeit<br />

<strong>und</strong> Freigebigkeit klar bewusst seid. Kampala 8.7.68, (20-172/<br />

173)<br />

Wenn ihr behauptet, dass ihr keine Zeit für Meditation <strong>und</strong> Gebet<br />

habt, so muss ich sagen, dass es nur Faulheit ist, die euch diese Ausrede<br />

eingibt. Wie kann je eine niedrigere Arbeit die Zeit beanspruchen,<br />

die rechtmässig für die eine Aufgabe vorgesehen ist, für die der<br />

Mensch geboren wurde? Erhebt euch jeden Morgen, als ob ihr vom<br />

Tode auferstehen würdet. Sagt: „Nun, da ich geboren bin, hilf mir,<br />

sanfte Worte zu gebrauchen, mein Handeln zu einer Wohltat für andere<br />

werden zu lassen <strong>und</strong> Idealen zu folgen, die der Gemeinschaft<br />

dienen. Möge an diesem Tag mein Dienen deiner würdig sein.“ Betet<br />

so, bevor ihr aufsteht <strong>und</strong> euren Tageslauf beginnt. (27-102)<br />

Das Wort „samadhi“ ist von den Schriftgelehrten auf die verschiedenste<br />

Weise ausgelegt worden. Wenn jemand während des Singens<br />

geistlicher Lieder bewusstlos wird oder wenn ihn bei Yoga-Übungen<br />

eine Starre befällt, dann sagt man, er sei in “samadhi“. Das ist aber<br />

nicht richtig. Die echte Bedeutung des Wortes „samadhi“ wird durch<br />

die beiden Silben enthüllt, die das Wort bilden: „sama“ <strong>und</strong> „dhi“. „Sama“<br />

hat dieselbe Bedeutung wie „buddhi“, nämlich höhere Intelligenz,<br />

Intuition. Die tiefere Bedeutung des Wortes ist daher, unberührt zu<br />

sein von Kummer <strong>und</strong> Freude; beides mit demselben Gleichmut hinzunehmen.<br />

(27-121)<br />

In einem Schreiben, das mir von einem Delegierten gegeben wurde,<br />

wird vorgeschlagen, hier in Prashanti Nilayam regelmässigen Meditationsunterricht<br />

abzuhalten, um durch die Teilnehmer an diesen Lehrgängen<br />

die Praxis des Meditierens im ganzen Land zu verbreiten. Ich<br />

musste lachen, als ich diesen Vorschlag las. Kann irgendjemand einem<br />

anderen das Meditieren beibringen? Wer kann für sich beanspruchen,<br />

das zu können? Man kann vielleicht die richtige Körperhaltung<br />

erklären, die Haltung von Händen, Füssen, Rücken <strong>und</strong> Kopf,<br />

505


man kann auf die Atmung hinweisen <strong>und</strong> in welchem Rhythmus man<br />

atmen sollte. Aber die Meditation ist eine innere Angelegenheit. Sie<br />

erfordert tiefe innere Stille, das Entleeren des Geistes, das Sich-Füllen<br />

mit dem Licht, das von dem göttlichen Funken im eigenen Herzen<br />

ausgeht. Es ist eine Disziplin, die kein Lehrbuch beschreiben, kein<br />

Unterricht vermitteln kann. Meditationsunterricht! Die ihn erteilen, wissen<br />

nicht, wovon sie reden, <strong>und</strong> die daran teilnehmen, sind nicht daran<br />

interessiert, es zu erfahren. Läutert eure Gefühle, eure Emotionen,<br />

<strong>und</strong> lernt zu lieben. Dann werdet ihr Meister der Selbstbeherrschung,<br />

<strong>und</strong> das ist der Zweck <strong>und</strong> das Ziel der Meditation. (...)<br />

<strong>Der</strong> Geist ist äusserst flüchtig <strong>und</strong> unstet. Von jedem Windstoss der<br />

Wünsche wird er hierhin <strong>und</strong> dorthin getrieben. Er schwebt umher wie<br />

Baumwollfasern, die nicht mehr durch den Samen belastet sind. Er ist<br />

leichter als Flaum <strong>und</strong> wandert weit in die Ferne. Um ihn zu beherrschen,<br />

müsst ihr etwas Schweres an ihn heften. <strong>Der</strong> Körper, in dem er<br />

wohnt, ist ohne Zweifel schwer, aber der launige Geist ist nicht daran<br />

geb<strong>und</strong>en. Er entflieht in das Land seiner spielerischen Träume.<br />

Um ihn festzuhalten, muss dem Geist schwere Arbeit gegeben werden.<br />

Diese Arbeit nennt man Meditation. Fixiert eure Gedanken auf<br />

die Oberlippe, direkt vor der Scheidewand zwischen den Nasenlöchern.<br />

Verschliesst das rechte Nasenloch mit dem rechten Daumen<br />

<strong>und</strong> atmet durch das linke ein. <strong>Der</strong> einströmende Atem verursacht<br />

den Laut „so“ (Er). Dann verschliesst das linke Nasenloch <strong>und</strong> atmet<br />

durch das rechte aus. Dadurch entsteht der Laut „ham“ (Ich). Atmet<br />

langsam <strong>und</strong> bedächtig ein <strong>und</strong> aus <strong>und</strong> seid euch eurer Identität (Ich)<br />

mit dem Herrn (Er), auf welche der Atem hinweist, bewusst, bis das<br />

Atmen <strong>und</strong> das „Sich-an-das-Einssein-Erinnern“ zu einem ganz natürlichen<br />

Vorgang werden. Beschäftigt den Geist als Torhüter, der den<br />

ein- <strong>und</strong> ausströmenden Atem beobachtet, <strong>und</strong> lauscht mit dem inneren<br />

Ohr auf das so'ham, das der Atem flüstert <strong>und</strong> das euch versichert,<br />

dass ihr eins mit dem Göttlichen seid, der Urkraft des Universums.<br />

Diese Art der Meditation führt zum Erfolg.<br />

Wenn diese So'ham-Meditation zur festen Gewohnheit geworden ist,<br />

könnt ihr beginnen, euch die Form des Herrn, für die ihr euch entschieden<br />

habt, im Geiste vorzustellen. Betrachtet sie mit eurem geistigen<br />

Auge von Kopf bis Fuss. Nehmt euch dafür 15-20 Minuten Zeit,<br />

prägt euch jede Einzelheit fest ein <strong>und</strong> wiederholt das Gleiche in umgekehrter<br />

Richtung. Das wird euch helfen, dieser Form einen Altar in<br />

eurem Herzen zu errichten. Danach werdet ihr in jedem nur diese<br />

Form sehen. In allen Wesen werdet ihr nur ihn finden. Ihr werdet er-<br />

506


kennen, dass der Eine diese Vielfalt geworden ist. Gott bin ich. Er ist<br />

ich. Ich bin Gott. Ich bin Er. Nur Gott ist. 22.11.70, (21-242/243)<br />

Die Wirbelsäule, vom niedrigsten Punkt (muladhara-cakra) bis zum<br />

Punkt zwischen den Augenbrauen (ajna-cakra), gleicht der Vina (altes<br />

Instrument), deren <strong>Sai</strong>ten Resonanz erzeugen, wenn an ihnen gezupft<br />

wird. In diesen Bereich greifen auch die vitale <strong>und</strong> die mentale<br />

Hülle ein. Wenn die spielenden Finger anhalten <strong>und</strong> bestimmte Punkte<br />

an der Griffleiste der Vina in unregelmässigen Abständen drücken,<br />

ruft das verschiedene Noten hervor, die Freude vermitteln. Wenn der<br />

Geist sich zu einer Idee entschliesst, die mitgeteilt werden soll, spielt<br />

der Atem auf den <strong>Sai</strong>ten <strong>und</strong> Worte entstehen.<br />

Das niedrigste Cakra am unteren Ende der Wirbelsäule (muladharacakra)<br />

ist die Verkörperung der Urnatur. Es ist das Gr<strong>und</strong>prinzip der<br />

Erde.<br />

Das nächste Cakra (svadhishthana-cakra) ist der Wächter der vitalen<br />

Facette des Individuums. Es ist das Feuerprinzip, Ursprung <strong>und</strong> Quelle<br />

der Körperwärme, welches den Prozess der Verdauung <strong>und</strong> des<br />

Schutzes vor äusseren Veränderungen aufrechterhält.<br />

Das nächsthöhere Cakra (manipuraka-cakra) ist das auf der Rückgrat-Ebene,<br />

oberhalb des Nabels. Es entspricht dem Solarplexus,<br />

dem Wasserprinzip, der Gefühlsebene, es bewirkt die Blutzirkulation<br />

durch alle Körperteile ins Herz hinein <strong>und</strong> aus dem Herzen heraus.<br />

Das nächste Cakra (anahata-cakra) liegt im Gebiet des Herzens. Es<br />

verkörpert das Luftprinzip, das für den Atemvorgang verantwortlich<br />

ist, Einatmung <strong>und</strong> Ausatmung, die für das Leben <strong>und</strong> die Aktivität so<br />

wesentlich sind. Es belebt auch die Kraft des Rückgrats <strong>und</strong> fährt<br />

über die „Griffleiste des inneren <strong>Sai</strong>teninstrumentes.”<br />

Das nächste Cakra (vishuddha-cakra) ist in der Rachenhöhle, nahe<br />

der Schilddrüse. Es repräsentiert das Ätherprinzip <strong>und</strong> fördert Töne<br />

oder das Gehör.<br />

Das nächste Cakra (ajna-cakra), der Punkt in der Mitte zwischen den<br />

Augenbrauen, ist die Verkörperung des Glanzes der Bewusstheit,<br />

denn wenn dieses Cakra erreicht ist, erblickt der Mensch flüchtig die<br />

Wahrheit, wird transformiert <strong>und</strong> hell <strong>und</strong> durchscheinend. Er ist nur<br />

noch einen Schritt von der endgültigen Verwirklichung entfernt.<br />

Das höchste Cakra (sahasrara-cakra) befindet sich auf der Krone des<br />

Kopfes. Hier entwickelt die erwachte spirituelle Energie ihre volle Kraft<br />

<strong>und</strong> Herrlichkeit als Erleuchtung. Das ist das Ende aller spirituellen<br />

Anstrengung, aller Suche.<br />

507


Das Stadium der Begierde wirkt in den ersten beiden Cakras, das<br />

Stadium der Fähigkeit zum Handeln wirkt in den nächsten beiden,<br />

<strong>und</strong> das Stadium des Bewusstseins ist in den zwei letzten am offenk<strong>und</strong>igsten.<br />

Das Bewusstsein ist da, in jedem latent, bereit, an die<br />

Oberfläche zu treten, wenn die Schleier der Unwissenheit entfernt<br />

werden. Die individuelle Lebenskraft wohnt wie ein leuchtender Blitz<br />

im Schoss einer blauen Wolke, zwischen dem neunten <strong>und</strong> elften Wirbel<br />

der Wirbelsäule. Sie wird nur dann wach <strong>und</strong> aufmerksam, wenn<br />

nach der Reinigung des Charakters <strong>und</strong> der Gewohnheiten eine Form<br />

spiritueller Bemühung praktiziert wird.<br />

Wird indessen der Pfad des Yoga beschritten, solange die Sinne stark<br />

<strong>und</strong> vorherrschend sind, wird die Wirkung auf die eigenen Gefühle<br />

<strong>und</strong> Leidenschaften verheerend sein. Man wird wahnsinnig <strong>und</strong> redet<br />

<strong>und</strong> schreibt absurde <strong>und</strong> liederliche Dinge über sich selbst <strong>und</strong> über<br />

andere. Ich kenne viele Fälle solcher spiritueller Sucher, die sich verirrt<br />

haben. Deswegen sind die Kontrolle der Sinne, die Kontrolle der<br />

inneren Leidenschaften <strong>und</strong> Gefühle, der Rückzug des Geistes von<br />

äusseren Sinnesobjekten, das Erlangen der Kraft, Hitze, Kälte, Trauer<br />

<strong>und</strong> Freude, Gewinn <strong>und</strong> Verlust etc. mit Gleichmut zu ertragen,<br />

das Vertrauen in die Heiligen Schriften <strong>und</strong> die Erfahrungen der Weisen,<br />

die Seelenstärke <strong>und</strong> die tiefe Kontemplation, als Qualifikationen<br />

für den Suchenden betont worden.<br />

Yoga, so wie er gegenwärtig gelehrt <strong>und</strong> gelernt wird, ist bestenfalls<br />

ein System körperlicher Übungen, ein Mittel, um Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> ein<br />

Gefühl körperlichen Wohlbefindens zu erlangen. Er kann keine spirituelle<br />

Disziplin sein, die zur Selbsterkenntnis führt. <strong>Der</strong> Körper, der<br />

sich aus den fünf Elementen zusammensetzt, kann durch diese<br />

Yoga-Übungen beeinflusst werden. <strong>Der</strong> Geist besitzt keine eigene<br />

Leuchtkraft, <strong>und</strong> er kann, wie der Mond, entweder das Licht der Sonne<br />

reflektieren oder das der Sonne in ihm. Die innewohnende Göttlichkeit<br />

könnt ihr nur durch Liebe kennenlernen; alle Behauptungen,<br />

die das Gegenteil besagen, sind unwahr <strong>und</strong> treffen nicht den Kern.<br />

Durch die göttliche Schlangenkraft (K<strong>und</strong>alini) <strong>und</strong> ihr Aufsteigen<br />

durch die Cakras ist es beinahe unmöglich, das universelle Göttliche<br />

zu erkennen: Selbst wenn es erkannt wird, ist diese Erfahrung nicht<br />

durch Unterrichtsst<strong>und</strong>en zu vermitteln. Die erlangte Vision muss die<br />

des „Einen ohne einen Zweiten“ sein, nur dann kann sie echt sein.<br />

Das Innerste jedes Wesens muss als das Eine wiedererkannt werden.<br />

(...)<br />

Lasst euch deshalb nicht auf den Yoga-Pfad führen, da er voll Gefah-<br />

508


en steckt <strong>und</strong> es keine tüchtigen <strong>Lehre</strong>r geben kann. Bestimmte körperliche<br />

Übungen aber können, unter ordentlicher Anleitung, zur besseren<br />

Ges<strong>und</strong>heit praktiziert werden. 16.6.77, (24-78/80)<br />

Das Gebet ist der Atem der Religion, denn es führt den Menschen zu<br />

Gott <strong>und</strong> bringt ihn mit jedem Atemzug näher <strong>und</strong> näher. Meditation<br />

ist das Lauschen auf die himmlische Musik, auf die Flöte Krishnas, mit<br />

dem für die rechte Melodie geschärften inneren Ohr. Yoga ist das Eingehen<br />

des Geistes in das Glück des Selbstvergessens, wenn das Bewusstsein<br />

mit dieser Musik erfüllt ist. Worte wie diese können nicht die<br />

unbeschreibliche Seligkeit zum Ausdruck bringen, die ihr empfindet,<br />

wenn ihr nach langem Exil wieder „nach Hause“ kommt. (...)<br />

Das Rückgrat des Menschen, das im Gehirn in dem „tausendblättrigen<br />

Lotos“ endet, gleicht einer aufgerichteten Schlange.<br />

Durch K<strong>und</strong>aliniyoga wird die Lebensenergie des Menschen, die zusammengerollt<br />

wie eine Schlange am untersten Ende der Wirbelsäule<br />

liegt, geweckt <strong>und</strong> erregt, so dass sie sich durch sechs weitere Cakras<br />

aufrichtet bis sie den „tausendblättrigen Lotos“ am höchsten Punkt<br />

des Schädels erreicht. <strong>Der</strong> Weg der Lebensenergie führt durch den<br />

Nerv im Zentrum der Wirbelsäule. Die Verehrung der Schlange, die<br />

oft als Aberglaube lächerlich gemacht wird, ist das symbolische Gegenstück<br />

zu dieser grossen Yoga-Übung, die Kraft <strong>und</strong> Vitalität verleiht.<br />

(27-146)<br />

Meditation bedeutet weder blosses Aufrechtsitzen oder Ruhigsein,<br />

noch Bewegungslosigkeit. Sie ist das Verschmelzen all eurer Gedanken<br />

<strong>und</strong> Gefühle mit Gott. Meditation kann nur dann erfolgreich sein,<br />

wenn der Geist sich in Gott auflöst. 9.7.79, (24-185)<br />

<strong>Der</strong> Herr verkörpert Liebe.<br />

Liebe ist seine göttliche Form.<br />

Seine Liebe durchdringt alle Wesen,<br />

seine Liebe ist stärker als Mantras.<br />

Niemand kann Gott verstehen,<br />

der nicht seine Liebe verspürt.<br />

Und gute Gedanken entstehen<br />

nur dort, wo die Liebe regiert.<br />

Was verrostet ist, kann gereinigt werden.<br />

Das Korn wird von der Hülse befreit.<br />

Selbst Unwissenheit wird überw<strong>und</strong>en.<br />

Doch niemand vermag einen Toren zu ändern!<br />

509


Es ist die Liebe, die euch alle heute hierher gebracht hat. Nur die Liebe<br />

kann Wesen miteinander verbinden. Die ganze Welt ist von Liebe<br />

durchdrungen. Ein Leben ohne Liebe ist kein Leben.<br />

Es gibt drei Arten der Liebe, die sich auf drei verschiedenen Ebenen<br />

auswirken. Die erste Art der Liebe ist die beste <strong>und</strong> wirkt auf der höchsten<br />

Ebene. Menschen, die so lieben, haben Glauben <strong>und</strong> die Überzeugung,<br />

dass Gott die Verkörperung ewiger Glückseligkeit ist. Sie<br />

fühlen, dass Gott überall <strong>und</strong> in allen Wesen <strong>und</strong> Dingen als Liebe gegenwärtig<br />

ist. Sie sehen nichts als Liebe in jedem Wesen. Sie machen<br />

keinen Unterschied zwischen ihren Verwandten <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> allen<br />

anderen. Menschen, die von dieser erhabenen Liebe erfüllt sind,<br />

werden Glückseligkeit erfahren.<br />

Menschen der zweiten Art lieben sich selbst <strong>und</strong> ihre eigenen Verwandten<br />

<strong>und</strong> Bekannten. Sie sind nur an deren Glück <strong>und</strong> Wohlergehen<br />

interessiert. Andere Menschen mit ihren Vorzügen <strong>und</strong> Nachteilen<br />

sind ihnen gleichgültig. Solche Liebe liegt auf der mittleren Ebene.<br />

Und dann gibt es jene, die nur sich selbst lieben <strong>und</strong> es nicht ertragen<br />

können, wenn andere glücklich sind. Sie sind eifersüchtig auf das<br />

Glück anderer, suchen nur nach ihren Fehlern <strong>und</strong> kritisieren sie ständig.<br />

Dabei zerstören sie die wahre Liebe in sich selbst. (...)<br />

Auf allen drei Ebenen haben die Menschen die Fähigkeit zu lieben,<br />

doch sie empfinden die Liebe verschieden <strong>und</strong> bringen sie auf verschiedene<br />

Art <strong>und</strong> Weise zum Ausdruck. In jedem Lebensbaum ist<br />

Liebe der süsse Saft seiner Früchte. Wer die Kerne der Zu- <strong>und</strong> Abneigungen<br />

<strong>und</strong> die Schale des Verlangens entfernt, kann sich der reinen<br />

göttlichen Liebe erfreuen. (...)<br />

Die Veden sprechen von drei Arten der Gottesverehrung. Zur ersten<br />

Art gehören Zuhören, das Gehörte überdenken <strong>und</strong> in die Praxis umsetzen,<br />

rituelle Opferhandlungen, Besuche von Pilgerorten, Dienst<br />

am Nächsten <strong>und</strong> Wohltätigkeiten. Es gehören auch dazu die Rezitation<br />

der Namen des Herrn, disziplinierte spirituelle Übungen, Morgen<strong>und</strong><br />

Abendandachten, der Bau von Tempeln, in Tempeln <strong>und</strong> die Rituale,<br />

die damit verb<strong>und</strong>en sind. Dieses alles muss zu der ersten Art,<br />

„bhautikabhakti“ genannt, gerechnet werden, weil es Übungen sind,<br />

die mit dem Körper ausgeführt werden. Selbst Versenkung in Meditation<br />

<strong>und</strong> heilige Visionen gehören zu dieser ersten Kategorie, weil sie<br />

im feinstofflichen Körper, dem Geist, vor sich gehen. Obwohl alle diese<br />

Erfahrungen mit dem Körper vergehen, ist diese Art der Gottesverehrung<br />

als erste Stufe unerlässlich.<br />

Während ihr durch diese Übungen Fortschritte macht, nähert ihr euch<br />

510


langsam der zweiten Art der Gottesverehrung, „ekantabhakti“ genannt.<br />

Viele glauben, das bedeute, sich in der Stille auf nur eine Form<br />

zu konzentrieren <strong>und</strong> sie im Geist zu schauen. Das ist nicht richtig. Es<br />

handelt sich hier um einen höheren Bewusstseinszustand, der durch<br />

die wirksame Beherrschung des Geistes <strong>und</strong> die Erfahrung des eigenen<br />

Selbst erreicht wird. Beherrschung des Geistes bedeutet nicht<br />

nur, den Geist ruhig zu halten, damit er nicht mehr umherwandert. Es<br />

bedeutet vielmehr, den Geist zu läutern <strong>und</strong> ihn von unreinen Gedanken<br />

zu befreien. Diese Übung muss in der Stille praktiziert werden, an<br />

einem Ort, der völlig frei von Lärm oder Störungen jeder Art ist. Die<br />

beste Zeit dazu ist von 3 bis 5 Uhr morgens. Diese Zeitspanne nennt<br />

man „brahmamuhurta“. Ihr solltet in dieser Zeit die Tür schliessen, mit<br />

niemandem Kontakt aufnehmen, euch still hinsetzen <strong>und</strong> gleichmässig<br />

ein- <strong>und</strong> ausatmen. Es ist wichtig, darauf zu achten, dass die Dauer<br />

des Einatmens ebenso lange ist wie die des Ausatmens. Durch<br />

Übung muss die Anzahl der Atemzüge allmählich von acht oder zehn<br />

auf zwei oder einen in der Minute vermindert werden. Ihr könnt die<br />

Zeit, die ihr für die allmähliche Reduzierung der Atemzüge braucht,<br />

selbst bestimmen. <strong>Der</strong> Fluss der Gedanken kann sich störend auf die<br />

Atmung auswirken. Es gibt eine sehr wirksame Methode, den Atem<br />

zu beherrschen <strong>und</strong> in die richtige Bahn zu lenken: Die Zungenspitze<br />

muss leicht die Rückseite der Zähne berühren. Wenn die Zunge in<br />

dieser Position gehalten wird, werden die Gedanken ruhiger, <strong>und</strong> ihr<br />

könnt euch auf die Beherrschung des Atems konzentrieren. Wenn ihr<br />

das Hin <strong>und</strong> Her der Gedanken unter Kontrolle gebracht habt <strong>und</strong><br />

nicht mehr an den Körper <strong>und</strong> die Dinge um euch herum denkt, erreicht<br />

ihr ein Stadium, in dem der Geist ohne Gedanken <strong>und</strong> ohne<br />

Wünsche ist, <strong>und</strong> dann könnt ihr euch auf Gott konzentrieren.<br />

Wer sich mit „ekantabhakti“ befasst, dessen Geist wird still. Wenn der<br />

Geist geläutert ist, wird Gott in allen Wesen <strong>und</strong> allen Dingen sichtbar.<br />

Diese Allgegenwart Gottes kann nur von Menschen in diesem zweiten<br />

Stadium der Gottesverehrung erfahren werden. (...)<br />

Gott kann nicht in einem Geist reflektiert werden, der unruhig ist <strong>und</strong><br />

angefüllt mit Zu- <strong>und</strong> Abneigungen, Wünschen <strong>und</strong> unreinen Gedanken.<br />

Zu dieser unmittelbaren Erfahrung des Göttlichen wird euch nur<br />

„ekantabhakti“ verhelfen. Es ist möglich, auch mit anderen Methoden<br />

Visionen verschiedener Art zu haben. Aber diese sind nichts weiter<br />

als Halluzinationen <strong>und</strong> Produkte der Einbildung. Ohne tugendhaften<br />

Charakter kann der Geist nicht beherrscht werden. (...)<br />

Durch beständiges Üben <strong>und</strong> Praktizieren in der Zurückgezogenheit<br />

511


werdet ihr das Göttliche Selbst in euch erfahren. Es ist in euch. Ihr<br />

könnt es nur nicht sehen, weil die Unreinheit des Geistes, die Zu- <strong>und</strong><br />

Abneigungen, euren Blick trüben. Entfernt die Unreinheiten <strong>und</strong> euer<br />

Geist wird in einem geläuterten Zustand in sich selbst ruhen. Dann<br />

wendet euren Blick nach innen, <strong>und</strong> ihr werdet das Göttliche schauen.<br />

(...) Bei „bhautikabhakti“ schaut ihr nach aussen, bei „ekantabhakti“<br />

nach innen.<br />

Wenn ihr in diesen beiden Arten der Gottesverehrung geübt seid, wird<br />

es euch leicht fallen, zu der dritten, „ananyabhakti“ genannt, zu gelangen.<br />

Ihr mögt glauben, diese Art der Verehrung bestehe darin, zu sagen:<br />

„Ich habe keinen anderen Erlöser als dich“, oder einfach zu erklären:<br />

„Du bist meine Mutter, du bist mein Vater, du bist mein Fre<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> du bist mein Erlöser, o allerhöchster Gott!“ Aber das besagt noch<br />

nicht, dass „ananyabhakti“, die völlige Hingabe an Gott, wirklich stattgef<strong>und</strong>en<br />

hat. Das mag nur ein Lippenbekenntnis sein. „Ananyabhakti“<br />

kommt von ernsthafter Erforschung der wahren Wirklichkeit des inneren<br />

Selbst.<br />

Die Erfahrung des Wachzustands, des Tiefschlafs <strong>und</strong> der Dinge, die<br />

ihr im Traum seht, erweisen sich alle nach ernsthafter Untersuchung<br />

als illusorisch <strong>und</strong> von kurzer Dauer. Ihr werdet selbst zu dieser<br />

Schlussfolgerung kommen. Ihr werdet auch entdecken, dass das<br />

„Ich“, das in allen drei Bewusstseinszuständen gegenwärtig ist, das<br />

Selbst ist <strong>und</strong> dass kein Unterschied besteht zwischen dem Selbst<br />

<strong>und</strong> dem Überselbst. Ohne Körperbewusstsein gibt es keine Gegensätze<br />

mehr. Wenn der Gedanke an ein Zweites nicht mehr vorhanden<br />

ist, gibt es nur noch das Eine. Um den Zustand des Einsseins erreichen<br />

zu können, müsst ihr durch das zweite Stadium der Verehrung<br />

in der Zurückgezogenheit gehen. (...)<br />

Es gibt zwei Arten des Wissens. Die eine ist weltliches Wissen, das<br />

durch Versuche <strong>und</strong> Messungen erworben werden kann. Die andere<br />

ist spirituelles Wissen, das durch Glauben <strong>und</strong> reine Liebe erworben<br />

wird. Ohne diese sind alle Bemühungen, sich spirituelles Wissen anzueignen,<br />

fruchtlos. Wer zweifelt, kann selbst in vielen Erdenleben<br />

keinen Erfolg haben. „Ananyabhakti“ kann als „absoluter Glaube“ beschrieben<br />

werden. (...)<br />

Nur wen es drängt <strong>und</strong> wer von der Notwendigkeit zu lernen überzeugt<br />

ist, wer einen so tiefen Glauben hat, dass er fähig ist, das Göttliche<br />

zu erfahren, kann in diesen <strong>Lehre</strong>n unterwiesen werden. (...)<br />

Die Welt ist heute in einem sehr schlechten Zustand. Diese Situation<br />

kann nur von denen verbessert werden, die an das Göttliche glauben,<br />

512


die selbst Verkörperungen der Liebe sind <strong>und</strong> die durch ihre spirituellen<br />

Bemühungen, unterstützt durch Geduld, Standhaftigkeit <strong>und</strong> Mitgefühl,<br />

ihre Aufgabe erfüllen. Nur auf diese Weise könnt ihr der Gesellschaft<br />

dienen <strong>und</strong> zur Besserung der Umstände in der Welt<br />

beitragen. Gott ist in euch gegenwärtig; er schaut mit Tausenden von<br />

Augen zu, was ihr tut. Er sieht alles, selbst das, was andere nicht sehen<br />

können. Seid euch dessen immer bewusst! 23.1.82, (25-171/174)<br />

Wenn die Wirbelsäule gerade ist, erreichen die Gedanken den Intellekt<br />

unmittelbar; das macht es leichter, sich zu konzentrieren. Die Wirbelsäule<br />

hat 33 Wirbel, zwischen dem 9. <strong>und</strong> 12. Wirbel ist der Sushumna-Nerv.<br />

Wenn man aufrecht sitzt, erreicht die K<strong>und</strong>alini das<br />

tausendblättrige Scheitel-Cakra durch den Sushumna-Nerv. Was ist<br />

die K<strong>und</strong>alini-Kraft? Menschen, die dem Weg der Yoga-Übungen folgen,<br />

sagen, das die im Basis-Cakra (muladhara-cakra) liegende<br />

K<strong>und</strong>alini aufsteigen wird <strong>und</strong> das Scheitel-Cakra (sahasrahara-cakra)<br />

erreicht. Die K<strong>und</strong>alini befindet sich immer am Basis-Cakra. Die<br />

Atemübungen des Yoga bestehen aus Einatmen, Ausatmen <strong>und</strong> Kontrolle<br />

des Atems. Wenn der Atem unter Kontrolle ist, steigt die<br />

K<strong>und</strong>alini-Kraft aufwärts <strong>und</strong> sucht Luft. Die K<strong>und</strong>alini ist keine<br />

Schlange, sondern nur ein Wind, der hochsteigt, indem er um die 33<br />

Wirbel herumgeht. Damit die K<strong>und</strong>alini nach oben steigt, solltet ihr<br />

aufrecht sitzen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> sitzen Menschen, die Yoga-Übungen<br />

ausführen, aufrecht. Es unterstützt die Entwicklung des Erinnerungsvermögens<br />

<strong>und</strong> die Konzentrationsfähigkeit. Deshalb ist sogar<br />

angemessenes Sitzen eine Form der Disziplin. (19.6.96)<br />

Gott hat dem Menschen drei Werkzeuge zur Verfügung gestellt, die er<br />

benutzen soll <strong>und</strong> die ihn von den Tieren unterscheiden. Wenn er diese<br />

drei gemeinsam für segensreiche Zwecke einsetzt, helfen sie ihm<br />

bei seinem Aufstieg von der menschlichen zur göttlichen Ebene.<br />

Wenn er diese Werkzeuge jedoch dadurch entwertet, dass er sie zur<br />

Erfüllung sinnlicher Begierden benutzt, fällt er auf die tierische Ebene<br />

zurück. Geist, Sprache <strong>und</strong> Handlungsfähigkeit sind die drei Werkzeuge,<br />

die dem Menschen zugeteilt wurden. (...)<br />

Es gibt drei Methoden, mit denen der unbeständige Geist beruhigt<br />

werden kann:<br />

1. Reguliertes Atmen. Gleichmässiges Atmen, bei dem auf die<br />

Symmetrie des Ein- <strong>und</strong> Ausatmens geachtet wird. Das wird die<br />

513


innere Zunge davon abhalten, Konversation zu treiben, <strong>und</strong> sie<br />

wird schliesslich diese Neigung aufgeben.<br />

2. Liebevoller Dienst an Kranken <strong>und</strong> Notleidenden oder die Pflege<br />

von ein paar Kindern, die niemanden haben, der für sie<br />

sorgt. Hegt ernsthafte Gedanken <strong>und</strong> handelt selbstlos. Dadurch<br />

wird das dringende Bedürfnis, egozentrischen Gedanken<br />

ihren Lauf zu lassen, geheilt. Ihr werdet feststellen, dass eure<br />

Energie viel fruchtbarer angewandt werden kann, wenn ihr euren<br />

Mitmenschen helft, als wenn ihr euch in fruchtlose Diskussionen<br />

mit dem unsteten Geist einlasst.<br />

3. Eine andere Methode, diese Art gedanklicher Zwiegespräche<br />

zu vermeiden, ist, sich regelmässig <strong>und</strong> ernsthaft mit spirituellen<br />

Übungen zu befassen. Ihr könnt die Namen Gottes wiederholen,<br />

Lobeshymnen singen, Yoga praktizieren oder Mantras<br />

rezitieren. Die Gayatri ist ein Mantra, der dazu gut geeignet ist<br />

<strong>und</strong> schnell Resultate erzielen wird. (...)<br />

Nun komme ich zu eurer Sucht, zu viel zu reden. Die Sprache ist das<br />

zweite Werkzeug des Menschen. (...) Sie kann den Menschen entweder<br />

erhöhen oder ihn erniedrigen. Das gesprochene Wort kann Mut<br />

oder Angst einflössen, inspirieren oder jemanden zur Verzweiflung<br />

treiben. Eure Rede muss wahrhaftig <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>lich sein. (...) Zorn,<br />

Fanatismus <strong>und</strong> Wut müssen beherrscht werden, denn sie führen zu<br />

Unheil, dessen Ausmass nicht abzusehen ist. Diese Bemühungen<br />

mögen bei manchen dazu führen, ein Gelübde des Schweigens abzulegen.<br />

Aber wenn die Zunge sich weigert zu sprechen, muss auch der<br />

Geist aufhören zu wandern. Andernfalls ist das Gelübde nutzlos. Seid<br />

euch bewusst, dass jedes Wort, welches ihr sprecht oder hört, einen<br />

Eindruck in eurem Unterbewusstsein hinterlässt <strong>und</strong> entweder gute<br />

oder ungute Reaktionen hervorruft. Aus diesem Gr<strong>und</strong> solltet ihr euch<br />

immer der Gegenwart Gottes bewusst sein <strong>und</strong> die Gesellschaft der<br />

Gottesfürchtigen suchen.<br />

Das dritte Werkzeug ist die Fähigkeit zu handeln. Alles, was ihr tut,<br />

wirkt sich auf euch selbst <strong>und</strong> auf andere aus. Das ist ein Gesetz der<br />

Natur, <strong>und</strong> diese Folgen sind so unvermeidlich wie die Auswirkungen<br />

von Hitze <strong>und</strong> Kälte. Körperliche Krankheit, geistige Verwirrung, wirtschaftliche<br />

Schwierigkeiten <strong>und</strong> häusliches Elend sind das Ergebnis<br />

eures Handelns <strong>und</strong> können nicht der Hartherzigkeit Gottes zugeschrieben<br />

werden. Euer Verhalten enthüllt eure tierischen Triebe,<br />

514


menschlichen Tugenden oder ein auf das Göttliche ausgerichtetes<br />

Streben. Es zeigt auch eure Einstellung, eure Zu- <strong>und</strong> Abneigungen,<br />

welche von einem früheren Erdenleben oder von der Gesellschaft, in<br />

die ihr jetzt hineingeboren seid, in euer Unterbewusstsein eingraviert<br />

wurden. Ein gr<strong>und</strong>legender Fehler in allen Lebensbereichen ist es,<br />

dass heute die Taten nicht mit den Worten übereinstimmen. 20.5.82,<br />

(25-177/178)<br />

Ihr alle verkörpert Göttlichkeit, Liebe <strong>und</strong> Frieden. Ihr habt menschliche<br />

Form angenommen, ihr seid Göttlichkeit in menschlicher Form.<br />

Wie das Sprichwort sagt: “Gott kommt in menschlicher Gestalt.” Füllt<br />

eure Leben mit Liebe zu Gott. Richtet die von ihm gegebene Liebe auf<br />

keine andere Sache. All die Liebe, die von euch ausgeht, sollte auf<br />

Gott ausgerichtet sein. Wenn ihr diese göttliche Liebe besitzt, dann<br />

könnt ihr alle Menschen lieben. (...)<br />

Richtet all eure Liebe auf Gott, der in jedem anwesend ist. Die göttliche<br />

Einheit zu empfinden bedeutet, zu erkennen, dass derselbe Gott<br />

allem innewohnt. Nur dadurch ist Einheit erreichbar. Durch Einheit<br />

könnt ihr die Göttlichkeit erreichen. (1.1.95)<br />

515


DER KÖRPER ALS TEMPEL GOTTES<br />

<strong>Der</strong> Körper ist der Tempel der individuellen Seele. Deshalb betrifft alles,<br />

was in diesem Tempel geschieht, die Seele. Ebenso ist die Welt<br />

der Körper Gottes, <strong>und</strong> alles, was sich in ihr ereignet, ob gut oder<br />

schlecht, ist seine Angelegenheit. Erkennt aus der beobachteten Beziehung<br />

zwischen der individuellen Seele <strong>und</strong> dem Körper die Wahrheit<br />

über den nicht beobachtbaren Zusammenhang zwischen Gott<br />

<strong>und</strong> der Welt. (4-36)<br />

Du bist das unzerstörbare, Göttliche Prinzip. Um dieses göttlichen<br />

Prinzips willen habt ihr euren Körper, <strong>und</strong> deshalb müsst ihr bereit<br />

sein, ihn jederzeit für den Dienst am Nächsten einzusetzen, in dem<br />

Versuch, hier <strong>und</strong> jetzt Gott zu erkennen. Benutzt eure Verfügungsgewalt<br />

über ihn, um das Wohlergehen der Welt zu fördern. Er ist nichts<br />

weiter als ein Werkzeug, ein von Gott gegebenes Hilfsmittel, das euch<br />

seinem Zweck entsprechend dienen soll. (4-20)<br />

Diese Schöpfung ist das Mittel zur Gottesverehrung, der Mensch ist<br />

der Gottesverehrer <strong>und</strong> Gott der Verehrte. Mit diesen Dreien wird das<br />

Spiel, welches man Leben nennt, gespielt.<br />

<strong>Der</strong> Mensch muss glücklich sein, dass Gott ihm immer neue Dinge für<br />

seinen Gottesdienst zur Verfügung stellt, so dass er ihn auf verschiedene<br />

Art <strong>und</strong> Weise verehren kann. Er muss unablässig um neue Gelegenheiten<br />

bitten <strong>und</strong> über die Möglichkeiten jubeln, die in seine Hände<br />

gelegt werden. Diese Einstellung wird ihm unermessliche Freude<br />

geben. Ein so sehr mit Freude erfülltes Leben ist in der Tat eine Gnade.<br />

Was immer ihr zwischen Sonnenaufgang <strong>und</strong> Sonnenuntergang tut,<br />

muss dem Herrn gewidmet sein, als tätet ihr es zu seiner Verehrung.<br />

So wie ihr darauf achtet, nur taufrische Blumen zu pflücken <strong>und</strong> sie<br />

möglichst lange so zu erhalten, solltet ihr euch auch unaufhörlich bemühen,<br />

bei allen Handlungen frei von Schuld <strong>und</strong> Tadel zu bleiben.<br />

Wenn ihr euch das täglich vor Augen haltet <strong>und</strong> nach diesem Gr<strong>und</strong>satz<br />

lebt, dann wird euer Leben zu einem langen, ununterbrochenen<br />

Dienst an Gott. Das Gefühl von Ich <strong>und</strong> Du verschwindet allmählich,<br />

<strong>und</strong> alle Spuren von Eigennutz werden zerstört. Das Leben wird dann<br />

zum wahrhaftigen Sein, das ganz auf Gott ausgerichtet ist:<br />

„Ich bin derjenige, der sich dem Dienst an Gott verschrieben hat. Diese<br />

Welt besteht aus den Gaben, die ich darbringe. Gott ist der Herr,<br />

den ich verehre.“<br />

516


Wer in seinem Denken, Fühlen <strong>und</strong> Handeln diese Stufe erreicht hat,<br />

für den verschwindet jeglicher Unterschied zwischen Mein <strong>und</strong> Dein.<br />

(...)<br />

Es gibt keinen Unterschied zwischen der Liebe zu Gott <strong>und</strong> Weisheit.<br />

So wie aus dem manifestierten Prinzip mit Form, Gestalt <strong>und</strong> Eigenschaften<br />

das unpersönliche, attributlose, absolute Prinzip wird, so<br />

wird aus der Liebe zu Gott universale Weisheit.<br />

Ich bin nicht der Auffassung, dass sich menschliches Wirken <strong>und</strong><br />

Handeln, hingebungsvolle Liebe zu Gott <strong>und</strong> höchste Weisheit voneinander<br />

unterscheiden. (...)<br />

Genausowenig unterscheiden sich die auf den Körper bezogene individuelle<br />

Seele, das wahre Selbst als Göttliches Prinzip in jedem Wesen<br />

<strong>und</strong> Gott selbst voneinander; sie sind ein <strong>und</strong> dasselbe.<br />

Daher muss jede individuelle Tat vom Geist selbstlosen Dienens, von<br />

Liebe <strong>und</strong> von höchster Weisheit erfüllt sein. In anderen Worten: Alle<br />

Arten von Aktivitäten des täglichen Lebens müssen von Pflichterfüllung,<br />

Hingabe <strong>und</strong> Weisheit durchdrungen sein. Das ist der wahre<br />

Weg zur Verwirklichung kosmischen Bewusstseins. Ihr müsst ihn gehen<br />

<strong>und</strong> nicht nur über ihn reden. Mit einem von Hingabe zu Gott <strong>und</strong><br />

Weisheit erfüllten Herzen, das sich immer mehr öffnet, sich immer<br />

weiter ausdehnt, solltet ihr euch beständig in spiritueller Disziplin<br />

üben.<br />

Die Süsse des Nektars, die mit dem Namen des Herrn verb<strong>und</strong>en ist,<br />

ist der Zauber des Lebens. Die tief im Inneren empf<strong>und</strong>ene Freude,<br />

die der göttliche Name auslöst, ist der von äusseren Dingen verursachten<br />

Freude sehr ähnlich.<br />

Wenn jemand eine Handlung Gott weiht, dann werden er selbst, die<br />

höhere Realität <strong>und</strong> die höchste Realität eins. Zuerst werden Ich <strong>und</strong><br />

Du zu Wir. Dann werden Wir <strong>und</strong> Gott eins. Die individuelle Seele als<br />

das Ich sollte zuerst mit der Schöpfung als dem Du eins werden <strong>und</strong><br />

dann mit der universalen Seele, dem Er. Das ist die wahre Bedeutung<br />

des Mantras: “Ich bin die Wirklichkeit.” (4-21/24)<br />

<strong>Der</strong> Körper gleicht einem Boot. Das Leben ist der Strom, den es zu<br />

überqueren gilt, um das Ziel zu erreichen. Das Ziel ist das Einswerden<br />

mit dem Göttlich-Absoluten. 1972, (34-18)<br />

Ohne Körper könnt ihr euch den Verstand nicht vorstellen, <strong>und</strong> ohne<br />

Verstand werdet ihr euch des Lebens im Körper nicht bewusst. Die<br />

Stufen intuitiven Wissens <strong>und</strong> höchsten harmonischen Glücksbe-<br />

517


wusstseins hängen von Nahrung, Gedanken <strong>und</strong> Lebensform ab.<br />

Darum müsst ihr euch um diese drei Aspekte bemühen. Es ist wahr,<br />

dass sie nicht von Dauer sind, sondern vergänglich <strong>und</strong> deshalb keinen<br />

bleibenden Wert haben. Da sie jedoch die Voraussetzung für<br />

Weisheit <strong>und</strong> innere Harmonie sind, haben sie für euch eine gewisse<br />

Bedeutung. Deshalb müsst ihr Körper, Gedanken <strong>und</strong> Leben in Ordnung<br />

halten, wenn ihr die höheren Bewusstseinsstufen erfahren wollt.<br />

Wenn ihr wertvolle Juwelen <strong>und</strong> Edelsteine in eurem Hause habt, verschliesst<br />

ihr diese in einem Tresor, um sie vor Diebstahl zu schützen.<br />

Dieser ist im Vergleich zu den Juwelen verhältnismässig wertlos <strong>und</strong><br />

trotzdem bewahrt ihr sie darin auf. Euer Körper ist ebenso wenig wert<br />

wie der Tresor. Diesem wertlosen Körper hat Gott so kostbare Dinge<br />

wie Weisheit <strong>und</strong> ewige Glückseligkeit zur Aufbewahrung anvertraut.<br />

(...)<br />

Es ist normal, wertvolle Dinge in unscheinbaren Behältnissen aufzubewahren,<br />

damit niemand darauf aufmerksam wird. Deshalb ist es<br />

notwendig, dass ihr auf die äussere Hülle, die aus Körper, Gedanken<br />

<strong>und</strong> Leben besteht, gut Acht gebt, um Zugang zum Reich der Weisheit<br />

<strong>und</strong> Glückseligkeit zu erhalten. (...)<br />

Ohne den Schlüssel jedoch könnt ihr Weisheit <strong>und</strong> Glückseligkeit<br />

dem Tresor nicht entnehmen, wenn ihr sie braucht <strong>und</strong> haben wollt.<br />

Shankara betrachtete hingebungsvolle Liebe als diesen Schlüssel.<br />

Wenn ihr den Schlüssel dieser Liebe in die Richtung des Freiwerdens<br />

dreht, wird sich der Tresor öffnen, <strong>und</strong> Weisheit <strong>und</strong> Glücksbewusstsein<br />

wird euch zuteil. Wenn ihr jedoch diesen Schlüssel in die falsche<br />

Richtung dreht, die statt zum Freiwerden zum Geb<strong>und</strong>ensein führt,<br />

dann wird sich der Tresor nicht öffnen, <strong>und</strong> Weisheit <strong>und</strong> Glück bleiben<br />

euch versagt. (...)<br />

Ihr könnt diese Liebe empfinden, wenn ihr Vertrauen in Gott habt.<br />

Heutzutage sagen viele Menschen, dass sie nicht an Gott glauben. In<br />

Wirklichkeit aber ist es unmöglich, auch nur einen Augenblick ohne<br />

Glauben an Gott zu leben. Ihr solltet euch nicht einbilden, dass Gott<br />

als Form, ausgerüstet mit bestimmten Kräften, irgendwo existiert.<br />

Das, was euer Herz als reine Gedanken <strong>und</strong> als höchstes Bewusstsein<br />

enthält - das ist Gott. In jedem ist dieses heilige Bewusstsein verborgen.<br />

Es gibt keinen, der es nicht hätte. Aus diesem Gr<strong>und</strong> könnt ihr<br />

sagen, dass Gott in jedem Menschen gegenwärtig ist. Wer nicht an<br />

sich selbst glaubt, glaubt nicht an Gott. Es gibt niemanden, der sich<br />

nicht selbst liebt, nicht an sich selbst glaubt <strong>und</strong> nicht den Ehrgeiz hat,<br />

höher <strong>und</strong> höher aufzusteigen. Selbst jemand, der nicht an Gott<br />

518


glaubt, glaubt an sich selbst <strong>und</strong> wünscht sich die Kraft, den Glauben<br />

in sich selbst zu stärken. 1973, (35-28/29)<br />

Jeder, der in dieser Welt lebt, sollte erst einmal wirklich Mensch werden<br />

<strong>und</strong> verstehen, welcher Art die Natur dieses Körpers ist. <strong>Der</strong> Weg<br />

zur Erlösung ist das Verständnis des Selbst. 1973, (35-37)<br />

Betrachtet euer Herz als einen Tempel <strong>und</strong> versucht, Gott darin eine<br />

Wohnstätte zu bereiten. <strong>Der</strong> Körper des Menschen ist ein Tempel, in<br />

dem die Seele als uralter Stellvertreter Gottes wohnt. Als Mensch geboren<br />

zu sein, ist ein grosses Geschenk. 1974, (36-65)<br />

Da ihr als „Mensch“ auf die Weltbühne gekommen seid, solltet ihr diese<br />

Rolle so gut wie möglich spielen. Man erkennt den Baum an der<br />

Frucht. <strong>Der</strong> menschliche Körper ist der Tempel Gottes. Er ist sein<br />

Wohnsitz. Sehnt euch nach der Erkenntnis dieser Wahrheit, entdeckt<br />

Gott <strong>und</strong> werdet unvergänglicher Freude teilhaftig - das ist der Pfad<br />

der Liebe zu Gott. Liebt den Höchsten, liebt nichts Geringeres. (27-<br />

225/226)<br />

„<strong>Der</strong> Körper ist der Tempel Gottes“, heisst es. (...) Ihr wandelt mit einem<br />

Tempel umher, in dessen innerstem Heiligtum Gott wohnt. <strong>Der</strong><br />

Körper ist keine Masse aus Fleisch <strong>und</strong> Knochen; er ist ein Instrument<br />

für Mantras - Werkzeuge eurer geistigen Erhebung <strong>und</strong> Errettung,<br />

wenn ihr über sie meditiert. <strong>Der</strong> Körper ist ein heiliges Instrument, das<br />

ihr nach unendlichen Mühen über Zeitalter hinweg errungen habt. Er<br />

ist ausgestattet mit Vernunft <strong>und</strong> Gefühl, <strong>und</strong> er kann dazu benutzt<br />

werden, euch aus Kummer <strong>und</strong> Leid zu befreien. Ehrt ihn entsprechend;<br />

erhaltet ihn in guter Verfassung, auf dass er jenem heiligen<br />

Zweck auch gerecht werden kann. 9.3.62, (17-113/114)<br />

<strong>Der</strong> Körper ist das Allerheiligste. Er ist das Gefährt Gottes, in dem er<br />

in all seiner Majestät Platz genommen hat. Glaubt nicht, dass ihr mit<br />

dem Körper <strong>und</strong> allem, was zu seinem Bereich gehört, identisch seid.<br />

Ihr seid das Göttliche Selbst, <strong>und</strong> deshalb steht ihr über dem Körper<br />

<strong>und</strong> dem, was er zu erdulden hat. Reinigt euren Geist von den Versuchungen<br />

<strong>und</strong> dem Staub der Unwissenheit, so dass er Gott reflektieren<br />

kann. Gott ist mehr an den Motiven, die zu euren Handlungen führen,<br />

<strong>und</strong> an den Idealen, die eure Bemühungen anregen, interessiert<br />

als an der Handlung selbst. 7.12.64, (19-11)<br />

519


<strong>Der</strong> Körper muss in guter Verfassung erhalten werden, denn nur<br />

wenn der Mensch in seinem Leib verkörpert ist, kann er Gott erkennen.<br />

<strong>Der</strong> Körper ist stark oder schwach, ein wirksames oder ein unwirksames<br />

Werkzeug, je nach Ernährung, Verhalten <strong>und</strong> Gewohnheiten.<br />

5.10.67, (20-67)<br />

Regelmässiges Gebet, zweimal täglich, gibt die Stärke <strong>und</strong> Widerstandskraft<br />

gegen Krankheiten. Die Gnade Gottes schenkt inneren<br />

Frieden <strong>und</strong> damit kommt auch der Geist zur Ruhe <strong>und</strong> ihr habt einen<br />

guten Schlaf. Fühlt, dass ihr h<strong>und</strong>ertprozentig von Gott abhängig<br />

seid, dass er für euch sorgen <strong>und</strong> euch vor allem Bösen <strong>und</strong> Schädlichen<br />

bewahren wird. (...)<br />

Fastet einen Tag in der Woche. Das ist gut für den Körper <strong>und</strong> auch<br />

für das Land. Esst aber nicht ein Dutzend Bananen, ein halbes Dutzend<br />

Apfelsinen, trinkt einen Liter Milch dazu <strong>und</strong> nennt das dann Fasten!<br />

Nehmt nur Wasser zu euch, so dass aller Schmutz weggewaschen<br />

wird. Verlangt nicht nach Fruchtsaft oder anderen Getränken.<br />

Selbst den Maschinen muss Ruhe gegönnt werden, sie können nicht<br />

ununterbrochen laufen. Was glaubt ihr wohl, wie viel wichtiger das für<br />

den feinfühligen menschlichen Organismus ist! Es ist kein Zeichen<br />

von Kultur, den Körper überzubewerten. Es ist ein Zeichen von Barbarei!<br />

(...)<br />

Nur ein ges<strong>und</strong>er Mensch kann es sich leisten, den Körper zu vergessen,<br />

seine Gedanken Gott zu weihen <strong>und</strong> dadurch höchstes Glück zu<br />

erfahren. (...)<br />

Es hilft der Ges<strong>und</strong>heit, den Geist auf Gott auszurichten <strong>und</strong> gute Gedanken<br />

zu hegen. Haltet Augen, Ohren, Zunge, Hände <strong>und</strong> Füsse im<br />

Zaum. Lest keine Bücher <strong>und</strong> seht keine Filme, die euch deprimieren<br />

oder erregen. Verliert nicht den Glauben an euch selbst, denn ihr seid<br />

das Göttliche, das im Körper lebt. (...)<br />

Denkt nicht so viel an euren Körper. Manche Leute sorgen sich ständig<br />

um ihre Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> sind unablässig mit Körperpflege beschäftigt.<br />

12.10.69, (21-79/80)<br />

<strong>Der</strong> Körper ist ein Kelch, in dem ihr den Nektar der göttlichen Gnade<br />

ansammelt. Das ist der Hauptzweck, zu dem er euch gegeben wurde.<br />

Denn ohne einen Becher oder einen Kelch, ein Gefäss oder einen<br />

Krug könntet ihr den Nektar nicht empfangen. 7.7.75, (23-180)<br />

<strong>Der</strong> Körper wird als ein Tempel bezeichnet, welcher dem Göttlichen<br />

520


Selbst des Individuums geweiht ist. Ich sehe in ihm vielmehr ein Haus,<br />

in dem ihr zur Miete wohnt. Gott ist der Hausherr, der Besitzer. Die<br />

Miete muss in Form von rechtschaffenem Verhalten bezahlt werden.<br />

5.2.81, (25-60)<br />

Zorn wirkt entkräftend auf den Menschen. Er schwächt die Nerven<br />

<strong>und</strong> bringt das Blut in Wallung. Ein einziger Wutausbruch verbraucht<br />

die Kraft, die in drei Monaten durch die Nahrungsaufnahme gespeichert<br />

wird. Durch Zorn wird die Widerstandskraft des Menschen erheblich<br />

reduziert. (...)<br />

„Von der Dunkelheit führe mich zum Licht“, heisst es in einem Gebet,<br />

das aus jedem Herzen aufsteigt. Wo Licht ist, da ist für Dunkelheit<br />

kein Raum. Wo das Licht göttlicher Weisheit scheint, können böse<br />

Gedanken, verletzende Worte <strong>und</strong> verabscheuungswürdige Taten<br />

nicht ihren Ursprung haben. Jeder sollte deshalb nach der Weisheit<br />

streben, durch welche die eigene Wirklichkeit erkannt wird. 26.10.81,<br />

(25-130/131)<br />

Die Hauptaufgabe des Körpers ist es, zu handeln <strong>und</strong> anderen Hilfe<br />

zu leisten. (...)<br />

Es macht viel glücklicher, anderen zu dienen, als in erster Linie an<br />

sich selbst zu denken. Bietet einem Bedürftigen von ganzem Herzen<br />

eure Hilfe an <strong>und</strong> empfindet dann, wie glücklich euch das macht. Es<br />

braucht nichts Grosses zu sein; selbst wenn die Hilfe gering ist <strong>und</strong><br />

von anderen nicht bemerkt wird, leistet sie, um Gott, der in euch <strong>und</strong><br />

dem anderen ist, zu erfreuen. 19.11.81, (25-139)<br />

521


FRAU UND MANN<br />

In den Augen Gottes gibt es keinen Unterschied zwischen Mann <strong>und</strong><br />

Frau. (...)<br />

Unterschiede beziehen sich nur auf den Körper <strong>und</strong> nicht auf die Seele<br />

oder das Höchste Selbst. Männer <strong>und</strong> Frauen empfinden Freud<br />

<strong>und</strong> Leid, Hunger <strong>und</strong> Durst, Glück <strong>und</strong> Schmerz unabhängig von ihrem<br />

Geschlecht. Die Erfahrung ist gr<strong>und</strong>sätzlich dieselbe. Es gibt nur<br />

unwesentliche Unterschiede in der Ausdrucksweise. Frauen neigen<br />

dazu, ihre Gefühle mehr nach aussen zu zeigen, <strong>und</strong> weinen leichter,<br />

während Männer ihre Sorgen oft verbergen <strong>und</strong> mit mehr Geduld ertragen.<br />

Die Tiefe <strong>und</strong> Bedeutung der seelischen Erfahrungen ist die<br />

gleiche für beide Geschlechter. 1973, (35-169)<br />

Ihr alle habt das Wesen Gottes als innersten Kern, aber ihr achtet<br />

nicht auf die Eigenschaft der Eigenschaftslosigkeit, die euch berechtigt,<br />

euch selbst göttliche Persönlichkeit (purusha) zu nennen. Wenn<br />

eine Frau Hunger hat, dann isst sie. Ein Mann tut das gleiche. Dass<br />

beide auf eine Situation in gleicher Weise reagieren, zeigt, dass beide<br />

von äusseren Einflüssen abhängig, d.h. schwach sind. „Purusha“ ist<br />

stark <strong>und</strong> unabhängig; das Weibliche bezeichnet in diesem Zusammenhang<br />

Abhängigkeit <strong>und</strong> Schwäche. Im weltlichen Alltag, um die<br />

Pflichten auf der Bühne des Lebens erfüllen zu können, treten einige<br />

von euch als Männer, andere als Frauen auf. Das bezieht sich jedoch<br />

nur auf das weltliche Leben. Spirituell gesehen sind alle weiblich, d.h.<br />

abhängig <strong>und</strong> schwach. Hier ist ein sehr gutes Beispiel: Während des<br />

Schulfestes in Anantapur führen die Mädchen des dortigen College<br />

meist spirituelle Theaterstücke auf. Eines der Mädchen spielt dabei<br />

die Rolle des Helden, aber wenn der Vorhang fällt, nimmt es wieder<br />

seinen richtigen weiblichen Namen an. In ähnlicher Weise nennen<br />

sich auf der Bühne dieser Welt einige von euch Männer, andere Frauen.<br />

Für den Auftritt <strong>und</strong> das Handeln auf dieser Bühne sind diese Bezeichnungen<br />

in Ordnung, aber niemand sollte sich „purusha“ nennen,<br />

der nicht die dazu erforderliche Eigenschaftslosigkeit besitzt. 1974,<br />

(36-55)<br />

Die Frau allein ist für die Wohlfahrt oder den Niedergang der menschlichen<br />

Gesellschaft verantwortlich. Sie ist in der Lage, die Welt so zu<br />

verändern, dass alle glücklich in ihr leben können. In der Bhagavadgita<br />

wird betont, dass Frauen ganz besondere Eigenschaften besitzen<br />

522


<strong>und</strong> ihnen daher in allem der erste Platz gebühre. Dieses Land wird<br />

„Mutter Indien“ genannt. Auch die Schöpfung, die Natur, wird mit einer<br />

Mutter verglichen. Wenn ihr hingefallen seid <strong>und</strong> euch weh getan<br />

habt, ruft ihr “Mama”, nicht “Papa”. In allen Situationen ist es die Frau<br />

<strong>und</strong> Mutter, der eine besondere Stellung eingeräumt wird. Eine Frau<br />

kann einen Menschen zu den höchsten Höhen führen oder ihn in den<br />

tiefsten Abgr<strong>und</strong> stürzen. (...)<br />

Das Wort „Gott“ hat eine gewisse Anziehungskraft für euch. Aber<br />

wenn derselbe Gott menschliche Gestalt annimmt, habt ihr eure Zweifel.<br />

Die Veränderungen, welche die Form erfährt <strong>und</strong> die ein natürliches<br />

Merkmal alles Erschaffenen sind, lassen solche Zweifel entstehen.<br />

Was ihr um euch herum seht, ist die Schöpfung, die als „Natur“ bezeichnet<br />

wird. Alles Erschaffene hat eine Schwäche: Es ist unvollkommen<br />

<strong>und</strong> vergänglich. Man spricht von den Frauen als dem „schwachen<br />

Geschlecht“, aber da jeder als Teil der Schöpfung diese<br />

Schwächen hat <strong>und</strong> unvollkommen ist, ist auch jeder in gewissem<br />

Sinne weiblich. Männer <strong>und</strong> Frauen sind nur Schauspieler auf der<br />

Bühne dieser Welt. Ihr glaubt, dass auf dieser Weltbühne die einen<br />

Männer <strong>und</strong> die anderen Frauen seien. (...)<br />

Aber das sieht nur so aus <strong>und</strong> ist nicht wirklich wahr. Jeder Mensch<br />

leidet unter Schwächen wie Hunger, Müdigkeit, Zorn, Eifersucht usw.<br />

Das beweist, dass Männer <strong>und</strong> Frauen in gleicher Weise einem<br />

schwachen Geschlecht angehören. Es gibt nur einen, der keine<br />

Schwächen besitzt, <strong>und</strong> das ist der höchste Herr (purusha), das Universale<br />

Absolute.<br />

Um Gott schauen zu können, müsst ihr eure menschlichen Schwächen<br />

ablegen. Besonders junge Leute sollten lernen, Zorn, Hass, Eifersucht<br />

<strong>und</strong> Begierde zu beherrschen. Das ist unbedingt notwendig.<br />

1977, (37-28/30)<br />

Alle, Männer <strong>und</strong> Frauen gleichermassen, sind Kandidaten für das<br />

spirituelle Abenteuer. Das Geschlecht ist nur die Kleidung, die während<br />

des Lebens auf der Erde getragen wird. Es berührt nicht das spirituelle<br />

Leben, das ewig ist <strong>und</strong> auf einer Ebene jenseits der Sinne<br />

liegt. Männer <strong>und</strong> Frauen müssen beide ihr inneres Bewusstsein läutern,<br />

so dass das Göttliche sich in all seiner Herrlichkeit darin offenbaren<br />

kann. <strong>Der</strong> Ehestand wird euch auf dem Weg zur Selbstverwirklichung<br />

nicht hindern. Betrachtet Ehepartner <strong>und</strong> Kinder als heilige<br />

Leihgabe <strong>und</strong> dient ihnen in diesem Geiste. Bereitet euch darauf vor,<br />

523


im Alter von fünfzig Jahren enthaltsam <strong>und</strong> in geistiger Disziplin zu leben.<br />

(27-86)<br />

Heute spreche ich zu den Frauen. Viele von euch sind so verzweifelt<br />

<strong>und</strong> niedergeschlagen, dass sie wünschen, sie wären nie geboren,<br />

<strong>und</strong> dass sie ihren Tod herbeisehnen. Das ist falsch. Ihr könnt eurer<br />

Verantwortung nicht inmitten einer euch übertragenen Aufgabe entfliehen.<br />

Das ist ein Zeichen von Schwäche <strong>und</strong> Feigheit. Denkt einen<br />

Augenblick darüber nach, ob die Reichen, die Starken, die Gebildeten,<br />

ob die Klugen glücklich sind. Nein! Ihr werdet feststellen, dass<br />

niemand glücklich ist. Wenn ihr glücklich sein wollt, muss eines von<br />

zwei Dingen geschehen: Entweder müssen alle eure Wünsche in Erfüllung<br />

gehen oder ihr dürft keine Wünsche haben! Dabei ist das letztere<br />

der leichtere Weg. Nehmt alle Schwierigkeiten als Prüfungen an<br />

<strong>und</strong> als Gelegenheiten zu lernen, wie man von seinen Bindungen frei<br />

werden kann. Es sind die heissen Sommertage, die euch klimatisierte<br />

Räume aufsuchen lassen. Genauso führt Kummer zu Gott. Wenn ein<br />

Kind stirbt <strong>und</strong> ihr von Trauer erfüllt seid, stellt euch die Frage: “Ist es<br />

für mich auf die Welt gekommen?” Es musste sein eigenes Leben leben,<br />

sein eigenes Schicksal erfüllen. 26.11.62, (16-164/165)<br />

Ihr lebt in einer für die Menschen in Indien kritischen Zeit, in der das<br />

Selbstvertrauen durch Selbsterkenntnis äusserst notwendig ist. Sowohl<br />

Männer wie Frauen müssen dieses Wissen erwerben <strong>und</strong> bewahren.<br />

Die Männer sollten aufhören, die Frauen zu demütigen. Diese<br />

sind keine „Dienerinnen“, über die geherrscht werden muss. Auch<br />

sie besitzen Selbstachtung <strong>und</strong> Eigenständigkeit. In der Tat verfügen<br />

Frauen über Hingabe, Mitgefühl, Opfergeist, Mut <strong>und</strong> andere Tugenden<br />

in höherem Mass als Männer. Trotzdem ist das Gefühl unter den<br />

Männern vorherrschend, dass es irgendwie herabwürdigend sei, ihren<br />

Rat einzuholen. Diese Haltung muss aufgegeben werden. Erkennt<br />

geistige Überlegenheit <strong>und</strong> intellektuelle Unterscheidungsfähigkeit<br />

an, wo immer sie zu Tage tritt. 9.3.67, (20-25)<br />

Das Zentrum in jedem Heim muss der Andachtsraum sein. <strong>Der</strong> Duft<br />

von Blumen <strong>und</strong> Weihrauch, der von dort ausgeht, muss das Heim<br />

durchdringen <strong>und</strong> reinigen. Die Mutter sollte ein Beispiel geben, indem<br />

sie den Andachtsraum zum Herzen ihres Heims macht. Sie muss<br />

die Kinder zu persönlicher Reinlichkeit erziehen, auf Bescheidenheit,<br />

Gastfre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> guten Manieren bestehen <strong>und</strong> die Kinder zu<br />

524


Dienstleistungen anhalten. Durch ihr Vorbild <strong>und</strong> ihre Unterweisung<br />

sollten die Kinder lernen, ältere Personen zu achten <strong>und</strong> sich morgens<br />

<strong>und</strong> abends Zeit für Gebet <strong>und</strong> stille Meditation zu nehmen. <strong>Der</strong><br />

Andachtsraum muss sauber gehalten <strong>und</strong> seiner heiligen Bestimmung<br />

entsprechend gepflegt werden. Besondere Feiertage, die es in<br />

jeder Religion gibt, sollten beachtet werden, so dass sich ihre Bedeutung<br />

dem Geist der Kinder einprägt. Wie ichbezogen <strong>und</strong> überheblich<br />

der Ehemann auch sein mag, so kann auch er durch systematische<br />

Einhaltung des häuslichen Terminplans, mit der Anbetung Gottes im<br />

Mittelpunkt, dazu gebracht werden, einzusehen, dass ein auf Gott<br />

ausgerichteter Haushalt ein Heim des Friedens <strong>und</strong> der Freude ist.<br />

Auch er wird bald an den Andachten teilnehmen <strong>und</strong> einen festen<br />

Glauben bekommen. (...)<br />

Das Heim ist der Tempel, in welchem die Mitglieder der Familie, von<br />

denen jedes selbst ein wandelnder Tempel ist, genährt <strong>und</strong> gepflegt<br />

werden. In einem solchen Haus Gottes ist die Mutter die Hohepriesterin.<br />

Demut ist der Weihrauch, der das Haus erfüllt. Ehrfurcht ist die<br />

Lampe, die mit dem Öl der Liebe <strong>und</strong> dem Docht des Glaubens angezündet<br />

wird. Weiht die Jahre eures Lebens in dem Heim, das ihr gründen<br />

werdet, diesem Gottesdienst. Ich segne euch, dass durch euch<br />

Glaube <strong>und</strong> Stärke, Hingabe <strong>und</strong> Frömmigkeit in diesem Land zunehmen<br />

werden. 26.7.69, (21-56/57)<br />

Mann <strong>und</strong> Frau haben verschiedene spirituelle Aufgaben, auch wenn<br />

sie verheiratet sind; jeder von ihnen muss sein eigenes Tempo bestimmen.<br />

In weltlichen Dingen mögen sie aufeinander angewiesen<br />

sein, aber in spiritueller Hinsicht muss sich jeder seinen eigenen Weg<br />

bahnen. Schafft Harmonie in eurem Heim, dann wird es Einigkeit in<br />

eurem Dorf <strong>und</strong> Frieden in eurem Staat geben, die Nation wird glücklich<br />

sein <strong>und</strong> der Wohlstand der Welt ist gesichert. 12.11.69, (21-126)<br />

In dieser kritischen St<strong>und</strong>e der Weltgeschichte, in welcher die ungezügelten,<br />

dämonischen Kräfte der Furcht <strong>und</strong> der Angst, der Ungerechtigkeit<br />

<strong>und</strong> der Schlechtigkeit wild wüten, ist es die Pflicht eines<br />

jeden Menschen, spirituelle Kräfte zu erwerben, so dass er nicht von<br />

dem Sturm überwältigt wird. Das ist eine wichtige <strong>und</strong> dringende Aufgabe,<br />

<strong>und</strong> ich möchte betonen, dass die Frauen hierbei eine bedeutende<br />

Rolle spielen <strong>und</strong> einen grossen Beitrag zu leisten haben. Sie<br />

müssen die Herzen der Kinder für Gott öffnen <strong>und</strong> ihnen helfen, den<br />

Glauben an ihn zu bewahren. Denn der Glaube an Gott ist das Stär-<br />

525


kungsmittel, das der Mensch braucht, um wieder ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> glücklich<br />

zu werden. 1.2.70, (21-134)<br />

Das Ziel der Ausbildung, welche die Mädchen heute in Schulen <strong>und</strong><br />

Colleges erhalten, besteht darin, sie zu „begehrenswerten Frauen“,<br />

nicht aber zu „begehrenswerten Müttern“ heranzubilden. Die natürliche<br />

<strong>und</strong> unvermeidbare Rolle als Mutter wird vernachlässigt, <strong>und</strong> anderen<br />

kurzlebigen Nebenbeschäftigungen wird der Vorrang gegeben.<br />

8.7.71, (21-328)<br />

Es wird immer auf die verschiedenen Pflichten <strong>und</strong> Gesetze hingewiesen,<br />

die der Mensch einzuhalten hat. Aber diese sind nicht das Wesentliche,<br />

sondern nur Mittel <strong>und</strong> Methoden, um die komplizierten<br />

Verwicklungen des Lebens zu regulieren. Die Moralgesetze <strong>und</strong> Regeln<br />

sittlichen Verhaltens sind notwendig, um das Zusammenleben<br />

von Mann <strong>und</strong> Frau in der Gesellschaft zu koordinieren.<br />

Die beiden Geschlechter gehören, wie andere Gegensätze, z.B. Natur<br />

<strong>und</strong> Gott, Grobstoffliches <strong>und</strong> Feinstoffliches, Unbewusstes <strong>und</strong><br />

Bewusstes, zu der alles durchdringenden Dualität. Die ganze Schöpfung<br />

ist aus der Wechselbeziehung von Unbewusstem <strong>und</strong> Bewusstem<br />

entstanden, nicht wahr? Und so haben sich die verschiedenen<br />

Moralgesetze aus dem Nebeneinander des männlichen <strong>und</strong> des<br />

weiblichen Geschlechts ergeben. All die vielverzweigten Vorschriften<br />

<strong>und</strong> Verhaltensregeln sind darauf zurückzuführen.<br />

Die Vorschriften, welche die Besonderheiten im Verhalten der männlichen<br />

<strong>und</strong> weiblichen Geschöpfe zueinander regeln, sind von grösster<br />

Bedeutung für die friedliche Weiterentwicklung der Menschheit.<br />

Kein spiritueller <strong>Lehre</strong>r darf in seinen Belehrungen diese Besonderheiten<br />

ausser Acht lassen.<br />

Die vorher erwähnte allgemeingültige Urordnung findet deshalb Anwendung<br />

in den Vorschriften für das Verhalten von Männern <strong>und</strong><br />

Frauen (...)<br />

Es steht geschrieben, dass der Herr durch einen Akt seines Willens<br />

aus dem ungeteilten Absoluten die Schöpferkraft, das weibliche Prinzip<br />

entstehen liess. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird die Frau als Urbild dieser<br />

Schöpferkraft, als Mutter der Schöpfung angesehen. Sie ist die treue<br />

Partnerin des Mannes, sein glückliches Schicksal, aus dem Willen<br />

Gottes hervorgegangen. Sie ist ein Geheimnis, das W<strong>und</strong>er des beschützenden<br />

Prinzips. Die Frau ist die Königin des gemeinsamen Heimes,<br />

das Licht, das es erleuchtet. In ihr ruht die schöpferische Kraft,<br />

526


<strong>und</strong> sie ist in keiner Weise dem Mann unterlegen. Sie ist tapfer, geduldig<br />

<strong>und</strong> von selbstloser Liebe erfüllt. Die ihr eigene Selbstbeherrschung<br />

wird von Männern nur selten erreicht. Frauen führen die Männer<br />

auf den spirituellen Pfad. Reine, selbstlose Liebe ist ihnen<br />

angeboren. Kultivierte, liebevolle Frauen, deren Gedanken, Worte<br />

<strong>und</strong> Taten auf den Pfeilern der Tugend ruhen, gleichen der Göttin<br />

Lakshmi; sie bringen Freude <strong>und</strong> Glück in das häusliche Leben. Ein<br />

Heim, in dem heilige Liebe die Ehepartner verbindet, in dem beide<br />

spirituelle Bücher lesen, den Namen des Herrn singen <strong>und</strong> sich seiner<br />

Herrlichkeit bewusst sind, ist fürwahr der Wohnsitz des Herrn! Eine<br />

Frau, die ihren Mann liebt, gleicht einer Blume, die einen lieblichen<br />

Duft verströmt; sie ist ein wertvoller Edelstein, der seinen Glanz auf<br />

die Familie überträgt. Eine tugendhafte Frau ist wahrlich ein kostbarer<br />

Schatz.<br />

Tugend ist das höchste Ideal der Frau. Mit der Kraft, die sie ihr verleiht,<br />

kann sie alles vollbringen. (...)<br />

Tugendhaftigkeit ist die lobenswerteste Eigenschaft der Frau; sie ist<br />

ihr Kronjuwel, ihr Lebensatem. Ihre segensreichen Auswirkungen<br />

sind kaum zu beschreiben. Tugend gibt der Frau die Kraft, ihren Ehemann<br />

vor Unheil zu bewahren <strong>und</strong> für sich selbst den Himmel zu gewinnen.<br />

(...)<br />

Bescheidene Zurückhaltung ist ein kostbarer Edelstein im Charakter<br />

der Frau. Das Übertreten der Grenzen des Anstands bringt Unheil mit<br />

sich. Warum? Es zerstört die Würde der Frau. Eine Frau, die keine<br />

Zurückhaltung übt, verliert ihren Charme <strong>und</strong> wirkt ordinär. Zurückhaltung,<br />

Reinheit der Gedanken, Sanftmut, Streben nach hohen Idealen,<br />

Feinfühligkeit, fre<strong>und</strong>liche Wesensart - die Verschmelzung all dieser<br />

Eigenschaften sind der unschätzbare Schmuck einer Frau.<br />

Die bescheidene Frau wird die Grenzen der Schicklichkeit nicht überschreiten.<br />

Sie hat einen angeborenen Sinn für Anstand <strong>und</strong> ist sich<br />

immer bewusst, wie sie sich zu verhalten hat. Angemessene Zurückhaltung<br />

ist der Test für die Würde einer Frau. Wenn ihr dieser Charakterzug<br />

fehlt, schadet sie sich selbst <strong>und</strong> den Interessen aller Frauen.<br />

Sie ist wie eine duftlose Blume, die von niemandem geschätzt wird.<br />

Wie viel sie auch erreichen mag, wenn sie nicht bescheiden ist, ist ihr<br />

Leben leer <strong>und</strong> bedeutungslos. Bescheidene Zurückhaltung gibt ihr<br />

Würde <strong>und</strong> grossen Einfluss zu Hause, in der Gesellschaft <strong>und</strong> in der<br />

Welt. (...)<br />

Die Frau ist für die geistige Atmosphäre in ihrem Heim verantwortlich.<br />

Entweder sie hegt <strong>und</strong> pflegt den Glauben, oder sie vernichtet ihn. Die<br />

527


Frau hat eine natürliche Neigung zur Spiritualität. Ihre Frömmigkeit<br />

kann auch den Ehemann veranlassen, den spirituellen Weg zu gehen.<br />

Sie steht sehr früh auf, <strong>und</strong> nachdem sie das Haus in Ordnung<br />

gebracht <strong>und</strong> gebadet hat, nimmt sie sich Zeit zur Andacht <strong>und</strong> Meditation.<br />

Für diesen Zweck hat sie einen kleinen Raum eingerichtet, den<br />

sie mit dem Standbild des Herrn <strong>und</strong> mit Bildern von Heiligen, Weisen<br />

<strong>und</strong> Gurus ausgestattet hat. Dieser Raum ist ihr heilig, <strong>und</strong> sie füllt<br />

seine Atmosphäre morgens, abends <strong>und</strong> an Feiertagen mit ihrer Andacht<br />

<strong>und</strong> Meditation. Eine Frau, die das regelmässig praktiziert, wird<br />

selbst einen atheistischen Ehemann beeinflussen <strong>und</strong> ihn dazu bringen,<br />

an der Andacht <strong>und</strong> an sozialen Hilfsaktionen im Namen des<br />

Herrn teilzunehmen. Die Frau bestimmt in der Tat das häusliche Leben;<br />

das ist ihre Aufgabe als wahre Vertreterin der göttlichen Kraft.<br />

(...)<br />

Eine Frau sollte in jedem Augenblick danach streben, sich ihres wahren<br />

Selbst bewusst zu werden, <strong>und</strong> danach verlangen, mit dem göttlichen<br />

Bewusstsein eins zu werden. Ein Heim, in dem die Eheleute ein<br />

von hohen Idealen geprägtes Leben führen, Selbstbeherrschung<br />

üben, gemeinsam in ihren Liedern den Namen des Herrn verherrlichen<br />

<strong>und</strong> gute Werke tun, ein Heim, in dem Wahrheit, Frieden <strong>und</strong><br />

Liebe herrschen <strong>und</strong> heilige Bücher gelesen werden, ein Heim, in<br />

dem aus der Erkenntnis heraus, dass die ganze Schöpfung eins ist,<br />

allen mit Achtung begegnet wird - ein solches Heim ist fürwahr der<br />

Himmel auf Erden.<br />

Eine Frau kann nur als „Ehefrau“ bezeichnet werden, wenn sie diese<br />

guten Eigenschaften besitzt <strong>und</strong> ihren Mann von Herzen liebt. Sie ist<br />

nur dann eine gute Partnerin auf dem gemeinsamen Lebensweg,<br />

wenn sie darauf achtet, dass der Erwerb des Wohlstands auf Rechtschaffenheit<br />

beruht <strong>und</strong> das Verlangen allein der Erlösung gilt. Sie ist<br />

ihrem Ehemann eine wirklich gute Fre<strong>und</strong>in, wenn sie verständnisvoll<br />

ist <strong>und</strong> ihn liebevoll umsorgt. Manchmal, wenn sie ihn ermahnen<br />

muss, sich an die Göttliche Ordnung zu halten, übernimmt sie sogar<br />

die Rolle des Vaters! Und wenn er krank ist, pflegt sie ihn wie eine<br />

Mutter.<br />

Die erste Pflicht einer Frau ist es, für ihren Ehemann zu sorgen. Dafür<br />

Zeit zu finden ist für sie wichtiger, als zu meditieren. Das kann warten.<br />

Wenn sie nicht für ihren Mann gesorgt hat, werden ihr Andacht <strong>und</strong><br />

Meditation keinen Segen bringen.<br />

Alle Fürsorge für ihren Mann muss in der Tat zum Gottesdienst erhoben<br />

werden. Jede Handlung, die dem Ziel dient, die Begrenzungen<br />

528


des Selbst aufzuheben <strong>und</strong> es in das Göttlich-Absolute eingehen zu<br />

lassen, dient dem Herrn. Das ist der Pfad echter Pflichterfüllung. Diese<br />

Art des Handelns bindet nicht, sie erlöst!<br />

Gleichgültig, wie schlecht <strong>und</strong> selbstsüchtig der Ehemann auch sein<br />

mag, seine Frau muss versuchen, ihn durch ihre Liebe zu ändern <strong>und</strong><br />

ihm zu helfen, Gottes Segen zu gewinnen. Sie darf nicht nur an ihre<br />

eigene Vervollkommnung denken, sondern sollte auch ihm zu spirituellem<br />

Fortschritt verhelfen. Sie muss fühlen, dass das Wohlergehen,<br />

das Glück <strong>und</strong> die Erlösung ihres Mannes auch ihr Glück ist. Ihre Tugend<br />

wird ihm Erlösung bringen. Einer solchen Frau wird der Segen<br />

des Herrn ganz von selbst zufallen; er wird immer an ihrer Seite sein<br />

<strong>und</strong> ihr in allen Lebenslagen beistehen. (8-28/34)<br />

Die Aufgaben der Frau <strong>und</strong> die des Mannes mögen zwar verschieden<br />

sein, aber ebenso wie die Frau nur einem Mann angehören darf,<br />

muss auch der Mann seiner Gefährtin <strong>und</strong> Ehefrau die Treue halten.<br />

Die Frau sollte in selbstloser Liebe für ihren Ehemann sorgen <strong>und</strong> ihn<br />

glücklich machen. Auf diese Weise dient sie Gott, denn sie erfüllt sein<br />

Gesetz. Auch der Mann erfüllt Gottes Gesetz, wenn er seine Ehefrau<br />

liebt <strong>und</strong> als „Herrin des Hauses“ achtet. Nur dann verdient er es, als<br />

Mann geachtet zu werden. Name <strong>und</strong> Ruhm, Ehre <strong>und</strong> Unehre, Tugend<br />

<strong>und</strong> Bosheit, gut <strong>und</strong> schlecht - das sind alles Dinge, mit denen<br />

Männer <strong>und</strong> Frauen sich gleichermassen auseinandersetzen müssen.<br />

Es stimmt ganz <strong>und</strong> gar nicht, dass nur Frauen durch Regeln geb<strong>und</strong>en<br />

sind, während Männer frei sind <strong>und</strong> tun können, was sie wollen.<br />

Beide sind an die Gesetze der Göttlichen Ordnung geb<strong>und</strong>en,<br />

<strong>und</strong> beide tun Unrecht, wenn sie sich nicht daran halten. Männer sind<br />

ebenso wie Frauen an bestimmte Regeln geb<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> es gibt Dinge,<br />

die sie nicht tun dürfen. Beide müssen die Versprechen halten, die<br />

sie sich bei der Eheschliessung gegeben haben. (8-45/46)<br />

Mann <strong>und</strong> Frau müssen gleichermassen von dem Wunsch erfüllt sein,<br />

dem Kreislauf von Geburt <strong>und</strong> Tod zu entrinnen. Beide müssen fest<br />

dazu entschlossen sein. Andernfalls ist es besser, ledig zu bleiben.<br />

Hat nicht auch der heisse Sonnenschein des Tages in Frau Luna eine<br />

Gefährtin, deren kühles Licht mild <strong>und</strong> wohltuend ist? So sollte auch<br />

die Frau des Hauses strahlend, geduldig, ausgeglichen, gütig <strong>und</strong> tugendhaft<br />

sein. Dann wird Glück in ihr Heim einziehen, <strong>und</strong> es wird zur<br />

Stätte spiritueller Erfolge werden.<br />

Es gibt keine Regel, ob <strong>und</strong> wann sich Eheleute aus spirituellen Grün-<br />

529


den voneinander trennen <strong>und</strong> sich in die Einsamkeit zurückziehen<br />

sollen. Wenn es nicht im gegenseitigen Einverständnis geschieht,<br />

kann nichts Gutes dabei herauskommen. Das Beste ist, wenn beide<br />

die familiären Bindungen aufgeben <strong>und</strong> sich gemeinsam ausschliesslich<br />

auf spirituellen Fortschritt konzentrieren. Solange ihre Kinder<br />

noch der Fürsorge bedürfen, wird dieser Schritt von den Shastras<br />

nicht gebilligt.<br />

Die Kinder müssen erst selbständig werden, bevor ihr sie sich selbst<br />

überlassen könnt. Deshalb schreiben die Schriften vor, dass man erst<br />

mit acht<strong>und</strong>vierzig Jahren in das Stadium ausschliesslich spiritueller<br />

Bemühungen eintreten darf, auch wenn diese vorher durch das Zusammenleben<br />

in der Familie völlig unmöglich waren. Ihr müsst die<br />

Zeit durchstehen <strong>und</strong> euch an die Regeln halten, die Kultur <strong>und</strong> Sitte<br />

vorschreiben. Wenn ihr Schwierigkeiten begegnet, legt sie dem Herrn<br />

zu Füssen <strong>und</strong> betrachtet sie als Teil seines Planes, als einen Auftritt<br />

auf der Bühne seines Spiels. Das ist die Disziplin, an die sich Mann<br />

<strong>und</strong> Frau in ihrem Zusammenleben halten müssen. (8-57/58)<br />

Sowohl in den Upanishaden als auch im Mahabharata werden weise<br />

Frauen erwähnt. Die Frauen von heute sollten sich diese zum Vorbild<br />

nehmen <strong>und</strong> ihrem Beispiel folgen. In den Puranas <strong>und</strong> anderen<br />

Schriften gibt es ebenfalls viele Beispiele dafür, dass Frauen durch<br />

spirituelle Übungen die höchste Stufe spiritueller Entwicklung erreicht<br />

haben, während sie mitten im aktiven Leben standen. Wer daran<br />

zweifelt, beweist nur, dass er die Shastras nicht gründlich genug studiert<br />

hat. Frauen aller Lebensstadien haben mit reinem Herzen <strong>und</strong><br />

makellosem Verhalten das Ziel erreicht. Um diese Wesenszüge sollten<br />

sich alle Frauen bemühen.<br />

Im Gesetzbuch Manus heisst es: „<strong>Der</strong> spirituelle <strong>Lehre</strong>r ist zehnmal<br />

verehrungswürdiger als die <strong>Lehre</strong>r der Kunst <strong>und</strong> Wissenschaften.<br />

<strong>Der</strong> Vater ist zehnmal verehrungswürdiger als der spirituelle <strong>Lehre</strong>r,<br />

<strong>und</strong> die Mutter ist tausendmal verehrungswürdiger als der Vater.“<br />

Seht, welch eine Sonderstellung hier der Mutter zugewiesen wird!<br />

Lakshmi die Göttin des Wohlstands, ist eine weibliche Gottheit. Wurden<br />

nicht alle Inkarnationen Gottes wie Rama <strong>und</strong> Krishna, alle grossen<br />

philosophischen <strong>Lehre</strong>r wie Shankara, Ramanuja <strong>und</strong> Madhva,<br />

ebenso wie Jesus, Buddha <strong>und</strong> Mohammed von einer Frau geboren?<br />

Diese Mütter waren Heilige, <strong>und</strong> sie haben der Welt Söhne geschenkt,<br />

die sie verändert haben. Frauen, die ihnen nachfolgen <strong>und</strong><br />

ein reines, geheiligtes Leben führen, haben ein Recht darauf, in das<br />

530


Wissen um die göttliche Wirklichkeit eingeweiht zu werden, <strong>und</strong> niemand<br />

kann es ihnen verweigern.<br />

Die wahre Wirklichkeit des Menschen kennt keinen Unterschied zwischen<br />

Mann <strong>und</strong> Frau. Sie ist reine, unsterbliche, aus sich selbst heraus<br />

leuchtende Bewusstheit. Um den erleuchteten Zustand jener<br />

weiblichen Weisen zu erreichen, müssen Frauen sich ihrer eigenen<br />

Wirklichkeit bewusst werden.<br />

Die Schutzgottheiten des Lernens, des Wohlstands <strong>und</strong> der Weisheit<br />

sind alle weiblich. Deshalb ist es unglaublich zu behaupten, Frauen<br />

seien nicht berechtigt, an spirituellen Disziplinen teilzunehmen, die<br />

zur Vereinigung mit Gott <strong>und</strong> zur endgültigen Erlösung führen (8-60/<br />

62)<br />

Die Bhagavadgita zählt sieben Merkmale auf, die das weibliche Prinzip<br />

kennzeichnen: Ruhm, Wohlstand, Sprache, Weisheit, Klugheit,<br />

Stärke, Entschlossenheit. Das Mutterprinzip, das diese sieben Kräfte<br />

verkörpert, ist äusserst heilig. Wo ihr euch auch in der Natur umschaut,<br />

werdet ihr Erscheinungsformen des Weiblichen entdecken.<br />

Geht jemand ins Ausland, hört er zuerst die Frage: “Was ist deine<br />

Muttersprache?” Niemand fragt: “Was ist deine Vatersprache?” Das<br />

zeigt, welche Bedeutung der Rolle der Mutter zukommt. Die Mutter<br />

nährt das Kind in ihrem Leib <strong>und</strong> nimmt viel Mühe auf sich, um es zu<br />

schützen. Es gibt keine grössere Liebe in der Welt als die Mutterliebe.<br />

Deshalb zollten unsere Vorväter der Mutter die höchste Ehre <strong>und</strong> verkündeten:<br />

“Verehrt die Mutter als Gott”, <strong>und</strong>: “Verehrt den Vater als<br />

Gott”. Die Mutter ist die erste <strong>Lehre</strong>rin jedes Menschen. Ein Kind lernt<br />

seine ersten Worte <strong>und</strong> seine ersten Schritte <strong>und</strong> viele andere gr<strong>und</strong>legende<br />

Verhaltensweisen von seiner Mutter. So tritt uns die menschliche<br />

Mutter als Abbild der Mutter Natur entgegen. (...)<br />

In vielen Orten begehen die Frauen den “Tag der Frau”. Dieser Tag<br />

sollte nicht nur mit Reden <strong>und</strong> Lobgesängen gefeiert werden. Die<br />

Frauen sollten an diesem Tag den Armen <strong>und</strong> Notleidenden helfen.<br />

Hilflosen Frauen ohne Mittel zum Lebensunterhalt sollte man eine Beschäftigung<br />

beibringen, zum Beispiel Nähen, damit sie sich ein Einkommen<br />

verdienen können. Slumbewohnern sollte geholfen werden,<br />

ihre Hütten sauber zu halten. Auch deren Umgebung muss gereinigt<br />

werden, damit die Kinder in einer sauberen Atmosphäre aufwachsen<br />

können. Den Leuten sollte gezeigt werden, wie sie ihren Haushalt führen<br />

müssen. (6.5.96)<br />

531


Die sieben Gaben der Frau sind: Wahrheit, Liebe, Dharma, Opfergeist,<br />

Toleranz, Mitgefühl <strong>und</strong> Glückseligkeit. Die Frau ist die Hauptursache<br />

für Wohlstand, Wohlergehen, Fortschritt im Heim <strong>und</strong> im<br />

Land. <strong>Der</strong> erste Blick in ein Heim zeigt die Frau dahinter. Das Heim ist<br />

der Wohnsitz der Frau. Wenn der Ehemann Schwierigkeiten hat, teilt<br />

die Frau seine Last <strong>und</strong> hilft. Sie ist bereit, ihr Leben für die Achtung<br />

der Familie zu opfern. Sie verkörpert Opfergeist. (...)<br />

Die Waffe der Frau ist Wahrheit. Frauen sind nie schnell zum Lügen<br />

bereit. Sie mögen unbewusst Fehler begehen, aber in allen Ländern<br />

folgen die Frauen der Wahrheit <strong>und</strong> halten die Göttliche Ordnung aufrecht.<br />

Die Frauen halten die Göttliche Ordnung aufrecht, ob in der Familie,<br />

als Einsiedlerinnen oder als Entsagende. Die Veden sagen:<br />

Sprich die Wahrheit, handle entsprechend der Göttlichen Ordnung.<br />

(...)<br />

In früheren Zeiten achteten die Heiligen die Frauen. Aus Selbstsucht<br />

begannen die Männer, Frauen zu missachten. Auch edle Menschen<br />

begannen die Frauen zu missachten. (...)<br />

Man muss es verdienen, die Keuschheit einer Frau zu erkennen. Aufgr<strong>und</strong><br />

des Einflusses des Eisernen Zeitalters <strong>und</strong> der modernen Erziehung<br />

wurden Frauen als Spielzeuge <strong>und</strong> Puppen betrachtet. Nein!<br />

Frauen haben alle glücksbringenden Eigenschaften. Die Männer vernachlässigen<br />

das völlig. Die Frauen werden wie Köchinnen behandelt<br />

<strong>und</strong> auf die vier Wände daheim beschränkt. - Warum? Im Vergessen<br />

ihrer Qualitäten wird die Frau “illalu” genannt, die, welche zu Hause<br />

kocht <strong>und</strong> sich um die Familie kümmert. In alten Zeiten wurden die<br />

Frauen mit Titeln wie Grihalakhsmi, Dharmapatni etc. bedacht. (...)<br />

Frauen sollten lernen, studieren <strong>und</strong> das Gelernte mit anderen teilen.<br />

Dass sie keine Positionen einnehmen sollen, liegt an der Selbstsucht<br />

der Männer. Eine Frau kann die gesamte Welt beherrschen <strong>und</strong> Frieden<br />

<strong>und</strong> Sicherheit gewährleisten. Frauen haben nicht nur Opfergeist,<br />

sondern sie übertreffen Männer an Edelmut, heiligen Qualitäten <strong>und</strong><br />

Idealismus. (...)<br />

Um die alte Rechtschaffenheit aufrechtzuerhalten, wird der 19. eines<br />

jeden Monats als Frauentag gefeiert. Viele arbeiten zusammen.<br />

Wenn ihr euch alle für den Fortschritt zusammentut, wird das Land<br />

gedeihen. Die Frauen können für die Göttliche Ordnung arbeiten; sie<br />

sind die legalen Erben der alten Kultur. Seit alten Zeiten arbeiten die<br />

Frauen für die Aufrechterhaltung der alten Kultur.<br />

Frauen sind wie Tropfen von Nektar, die durch Opfergeist <strong>und</strong> Opferbereitschaft<br />

für die Unsterblichkeit arbeiten. Aufgr<strong>und</strong> der Ausrichtung<br />

532


des Eisernen Zeitalters mag es Ausnahmen geben, aber gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

besitzen die Frauen Opfergeist. Aber sie erhalten nicht genügend<br />

Kooperation <strong>und</strong> zu viele Widerstände durch ihr Zuhause <strong>und</strong> die Gesellschaft.<br />

Die Frauen sollten ermutigt werden <strong>und</strong> nicht auf ihr Zuhause<br />

beschränkt werden. (...) Ihr müsst die Samen der schlechten<br />

Eigenschaften beseitigen. Das menschliche Herz sollte voll des süssen<br />

Saftes des Opfergeistes sein. <strong>Der</strong> Mann, der einer Frau mit solchen<br />

Eigenschaften folgt, wird im Leben weiterkommen.<br />

Die Männer sind stolz auf ihren Job - was ist das Besondere daran?<br />

Viele Männer sind arbeitslos, <strong>und</strong> viele Frauen arbeiten. Tatsächlich<br />

arbeiten mehr Frauen als Männer. (...)<br />

Bewusstheit ist Leben. Bewusstheit ist totales Verstehen aller Aufgaben.<br />

Ihr könnt nicht einen bestimmten Job auf jemand Bestimmtes beschränken.<br />

In Frauen ist überschäumender Enthusiasmus. Bewusstheit<br />

bedeutet Verstehen. Als Menschen solltet ihr alles kennen. Ihr<br />

wisst nicht, welche Arbeit oder Aufgabe vor euch liegt. Betrachtet<br />

Frauen niemals als schwach <strong>und</strong> nutzlos. In ihnen liegt göttliche Kraft.<br />

Sie sind höchst kraftvoll. (...)<br />

Am 19. sollte das Prinzip der Einheit verkündet werden. Gebt religiöse<br />

Meinungsverschiedenheiten auf.<br />

Es gibt nur eine Kaste - die Kaste der Menschheit.<br />

Es gibt nur eine Religion - die Religion der Liebe.<br />

Es gibt nur eine Sprache - die Sprache des Herzens.<br />

Es gibt nur einen Gott - er ist allgegenwärtig. (19.4.98)<br />

533


DUALITÄT - EINHEIT - EINSSEIN<br />

Duldsamkeit bedeutet Gleichmut angesichts der Gegensätze, mutig<br />

fertig zu werden mit der Dualität. Das ist das Vorrecht der Starken, der<br />

Reichtum der Tapferen. Die Schwachen werden so bewegt sein wie<br />

Pfauenfedern; sie sind immer ruhelos <strong>und</strong> kennen keinen Augenblick<br />

gelassener Festigkeit. Sie schwanken wie ein Pendel von einer Seite<br />

zur anderen, einmal zur Freude, <strong>und</strong> im nächsten Augenblick zum<br />

Leid hin. (...)<br />

Sich geduldig mit der äusseren Welt der Dualität abzufinden, dabei inneren<br />

Gleichmut <strong>und</strong> Frieden zu bewahren - das ist die Art von spiritueller<br />

Praxis, die ein gutes Ergebnis zeitigen wird.<br />

Ein solches Unterscheidungsvermögen bedeutet Weisheit. Es bezeichnet<br />

die Fähigkeit, die Natur der gegenständlichen Welt, das soll<br />

heissen: die Welt der Dinge, die kommen <strong>und</strong> gehen <strong>und</strong> nicht ewigwährend<br />

sind, zu erkennen. (2-29)<br />

<strong>Der</strong>jenige ist ein weiser Mensch, der von der immerwährenden Dualität<br />

der gegenständlichen Welt unberührt bleibt. Er ist der Mensch, der<br />

als weise bezeichnet wird. (...)<br />

Wahres Menschentum entsteht durch die Zurückweisung der Dualität.<br />

Um diesen Status zu verdienen, muss der Mensch den Sieg über die<br />

inneren Feinde, viel mehr noch als über die äusseren, erringen. Seine<br />

Heldentat besteht im Niederschlagen der Zwillingsfeinde Freud <strong>und</strong><br />

Leid. (2-31)<br />

Wenn ihr wirklich vollkommenes Glück erfahren wollt, ist es jetzt Zeit<br />

für euch, mit dem Nicht-Dualität, der Advaita-Philosophie, vertraut zu<br />

werden. Es gibt viele Menschen, die sich weder über dieses Leben<br />

noch über das nach dem Tode Gedanken machen. Selbst wenn sie<br />

manchmal an diese Dinge denken, so ist doch die Anzahl derer sehr<br />

gering, die verstehen, was es heisst, Opfer zu bringen, in Erfüllung ihrer<br />

Pflichten das eigene Interesse zurückstellen <strong>und</strong> daran zu denken,<br />

Gutes zu tun, um ihr Leben zu vervollkommnen. Es ist ein Fehler, jene,<br />

die all ihre Zeit <strong>und</strong> ihr Vermögen zum eigenen Vergnügen verwenden,<br />

Schmuck tragen <strong>und</strong> sich elegant kleiden, für besonders intelligent<br />

zu halten. (...)<br />

Ausserdem glaubt der Mensch, dass er zu allem Zeit braucht, <strong>und</strong><br />

dass er früher oder später der Zeit zum Opfer fallen wird. Das zeigt die<br />

grosse Unwissenheit des Menschen. Weil ihr so in alles verstrickt<br />

534


seid, was mit Körper, Gemüt <strong>und</strong> Verstand zu tun hat, fühlt ihr euch<br />

der Zeit ausgeliefert <strong>und</strong> glaubt, dass sie euch verschlingen wird.<br />

Wenn ihr jedoch eine Anschauung entwickeln könnt, die euch das<br />

Gefühl gibt, über Körper, Gemüt <strong>und</strong> Verstand erhaben zu sein, dann<br />

wird es euch möglich, Herrschaft über den Tod zu erlangen <strong>und</strong> ihn<br />

als Teil der Evolution des unsterblichen Elementes in euch zu betrachten.<br />

Ihr seid mit einem Körper in diese Welt gekommen, die ein<br />

Teil von euch ist. Solange ihr auf dieser Welt seid, ist es eure Pflicht,<br />

die Wahrheit, die hinter all dem liegt, zu ergründen <strong>und</strong> zu verstehen.<br />

Was ist dieser Körper, <strong>und</strong> in welcher Beziehung steht er zur Welt?<br />

<strong>Sai</strong> ist entschlossen, den Samen für das Verlangen nach geistigem<br />

Wissen in die Herzen junger Menschen, die wie Strahlen der aufgehenden<br />

Sonne sind, zu säen. Ihr seid im richtigen Alter <strong>und</strong> könnt hoffen,<br />

einst die Säulen eures Landes zu werden. Es hat keinen Zweck,<br />

dies älteren Menschen, deren Denkvorgänge den Strahlen der<br />

Abendsonne gleichen, zu predigen. (...)<br />

Euer Leben kann nur harmonisch verlaufen, wenn ihr die Erregungen<br />

des Körpers <strong>und</strong> Gemütes unter Kontrolle bringt. Anderenfalls fügen<br />

diese euch Schaden zu. Wenn ihr Beherrschung nicht schon in der<br />

Jugend übt, solange ihr körperliche, mentale <strong>und</strong> geistige Kraft besitzt,<br />

werdet ihr später dazu nicht in der Lage sein. Wahre Bildung<br />

habt ihr nur dann, wenn ihr fähig seid, eure Sinnesorgane zu kontrollieren,<br />

eure Ideen in richtige Bahnen zu leiten <strong>und</strong> eure Gedanken<br />

rein zu halten. <strong>Der</strong> Blitz erscheint nur am Himmel, nachdem sich Wolken<br />

zusammengeballt haben. Ebenso muss das Studium zur Weisheit<br />

führen. Wer solche Weisheit durch sein Studium zu erlangen<br />

sucht, ist ein echter Wahrheitssucher. Ihr müsst die törichte Idee,<br />

dass das Studium nur der Erlangung eines akademischen Grades<br />

dient, aufgeben. (...) Denkt daran, dass alles was ihr lernt, euch<br />

selbst, eurem Land <strong>und</strong> der Gesellschaft zugute kommen muss. Bemüht<br />

euch, euer Leben als heiligen Dienst anzusehen. Verkauft eure<br />

Bildung nicht, nur um etwas Geld zu verdienen. 1973, (35-17/19)<br />

Wissenschaftler können die Eigenschaften der existierenden Materie<br />

nur studieren <strong>und</strong> beschreiben, sie in ihre Bestandteile zerlegen,<br />

neue Verbindungen herstellen <strong>und</strong> sie nach bekannten Verfahren umformen.<br />

Kein Wissenschaftler kann Dinge erzeugen, die nicht existieren.<br />

(...)<br />

Gelegentlich vermögen Wissenschaftler durch die Verbindung einiger<br />

Elemente künstlich neue Materialien in kleinen Mengen herzustellen.<br />

535


Sind sie aber in der Lage, lebensnotwendige Substanzen wie Sauerstoff,<br />

Luft <strong>und</strong> Wasser zu erzeugen, um das Leben auf der Erde zu erhalten?<br />

Es gibt niemanden, der das kann. Nur der Wille Gottes <strong>und</strong><br />

seine Schöpferfreude können all dies erschaffen. (...)<br />

In einigen Städten besteht Trinkwasser-Knappheit, <strong>und</strong> Wissenschaftler<br />

versuchen, dieses aus salzigem Meerwasser zu gewinnen.<br />

Bei diesem Versuch mögen sie teilweise erfolgreich sein, aber woher<br />

würden sie Trinkwasser bekommen, wenn kein Meerwasser vorhanden<br />

wäre? Bei sorgfältiger Analyse <strong>und</strong> Untersuchung werdet ihr feststellen,<br />

dass in allen Fällen die ursprüngliche Substanz von Gott gegeben<br />

ist <strong>und</strong> kein Wissenschaftler sie erzeugen kann. Gleichgültig,<br />

welch hohe Position ein Wissenschaftler als Kapazität auf seinem Gebiet<br />

erreicht hat, er kann keine Verbindung zu Dingen haben, die jenseits<br />

der fünf Gr<strong>und</strong>substanzen Erde, Wasser, Feuer, Luft <strong>und</strong> Äther<br />

liegen. Gott ist hinter dem Vorhang <strong>und</strong> zeigt seine Macht ausserhalb<br />

des Bereichs dieser fünf Elemente. <strong>Der</strong> Mensch wirkt innerhalb dieses<br />

Bereiches. Solange die enge Verbindung zwischen dem Menschen<br />

<strong>und</strong> den fünf Elementen, so wie ihr das im täglichen Leben gewohnt<br />

seid, besteht, kann der Mensch die wirkliche Bedeutung der<br />

göttlichen Wirklichkeit nicht verstehen. 1973, (35-25)<br />

Heutzutage sehen die Menschen nur die Auswirkungen der göttlichen<br />

Urenergie, behaupten aber, dass es eine solche Kraft nicht gebe,<br />

dass die Erscheinung keine Ursache habe. Das ist das Gleiche, als<br />

würde man sagen, es gebe kein Wasser im Meer, sondern nur Wellen,<br />

weil es die Wellen sind, die man sieht. Leute dieser Art sind unfähig,<br />

die Wahrheiten zu verstehen, die in den alten vedischen Texten<br />

enthalten sind. Wer sich jedoch die Mühe macht, darüber nachzudenken,<br />

wird ganz leicht die Einheit des Göttlichen erkennen.<br />

Es wird heute nicht eine neue Gesellschaftsordnung, eine neue Religion<br />

oder eine neue Organisation gebraucht. Es ist nur notwendig,<br />

das Wissen, das eure Vorfahren besassen, wieder zu entdecken <strong>und</strong><br />

in der heutigen Zeit anzuwenden. Dazu werden junge Menschen gebraucht,<br />

die fähig sind, Opfer zu bringen; junge Menschen, die den<br />

Mut haben, die Welt mit der Einheit des Göttlichen zu konfrontieren,<br />

die Ungerechtigkeit, Gleichgültigkeit <strong>und</strong> Grausamkeit zu bekämpfen.<br />

Es werden junge Menschen gebraucht, die nicht nur weltlichen <strong>und</strong><br />

materiellen Vorteilen nachjagen, sondern ethischen <strong>und</strong> spirituellen<br />

Werten die gebührende Bedeutung <strong>beim</strong>essen; junge Menschen, die<br />

aufhören, andere nachzuahmen, <strong>und</strong> die der Gesellschaft in selbstlo-<br />

536


ser Weise dienen; junge Menschen, die aus eigener Erfahrung erklären<br />

<strong>und</strong> anderen mitteilen können, dass es nichts Wichtigeres im Leben<br />

gibt als das eigene, das Göttliche Selbst.<br />

Das Göttliche in allen Menschen ist ein <strong>und</strong> dasselbe. Es ist nicht nur<br />

in <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>. Ihr alle seid göttlich. Die Tatsache, dass das Göttliche<br />

in Millionen von Menschen gegenwärtig ist, wird in den Veden<br />

dadurch zum Ausdruck gebracht, dass von Gott gesagt wird, er habe<br />

tausend Augen, tausend Füsse <strong>und</strong> tausend Köpfe. Es heisst auch,<br />

dass ihr ihn überall dort findet, wo ihr ihn sucht. Darum wird gesagt,<br />

dass Gott immer bereit ist, euch in allen Sorgen <strong>und</strong> Nöten beizustehen.<br />

Er ist mit euch, hinter euch, immer für euch da, wenn ihr ihn<br />

braucht.<br />

Es war einmal ein Mann, der gehört hatte, dass Gott immer bei ihm,<br />

<strong>und</strong> zwar hinter ihm sei. Er drehte sich um <strong>und</strong> hoffte, Gott zu sehen.<br />

Er fand dort aber niemanden <strong>und</strong> war sehr enttäuscht. <strong>Der</strong> unwissende,<br />

törichte Mann dachte, er könne Gott sehen, wenn er sich umdrehe.<br />

Leider verstand er nicht, dass, wenn er sich umdreht, Gott immer<br />

noch hinter ihm ist.<br />

Ihr müsst ganz fest daran glauben, dass Gott die Wirklichkeit hinter allen<br />

Erscheinungen ist. Um das zur Gewissheit werden zu lassen, sind<br />

vier Schritte notwendig: <strong>Der</strong> erste ist Selbstvertrauen, der zweite<br />

Selbsterfüllung, dann kommt Selbstaufgabe <strong>und</strong> schliesslich Selbstverwirklichung.<br />

In allen steht strahlend der Begriff des „Ich“ im Mittelpunkt.<br />

Dieses „Ich“ in jedem Menschen ist „Er“ in der Form des Göttlichen<br />

Selbst. Es mögen Millionen von Menschen versammelt sein,<br />

aber das Göttlich-Absolute in ihnen allen ist ein <strong>und</strong> dasselbe. Ihr<br />

müsst den Versuch unternehmen, die Einheit in der Vielfalt zu erkennen.<br />

1977, (37-118/119)<br />

Die Weisen haben die erfassbare Welt in drei Kategorien eingeteilt: in<br />

Gott, Schöpfung <strong>und</strong> „Ich“. Wenn Gott durch den Spiegel der Schöpfung<br />

gesehen wird, erscheint er als „Ich“. Entfernt den Spiegel, <strong>und</strong> es<br />

gibt nur Gott. Das Ebenbild verschmilzt mit dem Original. <strong>Der</strong> Mensch<br />

ist das Ebenbild Gottes. Die ganze Schöpfung ist eine Erscheinung<br />

Gottes: Er allein ist die Wirklichkeit. Das Prinzip der Erscheinung, das<br />

euch die Vielfalt der Schöpfung vortäuscht, ist Täuschung (maya). Es<br />

ist nicht etwas, das ausserhalb Gottes ist, sondern es ist, ebenso wie<br />

alle anderen Kräfte, Teil seines Seins. Wenn die „Ich“-Vorstellung als<br />

getrennt von Gott gedacht wird, sprechen wir von Dualismus. Wenn<br />

das Ich nur als unwirkliche Idee, der jedoch Beachtung zukommt, er-<br />

537


kannt wird, weil sie das Spiegelbild des Originals ist, nennt man das<br />

bedingten Nicht-Dualität. Wenn Spiegelbild <strong>und</strong> Spiegel beide als<br />

eine falsche Vorstellung erkannt <strong>und</strong> als solche abgetan werden, ist<br />

das Nicht-Dualität, die Vision des „Einen ohne ein Zweites“. Indien<br />

war seit vielen Zeitaltern auf der Suche nach dem “Einen ohne ein<br />

Zweites”. Das Bestreben ging immer dahin, das Eine zu entdecken,<br />

das, wenn es erkannt ist, das Wissen um alles, was es zu wissen gibt,<br />

verleiht. (27-70)<br />

Die Entdeckung des Einsseins aller Dinge vermittelt beides: Schönheit<br />

<strong>und</strong> Wahrheit, Harmonie <strong>und</strong> Glücksgefühl. Dieses Einssein wird<br />

erfahren, wenn kein Unterschied mehr zwischen Gold <strong>und</strong> Staub gemacht<br />

wird, wenn das Sehen, das Gesehene <strong>und</strong> der Seher als eins<br />

empf<strong>und</strong>en werden. Danach zu streben, bringt den Erfolg. (...)<br />

Strebt danach mit all eurer Kraft, prüft es mit all euren Zweifeln, verdient<br />

es euch <strong>und</strong> geniesst die Früchte eures Bemühens. (...)<br />

<strong>Der</strong> Schlüssel zur Erlösung muss von jedem Einzelnen geformt, gefeilt<br />

<strong>und</strong> eingepasst werden. Er kann nicht durch Worte von einem<br />

zum andern weitergegeben werden. (...)<br />

Niemand kann das Geheimnis an andere weitergeben, indem er sagt:<br />

“Hier, nimm!” Die Blüte muss die Frucht hervorbringen, <strong>und</strong> die Frucht<br />

muss wachsen <strong>und</strong> reifen, bis sie fällt.<br />

Eifersucht <strong>und</strong> Zorn sind Zwillingskinder der Ichsucht. Vernichtet sie,<br />

<strong>und</strong> befreit dadurch das Ich von der Sucht, so dass es das Einssein<br />

mit Gott erfahren kann. Das ist die Stufe, welche zu der Höhe führt,<br />

die erklommen werden muss. Die Sucht des Ich ist wie ein Samenkorn,<br />

das sich tausendfach vervielfältigt <strong>und</strong> viele Säcke voller Samen<br />

hervorbringt, wenn ihm die Gelegenheit dazu gegeben wird. (...)<br />

<strong>Der</strong> Körper ist das Medium, in dem Materie <strong>und</strong> göttlicher Geist zusammentreffen.<br />

Dort entsteht das Trugbild der sich verändernden<br />

Welt. Davon ausgehend müssen die verschiedenen Bewusstseinsstufen,<br />

die ineinander übergehen, erklommen werden. Ihr alle besteht<br />

im Wesentlichen aus einer materiellen Hülle mit einem göttlichen<br />

Kern. <strong>Der</strong> Körper ist das Gefäss, welches das Bewusstsein enthält.<br />

Das Bewusstsein “Ich bin göttlich” vermittelt ein Gefühl der Verb<strong>und</strong>enheit<br />

mit allen Wesen. Dieses Gefühl hat grosse psychologische<br />

Bedeutung: Wenn ihr ein Kind weinen hört, macht ihr euch viel mehr<br />

Sorgen, wenn ihr wisst, dass es euer eigenes Kind ist, als wenn es<br />

sich um ein anderes handelt. (...)<br />

Vom Geb<strong>und</strong>ensein führt der Weg zur Freiheit des Geistes. Selbst<br />

538


Gott, wenn er menschliche Form annimmt, besitzt einen Körper als<br />

Gefäss des Göttlichen, sei es nun Vishnu, Shiva, Rama, Krishna oder<br />

<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>.<br />

Weisheit ist das Wissen, dass ihr eins seid mit allem. Weisheit selbst<br />

ist Gott. Weisheit ist nicht eine Eigenschaft, sie ist Gott selbst, denn<br />

Gott hat keine Eigenschaften. Obwohl der Weise in der Welt lebt, hat<br />

er die innere Schau, die ihn wie ein vertrocknetes Blatt, das keinen<br />

Halt mehr braucht, vom Zweig fallen lässt.<br />

Die letzte Stufe ist das Gottesbewusstsein. Die Stufe, auf der allein<br />

das Gold bleibt, während Name <strong>und</strong> Form der goldenen Schmuckstücke<br />

nicht mehr wahrgenommen werden. Wasser gefriert zu Eis;<br />

die Göttliche Seele gefriert zur Individualität. (...) Weisheit <strong>und</strong> Gottesbewusstsein<br />

sind nur verschiedene Namen für denselben Zustand.<br />

Wenn ihr dem Weg zu diesem Ziel folgt, werdet ihr eure eigene Wirklichkeit<br />

finden. Dazu sind jedoch Disziplin <strong>und</strong> Anstrengung nötig.<br />

Wenn ich euch eine Medizin gebe, müsst ihr diese in der vorgeschriebenen<br />

Dosierung einnehmen <strong>und</strong> euch streng an die von mir vorgeschriebene<br />

Lebensweise bezüglich Essen, Schlaf <strong>und</strong> körperlicher<br />

Betätigung halten. Euer Bestreben, schnell geheilt zu werden, ist natürlich<br />

lobenswert, aber alles braucht seine Zeit. Mässig ist besser als<br />

übermässig. (...)<br />

Ich werde euch langsam <strong>und</strong> mit viel Geduld heilen. Je langsamer ich<br />

es tue, desto beständiger wird die Heilung sein. Ich werde euch mit<br />

Sicherheit zum Gottesbewusstsein führen. Ja, grosse Zeiten stehen<br />

euch bevor. Erlaubt eurer Trägheit nicht, im Wege zu stehen <strong>und</strong><br />

euch dieser Gelegenheit zu berauben. Wenn ihr meiner Geschichte<br />

lauscht, vergesst ihr das Märchen von der Welt <strong>und</strong> lebt nur in meiner<br />

Geschichte, bis es kein Märchen mehr gibt, in dem ihr leben oder auf<br />

das ihr Bezug nehmen könnt. Nun, es ist ja auch der Zweck meiner<br />

Geschichte, euch von allen Märchen zu befreien. Pflanzt die Wirklichkeit<br />

Gottes in euer Bewusstsein, dann seid ihr immer glücklich <strong>und</strong><br />

fröhlich, hier <strong>und</strong> überall, Tag <strong>und</strong> Nacht, in Freud <strong>und</strong> Leid. 20.9.61,<br />

(16-59/62)<br />

Lebt im ständigen Bewusstsein eures Einsseins mit den anderen <strong>und</strong><br />

dem ganzen Universum. Tut anderen Gutes, schützt die Natur,<br />

sprecht sanft <strong>und</strong> liebevoll. Werdet Kinder ohne Hass, Neid <strong>und</strong> Habsucht.<br />

Wenn euer Ego die Schwelle der Familie oder Gruppe überschreitet<br />

<strong>und</strong> sich liebevoll anderen zuwendet, dann habt ihr den ersten<br />

Schritt zur Überwindung des scheinbaren Dualismus der<br />

539


materiellen Welt getan. Wer dieses beglückende Gefühl einmal empf<strong>und</strong>en<br />

hat, wird sich immer danach sehnen. Wie kann die menschliche<br />

Seele sich herablassen, mit Geringerem zufrieden zu sein? Wie<br />

könnt ihr die Wirklichkeit erfassen, wenn sie hinter Trugbildern verborgen<br />

ist? 22.10.61, (16-67)<br />

Werdet euch eurer Wirklichkeit bewusst - <strong>und</strong> ihr werdet das Gefühl<br />

der Identifikation mit dem Körper verlieren. Das wird euch von Krankheiten<br />

befreien <strong>und</strong> euch völlige Sorglosigkeit bescheren. Zu verstehen,<br />

dass ihr nicht euer Körper seid, ist ganz einfach: Ihr praktiziert<br />

diese Wahrheit nämlich mindestens sechs St<strong>und</strong>en täglich, <strong>und</strong> das<br />

seit eurer Geburt! Wenn euch dies nichts lehren kann, frage ich mich,<br />

was sonst euch lehren könnte. Wo seid ihr jeden Tag, wenn ihr<br />

schlaft? Wer seid ihr? Eure Sinne sind nicht in Funktion; eure Intelligenz<br />

ruht; euer Geist erschafft seine eigene Welt, <strong>und</strong> wenn er eine<br />

Weile darin gespielt hat, verfällt auch er in Untätigkeit. Das ist der Tiefschlaf.<br />

Er ist dem Zustand des Einheitsbewusstseins, zu dem ihr unterwegs<br />

seid, am nächsten. Lebt in der Realität eures Göttlichen<br />

Selbst - das wird euch inneren Frieden sichern. Wie kann man euch<br />

als ges<strong>und</strong> bezeichnen, solange ihr das Gift der Leidenschaft <strong>und</strong> der<br />

Bosheit noch in euch habt? Wenn ihr die Realität des göttlichen Funkens<br />

in euch erfahrt, werdet ihr zu Gott selbst. 18.10.63, (17-62)<br />

540


TOD UND WIEDERGEBURT<br />

<strong>Der</strong> Tod bringt gewisse Veränderungen mit sich, die das irdische Leben<br />

auslöschen. Das hat aber keinen Einfluss auf die Göttliche Seele.<br />

Die Seele, das wirkliche Selbst, kann nicht zerstört werden. Sie kennt<br />

keinen Tod. Darum solltet ihr den Tod nicht fürchten. Er ist nur ein<br />

Übergang in eine andere Daseinsform. Wie lange man an einer<br />

Krankheit leiden <strong>und</strong> wie schwer eine Verletzung auch sein mag, der<br />

Tod kann nur eintreten, wenn der vorbestimmte Augenblick dafür gekommen<br />

ist. Wenn das Verlangen nach individuellem Leben aufhört,<br />

wird es keine Wiedergeburt mehr geben. (7-28)<br />

Krishna sagt: “Zum Geborenwerden <strong>und</strong> zum Sterben muss man günstige<br />

Augenblicke benutzen, die eine Garantie für ein weises Leben<br />

<strong>und</strong> ein lohnendes Ende sind, Arjuna! Yogis geben zum Beispiel ihr<br />

Leben nur dann auf, wenn der Zeitpunkt günstig ist, niemals sonst.<br />

Deshalb sagen die Leute: ,<strong>Der</strong> Tod ist der Zeuge für die Guten.’ Sogar<br />

für den Todesakt muss ein günstiger Augenblick gewählt werden.“<br />

Arjuna fragte: „Krishna! Sage mir, wann der Körper dem Tode überlassen<br />

werden muss, damit man dem Zyklus von Geburt <strong>und</strong> Tod entrinnen<br />

kann. Sage mir auch, welche Zeitspanne man vermeiden sollte.“<br />

Krishna erwiderte: „Arjuna! Deine Frage ist sehr aktuell <strong>und</strong><br />

dringend. Manchmal muss ich über deine Intelligenz staunen, <strong>und</strong> du<br />

machst mich sehr glücklich. Dann wieder muss ich über deine Unwissenheit<br />

lachen. Dein Egoismus <strong>und</strong> dein Gefühl der Abhängigkeit verursachen<br />

diese Konfusion. Gib das auf. Wir wollen zu deiner Frage<br />

kommen.<br />

Die Yogis, die nach Entsagung gegenüber den Früchten ihrer Handlung<br />

streben, sterben im Licht, während des Tages, wenn es hell ist,<br />

in der hellen Hälfte des Monats <strong>und</strong> in dem sechs Monate währenden<br />

Zeitraum des Halbjahres, in dem die Sonne nach Norden wandert. Ihr<br />

erstes Stadium ist Feuer, die göttliche Kraft, die der Sonne innewohnt.<br />

Deswegen ist ihr Pfad als Weg der Götter, als Weg, der zu Gott, dem<br />

höchsten Bewusstsein führt, bekannt. Jene Yogis gehen aus dem<br />

strahlenden Glanz hervor, <strong>und</strong> während sie ihre Reise durch das Licht<br />

machen, verschmelzen sie mit dem Licht selbst. Sie erlangen Gott<br />

<strong>und</strong> werden nicht wiedergeboren. (...)<br />

Die Yogis, die nach dem Ergebnis ihres Handelns streben sterben (...)<br />

in der Nacht, während der dunklen Hälfte des Monats, während der<br />

sechs Monate, in der die Sonne nach Süden wandert, gehen den<br />

541


dunklen Pfad entlang, erreichen den Himmel <strong>und</strong> geniessen dort die<br />

Freuden, nach denen sie sich sehnten <strong>und</strong> für die sie gearbeitet haben.<br />

Wenn der Vorrat ihrer Verdienste aufgebraucht ist, werden sie<br />

wiedergeboren. (...)<br />

Wie kommt es, dass die helle Hälfte des Monats günstig ist, die dunkle<br />

jedoch nicht? (...)<br />

Nun musst du zunächst verstehen, was mit den beiden hellen Wochen<br />

gemeint ist. Es ist der halbe Monat, in dem das Licht des Mondes<br />

täglich zunimmt. Welche Beziehung besteht aber zwischen dem<br />

Licht des Mondes <strong>und</strong> dem Menschen <strong>und</strong> seinem Tod? <strong>Der</strong> Mond ist<br />

das Symbol des menschlichen Geistes; aus dem Mond wurde der<br />

Geist geboren. Deshalb bezeichnet die helle Hälfte des Mondes den<br />

Fortschritt des Geistes in spiritueller, göttlicher Disziplin; der Vollmond<br />

bezeichnet die Vollkommenheit dieser Leistung. Die helle Hälfte ist<br />

also auch der Zeitraum, in dem spiritueller Fortschritt erlangt wird.<br />

Zum Körper gehört der sichtbare Mond; zum Geist die symbolische<br />

Mond-Gottheit, die Herrscherin des Geistes! (...) Dieser Zeitraum bedeutet<br />

die zunehmende Verwirklichung der eigenen Göttlichkeit, den<br />

Glanz des Geistes. (...)<br />

Verehrung, die im Wissen um die Bedeutung jedes Rituals dargebracht<br />

wird, spirituelle Übung, die im Wissen um den tieferen Sinn jeder<br />

Stufe getan wird, sie reinigen das Herz wirkungsvoller <strong>und</strong> lösen<br />

die Ketten des Zweifels. (...)<br />

Es gibt auch noch eine subtile Bedeutung. Das Herz ist der innere<br />

Himmel. Die Sonne, die dort scheint, ist die Intelligenz. Wenn die Wolken<br />

der Unwissenheit, der Nebel des Egoismus <strong>und</strong> der Rauch der<br />

Abhängigkeit in diesem inneren Himmel kreisen, dann ist die Sonne<br />

der Intelligenz verborgen, <strong>und</strong> die Dinge sehen finster aus <strong>und</strong> werden<br />

missverstanden. Das ‘helle Halbjahr’ des Herzens besteht, wenn<br />

der innere Himmel klar <strong>und</strong> frei von all diesem ist <strong>und</strong> wenn die Sonne<br />

in voller Herrlichkeit scheint. Du musst den Ausdruck ‘die Sonne der<br />

Weisheit’ gehört haben. Die Sonne wird immer mit Weisheit <strong>und</strong> Intelligenz<br />

verb<strong>und</strong>en. Wenn ein Mensch mit der strahlenden Sonne der<br />

Weisheit in seinem reinen Herzen stirbt, dann kann er gewiss der<br />

Wiedergeburt entrinnen!” (2-131/133)<br />

Jene, die das innere Bedürfnis haben, das Wissen zu erwerben, das<br />

zur Erlösung führt, müssen über das Phänomen des Todes nachdenken<br />

<strong>und</strong> sich damit beschäftigen. <strong>Der</strong> Tod sollte keine Furcht verursachen.<br />

Er darf nicht als unheilvoll angesehen werden. Ihr solltet euch<br />

542


diesem Problem nicht durch Flucht entziehen <strong>und</strong> euch einreden,<br />

dass der Tod nicht euch, sondern nur die anderen ereilt. Ihr dürft das<br />

Nachdenken über den Tod auch nicht hinausschieben, weil ihr glaubt,<br />

es sei jetzt noch nicht die richtige Zeit dafür. Wer über den Tod nachdenkt,<br />

erforscht in Wirklichkeit sein eigenes Selbst. Diese Tatsache<br />

muss erkannt werden.<br />

Unterscheidungsvermögen, die besondere Gabe des Menschen,<br />

muss dazu benutzt werden, die Wahrheit über das sichtbare Universum,<br />

seine Beschaffenheit <strong>und</strong> Gültigkeit, zu enthüllen. Die Tatsache<br />

des Todes ist die Hauptursache der Frage: “Wer bin ich?” Daher darf<br />

diese Tatsache nicht ignoriert oder als unwichtig abgetan werden. Ihr<br />

dürft nicht aus Furcht davor fliehen. Wenn ihr das tut, pflanzt ihr den<br />

Samen des Baumes der Torheit in euren Geist <strong>und</strong> schafft die Voraussetzung<br />

für eine falsche Vorstellung von der Welt. (...)<br />

Alles, was dem Menschen im Wachzustand widerfährt, ist ebenso unwirklich<br />

wie das, was er im Traum erlebt, denn es erscheint <strong>und</strong> verschwindet<br />

von einem Augenblick zum andern. Freude <strong>und</strong> Glück im<br />

Leben sind wie eine Fata Morgana. (5-88)<br />

Das Leben gleicht einer Girlande. Diese Girlande besteht aus vielen<br />

Blumen <strong>und</strong> hat zwei Enden: Das eine ist die Geburt, das andere der<br />

Tod. Die Blumen sind eure Träume, Gedanken <strong>und</strong> Ideen, eure Sorgen,<br />

Freuden <strong>und</strong> Vergnügungen. Ihr müsst untersuchen <strong>und</strong> euch<br />

klar darüber werden, ob ihr das Leben selbst oder die Funktionen eures<br />

Körpers als diese Girlande betrachten wollt. Wenn ihr die Enden<br />

der Girlande ins Auge fasst, dann wird offenbar, dass diese beiden -<br />

Geburt <strong>und</strong> Tod - sich nur auf den Körper beziehen <strong>und</strong> nichts mit der<br />

individuellen Seele zu tun haben. Freud <strong>und</strong> Leid, Glück <strong>und</strong> Unglück,<br />

Wunschträume <strong>und</strong> Erwartungen spielen sich im körperlichen Bereich<br />

ab <strong>und</strong> berühren diese nicht. <strong>Der</strong> Körper wandelt <strong>und</strong> verändert sich.<br />

Die Göttliche Seele aber ist keiner Veränderung unterworfen, sondern<br />

ist ewig, beständig, rein, selbstlos <strong>und</strong> stark. (...)<br />

Kindheit <strong>und</strong> Jugend verbringt der Mensch im Spiel mit seinen Gefährten.<br />

Wenn er älter wird, wird er in die Befriedigung seiner Triebe<br />

verwickelt, (...) sucht Liebe <strong>und</strong> Zuneigung. In mittleren Jahren will er<br />

Geld verdienen <strong>und</strong> Reichtümer sammeln, um diese für sein Vergnügen<br />

zu verwenden. Auch im hohen Alter denkt er nicht an Gott, sondern<br />

sucht die Abwechslung <strong>und</strong> kann sich nicht von den Bindungen<br />

lösen, die sich in seinem Leben entwickelt haben. Auf diese Weise<br />

vergeudet er seine besten Jahre, ist am Ende vollkommen nutzlos<br />

<strong>und</strong> wird schliesslich zu Staub. 1973, (35-32/33)<br />

543


Als Zeugen des Kreislaufs von Geburt <strong>und</strong> Tod forscht ihr nach dem<br />

Sinn dieser materiellen Welt. Ist die Folge von Geburt <strong>und</strong> Tod das<br />

einzig Wichtige in dieser Welt? Das Ergebnis dieser Untersuchung ist,<br />

dass ihr geboren werdet, um zu sterben, <strong>und</strong> sterbt, um geboren zu<br />

werden. Diese Schlussfolgerung ist nicht richtig. (...)<br />

Jemand, der geboren wurde, sollte den Versuch machen, nicht wieder<br />

geboren zu werden. Durch die Folge von Geburt <strong>und</strong> Tod seid ihr<br />

dem Rad der Zeit ausgeliefert. Ohne Körper könnt ihr in dieser Welt<br />

nichts vollbringen. <strong>Der</strong> Körper, als materielle Substanz, ist nur ein Mittel<br />

zu dem Zweck, den Sinn des Lebens zu erfüllen. Er trägt zu dem<br />

Geb<strong>und</strong>ensein des Menschen ebenso bei wie zu seiner Erlösung.<br />

Man sagt, dass Geb<strong>und</strong>ensein <strong>und</strong> Erlösung sich nur im geistigen Bereich<br />

abspielen. Das ist nicht die ganze Wahrheit. Beide, Körper <strong>und</strong><br />

Geist, tragen zur Bindung <strong>und</strong> zur Befreiung bei. Ohne den Körper<br />

könnt ihr das Wesen des Geistes nicht erfassen. Leben, Geist <strong>und</strong><br />

Verstand werden nur in Verbindung mit dem Körper offenbar. Deshalb<br />

ist der Körper heilig, <strong>und</strong> ihr müsst ihn für die Erforschung der<br />

Wahrheit benutzen. <strong>Der</strong> Mensch ist das heiligste unter den Tieren,<br />

<strong>und</strong> es ist ein grosses Privileg, als Mensch geboren zu werden. Darum<br />

muss der Mensch sein Leben auch nutzbringend anwenden.<br />

1973, (35-130/131)<br />

Obwohl die Menschen in dieser Welt sterben <strong>und</strong> jeder sehen kann,<br />

wie die Toten begraben werden, weigert sich der Einzelne, an seinen<br />

Tod zu denken, als ob er allein unsterblich wäre. Diese Tatsache beruht<br />

weder auf Unwissenheit noch auf Selbsttäuschung, sondern sie<br />

enthält eine Wahrheit von grosser Bedeutung. Es ist etwas Unvergängliches<br />

in jedem Menschen. Das unzerstörbare, Göttliche Selbst<br />

vermittelt ihm dieses Gefühl der Unsterblichkeit. <strong>Der</strong> Mensch sieht<br />

<strong>und</strong> erlebt die Freuden <strong>und</strong> Leiden dieser Welt, aber er hat immer das<br />

Verlangen nach dem Glück. Worauf deutet das hin? Es ist ein Widerschein<br />

der Glückseligkeit, welche ein Wesenszug des Göttlichen in<br />

ihm ist. 1974, (36-27)<br />

Ihr müsst verstehen, was hierbei mit „Unsterblichkeit“ gemeint ist. Im<br />

Allgemeinen wird gesagt, dass der Tod eintritt, wenn die Lebenskraft<br />

den Körper verlässt. Unsterblichkeit in diesem Sinn würde bedeuten,<br />

dass die Lebenskraft für immer im Körper verbleibt. Diese Auffassung<br />

ist nicht richtig. Wirkliche Unsterblichkeit hat nichts mit dem Körper zu<br />

tun. Sie besteht darin, den Körper zu vergessen <strong>und</strong> das Einswerden<br />

544


des Selbst mit Gott bewusst zu vollziehen. <strong>Der</strong>jenige aber, der sich in<br />

Gedanken nur mit dem Körper <strong>und</strong> seinem Wohlergehen beschäftigt<br />

<strong>und</strong> dabei das Höhere Selbst vergisst, ist tot. Nur wenn ihr die Bedeutung<br />

von Geburt <strong>und</strong> Tod versteht, wird das heilige Verlangen nach<br />

Unsterblichkeit in euch keimen. Geburt <strong>und</strong> Tod betreffen den Körper,<br />

aber das Göttliche Selbst kennt weder Geburt noch Tod. Wirkliche<br />

Unsterblichkeit ist: sich der Unvergänglichkeit des höheren Selbst bewusst<br />

zu werden. 1974, (36-66)<br />

Es gibt drei Gründe für die Geburt des Menschen: Sünde, unerfüllte<br />

Wünsche <strong>und</strong> Unwissenheit. Eine Wiedergeburt erfolgt in erster Linie,<br />

damit unerfüllte Wünsche erfüllt werden können. Sie ist ferner bedingt<br />

durch früher begangene Sünden, deren Folgen ausgelebt werden<br />

müssen, <strong>und</strong> durch die Unwissenheit, die überw<strong>und</strong>en werden muss.<br />

1974, (36-132)<br />

<strong>Der</strong> Tod ist nichts weiter als der Übergang von diesem Leben zum<br />

nächsten. Es ist ein Wechsel aus alter Kleidung in neue. Einige Zyniker<br />

machen sich jedoch über diesen Vergleich lustig <strong>und</strong> fragen, wie<br />

dann der Tod von Neugeborenen, Kindern, Jugendlichen <strong>und</strong> Menschen<br />

mittleren Alters zu verstehen sei. Ihre Körper kann man bei bestem<br />

Willen nicht als gebrechlich, als verbraucht bezeichnen. Nun, die<br />

Kleider mögen nicht alt gewesen sein, aber der Stoff, aus dem sie gemacht<br />

wurden, muss aus sehr alten Beständen stammen, so dass,<br />

obwohl neue Kleider daraus hergestellt wurden, sie bald wieder abgelegt<br />

werden mussten. Es gibt auch verdrehte Leute, die nicht an frühere<br />

Leben glauben wollen, da sie sich an keinerlei Ereignisse daraus<br />

erinnern können! Diese Leute erinnern sich auch nicht an die Geschehnisse<br />

eines bestimmten Feiertages, sagen wir, vor fünf oder<br />

zehn Jahren, obwohl sie sicher sind, dass sie an jenem Tag gelebt<br />

haben! Dass sie die Begebenheiten jenes Tages vergessen haben,<br />

bedeutet nicht, dass sie nicht gelebt haben; es bedeutet nur, dass sie<br />

ihnen keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt haben. Sie hatten<br />

keinen besonderen Gr<strong>und</strong>, sie im Gedächtnis zu behalten.<br />

Bedingungslose Ergebenheit ist das Haupttor zum Haus der Erlösung.<br />

Es hat vier Etagen: Meditation, rechtes Handeln, Hingabe <strong>und</strong><br />

Erkenntnis. Jedes Stockwerk ruht auf dem darunterliegenden, <strong>und</strong><br />

das oberste kann nicht erreicht werden, ohne die ersten drei erklommen<br />

zu haben. Denkt daran, wenn ihr Leute darüber debattieren hört,<br />

welche Yoga-Form die beste sei oder sie sich selbst auf spirituellem<br />

Gebiet als dies oder jenes bezeichnen. 24.10.63, (17-76/77)


Jede Geburt löscht die Erinnerung an das Leben aus, das ihr bereits<br />

gelebt habt. <strong>Der</strong> Mensch erkennt nicht, dass die Beendigung dieses<br />

Kreislaufs von Geburt <strong>und</strong> Tod in seiner eigenen Hand liegt. 12.2.64,<br />

(17-121)<br />

<strong>Der</strong> Tod ist kein beklagenswertes Ereignis. Er ist das Ende der Reise.<br />

Wenn die Zeit gekommen <strong>und</strong> das Ziel erreicht ist, steigt der Fahrer<br />

aus dem Wagen. <strong>Der</strong> Tod ist die Erfüllung, ein freudiger Abschluss,<br />

oder sollte es zumindest sein. Er wäre es, wenn nur alle weise genug<br />

wären, es zu erkennen <strong>und</strong> sich darauf vorzubereiten. 15.10.66, (19-<br />

163)<br />

Die Leute verstehen die Wege Gottes nicht. Woher sollten sie auch<br />

wissen, warum ein besonderes Ereignis zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />

<strong>und</strong> in einer bestimmten Weise eintritt? Er allein weiss das.<br />

Aber die Leute versuchen, zu Gericht zu sitzen, <strong>und</strong> reden Übles,<br />

wenn zum Beispiel hier im Ashram jemand an einer Krankheit stirbt.<br />

Wie kann irgendjemand dem Tod entrinnen? Selbst Avatare werfen<br />

das physische Kleid ab, wenn die Aufgabe, derentwegen sie gekommen<br />

sind, erfüllt ist. Es ist der Gipfel der Torheit, den Glauben an Gott<br />

zu verlieren, wenn jemand stirbt, den man geliebt hat. Die Aufgabe,<br />

für die er gekommen ist, war erledigt. Niemandem wird es gestattet,<br />

geboren zu werden, um eines anderen wegen zu leben. Jeder hat seine<br />

eigene Bürde zu tragen <strong>und</strong> abzulegen. Lasst daher euer Vertrauen<br />

in Gott, der Trost <strong>und</strong> Stärke für euch ist, durch nichts erschüttern.<br />

(...)<br />

Das Verlangen ist die Ursache der Geburt, die Zeit ist der Gr<strong>und</strong> des<br />

Todes <strong>und</strong> Gott ist der Beschützer des Lebens. Die Geburt findet aufgr<strong>und</strong><br />

des Verlangens statt. Durch die Zeit, die unaufhörlich dahinfliesst<br />

<strong>und</strong> die niemanden respektiert, wird der Lebensfaden abgeschnitten.<br />

10.3.67, (20-26)<br />

Keine andere menschliche Gemeinschaft ist so tief in das Problem<br />

von Geburt <strong>und</strong> Tod, in Gedanken über das Leben nach dem Tod sowie<br />

über die Fortdauer der sich aus Gedanken, Worten <strong>und</strong> Taten ergebenden<br />

Konsequenzen eingedrungen, wie die Hindus. Die Lösungen,<br />

die sie entdeckt <strong>und</strong> als zutreffend gef<strong>und</strong>en haben, sind so<br />

universell, so überzeugend <strong>und</strong> so nützlich für die individuelle wie die<br />

gesellschaftliche Aufwärtsentwicklung, dass sie die Prüfung jahrh<strong>und</strong>ertelanger,<br />

kritischer Einschätzungen seitens der Gelehrten <strong>und</strong><br />

546


Weisen aller Länder bestanden haben. Es ist ein lobenswertes Merkmal<br />

dieser Untersuchungen, dass die Vernunft nie auf den zweiten<br />

Platz verwiesen wurde. Bei jedem Schritt muss die geistige Übung<br />

durch die Vernunft gestärkt werden. 14.10.67, (20-83)<br />

Jedes Leben, das ohne gläubige Hingabe an den Allerhöchsten gelebt<br />

wird, ist wertlos. Wer stirbt, ohne vom Nektar des Göttlichen gekostet<br />

zu haben, hat sein Leben vergeudet. (8-82)<br />

547


548


VII. DAS NEUE ZEITALTER - WASSERMANN-<br />

ZEITALTER


Die Zeitalter<br />

Im Goldenen Zeitalter wurde die Göttliche Ordnung als Gr<strong>und</strong>lage<br />

des Lebens betrachtet. Im nachfolgenden Silbernen Zeitalter nahm<br />

Gott, der im Herzen wohnt, diesen Platz ein. Im Kupfernen Zeitalter<br />

wurden Glück <strong>und</strong> Sicherheit im Schoss der Familie <strong>und</strong> durch den<br />

Zusammenschluss von Fre<strong>und</strong>en gesucht. Im heutigen Eisernen Zeitalter<br />

wird der Lebensunterhalt als das Wichtigste angesehen.<br />

21.11.70, (21-229)<br />

Wenn der Mensch sich von seinem Ursprung entfernt, breitet sich<br />

überall Hass aus. Im Goldenen, Silbernen <strong>und</strong> Kupfernen Zeitalter<br />

vergifteten die Rauchschwaden des Hasses ab <strong>und</strong> zu die menschlichen<br />

Beziehungen, aber zu keiner Zeit waren sie so tückisch <strong>und</strong> so<br />

durchdringend wie jetzt. Gegenwärtig hat das Böse die Beziehungen<br />

in der Familie, dem Dorf, der Gemeinde, der Schule, dem Staat, der<br />

Nation <strong>und</strong> in den internationalen Beziehungen vergiftet. Kein Bereich<br />

menschlichen Handelns ist frei davon! Wenn schon in der Familie Uneinigkeit<br />

herrscht, wie kann dann die Nation frei davon sein! Wie können<br />

nationale Aufgaben im Geiste der Toleranz <strong>und</strong> gegenseitiger<br />

Kooperation erfüllt werden? Es ist falsch, die Tage im Gefängnis dualistischer<br />

Vorstellungen zu verbringen <strong>und</strong> zwischen Kummer <strong>und</strong><br />

Freude, Schmerzen <strong>und</strong> Vergnügen, Erfolg <strong>und</strong> Niederlage hin- <strong>und</strong><br />

herzupendeln. Geht über den Horizont von Körper, Geist <strong>und</strong> Intellekt<br />

hinaus, <strong>und</strong> seid eins mit dem Unendlichen. 15.5.71, (22-39/40)<br />

Im jetzigen Eisernen Zeitalter gelten die Wege der Hingabe, der<br />

Rechtschaffenheit <strong>und</strong> des Erwerbs von Weisheit als gleichrangig, so<br />

dass Menschen verschiedener Konstitution <strong>und</strong> Temperamente die<br />

Chance haben, die Wahrheit zu erkennen. Die Erziehung muss den<br />

Kindern diese Wege eröffnen. 16.3.72, (22-92)<br />

Die Erneuerung des Menschen bedeutet die Erneuerung der Welt.<br />

Nur wenn der Mensch sich ändert, werden sich die Verhältnisse in der<br />

Welt ändern. Nur wenn der Einzelne gut wird, kann die Gesellschaft<br />

glücklich werden. Fortschritt in den politischen, wirtschaftlichen <strong>und</strong><br />

sozialen Verhältnissen allein ist nicht genug. <strong>Der</strong> Geist des Menschen<br />

muss umgeformt werden. Das wird nicht dadurch erreicht, dass man<br />

nur den Magen füllt. Die Materialisten, die glaubten, alle menschlichen<br />

Probleme könnten durch das Bereitstellen von Nahrung, Klei-<br />

551


dung <strong>und</strong> Obdach gelöst werden, wurden durch die Explosion der<br />

Atombombe widerlegt. <strong>Der</strong> Mensch gelangt nur zu seiner vollen Entfaltung,<br />

wenn er sich ernsthaft um dreifachen Fortschritt bemüht <strong>und</strong><br />

zwar auf materiellem, geistigem <strong>und</strong> spirituellem Gebiet.<br />

Die uralte Göttliche Ordnung verhilft zu dieser Vollkommenheit. Nur<br />

sehr wenige verstehen die Bedeutung <strong>und</strong> Einzigartigkeit dieses religiösen<br />

Prinzips. Heutzutage wagen viele Redner <strong>und</strong> politische Führer<br />

nicht einmal das Wort „Religion“ zu erwähnen, wenn sie zu einer<br />

Versammlung sprechen. Sie richten ihr Leben nach einer neuen Ordnung<br />

aus, in der für die Religion kein Platz ist. Dabei wissen sie nicht<br />

einmal, was Religion wirklich ist, <strong>und</strong> sie bemühen sich nicht, ihre Bedeutung<br />

zu erfassen. Andere sprechen in ihren Reden vom Hinduismus<br />

<strong>und</strong> dem alten Glauben, aber auch von ihnen wissen nur sehr<br />

wenige, worum es wirklich geht. Die Göttliche Ordnung ist die eigentliche<br />

Gr<strong>und</strong>lage des Lebens, berührt die ganze Persönlichkeit,<br />

schliesst alle Glaubensrichtungen ein <strong>und</strong> übt weltweit grossen Einfluss<br />

aus. (...)<br />

Alle bekannten Religionen werden auf einen besonderen Menschen<br />

oder Propheten zurückgeführt, der als Ideal verehrt wird. Für die Moslems<br />

ist es Mohammed, für die Christen Jesus <strong>und</strong> für die Buddhisten<br />

Buddha. Die Idee der Göttlichen Ordnung jedoch stammt nicht von irgendeinem<br />

Menschen. Sie ist die Quintessenz aller Religionen, aller<br />

Botschaften, die je von einem Propheten verkündet wurden. Sie wird<br />

von der ganzen Menschheit willkommen geheissen, weil sie die ganze<br />

Menschheit einschliesst. Deshalb ist es sehr bedauerlich, wenn einige<br />

Inder selbstsüchtig behaupten: „Sanatana dharma (die Göttliche<br />

Urordnung) ist unsere Religion.“ (...)<br />

Die Prinzipien der Göttlichen Urordnung sind ein Bestandteil des Bewusstseins<br />

aller Menschen <strong>und</strong> sie haben eine weltweite Wirkung.<br />

Die Inder haben ihren Wert <strong>und</strong> ihre Gültigkeit schon vor langer Zeit<br />

entdeckt <strong>und</strong> sie in ihrem Leben angewendet. Dadurch haben sie<br />

höchste Glückseligkeit erfahren. Ebenso wie die Atomwissenschaft,<br />

die in einem Land entwickelt wurde, sich über die ganze Welt ausgebreitet<br />

hat, so hat sich der Glaube an die Göttliche Urordnung, der in<br />

Indien seinen Ursprung hatte, auf andere Länder ausgedehnt.<br />

Dieser Glaube wird mit Sicherheit den heute herrschenden, zügellosen<br />

Materialismus überwinden, denn er ist in der Lage, weltliche <strong>und</strong><br />

spirituelle Anschauungen in Einklang zu bringen. Dieser Glaube stellt<br />

eine engere Beziehung zwischen Gott <strong>und</strong> dem Menschen her, weil<br />

er sich auf das Göttliche bezieht, welches die eigentliche Wirklichkeit<br />

552


des Selbst ist. Deshalb beschränkt er sich nicht auf ein Land, eine<br />

Person oder eine Epoche. Entsprechend den Besonderheiten einer<br />

Region, einer Zeit <strong>und</strong> bestimmter Verhältnisse nimmt er verschiedene<br />

Formen an <strong>und</strong> führt zu unterschiedlichen Rituale, Anschauungen<br />

<strong>und</strong> Vorschriften. Durch seine innere Kraft hat sich dieser Glaube, der<br />

zuerst in Indien, zwischen dem Himalaja <strong>und</strong> den drei Meeren, angenommen<br />

wurde, weltweit verbreitet.<br />

Jeder Mensch ist eine Manifestation des Göttlichen. Die religiösen<br />

Bekenntnisse <strong>und</strong> Praktiken mögen verschieden sein, aber das<br />

Selbst, wie es vom Glauben an die Göttliche Urordnung verstanden<br />

wird, ist in allen dasselbe. In den Veden wird dieses Göttliche Selbst<br />

als das „tausendköpfige, tausendäugige, tausendfüssige Wesen“ beschrieben.<br />

Gemeint ist damit das Göttliche Selbst, zu dem viele Wege<br />

führen <strong>und</strong> das in vielen Formen seinen Ausdruck findet. 19.11.80,<br />

(25-32/34)<br />

Dieses Eiserne Zeitalter wird in den Heiligen Schriften als unvergleichlich<br />

günstig für die Erlösung des Menschen gepriesen, denn er<br />

kann nun das höchste Ziel erreichen, indem er nur an Gott denkt <strong>und</strong><br />

seinen Namen immer im Gedächtnis behält. Dieses Zeitalter wird deshalb<br />

als das heiligste <strong>und</strong> nützlichste beschrieben. Im Goldenen Zeitalter<br />

wurde Meditation als Möglichkeit zur Befreiung des Geistes empfohlen.<br />

Während des Silbernen Zeitalters waren es Übungen in<br />

Selbstbeherrschung <strong>und</strong> im Kupfernen Zeitalter war es ritueller Gottesdienst.<br />

Aber den Menschen in diesem Zeitalter wird ein ganz einfaches<br />

Heilmittel verschrieben: die unaufhörliche Wiederholung des Namen<br />

des Herrn. Trotz der Einfachheit dieser Übung machen die<br />

Menschen leider keinen Gebrauch davon, <strong>und</strong> so verläuft ihr Leben<br />

unnütz <strong>und</strong> unfruchtbar. 3.10.81, (25-118)<br />

Die verschiedenen Weltzeitalter entsprechen dem jeweiligen Geisteszustand<br />

der Menschheit. Es wird gesagt, dass die Göttliche Ordnung<br />

im Goldenen Zeitalter glücklich <strong>und</strong> sicher auf vier Beinen ging. Das<br />

bedeutet, dass die Göttliche Ordnung unter den Menschen durch vier<br />

Faktoren aufrechterhalten wurde: durch das Wissen um die Wahrheit,<br />

durch lebendiges Mitgefühl, durch spirituelle Übungen <strong>und</strong> durch<br />

Wohltätigkeit. Im sogenannten Silbernen Zeitalter war das Wissen um<br />

die Wahrheit verloren gegangen <strong>und</strong> die Göttliche Ordnung hatte nur<br />

noch drei Beine, nämlich Mitgefühl, Spiritualität <strong>und</strong> Wohltätigkeit. Im<br />

nachfolgenden Kupfernen Zeitalter stumpfte das Mitgefühl der Men-<br />

553


schen ab <strong>und</strong> heute, im Eisernen Zeitalter, ist auch die Spiritualität<br />

verloren gegangen, so dass die Göttliche Ordnung nur noch auf einem<br />

Bein steht. Diese Einteilung wird also nicht nur durch den Ablauf<br />

der Zeit bestimmt, sondern vom Verhalten <strong>und</strong> den Eigenschaften der<br />

Menschen geprägt. Deshalb kann man sagen, dass derjenige, der<br />

alle vier Forderungen der Göttlichen Ordnung erfüllt, dem Goldenen<br />

Zeitalter angehört, auch wenn er zeitlich im Eisernen Zeitalter lebt. Zu<br />

allen Zeiten haben gleichzeitig verbrecherische Gestalten wie Hiranyakashipu<br />

<strong>und</strong> Menschen mit reinem Herzen wie Prahlada gelebt.<br />

So sah auch dasselbe Zeitalter den Inbegriff der Rechtschaffenheit<br />

Dharmaraja <strong>und</strong> den Erzschurken Duryodhana. Jeder kann im Goldenen<br />

Zeitalter leben, wenn sein Verhalten in allen vier Beziehungen mit<br />

der Göttlichen Ordnung übereinstimmt. Es ist das Verhalten der Menschen,<br />

das die Geschichte der Menschheit bestimmt <strong>und</strong> das Eiserne<br />

Zeitalter in ein Goldenes verwandelt. (8-63/64)<br />

Avatare des Herrn sind Äon für Äon in verschiedenen Formen immer<br />

wieder auf der Erde erschienen. Das mag Menschen, die Kinder der<br />

heutigen Zeit sind, sehr verw<strong>und</strong>ern. Wenn sie z.B. hören, wie die<br />

Welt in der Zeit des Goldenes Zeitalter aussah, werden sie meinen,<br />

das sei unglaublich <strong>und</strong> <strong>und</strong>enkbar. In jenem Zeitalter lebten die Menschen<br />

h<strong>und</strong>erte von Jahren. Ihre Körper waren nicht klein wie die der<br />

heutigen Menschen. Sie waren Giganten. Ihre Arme waren fast zwei<br />

Meter lang. Wie sah das Leben dieser Menschen aus? Im Goldenen<br />

Zeitalter war jemand am Leben, solange seine Knochen noch in Ordnung<br />

waren. Alle anderen Teile des Körpers mochten zerfallen, aber<br />

im Skelett hielt sich das Leben.<br />

Im Silbernen Zeitalter waren die Menschen nicht mehr so gross. Auch<br />

ihre Lebensspanne war kürzer. Das Leben hielt sich im Körper, solange<br />

der Mensch noch Muskeln <strong>und</strong> Fleisch hatte.<br />

Im Goldenen <strong>und</strong> Silbernen Zeitalter standen die Menschen in sehr<br />

enger Beziehung zu Gott. Nahrung war nicht so wichtig. Die Göttliche<br />

Ordnung im Handeln spielte die überragende Rolle.<br />

Im Kupfernen Zeitalter blieb jemand am Leben, solange Blut in seinem<br />

Körper floss. (...) Im Kupfernen Zeitalter wurde der Kopf wichtig.<br />

Im Eisernen Zeitalter dauert das Leben so lange an, wie Nahrung im<br />

Körper ist. Ohne Nahrung kann der Mensch nicht überleben. Weil es<br />

an Mitgefühl mangelt, gibt es heute so viel Elend auf der Welt.<br />

(7.9.96)<br />

554


VIII. VISION - ZUKUNFT


Goldenes Zeitalter<br />

Das jetzige Eiserne Zeitalter macht es leichter als die vorhergehenden,<br />

Weisheit <strong>und</strong> Unterscheidungsvermögen zu erlangen. Jetzt gibt es<br />

ganz einfache Methoden, sich selbst zu befreien. Die Heiligen Schriften<br />

sagen: „Kein anderes Zeitalter gleicht dem Eisernen Zeitalter! Allein<br />

durch die Wiederholung des Namens Gottes <strong>und</strong> immerwährendes<br />

Denken an seine Herrlichkeit kann das Ziel erreicht werden.“ Viele<br />

Menschen werden als heilig angesehen, weil sie behaupten, dass dieses<br />

Zeitalter die endgültige Sintflut erleben wird. Sie nennen es die Zeit<br />

der Konflikte, denn diese sind heute überall gegenwärtig. Aber so ist<br />

es nicht! Dieses ist ein Goldenes Zeitalter für Gottsucher, die sich Unterscheidungsvermögen<br />

aneignen wollen. 6.11.81, (25-134)<br />

Das gegenwärtige Eiserne Zeitalter ist tatsächlich eine Zeit, in der es<br />

am leichtesten ist, den Weg zur Erlösung zu finden. Das geht aus allen<br />

spirituellen Texten hervor. Als Gr<strong>und</strong> dafür wird angegeben, dass<br />

jetzt eine einzige spirituelle Disziplin genügt, um das Ziel zu erreichen,<br />

nämlich ununterbrochen die Herrlichkeit Gottes zu preisen <strong>und</strong> seine<br />

Namen zu seinem Ruhm <strong>und</strong> zu seiner Ehre zu singen. Unter den verschiedenen<br />

Arten der Verehrung wird das Singen der Namen des<br />

Herrn <strong>und</strong> das Zuhören, wenn diese gesungen werden, als die beste<br />

bewertet. Das könnt ihr allein für den eigenen spirituellen Fortschritt<br />

oder in einer Gruppe tun. 26.1.82, (25-174)<br />

557


558<br />

ANHANG


<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> Gayatri<br />

OM<br />

Sayishvaraya Vidmahe<br />

<strong>Sathya</strong>devaya Dimahi<br />

Thannassarvah Prachodayat<br />

OM<br />

Shanti Shanti Shanti


Glossar<br />

Arjuna spiritueller Schüler von Krishna. Er wurde während<br />

eines Krieges durch Krishna unterrichtet.<br />

Atman die unsichtbare Gr<strong>und</strong>lage; das höhere Selbst; die<br />

Seele; die dem Menschen innewohnende Göttlichkeit.<br />

Avatar das Erscheinen Gottes auf Erden in einer von ihm<br />

frei gewählten Form; eine Inkarnation des göttlichen<br />

Bewusstseins.<br />

Bhagavadgita das Lied Gottes, ein philosophisches Lehrgedicht,<br />

das von vielen Menschen als Heilige Schrift Indiens<br />

betrachtet wird <strong>und</strong> welche die <strong>Lehre</strong> enthält, die<br />

von Krishna seinem Schüler Arjuna erteilt wurde.<br />

Bhagavatam Name eines heiligen Textes, der von vielen mit der<br />

Bhagavadgita <strong>und</strong> den Upanishaden gleichgesetzt<br />

wird.<br />

Bharat (Hindi) Indien.<br />

Brahma der Schöpfergott, der die Entstehung des Universums<br />

bewirkt. Brahma sollte nicht mit Brahman verwechselt<br />

werden.<br />

Brahman das Allumfassende; das Universelle; das alles<br />

durchdringende, göttliche, namenlose, formlose,<br />

ewig absolute Prinzip. Brahman ist unzerstörbar,<br />

grösser als das Grösste, kleiner als das Kleinste.<br />

Brahman ist das Selbst, das wahre Ich eines jeden<br />

<strong>und</strong> die höchste nicht-duale Wirklichkeit. Brahman<br />

ist der unpersönliche Aspekt Gottes, gewissermassen<br />

das Licht, welches von ihm ausstrahlt.<br />

Cakra Rad, Kreis, Scheibe, Ring; Bezeichnung für die Zentren<br />

feinstofflicher Energie, (vgl. K<strong>und</strong>alini) im Energieleib<br />

des Menschen; sie sammeln, transformieren<br />

<strong>und</strong> verteilen die sie durchströmende Kraft.<br />

Devotee spiritueller Aspirant; Gläubiger; Anhänger; Verehrer.<br />

Gopi Hirtenmädchen; Verehrerinnen Krishnas in<br />

Brindavan, wo er seine Kindheit verbrachte.<br />

Guru<br />

<strong>Lehre</strong>r geistiger Disziplinen; der kosmische Guru<br />

(Avatar); Meister; <strong>Lehre</strong>r.<br />

561


Hiranyagarbha<br />

Indra<br />

Kailasa<br />

Karma<br />

K<strong>und</strong>alini<br />

Linga<br />

Maya<br />

Purana<br />

Rama<br />

Rishi<br />

Sahasranaman<br />

der goldene Keim; das goldene Ei; der erste Schöpfungskeim,<br />

der Himmel <strong>und</strong> Erde in sich enthält.<br />

Name einer Gottheit; makrokosmisch betrachtet beherrscht<br />

er das Wetter.<br />

Name eines heiligen Berges im Himalaja; man sagt<br />

von ihm, er sei der Wohnsitz Shivas.<br />

Tat; Handlung; Aktivität; Konsequenz einer geistigen<br />

oder körperlichen Handlung; die Kette von Ursache<br />

<strong>und</strong> Wirkung; in der Kombination mit dem<br />

Wiederverkörperungsprinzip versucht es zu erklären,<br />

warum Menschen in verschiedene Lebenssituationen<br />

kommen.<br />

Name einer Form von Kraft; sie wird auch Schlangenkraft<br />

genannt, weil sie in jedem Menschen wie<br />

eine Schlange am unteren Ende der Wirbelsäule<br />

aufgerollt ruht. Wird sie wachgerufen, findet sie bei<br />

ihrem Aufstieg durch die verschiedenen Zentren<br />

(Cakra) ihren Ausdruck in Form von spirituellen Erkenntnissen.<br />

Symbol für das Göttliche; insbesondere das<br />

Shivalinga symbolisiert das Aufgehen einer Form<br />

im Formlosen. Mit seinen zwei Brennpunkten zeigt<br />

sich im Linga die Gegenwart Gottes in seiner<br />

Schöpfung.<br />

Täuschung, Illusion, Schein, Schöpferkraft, faszinierend,<br />

irreführend, Unwissenheit. Maya ist das Ergebnis<br />

einer mangelhaften Wahrnehmung, denn die<br />

Welt ist in ihrem Inneren göttlich, eine Einheit; das<br />

begrenzte Bewusstsein jedoch bindet sich an den<br />

Aspekt der Vielfalt:<br />

Name einer Literaturgattung, deren Texte zu den<br />

klassischen Heiligen Schriften Indiens gehören.<br />

Name der siebten Inkarnation (Avatar) von Vishnu.<br />

Seher, denen die Hymnen der Veden offenbart wurden.<br />

Berühmt sind die sieben grossen Rishis, die oft<br />

als geistgeborene Söhne Bramas bezeichnet werden<br />

<strong>und</strong> die am Himmel durch die sieben Sterne des<br />

“Grossen Bären” repräsentiert werden.<br />

die tausend Namen Gottes. Im grossen Heldenepos<br />

562


Shakti<br />

Shankara<br />

Shastra<br />

Mahashivaratri<br />

Shiva<br />

Shruti<br />

Sutra<br />

Upanishaden<br />

Vedanta<br />

Mahabharata werden insbesondere die tausend<br />

Namen Vishnus aufgezählt.<br />

Kraft; Macht, göttliche Energie. Unter Shakti wird oft<br />

die ewige Kraft des Werdens verstanden, die wesensmässig<br />

untrennbar mit der höchsten göttlichen<br />

Persönlichkeit verb<strong>und</strong>en ist. Shakti ist im speziellerem<br />

Sinn ein Name für die Gattin Shivas.<br />

Name eines der grössten Heiligen <strong>und</strong> Philosophen<br />

Indiens (ca. 788-820). Er war der Hauptvertreter der<br />

<strong>Lehre</strong> des Non-Dualismus (Advaitavedanda), die<br />

auf die Natur der höchsten Realität Gottes hinweist,<br />

welche ohne relative Zweiheit ist. In diesem Konzept<br />

zeigt sich das Prinzip, dass die Seele (Atman) <strong>und</strong><br />

die göttliche Wirklichkeit wesensmässig, qualitativ<br />

eins sind.<br />

Gebot, Befehl, Regel, Heilige Schrift, Lehrbuch. Die<br />

Shastras gehen oft auf alte Seher, Weise <strong>und</strong> Heilige<br />

Indiens zurück <strong>und</strong> besitzen eine grosse Autorität.<br />

das grosse Shivaratrifest; die dunkelste Neumondnacht<br />

des Jahres, die Shiva heilig ist <strong>und</strong> mit spiritueller<br />

Aktivität verbracht werden sollte. An Mahashivaratri<br />

findet im Ashram von <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong><br />

die Geburt des Lingas statt.<br />

in der Trinität von Brahma-Vishnu-Shiva ist er der<br />

Gott der Auflösung. Seine Wirksamkeit als Auflöser<br />

der Unwissenheit zeigt seine segensreiche Natur.<br />

Er ist der Zerstörer alles Weltlichen, der Weisheit<br />

gewährt <strong>und</strong> die Verkörperung von Entsagung <strong>und</strong><br />

Mitleid ist. Das Shivalinga ist sein Symbol, welches<br />

seine Schöpferkraft symbolisiert.<br />

Heilige Schrift der Veden. Zu Shruti werden alle<br />

Schriften gerechnet, die direkter Ausdruck göttlicher<br />

<strong>Offenbarung</strong>en sind.<br />

Regeln für das richtige Ausführen des Gottesdienstes,<br />

die auf der göttlichen <strong>Offenbarung</strong> (Shruti) beruhen.<br />

Schriften des Schlussteils der Veden.<br />

abschliessende Worte der Veden.<br />

563


Veden<br />

Vishnu<br />

Yoga<br />

Veda; Wissen; spirituelle Erkenntnis; Bezeichnung<br />

für die Gesamtheit der ältesten Texte der indischen<br />

Literatur, welche nach traditioneller Auffassung<br />

nicht von Menschen geschaffen sind, sondern denen<br />

ewige Realität zugeschrieben wird.<br />

der alles Durchdringende. Er wird als zweiter der<br />

Dreieinigkeit Brahma-Vishnu-Shiva gezählt <strong>und</strong> gilt<br />

als Erhalter der Schöpfung. In dieser Funktion inkarniert<br />

er sich von Zeit zu Zeit, um die göttliche Ordnung<br />

wieder herzustellen. Er wird auch unter den<br />

Namen Hari <strong>und</strong> Narayana verehrt.<br />

unter dem Begriff Yoga werden die Traditionen zusammengefasst,<br />

welche durch Übungen, Praktiken<br />

<strong>und</strong> Disziplinen den Kontakt zum Selbst (Atman)<br />

oder zu Gott herstellen wollen.<br />

564


INDEX

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!