Sathya Sai Baba Der Weltavatar Lehre und Offenbarung - beim ...
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<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> • <strong>Der</strong> <strong>Weltavatar</strong><br />
<strong>Lehre</strong> <strong>und</strong> <strong>Offenbarung</strong>
SATHYA SAI BABA<br />
<strong>Der</strong> Welt-Avatar<br />
<strong>Lehre</strong> <strong>und</strong> <strong>Offenbarung</strong>en<br />
zusammengestellt von<br />
Annrose Künzi
ISBN 3-9521968-2-7<br />
Copyright © 2001 by Rosenkreis-Verlag, Reinertstr. 6, 4515 Oberdorf, Schweiz.<br />
Alle Rechte vorbehalten. Printed in Germany. Website: http://www.rosenkreis.ch<br />
Copyright © der englischen <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> Quelltexte by Sri <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Books<br />
and Publications Trust, Prashanti Nilayam, A.P., India.<br />
Copyright © der deutschen Übersetzungen der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> Quelltexte by<br />
Verlag <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Vereinigung e.V., Bonn, Deutschland.<br />
Fotos:<br />
Copyright © <strong>Sai</strong> Datta, Puttaparthi, India.<br />
Copyright © R. Patmanaba (<strong>Sai</strong> Tower), Puttaparthi, India.
Inhalt<br />
Quellenverzeichnis 7<br />
Warum wurde dieses Buch geplant <strong>und</strong> zusammengestellt 9<br />
Vorwort 10<br />
Einleitung 13<br />
I. GOTT - ATMAN - BRAHMAN<br />
Gott ist eine Tatsache 17<br />
Gott - Schöpfung - Mensch 22<br />
Dreieinigkeit 48<br />
II. OM - DER ALS TON INKARNIERTE GOTT<br />
Meditation über das OM 55<br />
OM 57<br />
III. GOTT VERKÖRPERT - AVATARE<br />
Avatare 67<br />
Die Göttliche Menschwerdung <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>s 76<br />
Missverständnisse <strong>und</strong> Zweifel 172<br />
Die <strong>Lehre</strong> über die Zeitlose Weisheit <strong>und</strong> Wahrheit 181<br />
<strong>Offenbarung</strong>en 208<br />
IV. LIEBE GOTTES - HERZ GOTTES - MENSCHENHERZ<br />
Die Beziehung des Menschen zu Gott 215<br />
Die Vaterschaft Gottes <strong>und</strong> die Bruderschaft der Menschen 231<br />
Religionen - Ursprung - Einheit 233<br />
Reich Gottes - Fünftes Naturreich 256<br />
Die Göttliche Ordnung - Die Neue Weltreligion 264<br />
V. MENSCHHEIT<br />
Evolution der Menschheit als Ganzes 281<br />
Geistige Gesetze - Naturgesetze 290<br />
Aufgabe der Menschheit <strong>und</strong> der Nationen 303<br />
Menschliche Werte 325<br />
Wahrheit 325<br />
Rechtes Handeln 334<br />
Frieden 338<br />
Liebe 347<br />
Gewaltlosigkeit 352<br />
Erziehung 354<br />
Bekämpfung der Welt-Verblendung <strong>und</strong> Welt-Illusion 428<br />
Internationale <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation 431
VI. MENSCH - INDIVIDUUM<br />
Lichtpfad - Weg zurück zu Gott 453<br />
Gayatri Mantra 453<br />
Meditation 502<br />
<strong>Der</strong> Körper als Tempel Gottes 516<br />
Frau <strong>und</strong> Mann 522<br />
Dualität - Einheit - Einssein 534<br />
Tod <strong>und</strong> Wiedergeburt 541<br />
VII. DAS NEUE ZEITALTER - WASSERMANN-ZEITALTER<br />
Die Zeitalter 551<br />
VIII. VISION - ZUKUNFT<br />
Goldenes Zeitalter 557<br />
<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> Mantra 558<br />
ANHANG<br />
Glossar 561<br />
Index 567
Quellenverzeichnis<br />
Bücher über die <strong>Lehre</strong>n von <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>:<br />
1. Besinnung auf Gott (Dhyana Vahini), ISBN 3-924739-32-3<br />
2. Mensch <strong>und</strong> göttliche Ordnung (Gita Vahini), ISBN 3-924739-60-9<br />
3. Strom des Friedens (Prashanti Vahini), ISBN 3-924739-33-1<br />
4. Lebe die Liebe (Prema Vahini), ISBN 3-900790-00-0<br />
5. Ewige Wahrheiten (Bharathiya Paramartha Vahini <strong>und</strong> <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Vahini),<br />
ISBN 3-924739-59-5 (Alter Titel: <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Vahini)<br />
6. Quellen der Weisheit (Sutra Vahini), ISBN 3-924739-27-7<br />
7. Erziehung zur Selbsterkenntnis (Vidya Vahini), ISBN 3-924739-55-2<br />
8. Dharma - Göttliche Ordnung (Dharma Vahini), ISBN 3-924739-97-8 (Alter<br />
Titel: Die göttliche Urordnung)<br />
9. Erfüllung in Gott (Bhagavatha Vahini), ISBN 3-924739-78-1<br />
10. Die Geschichte von Rama - Strom göttlicher Liebe, Bd. 1 (Rama Katha<br />
Rasa Vahini), ISBN 3-924739-75-7<br />
11. Die Geschichte von Rama - Strom göttlicher Liebe, Bd. 2 (Rama Katha<br />
Rasa Vahini), ISBN 3-924739-79-X<br />
12. Antworten (Lila Kaivalya Vahini - Prashnottara Vahini), ISBN 3-924739-<br />
87-0<br />
13. Hinführung zum Höchsten Wissen (Upanishad Vahini), ISBN 3-924739-88-9<br />
14. Strom der Erkenntnis (Jnana Vahini), ISBN 3-924739-96-X<br />
15. <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spricht, Band 1, ISBN 3-924739-16-1<br />
16. <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spricht, Band 2, ISBN 3-924739-48-X<br />
17. <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spricht, Band 3, ISBN 3-924739-49-8<br />
18. <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spricht, Band 4, ISBN 3-924739-43-9<br />
19. <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spricht, Band 5, ISBN 3-924739-50-1<br />
20. <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spricht, Band 6, ISBN 3-924739-29-3<br />
21. <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spricht, Band 7, ISBN 3-924739-51-X<br />
22. <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spricht, Band 8, ISBN 3-924739-52-8<br />
23. <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spricht, Band 9, ISBN 3-924739-07-2<br />
24. <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spricht, Band 10, ISBN 3-924739-30-7<br />
25. <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spricht, Band 11, ISBN 3-924739-53-6<br />
26. Ansprachen<br />
27. <strong>Der</strong> Weg nach Innen, ISBN 3-924739-15-3<br />
28. Einheit ist Göttlichkeit, ISBN 3-924739-09-9<br />
29. <strong>Sai</strong> Avatar, Bd. 1<br />
31. <strong>Der</strong> Königliche Weg, ISBN 3-924739-03-5<br />
32. Bhagavad Gita, ISBN 3-924739-42-0<br />
33. Meditation, ISBN 3-924739-76-5<br />
34. Sommersegen in Brindavan, Band 1, ISBN 3-924739-19-6<br />
35. Sommersegen in Brindavan, Band 2, ISBN 3-924739-14-5<br />
36. Sommersegen in Brindavan, Band 3, ISBN 3-924739-41-2<br />
37. Sommersegen in Brindavan, Band 4, ISBN 3-924739-62 5<br />
38. Sommersegen in Brindavan, Band 5<br />
39. Sommersegen in Brindavan, Band 6<br />
40. Sommersegen in Brindavan, Band 7, ISBN 3-924739-80-3<br />
Anmerkung: Die Referenznummern am Ende der Zitate beziehen sich auf die jeweiligen<br />
Quellentexte. (23-69/70) z.B. ist ein Auszug aus “<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong><br />
spricht, Band 9”, beginnend auf Seite 69 <strong>und</strong> endend auf Seite 70.<br />
7
Warum wurde dieses Buch geplant <strong>und</strong> zusammengestellt?<br />
In der langen Zeit, in der ich mich mit der <strong>Lehre</strong> <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>s befasste,<br />
wurde ich mehrmals darauf angesprochen, dass das Studium<br />
durch die vielen Sanskritwörter <strong>und</strong> den Beispielen aus der Geschichte<br />
Indiens sehr mühsam sei. Ich selbst hatte oft den Wunsch, das<br />
Konzentrat der <strong>Lehre</strong>, das sich mit den brennenden Weltproblemen<br />
befasst, herauszuschälen. Das habe ich nun getan. Die Strahlen der<br />
<strong>Lehre</strong> sind so gebündelt, dass sie wie durch ein Prisma auf die entsprechenden<br />
menschlichen Probleme gerichtet sind, damit wir sie erkennen<br />
<strong>und</strong> gemeinsam lösen können. Aus diesem Gr<strong>und</strong> richtet sich<br />
das Buch an alle, die an irgendeiner Stelle menschlichen Bemühens<br />
ihre Arbeit tun <strong>und</strong> die erkennen, dass wir jetzt die Chance haben, in<br />
unserer Evolution einen grossen Schritt vorwärts zu machen.<br />
All die Jahre, in denen <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> uns lehrt <strong>und</strong> führt, zeigen uns<br />
deutlich, wie er die Einheit der Religionen zur Gewissheit macht, wie<br />
er durch sich selbst die Wiederverkörperungslehre k<strong>und</strong>tut, wie er das<br />
grosse göttliche Gesetz unserer Evolution <strong>und</strong> eigenen Verantwortung<br />
dokumentiert, wie er die Vaterschaft Gottes <strong>und</strong> die Bruderschaft der<br />
Menschen erklärt <strong>und</strong> so den Nationen den Frieden bringt, wie er das<br />
Erziehungsproblem weltweit anpackt <strong>und</strong> sogar, wie er die Macht der<br />
weisen Führerschaft klarmacht. Er mahnt die Studenten: "<strong>Der</strong> erste<br />
Schritt besteht darin, zunächst euer eigenes Herz zu läutern. Dann<br />
könnt ihr den zweiten Schritt tun, <strong>und</strong> euch eurer nächsten Umgebung,<br />
zum Beispiel eurem Dorf zuwenden. Wenn sich die Menschen in eurem<br />
Dorf geändert haben, geht in den Landkreis. Wenn sich der Landkreis<br />
geändert hat, geht in den B<strong>und</strong>esstaat. Wenn sich dieser geändert<br />
hat, dann seid ihr reif, die Führerschaft im Land zu übernehmen."<br />
Dass er uns die Liebe Gottes, von der Jesus sprach, erfahren lässt,<br />
dass er uns unsere eigene Göttlichkeit ständig in Erinnerung ruft, davon<br />
sind alle Zeugen, die den Weg zu ihm gef<strong>und</strong>en haben. Diese unerhörten<br />
Tatsachen dem Bewusstsein aller Menschen k<strong>und</strong>zutun -<br />
dafür lebe ich. Die Ankündigung hat sich erfüllt. Wir leben jetzt in einer<br />
w<strong>und</strong>ervollen Zeit. Die ganze Menschheit ist dadurch gesegnet, dass<br />
der <strong>Weltavatar</strong> unter uns weilt, um uns die Liebe Gottes wiederum zu<br />
beweisen, uns zu führen, zu belehren <strong>und</strong> uns die neuen <strong>Offenbarung</strong>en<br />
zu verkünden.<br />
Das Buch ersetzt jedoch nicht das Studium seiner Bücher, es zeigt<br />
nur die Quelle auf.<br />
9
VORWORT<br />
Alle Wesen auf dieser Erde sind seit urdenklichen Zeiten mit einem<br />
Lebensraum konfrontiert der für sie immer nur zu einem kleinen<br />
Bruchteil erkenn- <strong>und</strong> verstehbar ist. Als Resonanz darauf entwickelte<br />
die Natur während Jahrmilliarden eine verschwenderische Fülle von<br />
Strategien, welche, auch ohne tieferes Begreifen der Lebensvorgänge,<br />
die Fortdauer <strong>und</strong> die Weiterentwicklung der Schöpfung an sich,<br />
garantierten. Die dem Dasein innewohnende Weisheit eröffnete zusätzlich,<br />
eine nie versiegende Quelle von individuell erwerbbaren Fähigkeiten<br />
<strong>und</strong> Möglichkeiten, welche zwangsläufig im ersten grossen<br />
Sieg der Evolution gipfelten - dem höheren Bewusstsein.<br />
Durch besondere Umstände hat sich diese neue Qualität des Denkens<br />
bei der Menschheit besonders schnell entwickelt. Diese Tatsache,<br />
gepaart mit der Entwicklung von Intelligenz, ermöglichte es ihr,<br />
sich von vielen natürlichen Zyklen abzukoppeln <strong>und</strong> zukünftige Wege<br />
in gewissem Mass selber zu bestimmen. Instinkt wurde durch zielgerichtetes<br />
Handeln abgelöst <strong>und</strong> intellektuelle Fähigkeiten bestimmten<br />
immer mehr das Erscheinungsbild des Menschen in seiner Gesamtheit.<br />
Im Schlepptau dieser neuen Fähigkeiten tauchte jedoch auch ein Paradoxon<br />
auf, welches die Menschen bis heute nicht losgeworden ist:<br />
Erkenntnis ist nur um den Preis neuer Fragen möglich! Dieses Dilemma<br />
führte die Menschheit auf den langen, abenteuerlichen <strong>und</strong> dornenvollen<br />
Weg der Suche nach immer neuen Wahrheiten.<br />
Die reine Anhäufung von Wissen war vom Wunsch begleitet, die Dinge<br />
ringsherum in einen versteh- <strong>und</strong> erklärbaren Rahmen zu bringen.<br />
Einen Rahmen der nicht nur das alltägliche Handeln ermöglicht <strong>und</strong><br />
erleichtert, sondern auch eine geistige Heimat - Geborgenheit vermitteln<br />
soll.<br />
Die absolute Wahrheit, oder nennen wir sie “die von menschlichen Interpretationen<br />
losgelöste Gesetzmässigkeit des Universums”, birgt in<br />
sich eine unbändige Kraft der <strong>Offenbarung</strong>, welche zu allen Zeiten<br />
wohlgesinnte Denker beeindrucken konnte. Diese entfachten mit ihren<br />
<strong>Lehre</strong>n ein Feuer, welches unaufhörlich, durch Raum <strong>und</strong> Zeit,<br />
Wahrheitssucher anzieht <strong>und</strong> ihnen hilft den eigenen Weg zu einer<br />
höheren Evolutionspirale zu gehen.<br />
Diese Gruppe von <strong>Lehre</strong>rn wies einige elementare Gemeinsamkeiten<br />
auf: Sie besass eine vollkommene Liebe zur Menschheit <strong>und</strong> zur<br />
Schöpfung, sie lehrte die Einheit der Völker, <strong>und</strong> - die Existenz einer<br />
10
absoluten Wesenheit, der wir in Ermangelung eines treffenderen Begriffs<br />
den Namen “Gott” gegeben haben - war für sie eine Tatsache.<br />
Einige dieser <strong>Lehre</strong>r selbst, werden heute noch immer als “Gottgesandte”,<br />
“Göttliche Verkörperungen” oder gar als “Personifizierter<br />
Gott” verehrt. Die Religionen sind daraus entstanden <strong>und</strong> ihre “Heiligen<br />
Schriften” beanspruchen für sich, die Wahrheit darzulegen.<br />
Hier sind wir schliesslich am wesentlichen Punkt angekommen. Es ist<br />
die immer wiederkehrende Frage, ob Gott überhaupt existiert - <strong>und</strong><br />
wenn es ihn wirklich geben würde - wie könnte man ihn erkennen?<br />
Welche “Verfahren” könnten wir anwenden um uns Klarheit zu verschaffen?<br />
Wenn wir hier auf diese <strong>und</strong> andere damit zusammenhängende Fragen<br />
in allgemeiner Form eingehen wollten, würden wir kein Ende finden.<br />
Zu individuell <strong>und</strong> kontrovers sind die Ansichten die unter den<br />
Menschen zu diesem eminenten Thema herrschen.<br />
Diese Schrift beleuchtet deshalb nur das Leben von Shri <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong><br />
<strong>Baba</strong>, dem heiligen Mann aus dem Süden Indiens. Er gilt heute schon<br />
als grösster religiöser <strong>und</strong> sozialer Reformer Indiens <strong>und</strong> wird von Millionen<br />
von Menschen aus aller Welt als “Avatar”, als Göttliche Inkarnation<br />
verehrt. Das folgende Zitat von ihm charakterisiert seine <strong>Lehre</strong>n<br />
kurz <strong>und</strong> treffend:<br />
Es gibt nur eine Religion - die Religion der Liebe<br />
Es gibt nur eine Sprache - die Sprache des Herzens<br />
Es gibt nur eine Kaste - die Kaste der Menschheit<br />
Es gibt nur einen Gott - er ist allgegenwärtig<br />
Zahllose Menschen befinden sich nun wieder in der gleichen Situation<br />
wie unsere Vorfahren zu Lebzeiten der grossen Religionsstifter wie<br />
Buddha, Mohammed oder Christus. Auch sie fanden sich plötzlich mit<br />
einer Wesenheit konfrontiert die sich jeglicher Analyse <strong>und</strong> jedem Begreifen<br />
entzog. Auch sie mussten sämtliche ihnen zur Verfügung stehenden<br />
Mittel verwenden um sich Klarheit zu verschaffen, <strong>und</strong> auch<br />
sie hatten das Recht <strong>und</strong> die Möglichkeit zu glauben oder zu verwerfen<br />
- ja, diese leuchtenden Erscheinungen forderten es sogar von ihnen!<br />
Nun scheint es auch für uns legitim, auf der Suche nach unserer wahren<br />
Herkunft, auf der schwierigen Suche nach Wahrheit <strong>und</strong> Erkenntnis,<br />
verschiedene Quellen zu befragen. Unser ges<strong>und</strong>er Menschenverstand,<br />
unser Unterscheidungsvermögen <strong>und</strong> unsere Intuition -<br />
11
geprägt von der nie erloschenen Sehnsucht nach beständigen Werten,<br />
führt uns ohne Gefahr zu den verschiedensten <strong>Lehre</strong>n. Diese<br />
können wir unvoreingenommen prüfen <strong>und</strong> gewonnene Einsichten<br />
mit dem was wir wissen in Einklang bringen.<br />
Eine solche Quelle stellt die <strong>Lehre</strong> von <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> dar. Ihre Essenz<br />
ist von berauschender Klarheit <strong>und</strong> Schönheit. Fussend auf den<br />
Heiligen Schriften Indiens, welche zu den ältesten Texten der Welt<br />
gehören, in vollendeter Synthese mit den <strong>Lehre</strong>n der anderen grossen<br />
Religionen der Welt, eröffnet sich für den Leser eine gewaltige<br />
Fülle konkreter Informationen über die Absichten Gottes <strong>und</strong> von der<br />
Bestimmung der Menschheit im immerwährenden Reigen der Zeit.<br />
Sie sind in dieser, aus dem normalen Kontext herausgelösten, Zusammenstellung<br />
vor allem für diejenigen Menschen von ausserordentlicher<br />
Bedeutung, die das Leben <strong>und</strong> die <strong>Lehre</strong>n von <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong><br />
<strong>Baba</strong> kennen <strong>und</strong> besser verstehen wollen, aber auch für all diejenigen,<br />
die unvoreingenommen auf der Suche nach höherer Erkenntnis<br />
sind.<br />
Dem aufmerksamen Leser bietet sich die Möglichkeit, seine eigene<br />
Stellung <strong>und</strong> Aufgabe im grossen Weltengefüge besser zu erkennen,<br />
wie auch einen leisen Blick auf das zu werfen, was als der “Göttliche<br />
Plan” bezeichnet wird.<br />
Roland Künzi<br />
12
EINLEITUNG<br />
Warum sollten Bücher geschrieben, herausgegeben <strong>und</strong> gelesen werden?<br />
Bücher müssen enthüllen, inspirieren, unterrichten, informieren, führen<br />
<strong>und</strong> leiten. Ja, aber was sollten sie enthüllen? Wen sollten sie inspirieren?<br />
Welche Information sollten sie zum Gegenstand haben? Wohin<br />
sollten sie führen? Zu welchem Ort oder zu welchem Stadium müssen<br />
sie den Leser geleiten? Diese Fragen sind zu beantworten, bevor wir<br />
ein Buch als gut, die Mühe <strong>und</strong> die Kosten als lohnend <strong>und</strong> den Einsatz<br />
als gelungen bezeichnen können.<br />
Diejenigen, die glauben, dass es einen allwissenden Gott gibt, der das<br />
Universum beherrscht <strong>und</strong> lenkt (die Wissenschaft beginnt einzusehen,<br />
dass sie die Existenz des Universums nicht erklären kann), müssen zugeben,<br />
dass jeder dem göttlichen Willen zufolge geboren wurde. Es<br />
muss daher einen göttlichen Zweck für das Leben geben. <strong>Der</strong> Mensch<br />
muss den Weg zu Gott kennenlernen, muss geführt <strong>und</strong> angeleitet werden,<br />
wie er ihn erreicht <strong>und</strong> dazu erzogen werden, wie er die Hindernisse<br />
aus dem Weg räumt, die seine Aufmerksamkeit vom Pfad ablenken.<br />
Er muss das kennenlernen, womit er, wenn er es kennt, auch alles andere<br />
kennt. Alles übrige ist sek<strong>und</strong>är, beiläufig, unnötig. <strong>Der</strong> Vedanta,<br />
dessen Bedeutung darin besteht, Ziel <strong>und</strong> Endzweck der Veden zu sein,<br />
ist eine F<strong>und</strong>grube dieses Wissens, des Wissens über Gott <strong>und</strong> über<br />
den Reiseweg, der zu ihm führt. Die verschiedenen Hypothesen über<br />
seine Natur <strong>und</strong> seine Wesenszüge, <strong>und</strong> wie sich deren Gültigkeit prüfen<br />
lässt, die verschiedenen Übungen, die dem menschlichen Intellekt<br />
die Schärfe verleihen, die Herrlichkeit Gottes zu begreifen, die unermessliche<br />
Freude, welche die Enthüllung der Herrlichkeit Gottes als die<br />
der eigenen, inneren Herrlichkeit beschert - auf alles dieses wird in den<br />
Upanishaden, aus denen der Vedanta besteht, hingewiesen. Jedes gute,<br />
von Menschen geschriebene Buch wird so mit Beifall begrüsst, denn<br />
es spiegelt etwas von dem Glanz dieser goldenen Herrlichkeit auf seinen<br />
Seiten wider. 6.10.67, (20-69/70)<br />
Bücher, welche die Menschen veranlassen, Gott zu lieben <strong>und</strong> das Laster<br />
zu fürchten, sind am segensreichsten. Liebe zu Gott muss in der<br />
Liebe zum Menschen erlebt werden, denn der Mensch ist die sichtbare<br />
<strong>Offenbarung</strong> Gottes, eine <strong>Offenbarung</strong>, deren Kummer <strong>und</strong> Schmerz ihr<br />
verstehen könnt als die eines mit euch Verwandten. Solche Bücher können<br />
nur aus sich sehnenden <strong>und</strong> bittenden Herzen kommen. Führt solch<br />
ein Leben, <strong>und</strong> die Zeilen werden Gestalt annehmen. 6.10.67, (20-72)<br />
13
I. GOTT - ATMAN - BRAHMAN
GOTT IST EINE TATSACHE<br />
Junge Menschen glauben im Allgemeinen nicht an Gott. Durch ihre<br />
Frage: „Gibt es Gott oder gibt es keinen Gott?“ bringen sie sich in eine<br />
verzweifelte Situation. Selbst der erste Schritt, die Fähigkeit, den<br />
Glauben an Gott zu entwickeln, ist nur denen möglich, die in früheren<br />
Inkarnationen Gutes getan haben. (...)<br />
<strong>Der</strong> moderne Mensch stellt heute seine Verbindung zu Gott in Frage.<br />
Er fragt, warum er an Gott glauben <strong>und</strong> zu ihm beten solle. Er ist der<br />
Meinung, alle Probleme mit Hilfe moderner Wissenschaft <strong>und</strong> Technologie<br />
lösen zu können. Er hält es deshalb nicht für nötig, über Gott<br />
nachzudenken. Junge Menschen argumentieren <strong>und</strong> diskutieren <strong>und</strong><br />
betrachten es als eine Schwäche, an einen Gott zu glauben, den sie<br />
nicht sehen können. Die Existenz vieler anderer Dinge aber, die man<br />
ebenfalls nicht sehen kann, akzeptieren sie. (...)<br />
Ebenso gibt es keine Form für Glück Leid, Glückseligkeit <strong>und</strong> Geist,<br />
ihr könnt diese Dinge auch nicht sehen. Wie kommt es dann, dass<br />
ihre Existenz auch ohne physische Form akzeptiert wird, während ihr<br />
an Gott nicht glaubt, weil ihr ihn nicht sieht. 1972, (35-34/35)<br />
Wenn ihr in der Lage seid, zu begreifen <strong>und</strong> als Wirklichkeit zu verstehen,<br />
dass ein <strong>und</strong> derselbe Gott in euch <strong>und</strong> in mir lebt, dass dies die<br />
göttliche Wesenheit ist <strong>und</strong> dass diese mit dem Allerhöchsten identisch<br />
ist, dann wird eure Unwissenheit überw<strong>und</strong>en werden. Das ist Gottes<br />
einzige Wirklichkeit <strong>und</strong> diese ist unabhängig von den verschiedenen<br />
Formen <strong>und</strong> Namen, denen ihr in dieser Welt begegnet. Dahinter gibt<br />
es in allem, was ihr seht, eine einzige Realität, <strong>und</strong> das ist Gott. (...)<br />
Um diese Botschaft zu vermitteln, hat Shankara der Welt die Philosophie<br />
der Nicht-Dualität gelehrt. Es ist eine unbedingte Notwendigkeit<br />
für jeden Einzelnen, hinter der Vielfalt der Schöpfung diese eine höchste<br />
Einheit zu erkennen. Nur dann ist es möglich, Gleichmut zu entwickeln<br />
<strong>und</strong> eins zu werden mit der göttlichen Einheit aller Dinge. Ihr<br />
habt keinerlei Gr<strong>und</strong>, daran zu zweifeln, dass die Erkenntnis dieser<br />
Einheit in der Vielfalt unserer Welt gef<strong>und</strong>en werden kann. (...)<br />
Wenn ihr den Versuch unternehmt, die wirkliche Situation <strong>und</strong> die<br />
Wesenheit der göttlichen Seele zu erkennen <strong>und</strong> zu verstehen, dann<br />
werden die verschiedenen Namen <strong>und</strong> Formen euch nicht mehr irritieren.<br />
Ihr werdet in der Lage sein, eure ganze Aufmerksamkeit dem<br />
göttlichen Prinzip, das eine Einheit <strong>und</strong> keine Vielheit ist, zuzuwenden.<br />
1972, (35-48/49)<br />
17
Heute geschehen viele unglaubliche <strong>und</strong> überraschende Dinge in der<br />
Welt. Es gibt Leute, die sehr stolz auf ihr Wissen sind <strong>und</strong> glauben, sie<br />
seien aufgr<strong>und</strong> ihrer wissenschaftlichen Kenntnisse für hohe Stellungen<br />
geeignet. Diese Leute stellen vielfach die Existenz Gottes in Frage<br />
<strong>und</strong> sagen, dass - selbst wenn es ihn gäbe - in ihrem Denken <strong>und</strong><br />
ihrem Herzen kein Platz für ihn sei. Eine solche Behauptung ist lächerlich.<br />
Man muss sich einmal klarmachen, was sie wirklich besagt.<br />
Wenn ein solcher Mensch behauptet, Wissen zu besitzen, dann kann<br />
das nicht stimmen, denn wenn er wirklich weise wäre, müsste Gott in<br />
seinem Herzen wohnen, weil alles Wissen in dem Begriff „Gott“ zusammengefasst<br />
ist. Wenn jemand sagt, ein solcher Gott habe keinen<br />
Platz in seinem Denken, so ist das gleichbedeutend mit dem Eingeständnis,<br />
nichts zu wissen. <strong>Der</strong> Begriff „Gott“ steht für das höhere<br />
Selbst, welches die ureigenste Substanz eines jeden Menschen ist.<br />
Wer behauptet, Gott nicht in seinem Herzen zu haben, verleugnet seine<br />
eigene Existenz, d.h. er glaubt nicht an sich selbst. (...)<br />
Gott lebt in jedem Einzelnen, <strong>und</strong> ihn zu verleugnen ist ein Zeichen<br />
von Dummheit <strong>und</strong> gleichbedeutend mit dem Leugnen der eigenen<br />
Existenz. Das ist ebenso lächerlich, wie zu behaupten, man sei das<br />
Kind einer unfruchtbaren Frau. Das sind alles sinnlose Worte, die<br />
dazu dienen, sinnlose Behauptungen aufzustellen. 1974, (36-10/11)<br />
Die Bürger von Indien hatten seit jeher das Bedürfnis, Gott immer näher<br />
zu kommen. Deshalb wurden viele neue Namen <strong>und</strong> Formen für<br />
ihn erf<strong>und</strong>en. Jeder Name bezeichnet einen Zug seines Wesens, der<br />
für den, der den Namen gab, eine besondere Bedeutung hatte <strong>und</strong><br />
mit dem er sich Gott nahe fühlte. Die Menschen der westlichen Welt<br />
können das nicht verstehen. Sie glauben, weil es nur einen Gott gibt,<br />
könne er nur einen Namen <strong>und</strong> eine Form haben. In Indien entstanden<br />
viele Formen Gottes entsprechend den verschiedenen Vorstellungen<br />
<strong>und</strong> Veranlagungen der Menschen. 1974, (36-33)<br />
Nur nach einer Zahl erhält die Null Wert <strong>und</strong> Bedeutung. Ähnlich verhält<br />
es sich mit Gott <strong>und</strong> der Welt: Denkt zuerst an die Einheit, an Gott,<br />
<strong>und</strong> seht dann erst die Vielheit der Welt, denn die Welt erhält nur einen<br />
Wert, wenn sie als Schöpfung Gottes gesehen wird. 1974, (36-61)<br />
Manche Leute fragen, warum das Göttlich-Absolute, das doch aus<br />
sich selbst heraus leuchtet, das allgegenwärtig <strong>und</strong> allmächtig ist <strong>und</strong><br />
deshalb von allen gesehen werden sollte, nur von einigen wenigen erkannt<br />
<strong>und</strong> gesehen wird. Nun, jeder weiss, dass man die Sonne nicht<br />
18
sehen kann, wenn sie von dunklen Wolken verdeckt wird. Die Wolken<br />
verbergen die Sonne. Wenn der Wind sie vertrieben hat, ist die Sonne<br />
wieder sichtbar. Ihr könnt auch euer eigenes Spiegelbild nicht sehen,<br />
wenn der Spiegel, vor dem ihr steht, staubig <strong>und</strong> verschmutzt ist. Sobald<br />
ihr den Staub entfernt, seht ihr euch selbst klar <strong>und</strong> deutlich in<br />
dem Spiegel. Es ist eure Unwissenheit, welche als dicke Wolke die<br />
Sonne vor euch verbirgt. Wenn euer Herz unrein <strong>und</strong> voller schmutziger<br />
Gedanken ist, könnt ihr den Herrn nicht erkennen. Aber deshalb<br />
zu sagen, dass es ihn nicht gibt, ist falsch. Wer sich direkt unter einer<br />
dunklen Wolke befindet, kann die Sonne nicht sehen, aber für andere,<br />
die nicht im Schatten der Wolke sind, leuchtet sie hell <strong>und</strong> klar. Wer<br />
das Göttlich-Absolute nicht wahrnehmen kann, muss zuerst alle Unreinheiten<br />
in sich selbst beseitigen, bevor er einen neuen Versuch unternimmt.<br />
1974, (36-112)<br />
O Mensch! So wie du am hellichten Tag die Sterne nicht sehen<br />
kannst, so kannst du Gott nicht sehen, weil das Dunkel der Unwissenheit<br />
dich umgibt. Aber behaupte deshalb nicht, dass es ihn nicht gibt.<br />
Dein Glaube hilft dir, seine Gnade zu gewinnen <strong>und</strong> ein glückliches<br />
Leben zu führen. 1977, (37-140)<br />
Die Schöpfung des gesamten Universums beruht auf Schwingungen.<br />
Ohne Schwingungen gäbe es keine Welt. Ohne Schwingungen gäbe<br />
es keine Schöpfung. Wenn heutzutage junge Leute Fragen aufwerfen<br />
wie: „Wo ist Gott? Gibt es Gott? Wo kann man ihn sehen?“ zeigen sie<br />
damit, wie gross ihre Unwissenheit ist. Kann ein junger Mensch, der<br />
so fragt, nicht erkennen, dass die Antwort in der Frage selbst enthalten<br />
ist? Was ist die Frage? Sie lautet: „Gibt es Gott oder gibt es ihn<br />
nicht?“ Die Tatsache, dass das Wort „Gott“ in der Frage enthalten ist,<br />
ist der Beweis, dass es Gott gibt. Wenn es Gott nicht gäbe, wäre das<br />
Wort „Gott“ gar nicht entstanden. Könnt ihr etwas mit einem Namen<br />
versehen, das nicht existiert? Versucht es! (34-54)<br />
Eine Respektlosigkeit, die jeden Fortschritt hemmt, ist der zynische<br />
Spott allem gegenüber, was mit Gott <strong>und</strong> Religion zu tun hat, der den<br />
Menschen der jüngeren Generation anerzogen wird. Verächtlich fragen<br />
sie: „Wer ist dieser Gott? Wo können wir ihn finden? Wozu brauchen<br />
wir ihn?“ Als ein Wandermönch einst von einer Bande junger<br />
Dorfbewohner so verspottet wurde, bat er sie, ihm einen Topf mit<br />
Milch zu bringen. Er starrte lange in die Milch, rührte mit dem Finger<br />
19
darin herum <strong>und</strong> schüttelte schweigend den Kopf. Die anderen fragten<br />
ihn, was los sei, <strong>und</strong> er antwortete: „Ich versuche die Butter zu finden,<br />
die angeblich in der Milch enthalten ist.“ Die Bande lachte über<br />
seine unglaubliche Unwissenheit <strong>und</strong> erklärte ihm, die Butter sei in jedem<br />
Tropfen der Milch, nur könne er sie nicht sehen oder fühlen. Die<br />
Milch müsse erst gequirlt <strong>und</strong> gestampft werden, um die Butter abschöpfen<br />
zu können. Da erwiderte der Mönch: „So ist auch Gott im<br />
entferntesten Stern ebenso wie in jedem Grashalm unter euren Füssen.<br />
Er ist der Urstoff des ganzen Universums. Ihr könnt ihn wahrnehmen,<br />
vorausgesetzt ihr quirlt das Universum mit eurer höheren Intelligenz<br />
<strong>und</strong> stampft es mit der Freiheit von Bindungen. Dann könnt ihr<br />
sein Bild aus der Fülle eures Glaubens schöpfen. Durch ernsthaftes<br />
spirituelles Training kann Gott in jedem Sandkorn ebenso wie im grössten<br />
Milchstrassensystem gef<strong>und</strong>en werden. So wie die Butter in jedem<br />
Tropfen Milch enthalten ist, so ist er der Urgr<strong>und</strong> jeden Wesens.“<br />
23.3.66, (19-125/126)<br />
Gott ist weder fern von euch noch verbirgt er sich an einem entfernten<br />
Ort. Er ist in euch, in eurem eigenen, inneren Tempel. <strong>Der</strong> Mensch leidet,<br />
weil er unfähig ist, ihn dort zu entdecken <strong>und</strong> somit weder Frieden<br />
noch Freude aus dieser Entdeckung ziehen kann. 1.1.67, (20-11)<br />
Könnt ihr behaupten, Bäume hätten keine Wurzeln, dass nichts sie<br />
von unten ernährt <strong>und</strong> erhält? Gott ernährt, erhält <strong>und</strong> trägt - ungesehen.<br />
Er kann von jenen gesehen werden, die sich gemäss den für diesen<br />
Zweck in den Heiligen Schriften niedergelegten Gr<strong>und</strong>sätzen bemühen,<br />
von jenen, denen es gelungen ist, ihn zu erfahren. Gott ist wie<br />
die Butter in der Milch - sichtbar, wenn sie durch spirituelle Übungen<br />
konkretisiert wird. 15.5.69, (21-38)<br />
Gott ist allgegenwärtig. Und doch gibt es Wissenschaftler, die erklären:<br />
„Wir haben überall im Weltraum nach Gott gesucht <strong>und</strong> auf dem<br />
Mond nach ihm Ausschau gehalten. Er ist nirgends zu finden. Nein, er<br />
existiert nicht.“ Sie wissen nicht, was <strong>und</strong> wo sie suchen sollen, haben<br />
aber die Unverfrorenheit zu behaupten, er sei unauffindbar. Ist Gott<br />
Bewohner eines identifizierbaren Körpers oder einer bestimmten<br />
Form? Hat er eine Wohnstätte <strong>und</strong> trägt er eine für ihn charakteristische<br />
Kleidung? Ja, das trifft alles zu <strong>und</strong> noch viel mehr. Er ist alles<br />
<strong>und</strong> jedes. Er ist sogar im Inneren des Wissenschaftlers, der ihn leugnet!<br />
<strong>Der</strong> Mensch selbst ist Gott! Alle Materie, auch die auf dem Mond,<br />
20
ist durchdrungen von der Gegenwart Gottes. Wer mit den Instrumenten<br />
der Laboratorien nach Gott sucht, gleicht dem Menschen, der versucht,<br />
Magenschmerzen mit Augentropfen zu heilen! Dafür haben die<br />
alten Meister dieser Wissenschaft eine Technik <strong>und</strong> besondere Instrumente<br />
entwickelt, die sie der Menschheit weitergegeben haben.<br />
Klärt durch das Lösen von Bindungen <strong>und</strong> durch Liebe euren Blick.<br />
Schärft euer Unterscheidungsvermögen, so dass ihr frei werdet von<br />
Zu- <strong>und</strong> Abneigungen. Dann könnt ihr Gott in euch erkennen, in eurer<br />
Umgebung <strong>und</strong> in allem, was ihr denkt, fühlt <strong>und</strong> seid. (...)<br />
Alle Menschen sind Schmuckkästchen, welche die göttliche Herrlichkeit<br />
enthalten. 22.6.69, (21-49/50)<br />
21
GOTT - SCHÖPFUNG - MENSCH<br />
Das Universum ist der Makrokosmos; individuelles Sein der Mikrokosmos.<br />
Die Gr<strong>und</strong>substanz beider ist dieselbe - das Eine. Das Eine ist<br />
unabhängig <strong>und</strong> hat keine Beziehung zu irgendeinem anderen Tatbestand<br />
oder Objekt. Wenn das in dieser Weise erkannt wird, wird es<br />
“Brahman” genannt. Bezogen auf das Universum wird es als “parabrahman”<br />
bezeichnet. Das wahre Wesen sowohl des Universums<br />
als auch des Individuums ist die göttliche Wirklichkeit. Alles, was verschieden<br />
von Gott zu sein scheint, gehört in den Bereich der Täuschung<br />
(maya). Das Wesen der Täuschung besteht darin, etwas für<br />
wirklich zu halten, das sich nach näherer Untersuchung als unwirklich<br />
erweist. Die Vorstellung eines Universums mit einer vermeintlichen<br />
Gr<strong>und</strong>lage ist das Ergebnis von Unwissenheit <strong>und</strong> Täuschung. Die<br />
Macht, die den Menschen verführt, den Kosmos als wahr <strong>und</strong> unvergänglich<br />
anzusehen, ist auch ein Bestandteil des Göttlichen. Wenn<br />
diese Macht wirksam <strong>und</strong> das Göttliche (Atman) darin eingehüllt ist,<br />
wird das Eine als “paramatman” bezeichnet.<br />
Das wirkliche Selbst (Atman) ist die untrennbare Zusammensetzung<br />
von Sein, Bewusstsein <strong>und</strong> Glückseligkeit (sat-cit-ananda). Auch dem<br />
Prinzip der Täuschung liegt eine Zusammensetzung zugr<strong>und</strong>e, nämlich<br />
der drei Gr<strong>und</strong>eigenschaften allen Seins (guna). Diese sind:<br />
stumpfe Trägheit (tamas), aktive Leidenschaftlichkeit (rajas) <strong>und</strong> reine<br />
Gelassenheit (sattva). Sie finden ihren Ausdruck in der Triebhaftigkeit,<br />
Tatenfreudigkeit <strong>und</strong> der Kraft der Weisheit.<br />
Die stumpfe Eigenschaft erzeugt die Vorstellung von der Vielfalt <strong>und</strong><br />
verbirgt das Eine <strong>und</strong> Einzige.<br />
Die aktive Eigenschaft erforscht die Wahrheit <strong>und</strong> die Schätze höheren<br />
Wissens. Die reine Eigenschaft ist blank wie ein Spiegel <strong>und</strong> gibt<br />
ein klares <strong>und</strong> genaues Bild von den Dingen <strong>und</strong> Ereignissen, die sich<br />
davor abspielen. Sie reflektiert das Absolute <strong>und</strong> enthüllt die Wirklichkeit<br />
Gottes. <strong>Der</strong> so in Erscheinung getretene Gott wird in der Vorstellung<br />
des Menschen zum Universum, das durch den göttlichen Willen<br />
entstanden ist. Diese Vorstellung ist nicht das Ergebnis der alles andere<br />
verhüllenden Täuschung. So wie die klare Oberfläche eines<br />
Sees von Wellen <strong>und</strong> Schaum getrübt wird, so wird das wahre Wesen<br />
des Göttlichen durch Namen <strong>und</strong> Formen verhüllt, welche durch den<br />
Einfluss der Täuschung für wirklich gehalten werden. Wenn sich die<br />
drei Eigenschaften alles Erschaffenen im Gleichgewicht befinden, ist<br />
das Universum nicht manifest. Man nennt dies das “Samen-Stadium”,<br />
22
da es alle späteren Variationen einschliesst <strong>und</strong> latent in sich birgt.<br />
Wenn die trägen <strong>und</strong> aktiven Eigenschaften wirksam werden, wird die<br />
Schöpfung verursacht, <strong>und</strong> der Kosmos entsteht. Sie lassen das Leben<br />
entstehen. Die zu der Täuschung führende Kraft wird durch die<br />
drei Eigenschaften alles Bestehenden beeinflusst, je nachdem, welche<br />
von ihnen wirksam ist <strong>und</strong> die beiden anderen dominiert. Wenn<br />
Ausgeglichenheit vorherrscht, tritt das wirkliche Selbst als Gott in Erscheinung;<br />
wenn Aktivität dominiert, wird es zu individuellem Sein;<br />
wenn Trägheit die Überhand gewinnt, wird es zu Materie. Es ist Form,<br />
in die das Göttliche gegossen wird, welche die Unterschiede zwischen<br />
Gott, Lebewesen <strong>und</strong> Materie entstehen lässt. Ohne die äussere<br />
Hülle ist alles Gott. Da das ganze Universum Gott, individuelles<br />
Sein <strong>und</strong> Materie ist, kann es wahrlich als Erscheinungsform der drei<br />
Gr<strong>und</strong>eigenschaften bezeichnet werden. Das Universum entstand,<br />
damit sich die Lebewesen <strong>und</strong> der Mensch, der das intelligenteste<br />
von ihnen ist, entwickeln konnten. Es ist zwar richtig, dass das Göttliche<br />
auf reine, aktive oder träge Weise reflektiert wird <strong>und</strong> Eindrücke<br />
von Gott, Individuum <strong>und</strong> Materie hervorruft, aber ein Punkt muss dabei<br />
nachdrücklich betont werden. <strong>Der</strong> Spiegel, der das Ebenbild entstehen<br />
lässt, kann seine Aufgabe nicht immer erfüllen. Vor allem kann<br />
er nur Objekte widerspiegeln, denen er vorgehalten wird. Auch wenn<br />
der Spiegel entweder eine konvexe oder eine konkave Oberfläche hat<br />
oder wenn sie glatt, aber mit Schmutz bedeckt ist, wird das Spiegelbild<br />
entstellt oder unklar sein. Das hat allerdings keinen Einfluss auf<br />
das Objekt. Nur das Ebenbild wird verzerrt oder entstellt. Aber gewöhnlich<br />
wird dann das Objekt selbst aufgr<strong>und</strong> seines entstellt reflektierten<br />
Bildes falsch beurteilt.<br />
Auch die Vorstellung vom Absoluten (Brahman) wird durch Täuschung<br />
<strong>und</strong> Unwissenheit entstellt. Diese entstellenden Züge, welche<br />
dem Urbild nur überlagert sind, werden fälschlicherweise dem Absoluten<br />
zugeschrieben! Selbst Gott ist eine Reflexion im Spiegel der<br />
Täuschung. So wie die Milch zu Dickmilch wird, verwandelt das Absolute<br />
sich in das Universum. Diese Verwandlung ist das Werk täuschender<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig schöpferischer Kräfte, während das, was<br />
reflektiert wird, unverändert bleibt. Allerdings ist das Absolute Meister<br />
<strong>und</strong> nicht Untergebener dieser Kräfte. Von ihm gehen sie aus <strong>und</strong> von<br />
ihm werden sie gelenkt. Deshalb wird Gott als das personifizierte Absolute,<br />
als allmächtig <strong>und</strong> allwissend angesehen. Alle drei - Gott, das<br />
Individuum <strong>und</strong> die unbelebte Natur - tragen auf verschiedene Weise<br />
zur Entwicklung der Menschheit bei.<br />
Gott ist die Erfüllung aller Wünsche. Er ist der Herr über alles, was<br />
23
Freude bereitet, <strong>und</strong> daher selbst vollkommen wunschlos. Er liess das<br />
Universum nicht entstehen, um sich irgendeinen Wunsch zu erfüllen<br />
oder ein Verlangen zu stillen, sondern ausschliesslich zum Wohl <strong>und</strong><br />
zur Weiterentwicklung der Lebewesen. “Es gibt keine Pflicht, die mich<br />
an die drei Welten bindet”, sagte Krishna. Im “Entstehen-Lassen”<br />
zeigt sich sein wahres Wesen. So wird er oft als “der von spielerischer<br />
Freude Erfüllte” bezeichnet. Es ist die Macht des göttlichen Willens,<br />
die alle lebenden Wesen mit Bewusstsein erfüllt <strong>und</strong> sie in die Lage<br />
versetzt, sich zu bewegen <strong>und</strong> zu handeln. Er erlaubt jedem, die seinen<br />
Gedanken, Worten <strong>und</strong> Taten entsprechenden Früchte zu ernten,<br />
<strong>und</strong> wird deshalb als “der Geber der Früchte des Handelns” bezeichnet.<br />
Ohne seine Gesetze würde Aktivität keine Folgen haben<br />
noch wäre es möglich, das Ergebnis einer bestimmten Tat vorherzusagen.<br />
Ausserdem erklären die Weisen, dass Tat die Sache eines<br />
Augenblicks ist. <strong>Der</strong> Gedanke entsteht, <strong>und</strong> die Tat ist ausgeführt. <strong>Der</strong><br />
Tat folgt die Frucht. Es ist nicht möglich vorherzusagen, wann die<br />
Frucht reifen <strong>und</strong> welcher Art sie sein wird. Ihr müsst also zugeben,<br />
dass dies vom Willen des Höchsten abhängt, denn was ihr nicht mit<br />
eurem begrenzten Intellekt erklären könnt, müsst ihr seiner Macht,<br />
d.h. der höchsten Intelligenz zuschreiben.<br />
Gleichgültig, wie lange die dazwischenliegende Zeitspanne sein mag<br />
oder wieviele Erdenleben verstreichen, man kann der Verpflichtung,<br />
die Folgen seiner Handlungen auf sich zu nehmen, nicht entkommen.<br />
Es hat keinen Zweck, erforschen zu wollen, wie <strong>und</strong> wann Aktivität uranfänglich<br />
in Erscheinung trat, denn das müsste bis zum Beginn der<br />
Zeit selbst zurückverfolgt werden. Man kann die Uranfänge Gottes,<br />
des Universums <strong>und</strong> des lebendigen Seins, den Beginn von Aktivität<br />
<strong>und</strong> Unwissenheit nicht bestimmen, denn sie liegen jenseits von<br />
Raum <strong>und</strong> Zeit. Krishna erklärt in der Bhagavadgita: “Die Art <strong>und</strong> Weise,<br />
in welcher eine Handlung fortwirkt, entzieht sich dem Denkvermögen<br />
<strong>und</strong> ist schwer zu erfassen.” Eine Person mag erst nach vielen<br />
Erdenleben mit der Konsequenz einer Handlung konfrontiert werden.<br />
Gott ist der ewige Zeuge, die Macht, welche die Kausalkette jeder<br />
Handlung bestimmt. Von diesem Blickwinkel aus betrachtet, muss<br />
man erkennen <strong>und</strong> erklären, dass Gott <strong>und</strong> Individuum untrennbar<br />
miteinander verb<strong>und</strong>en sind. Wenn es keine Lebewesen gäbe, würde<br />
es Gott nicht geben. Wenn es keine Kinder gäbe, wie könnte das Wort<br />
“Vater” einen Sinn haben? Es kann also gesagt werden, dass Gott<br />
das Universum erschaffen hat, um Lebewesen die Möglichkeit zum<br />
Handeln <strong>und</strong> zum Geniessen der Früchte des Handelns zu geben.<br />
Die fünf Elemente dienen dem gleichen Zweck. Sie schaffen die phy-<br />
24
sischen Lebensbedingungen, welche immer den zu erwartenden<br />
Konsequenzen früheren Handelns entsprechen. (5-125/129)<br />
Die Bewegung von Sonne, Mond <strong>und</strong> Erde findet gleichmässig <strong>und</strong><br />
ohne die geringste Abweichung statt. Es erhebt sich die Frage: Wer<br />
hat ihnen ihre Bahnen vorgeschrieben? Die Entstehung des unendlichen<br />
Universums mit Sonne <strong>und</strong> Mond <strong>und</strong> der Ordnung ihrer Umlaufbahnen,<br />
die Aufrechterhaltung der gleichmässigen Wärme im<br />
menschlichen Körper, die Arbeitsweise der Lungen - das sind Geheimnisse,<br />
die ohne Zweifel auf das Vorhandensein einer göttlichen<br />
Schöpferkraft hindeuten. Wie wäre die Gesetzmässigkeit <strong>und</strong> unvergängliche<br />
Ordnung sonst zu erklären? Von vielen werden diese Fragen<br />
einfach beiseite geschoben, indem sie erklären, das sei alles<br />
ganz natürlich. Sie sehen nicht den Schöpfer hinter der Schöpfung.<br />
Das ist eine törichte <strong>und</strong> engstirnige Einstellung. Die göttliche Urkraft,<br />
die all dies erschaffen hat, ist Brahman.<br />
Die Menschen sind mit ihrer Intelligenz bis zu einem gewissen Punkt<br />
vorgestossen, haben aber feststellen müssen, dass es eine Grenze<br />
gibt, die sie nicht überschreiten können. Es ist besser zuzugeben,<br />
dass es Dinge gibt, die man nicht versteht, als zu behaupten, ausser<br />
dem, was man weiss, gäbe es nichts anderes. Man muss versuchen,<br />
die Wahrheit zu finden, zu verstehen <strong>und</strong> zu verwirklichen. Sogar<br />
heute wissen die Wissenschaftler sehr wenig von dem, was es zu wissen<br />
gibt. Ihr Stolz <strong>und</strong> ihre Überheblichkeit stehen in keinem Verhältnis<br />
zu dem wenigen, das sie wissen. Unter dem Einfluss von Egoismus<br />
<strong>und</strong> Stolz sind sie nicht einmal in der Lage, das zu verstehen,<br />
was sie eigentlich verstehen könnten. Die Erkenntnisse, welche die<br />
Wissenschaftler bei ihrer Arbeit gewinnen, werden innerhalb kurzer<br />
Zeit von ihnen selbst wieder über den Haufen geworfen. Sie kritisieren<br />
<strong>und</strong> ändern ununterbrochen ihre eigenen Schlussfolgerungen,<br />
<strong>und</strong> keiner von ihnen kann sagen, dass er das Ziel erreicht habe <strong>und</strong><br />
keine Frage mehr offen sei. Auf dem spirituellen Weg, welcher der indischen<br />
Tradition entspricht, ist es üblich, immer wieder festzustellen,<br />
was alles nicht die letzte Wahrheit ist. Auf diese Weise gelangt der<br />
Sucher schliesslich zu einer Vision, die es ihm ermöglicht, die absolute<br />
Wirklichkeit zu schauen <strong>und</strong> das Wesen des höheren Selbst zu erkennen.<br />
Die Wissenschaftler von heute folgen einer materialistischen<br />
Philosophie. Sie erkennen die Wirksamkeit der spirituellen Kräfte, die<br />
durch Mantras vermittelt werden, nicht an. Sie erwerben ihr Wissen<br />
durch das Studium der äusseren Welt. Es ist nicht etwas, dessen Urgr<strong>und</strong><br />
ihrem innersten Sein entspringt. Die Wissenschaftler sind der<br />
25
materiellen Welt zugewandt <strong>und</strong> beziehen von ihr ihre Informationen,<br />
während die Heiligen innere Stärke entwickeln <strong>und</strong> sich auf spirituelle<br />
Kräfte verlassen. Zwischen einem Wissenschaftler <strong>und</strong> einem Heiligen<br />
besteht ein grosser <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>sätzlicher Unterschied. Es ist<br />
schwierig, ihre Beziehung zueinander zu verstehen, aber es ist auch<br />
nicht eure Aufgabe, euch damit zu beschäftigen. Das, was die Gr<strong>und</strong>lage<br />
allen Seins <strong>und</strong> der Ursprung aller Kräfte dieser Schöpfung ist,<br />
wird in der indischen Kultur als „Brahman“ bezeichnet. Ihr könnt jahrelang<br />
versuchen, das Wesen dieser göttlichen Urkraft zu verstehen,<br />
aber euer Verständnis wird immer unvollkommen bleiben. Ihr könnt<br />
den Mond nicht berühren, sondern nur aus der Ferne mit dem Finger<br />
auf ihn zeigen. Ebenso könnt ihr das unendliche, dem Verstand unzugängliche<br />
Wesen des Universellen, allem innewohnenden Prinzips<br />
nicht verstehen. Um es begrifflich erfassen zu können, müsst ihr seine<br />
„Göttlichkeit“ erkennen, d.h. ihr müsst es in eine Form giessen, die<br />
euch verständlich ist. Um es wirklich zu verstehen, müsst ihr - da es<br />
den Gesetzen der Zeit nicht unterworfen ist - selbst einen Bewusstseinszustand<br />
erreicht haben, der die Grenzen der Zeit hinter sich gelassen<br />
hat. Darauf weist der von euren Vorfahren geprägte Ausspruch<br />
hin: „Wer Brahman erkannt hat, wird selbst Brahman.“ (...)<br />
Die Kraft <strong>und</strong> Stärke, die man dem Wort „Brahman“ beizuordnen versucht,<br />
ist nicht etwas, das von aussen her auf euch einwirkt. Es ist in<br />
euch, es ist Bestandteil eures eigenen Selbst. 1974, (36-22/23)<br />
<strong>Der</strong> Mensch kann nichts sein Eigen nennen, das er Gott geben könnte,<br />
ausser der Liebe, die seinem Herzen entspringt. Gott liebt den, der<br />
sich ihm in vollkommener Hingabe ausliefert. Wer trunken von göttlicher<br />
Liebe seine weltlichen Sorgen vergisst, für den wird Gott selbst<br />
sorgen. 1972, (34-132)<br />
Die Welt kann mit einer grossen Maschine verglichen werden. Jeder<br />
Einzelne ist ein kleines Teilchen dieser Maschine, die aus der Gesamtheit<br />
des Seins besteht. Ihr mögt Minderwertigkeitsgefühle bekommen,<br />
wenn ihr mit einem Stift, einem Bolzen oder einer Schraube<br />
in einer grossen Maschine verglichen werdet. Ihr vergesst aber, dass<br />
die Funktion der Maschine vom Funktionieren des kleinsten Teilchens<br />
abhängig ist. (...)<br />
<strong>Der</strong> Mensch kann, wenn er sein Denken, seinen Verstand <strong>und</strong> seine<br />
Intelligenz benutzt, um den Unbilden, dem Leid <strong>und</strong> der Falschheit<br />
der Welt zu begegnen, den negativen Einflüssen dieser Welt wider-<br />
26
stehen. Das ist der Fall, obwohl er nur ein kleines Rad im grossen Getriebe<br />
dieser Welt ist. Deshalb müsst ihr euch selbst Achtung erweisen<br />
<strong>und</strong> euch für das Wohlergehen der Welt als notwendig <strong>und</strong><br />
nützlich betrachten. 1973, (35-131)<br />
Alles wird durch die Kraft Gottes zusammengehalten. Gott ist allgegenwärtig.<br />
Ihr seid nur ein Medium, durch welches Gott alles <strong>und</strong> jeden<br />
in dieser Welt sieht. Ihr bildet euch nur ein, dass ihr mit euren Augen<br />
seht. In Wirklichkeit seht ihr mit den Augen Gottes. Die Welt ist<br />
angefüllt mit Gott, <strong>und</strong> alles, was ihr seht, ist Gott. 1973, (35-132)<br />
Ihr solltet der Natur nicht untertan sein, sondern sie euch dienstbar<br />
machen. Sie ist jedoch niemandes Eigentum. Nicht einmal Gemeinschaftseigentum<br />
aller Menschen. Die Natur gehört Gott. Wenn ihr sie<br />
unter eure Kontrolle bringen wollt, werdet ihr euch daher erst die Gnade<br />
Gottes verdienen müssen. Wenn ihr das tut, wird sie sich euch ergeben.<br />
Die Tatsache, dass ihr heute Gott vernachlässigt <strong>und</strong> glaubt,<br />
dass die materielle Welt allein wichtig sei, führt dazu, dass die Natur<br />
zum Schaden aller für selbstsüchtige Zwecke ausgenutzt wird. 1973,<br />
(35-173/174)<br />
Ihr müsst verstehen, dass die ganze Schöpfung ein Werk Gottes ist.<br />
Das Göttlich-Absolute ist überall gegenwärtig <strong>und</strong> allwissend. Wenn<br />
ihr es überall in seiner Schöpfung erkennt, werdet ihr das richtige Verständnis<br />
für die euch umgebende Natur bekommen. Durch dieses<br />
dem wahren Selbst eigene Wissen werdet ihr in der Lage sein, das<br />
Glück der spirituellen Welt zu erleben. Gott, das Göttlich-Absolute,<br />
verkörpert die Wahrheit, Weisheit <strong>und</strong> das Unendliche <strong>und</strong> ist in jeder<br />
Zelle eures Körpers gegenwärtig. Es leuchtet als wahres Selbst in<br />
euch. 1974, (36-10)<br />
In den lebenden Zellen des menschlichen Körpers ist eine Kraft wirksam,<br />
die sie am Leben erhält. Wenn diese Kraft sie verlässt, sterben<br />
sie ab. Diese Lebenskraft ist das ewig Göttliche (Brahman). Aber das<br />
Göttliche manifestiert sich auf verschiedene Weise: als Leben, Name<br />
<strong>und</strong> Form, als Stimme, Wort, Schwingung, Energie. (...)<br />
Namen <strong>und</strong> Formen sind untrennbar miteinander verb<strong>und</strong>en. Das<br />
Göttliche hat nicht nur einen Namen <strong>und</strong> eine Form, sondern umfasst<br />
die Namen <strong>und</strong> Formen aller Dinge der Schöpfung. Alles Geschehen<br />
in der materiellen Welt kommt durch die Worte zum Ausdruck, die Na-<br />
27
men <strong>und</strong> Formen bezeichnen. Aber in dem winzigsten Insekt ebenso<br />
wie in dem grössten Himmelskörper ist es das Wesen des Göttlichen,<br />
das sich manifestiert. Diese unverständliche Tatsache wird dadurch<br />
ausgedrückt, dass man sagt, dass Gott die ganze Schöpfung durchdringt<br />
<strong>und</strong> allgegenwärtig ist. So wie es ganz natürlich ist, dass wärmende<br />
<strong>und</strong> erleuchtende Strahlen von der Sonne ausgehen, so ist es<br />
auch natürlich, dass von Gott, der die Quelle aller Energie ist, die<br />
Worte der Veden ausgehen, welche Strahlen der Weisheit sind. (...)<br />
Es wird auch gelehrt, dass das Verständnis Gottes jenseits der Grenzen<br />
des Verstandes liegt. Um das Wesen Gottes zu erfahren, der<br />
ausserhalb des Wahrnehmungsbereichs der Sinne liegt, müsst ihr<br />
euch selbst über die Welt der Sinne erheben. Wie kann jemand, der<br />
den Sinnen verhaftet ist, etwas erfahren, das jenseits der Sinne liegt?<br />
Wenn ihr den Zustand vollkommener innerer Ausgeglichenheit erreicht,<br />
könnt ihr euch über die Belanglosigkeit von Namen <strong>und</strong> Formen<br />
erheben. Die Aussage, dass Gott die ganze Welt erfüllt, hat eine<br />
tiefe Bedeutung. Ihr erinnert euch, dass Shankara gesagt hat, Brahman<br />
sei die Wirklichkeit <strong>und</strong> die Welt eine Illusion. Hier ist ein Stück<br />
Stoff. Kann es ohne Garn gefertigt werden? Hier ist ein goldener Ring.<br />
Kann er ohne Gold gemacht werden? Gäbe es einen Krug, wenn es<br />
keinen Ton gäbe? Ohne Garn gibt es kein Tuch, ohne Gold keinen<br />
Ring, ohne Ton keinen Krug, ohne das Göttliche keine Welt. Das ganze<br />
Universum ist nur eine Erscheinung, die darüber hinwegtäuscht,<br />
dass es eine Manifestation des Göttlichen ist. (...)<br />
Ihr braucht Gott nicht in der Ferne zu suchen. Ihr solltet ihn im täglichen<br />
Leben, im Kleinsten ebenso wie im Grössten erkennen. Wenn<br />
ihr mit Verstand <strong>und</strong> Ausdauer sucht <strong>und</strong> forscht, habt ihr die Möglichkeit,<br />
Gott in eurem Herzen zu finden. Im Zustand der Meditation könnt<br />
ihr das Glücksgefühl erfahren, welches durch das Erkennen Gottes in<br />
allen Dingen vermittelt wird. Wenn der Geist ruhig <strong>und</strong> vollkommen<br />
ausgeglichen ist, wird euch das unvergängliche Glück zuteil, das Wesen<br />
Gottes zu erfahren. (...)<br />
Aber Gott ist nicht an Pilgerstätten zu finden, noch in den <strong>Lehre</strong>n der<br />
Weisen, sondern nur im eigenen Herzen <strong>und</strong> nur mit Hilfe eines ausgeglichenen,<br />
beherrschten Geistes. (...) Gibt es einen ruhigen, friedlichen<br />
Ort in der Welt, wo man das Göttliche finden kann? Es gibt ihn<br />
nicht in der materiellen Welt, sondern nur in eurem eigenen Selbst.<br />
Seit <strong>und</strong>enklichen Zeiten haben die Weisen nach diesem Ort gesucht<br />
<strong>und</strong> kamen schliesslich zu der Überzeugung, dass sie sich nach innen<br />
wenden müssen, um ihn zu finden <strong>und</strong> dort einen Hauch des Un-<br />
28
endlichen zu spüren. Sie lehrten die Welt, was sie gef<strong>und</strong>en hatten.<br />
Es ist nicht zu verstehen, warum der Mensch, dem die Allmacht <strong>und</strong><br />
Allwissenheit Gottes im eigenen Selbst zur Verfügung steht, in der<br />
materiellen Welt danach sucht. 1974, (36-36/37)<br />
Denkt einmal darüber nach, wie der Mensch seit Millionen von Jahren<br />
darauf vorbereitet wurde, dieses Ziel zu erreichen. Während des<br />
chaotischen Urzustandes der Welt gab es zwei Kräfte, die sich zu behaupten<br />
suchten. Auf der einen Seite war es die Flut feuriger Lava,<br />
die von den Vulkanen ausgespuckt wurde <strong>und</strong> aus allen Ritzen <strong>und</strong><br />
Spalten der wüsten Erdoberfläche hervordrang. <strong>Der</strong> Feuerstrom breitete<br />
sich in alle Richtungen aus, alles vernichtend <strong>und</strong> zerstörend. Auf<br />
der anderen Seite war da die mikroskopisch kleine Amöbe, die unbemerkt<br />
am Rande des Wassers schwamm, sich verzweifelt in den Felsspalten<br />
festklammerte <strong>und</strong> den schwachen Funken des Lebens vor<br />
den Gewalten der Natur bewahrte. Wer hätte zu dieser Zeit vorhersagen<br />
können, dass die Zukunft der Amöbe gehörte, die ihre Entstehung<br />
dem Zusammentreffen gewisser Umstände verdankte <strong>und</strong> deren<br />
Überleben vielen ein Rätsel ist. Wer hätte vorhersehen können,<br />
dass dieses winzige Stückchen Leben in der Lage sein würde, sich so<br />
triumphierend gegen den vernichtenden Ansturm von Hitze <strong>und</strong> Kälte<br />
durchzusetzen?<br />
Dieser winzige Funke Lebensbewusstsein setzte sich durch. Intelligenz,<br />
Anpassungsfähigkeit <strong>und</strong> ein unbeugsamer Wille zu leben halfen<br />
ihm, der tödlichen Wut der Elemente zu trotzen. Dieses Lebensbewusstsein<br />
entwickelte viele Arten von Lebewesen, gigantisch<br />
grosse <strong>und</strong> mikroskopisch kleine. Schliesslich brachte es den Menschen<br />
hervor. Im Menschen erblühte es zu Güte <strong>und</strong> Tugend, Mitgefühl<br />
<strong>und</strong> Opferbereitschaft, Sprache <strong>und</strong> Musik, Gesang <strong>und</strong> Tanz, Gelehrsamkeit<br />
<strong>und</strong> spirituellem Bemühen, es schuf Märtyrer <strong>und</strong> Heilige<br />
<strong>und</strong> machte den Menschen zu einem Gefäss des Göttlichen, nein, die<br />
Manifestationen des Göttlichen selbst nahmen menschliche Form an.<br />
Darum wird gesagt, der Mensch sei die Krone der Schöpfung. Um das<br />
zu erreichen, hat er sich seinen Weg über Stein, Gras, Baum, Vogel<br />
<strong>und</strong> Säugetier erkämpft. <strong>Der</strong> Mensch sollte diesen kostbaren Preis,<br />
den er errungen hat, nicht achtlos wegwerfen, indem er auf die Ebene<br />
des Tieres abgleitet. Er muss vielmehr in den Bereich des Göttlichen<br />
vordringen, sich seiner Stärken <strong>und</strong> Schwächen bewusst werden <strong>und</strong><br />
das Ziel, den Weg <strong>und</strong> seine eigenen Möglichkeiten klar erkennen. Er<br />
muss seinem Wert <strong>und</strong> seinen Fähigkeiten entsprechend leben.<br />
29
<strong>Der</strong> Mensch besitzt die Fähigkeit, sich selbst von seinem Körper, seinen<br />
Sinnen, seinem Geist <strong>und</strong> seinem Verstand zu trennen. Er sagt:<br />
„Meine Augen, meine Ohren, meine Hände, meine Füsse, mein Geist,<br />
mein Verstand.“ Er sagt es nicht nur, er empfindet es auch so. In der<br />
Tiefe seines Bewusstseins weiss er, dass er all dies nur benutzt, dass<br />
er selbst etwas anderes, nämlich der Besitzer <strong>und</strong> Meister ist. Die Tiere<br />
identifizieren sich mit dem Körper. Sie wissen nicht, dass sie nur<br />
Bewohner der körperlichen Hülle sind. <strong>Der</strong> Mensch kann sich durch<br />
einfache Überlegung in der Stille bewusst werden, dass der körperliche<br />
Rahmen vergänglich <strong>und</strong> daher unwirklich ist. Das sollte dazu<br />
führen, dass er seine Existenz mit Hilfe seines Unterscheidungsvermögens<br />
analysiert <strong>und</strong> als Folge davon seine Bindung an den Körper<br />
löst.<br />
Ist der Mensch erst einmal frei von seiner Bindung an den Körper mit<br />
allem, was dazu gehört, dann steht er auch über dem Wechselspiel<br />
von Freude <strong>und</strong> Leid, Gut <strong>und</strong> Schlecht, Glück <strong>und</strong> Unglück. Kraft seiner<br />
Seelenstärke ist er von unerschütterlichem Gleichmut, <strong>und</strong> sein<br />
inneres Gleichgewicht kann durch nichts gestört werden. Dadurch<br />
entdeckt er, dass die ganze Welt Gottes Familie ist, dass alles Freude,<br />
Liebe, Glückseligkeit ist. Er wird sich bewusst, dass er selbst diese<br />
Scheinwelt ist, dass all die vielgestaltigen Erscheinungen Phantasien<br />
des göttlichen Willens sind, der seine eigene Wirklichkeit ist. <strong>Der</strong><br />
letzte grosse Sprung in der Entwicklung des Menschen ist das Ausdehnen<br />
seiner Individualität über die Grenzen des Universums hinaus.<br />
Das vermittelt höchste Glückseligkeit. Um diese Erfahrung zu<br />
machen, haben Weise <strong>und</strong> Heilige viele Jahre ihres Lebens dem Gebet<br />
<strong>und</strong> der Askese geweiht. (...)<br />
Die Welt ist heute in einer so verzweifelten Lage, weil die einfachen<br />
Menschen ebenso wie ihre Führer von niedrigen Instinkten, egoistischen<br />
Motiven <strong>und</strong> minderwertigen Impulsen beherrscht werden. Das<br />
ist es, was ich die „Entwertung“ der Menschen nenne. Obwohl sie ihrem<br />
Wesen nach göttlich sind, leben sie auf der Ebene der Tiere. Nur<br />
sehr wenige führen ein Leben, das sich auf der ihnen angemessenen<br />
menschlichen Ebene abspielt. (...)<br />
Es ist auch eine Erniedrigung des Menschen zu behaupten, er sei mit<br />
dem Affen verwandt oder er sei ein aus Erde geformtes Tier. <strong>Der</strong><br />
Mensch ist ein Funke Gottes. Er kann zu Gott erblühen. Es ist seine<br />
Bestimmung, glücklich zu sein, aber er ist immer <strong>und</strong> überall unglücklich.<br />
Das ist seine Tragik. Er gleicht dem Wäscher, der dem Verdursten<br />
nahe ist, obwohl er knietief im Wasser steht, oder dem Mann, der<br />
30
die Augen schliesst <strong>und</strong> im Dunkeln umherstolpert. Die Quelle des<br />
Glücks liegt in ihm, wie die Quelle des Lichts in seinen Augen. Wirkliche<br />
Bildung lehrt den Menschen, wie er diese Quelle der Freude <strong>und</strong><br />
des Lichts anzapfen kann. Wenn Schulen <strong>und</strong> Universitäten diese<br />
Aufgabe nicht übernehmen, muss sie von den Eltern <strong>und</strong> all denen erfüllt<br />
werden, die daran interessiert sind, die Entwertung zu verhindern.<br />
18.12.66, (19-195/197)<br />
<strong>Der</strong> Schleier, der den Geist verhüllt, wird nicht durch das Studium der<br />
Veden <strong>und</strong> der anderen Heiligen Schriften gelüftet. Auf der einen Seite<br />
des Schleiers ist der Mensch, auf der anderen Seite Gott, auf der<br />
einen Seite die Schöpfung, auf der anderen der Urgr<strong>und</strong> allen Seins.<br />
Eure früheren Existenzen habt ihr vergessen, das jetzige Leben ist<br />
kurz <strong>und</strong> wechselhaft, <strong>und</strong> was die nächste Wiedergeburt bringen<br />
wird, ist ungewiss. Wie kann irgend jemand wissen, was in der Zukunft<br />
geschehen wird? <strong>Der</strong> menschliche Körper ist vergänglich, aber<br />
euer göttliches Wesen, das darin wohnt, ist unzerstörbar. Es ist das<br />
Unvergängliche, die Basis alles Sichtbaren. Seine Grösse manifestiert<br />
sich in vielfältiger Weise. Zu allen Zeiten habe ich gesucht <strong>und</strong><br />
suche auch jetzt nach einem, der den Urgr<strong>und</strong> aller dieser Manifestationen<br />
versteht. 1974, (36-135)<br />
Gott <strong>und</strong> die Schöpfung sind nicht zwei verschiedene Dinge. In seiner<br />
Unwissenheit <strong>und</strong> unter dem Einfluss falscher Vorstellungen betrachtet<br />
der Mensch das, was eine Erscheinungsform Gottes ist, als<br />
Schöpfung <strong>und</strong> materielle Welt. Wenn ihr Wissen erwerbt <strong>und</strong> weise<br />
handelt, werdet ihr jedoch erkennen, dass alles eine Manifestation<br />
des Göttlichen ist. Unterschiede seht ihr nur, wenn ihr dualistische<br />
Vorstellungen habt. 1977, (37-100)<br />
Erkenne, dass die Schöpfung die Gestalt des höchsten Wesens ist,<br />
die Form, die durch die Macht der Täuschung der Überseele überlagert<br />
wurde. Es ist das Göttlich-Absolute, das all dieses geworden ist<br />
bzw. geworden zu sein scheint. Das Göttlich-Absolute ist die innere<br />
Antriebskraft. In seinem eigenschaftslosen Aspekt ist das Göttlich-Absolute<br />
die ursprüngliche Ursache, der Goldene Keim (Hiranyagarbha),<br />
dessen Manifestation die Schöpfung ist. Dieses Geheimnis<br />
des Universums, seines Ursprungs <strong>und</strong> seiner Existenz zu erfassen,<br />
ist die höchste Weisheit. (...)<br />
Man könnte sagen, Gott habe Gestalt, wohingegen Weisheit formlos<br />
31
sei; aber beide sind, im wahren Sinn des Wortes, ohne Form. Die Erscheinungsform<br />
des Göttlich-Absoluten ist das Ergebnis von Unwissenheit.<br />
Dem Göttlichen wird eine Form gegeben, um den verkörperten<br />
Seelen während des Zeitraums ihrer Verkörperung zu dienen.<br />
Das Göttlich-Absolute wird auf die Ebene des Bedingten reduziert,<br />
weil die Seele, im Körper geb<strong>und</strong>en, ebenfalls als bedingt erscheint.<br />
Nicht zu erkennen, dass dieses menschliche Zwischenspiel nur der<br />
bedingte Zustand des Göttlichen Selbst ist, bedeutet, auf der Stufe<br />
der unwissenden Dumpfheit eines Tieres zu sein. (14-31/32)<br />
Am anfanglosen Anfang war Gott nur einer. In ihm bildete sich der<br />
Gedanke: „Ich bin einer, lass mich viele werden.“ Und so wurde aus<br />
dem Einen das Viele. Doch ungeachtet des Vielen bleibt die Einheit<br />
unberührt von dem Vielen bestehen. Folglich ist für die Sicht der Einheit<br />
in der Mannigfaltigkeit oder der Mannigfaltigkeit in der Einheit nur<br />
die richtige Denkweise verantwortlich. 1990, (40-57)<br />
Am Anfang gingen die fünf feinstofflichen Elemente Äther, Luft, Feuer,<br />
Wasser <strong>und</strong> Erde aus dem Göttlich-Absoluten hervor. Jedes dieser<br />
Elemente besteht aus den drei Gr<strong>und</strong>eigenschaften. Die drei<br />
Gr<strong>und</strong>eigenschaften Reinheit, Aktivität <strong>und</strong> Trägheit durchdringen<br />
den gesamten Kosmos. Unter dem Einfluss dieser drei Gr<strong>und</strong>eigenschaften<br />
entwickelten sich im Prozess der Verschmelzung durch Veränderung<br />
<strong>und</strong> Verbindung aus den fünf feinstofflichen Elementen die<br />
fünf grobstofflichen Elemente sowie der gesamte Kosmos. 1990, (40-<br />
79)<br />
Nach den Worten der Bhagavadgita ist Gott der Samen, aus dem der<br />
Baum dieses gewaltigen Universums hervorging. Jedes Land ist ein<br />
Zweig dieses Baumes. An jedem Zweig gibt es zahlreiche Früchte,<br />
nämlich die verschiedenen Lebewesen, von denen jedes den Samen<br />
des Göttlichen in sich trägt. Das heisst, dass Gott als Lebensgeist<br />
oder Göttliches Selbst in jedem Wesen wohnt. 1990, (40-107)<br />
Wenn ihr kein Zeichen der Gnade Gottes wahrnehmt, dann glaubt ihr,<br />
Gott sei euch fern. Ihr mögt behaupten, ihr hättet euer Bestes versucht,<br />
ihm nahe zu kommen, aber er entzieht sich euch. Eine solche<br />
Behauptung ist Unsinn. (...)<br />
Die Nähe Gottes hängt davon ab, wie nahe ihr ihm seid. Wer diese<br />
Wahrheit versteht, wird erkennen, dass Gott überall ist, <strong>und</strong> durch die<br />
32
Erkenntnis seiner Allgegenwart wird der Mensch wissen, dass er ihm<br />
nahe ist. 1974, (36-64)<br />
Wem es gut geht, der kümmert sich nicht um Gott. Er sündigt <strong>und</strong><br />
missachtet die Gebote des Herrn. Schlechte Zeiten jedoch öffnen ihm<br />
die Augen. Das ist eine Binsenweisheit! 1974, (36-65)<br />
Als Gott die Welt erschuf, erzeugte er zuerst die Gr<strong>und</strong>lage, <strong>und</strong> zwar<br />
die Urenergie. In dieser Schwingungsenergie ist das Bild der ganzen<br />
Schöpfung als Keim enthalten. Daraus entstand das erste Wort (OM).<br />
Auch die Worte der Veden beruhen auf Tonschwingungen. Den Veden<br />
sind verschiedene Namen gegeben worden, <strong>und</strong> ihr müsst den<br />
Versuch machen, deren Bedeutung zu ergründen. 1974, (36-73)<br />
Gott lebt im Herzen derer, die den Weg der Göttlichen Ordnung gehen<br />
<strong>und</strong> unter keinen Umständen davon abweichen. Das ist eine unbestrittene<br />
Tatsache. Gott ist immer auf der Seite der Rechtschaffenen.<br />
1974, (36-97)<br />
Ihr braucht eure Kräfte nicht mit der Suche nach dem Herrn zu vergeuden;<br />
er ist überall wie die Butter in der Milch, wie das Küken im Ei.<br />
Er vibriert in jedem Atom der Schöpfung. Er kommt nicht von irgendwo<br />
her oder geht irgendwo hin. Er ist hier, dort, überall. Er ist alles <strong>und</strong><br />
jedes im Mikrokosmos wie im Makrokosmos. Diese gewaltige Wahrheit<br />
zu erkennen, erfordert spirituelle Anstrengungen, die auf dieses<br />
Ziel ausgerichtet sind. Das ist bewusstes, intelligentes Handeln.<br />
25.9.60, (15-133)<br />
Alle Dinge in der Schöpfung <strong>und</strong> auch der Mensch sind dem Gesetz<br />
des Wandels unterworfen. Dieses Gesetz sollte aber der Weiterentwicklung<br />
<strong>und</strong> nicht dem Rückschritt dienen. Die höhere Intelligenz<br />
führt den Menschen immer auf den Pfad der Wunschlosigkeit <strong>und</strong> des<br />
Dienens, denn dieser ist der einzige, der zu spirituellem Fortschritt<br />
führt. Die höhere Intelligenz erkennt die Einheit der Schöpfung, die -<br />
so wie der Faden die Blumen einer Girlande - alles Seiende zusammenhält.<br />
Wenn ihr die Gnade Gottes gewinnt, wird seine Liebe in<br />
euch fliessen. (...)<br />
Das Universum ist das Spielfeld Gottes. Seid euch dieser Tatsache<br />
bewusst! Das ist alles, was ihr für ein glückliches Leben braucht. Krishna<br />
hat in der Bhagavadgita gesagt, dass er immer auf der Seite der<br />
33
Fröhlichen ist. Es ist nicht gut, sich selbst zu begrenzen <strong>und</strong> ichbezogenes<br />
Glück zu suchen. (...)<br />
Wenn Gott sich an dem Spiel erfreut, zeigt sich das in den verschiedensten<br />
Erscheinungsformen. Das attributlose Absolute nimmt die<br />
Form des Ich-Bewusstseins mit Denken <strong>und</strong> Fühlen an, <strong>und</strong> das grossartige<br />
Spiel beginnt. (...)<br />
Gott ist die Kraft, die das Universum erhält, das Ursprüngliche; die individuelle<br />
Seele ist sein Schatten, eine Erscheinungsform, hervorgerufen<br />
durch die geheimnisvolle Macht einer alles beherrschenden<br />
Täuschung. In dieser vergänglichen, sich ständig verändernden Welt<br />
ist die innewohnende Kraft Gottes das Einzige, was bleibend <strong>und</strong> unveränderlich<br />
ist. (...)<br />
Während ihr spazieren geht, könnt ihr beobachten, wie euer Schatten<br />
auf Erde <strong>und</strong> Gestrüpp, auf nasse <strong>und</strong> trockene Flächen fällt. Das alles<br />
bleibt aber unberührt, denn der Schatten ist nicht wirklich. Ebenso<br />
müsst ihr davon überzeugt sein, dass „ihr“ der Schatten des Göttlich-<br />
Absoluten seid, dass ihr nicht „ihr“, sondern das Göttliche Selbst seid.<br />
Diese Wahrheit ist das Heilmittel für Sorgen, Mühsal <strong>und</strong> Leid. 1976,<br />
(27-79/81)<br />
Gott ist das grosse Unsichtbare, das weite Unfassbare. Erkennt, dass<br />
Gott das F<strong>und</strong>ament der Schöpfung ist; betet zu ihm, <strong>und</strong> er wird euch<br />
reichlich segnen. 1976, (27-85)<br />
Ihr könnt das Band zwischen Mensch <strong>und</strong> Gott selbst knüpfen. Wenn<br />
ihr die Täuschung erkennt, seid ihr Gott. Wenn ihr der Täuschung<br />
zum Opfer fallt, bleibt ihr im Menschlichen verhaftet. Das ist das ganze<br />
Geheimnis. 1976, (27-153)<br />
<strong>Der</strong> Mensch hat es im Universum mit drei Wesenheiten zu tun: Gott,<br />
Natur <strong>und</strong> Mensch. Gott, der vom Menschen in der Natur erkannt werden<br />
kann, muss angebetet <strong>und</strong> verehrt werden. „Natur“ ist der Name<br />
für alle die vielen Dinge, die den Menschen die Pracht <strong>und</strong> Herrlichkeit<br />
Gottes erkennen lassen. Man nennt sie auch “Maya”. Sie ist das<br />
Gewand Gottes, das seine Schönheit <strong>und</strong> Majestät sowohl verbirgt<br />
als auch offenbart. <strong>Der</strong> Mensch muss lernen, die Natur nicht für seine<br />
Bequemlichkeit oder sein Vergnügen auszunutzen. Anstatt zu vergessen,<br />
dass Gott hinter all der Freude steht, die er geniesst, sollte<br />
der Mensch ein besseres Verhältnis zu der höchsten Intelligenz, die<br />
das Universum regiert, finden. Wie wächst ein Baum oder blüht eine<br />
Blume? Wie kann man etwas über die Sterne <strong>und</strong> den Weltraum er-<br />
34
fahren, wenn nicht durch das Hochgefühl der Freude, die Gott, der im<br />
Inneren wohnt, schenkt? Nähert euch der Natur in demütiger, andachtsvoller<br />
Weise, dann wird eure Zukunft gesichert sein. 1976, (27-<br />
200/201)<br />
In der Schöpfung gibt es keine Fehler <strong>und</strong> Vorlieben; seid dessen gewiss.<br />
Dann werdet ihr in eurem Glauben nicht mehr schwanken.<br />
Wenn Gottes Schöpfung fehlerhaft wäre, würden alle gleichermassen<br />
leiden! Nun wird euch jeder Mensch etwas anderes antworten, wenn<br />
ihr ihn fragt, ob er glücklich sei <strong>und</strong> warum. Dieselbe Person spricht<br />
sogar zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich über die Handlungen<br />
des Herrn. So seht ihr, dass der Fehler in euch liegt, dass die Vorzüge,<br />
die ihr preist, in euch liegen. Ihr seht euch selbst in der äusseren<br />
Welt, <strong>und</strong> was ihr mögt oder nicht mögt, ist euer eigenes Selbst!<br />
12.8.63, (17-30)<br />
Allein durch Hingabe erlangt ihr jenes Wissen. Hingabe reinigt das<br />
Herz, hebt die Gefühle <strong>und</strong> erweitert die innere Schau. Hingabe bringt<br />
euch auch die Gnade Gottes herab, denn die Wolken müssen zu den<br />
Feldern kommen <strong>und</strong> Regen bringen; die Pflanzen können nicht hinaufsteigen,<br />
um das lebensspendende Nass zu trinken. Die Mutter<br />
muss sich zur Wiege hinunterbeugen, um das Kind zu streicheln. Hingabe<br />
hat diese Kraft, den Herrn herabzubringen. (...)<br />
Ich verurteile alle Anzeichen von Schwäche <strong>und</strong> bezeichne allein<br />
schon die Tendenz zur Schwäche als Sünde, als unverzeihliche Sünde.<br />
Es ist eine Schmähung des Erbes der Unsterblichkeit, des Titels<br />
„Kind der Unsterblichkeit“, auf den der Mensch einen Anspruch hat<br />
<strong>und</strong> den er sich verdienen muss. Schwäche, Unschlüssigkeit, Hoffnungslosigkeit<br />
- all diese Zustände entehren den Herrn, der euch den<br />
Ehrentitel „Kind der Unsterblichkeit“ gab. Ihr seid Verkörperungen der<br />
Stärke; euer Wesen ist Stärke. Wann immer ihr angesprochen werdet,<br />
müsst ihr euch dazu bekennen <strong>und</strong> zu nichts anderem. Verliert<br />
niemals eure Selbstachtung, kriecht nicht, <strong>und</strong> verkauft euch nicht.<br />
Glaubt nicht, ihr wäret nur dies bisschen Körper. Ihr seid das unzerstörbare,<br />
unsterbliche Selbst. Ihr seid von derselben Natur wie das<br />
Absolute. Seid eurem Schöpfer dankbar, der in euch den Nektar<br />
goss, der euch unsterblich macht. Er verlangt von euch, angesichts<br />
von Freude <strong>und</strong> Leid standhaft zu bleiben. 25.2.64, (17-149)<br />
Es gibt keinen Zweifel: <strong>Der</strong> Mensch vermag Gott zu werden. (...) Das<br />
ist die <strong>Lehre</strong> der Upanishaden <strong>und</strong> die Erfahrung der Heiligen. (...)<br />
35
Ein Tempel besteht aus drei Teilen: dem äusseren Bauwerk, dem inneren<br />
Tempel <strong>und</strong> dem Heiligtum. Diese drei stehen für den grobstofflichen,<br />
den feinstofflichen <strong>und</strong> den Kausal-Körper des Menschen.<br />
Wenn ihr in einen Tempel geht, solltet ihr euch diese Symbolik vergegenwärtigen.<br />
(...) Die Natur des Körpers ist ebenso die dem Herrn eigene<br />
Natur; sie ist sein göttlicher Wille, eine Art seiner Manifestation.<br />
17.5.64, (17-171/172)<br />
Ihr nennt euch Gläubige (devotee). Ich will deshalb darüber sprechen,<br />
was einen Devotee kennzeichnet. Niemand ist ein Devotee, nur weil<br />
er sich selbst oder andere ihn so nennen. Um diesen Namen zu verdienen,<br />
ist Hingabe ohne den geringsten Hauch von Ich-Bewusstsein<br />
erforderlich. Alles kommt auf seinen Willen, auf seinen Befehl an. Wie<br />
ein Trunkener hat er kein Gefühl für Ehre, Ruf, Stolz <strong>und</strong> Eitelkeit. Ihm<br />
ist, wie einem Besessenen, alles gleichgültig, was nicht mit seinem<br />
Ideal zu tun hat. Er fühlt weder Hunger noch Durst, er ist unlogisch<br />
<strong>und</strong> verrechnet sich <strong>beim</strong> Einkaufen auf dem Markt. Narada, ein<br />
Rishi, sagt, dass jene, die von dem Wein der Unwissenheit getrunken<br />
haben, den Schatten dieser Welt nachjagen, aber die, welche trunken<br />
sind von dem Nektar des Wissens, nie von dem Höchsten, das sie als<br />
ihr eigenes Selbst erkannt haben, abweichen. 25.1.63, (18-7)<br />
Ihr müsst eine unzertrennliche Verbindung mit Gott, der euer eigenes<br />
Wesen ist, herstellen. Wenn er die Blume ist, fühlt euch als eine Biene,<br />
die seinen Honig saugt; wenn er ein Baum ist, fühlt euch als eine<br />
Schlingpflanze, die sich an ihn klammert; ist er eine Klippe, fühlt euch<br />
als das schnelle Wasser, das darüber fliesst; ist er der Himmel, seid<br />
ein kleiner funkelnder Stern. Denkt vor allen Dingen immer an die Tatsache,<br />
dass ihr durch göttliche Liebe mit ihm verb<strong>und</strong>en seid. Ihr<br />
müsst euch dessen klar bewusst sein - nicht intellektuell, sondern intuitiv<br />
- dann wird die Reise schnell vonstatten gehen, <strong>und</strong> ihr werdet<br />
bald das Ziel erreichen. <strong>Der</strong> grobstofflichere Intellekt bringt euch langsam<br />
vorwärts, aber die feinstofflichere intuitive Erkenntnis lässt euch<br />
dem Ziel entgegenfliegen. Das Grobstoffliche ist an den Körper geb<strong>und</strong>en,<br />
während das Feinstoffliche sich vom Körper lösen kann.<br />
30.1.65, (18-157/158)<br />
Die Menschheit steht in unmittelbarer Nähe Erkenntnis des Göttlichen.<br />
<strong>Der</strong> Mensch aber erkennt diese Verwandtschaft nur selten. Er<br />
lässt es zu, dass ihn sein Geist wieder auf die Ebenen hinunterzieht,<br />
36
von denen er sich, viele Leben hindurch, mühevoll emporgearbeitet<br />
hat. <strong>Der</strong> Mensch ist ein Diamant, nicht ein Stück Glas. Er kann strahlenden<br />
Glanz um sich verbreiten <strong>und</strong> leuchten, vorausgesetzt, er unterwirft<br />
sich dem Prozess des Schneidens, des Schleifens. 6.1.67,<br />
(20-88/89)<br />
Des Menschen wirklicher Anspruch auf Freude besteht nicht im weltlichen<br />
Tun. Vielmehr ist er das Kind <strong>und</strong> der Erbe der Unsterblichkeit.<br />
Er ist das Gefäss der Gottheit, ja, er kann auf verschiedenen Wegen<br />
den Status der Gottheit selbst erreichen! (...) Ein menschlicher Körper<br />
ohne den göttlichen Funken ist ohne irgendeinen Wert. (...) <strong>Der</strong><br />
Mensch muss sich dieses Funkens bewusst werden, er muss wissen,<br />
wie er sich mit ihm erleuchten <strong>und</strong> in diesen Glanz einhüllen kann.<br />
26.3.68, (20-124)<br />
<strong>Der</strong> wahre Gottesverehrer ist sich der Vergänglichkeit irdischer Ehrungen<br />
zutiefst bewusst. Er weiss, dass der Tod der letzte Richter <strong>und</strong><br />
Gott der einzige Geber ist, <strong>und</strong> so bleibt er fest <strong>und</strong> ruhig, ob ihm Unangenehmes<br />
oder Angenehmes widerfährt. Er wird nicht abgleiten<br />
oder emporklettern wollen, was immer geschieht. Er weiss, dass Gott,<br />
zu dem er betet, in jedem Grashalm wie im entferntesten Stern wohnt.<br />
Gott leiht den Gebeten sein Ohr, die in allen Sprachen <strong>und</strong> selbst aus<br />
der Stille des Ungesprochenen zu ihm aufsteigen. Er hat nicht die<br />
Spur von Zorn oder Unruhe in sich, <strong>und</strong> so habt auch ihr keine Veranlassung,<br />
zornig oder ängstlich zu werden. 8.7.68, (20-169)<br />
Wenn der Mensch seine Sinne meistert <strong>und</strong> in nützlichere Bahnen<br />
lenkt, werden seine Augen in den Sternen <strong>und</strong> in den Blütenblättern<br />
der Rose Gottes Fussspuren sehen, sein Ohr wird im Gesang der Vögel<br />
<strong>und</strong> dem Grollen des Donners die Stimme Gottes hören, seine<br />
Zunge wird in allem, was für sie schmackhaft ist, den süssen Nektar<br />
Gottes erkennen, seine Nase wird in allen Dingen den Wohlgeruch<br />
der Herrlichkeit Gottes entdecken, sein Tastsinn wird zufrieden sein,<br />
wenn er die Hände der Hoffnungslosen <strong>und</strong> Notleidenden halten darf,<br />
in denen er die geliebten Kinder Gottes sieht - dann wird er im Innersten<br />
seines Herzens Gott wahrnehmen. 22.6.69, (21-49)<br />
Wenn die Allgegenwart Gottes erkannt wird, muss ihm alles Tun geweiht<br />
werden. Was ist im Gr<strong>und</strong>e genommen eine Tat? Sie ist die<br />
Handhabung des Göttlichen durch das Göttliche, um des Göttlichen<br />
37
willen, durch Mittel, die Gott zur Verfügung gestellt hat. Kein persönliches<br />
Ich oder Mein, sondern nur das universale Ich <strong>und</strong> das göttliche<br />
Mein sind dabei im Spiel. (...)<br />
Gnade ergiesst sich über die, die suchen. Klopfet an, <strong>und</strong> es wird<br />
euch aufgetan, bittet, <strong>und</strong> es wird euch gegeben, forscht nach dem<br />
Schatz, <strong>und</strong> er wird euch gehören. 15.10.69, (21-86/87)<br />
Euch allen wurde der Aufstieg zum Menschsein ermöglicht. Aber diese<br />
hohe Stellung unter den Tieren müsst ihr euch verdienen, indem<br />
ihr am Ende in das Göttliche eingeht. Das ist das Ziel der Pilgerfahrt,<br />
welche die Evolution darstellt, seit das Leben auf der Erde mit der<br />
Amöbe im Wasser begann. Es ist ein Zeichen derer, die sich der Verantwortung,<br />
Mensch zu sein, bewusst sind, dass sie an dieses Ziel<br />
glauben <strong>und</strong> beständig danach streben. <strong>Der</strong> Ruf des Göttlichen hallt<br />
in jedem Herzen wider, er bringt die Gefühle der Ehrfurcht, Verehrung,<br />
Zuneigung, Liebe <strong>und</strong> Opferbereitschaft hervor, Gefühle, die<br />
Bestandteil liebevoller Hingabe sind. Sie führen zum Gottesdienst,<br />
zur Anbetung <strong>und</strong> zu Ritualen welche die Majestät Gottes symbolisieren.<br />
Auf diese Weise wird der Geist mit göttlichen Gedanken gesättigt,<br />
er wird in die göttliche Form gegossen, bis der Strom der Glückseligkeit<br />
ungehindert fliesst.<br />
Das Gebet ist der Atem der Religion, denn es bringt Gott <strong>und</strong> Mensch<br />
zusammen, mit jedem Atemzug näher <strong>und</strong> näher. In der Meditation ist<br />
das innere Ohr geöffnet <strong>und</strong> lauscht den himmlischen Chören, der<br />
Flöte Krishnas. Yoga ist das Eingehen des Geistes in die Glückseligkeit<br />
des Selbstvergessens, wenn diese Musik das ganze Bewusstsein<br />
erfüllt. Worte wie diese können das unbeschreibliche Glücksgefühl<br />
nicht vollkommen beschreiben, das man empfindet, wenn man nach<br />
diesem langen Exil wieder „heim“ kommt. 6.10.70, (21-200)<br />
<strong>Der</strong> Mensch hat immer versucht, die Herrschaft über die Natur zu erlangen.<br />
In dieser Auseinandersetzung hat er alle Kräfte des Körpers,<br />
des Geistes <strong>und</strong> des Verstandes eingesetzt. Alles in der Natur setzt<br />
sich aus den drei Gr<strong>und</strong>eigenschaften - dem Reinen, dem Aktiven<br />
<strong>und</strong> dem Trägen - zusammen. Sie kann daher nur durch die Eigenschaften<br />
der Wahrhaftigkeit, Liebe <strong>und</strong> Toleranz bezwungen werden.<br />
Wenn der Mensch die göttliche Energie, die in ihm ruht, nutzt, wird er<br />
mit Leichtigkeit zum Herrn der Natur, denn sie ist nichts anderes als<br />
das Gewand des Göttlichen. 11.10.70, (21-215)<br />
38
Es ist nicht genug, das Wissen einfach von einem Guru zu übernehmen.<br />
Ihr müsst weiter suchen <strong>und</strong> die letzte Wahrheit finden, die<br />
Wahrheit, welche ein für alle Mal das Atom ebenso wie die fernsten<br />
Sterne erklären kann. Nur Gott kennt das Universum. Um das Universum<br />
verstehen zu können, müsst ihr Gott werden. In Wirklichkeit gibt<br />
es kein „werden“, ihr „seid“ Gott, der sich als Karl, Hans <strong>und</strong> Anna verkleidet<br />
hat. Das Ich, für das ihr euch haltet, (...) ist nur eine Reflexion<br />
Gottes im Spiegel des Körpers. Ihr seid nur eine Welle auf dem Meer,<br />
das Gott ist. Erkennt dies, erlebt es - das ist das Ziel, die Erfüllung.<br />
Seid euch bewusst, dass alles Wellen sind, <strong>und</strong> erkennt dann, dass<br />
die Wellen das Meer sind, das Meer mit Namen <strong>und</strong> Formen, die entstehen,<br />
eine kurze Zeit bestehen <strong>und</strong> sich wieder auflösen. (...)<br />
Verkörperungen des Göttlichen! Nur durch Liebe kann das Herz gross<br />
genug werden, um diese ewige, absolute Wahrheit erfahren zu können.<br />
Nur durch Wahrhaftigkeit gelangt ihr zur Wahrheit! 18.12.70, (21-<br />
257)<br />
Als der Kosmos sich durch den Willen Gottes manifestierte, der das<br />
Universale Absolute ist, entstand er nur aus dem Absoluten, da es damals<br />
nur Eines gab, so wie es selbst jetzt, trotz der scheinbaren Vielfalt,<br />
nur Eines gibt. Jener Wille, der aus dem Absoluten hervortrat,<br />
brachte euch dazu, das Viele zu sehen <strong>und</strong> zu erleben. Das ist alles,<br />
was geschehen ist. Die Eine Wirklichkeit ist immer noch die Eine, sie<br />
hat sich überhaupt nicht verändert. Ihr habt dem Einen die Illusion des<br />
Vielen übergestülpt! (...)<br />
Die Denker der Sankhyaschule erklären, dass die gegenständliche<br />
Welt aus der Ansammlung <strong>und</strong> Zusammenfügung rasende Atome<br />
entstand; aber sie verfolgen die Sache nicht weiter <strong>und</strong> erklären nicht,<br />
was die Atome dazu veranlasste, sich mit ihresgleichen zu besonderen<br />
Gestalten <strong>und</strong> Gruppen zusammenzufügen. Wie entstand dieser<br />
Drang? Wie konnte er in dem kleinen Atom entstehen? Wer hat diesen<br />
Wunsch dem winzigen Herzen des Atoms eingepflanzt? Diese<br />
Fragen werden übergangen.<br />
Die meisten Philosophen, insbesondere im Westen, ignorieren das<br />
Problem, die Ursache aller Wirkungen, die wir jeden Moment um uns<br />
herum finden, zu identifizieren. Die Upanishaden erklären: „Ich bin eines,<br />
lass mich zu vielem werden“, das war Wille; <strong>und</strong> Gott wurde zu<br />
all diesem als Antwort auf diesen göttlichen Wunsch, den Urdrang. Er<br />
wurde zu all diesem. 16.10.74, (23-103)<br />
39
Das sichtbare Universum ist von der gleichen Substanz wie der Körper<br />
des Menschen <strong>und</strong> sein Geist, denn das sich ständig verändernde<br />
Universum hat das ewig unveränderliche absolute Prinzip als Gr<strong>und</strong>lage,<br />
welches die Quelle des menschlichen Fortschritts ist. Mensch<br />
<strong>und</strong> Universum sind beide Erscheinungsformen des ewig-vollkommenen<br />
Seins. Das Individuum ist das Werden dieses Seins. Das Bewusstsein<br />
des Individuums ist eine Projektion des universalen Bewusstseins<br />
<strong>und</strong> beide sind in sich selbst vollkommen. Das individuelle<br />
Bewusstsein wird vom Tod des Körpers nicht berührt, es bleibt so vollkommen<br />
wie zuvor. (...)<br />
Das sichtbare Universum hat eine unsichtbare Gr<strong>und</strong>lage! Es besteht<br />
aus aktiver Energie, welche die äussere Erscheinungsform verursacht.<br />
<strong>Der</strong> Mensch richtet seine Aufmerksamkeit nur auf die Erscheinungsform<br />
<strong>und</strong> nicht auf die Energie. (...)<br />
Die Upanishaden lehren, dass das Göttliche Selbst allen Wesen <strong>und</strong><br />
Dingen der materiellen Welt innewohnt, dass es ewig unberührt <strong>und</strong><br />
das Höchste ist, was es gibt: „Innen <strong>und</strong> aussen, überall <strong>und</strong> alles<br />
durchdringend ist Narayana, der Herr.“ Die fünf Elemente sind von<br />
Gott durchdrungen. Es gibt keinen Kern ohne Schale. Die Schale ist<br />
die Welt; der Kern ist Gott. (...)<br />
Benutzt die Welt als Mittel zum Zweck <strong>und</strong> wünscht euch nicht, ihr<br />
ständiger Gast zu bleiben. Sie ist nur eine Karawanserei, in der ihr<br />
verweilen könnt, während ihr euch auf der Pilgerreise zur Quelle allen<br />
Seins befindet. Das Leben ist eine Brücke, die der Pilger überqueren<br />
muss. Aber würdet ihr ein Haus auf einer Brücke bauen? Die Welt verändert<br />
sich ununterbrochen. Die vergangenen Minuten werden nicht<br />
zurückkehren. (...) Die Vergangenheit gehört euch nicht mehr; die Gegenwart<br />
entgleitet; die Zukunft ist ungewiss. 9.6.78, (25-123/125)<br />
<strong>Der</strong> Kosmos hat nur einen Herrn <strong>und</strong> Meister - Gott, das allumfassende<br />
höchste Bewusstsein. Das ist die Kraftquelle, die den Kosmos funktionieren<br />
<strong>und</strong> den Menschen aktiv werden lässt. <strong>Der</strong> Mensch ist nur ein<br />
Werkzeug, das vom Bewusstsein gehandhabt wird. Gott ist nicht durch<br />
Zeit, Raum oder Umstände begrenzt. Aber der menschliche Körper,<br />
der Geist, die Sinne <strong>und</strong> ihr Verlangen - sie werden durch Zeit, Raum<br />
<strong>und</strong> Umstände geformt <strong>und</strong> verändert. Wenn der Mensch nicht an diese<br />
f<strong>und</strong>amentale Tatsache glaubt, bildet er sich fälschlicherweise ein:<br />
„Ich tue dies, ich plane das.“ Aber es ist das höchste, alles durchdringende<br />
Bewusstsein, welches Fähigkeiten entfaltet, die Sinne motiviert<br />
<strong>und</strong> den Verstand arbeiten lässt. Das Ergebnis aller Aktivitäten des<br />
40
Menschen muss die Läuterung des Geistes auf seinen verschiedenen<br />
Ebenen sein. Wenn alle Handlungen als Gottesdienst ausgeführt werden,<br />
wird der Läuterungsprozess beschleunigt. 21.11.81, (25-141)<br />
Gott ist dem Menschen näher als alles andere <strong>und</strong> sein treuester<br />
Fre<strong>und</strong>. Eure Eltern mögen in einer anderen Stadt wohnen, aber Gott<br />
ist immer bei euch <strong>und</strong> in euch. Selbst wenn ihr ihn nicht liebt, wird er<br />
niemals von euch weichen. Die Veden sagen: „Er ist kleiner als ein<br />
Atom <strong>und</strong> grösser als das ganze Universum, das er mit seiner Gnade<br />
füllt.“ Er ist in euch, ist in jeder Zelle. Durch reine, tief empf<strong>und</strong>ene Liebe<br />
kann euch das bewusst werden. 2.10.81, (25-160)<br />
Lauft nicht Menschen <strong>und</strong> Macht hinterher. Die Kraft liegt in euch. Das<br />
spirituelle Herz ist sehr gross, es enthält das gesamte Universum.<br />
Wenn das gesamte Universum in euch liegt, warum rennt ihr dann unbedeutenden,<br />
niedrigen Dingen hinterher? (2.8.94)<br />
Das Prinzip des Göttlichen Selbst ist in jedem. Da der Mensch dieses<br />
grosse, herrliche, Göttliche Selbst nicht erkennt, erforscht er andere<br />
Bereiche des Wissens. Die Unterschiede, die ihr seht, sind Manifestationen<br />
eures Selbst. Es gibt nur eine Ursache hinter all den Verschiedenheiten.<br />
Alle vorübergehenden, zeitweiligen Empfindungen beruhen<br />
auf dem, was ewig <strong>und</strong> unvergänglich ist. Die gesamte<br />
Schöpfung ist ein Drama, das vom Göttlichen gespielt wird. <strong>Der</strong> Direktor<br />
<strong>und</strong> der Schauspieler ist Gott selbst. Es ist Gott, der verschiedene<br />
Verkleidungen <strong>und</strong> Formen annimmt <strong>und</strong> sein grosses Spiel inszeniert.<br />
All die Formen, die ihr finden könnt, sind Manifestationen Gottes.<br />
Um die Wahrheit zu sagen: <strong>Der</strong>, welcher euch beschimpft, <strong>und</strong><br />
der, welcher euch preist - es ist beidemal Gott. Es ist Gott, der euch<br />
tadelt, es ist Gott, der euch lobt. Das Gute <strong>und</strong> das Böse in der Welt<br />
sind beides Manifestationen des göttlichen Bewusstseins. Wenn der<br />
Mensch diese Wahrheit nicht erkennt, bläst er sich auf oder erniedrigt<br />
sich. Lasst euch von diesem ganzen geheimnisvollen Spiel nicht täuschen.<br />
Hinter all dieser Show <strong>und</strong> Inszenierung gibt es einen göttlichen<br />
Direktor. Diese höchste Wahrheit sollte jeder erkennen. Die<br />
Sprachen, Namen <strong>und</strong> Formen mögen sich unterscheiden, aber es<br />
gibt ein Göttliches Prinzip, das alles aktiviert. Alles sind Aspekte des<br />
Göttlichen. Gott selbst erklärte: All dies sind meine Aspekte.<br />
Gott ist die Verkörperung der Göttlichkeit. Liebe ist sein Prinzip. Gott<br />
verkündete seine Liebe auf der ganzen Welt. Es gibt nur eine höchste<br />
41
Liebe, die alles durchströmt. Da Gott sich als höchste Liebe ausdrückt,<br />
sollte jeder Mensch das Gleiche tun. Liebe ist unaussprechlich<br />
<strong>und</strong> unbeschreiblich. Weder durch Reichtum noch durch Wissen kann<br />
diese höchste Liebe ergründet werden. Die strahlende Sonne kann<br />
nur im strahlenden Sonnenlicht selbst gesehen werden. Gott, der die<br />
Verkörperung des Göttlichen ist, kann nur durch seine Liebe erkannt<br />
<strong>und</strong> verwirklicht werden. Es gibt nichts Wertvolleres <strong>und</strong> Kostbareres<br />
als diese Liebe. (14.1.95)<br />
Gott wohnt nicht in irgendeinem fremden Land, sondern er ist in euch<br />
selbst gegenwärtig. Sünde existiert nicht in einem fremden Land, sondern<br />
haftet den eigenen Handlungen an. Deshalb ist es nur eine Illusion,<br />
Pilgerorte aufzusuchen, nachzuforschen <strong>und</strong> zu erklären, man<br />
befasse sich mit der Suche nach Wahrheit. Wie kann jemand, der<br />
nicht fähig ist, sich selbst zu kennen, jemals hoffen, Gott zu kennen?<br />
(23.11.95)<br />
Ihr solltet das Wesen eines Atoms verstehen. Auch die Wissenschaftler<br />
behaupten, dass es keine Materie ohne Atom gibt. Atome sind<br />
überall. <strong>Der</strong> gesamte Kosmos ist voller Atome. Wenn ihr das Atom begreift,<br />
werdet ihr mit Sicherheit Gott begreifen. (...)<br />
Gott wohnt in all den 8 400 000 Lebewesen. Es gibt keinen Ort, wo<br />
Gott nicht wohnt. Es ist unmöglich, die Existenz Gottes abzustreiten.<br />
Eine solche Verleugnung ist nur eine Art von Illusion, aber nicht die<br />
Wahrheit. Gott ist überall, <strong>und</strong> nichts anderes existiert. (1.1.95)<br />
Die Einmaligkeit eines jeden Wesens ist eines der W<strong>und</strong>er der Schöpfung.<br />
Nicht zwei Menschen sind völlig gleich. Selbst unter Zwillingen<br />
gibt es Unterschiede. Menschen unterscheiden sich durch ihre Talente.<br />
Aber es sollte erkannt werden, dass alle Talente vom Göttlichen<br />
abstammen. (30.3.96)<br />
<strong>Der</strong> Mensch ist Nutzniesser von Gottes unzähligen freiwilligen Geschenken:<br />
Wind, Regen, Sonnenlicht <strong>und</strong> so weiter. Wie dankbar zeigt<br />
sich der Mensch für all dies Gott gegenüber, während er einen hohen<br />
Preis zahlt für jeden kleinen Dienst, den er von der Stadt erhält, wie<br />
Wasser- <strong>und</strong> Stromversorgung? Gott versorgt euch mit allem, was lebensnotwendig<br />
ist. Welche Entschädigung gibt der Mensch Gott dafür?<br />
Im Gegenteil, er bittet noch um weitere Vorteile. Dieses unersättliche<br />
Wünschen ist der Gr<strong>und</strong> für alle schlechten Eigenschaften des Men-<br />
42
schen. Die wahren menschlichen Eigenschaften sind Ruhe, Geduld<br />
<strong>und</strong> Mitgefühl. <strong>Der</strong> Mensch sollte ein zufriedenes Leben führen.<br />
Gott hat dem Menschen eine so zauberhaft schöne Welt gegeben mit<br />
Sonne, Mond, Gebirgen, Wäldern, Flüssen <strong>und</strong> Meer. Vor allem aber<br />
hat Gott den Menschen mit einem mitfühlenden Herzen ausgestattet.<br />
Aber der Mensch verschmutzt es. (1.7.96)<br />
Es gibt drei ewig gültige Prinzipien: Wahrheit, Güte <strong>und</strong> Schönheit -<br />
aber der Mensch ist unfähig, seine eigene Schönheit zu erkennen.<br />
Schon Plato, ein Schüler von Aristoteles, sagte, das gesamte F<strong>und</strong>ament<br />
des Universums bestehe aus diesen drei Prinzipien: Wahrheit,<br />
Güte, <strong>und</strong> Schönheit. Wahrheit ist die Basis von allem. Wahrheit ist<br />
unveränderlich in allen drei Sphären. Güte ist die wahre Göttlichkeit.<br />
Denn: Güte ist Göttlichkeit. Wenn jemand diese drei Prinzipien erkennen<br />
kann - Wahrheit, Güte <strong>und</strong> Schönheit -, dann wird er auch wissen,<br />
was die menschliche Qualität ist.<br />
Heutzutage liest der Mensch all die Epen, studiert die Bibel, vertieft<br />
sich in den Koran, liest heilige Texte <strong>und</strong> die Bhagavadgita. Obwohl er<br />
sich all diese wichtigen Texte aneignet, kann er all das in seinem<br />
Geist angesammelte <strong>und</strong> gehortete Wissen nicht in die Praxis umsetzen.<br />
(15.7.96)<br />
Die Göttlichkeit <strong>und</strong> der Kosmos. Wie die Wellen dem Ozean, so entspringen<br />
unzählige Lebewesen dem unendlichen Meer von Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit<br />
(sat-cit-ananda). Während Gott der Zustand<br />
von Wahrheit-Erkenntnis-Unendlichkeit ist, lebt der Mensch im Zustand<br />
von Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit. Verkörperungen des<br />
Göttlichen! Wenn ihr eure Sicht mit Liebe erfüllt, wird sich euch die<br />
ganze Göttlichkeit der Schöpfung zeigen.<br />
<strong>Der</strong> Kosmos erscheint euch als <strong>Offenbarung</strong> einer Mannigfaltigkeit,<br />
die es in Wirklichkeit nicht gibt. Niemand bemüht sich, die göttliche<br />
Einheit zu entdecken, die der Vielfalt zugr<strong>und</strong>eliegt. (...)<br />
Wie der Wind die Ursache der Meereswellen ist, so lässt der Wind der<br />
Täuschung (maya) aus dem Ozean von Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit<br />
zahllose Lebewesen entstehen. Daher sind die Wesen, die aus<br />
dem Ozean von Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit hervorgegangen<br />
sind, Manifestationen des Göttlichen.<br />
Die Göttlichkeit ist überall. Aber aufgr<strong>und</strong> seiner Unwissenheit wird<br />
der Mensch das Opfer zahlreicher Schwierigkeiten. (30.7.96)<br />
43
Gott wird als Schöpfer gesehen <strong>und</strong> verehrt. Gott erschuf die Geschöpfe<br />
<strong>und</strong> die Geschöpfe “erschaffen” Gott. Deshalb sind auch sie<br />
Schöpfer. Gott erschafft sich nicht selbst. Es sind die Gläubigen, die<br />
Gott “erschaffen”. (...)<br />
Jeder Mensch ist göttlich. Aber weil er sich mit seinem Körper identifiziert,<br />
hält er sich für ein gewöhnliches Wesen. <strong>Der</strong> Unterschied zwischen<br />
Schöpfung <strong>und</strong> Schöpfer betrifft nur die äussere Form. Sieht<br />
man von ihr ab, verbleibt allein die spirituelle Realität. (13.2.97)<br />
Irgendwann muss alles, was von Gott ausgegangen ist, wieder in ihn<br />
eingehen. Dies ist das natürliche Schicksal aller lebenden Wesen.<br />
Wer als Mensch geboren wird <strong>und</strong> ein frommes Leben führt, verschmilzt<br />
am Ende wieder mit Gott.<br />
Manche Gelehrte haben Streitfragen bezüglich dieses Prozesses aufgeworfen<br />
<strong>und</strong> sich dabei auf das Göttliche als formlos berufen. Die<br />
Wahrheit ist, dass es kein formloses Objekt auf der Welt gibt. Selbst<br />
das winzigste subatomare Teilchen hat eine Form. Nur der Unwissende<br />
denkt anders.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> beteten die alten Weisen Gott in verschiedenen<br />
Formen an. Sie erkannten das Göttliche in allen Formen, da alle Formen<br />
aus Atomen zusammengesetzt sind. (...)<br />
Gott als den zu verehren, der jedem Atom <strong>und</strong> jeder Körperzelle innewohnt,<br />
ist die höchste Form der Verehrung. (7.3.97)<br />
Wenn jemand volles Vertrauen in Gott hat, wird er niemals leiden.<br />
Schwierigkeiten von der Grösse eines Berges mögen kommen, aber<br />
sie werden wie Nebel verschwinden. Obwohl ihr göttliche Gedanken<br />
<strong>und</strong> Empfindungen habt, erkennt ihr nicht die Göttlichkeit. Ihr<br />
schwankt in jedem Augenblick. Eure Mentalität ändert sich von Moment<br />
zu Moment. Wünsche sind ohne Mass. Wie erwartet ihr dann<br />
glücklich zu sein? Glück liegt im Innern. (8.3.97)<br />
0 Mensch! Du bist nicht nur ein Geschöpf aus den fünf Elementen. Du<br />
bist ein Funke Gottes selbst. Du selbst bist Göttlichkeit. Daher besteht<br />
Gott darauf, dass jedes menschliche Wesen sich in göttlicher Weise<br />
verhält, da es ein Funke Gottes ist. (...)<br />
Nur die, welche ihren göttlichen Kern beachten, sind wahre menschliche<br />
Wesen. Da erhebt sich die Frage: Wie steht es mit den anderen,<br />
die auch ihr Leben führen? Es stimmt, sie leben, aber was für ein Leben<br />
führen sie? Die, welche nicht an Gott denken, leben wie Tiere.<br />
44
Sie verhalten sich wie Tiere. Sie denken wie Tiere, <strong>und</strong> ihre Existenz<br />
ist wie die eines Tieres. Wer ein göttliches Leben führt, erfährt göttliche<br />
Glückseligkeit. Er ist immer voller Freude. Er geniesst wirkliches<br />
Glück. So sollte jeder Mensch die Wahrheit, dass er ein Funke Gottes<br />
ist, in die Tat umsetzen. (25.8.87)<br />
Gott strahlt mit aller Leuchtkraft in diesem Universum, <strong>und</strong> das Universum<br />
strahlt <strong>und</strong> lebt in Gott. <strong>Der</strong>art ist die untrennbare Fre<strong>und</strong>schaft<br />
zwischen dem Universum <strong>und</strong> dem Schöpfer. <strong>Der</strong> Schöpfer ist<br />
die Ursache <strong>und</strong> das Universum die Wirkung. Niemand kann die Beziehung<br />
zwischen beiden brechen. Die ganze Welt ist die Kombination<br />
von Ursache <strong>und</strong> Wirkung. Die gesamte Welt, das Lebendige wie<br />
das Leblose, sind die Gestalt, die Manifestation des Göttlichen. Alle<br />
Wesen mit ihren verschiedenen Namen <strong>und</strong> Formen sind in ihrem<br />
Wesen göttlich. Ihr seid nicht fähig, die Göttlichkeit zu erkennen, sondern<br />
lasst euch vom Weltlichen mitreissen <strong>und</strong> versinkt in Frustration.<br />
Aufgr<strong>und</strong> seiner unbegrenzten Wünsche <strong>und</strong> seiner Besorgnis ist der<br />
Mensch frustriert. <strong>Der</strong> Mensch will alles haben, obwohl er es nicht verdient.<br />
(18.4.98)<br />
Von Beginn der Schöpfung an ist menschliches Leben die seltenste<br />
<strong>und</strong> wertvollste aller Lebensformen. Angesichts des Adels einer solchen<br />
Geburt verliert das Leben seinen Sinn, wenn es euch nicht gelingt,<br />
die eingeborene Göttlichkeit zu erkennen. Wenn der Diamant zu<br />
wiederholten Malen geschliffen wird, nimmt sein Glanz zu <strong>und</strong> sein<br />
Wert wächst auch. Ebenso müsst ihr vielen Hindernissen mutig gegenübertreten,<br />
um Gott im Inneren zu erfahren. So müssen Gläubige<br />
natürlicherweise alle Arten von Anfechtungen <strong>und</strong> schweren Prüfungen<br />
auf sich nehmen. Aber die Hingabe sollte niemals abnehmen.<br />
Hingabe allein schenkt das höchste Gut; Hingabe allein zerstört die<br />
Krankheit des wiederkehrenden Zyklus von Geburt <strong>und</strong> Tod; Hingabe<br />
allein ist das Mittel, um Gott zu erkennen; Hingabe allein führt zu Befreiung.<br />
(12.10.98)<br />
Es gibt keine Trennung von Gut <strong>und</strong> Böse. In Gottes Schöpfung gibt<br />
es nichts Böses. Es ist nur eure Sichtweise. Alles in Gottes Schöpfung<br />
ist heilig. In dieser heiligen Welt ist Hingabe so leicht. Ihr glaubt,<br />
es sei schwer, sich Gott zu ergeben. (...) Warum findet ihr Ergebung<br />
schwierig? Weil euer Glaube nicht stark ist. Gott existiert. Es gibt keinen<br />
Ort ohne Gott, keinen Menschen ohne Göttlichkeit, kein Wesen<br />
45
ohne Göttlichkeit, keine Materie ohne Göttlichkeit. Alles verkörpert die<br />
Göttlichkeit. Wenn ihr starken Glauben in diese Wahrheit habt, habt<br />
ihr keine Schwierigkeit. Wenn euer Glaube mangelhaft ist, dann fällt<br />
es euch schwer, irgendetwas zu erreichen.<br />
Glaubt mit aller Liebe an Gott! Liebe ist Gott. Mit diesem Gott-Selbstvertrauen<br />
könnt ihr alles vollbringen. Nichts geht darüber hinaus.<br />
Jede Aufgabe, wie hart sie auch sein mag, ist mit Gottes Gnade zu<br />
vollbringen. (...)<br />
In dieser Welt gibt es vier vorrangige Lebensziele: Leben gemäss der<br />
Göttlichen Ordnung, Wohlstand, Wunscherfüllung <strong>und</strong> Befreiung. Sie<br />
entsprechen den vier Lebensstadien, - Zölibat, Familienleben Rückzug<br />
<strong>und</strong> Entsagung -, aber sie werden nicht richtig verstanden. <strong>Der</strong><br />
Mensch sollte den vier Lebenszielen folgen. (...)<br />
Das erste Lebensziel (...) ist Schwingung, Strahlung, es ist das Lebensprinzip.<br />
(...) Mit Gott zu verschmelzen ist das wahre Ziel.<br />
Das zweite Lebensziel ist Wohlstand. Es bedeutet nicht Geld oder Bequemlichkeit.<br />
Ihr solltet den Reichtum der Weisheit erlangen: die<br />
Schau <strong>und</strong> Erfahrung der Nicht-Dualität. Wahre Weisheit besteht darin,<br />
die Einheit, nicht die Dualität wahrzunehmen. Was ihr heute besitzt,<br />
könnt ihr morgen verlieren. Das ist nicht wahrer Wohlstand. Ihr<br />
müsst den Wohlstand der Weisheit erwerben.<br />
Das dritte Lebensziel ist Wunscherfüllung. Es hat nichts mit sinnlichen<br />
Wünschen zu tun. Ihr solltet Befreiung wünschen. Ihr solltet die Göttlichkeit<br />
<strong>und</strong> nichts anderes wünschen. Ihr solltet wünschen, euer wahres<br />
Wesen zu verstehen. Das Göttliche Selbst zu erkennen, ist der<br />
wahre Wunsch, den ihr hegen solltet, (...) den Wunsch nach Befreiung.<br />
Was bedeutet Befreiung? Nicht allein, Gott zu erreichen <strong>und</strong> mit<br />
Gott zu verschmelzen. Ihr müsst mit dem Göttlichen, mit seiner wahren<br />
Form verschmelzen, <strong>und</strong> die Gedanken, Worte <strong>und</strong> Taten sollten<br />
mit dem Göttlichen eins sein. (...)<br />
Das vierte Lebensziel. Wenn ihr einmal die Göttlichkeit erreicht, hören<br />
alle Unterschiede auf. Das ist die Erfahrung der Nicht-Dualität. Diese<br />
Göttlichkeit zu erreichen, ist das wahre Lebensziel. Die wahre Bedeutung<br />
des menschlichen Lebens liegt darin, dieses heilige Ideal zu verstehen.<br />
(...)<br />
<strong>Der</strong> Körper ist Schöpfung, Gott ist das Gewissen. Gewissen <strong>und</strong> Körper<br />
zusammen machen das menschliche Leben aus. In jedem Menschen<br />
ist das männliche <strong>und</strong> weibliche Prinzip. (...) <strong>Der</strong> Körper ist<br />
weiblich, das Göttliche Selbst ist männlich. Die Verbindung beider findet<br />
man im Menschen. (...)<br />
46
<strong>Der</strong> wahre Mensch ist unfassbar, unvergänglich <strong>und</strong> unbesiegbar.<br />
Manava (Mensch) besteht aus den drei Silben ma, na, va. Ma steht<br />
für Maya, Täuschung, na für ohne, va für sich verhalten. Sich selbst<br />
frei von jeder Täuschung zu verhalten, ist die wahre Bedeutung des<br />
Wortes Mensch. Heutzutage handelt der Mensch dem entgegengesetzt.<br />
Niemand weiss die wahre Bedeutung, keiner kann die Details<br />
lehren, <strong>und</strong> der Mensch versinkt in Unwissenheit <strong>und</strong> hält sich an falsche<br />
Deutungen. (...)<br />
<strong>Der</strong> Körper gleicht der Welt, der Schöpfung. So wichtig wie euch der<br />
Körper ist, sollte euch auch die Welt sein. Körper <strong>und</strong> Land sind wie<br />
das Objekt <strong>und</strong> seine Widerspiegelung. Beide unterliegen Reaktion,<br />
Widerhall <strong>und</strong> Widerspiegelung. So wie ihr euren Körper schützt, entsprechend<br />
solltet ihr auch für euer Land sorgen. (15.2.99)<br />
Jede Handlung ist unter Gottes Kontrolle. Die Erde dreht sich mit einer<br />
Geschwindigkeit von 18,5 Meilen pro Sek<strong>und</strong>e um sich selbst. Die<br />
Erde braucht ein Jahr, um die Sonne zu umkreisen. Das Licht bewegt<br />
sich mit der unglaublichen Geschwindigkeit von 186 284 Meilen pro<br />
Sek<strong>und</strong>e. Das Licht braucht 220 Billionen Jahre um das Universum zu<br />
umkreisen. Laut der Vishnu Sahasranama Stotra ist das gesamte<br />
Universum Vishnus Form. Sogar wenn der Mensch mit Lichtgeschwindigkeit<br />
reisen würde, würde er 220 Billionen Jahre brauchen,<br />
um Gott Vishnu (das ganze Universum) zu umkreisen. Wer kann so<br />
lange leben? Aufgr<strong>und</strong> der negativen Auswirkungen des Eisernen<br />
Zeitalters ist der Mensch selten fähig, mehr als 100 Jahre lang zu leben,<br />
geschweige denn 220 Billionen Jahre! Ist es dennoch möglich,<br />
Gott in der Form des Universums (Vishvaswarupa) in einer Sek<strong>und</strong>e<br />
zu umkreisen? Liebe macht es möglich. Die Geschwindigkeit der Liebe<br />
ist so hoch, dass sie das Universum in einer Sek<strong>und</strong>e umkreisen<br />
kann. Die Lichtgeschwindigkeit mag messbar sein, nicht aber die Geschwindigkeit<br />
der Liebe. Aber der Mensch hat dieser transzendentalen,<br />
unendlichen Liebe Schranken errichtet <strong>und</strong> benützt sie für triviale<br />
Zwecke; aus diesem Gr<strong>und</strong> ist die Welt heutzutage chaotisch geworden.<br />
Die Leute mögen verschiedene Gründe für den Mangel an Frieden<br />
<strong>und</strong> Sicherheit finden, aber der Hauptgr<strong>und</strong> liegt darin, dass der<br />
Mensch nicht fähig ist, Liebe im Inneren zu entwickeln. Er bemüht<br />
sich nicht, die Anwesenheit der unendlichen, unsterblichen <strong>und</strong> nektargleichen<br />
Liebe in sich zu erkennen. Lasst eure Gedanken, Worte<br />
<strong>und</strong> Taten von Liebe durchdrungen sein! Lasst euer Leben von Liebe<br />
erfüllt sein! Es braucht nichts anderes, um Gott zu schauen. Liebe ist<br />
Gott, lebt in Liebe. (28.7.99)<br />
47
DREIEINIGKEIT<br />
Wir verbinden mit dem Gedanken an Gott unmittelbar den Glauben<br />
an Werden, Bestehen <strong>und</strong> Vergehen, an Schöpfung, Erhaltung <strong>und</strong><br />
Auflösung der Welt. So wird Gott üblicherweise als Dreieinigkeit, bestehend<br />
aus Shiva, Vishnu <strong>und</strong> Rudra beschrieben. 1973, (35-159)<br />
Das gesamte Weltgeschehen ist ein Spiel der Gottheit. Brahma ist der<br />
Schöpfer, Vishnu erhält, <strong>und</strong> Shiva löst auf <strong>und</strong> vereinigt. (...)<br />
<strong>Der</strong> gesamte Prozess besteht aus Schöpfung, Erhaltung <strong>und</strong> Einswerden.<br />
Die Trinität von Brahma, Vishnu <strong>und</strong> Shiva repräsentiert nicht<br />
drei Gurus, sondern bezieht sich auf den Einen, der zu verschiedenen<br />
Zeiten drei verschiedene Funktionen ausübt. (35-200)<br />
Vishnu wird als „Venkateshvara“, als Herr der sieben Hügel, verehrt.<br />
Sein Tempel ist auf dem siebten Hügel, <strong>und</strong> man muss über sechs<br />
Hügel steigen, um zu ihm zu gelangen. Diese symbolisieren die sechs<br />
Hindernisse, die es zu überwinden gilt: Begierde, Zorn, Habsucht,<br />
Bindung, Stolz <strong>und</strong> Hass. Ihr müsst diese Leidenschaften überwinden<br />
<strong>und</strong> hinter euch lassen, bevor ihr vor das Angesicht des Herrn treten<br />
könnt. 21.11.69, (21-117)<br />
Göttliche Ordnung, Rhythmus oder Rechtschaffenheit sind der wahre<br />
Atem Vishnus, der die Sterne trägt, die Gesellschaft stabilisiert <strong>und</strong><br />
den Fortschritt sichert. Vishnu ist der Teil der Trinität, der alles erhält,<br />
pflegt, stabilisiert <strong>und</strong> stärkt. Er muss daher oft menschliche Form annehmen,<br />
um die Welt zu schützen <strong>und</strong> zu retten. Er muss der Göttlichen<br />
Ordnung wieder Geltung verschaffen, so dass die Welt sicher<br />
den Hafen der Befreiung erreichen <strong>und</strong> in ein Prashanti Nilayam verwandelt<br />
werden möge.<br />
Indien besitzt das Himalaja-Gebirge als Schutz <strong>und</strong> Schild, als seine<br />
Krone. Seine Bergkette ist das Zeichen der Majestät, der heiteren Ruhe,<br />
der Klarheit <strong>und</strong> der Höhen, welche der Mensch erklimmen muss.<br />
Im Himalaja entspringen die Flüsse Ganges, Yamuna <strong>und</strong> Sarasvati<br />
<strong>und</strong> fliessen durch das Land. Sie repräsentieren die Trinität<br />
1. der spirituellen Suche, Ganges,<br />
2. der geistigen Läuterung, Yamuna,<br />
3. der intellektuellen Klarheit, Sarasvati.<br />
48
<strong>Der</strong> Ganges trocknet niemals aus, er ist rein <strong>und</strong> führt viel Wasser <strong>und</strong><br />
kann alle Krankheitskeime abtöten. Solange der Ganges durch das<br />
Land fliesst, wird die indische Kultur lebendig <strong>und</strong> wirksam bleiben,<br />
auch sie wird niemals vertrocknen. 14.1.70, (21-129)<br />
In den Veden wird Vishnu auch Parama genannt. Es bedeutet Paramanu,<br />
das Atom: Er ist allgegenwärtig, so allgegenwärtig wie das<br />
Atom, das als Substanz <strong>und</strong> Substrat des Universums gef<strong>und</strong>en wird.<br />
Vishnu ist sowohl die Ursache als auch die Wirkung; denn nichts anderes<br />
gab es, als die Zeit begann. Das Eine wurde zu Vielem; die Vielen<br />
verschwinden <strong>und</strong> das Eine bleibt. 20.2.74, (23-33/34)<br />
Das W<strong>und</strong>er der Schöpfung besteht darin, dass alle Wesen <strong>und</strong> alle<br />
Materie bestimmten Regeln <strong>und</strong> Richtlinien folgen. <strong>Der</strong> Verwaltungsleiter<br />
der Schöpfung wird Brahma genannt. Die gesamte Abteilung<br />
der Schöpfung wird von Brahma regiert. Aber das Erschaffen allein ist<br />
nicht ausreichend. Es muss jemanden geben, der die Schöpfung<br />
nährt <strong>und</strong> sie bewahrt. Das wird von Vishnu, dem Beschützer, getan.<br />
Es sollte auch eine Situation geben, die Wandel <strong>und</strong> Wachstum erlaubt.<br />
Wo Erschaffung ist, sollte auch Zerstörung sein. Es gibt eine<br />
Kraft, welche die Regeln der Auflösung <strong>und</strong> Zerstörung erkennt <strong>und</strong><br />
durchsetzt <strong>und</strong> alles Geschaffene zu einem geeigneten Ende bringt.<br />
Dieses Prinzip wird Shiva (Ishwara) genannt. Dies sind die drei Prinzipien,<br />
die Schöpfung, Erhaltung <strong>und</strong> Zerstörung verursachen. Aber<br />
das sind nur Abteilungen. Es gibt jemanden, der über diese Abteilungen<br />
herrscht. Es gibt einen Ministerpräsidenten, der die anderen Minister<br />
ernennt. Das ist Brahman, das Göttlich-Absolute. Deshalb sind<br />
Brahma, Vishnu <strong>und</strong> Shiva (Maheshwara) Minister, aber es ist Gott,<br />
der Autorität über sie hat. (...)<br />
Es ist eine falsche Vorstellung, Brahma, Vishnu <strong>und</strong> Shiva als Götter<br />
anzusehen. Gott ist allgegenwärtig in der atomaren Form. Er ist kleiner<br />
als der Mikrokosmos, er ist das Herrlichste vom Herrlichen. Er ist<br />
der ewige Zeuge. Das Göttliche Selbst, Atman, ist das Atom, <strong>und</strong> das<br />
Atom ist Atman. Deshalb wird Gott auch Atman genannt. Atman, das<br />
Göttliche Selbst, ist alldurchdringend. Dieses Selbst herrscht über<br />
das gesamte Universum. Es ist der ewige Zeuge. (...)<br />
Ihr erntet die Früchte eurer eigenen Taten. <strong>Der</strong> Ablauf von Ursache<br />
<strong>und</strong> Wirkung - sei es, dass ihr die Frucht einer Handlung geniesst<br />
oder dass ihr die Folgen einer Handlung auslöscht oder dass ihr<br />
schlechte Ergebnisse in gute umwandelt - ist unter der Kontrolle von<br />
49
Brahma, Vishnu <strong>und</strong> Shiva. Was solltet ihr deshalb tun, um sie zu versöhnen<br />
<strong>und</strong> günstig zu stimmen? Ihr solltet das tun, was ihr heute getan<br />
habt: zuhören, Gotteslieder singen, ständig an Vishnu denken, die<br />
Füsse des Herrn verehren, Ehrerbietung <strong>und</strong> Anbetung darbringen,<br />
demütig dienen ... <strong>und</strong> in das Selbst Vertrauen haben.<br />
Ihr müsst heute Fre<strong>und</strong>schaft mit Brahma, Vishnu <strong>und</strong> Shiva entwikkeln.<br />
Wenn ihr mit ihnen Fre<strong>und</strong>schaft schliesst, werden eure Leiden<br />
gelindert. (...)<br />
Wo immer man hinschaut, herrscht Gott. Ihr versteht das nicht <strong>und</strong><br />
betet insgeheim auf verschiedene Weisen zu Gott. Aber in Wahrheit<br />
betet ihr nur zu den Abteilungsleitern <strong>und</strong> nicht zu Gott selbst. Dann<br />
nehmen die Verwalter das Bittgesuch an <strong>und</strong> richten ein Empfehlungsschreiben<br />
an Gott.<br />
Gott ist der ewige Zeuge. Er ist ohne Eigenschaft, ohne Form. Er kann<br />
nach Belieben jede Form annehmen. Obwohl er eigenschaftslos ist,<br />
ist er in allen Eigenschaften zu finden. (...) Die Göttlichkeit ist überall,<br />
in der Form <strong>und</strong> im Formlosen, in der Eigenschaft <strong>und</strong> im Eigenschaftslosen.<br />
(...)<br />
Warum zieht ihr einen Vergleich zwischen weltlichen Ministern <strong>und</strong><br />
der allgegenwärtigen Göttlichkeit? Weil Zeichen <strong>und</strong> Symbole ein integraler<br />
Bestandteil der Welt sind. (...)<br />
Ihr müsst noch ein anderes subtiles Geheimnis kennen. In Schöpfungsangelegenheiten<br />
müsst ihr euch an Brahma wenden, in Angelegenheiten<br />
der Erhaltung an Vishnu <strong>und</strong> in Angelegenheiten der Zerstörung<br />
an Shiva. Aber ein reines Herz, das voller Hingabe ist, kann<br />
direkt mit Gott Kontakt aufnehmen. Ihr müsst euch nicht erst an Minister,<br />
ihr könnt euch direkt an den Ministerpräsidenten wenden. Dieses<br />
Recht, an Gott unmittelbar heranzutreten, wird durch Ergebung,<br />
durch Hingabe erlangt. Es ist eine direkte Verbindung von Herz zu<br />
Herz, von Liebe zu Liebe. (...)<br />
<strong>Der</strong> Hoheitsbereich von Brahma, Vishnu <strong>und</strong> Shiva ist Erschaffung,<br />
Erhaltung <strong>und</strong> Zerstörung, aber es gibt eine Macht, die grösser ist als<br />
diese. Gott hat diese Macht inne, <strong>und</strong> er kann sich über die anderen<br />
Kräfte hinwegsetzen. Wie können die anderen Kräfte ausser Kraft gesetzt<br />
werden? Es geht nicht nur um eine Umwandlung, sondern um<br />
eine völlige Auslöschung von Wirkungen. (...)<br />
Karma existiert, aber Gott nimmt den Wirkungen des Karmas die Kraft<br />
weg. Er kann alles “verfallen” lassen. <strong>Der</strong>art ist die höchste Autorität<br />
Gottes. Er kann erschaffen, erhalten <strong>und</strong> zerstören. Deshalb übt Gott<br />
die höchste Macht über Erschaffung, Erhaltung <strong>und</strong> Zerstörung aus.<br />
50
Um diesen Gott zu erhalten, müsst ihr euch ihm ergeben. Nur wenn<br />
ihr euch ihm ergebt, habt ihr eine direkte Verbindung zu ihm. Solange<br />
ihr euch nicht ganz hingebt, verschwendet ihr eure Zeit damit, euch<br />
an Unterabteilungen zu wenden. Verschwendet keine Zeit. Zeit ist die<br />
Form Gottes. Zeit schluckt den Körper, aber Gott schluckt die Zeit.<br />
Diesem grossen Gott müsst ihr euch hingeben.<br />
Wenn ihr euch ganz hingebt, kann es geschehen, dass ihr in manchen<br />
Situationen, je nach Zeit, Kontext, Umgebung <strong>und</strong> Status, bestimmten<br />
Prüfungen ausgesetzt seid. (28.2.95)<br />
Um das Göttliche Prinzip der Schöpfung zu verstehen, solltet ihr bei<br />
eurer Mutter beginnen. Die Mutter erschafft ebenso. Es ist die Mutter,<br />
die euch allen die Geburt als Mensch ermöglicht hat. Deshalb wird gesagt:<br />
“Verehre deine Mutter als Gott.” <strong>Der</strong> Mutter sollte deshalb die<br />
Stellung des Schöpfergottes Brahma gegeben werden. (...)<br />
Als Nächstes ist es die Verantwortlichkeit des Vaters, sein Kind zu<br />
schützen <strong>und</strong> Sorge für seine Entwicklung zu tragen. Deshalb wird<br />
der Vater als Vishnu, als der Erhalter <strong>und</strong> Beschützer, angesehen,<br />
<strong>und</strong> deshalb sagt man: “Verehre den Vater als Gott.”<br />
In dieser Weise repräsentieren Mutter <strong>und</strong> Vater jeweils Brahma <strong>und</strong><br />
Vishnu. Sie spiegeln die Göttlichkeit wider.<br />
Als Nächstes kommt Shiva. Man sagt, dass er alles gibt, um das man<br />
ihn bittet. Er kann zu niemandem “nein” sagen. Eine solche Verkörperung<br />
der Wahrheit kann nirgendwo versteckt noch kann sie verändert<br />
werden, so sehr man es auch versuchen mag. (...)<br />
In dieser Welt, die von Brahma erschaffen <strong>und</strong> durch Vishnu erhalten<br />
wird, ist es allein Shiva, der den Menschen auf den rechten Weg<br />
bringt, um seine innewohnende Göttlichkeit zu verwirklichen.<br />
(23.11.95)<br />
51
II. OM - DER ALS TON INKARNIERTE GOTT
MEDITATION ÜBER DAS OM<br />
Krishna sagt: “Man muss <strong>beim</strong> Üben dieser Meditation Vorsicht walten<br />
lassen <strong>und</strong> Achtgeben, dass der Geist nur auf diese eine Sache<br />
konzentriert ist. Er sollte nicht verschiedene Ziele verfolgen. Er muss<br />
sich mit Liebe <strong>und</strong> Hingabe mit dem einen Höchsten verbinden. Für<br />
gewöhnlich wird die menschliche Liebe von unbedeutenden kurzlebigen<br />
Dingen festgehalten <strong>und</strong> verstrickt sich so in Rückschläge <strong>und</strong><br />
Sorgen. So muss die Liebe von solchen Gegenständen abgezogen<br />
<strong>und</strong> auf den Herrn konzentriert werden.<br />
Ich werde dir kurz sagen, worin Gottesliebe besteht, höre! Hingabe ist<br />
die vollkommene Gleichsetzung deiner mentalen Aktivität mit dem<br />
Ideal, auf welches die innige Zuneigung sich konzentriert.“<br />
Hier unterbrach Arjuna <strong>und</strong> fragte: „Wie ist das je möglich, o Herr?“<br />
„Es ist möglich, Arjuna. Beherrsche die Sinne, lass den Geist sich zurückziehen,<br />
soweit das immer möglich ist, <strong>und</strong> lass das Herz rein werden,<br />
lass den belebenden Atem sich in die höchste Region des Kopfes<br />
erheben, lass das Individuum in der Wahrheit des Höchsten<br />
Selbst gegründet sein, <strong>und</strong> lass in dem Augenblick, da der Atem den<br />
Körper verlässt, OM den einzigen Punkt sein, dem deine Aufmerksamkeit<br />
gilt - ein solcher Mensch kommt zu mir <strong>und</strong> verbindet sich mit<br />
mir; sein geistiges Streben wird dem meinen gleich“, sagte Krishna.<br />
Hier sollten die Leser ihre Aufmerksamkeit fest auf das richten, was<br />
der Herr zu Arjuna sagte. <strong>Der</strong> Herr sprach über die Beherrschung der<br />
Sinne, nicht über ihre Vernichtung. Beherrschung heisst: Unter dem<br />
eigenen Befehl stehend, dem eigenen Willen gehorchend. Zerstörung<br />
heisst: Verneinen des Tätigseins, völlige Untätigkeit. <strong>Der</strong> Herr sprach<br />
auch von allen Sinnen, nicht nur von einem oder zweien. <strong>Der</strong> Mensch<br />
muss alle Sinne unter seiner Kontrolle halten <strong>und</strong> sie nur dann benutzen,<br />
wenn der Zweck, zu dem sie erschaffen wurden, erfüllt werden<br />
soll. (...)<br />
Wieder fühlte Arjuna einen Zweifel in sich aufsteigen; wie kann, wenn<br />
die Sinne geb<strong>und</strong>en sind, das OM ausgesprochen werden? Krishna<br />
verstand das. Er selbst griff die Sache auf.<br />
„Arjuna! OM muss im Geiste <strong>und</strong> nicht durch den M<strong>und</strong> als Sinnesorgan<br />
ausgesprochen werden!“ Darauf stellte Arjuna eine weitere Frage,<br />
um sich von einem anderen Zweifel zu befreien. „Du sagtest, der,<br />
welcher den Namen Gottes wiederholt, sei ohne Sünde. Wenn aber<br />
die Wiederholung des Namens Gottes einen von der Sünde heilt, was<br />
ist dann mit der Befreiung? Augenscheinlich hat die Namensrezitation<br />
55
nicht die Macht, das zu bewirken. Die Namensrezitation wird einem<br />
nicht ermöglichen, den Herrn zu erfahren.“ <strong>Der</strong> Herr war froh, dass Arjuna<br />
diesen Zweifel erwähnte. „Arjuna! Deine Frage ist wichtig. Aber<br />
lass mich dir sagen: Man muss nicht gesondert <strong>und</strong> getrennt von anderen<br />
Zielen nach Befreiung streben. Wenn OM rezitiert wird <strong>und</strong><br />
wenn über die Bedeutung des OM, das heisst über den Herrn, meditiert<br />
wird, dann wird der Herr von dir erreicht. Mit anderen Worten:<br />
Dann bist du befreit.“ Arjuna beharrte auf seinem Einwand. Er fragte:<br />
„Herr! Ist es möglich, dass Namensrezitation beide Ergebnisse bewirkt?<br />
Es ist für dich natürlich leicht, das zu verkünden; aber wenn wir<br />
beginnen, dem Pfad der Namensrezitation <strong>und</strong> Meditation zu folgen,<br />
dann fangen auch die Sorgen an.“ Krishna erwiderte: „Aus genau diesem<br />
Gr<strong>und</strong> habe ich ganz am Anfang den Wert der Meditation erwähnt.<br />
Üben, ständiges Üben wird dir mit Sicherheit beide Ergebnisse<br />
bringen: Freisein von Sünde <strong>und</strong> Befreiung.” (2-122/124)<br />
56
OM<br />
Das Göttliche wird als „Das Eine ohne ein Zweites“ bezeichnet. Diese<br />
Bezeichnung gilt auch für das OM. Dieser eine Laut OM sagt aus,<br />
dass er identisch ist mit dem Göttlich-Absoluten. <strong>Der</strong> Laut OM repräsentiert<br />
das Absolute in vollem Umfang. <strong>Der</strong> Laut OM ist eine Kombination,<br />
bestehend aus dem Zusammenklang der drei Laute A, U <strong>und</strong><br />
M. <strong>Der</strong> Laut A allein ergibt nicht das OM, noch kann der Laut U oder<br />
das M zum OM werden. <strong>Der</strong> erste Laut A repräsentiert den Zustand<br />
des Wachseins <strong>und</strong> den materiellen Körper. <strong>Der</strong> zweite Laut U steht<br />
für den Traumzustand <strong>und</strong> den mental-feinstofflichen Körper. <strong>Der</strong> dritte<br />
Laut M wird mit dem Zustand des Tiefschlafes <strong>und</strong> dem spirituell-kausalen<br />
Körper in Verbindung gebracht. Das OM entsteht, wenn<br />
die drei Laute zusammenkommen <strong>und</strong> sich vereinigen. Wenn ihr wissen<br />
möchtet, was hinter dem OM steckt, dann müsst ihr versuchen,<br />
das Bewusstsein des materiellen Körpers im mental-feinstofflichen<br />
Körper <strong>und</strong> diesen im spirituell-kausalen Körper aufgehen zu lassen.<br />
Nur wenn ihr die drei in dieser Weise verbindet, könnt ihr wirklich die<br />
Seele, den göttlichen Teil des menschlichen Wesens, erfahren. Wenn<br />
der Laut A sich mit dem Laut U <strong>und</strong> dieser sich mit dem Laut M vereinigt,<br />
erhaltet ihr den vollkommenen Laut des OM. Ohne diese Verbindung<br />
kann das OM nie entstehen. Ebenso ist es mit den drei Bewusstseinszuständen.<br />
Nur wenn ihr in der Lage seid, Wachzustand,<br />
Traum <strong>und</strong> Tiefschlaf zu verbinden oder den materiellen, den mental-feinstofflichen<br />
<strong>und</strong> den spirituell-kausalen Körper eins werden zu<br />
lassen, habt ihr eine Chance, in die Sphäre der göttlichen Seele einzudringen.<br />
1972, (34-53/54)<br />
Die gemeinsame Basis für die materielle, die feinstoffliche <strong>und</strong> die<br />
kausale Welt ist die Schwingung kosmischer Urenergie. <strong>Der</strong> Laut dieser<br />
Schwingung wird in den heiligen Schriften als „OM“ bezeichnet.<br />
OM ist der einzige wirklich bedeutsame Laut. Von Zeit zu Zeit wurde<br />
die Frage erhoben, wer dazu berechtigt sei, den heiligen Laut OM zu<br />
äussern <strong>und</strong> wer nicht. Die Veden machen keine Unterschiede. Jedermann<br />
hat jederzeit das Recht dazu, denn das OM wird als universal<br />
<strong>und</strong> als lebendige Gr<strong>und</strong>lage der Veden anerkannt. Ohne diesen<br />
heiligen Laut wären die Veden leblos. Jeder Mensch, der sein Leben<br />
mit dem Laut OM auf den Lippen beschliesst, wird eins werden mit<br />
Gott. Die Bhagavadgita erklärt, dass der Laut OM heilig <strong>und</strong> die<br />
Gr<strong>und</strong>lage für die ganze Schöpfung ist. Das OM formt sich deutlich<br />
57
aus drei Lauten: A, U <strong>und</strong> M. Dieser heilige Laut OM läuft wie ein Lebensfaden<br />
durch alle Puranas. 1974, (36-132)<br />
So wie „OM“ das verbale Symbol Gottes ist, so ist das „Linga“ die<br />
symbolische Form der Gottheit. Es ist nur eine Form. Alles sind nur<br />
Erscheinungsformen. Um die Zusammenhänge zu erkennen, müsst<br />
ihr mit diesen Erscheinungsformen spielen. Ihr könnt sonst das Wesen<br />
dieser Täuschung nicht erkennen. Gott wohnt dem Universum<br />
inne wie das Leben dem Ei. Das Küken füllt das ganze Ei aus, ebenso<br />
wie Gott die ganze Welt ausfüllt. Ich ziehe die Beschreibung: „Alles ist<br />
in ihm“ der Beschreibung: „Er ist in allem“ vor. Ihr alle seid in dieser<br />
Halle, aber diese Halle ist nicht in euch allen; nicht wahr? Ebenso ist<br />
es besser zu sagen: „Alle sind in ihm“, anstatt: „Er ist in allen“. Es ist<br />
die Täuschung der Erscheinungsformen, die den Menschen bindet<br />
<strong>und</strong> begrenzt. Alle spirituellen Übungen sind dazu bestimmt, sie zu<br />
überwinden. 7.2.59, (15-85)<br />
Die Erscheinung, die den Raum kennzeichnet, ist das Vorhandensein<br />
von Schwingungen. Am Anfang war das Wort! OM. Das Wort wurde<br />
Objekt, es wurde verkörpert, vergegenständlicht. 1976, (27-84)<br />
<strong>Der</strong> beste Lehrmeister ist die heilige Silbe OM, in der viele theologische,<br />
philosophische <strong>und</strong> mystische Symbole zusammengefasst<br />
sind. (...)<br />
OM ist der Urlaut, der dem Atem innewohnt. Jedesmal wenn ihr atmet,<br />
sagt ihr: „so'ham“; „so“, wenn ihr einatmet, <strong>und</strong> „ham“, wenn ihr<br />
ausatmet. Das bedeutet „Er-Ich“, <strong>und</strong> es festigt die Überzeugung in<br />
euch, dass Er, der diese äussere Welt ist, auch „Ich“, eure innere<br />
Welt, ist; das führt zur Erkenntnis der Einheit. Während des Tiefschlafes,<br />
wenn Sinne, Gehirn <strong>und</strong> Mentalfunktionen ruhen, werden das<br />
„Er“ <strong>und</strong> das „Ich“ nicht als getrennt wahrgenommen. „So“ <strong>und</strong> „ham“<br />
verblassen, <strong>und</strong> der Laut „so'ham“ verwandelt sich in OM. Das bedeutet,<br />
dass das Äussere <strong>und</strong> das Innere sich in der einen Wahrheit vereinen.<br />
Das OM hat auch noch andere Bedeutungen, <strong>und</strong> die OM-Meditation<br />
ist eine wertvolle spirituelle Disziplin für die Sucher nach der<br />
unvergänglichen Wirklichkeit. Sie gleicht den Strahlen der Sonne, deren<br />
sieben Farben in das farblose, gleissende Licht einmünden.<br />
Gottsucher haben mehr Nutzen, wenn sie am Anfang den Namen der<br />
von ihnen gewählten göttlichen Form zusammen mit dem OM wiederholen.<br />
Später können sie dann die Worte aufgeben, sich auf die Form<br />
58
konzentrieren, die durch den Laut dargestellt wird, <strong>und</strong> diesen Laut in<br />
das Göttliche Selbst verwandeln. Darauf bezieht sich der Satz in den<br />
Veden: „Brahma ist Stille, Abwesenheit von Laut.“<br />
Den Suchern nach dem innewohnenden Gott wird dauernde Wiederholung<br />
des OM <strong>und</strong> intensive Kontemplation über seine Bedeutung<br />
empfohlen. (...)<br />
<strong>Der</strong> Urlaut OM ist der Bogen, das wirkliche Selbst des Menschen der<br />
Pfeil <strong>und</strong> das Göttlich-Absolute das Ziel. <strong>Der</strong> Gottsucher muss also,<br />
so wie der Bogenschütze, unberührt von äusseren Einflüssen sein. Er<br />
muss seine ganze Aufmerksamkeit auf das Ziel richten, dann erfüllt<br />
ihn das Ziel <strong>und</strong> er wird selbst zu dem, worüber er meditiert. In den<br />
Upanishaden <strong>und</strong> anderen Heiligen Schriften wird der Urlaut OM auf<br />
verschiedene Weise erklärt. Darum kann dieser Laut, der den Menschen<br />
befreit, von jedem rezitiert werden, <strong>und</strong> alle dürfen darüber meditieren.<br />
Darüber besteht überhaupt kein Zweifel.<br />
Was der Mensch während seines Lebens erlebt, ist ungewiss, aber<br />
mit Sicherheit wird er dem Tod begegnen. Jeder muss sich auf diesen<br />
Zeitpunkt vorbereiten <strong>und</strong> eine innere Haltung annehmen, die ihm<br />
dann zugute kommt. (...) Deshalb muss jeder ernsthafte Schritte unternehmen,<br />
um sicherzustellen, dass seine Gedanken im letzten Augenblick<br />
seines Lebens auf das „OM“ gerichtet sind. „Wer mit diesem<br />
Gedanken stirbt, wird eins mit mir“, sagte Krishna.<br />
Wiederholt das OM in eurem letzten Augenblick, denn es wird gesagt,<br />
dass der Gedanke an Gott die Macht hat, Gott zu bewegen, die Bürde<br />
für euer Wohlergehen zu tragen <strong>und</strong> euch hier <strong>und</strong> im Jenseits ewiges<br />
Glück zu verleihen. Natürlich muss das lange geübt werden. Aber<br />
strenge spirituelle Disziplin <strong>und</strong> regelmässige Übungen werden es<br />
euch ermöglichen.<br />
Im menschlichen Körper gibt es sechs Nervenzentren, alle in der<br />
Form der Lotosblume. Jedem Blütenblatt der sechs Lotosblumen sind<br />
bestimmte Laute zugeordnet. Wie von dem Schwingungskörpern eines<br />
Harmoniums, so geht auch von jedem der Blütenblätter ein bestimmter<br />
Ton aus, wenn es bewegt wird. Wer über diese Feststellung<br />
nachdenkt, wird die Frage stellen: „Wie oder was bewegt diese Blütenblätter?“<br />
Die Kraft, welche die Bewegung hervorruft, ist die Urschwingung,<br />
der ungehörte, unvernehmbare Laut, der mühelos <strong>und</strong><br />
unabhängig vom bewussten Willen alles erfüllt. Das ist der Urlaut OM.<br />
Wie Perlen einer Kette, so sind alle Buchstaben <strong>und</strong> die Laute, die sie<br />
repräsentieren, an ihm aufgefädelt. Das ist die Bedeutung der Feststellung,<br />
dass er der Ursprung der Veden ist. Krishna lehrt, dass ihr<br />
59
euren Geist mit diesem Urlaut, der Gr<strong>und</strong>lage des ganzen Universums<br />
ist, verschmelzen sollt.<br />
<strong>Der</strong> Geist hat die Tendenz, sich mit dem zu vereinen, mit dem er in<br />
Berührung kommt; es verlangt ihn danach. Er ist immer unruhig <strong>und</strong><br />
rastlos. Aber durch ständige Übung kann er auf das OM ausgerichtet<br />
werden <strong>und</strong> lernen, sich mit ihm zu vereinen. (...) <strong>Der</strong> Mensch kann<br />
durch Übung das durch das OM vermittelte Glücksbewusstsein erfahren.<br />
Dieser Laut ist ein wichtiges Hilfsmittel zur Erlangung der Erkenntnis<br />
des Göttlich-Absoluten, welches der „Klang der Veden“ ist.<br />
Dieser ist nichts anderes als die Energie der Urschwingung OM.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong>e sagt der Herr, er sei die bewusste Lebenskraft<br />
des Menschen, ohne die es kein Menschsein gäbe. Wie stark auch<br />
die negativen Kräfte sein mögen, die aufgr<strong>und</strong> vergangener Existenzen<br />
vorhanden sind, sie müssen dennoch der Stärke weichen, welche<br />
das Selbst durch das erfolgreiche Bestehen der Abenteuer des Lebens<br />
verleiht. (...)<br />
Jedermann muss diese göttliche Lebenskraft nutzen, denn ohne sie<br />
ist kein Leben möglich. Leben ist kämpfen, streben, erreichen. Gott<br />
hat den Menschen erschaffen, damit er die göttliche Kraft anwende<br />
<strong>und</strong> den Sieg davontrage. Es ist nicht seine Absicht, den Menschen<br />
zum Verzehrer von Nahrung, zu einer Bürde für die Erde <strong>und</strong> zu einem<br />
Tier, das den Sinnen versklavt ist, werden zu lassen. Er hat nicht<br />
im Sinn, eine Horde von Müssiggängern <strong>und</strong> Faulenzern zu erschaffen,<br />
die harte Arbeit scheuen <strong>und</strong> so fett werden, dass sie haarsträubende<br />
Formen annehmen. Er hat den Menschen nicht mit der Idee erschaffen,<br />
dass er während seines Lebens seinen Schöpfer<br />
vergessen, sein wirkliches Selbst verneinen <strong>und</strong> sich wie ein Tier benehmen<br />
solle; dass er seine Intelligenz <strong>und</strong> sein Unterscheidungsvermögen<br />
vergeude, ohne dem Geber aller Gaben, die er annimmt <strong>und</strong><br />
deren er sich erfreut, auch nur die geringste Dankbarkeit zu zeigen!<br />
Das Rezitieren spiritueller Formeln <strong>und</strong> des Namens Gottes ist für jeden<br />
wichtig. Was bedeutet „Mantra“? „Ma“ kommt von „manana“, d.h.<br />
„Kontemplation“, <strong>und</strong> „tra“ ist „retten“. Mantra bedeutet also: „Das,<br />
was dich retten kann, wenn du darüber nachsinnst.“ Das Wiederholen<br />
eines solchen Mantras wird euch davor bewahren, in das weltliche<br />
Leben verwickelt zu werden, das Heimsuchung durch Tod, Leid <strong>und</strong><br />
Schmerz mit sich bringt. Von allen Mantras ist OM das höchste <strong>und</strong><br />
wirksamste. Es ist die Krone aller Mantras.<br />
Geht tapfer voran. Versucht, jeden Augenblick auf die eine oder andere<br />
Art mit dem Gedanken an Gott zu füllen. Wiederholt „so‘ham“ mit<br />
60
jedem Atemzug: „so“, wenn ihr einatmet, <strong>und</strong> „ham“, wenn ihr ausatmet.<br />
Wenn ihr das Ein- <strong>und</strong> Ausatmen vollendet habt, fühlt, dass „so -<br />
der Herr“ <strong>und</strong> „ham - Ich“ eins sind. Später wird nach langer Übung<br />
der Gedanke „Er“ <strong>und</strong> „Ich“ als zwei voneinander getrennte Wesen<br />
verschwinden. Die Laute „so“ <strong>und</strong> „ham“ verschmelzen zu O <strong>und</strong> M.<br />
Es wird also OM daraus. Wiederholt diesen Laut mit jedem Atemzug;<br />
das wird eure Bindung an den Kreislauf von Geburt <strong>und</strong> Tod lösen,<br />
denn das ist das Wiederholen des OM wie es in den Veden empfohlen<br />
wird. Diese Übung ist ein gutes Mittel, um die Gedanken dazu zu<br />
erziehen, nicht immer davonzulaufen. Richtet eure Gedanken immer<br />
auf den Herrn, dann werden sie nicht je nach Laune in alle Richtungen<br />
entfliehen. (...) Widmet euer Denken <strong>und</strong> Fühlen ganz seinem<br />
Dienst. Dann wird er euch davor bewahren zu fallen.<br />
Bharat (Indien) ist das Land, in dem jedermann „rati“ (Bindung) an<br />
„bha“ (Gott) hat. Heutzutage verlieren die Menschen allerdings das<br />
Verlangen nach dieser Bindung. Ihr mögt sagen: „Wir haben zu viel zu<br />
tun <strong>und</strong> keine Zeit.“ Nun, Ich glaube nicht, dass das wahr ist. Ich<br />
weiss, dass ihr trotz eines arbeitsreichen Tages Zeit habt, ins Kino zu<br />
gehen, zu schwätzen, Uneinigkeit zu stiften <strong>und</strong> an Streitigkeiten teilzunehmen.<br />
Darüber hinaus habt ihr noch Zeit für viele andere Ablenkungen,<br />
die zu eurem Elend beitragen. Es ist das Beste, wenn ihr<br />
euch von Leuten fernhaltet, die euch zu Handlungen dieser Art verleiten<br />
<strong>und</strong> euch dadurch schwächen <strong>und</strong> schaden. Verbringt jeden Morgen<br />
<strong>und</strong> jeden Abend ein paar Minuten in der Stille eures Andachtsraumes<br />
mit der grössten Macht, die es gibt. Seid in seiner<br />
erhebenden <strong>und</strong> inspirierenden Gesellschaft, betet ihn in euren Gedanken<br />
an, widmet ihm die Arbeit des heutigen Tages. Ihr werdet<br />
nach dieser Stille besser <strong>und</strong> mutiger sein als zuvor.<br />
Es gibt viele, die behaupten, dass nur einige wenige berechtigt seien,<br />
das OM zu rezitieren. Das ist nicht wahr. Diese falsche Behauptung<br />
kommt von denen, welche die Wahrheit nicht kennen. Sie entspringt<br />
einer irrigen Auffassung.(...)<br />
Kein Baum, der gerade als Sämling gepflanzt wurde, wird Früchte tragen.<br />
Ihr müsst ohne Unterbrechung die vorbereitenden Aufgaben erfüllen.<br />
Ohne Wachsamkeit <strong>und</strong> Ausdauer könnt ihr die Früchte nicht<br />
ernten. Bevor die Suchenden sich die Frage stellen können: „Wie<br />
werde ich geboren?“ müssen sie sich der Frage zuwenden: „Wie werde<br />
ich sterben?“ Darüber müssen sie sich klar sein, denn die Geburt<br />
hängt davon ab, wie der Tod stattgef<strong>und</strong>en hat. Erst kommt der Tod<br />
<strong>und</strong> dann die Geburt. Die Leute glauben, dass Menschen geboren<br />
61
werden, um zu sterben, <strong>und</strong> sterben, damit sie geboren werden können.<br />
Diese Auffassung ist falsch. Ihr seid auf diese Welt gekommen,<br />
damit ihr nicht wiedergeboren werden müsst. Das heisst: <strong>Der</strong> Mensch<br />
muss so sterben, dass er nicht wiedergeboren zu werden braucht.<br />
Wenn ihr einmal geboren seid, ist der Tod unvermeidlich. Vermeidet<br />
die Geburt, dann entgeht ihr dem Tod. 1976, (27-87/94)<br />
Das AUM des OM repräsentiert die Aussage des „OM tat sat“, nämlich:<br />
„Das ist die Wirklichkeit.“ „Ich bin die Wirklichkeit.“ „Die Wirklichkeit<br />
ist eins.“ Das OM ist die immer gegenwärtige innere Stimme, das<br />
Echo des göttlichen Rufes in der Tiefe eures Herzens. Lauscht in<br />
euch hinein <strong>und</strong> lasst euch von ihm freudig erregen. Das ist die innere<br />
Verehrung, die im rituellen Gottesdienst ihren Ausdruck findet. Denkt<br />
über das OM nach, seht es als Symbol der inneren Flamme, die während<br />
des Wachens, im Zwielicht des Traumes <strong>und</strong> im Schlaf der<br />
Nacht leuchtet. Wiederholt das OM langsam <strong>und</strong> werdet euch seiner<br />
gewaltigen inneren Kräfte bewusst. Das A entspringt der Kehle, das U<br />
rollt über die Zunge <strong>und</strong> das M endet auf den Lippen. Das OM, das<br />
sich aus AUM zusammensetzt, ist die Essenz aller Worte, die je über<br />
menschliche Lippen kommen können. Es ist der Urlaut, der das Universal-Absolute<br />
symbolisiert. Nach dem M muss eine ungehörte Resonanz<br />
erklingen, die das form- <strong>und</strong> eigenschaftslose Sein repräsentiert.<br />
<strong>Der</strong> anschwellende Ton des OM muss sich im M umkehren <strong>und</strong><br />
ebenso langsam abfallen wie er aufstieg, <strong>und</strong> schliesslich in das<br />
Schweigen eingehen, dessen Echo das innere Bewusstsein erfüllt.<br />
1976, (27-137/138)<br />
Das Rezitieren des OM <strong>und</strong> die Kontemplation über die Bedeutung<br />
dieser mystischen Silbe trägt dazu bei, die tobenden Wellen zu beruhigen.<br />
OM ist die Endsumme der vedischen <strong>Lehre</strong>n über das Göttliche:<br />
„OM - diese eine Silbe ist Gott.“ Das A hat seinen Ursprung in der<br />
Nähe des Nabels; das U fliesst durch die Kehle <strong>und</strong> über die Zunge<br />
<strong>und</strong> das M endet in den geschlossenen Lippen. Es muss so langsam<br />
wie möglich zu einem Crescendo anschwellen <strong>und</strong> langsam abklingen,<br />
bis nach dem M das Echo der Stille im Herzen schwingt. Die Folge<br />
der Töne <strong>und</strong> der Stille versinnbildlichen den Zustand des Wachens,<br />
Träumens <strong>und</strong> Schlafens <strong>und</strong> den vierten, der jenseits dieser<br />
drei liegt. 1976, (27-141)<br />
Wenn ihr in die Tiefe des Schweigens taucht, hört euch selbst, den<br />
62
kosmischen Urlaut, das OM, die Gr<strong>und</strong>schwingung des Lebens, welche<br />
das Universum erfüllt. Um diesen Laut hören zu können, müsst<br />
ihr so nahe wie möglich zum innersten Kern des eigenen Seins vordringen.<br />
1976, (27-143)<br />
Das spirituelle Abenteuer, der Sprung von der Dunkelheit ins Licht, erfordert<br />
aussergewöhnlichen Mut. Die Belohnung ist die Gnade Gottes.<br />
Alle, Frauen ebenso wie Männer, sind Kandidaten für dieses Abenteuer.<br />
Das Geschlecht ist nur ein Gewand, welches die Seele trägt,<br />
um ihre Rolle auf der Erde spielen zu können. Es hat keinen Einfluss<br />
auf das Leben des wirklichen Selbst, das ewig ist <strong>und</strong> sich auf der<br />
übersinnlichen Ebene abspielt. Männer <strong>und</strong> Frauen müssen ihr inneres<br />
Bewusstsein läutern, so dass sich das Göttliche in vollem Glanz<br />
darin spiegeln kann. (...)<br />
Das OM repräsentiert das Prinzip des „Das ist die Wahrheit“, des „OM<br />
tat sat“, des „Ich bin die Wahrheit“, des „Es gibt nur eine Wahrheit“. Es<br />
ist die immer gegenwärtige innere Stimme, das Echo der göttlichen<br />
Stimme in der Tiefe des Herzens. Lauscht <strong>und</strong> erschauert. Das ist die<br />
innere Anbetung, die in dem rituellen Gottesdienst ihren äusseren<br />
Ausdruck findet. Wie kann der Geist ausgeglichen <strong>und</strong> der Glaube unerschütterlich<br />
sein, wenn sich das Ego zügellos austobt? Kontempliert<br />
über das OM als das Symbol der inneren Flamme, welche die<br />
St<strong>und</strong>en des Wachens, das Zwielicht des Träumens <strong>und</strong> die Nacht<br />
des Tiefschlafs erhellt. Dann wird euch die Gnade des Herrn in reichem<br />
Masse zuteil. 22.11.70, (21-248)<br />
Gott (Brahman) bedeutet ebenfalls Klang, Stimme, Wort, Mantra. Und<br />
durch den Klang OM wie auch durch verschiedene andere heilige<br />
Formeln oder Mantras ist es dem Menschen möglich, den superfeinen<br />
Intellekt zu entwickeln, der notwendig ist, um das immanente <strong>und</strong><br />
transzendente Prinzip, das Brahman genannt wird, zu begreifen.<br />
Brahman bedeutet “brih” oder gross, das Grösste, das Weiteste. Es<br />
wird beschrieben als grösser als das Grösste, unermesslicher als das<br />
Unermesslichste. Das Universum ist der Körper Brahmans, der aus<br />
ihm hervorging, als der Wunsch, viele zu werden, in ihm entstand.<br />
Das Universum entstand, als Brahman das erste Wort aussprach.<br />
1974, (23-75)<br />
Das Symbol des Unendlichen, der Urenergie, ist das OM. In den Ve-<br />
63
den heisst es: „Das Unendlich-Absolute ist die eine unzerstörbare<br />
Schwingungsenergie des OM.“ Belebte <strong>und</strong> unbelebte Materie sind<br />
nichts anderes als Variationen des OM; sie erhellen sein Wesen, zeigen<br />
seine Möglichkeiten auf. (...)<br />
Von dem OM, das sich aus den Lauten A-U-M zusammensetzt, repräsentiert<br />
das A den Wachzustand, das U den Traumzustand <strong>und</strong> das<br />
M den Tiefschlaf. Für den, der nach spiritueller Wahrheit sucht, ist es<br />
wichtig, das OM bei allem, was er tut, im Geiste mitschwingen zu lassen.<br />
Die Urschwingung ist die alles erhaltende Kraft <strong>und</strong> gleichzeitig<br />
das Ziel jeder Entwicklung. In der Schöpfung gibt es eine Entwicklung,<br />
die vom Grobstofflichen zum Transzendenten führt, bei der jede<br />
Stufe auf der vorangegangenen aufbaut. Sie führt von der Erde über<br />
das Wasser zum organischen Leben, dessen höchste Stufe der<br />
Mensch ist. Die Entwicklung setzt sich fort in der Sprache, dem geistigen<br />
Begriff, der göttlichen Intuition <strong>und</strong> führt zur Erkenntnis des OM.<br />
Diese acht Stufen - Erde, Wasser, Leben, Mensch, Sprache, Geist,<br />
Intuition, OM - werden gekrönt von der neunten, der höchsten Glückseligkeit.<br />
Diese letzte Stufe ist das Ziel des menschlichen Lebens.<br />
5.4.81, (25-66/67)<br />
64
III. GOTT VERKÖRPERT - AVATARE
Avatare<br />
Krishna sagte zu Arjuna: “Wenn man die Sonne im Spiegel sieht, so<br />
verliert sie weder ihren Status noch ihre Herrlichkeit. Sie ist unberührt.<br />
Ihre Herrlichkeit ist unvermindert. So bin auch ich in der Schöpfung<br />
widergespiegelt, <strong>und</strong> das vermindert in keiner Weise meine Herrlichkeit<br />
oder meinen Status. Ich bleibe der Allmächtige, bleibe allwissend,<br />
wie stets. Ich bin ungeboren, unsterblich. Menschenwesen werden<br />
als Resultat ihrer in vergangenen Leben erworbenen Verdienste oder<br />
Missetaten geboren. Vielleicht denkst du, dass das auch auf Avatare<br />
zutrifft. Nein. Für dich ist es eine Geburt aus Karma, für mich eine aus<br />
göttlichem Spiel. Die Gebete der Guten sind der Gr<strong>und</strong> für meine Geburt.<br />
Auch die Untaten der Bösen sind ein Gr<strong>und</strong> dafür! (...)<br />
Die Avatare haben kein Verdienst oder Verschulden in früheren Inkarnationen<br />
angesammelt, für die sie wie gewöhnliche Sterbliche in diesem<br />
Leben zu zahlen hätten. Bei ihnen ist es ein göttliches Spiel, eine<br />
Geburt, die sie auf sich genommen haben. Das Gutsein der Guten<br />
<strong>und</strong> die Verderbtheit der Schlechten stellen die Gründe dar für das Erscheinen<br />
des Herrn. (...) Das Ergebnis des Kommens des Herrn ist,<br />
dass die Guten glücklich sein <strong>und</strong> die Bösen leiden werden. <strong>Der</strong> Avatar<br />
jedoch empfindet weder Freude noch Leid, selbst wenn er in den<br />
Körper, den er angenommen hat, eingeschlossen ist. <strong>Der</strong> Avatar ist<br />
nicht aus den fünf Elementen zusammengesetzt; er ist spirituell <strong>und</strong><br />
nicht materiell; er kann niemals vom Egoismus oder einem Gefühl von<br />
,mein’ <strong>und</strong> ,dein’ verwirrt werden. Er ist unberührt von der Täuschung,<br />
die aus der Unwissenheit geboren wird. Obgleich die Menschen einen<br />
Avatar als nur menschlich missverstehen mögen, berührt das doch<br />
nicht die Natur der Verkörperung. Sie ist einer Aufgabe wegen gekommen,<br />
<strong>und</strong> sie hat sich verpflichtet, sie durchzuführen.” (2-55/56)<br />
Es gibt Gurus, deren Grösse die der gelehrten Meister weit übertrifft.<br />
Das sind die Avatare, Gottes Inkarnationen in menschlicher Form. Allein<br />
durch ihr Wollen übertragen sie den Segen spiritueller Kraft. <strong>Der</strong><br />
Geringste unter den Menschen wird durch ihre göttliche Macht auf die<br />
Stufe der Vollkommenheit erhoben. Diese Grossen sind die <strong>Lehre</strong>r aller<br />
<strong>Lehre</strong>r, die Gurus aller Gurus. Sie sind die höchsten Manifestationen<br />
Gottes in menschlicher Form.<br />
<strong>Der</strong> Mensch kann sich Gott nur in menschlicher Form vorstellen. Als<br />
Antwort auf die Gebete guter Menschen erscheint Gott als Avatar in<br />
menschlicher Form, weil sie ihn nur auf diese Weise wirklich erfahren<br />
67
können. Menschen sind nicht fähig, sich irgendeine Form Gottes vorzustellen,<br />
die über die menschliche hinausgeht. Deshalb können sie<br />
die Wirklichkeit Gottes nicht wahrnehmen, bevor sie eine Ebene erreicht<br />
haben, die über <strong>und</strong> jenseits der menschlichen liegt. Oberflächliche<br />
Untersuchungen mit einem Verstand, der nicht von Weisheit<br />
durchdrungen ist, sind vollkommen wertlos. Wenn ihr hört, wie jemand<br />
in einem Vortrag geringschätzig über Avatare spricht, dann<br />
fragt den Redner: „Mein Herr, kennen Sie die Bedeutung der Worte<br />
‘Allwissenheit’, ‘Allmacht’ <strong>und</strong> ‘Allgegenwart’?“ Die Vorstellungsfähigkeit<br />
des Menschen beschränkt sich auf die materielle Welt, die er mit<br />
den Sinnen wahrnimmt. Er kann deshalb diese Begriffe nicht verstehen.<br />
<strong>Der</strong> Redner weiss nicht mehr darüber als jeder gewöhnliche, ungebildete<br />
Mensch. Obwohl ihnen die Gedankenwelt dieser unendlichen<br />
Weiten verschlossen ist, schaffen solche Redner durch ihre<br />
<strong>Lehre</strong>n Unruhe <strong>und</strong> Verwirrung.<br />
Spirituelle Bildung ist in Wirklichkeit die Erfahrung der Wahrheit, die<br />
Wahrnehmung der Wahrheit. Das Anhören erbaulicher Reden darf<br />
nicht mit der Erfahrung der Wahrheit verwechselt werden. Diese Erfahrung<br />
wird nur im Heiligtum des innersten Selbst gemacht.<br />
So wie der Mensch geschaffen ist, erlaubt ihm seine Natur nur, Gott<br />
als Menschen zu sehen. Daran ist nichts zu ändern. (...) <strong>Der</strong> Mensch<br />
sich kann das Göttliche Prinzip nur als kosmischen Herrn mit menschlichen<br />
Gliedmassen <strong>und</strong> menschlichen Eigenschaften vorstellen. (7-<br />
31/32)<br />
Mit dem Wort “Dienen” verbindet ihr im Allgemeinen den Begriff niedriger<br />
Arbeit, die von Dienstboten ausgeführt wird. Diese Assoziation<br />
ist nicht richtig. Wenn ihr an “Dienen” denkt, müsst ihr euch daran erinnern,<br />
dass Gott selbst der Welt viele Dienste erweist. Euch ist der<br />
Begriff des Avatars bekannt. Als Avatar nimmt Gott menschliche Gestalt<br />
an, um die Göttliche Ordnung wieder aufzurichten <strong>und</strong> der Rechtschaffenheit<br />
zu Ansehen zu verhelfen. Das ist ein Dienst an der Welt.<br />
1973, (35-62)<br />
Nur wenn Gott als Avatar unter die Menschen kommt, kann er ihnen<br />
nahe sein <strong>und</strong> ihnen ein Beispiel geben. <strong>Der</strong> Avatar zeigt ihnen, wie<br />
die Beziehung zwischen Mensch <strong>und</strong> Mensch sein sollte. Dadurch,<br />
dass Gott als Avatar menschliche Gestalt annimmt, kann er den Menschen<br />
ein Beispiel geben, wie sie sich in bestimmten Lebenslagen zu<br />
verhalten haben, <strong>und</strong> ihnen helfen, ihre eigenen Erfahrungen zu ma-<br />
68
chen. So hat Gott auch als Rama menschliche Form angenommen<br />
<strong>und</strong> Situationen geschaffen, durch die der Mensch lernen kann, wie<br />
wichtig es ist, sich an die Göttliche Ordnung zu halten. 1977, (37-9/<br />
10)<br />
In der Vergangenheit war die Voraussetzung nicht gegeben, dass ein<br />
Avatar der Welt verkünden konnte, für welchen Zweck er gekommen<br />
sei. Alles war hinter dem Schleier weltlicher Ereignisse verborgen. (...)<br />
<strong>Der</strong> Mensch hat sich so in den Schleier seiner eigenen Vorstellung<br />
von der Welt verwickelt, <strong>und</strong> er kann sich nicht davon befreien. Er hat<br />
vergessen, wer er wirklich ist, <strong>und</strong> kann deshalb das ewig-absolute,<br />
allem innewohnende Göttliche Prinzip nicht erfassen. Wenn es anders<br />
wäre, gäbe es für dieses Göttliche Prinzip überhaupt keinen<br />
Gr<strong>und</strong>, sich als Avatar zu manifestieren. Alles, was existiert, ist in<br />
Wirklichkeit nur das Eine, das ihr als Vielfalt erfahrt. Was wirklich ist,<br />
ist das Licht göttlicher <strong>Offenbarung</strong>. Dieses göttliche Licht erstrahlt als<br />
das wirkliche Selbst in euch. (...)<br />
In euch brennt, wie ihr wisst, das göttliche Licht. Dieses ist mit dem<br />
Körper, der mit den fünf Sinnen ausgestattet ist, zugedeckt. Darüber<br />
liegt dann noch eine dicke Decke, die aus weltlichen Wünschen besteht.<br />
Wenn ihr die Decke entfernt, d.h. wenn ihr alle Wünsche aufgebt,<br />
könnt ihr das eine göttliche Licht in euch erkennen. Dieses Licht<br />
in euch ist euer wirkliches Selbst. Dieses wirkliche Selbst ist die Verkörperung<br />
der Glückseligkeit, die euch nur auf die eben beschriebene<br />
Weise zur Erfahrung werden kann. 1977, (37-45/46)<br />
Es macht Gott nichts aus, wenn er verleumdet wird, doch er ist betrübt,<br />
wenn seine Devotees angegriffen werden. Gott hat keine Eigenschaften;<br />
er steht darüber <strong>und</strong> wird nicht von ihnen berührt. Obwohl<br />
Gott Form annimmt, dürft ihr nicht glauben, dass er eine bestimmte<br />
Form hat. Gott ist allgegenwärtig, <strong>und</strong> das ist die Wahrheit. (...)<br />
Gott hat überhaupt keine Eigenschaften <strong>und</strong> ist deshalb allgegenwärtig.<br />
Wenn schon der Äther, der noch als Schwingung wahrgenommen<br />
werden kann, überall gegenwärtig ist, dann ist Gott, der gar keine Eigenschaften<br />
besitzt, auf jeden Fall allgegenwärtig. Man mag sich hier<br />
fragen: „Wie ist es möglich, dass Gott, der selbst keine Eigenschaften<br />
besitzt, in allem, was Eigenschaften hat, gegenwärtig ist?“ Wenn gesagt<br />
wird, Gott sei überall, muss er doch auch in dem sein, was Eigenschaften<br />
hat. (...)<br />
Die Menschen jedoch können den formlosen Gott nicht leicht erken-<br />
69
nen. So nimmt er menschliche Form an <strong>und</strong> lebt in der Welt. Auf diese<br />
Weise kann Gott den Menschen den Weg zeigen, dem sie folgen sollen.<br />
1977, (37-52/53)<br />
Wenn dem Menschen heute gesagt wird, die menschliche Natur sei<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich verschieden vom Wesen Gottes, werden dadurch diese<br />
Unterschiede geschaffen. Da der Mensch nicht über das notwendige<br />
Unterscheidungsvermögen verfügt, glaubt er, diese Unterschiede seien<br />
wirklich vorhanden. Aber der Mensch ist Gott, die Menschen sind<br />
göttlich. Es ist unvermeidlich, dass der Mensch das wird, was er seinem<br />
innersten Wesen nach ist, nämlich göttlich, <strong>und</strong> dass das Göttliche<br />
Mensch wird, indem es sich als Avatar manifestiert. Auf der Vereinigung<br />
von Mensch <strong>und</strong> Gott beruht die ganze Schöpfung. 1977,<br />
(37-116)<br />
Welch ein Privileg ist es, in Indien geboren zu sein! Hier erscheint Gott<br />
wieder <strong>und</strong> wieder als Avatar <strong>und</strong> erklärt den Menschen, die hier leben,<br />
das Wesen des Göttlichen. Er behandelt sie als Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />
Verwandte. Seid ihr euch dieser Tatsache bewusst? 1977, (37-146)<br />
Die Bürger Indiens sind daran gewöhnt, die Inkarnationen Gottes als<br />
Personen zu verehren <strong>und</strong> anzubeten. Aber sie haben nicht gelernt,<br />
sie zu verstehen. Sie glauben daran, dass Gott in menschlicher Form<br />
geboren wird, <strong>und</strong> sie verehren sowohl Rama als auch Krishna als<br />
Avatar. Aber sie haben nicht verstanden, dass der Avatar auch die<br />
Idealgestalt eines Menschen ist. Diese göttlichen Inkarnationen werden<br />
als Vorbilder in die menschliche Gesellschaft geboren. Die Menschen<br />
werden sie erst von dem Augenblick an verstehen können, in<br />
dem sie ihrem Beispiel folgen. Wie kann aber der schwache Mensch,<br />
der nicht einmal sich selbst erkennt, das Wesen des Göttlichen verstehen?<br />
Nur wenn er Rama, Krishna usw. als menschliche Idealgestalten<br />
ansieht <strong>und</strong> sich ein Beispiel an ihnen nimmt, wird seine Verehrung<br />
ihrem göttlichen Wesen gerecht.<br />
Heute verehrt ihr die Avatare in Statuen <strong>und</strong> Bildern, aber ihr folgt<br />
nicht den Idealen, die sie aufgestellt haben. Da ihr gelernt habt, dass<br />
der Avatar mit dem Göttlich-Absoluten identisch ist, solltet ihr auch akzeptieren,<br />
dass man den Idealen, die er aufzeigt, folgen muss.<br />
Ihr verehrt einen Avatar <strong>und</strong> betet ihn an, aber leider folgt ihr seinen<br />
Anordnungen <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong>n nicht. Ihr beachtet sie einfach nicht. Diese<br />
Art der Verehrung, die sich nicht im täglichen Leben auswirkt, ist Heuchelei<br />
<strong>und</strong> keine Frömmigkeit. 1977, (37-157)<br />
70
Avatare geben selten einen direkten Rat. Was sie mitteilen möchten,<br />
übermitteln sie in der Regel durch indirekte Vorschläge <strong>und</strong> nur selten<br />
in der Form einer direkten Unterweisung. Das ist so, weil sich die jedem<br />
Menschen innewohnende Göttlichkeit in jedem Augenblick manifestieren<br />
kann, wenn günstige Voraussetzungen vorhanden sind,<br />
ebenso, wie ein keimfähiges Samenkorn nur dann spriessen <strong>und</strong> entsprechend<br />
seiner ihm innewohnenden Natur zu einem Baum heranwachsen<br />
kann, wenn die Umstände zur Entfaltung seines Potentials<br />
vorhanden sind. <strong>Der</strong> Mensch soll befähigt werden, sich kraft eigenen<br />
Strebens selbst zu korrigieren, indem ihm nur Hinweise gegeben werden;<br />
er soll jedoch nicht in seiner Freiheit <strong>und</strong> Würde durch von aussen<br />
auferlegte Weisungen eingeengt werden. Kurz gesagt, die beste<br />
Maxime, Menschen sowohl in weltlichen wie auch in spirituellen Dingen<br />
zu helfen, heisst: „Hilf ihnen, sich selbst zu helfen“ oder: „Selbsthilfe<br />
ist die beste Hilfe“. 1990, (40-72)<br />
<strong>Der</strong> Avatar kommt, solange es noch einige gute Menschen gibt, solange<br />
noch eine Spur der Göttlichen Ordnung vorhanden ist, denn<br />
was nützt der Arzt, wenn der Patient gestorben ist? Wenn unter den<br />
guten Menschen die Furcht um sich greift, dass das Gute in der Welt<br />
sich nicht behaupten kann, dann nimmt der Herr Form an, um ihnen<br />
neue Kraft zu geben <strong>und</strong> ihren Mut <strong>und</strong> Glauben wiederzubeleben.<br />
14.1.62, (16-88/89)<br />
Krishna, der Avatar, war eine vollständige Inkarnation mit allen 16 Facetten<br />
der Herrlichkeit. Von den 16 Facetten des Rama-Avatars hatte<br />
jeder seiner drei Brüder eine, <strong>und</strong> der Zeitgenosse Parashurama<br />
auch eine, bis ihn Rama traf, überwältigte <strong>und</strong> den Anteil göttlicher<br />
Macht, den dieser besass, in sich aufnahm. Andere Inkarnationen<br />
dienten besonderen Aufgaben wie der Unterdrückung des Übels, das<br />
von einer schlechten Person oder Gruppe repräsentiert wurde. Die<br />
Avatare Rama <strong>und</strong> Krishna dagegen dienten mehr allgemeineren<br />
Zwecken, wie der Aufgabe, Rechtschaffenheit wiederherzustellen<br />
<strong>und</strong> das tugendhafte Leben zu fördern, aber auch, um die Gottlosen<br />
zu bestrafen <strong>und</strong> die Welt zu lehren, dass Unrecht keinen Bestand<br />
hat. (...)<br />
Vor jeder Inkarnation erscheinen auch zwei Wegbereiter für die Aufgabe,<br />
wegen der die Inkarnation stattfindet: die göttliche Kraft der<br />
Täuschung (maya) <strong>und</strong> Yoga, selbstloses Tun. Die Täuschung<br />
kommt als die ältere Schwester, um die Bösen zu warnen, <strong>und</strong> Yoga<br />
71
als der ältere Bruder <strong>und</strong> ständige Begleiter, der Begeisterung verbreitet.<br />
(...)<br />
Aber heute, im Eisernen Zeitalter, müssen die Gottlosen durch Liebe<br />
<strong>und</strong> Erbarmen umgeformt <strong>und</strong> erneuert werden. Das ist der Gr<strong>und</strong>,<br />
warum dieser Avatar unbewaffnet erschienen ist. Er kam mit der Botschaft<br />
der Liebe. Die einzige Waffe, welche die Gemeinen <strong>und</strong> Boshaften<br />
umzuwandeln vermag, ist der mit Liebe ausgesprochene<br />
Name des Herrn. <strong>Der</strong> Name des Herrn verbreitet den Duft göttlicher<br />
Herrlichkeit. Wenn er im Geiste bewegt wird, verwandelt er diesen zu<br />
einem Instrument, das den Menschen von der Täuschung befreit, der<br />
er unterliegt. (...)<br />
In dem tiefen, stillen See des Gemüts eines jeden Menschen lauert<br />
eine giftige Kobra mit sechs Köpfen: Lust, Zorn, Habgier, Bindung,<br />
Hochmut <strong>und</strong> Hass. Sie infiziert die Luft <strong>und</strong> vernichtet alle, die sich<br />
ihr nähern. Wenn sie in die Tiefen hinabtaucht, zwingt sie der Name<br />
des Herrn, an die Oberfläche zu kommen, so dass sie vernichtet werden<br />
kann. (...)<br />
Wie alle Avatare, so offenbarte Krishna der Welt seine Ankunft Stück<br />
um Stück <strong>und</strong> Schritt für Schritt. Jedesmal überprüfte er auf diese<br />
Weise, wie weit die Menschen die Realität annehmen würden; die<br />
Zeichen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er dienten damals wie heute dazu, den Avatar zu<br />
verkünden. (...)<br />
Alle Avatare lehren das Aufgeben von Bindungen als ersten Schritt<br />
auf dem langen Weg der spirituellen Übung. (...)<br />
In jedem Zeitalter kommt der Avatar des Herrn, um euch zu erlösen,<br />
wiederzubeleben <strong>und</strong> wieder aufzurichten. In der gegenwärtigen Zeit<br />
sind die grosse göttliche Kraft, die das Universum erhält <strong>und</strong> ernährt,<br />
die Kraft der Täuschung, die bezaubert, <strong>und</strong> die Kraft der Tat miteinander<br />
in einer einzigen menschlichen Form gekommen. Euer Bemühen<br />
sollte es sein, ihn in eure Nähe zu ziehen <strong>und</strong> Gnade von ihm zu<br />
erlangen. 28.7.67, (20-55/58)<br />
Die Inkarnationen Gottes haben ihre Aufgabe immer erfüllt. Die Göttliche<br />
Ordnung ist immer vollständig wiederhergestellt worden. Die<br />
Avatare verhalfen der Wahrheit erneut zum Durchbruch. Denn, wie<br />
die Veden verkünden, gibt es keine höhere Göttliche Ordnung als die<br />
Wahrheit. Wahrheit wird verhüllt, entstellt <strong>und</strong> es wird gesagt, sie<br />
schwinde dahin. <strong>Der</strong> Avatar sichert deshalb aufs Neue ihre Gültigkeit<br />
<strong>und</strong> ihren Wert. Gott ist Wahrheit, die Guten suchen die Wahrheit; die<br />
Schlechten werden durch die Wahrheit gerettet. Wahrheit befreit,<br />
72
Wahrheit ist Macht, Wahrheit ist Freiheit. Sie ist die Lampe, die das<br />
Herz erleuchtet <strong>und</strong> Zweifel <strong>und</strong> Dunkelheit vertreibt. Wahrheit ist die<br />
Herrlichkeit Gottes. Heisst Gott in eurem Herzen willkommen. Lasst<br />
seinen Einzug die Erfüllung eures Sehnens sein. Wer sich in Gedanken<br />
immer mit Gott befasst, darf als Brahmane angesehen werden;<br />
wer sich in Gedanken immer mit seiner Haut <strong>und</strong> allem, was darunter<br />
steckt, befasst, kann nur als ein Gerber, der Leder <strong>und</strong> Häute bearbeitet,<br />
angesehen werden! 29.7.69, (21-58/59)<br />
Alle, die einen Körper annehmen, sind Avatare, d.h. Herolde des<br />
Göttlichen, Manifestationen Gottes. Was ist dann das Besondere an<br />
Rama, Krishna, Buddha <strong>und</strong> Christus? Warum feiert ihr deren Geburtstage<br />
mit solch ehrfürchtiger Begeisterung? Das Besondere ist:<br />
Sie sind sich dieser Tatsache bewusst, ihr seid euch des Göttlichen,<br />
das die Wahrheit ist, nicht bewusst. Bewusstheit bringt Gnade, Ruhm,<br />
Majestät, Macht <strong>und</strong> Glanz mit sich. Bewusstheit schenkt Befreiung<br />
von Fesseln, von Zeit, Raum <strong>und</strong> Kausalität, Schlafen, Träumen <strong>und</strong><br />
Wachen. Für euch ist Schlaf eine Fiktion, Traum eine Täuschung <strong>und</strong><br />
Wachsein ein Wirbelsturm. Avatare sind immer wachsam, bewusst,<br />
erleuchtet. 23.11.72, (22-138/139)<br />
Sind alle, die in einem Körper leben, an ihren Körper <strong>und</strong> die dazugehörigen<br />
Sinne usw. geb<strong>und</strong>en? Gott als Avatar hat doch auch einen<br />
Körper, <strong>und</strong> wenn man ihn einhergehen sieht, gleicht er allen anderen<br />
Menschen. Aber da ist ein gr<strong>und</strong>sätzlicher Unterschied. Gott in der<br />
Form, der Avatar, ist unbeteiligt <strong>und</strong> unberührt. Er ist frei von gegensätzlichen<br />
Empfindungen, von dualistischem Denken. <strong>Der</strong> gewöhnliche<br />
Mensch sehnt sich nach Resultaten. Das Ego-Prinzip ist menschlich,<br />
das Brahman-Prinzip göttlich. Ihr könnt das nicht so ohne<br />
weiteres verstehen. Dazu braucht ihr Erfahrung. <strong>Der</strong> Avatar hat kein<br />
Verlangen, keinen Egoismus; er ist immer gleichbleibende Gott-Bewusstheit.<br />
(...)<br />
<strong>Der</strong> Avatar sieht aus wie jeder andere Mensch. Er ist ausgestattet mit<br />
Körper, Geist, Sinnen usw. Aber beachtet die grossen Unterschiede<br />
im Denken <strong>und</strong> Fühlen! <strong>Der</strong> Avatar ist das Totale, das Allumfassende,<br />
das Vollständige. Im Vergleich zu ihm erscheint der Mensch gering,<br />
kleinlich <strong>und</strong> negativ. Aber das Göttliche existiert im Menschen als innerster<br />
Kern, der sich als Glücksbewusstsein manifestieren kann. Ihr<br />
beachtet nur den äusseren Putz des Wissens; ihr transformiert die<br />
tiefsitzenden Instinkte <strong>und</strong> Impulse nicht, die ihr von euren tierischen<br />
Vorfahren ererbt habt. (...)<br />
73
Aus diesem Gr<strong>und</strong> nimmt Gott als Avatar Form an <strong>und</strong> verleiht der<br />
Menschheit die Fähigkeit, zwischen richtig <strong>und</strong> falsch, zwischen<br />
Wahrheit <strong>und</strong> Unwahrheit zu unterscheiden. <strong>Der</strong> Avatar hilft den Menschen<br />
durch sein Vorbild <strong>und</strong> Beispiel. Die Heiligen Schriften erinnern<br />
immer wieder daran, dass das Leben kurz ist. Deshalb gibt die Bhagavadgita<br />
den Rat, sich drei Tatsachen zu merken:<br />
1. Als Mensch geboren zu werden, ist ein wertvolles Geschenk.<br />
2. Das Sehnen nach Gotterkenntnis bedeutet ein weiteres Glück<br />
für den Menschen.<br />
3. Das grösste Glück aber ist es, in der Gegenwart Gottes zu sein,<br />
ihm dienen <strong>und</strong> seine göttlichen Befehle ausführen zu dürfen.<br />
12.8.82, (25-189/190)<br />
Was ist ein Avatar? Gott, der auf Erden erscheint, von tiefer Liebe erfüllt<br />
für die Menschen in aller Welt. Göttliche Bewusstheit in menschlicher<br />
Form. 1.9.82, (25-192)<br />
Jeder muss erkennen, das er die Verkörperung des Göttlichen ist. Ihr<br />
mögt über die Avatare Rama <strong>und</strong> Krishna sprechen. Aber euer gegenwärtiger<br />
Avatar ist nicht weniger bedeutsam. All jene Avatare kamen,<br />
um der Menschheit zu sagen, das alle menschlichen Wesen<br />
Avatare (Verkörperungen des Göttlichen) sind. Da sie Geburt angenommen<br />
haben, sollten die Menschen sich wie Verkörperungen der<br />
Göttlichkeit - wie Wesen, in denen der göttliche Geist wohnt - verhalten.<br />
Eure spirituelle Wirklichkeit anerkennend, solltet ihr in diesem<br />
Geiste leben. (28.3.96)<br />
Es ist die Aufgabe jeder Verkörperung der Göttlichkeit, die Herrschaft<br />
von Wahrheit <strong>und</strong> Rechtschaffenheit herzustellen <strong>und</strong> alles, was übel,<br />
falsch <strong>und</strong> nicht rechtschaffen in der Welt ist, zu verbannen <strong>und</strong> der<br />
Menschheit zu helfen, ihre Göttlichkeit zu offenbaren. (...)<br />
Es ist nicht leicht, die tieferen Beweggründe grosser Menschen oder<br />
die Motive <strong>und</strong> Handlungen der Avatare zu verstehen. Das Wirkungsspektrum<br />
der Avatare ist unendlich weit. Verglichen damit sind die Fähigkeiten<br />
gewöhnlicher Menschen minimal. Wie kann das Atom die<br />
Unendlichkeit erfassen? Kann eine Ameise die Tiefe des Ozeans ermessen?<br />
Das ist unmöglich. So ist auch das Wesen der Göttlichkeit<br />
jenseits des menschlichen Verständnisses. (15.5.96)<br />
74
Wenn ihr ein ideales menschliches Leben führen wollt, müsst ihr dem<br />
Beispiel der Avatare folgen. Avatare können menschliche Form annehmen.<br />
Doch dieses Phänomen sollte euch nicht irreleiten. Avatare<br />
können zwar in menschlicher Form erscheinen, trotzdem solltet ihr<br />
euch nicht mit ihnen gleichsetzen. Die physische Form scheint zwar<br />
ähnlich zu sein, doch gibt es einen gr<strong>und</strong>legenden Unterschied. (...)<br />
Gott erscheint in menschlicher Form, weil der Mensch vom Pfad der<br />
Rechtschaffenheit abgewichen ist. Um die Menschen zu bessern <strong>und</strong><br />
sie auf den rechten Weg zurückzubringen, muss Gott als Mensch erscheinen.<br />
Vögel, Säugetiere <strong>und</strong> Insekten leben gemäss ihrer spezifischen<br />
Art. Sie benötigen keine Avatare. Nur der Mensch hat heute<br />
jede Rechtschaffenheit abgelegt, seinen göttlichen Kern vergessen<br />
<strong>und</strong> sein Menschsein herabgesetzt. Um diesen Zustand der Menschen<br />
zu ändern, muss Gott in menschlicher Form erscheinen. Es ist<br />
die Aufgabe des Avatars, die Guten zu beschützen, die Irregeleiteten<br />
zu korrigieren <strong>und</strong> die Bösen zu bestrafen. (20.5.96)<br />
75
DIE GÖTTLICHE MENSCHWERDUNG<br />
SATHYA SAI BABAS<br />
Als ich in Uravakonda die Schule besuchte, warf ich eines Tages die<br />
Bücher beiseite <strong>und</strong> erklärte, dass mein Werk auf mich wartet. (...) An<br />
jenem Tag, als ich mich öffentlich als <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> erklärte, verliess ich<br />
das Haus des Pandits, in dem ich lebte, ging in einen Garten <strong>und</strong> lehrte<br />
die dort versammelte Gruppe das erste Lied:<br />
76<br />
Singe mit Verehrung im Herzen<br />
zu Füssen des göttlichen <strong>Lehre</strong>rs,<br />
denn es ist schwierig,<br />
das Meer des Lebens <strong>und</strong> des Todes<br />
zu durchqueren.<br />
(Manasa bhajare guru caranam dustara bhava sagara taranam).<br />
Ich rief alle jene auf, die diesen endlosen Kreislauf von Geburt <strong>und</strong><br />
Tod erleiden, in Anbetung zu Füssen des Gurus, des göttlichen <strong>Lehre</strong>rs,<br />
zu sitzen, der erklärt hat, dass er wiedergekommen ist, um die<br />
Bürde derer auf sich zu nehmen, die Zuflucht zu ihm nehmen. Das<br />
war meine erste Botschaft an die Menschheit:<br />
„Lasst eure Anbetung von Herzen kommen.“ Ich brauche eure Blumengirlanden<br />
<strong>und</strong> Früchte nicht; diese Dinge, die man für ein paar Rupien<br />
kaufen kann, gehören nicht wirklich euch. Gebt mir etwas, das wirklich<br />
euer ist, etwas, das rein ist <strong>und</strong> duftend wie der Wohlgeruch der Tugend<br />
<strong>und</strong> Unschuld; etwas, das in den Tränen der Reue gewachsen ist! (...)<br />
Arme Gläubige (Devotee), die sich nicht leisten können etwas zu bringen,<br />
werden dadurch gedemütigt <strong>und</strong> sind traurig, dass sie nichts haben,<br />
um ihre Verehrung zu zeigen. Lasst den Herrn in eurem Herzen<br />
wohnen, <strong>und</strong> bringt ihm die Früchte eurer Handlungen <strong>und</strong> die Blumen<br />
eurer innersten Gedanken <strong>und</strong> Gefühle. Das ist die Art der Anbetung,<br />
die mir am liebsten ist, die Verehrung, an der ich den grössten<br />
Gefallen finde. (...)<br />
Ich habe bisher nur einzelnen Menschen Ratschläge erteilt <strong>und</strong> Fragen<br />
beantwortet. (...) Diese heutige Ansprache ist eine neue Erfahrung<br />
für euch. Wenn es auch für euch neu sein mag, für mich ist es<br />
nicht neu. Ich habe schon früher in grossen Versammlungen meinen<br />
Rat gegeben, wenn auch nicht während dieser Inkarnation als <strong>Sathya</strong><br />
<strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>. Immer wenn das formlose Absolute Gestalt annimmt, hat
es eine Mission zu erfüllen, <strong>und</strong> das geschieht auf verschiedene Weise.<br />
In welchem Zeitalter das auch geschehen mag, der Zweck ist immer<br />
die Umerziehung des Menschen.<br />
Wie ich euch schon öfter erzählt habe, waren die ersten 16 Jahre dieses<br />
Lebens eine Zeit der göttlichen Spiele. In den nächsten 16 Jahren<br />
werden es meistens W<strong>und</strong>er sein, welche die Menschen glücklich<br />
machen werden. Gefühle der Freude <strong>und</strong> Zufriedenheit sind jedoch<br />
nicht von Dauer. Ihr müsst euch bemühen, sie zu eurem bleibenden<br />
Besitz zu machen, dann wird daraus Glückseligkeit. Ihr werdet erleben,<br />
dass ich mich nach meinem 32. Jahr mehr <strong>und</strong> mehr der Aufgabe<br />
widmen werde, die irrende Menschheit zu belehren <strong>und</strong> die Welt<br />
auf den Pfad der Wahrhaftigkeit, der Rechtschaffenheit, der Friedfertigkeit<br />
<strong>und</strong> der Liebe zu führen.<br />
Das soll nicht heissen, dass ich vorhabe, die göttlichen Spiele <strong>und</strong><br />
das Wirken von W<strong>und</strong>ern ganz aufzugeben. Es wird dann jedoch meine<br />
Hauptaufgabe sein, die Menschheit zur Göttlichen Ordnung zurückzuführen<br />
<strong>und</strong> ihr falsches Denken zu korrigieren.<br />
Lasst euch nicht zu Zweifeln <strong>und</strong> unnützen Streitgesprächen verleiten,<br />
macht euch keine Gedanken, ob <strong>und</strong> wie ich all dieses vollbringen<br />
kann. (...) Was ihr braucht, ist Glauben <strong>und</strong> nochmals Glauben. (...)<br />
<strong>Der</strong> Herr liebt die Hingabe des Gläubigen. Die Gnade des Herrn ist<br />
wie das reine Wasser des Regens: Überall, wo es hinfällt, ist es das<br />
gleiche, aber im Geschmack ist es verschieden je nach der Art der Erde,<br />
durch die es fliesst. So sind auch die Worte des Herrn süss für die<br />
einen <strong>und</strong> bitter für die anderen. (...)<br />
Ihr kennt die wahren Hintergründe für das Wirken des Herrn nicht. Ihr<br />
könnt nicht einmal die Beweggründe anderer Menschen verstehen,<br />
die euch in allem ganz ähnlich sind, die von den gleichen Motiven getrieben<br />
werden <strong>und</strong> die gleichen Neigungen <strong>und</strong> Abneigungen haben!<br />
Und doch glaubt ihr, die Motive des Einen, der so hoch über dem<br />
Menschen steht, erkennen zu können! Ihr sprecht mit grosser Beredsamkeit<br />
darüber <strong>und</strong> bildet euch ein Urteil über etwas, das für euch so<br />
fremd ist wie die Luft für den Fisch! (...)<br />
Das Göttlich-Absolute zieht die individuelle Seele an sich. Beide sind<br />
nicht nur eng miteinander verwandt - sie sind eins! Sie sind wie das<br />
Eisen <strong>und</strong> der Magnet. Wenn das Eisen jedoch rostig <strong>und</strong> mit<br />
Schmutz bedeckt ist, kann der Magnet es nicht anziehen. Entfernt das<br />
Hindernis, das ist alles was ihr zu tun habt! Erstrahlt in eurem wahren<br />
Wesen, dann wird Gott euch an sein Herz ziehen. Durch Prüfungen<br />
<strong>und</strong> Leiden wird der Reinigungsprozess gefördert. 1953, (15-7/10)<br />
77
Ich halte keine „Reden“, meine Vorträge sind Unterweisungen. Ich<br />
möchte, dass ihr jedem Wort, das ich sage, mit ehrfurchtsvoller Aufmerksamkeit<br />
folgt. Ihr könnt immerwährendes Glück nur dann erlangen,<br />
wenn ihr meinem Rat folgt, <strong>und</strong> darum bestehe ich darauf, dass<br />
ihr aufmerksam zuhört <strong>und</strong> euch alles zu Herzen nehmt, was ich sage.<br />
Eure Glückseligkeit ist meine Nahrung. (...)<br />
Alles dem Willen Gottes zu überlassen, ist die höchste Form der Liebe<br />
zu Gott. (...)<br />
Liebende Hingabe <strong>und</strong> unerschütterlicher Glaube sind die beiden Ruder,<br />
mit denen ihr das Boot sicher über das wechselvolle Meer des<br />
Lebens bringen werdet. 1955, (15-12/13)<br />
Nehmt auch Folgendes zur Kenntnis: Diese Inkarnation Gottes wird,<br />
im Gegensatz zu den früheren, die Bösen nicht vernichten. Sie werden<br />
korrigiert, reformiert, unterrichtet <strong>und</strong> auf den Weg zurückgeführt,<br />
den sie verlassen haben. (...) Dieser Avatar wird keinen anderen Ort<br />
für seine göttlichen Spiele, W<strong>und</strong>er <strong>und</strong> Unterweisungen wählen als<br />
den, in dem seine Geburt stattfand. (...) Eine andere Besonderheit ist,<br />
dass dieser Avatar keine verwandtschaftlichen Beziehungen zu Mitgliedern<br />
der Familie hat, in der er erschien. Im Gegensatz zu Rama<br />
<strong>und</strong> Krishna, die ihre Rollen als Avatare meist unter ihren Familienmitgliedern<br />
<strong>und</strong> für sie ausspielten, ist dieser <strong>Sai</strong>-Avatar ausschliesslich<br />
für die Gläubigen, die Gottesfürchtigen <strong>und</strong> Sucher auf dem spirituellen<br />
Pfad gekommen. Er unterzieht sich keiner spirituellen Übungen<br />
wie Rezitation des Namens Gottes, Meditation <strong>und</strong> Übungen zur<br />
Selbstkontrolle. Er nimmt an keinem Gottesdienst teil <strong>und</strong> betet niemanden<br />
an, denn er ist der Höchste. Er lehrt nur, wie man Gott dient<br />
<strong>und</strong> wie man zu ihm betet. (...)<br />
Gott ist die grosse verborgene Kraft, welche das Universum beschützt<br />
<strong>und</strong> erhält. Die individuelle Seele ist eine seiner Erscheinungsformen.<br />
Er ist das Ureigentliche, die individuelle Seele nur sein Schatten, eine<br />
Illusion. Selbst ich muss mich in eine Form hüllen, wenn ich in eure<br />
Mitte komme. (...) <strong>Der</strong> Herr kann nicht unverhüllt zu euch kommen. Er<br />
muss seine Herrlichkeit <strong>und</strong> seinen Glanz dämpfen, so dass ihr ihn<br />
lieben <strong>und</strong> ihm hingebungsvoll dienen könnt.<br />
Die allem innewohnende Kraft des Herrn ist das einzige unvergänglich<br />
<strong>und</strong> unveränderlich Bestehende in dieser vergänglichen <strong>und</strong> sich<br />
immer verwandelnden Welt. Um dieses ewig Wahre erkennen zu können,<br />
müsst ihr euch unbedingt selbst mit dieser Lebensquelle verbinden.<br />
Niemand wird davon ausgeschlossen. Es ist die Bestimmung ei-<br />
78
nes jeden, ohne Rücksicht auf Alter, Bildung, Kaste, Geschlecht oder<br />
Rang. 1955, (15-17/18)<br />
Wenn der Mensch seinen Weg verloren <strong>und</strong> sich in der Wildnis verirrt<br />
hat, wenn er glaubt, dass er der Körper ist <strong>und</strong> sich mit dessen Eigenschaften<br />
identifiziert, dann kommt der Avatar, um zu warnen <strong>und</strong> zu<br />
führen. Haltet fest im Glauben an den Herrn, dann könnt ihr euch sicher<br />
in der Welt bewegen. 1.8.56, (15-21)<br />
Ihr mögt gehört haben, dass manche Leute behaupten, ich sei <strong>Sathya</strong><br />
<strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> geworden, als ein Skorpion mich gestochen hatte! Nun, ich<br />
fordere jeden von euch auf: Lasst euch von Skorpionen stechen <strong>und</strong><br />
verwandelt euch in <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>s! Nein, der Skorpion hatte nichts<br />
damit zu tun. In Wirklichkeit war da überhaupt kein Skorpion. Ich bin<br />
auf das Beten der Weisen, Heiligen <strong>und</strong> Gottesfürchtigen hin gekommen,<br />
um die Göttliche Ordnung wiederherzustellen. (...)<br />
Die Botschafter Gottes, Meister, Weisen, Heiligen <strong>und</strong> spirituellen<br />
<strong>Lehre</strong>r haben getan, was in ihrer Macht stand, <strong>und</strong> sie werden jetzt<br />
alle an der Aufgabe mitarbeiten, Rechtschaffenheit wiederherzustellen<br />
<strong>und</strong> den Weg für einen weltweiten Frieden zu bereiten. (...)<br />
Mit Hilfe der Rezitation der Namen Gottes <strong>und</strong> der Meditation könnt<br />
ihr selbst die göttliche Gnade zwingen, in der Form <strong>und</strong> mit dem Namen<br />
eurer Wahl vor euch zu erscheinen. <strong>Der</strong> Herr muss die Form annehmen,<br />
die ihr erwählt habt, den Namen, der euch lieb ist; ja, ihr<br />
selbst seid es, die ihn formt! Deshalb dürft ihr diese beiden auch nicht<br />
verändern. Bleibt bei der einmal gewählten Form, die euch am liebsten<br />
ist, koste es, was es wolle. (...)<br />
Glaubt nicht, dass ich ärgerlich bin, wenn ihr nicht meinen Namen <strong>und</strong><br />
meine Form wählt! Das berührt mich in keiner Weise. Ihr seid völlig<br />
frei, den Namen <strong>und</strong> die Form zu wählen, welche euch die notwendige<br />
Ermutigung gibt. Es geschieht oft, dass in der Meditation die Gedanken<br />
in alle möglichen Richtungen davonlaufen. Ihr müsst diese<br />
dann mit Hilfe der Form zur Ruhe bringen <strong>und</strong> zusehen, dass der<br />
gleichmässige Fluss eurer Gedanken, die sich auf den Herrn ausrichten,<br />
nicht unterbrochen wird. Sollte es jedoch wieder geschehen,<br />
nehmt schnell Name <strong>und</strong> Form zu Hilfe. Erlaubt euren Gedanken auf<br />
keinen Fall, die Zwillingsgrenzen von Namen <strong>und</strong> Form zu übertreten!<br />
Dann können sie auch nicht zu einem dritten Ort davonlaufen.<br />
Wenn ihr euch zur Meditation niedersetzt, sagt zuerst einige Verse<br />
auf, die den Ruhm Gottes zum Inhalt haben, so dass sich eure zer-<br />
79
streuten Gedanken sammeln können. Wenn ihr dann den Namen des<br />
Herrn rezitiert, holt euch allmählich die Form, die mit diesem Namen<br />
verb<strong>und</strong>en ist, vor euer geistiges Auge. Wenn eure Gedanken bei der<br />
Wiederholung des Namens abwandern, führt sie weiter zu dem Bild<br />
der Form. Wenn sie von dem Bild der Form abweichen, führt sie zurück<br />
zu dem Namen. Erfreut den Geist entweder mit dieser oder jener<br />
beglückenden Erfahrung. Wenn er so behandelt wird, lässt er sich<br />
leicht zähmen. Das Bild, welches ihr vor euer inneres Auge gestellt<br />
habt, wird euer Herz bald mit Liebe erfüllen <strong>und</strong> sich in eurem Gedächtnis<br />
festsetzen. Allmählich wird der Herr diese Form annehmen,<br />
um eure Wünsche zu erfüllen. 23.2.58, (15-25/28)<br />
Ihr könnt mich “Verkörperung der Liebe” nennen <strong>und</strong> habt damit<br />
Recht. Liebe ist mein Reichtum, <strong>und</strong> ich verteile ihn an die Elenden<br />
<strong>und</strong> Betrübten. Ich habe keine anderen Reichtümer. Die Gnade des<br />
Herrn fliesst ständig wie der elektrische Strom. Schaltet eine Lampe<br />
ein, <strong>und</strong> euer Heim wird der Stärke der Glühbirne entsprechend erleuchtet.<br />
22.7.58, (15-49)<br />
Und nun noch ein Wort über mich selbst. Niemand kann mein Geheimnis<br />
verstehen. Das Beste, was ihr tun könnt, ist, darin einzutauchen.<br />
Es hat keinen Zweck, das Für <strong>und</strong> Wider zu diskutieren. Taucht<br />
ein <strong>und</strong> ihr werdet wissen, was Tiefe ist, esst <strong>und</strong> ihr werdet wissen,<br />
wie der Geschmack ist. Dann könnt ihr nach Herzenslust über mich<br />
sprechen. Entwickelt Wahrhaftigkeit <strong>und</strong> Liebe, dann braucht ihr nicht<br />
einmal zu mir zu beten, dass ich euch dies oder jenes gewähren möge.<br />
Alles wird euch ganz von selbst zufallen. Mensch <strong>und</strong> Gott sind<br />
die beiden Drähte, der positive <strong>und</strong> der negative, die zusammen die<br />
Elektrizität wirksam werden lassen. <strong>Der</strong> Mensch wirkt mit Gott zusammen<br />
<strong>und</strong> wird zum Träger göttlicher Kraft, wenn Wahrhaftigkeit <strong>und</strong><br />
Liebe in seinem Herzen wohnen. 25.7.58, (15-54)<br />
Nichts kann mich aufhalten, aufregen oder mich in dieser menschlichen<br />
Form beeinflussen, seid dessen gewiss! Nicht einmal eines meiner<br />
Haare kann durch Kräfte der Verleumdung, des Misstrauens oder der<br />
Unwissenheit gekrümmt werden. Mein Wille muss geschehen; meine<br />
Aufgabe muss vollendet werden. Meine Mission wird Erfolg haben. Ich<br />
bin gekommen, um das menschliche Herz mit göttlichem Licht zu erleuchten<br />
<strong>und</strong> die Menschen von der Täuschung zu befreien, die sie<br />
vom Pfad des inneren Friedens, von der vollkommenen Ausgeglichenheit<br />
der Selbstverwirklichung hinwegführt. 9.9.58, (15-71)<br />
80
Seit Urzeiten hat die Menschheit den Wunsch, zu wissen, was „Gott“ ist<br />
<strong>und</strong> welche Eigenschaften - wenn er überhaupt solche besitzt - man<br />
ihm zuschreiben kann. Was sind seine besonderen Kräfte? Diese Art<br />
des Suchens dauert seit vielen Millionen Jahren an. Es gibt Antworten<br />
auf diese Fragen. Die Rishis haben sie in alten Zeiten durch spirituelle<br />
Übungen <strong>und</strong> Askese gef<strong>und</strong>en. Sie erkannten, dass der aus sich<br />
selbst erstrahlende Herr in ihnen als inneres Bewusstsein gegenwärtig<br />
ist. Sie erkannten auch, dass alles, was sie zu ergründen suchten, in ihnen<br />
selbst <strong>und</strong> in allen Menschen in der Form von Intuition <strong>und</strong> Weisheit<br />
vorhanden ist. Mit den Sinnen könnt ihr die Manifestationen des<br />
Göttlichen wahrnehmen. Mit der inneren Schau ist es jedoch möglich<br />
zu erkennen, dass das wahre Wesen des Menschen göttlich ist. Diese<br />
Erfahrung haben die Rishis gemacht <strong>und</strong> ihre Erkenntnis dann an die<br />
Menschen weitergegeben.<br />
Es wurden zuvor schon die beiden Begriffe des äusseren <strong>und</strong> des inneren<br />
Menschen erwähnt. Die äussere Form ist nicht eine Hülle, die<br />
euer inneres Wesen vor euch verbergen soll. Wer erkennt, dass Körper<br />
<strong>und</strong> Geist dazu bestimmt sind, die innere Wirklichkeit zu erkennen,<br />
ist auf dem richtigen Weg. Aber das Wissen darum allein wird<br />
euch nicht glücklich machen. Dazu ist es notwendig, dass ihr das Gelernte<br />
in die Praxis umsetzt. Wenn ihr Edelsteine finden wollt, müsst<br />
ihr zwischen staubigem Steingeröll danach suchen; an der Oberfläche<br />
werdet ihr sie nicht finden. <strong>Der</strong> Körper, in dessen Innerem ihr den<br />
Herrn finden könnt, ist vergleichbar mit dem staubigen Geröll. Es ist<br />
die Pflicht des Menschen, den Versuch zu machen, den Edelstein in<br />
seinem Inneren zu finden. Wenn ihr in einem wertvollen goldenen Gefäss,<br />
das mit Edelsteinen besetzt ist, eine einfache Suppe kocht, ist<br />
das so, als ob ihr den Körper, der den göttlichen Edelstein in sich<br />
birgt, nur dazu benutzt, um die primitivsten Bedürfnisse zu befriedigen.<br />
Kann jemand so töricht sein, abgestorbene Sämlinge in fruchtbares<br />
Ackerland zu setzen, das er mit einem goldenen Pflug bearbeitet<br />
hat? Kann jemand so töricht sein, von Haus zu Haus zu gehen <strong>und</strong><br />
um Brot zu betteln, wenn sein Tisch zu Hause reich gedeckt ist?<br />
Ebensowenig hat es einen Sinn, irgendwo anders nach Frieden <strong>und</strong><br />
Glück zu suchen, wenn beides nur im eigenen Herzen zu finden ist.<br />
Ihr betrachtet Gott als allgegenwärtig, aber sucht nach ihm überall,<br />
nur nicht in eurem eigenen Herzen. (...)<br />
Es gibt sehr wenige Menschen, die den Herrn wirklich beschreiben<br />
können. Es ist unmöglich, sein Wesen zu erfassen. <strong>Der</strong> Herr ist allgegenwärtig<br />
<strong>und</strong> für alles verantwortlich. Es ist ganz unsinnig, ihn nur an<br />
bestimmten Orten zu suchen.<br />
81
Alle Vorstellungen dieser Art entstehen aus der Stärke, den Schwächen<br />
<strong>und</strong> den Zu- <strong>und</strong> Abneigungen der Menschen. Ihre Beschreibungen<br />
der göttlichen Allmacht beruhen auf ihren Erfahrungen im täglichen<br />
Leben. Es ist ihnen ganz unmöglich, eine wirkliche Beschreibung des<br />
Herrn zu geben. Jene, welche die Herrlichkeit Gottes wirklich erfahren<br />
haben, werden gar nicht versuchen, sie anderen zu beschreiben. Wer<br />
seine eigenen Schwächen <strong>und</strong> sein Verlangen nicht überw<strong>und</strong>en hat,<br />
aber behauptet, eine Aussage über Gott machen zu können, dessen<br />
Beschreibung kann nur als hohles Gerede bewertet werden. Wie kann<br />
jemand, der den Gr<strong>und</strong>eigenschaften alles Erschaffenen untergeordnet<br />
ist, den Schöpfer, der eigenschaftslos über allem steht, beschreiben?<br />
Wenn ein solcher Mensch Gott beschreibt, tut er das nicht aus eigener<br />
Erfahrung, sondern aufgr<strong>und</strong> dessen, was er in Büchern gelesen<br />
hat, die andere geschrieben haben.<br />
Das Meer ist riesig gross <strong>und</strong> unendlich weit, aber ihr könnt nur soviel<br />
Wasser daraus entnehmen, wie es die Grösse des Gefässes, das ihr<br />
bei euch tragt, zulässt - nicht mehr. In jedem grossen Land gibt es<br />
verschiedene Religionen, durch deren <strong>Lehre</strong>n das Denken der Gläubigen<br />
begrenzt wird. So kommt es, dass sie eine bestimmte Vorstellung<br />
von Gott bekommen <strong>und</strong> glauben, sie sei die, welche dem einzig<br />
wahren, vollkommenen Bild Gottes entspricht. Die künstliche Begrenzung<br />
der Gottesvorstellung bedingt, dass die Gläubigen nur das verstehen<br />
<strong>und</strong> anerkennen, was ihre eigene Religion lehrt. Wie kann das<br />
grenzenlose Wesen Gottes in irgendeiner Weise begrenzt werden?<br />
Die Anhänger Vishnus erklären, ihre Anschauung sei die einzig richtige.<br />
Das Gleiche behaupten die Anhänger Shivas, Ganapatis <strong>und</strong> Allahs.<br />
Nur wenige sagen, dass die verschiedenen Glaubensrichtungen<br />
gleichwertig seien. Wie kann überhaupt jemand wissen, welche Gottesvorstellung<br />
die richtige ist?<br />
Ich möchte euch hierzu ein Gleichnis erzählen: Sieben blinde Menschen<br />
begegnen einem grossen Elefanten. Einer von ihnen berührt<br />
eines seiner Beine <strong>und</strong> glaubt dann, der Elefant sähe aus wie eine<br />
dicke grosse Säule. <strong>Der</strong> nächste berührt das Ohr <strong>und</strong> beschreibt den<br />
Elefanten als einen grossen Fächer. Die dritte Person bekommt den<br />
Schwanz zu fassen <strong>und</strong> meint, der Elefant sähe aus wie ein dickes<br />
Seil. Ein anderer der Blinden berührt den dicken Bauch <strong>und</strong> denkt, der<br />
Elefant müsse wie eine riesige Wand aussehen. So berühren alle<br />
Blinden verschiedene Teile des Elefanten, <strong>und</strong> jeder ist davon überzeugt,<br />
dass seine eigene Wahrnehmung die einzig richtige ist. Sie haben<br />
jeder den Teil, den sie berührt haben, richtig beschrieben, aber<br />
die einzelnen Teile können niemals den Eindruck des Elefanten in<br />
82
seiner Gesamtheit vermitteln. Nur alle Teile zusammen ergeben ein<br />
Bild des Elefanten.<br />
Ebenso ist es, wenn die Menschen versuchen, eine Religion als allgemeingültig<br />
darzustellen. Dabei sprechen sie nur von den Ansichten ihrer<br />
eigenen Religion, in dem Glauben, dass diese für alle gültig sein<br />
müssten. Aber die universale Religion vereint in sich alle die unterschiedlichen<br />
Anschauungen der verschiedenen Menschen. Die Harmonie<br />
aller Religionen der Welt bildet die universale Religion. Durch<br />
alle Teile dieser Religion muss ges<strong>und</strong>es Blut fliessen. Man kann sagen,<br />
dass die Liebe das Blut ist, welches durch alle Religionen der<br />
Welt fliesst. Es gibt also eigentlich nur eine Religion, <strong>und</strong> das ist die<br />
Religion der Liebe. Liebe ist der wesentliche Bestandteil aller Religionen.<br />
Wenn sie ausser Acht gelassen <strong>und</strong> nur der äusseren Form <strong>und</strong><br />
den Ritualen Beachtung geschenkt wird, streiten sich die Leute über<br />
den Status der einzelnen Religionen. Wer nur der äusseren Form Bedeutung<br />
<strong>beim</strong>isst, kann nicht die richtigen Schlüsse ziehen. Manche<br />
beurteilen auch <strong>Sai</strong> nur nach seiner äusseren Erscheinung <strong>und</strong> glauben,<br />
alles über ihn zu wissen, ohne dass sie den Versuch machen,<br />
die Tatsache zu erkennen, dass <strong>Sai</strong>s Wesen unveränderliche, ewige<br />
Wahrheit ist. <strong>Sai</strong> hat alle Macht in seinen Händen. Leider sprechen<br />
Experten aller Art <strong>und</strong> viele studierte Leute, die sich Yogis oder Pandits<br />
nennen, nur von den „W<strong>und</strong>ern“, die ich vollbringe. Sie machen<br />
nicht den Versuch, in dem, was sie sehen, die göttliche Macht <strong>Sai</strong>s zu<br />
erkennen. Viele gebildete Leute, die stolz auf ihr Wissen sind, kommen<br />
hierher <strong>und</strong> sprechen über ihre Kenntnis der Upanishaden, Veden<br />
<strong>und</strong> Shastras. Es ist ihnen gar nicht bewusst, dass das, was diesen<br />
Schriften zugr<strong>und</strong>e liegt, hier in Brindavan gegenwärtig ist. Sie<br />
messen ihrem Wissen <strong>und</strong> ihren eigenen <strong>Lehre</strong>n grosse Bedeutung<br />
bei <strong>und</strong> sind begierig, das zur Schau zu stellen. Sie erkennen nicht,<br />
dass sie an einen Ort gekommen sind, an dem sich ihnen die göttliche<br />
Weisheit offenbart. Es wäre besser, wenn sie versuchten, den Segen<br />
dieser Weisheit zu empfangen, anstatt ihr eigenes Wissen vorzuführen.<br />
Wenn man Leuten, die eine solche Haltung an den Tag legen,<br />
begegnet, kann man klar erkennen, dass sie keine echte Gotteserfahrung<br />
gemacht haben, sondern dass ihr Wissen nur aus Büchern<br />
stammt. Sie wissen nichts, was wirklich von Bedeutung ist.<br />
Seit <strong>und</strong>enklichen Zeiten haben die Menschen weder das wahre Wesen<br />
Gottes erkannt noch haben sie es zu würdigen gewusst, wenn er<br />
mitten unter ihnen weilte. Das ist eine unglückselige Tatsache. Meine<br />
Macht <strong>und</strong> meine Gnade sind nicht nur an einen bestimmten Ort geb<strong>und</strong>en.<br />
Unbegrenzte Macht <strong>und</strong> unbegrenzte Gnade liegen in mei-<br />
83
nen Händen. Nur selten ist es notwendig, dass ich diese Dinge über<br />
mich selbst darlege. Es hat keinen Zweck, mit Leuten darüber zu reden,<br />
die nichts davon wissen wollen. Und jenen, die darum wissen,<br />
brauche ich nichts zu sagen. Es gibt aber auch Menschen, die wissen<br />
<strong>und</strong> trotzdem unsicher sind, <strong>und</strong> für diese ist es wichtig, dass ich ihnen<br />
meine „Visitenkarte“ überreiche. Das ist es, was ich tue, wenn ich<br />
heute zu euch über mich spreche.<br />
In der Vergangenheit war es nur Krishna, der seine Göttlichkeit in dieser<br />
Weise verkündet hat. <strong>Der</strong> Avatar Krishna hatte zuzeiten, oberflächlich<br />
gesehen, einige Schwierigkeiten zu überwinden. Aber das ist<br />
nicht ungewöhnlich. Alle Ereignisse <strong>und</strong> Schwierigkeiten waren Teil<br />
des göttlichen Plans. (...)<br />
Dieser <strong>Sai</strong>-Avatar jedoch arrangiert keine Fehlschläge. Mein Wille<br />
wird mit Sicherheit geschehen. Ob ich meinem Willen Ausdruck verleihe<br />
oder nicht, richtet sich nach dem Verhalten der Gläubigen. Meine<br />
Gnade steht den Gläubigen immer zur Verfügung. Viele verstehen<br />
mein wahres Wesen nicht, weil ich wie ein gewöhnlicher Mensch mit<br />
ihnen rede <strong>und</strong> spiele. Nicht einmal spirituell hochentwickelte Menschen<br />
können den Unterschied zwischen dem äusseren Erscheinungsbild<br />
<strong>und</strong> dem wahren inneren Wesen <strong>Sai</strong>s erkennen. Mein Ziel<br />
ist es, Einigkeit unter den Menschen herzustellen <strong>und</strong> ihnen das Göttlich-Absolute,<br />
dessen Erkenntnis das Wichtigste im Leben ist, zu offenbaren.<br />
Es ist auch meine Aufgabe, euch zu helfen, die wirkliche<br />
Beziehung zwischen den Menschen zu verstehen, welche durch den<br />
göttlichen Funken, der jedem Wesen innewohnt, hergestellt wird.<br />
Niemand gewinnt an Bedeutung, weil er die Veden rezitiert <strong>und</strong> grossartige<br />
Reden hält, <strong>und</strong> so schadet es meinem Ansehen nicht, dass ich<br />
es nicht tue. Ich habe die Fähigkeit, die kompliziertesten Probleme zu<br />
lösen, <strong>und</strong> es wäre sehr töricht, zu glauben, ich sei dazu nicht in der<br />
Lage, nur weil ich mich oft so verhalte wie ein gewöhnlicher Mensch.<br />
Es ist auch nicht so, dass ich nur W<strong>und</strong>er vollbringe. W<strong>und</strong>er sind für<br />
mich so unwichtig wie für den Elefanten eine Mücke, die auf seinem<br />
Rücken landet. Sie nehmen nur einen unbedeutenden Platz in meinem<br />
Gesamtwesen ein. Manchmal muss ich über die Unwissenheit der<br />
Leute lachen, die meine W<strong>und</strong>er so wichtig nehmen. Sie reden nur von<br />
solchen Kleinigkeiten <strong>und</strong> sehen meine wirkliche Grösse nicht. Mein<br />
heiligster Wesenszug ist meine unendliche Liebe. Kein Mensch kann<br />
die Grenzenlosigkeit meiner Liebe ermessen. Sie ist unermesslich <strong>und</strong><br />
unergründlich. Nur Menschen, welche diese Liebe in mir erkannt haben,<br />
können eine Ahnung davon bekommen, wer ich wirklich bin.<br />
84
Studenten! Wisst, dass ihr nur auf dem königlichen Pfad der Liebe zu<br />
Gott gelangen könnt. Nur wer die Lotosfüsse des Herrn erreicht, kann<br />
die Wonne dieser Liebe kosten. Wenn auf den „Lotos“ hingewiesen<br />
wird, denkt daran, dass dieses Wort noch eine andere Bedeutung hat.<br />
<strong>Der</strong> Lotos hat seine Wurzel im Schlamm des Wassers. Er ist im<br />
Schlamm entstanden, <strong>und</strong> doch absorbiert er weder den Schlamm<br />
noch berührt seine Blüte das Wasser. Trotzdem kann er nicht einen<br />
Augenblick ohne Wasser überleben. Es ist eigentümlich, dass die Lotosblume<br />
nur im Wasser bestehen kann, aber nicht davon berührt<br />
wird. Ebenso ist der Mensch in etwas hineingeboren, das nichts mit<br />
seinem wirklichen Wesen zu tun hat, nämlich in den Körper, den man<br />
mit dem Schlamm vergleichen kann. Er lebt in der materiellen Welt,<br />
darf aber nicht von ihr berührt werden, so wie die Lotosblüte nicht vom<br />
Wasser berührt wird. Im Schlamm geboren zu sein <strong>und</strong> im Wasser zu<br />
leben, ohne davon berührt zu werden, führt zu den Füssen des Herrn.<br />
Das ist auch der Gr<strong>und</strong> dafür, dass man von den Lotosfüssen, Lotosaugen<br />
usw. spricht, wenn man den Herrn beschreibt. Er wird nicht von<br />
dem, was er tut, berührt. Seine Aktionen hinterlassen keine Spuren in<br />
seinem Wesen, er bleibt unverändert derselbe in seiner göttlichen<br />
Reinheit. (...)<br />
Wenn das Wort „Sehen“ gebraucht wird, bringt man es mit den Augen<br />
in Verbindung, denn kein anderes Organ hat die Fähigkeit, zu sehen.<br />
Ein anderes Wort für „Sehen“ ist Weisheit. Die heilige Überlieferung<br />
lehrt, dass das Verständnis des Nicht-Dualität inneres „Sehen“ voraussetzt.<br />
In diesem Zusammenhang kann man verstehen, dass „Sehen“<br />
auch gleichbedeutend ist mit Weisheit. Das Sehvermögen kann<br />
euch noch etwas anderes lehren: Wenn jemand vor euch steht <strong>und</strong> ihr<br />
ihm in die Augen schaut, könnt ihr darin euer eigenes Antlitz sehen,<br />
<strong>und</strong> der andere kann seines in euren Augen sehen. Das Auge reflektiert<br />
wie ein Spiegel. Ähnlich ist es, wenn ihr den Herrn sehen wollt.<br />
Dazu müsst ihr das Auge der Weisheit als Spiegel benutzen. Materielle<br />
Dinge könnt ihr mit offenen Augen sehr gut sehen; wenn nicht,<br />
nehmt ihr eine Brille zu Hilfe. Aber wenn ihr in den Tempel geht, um<br />
Gott zu begegnen, schliesst ihr eure Augen. Was bedeutet das? Ihr<br />
geht in den Tempel, um Gott zu sehen, <strong>und</strong> dann schliesst ihr die Augen!<br />
Denkt darüber nach, warum ihr das tut. Das physische Auge ist<br />
nutzlos, wenn ihr den Versuch macht, Gott zu schauen. Dazu braucht<br />
ihr das Auge der Weisheit. Das Schliessen der Augen zeigt, ihr versteht,<br />
dass physische Augen nicht ausreichen, um Gott zu schauen.<br />
Daraus kann gefolgert werden, dass alles, was ihr mit dem physischen<br />
Auge seht, vergänglich <strong>und</strong> daher nicht wirklich ist. Nur jene,<br />
85
die mit dem Auge der Weisheit sehen können, bekommen ein wahrheitsgetreues<br />
Bild von mir. (...)<br />
Es ist auch nicht richtig, dass ihr über äussere Dinge wie Vibhuti <strong>und</strong><br />
anderes, das ich materialisiere, <strong>und</strong> über die W<strong>und</strong>er, die ich tue, immer<br />
so viel redet. Mein wahres, heiliges Wesen wird nicht einmal von<br />
gebildeten Leuten erkannt. Sollte das Ergebnis eines jahrelangen<br />
Studiums nicht anders aussehen? Was für einen Sinn hat ein Studium,<br />
wenn es nicht zur Pflege der inneren, wichtigeren Werte erzieht,<br />
sondern zu einer Überbewertung der äusseren Dinge führt? Studenten!<br />
Ihr dürft einen solchen Weg nicht gehen. Wählt den Weg, der<br />
euch tief in mein Herz schauen lässt, <strong>und</strong> erfahrt mein vielfältiges Wesen.<br />
Lernt meine Allmacht kennen. Lasst euch nicht von Leuten ablenken,<br />
die immer davon reden, dass sie einen Ring von mir bekommen<br />
haben. Das sind nur äusserliche Dinge. Wenn ihr euch meine<br />
Gnade verdient, habt ihr die ganze Welt gewonnen. Redet nicht über<br />
meine W<strong>und</strong>er, sondern über die Liebe, die ich euch schenke. Bemüht<br />
euch darum, denn sie ist das Allerwichtigste. Meine Liebe ist ein<br />
Diamant von unschätzbarem Wert. Warum wollt ihr statt dessen Dinge<br />
von geringerem Wert haben? Trennt euch nicht von diesem wertvollen<br />
Schatz; wenn ihr ihn gewonnen habt, haltet ihn fest <strong>und</strong> hütet<br />
ihn. Ihr mögt fragen, warum es so wichtig ist, Gottes Liebe <strong>und</strong> Gnade<br />
zu besitzen. Um das zu verstehen, müsst ihr wissen, welcher Art die<br />
Liebe ist, die meinem göttlichen Wesen entspringt.<br />
Ich werde immer bei euch sein, auch wenn ihr nicht immer an mich<br />
denkt oder einen Talisman tragt. Meine Gnade steht immer allen<br />
Menschen zur Verfügung. Manchmal gebe ich einem Devotee einen<br />
Talisman, den er um den Hals oder am Finger trägt. <strong>Der</strong> Talisman hat<br />
eine beschützende Funktion. Er wird, wenn der Träger in Gefahr gerät,<br />
unmittelbar mit mir Verbindung aufnehmen <strong>und</strong> ihm ebenso<br />
schnell meine Gnade zukommen lassen. <strong>Der</strong> Talisman ist also ein<br />
Verbindungsglied zwischen dem Träger <strong>und</strong> mir. Tausende von Menschen<br />
werden durch solche materiellen Gaben beschützt. Um euch<br />
ein Beispiel zu geben, erzähle ich den Fall eines Devotees, der jetzt<br />
hier anwesend ist: Im April dieses Jahres reiste er mit mir nach Bombay<br />
<strong>und</strong> nahm an einer mehrtägigen Veranstaltung teil. Am letzten<br />
Tag musste er Bombay um Mitternacht verlassen, um in ein fernes<br />
Land zu reisen. Als er seine Arbeit dort beendet hatte <strong>und</strong> nach Indien<br />
zurückkehren wollte, wurde er krank <strong>und</strong> verlor sein Gedächtnis. Es<br />
war niemand bei ihm, der ihn kannte, <strong>und</strong> er wusste nicht mehr, wer<br />
er war. Als er seinen Rückflug antreten wollte, hatte er weder einen<br />
Flugschein noch andere Papiere bei sich. Normalerweise ist es ganz<br />
86
unmöglich, im Ausland ohne Pass <strong>und</strong> Flugschein durch die Kontrollen<br />
zu kommen. <strong>Der</strong> Mann war sich nicht bewusst, wer er war, <strong>und</strong><br />
suchte vergeblich nach seinem Flugschein. Zu diesem Zeitpunkt<br />
brachte der Ring, den ich ihm gegeben hatte, die Nachricht von seiner<br />
misslichen Lage wie der Blitz zu mir. Im selben Augenblick führte ihn<br />
ein Flughafenbeamter zum Flugzeug, ohne nach seinem Flugschein<br />
zu fragen. Er wusste nicht, wie er nach Indien zurückgekommen war.<br />
In einem anderen Fall handelte es sich um einen Devotee aus Kalkutta,<br />
der vor ein paar Tagen hier eintraf, um an diesem Sommerkurs teilzunehmen.<br />
Als ich ihm vor einiger Zeit einen Ring geben wollte, lehnte<br />
er ihn mit der Entschuldigung ab, dass er nicht gewohnt sei, einen<br />
Ring zu tragen. Ich bestand darauf, dass er diesen Ring annahm, <strong>und</strong><br />
er willigte schliesslich ein, weil er einsah, dass ihm dadurch Swamis<br />
Gnade zuteil würde. Ich erklärte ihm, dass der Ring Swami augenblicklich<br />
informieren werde, wenn er je in Gefahr geraten sollte, <strong>und</strong><br />
dass Swami ihm dann helfen werde. Mit dem Ring am Finger reiste er<br />
nach London. Eine Flugreise ist sicherer als eine Autofahrt im Londoner<br />
Verkehr! So geschah es, dass das Auto, in dem der Devotee<br />
sass, angefahren wurde. <strong>Der</strong> Wagen wurde völlig zerstört <strong>und</strong> die einzelnen<br />
Teile flogen durch die Gegend. <strong>Der</strong> Devotee wusste nicht, wie<br />
ihm geschehen war. Er sass völlig unverletzt mitten auf der Strasse.<br />
Ein anderes Auto nahm ihn auf <strong>und</strong> fuhr ihn zu seinem Quartier. Als<br />
er auf den Ring schaute, den ich ihm gegeben hatte, sah er, dass<br />
mein Bildnis darauf völlig zertrümmert war. In seinem Hotel angekommen,<br />
fand er ein Telegramm von mir vor: „Sei glücklich, ich bin bei dir.<br />
Mache dir keine Sorgen wegen des Unfalls.“ Er schaute bewegt auf<br />
das Telegramm in seinen Händen <strong>und</strong> beschloss, sofort nach Indien<br />
zurückzukehren.<br />
Ich erzähle euch jungen Leuten diese Begebenheiten, damit ihr erkennt,<br />
dass mein innerstes Wesen die Herzen berührt. Durch die materiellen<br />
Geschenke entsteht eine Beziehung von Herz zu Herz. Solche<br />
Vorkommnisse sind keine Einzelfälle, sondern sie sind so<br />
zahlreich wie die Haare auf meinem Kopf. Aber der Zweck meines<br />
Kommens ist es nicht, kleine Wünsche zu erfüllen oder Unfälle zu verhüten.<br />
Es geht mir darum, die Herzen zu öffnen, so dass sie die wirkliche,<br />
unveränderliche Wahrheit erkennen, die eine beträchtliche Änderung<br />
ihrer Weltanschauung zur Folge haben wird. Niemand kann<br />
mich daran hindern, diese Aufgabe zu erfüllen, bei der ihr nach besten<br />
Kräften mithelfen müsst. Spielt eure Rolle, wie klein sie auch sein<br />
mag, bei der Durchführung meines Planes.<br />
87
Die Wiederherstellung der Göttlichen Ordnung muss sofort in Angriff<br />
genommen werden. Es geht hier um die Wahrheit, von der um keinen<br />
Preis abgewichen werden darf. Jeder kann die Unwahrheit sagen, wie<br />
es ihm passt. Aber niemand kann die Wahrheit auf seine Weise auslegen<br />
- sie ist unveränderlich. <strong>Sai</strong> hat in der jetzigen Form den Namen<br />
„<strong>Sathya</strong>“ angenommen, <strong>und</strong> das bedeutet „die Verkörperung der<br />
Wahrheit“. Das Wort „<strong>Sai</strong>“ besteht aus den Silben „Sa“ - göttlich <strong>und</strong><br />
„ayi“ - Mutter. „<strong>Sai</strong>“ bedeutet also „göttliche Mutter“. „<strong>Baba</strong>“ bedeutet<br />
„Vater“. Weil in <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> mütterliche <strong>und</strong> väterliche Wesenszüge vereinigt<br />
sind, kann diese Inkarnation mit Recht als Verkörperung der<br />
göttlichen Schöpferkraft bezeichnet werden. Ich bin liebevoll <strong>und</strong><br />
nachgiebig wie eine Mutter, die euch glücklich sehen möchte, <strong>und</strong> ich<br />
bin streng <strong>und</strong> zurechtweisend wie ein Vater, der eure Entwicklung<br />
fördern will. Eure natürlichen Eltern verfolgen manchmal bei ihrer Erziehung<br />
selbstsüchtige Ziele. Aber ich als eure göttliche Mutter <strong>und</strong><br />
euer göttlicher Vater bin frei von Selbstsucht. Ich bin selbstlos, <strong>und</strong><br />
wenn ich euch zurechtweise, geschieht das nur, weil ich euch auf eine<br />
höhere Bewusstseinsebene führen will. (...)<br />
Man spricht von Gläubigen <strong>und</strong> von Ungläubigen. Die Gläubigen sind<br />
immer glücklich, wenn sie dem Göttlichen nahe sein dürfen. Die Ungläubigen<br />
allerdings fühlen sich irritiert, <strong>und</strong> es stört sie, wenn der<br />
Name Gottes auch nur erwähnt wird. Prüft einmal nach, warum die<br />
sogenannten Ungläubigen eine Abneigung gegen den Namen Gottes<br />
empfinden. Es ist nicht so, dass sie Gott wirklich ablehnen, sondern<br />
sie leiden an einer Krankheit. Bei Hochzeiten oder bei Veranstaltungen<br />
wie dieser werden allen Gästen Süssigkeiten angeboten. Obwohl<br />
sie allen angeboten werden, gibt es einige Gäste, die nichts davon<br />
nehmen. Und zwar nicht, weil sie keine Süssigkeiten mögen, sondern<br />
weil sie zuckerkrank sind. Menschen, die von Gott nichts wissen wollen,<br />
sind wie Diabetiker - sie sind krank. Aber wenn die Krankheit geheilt<br />
ist, erfreut sie der Name Gottes ebenso wie alle anderen. (...)<br />
Es ist meine Ansicht, dass es in der ganzen Welt keinen Ungläubigen<br />
gibt. Jeder hat bei dem, was er tut, irgendwelche selbstsüchtigen Motive.<br />
Aus Eigenliebe richtet er seine ganze Aufmerksamkeit darauf.<br />
Nur wer sich selbst nicht liebt, könnte als Ungläubiger gelten. Aber auf<br />
dieser Welt gibt es niemanden, der sich selbst nicht liebt. Es gibt viele<br />
Leute, die sagen: „Ich glaube nicht an Gott“, aber sie sagen auch: „Ich<br />
habe Vertrauen in mich selbst“. Dabei wissen sie allerdings nicht, was<br />
dieses Selbst eigentlich ist. Das Selbst in ihnen ist Gott! Wie oft sagt<br />
ihr: “Mein Körper, meine Augen, mein Geist” usw. Aber wer ist es, der<br />
diese als seinen Besitz erklärt? Offensichtlich identifiziert ihr euch<br />
88
selbst nicht mit dem Körper. Ihr seid auch nicht der Körper. Ebensowenig<br />
seid ihr der Geist oder das Gemüt. Es ist das „Ich“, euer göttliches<br />
Selbst, das all dieses besitzt, es aber nicht ist. Selbstvertrauen<br />
ist also gleichbedeutend mit dem Glauben an Gott. Alle Menschen,<br />
die an sich selbst glauben, müssen als gläubig angesehen werden.<br />
Man kann sie nicht Ungläubige oder Atheisten nennen. Das Göttliche<br />
erstrahlt in allen Menschen als die Flamme intuitiver Weisheit. In diesem<br />
Zusammenhang wird in den Veden gesagt: „Weisheit ist Gott”,<br />
<strong>und</strong>, “Das Selbst ist Gott“. Das intuitive Wissen in allen Menschen ist<br />
Gott.<br />
Verkörperungen des reinen Selbst! Studenten <strong>und</strong> Studentinnen!<br />
Heute habe ich lange gesprochen, <strong>und</strong> das war sehr anstrengend für<br />
euch. Morgen werden die Belehrungen <strong>und</strong> Vorträge zu Ende gehen.<br />
Aber die Zusammengehörigkeit unserer Herzen wird kein Ende nehmen.<br />
Behaltet <strong>Sai</strong> in euren Herzen. Obwohl es niemandem wirklich<br />
möglich ist, seine unergründliche Tiefe zu erforschen, habe ich versucht,<br />
euch einiges über das Wesen <strong>Sai</strong>s nahezubringen. Ich wollte<br />
euch etwas von dem mitgeben, das andere euch nicht geben können.<br />
Von morgen an praktiziert, was ich euch gelehrt habe, seid glücklich<br />
<strong>und</strong> werdet eins mit Gott. Füllt eure Köpfe nicht nur mit Informationen<br />
<strong>und</strong> weltlichem Wissen. Füllt eure Herzen mit selbstloser Liebe. Ich<br />
hoffe, dass ihr das Wesentliche meiner Belehrungen im Herzen behaltet<br />
<strong>und</strong> bereit seid, eure Zukunft zu meistern. 1974, (36-150/160)<br />
Euer Mutterland geniesst seit <strong>und</strong>enklichen Zeiten grosses Ansehen<br />
in der Welt. Heute wächst dieses Ansehen noch durch die hohen<br />
Ideale, die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> verkündet, <strong>und</strong> durch seine <strong>Lehre</strong>n. Eure Disziplin<br />
<strong>und</strong> eure spirituelle Lebensweise sollte ihm noch leuchtenderen<br />
Glanz verleihen. 1977, (37-128)<br />
Wie der erste Bissen nach langem Fasten, wie der erste Regenschauer<br />
nach langer Dürre, wie das Kind, das sehnlichst erwartet wurde,<br />
wie unerwarteter Reichtum für einen Armen, so kam <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong><br />
gerade dann nach Puttaparthi, als die Göttliche Ordnung unter den<br />
Menschen zusammenzubrechen drohte. Gibt es eine frohere Botschaft<br />
für alle, die hier versammelt sind? 1977, (37-161)<br />
Viele von euch möchten nicht von hier fortgehen. Aber denkt daran:<br />
<strong>Sai</strong> ist immer bei euch. Ihr solltet über den Abschied von hier nicht<br />
traurig sein. So wie der Diamant hat <strong>Sai</strong> viele Facetten. Er ist in jedem<br />
89
von euch. <strong>Der</strong> zentrale Teil des Diamanten ist mit allen Facetten verb<strong>und</strong>en.<br />
Jungen <strong>und</strong> Mädchen, werdet zu Strahlen, die von diesem<br />
Zentrum ausgehen. Ihr solltet hinausgehen in die Welt <strong>und</strong> die Aufgabe<br />
des Dienens übernehmen, zu der ihr euch verpflichtet habt.<br />
Die Lotosblume hat viele Blütenblätter, aber alle sind mit dem mittleren<br />
Teil der Blume verb<strong>und</strong>en. Für <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> seid ihr alle Blütenblätter,<br />
die mit der Mitte verb<strong>und</strong>en sind.<br />
Ihr müsst schon als junge Menschen den Geist der Opferbereitschaft<br />
entwickeln. Als Nächstes solltet ihr erkennen, dass es keinen Gr<strong>und</strong><br />
für Spannungen wegen religiöser Überzeugungen gibt. Ihr müsst den<br />
gemeinsamen Kern aller Religionen finden <strong>und</strong> immer versuchen, anderen<br />
zu dienen. Ihr müsst die heilige Kultur des Landes Indien weiterführen.<br />
Während ihr in den vergangenen vier Wochen die Gr<strong>und</strong>lagen<br />
dieser Kultur in euch aufgenommen <strong>und</strong> für euch akzeptiert habt,<br />
wart ihr von einem tiefen Glücksgefühl erfüllt. Seht zu, dass euch dieses<br />
in der Zukunft erhalten bleibt. Das, was ihr hier gelernt habt, zu<br />
vergessen, sobald ihr von hier fortgeht, wäre eurer menschlichen Natur<br />
nicht angemessen. (...)<br />
Ihr könnt zwar nicht alles tun, aber wählt wenigstens einige Dinge aus<br />
der Vielfalt spiritueller Disziplinen aus <strong>und</strong> verwirklicht sie in eurem<br />
Leben. Am wichtigsten ist, dass ihr den ganzen Tag über diese drei<br />
goldenen Regeln im Auge behaltet: Vergesst Gott nicht, bindet euch<br />
nicht an die Welt <strong>und</strong> habt keine Angst vor dem Tod. Das sind die drei<br />
wichtigsten Dinge in eurem Leben. 1977, (37-163)<br />
<strong>Der</strong> Avatar ist gekommen, um den Weg zu bahnen, auf dem die Menschen<br />
spirituellen Fortschritt erzielen können. Dem Unfrieden, der<br />
sich unter den Menschen ausgebreitet hat, muss Einhalt geboten<br />
werden. Alle guten Menschen, die von den Fangarmen des Unfriedens<br />
<strong>und</strong> der Sorgen ergriffen wurden, weil sie sich der relativen Unwirklichkeit<br />
aller weltlichen Dinge nicht bewusst sind, müssen befreit<br />
werden. Alle müssen inneren Frieden finden. Das ist die Mission, für<br />
die der Herr wieder <strong>und</strong> wieder auf die Erde kommt. Er erwählt einen<br />
heiligen Ort <strong>und</strong> nimmt menschliche Gestalt an, so dass ihr ihn sehen<br />
<strong>und</strong> sprechen, verstehen <strong>und</strong> würdigen, ihm zuhören <strong>und</strong> folgen, ihn<br />
erfahren <strong>und</strong> seine Wohltaten empfangen könnt.<br />
Es ist eine Tragödie, dass ihr an Gott zweifelt, ihn diskutiert <strong>und</strong> verneint,<br />
wenn er in menschlicher Gestalt zu euch kommt, obwohl ihr<br />
euch, wenn er unsichtbar ist, eine Vorstellung von ihm macht, diese<br />
anbetet <strong>und</strong> dadurch gestärkt <strong>und</strong> getröstet werdet! Die Leute fallen<br />
90
vor einem Standbild des Schlangengottes nieder, schütten Milch darüber<br />
oder waschen es liebevoll mit heiligem Wasser, aber wenn es<br />
sich in eine wirkliche Kobra verwandelt, fliehen sie voller Furcht! Ein<br />
wahrer Devotee Gottes dagegen kennt weder Furcht noch Zweifel.<br />
10.7.59, (15-95/96)<br />
Ihr müsst auch wissen, dass ihr mich <strong>und</strong> mein Geheimnis (...) nicht<br />
verstehen könnt, ohne euch selbst verstanden zu haben. Wenn ihr zu<br />
schwach seid, um eure eigene Wirklichkeit zu begreifen, wie könnt ihr<br />
dann hoffen, das viel gewaltigere Ereignis meines Kommens zu verstehen.<br />
Wenn ihr meine Bedeutung erfassen wollt, müsst ihr alle gegenwärtigen<br />
Zweifel <strong>und</strong> Theorien hinter euch lassen <strong>und</strong> nur nach<br />
der Vervollkommnung selbstloser Liebe streben. Ich, die Verkörperung<br />
der Liebe, kann nur durch Liebe selbst verstanden werden. Die<br />
übernatürlichen Ereignisse <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er, von denen gesagt wird, dass<br />
sie mit Hilfe der Wissenschaften nicht erklärt werden können, sind für<br />
mich so natürlich, dass ich lächeln muss, wenn ihr sie als W<strong>und</strong>er bezeichnet.<br />
<strong>Der</strong> Herr hat angekündigt, dass er kommen werde, um die<br />
Göttliche Ordnung wiederherzustellen, <strong>und</strong> dass er menschliche Gestalt<br />
annehmen werde, damit alle zu ihm kommen <strong>und</strong> die erhebende<br />
Erfahrung machen können, ihn als Gefährten <strong>und</strong> Lehrmeister zu erleben.<br />
Und der Herr ist gekommen, wie er es verkündet hat. Für diejenigen,<br />
die von Geist, Verstand <strong>und</strong> Ego beherrscht werden, ist alles,<br />
was ausserhalb des Gesichtskreises dieser drei liegt, ein Rätsel. Es<br />
gibt eine Grenze, die der Verstand nicht überschreiten kann. Deshalb<br />
muss die göttliche Macht, um auf menschlicher Ebene verstanden zu<br />
werden, sich in den täuschenden Schleier der Erscheinungsformen<br />
hüllen. 22.1.60, (15-113)<br />
Alle Herzen sind mein Eigentum; alles gehört dem Herrn. Aber ebenso<br />
wie der Gr<strong>und</strong>besitzer den schönsten Platz für seinen Wohnsitz<br />
wählt, obwohl ihm alles gehört, so wählt der Herr ein reines Herz, um<br />
sich darin niederzulassen. <strong>Der</strong> Herr hat gesagt: „Wo meine Devotees<br />
meinen Namen preisen, dort werde ich bei ihnen sein.“ Ich kann euch<br />
sagen, dass ihr euch glücklicher schätzen könnt als frühere Generationen.<br />
Ihr müsst euch dieses Glück in vielen Inkarnationen verdient<br />
haben. Ihr habt mich unter euch, <strong>und</strong> es ist eure Pflicht, diese Beziehung,<br />
die ihr einem glücklichen Schicksal zu verdanken habt, weiter<br />
zu entwickeln. In vier oder fünf Jahren wird hier ein grosses Gedränge<br />
von Gottsuchern, <strong>Lehre</strong>rn <strong>und</strong> Asketen sein. Wenn ihr dann kommt,<br />
werdet ihr nicht mehr die Möglichkeit haben, mich anzusprechen, um<br />
91
eure Fragen beantwortet zu bekommen. Seid darum nicht wie die<br />
Frösche, die auf den Blättern der Lotosblume herumsitzen, seid wie<br />
die Bienen! 27.9.60, (15-131)<br />
Einige Leute haben in ihrer Unwissenheit gesagt, dass ich manchmal<br />
göttlich <strong>und</strong> danach wieder menschlich sei. Glaubt das nicht! Mein<br />
Wesen ist unveränderlich, immer ein <strong>und</strong> dasselbe. <strong>Der</strong> Herr verändert<br />
sich niemals; die äussere Form mag sich ändern, aber das Wesen<br />
bleibt dasselbe. Es gibt nicht so etwas wie ein vorübergehendes<br />
Herabsteigen auf die Ebene des Menschen. Die Kennzeichen des<br />
Herrn sind grenzenlose Liebe <strong>und</strong> unendliche Güte. 29.9.60, (15-135)<br />
<strong>Der</strong> jetzige Avatar repräsentiert die Wahrheit, welche die Gr<strong>und</strong>lage<br />
der Göttlichen Ordnung ist, <strong>und</strong> die Liebe, welche den Frieden gibt.<br />
Mein Gebot ist: niemals hassen, niemals jemandem etwas Schlechtes<br />
wünschen, niemals schlecht über jemanden sprechen. Nur dann<br />
könnt ihr inneren Frieden gewinnen.<br />
<strong>Der</strong> Herr allein kennt den Plan, denn er ist der Plan. Ihr seid auf der<br />
Bühne <strong>und</strong> seht nur einen Teil des Schauspiels, deshalb ist alles sehr<br />
verwirrend. Erst wenn alle Zusammenhänge offenbar geworden sind,<br />
werdet ihr seinen Plan zu schätzen wissen, nicht vorher. Dazu müsst<br />
ihr hinter den Vorhang gehen, den die falsche Vorstellung von der<br />
Wirklichkeit bildet, <strong>und</strong> mit dem Regisseur selbst in Verbindung treten.<br />
Solange ihr als Schauspieler auf der Bühne eure Rolle spielt, könnt ihr<br />
den Inhalt des Stücks, das die Welt als Bühne hat <strong>und</strong> sich über Ewigkeiten<br />
hinweg abspielt, nicht begreifen.<br />
Wenn ihr eure Rolle gut spielt <strong>und</strong> Liebe für eure Mitspieler empfindet,<br />
ist das wichtiger als die Liebe zu Gott. Und wenn ihr inneren Frieden<br />
findet, so ist das wichtiger, als höheres Wissen zu erwerben. Die Liebe<br />
zu Gott trägt den Keim selbstloser Liebe in sich <strong>und</strong> höheres Wissen<br />
den Keim inneren Friedens. Jedenfalls sollten sich alle Gläubigen<br />
so verhalten, als ob sie zu einer grossen Familie gehörten. Ihr habt<br />
die Gelegenheit, in der Gemeinschaft Gott zu verehren <strong>und</strong> euch<br />
durch spirituelles Bemühen weiter zu entwickeln. Nehmt sie wahr!<br />
Ihr seid mein kostbarer Besitz, selbst wenn ihr mich verleugnet. Ich<br />
bin euer kostbarster Besitz, auch wenn ihr es nicht wahrhaben wollt.<br />
Ich werde mich eurer liebevoll annehmen <strong>und</strong> euch nicht aufgeben.<br />
Ich werde jede Mühe auf mich nehmen, um meinen Besitz unter meiner<br />
Obhut zu behalten. Das bedeutet, unter der Obhut des Herrn,<br />
gleichgültig mit welchem Namen ihr ihn anruft. Alle Macht, die ich ha-<br />
92
e, ist für euch bestimmt. Ich bin nur der Verwalter, der sie bereithält,<br />
um sie euch zu geben, sobald ihr darum bittet. Meine Liebe wird sie<br />
euch geben, selbst wenn ihr nicht danach fragt, denn es ist euer<br />
Recht, daran teilzuhaben. Einige beschweren sich, dass ich ihnen<br />
dieses oder jenes nicht gegeben habe. Das liegt daran, dass sie nur<br />
die Gegenwart <strong>und</strong> die unmittelbare Zukunft sehen können, während<br />
ich weiss, was auf sie zukommt, <strong>und</strong> sie vor grösserem Leid beschützen<br />
muss. Sie beschuldigen <strong>und</strong> beleidigen mich sogar, aber ich werde<br />
sie nicht aufgeben. Denkt daran, dass niemand mich beeinflussen<br />
kann. Es gibt niemanden, der meinen Weg <strong>und</strong> mein Verhalten auch<br />
nur im Geringsten ändern könnte. Ich bin der Herr über alles.<br />
Aber eines kann ich euch sagen: Ich tadle <strong>und</strong> bestrafe manche Menschen<br />
nur, weil ich sie liebe, weil ich sie korrigieren <strong>und</strong> zu besseren<br />
Werkzeugen machen will. Wenn sie nicht mein Eigen wären, würde<br />
ich sie aufgeben, mich nicht um sie kümmern <strong>und</strong> keine Notiz von ihrem<br />
Vergehen nehmen. Ich habe ein Recht, die Meinen zu züchtigen.<br />
Ich weiss, dass ihnen dennoch viel an meinem Wort gelegen ist <strong>und</strong><br />
dass sie betrübt sind, mein Missfallen erregt zu haben. Euer Geist ist<br />
so wankelmütig, <strong>und</strong> deshalb werdet ihr leicht durch das Gerede törichter<br />
Leute dazu gebracht, euch von mir abzuwenden. Manchmal<br />
tue ich so, als ob ich euch von mir fernhalte; das geschieht, um euch<br />
schneller umzuformen. Wenn eine Strasse instand gesetzt wird, muss<br />
eine Umleitung angelegt <strong>und</strong> dieser Strassenabschnitt eine Zeitlang<br />
gesperrt werden. Das geschieht, damit die Bauarbeiten schneller ausgeführt<br />
werden können, so dass die Strasse wieder benutzt werden<br />
kann.<br />
Ich bin gekommen, um die Welt in Ordnung zu bringen. Deshalb muss<br />
ich alle, die krank sind, in mein „Krankenhaus“ bringen, ihre Ges<strong>und</strong>heit,<br />
Stärke <strong>und</strong> Weisheit wiederherstellen <strong>und</strong> sie dann entlassen,<br />
damit sie auf ihren Arbeitsplatz zurückkehren können. Ich muss eure<br />
Hingabe vertiefen, euren Glauben stärken <strong>und</strong> das F<strong>und</strong>ament eures<br />
moralischen Verhaltens erneuern, so dass ihr Versuchungen besser<br />
widerstehen könnt. Ich bin Leuten begegnet, die beten <strong>und</strong> glauben,<br />
dass sie mit jedem Gebet die Welt dem Frieden näher bringen. Aber<br />
Frieden kann nur durch harte Arbeit gewonnen werden, indem Gewalttätigkeit<br />
<strong>und</strong> Habsucht aus den Herzen der Menschen vertrieben<br />
werden. 29.9.60, (15-136/137)<br />
In meiner Person ist euch jener Schatz, nach dem ihr gesucht habt,<br />
greifbar nahe gekommen, denn unsere Beziehung besteht auf der<br />
93
Ebene des wirklichen Selbst, sie ist nicht weltlicher Art, nicht anerzogen.<br />
Woanders werdet ihr gerupft, denn die Beziehung wird vom<br />
Geldbeutel bestimmt. Wieder woanders ist die Kaste, die Bildung<br />
oder ein anderes zufälliges Merkmal ausschlaggebend. Hier ist es<br />
das Gemeinsame, welches Gott <strong>und</strong> Mensch, das Meer <strong>und</strong> den<br />
Fluss, das Universale <strong>und</strong> das Spezifische verbindet. Hier muss jeder<br />
im Grenzenlosen aufgehen, indem er die Fesseln abwirft, die ihm<br />
Grenzen auferlegen. Jedem ist diese Möglichkeit gegeben; niemand<br />
ist von der Liebe des Herrn ausgeschlossen. (...)<br />
Bücher, Schriften, Meetings, Reden, Diskussionen - alles das nützt<br />
nichts. Jeder, der den Wunsch hat, mich kennenzulernen, muss aufgefordert<br />
werden, zu mir zu kommen <strong>und</strong> mich zu erfahren. Um klar<br />
zu machen, was ein Berg ist, genügt es nicht, einen Stein zu zeigen<br />
<strong>und</strong> zu sagen: „Ein Berg ist wie dieser Stein, nur viele H<strong>und</strong>erttausend<br />
Mal grösser.“ Man muss einen richtigen Berg, zumindest in der Ferne,<br />
sehen. 29.9.60, (15-140/142)<br />
<strong>Der</strong> Herr in der Form ist durch sieben Hauptmerkmale gekennzeichnet.<br />
Wer diese sieben besitzt, muss als göttlich angesehen werden.<br />
Eindrucksvolles Auftreten, Reichtum, Weisheit, Freisein von Bindungen,<br />
die Macht, zu erschaffen, zu erhalten <strong>und</strong> aufzulösen - dieses<br />
sind die sieben unfehlbaren Kennzeichen des Avatars, die voll weiterbestehen,<br />
auch wenn sie durch das Annehmen der Form verändert zu<br />
sein scheinen. Wo diese zu finden sind, könnt ihr das Göttliche erkennen.<br />
30.9.60, (15-144)<br />
<strong>Der</strong> Weise sieht mich nicht als diese Form, die heute ein gelbes <strong>und</strong><br />
morgen ein orangerotes Gewand trägt. Er dringt zur nicht-dualistischen<br />
Wirklichkeit hinter der Form vor <strong>und</strong> weiss, dass der Körper nur<br />
ein Kleid ist, das für einen bestimmten Zweck getragen wird. <strong>Der</strong><br />
nächste Avatar wird ein anderes Kleid tragen. Das volle Wissen wird<br />
durch die Analyse dessen erlangt, was man über das Selbst weiss.<br />
Niemand kennt mich, der sich selbst nicht kennt. 30.9.60, (15-147)<br />
Es wurde gesagt, dass wegen meines Geburtstages heute ein bedeutungsvoller<br />
Tag sei. Ich will euch aber eines sagen: Ich habe viele Geburtstage<br />
wie diesen. Bedeutungsvoll ist für euch der Tag, an dem ihr<br />
euer Denken <strong>und</strong> Fühlen läutert, <strong>und</strong> nicht der Tag, an dem ich diese<br />
menschliche Form angenommen habe. Ich bin immer jung <strong>und</strong> immer<br />
uralt. Ich komme immer, um die Göttliche Ordnung wiederherzustel-<br />
94
len, um den Tugendhaften zu helfen <strong>und</strong> Bedingungen zu schaffen,<br />
die ihrer Weiterentwicklung dienlich sind. Einige Zweifler mögen fragen:<br />
“Kann das Allmächtig-Absolute menschliche Form annehmen?”<br />
Nun, der Mensch kann nur durch eine menschliche Form zur Glückseligkeit<br />
geführt werden. Nur mit Hilfe der Sprache kann er Anweisungen<br />
empfangen <strong>und</strong> inspiriert werden. Er braucht den Gedankenaustausch,<br />
um den Weg zur Erleuchtung zu finden.<br />
Ich werde euch niemals zwingen, eine bestimmte Form, einen bestimmten<br />
Namen des Herrn zu verehren. <strong>Der</strong> Herr hat Millionen von<br />
Namen <strong>und</strong> Formen, <strong>und</strong> er möchte, dass Glauben <strong>und</strong> Hingabe in<br />
euch wachgerufen werden, wenn ihr einen davon anruft oder euch<br />
eine der Formen vorstellt. Das ist der Gr<strong>und</strong>, warum bei der Andacht<br />
1008 Namen rezitiert werden. <strong>Der</strong> Einzelne mag sich durch einen dieser<br />
Namen besonders angesprochen fühlen, wie unaufmerksam <strong>und</strong><br />
zerstreut er auch während der Rezitation der anderen sein mag. So<br />
wie die kalte Luft das Wasser zu Eis erstarren lässt, so zwingt der<br />
Gläubige durch sein brennendes Verlangen den Allmächtigen, seiner<br />
Vorstellung gerecht zu werden <strong>und</strong> die Form anzunehmen, nach der<br />
er sich sehnt. Er beugt sich deinem Willen, er trägt deine Last, vorausgesetzt,<br />
du vertraust sie ihm an.<br />
Deshalb denkt, sprecht <strong>und</strong> handelt so, dass euch Freude hier, Freude<br />
im Jenseits, Freude in aller Ewigkeit zuteil werden. Ich segne<br />
euch, dass eure Anstrengungen von Erfolg gekrönt sein mögen.<br />
23.11.60, (16-13)<br />
Das Linga in Badri symbolisiert die manifestierte Form Gottes <strong>und</strong><br />
musste wieder geweiht werden. Das war meine Aufgabe, die ich erfüllt<br />
habe, <strong>und</strong> alle, die mich begleitet haben, waren Zeuge davon. (...)<br />
Ich nahm das Linga von dem Platz unter dem Altar, an dem Shankara<br />
es niedergelegt hatte, <strong>und</strong> nahm eine rituelle Waschung mit Gangeswasser<br />
vor, das ich mit einer Bewegung der Hand herbeiholte. Dann<br />
wurde es mit goldenen Bilvablättern <strong>und</strong> Thumbeblumen, die ich beide<br />
auf der Stelle materialisierte, geschmückt <strong>und</strong> wieder an seinen<br />
angestammten Platz gebracht. Dort ruht es auf einer goldenen Lotosblüte,<br />
die das Herz symbolisiert, in dem das Linga verehrt werden<br />
muss.<br />
Wenn man die Begeisterung der Pilger sieht, die sich auf der Strasse<br />
nach Badri zu Tausenden mühsam fortbewegen, dann ist man<br />
sprachlos vor Staunen. Dann kann man nicht mehr darüber klagen,<br />
dass der Atheismus in diesem Land um sich greift. Menschen aus al-<br />
95
len Teilen Indiens, Männer, Frauen <strong>und</strong> Kinder, Alte <strong>und</strong> Junge, Kräftige<br />
<strong>und</strong> Gebrechliche, Reiche <strong>und</strong> Arme, deren einzige Triebfeder<br />
<strong>und</strong> Stütze der Glaube ist, befinden sich dort auf dem Weg nach Badri.<br />
Es gibt vieles, was ihr von ihrer Beharrlichkeit lernen könnt. Euer<br />
Glaube, eure Hingabe <strong>und</strong> eure geistige Disziplin werden gefestigt,<br />
wenn ihr euch in der Gesellschaft Gleichgesinnter befindet. Das ist<br />
der Vorteil einer Pilgerfahrt nach Badri. Das ist der Gr<strong>und</strong> für die Meinung,<br />
dass allein schon der Anblick eines Pilgers, der von Badri zurückkehrt,<br />
eine grosse Hilfe sei. Ja, das geistige Erwachen muss stattfinden.<br />
Für dieses Erwachen braucht ihr natürlich nicht so weit zu<br />
gehen. Ihr habt den Gott-Menschen von Badri hier bei euch. Badri ist<br />
der Ort, wo der B<strong>und</strong> zwischen Mensch <strong>und</strong> Gott-Mensch hergestellt<br />
<strong>und</strong> immer wieder in Erinnerung gebracht wird. Das könnt ihr auch<br />
hier haben. Wenn ihr euch von der Illusion, die Vielfalt, die ihr seht, sei<br />
die einzige Wirklichkeit, befreit, werdet ihr zum Gott-Menschen. Wenn<br />
ihr die Illusion nicht abschütteln könnt, bleibt ihr Mensch. Das ist alles!<br />
Es gibt keinen Ort auf der Welt, an dem ich nicht gegenwärtig bin. Diejenigen,<br />
die mit mir kamen, reisten daher mit der Manifestation, um<br />
das Abstrakte zu verehren. Dafür können sie sich glücklich schätzen.<br />
4.7.61, (16-41/42)<br />
Meine einzige Aufgabe ist es, Gnade zu verschenken. Durch meinen<br />
Anblick <strong>und</strong> durch den Umgang mit mir nehmt ihr an dieser Gnade teil.<br />
Wenn zwei Substanzen schmelzen, dann können sie sich vermischen.<br />
Glaubt nicht, ich sei fern, denn ich bin ganz nahe bei euch.<br />
Fordert meine Gnade, verlangt danach, besteht darauf, anstatt mich<br />
unterwürfig zu verehren. Bringt mir eure Herzen <strong>und</strong> gewinnt mein<br />
Herz. Keiner von euch ist ein Fremder für mich. Bringt mir euer Versprechen,<br />
<strong>und</strong> ich werde euch mein Versprechen geben. Aber achtet<br />
darauf, dass es ein ehrliches Versprechen ist <strong>und</strong> aus einem reinem<br />
Herzen kommt. Das ist genug. (...)<br />
Nur diejenigen, welche die innere Schau des Weisen oder des hingebungsvoll<br />
Liebenden erworben haben, können einen Schimmer seiner<br />
Wirklichkeit erahnen. Die anderen, die Anspruch auf Glaubwürdigkeit<br />
erheben, täuschen nur. Diejenigen, welche wissen, reden<br />
nicht, <strong>und</strong> die, welche reden, wissen nichts <strong>und</strong> können nichts wissen.<br />
10.10.61, (16-53/54)<br />
Kommt zu mir, ich repariere zerbrochene Herzen <strong>und</strong> verwirrte Geister.<br />
Ich gleiche dem Schmied, der schweisst, ausrichtet <strong>und</strong> in Ord-<br />
96
nung bringt. Dieses Wirken besang ein gläubiger Mensch vor zehn<br />
Jahren, der mit seinem Lied so zu mir betete: “Mein Herz ist vertrocknet,<br />
mein Licht ist erloschen, mein Weg ist dunkel, <strong>und</strong> mein Geist<br />
verwirrt. Oh Herr, mache mich wieder bereit für die mühsame Reise<br />
des Lebens!” <strong>Der</strong> Herr wartet vor der Tür des Andachtsraumes <strong>und</strong><br />
brennt darauf, den Wunsch des Gläubigen zu erfüllen. Wahrlich, wer<br />
den Herrn als Diener hat, der ist der eigentliche Herr!<br />
Ihr dürft nur euren Glauben nicht erschüttern lassen, aber auch niemandem<br />
blind folgen - auch Gott nicht! Prüft! Prüft, forscht, sammelt<br />
Erfahrung, <strong>und</strong> dann, wenn ihr Gott gef<strong>und</strong>en habt, dann fordert euer<br />
Recht. Aber bevor euch das Recht gegeben wird, müsst ihr zur Prüfung<br />
antreten <strong>und</strong> sie bestehen, ist es nicht so? Ich setze die Prüfungen<br />
nicht als Bestrafung an oder weil ich euch gerne in Schwierigkeiten<br />
bringe, sondern nur, um euch die Freude des Bestehens erleben<br />
zu lassen. 17.10.61, (16-56/57)<br />
Ihr fürchtet alle den Einfluss der Planeten. Aber was können diese euch<br />
anhaben, wenn die Gnade Gottes euch beschützt? Wer sich schmükken<br />
will, braucht nur das Gold. Daraus können alle Arten von Geschmeide<br />
hergestellt werden. Verlangt nach dem Gold <strong>und</strong> sichert es<br />
euch - das ist alles, was ihr braucht. Astrologen <strong>und</strong> Brahmanen, die<br />
sich auf den Kalender verlassen, machen viel Aufhebens um die Konstellation<br />
der Planeten zwischen dem 2. <strong>und</strong> 5. Februar. Dadurch, dass<br />
sie eine Panik auslösen <strong>und</strong> Gegenmassnahmen vorschlagen, bringen<br />
sie eine reiche Ernte ein. Natürlich ist es gut, wohltätige Organisationen<br />
zu unterstützen, zu Gott zu beten <strong>und</strong> Opfer zu bringen, aber tut es,<br />
weil es gut <strong>und</strong> richtig ist <strong>und</strong> nicht aus Furcht vor den acht Planeten!<br />
Tut es, wie ihr es immer tun solltet, <strong>und</strong> nicht aus einer vorübergehenden<br />
Angst. Lasst keine Panik entstehen. Nichts wird sich zwischen dem<br />
2. <strong>und</strong> 5. Februar ereignen. Ihr alle werdet fröhlich <strong>und</strong> voller Freude<br />
zum Shivaratri-Fest wieder nach Puttaparthi kommen. Das kann ich<br />
euch versichern. Das Gerede vom Weltuntergang ist nur Angstmacherei.<br />
Lasst euch nicht davon beeinflussen. 17.10.61, (16-58)<br />
Gott ist überall! Wenn ihr aus der Tiefe eures Herzens betet: “Siehst<br />
du nicht meine Not?” dann ruhen meine Augen auf euch <strong>und</strong> ich<br />
schütte meine Gnade über euch aus. Durchschaut die Täuschung<br />
<strong>und</strong> stosst zur Liebe vor, dann werdet ihr nichts als Liebe von mir<br />
empfangen.<br />
Rama, Krishna <strong>und</strong> <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> scheinen verschiedene Perso-<br />
97
nen zu sein wegen der unterschiedlichen Form, die sie angenommen<br />
haben, aber glaubt mir, es ist ein <strong>und</strong> dieselbe Wesenheit. Lasst euch<br />
nicht in die Irre führen. Es wird eine Zeit kommen, in der dieses grosse<br />
Gebäude oder sogar noch grössere zu klein sind, um die Massen zu<br />
fassen, die dem Ruf, hierher zu kommen, folgen. <strong>Der</strong> Himmel wird das<br />
Dach des zukünftigen Auditoriums sein. Ich werde es aufgeben müssen,<br />
das Auto <strong>und</strong> auch das Flugzeug zu benutzen, um mich von einem<br />
Ort zum anderen zu begeben, weil die Menschenmenge, die sich<br />
um mich drängt, zu gross ist. Ich werde mich durch die Lüfte fortbewegen<br />
müssen. Glaubt mir, auch das wird geschehen.<br />
Ihr werdet erleben, dass dieses Puttaparthi zum Ziel aller Pilgerfahrten<br />
wird. Niemand kann diese Entwicklung aufhalten oder verzögern.<br />
Ich werde euch nicht aufgeben, noch könnt ihr euch jemals von mir<br />
trennen. Selbst wenn ihr euren Glauben verlieren solltet, werdet ihr es<br />
bereuen <strong>und</strong> wieder hier Zuflucht nehmen. Ich habe euch schon versichert,<br />
dass ich noch 58 Jahre in diesem Körper unter euch weilen<br />
werde. Euer Leben ist eng mit meiner weltlichen Laufbahn verflochten.<br />
Lasst dieses grosse Privileg immer euer Handeln bestimmen.<br />
21.10.61, (16-64/65)<br />
Ihr seid nicht fähig, mich auszuloten. Ihr könnt niemals die Stärke der<br />
übernatürlichen Bande verstehen, die mich mit euch verbinden.<br />
Eines Tages werden euch diese Zusammenhänge unvermittelt klar<br />
werden. Eure Aufgabe ist es, diesen Augenblick abzuwarten. Ihr verehrt<br />
Gott jetzt in der einen oder anderen Form. Sagt mir, wie es dazu<br />
kam. Welche Erfahrungen waren notwendig, um diesen Glauben in<br />
euch wachsen zu lassen?<br />
Als ich 1918 beschloss, den vorigen Körper zu verlassen, wurde<br />
Herrn Kaka Saheb Dikshit gesagt, dass ich in 8 Jahren wiedergeboren<br />
werden würde. Auch Abdul <strong>Baba</strong> wurde informiert, dass ich nach<br />
7 Jahren in der Gegend von Madras wieder erscheinen werde. Drei<br />
Monate nachdem die Seele den Körper Shirdi <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>s verlassen<br />
hatte, erschien er vor einem Haus in Kirkee <strong>und</strong> erklärte auf eine Frage<br />
hin: “<strong>Der</strong> Körper ist gestorben, aber ich werde wiederkommen.”<br />
Drei Monate danach wurde das Gleiche bei einer Erscheinung in<br />
Dwarakamayi verkündet. Auch Das Ganu <strong>und</strong> Mahasapathi wurden<br />
Botschaften übermittelt. Die Information, die Herr Kaka Saheb erhielt,<br />
war, dass die Manifestation “in 8 Jahren” stattfinden würde <strong>und</strong> nicht<br />
“als ein achtjähriges Kind”. So wurde es nur berichtet, weil Kaka Saheb<br />
es erst viel später aus der Erinnerung niedergeschrieben <strong>und</strong><br />
98
sich dabei auf sein Gedächtnis verlassen hatte. Sowohl die Zeitspanne<br />
von 7 Jahren als auch die von 8 Jahren verwirklichte sich, denn<br />
dieser Körper wurde 1926 geboren, nachdem er neun Monate im Mutterleib<br />
verbracht hatte. 23.10.61, (16-70/71)<br />
Ich habe den Eindruck, dass ihr von den Erzählungen über die selbstlose<br />
Liebe der Rishis, der Hirtenmädchen von Brindavan <strong>und</strong> der Gefolgsleute<br />
Hanumans in der Vergangenheit sehr beeindruckt seid,<br />
dass ihr aber eure eigene Verantwortung, die ihr heute habt, vernachlässigt.<br />
Jeder von euch sollte zum Beispiel prüfen, was er von mir gelernt<br />
hat. Welchen Gewinn haben euch euer jetziger Besuch in Puttaparthi<br />
oder die vielen Besuche in früheren Jahren gebracht? Wieviel<br />
selbstlose Liebe, von der ihr wisst, dass sie mein Lebenselement ist,<br />
habt ihr anderen entgegengebracht? Ich habe euch so oft gesagt,<br />
dass die Rezitation der Namen Gottes das beste Mittel ist, um die Liebe<br />
zu Gott <strong>und</strong> zu allem, was heilig ist, in eurem Herzen wachsen zu<br />
lassen. Aber habt ihr das Rezept ausprobiert? Ist es euch so notwendig<br />
geworden wie das Atmen? Das ist der Prüfstein für die Aufrichtigkeit<br />
eures Bemühens <strong>und</strong> für den Erfolg eurer Pilgerfahrt nach Puttaparthi.<br />
24.10.61, (16-75)<br />
Seht in dem Herrn Vater <strong>und</strong> Mutter. Aber das ist nur der erste Schritt;<br />
danach werdet ihr diese Beziehung hinter euch lassen <strong>und</strong> in das Absolute<br />
eingehen. Bleibt nicht auf den Stufen stehen, sondern betretet<br />
den Palast, zu dem sie führen. Zuerst benutzt ihr Blumen, Kerzen <strong>und</strong><br />
Weihrauch im Gottesdienst. Aber bald nimmt eure Verehrung tiefere<br />
Formen an. Eure Opfergaben werden reiner, wertvoller <strong>und</strong> eurem<br />
Herrn angemessener. Ihr fühlt, dass ihr dem Herrn mehr zu Füssen<br />
legen müsst als nur Blumen, etwas, das von euch selbst kommt. Und<br />
so kommt ihr dazu, euch selbst zu läutern <strong>und</strong> euer ganzes Leben zu<br />
einer duftenden Blume werden zu lassen. Das ist wirklicher Gottesdienst,<br />
echte Hingabe. Kommt nicht zu mir mit wertlosem Tand. Wie<br />
kann ich eure Hände füllen, wenn sie schon voll sind? Kommt mit leeren<br />
Händen <strong>und</strong> nehmt meine Schätze, meine Liebe mit euch. Diejenigen,<br />
die andere vor sich niederfallen lassen, <strong>und</strong> diejenigen, die<br />
glauben, dass das Berühren der Füsse eines heiligen Mannes zu ihrem<br />
Seelenheil beiträgt, sind beide im Irrtum. Solche Zeichen der Verehrung<br />
haben für Guru <strong>und</strong> Schüler den Beigeschmack einer Zurschaustellung.<br />
Darüber hinaus: warum dem Körper, der doch dem<br />
Verfall anheimgegeben ist, Verehrung bezeigen? Ebenso ist es<br />
falsch, Geld, Gold oder andere wertvolle Dinge zu bringen, gleichgül-<br />
99
tig, ob sie vom Überfluss oder vom mühsam Ersparten gegeben werden.<br />
Das ist doch alles Tand, der keinen eigentlichen Wert besitzt.<br />
Gehorcht eurem geistigen <strong>Lehre</strong>r, folgt seinen Anweisungen, macht<br />
Fortschritte in eurer spirituellen Entwicklung. Das ist der beste Weg,<br />
ihn zu ehren. Wenn ihr auf diesem Weg Erfolg habt, wird das Verlangen,<br />
eurer Verehrung äusseren Ausdruck zu verleihen, von selbst<br />
verschwinden. Diese äusserlichen Huldigungen sind für viele ein billiger<br />
Ersatz für aufrichtige, innerliche Verehrung, die viel wertvoller ist.<br />
Bringt dem Herrn ein reines Herz dar, das durch geistiges Bemühen<br />
geläutert ist <strong>und</strong> alle Lebewesen liebevoll einschliesst. Und sucht<br />
euch nur solche <strong>Lehre</strong>r, die weder selbstgefällig sind noch ihre Rivalen<br />
schlecht machen. 26.10.61, (16-76/77)<br />
Nun, nachdem ich mich ausgewiesen habe, beginne ich, euch zu korrigieren.<br />
Das ist der Gr<strong>und</strong> dafür, dass ich mein wahres Wesen hin<br />
<strong>und</strong> wieder durch W<strong>und</strong>er sichtbar werden lasse, d.h. durch Handlungen,<br />
die jenseits menschlicher Fähigkeiten <strong>und</strong> menschlichen Verstehens<br />
liegen. Mir liegt nichts daran, meine übernatürlichen Kräfte zur<br />
Schau zu stellen. Ich tue es, um euch mir näher zu bringen, um euer<br />
Herz an mich zu fesseln.<br />
Es ist ein Teil eurer Bestimmung, mich verstehen zu lernen. Vor ein<br />
paar Tagen verteilte ich Nektar, den ich zuvor materialisiert hatte. Einige,<br />
die das W<strong>und</strong>er gesehen <strong>und</strong> ihren Platz in den langen Reihen<br />
der Devotees eingenommen hatten, mussten gerade, als ich mich ihrer<br />
Reihe näherte, aufstehen <strong>und</strong> abreisen. Auf diese Weise versäumten<br />
sie eine Chance, vielleicht die Chance ihres Lebens. Alle<br />
Gelegenheiten sind “verdient”. Es ist eine Tatsache, dass jeder von<br />
euch erlöst werden muss. Ihr müsst dem Netz, das euch gefangen<br />
hält, entrinnen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. Ich werde<br />
euch nicht aufgeben, selbst wenn ihr euch von mir wendet, denn es ist<br />
nicht meine Art, mich von denen abzuwenden, die mich verleugnen.<br />
Ich bin für alle gekommen. Zweifelt nicht, dass auch die, welche vom<br />
Weg abweichen, wieder den Weg zu mir finden werden. Ich werde sie<br />
zu mir zurückführen. Ich segne euch, damit ihr in diesem Leben, mit<br />
diesem Körper den Weg zum Göttlichen findet. 24.11.61, (16-81/82)<br />
Wenn ich dieses Meer von Gesichtern sehe, ist mir nicht danach zumute,<br />
zu euch zu sprechen. Ich möchte nur das Glück empfinden,<br />
euch vor mir zu sehen, euren Glauben, eure Hingabe wahrzunehmen.<br />
Ihr seht mich, ich sehe euch, was braucht es sonst noch, um das<br />
Glücksgefühl aufwallen zu lassen?<br />
100
Aber ihr verlangt danach, meine Worte zu hören <strong>und</strong> meiner Stimme<br />
zu lauschen. Das ist der Ausdruck eurer Liebe. Ihr seid so daran gewöhnt,<br />
andere sprechen zu hören, dass euch die Ohren weh tun,<br />
wenn ihr nichts hört. Und wenn ihr nicht sprecht, werden eure Zungen<br />
unruhig <strong>und</strong> nervös. Ihr seid so an Geschäftigkeit gewöhnt, dass es<br />
schwierig für euch ist, still zu sein <strong>und</strong> auf das Schweigen in euch zu<br />
lauschen.<br />
<strong>Der</strong> Mensch hat die Fähigkeit, über den Inhalt <strong>und</strong> die Bedeutung<br />
dessen, was er gehört hat, selbst nachzudenken. Er hat nicht nur die<br />
Fähigkeit, sondern auch den Drang zu solch innerer Betrachtung.<br />
Aber ihr seid noch nicht über die Stufe des Zuhörers hinausgewachsen,<br />
<strong>und</strong> die <strong>Lehre</strong>r haben noch nicht die Stufe des Vortragens hinter<br />
sich gelassen. Darum verlangt ihr danach, mich zu hören. 4.3.62, (16-<br />
93)<br />
Natürlich spreche ich immer über die Göttliche Ordnung, denn ich bin<br />
gekommen, um sie wiederherzustellen. Ich habe keine andere Aufgabe<br />
hier. Was ich gebe, ist ein süsses Getränk für den Unwissenden<br />
<strong>und</strong> Nektar der Unsterblichkeit für den Sehenden. Aus der Tatsache,<br />
dass alle Avatare sich hier in Indien manifestiert haben, könnt ihr nicht<br />
schliessen, dass die Göttliche Ordnung nur in Indien im Verfall begriffen<br />
ist. <strong>Der</strong> Avatar muss dort Form annehmen, wo die Göttliche Ordnung<br />
ihren Ursprung hat <strong>und</strong> wo sie noch beachtet <strong>und</strong> geachtet wird.<br />
Die Länder der Welt sind nichts anderes als Zweige eines Baumes.<br />
Für mich gibt es keinen Unterschied zwischen dem Mutterland <strong>und</strong><br />
fremden Ländern. Die ganze Menschheit muss auf den Weg der Göttlichen<br />
Ordnung zurückgeführt werden. So wie die Veden als Sprachrohr<br />
des Absoluten keinem menschlichen Autoren zugeschrieben<br />
werden können, so kann die Manifestation des Absoluten selbst keinem<br />
bestimmten Land zugeordnet werden. Die Veden werden überall<br />
dort offenbar, wo das sehnende Verlangen danach besteht. Alle religiösen<br />
Ordnungen sind Ausdruck der einen vedischen Wahrheit.<br />
Die menschliche Natur muss geläutert <strong>und</strong> in bestimmte Kanäle gelenkt<br />
werden. Sonst gleicht sie den Fluten des Ganges: Viele halten<br />
sie für harmlos <strong>und</strong> wiegen sich deshalb in Sicherheit, aber durch ihre<br />
Überschwemmungen können sie Millionen ins Unglück stürzen. Die<br />
Hast nach unmittelbarem Erfolg muss überw<strong>und</strong>en werden. Vorteile,<br />
die sich langsam einstellen, sind dauerhafter <strong>und</strong> gesünder. <strong>Der</strong> Vorteil<br />
des Einzelnen muss für das Wohl der Gruppe, des Dorfes, der Gemeinde,<br />
des Landes oder der ganzen Menschheit aufgegeben wer-<br />
101
den. Ideen, Gr<strong>und</strong>sätze, Gesetze, Gebräuche, Gewohnheiten <strong>und</strong><br />
Handlungen müssen nach zwei Gesichtspunkten beurteilt werden:<br />
nach der Absicht <strong>und</strong> nach den Folgen. Ist die Absicht rein, entspringt<br />
sie der Liebe, beruht sie auf Wahrheit? Ist die Folge innerer <strong>und</strong> äusserer<br />
Frieden? Wenn dem so ist, dann ist die Handlung oder das Verhalten,<br />
das Gesetz oder der Brauch Bestandteil der Göttlichen Ordnung.<br />
Absicht <strong>und</strong> Folge sind die beiden Dämme, welche die Fluten<br />
des Godavari sicher ins Meer leiten, das in der Lage ist, jede Menge<br />
von Flüssen in sich aufzunehmen. Es ist eine Tatsache, dass die Regeln<br />
<strong>und</strong> Beschränkungen dem Spiel des Lebens seinen Reiz verleihen.<br />
5.10.62, (16-145/146)<br />
Bildet euch nicht ein, dass der Avatar nur gekommen ist, um euch zu<br />
helfen. Ich bin um der Göttlichen Urordnung willen gekommen. Und<br />
wie wird der Avatar diese Ordnung beschützen? Nun, in den Schriften<br />
heisst es: “Die Veden sind die Wurzeln der Göttlichen Ordnung.”<br />
Wenn die Veden heil <strong>und</strong> ges<strong>und</strong> bleiben, d.h. wenn die Pandits, die<br />
Hüter vedischer Tradition, heil <strong>und</strong> ges<strong>und</strong> bleiben, werden auch die<br />
Veden für immer in den Herzen der Menschen blühen <strong>und</strong> grünen.<br />
Ihr mögt euch fragen: “Nun, da der Herr Form angenommen hat, warum<br />
ist die Welt dann immer noch von Kriegen zerrissen <strong>und</strong> von Leiden<br />
geplagt?” Warum? Selbst als Krishna hier war, gab es Krieg <strong>und</strong><br />
Verbrechen, Streit <strong>und</strong> Leid. Die Spreu muss abgesondert, das Reine<br />
vor dem Unreinen bewahrt werden. Das gegenwärtige Leiden ist<br />
hauptsächlich eine Folge des Verfalls der Disziplin unter denen, die<br />
sich dem vedischen Pfad verpflichtet haben. Es ist eine Folge ihrer<br />
Nichtbeachtung der in den Schriften festgelegten Moral <strong>und</strong> ihres<br />
mangelnden Vertrauens in diese Schriften. 23.11.62, (16-155)<br />
Ihr werdet festgestellt haben, dass ich euch niemals als “Devotees”<br />
anrede. Um diesen Namen zu verdienen, bedarf es völliger Hingabe,<br />
unerschütterlichen Glaubens <strong>und</strong> grosser Disziplin. Jetzt, da das<br />
formlos Absolute in der Welt der Namen <strong>und</strong> Formen gegenwärtig ist,<br />
müsst ihr jeden Augenblick nutzen, um seine Gnade zu gewinnen. Ihr<br />
seid euch nicht bewusst, welch einzigartiges, grosses Glück ihr habt.<br />
In zukünftigen Jahren werden die Leute euch verehren, denn ihr hattet<br />
eine Gelegenheit, die Millionen andere nicht hatten. Sie werden<br />
euch verehren <strong>und</strong> achten. Lebt <strong>und</strong> liebt so, dass ihr euch dessen<br />
würdig erweist. 26.11.62, (16-165)<br />
102
Ich weiche niemals von der Wahrheit ab. Da ich mich auf die Wahrheit<br />
stütze, nennt man mich <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong>. <strong>Sai</strong> bedeutet: sich auf etwas stützen.<br />
Ich kann euch versichern, dass ich diesen Namen zu Recht trage.<br />
Nur jene, die meine Anweisungen nicht befolgen <strong>und</strong> von dem<br />
Weg abweichen, den ich aufzeige, erreichen das versprochene Ziel<br />
nicht. Folgt meinen Anweisungen <strong>und</strong> werdet Soldaten in meiner Armee.<br />
Ich werde euch zum Sieg führen. Wenn euch ein ehrlicher Sucher<br />
fragt, wo der Herr zu finden sei, dann versucht nicht der Frage<br />
auszuweichen. Gebt die Antwort, die von Herzen kommt <strong>und</strong> die euch<br />
auf der Zunge liegt. Zeigt ihm den Weg nach Puttaparthi, damit er<br />
euer Glück teilen kann. Sagt ihm, dass er hier ist, in diesem Prashanti<br />
Nilayam. 21.11.62, (16-166)<br />
In früheren Zeiten haben die Avatare die Welt vom Übel befreit, indem<br />
sie ein paar Fanatiker, die es verkörperten, vernichteten. Aber heute<br />
regieren Fanatismus <strong>und</strong> Grausamkeit in jedem Herzen. Die Zahl der<br />
Dämonen ist unermesslich. Niemand ist frei von dämonischen Eigenschaften,<br />
jeder ist mehr oder weniger damit belastet. Alle müssen<br />
durch Umerziehung auf den richtigen Weg geführt werden; für jeden<br />
ist Änderung notwendig. Ihr alle seid Pilger auf dem Weg zu Gott <strong>und</strong><br />
die Bestimmung eines jeden ist es, in ihn einzugehen. Aber die meisten<br />
haben das Ziel aus den Augen verloren. Sie irren wie verlorene<br />
Kinder umher <strong>und</strong> vergeuden ihre kostbare Zeit auf Umwegen.<br />
<strong>Der</strong> Mensch muss Gott werden! Das ist seine Bestimmung, das ist der<br />
Schöpfungsplan, <strong>und</strong> deshalb ist er - wie kein anderes Wesen - mit<br />
dem Schwert des Unterscheidungsvermögens <strong>und</strong> dem Schild der<br />
Entsagungsfähigkeit ausgerüstet. Nur der Mensch kann sich vorstellen,<br />
dass er früher schon einmal existiert hat <strong>und</strong> dass sich die Eindrücke<br />
früherer Existenzen in ihm angesammelt haben. Was ihr in einem<br />
Traum seht <strong>und</strong> fühlt, beruht auf Erlebnissen des Wachzustandes.<br />
So beruht auch das, was ihr heute fühlt <strong>und</strong> seht, auf dem, was<br />
ihr in anderen, früheren Leben gefühlt <strong>und</strong> gesehen habt.<br />
Ihr könnt die Gnade des Herrn nur gewinnen, wenn ihr seiner Ordnung<br />
entsprechend lebt. Diese Ordnung erfordert <strong>und</strong> entwickelt den<br />
Geist der Selbstaufgabe. Ohne das Training, das ein solches Leben<br />
euren Sinnen sowie eurem Denken <strong>und</strong> Fühlen gibt, könnt ihr keinen<br />
festen Glauben entwickeln <strong>und</strong> euch nicht endgültig von den Dingen<br />
der Welt lösen. 25.1.63, (18-8/9)<br />
<strong>Der</strong> Herr kommt als Avatar, wenn er von Heiligen <strong>und</strong> Weisen sehn-<br />
103
lichst erwartet wird. Die Frommen haben gebetet - <strong>und</strong> ich bin gekommen.<br />
Ich habe drei oder vielmehr zwei Aufgaben - da die Wiederherstellung<br />
der Göttlichen Urordnung <strong>und</strong> die Aufwertung der Veden<br />
praktisch ein <strong>und</strong> dasselbe sind. Diese sind: Den vedischen Wahrheiten<br />
zur Anerkennung zu verhelfen <strong>und</strong> die Entwicklung der Gläubigen<br />
zu fördern. Wer sind diese Gläubigen? Jene, die sich durch Glauben,<br />
Standhaftigkeit, Tugend, Furchtlosigkeit, Hingabe <strong>und</strong> Selbstlosigkeit<br />
auszeichnen. Es ist reine Zeitvergeudung, den Altar so prachtvoll zu<br />
schmücken. Warum die Blumen pflücken <strong>und</strong> sie vorzeitig verwelken<br />
lassen? Einige von euch gehen hier um den Tempel herum <strong>und</strong> sind<br />
befriedigt, dass sie so<strong>und</strong>soviele Male eine heilige Stätte umr<strong>und</strong>et<br />
haben. Das hat aber nur einen Sinn, wenn euer Geist, ebenso wie<br />
eure Füsse, den Tempel zum Mittelpunkt hat. (...)<br />
Ihr müsst diesem Prashanti Nilayam eure Achtung erweisen. Seht zu,<br />
dass ihr den grössten Nutzen von eurem Aufenthalt hier habt. Vergeudet<br />
die Chance nicht, die euch gegeben ist. Ihr gebt viel Geld aus<br />
<strong>und</strong> unterzieht euch vieler Beschwerlichkeiten um hierherzukommen,<br />
aber ihr legt eure Herzen nicht als duftende Opfergaben dem Herrn zu<br />
Füssen, indem ihr den Weg spirituellen Bemühens einschlagt. (...)<br />
Verdient euch die Ehre, ein Devotee genannt zu werden. Mein Ruhm<br />
wird täglich durch jene verbreitet, die sich meine Devotees nennen.<br />
Eure Tugenden wie Selbstbeherrschung, Glauben, Standhaftigkeit,<br />
Freisein von falschen Bindungen sind die Zeichen, durch welche die<br />
Menschen meine wahre Natur erkennen. Nicht, dass ich an Propaganda<br />
interessiert wäre, aber es ist nun einmal so in dieser Welt, dass<br />
die Menschen andere nicht direkt, sondern indirekt beurteilen. Ich<br />
muss euch sagen, dass wirkliche Devotees sehr selten sind. Das ist<br />
auch der Gr<strong>und</strong>, weshalb ich eine Versammlung wie diese nicht mit<br />
„Meine Devotees“ anrede. Ihr verdient diesen Namen nur, wenn ihr<br />
euch mir vollkommen, ohne Vorbehalte, ohne eine Spur von Ego, das<br />
eurer Eitelkeit dient, ausgeliefert habt. 25.1.63, (18-11/12)<br />
Kein Avatar, auch dieser nicht, ist auf natürliche Weise gezeugt worden.<br />
<strong>Der</strong> Körper des Avatars ist reines Bewusstsein <strong>und</strong> nicht Materie<br />
wie alle anderen. <strong>Der</strong> Embryo normaler Sterblicher schwimmt in einer<br />
wässerigen Flüssigkeit, der Embryo des Avatars ist von der reinen<br />
Milch der Heiligkeit umgeben. Darum ist das Wesen des Avatars makellos<br />
<strong>und</strong> ohne eine Spur der Eigenschaften, die den Menschen charakterisieren.<br />
4.2.63, (18-18)<br />
104
Die meisten von euch sind gekommen, um von mir wertlosen Tand zu<br />
bekommen, armselige kleine Heilungen <strong>und</strong> Unterstützungen, ein wenig<br />
Freude <strong>und</strong> Annehmlichkeit. Nur sehr wenige wünschen sich von<br />
mir das, was zu geben ich gekommen bin, nämlich Erlösung. Und<br />
selbst unter denen ist es nur eine Handvoll, die den Weg spiritueller<br />
Disziplin mit Erfolg geht. (...)<br />
Es ist sehr schwer, die Inkarnation des Herrn klar zu erkennen, <strong>und</strong><br />
deshalb kündige ich mich selbst an <strong>und</strong> beschreibe meine Mission,<br />
die Aufgabe, die Charakteristika <strong>und</strong> die Eigenschaften, die den Avatar<br />
auszeichnen <strong>und</strong> ihn von den anderen unterscheiden. Verlangt<br />
nicht nach Annehmlichkeiten <strong>und</strong> Reichtum, sondern sehnt euch<br />
nach der Glückseligkeit. Wenn ihr einen festen Glauben habt <strong>und</strong> der<br />
Name Gottes euer ständiger Begleiter ist, dann seid ihr immer im Himmel.<br />
Dieser ist nicht eine ferne Region, die ihr durch eine beschwerliche<br />
Reise erreichen müsst. Er ist die Quelle ruhiger Gelassenheit in<br />
eurem eigenen Herzen. Nirgendwo in der Welt seid ihr der grössten<br />
Quelle dieser Freude näher als hier. Hier ist sie so nah, so leicht zu erreichen,<br />
so voller Gnade. Wenn ihr diese Gelegenheit versäumt, wird<br />
sie sich euch kaum noch einmal bieten. Bittet um das, was euch frei<br />
macht, <strong>und</strong> nicht um das, was euch bindet. Ihr bittet mich um tausend<br />
weltliche Dinge, aber selten verlangt ihr nach „Mir“. Darum spreche<br />
ich euch auch selten als „Devotees“ an, sondern als „Inkarnationen<br />
des Göttlichen“, denn das ist, was ihr wirklich seid. Obwohl ihr es nicht<br />
wisst, ist es eine Tatsache. Deshalb kann ich euch mit “Göttliche Inkarnationen<br />
der Höchsten Allmacht“ ansprechen, aber die Bezeichnung<br />
„Devotee“ muss durch eine Hingabe gerechtfertigt sein, die nur<br />
auf den Herrn <strong>und</strong> nichts anderes ausgerichtet ist. Ich finde, dass ihr<br />
darauf keinen Anspruch erheben könnt. Einige von euch bezeichnen<br />
sich als Devotees von <strong>Sai</strong>, Rama oder Krishna. Nein! Diesen Namen<br />
verdient ihr nur, wenn ihr vollkommene Werkzeuge in seiner Hand<br />
seid. 4.2.63, (18-19/20)<br />
Alle Avatare bestehen auf der Göttlichen Urordnung. Diese wiederherzustellen<br />
ist der erklärte Zweck ihres Kommens. Und wozu dient<br />
diese Ordnung? Zur Befreiung von den Fesseln der Unwissenheit!<br />
5.2.63, (18-22)<br />
<strong>Der</strong> Avatar bewegt sich als Mensch unter Menschen, so dass die<br />
Menschheit sich ihm verwandt fühlen kann. Er erhebt sich aber auch<br />
zu übermenschlichen Höhen, um das Verlangen nach diesen Höhen<br />
105
in den Menschen zu wecken. Die menschliche Natur kann in das<br />
Göttliche verwandelt werden, denn beide sind im Gr<strong>und</strong>e genommen<br />
dasselbe. Ihr müsst nur die Wellenlänge ändern! Seid euch darüber<br />
im Klaren, stellt sie richtig ein, <strong>und</strong> ihr werdet das Allgegenwärtige<br />
ohne Verzerrung aufnehmen. 10.2.63, (18-32)<br />
(<strong>Baba</strong> - der „krank“ war - wurde die gew<strong>und</strong>enen Treppen hinunter in<br />
das Privatzimmer im Erdgeschoss gebracht, denn er hatte darauf bestanden,<br />
den Tausenden von Devotees, die an diesem besonderen<br />
Tag hierhergekommen waren, Darshan zu geben. Er hatte einen<br />
Schlaganfall gehabt <strong>und</strong> war acht Tage lang, von Samstagmorgen,<br />
dem 29. Juni, bis zum Abend des 6. Juli, im Bett gewesen. Seine linke<br />
Hand, sein linkes Bein <strong>und</strong> sein linkes Auge waren betroffen; seine<br />
rechte Hand war ebenfalls leicht gelähmt; seine Sprache war <strong>und</strong>eutlich,<br />
<strong>und</strong> er hatte Nervenzuckungen im Gesicht. Er wurde in den silbernen<br />
Stuhl in der Gebetshalle gesetzt, <strong>und</strong> seine Hand <strong>und</strong> sein<br />
Bein wurden in die richtige Stellung gebracht. Sobald er sass, teilte er<br />
die folgende Botschaft mit, die übersetzt <strong>und</strong> über Mikrophon durchgegeben<br />
wurde:)<br />
Dies ist nicht meine Krankheit; dies ist eine Krankheit, die ich auf mich<br />
genommen habe, um jemanden zu retten. Ich bin nicht krank, noch<br />
werde ich jemals krank werden. Ihr müsst alle glücklich sein - das allein<br />
macht mich glücklich. Wenn ihr traurig seid, bin ich nicht glücklich.<br />
Eure Freude ist meine Nahrung. (...)<br />
(<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> bat um Wasser. Als es gebracht wurde, sprenkelte<br />
er mit seiner zitternden rechten Hand etwas davon auf seine gelähmte<br />
linke Hand <strong>und</strong> auf sein linkes Bein. Dann strich er mit der rechten<br />
Hand über die linke; unmittelbar darauf benutzte er beide Hände <strong>und</strong><br />
strich über sein linkes Bein; diese Berührung genügte, um es zu heilen!<br />
Im selben Moment hatte er die Krankheit abgelegt! Er begann zu<br />
sprechen! Es war dieselbe melodische Stimme wie immer.)<br />
Für die, die keine Zuflucht haben, ist Gott die Zuflucht. Dies ist der<br />
Gr<strong>und</strong>, warum ich diese Krankheit, die ein hilfloser Devotee bekommen<br />
hätte, auf mich nehmen musste. Er hätte sowohl diese furchtbare<br />
Krankheit als auch einhergehend damit vier Herzanfälle zu durchleiden<br />
gehabt - das hätte er nicht überlebt. So musste ich ihn retten,<br />
entsprechend meiner Pflicht, die Devotees zu beschützen. (...)<br />
Dies ist vielleicht die längste Zeitspanne, in der ich die Devotees im<br />
Ungewissen <strong>und</strong> in Besorgnis gelassen habe. Dies geschah wegen<br />
der Herzattacken, die der Devotee später noch bekommen hätte <strong>und</strong><br />
106
vor denen ich ihn ebenfalls bewahren musste. Es gibt aber noch einen<br />
weiteren Gr<strong>und</strong>, warum die Zeitspanne von acht Tagen einzuhalten<br />
war. Nun, ich werde euch erzählen, warum. Dies bedeutet, dass<br />
ich euch etwas von mir selbst erzählen muss, etwas, das ich bisher<br />
nicht enthüllt habe, etwas, das ich die letzten 37 Jahre für mich behalten<br />
habe. Die Zeit ist nun gekommen, es bekanntzugeben. Dies ist ein<br />
heiliger Tag, <strong>und</strong> ich werde es euch erzählen.<br />
Ihr wisst, dass ich an eben dem Tag, an dem ich beschlossen hatte,<br />
meine Identität, meine Mission <strong>und</strong> meine Ankunft zu enthüllen, erklärte,<br />
dass ich der Apastamba-Tradition <strong>und</strong> dem Geschlecht Bharadvajas<br />
angehöre.<br />
Dieser Bharadvaja war ein grosser Weiser, der die Veden ganze einh<strong>und</strong>ert<br />
Jahre lang studierte; aber da er feststellte, dass die Veden<br />
endlos sind, unterwarf er sich strikten spirituellen Übungen, um sein<br />
Leben zu verlängern, <strong>und</strong> bekam von Indra zwei Verlängerungen von<br />
je einem Jahrh<strong>und</strong>ert. Aber selbst in dieser Zeit konnte er seine<br />
Kenntnis der Veden nicht vervollständigen; deshalb bat er Indra um<br />
weitere einh<strong>und</strong>ert Jahre. Daraufhin zeigte ihm Indra drei riesige Gebirgszüge<br />
<strong>und</strong> sagte: „Was du in drei Jahrh<strong>und</strong>erten gelernt hast,<br />
macht von den drei Gebirgszügen, die die Veden sind, gerade drei<br />
Handvoll aus. Also gib den Versuch auf, die Veden erschöpfend studieren<br />
zu wollen. Verrichte statt dessen eine Opferzeremonie, die ich<br />
dir beibringen werde; das wird dir sämtliche Früchte des vedischen<br />
Studiums einbringen.“<br />
Bharadvaja entschied sich, das Opfer zu zelebrieren, <strong>und</strong> Indra lehrte<br />
ihn, wie er es durchzuführen habe. Alle Vorbereitungen waren abgeschlossen.<br />
Da der Weise wünschte, dass Shakti dem Opfer beiwohnen<br />
<strong>und</strong> ihn segnen möge, begab er sich zum Berg Kailasa. Aber die<br />
Zeit war nicht günstig, seine Bitte vorzubringen: Shiva <strong>und</strong> Shakti waren<br />
mit einem Tanzwettstreit beschäftigt, um herauszufinden, wer von<br />
ihnen länger tanzen könne. So vergingen acht Tage, ehe Shakti Bharadvaja<br />
bemerkte, der in der Kälte stand. Sie warf ihm kurz ein Lächeln<br />
zu <strong>und</strong> tanzte weiter, wie zuvor! <strong>Der</strong> Weise missverstand das<br />
Lächeln als verächtliche Weigerung, ihn zur Kenntnis zu nehmen; so<br />
kehrte er dem Berg Kailasa den Rücken <strong>und</strong> begann den Abstieg. Zu<br />
seinem Entsetzen stellte er aber fest, dass sein linkes Bein, seine linke<br />
Hand <strong>und</strong> sein linkes Auge aufgr<strong>und</strong> eines Hirnschlages ihren<br />
Dienst versagten. Shiva sah ihn fallen; er eilte zu ihm <strong>und</strong> tröstete ihn.<br />
Er versicherte Bharadvaja, dass Shakti ihn <strong>und</strong> seinen Opfer tatsächlich<br />
gesegnet hätte. Dann erweckte Shiva ihn zu neuem Leben <strong>und</strong><br />
107
heilte ihn, indem er ihn mit Wasser aus dem einen Wassergefäss,<br />
dem Zeichen eines Asketen, besprenkelte. Sowohl Shiva als auch<br />
Shakti gaben dem Rishi ihren Segen, <strong>und</strong> beide versprachen, dem<br />
Opfer beizuwohnen.<br />
Nachdem das Opfer beendet war, waren beide so beglückt, dass sie<br />
dem Weisen noch weitere Segnungen zuteil werden liessen. Shiva<br />
erklärte, sie würden menschliche Gestalt annehmen <strong>und</strong> dreimal im<br />
Geschlecht Bharadvajas geboren werden: Shiva allein als Shirdi <strong>Sai</strong><br />
<strong>Baba</strong>, Shiva <strong>und</strong> Shakti gemeinsam in Puttaparthi als <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong><br />
<strong>Baba</strong> <strong>und</strong> später Shakti allein als Prema <strong>Sai</strong>. Dann erinnerte sich Shiva<br />
der Krankheit, die auf dem Kailasa plötzlich über Bharadvaja gekommen<br />
war, am achten Tag des Wartens in der Kälte auf dem Eis.<br />
So gab er ihm noch ein weiteres Versprechen: „Als Sühne dafür, dass<br />
Shakti dich auf dem Kailasa acht Tage lang nicht beachtet hat, wird<br />
diese Shakti acht Tage lang einen Hirnschlag ertragen müssen, wenn<br />
wir beide uns als <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> inkarnieren; <strong>und</strong> am achten Tage werde<br />
ich sie dann durch Besprenkeln mit Wasser von allen Zeichen der<br />
Krankheit befreien, so wie ich es auf dem Kailasa tat, um deine Krankheit<br />
zu heilen.“<br />
Es war die Erfüllung dieses Versprechens, dessen Zeuge ihr heute,<br />
gerade eben, wurdet. Dies musste geschehen, dieser Hirnschlag <strong>und</strong><br />
die Heilung. Das Versprechen, das im Kupfernen Zeitalter gegeben<br />
wurde, musste eingelöst werden. Jetzt kann ich euch auch sagen,<br />
dass der arme, verlassene Devotee, der den Hirnschlag, den ich auf<br />
mich nahm, bekommen hätte, ein Vorwand war. Ihr seht, eine Lokomotive<br />
wird nicht in Betrieb gesetzt, um einen einzigen Waggon zu<br />
ziehen; man wartet, bis mehrere Waggons mitgenommen werden<br />
können, erst dann setzt man die Maschine in Gang. Ebenso musste<br />
die Krankheit durchlitten, der Devotee errettet, das Versprechen eingelöst,<br />
das Mysterium erhellt werden, <strong>und</strong> die Göttlichkeit musste<br />
durch die Manifestation dieses grossartigen W<strong>und</strong>ers in grösserem<br />
Umfang bekanntgemacht werden. All dies wurde mit diesem einen<br />
Geschehnis verwirklicht.<br />
Lasst mich euch noch eines sagen: Nichts kann die Arbeit dieses<br />
Avatars behindern oder aufhalten. Als ich all diese Tage oben war,<br />
gingen einige Leute törichterweise umher <strong>und</strong> sagten: „Es ist vorbei<br />
mit <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>“, <strong>und</strong> sie haben viele, die nach Puttaparthi gekommen<br />
waren, zur Rückkehr bewegt! Einige sagten, ich sei im höchsten Bewusstseinszustand<br />
(samadhi) - als ob ich ein spiritueller Aspirant wäre!<br />
Einige fürchteten, ich könnte das Opfer von schwarzer Magie ge-<br />
108
worden sein - als ob irgend jemand mir etwas anhaben könnte! Die<br />
Herrlichkeit dieses Avatars wird weiterhin von Tag zu Tag grösser<br />
werden. Die Gopis <strong>und</strong> Kuhhirten damals erkannten, dass Krishna<br />
der Herr ist, als dieser als kleiner Junge den Berg Govardhana in die<br />
Höhe hob. Heute ist es nicht ein einziger Berg: Eine ganze Bergkette<br />
wird emporgehoben werden - ihr werdet sehen! Habt Geduld, habt<br />
Vertrauen. Morgen früh gewähre ich jedem von euch den Segen, meine<br />
Füsse berühren zu dürfen, was ihr heute vermisst habt. 6.7.63,<br />
(17-22/27)<br />
Gestern, als ich in die Halle hinunterkam, konnte ich die qualvolle<br />
Angst sehen, die ihr alle fühltet. <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong> dafür ist, dass ihr mich mit<br />
diesem Körper identifiziertet, der diese Krankheit hatte. Wenn ihr um<br />
meine Wahrheit gewusst hättet, wäret ihr nicht traurig gewesen; tatsächlich<br />
würde es ausreichen, wenn ihr um eure Wahrheit wüsstet.<br />
Die Krankheit kam <strong>und</strong> ging; ich war während der ganzen Zeit Herr<br />
über sie. An dem Tag, als sie ihren Höhenpunkt erreichte, beobachtete<br />
ich ihren Verlauf <strong>und</strong> wies sie an, ihre gesetzmässige Bestimmung<br />
abzuschliessen. Denn ich selbst hatte sie auf mich genommen, <strong>und</strong><br />
so musste ich ihr auch erlauben, ihre Pflicht zu tun! Alle möglichen törichten<br />
Geschichten waren im Umlauf, während ich krank war! (...)<br />
Für die Gläubigen hier waren diese acht Tage Tage intensiver spiritueller<br />
Übungen; sie hatten keinen anderen Gedanken als <strong>Sai</strong>. (...)<br />
In diesem göttlichen Spiel habe ich die Chance genutzt, der zweifelnden<br />
Welt die dieser menschlichen Form innewohnende Göttlichkeit zu<br />
zeigen. Ich erzählte euch gestern, dass selbst dieser glückliche Gläubige<br />
nur ein Instrument war, um das Versprechen zu erfüllen, das<br />
einst dem Weisen Bharadvaja gegeben worden war; es diente dazu,<br />
euch allen meine wahre Natur zu offenbaren. Ihr könnt euch glücklich<br />
schätzen, dass ihr am heiligen Gurupurnima-Tag Zeugen dieses<br />
grossartigen Beweises meiner Göttlichkeit wurdet. 7.7.63, (17-28)<br />
Einige von euch mögen sich fragen, warum es hier überhaupt ein Krankenhaus<br />
gibt! “Warum heilt <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> die Krankheiten nicht kraft<br />
seines Willens?” - das ist die Frage. Nun, zunächst einmal ist dieses<br />
Krankenhaus nicht mein einziges Krankenhaus. Hanumantha Rao hat<br />
ein Krankenhaus in Madras, in dem behinderte Kinder behandelt <strong>und</strong><br />
geschult werden, um zu nützlichen Menschen voller Selbstachtung<br />
heranzuwachsen. Auch das ist mein Krankenhaus. Tatsächlich sind<br />
alle Krankenhäuser überall mein. Ich besuche sie alle. Daher sind all<br />
109
jene, die aus ihrem Herzen heraus um Hilfe rufen, mein - gleichgültig,<br />
in welcher Sprache <strong>und</strong> in welchem Land sie mich rufen, gleichgültig,<br />
ob sie in Krankenhäusern oder zu Hause sind. Begrenzt mich nicht auf<br />
diese paar Hektar r<strong>und</strong> um Prashanti Nilayam. Wo immer ein Mensch<br />
lebt, der sich nach höchstem Frieden sehnt <strong>und</strong> darum bittet - dort wird<br />
ein Prashanti Nilayam, ein Ort des höchsten Friedens sein. (...)<br />
Verdient euch Gottes Gnade - das ist der entscheidende Verdienst.<br />
Vor allem, wenn die spirituellen Bemühungen zur Erlangung der göttlichen<br />
Gnade zu einem einfachen Leben führen, das in Zufriedenheit<br />
<strong>und</strong> ungestörter Ruhe verbracht wird - dann können die Krankenhäuser<br />
geschlossen werden. 18.10.63, (17-61)<br />
Ich bin erstaunt, dass ihr eine Willkommensansprache für mich gehalten<br />
habt, in der ihr mich preist als Verkörperung der Weisheit, der Liebe<br />
usw. Hierzu muss ich euch sagen, dass ich kein Fremder bin <strong>und</strong><br />
daher keine formelle Begrüssung brauche. Ich bin nirgendwo ein<br />
Fremder, am allerwenigsten hier, wo ich geboren bin. Ich gehöre zu<br />
euch; ich bin euch sehr nah. Ausserdem mag ich diese Lobpreisungen<br />
nicht, denn Lob hält euch auf Distanz - wohingegen ich doch<br />
Freude daran habe, bei euch, an eurer Seite, um euch herum zu sein.<br />
Kein Vater mag es, wenn seine Kinder ihn preisen. Kein Kind hält für<br />
seinen Vater eine Begrüssungsansprache, in der er seine Gelehrsamkeit,<br />
seinen Reichtum, seine Stärke <strong>und</strong> seine Tugenden aufzählt<br />
<strong>und</strong> rühmt. Verwandtschaft weckt Herzlichkeit. Da ist weder Bedarf<br />
noch Anlass für förmliches, zeremonielles Benehmen. (...)<br />
Ihr habt mir bei meiner Ankunft diese Blumengirlande überreicht. Ich<br />
wäre jedoch glücklich, wenn ihr selbst - jeder Einzelne von euch - zu<br />
duftenden Blumen würdet, frei von der Schädlingsplage des Lasters<br />
<strong>und</strong> der Bosheit, aufgereiht auf dem Faden der Hingabe an Gott. Das<br />
bedeutet: Ihr müsst geeint <strong>und</strong> eines Geistes sein, frei von Hass <strong>und</strong><br />
Groll, Uneinigkeit <strong>und</strong> Habsucht. 19.10.63, (17-63)<br />
Minister Chenna Reddy wies auf die Tausenden hin, die sich hier aus<br />
allen Staaten Indiens versammelt haben, <strong>und</strong> auf die erlesene Schar<br />
von mehr als 300 Pandits (Schriftgelehrte), die hierhergekommen<br />
sind, um den Eröffnungsfeierlichkeiten der Akademie Vedischer Gelehrter<br />
in Prashanti beizuwohnen. Nun, sie alle sind Pilger in diesem<br />
Reich des Handelns, fortschreitend zum Ziel der Befreiung <strong>und</strong> jeder<br />
in dem Tempo, dessen er fähig ist. (...)<br />
Selbst die Pandits mit ihrer grossen Gelehrtheit sind nicht glücklich.<br />
110
Die Schriften, die sie gemeistert haben, sind dazu gedacht, geistigen<br />
Frieden, Genügsamkeit <strong>und</strong> unerschütterliche Freude zu vermitteln.<br />
Aber die Bewahrer jener Gelehrsamkeit sind heutzutage ein sehr unzufriedener<br />
Verein. Den Schirm halten sie zweifellos in ihren Händen,<br />
aber er schützt sie selbst weder vor Regen noch vor Sonnenschein!<br />
Daher muss sogar ihnen die Vortrefflichkeit <strong>und</strong> das Heilvermögen<br />
des Wissens, das sie besitzen, bewusst gemacht werden. (...)<br />
Ich bin sicher, diese Akademie wird von Sieg zu Sieg schreiten, denn<br />
sie ist ein integraler Bestandteil meiner Arbeit. Ihr werdet es kaum<br />
glauben: Dieses riesige Auditorium wurde in fünfzehn Tagen errichtet!<br />
Alles wurde von Devotees getan; nicht ein einziger Kuli wurde beschäftigt.<br />
<strong>Der</strong> Citravati-Fluss war dabei eine grosse Hilfe, denn er lieferte<br />
den Sand, mit dem der Platz aufgefüllt wurde. Keine Regierung,<br />
keine weltliche Autorität hätte dies so schnell bewerkstelligen können.<br />
Nur Hingabe kann diesen beständigen Glauben hervorbringen. Dies<br />
alles hat göttlicher Wille bewirkt. <strong>Der</strong> göttliche Entschluss ist gefasst,<br />
<strong>und</strong> deshalb wird auch diese Akademie ihre grosse Aufgabe unaufhaltsam<br />
weiterführen. (...)<br />
Jedermann muss sich höhere Werte zu eigen machen, sich selbst als<br />
göttlichen Funken betrachten <strong>und</strong> dem Gesetz des höheren Selbst<br />
folgen. Das ist die Mission, für die ich gekommen bin. Das ist die Arbeit<br />
der Vedischen Akademie. Wo auch immer die Ameisen sein mögen<br />
- der Zucker wird in der Nähe des Eingangs zu ihren Kolonien<br />
ausgestreut. Alle Menschen sind mein; daher muss die gesamte Welt<br />
von den Folgen der Ignoranz <strong>und</strong> des begrenzten Wissens befreit<br />
werden. Ich werde all meine Leute zu mir bringen, denn sie gehören<br />
mir <strong>und</strong> ich ihnen. Dann werde ich beginnen, sie zu lehren <strong>und</strong> zu<br />
schulen, bis sie vollkommen frei von Ego sind.<br />
Während der letzten 25 Jahre war alles Liebenswürdigkeit, Güte <strong>und</strong><br />
sanfte Überzeugungskraft; von nun an wird es anders sein. Ich werde<br />
sie herbeischleifen, auf den OP-Tisch legen <strong>und</strong> operieren. Ich habe<br />
weder Zorn noch Hass - ich habe nur Liebe. Es ist Liebe, die mich veranlasst,<br />
sie zu retten <strong>und</strong> ihnen die Augen zu öffnen, bevor sie noch<br />
tiefer im Morast versinken.<br />
Die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation, die gestern feierlich ins Leben gerufen<br />
wurde, wird sich an die Menschen wenden, die bisher nichts über die<br />
grossen <strong>Lehre</strong>n der Veden <strong>und</strong> des Vedanta wissen, die nicht genügend<br />
Auffassungsgabe besitzen, um sie zu verdauen <strong>und</strong> in ihr eigenes<br />
System zu integrieren. Daher werden die <strong>Lehre</strong>n in kleinen,<br />
leichtverdaulichen Häppchen, mit Mitgefühl <strong>und</strong> Liebe verabreicht<br />
111
werden. Jeder Einzelne dieser Pandits wird einiges zur Ausmerzung<br />
der Unwissenheit beitragen. <strong>Der</strong> Leitsatz wird sein: “Von der Dunkelheit<br />
führe mich ins Licht“, das uralte vedische Gebet. Es wird in einem<br />
Dorf nach dem anderen das Licht entzünden; kleine Lichter werden<br />
an diesen grossen Lichtern entzündet werden. Diese Arbeit muss getan<br />
werden; aber weder werden die Herrschenden damit beginnen,<br />
noch werden die Beherrschten darum bitten, dass sie getan werden<br />
möge. Wenn das Kind nicht zu weinen beginnt, wird die Mutter es<br />
nicht füttern. Aber diese Mutter ist anders. Sie weiss, dass das Kind<br />
gefüttert werden muss <strong>und</strong> wann dies zu geschehen hat. Ihre Herabkunft<br />
selbst entsprach meinem göttlichen Willen; jeder Schritt dieses<br />
Avatars geschieht infolge meines eigenen göttlichen Willens, nicht auf<br />
Gr<strong>und</strong> eines Gebetes oder einer Bitte von Gläubigen. Die Gläubigen<br />
wissen selten, was gut für sie ist. 20.10.63, (17-65/69)<br />
Ihr erkennt jetzt noch nicht euer Glück, mich als Führer bekommen zu<br />
haben. Ich werde nicht eher ruhen, als bis ich euch alle umgeformt<br />
habe. Das F<strong>und</strong>ament für meine Arbeit ist fertiggestellt; nun wird der<br />
Bau darauf errichtet. Ich gehe in der ganzen Welt umher, allein, ohne<br />
besonderen Aufwand <strong>und</strong> ohne Werbung für mich zu machen - denn<br />
ich bin in meiner eigenen Herrlichkeit gegründet, in meiner eigenen<br />
Wahrheit. Durch das Göttliche Selbst im Innern bin ich mit allen <strong>und</strong><br />
allem verb<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> daher gelingt mir alles. 22.10.63, (17-73)<br />
Ich lebe von der Glückseligkeit, die euch erwächst, wenn ihr den Namen<br />
des Herrn besingt <strong>und</strong> seine Gestalt verehrt. Das ist meine Nahrung,<br />
mein täglich Brot. Deshalb brauche ich nicht mit euch zu reden;<br />
es genügt mir, hier zu sitzen <strong>und</strong> die Glückseligkeit in mich aufzunehmen,<br />
die ihr fühlt, wenn ihr singt. 6.12.63, (17-91)<br />
Die allererste Lektion, die ich gab, als ich meine Identität in Uravakonda<br />
k<strong>und</strong>tat, war: „Verehre in all deinem Denken <strong>und</strong> Fühlen die Lotosfüsse<br />
des Guru, die dich über den schwer überwindbaren Ozean der<br />
weltlichen Existenz tragen.“ Dies bedeutet: Erkennt zuerst, dass ihr<br />
euch im Ozean weltlicher Existenz befindet, diesem Kreislauf von Geburt<br />
<strong>und</strong> Tod; dann beschliesst, euch hinübertragen zu lassen; richtet<br />
euch auf einen Guru aus oder einen Namen oder eine Erscheinungsform<br />
Gottes, die euch anspricht; verweilt schliesslich bei seiner Herrlichkeit,<br />
singt Loblieder, aber tut es mit eurer ganzen Aufmerksamkeit.<br />
Wer sich durch die relative Wirklichkeit täuschen lässt, ist einer, der<br />
an die weltliche Existenz geb<strong>und</strong>en ist. Wer sich jedoch dessen be-<br />
112
wusst ist, dass diese nur relativ wirklich ist, ist ein wahrhaft geistig<br />
Strebender. 14.1.64, (17-109/110)<br />
Krishna war als Avatar, als Inkarnation von Vishnu, gekommen, um<br />
das Böse zu zerstören. Heutzutage aber ist das Böse nicht mehr allein<br />
mit einzelnen Personen zu identifizieren, es ist weit verbreitet. <strong>Der</strong><br />
Skorpion hat nur in seinem Schwanz Gift, die Kobra nur in ihren Giftzähnen;<br />
aber der Mensch hat überall Gift in sich! Er hat es in seinen<br />
Augen, seiner Zunge, seinen Gedanken <strong>und</strong> Gefühlen, seiner Intelligenz,<br />
seiner Haltung, seinem Geist - überall. Ihr werdet fragen: Wann<br />
endlich wird diesem Gift entgegengewirkt; wann wird es endlich zerstört?<br />
Es wird verschwinden; zweifelt nicht daran. Mit eben dieser Absicht<br />
bin ich gekommen. Bringt mir die Blume eures Herzens - von allen<br />
Schädlingen befreit, d.h. befreit von den sechs Feinden des<br />
Menschen, der Begierde, dem Hass usw. 14.1.64, (17-110)<br />
<strong>Der</strong> Zustand des göttlichen Seins, der euer ursprünglicher Seinszustand<br />
ist, muss an die Stelle des niederen Mensch-Seins treten, mit<br />
dem ihr euch jetzt zufriedengebt. Das ist die Aufgabe, zu der ich euch<br />
aufrufe. Das ist die Arbeit, für die ich gekommen bin. (...)<br />
Ihr müsst euch stets der hohen Berufung bewusst sein, deretwegen<br />
ihr gekommen seid. Diese Berufung solltet ihr in keiner Weise entwürdigen,<br />
nicht durch gesinnungs- oder sinnlose Taten, noch durch<br />
ebensolche Worte oder Gedanken. Ich bin gekommen, euch den Mut<br />
zu geben, euch als das vollkommene Wesen zu begreifen, das ihr in<br />
Wirklichkeit seid; <strong>und</strong> um euch die Kraft der höheren Einsicht zu verleihen,<br />
damit ihr diese Wirklichkeit auch leben könnt. Das allein kann<br />
die Selbsttäuschung zerstören, die aus der Unwissenheit entsteht.<br />
Schritt für Schritt erreicht ihr das Ende des Weges. Eine gute Handlung,<br />
gefolgt von der nächsten guten Handlung führt zu guten Gewohnheiten;<br />
Zuhören <strong>und</strong> nochmals Zuhören regt euch zum Handeln<br />
an. Entschliesst euch, zu handeln; entschliesst euch, nur mit<br />
guten Menschen Umgang zu pflegen, nur erhebende Bücher zu lesen<br />
<strong>und</strong> euch die Namensrezitation zur Gewohnheit zu machen -<br />
dann wird die Unwissenheit automatisch verschwinden. Die Glückseligkeit,<br />
die in euch aufsteigt, wenn ihr über die Verkörperung der<br />
Glückseligkeit kontempliert, wird all euren Kummer <strong>und</strong> eure Sorgen<br />
vertreiben. (...)<br />
Ich bin gekommen, euch zu reformieren, <strong>und</strong> ich werde euch nicht<br />
verlassen, bis ich das vollbracht habe. Selbst wenn ihr fortgeht, bevor<br />
113
ich das getan habe - glaubt nicht, ihr könntet mir entkommen; ich werde<br />
nicht von euch lassen. Ich mache mir keine Sorgen, wenn ihr von<br />
hier abreist, denn es geht mir nicht darum, hier inmitten einer riesigen<br />
Ansammlung von Menschen zu stehen. Wer hat euch alle hierher eingeladen?<br />
Es gab nicht einmal eine kleine Zeitungsmeldung, <strong>und</strong> dennoch<br />
seid ihr zu Tausenden hergekommen. Ihr bindet euch selbst an<br />
mich. Ich bin ungeb<strong>und</strong>en. Ich bin ausschliesslich an die Aufgabe geb<strong>und</strong>en,<br />
für die ich gekommen bin.<br />
Aber dessen seid versichert: Ob ihr zu mir kommt oder nicht - ihr alle<br />
seid mein. Diese gütige Mutter, diese göttliche Mutter hat die Liebe<br />
von tausend Müttern zu ihren Kindern; darum rede ich euch gut zu<br />
<strong>und</strong> beschütze euch. Wann immer es so aussieht, als sei ich ärgerlich<br />
- denkt daran: Es ist nur Liebe, die sich anders zeigt. Denn ich habe<br />
nicht die geringste Spur von Ärger in mir. Ich bringe damit nur meine<br />
Enttäuschung zum Ausdruck, dass ihr meinen Weisungen nicht folgt.<br />
Wenn ich euch zu einem bestimmten Handeln hinlenke, dann reflektiert<br />
über meine Empfehlung. Ihr habt alle Freiheit, dies zu tun. Ich bin<br />
sogar glücklich, wenn ihr das tut; ich mag keinen sklavischen Gehorsam.<br />
Wenn ihr zu dem Schluss kommt, dass mein Rat euch helfen<br />
wird, das Ziel zu erreichen, dann befolgt ihn; wenn nicht, dann geht<br />
woanders hin. Aber lasst mich euch eines sagen: Wo immer ihr hingeht<br />
- ihr begegnet nur mir. Ich bin überall. (...)<br />
Ihr könnt nicht von mir fortlaufen. Wo immer ihr euch hinwendet - ich<br />
fordere überall gute Lebensführung, gutes Verhalten, gute Gedanken<br />
<strong>und</strong> guten Umgang von euch! Und welchen Gr<strong>und</strong> hättet ihr, euch von<br />
mir abzuwenden? Nur diejenigen werden dies tun, die von der Seligkeit,<br />
dem Trost, der Ermutigung, der Liebe <strong>und</strong> der Segnung, die sie<br />
hier empfangen haben, keine Notiz nehmen, nur diejenigen, die dem<br />
Geschwätz mehr Glauben schenken als dem, was sie mit eigenen<br />
Augen gesehen haben. In Kürze werdet ihr Zeugen sein, wie das Linga<br />
(Symbol des Göttlichen), das sich in meinem Inneren formt, aus<br />
mir heraus in Erscheinung tritt. <strong>Der</strong> Augenblick der Linga-Geburt naht.<br />
Ihr werdet es sehen <strong>und</strong> die Segnungen empfangen. Dennoch wird es<br />
einige unter euch geben, die dieses Geschehen anzweifeln <strong>und</strong> verleugnen<br />
werden. Das ist das Karma dieser Menschen; was können<br />
sie anderes tun? (In diesem Augenblick unterbrach <strong>Baba</strong> den Vortrag.<br />
Die wehenartigen Bewegungen setzten ein - zunächst im Bauchbereich,<br />
dann in der Brust <strong>und</strong> in der Kehle. <strong>Baba</strong> schwankte von einer<br />
Seite zur anderen; er stützte sich auf den Tisch, trank Wasser. Und<br />
schliesslich, nach ungefähr zwanzig Minuten, kam ein eiförmiges rosafarbenes<br />
Linga aus seinem M<strong>und</strong> hervor. Während er es zwischen<br />
114
Daumen <strong>und</strong> Zeigefinger seiner rechten Hand hochhielt, setzte er seinen<br />
Vortrag darüber fort.)<br />
Ah! Dies ist das Brahmanda Linga (eiförmiges Symbol brahmans). In<br />
seinem Inneren kreisen die neun Himmelskörper. Die gesamte physische<br />
Welt ist darin repräsentiert - alle Planeten <strong>und</strong> ihre Satelliten,<br />
das Urfeuer <strong>und</strong> die Wolken aus Urstaub. Und an der Oberseite des<br />
Eies ist ein Auge eingeprägt, das Auge des Einen Ewigen Zeugen. Ihr<br />
seid wahrhaft gesegnet; das Verdienst vieler Geburten hat euch hierhergeführt,<br />
um diesem bedeutsamen Phänomen, diesem seltenen<br />
Schöpfungsakt beizuwohnen. Diese einzigartige Chance, die ihr gerade<br />
bekommen habt, ist nicht durch Jahre der Andacht, ritueller Gelübde<br />
<strong>und</strong> Fastenzeiten zu erlangen - seid euch dessen bewusst.<br />
Nutzt dieses seltene Geschick. Möge es euch helfen, kostbarem göttlichem<br />
Rat zu folgen, euch guten Umgang zu wählen <strong>und</strong> euch noch<br />
ernsthafter darum zu bemühen, das Ziel zu erreichen. 11.2.64, (17-<br />
117/120)<br />
Ihr würdet mich gern bitten, über mein eigenes Mysterium zu sprechen.<br />
Es ist nicht leicht zu verstehen. Wenn ihr Gelegenheit dazu<br />
habt, dann nehmt soviel Seligkeit auf, wie ihr könnt. (...) Ergreift die<br />
Chance, <strong>und</strong> bereut später nicht, dass ihr die Gelegenheit versäumt<br />
habt. Denkt daran: Ihr müsst zu mir kommen - wenn nicht in diesem<br />
Leben, so zumindest innerhalb der nächsten zehn Leben! Bemüht<br />
euch, Gnade zu erlangen; Gnade ist die Belohnung für spirituelle Bemühungen;<br />
die höchste spirituelle Praxis ist, den Anweisungen des<br />
Meisters zu folgen. 12.2.64, (17-122)<br />
Weder Fachwissen noch Gelehrsamkeit ziehen mich an; sie führen zu<br />
nichts anderem als Egoismus <strong>und</strong> Überheblichkeit. Einzig Hingabe<br />
zieht mich an. Bringt mir all eure Sorgen, die ihr haben mögt. Ich werde<br />
sie auf mich nehmen <strong>und</strong> euch Glückseligkeit geben. Wenn ich<br />
meine Devotees mag, mag ich auch ihre Fehler, auch wenn einige<br />
von euch die Nase rümpfen <strong>und</strong> über die sonderbaren Eigenheiten<br />
<strong>und</strong> Schwächen der Menschen lachen, die aus den unterschiedlichsten<br />
Provinzen hierherkommen. Ich werde von der Liebe angezogen,<br />
die euch über weite Entfernungen <strong>und</strong> trotz grosser Widrigkeiten hierherbringt,<br />
die euch glücklich macht trotz des Mangels an Komfort, an<br />
den ihr gewöhnt seid, <strong>und</strong> die es euch ermöglicht, mit einer Lebensweise<br />
unter Bäumen oder in offenen Hallen zurechtzukommen. Ich<br />
weiss, dass ihr nicht in den alten Tempel im Dorf geht, weil ihr, wie ihr<br />
115
sagt, von dort nicht sehen könnt, wenn ich einmal von der einen Seite<br />
des Gebäudes zur anderen hinübergehe! Ich bin nun seit drei St<strong>und</strong>en<br />
hier, <strong>und</strong> ihr habt die ganze Zeit die Möglichkeit mich zu schauen.<br />
Aber dennoch eilt ihr zum Tempel, sobald ich in mein Zimmer hinaufgehe,<br />
um mich nochmals zu sehen, wenn ich hinaus auf die Veranda<br />
komme! Welch grösseres Zeichen eurer Hingabe könnte es geben,<br />
als dieses sehnsüchtige Verlangen? Aber diese Liebe allein ist nicht<br />
genug. Tatsächlich bedeutet sie nicht viel. Es ist erforderlich, dass die<br />
Liebe Gestalt annimmt <strong>und</strong> als Tugendhaftigkeit <strong>und</strong> Dienst am Nächsten<br />
zum Ausdruck kommt. Wenn euch das gelingt, dann gibt es niemanden<br />
in diesem Zeitalter, der euch gleichkäme. Wie der Same, so<br />
der Sprössling; wie der Status, so das Benehmen; wie der <strong>Lehre</strong>r, so<br />
der Schüler. 3.2.64, (17-124)<br />
Es gibt viele Bestrebungen, Gebetshallen <strong>und</strong> Tempel für mich zu<br />
bauen, <strong>und</strong> die Leute gehen herum <strong>und</strong> sammeln Spenden dafür. Ich<br />
billige diese Art der Begeisterung überhaupt nicht. Betet in jedem<br />
Tempel, verehrt jeden Namen <strong>und</strong> jede Form. (...)<br />
Macht euer Haus zu einem Tempel <strong>und</strong> meditiert in eurem eigenen<br />
Andachtsraum. Seid vor allen Dingen anderen ein Vorbild durch sanfte<br />
Sprache, Bescheidenheit, Achtung vor dem Alter, Ehrlichkeit, Glauben<br />
<strong>und</strong> Beständigkeit. Dadurch werdet ihr mehr Menschen zu Gott<br />
führen als durch das Bauen von Tempeln, Gründen von Gesellschaften<br />
<strong>und</strong> Sammeln von Spenden. Für den Herrn zählt die Aufrichtigkeit,<br />
die Einfachheit, die Freude, welche mit dem Gedanken an seinen<br />
Namen <strong>und</strong> seine Form verb<strong>und</strong>en ist. 19.8.64, (18-64)<br />
Ich kümmere mich weder um Anerkennung noch um Spott, sondern<br />
lasse beide ausser Acht. Ich widme mich nur der Aufgabe, die zu erfüllen<br />
ich gekommen bin: den rechten Weg zu zeigen, die Göttliche<br />
Ordnung wiederherzustellen <strong>und</strong> das Wissen um diese Ordnung zu<br />
verbreiten. Dieser Ort hier ist nur ein Werkzeug, das der Erfüllung der<br />
Aufgabe, das Eiserne Zeitalter in ein Goldenes Zeitalter zu verwandeln,<br />
dient. Nach <strong>und</strong> nach werden, wenn sich die Verwirklichung dieses<br />
Planes abzeichnet, die Stimmen der Verleumder verstummen.<br />
10.10.64, (18-79)<br />
Liebt den Herrn mit jener selbstlosen Liebe, deren Verkörperung er<br />
ist. Macht keine Vorbehalte <strong>und</strong> zweifelt nie an seiner Liebe. Ihr jammert:<br />
„Meine Not hat noch kein Ende. Warum spricht er nicht mit mir?<br />
116
Warum habe ich hier keine Bleibe bekommen? Warum ruft er mich<br />
nicht zu sich?“ Glaubt nicht, ich würde mich nicht um euch kümmern<br />
oder euch nicht kennen. Es mag sein, dass ich nicht mit euch spreche,<br />
aber das bedeutet nicht, dass ich euch nicht liebe. Jeden Tag<br />
komme ich hierher, um euch meinen Segen zu geben. Alles, was ich<br />
tue, ist für euch, nicht für mich. Denn was kann ich mein Eigen nennen?<br />
Nur euch!<br />
Lasst deshalb keine Zweifel aufkommen, lasst euren Glauben nicht<br />
erschüttern. Das würde nur zu dem Kummer beitragen, unter dem ihr<br />
bereits leidet. „Ich werde nicht wanken.“ Das muss euer Gelübde<br />
sein. An wen ihr auch glauben mögt, an Rama, Vishnu oder Shiva,<br />
haltet an diesem Glauben fest. Verliert die Verbindung nicht, denn nur<br />
die Kohle nahe der Glut beginnt zu brennen. Seid euch meiner Gegenwart<br />
in eurem Herzen bewusst, <strong>und</strong> ihr werdet belohnt werden.<br />
Dann werdet auch ihr an der höchsten, reinen Liebe Anteil haben.<br />
Das ist eine einmalige Gelegenheit! Seid euch bewusst, dass sie<br />
euch nicht noch einmal geboten wird. Wenn ihr jetzt die Welt des Leidens<br />
nicht hinter euch lasst, wenn ihr verpasst, diese Chance wahrzunehmen,<br />
wann wird sie sich euch je wieder bieten? Ihr gehört wirklich<br />
zu den wenigen Auserwählten. Von den Millionen <strong>und</strong> Abermillionen<br />
von Menschen seid ihr es, die den Weg hierher gef<strong>und</strong>en habt, obwohl<br />
euch niemand dazu eingeladen hat. Das nenne ich ein Zeichen<br />
der Vorsehung. Nun, da ihr hier seid, beginnt eure spirituelle Laufbahn<br />
<strong>und</strong> macht die entsprechenden Anstrengungen. Vergesst die<br />
Vergangenheit! Bemüht euch von jetzt an um eure Erlösung. Gebt<br />
niemals den Zweifeln nach. Sie sind ein Zeichen der Unwissenheit.<br />
Glaubt an einen Namen <strong>und</strong> an die Form, die er bezeichnet. Wenn ihr<br />
Shiva verehrt <strong>und</strong> Vishnu verachtet, dann heben sich Plus <strong>und</strong> Minus<br />
auf, <strong>und</strong> das Ergebnis ist Null. Ich dulde keine Nichtachtung irgendeiner<br />
Gottesvorstellung <strong>und</strong> ihres Namens. 10.10.64, (18-77/78)<br />
Dann gibt es auch noch Leute, die andere abgöttisch verehren, weil<br />
sie glauben, <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> spreche durch sie. Sie erklären lautstark, <strong>Baba</strong><br />
sende seine Botschaften durch diese oder jene Person. Was für ein<br />
Unsinn! Bin ich ein Geist oder Dämon, der von einem Menschen Besitz<br />
ergreift <strong>und</strong> durch ihn spricht? Das ist alles nur Theater, dem Leute<br />
mit einer krankhaften Phantasie zum Opfer fallen. Hütet euch, nicht<br />
auch zu denen zu gehören! Darum rate ich euch: Behaltet euren<br />
Glauben für euch selbst <strong>und</strong> folgt nicht irgendwelchen vom Ego getriebenen<br />
Heuchlern. Diese führen euch in die Irre, indem sie ihre falsche<br />
Vorstellung von der Inkarnation des Herrn an euch weitergeben.<br />
117
Sie zerstören den Glauben, dass alle als Brüder <strong>und</strong> Schwestern in<br />
Gott ruhen. 15.10.64, (18-93/94)<br />
Einige von euch mögen glauben, es sei eine Quelle der Freude für<br />
den Herrn, menschliche Gestalt anzunehmen. Wenn ihr an seiner<br />
Stelle wäret, würdet ihr nicht so denken. Ich sehe immer Vergangenheit,<br />
Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft eines jeden von euch. Deshalb habe ich<br />
nicht so viel Mitleid. Nicht, dass ich hartherzig wäre oder kein Mitgefühl<br />
empfinden würde. Wenn ihr die Türen verschliesst, wie können<br />
die Strahlen meiner Gnade euch erreichen? Ein Mann klagt: „Swami,<br />
ich bin blind, aber ich will dich sehen. Erweicht mein Unglück nicht<br />
dein Herz?“ Sein bedauerlicher Zustand wird sicher euer Mitleid erwecken,<br />
doch nicht das meine, denn ich kenne die Vergangenheit.<br />
Deshalb sehe ich die Situation anders, <strong>und</strong> auch ihr würdet anders<br />
reagieren, wenn ihr den Hintergr<strong>und</strong> kennen würdet. Sein Unglück ist<br />
die Folge bewusst begangener Verbrechen in vergangenen Inkarnationen,<br />
<strong>und</strong> deshalb muss ich zulassen, dass er weiterhin leidet, <strong>und</strong><br />
kann ihm nur hin <strong>und</strong> wieder eine kleine Erleichterung verschaffen.<br />
Ich schenke weder Freude noch Leid; ihr schmiedet selbst diese beiden<br />
Ketten, die euch fesseln. 26.11.64, (18-112)<br />
Nehmt den einfachen Brauch, andere durch das Zusammenlegen der<br />
Handflächen achtungsvoll zu begrüssen. Was bedeutet diese Geste?<br />
Die rechte Hand ist „tat“, das Eine, die bewusste Urenergie, das Unsichtbare,<br />
<strong>und</strong> die linke Hand ist „,tvam“, das Ich, das Individuelle, das<br />
Begrenzte. Wenn die beiden Handflächen sich berühren, wird die Einheit<br />
von „Diesem“ mit „Jenem“, von dem „Alles-was-um-dich-herumist“<br />
mit dem „Alles-was-du-wirklich-bist“ betont <strong>und</strong> hervorgehoben.<br />
Es besagt: „Ich bin das Eine” (tat tvam asi). Kann menschliche Sehnsucht<br />
eine grossartigere, umfassendere Grussform ersinnen? Ihr<br />
grüsst den andern mit der gleichen Freude, mit der ihr euch selbst begrüssen<br />
würdet. Niemand liebt einen anderen mehr als sich selbst.<br />
Jede Liebe bezieht sich auf das Selbst.<br />
Oder denkt daran, welche Bedeutung dem Falten der Hände beigemessen<br />
wird. Die Finger der rechten Hand stellen die fünf Tätigkeitsorgane<br />
dar <strong>und</strong> die Finger der linken Hand die fünf Sinnesorgane. Alle<br />
zehn werden dem Guru geweiht, bereit, ihm zu dienen <strong>und</strong> seine Gebote<br />
auszuführen. Das ist ein Symbol des Sich-Auslieferns. 27.11.64,<br />
(18-113)<br />
118
<strong>Der</strong> Verfall der Göttlichen Ordnung ist eine so drohende Gefahr <strong>und</strong><br />
die Liebe des Herrn zu den Menschen so gross, dass er selbst<br />
kommt. Gott ist Liebe. Er kommt in menschlicher Gestalt, damit ihr mit<br />
ihm sprechen, mit ihm zusammen sein, ihn anbeten <strong>und</strong> dadurch eure<br />
Verwandtschaft mit ihm erkennen könnt. Wer die kostbare Weisheit<br />
alter Zeiten von sich weist, kann der Katastrophe nicht entrinnen. Als<br />
die Menschen begannen, die Veden <strong>und</strong> andere Heilige Schriften zu<br />
missachten <strong>und</strong> abzulehnen, setzte der Verfall der Moral, der Kraft,<br />
des Mutes <strong>und</strong> des Vertrauens ein. 13.12.64, (18-125)<br />
Die unmittelbare Schöpfung von Dingen aus dem Nichts ist die Natur<br />
des Avatars, <strong>und</strong> es ist seine Absicht, auf diese Weise zu beschützen<br />
<strong>und</strong> Freude zu bereiten. Schöpfung, Erhaltung <strong>und</strong> Auflösung - diese<br />
drei können nur von dem Allmächtigen vollbracht werden. Zyniker kritisieren<br />
nur, sie wissen nichts. Wenn sie die Heiligen Schriften studiert<br />
oder direkte Erfahrung gemacht hätten, würden sie mich verstehen.<br />
Aber eure angeborene Faulheit hält euch von den spirituellen Übungen<br />
ab, die notwendig sind, um das Göttliche zu erkennen. <strong>Der</strong> Guru<br />
sagt: „Klärt euren Intellekt durch rechtes Handeln“; doch der Schüler<br />
ist faul. Er zieht Meditation vor, weil er denkt, dass es leichter sei, still<br />
auf seinem Platz zu sitzen. Nach ein paar Versuchen jedoch erkennt<br />
er die Schwierigkeit <strong>und</strong> bittet den Guru, ihm eine andere Disziplin zu<br />
verordnen. <strong>Der</strong> erste Schritt, den Menschen in Gott zu verwandeln,<br />
ist, diese Faulheit aus seinem Wesen zu vertreiben.<br />
Gott allein ist ewig; der Mensch ist ein kurzer Blitz, eine winzige Welle,<br />
die steigt <strong>und</strong> fällt. Deshalb erfüllt euren Geist mit tiefschürfenden <strong>und</strong><br />
grossartigen Gedanken von unbeschreiblicher Herrlichkeit, indem ihr<br />
durch die Rezitation des Namens Gottes euer Unterbewusstsein beeinflusst.<br />
Das ist für dieses Zeitalter die wichtigste Disziplin. 13.12.64,<br />
(18-128/129)<br />
Habt Vertrauen in das Meer, nicht in die Welle. Glaubt an den Herrn,<br />
nicht an etwas geringeres. Leider setzt ihr euer Vertrauen oft in kleinliche,<br />
egoistische Menschen, selbst wenn ihr wisst, dass sie bösartig<br />
<strong>und</strong> habgierig sind. Ihr zögert aber, wenn euch geraten wird, an Gott<br />
zu glauben, der gütiger ist als jeder Vater, liebevoller als jede Mutter,<br />
rücksichtsvoller als jeder Verwandter <strong>und</strong> mächtiger als jeder Machthaber<br />
auf Erden. Ihr habt Vertrauen zueinander, aber beginnt zu zweifeln,<br />
wenn es um Gott geht. Sogar Laien reden viel <strong>und</strong> laut über Gott,<br />
<strong>und</strong> keiner fragt nach ihrer Glaubwürdigkeit. 17.12.64, (18-134/135)<br />
119
Ich muss euch etwas von mir erzählen, das ich euch als „Visitenkarte“<br />
hier lassen werde. Meine Aufgabe ist es nicht, nur zu heilen, zu trösten<br />
<strong>und</strong> von persönlichem Elend zu befreien. Sie ist sehr viel wichtiger. (...)<br />
Die Beseitigung von Not <strong>und</strong> Leid ist ein Nebenprodukt meiner Mission.<br />
Meine Hauptaufgabe ist die Wiederherstellung der Bedeutung der<br />
Veden <strong>und</strong> anderer Heiliger Schriften in Indien <strong>und</strong> die Wiederbelebung<br />
des darin enthaltenen Wissens in den Herzen der Menschen.<br />
Diese Aufgabe wird erfüllt <strong>und</strong> durch nichts aufgehalten, begrenzt<br />
oder verzögert werden. Wenn der Herr entschieden hat, wird sein Wille<br />
geschehen. Ihr mögt gehört haben, dass es Leute gibt, die behaupten,<br />
ich würde über Zauberkräfte verfügen. Nun, diese Leute könnten<br />
geradeso sagen, dass Krishna, als er den Godavari-Berg hochhob,<br />
<strong>und</strong> Rama, als er die Brücke über das Meer nach Lanka baute, Zauberkräfte<br />
angewandt hätten. Natürlich gibt es in der Welt beides,<br />
schwarze <strong>und</strong> weisse Magie; aber die Manifestation der göttlichen<br />
Macht darf nicht als Zauberei ausgelegt werden. (...)<br />
Zauberer verwenden Tricks, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.<br />
Sie benutzen sie, um weltlichen Ruhm <strong>und</strong> Vermögen zu erlangen. Ihr<br />
Gewerbe beruht auf Betrug, <strong>und</strong> sie rechnen mit der Unwissenheit der<br />
Leute. Dieser Körper kann niemals auf eine so tiefe Stufe herabsinken.<br />
Niemals! Er ist durch den göttlichen Willen in die Welt gekommen.<br />
Dieser Entschluss wurde gefasst, um die Wahrheit aufrechtzuerhalten.<br />
<strong>Der</strong> göttliche Wille ist immer der Wille zur Wahrheit. Jeder<br />
kennt die strenge Disziplin in Prashanti Nilayam; der Befehl lautet: Es<br />
darf nicht einmal eine Blume als Geschenk gebracht werden! Aus Unwissenheit<br />
oder mit böser Absicht werden die unbegrenzten Kräfte<br />
<strong>Sai</strong>s oft falsch aufgefasst <strong>und</strong> dargestellt. Ein Sehfehler ist schuld daran,<br />
wenn die Wirklichkeit nicht gesehen wird. Es gibt nichts, was die<br />
göttliche Kraft nicht vollbringen könnte. Sie kann die Erde in den Himmel<br />
<strong>und</strong> den Himmel in die Erde verwandeln. Wer das bezweifelt, ist<br />
nicht fähig, die Erhabenheit des Universums zu erfassen. Ich bin gekommen,<br />
um alle Menschen den innersten Gehalt der Veden zu lehren,<br />
sie mit diesem kostbaren Geschenk zu segnen <strong>und</strong> die uralte<br />
Göttliche Ordnung zu schützen <strong>und</strong> zu erhalten. (...)<br />
Alle Menschen sind vor Gott gleich. Niemand hat Anspruch darauf,<br />
begünstigt zu werden, ausser in manchen Fällen die Notleidenden<br />
<strong>und</strong> Verzweifelten. 17.12.64, (18-139/140)<br />
Ihr werdet bemerkt haben, dass ich niemals davon rede, dass ihr <strong>Sai</strong><br />
<strong>Baba</strong> verehren sollt. Ich rate auch dringend davon ab, Tempel in mei-<br />
120
nem Namen zu bauen, sondern befürworte statt dessen, die alten, bereits<br />
bestehenden Tempel überall im Land zu renovieren, so dass sie<br />
wieder benutzt werden können. (...)<br />
Glaubt niemandem, der zu euch kommt <strong>und</strong> erklärt: „<strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> ist mir<br />
im Traum erschienen <strong>und</strong> hat gesagt, ich solle für ihn Propaganda<br />
machen. Bitte hilf mir, so viel du kannst.“ Ich gebe niemandem den<br />
Auftrag für solche Aktionen, nicht im Traum <strong>und</strong> nicht im Wachen. Solche<br />
Leute sind Betrüger, behandelt sie ohne Gnade als solche. Andere<br />
zeigen einen Gegenstand herum <strong>und</strong> sagen: „<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> liebt mich<br />
ganz besonders, Er hat mir dies gegeben.“ Und dann bitten sie in meinem<br />
Namen um Hilfe. Das ist eine Beleidigung des göttlichen Prinzips!<br />
26.3.65, (18-197/198)<br />
Die strahlende Freude auf euren Gesichtern ist die Nahrung, von der<br />
ich lebe. Ich fühle mich erfrischt, wenn ihr glücklich <strong>und</strong> zufrieden<br />
seid. Mein Durst wird durch die Freude, die aus euren Augen leuchtet,<br />
gelöscht. Diese gegenseitige Erfüllung ist das Wesentliche; Sprechen<br />
<strong>und</strong> Zuhören sind dem untergeordnet. 26.3.65, (18-200)<br />
Hört mir gut zu: Ich spreche niemals durch andere, niemand wird von<br />
mir besessen oder benutzt, um mich anderen mitzuteilen. Ich komme<br />
direkt, so wie ich bin, um Frieden <strong>und</strong> Freude zu verleihen.<br />
Ich nehme von euch keine Blumen an, die verwelken, keine Früchte,<br />
die verderben, keine Münzen, die ausserhalb der Landesgrenzen<br />
wertlos sind. Gebt mir den Lotos, der in dem klaren See eures Geistes,<br />
in eurem inneren Bewusstsein blüht. Gebt mir die Früchte eurer<br />
Heiligkeit <strong>und</strong> spirituellen Disziplin. Ich stehe über der weltlichen Sitte,<br />
die verlangt, dass ihr mit Blumen in der Hand kommt, um euren Respekt<br />
zu erweisen. Meine Welt ist die Welt des göttlichen Geistes, da<br />
gelten andere Werte. Wenn ihr glücklich seid im Glauben an Gott <strong>und</strong><br />
in der Furcht vor der Sünde, so ist das der beste Dienst, den ihr mir<br />
erweisen könnt. 27.3.65, (18-203)<br />
Wenn das Universal-Absolute beschliesst, menschliche Gestalt anzunehmen,<br />
können die Menschen unbeschreibliche Freude <strong>und</strong> unvorstellbares<br />
Glück erleben. Ihr steht alle hier seit St<strong>und</strong>en in der glühenden<br />
Sonne, <strong>und</strong> so wisst ihr, was es bedeutet, ein kühles Getränk zu<br />
bekommen. <strong>Der</strong> Avatar kommt, um der verdurstenden Menschheit<br />
diesen kühlen Trunk zu reichen. Das Auswendiglernen der Worte:<br />
Wahrhaftigkeit, Rechtschaffenheit, Friedfertigkeit <strong>und</strong> Liebe allein<br />
121
wird den Durst nicht löschen. Wie können Worte inneres Glück vermitteln?<br />
Ihr müsst sie praktizieren! Das ist die Botschaft, welche der<br />
Avatar mit all seiner Autorität bringt. Berichtet ohne Übertreibung <strong>und</strong><br />
ohne Auslassung, was ihr seht <strong>und</strong> hört. Sprecht die Wahrheit - das<br />
ist „satya“. Wenn ihr den Geist beherrscht, wird euer Bewusstsein geläutert<br />
<strong>und</strong> klar; ihr seht dann das Eine überall <strong>und</strong> immer in allen Wesen<br />
<strong>und</strong> Dingen. (...)<br />
Bleibt bei der von euch erwählten Form der Anbetung des Herrn,<br />
dann werdet ihr erfahren, dass ihr mir näher kommt, denn alle Formen<br />
<strong>und</strong> alle Namen sind mein. Ihr braucht die Form eures Gottesdienstes<br />
nicht zu ändern, weil ihr mich nun gesehen <strong>und</strong> gehört habt. 29.3.65,<br />
(18-215/216)<br />
Die Bhagavadgita hilft euch auch, die Inkarnationen Gottes zu erkennen.<br />
Gewöhnlich wird der Mensch von Zweifeln geplagt, wenn der<br />
Herr in der Form erscheint, <strong>und</strong> so verpasst er eine kostbare Gelegenheit.<br />
Er fragt sich <strong>und</strong> alle, die er trifft: „Ist es wirklich wahr? Kann es<br />
überhaupt wahr sein?“ Und bevor seine Zweifel behoben sind, gibt er<br />
die Suche auf <strong>und</strong> wandert davon. Stetiges Nachforschen ist wichtig.<br />
Lasst euch nicht von andern beeinflussen; schärft euer Urteilsvermögen;<br />
sammelt eigene Erfahrungen; entscheidet euch selbst für euren<br />
Weg. Nur dann wird es euch Freude machen, ihn zu gehen. 31.3.65,<br />
(18-225)<br />
Ich muss euch noch etwas sagen: Es gibt Träume, die wirklich sind!<br />
Und welche sind das? Es sind die Träume, die euch Gott begegnen<br />
lassen. Ihr erlebt im Traum, wie ich euch erlaube, meine Füsse zu berühren,<br />
<strong>und</strong> euch segne - das ist wahr! Diesen Traum habt ihr durch<br />
meinen Willen <strong>und</strong> verdankt ihn euren spirituellen Anstrengungen.<br />
Wenn euch der Herr im Traum erscheint, so geschieht das nur als Ergebnis<br />
des göttlichen Willens <strong>und</strong> nicht aus einem der Gründe, welche<br />
normale Träume verursachen; auch nicht, wenn ihr es euch noch<br />
so sehr wünscht. 14.7.65, (19-28)<br />
Gott nimmt menschliche Form an, wenn der göttliche Funke im Menschen<br />
zu erlöschen droht, weil die sittlichen Werte <strong>und</strong> die spirituelle<br />
Disziplin, die von den Heiligen <strong>und</strong> Weisen festgelegt wurden, vernachlässigt<br />
werden; wenn der Mensch, der über den Tieren steht,<br />
wieder auf die tierische Ebene zurückgleitet <strong>und</strong> seine Mitmenschen<br />
in Angst <strong>und</strong> Schrecken versetzt. (...)<br />
122
Auch die Sterne, unter welchen die Inkarnationen Gottes auf die Erde<br />
kamen, sind sehr bedeutsam. Avatare wählen selbst die Zeit <strong>und</strong> den<br />
Ort ihres Erscheinens <strong>und</strong> die Familie, in die sie hineingeboren werden.<br />
Ausserdem bestimmen sie die Mitarbeiter, die sie bei ihrer irdischen<br />
Mission begleiten werden. 19.8.65, (19-31)<br />
Mein Verhalten wird sich niemals ändern, gleichgültig, was andere<br />
darüber sagen. Niedriges Denken mag manche Leute zu Bemerkungen<br />
über mein Gewand <strong>und</strong> dessen Farbe veranlassen, oder sie mögen<br />
sich über mein Haar lustig machen. Aber das alles berührt mich<br />
nicht im Geringsten. Nichts wird sich an meinem Verhalten, an meinen<br />
<strong>Lehre</strong>n <strong>und</strong> an meinen Plänen zur Wiederaufrichtung einer auf<br />
Rechtschaffenheit gegründeten Gesellschaftsordnung ändern. Seit<br />
26 Jahren habe ich euch unermüdlich den Pfad des höchsten Friedens<br />
<strong>und</strong> der inneren Ausgeglichenheit gelehrt. Für diese Aufgabe<br />
bin ich gekommen; ich werde sie nicht aufgeben <strong>und</strong> keinen Schritt<br />
von meinem Weg abweichen. Wird eine Person etwa heiliger, wenn<br />
sie Lumpen trägt? Die Verleumdung durch gemeine Menschen, welche<br />
den Glanz der Sonne nicht ertragen können, hat mich durch alle<br />
Zeitalter begleitet. 30.9.65, (19-53)<br />
Ich weiss, dass viele sich w<strong>und</strong>ern, dass ich euch zu mir rufe, mir eure<br />
Wünsche <strong>und</strong> Probleme anhöre <strong>und</strong> viele St<strong>und</strong>en damit verbringe,<br />
mit euch darüber zu sprechen <strong>und</strong> euch zufriedenzustellen. Man sagt,<br />
kein Avatar habe das jemals getan, denn es bedeute, weltliches Verlangen<br />
zu befriedigen. Die Menschen, die mit ihren Wünschen zu mir<br />
kommen, sind mir willkommen, denn jedem Einzelnen gehören meine<br />
Liebe <strong>und</strong> mein Mitgefühl. Nur ich kenne den Durst <strong>und</strong> die gr<strong>und</strong>legende<br />
Unzufriedenheit, die sich in ihren Wünschen ausdrücken. Es<br />
ist immer besser, Gott um die Erfüllung von Wünschen zu bitten als<br />
andere Menschen, die selbst nur Werkzeuge in Gottes Hand sind.<br />
Gott hat seine eigene stille Art <strong>und</strong> Weise, den Geist zu verwandeln<br />
<strong>und</strong> ihn erfolgreich auf den spirituellen Weg zu führen. Er wird nicht<br />
zulassen, dass seine Kinder leiden <strong>und</strong> sich im Dschungel verirren.<br />
Wenn ihr euch Gott nähert <strong>und</strong> seine Hilfe sucht, habt ihr den ersten<br />
Schritt zu eurer Rettung getan. Ihr werdet dann dazu gebracht, seinen<br />
Willen als den euren anzunehmen. Auf diese Weise werdet ihr inneren<br />
Frieden finden. (...)<br />
Ihr dürft aber nicht den Eindruck haben, dass alle diese Menschen zu<br />
mir kommen, um mich um Segen für ihre weltlichen Unternehmungen<br />
123
zu bitten. Mindestens neunzig von h<strong>und</strong>ert Besuchern bitten mich nur<br />
um spirituelle Führung. Sie bitten um keinerlei weltliche Wohltaten,<br />
sondern nur um Hilfe in ihren spirituellen Bemühungen. Sie wollen<br />
wissen, wie Mantras <strong>und</strong> die Namen des Herrn rezitiert werden sollen.<br />
Sie lieben das Göttliche, <strong>und</strong> das Göttlich-Absolute erwidert ihre Liebe.<br />
Es ist die Liebe, welche die Liebe erwidert; die Liebe, die von der<br />
Wahrheit durchdrungen ist. 1.10.65, (19-55/56)<br />
Die Zeitungen spielen hierbei eine grosse Rolle, aber sie begnügen<br />
sich damit, die niedrigen Instinkte der Leser anzusprechen. (...)<br />
Natürlich sind derartige Verleumdungen eine uralte Erfahrung für alle,<br />
die das Mittelmass überragen. Auch ich habe sie in früheren Inkarnationen<br />
erlebt. Die Nachfolger der Feinde Krishnas können nicht untätig<br />
bleiben, aber es ist unglaublich, zu welcher Niedertracht sie fähig sind.<br />
Ich kümmere mich weder um Anerkennung noch um Anschuldigungen,<br />
aber mir tun diese Menschen leid, die sich zu solch gemeinen Tricks<br />
hinreissen lassen, nur um ein bisschen Geld zu verdienen. Allen denen,<br />
die unter solch einer menschenunwürdigen Verwirrung des Geistes leiden,<br />
erkläre ich: „Selbst wenn sich alle vierzehn Welten gegen mich<br />
verbinden, mein Werk, das zu vollenden ich gekommen bin, wird nicht<br />
im Geringsten darunter leiden. Nicht einmal Himmel <strong>und</strong> Erde vereint<br />
können meine Wirklichkeit völlig begreifen.“ 18.4.66, (19-137)<br />
<strong>Der</strong> Mensch ist ein Werkzeug in Gottes Händen. Er kann seine Pläne<br />
nur verwirklichen, wenn sie den Plänen Gottes entsprechen. Und was<br />
sind Gottes Pläne <strong>und</strong> Gebote? Sie wurden dem geläuterten Geist<br />
der Weisen offenbart <strong>und</strong> sind in den Heiligen Schriften niedergelegt.<br />
Wenn der Herr als Avatar menschliche Gestalt annimmt, spricht er in<br />
ihrer eigenen Sprache zu den Menschen, um ihre Herzen zu gewinnen,<br />
<strong>und</strong> führt <strong>und</strong> belehrt sie. (4.10.66, (19-66)<br />
Mit dem physischen Auge könnt ihr meine wirkliche Form nicht erkennen<br />
<strong>und</strong> mit einem Verstand, der seine Informationen über die unzulänglichen<br />
Sinne bezieht, könnt ihr mich nicht verstehen. Nur das<br />
Auge der Weisheit sieht den Herrn in seiner ganzen Herrlichkeit. Dieses<br />
Auge wird durch Hören, Nachdenken <strong>und</strong> Meditieren geöffnet.<br />
Nehmt die <strong>Lehre</strong>n mit offenem Herzen auf, benutzt euer Unterscheidungsvermögen,<br />
während ihr darüber nachdenkt, <strong>und</strong> meditiert mit<br />
konzentrierter Hingabe. Dann wird die Wahrheit enthüllt, <strong>und</strong> die<br />
Zweifel verschwinden. 20.10.66, (19-173)<br />
124
Wenn immer die Menschen ihre Würde verlieren <strong>und</strong> sich schlimmer<br />
benehmen als die Tiere, aus denen sie sich entwickelt haben, dann<br />
findet die Inkarnation eines Avatars statt, dann kommt Gott unter die<br />
Menschen <strong>und</strong> führt sie warnend, ermahnend, offenbarend, ermutigend,<br />
inspirierend <strong>und</strong> erleuchtend ihrer Bestimmung entgegen. (...)<br />
Auch ich habe eine grosse Aufgabe übernommen, <strong>und</strong> die Pandits<br />
der Gemeinschaft vedischer Gelehrter sind die Werkzeuge, die ich für<br />
die Lösung dieser Aufgabe erwählt habe. 22.10.66, (19-176/177)<br />
Wenn sich die unverkörperte göttliche Kraft in individualisierter Form<br />
verkörpert, ist sie eine Quelle von Glückseligkeit für alle, die sie als<br />
solche erkennen. (...)<br />
<strong>Der</strong> Mensch glaubt immer noch, dass man Glückseligkeit von der äusseren<br />
Welt bekommen könne. (...)<br />
Materiell begründetes Glück ist kurzfristig, <strong>und</strong> Elend ist die Kehrseite<br />
der Medaille. Bemüht euch darum, das Göttliche Selbst zu erkennen,<br />
Gott zu erblicken. Selbst ein Fehlschlag in diesen Bemühungen ist<br />
edler als ein Erfolg in anderen, weltlichen Unternehmungen. 24.5.67,<br />
(20-52/53)<br />
Ihr mögt das, was ihr W<strong>und</strong>er nennt, als das direkteste Zeichen der<br />
Göttlichkeit betrachten, es ist aber Liebe, die euch alle willkommen<br />
heisst, die alle segnet, die mich in die Gegenwart der Sucher, der Leidenden<br />
<strong>und</strong> der Verzweifelten in ferne Länder eilen lässt, wo immer<br />
sie sein mögen. Dies ist das wirkliche Zeichen! Liebe ist es, die k<strong>und</strong>tut,<br />
dass ich <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> bin. Für mich ist jeder Tag ein Festtag,<br />
denn meine Liebe wird jeden Tag ausgegossen! 5.10.67, (20-69)<br />
<strong>Der</strong> Mensch ist ein Werkzeug in Gottes Händen. Er kann seine Pläne<br />
nur verwirklichen, wenn sie den Plänen Gottes entsprechen. Und was<br />
sind Gottes Pläne <strong>und</strong> Gebote? Sie wurden dem geläuterten Geist<br />
der Weisen offenbart <strong>und</strong> sind in den Heiligen Schriften niedergelegt.<br />
Wenn der Herr als Avatar menschliche Gestalt annimmt, spricht er in<br />
ihrer eigenen Sprache zu den Menschen, um ihre Herzen zu gewinnen<br />
<strong>und</strong> führt <strong>und</strong> belehrt sie. (4.10.66, (19-66)<br />
Stetig, unveränderlich, immer ungetrübt kann nur die selbstlose Liebe<br />
zu Gott, dem Herrn aller Welten, sein. Die Liebe im weltlichen Sinne<br />
ist immer Veränderungen unterworfen. (...)<br />
Heutzutage beten die Leute zu Gott, sie von Schmerzen zu befreien,<br />
125
Leid <strong>und</strong> Verlust abzuwenden <strong>und</strong> ihnen Ges<strong>und</strong>heit, Stärke <strong>und</strong><br />
Wohlstand zu verleihen. Wenn ihr jedoch ein enges Verhältnis zu ihm<br />
entwickelt, wenn ihr von ihm <strong>und</strong> er von euch Besitz ergreift, dann<br />
wird er dafür sorgen, dass ihr alles bekommt, was ihr braucht. Erniedrigt<br />
diese Beziehung nicht zu einem Handel: Wenn du mir dies gibst,<br />
werde ich dir das geben. Wenn ihr Lohn fordert, werdet ihr zum Tagelöhner.<br />
Werdet sein Eigentum. 23.10.66, (19-175)<br />
<strong>Der</strong> Wunsch, dem Allmächtigen nahe zu kommen, ihn zu erkennen,<br />
immer bei ihm zu sein, ist Teil der menschlichen Natur, denn tief im<br />
Herzen des Menschen besteht das Verlangen, dorthin zurückzukehren,<br />
von wo er gekommen ist, das Glück wiederzufinden, das er verloren<br />
hat, an der Herrlichkeit teilzuhaben, die er versäumt hat. <strong>Der</strong><br />
Mensch selbst ist göttlich, <strong>und</strong> so ist es die Tiefe, die nach der Tiefe<br />
ruft, der Teil, der nach dem Ganzen verlangt. 24.10.66, (19-181)<br />
Die Art <strong>und</strong> Weise, wie ihr euch des Avatars für eure Befreiung <strong>und</strong><br />
euren Fortschritt bedienen solltet, ist, auf jeden eurer Schritte zu achten,<br />
eure Handlungen <strong>und</strong> Aktivitäten zu beobachten <strong>und</strong> dem leitenden<br />
Prinzip zu folgen, für welches sein Leben ein anschauliches Beispiel<br />
ist. Beachtet seine Liebe, sein Mitgefühl, seine Weisheit <strong>und</strong><br />
seid bemüht, sie in euer eigenes Leben zu bringen. <strong>Der</strong> Mensch ist<br />
unnatürlich <strong>und</strong> unehrlich geworden, aus seiner normalen Bahn geschleudert.<br />
Er hat die einfachen, natürlichen Wege verlassen <strong>und</strong><br />
sein Innenleben in eine Rumpelkammer für Ideen, Sorgen, Ängste<br />
<strong>und</strong> Schrecken verwandelt. Dabei könnte er mit viel weniger auskommen<br />
<strong>und</strong> mit viel grösserer Freude für sich <strong>und</strong> andere leben. Wenn<br />
er sich nur daran erinnern würde, dass er eine Schatztruhe ist, mit<br />
dem göttlichen Funken darin, dann könnte er liebevoller <strong>und</strong> nützlicher<br />
sein. Gott inkarniert sich für die Wiederbelebung der Göttlichen<br />
Ordnung, was Moral, Wahrheit, Tugend, Liebe <strong>und</strong> eine Unzahl anderer<br />
Qualitäten einschliesst, die sowohl den menschlichen Gemeinschaften<br />
wie auch dem Einzelnen Halt geben. Die anderen Gründe,<br />
die gewöhnlich genannt werden wie den Gottergebenen zu dienen,<br />
die Boshaften zu bestrafen <strong>und</strong> die heilige Tradition wiederherzustellen,<br />
sind alle zweitrangig, denn die Göttliche Ordnung selbst bewahrt<br />
den Rechtschaffenen vor Schaden. Wer unredlich ist, wird ins Unglück<br />
stürzen durch das Übel, das er verübt. Die eine Aufgabe<br />
schliesst alle anderen ein.<br />
Ich werde diese Aufgabe erfüllen, wie immer die Kommentare anderer<br />
126
sein mögen. Kritik ist eine natürliche Folge. Ich schenke ihr keine Aufmerksamkeit,<br />
auch ihr solltet es nicht tun. Je höher der Hügel, desto<br />
tiefer das Tal. Lob oder Tadel berühren mich nicht im Geringsten. Das<br />
unerschütterliche F<strong>und</strong>ament, auf dem meine Arbeit fortschreitet, ist<br />
Glückseligkeit. Niemals kann ich von irgend jemandem davon abgebracht<br />
werden. (...) Weiht euer Herz Gott, Gott wird mit euch eins sein,<br />
das Herz eures Herzens. Ihr solltet die Erschaffung <strong>und</strong> <strong>Offenbarung</strong><br />
des Linga nicht überbewerten, es ist nur die <strong>Offenbarung</strong> eines Atoms<br />
meiner Majestät. In mir, der ich Welten erschaffen <strong>und</strong> das Universum<br />
füllen kann, gibt es weit mehr Verehrungswürdiges: die universelle<br />
Liebe, die <strong>Lehre</strong>n über die Göttliche Ordnung, die Wiederbelebung<br />
der Veden, die Förderung der Guten, den Segen für die spirituellen<br />
Sucher. 26.2.68, (20-122/123)<br />
Vertraut auf Gott <strong>und</strong> akzeptiert, was immer euer Los ist. Er ist in<br />
euch, mit euch. Er weiss am besten, was <strong>und</strong> wann zu geben ist. Er<br />
ist voller Liebe. Das ist meine Einmaligkeit: Liebe. Liebe ist das besondere<br />
Geschenk, das ich bringe, das besondere Medium, durch<br />
das meine Gnade wirkt. Sie ist die Basis all meiner Handlungen. Man<br />
sagt von Gott, dass er in jedem Wesen wohne. Ja, er wohnt darin als<br />
Liebe. Ohne Liebe wird die Welt zu einem Kessel des Elends.<br />
27.3.68, (20-128/129)<br />
Gott ist die Quelle aller Liebe. Liebt Gott, liebt die Welt als Gewand<br />
Gottes, nicht mehr, nicht weniger. Durch Liebe könnt ihr mit dem Meer<br />
der Liebe eins werden. Liebe heilt Kleinlichkeit, Hass <strong>und</strong> Kummer.<br />
Liebe lockert Fesseln <strong>und</strong> bewahrt den Menschen vor der Qual der<br />
Geburt <strong>und</strong> des Todes. Liebe verknüpft alle Herzen in einer zarten,<br />
gewinnenden Symphonie. Mit den Augen der Liebe gesehen, sind<br />
alle Wesen schön, alle Taten geweiht, alle Gedanken unschuldig. Die<br />
Welt ist eine einzige, riesige Familie. 7.7.68, (20-165)<br />
<strong>Der</strong> Herr ist am meisten mit Rechtschaffenheit zu erfreuen, denn um<br />
die Rechtschaffenheit zu retten <strong>und</strong> die Göttliche Ordnung in ihrer uralten<br />
Lauterkeit <strong>und</strong> Klarheit wiederherzustellen, steigt er herab,<br />
nimmt menschliche Gestalt an <strong>und</strong> geht unter den Menschen umher,<br />
als ob er einer ihresgleichen sei! Wenn ihr euch nach der Gnade Gottes<br />
sehnt, dann lasst den Willen Gottes zur Inspiration jedes eurer<br />
Gedanken, jedes eurer Worte <strong>und</strong> all eurer Taten werden. Lasst die<br />
Erkenntnis, dass alle ein Gefäss des Göttlichen sind, euch zu Liebe,<br />
127
Toleranz, Sympathie <strong>und</strong> Verehrung inspirieren. Durch rechtschaffene<br />
Arbeit kommt ihr zu Gottesverehrung, die mit dem Bewusstsein<br />
des Göttlichen in allem erfüllt ist, <strong>und</strong> durch diese erreicht ihr Weisheit,<br />
wenn ihr das Göttliche erlebt, das all dies erfüllt. Arbeit, Gottesverehrung,<br />
Weisheit - fruchttragend, reifend, vollfruchtig - das ist die<br />
Reihenfolge des geistigen Fortschritts jedes Einzelnen. Wenn die<br />
Frucht mit Süsse gesättigt ist, fällt sie ab. Das ist die Vollendung.<br />
16.8.68, (20-183)<br />
Gott ist Liebe, <strong>und</strong> ihr könnt ihn nur durch Liebe gewinnen. Er kann<br />
nicht durch irgendeinen Trick in die Falle gelockt werden. Er schenkt<br />
seine Gnade nur dann, wenn seine Anordnungen befolgt werden,<br />
nämlich alle zu lieben <strong>und</strong> allen zu dienen. Wenn ihr alle liebt <strong>und</strong> allen<br />
dient, dann dient ihr euch selbst am besten, euch selbst, die ihr<br />
euch am meisten liebt. Denn dann hüllt Gottes Gnade euch ein <strong>und</strong><br />
verleiht euch eine zuvor nie erfahrene Kraft. (...)<br />
Gott ist die Verkörperung der Güte. Erreicht ihn dadurch, dass ihr ihm,<br />
der in allen wohnt, die Güte opfert, die er euch geschenkt hat. (...)<br />
<strong>Der</strong> Mensch ist das edelste aller Geschöpfe, das Endprodukt fortschreitender<br />
Evolution während unermesslicher Zeitalter. Aber er bemüht<br />
sich nicht bewusst, seinem Erbe gerecht zu werden. (...)<br />
Jeder von euch hat sich nach oben gekämpft, vom Stein zur Pflanze,<br />
von der Pflanze zum Tier, vom Tier zum Menschen! Fallt nicht auf die<br />
Ebene des Tieres zurück; erhebt euch zur Göttlichkeit <strong>und</strong> erstrahlt im<br />
Glanz der Liebe. Das Göttliche ist die Energie, die belebt, die Kraft,<br />
die das Blut in den Adern zirkulieren lässt, sie vermittelt Wissen <strong>und</strong><br />
Erfahrung durch die Nerven, sie ordnet <strong>und</strong> speichert die Sinneseindrücke<br />
<strong>und</strong> sie befähigt euch, mit eurer Intelligenz Schlussfolgerungen<br />
zu ziehen. Beweist eure Identität mit dem Göttlichen durch Liebe,<br />
Wahrhaftigkeit <strong>und</strong> Güte.<br />
Was ihr auch tun <strong>und</strong> wo ihr auch sein mögt, erinnert euch daran,<br />
dass ich bei euch <strong>und</strong> in euch bin. Das wird euch vor Überheblichkeit<br />
<strong>und</strong> vor Fehlern bewahren, <strong>und</strong> euer Dienen wird derer würdig sein,<br />
denen ihr dient. 26.6.69, (21-52/54)<br />
Aber es gibt viele, welche die Existenz Gottes in Frage stellen. Sie<br />
zweifeln an Gott, dem sie all ihre Intelligenz, ihre Lebenskraft <strong>und</strong> Tugend,<br />
alle Motive, die zu ihrem Handeln führen, in verehrender Tätigkeit<br />
überlassen sollten. Doch gelegentlich zeigt sich das Göttliche in<br />
seiner Gnade dem Zweifler in einer w<strong>und</strong>ersamen Manifestation sei-<br />
128
ner Herrlichkeit, jenseits menschlicher Grenzen. Er empfängt, ohne<br />
darum gebeten zu haben, die Tür öffnet sich, ohne dass er geklopft<br />
hat, <strong>und</strong> die Antwort wird für alle hörbar verkündet.<br />
Nehmt die Krankheit als Beispiel, die meinen Körper befallen hat. Es<br />
liegt in der Natur des menschlichen Körpers, als Folge falscher Ernährung<br />
oder unsinniger Gewohnheiten Krankheiten zu entwickeln. Das<br />
ist die Erklärung für die Krankheiten normaler Menschen, aber nicht<br />
für die Krankheit, deren Zeugen ihr in den letzten zwei Tagen gewesen<br />
seid. Diese Krankheit wurde absichtlich angenommen, um einem<br />
Menschen zu helfen, der sie nicht überlebt hätte oder ohne tiefe Erschütterung<br />
hätte ertragen können. Das ist eine der Aufgaben, die zu<br />
erfüllen das Göttliche Form angenommen hat - seine Gnade dem<br />
Gläubigen zuteil werden zu lassen. <strong>Der</strong> Blinddarm war entzündet <strong>und</strong><br />
vereitert, <strong>und</strong> nach Angaben der Ärzte konnte nur eine sofortige Operation<br />
helfen. Diese qualvollen Schmerzen hätte der Gläubige nicht<br />
aushalten können. Ich habe diesen Körper angenommen, um anderen<br />
Körpern Schmerz <strong>und</strong> Leiden zu ersparen. Dieser Körper wird immer<br />
ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> frei von Schmerzen sein, er kann von keiner Krankheit<br />
befallen werden. Das ist eine unumstössliche Tatsache. (...)<br />
Ihr müsst alle eure Entscheidungen dem Herrn überlassen. Dann wird<br />
er die volle Verantwortung übernehmen, wird euch beschützen, führen<br />
<strong>und</strong> motivieren. Ein solcher Devotee, der alles, auch seine Entscheidungen,<br />
mir überlassen hat, war es, den ich retten musste, indem<br />
ich seine Krankheit annahm <strong>und</strong> ertrug. Die Symptome der<br />
Krankheit sind heute verschw<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> sie werden nicht wiederkommen.<br />
Es gibt noch einen anderen Gr<strong>und</strong> für diese Episode. Menschen, die<br />
einen Sinn dafür haben, erkennen das Göttliche im Unendlichen,<br />
Grossartigen, Schönen, Mächtigen, Majestätischen, im Ehrfurchtgebietenden.<br />
Aber die überwiegende Mehrheit der Menschen wird sich<br />
sehr selten der Tatsache bewusst, dass jeder Einzelne ein W<strong>und</strong>erwerk<br />
Gottes ist, dass jeder Atemzug Zeugnis seiner Fürsorge ist <strong>und</strong><br />
jedes Ereignis Beweis seiner Gegenwart. Wenn dieser Körper, der<br />
ganz offensichtlich menschlich ist, sich verhält, als habe er übermenschliche<br />
Kräfte, dann lenkt das Erstaunen die Aufmerksamkeit aller<br />
auf das Göttliche, welches seine wirkliche Natur ist. Hin <strong>und</strong> wieder<br />
ist es notwendig, der Menschheit diese Lektion zu erteilen, um die<br />
Menschen zum Glauben an Gott <strong>und</strong> zur Erkenntnis des Göttlichen zu<br />
befähigen. Nur so können die Gedanken von der Welt auf den Herrn<br />
der Welt gelenkt werden. 12.12.70, (21-254/256)<br />
129
130<br />
„Es gibt nur einen Gott, er ist allgegenwärtig.<br />
Es gibt nur eine Religion, die Religion der Liebe.<br />
Es gibt nur eine Sprache, die Sprache des Herzens“.<br />
Diesen Gott gilt es zu erkennen, <strong>und</strong> dazu bedarf es ständiger spiritueller<br />
Disziplin. Zweifelt <strong>und</strong> zögert nicht! Wenn ihr bestimmte Disziplinen<br />
einhaltet <strong>und</strong> euer Bewusstsein läutert, wird Gott in eurem Herzen<br />
zur wahrnehmbaren Wirklichkeit. 25.12.70, (21-260)<br />
Verkündet nicht in eurer Begeisterung: „Wir wollen nur <strong>Sai</strong>, der Rest<br />
geht uns nichts an.“ Ihr müsst euch selbst überzeugen, dass alle Formen<br />
<strong>und</strong> alle Namen in Wirklichkeit Formen <strong>und</strong> Namen von <strong>Sai</strong> sind.<br />
Es gibt keinen „Rest“, alle sind er.<br />
Ihr müsst bemerkt haben, dass ich in meinen Vorträgen nicht über <strong>Sai</strong><br />
spreche, noch singe ich von <strong>Sai</strong> in den Lobliedern, mit denen ich gewöhnlich<br />
meine Vorträge beende. Und ihr müsst euch gew<strong>und</strong>ert haben,<br />
warum. Lasst mich euch den Gr<strong>und</strong> sagen. Ich möchte nicht,<br />
dass der Eindruck entsteht, dass ich wünsche, dass dieser Name <strong>und</strong><br />
diese Form verbreitet werden. Ich bin nicht gekommen, um einen<br />
neuen Kult ins Leben zu rufen. Ich wünsche nicht, dass die Leute in<br />
diesem Punkt irregeführt werden. Ich bestätige, dass diese <strong>Sai</strong>-Form<br />
die Form all der verschiedenen Namen ist, die der Mensch für die Verehrung<br />
des Göttlichen benutzt. Deshalb lehre ich, dass kein Unterschied<br />
gemacht werden sollte zwischen den Namen Rama, Krishna,<br />
Ishvara, <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>, denn sie alle sind meine Namen. (...)<br />
Ich habe nicht die geringste Absicht, die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation zu<br />
benutzen, um meinen Namen zu propagieren oder für die Verehrung<br />
meines Namens zu werben. Nein! Ich bin erst dann zufrieden, wenn<br />
überall geistige Bemühungen <strong>und</strong> Disziplinen voranschreiten, die den<br />
Menschen erheben <strong>und</strong> reinigen. Nur dadurch wird meine universale<br />
Realität enthüllt werden. Beschränkt mich deshalb nicht auf die Grenzen<br />
nur eines Namens <strong>und</strong> einer Form. Euer Ziel sollte sein, ein <strong>und</strong><br />
denselben Gott in allen Formen, die verehrt werden, zu sehen, ihn<br />
euch unter allen Namen vorzustellen, ja, ihr solltet euch sogar seiner<br />
Gegenwart als innerer Motivator in jedem lebenden Wesen, in jedem<br />
Teilchen der Materie bewusst sein. Verfallt nicht in den Irrtum, einige<br />
Formen als für den Menschen verehrungswürdig zu betrachten, <strong>und</strong><br />
andere dagegen nicht. <strong>Sai</strong> ist in jeder von ihnen, deshalb verdienen<br />
sie alle eure Ehrerbietung <strong>und</strong> euren Dienst. Verbreitet diese Wahrheit,<br />
das ist die Funktion, die ich den Gruppen für selbstloses Dienen<br />
zuweise.
Ihr könnt mich <strong>und</strong> meine Aktivitäten beobachten. Beachtet, wie ich<br />
mich nach Rechtschaffenheit, moralischer Ordnung, Wahrheit <strong>und</strong><br />
universalem Mitgefühl richte. Das ist es, was ihr von mir lernen sollt.<br />
Viele von euch bitten dringend um eine „Botschaft“ von mir, um sie<br />
der Gruppe zu überbringen, der sie angehören. Nun gut, mein Leben<br />
ist meine Botschaft! Meine Botschaft befolgt ihr, wenn ihr von meinem<br />
Leben inspiriert werdet, so zu leben, dass euer Leben Zeugnis für die<br />
Leidenschaftslosigkeit, den Mut, die Zuversicht <strong>und</strong> das Bedürfnis ablegt,<br />
jenen zu dienen, die sich im Elend befinden. Gott wohnt der Welt<br />
inne. Behandelt deshalb die Welt so liebevoll, wie ihr euren Herrn behandelt.<br />
(...)<br />
Welchen Wert hat es, wenn ihr einfach meinen Namen <strong>und</strong> meine<br />
Form verehrt, ohne dass ihr versucht, euch um die gleiche Liebe für<br />
alle, die ich habe, um meinen unerschütterlichen Gleichmut, meine<br />
Liebe, meine Geduld <strong>und</strong> Standhaftigkeit <strong>und</strong> mein immerwährendes<br />
glückseliges Wesen zu bemühen?<br />
Ihr legt in euren Vorträgen die einmaligen Kräfte von <strong>Sai</strong> ausführlich<br />
dar, die Vorfälle, die als „W<strong>und</strong>er“ in Büchern bezeichnet werden, die<br />
einige Personen über mich geschrieben haben. Ich ersuche euch, all<br />
dem keine Bedeutung beizumessen. Übertreibt ihre Bedeutsamkeit<br />
nicht. Die bedeutendste <strong>und</strong> auch wichtigste Kraft ist - lasst mich euch<br />
das sagen - meine bedingungslose Liebe. Ich könnte den Himmel in<br />
die Erde oder die Erde in den Himmel verwandeln, doch das ist nicht<br />
das Zeichen göttlicher Macht. Es sind die allumfassende Liebe, die<br />
grenzenlose Geduld <strong>und</strong> Standhaftigkeit - wirkungsvoll, allgegenwärtig<br />
-, die das unverwechselbare Kennzeichen hierfür sind. Wenn ihr<br />
versucht, diese Liebe <strong>und</strong> diese Standhaftigkeit zu entwickeln, werden<br />
euch Mühe <strong>und</strong> Arbeit verfolgen. Ihr müsst sie willkommen heissen,<br />
denn ohne sie kann nicht das Beste aus euch herausgeholt werden.<br />
(...)<br />
Da sich hier <strong>und</strong> heute diejenigen versammelt haben, die mit Hingabe<br />
erfüllt sind, <strong>und</strong> sich Menschen aller Nationen eingef<strong>und</strong>en haben,<br />
muss ich euch auf eine besondere Tatsache hinweisen. Ohne Zweifel<br />
sind schon früher Weltkonferenzen abgehalten worden, die der Religion<br />
oder geistigen Problemen gewidmet waren, ebenso Konferenzen<br />
von Anhängern besonderer Glaubensrichtungen. Aber diese wurden<br />
immer erst nach dem Hinscheiden der Gründer <strong>und</strong> göttlichen<br />
Inspiratoren abgehalten. Dies ist das allererste Mal, dass Anhänger<br />
eine Weltkonferenz abhalten, während die verehrte Inkarnation mit<br />
dem für diesen Zweck angenommenen Körper, sichtbar für jeder-<br />
131
mann, unter dem Namen anwesend ist, den sie selbst hierfür erwählt<br />
hat. Ich muss euch dies mitteilen, denn neun<strong>und</strong>neunzig von h<strong>und</strong>ert<br />
kennen meine Wirklichkeit nicht. (...)<br />
In Wahrheit könnt ihr das Wesen meiner Realität nicht verstehen, weder<br />
heute noch in tausend Jahren ernsthaften Bestrebens oder eifrigen<br />
Forschens, selbst wenn die ganze Menschheit sich in diesem Bemühen<br />
vereint. In kurzer Zeit jedoch werdet ihr zur Erkenntnis der<br />
Glückseligkeit kommen, die das Göttliche Prinzip austeilt, welches<br />
diesen heiligen Körper <strong>und</strong> diesen heiligen Namen angenommen hat.<br />
Euer glückliches Geschick, das euch Gelegenheit hierzu verschafft,<br />
ist bedeutender als dasjenige, über welches Einsiedler, Mönche, Weise,<br />
Heilige <strong>und</strong> selbst Persönlichkeiten verfügten, in denen Facetten<br />
der göttlichen Herrlichkeit verkörpert waren!<br />
Da ich mit euch umhergehe, esse wie ihr <strong>und</strong> mit euch spreche, seid<br />
ihr verleitet zu glauben, dass es sich hier um den Fall eines gewöhnlichen<br />
Mensch-Seins handelt. Seid vor diesem Irrtum gewarnt. Auch<br />
täuschen euch mein Singen <strong>und</strong> meine Gespräche mit euch sowie die<br />
Aktivitäten, in denen ich mich euch widme. Aber in jedem Augenblick<br />
kann meine Göttlichkeit vor euch offenbart werden. Ihr müsst für diesen<br />
Augenblick bereit <strong>und</strong> vorbereitet sein. Da die Göttlichkeit in diesen<br />
menschlichen Körper gehüllt ist, müsst ihr bemüht sein, die Täuschung<br />
zu überwinden, welche die Göttlichkeit vor euren Augen<br />
verhüllt.<br />
Es ist eine menschliche Form, in der jede göttliche Wesenheit, jedes<br />
göttliche Prinzip, das heisst alle Namen <strong>und</strong> Formen, die der Mensch<br />
Gott zuschreibt, manifestiert sind. Lasst euch nicht vom Zweifel verwirren.<br />
Wenn ihr nur den unerschütterlichen Glauben in meine Göttlichkeit<br />
im Altar eures Herzens verankert, könnt ihr zu einer Vision<br />
meiner Realität kommen. Wenn ihr statt dessen schwankt wie das<br />
Pendel einer Uhr, in einem Moment Hingabe, im anderen Unglaube,<br />
könnt ihr nie dazu kommen, die Wahrheit zu verstehen <strong>und</strong> diese Seligkeit<br />
zu gewinnen. Ihr habt das grosse Glück, dass ihr jetzt, in diesem<br />
Leben, eine Gelegenheit habt, die Seligkeit der Vision der Form,<br />
die alle Formen aller Götter ist, zu erleben.<br />
Lasst mich eure Aufmerksamkeit noch auf eine andere Tatsache lenken.<br />
Bei früheren Gelegenheiten, als sich Gott auf der Erde inkarnierte,<br />
wurde die Glückseligkeit, ihn als eine Göttliche Inkarnation zu erkennen,<br />
trotz einer Menge offensichtlicher Zeichen seiner Gnade, erst<br />
gewährt, nachdem die physische Verkörperung die Welt verlassen<br />
hatte. Die Treue <strong>und</strong> Hingabe, die sie von den Menschen verlangten,<br />
132
erwuchsen aus Furcht <strong>und</strong> Scheu vor ihren übermenschlichen Kräften<br />
<strong>und</strong> Fähigkeiten oder durch ihre grossartige <strong>und</strong> beherrschende<br />
Autorität. Denkt dagegen einen Moment über diese <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Manifestation<br />
nach! Wodurch wird wohl in diesem Zeitalter des umsichgreifenden<br />
Materialismus, des aggressiven Unglaubens <strong>und</strong> der Ehrfurchtslosigkeit<br />
die Verehrung von Millionen Menschen aus allen<br />
Teilen der Welt zuteil? Ihr werdet zur Überzeugung kommen, dass die<br />
gr<strong>und</strong>legende Ursache dafür in der Tatsache liegt, dass es die überweltliche<br />
Gottheit in menschlicher Form ist. Noch einmal: Wie glücklich<br />
dürft ihr euch doch schätzen, Zeuge davon zu sein, wie alle Länder<br />
der Welt Indien huldigen. Ihr könnt hören, wie die Anbetung des<br />
Namens <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> durch die ganze Welt widerhallt, während dieser<br />
Körper noch existiert <strong>und</strong> nicht erst in einer fernen Zeit, sondern jetzt<br />
während er bei euch, vor euch ist.<br />
Ihr könnt auch sehr bald miterleben, wie das uralte Gesetz von der<br />
Rechtschaffenheit, das in den Veden für das Wohl aller Völker der<br />
Erde niedergelegt ist, wieder auf seinem wahren <strong>und</strong> natürlichen<br />
Platz eingesetzt wird. <strong>Sai</strong>s göttlicher Wille ist die Wiederbelebung des<br />
vedischen Pfades der Rechtschaffenheit <strong>und</strong> nicht, nur Menschen<br />
durch die Manifestation meiner Kraft <strong>und</strong> meiner Fähigkeiten anzuziehen.<br />
Das ist kein Phänomen der Selbsttäuschung. Dieses wirkliche<br />
Sein wird die Wahrheit stützen <strong>und</strong> die Unwahrheit vernichten. Dieser<br />
Sieg wird euch alle vor Begeisterung jubeln lassen. Das ist der <strong>Sai</strong><br />
Entschluss! (...)<br />
Benützt deshalb jede Gelegenheit der Verbindung mit mir, so viel wie<br />
möglich, <strong>und</strong> bemüht euch, so rasch <strong>und</strong> so gut ihr könnt, den Anweisungen,<br />
die ich gegeben habe, Folge zu leisten. Meinen Instruktionen<br />
zu gehorchen, ist ausreichend <strong>und</strong> wird euch mehr nützen als die rigoroseste<br />
Askese. Praktiziert das Wissen von der Wahrheit, der<br />
Rechtschaffenheit, des inneren Friedens <strong>und</strong> der bedingungslosen<br />
Liebe, die mir am Herzen liegen. Nehmt euch vor, diese Ideale stets<br />
vor Augen zu haben, in allen euren Gedanken, Worten <strong>und</strong> Taten.<br />
Das kann euch die Summe des Erreichbaren schenken: die Verschmelzung<br />
mit dem alles überragenden Wesen des Göttlichen.<br />
17.5.68, (20-149/153)<br />
Ich bin gekommen, die Lampe der Liebe in euren Herzen anzuzünden<br />
<strong>und</strong> danach zu sehen, dass sie Tag für Tag mit wachsendem Glanz<br />
leuchtet. Ich bin nicht gekommen, um als Fürsprecher eines bestimmten<br />
Gesetzes zu sprechen wie etwa der Hindu-Lebensführung. Ich bin<br />
133
nicht gekommen, um für irgendeine Sekte, irgendein Glaubensbekenntnis<br />
oder für irgendeinen sonstigen Gr<strong>und</strong> Werbung zu betreiben.<br />
Auch bin ich nicht gekommen, um Anhänger für irgendeine <strong>Lehre</strong><br />
zu sammeln. Ich habe nicht vor, Schüler oder Devotees für meine<br />
oder irgendeine andere Gefolgschaft zu gewinnen. Ich bin gekommen,<br />
um euch über den universalen, einheitlichen Glauben zu berichten,<br />
über das Prinzip des Göttlichen Selbst, den Weg der Liebe, das<br />
rechte Handeln der Liebe, die Pflicht der Liebe, die Verpflichtung der<br />
Liebe, 4.7.68, (20-163)<br />
Baut keine Tempel für mich. Gebt euch nicht der Hoffnung hin, ihr<br />
könntet mir auf diese Weise näher kommen. Ich mache keinen Unterschied<br />
zwischen Verehrern, die diese oder jene Form anbeten. Alle<br />
können sich nähern, alle, die nach Wärme <strong>und</strong> Licht verlangen. Die<br />
Wärme dieses Glanzes wird die von den Sinnesfreuden verursachte<br />
Kälte zunichte machen, <strong>und</strong> das Licht wird die Dunkelheit von Generationen<br />
vertreiben. Befleissigt euch der Liebe allen gegenüber, denn<br />
auf diese Weise wird Gottesnähe erreicht. Ich messe Entfernung nicht<br />
in Metern oder Meilen. Die Reichweite der Liebe ist für mich der Massstab<br />
für die Entfernung. (...)<br />
Verschwendet keine Zeit mehr. Nehmt diese einmalige Gelegenheit<br />
wahr, während ihr das noch könnt. Fragt mich, welche spirituelle<br />
Übung ihr zu eurer Befreiung anwenden sollt. Beginnt ab sofort mit<br />
ihr. Später kann es schwierig werden, sich mir zu nähern <strong>und</strong> mich zu<br />
fragen, denn die Leute kommen in einem nicht enden wollenden<br />
Strom zu mir <strong>und</strong> ihr werdet meinen Anblick nur aus einer meilenweiten<br />
Entfernung bekommen können. Was ihr hier seht, ist dazu bestimmt,<br />
zu einem Weltenbaum heranzuwachsen, der allen Schatten<br />
<strong>und</strong> Obdach gibt. Genau zu diesem Zweck ist das Göttliche in dieser<br />
Gestalt herabgekommen. Es kennt kein Halten, kein Zögern. Mein<br />
Name ist Wahrheit - Satya. Meine <strong>Lehre</strong> ist Wahrheit, mein Weg ist<br />
Wahrheit, ich bin Wahrheit.<br />
In jedem Weltzeitalter hat sich die Gottheit als Avatar zur Erfüllung besonderer<br />
Aufgaben verkörpert. Diese Inkarnation unterscheidet sich<br />
von den früheren insofern, als sie sich mit einer weltweiten <strong>und</strong> welterschütternden<br />
Krise zu befassen hat. Intellektuelle Selbstüberschätzung<br />
hat so überhand genommen, dass die Menschen närrisch genug<br />
geworden sind, zu fragen: „Was <strong>und</strong> wo ist Gott?“ Die Unmoral<br />
hat das Gewand der Moral angezogen <strong>und</strong> lockt den Menschen in<br />
den Morast der Sünde. Die Wahrheit wird als Falle in Verruf gebracht,<br />
134
Gerechtigkeit verlacht, <strong>und</strong> Heiligen stellt man wie gesellschaftlichen<br />
Feinden nach. Darum ist diese Inkarnation gekommen, das Wahre<br />
hochzuhalten <strong>und</strong> das Falsche zu unterdrücken. Ich benehme mich<br />
wie ihr, bewege mich, singe, lache, reise wie ihr. Doch seid des Schlages<br />
gewärtig, den ich plötzlich führe, um zu züchtigen <strong>und</strong> zu warnen.<br />
Ich werde den Übeltäter für seine Ungerechtigkeiten bestrafen <strong>und</strong><br />
dem Tugendhaften für seine Rechtschaffenheit mit Milde begegnen.<br />
Jedem wird Gerechtigkeit zugemessen werden. (...)<br />
Benebelt euren Geist nicht mit billigen Wünschen <strong>und</strong> durch vorübergehenden<br />
Hunger <strong>und</strong> Durst, die nicht mehr als einiger Bissen oder<br />
eines vollen M<strong>und</strong>es bedürfen. Sehnt euch nach der Inthronisierung<br />
eurer Seele als dem unbestrittenen Monarchen des Universums,<br />
wenn ihr eins werdet mit dem Universalen. Feiert euren Triumph über<br />
die inneren Feinde, die eurem Marsch zum Sieg im Weg stehen. Erwählt<br />
mich zu eurem Wagenlenker, ich werde euch zu dieser Vollendung<br />
führen. Erlangt die unfehlbare Gnade durch eure Aufrichtigkeit,<br />
Einfachheit <strong>und</strong> spirituelle Praxis. (...)<br />
Betrachtet alle eure Handlungen als Gottesdienst. Pflicht ist Gott. Arbeit<br />
ist Gottesdienst. Was immer geschieht, nehmt es froh als das<br />
Werk seiner Hände, als Zeichen seiner Barmherzigkeit an. (...)<br />
Ich mag keine Lieder zu Ehren Gottes, die Rivalität, Neid oder das<br />
Ego fördern oder die aus Intoleranz zustande kommen. Ich schätze<br />
<strong>und</strong> belohne Demut, Geduld, Mitgefühl, Einsatz, Brüderlichkeit <strong>und</strong><br />
ständige Erinnerung an Gott oder das Gute. Wenn ihr euch danach<br />
sehnt, mein Bild in eurem Herzen zu tragen, müsst ihr das Objektiv<br />
der Kamera zu mir hinwenden, nicht wahr? Wendet euren Verstand,<br />
eure Emotionen, eure Gefühle, eure Handlungen mir zu, dann wird<br />
sich mein Bild gewiss in euer Herz einprägen. Wenn eure Kamera auf<br />
die Welt <strong>und</strong> auf weltliche Dinge gerichtet ist, wie soll sich dann mein<br />
Bild eurem Herzen einprägen? 18.8.68, (20-187/190)<br />
Damit es euch möglich ist, das einzige Ziel des menschlichen Lebens<br />
zu erreichen, nämlich das Göttliche zu verwirklichen <strong>und</strong> göttlich zu<br />
werden, hat sich das Ewige begrenzt, um in dieser menschlichen Gestalt<br />
zu kommen. Es wird die Ideale wieder enthüllen <strong>und</strong> ihnen bei allen<br />
Menschen wieder Geltung verschaffen. Natürlich ist es schwierig<br />
für diejenigen, die nicht mit den Schriften vertraut sind, das Mysterium<br />
dieser Ankunft zu begreifen. 23.11.68, (20-230)<br />
Mir wurde vorgeschlagen, dass mein Geburtstag ebenso weltweit ge-<br />
135
feiert werden solle, wie andere heilige Tage, die alle Welt feiert. Ich<br />
wurde um meinen Segen dazu gebeten. Ich erkenne die Zuneigung<br />
<strong>und</strong> Ergebenheit an, werde aber nicht die Anbetung nur eines Namens<br />
<strong>und</strong> einer Form befürworten, auch nicht die meines gegenwärtigen<br />
Namens <strong>und</strong> meiner gegenwärtigen Form. Ich habe nicht den<br />
Wunsch, Leute von der Verehrung meiner anderen Namen <strong>und</strong> Formen<br />
fort <strong>und</strong> zu mir her zu ziehen. Ihr mögt aus dem, was ihr meine<br />
W<strong>und</strong>er nennt, schliessen, dass ich sie bewirke, um euch damit anzuziehen<br />
<strong>und</strong> euch an mich <strong>und</strong> an mich allein zu binden. Sie sind jedoch<br />
nicht zur Demonstration gedacht oder um bekannt zu werden,<br />
sondern sind lediglich spontane <strong>und</strong> begleitende Beweise der göttlichen<br />
Macht. Ich bin euer <strong>und</strong> ihr seid mein, für immer <strong>und</strong> ewig. Welche<br />
Notwendigkeit gibt es da, anziehend <strong>und</strong> beeindruckend zu wirken<br />
<strong>und</strong> eure Liebe oder mein Mitgefühl zu demonstrieren? Ich bin in<br />
euch <strong>und</strong> ihr seid in mir. Es gibt keine Entfernung <strong>und</strong> keinen Unterschied<br />
zwischen uns. 23.11.68, (20-234/235)<br />
Nehmt das Leid anderer wahr <strong>und</strong> sucht nach Möglichkeiten, es mit<br />
ihnen zu teilen. Fühlt mit ihnen <strong>und</strong> vergesst darüber euer eigenes<br />
Unglück. Dies zeichnet einen echten <strong>Sai</strong>-Verehrer aus: Er sollte Mitgefühl,<br />
Toleranz <strong>und</strong> Verständnis besitzen. Ist dies nicht der Fall,<br />
macht er sich zur Zielscheibe des Spotts - <strong>und</strong> dies zu Recht.<br />
Da gibt es Leute, die spöttisch fragen: „Wo ist dein Gott? Wie sieht er<br />
aus? Was macht er denn?“ Sie spotten, denn es gibt nur wenige, die<br />
Gottes Majestät <strong>und</strong> Glorie erfahren haben. Gott ist Wahrheit, Güte<br />
<strong>und</strong> Schönheit, aber nur die, welche ihn erfahren haben, können das<br />
mit Sicherheit sagen <strong>und</strong> andere überzeugen. 6.3.70, (22-15)<br />
Ein liebevolles Wort ist eine Erfrischung für den Ermüdeten. Ihr<br />
kommt nach Prashanti Nilayam zu Fuss, mit der Bahn oder dem Bus.<br />
Ihr erreicht den Vorhof des Tempels erschöpft, <strong>und</strong> erwartungsvoll.<br />
Dann frage ich: „Wann bist du gekommen?“ Viele mögen sich w<strong>und</strong>ern,<br />
warum ich solche Fragen stelle. Weiss er es nicht? Natürlich<br />
weiss ich alles über jeden Einzelnen. Warum dann diese Fragen?<br />
Aber du, an den ich die Frage gerichtet habe, freust dich darüber. „<strong>Baba</strong><br />
hat mit mir gesprochen, sobald er mich sah.“ Ich möchte euch eine<br />
Freude machen, <strong>und</strong> deshalb stelle ich diese Fragen, obwohl ich die<br />
Antwort weiss. Wenn ich nicht frage <strong>und</strong> still vorübergehe, fühlt ihr<br />
euch vernachlässigt <strong>und</strong> seid enttäuscht, nicht wahr? Ihr wisst, dass<br />
ich nicht um der Antwort willen frage, die ich bereits kenne, sondern<br />
136
um der Freude willen, die meine Worte euch bereiten. So mag ich<br />
auch fragen: „Wie geht es dir?“, obwohl ich weiss, dass es euch gut<br />
geht, sonst wäret ihr nicht hier, oder dass es euch schlecht geht <strong>und</strong><br />
dass das der Gr<strong>und</strong> eures Hierseins ist. Es ist die Macht der Illusion,<br />
es ist das Göttliche, das alle verzaubert. Ihr seid beglückt, wenn es zu<br />
euch spricht, wenn es euch anschaut, wenn es euch irgendwie zur<br />
Kenntnis nimmt. Ihr fühlt seine unmittelbare Nähe, wenn ich mit euch<br />
spreche, wenn ich euch anschaue, wenn ich euch zur Kenntnis nehme.<br />
18.7.70, (21-178)<br />
Aktivität ist der Gr<strong>und</strong>ton des Universums. Alle Wesen werden durch<br />
Aktivität geboren, erhalten sich durch Aktivität <strong>und</strong> sterben durch Aktivität.<br />
Dauerndes Atmen, Einatmen <strong>und</strong> Ausatmen, hält die Körpertemperatur<br />
auf derselben angenehmen Höhe. <strong>Der</strong> Eine, der hinter aller<br />
Aktivität steht, hat die Form der fünf Elemente, Äther, Erde, Luft,<br />
Feuer <strong>und</strong> Wasser, angenommen, um zu handeln <strong>und</strong> zum Handeln<br />
anzuregen. Wer aktiv ist <strong>und</strong> gleichzeitig weiss, dass alle Aktivität nur<br />
ein Schauspiel ist, kennt das Geheimnis des Glücks. Das ist das Gesetz,<br />
das alle Aktivität regeln <strong>und</strong> heiligen muss. 11.5.71, (22-21)<br />
Das Göttliche bezieht die ganze Menschheit in seinen Blick ein; es<br />
lässt sich nicht durch eine Kaste oder einen Glauben einschränken.<br />
Dieser Avatar hätte in einer besonderen Gemeinschaft geboren werden<br />
können, aber er ist zu den Schwachen, den Kranken, den Bedrückten,<br />
den Gottsuchern der ganzen Menschheit gekommen. (...)<br />
Da ist Gott, der euch hegt <strong>und</strong> pflegt. Er ist allzeit bereit, auf Gebet,<br />
Rechtschaffenheit <strong>und</strong> Güte zu reagieren. Gott ist die einzige „herrenlose“<br />
Person, denn er hat keinen „Herrn“. Er ist der Herr des Universums!<br />
Niemand kann ihn kontrollieren, ihm befehlen oder behaupten,<br />
ihn zu führen. Jeder, der von Hunger geplagt wird, hat das Recht, Gott<br />
um Nahrung zu bitten. Er hat ihm den Hunger geschickt, also ist es<br />
auch seine Pflicht, sein Vergnügen, ihn zu stillen. Also habt ihr auch<br />
das Recht, ihn um Selbstverwirklichung zu bitten. Das ist das höhere<br />
Wissen, das ihr unter euch pflegen müsst. 21.6.71, (22-45)<br />
Gott ist Süsse, seine Worte, seine Laute sind süss, sein Anblick ist<br />
süss. Er ist süsser als die Süsse selbst. Aber wenn eure Zunge krank<br />
ist, wird er bitter sein. Heilt die Krankheit, indem ihr allen Liebe entgegenbringt.<br />
Ihr braucht nicht Einsiedler im Wald oder an einem anderen<br />
einsamen Ort zu werden. Ihr könnt eure Tätigkeiten nicht einfach<br />
137
aufgeben, ihr müsst euch an dem Platz bewähren, an den ihr gewöhnt<br />
seid. Ihr könnt nicht von einem Augenblick auf den andern ein Leben<br />
der Entsagung führen. Darauf muss man sich Jahre vorbereiten.<br />
23.7.71, (22-53)<br />
Ich bin gekommen, um die Liebe unter den Menschen wieder herzustellen,<br />
sie von aller Enge <strong>und</strong> allen Restriktionen zu befreien. Das ist<br />
die Hauptaufgabe bei der Wiederherstellung der Göttlichen Ordnung.<br />
Es genügt nicht, über die grosse Bedeutung der Liebe bei der Rehabilitierung<br />
der Menschheit zu reden. Man muss sie praktizieren.<br />
1.8.71, (22-58)<br />
Wenn ihr euch ein Bild von mir macht <strong>und</strong> ihr tut es ohne Liebe, dann<br />
könnt ihr die Wahrheit nicht erkennen. Die Liebe hilft euch, Gott in jedermann<br />
zu sehen, jeden als göttlich anzusehen. Das Universum ist<br />
keine Täuschung, es ist keine Falle, es ist der Glanz Gottes, seine<br />
Reflexion. Er schuf sein Spiegelbild, <strong>und</strong> das Universum nahm Gestalt<br />
an! Es ist seine eigene Substanz, die sich als Vielfalt, als latente<br />
oder potente Energie oder Materie manifestierte. Wenn euer Handeln<br />
in Übereinstimmung mit der Wahrnehmung Gottes in allem ist, breitet<br />
sich Rechtschaffenheit immer stärker im Leben aus. Wenn diese<br />
Wahrnehmung vernebelt oder verkleinert <strong>und</strong> als Täuschung empf<strong>und</strong>en<br />
wird, dann nimmt die Göttliche Ordnung ab, <strong>und</strong> der Avatar erscheint<br />
unter den Menschen. 13.8.71, (22-63)<br />
Für eine Welt, auf der Jagd nach dem stets flüchtigen Glück <strong>und</strong> Frieden,<br />
hilflos im Nebel der Enttäuschungen herumirrend, ist das Göttliche<br />
eine Lichtsäule, die den Pfad des Fortschritts zeigt. <strong>Der</strong> Mensch<br />
hat diese Stätte der Arbeit erhalten, diese Welt, eine Riesenfabrik, wo<br />
Menschen zu Göttern umgeschmiedet werden, wenn sie all ihre Energie<br />
<strong>und</strong> ihre Gaben in diesen Transformationsprozess einbringen. <strong>Der</strong><br />
Mensch muss arbeiten, in jeder Minute seines Lebens, diese Bürde<br />
muss er tragen. Seine Existenz gründet auf Tätigkeit, Anstrengung<br />
<strong>und</strong> Arbeit, <strong>und</strong> das Ergebnis der Arbeit kann gut oder schlecht, gross<br />
oder klein, mächtig oder gering sein. Also muss der Mensch seine Aktivität<br />
in die richtige Bahn lenken, um Schwierigkeiten <strong>und</strong> Leiden zu<br />
vermeiden. Diese Pflicht schuldet er sich selber. 2.1.72, (22-85)<br />
Dieses Treffen hat mit einem Gebet begonnen. Gut. Aber man sollte<br />
keine Bitten <strong>und</strong> Wünsche an Gott richten. Denn das hiesse doch,<br />
138
dass Gott wartet, bis er gefragt wird! Unterwerft euch ihm stattdessen,<br />
er wird dann so eingreifen, wie es ihm am besten erscheint, <strong>und</strong> es ist<br />
in der Tat das beste für euch. Gott teilt seine Gnade nicht proportional<br />
zum Lobpreis aus, den er erhält. Wenn ihr Gott um etwas bittet, besteht<br />
die Gefahr, dass ihr ihn verurteilt, wenn das Gebet aus irgendeinem<br />
Gr<strong>und</strong>e nicht so erhört wird, wie ihr es gewollt habt, oder nicht<br />
schnell genug. Diese Situation entsteht, weil ihr glaubt, dass Gott ein<br />
Aussenseiter ist, der sich in irgendeinem Himmel oder an einem heiligen<br />
Ort aufhält, weit entfernt von euch. Gott ist aber in euch, Gott ist<br />
in jedem eurer Worte, Taten <strong>und</strong> Gedanken. Sprecht, handelt <strong>und</strong><br />
denkt so, wie es ihm entspricht. Tut die Pflicht, die er euch zugewiesen<br />
hat, so gut ihr könnt <strong>und</strong> zur Zufriedenheit eures eigenen Gewissens.<br />
Das ist der lohnendste Gottesdienst.<br />
Wenn ihr vor jemandem steht, ist sein Bild in eurem Auge <strong>und</strong> euer<br />
Bild in seinem, habt ihr das noch nicht bemerkt? Ihr seid in mir <strong>und</strong> ich<br />
in euch, das ist die Wirklichkeit, die dieses Phänomen verkündet.<br />
Wenn ihr darauf vertraut <strong>und</strong> Liebe, Demut, Ehrfurcht vor dem Leben<br />
<strong>und</strong> Toleranz entwickelt, seid ihr auf dem rechten Weg. Wenn ihr nicht<br />
auf diesem Weg seid, d.h. wenn ihr auf dem linken Weg geht, dann<br />
werdet ihr auch links liegen gelassen, wenn es um das Austeilen göttlicher<br />
Gnade geht. April 73, (22-198)<br />
Von den vielen Milliarden Lebewesen hat allein der Mensch das Vorrecht,<br />
die Wahrheit des Universums ergründen <strong>und</strong> in das Glückseligkeitsbewusstsein<br />
seiner Verwirklichung eingehen zu können. Aber<br />
der Mensch verliert sich bei der Jagd nach falschen Zielen; er kämpft<br />
im Nebel des Zweifels <strong>und</strong> der verstreuten Interessen. Er vergeudet<br />
Energie <strong>und</strong> Zeit mit Aktivitäten, die ihn noch mehr in die Schlingen<br />
materieller Wünsche binden. Diese Art von Aktivität entsteht aus Verwirrung<br />
<strong>und</strong> führt zu weiterer Verwirrung. <strong>Der</strong> Mensch muss diesen<br />
Hang überwinden <strong>und</strong> sich moralischen Handlungen, idealistischen<br />
Handlungen, Handlungen, welche die niederen Instinkte <strong>und</strong> Triebe<br />
verfeinern, hingeben <strong>und</strong> jede Tat in einen Akt der Hingabe umwandeln.<br />
Ist diese Haltung gefestigt <strong>und</strong> f<strong>und</strong>iert, wird alles Handeln göttlich.<br />
<strong>Der</strong> Mensch geht in das Universale ein <strong>und</strong> verliert die ihn behindernde<br />
Individualität. Dies ist das Handeln, nach dem das Göttliche<br />
Selbst strebt <strong>und</strong> an dem es sich erfreut. 4.7.74, (23-79)<br />
Die unsterblichen Wesen, die sich selbst diese Rolle, dieses Wagnis<br />
eines „Lebens auf Erden“, ausgesucht haben, haben sich sozusagen<br />
139
ein Herz von Gott, dem höchsten Geber, in einem sauberen Zustand<br />
ausgeliehen. Wenn ihr es schliesslich zurückgebt, seht zu, dass es so<br />
sauber <strong>und</strong> rein ist, wie es war, als er es euch gab. Das ist rechtes<br />
Verhalten; sonst wird er es nicht annehmen! 10.7.74, (23-85)<br />
Ein Gott-Hingegebener klagte einmal: „Oh Gott! Du hast mich vergessen!“<br />
Dies ist nie möglich; der Gott Verehrende vergisst, dass er ein<br />
Kind Gottes ist, dass Gott sein nie von ihm weichender Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
Führer ist. Gott ist allwissend, allmächtig, reine Gnade. <strong>Der</strong> Glaube an<br />
Gott muss angesichts einer jeden Herausforderung durch Schicksal<br />
oder Glück beständig <strong>und</strong> fest bleiben. 23.10.74, (23-116)<br />
<strong>Der</strong> Gläubige entscheidet, in welcher Form Gott in sein Herz, das er<br />
durch seine Hingabe geläutert hat, einziehen soll. Formaler Gottesdienst,<br />
das Murmeln von Gebeten <strong>und</strong> rein mechanisches Ausführen<br />
vorgeschriebener Ritualen können Gott nicht dazu bewegen, sich im<br />
Herzen niederzulassen. Ein solches Herz ist vollgestopft mit Gerümpel,<br />
voller Spinnweben, voller Hindernisse. Ich mag jene Frömmigkeit<br />
nicht, die anderen die Tiefe des Glaubens zu beweisen sucht. Das ist<br />
Schaustellung. Ich bevorzuge die Hingabe, die Ausdruck tiefster innerer<br />
Glückseligkeit ist. (...)<br />
Klagt nicht: „Ich liebe Gott, aber er erwidert meine Liebe nicht.“ Gott<br />
hallt wider, reagiert <strong>und</strong> spiegelt wider. Seine Liebe zu euch ist das<br />
Zehnfache eurer Liebe zu ihm. Verlangt nach ihm, sehnt euch nach<br />
ihm, liefert euch ihm aus. Seid vor allem beständig, <strong>und</strong> geht nicht<br />
heute einen Schritt vorwärts <strong>und</strong> morgen zwei zurück. Die Ameisen,<br />
diese winzigen, schwachen Geschöpfe, überwinden alle Hindernisse.<br />
Eine hinter der anderen, besessen von ihrem Ziel, bilden sie einen ununterbrochenen<br />
Strom. Spott <strong>und</strong> Verachtung müssen mit fröhlichem<br />
Gleichmut ertragen werden. Selbst Avatare waren den Verleumdungen<br />
kleinlicher Menschen ausgesetzt. (...)<br />
Ich halte auch nichts davon, wenn jemand sich damit brüstet, die Bhagavadgita<br />
h<strong>und</strong>ertmal oder das Bhagavatam mehrfach gelesen zu<br />
haben. Für den spirituellen Fortschritt ist es viel wichtiger, einen Vers<br />
im täglichen Leben zu beachten. Jeder Barbier kann für wenig Geld<br />
den Kopf kahl scheren, <strong>und</strong> es ist leicht, sich die ockerfarbene<br />
Mönchskutte zu beschaffen <strong>und</strong> zu tragen. Es gibt Leute, die glauben,<br />
sie müssten den Namen des Herrn 1008-mal wiederholen, um ihre<br />
Verehrung zum Ausdruck zu bringen. Aber ein Anruf aus tiefstem<br />
Herzen genügt, um seine Gnade zu gewinnen. Andere zerschlagen<br />
140
Kokosnüsse vor den Toren von Prashanti Nilayam <strong>und</strong> stören damit<br />
die Ruhe im Ashrams. Ich weiss nicht, welchen Vorteil sie sich davon<br />
versprechen, ausser dem, dass sie das Fruchtfleisch zum Mittagessen<br />
verwenden können.<br />
Ich bin gekommen, um die Göttliche Ordnung wiederherzustellen,<br />
jene Ordnung, welche die Erde erhält <strong>und</strong> die den Frieden unter den<br />
Menschen <strong>und</strong> Nationen garantiert. Lebt in dieser Ordnung <strong>und</strong> fördert<br />
sie durch Gedanken, Worte <strong>und</strong> Taten. Das ist der Gottesdienst,<br />
den ich schätze, denn er bezeugt die Achtung vor der Aufgabe, die ich<br />
mir gestellt habe. Lebt in der Göttlichen Ordnung, pflegt die Göttliche<br />
Ordnung, fördert die Göttliche Ordnung, stärkt die Göttliche Ordnung<br />
- das hilft mir bei meiner Arbeit <strong>und</strong> das gefällt mir. (...)<br />
Da es meine Aufgabe ist, euch zu korrigieren <strong>und</strong> auf den richtigen<br />
Weg zu führen, muss ich euch vor dem „Laster des Auges“ warnen.<br />
Findet keinen Gefallen an hässlichen, vulgären, entwürdigenden <strong>und</strong><br />
erniedrigenden Bildern, wie ihr sie auf allen Plätzen der Stadt als Kinoplakate<br />
findet. Sie ziehen euch in den Schmutz <strong>und</strong> verführen euch<br />
zu Sünde <strong>und</strong> Verbrechen. Vermeidet auch das „Laster der Ohren“,<br />
welches darin besteht, sich für Skandalgeschichten, Gotteslästerung<br />
<strong>und</strong> die hasserfüllten Reden derer zu interessieren, in deren Herzen<br />
die Liebe erkaltet ist <strong>und</strong> die kein Mitgefühl für andere haben. Hütet<br />
euch auch vor dem „Laster der Zunge“, dem „Laster des Geistes“ <strong>und</strong><br />
dem „Laster der Hand“. Das bedeutet: Hütet euch vor Worten, die einem<br />
anderen weh tun könnten, die seinem Ansehen <strong>und</strong> seinen Interessen<br />
schaden; hütet euch vor negativen Gefühlen <strong>und</strong> Leidenschaften<br />
<strong>und</strong> tut nichts, was anderen schaden könnte. Nur wenn ihr euch<br />
von diesen Lastern befreit habt, kann eure Meditation zu spirituellem<br />
Erfolg führen. Die geringsten Spuren davon verunreinigen den Geist<br />
<strong>und</strong> schaffen Unruhe <strong>und</strong> Verwirrung.<br />
Lasst alles, was ihr tut, zu einem Gottesdienst werden. Macht keine<br />
Unterschiede <strong>und</strong> sagt: Das ist „für mich“ <strong>und</strong> das ist „für ihn“. Alles ist<br />
für ihn, denn er inspiriert, er hilft, er führt aus, er freut sich <strong>und</strong> er findet<br />
Gefallen, er erntet <strong>und</strong> er sät. Es gibt nur ihn, denn er ist all die Mannigfaltigkeit<br />
im Spiegel der Natur. Alles dient nur dem Ziel, seine Wirklichkeit<br />
zu enthüllen. Nichts hat einen Selbstzweck. Das ist die einzig<br />
richtige Anschauung für einen <strong>Sai</strong> Devotee. Kein Haften an den Dingen,<br />
nur das Streben nach dem Ziel. Und das Ziel ist die Erkenntnis<br />
der Wirklichkeit Gottes. 18.7.70, (21-179/181)<br />
Während des Tages wird der Schnee auf den Berggipfeln durch die<br />
141
Wärme der Sonne weich. In der Nacht, wenn es kalt ist, wird er hart.<br />
So werde auch ich hart, wenn euer Herz kalt ist, aber wenn euer Herz<br />
von der Wärme der Liebe erfüllt ist, werde ich weich. Eines müsst ihr<br />
verstehen: Jeder von euch kennt nur die Liebe einer einzigen Mutter,<br />
aber meine Zuneigung, meine Liebe zu euch ist die von tausend Müttern.<br />
Beraubt euch nicht dieser Zuneigung, dieser Liebe, indem ihr mir<br />
eure Liebe verweigert. 4.10.70, (21-193)<br />
Es ist unmöglich, dass irgend jemand das Phänomen <strong>und</strong> die Bedeutung<br />
meiner Existenz erklären könnte. Von den Bewusstseinsebenen,<br />
die ihr erreichen könnt, gibt es keinen Zugang zu dieser Manifestation.<br />
Dies ist eine Inkarnation, eine Verkörperung, die jenseits der<br />
Grenzen eines jeden Verstandes liegt. <strong>Der</strong> Versuch, mich zu erklären,<br />
wäre ebenso vergeblich wie der Versuch eines Analphabeten, ein gelehrtes<br />
Buch zu lesen, oder wie der Versuch, das Meer in ein Waschbecken<br />
zu giessen. Das Beste, was ihr tun könnt, ist, euch so vorzubereiten,<br />
dass ihr die Glückseligkeit, die ich euch gebe, empfangen<br />
könnt. Auch ihr habt das <strong>Sai</strong>-Prinzip in euch. <strong>Der</strong> Unterschied liegt in<br />
der Intensität. Es gibt schwache Glühbirnen mit wenig Watt <strong>und</strong> solche<br />
mit sehr grosser Leistung, die ein strahlendes Licht verbreiten.<br />
Durch beide fliesst zwar derselbe elektrische Strom, aber wie unbegreiflich<br />
muss das Höchste dem Molekül erscheinen. (...)<br />
Bittet nicht untergeordnete himmlische Wesen um die Erfüllung unbedeutender<br />
Wünsche. Strebt nach der höchsten Weisheit, der höchsten<br />
Glückseligkeit, der höchsten Macht, nach Gott. Habt nur nach<br />
dem Höchsten Verlangen <strong>und</strong> bittet den, der alles geben kann. Glaubt<br />
fest daran, dass <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> als euer ureigenstes Selbst, als Gott, in eurem<br />
Herzen wirkt, unerschütterlich <strong>und</strong> voller Liebe. 9.10.70, (21-210/<br />
211)<br />
Ihr müsst über die Verehrung von Bildern <strong>und</strong> Symbolen hinauswachsen.<br />
Sie gehören in den Kindergarten der spirituellen Schule. Versucht<br />
die göttliche Energie zu erkennen, die nicht durch Name <strong>und</strong><br />
Form belastet ist. Erhebt euch <strong>und</strong> steigt auf zu den himmlischen Höhen<br />
des Einen, Reinen, Eigenschaftslosen, Transzendenten. (...)<br />
Ich esse wie ihr, gehe umher wie ihr, spreche eure Sprache <strong>und</strong> verhalte<br />
mich so, dass ihr mich verstehen könnt. Ich tue das euch zuliebe,<br />
nicht meinetwegen. Ich veranlasse euch, euch dem Göttlichen zuzuwenden,<br />
indem ich euer Vertrauen, eure Liebe <strong>und</strong> euren<br />
Gehorsam gewinne, indem ich unter euch bin, einer von euch, den ihr<br />
142
sehen, hören, berühren, mit dem ihr sprechen <strong>und</strong> den ihr verehren<br />
könnt. Mein Plan ist es, euch alle zu Suchern nach der Wahrheit zu<br />
machen. Ich bin immer <strong>und</strong> überall gegenwärtig. Was ich will, muss<br />
geschehen, allen Widerständen zum Trotz. Ich kenne die Vergangenheit,<br />
Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft, eure innersten Gedanken <strong>und</strong> sorgfältig<br />
gehüteten Geheimnisse. Ich bin allgegenwärtig, allmächtig, allwissend.<br />
Aber ich lasse diese Kräfte nicht mutwillig wirken <strong>und</strong> stelle sie<br />
nicht zur Schau, denn in allem, was ich tue oder unterlasse, bin ich<br />
Vorbild <strong>und</strong> Ansporn. Mein Leben ist ein Kommentar zu meiner Botschaft.<br />
Ihr werdet zum Beispiel bemerkt haben, dass ich nie eine Frau allein<br />
zum „Interview“ rufe, sondern immer Gruppen von zehn oder fünfzehn<br />
Frauen. Ich möchte, dass ihr das zur Kenntnis nehmt <strong>und</strong> daraus<br />
schliesst, wie vorsichtig man im Umgang mit dem anderen Geschlecht<br />
sein muss. Obwohl ich über <strong>und</strong> jenseits der drei Gr<strong>und</strong>eigenschaften<br />
stehe, ist dieser Körper doch ganz offensichtlich männlich,<br />
<strong>und</strong> ich will euch lehren, wie ihr euch verhalten müsst, um über<br />
den geringsten Verdacht erhaben zu sein <strong>und</strong> keinen Anlass zu irgendwelchem<br />
Gerede zu geben. Das gilt sowohl für die Männer als<br />
auch für die Frauen.<br />
Ich bin 24 St<strong>und</strong>en am Tag tätig. Jeden Tag bringt mir die Post Tausende<br />
von Briefen, <strong>und</strong> ihr gebt mir persönlich noch ein paar H<strong>und</strong>ert<br />
mehr. Aber niemand hilft mir dabei, nicht einmal <strong>beim</strong> Öffnen der Umschläge.<br />
Denn ihr berichtet mir ganz private Einzelheiten eurer persönlichen<br />
Probleme <strong>und</strong> vertraut darauf, dass nur ich sie lesen werde.<br />
Jeder von euch schreibt nur einen Brief, aber das ist für mich ein grosses<br />
Bündel, <strong>und</strong> ich muss alle lesen. Ihr mögt fragen, wie ich das<br />
schaffe? Nun, ich vergeude nicht einen einzigen Augenblick.<br />
Und das alles tue ich nicht, weil es mir einen Gewinn bringt, sondern<br />
nur euch zuliebe. Dabei bitte ich niemals jemanden um Hilfe. Ich helfe,<br />
aber lasse mir niemals helfen. Ich gebe, ohne jemals zu empfangen.<br />
Daraus könnt ihr schliessen, dass es sich hier um göttliche, nicht<br />
menschliche Kräfte handeln muss.<br />
Manche von euch mögen sich fragen: „Wie bereitet <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong><br />
diese umfangreichen Feste <strong>und</strong> Veranstaltungen vor? Wen beauftragt<br />
er mit den verschiedenen Arbeiten?“ Ich weise nicht diesem oder<br />
jenem eine Arbeit zu, noch bespreche ich Ideen oder nehme Vorschläge<br />
an. Alles geschieht nach dem göttlichen Willen, der durch die<br />
Kraft der Liebe wirkt. Nehmt als Beispiel die Tatsache, dass hier Tausende<br />
versammelt sind, <strong>und</strong> doch absolute Stille herrscht. Wer zwingt<br />
143
die Menschen dazu? Einzig <strong>und</strong> allein die Liebe. Wenn sich anderswo<br />
100 Leute versammeln, sind 150 Polizisten da, um für Ordnung zu<br />
sorgen. Hier muss niemand darauf achten, dass Stille herrscht. Denn<br />
hier ist Gott der Herr, <strong>und</strong> seine Schöpfung tanzt vor Freude. Ein Blick<br />
genügt, um alles erfolgreich ablaufen zu lassen. Liebe spornt an, Liebe<br />
erfüllt Wünsche. (...)<br />
Obwohl die Quelle aller Gnade bei euch ist, rennt ihr hinter jenen her,<br />
die behaupten, irgend etwas von mir bekommen zu haben oder mit einer<br />
besonderen Gabe von mir gesegnet worden zu sein. (...) Warum<br />
sucht ihr auf anderen Bäumen nach Früchten, wenn ihr den wunscherfüllenden<br />
Baum habt, der euch alles, was ihr wünscht, geben kann?<br />
Wenn ihr hier Meru, den Berg voller Gold <strong>und</strong> Silber habt, warum bittet<br />
ihr Leute, die selbst Bettler sind, um Gold <strong>und</strong> Silber? Warum erniedrigt<br />
ihr euch vor primitiven, gewöhnlichen Leuten, wenn Gott bei euch<br />
ist, um für euch zu sorgen? Meidet Orte, an denen Geschenke <strong>und</strong><br />
Bezahlung als Gegenleistung für Gnade, Belehrung <strong>und</strong> spirituelle<br />
Anleitung gefordert werden.<br />
Geht geradeaus auf dem richtigen Weg. Lasst euch nicht von<br />
Schwindlern <strong>und</strong> Scharlatanen auf Abwege locken. Einige Vorfälle in<br />
Madras <strong>und</strong> Mysore muss ich aufs Schärfste verurteilen. Ich weiss,<br />
dass einige behaupten: „Die Zahl der Gläubigen in dieser Gegend hat<br />
überhand genommen, <strong>und</strong> deshalb hat <strong>Baba</strong> mir dieses Gebiet übertragen<br />
<strong>und</strong> mich beauftragt, euch zu leiten <strong>und</strong> zu belehren. Deshalb<br />
müsst ihr mir Achtung erweisen <strong>und</strong> mich verehren.“ Ich beauftrage<br />
niemanden auf diese Weise noch erteile ich Vollmachten dieser Art.<br />
Solch kleine Geister verdienen meine Gnade nicht. Niemals! Kann für<br />
mich, der die Last des Universums trägt, ein Gebiet oder ein paar<br />
Gläubige mehr zuviel sein? Mich überrascht die Dummheit derer, die<br />
solchen Unsinn glauben <strong>und</strong> sich um diese Scharlatane scharen. Sie<br />
sollten lieber von Tür zu Tür betteln gehen. Das würde ihnen wenigstens<br />
die Folgen eines Lebens voller Betrug <strong>und</strong> Frevel ersparen.<br />
Hört nicht auf solche Leute <strong>und</strong> lasst euch nicht in die Irre führen.<br />
Fahrt mit euren spirituellen Übungen fort, geht von Stufe zu Stufe.<br />
Gott selbst wird euer Guru sein <strong>und</strong> von innen wirken. (...)<br />
Behauptet niemals, dieser oder jener Name des Herrn sei anderen<br />
überlegen. Zu erklären, dass Rama grösser sei als Shiva oder Shiva<br />
grösser als Rama, oder zu sagen <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> sei der mächtigste Avatar.<br />
(...)<br />
Wie kann Spaltung entstehen, wenn jeder Name euch eine Lektion<br />
über die Einheit aller Namen erteilt?<br />
144
Manche bitten mich: „<strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>, alle meine Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Verwandten<br />
pilgern nach Tirupathi. Warum änderst du nicht ihren Sinn <strong>und</strong> lässt<br />
sie hierher zu dir kommen?“ Was für eine unsinnige Frage! Welch unglaubliches<br />
Missverstehen meiner Wirklichkeit <strong>und</strong> der Mannigfaltigkeit<br />
der Majestät Gottes! Vertreibt schlechte Gedanken. (...) Erfüllt<br />
alle Pflichten, die eure Stellung im Leben erfordert, als seien sie euch<br />
von Gott auferlegt worden. Jede Handlung, die ihr mir weiht, erreicht<br />
mich. Deshalb seid nicht betrübt, wenn ihr nicht nach Puttaparthi kommen<br />
könnt, um mich zu sehen. Bringt mir in tiefer Verehrung eure Hingabe<br />
als Opfer dar, wo ihr auch sein mögt. In demselben Augenblick,<br />
in dem ihr das tut, erreicht mich dieses Opfer.<br />
Wenn Furcht oder Sorgen eure Ruhe stören, nehmt Zuflucht zur Rezitation<br />
der Namen des Herrn. (...)<br />
Bewahrt diese Worte in eurem Herzen, wenn ihr nach Hause zurückkehrt,<br />
<strong>und</strong> denkt in der Stille darüber nach. Dann wird es euch nicht<br />
schwer fallen, einige dieser Gedanken in die Tat umzusetzen <strong>und</strong><br />
Schritt für Schritt die Höhen spirituellen Erfolgs zu erreichen.<br />
11.10.70, (21-217/221)<br />
Heute ist der Tag, an dem die Geburt Christi, der Beginn der christlichen<br />
Zeitrechnung, gefeiert wird. Christus opferte sein Leben für die,<br />
welche an ihn glaubten. Er verkündete die Wahrheit, dass aufopfernder<br />
Dienst am Nächsten Gottesdienst ist. Selbst wenn ihr aufhört,<br />
Gott zu verehren, hört nicht auf, dem lebendigen Gott zu dienen, der<br />
euch in menschlicher Form in so grosser Zahl umgibt, dient ihm, ohne<br />
auf Unterschiede in der äusseren Erscheinung <strong>und</strong> Sprache zu achten.<br />
Nur jene, die ihren Mitmenschen Mitgefühl entgegenbringen, haben<br />
einen Anspruch auf die Gnade Gottes. Es ist auch die höchste<br />
spirituelle Disziplin. Sie lässt euch die Menschheit als Einheit sehen<br />
<strong>und</strong> offenbart euch die Herrlichkeit der Allgegenwart Gottes. (...)<br />
Das ist mein Segen. Ich fordere euch auf, für das Glück <strong>und</strong> das<br />
Wohlergehen der ganzen Menschheit zu beten. 25.12.70, (21-264/<br />
265)<br />
Seit sechs oder sieben Jahren sage ich, dass der Tag schnell herankommt,<br />
an dem Millionen sich um den Avatar scharen werden, um Hilfe<br />
zu bekommen. Ich rate euch, all die Zeichen der Gnade <strong>und</strong> Glückseligkeit<br />
zu sammeln <strong>und</strong> zu schätzen, solange ihr die Gelegenheit<br />
dazu habt, so dass ihr euch durch die Erinnerung an die Süsse der Erfahrung<br />
später stärken könnt. 8.4.72, (22-103)<br />
145
<strong>Der</strong> Avatar kommt, um dem Menschen Selbsterkenntnis zu bringen,<br />
um sein Geburtsrecht auf göttliche Glückseligkeit wiederherzustellen.<br />
Er kommt nicht, um einen neuen Glauben zu begründen, eine neue<br />
Sekte einzurichten, einen neuen Gott einzusetzen. Falls das geschieht,<br />
ist es die Auswirkung des Bösen im Menschen. <strong>Der</strong> Avatar<br />
kommt als Mensch, um die Göttlichkeit des Menschen zu beweisen,<br />
um in Reichweite des Menschen zu sein. <strong>Der</strong> menschliche Geist kann<br />
das absolute, eigenschaftslose Prinzip nicht erfassen, es ist abstrakt<br />
<strong>und</strong> kann weder in Worte gekleidet noch vom Verstand erfasst werden.<br />
Feuer ist im Zündholz vorhanden, aber nur, wenn es als Flamme<br />
erscheint, könnt ihr daraus Nutzen ziehen. Das Gestaltlose muss sich<br />
als Gestalt manifestieren, das Formlose muss als Form erscheinen.<br />
Nur dann, aufgr<strong>und</strong> dieser beglückenden Erfahrung kann der Mensch<br />
zuhören, lernen, verstehen, folgen <strong>und</strong> gerettet werden. Er zündet<br />
das Feuer der Selbstverwirklichung in jedem an, <strong>und</strong> die jahrh<strong>und</strong>ertealte<br />
Unwissenheit wird in einem Augenblick zerstört. 31.8.72, (22-<br />
115)<br />
Avatare manifestierten sich im Goldenen Zeitalter, um die vedische<br />
Tradition zu bewahren, im Silbernen Zeitalter, um die Göttliche Ordnung<br />
zu schützen, <strong>und</strong> im Kupfernen Zeitalter um das Recht auf Eigentum<br />
zu verkünden. Im Goldenen Zeitalter bewahrte der Avatar die<br />
Veden davor, dass sie in Vergessenheit gerieten, im Silbernen Zeitalter<br />
rettete er Frauen vor Schmach <strong>und</strong> Schande, <strong>und</strong> im Kupfernen<br />
Zeitalter schützte er Besitz vor ungerechtem Zugriff.<br />
In diesem Eisernen Zeitalter, droht allen drei Bereichen höchste Gefahr.<br />
Die Veden werden lächerlich gemacht, die Frauen geraten in<br />
Versuchung, ein unweibliches Leben zu führen, <strong>und</strong> Eigentum wird<br />
als Diebstahl gebrandmarkt. Also hat der Avatar eine dreifache Aufgabe.<br />
<strong>Der</strong> Mensch hat keine Reinheit im Herzen, keine Heiligkeit in<br />
seinen Gefühlen, keine Liebe in seinen Taten <strong>und</strong> keinen Gott in seinen<br />
Gebeten. Obwohl es in diesem Eisernen Zeitalter am schlimmsten<br />
aussieht, ist das Heilmittel am einfachsten. Im Goldenen Zeitalter<br />
war die spirituelle Disziplin, die das Verderben aufhalten sollte, sehr<br />
schwer. Jahre der Askese <strong>und</strong> Abstinenz waren oft nutzlos. (...)<br />
Was heute nötig ist, um sich jetzt <strong>und</strong> für alle Zeit von Angst <strong>und</strong><br />
Furcht zu befreien, ist Hingabe <strong>und</strong> die Ausrichtung des Geistes auf<br />
Gott. Dann werden körperliche Schmerzen <strong>und</strong> Sinnesqualen den<br />
Geist nicht berühren. Meditation ist jene innere Reise, die von der objektiven<br />
Welt <strong>und</strong> den Sinnen, die ihr hinterherlaufen, wegführt. In den<br />
146
Upanishaden heisst es, „Gott könne niemals von einem Menschen erkannt<br />
werden, der nicht stark sei”. Stärke beinhaltet körperliche, energetische,<br />
moralische, intellektuelle <strong>und</strong> spirituelle Kraft. Denn nur so<br />
können die Sinne beherrscht werden. Ihr mögt meditieren, aber eure<br />
Sinne sind hellwach <strong>und</strong> aktiv, so dass eine winzige Mücke euren<br />
Zorn erregt <strong>und</strong> ihr mit den Armen herumfuchtelt, um sie zu töten!<br />
31.8.72, (22-117/118)<br />
Das Leben braust vorüber wie ein wilder Taifun. Die zugeteilten Jahre<br />
schmelzen dahin wie Schnee in der Sonne, aber der Mensch vertut<br />
die kostbare Chance <strong>und</strong> stürzt sich in dumme <strong>und</strong> frivole Abenteuer.<br />
Die Sehnsucht der menschlichen Seele, die in den Worten „vom Unwirklichen<br />
führe mich zum Wirklichen, aus der Dunkelheit führe mich<br />
zum Licht, vom Tod führe mich zur Unsterblichkeit“ zum Ausdruck<br />
kommt, wird nicht erfüllt. Welchen Nutzen hat es, den Avatar zu ehren<br />
<strong>und</strong> den Tag, an dem er menschliche Form annahm, für heilig zu halten?<br />
Die Botschaft des Avatars muss geboren werden, muss lebendig<br />
werden, muss in euch wachsen, in eurem Herzen - diesen Geburtstag<br />
müsst ihr feiern. Feiert den Geburtstag in eurem Dorf. Ihr braucht keine<br />
weiten Reisen zu dem Ort zu machen, an dem ich mich in meinem<br />
Körper befinde. Legt die Samen der Liebe in euer Herz, lasst sie zu<br />
Bäumen des Dienens wachsen, <strong>und</strong> die süssen Früchte der Glückseligkeit<br />
regnen. Teilt dieses Glück mit allen. Dann feiert ihr meinen Geburtstag<br />
auf rechte Weise. 23.11.72, (22-139)<br />
Jene, die behaupten, mich verstanden zu haben, die Gelehrten, die<br />
Yogis, die Pandits, die Weisen, alle kennen nur die geringste der beiläufigen<br />
äusseren Manifestationen eines unendlich kleinen Teils jener<br />
Macht, nämlich die „W<strong>und</strong>er“! Sie haben nicht den Wunsch, mit der<br />
Quelle aller Macht <strong>und</strong> aller Weisheit, die es hier in Brindavan gibt,<br />
Kontakt aufzunehmen. Ihnen genügt es, wenn sie eine Gelegenheit<br />
bekommen, ihr Buchwissen zur Schau zu stellen <strong>und</strong> mit ihrer Gelehrsamkeit<br />
in vedischem Wissen protzen zu können, <strong>und</strong> sie erkennen<br />
nicht, dass die Person, aus der die Veden hervorgingen, ihretwegen<br />
mitten unter ihnen weilt. In ihrem Stolz bitten sie sogar um noch mehr<br />
Gelegenheiten.<br />
Dies war in allen Zeitaltern der Fall. Die Leute mögen physisch dem<br />
Avatar sehr nahe sein, aber sie leben ihr Leben, ohne sich ihres<br />
Glücks bewusst zu sein; sie überbetonen die Rolle der W<strong>und</strong>er, die<br />
trivial sind im Vergleich mit meiner Herrlichkeit <strong>und</strong> Majestät. (...)<br />
Wenn ihr deshalb von diesen „W<strong>und</strong>ern“ sprecht, lache ich innerlich<br />
147
voller Mitleid, dass ihr euch selbst so schnell erlaubt, die wertvolle Bewusstheit<br />
meiner Realität zu vergessen.<br />
Meine Macht ist unermesslich; meine Wahrheit ist unerklärbar, unauslotbar.<br />
Ich erkläre dies über mich, denn dies ist jetzt notwendig. Aber<br />
was ich jetzt mache, ist nur das Geschenk einer „Visitenkarte“! Ich<br />
möchte euch gerne sagen, dass die emphatischen Erklärungen der<br />
Wahrheit durch Avatare nur noch von Krishna so klar <strong>und</strong> so unmissverständlich<br />
gegeben wurden. Trotz dieser Feststellung werdet<br />
ihr im Lebenslauf dieses gleichen Krishna finden, dass er bei seinen<br />
Bemühungen <strong>und</strong> Anstrengungen bei verschiedenen Gelegenheiten<br />
eine Niederlage erfuhr; ihr solltet auch entdeckt haben, dass auch<br />
diese Niederlagen ein Teil des Dramas waren, das er selbst geplant<br />
<strong>und</strong> dirigiert hatte. (...) Ich muss euch jetzt sagen, dass es in der Zeit<br />
dieses <strong>Sai</strong>-Avatars keinen Platz selbst für solch ein „Drama“ gibt, mit<br />
Szenen der Niederlage <strong>und</strong> des Misserfolgs. Was ich will, muss stattfinden;<br />
was ich plane, muss Erfolg haben. Ich bin die Wahrheit, <strong>und</strong><br />
die Wahrheit kennt kein Zögern, keine Furcht oder Ausweichen.<br />
„Wollen“ ist für mich überflüssig. Denn meine Gnade ist immer da für<br />
Gottesverehrer, die beständige Liebe <strong>und</strong> Vertrauen haben. Da ich<br />
frei unter ihnen wandle, spreche <strong>und</strong> singe, können selbst Intellektuelle<br />
meine Wahrheit, meine Macht, meine Herrlichkeit oder meine eigentliche<br />
Aufgabe als Avatar nicht begreifen. Ich kann jedes Problem<br />
lösen, ganz gleich, wie verknotet es ist. Ich bin jenseits der Reichweite<br />
selbst der intensivsten Untersuchung <strong>und</strong> der genauesten Messung.<br />
Nur jene, die meine Liebe erkannt <strong>und</strong> diese Liebe erfahren haben,<br />
können behaupten, dass sie einen kleinen Einblick in meine<br />
Herrlichkeit bekommen haben. Denn der Pfad der Liebe ist der Königsweg,<br />
der die Menschheit zu mir führt.<br />
Versucht nicht, mich mit den äusseren Augen zu erkennen. Wenn ihr<br />
in einen Tempel hineingeht <strong>und</strong> vor dem Bild Gottes steht, betet ihr<br />
mit geschlossenen Augen, nicht wahr? Warum? Weil ihr spürt, dass<br />
nur das innere Auge der Weisheit ihn euch enthüllen kann. Verlangt<br />
deshalb nicht von mir billige materielle Gegenstände; verlangt vielmehr<br />
nach mir, <strong>und</strong> ihr werdet belohnt. Das heisst nicht, dass ihr nicht<br />
erhalten solltet, was ich euch als Zeichen der Gnade aus der Fülle der<br />
Liebe gebe. Ich werde euch sagen, warum ich euch diese Ringe, Talismane,<br />
Rosenkränze usw. gebe. Sie zeigen das Band zwischen mir<br />
<strong>und</strong> jenen, denen sie gegeben sind, auf. Wenn ihnen ein Unglück zustösst,<br />
kommt der Gegenstand in einem Nu zu mir zurück <strong>und</strong> kehrt<br />
ebenso schnell zu dem Menschen in der Gefahr zurück <strong>und</strong> bringt von<br />
148
mir die helfende Gnade des Schutzes. Diese Gnade kommt allen zu,<br />
die mich in irgendeinem Namen oder irgendeiner Form anrufen, nicht<br />
nur jenen, die diese Gaben tragen. Liebe ist das Band, durch das<br />
Gnade gewonnen wird.<br />
Betrachtet die Bedeutung des Namens <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>. „Sa“ bedeutet „göttlich“;<br />
„ai“ oder „ayi“ bedeutet „Mutter“, <strong>und</strong> „baba“ bedeutet „Vater“.<br />
(...) Eure leiblichen Eltern zeigen Liebe gemischt mit einem Schuss<br />
Selbstsucht, aber diese <strong>Sai</strong> „Mutter <strong>und</strong> Vater“ überschüttet mit Liebe<br />
oder Tadel, nur um euch im Kampf um Selbstverwirklichung zum Sieg<br />
zu führen. Denn dieser <strong>Sai</strong> ist gekommen, um die höchste Aufgabe zu<br />
vollbringen: die gesamte Menschheit wie eine Familie durch das Band<br />
der Bruderschaft zu einen <strong>und</strong> die göttliche Realität eines jeden Wesens<br />
zu bestätigen <strong>und</strong> zu erleuchten, damit das Göttliche, das die<br />
Gr<strong>und</strong>lage des gesamten Kosmos ist, enthüllt wird. Er ist gekommen,<br />
um alle zu unterweisen, das gemeinsame göttliche Erbe zu erkennen,<br />
das die Menschen miteinander verbindet, damit der Mensch sich vom<br />
Tierischen lösen <strong>und</strong> zum Göttlichen erheben kann, was sein Ziel ist.<br />
Ich bin die Verkörperung der Liebe; Liebe ist mein Instrument. Es gibt<br />
kein Geschöpf ohne Liebe; die niedrigen lieben zumindest sich selbst.<br />
Und jedes Selbst ist Gott. (...)<br />
Ich musste euch so viel über meine Wahrheit erzählen, denn ich wünsche,<br />
dass ihr darüber nachdenkt <strong>und</strong> Freude daraus zieht, damit ihr<br />
inspiriert werdet, die Disziplinen zu befolgen, die von mir aufgestellt<br />
worden sind, <strong>und</strong> damit ihr zum Ziel der Selbstverwirklichung vorwärtsschreitet,<br />
der Verwirklichung von <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong>, der in euren Herzen<br />
strahlt. 19.6.74, (23-70/72)<br />
Da wir gerade schon bei diesem Thema sind, möchte ich euch dringend<br />
noch vor einer anderen Sache warnen. Verbringt nicht eure Zeit<br />
mit dem Versuch Gott zu verstehen, mich zu verstehen; verschwendet<br />
die Zeit nicht mit diesem Versuch. Ich sage das aus diesem Gr<strong>und</strong>e:<br />
Niemand ist in der Lage, mich zu begreifen. Versucht deshalb<br />
nicht das Unmögliche, ihr verschwendet nur eure Zeit <strong>und</strong> Mühe. Nur<br />
wenn ihr euch selbst kennt, könnt ihr mich erkennen.<br />
Ich benötige nichts in diesem Universum, ganz gleich wie gross oder<br />
wie klein es sein mag. Zu keinem Zeitpunkt hat ein Wunsch mich zu<br />
einer Sache oder einer Aktivität getrieben. Ich bin derjenige, der gekommen<br />
ist, um zu geben, <strong>und</strong> nicht um zu empfangen. Und was ihr<br />
mir anbieten könnt, ist nur dies: reine, unverfälschte Liebe. Meine<br />
Glückseligkeit beruht darauf. 23.11.74, (23-127)<br />
149
<strong>Der</strong> Avatar ist die Seelenkraft, die sich das Kleid der Aktivität <strong>und</strong> Gelassenheit<br />
angelegt hat. Im Allgemeinen wird der Prozess der Inkarnierung<br />
als „Herniederkommen“ von einem höheren auf einen niedrigeren<br />
Status beschrieben. Aber nein. Wenn das Kind in der Wiege<br />
weint <strong>und</strong> jammert <strong>und</strong> um Hilfe ruft, beugt sich die Mutter hinab <strong>und</strong><br />
nimmt es in ihre Arme. Ihr Sich-Hinabbeugen kann nicht als „Herniederkommen“<br />
beschrieben werden. Das Flugzeug muss hoch oben<br />
fliegen, es kann nicht die Strasse entlang fahren. Aber es fliegt nicht<br />
immer. Es landet auf dem Flughafen, weil dort Leute sind, die ein Tikket<br />
erworben haben, das sie berechtigt, mit dem Flugzeug zu fliegen.<br />
Wenn ihr die Voraussetzungen erwerbt, wird die Inkarnation des<br />
Avatars kommen <strong>und</strong> euch retten. Wenn ihr jedoch andererseits eure<br />
Schuld vergrössert <strong>und</strong> tiefer <strong>und</strong> tiefer sinkt, wie könnt ihr dann gerettet<br />
werden? Habt Liebe <strong>und</strong> Seligkeit in euren Herzen. Seligkeit<br />
entsteht durch reines Sehen, reines Hören, reine Sprache <strong>und</strong> reine<br />
Handlungen.<br />
<strong>Der</strong> Tag, an dem ihr euch in dieser Glückseligkeit einrichtet, dieser<br />
Tag wird für euch mein Geburtstag sein. Ich muss euch noch etwas<br />
erzählen. Mein Geburtstag wird in Puttaparthi gefeiert, weil so viele<br />
Tausende trotz der Kosten <strong>und</strong> vieler Schwierigkeiten während der<br />
Reise hierherkommen. Habt nicht den Eindruck, ihr müsstet kommen,<br />
weil mein Geburtstag ist. Ich habe nicht den Wunsch, dass mein Geburtstag<br />
gefeiert wird; solche trivialen Gedanken können mir nicht<br />
kommen. Mein einziger Wunsch ist, meine Glückseligkeit mit euch zu<br />
teilen, euch zu ermuntern, ein Leben voller Glückseligkeit zu führen.<br />
Mein Geburtstag ist, wenn ihr Glückseligkeit erlangt. Meine Mission<br />
ist: „Mögen alle Welten glücklich sein. Möge in allen Welten Glück<br />
herrschen.“ Werdet euch der Einheit der Menschheit bewusst, fördert<br />
durch Liebe <strong>und</strong> Dienst die Freude <strong>und</strong> Zufriedenheit aller auf Erden,<br />
erfüllt euer Herz mit jenem Verlangen. Dann wird es wahrhaftig zum<br />
<strong>Sai</strong>-Tempel. Von dem Moment an bin ich, wo ihr seid. 23.11.78, (24-<br />
168/169)<br />
Ihr habt sicherlich davon gehört, dass die Leute in Indien glauben,<br />
dass die Rezitation der neun Namen Arjunas - hintereinander aufgesagt<br />
- bei einem Gewitter vor dem Blitz retten kann. Dies ist der Beweis,<br />
dass nicht nur die Namen Gottes, sondern auch die Namen seiner<br />
treuen Anhänger Macht über die Elemente haben, sofern sie<br />
immer rein <strong>und</strong> in ständigem Kontakt mit dem Absoluten waren. Dies<br />
erklärt, weshalb auch berühmten Anhängern wie Tyagaraja <strong>und</strong> Kabir<br />
Verehrung <strong>und</strong> Huldigung entgegengebracht wird. Sie besitzen keine<br />
150
eigene Identität, sie sind durch die Verehrung des Begrenzten eins<br />
mit dem Grenzenlosen Einen geworden. 6.9.79, (24-178)<br />
<strong>Der</strong> Mensch hat die Wahl zwischen zwei Wegen: dem Weg zu Gott<br />
<strong>und</strong> dem Weg des Geldes. Nur wenige wählen den ersteren <strong>und</strong> finden<br />
das Ziel, das in ihnen liegt, dort wo ihr Selbst in seiner ganzen<br />
Herrlichkeit erstrahlt. Die grosse Mehrheit schleppt sich mühsam<br />
durch die Wildnis, in welche der andere Weg führt. Dort tritt das Tier<br />
im Menschen in Erscheinung <strong>und</strong> unterdrückt die besten Kräfte, die in<br />
ihm ruhen. (...)<br />
Da die meisten Gläubigen auf halbem Weg stehen bleiben <strong>und</strong> beginnen,<br />
ihren Guru <strong>und</strong> seine <strong>Lehre</strong>n zu rühmen, anstatt deren Wert <strong>und</strong><br />
Gültigkeit selbst zu erfahren, erkennen sie nie ihr wirkliches Selbst<br />
<strong>und</strong> erfahren nie das unendliche Glück, welches es vermittelt.<br />
25.9.79, (25-10/11)<br />
Bevor Rama vierzehn Jahre alt war, verbrachte er nach einer langen<br />
Pilgerfahrt zu den Tempeln <strong>und</strong> heiligen Stätten des Landes einige<br />
Jahre in der Einsamkeit <strong>und</strong> mit Selbstbesinnung. Er fand keinen Gefallen<br />
an den königlichen Gewändern <strong>und</strong> Speisen <strong>und</strong> interessierte<br />
sich nicht für die Menschen <strong>und</strong> materiellen Dinge. Er bewegte Finger<br />
<strong>und</strong> Handflächen auf seltsame Weise, <strong>und</strong> was das, was er in die Luft<br />
schrieb, zu bedeuten hatte, wusste nur er. Er lachte oft ohne Gr<strong>und</strong>.<br />
Kurz, er verhielt sich genauso wie ich in diesem Alter. (...) Das war ein<br />
Zustand, in dem sich jeder Avatar befindet, bevor er die Aufgabe in<br />
Angriff nimmt, die zu erfüllen er gekommen ist. Es ist die Zeit, in welcher<br />
der Avatar das Geschehen vorausplant. 25.3.80, (25-22)<br />
<strong>Der</strong> Mensch wird in seinem Leben von drei Plagen bedroht. Sie werden<br />
in den Heiligen Schriften erwähnt, <strong>und</strong> es wird vor ihnen gewarnt.<br />
Es handelt sich um Krankheiten des Körpers <strong>und</strong> des Geistes, um die<br />
Bedrohung <strong>und</strong> Belästigung durch niedriger stehende Lebewesen wie<br />
Schlangen, wilde Tiere, Würmer, Insekten <strong>und</strong> um Naturkatastrophen<br />
wie Überschwemmungen, Dürre, Stürme usw.<br />
<strong>Der</strong> menschliche Körper beherbergt unzählige Mikroben. Niemand ist<br />
frei von diesen Parasiten, welche die Ursache vieler Krankheiten sind.<br />
Aber diese Plage ist leicht zu überwinden, indem man Mitgefühl allen<br />
Lebewesen gegenüber entwickelt, sein Herz mit Liebe füllt <strong>und</strong> Liebe<br />
um sich verbreitet. Krankheiten, geistige sowie körperliche, sind die<br />
Reaktionen des Körpers auf einen vergifteten Geist. Nur ein unverdorbener<br />
Geist garantiert Ges<strong>und</strong>heit. (...)<br />
151
Die zweite Plage wird durch die niedrigen Lebewesen wie Fliegen,<br />
Mücken, Ameisen <strong>und</strong> Ungeziefer verursacht. Es ist schwer, sie ganz<br />
loszuwerden, aber man kann sich durch Yoga-Übungen mental unempfindlich<br />
machen. Yoga wird als Übung zur Verhinderung geistiger<br />
Erregung beschrieben. Wenn der Geist sich von der Verbindung mit<br />
der Aussenwelt, welche durch die Sinne hergestellt wird, zurückzieht,<br />
ist der Mensch gegen Angst <strong>und</strong> Erregung gefeit. <strong>Der</strong> Geist muss sich<br />
gegen Lob <strong>und</strong> Tadel abschirmen, denn diese sind es, die den Menschen<br />
stolz oder zornig werden lassen. Stolz ist eine schlechte Eigenschaft,<br />
aber Zorn ist eine Katastrophe. (...)<br />
Die dritte Plage betrifft die Naturkatastrophen. Um von ihnen nicht beeinflusst<br />
zu werden, müsst ihr euch darin üben, die Bewusstseinsstufe,<br />
die „samadhi“ genannt wird, zu erreichen. „Dhi“ bedeutet Intellekt, <strong>und</strong><br />
„sama“ heisst soviel wie gleich, ausgeglichen. Samadhi bezeichnet<br />
also nicht einen Zustand der Verzückung, bei dem man auf den Boden<br />
fällt, bewusstlos wird <strong>und</strong> bei dem sich die Gliedmassen in unkontrollierten<br />
Zuckungen bewegen. Es ist keine ekstatische Erfahrung. Es ist<br />
vielmehr die Geisteshaltung, allen Ereignissen <strong>und</strong> Personen ohne Zuoder<br />
Abneigung zu begegnen. Auf dieser Bewusstseinsstufe ist der<br />
Mensch frei von Reaktionen, von Wünschen, Wollen <strong>und</strong> Verlangen.<br />
Er hat sich bewusst dazu erzogen, weder positiv noch negativ auf äussere<br />
oder innere Reize zu reagieren, denn wenn er das tut, wird sein<br />
Geist verdunkelt <strong>und</strong> kann die Verwandlung ins Göttliche nicht vollziehen.<br />
13.7.80, (25-29/31)<br />
Die Verhältnisse in der Welt können nicht durch irgendwelche Pläne<br />
verbessert werden. Nur durch eine spirituelle Revolution in den Menschen<br />
kann eine gerechte Ordnung in der Welt entstehen, die zu<br />
Glück <strong>und</strong> Wohlstand aller führt. Wenn der Geist der Menschen nicht<br />
geläutert <strong>und</strong> transformiert wird, sind alle Reformbestrebungen nutzlos.<br />
23.11.80, (25-48)<br />
<strong>Der</strong> Avatar kommt, um die Menschheit zu retten. Aus Liebe <strong>und</strong> Mitgefühl<br />
steigt Gott auf die Ebene des Menschen herab <strong>und</strong> ruft ihm das<br />
Göttliche ins Bewusstsein. Dem Menschen, der ausserhalb seiner<br />
selbst verzweifelt nach ihm sucht, der sein innerstes Wesen ist, offenbart<br />
er sich als das eigene Selbst. Die Gelegenheit, hier zu sein, wird<br />
euch geboten, damit ihr das höchste Ziel des Lebens, das Einswerden<br />
mit dem Göttlich-Absoluten, erreichen könnt. Es ist eine Belohnung für<br />
Verdienste, die ihr in vielen früheren Existenzen erworben habt.<br />
24.12.80, (25-51)<br />
152
<strong>Sai</strong> ist immer voller Freude. Angst <strong>und</strong> Sorgen können ihn nicht beunruhigen.<br />
Ihr mögt es glauben oder nicht, aber <strong>Sai</strong> hat noch nie erfahren,<br />
was es bedeutet, sich Sorgen zu machen. Er ist sich immer des ständigen<br />
Wechsels <strong>und</strong> Wandels aller Dinge bewusst. Er unterliegt nicht<br />
der Illusion von Zeit <strong>und</strong> Raum mit allem, was sich darin abspielt. Nur<br />
jene, welche die grossen Zusammenhänge nicht kennen <strong>und</strong> die von<br />
äusseren Umständen berührt werden, haben Sorgen. Alle, die in den<br />
Wirrwarr von Zeit <strong>und</strong> Raum geraten, werden Opfer des Leids. <strong>Sai</strong> befasst<br />
sich zwar mit den Ereignissen, die durch Zeit <strong>und</strong> Raum bedingt<br />
sind, aber er ist ewig in jenem Bereich verankert, der jenseits von Raum<br />
<strong>und</strong> Zeit liegt, denn er ist den Begrenzungen von Zeit <strong>und</strong> Raum nicht<br />
unterworfen. Ihr müsst erkennen, wie einzigartig der Wille ist, den <strong>Sai</strong><br />
zum Ausdruck bringt. Wisst, dass dieser Wille unwiderstehlich ist. Ihr<br />
mögt ihn für unbedeutend halten <strong>und</strong> ihn nicht beachten, aber wenn<br />
dieser Wille sich geformt hat, wird er sich niemals ändern, obwohl alles<br />
andere Veränderungen unterworfen ist. 8.10.81, (25-127)<br />
Ihr überlegt euch wohl, was ihr mir zum Geburtstag schenken könntet.<br />
Das einzige angemessene Geschenk ist die Liebe zu euren Mitmenschen,<br />
deren Sorgen ihr teilt <strong>und</strong> denen ihr dient. Das ist das Einzige,<br />
was ich mir von euch wünsche. Nur reine, selbstlose, beständige Liebe<br />
darf Gott als Geschenk dargebracht werden.<br />
An diesem Geburtstag habe ich nur das eine Verlangen, euch glücklich<br />
zu machen. Ihr macht jetzt schon Pläne für meinen 60. Geburtstag.<br />
Ich möchte, dass ihr noch vor diesem 60. Geburtstag in drei Jahren<br />
die Patenschaft für mindestens 6000 Dörfer übernehmt <strong>und</strong><br />
beginnt, ihre Lebensbedingungen mit geeigneten Methoden zu verbessern.<br />
Reiche Leute <strong>und</strong> solche in hohen Stellungen haben viele<br />
Bedienstete. Aber die Armen <strong>und</strong> Elenden haben niemanden, der ihnen<br />
dient. Geht zu ihnen <strong>und</strong> macht sie zu euren Fre<strong>und</strong>en. Seid ihre<br />
Wohltäter <strong>und</strong> seht in ihnen eure nächsten Verwandten. Seht zu, dass<br />
sie euch als solche willkommen heissen. Wenn ihr Menschen, die von<br />
Hunger gequält werden, fromme Geschichten erzählt, können diese<br />
sie nicht verstehen. Ihr müsst zuerst ihren Hunger stillen. Bringt ihnen<br />
Gott in der Form von Nahrung <strong>und</strong> Kleidung. Lasst Gott in der Form<br />
von Frieden zu den Verzweifelten kommen. Gebt den leidenden Kranken<br />
Gott in der Form von Medizin. Bringt den Notleidenden Gott in jeder<br />
Form, die Angst, Schmerzen <strong>und</strong> Sorgen lindern kann. Nur nachdem<br />
das geschehen ist, kann auch Spiritualität von den Herzen<br />
aufgenommen werden. Wenn ihr es umgekehrt versucht, wird statt<br />
spiritueller Gefühle der Atheismus genährt.<br />
153
Die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation muss deshalb in diesen 6000 Dörfern<br />
Einrichtungen wie Schulen, Krankenstationen <strong>und</strong> Gemeindehäuser<br />
erstellen oder die vorhandenen verbessern. Es gibt Dörfer, die haben<br />
nicht einmal Trinkwasser. Die Regierung kann diese Aufgaben nicht<br />
alle allein bewältigen. Ohne die Mithilfe der Bevölkerung wird nichts<br />
geschehen. Die Regierung ist eine Körperschaft, die nur auf der<br />
Gr<strong>und</strong>lage der Zusammenarbeit mit den Bürgern etwas zustande<br />
bringen kann. Ihr müsst die Entwicklung der Gesellschaft vorantreiben,<br />
ohne euch in allem auf die Regierung zu verlassen. Das ist wirklich<br />
spirituelle Praxis. Strebt danach, eure Aufgaben mit Liebe zu erfüllen.<br />
Seid bereit, all eure Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen. Für<br />
dieses Opfer, für diesen Dienst in seinem Namen ausgeführt, werdet<br />
ihr durch Gottes Liebe belohnt. Kann es etwas Grösseres geben, als<br />
das Bestreben, die Liebe Gottes zu gewinnen?<br />
Ihr müsst allerdings das Wesen dieser Liebe richtig verstehen. Die Art<br />
<strong>und</strong> Weise, in der ihr sie jetzt erfahrt <strong>und</strong> interpretiert, entspricht eurem<br />
begrenzten Verständnis des göttlichen Prinzips <strong>und</strong> liegt auf einer<br />
persönlichen Ebene. Das ist ein Fehler. Dem Prinzip der Liebe<br />
haftet nicht die geringste Spur von Ego an. Es ist völlig frei von selbstsüchtigen<br />
Neigungen. Alles was <strong>Sai</strong> tut, was <strong>Sai</strong> denkt, was <strong>Sai</strong> sagt,<br />
geschieht nur um euretwillen. Mein einziger Wunsch ist es, euch<br />
glücklich zu machen. Euer Glück ist mein Glück. Ich kenne kein anderes<br />
Glück als das eure. (...)<br />
Nächsten Monat werde ich durch ganz Indien reisen, um jene zu segnen,<br />
denen es aus ges<strong>und</strong>heitlichen oder finanziellen Gründen nicht<br />
möglich ist, hierherzukommen. Ich will ihnen diese Freude bereiten.<br />
Ein wichtiger Punkt: Bereitet Veranstaltungen für meinen Besuch<br />
nicht in grossen oder kleineren Städten vor, sondern in Dörfern. Verringert<br />
Ausgaben, indem ihr Möglichkeiten zu Versammlungen in den<br />
Dörfern schafft. Ich wünsche, jedes Dorf zu besuchen. Aber ihr müsst<br />
die nötigen Vorbereitungen treffen. Ihr müsst die H<strong>und</strong>erttausende,<br />
die sich versammeln werden, bestens versorgen. Wenn ihr für euren<br />
Teil alles gut vorbereitet, werde ich kommen - <strong>und</strong> wenn es zu Fuss<br />
ist -, um Theorie <strong>und</strong> Praxis der Kultur Indiens allen verständlich zu<br />
machen. Ich bin entschlossen, euch wirklich glücklich zu machen, indem<br />
ich euch die traditionelle Lebensweise des indischen Volkes aufs<br />
Neue nahe bringe. Das wird ganz gewiss geschehen. Die Göttliche<br />
Ordnung gilt für andere Länder selbstverständlich ebenso wie für Indien.<br />
Niemand braucht zu verzweifeln oder sich in Selbstbeschuldigungen<br />
zu ergehen. Alles wird gut werden. Ihr könnt die Siegestrommeln<br />
rühren.<br />
154
Verkörperungen der göttlichen Seele! Ihr mögt es noch nicht so sehen,<br />
aber vor meinen Augen ist es klar. In einiger Zeit werden sogar<br />
jene, die jetzt mein wahres Wesen nicht erkennen können, sich mir<br />
mit Tränen der Reue nähern <strong>und</strong> mich in ihrem Leben erfahren. Sehr<br />
bald wird das weltweit geschehen. <strong>Sai</strong> hält diese Entwicklung noch etwas<br />
zurück. Wenn die richtige Zeit für dieses Geschehen gekommen<br />
ist, wird die ganze Welt ein Prashanti Nilayam. Geht nun alle entschlossen<br />
daran, die Ideale, die euch nahe gebracht werden, in die<br />
Praxis umzusetzen. In den kommenden Jahren mögt ihr nicht mehr<br />
die Möglichkeit haben, mir so nahe zu sein wie jetzt. Millionen werden<br />
sich hier versammeln. Das wird bald geschehen. Deshalb verdient<br />
euch meine Liebe <strong>und</strong> Gnade, indem ihr durch aktive Nächstenliebe<br />
eurem Leben einen Sinn verleiht. 23.11.82, (25-205/207)<br />
Wenn ihr zehn Schritte höher geht, auf dem guten Weg, werde ich<br />
h<strong>und</strong>ert Schritte auf euch zukommen. Deshalb macht zehn Schritte in<br />
die richtige Richtung.<br />
In dem Ausmass, in dem ihr an Gott denkt <strong>und</strong> euch nach ihm sehnt,<br />
wird Gott sich tausendfach nach euch sehnen. Aber ihr habt nicht dieses<br />
Verlangen. Ihr solltet den Unterschied zwischen glühendem Sehnen<br />
<strong>und</strong> Trägheit im Bemühen herausfinden. (...)<br />
Lasst euch nicht von dem Satz täuschen, wenn ihr zehn Schritte auf<br />
mich zukommt, werde ich 100 Schritte auf euch zukommen. Ihr solltet<br />
zehn Schritte in die Richtung tun, anderen zu dienen, ihr solltet Dinge<br />
tun, die Gott erfreuen. Was immer ihr sagt, was immer ihr denkt: denkt<br />
nach <strong>und</strong> unterscheidet, ob die Handlung Gott erfreuen wird oder<br />
nicht. (15.4.95)<br />
Widmet euer Wissen dem Wohl der Menschen. Seid euren Mitmenschen<br />
ein Vorbild. Entwickelt die innere Einstellung, dass alle Menschen<br />
eins sind. Diese Botschaft zu lehren ist der Gr<strong>und</strong>, weshalb der<br />
<strong>Sai</strong>-Avatar gekommen ist. <strong>Sai</strong> ist gekommen, um die Allgegenwart<br />
Gottes aufzuzeigen. <strong>Der</strong> Avatar ist gekommen, um zu erklären, dass<br />
Gott überall gegenwärtig ist. Dies ist genauso notwendig wie es notwendig<br />
ist, dass jemand die Lampe anzündet, auch wenn Behälter, Öl<br />
<strong>und</strong> Docht bereits vorhanden sind. <strong>Der</strong> Avatar kommt nicht nur, um<br />
die ewigen Tugenden zu verkünden, sondern auch, um seine Liebe<br />
über alle Menschen zu verströmen. Aber jeder wird den Nutzen erhalten,<br />
welcher der Grösse seines Gefässes entspricht. (1.7.96)<br />
155
Ich lehre die Menschen das, was für sie richtig ist. Wozu tue ich dies<br />
alles? Damit sie von <strong>Sai</strong> lernen, was sie zu lernen haben.<br />
Ihr müsst erkennen, dass ihr all dies bekommt, weil ihr grosses Glück<br />
habt. Niemand hat von einem früheren Avatar diesen Segen erhalten.<br />
Euer grosses Glück wird reiche Früchte tragen, wenn ihr die Gelegenheit<br />
nutzt, von <strong>Sai</strong>s <strong>Lehre</strong>n zu lernen <strong>und</strong> zu profitieren.<br />
Zu gegebener Zeit werdet ihr sehen, das selbst die Blinden <strong>und</strong> Unwissenden<br />
verkünden: <strong>Sai</strong> ist Gott.<br />
Auf der menschlichen Ebene tritt Täuschung gelegentlich hervor <strong>und</strong><br />
unterzieht die Menschen verschiedenen Prüfungen. Ergebt euch der<br />
Täuschung auf keinen Fall.<br />
Taucht in das Wesen der Liebe ein, deren wahre Natur jenseits aller<br />
Beschreibung liegt. (...)<br />
Die Liebe ist stärker als Meditation oder die Wiederholung des Namens<br />
Gottes. Den Herrn interessiert nicht, wieviel ihr jemandem gegeben<br />
habt, wie vielen Armen ihr Nahrung gegeben habt, oder wie<br />
viele Kleider ihr verteilt habt. (...) Was ihr jedoch Swami darbringen<br />
könnt, sind eure Gefühle, mit denen ihr es gegeben habt. Ich kümmere<br />
mich nicht darum, wieviel <strong>und</strong> was ihr gebt. (...)<br />
Alle göttlichen Inkarnationen haben so gezeigt, wie selbst die kleinste<br />
Gabe, die ein Gläubiger mit reinem Herzen darbringt, grosse Verdienste<br />
bringen kann. (30.7.96)<br />
Ihr müsst vom Einzelwesen zur Verwirklichung des allumfassenden<br />
Selbst fortschreiten.<br />
Alle sind <strong>Offenbarung</strong>en der Göttlichkeit. Ihr mögt euch fragen, ob ihr<br />
je die Kräfte <strong>und</strong> Fähigkeiten von <strong>Sai</strong> besitzen werdet. Folgt mir. Es ist<br />
eure Bestimmung, diese Kräfte zu erlangen. Jene Macht ist in euch<br />
verborgen, aber ihr seid euch dessen nicht bewusst. Ihr wollt Glückseligkeit<br />
erfahren. Wenn ihr mir wirklich folgt, werdet ihr jene Glückseligkeit<br />
in euch entdecken. Und das ist nicht alles. Ihr werdet jene Wonne<br />
überall finden, wohin ihr euch auch wendet. Diese Glückseligkeit<br />
könnt ihr nicht in der gegenständlichen Welt finden, da sie vollkommen<br />
in euch selbst ist. Seht euch selbst jederzeit <strong>und</strong> unter allen Umständen<br />
als das Göttliche an. So werdet ihr eins mit der Göttlichkeit<br />
werden.<br />
Richtet euren Geist auf Gott, <strong>und</strong> ihr werdet göttliche Glückseligkeit<br />
erfahren. Darum rate ich euch gelegentlich, was ihr tun <strong>und</strong> was ihr<br />
lassen solltet. All dies geschieht nicht um meinetwillen, sondern zu<br />
eurem Besten, damit ihr den Pfad der Gottverwirklichung einschlagt,<br />
156
um euch die höchste Wahrheit über das Göttliche zu lehren <strong>und</strong> euer<br />
heiliges Leben zu einem beispielhaften werden zu lassen.<br />
Jeder sollte danach streben, ein vorbildlicher Mensch zu werden. Das<br />
heisst, dass jeder sich an dem Massstab seiner Göttlichkeit messen<br />
muss. Stellt euch vor, wie glücklich alle wären, wenn die Welt von diesem<br />
reinen, erhabenen <strong>und</strong> heiligen Ideal erfüllt wäre.<br />
Erkennt, dass Gott euer Führer ist. Er ist der <strong>Lehre</strong>r aller <strong>Lehre</strong>r.<br />
(30.7.96)<br />
Ein König, ein Held oder ein grosser Gelehrter kommen nicht einem<br />
Gottergebenen gleich. Ohne Liebe könnt ihr nicht erlöst werden. Ihr alle<br />
schaut <strong>Sai</strong> an. Schaut nach innen <strong>und</strong> seht ihn dort. Die äussere Sicht<br />
ist nutzlos. Schaut nach innen. Wenn ihr die innere Schau habt, könnt<br />
ihr die wahre Form sehen. Schaut deshalb nicht nach aussen. (...)<br />
Schaut nach innen, werdet der Hausherr. Gott ist der Hausherr. Wenn<br />
ihr zu Gott werdet oder zu Gott gehört, habt ihr alles Wertvolle. Entwickelt<br />
Fre<strong>und</strong>schaft mit Gott. <strong>Sai</strong> wird dorthin kommen, wo ihr seid.<br />
(...)<br />
Dass ihr diese menschliche Form seht, könnte euch dazu verleiten,<br />
sie als beiläufig zu behandeln oder sie liebevoll als eine menschliche<br />
Verkörperung anzusehen. Das ist nicht korrekt. Ich bin nicht der Körper,<br />
ich bin nicht der Geist, ich bin nicht die Unterscheidungskraft, ich<br />
bin nicht das innere Bewusstsein <strong>und</strong> nicht die innere Antriebskraft.<br />
Ich bin kein bestimmtes Objekt. Dieser Körper wurde für euer Wohl<br />
angenommen. (...)<br />
Ich erkläre heute meine eigene Wahrheit. Ihr habt bisher nicht einmal<br />
einen kleinen Bruchteil meiner Wirklichkeit verstanden. Niemand<br />
kann jemals das Wesen dieser Wirklichkeit voll erfassen. Unter Männern<br />
bin ich ein Mann, unter Frauen eine Frau. Unter Kindern bin ich<br />
ein Kind. Wenn ich allein bin, bin ich Gott. Das ist meine Wahrheit. <strong>Der</strong><br />
Gr<strong>und</strong> liegt darin, dass ich entsprechend dem Niveau eines jeden Bereichs<br />
zu handeln habe. (...) Die Sucher der vedantischen Wahrheit<br />
lehre ich Vedanta. Leute mit Familie lehre ich die Pflichten des Familienstandes.<br />
Ich lehre die Menschen das, was ihnen angemessen ist.<br />
Warum tue ich all dies? Damit die Menschen von mir lernen können.<br />
Ihr müsst wissen, dass ihr all dies aufgr<strong>und</strong> eures extrem guten<br />
Schicksals erlebt. Diese Art Segnung hat niemand bei keinem anderen<br />
Avatar erhalten. Euer gutes Los trägt dann immense Frucht, wenn<br />
ihr diese Gelegenheit zum Lernen gut nutzt <strong>und</strong> von meinen <strong>Lehre</strong>n<br />
profitiert. (31.7.96)<br />
157
Es ist die zarte Liebe, die alle Menschen wie ein Magnet zu mir heranzieht.<br />
Sie zieht alle an sich. Einige denken sich: “Wieso bin ich nicht<br />
angezogen worden?” Das liegt an dem Rost <strong>und</strong> Staub des Eisenstückes,<br />
es ist nicht der Fehler des Magneten. Reinigt das Eisenstück<br />
von Staub <strong>und</strong> Rost, dann wird es auch angezogen. Diese Unreinheiten<br />
sind Anhaftungen an materielle Dingen, ebenso wie Zuneigung<br />
<strong>und</strong> Abneigung, Neid, Hass etc. Wenn ihr euch von all diesen reinigt,<br />
werdet ihr, wo immer ihr seid, die Meinen sein, <strong>und</strong> ich werde der Eure<br />
sein. Ob ihr im Wald seid, im Himmel, in Städten oder Dörfern, auf<br />
Bergen oder auf Gewässern - für den Hilflosen ist <strong>Sai</strong> die Rettung.<br />
Seid wo ihr wollt, aber reinigt euer Herz <strong>und</strong> entwickelt göttliche Liebe.<br />
Sie reinigt <strong>und</strong> rettet nicht nur euch, sondern eure Familie, eure Gesellschaft<br />
<strong>und</strong> Umgebung.<br />
Verwandelt euer Herz <strong>und</strong> lasst es voller Liebe sein. Ihr braucht nichts<br />
zu schenken, (...) Geschenke haben hier keinen Zutritt. Nur Liebe hat<br />
Zutritt. (23.11.96)<br />
Gott ist über den ganzen Kosmos ausgebreitet. Er ist in allen Geschöpfen<br />
gegenwärtig. Er existiert zu jeder Zeit, er ist überall, in allen<br />
Zeiten, in allen Formen gegenwärtig. Diese kosmische Form wird in<br />
einer kleinlichen Weise angebetet. Es ist der Gr<strong>und</strong> für Ruhelosigkeit.<br />
Gott, der überall im Kosmos ausgebreitet ist, auf einen Bilderrahmen<br />
zu begrenzen, ist kein Zeichen von Göttlichkeit. Es ist mehr ein Wegweiser<br />
in diesem weltlichen Leben. Das alles ist äusserlich. In dem<br />
Augenblick, wo ihr aufhört, nach aussen zu schauen, wachst ihr innerlich.<br />
(...)<br />
Ihr braucht diesen Platz nicht oft zu besuchen. Ihr tut es nur zu eurer<br />
Befriedigung. Verschwendet keine Zeit. Verschwendet keine Gedanken.<br />
Verschwendet keine Liebe! Liebe ist Leben. (...)<br />
Ich habe überhaupt keine Devotees. Ihr sagt, ihr seid <strong>Sai</strong>-Devotees.<br />
Ich selbst bin ein Devotee. Ich bin Devotee meiner Devotees. In Wirklichkeit<br />
erfülle ich eure Wünsche. Ich habe keine Devotees. Ich gehöre<br />
euch <strong>und</strong> ihr gehört mir. Versteht diese Verbindung, diese Einheit<br />
<strong>und</strong> entwickelt sie weiter. Das will ich von euch. (23.11.97)<br />
Folgendes geschah in Prashanti Nilayam. Ein Gläubiger hatte einen<br />
Herzanfall <strong>und</strong> befand sich in einer kritischen Verfassung. Swami verliess<br />
seinen Körper um 2 Uhr morgens, ging dorthin <strong>und</strong> kehrte erst<br />
am nächsten Tag um 3 Uhr nachmittags zurück. Alle Gläubigen sorgten<br />
sich, weil ich an diesem Tag nicht zum Darshan erschien (dies geschah<br />
Ende Oktober 1997; Anm.d.Ü.). Die Jungen, die in meinem<br />
158
Zimmer schliefen, <strong>und</strong> die, die von unten hoch kamen, weinten. Chiranjivi<br />
Rao ging <strong>und</strong> holte Dr. Alreja. Dr. Alreja hat sehr grosse Hingabe<br />
zu <strong>Sai</strong>. Seit 40 Jahren lebt er in Prashanti Nilayam. Er überprüfte<br />
meinen Puls, es war kein Pulsschlag vorhanden. Er stellte fest: “In<br />
diesem Körper ist kein Lebenszeichen mehr!”, begann zu weinen <strong>und</strong><br />
konnte kein Wort mehr sprechen. Chiranjivi Rao sagte: “Ich habe solche<br />
Szenen zuvor erlebt, es ist natürlich für Swami, seinen Körper zu<br />
verlassen!” Er riet den sechs Jungen, mit niemandem darüber zu<br />
sprechen. Diese Jungen hatten ihren MBA-Abschluss in <strong>Sai</strong>s College<br />
gemacht <strong>und</strong> ein Training als Techniker in Delhi erhalten, aber sie<br />
hatten beschlossen, nicht in die Welt hinauszugehen. Sie konnten<br />
nicht ertragen, was geschah. Sie fielen mir zu Füssen <strong>und</strong> weinten<br />
laut. In diesem Moment kehrte ich zurück, stand auf <strong>und</strong> fragte: “Was<br />
für ein Drama wird hier gespielt?” Sie erwiderten: “Swami, wer spielt<br />
das Drama, wir oder du?” Einer der Jungen stellte fest: “Swami, es ist<br />
nicht unser Drama, es ist allein dein Drama, dein Spiel, dein Zeitvertreib.”<br />
Ich sagte: “Die Menschen warten draussen auf mich, ich möchte<br />
hinausgehen <strong>und</strong> Darshan geben.” Ich hatte von morgens bis zu<br />
diesem Zeitpunkt nicht einen Tropfen Wasser zu mir genommen. Sie<br />
sagten: “Swami, du solltest Buttermilch oder etwas zu essen zu dir<br />
nehmen.” Ich erwiderte: “Das ist nicht meine Angewohnheit”, nahm<br />
mein Bad <strong>und</strong> ging nach draussen. Solche Dinge geschehen hin <strong>und</strong><br />
wieder. Alle Jungen, die mit mir wohnen, wissen darum. (...)<br />
Satyajit gab in Kodaikanal in der Öffentlichkeit in Anwesenheit seiner<br />
Eltern eine Erklärung ab. Weil er nicht in der Lage war, es in seinem<br />
Herzen zu bewahren, sprach er in der Öffentlichkeit aus, was er dachte.<br />
Zuerst bat er jeden, ihm zu vergeben, aber er hege einen Zweifel<br />
in seinem Herzen. Er sagte: “Viele Autoritätspersonen kommen zu<br />
<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>, ihre Wünsche werden erfüllt, <strong>und</strong> sie gehen weg.<br />
Auch viele Geschäftsleute kommen zu ihm. Sie erhalten gute Ratschläge<br />
in Geschäftsangelegenheiten <strong>und</strong> gehen erleichtert fort.<br />
Kranke Menschen kommen zu Swami. Sie werden geheilt <strong>und</strong> verlassen<br />
ihn. Viele Studenten dieses Instituts profitieren von der freien<br />
Ausbildung, die sie bei Swami erhalten, <strong>und</strong> verlassen das Institut.<br />
Aber wer kümmert sich um Swami? Wer denkt an sein Wohl? Niemand.”<br />
Swami fällt oft hin. Satyajit weiss darum. Einmal fiel Swami<br />
hin, <strong>und</strong> ein grosser Balken fiel auf ihn. Swami sorgt sich nicht darum,<br />
aber die Jungen machen sich grosse Sorgen. Ich erlebte all das <strong>und</strong><br />
weiss um die Schwierigkeiten. Jemand sollte immer bei Swami sein.<br />
Wenn zwei Leute mit Swami essen, isst er ein wenig. Wenn er allein<br />
zum Mittagessen geht, isst er nichts. (...)<br />
159
Satyajit erklärte in der Öffentlichkeit, dass er sein ganzes Leben Swami<br />
zu Füssen lege, aber ich sagte ihm, er solle das nicht in der Öffentlichkeit<br />
sagen, denn er wüsste nicht, welches mein Auftrag an ihn wäre.<br />
Aber Satyajit sprach mit Kühnheit <strong>und</strong> Mut. (6.5.98)<br />
Ihr könnt <strong>Sai</strong> durch <strong>Sai</strong> selbst kennen lernen. Wenn ich einmal sage,<br />
ihr seid mein, werde ich euch nie aufgeben. Auch wenn ihr euch abwendet,<br />
gehört ihr doch mir. Ihr mögt Hass gegen mich entwickeln,<br />
aber ich werde euch dennoch lieben. Ich hasse niemanden, <strong>und</strong> ich<br />
hege gegen niemanden eine Abneigung. Ich halte immer mein Versprechen.<br />
Ich gehe immer vorwärts, niemals rückwärts. Ich eile herbei,<br />
um euch zu schützen. Unter keinen Umständen werde ich mich<br />
von euch zurückziehen. Manche mögen fragen: “Warum haben Menschen<br />
Probleme <strong>und</strong> Schwierigkeiten, obwohl sie zu <strong>Sai</strong> gehören?<br />
Wenn sie einmal zu <strong>Sai</strong> gehören, warum sollten sie noch Probleme<br />
haben? Warum leiden? Warum Schwierigkeiten erfahren?” <strong>Der</strong> Fehler<br />
liegt nicht bei mir. Ich halte immer mein Versprechen. Woher<br />
kommt dann das Leiden? Ihr leidet, weil ihr euer eigenes Versprechen<br />
vergesst, es nicht haltet <strong>und</strong> eure Heiligkeit verliert. Ihr geht einen<br />
zweiten Weg. Mein Versprechen wird euch nie Leid zufügen <strong>und</strong> euch<br />
nie in Schwierigkeiten führen. Bis zum letzten Augenblick werde ich<br />
mit euch, in euch, unter euch, über euch, um euch herum sein. Viele<br />
bemühen sich nicht, diese Wahrheit zu verstehen. Sie fragen nicht<br />
nach der Ursache ihres Leidens, ihrer Verluste <strong>und</strong> Schwierigkeiten.<br />
<strong>Der</strong> Wandel in ihren Herzen ist die Hauptursache. Ihr schwankender<br />
Geist ist die Ursache. Ihre Undankbarkeit ist die Ursache. (...)<br />
Ich halte nicht nach eurer Dankbarkeit Ausschau. Aber wenn ich meine<br />
Pflicht tue, müsst auch ihr eure Pflicht tun. Ihr müsst auf eurer Ebene<br />
ebenfalls eure Pflicht tun. (...)<br />
Ich bin bereit, alles für euch zu tun, wenn ihr ein heiliges Leben führt,<br />
reine Liebe <strong>und</strong> volles Vertrauen habt. (...)<br />
Es mangelt in dieser Welt nicht an guten Menschen. Sie sind in Indien<br />
<strong>und</strong> in der ganzen Welt zu finden. Begrenzt Spiritualität nicht auf Indien;<br />
überall in der Welt ist Spiritualität zu finden. Wenn ihr nachforscht,<br />
entdeckt ihr, dass, wahrhaft gesprochen, Spiritualität eher im Ausland<br />
als in Indien zu finden ist. (29.9.98)<br />
Warum inkarniert Gott auf Erden? Gott inkarniert in menschlicher<br />
Form, um euch die Einheit in der Vielfalt erfahrbar zu machen, euch<br />
die in der Einheit liegende Göttlichkeit zu lehren, <strong>und</strong> um jeden von<br />
160
euch in diese Göttlichkeit zu transformieren, damit jeder die in ihm<br />
verborgene Göttlichkeit versteht <strong>und</strong> erfährt. Die Essenz der Spiritualität<br />
liegt darin, die Einheit in der Vielfalt zu erkennen. Das ist das Ziel<br />
des menschlichen Lebens. (...)<br />
Träume sind die Widerspiegelung, die Reaktion <strong>und</strong> der Widerhall von<br />
dem, was in euch ist. Aber wenn ich im Traum erscheine, ist es nicht<br />
das Ergebnis von Widerspiegelung, Reaktion <strong>und</strong> Widerhall. <strong>Sai</strong> erscheint<br />
nur dann im Traum, wenn er es will <strong>und</strong> wünscht. (...) Träume,<br />
die von mir gewollt sind, sind sehr klar, <strong>und</strong> ich spreche klar zu euch.<br />
(...) Ich erscheine in meiner wahren Form <strong>und</strong> sage die Wahrheit. Das<br />
ist korrekt. Aber meine Gnade ist mit jedem, egal, ob ich ihm im Traum<br />
erscheine oder nicht. (24.11.98)<br />
<strong>Der</strong> leichteste <strong>und</strong> wirkungsvollste Ausdruck des Befolgens der Göttlichen<br />
Ordnung ist heute der Dienst am Nächsten, Dienen als Zeichen<br />
der Verehrung des Göttlichen in euren Mitmenschen. Weiht all eure<br />
Fähigkeiten <strong>und</strong> Talente, euren Besitz <strong>und</strong> euer Wissen den lebenden<br />
Verkörperungen des Göttlichen, in deren Mitte ihr lebt. Dann wird<br />
euch die Kraft der Göttlichen Ordnung die Gnade des Herrn sichern.<br />
Meine Mission hat vor allen Dingen zum Ziel, die Veden <strong>und</strong> die vedischen<br />
Gebräuche wiederzubeleben <strong>und</strong> ihre tiefere Bedeutung aufzuzeigen.<br />
(2-333)<br />
Ich bin weder Mensch noch Gott noch ein Luftwesen; ich bin weder<br />
ein Brahmane noch ein Krieger noch ein Händler noch ein Diener; ich<br />
kann weder als Schüler noch als Familienoberhaupt noch als Eremit<br />
noch als Mönch bezeichnet werden. Nennt mich einen Wahrheitslehrer,<br />
bezeichnet mich als Wahrheit, Güte <strong>und</strong> Schönheit. In Wirklichkeit<br />
seid ihr auch Wahrheit, Güte <strong>und</strong> Schönheit. Ohne Wahrheit kann es<br />
keine Güte geben, <strong>und</strong> wozu ist Schönheit ohne Güte nütze? Wahrheit<br />
macht den Charakter gut <strong>und</strong> die Freude, die aus der Güte erwächst,<br />
führt zu jener echten Schönheit, welche die Künstler verehren.<br />
Diese drei sind im Gr<strong>und</strong>e eins <strong>und</strong> unteilbar. Erlebt diese<br />
Wahrheit, erlebt sie als Güte <strong>und</strong> die Güte als Schönheit. Das ist das<br />
höchste Glück. (8-13)<br />
Ihr könnt im ganzen Kosmos keinen Platz oder kein Objekt finden, in<br />
dem Gott nicht anwesend ist. Das Göttliche ist gegenwärtig auf den<br />
Bergen. Das Göttliche durchdringt die Ozeane. Das Göttliche wohnt<br />
in den Dörfern <strong>und</strong> Städten. Das Göttliche ist allgegenwärtig.<br />
161
Die Möglichkeiten des Menschen sind unbegrenzt. Nur jene, die diese<br />
Wahrheit erkennen, können ihr Leben erlösen; nur sie können das<br />
Ziel der menschlichen Existenz erreichen. Die Macht des Göttlichen<br />
ist grenzenlos. Jedes Lebewesen auf der Welt wird von einigen Grenzen<br />
bestimmt. Das Göttliche sorgt für alle Vögel, Tiere <strong>und</strong> Insekten in<br />
Bezug auf ihre wesentlichen Bedürfnisse wie Essen <strong>und</strong> Trinken. Unter<br />
allen Lebewesen jedoch ist das menschliche Leben das höchste,<br />
da es von Moral <strong>und</strong> gutem Verhalten geleitet wird. Das Göttliche hat<br />
der physischen Kraft des Menschen einige Grenzen gesetzt, nicht<br />
aber seiner mentalen Kraft. <strong>Der</strong> Mensch kann erreichen, was immer<br />
er beschliesst, zu erreichen. Er kann sogar Gott verwirklichen. Diese<br />
göttliche Kraft ist nur dem Menschen gegeben.<br />
Wenn der Mensch nichts weiss von seinem grenzenlosen göttlichen<br />
Potential, wenn er sich nur als menschliches Wesen betrachtet, leidet<br />
er an verschiedenen Gebrechen.<br />
<strong>Der</strong> Mensch erhebt sich heutzutage hoch in den Himmel wie ein Vogel<br />
<strong>und</strong> bewegt sich im Ozean wie ein Fisch. Er hat es fertiggebracht,<br />
auf dem Mond zu landen. Aber unglücklicherweise ist er nicht imstande,<br />
wie ein wahres menschliches Wesen auf Erden zu leben. Dessen<br />
muss er sich in der Tat schämen.<br />
<strong>Der</strong> Mensch kann alles vollbringen, wenn er sich Gott völlig hingibt.<br />
Wenn er sich dem göttlichen Willen unterwirft, gibt es keine Aufgabe,<br />
die er nicht erfüllen kann. (...)<br />
Wenn der Mensch die wahre Natur des göttlichen Prinzips nicht verwirklicht,<br />
verschwendet er seine Zeit für Rituale <strong>und</strong> religiöse Praktiken<br />
verschiedener Art. Gott kann durch solche Praktiken nicht verwirklicht<br />
werden. Nur durch Liebe zu Gott <strong>und</strong> dadurch, dass ihr ihm<br />
nahekommt, könnt ihr eure Bestrebungen verwirklichen. (...)<br />
<strong>Der</strong> Herr sucht kleine Opfer von seinen Devotees, um sie dann mit<br />
seiner Gnade zu überschütten. Was braucht er von irgend jemandem,<br />
wenn der ganze Kosmos in ihm enthalten ist?<br />
<strong>Der</strong> Herr beschützt alles <strong>und</strong> jeden auf unzählige Arten. Es gibt einen<br />
einfachen Weg, sich die Gnade Gottes zu sichern. Ihr müsst Gott<br />
nahe kommen. Gebt euch ihm hin. Werdet eins mit ihm. Statt diesem<br />
einfachen Pfad zu folgen, verstrickt sich der Mensch heute in unbedeutende<br />
Wünsche <strong>und</strong> hält sich von Gott fern. (...)<br />
In der Liebe Gottes zu seinen Devotees gibt es keine Spur von Selbstsucht.<br />
Aber die Menschen schreiben wegen ihrer eigenen selbstsüchtigen<br />
Natur sogar der Liebe Gottes Selbstsucht zu. Gottes Liebe ist<br />
keine reflektierende Liebe. Sie ist rein <strong>und</strong> einfach. Eine reflektieren-<br />
162
de Liebe trägt den Makel des so Liebenden in sich. Das ist bei der<br />
göttlichen Liebe, die rein <strong>und</strong> unbefleckt ist, nicht der Fall. (...)<br />
Gläubige sollten begreifen, dass Gott die Tiefe <strong>und</strong> Aufrichtigkeit ihrer<br />
Liebe ebenfalls gerne testet. Er versucht herauszufinden, ob der<br />
Gläubige voller Liebe zu Gott ist, wie intensiv diese Liebe ist <strong>und</strong> so<br />
weiter. Er testet die Liebe der Gläubigen auf verschiedene Art.<br />
Ihr solltet nicht zufrieden sein, Gott Opfer darzubringen. Ihr solltet<br />
Gott intensiv lieben. Ihr solltet euch nach ihm sehnen. Ihr solltet euer<br />
Selbst in der Liebe Gottes verlieren. (...)<br />
Die Leute sehnen sich nach Befreiung. Sie haben keine Vorstellung<br />
davon, was Befreiung ausmacht. <strong>Der</strong> Mensch sucht Befreiung von<br />
den Krankheiten des Körpers, der Sinne, des Geistes, des Intellekts<br />
<strong>und</strong> der inneren Triebkraft. All dies ist zweifellos notwendig. Aber Befreiung<br />
im letztendlichen Sinn meint Befreiung vom Kreislauf von Geburt<br />
<strong>und</strong> Tod. Das bedeutet, dass ihr euer gegenwärtiges Leben erlösen<br />
solltet, um frei von Wiedergeburt zu werden. (...)<br />
Es besteht keine Notwendigkeit für rigorose spirituelle Übungen, um<br />
die Freiheit von Wiedergeburt zu sichern. Reine Liebe zu Gott genügt.<br />
(...)<br />
Niemand versucht herauszufinden, wie man sich Gott hingeben kann.<br />
Die ganze Welt gehört euch. Ihr müsst Gott erklären: “Ich bin dein.” Das<br />
ist die Wahrheit, die es zu verstehen gilt. Ihr müsst bereit sein, Gott zu<br />
geben, was immer er von euch verlangt. Was verlangt Gott von euch?<br />
Als erstes sagt er: “Gib deine Wünsche auf.” Ihr müsst sie sofort aufgeben.<br />
Er appelliert an euch, nicht in weltliche Vergnügungen einzutauchen.<br />
Entwickelt Liebe für alles. Das wird euer Leben erlösen. Das<br />
ist der heilige Pfad, dem ihr folgen müsst. Das ist der Keim der vier Ziele<br />
im Leben. Die Menschen haben keine klare Vorstellung davon, was<br />
Rechtschaffenheit, Wohlstand, Wunscherfüllung <strong>und</strong> Befreiung - die<br />
vier Ziele - bedeuten. Sie denken, dass Befreiung etwas ist, das man<br />
nach dem Tod erreicht. Aber ihr könnt Befreiung in der Tat hier <strong>und</strong> jetzt<br />
erreichen. Moksha bedeutet die Beseitigung von Bindung. Die Menschen<br />
sind nicht bereit, die Bindung an Ehepartner, Kinder, Eigentum<br />
usw. aufzugeben. Ihr habt die Pflicht, eure Familie zu schützen. Aber<br />
ihr müsst nicht von Sorge um sie überschwemmt sein. (...)<br />
Ich bin bereit, euch allen Glück zu geben. Seid ihr vorbereitet, das zu<br />
empfangen, was ich euch geben will? Verbannt alle Sorgen. Sie sind<br />
vorübergehend wie vorüberziehende Wolken. Erlaubt niemandem -<br />
weder Vater, Mutter, noch <strong>Lehre</strong>r zwischen euch <strong>und</strong> eure Pflicht Gott<br />
gegenüber zu treten. (29.3.98)<br />
163
Um Glückseligkeit zu erfahren, müsst ihr Liebe entwickeln. Liebe ist<br />
wie eine Rose <strong>und</strong> Sinneslust ist wie ein Dorn. Schneidet die Rose ab,<br />
ohne die Dornen zu berühren, <strong>und</strong> reicht sie Gott dar. Bietet euch<br />
selbst Gott dar. Das ist Hingabe. Die Liebe in euch sollte mit der Liebe<br />
Gottes verschmelzen. Darin liegt die Glückseligkeit. (28.9.98)<br />
An einem bestimmten Abend ging ich nach Puttaparthi, um meinen<br />
Grossvater zu besuchen. (...) Er rief aus: “Oh Swami, du bist gekommen!”<br />
<strong>und</strong> fiel zu meinen Füssen nieder. Er sprach: “Swami, ich bin<br />
mir bewusst, dass du kein gewöhnliches Kind bist, sondern Gott<br />
selbst. Du bist in unsere Sippe geboren, um uns alle zu befreien. Dennoch<br />
bitte ich dich, mir einen kleinen Wunsch zu erfüllen. (...) Swami,<br />
lass mich das Glück erleben, aus deinen göttlichen Händen Wasser<br />
zu trinken, wenn mein Ende nahe ist.” Ich versprach, dass ich ihm diesen<br />
Wunsch ganz gewiss erfüllen würde.<br />
In der folgenden Woche ging ich zu ihm, nachdem ich Subbammas<br />
Haus besucht hatte. Als mein Grossvater erfuhr, dass ich in sein Haus<br />
kommen würde, rief er meine Mutter Easwaramma zu sich <strong>und</strong> sagte<br />
zu ihr: “Ich werde nicht mehr weiterleben. Ich habe erfahren, dass<br />
mein Ende nahe ist <strong>und</strong> Gott gekommen ist, um seine Gnade über<br />
mich zu ergiessen.” Sie antwortete ganz unschuldig: “Wo ist Gott?<br />
Woher weisst du, dass er kommt?” Darauf sagte mein Grossvater:<br />
“Oh du verrückte Frau, immer noch bist du irregeleitet von deinen<br />
Muttergefühlen für deinen Sohn! Schau, dort kommt Gott.” So sprach<br />
er <strong>und</strong> zeigte auf mich, als ich sein Haus betrat. Auch sie wurde sich<br />
meiner Göttlichkeit bewusst. Aber gewöhnlich wurde sie von ihren<br />
mütterlichen Gefühlen für mich überwältigt. (...)<br />
Von diesem Tag an blieb Easwaramma nie mehr zu Hause; sie begann<br />
in Prashanti Nilayam zu bleiben. Tagtäglich morgens <strong>und</strong><br />
abends pflegte sie die Treppen hochzugehen <strong>und</strong> mit mir zu sprechen.<br />
Sie begriff meine Göttlichkeit sehr gut. Wenn ich in der Form<br />
Shivas vor ihr erschien, fragte sie: “Was tust du, Swami? Warum<br />
trägst du Schlangen um deinen Hals?” Ich antwortete mit Unschuldsmiene:<br />
“Nun, ich habe nicht eine einzige Schlange an mir.” Sie entfernte<br />
sich <strong>und</strong> sagte: “Schaut, da drinnen sind ein paar Schlangen.”<br />
Aber später, nachdem keine einzige Schlange gef<strong>und</strong>en worden war,<br />
bat sie dann um Vergebung. So wie hier machte sie bei vielen Gelegenheiten<br />
Erfahrungen mit meiner Göttlichkeit. (...) Mütter sind sehr<br />
edel <strong>und</strong> tugendhaft. Ihr Edelmut kann nicht in Worten beschrieben<br />
werden. Es ist unwichtig, wenn ihr keinen weltlichen Wohlstand er-<br />
164
langt, aber ihr solltet versuchen, die ganze Fülle der mütterlichen<br />
Gnade zu gewinnen. Nur dann wird euer Leben geheiligt sein. (...)<br />
Einmal an einem Shivaratri-Tag, nachdem ich meinen Vortrag beendet<br />
hatte, war das Linga bereit, aus meinem M<strong>und</strong>e herauszukommen.<br />
Ich sass auf meinem Stuhl <strong>und</strong> litt an starken Schmerzen. Als<br />
meine Mutter mich so leiden sah, stand sie auf <strong>und</strong> kam auf mich zu<br />
<strong>und</strong> klagte: “Swami, warum musst du so sehr leiden? Komm herein,<br />
komm herein.” Ich erwiderte, ich würde nicht hineingehen. Sie weinte<br />
<strong>und</strong> versuchte mich zu überreden, aber ich rührte mich keinen Zentimeter<br />
vom Fleck. Unfähig mich leiden zu sehen, ging sie hinein. Sowie<br />
sie gegangen war, trat das Hiranyagarbhalinga heraus. Alle Devotees<br />
gaben donnernden Applaus. Als sie diesen hörte, kehrte sie<br />
zurück, aber da war das Linga bereits ausgetreten, <strong>und</strong> ich zeigte es<br />
den Devotees. (6.5.99)<br />
Früher kamen an jedem Shivaratri-Tag Atmalingas aus meinem Körper.<br />
Um dies zu sehen, versammelten sich Tausende in einer sehr<br />
kleinen Halle. Aufgr<strong>und</strong> des Massenansturms fielen viele Menschen<br />
hin <strong>und</strong> erlitten Verletzungen. Daraufhin dachte ich: “Warum soll ich<br />
das weiterhin tun? Warum sollte ich euch Schwierigkeiten aussetzen?”<br />
Deshalb beendete ich das Hervorbringen des Lingas (lingodbhava)<br />
in der Öffentlichkeit. Für das Hervorbringen des Lingas gibt es<br />
eine bestimmte Zeit. Es kann jeden Augenblick zwischen acht <strong>und</strong><br />
zehn Uhr abends geschehen. Es geschieht zur rechten Zeit, <strong>und</strong> unabhängig<br />
vom Platz, wo ich bin, hat es zu geschehen. Es ist natürlich<br />
in dieser Shivaratri-Nacht. Das ist seine Qualität, seine Heiligkeit. Diejenigen,<br />
die das Glück haben, das Linga zu sehen, wenn es herauskommt,<br />
sind von allen Sünden befreit. Aber manche sehen es nicht,<br />
obwohl sie in der Nähe sitzen. Nachdem das Linga herausgekommen<br />
ist, kann jeder es sehen <strong>und</strong> Gewinn daraus ziehen. Viele heilige<br />
Aspekte sind mit diesen Ereignissen verb<strong>und</strong>en. Deshalb werdet ihr<br />
sehr gesegnet sein, wenn ihr diese eine Nacht wach bleibt <strong>und</strong> Loblieder<br />
zum Ruhme Gottes singt. (...)<br />
Wie ich gestern sagte, ist derjenige ein wahrer Christ, ein wahrer Sikh,<br />
ein wahrer Hindu <strong>und</strong> ein wahrer Moslem, der die Ernte der Liebe im<br />
Feld seines Herzens erntet. Wer in seinem Herzen die heilige Liebe<br />
kultiviert, ist ein wahrer Mensch. Es gibt keinen Menschen ohne Liebe,<br />
<strong>und</strong> ohne Liebe gibt es kein Leben. Dieses Liebesprinzip ist der<br />
goldene Keim, aus dem die Schöpfung hervorgeht, das goldene Ei,<br />
das Himmel <strong>und</strong> Erde enthält (hiranyagarbha). Diese Liebe in Form<br />
165
von Hiranyagarbha ist auf der rechten Seite des Körpers. Das physische<br />
Herz liegt auf der linken Seite. Dieses physische Herz muss irgendwann,<br />
irgendwo, irgendwie aufgegeben werden. Hiranyagarbha,<br />
der auf der rechten Seite des Körpers liegt, ist immer “recht”. Er ist<br />
ewig, unsterblich, voller Liebe, göttlich <strong>und</strong> allumfassend. Er ist im<br />
Herzen eines jeden, nicht nur in Menschen, sondern auch in Vögeln<br />
<strong>und</strong> Tieren. Die Veden erklären: Gott durchdringt den gesamten Kosmos;<br />
Gott ist in allen Lebewesen. Diese Verkörperung des Hiranya ist<br />
in allen Wesen. Aus diesem Hiranya entsprang die Liebe. Liebe ist die<br />
Widerspiegelung, der Widerhall <strong>und</strong> die Reaktion von Hiranyagarbha.<br />
Die drei Prinzipien von Reaktion, Widerhall <strong>und</strong> Widerspiegelung sind<br />
aus Hiranyagarbha hervorgegangen. Aus Hiranyagarbha strömt heilige<br />
selbstlose Liebe. Gottes Liebe gibt <strong>und</strong> vergibt ständig; die selbstsüchtige<br />
Liebe nimmt <strong>und</strong> vergisst. Gottes Liebe kann nicht fallengelassen<br />
werden, <strong>und</strong> sie rennt nicht weg. Diese göttliche Liebe ist für<br />
den Menschen sehr wichtig. (...)<br />
Ich will, dass ihr die Heiligkeit, den Segen <strong>und</strong> die innere Bedeutung<br />
von Shivaratri versteht (<strong>Sai</strong> zeigt den aus ihm hervorgegangenen Hiranyagarbhalinga).<br />
Dieser Hiranyagarbhalinga ist in jedem von euch<br />
gegenwärtig. Er ist auf der rechten Körperseite. Hiranyagarbha ist<br />
nicht nur aus dem Körper hervorgegangen, sondern Hiranyagarbha<br />
breitet sich überall hin aus. Wenn ich es beschliesse, nimmt er Form<br />
an. Wer immer dieses Linga aus dem Körper hervorkommen sah, wird<br />
nicht mehr wiedergeboren werden. Ihr müsst gesehen haben, wie die<br />
Form heraustrat. Diese Manifestationen haben hin <strong>und</strong> wieder zu geschehen,<br />
um euer Leben zu heiligen <strong>und</strong> um euch die Göttlichkeit verständlich<br />
zu machen, damit ihr die in euch wohnende Göttlichkeit versteht.<br />
Dieses Linga wird nicht brechen, auch wenn es mit aller Kraft<br />
heruntergeworfen wird (Swami wirft mit aller Kraft das Linga zweimal<br />
auf den Boden). Es wird niemals brechen. Es ist veränderungslos. Es<br />
ist unsterblich. Diese Manifestation der Göttlichkeit könnt ihr nirgendwo<br />
sonst in der Welt sehen. Sogar Gold mag brechen, aber nicht dies<br />
(Swami wirft das Linga auf den Tisch). Hier findet ihr die unzerbrechliche<br />
Göttlichkeit.<br />
Swami singt: “Shiva, Shiva anarada” <strong>und</strong> fährt dann fort: In den letzten<br />
zwanzig Jahren hatten die Devotees keine Gelegenheit, Lingodbhava<br />
die Erzeugung des Lingas aus seinem Körper (Lingodbhava) zu<br />
sehen. <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong> liegt darin, dass die Poornachandra-Halle zu klein<br />
ist. H<strong>und</strong>erttausende Devotees kamen, um Lingodbhava zu sehen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> des Massenansturms gab es Verletzungen <strong>und</strong> Knochenbrüche.<br />
Damit niemand verletzt wird, hörte Lingodbhava auf. Dar-<br />
166
überhinaus kommen drei Arten von Lingas hervor: bhur, bhuva,<br />
svaha. Bhur steht für Materialisation, bhuva für Vibration, svaha für<br />
Strahlung. Materialisation ist die Körperebene, Vibration ist die Lebensenergie,<br />
Strahlung ist die Kenntnis des Selbst. Ich sage oft: Ihr<br />
seid nicht eine Person, sondern drei: die, für die ihr euch haltet - der<br />
Körper; die, für die andere euch halten - der Mentalkörper; die, welche<br />
ihr wirklich seid - das Göttliche Selbst. Dieselben drei Ebenen finden<br />
wir bei Jesus: Ich bin der Botschafter Gottes - die Ebene des Körpers;<br />
der Körper ist der Botschafter. Als zweites, ich bin der Sohn Gottes, d.<br />
h. Sohn <strong>und</strong> Vater sind verschieden. Als drittes, ich <strong>und</strong> der Vater sind<br />
eins. Das ist Nicht-Dualität. Das ist die Ebene des Heiligen Geistes. In<br />
jeder Religion gibt es drei Interpretationen.<br />
An jedem Shivaratri treten diese drei Lingas hervor. Sogar jetzt begannen<br />
die anderen zwei Lingas heraustreten, aber ich hielt sie zurück,<br />
weil ich euch viele Dinge zu sagen habe. In Zukunft werdet ihr<br />
viele weitere Manifestationen der Göttlichkeit sehen. Versteht, dass<br />
ihr nur in der Gegenwart, in der Nähe der Göttlichkeit, diesen ekstatischen,<br />
glückseligen Zustand finden könnt, nirgendwo sonst in der<br />
Welt. Lasst euch nicht dadurch täuschen, dass ich wie ihr gehe, rede,<br />
lache, singe <strong>und</strong> esse. Lasst euch nicht von dem Körperempfinden<br />
täuschen. Ich bin von Kopf bis Fuss selbstlos. In mir ist keine Spur<br />
Selbstsucht. Mein Wesen ist vollkommen göttlich. Stärkt in euch diesen<br />
Glauben. Wenn ihr vollkommen glaubt, werden all eure Wünsche<br />
erfüllt, auch ohne dass ihr bittet. Wenn ihr diesen vollkommenen<br />
Glauben nicht habt, leidet ihr <strong>und</strong> begegnet Schwierigkeiten. Entwikkelt<br />
als Erstes Selbstvertrauen. Das ist die erste spirituelle Disziplin,<br />
die ihr üben solltet. (15.2.99)<br />
Es gibt etwas, das allen Menschen gemeinsam ist. Die gegenwärtige<br />
Weltbevölkerung beträgt 5,5 Milliarden, aber jeder bezeichnet sich<br />
selbst als “ich”. Wen immer ihr in der Welt fragt: “Wer bist du?”, der<br />
antwortet: “Ich bin so <strong>und</strong> so.” Wie könnt ihr 5,5 Milliarden Menschen<br />
kennen? Wenn ihr dieses eine Ich erkennt, kennt ihr alle. (...)<br />
Manche beten an, manche werden angebetet. <strong>Der</strong> Anbetende wird<br />
Devotee genannt, der Angebetete Gott. Gott <strong>und</strong> Devotee sind nicht<br />
voneinander verschieden. Im Verehrer wie im Verehrten ist dasselbe<br />
Göttliche Prinzip. Ihr solltet nicht behaupten, der Gläubige verehre<br />
Gott - in Wirklichkeit verehrt er sich selbst. Ihr solltet dieses verbindende<br />
Prinzip kennen. Dasselbe Selbst existiert in allen Lebewesen.<br />
Wenn ihr das einheitliche Göttliche Selbst erkennt, werdet ihr von Lob<br />
167
oder Tadel nicht mehr berührt. (...) Ihr müsst dieses Einheitsprinzip<br />
entfalten. Das ist wahre spirituelle Disziplin. Es gibt keine grössere<br />
spirituelle Disziplin. (...)<br />
Ihr denkt: “Ich bin von <strong>Sai</strong> verschieden.” Ich <strong>und</strong> du sind nicht voneinander<br />
getrennt. Ich bin nicht euer <strong>und</strong> ihr seid nicht mein. Ich <strong>und</strong> ihr<br />
sind eins. Diese Wahrheit solltet ihr verstehen. Es besteht überhaupt<br />
kein Unterschied. Wahre Weisheit liegt in der Erfahrung der Einheit.<br />
Es gibt keine Dualität. Nur eines existiert. Wenn ihr eins plus eins plus<br />
eins zusammenzählt, wächst die Zahl. Aber ich plus ich plus ich ergibt<br />
immer ich. Es gibt nur ein Ich. Das ist Gott. (...)<br />
Auf dem spirituellen Weg ist es ein Fehler zu sagen: “Ich bin dein<br />
Gott, dein Guru, <strong>und</strong> du bist mein Devotee.” Du <strong>und</strong> ich sind eins. Entwickelt<br />
das heilige Empfinden der Einheit. Wahre Weisheit liegt in der<br />
Erkenntnis der Einheit. (...) Ihr ruiniert euer Leben durch Illusion. Illusion<br />
spaltet das Eine in Vieles auf. (25.8.99)<br />
In Wirklichkeit gibt es keine Materie, sondern alles ist Energie. Was<br />
jetzt als Materie erscheint, verwandelt sich im Laufe der Zeit in Energie.<br />
Auch Einstein sagte: “Es gibt nichts im Universum, was man als<br />
Materie bezeichnen könnte.” Diese göttlichen Kräfte werden als übernatürliche<br />
Kräfte anerkannt. Wer kann die Herrlichkeit <strong>und</strong> Grösse<br />
dieser göttlichen Kräfte beschreiben? Unwissende machen sich Vorstellungen<br />
darüber, rätseln herum <strong>und</strong> sprechen auf verschiedene<br />
Weise davon. Aber diese Kraft ist unbeschreiblich. <strong>Der</strong> Geist kann<br />
diese Kraft nicht erfassen, <strong>und</strong> Worte können sie nicht beschreiben.<br />
Sie transzendiert die Kräfte des Körpers, Geistes <strong>und</strong> Intellekts. In einem<br />
Augenblick erscheint sie als klein <strong>und</strong> unwissend, im nächsten<br />
wird sie zur unendlichen Kraft. Ihr müsst die enge Beziehung zwischen<br />
der kleinen <strong>und</strong> der grossen unendlichen Kraft verstehen. Um<br />
diese göttliche Kraft zu erkennen, müsst ihr die entsprechenden relevanten<br />
Wege einschlagen. Es braucht viel Forschung. Ihr müsst experimentieren<br />
<strong>und</strong> die Wahrheit herausfinden. Die göttliche Kraft zeigt<br />
die Einheit von allem. Woher kommt diese göttliche Kraft? In wessen<br />
Händen liegt sie? Wer hat sie erschaffen? Wer kann sie beschreiben?<br />
Wer kann sie demonstrieren? Wenn ihr in dieser Weise reflektiert,<br />
wird in der Welt ein heiliger Wandel geschehen. Um diese Transformation<br />
zu bewirken, habe ich viele Pläne <strong>und</strong> Strategien entworfen.<br />
Niemand kann erklären <strong>und</strong> herausfinden, welche Gestalt sie zu welchem<br />
Zeitpunkt annehmen wird. Wenn ihr es erfahrt, werdet ihr von<br />
Staunen erfüllt sein. Hier sind übermenschliche transzendentale Kräf-<br />
168
te. Die Wissenschaftler forschten <strong>und</strong> gaben ihnen den Namen psychotronische<br />
oder bioplasmische Kraft. Die göttliche Kraft ist eine<br />
Kombination beider Kräfte. In sehr kurzer Zeit könnt ihr die enge Beziehung<br />
zwischen beiden erfahren. Es wird eine direkte Demonstration<br />
sein, nicht durch Diskurse, Lesungen, Gespräche oder Vorstellungen.<br />
(...)<br />
Am 24. November 1926 unterbrach Aurobindo seine lange Schweigezeit<br />
<strong>und</strong> vor einer grossen Versammlung gab er Folgendes bekannt:<br />
“Gestern hat Gott in dieser Welt inkarniert. Ich habe mein Schweigen<br />
unterbrochen, um der Welt diese Wahrheit k<strong>und</strong>zutun.” Er sagte es<br />
<strong>und</strong> nahm wieder sein Schweigen auf. Göttlichkeit kann nur von Menschen<br />
reinen Herzens erkannt werden. Nicht alle Herzen haben diese<br />
Reinheit. Von einem reinen, heiligen Herzen gehen reine Gefühle<br />
aus. (...)<br />
Kommt! Kommt! Kommt! Immer ruft Gott euch liebevoll zu. Er ruft<br />
euch zu, näher zu ihm zu kommen, aber ihr entfernt euch immer mehr<br />
<strong>und</strong> mehr von ihm. Gott ruft euch zu jeder Zeit <strong>und</strong> an jedem Ort. (...)<br />
Stellt euch vor, Puttaparthi war ein kleines Dorf von gerade 106 Einwohnern<br />
<strong>und</strong> ist zu einer Stadt angewachsen, in der einige h<strong>und</strong>erttausend<br />
Menschen wohnen. Davon einmal abgesehen, Puttaparthi<br />
wird in Kürze ein Stern am Firmament der ganzen Welt sein, <strong>und</strong> es<br />
wird zum Wahrzeichen auf der Weltkarte werden. Wie uns der vorherige<br />
Sprecher sagte, haben die besonders herausragenden architektonischen<br />
Merkmale unseres Hospitals einen Ehrenplatz im amerikanischen<br />
Handbuch der Architektur für medizinische Institute erhalten.<br />
Prasanthi Nilayam wird die grösste Bedeutung in der Welt haben <strong>und</strong><br />
nicht Amerika, Japan, Deutschland, Italien, Frankreich usw.<br />
Die Studenten sollten ihr grosses Glück erkennen <strong>und</strong> sich alle Mühe<br />
geben, damit sie diese Freude erfahren können. Nur dann wird ihr<br />
Aufenthalt hier fruchtbar sein <strong>und</strong> ihr Leben die wahre Bedeutung bekommen.<br />
(19.10.99)<br />
Um die Göttlichkeit zu erreichen, reicht es nicht aus, die Namen Gottes<br />
zu singen. Gebt Gott eure Liebe. Diese Liebe gehört in Wirklichkeit<br />
nicht euch, sondern sie ist Gottes Gabe. Gebt Gott seine Gabe<br />
zurück. Was bringt ein langes Leben ohne diese Übergabe? Das ganze<br />
Leben gleicht einem Spiel der Puppen, <strong>und</strong> wann der Mensch<br />
stirbt, weiss niemand. Diese Art Leben ist nicht gut. Ihr solltet nur Gott<br />
lieben, niemanden sonst. Ihr solltet eure Liebe Gott schenken; ansonsten<br />
gleicht euer Leben einem Marktplatz. Ihr habt kein Recht, irgend-<br />
169
jemand anderen zu lieben. Das andere ist weltliche Liebe. Es ist ein<br />
Handelsgeschäft mit wechselseitigen Interessen. Gottes Liebe gibt<br />
<strong>und</strong> gibt <strong>und</strong> nimmt nicht. Wenn ihr all eure Liebe Gott gebt, wird er<br />
euch alles geben, alles, was ihr braucht. Es gibt nichts, das Gott nicht<br />
tun könnte. Er kann überall alles tun. Ob im tiefen Ozean oder auf<br />
dem Berg, in der Stadt oder im Dorf, im Wald oder im Himmel, in Wirklichkeit<br />
ist Gott überall. In jedem Zentimeter findet ihr die Göttlichkeit.<br />
Raum <strong>und</strong> Zeit sind von ihm durchdrungen. Alle verkörpern Gott. Gott<br />
ist nicht von euch getrennt. Kennt diese Wahrheit, erlebt sie, erfahrt<br />
sie, praktiziert sie, <strong>und</strong> geniesst die daraus entstehende Glückseligkeit.<br />
Das ist wahre Hingabe. Dann erhält das menschliche Leben seine<br />
wahre Bedeutung. Betrachtet alles als göttlich. (3.9.99)<br />
Das menschliche Leben ist die heiligste aller Lebensformen in Gottes<br />
gesamter Schöpfung. Gott inkarniert in menschlicher Form. Nichts ist<br />
höher als dieses menschliche Leben. Das Menschsein ist rein, heilig,<br />
selbstlos, jenseits von Eigenschaften, immer neu <strong>und</strong> makellos. (...)<br />
Die Geburt als Mensch ist die kostbarste <strong>und</strong> edelste. Gott hat alle beweglichen<br />
<strong>und</strong> unbeweglichen Dinge in der Welt erschaffen, vom<br />
Atom bis hin zum Makrokosmos. Seine Schöpfung reicht von Insekten<br />
<strong>und</strong> Würmern bis hin zu den grössten, gefährlichsten Tieren. Warum<br />
misst Gott dann dem Menschen die höchste Bedeutung bei? Es<br />
ist äusserst schwierig, ein Leben als Mensch zu erhalten. <strong>Der</strong> Mensch<br />
kann Dinge vollbringen, die keinem anderen Lebewesen möglich<br />
sind. Warum hat Gott den Menschen erschaffen? Das menschliche<br />
Leben findet nur dann seine Erfüllung, wenn jeder Mensch dessen<br />
Geheimnis <strong>und</strong> innere Bedeutung erkennt.<br />
<strong>Der</strong> Zweck des menschlichen Körpers liegt darin, die von Gott gesetzte<br />
Ordnung zu praktizieren. Aber der Mensch vergisst diese vorrangige<br />
Pflicht <strong>und</strong> schlägt den entgegengesetzten Weg ein. (16.10.99)<br />
Es ist ein seltenes Privileg, als Mensch geboren zu sein. Zeit ist wertvoll,<br />
das menschliche Herz ist kostbar <strong>und</strong> der Geist gleicht Nektar.<br />
Leider ist der Mensch nicht fähig, sein wahres Wesen, die Qualität<br />
<strong>und</strong> den Wert des Menschseins zu erkennen. Nicht die körperliche<br />
Form macht den Menschen aus; tatsächlich verkörpert der Mensch<br />
das Universum. Alle Kräfte, die den Kosmos durchdringen, liegen<br />
auch im Menschen verborgen. <strong>Der</strong> Mensch ist nicht fähig, seine eigenen<br />
Fähigkeiten zu erkennen, <strong>und</strong> nutzt nicht einmal einen Bruchteil<br />
davon. (...)<br />
170
Gott wohnt nicht an einem spezifischen Platz wie dem Paradies, dem<br />
Himmel, dem Berg Kailash oder einem anderen himmlischen Wohnort;<br />
dies sind vorübergehende Aufenthaltsorte. Das menschliche Herz<br />
ist Gottes wahrer Wohnsitz. Ihr braucht euch nicht auf die Suche nach<br />
Gott zu begeben. Gott ist nicht in einem fremden Land, sondern er ist<br />
in eurem Leben gegenwärtig. (...)<br />
Ihr haltet den heutigen Tag für sehr heilig. Wie das Denken, so die<br />
Empfindung. Entsprechend dem Zustand eures Geistes unterscheiden<br />
sich die Auswirkungen. Aber das Jahr 2000 ist in keiner Hinsicht<br />
schlecht. Dieses Jahr wird euch zu grossen Höhen führen. Die Göttlichkeit<br />
wird propagiert <strong>und</strong> das Einheitsprinzip wird vorangebracht<br />
werden. Sehr bald werden die Menschen aller Länder vereinigt werden.<br />
Ihr betrachtet heute Amerika, Russland, Japan, China, Pakistan,<br />
Indien usw. als getrennte Einheiten. Sehr bald werden sie vereint werden.<br />
Sogar die unversöhnlichsten Feinde werden die besten Fre<strong>und</strong>e<br />
werden. Niemand wird euch hassen <strong>und</strong> ihr werdet keine Feinde haben.<br />
Alle sind Brüder. Sehr bald werdet ihr die Wahrheit der Aussage<br />
„Bruderschaft der Menschen <strong>und</strong> Vaterschaft Gottes“ erfahren. Es ist<br />
der Slogan der Einheit der Menschheit. Betet alle mit reinem Herzen<br />
dafür, dass dies baldmöglichst geschieht. (...)<br />
Es besteht kein Gr<strong>und</strong> zur Sorge. Begegnet allen Ereignissen mit Liebe,<br />
transformiert alles in Liebe, erfüllt euer Leben mit Liebe, verkörpert<br />
Liebe. Dann wird in der ganzen Welt Frieden <strong>und</strong> Sicherheit herrschen.<br />
(1.1.2000)<br />
171
MISSVERSTÄNDNISSE UND ZWEIFEL<br />
Ohne Liebe zu Gott kann Gott nicht erkannt werden. Göttliche Energie,<br />
wie hoch <strong>und</strong> mächtig sie auch sei, muss selbst menschliche<br />
Form annehmen, wenn sie die Welt beschützen <strong>und</strong> fördern will. Nur<br />
diese menschliche Form schafft die Voraussetzung, dass alle auf sie<br />
hören <strong>und</strong> von ihr lernen, sie ehren <strong>und</strong> ihr dienen können. Diejenigen,<br />
die keine Liebe zum Göttlichen haben, werden diese Form lediglich<br />
als die eines Menschen ansehen, denn sie können das absolute<br />
Prinzip nicht begreifen. (3-37/38)<br />
(Erlebnisse am Chitravathi Flussbett. Ansprache über die Gefahren<br />
des Zweifels.) Unterwerft euch von jetzt an der Disziplin geistiger<br />
Übungen! Das ist die Lektion, die ihr hier lernen müsst. Andernfalls<br />
führen Pilgerfahrten nur zu einer Anhäufung von Pl<strong>und</strong>er - ihr kauft<br />
Devotionalien an all den Pilgerstätten, die ihr besucht. Das ist der Gewinn,<br />
den die Pilgerfahrten euch bringen: einen Raum voller Devotionalien.<br />
Ihr kommt von weit her, habt grosse Ausgaben, leidet unter<br />
der Kälte oder flieht vor der Hitze in den Schatten eines Baumes <strong>und</strong><br />
wartet tagelang auf das begehrte Interview mit mir. Aber schliesslich<br />
kehrt ihr zurück, <strong>und</strong> der Frieden <strong>und</strong> das Glück, die dieser Ort hier<br />
vermittelt, verflüchtigen sich.<br />
Die völlige Hingabe an Gott ist beglückend. Sie spendet Trost, stärkt<br />
<strong>und</strong> macht geduldig. Es stört den, der sich Gott ganz anvertraut hat,<br />
nicht, wenn ein anderer vor ihm zum Interview gerufen wird oder wenn<br />
einem anderen mehr Beachtung geschenkt wird. Er ist bescheiden<br />
<strong>und</strong> wartet, bis seine Zeit gekommen ist. Er weiss, dass es eine höhere<br />
Macht gibt, die mehr weiss <strong>und</strong> die gerecht <strong>und</strong> unparteiisch ist. Da<br />
er das weiss, wird er seine Sorgen <strong>und</strong> Nöte nur dem Herrn anvertrauen.<br />
Er würde sich nicht erniedrigen, indem er mit allen <strong>und</strong> jedem darüber<br />
spricht, denn was kann ein Mensch, der ebenso hilflos ist wie er<br />
selbst, schon tun, um ihm zu helfen. Nur jene, die fest an Gott glauben<br />
<strong>und</strong> bei ihm <strong>und</strong> bei niemand anderem Zuflucht suchen, verdienen<br />
den Nektar der Unsterblichkeit. <strong>Der</strong> Mensch sollte immer die Gesellschaft<br />
guter <strong>und</strong> gottesfürchtiger Fre<strong>und</strong>e suchen <strong>und</strong> sich in Gedanken<br />
ständig mit der Herrlichkeit des Herrn beschäftigen. Das sind die<br />
Zeichen eines echten Devotees. Jene, die sich beklagen, ärgerlich<br />
werden <strong>und</strong> ihre Nöte jedem, der ihnen begegnet, mitteilen, um Mitgefühl<br />
zu erwecken, können niemals als Devotees angesehen werden.<br />
Das wäre eine Fehlbezeichnung. Sie lassen in dem ernsthaften Gott-<br />
172
sucher Zweifel an dem spirituellen Weg aufkommen. Ernsthafte Menschen<br />
fühlen sich diesen Pseudo-Devotees überlegen. Und das ist<br />
so! Es ist eine grosse Verantwortung, den Weg, der zu Gott führt, zu<br />
gehen. Auf diesem Weg gibt es kein Abgleiten, keine Unterbrechung,<br />
kein Zögern <strong>und</strong> keine Umwege. Es geht immer höher, höher <strong>und</strong> höher,<br />
bis zum Gipfel des Berges.<br />
Obwohl ihr mehr Verantwortung habt, glaubt mir, könnt ihr euch<br />
glücklich preisen. Verneint nicht mit der Zunge, woran ihr in eurem<br />
Herzen Gefallen findet. Verleugnet nicht eure eigene Erfahrung. Bekrittelt<br />
<strong>und</strong> verspottet nicht, was ihr in eurem Herzen verehrungs- <strong>und</strong><br />
anbetungswürdig findet, sobald ihr in eine Gesellschaft geratet, die<br />
sich darüber lustig macht. Man sagt, dass es für einen Devotee leicht<br />
sei, überall den Herrn zu finden. Es ist aber nicht so leicht, sondern<br />
sehr schwer für den Herrn, einen Devotee zu finden, der einen unerschütterlichen<br />
Glauben hat <strong>und</strong> der sich ihm völlig hingibt. Nur das<br />
Rezitieren der Namen des Herrn - ständig, unaufhörlich <strong>und</strong> mit ganzem<br />
Herzen - kann solch eine Haltung erzeugen. Das muss so beständig<br />
sein wie das Atmen <strong>und</strong> für euch ebenso lebensnotwendig<br />
werden. Das ist die richtige Andacht <strong>und</strong> Meditation für euch. Durch<br />
das Rezitieren des Gottesnamens werdet ihr in den Nektar der Unsterblichkeit<br />
(amrita) eingetaucht <strong>und</strong> bekommt nicht nur einen Tropfen<br />
auf der Zunge zu kosten.<br />
Könnt ihr euch meine Gefühle vorstellen, wenn ich bemerke, dass ihr<br />
trotz meiner Gegenwart <strong>und</strong> meiner Belehrungen diese Disziplin noch<br />
nicht aufgenommen habt? Ihr huldigt mir nur <strong>und</strong> macht mir Komplimente;<br />
ihr nennt mich eine Schatzkammer der Gnade, ein Meer der<br />
Glückseligkeit. Beginnt mit der Rezitation des Namens; erfühlt, wie<br />
lieblich er ist; saugt ihn auf <strong>und</strong> lasst ihn auf der Zunge zerfliessen; erfahrt<br />
seine tiefste Bedeutung; denkt über seine Herrlichkeit nach;<br />
lasst ihn ein Teil eurer selbst werden <strong>und</strong> lasst die spirituelle Freude<br />
in euch erstarken. Das ist es, was mir Freude bereitet. (...)<br />
<strong>Der</strong> Glaube kann nur stark werden, wenn er über lange Zeit gepflegt<br />
wird. Die Alten sind von den Dämonen des Zweifels besessen. Ich<br />
weiss, dass viele hier Zweifel haben. Sie glauben, ich hätte ein Gefäss<br />
mit dem Nektar (amrita), den ich verteilen will, irgendwo im Sand<br />
verborgen, an einem Platz, der nur mir bekannt ist. Darum habe ich einige<br />
von diesen unter euch gebeten, zu bestimmen, wo wir uns niederlassen.<br />
Kasturi hatte heute Morgen vorgeschlagen, einen Sandhügel<br />
aufzuwerfen, auf dem ich sitzen könne, damit die Tausende, die<br />
hier versammelt sind, das Materialisieren des Nektars besser sehen<br />
173
können. Ich habe dem nicht zugestimmt, denn ich wusste genau,<br />
dass die Zweifler sofort behaupten würden, der Hügel sei nur aufgeworfen<br />
worden, um den Nektar darunter zu verbergen. Dieser Zweifel<br />
ist wahrlich ein Bestandteil der dämonischen Natur, denn er zerfrisst<br />
die Gr<strong>und</strong>lage des Glaubens. Er beschneidet die Flügel der Freude,<br />
dämpft die Begeisterung <strong>und</strong> trübt die Hoffnung. Die mit ihm behaftet<br />
sind, können das Ziel selbst nach tausend Wiedergeburten nicht erreichen.<br />
Natürlich, wenn ihr Zweifel habt, dann müsst ihr die Gelegenheit<br />
wahrnehmen, diese durch eigenen Augenschein <strong>und</strong> eigene Erfahrung<br />
zu klären. Aber verleugnet später nicht wieder die Wahrheit,<br />
von der ihr einmal überzeugt wart, <strong>und</strong> hört nicht auf die Stimmen des<br />
Hasses <strong>und</strong> der Engstirnigkeit. Lasst euch nicht von Leuten beeinflussen,<br />
denen ihr nicht euren Geldbeutel anvertrauen würdet. Es sind in<br />
der Tat die Worte solcher Leute, durch die viele in die Irre geführt werden.<br />
Das ist wirklich ein bedauerlicher Zustand, nicht wahr?<br />
Kommt zu mir, bereit zu lernen, Fortschritt zu machen, euch selbst in<br />
mir zu sehen - <strong>und</strong> ich werde euch willkommen heissen <strong>und</strong> euch den<br />
Weg zeigen. Das wird euch zum Segen gereichen. Alle Heiligen<br />
Schriften, alle Texte wie die Bhagavadgita, welche die Milch der upanishadischen<br />
Kühe ist, sind dazu bestimmt, dieses Verlangen in euch<br />
wachzurufen.<br />
Dieses Verlangen ist wie das der Schlingpflanze nach dem Baumstamm,<br />
des Magneten nach dem Eisen, der Biene nach der Blume,<br />
des Wassers nach dem Wasserfall, des Flusses nach dem Meer. <strong>Der</strong><br />
Schmerz des Getrenntseins muss das Herz zerfressen. Das ganze<br />
Sein muss nach dem Einswerden verlangen. Zaudert nicht, ändert<br />
nicht eure Meinung, probiert nicht verschiedene Namen <strong>und</strong> Formen<br />
aus. Das ist Zeit- <strong>und</strong> Energieverschwendung. Ununterbrochenes<br />
Kontemplieren über den Herrn erzeugt auf eurer Zunge ständig den<br />
Geschmack des süssen Nektars.<br />
Wenn ihr diesen Weg nicht geht, macht ihr euch doppelt schuldig,<br />
denn ihr seid mir begegnet. Es ist verständlich, dass die Form Zweifel<br />
hervorruft. Wenn ihr nur den Namen hört oder anruft, könnt ihr eure<br />
Einbildungskraft benutzen, um ein Bild entstehen zu lassen, welches<br />
eurer eigenen Vorstellung entspricht. Lasst euch nicht von Zweifeln<br />
verführen, wenn ihr der Form begegnet. Nutzt den Augenblick <strong>und</strong><br />
macht das Leben lebenswert. 28.12.60, (16-15/18)<br />
<strong>Der</strong> Gouverneur von Uttar Pradesh ist von dem fernen Himalayagebirge<br />
in dieses kleine Dorf, das von winzigen Hügeln umgeben ist, ge-<br />
174
kommen, um den Gr<strong>und</strong>stein für eure Schule zu legen! Dadurch sollte<br />
euch eines klar werden: Mit ernsthafter spiritueller Anstrengung können<br />
auch die grössten Schwierigkeiten überw<strong>und</strong>en werden. Das<br />
ganze Dorf Puttaparthi <strong>und</strong> selbst die umliegenden Dörfer sind heute<br />
voller Freude. Auch ich bin sehr glücklich, denn es ist nicht nur ein<br />
Gebäude, das an diesem Platz errichtet wird. Es ist der Beginn einer<br />
neuen Zeit des Wohlstandes <strong>und</strong> des Fortschritts. Er legt nicht nur<br />
den Gr<strong>und</strong>stein für ein neues Schulgebäude, sondern für die Bildung<br />
selbst. (...)<br />
Ich glaube, diese Veranstaltung ist die Krönung der diesjährigen Geburtstagsfeierlichkeiten,<br />
denn ich sehe die Bauern mit strahlenden<br />
Gesichtern, voller Hoffnung <strong>und</strong> Freude. Auch die Menschen in diesem<br />
Dorf haben endlich erkannt, was sie all diese Jahre durch eigenes<br />
Verschulden verpasst haben. (...)<br />
In der Vergangenheit haben sich die Dorfbewohner über die Berichte<br />
von meinen W<strong>und</strong>ern die Köpfe zerbrochen. Deshalb konnten sie von<br />
der einzigartigen Gelegenheit vor ihrer eigenen Tür keinen Gebrauch<br />
machen. Sie sahen nur das Licht, aber sie fühlten nicht die Wärme.<br />
Das zeigt, dass sie trotz der physischen Nähe in Wirklichkeit weit, weit<br />
entfernt waren. Sie sahen den Glanz, die Pracht <strong>und</strong> die Herrlichkeit,<br />
aber sie kamen nicht nahe genug, um die Wärme meines Herzens zu<br />
spüren. Verstrickt in das Unwahre <strong>und</strong> Vergängliche, versäumen die<br />
Menschen die goldene Gelegenheit, das Wahre <strong>und</strong> Ewige zu erfassen.<br />
Sie wissen nicht, die Früchte zu schätzen, die an den Ästen des<br />
Baumes in ihrem eigenen Garten wachsen. Sie pflücken sie, bevor<br />
sie reif sind <strong>und</strong> behaupten dann, sie seien sauer. Die Menschen vergessen<br />
Gott <strong>und</strong> fallen ihrem eigenen Stolz <strong>und</strong> ihrer Habsucht zum<br />
Opfer.<br />
Es ist eine Tatsache, dass der Name Puttaparthi heute Millionen bekannt<br />
ist, die ihn in dankbarer Erinnerung behalten. Er wird in die Geschichte<br />
eingehen <strong>und</strong> unsterblich werden. Kein anderes Dorf kann<br />
sich so glücklich schätzen, aber ihr habt lange gebraucht, um das zu<br />
erkennen. Seit zwanzig Jahren versucht ihr, die Wogen der Uneinigkeit<br />
in diesem Dorf zu glätten. Während dieser Zeit haben viele andere<br />
Dörfer sich um meine Gnade <strong>und</strong> meinen Segen bemüht <strong>und</strong> ihn<br />
erhalten. Devotees haben verschiedentlich versucht, mich zu überreden,<br />
diese vergiftete Atmosphäre zu verlassen <strong>und</strong> mich in einer<br />
Stadt wie Madras oder Bangalore oder in einer anderen, ruhigen,<br />
ländlichen Gegend niederzulassen. Aber ich sage euch mit aller Bestimmtheit:<br />
Dieser Baum muss an demselben Ort wachsen, an dem er<br />
175
als Sämling gepflanzt wurde. Er wird nicht verpflanzt werden. Ich<br />
gebe diesen Ort nicht auf, ich nicht. Dieser Ort wird zu einem Wallfahrtsort<br />
wie Tirupathi werden, <strong>und</strong> wer jetzt ein Kind ist, wird diesen<br />
Aufschwung miterleben. 23.11.60, (16-7/8)<br />
<strong>Sai</strong> ist jenseits des schärfsten Intellekts, er entzieht sich dem durchdringendsten<br />
Verstand. Nun, auch die Weisen <strong>und</strong> Rishis waren nicht<br />
in der Lage, die sublimen Feinheiten Gottes zu erfassen, sondern hatten<br />
nur eine Ahnung davon. Versucht deshalb nicht, mich zu ergründen.<br />
Habt einen festen Glauben <strong>und</strong> findet euer Glück in selbstloser<br />
Liebe. Das ist das Beste, was ihr tun könnt. Tut es, es wird euch von<br />
Nutzen sein. 26.2.61, (16-21/22)<br />
Gebt dem Geschwür des Zweifels keinen Raum. Warum streitet ihr<br />
euch über meine Natur, über diese oder jene Frage, die mich betrifft?<br />
Wer ist dieser <strong>Baba</strong>, über den ihr diskutiert <strong>und</strong> debattiert? Was kümmert<br />
es euch, wer oder was ich bin? Für euch ist euer Ziel, euer Ideal,<br />
eure Erfahrung <strong>und</strong> eure Anstrengung wichtig, ist es nicht so? Warum<br />
macht ihr euch dann Gedanken über meine Herkunft, mein Wesen,<br />
mein Geheimnis <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er? Das Wesentliche ist die Hand. <strong>Der</strong><br />
Kelch, den sie hält, ist zweitrangig. Das Materielle ist weniger wichtig<br />
als das Absolute, als die f<strong>und</strong>amentale Wirklichkeit, das reine Sein.<br />
Was nützt es, die Zeit damit zu verschwenden, das Wesen des Göttlichen<br />
erfassen zu wollen, wenn ihr nicht in der Lage seid, jene f<strong>und</strong>amentale<br />
Wirklichkeit in eurer eigenen Tiefe zu finden. Offen gesagt,<br />
ihr könnt mich nur verstehen, wenn ihr euch selbst, eure eigene Wirklichkeit<br />
verstanden habt. <strong>Der</strong> auf das Materielle ausgerichtete Verstand<br />
kann nur das Materielle begreifen. Er kann nicht in anderen Kategorien<br />
denken. (...)<br />
Ihr werdet sehen, dass ich die selbstlose Liebe selbst bin, dass ich<br />
durch diese Liebe nur eines weitergebe, nämlich Glückseligkeit. Es ist<br />
meine Aufgabe, Trost zu spenden, Mut einzuflössen <strong>und</strong> inneren Frieden<br />
zu geben. Das bedeutet, dass mein Wesen das des Einen ist, wie<br />
es zu allen Zeiten war, nur die Form, in der es sich manifestiert hat, ist<br />
neu. Mein Wunsch - mit Worten unzulänglich ausgedrückt - ist: Immer<br />
mehr von euch sollen sich zu mir hingezogen fühlen. Dieser Wunsch<br />
kann nur dadurch verwirklicht werden, dass ich Form annehme <strong>und</strong><br />
mich nun unter euch bewege.<br />
Diejenigen unter euch, welche die Entwicklung der Ereignisse verfolgt<br />
haben, werden das inzwischen erkannt haben. Aber auch den Besten<br />
176
unter euch wird nur ein Bruchteil meines Geheimnisses offenbart. Ihr<br />
gleicht einem Telugu Publikum, das einen Film in Tamil sieht oder umgekehrt.<br />
Die feineren Nuancen, die tieferen Bedeutungen könnt ihr<br />
nicht verstehen. Meine Sprache, die Rolle, die ich spiele, die Aufgabe,<br />
für die ich gekommen bin, kann nur der zu verstehen beginnen, der<br />
sich den ganzen Film ansieht, unvoreingenommen <strong>und</strong> aufmerksam<br />
beobachtet <strong>und</strong> geduldig die Bedeutung jedes Wortes zu verstehen<br />
sucht.<br />
Die Sprache ist eigentlich ein Hindernis im Umgang mit mir. Die Sprache<br />
hat ihren Platz im Zusammenleben der Menschen. Sie drückt ihre<br />
Gefühle aus, verbirgt ihre Schwächen <strong>und</strong> formt ihre Gedanken. Ich<br />
aber höre <strong>und</strong> spreche die Sprache des Herzens. Worte, die von der<br />
Zunge des Menschen geformt werden, verwirren, sie rufen Spaltung<br />
<strong>und</strong> Uneinigkeit hervor, sie errichten Schranken. Die Worte, die vom<br />
Herzen kommen, strahlen Liebe aus <strong>und</strong> schaffen Einigkeit.<br />
Dem Bemühen, eine höhere Bewusstseinsstufe zu erklimmen, muss<br />
die Läuterung des Charakters vorangehen. Das ist sehr wichtig. Spirituelle<br />
Anstrengungen, die von Unreinheit, Bosheit <strong>und</strong> Falschheit<br />
begleitet werden, haben keinen Wert. Sie gleichen dem Schmuck auf<br />
dem Kopf der Kobra, der von Gift <strong>und</strong> Grausamkeit eingerahmt ist. Es<br />
gibt Leute, die hierherkommen <strong>und</strong> ihren Weg zu innerem Frieden<br />
<strong>und</strong> Glück finden, aber nach Jahren des Dienens <strong>und</strong> Weitergebens<br />
fallen sie der Unbeständigkeit zum Opfer <strong>und</strong> versinken wieder in<br />
dem alten Morast. Sie sinken so tief, dass sie ihre eigenen Erfahrungen<br />
verleugnen <strong>und</strong> ihrem Gewissen zuwiderhandeln. Nicht, dass ich<br />
darauf aus wäre, dass sie mich verehren oder mir nachfolgen. Keineswegs.<br />
Ich verlange nur, dass die Wahrheit vertreten wird, gleichgültig,<br />
in welcher Gesellschaft ihr euch befindet. Ihr müsst den Mut<br />
der Überzeugung haben, der euch helfen wird, der Versuchung zu widerstehen,<br />
das zu verleugnen, was euch lieb <strong>und</strong> teuer ist.<br />
Andere wiederum werden überwältigt von dem hysterischen Gebaren<br />
gewisser Schwachköpfe, von denen gesagt wird, dass ich durch sie<br />
sprechen oder handeln würde. Ich wiege mich nicht hin <strong>und</strong> her <strong>und</strong><br />
rede zusammenhangloses Zeug. Glaubt mir, ich mache keinen solchen<br />
Unsinn! Ich benutze andere nicht als Medien. Das habe ich nicht<br />
nötig. Selbst diejenigen, die jahrelang ihren Körper quälen <strong>und</strong> die<br />
Schmerzen asketischer Übungen erdulden, bis die Ameisen sie überwältigen<br />
<strong>und</strong> sie steif wie Baumstümpfe geworden sind, haben<br />
Schwierigkeiten, die Wirklichkeit des Herrn zu erkennen. Wie können<br />
dann Nichtstuer, die es sich wohlergehen lassen <strong>und</strong> Sklaven ihrer<br />
177
Sinne sind, behaupten, das Ziel der Selbstverwirklichung erreicht zu<br />
haben? Ihr Tun <strong>und</strong> Lassen ist eitel <strong>und</strong> nichtssagend. Wer sich ihnen<br />
zuwendet <strong>und</strong> sie verehrt, wendet sich von mir ab <strong>und</strong> ist auf dem falschen<br />
Weg.<br />
Wie kann das Vollkommene Zeit damit verschwenden, sich das Gewand<br />
der Unvollkommenheit anzulegen? Wenn Gott Form angenommen<br />
hat, glaubt mir, dann wird er nicht minderwertige Gefässe füllen,<br />
dem Unechten Glanz verleihen oder sich in unreinen Körpern manifestieren.<br />
Darum unterstützt solche Falschheit nicht <strong>und</strong> stürzt diese<br />
Unglücklichen nicht ins Verderben. Seid streng mit ihnen. Das wird sie<br />
heilen. Diejenigen, die das Funkeln des Diamanten gesehen haben,<br />
können nicht durch billigen Glasschmuck getäuscht werden. <strong>Der</strong> Herr<br />
ist der Diamant, gleichgültig, mit welchem Namen ihr ihn anruft. Aber<br />
gläserner Schmuck kann nicht in Diamanten verwandelt werden, wie<br />
lautstark <strong>und</strong> überzeugend er auch angepriesen werden mag. 4.3.62,<br />
(16-95/97)<br />
Lasst euch nicht von dem Zynismus <strong>und</strong> der destruktiven Kritik beeinflussen,<br />
die das spirituelle Leben von heute vergiften. Steht zu eurer<br />
eigenen Erfahrung, werdet euch selbst <strong>und</strong> mir nicht untreu. Mein<br />
Name ist <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong>, <strong>und</strong> er bedeutet: “Er, der sich auf die Wahrheit<br />
verlässt.” 4.3.62, (16-99)<br />
Ihr könnt jeden Ort, an dem ihr seid, zu einem Prashanti Nilayam machen.<br />
Werdet Teil meines historischen Wirkens. Trennt euch nicht von<br />
mir. Diese Nähe ist eine Folge eures in vielen Inkarnationen angesammelten<br />
günstigen Schicksals. Wenn ihr diese Verbindung jetzt<br />
abbrecht <strong>und</strong> andere Wege geht, werdet ihr später weinend ausserhalb<br />
der Tore stehen <strong>und</strong> um Einlass bitten. Befreit euch von törichten<br />
Illusionen <strong>und</strong> Zweifeln, von billigen Wünschen <strong>und</strong> von Verlangen -<br />
<strong>und</strong> ihr dürft eins mit mir werden. 7.3.62, (16-107)<br />
Ich ermahne euch oft, mich nicht mit diesem speziellen körperlichen<br />
Gebilde zu identifizieren. Aber ihr versteht es nicht. Ihr ruft mich mit einem<br />
Namen an <strong>und</strong> glaubt, ich hätte nur diese eine Form. Aber denkt<br />
daran: Es gibt keinen Namen, den ich nicht trage, keine Form, die ich<br />
nicht bin. 24.11.62, (16-161)<br />
Da wir von Glauben sprechen, muss ich euch vor etwas warnen. Es<br />
gibt an verschiedenen Orten Leute, die für das Abhalten von Veran-<br />
178
staltungen, den Bau von Tempeln <strong>und</strong> besondere Gottesdienste Geld<br />
sammeln <strong>und</strong> dabei meinen Namen benutzen. Diese Leute haben<br />
kein Recht dazu, <strong>und</strong> es ist gegen meinen Wunsch <strong>und</strong> Willen. Ermutigt<br />
solche Gepflogenheiten, die ich verurteile, nicht, indem ihr diesen<br />
Aufforderungen nachkommt. Es gibt noch eine andere Art von Leuten,<br />
die sich euren Glauben zunutze machen. Sie geben an, sie seien<br />
von mir “besessen”. Ich würde durch ein Medium oder sonst etwas zu<br />
ihnen “sprechen”. Behandelt solche Leute <strong>und</strong> ihre Agenten als Betrüger.<br />
Wenn ihr das nicht tut, macht ihr euch ebenso wie sie des Betruges<br />
schuldig.<br />
Wieder andere prahlen mit einem Bild, das ich ihnen gegeben habe,<br />
oder mit irgendeinem anderen Zeichen meiner Gnade <strong>und</strong> scharen<br />
eine Gefolgschaft von Anhängern <strong>und</strong> Bew<strong>und</strong>erern um sich, von denen<br />
sie dann Geld einkassieren. Manche sagen sogar: “<strong>Baba</strong> hat<br />
mich geschickt <strong>und</strong> gesagt, du sollst mir Geld geben.” Oder sie sagen:<br />
“<strong>Baba</strong> hat mir dies gegeben” oder “<strong>Baba</strong> hat mich so <strong>und</strong> so besonders<br />
gesegnet”, <strong>und</strong> dann bitten sie um eure Hilfe, Unterstützung <strong>und</strong><br />
um Geld. Ich bitte euch, euch von derartigen Leuten fernzuhalten <strong>und</strong><br />
sie mit Nichtachtung zu strafen - wer sie auch sein mögen. 25.11.62,<br />
(16-163)<br />
Es ist natürlich ganz verständlich, dass ihr gelegentlich Zweifel bezüglich<br />
meiner Form, meiner Worte <strong>und</strong> meines Handelns habt, aber<br />
wenn es euch ernsthaft darum geht, meine Wirklichkeit kennenzulernen,<br />
dann müsst ihr beobachten, wie ich meine <strong>Lehre</strong>n in die Tat umsetze,<br />
<strong>und</strong> mir folgen. Dann wird sich euch meine göttliche Wirklichkeit<br />
ganz bestimmt offenbaren. Wenn ihr jedoch diese Form nur mit<br />
euren Augen seht, stellt ihr - ohne euren Verstand <strong>und</strong> eure höhere<br />
Intelligenz zu benutzen - Vermutungen an <strong>und</strong> kommt zu Schlussfolgerungen,<br />
die eurer eigenen Phantasie entspringen. Ihr erlaubt sogar<br />
eurem Glauben <strong>und</strong> eurer Hingabe, in falsche Kanäle zu fliessen. Davon<br />
rate ich euch dringend ab. 22.11.70, (21-250/253)<br />
Diese Manifestation Gottes, die Wahrheit, Liebe, Schönheit ist, antwortet<br />
auf alle Gebete, in denen der Herr mit einem seiner vielen Namen<br />
angerufen wird. Er hat unendliche Geduld <strong>und</strong> ist voller Mitgefühl,<br />
obwohl er diese Form mit menschlichen Zügen <strong>und</strong> scheinbar<br />
menschlichen Schwächen angenommen hat, denn um den Menschen<br />
vor sich selbst zu retten, muss er ihm, der voller Unzulänglichkeiten<br />
ist, auf dessen Ebene begegnen. Dem Menschen muss ge-<br />
179
zeigt werden, wie er den Wirkungskreis seiner Liebe erweitern <strong>und</strong> die<br />
Reichweite seiner Erkenntnis ausdehnen kann. Wer nicht fähig ist, die<br />
Menschheit als Einheit zu sehen, kann nicht als gläubig bezeichnet<br />
werden, denn die Menschheit ist die Nachkommenschaft Gottes. Das<br />
Göttliche ist der Faden, welcher die Vielfalt der Blüten zu einer Girlande<br />
verbindet. 18.12.70, (21-256)<br />
180
DIE LEHRE ÜBER DIE ZEITLOSE WEISHEIT UND<br />
WAHRHEIT<br />
<strong>Der</strong> Mensch ist das einzige Lebewesen, das mit Intuition <strong>und</strong> Unterscheidungsvermögen<br />
begabt <strong>und</strong> daher in der Lage ist, sich zu den<br />
Höhen der Erkenntnis des Göttlichen Selbst aufzuschwingen. Aus<br />
diesem Gr<strong>und</strong> wird der Mensch als “die Krone der Schöpfung” gepriesen,<br />
<strong>und</strong> die Shastras verkünden, dass es ein sehr seltenes Privileg<br />
ist, als Mensch geboren zu werden. <strong>Der</strong> Mensch besitzt die Fähigkeiten,<br />
die erforderlich sind, den Ursprung der Schöpfung zu ergründen.<br />
Er nutzt die Kräfte <strong>und</strong> Gaben der Natur, die gesamte Schöpfung, um<br />
Frieden, Wohlstand <strong>und</strong> Sicherheit in der Welt <strong>und</strong> sein eigenes<br />
Glück zu fördern. Das wird von den Veden gutgeheissen.<br />
Die Veden sind die Gr<strong>und</strong>lage für den Glauben von Millionen. Sie sind<br />
wahrlich die Worte Gottes. Die Hindus glauben, dass die Veden weder<br />
Anfang noch Ende haben. Gott hat immer zu den Menschen gesprochen.<br />
Es handelt sich nicht um Bücher, die von Autoren geschrieben<br />
wurden, sondern um <strong>Offenbarung</strong>en, welche vielen Suchern, die<br />
auf dem Weg zum höchsten Ziel waren, von Gott gewährt wurden. Es<br />
gab die Veden schon, bevor sie dem Menschen als Wegweiser offenbart<br />
wurden, <strong>und</strong> es wird sie geben, selbst wenn der Mensch den<br />
Weg vergessen sollte. Sie sind weder irgendwann in grauer Vorzeit<br />
entstanden, noch können sie jemals ausgelöscht werden. Auch die<br />
göttliche Urordnung, welche die Veden enthüllen, ist ohne Anfang <strong>und</strong><br />
ohne Ende, denn sie bezieht sich auf das höchste Ziel.<br />
Natürlich mögen einige einwenden, dass das Göttliche Gesetz, da es<br />
sich auf das höchste Ziel bezieht, zwar kein Ende hat, aber doch sicher<br />
einen Anfang gehabt haben muss. Die Veden erklären, dass der<br />
Kreislauf von Schöpfung <strong>und</strong> Auflösung keinen Punkt hat, an dem etwas<br />
beginnt oder aufhört. Es ist ein Rad, das sich ständig dreht. Es<br />
gibt auch keine Veränderung in der Stärke kosmischer Energie - sie<br />
nimmt weder ab noch nimmt sie zu, sie bleibt sich immer gleich. Die<br />
Schöpfung <strong>und</strong> der Schöpfer sind zwei parallele Linien, deren Anfänge<br />
unbekannt <strong>und</strong> deren Ende <strong>und</strong>enkbar sind. Sie bewegen sich für<br />
immer <strong>und</strong> ewig in gleichen Abständen voneinander. Obwohl der Wille<br />
<strong>und</strong> die Macht Gottes ständig am Wirken sind, werden sie dem<br />
menschlichen Geist für immer unverständlich bleiben.<br />
Das höchste Absolute ist, nach Auffassung der Inder, d.h. derer, die<br />
sich als Erben vedischer Kultur betrachten, die Unendlichkeit selbst.<br />
“Es erhebt sich in die hohen Himmel <strong>und</strong> bewegt sich frei in diesen<br />
181
Weiten”, so wurde es schon in vorgeschichtlicher Zeit beschrieben.<br />
Das Studium dieser Vorstellung des Göttlich-Absoluten erlitt im Laufe<br />
der Geschichte viele Rückschläge, aber sie blieb lebendig <strong>und</strong> breitet<br />
sich heute immer mehr aus. Das ist der Beweis der Kraft, die dieser<br />
<strong>Offenbarung</strong> innewohnt. Die Darstellungen des höchsten Zieles, wie<br />
sie im Judentum, im Christentum <strong>und</strong> in der zarathustrischen Religion<br />
zu finden sind, lassen das Bestreben erkennen, dieses Konzept der<br />
Gottesvorstellung in den eigenen Glauben einzubeziehen <strong>und</strong> es als<br />
Teil der eigenen Kultur zu übernehmen. So hat es die anderen Religionen<br />
stark beeinflusst, während es in dem Land seines Ursprungs<br />
nie überfremdet wurde. Es betonte die Übereinstimmung von verschiedenen<br />
Anschauungen <strong>und</strong> trug dadurch zum gegenseitigen Verständnis<br />
bei. Im Vergleich zu dem von den vedischen Heiligen entdeckten<br />
Strom des Wissens, der ständig weiterfliesst, erscheinen die<br />
anderen Glaubensrichtungen wie stagnierende Gewässer. (5-13/14)<br />
Den Glauben in dieses Göttliche Selbst zu vertiefen <strong>und</strong> es von ganzem<br />
Herzen zu lieben - das ist wirklicher Gottesdienst. Das Göttliche<br />
ist die einzige wirkliche Liebe des Menschen. Fühlt, dass es liebenswerter<br />
ist als alles andere - jetzt <strong>und</strong> für alle Zeiten. Das ist die wahre<br />
Verehrung, die der Mensch Gott entgegenbringen kann. Das ist es,<br />
was die Veden lehren. Sie verlangen nicht das Einhalten beängstigender,<br />
harter Vorschriften <strong>und</strong> Einschränkungen; sie halten den<br />
Menschen nicht ein vor Augen, in dem sie hinter den Gittern “Ursache<br />
<strong>und</strong> Wirkung” eingesperrt sind. Sie lehren, dass hinter all den Regeln<br />
<strong>und</strong> Einschränkungen der Eine als Herr <strong>und</strong> Gebieter regiert. <strong>Der</strong> Eine,<br />
welcher die Substanz aller Dinge, der Ursprung jeder Form von<br />
Energie, der Kern eines jeden Atoms ist, unter dessen Befehl allein<br />
die fünf Elemente - Äther, Luft, Feuer, Wasser <strong>und</strong> Erde - ihre Funktionen<br />
ausüben. “Liebt Gott, verehrt ihn, betet ihn an”, sagen die Veden.<br />
Das ist die grossartige Philosophie der Liebe, welche in den Veden<br />
ausführlich beschrieben wird.<br />
Das grösste Geheimnis liegt darin, dass der Mensch in seiner Beziehung<br />
zur Welt einem Lotosblatt gleichen sollte, welches auf dem<br />
Wasser schwimmt <strong>und</strong> doch nicht nass wird. Natürlich ist es auch gut,<br />
Gott zu lieben <strong>und</strong> anzubeten, um sich dadurch hier oder im Jenseits<br />
Verdienste zu erwerben, aber da es nichts gibt, das kostbarer ist als<br />
Gott, raten die Veden, Gott bedingungslos zu lieben. Liebt, weil ihr lieben<br />
müsst, liebt um der Liebe willen. Liebt Gott allein, denn was er<br />
euch geben kann, ist nichts weniger als sich selbst. Liebt nur ihn,<br />
182
ohne nach etwas anderem zu verlangen. Das ist die höchste der vedischen<br />
<strong>Lehre</strong>n. (5-15)<br />
Liebe, die vom Göttlichen Selbst ausgeht, ist rein <strong>und</strong> erhaben. Aber<br />
da der Mensch an viele selbstsüchtige Beziehungen, die er für Liebe<br />
hält, geb<strong>und</strong>en ist, glaubt er, dass er selbst nichts weiter als ein isoliertes<br />
Individuum sei. Dadurch beraubt er sich der Fülle der allumfassenden<br />
göttlichen Liebe. <strong>Der</strong> Mensch muss die Gnade Gottes gewinnen.<br />
Wenn das geschehen ist, kann er sich vom Körperbewusstsein<br />
lösen <strong>und</strong> sich mit dem Göttlichen Selbst identifizieren. Dieser Schritt<br />
wird in den Veden als die Befreiung von allen Bindungen oder als Erlösung<br />
bezeichnet. Das einzige Mittel, das zu diesem Sieg führt, ist,<br />
gegen die Neigung, sich an das Körperbewusstsein zu klammern, anzukämpfen.<br />
Nur so kann die Gnade Gottes gewonnen werden. Um<br />
dieses Ziel zu erreichen, werden spirituelle Übungen wie z.B. philosophisches<br />
Forschen, Beherrschung der Sinne <strong>und</strong> andere Disziplinen<br />
empfohlen. Übungen dieser Art helfen, das Bewusstsein zu läutern,<br />
das dann wie ein blanker Spiegel das Göttliche Selbst reflektiert. Dieser<br />
Weg, der durch die Läuterung des Bewusstseins zu höchster<br />
Weisheit führt, ist für alle, die reinen Herzens sind, leicht zu begehen.<br />
Das ist die zentrale Wahrheit, um die es bei der Suche nach der letzten<br />
Wirklichkeit geht. Sie ist der Lebensatem der vedischen <strong>Lehre</strong>. (5-<br />
16/17)<br />
Die Veden zeigen euch das Ideal, dem ihr folgen müsst, <strong>und</strong> den<br />
Weg, der zur Selbsterkenntnis führt. Dieses Ideal ist die Erkenntnis<br />
der höchsten Wahrheit, zu dem der Intellekt des Menschen keinen<br />
Zugang hat, weil sie jenseits der Welt der Sinne liegt. Die Veden erinnern<br />
daran, dass das körperlose Göttliche Selbst im Körper des Menschen<br />
residiert. So ist der Mensch selbst die Verkörperung des Göttlich-Absoluten,<br />
das allein wirklich <strong>und</strong> ewig ist. Alles andere ist unwirklich<br />
<strong>und</strong> vergänglich.<br />
Die Veden haben nur Form angenommen, um auf die Existenz Gottes<br />
hinzuweisen <strong>und</strong> ständig daran zu erinnern. Jene, die das höchste<br />
Ziel durch spirituelle Anstrengungen erreicht haben, sind alle den vedischen<br />
Pfad gegangen <strong>und</strong> haben bei ihrer Suche nach der Wahrheit<br />
die vedischen <strong>Lehre</strong>n befolgt. (5-17)<br />
Viele mögen sich fragen, was wohl ein Mensch empfindet, der das Ziel<br />
vollkommener Bewusstheit erreicht hat. Sein Leben ist von unübertrof-<br />
183
fener Glückseligkeit erfüllt <strong>und</strong> erfährt die Einheit von Gedanken, Gefühlen<br />
<strong>und</strong> Wissen. Er befindet sich in Ekstase, versunken in das Eine<br />
<strong>und</strong> Einzige, in das ewige Göttliche Prinzip, das allein während des Lebens<br />
Freude vermitteln kann. Nur das <strong>und</strong> nichts anderes ist wahre<br />
Freude. Gott ist der Inbegriff ewiger, ungetrübter Freude. (...)<br />
Fülle ist Ganzheit. Ganzheit bedeutet “Eines” <strong>und</strong> nicht zwei oder drei.<br />
Es gibt darin keinen Raum für Individualität. Wenn das individuelle<br />
Selbst die Fülle <strong>und</strong> Ganzheit erfahren hat, ist eine Bindung des Bewusstseins<br />
an die materielle Welt nicht mehr möglich. Manche mögen<br />
noch daran zweifeln, aber das ist nicht richtig. Wenn das individuelle<br />
Selbst sich der Ganzheit bewusst wird, verliert es das Gefühl für Unterschiede<br />
<strong>und</strong> bleibt für immer in diesem Bewusstsein der Ganzheit.<br />
Das Eine schliesst die Vielheit in sich ein. Ihr seid euch dann bewusst,<br />
dass die eigene Wirklichkeit die Wirklichkeit aller <strong>und</strong> dieses Eine das<br />
unteilbare Göttliche Selbst ist. Dann werden keine Gedanken mehr<br />
aufkommen, die eine Trennung zwischen den Menschen bewirken.<br />
Ein solcher Mensch erkennt das Göttliche als den Kern aller Wesen<br />
<strong>und</strong> aller Dinge <strong>und</strong> sieht auch sich selbst als dieses Göttliche Selbst.<br />
So befindet er sich tiefer als je zuvor in der vollen Ganzheit ewiger<br />
Glückseligkeit. Wie könnte er da ein Getrenntsein erleben? Das ist<br />
nicht möglich. Die Strahlen der Glückseligkeit erleuchten alle Regionen.<br />
Die grossen Rishis <strong>und</strong> Heiligen haben dieses Glücksbewusstsein<br />
erlebt <strong>und</strong> ihre Erfahrungen der Welt in leicht verständlicher<br />
Sprache mitgeteilt. Man kann mit dem Finger auf den unerreichbaren<br />
Mond deuten, um zu zeigen, wo er zu sehen ist. Ebenso zeigen die<br />
Rishis jedem auf eine Weise, die seiner Entwicklungsstufe entspricht,<br />
den Weg zu der Wahrheit, die jenseits des Verstandes liegt <strong>und</strong> mit<br />
Worten nicht zu beschreiben ist. Ihre Belehrungen sind so vielseitig,<br />
damit sie die Menschen auf allen Bewusstseinsstufen erreichen <strong>und</strong><br />
ihr Verständnis der Wahrheit fördern können. (5-18/19)<br />
Ihr könnt unmöglich Gott lieben <strong>und</strong> verehren, ohne über die eine<br />
oder andere Form meditiert zu haben. Das ist so notwendig wie die<br />
Luft zum Atmen. Es ist eine Stufe im Ablauf des Lebens <strong>und</strong> muss als<br />
solche akzeptiert werden. Die Kindheit ist der Vater des Alters. Kann<br />
das Alter die Kindheit <strong>und</strong> Jugend verurteilen? Um dem göttlichen<br />
Prinzip nahe zu kommen, ist die Verehrung von Idolen für viele eine<br />
grosse Hilfe. Wie kann ein Aspirant auf dem spirituellen Pfad, der<br />
selbst einmal durch die Phase der Idol-Verehrung gegangen ist <strong>und</strong><br />
daraus Nutzen gezogen hat, diese später verurteilen? Das wäre in<br />
der Tat ganz falsch <strong>und</strong> unangebracht.<br />
184
<strong>Der</strong> Weg der Bharatiyas zur höchsten Wirklichkeit führt nicht von der<br />
Unwahrheit zur Wahrheit. Er führt von der unvollkommenen Wahrheit<br />
zur vollkommenen Wahrheit, von der bruchstückhaften Wahrheit zur<br />
vollen Wahrheit. Was ist spirituelle Praxis? Jede spirituelle Anstrengung<br />
der Menschen - ob es sich um einsame Waldbewohner <strong>und</strong> ungebildete<br />
Hirtenstämme handelt, die primitive Formen des Göttlichen<br />
anbeten, oder um fortgeschrittene Sucher, welche die Fülle des Absoluten<br />
verehren -, ist spirituell <strong>und</strong> bringt die Menschen einen Schritt<br />
weiter vorwärts. Das individuelle Selbst ist mit einem Vogel vergleichbar.<br />
Es kann sich durch immer längere <strong>und</strong> höhere Flüge hoch in den<br />
Himmel erheben, bis es ihm schliesslich gelingt, sich zur Sonne emporzuschwingen<br />
<strong>und</strong> an ihrem Glanz teilzuhaben.<br />
Das Eine in der Vielheit ist die gr<strong>und</strong>legende Wirklichkeit der Natur.<br />
Es ist der Schlüssel, der es ermöglicht, sie zu verstehen. Die Menschen<br />
in Indien haben das begriffen <strong>und</strong> diesen Schlüssel festgehalten.<br />
In anderen Ländern wurden bestimmte Gr<strong>und</strong>sätze aufgestellt,<br />
<strong>und</strong> die Bewohner wurden gezwungen, sie anzunehmen. Sie mussten<br />
den Regeln <strong>und</strong> Vorschriften, die sich daraus ergaben, gehorchen.<br />
In der Gesellschaft, in der sie lebten, wurde jedem ein Mantel<br />
der gleichen Grösse gegeben, <strong>und</strong> alle mussten ihn tragen. Für Leute,<br />
denen der Mantel nicht passte, gab es keine Alternative. Sie mussten<br />
dann ohne einen Mantel, der sie vor dem kalten Wind hätte<br />
schützen können, leben.<br />
Die Inder verhielten sich ganz anders. Sie schufen verschiedene Namen<br />
<strong>und</strong> Formen, die den unterschiedlichen Vorstellungen der Gottsucher<br />
entsprachen, so dass jeder die Form der Anbetung <strong>und</strong> Verehrung<br />
finden konnte, die seinen emotionellen Bedürfnissen <strong>und</strong> seiner<br />
geistigen Kapazität entsprach. Natürlich hatten nicht alle diese besondere<br />
Rücksichtnahme nötig, aber viele machten Gebrauch davon <strong>und</strong><br />
konnten dadurch Fortschritte auf dem Weg zur Weisheit <strong>und</strong> Erlösung<br />
erzielen.<br />
Es muss noch erwähnt werden, dass die Veden die Anbetung von<br />
Idolen nicht vorschreiben. Es ist auch keine Phase, die unbedingt<br />
durchlaufen werden muss. (5-20/21)<br />
Untersucht sorgfältig alle Texte <strong>und</strong> Schriften, die sich mit der Bharatiya-Kultur<br />
befassen, <strong>und</strong> findet heraus, ob irgendwo darin erwähnt<br />
wird, dass Erlösung <strong>und</strong> Selbstverwirklichung nur den Indern vorbehalten<br />
seien <strong>und</strong> niemand anderer Zugang dazu habe. Könnt ihr auch<br />
nur eine derartige Feststellung finden? Es muss ausdrücklich betont<br />
185
werden, dass ihr keine solche Aussage entdecken werdet. Die Spiritualität<br />
der Bharatiyas kennt keine Grenzen <strong>und</strong> verfolgt höchste<br />
Ideale. Sie ist ein breiter Strom heiligen Gedankenguts, der unbehindert,<br />
mit unwiderstehlicher Kraft dem Meer der göttlichen Gnade entgegenfliesst.<br />
Die Reise geht auf dem königlichen Weg direkt zum<br />
höchsten Ziel.<br />
Noch etwas anderes: Die Quelle aller spirituellen Theorien der Inder<br />
ist Gott. Er ist der einzige stützende Pfeiler, <strong>und</strong> deshalb bedarf es<br />
keines anderen. Das spirituelle Gedankengut der Inder ist das höchste,<br />
das es gibt, <strong>und</strong> bildet daher auch die Gr<strong>und</strong>lage aller anderen<br />
Glaubensrichtungen. Durch viele gültige Theorien <strong>und</strong> überzeugende<br />
Argumente hat es den Sieg über zahlreiche gegenteilige Anschauungen<br />
davongetragen. Bharatiyas haben es nicht nötig, irgendeiner anderen<br />
Religion oder spirituellen Disziplin zu folgen. Nirgendwo anders<br />
kann eine Wahrheit gef<strong>und</strong>en werden, die nicht auch in ihren eigenen<br />
<strong>Lehre</strong>n enthalten wäre. Andere Religionen haben den einen oder anderen<br />
Glaubensgr<strong>und</strong>satz übernommen <strong>und</strong> empfehlen den Menschen,<br />
diesem als Ideal zu folgen.<br />
Ihr müsst immer daran denken, dass die Bharatiya-Texte die ältesten<br />
der ganzen Welt sind. Sie enthalten die ersten suchenden Gedanken<br />
der Menschen über einen persönlichen <strong>und</strong> unpersönlichen Gott, die<br />
zu der Entdeckung des Göttlichen Selbst im Menschen führten <strong>und</strong><br />
die Regeln für individuelles <strong>und</strong> soziales Verhalten festlegten, welche<br />
das Ergebnis dieser Gedankengänge sind. In keinem anderen Land,<br />
in keinem anderen Volk sind solch alte Weisheitslehren gesammelt<br />
worden. Es mag zwar einige nebelhafte Ideen oder ein kurzes Aufleuchten<br />
gegeben haben, aber nichts, was den Namen einer spirituellen<br />
Literatur verdienen würde. Die vedische Literatur schildert nicht<br />
nur die spirituellen Forschungen der Weisen <strong>und</strong> Gottsucher <strong>und</strong> ihre<br />
Ergebnisse, sondern auch ihre Gedankengänge, ihr Sehnen <strong>und</strong><br />
Streben, ihre weltlichen Kämpfe <strong>und</strong> zeitlichen Probleme. (5-22/23)<br />
Die Idee eines Gottes, der die Menschen terrorisiert, kann auf indischer<br />
Erde ebensowenig gedeihen, wie die Vorstellung vieler verschiedenartiger<br />
Götter. Die Bharatiya-Kultur <strong>und</strong> ihre spirituelle Einstellung<br />
stützen sich auf den einen Gott, genannt Ishvara.<br />
Die monotheistische Vorstellung gibt es in Indien seit uralten Zeiten.<br />
Schon aus der frühesten vedischen Samhita-Literatur geht hervor,<br />
dass dieser Glaube bereits seit langer Zeit lebendig war.<br />
Die Idee eines persönlichen Gottes dagegen erschien den Denkern<br />
186
dieses Landes als eine primitive Stufe der spirituellen Entwicklung.<br />
Sie konnte das Verlangen nach dem Höchsten nicht befriedigen. Diese<br />
Einstellung, die in den <strong>Offenbarung</strong>en der Rishis zum Ausdruck<br />
kommt, wurde von den Gelehrten anderer Länder, welche die Veden<br />
<strong>und</strong> die sich auf sie beziehenden Texte studiert <strong>und</strong> kommentiert haben,<br />
weder verstanden noch genügend gewürdigt. Sie betonen immer<br />
nur den frühen Glauben an die “vielen Götter” oder die spätere Vorstellung<br />
von einem “persönlichen Gott”. Eine derartige Unwissenheit<br />
bringt ein Lächeln auf die Lippen des Hindu.<br />
In Wahrheit ist es so, dass selbst jene, die auf dem Schoss der Mutter<br />
gelernt haben, einem Gott zu vertrauen, der viele Eigenschaften besitzt,<br />
später auf eine höhere Ebene steigen müssen, um sich des Einen,<br />
von dem man sagt, er habe “viele Namen <strong>und</strong> viele Formen”, bewusst<br />
zu werden. Alle spirituellen Übungen sind auf die Erkenntnis<br />
dieser Wahrheit ausgerichtet.<br />
<strong>Der</strong> Eine allein ist die unveränderliche Wirklichkeit hinter dem sich<br />
ständig verändernden Kosmos. Er ist der Führer <strong>und</strong> Schutzherr eines<br />
jeden Bewusstseins. Alle diese Beschreibungen können jedoch<br />
nur schwach die Herrlichkeit des Einen wiedergeben. Im Westen wird<br />
behauptet, dass nur die menschliche Intelligenz in der Lage sei, zu<br />
neuen Erkenntnissen zu führen. Aber die Sucher dieses Landes gingen<br />
mutig über die Grenzen des Verstandes hinaus. Diese Tatsache<br />
muss anerkannt werden. Westliche Philosophen, die für ihre Höhenflüge<br />
in das Reich des Geistes berühmt sind, haben sich nur selten in<br />
diese Bereiche vorgewagt. Deshalb sind sie überrascht, welch eine<br />
Höhe spekulativer Erkenntnis die indischen Weisen durch ihre Erfahrungen<br />
erreicht haben. (...)<br />
“Nur das Eine ist; die Weisen umschreiben es als Vielfalt.” Diese Aussage<br />
ist fürwahr von höchster Bedeutung. Sie ist die jahrh<strong>und</strong>ertealte,<br />
gr<strong>und</strong>legende Wahrheit, welche durch die spirituellen Bemühungen<br />
Indiens enthüllt wurde. Und selbst das theistische Prinzip <strong>und</strong> seine<br />
Praxis, die sich in den kommenden Jahren mit beispiellosen Segnungen<br />
in der ganzen Welt verbreiten wird, hat als seine Gr<strong>und</strong>lage diesen<br />
Gedanken, der von den Weisen Indiens vor langer, langer Zeit<br />
formuliert wurde. (5-24/25)<br />
Hindus haben den Christen geholfen, in Indien Kirchen zu bauen. Sie<br />
haben ihre Bereitschaft gezeigt, mit Christen zusammenzuarbeiten.<br />
Beweise dafür gibt es überall in diesem Land. Nie gab es Blutvergiessen<br />
im Zusammenleben mit Christen. Wer seine Gedanken auf die<br />
187
höchste Wahrheit ausrichtet, lehnt es ab, sich durch Gewaltanwendung<br />
zu entehren. Es bedarf eines klaren Geistes <strong>und</strong> innerer Stärke,<br />
eine solche Haltung zu begreifen <strong>und</strong> anzuerkennen. (5-26)<br />
Schöpfung ist das Zusammenfügen einzelner Teile zu einem grösseren<br />
Ganzen. Was zusammengefügt wurde, muss sich im Laufe der<br />
Zeit wieder auflösen <strong>und</strong> frei werden. Auch das Individuum wurde erschaffen,<br />
<strong>und</strong> deshalb muss es sterben <strong>und</strong> sich wieder auflösen.<br />
Manche Menschen werden in glückliche Verhältnisse geboren <strong>und</strong> erfreuen<br />
sich eines ges<strong>und</strong>en, frohen Lebens. Andere sind ins Elend<br />
hineingeboren, oft fehlen ihnen sogar die Hände oder Füsse. Manche<br />
werden schwachsinnig oder mit anderen Behinderungen geboren.<br />
Wer hat ihnen Schaden zugefügt oder sie verletzt? Es wird verkündet,<br />
dass Gott gerecht <strong>und</strong> gütig sei. Man kann darüber streiten, wie es<br />
möglich ist, dass ein solcher Gott sich so voreingenommen <strong>und</strong> ungerecht<br />
zeigt. Wie kommt es, dass in einer von Gott beherrschten Welt<br />
die Menschen so unterschiedlich behandelt werden? Solche Zweifel<br />
<strong>und</strong> Fragen sind ganz natürlich. Die alten Weisen von Indien jedoch,<br />
die das Denken in diesem Land geprägt haben, enthüllten, dass nicht<br />
Gott die Ursache für diese Unterschiede ist. Sie erklärten vielmehr,<br />
dass der Mensch diese unterschiedlichen Verhältnisse durch sein<br />
Verhalten in vergangenen Inkarnationen verursacht hat. Das ist es,<br />
was Glück oder Elend, Ges<strong>und</strong>heit oder Behinderungen zur Folge<br />
hat.<br />
Ob es euch gut oder schlecht geht, ist eine Auswirkung der Handlungen<br />
in vergangenen Erdenleben. (5-27)<br />
Das Göttliche Selbst ist keinen materiellen <strong>und</strong> weltlichen Begrenzungen<br />
<strong>und</strong> Gesetzen unterworfen. Es ist ohne Grenzen, frei <strong>und</strong> ungeb<strong>und</strong>en.<br />
Es ist rein, heilig <strong>und</strong> vollkommen. Das ist das W<strong>und</strong>er, das<br />
Geheimnis seiner Existenz. <strong>Der</strong> Mensch ist nicht fähig, dieses W<strong>und</strong>er<br />
zu erklären <strong>und</strong> dieses Geheimnis zu lüften. Aber da es an den<br />
materiellen Körper geb<strong>und</strong>en ist, entsteht der Eindruck, es sei ein Teil<br />
der Schöpfung. (5-28)<br />
Eure gegenwärtigen Umstände sind also das Ergebnis eurer Taten in<br />
früheren Erdenleben. Und so werden eure zukünftigen Lebensbedingungen<br />
durch das bestimmt, was ihr jetzt tut. Zwischen dem einen Leben<br />
<strong>und</strong> dem anderen, dem einen Tod <strong>und</strong> dem nächsten wird das Individuum<br />
entweder Fortschritte oder Rückschritte machen <strong>und</strong><br />
188
grossherziger oder engherziger werden. Wie ein schwankendes<br />
Schiff, das in einer stürmischen See umhergeworfen wird, erklimmt<br />
der Mensch die schäumende Spitze einer gewaltigen Woge <strong>und</strong> wird<br />
im nächsten Augenblick mit rasender Geschwindigkeit in die Tiefe gestürzt.<br />
Aufstieg <strong>und</strong> Fall sind unweigerliche Folgen seiner guten <strong>und</strong><br />
schlechten Taten. O ihr Kinder der Unsterblichkeit! Gebt Acht! Hört<br />
auf die Botschaft der Rishis, welche die Vision des allerhöchsten<br />
Herrn in seiner ganzen Majestät erfahren durften, des Herrn, der jenseits<br />
aller Täuschungen residiert: “O ihr Menschenwesen, ihr Brüder!<br />
Ihr könnt euch nur von der ständigen Folge von Geburt <strong>und</strong> Tod befreien,<br />
wenn ihr das Göttlich-Absolute erkennt. Bildet euch nicht ein,<br />
Sünder zu sein, denn ihr seid die Erben ewiger Glückseligkeit. Ihr seid<br />
Bild Gottes <strong>und</strong> dürft sein unvergängliches Glücksbewusstsein teilen.<br />
Euer Wesen ist heilig <strong>und</strong> vollkommen. Ihr seid in der Tat Verkörperungen<br />
Gottes auf Erden. Kann es da eine grössere Sünde geben, als<br />
sich einen 'Sünder' zu nennen? Damit entehrt <strong>und</strong> beschimpft ihr euch<br />
selbst. Weist den Gedanken von euch, dass ihr Schafe seid. Lasst<br />
euch nicht zu solchen Gefühlen verleiten. Ihr seid göttlich! Ihr seid<br />
Tropfen des Nektars der Unsterblichkeit, die weder Anfang noch<br />
Ende kennt. Ihr seid nicht Sklaven der materiellen Dinge, sondern sie<br />
sind eure Leibeigenen <strong>und</strong> müssen euch dienen.” Dies sind die Worte<br />
der Rishis. (5-29/30)<br />
Die Inder teilen nicht die Anschauung, die in manchen anderen Ländern<br />
besteht, nämlich dass das Universum vor einigen Tausend Jahren<br />
entstanden ist <strong>und</strong> irgendwann in der Zukunft für immer zerstört<br />
wird. Auch die Theorie, dass das Universum aus dem Nichts entstanden<br />
sei, wird von ihnen nicht akzeptiert. Sie glauben, dass die Existenz<br />
des Universums keinen Anfang <strong>und</strong> kein Ende hat <strong>und</strong> dass es<br />
sich nach den Gesetzen der Evolution <strong>und</strong> Involution im Laufe der<br />
Zeit vom grobstofflichen in das feinstoffliche Stadium zurückziehen<br />
wird. Von da wird es nach einer bestimmten Zeitspanne in den transzendenten<br />
Urzustand, von dem es ausgegangen ist, zurückkehren.<br />
Aus dem “Einen”, in dem es aufgegangen ist, wird es nach <strong>und</strong> nach<br />
wieder als das “Viele” in Erscheinung treten, zuerst in feinstofflichen,<br />
dann in grobstofflichen Ausdrucksformen. (5-37/38)<br />
Diese wellengleichen Bewegungen der Evolution <strong>und</strong> Involution haben<br />
sich seit Urzeiten abgespielt, <strong>und</strong> so wird es weitergehen bis in<br />
189
alle Ewigkeit. Daran glauben die Inder. <strong>Der</strong> Mensch besteht nicht nur<br />
aus dem grobstofflichen, sondern auch aus einem feinstofflichen Körper,<br />
den man Geist nennt. Und dann gibt es einen noch feineren Körper,<br />
von dem alle Anregungen ausgehen, nämlich das Selbst oder die<br />
individuelle Seele. Die Seele hat weder Anfang noch Ende noch kennt<br />
sie Geburt <strong>und</strong> Tod. Das ist die Gr<strong>und</strong>lage des Bharatiya-Glaubens.<br />
Noch etwas anderes gehört zu diesem Glauben <strong>und</strong> ist ein einzigartiges<br />
geistiges Rüstzeug des Bharatiyas: Bis die Seele von ihrer Individualität<br />
befreit <strong>und</strong> eins geworden ist mit dem Universalen Absoluten<br />
<strong>und</strong> dadurch Erlösung erlangt hat, muss sie sich immer wieder mit einem<br />
Körper umgeben <strong>und</strong> durch den Prozess des Lebens gehen.<br />
Kein anderes Volk vertritt diese Auffassung vom wiederholten Kreislauf<br />
von Geburt <strong>und</strong> Tod, welche die uralten Texte der Shastras Indiens<br />
enthüllt <strong>und</strong> verkündet haben. Alle die verschiedenen Richtungen<br />
<strong>und</strong> Sekten, denen Bharatiyas angehören, akzeptieren die Tatsache,<br />
dass das Selbst, die Göttliche Seele, ewig <strong>und</strong> nur scheinbar individualisiert<br />
ist <strong>und</strong> dass sie daher niemals durch den Wechsel von einer<br />
Form in eine andere berührt werden oder Schaden nehmen kann. (5-<br />
38)<br />
Ich werde nun zu der wichtigsten aller Wahrheiten kommen, der erstaunlichsten,<br />
zu welcher menschliche Intelligenz im spirituellen Bereich<br />
vorgedrungen ist, nämlich dass die Göttliche Seele, das wirkliche<br />
Selbst, seiner eigentlichen Natur nach Reinheit, Vollendung <strong>und</strong><br />
Glückseligkeit ist. Dieser Glaube beseelt alle philosophischen Schulen,<br />
ob sie nun Shakti, Shiva oder Vishnu verehren. Jeder Hindu wird<br />
das bestätigen, <strong>und</strong> auch Buddhisten <strong>und</strong> Jains sind dieser Ansicht.<br />
(5-39)<br />
Die Göttliche Seele, das wirkliche Selbst, ist vollkommen <strong>und</strong> frei!<br />
Was für eine w<strong>und</strong>erbare Entdeckung, welch erregender Gedanke!<br />
Die eigentliche Beschaffenheit der Seele ist Vollkommenheit; Vollkommenheit<br />
ist Fülle, ist Ganzheit, die nicht erworben werden kann<br />
<strong>und</strong> zu der nichts hinzugefügt werden muss. (...)<br />
Am Ende des Lebens sollte man sich deutlich all der guten Gedanken<br />
<strong>und</strong> erhabenen Gefühle erinnern, die einen im Leben bewegt haben.<br />
Darauf dringen die Weisen Indiens. Sie raten ab, sich der Fehler zu<br />
erinnern, die man im Leben gemacht hat. Alle Menschen machen<br />
Fehler, das ist unvermeidlich. Aber die Weisen lehren, dass man sich<br />
immer der Erhabenheit <strong>und</strong> Herrlichkeit seiner eigenen Wirklichkeit<br />
190
ewusst sein <strong>und</strong> über sie meditieren soll. Das, so sagen sie, ist der<br />
wichtigste Schritt auf dem Weg zu spirituellem Erfolg.<br />
Es gibt noch einen anderen Punkt, den ihr unbedingt beachten müsst:<br />
Für Inder bedeutet Religion nichts weniger als “Erfahrung”. Es ist wirklich<br />
bedauerlich, dass das oft vergessen wird. Über dieses Geheimnis<br />
sollte sich jeder im Klaren sein. Nur dann könnt ihr euch beschützt<br />
<strong>und</strong> sicher fühlen. Und nicht nur das. Es entspricht auch nicht der<br />
Denkungsart eines Inders zu behaupten, dass alles durch eigene Anstrengung<br />
erreicht werden könne, denn er weiss, dass der göttliche<br />
Wille die Gr<strong>und</strong>lage aller Dinge ist. Religiöse Prinzipien müssen praktiziert<br />
<strong>und</strong> ihr Wert muss erfahren werden. Es ist nutzlos, sich ihre<br />
Auslegung anzuhören <strong>und</strong> eine Reihe von Argumenten <strong>und</strong><br />
Schlussfolgerungen auswendig zu lernen, um sie dann wie ein Papagei<br />
nachzuplappern. Es ist nicht genug, wenn dem Intellekt diese<br />
Prinzipien zusagen <strong>und</strong> er sie billigt. Das allein wird euch gar nicht<br />
helfen. Ihr müsst transformiert werden! <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong>, weshalb Inder an<br />
die Existenz Gottes glauben <strong>und</strong> erklären, dass er alles Sein <strong>und</strong><br />
Werden ist, liegt darin, dass sie ihn erfahren haben, <strong>und</strong> Erfahrung ist<br />
der beste Beweis. Eine solche Erklärung entspringt nicht dem Verstand.<br />
(5-40/41)<br />
Die ewigen göttlichen Gesetze sind der kostbarste Schatz aller Menschen.<br />
Jeder hat ein Anrecht auf dieses Erbe <strong>und</strong> darauf, aus ihm<br />
Nutzen ziehen zu dürfen. Damit das geschehen kann, müssen die Inder<br />
diesen Schatz in jedes Haus bringen. So wie die Luft, die ihr in<br />
Gottes Schöpfung atmet, für alle da ist, so muss auch das Wissen um<br />
die ewigen Gesetze <strong>und</strong> um die Macht <strong>und</strong> die Gnade Gottes allen zur<br />
Verfügung stehen. Inder müssen an dieser allumfassenden Weltanschauung<br />
<strong>und</strong> an der Universalität dieser Botschaft festhalten. Dann<br />
werden die Konflikte zwischen den verschiedenen Glaubensrichtungen<br />
von selbst aufhören <strong>und</strong> Frieden <strong>und</strong> gegenseitige Liebe auf Erden<br />
wieder hergestellt werden. (5-45)<br />
Ebenso oft, wie er seine Nägel schneidet, wechselt der Mensch seinen<br />
grobstofflichen Körper. Aber was sich im Unterbewusstsein eingeprägt<br />
hat, bleibt <strong>und</strong> geht immer mit ihm. Das ist die geheimste<br />
Doktrin der Bharatiyas. Wenn man diesen Gedanken weiterverfolgt,<br />
wird offenbar, dass der “Mensch” eine Wesenheit ist, die den grobstofflichen<br />
<strong>und</strong> den feinstofflichen Körper sowie das individuelle<br />
Selbst umfasst. Die vedantische Philosophie erklärt, dass das indivi-<br />
191
duelle Selbst eins mit dem ewig Unveränderlichen ist. Die materielle<br />
Welt ist auch ewig, aber etwas ist anders: Sie ist dauerndem Wechsel<br />
unterworfen; sie ist nie dieselbe, <strong>und</strong> doch besteht sie für immer. Die<br />
Gr<strong>und</strong>lage der materiellen Welt, nämlich Lebenskraft <strong>und</strong> feinstoffliche<br />
Materie, besteht ewig, aber ihr Wirken <strong>und</strong> Gegenwirken manifestiert<br />
sich in mannigfaltiger Art als ständiger Wechsel.<br />
Das individuelle Selbst hat seinen Ursprung weder in der feinstofflichen<br />
Materie noch in der Lebenskraft, denn es ist nicht von materieller<br />
Natur. Es ist ewig, ohne sich je zu verändern. Dinge, die aus dem<br />
Zusammentreffen von Lebenskraft <strong>und</strong> feinstofflicher Materie entstehen,<br />
lösen sich wieder auf. Auflösung bedeutet “werden, was es ursprünglich<br />
war”, “sich in seine ursprüngliche Substanz zurückverwandeln”.<br />
<strong>Der</strong> grobstoffliche Körper ist das Ergebnis einer Kombination<br />
von Lebenskraft <strong>und</strong> feinstofflicher Materie, <strong>und</strong> deshalb muss er sich<br />
auch wieder in seine Bestandteile auflösen. <strong>Der</strong> feinstoffliche Körper<br />
löst sich auch auf, aber erst nach einer langen, langen Zeit. Das individuelle<br />
Selbst ist keine Zusammensetzung aus verschiedenen Komponenten<br />
<strong>und</strong> kann sich deshalb auch nicht auflösen. Es wird nicht<br />
geboren. Für eine Wesenheit, die ungeteilte Einheit ist, kann es keinen<br />
Zeitpunkt des Entstehens geben.<br />
Die materielle Welt, bestehend aus vielen Milliarden verschiedener<br />
Objekte, Kräfte <strong>und</strong> Ereignisse, wird von dem Willen Gottes regiert.<br />
Gott ist allwissend, allgegenwärtig <strong>und</strong> allmächtig. Er aktiviert die Welt<br />
<strong>und</strong> wirkt durch sie für alle Zeiten. Die Welt ist für immer in seiner Obhut.<br />
Seine Herrschaft hat weder Anfang noch Ende. Dies ist die dualistische<br />
Doktrin. Das lässt die Frage aufkommen: Wenn Gott die Welt<br />
regiert, wie kann er erlauben, dass sie böse <strong>und</strong> verdorben ist? Die<br />
Antwort ist, dass Gott weder für das Böse noch für Kummer <strong>und</strong><br />
Schmerz verantwortlich ist. Die Sünden, die der Mensch begeht, erzeugen<br />
den Kummer, den er erleiden muss. Freude <strong>und</strong> Leid sind<br />
Folgen des Guten <strong>und</strong> Bösen, das er tut. Gott ist der Zeuge. Er bestraft<br />
nicht, noch verursacht er Kummer. Das Selbst ist ohne Anfang,<br />
das heisst, es wird nicht geboren. Es verwickelt sich jedoch in unablässige<br />
Aktivität, deren unvermeidliche Folgen es ertragen muss. (5-<br />
47/48)<br />
Wenn der Mensch, welcher das Verlangen nach den Früchten seiner<br />
Handlungen überw<strong>und</strong>en hat, den Körper verlässt, gehen die Gedanken-Wort-Kombinationen,<br />
die im Geist entstanden sind, in die Lebensenergie<br />
ein <strong>und</strong> vereinen sich mit der individuellen Seele. Sobald<br />
192
die Seele von ihrer Körperlichkeit befreit ist, eilt sie in die Region des<br />
Sonnenprinzips, “suryaloka”. Von dort aus erreicht sie die Region<br />
göttlicher Glückseligkeit, “brahmaloka”, in der sie bis an das Ende der<br />
Zeit an dieser grenzenlosen Glückseligkeit teilnimmt. In dieser Region<br />
wird das Selbst, die Seele, sich nicht mehr mit der materiellen Welt<br />
befassen. Sie wird über alle Kräfte verfügen, mit Ausnahme der<br />
Schöpferkraft.<br />
Gott allein übt die Herrschaft über die Welt aus. Gott hat keine Wünsche<br />
irgendwelcher Art. Es ist die Pflicht des Menschen, Gott zu lieben <strong>und</strong><br />
ihm durch Liebe seine Verehrung zu erweisen. Das erhebt ihn über alle<br />
anderen Lebewesen. Diejenigen, die sich dieser Sonderstellung nicht<br />
bewusst oder unfähig sind, den damit verb<strong>und</strong>enen Pflichten nachzukommen,<br />
gehören einer anderen Kategorie an. Auch sie verehren Gott<br />
<strong>und</strong> tun gute Werke. Aber sie sehnen sich nach den Früchten, die sie<br />
zu ernten erhoffen. Sie tun Gutes, weil sie einen Nutzen davon haben<br />
wollen: “Ich helfe den Hilflosen, damit mein Lebensweg leicht <strong>und</strong> sicher<br />
verläuft. Ich richte die Unterdrückten auf, weil ich selbst ohne Kummer<br />
<strong>und</strong> Sorgen leben möchte. Ich singe im Singen zum Lob Gottes,<br />
damit ich in den Himmel komme”. So kalkulieren diese Menschen,<br />
wenn sie “gute Werke” tun. Wenn sie sterben, gehen ihre Gedanken,<br />
die im Geist entstanden sind, ebenfalls in die Lebensenergie ein <strong>und</strong><br />
vereinen sich mit der individuellen Seele. Aber diese wird sich in die<br />
Region des Mondprinzips, “chandraloka”, begeben, welche die Region<br />
der Gottheit ist, die den Geist regiert. Das bedeutet, dass sie später wieder<br />
in die Welt des Geistes mit all seiner Unruhe, seinen Aufregungen,<br />
seinem Verlangen <strong>und</strong> seinen Wünschen zurückkehren muss. Während<br />
sie in der Region des Mond-Prinzips weilt, wird die Seele glücklich<br />
<strong>und</strong> zufrieden sein, bis das Guthaben, welches durch die guten Taten<br />
erworben wurde, aufgebraucht ist. In den Heiligen Schriften heisst es:<br />
“Wenn die angesammelten Verdienste erschöpft sind, muss die Seele<br />
wieder in die Welt sterblicher Menschen zurückkehren”. Die Seele hüllt<br />
sich als das Selbst in einen neuen Körper, der mit einem Geist, mit Sinnen<br />
usw. ausgestattet ist. So beginnt sie ein neues Leben auf Erden,<br />
welches durch die Folgen der Handlungen in dem früheren Körper bestimmt<br />
wird. “Chandraloka” ist für den Hindu der Himmel, in dem die<br />
Seele eine gewisse Zeit als himmlische Wesenheit verbringt. In der<br />
christlichen <strong>und</strong> islamischen Religion korrespondiert “chandraloka” mit<br />
dem Himmel, in dem die Seele als Engel residiert. (...)<br />
Das Wort “Hölle” ist nirgends in den Veden zu finden. Das Konzept<br />
der Verdammnis in der Hölle ist dem spirituellen Gedankengut der<br />
Bharatiyas fremd. (5-49/51)<br />
193
Gott hat die Welt aus sich selbst heraus erschaffen. Deshalb ist er sowohl<br />
Urheber als auch Substanz dieser Welt. Das heisst, dass er das<br />
vollkommene Ganze ist. Die Schöpfung ist ebenso vollkommen wie<br />
die individuelle Seele vollkommen ist. Infolgedessen gibt es viele vollkommene<br />
Daseinsformen. Wenn erklärt wird, dass Gott den Kosmos<br />
aus sich selbst erschaffen hat, erheben sich natürlich Zweifel: “ Wie ist<br />
es möglich, Gott in diesen Wänden <strong>und</strong> Tischen zu sehen?” “Gott ist<br />
vollkommene Reinheit, wie konnte er zu unreinen Dinge werden?”<br />
Das ist eine der häufigsten Fragen, die sich viele stellen.<br />
Nun sucht nach der Antwort. <strong>Der</strong> Mensch ist in Wirklichkeit das<br />
Selbst, die Göttliche Seele. Aber er hat als Hülle einen Körper <strong>und</strong><br />
scheint eins mit diesem zu sein, nicht wahr? Trotzdem fühlt er, dass<br />
sein wirkliches Selbst nicht der Körper ist, dass er nicht das Baby ist,<br />
welches er einst war, noch der alte Mann, der er jetzt ist, dass er weder<br />
weiblich noch männlich ist, sondern etwas anderes, das durch<br />
Kindheit, Jugend <strong>und</strong> Alter dasselbe bleibt <strong>und</strong> von Männlichkeit oder<br />
Weiblichkeit <strong>und</strong> all den anderen Entwicklungen <strong>und</strong> Veränderungen<br />
nicht beeinflusst wird. Ebenso sind alle Dinge <strong>und</strong> Wesen der ganzen<br />
Schöpfung die unzählige Körper Gottes. Er ist all das, <strong>und</strong> er ist in allem,<br />
aber er ist selbst unveränderlich <strong>und</strong> ewig. Die Natur ist der Veränderung<br />
unterworfen. Auch das Selbst kann eingeengt oder befreit,<br />
zum Leuchten gebracht oder verhüllt werden. Schlechte Handlungen<br />
trüben seinen Glanz. Böse Gedanken <strong>und</strong> Taten verbergen seine ihm<br />
innewohnende Wahrheit <strong>und</strong> Weisheit. Handlungen, welche den<br />
Glanz <strong>und</strong> die Herrlichkeit des Selbst zum Vorschein bringen, werden<br />
dagegen als “gut” bezeichnet.<br />
Obwohl die Seele zunächst frei <strong>und</strong> ungeb<strong>und</strong>en ist, wird sie später<br />
als eingeengt <strong>und</strong> begrenzt erlebt. Durch ein rechtschaffenes Leben<br />
wird sie erlöst <strong>und</strong> ihre grenzenlose Freiheit wiederhergestellt. Jedermann,<br />
ohne Unterschied, hat die Möglichkeit, diese Verwandlung herbeizuführen.<br />
Wenn die Zeit reif dazu ist, kann sich jeder von seinen<br />
Fesseln <strong>und</strong> Bindungen befreien. (5-51/52)<br />
Es mag bezweifelt werden, dass Gott wirklich all die Vielfalt der Dinge<br />
<strong>und</strong> Wesen sein kann. Aber es ist wahr! Alles, was die Sinne wahrnehmen<br />
<strong>und</strong> was ins Bewusstsein eindringt, ist Gott. Es gibt nichts<br />
anderes als ihn. Körper, Geist, Verstand, Bewusstsein - alles ist Gott.<br />
(5-53)<br />
Bhaktiyoga lehrt der Pfad der Liebe: “Liebt nicht im Hinblick auf einen<br />
194
Gewinn. Liebt alle, liebt alle so, wie ihr euch selbst liebt, dann kann<br />
euch nichts geschehen. Eure Liebe wird überall Freude <strong>und</strong> Glück<br />
verbreiten. Gott ist in allen Wesen als Liebe gegenwärtig.” So wird die<br />
Liebe auf Gott gerichtet <strong>und</strong> von ihm empfangen, denn er wohnt in jedem<br />
Menschen. <strong>Der</strong> Gottsucher, der sich auf den Pfad hingebungsvoller<br />
Liebe verlässt, wird sich bald dieser Tatsache bewusst. Einige<br />
lieben Gott als Mutter, andere als Vater <strong>und</strong> wieder andere als ihren<br />
besten Fre<strong>und</strong> oder als den Geliebten, als das einzig ersehnte Ziel.<br />
Sie alle streben danach, ihre Liebe in Gott, das grosse Meer der Liebe,<br />
einmünden zu lassen. Wo immer sich Liebe zeigt, betrachtet sie<br />
als die Liebe Gottes. Gott ist der grösste Liebende der Menschheit.<br />
Wenn sich deshalb jemand entscheidet, den Menschen zu dienen,<br />
wird Gott seine Gnade in Fülle über ihn ausschütten. Wenn angesichts<br />
des Leidens anderer das menschliche Herz schmilzt <strong>und</strong> sich in<br />
Mitgefühl verströmt, dann wisst, dass Gott am Werk ist. Das ist der<br />
Beweis für das Wirken hingebungsvoller Liebe. (5-59/69)<br />
Die Gr<strong>und</strong>sätze des vedantischen Glaubens <strong>und</strong> die Shastras, in denen<br />
sie enthalten sind, huldigen nicht den materialistischen Wissenschaften.<br />
Diese machen zwar von Tag zu Tag Fortschritte, aber die<br />
heute aufgestellte Theorien werden morgen wieder verworfen, <strong>und</strong><br />
neue werden entwickelt, um dasselbe Phänomen zu erklären. Wie<br />
also könnten die ewigen, immer gültigen Wahrheiten des Geistes mit<br />
den materialistische Wissenschaften übereinstimmen? Die Wissenschaftler<br />
von heute sprechen von “blinder Glauben” <strong>und</strong> meinen, dass<br />
dieser abgeschafft werden müsse. Sie wollen, dass alle subjektiven<br />
<strong>und</strong> objektiven Tatsachen untersucht <strong>und</strong> rigorosen Tests unterworfen<br />
werden. Sie verwirren sich selbst, wenn sie das für einen zuverlässigen<br />
Weg zur Entdeckung der f<strong>und</strong>amentalen Realität halten. Es<br />
ist nicht notwendig, neue Theorien aufzustellen. Alle Prinzipien <strong>und</strong><br />
Wege stehen bereits zur Verfügung. Man muss nur versuchen, sie zu<br />
verstehen. (5-103/104)<br />
Wert <strong>und</strong> Gültigkeit aller Heiligen Schriften entspringen ein <strong>und</strong> derselben<br />
Quelle: den Veden. Sie legen die Sitten <strong>und</strong> Normen in Übereinstimmung<br />
mit den in den Veden definierten Prinzipien <strong>und</strong> Richtlinien<br />
fest. Um zwischen Gut <strong>und</strong> Schlecht unterscheiden zu können,<br />
muss man auf diese Schriften zurückgreifen.<br />
Die Veden können auf keinen bestimmten menschlichen Autor zurückgeführt<br />
werden. Sie sind der Ausdruck Gottes selbst <strong>und</strong> wurden<br />
195
von den Weisen, die auf das Göttliche abgestimmt waren, ,gehört’.<br />
Diese vermittelten das Wort ihren Schülern, die es wiederum an ihre<br />
Schüler weitergaben. <strong>Der</strong> Prozess des Vermittelns der Veden <strong>und</strong> der<br />
darin enthaltenen Weisheit von Generation zu Generation, von <strong>Lehre</strong>r<br />
zu Schüler dauert bis zum heutigen Tage an.<br />
Die Upanishaden sind der innerste Kern der Veden, sie enthalten die<br />
Essenz ihrer <strong>Lehre</strong>n. Die Brahma-Sutras <strong>und</strong> die Bhagavadgita wiederum<br />
enthalten die Essenz der Upanishaden. Diese drei werden<br />
deshalb als die “Drei Quellentexte” bezeichnet. Da sie durch mündliche<br />
Überlieferung von dem Guru gelernt werden, werden sie auch<br />
Shruti, das “Gehörte”, genannt.<br />
Nur durch den Erwerb des höheren Wissens kann das Ziel des<br />
menschlichen Lebens erreicht werden. Durch solches Wissen wird<br />
der Mensch gewahr, dass er nicht der stumpfe, geistiger Empfindungen<br />
unfähige Körper, sondern dass er Bewusstsein selbst ist - die<br />
Verkörperung von Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit. Das Heraufdämmern<br />
<strong>und</strong> die Erfahrung dieser Wahrheit ist die Erlösung des Menschen.<br />
Er ist vom Nebel der Unwissenheit befreit, auch wenn sein Leben<br />
noch abläuft, bis es sein Ende erreicht hat. Er lebt als gottbewusste<br />
Person. (6-7)<br />
Was aber ist der richtige Weg? Die Antwort ist: Allein durch Verzicht<br />
auf Bindungen an alles, was nur scheinbar wirklich ist, kann Unsterblichkeit<br />
erlangt werden. Die objektive Welt ist nur scheinbar wirklich,<br />
denn sie ist dauerndem Wechsel unterworfen. Die fälschliche Annahme,<br />
dass sie wirklich ist, muss aufgegeben werden. Weisheit ist die<br />
Erkenntnis, dass die objektive Welt in eurem Geist entsteht <strong>und</strong> von<br />
diesem der Wirklichkeit überlagert wird. Obwohl die Welt als wirklich<br />
erscheint, müsst ihr erkennen, dass dies eine Täuschung ist. Deshalb<br />
müsst ihr das Verlangen aufgeben, hier <strong>und</strong> im Jenseits durch scheinbar<br />
erstrebenswerte Dinge Befriedigung zu finden. Das bedeutet,<br />
dass ihr erlöst seid, sobald ihr alle falschen Bindungen <strong>und</strong> alles Verlangen<br />
aufgegeben habt. Gebt alle Bindungen an das Unwirkliche<br />
auf! Wenn die falschen Vorstellungen als solche erkannt werden,<br />
nimmt auch das Leid, das durch die Verwicklung in das Auf <strong>und</strong> Ab<br />
der Welt des Wechsels entsteht, ein Ende.<br />
Unwissenheit <strong>und</strong> Leiden können nicht durch Rituale <strong>und</strong> zeremoniellen<br />
Gottesdienst überw<strong>und</strong>en werden - das ist eine Lektion der Upanishaden.<br />
<strong>Der</strong> Mensch von heute hat seine wirkliche Natur vergessen.<br />
Er identifiziert sich mit dem Körper <strong>und</strong> den Sinnen, die nach<br />
196
weltlichem Vergnügen verlangen. Er redet sich ein, dass er selbst es<br />
ist, der danach verlangt, <strong>und</strong> unter dem Einfluss dieser Täuschung<br />
sucht er ihr Verlangen zu stillen. Er gibt sich der Illusion hin, dass er<br />
glücklich wird, wenn er dem Körper <strong>und</strong> den Sinnen schmeichelt.<br />
Aber dadurch wird er niemals wirklich glücklich. Sein Lohn wird Enttäuschung<br />
Niederlage <strong>und</strong> sogar Unglück sein. Er erntet Leiden <strong>und</strong><br />
nicht Freude.<br />
Weltliches Vergnügen führt letzten Endes zu Kummer. <strong>Der</strong> Mensch<br />
muss daher die richtigen Mittel <strong>und</strong> Wege finden, um wirkliches, beständiges<br />
Glück zu erlangen. Wie könnt ihr dieses Glücksbewusstsein<br />
gewinnen? Es ist nicht in den äusseren Verhältnissen zu finden.<br />
Die Befriedigung, die diese vermitteln, ist immer begleitet von Leid.<br />
Die Brahma-Sutras, die Upanishaden <strong>und</strong> die Bhagavadgita - die drei<br />
Quellentexte - verkünden die Wahrheit, dass der Mensch seinem Wesen<br />
nach verkörpertes Glücksbewusstsein ist. Diese drei Quellen wirken<br />
zusammen, um dem Menschen zu höchster Weisheit zu verhelfen.<br />
(...)<br />
Die Erkenntnis der göttlichen Wirklichkeit kann weder durch materielle<br />
Mittel oder durch Wohltätigkeit, noch durch das Studium Heiliger<br />
Schriften, durch Macht, durch akademische Bildung oder durch zeremoniellen<br />
Gottesdienst erworben werden. (...)<br />
Nur derjenige, der festen Glauben besitzt, kann Weisheit erlangen.<br />
Damit ist gemeint: der feste Glaube an die <strong>Offenbarung</strong> <strong>und</strong> das Wort<br />
Gottes, wie es in den Heiligen Schriften festgelegt ist. (6-8/11)<br />
Die erste Voraussetzung für eine erfolgreiche Suche nach der Wahrheit<br />
ist die Fähigkeit, zwischen dem Vergänglichen <strong>und</strong> dem Unvergänglichen<br />
zu unterscheiden; mit anderen Worten: die Erkenntnis,<br />
dass nur die Substanz der Seele (Atman) ausserhalb der Zeit besteht<br />
<strong>und</strong> dass alle Objekte, die wir mit den Sinnen wahrnehmen, vergänglich<br />
sind. (...)<br />
Die zweite Eigenschaft ist, das Verlangen aufzugeben, hier oder im<br />
Jenseits die Früchte eurer Taten ernten zu wollen. Diese Eigenschaft<br />
wird auch als Bindungslosigkeit bezeichnet. Ihr müsst euch die Vergänglichkeit<br />
von Freude <strong>und</strong> Leiden vergegenwärtigen <strong>und</strong> erkennen,<br />
dass beides nur Strömungen sind, die den Geist beeinflussen. (...)<br />
Das Dritte ist eine Gruppe von sechs Tugenden. Die erste der sechs<br />
Tugenden ist die Beherrschung des Geistes. (...)<br />
<strong>Der</strong> Geist hat zwei charakteristische Eigenschaften. Die eine ist, den<br />
Sinnen zu folgen. (...)<br />
197
Die zweite charakteristische Eigenschaft des Geistes ist, dass seine<br />
Kraft durch gute Übungen wie Meditation, Gebet, geistlichen Gesang<br />
<strong>und</strong> Gottesdienst vervielfacht werden kann. <strong>Der</strong> so gekräftigte Geist<br />
kann der Welt entweder schaden oder nutzen. (...)<br />
Dem Menschen stehen drei Werkzeuge zur Verfügung, mit denen er<br />
seine Entwicklung beeinflussen kann: Höhere Intelligenz, Geist <strong>und</strong><br />
Sinne. Wenn der Geist den Sinnen versklavt ist, ist der Mensch gefesselt<br />
<strong>und</strong> geb<strong>und</strong>en. Wenn jedoch der gleiche Geist von der Intelligenz<br />
regiert wird, kann er dem Menschen zur Erkenntnis seiner inneren<br />
Wirklichkeit verhelfen. (...)<br />
Nun zur zweiten der sechs Tugenden: die Beherrschung des Körpers<br />
<strong>und</strong> der Sinne. Diese kann durch nichts anderes als durch spirituelle<br />
Übungen erworben werden. (...)<br />
Die dritte der Tugenden, mit der ihr ausgerüstet sein müsst, ist eine<br />
geistige Haltung, die über allen jenen Gegensätzen steht, durch welche<br />
die Menschen normalerweise erregt <strong>und</strong> beeinflusst werden, wie<br />
Freude <strong>und</strong> Kummer, Gefallen <strong>und</strong> Missfallen, Gut <strong>und</strong> Schlecht, Lob<br />
<strong>und</strong> Tadel. (...)<br />
Die vierte der Tugenden umfasst Geduld <strong>und</strong> Nachsicht, die euch unbeteiligt<br />
bleiben lässt, wenn ihr unter der Undankbarkeit <strong>und</strong> Schlechtigkeit<br />
anderer zu leiden habt. (...)<br />
Die fünfte der Tugenden, die gepflegt werden muss, ist der unerschütterliche<br />
Glaube in die Heiligen Schriften <strong>und</strong> die darin festgelegte Ordnung,<br />
ebenso wie in die eigene göttliche Wirklichkeit <strong>und</strong> in den Guru,<br />
den spirituellen <strong>Lehre</strong>r. (...)<br />
Die letzte der sechs Tugenden ist, dass ihr unerschütterlich davon<br />
überzeugt seid, dass das, was der Guru lehrt <strong>und</strong> was die Heiligen<br />
Schriften enthalten, ein <strong>und</strong> dasselbe ist. Zu jeder Zeit <strong>und</strong> unter allen<br />
Umständen muss die Intelligenz in der Göttlichen Wirklichkeit ruhen<br />
<strong>und</strong> vom Göttlichen inspiriert werden. (...)<br />
Als Nächstes wollen wir das Sehnen nach Erlösung betrachten, das<br />
die vierte der zu erlangenden Eigenschaften darstellt. Dieses Sehnen<br />
ist nicht das Ergebnis einer Gelehrsamkeit, deren Erwerb mit grossen<br />
Geldausgaben verb<strong>und</strong>en ist. Weder die in den Schriften vorgeschriebenen<br />
rituellen Handlungen noch wohltätige Werke vermitteln Erlösung.<br />
Einzig <strong>und</strong> allein die Überwindung von Unwissenheit führt zur<br />
Erlösung. (6-17)<br />
<strong>Der</strong>jenige, der sein Leben der Suche nach seinem Überselbst weiht,<br />
muss hohe Tugenden besitzen, die sein Verhalten <strong>und</strong> alle seine Ver-<br />
198
indungen heiligen. Nichts fördert das Wissen mehr als ein tugendhafter<br />
Charakter. (...)<br />
<strong>Der</strong> Zustand vollkommener Ausgeglichenheit, der für spirituellen Fortschritt<br />
so notwendig ist, wird nur erreicht, wenn der Geist vom Makel<br />
der Abhängigkeiten <strong>und</strong> des In-die-Welt-verwickelt-Seins befreit ist.<br />
Ohne dieses erhabene Gelöst-Sein kann die höhere Intelligenz sich<br />
Gott nicht nähern. (6-19/20)<br />
Die Naturwissenschaften können die Materie untersuchen <strong>und</strong> ihre<br />
Formen erkennen. Aber sie können nicht erklären, warum die Form so<br />
ist, wie sie ist. Jede Erscheinung hat mit Sicherheit eine Ursache. Weder<br />
das Atom noch das Selbst, noch das Fehlen von beiden kann als<br />
primäre Ursache aller Erscheinungen angesehen werden. Das Sein,<br />
SAT, ist der Urgr<strong>und</strong> von beiden: von Objekt <strong>und</strong> Subjekt, von Erkennendem<br />
<strong>und</strong> Erkanntem. Wenn wir jedoch SAT beschreiben wollen,<br />
ist es notwendig, die im Sprachgebrauch üblichen Worte: Schöpfer,<br />
Herr, Vorsehung, Gott <strong>und</strong> auch Brahman zu benutzen.<br />
Wenn die Untersuchung von Ursache <strong>und</strong> Wirkung vom Gesichtspunkt<br />
des Universums aus vorgenommen wird, dann ist die<br />
Schlussfolgerung, dass Gott die Ursache <strong>und</strong> das Universum die Wirkung<br />
ist. Wenn jedoch die Unterscheidung zwischen Subjekt <strong>und</strong> Objekt<br />
transzendiert wird, dann wird deutlich, dass alles reines Bewusstes<br />
Sein, Brahman, ist <strong>und</strong> dass dieses sowohl die primäre als auch<br />
die sek<strong>und</strong>äre Funktion ausübt. Es ist die Täuschung, das alles überschattende<br />
Nicht-Wissen, das den Eindruck von Brahman <strong>und</strong> dem<br />
Kosmos <strong>und</strong> deren Einswerden erweckt. (6-23/24)<br />
Nichts kann im ganzen Universum entstehen ohne einen Schöpfer.<br />
Was aber muss dann das Wesen dieses Schöpfers sein? Es muss<br />
durch unbegrenzte Macht, unbeschreibliche Herrlichkeit <strong>und</strong> vollkommene<br />
Allwissenheit gekennzeichnet sein. Nicht jeder ist in der Lage,<br />
sich ein solches Phänomen vorzustellen. Gerade das aber ist die Erfüllung<br />
<strong>und</strong> der Sinn eines jeden Lebens. Auf dem Weg dahin können<br />
zwei Stufen unterschieden werden:<br />
1. Die vergängliche, zeitgeb<strong>und</strong>ene Vorstellung. Diese kann keinen<br />
gültigen Eindruck vermitteln, sondern kann nur Zeichen<br />
enthüllen <strong>und</strong> gelegentlich eine Ahnung entstehen lassen.<br />
2. Die Wirklichkeit in ihrer ganzen Fülle. Ihre Erkenntnis ist das Ergebnis<br />
der Erleuchtung durch intuitives Wissen. Sie enthüllt die<br />
199
200<br />
innewohnende <strong>und</strong> transzendente, die grenzenlose Quelle des<br />
Alls. (...)<br />
Alle Dinge der materiellen Welt gleichen Blasen, die das unendliche<br />
Meer des Göttlichen, Brahman, hervorgebracht hat. Sie schwimmen<br />
auf dem Wasser <strong>und</strong> werden vom Wasser erhalten. Wie anders könnten<br />
sie entstehen <strong>und</strong> Bestand haben? Schliesslich zerplatzen sie<br />
<strong>und</strong> vereinen sich mit dem Wasser. Ihr Entstehen, ihr Sein <strong>und</strong> ihre<br />
Auflösung hängt vom Wasser ab. Das Wasser ist immer das gleiche,<br />
Blasen gibt es viele. Wasser ist wirklich, die Blasen sind nur eine besondere<br />
Form davon. Wasser ist die Gr<strong>und</strong>lage, die Blasen sind ihm<br />
überlagerte Erscheinungen.<br />
Diese w<strong>und</strong>erbare Manifestation erfüllt uns mit ehrfürchtigem Staunen.<br />
Vor <strong>und</strong>enklichen Zeiten, irgendwo im Weltall, in der Vielfalt der<br />
unbelebten Natur hatte das Geheimnis des Lebens seinen Ursprung<br />
<strong>und</strong> entwickelte sich zum Menschen <strong>und</strong> Gott-Menschen. (...)<br />
Alles hat sein eigenes Göttliches Gesetz, d.h. eine nur ihm eigene, individuelle<br />
Charakteristik. Das gilt für den Grashalm ebenso wie für die<br />
Sterne. Das Universum ist nicht nur ständigem Wechsel unterworfen,<br />
sondern es entwickelt sich ununterbrochen auf die Ganzheit <strong>und</strong> Einheit<br />
zu. (6-26/27)<br />
<strong>Der</strong> Kosmos ist ein einzigartiges W<strong>und</strong>er, eine unerschöpfliche Quelle<br />
des Staunens. Jeder, wer es auch sein mag, muss davon beeindruckt<br />
werden. Um einen Gegenstand herzustellen, bedarf es - wie ihr wisst<br />
- jemanden, der die Fertigkeit, Erfahrung <strong>und</strong> Intelligenz dazu besitzt.<br />
Ohne einen Schöpfer kann nichts erschaffen werden. Wie können<br />
dann die Objekte, die ihr seht - Sonne, Mond <strong>und</strong> Sterne, mit ihren<br />
Konstellationen, ihrem Glanz <strong>und</strong> ihrer Gesetzmässigkeit -, ohne einen<br />
Erfinder, einen Regisseur, einen Meister ihren Bahnen folgen <strong>und</strong><br />
sich so verhalten, wie sie es tun? Kann das auf normale Kräfte zurückgeführt<br />
werden? Nein! Jeder intelligente Mensch kann, wenn er<br />
sich die gigantische Konzeption der materiellen Welt vor Augen hält,<br />
davon selbst auf die unermessliche Macht des Schöpfers schliessen.<br />
Bedenkt die w<strong>und</strong>erbare Vielfalt der Schöpfung! Keine zwei Dinge<br />
gleichen sich, keine zwei Personen sind einander gleich. Das kann<br />
nur die spielerische Schöpferfreude jenes Phänomens unermesslicher<br />
Herrlichkeit, das ihr “Gott” nennt, hervorbringen. Jeder sollte erkennen,<br />
dass keine geringere Macht die Quelle all dessen sein kann.<br />
Von dem der Schöpfung innewohnenden Geheimnis könnt ihr leicht<br />
auf die Allmacht der Kraft schliessen, die es geschaffen hat. Wer nicht
in der Lage ist, das Geheimnis der Schöpfung zu enthüllen, wird niemals<br />
das Wesen des Schöpfers erkennen können. Die Schöpfung,<br />
d.h. der Kosmos ist eine Manifestation Brahmans. Alles ist Gottes<br />
Wille <strong>und</strong> Plan. (...)<br />
<strong>Der</strong> Entwicklungsprozess spielt sich in dieser Reihenfolge ab. Am Anfang<br />
ist Brahman, das Göttlich-Absolute, am Ende der Mensch. Zwischen<br />
dem Menschen <strong>und</strong> Brahman besteht also eine enge Beziehung.<br />
(6-29/32)<br />
Die Veden erklären, dass Brahman, das Höchste Absolute, die primäre<br />
Ursache des Kosmos ist. Sie nehmen nicht eine unbewusste Substanz<br />
als Ursache an. Die Veden unterstützen nicht die Ansicht, dass<br />
das Unbewusste der Urgr<strong>und</strong> der Schöpfung ist. Es wird erklärt, dass<br />
das Sein sich entschieden hat, in Werden überzugehen, dass Es einen<br />
Akt des Wollens vollzogen hat. Entscheiden, Beschliessen, Planen<br />
- das sind Funktionen des Bewusstseins. Das Unbewusste ist zu<br />
solchen K<strong>und</strong>gebungen des Willens nicht fähig. Gott das Höchste Bewusste<br />
Sein, muss daher als primäre Ursache des Kosmos angesehen<br />
werden. (...)<br />
Mit dem Aufkommen des Willens wurde das Höchste Absolute zu<br />
Gott. Allein durch diesen Willen erschuf Gott den Kosmos. Oberflächlich<br />
gesehen, scheinen Gott <strong>und</strong> der Kosmos zweierlei zu sein. Bei<br />
genauer Betrachtung, mit Einsicht in die inneren Zusammenhänge,<br />
seht ihr, dass zwischen der erschaffenen Materie <strong>und</strong> dem Schöpfer,<br />
zwischen dem Lebewesen <strong>und</strong> dem Lebensprinzip selbst, kein gr<strong>und</strong>legender<br />
Unterschied besteht. (...)<br />
<strong>Der</strong> aus den fünf Elementen zusammengesetzte Kosmos ist dem Allselbst,<br />
Gott, entsprungen. Es gibt nichts, was nicht dessen Manifestation<br />
ist. Das Universum ist in ständiger Bewegung, der Herr des Universums,<br />
Gott, ist die bewegende Kraft. Weltliche Liebe ist nicht echt;<br />
das Bewusstsein, eins mit dem Göttlichen Selbst zu sein, ist die Quelle<br />
aller Liebe. (6-42/44)<br />
Das Wort “Atman” bringt zum Ausdruck, dass die Manifestation eine<br />
Folge des Atman ist. Feuer oder Wasser sind das Produkt, die Folge<br />
des Göttlichen Willens. Dem Begriff “Manifestation” darf aber dennoch<br />
keine sek<strong>und</strong>äre Bedeutung beigemessen werden. Die Veden<br />
bezeichnen einzig <strong>und</strong> allein Atman, die göttliche Realität, als Primäre<br />
Einheit. <strong>Der</strong> Drang, der Entschluss ist etwas, das im Atman selbst vor<br />
sich geht <strong>und</strong> nicht von aussen kommt. <strong>Der</strong> ganze wahrnehmbare<br />
Kosmos war reines Sein. Welche Form Es auch im Laufe der Zeit <strong>und</strong><br />
201
in den Dimensionen des Raumes angenommen haben mag, alles ist<br />
in Wirklichkeit Atman! Das ist die in den Veden enthaltene <strong>Lehre</strong>. (...)<br />
In dem Glauben, dass er von dem Ganzen getrennt sei, ist der Einzelne<br />
der Hoffnung <strong>und</strong> Verzweiflung, der Liebe <strong>und</strong> dem Hass, dem<br />
Kummer <strong>und</strong> der Freude unterworfen. Er wird von der Welt der Namen<br />
<strong>und</strong> Formen angezogen. Ein solcher Mensch wird als “geb<strong>und</strong>en”<br />
bezeichnet. Er bedarf daher dringend der Erlösung. Um erlöst zu<br />
werden, muss er seine Abhängigkeit von <strong>und</strong> seine Bindung an die<br />
materielle Welt aufgeben. (...)<br />
Durch die Gnade Gottes wird diese Vollendung erlangt. Wo kann man<br />
den Atman finden? Wo hält er sich verborgen? Wie kann man ihn erkennen?<br />
Es ist eine Hilfe in diesen Bemühungen, auch die scheinbar<br />
unbewussten Dinge als Manifestationen des Höchsten Bewussten<br />
Seins, des Atman, zu verherrlichen. Das Prinzip des Atman kann nur<br />
von denen voll verstanden werden, deren Denken fest im form- <strong>und</strong><br />
eigenschaftslosen Absoluten, in Gott, verankert ist. Aber auch die<br />
Verkörperung des Göttlichen enthält die Wirklichkeit des Atman in vollem<br />
Umfang. (6-46/47)<br />
„Wenn die Ursache bekannt ist, sind auch die Folgeerscheinungen<br />
bekannt.“ Das ganze Universum, d.h. die belebte <strong>und</strong> unbelebte Materie,<br />
alles was aus den fünf Urelementen besteht, ist von dem Göttlichen<br />
Willen so geplant worden. Es ist eine Folge des Willens Gottes,<br />
der die Ursache ist. Keine Folge kann sich ohne eine vorhergehende<br />
Ursache einstellen. Die Ursache aber hat zwei Aspekte: die materielle<br />
Gr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> die bewirkende Ursache. (...)<br />
Gott ist die materielle Gr<strong>und</strong>lage der Schöpfung, des Kosmos, des<br />
Universums. Er ist die Substanz. Er ist aber auch die bewirkende Ursache.<br />
Er ist sowohl transzendent als auch phänomenal, sowohl<br />
“Sein” als auch “Werden”. So wie das Silber die Substanz des Bechers<br />
ist, so ist Gott die Substanz des Kosmos. Er war reines “Sein”<br />
<strong>und</strong> hat sich selbst als all dies manifestiert. Es war sein Wille, all dies<br />
zu “werden”. Er ist in jedem Objekt der materiellen Welt als letzte<br />
Wirklichkeit vorhanden. Ohne diese letzte Wirklichkeit kann nichts existieren.<br />
Alles ruht auf dieser allumfassenden Realität. Dieses w<strong>und</strong>erbare<br />
Geheimnis liegt jenseits des Auffassungsvermögens des Menschen.<br />
Sein Verstand kann es nicht begreifen. (...)<br />
Klare Sicht lässt ihn den “Einen” in den “Vielen” erkennen. Sie enthüllt<br />
die Einheit in der Vielfalt <strong>und</strong> vermittelt höchste Glückseligkeit, denn<br />
sie lässt ihn den der Vielfalt innewohnenden Einen, die letzte Wirklich-<br />
202
keit, sehen. Die Erfahrung dieses Bewusstseins der eigenen Göttlichkeit<br />
ist Erlösung. Jedes einzelne Lebewesen muss diesen Weg vollenden,<br />
das Ziel, Gott, erreichen. Das ist seine wirkliche Bestimmung.<br />
Eines Tages wird das Verlangen erwachen, von den Ketten des Leides<br />
<strong>und</strong> der Freude frei zu sein, die Fesseln von “Ich” <strong>und</strong> “Mein” abzuwerfen.<br />
<strong>Der</strong> Weg, der dann eingeschlagen wird, führt mit Sicherheit<br />
zur Erlösung. Das Suchen nach diesem Weg ist ein Merkmal intelligenter<br />
Menschen. (...)<br />
Im Gr<strong>und</strong>e genommen sind die äussere <strong>und</strong> die innere Welt nicht verschieden<br />
<strong>und</strong> von einander getrennt. Sie sind unlösbar miteinander<br />
verflochten. Normalerweise glaubt der Mensch, dass es der Körper<br />
ist, mit dem er sieht <strong>und</strong> hört, Erfahrungen macht <strong>und</strong> Freude empfindet.<br />
Nein! Es gibt eine andere Kraft, welche die Sinne, den Geist <strong>und</strong><br />
den Verstand beherrscht. Diese Kraft ist die göttliche Wirklichkeit, das<br />
Höchste Selbst. Das Sutra unterweist den Menschen, sich dessen bewusst<br />
zu sein <strong>und</strong>, mit diesem immer lebendigen Bewusstsein in sich,<br />
durch die Sinne, den Geist <strong>und</strong> den Verstand die Verbindung mit der<br />
Welt aufzunehmen. (6-50/53)<br />
Schlaf ist für alle Lebewesen äusserst notwendig. <strong>Der</strong> Mensch <strong>und</strong> andere<br />
Lebewesen können ohne Schlaf nicht existieren. Von allen Freuden,<br />
welche die Welt bietet, ist Schlaf die nützlichste. Alle anderen sind<br />
unfruchtbar <strong>und</strong> schal, armselig <strong>und</strong> nutzlos. Vegetatives Nervensystem<br />
<strong>und</strong> Stoffwechsel arbeiten auch im Schlaf eines Lebewesens <strong>und</strong><br />
versehen den Körper mit Wärme. <strong>Der</strong> Atem ist ruhig <strong>und</strong> stetig wie die<br />
Flamme auf dem Altar im Andachtsraum. Er hilft dem Geist, jene Gefilde<br />
zu erreichen, die dem Menschen seinem Karma entsprechend bestimmt<br />
sind. Mit anderen Worten: Er befähigt ihn, einen Vorgeschmack<br />
des Einswerdens mit dem Höchsten zu bekommen. Denn es ist die im<br />
Körper wohnende Seele, die im Schlaf ruht, glücklich ist, erfrischt <strong>und</strong><br />
der Seligkeit teilhaftig wird. <strong>Der</strong> Körper ist der Tempel <strong>und</strong> die Seele<br />
die Gottheit, die als Heiligtum darin bewahrt wird. Die Seele nimmt an<br />
allem teil, was vom Geist in der äusseren Welt mit den Sinnen wahrgenommen<br />
wird, aber auch an dem, was man nicht sehen, hören oder<br />
fühlen kann. Darüber hinaus kann die Seele sich im Traum der Erfahrungen<br />
vergangener Leben erinnern <strong>und</strong> sie nacherleben. Das hängt<br />
davon ab, wie der Geist des Einzelnen durch dessen Handeln geformt<br />
ist. Manchmal passiert es, dass ein Mensch mit einem Schlag die Beziehung<br />
zum Körper <strong>und</strong> zu den Sinnen abbricht <strong>und</strong> sich in seiner f<strong>und</strong>amentalen<br />
Wirklichkeit, im Allselbst verliert. Das Glück, das die Seele<br />
erfüllt, ist die Wirklichkeit des Höchsten Bewussten Seins.<br />
203
Während des Tiefschlafes wird die Seele in die Region der Glückseligkeit<br />
entrückt. So bekommt der Mensch im Schlaf, ohne eigene Anstrengung,<br />
die einzigartige Gelegenheit, die Nähe des Göttlichen<br />
Seins zu erfahren, das die Gr<strong>und</strong>lage der fünf Elemente, der fünf Sinne<br />
<strong>und</strong> des geistigen Bereiches ist. Aber dieses Erlebnis ist nicht von<br />
Dauer, es ist vorübergehend. Nur der Mensch, der dieses Bewusstsein<br />
durch die Läuterung des Denkens <strong>und</strong> des Geistes erworben hat,<br />
wird unveränderliches Glück durch das Einswerden mit Gott erfahren.<br />
Nur der wird allwissend, der ununterbrochen im Bereich des Unvergänglichen<br />
weilt, der eins geworden ist mit der ewigen Unendlichkeit<br />
der Göttlichen Weltseele. Wenn er sich bewusst wird, dass er alles ist,<br />
dass nichts ohne ihn, ausserhalb seiner Wirklichkeit, existiert, dann<br />
wird er alles, wird göttlich. (6-55/56)<br />
Es ist die materielle, objektive Welt, welche für die Augen sichtbar ist,<br />
die Sinne erfreut, den Geist fasziniert <strong>und</strong> dem Gehirn Informationen<br />
vermittelt. Aber diese Welt durchdringend, existiert eine nicht-materielle,<br />
subjektive Welt, die ebenfalls zugänglich ist. Wenn das erkannt<br />
wird, enthüllen sich beide Welten als Teil-Ausdrucksformen desselben<br />
unteilbaren Bewusstseins. Beide ergänzen sich zu der Fülle des<br />
Einen. Aus dem vollkommenen Einen entspringt Individualität als seine<br />
Ergänzung. Wenn die individuelle Seele den materiellen Körper,<br />
der sie umgibt, abschüttelt, ruht das ewige, universale Bewusstsein<br />
wieder in der Vollkommenheit des Eins-Seins. (...)<br />
Die Welt ist der Wohnsitz des Herrn. Deshalb kann niemand einen<br />
Anspruch auf persönlichen Besitz erheben, <strong>und</strong> die geringste Spur<br />
von Egoismus sollte überw<strong>und</strong>en werden. Löst euch von allen Bindungen,<br />
fühlt überall die Gegenwart des Herrn. Öffnet euch der Seligkeit,<br />
welche der Herr, der die Verkörperung der Seligkeit ist, euch<br />
schenkt, <strong>und</strong> erlebt sie voller Dankbarkeit, ohne durch Wünsche <strong>und</strong><br />
Verlangen geb<strong>und</strong>en zu sein. (7-9/10)<br />
Die Seele (Atman, Brahman) ist ein Funken des Göttlichen. Ihre verborgene<br />
Existenz kann von dem erkannt werden, der danach sucht.<br />
Gott ist das Eine. Welcher Nation man auch angehören <strong>und</strong> zu welcher<br />
Religion man sich auch bekennen mag, jeder kann das Universale<br />
Absolute erkennen, wenn er die Wissenschaft spiritueller Vervollkommnung<br />
gemeistert hat. <strong>Der</strong> Glaube an Gott, an das Eine, ist der<br />
entscheidende, zentrale Punkt. Alle anderen Mutmassungen, Vorstellungen<br />
<strong>und</strong> Bekenntnisse bewegen sich nur an der Peripherie. (7-28/<br />
29)<br />
204
Obwohl sie in menschlicher Gestalt <strong>und</strong> in eine menschliche Gemeinschaft<br />
hinein geboren werden, vergessen die Menschen leider die<br />
wesentlichen Eigenschaften der menschlichen Rasse. Verglichen mit<br />
der Entstehung jeder anderen Lebensform, ist die Geburt als Mensch<br />
einzigartig. Das Geschenk der Geburt als Mensch zu erhalten, ist ein<br />
ausserordentliches Privileg. Wenn ihr nicht vollen Gebrauch von diesem<br />
Geschenk macht, das ihr aus den Händen Gottes empfangen<br />
habt, begeht ihr eine grosse Sünde. Ihr müsst euch im klaren darüber<br />
sein, dass eure jetzige Geburt als Mensch die Frucht davon ist, dass<br />
ihr in früheren Inkarnationen viel Gutes getan habt. (34-17)<br />
Vom Göttlichen her gesehen ist euer „Ich“ identisch mit dem Göttlichen<br />
in euch, d.h. euer „Ich“ <strong>und</strong> euer wahres Selbst sind ein <strong>und</strong> dasselbe.<br />
Um diese Identität herzustellen, muss das Selbst von allen Verunreinigungen<br />
befreit werden. Euer wahres Selbst ist ein selbstloses<br />
Selbst. Wenn euer „Ich“ sich mit dem Körper identifiziert, seht ihr es<br />
als Ego. Eine Gleichsetzung mit dem Göttlichen in euch ist nicht möglich,<br />
solange das „Ich“ noch selbstsüchtige Motive hat. Die wahre<br />
Identität mit dem Göttlichen ist nur jenseits von egoistischer Selbstsucht<br />
zu finden. Das wirkliche Selbst kann daher als reines Bewusstsein<br />
betrachtet werden, das nur Zeuge ist. Nur das ist in Wahrheit<br />
göttlich. Ihr seid mit Hilfe eures Körpers <strong>und</strong> seinen Sinnesorganen<br />
Zeuge alles dessen, was um euch herum vorgeht. Das Göttliche<br />
Selbst ist überall gegenwärtig. Es gibt keinen Winkel in der ganzen<br />
Welt, in dem es nicht vorhanden wäre. Es schlüpft in die Form des<br />
menschlichen Körpers wie in einen Behälter <strong>und</strong> macht ihn zu seinem<br />
Werkzeug. (37-37/38)<br />
Das Göttlich-Absolute (Brahman) <strong>und</strong> der göttliche Funke im Menschen<br />
(Atman) sind ein <strong>und</strong> dasselbe. Sie sind das Eine, welches im<br />
unendlich Kleinen ebenso wie im unendlich Grossen der unbeteiligte<br />
Zeuge der gesamten belebten <strong>und</strong> unbelebten Schöpfung ist. (37-41)<br />
Ihr könnt diesen Körper nicht “Ich” nennen, nur weil ihr euren Wohnsitz<br />
darin habt. (...)<br />
Das “Ich” in euch ist die Göttliche Seele selbst. Es ist die winzige Welle,<br />
die für einen Augenblick über der Tiefe des Meeres mit dem Winde<br />
spielt. Die Welle lässt den Eindruck entstehen, sie sei etwas anderes<br />
als der blaue, zeitlose Ozean unter ihr. Aber das ist eine Täuschung.<br />
Sie ist das Ergebnis zweier Ideen: Name <strong>und</strong> Form. Wenn ihr diese<br />
205
eiden Vorstellungen aufgebt, verschwindet die Welle <strong>und</strong> wird eins<br />
mit dem Meer. Dann leuchtet die Wirklichkeit auf, <strong>und</strong> ihr seid euch ihrer<br />
bewusst.<br />
Die Göttliche Seele enthüllt ihre Herrlichkeit im Menschen als Liebe.<br />
Diese kann in verschiedenen Formen in Erscheinung treten: als Bindung<br />
an materielle Güter, an Eltern oder Kinder, an den Lebensgefährten<br />
oder an Fre<strong>und</strong>e. All dies sind Funken derselben Flamme, die<br />
als universale Liebe ihren höchsten Ausdruck findet. Diese Liebe<br />
kann nicht durch das Studieren eines Leitfadens, durch Kurzlehrgänge<br />
oder Auswendiglernen lebendig werden. Sie muss mit dem unstillbaren<br />
Sehnen nach dem Licht beginnen, mit dem unerträglichen Verlangen,<br />
der Dunkelheit zu entrinnen, wie es in dem Gebet “Aus der<br />
Dunkelheit führe uns zum Licht” zum Ausdruck kommt. Das Verlangen<br />
selbst zieht das Licht an. Die Liebe wächst von selbst <strong>und</strong> verwandelt<br />
euch mit ihrer langsamen, aber unwiderstehlichen Alchimie in<br />
Gold. (...)<br />
Sobald ihr den Namen des Herrn, der die Güte selbst ist, zu rezitieren<br />
beginnt, wird all die Güte, die in euch verborgen liegt, zum Ausdruck<br />
kommen. Wenn ihr die Freude, die ihr dabei empfindet, einmal gekostet<br />
habt, könnt ihr keinen Augenblick mehr ohne sie auskommen. Sie<br />
wird so lebensnotwendig wie die Luft für die Lungen. (...)<br />
Ihr leidet, weil ihr an die Welt geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> fern von Gott seid. Es<br />
muss gerade umgekehrt sein. Ihr müsst eure Bindungen an die Welt<br />
lösen <strong>und</strong> euch ganz dem Herrn hingeben. (...)<br />
Nichts ist so gross <strong>und</strong> so erhaben wie der Herr, zu dem ihr eure Zuflucht<br />
nehmt. Es ist gleichgültig, ob ihr ihn mit Namen anruft oder ob<br />
ihr ihn als das Formlos-Absolute verehrt. Er ist beides: Form <strong>und</strong><br />
formlos. Meerwasser nimmt die Form des Gefässes an, in welches es<br />
geschüttet wird. Wenn das geschieht, nimmt das Formlose Form an;<br />
das Unendliche wird zum Begrenzten. Ihr werdet jedoch feststellen,<br />
dass es die Form Gottes ist, die euch glücklich macht. Das Formlose<br />
verursacht weder Kummer noch Freude, es ist jenseits der Dualität aller<br />
Empfindungen. Es ist das Schmuckstück, das Freude bereitet,<br />
nicht das Gold. Ihr könnt die Kraft des Namens erfahren, die Form vor<br />
Augen haben. Beide könnt ihr in eurem Herzen bewegen <strong>und</strong> das<br />
Glück erfahren, welches sie vermitteln. Das ist der Gr<strong>und</strong>, warum Jayadeva,<br />
Gouranga, Ramakrishna <strong>und</strong> andere Heilige lieber Ameisen<br />
bleiben <strong>und</strong> den Zucker kosten wollten, anstatt selbst Zucker zu werden.<br />
Das heisst, diese Heiligen waren noch nicht bereit, den letzten<br />
Schritt des Einswerdens mit dem Absoluten zu tun. <strong>Der</strong> Name ist der<br />
206
Samen, der im Herzen ruht. Wenn der Schauer seiner Gnade darauf<br />
fällt, keimt er <strong>und</strong> wächst zu einem prächtigen Baum heran. 23.11.60,<br />
(16-10/12)<br />
Da Gott in den Atomen des Körpers vorhanden ist, spricht man von<br />
Körper-Bewusstsein. Die individualisierte Form des Überselbst aktiviert<br />
durch seine Gegenwart das individuelle Bewusstsein. Das Überselbst<br />
ist die Gr<strong>und</strong>lage, auf der alles ruht. Aber der Mensch glaubt,<br />
dass er der Körper sei, <strong>und</strong> übersieht dabei, dass er eine Erscheinungsform<br />
des Überselbst ist. Er kommt zum Schluss, dass er als Individuum<br />
etwas anderes als das Göttliche sei, weil er das Überselbst<br />
nicht erkennt. (25-157)<br />
207
OFFENBARUNGEN<br />
Denkt daran, dass ihr mit jedem Schritt Gott näher kommt <strong>und</strong> dass<br />
auch Gott euch für jeden Schritt, den ihr auf ihn zugeht, zehn Schritte<br />
entgegenkommt. Es gibt keine Rast auf dieser Pilgerfahrt; sie ist eine<br />
unentwegte Reise durch Tag <strong>und</strong> Nacht, über Berg <strong>und</strong> Tal, mit Tränen<br />
<strong>und</strong> Lächeln, durch Tod <strong>und</strong> Geburt. Wenn die Reise endet <strong>und</strong><br />
das Ziel erreicht ist, stellt der Pilger fest, dass er nur von sich selbst zu<br />
sich selbst gewandert ist, dass der Weg lang <strong>und</strong> einsam war, aber<br />
dass der Gott, der ihn geführt hat, die ganze Zeit in ihm, um ihn herum<br />
<strong>und</strong> an seiner Seite war! Ja, er selbst war immer göttlich. Sein Sehnen,<br />
in Gott aufzugehen, war wie das der Woge, die nach dem Meer<br />
ruft! <strong>Der</strong> Mensch liebt, denn Gott ist Liebe. <strong>Der</strong> Mensch sehnt sich<br />
nach Melodie <strong>und</strong> Harmonie, denn Gott ist Melodie <strong>und</strong> Harmonie.<br />
<strong>Der</strong> Mensch sucht die Freude, denn Gott ist Freude. Es dürstet den<br />
Menschen nach Gott, denn sein innerstes Wesen ist Gott, <strong>und</strong> er<br />
kann ohne ihn nicht existieren. Gott kann in allem, das existiert, erkannt<br />
werden, sei es reizvoll oder traurig, blühend oder verwelkt. Er ist<br />
die Intelligenz im Verhalten des Insektes, die Treue, die dem H<strong>und</strong> eigen<br />
ist, die latente Energie im Stein! 5.3.66, (21-10)<br />
Alle Religionen ermahnen ihre Anhänger, über Gott in einer bestimmten<br />
Form <strong>und</strong> einem bestimmten Namen zu meditieren. Aber wer erkannt<br />
hat, dass alle Namen <strong>und</strong> alle Formen den einen Gott bezeichnen,<br />
wird einen Laut annehmen, der zutiefst bedeutsam ist, weil er alle<br />
Namen einschliesst, nämlich das OM, den unveränderlichen, unzerstörbaren<br />
kosmischen Urklang. Vom Veränderlichen zum Unveränderlichen<br />
führt die Reise. Sie besteht aus drei Etappen: „Ich bin Dein“; „Du<br />
bist Mein“; <strong>und</strong> schliesslich „Ich bin Du“! Das sind die drei Etappen, die<br />
jeder spirituelle Sucher eine nach der anderen durchlaufen muss, um<br />
das Reiseziel zu erreichen. Geht vorwärts <strong>und</strong> haltet nicht an.<br />
Es ist gut, in eine Kirche hinein geboren zu werden; aber es ist nicht<br />
gut, in ihr zu sterben. Wachst <strong>und</strong> befreit euch von den Begrenzungen<br />
<strong>und</strong> Regeln, den Glaubenssätzen, welche die Freiheit des Denkens<br />
einengen, den Zeremonien <strong>und</strong> Ritualen, die begrenzen. Erreicht den<br />
Punkt, an dem Kirchen nicht mehr zählen, an dem alle Wege enden,<br />
von dem alle Wege ausgehen. (...)<br />
<strong>Der</strong> Glaube an Gott, der im eigenen Herzen wohnt, der Glaube an seine<br />
immerwährende Gegenwart <strong>und</strong> Führung wird euch Mut <strong>und</strong> Kraft<br />
geben <strong>und</strong> euch zur Erleuchtung führen. 29.7.69, (21-62/63)<br />
208
Jemand hat gesagt, es sei notwendig, sich ganz hinzugeben. Wer<br />
gibt? Wer empfängt? Ihr selbst seid Gott, wem gebt ihr euch dann<br />
hin? Aber dennoch sprecht ihr von Hingabe. <strong>Der</strong> Gebrauch dieses<br />
Wortes verhindert die Lösung eines für diese Zeit charakteristischen<br />
Problems. Wenn ihr entdeckt, dass ihr Gott seid, gibt es keine Hingabe.<br />
Vor der Weisheit verschwindet alles, nur Gott bleibt. 4.10.70, (21-<br />
193)<br />
Glaubt nicht: “Ich bin der Körper”, sondern schreit in die Welt hinaus:<br />
“Ich bin Gott, ich bin alles, was ist, <strong>und</strong> mehr, ich bin alles, was ist, war<br />
<strong>und</strong> sein wird.” Dann sprengt euer Herz die Fesseln des kleinen Egos<br />
<strong>und</strong> wird befreit von Raum <strong>und</strong> Zeit. Ihr werdet Liebe sein, Liebe,<br />
nichts als Liebe. Das bedeutet, ihr werdet göttlich sein, eins mit dem<br />
Einen.<br />
Leben heisst, sich verströmen. Dieses Verströmen ist das Wesen der<br />
Liebe. Liebe ist Gott. Lebt in der Liebe. Das ist die Botschaft, die ich<br />
euch an diesem Fest des Lichts gebe. Wenn eine Kerze an einer anderen<br />
entzündet wird, dann brennen zwei, wo vorher nur eine brannte.<br />
Die erste hört nicht auf zu leuchten. Ihr könnt eine Million Kerzen<br />
an der einen entzünden, <strong>und</strong> ihr Licht vermindert sich nicht. So ist es<br />
auch mit der Liebe. Teilt sie mit Millionen, <strong>und</strong> sie verliert nichts von<br />
ihrer Kraft. Es gibt eine andere Lektion, welche die Illumination am<br />
Abend dieses Lichterfestes euch lehren möchte. In jedem Haus einer<br />
Strasse werden ein paar Laternen angezündet, die auf die Türschwelle,<br />
den Fenstersims, das Tor, den Brunnen <strong>und</strong> auf die Veranda gestellt<br />
werden. Was ist die Folge? Die ganze Stadt ist erleuchtet, die<br />
Einwohner sind glücklich, die Kinder tanzen voller Freude, <strong>und</strong> der<br />
Himmel erglüht im Widerschein irdischer Freude. Licht breitet sich<br />
aus. Es vermischt sich mit Licht aus anderen Quellen. Es kennt keine<br />
Grenzen, keine Vorurteile. Ihr könnt vielleicht euren Nachbarn nicht<br />
leiden, aber das Licht der Laterne auf eurer Veranda vermischt sich<br />
mit dem Licht der Laterne, die auf seiner Veranda steht. Ihr könnt es<br />
nicht zurückhalten.<br />
Das Lichterfest will euch diese <strong>Lehre</strong> vom Licht <strong>und</strong> von der Liebe erteilen.<br />
Geht aus euch heraus, schliesst andere ein, verströmt euch<br />
<strong>und</strong> vergesst in einem überquellenden Strom der Liebe alle Grenzen,<br />
die Grenzen von Mein <strong>und</strong> Dein, von Kaste <strong>und</strong> Religion. Das ist der<br />
Höhepunkt jeder spirituellen Praxis. (...)<br />
Zu Beginn einer Andacht zündet ihr als Erstes eine Kerze an. Es gibt<br />
keine religiöse Feier ohne eine brennende Kerze. Wo das Licht der<br />
209
Liebe leuchtet, manifestiert sich Gott. Sorgt dafür, dass es hell <strong>und</strong><br />
rein scheint, <strong>und</strong> Gott wird bleiben. Erlaubt allen, ihr Licht daran zu<br />
entzünden, <strong>und</strong> Gott wird euch mit Gnade überschütten. Zuerst<br />
kommt Gott, dann die Welt <strong>und</strong> zuletzt das eigene Ich. Das ist die richtige<br />
Reihenfolge für einen, der nach der Wahrheit sucht. 29.10.70,<br />
(21-221/222)<br />
Das Herz des Menschen, das mit einer Schallplatte verglichen werden<br />
kann, trägt in sich alle Spuren vergangener Leben. Die Reaktion,<br />
der Widerhall <strong>und</strong> die Widerspiegelungen all dessen, was ihr gesehen,<br />
gehört <strong>und</strong> erlebt habt, sind in ihm gespeichert. Die weiten Meere,<br />
die gewaltigen Berge <strong>und</strong> all die verschiedenen Orte, an denen ihr<br />
euch aufgehalten habt, sind in euer Herz eingeprägt. Kurz: Das ganze<br />
Universum ist in das menschliche Herz eingeprägt. Folglich kann man<br />
sagen, dass der Mensch die Verkörperung des kosmischen Prinzips<br />
ist. Aber da der Mensch nicht fähig ist, diese Wahrheit zu erkennen,<br />
betrachtet er sich selbst als niedrig <strong>und</strong> lässt sich beeinflussen von<br />
Freude <strong>und</strong> Schmerz, von Gut <strong>und</strong> Schlecht.<br />
Woher kommt dieses Universum? Die Shrutis haben eine klare Antwort<br />
darauf gegeben. <strong>Der</strong> Ursprung des Universums ist dort, wo auch<br />
der Ursprung des Ich-Prinzips ist, nämlich im Herzen. Die Shrutis erklären,<br />
dass das Herz der Ursprung des Ich-Prinzips ist. Dieses “Ich”<br />
ist alldurchdringend. Jeder Mensch benutzt dieses Wort “Ich”, wenn er<br />
sich jemandem vorstellt. Es existiert kein Ort oder Mensch ohne dieses<br />
Ich-Prinzip. Selbst die Vögel <strong>und</strong> die Tiere haben dieses Ich-Prinzip<br />
mitbekommen, auch wenn sie nicht fähig sind, es auszudrücken.<br />
Wo immer das “Ich” ist, ist auch ein Herz. Das Herz ist nicht auf den<br />
Körper allein beschränkt, es ist allesdurchdringend. “Ich” ist der Name<br />
des wirklichen Selbst (Atman). So wohnt in jedem das Göttliche in der<br />
Form des “Ich”. Es ist mit dem Intellekt verb<strong>und</strong>en. Vereine Geist <strong>und</strong><br />
Intellekt.<br />
Vom Analphabeten bis zum Gelehrten definiert jeder “Unterscheidungsvermögen”<br />
(buddhi) als die Fähigkeit, zwischen dem Vergänglichen<br />
<strong>und</strong> dem Unvergänglichen zu unterscheiden. Dies ist nicht die<br />
korrekte Definition. Die Menschen benutzen sie nur im weltlichen Sinne.<br />
In Wirklichkeit hat “buddhi” fünf Aspekte: Glaube, Göttliche Ordnung,<br />
Wahrheit, spirituelle Übung <strong>und</strong> das wahre Sein. (...)<br />
Heutzutage sprechen viele Menschen über den Geist (manas, mind)<br />
<strong>und</strong> den Intellekt (buddhi), ohne deren wahre Bedeutung zu verstehen.<br />
Sie denken, dass der Geist nur eine Kombination von Gedanken<br />
210
sei; aber selbst die Handlungen sind mit ihm verb<strong>und</strong>en. Wenn der<br />
Geist sich mit dem Intellekt (buddhi) vereint, dann erreicht das<br />
menschliche Sein einen Zustand der Freiheit, der als Befreiung beschrieben<br />
wird.<br />
Die Durchführung jeglicher spiritueller Praktiken zur Kontrolle des<br />
Geistes ist ein Fehler. Die Natur des Geistes ist mysteriös. Er ist unbeständig<br />
<strong>und</strong> mit dem Ego verb<strong>und</strong>en. Wer kann einen solchen<br />
Geist kontrollieren? Versucht deshalb niemals, den Geist zu kontrollieren.<br />
Folgt eurem Intellekt, dann wird sich der Geist von sich aus fügen.<br />
<strong>Der</strong> Meister des Geistes ist der Intellekt. <strong>Der</strong> Meister des Intellekts<br />
ist das Göttliche Selbst (Atman). Das Göttliche Selbst hat keinen<br />
Meister. Meistere also den Geist <strong>und</strong> sei ein Meister auf diesem Gebiet.<br />
(...)<br />
Es ist ein Irrtum, zu glauben, Gott sei von euch getrennt. Wenn ihr einmal<br />
erkannt habt, dass ihr eins seid mit Gott, könnt ihr niemals mehr<br />
von ihm getrennt sein. Wenn zum Beispiel ein Topf mit Wasser in den<br />
Ozean ausgeleert wird, wird das Wasser aus dem Topf eins mit dem<br />
Ozean. Ihr könnt die beiden Wasser nicht mehr trennen. Genauso<br />
werdet ihr eins mit Gott. (...)<br />
<strong>Der</strong> Körper des Menschen enthält alle drei Welten: im Kopf die Welt<br />
der Götter, in der Kehle die Welt der Menschen, im Herzen die Welt<br />
der heiligen Schlangen, der Lebenskraft. <strong>Der</strong> Kopf wird als Himmel<br />
bezeichnet, da er alle fünf Sinne der Wahrnehmung enthält, die<br />
Klang, Berührung, Form, Geschmack <strong>und</strong> Geruch erkennen.<br />
<strong>Der</strong> Körper besteht aus fünf Elementen <strong>und</strong> muss sterben, aber sein<br />
Bewohner ist unsterblich. <strong>Der</strong> Bewohner des Körpers kennt weder<br />
Geburt noch Tod noch Bindungen. In Wahrheit ist dieser Bewohner<br />
Gott selbst. (28.9.98)<br />
<strong>Der</strong> Körper des Menschen ist ein Tempel, in dem sich Gott aufhält.<br />
Selbstbeherrschung <strong>und</strong> Beherrschung der Sinne sind die Tempelwächter.<br />
Wenn sie nachlässig <strong>und</strong> faul sind, werden Lust <strong>und</strong> Habgier,<br />
Zorn <strong>und</strong> Eifersucht, Hass <strong>und</strong> Stolz sich einschleichen, ausbreiten<br />
<strong>und</strong> die Herrschaft im Tempel übernehmen. <strong>Der</strong> Mensch lässt sich<br />
derart täuschen, dass er die eingedrungenen Diebe als Herren anerkennt<br />
<strong>und</strong> ehrt. Seid selbst Herr eures Geistes! Erwacht, erhebt euch<br />
<strong>und</strong> stellt euch den Dieben entgegen, bevor sie euren Schatz erbeuten<br />
können. <strong>Der</strong> Schatz ist die Erkenntnis, dass Gott allem innewohnt.<br />
(27-69/70)<br />
211
<strong>Der</strong> Körper des Menschen ist ein Fahrzeug, um welches selbst die<br />
Götter die Menschen beneiden. Ihr wisst, dass die Götter sich bemühen,<br />
menschliche Form anzunehmen, damit sie Intelligenz, Unterscheidungsvermögen,<br />
innere Freiheit usw. nutzen können, da man<br />
durch sie nur im menschlichen Körper die letzte Wirklichkeit zu erkennen<br />
vermag, die, wenn sie erkannt ist, Allwissenheit bedeutet. <strong>Der</strong><br />
Körper, mit dem sich dieses Krankenhaus befasst, ist das Fahrzeug<br />
des wirklichen Selbst - des Herrn <strong>und</strong> Meisters. Er ist die Burg, von<br />
der aus ihr die Feinde, nämlich Egoismus <strong>und</strong> Abhängigkeiten, bekämpfen<br />
könnt. Er ist das Boot, mit dessen Hilfe ihr das Meer der Zufälle<br />
<strong>und</strong> des Wandelns überqueren könnt. 15.10.66, (19-161)<br />
Heutzutage versteht niemand die Heiligkeit, die Bedeutung <strong>und</strong> Einzigartigkeit<br />
des menschlichen Körpers. Viele Menschen glauben irrtümlich,<br />
der Körper sei allein zum Essen, Trinken, Schlafen <strong>und</strong> Vergnügen<br />
gedacht. Wenn ihr die Heiligkeit <strong>und</strong> Bedeutung der<br />
menschlichen Geburt versteht, dann wisst ihr, zu welchem Zweck<br />
Gott euch den Körper gegeben hat. Es ist das Hauptziel des Menschen,<br />
in seinem täglichen Leben die Wahrheit zu erkennen.<br />
(15.2.99)<br />
212
IV. LIEBE GOTTES - HERZ GOTTES<br />
MENSCHENHERZ
DIE BEZIEHUNG DES MENSCHEN ZU GOTT<br />
Die vier Stadien der Erlösung. Eine Verehrung Gottes in gleichbleibender<br />
Bewusstheit, mit reinen Gefühlen <strong>und</strong> frei von jedem störenden<br />
Gedanken, führt zur grossen Vereinigung mit Gott. Als ein Ergebnis<br />
dieser grossen Vereinigung erscheint der Herr in jener Form vor<br />
dem inneren Auge des Gottesverehrers, die dieser für die Anbetung<br />
gewählt hat. Die Erscheinung ist nicht einfach eine Sache der Einbildung;<br />
Verlangen nach absoluter Wahrheit führt in Gottes Gegenwart,<br />
sie ist eine Erfahrung “von Angesicht zu Angesicht”. Ohne den Ort zu<br />
wechseln, kann er sich in der Gegenwart Gottes aufhalten, wo immer<br />
er sich gerade befinden mag. (...)<br />
Neben diesem Erlebnis, fortwährend in der Gegenwart Gottes zu<br />
sein, erkennen die Gottesverehrer in allem, was sie wahrnehmen, die<br />
Herrlichkeit Gottes. (...)<br />
Fortwährend mit Gott zu leben, immer Zeuge seiner Herrlichkeit zu<br />
sein <strong>und</strong> von Gottesbewusstsein durchströmt zu werden, ist das Ergebnis<br />
der <strong>Lehre</strong> von der Liebe <strong>und</strong> Hingabe zu Gott. Allerdings gibt<br />
es in diesem Stadium doch noch eine Spur des Gefühls, von Gott getrennt<br />
zu sein. Daher wird es von der monistischen <strong>Lehre</strong> auch nicht<br />
als das höchste Stadium angesehen. Nur weil der Gottesverehrer ein<br />
inniges Verhältnis zu Gott entwickelt hat, kann man nicht folgern,<br />
dass er auch die Kräfte der Schöpfung, Erhaltung <strong>und</strong> Zerstörung besitzt,<br />
die Gott zu Eigen sind.<br />
Erst wenn es keine Unterschiede mehr gibt <strong>und</strong> die Vereinigung stattgef<strong>und</strong>en<br />
hat, ist das höchste Stadium erreicht. Es wird “Einssein mit<br />
Gott” genannt <strong>und</strong> ist ein Ausdruck göttlicher Gnade, gewonnen durch<br />
die eigene spirituelle Disziplin; es kann nicht als Lohn für Bemühungen<br />
gefordert werden. <strong>Der</strong> Gottsucher wird mit ganzer Kraft nach dieser<br />
Vereinigung streben. Er hat den Wunsch, dem Herrn nach seinem<br />
Wohlgefallen zu dienen <strong>und</strong> sich an der Form, die er ihm zugeschrieben<br />
hat, zu erfreuen. Aber der Herr schenkt ihm in seiner Barmherzigkeit<br />
nicht nur seine fortwährende Gegenwart, seine Nähe <strong>und</strong> Gottesbewusstsein,<br />
sondern auch das Einssein mit Gott! <strong>Der</strong> Weg der<br />
liebenden Verehrung <strong>und</strong> Hingabe an Gott führt letzten Endes zum<br />
Erreichen des höchsten Wissens. Selbst wenn der Gottesverehrer<br />
nicht darum bittet, wird es ihm von Gott gegeben. Erlösung durch das<br />
Einssein mit Gott wird auch Erlösung durch Vereinigung genannt. (4-<br />
87/88)<br />
215
Ein Gottsucher sollte den Unterschied zwischen einem gewöhnlichen<br />
Menschen <strong>und</strong> einem Menschen, der den Weg der Selbstverwirklichung<br />
gehen will, kennen.<br />
<strong>Der</strong> gewöhnliche Mensch besitzt keine Seelenstärke, er ist egoistisch,<br />
selbstsüchtig, eitel <strong>und</strong> voller Wünsche, was die vergängliche Welt<br />
betrifft, in der er versucht, ein zufriedenes Leben zu leben.<br />
Ein Mensch, der nach Selbstverwirklichung strebt <strong>und</strong> ein diszipliniertes,<br />
spirituelles Leben führt, befasst sich mit Meditation über den<br />
Herrn <strong>und</strong> seine Schöpfung, so beständig wie die Bewegung der Wellen<br />
des Meeres; er sammelt so wertvolle Schätze an wie das Bewusstsein<br />
der Gleichheit <strong>und</strong> überpersönliche Liebe der ganzen<br />
Schöpfung gegenüber. Er ist glücklich bei dem Gedanken, dass alles<br />
dem Herrn gehört <strong>und</strong> nichts ihm selbst. (...)<br />
Beide oben beschriebenen Typen von Menschen sind verkörperte<br />
Seelen <strong>und</strong> menschliche Wesen, darin besteht kein Zweifel.<br />
Als “Menschen” bezeichnet man all jene, die in der Illusion der Aussenwelt<br />
verstrickt sind <strong>und</strong> in tiefer Unwissenheit leben.<br />
“Gottsucher” nennt man all jene, die nach spiritueller Entwicklung <strong>und</strong><br />
Selbstverwirklichung streben <strong>und</strong> sich mit den Täuschungen der inneren<br />
Bewusstseinsebenen auseinandersetzen.<br />
Und Gott selbst befindet sich ausserhalb dieser beiden Seinsebenen.<br />
Wer keinen äusseren Täuschungen mehr unterliegt, wird zum Gottsucher,<br />
<strong>und</strong> wenn er auch von den inneren Täuschungen frei ist, dann<br />
kann man ihn Gott nennen. Das Herz eines solchen Menschen wird<br />
zum Sitz Gottes. Deshalb ist es möglich, daraus den Schluss zu ziehen,<br />
dass alles von Gott durchdrungen ist. Obwohl sich der Herr natürlich<br />
in jedem Herzen befindet, ist spirituelle Disziplin notwendig, damit<br />
jeder diese Wahrheit für sich selbst entdecken kann. (...)<br />
Es bedarf eines gr<strong>und</strong>sätzlichen Weges, einer Methode der spirituellen<br />
Disziplin, um von bestimmten menschlichen Eigenschaften <strong>und</strong><br />
Verhaltensweisen frei zu werden. (4-94/95)<br />
Durch das Wort „svaha“ am Ende eines Opferrituals soll deutlich gemacht<br />
werden, dass zwar alles den Göttern dargebracht wurde, dass<br />
es aber dadurch auch das unerreichbare Absolute, den eigentlichen<br />
Herrn der Opferhandlung, erreichen soll.<br />
Ebenso ist es mit den Mantras, die verschiedene Kräfte besitzen. Ihr<br />
mögt manchmal denken, sie seien nur eine Reihe von Worten, die<br />
nichts ausrichten können. Die Kraft der Mantras kann nur von denen<br />
verstanden werden, die sich lange damit beschäftigt haben. Ihr könnt<br />
216
die Verbindung zwischen dem Menschlichen <strong>und</strong> dem Göttlichen<br />
nicht sehen, aber Mantras befähigen euch, diese Verbindung zu erfühlen.<br />
(...) Es ist nicht richtig, zu glauben, dass Mantras, die von Gott<br />
gegeben wurden, keine Kräfte besässen. (...)<br />
Ihr könnt sicher sein, dass ein Mantra den Ort erreicht, für den er bestimmt<br />
ist, auch wenn ihr nicht versteht, wie er dorthin gelangt <strong>und</strong> wer<br />
ihn dorthin befördert. (...)<br />
Das Leben beginnt im Mutterleib. Ihr kennt vielleicht die Geschichte<br />
von Ashtavakra, dem schon im Mutterleib alle Mantras bekannt waren.<br />
Sein Vater, ein vedischer Gelehrter, lehrte seine Schüler die vedischen<br />
Weisheiten, <strong>und</strong> seine Frau half ihm dabei. <strong>Der</strong> Ungeborene<br />
lauschte diesen Belehrungen. Aber jedesmal, wenn ein Mantra falsch<br />
ausgesprochen oder betont wurde, war das für ihn so unerträglich,<br />
dass er sich vor Schmerzen krümmte. Als Folge davon wurde er verkrüppelt<br />
geboren. Später kam er seinem Vater zu Hilfe, der durch eine<br />
Niederlage in einem vedischen Streitgespräch am Hof des Königs<br />
Janaka in Knechtschaft geraten war. Er befreite ihn, indem er als<br />
Jüngling durch sein Wissen den Gelehrten besiegte, dem sein Vater<br />
unterlegen war. Die Fähigkeit dazu hatte er durch die Kraft der Mantras<br />
erhalten, die er schon im Mutterleib gehört hatte.<br />
Diese Geschichte soll euch zeigen, wie stark die Umwelt ein ungeborenes<br />
Kind beeinflusst. Deshalb war es zu jener Zeit üblich, darauf zu<br />
achten, dass schwangere Frauen immer glücklich <strong>und</strong> zufrieden waren<br />
<strong>und</strong> nur mit heiligen Dingen <strong>und</strong> Geschichten in Berührung kamen.<br />
Man brachte ihnen die guten Nachrichten <strong>und</strong> hielt die schlechten<br />
von ihnen fern. Das Baby, das im Mutterleib nur positiven<br />
Einflüssen ausgesetzt ist, wird später ein glücklicher Mensch. Heute<br />
gehen die Frauen während der Schwangerschaft ins Kino <strong>und</strong> sehen<br />
dort Verbrechen <strong>und</strong> Gewalt. Dadurch wird das Kind schon im Mutterleib<br />
schlechten Einflüssen ausgesetzt. (...) Wenn ihr euch heute entscheidet,<br />
den spirituellen Weg zu gehen <strong>und</strong> immer das Richtige zu<br />
tun, besteht kein Zweifel, dass auch eure Kinder diesen Weg gehen<br />
werden. 1974, (36-57/59)<br />
Es gibt viele Arten von Atemübungen. Die meisten können jedoch in<br />
der heutigen Zeit nicht praktiziert werden <strong>und</strong> nur diejenigen, die nützlich<br />
für die Meditation sind, sollten übernommen werden. Dabei handelt<br />
es sich um eine vereinfachte Methode, den Atem zu beherrschen.<br />
(...)<br />
Zwei Sek<strong>und</strong>en einatmen, vier Sek<strong>und</strong>en ausatmen <strong>und</strong> acht Sekun-<br />
217
den den Atem anhalten. Auf diese Weise sollte der Atem drei Monate<br />
lang ins Gleichgewicht gebracht werden. Wenn diese Übung sechs<br />
Monate lang stetig durchgeführt wird, wird der Einfluss der Sinne eingeschränkt.<br />
Wenn sie mit einem festen Glauben verb<strong>und</strong>en ist <strong>und</strong><br />
als spirituelle Übung angesehen wird, dann zähmt sie die Rastlosigkeit<br />
des Geistes. Anderenfalls ist sie nur eine körperliche Übung zur<br />
Verbesserung der Ges<strong>und</strong>heit. (27-99)<br />
Wenn ihr behauptet, dass ihr keine Zeit für Meditation <strong>und</strong> Gebet<br />
habt, so muss ich sagen, dass es nur Faulheit ist, die euch diese Ausrede<br />
eingibt. Wie kann je eine niedrigere Arbeit die Zeit beanspruchen,<br />
die rechtmässig für die eine Aufgabe vorgesehen ist, für die der<br />
Mensch geboren wurde? Erhebt euch jeden Morgen, als ob ihr vom<br />
Tode auferstehen würdet. Sagt: „Nun, da ich geboren bin, hilf mir,<br />
sanfte Worte zu gebrauchen, mein Handeln zu einer Wohltat für andere<br />
werden zu lassen <strong>und</strong> Idealen zu folgen, die der Gemeinschaft<br />
dienen. Möge an diesem Tag mein Dienen deiner würdig sein.“ Betet<br />
so, bevor ihr aufsteht <strong>und</strong> euren Tageslauf beginnt. (27-102)<br />
In dieser Welt ist keine Disziplin höher einzuschätzen als jene, mit der<br />
man Geistes- <strong>und</strong> Seelenstärke gewinnt; kein Glück ist grösser als<br />
der Zustand der Zufriedenheit; keine gute Tat ist heiliger als die Barmherzigkeit;<br />
keine Waffe ist wirkungsvoller als die Geduld. (4-96)<br />
Überhaupt sollte ein Gottsucher unter allen Lebensumständen fröhlich<br />
<strong>und</strong> voll Begeisterung sein <strong>und</strong> stets lächeln. Dieser Ausdruck einer<br />
reinen Geisteshaltung ist sogar noch wünschenswerter als hingebungsvolle<br />
Liebe zu Gott <strong>und</strong> Weisheit. Wer diese Fähigkeit besitzt,<br />
verdient es, vor allen anderen das höchste Ziel zu erreichen. Die Fähigkeit,<br />
allzeit Freude zu empfinden, ist das Ergebnis guter Taten aus<br />
früheren Inkarnationen. Eine Person, die immer ängstlich, niedergeschlagen<br />
<strong>und</strong> zweifelnd ist, kann niemals die höchste Glückseligkeit<br />
erfahren, gleichgültig, welche spirituelle Disziplin sie ausübt. Die erste<br />
Aufgabe eines Gottsuchers besteht im Entwickeln von Begeisterungsfähigkeit.<br />
Aus ihr kann ihm unbegrenzte Glückseligkeit erwachsen.<br />
(4-99/100)<br />
<strong>Der</strong> Wunsch, Gott zu erkennen, ihn zu lieben <strong>und</strong> von ihm geliebt zu<br />
werden, ist der einzige, der nicht an die Welt bindet. Wenn das Gottesbewusstsein<br />
in seiner ganzen Herrlichkeit erwacht, wird jeder welt-<br />
218
liche, sinnliche Wunsch in den Flammen dieses Bewusstseins zu<br />
Asche verbrannt. Sobald das Verlangen aufhört, wird sich das individuelle<br />
Selbst dem universalen Selbst zuwenden <strong>und</strong> im höchsten<br />
Frieden, <strong>und</strong> in vollkommener Ausgeglichenheit seine Erfüllung finden.<br />
Das Selbst muss jede Verbindung mit allem, was Nicht-Selbst<br />
ist, abbrechen, um Unsterblichkeit erlangen zu können. (7-27)<br />
Wenn ihr euch diese oder jene Vorstellung von Gott macht, so wird<br />
diese nicht seiner Wirklichkeit entsprechen. Alle Versuche, Gott zu<br />
beschreiben, müssen fehlschlagen. Es ist viel besser, dass ihr euer<br />
Herz reinigt <strong>und</strong> läutert <strong>und</strong> es mit Liebe <strong>und</strong> Hingabe füllt. Dann wird<br />
euch die wahre Vision Gottes zuteil werden. 1973, (35-193/194)<br />
Es gibt verschiedene Arten von Menschen, die Gott dienen wollen.<br />
Die einen empfangen die Befehle Gottes, führen sie aber nicht aus.<br />
Andere nehmen alles, was Gott ihnen sagt, buchstäblich <strong>und</strong> befolgen<br />
seine Befehle, ohne etwas hinzuzufügen oder auszulassen. Ihre<br />
Bemühungen werden von Gott anerkannt. Die dritte Art sieht ihre Aufgabe<br />
darin, die Wünsche Gottes um jeden Preis <strong>und</strong> unter allen Umständen<br />
zu erfüllen. Sie sind unermüdlich, bis sie dem Herrn einen<br />
vollen Erfolg melden können. (...)<br />
Die Kraft Gottes in euch kann nur wirksam werden, wenn Körper <strong>und</strong><br />
Geist in geheiligtem Zustand sind <strong>und</strong> vom Geist Gottes berührt werden.<br />
Körper <strong>und</strong> Geist wurden euch gegeben, damit ihr heilige Aufgaben<br />
erfüllen <strong>und</strong> heilige Ideen entwickeln könnt. <strong>Der</strong> Körper befähigt<br />
euch, der Gemeinschaft, in der ihr lebt, zu dienen. Erfüllt jede eurer<br />
Aufgaben Gott zuliebe. 1977, (37-66)<br />
Spiritualität bedeutet Verschmelzen mit Gott. Ihr seid nicht verschieden<br />
von Gott. Ihr seid Gott. Seid ihr erst einmal in diesem Glauben<br />
fest verankert, so erübrigen sich weitere spirituelle Übungen für euch.<br />
1990, (40-103)<br />
<strong>Der</strong> Tag wird kommen, an dem selbst die hochmütigsten, eigensinnigsten<br />
<strong>und</strong> ungläubigsten Menschen <strong>und</strong> sogar jene, die behaupten,<br />
dass man in der Kontemplation über das Höchste Selbst weder Freude<br />
noch Frieden erfahren könne, beten werden: „Gott, gewähre mir<br />
Frieden, gewähre mir Trost, Kraft <strong>und</strong> Freude.“ 7.2.59, (15-87/88)<br />
Ich betrachte weder die Shastras noch intellektuelle Gelehrsamkeit<br />
219
als sehr wichtig für den Gottsucher. Ich rate euch, nicht mit Hilfe dieser<br />
schwierigen Methoden nach dem höchsten Glück zu streben. Füllt<br />
euer Herz statt dessen mit göttlicher Liebe, die zu Hause in der Familie<br />
beginnt <strong>und</strong> dann alle Wesen einschliesst. Legt die scharfe Waffe<br />
nieder, mit der ihr versucht, den Gegner zu bekämpfen <strong>und</strong> seinen<br />
Gesichtspunkt zu entkräften. Nutzt statt dessen die süsse Kraft der<br />
Liebe, die Freude verbreitet <strong>und</strong> die widerspenstigsten Herzen gewinnt.<br />
Das ist mein Weg, der Weg göttlicher Liebe, auf dem ich euch mitnehme.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> biete ich euch allen meine “Visitenkarten” an,<br />
wenn ihr zu mir kommt. Ich kenne euren Namen, euren Titel, Beruf,<br />
Stand in der Gesellschaft <strong>und</strong> eure Geschichte. Aber ihr kennt mich<br />
nicht. Ich brauche eure Personalpapiere nicht zu studieren, aber ich<br />
möchte, dass ihr etwas von meiner Herrlichkeit erfahrt, <strong>und</strong> deshalb<br />
lasse ich euch durch die W<strong>und</strong>er ein wenig davon sehen. Aber ich<br />
gebe euch auch zur Genüge von meiner Liebe, die ihr dann mit dem,<br />
was ihr fühlt <strong>und</strong> denkt, vermischen könnt, so dass es süss <strong>und</strong><br />
schmackhaft wird. 12.4.59, (15-92)<br />
Das Ewig-Göttliche ist das Meer, die Schöpfung ist nur eine Woge auf<br />
diesem zeitlosen, endlosen Meer, <strong>und</strong> die individuelle Seele ist nur<br />
ein Tropfen dieser Woge. Ihr könnt weder die Woge noch das Meer<br />
verlassen. Ihr könnt nur eins damit werden, indem ihr die Bindung an<br />
Namen <strong>und</strong> Form des Tropfens aufgebt. Wenn ihr die Tiefe des Meeres<br />
erreicht, ist alles still, es herrscht vollkommener Frieden. Unruhe,<br />
Lärm <strong>und</strong> Verwirrung sind nur an der Oberfläche zu finden. So ist<br />
auch im innersten Winkel des Herzens ein Vorrat an Frieden gespeichert,<br />
zu dem ihr Zuflucht nehmen müsst. 27.9.60, (15-129)<br />
Die göttliche universale Seele zieht die individuelle Seele zu sich. Das<br />
liegt in ihrer Natur, denn sie sind eins. Sie sind wie Eisen <strong>und</strong> Magnet.<br />
Wenn aber das Eisen staubig <strong>und</strong> mit Schmutz bedeckt ist, kann der<br />
Magnet das Eisen nicht an sich ziehen. Entfernt dieses Hindernis -<br />
das ist alles, was ihr tun müsst. Leuchtet im Glanz eures wahren Wesens,<br />
dann wird der Herr euch an sich ziehen. Prüfungen <strong>und</strong> Schwierigkeiten<br />
helfen, diese Reinigung zu vollziehen. (...)<br />
Gott befasst sich weder mit Belohnung noch mit Bestrafung. Er ist<br />
Spiegelbild <strong>und</strong> Echo! Er ist ewiger unbeeinflusster Zeuge! Ihr bestimmt<br />
euer eigenes Schicksal. Schöpfung, Erhaltung <strong>und</strong> Auflösung<br />
folgen demselben Gesetz - dem eingeborenen Gesetz des von der<br />
Täuschung geprägten Universums. (27-82/84)<br />
220
Handelt nur auf der Basis von Weisheit - der Erkenntnis, dass alles<br />
eins ist. Erfüllt all eure Handlungen mit Hingabe, d.h. mit Demut, Liebe,<br />
Mitgefühl <strong>und</strong> Sanftmut. Lasst eure Hingabe von Weisheit durchdrungen<br />
sein, denn sonst ist sie leicht wie ein Luftballon, der von jeder<br />
Luftströmung <strong>und</strong> jedem Windstoss umhergetrieben wird; blosses<br />
Wissen hingegen verhärtet das Herz, durch Hingabe wird es weich<br />
<strong>und</strong> mitfühlend, <strong>und</strong> durch Tätigkeit bekommen eure Hände etwas zu<br />
tun - etwas, das jede Minute heiligt, die euch hier zugefallen ist. Das<br />
ist der Gr<strong>und</strong>, warum Hingabe als Nähe zu Gott bezeichnet wird, die<br />
euch seine Gegenwart spüren lässt, euch an der Süsse seiner Nachbarschaft<br />
teilhaben lässt. 7.7.63, (17-27/28)<br />
<strong>Der</strong> Herr eilt rascher zu dem Gläubigen als der Gläubige zu ihm.<br />
Wenn ihr einen Schritt auf ihn zugeht, kommt er euch h<strong>und</strong>ert Schritte<br />
entgegen! Er wird euch mehr sein als Vater oder Mutter. Er wird euch<br />
aus eurem Inneren heraus fördern, wie er so viele Heilige, die ihr Vertrauen<br />
in ihn gesetzt haben, ermutigt <strong>und</strong> errettet hat. 8.9.63, (17-49)<br />
Wenn ihr nicht einmal dem Menschen dient, der euer Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Verwandter<br />
ist, der die gleichen Gefühle, Impulse <strong>und</strong> Instinkte hat wie<br />
ihr, <strong>und</strong> der vor euch steht, euren Dienst lebendig <strong>und</strong> froh mit einem<br />
Lächeln der Dankbarkeit annimmt, wie wollt ihr dann Gott dienen, der<br />
so weit über <strong>und</strong> jenseits von euch steht, so anders <strong>und</strong> entfernt von<br />
euch, so mächtig ist <strong>und</strong> so geheimnisvoll? Übt euch darin, Gott zu<br />
dienen, indem ihr dem Menschen dient, in dessen Herz Gott wohnt.<br />
Überzeugt euch davon, dass Dienst am Menschen die Verehrung<br />
Gottes ist. Wenn ihr jemanden, der auf euer Haus zuläuft, um Schutz<br />
vor dem Regen zu suchen, abweist <strong>und</strong> auf die Strasse zurückschickt,<br />
seid ihr unmenschlich, um nur das Geringste zu sagen. Wenn<br />
ihr nicht alles tut, was in euren Kräften liegt, um die Schmerzen zu lindern,<br />
unter denen ein anderer leidet, verdient ihr nicht, als menschlich<br />
bezeichnet zu werden. Seid wenigstens menschlich, wenn ihr schon<br />
nicht danach strebt, göttlich zu werden! Mensch zu sein, ist immerhin<br />
besser, als auf der Stufe des Tieres zu stehen. 4.10.67, (20-65)<br />
Ihr stürmt vorwärts, um meine Füsse zu berühren oder euch vor mir<br />
zu Boden zu werfen, <strong>und</strong> nehmt dabei keine Rücksicht auf die Kinder,<br />
Alten <strong>und</strong> Kranken, über die ihr fallt, wenn ihr nach vorne zu mir drängelt.<br />
Vergesst den <strong>Sai</strong> in jenen Menschen nicht, wenn ihr diesem <strong>Sai</strong><br />
entgegenstürzt! <strong>Der</strong> Lohn für all die Mühe, die ihr auf euch genommen<br />
221
habt, um diesen <strong>Sai</strong> zu sehen <strong>und</strong> zu hören, ist so gut wie dahin,<br />
wenn ihr dem <strong>Sai</strong> Schmerzen bereitet, der in ihnen wohnt. Jenes Plus<br />
<strong>und</strong> dieses Minus ergeben zusammen Null! In eurem wilden Drängen,<br />
mir zu huldigen, solltet ihr nicht die anderen vergessen, die lange auf<br />
diese Gelegenheit gewartet haben. Ihr müsst ihnen dabei behilflich<br />
sein, mich zu sehen, anstatt nach vorn zu springen, um in einer günstigen<br />
Position zu sein, von der aus ihr mir zu Füssen fallen könnt.<br />
Das Bedürfnis, zu verehren <strong>und</strong> anzubeten, ist etwas Natürliches. Ihr<br />
solltet jedoch der Missachtung Schach bieten, die ihr dem Herzenssehnen<br />
anderer entgegenbringt. 24.10.68, (20-223)<br />
<strong>Der</strong> Sucher mag eine Statue aus Stein zu einem Sinnbild Gottes erheben;<br />
er erniedrigt jedoch nicht Gott zu einem Stein. Das Idol ist einfach<br />
ein Behälter, eine Anregung, eine Basis, ein Mahner, eine Wohnstätte,<br />
die Gott zum Verweilen einlädt. <strong>Der</strong> Herr wird dadurch nicht<br />
klein gemacht, sondern das Kleine wird zum Symbol für das Höchste.<br />
Die Verehrung des Symbols hilft dem Sucher, vom Sichtbaren zum<br />
Unsichtbaren, vom Tropfen zum Meer, vom Offenk<strong>und</strong>igen zum Verborgenen<br />
zu gelangen. In der Tat ist es niemandem möglich, den Allmächtigen<br />
zu begreifen, ohne sich ihn als Kraft, Licht, Barmherzigkeit,<br />
Weisheit, Energie, Intelligenz, Reinheit vorzustellen. Und diese Vorstellungen<br />
können dem Menschen nur durch gewisse konkrete Erfahrungen<br />
bewusst werden, z.B. durch den Anblick der Sonne, des Lotos,<br />
des Himmels, des Meeres <strong>und</strong> der Welle. <strong>Der</strong> Name ist ein<br />
stimmliches, das Bild ein visuelles Symbol. <strong>Der</strong> Samen enthält den<br />
Baum; das Linga enthält das manifestierbare <strong>und</strong> das manifestierte<br />
Universum, ebenso wie den Schöpfer, dessen Wille es ist. (...)<br />
Das Leben ist eine Pilgerfahrt, auf welcher der Mensch sich auf steinigen<br />
<strong>und</strong> dornigen Wegen entlangschleppt. Mit dem Namen Gottes<br />
auf den Lippen wird er keinen Durst haben; mit der Form Gottes im<br />
Herzen wird er keine Erschöpfung spüren. Die Gesellschaft spiritueller<br />
Menschen wird ihn anfeuern, so dass er mit Glauben <strong>und</strong> Hoffnung<br />
im Herzen reisen kann. Die Zusicherung, dass Gott in Rufweite ist, immer<br />
nahe, wird seinen Körper stärken <strong>und</strong> sein Auge mutig vorwärtsschauen<br />
lassen. 5.3.66, (21-9/10)<br />
Ihr mögt sagen, dass ein Fortschritt nur durch meine Gnade möglich<br />
sei. Aber obwohl mein Herz so weich ist wie Butter, schmilzt es doch<br />
nur, wenn genügend Wärme in euren Gebeten zu spüren ist. Gnade<br />
könnt ihr nur erfahren, wenn ihr disziplinierte spirituelle Anstrengun-<br />
222
gen macht. Euer Sehnen <strong>und</strong> die Qual, das Ziel nicht zu erreichen,<br />
bringen mein Herz zum Schmelzen. Das ist die Sehnsucht, welche<br />
Gnade gewinnt. 13.1.69, (21-24)<br />
Die Bibel sagt, dass der fromme Mensch nach Gott sucht. Aber es ist<br />
auch so, wie Annie Besant sagte, dass Gott den frommen Menschen<br />
sucht! Gott sucht das reine Herz, das sich danach sehnt, ihn zu erreichen.<br />
<strong>Der</strong> Mensch hat die Welt zu einem Theater erniedrigt, in dem<br />
Frömmigkeit zur Schauspielerei geworden ist. Es gibt Menschen, die<br />
tief in ihrem Inneren weinen, aber im Leben alles mit einem Scherz<br />
abtun. Und dann gibt es Menschen, die im innersten Herzen lachen,<br />
aber, wenn sie sich beobachtet wissen, klagen. Bei der Hingabe wird<br />
mehr auf die Wirkung geachtet, die sie auf die Zuschauer ausübt. Es<br />
fehlt die Aufrichtigkeit. 12.5.70, (21-151)<br />
Jeder Mensch wird mit der Frage „Wer bin ich?“ auf den Lippen geboren.<br />
Diese Frage beschäftigt jeden. So‘ham, er ist ich. Die Antwort<br />
wird mit jedem Atemzug gegeben. Das Einatmen flüstert „So“, das<br />
Ausatmen „Ham“. (...)<br />
Erkennt, dass euer Atem die richtige Antwort gibt, <strong>und</strong> lebt in dem Bewusstsein,<br />
dass ihr eine Welle des Meeres seid, von ihm, dem unendlichen<br />
Bewusstsein, das Gott ist. Ihr mögt sagen, dass ihr nicht an<br />
Gott glauben könnt, solange ihr nicht persönlich die Erfahrung seiner<br />
Existenz gemacht habt. Nun, ihr glaubt, dass ihr an einem bestimmten<br />
Tag eines bestimmten Monats in einem bestimmten Jahr geboren<br />
seid. Wie so viele Dinge habt ihr auch das auf Treu <strong>und</strong> Glauben angenommen.<br />
Um ein angenehmes Leben führen zu können, ist es unmöglich,<br />
darauf zu bestehen, alles, was man glauben muss, persönlich<br />
zu erfahren. Nehmt auch die Existenz Gottes auf Treu <strong>und</strong><br />
Glauben an, denn viele Weise, Heilige <strong>und</strong> Wissenschaftler glauben<br />
an sie <strong>und</strong> haben sie erfahren. 10.10.70, (21-213)<br />
Die Menschen geben sich, selbst auf dem Gebiet der Religion, mit<br />
Phrasen zufrieden. Fragt irgend jemanden, wo Gott ist, <strong>und</strong> die Antwort<br />
wird sein: “Überall.” Aber es gibt viele, deren Herz nicht von ihm<br />
erfüllt ist. Vielleicht schliesst „überall“ nicht das Innere ihres Herzens<br />
ein. Offensichtlich nur ihre Zungen! Ein anderes Klischee ist: “Verehre<br />
Gott, das ist der Weg zum Sieg.” Aber die Menschen verehren Gott<br />
nur in Bildern, Ikonen <strong>und</strong> Statuen. Sie erkennen nicht, dass er in allen<br />
Lebewesen ist, in Schönheit, Harmonie, Melodie, Wahrheit <strong>und</strong><br />
Güte.<br />
223
Ich möchte euch noch mit einer Tatsache vertraut machen, damit ihr<br />
nicht zuviel erwartet. Die rituellen Handlungen, welche eure Verehrung<br />
ausdrücken, das Opfern von Weihrauch <strong>und</strong> Blumen <strong>und</strong> das<br />
Singen von Lobeshymnen, sind nur ein lobenswerter Zeitvertreib,<br />
eine gute Art <strong>und</strong> Weise, die Zeit zu verbringen. Wenn sie nicht das<br />
Herz läutern, das Mitgefühl wachsen lassen <strong>und</strong> den Glauben in die<br />
eigene Göttlichkeit vertiefen, können sie nicht als spirituelles Bemühen<br />
gewertet werden. 99,75 Prozent von denen, die sich selbst als<br />
gläubig bezeichnen, klagen: „Ich glaube an Gott, aber Gott lässt zu,<br />
dass ich unglücklich bin, <strong>und</strong> diesen Burschen, der ein Ungläubiger<br />
ist, überschüttet er mit allen Freuden des Lebens.“ Kann man das<br />
Verehrung <strong>und</strong> Hingabe nennen? Hingabe muss unwandelbar sein,<br />
gleichgültig, was geschieht. (...)<br />
Jene, die sich Gott anvertrauen, ihn suchen, sich seiner bewusst sind<br />
<strong>und</strong> ihn verehren, besitzen ganz bestimmte Merkmale, an denen man<br />
sie erkennen kann. Eine Haltung, die zu einer Aussage wie der obigen<br />
führt, passt nicht zum Wesen der Hingabe. Menschen mit echter<br />
Hingabe haben ein mitfühlendes Herz. Wer eine Gebetskette durch<br />
die Finger gleiten lässt, aufmerksam die Spitze seiner Nase betrachtet<br />
<strong>und</strong> von dem Elend, das sich um ihn herum abspielt, unberührt<br />
bleibt, der kann bestenfalls als Faulpelz bezeichnet werden. Erhebt<br />
euch, steckt die Gebetskette in den Beutel <strong>und</strong> bemüht euch, das<br />
Elend zu lindern - das ist der wirkliche spirituelle Weg. Vergeudet<br />
nicht all eure Jahre mit der Anbetung von steinernen Statuen, Bildern<br />
oder heiligen Symbolen. Lernt, jedes Lebewesen als Manifestation aller<br />
Energie, Schönheit <strong>und</strong> Güte, nämlich als Gott zu sehen. Gott ist<br />
feiner als der Äther <strong>und</strong> füllt den winzigsten Raum mit seiner Majestät.<br />
Seid euch dessen bewusst <strong>und</strong> dient seinen Manifestationen, wo immer<br />
ihr ihnen begegnet. (...)<br />
Für euren Fortschritt bei der Meditation braucht ihr euch nicht auf andere<br />
zu verlassen, <strong>und</strong> ihr müsst nicht auf einen Heiligen warten, der<br />
euch ein Mantra gibt, um mit der Rezitation zu beginnen. Betet zu<br />
Gott, der in euch ist, <strong>und</strong> ihr werdet die notwendige Führung bekommen.<br />
Wendet euren Geist Gott zu, gebt euch ihm ganz hin, <strong>und</strong> ihr<br />
werdet feststellen, dass das Leben ein ununterbrochener Strom der<br />
Glückseligkeit ist. Wedelt euch mit einem Fächer Luft zu, <strong>und</strong> ihr werdet<br />
Erleichterung empfinden. So benutzt auch den Geist als Instrument<br />
<strong>und</strong> richtet ihn auf Gott, dann wird er euch zum Glück der Erlösung<br />
verhelfen. 11.10.70, (21-216/217)<br />
224
Ihr könnt euch auf dreierlei Weise fest an Gott binden: durch Wissen,<br />
durch Hingabe oder durch gottgefälliges Handeln. Aber es ist wie bei<br />
der Eisenbahn: Ob ihr erster, zweiter oder dritter Klasse fahrt, die<br />
Endstation ist immer dieselbe. Das Wissen beruht auf der Erkenntnis,<br />
dass Gott allgegenwärtig <strong>und</strong> transzendent ist. Die Hingabe sieht in<br />
ihm den Schöpfer, Erhalter <strong>und</strong> Zerstörer, den Herrn, dem zu dienen<br />
man das Vorrecht hat, den man anbeten <strong>und</strong> durch gute Taten günstig<br />
stimmen muss. Beim Handeln muss eine dritte Grösse berücksichtigt<br />
werden: die Natur. Es geht nicht nur um die Beziehung zwischen<br />
Gott <strong>und</strong> Mensch. <strong>Der</strong> Mensch muss sich der Natur bedienen,<br />
in ihr <strong>und</strong> mit ihrer Hilfe leben. Dabei ist alles, was er tut, Ausdruck seiner<br />
Verehrung des Herrn, <strong>und</strong> er spekuliert nicht auf das Ergebnis seines<br />
Handelns, denn dieses liegt in der Hand Gottes. Tut eure Pflicht<br />
<strong>und</strong> überlasst Gott den Rest! (...)<br />
Wenn ihr durch euer Wissen zu der Erkenntnis gelangt, dass alles<br />
Gott ist, zwingt euch euer Mitgefühl zu lieben <strong>und</strong> zu dienen. Da eure<br />
Liebe <strong>und</strong> Hingabe euch Gott als Vater, <strong>und</strong> alle Wesen als seine Kinder<br />
sehen lässt, ist es sein Befehl, voller Mitgefühl Tränen zu trocknen,<br />
Kranke zu pflegen <strong>und</strong> dem Lahmen zu helfen, sein Ziel zu erreichen.<br />
Durch euren Glauben an das Gesetz von Ursache <strong>und</strong> Wirkung<br />
wisst ihr, dass Gott verehrt werden muss, <strong>und</strong> auch dann sagt euch<br />
die Liebe, dass die höchste Form der Verehrung der liebevolle Dienst<br />
am Nächsten ist. 29.10.70, (21-223)<br />
Alle Energie, Kraft <strong>und</strong> Intelligenz ist in euch; ihr braucht sie nicht ausserhalb<br />
von euch zu suchen. Gott, der sich als Zeit, Raum <strong>und</strong> Ursache<br />
manifestiert, ist in euch; warum fühlt ihr euch dann schwach <strong>und</strong><br />
hilflos? 20.2.74, (23-35)<br />
Ohne Gott ist das Leben wie eine Schule ohne <strong>Lehre</strong>r; es ist ein Draht<br />
ohne Strom; es ist ein Körper ohne Seele. Gott ist in euch, um euch<br />
<strong>und</strong> ausserhalb von euch. So wie die Luft ohne Wind oder ohne die<br />
Dinge, die sie bewegt, nicht sichtbar ist, so kann Gott auch nur durch<br />
seine Manifestation in Mensch <strong>und</strong> Tier, in Pflanze <strong>und</strong> Vogel, in Dingen<br />
<strong>und</strong> Wesen, die euch umgeben, erkannt werden. Noch kennt niemand<br />
das Mysterium des elektrischen Stroms, warum er sich so verhält,<br />
was genau die Natur seines Ursprungs <strong>und</strong> Fliessens ist; aber<br />
dennoch wird er zu Tausenden von Zwecken gebraucht <strong>und</strong> manifestiert<br />
sich durch Tausende von Apparaten <strong>und</strong> Instrumenten.<br />
So ist auch Gott überall gegenwärtig; aber ihr könnt nur jenen Teil von<br />
ihm verstehen, der sich vor euren Augen manifestiert. 1.4.74, (23-54)<br />
225
<strong>Der</strong> Konflikt zwischen Personen, die Gott akzeptieren, <strong>und</strong> denen, die<br />
ihn leugnen, jenen, die erklären, Gott sei an diesem oder jenem Platz<br />
zu finden, <strong>und</strong> jenen, die behaupten, dass er nirgends zu finden sei,<br />
hört nie auf; er hat durch die Jahrtausende angedauert. Wenn ihr diese<br />
Situation betrachtet, müsst ihr bedenken, dass wir eine Person, die<br />
vorgibt zu schlafen, nicht wecken können, so sehr wir es auch versuchen<br />
- während es unnötig ist, eine Person zu wecken, die schon<br />
wach ist, <strong>und</strong> leicht, eine Person zu wecken, die schläft. Jene, die<br />
nicht wissen, kann man durch einfache Illustrationen das lehren, was<br />
sie nicht wissen. Aber diejenigen, die Halbwissen besitzen <strong>und</strong> darauf<br />
auch noch stolz sind, stehen jenseits jeder weiteren Belehrung. (...)<br />
<strong>Der</strong> Mensch kann nicht mehr in seinem Geist aufnehmen, als er verkraften<br />
kann. Er kann das Unausdrückbare nicht in Worten ausdrükken.<br />
Nur diejenigen, die tief getaucht sind <strong>und</strong> mit dem zugr<strong>und</strong>eliegenden<br />
Prinzip der Liebe Kontakt hatten, können sich das Göttliche<br />
mit einiger Klarheit vorstellen. Die Göttlichkeit, die ich bin, ist weder<br />
erworben noch verdient, noch ist ihr etwas hinzugefügt worden, sie<br />
hat sich auch nicht erst nach einigen Jahren in der Mitte des Lebens<br />
herausgebildet. Das Göttliche muss sich durch diese Manifestationen<br />
selbst offenbaren, die zum grössten Teil durch die Zeit, Region <strong>und</strong><br />
die kulturelle Umgebung geformt <strong>und</strong> modifiziert wurden. Den Zeichen,<br />
die ich manifestiere, werden Bezeichnungen gegeben, die das<br />
Ziel oder den Effekt nicht mitbezeichnen. Sie können Bew<strong>und</strong>erung<br />
hervorrufen, die zur Verfeinerung des Charakters führt, wodurch ihr<br />
zum Dienst am Nächsten gedrängt werdet <strong>und</strong> so letztendlich die direkte<br />
Schau Gottes erhaltet. Ein W<strong>und</strong>er ist jede Handlung, die aufgr<strong>und</strong><br />
ihrer Unerklärlichkeit Anziehungskraft ausübt. <strong>Der</strong> Aspekt der<br />
Anziehung wohnt dem Avatar inne. <strong>Der</strong> eigentliche Name, Rama, bedeutet<br />
„Er, der gefällt oder Freude verursacht“. Krishna bedeutet „Er,<br />
der lockt <strong>und</strong> anzieht.“ Dieses Attribut der Anziehung ist charakteristisch<br />
für das Göttliche.<br />
Warum zieht das Göttliche an? Ist es, um zu täuschen oder fehlzuleiten?<br />
Nein. Es zieht an, um zu transformieren, wieder aufzubauen, zu<br />
reformieren. Was ist der Zweck der Wiederherstellung? Die Person<br />
nützlich <strong>und</strong> für die Gesellschaft dienlich zu machen, ihr Ego auszulöschen,<br />
in ihr die Einheit aller Wesen in Gott zu bestätigen. (...) Dies ist<br />
das Stadium des Dienstes an der Gemeinschaft. Dienst dieser Art, mit<br />
Ehrfurcht <strong>und</strong> Selbstlosigkeit geleistet, bereitet den Menschen darauf<br />
vor, den Einen, der die Vielen durchdringt, zu erkennen. Das letzte<br />
Stadium ist Gotterkenntnis. Die Veden erklären, dass Unsterblichkeit<br />
nur durch Entsagung <strong>und</strong> Losgelöstheit erreichbar sei, nicht durch Ri-<br />
226
tuale, Nachkommenschaft oder Reichtum. Wenn einer selbstbezogenen<br />
Wünschen entsagt, dehnt sich seine Liebe auf die entferntesten<br />
Regionen des Universums aus, bis er sich der kosmischen Liebe bewusst<br />
wird, die alle vier oben erwähnten Prozesse nährt. Es ist wichtig,<br />
dass ihr so wie ich diesen zugr<strong>und</strong>eliegenden Impuls kennt. (...)<br />
Anziehungskraft ist die reine Natur des Göttlichen. Ist die Person einmal<br />
näher herangezogen, beginnt der Prozess der Läuterung. (...)<br />
So transformierte Personen werden sich spontan für die Aufgabe engagieren,<br />
das menschliche Wohlergehen zu fördern. Sie werden Förderer<br />
des Ideals der Bruderschaft der Menschen <strong>und</strong> der Vaterschaft<br />
Gottes sein. (...)<br />
Das Göttliche kann nur durch Liebe, Glauben <strong>und</strong> spirituelle Bemühungen<br />
<strong>und</strong> durch universelle Liebe erfasst werden. Die Vernunft ist<br />
ein zu schwaches Instrument, um es zu messen. Das Leugnen des<br />
Göttlichen kann es nicht verneinen. Logik kann es nicht offenbaren.<br />
(...)<br />
Ich bin durch Lob oder Schmähung unberührt. Meine Liebe <strong>und</strong> mein<br />
Mitleid umfassen alle; meine Gnade kann von allen geteilt werden.<br />
23.11.76, (24-46/49)<br />
Warum sucht ihr nach Gott, wenn er doch in euch ist, so wie der Duft<br />
in der Blume selber ist? (...)<br />
Liebe, Mitgefühl, Opfergeist <strong>und</strong> Sympathie entspringen dem Herzen;<br />
diese heiligen Eigenschaften müsst ihr entwickeln.<br />
Die drei Könige aus dem Morgenland kamen zu Jesus, dem Kind. <strong>Der</strong><br />
erste dachte: “Dieses Kind liebt Gott.” <strong>Der</strong> zweite dachte: “Gott liebt<br />
dieses Kind.” <strong>Der</strong> dritte dachte: “Dieses Kind ist Gott.” <strong>Der</strong> erste Gedanke<br />
entspricht dem Stadium, Botschafter Gottes zu sein, der zweite,<br />
der Sohn Gottes zu sein, der dritte der Einheit mit Gott.<br />
Als Botschafter Gottes müsst ihr euch von schlechten Eigenschaften<br />
fernhalten <strong>und</strong> sie beherrschen. Liebt zuerst Gott. Jeder Mensch ist<br />
heutzutage ein Botschafter <strong>und</strong> muss göttliche Empfindungen in der<br />
ganzen Welt verbreiten <strong>und</strong> weitergeben.<br />
Gott sieht alles. Es gibt nichts in der Welt, dem Gott nicht zuhört <strong>und</strong><br />
was er nicht sieht, auch wenn ihr denkt, ihr hättet Geheimnisse. In aller<br />
Materie findet ihr göttlichen Glanz, das göttliche Leuchten.<br />
Gott ist euer einziger Fre<strong>und</strong>. Gott ist selbstlos <strong>und</strong> gibt sein Alles.<br />
Obwohl er alles bewegt, ist er unbewegt. Er wohnt allem inne. (...)<br />
Wahrhaft wohnt ihr in Gott, <strong>und</strong> Gott ist, wo ihr seid.<br />
Es bringt keinen Nutzen, die Bibel, den Koran, die Bhagavadgita zu<br />
227
lesen, wenn ihr nicht erkennt, dass Gott eins <strong>und</strong> in allem ist. Die Sonne<br />
scheint für alle, nicht nur für ein Land. Entsprechend ist Gott für<br />
alle da, nicht nur für ein Land. Es gibt nur eine Wahrheit. Dieses Gefühl<br />
der Einheit müsst ihr entwickeln.<br />
Nicht alle sind ausersehen, Gottes Gnade zu empfangen. Um zu<br />
empfangen, müsst ihr geben. Auch die Beziehung zu Gott beruht auf<br />
dem Prinzip von Geben <strong>und</strong> Nehmen. (...) Auch wenn ihr Gott nur wenig<br />
darbringt, wird er euch viel mehr geben.<br />
Heutzutage ist der Gläubige voller Wünsche, aber Opfergeist ist wesentlich.<br />
Wenn ihr opfert, verdient ihr zu empfangen. Ihr bringt Gott<br />
einfache Dinge dar, aber Gott gibt grosse Dinge im Überfluss zurück.<br />
(<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> bringt das Beispiel von Christus, dem die Jünger<br />
Brot geben, <strong>und</strong> der Fische im Überfluss verteilte.) Ihr opfert, <strong>und</strong> Gott<br />
wird Gottvereinigung geben. (2.8.94)<br />
Die Leute sagen heute, Gott hätte den Menschen vergessen. Das ist<br />
nicht wahr. Gott kann den Gläubigen niemals aufgeben. Es ist der<br />
Gläubige, der Gott aufgibt. Gott kann den Gläubigen nie vergessen.<br />
Es ist der Gläubige, der Gott vergisst. Gott ist nie von euch entfernt.<br />
Nur der Mensch ist von Gott entfernt. Ihr denkt, Gott gehe von euch<br />
weg. Ganz <strong>und</strong> gar nicht. Ihr vergesst Gott <strong>und</strong> sagt, Gott habe euch<br />
vergessen. Eure eigenen Gefühle werden von euren Worten gespiegelt.<br />
(14.1.96)<br />
Viele lesen die Bibel. Eines Tages kam ein blinder Mann zu Jesus <strong>und</strong><br />
bat ihn: “Jesus, kannst du mir mein Augenlicht wiedergeben?” Jesus<br />
fragte: “Hast du den Glauben, dass ich es dir wiedergeben kann?” <strong>Der</strong><br />
Mann antwortete: “Dieser starke Glaube brachte mich zu dir.” Jesus<br />
berührte seine Augen <strong>und</strong> der Mann konnte sehen. Ihr bittet <strong>Sai</strong>, aber<br />
glaubt ihr, dass <strong>Sai</strong> es euch gibt? <strong>Sai</strong> gewährt auf der Gr<strong>und</strong>lage eures<br />
Vertrauens <strong>und</strong> Glaubens. Auch Vivekananda zweifelte bei vielen<br />
Gelegenheiten. So wie es in Jesus Umfeld viele zweifelnde Thomasse<br />
gab, so gibt es bei jedem Guru viele Zweifler. (7.9.97)<br />
Dankt mir nicht. Ich bin kein Fremder. Dankt ihr eurer Mutter, die euch<br />
jeden Tag das Essen gibt? Ihr könnt einer aussenstehenden Person<br />
danken, die euch einen Gefallen getan hat, aber ich bin keine aussenstehende<br />
Person. Deshalb sagt niemals “danke” zu mir. Betrachtet<br />
mich als euch selbst. Nur dann habt ihr den richtigen Zugang zu mir.<br />
Ich wünsche für mich nichts von euch, noch sage oder tue ich irgend-<br />
228
etwas für mich. Ich wünsche nichts ausser einer Sache - eure Liebe.<br />
Selbst diese ist nicht euer Eigentum; diese ist ebenso mein Eigentum.<br />
Liebe kann durch kein Mittel verdient werden. Sie ist ein Geschenk<br />
Gottes. Schenkt Gott dieses Geschenk der Liebe. Nur dann erreicht<br />
ihr Selbsterfüllung. (...)<br />
Gott unterzieht seine Devotees Prüfungen, so dass ihr Glauben an<br />
ihn gefestigt werden kann <strong>und</strong> ihre Herzen gereinigt werden. Es erfordert<br />
von euch eine grosse Anstrengung, ein verschmutztes Gefäss zu<br />
reinigen. Schwierigkeiten haben den Sinn, das Gefäss eures Herzens<br />
zu reinigen. (...)<br />
Als Paulus Jesus fortwährend anklagte, ging Jesus liebevoll zu ihm<br />
<strong>und</strong> schenkte ihm ein fre<strong>und</strong>liches Lächeln. Die Süsse des nektargleichen<br />
Lächelns von Jesus verwandelte das giftige Herz von Paulus.<br />
Seid stets gut aufgelegt, auch in Zeiten von Not. Habt stets ein lächelndes<br />
Gesicht. (...)<br />
Wir haben hier jedes Jahr Weihnachten gefeiert. Das wahre Weihnachtsfest<br />
wird nur in Prashanti Nilayam gefeiert, wo sich Menschen<br />
aller Religionen zusammenfinden, um es zu feiern. (...)<br />
In Prashanti Nilayam wird Weihnachten in einer heiligen Atmosphäre<br />
gefeiert. Weihnachten in Prashanti Nilayam ist ein heiliger Tag, kein<br />
Ferientag.<br />
Vor zwanzig Jahren, als Weihnachten zum ersten Mal in Prashanti Nilayam<br />
gefeiert wurde, sang ich folgendes Lied: “Love is my form,<br />
thruth is my breath, bliss is my food, my life is my message, expansion<br />
is my life, no reason for love, no season for love, no birth, no death...”<br />
(Liebe ist meine Form, Wahrheit ist mein Atem, Glückseligkeit ist meine<br />
Nahrung, mein Leben ist meine Botschaft, Ausdehnung ist mein<br />
Leben. Keine Grenze für Liebe, keine <strong>Sai</strong>son für Liebe, keine Geburt,<br />
kein Tod.)<br />
Wenn euch jemand bittet, ihm von <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> zu erzählen, dann<br />
singt dieses Lied. Es wird die gesamte Botschaft vermitteln. Sagt diesem<br />
Menschen, dass Liebe <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>s Form ist <strong>und</strong> sein Leben<br />
seine Botschaft. Entwickelt das Gefühl für die Bruderschaft der<br />
Menschen <strong>und</strong> die Vaterschaft Gottes. (25.12.98)<br />
Jetzt ist nicht die Zeit, hierher zu kommen. Es ist besser, ihr bleibt an<br />
eurem Ort <strong>und</strong> dient dort. <strong>Sai</strong> erwartet von niemandem irgendeinen<br />
Dienst. Viele meiner Jungen sind hier, aber ich mache meine Arbeit<br />
selbst. Sie verlangen alle danach, mir zu dienen. Nur ein paar wenige<br />
edle Seelen haben die Gelegenheit, mir zu dienen. Die anderen soll-<br />
229
ten aber deshalb nicht entmutigt werden. Erfüllt eure eigenen Pflichten<br />
- das an sich ist bereits Dienen. Ich bin 73 Jahre alt. Meine Beine,<br />
Hände <strong>und</strong> Augen sind in perfektem Zustand. Ich mache meine Arbeit<br />
selbst, darum solltet ihr jenen dienen, die schwach oder dazu unfähig<br />
sind. Das kann euer Dienst für <strong>Sai</strong> sein. Ihr mögt euch fragen, ob ich<br />
nicht Schmerzen in den Beinen habe, da ich so viel herumlaufe. Lasst<br />
mich euch sagen, ich habe nie gelitten, noch werde ich je leiden. Nur<br />
wenn ich das Leiden anderer auf mich nehme, scheine ich zu leiden;<br />
sonst leidet dieser Körper nicht im Geringsten. (24.11.99)<br />
230
DIE VATERSCHAFT GOTTES UND DIE<br />
BRUDERSCHAFT DER MENSCHEN<br />
Wenn eure Mitmenschen in Schwierigkeiten sind, solltet ihr ihnen<br />
nach besten Kräften helfen. Ihr müsst fühlen, dass kein Unterschied<br />
zwischen euch <strong>und</strong> anderen besteht, <strong>und</strong> das Einssein der Menschheit<br />
verwirklichen. Ihr müsst die Beziehung, die alle verbindet, verstehen<br />
<strong>und</strong> erkennen, dass das Göttliche Selbst alle Menschen durchströmt.<br />
Nur dann werdet ihr in der Lage sein, die Idee der<br />
“Bruderschaft der Menschen <strong>und</strong> der Vaterschaft Gottes” zu erfassen.<br />
(35-41/42)<br />
Die Formen der Verehrung, die Wortwahl der Anbetung oder die Art<br />
der Anrede mögen verschieden sein, aber alle Religionen sind auf<br />
dieselbe Vollendung ausgerichtet. In allen Gliedern des Körpers zirkuliert<br />
derselbe Blutstrom. <strong>Der</strong>selbe göttliche Strom aktiviert das ganze<br />
Universum. Führt euch diesen überragenden Architekten vor Augen,<br />
diesen unbegreifbaren Konstrukteur, diesen unsichtbaren<br />
Lebensspender. Hierunter versteht man die Verwirklichung der Vaterschaft<br />
Gottes <strong>und</strong> der Bruderschaft der Menschen. Lasst euch nicht<br />
von der Geschäftigkeit des Lebens absorbieren, vergesst in eurem<br />
Kampf um Überleben <strong>und</strong> Erfolg den Gott nicht, der das Leben ermöglichte.<br />
7.7.68, (20-166)<br />
Ihr seid Hass <strong>und</strong> Hochmut unterworfen, bis ihr erkennt, dass alle<br />
Tempel sind, in denen derselbe Gott wohnt, <strong>und</strong> dass alle durch die<br />
Gnade desselben einen Gottes belebt <strong>und</strong> motiviert werden. Wenn ihr<br />
es aber einmal erkennt <strong>und</strong> erfahrt, seid ihr voll Liebe <strong>und</strong> Ehrerbietung<br />
allen gegenüber. <strong>Der</strong> Krieg wird als barbarisches Mittel verworfen<br />
werden, wenn diese gr<strong>und</strong>legende Bruderschaft im innersten<br />
Kern der Menschen empf<strong>und</strong>en wird. Alle Menschen in allen Ländern<br />
sind Pilger auf dem Weg zu Gott. <strong>Der</strong> Fortschritt eines jeden resultiert<br />
aus der von ihm verfolgten Disziplin, der Ausbildung des Charakters,<br />
dem vor Augen stehenden Ideal, der gewählten Führung <strong>und</strong> dem im<br />
Herzen getragenen Glauben. (...)<br />
Eure materiellen Augen sehen die Länder als unterschiedlich an. In<br />
Wirklichkeit sind alle Länder Glieder eines Organismus. Alle Körper<br />
werden belebt von demselben Prinzip. Für Gott ist das Universum ein<br />
Wohnhaus. Jede Nation ist ein Raum, eine Halle in diesem Haus.<br />
Warum stürzt ihr euch also in Aufregungen <strong>und</strong> Festlichkeiten, wenn<br />
231
ich von einem Raum zum anderen gehe <strong>und</strong> wieder zurückkehre? Für<br />
mich ist es nicht so, als ob ich in einem anderen Haus gewesen wäre,<br />
für mich war alles ganz gewohnt. Ihr solltet den vermeintlichen Unterschied<br />
auch nicht so betonen, für die Gottheit ist alles gleich. 14.7.68,<br />
(20-175)<br />
Wiederholt euch selbst die Wahrheit, dass die Welt genauso Gott ist<br />
wie der Himmel. Es gibt keine zwei getrennten Wesenheiten oder Kategorien,<br />
die sich materiell <strong>und</strong> spirituell nennen. Alle Unterscheidungen<br />
sind scheinbar, nicht real. <strong>Sai</strong> hat die Alten, die Jungen <strong>und</strong> die<br />
Kinder zu sich hingezogen, <strong>und</strong> jeder von ihnen hat <strong>Sai</strong> im Herzen.<br />
Die Schriften unterschiedlicher Glaubensrichtungen - die Bibel, der<br />
Koran, die Upanishaden, der Zendavesta - erscheinen unterschiedlich,<br />
aber ihr Ziel ist das gleiche: die Bruderschaft der Menschen <strong>und</strong><br />
die Vaterschaft Gottes als Basis für den Frieden der Menschheit zu<br />
schaffen. Keine Glaubensrichtung braucht sich überlegen zu fühlen,<br />
denn jede wird durch die Zwänge von Zeit <strong>und</strong> Raum, von Sprache<br />
<strong>und</strong> Erfahrungshorizont geprägt. Ihr seid alle Mitglieder der <strong>Sai</strong>-Familie,<br />
geb<strong>und</strong>en durch die Religion der Liebe.<br />
Obwohl ihr euch offensichtlich zu verschiedenen Glaubensrichtungen<br />
bekennt, hat der Glaube an <strong>Sai</strong> die Barrieren in eurem Verstand verschwinden<br />
lassen. Liebe ist Gott. Lebt in Liebe. 23.11.75, (24-18)<br />
Nur wenn ihr euch um das Wohlergehen der Gesellschaft kümmert,<br />
werdet ihr <strong>und</strong> eure Fre<strong>und</strong>e glücklich sein. Ihr seid ein Teil der Gesellschaft<br />
<strong>und</strong> könnt nicht einen Augenblick ohne Gesellschaft leben.<br />
Ihr solltet deshalb der Gesellschaft dienen. Euer Wohlergehen hängt<br />
von dem Wohlergehen der Gesellschaft ab. Entwickelt solche Liebe<br />
<strong>und</strong> betrachtet jeden als euch selbst. Ihr solltet eure Liebe ausdehnen<br />
<strong>und</strong> auf alle erstrecken. Ihr solltet die gesamte Welt als eine einzige<br />
Familie ansehen. Engherziges, engstirniges Empfinden trennt. Weitet<br />
deshalb euer Empfinden aus. Ihr seid alle eins <strong>und</strong> gehört einer Familie<br />
an. Alle sind Kinder Gottes; daraus entsteht die Bruderschaft der<br />
Menschen <strong>und</strong> die Vaterschaft Gottes. (1.1.96)<br />
232
RELIGIONEN - URSPRUNG - EINHEIT<br />
Für die Vollendung der Entwicklung des Menschen <strong>und</strong> für das Erreichen<br />
seines höchsten Zieles sind Religion <strong>und</strong> spirituelle Disziplin<br />
sehr wichtig. Religion ist das Bindeglied zwischen Mensch <strong>und</strong> Universum,<br />
zwischen der individuellen Seele <strong>und</strong> Gott. Ohne dieses wird<br />
das Leben zum Chaos. Jemand, der auf dem Weg von einem Hügel<br />
zum anderen an einen reissenden Strom kommt, braucht eine Brükke,<br />
um das andere Ufer zu erreichen. Das ist die Rolle, welche die Religion<br />
spielt. Um vom Hügel des individuellen Lebens in die Region<br />
des Göttlich-Absoluten zu gelangen, muss der reissende Strom der<br />
Natur mit all seinen Verwirrungen <strong>und</strong> Verwicklungen überquert werden.<br />
Es ist schwierig zu entdecken, woher er kommt, wie er anschwillt,<br />
warum er tobt <strong>und</strong> wo er endet. Aber glücklicherweise gibt es<br />
in jeder menschlichen Gemeinschaft Brückenbauer die bei der Überquerung<br />
helfen.<br />
Obwohl es mehr als eine Brücke gibt, dienen doch alle demselben<br />
Zweck. Die Brücke, die von den Weisen <strong>und</strong> Propheten Indiens gebaut<br />
wurde, ist als “Göttliche Ordnung” bekannt. Sie wird so genannt,<br />
weil sie ewig <strong>und</strong> dauerhaft ist. Sie wurde auf den zeitlosen F<strong>und</strong>amenten<br />
der Veden erbaut. Sie ist sicher <strong>und</strong> kann von allen Menschen<br />
in allen Ländern zu allen Zeiten betreten werden. Deshalb wird<br />
sie manchmal auch “die vedische Brücke” oder “der Vedische Pfad”<br />
genannt. Alle Versuche, jene, die den Pfad erdacht haben, ausfindig<br />
zu machen, sind gescheitert. Darum hat man die Nachforschungen<br />
schliesslich eingestellt <strong>und</strong> bezeichnet diese Brücke als “nicht von<br />
Menschen erbaut”. Es wird versichert, dass sie mit Hilfe der Veden<br />
von Gott selbst gebaut wurde.<br />
Alle Religionen <strong>und</strong> spirituellen Richtungen, die im Laufe der Zeit entstanden,<br />
sind heilig, denn sie wurden von den Besten unter den Menschen<br />
gegründet, die Botschafter Gottes waren. Buddha, Jesus Christus,<br />
Zarathustra, Mohammed - diese Namen sind weltbekannt. Ihre<br />
Gedanken, <strong>Lehre</strong>n <strong>und</strong> Ideale sind für ihre Nachfolger so unantastbar,<br />
dass sogar die Religionen nach ihnen benannt wurden.<br />
So wurde die Botschaft, die Jesus Christus brachte, für eine Botschaft<br />
Gottes gehalten, <strong>und</strong> die daraus entstandene, für diese Zeit ideale<br />
Religion erhielt seinen Namen. Ebenso wurde die buddhistische Religion<br />
nach Buddha benannt, da er es war, dessen Intuition das Göttliche<br />
als Werkzeug benutzte.<br />
Mohammed, der eine Botschaft Gottes vernahm, legte bestimmte Le-<br />
233
ensregeln <strong>und</strong> Disziplinen fest, <strong>und</strong> die, welche sich daran halten,<br />
gehören dem mohammedanischen Glauben an. Man kann deshalb<br />
sagen, dass alle diese Religionen die Früchte der Besten unter den<br />
Menschen sind <strong>und</strong> dass diese Menschen die Boten Gottes waren.<br />
Nun ist zwar der göttliche Geist universal <strong>und</strong> allumfassend, aber der<br />
menschliche Geist kann sich nur in engen Grenzen bewegen <strong>und</strong> hat<br />
einen sehr beschränkten Überblick. Daher kommt es, dass die heiligen<br />
Schriften der verschiedenen Religionen sich zwar mit ein <strong>und</strong><br />
demselben Ziel befassen, aber verschiedene Wege dahin aufzeigen.<br />
Jeder Weg stellt eine der Religionen dar, die sich in Dogma <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong><br />
von den anderen unterscheidet. Aus diesem Gr<strong>und</strong> kann man nicht<br />
sagen, dass die <strong>Lehre</strong> Ramas <strong>und</strong> die von Christus, Zarathustra, Buddha,<br />
Mohammed <strong>und</strong> anderen in allem übereinstimmen.<br />
Die christliche Religion erklärt, dass die menschlichen Wesen, so wie<br />
sie sind, von Gott erschaffen wurden. Auch Allah soll die Menschen<br />
so erschaffen haben, <strong>und</strong> sogar die zarathustrische <strong>und</strong> buddhistische<br />
Religion beschreiben die Schöpfung mehr oder weniger auf diese<br />
Weise.<br />
Die vedische Religion hat eine andere Vorstellung: <strong>Der</strong> Mensch ist<br />
ebenso ewig wie Gott; er ist ein Funke Gottes. Die Lebewesen sind<br />
der Beweis für die Existenz Gottes. Das wird in den Veden ausdrücklich<br />
betont. In jüngster Zeit haben Angehörige anderer Religionen diese<br />
Wahrheit erkannt. Die gegenwärtige Existenz eines jeden liegt zwischen<br />
einem vorangegangenen <strong>und</strong> einem zukünftigen Leben. Bis<br />
zur Wiedergeburt ist nur ein Schritt. Darauf wird in den Veden hingewiesen.<br />
Sie erklären die Beziehung, die zwischen früheren <strong>und</strong> nachfolgenden<br />
Geburten besteht. Keine andere Religion hat diese Zusammenhänge<br />
so deutlich offenbart.<br />
Nun zu einem anderen Punkt: Die verschiedenen Religionen beschreiben<br />
den Zustand der Erlösung unterschiedlich. Jede legt ein<br />
anderes Dogma fest <strong>und</strong> besteht darauf, dass man daran glaubt. Darum<br />
werden die Erfahrungen auf dem Weg zur Erlösung auch unterschiedlich<br />
beschrieben. Einzelheiten dieser Beschreibungen mögen<br />
übereinstimmen, aber die Unterschiede überwiegen. Die Erfahrungen<br />
jedoch, die von der vedischen Religion beschrieben werden, können<br />
von den Angehörigen aller Religionen gemacht werden, denn diese<br />
Religion kommt aus einer zeitlosen Vergangenheit <strong>und</strong> hat alle anderen<br />
befruchtet. Andere Glaubensrichtungen haben nur einige der vedischen<br />
<strong>Lehre</strong>n übernommen <strong>und</strong> diese entsprechend ihrer eigenen<br />
Kultur weiterentwickelt. Deshalb sind Wahrheiten, die der vedische<br />
234
Hindu-Glaube enthält, auch in anderen Religionen erkennbar. <strong>Der</strong><br />
Hinduismus <strong>und</strong> seine Kultur fliessen seit uralten Zeiten unverändert<br />
wie ein Fluss aus den Quellen der Veden.<br />
Die Hindu-Religion schreibt Ritualen <strong>und</strong> Zeremonien vor, die von<br />
morgens bis abends ohne Unterbrechung eingehalten werden müssen.<br />
(...) Keine andere Religion hat so viele <strong>und</strong> so ausführliche Lebensregeln.<br />
Man kann also nicht behaupten, dass alle Religionen<br />
gleich seien, obwohl es richtig ist, dass manche einiges von der vedischen<br />
Religion übernommen haben.<br />
Um die vielen Vorschriften in die Tat umsetzen zu können, muss der<br />
Mensch Gottesliebe, höheres Wissen <strong>und</strong> Selbstbeherrschung besitzen.<br />
Die Göttliche Ordnung ist die Wurzel des grossen Baumes “Religion”.<br />
Sie ist für ewig der Ursprung seiner Kraft. <strong>Der</strong> Baum wird mit<br />
dem Wasser gläubiger Liebe gegossen, seine Blätter <strong>und</strong> Blüten sind<br />
die Tugenden, das Freiwerden von weltlichen Abhängigkeiten, <strong>und</strong><br />
seine Früchte sind göttliche Weisheit. (...) Nur im vedischen Hinduismus<br />
ist ein genauer Plan für den spirituellen Fortschritt enthalten. Diese<br />
Religion ist aus der eigenen, echten Erfahrung der alten Rishis<br />
hervorgegangen. Sie wurde nicht aus bestehenden Theorien zusammengestellt.<br />
Moral <strong>und</strong> Selbstbeherrschung sind nicht nur notwendig, um Ordnung<br />
in dieses kurze Dasein auf Erden zu bringen. Leben ist eine lange<br />
Reise durch unendliche Zeiten. Durch die Religion findet der Mensch<br />
Frieden in der Gegenwart <strong>und</strong> Mut für die Zukunft. Deshalb solltet ihr<br />
nicht die religiöse oder ideologische Anschauung annehmen, die<br />
euch gerade zusagt, sondern davon überzeugt sein, dass euer gegenwärtiges<br />
Schicksal die Folge eures eigenen Verhaltens in der Vergangenheit<br />
ist.<br />
Die Menschen finden innere Ruhe <strong>und</strong> Zufriedenheit, wenn sie wissen,<br />
dass sie selbst die Ursache ihres Schicksals sind <strong>und</strong> dass sie<br />
sich jetzt durch gutes, verdienstvolles Wirken eine glückliche Zukunft<br />
bauen können. Das ist ein grosser Ansporn. Nur unter diesem Gesichtspunkt<br />
können Moral <strong>und</strong> Selbstbeherrschung den richtigen<br />
Platz in eurem Leben einnehmen. Die Religion ermutigt <strong>und</strong> motiviert<br />
euch, an diesen beiden Idealen festzuhalten.<br />
Religion ist ebenso alt wie die individuelle Seele <strong>und</strong> wird ebenso wie<br />
diese für alle Zeiten bestehen bleiben. <strong>Der</strong> Vorstellung des Hinduismus<br />
entsprechend ist Leben unberührt von der Zeit. Das gegenwärtige<br />
Leben ist nur das letzte einer ganzen Serie <strong>und</strong> die Folge von Gedanken<br />
<strong>und</strong> Handlungen in der Vergangenheit. Die Seele wurde nicht<br />
235
erst jetzt durch den Zorn oder die Gnade Gottes geboren. Das ist<br />
nicht die Ursache der gegenwärtigen Existenz. Das verkündet die vedische<br />
Urreligion.<br />
Religion ist keine Privatsache. Man könnte das zwar vermuten, weil<br />
jeder seinen eigenen, tief verwurzelten Glauben hat, den er auf seine<br />
Weise in seinem Verhalten zum Ausdruck bringt. Aber wie weit darf<br />
der Einzelne seinen persönlichen Vorstellungen folgen? Nur so lange,<br />
wie die Grenzen der ewig gültigen Gesetze nicht überschritten werden.<br />
Es gibt viele Leute, die erklären, es gäbe keinen Gott <strong>und</strong> die in<br />
allen Religionen niedergelegten Richtlinien zur Lenkung <strong>und</strong> Läuterung<br />
menschlichen Verhaltens seien Aberglauben. Es handelt sich<br />
dabei nicht um ungebildete Personen. Wie kann man solche Leute<br />
ernstnehmen, wenn sie behaupten, spirituelle Überzeugungen, die im<br />
Leben praktiziert werden, seien Aberglauben? Wenn sie wenigstens<br />
ihre Einstellung für sich behielten, würde die Gesellschaft nicht darunter<br />
leiden. (5-99/103)<br />
In den heutigen geistig-religiösen Glaubensrichtungen ist nirgendwo<br />
eine ausgleichende Kraft zu finden. Die Möglichkeiten harmonischer<br />
Zusammenarbeit <strong>und</strong> der Versöhnung müssen gesucht <strong>und</strong> ausgeschöpft<br />
werden. Obwohl es Religionen mit verschiedenen Namen<br />
gibt, deren Dogmen sich unterscheiden, sind doch die Menschen in<br />
ihrer Menschlichkeit einander gleich. (...)<br />
Die äusserlichen Unterschiede der Religionen haben bedauerlicherweise<br />
die Fre<strong>und</strong>schaft unter den Menschen <strong>und</strong> das Gefühl internationaler<br />
Brüderlichkeit untergraben. Die Erfahrungen <strong>und</strong> das Wissen<br />
der grossen Weisen, die das Geheimnis des Kosmos enthüllt haben,<br />
<strong>und</strong> die von ihnen empf<strong>und</strong>ene universale Liebe werden von den<br />
Menschen heute weder gewürdigt noch akzeptiert oder respektiert.<br />
Alle religiösen Dogmen, bis auf einige wenige, können leicht in Übereinstimmung<br />
gebracht werden. Es ist derselbe Gott, der in den vielen<br />
Religionen der Menschen mit verschiedenen Namen <strong>und</strong> durch unterschiedliche<br />
Rituale verherrlicht <strong>und</strong> angebetet wird. In jedem Zeitalter,<br />
für jede Rasse, für jede menschliche Gemeinschaft hat Gott Propheten<br />
gesandt, um Frieden <strong>und</strong> Eintracht herzustellen. Seitdem viele<br />
Religionen in jüngster Zeit weltweit verbreitet sind, ist das Gefühl für<br />
Brüderlichkeit verlorengegangen <strong>und</strong> die Religionen haben dadurch<br />
an Wert eingebüsst. Was dringend gebraucht wird, ist Harmonie. Alle<br />
Gläubigen sind Ebenbilder Gottes. Sie bilden eine einzige Kaste im<br />
Reich Gottes; sie gehören einer Nation an, der Göttlichen Gemein-<br />
236
schaft. Jeder muss daran interessiert sein, die religiösen Handlungen<br />
<strong>und</strong> Glaubensgr<strong>und</strong>sätze des anderen zu verstehen. Nur dann kann<br />
jeder mit geläutertem Geist <strong>und</strong> liebevollem Herzen zusammen mit<br />
anderen die göttliche Gegenwart erfahren. Das Prinzip der Harmonie<br />
ist das Herz aller Religionen <strong>und</strong> Glaubensbekenntnisse. (6-40/41)<br />
Die eine Religion aber, die die Essenz aller Religionen ist, hat nichts<br />
mit menschlicher Erfahrung zu tun. Sie ist nicht das Ergebnis menschlicher<br />
Bemühungen, sondern sie ist Gott selbst entsprungen. Sie wird<br />
die Religion der Veden genannt. Er, der den Menschen diese Religion<br />
gegeben hat, er, welcher der Ursprung von Religion an sich ist, ist<br />
nicht Mensch, sondern der Herr der Menschen - Gott selbst. Die Veden<br />
sind sehr alt, sie sind zeitlos. Die vedischen Wahrheiten gehören<br />
der ganzen Welt, haben jedoch keinen erklärbaren Ursprung. Die Veden<br />
bedürfen keiner Rechtfertigung, denn sie sprechen für sich<br />
selbst. Sie sind der Atem Gottes, <strong>und</strong> so hat die vedische Religion,<br />
deren Heimat Indien ist, ihren Ursprung im Atem Gottes selbst. Deshalb<br />
ist Gottes Religion die Religion Indiens. Ihr seht, dass die indische<br />
Religion, die tief in der indischen Seele verwurzelt ist, der Lebensatem<br />
<strong>und</strong> der Strom ist, der durch alle Religionen dieser Welt<br />
fliesst. Natürlich sind die Religionen anderer Länder ebenso heilig,<br />
aber sie haben nur für eine bestimmte Epoche Gültigkeit. Die Religion<br />
dieses Landes jedoch hat weder Anfang noch Ende. Wenn auch andere<br />
Religionen andere Wege beschreiben <strong>und</strong> sich auch manchmal<br />
in ihrem Endziel zu unterscheiden scheinen, so müsst ihr doch einsehen,<br />
dass der Inhalt all dieser Religionen im Wesentlichen ein <strong>und</strong><br />
derselbe ist <strong>und</strong> sich auf das Göttlich-Absolute bezieht. Viele Organe<br />
dienen dem Körper, aber ihr seid euch darüber klar, dass es das Herz<br />
ist, das die anderen mit dem lebensnotwendigen Blut versorgt. Ebenso<br />
gibt es viele Religionen, aber ihr müsst anerkennen, dass die indische<br />
Philosophie das Herz ist, welches die anderen Religionen mit<br />
Lebenskraft versorgt. Bei dieser Darstellung mögen einige Fragen in<br />
euch aufkommen. Zum Beispiel: Warum kamen die meisten Heiligen<br />
<strong>und</strong> die Veden selbst ausgerechnet in Indien auf die Welt? Warum<br />
wurden die Veden <strong>und</strong> jene, die sie ausgelegt haben, nicht in anderen<br />
Ländern geboren? Gott ist überall. Er ist allgegenwärtig. Darum sind<br />
die Veden, die der Atem Gottes sind, auch allgegenwärtig <strong>und</strong> müssten<br />
überall zu spüren sein. <strong>Der</strong> Hauch der Veden, die Stimme <strong>und</strong><br />
der Geist der Veden sind in der Tat überall in der Welt zu finden.<br />
1972, (34-19)<br />
237
Ihr mögt die Allgegenwart Gottes anzweifeln, aber wenn ihr erkennt,<br />
dass euer Körper der Tempel Gottes, euer Herz sein Thron <strong>und</strong> eure<br />
Seele nichts anderes als sein Spiegelbild sind, dann wird euer Körper<br />
selbst zu eurem Andachtsraum, <strong>und</strong> er ist gegenwärtig, wohin ihr<br />
auch geht. In jedem Gedanken, in jeder Handlung, in jedem Menschen,<br />
dem ihr begegnet, müsst ihr das Göttliche sehen <strong>und</strong> euch<br />
entsprechend verhalten. Um diese Fähigkeit zu erwerben, müsst ihr<br />
den Glauben wachsen lassen <strong>und</strong> den <strong>Lehre</strong>n der Heiligen Schriften<br />
wie der Bhagavadgita, Mahabharata, Ramayana, der Bibel <strong>und</strong> dem<br />
Koran folgen. 1973, (35-158)<br />
Es ist sinnlos, wenn irgendeine Religion verlangt, dass alle denselben<br />
Weg gehen müssen <strong>und</strong> nur eine Auslegung anerkennen dürfen. Es<br />
ist nicht richtig, Einheitlichkeit vorzuschreiben. Jeder Gläubige muss<br />
die Möglichkeit haben, die Form zu wählen oder zu schaffen, die seinen<br />
Vorstellungen <strong>und</strong> Veranlagungen am besten entspricht. Früher<br />
versuchten westliche Missionare, die Menschen zu zwingen, eine einheitliche<br />
Religion anzunehmen. Das ist das Gleiche wie zu verlangen,<br />
dass alle Leute Hemden mit den gleichen Massen tragen. Weder hier<br />
noch in irgendeinem anderen Land darf das von den Menschen verlangt<br />
werden. Das Licht des Göttlichen leuchtet im Herzen eines jeden,<br />
<strong>und</strong> jeder hat das Recht, sich ein Bild von der Quelle dieses<br />
Lichts zu machen, das seinen eigenen Vorstellungen entspricht. Wie<br />
kann einer, der diese Freiheit einschränkt, das Wesen Gottes verstehen?<br />
Die Freiheit bezieht sich nur auf das Verständnis des Einzelnen.<br />
Auf diese Weise kann jeder sich im Rahmen seines Verständnisses<br />
an dem grenzenlosen Wesen Gottes erfreuen. Es wird gesagt, dass<br />
auch die Veden, welche den Begriff des Göttlichen erklären, grenzenlos<br />
sind. Man mag sich manchmal fragen: Warum gibt es so viele Veden,<br />
um den einen Gott zu beschreiben? Um das zu verstehen, muss<br />
man wissen, dass die Religionen zwar verschieden sind, dass sie<br />
aber alle zu demselben Ziel führen. 1974, (36-33/34)<br />
Es ist allgemein bekannt, dass sich heute viele Ausländer wegen der<br />
zahlreichen Götter, zu denen hier gebetet wird, über die indische Religion<br />
lustig machen. Sie sagen, es gebe nur einen Gott <strong>und</strong> es sei<br />
Unsinn, ihm so viele verschiedene Namen zu geben. Aber die Inder<br />
sind nicht so dumm <strong>und</strong> unwissend, wie die anderen denken. Es wird<br />
allmählich Zeit, dass Andersgläubige verstehen, was der Glaube an<br />
die verschiedenen Personifikationen der Wesenszüge Gottes in<br />
Wahrheit bedeutet. Selbst in den allerersten Anfängen der Entwick-<br />
238
lung haben die Menschen hier erkannt, dass es nur einen Gott gibt<br />
<strong>und</strong> keinen zweiten. Aber der eigenen Veranlagung entsprechend hat<br />
jeder Einzelne sich sein eigenes Bild von diesem einen Gott gemacht.<br />
Entsprechend den Gegebenheiten in einem bestimmten Land zu einer<br />
bestimmten Zeit erfahren <strong>und</strong> personifizieren die Menschen den<br />
einen Gott auf verschiedene Weise. 1974, (36-92)<br />
Die Gnade des Herrn liegt jedem am Herzen, <strong>und</strong> jeder kann sie erlangen.<br />
Ihr könnt den Herrn mit jedem Namen ansprechen, der auf<br />
eurer Zunge süss schmeckt, <strong>und</strong> ihr könnt ihn euch in jeglicher Form<br />
vorstellen, die euren Sinn für W<strong>und</strong>er <strong>und</strong> eure Ehrfurcht anspricht.<br />
Ihr könnt ihn besingen als Muruga, Ganapati, Sharada, Jesus,<br />
Maitreya, Shakti oder euch an Allah oder an das Formlose oder an<br />
den Meister aller Formen wenden. Das macht überhaupt keinen Unterschied.<br />
Gott ist alle Namen <strong>und</strong> alle Formen. Er ist der Anfang, die<br />
Mitte <strong>und</strong> das Ende, die Gr<strong>und</strong>lage, die Substanz <strong>und</strong> die Quelle.<br />
Deshalb ist es nur natürlich, dass euch jede Geschichte anspricht, die<br />
euch seine Herrlichkeit, seine Anmut <strong>und</strong> seine Schönheit zum Bewusstsein<br />
bringt. 12.8.63, (17-32)<br />
Ihr alle, die ihr hier versammelt seid, habt vielleicht für den Gott, den<br />
ihr verehrt, nicht denselben Namen oder dieselbe Form. Ihr mögt<br />
euch in euren Sitten, Gewohnheiten, Verhaltensweisen <strong>und</strong> der Art<br />
<strong>und</strong> Weise, euch zu ernähren <strong>und</strong> zu kleiden, unterscheiden - aber<br />
die Glückseligkeit, die ihr durch Gott erfahrt, ist dieselbe. Jede Einzelne<br />
dieser göttlichen Erscheinungsformen ist aus der Weisheit von<br />
Zeitaltern entstanden, um euch Schutz, Sicherheit <strong>und</strong> Zufriedenheit<br />
zu geben. 6.12.63, (17-92)<br />
Alle Religionen lehren eine einzige gr<strong>und</strong>legende Disziplin, nämlich<br />
den Geist vom Makel des Egoismus zu befreien, vom Hang, billigen<br />
Freuden nachzulaufen. Jede Religion lehrt den Menschen, sich mit<br />
der Herrlichkeit Gottes zu erfüllen <strong>und</strong> seine nichtssagende Eitelkeit<br />
zu überwinden. Sie übt ihn in Methoden der Entsagung <strong>und</strong> des Unterscheidungsvermögens,<br />
damit er nach hohen Zielen strebt <strong>und</strong> die<br />
Befreiung erlangt. Glaubt fest daran, dass alle Herzen von dem einen<br />
<strong>und</strong> einzigen Gott motiviert werden, dass alle Glaubensrichtungen<br />
diesen einen <strong>und</strong> einzigen Gott verherrlichen, dass alle Namen in allen<br />
Sprachen <strong>und</strong> alle Formen, die der Mensch sich ausdenken kann,<br />
dem einen <strong>und</strong> einzigen Gott gelten. Liebe ist seine beste Verehrung.<br />
239
Entwickelt diese Haltung des Eins-Seins zu Menschen jeden Glaubens,<br />
aller Länder <strong>und</strong> aller Kontinente. Das ist die Botschaft der Liebe,<br />
die ich bringe. Ich möchte, dass ihr euch diese Botschaft ins Herz<br />
schreibt. 4.7.68, (20-163/164)<br />
Richtet eure Aufmerksamkeit auf das Gemeinsame, dann werden die<br />
Merkmale der Übereinstimmung erkennbar. Konzentriert ihr euch auf<br />
die äusseren Bezeichnungen: Hindu, Christ, Moslem, Parsi, Buddhist,<br />
werdet ihr Hochmut, Verachtung oder Hass entwickeln. Wenn ihr<br />
euch jedoch auf den Kampf konzentriert, dem sich der Mensch unterzieht,<br />
um sich von der Ebene des Fleisches zu erheben <strong>und</strong> die Ebene<br />
der Göttlichkeit zu erreichen, dann verlieren alle Unterschiede ihre<br />
Bedeutung. Dann gibt es nur noch Liebe, Kooperation, gegenseitige<br />
Ermutigung <strong>und</strong> Anerkennung. Wendet euch der inneren Bedeutung<br />
zu, dem tieferen Sinn von religiösen Symbolen, Ritualen <strong>und</strong> Zeremonien.<br />
Die äusseren Formen <strong>und</strong> Formalitäten stehen im Einklang mit<br />
den Bedürfnissen der Örtlichkeiten, Zeiten <strong>und</strong> Menschen. Manche<br />
unter euch mögen eine süsse Speise mehr als eine andere, die anderen<br />
sind nicht der Ansicht, dass eure Lieblingsspeise die schmackhafteste<br />
sei. Aber welches Gericht es auch sei, alle sind sie mit derselben<br />
Substanz gesüsst, nämlich mit Zucker. Ähnlich erhalten alle Dinge<br />
<strong>und</strong> alle Wesen ihre „Süsse“ durch dasselbe Prinzip: durch Gott.<br />
7.7.68, (20-166)<br />
Verkörperungen der Liebe! Entwickelt Liebe, rein <strong>und</strong> unbefleckt von<br />
selbstsüchtigen Wünschen. Teilt diese Liebe mit all euren Brüdern<br />
<strong>und</strong> Schwestern aller Glaubensrichtungen, aller Hautfarben, aller<br />
Weltanschauungen. Wenn euer Nachbar zu Gott betet, fühlt ihr dann<br />
nicht eine Verwandtschaft mit ihm? Bittet er in Bedrängnis nicht um<br />
dieselben Gaben vom selben Geber? Er mag in einer anderen Sprache<br />
bitten, in einer anderen Art, in der Form eines anderen Glaubens.<br />
Doch empfindet er Hunger <strong>und</strong> Durst ebenso wie ihr. Seine Glückseligkeit<br />
wie sein Kummer sind derselben wie eure. Teilt diese Glückseligkeit!<br />
Teilen vermehrt sie für beide. Teilt den Kummer; Teilen verringert<br />
ihn <strong>und</strong> nimmt ihm den Stachel. Lasst eure Liebe in die Herzen<br />
der anderen fliessen. Stehendes Wasser wird faul, fliessende Wasser<br />
sind kühl <strong>und</strong> klar. Liebe ist Glückseligkeit, Liebe ist Kraft, Liebe ist<br />
Licht, Liebe ist Gott. 8.7.68, (20-173)<br />
Die Regeln <strong>und</strong> spirituellen Disziplinen, die in allen religiösen Syste-<br />
240
men festgelegt sind, haben das Ziel, die grosse Wahrheit von der Allgegenwart<br />
Gottes im täglichen Leben sichtbar werden zu lassen.<br />
Wahrheit <strong>und</strong> Göttliche Ordnung sind die beiden Augen aller Religionen,<br />
die aus der anfänglichen ewigen Ordnung hervorgegangen sind:<br />
Buddhismus, Christentum <strong>und</strong> Islam. 12.5.69, (21-33)<br />
Die indische Kultur betont, dass Energie <strong>und</strong> Geld für den Dienst an<br />
den Notleidenden, den Kranken, den Hungrigen <strong>und</strong> für jene verwendet<br />
werden müssen, denen es an Bildung, Wohnung <strong>und</strong> Kleidung<br />
fehlt. Sie verurteilt es, Energie <strong>und</strong> Geld für Luxus, Vergeltungsmassnahmen,<br />
Streitigkeiten <strong>und</strong> ehrgeizige materielle Pläne auszugeben.<br />
Vermögen muss treuhänderisch verwaltet <strong>und</strong> dazu benutzt werden,<br />
das Bewusstsein der Bruderschaft der Menschen <strong>und</strong> der Vaterschaft<br />
Gottes zu fördern. Diese Kultur hat auch festgelegt, dass nichts getan<br />
werden darf, was dem Glauben irgendeines Menschen an Gott oder<br />
an sein eigenes Selbst schadet. <strong>Der</strong> Glaube ist eine zarte Pflanze,<br />
welche die grösstmögliche Pflege braucht. Es ist mein Wunsch, dass<br />
ihr andere Religionen nicht kritisiert. Entwickelt brüderliche Liebe für<br />
alle. Es gibt nur einen Gott, nicht für jedes Volk unter den Menschen<br />
einen anderen! Es gibt nur eine Liebe <strong>und</strong> wenn sie echt ist, ist sie unbegrenzt<br />
<strong>und</strong> reicht über Kaste, Rasse <strong>und</strong> Religionszugehörigkeit<br />
hinaus. Es gibt nur eine Wahrheit, nicht zwei, denn zwei ist nur zweimal<br />
eins. Es gibt nur ein Ziel, denn alle Wege führen zu dem einen<br />
Gott. Warum sollten die Menschen sich da über das Ewige <strong>und</strong> Absolute<br />
streiten? 12.5.69, (21-36)<br />
In dieser riesigen Versammlung sprechen die Menschen viele Sprachen.<br />
Jeder versteht nur seine eigene Sprache <strong>und</strong> wünscht, dass er<br />
in dieser angesprochen wird. Aber es gibt eine Sprache des Herzens,<br />
die alle verstehen <strong>und</strong> alle gerne hören möchten. Das ist die Sprache,<br />
die ich spreche, die Sprache, die von meinem Herzen zu eurem Herzen<br />
fliesst. Wenn das Herz zum Herzen spricht, wird Liebe ohne irgendwelche<br />
Vorbehalte übertragen. 15.5.69, (21-37)<br />
Das Wort „Hindu“ bedeutet: „Jene, die sich vom Pfad der Gewalttätigkeit<br />
fernhalten, die anderen kein Leid zufügen.“ Die Shastras erklären,<br />
dass die Essenz der in Indien so hochgeschätzten achtzehn<br />
Puranas aussagt: „Es ist verdienstvoll, anderen Gutes zu tun, es ist<br />
Sünde, anderen zu schaden.“ Wenn ihr euch das zu Herzen nehmt,<br />
werdet ihr Angehörige aller Religionen als eure Verwandten betrach-<br />
241
ten. Alle Glaubensrichtungen versuchen, den Menschen dazu zu erziehen,<br />
diesen Pfad einzuschlagen. Buddhisten, Christen, Moslems,<br />
Juden, Parsen - alle trachten sie durch die Läuterung des Geistes <strong>und</strong><br />
durch gute Werke nach der gleichen Erleuchtung. 14.10.69, (21-82/<br />
83)<br />
Religion hat zum Ziel, Hass <strong>und</strong> Feindschaft zwischen Gottes Kindern<br />
zu beseitigen. Aber wir sehen Religionen im Konflikt miteinander! Die<br />
Sprache sollte dazu dienen, Fre<strong>und</strong>schaften zu festigen, Herzlichkeit<br />
zu fördern <strong>und</strong> die Menschen durch liebevolle Gespräche <strong>und</strong> mitfühlende<br />
Unterhaltung einander näher zu bringen. Aber stattdessen ist<br />
sie eine gefährliche Waffe geworden! Tempel sind keine Orte des<br />
Friedens mehr. Sie sind zu Einrichtungen geworden, um die gekämpft<br />
wird! Bruder kämpft gegen Bruder. 1.2.70, (21-135)<br />
Religionen entstehen aus dem Bewusstsein guter Menschen, die alle<br />
Menschen zu guten Menschen machen möchten. Sie streben danach,<br />
das Böse zu beseitigen <strong>und</strong> die Schlechten zu heilen. Es gibt<br />
viele Religionen, da sie auf die einzelnen Menschen, ihre Aktivitäten,<br />
ihre Berufe <strong>und</strong> Rollen, ihre Charaktere <strong>und</strong> Eigenschaften ausgerichtet<br />
sein müssen. <strong>Der</strong> Einzelne muss anfangen, die festgelegten Grenzen<br />
<strong>und</strong> Gesetze zu achten <strong>und</strong> dadurch Freude <strong>und</strong> Kraft zu gewinnen.<br />
Und dann wird sein geläuterter Geist die Führung übernehmen<br />
<strong>und</strong> ihn zu immer höheren Stufen führen. Dies wird für ihn <strong>und</strong> die Gesellschaft,<br />
der er angehört, von grossem Nutzen sein.<br />
Daher ist es angebracht, den Geburtstag von Jesus zu feiern, der die<br />
Rettung der Menschheit für notwendig hielt <strong>und</strong> sich für dieses Ziel<br />
einsetzte. Aber die Feier sollte darin bestehen, dass man seine <strong>Lehre</strong>n<br />
befolgt, den Prinzipien treu ist, die Disziplin einhält <strong>und</strong> sich der eigenen<br />
Göttlichkeit bewusst wird, die er erwecken wollte.<br />
Gegenwärtig berauscht man sich an blossen Worten <strong>und</strong> klugen<br />
Tricks, welche die eigenen Schwächen verdecken sollen. Die Geburtstage<br />
grosser Menschen werden mit so viel Heuchelei <strong>und</strong> äusserem<br />
Pomp gefeiert. Da gibt es weder eine Deutung ihrer Botschaft<br />
noch einen Versuch, sie in die Praxis umzusetzen <strong>und</strong> dabei das<br />
Glück, das darin liegt, zu erfahren. Die grossen <strong>Lehre</strong>r gehören der<br />
ganzen Menschheit. Es ist ein Fehler anzunehmen, Jesus gehöre nur<br />
den Christen <strong>und</strong> Weihnachten sei nur für den Westen ein heiliges<br />
Fest. Es ist ein Zeichen von Engstirnigkeit, einen von ihnen als <strong>Lehre</strong>r<br />
zu akzeptieren <strong>und</strong> die übrigen abzulehnen, weil sie den anderen ge-<br />
242
hören. Christus, Rama, Krishna - sie gehören allen Menschen auf der<br />
ganzen Welt.<br />
Die verschiedenen Glieder <strong>und</strong> Organe bilden einen Körper, verschiedene<br />
Staaten <strong>und</strong> Gemeinschaften bilden zusammen die Welt. Die<br />
Energie der göttlichen Gnade fliesst durch jeden Teil des Körpers <strong>und</strong><br />
hilft ihm, als Einheit zu funktionieren. Die Energie der Liebe, das Geschenk<br />
der göttlichen Gnade, muss in jedem Staat, in jeder Gemeinschaft<br />
in Umlauf sein, damit die Welt in Frieden <strong>und</strong> Freude leben<br />
kann. Wenn diese Wahrheit einmal erkannt ist, wird es keine Vorstellung<br />
von trennenden Unterschieden mehr geben. (...)<br />
Die Trennung eines Mitglieds von der Familie ist ein grosser Verlust,<br />
denn die Gnade, welche die Familie trägt, wird abnehmen <strong>und</strong> verloren<br />
gehen. (...)<br />
Dasselbe gilt, wenn ein Land eine Ausnahmeposition für sich beansprucht.<br />
Die Gnade der Liebe geht verloren, es wird ein schwaches<br />
Glied der Weltgemeinschaft, das keine Funktion hat. Trennung, Unterschiede<br />
<strong>und</strong> Unterscheidung schneiden einen von der Leben spendenden<br />
Gnade ab, die jede Zelle des Körpers <strong>und</strong> jeden Einzelnen in<br />
der Welt ernährt. Auch die Welt wird von derselben Gnade getragen.<br />
(...)<br />
Im Hinblick auf die aktive, individuelle Seele sagte Christus: „Ich bin<br />
ein Bote Gottes.“ Im Hinblick auf sich als den Heiligen, der den Dualismus<br />
überw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Ausgeglichenheit erreicht hat, sagte er: „Ich<br />
bin der Sohn Gottes.“ Aus der Erkenntnis heraus, dass (...) er selber<br />
auch das form- <strong>und</strong> namenlose Absolute ist, sagte er gegen Ende seines<br />
Lebens: „Ich <strong>und</strong> mein Vater sind eins.“ (...)<br />
<strong>Der</strong> Kern aller Religionen <strong>und</strong> Glaubenssysteme ist also dies: das<br />
Aufgehen in dieser Einheit. Das Ziel allen spirituellen Strebens ist:<br />
das Aufgehen in dieser Einheit. <strong>Der</strong> Gegenstand aller Forschungen<br />
ist: diese Einheit zu erkennen. (...)<br />
Im Laufe der Zeit hat sich der Glanz der Botschaft abgeschwächt. Die<br />
von materiellen <strong>und</strong> weltlichen Dingen ausgehende Faszination hat<br />
die Menschen vom Pfad abgebracht, <strong>und</strong> die Expansion von Wissenschaft<br />
<strong>und</strong> Technologie hat sie arrogant <strong>und</strong> verbohrt gemacht. (...)<br />
Alle Religionen legen grössten Wert auf Wahrheit, aber jetzt wird der,<br />
welcher an der Wahrheit festhält, als Narr verspottet. Grausamkeit<br />
<strong>und</strong> Gewalt, die von allen Religionen verurteilt werden, sind zu Instrumenten<br />
des Fortschritts <strong>und</strong> zu Mitteln zum Erreichen erstrebenswerter<br />
Ziele aufgestiegen. Dennoch sind die gr<strong>und</strong>legenden Wahrheiten<br />
der Religion durch das böse Verhalten der Menschen <strong>und</strong> ihre eifern-<br />
243
de Propaganda weder berührt noch beschmutzt worden. Nur jene, die<br />
nicht bereit sind, die Botschaft in die Praxis umzusetzen, werden ihre<br />
Energien darauf verschwenden, andere Religionen zu verdammen<br />
<strong>und</strong> ihre eigene zu rühmen. (...)<br />
Jesus lehrte, wie man seine spirituelle Entwicklung mit ganz einfachen<br />
praktischen Übungen voranbringen kann, zum Wohl der<br />
Menschheit. Er demonstrierte göttliche Macht, um den Glauben an<br />
die Gültigkeit seiner <strong>Lehre</strong> zu erwecken. Er zeigte den Weg, der den<br />
Menschen den süssen Nektar der Glückseligkeit schenken kann. Er<br />
ermahnte die Menschen durch <strong>Lehre</strong> <strong>und</strong> Beispiel, die Tugenden der<br />
Barmherzigkeit, des Mitgefühls, der Geduld, der Liebe <strong>und</strong> des Glaubens<br />
zu pflegen. Diese sind keine abgetrennten <strong>und</strong> besonderen Eigenschaften,<br />
es sind nur die vielen Facetten des Göttlichen im Menschen,<br />
die er zu erkennen <strong>und</strong> zu entwickeln hat.<br />
Die Menschen reden vom Opfer Christi <strong>und</strong> weisen auf die Kreuzigung<br />
hin. Aber er wurde umzingelt <strong>und</strong> gefesselt <strong>und</strong> von der Menge,<br />
die ihn gefangen nahm, mit einer Dornenkrone gekrönt <strong>und</strong> später<br />
von seinen Häschern ans Kreuz genagelt. Wer von der Polizei geb<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> geschlagen wird, kann nicht sagen, er habe irgendetwas geopfert,<br />
denn er ist kein freier Mann. Lasst uns unsere Aufmerksamkeit<br />
auf das Opfer lenken, das Jesus als freier Mensch aus freien Stücken<br />
brachte. Er opferte sein Glück, Wohlergehen, seine Bequemlichkeit,<br />
Sicherheit <strong>und</strong> Stellung. Er forderte die Feindschaft der Mächtigen<br />
heraus. Er weigerte sich, nachzugeben oder Kompromisse zu schliessen.<br />
Er befreite sich von seinem Ego, was eine der schwierigsten Aufgaben<br />
überhaupt ist. Ehrt ihn dafür. Er opferte bereitwillig die Wünsche,<br />
mit denen der Körper den Menschen bedrängt. Dieses Opfer ist<br />
grösser als das Opfer des Körpers unter Zwang. Zur Feier seines Geburtstages<br />
solltet ihr mindestens ein oder zwei Wünsche opfern <strong>und</strong><br />
wenigstens die gefährlichsten Neigungen des Ego besiegen.<br />
Unter den Anhängern Jesu kam es aufgr<strong>und</strong> verschiedener Punkte zu<br />
Spaltungen, aber das Leben Christi stellt die Einheit in den Mittelpunkt<br />
der <strong>Lehre</strong>. Als Jesus am Kreuz hing, überfielen ihn böse Gefühle<br />
gegenüber seinen Peinigern. Plötzlich hörte er eine Stimme, die ihn<br />
ermahnte: „Alles Leben ist Eins, mein lieber Sohn! Verhalte dich allen<br />
gegenüber gleich!“ Dann folgte eine weitere Mahnung: „<strong>Der</strong> Tod ist<br />
das Kleid des Lebens.“ So wie man die abgetragenen Kleider abwirft<br />
<strong>und</strong> neue anzieht, so zieht die Seele Körper an <strong>und</strong> aus. Daher wurde<br />
Jesus vor Hass <strong>und</strong> bösen Gefühlen gewarnt <strong>und</strong> auch vor Klagen,<br />
die ein Erbteil der Menschen sind.<br />
244
Das Leben solcher Persönlichkeiten dient dem Zweck, das Wohl der<br />
Menschheit, Wohlstand <strong>und</strong> Frieden auf der Welt wiederherzustellen<br />
<strong>und</strong> die Befreiung des Einzelnen von Bindung an sinnliche Begierden<br />
<strong>und</strong> Leidenschaften. Dies wird durch das Auftauchen seltsamer Phänomene<br />
bei deren Erscheinen auf der Erde illustriert. Man glaubt,<br />
dass solche Zeichen bei der Geburt Christi aufgetreten sind. (...)<br />
Die Legende berichtet, ein Stern sei am Himmel gestanden <strong>und</strong> hell<br />
aufleuchtend heruntergefallen <strong>und</strong> dies habe ein paar Tibeter <strong>und</strong> andere<br />
zu dem Ort geführt, wo der Heiland geboren war. Viele glauben<br />
diese Legende, obwohl Sterne nicht so plötzlich herunterfallen oder -<br />
gleiten. Eigentlich sagt der Bericht, dass es einen riesigen Lichtschein<br />
am Himmel gab über dem Ort, wo Christus geboren war. Das bedeutete,<br />
dass er, der das Dunkel von Bosheit <strong>und</strong> Unwissenheit überwinden<br />
sollte, geboren war, dass er das Licht der Liebe in die Herzen der<br />
Menschen <strong>und</strong> der Ratgeber der Menschheit senken würde.<br />
Solche Lichtererscheinungen <strong>und</strong> andere Phänomene zur Ankündigung<br />
der anbrechenden Ära sind natürlich, wenn diese Inkarnationen<br />
auf der Erde stattfinden. Jesu Aufgabe war es, die Dunkelheit, welche<br />
die Erde einhüllte, zu zerreissen. Die Lichtaura war ein Zeichen, das<br />
dieses Ereignis ankündigte. Die Meister erscheinen als Antwort auf<br />
das Gebet der Menschen: „Führe uns aus der Dunkelheit ins Licht!“<br />
(...)<br />
Fasst den Entschluss heute am Weihnachtstag, da wir die Geburt<br />
Christi feiern, ein Leben der Liebe zu führen <strong>und</strong> den Schwachen,<br />
Hilflosen, Verzweifelten <strong>und</strong> Mutlosen zu dienen. Kultiviert Toleranz<br />
<strong>und</strong> Geduld, Barmherzigkeit <strong>und</strong> Grossmut. Haltet die Ideale hoch,<br />
die er verkündete, <strong>und</strong> praktiziert sie im Alltag. Die Art <strong>und</strong> Weise, wie<br />
Weihnachten gegenwärtig gefeiert wird, zeigt, wie weit sich die Menschen<br />
von diesen Idealen entfernt haben <strong>und</strong> wie sehr sie seinen Namen<br />
schmähen! (...) Macht eure Herzen rein, euer Tun heilig, <strong>und</strong><br />
bringt allen liebevolle Gefühle entgegen. So könnt ihr den Geburtstag<br />
Christi am besten feiern.<br />
Es gibt einen Punkt, auf den ich heute eure besondere Aufmerksamkeit<br />
lenken muss. In dem Augenblick, als Jesus in der Fülle seiner<br />
Göttlichkeit in Erscheinung trat, gab er seinen Anhängern ein paar<br />
Hinweise, die von Kommentatoren <strong>und</strong> von jenen, die eifrig einen Bericht<br />
auf den anderen <strong>und</strong> eine Meinung auf die andere häuften, bis<br />
am Ende ein Riesendurcheinander entstanden ist, auf verschiedene<br />
Weise interpretiert worden sind. Die Aussage selbst ist manipuliert<br />
<strong>und</strong> verfälscht worden. Was Christus gesagt hat, ist einfach: „<strong>Der</strong>,<br />
245
welcher mich zu euch gesandt hat, wird wiederkommen!“ Dabei zeigte<br />
er auf ein Lamm. Das Lamm ist nur ein Symbol, ein Zeichen. Es steht<br />
für die Laute Ba - Ba. Das war die Ankündigung von <strong>Baba</strong>s Erscheinen.<br />
„Sein Name wird Wahrheit sein“, sagte Christus. <strong>Sathya</strong> heisst<br />
Wahrheit. „Er wird ein rotes Gewand tragen, ein blutrotes Gewand.“<br />
(Hier zeigte <strong>Baba</strong> auf das Kleid, das er trug.) „Er wird klein sein <strong>und</strong><br />
eine Krone - aus Haaren - tragen.“ Das Lamm ist das Zeichen <strong>und</strong><br />
Symbol der Liebe. Christus hat nicht gesagt, er werde wiederkommen,<br />
er sagte vielmehr: „<strong>Der</strong>, welcher mich erschaffen hat, wird wiederkommen.“<br />
Jener Ba-Ba ist dieser <strong>Baba</strong>, <strong>und</strong> <strong>Sai</strong>, der kleine, kraushaargekrönte,<br />
rotgewandete <strong>Baba</strong> ist gekommen. Er lebt nicht nur in<br />
dieser Form, sondern in jedem von euch, als Bewohner eures Herzens.<br />
Er ist da, klein, in einem Gewand, das die Farbe des Herzbluts<br />
hat.<br />
Die grossen Axiome der indischen Kultur, die in den Veden niedergelegt<br />
sind: „Gott lebt im Herzen aller Wesen, dies alles ist umhüllt von<br />
Gott, dies alles ist Gott“, müssen in jedem lebendig sein. Dies ist das<br />
tiefe Geheimnis der Inkarnation. Gott inkarniert sich in allen! Alle sind<br />
eins, der Eine ist alle. Es gibt nur einen Gott, er ist allgegenwärtig. Es<br />
gibt nur eine Religion, die Religion der Liebe. Es gibt nur eine Kaste,<br />
die Kaste der Menschheit. Es gibt nur eine Sprache, die Sprache des<br />
Herzens. 24.12.72, (22-144/152)<br />
Wer kann behaupten, dass Gott so oder so ist? Wer kann behaupten,<br />
dass Gott nicht diese Form oder dieses Attribut hat? Ein jeder kann<br />
aus dem grossen, sich weithin erstreckenden Ozean nur so viel entnehmen,<br />
wie das Gefäss fassen kann, das er zum Ufer mitbringt. Von<br />
dieser Menge kann er nur ein wenig von jener Unermesslichkeit erfassen.<br />
Jede Religion definiert Gott innerhalb der von ihr abgesteckten<br />
Grenzen <strong>und</strong> behauptet dann, ihn erfasst zu haben. (...)<br />
Jede Religion vergisst, dass Gott alle Formen <strong>und</strong> alle Namen, alle Eigenschaften<br />
<strong>und</strong> alle Erklärungen ist. Die Religion der Menschheit ist<br />
die Summe <strong>und</strong> Substanz all dieser Teilglaubensformen, denn es gibt<br />
nur eine Religion, <strong>und</strong> das ist die Religion der Liebe. 19.6.74, (23-69)<br />
<strong>Der</strong>jenige, den die Moslems als Allah anbeten, die Christen als Jesus<br />
Christus, die Vaishnavas als Phullabjaksha <strong>und</strong> die Shaivas als<br />
Shambhu, verleiht als Antwort auf ihre vielen Gebete allen Ges<strong>und</strong>heit,<br />
ein langes Leben, Reichtum <strong>und</strong> Glück, wo immer sie auch sein<br />
mögen; er, der eine Gott, ist der Gott der ganzen Menschheit.<br />
246
Indien hat seit Jahrtausenden die Botschaft des Geistes gelehrt <strong>und</strong><br />
die Mittel, um Gleichmut <strong>und</strong> Freude zu erlangen <strong>und</strong> zu behalten.<br />
Weiterhin galt Indien über Jahrh<strong>und</strong>erte als <strong>Lehre</strong>r der Welt. Das Gebet,<br />
das Indien seine Leute gelehrt hat, ist folgendes: „Mögen alle<br />
Welten glücklich sein, möge in allen Welten Glück herrschen“. Dies ist<br />
seit <strong>und</strong>enklichen Zeiten die Essenz der hinduistischen <strong>Lehre</strong>. Dieses<br />
heilsame Ideal wurde von den Führern dieses Landes, den Sehern<br />
<strong>und</strong> den Yogis, die das Volk leiteten, propagiert <strong>und</strong> genährt <strong>und</strong><br />
ebenso von den reinen Müttern, die Generationen in der Atmosphäre<br />
spirituellen Bemühens erzogen.<br />
Aber als das Land in die Wechselfälle der Geschichte hineingezogen<br />
wurde <strong>und</strong> die Leute Druck <strong>und</strong> Gegendruck ausgesetzt waren, erlitten<br />
die Ideale einen Rückschlag. (...)<br />
Das Ziel, der Zweck, der Schlüssel, die Essenz aller Glaubensrichtungen<br />
<strong>und</strong> Religionen ist dies: die Sublimierung des menschlichen Geistes,<br />
die Befreiung des betreffenden Individuums <strong>und</strong> das Glück der<br />
Gesellschaft, von der es eine Einheit ist. Um diese dringende Notwendigkeit<br />
haben sich Prinzipien <strong>und</strong> Praktiken gruppiert, <strong>und</strong> verschiedene<br />
Glaubensrichtungen sind die Folge.<br />
Die Religionen versuchen, heilige Ideale in das Herz des Menschen<br />
einzupflanzen, aber der Mensch erlaubt ihnen nicht, zu spriessen <strong>und</strong><br />
zu wachsen. Sein egoistisches Verlangen nach Macht <strong>und</strong> konkurrenzorientiertem<br />
Erfolg hat ihn in den meisten Fällen dazu veranlasst,<br />
Religion als Mittel zu Tortur <strong>und</strong> Bestrafung zu benutzen. Anstatt in<br />
gemeinsamem Bemühen die Menschheit zu einen, ist sie zu einem<br />
System voneinander getrennter Bezirke geworden, die von Hass <strong>und</strong><br />
Fanatismus bewacht werden. So ist jede Religion ein bewaffnetes Lager,<br />
versunken in Selbsterhöhung, das versucht, sich andere einzuverleiben<br />
<strong>und</strong> sich selbst vor Schaden zu schützen. Religion wird daher<br />
oft als Wurzel von Chaos <strong>und</strong> Konflikt verdammt. Trotz grossen<br />
Fortschritts auf vielen anderen Gebieten des Lebens ist religiöse<br />
Feindseligkeit heute in vielen Teilen der Welt entflammt.<br />
Es muss betont werden, dass Religion nicht die ursprüngliche Ursache<br />
dieses Zustandes ist. Die Fraktionskämpfe <strong>und</strong> der fanatische<br />
Hass sind durch das unbändige Ego verschuldet, dem freier Lauf gewährt<br />
wird. Die Religion strebt danach, gerade diese lasterhafte Tendenz<br />
zu zerstören. Deshalb muss sie unterstützt <strong>und</strong> nicht verdammt<br />
werden. Was verdammt werden muss, ist die enge, verdrehte Haltung,<br />
diejenigen zu hassen, die nicht mit einem übereinstimmen, oder<br />
auch diejenigen, die eine andere Auffassung von der mysteriösen<br />
247
Kraft haben, die das Universum belebt. Religionskriege <strong>und</strong> Konflikte<br />
gedeihen im Schlamm von Ignoranz <strong>und</strong> Geiz weiter. Wenn die Leute<br />
der Wahrheit gegenüber blind sind, dass die menschliche Familie<br />
eine unteilbare Einheit ist, tappen sie im Dunkeln <strong>und</strong> haben Angst<br />
vor fremder Berührung. Allein die Kultivierung von Liebe kann den<br />
Menschen von dieser Wahrheit überzeugen, dass es nur eine Kaste<br />
gibt - die Kaste der Menschheit - <strong>und</strong> nur eine Religion - die Religion<br />
der Liebe. Da keine Religion Gewalt unterstützt oder Liebe verachtet,<br />
ist es falsch, dieses Chaos der Religion zuzuschreiben. (...)<br />
Die Religion der Hindus betonte die Einheit aller Schöpfung <strong>und</strong> erklärte,<br />
dass die Vielfältigkeit, die wir erleben, kein wahres Bild ist.<br />
Aber da der Glaube an den Einen nur in das Bewusstsein eines äusserst<br />
gereinigten Geistes dringt, musste die Religion bald die Dualität<br />
postulieren <strong>und</strong> sogar die Multiplizität, mit Gottheiten für jede Facette<br />
des Ganzen. Die am weitesten verbreiteten sind der Shaiva- <strong>und</strong> der<br />
Vaishnava-Glaube, die um den Shiva- <strong>und</strong> Vishnu-Aspekt des Einen<br />
zentriert sind. <strong>Der</strong> Prozess der Teilung in die verschiedenen Gesichtspunkte<br />
hat in allen Hauptreligionen stattgef<strong>und</strong>en. <strong>Der</strong> Islam hat die<br />
Sunniten <strong>und</strong> die Schiiten; das Christentum hat Katholiken <strong>und</strong> Protestanten.<br />
Aber wie tief auch immer die Spaltung sein mag, keine Religion<br />
verneint Gott, <strong>und</strong> keine Religion preist Gewalt <strong>und</strong> Falschheit.<br />
1.10.76, (24-32/34)<br />
Ein mitfühlendes Herz ist wertvoller als jeder materielle Besitz. Durch<br />
moralische <strong>und</strong> spirituelle Vollkommenheit wird das Göttliche im Menschen<br />
offenbar. (...)<br />
Jedes Lebewesen ist auf einer Pilgerfahrt, ob es sich dessen bewusst<br />
ist oder nicht. (...)<br />
Jeder Mensch kommt auf diese Welt als ein Botschafter Gottes. So<br />
verkündete auch Jesus seinen Mitmenschen, dass er eine Botschaft<br />
Gottes bringe. (...)<br />
Jesus versuchte, alle die Vaterschaft Gottes <strong>und</strong> die Bruderschaft der<br />
Menschen zu lehren. Traditionsbewusste <strong>und</strong> auf den eigenen Vorteil<br />
bedachte Menschen hielten ihn für einen falschen Propheten <strong>und</strong> versuchten<br />
mit allen Mitteln, seine Mission zu vereiteln. Aber Jesus gab<br />
nicht nach. Trotz aller Widerstände blieb er ein leuchtendes Vorbild<br />
lebendiger Wahrheit <strong>und</strong> fuhr fort in seinem Bemühen, die Gesellschaft<br />
zu erneuern. Im Laufe der Zeit bekam Jesus viele Anhänger,<br />
aber es zeigte sich - wie auch bei Rama, Krishna <strong>und</strong> Mohammed -,<br />
dass Schüler ihren Meistern nur selten vollkommen konsequent nach-<br />
248
folgen. Die meisten sind nur Teilzeit-Gläubige. Jesus hatte zwölf Jünger,<br />
von denen die meisten an ihn glaubten <strong>und</strong> seinen <strong>Lehre</strong>n folgten.<br />
Aber Judas wurde zum Opfer seiner Habsucht. Er verriet seinen<br />
Meister für nur dreissig Silberlinge. Nach diesem Verrat konnte er des<br />
Lebens nicht mehr froh werden <strong>und</strong> keinen Frieden finden. Schliesslich<br />
sah er im Selbstmord den einzigen Ausweg.<br />
Seit eh <strong>und</strong> je verraten unredliche, habgierige <strong>und</strong> selbstsüchtige<br />
Menschen ihre Meister, die sie zu verehren vorgeben, <strong>und</strong> verbreiten<br />
Unwahrheiten über sie. Ihr hört von dem Verrat des Judas vor zweitausend<br />
Jahren, aber in der heutigen Zeit beherrscht das Geld die<br />
Menschen noch mehr, <strong>und</strong> die Zahl der Judasse hat sich vervielfacht.<br />
(...)<br />
Wenn ihr allumfassende, unendliche Liebe werdet, wird das Göttliche<br />
in euch <strong>und</strong> durch euch sichtbar werden. Versucht so zu sein, wie Jesus<br />
war!<br />
Jesus war ein Mensch, dessen einzige Freude es war, göttliche Liebe<br />
zu verbreiten, auszustrahlen, zu empfangen <strong>und</strong> durch sein Leben zu<br />
verwirklichen. Es gibt verschiedene Theorien über das Datum der Geburt<br />
Jesu, die sich auf „den hellen Stern, der bei seiner Geburt erschien“,<br />
beziehen. Wie man sagt, erscheint dieser Stern alle achth<strong>und</strong>ert<br />
Jahre. Manche behaupten, sein Geburtstag sei der fünfzehnte<br />
September, aber er wurde vor 1980 Jahren am 28. Dezember morgens<br />
um 3.15 geboren. <strong>Der</strong> Stern, der nur alle achth<strong>und</strong>ert Jahre erscheint,<br />
hat nichts mit der Geburt Jesu zu tun. Es gibt kein Gesetz,<br />
dass ein Stern erscheinen muss, wenn die göttliche Energie sich auf<br />
Erden inkarniert. Das ist nur ein Glaube seiner Anhänger. Jesus<br />
selbst ist ein „Stern“ von unendlicher Bedeutung, der einen Glanz von<br />
unvergleichlicher Herrlichkeit verbreitet. Wozu braucht man noch einen<br />
anderen Stern von geringerer Leuchtkraft?<br />
Heute wird der Geburtstag Jesu am 25. Dezember, wenn der Schnee<br />
fällt, gefeiert. Er wird mit Lichtern, Weihnachtsbäumen <strong>und</strong> Gebeten<br />
gefeiert. Aber es hat keinen Sinn, nur an diesem einen Tag zu beten<br />
<strong>und</strong> den Rest des Jahres Gott zu vergessen. Wer das tut, spielt nur<br />
Theater, <strong>und</strong> seine Gebete kommen nicht aus dem Herzen. Ihr seid<br />
nur wirkliche Christen, wenn ihr seinen <strong>Lehre</strong>n folgt <strong>und</strong> sie im täglichen<br />
Leben anwendet. Es wäre genug, wenn ihr nur zwei seiner <strong>Lehre</strong>n<br />
befolgen würdet. Christus sagte zu Johannes: „Alles Leben ist<br />
eins, mein Sohn, darum liebe jedermann!“<br />
Wenn ihr diesen Rat befolgen würdet, könntet ihr eure Bestimmung<br />
erreichen. Als er im Todeskampf am Kreuz hing, hörte er eine Stimme<br />
249
vom Himmel, die sagte: „<strong>Der</strong> Tod ist das Kleid des Lebens.“ <strong>Der</strong> Körper<br />
ist das Kleid, welches das Göttliche sich anlegt. Ihr solltet deshalb<br />
nicht weinen, wenn der Körper altert, verfällt oder verletzt wird. Für<br />
den Körper ist der Tod etwas ganz Natürliches. Die Menschen suchen<br />
nach den Ursachen des Todes, aber niemand sucht nach dem Ursprung<br />
des Lebens. Verherrlicht Gott in der kurzen Spanne Zeit, welche<br />
das Leben euch zur Verfügung stellt, <strong>und</strong> tut Gottes Werke. Gott<br />
nimmt menschliche Form an, um die Menschen (...) höheren Idealen<br />
zuzuführen. Die Menschen sprechen verschiedene Sprachen <strong>und</strong> haben<br />
verschiedene Lebensgewohnheiten, aber es gibt nur einen Gott,<br />
<strong>und</strong> er ist überall gegenwärtig. Alle Religionen sehen ihn als Liebe<br />
<strong>und</strong> lehren, dass die Liebe das einzige Mittel ist, um ihm nahe zu kommen.<br />
Die Formen der Gottesverehrung sind verschieden, denn sie<br />
werden von der Zeit <strong>und</strong> dem Land geprägt, aber ihr wesentlichster<br />
Bestandteil ist immer die Liebe. Die Sprache der Liebe wird von allen<br />
Herzen gesprochen <strong>und</strong> verstanden. Es gibt wirklich nur eine Rasse,<br />
<strong>und</strong> das ist die Rasse der Menschen. Das ist die Botschaft, die Jesus<br />
gebracht hat. Bewegt sie in eurem Herzen. Ihr haltet heute die geringfügigen<br />
Unterschiede von Nationalität, Rasse, Religion <strong>und</strong> Sprache<br />
für bedeutend <strong>und</strong> haltet dadurch den Strom der Liebe, der von Herz<br />
zu Herzen fliessen muss, zurück. Seht in Jesus einen Botschafter, der<br />
euch von Gott gesandt wurde.<br />
Nur die Liebe kann dem Göttlichen, das in allen schlummert, zum<br />
Duchbruch verhelfen. Gott ist Liebe, lebe in Liebe. Liebe lebt vom Geben<br />
<strong>und</strong> Vergeben. Selbstsucht lebt vom Nehmen <strong>und</strong> Beschuldigen.<br />
Liebe ist Selbstlosigkeit, Selbstsucht ist Lieblosigkeit. Vergeudet euer<br />
Leben nicht, indem ihr die beschränkten Interessen des Ego verfolgt.<br />
Liebt! Liebt! Werdet, was ihr wirklich seid: Verkörperungen der Liebe.<br />
Kümmert euch nicht darum, wie andere euch behandeln oder was sie<br />
über euch reden. Folgt Jesus nach! Liebt, damit ihr euch selbst weiterentwickelt<br />
<strong>und</strong> nicht, damit andere es sehen <strong>und</strong> darüber reden.<br />
Ahmt andere nicht nach, sondern entwickelt euren eigenen Lebensstil.<br />
Ihr habt selbst ein Herz <strong>und</strong> einen Willen, habt auch eure eigenen<br />
Gedanken <strong>und</strong> Ideen. Warum also andere nachahmen? Es heisst,<br />
Nachahmen sei menschlich, Erschaffen göttlich. Folgt dem Weg, den<br />
ihr gewählt habt. Eure eigene Erfahrung von Gottes Wirklichkeit ist<br />
euer bester Führer. Sterbt nicht als schlechte Kopie eines andern! Ihr<br />
werdet Gott nicht in der materiellen Welt finden. Die Liebe in eurem eigenen<br />
Herzen ist Gottes Liebe. Folgt dem Meister! Widersteht dem<br />
Teufel! Kämpft bis zum Letzten <strong>und</strong> beendet das Spiel! Ihr seid Gott.<br />
Euer wirkliches Selbst ist Gott. (...)<br />
250
In Wirklichkeit seid ihr unendlicher göttlicher Geist. Ihr solltet euch ununterbrochen<br />
daran erinnern: „Ich bin Gott.“ „Ich bin Gott.“ „Ich bin<br />
Gott.“ An dem Tag, an dem ihr euch selbst als Gott seht, seid ihr Gott.<br />
<strong>Der</strong> Gedanke: „Ich bin ja nur ein Mensch“ wird euch in die Irre führen.<br />
Erlaubt eurem Körper <strong>und</strong> den Sinnen nicht, euch euer Verhalten zu<br />
diktieren. Habt eine Vision! <strong>Der</strong> Körper ist der Wagen, der Geist ist<br />
das Pferd. Spannt den Wagen nicht vor das Pferd! Nur durch spirituelle<br />
Anstrengungen findet ihr inneren Frieden. (...)<br />
Weiht eure Hände dem Dienst an der Menschheit. Jesus lehrt selbstlose<br />
Liebe <strong>und</strong> ein Mitgefühl, das keine Grenzen kennt. Um diese Liebe<br />
<strong>und</strong> ein solches Mitgefühl empfinden zu können, müsst ihr euer<br />
Herz läutern, indem ihr Eifersucht <strong>und</strong> Egoismus ausmerzt. Verdient<br />
euch das Wohlwollen Jesu. Folgt dem Weg, den er aufgezeigt hat,<br />
<strong>und</strong> werdet ihm gleich. 25.12.79, (25-16/20)<br />
Es wird oft der Fehler gemacht, zu vergessen, dass der Avatar Rama<br />
kam, um Lebensnormen festzulegen <strong>und</strong> dass die Menschen sein Leben<br />
als Vorbild nehmen <strong>und</strong> ihm nachfolgen müssen. Er war der Idealmensch<br />
mit Eigenschaften <strong>und</strong> Tugenden, die jeder, der nach Vollkommenheit<br />
strebt, sich aneignen kann. Blosse Anbetung, leere<br />
Verehrung sind nicht das, was der Avatar erwartet. Wie jeder andere<br />
Mensch nahm Rama Schwierigkeiten, Enttäuschungen <strong>und</strong> Unglück<br />
auf sich, um zu zeigen, dass Freude nur eine Pause zwischen zwei<br />
Kümmernissen ist <strong>und</strong> dass Unglück nichts anderes ist als eine Herausforderung,<br />
ein Test, eine Lektion. 25.3.80, (25-21)<br />
Am heutigen Tag wird Weihnachten gefeiert. Erinnert euch an die<br />
Worte Jesu, an seinen Rat, an seine Warnungen, <strong>und</strong> entscheidet<br />
euch, ihm in eurem täglichen Leben nachzufolgen. Prägt euch seine<br />
Worte ein, bewahrt sie in eurem Herzen <strong>und</strong> befolgt alle seine <strong>Lehre</strong>n.<br />
(...)<br />
Die Juden hielten die von den Propheten in den Schriften festgelegten<br />
Rituale <strong>und</strong> Vorschriften für ewig gültig <strong>und</strong> glaubten deshalb, die<br />
<strong>Lehre</strong>n Jesu seien falsch. Sie empfanden keinen persönlichen Hass<br />
gegen Jesus. Dieses Problem gibt es zu allen Zeiten: den Konflikt<br />
zwischen dem Buchstaben <strong>und</strong> der lebendigen Wahrheit, zwischen<br />
dem Dogma, das als unantastbar angesehen wird, den Vorschriften<br />
<strong>und</strong> Verboten, die peinlich genau befolgt werden müssen, <strong>und</strong> der allem<br />
zugr<strong>und</strong>e liegenden Wahrheit. Auch in dem vedischen Glauben<br />
besteht dieser Konflikt zwischen denen, welche die alten Traditionen<br />
251
aufrecht erhalten wollen, <strong>und</strong> denen, welche mehr Wert auf die tiefere<br />
Bedeutung legen. Diese Verwirrungen <strong>und</strong> Konflikte, welche den moralischen,<br />
ethischen, materiellen, technischen <strong>und</strong> spirituellen Fortschritt<br />
hemmen, können am besten überw<strong>und</strong>en werden, wenn der<br />
Mensch so lebt, wie es ihm bestimmt ist, <strong>und</strong> dadurch das Göttliche,<br />
welches sein ureigenstes Wesen ist, verwirklicht. Das ist die einzige<br />
ewig-allgemeingültige <strong>Lehre</strong>. (...)<br />
Macht die spirituelle Übung des Gebets zu eurer täglichen Gewohnheit.<br />
Gebete mit der Bitte um die Erfüllung weltlicher Wünsche erreichen<br />
Gott nicht. Sie erreichen nur jene überirdischen Wesenheiten,<br />
die für derartige Anliegen zuständig sind. Aber alle Gebete, die reiner<br />
Liebe entspringen, von selbstloser Bereitschaft zum Dienen getragen<br />
werden <strong>und</strong> aus einem Herzen kommen, das alles <strong>und</strong> alle einschliesst<br />
- diese Gebete erreichen Gott, denn er ist die Liebe selbst.<br />
Ihr könnt den Mond nur an seinem Licht erkennen. So kann Gott, der<br />
Liebe ist, auch nur durch Liebe erkannt werden. Gott ist Liebe, lebt in<br />
der Liebe! Das ist die Botschaft, die ich bringe. 24.12.80, (25-53/55)<br />
Jesus war Mitgefühl <strong>und</strong> Erbarmen in menschlicher Form. Er verbreitete<br />
den Geist des Mitgefühls um sich <strong>und</strong> tröstete die Notleidenden.<br />
(...)<br />
Jesus war schweren Angriffen ausgesetzt, die ihn jedoch nicht von<br />
seinem Weg abbringen konnten. Deshalb überflutet das strahlende<br />
Licht seines Namens, seiner Geschichte <strong>und</strong> seiner Botschaft heute<br />
die ganze Welt. Nicht nur Jesus, sondern alle Propheten, Botschafter<br />
Gottes, <strong>Lehre</strong>r der Wahrheit <strong>und</strong> spirituellen Führer waren Hohn <strong>und</strong><br />
Verachtung ausgesetzt <strong>und</strong> mussten Verfolgung erleiden. Doch auch<br />
wenn ein Diamant in den Staub geworfen wird, verliert er seinen<br />
Glanz nicht. (...)<br />
So kann auch das Göttliche, obwohl es in allem gegenwärtig ist, niemals<br />
von irgend etwas berührt oder verändert werden. Eifersüchtige<br />
Leute haben Jesus mit Beschimpfungen überhäuft. Selbst einige seiner<br />
Jünger haben ihn verlassen <strong>und</strong> verraten. Selbstsüchtige Leute<br />
werden angesichts eines grossen <strong>und</strong> guten Menschen eifersüchtig.<br />
Aber die Liebe Jesu war vollkommen selbstlos, <strong>und</strong> deshalb war er<br />
furchtlos. Die Lieblosen haben immer Angst. Liebe fördert Mut <strong>und</strong><br />
Unternehmungsgeist; sie ist wagemutig. (...)<br />
Jesus war Liebe, <strong>und</strong> auch <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> ist Liebe. Das erklärt die grosse<br />
Anzahl von Christen aller Konfessionen, die hier versammelt sind.<br />
In Rom feiern die Katholiken heute die Geburt Christi, <strong>und</strong> die Prote-<br />
252
stanten tun das Gleiche in ihren Kirchen. Juden sind weder bei den einen<br />
noch bei den anderen willkommen. Aber in der Gegenwart von<br />
<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> sind sie in gleichem Masse willkommen wie alle anderen.<br />
Die Juden haben Jesus angeklagt <strong>und</strong> forderten seine Bestrafung. In<br />
meiner Gegenwart erweisen auch die Juden diesem Jesus ihre Verehrung.<br />
Die Liebe von <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> hat jene alten Erinnerungen transformiert<br />
<strong>und</strong> transzendiert. Seine Liebe liess sie erkennen, dass es<br />
nur eine Kaste gibt - die Kaste der Menschheit, nur eine Religion - die<br />
Religion der Liebe. (...)<br />
Alle Gläubigen müssen einander in Liebe verb<strong>und</strong>en sein. Sie müssen<br />
aber auch die Ungläubigen in ihre Liebe einschliessen, in jedem<br />
von ihnen Gott sehen <strong>und</strong> jedem dienen.<br />
Liebe muss im Dienst am Nächsten ihren Ausdruck finden. Die Hungrigen<br />
müssen gespeist, die Kranken gepflegt, die Notleidenden getröstet<br />
werden. Jesus hat sich in diesem Dienst aufgeopfert. Er hatte<br />
grosses Mitleid mit den Armen. Ein mitfühlendes Herz ist der Tempel<br />
Gottes. Jesus predigte Nächstenliebe, das war seine Botschaft. Heute<br />
wird Jesus verehrt, aber seine <strong>Lehre</strong>n werden vernachlässigt. <strong>Sai</strong><br />
wird verehrt, aber auch seine <strong>Lehre</strong>n werden nicht befolgt. Überall<br />
Pomp, Gepränge, eitle Zurschaustellung! Und Reden, Reden, Reden!<br />
Grosse Worte <strong>und</strong> nichts dahinter. Keine Taten, keine Liebe, kein Dienen.<br />
Übt euch in der Nächstenliebe. Seid gut. Lebt in Liebe. Tut Gutes<br />
<strong>und</strong> seht nur das Gute in euren Mitmenschen. Das ist der Weg zu<br />
Gott. 25.12.81, (25-160/161)<br />
Was ist wahre Religion? <strong>Der</strong> Mensch muss Gott verwirklichen, Gott<br />
sehen, Gott erfahren, zu Gott sprechen. Das ist wahre Religion. Zu<br />
Gott zu beten <strong>und</strong> ihn um die Erfüllung eurer Wünsche zu bitten, ist<br />
falsche Religion. Religion bedeutet: zu verwirklichen. Zu verwirklichen,<br />
ist Religion. <strong>Der</strong> Mensch ist die Personifizierung der ewigen<br />
Wahrheit. Er ist die Verkörperung von Sein, Bewusstsein <strong>und</strong> Glückseligkeit.<br />
(22.10.95)<br />
Ein reines, unerschütterliches <strong>und</strong> mitfühlendes Herz, eine Sprache<br />
voll Wahrheit <strong>und</strong> ein Körper, der sich dem selbstlosen Dienst für andere<br />
verpflichtet, das sind die göttlichen Eigenschaften eines Menschen.<br />
(21.11.95)<br />
Jeder sollte seine eigene Religion mit Hingabe ausüben. Ein Christ<br />
sollte ein guter Christ sein, ein Hindu ein guter Hindu <strong>und</strong> ein Moslem<br />
253
ein guter Moslem. Jeder sollte seine Religion im Geiste der Wahrheit<br />
ausüben <strong>und</strong> den Glauben eines anderen weder kritisieren noch hassen.<br />
Moslems sollten Hindus ebensowenig hassen wie Hindus Moslems.<br />
“Alle sind eins. Behandelt alle gleich”, sagte Jesus. Gott ist der<br />
Gott aller Menschen. (...)<br />
Verliert in keiner Situation euren Glauben an Gott. Setzt kein Vertrauen<br />
in vergängliche, weltliche Dinge. Betrachtet die ganze Menschheit<br />
als eine Familie. Überschreitet die Grenzen, die durch verschiedene<br />
Religionen, Sprachen, Nationen entstanden sind. Die Botschaft der<br />
Veden ist universell <strong>und</strong> ist für alle Menschen gedacht. Es ist die Botschaft<br />
von Einheit <strong>und</strong> Harmonie. “Lasst uns zusammen leben, zusammen<br />
streben <strong>und</strong> uns gemeinsam freuen.” Entwickelt diesen<br />
Geist des Einsseins. (14.4.96)<br />
In diesem Eisernen Zeitalter werden nur Macht <strong>und</strong> Mammon respektiert,<br />
aber niemand achtet den Charakter <strong>und</strong> die Tugenden eines<br />
Menschen. Die Kenntnis des Göttlichen Selbst jedoch wird universal<br />
geachtet. Sie wird durch Veränderungen in Ort, Zeit oder Situation<br />
nicht berührt <strong>und</strong> behält ihren hohen Stellenwert. Das spirituelle Wissen<br />
hat in den vedischen Zeiten seinen Ursprung <strong>und</strong> wird das Wissen<br />
um das Göttlich-Absolute genannt. (...)<br />
Zu wissen, was recht ist, <strong>und</strong> dennoch den falschen Weg zu wählen,<br />
ist das charakteristische Kennzeichen eines Narren. Ebenso ist es<br />
eine Art von Torheit, die Göttlichkeit zurückzuweisen <strong>und</strong> der Welt<br />
hinterherzurennen. Heutzutage nimmt diese Torheit zu.<br />
Deshalb müssen sich göttliche Empfindungen im Menschen entwikkeln.<br />
Das Göttliche Prinzip ist jenseits aller Attribute. Was ist Göttlichkeit?<br />
Es ist die in jedem gegenwärtige Liebe. Liebe ist Gott. So wie die<br />
Göttlichkeit ihre Liebe auf verschiedene Weise ausdrückt, so muss<br />
auch der Mensch seine Liebe ausdrücken. Liebe ist heilig, weit <strong>und</strong><br />
unermesslich. Solche Liebe muss als die Göttlichkeit selbst angesehen<br />
werden. (...)<br />
Jeder ist eine Verkörperung des göttlichen Funkens. Ihr müsst diese<br />
Wahrheit erkennen <strong>und</strong> jede Anstrengung unternehmen, um mit dem<br />
Göttlichen zu verschmelzen. (17.6.96)<br />
Die Essenz aller Religionen, die Botschaft aller Schriften <strong>und</strong> die Bestimmung<br />
für alle Menschen ist die gleiche. Aber aufgr<strong>und</strong> von Selbstsucht,<br />
Engstirnigkeit <strong>und</strong> Verfolgung der eigenen Interessen wird Religion<br />
gebraucht als ein Vorwand, um Differenzen <strong>und</strong> Konflikte zu<br />
254
schüren. Wenn ihr tiefgründig studiert, werdet ihr erkennen, dass alle<br />
Religionen nur lehren, was gut ist. Wenn euer Geist gut ist, welche<br />
Religion kann dann schlecht sein? (...)<br />
Moralität <strong>und</strong> Lauterkeit, Rechtschaffenheit <strong>und</strong> Nächstenliebe,<br />
Wahrhaftigkeit <strong>und</strong> Verwurzelung in der Tradition des Landes, Duldsamkeit<br />
<strong>und</strong> Gewaltlosigkeit sind die gr<strong>und</strong>legenden <strong>Lehre</strong>n aller Religionen.<br />
Diese essentiellen Wahrheiten sind allen Religionen gemeinsam.<br />
(25.12.97)<br />
Was nützt das Bücherstudium ohne persönliche Erfahrung oder Praxis?<br />
Jeder sollte sein Gewissen zu seinem <strong>Lehre</strong>r machen. (...)<br />
Alle Religionen erleben einen Rückgang, da ihre Anhänger sie nicht in<br />
ihrem Alltag praktizieren. Die Menschen sollten das praktizieren,<br />
wozu sie sich bekennen. Die Menschen sollten die Wahrheiten leben,<br />
an die sie glauben. Die Menschen handeln nicht in Übereinstimmung<br />
mit den Wahrheiten, die sie erfahren haben. (...)<br />
Die Menschen reden über spirituelle Übungen <strong>und</strong> vergeuden ihr Leben.<br />
Alle diese Bemühungen sind Zeitverschwendungen. Es genügt,<br />
wenn ihr heilige Gefühle entstehen lasst. Die wichtigste spirituelle<br />
Übung besteht darin, schlechte Gedanken loszuwerden <strong>und</strong> gute Eigenschaften<br />
zu entwickeln. Welches Pilgerzentrum ihr auch besuchen<br />
mögt, versucht, eure schlechten Neigungen abzulegen. Entwikkelt<br />
stattdessen gute Eigenschaften. (...)<br />
Die Menschen sprechen über das Nirvana. Es wird gleichgesetzt mit<br />
Befreiung. Ihr müsst danach streben, diese Befreiung zu erreichen.<br />
Nirvana heisst, in den letzten Augenblicken eures Lebens Glückseligkeit<br />
zu erfahren. <strong>Der</strong> Mensch erkennt nicht, was er suchen <strong>und</strong> was er<br />
ablehnen sollte. (11.5.98)<br />
<strong>Der</strong> Mensch sucht Gott, ohne zu erkennen, dass dieser alldurchdringend<br />
ist. Er ist die Verkörperung der Liebe <strong>und</strong> kann nur durch Liebe<br />
erreicht werden. Wenn ihr erkennt, dass ihr mit Gott seid, für Gott, von<br />
Gott, dann werdet ihr Gott überall finden. Stärkt die Überzeugung,<br />
dass Gott in euch ist, mit euch, über euch, unter euch <strong>und</strong> um euch<br />
herum. (25.12.98)<br />
255
REICH GOTTES - FÜNFTES NATURREICH<br />
Ihr müsst verstehen, dass aus der Welt der Mineralien die Pflanzenwelt<br />
hervorgegangen ist <strong>und</strong> aus dieser sich die Tiere entwickelt haben.<br />
Aus dem Tierreich ging der Mensch hervor. <strong>Der</strong> nächste Schritt<br />
in dieser Entwicklung sollte sein, dass der Mensch Gott wird. <strong>Der</strong> Aufstieg<br />
vollzieht sich vom Gestein über Pflanzen <strong>und</strong> Tiere zum Menschen<br />
<strong>und</strong> dann zu Gott. Jede Stufe vervollkommnet sich <strong>und</strong> lernt<br />
von der vorhergegangenen.<br />
Deshalb ist es heute so, dass der Mensch, wenn er sich über sich<br />
selbst erhebt, zu einem göttlichen Wesen wird, <strong>und</strong> wenn er abgleitet,<br />
zum Tier. Ihr müsst immer versuchen, den Weg des Aufstiegs <strong>und</strong><br />
nicht den des Abstiegs zu gehen. Jeder Mensch trägt den Funken des<br />
Göttlichen in sich. Das Göttliche Selbst steht euch näher als alle<br />
Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Verwandten. Aber das Bewusstsein dieser Beziehung<br />
eures Selbst zu euch selbst muss gepflegt werden. Ihr müsst euer<br />
Denken läutern, damit es nicht eng bleibt, sondern umfassend wird.<br />
Ihr dürft nicht nur an euch selbst, euer Heim <strong>und</strong> eure Familie denken.<br />
Das ist ein zu enger Blickwinkel. Euer Denken muss sich ausdehnen:<br />
von der Familie auf das Dorf, vom Dorf auf den Distrikt, vom Distrikt<br />
auf die Provinz, von der Provinz auf das Land, bis es die ganze Welt<br />
einschliesst.<br />
In gleicher Weise müsst ihr euch in eurer Meditation auf die Vorstellung<br />
konzentrieren, dass dasselbe göttliche Licht, welches in euch ist,<br />
in allen Lebewesen leuchtet <strong>und</strong> dass es dieses Licht ist, welches das<br />
ganze Universum erhellt. Dadurch entsteht ein Bewusstsein, welches<br />
euer Denken ausdehnt <strong>und</strong> euch die Bedeutung der Feststellung erkennen<br />
lässt, dass es nur eine Wahrheit gibt, die von verschiedenen<br />
Menschen verschieden gesehen wird. Ihr seht nur die sich ständig<br />
verändernde Umwelt. Ihr seht nur die Schöpfung, die vergänglich ist,<br />
<strong>und</strong> macht den Fehler, sie mit dem Göttlichen zu identifizieren. Ihr<br />
seht nicht die dahinter liegende Wirklichkeit. Die Welt, wie ihr sie seht,<br />
ist eine Täuschung. Ihre Basis, die dahinter liegende Wirklichkeit, ist<br />
Gott. Das könnt ihr nur verstehen, wenn ihr euch darum bemüht.<br />
1977, (37-117/118)<br />
Bewusstes <strong>und</strong> unbewusstes Sein sind Stufen, die ineinander übergehen.<br />
<strong>Der</strong> Weg wird von der Entwicklung der höheren Intelligenz bestimmt.<br />
Es gibt sogar drei <strong>und</strong> nicht nur zwei Stufen. Die höchste ist<br />
das, was Christus als Reich Gottes bezeichnet. Sie liegt ausserhalb<br />
256
der Reichweite des Verstandes <strong>und</strong> ist das Reich völliger Ausgeglichenheit.<br />
In der Mitte liegt der weltliche Bereich, wechselnd zwischen<br />
Ruhe <strong>und</strong> Aktivität, Trägheit <strong>und</strong> Abenteuer, Stumpfheit <strong>und</strong> Leidenschaft.<br />
Die dritte Stufe ist gekennzeichnet durch Unwissenheit, Tatenlosigkeit<br />
<strong>und</strong> Roheit.<br />
Das Universum ist das Spielfeld Gottes. Seid euch dieser Tatsache bewusst!<br />
Das ist alles, was ihr für ein glückliches Leben braucht. (27-80)<br />
<strong>Der</strong> Mensch hat in allen Ländern <strong>und</strong> Gemeinden bestimmte Regeln<br />
<strong>und</strong> Vorgaben aufgestellt, um einen ordentlichen <strong>und</strong> glatten Ablauf<br />
seiner täglichen Aktivitäten zu sichern. Seit sie Teil des Verhaltenskodex<br />
geworden sind, werden sie auch als “Disziplin” beschrieben. Sie<br />
sind unter den Gr<strong>und</strong>prinzipien der Gebote Gottes zusammengefasst.<br />
Die Göttliche Ordnung fördert Frieden, Glück, Zufriedenheit <strong>und</strong> Freude.<br />
(...)<br />
Wonach ihr streben müsst, ist keine neue Religion, keine neue Gesellschaft<br />
<strong>und</strong> kein neuer Moralkodex; dieser ist in jeder Rasse <strong>und</strong> in<br />
jedem Land schon vorhanden. Auch die gr<strong>und</strong>legenden Pläne für spirituelle<br />
Übungen sind in den meisten Religionen schon niedergelegt.<br />
Aber ihr braucht Personen, die auf allen Bewusstseinsstufen Reinheit<br />
erlangt haben. <strong>Der</strong> Mensch kann nur dann vollständige Seligkeit erreichen,<br />
wenn sein Herz von Neid, Egoismus, Gier <strong>und</strong> anderen üblen<br />
Zügen frei wird. Ihr braucht Personen, welche die Verwandtschaft <strong>und</strong><br />
Identität sowohl von Mensch zu Mensch als auch von einer Gesellschaft<br />
mit der anderen erkennen <strong>und</strong> zu schätzen wissen. Sie müssen<br />
sich jenseits der Grenze des beschränkten „Ich“ bewegen, um<br />
sich von der Verwicklung der Sinne freizumachen. Sie müssen über<br />
die Mauer der Festung „Körper“ springen <strong>und</strong> begeistert in die weite<br />
Welt eintreten, die jenseits davon liegt. Von der engen Sehweise der<br />
„individuellen Bedürfnisse“ muss der Mensch hin zur weiten Sicht des<br />
„Universellen“ gelangen. Wenn ein Tropfen Wasser in den Ozean<br />
fällt, verliert er seine enge Individualität, seinen Namen <strong>und</strong> seine<br />
Form <strong>und</strong> nimmt Form, Namen <strong>und</strong> Geschmack des Ozeans an.<br />
Wenn er versucht, getrennt als „Tropfen“ zu leben, wird er schnell verdunsten<br />
<strong>und</strong> zur Nichtexistenz reduziert werden. Jeder muss sich bewusst<br />
werden, dass er Teil der einen Wahrheit ist, die alles im Universum<br />
umfasst. Es ist tadelnswert, sein ganzes Leben lang an den<br />
niedrigen Pfaden der Selbstbezogenheit, des Neides <strong>und</strong> der Gier<br />
festzuhalten. Erweitert das Herz <strong>und</strong> macht den Geist rein. Nur dann<br />
können Friede <strong>und</strong> Wohlstand auf der Erde etabliert werden. (...)<br />
Tatsächlich werden alle Menschen als Botschafter Gottes geboren.<br />
257
<strong>Der</strong> einzige Zweck dieser menschlichen Karriere ist, die Allgegenwart<br />
Gottes, seine Kraft <strong>und</strong> Herrlichkeit zu propagieren. Niemand hat sich<br />
inkarniert, um nur Mengen von Nahrungsmitteln zu konsumieren <strong>und</strong><br />
seine Sinne zu versorgen. Das menschliche Leben ist viel kostbarer<br />
als das. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist die Fähigkeit, Schönheit, Wahrheit <strong>und</strong><br />
Güte hoch zu schätzen, nur dem Menschen gegeben.<br />
Um das Bewusstsein des Göttlichen zu erlangen, müsst ihr nicht in irgendeine<br />
spezielle Gegend oder an einen besonderen Ort fahren. Es<br />
reicht aus, wenn das Auge nach innen gerichtet wird. In der Bhagavadgita<br />
wird die innere Realität als „so prächtig wie eine Million Sonnen“<br />
beschrieben. Aber dem Menschen sind das innere Licht <strong>und</strong> die<br />
Macht nicht bewusst geworden; er tappt noch immer im Dunkel der<br />
Unwissenheit. Die Schriften erklären, dass die Menschen Kinder der<br />
Unsterblichkeit sind. Aber der Mensch ist sich dieser glorreichen Erbschaft<br />
nicht bewusst. Er fühlt, dass er sterblich ist, dass ihm ein Ende<br />
bevorsteht <strong>und</strong> seine Existenz zeitweilig ist. Die Schriften sagen auch,<br />
dass Gott, der wahre Kern des Individuums, die eigentliche Verkörperung<br />
der Seligkeit ist. Aber der Mensch, der dieser Wahrheit gegenüber<br />
blind ist, lädt Sorge <strong>und</strong> Bangen ein, Herrschaft über ihn auszuüben,<br />
<strong>und</strong> gibt die Freude auf, die ihn erwartet. Jeder Mensch ist ein<br />
Bote für die Menschheit, betraut mit der Aufgabe, das Wissen um die<br />
Freude zu verbreiten. Wenn er diese Mission missbraucht <strong>und</strong> seine<br />
Jahre damit vergeudet, seine Sinne zu befriedigen, verliert er die<br />
Chance <strong>und</strong> stellt sich auf die Ebene von Tieren. Jesus, der von sich<br />
selbst verkündete, er sei ein Botschafter Gottes, entwickelte sich<br />
durch das Aufblühen der Göttlichkeit <strong>und</strong> durch das Entfalten von Mitleid<br />
<strong>und</strong> Dienen in seinem Innersten zu einem Stadium, in dem er sich<br />
selbst als Sohn Gottes bezeichnete. Und schliesslich erhob er sich zu<br />
der Ebene des „Ich <strong>und</strong> mein Vater sind eins“.<br />
Als Jesus erklärte, dass er der Sohn Gottes sei, erlangte er das Anrecht<br />
auf die väterliche Majestät <strong>und</strong> Macht. Diese konnte er nur beanspruchen,<br />
weil er sich die Qualitäten seines Vaters aneignete. Als<br />
Resultat erlangte er die Verschmelzung, die ihn dazu führte, zu erklären:<br />
„Ich <strong>und</strong> mein Vater sind eins.“ Die Schriften sagen: „Er, der Gott<br />
kennt, wird Gott.“<br />
Diese drei Stadien werden im hinduistischen Glauben als Dualität, der<br />
qualifizierten Nicht-Dualität <strong>und</strong> Nicht-Dualität bezeichnet. Bote <strong>und</strong><br />
Meister, diese beiden sind gr<strong>und</strong>sätzlich getrennt, <strong>und</strong> so ist dieses<br />
Stadium eines der Dualität. <strong>Der</strong> Sohn <strong>und</strong> der Vater sind, obwohl zwei<br />
getrennte Wesenheiten, durch Neigung <strong>und</strong> verwandte Gefühle <strong>und</strong><br />
258
Haltungen aneinander geb<strong>und</strong>en. Sie sind wie das Ganze <strong>und</strong> der<br />
Teil, der Körper <strong>und</strong> das Glied. Dieses Stadium wird qualifizierte<br />
Nicht-Dualität genannt. Und wenn der Sohn <strong>und</strong> der Vater eins sind,<br />
ist das das Stadium der Nicht-Dualität.<br />
Selbst ein Kind ist begierig, von einer Klasse zur nächsthöheren zu<br />
gelangen; es hasst es, in derselben Klasse zu verbleiben <strong>und</strong> dort<br />
jahrelang zu vegetieren. Was sollt ihr dann von intelligenten Personen<br />
halten, die mit dem Erwerb der niedrigeren Stufen zufrieden sind? Jesus<br />
durchschritt den gesamten Prozess <strong>und</strong> inspirierte die ganze<br />
Menschheit durch sein Beispiel <strong>und</strong> seine <strong>Lehre</strong>n, grosszügig <strong>und</strong><br />
fre<strong>und</strong>lich, unvoreingenommen <strong>und</strong> scharfsinnig zu sein <strong>und</strong> allen<br />
Liebe <strong>und</strong> Licht zu bringen. Er zog Leute durch seine W<strong>und</strong>er an <strong>und</strong><br />
verwandelte sie in Apostel <strong>und</strong> beispielhafte Diener des Menschen.<br />
Ihr müsst erkennen, dass der göttliche Strom, der in jedem Wesen<br />
fliesst <strong>und</strong> wirkt, die eine universelle Wesenheit ist. Wenn ihr das<br />
Haus Gottes betreten wollt, werdet ihr mit zwei geschlossenen Türen<br />
konfrontiert: dem Wunsch, euch selbst zu loben, <strong>und</strong> dem Wunsch,<br />
andere zu diffamieren. Die Türen sind durch Neid verriegelt, <strong>und</strong> ausserdem<br />
hindert das riesige Schloss des Egoismus den Eintritt. Falls<br />
ihr ernsthaft bemüht seid, müsst ihr zum Schlüssel der Liebe greifen<br />
<strong>und</strong> das Schloss öffnen, dann den Riegel entfernen <strong>und</strong> die Türen<br />
weit aufreissen. Wahre Erziehung muss auch auf diese schwierige<br />
Operation vorbereiten.<br />
Ihr unterzieht euch dem Studium verschiedener Fächer, aber die Krone<br />
<strong>und</strong> der Gipfel aller Studienfächer ist das Training des inneren Bewusstseins.<br />
(...)<br />
Ebenso ist die Erkenntnis des Selbst, wenn sie gemeistert ist, der<br />
Schlüssel zu allem Wissen. Sie lehrt euch dasjenige, das, wenn ihr es<br />
wisst, alles andere beinhaltet <strong>und</strong> euch offenbart, dass das Eine in<br />
den Vielen ist <strong>und</strong> dass die Vielen in Wirklichkeit das Eine sind. „Alles<br />
ist von Gott eingehüllt“, wie die Schriften erklären. Spirituelle Praxis ist<br />
der Name für die geistige Disziplin <strong>und</strong> die geistige Anstrengung, diese<br />
Einheit zu erkennen. Jesus opferte sein Leben <strong>und</strong> verlor sein Blut,<br />
um Liebe <strong>und</strong> Mitleid im Herzen des Menschen einzupflanzen, auf<br />
dass er glücklich sei, wenn andere glücklich sind, <strong>und</strong> traurig, wenn<br />
andere traurig sind. Man kann Weihnachten nicht durch Festlichkeit<br />
<strong>und</strong> Spass feiern. Feiert sie, indem ihr euch wenigstens für eines der<br />
Ideale entscheidet, die er formuliert hat, <strong>und</strong> setzt es in die Tat um<br />
oder bemüht euch, wenigstens eines der Ziele, die er dem Menschen<br />
gesteckt hat, zu erreichen.<br />
259
Lasst mich euch aufrufen, im Gedenken dieses heiligen Tages zwei<br />
Untugenden des Geistes aufzugeben: Eigenlob <strong>und</strong> üble Nachrede.<br />
Nehmt eine Gewohnheit an: die Gewohnheit des liebenden Dienstes<br />
an den Notleidenden. Wenn ihr all eure Zeit <strong>und</strong> Energie auf weltlichen<br />
Komfort <strong>und</strong> Sinnesfreuden verschwendet, gereicht ihr dieser<br />
menschlichen Existenz zur Schande. Das Leben darf nicht nur fürs<br />
Essen verschwendet werden; Essen ist nur eine Lebensnotwendigkeit.<br />
Ihr haltet diesen Körper für etwas, das euch gehört. Nein, er ist<br />
der Tempel Gottes. Gott wohnt darin. Haltet ihn durch die Entwicklung<br />
von Mitleid <strong>und</strong> Liebe sauber, frisch <strong>und</strong> wohlriechend. Benutzt den<br />
Tempel Gottes nur für heilige Gedanken, Worte <strong>und</strong> Taten. Entweiht<br />
ihn nicht, indem ihr ihn für niedrige, triviale <strong>und</strong> unheilige Aufgaben<br />
missbraucht. Wo immer ihr seid, was immer ihr tut, haltet an diesem<br />
Entschluss andauernd <strong>und</strong> mit Kraft fest. 25.12.76, (24-53/56)<br />
Die Anhänger jeder Religion rufen den einen allgegenwärtigen Gott<br />
an, der ihre Gebete erhört, aus welchem Teil der Welt sie auch sein<br />
mögen oder welche Sprache sie auch immer sprechen. Es ist derselbe<br />
Gott, der allen Menschen Ges<strong>und</strong>heit, Gedeihen, Frieden <strong>und</strong><br />
Glück verleiht. Keine Religion hat einen gesonderten Gott, der Gnade<br />
nur über diejenigen ergiesst, die sich zu diesem Glauben bekennen!<br />
Es ist die Bestimmung des Menschen, sich vom „Mensch-Sein“ zum<br />
„Gott-Sein“ zu entwickeln, so wie er schon vom Tier zum Menschen<br />
vorangeschritten ist. Auf dieser Pilgerfahrt muss er verschiedene Hindernisse<br />
überwinden <strong>und</strong> Prüfungen bestehen. Um dem Menschen<br />
den Weg zu ebnen <strong>und</strong> ihm zu helfen, diese Schwierigkeiten zu überwinden,<br />
erscheinen Weise, Seher, verwirklichte Seelen, göttliche Persönlichkeiten<br />
<strong>und</strong> Inkarnationen Gottes unter den Menschen <strong>und</strong> erleuchten<br />
seinen Weg. Sie wandeln unter den Leidenden, den<br />
Suchenden, die vom Weg abgekommen sind, <strong>und</strong> ermutigen sie. Bestimmte<br />
Personen werden nur zu diesem Zweck hier geboren. (...)<br />
Solche Vorbilder <strong>und</strong> Führer erscheinen in allen Völkern <strong>und</strong> Ländern.<br />
Sie vermitteln den Glauben an höhere Ideale <strong>und</strong> lehren, als wäre ihre<br />
Stimme die Stimme Gottes. Dabei beraten sie aus dem Herzen heraus.<br />
Selbstverständlich gibt es Aspiranten, die durch ihre Hingabe, ihre<br />
Gottesverehrung <strong>und</strong> ihr diszipliniertes Leben die Vision des allgegenwärtigen,<br />
allmächtigen <strong>und</strong> allwissenden Einen erlangen. Sie sind<br />
mit der Glückseligkeit, die sie für sich selbst gewonnen haben, zufrieden.<br />
Es gibt andere, die sich danach sehnen, ihre Seligkeit mit denen<br />
260
jenseits der Grenze zu teilen; sie leiten an, führen <strong>und</strong> werden dadurch<br />
gesegnet. Sie lehren, dass die Vielfalt eine Täuschung <strong>und</strong> die<br />
Einheit die Wirklichkeit ist. Sie instruieren andere, dass jeder Einzelne<br />
eigentlich drei in einem ist: derjenige, der er selbst zu sein glaubt; derjenige,<br />
für den andere ihn halten, <strong>und</strong> derjenige, der er wirklich ist.<br />
Jesus war ein Meister, geboren zu einem bestimmten Zweck, nämlich<br />
mit der Mission, Liebe, Barmherzigkeit <strong>und</strong> Mitgefühl im Herzen des<br />
Menschen wiederherzustellen. Er war nicht an das Selbst geb<strong>und</strong>en;<br />
er beachtete nie seinen Kummer <strong>und</strong> Schmerz, seine Freude oder<br />
seinen Vorteil; er hatte ein Herz, das auf den Ruf des Seelenschmerzes,<br />
den Schrei nach Frieden <strong>und</strong> Brüderlichkeit antwortete. Er wanderte<br />
durch das Land, predigte die Liebe <strong>und</strong> goss sein Leben aus wie<br />
ein Trankopfer als Opfergabe für die Menschheit.<br />
Wie die meisten Suchenden suchte auch er das Göttliche in der objektiven<br />
Welt der Natur, aber er erkannte bald, dass die Natur ein kaleidoskopartiges,<br />
von der eigenen Vorstellungskraft geschaffenes<br />
Bild ist, <strong>und</strong> fortan suchte er Gott in sich. Hierbei brachte ihm sein Aufenthalt<br />
in den Klöstern des Himalaja, in Kashmir <strong>und</strong> anderen Zentren<br />
östlichen Asketentums <strong>und</strong> philosophischer Betrachtungen grösseren<br />
Erfolg. Nachdem er sich anfänglich als Bote Gottes bezeichnete, erklärte<br />
er nach seiner Rückkehr aus dem Osten, dass er der Sohn Gottes<br />
sei. Denn die ehemalige Einstellung beinhaltete die Dualität, eine<br />
Herr-Diener-Beziehung, in der man sich den Anweisungen des Meisters<br />
nicht entziehen konnte. Man musste die in den Heiligen Schriften<br />
niedergelegten Pflichten erfüllen. Dies störte ihn, <strong>und</strong> er empfand<br />
sich als Widerspiegelung Gottes, während Gott der Spiegel war. Die<br />
Verbindung zu Gott vertiefte sich: Das „Ich“ war nicht länger ein entferntes<br />
Licht oder eine Wesenheit, das Licht wurde Teil des „Ich“.<br />
Wenn das Körper-Bewusstsein vorherrscht, empfindet man sich als<br />
Diener oder Botschafter; herrscht jedoch das Herz-Bewusstsein vor,<br />
empfindet man Nähe <strong>und</strong> Vertrautheit. Darum erscheint in diesem<br />
Stadium die Vater-Sohn-Beziehung natürlich. Später, nachdem sich<br />
das Gottes-Bewusstsein gefestigt hatte, erklärte Jesus: „Ich <strong>und</strong> mein<br />
Vater sind eins“, ebenso wie man sagt: „Ich war im Licht“, dann: „Das<br />
Licht war in mir“ <strong>und</strong> jetzt: „Ich bin das Licht.“<br />
Jesus konnte behaupten, dass sein Leben seine Botschaft war, denn<br />
er lebte unter den Menschen, wie er sie zu leben anwies. Jeder muss<br />
seine spirituelle Pilgerfahrt beginnen, indem er erklärt, er sei Gottes<br />
Diener oder ein Bote Gottes <strong>und</strong> muss versuchen, diesem hohen <strong>und</strong><br />
verantwortungsvollen Status entsprechend zu leben. Das ist das Sta-<br />
261
dium der Dualität. Dann entdeckt er das Göttliche in sich <strong>und</strong> erkennt,<br />
dass Gott sein kostbares Erbe ist, das er in Anspruch nehmen <strong>und</strong><br />
nutzen muss. Das ist das Stadium der qualifizierten Nicht-Dualität, in<br />
dem man fühlt, dass man Gottes Sohn ist, von gleicher Natur wie er.<br />
Schliesslich geht man im Gottes-Bewusstsein auf. Dies wird in der<br />
Hindu-Philosophie beschrieben <strong>und</strong> ist die Essenz aller religiösen<br />
<strong>Lehre</strong>n <strong>und</strong> Disziplinen.<br />
Man kannte ihn unter dem Namen Jesus. Er wurde vom Volk als Christus<br />
verehrt, da es in seinen Gedanken, Taten <strong>und</strong> Worten keine Spur<br />
von Ego entdeckte. Er war ohne Neid oder Hass, er war erfüllt von<br />
Liebe <strong>und</strong> Barmherzigkeit, Demut <strong>und</strong> Mitgefühl. Jesus war nicht sein<br />
ursprünglicher Name, sondern Isa, was, wenn man die Buchstaben<br />
umstellt, <strong>Sai</strong> ergibt. Isa oder <strong>Sai</strong>, beide bedeuten „Ishvara“, Gott, das<br />
Ewig-Absolute, Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit. In den tibetanischen<br />
Manuskripten des Klosters, in dem Isa einige Jahre verbrachte,<br />
wird der Name Issa geschrieben, was „Herr aller Lebewesen“ bedeutet.<br />
Als Jesus erklärte, er sei ein Botschafter Gottes, wollte er hervorheben,<br />
dass jeder ein Botschafter Gottes ist <strong>und</strong> als solcher sprechen,<br />
handeln <strong>und</strong> denken muss. Das ist das wahre Tätigsein, das die Veden<br />
meinen: spirituelle Ausübung der Arbeit, Wiederholung des heiligen<br />
Namens Gottes, Dienst <strong>und</strong> Meditation. Bei weiterem Voranschreiten<br />
- so behauptete Jesus - kann jeder alle als Söhne Gottes<br />
erkennen, als seine eigenen Brüder <strong>und</strong> Schwestern, die Verehrung<br />
verdienen. Mit dieser Stufe auf dem ewigen religiösen Weg befassen<br />
sich die Veden im Abschnitt der Verehrung. Schliesslich reift das Wissen<br />
zur Weisheit heran, <strong>und</strong> wenn man erkennt: „<strong>Der</strong> Vater <strong>und</strong> ich<br />
sind eins“, ist das Ziel, der Abschnitt der Erkenntnis der Veden erreicht.<br />
Die Geburtstage von solch bedeutenden Menschenlehrern wie Jesus<br />
müssen von der ganzen Menschheit gefeiert werden; ihre <strong>Lehre</strong>n gehören<br />
der gesamten menschlichen Rasse. Sie sollten nicht auf ein<br />
einzelnes Land oder eine Gemeinschaft beschränkt werden. Jesus<br />
fand, dass die Gelehrten <strong>und</strong> diejenigen, die in Ritualen gefangen<br />
sind, die wahre Religion vernebelt hatten. Er engagierte sich dafür,<br />
sowohl Spiritualität als auch Moral zu lehren, denn Erziehung ist das<br />
eigentliche Licht des Lebens. Jesus sah, dass die Leute hinter Glasperlen<br />
herliefen <strong>und</strong> sie für Diamanten hielten, denen sie hohen Wert<br />
<strong>beim</strong>assen. Er besuchte die heiligen Stätten <strong>und</strong> bemerkte, dass sie<br />
zu Märkten geworden waren, in denen die Gnade gehandelt <strong>und</strong> kom-<br />
262
merzialisiert wurde. Er verurteilte die Priesterschaft, welche diese<br />
Praktiken tolerierte <strong>und</strong> förderte. Dadurch zog er sich den Zorn der<br />
Tempelherren <strong>und</strong> Klostervorsteher zu. Sie überredeten einen der<br />
Jünger von Jesus, ihn für dreissig Silberlinge zu verraten.<br />
Den römischen Herrschern wurde erzählt, dass er versuchte, sich<br />
selbst zum König zu erklären, <strong>und</strong> so konnte er des Verrats angeschuldigt<br />
<strong>und</strong> bestraft werden. Aufgr<strong>und</strong> der Beharrlichkeit seiner Ankläger<br />
befahl der Gouverneur seine Kreuzigung. Als Jesus an das<br />
Kreuz genagelt wurde, hörte er die Stimme des Vaters sagen: „Alles<br />
Leben ist eins, mein lieber Sohn! Behandle alle gleich“, <strong>und</strong> Jesus bat<br />
darum, dass jenen verziehen werden möge, die ihn kreuzigten, da sie<br />
nicht wüssten, was sie täten. Jesus opferte sich um der Menschheit<br />
willen.<br />
Lobgesang <strong>und</strong> Kerzen, Lesungen aus der Bibel <strong>und</strong> das Krippenspiel<br />
genügen nicht, um die Geburt Jesu zu feiern. Jesus sagte, dass<br />
das Brot, welches sie während des letzten Abendmahls zu sich nahmen,<br />
sein Fleisch sei <strong>und</strong> der Wein sein Blut. Damit wollte er sagen,<br />
dass alle lebenden Wesen aus Fleisch <strong>und</strong> Blut so behandelt werden<br />
sollten wie er <strong>und</strong> dass zwischen Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Feind <strong>und</strong> den anderen<br />
kein Unterschied gemacht werden sollte. Jeder Körper ist sein Körper,<br />
erhalten durch das Brot; jeder Tropfen Blut, der in den Adern eines jeden<br />
lebenden Wesens fliesst, ist sein, angeregt durch die Wirkung<br />
des Weines. Das heisst: Jeder Mensch ist göttlich <strong>und</strong> muss so verehrt<br />
werden.<br />
Ihr arbeitet als Botschafter oder Diener Gottes; später verehrt ihr ihn,<br />
wie ein Sohn seinen Vater verehrt, <strong>und</strong> schliesslich erlangt ihr die<br />
Weisheit, dass ihr <strong>und</strong> er eins seid. Das ist die spirituelle Reise, <strong>und</strong><br />
Jesus hat den Weg klar aufgezeigt. Sehr früh im Leben erklärte er,<br />
dass er gekommen sei, um den spirituellen Weg zu erleuchten. Selbst<br />
als Knospe strömte er Duft aus. Er hatte das Licht in sich, wie sonst<br />
könnte ein winziges Glühwürmchen als Lampe erscheinen?<br />
Um den Menschen zu erhöhen <strong>und</strong> dessen Bewusstseinsebene anzuheben,<br />
musste er sich als Mensch inkarnieren. Er musste auf ihre<br />
eigene Art <strong>und</strong> in ihrer Sprache zu ihnen sprechen, er musste sie die<br />
Methoden lehren, die sie annehmen <strong>und</strong> praktizieren können. Vögel<br />
<strong>und</strong> Vieh benötigen keine Inkarnation als Vögel oder Vieh, die sie leitet,<br />
denn sie neigen nicht dazu, von ihrem Pfad der Rechtschaffenheit<br />
abzuweichen. Nur der Mensch vergisst das Ziel des Lebens oder<br />
lässt es ausser Acht. 25.12.78, (24-170/173)<br />
263
DIE GÖTTLICHE ORDNUNG<br />
DIE NEUE WELTRELIGION<br />
Verschiedenheiten in Ausdrucksform <strong>und</strong> Ausübung des Glaubens<br />
sind natürlich <strong>und</strong> sollten begrüsst werden. <strong>Der</strong> Glaube braucht nicht<br />
hart wie ein Eisenpanzer zu sein. Auf keinen Fall jedoch darf es eine<br />
Religion geben, die von sich behauptet, die einzig wahre zu sein. Rivalität<br />
zwischen den verschiedenen spirituellen Richtungen kann keinem<br />
Land Frieden <strong>und</strong> Wohlstand bringen. Ohne die Freiheit, eine<br />
Glaubensrichtung wählen zu dürfen, kann es in der Welt keinen Fortschritt<br />
geben. (5-35)<br />
Die <strong>Sai</strong>-„Religion“, wenn die Bezeichnung Religion in ihrem wörtlichen<br />
Sinn als Bindung des Menschen an Gott verstanden wird, ist die Essenz<br />
aller Glaubensrichtungen <strong>und</strong> Religionen, den Islam, das Christen-<br />
<strong>und</strong> Judentum eingeschlossen. Das Motiv, das hinter der Entstehung<br />
<strong>und</strong> Verbreitung all dieser Glaubensrichtungen steht, ist<br />
dasselbe. Die Gründer <strong>und</strong> Vertreter waren alle Personen, die von<br />
Liebe <strong>und</strong> Weisheit erfüllt waren. Ihr Ziel <strong>und</strong> Zweck waren gleich.<br />
Keiner hegte den Plan zu stören oder zu zerstören. Sie versuchten,<br />
Gutes zu tun, Gutes zu sehen <strong>und</strong> gut zu sein. Sie versuchten, die<br />
Gefühle <strong>und</strong> Leidenschaften zu beherrschen, die Impulse <strong>und</strong> Instinkte<br />
zu erziehen <strong>und</strong> die Fähigkeit der Vernunft auf Wege zu lenken, die<br />
für die Gesellschaft <strong>und</strong> das Individuum nutzbringend sind. Sie wussten,<br />
dass der Geist, welcher der Nährboden der Wünsche <strong>und</strong> Bindungen,<br />
des Ehrgeizes <strong>und</strong> der Sehnsucht ist, gereinigt <strong>und</strong> genau<br />
geeicht sein muss.<br />
<strong>Sai</strong> sieht die Anwendung dieser Disziplinen als sehr viel wichtiger an<br />
als blinden Glauben an einen Haufen philosophischer Theorien. Keiner<br />
hat das Recht, andere zu unterrichten, wenn er nicht bereits das<br />
praktiziert, was er predigt. Führt zuerst die Herrschaft der Liebe zwischen<br />
den verschiedenen Mitgliedern in eurem eigenen Heim ein.<br />
Lasst die Familie zu einem Zentrum harmonischen Lebens, liebevollen<br />
Verständnisses <strong>und</strong> gegenseitigen Vertrauens werden. Die heilige<br />
Pflicht des Menschen ist es, sich immer des Göttlichen Selbst bewusst<br />
zu sein, das in jedem lebenden Wesen vorhanden ist. Das wird<br />
ihm die Verwandtschaft bewusst machen, die ihn mit allen verbindet.<br />
Dies ist die Basis für die Bruderschaft der Menschen <strong>und</strong> die Vaterschaft<br />
Gottes. Werft das Laster „Egoismus“, das Übel „Gier“ <strong>und</strong> das<br />
Gift „Neid“ fort. Wenn ihr Freude an Dingen ausserhalb von euch<br />
264
sucht, erinnert euch der weit grösseren Freude, die in eurem eigenen,<br />
inneren Bewusstsein ruht. Wenn ihr vor jemandem oder vor einer Sache<br />
ausserhalb von euch Angst habt, erinnert euch daran, dass Angst<br />
in eurem eigenen Geist geboren, genährt <strong>und</strong> gedüngt wird <strong>und</strong> dass<br />
ihr sie überwinden könnt, indem ihr sie leugnet. Wie kann Angst dem<br />
Weg des Gottsuchenden entgegenstehen? Sie kann sich in keinem<br />
Schatten verstecken, sie kann keinen Gläubigen ängstigen, der Gott<br />
im Herzen hat. Glaube an den allmächtigen Gott ist die unbezwingbare<br />
Waffe, die der Gottsuchende tragen kann, <strong>und</strong> die Menschen in allen<br />
Ländern sind Gottsuchende, ob sie es wissen oder nicht. Seid stetig,<br />
schwankt nicht, geht gerade weiter, haltet ohne Verzweiflung an<br />
dem Ideal fest. Betet, bis Gott sich erweichen lässt; wendet euch nicht<br />
traurig ab, wenn Gott die Gnade nicht dann über euch ergiesst, wenn<br />
ihr es erwartet.<br />
Wenn eine Religion ihren Einfluss ausdehnen will, muss sie zur Verleumdung<br />
anderer Religionen Zuflucht nehmen <strong>und</strong> zur Übertreibung<br />
der eigenen Vortrefflichkeit. Pomp <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit werden<br />
wichtiger als die Taten <strong>und</strong> der Glauben. Aber <strong>Sai</strong> möchte, dass die<br />
Anhänger jeder Religion den Glauben in die Vortrefflichkeit der jeweiligen<br />
Religion kultivieren <strong>und</strong> deren Stärke durch intensive Ausübung<br />
verwirklichen. Das ist die “<strong>Sai</strong>-Religion“, die Religion, die alle Religionen<br />
nährt <strong>und</strong> fördert <strong>und</strong> ihre gemeinsame Grösse betont. Nehmt<br />
diese Religion auf, mutig <strong>und</strong> freudig. 1.10.76, (24-37/38)<br />
Von der Herrlichkeit Gottes hören, die Herrlichkeit selber besingen,<br />
dem Geist erlauben, bei dieser Herrlichkeit zu verweilen, die Füsse<br />
Gottes verehren, Dankbarkeit <strong>und</strong> Freude über seine Gunst erleben,<br />
sich selbst als sein Werkzeug fühlen, das Bewusstsein, dass er der<br />
engste <strong>und</strong> beständigste Fre<strong>und</strong> ist <strong>und</strong> sein ganzes Sein ihm widmen<br />
- dieses sind die neun Stufen auf dem Weg zur Hingabe.<br />
Hört, oh ihr Leute! Frohlockt in diesem Eisernen Zeitalter, denn kein<br />
Zeitalter ist so geeignet für die Befreiung wie dieses, in dem die Verehrung<br />
Gottes durch die Wiederholung des Namens Gottes genug ist,<br />
um seine Gunst zu erlangen, die euch befreit. (...)<br />
<strong>Der</strong> Mensch ist heute gezwungen, Luft zu atmen, die durch Klänge<br />
verschmutzt ist, die Gewalt, Hass, Grausamkeit <strong>und</strong> Bosheit bedeuten.<br />
Von daher verliert er schnell die hohen Talente, die in ihm<br />
schlummern. Die Schwingungen <strong>beim</strong> gemeinsamen Singen des Namens<br />
des Herrn können die Atmosphäre säubern <strong>und</strong> sie zu einer reinen,<br />
ruhigen <strong>und</strong> edlen Atmosphäre machen. Mit diesem hohen Ziel<br />
265
vor Augen wurde dieses Programm des weltumfassenden Singens<br />
zum Lob Gottes (samkirtana) entworfen. (...)<br />
Die Schwingungen überqueren weite Entfernungen <strong>und</strong> beeinflussen<br />
die Natur derer, die sie einatmen. Die Atmosphäre wirkt auch auf die<br />
Nahrung, die der Mensch zu sich nimmt. Die Verunreinigung der Atmosphäre<br />
wird auch von den Pflanzen aufgenommen, aus den Pflanzen<br />
kommt das Korn, das Getreide stellt die Basis der Mahlzeiten dar<br />
<strong>und</strong> die Mahlzeit gestaltet den Charakter <strong>und</strong> das Verhalten der Person,<br />
die sie zu sich nimmt. Wenn die Umgebung sauber <strong>und</strong> frei von<br />
bösen Schwingungen ist <strong>und</strong> auch die Nahrung rein ist, entwickelt die<br />
Person eine Tendenz, liebevoll <strong>und</strong> einfach zu sein. Um solch eine Atmosphäre<br />
sicherzustellen, wurde diese spirituelle Praxis überall auf<br />
der Welt festgelegt. (...)<br />
Mit welchen Mitteln auch immer Gott angebetet wird, der Weg der<br />
Hingabe ist der leichteste <strong>und</strong> effektivste, denn er ist die geistige<br />
Übung des Herzens <strong>und</strong> endet in Liebe <strong>und</strong> Dienst an allen als Mitpilger<br />
zu demselben göttlichen Ziel. (...)<br />
Befreiung heisst, Geb<strong>und</strong>enheit abzulegen. Viele Leute geben Herd<br />
<strong>und</strong> Heim, Ehepartner <strong>und</strong> Kinder, Eigentum <strong>und</strong> Besitztümer auf <strong>und</strong><br />
fliehen in den Himalaja oder die Einsamkeit des Waldes <strong>und</strong> brüsten<br />
sich mit ihrer „Entsagung“. Aber dieser Akt des Fliehens kann nicht<br />
mit diesem Namen geehrt werden. Er verleiht keine Befreiung, denn<br />
der Geist wird geb<strong>und</strong>en bleiben. Die f<strong>und</strong>amentale Fessel, die man<br />
loswerden muss, ist die Fessel von Unwissenheit. <strong>Der</strong> Tod ist süsser<br />
als die Fessel, die Unwissenheit dem Menschen auferlegen kann.<br />
Werft die Unwissenheit fort <strong>und</strong> ihr seid frei, befreit von allen Fesseln<br />
von eben jenem Moment an. Alle spirituellen Disziplinen haben diese<br />
Befreiung zum Ziel. Auch dieses Singen des Namens Gottes hilft<br />
euch, diese gr<strong>und</strong>legende Unwissenheit loszuwerden. (...)<br />
Dieses vier<strong>und</strong>zwanzigstündige Singen zum Lob Gottes (bhajan), das<br />
ununterbrochen in allen Ländern r<strong>und</strong> um die Welt vollzogen wird, hat<br />
deshalb die Botschaft der Liebe durch die Namen der Verkörperung<br />
universeller Liebe verbreitet. Es hat die Atmosphäre durchtränkt mit<br />
Gedanken an Gott <strong>und</strong> an den Frieden, den er ausschüttet. Das Bhajan-Singen,<br />
das ihr hier veranstaltet habt, hat nicht nur auf eben diese<br />
Gegend <strong>und</strong> ihre Umgebung gewirkt, sondern es wird die gesamte Atmosphäre<br />
verändern. Fahrt fort in dieser Haltung der Hingabe <strong>und</strong><br />
Demut, des Dienstes <strong>und</strong> der Toleranz, <strong>und</strong> die Atmosphäre wird<br />
nicht durch Hass verschmutzt sein. (...) Das Leben ist ein Lied, singt<br />
es! (...)<br />
266
Auch ihr müsst eure Tage mit Gesang verbringen. Lasst euer ganzes<br />
Leben ein Lied zum Lob Gottes werden. Glaubt, dass Gott überall zu<br />
jeder Zeit ist <strong>und</strong> erfahrt Stärke, Trost <strong>und</strong> Freude aus dem Besingen<br />
seiner Herrlichkeit in seiner Gegenwart. Lasst Melodie <strong>und</strong> Harmonie<br />
aus euren Herzen steigen <strong>und</strong> lasst alle sich an der Liebe erfreuen,<br />
die ihr durch den Gesang ausdrückt. 14.11.76, (24-38/46)<br />
Um in Frieden auf dieser Welt leben zu können, muss sich der<br />
Mensch an die Ordnung halten, die den Gesetzen der Schöpfung entspricht.<br />
Das ist die Göttliche Ordnung (dharma). Einzig <strong>und</strong> allein<br />
durch ein auf Gott ausgerichtetes Leben könnt ihr wirklichen Frieden<br />
finden <strong>und</strong> die Gnade des Herrn gewinnen. Die Göttliche Ordnung ist<br />
die Gr<strong>und</strong>lage für das Wohlergehen der Menschheit. Sie ist die für<br />
alle Zeiten geltende Wahrheit. Wer ihr zuwiderhandelt, wird von Sorgen,<br />
Ängsten <strong>und</strong> schweren Unruhen heimgesucht. Wenn nicht der<br />
Glanz dieser Ordnung die menschlichen Beziehungen erleuchtet, ist<br />
die Menschheit zum Leiden verurteilt.<br />
Gott ist die Verkörperung seiner ewigen Gesetze; nur wer sie einhält,<br />
kann seine Gnade gewinnen. Sie sind von ihm ausgegangen <strong>und</strong><br />
werden für immer von ihm beschützt. Er ist die Göttliche Ordnung! Die<br />
Veden, Shastras, Puranas <strong>und</strong> Itihasas verkünden laut die Herrlichkeit<br />
dieser Göttlichen Ordnung. In den Heiligen Schriften der verschiedenen<br />
Religionen wird sie den Gläubigen ausführlich in ihrer eigenen<br />
Sprache erklärt. Es ist die Pflicht eines jeden Menschen, den<br />
Herrn als Verkörperung der von ihm geschaffenen Ordnung zu ehren.<br />
<strong>Der</strong> Strom rechtschaffenen Handelns darf niemals austrocknen.<br />
Wenn seine kühlen Wasser nicht mehr fliessen, ist mit Gewissheit Unheil<br />
im Verzug. Die Menschheit hat sich nur deshalb entwickeln können,<br />
weil die Göttlichen Gesetze wie ein unterirdischer, unsichtbarer<br />
Fluss die Quellen gespeist haben, welche ihren Wurzeln die Kraft<br />
zum Wachsen gaben. Nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere<br />
müssen sich an diese Gesetze halten, um überleben <strong>und</strong> sich des<br />
Lebens erfreuen zu können.<br />
So muss der Strom der Göttlichen Ordnung ewig <strong>und</strong> mächtig fliessen,<br />
um die Wohlfahrt der Welt zu sichern. Wie ein Wahnsinniger<br />
tanzt heute das Unheil auf der Bühne der Welt, denn die Göttliche<br />
Ordnung wird vernachlässigt <strong>und</strong> die Notwendigkeit eines rechtschaffenen<br />
Lebens bezweifelt. <strong>Der</strong> Mensch muss unbedingt die Bedeutung<br />
dieser Ordnung verstehen. Was ist damit gemeint? Was ist wesentlich<br />
daran? Kann die Menschheit überleben <strong>und</strong> glücklich sein, wenn sie<br />
sich daran hält? Diese Fragen verwirren den Menschen zwangsläufig,<br />
267
<strong>und</strong> es ist absolut notwendig, dass er im Laufe seines Lebens Antworten<br />
darauf findet. (...)<br />
Schon seit sehr langer Zeit erstrahlt die Göttliche Ordnung allerdings<br />
nicht mehr in fleckenloser Reinheit, sondern ist bis zur Unkenntlichkeit<br />
entstellt. Dasselbe ist der Natur widerfahren. W<strong>und</strong>erschöne Felder<br />
<strong>und</strong> Haine wurden vernachlässigt <strong>und</strong> sind in dem verwilderten, dornigen<br />
Dschungel nicht wiederzuerkennen. Herrliche Bäume wurden<br />
von geldgierigen Menschen gefällt, so dass ganze Landschaften verändert<br />
wurden. Im Lauf der Zeit haben sich die Menschen an den<br />
neuen Stand der Dinge gewöhnt, <strong>und</strong> sie bemerken nicht einmal die<br />
Veränderung, die den Niedergang kennzeichnet.<br />
Jeder Mensch muss sich mit den Gr<strong>und</strong>sätzen der Göttlichen Ordnung<br />
vertraut machen, die in den Veden, Shastras <strong>und</strong> Puranas dargelegt<br />
werden. Diese sind jedoch durch unzureichendes Verständnis<br />
<strong>und</strong> durch selbstsüchtige, von ungezügelten Emotionen motivierte<br />
Auslegung so verwässert worden, dass ihre ursprüngliche einzigartige<br />
Bedeutung nicht mehr zu erkennen ist. Ebenso wie Regentropfen,<br />
die klar <strong>und</strong> rein vom Himmel fallen, auf der Erde schmutzig werden,<br />
sind auch die reine Botschaft der Rishis, ihr strahlendes Vorbild, ihr<br />
lauterer Charakter von unkultivierten, unwissenden Interpreten in<br />
hässliche Karikaturen verwandelt worden. (...)<br />
Die Oberflächlichen <strong>und</strong> Unwissenden halten die Rituale, welche<br />
grossartige Wahrheiten versinnbildlichen, für ungeheuer wichtig <strong>und</strong><br />
beachten nicht das, was diese Bräuche verdeutlichen sollen. Reisende,<br />
die ihren Weg zu Fuss zurücklegen, rasten eine Weile in einer<br />
Schutzhütte am Wegrand. Aber durch Nachlässigkeit oder Missbrauch<br />
beschädigen sie eben diese Unterkunft, die ihnen Ruhe <strong>und</strong><br />
Schutz gewährt. So unternehmen es Dummköpfe <strong>und</strong> Unwürdige, die<br />
wahre Aussage vedischer Moral zu verändern, <strong>und</strong> machen die Welt<br />
glauben, dass ihre Version das ist, was die Veden lehren!<br />
Immer wenn die Göttliche Ordnung in dieser Weise durch die Feinde<br />
Gottes verstümmelt wurde, antwortete der Herr auf den Ruf der Heiligen<br />
<strong>und</strong> Gottesfürchtigen. Er rettete die Welt vor dem Untergang, indem<br />
er Recht <strong>und</strong> Wahrheit wieder zu erstrebenswerten Idealen<br />
machte <strong>und</strong> ihnen Geltung verschaffte.<br />
Wer aber kann die gegenwärtige Blindheit heilen? <strong>Der</strong> Mensch muss<br />
das sechsköpfige Ungeheuer erschlagen, das ihn zu Begierde, Zorn,<br />
Habsucht, Täuschung, Stolz <strong>und</strong> Hass verführt <strong>und</strong> ins Unglück<br />
stürzt. Nur so kann die Göttliche Ordnung wiederhergestellt werden.<br />
(...)<br />
268
Wer seinen Egoismus bezähmt, seine selbstsüchtigen Wünsche<br />
überwindet, seine tierischen Impulse ausschaltet <strong>und</strong> die natürliche<br />
Neigung, den Körper als das Selbst zu betrachten, aufgibt, der ist auf<br />
dem Weg, der ihm durch die Schöpfungsordnung bestimmt ist. Er<br />
weiss, dass das Ziel die Vereinigung der Welle mit dem Meer ist, die<br />
Vereinigung des Selbst mit dem Göttlichen Selbst.<br />
Ihr müsst darauf achten, dass alles, was ihr tut, den Regeln der<br />
Schicklichkeit <strong>und</strong> des Anstands entspricht. Handelt niemals gegen<br />
die Eingebungen eurer inneren Stimme, sondern respektiert sie als<br />
die Gebote eures Gewissens. Achtet darauf, dass ihr anderen nicht<br />
im Wege steht. Seid immer wachsam <strong>und</strong> bemüht euch, die Wahrheit<br />
hinter all dieser schillernden Vielfalt zu entdecken. Das alles gehört<br />
zur Pflicht des Menschen. Das lodernde Feuer der Weisheit, das euch<br />
davon überzeugt, dass alles Sein das Göttlich-Absolute ist, verbrennt<br />
die Spuren eures Egoismus <strong>und</strong> eurer weltlichen Bindungen. Dann<br />
erfahrt ihr die Glückseligkeit der Vereinigung mit dem Einen, welches<br />
das letzte Ziel der Göttlichen Urordnung <strong>und</strong> des von ihr inspirierten<br />
Handelns ist.<br />
Opfert Unwissenheit <strong>und</strong> Selbstsucht auf dem Altar der Weisheit <strong>und</strong><br />
ersetzt sie durch Rechtschaffenheit. Das ist die Botschaft der Veden.<br />
Jede einzelne selbstlose Tat bereitet den Gr<strong>und</strong> für die Vereinigung<br />
der Seele mit der Überseele, erweitert die innere Schau, die Erkenntnis,<br />
dass das Göttlich-Absolute allgegenwärtig ist. Jede selbstlose Tat<br />
ist ein winziges Bächlein, das in den Strom eines heiligen Lebens einmündet,<br />
welcher dem Meer göttlicher Weisheit zuströmt. Eure Handlungen<br />
werden alle zu Ritualen der Verehrung des Göttlichen Selbst,<br />
welches das Universum durchdringt. Was immer ihr mit Hingabe <strong>und</strong><br />
Verehrung tut, entspricht der Göttlichen Ordnung <strong>und</strong> führt euch zur<br />
Selbstverwirklichung. Das Leben eines spirituellen Menschen sollte<br />
auf die Heiligung jedes seiner Worte, Gedanken <strong>und</strong> Taten ausgerichtet<br />
sein, denn diese Haltung führt ihn Schritt für Schritt der Selbstverwirklichung<br />
entgegen.<br />
Ihr müsst die symbolische Bedeutung der alten Heiligen Schriften verstehen.<br />
Es gibt darin viele Ausdrücke, die einen ganz speziellen Begriffsinhalt<br />
haben. (...)<br />
Hier ist ein Beispiel dafür: In alten Zeiten haben die Menschen Opferhandlungen<br />
durchgeführt, <strong>und</strong> es wird berichtet, dass dabei Tiere geopfert<br />
wurden. Aber das Wort „Tier“ ist nur ein Symbol. Es müssen<br />
keine unschuldigen Geschöpfe in Stücke gehackt werden. Das Tier<br />
führt, auch ohne dass der Mensch es als Opfer tötet, ein aufopferndes<br />
269
Leben. Hier handelt es sich um ein anderes Tier. Im spirituellen Wortschatz<br />
bedeutet „Tier“ „Körperbewusstsein“, „Ichbewusstsein“, <strong>und</strong><br />
das muss getötet werden. (...)<br />
Das Ziel einer höheren Lebensordnung ist es, den Menschen zu veranlassen,<br />
seine Bindung an die Illusion der materiellen Welt aufzugeben<br />
<strong>und</strong> die wahre Wirklichkeit zu erkennen. Das heisst, er muss verstehen<br />
lernen, dass das, was er jetzt für wirklich hält, nur eine<br />
Täuschung ist. Erst dann wird sich ihm die wahre Wirklichkeit offenbaren.<br />
Die symbolischen Bedeutungen müssen von Jung <strong>und</strong> Alt verstanden<br />
werden. Nehmt als Beispiel den Shiva-Tempel, in dem das Shivalinga<br />
verehrt wird. Ihr wisst, dass Nandi, der heilige Bulle, das Reittier<br />
Shivas ist <strong>und</strong> aus diesem Gr<strong>und</strong> auch im Tempel dargestellt wird.<br />
Aber in Wirklichkeit repräsentiert dieses Tier den Menschen, während<br />
das Symbol des Linga das Wahrzeichen Shivas ist. „Niemand soll<br />
sich zwischen den Bullen <strong>und</strong> das Linga, nämlich zwischen das Individuum<br />
<strong>und</strong> den Herrn (Shiva) stellen“, so sagt man, denn sie werden<br />
miteinander verschmelzen. Es wird auch gesagt, dass man Shiva<br />
durch die Hörner Nandis sehen sollte. Das bedeutet, dass man den<br />
Herrn im Individuum sehen soll, Shiva im Menschen. <strong>Der</strong> Mensch ist<br />
eins mit dem Herrn. Beide sind nur zwei verschiedene Ausdrucksweisen,<br />
die auf dieselbe Wesenheit Bezug nehmen. Nandi ist geb<strong>und</strong>en,<br />
der Herr ist frei. Sobald der Geb<strong>und</strong>ene sich befreit hat, ist er ebenso<br />
verehrungswürdig. Wenn das „Tier“ geopfert, d.h. die getrennte Identität<br />
aufgegeben wird, handelt es sich um ein wahres Opfer. Diese Bedeutung<br />
hat man heute vergessen.<br />
Symbolische Handlungen sind bis zur Unkenntlichkeit verändert worden.<br />
So wie sie heute praktiziert werden, kann man ihre ursprüngliche<br />
Bedeutung nicht mehr erkennen. Jede noch so kleine Einzelheit im<br />
weltlichen Leben sollte von höheren spirituellen Idealen inspiriert<br />
sein, weil auf diese Weise alle Menschen Schritt für Schritt das Ziel erreichen<br />
können. Wenn ihr jedoch eine Handlung vollzieht, ohne deren<br />
Sinn <strong>und</strong> Zweck wirklich zu verstehen, wird sie zu einer lächerlichen<br />
Farce. (...)<br />
Was einst einem hohen Ziel diente, ist jetzt zu einer törichten Handlung<br />
geworden. <strong>Der</strong> tiefere Sinn der uralten Sitten <strong>und</strong> Gebräuche ist<br />
nicht mehr zu erkennen. Von diesem Baum wachsen wilde Triebe in<br />
alle Richtungen. Es ist nicht möglich, ihn mit den Wurzeln auszureissen<br />
<strong>und</strong> einen neuen zu pflanzen. Deshalb muss der alte Baum beschnitten<br />
<strong>und</strong> gestützt werden, damit er aufrecht wächst. Es kommt<br />
270
darauf an, das Endziel spiritueller Entwicklung im Auge zu behalten<br />
<strong>und</strong> sich nicht mit einer geringeren Zielsetzung zufriedenzugeben. (8-<br />
7/13)<br />
Die Göttliche Ordnung beschränkt sich nicht auf eine bestimmte Nation<br />
oder Gesellschaftsschicht. Von ihr hängt die Wohlfahrt der ganzen<br />
Welt ab. Sie ist die leuchtende Flamme, die niemals verlöschen wird.<br />
(...)<br />
Wirkliches offenbart sich nicht im Unwirklichen; Licht kann nicht aus<br />
Dunkelheit entstehen. Ewiges kann nur von dem Ewigen, Wahrheit<br />
nur von der Wahrheit ausgehen. Deshalb müssen die praktischen<br />
Verhaltensregeln der Göttlichen Ordnung, die im täglichen Leben einen<br />
wichtigen Platz einnehmen, im vollen Bewusstsein der Gr<strong>und</strong>lage,<br />
auf der sie beruhen, eingehalten werden. Nur dann können die inneren<br />
Bedürfnisse des Menschen mit den äusseren Gegebenheiten<br />
zusammenwirken <strong>und</strong> in glücklicher Harmonie zum Fortschritt führen.<br />
Wenn ihr den täglichen Anforderungen auf der Gr<strong>und</strong>lage der ewigen<br />
Göttlichen Ordnung mit liebendem Herzen nachkommt, dann habt ihr<br />
auch eure Pflicht der inneren Wirklichkeit gegenüber erfüllt. Baut euer<br />
Leben auf dem göttlichen F<strong>und</strong>ament des eigenen Selbst auf, <strong>und</strong> ihr<br />
werdet mit Sicherheit Fortschritte machen. (...)<br />
Ihr müsst das Prinzip der Göttlichen Urordnung, die f<strong>und</strong>amentale<br />
Tatsache, dass das Göttliche in euch die einzige existierende Wesenheit<br />
ist, fest in eurem Bewusstsein verankern. Mit dieser inneren<br />
Schau <strong>und</strong> eurem Glauben müsst ihr dem positiven <strong>und</strong> dem negativen<br />
Geschehen in der materiellen Welt begegnen. Nur so können die<br />
hohen Ideale verwirklicht werden. Es besteht dann auch nicht die Gefahr,<br />
dass die ursprüngliche Bedeutung der Göttlichen Ordnung vergessen<br />
wird <strong>und</strong> diese ihren Glanz verliert. (...)<br />
Das unbegrenzte, allgegenwärtige Göttlich-Absolute wird im Begrenzten,<br />
im Gegenständlichen, gesehen. In ähnlicher Weise kann auch in<br />
einer einzigen konkreten Handlung die universale, gerechte Göttliche<br />
Ordnung sichtbar werden. Lasst euch nicht dazu verführen zu glauben,<br />
das sei nicht möglich. Habt ihr nicht oft schwierige Aufgaben zu<br />
lösen versucht, die eure Sorgen <strong>und</strong> Ängste nur vermehrt haben?<br />
Wenn ihr weise seid, nehmt ihr nur das in Angriff, was wirklichen Wert<br />
hat <strong>und</strong> euch inneren Frieden gibt.<br />
Es ist euer Geburtsrecht, frei zu sein. Aber nur wenn ihr den Weg<br />
geht, der von der universalen Göttlichen Ordnung erleuchtet wird,<br />
seid ihr wirklich frei. Sobald ihr euch vom Licht entfernt, geratet ihr in<br />
271
Knechtschaft. Manche mögen bezweifeln, dass einschränkende Vorschriften,<br />
welche Gedanken <strong>und</strong> Worte regulieren, einen Menschen<br />
wirklich frei machen können. „Freiheit“ ist der Name, mit dem ihr eine<br />
bestimmte Art der Knechtschaft bezeichnet. Wirkliche Freiheit kann<br />
es aber nur geben, wenn alle falschen Vorstellungen verschw<strong>und</strong>en<br />
sind, d.h. wenn ihr die Identität mit dem Körper <strong>und</strong> den Sinnen überw<strong>und</strong>en<br />
habt <strong>und</strong> nicht mehr an die materielle Welt geb<strong>und</strong>en seid.<br />
Nur sehr wenige Menschen sind dieser Knechtschaft entronnen <strong>und</strong><br />
haben Freiheit im wahrsten Sinne des Wortes erlangt. Jede Handlung,<br />
die im Körperbewusstsein ausgeführt wird, bindet den Menschen<br />
<strong>und</strong> macht ihn zum Spielzeug der Sinne. Nur wer diesem Zustand<br />
entkommen kann, ist frei. Die Göttliche Ordnung führt zu dieser<br />
Freiheit. Wer sich dessen bewusst ist <strong>und</strong> entsprechend lebt, kann<br />
sich befreien.<br />
Wenn ihr euch nicht an die Göttliche Ordnung haltet, verfallt ihr der<br />
Knechtschaft. So wird es immer sein. Es gibt niemanden, der euch<br />
binden kann; ihr tut euch das selbst an. Wenn euer Glaube an die Allgegenwart<br />
Gottes tief verwurzelt wäre, würdet ihr erkennen, dass<br />
Gott euer wirkliches Selbst ist <strong>und</strong> ihr durch nichts geb<strong>und</strong>en werden<br />
könnt! Um euren Glauben zu festigen, müsst ihr euch um diese glückseligmachende<br />
Erkenntnis bemühen. Die Voraussetzung dafür ist<br />
das Wissen, dass die Wirklichkeit des Göttlichen Selbst eine unumstössliche<br />
Tatsache ist. Ohne diese Gr<strong>und</strong>lage fallt ihr der Ungewissheit,<br />
Verzweiflung <strong>und</strong> Täuschung zum Opfer. Wer sich an die Göttliche<br />
Ordnung hält, dem wird es nicht so ergehen.<br />
Bemüht euch deshalb als Erstes darum, frei zu werden. Das heisst,<br />
ihr müsst als Voraussetzung für ein erfolgreiches Leben den Glauben<br />
an die Göttlichkeit eures Selbst zum Kern eurer Persönlichkeit machen.<br />
Spirituelle Übungen werden euch helfen, diesem Glauben gerecht<br />
zu werden. Wenn euch das gelungen ist, könnt ihr euch, vorausgesetzt,<br />
dass ihr euch an die entsprechenden Regeln haltet, ganz<br />
euren weltlichen Aufgaben widmen. Auf diese Weise werdet ihr zu<br />
verantwortlichen Gliedern der Gesellschaft. Wer die materielle Welt<br />
als die einzige Wirklichkeit ansieht <strong>und</strong> den Körper für das wahre<br />
Selbst hält, vergeudet sein Leben wie einer, der Steine zu Göttern<br />
macht. Die heiligere Aufgabe ist es, einen Stein in Gott zu verwandeln!<br />
Jede Handlung, die auf der Göttlichen Urordnung beruht, wird<br />
zum Gottesdienst erhoben <strong>und</strong> von ihrer bindenden Eigenschaft befreit.<br />
Wer die weltlichen Pflichten ausführt, ohne die göttlichen Wahrheiten<br />
zu berücksichtigen, handelt ebenso unheilig wie einer, der<br />
Steine zu Göttern macht. Das Einhalten der Regeln für das Verhalten<br />
272
im täglichen Leben ist völlig nutzlos, wenn dabei die ewig gültigen<br />
Wahrheiten nicht beachtet werden. Es bringt aber auch keinen Gewinn,<br />
sich an diese zu halten, ohne die Vorschriften für das tägliche<br />
Leben zu befolgen. Beide sind untrennbar miteinander verb<strong>und</strong>en.<br />
Das müsst ihr erkennen <strong>und</strong> entsprechend handeln. (...) Die Bindung<br />
an äussere Umstände bleibt bestehen, bis das Geheimnis des Göttlichen<br />
Selbst im Inneren erkannt ist. Erst dann wird die Bürde der<br />
Knechtschaft, in welcher der Mensch durch die Sinne <strong>und</strong> durch die<br />
materielle Welt gehalten wird, verringert. Dann stimmt das Verhalten<br />
in der Welt des Alltags mit den Forderungen der inneren Göttlichkeit<br />
überein, <strong>und</strong> alle Triebkräfte des Menschen arbeiten harmonisch zusammen.<br />
<strong>Der</strong> Vedanta, die Shastras <strong>und</strong> die Göttliche Ordnung fordern den<br />
Menschen dazu auf, seinem eigenen göttlichen Wesen entsprechend<br />
zu leben <strong>und</strong> nicht als Sklave seiner Sinne. Auf diese Weise werden<br />
alle eure Handlungen zum Gottesdienst erhoben <strong>und</strong> nicht ausgeführt,<br />
um deren Früchte zu ernten. Ein Wechsel in der Art der Tätigkeit<br />
kann die Fesseln der Knechtschaft nicht abschütteln. Das kann nur<br />
geschehen, wenn sich materialistisches in spirituelles Denken verwandelt.<br />
Dadurch werden die moralischen Eigenschaften gestärkt.<br />
(...)<br />
Wenn ihr eure innere Schau fest auf die wahre Wirklichkeit heftet <strong>und</strong><br />
einen unerschütterlichen Glauben in das Göttlich-Absolute habt, das<br />
euer ureigenstes Wesen ist, werdet ihr glücklich sein, ohne dass ihr<br />
euch anstrengen müsst, die äusseren Verhältnisse eurer Vorstellung<br />
vom Glück anzupassen. Wer seinen Egoismus überwindet <strong>und</strong> mit<br />
Überzeugung sagen kann: „Ich bin nicht der Sklave des Körpers, der<br />
alle möglichen Dienste von mir verlangt. Ich bin der Herr, der Körper<br />
ist mein Diener, <strong>und</strong> ich habe die Macht, ihm Befehle zu geben. Ich<br />
bin die Verkörperung der Freiheit“, der ist bereits frei <strong>und</strong> erlöst. Eure<br />
weltlichen Aufgaben dürfen nicht dazu beitragen, das Ego wild wachsen<br />
zu lassen, sondern sie müssen helfen, es zu überwinden. (...)<br />
Wozu habt ihr überhaupt ein Heim? Es gibt euch die Möglichkeit, die<br />
Freude <strong>und</strong> das Glück ungestörter Kontemplation <strong>und</strong> Meditation<br />
über den Herrn erfahren zu können. Das dürft ihr nicht vergessen! Alles<br />
andere ist weniger wichtig. Die wahre Bestimmung des Menschen<br />
ist es, die Glückseligkeit des Einsseins mit dem Göttlich-Absoluten zu<br />
erleben <strong>und</strong> wirklich frei zu werden. Wer diesen Zustand erreicht hat,<br />
ist niemals geb<strong>und</strong>en, nicht einmal, wenn er im finstersten Gefängnis<br />
gefangen gehalten wird. Andererseits können schon die geringsten<br />
273
äusseren Widrigkeiten den, der ein Sklave seines Körpers ist, in Todesängste<br />
versetzen. Die wahre Bestimmung des Menschen ist das<br />
Eintauchen in ewiges Glücksbewusstsein, die innere Vision des Göttlichen,<br />
der feste Glaube an die Identität des eigenen Wesens mit dem<br />
Absoluten <strong>und</strong> die Erkenntnis, dass alles Gott ist. Diese vier Praktiken<br />
sind dazu bestimmt, dem Menschen, der ja nur eine formgeb<strong>und</strong>ene<br />
Manifestation des Absoluten ist, zu helfen, die Prinzipien der Wahrhaftigkeit,<br />
Friedfertigkeit, Liebe <strong>und</strong> Gewaltlosigkeit im täglichen Leben<br />
aufrecht zu erhalten. Ebenso wie in der Vergangenheit müssen<br />
diese auch heute in jedem Gedanken <strong>und</strong> in jeder Handlung zum<br />
Ausdruck kommen. Das verlangt ununterbrochene Versenkung in die<br />
göttliche Wirklichkeit, die Vision einer ewigen Wahrheit, Kontemplation<br />
über das eigene Wesen <strong>und</strong> die Erkenntnis, dass alles einzig <strong>und</strong><br />
allein Gott ist. Nur wenn das Verhalten des Menschen mit diesen hohen<br />
Idealen übereinstimmt, entspricht es der ewigen Urordnung.<br />
Es kommt nicht darauf an, welcher Tätigkeit ihr nachgeht oder welchen<br />
Namen <strong>und</strong> welche Form des Herrn ihr gewählt habt. Eine Kette<br />
ist eine Kette. Sie bindet, gleichgültig, ob sie aus Eisen oder aus Gold<br />
geschmiedet ist, nicht wahr? Ob ihr diese oder jene Arbeit tut: solange<br />
ihr euch auf euer wirkliches Selbst besinnt <strong>und</strong> euch an die Göttliche<br />
Ordnung haltet, wird euer Handeln mit innerem Frieden gesegnet<br />
sein. Solltet ihr jedoch von den Wogen egoistischer Ängste oder von<br />
Habgier getrieben werden, könnt ihr weder in eurem Heim noch in der<br />
Einsamkeit des Waldes oder an irgendeinem anderen Ort dem Leiden<br />
entfliehen. Eine Kobra bleibt eine Kobra, auch wenn sie sich zusammenrollt.<br />
Jede Handlung in eurem täglichen Leben, die von den<br />
Gr<strong>und</strong>sätzen der göttlichen Wirklichkeit bestimmt wird, bekommt das<br />
Siegel der Göttlichen Ordnung aufgedrückt. (...)<br />
<strong>Der</strong> Gedanke: „Dieser ist mein Fre<strong>und</strong>“ oder: „Jener ist mein Feind“ ist<br />
eine Illusion, die überw<strong>und</strong>en werden muss. <strong>Der</strong> Herr ist die Verkörperung<br />
der Liebe <strong>und</strong> daher der einzige beständige Fre<strong>und</strong>, Verwandte,<br />
Gefährte, Führer <strong>und</strong> Beschützer. Erkennt diese Tatsache <strong>und</strong> lebt<br />
in dieser Erkenntnis. Die Befolgung der Göttlichen Gesetze muss auf<br />
deren Verständnis beruhen; dann ist das Leben auf einem Fels gebaut.<br />
Wer die f<strong>und</strong>amentale Basis ignoriert <strong>und</strong> sich statt dessen auf<br />
äusseren Glanz konzentriert, für den rückt das Ziel in unerreichbare<br />
Ferne. Bindung an die Welt kann nur durch Bindung an den Herrn<br />
überw<strong>und</strong>en werden. (...)<br />
Ihr müsst euch an die ewige Wahrheit halten, die dem innewohnenden<br />
göttlichen Prinzip entspricht, dann wird sich in allem, was ihr tut,<br />
274
die Herrlichkeit des Göttlichen reflektieren. Dann wird die Bindung an<br />
den Herrn die Bindung an die Welt in ein reines Opfer verwandeln.<br />
Das Ziel darf nicht verändert werden. Das heisst, das Gr<strong>und</strong>sätzliche<br />
muss unangetastet bleiben. Das äussere Befolgen der Göttlichen Gebote<br />
ist nicht das Wesentliche. Wichtiger sind die Motive <strong>und</strong> Gefühle,<br />
welche die Handlungen beeinflussen <strong>und</strong> lenken. (8-14/21)<br />
Nur wer sich seiner eigenen Unsterblichkeit bewusst ist, kann in seinen<br />
Handlungen der ewigen Urordnung gerecht werden. Das ist die<br />
höchste Bestimmung des Menschen. Aber anstatt zu versuchen, diese<br />
zu erreichen, tut er genau das Gegenteil. <strong>Der</strong> Mensch erniedrigt<br />
sich, indem er von einem Kind der Unsterblichkeit zu einem Kind der<br />
Nutzlosigkeit wird! <strong>Der</strong> Nektar der Unsterblichkeit ist zum Greifen nahe,<br />
<strong>und</strong> doch trinkt er das Gift vergänglicher Sinnesfreuden. Er vernachlässigt<br />
die Kontemplation über die gr<strong>und</strong>legende göttliche Wirklichkeit<br />
des Universums <strong>und</strong> verwickelt sich statt dessen in die<br />
schillernden Äusserlichkeiten der materiellen Welt. Man kann nur beklagen,<br />
dass den Menschen dieses Schicksal ereilt hat. (...)<br />
Den Nektar der Gnade Gottes verdienen nur jene, die sich an die<br />
Göttliche Ordnung halten. Viele glauben, Gott zu lieben, aber sie denken<br />
nicht darüber nach, ob Gott auch sie liebt! Nur sehr wenige machen<br />
sich die Mühe, das herauszufinden. Aber nur daran kann der<br />
spirituelle Erfolg wirklich gemessen werden. (...)<br />
Geht den Pfad der Tugend, dann haltet ihr die Göttliche Ordnung ein.<br />
Tugend ist Licht; Licht ist Glückseligkeit. Ein tugendhaftes Leben ist<br />
an der Rechtschaffenheit, Friedfertigkeit, Wahrhaftigkeit <strong>und</strong> seelischen<br />
Stärke eines Menschen erkennbar. Die Merkmale der Göttlichen<br />
Urordnung, die zu allen Zeiten Gültigkeit hat <strong>und</strong> zu universaler<br />
Liebe <strong>und</strong> Einheit führt, sind Gerechtigkeit, Selbstbeherrschung, Ehrgefühl,<br />
Nächstenliebe, Würde, Güte, Mitgefühl, Gewaltlosigkeit. Sie<br />
ist Yoga, Einssein, Verschmelzung, ist ewige Wahrheit. Haltet euch<br />
an diese höchste <strong>und</strong> gewinnbringendste aller Disziplinen. Mit ihr hat<br />
die Evolution all dieser Vielfalt begonnen. Sie ist untrennbar mit der<br />
Wahrheit, die alles im Gleichgewicht hält, verb<strong>und</strong>en. Sie ist das Gesetz<br />
des Universums, welches Sonne <strong>und</strong> Mond ihre Bahnen vorschreibt.<br />
Sie ist die Weisheit, welche die Veden <strong>und</strong> die Mantras den<br />
Menschen vermitteln. Wo immer sich die Menschen an Tugend <strong>und</strong><br />
Moral halten, tritt diese Ordnung in Kraft. (...)<br />
Die Göttliche Ordnung ist die Verkörperung des Herrn. Da die Welt<br />
selbst der Körper des Herrn ist, ist „Welt“ nur ein anderer Name für<br />
275
seine Göttliche Ordnung. Niemand kann das jemals abstreiten. (8-22/<br />
27)<br />
Die Prinzipien der von Gott festgelegten Ordnung können nicht abgewandelt<br />
werden, wie es den Menschen gerade passt. Sie sind unveränderlich<br />
<strong>und</strong> bleiben für immer <strong>und</strong> ewig bestehen. Natürlich richten<br />
sich die Vorschriften <strong>und</strong> Regeln für ihre Anwendung nach den Umständen<br />
<strong>und</strong> Zeiten, aber auch diese Änderungen müssen den Geboten<br />
der Heiligen Schriften entsprechen. (...)<br />
Viele Menschen benutzen alle möglichen fadenscheinigen Ausreden,<br />
sich nicht in diese Ordnung einzufügen, sondern nur das zu tun, was<br />
ihnen passt. Sie negieren die göttlichen Gebote, sind ohne jede<br />
Furcht vor der Sünde <strong>und</strong> verleiten Unschuldige <strong>und</strong> Unwissende dazu,<br />
ebenfalls den falschen Weg zu gehen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> kommt<br />
der Herr auf die Erde. Er stellt die Göttliche Ordnung auf der Welt wieder<br />
her <strong>und</strong> richtet die Unterdrückten auf. Diese Aufgabe macht die<br />
Geburt des Avatars notwendig. (...)<br />
Viele haben durch das Lesen der Bhagavadgita den falschen Eindruck<br />
bekommen, dass der Avatar dann erscheint, wenn die Göttliche<br />
Ordnung „zerstört“ ist <strong>und</strong> gottlose Kräfte die Oberhand gewonnen<br />
haben. Was für einen Sinn hätte es, wenn der Doktor kommt, nachdem<br />
der Patient gestorben ist? Hier muss mit Nachdruck erklärt werden,<br />
dass es keinen Gr<strong>und</strong> zu der Annahme gibt, dass die Göttliche<br />
Ordnung „zerstört“ werden kann. Das ist es nicht, was die Bhagavadgita<br />
sagt! Sie benutzt das Wort „glani“, <strong>und</strong> das bedeutet „Schwächung“,<br />
nicht „Zerstörung“. Damit ist gemeint, dass die Göttliche Ordnung<br />
unter den Menschen ins Wanken geraten ist, weil sie sich nicht<br />
mehr daran halten. <strong>Der</strong> Avatar kommt, um die Menschen daran zu erinnern,<br />
wie wichtig es ist, diese Ordnung aufrecht zu erhalten, denn<br />
sie ist fürwahr der Atem, den sie zum Leben brauchen. Die Göttliche<br />
Ordnung darf nicht leichtgenommen werden. (...)<br />
Es ist für eine Person, die von den göttlichen Gesetzen nichts wissen<br />
will, völlig unmöglich, die Freude nachzufühlen, die jemand empfindet,<br />
der sich an sie hält. Mit ihr darüber zu sprechen ist ebenso nutzlos,<br />
wie einer gehörlosen Person mit einem Horn in die Ohren zu blasen.<br />
Diese kann das Instrument zwar an den Lippen des Bläsers<br />
sehen, aber nicht den geringsten Laut hören. Wer also jemanden<br />
über die Göttliche Ordnung aufklären möchte, muss sicher sein, dass<br />
der andere es ernst meint <strong>und</strong> begierig ist, ihre Regeln kennen zu lernen.<br />
Nur dann ist es richtig, ihn zu belehren. Später wird er durch ei-<br />
276
gene Erfahrung die Freude verspüren, die von der Befolgung der göttlichen<br />
Gesetze ausgeht. Gebildete <strong>und</strong> ungeschulte Menschen<br />
können beide die gleiche Erfahrung machen. (...)<br />
Sonne <strong>und</strong> Mond bewegen sich unbeirrbar auf ihrer Bahn, weil sie<br />
den Gesetzen der Göttlichen Ordnung folgen. Sie ist es, die dafür<br />
sorgt, dass die göttlichen Kräfte zur Wirkung kommen können, <strong>und</strong><br />
sie bindet die fünf Elemente an die Prinzipien ihrer eigenen Natur.<br />
Es wird euch grössten Nutzen bringen, den Geboten Gottes zu folgen;<br />
dabei werdet ihr weder euch noch anderen schaden. Beweist der Welt,<br />
wie heilsam sie sind, indem ihr durch eure Erfahrung zu einem leuchtenden<br />
Beispiel des Friedens <strong>und</strong> der Freude werdet. Folgt nicht dem<br />
Pfad trockener Logik; verwirrt euren Geist nicht durch Zynismus <strong>und</strong><br />
Vorurteile; interessiert euch nicht für das, was andere tun oder glauben,<br />
<strong>und</strong> korrigiert nicht alles, was sie tun. Glaubt an das Göttliche in euch<br />
selbst, denn das ist euer wirkliches Wesen; überprüft, ob euer Verhalten<br />
eure göttliche Natur widerspiegelt oder nicht; erfüllt gläubig eure<br />
täglichen Pflichten im Licht dieser Prüfung. Auf diese Weise werdet ihr<br />
niemals irregehen <strong>und</strong> könnt glücklich <strong>und</strong> zufrieden leben. (8-41/46)<br />
Nun zum Gotteshaus, zum Tempel, dem Wohnsitz der personifizierten<br />
Form des Formlosen, <strong>und</strong> zu den Regeln, die nach der Göttlichen<br />
Ordnung für diesen Bereich Gültigkeit haben. <strong>Der</strong> Tempel als Institution<br />
ist überwuchert von Regeln <strong>und</strong> Vorschriften, die auf die Launen<br />
<strong>und</strong> Vorurteile der Verantwortlichen zurückzuführen sind. Durch ihre<br />
Vielfalt <strong>und</strong> Sinnlosigkeit haben sie die Gläubigen in die Irre geführt,<br />
so dass das Göttlich-Absolute in Vergessenheit geriet, die Göttliche<br />
Ordnung gestört <strong>und</strong> rechtes Handeln vernachlässigt wurde. Es wurde<br />
verlangt, dass diese Regeln blindlings eingehalten werden, <strong>und</strong><br />
dadurch haben sie grossen Schaden angerichtet. Ja, diese Regeln<br />
<strong>und</strong> Formalitäten bilden den ersten Schritt, der von Gott wegführt. Sie<br />
haben viel zum Atheismus in der Welt beigetragen.<br />
Denkt einmal darüber nach, welche Funktion der Tempel hat! Tempel<br />
sind Zentren der Disziplin, in denen der Gläubige Schritt für Schritt zur<br />
Erkenntnis der Wahrheit geführt wird; sie sind spirituelle Schulen für<br />
das Studium der Heiligen Schriften, Universitäten der Wissenschaft<br />
jenseits aller Wissenschaften, Laboratorien, in denen die menschlichen<br />
Werte getestet werden. Sie sind Krankenhäuser, in denen nicht<br />
nur die Krankheit des Wiedergeburts-Zyklus, welche die Menschen<br />
seit jeher plagt, behandelt <strong>und</strong> geheilt wird, sondern auch die nicht so<br />
offensichtlichen „Geistesstörungen“ derer, die keinen inneren Frieden<br />
277
finden. Sie sind die Werkstätten, in denen der Mensch überholt, sein<br />
schwankender Glaube wiederhergestellt <strong>und</strong> der aufwallende Egoismus<br />
korrigiert wird. Es sind Spiegel, die dem Menschen zeigen, wie er<br />
wirklich aussieht <strong>und</strong> was er erreicht hat. Es ist die Aufgabe des Tempels,<br />
das Bewusstsein des Menschen auf das Göttliche in ihm zu lenken,<br />
damit er zu der Vorstellung gelangt, dass der Körper, der ihm<br />
dient, der Wohnsitz Gottes ist. Alle Rituale <strong>und</strong> Gepflogenheiten des<br />
Tempels betonen <strong>und</strong> fördern diese Gottesvorstellung. Sie weisen auf<br />
die Tatsache hin, dass die individuelle Seele nur eine Woge auf dem<br />
Meer des Göttlich-Absoluten ist.<br />
Die Shastras lehren, dass alles, was der Mensch tut, letzten Endes<br />
zur Befreiung von allen Anhaftungen führen muss, denn das ist die<br />
beste Voraussetzung, um zur Erkenntnis der Wirklichkeit Gottes zu<br />
gelangen. Es gibt drei Möglichkeiten, dieses Ziel zu erreichen: liebende,<br />
verehrende Hingabe an Gott, spirituelles Forschen <strong>und</strong> den Weg<br />
der Entsagung. Die Königin unter diesen ist Hingabe an Gott. Die Rituale<br />
<strong>und</strong> Bräuche sind die Hofdamen. Natürlich behandelt die Königin<br />
sie fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> liebevoll, aber wenn die Zeremonien, die doch<br />
nur dienen <strong>und</strong> helfen sollen, die Königin missachten, müssen sie<br />
gnadenlos entlassen werden. Alle Rituale <strong>und</strong> Bräuche des Tempels<br />
müssen einzig <strong>und</strong> allein der Königin dienen, d.h. eine Atmosphäre<br />
verehrender Liebe schaffen. Das ist die Quintessenz der Ordnung,<br />
die in allen Gotteshäusern herrschen muss. Nur dann können sie den<br />
Menschen helfen, ihr Ziel zu erreichen.<br />
Diese liebende Verehrung ist die grösste Hilfe auf dem Weg zur Vereinigung<br />
mit dem Göttlich-Absoluten, denn durch sie werden alle Gedanken,<br />
Gefühle <strong>und</strong> Wünsche auf den Herrn ausgerichtet. <strong>Der</strong><br />
Wunsch, dieser Verehrung Ausdruck zu verleihen, hat die Einzelheiten<br />
der Ordnung im Tempel geformt. (...)<br />
Spirituelles Forschen <strong>und</strong> der Weg der Entsagung mögen ihre Vorzüge<br />
haben, aber die persönliche Beziehung zum Herrn hat eine ganz<br />
besondere Bedeutung. Entsprechend der Einstellung des Einzelnen<br />
nimmt sie verschiedene Formen an. (...)<br />
<strong>Der</strong> Mensch sollte dem Herrn <strong>und</strong> seinem Haus, d.h. dem Tempel, mit<br />
Hochachtung <strong>und</strong> Ehrfurcht begegnen. Das wird ihm zum Besten dienen.<br />
Obwohl es ganz natürlich <strong>und</strong> angemessen ist, sich den Allmächtigen<br />
in menschlicher Form vorzustellen, sollte ihn niemand mit<br />
einem gewöhnlichen Menschen auf eine Stufe stellen. Liebe <strong>und</strong> Verehrung<br />
tragen dazu bei, ihn als eine Gestalt erhabener Herrlichkeit zu<br />
empfinden. (8-65/68)<br />
278
V. MENSCHHEIT
EVOLUTION DER MENSCHHEIT ALS GANZES<br />
Ihr wisst, dass es gegenwärtig sowohl innerhalb als auch ausserhalb<br />
Indiens in Tausenden von Herzen eine Welle spiritueller Unzufriedenheit<br />
gibt, <strong>und</strong> als eine Folge davon haben wir eifrige Gruppen, die alles<br />
Weltliche aufgeben <strong>und</strong> Gott <strong>und</strong> göttliche <strong>Lehre</strong>r suchen. Aber<br />
viele glauben, dass diese Suche nur das Individuum betrifft <strong>und</strong> dass<br />
es nicht nötig ist, die Gesellschaft in ihr Verlangen oder ihre Bemühungen<br />
einzubeziehen. Dies ist genauso dumm, wie wenn man sagt,<br />
man müsse sich um die Dunkelheit ausserhalb der eigenen Mauern<br />
sorgen. Das Individuum <strong>und</strong> die Gesellschaft sind unauflöslich miteinander<br />
verb<strong>und</strong>en. Für beide muss es Erleuchtung geben. Glückseligkeit<br />
muss aus dem Individuum aufsteigen <strong>und</strong> den See der Gesellschaft<br />
füllen <strong>und</strong> von dort in den Ozean der Gnade strömen.<br />
„Gesellschaft“ ist nur ein Name für eine Gruppe von Individuen; sie<br />
hat jedoch keinen materiellen Körper. Die Individuen sind die Glieder,<br />
die den „Körper“, der „Gesellschaft“ genannt wird, nähren <strong>und</strong> erhalten.<br />
(...)<br />
Ich habe mich entschlossen, das Individuum <strong>und</strong> die Gesellschaft<br />
durch Förderung dieser gegenseitigen Wiederbelebung, also durch<br />
die Wirkung des einen auf den anderen, umzuformen; dazu wurde die<br />
<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation gebildet <strong>und</strong> Einheiten von ihr in allen Ländern<br />
gegründet, um das Menschliche zum Göttlichen zu veredeln.<br />
4.1.74, (23-16/17)<br />
Überall, wohin wir sehen, stellen wir fest, dass die Menschen in äusserst<br />
niedrige moralische <strong>und</strong> materielle Bedingungen herabgesunken<br />
sind. Die göttlichen Pflichten, die in den geoffenbarten <strong>und</strong> überlieferten<br />
Schriften vom Herrn verordnet wurden, um die Menschheit<br />
vor diesen schlimmen Übeln zu bewahren, sind missachtet worden.<br />
Die Menschen sind mit gegenseitiger Feindschaft <strong>und</strong> Misstrauen infiziert,<br />
lassen das Feuer der Gewalt <strong>und</strong> Grausamkeit sich ausbreiten<br />
<strong>und</strong> setzen den Weltfrieden aufs Spiel. Verstoss gegen die Gesetze,<br />
die von Gott verordnet wurden, ist der Hauptfaktor, der für die Abwesenheit<br />
eines dauerhaften Friedens in der Welt verantwortlich ist.<br />
Ist nicht die Verletzung der Gebote Gottes für den Menschen der einzige<br />
Gr<strong>und</strong> für die Armut, die Mutlosigkeit, die Verzweiflung <strong>und</strong> den<br />
Mangel an spirituellem Wissen <strong>und</strong> Bemühen, die heutzutage in der<br />
gesamten Welt überhand nehmen? Es ist ermutigend, zu sehen, dass<br />
wenigstens jetzt einige den Gr<strong>und</strong> der Krise durch Untersuchung ihrer<br />
281
Entwicklung <strong>und</strong> der durch sie hervorgebrachten Zerstörung erkannt<br />
haben <strong>und</strong> sich darum bemühen, die Göttliche Ordnung wiederherzustellen,<br />
was allein Wohlstand <strong>und</strong> Frieden in der Welt hervorbringen<br />
kann. (...)<br />
Beschliesst, euch mit der Aufgabe zu befassen, das Wohlergehen der<br />
Welt zu fördern; seid sicher, dass Gott eure unfehlbare Stütze sein<br />
wird. In dem Mass, wie die Tage verstreichen, beeinflusst der Vorgang<br />
der Umformung <strong>und</strong> Neugestaltung jeden Bereich. Natürlich gilt<br />
dies auch für das Erziehungssystem. 14.1.74, (23-25/26)<br />
Was haben Soziologie oder die Sozialwissenschaften mit der Wissenschaft<br />
von der Seele oder der Erforschung der menschlichen Seele<br />
zu tun? Diese Frage wird von vielen gestellt. Viele fragen auch: Was<br />
hat der spirituell Suchende <strong>und</strong> Gläubige mit der Gesellschaft <strong>und</strong> ihren<br />
Problemen zu tun? Man muss sagen, dass beide Haltungen<br />
falsch sind. Ohne das Erblühen der menschlichen Seele kann keine<br />
Gesellschaft Erfüllung finden, kann kein gesellschaftliches Ideal gedeihen.<br />
Die Menschheit kann die Göttlichkeit, deren Ausdruck sie ist,<br />
nicht verwirklichen, wenn sie sich nicht sorgfältig <strong>und</strong> ständig um die<br />
Entwicklung des Geistes kümmert. Wie kann sich sonst diese Göttlichkeit<br />
in <strong>und</strong> durch die Individuen ausdrücken? Ihr könnt nur die Welt<br />
begreifen, diese veränderliche, unbeständige Phantasie; ihr könnt<br />
den Direktor dieser Phantasie, Gott, weder sehen noch hören, weder<br />
riechen noch schmecken oder berühren. Ebenso könnt ihr zwar den<br />
Einzelnen begreifen, nicht aber die Gesellschaft genannte Ganzheit.<br />
Denn die Gesellschaft ist kein gesonderter, fest umrissener Körper,<br />
der aus Elementarteilchen zusammengesetzt ist. Die Gesellschaft ist<br />
vom höchsten Willen hervorgebracht.<br />
<strong>Der</strong> Mensch ist sterblich; er ist Staub <strong>und</strong> kehrt zum Staub zurück.<br />
Aber in ihm leuchtet als Funken der unsterblichen Flamme das Göttliche<br />
Selbst. Dies ist kein schmeichelnder Begriff, der von den Vedanta-Kennern<br />
erf<strong>und</strong>en wurde. Gott (Atman) ist die Quelle von dem, was<br />
jedes Wesen <strong>und</strong> jede Organisation von Wesen erhält. Er ist die eine<br />
<strong>und</strong> einzige Quelle, Substanz <strong>und</strong> Nahrung. Atman ist Gott; das Besondere<br />
ist das Universale, nichts weniger. Seht deshalb in jedem<br />
Wesen, in jedem Menschen einen Bruder, ein Kind Gottes, <strong>und</strong> beachtet<br />
nicht all die begrenzenden Gedanken <strong>und</strong> Vorurteile, die auf<br />
Status, Farbe, Klasse, Herkunft <strong>und</strong> Kaste beruhen. Ich bin immer damit<br />
beschäftigt, euch zu warnen <strong>und</strong> zu leiten, damit ihr in dieser Haltung<br />
von Liebe denken, sprechen <strong>und</strong> handeln könnt.<br />
282
Die Gesellschaft kann sich nicht dadurch rechtfertigen, dass sie die<br />
Verteilung der aus der Natur gewonnenen Beute nach gleichen oder<br />
ungleichen Anteilen plant. Das Ziel, das die Gesellschaft inspirieren<br />
muss, muss bei jeder sozialen Tat <strong>und</strong> jedem Beschluss der Nachweis<br />
<strong>und</strong> die Vervollkommnung des Wissens um den einen universalen<br />
göttlichen Funken <strong>und</strong> die Glückseligkeit sein, die dieses Wissen<br />
verleiht. Ich gebe nicht die Anweisung: „Gott kennt keinen Tod, tötet<br />
deshalb die physischen Hüllen, die Körper.“ Nein, ich befürworte keine<br />
Kriege. Ich weise euch an, Gott als euren engsten Verwandten zu<br />
erkennen, der enger mit euch verb<strong>und</strong>en ist als die Mitglieder eurer<br />
Familie, eure Blutsverwandten <strong>und</strong> eure liebsten Nachkommen.<br />
Wenn ihr dies tut, werdet ihr nie mehr vom Pfad der Rechtschaffenheit<br />
abweichen, die allein diese Verwandtschaft erhalten kann.<br />
Die Bindung an die Familie wirkt sich gegen die Durchführung der eigenen<br />
rechtmässigen Pflichten aus. Aber Bindung an das Göttliche<br />
füllt diese Pflicht mit einer neuen Zuneigung, die sowohl Freude als<br />
auch Erfolg sicherstellt. Sie gibt dem Menschen mehr Tatkraft als alles<br />
andere; während er seine Pflicht ausführt, verleiht sie ihm höchste<br />
Weisheit. Daher die Anweisung: Betretet nicht die objektive Welt in<br />
der Hoffnung, Gott zu verwirklichen; betretet die objektive Welt, nachdem<br />
ihr euch des Gottes in euch bewusst geworden seid; denn dann<br />
seht ihr die Natur in einem neuen Licht <strong>und</strong> euer eigenes Leben wird<br />
ein lang anhaltendes Fest der Liebe.<br />
Es gibt viele, die ihre Gelehrsamkeit <strong>und</strong> Intelligenz, selbst vedische<br />
Gelehrsamkeit, für trockene Debatten <strong>und</strong> Wettkämpfe benutzen. (...)<br />
Sie behaupten, die Gesellschaft sei ein Kampfplatz, um solche Triumphe<br />
zu erringen. Aber ich fordere euch auf, eine andere Art von Gesellschaft<br />
zu suchen <strong>und</strong> zu stärken, wo es für solche billigen Wünsche<br />
keinen Platz gibt. (...)<br />
Das Ideal eines hohen Lebensstandards anstatt eines hohen Standards<br />
des Lebens hat in der menschlichen Gesellschaft grosse Verwüstung<br />
angerichtet. Ein hoher Standard des Lebens besteht aus<br />
Sittsamkeit, Bescheidenheit, Losgelöstheit, Mitleid; die Gier des Wettbewerbs<br />
um Luxus <strong>und</strong> aufwendigen Konsum erhält so keine Unterstützung<br />
<strong>und</strong> wird zerstört. <strong>Der</strong> Mensch ist jetzt Sklave seiner Wünsche;<br />
er ist selbst hilflos bei dem Versuch, den Durst nach Vergnügen<br />
<strong>und</strong> Luxus zu überwinden; er ist zu schwach, um seine Natur unter<br />
Kontrolle zu halten; er weiss nicht, wie er das göttliche Bewusstsein,<br />
das in ihm verborgen ist, wecken kann.<br />
Moralisches Handeln <strong>und</strong> moralische Anweisungen allein können<br />
283
euch nicht helfen, dies zu erreichen. Ihr könnt dies nur durch spirituelle<br />
Übungen erreichen; denn es ist eine gr<strong>und</strong>legende Umwandlung.<br />
Es bezieht die Ausschaltung des Geistes mit ein, der das Gr<strong>und</strong>hindernis<br />
auf dem Weg ist. Wird Gottes Gnade angerufen <strong>und</strong> gewonnen,<br />
so kann sie euch die Kraft verleihen. Und die Gnade ist in euch<br />
vorhanden <strong>und</strong> wartet darauf, gerufen zu werden.<br />
<strong>Der</strong> Mensch muss aufhören, sich auf die Launen des Geistes zu verlassen.<br />
Er muss immer im Bewusstsein seiner angeborenen Göttlichkeit<br />
handeln. Wenn dies getan wird, wird seine dreifache Natur, die<br />
aus den Eigenschaften - Trägheit, Leidenschaft, Gelassenheit - besteht,<br />
sich von selbst nur noch durch heilige Kanäle ausdrücken. Das<br />
ist die echte Manifestation.<br />
Ein weiterer Punkt. Man mag das Argument vorbringen: „Wenn man<br />
den Wunsch nach Komfort, Luxus <strong>und</strong> Vergnügen aufgeben muss,<br />
warum sollte man sich da unter die Gesellschaft mischen?“ Dies setzt<br />
den Glauben voraus, dass die Daseinsberechtigung der Gesellschaft<br />
nur auf der Gewährung solch weltlicher Freuden beruht. Aber welche<br />
Form von Gesellschaft kann auf solch einem schwachen F<strong>und</strong>ament<br />
aufgebaut werden? Wenn sie darauf aufbaut, kann sie nur dem Namen<br />
nach eine Gesellschaft sein. Sie wird nicht durch gegenseitige<br />
Liebe <strong>und</strong> Kooperation zusammengehalten. Die Starken werden die<br />
Schwachen unterdrücken. Die sozialen Beziehungen werden durch<br />
Unzufriedenheit bestimmt sein. Selbst wenn ihr versucht, die Schätze<br />
der Natur gleichmässig untereinander aufzuteilen, wird die Herzlichkeit<br />
nur oberflächlich sein; sie wird nicht spontan sein. Ihr könnt die<br />
zur Verfügung stehenden Mittel begrenzen, aber ihr könnt Gier, Begehren<br />
<strong>und</strong> Verlangen nicht in Grenzen halten. Begehren schliesst<br />
Suche bis jenseits der Grenzen des Möglichen mit ein. Was getan<br />
werden muss, ist, das Begehren mit den Wurzeln auszureissen; der<br />
Mensch muss den Wunsch nach objektiven Vergnügungen aufgeben,<br />
die auf der Illusion gründen, dass die Welt vielfältig, vielfarbig usw. ist,<br />
<strong>und</strong> nicht auf der Wahrheit, dass die Welt, die Natur, die ganze<br />
Schöpfung, das Eine ist. Wenn ihr euch nur des Einen bewusst seid,<br />
wer wünscht dann was? Was könnte eine zweite Person erwerben<br />
<strong>und</strong> geniessen? Die göttliche Schau zerstört den Wunsch nach äusseren<br />
Freuden, denn es gibt kein vom Subjekt verschiedenes Objekt.<br />
Dies ist die wahre Aufgabe der Gesellschaft - jedem ihrer Mitglieder<br />
zu ermöglichen, diese göttliche Schau zu verwirklichen. Die in einer<br />
Gesellschaft durch gemeinsame Interessen verb<strong>und</strong>enen Menschen<br />
sind nicht nur Familien, Kasten, Klassen, Gruppen oder Verwandte,<br />
284
sie sind Gott. Sie sind durch das engste der Familienbande miteinander<br />
verknüpft; nicht nur die eine Gesellschaft, mit der sie sich verb<strong>und</strong>en<br />
fühlen, sondern die ganze Menschheit ist eins. „Die ganze Welt<br />
ist eine Familie”, sagen die Heiligen Schriften. Diese Einheit muss von<br />
jedem erlebt werden.<br />
<strong>Der</strong> Reichtum der Natur <strong>und</strong> die Bodenschätze werden jetzt für das<br />
Aufblähen des eigenen Egos missbraucht. Ist jedoch die göttliche Einheit<br />
erkannt, werdet ihr durch Liebe die neue Lebensweise fördern.<br />
Was jetzt „Mitleid“ oder gesetzlich erzwungene gegenseitige „Hilfe“<br />
ist, wird in „göttliche Liebe“ verwandelt, die sehr wirkungsvoll den Gebenden<br />
<strong>und</strong> den Empfangenden reinigen kann. Dieses Ziel ist jenseits<br />
des Bereiches der normalen Politik, Ethik oder Wirtschaft. Sie<br />
können nicht den Empfangenden umwandeln <strong>und</strong> den Gebenden mit<br />
Freude erfüllen, wie sehr sie auch um einen Ausgleich der beiden bemüht<br />
sein mögen. Sie haben weder die Überzeugungskraft noch das<br />
Durchhaltevermögen. Das Gleichgewicht, das sie errichten, wird von<br />
einem Schatten, dem Schatten des Egos, verfolgt. Dieser Schatten<br />
kann nur verschwinden, wenn die Identität des Einen erkannt <strong>und</strong> gefühlt<br />
wird.<br />
Man mag sagen, dass nicht alle Wünsche falsch sind; man möge die<br />
leidenschaftlichen, die andere schädigen <strong>und</strong> ausbeuten, verdammen;<br />
aber auf reine Wünsche verzichten? Wunsch ist jedoch<br />
Wunsch, auch wenn das Ziel wohltätig <strong>und</strong> rein ist. Die Frucht des Bemühens,<br />
der Geist, der sie erstrebt, die Kraft, die den Geist aktiviert,<br />
das Leben selbst - sie alle müssen durch Hingabe, die aus der Schau<br />
des Einen entsteht, dem Herrn zugewandt werden.<br />
Diejenigen, die argumentieren, dass der spirituelle Pfad nur für den<br />
Einzelnen ist <strong>und</strong> dass die Gesellschaft nichts damit zu tun haben<br />
sollte, begehen einen grossen Fehler. Es ist das Gleiche, als ob man<br />
darauf bestünde, dass Licht im Haus ist, <strong>und</strong> sagt, es sei gleich, ob es<br />
draussen dunkel ist. Hingabe an Gott passt nicht zusammen mit Hass<br />
auf die Mitmenschen. Die Mitmenschen <strong>und</strong> die Welt müssen immer<br />
im Spiegel von Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit (sat-cit-ananda) gesehen<br />
werden. Nur die Verwandtschaft, die auf dieser Erkenntnis<br />
gründet, wird Dauer haben. Das ist die <strong>Sai</strong>-Verwandtschaft. Wenn ihr<br />
diese Verwandtschaft vertieft, wird die echte Präsenz, die ständige<br />
Präsenz von <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> euch gehören.<br />
Lasst euch nicht von euren Launen in den Dschungel der Worte <strong>und</strong><br />
Gefühle führen. Seid fest <strong>und</strong> wahrhaft eurer innersten Natur gegenüber.<br />
Gut <strong>und</strong> Schlecht sind in den Reaktionen der einzelnen Men-<br />
285
schen begründet; sie liegen nicht in den Dingen oder Ereignissen. (...)<br />
Sie hängen nicht von logischer Annahme oder Ablehnung ab. Nur Erfahrung<br />
kann ihren Wert begründen. Wer kann die Gottheit als so <strong>und</strong><br />
so beschreiben? Die dies tun, betreiben eine nutzlose Übung. Es<br />
steht ihnen nicht zu, dies zu behaupten. Wenn sie sich das Recht<br />
dazu herausnehmen, sind sie nur eingebildet <strong>und</strong> verlassen sich auf<br />
ihren begrenzten Intellekt.<br />
Die Göttlichkeit ist in jedem Menschen vollkommen erhalten; für diejenigen,<br />
die klar <strong>und</strong> tief schauen können, liegt sie offen vor Augen. Wer<br />
dies ableugnet, betrügt sich nur selbst über seine Realität. Er kann sie<br />
nicht abweisen, indem er sie leugnet, weder für sich noch für andere.<br />
Die Schlussfolgerung ist deshalb unvermeidlich, dass es die Pflicht<br />
des Menschen ist, in der Gesellschaft einen Ausdruck des Göttlichen<br />
zu sehen <strong>und</strong> seine ganze Geschicklichkeit <strong>und</strong> Mühe darauf zu verwenden,<br />
das Wohlergehen <strong>und</strong> den Wohlstand der Gesellschaft zu<br />
fördern. <strong>Der</strong> Mensch muss<br />
1. dieses umfassende Gefühl,<br />
2. dieses alles einschliessende Denken,<br />
3. diese intuitive Schau entwickeln.<br />
Ohne diese drei ist der Mensch nur ein lebloses Wesen; wenn er diese<br />
drei verlacht, verliert er das Recht, ein Mensch genannt zu werden.<br />
<strong>Der</strong> Geist des Verzichts, das Befolgen sittlichen Verhaltens, das Streben<br />
nach Zusammenarbeit, der Sinn für Verwandtschaft - diese sind<br />
die charakteristischen Kennzeichen des Menschen. Ein Leben, in<br />
dem sie als Hindernisse angesehen werden, kann nicht „Leben“ genannt<br />
werden.<br />
Die Bruderschaft des Menschen kann nur auf der Gr<strong>und</strong>lage der göttlichen<br />
Schau ins Leben übersetzt werden. Alle Menschen dürsten<br />
nach Frieden, Glück <strong>und</strong> Glückseligkeit. Sie sind das kostbarste Erbe,<br />
auf das sie ein Anrecht haben, denn sie sind Gottes Schatz. Sie können<br />
nur dadurch erworben werden, dass ihr das Band erkennt, das<br />
die Menschen miteinander verknüpft. Alle Menschen sind von einem<br />
Geschlecht; sie sind von göttlichem Geschlecht.<br />
Alle Menschen sind Zellen des einen göttlichen Organismus, in dem<br />
göttlichen Körper. Dies sollte euer Glaube, euer Glück, eure Stärke,<br />
eure Fülle sein. Nur Bewusstheit dessen gibt euch das Recht, euch<br />
selbst Mensch zu nennen. Lernt, als Menschen zu leben. Dies ist die<br />
286
spirituelle Übung, dies ist die Botschaft von <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong>. 1.3.74, (23-<br />
42/46)<br />
Warum sich organisieren? Die Aufgabe, die auf die Menschheit wartet,<br />
ist, die Samen von Wahrheit, Rechtschaffenheit, Frieden <strong>und</strong> Liebe<br />
in das Herz einzupflanzen, das für ihren Empfang vorbereitet ist,<br />
die jungen Pflanzen aufzuziehen <strong>und</strong> sie mit Liebe <strong>und</strong> Sorgfalt zu<br />
überwachen, bis sie zu Bäumen heranwachsen, die eine reiche Ernte<br />
süsser Früchte abwerfen <strong>und</strong> alle zu befähigen, diese nährende<br />
Mahlzeit zu teilen. Weise, denen diese nützliche Kultur gelungen war,<br />
haben die Mittel <strong>und</strong> Methoden niedergeschrieben, die Stufen <strong>und</strong><br />
Fehltritte, die Hilfen <strong>und</strong> Hindernisse, welche die Menschen zu berücksichtigen<br />
haben, während sie mit dieser Aufgabe beschäftigt<br />
sind, <strong>und</strong> Millionen haben von ihrem Ratschlag profitiert. Aber niemals<br />
vorher ist dies zu einer organisierten Bewegung geworden, an der die<br />
gesamte Menschheit beteiligt war. Wenn das nicht so wird, kann es<br />
keine Befreiung von Furcht, Angst <strong>und</strong> Ungerechtigkeit geben.<br />
29.3.76, (24-19/20)<br />
Um euch herum sind elektrische Wellen. Da diese Schwingungen verunreinigt,<br />
verseucht sind, sind auch die Herzen der Menschen verunreinigt.<br />
<strong>Der</strong> göttliche Name kann all diese elektrischen Wellen um euch herum<br />
reinigen <strong>und</strong> heiligen. Das Wasser ist verseucht. Alles ist heutzutage<br />
verseucht <strong>und</strong> verschmutzt. Die Luft, die ihr atmet, das Wasser,<br />
das ihr trinkt, die Nahrung, die ihr esst, alles ist verseucht. Euer Leben<br />
ist verunreinigt. Nur der Name Gottes kann dies alles reinigen <strong>und</strong><br />
heiligen. <strong>Der</strong> göttliche Name kann alles in der Welt reinigen <strong>und</strong> heiligen.<br />
(14.1.95)<br />
Heute werden die Menschen auf der ganzen Welt von den verschiedensten<br />
Ängsten gequält. Nirgendwo ist Frieden. Doch die Menschen<br />
sollten nicht verzweifeln. Sie sollten der Lage mutig die Stirn bieten<br />
<strong>und</strong> sich um die Ergebnisse keine Sorgen machen. Macht Liebe zur<br />
Basis aller eurer Handlungen. (25.12.95)<br />
Heute ist die Welt mit sieben Krankheiten geschlagen. Erstens: Geschäfte<br />
machen ohne Moral. Das ist eine bedeutende Krankheit, welche<br />
die Welt befallen hat. Zweitens: Politik ohne Gr<strong>und</strong>sätze. Drittens:<br />
Erziehung <strong>und</strong> Bildung ohne Charakter. Viertens: Lebensunterhalt<br />
ohne Opfer. Fünftens: Ernte ohne Mühe. Sechstens: Menschlichkeit<br />
ohne Tugend. Siebentens: Frömmigkeit ohne Glauben. (...)<br />
287
Was für einen Nutzen hat Frömmigkeit ohne Glauben? Wie kann es<br />
nützlich sein, ein Mensch sein zu wollen ohne menschliche Qualitäten?<br />
Wie könnt ihr ohne Kultivierung des Bodens eine Ernte erwarten?<br />
Welchen Nutzen hat eine Erziehung ohne Charakter?<br />
Drei Dinge sind äusserst wesentlich heutzutage: Es muss im Geschäftsleben<br />
Moral geben. Die Politik muss feste Gr<strong>und</strong>sätze haben.<br />
Die Erziehung muss den Charakter bilden.<br />
Heute verursachen die sieben oben erwähnten Krankheiten alle Sorgen<br />
der Nation. Wohin ihr auch blickt, seht ihr Unordnung, Elend <strong>und</strong><br />
Furcht. Jedermann sollte beschliessen, das Land von diesen sieben<br />
schweren Krankheiten zu befreien.<br />
Liebe ist das Allheilmittel. Wie kann man sich dieser Krankheiten entledigen?<br />
Liebe ist das einzige Mittel. Liebe ist Gott. Lebt in Liebe.<br />
Wenn Liebe entwickelt wird, hat Hass keinen Platz. Ungerechtigkeit<br />
wird der Zutritt verwehrt. Die Menschen geben sich dann nicht der<br />
Falschheit hin. Sie geraten nicht auf böse Wege, sondern folgen dem<br />
rechten Pfad. (...)<br />
Liebt alle, Liebe ist Gottes einziger Besitz. Sie gehört nicht den Menschen.<br />
Sie ist kein käuflicher Gebrauchsartikel. Sie geht vom Herzen<br />
aus. Von ihr allein kann man sagen, dass sie göttlich ist. (7.3.97)<br />
<strong>Der</strong> <strong>Sai</strong>-Avatar hat sich in diesem Eisernen Zeitalter inkarniert mit der<br />
göttlichen Mission, jedem Einzelnen seine Beziehung zur Gemeinschaft<br />
<strong>und</strong> schliesslich zu Gott bewusst zu machen. Transformation<br />
auf der individuellen Ebene ist absolut wichtig. Doch heute verschwendet<br />
der Mensch seine Zeit mit unguten Beschäftigungen. Tagein<br />
<strong>und</strong> tagaus befasst er sich mit unheiligen Aktivitäten. Er erniedrigt<br />
sich selbst durch seine schlechten Gewohnheiten. Er tötet Tiere <strong>und</strong><br />
isst ihr Fleisch. Anstatt seinen Geist zu reinigen, zieht er ihn herab<br />
durch den Genuss von Rauschmitteln. Er entweiht die Zeit, welche<br />
eine göttliche Ausdrucksform ist, mit Glücksspielen. Er nährt böse Eigenschaften<br />
in sich, indem er sich schlechtem Tun hingibt. Darüber<br />
hinaus verstrickt er sich in so erniedrigende Taten wie Diebstahl <strong>und</strong><br />
Verleumdung anderer. Er liest vulgäre Bücher, welche schlechte Gedanken<br />
<strong>und</strong> Gefühle der Gewalt in ihm erwecken. So wie er sich mehr<br />
<strong>und</strong> mehr in schlechte Handlungen verwickelt, beschmutzt <strong>und</strong> verdirbt<br />
er auch die Gesellschaft. Wenn die Individuen schlechte Wege<br />
einschlagen, entartet die ganze Gesellschaft. Das <strong>Lehre</strong>n <strong>und</strong> das<br />
Verbreiten von Spiritualität sind wesentlich für die Reinigung des Individuums<br />
<strong>und</strong> der Gesellschaft.<br />
288
Was ist Spiritualität? Das, was die animalische Natur des Menschen<br />
zerstört, seine Menschlichkeit fördert <strong>und</strong> ihn schliesslich in ein göttliches<br />
Wesen verwandelt, das ist Spiritualität. Gottesverehrung, das<br />
Singen geistlicher Lieder <strong>und</strong> die Durchführung von Ritualen sind von<br />
zweitrangiger Bedeutung. Sie können nicht als wahre Spiritualität angesehen<br />
werden. (28.4.99)<br />
289
GEISTIGE GESETZE - NATURGESETZE<br />
Naturkatastrophen wie Erdbeben, Vulkanausbrüche, Dürren <strong>und</strong><br />
Überschwemmungen sind die Folge von Störungen im natürlichen<br />
Gleichgewicht der Natur, ausgelöst durch rücksichtslose Ausbeutung<br />
der natürlichen Bodenschätze. Man muss die Menschheit vergleichen<br />
mit einem Verrückten, der die Axt schwingt gegen den Ast, auf dem er<br />
sitzt. (13.2.97)<br />
Gesetz von Ursache <strong>und</strong> Wirkung, Karmagesetz<br />
Die Länder dieser Erde sind verschieden. Es gibt solche, deren Bevölkerung<br />
spirituell motiviert ist <strong>und</strong> sich vorwiegend nach geistigen<br />
Zielen ausrichtet, <strong>und</strong> andere, deren Bürger keine höheren Ideale haben,<br />
sondern materielle Ziele verfolgen, die ihre Sinne befriedigen. So<br />
unterscheidet sich seit Menschengedenken die Lebensauffassung<br />
der Völker. Bharata ist ein Land, in dem die Menschen das eigentliche<br />
Ziel allen Handelns entdeckt haben, nämlich die Verherrlichung Gottes,<br />
der überall <strong>und</strong> so auch in ihnen selbst gegenwärtig ist. Handeln,<br />
Karma, ist unvermeidlich, denn schon der Gedanke schliesst das<br />
Handeln ein. Man unterscheidet zwei Arten: das an die Welt geb<strong>und</strong>ene<br />
<strong>und</strong> das von den Veden <strong>und</strong> ihren Geboten beeinflusste Handeln.<br />
Jede Tätigkeit, die nur ausgeführt wird, um das Leben zu erhalten, ist<br />
auf materielle Ziele ausgerichtet. Spirituelles Bemühen erhebt den<br />
Menschen in den Bereich des Göttlichen <strong>und</strong> basiert auf den Veden<br />
oder den späteren Texten. Es kann als Gedanke, Gefühl oder körperliche<br />
Tätigkeit in Erscheinung treten <strong>und</strong> wird durch die Lebensweise<br />
in früheren Inkarnationen <strong>und</strong> durch das Verhalten in diesem Leben<br />
bestimmt. (...)<br />
Das Wort “Karma” ist kurz <strong>und</strong> bündig <strong>und</strong> wird von jedermann häufig<br />
benutzt. Aber das Prinzip, das es zum Ausdruck bringt, ist von grösster<br />
Bedeutung für die Menschheit. Karma bezeichnet nicht nur eine<br />
körperliche Tätigkeit, sondern schliesst Gedanken <strong>und</strong> Worte ein. Jeder<br />
kann ihm so viel Wert <strong>und</strong> Gültigkeit <strong>beim</strong>essen, wie es ihm sein<br />
Verstand erlaubt.<br />
Jede Aktivität des Menschen - weltlich, religiös <strong>und</strong> spirituell - ist Karma.<br />
Diese drei sind wie Strähnen miteinander verflochten. Weltliches<br />
Handeln hat selbstverdiente Vor- <strong>und</strong> Nachteile zur Folge. Religiöses<br />
Handeln nutzt die Erfahrung von Generationen gläubiger Sucher, <strong>und</strong><br />
spirituelles Handeln widmet sich der Läuterung des Herzens, so dass<br />
der innewohnende Gott sich darin spiegeln kann. Handeln ist ein ewig<br />
290
fliessender Strom, der das Rad des Lebens schneller <strong>und</strong> schneller<br />
dreht <strong>und</strong> es in ständiger Bewegung hält.<br />
Handeln bedeutet Bewegung oder das, was zur Bewegung drängt.<br />
Luft bewegt sich im Raum. Durch Reibung erlangt bewegte Luft Wärme.<br />
Lebewesen können ihre Körpertemperatur so lange erhalten, wie<br />
sie Luft ein- <strong>und</strong> ausatmen. Je schneller der Atem, desto wärmer ist<br />
der Körper. Wärme ist die Eigenschaft des Feuers, <strong>und</strong> Wärme lässt<br />
Wasser verdampfen. Die Wasserteilchen vermischen sich mit anderen<br />
Elementen <strong>und</strong> verhärten sich dann als Erde. Die Erde bringt<br />
Pflanzen <strong>und</strong> Bäume hervor, <strong>und</strong> diese wiederum sorgen für die Nahrung<br />
des Menschen <strong>und</strong> erhalten ihn ges<strong>und</strong>. Die Pflanzen tragen die<br />
Früchte, von denen der Mensch lebt <strong>und</strong> deren Geschenk die im Samen<br />
enthaltene Lebenskraft ist, die zur Fortpflanzung führt. Das ist<br />
der Schöpfungsakt, das Karma der Schöpfung, welches sich unaufhörlich<br />
wiederholt. (...)<br />
Kurz gesagt, Karma erkennt man als Bewegung, als Fortschritt, als<br />
Entwicklung <strong>und</strong> als Fortpflanzung.<br />
Es ist nur natürlich zu erwarten, dass diese unendliche kontinuierliche<br />
Strömung eine feste, unveränderliche Gr<strong>und</strong>lage haben muss. Diese<br />
ist das Universal-Absolute. Die allererste Schwingung dieser Gr<strong>und</strong>lage<br />
trat auf, als das Absolute zu Gott, dem Schöpfer des Universums,<br />
wurde <strong>und</strong> das Verlangen nach Weisheit, Wunsch <strong>und</strong> Willen ausdrückte.<br />
Diese allererste Schwingung nannte man das Ur-Karma, das<br />
Karma des Umformens des Seins in das Werden - das Karma der<br />
Schöpfung.<br />
Es ist das Wesen dieses Karma, welches die göttliche Dreieinigkeit<br />
von Brahma, dem Schöpfer, Vishnu, dem Erhalter, <strong>und</strong> Shiva, dem<br />
Auflöser, notwendig machte. Das Gesetz des Karma regiert die Bewegungen<br />
der Sterne, Planeten, Milchstrassen <strong>und</strong> anderer Himmelskörper.<br />
Dasselbe Gesetz lenkt <strong>und</strong> beherrscht, was in allen Welten<br />
geschieht. Es ist seinem Wesen nach unerforschlich. Niemand kann<br />
sich eine Zeit vorstellen, in der Karma nicht war. Es liegt jenseits der<br />
Kapazität des Menschen, mit Genauigkeit vorherzusagen, welche Ereignisse<br />
warum, wann <strong>und</strong> wie geschehen werden. Sie sind festgelegt<br />
von Ewigkeit zu Ewigkeit.<br />
Ebenso wie man jede Arbeit <strong>und</strong> jede Handlung, die ausgeführt wird,<br />
als Karma bezeichnen kann, so ist Müssiggang oder Nichtstun Karma!<br />
Wenn ihr eine Person schweigend, still <strong>und</strong> ohne etwas zu tun sitzen<br />
seht, nehmt ihr an, dass sie nicht aktiv ist. Wie kann man da sagen,<br />
dass sie Karma ausführt? Was ist gemeint, wen man sagt: “Er<br />
291
arbeitet nicht”, oder: “Er ist nicht aktiv”? Diese Feststellungen bedeuten<br />
nur: “Er ist damit beschäftigt, sich von jeder Arbeit <strong>und</strong> Aktivität<br />
fernzuhalten.” Man kann also sagen, dass der Mensch sich manchmal<br />
damit beschäftigt, nicht zu arbeiten. Wenn er an dem, was er tut,<br />
emotionell nicht beteiligt ist, sondern es als seine Pflicht <strong>und</strong> als Gottesdienst<br />
betrachtet, wenn der Erfolg oder Misserfolg seiner Handlung<br />
ihn unberührt lassen, wird diese Handlung ohne Folgen für ihn<br />
bleiben. Dies ist die höchste spirituelle Disziplin.<br />
<strong>Der</strong> erste Akt eines Lebewesens ist das Einatmen, der Beginn des<br />
Atem-Rhythmus. Wenn ihr einmal darüber nachdenkt, erkennt ihr, wie<br />
erstaunlich das ist. Es ist ein w<strong>und</strong>erbares Geheimnis. Es ist nicht so,<br />
dass der Mensch in dem Augenblick, in dem er geboren wird, beschliesst,<br />
die Luft, die ihn umgibt, ein- <strong>und</strong> auszuatmen. Er beginnt<br />
damit, ohne es zu wollen oder zu wünschen.<br />
Nicht nur der Mensch, sondern jeder lebende Organismus ist Zeugnis<br />
dieses grossen W<strong>und</strong>ers. Ihr könntet Zweifel haben <strong>und</strong> fragen: “Wie<br />
kann der Mensch etwas tun, ohne es zu wünschen <strong>und</strong> zu wollen?”<br />
Das Beste ist, diesem Zweifel mit der Antwort zu begegnen, dass der<br />
Mensch solche Geheimnisse nicht enträtseln kann. Selbst wenn man<br />
antworten würde: “Die Natur ist die Ursache dafür”, bleibt die Frage<br />
offen: “Was ist Natur eigentlich?” Atmen beginnt mit der Geburt; es ist<br />
ein automatischer, natürlicher Vorgang - so sagt man. Aber das sagt<br />
nur das Gleiche mit anderen Worten. Es erklärt gar nichts. Dann<br />
könnt ihr auch sagen, dass der Mensch die Zusammenhänge dieses<br />
wichtigsten Geschehens nicht versteht. Es ist in der Tat überraschend,<br />
dass der Vorgang des Atmens für die Person, die atmet, ein<br />
Geheimnis ist.<br />
Wenn ihr über die Tatsache nachdenkt, dass Yogis durch Willensanstrengung<br />
ihren Pulsschlag <strong>und</strong> den Atmungsvorgang anhalten können,<br />
erkennt ihr die Macht, welche der Wille über den Ablauf des Karma<br />
besitzt. Dadurch wird bewiesen, dass Karma nicht etwas ist, das<br />
unabhängig im luftleeren Raum existiert. Ohne Täter gibt es keine<br />
Tat. (...)<br />
Das Wesen des Einzelnen, das sich in seinem Verhalten manifestiert,<br />
wird durch Wünsche bestimmt. Er formt sich selbst durch seine Hoffnungen,<br />
sein Streben, seine Bemühungen <strong>und</strong> seine Leistungen.<br />
Durch die Entscheidungen, die er trifft, <strong>und</strong> durch seine Handlungen<br />
entwirft er sogar seine eigene Zukunft. Die Macht, die sein Verstand<br />
auf ihn ausübt <strong>und</strong> die seinen Willen in eine bestimmte Richtung lenkt,<br />
wird von der materiellen Welt ausgeübt. Wer erst einmal entdeckt hat,<br />
292
dass er seine Neigungen <strong>und</strong> Wünsche mit Hilfe seiner intuitiven Fähigkeiten<br />
selbst dirigieren kann, für den ist es leicht, die Mittel anzuwenden,<br />
die ihn von den Fesseln der Welt befreien.<br />
Jedes Lebewesen wird von natürlichen Kräften <strong>und</strong> Impulsen geformt<br />
<strong>und</strong> beherrscht; es ist unentrinnbar dem Einfluss seiner Umwelt ausgesetzt.<br />
Das ist die Anschauung, die gewöhnlich von allen Intellektuellen<br />
vertreten wird. Die Diskussion darüber muss jedoch vorerst verschoben<br />
werden, denn ihr müsst euch zunächst eingehender mit dem<br />
Begriff des Karma <strong>und</strong> mit den Kräften, von denen es beeinflusst wird,<br />
beschäftigen. Unter “Karma” versteht man im Allgemeinen “Arbeit”.<br />
Transaktionen <strong>und</strong> Handlungen jeder Art können als “Arbeit” bezeichnet<br />
werden. Dabei ist keine Arbeit hoch oder niedrig. Jede Arbeit ist<br />
heilig, wenn sie für die Aufrechterhaltung <strong>und</strong> Weiterentwicklung des<br />
Lebens erforderlich ist. Deshalb gilt es als erstrebenswert, die positiven<br />
oder negativen Folgen des Handelns anzunehmen, ohne sich dagegen<br />
aufzulehnen.<br />
Die Hindus betrachten Glück <strong>und</strong> Unglück, Freude <strong>und</strong> Leid als unentrinnbare<br />
Folgen ihres eigenen Handelns. Da sie deshalb nicht gegen<br />
Elend, Krankheit <strong>und</strong> Leid ankämpfen <strong>und</strong> diese Widrigkeiten<br />
nicht zu überwinden suchen, werden sie oft als Müssiggänger bezeichnet.<br />
Diese Ansicht zeugt jedoch von äusserster Beschränktheit,<br />
denn sie zieht die gr<strong>und</strong>legenden Prinzipien <strong>und</strong> die Philosophie des<br />
Karma nicht in Betracht, sondern urteilt lediglich nach deren Auswirkung<br />
auf weltlicher Ebene. Diese Auffassung wird nur von denen vertreten,<br />
die einen Vorteil daraus ziehen wollen.<br />
Nehmt ein Beispiel aus eurer eigenen Erfahrung. <strong>Der</strong> Angestellte, der<br />
im Büro arbeitet; der Bauer auf der eigenen Scholle; der Gepäckträger,<br />
der sich auf seine eigene Kraft verlässt, um seinen armseligen<br />
Unterhalt zu verdienen; der Schmied, der Töpfer, der Zimmermann,<br />
der Wäscher, der Barbier - sie alle sind sich ihrer Pflichten bewusst<br />
<strong>und</strong> gehen ihrer Arbeit nach. Sie wissen, dass es ihnen im Leben<br />
schlecht ergehen würde, wenn sie ihre Aufgaben nicht mit Hingabe<br />
erfüllten. Deshalb widmen sie sich ihrem Beruf nach besten Kräften.<br />
Warum sollte man mehr von diesen Leuten verlangen? Nur wenn sie<br />
unwillig oder unfähig wären, ihre Pflichten zu erfüllen, müsste man sie<br />
warnen <strong>und</strong> ermutigen. (...)<br />
Flugzeuge, Schiffe, Fabriken oder Krankenhäuser z.B. Sind durch Arbeit<br />
geschaffen worden, <strong>und</strong> es wird darin gearbeitet. Das ist weltliche<br />
Arbeit, die für dieses Leben wichtig ist. Aber ein glückliches Leben ist<br />
nur die Vorbereitung für späteren spirituellen Fortschritt. Es besteht<br />
293
kein Zweifel darüber, dass Fehler in weltlichen Angelegenheiten unbedingt<br />
vermieden werden müssen, denn sie schaden dem Individuum,<br />
der Gesellschaft <strong>und</strong> der Nation. Dennoch ist es bedauerlich,<br />
dass der Mensch sich nicht ebenso wirksam <strong>und</strong> begeistert für seinen<br />
spirituellen Fortschritt einsetzt wie für sein weltliches Weiterkommen.<br />
(5-110/115)<br />
Als Nächstes wollen wir die Beziehung zwischen weltlichem <strong>und</strong> spirituellem<br />
Karma untersuchen. (...)<br />
Es ist Aufgabe <strong>und</strong> Pflicht des Regierenden, berechtigte <strong>und</strong> der Gesellschaft<br />
dienliche Wünsche seiner Untertanen zu befriedigen. Er<br />
kümmert sich nicht selbst um die Einzelheiten, sondern er hat viele<br />
Minister eingesetzt, die für die Ausführung seiner Anordnungen, die<br />
das Reich <strong>und</strong> die Bürger betreffen, verantwortlich sind. Die Regierenden<br />
weltlicher Staaten müssen notgedrungen strenge Verordnungen,<br />
Gebote <strong>und</strong> Verbote erlassen, um Wohlfahrt, Gedeihen <strong>und</strong><br />
Fortschritt zu sichern. Stellt euch nur vor, wieviel mehr dies für den<br />
Herrn zutrifft, der für das gesamte Weltall verantwortlich ist! Für einen<br />
reibungslosen Ablauf der verschiedenen Vorgänge in der Natur muss<br />
es unfehlbare Gesetze geben. Bedenkt einmal, wie zahlreich <strong>und</strong> universal<br />
diese sein müssen! Sie umfassen die gesamte belebte <strong>und</strong> unbelebte<br />
Natur. In der transzendenten Hierarchie hat jedes “Ministerium”,<br />
das innerhalb des grösseren Rahmens mehr oder weniger<br />
selbständig ist, seine besonderen Aufgaben, für welche es die entsprechenden<br />
Bestimmungen erlässt. Es hat einen Schutzpatron als<br />
“Minister” <strong>und</strong> ausführende Organe, welche die Pflichten koordinieren<br />
<strong>und</strong> für die Zusammenarbeit aller verantwortlich sind.<br />
Die Gebete der Betrübten um zeitliche Hilfe oder Führung werden nur<br />
von den zuständigen himmlischen Wesenheiten erhört. Wenn die Bitte<br />
aus Unwissenheit oder Mangel an Sorgfalt an den falschen Schutzpatron<br />
gerichtet wird, was geschieht dann? Er kann sie nur mit der<br />
Bemerkung beiseite schieben, dass es ihn nichts angeht, da das Gebet<br />
fälschlicherweise an ihn gerichtet wurde. Gebete um bestimmte<br />
Wohltaten <strong>und</strong> Gaben müssen also mit der richtigen Adresse versehen<br />
werden. <strong>Der</strong> Schutzpatron, der sich mit dem Regen befasst, ist<br />
Indra. Gebete um Regen oder solche, die in irgendeiner Weise mit<br />
Regen zu tun haben, müssen an ihn gerichtet werden, denn nur er hat<br />
die Befugnis, sich damit zu befassen. Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Stärke sind unter<br />
der Obhut von Surya. Ganapati hilft bei der Verhütung von Schwierigkeiten,<br />
die guten Werken im Wege stehen. Bhudevi ist die Göttin<br />
294
der gesamten Vegetation, während Pflanzen, Kulturen <strong>und</strong> medizinische<br />
Kräuter unter dem besonderen Schutz von Chandra stehen. Es<br />
gibt also Wesenheiten mit geringerer Machtbefugnis, die einen kleineren<br />
Bereich zu überwachen <strong>und</strong> zu leiten haben. Man nennt sie himmlische<br />
Wesen, Engel oder Gottheiten. Jeder der menschlichen Sinne<br />
wird von einem dieser Schutzpatrone überwacht, beschützt <strong>und</strong> geführt.<br />
Man mag einwenden: “Es gibt nur einen Gott. Warum kann er nicht<br />
unsere Gebete erhören?” Diese Frage beruht auf einem Irrtum; sie ist<br />
ein Zeichen unvollständiger Erkenntnis. Natürlich gibt es nur einen<br />
Gott. Aber in der Herrschaft des Kosmos gibt es viele verschiedene<br />
Bereiche, die geleitet <strong>und</strong> reguliert werden müssen. Dafür sind untergeordnete<br />
himmlische Wesenheiten zuständig. Wenn ihr einen Brief<br />
an mich schreibt, diesen aber an jemand anderen adressiert, wird er<br />
nur den Adressaten erreichen! Er kann nicht in die Hände der Person<br />
kommen, die ihr eigentlich ansprechen möchtet. Ihr müsst also auch<br />
die Wünsche, die ihr habt, an die Gottheit adressieren, die befugt ist,<br />
sich mit deren Erfüllung oder Ablehnung zu befassen. Diese wird sich<br />
dann selbst eures Problems annehmen <strong>und</strong> die Schritte, die zu seiner<br />
Lösung führen, unternehmen.<br />
Es ist sehr wichtig, sich genau zu prüfen, bevor man ein Gebet formuliert.<br />
Dadurch wird geklärt, ob die Gedanken, Beschlüsse, Hoffnungen<br />
<strong>und</strong> Wünsche einem starken Glauben entspringen oder nicht. Wie<br />
aber kann man sich testen <strong>und</strong> die Wahrheit entdecken? Die Güte eines<br />
Goldstücks wird bestimmt, indem man die Spur untersucht, die es<br />
auf einem Prüfstein hinterlässt. <strong>Der</strong> Test, der die Qualität eures Glaubens<br />
enthüllt, ist die Frage, ob ihr die Anweisungen, die von Gott gegeben<br />
werden, ernsthaft befolgt. Euer Denken <strong>und</strong> Handeln müssen<br />
eurem Glauben entsprechen. Sie müssen im innersten Kern heilig<br />
<strong>und</strong> so voller Liebe <strong>und</strong> Mitgefühl sein, dass die Gnade Gottes davon<br />
angezogen wird.<br />
Die <strong>Lehre</strong> vom Karma, wie sie in den vedischen Schriften niedergelegt<br />
ist, beschäftigt sich mit dem Handeln, das einem reinen Denken<br />
<strong>und</strong> einem starken Glauben entspringt. Ein solches Handeln ist die<br />
Wurzel menschlichen Fortschritts, der Atem wirklich glücklicher<br />
menschlicher Existenz, die einzige Nahrung, die den Hunger des<br />
Menschen stillen <strong>und</strong> das lebensspendende Wasser, das seinen<br />
Durst löschen kann. Karma, Handeln, ist eine ebenso unausweichliche<br />
Notwendigkeit wie die Entdeckung <strong>und</strong> Verwirklichung eurer eigenen<br />
Realität. (...)<br />
295
Drei Arten des Handelns erreichen Gott unmittelbar <strong>und</strong> gewinnen<br />
seine Gnade:<br />
1. Handeln, das nicht persönlichen Wünschen entspringt;<br />
2. Handeln, das von selbstloser Liebe bestimmt wird, <strong>und</strong><br />
3. Gebete, die aus einem reinen Herzen kommen.<br />
Das sind die Dinge, denen der Herr Beachtung schenkt. Bitten anderer<br />
Art sind an die entsprechenden Schutzpatrone zu richten, die sich<br />
ihrer annehmen werden. Nur uneigennützige Gebete, die von Liebe<br />
durchdrungen <strong>und</strong> nicht an eine Vergünstigung geb<strong>und</strong>en sind, die<br />
das Gebet bewirken möchte, erreichen Gott unmittelbar. (5-115/119)<br />
Die Lebensumstände des Einzelnen hängen davon ab, ob er sich bei<br />
dem Kampf um den Lebensunterhalt in früheren Existenzen Verdienste<br />
erworben oder Schuld auf sich geladen hat. Um in diesem Kampf<br />
erfolgreich zu sein, um Hindernisse zu überwinden <strong>und</strong> Fertigkeiten<br />
zu erwerben, benutzt der Mensch seine Intelligenz. Aber die wirklich<br />
wertvollen Richtlinien für die Weiterentwicklung des Menschen liegen<br />
jenseits seiner Intelligenz <strong>und</strong> der Aufnahmefähigkeit seines Verstandes.<br />
Er kann sie jedoch in den Veden <strong>und</strong> Shastras finden, welche die<br />
Gr<strong>und</strong>regeln für sein Verhalten festlegen <strong>und</strong> ihm zeigen, wonach er<br />
streben <strong>und</strong> wie er seine Fähigkeiten einsetzen sollte. Das Handeln,<br />
das den Geboten der Veden <strong>und</strong> Shastras folgt, ist für den Menschen<br />
ebenso wesentlich wie das Handeln, welches durch weltliche Gegebenheiten<br />
bedingt ist. Die Gebildeten sollten erkennen, dass alles,<br />
was in den Heiligen Schriften empfohlen wird, dem Menschen hier<br />
<strong>und</strong> jetzt nützt <strong>und</strong> zu Frieden <strong>und</strong> Harmonie in zukünftigen Existenzen<br />
führt.<br />
Es ist eine Kunst, so zu handeln, dass es der eigenen Weiterentwicklung<br />
dient, <strong>und</strong> in dieser Kunst steht als Ziel der “Dienst an der<br />
Menschheit” an erster Stelle. Natürlich ist derjenige, der dieses Ziel<br />
anstrebt, selbst auch ein Nutzniesser, da er ja der Gemeinschaft, der<br />
er dient, angehört. Er nimmt selbst an diesem grossartigen Abenteuer<br />
teil. Das Wissen darum <strong>und</strong> die Erkenntnis der Zusammenhänge, die<br />
sich während des Dienens einstellt, verstärken dann den Wunsch,<br />
dem Nächsten zu dienen.<br />
Heute wird viel davon geredet, dass der Dienst am Menschen Gottesdienst<br />
sei. Dieser Gedanke ist absolut richtig. Es gibt aber nicht viele,<br />
296
die sich Gedanken darüber machen, wie dieser Dienst gestaltet werden<br />
soll. <strong>Der</strong> Ruf nach dem Dienst an der Menschheit wird gehört <strong>und</strong><br />
begrüsst, aber die Entscheidung, wie <strong>und</strong> wo dieser ausgeführt werden<br />
soll, wird nicht genügend durchdacht. Jeder folgt seinen eigenen<br />
Neigungen <strong>und</strong> Impulsen. <strong>Der</strong> stärkste Impuls ist dabei der Wunsch<br />
nach Anerkennung, die durch scheinbare Selbstlosigkeit gewonnen<br />
wird. Bei einem solchen “Dienen” wird weder weltlicher noch spiritueller<br />
Fortschritt gefördert. Es wird mehr zerstört als aufgebaut. Dem einen<br />
helfen, mit dem anderen zusammenarbeiten, denen beistehen,<br />
die Niederlage, Krankheit <strong>und</strong> Elend erleiden - all dieses sollte nicht<br />
nur den Einzelnen befriedigen, sondern auch der Welt Harmonie <strong>und</strong><br />
Glück bringen.<br />
Wie der Wunsch, anderen zu dienen, organisiert <strong>und</strong> in welche Richtungen<br />
er geleitet werden muss, ist vor <strong>und</strong>enklichen Zeiten von euren<br />
Vorfahren festgelegt worden. Eure Vorväter glaubten, dass die<br />
Beachtung der Göttlichen Ordnung durch den Einzelnen zur Wohlfahrt<br />
in der Welt beiträgt <strong>und</strong> als ein “Dienst” gewertet werden kann.<br />
(5-119/121)<br />
<strong>Der</strong> erste Schritt auf dem Weg zu Frieden <strong>und</strong> Harmonie für die ganze<br />
Menschheit ist, dass jeder die göttlichen Verordnungen, die den <strong>Lehre</strong>n<br />
seiner eigenen Religion entsprechen, beachtet. Jeder, der sich an<br />
die Gr<strong>und</strong>prinzipien seines Glaubens hält, dient damit sich selbst <strong>und</strong><br />
anderen am besten. Die Göttliche Ordnung bedeutet in diesem Zusammenhang:<br />
Handeln im Einklang mit den Traditionen der Kultur<br />
des jeweiligen Landes. In der Kultur dieses Landes jedenfalls wird<br />
das Ideal des Weltfriedens <strong>und</strong> der Wohlfahrt aller in allen Bereichen<br />
berücksichtigt.<br />
Das intellektuelle Eindringen in die <strong>Lehre</strong> vom Geheimnis des Karma,<br />
die in unseren Heiligen Schriften einen weiten Raum einnimmt, beginnt<br />
mit den Worten: “Nun zur Untersuchung des Handelns <strong>und</strong> seiner<br />
Folgen.” Das Spenden für wohltätige Zwecke z.B. bringt gute<br />
Früchte; aber man muss aufpassen, dass es nicht durch Egoismus<br />
verdorben wird. Es steht geschrieben, dass grosszügige Wohltätigkeit<br />
jetzt <strong>und</strong> hier Glück für das nächste Leben sichert. Die Aussicht auf<br />
diesen eigenen Vorteil kann die Menschen zu gutem Handeln anspornen.<br />
Meist sind es jedoch andere egoistische Motive <strong>und</strong> nicht diese<br />
Gedanken an die eigene Zukunft, die zur Wohltätigkeit führen. Das ist<br />
eine allzu offensichtliche Tatsache.<br />
Die Leute sind stolz, dass sie anderen geholfen haben. Sie möchten<br />
297
dafür als wohltätig <strong>und</strong> freigebig gepriesen werden. Diese Haltung<br />
enthüllt ihre Unwissenheit, die auf Unkenntnis der wahren Zusammenhänge<br />
zurückzuführen ist. (5-121/122)<br />
Jedes Lebewesen wird irgendwann einmal vollkommen werden. Das<br />
kann unmöglich aufgehalten oder abgestritten werden. Euer jetziger<br />
Zustand der Unvollkommenheit ist das Ergebnis eurer Handlungen in<br />
vergangenen Inkarnationen. Das heisst, dass eure Gedanken, Gefühle,<br />
Leidenschaften <strong>und</strong> Taten in früheren Erdenleben die Umstände<br />
geschaffen haben, in denen ihr euch gegenwärtig befindet. So werden<br />
auch eure zukünftigen Lebensbedingungen von eurem gegenwärtigen<br />
Handeln, euren Wünschen, Gedanken <strong>und</strong> Gefühlen abhängen.<br />
Mit anderen Worten, ihr bestimmt selbst euer eigenes Glück <strong>und</strong><br />
Unglück. Das bedeutet nicht, dass man, um glücklich zu werden <strong>und</strong><br />
Unglück zu vermeiden, nicht die Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung anderer suchen<br />
<strong>und</strong> annehmen sollte. (...) Durch diese Hilfe wird das eigene Bewusstsein<br />
geläutert <strong>und</strong> verfeinert <strong>und</strong> der spirituelle Fortschritt beschleunigt.<br />
Das ist der Weg zur Vollkommenheit.<br />
Das Studium von Büchern allein führt nicht zu dieser das Leben verändernden<br />
Erfahrung. Dazu ist die geistige Berührung mit einem Wissenden<br />
erforderlich. Selbst wenn jemand sein ganzes Leben über<br />
den Büchern sitzt <strong>und</strong> dadurch sehr gelehrt wird, bedeutet das nicht,<br />
dass er den geringsten spirituellen Fortschritt gemacht hat. Die Beziehung<br />
zwischen Gelehrsamkeit <strong>und</strong> spiritueller Bildung entspricht nicht<br />
der von Ursache <strong>und</strong> Wirkung. Wie bewandert man auch in weltlichen<br />
Wissenschaften sein mag, wenn der Geist nicht geläutert wird, ist all<br />
das Wissen nutzloser Ballast. Das beste Erziehungssystem ist das,<br />
welches kulturelle Werte lehrt <strong>und</strong> dazu beiträgt, dass diese Werte alles,<br />
was gelernt wird, durchdringen <strong>und</strong> läutern. (...)<br />
Nur ein edler Mensch, in dessen Herz die Wahrheit des Göttlichen<br />
Selbst fest verankert ist, darf als Guru erwählt werden, <strong>und</strong> der Guru<br />
darf nur den, der diese Wahrheit willkommen heisst <strong>und</strong> nach ihr<br />
sucht, als Schüler annehmen. Das Samenkorn muss den Keim schon<br />
in sich tragen. (7-30)<br />
Gott fügt alle eure guten <strong>und</strong> schlechten Handlungen zu einer Girlande<br />
zusammen <strong>und</strong> hängt sie euch bei der Wiedergeburt um den Hals.<br />
Ihr könnt den Folgen eurer Handlungen nicht entgehen. (...)<br />
Alles Gute <strong>und</strong> Schlechte, das euch in diesem Leben widerfährt, ist<br />
die Folge eures eigenen Handelns, euer Karma. Dieses Karma ist<br />
298
auch die Ursache eurer Geburt. Ob ihr Gutes oder Schlechtes tut, alles<br />
trägt dazu bei, wieder <strong>und</strong> wieder geboren zu werden. Ihr müsst<br />
euer Karma ausleben. Hindus glauben an das Gesetz von Ursache<br />
<strong>und</strong> Wirkung, an die Wiedergeburt <strong>und</strong> an die Inkarnation Gottes als<br />
Avatar. Nur der Hinduismus akzeptiert alle drei dieser göttlichen Gesetze.<br />
In diesem Zusammenhang mögt ihr fragen, welches Karma<br />
wohl die Geburt Gottes als Mensch verursacht. Müsste denn nicht<br />
auch für seine Geburt als Avatar gutes <strong>und</strong> schlechtes Karma die Ursache<br />
sein? Hier gibt es einen bedeutsamen Unterschied, den ihr zur<br />
Kenntnis nehmen müsst. Wenn der Mensch gut oder schlecht gehandelt<br />
hat, betreffen die Folgen nur ihn selbst. Im Hinblick auf den Avatar<br />
ist das anders. Die schlechten Handlungen schlechter Menschen<br />
<strong>und</strong> die guten Handlungen guter Menschen sind beide die Ursache<br />
für das Kommen Gottes in menschlicher Gestalt. (...)<br />
<strong>Der</strong> Herr nimmt menschliche Gestalt nur wegen des Karma an, das<br />
andere auf sich geladen haben. Er tut das aus seinem eigenen freien<br />
Willen. 1977, (37-23)<br />
Karma ist die Ursache für die Geburt des Menschen, für sein Wachsen<br />
<strong>und</strong> für seine Erlösung. <strong>Der</strong> Mensch ist wahrlich göttlich, denn er<br />
kann sein Leid ebenso wie seine Freude selbst bewirken. Alles Leid<br />
<strong>und</strong> alle Freude in dieser Welt werden allein durch das Handeln des<br />
Menschen verursacht. 1977, (37-58)<br />
Aus dieser unwirklichen Welt führe mich zur Wirklichkeit, aus der Dunkelheit<br />
der Unwissenheit führe mich zum Licht, vom Tod führe mich<br />
zur Unsterblichkeit.<br />
Wie ist das zu verstehen? Tod bedeutet hier den Kreislauf von Tod<br />
<strong>und</strong> Wiedergeburt, <strong>und</strong> Unsterblichkeit ist die Erlösung von der Wiedergeburt.<br />
Was ist der Weg zur Unsterblichkeit? Unsterblichkeit erlangt<br />
nur, wer alles Sterbliche abstreift. 1977, (37-121)<br />
Die Folgen eures Handelns in der Vergangenheit sind gespeichert.<br />
Aber es kommt darauf an, was ihr von diesem Vorrat für den gegenwärtigen<br />
Verbrauch auswählt. Wenn ihr dabei euren Verstand gebraucht,<br />
kann auch dieses Erbe der Vergangenheit angenehm,<br />
schmackhaft <strong>und</strong> der Ges<strong>und</strong>heit zuträglich zubereitet werden. Darüber<br />
hinaus kann die Gnade Gottes den Einfluss der Vergangenheit<br />
aufheben oder abschwächen. Darauf könnt ihr euch verlassen. Wenn<br />
das Gesetz von Ursache <strong>und</strong> Wirkung so starr <strong>und</strong> unbeugsam wäre,<br />
299
was hätte es für einen Zweck, euch spirituelle Anstrengungen <strong>und</strong> ein<br />
rechtschaffenes, tugendhaftes Leben zu empfehlen. Wenn ihr die<br />
Gnade Gottes gewinnt, werden sich die Folgen vergangener Handlungen<br />
wie Nebel in der Sonne auflösen, <strong>und</strong> die Morgendämmerung<br />
der Weisheit wird anbrechen. 30.9.60, (15-148)<br />
Wenn das Gesetz von Ursache <strong>und</strong> Wirkung dem Menschen wirklich<br />
Hände <strong>und</strong> Füsse fesseln würde, warum würden dann die Shrutis <strong>und</strong><br />
Smritis die ernsthaften Bemühungen <strong>und</strong> spirituellen Übungen der<br />
Sucher so hoch bewerten? Selbstverständlich können solche Anstrengungen<br />
die schlimmen Folgen des Karma umwandeln <strong>und</strong> den<br />
Menschen vor einem Schicksal bewahren, das er sich selbst gewoben<br />
hat. Die Geschichte von Markandeya, der den Klauen des Todes<br />
entging, ist ein Beispiel dafür. Seine spirituellen Bemühungen trugen<br />
den Sieg davon, weil er damit die Gnade Gottes auf sich gezogen hatte.<br />
Es gibt zahllose Beispiele im Erdenleben der Avatare, die beweisen,<br />
dass Gnade stärker ist als gespeichertes Karma. Was immer<br />
Gott euch widerfahren lässt, hilft euch weiter auf dem Weg zur Erlösung<br />
<strong>und</strong> wird euch niemals zu Fall bringen oder in Knechtschaft geraten<br />
lassen. Es gibt keinen Gott der Rache. Er kennt keine Zu- <strong>und</strong><br />
Abneigungen; er steht über den Charaktereigenschaften. Wie kann er<br />
da hassen <strong>und</strong> rachsüchtig sein? Er ist allmächtig. Er gibt, um was ihr<br />
ihn bittet; seid also vorsichtig, wenn ihr um etwas bittet! Lernt, nur um<br />
das zu bitten, was wirklich segensreich für euch ist. 9.12.64, (19-16)<br />
Das Gesetz von Ursache <strong>und</strong> Wirkung ist kein eisernes Gesetz.<br />
Durch Hingabe <strong>und</strong> Läuterung, die Segnungen nach sich ziehen, können<br />
seine Wirkungen abgeschwächt <strong>und</strong> seine Schrecken gelindert<br />
werden. Verzweifelt nicht. Wenn Untugenden euer Herz beherrschen,<br />
wird es schmutzig <strong>und</strong> russig. Die Flammen von weltlichem Verlangen,<br />
Zorn <strong>und</strong> Geiz lassen das Herz verkohlen. Gnade hilft <strong>beim</strong> Löschen<br />
der Flammen. Gnade verleiht Glückseligkeit, welche durch Verlangen,<br />
Zorn <strong>und</strong> Geiz niemals vermittelt werden kann. 10.4.65, (18-<br />
240)<br />
Ein uraltes vedisches Gebet lautet: „Von dieser vergänglichen Welt<br />
des Verfalls führe mich zur Welt ewiger Glückseligkeit; schenke mir<br />
das Licht deiner Gnade <strong>und</strong> erleuchte meine Seele mit Wahrheit; erlöse<br />
mich von den Qualen, die Geburt <strong>und</strong> Tod mit sich bringen, <strong>und</strong><br />
vernichte in mir Wünsche <strong>und</strong> Verlangen, die den Keim für eine Wiedergeburt<br />
in sich tragen.“ (27-9)<br />
300
Keine andere menschliche Gemeinschaft hat sich so in die Probleme<br />
vertieft, die sich mit Geburt <strong>und</strong> Tod <strong>und</strong> mit den Folgen von Gedanken,<br />
Worten <strong>und</strong> Taten nach dem Tod befassen, wie die Hindus. Die<br />
Lösungen, die sie fanden <strong>und</strong> bestätigten, sind allgemein gültig, überzeugend<br />
<strong>und</strong> so segensreich für den Einzelnen <strong>und</strong> die Gesellschaft,<br />
dass sie jahrh<strong>und</strong>ertelang den kritischen Prüfungen der Gelehrten<br />
<strong>und</strong> Weisen aller Länder standgehalten haben. Ein lobenswertes<br />
Merkmal dieser Forschung ist, dass die Vernunft dabei niemals an<br />
zweiter Stelle gestanden hat. Bei jedem Schritt muss das spirituelle<br />
Bemühen von der Vernunft unterstützt werden. Die Krankheit, die<br />
durch Unwissenheit entsteht, wird von der Medizin höheren Wissens<br />
geheilt. Spirituelle Übungen sind die Therapie. (27-21)<br />
Karma, das Gesetz von Ursache <strong>und</strong> Wirkung, welches das Schicksal<br />
der Menschen bestimmt, ist ebenso Bestandteil der Göttlichen Urordnung<br />
wie die Tatsache, dass der Einzelne in seiner Entwicklung zur<br />
Befreiung von der Wiedergeburt viele Inkarnationen über sich ergehen<br />
lassen muss. Auch die unendliche Gnade Gottes, als Mensch unter<br />
die Menschen zu kommen <strong>und</strong> sie in heiliger Gemeinschaft um<br />
sich zu versammeln, um sie zu retten <strong>und</strong> durch sie die Welt, ist klar<br />
<strong>und</strong> deutlich vorhergesagt. Wer eine dieser grossen Wahrheiten bezweifelt,<br />
ist dem Leiden wehrlos ausgeliefert. Jeder Einzelne von<br />
euch muss früher oder später durch die Gnade des Allgütigen gerettet<br />
werden. Lasst es besser früher sein als später. Behaltet dieses Ziel<br />
vor Augen, <strong>und</strong> geht darauf zu. 17.10.66, (19-167)<br />
Nur der Mensch hat die Möglichkeit, sich selbst von dem Kreislauf,<br />
geboren zu werden <strong>und</strong> zu sterben, zu befreien, <strong>und</strong> zwar auf die erfreulichste<br />
Weise, nämlich indem er Gott dient. Aber als Folge von<br />
Unwissenheit oder, was schlimmer ist, durch Eigensinn lässt er diese<br />
Gelegenheit seinen Händen entgleiten, um endlos unter Not <strong>und</strong><br />
Schmerzen, Furcht <strong>und</strong> Sorge zu leiden. 31.7.67, (20-61)<br />
Die Zeit vergeht unerbittlich <strong>und</strong> der Mensch wird geboren, lebt <strong>und</strong><br />
stirbt. Er ist dem Kreislauf von Ursache <strong>und</strong> Wirkung ausgeliefert,<br />
ohne zu wissen, wie er dem Schicksal, das auf ihn zukommt, entfliehen<br />
kann. Qualen <strong>und</strong> Ängste haben sein Herz nicht erweicht; Abenteuer<br />
<strong>und</strong> Erfolg haben ihn nicht demütig gemacht. Er ist stolz auf seinen<br />
Fortschritt auf dem Pfad des Hasses <strong>und</strong> des Hochmuts. Er<br />
ergötzt sich an Grausamkeit <strong>und</strong> schwelgt in der Sünde. Unmoral <strong>und</strong><br />
301
Unehrlichkeit schenken ihm gottlose Befriedigung. Er ist unter das Niveau<br />
wilder Tiere herabgesunken. (...)<br />
Aber jene, die wissen, dass Freude <strong>und</strong> Leid sich immer gegenseitig<br />
ablösen, bemühen sich darum, den Zustand zu erlangen, in dem weder<br />
das Gute noch das Schlechte sie aus der Ruhe bringt. 22.11.69,<br />
(21-123)<br />
Wenn ihr aus dem Mutterleib geboren werdet, trägt niemand eine Kette<br />
um den Hals; keine Perlen-, Gold-, Edelstein- oder Diamantenkette<br />
schmückt euren Hals. Aber eine Kette ist euch um den Hals gehängt:<br />
Die Folgen aus vergangenen Leben sind zusammengebracht, ohne<br />
Gutes oder Böses auszulassen. Gott sendet euch mit dieser Halskette<br />
auf die Erde. Es ist die Kette der Folgen vergangener Handlungen<br />
vergangener Leben. Die Kette ist das Ergebnis eurer eigenen Handlungen.<br />
Sie ist nicht Gottes Gabe. (23.11.97)<br />
302
AUFGABE DER MENSCHHEIT UND DER NATIONEN<br />
So wie jeder Mensch einzigartig ist, so hat jedes Volk seine eigene Individualität.<br />
Jede Person ist von allen anderen verschieden <strong>und</strong> hat<br />
gewisse charakteristische Merkmale, die nur ihr eigen sind. So hat<br />
auch jedes Volk seine besonderen Eigenheiten, die bei anderen Völkern<br />
nicht zu finden sind. Jedes Individuum ist Teil des Systems, in<br />
das es hineingeboren wurde, <strong>und</strong> muss seine Rolle darin spielen.<br />
Sein Verhalten in früheren Inkarnationen bestimmt seine jetzigen Lebensbedingungen.<br />
Dasselbe gilt für die Geschichte der Völker. Jedes<br />
Volk hat eine Rolle zu spielen, die ihm bereits vom Schicksal vorbestimmt<br />
ist. Sie alle haben der Weltgemeinschaft ihre eigene, besondere<br />
Botschaft zu bringen. Für die Bharatiyas ist es wichtiger als alles<br />
andere zu erkennen, welche Rolle ihr Land zu spielen hat <strong>und</strong> welche<br />
Melodie sie im Weltorchester des Friedens <strong>und</strong> der Glückseligkeit singen<br />
dürfen. (5-32)<br />
Heute beeinflussen die Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Praktiken, welche in der Bharatiya-Kultur<br />
festgelegt sind, nicht nur die Lebensweise <strong>und</strong> das Denken<br />
auf diesem Subkontinent. Ob ihr es wollt oder nicht, sie greifen<br />
auf andere Länder über <strong>und</strong> etablieren sich dort. Die hauptsächlichen<br />
Ideen, die wichtigsten Anschauungen finden ihren Weg in die Literatur<br />
fremder Länder <strong>und</strong> beeinflussen das Denken ihrer Bewohner. In<br />
einigen Ländern haben diese sogar eine beherrschende Rolle angenommen,<br />
ohne einer Opposition zu begegnen. Das konnte geschehen,<br />
weil Indien mit seiner Weisheit einen wertvollen Beitrag zu Frieden<br />
<strong>und</strong> Wohlstand in der Welt leistet. Dieser Beitrag ist von höherer<br />
Qualität als der anderer Länder. Er ist wichtiger <strong>und</strong> kostbarer als alles,<br />
was andere Länder zu geben haben. Die Menschheit wird sich<br />
dieser Tatsache immer klarer bewusst. (5-33)<br />
Es gibt zwei Dinge im Leben des Menschen, die wichtig sind: Das<br />
eine ist Selbstvertrauen <strong>und</strong> das andere innere Läuterung. <strong>Der</strong><br />
Mensch kann nicht in der Isolation leben. Das ganze Weltgeschehen<br />
hängt von der sozialen Struktur ab <strong>und</strong> von der Weise, in welcher Individuen<br />
einer Gesellschaft miteinander verknüpft sind. 1973, (35-40)<br />
Das Wohlergehen einer Nation fällt nicht vom Himmel, noch entspringt<br />
es dem Schoss der Erde. Es hängt von dem Verhalten der<br />
Menschen ab, die diese Nation bilden. Ihr müsst euch darüber klar<br />
303
sein, dass ihr mit “unserem Land” nicht nur ein geographisches Gebiet<br />
bezeichnet. Das Land besteht aus einer Ansammlung von Menschen,<br />
<strong>und</strong> es kommt darauf an, was diese daraus machen. Um die<br />
Welt in Ordnung zu bringen <strong>und</strong> in die richtigen Bahnen zu lenken,<br />
müsst ihr zuerst euch selbst <strong>und</strong> euer Verhalten ändern. Wenn ihr in<br />
fortgeschrittenem Alter versucht, euer Verlangen <strong>und</strong> eure Sinne zu<br />
beherrschen, dann mag euch das mit der Gnade Gottes gelingen<br />
oder auch nicht. Wenn ihr aber in der Jugend lernt, all eure Sinne zu<br />
beherrschen, dann besteht kein Zweifel, dass ihr die Gnade Gottes<br />
gewinnen werdet. 1973, (35-105)<br />
Das Konzept der idealen menschlichen Beziehung entsteht, wenn sie<br />
von Liebe inspiriert ist <strong>und</strong> auf Wahrheit beruht. Wahrheit <strong>und</strong> Liebe<br />
formen die Gr<strong>und</strong>lage wahrer Fre<strong>und</strong>schaft. Diese Art der Verbindung<br />
der Herzen wird durch Aufrichtigkeit geheiligt. Fre<strong>und</strong>schaft, die auf<br />
Altruismus basiert, folgt dem Motto: “Liebe jeden, hasse niemanden.”<br />
Dabei hat sie das Wohl der anderen im Auge, ohne an persönliche Interessen<br />
zu denken. Eine solche Haltung macht das Leben lebenswert<br />
<strong>und</strong> hilft, die Welt zu verbessern. Die Menschen werden angeregt,<br />
freiwillig mehr zu geben als zu nehmen. Wenn hingegen<br />
Egoismus sich einschleicht, will man mehr nehmen als geben. <strong>Der</strong><br />
Unterschied zwischen Egoismus <strong>und</strong> Altruismus zeigt sich in der Diskrepanz<br />
zwischen dem Konzept einer idealen Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> der<br />
Weise, in der sie im täglichen Leben interpretiert wird. 1973, (35-195)<br />
Ein Land besteht nicht aus dem Staub seiner Erde. Es ist eine Ansammlung<br />
von Menschen <strong>und</strong> gleicht in vielem dem menschlichen<br />
Körper. Die göttliche Kraft eines Landes ist die in den Körpern der<br />
Einzelnen ruhende menschliche Natur. Was nützt der menschliche<br />
Körper, wenn er keine göttliche Kraft beherbergt? Ohne diese ist er<br />
nichts als Staub. Ihr seht heute menschliche Gestalten herumlaufen,<br />
aber die menschliche Natur <strong>und</strong> die menschlichen Eigenschaften darin<br />
sind abgestorben. Die Eigenschaften, welche wertvoll sind <strong>und</strong> den<br />
Menschen auszeichnen, sind: Sittlichkeit, Ehrlichkeit, Rechtschaffenheit<br />
usw. Wenn diese fehlen, tritt das menschliche Wesen nicht in Erscheinung.<br />
Nicht nur dem Körper <strong>und</strong> der äusseren Erscheinung,<br />
sondern auch der menschlichen Natur <strong>und</strong> den menschlichen Eigenschaften<br />
muss Beachtung geschenkt werden. Inhalt <strong>und</strong> Form sind<br />
wie das Positive <strong>und</strong> das Negative. Wenn sie nicht auf die richtige Art<br />
<strong>und</strong> Weise vereint werden, sind beide zu nichts nütze. Bewahrt das<br />
Göttliche in eurem Herzen <strong>und</strong> macht es dadurch zu einem Heiligtum!<br />
304
Dann könnt ihr von eurer menschlichen Form Gebrauch machen, wie<br />
ihr wollt. 1974, (36-10)<br />
In der Welt von heute sind die verschiedensten Kräfte am Werk. Am<br />
mächtigsten sind die Politiker, die das Land regieren. Manche mögen<br />
glauben, dass spirituelle Kraft in der heutigen Welt nicht ausreicht, um<br />
etwas zu erreichen. Studenten, es ist falsch anzunehmen, dass politische<br />
Macht stärker ist als spirituelle Kräfte! Ihr müsst verstehen, dass<br />
göttliche Kräfte auch die Gr<strong>und</strong>lage jeder weltlichen Macht sind. Politische<br />
Macht kann sich nur auf das materielle Leben der Menschen<br />
auswirken <strong>und</strong> äussere Umstände verändern. Spirituelle Kräfte jedoch<br />
nehmen Einfluss auf den Geist des Menschen <strong>und</strong> können ihn<br />
transformieren. Wenn der Geist nicht transformiert wird, hat die Veränderung<br />
der äusseren Verhältnisse keinen Erfolg. Deshalb muss<br />
sich das Denken der Menschen ändern. (37-106/107)<br />
Westliche Staaten haben in der Tat bedeutende wissenschaftliche<br />
Fortschritte erzielt, welche es ihnen ermöglichen, die materielle Welt<br />
zu beherrschen. Man hat dort aber keine Antworten auf die Fragen<br />
gef<strong>und</strong>en, zu denen die heiligen Texte der Upanishaden herausfordern.<br />
Da die Menschen nur die materielle Welt für wirklich halten, machen<br />
sie nur weltliche Erfahrungen <strong>und</strong> sind deshalb unfähig, ihr wirkliches<br />
Selbst zu erkennen. Jeder bildet sich ungeheuer viel auf seine<br />
Leistungen ein, rühmt sich ihrer <strong>und</strong> benutzt sie, um das eigene Ansehen<br />
zu mehren. Wer seine Kraft <strong>und</strong> Intelligenz nicht zum Wohl der<br />
Gesellschaft einsetzt <strong>und</strong> nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist,<br />
handelt selbstsüchtig. Ihr solltet nur das Wohl der Gesellschaft im<br />
Auge haben <strong>und</strong> der Gemeinschaft, in der ihr lebt, mit selbstloser Liebe<br />
dienen. 1977, (37-77)<br />
<strong>Der</strong> Ruf nach Gleichheit, der heutzutage als Slogan benutzt wird, ist<br />
ein vergeblicher <strong>und</strong> sinnloser Ruf; denn wie können die Menschen,<br />
die eine Vielzahl von Trieben, Fähigkeiten, Eigenschaften, Neigungen,<br />
Verhaltensweisen <strong>und</strong> sogar Krankheiten von ihren Vorfahren<br />
geerbt <strong>und</strong> durch ihre eigene Geschichte erworben haben, alle vom<br />
selben Schlag sein? Und trotz aller Propaganda für die angebliche<br />
Gleichheit findet ihr heute mehr Missverständnisse <strong>und</strong> Uneinigkeit<br />
als in irgendeiner zurückliegenden Geschichtsepoche. Diejenigen,<br />
die der Ungleichheit Vorschub leisten, sind die, welche am lautesten<br />
diese moderne Doktrin der Gleichheit proklamieren. 2.8.63, (17-30)<br />
305
Jene, die versuchen, die menschliche Gemeinschaft auf einem F<strong>und</strong>ament<br />
aus Geld aufzubauen, bauen auf Sand. Diejenigen sind die<br />
Weisen, die sich bemühen, sie auf dem Fels der Rechtschaffenheit<br />
aufzubauen. „Die Göttliche Ordnung ist die Wurzel dieser Welt.“ Folgt<br />
ihr, <strong>und</strong> ihr werdet glücklich sein. (...)<br />
Auf allen möglichen Podien reden Leute lang <strong>und</strong> breit über Rechtschaffenheit,<br />
Liebe, Frieden, Mitgefühl, Wahrheit usw. Am nächsten<br />
Tag steht es dann in den Zeitungen - <strong>und</strong> da enden dann ihre guten<br />
Vorsätze. Das Papier von heute ist der Abfall von morgen! Es wird<br />
zum Verpacken benutzt <strong>und</strong> dann auf den Müll geworfen <strong>und</strong> verbrannt.<br />
Das ist die Geschichte aller Podiumsbekenntnisse. Lebt zumindest<br />
einen Teil dessen, was ihr predigt.<br />
So wie der Körper das Haus ist, in dem ihr lebt, so ist die Welt der Körper<br />
Gottes. Eine Ameise, die euch in den kleinen Zeh beisst, lenkt<br />
eure Aufmerksamkeit auf die betroffene Stelle. Ihr reagiert auf den<br />
Schmerz <strong>und</strong> versucht, den kleinen Feind loszuwerden. In ähnlicher<br />
Weise müsst ihr Schmerz, Elend, Freude oder Heiterkeit mitempfinden,<br />
wo immer sie im ganzen Land offenk<strong>und</strong>ig werden. Ihr müsst Anstrengungen<br />
unternehmen, um das Land vor den Feinden zu schützen<br />
- wie entlegen der Ort auch sein mag, an dem der Feind in<br />
Erscheinung tritt. Fühlt euch mit allen Menschen verb<strong>und</strong>en. Weitet<br />
euer Mitgefühl aus; dient im Rahmen eurer Mittel <strong>und</strong> Fähigkeiten anderen,<br />
die in Not sind. Vergeudet euer Potential nicht sinnlos. 3.2.64,<br />
(17-114/115)<br />
Manche Nationen glauben, sich zu den “Grossen“ zählen zu können,<br />
nur weil ihr Land gross <strong>und</strong> dicht bevölkert ist, weil sie reich <strong>und</strong><br />
schwer bewaffnet sind. Aber der wirkliche Reichtum, die wirkliche<br />
Grösse ist die Tugend, welche die Gnade Gottes verdient. 4.3.65,<br />
(18-233)<br />
Gandhi verliess sich auf die Gnade <strong>und</strong> die Macht Gottes <strong>und</strong> war<br />
deshalb siegreich. Die Atombombe wird ihre vernichtende Wirkung<br />
nur auf die Nationen ausüben, die ihr Vertrauen in sie setzen. 8.12.64,<br />
(19-14)<br />
Niemand in der Welt steht höher als ein Devotee, der die Wahrheit erkannt<br />
hat. Er ist mehr als ein König. Meine besondere Aufmerksamkeit<br />
gilt den Gläubigen, die sich Gott ganz hingegeben haben. Ihr werdet<br />
euch vielleicht w<strong>und</strong>ern, warum manche Besucher hier besondere<br />
306
Sitzplätze zugewiesen bekommen. Ihr kennt sicher das Sprichwort:<br />
„Wie der König, so die Untertanen.“ Die Regierenden der Länder<br />
müssen veranlasst werden, hierherzukommen, so dass sie sehen,<br />
hören, die Wahrheit der Dinge erkennen <strong>und</strong> von der Gottesliebe inspiriert<br />
werden, die hier die Luft erfüllt. Das können sie dann den Menschen<br />
in ihren Heimatländern weitergeben. Durch die Gesetze, die<br />
sie erlassen, <strong>und</strong> mit Hilfe des Systems, mit dem Regierung <strong>und</strong> Verwaltung<br />
arbeiten, können die Ideale einer Nation in die Praxis umgesetzt<br />
werden. Die Verantwortlichen sind von euch zu diesem Zweck<br />
gewählt worden; sie haben euer Vertrauen, <strong>und</strong> ihre Anschauungen<br />
werden von Tausenden von Menschen gebilligt. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />
werden sie auch hier bevorzugt behandelt. Tausende schauen auf sie<br />
mit Respekt, <strong>und</strong> wenn ihnen hier Achtung <strong>und</strong> besondere Fürsorge<br />
entgegengebracht wird, werden damit jene Menschen geehrt, die sie<br />
repräsentieren. Ich arrangiere diese Festlichkeiten, um die Gläubigen<br />
glücklich zu machen; das ist mein einziger Wunsch. Lasst den klaren<br />
Quell eures Glaubens nicht von der geringsten Spur eines Zweifels<br />
trüben. 29.9.65, (19-50/51)<br />
Wenn die Menschen sich nicht an die Wahrheit halten, entsteht ein<br />
Chaos, <strong>und</strong> wenn die Göttliche Ordnung nicht durch Rechtschaffenheit<br />
aufrecht erhalten wird, diktiert Macht das Recht. 14.11.65, (19-<br />
84)<br />
Die zeremoniellen Opferhandlungen zum Beispiel, die in den Veden<br />
beschrieben werden, gelten der Wohlfahrt <strong>und</strong> der Sicherheit der ganzen<br />
Menschheit. Deshalb ist Indien die Lokomotive, welche die verschiedenen<br />
Nationen, die als Wagen an sie gekoppelt sind, nach sich<br />
zieht. „Möge die ganze Menschheit glücklich sein!“ ist ein Gebet, das<br />
die Kinder dieses Landes seit Jahrtausenden sprechen. Gott ist allgegenwärtig,<br />
er wohnt in jedem Wesen. <strong>Der</strong> Mensch muss also verstehen,<br />
dass Gott in ihm selbst <strong>und</strong> ebenso in allen anderen gegenwärtig<br />
ist. Wenn er das erkannt hat, wie kann er da andere verletzen oder<br />
fürchten, durch andere zu Schaden zu kommen? Dieses Denken ist<br />
die Gr<strong>und</strong>lage des indischen Ideals der Gewaltlosigkeit. 14.11.65,<br />
(19-86)<br />
Manche beneiden die reichen Nationen um den dort erreichten Lebensstandard,<br />
aber die Armut Indiens entspricht einem rechtschaffenen<br />
Leben weit mehr als die aufwendige <strong>und</strong> protzige Lebensweise<br />
307
des Westens. Das Meer birgt eine ungeheure Wassermenge in sich.<br />
Aber kann es den Durst des Menschen stillen? Gleichermassen wird<br />
das, was ein Mensch besitzt - wieviel es auch sein mag - nichts als<br />
nutzloser Tand für ihn sein, wenn er nicht in der Tugend der Entsagung<br />
geübt ist. Es dient dem Wachstum der Liebe zu Gott <strong>und</strong> den<br />
Gläubigen, wenn man den Freuden der Sinne entsagt <strong>und</strong> die weltlichen<br />
Ziele aufgibt. 1.1.67, (20-12)<br />
Ihr bejubelt die Leistung, wenn jemand in den Weltraum geschossen<br />
wird <strong>und</strong> dort um die Erde zu kreisen beginnt oder zum Mond fliegt. Ihr<br />
erkennt dabei aber nicht, dass die Menschen auf der Erde für dieses<br />
kostspielige Abenteuer Rohstoffe opfern müssen <strong>und</strong> es gleichzeitig<br />
mit Hass <strong>und</strong> Stolz beflecken. Eine einzige Rakete kostet so viel wie<br />
das gesamte Budget aller Universitäten Indiens in 20 Jahren! Das Ergebnis<br />
von all diesem „Fortschritt“ sieht so aus: Die Menschheit lebt<br />
gefährlich am Rande eines Holocaust, von Schrecken erfüllt. <strong>Der</strong><br />
Mensch fährt auf <strong>beim</strong> Echo seiner eigenen Schritte! Er fühlt sich als<br />
Herr des Universums, während der wahre Herr des Universums von<br />
ihm nur geduldet wird. Wie soll er da Frieden finden? Dieser Hochmut<br />
wird seinen Fall herbeiführen. <strong>Der</strong> Mensch muss demütig sein <strong>und</strong> erkennen,<br />
dass er noch sehr wenig weiss, besonders über sich selbst.<br />
Was soll all der Pl<strong>und</strong>er, der jetzt sein Hirn anfüllt, wenn er nichts über<br />
sich selbst weiss? Werdet demütig, rein <strong>und</strong> hilfreich für andere. Dies<br />
führt zu Frieden <strong>und</strong> Freude. 9.3.67, (20-24)<br />
Indien ist der beherrschende Staat aller Nationen, was das geistige<br />
Gebiet angeht; <strong>und</strong> welches Gebiet ist reicher als dieses? Es allein ist<br />
fähig, die Wolken von Zweifel, Sorge <strong>und</strong> Furcht zu zerstreuen, welche<br />
die menschlichen Gemüter verdunkeln <strong>und</strong> sie zu konkurrierenden<br />
Abenteuern im Reich des materiellen Gewinns <strong>und</strong> des weltlichen<br />
Ruhms treiben. Diese Wolken sind auch über dem indischen<br />
Himmel aufgezogen. (...)<br />
Die Heiligen Schriften wurden von Menschen zusammengetragen,<br />
die der Anziehungskraft eines komfortablen Lebens entsagt hatten.<br />
(...)<br />
Sie zogen sich zurück in die Wälder, damit sie sich auf die Lösung der<br />
Probleme konzentrieren konnten, die sie zutiefst beschäftigten. In jeder<br />
Aussage der Heiligen Schriften begegnet euch der wahre Ton<br />
echter Erfahrung <strong>und</strong> tiefer persönlicher Ergriffenheit. 30.7.67, (20-<br />
58/59)<br />
308
Die Zukunftsplaner dieses Landes konzentrieren sich auf die Erzeugung<br />
von Nahrung, Trinkwasser <strong>und</strong> Wohnungen, aber das Glück<br />
lässt sich allein damit noch nicht herbeizitieren. Solange man über<br />
Moralität lacht, Hingabe an Gott als Krankheit fürchtet, Schlauheit als<br />
etwas sehr Erstrebenswertes hinstellt <strong>und</strong> den Menschen zu einem<br />
schieren Gebrauchsgegenstand herabwürdigt, der vom Staat oder<br />
von einer anderen kollektiven Autorität manipuliert <strong>und</strong> ausgenützt<br />
wird, wie soll da bleibendes Glück zustandekommen? 13.10.67, (20-<br />
79)<br />
Viele Nationen stehen bereits auf dem Gipfel der materiellen Zivilisation.<br />
Sie brüsten sich mit ihrem Standard <strong>und</strong> fordern die ärmeren Nationen<br />
heraus, sich auf das Niveau emporzukämpfen, das sie erreicht<br />
haben. Sind diese reichen Nationen aber auch zu innerem Frieden<br />
gelangt? Haben sie sich befreit von Furcht, Spannung, Sorge <strong>und</strong> Unzufriedenheit?<br />
Nein. <strong>Der</strong> Mensch ist jedoch nur dann reich, wenn er<br />
von diesen Dingen nicht bedrängt wird! Dinge zu erwerben, die zum<br />
Komfort beitragen, die berauschen <strong>und</strong> die eine falsche Vorstellung<br />
von Seligkeit vermitteln, das ist nicht das Ziel des Lebens. Dieser Weg<br />
ist endlos. 6.11.67, (20-89)<br />
<strong>Der</strong> einzige Halt, den der Mensch in dieser schaurigen Dunkelheit hat,<br />
ist der Name Gottes. Dieser ist das Boot, das ihn über das stürmische<br />
Meer hinüberträgt, das durch Hass <strong>und</strong> Furcht verfinstert <strong>und</strong> durch<br />
Angst <strong>und</strong> Schrecken aufgewühlt ist.<br />
Die Leute bew<strong>und</strong>ern den phänomenalen Fortschritt der Wissenschaft.<br />
Aber das ist ein Fortschritt von Furcht zu grösserer Furcht, von<br />
Zerstörung zu grösserer Zerstörung. In vorgeschichtlichen Zeiten töteten<br />
sich die Menschen gegenseitig mit Pfeil <strong>und</strong> Bogen. Heute töten<br />
sie ganze Bevölkerungen mit Hilfe von Atombomben <strong>und</strong> preisen das<br />
als beachtlichen Fortschritt! <strong>Der</strong> Wissenschaftler kann das Aufsteigen<br />
von Habgier <strong>und</strong> von Hass im menschlichen Herzen nicht aufhalten,<br />
er kann nur die Waffen schmieden, die verlangt werden, <strong>und</strong> sie in ihrer<br />
tödlichen Wirksamkeit verbessern. Als Folge der Entdeckungen<br />
der Wissenschaft lebt die Menschheit in der täglichen Furcht, ausgelöscht<br />
zu werden. Jeden Augenblick kann der Sturm des Hasses die<br />
Bomben auf ihre Häuser regnen lassen! Die Wissenschaft hat den<br />
Menschen seines Selbstvertrauens beraubt. Nicht einmal seiner<br />
selbst ist er sicher. Er fürchtet sich vor sich selbst, denn die geringste<br />
Provokation verwandelt ihn in ein wildes <strong>und</strong> böses Tier. (...)<br />
309
Suchende aus Übersee kommen hierher, angezogen von den ehrwürdigen<br />
<strong>Lehre</strong>n dieses Landes, die den Weg weisen, wie man innere<br />
Ruhe <strong>und</strong> inneres Licht erwerben kann. Sie sind besorgt über das<br />
Unheil, auf das ihre Länder zusteuern. Sie haben die Gültigkeit vieler<br />
Übungen bestätigt, die ihr verleitet wurdet, als Aberglaube aufzugeben.<br />
Sie haben euch die Augen über die Werte geöffnet, die ihr mit einer<br />
Miene der Überlegenheit abgetan habt, welche aus eurer geringen<br />
Kenntnis der Wissenschaft geboren wurde. Sie haben<br />
herausgef<strong>und</strong>en, dass Klangschwingungen von Gebetsformeln die<br />
Kraft haben, die Natur zu verwandeln, dass vedische Rezitationen<br />
Harmonie erzeugen können <strong>und</strong> dass falsche Aussprache von Mantras<br />
schädliche Auswirkungen hat. <strong>Der</strong> vom Glorienschein umgebene<br />
<strong>und</strong> mit Majestät erfüllte Name Gottes kann das Herz von Leidenschaft<br />
<strong>und</strong> Emotionen reinigen <strong>und</strong> es sanft <strong>und</strong> lauter machen.<br />
26.2.68, (20-119/120)<br />
Körper <strong>und</strong> Land sind unentwirrbar miteinander verflochten. <strong>Der</strong> Körper<br />
ist eine Hülle für den Geist des Menschen, das Land ist eine andere.<br />
Benützt die Gesellschaft für euren Aufstieg, versucht, die Gesellschaft<br />
so zu formen, dass sie dem Aufstieg des Einzelnen hilft <strong>und</strong><br />
ihn nicht von Gott abwendet. Jeder hat ein Verlangen nach Sicherheit,<br />
Frieden, Freude <strong>und</strong> Glück. Nur glauben die meisten, dass diese der<br />
sie umgebenden Natur abzugewinnen seien. Als Folge davon vergeuden<br />
sie die Jahre mit Essen <strong>und</strong> Trinken, Spielen <strong>und</strong> Ruhen, Erwerben<br />
<strong>und</strong> Verschleudern. <strong>Der</strong> Mensch bewegt sich von der Wiege zum<br />
Grab <strong>und</strong> wieder von der Wiege zum Grab <strong>und</strong> lässt sich dabei bis<br />
zum Erbrechen dahintreiben, ohne zu wissen, wo seine Reise begann<br />
<strong>und</strong> wohin ihn seine Schritte durch Zeitalter hindurch tragen werden.<br />
<strong>Der</strong> Mensch hat einmalige Qualitäten des Verstandes <strong>und</strong> des Herzens<br />
erworben durch eine Reihe anstrengender Leben als Angehöriger<br />
niedrigerer Spezies. Von diesem Sieg ist aufgr<strong>und</strong> seiner Bequemlichkeit<br />
<strong>und</strong> Trägheit nichts mehr übriggeblieben. 7.7.68, (20-<br />
165)<br />
Zunehmend wird die Welt in weit um sich greifende Rücksichtslosigkeit<br />
<strong>und</strong> Grausamkeit verwickelt. Man lacht über die Regeln des Anstandes<br />
<strong>und</strong> ignoriert sie. Dem Materiellen wird mehr Aufmerksamkeit<br />
zuteil als dem Moralischen <strong>und</strong> Spirituellen. Zusehends schwindet<br />
das Vertrauen in den Sieg von Wahrheit, Gerechtigkeit <strong>und</strong> Güte, <strong>und</strong><br />
der Unterschied zwischen Gut <strong>und</strong> Schlecht wird selten erkannt.<br />
18.8.68, (20-184)<br />
310
Sogenannte Christen bekriegen sich gegenseitig <strong>und</strong> schlachten unschuldiges<br />
Leben mit teuflischer Genugtuung ab! Religion ist also<br />
nicht verantwortlich. Die Unruhen sind auf einen Mangel an Religion<br />
zurückzuführen, nicht auf ein Zuviel davon. Blinder Fanatismus ist zu<br />
verurteilen, nicht die Religion, die ihn ebenfalls ablehnt. Auch Vaterlandsliebe<br />
kann durch Fanatismus vergiftet werden, sie hat dazu geführt,<br />
dass Millionen unschuldiger Menschen in einem anderen Land<br />
durch die Atombombe vernichtet wurden, in der Hoffnung, dadurch<br />
die Sicherheit des eigenen geliebten Landes zu gewährleisten. <strong>Der</strong><br />
Geist, in dem Hass <strong>und</strong> Selbstsucht wachsen, kann Religion niemals<br />
würdigen. Ist denn Religion der Gr<strong>und</strong> für die berechnete Grausamkeit<br />
der Atombombe? Nein. (...)<br />
Manche Länder streben nach dem Ideal individueller Freiheit, andere<br />
nach Verstaatlichung <strong>und</strong> Unterdrückung des Einzelnen. Indien jedoch<br />
hat seit <strong>und</strong>enklichen Zeiten danach gestrebt, dem Einzelnen<br />
die <strong>Lehre</strong> nahezubringen, dass nur frei sein kann, wer seine Identität<br />
mit allen erkennt - nicht nur mit den Einwohnern des eigenen Staates<br />
oder mit jenen, welche die gleiche Sprache sprechen, die gleiche<br />
Hautfarbe oder denselben Glauben haben, sondern mit allen Wesen<br />
<strong>und</strong> Dingen. Expansion ist der Schlüssel zum Glück, <strong>und</strong> Liebe ist der<br />
einzige Schlüssel zur Expansion. Ein Mensch ist mit allen anderen<br />
Wesen verwandt - das ist die <strong>Lehre</strong> der ewig gültigen Religion.<br />
10.9.69, (21-71)<br />
<strong>Der</strong> Mensch ist stolz darauf, dass er hoch in die Lüfte fliegen <strong>und</strong> sogar<br />
auf dem Mond landen kann, aber er ist unfähig, in Frieden mit sich<br />
selbst <strong>und</strong> seinen Nachbarn zu leben. Sein Leben auf Erden ist voller<br />
Furcht <strong>und</strong> Angst; aber er erklärt ohne Scham, er sei die Krone der<br />
Schöpfung! Er weiss nicht, wie er die Feuer in seinem Inneren löschen<br />
kann, aber er ist fähig, ganze Städte durch das Feuer seiner<br />
Bomben zu vernichten. 12.10.69, (21-77)<br />
Unter Frieden verstehen die westlichen Länder die Zeitspanne zwischen<br />
zwei Kriegen, in der grosse Anstrengungen gemacht werden,<br />
sich für die Beleidigung der Niederlage zu rächen, die Siegesbeute<br />
aufzuteilen <strong>und</strong> sich für die nächste R<strong>und</strong>e vorzubereiten. Das ist kein<br />
Frieden! Wenn der Mensch sich an gute Gedanken, gute Worte <strong>und</strong><br />
gute Taten hält, wird sich wirklicher Frieden einstellen. (...)<br />
Nur wenn der Mensch über die Schönheit, die Majestät <strong>und</strong> die Allgegenwart<br />
Gottes nachsinnt, kann er Frieden finden. 14.10.69, (21-84/<br />
85)<br />
311
Eine Gruppe von Wissenschaftlern, die mich vor kurzem aufsuchte,<br />
fragte mich: „<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>! Du sprichst von den Flammen der<br />
Angst <strong>und</strong> Sorge. Aber sicher erkennst du doch auch den grossen<br />
Entwicklungsschritt an, den der Mensch mit der Landung auf dem<br />
Mond vollbracht hat!“ Ich sagte ihnen, es sei falsch gewesen, Milliarden<br />
Dollar <strong>und</strong> Rubel in solche Unternehmungen zu stecken. Sie<br />
meinten, wenn auch der grosse finanzielle Einsatz vielleicht keinen<br />
unmittelbaren Nutzen gebracht habe, so seien doch grosse Möglichkeiten<br />
positiver Nutzung entstanden. Ich sagte: „Es ist eine Frage der<br />
Prioritäten, das Wichtigste muss zuerst getan werden. Wenn Menschen<br />
so vieler Nationen auf der Erde ohne Nahrung, Ausbildung <strong>und</strong><br />
Wohnung sind, zeigt es nur einen Mangel an Unterscheidungsvermögen,<br />
wenn Zeit, Fähigkeiten <strong>und</strong> Geld in diesen spektakulären, abenteuerlichen<br />
Wettlauf gesteckt werden. Später, wenn die Erde die<br />
Heimstätte für eine glückliche Familie von Völkern geworden ist, können<br />
solche Unternehmungen geplant werden.“<br />
Die Erde ist der natürliche Wohnraum des Menschen. Warum sollte er<br />
sich über den Bereich der Elemente, aus denen sein Körper sich zusammensetzt,<br />
hinauswagen <strong>und</strong> in Räume vordringen, wohin er Wasser,<br />
Luft <strong>und</strong> andere wesentliche Hilfsmittel mitnehmen muss! Wenn<br />
er zum Mond fliegt, lässt er keineswegs Sorge, Furcht <strong>und</strong> Falschheit<br />
zurück. <strong>Der</strong> Mond, den der Mensch aufsuchen sollte, ist der Geist,<br />
nicht dieser tote Satellit, der kein eigenes Licht besitzt. 6.3.70, (22-15/<br />
16)<br />
Diejenigen, die heute die Nation regieren, planen nur Strassen, Staudämme,<br />
Fabriken <strong>und</strong> landwirtschaftliche Betriebe. Sie vernachlässigen<br />
die spirituelle Seite, die Bereiche, in denen Liebe <strong>und</strong> Bescheidenheit,<br />
Hilfs- <strong>und</strong> Opferbereitschaft gepflegt werden. Sie treiben<br />
Entwicklungen voran, die gemessen, gesehen <strong>und</strong> in eindrucksvollen,<br />
statistischen Tabellen dargestellt werden können, aber lassen die<br />
nicht greifbaren Motive ausser Acht, welche die Menschen befähigen,<br />
brüderlich <strong>und</strong> in Frieden zusammenzuleben.<br />
<strong>Der</strong> Mensch ist heute in der Lage, in den Weltraum vorzustossen <strong>und</strong><br />
den Mond zu erreichen. Himmel <strong>und</strong> Erde sind sein Spielplatz. Aber<br />
obwohl er intelligent genug ist, im Weltraum zu kreuzen, unter Wasser<br />
zu fahren <strong>und</strong> Bomben über Kontinente hinweg zu schiessen, hat er<br />
nicht genug Charakter, um mit seinem Nachbarn in Frieden leben zu<br />
können. Ein wenig Nahrung stillt seinen Hunger, ein kleines Stück<br />
Stoff bedeckt seine Blösse, <strong>und</strong> ein paar Quadratmeter Dach schüt-<br />
312
zen ihn vor Sonne <strong>und</strong> Regen. Aber um sich das zu sichern, bekämpft<br />
er seine Brüder <strong>und</strong> Schwestern, stiehlt, zettelt Verschwörungen an,<br />
verstrickt sich in Lügen, bricht das Gesetz <strong>und</strong> zerstört so den Frieden<br />
im eigenen Herzen <strong>und</strong> in der Gesellschaft. Überall entstehen neue<br />
Schulen, Hochschulen <strong>und</strong> andere Ausbildungsstätten, aber die dort<br />
Ausgebildeten sind eine Gefahr für sich selbst <strong>und</strong> für das Land. Die<br />
medizinische Forschung, Medikamente <strong>und</strong> Heilmethoden nehmen<br />
zu, aber der Anteil der geistig <strong>und</strong> körperlich Kranken nimmt ebenfalls<br />
zu. Über allen liegt die dunkle Wolke der Angst, Furcht, Unzufriedenheit<br />
<strong>und</strong> Verzweiflung, die sowohl bei den armen wie auch bei den reichen<br />
Nationen Verwirrung hervorruft. (...)<br />
Den Veden zufolge hängt der Frieden davon ab, wie ausgeprägt<br />
Fre<strong>und</strong>schaft, Mitgefühl <strong>und</strong> Güte entwickelt sind. Man kann auch sagen,<br />
dass eure Gedanken, eure Worte <strong>und</strong> eure Handlungen mit den<br />
Gedanken, den Worten <strong>und</strong> den Handlungen der anderen übereinstimmen<br />
müssen. Das bedeutet, ihr sollt in gegenseitiger Übereinstimmung<br />
denken, reden <strong>und</strong> handeln, ohne Spannung, ohne Spaltung,<br />
in einer Atmosphäre der Liebe <strong>und</strong> des Verstehens. Das ist es,<br />
was die Welt heute braucht, diese Drei. Die Liebe zwischen Vater <strong>und</strong><br />
Kindern, Mann <strong>und</strong> Frau Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong> wird heute vom Kopf <strong>und</strong><br />
nicht vom Herzen bestimmt. <strong>Der</strong> Sohn prozessiert gegen den Vater,<br />
die Zuneigung von Mann <strong>und</strong> Frau währt nicht lange, Fre<strong>und</strong>e streiten<br />
miteinander, wenn egoistische Interessen auf dem Spiel stehen. Niemand<br />
kann dem anderen trauen; Furcht <strong>und</strong> Argwohn vergiften die<br />
Beziehungen zwischen den Menschen. (...)<br />
Die Liebe Gottes zu euch <strong>und</strong> eure Liebe zu ihm ist nicht so vergänglich<br />
<strong>und</strong> egoistisch. Gott gibt euch niemals auf, noch solltet ihr euch je<br />
von Gott abwenden. 10.10.70, (21-211/212)<br />
Wenn Amerika oder Russland Tausende von Kilometern entfernt in<br />
einem entlegenen Land eine Atombombe zünden, dann zieht die atomare<br />
Verseuchung über die ganze Welt, vergiftet die Pflanzen <strong>und</strong><br />
deformiert das Leben. Das sagen die Ärzte, die damit zu tun haben.<br />
Ebenso schwerwiegend ist die Vergiftung der Atmosphäre durch die<br />
Schwingungen von Hass <strong>und</strong> Habsucht, Stolz <strong>und</strong> Neid, welche durch<br />
die Feindseligkeiten <strong>und</strong> das Geschrei der Unzufriedenen ausgelöst<br />
werden.<br />
Auf den Schlachtfeldern <strong>und</strong> in Abenteuern zu Lande, auf dem Wasser<br />
<strong>und</strong> in der Luft entfaltet der Mensch grossen körperlichen <strong>und</strong> geistigen<br />
Mut. Um die verschiedensten Hindernisse überwinden zu kön-<br />
313
nen, hat er im Lauf der Geschichte gewaltige innere Kräfte entwickelt.<br />
Aber die grösste Stärke braucht er, um seine Bindung an die materielle<br />
Welt zu lösen. 22.11.70, (21-247/248)<br />
Jeder ist darauf aus, zu nehmen, keiner will wirklich geben! <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong><br />
dafür ist die fehlende Liebe, Liebe, die über die Grenzen von Kaste,<br />
Glaubensbekenntnis <strong>und</strong> Rasse hinausgeht <strong>und</strong> die Mauern niederreisst,<br />
welche die Menschen zwischen sich errichtet haben. Erfüllt<br />
euer Herz mit Liebe <strong>und</strong> schliesst alles in diese Liebe ein. Sie wächst<br />
mit jedem Akt der Liebe, <strong>und</strong> ein Herz, das Liebe verströmt, ist immer<br />
voll. Es ist Gott, der als Liebe darin wohnt, <strong>und</strong> wenn ihr diese mit anderen<br />
teilt, gibt euch Gott die Kraft dazu. (...)<br />
Alle müssten in gutem Glauben zusammenarbeiten. Die Ärzte unter<br />
den Mitgliedern müssen einmal in der Woche die Slums besuchen.<br />
Sie sollten jede Woche zur gleichen Zeit in den Beratungszentren<br />
sein. Seid pünktlich <strong>und</strong> zuverlässig, fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> höflich. Eine Medizin,<br />
die mit einem Lächeln gegeben wird, wirkt besser. Rechtsanwälte<br />
können helfen, Anträge <strong>und</strong> Formulare auszufüllen <strong>und</strong> Verträge<br />
den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend abzufassen. Die<br />
meisten Prozesse sind auf unzulängliche Verträge zurückzuführen.<br />
Ausserdem können sie die Dorfbewohner <strong>und</strong> Armen darauf hinweisen,<br />
auf welche Weise die verschiedenen Behörden ihnen helfen können,<br />
<strong>und</strong> ihnen behilflich sein, diese Unterstützung zu bekommen.<br />
Unwissenheit über die bereitgestellten Hilfsmittel führt dazu, dass viele<br />
Zuschüsse verfallen, <strong>und</strong> viele gute Absichten zunichte gemacht<br />
werden. (...)<br />
Glaubt nicht, dass ich ein Fremder bin, der euch gute Ratschläge gibt.<br />
Alle gehören mir, die, welche helfen, <strong>und</strong> die, denen geholfen wird,<br />
<strong>und</strong> ich bin auch für alle da. Wie Blumen mit unterschiedlichem Duft<br />
<strong>und</strong> verschiedenen Farben, so bildet ihr alle eine Girlande zur Verherrlichung<br />
Gottes. Erfüllt diese hohe Aufgabe. Dafür gebe ich euch<br />
heute meinen Segen. 18.1.71, (21-290/291)<br />
Nicht nur Indien, sondern die ganze Welt steht heute unter dem Bann<br />
von Angst <strong>und</strong> Furcht. Aber ich sage euch, dass die dunklen Wolken<br />
bald verschwinden werden <strong>und</strong> ihr Zeugen einer glücklichen Zeit für<br />
die ganze Welt sein werdet. Das Recht wird wieder regieren, <strong>und</strong> das<br />
Böse wird aus der Welt verbannt werden. Eure Pflicht ist es, den Bewusstseinszustand<br />
anzustreben, in dem ihr den Einen hinter der<br />
scheinbaren Vielfalt erkennt. Werdet zu Zentren der Liebe, des Mitge-<br />
314
fühls, des Dienens, der Toleranz <strong>und</strong> seid glücklich, sehr, sehr glücklich.<br />
Das ist mein Segenswunsch für euch an diesem Tag des Guru.<br />
8.7.71, (21-338)<br />
Man sagt mir, die Menschheit stehe am Abgr<strong>und</strong> der Zerstörung, die<br />
Kräfte der Heuchelei <strong>und</strong> des Hasses hätten auf allen Kontinenten<br />
Fuss gefasst <strong>und</strong> Unruhe <strong>und</strong> Angst seien auf den Strassen der Städte<br />
<strong>und</strong> Dörfer der Welt zu Hause. Es ist vollkommen unnötig, mir das<br />
zu sagen, denn gerade aus diesem Gr<strong>und</strong>e bin ich gekommen. Wenn<br />
sich die Welt am Rande des Chaos befindet, kommt der Avatar, um<br />
den Sturm in den Herzen der Menschen zu besänftigen. <strong>Der</strong> höchste<br />
Frieden wird bald hergestellt sein, die dämonischen Abweichungen<br />
vom geraden göttlichen Pfad werden berichtigt werden. Die Göttliche<br />
Ordnung wird in jeder menschlichen Gemeinschaft neu belebt <strong>und</strong> revitalisiert<br />
werden. 13.8.71, (22-63)<br />
Die glorreiche Geschichte Indiens, die über die Jahrh<strong>und</strong>erte hinweg<br />
ein Licht in den Herzen der Menschen entzündet hat, erwartet nun<br />
den Aufschwung der <strong>Sai</strong>-Bewegung. Er wird mit Sicherheit eintreten,<br />
wenn ihr sie angemessen repräsentiert <strong>und</strong> in die Praxis umsetzt, damit<br />
die Zukunft sich in den kommenden Jahren noch grossartiger gestaltet.<br />
Wie der Funke, der das Feuer entfacht, wie der Lokomotivführer,<br />
dessen Lokomotive eine lange Reihe von Wagen zieht, wie der<br />
Erfinder <strong>und</strong> Betreiber eines Systems von „Lichtautomaten“, so bin<br />
ich hier, um die Welt <strong>und</strong> all ihre organischen <strong>und</strong> anorganischen Bereiche<br />
neu zu schaffen <strong>und</strong> zu fördern. 22.12.71, (22-69)<br />
Das System, durch das man Selbstbeherrschung lernen kann, wird<br />
als Yoga bezeichnet. Gegenwärtig sind alle auf der Suche nach Arbeit<br />
<strong>und</strong> vernachlässigen Yoga. Aber Arbeit ohne Yoga ist ein Nachteil,<br />
ein Hindernis auf dem Lebensweg.<br />
Dies ist der Gr<strong>und</strong>, warum sich jetzt eine heimtückische Krankheit<br />
überall schnell ausbreitet: Streiks. Alle streiken für alles überall - vom<br />
Koch in der Küche bis zum Hüter der Gesetze. Die Interessen der Eigentümer<br />
<strong>und</strong> der Arbeiter, der Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitnehmer sind<br />
miteinander verflochten. Eine Gruppe kann ohne die andere nicht<br />
sein, sie sind voneinander abhängig. Probleme stellen sich zwangsläufig<br />
ein, <strong>und</strong> beide Parteien haben das Recht <strong>und</strong> die Pflicht, sie<br />
durch wechselseitige Konsultationen <strong>und</strong> Kompromisse zu lösen. <strong>Der</strong><br />
Eigentümer ist das Herz der Organisation, die Arbeitnehmer, die de-<br />
315
en Ziele in den verschiedenen Arbeitsbereichen durchzusetzen versuchen,<br />
sind die Glieder. Das Herz muss dafür sorgen, dass die Glieder<br />
aktiv sind, die Glieder müssen das Herz unterstützen. Nur diese<br />
beiden gehören zu einem Verb<strong>und</strong>, nur sie verbinden sich zu einem<br />
gemeinsamen Werk, nur sie sollten nach einem Modus der Verständigung<br />
suchen, keine dritte Partei kann die Probleme lösen. Am besten<br />
ist es, wenn die Probleme gemeinsam in einer Atmosphäre liebevoller<br />
Achtung gelöst werden. Das Wohl beider Gruppen sollte weder durch<br />
einen Mangel an Sachkenntnis noch durch ein Übermass an Gefühlen<br />
gefährdet werden. (...)<br />
Liebe ist das Antriebsrad in einer Fabrik. In einer Fabrik müsst ihr mit<br />
H<strong>und</strong>erten von anderen Menschen unterschiedlichen Temperaments<br />
zusammenarbeiten. Also müsst ihr Geduld <strong>und</strong> Gleichmut lernen. Ihr<br />
müsst eine ruhige Atmosphäre in eurer Umgebung schaffen. Niemand<br />
sollte die Zielscheibe von Neid, Bosheit oder Hass sein. Ruhe<br />
kann gefördert werden, wenn jeder gewissenhaft <strong>und</strong> gründlich seine<br />
Pflicht tut. Dies ist zugleich die höchste spirituelle Übung.<br />
Pflicht ist Gott, Arbeit ist Gottesdienst. Wenn ihr eure Pflichten, so gut<br />
ihr könnt, erfüllt <strong>und</strong> die Organisation, deren Mitglied ihr seid, dadurch<br />
einen Nutzen hat, so habt ihr Gott gedient, <strong>und</strong> er wird sicherlich zufrieden<br />
sein. Euer Leben spielt sich zwischen Maschinen ab; macht<br />
ihr eure Arbeit aber zum Gottesdienst, so wird die Atmosphäre wie<br />
durch Mantren aufgeladen sein. (...)<br />
<strong>Der</strong> Friede der Welt hängt vom Frieden <strong>und</strong> der Fre<strong>und</strong>schaft zwischen<br />
den Nationen ab, der Friede zwischen Nationen hängt vom<br />
Frieden zwischen verschiedenen zugehörigen Gemeinden ab, den<br />
Dörfern, den Familien <strong>und</strong> schliesslich den einzelnen Familienmitgliedern.<br />
So trägt also jeder Einzelne die Verantwortung, andere zu lieben,<br />
ihnen zu vertrauen <strong>und</strong> sie als Träger des göttlichen Funkens zu<br />
verehren. Jedermann muss die Tugenden der Toleranz, Geduld <strong>und</strong><br />
Brüderlichkeit pflegen. 2.1.72, (22-88/89)<br />
Indien trägt gegenwärtig eine grosse Verantwortung. Es muss die<br />
Kultur, die es aus der ehrwürdigen Vergangenheit übernommen hat,<br />
in ihrer ursprünglichen Reinheit bewahren. Dies schuldet es der Welt.<br />
Diese Kultur trägt die höchsten menschlichen Werte in sich <strong>und</strong> den<br />
besten Schlüssel zum Verständnis menschlicher Bestimmung. Es<br />
muss diese <strong>Lehre</strong>n auch in der ganzen Welt verbreiten, damit Wahrheit,<br />
universale Harmonie <strong>und</strong> Frieden gefördert werden. (...)<br />
Jeder Bürger Indiens hat das Privileg, diesen prächtigen Garten der<br />
316
Wahrheit, der Rechtschaffenheit, des Friedens <strong>und</strong> der Liebe zu hegen<br />
<strong>und</strong> zu pflegen. Wie kam es, dass Indien das Ursprungsland dieser<br />
grossen Wahrheitslehre ist? Eine lange Reihe von Helden <strong>und</strong><br />
Märtyrern bemühte sich, ein Vorbild zu sein <strong>und</strong> die Ideale hochzuhalten;<br />
sie litten furchtbare Qualen <strong>und</strong> mussten oft in diesem Kampf alles,<br />
sogar ihr Leben opfern. Aber am Ende war der Sieg auf ihrer Seite,<br />
<strong>und</strong> die Erinnerung daran müsst ihr ehren <strong>und</strong> achten. (...)<br />
Wahrheit <strong>und</strong> Göttliche Ordnung sind die stärkste Rüstung für euch.<br />
Andere Länder verlassen sich auf Atom- <strong>und</strong> Wasserstoffbomben,<br />
euch genügen diese beiden Schilde. (...)<br />
Wenn die Göttliche Ordnung oder Rechtschaffenheit auf der einen<br />
Seite von intellektueller <strong>und</strong> auf der anderen Seite von physischer<br />
Kraft unterstützt wird, ist der Erfolg sicher. Die einzige Voraussetzung<br />
ist, dass diese beiden, Intellekt <strong>und</strong> Mut, die Regeln der Rechtschaffenheit<br />
befolgen <strong>und</strong> sie nicht herabsetzen oder ihre Anweisungen<br />
gar missachten.(...)<br />
Indiens Stärke liegt darin, dass es an der Göttlichen Ordnung festhält.<br />
Alle anderen Länder, deren Stärke nur auf ihren Feuerwaffen beruht,<br />
werden nur dann den Sieg erringen, wenn sie sich schliesslich der<br />
Macht der Rechtschaffenheit unterwerfen. Wenn ihr die Rechtschaffenheit<br />
schützt, wird sie euch im Gegenzug schützen. Die Göttliche<br />
Ordnung ist der Lebenssaft der Liebe. Wo Liebe ist, wird auch Friede<br />
sein. Wo Friede ist, wird Göttlichkeit sein. Und wo Göttlichkeit ist, wird<br />
Glückseligkeit sein. Dies sind ewige Wahrheiten; aber selbst Inder haben<br />
aufgehört, darauf zu vertrauen, <strong>und</strong> sogar angefangen, sie zu<br />
verspotten <strong>und</strong> sich zu weigern, sie in die Praxis umzusetzen. Solche<br />
Menschen beleidigen ihre eigene Mutter. Die Mutter <strong>und</strong> das Land der<br />
Mutter müssen gleichermassen verehrt werden, heisst es in den alten<br />
Schriften. Ihr ehrt die Mutter, indem ihr ihr gehorcht <strong>und</strong> ihre Wünsche<br />
erfüllt, <strong>und</strong> ihr ehrt euer Mutterland, indem ihr seine uralten Traditionen<br />
<strong>und</strong> ehrwürdigen Ideale beachtet, die den Test der Zeit bestanden<br />
haben. Niemand achtet einen Deserteur. Indem er sein Heimatland<br />
verleugnet, verurteilt er sich selbst. 29.3.72, (22-93/94)<br />
Die Welt ist eine einzige grosse Gesellschaft. Jeder Einzelne ist Teil<br />
dieser Gesellschaft aufgr<strong>und</strong> der Liebe, welche die Menschen füreinander<br />
empfinden <strong>und</strong> die sie zu einer Familie macht. Tief im Herzen<br />
des Menschen existiert diese Liebe, unerkannt, ignoriert, angezweifelt,<br />
abgeleugnet, wegdiskutiert. Sie ist die verborgene Quelle jeglichen<br />
Mitgefühls <strong>und</strong> allen Dienens, sie erzeugt den Wunsch, in der<br />
317
Gesellschaft <strong>und</strong> für sie zu leben. Es ist die universale Liebe, die von<br />
einem Funken des Göttlichen zu allen anderen fliesst. Wenn die Augen,<br />
durch die höchste Weisheit erleuchtet, strahlen, sehen sie alles<br />
als das Eine. <strong>Der</strong> Mensch erkennt, dass alles, was sich offenbar verändert<br />
<strong>und</strong> transformiert <strong>und</strong> bewegt, das Göttlich-Absolute ist.<br />
4.2.73, (22-158)<br />
Die ganze Welt ist ein einziger Baum, die verschiedenen Länder sind<br />
seine Äste, seine Wurzel ist Gott, menschliche Wesen sind die Blüten.<br />
Glück ist die Frucht <strong>und</strong> die Glückseligkeit der Selbstverwirklichung<br />
ist der süsse Saft darin. Wie lässt sich dann der Ärger oder die<br />
Eifersucht, die ihr gegenüber einem anderen empfindet, rechtfertigen?<br />
Alle werden vom selben Saft genährt; alle werden von derselben<br />
Sonne beschienen, alle sind göttlich. Göttlichkeit ist nicht irgendetwas<br />
Isoliertes <strong>und</strong> Abgetrenntes, was man durch Anstrengung<br />
verdienen muss. Es ist in jedem Mann, jeder Frau <strong>und</strong> jedem Kind<br />
vorhanden. 22.3.73, (22-175/176)<br />
Viele politische Führer unserer Zeit haben zwar Mitgefühl, aber keine<br />
Intelligenz. Sie wissen nicht, wie sie die Not, die sie sehen, beseitigen<br />
können. Sie reden von der Notwendigkeit, Frieden im eigenen Land<br />
<strong>und</strong> Wohlstand im Ausland herbeizuführen, aber ihre Erfolglosigkeit<br />
zeigt nur den Unverstand ihrer Massnahmen auf. Wie könnten sie<br />
auch Erfolg haben, wenn sie Hass <strong>und</strong> Unehrlichkeit unterstützen?<br />
24.3.73, (22-179/180)<br />
Die Welt heute ist wie eine Schule ohne <strong>Lehre</strong>r, wie ein Tempel ohne<br />
Götterbild, ein Garten ohne Wasser oder ein Kabel ohne Strom. Natürlich<br />
streben die Menschen der ganzen Welt danach, Macht zu erlangen,<br />
indem sie Reichtum, Autorität oder Wissen anhäufen, aber<br />
leider wird dabei auch das trügerische Übel des Egoismus verstärkt.<br />
So wird der Mensch schnell zum Feind der Menschheit <strong>und</strong> verliert<br />
rasch die Menschlichkeit selbst. Er wird weniger <strong>und</strong> weniger Mensch<br />
<strong>und</strong> mehr <strong>und</strong> mehr Dämon. Nur das Wissen um das Göttliche kann<br />
ihn kurieren <strong>und</strong> die Welt retten. Aber der Mensch zieht die Abkürzung<br />
vor, den komfortableren <strong>und</strong> attraktiveren materiellen Weg, <strong>und</strong><br />
er leidet dabei an Verzweiflung, Angst <strong>und</strong> Hass. Egoismus ist die<br />
Wurzel <strong>und</strong> die Krone aller schlechten Gedanken <strong>und</strong> Tendenzen.<br />
Demut allen anderen gegenüber <strong>und</strong> Ehrerbietung gegenüber jenen,<br />
denen ihr dient - nur dies kann den Menschen zum Menschentum erheben.<br />
(...)<br />
318
Unser Land, oder auch jedes andere kann heute nicht mehr durch politische<br />
Manipulationen oder militärische Allianzen gerettet werden,<br />
sondern nur durch die Entwicklung des Bewusstseins jedes Einzelnen<br />
über seine innewohnende Göttlichkeit. Anstatt sich über den gesamten<br />
Globus <strong>und</strong> das ganze Universum auszudehnen, sollte der<br />
Mensch versuchen, seine eigene innere Welt zu untersuchen <strong>und</strong> den<br />
Pl<strong>und</strong>er, der darin ist, hinauswerfen <strong>und</strong> die schlechten Impulse, die<br />
ihr Haupt erheben, zur Ruhe bringen. <strong>Der</strong> Frieden <strong>und</strong> der Wohlstand<br />
der Welt kann nur durch solche Forscher <strong>und</strong> Pioniere erreicht werden.<br />
Bildung <strong>und</strong> Intellekt sind für dieses Abenteuer nicht so wesentlich.<br />
(...)<br />
Reichtum <strong>und</strong> alles, was dadurch erworben werden kann, ist zum Ziel<br />
des Menschen geworden. (...)<br />
Nur von Vertrauen <strong>und</strong> Glauben, von Gott <strong>und</strong> seiner Gunst zu sprechen,<br />
hat keinen Wert. Glauben <strong>und</strong> Hingabe sollten sich im täglichen<br />
Leben zeigen. Betet Gott durch die Arbeit an. Wir brauchen junge<br />
Menschen, die sich begeistert in solcher Arbeit engagieren können.<br />
Die meisten verbringen ihren Tag mit Reden <strong>und</strong> Müssiggang. Sie<br />
müssen harte Arbeit willkommen heissen. Arbeitet hart im Geist der<br />
Hingabe, <strong>und</strong> ihr werdet erstaunt sein, welche Freude ihr daraus ableiten<br />
könnt. Alle Arbeit erscheint gleich, aber es besteht ein grosser<br />
Unterschied zwischen hingebungs- <strong>und</strong> verehrungsvoller Arbeit <strong>und</strong><br />
blosser Plackerei. (...)<br />
Jesus Christus lebte fünf Jahre im indischen Himalaya-Gebiet. Er<br />
liess sich in Kashmir nieder <strong>und</strong> traf dort Vertreter <strong>und</strong> Praktiker der<br />
Advaita-Philosophie, die erklärt, dass es nur einen Gott gibt. Er erkannte<br />
die Einheit jenseits der Vielfalt <strong>und</strong> verbreitete dann die Wahrheit<br />
„Ich <strong>und</strong> mein Vater sind eins“.<br />
Heute reisen Söhne <strong>und</strong> Töchter Indiens, wo die Lektion der Einheit<br />
zuerst gelehrt wurde, in den Westen <strong>und</strong> propagieren „das Viele“;<br />
Westler kommen aus Kulturen, die das Vielfältige begrüssen, nach Indien,<br />
um „das Eine“ zu erlernen <strong>und</strong> zu propagieren. Es ist eine totale<br />
Umkehrung! Ihr müsst den Wert der <strong>Lehre</strong>n der grossen Menschen,<br />
die ihr verehrt, akzeptieren <strong>und</strong> praktizieren. 1.1.78, (24-94/96)<br />
Die Städte sind zum stürmischen Meer geworden, von gewaltigen<br />
Wellen bewegt, <strong>und</strong> ihre Bewohner leben von Dunkelheit umgeben in<br />
Booten, die hin- <strong>und</strong> hergeworfen werden. Für diese verzweifelten<br />
Leute ist das spirituelle Ideal, das hell leuchtet, das Einzige, was sie<br />
zu Sicherheit <strong>und</strong> Geborgenheit führen kann. Die Landbevölkerung<br />
319
wird von der Kultur der Städte schnell angesteckt, <strong>und</strong> so breitet das<br />
Elend sich aus. Das ist der Geist der Zeit. <strong>Der</strong> Mensch, in diesem<br />
Geist verfangen, häuft alle möglichen Arten von Wünschen an <strong>und</strong><br />
verzweifelt, wenn er sie nicht erfüllen kann. Sein Leben endet in unterschiedlichem<br />
Elend. <strong>Der</strong> Mensch vergisst, dass sein innerster<br />
Wunsch nach Selbst-Erkenntnis <strong>und</strong> dem Guten von ihm gehegt <strong>und</strong><br />
gepflegt werden muss. Alle anderen Wünsche sind schlecht <strong>und</strong> bedeutungslos.<br />
<strong>Der</strong> Mensch ist mit der Kraft ausgestattet, das wesentlich<br />
Gute vom oberflächlich Erfreulichen zu unterscheiden, aber er<br />
kultiviert diese Gabe nicht <strong>und</strong> zieht aus ihr keinen Nutzen. 25.1.79,<br />
(24-173)<br />
Euer Leben ist eingewoben in die gesellschaftlichen Verhältnisse.<br />
Geburt, Lebenszeit <strong>und</strong> Tod werden davon beeinflusst. Ohne die Gemeinschaft<br />
mit anderen kann der Mensch nicht überleben. Das ist<br />
eine Tatsache <strong>und</strong> ein besonderes Glück für ihn. (...)<br />
Heute ist es so, dass sogar diejenigen, die das Gesetz übertreten <strong>und</strong><br />
Verbrechen begehen, den Schutz des Gesetzes in Anspruch nehmen,<br />
wenn es ihren Interessen dient. Das sind untragbare Zustände.<br />
Ich habe in allen Ländern eine Entwicklung in dieser Richtung beobachtet.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> habe ich die hiesigen Ausbildungsstätten<br />
gegründet. Hier sollen junge Menschen die Kunst der Entsagung lernen<br />
<strong>und</strong> einen guten Charakter entwickeln. 18.7.81, (25-93/95)<br />
Drei Dinge sind für jedes Land - gleichgültig, in welchem Entwicklungszustand<br />
es sich befindet - unbedingt notwendig: Produktionsmittel,<br />
Sicherheitskräfte <strong>und</strong> ein Erziehungssystem. Frieden <strong>und</strong> Wohlstand<br />
der Welt hängen von der guten Zusammenarbeit von Arbeitern,<br />
Sicherheitskräften <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong>rn ab. Sie bilden zusammen einen Dreifuss.<br />
Wenn eines seiner Beine schwach wird, fällt er um. Wenn die<br />
Wirtschaft blüht, muss der Wohlstand vor Dieben <strong>und</strong> Plünderern beschützt<br />
werden. Wenn Militär <strong>und</strong> Polizei auf Kosten der wirtschaftlichen<br />
Kräfte zu mächtig werden, ist das Land in Gefahr. Aber selbst<br />
wenn Produktions- <strong>und</strong> Sicherheitskräfte ausgewogen sind, das Ausbildungssystem<br />
jedoch falsche Ziele setzt, wird das Land geschwächt.<br />
Die Entwicklung der materiellen Hilfsquellen <strong>und</strong> die Verteidigung<br />
des Landes hängen letztlich von der Qualität der Ausbildung<br />
ab, welche das Erziehungssystem hervorbringt.<br />
Aber ein Dreifuss besteht nicht nur aus drei Beinen. Wer kann auf drei<br />
Beinen sitzen? Sie müssen durch ein Brett verb<strong>und</strong>en sein, <strong>und</strong> das<br />
320
Brett ist die Liebe, d.h. die Liebe zum Heimatland. „Heimatland“ bedeutet<br />
aber nicht ein Gebiet auf der Landkarte, den Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden,<br />
sondern die menschliche Gemeinschaft, in der man lebt. Und „Liebe“<br />
bedeutet das Gefühl für die Wechselbeziehungen, den Einsatz des<br />
Einzelnen für die Gesellschaft.<br />
Vielen der hochgebildeten, an verantwortlicher Stelle stehenden Menschen<br />
fehlt heute diese Art der Liebe. Darunter leidet die Ausbildung,<br />
<strong>und</strong> die Millionen, die dafür vorgesehen sind, werden vergeudet. Da<br />
die Ausbildung auch die anderen beiden Bereiche beeinflusst, trägt<br />
auch das Geld, das für Produktion <strong>und</strong> Verteidigung ausgegeben<br />
wird, keine reichen Früchte. Bildung wird heute verwechselt mit Gelehrsamkeit.<br />
Das ist falsch. Bildung muss die Türen des Geistes öffnen.<br />
Viele halten die Wissenschaft für eine grosse Errungenschaft.<br />
Aber die Wissenschaft ist nicht so mächtig, wie sie zu sein scheint.<br />
Sie erweckt nur den Eindruck, mit ihrer Hilfe könnten alle Probleme<br />
gelöst werden. Aber wenn der Charakter fehlt, kann sie zur Katastrophe<br />
führen. Es gibt viele sehr intelligente Verbrecher. So kann auch<br />
die Wissenschaft für destruktive Zwecke missbraucht werden.<br />
29.8.81, (25-97/98)<br />
Während im Westen alle Anstrengungen ausschliesslich darauf gerichtet<br />
sind, die Gesetze zu entdecken, welche die materielle Welt regieren,<br />
setzen die Menschen hier in Indien alles dafür ein, das Absolute,<br />
welches die primäre Ursache des Universums ist, zu entdecken<br />
<strong>und</strong> zu erfahren. Das Wissen darum vermittelt unerschütterlichen<br />
Frieden.<br />
Hier wird das Unvergängliche gesucht, der Westen interessiert sich<br />
nur für das Vergängliche. Hier strebt man nach höherem Wissen, dort<br />
herrscht Unwissenheit. Das eine ist spirituelle Arbeit an sich selbst,<br />
das andere Verharren in erdgeb<strong>und</strong>ener Verblendung. Darum fällt<br />
heute noch, über die Jahrh<strong>und</strong>erte hinweg, der Glanz der Rishis, Weisen<br />
<strong>und</strong> Yogis auf die Gesichter der Menschen. (8-83)<br />
Die gesamte Welt ist ein Körper. Das Land ist die Widerspiegelung<br />
dieses Körpers. Deshalb sollte jede Nation <strong>und</strong> jeder Körper in dieser<br />
Welt in Frieden leben. “Lasst all die Welten glücklich sein.” Euer Herz<br />
<strong>und</strong> Denken sollte in dieser Hinsicht weit sein, <strong>und</strong> ihr solltet das gesamte<br />
Universum als Einheit betrachten. (23.11.95)<br />
Wir erleben zur Zeit, dass die Menschheit von unzähligen Problemen<br />
321
<strong>und</strong> Sorgen heimgesucht wird. Keine Verwaltung oder Behörde kann<br />
diese Probleme lösen. Nur Gott kann die Menschheit retten. Die Menschen<br />
müssen ihren Glauben an das Selbst stärken, denn auf diese<br />
Weise erfahren sie die Gnade Gottes. Die ganze Menschheit ist auf<br />
die göttliche Gnade angewiesen. Um ihrer teilhaftig zu werden, müsst<br />
ihr euer Herz mit Liebe füllen, euren Mitmenschen dienen <strong>und</strong> mit diesen<br />
Mitteln euer Leben erlösen. (14.4.96)<br />
Die Welt ist ein grosses Haus. Darin gibt es viele Räume. Jedes Land<br />
gleicht einem Raum in diesem Haus. Deshalb sollte die ganze Welt<br />
als unser aller Zuhause betrachtet werden. Wenn ihr alle Gliedmassen<br />
als Teile eines Körpers wahrnehmt, solltet ihr auch die Funktion<br />
des Herzens bedenken. Es ist das Herz, das jeden Körperteil mit Blut<br />
versorgt. Entsprechend spenden Wahrheit <strong>und</strong> Rechtschaffenheit allen<br />
Ländern Lebenskraft. (13.2.97)<br />
In dem Gebäude der Welt ist Amerika ein Zimmer. Russland ist ein<br />
anderes, Deutschland, England, Frankreich, Pakistan, Indien, alle<br />
sind Zimmer. Aber das Haus ist eins. Dieser Einheit solltet ihr euch<br />
bewusst sein. Alle sind eins, seid zu jedem gleich. Gebt Hass oder<br />
Unterschiedlichkeiten keinen Raum. Ihr solltet das Prinzip der Gleichheit<br />
propagieren, es praktizieren <strong>und</strong> mit jedem teilen. (...)<br />
Spiritualität ist keine Religion. In den Konferenzberichten wird wiederholt<br />
von Religion gesprochen. Ich denke nicht an irgendeine spezifische<br />
Religion. Es geht um Spiritualität. Jedes Land sollte dem spirituellen<br />
Weg folgen. Religion hat zwei Bedeutungen: zu verwirklichen.<br />
Was soll verwirklicht werden? Das eigene Selbst. Wer bin ich, wer bin<br />
ich? Aber die Welt bezeichnet eine bestimmte Gemeinschaft als Religion,<br />
Christentum, Islam, Hinduismus usw. Ich unterscheide nicht in<br />
dieser Weise. Alle sind eins. Ihr solltet das Einheitsprinzip verstehen.<br />
Wenn ihr Liebe habt, ist es leicht, diesem Einheitsprinzip zu folgen.<br />
Wenn ihr Liebe habt, bleiben keine Unterschiede mehr. (...)<br />
Viele Swamis aus Indien gehen ins Ausland. Viele Menschen laden<br />
mich ein, in ihre Länder zu kommen. Ich mag das nicht. Als Erstes<br />
sollte man sein eigenes Haus in Ordnung bringen, bevor man an das<br />
Übrige denkt. Da ihr in Indien seid - dient hier, macht hier die Menschen<br />
glücklich <strong>und</strong> geht dann ins Ausland. (...) Viele Matajis <strong>und</strong><br />
Swamijis gehen ins Ausland. Manche betteln sogar in meinem Namen.<br />
Das ist ein grosser Fehler. Glaubt nie derlei Dinge. Ich denke<br />
überhaupt nicht an Geld. Ich will nur eines: Ihr sollt gut sein, <strong>und</strong> das<br />
322
ganze Land sollte erblühen. Wenn ihr wirklich Grösse habt - dient eurem<br />
eigenen Land, macht die Menschen gut. (18.7.97)<br />
Von alters hat dieses heilige Land Indien seinen spirituellen Reichtum<br />
mit der restlichen Welt geteilt, um Frieden <strong>und</strong> Sicherheit zu pflegen.<br />
Gerade wegen seines immensen spirituellen Reichtums bleibt Indien<br />
trotz vieler fremder Invasionen in der Vergangenheit ein Land des<br />
Friedens <strong>und</strong> der Sicherheit. Ohne Indien würde es keine Spur von<br />
Spiritualität in dieser Welt geben. In der Luft von Indien liegt Wahrheit,<br />
im Staub von Indien liegt Rechtschaffenheit. Indien ist durchflutet von<br />
Liebe. Das Wasser von Indien fliesst über vor Mitgefühl. (18.3.98)<br />
Wir alle leben auf ein <strong>und</strong> derselben Erde. <strong>Der</strong>selbe Himmel befindet<br />
sich über uns allen. Wir atmen dieselbe Luft <strong>und</strong> trinken dasselbe<br />
Wasser. <strong>Der</strong> Mensch verkennt dieses allem zugr<strong>und</strong>e liegende Prinzip<br />
der Einheit <strong>und</strong> erschafft stattdessen die Vorstellung von Vielfalt,<br />
was ein grosser Fehler ist. (...)<br />
Heutzutage wird der Mensch von Ruhelosigkeit überwältigt, weil er<br />
die Fähigkeit verloren hat, die Einheit in der Vielfalt zu sehen. Was ihr<br />
heute tun müsst, ist, Einheit in der Vielfalt zu sehen <strong>und</strong> die Göttlichkeit<br />
hinter dieser Einheit zu erkennen. (25.3.98)<br />
Stellt euch vor, was für eine ungeheure Kraft Indien darstellt, wenn<br />
alle seine 980 Millionen Menschen vereint dastehen! Indien wird keine<br />
Probleme haben. Sehr bald werden Frieden <strong>und</strong> Sicherheit in dieses<br />
Land einkehren. Heutzutage findet ihr nirgendwo Frieden. (...)<br />
Frieden ist im Herzen gegenwärtig. Ihr könnt nur dann Frieden erlangen,<br />
wenn ihr zu euren Mitmenschen eine Herz-zu-Herz-Beziehung<br />
entwickelt. (...)<br />
Eine gute Regierung sollte immer unterstützt werden. Man sollte die<br />
Regierung nicht aufgr<strong>und</strong> individueller Meinungsverschiedenheiten<br />
hassen. Seit 50 Jahren ist dieses Land unabhängig. Doch was habt<br />
ihr erreicht? Morde, Flugzeugentführungen <strong>und</strong> Menschenraub. Ist es<br />
das, wovon ihr geträumt habt? Heutzutage nehmen Furcht <strong>und</strong> Unruhen<br />
auf der ganzen Welt überhand. <strong>Der</strong> Mensch wird von Angst heimgesucht,<br />
wo er auch ist - zu Hause, im Auto, im Zug oder im Flugzeug.<br />
Warum ist das so? Weil der menschliche Geist von Wünschen, Gier,<br />
Ärger usw. verschmutzt ist. Wenn der Mensch in den Genuss von<br />
Frieden <strong>und</strong> Sicherheit kommen will, sollte er sich von diesen schlechten<br />
Charakterzügen befreien <strong>und</strong> ein Leben führen, das auf das Wohl<br />
323
der Gesellschaft ausgerichtet ist. Er sollte die Selbstsucht aufgeben<br />
<strong>und</strong> Einheit entwickeln. Nur dann kann der ursprüngliche Ruhm Indiens<br />
wiederhergestellt werden. (...)<br />
Wenn die Sicherheit des Landes auf dem Spiel steht, sollten alle Parteien<br />
vereint zusammenstehen <strong>und</strong> individuelle Differenzen aufgeben.<br />
(...)<br />
Alle politischen Parteien sollten zusammenkommen, um die Interessen<br />
der Nation zu wahren. Schliesst Fre<strong>und</strong>schaft mit anderen Ländern.<br />
(12.3.99)<br />
Jemand fragte mich: “Swami, Amerika <strong>und</strong> Russland stellen immer<br />
mehr Waffen her, aber Indien liegt diesbezüglich weit zurück. Sollte<br />
nicht auch Indien Waffen herstellen?” Ich erwiderte: “Mein Lieber, was<br />
Indien heutzutage braucht, sind weder Waffen noch Krieg, sondern<br />
die Aufrechterhaltung der Gesetze Gottes.” Wenn ihr die Göttliche<br />
Ordnung schützt, wird diese euch wiederum beschützen. Ihr solltet<br />
kein Geld für die Herstellung von Waffen verschwenden. Manche<br />
Länder geben viel Geld für Verteidigung aus, <strong>und</strong> als Ergebnis davon<br />
fehlt den Menschen dieser Länder richtige Nahrung. Allein die göttliche<br />
Liebe <strong>und</strong> Gnade <strong>und</strong> nicht Waffen können ein Land beschützen.<br />
(28.7.99)<br />
324
MENSCHLICHE WERTE<br />
Wahrheit<br />
Rechtes Handeln<br />
Frieden<br />
Liebe<br />
Gewaltlosigkeit<br />
Ihr solltet den fünf menschlichen Hauptwerten, Wahrheit, Rechtschaffenheit,<br />
Frieden, Liebe <strong>und</strong> Gewaltlosigkeit folgen. Wenn ein Mensch<br />
diesen Werten nicht folgt, wie kann er dann Mensch genannt werden?<br />
Ihr solltet die menschlichen Werte hochhalten, um wahre Menschen<br />
zu sein; sonst seid ihr nur der Form nach ein Mensch. (...)<br />
Wahrheit<br />
Die Göttliche Seele ist die Form des Herrn, sie ist die Kraft des Herrn.<br />
Nur der Mensch hat die Fähigkeit <strong>und</strong> die Berechtigung, diese Kraft<br />
zu erkennen <strong>und</strong> zu erreichen. Es ist in der Tat tragisch, dass die<br />
Menschen, nachdem sie es endlich erreicht haben, als Menschen zu<br />
inkarnieren, diese ewige Wahrheit nicht erkennen <strong>und</strong> nicht einmal einen<br />
Versuch machen, sie zu verstehen. Wenn sie diese Chance verstreichen<br />
lassen, wann wollen sie es denn dann wieder versuchen?<br />
Sie kümmern sich nicht um den eigentlichen Zweck, zu dem sie gekommen<br />
sind. Kamt ihr nur deshalb, um wie alle anderen Tiere, Vögel<br />
oder Insekten zu leben, um zu essen, umherzugehen, zu schlafen<br />
<strong>und</strong> nach Vergnügen zu suchen? Wenn die Antwort „nein“ lautet, wofür<br />
seid ihr sonst gekommen? Könnt ihr wirklich sagen, dass der<br />
Mensch nur ein anderes Tier sei <strong>und</strong> sich nicht von den anderen Lebewesen<br />
unterscheide? Er hat drei Dinge, die sie nicht haben: die Fähigkeit,<br />
etwas zu durchdenken, die Fähigkeit, zu entsagen, <strong>und</strong> die<br />
Fähigkeit, zwischen Recht <strong>und</strong> Unrecht zu unterscheiden. Das sind<br />
besondere Gaben des Menschen. Aber welchen Nutzen haben sie,<br />
wenn sie nicht im Leben angewandt werden? Nur wenn diese Fähigkeiten<br />
auch benutzt werden, ist die Bezeichnung „Mensch“ zutreffend;<br />
andernfalls ist die Bezeichnung „Tier“ passender.<br />
Diese drei Fähigkeiten sollten vom Menschen nicht nur in weltlichen<br />
Angelegenheiten angewendet werden, sondern vor allem für die Erforschung<br />
der letzten Wahrheit. Genau gesagt: Wenn ihr unterschei-<br />
325
det, entsagt <strong>und</strong> reflektiert, während ihr durch die Freuden <strong>und</strong> Sorgen<br />
des Lebens geht, wird ganz sicher eines Tages die Überzeugung<br />
entstehen, dass dies alles hier unwirklich ist, dass es nicht die Wahrheit<br />
ist. Wenn diese Erkenntnis kommt, wird der Mensch sicherlich<br />
den Weg der Rückbindung an Gott, den spirituellen Weg gehen <strong>und</strong><br />
nach dem forschen, was ihn zur Wahrheit führt. Das ist die Aufgabe,<br />
mit der sich der Mensch befassen muss.<br />
Wenn jeder erst einmal beginnt sich zu fragen: „Wer sind wir? Woher<br />
kamen wir? Wohin werden wir gehen? Wie lange werden wir hier<br />
sein?“, wird die Wahrheit leicht gef<strong>und</strong>en werden.<br />
<strong>Der</strong>artiges Fragen ist das Zeichen von Unterscheidungsvermögen.<br />
Wenn mittels dieses Unterscheidungsvermögens die Vorstellung,<br />
dass die Welt unbeständig ist, tief im Bewusstsein Wurzeln schlägt,<br />
verschwinden alle Bindungen automatisch. Das ist dann das Stadium<br />
der Loslösung. Ihr werft die Frage auf: „Lohnt es sich, in diese irreale<br />
Welt verstrickt zu sein?“ <strong>und</strong> stellt dann fest: „Sie ist unecht, sie ist irreführend“<br />
<strong>und</strong> richtet danach eure Bemühungen auf das Reich Gottes,<br />
den Ort der Wahrheit. Das ist die richtige Entscheidung.<br />
Durch Unterscheidungsvermögen <strong>und</strong> Loslösung versteht der<br />
Mensch, wer er wirklich ist. Ohne sie ist es unmöglich, das zu erfahren.<br />
Gott hat nur den Menschen mit diesen beiden Fähigkeiten gesegnet.<br />
Er hat sie ihm gegeben, damit er sie für diesen Zweck benutzt.<br />
<strong>Der</strong> Mensch ist also wahrhaft glücklich zu preisen. Aber leider hat er<br />
die Aufgabe vergessen, wegen der er gekommen ist. Er ignoriert die<br />
Frage, woher er kam, hält seine Augen davor verschlossen, wo er hingehört,<br />
wendet seine Intelligenz dem Vergnügen <strong>und</strong> leiblichen Genüssen<br />
zu <strong>und</strong> vergeudet seine Kräfte. Was für eine Tragödie! Wenn<br />
er selbst in diesem gnadenvollsten menschlichen Leben nicht nach<br />
Gott sucht, wann wird er ihn dann wohl finden? Wenn ihr die Gegenwart<br />
so verschwendet, was kann die Zukunft euch dann bringen?<br />
Wenn ihr zuallererst eure wahre Natur erkennt, ist der Rest leicht zu<br />
begreifen. Ihr wisst dann, woher ihr kommt, wohin ihr geht, wie lange<br />
ihr lebt usw.<br />
Die vier oben genannten Fragen hängen voneinander ab. Wenn eine<br />
gelöst ist, sind die übrigen auch beantwortet; jedoch darf keine der<br />
Fragen unbeachtet bleiben. (...)<br />
Wer seid ihr? Das Göttliche Selbst. Wohin geht ihr? Zu Gott. Wie lange<br />
könnt ihr hier sein? Bis ihr mit dem Göttlichen eins werdet. Wo seid<br />
ihr jetzt? Im Unwirklichen, im ständig sich Verwandelnden. In welcher<br />
äusseren Form? Als Nicht-Gott. Womit seid ihr beschäftigt? Mit ver-<br />
326
gänglichen Aufgaben. Was solltet ihr von jetzt an tun? Gebt diese<br />
letzten drei auf <strong>und</strong> beschäftigt euch mit den drei anderen: Tretet ein<br />
in den Bereich des Ewigen, befasst euch mit Aufgaben, die auf das<br />
Unvergängliche gerichtet sind, <strong>und</strong> geniesst die Seligkeit des Göttlichen.<br />
Das muss die Hauptanstrengung des Einzelnen sein, sein dauerndes<br />
Ziel, das grösste Abenteuer in dieser Welt. Alle anderen Aufgaben<br />
sind langweilig <strong>und</strong> töricht. Sie glitzern einen Moment <strong>und</strong><br />
verschwinden wieder. Ihr werdet diese Wahrheit erkennen, wenn ihr<br />
euch von ihnen abwendet <strong>und</strong> euren Blick schärft. (3-57/60)<br />
Hier ist nun etwas Wichtiges zu beachten: Viele sagen, dass die<br />
Wunsch- <strong>und</strong> Willenlosigkeit das Beste sei. Es ist aber besser, einen<br />
Wunsch stärker zu haben als alle anderen oder vielmehr, einen<br />
Wunsch zu haben <strong>und</strong> nur diesen <strong>und</strong> sonst keinen. Noch herausragender<br />
ist jemand, der dazu noch das standhafte Bemühen hat, diesen<br />
einen Wunsch auch zu realisieren; denn er kann dadurch nicht<br />
nur sein eigenes Wohl fördern, sondern darüber hinaus das Wohl der<br />
Welt. Lasst euren Wunsch, euren Willen <strong>und</strong> eure Mühe auf euer eigentliches<br />
Wohl gerichtet sein, lenkt sie nicht auf weltliche Vergnügungen;<br />
das würde Leid bringen <strong>und</strong> Frieden zerstören. (3-64/65)<br />
Das allgegenwärtige Göttliche ist ein uferloses, unendlich tiefes Meer.<br />
Dieses Meer ist die Gr<strong>und</strong>lage für die immer wechselnden Wellen als<br />
Ausdruck <strong>und</strong> Ergebnis seiner Kraft. Die Wellen erheben sich aus der<br />
See, schiessen hoch, fallen in sie zurück <strong>und</strong> lösen sich in ihr auf. Obwohl<br />
die Kraft des Meeres sich so offenbart im Auf <strong>und</strong> Ab, im Erheben<br />
<strong>und</strong> Fallen, ist es doch beständig <strong>und</strong> unbewegt.<br />
Aber die Welt ist mehr mit dem Vergänglichen <strong>und</strong> Wechselvollen beschäftigt<br />
<strong>und</strong> glaubt, die Wellen seien wichtig. Und auch der spirituell<br />
Suchende kümmert sich mehr um das Erlangen von Dingen, die vergänglich<br />
<strong>und</strong> veränderlich sind, als um das Erleben des dahinterliegenden,<br />
unwandelbaren Prinzips. (3-66)<br />
Ihr seid nicht das, was üblicherweise mit dem Wort „ich“ bezeichnet<br />
wird. Ihr seid das Eine ohne ein Zweites. <strong>Der</strong> Körper ist der Veränderung<br />
unterworfen, er ist vergänglich <strong>und</strong> zum Verfall verurteilt; wie<br />
könnte er der das Göttliche Selbst sein? Nein, das wahre Göttliche<br />
Selbst ist einmalig <strong>und</strong> einzig. Keine andere Wesenheit kann daneben<br />
bestehen. Nur wenn jeder spirituelle Aspirant, jeder Mensch sich<br />
dessen bewusst ist, können Gleichheit, Ausgeglichenheit <strong>und</strong> Heiterkeit<br />
auf der Erde Einzug halten. (3-74)<br />
327
Deshalb haltet nie das Sichtbare irrtümlich für beständig oder wahr!<br />
Ihr könnt über nichts frohlocken als über das Meer der Glückseligkeit<br />
des unteilbaren ungeteilten Göttlichen Selbst, des Göttlichen Urgr<strong>und</strong>s.<br />
Ihr könnt wirkliche <strong>und</strong> volle Zufriedenheit nur in dem herausragenden,<br />
lieblichen <strong>und</strong> bedeutungsvollen Erleben der höchsten<br />
Gottheit selbst finden. (3-77)<br />
Innerhalb der gesamten Schöpfung hat allein der Mensch die Qualifikation,<br />
diese höchste Freude zu erreichen. Was ist es doch für eine<br />
unheilvolle Tragödie, dass er sein Recht ausser Acht lässt <strong>und</strong> sich in<br />
der Suche nach kleinen Freuden <strong>und</strong> leerem Flitterwerk verläuft. (3-<br />
79)<br />
Deshalb, ihr spirituell Suchenden, hört her! Hört her, ihr, deren wirkliche<br />
Wesenheit göttlich ist. Sucht danach, euer wahres Selbst zu entdecken,<br />
eure echte Wirklichkeit. Erringt die Erkenntnis, dass ihr das<br />
Göttliche Selbst seid, frohlockt allein im Göttlichen, kostet die unverwässerte,<br />
unvergleichliche Seligkeit des Bewusstseins eures wirklichen<br />
Selbst. (3-80)<br />
Wenn überhaupt etwas lieblicher ist als alles Liebliche, Glück verheissender<br />
als alles Glück Verheissende <strong>und</strong> heiliger als alles Heilige,<br />
wahrhaftig, dann ist es der Göttliche Name oder Gott selbst. Gib die<br />
Gesellschaft mit denen auf, die weltlich gesinnt sind, ebenso die Verbindung<br />
mit denen, die unter dem Einfluss schlechter Eigenschaften<br />
stehen. Halte dich fern von allen Arten schlechten Tuns. Suche immer<br />
die Gesellschaft der Weisen <strong>und</strong> Guten. (3-85)<br />
Praktiziert deshalb zu allen Zeiten <strong>und</strong> unter allen Bedingungen mit<br />
Liebe <strong>und</strong> Hingabe das Denken an den Namen des Herrn. Dieser<br />
Name ist der Blitz, der Berge von Sünden in Staub verwandelt. Er ist<br />
das unfehlbare Heilmittel für die traurige Krankheit blosser Weltbezogenheit,<br />
<strong>und</strong> mit Sicherheit wird euch dieser Name Frieden geben.<br />
<strong>Der</strong> Name Gottes ist so glänzend wie die aufgehende Sonne, die die<br />
Dunkelheit der Täuschungen zerstört, er ist so leuchtend, universell<br />
<strong>und</strong> heilig. (3-86)<br />
Was hat es für einen Zweck, den fliehenden Freuden der Sinne zu folgen.<br />
Betet Gott an, der in eurem innersten Herzen wohnt <strong>und</strong> euch<br />
näher ist als euer engster Fre<strong>und</strong>, ob das euer Vater, eure Mutter<br />
328
oder euer Guru ist. Gott ist für euch all dies in einem <strong>und</strong> noch viel<br />
mehr. <strong>Der</strong> physische Körper, um dessentwillen ihr nach all diesem<br />
Komfort <strong>und</strong> Luxus strebt, ist letzten Endes der Krankheit <strong>und</strong> dem<br />
Verfall unterworfen. Demgegenüber bewirkt Gott Freude <strong>und</strong> das Erleben<br />
heiliger Liebe. Übergebt ihm euer Herz. Er wünscht sich sonst<br />
nichts von euch. Er ist auf keine andere Weise zu gewinnen, weder<br />
durch unbegrenzte Gelehrsamkeit noch durch grossartige Gelübde<br />
<strong>und</strong> farbenfreudige Rituale. (3-85)<br />
Hingabe bedeutet die höchste, reine, auf Gott gerichtete Liebe. Jeder<br />
kann diese Hingabe erreichen. Die Tür zur Vereinigung mit Gott durch<br />
den Weg der Hingabe steht allen offen. <strong>Der</strong> einzige<br />
Passierschein, den ihr braucht, ist der Wunsch nach Befreiung; dieser<br />
Wunsch berechtigt den Menschen zu diesem Erbe. Natürlich wird<br />
solch eine Liebe erst entstehen, nachdem ihr die Herrlichkeit <strong>und</strong> den<br />
Glanz Gottes, ebenso seine ihm innewohnenden Eigenschaften der<br />
Allwissenheit, Allmächtigkeit <strong>und</strong> Allgegenwart in der gesamten<br />
Schöpfung kennengelernt habt. Wer mit Liebe dieser Art versehen ist,<br />
wer immer im Bewusstsein des Göttlichen lebt, der wird sicherlich befreit<br />
werden. (3-87)<br />
<strong>Der</strong> Weltmensch hat nur Liebe zu materiellen Dingen; aber wenn die<br />
gleiche Liebe die Form der Hingabe oder Gottesliebe annimmt, führt<br />
sie zur Wahrnehmung der Gottheit selbst. <strong>Der</strong> Begriff „Sehnsucht“ beschreibt<br />
sowohl das Verlangen nach weltlichen Dingen als auch die<br />
Sehnsucht nach der Freude der Verwirklichung Gottes.<br />
Die Früchte eures Handelns sind wie ein Kapital, das sich während<br />
eures Lebens verbraucht; dann werdet ihr wiederum geboren. Demgegenüber<br />
verbrauchen sich die Früchte der Hingabe niemals; sie<br />
bleiben ewig bestehen. Befreiung ist von Dauer, sie endet nie. Wahrhaftig,<br />
Hingabe an Gott ist die wahre Methode für die Befreiung des<br />
Menschen. Sie ist geistige Disziplin par excellence. Jede andere Methode<br />
baut darauf auf. (3-88)<br />
Wer dem Weg der Hingabe an Gott folgt, wird glücklicher <strong>und</strong> vorzüglicher<br />
genannt als diejenigen, die den Weg des Handelns, des Wissens<br />
oder des Yoga gehen. Er ist besser dran als der Yogi, als der<br />
Entsagende, der Wissende <strong>und</strong> der Gottsuchende, welcher der Disziplin<br />
des Handelns folgt. (3-89)<br />
329
Wahrheit ist Gott. Die gr<strong>und</strong>legende Voraussetzung für das Erreichen<br />
dieser Erkenntnis ist eine von Verantwortung <strong>und</strong> Pflichtbewusstsein<br />
getragene Lebensweise. Solch ein ethisches Leben beruht auf der<br />
Unterscheidung zwischen Wahrheit <strong>und</strong> Unwahrheit. So wie man eine<br />
Muschel wegwirft, aber die in ihr enthaltene Perle behält, muss man<br />
das Wesentliche, die Wahrheit, annehmen <strong>und</strong> das Unwesentliche<br />
ablehnen. Zudem bedarf es der individuellen Anstrengung <strong>und</strong> der<br />
Gnade Gottes. Auch solltet ihr in allem Handeln der grossen <strong>Lehre</strong><br />
eingedenk sein, dass Körper <strong>und</strong> Seele als das wahre Selbst zweierlei<br />
sind. Das ist eine höchst zuträgliche Übung. Diese Unterscheidung<br />
ist für alle Aspekte des Lebens notwendig, seien sie nun weltlicher<br />
oder spiritueller Art. (4-28)<br />
Das Wesen <strong>und</strong> die Bedingungen des geistigen Weges sind nur jenen<br />
bekannt, die ihn gegangen sind. Sie wissen, dass der Weg der Wahrheit<br />
<strong>und</strong> der Unterscheidung zur universalen Seele, zu Gott führt. Wer<br />
sich nicht bewusst ist, dass es diesen Weg gibt, <strong>und</strong> ihn nicht beschritten<br />
hat, kann ihn weder sich selbst noch anderen erklären.<br />
Die universale Seele alleine ist wirklich. Die universale Seele ist<br />
Wahrheit. Die universale Seele ist Liebe. Ganz gleich, in welcher<br />
Form ihr über Gott meditiert, es ist möglich, ihn zu erkennen. Haltet<br />
euch immer in der Gesellschaft seiner Verehrer auf. Durch die Gesellschaft<br />
guter Menschen lernt <strong>und</strong> verstärkt ihr Unterscheidungsvermögen<br />
<strong>und</strong> Entsagung. Dies gibt eurer Seele Kraft <strong>und</strong> schenkt euch inneren<br />
Frieden. So kann euer Bewusstsein mit der universalen Seele<br />
eins werden. (4-29)<br />
Die “Ewige Wahrheit” ist die Mutter aller Religionen, aller ethischen<br />
Verhaltensregeln <strong>und</strong> aller staatlichen, rechtlichen <strong>und</strong> menschlichen<br />
Ordnungen dieser Welt. Und Indien ist das Land, in dem diese Mutter<br />
geboren wurde. Oh, wie sehr sind die Inder doch vom Glück begünstigt!<br />
Wie grossartig ist dieses Land!<br />
Die Welt in ihrer Gesamtheit ist der Körper des Herrn dieser Welt, <strong>und</strong><br />
Indien ist das wirklich einzigartige Sinnesorgan dieses Körpers, das<br />
Auge. Ohne Augen ist der Körper nicht Herr über sich selbst, stimmt<br />
das nicht? Es muss immer wieder gesagt werden: Indien wurde mit<br />
zwei Augen geschmückt, den Veden <strong>und</strong> den Shastras. Es gibt wohl<br />
keinen Zweifel darüber, dass die Inder, getragen von diesen heiligen<br />
Weisheitsgütern, im Lauf der Zeit religiöse Verhaltensweisen entfaltet<br />
haben, wie sie von keinem anderen Volk der Welt je erreicht wurden.<br />
330
Die Verwirklichung der uralten, ewig gültigen Wahrheit, welche die in<br />
allen Religionen enthaltene Wahrheit sowie Toleranz gegenüber allen<br />
Religionen lehrt, ist die Pflicht <strong>und</strong> Aufgabe der gesamten Menschheit.<br />
Die vielen Flüsse eines Landes erreichen, obwohl sie in verschiedenen<br />
Gebieten entspringen <strong>und</strong> unterschiedliche Flussläufe haben,<br />
letztendlich alle das Meer. Auch wenn die Menschen in verschiedenen<br />
Ländern geboren werden <strong>und</strong> ganz unterschiedliche Aufgaben<br />
<strong>und</strong> Pflichten zu erfüllen haben, erreichen sie über viele Wege der<br />
Gottesverehrung das Meer der Gegenwart des Herrn.<br />
Die uralte, ewig gültige Wahrheit ist der zentrale Punkt, in dem die<br />
mannigfaltigen, in unterschiedliche Richtungen laufenden Wege zusammenkommen.<br />
Die Anhänger aller Religionen können sie verwirklichen,<br />
indem sie stets die Wahrheit sprechen, Eifersucht <strong>und</strong> Ärger<br />
vermeiden <strong>und</strong> immer aus liebendem Herzen handeln. Wer sich so<br />
verhält <strong>und</strong> ohne zu straucheln zur ewigen Weisheit vordringt, darf zu<br />
Recht als “Inder” bezeichnet werden.<br />
<strong>Der</strong> Hinduismus ist die einzige Religion, die seit frühester Zeit die vorderste<br />
Position unter allen Religionen einnehmen <strong>und</strong> auch halten<br />
konnte <strong>und</strong> darüberhinaus eine dauerhafte Stellung errang. Die Hindus<br />
sind das einzige Volk, das Jahrh<strong>und</strong>erte überlebt hat, ohne vernichtet<br />
worden zu sein. In dieser Religion haben die Menschen, mehr<br />
als in jeder anderen, Lebzeiten lang in Liebe, Gleichheit <strong>und</strong> Dankbarkeit<br />
gelebt. Die Hindus haben ihre Lebensart der Rechtschaffenheit<br />
durch das Erkennen philosophischer Prinzipien <strong>und</strong> aus den Veden<br />
erworben. Sie haben die wesentlichen <strong>Lehre</strong>n der Veden, die zeitlos<br />
<strong>und</strong> ewig sind, tief in sich aufgesogen. Ein so heiliges Land ist eine<br />
wahre spirituelle <strong>und</strong> geistige F<strong>und</strong>grube für die Welt.<br />
So wie sich in jeder Schicht des Erdinneren “F<strong>und</strong>gruben” mit unterschiedlichen<br />
Metallvorkommen befinden, so befindet sich im Erdteil<br />
Indien die F<strong>und</strong>grube für die uralte, ewig gültige Wahrheit, welche die<br />
Quintessenz aller in den Shastras, Veden <strong>und</strong> Upanishaden, den Heiligen<br />
Schriften Indiens, dargelegten Gr<strong>und</strong>wahrheiten, Prinzipien <strong>und</strong><br />
Regeln ist.<br />
Wie durch eine glückliche Fügung des Schicksals für die Inder sind<br />
gleichzeitig mit dem Zutagetreten der “F<strong>und</strong>grube” der uralten Wahrheit,<br />
die ihr Zuhause ist, aus dem Land selbst Führungspersönlichkeiten,<br />
Philosophen, Religionsgelehrte, Priester <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong>r hervorgegangen,<br />
die sich mit dieser Wahrheit befassten. Ebenso brachte eben<br />
dieses Land Indien viele mit der Religion aufs Engste verb<strong>und</strong>ene Se-<br />
331
her, selbstlose Karma-Yogis, Weise, verwirklichte Seelen <strong>und</strong> heilige<br />
Persönlichkeiten hervor. Durch sie ergoss sich durch Erfahrung abgesicherte<br />
spirituelle Weisheit über das Land. Beladen mit der Essenz<br />
allen Wissens trat die ewige Wahrheit den Weg durch die ganze Welt<br />
an. Aber ihre ursprüngliche Heimat ist <strong>und</strong> bleibt Indien, egal in welche<br />
Länder sie sich auch ausbreitete. (4-52/53)<br />
Indien ist das Ursprungsland der ewigen Wahrheit. Menschen aus anderen<br />
Ländern profitieren von seinen Quellen durch bedeutende Persönlichkeiten<br />
<strong>und</strong> die von ihnen verfassten Schriften. Daher muss<br />
man auf ihre wahre Herkunft verweisen. Alles andere wäre nicht richtig.<br />
Aber es besteht Anlass zur Beunruhigung, wenn man sieht, wie in Indien,<br />
dem Geburtsort der Heiligen, welche die ewige Wahrheit als geheiligtes,<br />
Göttliches Prinzip der Weltordnung hegten <strong>und</strong> pflegten,<br />
heute neue, ganz andere Formen von Moral, Tugend <strong>und</strong> Pflichterfüllung<br />
akzeptiert werden.<br />
<strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong> für ein solches Verhalten liegt natürlich im Fehlen von geeigneten<br />
Führern, die den Weg zeigen könnten. (...)<br />
Keine Verhaltensregeln werden je mehr Wahrheit <strong>und</strong> Liebe enthalten<br />
als die uralte, ewig gültige Wahrheit. Sie ist die echte Verkörperung<br />
von Wahrheit. Sie ist unser aller Erbe. Für Heiligkeit gibt es keine Begrenzung.<br />
Und es gibt nur eine Heiligkeit.<br />
Wer in diesem Leben Befreiung erlangt hat, weil er an der ewigen<br />
Wahrheit festhielt, wer Gottes Gnade erworben hat, wer das Wesen<br />
der Wahrheit verstanden hat, wer Selbstverwirklichung erreicht hat,<br />
der darf als “Inder” bezeichnet werden.<br />
Die indische Bevölkerung hat immer Menschen verehrt, die diesen<br />
heiligen Zustand erreicht hatten, gleich welcher Herkunft, welchen<br />
Glaubens oder Geschlechts sie waren. Die Heiligkeit dieses Zustandes<br />
lässt derartige Begrenzungen zu Asche werden. Erst wenn man<br />
diese Entwicklungsstufe erreicht hat, ist es möglich, das Gleichheitsprinzip<br />
anzuwenden. Deshalb ist es notwendig, sich mutig <strong>und</strong> unerschrocken<br />
für die Verwirklichung der ewig gültigen Wahrheit einzusetzen.<br />
(4-54/55)<br />
Wenn ihr den Gott, dem ihr euer Dasein verdankt <strong>und</strong> durch dessen<br />
Wirken ihr lebt <strong>und</strong> sterbt, nicht achten <strong>und</strong> lieben könnt, wenn ihr<br />
nicht bereichert werdet <strong>beim</strong> Gedanken an ihn, dann habt ihr keinen<br />
Zugang zur Wahrheit. Zu glauben, dass der Mensch das Mass aller<br />
332
Dinge sei, ist falsch, denn alles, was ihr seht, existiert nur durch die<br />
Existenz Gottes. Gott in der Form des Höheren Selbst in euch lässt<br />
euch das Wort „Ich“ stammeln, aber es ist ein Zeichen von Torheit,<br />
dieses „Ich“ auf den vergänglichen, materiellen Körper zu beziehen.<br />
Jede Bindung an den Körper <strong>und</strong> die Vorstellung, dass er wirklich sei,<br />
ist gleichbedeutend mit Sterblichkeit <strong>und</strong> Tod. Das Bewusstsein dagegen,<br />
dass ihr das Höhere Selbst seid, verleiht euch Unsterblichkeit.<br />
Ihr müsst eure Gedanken auf das Höhere Selbst in euch richten <strong>und</strong><br />
alles, was ihr tut, muss von diesen Gedanken bestimmt werden.<br />
1974, (36-88)<br />
Es gibt nichts, dem sich Wahrheit <strong>und</strong> Rechtschaffenheit je beugen<br />
werden. Jegliche Macht, sei sie physischer, intellektueller, finanzieller,<br />
militärischer oder politischer Art, muss sich der Wahrheit <strong>und</strong> der<br />
Rechtschaffenheit unterordnen, denn diese beiden Gr<strong>und</strong>werte werden<br />
vor nichts zurückweichen. Wahrheit <strong>und</strong> Rechtschaffenheit werden<br />
zu allen Zeiten triumphieren. (...)<br />
Es ist die oberste Anforderung an einen Menschen, im Leben<br />
Menschlichkeit zu üben. Welche Gelehrsamkeit ihr erworben habt,<br />
welche Machtbefugnis ihr innehaben mögt, ihr dürft die menschlichen<br />
Werte nicht ausser Acht lassen. 1990, (40-7)<br />
Wahrheit ist etwas, das weder durch Raum oder Zeit noch durch Eigenschaften<br />
der Erscheinungswelt veränderbar ist. Wahrheit ist immer<br />
<strong>und</strong> ewig dieselbe, unbeeinflusst <strong>und</strong> unverändert. Nur dann ist<br />
es Wahrheit. Sie kann sich nicht durch spätere Ereignisse oder späteres<br />
Wissen als falsch erweisen. 6.12.63, (17-89)<br />
Die Wahrheit, die Gott, Menschen, Natur usw. betrifft, ist so einfach,<br />
dass sie sich in wenigen Minuten stiller Kontemplation jedem offenbart,<br />
der über das normale Mass an intuitiver Erkenntnisfähigkeit verfügt.<br />
Jedermann muss zugeben, dass alles, was dem Wandel unterworfen<br />
ist, nicht wahrhaft wirklich sein kann. Wahrheit ist <strong>und</strong> bleibt<br />
Wahrheit in Vergangenheit, Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft. Die Welt <strong>und</strong> alles,<br />
was in ihr ist, unterliegt einem dauernden Wandel - Aufbau <strong>und</strong><br />
Abbau, Entfaltung <strong>und</strong> Veränderung, Fliessen <strong>und</strong> Erstarren, Wachstum<br />
<strong>und</strong> Tod. Wie könnte das die wahre Wirklichkeit sein? Auch die<br />
subjektiven Gefühle wandeln sich. Sie sind angenehm in diesem <strong>und</strong><br />
unangenehm im nächsten Augenblick. Ebenso ändern sich Anschauungen,<br />
Impulse, Vorstellungen, Instinkte <strong>und</strong> Eingebungen. Was zu<br />
333
einem Zeitpunkt willkommen ist, wird ein andermal abgelehnt. (...) Es<br />
muss doch irgendeinen unveränderlichen, ewig unwandelbaren Hintergr<strong>und</strong><br />
für das alles geben, eine Gr<strong>und</strong>lage, auf der sich die veränderliche<br />
Szene abspielt. Erscheinungsformen sind nicht wirklich. Die<br />
Wirklichkeit ist ewig.<br />
Es braucht nur wenige Minuten des Nachforschens, um sich davon zu<br />
überzeugen, dass der Mensch nicht selbst der Körper ist, sondern<br />
dass er ihn wie die Schnecke ihr Haus mit sich herumträgt. 4.10.65,<br />
(19-63/64)<br />
Rechtes Handeln<br />
<strong>Der</strong> äusseren Erscheinung nach sind die Menschen heute zwar Menschen,<br />
ihre inneren Impulse jedoch sind unmenschlich. Ihr Wesen ist<br />
eine Mischung aus göttlichen <strong>und</strong> dämonischen Kräften, <strong>und</strong> heute<br />
dominieren die dämonischen Kräfte. Dadurch hat der Mensch seine<br />
Macht, sein Glück <strong>und</strong> seine Herrlichkeit verloren. Allein durch geistigspirituelle<br />
Anstrengung kann er diese zurückgewinnen. Darum seid<br />
unermüdlich in eurem Streben nach innerer Läuterung. (...)<br />
Ihr müsst euch der Disziplin unterwerfen, die in der Göttlichen Urordnung<br />
festgelegt ist, <strong>und</strong> wissen, dass das Göttliche die Gr<strong>und</strong>lage der<br />
ganzen Schöpfung ist. Macht euch klar, dass die Welt nur flüchtige<br />
Freuden zu bieten vermag <strong>und</strong> dass das Leid nichts anderes als die<br />
Kehrseite der Freude ist. Beginnt jetzt, in diesem Augenblick, euch zu<br />
bemühen, denn die Zeit fliesst vorbei wie ein reissender Strom. Seid<br />
ehrlich mit euch selbst. Seid aufrichtig <strong>und</strong> mutig. Das einzig Wirkliche<br />
in dem Baum des Lebens sind die beiden Zwillingsvögel: die menschliche<br />
Seele, die von den Früchten des Baumes kostet <strong>und</strong> Leid erduldet,<br />
<strong>und</strong> das Göttlich-Absolute, das als unbeteiligter Zeuge zuschaut.<br />
28.12.60, (16-15)<br />
Es gibt drei Arten von Menschen: solche, die leben wie die Tiere, solche,<br />
die wahrhaft menschlich sind, <strong>und</strong> jene, die den Weg zum Göttlichen<br />
gef<strong>und</strong>en haben. Die Entwicklung führte vom Stein über Pflanze<br />
<strong>und</strong> Baum, Wurm <strong>und</strong> Insekt, Vogel <strong>und</strong> Säugetier zum Menschen,<br />
aber einige stehen noch auf einer der frühen Entwicklungsstufen, obwohl<br />
sie menschliche Form angenommen haben. (...)<br />
Die Welt ist ein einziges grosses Krankenhaus. Die ganze Menschheit<br />
ist krank. Einige krümmen sich vor Schmerzen, die der Neid ihnen<br />
334
verursacht; andere sind von den Blähungen des Stolzes geplagt; einige<br />
lässt ihr Hass nicht schlafen, andere hat der Geiz blind gemacht<br />
<strong>und</strong> wieder andere sind von der Selbstsucht befallen. So hat jeder die<br />
eine oder andere Krankheit. 27.7.61, (16-47)<br />
Die Einfachheit <strong>und</strong> Aufrichtigkeit des Dorflebens hat die Werte Einfachheit<br />
<strong>und</strong> Aufrichtigkeit noch bewahrt. Darum schätze ich die Dörfer<br />
so sehr. Ich werde Puttaparthi nicht aufgeben <strong>und</strong> an einem anderen<br />
Ort oder in einer Stadt leben. In den Dörfern hilft einer dem<br />
anderen, wenn ein Haus brennt oder ein Brunnen durch einen Erdrutsch<br />
zugeschüttet wurde. In den Städten kann es geschehen, dass<br />
laute Feste gefeiert werden, während im Nachbarhaus jemand im<br />
Sterben liegt. In den Dörfern dagegen gibt es noch Achtung vor den<br />
Älteren <strong>und</strong> den Glauben an die Macht des Göttlichen. Nur Menschen<br />
mit diesen Eigenschaften können mithelfen, die Göttliche Ordnung<br />
wiederherzustellen, die Aufgabe, die zu erfüllen ich gekommen bin.<br />
10.10.70, (21-215)<br />
Was ist das Mass, das für den Menschen festgelegt ist? Wie muss er<br />
leben, damit er sein Menschsein nicht entwürdigt? Er muss sich jederzeit<br />
bewusst sein, dass der Körper mit seinen Werkzeugen ihm nur<br />
vorübergehend als Wohnstätte dient, dass er das ewig Göttliche ist,<br />
nur scheinbar gefangen in diesem physischen Käfig, so wie der Mond<br />
in einem Wassertopf, wenn man sein Spiegelbild darin sieht. 8.7.71,<br />
(21-331)<br />
<strong>Der</strong> Mensch setzt durch seine Handlungen, die selbst die Tiere beschämen<br />
würden, seinen Status als Mensch aufs Spiel. Er strebt nicht<br />
danach, seine ihm innewohnende latente Göttlichkeit zu offenbaren.<br />
Dies ist jedoch kein so grosses Vergehen wie der Rückfall auf die Stufe<br />
des Tieres, von der er kam. Wenn er seinen menschlichen Eigenschaften<br />
<strong>und</strong> Fähigkeiten treu bleibt, verdient dies schon Lob. Man<br />
könnte eine beachtliche Liste der Fehler <strong>und</strong> Schwächen des Menschen<br />
erstellen, aber die gr<strong>und</strong>legende Schwäche ist Gier, unkontrolliertes<br />
Verlangen, Immer-mehr-haben-wollen als Folge der ständigen<br />
Einflüsterung der Sinne. 24.8.71, (22-67)<br />
Jeder Einzelne ist für den Fortschritt der Menschheit verantwortlich,<br />
dem er dadurch dienen muss, dass er die menschlichen Werte hochhält<br />
<strong>und</strong> das Wohlergehen der Gesellschaft fördert.<br />
335
Heute haben die Wissenschaftler <strong>und</strong> Führer der Nationen vergessen,<br />
welches die echten Werte des Lebens sind <strong>und</strong> was der Wohlfahrt<br />
der Welt wirklich dient. Sie sind besessen von der Idee, dass materieller<br />
Fortschritt zur Lösung aller Probleme führt. Wenn sie nicht<br />
aufwachen <strong>und</strong> die spirituellen Werte erkennen, kann es keinen Frieden<br />
<strong>und</strong> keinen allgemeinen Wohlstand in der Welt geben. (...)<br />
Nur spirituelles Wissen lässt den Menschen vollkommen werden <strong>und</strong><br />
verleiht ihm Einsicht in die tieferen Zusammenhänge. <strong>Der</strong> Mensch ist<br />
heute ein Widerspruch in sich selbst. Seine Taten stimmen nicht mit<br />
seinen Worten überein. Wie kann er ohne diese Übereinstimmung zur<br />
Harmonie in der Gesellschaft <strong>und</strong> in der Welt beitragen? Sein Verhalten<br />
führt ins Chaos, <strong>und</strong> das ist das Problem in der Welt von heute.<br />
Deshalb muss der Mensch lernen, sich selbst, seine eigene Würde,<br />
seine spirituelle Wirklichkeit zu verstehen. Nur dann eröffnen sich ihm<br />
die richtigen Perspektiven. 1981, (25-74/75)<br />
Mensch-Sein bedeutet, auf dem Weg vom individuellen Selbst zum<br />
universalen Selbst zu sein. Auf diesem Weg kann die Natur Führer<br />
<strong>und</strong> Ratgeber sein, bis ihr das Ziel erreicht habt. <strong>Der</strong> wirkliche Guru,<br />
auf den ihr euch verlassen könnt, ist die von Gott erfüllte Natur. Gott<br />
erteilt seine <strong>Lehre</strong>n nicht direkt, sondern durch die Natur, die euch<br />
umgibt. Wenn ihr den Kindern das OM beibringen wollt, sprecht ihr es<br />
aus <strong>und</strong> schreibt die Buchstaben O <strong>und</strong> M an die Tafel. Auf jedes<br />
Stäubchen der Natur hat Gott das OM geschrieben. Das ist die Tafel,<br />
von der ihr alles über ihn lernen könnt.<br />
Entsagt deshalb nicht der Welt, <strong>und</strong> verurteilt sie nicht. Begrenzt den<br />
Gott aller Welten nicht auf einen Namen <strong>und</strong> eine Form. Liebt <strong>und</strong> verehrt<br />
alle seine Namen <strong>und</strong> Formen. Schliesst die ganze Welt in eure<br />
Liebe ein. 17.7.81, (25-91)<br />
Wie viele menschliche Wesen sind wirklich von ihrer Geburt an Menschen?<br />
Wieviele davon entwickeln sich zu Menschen nach ihrer Geburt?<br />
Wie viele davon sind Menschen, die rechtschaffen leben <strong>und</strong><br />
handeln? Die körperliche Erscheinung lässt diese Unterschiede nicht<br />
erkennen. 23.11.81, (25-153)<br />
Ohne Wahrheit, Rechtschaffenheit, Frieden <strong>und</strong> reine, unbefleckte<br />
Liebe ist alles Wissen nutzlos. Ohne diese vier sind jeder Dienst am<br />
Nächsten <strong>und</strong> alle rechtschaffenen Handlungen von keinem Nutzen.<br />
Ohne diese vier ist der Wert aller guten Taten gleich Null. Ohne diese<br />
336
vier ist die Anwendung der Stärke zwecklos. Für den Aufbau der uralten<br />
Göttlichen Ordnung sind diese vier Eigenschaften die Gr<strong>und</strong>mauern.<br />
(...)<br />
Wohin man sich auch wendet, man sieht in der Welt nur Rastlosigkeit<br />
<strong>und</strong> Durcheinander. Es gibt nur wenig Einheit, Harmonie <strong>und</strong> Brüderlichkeit.<br />
Unruhe <strong>und</strong> Verwirrung siegen auf jeder Ebene, angefangen <strong>beim</strong><br />
Einzelnen bis hin zur ganzen Nation. Uneinigkeit herrscht von<br />
Mensch zu Mensch, von Familie zu Familie, Dorf zu Dorf, Distrikt zu<br />
Distrikt in der ganzen Welt. Diese Konflikte sind dem Wahn nach<br />
Macht, den unersättlichen Wünschen <strong>und</strong> dem grossen Egoismus zuzuschreiben.<br />
Darüber hinaus beruht die Zunahme der Unruhe <strong>und</strong><br />
des Chaos in der Gesellschaft auch auf der Schwäche der Regierungen,<br />
dem Verfall der Wahrheit <strong>und</strong> Rechtschaffenheit <strong>und</strong> dem Versäumen<br />
einer grossen Anzahl von Menschen, ihren jeweiligen Pflichten<br />
nachzugehen.<br />
Jeder spricht über die Anwesenheit des Göttlichen, das die Verkörperung<br />
von Wahrheit <strong>und</strong> Rechtschaffenheit ist. Die Menschen sprechen<br />
über die Allgegenwart <strong>und</strong> Allwissenheit Gottes. Aber wenige<br />
bemühen sich zu verstehen, was dies bedeutet, es zu erfahren <strong>und</strong><br />
dementsprechend zu leben. Wenige Tropfen Nektar auf der Zunge<br />
bewirken W<strong>und</strong>er, aber was nutzen Fässer von Nektar, die unangetastet<br />
bleiben? (30.5.96)<br />
Die ganze Welt ist eine Bühne <strong>und</strong> jeder Einzelne ist ein Schauspieler.<br />
Wie sollten die Schauspieler sich verhalten? Das wichtigste Ziel<br />
jedes Schauspielers sollte es sein, seine Pflicht in der Rolle zu erfüllen,<br />
die ihm übertragen wurde. Er sollte seine Individualität beiseite<br />
schieben. (...)<br />
Er sollte seine Rolle gut spielen. Aber wer ist der Regisseur des kosmischen<br />
Dramas? Das ist Gott. Jeder Mensch ist eine Manifestation<br />
des göttlichen Willens. Er ist als Mensch geboren worden, um seine<br />
Pflicht zu erfüllen. Er muss sein Menschsein zum Ausdruck bringen.<br />
Jeder Einzelne muss seine Rolle gut spielen <strong>und</strong> auf würdige Art seine<br />
Pflichten erfüllen.(...)<br />
Die menschliche Geburt ist ein von Gott gegebenes Geschenk, das<br />
mit gebührender Sorgfalt genutzt werden sollte. Das Leben sollte mit<br />
rechtem Tun angefüllt werden. Unglücklicherweise missbrauchen die<br />
Menschen heutzutage alle ihre gottgegebenen Talente für unheilige<br />
Zwecke. <strong>Der</strong> Geist sollte von guten Gedanken erfüllt sein, das Herz<br />
337
von Mitgefühl, <strong>und</strong> die Hände sollten mit selbstlosem Dienst beschäftigt<br />
sein. (15.2.98)<br />
<strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong> für die heutige Verwirrung von Gedanken <strong>und</strong> Vorstellungen<br />
besteht darin, dass Gedanken, Worte <strong>und</strong> Taten nicht übereinstimmen.<br />
Was gepredigt wird, ist eine Sache, aber das Handeln sieht<br />
ganz anders aus. <strong>Der</strong> Mensch lehrt, dass Wahrhaftigkeit, Liebe <strong>und</strong><br />
Gewaltlosigkeit hervorragende Eigenschaften sind, aber in seinem<br />
täglichen Leben ist nichts davon zu finden. Nicht nur das. Er erklärt,<br />
die Wahrheit sei ihm heilig <strong>und</strong> unantastbar, aber er gibt sie sehr<br />
schnell auf. Er kann überhaupt nichts damit anfangen. Er macht gar<br />
keinen Versuch, herauszufinden, was für ihn selbst von Vorteil ist. Er<br />
spricht viel über Wahrheit <strong>und</strong> Wirklichkeit, ist aber nicht in der Lage,<br />
seine eigene Wirklichkeit zu erkennen. Deshalb findet der Mensch<br />
auch nicht den Weg zum wahren Mensch-Sein. Wenn er nicht fähig<br />
ist, wirklich Mensch zu werden, wie kann er sich dann auf die Ebene<br />
des Göttlichen erheben? 1977, (37-117)<br />
Frieden<br />
Möge der Strom der Liebe die lodernden Feuer der Unrast, der Unwissenheit,<br />
der Ungerechtigkeit <strong>und</strong> des Unglaubens löschen, die dabei<br />
sind, euch zu verzehren, <strong>und</strong> möge er euren Durst stillen. Möge er<br />
Friede, Freude <strong>und</strong> Glück über euch ergiessen.<br />
Viele sind sich nicht darüber im Klaren, was das Wort „prashanti“ bedeutet.<br />
Höchster Friede ist für jeden Einzelnen wie das Rückgrat <strong>und</strong><br />
für den spirituell Suchenden der eigentliche Atem. Dennoch versteht<br />
jeder unter diesem Wort etwas anderes. Viele empfinden zum Beispiel<br />
Befriedigung, wenn irgendein weltlicher Wunsch, der sie quälte,<br />
erfüllt wurde. Das ist jedoch kein wirklicher Friede, es ist nur ein vorübergehender<br />
kurzer Abschnitt zwischen einer Unruhe <strong>und</strong> der nächsten.<br />
Die Silbe „pra“ in dem Wort „prashanti“ bedeutet: sich ausdehnend,<br />
sich vergrössernd, Entfaltung; diese Eigenschaften<br />
kennzeichnen also den höchsten vollkommenen Frieden. (3-9)<br />
Im Zustand des höchsten Friedens gibt es keine Begierde <strong>und</strong> keinen<br />
Zorn, keine Habsucht <strong>und</strong> keinen Hass. Höchster Friede entsteht aus<br />
dem erfolgreichen Auflösen dieser Eigenschaften, die den Bereichen<br />
des Verlangens <strong>und</strong> des Zorns zuzuordnen sind. Dieser Prozess der<br />
338
Beherrschung der Sinne ist für alle von grosser Bedeutung <strong>und</strong> stellt<br />
eine ununterbrochene Herausforderung für den Gottsuchenden dar.<br />
Nach was strebt denn der spirituelle Aspirant? Nach Erfüllung, nicht<br />
wahr? Mit anderen Worten, er strebt nach Frieden. Nun ist dieser Friede<br />
die eingeborene Wesensart des Menschen. Friede ist die Kraft, die<br />
denen hilft, die versuchen, Unterscheidungsvermögen, Verstandesschärfe<br />
<strong>und</strong> Loslösung zu entwickeln. Friede ist nichts anderes als ein<br />
Aspekt des wahren Göttlichen Selbst im Menschen. Das Göttliche ist<br />
auch der Friede ohne Anfang <strong>und</strong> Ende, nichts Übles kann ihn stören,<br />
er gleicht nur sich selbst <strong>und</strong> ist mit nichts anderem vergleichbar.<br />
Friede muss gleichermassen im Denken, Sprechen, Verhalten <strong>und</strong><br />
Handeln offenbar werden. Friede wird dann zu höchstem Frieden, zu<br />
wirklichem Frieden. Ohne diesen Frieden könnt ihr nicht hoffen, irdische,<br />
überirdische oder jenseitige Seligkeit zu gewinnen. Friede ist<br />
der Nährboden für alles Glück <strong>und</strong> alle Freude. (...) Alle Menschen,<br />
wer auch immer sie sein mögen - ob Asketen oder Gelehrte, Gläubige<br />
oder Philosophen -, brauchen Frieden. (...)<br />
Höchster Friede kennt kein Auf <strong>und</strong> Ab, er ist nicht nur dann vollkommen,<br />
wenn alles gut geht, <strong>und</strong> unvollkommen in Zeiten des Unglücks,<br />
er ist nicht heute so <strong>und</strong> morgen anders. Das Aufrechterhalten des<br />
ununterbrochenen ständigen Fliessens der Glückseligkeit das ist<br />
höchster Göttlicher Friede. (3-9/10)<br />
Jeder einzelne Gottsucher hat das erklärte Recht, diesen höchsten<br />
Frieden zu erlangen; deshalb muss er den Weg kennenlernen, auf<br />
dem er ihn erreichen kann. Heutzutage leidet die Welt unter selbstsüchtiger<br />
Politik, nihilistischer Weltanschauung <strong>und</strong> herzlosem Wettbewerb<br />
- in der Tat ein schändlicher Zustand! <strong>Der</strong> Mensch hat sein<br />
von Gr<strong>und</strong> auf göttliches Wesen völlig vergessen.<br />
Angesichts einer solchen Krise sind Friede <strong>und</strong> reine Liebe am dringendsten<br />
nötig. Sie sind die Arzneien, die dieses furchtbare Leiden<br />
heilen werden. Kein anderes Mittel kann die Krankheit mildern. Liebe<br />
ist das einzige Mittel, um Frieden zu gewinnen. Das Öl der Liebe unterhält<br />
die Göttliche Flamme des Friedens. Liebe führt die Einheit der<br />
ganzen Menschheit herbei, <strong>und</strong> diese Einheit führt, zusammen mit<br />
geistiger Erkenntnis, zum Frieden der Welt. (3-11)<br />
Selbstdisziplin ist die Gr<strong>und</strong>lage eines erfolgreichen Lebens. Nur dadurch<br />
kann der Mensch zu wirklichem <strong>und</strong> dauerndem Frieden kommen;<br />
<strong>und</strong> ohne Frieden kann es kein Glück geben. Friede ist die wah-<br />
339
e Natur des Göttlichen Selbst. Er existiert nur in Verbindung mit<br />
einem reinen Herzen, nie mit einem habgierigen Herzen voller Wünsche.<br />
Friede ist das herausragende Kennzeichen der Gottvereinigten,<br />
der Weisen <strong>und</strong> Gotterfüllten. Er ist nicht von äusserlichen Bedingungen<br />
abhängig. Er flieht vor den Selbstsüchtigen <strong>und</strong> den Sinnlichen.<br />
(...) Er ist der Wesenszug des inneren Göttlichen Selbst, w<strong>und</strong>erbar,<br />
unerschütterlich <strong>und</strong> beständig.<br />
Friede ist voll geistiger Erhebung <strong>und</strong> voller Weisheit, welche die natürlichen<br />
Begleiter der Seligkeit sind. Echter Friede ist nur durch die<br />
Beherrschung der Sinne zu erreichen; dann nur darf er höchster Friede<br />
genannt werden. Das Erleben dieses Zustandes ist wie ein Strom<br />
des Friedens. Wenn man die Wogen geistiger Erregung glättet <strong>und</strong><br />
die Wirbel <strong>und</strong> Strudel von Zu- <strong>und</strong> Abneigung, von Liebe, Hass, Sorge,<br />
Freude, Hoffnung <strong>und</strong> Verzweiflung zur Ruhe bringt, erringt <strong>und</strong><br />
erhält man unerschütterlichen Frieden. Friede ist von gleicher Natur<br />
wie das Göttliche Selbst, <strong>und</strong> dies wiederum ist unvergänglich. Das<br />
Göttliche stirbt nicht wie der Körper <strong>und</strong> das Gemüt. Es ist universell,<br />
alldurchdringend, <strong>und</strong> seine eigentliche Natur ist Weisheit; <strong>und</strong> diese<br />
Merkmale gelten in gleicher Weise für den Frieden. Die Erkenntnis<br />
des Göttlichen zerstört Täuschung, Zweifel <strong>und</strong> Sorge. Deshalb verleiht<br />
das Wissen um das Selbst unerschütterlichen Frieden <strong>und</strong> - damit<br />
verb<strong>und</strong>en - Heiligkeit <strong>und</strong> Glück. (3-11/12)<br />
Das Göttliche Höchste Selbst ist nicht der Gegenstand des Wissens,<br />
es ist vielmehr der eigentliche Ursprung <strong>und</strong> die Quelle des Wissens.<br />
Höheres Wissen <strong>und</strong> Erkenntnis zeigen den Weg zum Reifwerden,<br />
zum Früchtetragen, zu Freiheit, zu , zu ewiger Glückseligkeit, zu ewigem<br />
Frieden. Wer von den Launen seiner Sinne fortgetragen wird,<br />
kann das Göttliche nicht erreichen. <strong>Der</strong> Göttliche Urgr<strong>und</strong> ist das Eine,<br />
Unveränderliche in dieser Welt des Wandels. Das wahre Selbst<br />
wird durch äusserliche Umwandlungen <strong>und</strong> Veränderungen oder Modifikationen<br />
nicht getrübt. (...)<br />
Das Höchste Selbst ist weder gleichbedeutend mit den fünf Sinnen,<br />
noch mit dem Intellekt, noch mit den Lebensenergien, noch mit der<br />
Lebenskraft. Es ist nur durch das, was es nicht ist, zu beschreiben,<br />
nicht durch das, was es ist. (...)<br />
Kurz gesagt, das Göttliche Selbst ist nicht durch Worte mitteilbar, es<br />
ist unmöglich, es zu beschreiben, wer es auch versuchen mag. (3-12/<br />
13)<br />
340
Glückseligkeit ist die eingeborene Natur des Menschen. Aber leider<br />
sucht er überall nach ihr ausser dort, wo sie zu finden ist. Glückseligkeit<br />
ist nicht etwas Lebloses <strong>und</strong> Inaktives. Es ist eine andere Bezeichnung<br />
für zielbewusstes Leben. Unter der Autorität des Friedens<br />
kann Glückseligkeit herrschen. Innerer Friede bestimmt die Grenzen<br />
<strong>und</strong> Gesetze für alle Aktivitäten. Er muss so fest werden, dass er von<br />
dem immer unsteten Gemüt oder den nach aussen gerichteten Sinnen<br />
nicht beeinflusst werden kann. (...)<br />
Wer diesen unsterblichen, unzerstörbaren <strong>und</strong> unveränderlichen<br />
Schatz hebt, schöpft die Freuden dieses Friedens aus. Ein solcher<br />
Mensch hat auch keinen Tod. (3-13/14)<br />
Friede ist wie ein uferloser Ozean, er ist das Licht, das die Welt erleuchtet.<br />
Ihn zu haben, heisst alles zu haben. Er vermittelt die Kenntnis<br />
beider Welten, der diesseitigen <strong>und</strong> der jenseitigen. Er führt dahin,<br />
den Göttlichen Ursprung, die wahre Erfüllung des menschlichen Lebens<br />
zu verstehen, welche die Heiligen Bücher zu lehren versuchen.<br />
(3-14)<br />
Reine Liebe kann nur einem Herzen entströmen, das in die alles<br />
durchdringende <strong>und</strong> reinigende Atmosphäre des Friedens getaucht<br />
ist. Innerer Friede ist nicht eine durch Logik zu gewinnende Überzeugung,<br />
sondern das Ergebnis jedes disziplinierten Lebens. (3-14)<br />
Weder Friede noch die liebevolle Hingabe an Gott, die den Frieden<br />
bewirkt, könnt ihr von jemand anderem bekommen, jeder muss diese<br />
für sich selber schaffen <strong>und</strong> entwickeln. Zusätzlich sollte noch etwas<br />
Gr<strong>und</strong>legendes, nämlich die Göttliche Gnade, vorhanden sein. (...)<br />
Durch unerschütterliche Hingabe an Gott werdet ihr die Gnade Gottes<br />
gewinnen. (3-19)<br />
Die Aufgaben, für welche die Menschen geboren werden, sind verschieden,<br />
aber alle können nur von der gleichen Speise <strong>und</strong> dem gleichen<br />
Trank leben, vom Frieden; denn ohne Frieden gibt es keine<br />
Glückseligkeit. <strong>Der</strong> Friede verschönt jede Tat, er besänftigt das härteste<br />
menschliche Herz, er trägt euch zum Fussschemel des Herrn <strong>und</strong><br />
gewinnt für euch den Anblick Gottes. <strong>Der</strong> Friede kennt keine Unterschiede,<br />
er ist eine Kraft, die Gleichheit herbeiführt. Er ist der Honig<br />
der Liebe in der bezaubernden Blüte des Lebens. Er ist eine primäre<br />
Notwendigkeit für Menschen auf der Suche nach Gott <strong>und</strong> der Verei-<br />
341
nigung mit Gott. Haben sie einmal inneren Frieden erworben, können<br />
sie die Wirklichkeit morgen, wenn nicht schon heute erkennen. Sie<br />
sollten alle Hindernisse auf dem Weg hinnehmen, der Friede wird ihnen<br />
die nötige Stärke geben. Nur durch Frieden allein kann sich Liebe<br />
zu Gott ausdehnen <strong>und</strong> Erkenntnis Wurzeln schlagen. Erkenntnis,<br />
aus Frieden geboren, ist das eine <strong>und</strong> einzige Mittel, ein erfülltes Leben<br />
zu leben oder ein Leben, das keinen Tod kennt; denn es ist die<br />
ständige Suche nach Antwort auf die Frage: „Wer bin ich?“, die den<br />
Weg zum Erkennen der eigenen Wirklichkeit bahnt. Dabei muss der<br />
Mensch geduldig <strong>und</strong> still warten <strong>und</strong> Vertrauen in die Gnade <strong>und</strong><br />
Weisheit des Herrn setzen. Ein solcher Sucher wird immer ernsthaft<br />
<strong>und</strong> umkehrbereit sein. Noch durch eine andere Überzeugung wird<br />
der Mensch frei von Angst <strong>und</strong> deshalb voller Frieden werden: dass<br />
Gott überall ist, wahrnehmbar <strong>und</strong> gegenwärtig. (3-19/20)<br />
Um Frieden zu erlangen, muss der Zorn, sein hartnäckigster Feind,<br />
abgelegt werden. Zorn ist das Produkt eines unzufriedenen Gemüts,<br />
er versklavt den Menschen <strong>und</strong> umnebelt seinen Verstand. Verstehen<br />
wird leicht, wenn ihr voller Gottesliebe seid <strong>und</strong> eure Hingabe tief verwurzelt<br />
ist. Die Form der Hingabe, die Frieden mit Liebe zu Gott vereint,<br />
ist der beste Weg, um ewige, andauernde Glückseligkeit zu erreichen.<br />
Werdet zu Botschaftern des Friedens, der weder Anfang<br />
noch Ende hat. Lasst das Licht des Friedens für die Menschheit<br />
leuchten. Lebt ein ideales Leben, immer zufrieden, immer freudvoll,<br />
immer glücklich. (3-20)<br />
Ein leuchtendes Gesicht, ein strahlendes Auge, Entschlossenheit im<br />
Blick, eine edle Stimme, weitherziges Mitgefühl, unwandelbare Güte:<br />
dies sind Kennzeichen einer sich entwickelnden <strong>und</strong> erweiternden<br />
Willenskraft. Ein Gemüt ohne Aufregung, eine freudvolle <strong>und</strong> untadelige<br />
Weltanschauung sind die Merkmale eines Menschen, in dem der<br />
Friede Wurzeln geschlagen hat. (...)<br />
<strong>Der</strong> Gottliebende kann durchaus zum Herrn beten <strong>und</strong> ihn um die<br />
Gabe eines solchen Friedens <strong>und</strong> um die Eigenschaften bitten, die für<br />
sein Wachsen notwendig sind. <strong>Der</strong> Gottsuchende hat als Kapital zur<br />
Erreichung seiner Ziele wahrhaftig nur eines: das Gebet. (3-24/25)<br />
Bei den verrückten Gewohnheiten <strong>und</strong> Verhaltensweisen von heute<br />
hat es keinen Zweck, die Heiligen Schriften in einer Sprache anzubieten,<br />
welche die meisten Leute nicht gewohnt sind. Man kann sie auch<br />
342
in leicht verständlicher Sprache erklären. Die Gr<strong>und</strong>aussagen der<br />
Schriften werden hierdurch nicht beeinträchtigt. Dann werden sie<br />
eher praktiziert, verstanden <strong>und</strong> erlebt, <strong>und</strong> man kann sich daran freuen.<br />
Als eine Folge davon wird zugleich das Vertrauen in die Schriften<br />
gestärkt, <strong>und</strong> auch der Friede wird aufgr<strong>und</strong> dieses Vertrauens gefestigt.<br />
So muss jeder Gläubige die wichtigen Anweisungen der Schriften<br />
in die Tat umsetzen <strong>und</strong> in seinem Leben die Schönheit einer solchen<br />
hingegebenen Lebensweise demonstrieren, damit alle anderen<br />
die Wahrheit <strong>und</strong> den Wert dieser Ideale <strong>und</strong> Disziplinen erkennen.<br />
(3-34/35)<br />
Zu diesem Zweck muss ein Heer von spirituell Suchenden, die auf<br />
verschiedenen Gebieten arbeiten, in Ashrams <strong>und</strong> in Glaubenszentren<br />
ausgebildet werden. Das ist hauptsächlich die Verantwortung derer,<br />
die Ashrams betreiben. Sie müssen Selbstvertrauen haben, damit<br />
sie die spirituellen Schüler nach einwandfreien Richtlinien unterrichten,<br />
sonst werden die Dinge nur noch mehr verwirrt. (3-36)<br />
Um die nötige innere Stille zu erreichen, ist stetige Übung <strong>und</strong> innerer<br />
Einklang von Bedeutung; das gilt gleichermassen für die Pflege der<br />
Schriften wie für die der Welt. Wenn ihr voller Frieden seid, ist alles<br />
Einklang. Einklang ist die wahre Natur des Friedens. Jeder sollte mit<br />
diesem Frieden <strong>und</strong> diesem Einklang erfüllt sein <strong>und</strong> ein Zeitalter des<br />
Glaubens errichten helfen, in dem alles, Verhalten, Einstellung, Lebensführung,<br />
Gewohnheiten <strong>und</strong> Charakter, mit den Heiligen Schriften<br />
übereinstimmt. (3-36)<br />
Den Gedanken <strong>und</strong> den Gefühlen sollte nicht gestattet werden, nach<br />
ihren Launen umherzuschweifen. Beide müssen ohne die leiseste<br />
Spur von Barmherzigkeit unter Kontrolle gehalten werden. Wenn<br />
möglich, solltet ihr sogar ihre Vernichtung erreichen, was soviel besagt<br />
wie das Denken <strong>und</strong> die Gefühle von jedem Kontakt mit weltlichen<br />
Objekten fernzuhalten. Warum? Nur wenn das erreicht ist, kann<br />
der Mensch seine wahre Identität erfassen. Das Erkennen seiner eigentlichen<br />
Wirklichkeit ist das Stadium, das Befreiung genannt wird.<br />
Dann sind alle Arten von Schwierigkeiten, Mühen <strong>und</strong> Zweifeln zu Ende.<br />
<strong>Der</strong> Mensch überwindet dann Sorgen, Täuschungen <strong>und</strong> Ängste<br />
<strong>und</strong> ist in der heiligen Stille des Friedens begründet. (3-39)<br />
<strong>Der</strong> spirituelle Aspirant, der diesen Frieden erreichen möchte, muss<br />
343
alle anfänglichen Hindernisse überwinden <strong>und</strong> beständig ein tugendhaftes<br />
Leben führen. Innerer Friede ist ein Berg aus Fels. Er hält den<br />
ständigen Fluten der Versuchung des Bösen stand. Diesen höchsten<br />
Frieden braucht ihr nirgendwo ausserhalb zu suchen, er entströmt<br />
den inneren Regionen des Menschen. Er ist die eigentliche Gr<strong>und</strong>lage<br />
des Dranges zur Befreiung. Er ist die Wurzel tiefgegründeter Meditation.<br />
Er ist die Gr<strong>und</strong>voraussetzung für die höchste Bewusstseinsstufe<br />
der Einswerdung mit Gott. Wenn ihr im Frieden fest verankert<br />
seid, könnt ihr die Wirklichkeit erkennen <strong>und</strong> erleben, <strong>und</strong> alle seelischen<br />
Wogen kommen zum Stillstand. Höchste Seligkeit, die Seligkeit<br />
des Erkennens der eigenen Wirklichkeit, wächst im gleichen Masse,<br />
wie die Ich-Bezogenheit <strong>und</strong> die Identifizierung mit dem physischen<br />
Körper abnehmen. (3-40)<br />
Gestaltet euer Verhalten nicht nach den Meinungen anderer. Folgt<br />
statt dessen mutig, froh <strong>und</strong> konsequent den liebevollen <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>lichen<br />
Aufforderungen eures eigenen reinen Denkens <strong>und</strong> Empfindens,<br />
eures eigenen erwachten Bewusstseins, eures eigenen inneren<br />
Selbst. Schliesst euch Menschen an, die voller Wahrheit sind. Verwendet<br />
jede Sek<strong>und</strong>e eures Lebens nützlich <strong>und</strong> gut. Wenn ihr die<br />
Gelegenheit dazu habt, dient anderen. (...)<br />
Eine freudevolle Einstellung zum Leben fördert das Wachsen des<br />
Friedens, der Gottsucher sollte sie deshalb pflegen. Sein Wesen sollte<br />
frei sein von Pomp <strong>und</strong> Show. Er sollte die Bedeutung des Charakters<br />
verstehen <strong>und</strong> seinen Willen stärken, ihn zu verbessern. (3-40/<br />
41)<br />
Wenn ihr alles dem Göttlichen hingegeben habt, bleibt kein Raum für<br />
Unruhe oder Sorge, auch nicht für freudige Erregung. Wenn ihr euch<br />
derart von Bindungen befreit, gibt es auch keine Störung des Friedens<br />
mehr. (3-41)<br />
Friede kann auch als wahre Liebe zum Göttlichen definiert werden,<br />
zur Wahrheit selbst <strong>und</strong> zur wahren Göttlichen Ordnung. Deshalb<br />
macht Friede das Erkennen Gottes möglich. Nehmt deshalb Gott zum<br />
alleinigen Ziel, haltet an dem Wunsch fest, ihn in diesem Leben zu erkennen,<br />
bleibt unberührt von Lust oder Habgier, von Freud <strong>und</strong> Leid,<br />
Lob <strong>und</strong> Tadel oder von irgendeinem anderen Paar von Gegensätzen.<br />
Nur diese Stärke führt zum Erkennen der Wirklichkeit. (3-43)<br />
344
Jene Glückseligkeit, die jede andere Seligkeit übertrifft, ist erreichbar,<br />
wenn ihr eine einzige spirituelle Disziplin, die konstante Erinnerung an<br />
den Namen Gottes, ausübt <strong>und</strong> als eine Folge davon zu Frieden<br />
kommt. Dadurch werden auch die negativen Tendenzen der niedrigeren<br />
Natur besiegt. Seid euch bewusst, dass das Ziel des Menschen<br />
das höchste Selbst ist, richtet alle Aufmerksamkeit auf dieses Ziel,<br />
haltet das Denken, das davon abschweifen will, unter Kontrolle - das<br />
ist die Essenz der <strong>Lehre</strong>n aller Heiligen Schriften. Praktiziert diese<br />
eine Disziplin, <strong>und</strong> ihr habt damit die <strong>Lehre</strong>n aller Heiligen Schriften<br />
praktiziert. (3-45)<br />
Loslösung bedeutet selbstverständlich nicht das Aufgeben von Heim<br />
<strong>und</strong> Herd oder von vielen Gütern. Es ist das Verständnis der allen<br />
Dingen innewohnenden Göttlichkeit, das Verblassen all der Unterschiede<br />
der Namen <strong>und</strong> Formen, die Seligkeit, in jedem <strong>und</strong> überall<br />
das Göttliche zu erleben, das die Realität in allem ist. Das ist die wahre<br />
Bedeutung der geistigen Wahrheiten, der Entsagung <strong>und</strong> Loslösung<br />
vom Weltlichen. Solange ihr diese Welt der Namen <strong>und</strong> Formen<br />
im Bewusstsein haltet, seid ihr mit der Bindung an Vergängliches belastet.<br />
Wie könnt ihr von Ungeb<strong>und</strong>enheit sprechen, wenn das Bewusstsein<br />
in Gedanken, Empfindungen <strong>und</strong> Erlebnisse der äusseren<br />
Welt getaucht ist? Ihr könnt alles aufgegeben haben <strong>und</strong> doch voll davon<br />
sein. Ihr könnt dann nicht behaupten, die Qualität der Entsagung<br />
zu besitzen. Gerade für das Erlangen dieses reinen Geistes der Entsagung<br />
ist innerer Friede überaus notwendig. (3-47/48)<br />
Damit die Menschheit sich am Frieden freuen kann, muss sie den<br />
Idealen der Göttlichen Ordnung gemäss geführt <strong>und</strong> geleitet werden.<br />
<strong>Der</strong> Ausgangspunkt dazu ist die gegenseitige Toleranz innerhalb der<br />
Familie, <strong>und</strong> diese wiederum gründet sich auf das sanfte <strong>und</strong> rücksichtsvolle<br />
Verhalten des Einzelnen, das zum Ziel hat, jeden zu erfreuen.<br />
Ein derartiges Verhalten ist von ganz eigener Anmut. Vermeidet<br />
in eurem Reden <strong>und</strong> Handeln jede Spur eines Wunsches,<br />
anderen weh zu tun, sie zu beleidigen oder für Verlust <strong>und</strong> Not anderer<br />
die Ursache zu sein. Findet die besten Mittel heraus, euch in diese<br />
Richtung hin zu verändern, praktiziert diese Art zu leben, lasst davon<br />
ab, euch <strong>und</strong> euren eigenen Wert zu verletzen, <strong>und</strong> geht stets die Strasse<br />
der Wahrheit. Das ist wahrhaftig der Weg der Schönheit, das ist<br />
ein wahrhaft anmutiges Verhalten. (3-49/50)<br />
345
Einige erklären, dass Gebet den Weltfrieden herbeiführen kann, <strong>und</strong><br />
fordern die Leute auf, zu beten. Natürlich ist es gut, zu beten; aber<br />
Friede kann nie dadurch allein errungen werden. Das Gebet muss mit<br />
dem Handeln übereinstimmen. Ihr solltet nicht für eines beten <strong>und</strong> etwas<br />
anderes praktizieren. Solch ein Gebet ist nur ein Mittel der Täuschung.<br />
Die Worte, die ihr sprecht, die Taten, die ihr ausführt, <strong>und</strong><br />
eure Gebete müssen alle in die gleiche Richtung weisen. Wenn ihr<br />
nicht geduldig mit anderen umgehen könnt, sondern Menschen verleumdet<br />
<strong>und</strong> auf sie herunterblickt, während ihr für den Frieden der<br />
Welt betet, werdet ihr für euch selbst keinen Frieden haben, sondern<br />
Unruhe, <strong>und</strong> mit der Unruhe das Leid <strong>und</strong> die Sorgen, die daraus entstehen.<br />
(3-52)<br />
Jedem ist kraft seiner menschlichen Natur die Urteilsfähigkeit mitgegeben<br />
worden, die ihr braucht, um nach dem Ideal zu streben. Ihr solltet<br />
nicht den leisesten Gedanken der Nachlässigkeit gestatten, euch<br />
zu behindern oder im Wege zu stehen. <strong>Der</strong> auf höherer Erkenntnis<br />
gegründete Friede kann nur durch tatsächliche Erfahrung entstehen;<br />
das Ziel <strong>und</strong> die Konsequenz jeder einzelnen Handlung muss Erkenntnis<br />
sein. <strong>Der</strong> Fortschritt des Einzelnen entsteht aus Aktivität, die<br />
mit Unterscheidungsvermögen gepaart ist. (3-71/72)<br />
Alle Menschen auf Erden wollen den Frieden. <strong>Der</strong> Wunsch nach Frieden<br />
ist die Triebfeder für viele Versuche, ihn zu verwirklichen. Rechtschaffenheit<br />
<strong>und</strong> Ehrfurcht vor der Göttlichen Ordnung sind die<br />
Gr<strong>und</strong>lagen eines guten Charakters. Mit gutem Charakter findet ihr<br />
Harmonie, <strong>und</strong> wo Harmonie ist, herrscht Ordnung. Ordnung <strong>und</strong> Disziplin<br />
gewähren den Frieden in der Welt. Frieden ist also vom Charakter<br />
des Einzelnen abhängig. Auf dem Weg, der zur Selbstverwirklichung<br />
führt, sind guter Charakter <strong>und</strong> tugendhaftes Verhalten notwendig.<br />
1973, (35-125)<br />
Nach der Meditation <strong>und</strong> nach dem Singen zum Lob Gottes singt ihr<br />
dreimal: „Frieden, Frieden, Frieden.“ Allein durch dreimaliges Aussprechen<br />
dieses Wortes könnt ihr Frieden weder erreichen noch sichern.<br />
<strong>Der</strong> Sinn dieser dreifachen Wiederholung ist nämlich, dass der<br />
Mensch drei Arten von Frieden braucht: den Frieden, der durch andere<br />
Geschöpfe nicht beeinträchtigt wird, den Frieden, der weder durch<br />
den eigenen Körper noch durch die Gedanken gestört wird, <strong>und</strong> den<br />
Frieden, dem Kräfte jenseits der menschlichen Kontrolle nichts anhaben<br />
können. 1990, (40-57)<br />
346
Betrachtet das Wesen des Friedens. Friede kennzeichnet die Fähigkeit,<br />
Erfolg <strong>und</strong> Fehlschlag, Freude <strong>und</strong> Leid, Niederlage <strong>und</strong> Sieg in<br />
vollkommenem Gleichmut anzunehmen. 6.12.63, (17-89)<br />
Es gibt keine grössere spirituelle Disziplin als den Frieden. Friede ist<br />
der Hauptwert der Menschheit. Friede verleiht dem Charakter der<br />
grossen Heiligen <strong>und</strong> Weisen wahre Schönheit. Friede zeigt die Grösse<br />
der Göttlichkeit. (18.8.95)<br />
Dieses Jahr (1998) ist dem Frieden gewidmet. Wie kann man Frieden<br />
erreichen? Zuerst müsst ihr eure Sichtweise reinigen. Dann müsst ihr<br />
im Inneren heilige Gefühle kultivieren, die zur Reinheit der Sprache<br />
führen. Harmonie fördert ein friedliches Klima. Das Wohlergehen der<br />
Gesellschaft ist eng verb<strong>und</strong>en mit der Transformation der Individuen,<br />
aus denen sie besteht. Nur rechtschaffene Individuen können eine<br />
rechtschaffene Gemeinschaft bilden.<br />
Ein reiner Geist ist unerlässlich für reine Gedanken, reine Sichtweise<br />
<strong>und</strong> eine reine Sprache. (5.2.98)<br />
Liebe<br />
Charaktereigenschaften wie Ehrlichkeit, Güte, Liebe, Geduld, Nachsicht<br />
<strong>und</strong> Dankbarkeit sind Zeichen wahrer Grösse <strong>und</strong> Macht einer<br />
Person. Wo immer sie zu finden sind, gibt es keinen Egoismus, denn<br />
er könnte neben ihnen nicht bestehen. Trachtet deshalb danach, diese<br />
charakterlichen Stärken zu entwickeln.<br />
<strong>Der</strong> Glanz des wahren Göttlichen Selbst wird von Egoismus verdunkelt.<br />
Sobald dieser vernichtet ist, endet aller Kummer, schwindet jegliche<br />
Unzufriedenheit, <strong>und</strong> der Mensch erreicht einen Zustand höchster<br />
Glückseligkeit. So wie der Nebel die Sonne verdunkelt, so<br />
verhüllen egoistische Gefühle die ewige Glückseligkeit. (4-31)<br />
Jeder Gottsucher, der über den Weg der Hingabe den Ewigen zu erreichen<br />
sucht, sollte danach streben, bestimmte Charaktereigenschaften<br />
zu erwerben. Er muss Tumulten, Gewalttätigkeiten <strong>und</strong> der<br />
Falschheit dieser Welt Werte wie Wahrheit, Rechtschaffenheit, Liebe<br />
<strong>und</strong> Frieden entgegensetzen. Das ist eigentlich unter hingebungsvoller<br />
Liebe zu Gott zu verstehen.<br />
Wer die Vereinigung mit Gott <strong>und</strong> das Wohlergehen der Welt sucht,<br />
347
sollte Lob <strong>und</strong> Tadel, Anerkennung <strong>und</strong> Spott, Glück <strong>und</strong> Unglück als<br />
unwesentlich erachten. Er sollte beherzt ein unerschütterliches Vertrauen<br />
in seine eigene, naturgegebene Wirklichkeit haben <strong>und</strong> sich<br />
seiner spirituellen Entwicklung widmen. Niemand, nicht einmal eine<br />
grosse Seele oder ein Avatar, können Kritik <strong>und</strong> Tadel entgehen. (4-<br />
34)<br />
Gott ist nur durch einen unerschütterlichen Glauben <strong>und</strong> Standhaftigkeit<br />
zu erfahren. Ein unerschütterlicher Glaube erwächst aus selbstloser,<br />
reiner Liebe; er führt euch zu Wissen <strong>und</strong> Weisheit; aus Weisheit<br />
erwächst absolute Hingabe; durch absolute Hingabe könnt ihr die<br />
höchste Seele, Gott erreichen.<br />
Wie nun kann man Liebe entwickeln? Dafür gibt es zwei Methoden:<br />
1. Betrachtet die Fehler anderer, egal wie gross sie sind, immer<br />
als geringfügig <strong>und</strong> unbedeutend. Betrachtet eure eigenen Fehler,<br />
egal wie geringfügig <strong>und</strong> unbedeutend sie sind, immer als<br />
gross; seid betrübt über sie <strong>und</strong> bereut sie. Dadurch vermeidet<br />
ihr es, grössere Fehler zu begehen <strong>und</strong> Schaden anzurichten.<br />
Darüberhinaus erwerbt ihr auf diese Weise Eigenschaften wie<br />
Brüderlichkeit <strong>und</strong> Nachsicht.<br />
2. Was immer ihr mit euch selbst oder mit anderen tut, macht es in<br />
dem Bewusstsein, dass Gott allgegenwärtig ist. Er sieht, hört<br />
<strong>und</strong> weiss alles. Was immer ihr sagt, denkt daran, dass Gott jedes<br />
Wort hört. Unterscheidet zwischen dem Wahren <strong>und</strong> dem<br />
Unwahren <strong>und</strong> sagt stets die Wahrheit. Was immer ihr tut, unterscheidet<br />
zwischen Richtig <strong>und</strong> Falsch <strong>und</strong> tut nur das Richtige.<br />
Versucht, euch in jedem Augenblick der Allmacht Gottes<br />
bewusst zu sein. (4-35)<br />
Hingabe kann auch als Liebe verstanden werden. So wie ihr euch eurer<br />
selbst auf verschiedenen Ebenen bewusst werdet, so werden<br />
auch dem Wort Liebe verschiedene Bedeutungen zugeordnet. (...)<br />
Die Liebe, die auf eine bestimmte Person gerichtet ist <strong>und</strong> sagt: „Du<br />
gehörst mir, du bist mein!“, ist keine reine Liebe, sondern eine Bindung<br />
an eine Person, ein Verlangen nach ihr. Obwohl sich beide Formen<br />
der Liebe in einem gewissen Sinne gleichen, sind sie doch<br />
gr<strong>und</strong>verschieden. Die begrenzte Liebe, die nicht alles, sondern nur<br />
eine Person oder einen begrenzten Kreis von Personen einschliesst,<br />
wird früher oder später zu Leiden <strong>und</strong> Konflikten führen. Euer Leben<br />
348
gleicht einem Rosenstock. Dicht bei den Blüten sind die Dornen, <strong>und</strong><br />
wenn ihr die Blumen pflücken wollt, müsst ihr euch vor den Dornen<br />
hüten. Das gleiche Verhältnis besteht zwischen der reinen Liebe <strong>und</strong><br />
der verlangenden Liebe. Liebe ist die Blüte, Lust ist der Dorn. Wirkliche<br />
Liebe ist nur jene, die das Göttliche in allem <strong>und</strong> jedem erkennt<br />
<strong>und</strong> dieses Göttliche zum Gegenstand des Liebens macht. Nur das<br />
verdient es, reine Liebe genannt zu werden. 1972, (34-63)<br />
Eine auf Gott ausgerichtete Beziehung ist liebevolle Verehrung. Die<br />
Liebe ist also auch ein Wesenszug des Göttlichen, der in jedem Menschen<br />
vorhanden ist. Darum ist es eine Wahrheit, die nicht bezweifelt<br />
werden kann, wenn die Veden sagen: „Alles ist Gott, alles ist göttlich.“<br />
Darum wird auch gesagt: „Gott ist Liebe, lebe in der Liebe“ oder: „Beginne<br />
den Tag mit Liebe, verbringe den Tag mit Liebe, fülle den Tag<br />
mit Liebe, beende den Tag mit Liebe - das ist der Weg zu Gott.“ Gott<br />
ist gleichbedeutend mit Liebe, <strong>und</strong> deshalb sollte die Liebe euer Leben<br />
bestimmen. Diese Art der Liebe ist nicht mannigfaltig <strong>und</strong> verschiedenartig.<br />
Sie ist immer ein <strong>und</strong> dieselbe. So ist auch das Göttliche<br />
ein <strong>und</strong> dasselbe, <strong>und</strong> es wird gesagt: „Das Göttlich-Absolute ist<br />
das Eine ohne ein Zweites.“ 1974, (36-29)<br />
Ihr werdet überall in der Welt nur Liebe finden, wenn ihr durch die Brille<br />
der Liebe blickt. Wie könnt ihr Liebe in der Welt finden, wenn ihr<br />
nicht mit Liebe auf die Welt schaut? 1974, (36-65)<br />
Shankara betrachtete hingebungsvolle Liebe als einen Schlüssel.<br />
Wenn ihr den Schlüssel dieser Liebe in die Richtung des Freiwerdens<br />
dreht, wird sich der Tresor öffnen, <strong>und</strong> Weisheit <strong>und</strong> Glücksbewusstsein<br />
wird euch zuteil. Wenn ihr jedoch diesen Schlüssel in die falsche<br />
Richtung dreht, die statt zum Freiwerden zum Geb<strong>und</strong>ensein führt,<br />
dann wird sich der Tresor nicht öffnen, <strong>und</strong> Weisheit <strong>und</strong> Glück bleiben<br />
euch versagt. Deshalb ist der Schlüssel der Liebe, der sich zum<br />
Öffnen oder Verschliessen, zum Freiwerden oder Geb<strong>und</strong>ensein drehen<br />
lässt, sehr wichtig, <strong>und</strong> ihr müsst auf ihn aufpassen. Ihr könnt diese<br />
Liebe empfinden, wenn ihr Vertrauen in Gott habt. Heutzutage sagen<br />
viele Menschen, dass sie nicht an Gott glauben. In Wirklichkeit<br />
aber ist es unmöglich, auch nur einen Augenblick ohne Glauben an<br />
Gott zu leben. Ihr sollt euch nicht einbilden, dass Gott als Form, ausgerüstet<br />
mit bestimmten Kräften, irgendwo existiert. Das, was euer<br />
Herz als reinen Gedanken <strong>und</strong> als höchstes Bewusstsein enthält -<br />
349
das ist Gott. In jedem ist dieses heilige Bewusstsein verborgen. Es<br />
gibt keinen, der es nicht hätte. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e könnt ihr sagen,<br />
dass Gott in jedem Menschen gegenwärtig ist. Wer nicht an sich<br />
selbst glaubt, glaubt nicht an Gott. Es gibt niemanden, der sich nicht<br />
selbst liebt, an sich selbst glaubt <strong>und</strong> den Ehrgeiz hat, höher <strong>und</strong> höher<br />
aufzusteigen. Selbst jemand, der nicht an Gott glaubt, glaubt an<br />
sich selbst <strong>und</strong> wünscht sich die Kraft, den Glauben in sich selbst zu<br />
stärken. Das ist etwas ganz Natürliches, das aus den Tiefen des Herzens<br />
emporkommt. 1973, (35-29)<br />
Die Verbindung zwischen der Hingabe des Gläubigen <strong>und</strong> der Gnade<br />
Gottes ist die Liebe. Wenn es an Liebe fehlt, kann die Gnade Gottes<br />
nicht fliessen. Gott ist die Verkörperung der Liebe, <strong>und</strong> wenn der<br />
Gläubige von selbstloser Liebe erfüllt ist, ist die Verbindung hergestellt.<br />
Gott ist Liebe <strong>und</strong> kann nur durch Liebe erreicht werden. Es gibt<br />
keinen anderen Weg. (...) Nur wenn das Herz des Gläubigen mit Liebe<br />
angefüllt ist, wird sich diese mit der Liebe Gottes vermischen. Das<br />
ist die einzige Möglichkeit. Jeder Mensch hat die Fähigkeit, selbstlos<br />
zu lieben. Ihr müsst versuchen, diese Liebe lebendig werden zu lassen.<br />
1974, (36-139/140)<br />
Liebe ist eine göttliche Qualität im Menschen. Sie sollte nicht nur den<br />
Mitmenschen entgegengebracht werden, sondern auch Vögel, wilde<br />
Tiere <strong>und</strong> andere Lebewesen mit einbeziehen. Wahre Verfeinerung<br />
liegt gerade in dieser expansiven Liebe, die euch Engstirnigkeit aufgeben<br />
<strong>und</strong> Weitherzigkeit entwickeln lässt. Aus ihr erwächst wahre<br />
Freude für euch selbst wie auch für die Gesellschaft. Nur in diesem<br />
Verfeinerungsprozess wird die menschliche Natur in das göttliche<br />
Wesen umgewandelt. 1990, (40-10/11)<br />
Liebe muss aus vielen Strängen bestehen, damit sie stark <strong>und</strong> widerstandsfähig<br />
ist. Ein einzelnes Band ist zu schwach. Fasst viele Bänder<br />
zusammen: ein Liebesband zur Mutter, ein anderes zum Vater,<br />
Bänder zum Ehemann, zur Ehefrau, zu Fre<strong>und</strong>, Sohn, Tochter usw.<br />
Selbstverständlich ist Liebe allumfassend, sie kann nicht auf einen<br />
Teil beschränkt <strong>und</strong> einem anderen Teil verweigert werden. Sie ist ein<br />
Strom, der alles überflutet. Meditation über den Herrn <strong>und</strong> seine Liebe<br />
wird euch helfen, mit ihr in den Tiefen eures Herzens in Berührung zu<br />
kommen. 6.9.63, (17-44)<br />
Liebe schliesslich ist ihrem Wesen nach die Einheit von allem <strong>und</strong><br />
350
nicht einfach Gewaltlosigkeit. Liebe ist das bewusste Annehmen der<br />
Verpflichtung der Liebe, denn jedes Wesen ist ein Funke des Göttlichen<br />
- genauso ein Funke wie ihr selbst. 6.12.63, (17-89)<br />
Jedes Wesen braucht Liebe, atmet Liebe ein <strong>und</strong> aus. Liebe ist der<br />
Atem des Lebens. Jeder ist eine Verkörperung der Liebe. Liebe kennt<br />
keine Furcht. (...) Liebe verlangt auch keinen Lohn. Sie ist Belohnung<br />
in sich selbst. Die Freude, die das Lieben <strong>und</strong> Geliebtwerden bringt,<br />
ist der einzige Gewinn. Liebevolle Hingabe ist Liebe zu Gott. Wer würde<br />
Gott nicht lieben, wenn er erst einmal seine Herrlichkeit, Majestät,<br />
Macht <strong>und</strong> Güte erkannt hat? Liebe überwindet jeden Egoismus. Das<br />
Ego ist vergessen, ersetzt, transzendiert. Die geringste Spur eines<br />
Verlangens nach Belohnung degradiert die Liebe zu einem Handelsobjekt.<br />
Alles, was die geliebte Person tut oder gibt, stellt den Liebenden<br />
zufrieden. (...)<br />
Nur durch Liebe können die geplanten Hilfs- <strong>und</strong> Verbesserungsaktionen<br />
zum Erfolg führen. Liebe schafft Mitgefühl. Sie zeigt einen Weg,<br />
wo Hass nur Verwirrung stiftet. 19.10.66, (19-169/170)<br />
Es ist des Menschen vornehmste Pflicht, zu erforschen, was Wahrheit<br />
ist. Zur Wahrheit führen nur Hingabe <strong>und</strong> Ergebenheit. Diese hängen<br />
aber wiederum von der Gnade Gottes ab, die sich nur über solche<br />
Herzen ergiesst, die mit Liebe durchtränkt sind. 1.1.67, (20-11)<br />
Ohne Liebe dürft ihr euch nicht zu der Familie der Gottesverehrer<br />
zählen. Sorgfalt bei der Durchführung von Ritualen, Prachtentfaltung<br />
oder laute Beifallsk<strong>und</strong>gebungen öffnen euch nicht die Pforten des<br />
höchsten Himmels. Das ist Flitterkram, verglichen mit dem Schatzkästchen<br />
der Liebe. Liebe ist die Brücke, die den Übergang von Geburt<br />
zur Unsterblichkeit, vom Tod zur Nicht-Wiederverkörperung gewährt.<br />
Wenn ihr euch vom Menschen zu Gott erhebt, gibt es weder<br />
Geburt noch Tod. Die Befreiung tritt ein, wenn ihr jedes Wesen so intensiv<br />
liebt, als wären alle eins. Liebt aus vollem Herzen, seid rechtschaffen<br />
in allem Tun, zeigt echtes Mitgefühl, das ist der schnellste<br />
Weg zu Gott. 13.8.71, (22-61)<br />
Liebe bindet einen Menschen an den anderen; Liebe verknüpft ein<br />
Ding mit dem anderen. Ohne Liebe wäre das Universum nicht. Die<br />
höchste Art der Liebe lässt euch den Herrn in allen Wesen sehen. <strong>Der</strong><br />
Herr ist in gleichem Mass in allen gegenwärtig. Leben ist Liebe; Liebe<br />
351
ist Leben. Ohne Gott kann nichts <strong>und</strong> niemand existieren. Ihr lebt<br />
durch den Willen Gottes; sein Wille wirkt als Liebe in jedem von euch.<br />
Er regte das Gebet an: „Möge die ganze Welt glücklich sein“, denn er<br />
macht euch bewusst, dass der Gott, den ihr verehrt, den ihr liebt, nach<br />
dem ihr euer Leben ausrichtet, in allen Wesen als Liebe existiert. So<br />
dehnt sich die Liebe aus <strong>und</strong> schliesst die ganze Schöpfung ein.<br />
Bei näherer Betrachtung werdet ihr entdecken, dass das Leben selbst<br />
Liebe ist. Es ist ein <strong>und</strong> dasselbe. Liebe liegt in der Natur des Lebens,<br />
ebenso wie Brennen in der Natur des Feuers liegt, Nässe in der des<br />
Wassers oder Süsse in der des Zuckers. 25.12.81, (25-159)<br />
Erkennt, dass der Pfad der göttlichen Liebe der leichteste, süsseste<br />
<strong>und</strong> sicherste Weg zu Gott ist. (5.7.96)<br />
Es ist nicht die weltliche, sondern die göttliche Liebe, welche das Licht<br />
in eurem Leben spendet. Aber ihr seid nicht in der Lage, diesen Unterschied<br />
zwischen weltlicher <strong>und</strong> göttlicher Liebe zu verstehen. Die<br />
heilige göttliche Liebe kennt keine Grenzen. Niemand kann sie regulieren<br />
oder begrenzen. Die göttliche Liebe wird immer in alle Richtungen<br />
fliessen. Aber die weltliche Liebe besteht nur unter gewissen Bedingungen.<br />
Die weltliche Liebe, welche bedingt ist <strong>und</strong> begrenzt, darf<br />
daher nur innerhalb gewisser Grenzen gelebt werden. (19.7.97)<br />
Gewaltlosigkeit<br />
Gott liebt die Blumen, die als Tugenden im Garten eines menschlichen<br />
Herzens blühen <strong>und</strong> für deren Pflege der Mensch gewissenhaft<br />
alle seine Fähigkeiten einsetzt. Die schönste dieser Blumen ist die<br />
Gewaltlosigkeit. Gewaltlosigkeit bedeutet nicht nur, anderen Wesen<br />
keine körperlichen Verletzungen zuzufügen. Nicht nur Taten, sondern<br />
auch Worte <strong>und</strong> sogar Gedanken können andere verletzen, <strong>und</strong> das<br />
müsst ihr unter allen Umständen vermeiden. Ihr dürft nicht einmal den<br />
Wunsch hegen, einem anderen schaden oder ihn demütigen zu wollen.<br />
6.10.81, (25-120/121)<br />
Was bedeutet Gewaltlosigkeit? Es bedeutet nicht bloss, anderen keinen<br />
Schaden <strong>und</strong> kein Unrecht zuzufügen. Es bedeutet genauso, sich<br />
selbst nicht zu schädigen. Wer sich selbst Gewalt antut, kann nicht<br />
umhin, auch andere zu verletzen. Jeder, der Gewaltlosigkeit übt,<br />
muss zusehen, dass er sich selbst keine Gewalt antut. Wie macht<br />
352
man das? Durch ständige Prüfung, ob das eigene Verhalten richtig<br />
oder falsch ist. Zum Beispiel <strong>beim</strong> Sprechen müsst ihr beobachten, ob<br />
die eigenen Worte anderen Schmerz verursachen oder nicht.<br />
(18.1.96)<br />
Das Beachten von Gewaltlosigkeit wurde als die höchste Form der<br />
Göttlichen Ordnung bezeichnet. All die Gewalttätigkeit in der heutigen<br />
Weit ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Menschen kein<br />
rechtschaffenes Leben führen. (15.5.96)<br />
353
ERZIEHUNG<br />
Die Frucht der Weisheit ist Freiheit des Geistes<br />
Die Frucht jeder Kultur ist Vervollkommnung<br />
Die Frucht allen Wissens ist Liebe<br />
Die Frucht jeder Bildung ist Charakter<br />
Jeder von euch hat das Bestreben, sich diese vier Werte, nämlich<br />
Weisheit, Kultur, Wissen <strong>und</strong> Bildung anzueignen <strong>und</strong> dadurch in den<br />
Besitz von Freiheit des Geistes, Vervollkommnung, Liebe <strong>und</strong> Charakter<br />
zu kommen. Studenten sollten erkennen, dass sie nicht das<br />
Recht haben, sich Studenten zu nennen, wenn sie von diesen Werten<br />
nicht den richtigen Gebrauch machen. 1972, (34-14)<br />
Die Menschen von heute scheinen das Vertrauen in die Tugenden zu<br />
verlieren, weil das Erziehungssystem für spirituelle <strong>Lehre</strong>n <strong>und</strong> Übungen<br />
keinen Raum lässt. Wahre Erziehung beeinträchtigt oder verdirbt<br />
die w<strong>und</strong>erbaren Tugenden von Jungen <strong>und</strong> Mädchen nicht. Sie gibt<br />
sich nicht damit zufrieden, den Kopf mit wertlosen <strong>und</strong> hinderlichen<br />
Dingen vollzustopfen. Erziehung ist dann als nützlich zu betrachten,<br />
wenn sie den grössten Spielraum für das Erblühen all jener Tugenden<br />
gibt, die den Menschen auszeichnen. (4-41)<br />
Das vornehmste Ziel der Erziehung <strong>und</strong> der höchste Zweck des <strong>Lehre</strong>ns<br />
ist es, den Menschen das ihnen innewohnende, Universale Absolute<br />
bewusst werden zu lassen. Das ist die Wahrheit, die klar <strong>und</strong><br />
deutlich in den Veden verkündet wird. Die Seher <strong>und</strong> Weisen Indiens<br />
haben sich mutig auf dieses Abenteuer eingelassen. <strong>Der</strong> sich ständig<br />
verändernde Anblick, den die Natur bietet, das Entstehen <strong>und</strong> Vergehen,<br />
das ihr Wirken hervorruft, mag ein interessantes Studienobjekt<br />
sein. Aber die alten Rishis Indiens verkündeten, dass die Erforschung<br />
der transzendenten Wirklichkeit, die das Universum durchdringt, das<br />
Wissen um das unveränderliche Eine, welches die Verkörperung ewiger<br />
Glückseligkeit <strong>und</strong> ewigen Friedens, die letzte Zufluchtsstätte der<br />
individuellen Seele ist - dass das die Wissenschaft ist, welche höchste<br />
Weisheit vermittelt.<br />
Kenntnisse der Gesetze, welche die materielle Welt betreffen, können<br />
den Menschen höchstens über Mittel <strong>und</strong> Wege informieren, wie er<br />
sich mit Nahrung <strong>und</strong> Kleidung versorgen kann. (5-34)<br />
354
Obwohl das heutige Erziehungssystem sehr kostspielig <strong>und</strong> vielseitig<br />
ist, versäumt es, moralische Werte zu vermitteln. In den Schulen früherer<br />
Zeiten lernten die Schüler, wie man ein rechtschaffenes Leben<br />
mit moralischen Gr<strong>und</strong>sätzen führt, das durch Bescheidenheit, Tugend,<br />
Selbstbeherrschung <strong>und</strong> Disziplin gekennzeichnet ist. Heute<br />
sind diese Eigenschaften unter Schülern <strong>und</strong> Studenten nicht mehr zu<br />
finden. Von Kindheit an geben sie allen Wünschen <strong>und</strong> Launen nach,<br />
geniessen uneingeschränkt alle Freuden der Sinne <strong>und</strong> sind dem Materialismus<br />
verfallen. Das Ergebnis ist erschreckend. (...) <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong><br />
dafür sind sinnliche Zügellosigkeit, ausschweifender Lebenswandel<br />
<strong>und</strong> schädliche Gewohnheiten. Kann das als ein gutes Ergebnis ihrer<br />
Ausbildung bewertet werden? Soll man diese Folgen krasser Unwissenheit<br />
etwa als „Bereicherung“ betrachten? <strong>Lehre</strong>r müssen sich ihrer<br />
Aufgabe bewusst sein! <strong>Der</strong> grösste Teil der Förderung <strong>und</strong> Erhaltung<br />
körperlicher <strong>und</strong> geistiger Ges<strong>und</strong>heit ihrer ungeformten <strong>und</strong> empfänglichen<br />
Zöglinge liegt in ihren Händen. (...)<br />
Im heutigen Bildungswesens tritt Reichtum an die Stelle von Rechtschaffenheit.<br />
Das bedeutet, dass das Streben nach Reichtum als der<br />
„richtige“ Weg angesehen wird. Jede Handlung hat den Erwerb materieller<br />
Güter zum Ziel. (...)<br />
Wer das Geld als Gott verehrt, für den ist Gott unerreichbar. Wenige<br />
können ermessen, welch ungeheuren Verlust sie dadurch erleiden.<br />
(7-16/17)<br />
Alle verkörperten Wesen sehnen sich nach Befreiung von den Begrenzungen,<br />
welche der Körper mit sich bringt. Jedes Lebewesen ist<br />
zwangsläufig ein Anwärter auf die Erlösung, der lernen muss, sich<br />
von Bindungen zu lösen. Das ist die letzte, unumstössliche Wahrheit.<br />
Wenn ihr euren Körper verlasst, könnt ihr nicht einmal eine Handvoll<br />
Erde mit euch nehmen. Wer die Kunst des Aufgebens nicht selbst<br />
lernt, den wird die Natur bei seinem Tode lehren, wie notwendig <strong>und</strong><br />
wertvoll Loslösung <strong>und</strong> Entsagung sind. Es ist daher gut, diese Lektion<br />
zu lernen, bevor es soweit ist. Wer diese Wahrheit erkennt <strong>und</strong><br />
praktiziert, ist wahrlich gesegnet. Das Freiwerden von Bindungen ist<br />
eine wertvolle Tugend, die wahre Bildung verleiht. (7-21)<br />
Ein Leben, in dem die Sinne nicht beherrscht werden, verdient den<br />
Namen „Leben“ nicht. <strong>Der</strong> Mensch ist mit vielen Fähigkeiten begabt.<br />
Wenn er diese nicht gebraucht, um die Herrschaft über die Sinne zu<br />
gewinnen <strong>und</strong> sie richtig zu lenken, sind die Jahre, die er auf Erden<br />
355
verbringt, vergeudet. Wahre Bildung hilft dem Menschen, in diesem<br />
Prozess der Vervollkommnung erfolgreich zu sein. Bildung macht bescheiden.<br />
Durch Bescheidenheit erwirbt man die Autorität, die notwendig<br />
ist, um im Berufsleben vorwärtszukommen, <strong>und</strong> das führt zu<br />
Wohlstand. Ein wohlhabender Mensch hat die Möglichkeit, durch ein<br />
grossherziges Leben anderen zu helfen. Eine rechtschaffene Lebensweise<br />
führt zu wahrem Glück, hier <strong>und</strong> im Jenseits. (7-23/24)<br />
Bildung muss die spirituelle Suche nach dem Absoluten, dem Überselbst,<br />
fördern <strong>und</strong> sich mit dessen Wesen <strong>und</strong> Merkmalen beschäftigen.<br />
Sie muss sich als Quelle der Moral erweisen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>sätze der<br />
Tugend vertreten. Das ist der sichtbare Beweis echter Bildung. Sie ist<br />
die Wurzel eines jeden Glaubens schlechthin. Sie bereitet den Geist<br />
des Menschen für den Glauben vor, lehrt ihn, daran festzuhalten, <strong>und</strong><br />
lenkt sein Leben in die entsprechenden Bahnen. Das wird Philosophie<br />
genannt.<br />
Philosophie bedeutet Liebe zur Weisheit. Weisheit ist ein Schatz von<br />
unermesslichem Wert. Bildung ist das unermüdliche Streben nach<br />
Weisheit, das sich durch keine Schwierigkeiten abschrecken lässt.<br />
Bildung versucht, hinter die äusseren Erscheinungsformen der Dinge<br />
zu schauen <strong>und</strong> die wirklichen Zusammenhänge, die alles erklären<br />
können, zu entdecken. Die Wahrheit muss intellektuell verstanden, intuitiv<br />
erfasst <strong>und</strong> zur Gr<strong>und</strong>lage des Lebens gemacht werden. Das ist<br />
die Aufgabe der Bildung. Bildung bringt Licht in das Leben. Im Westen<br />
beschäftigt sich Bildung mehr mit Ideen <strong>und</strong> gedanklichen Zusammenhängen,<br />
im Osten mehr mit der Wahrheit <strong>und</strong> der allumfassenden<br />
Wirklichkeit. Das Prinzip, das durch Bildung gesucht wird, liegt jenseits<br />
der Sinne. <strong>Der</strong> Mensch ist eine Dreiheit von Körper, Geist <strong>und</strong><br />
Seele. Infolgedessen besteht seine Natur aus drei Wesenszügen:<br />
1. einer niederen tierischen Natur<br />
2. einer menschliche Natur mit Wissen <strong>und</strong> Erfahrung, die materielle<br />
Welt betreffend<br />
3. der wirklichen Natur des Menschen, nämlich der göttlichen Natur<br />
der Seele.<br />
Sich dieser dritten Natur bewusst zu werden <strong>und</strong> sich in ihr zu festigen<br />
- das ist Bildung. (7-25)<br />
356
Es gibt nur ein Gesetz, das diese Welt lenkt <strong>und</strong> beschützt: das Gesetz<br />
der Liebe. Freude oder Leid, gute oder schlechte Umstände in einer<br />
Nation <strong>und</strong> einer Gemeinde werden durch das Handeln der Menschen<br />
bestimmt. (...)<br />
Eure Gedanken spielen eine wesentliche Rolle bei der Gestaltung eures<br />
Lebens. Deshalb ist es ratsam, die Gedanken zu überwachen <strong>und</strong><br />
nur die guten willkommen zu heissen. <strong>Der</strong> Mensch ist ein Bündel von<br />
Gedanken. Bildung festigt die guten Gedanken im Geist des Menschen<br />
<strong>und</strong> führt dadurch zur Erkenntnis des Göttlichen Selbst. (7-26/<br />
27)<br />
Das Mensch-Sein gleicht einem Samenkorn. Ebenso wie aus dem<br />
Samenkorn ein Pflänzchen spriesst <strong>und</strong> allmählich zu einem Baum<br />
heranwächst, muss auch der Mensch wachsen, bis er vollkommen ist.<br />
Um dieses Ziel zu erreichen, muss er zwei Wissensgebiete meistern.<br />
Das erste ist weltliches Wissen, d.h. Wissen, welches das manifestierte<br />
Universum betrifft. Das zweite ist das Wissen um die andere<br />
Welt. Das erste hilft, die Mittel für den Lebensunterhalt zu sichern, das<br />
zweite führt zum Sinn des Lebens. (...)<br />
Das Wissen um den Sinn des Lebens wirft Fragen wie diese auf: „Wonach<br />
sollte man im Leben streben?“ „Wer ist der Schöpfer all dessen,<br />
was wir wahrnehmen?“ „Wer bin ich, dieses individuelle Ich, eigentlich?“<br />
Nachforschungen dieser Art werden schliesslich das Ziel enthüllen.<br />
Die Schriften aller Religionen <strong>und</strong> die vielen Moralgesetze, die<br />
von ihnen abgeleitet werden, befassen sich mit Problemen, welche<br />
über die Grenzen dieser Welt hinausgehen, wie z.B.: „Warum sind wir<br />
hier?“, „Was müssen wir tun, um uns dem günstigen Umstand, als<br />
Mensch geboren zu sein, würdig zu erweisen?“ <strong>und</strong> „Was wird aus<br />
uns?“<br />
Welches ist die für den Menschen nützlichste Art <strong>und</strong> Weise, in dieser<br />
Welt zu leben? Die Antwort ist: ein geordnetes <strong>und</strong> diszipliniertes Leben.<br />
Eine gute Erziehung muss dazu führen, dass die vorgeschriebenen<br />
Grenzen <strong>und</strong> Einschränkungen beachtet werden. Um weltliches<br />
Wissen zu erwerben, nehmt ihr viele Mühen auf euch <strong>und</strong> bringt grosse<br />
Opfer. Zur körperlichen Ertüchtigung ist ein hartes Training unerlässlich.<br />
Was auch das Ziel sein mag, ihr müsst euch, um es zu erreichen,<br />
an eine entsprechende Disziplin halten.<br />
Was sind nun die wirklichen Vorteile spiritueller Disziplin? Zuerst sind<br />
die Regeln <strong>und</strong> Vorschriften einfach <strong>und</strong> elementar. Doch mit der Zeit<br />
verhelfen sie dazu, den Bereich jenseits der Sinne wahrzunehmen.<br />
357
Später kann man sogar die äusseren Grenzen, welche die Kräfte des<br />
Geistes erreichen können, überschreiten, <strong>und</strong> schliesslich ist es möglich,<br />
die letzte Wahrheit zu erkennen <strong>und</strong> zu erleben, dass ihr selbst<br />
das Eine seid, das dem gesamten Kosmos innewohnt. Wer in diesem<br />
Glauben <strong>und</strong> diesem Bewusstsein verankert ist, wird von Glückseligkeit<br />
erfüllt. Das ist Bildung, der Höhepunkt des vollkommenen Erziehungsprozesses.<br />
Diese Bildung lehrt auch gleichzeitig, welches die<br />
ideale Struktur der Gesellschaft, die erstrebenswerteste Form menschlicher<br />
Beziehungen, die Gr<strong>und</strong>lage für ein ges<strong>und</strong>es Zusammenleben<br />
der Völker, Rassen, Nationen <strong>und</strong> Gemeinden <strong>und</strong> das rechte Verhalten<br />
im täglichen Leben ist. All das wird durch diese Disziplin so tief in<br />
die Herzen eingepflanzt, wie es für den Fortschritt der Menschheit notwendig<br />
ist.<br />
Unter allen Berufen verpflichtet der des <strong>Lehre</strong>rs besonders dazu, das<br />
Ideal der Wahrheit hochzuhalten. Wenn die <strong>Lehre</strong>r von der Wahrheit<br />
abweichen, steuert die Gesellschaft einer Katastrophe zu. Tausende<br />
leicht beeinflussbarer Kinder, die nichts von den Machenschaften der<br />
Welt wissen, gehen durch ihre Hände. <strong>Der</strong> Einfluss ihres <strong>Lehre</strong>ns <strong>und</strong><br />
ihrer Persönlichkeit ist ungeheuer gross <strong>und</strong> dauerhaft. Deshalb darf<br />
ein <strong>Lehre</strong>r keine schlechten Gewohnheiten haben, denn diese werden<br />
von den Kindern automatisch übernommen. Das ist eine ständige<br />
Gefahr. Wenn auf Tausende ein schlechter Einfluss ausgeübt wird,<br />
verdirbt die Gesellschaft. Mit der Zeit hat der allgemeine Verfall der<br />
Sitten auch eine Rückwirkung auf den <strong>Lehre</strong>r. Eines Tages wird er<br />
von seinen eigenen Schülern ausgelacht <strong>und</strong> gedemütigt werden. (7-<br />
34/35)<br />
<strong>Der</strong> Dienst an der Menschheit. Arbeit, die getan wird, ohne an den<br />
Lohn zu denken, einfach nur aus Liebe <strong>und</strong> Pflichtgefühl, ist Yoga.<br />
Yoga überwindet das Tierhafte in der Natur des Menschen <strong>und</strong> verwandelt<br />
ihn in ein göttliches Wesen. Dient anderen, <strong>und</strong> erkennt sie<br />
als verwandte Seelen. Das fördert den eigenen Fortschritt; es bewahrt<br />
auch davor, von der erreichten spirituellen Stufe abzugleiten.<br />
Dienen ist sogar weitaus heilsamer als Gelübde <strong>und</strong> Gottesdienste.<br />
<strong>Der</strong> Dienst am Nächsten löst den im Menschen verborgenen Egoismus<br />
auf, er öffnet das Herz <strong>und</strong> lässt es erblühen. So ist Arbeit, die<br />
keine Gegenleistung erwartet, das höchste Ideal des Menschen. Wer<br />
sein Leben auf diesem F<strong>und</strong>ament aufbaut, wird durch den unmerklichen<br />
Einfluss selbstlosen Dienens mit vielen Tugenden gesegnet<br />
werden. Selbstloses Dienen muss der äussere Ausdruck innerer Güte<br />
sein. Je besser ihr euren Mitmenschen dient, desto mehr erweitert<br />
358
<strong>und</strong> vertieft sich das Bewusstsein, <strong>und</strong> ihr erkennt immer klarer die eigene<br />
göttliche Wirklichkeit.<br />
Das Ideal des Dienens muss der innerste Kern jeder Erziehung sein.<br />
Sie muss das Bedürfnis wecken, nach diesem Ideal zu streben. Reine,<br />
selbstlose Liebe, in der das Ideal seinen Ausdruck findet - das <strong>und</strong><br />
nichts anderes ist Bildung. Alle, die anderen Gutes tun, liebt Gott als<br />
seine eigenen Kinder. Sie sind die idealen Brüder <strong>und</strong> Schwestern ihrer<br />
Mitmenschen. Sie verdienen es, sich ihres wirklichen Selbst bewusst<br />
zu werden, <strong>und</strong> werden dieses Ziel auch erreichen.<br />
Wer seine Mittel, seine Kraft, seinen Verstand <strong>und</strong> seine Hingabe in<br />
den Dienst der Förderung der Menschheit stellt, verdient die höchste<br />
Achtung seiner Mitmenschen. Er gehört zu denen, die zu einer hohen<br />
Aufgabe geboren wurden. Menschen, welche das heilige Gelübde<br />
des Dienens einhalten, ohne durch selbstsüchtige Gedanken abgelenkt<br />
zu werden, sind ein Beispiel für die Welt.<br />
Die wirkliche Grösse eines Menschen zeigt sich darin, dass er - getrieben<br />
von dem Wunsch anderen zu helfen - seine weltlichen Güter<br />
sowie Rang, Position, Intelligenz <strong>und</strong> Erfahrung für dieses Ziel einsetzt.<br />
Ein solcher Mensch, der treu das Gelübde selbstlosen Dienens<br />
erfüllt, dient dem Wohl der ganzen Welt. Wer sich seiner Verantwortungen<br />
<strong>und</strong> Pflichten bewusst ist <strong>und</strong> sein Leben damit verbringt, ihnen<br />
nachzukommen, dessen Herz ist von höchstem Frieden erfüllt,<br />
wo er auch sein mag. Durch seinen Einfluss wird auch seine Umgebung<br />
an diesem Frieden teilhaben.<br />
Weisheit bewegt den Menschen dazu, sein engherziges Ego ins Opferfeuer<br />
zu werfen <strong>und</strong> statt dessen allumfassende Liebe zu üben,<br />
welche die Gr<strong>und</strong>lage für seinen spirituellen Sieg ist. Liebe, die keine<br />
Grenzen kennt, läutert <strong>und</strong> heiligt den Geist. Befasst euch in Gedanken<br />
mit Gott, hegt heilige Gefühle <strong>und</strong> Empfindungen, <strong>und</strong> macht euer<br />
Handeln zum Ausdruck selbstlosen Dienens. Lasst auf diese Weise<br />
Verstand, Herz <strong>und</strong> Hand dem Guten dienen. Es ist die Aufgabe der<br />
Erziehung, diese Verwandlung herbeizuführen. Sie muss zuerst das<br />
Geheimnis des Dienens bewusst machen. Sie lehrt, dass der Dienst,<br />
der anderen erwiesen wird, in jedem Fall mit freudigem Herzen ausgeführt<br />
werden muss <strong>und</strong> in keinem Fall dadurch anderen Harm, Leid<br />
oder Kummer zugefügt werden darf.<br />
<strong>Der</strong> Wert des Dienens darf nicht dadurch vermindert werden, dass<br />
ihm das Gefühl der eigenen Befriedigung beigemischt wird. <strong>Der</strong><br />
Dienst am Nächsten muss ein wesentlicher Bestandteil des Lebensvorganges<br />
selbst werden. Das ist der eigentliche Kern jeder Bildung.<br />
359
So wie Stein <strong>und</strong> Mörtel für den Bau eines Hauses gebraucht werden,<br />
so ist Bildung für den Dienst an der Menschheit unerlässlich, denn<br />
wahre Bildung stärkt die Entschlossenheit, Gedanken, Wort <strong>und</strong> Tat<br />
zu läutern, um alle Pflichten erfüllen zu können. Eine solche Bildung<br />
ist der Schlüssel zum Fortschritt eines Landes.<br />
Was ist eigentlich das Geheimnis, das der Menschheit Frieden <strong>und</strong><br />
Wohlstand sichert? Anderen zu dienen, ohne von ihnen eine Gegenleistung<br />
zu erwarten! (...) Das ist die richtige Art, Opfer zu bringen. Dadurch<br />
wird Gott als Wirklichkeit erfahren. Denkt daran, dass ihr von<br />
dem Wunsch, anderen zu dienen, ganz <strong>und</strong> gar durchdrungen sein<br />
müsst. Diese Einstellung ist eine Voraussetzung für den Erfolg spiritueller<br />
Übungen.<br />
Dienen ist die Blüte selbstloser Liebe. Sie ist eine Blume, die den<br />
Geist mit Entzücken erfüllt. „Niemandem ein Leid antun“ ist der Duft<br />
dieser Blume. Lasst euer Handeln selbst in kleinen Dingen von Mitgefühl<br />
<strong>und</strong> Achtung bestimmt sein. Das wird mit Sicherheit euren Charakter<br />
in hellem Licht erstrahlen lassen. Das höchste Glück ist Zufriedenheit.<br />
Wo keine Gewalt ausgeübt wird, wird das Leben heilig, <strong>und</strong><br />
die Tugend erblüht. Wo die Gier das Feld beherrscht, wuchert das<br />
Unkraut des Lasters. Das Verlangen, ein isoliertes Leben als Einzelgänger<br />
zu führen, muss vollständig ausgemerzt werden. Einen solchen<br />
Wunsch solltet ihr nicht einmal im Traum hegen.<br />
Weisheit lehrt euch, zuerst euch selbst zu bessern. Erst wenn ihr<br />
euch selbst geändert habt, versucht, andere zu ändern. Das ist der<br />
Rat, den euch die Weisheit gibt. Die irreführende Bindung an die materielle<br />
Welt kann durch gottgeweihtes, selbstloses Dienen gelöst<br />
werden. Echte Liebe zu Gott ist Liebe für alle Lebewesen, die überall<br />
<strong>und</strong> jederzeit zum Ausdruck kommt.<br />
Euer Wesen offenbart sich in eurem Handeln, in jeder Geste, jedem<br />
Blick, in eurer Sprache, eurer Ernährung, eurer Kleidung <strong>und</strong> in eurer<br />
Haltung. Achtet deshalb darauf, dass eure Sprache, eure Gedanken<br />
<strong>und</strong> euer ganzes Auftreten gütig, liebevoll <strong>und</strong> rein sind <strong>und</strong> nicht launisch<br />
<strong>und</strong> unbeherrscht.<br />
Ihr müsst bescheiden werden <strong>und</strong> überzeugt sein, dass ihr von anderen<br />
viel Gutes lernen könnt. Eure Begeisterung <strong>und</strong> Entschlossenheit,<br />
euer Streben <strong>und</strong> eure Fähigkeiten, die Fülle eures Wissens <strong>und</strong> eure<br />
Weisheit - all das muss auch anderen zugute kommen. Ihr dürft sie<br />
nicht nur für den eigenen Nutzen einsetzen. Ihr müsst alle Wesen in<br />
euer Herz schliessen, <strong>und</strong> das muss sich in eurem Denken widerspiegeln.<br />
(...)<br />
360
Im Garten des Herzens müsst ihr die Rose der Göttlichkeit, den Jasmin<br />
der Bescheidenheit <strong>und</strong> den Magnolienbaum der Grosszügigkeit<br />
pflanzen <strong>und</strong> pflegen. Jeder Schüler auf dem spirituellen Pfad sollte<br />
Tabletten des Unterscheidungsvermögens, Tropfen der Selbstbeherrschung<br />
<strong>und</strong> die drei Pülverchen: Glauben, Hingabe <strong>und</strong> Geduld in<br />
seiner Hausapotheke bereit haben. Mit diesen Mitteln kann er die gefährliche<br />
Krankheit der Unwissenheit bekämpfen. (7-38/41)<br />
Weltprobleme nehmen heute andere Formen <strong>und</strong> grössere Ausmasse<br />
an. Sie sind nicht mehr auf bestimmte Gruppen <strong>und</strong> Länder beschränkt,<br />
sondern sind global <strong>und</strong> betreffen die ganze Menschheit.<br />
Auf der einen Seite stossen Wissenschaft <strong>und</strong> Technik in den Weltraum<br />
vor, <strong>und</strong> durch Kunststoffe, Elektronik <strong>und</strong> Computer-Technik<br />
werden Ergebnisse erzielt, die ans W<strong>und</strong>erbare grenzen. Auf der anderen<br />
Seite wird die Menschheit von nationalen, religiösen <strong>und</strong> rassischen<br />
Konflikten, von engen Gruppeninteressen <strong>und</strong> von Studentenunruhen<br />
heimgesucht. Diese haben in der ganzen Welt zu Disziplin<strong>und</strong><br />
Zügellosigkeit geführt. (...)<br />
Was die Welt heute braucht, ist weder eine neue Gesellschaftsordnung<br />
oder ein neues Bildungssystem noch eine neue Religion. Das<br />
Heilmittel besteht in einem geläuterten Geist. Das Heilige muss in den<br />
Herzen aller Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen Wurzeln schlagen <strong>und</strong> wachsen.<br />
Dafür Sorge zu tragen, das müssen die Guten <strong>und</strong> Gottesfürchtigen<br />
als ihre besondere spirituelle Aufgabe ansehen.<br />
Nur spirituelle Bildung kann bei dieser Aufgabe zum Erfolg führen.<br />
Aber der Mensch setzt heute sein ganzes Vertrauen in die materiellen<br />
Güter, die er erwerben <strong>und</strong> anhäufen kann. Er will nichts aufgeben<br />
<strong>und</strong> auf nichts verzichten. Er glaubt nicht an die Wahrheit. (...)<br />
<strong>Der</strong> Mensch hat zwar das Verlangen, alles zu wissen, aber es verlangt<br />
ihn nicht danach, die Wahrheit über sein eigenes Selbst zu erfahren.<br />
(...)<br />
<strong>Der</strong> Mensch sollte wissen, dass er in den „drei Welten“, in den „drei<br />
Ebenen der Zeit“ <strong>und</strong> in den „drei Bewusstseinszuständen des täglichen<br />
Lebens“ (Wachen, Traum <strong>und</strong> Tiefschlaf) nicht die geringste<br />
Spur echten Glücks erwarten kann. (...)<br />
Deshalb solltet ihr euch das Wissen aneignen, durch welches ihr euch<br />
eures wirklichen Selbst bewusst werdet. Mit dieser Erkenntnis könnt<br />
ihr euren eigenen Durst löschen <strong>und</strong> einen Beitrag zur Ges<strong>und</strong>ung<br />
der ganzen Menschheit leisten. (7-48/52)<br />
361
<strong>Der</strong> Mensch muss während seines Lebens viele Ziele erreichen. Das<br />
höchste <strong>und</strong> wertvollste davon ist, die Gnade <strong>und</strong> die Liebe Gottes zu<br />
gewinnen. Die Liebe Gottes verleiht ihm die Weisheit, die er braucht,<br />
um inneren Frieden zu finden. Jeder sollte sich darum bemühen, das<br />
Wesen des Göttlichen zu verstehen. Zunächst wird der Mensch natürlich<br />
das abstrakte Phänomen des Absoluten nicht begreifen. Um es<br />
erfassen zu können, muss er ihm anfangs eine Form <strong>und</strong> bestimmte<br />
Eigenschaften zuordnen. Dann muss er, der selbst auch eine Manifestation<br />
göttlicher Energie ist, Schritt für Schritt versuchen, es in sich<br />
selbst zu finden. Wer sich um Erfolg auf diesem Gebiet bemüht, ist jedoch<br />
nicht nur ein Einzelwesen mit dem Recht, sein Ziel zu verfolgen.<br />
Er muss sich auch im Geist des Dienens durch gute Taten die Dankbarkeit<br />
anderer verdienen. Nur dadurch kann er die verschiedenen<br />
Ebenen seines Bewusstseins läutern, <strong>und</strong> so die Voraussetzung für<br />
seinen spirituellen Fortschritt schaffen.<br />
Asketisches Leben bedeutet nicht nur, sich bei Eintritt in die vierte Lebensphase<br />
von der Welt zurückzuziehen <strong>und</strong> als Mönch in der Einsamkeit<br />
das harte Leben eines Asketen zu führen. Es bedeutet vielmehr,<br />
unter Menschen zu leben, deren Freuden <strong>und</strong> Sorgen zu teilen,<br />
sie zu unterweisen <strong>und</strong> ihnen die Inspiration zu vermitteln, die sie so<br />
nötig brauchen. Das sind die Aufgaben, die ein Mensch in dieser Lebensphase<br />
erfüllen sollte. (...)<br />
Den Namen „Bildung“ verdient nur das, was den Geist des Menschen<br />
auf das Erlangen der reinen Glückseligkeit ausrichtet. Das allerdings<br />
erfordert unermüdliche Anstrengung. Die Schriften erklären: „Glück<br />
kann nicht durch Glück erworben werden.“ <strong>Der</strong> Weg zum Glück führt<br />
über die schmerzhafte Trennung von liebgewordenen Gewohnheiten.<br />
Durch eine entsprechende Erziehung muss der Mensch auf diesen<br />
Weg geführt werden. Wenn er die Segnungen kennt, die reinem<br />
Glück entspringen, wird er gern die Mühen einer solchen Ausbildung<br />
auf sich nehmen.<br />
Alle, die als Menschen geboren sind, müssen dazu angehalten werden,<br />
ausser dem auf das Materielle ausgerichteten Wissen auch das<br />
Wissen über die transzendente Wirklichkeit zu erwerben. Nur diese<br />
Art des Wissens führt zur Erkenntnis des Göttlichen Selbst <strong>und</strong> befähigt<br />
den Menschen, die damit verb<strong>und</strong>ene höchste Glückseligkeit zu<br />
erfahren. (7-53/57)<br />
So wie Licht <strong>und</strong> Dunkelheit nicht gleichzeitig denselben Raum erfüllen<br />
können, so können auch Wissen <strong>und</strong> Unwissenheit nicht neben-<br />
362
einander bestehen. Darum müssen alle, die nach spirituellem Fortschritt<br />
streben, ihr Bewusstsein läutern <strong>und</strong> ihr innerstes Selbst durch<br />
göttliches Wissen erleuchten lassen. (7-58)<br />
Glaubt nicht, dass die Veden eine Ansammlung furchterregender Regeln,<br />
Einschränkungen <strong>und</strong> Gesetze darstellen. Sie alle sind von<br />
Gott, dem Herrn, als Gesetzgeber festgelegt. Alle Elemente des Kosmos,<br />
jedes kleinste Teilchen, wo es auch sei, folgt in jedem Augenblick<br />
seinen Befehlen. Das lehren euch die Veden. Nichts kann höher<br />
<strong>und</strong> heilsamer sein, als einem solchen Herrn zu dienen. Man muss ihn<br />
lieben, mehr als alles andere in der Welt. Er muss als der Eine <strong>und</strong><br />
Einzige geliebt <strong>und</strong> angebetet werden. Dies ist die Frucht, die wahre<br />
Bildung hervorbringen muss.<br />
<strong>Der</strong> Lotos ist tief im Wasser verwurzelt, aber seine Blüte schwimmt<br />
auf der Oberfläche des Wassers, ohne nass zu werden. So muss<br />
auch der Mensch in dieser Welt leben - in ihr, für sie, aber nicht abhängig<br />
von ihr. Es ist die besondere Aufgabe einer höheren Bildung,<br />
die Jugend auf diese Rolle vorzubereiten. <strong>Der</strong> Mensch muss also mit<br />
dem Herzen bei Gott sein <strong>und</strong> mit den Händen seine Arbeit tun. (...)<br />
Die Naturwissenschaften können der Menschheit nur dazu verhelfen,<br />
sie mit Nahrung, Kleidung <strong>und</strong> anderen materiellen Dingen zu versorgen.<br />
Die spirituelle Wissenschaft allein kann den Menschen Stärke<br />
<strong>und</strong> Festigkeit verleihen. Studenten sollten dieser Tatsache besondere<br />
Aufmerksamkeit schenken. (7-63/65)<br />
<strong>Der</strong> Mensch ist seinem innersten Wesen nach Gott. Jede seiner<br />
Handlungen muss zu einem Gottesdienst erhoben werden. Die heutigen<br />
Studenten wissen aber nicht, was der Mensch <strong>und</strong> was Gott wirklich<br />
ist. Wie kann jemand den Anspruch erheben, gebildet zu sein,<br />
wenn er keine klare Vorstellung von dem Gott-Mensch-Geheimnis<br />
hat? (...)<br />
Wer das nicht erkannt hat, kann nicht behaupten, sich selbst zu kennen.<br />
Wozu kann ein Studium nützlich sein, das nicht einmal die<br />
Kenntnis des eigenen Selbst vermittelt? (...)<br />
Es ist eine vornehme Pflicht <strong>und</strong> die primäre Aufgabe eines Studenten,<br />
dem Vaterland zu dienen. Ein Student kann nicht behaupten, viel<br />
gelernt zu haben, wenn er nicht in der Lage ist, seine Pflicht zu erkennen<br />
<strong>und</strong> zu erfüllen, <strong>und</strong> die entsprechenden Entscheidungen zu treffen,<br />
wenn sie von ihm gefordert werden. <strong>Der</strong> Intellektuelle, ebenso<br />
wie der Student in der Ausbildung, muss bescheiden <strong>und</strong> einfach sein<br />
<strong>und</strong> jede Überheblichkeit vermeiden. (7-72/73)<br />
363
<strong>Lehre</strong>r, die nur um des Gehalts willen unterrichten, <strong>und</strong> Studenten,<br />
die sich während des Studiums nur Gedanken über ihre zukünftigen<br />
Positionen machen, sind beide mit falschen Motiven bei der Arbeit. Es<br />
ist die Aufgabe <strong>und</strong> Pflicht des <strong>Lehre</strong>rs, seine Schüler so zu unterrichten,<br />
dass sich deren verborgene Talente entwickeln können. <strong>Der</strong><br />
Schüler muss das Göttliche in sich selbst zur Entfaltung bringen <strong>und</strong><br />
sich darauf vorbereiten, der Gesellschaft mit seinen Fähigkeiten <strong>und</strong><br />
seinem Wissen zu dienen. (...)<br />
Dem Menschen wurden drei Instrumente gegeben: der Geist, in dem<br />
die Gedanken entstehen, die Sprache, mit deren Hilfe er seine Gedanken<br />
mitteilen kann, <strong>und</strong> die Fähigkeit des Handelns, durch die er<br />
seine Gedanken allein oder mit anderen, für sich oder für andere in<br />
die Tat umsetzen kann. (7-83)<br />
Von den drei Werkzeugen, die dem Menschen zum Denken, Sprechen<br />
<strong>und</strong> Handeln zur Verfügung stehen, ist das dritte der Körper,<br />
dessen Hände den Gedanken ausführen, der in Worten ausgedrückt<br />
wurde. Die Tat, das Handeln, die Arbeit, mit denen die Hände beschäftigt<br />
sind, sind die Ursache für Glück oder Unglück der Menschen.<br />
(...)<br />
Die Hände sind nicht die einzigen Werkzeuge, die zu den Folgen des<br />
Handelns beitragen. Bei allem, was ihr tut, seht <strong>und</strong> hört, müsst ihr auf<br />
Lauterkeit bedacht sein. Gedanke, Wort <strong>und</strong> Tat müssen von Stolz,<br />
Habsucht <strong>und</strong> Hass frei sein. (...)<br />
Studenten studieren nur einige Jahre, aber ein <strong>Lehre</strong>r muss, um diesen<br />
Namen zu verdienen, sein Studium ohne Unterbrechung fortsetzen.<br />
<strong>Lehre</strong>r sind deshalb die einzigen wirklichen Studenten. Die Antwort<br />
auf die Frage, wer ein wirklicher Student ist, lautet daher: „<strong>Der</strong><br />
<strong>Lehre</strong>r.“ Das Motto des inspirierten <strong>Lehre</strong>rs muss sein: „Ich werde der<br />
ideale Student sein, dem meine Schüler nacheifern können!“ Ein solcher<br />
<strong>Lehre</strong>r hat erkannt, was seine Pflicht ist. <strong>Der</strong> <strong>Lehre</strong>r muss auf die<br />
Ebene des Schülers herabsteigen. Wenn er das nicht tut <strong>und</strong> dennoch<br />
seinen Beruf ausübt, kann man sich vorstellen, was aus dem<br />
Schüler wird! (...)<br />
Die <strong>Lehre</strong>r sind für das Verhalten <strong>und</strong> den Charakter der Schüler verantwortlich,<br />
denn sie beeinflussen die Jugend durch ihr Wissen <strong>und</strong><br />
ihr Vorbild. (...)<br />
Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit (sat-cit-ananda) ist Energie. Alles ist<br />
Energie, <strong>und</strong> Gott ist der Ursprung der Energie. Sie ist die Basis der<br />
Existenz des Menschen. Heute wird überall konstruiert <strong>und</strong> gebaut,<br />
364
aber nicht auf dieser Basis. Das allem zugr<strong>und</strong>e liegende Göttliche<br />
Prinzip wird vernachlässigt. Man ist fasziniert von Projekten <strong>und</strong> Forschungen,<br />
die versprechen, den Magen des Menschen zu füllen <strong>und</strong><br />
ihn materiell glücklich <strong>und</strong> stark zu machen.<br />
Doch die wahre Wirklichkeit ist das Göttliche, das allem zugr<strong>und</strong>e<br />
liegt. <strong>Der</strong> Mensch muss sich entweder der höchsten Wahrheit des Einen<br />
Seins, das die Gr<strong>und</strong>lage alles Werdens ist, bewusst sein, oder<br />
zumindest die praktische Wahrheit kennen, dass Liebe <strong>und</strong> Brüderlichkeit<br />
für das glückliche Zusammenleben der Menschen unerlässlich<br />
sind. Das sind die Grenzen, innerhalb derer sich die Bildung bewegen<br />
muss: die Startlinie <strong>und</strong> das Ziel. (7-87/90)<br />
Wie die Sonne den Nebel, so löst das wahre Wissen die Unwissenheit<br />
auf. Wahres Wissen erwirbt man durch unaufhörliches Nachforschen.<br />
Ihr müsst euch ständig damit befassen, das Wesen des Göttlich-Absoluten<br />
zu erforschen, <strong>und</strong> euch mit der Wirklichkeit des “Ich”, den<br />
Umwandlungen, die dem Einzelnen bei Geburt <strong>und</strong> Tod widerfahren,<br />
<strong>und</strong> dergleichen Themen beschäftigen. Wie man die Hülse entfernt,<br />
die das Reiskorn umschliesst, so muss auch die Unwissenheit, die<br />
dem menschlichen Geist anhaftet, beseitigt werden. Dies geschieht<br />
durch ständiges, wie Abschmirgeln wirkendes Erforschen des Göttlichen<br />
Selbst. Nur wenn ein Mensch vollkommenes Wissen gewonnen<br />
hat, kann er erlöst werden oder - anders ausgedrückt - Befreiung erlangen.<br />
Wenn der Mensch dieses Wissen vom Göttlichen Selbst erreicht<br />
hat, muss er dem Weg des Göttlich-Absoluten folgen <strong>und</strong> in<br />
Entsprechung zur neugewonnenen Weisheit handeln. (...)<br />
Wenn Unwissenheit <strong>und</strong> ihre Begleiterin, die Täuschung, verschwinden,<br />
dann leuchtet in jedem das Göttliche Selbst in seiner Herrlichkeit.<br />
Alles, was ihr seht, ist wie eine Luftspiegelung: Dem wirklichen<br />
Sein wird etwas überlagert, <strong>und</strong> ihr haltet irrtümlich die Überlagerung<br />
für das Wirkliche. Dinge haben einen Anfang <strong>und</strong> ein Ende; sie entfalten<br />
sich <strong>und</strong> bilden sich zurück. Evolution findet ebenso wie Involution<br />
statt. Wenn alles durch Involution, die universale Auflösung, wieder<br />
aufgehoben ist, hat nur noch die Urnatur, die ursächliche Substanz,<br />
Bestand. Nur die nicht manifestierte Ursache überlebt die universale<br />
Auflösung. (...)<br />
Um dieses Selbst, diese Verkörperung der Weisheit, zu verwirklichen,<br />
sind vier Hindernisse zu überwinden: Schlaf, Rastlosigkeit, Verstrikkung<br />
<strong>und</strong> das noch dualitätsgeb<strong>und</strong>ene Glücksempfinden. Lasst uns<br />
diese Hindernisse eins nach dem anderen betrachten. (...)<br />
365
Schläfrigkeit: Wenn der spirituell Strebende während der Meditation<br />
mit dem Schlaf zu kämpfen hat, muss er mit dem Vorgang der Meditation<br />
wieder neu beginnen. Schläfrigkeit <strong>und</strong> Einschlafen während<br />
der Meditation werden für gewöhnlich durch Verdauungsstörungen<br />
erzeugt. Aber auch übermässiges Essen, Erschöpfung durch zu viel<br />
Bewegung <strong>und</strong> nicht genug Schlaf in der Nacht bewirken Schläfrigkeit<br />
<strong>und</strong> Dumpfheit. (...)<br />
Rastlosigkeit: <strong>Der</strong> Geist des Menschen neigt dazu, äusseren Objekten<br />
nachzujagen. Deshalb ist ständiges Bemühen notwendig, um ihn<br />
nach innen zu lenken, weg von den Anziehungen der an die Sinne geb<strong>und</strong>enen<br />
Eindrücke. Dies muss durch strikte Anwendung der Urteilskraft<br />
<strong>und</strong> durch geistige Nachforschung geschehen. Unterscheide,<br />
<strong>und</strong> lass dich innerlich davon überzeugen, dass diese an die Sinne<br />
geb<strong>und</strong>enen Eindrücke flüchtig, vorübergehend, wandelbar, dem<br />
Verfall unterworfen <strong>und</strong> deshalb unwirklich sind; sie sind relativ wahr,<br />
aber nicht absolut wahr. Überzeugt euch davon, dass das, was als<br />
freudebringend gesucht <strong>und</strong> als schmerzhaft gemieden wird, nur die<br />
flüchtigen Produkte aus dem Kontakt mit den Sinnen sind. Schult<br />
euch in dieser Weise, um den Ablenkungen der äusseren Welt zu entgehen<br />
<strong>und</strong> tief in die Meditation einzutauchen. (...)<br />
Verstrickung: <strong>Der</strong> Geist wird mit gewaltiger Kraft durch all die unbewussten<br />
inneren leidenschaftlichen Impulse, Triebe <strong>und</strong> Bindungen<br />
zur äusseren Welt <strong>und</strong> ihren vielfältigen Reizen hingezogen. Deshalb<br />
erleidet der Mensch unsagbares Elend <strong>und</strong> kann sich sogar tief darin<br />
verlieren. Dieses Stadium bezeichnet man als Verstrickung oder Niedergang.<br />
(...)<br />
Das dualitätsgeb<strong>und</strong>ene Glücksempfinden: Wenn die Verstrickung<br />
<strong>und</strong> die Rastlosigkeit überw<strong>und</strong>en sind, erlangt man die Glückseligkeit<br />
der höchsten Subjekt-Objekt-Beziehung. Diesen Zustand nennt<br />
man den Genuss der Glückseligkeit. Aber selbst dies ist nicht jene<br />
höchste, unübertreffliche Glückseligkeit, die man nicht erreicht oder<br />
erwirbt, sondern die einfach IST; derer man sozusagen gewahr wird.<br />
Die Süsse der noch dualitätsbezogenen Einheitserfahrung ist eine<br />
Versuchung, die man zu meiden hat, denn sie ist nur das Zweitbeste.<br />
Sie schenkt aber genügend Freude, um als Hindernis zu wirken. (...)<br />
Wenn die Sonne aufgeht, verschwinden sowohl die Dunkelheit als<br />
auch die Sorgen, die aus der Dunkelheit entstehen. Ähnlich gibt es für<br />
die Menschen, die das Göttliche Selbst verwirklicht haben, keine Bindung<br />
mehr noch das Leid, das aus Bindung entsteht.<br />
Wenn ihr den Geist richtig beherrscht <strong>und</strong> schult, kann er euch zur<br />
366
Befreiung führen. Er muss von dem Gedanken an Gott durchdrungen<br />
sein; das hilft, sich geistig in das Wesen der Wirklichkeit zu vertiefen.<br />
Das Ich-Bewusstsein verschwindet, wenn der Geist sich von Anziehungskräften<br />
frei macht <strong>und</strong> gereinigt ist. In keiner Weise von der<br />
Welt berührt zu sein, ist der Weg zur Selbstverwirklichung. Ihr könnt<br />
sie nicht im Himmel oder auf dem Berg Kailasa erlangen.<br />
Die Flamme des Wünschens kann nur gelöscht werden, wenn ihr<br />
eure Gedanken <strong>und</strong> Gefühle bezwingt. Gedanken <strong>und</strong> Gefühle können<br />
nur überw<strong>und</strong>en werden, wenn ihr die Flammen des Wünschens<br />
auslöscht. Gedanken sind die Saat, Wünsche der Baum. Allein die Erkenntnis<br />
des Göttlichen Selbst kann diesen Baum entwurzeln. In dieser<br />
Weise sind Gedanken <strong>und</strong> Gefühle, Wünsche <strong>und</strong> die Erkenntnis<br />
des Selbst miteinander verwoben. (14-9/13)<br />
<strong>Der</strong> zu Lebzeiten Befreite ist fest in der Erkenntnis des Selbst verankert.<br />
Er hat dies erreicht, indem er sich mit der Unwirklichkeit der Welt<br />
auseinandersetzte <strong>und</strong> über ihre Schwächen <strong>und</strong> Fehler nachsann.<br />
Dadurch hat er Einsicht in das Wesen von Freude <strong>und</strong> Leid <strong>und</strong><br />
Gleichmut beiden gegenüber entwickelt. Er weiss, dass Wohlstand,<br />
weltliche Freude <strong>und</strong> weltliches Vergnügen alle wertlos, ja giftig sind.<br />
Er nimmt Lob, Tadel <strong>und</strong> sogar Schläge mit ruhiger Zuversicht hin <strong>und</strong><br />
wird weder von Ehre noch von Schande beeinflusst. Natürlich erreichte<br />
der zu Lebzeiten Befreite dieses Stadium erst nach langen Jahren<br />
systematischer Disziplin <strong>und</strong> unaufhörlichen Strebens, die er beibehielt,<br />
auch wenn Not, Verzweiflung <strong>und</strong> Zweifel ihn überfielen. Misserfolge<br />
haben ihn nur noch unerbittlicher gemacht in der Selbstprüfung<br />
<strong>und</strong> ernsthafter darin, der vorgeschriebenen Disziplin zu folgen.<br />
Als die “unmittelbare Wahrnehmung des Göttlich-Absoluten” wird der<br />
Zustand bezeichnet, in dem der Aspirant seine Einheit mit dem Göttlich-Absoluten<br />
nicht mehr als unwahrscheinlich oder unmöglich anzweifelt,<br />
sondern sicher weiss, dass die beiden Wesenheiten - individuelle<br />
Seele <strong>und</strong> Gott - eins sind, eins gewesen sind <strong>und</strong> immer eins<br />
sein werden. In diesem Zustand leidet der Aspirant nicht länger an<br />
Verwirrung. Er verwechselt nicht mehr fälschlicherweise eine Sache<br />
mit einer anderen <strong>und</strong> überlagert nicht eine Sache einer anderen. (...)<br />
Im Gegensatz zu vorher behauptet er auch nicht mehr, dass das<br />
Strahlen des Göttlichen nicht in ihm sei. Im Herzen <strong>und</strong> Zentrum eines<br />
jeden Wesens existiert das höchste Selbst, winziger als das winzigste<br />
Molekül, grösser als das grösste wahrnehmbare Objekt, kleiner als<br />
das Kleinste, grösser als das Grösste. Deshalb erleidet der weise<br />
367
Mensch, der in sich das Göttliche Selbst geschaut hat, niemals<br />
Schmerz. (...) <strong>Der</strong> spirituelle Sucher muss seine Aufmerksamkeit von<br />
der äusseren Welt weglenken <strong>und</strong> nach innen schauen. Er muss seine<br />
Sicht zum Selbst hinwenden. Er muss den Ablauf seiner Gedanken<br />
analysieren <strong>und</strong> selbst herausfinden, von wo all die Veränderungen<br />
<strong>und</strong> das Rastlose in ihm herrühren. Auf diese Weise muss jede<br />
Spur von Absicht <strong>und</strong> Wille verschwinden. Danach ist der einzige Gedanke,<br />
der sich im Geist festsetzt, der des Göttlich-Absoluten. Die<br />
einzige Empfindung, die dann das Gemüt beherrscht, ist das Empfinden<br />
von Glückseligkeit, erwachsen aus der Verankerung des Geistes<br />
im Zustand von Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit.<br />
Solch ein Weiser wird von Freude oder Leid nicht berührt, denn er ist<br />
vollkommen in das Meer der Glückseligkeit des Selbst eingetaucht<br />
<strong>und</strong> befindet sich über <strong>und</strong> jenseits der Reichweite weltlicher Angelegenheiten.<br />
(...)<br />
Ihr müsst den Geist auf die Betrachtung des Göttlich-Absoluten ausrichten<br />
<strong>und</strong> danach streben, den Weg des Göttlich-Absoluten zu gehen<br />
<strong>und</strong> in Gott, mit Gott zu leben. Die Erkenntnis des Selbst ist nur<br />
durch den dreifachen Weg zu erlangen: Wünsche <strong>und</strong> Neigungen<br />
aufzugeben, Gedanken <strong>und</strong> Gefühle auszulöschen <strong>und</strong> die Erfahrungswelt<br />
zu analysieren, um die Wirklichkeit zu erfassen. Ohne diese<br />
drei Schritte kann das Selbst nicht erkannt werden. Die Neigungen<br />
<strong>und</strong> Impulse treiben den Geist weiter zur Sinnenwelt <strong>und</strong> binden euch<br />
an Freude <strong>und</strong> Leid. Deshalb müssen die Triebe <strong>und</strong> Neigungen beherrscht<br />
werden. Dies ist durch Unterscheidungskraft, Meditation<br />
über das Selbst, stetes geistiges Nachforschen, Gelassenheit,<br />
Selbstkontrolle, Loslösung <strong>und</strong> derartige Disziplinen zu erreichen. (...)<br />
<strong>Der</strong> weise Mensch schöpft volle Glückseligkeit aus seinem eigenen<br />
Selbst <strong>und</strong> sucht sie nicht irgendwo ausserhalb seiner selbst. Tatsächlich<br />
hegt er keinen Wunsch oder Plan, in irgendetwas Äusserlichem<br />
Freude zu finden. Er ist zufrieden mit der Freude, die er von innen<br />
erhält. Die Grösse eines Weisen ist jenseits aller Beschreibung,<br />
sogar jenseits eurer Vorstellungskraft! (...)<br />
Alle Wasserblasen bestehen aus demselben Wasser. Ebenso ist<br />
auch die Vielfalt von Name <strong>und</strong> Form, diese ganze geschaffene Welt,<br />
nichts als dasselbe Göttlich-Absolute. Dies ist die eingeprägte Überzeugung<br />
des Weisen, sogar seine echte ursprüngliche Erfahrung. So<br />
wie alle Flüsse ins Meer fliessen <strong>und</strong> sich darin verlieren, so verlieren<br />
sich alle Wünsche in dem strahlenden Bewusstsein der verwirklichten<br />
Seele. (14-14/18)<br />
368
Im Hinblick auf die heilige Pflicht erwähnen die Heiligen Schriften vier<br />
Gegebenheiten, die euer Leben bestimmen. Diese sind: das Prinzip<br />
der Göttlichen Ordnung, Wohlstand, Verlangen <strong>und</strong> Erlösung. Jeder<br />
erfahrene Schriftgelehrte wird bestätigen, dass das Wichtigste davon<br />
die Befreiung des Geistes, die Erlösung ist. Das ist das höchste Ziel<br />
im Leben. Darauf kommt es an <strong>und</strong> darauf müsst ihr euch konzentrieren.<br />
Ihr mögt nun fragen: „Wenn Erlösung das höchste <strong>und</strong> letzte Ziel<br />
ist, warum dann Wohlstand <strong>und</strong> Verlangen überhaupt erwähnen?“<br />
Das hat einen guten Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> eine tiefe Bedeutung. Erlösung, die<br />
Befreiung des Geistes, ist die letzte <strong>und</strong> höchste Stufe. Sie ist die Bestimmung<br />
des Menschen. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht ihr etwas,<br />
das euch als Leiter dienen kann. Diese wird euch bei eurem Aufstieg<br />
gute Dienste leisten, wenn sie einen sicheren Stand auf der<br />
Erde hat. Ihr müsst also bestrebt sein, dieser Leiter, die aus zwei Holmen<br />
<strong>und</strong> den Sprossen, Wohlstand <strong>und</strong> Verlangen, besteht, einen festen<br />
Stand auf dem Boden zu geben, der mit der Göttlichen Ordnung<br />
verglichen werden kann. Auf dieser Leiter könnt ihr aufsteigen <strong>und</strong> die<br />
höchste Stufe, die der Erlösung, erreichen. Das F<strong>und</strong>ament ist die Erde,<br />
das Ziel die Erlösung. <strong>Der</strong> sichere Stand der Leiter hängt davon<br />
ab, ob euer Leben der Göttlichen Ordnung entspricht. Nur wenn euer<br />
Hauptinteresse dem F<strong>und</strong>ament <strong>und</strong> dem Ziel <strong>und</strong> der Befreiung gilt,<br />
nur dann erhalten die Zwischenstufen Wohlstand <strong>und</strong> Verlangen ihre<br />
angemessene Bedeutung. Wenn ihr dagegen die Basis <strong>und</strong> das Ziel<br />
aus den Augen verliert, dann sind Wohlstand <strong>und</strong> Verlangen völlig<br />
sinnlos.<br />
Jeder, der in diese Welt hineingeboren wurde, sollte sich bemühen,<br />
ihr Wesen <strong>und</strong> ihre Bedeutung zu verstehen. Die ganze Schöpfung<br />
ruht auf Gesetzmässigkeit, <strong>und</strong> auch ihr solltet in eurem Verhalten der<br />
Göttlichen Ordnung folgen, das heisst, rechtschaffen leben. (...)<br />
Das Studium der Upanishaden lehrt euch, dass OM, die Urschwingung,<br />
identisch mit dem Göttlich-Absoluten ist. „Gott ist Eins, nichts<br />
als Eins, <strong>und</strong> ausser diesem Einen gibt es kein Zweites.“ Wenn ihr<br />
euch an die <strong>Lehre</strong>n der grossen Seher erinnert, werdet ihr erkennen,<br />
dass die Welt nur Eines ist, nichts als Eins. Dass die Erkenntnis von<br />
der Wirklichkeit der Nicht-Dualität von den Vertretern dualistischer<br />
Philosophien nicht geteilt wird, schadet nichts. Früher oder später,<br />
wenn die Forschung weiter fortgeschritten ist, wird der dualistische<br />
Philosoph ebenso wie jeder andere, sei er gläubig oder nicht, Yogi<br />
oder Lebemann, die Nicht-Dualität als die der Wirklichkeit entsprechende<br />
Philosophie anerkennen müssen. Wenn ihr in die Tiefe geht<br />
<strong>und</strong> das Wesen der Welt richtig untersucht, werdet ihr erkennen, dass<br />
369
in Wirklichkeit alles Eins ist, dass es keinen Dualismus gibt, <strong>und</strong> letzten<br />
Endes wird sich euch das All-Eine in dieser Welt offenbaren. Die<br />
vielfältigen Erscheinungsformen sind nur Reflexionen eurer eigenen<br />
Vorstellungen. Das wird auch mit dem Wort Unwissenheit bezeichnet.<br />
(...)<br />
Ebenso wie der Zucker den man ins Wasser geschüttet hat in jedem<br />
Tropfen enthalten ist, so manifestiert sich Gott in dieser Welt <strong>und</strong> ist<br />
gegenwärtig in allem, was ist. Man kann ihn nicht sehen, man kann<br />
ihn nicht fühlen, man kann ihn nur durch Erfahrung im Sein dieser<br />
Welt erkennen. Ausser dieser Erfahrung hat der physische Körper<br />
keine anderen Mittel, um das Göttlich-Absolute, das allgegenwärtig ist<br />
<strong>und</strong> alles durchdringt, wahrzunehmen. Nur wer diese Erkenntnis im<br />
eigenen Erleben erworben hat, kann etwas über das Wesen Gottes,<br />
seine Allgegenwart usw. aussagen. Diese eigene Erfahrung allein<br />
vermittelt die Autorität, über Gottes Allgegenwart zu sprechen. (...)<br />
Obwohl ihr die Tatsache, dass Gott allen Lebewesen der Welt innewohnt,<br />
für wahr haltet, müsst ihr feststellen, dass ihr immer noch grosse<br />
Unterschiede zwischen den Erscheinungsformen des einen <strong>und</strong><br />
des anderen Lebewesens macht. Nehmen wir als Beispiel eine Ameise:<br />
Wenn sie euch zu nahe kommt, fegt ihr sie einfach beiseite. Wenn<br />
ihr aber eine Schlange seht, fürchtet ihr euch vor ihr <strong>und</strong> rennt davon.<br />
Die Tatsache, dass ihr euch diesen beiden Lebewesen gegenüber so<br />
unterschiedlich verhaltet, zeigt, dass ihr das Gefühl für die Gegenwart<br />
Gottes <strong>und</strong> für seine Existenz in allen Lebewesen noch nicht habt.<br />
1972, (34-70/73)<br />
Solange ihr Gott in der Form verehrt <strong>und</strong> ihm Eigenschaften zuschreibt,<br />
ist er auch an einen bestimmten Ort geb<strong>und</strong>en. Am Anfang<br />
müsst ihr deshalb zu einer gegebenen Zeit diesen bestimmten Ort<br />
aufsuchen <strong>und</strong> Gott dort anbeten, um seines Segens teilhaftig zu werden<br />
<strong>und</strong> glücklich zu sein. Erst wenn ihr die Nicht-Dualität in ihrer ganzen<br />
Bedeutung verstanden <strong>und</strong> selbst erfahren habt, ist das nicht<br />
mehr notwendig. Aber solange ihr nur theoretisches Wissen über die<br />
Nicht-Dualität besitzt <strong>und</strong> keine eigene Erfahrung habt, solange<br />
müsst ihr diese Orte aufsuchen, solange sind auch Pilgerfahrten nützlich.<br />
Denn wenn ihr Gott mit einem bestimmten Namen anruft, sucht<br />
ihr die Form. Und Form ist an Raum <strong>und</strong> Zeit geb<strong>und</strong>en. Wenn ihr<br />
aber das Göttlich-Absolute, das Formlose sucht, dann sind die Begrenzungen<br />
von Raum <strong>und</strong> Zeit aufgehoben. 1972, (34-74)<br />
370
Wirkliche Erziehung hat mehr die Bedeutung von Erleuchtung als die<br />
reiner Wissensvermittlung. Aber Reinheit, Bescheidenheit <strong>und</strong> andere<br />
gute Eigenschaften sind aus dem Leben des modernen Menschen<br />
verschw<strong>und</strong>en. Er hat zwar einige gute Eigenschaften, aber er macht<br />
keinen Gebrauch davon. 1972, (34-104)<br />
Jeder Student sollte nach Erkenntnis <strong>und</strong> Wahrheit streben <strong>und</strong> nicht<br />
nach der Erfüllung seiner Wünsche. Bildung wird bereichert durch Bescheidenheit.<br />
Wirkliche Bildung wird nicht durch eine Sammlung von<br />
akademischen Titeln bewiesen, sondern durch starken Charakter <strong>und</strong><br />
angemessenes Verhalten. Bildung heisst nicht, die Opfer zu vergessen,<br />
die eure Eltern gebracht haben, in modischer Kleidung aufzutreten,<br />
die ältere Generation vor den Kopf zu stossen oder allen geistig<br />
Höherstehenden Missachtung entgegenzubringen. Eure Eltern werden<br />
immer glücklich sein, gute Charakterzüge in euch zu finden.<br />
1972, (34-120)<br />
Wenn ihr am Morgen aufwacht, setzt euch hin <strong>und</strong> denkt an Gott.<br />
Stellt euch vor, dass ihr gerade neu geboren worden seid. Gleich<br />
nachdem ihr aufgestanden seid, legt eure Bürden <strong>und</strong> Probleme dem<br />
Herrn zu Füssen. Betet zu ihm, dass er euch führen <strong>und</strong> euer Herz mit<br />
guten Gedanken <strong>und</strong> hohen Idealen füllen möge, die euch als moralische<br />
Unterstützung im Leben dienen können. Wenn ihr abends zu<br />
Bett geht, stellt euch vor, dass der Schlaf auch eine Art von Tod ist.<br />
Sagt euch, dass ihr während des Tages den Geboten Gottes gefolgt<br />
seid. Solltet ihr in irgendetwas versagt haben, bittet um Vergebung<br />
<strong>und</strong> um Führung. Bevor ihr am Morgen mit eurer Arbeit beginnt, habt<br />
unbedingtes Vertrauen in Gott, <strong>und</strong> wenn ihr am Abend zu Bett geht,<br />
bittet ihn darum, euch zu helfen, auf dem rechten Weg zu bleiben.<br />
Wenn ihr mit solchen Gebeten euren Tag beginnt <strong>und</strong> beendet, wird<br />
euch das helfen, eine höhere Lebensqualität zu entwickeln. Selbst<br />
<strong>beim</strong> Baden solltet ihr an Gott denken, dann wird mit der äusseren<br />
auch die innere Reinigung vollzogen. Bittet vor jeder Mahlzeit Gott um<br />
seinen Segen. Die Speise wird dadurch ein Geschenk des Herrn für<br />
den Menschen. Selbst wenn es nicht möglich ist, reine Speisen zu bekommen<br />
oder solche, die in sauberen Gefässen von Menschen reinen<br />
Herzens zubereitet wurden, so werden sie doch vollkommen rein<br />
sein, wenn ihr Gottes Segen erbittet. Wenn möglich, betätigt euch aktiv<br />
in den Hilfsorganisationen eurer Gemeinde <strong>und</strong> eurer Nachbarschaft.<br />
(...)<br />
371
Ihr dürft niemandem Hilfe verweigern, der in Not ist. Macht es euch<br />
zur Gewohnheit, wenn ihr drei Scheiben Brot zu essen habt, eine<br />
Scheibe davon einem Hungrigen abzugeben. Wenn ihr alles Gute,<br />
das ihr habt, mit anderen teilt, dann demonstriert ihr, dass ihr Gott in<br />
allen Kreaturen seht. Ihr alle empfindet grosse Liebe <strong>und</strong> Verehrung<br />
für Swami, aber das ist gar nichts wert, wenn ihr meine <strong>Lehre</strong>n nicht<br />
befolgt. Selbst wenn ihr mich nicht verehrt, jedoch die Wahrheit meiner<br />
Worte im täglichen Leben umsetzt, wird Swamis Gnade immer mit<br />
euch sein. Es hat keinen Zweck, den Namen des Herrn im M<strong>und</strong>e zu<br />
führen, aber den guten <strong>Lehre</strong>n, die er euch gibt, keine Beachtung zu<br />
schenken. 1972, (34-157/158)<br />
Wirkliche Bildung setzt ein Gefühl der Ehrfurcht voraus. Wissen<br />
macht bescheiden. Ohne Bescheidenheit ist es keine Bildung. Und<br />
diese fehlt der heutigen Jugend. Zwischen <strong>Lehre</strong>rn <strong>und</strong> Schülern ergeben<br />
sich Differenzen verschiedenster Art. Es entstehen Spannungen<br />
zwischen Lernenden <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong>nden. Wenn ihr untersucht, wer<br />
dafür verantwortlich ist, dann findet ihr, dass es weder die <strong>Lehre</strong>r<br />
noch die Studenten sind, sondern dass die Politik dabei eine grosse<br />
Rolle spielt. (...)<br />
Nur wenn ihr eure Herzen mit vornehmen Gedanken, kraftvollen Idealen<br />
<strong>und</strong> erhabenen Gefühlen füllt, könnt ihr diese im Land verbreiten.<br />
1972, (34-160/161)<br />
<strong>Der</strong> Mangel an grossen Reformen in unserem Bildungssystem ist weniger<br />
schlimm als die traurige Tatsache, dass unsere Jugend im Namen<br />
der Bildung so schlechte Gewohnheiten erwirbt, dass ihre Eltern<br />
sich in der Öffentlichkeit ihrer schämen müssen. Nur wenn die Ausbildung<br />
inhaltlich mit Opferbereitschaft, Geduld, Ehrlichkeit <strong>und</strong> Liebe<br />
verknüpft ist, kann die Jugend wirklichen Nutzen daraus ziehen. Studenten<br />
werden niemals von einer Ausbildung profitieren, in der diese<br />
edlen Gr<strong>und</strong>sätze fehlen. Bildung besteht nicht darin, Information <strong>und</strong><br />
Fakten aus unzähligen Büchern in sich aufzunehmen. Das Lesen<br />
kann euch höchstens Fachwissen vermitteln, aber niemals gute Eigenschaften<br />
fördern. Ihr müsst eine gute Ausbildung als einen Prozess<br />
betrachten, der euren Charakter formt <strong>und</strong> der euch in die Lage<br />
versetzt, eure Intelligenz zu nutzen <strong>und</strong> euren Verstand zu schärfen,<br />
so dass ihr Recht von Unrecht unterscheiden könnt. Studenten müssen<br />
sich bei ihrem Streben nach Stärke ihrer Verantwortung bewusst<br />
sein. Sie sollten auch wissen, dass es notwendig ist, die Mängel der<br />
372
Gesellschaft <strong>und</strong> der Menschheit im Allgemeinen zu erkennen. Studenten<br />
brauchen drei wesentliche Eigenschaften: Disziplin, Einsatzbereitschaft<br />
<strong>und</strong> Pflichtbewusstsein. Nur wenn sie diese drei Qualitäten<br />
aufweisen, können sie nützliche Glieder der Gesellschaft werden.<br />
Alle Studenten vernachlässigen heute diese drei wichtigen Punkte.<br />
Sie benehmen sich in einer Weise, die erkennen lässt, dass sie nur<br />
darauf aus sind, einen akademischen Titel zu erlangen. Man kann sagen,<br />
dass es ihnen nur um sogenannte höhere Bildung geht <strong>und</strong> sie<br />
sich nicht um ein Allgemeinwissen bemühen. Wer keinen ges<strong>und</strong>en<br />
Menschenverstand hat, gleichgültig wie gebildet er sich auch findet,<br />
wird oftmals im Leben den Eindruck eines Analphabeten machen.<br />
Heutzutage wissen viele nicht einmal, dass man seine Eltern, die für<br />
die Erziehung verantwortlich waren, respektieren muss, noch wie<br />
man sich in Gegenwart von älteren Personen zu benehmen hat. Viele<br />
junge Leute haben kein Gefühl dafür, welche Kleidung sie zu welcher<br />
Gelegenheit tragen sollten. Kann man einen Menschen, dem dieses<br />
elementare Wissen fehlt, als gebildet betrachten? Wenn ihr eure Eltern,<br />
eure <strong>Lehre</strong>r <strong>und</strong> das Alter respektiert <strong>und</strong> die Heiligkeit dieser<br />
Beziehungen aufrechterhaltet, werdet auch ihr in der Zukunft geachtet<br />
werden. Andernfalls werdet ihr von den anderen ignoriert werden.<br />
(...)<br />
<strong>Der</strong> Mensch muss erkennen, dass das Individuum <strong>und</strong> die Gesellschaft<br />
zusammengehören. Das Glück des Einzelnen ist eng mit der<br />
Wohlfahrt der Gesellschaft verknüpft. Diese ist die Voraussetzung für<br />
eine glückliche Welt. Wenn ihr euch als Einzelne eines glücklichen<br />
Lebens erfreuen wollt, müsst ihr einsehen, dass dies nur möglich ist,<br />
wenn auch alle anderen, die Gesellschaft <strong>und</strong> die ganze Welt glücklich<br />
sind. (...)<br />
<strong>Der</strong> Lehrplan sollte auf geistige, religiöse, ethische <strong>und</strong> moralische<br />
Werte ausgerichtet sein. Nur dann wird es möglich sein, die Situation<br />
zu korrigieren. Jeder Jugendliche muss bestrebt sein, Selbstvertrauen<br />
zu entwickeln, damit er Freude <strong>und</strong> Glück empfinden kann. Nur<br />
wenn er opferbereit ist <strong>und</strong> Gutes für andere tut, wird er zur Selbstverwirklichung<br />
gelangen. <strong>Der</strong> Kern aller Religionen ist die <strong>Lehre</strong>, dass<br />
das Herz geläutert <strong>und</strong> das Selbst erkannt werden muss. Das Ziel aller<br />
Religionen ist ein <strong>und</strong> dasselbe. Ihr solltet versuchen, nicht das<br />
Trennende, sondern die allen Religionen gemeinsame wesentliche<br />
Wahrheit zu sehen. 1973, (35-11/13)<br />
Viele der Gebildeten in verantwortlichen Stellungen, deren Aufgabe<br />
373
Erziehung <strong>und</strong> Ausbildung ist, stellen Fragen über den Sinn der Religion<br />
<strong>und</strong> der Kultur <strong>und</strong> über die Bedeutung von Ethik <strong>und</strong> Moral.<br />
Durch diese Fragen zeigen sie ihre Unwissenheit über den gr<strong>und</strong>legenden<br />
Gehalt der Religionen <strong>und</strong> verwirren Köpfe <strong>und</strong> Herzen der<br />
Schüler <strong>und</strong> Studenten. Es wird offenbar, dass sie ihr Wissen nur aus<br />
Büchern bezogen haben, was ihr mit Bücherweisheit bezeichnen<br />
könnt. Sie scheinen überhaupt keine göttliche Erfahrung in ihrem Leben<br />
gemacht zu haben. So ist es um die Verantwortlichen bestellt. Ich<br />
hoffe, dass die Studenten sich so verhalten, dass den führenden Pädagogen<br />
die Augen geöffnet werden. All mein Hoffen <strong>und</strong> Trachten ist<br />
auf die Lebensweise der Jugend gerichtet. Die jungen Menschen von<br />
heute haben eine grosse Chance <strong>und</strong> eine einzigartige Gelegenheit,<br />
die Zukunft ihres Landes in der rechten Weise zu bestimmen. 1973,<br />
(35-15)<br />
Heutzutage werden die Studenten in vielen Fällen dadurch verdorben,<br />
dass sie zu viel Geld haben. Es mag zunächst schwierig erscheinen,<br />
mit wenig Geld auszukommen, aber wenn es gelingt, den<br />
Wunsch nach Geld zum Schweigen zu bringen, lebt man glücklich<br />
<strong>und</strong> in Frieden. Wenn ein Student 10 Rupien braucht, dann wird er<br />
sich entschliessen, um 20 Rupien zu bitten. Das sollten die Eltern in<br />
Betracht ziehen <strong>und</strong> den Kindern nur die Hälfte von dem geben, worum<br />
sie bitten. Das ist sehr wichtig. <strong>Der</strong> Sohn wird zunächst enttäuscht<br />
sein, wenn er nur 10 Rupien bekommt anstatt der zwanzig, um die er<br />
gebeten hatte. Wenn es ihm zuerst auch weh tut, später wird es ihn<br />
stärken. Wenn er aber 20 Rupien bekommt, obwohl er nur zehn Rupien<br />
braucht, so wird das schlechte Fre<strong>und</strong>e anziehen, mit denen er<br />
das Geld ausgeben wird. 1973, (35-120/121)<br />
Schon in der Jugend müsst ihr erkennen, dass die Gegenwart wichtiger<br />
ist als Zukunft <strong>und</strong> Vergangenheit. Das Beste, was ihr tun könnt,<br />
ist, eure Pflicht zu erfüllen. Eure Pflicht ist es, Vater <strong>und</strong> Mutter zu ehren.<br />
Eure Pflicht ist es, euch von schlechten Einflüssen fernzuhalten<br />
<strong>und</strong> jede Aufgabe, die ihr übernommen habt, nach bestem Wissen<br />
<strong>und</strong> Gewissen zu erfüllen. Wenn ihr das tut, werdet ihr Grosses vollbringen<br />
<strong>und</strong> eurem Land auf die beste Weise dienen. Daraus ergibt<br />
sich, dass ihr euch in eurem Alter zu Disziplin, Pflichterfüllung <strong>und</strong><br />
Hingabe erziehen müsst. Ihr lebt dieses Leben nur einmal, <strong>und</strong> deshalb<br />
müsst ihr dem Erwerb guter Charaktereigenschaften grosse Bedeutung<br />
<strong>beim</strong>essen. (...)<br />
374
Die Menschen erwarten heute volle Belohnung für einen gelegentlichen<br />
Gottesdienst. Wie ist das möglich? Wenn ihr nur einen Teil eures<br />
Seins an Gott ausliefert, aber seine volle Gnade erwartet, so ist<br />
das dasselbe, als ob ihr für halbe Arbeit vollen Lohn verlangen würdet.<br />
Wenn ihr euch im tiefsten Herzen darüber im Klaren seid, dass ihr<br />
alles, was ihr erreicht, der Gnade Gottes zu verdanken habt, dann<br />
wird er euch mit Sicherheit seine volle Gnade zukommen lassen. Versucht<br />
es, <strong>und</strong> ihr werdet es bestätigt finden. 1973, (35-133/135)<br />
Was nützen euch Ausbildung <strong>und</strong> Wissen, wenn ihr nicht einmal Gewohnheiten,<br />
von denen ihr wisst, dass sie schlecht sind, aufgebt. Keiner,<br />
der Gott ergeben ist, sollte auf dem Pfad der Unwissenheit bleiben,<br />
sondern dem Pfad der Rechtschaffenheit folgen. Ihr müsst eure<br />
Aufmerksamkeit auf Wissen <strong>und</strong> Weisheit richten. (...)<br />
Wenn ihr euch auf Gr<strong>und</strong> eurer Ausbildung anderen überlegen fühlt,<br />
solltet ihr wissen, dass wahre Bildung darin besteht, bescheiden zu<br />
werden <strong>und</strong> das Ego zu überwinden. Wirklich gebildete Menschen<br />
kennen keine Arroganz, sondern betrachten alle anderen mit Bescheidenheit<br />
als gleichwertig. In dieser Welt ist derjenige blind, der alles<br />
weiss <strong>und</strong> doch nicht in der Lage ist, die Dinge in der richtigen Perspektive<br />
zu sehen. Es ist ein Zeichen wahrer Bildung, anderen zu<br />
helfen <strong>und</strong> älteren Menschen mit Ehrerbietung zu begegnen. Wer diese<br />
Zusammenhänge nicht erfasst hat, sollte nicht behaupten, gebildet<br />
zu sein. Schönheit, Jugend, Kraft <strong>und</strong> der Einfluss einer hoher Stellung<br />
sollten kein Gefühl des Stolzes in euch hervorrufen, denn dies alles<br />
wird mit zunehmendem Alter verschwinden. Was für einen Sinn<br />
hat es daher, stolz auf den Körper zu sein, der weiter nichts ist als ein<br />
Sack aus Leder.<br />
Ihr besucht Schulen <strong>und</strong> Universitäten mit dem Ziel, eine Ausbildung<br />
zu erhalten. Glaubt aber nicht, dass die Möglichkeit dazu sich auf<br />
Schulen beschränkt. Die ganze Welt steht euch zum Lernen zur Verfügung.<br />
Die Werkstatt, der Bauernhof, das Handelsgewerbe, der<br />
Markt - alle Bereiche des Lebens können euch etwas lehren. Betrachtet<br />
die ganze Welt als eine grosse Universität. Seht das Ziel eurer<br />
Ausbildung nicht nur darin, von morgens bis abends euer Brot zu verdienen,<br />
denn alles Wissen ist zwecklos, wenn es euch nicht zu Gott<br />
führt. Habt Gott in eurem Herzen <strong>und</strong> betrachtet alle Lebewesen als<br />
gleichwertig. Dazu ist es notwendig, die vier Hindernisse - Lust, Hass,<br />
Abhängigkeit <strong>und</strong> Gier - zu überwinden. Solange diese Diebe in eurem<br />
Haus sind, könnt ihr nicht erwarten, euch an den Schätzen der<br />
375
Weisheit erfreuen zu können. Wenn ihr sie aber vertreibt, wird ein viel<br />
grösserer Dieb in euer Haus kommen, <strong>und</strong> das ist Gott selbst. Das ist<br />
(...) der, welcher euer Herz stiehlt. (...)<br />
Das Ego, das euch so süss erscheint, kann nur von Gott, dem Inbegriff<br />
süssester Seligkeit, entfernt werden. Ihr müsst euer Ego aufgeben,<br />
Glauben an Gott haben <strong>und</strong> ihm dadurch näher kommen. Wenn<br />
ihr das tut, wird Gott selbst bestimmen, was angemessen für euch ist,<br />
<strong>und</strong> wird euch geben, was ihr braucht. Er wird die ganze Verantwortung<br />
für euer Wohlergehen übernehmen. 1973, (35-139/141)<br />
Es gibt Menschen, die inmitten grösster Sorgen glücklich sind. Solche<br />
Leute kann man mit Gold vergleichen. Beim Schmelzen des Goldes<br />
verliert dieses alle Unreinheiten. Ein Mensch, der in Not <strong>und</strong> Sorge<br />
den Kummer aufgeben <strong>und</strong> Glück empfinden kann, gleicht dem Gold.<br />
Diejenigen, die von Freud <strong>und</strong> Leid unberührt bleiben, können mit einem<br />
Diamanten verglichen werden. Sie bleiben immer im Zustand<br />
des inneren Gleichgewichts. <strong>Der</strong> Diamant wird wieder <strong>und</strong> wieder geschliffen,<br />
aber mit jedem Schliff steigt sein Wert. Solche Menschen<br />
befinden sich immer im Zustand höchster Glückseligkeit <strong>und</strong> Harmonie.<br />
1973, (35-150)<br />
Es ist sehr wichtig für euch, die Besonderheiten, die ein menschliches<br />
Wesen charakterisieren, zu erkennen. Um die Fähigkeit dafür zu erwerben,<br />
müsst ihr Konzentration, Opfergeist <strong>und</strong> Glauben an Gott<br />
entwickeln. Die Weisheit, die dadurch erlangt wird, leuchtet wie die<br />
Sonne. Im Zustand der Unwissenheit ist die Weisheit allerdings mit<br />
den Wolken der Selbstsucht bedeckt. Solange der Mensch nicht in<br />
der Lage ist, diese Wolken der Selbstsucht beiseite zu schieben, wird<br />
er die Sonne der Weisheit nicht sehen können. 1973, (35-161)<br />
Bildet euch nichts darauf ein, dass ihr studieren dürft, <strong>und</strong> glaubt<br />
nicht, gescheiter als andere zu sein. Was bedeutet schon das Wissen,<br />
welches ihr erworben habt, wenn ihr nicht in der Lage seid, anderen<br />
damit zu helfen? Wenn ihr euch wegen der begrenzten Ausbildung,<br />
die ihr erhalten habt, für etwas Besseres haltet, so ist das nichts<br />
als ungerechtfertigte Überheblichkeit, die ihr ablegen müsst. In Wirklichkeit<br />
seid ihr die Verkörperung der Unwissenheit. Ihr müsst erkennen,<br />
dass es nicht euer begrenztes Schulwissen ist, welches euch die<br />
richtigen Ideen vermittelt. (...)<br />
Das Leben stellt eine Reise vom „Ich“ zum „Wir“ dar. Wenn die Menschen<br />
auf dieser Reise, die sie vollenden müssen, in der Lage sind,<br />
376
falsche Vorstellungen zu überwinden, können sie sich der Einheit des<br />
Universums erfreuen. (...)<br />
<strong>Der</strong> Mensch wird ein Sklave des Kreislaufs von Geburt <strong>und</strong> Tod. Er<br />
sollte sich nicht versklaven lassen! Er sollte vielmehr versuchen, eins<br />
zu werden mit dem grossen, strahlenden Weltgeist. Aber er macht<br />
nicht einmal den Versuch, den Unterschied zwischen der Göttlichen<br />
Ordnung, die ihm anvertraut ist, <strong>und</strong> jener, die für andere Lebewesen<br />
Gültigkeit hat, zu verstehen. Er fragt nicht danach, was er in seinem<br />
Leben erreicht <strong>und</strong> auf welche Weise er anderen geholfen hat. Er beendet<br />
sein Leben, ohne eine Antwort auf irgendeine dieser gr<strong>und</strong>legenden<br />
Fragen gegeben zu haben. (...)<br />
Die Göttliche Ordnung ist die Gr<strong>und</strong>lage des spirituellen Lebens. Sie<br />
hängt nicht vom Einzelnen, von einer bestimmten Zeit oder von bestimmten<br />
Gegebenheiten ab, sondern einzig <strong>und</strong> allein von der Wahrheit.<br />
Darum heisst es auch, dass die Göttliche Ordnung nichts anderes<br />
ist als die Wahrheit. Es ist töricht zu glauben, es entspreche dieser<br />
Ordnung, sein Leben nur nach den eigenen Vorstellungen auszurichten<br />
<strong>und</strong> zu tun, was einem gerade in den Sinn kommt. Sie fordert vielmehr<br />
einen festen Charakter <strong>und</strong> unerschütterlichen Gleichmut. (...)<br />
Die Ausbildung, die ihr heute in Schulen <strong>und</strong> Universitäten bekommt,<br />
verdient diesen Namen nicht. Sie vermittelt euch nur eine oberflächliche<br />
Kenntnis einer grossen Anzahl von Fachgebieten, aber nicht das,<br />
worauf es ankommt. Diese ungeheure Ansammlung von Informationen<br />
verbraucht all eure Energie. Dabei gibt es keinen einzigen Studenten<br />
mit einer guten Allgemeinbildung. Jeder wählt einen kleinen<br />
Teil aus der Gesamtheit des Wissens, ein spezielles Gebiet, versucht,<br />
sich darin zu vervollkommnen <strong>und</strong> verliert dabei seinen ges<strong>und</strong>en<br />
Menschenverstand. (...)<br />
Die Entwicklung der Wissenschaft geht hoch hinaus, <strong>und</strong> viele Dinge<br />
werden entdeckt, aber da diese Entdeckungen nicht zum Wohl des<br />
Einzelnen <strong>und</strong> der Allgemeinheit eingesetzt werden, geraten die<br />
menschlichen Werte in Verfall. (...)<br />
Dem Körper seinen Willen zu lassen, während das Göttliche vernachlässigt<br />
wird, weil die Heiligkeit im Herzen fehlt, entspricht mehr dem<br />
Verhalten eines Tieres als dem eines Menschen. Freiheit ist sehr<br />
wichtig, aber bevor ihr euch ihrer erfreuen könnt, müsst ihr verstehen,<br />
was sie bedeutet. Die Freiheit, die ich meine, beruht auf Weisheit <strong>und</strong><br />
auf dem Charakter, den ihr im Lauf eures Studiums entwickeln solltet.<br />
Verlangt nach einer Ausbildung, die euch lehrt, die menschliche Natur<br />
in euch auf die göttliche Ebene zu heben. 1974, (36-7/9)<br />
377
Vom Augenblick des Erwachens bis zum Einschlafen denkt ihr nur<br />
daran, Geld zu verdienen <strong>und</strong> euren Magen zu füllen. Alles, was ihr<br />
durch eine gute Ausbildung an Wissen <strong>und</strong> Fähigkeiten erworben<br />
habt, wird für diesen unbedeutenden Zweck eingesetzt. Aber könnt<br />
ihr wirklich glücklich sein, wenn ihr Gott dabei vergesst? Was nützt es,<br />
viele Bücher gelesen <strong>und</strong> studiert zu haben, wenn die Liebe zu Gott<br />
fehlt? Jedes Vorhaben, das nicht dazu beiträgt, euch Gott näher zu<br />
bringen, ist vollkommen sinnlos. Denkt einmal darüber nach! 1974,<br />
(36-77)<br />
Es kann mit vollem Recht gesagt werden, dass nur eine Erziehung,<br />
die zum Verständnis des Göttlich-Absoluten <strong>und</strong> der Göttlichen Urordnung<br />
führt, wirkliche Bildung vermittelt. Alles andere verdient nicht<br />
den Namen Erziehung oder Ausbildung. Die Veden sagen, wahres<br />
Wissen ist nur, was sich auf das Höhere Selbst <strong>und</strong> damit auf das<br />
Göttliche bezieht. Anderes Wissen kann nicht als wahres Wissen bezeichnet<br />
werden. (...)<br />
Wahre Bildung zeigt sich nur, wenn sich das Handeln mit dem Wissen<br />
verbindet. Ihr müsst die Verbindung von beiden verstehen, akzeptieren<br />
<strong>und</strong> praktizieren. (...)<br />
Ihr habt schon von den drei Phasen des Lernens gehört, nämlich Hören,<br />
Nachdenken <strong>und</strong> intuitives Erfassen. Ein Wissen, welches nicht<br />
das Ergebnis aller drei Stufen ist, stellt bestenfalls eine trockene Gelehrsamkeit<br />
weltlicher Art dar, die nicht zur Erkenntnis des Göttlichen<br />
führt. 1974, (36-110)<br />
Wer nur den natürlichen Trieben folgt, kann niemals das Göttliche<br />
Prinzip erfassen. Ein Baum, der keine Früchte trägt, eine Kuh, die keine<br />
Milch gibt, <strong>und</strong> ein Mensch, welcher nicht der höheren Intelligenz<br />
folgt, sind nutzlos. Was für einen Sinn hat es, als Mensch geboren zu<br />
werden, wenn ihr nicht einmal wisst, wer ihr seid? Die Wahrheit, nach<br />
der ihr sucht, wird euch den Frieden geben, weil sie eins mit dem<br />
Göttlich-Absoluten ist. Rechtes Verhalten ist die duftende Blüte eures<br />
Lebensbaums. Ihre heilige Frucht ist ein reines Herz. Ihr besitzt weder<br />
ein reines Herz noch die Blüte des rechten Verhaltens. Deshalb fehlt<br />
euch das innere Glück, welches das Göttlich-Absolute vermittelt. Die<br />
wahre menschliche Natur ist verschw<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> ihr seid nur noch<br />
dem Namen nach Menschen, denn die wesentlichen Eigenschaften,<br />
die einen Menschen ausmachen, sind verlorengegangen. Die<br />
menschliche Form allein verleiht euch nicht die Würde des Mensch-<br />
Seins. (...)<br />
378
Es gibt zwei Eigenschaften, die ein menschliches Wesen besitzen<br />
muss: Unterscheidungsvermögen <strong>und</strong> Göttliches Bewusstsein. Es ist<br />
nicht richtig, einen Menschen, der diese wertvollen Eigenschaften besitzt,<br />
mit dem auf die gleiche Stufe zu stellen, dem sie fehlen. (...)<br />
Früher oder später müssen die Menschen ihren Körper ablegen, der<br />
dann verbrannt wird. Was für einen Sinn hat es, einen Körper zu besitzen,<br />
wenn er nicht dazu benutzt wird, heilige Aufgaben zu erfüllen?<br />
Es ist gleichgültig, wie lange das Leben im Körper währt, aber es ist<br />
wichtig, so zu leben, dass ihr anderen als Vorbild dient. Wer in seinem<br />
Leben nach Höherem strebt <strong>und</strong> wertvolles Gedankengut an andere<br />
weitergibt, wird in der Erinnerung der Menschen für immer weiterleben.<br />
Wenn ihr das eigentliche Ziel des Lebens nicht erreicht, könnt ihr<br />
nicht glücklich werden, selbst wenn ihr reich an materiellen Gütern<br />
sein solltet. Dauerndes Glück wird euch nur zuteil, wenn ihr das Lebensziel,<br />
das Einswerden mit dem Göttlichen, erreicht habt. Vorher ist<br />
das nicht möglich. 1974, (36-128/129)<br />
Es ist ganz falsch, zu glauben, dass ein Studium nötig sei, um ein gutes<br />
Leben führen zu können. Eine höhere Ausbildung ist eine Verpflichtung,<br />
ein Vorbild für andere zu werden. Sie sollte nicht nur dazu<br />
dienen, den Magen zu füllen. Ein Studium ist nur dann gerechtfertigt,<br />
wenn es zu einem Leben führt, das anderen als Vorbild dienen kann.<br />
Ihr müsst noch bescheidener sein als ungebildete Menschen <strong>und</strong> euren<br />
Eltern <strong>und</strong> eurem Land selbstlos dienen. Wenn ihr selbstsüchtig<br />
werdet <strong>und</strong> nur nach Titeln strebt, werdet ihr eine Bürde für die Gesellschaft,<br />
<strong>und</strong> euer Studium war nutzlos. Selbstsucht, Überheblichkeit<br />
<strong>und</strong> Unmoral sieht man überwiegend bei sogenannten gebildeten<br />
Leuten. Ihr Stolz überschattet Bescheidenheit <strong>und</strong> die guten Charaktereigenschaften.<br />
Sie können nicht zur Ges<strong>und</strong>ung des Landes beitragen,<br />
sondern verursachen nur noch mehr Unruhen <strong>und</strong> Verwirrung.<br />
Je mehr ihr lernt, desto grosszügiger <strong>und</strong> bescheidener müsst<br />
ihr werden. Ihr müsst jederzeit <strong>und</strong> unter allen Umständen bereit sein,<br />
jenen, die euch darum bitten, zu helfen <strong>und</strong> sie zu ermutigen. Viele<br />
Studenten werden, nachdem sie ein oder zwei Examen bestanden<br />
haben, so eingebildet, dass sie ihre eigenen Eltern zur Verzweiflung<br />
bringen. <strong>Der</strong> Vater müht sich <strong>und</strong> arbeitet schwer für seine Familie.<br />
Obwohl der Sohn sieht, wie sich sein alternder Vater abrackert, rührt<br />
er nicht einmal den kleinen Finger, um ihm zu helfen. Wenn eine höhere<br />
Bildung euch sogar daran hindert, eurem Vater zu helfen, dann<br />
werdet ihr bestimmt nicht bereit sein, eurem Land zu dienen. Mutter<br />
<strong>und</strong> Vater haben oft viele Entbehrungen auf sich genommen, um ih-<br />
379
en Kindern ein Studium zu ermöglichen, <strong>und</strong> dann sind diese zu eingebildet,<br />
um ihren Eltern in der Not beizustehen. Verkörperungen des<br />
Göttlichen, Studenten! Gesellt euch nicht zu jungen Leuten, die sich<br />
so schlecht betragen. 1974, (36-140/141)<br />
Unser Land hat allen anderen Ländern der Welt spirituelle Kraft gegeben.<br />
Die sogenannte moderne Zivilisation verbreitet sich überall <strong>und</strong><br />
bringt viele Veränderungen in das Leben der Menschen. Die Gr<strong>und</strong>lagen<br />
der Spiritualität jedoch verändern sich niemals. Daran solltet ihr<br />
erkennen, dass spirituelles Leben tief in der Vergangenheit verwurzelt<br />
ist. Niemand kann den Strom spirituellen Wissens aufhalten, der unaufhaltsam<br />
weiterfliesst. Ihr werdet erkennen, dass die individuelle<br />
Freiheit, die in der modernen Zivilisation so verteidigt <strong>und</strong> gefördert<br />
wird, nur auf den Weg der Unwissenheit führt. Wie lange noch werden<br />
diese törichten Ansichten die spirituelle Wahrheit verhüllen? Wie lange<br />
wird es dauern, bis die Mauern, die kein F<strong>und</strong>ament haben, einstürzen?<br />
Seit <strong>und</strong>enklichen Zeiten stehen unsere Traditionen <strong>und</strong><br />
Ideale fest auf dem F<strong>und</strong>ament der Veden, deren Schätze spiritueller<br />
Weisheit niemals durch moderne Ideen ersetzt werden können. Die<br />
sogenannten gebildeten Leute werden von den Klauen der Lust <strong>und</strong><br />
des Verlangens ergriffen <strong>und</strong> sind unfähig, sich daraus zu befreien.<br />
Ein Studium führt heutzutage nicht zu wirklicher Bildung. Das kommt<br />
daher, weil es nicht mit der nötigen Läuterung des Geistes verb<strong>und</strong>en<br />
ist. Von Zeit zu Zeit müssen die Ausbildungspläne reformiert werden.<br />
Wenn die Ausbildung eines Menschen nicht sein Herz berührt <strong>und</strong><br />
nicht von der Kultur des Landes getragen ist, dann ist er geistig ärmer<br />
als ein ungebildeter Wäscher. Wer viele Fächer studiert hat, denkt, er<br />
sei sehr klug <strong>und</strong> weise. Aber das ist nicht so, denn er hat sich dabei<br />
nicht selbst kennengelernt. Er weiss nicht einmal, dass er seinen<br />
Charakter ändern muss. Wenn ihr euch ernsthaft mit den Einzelheiten<br />
der heutigen Lehrpläne befasst, seht ihr, dass sie nur auf den Intellekt<br />
ausgerichtet sind <strong>und</strong> kein höheres Wissen vermitteln. Warum solltet<br />
ihr euch mit einer solchen Art der Ausbildung zufrieden geben? Ihr<br />
braucht eine Schulung, die euch zur Unsterblichkeit führt! Wenn ihr<br />
euch fragt: „Wer ist blind?“, dann muss die Anwort lauten: „Blind ist ein<br />
Mensch, der, obwohl er ein langes Studium absolviert hat, das Falsche<br />
tut.“ Die sogenannten „gebildeten“ Menschen haben deshalb<br />
keinen Gr<strong>und</strong>, stolz auf ihr Wissen zu sein.<br />
Als gute Ausbildung kann nur das bezeichnet werden, was euer Herz<br />
öffnet <strong>und</strong> euch zur Erkenntnis eures wirklichen Wesens hinführt. Ein<br />
380
Studium, das euch nicht dazu befähigt, den göttlichen Wesenszug in<br />
euch zu verstehen, <strong>und</strong> euch nicht lehrt, eure Sinne zu beherrschen,<br />
kann überhaupt nicht als Studium bezeichnet werden. Das Studium<br />
sollte euer Gemüt dem Göttlichen zuwenden, das euch die Kraft verleiht,<br />
die wahre Wirklichkeit mit eurem täglichen Leben in der Gesellschaft<br />
in Einklang zu bringen. Wirkliche Bildung zeigt sich in einem<br />
Charakter, der sich durch Wahrhaftigkeit, Rechtschaffenheit <strong>und</strong> Opferbereitschaft<br />
auszeichnet. Eine Ausbildung, die nicht den Charakter<br />
formt, ist wertlos. Wahre Bildung macht bescheiden. Durch Bescheidenheit<br />
erwerbt ihr Verdienste, <strong>und</strong> wenn ihr es verdient, wird euch alles,<br />
was ihr braucht, in Fülle zuteil. Dann lebt ihr in der Göttlichen Ordnung,<br />
die euch beschützen wird, <strong>und</strong> ihr werdet glücklich <strong>und</strong><br />
zufrieden sein.<br />
Verkörperungen der Liebe! Die Göttliche Urordnung wurde nicht vom<br />
Menschen geschaffen. <strong>Der</strong> Mensch hat nicht die Macht, göttliche Gesetze<br />
festzulegen oder sie zu verändern. Er kann sich nur daran halten.<br />
Die Gesetze der Göttlichen Ordnung existieren schon viel länger<br />
als der Mensch. Deshalb muss er sich dieser Ordnung fügen; sie wird<br />
sich nicht für ihn verändern. (...)<br />
Wie kann es Frieden geben, wenn der Frieden mit der Atombombe in<br />
der Hand verkündet wird! Ebenso unmöglich ist es, ein unmoralisches<br />
Leben zu führen, ohne die Göttliche Ordnung zu verletzen. Wie kann<br />
die Göttliche Ordnung auf diese Weise bewahrt werden? Studenten!<br />
Eure Herzen sind heilig <strong>und</strong> rein, füllt sie mit Gedanken an das Göttliche.<br />
Heute seid ihr hier in Whitefield versammelt <strong>und</strong> tragt alle weisse<br />
Kleidung. Lasst das ein äusserliches Zeichen der Reinheit sein <strong>und</strong><br />
macht euer Herz ebenso weiss <strong>und</strong> rein. Denkt daran, dass das Ziel<br />
der Belehrungen, die ihr hier erhalten habt, äussere <strong>und</strong> innere Reinheit<br />
ist. Ihr alle, die ihr in der Zukunft für dieses Land verantwortlich<br />
sein werdet, habt die Aufgabe, die Göttliche Ordnung aufrechtzuerhalten<br />
<strong>und</strong> dadurch dem ganzen Land zu helfen. Studenten müssen<br />
darauf vorbereitet sein, diejenigen zurechtzuweisen, die Frieden <strong>und</strong><br />
Rechtschaffenheit predigen, selbst aber gewalttätig <strong>und</strong> unmoralisch<br />
sind. Sie müssen jene herausfordern, die trotz ges<strong>und</strong>er Beine <strong>und</strong><br />
Augen lahm <strong>und</strong> blind zu sein scheinen <strong>und</strong> sich, obwohl sie geistig<br />
ges<strong>und</strong> sind, wie Schwachsinnige benehmen. Das Wort „herausfordern“<br />
bedeutet hier nicht, sich mit ihnen zu streiten, sondern ihr Denken<br />
zu beeinflussen <strong>und</strong> sie zu lehren, zwischen Recht <strong>und</strong> Unrecht<br />
zu unterscheiden. Wenn ihr an die heiligen Gr<strong>und</strong>sätze der Göttin Sarasvati<br />
denkt, solltet ihr euch daran erinnern, dass es nicht richtig ist,<br />
erregt <strong>und</strong> Parolen schreiend durch die Strassen zu ziehen. Wenn ihr<br />
381
das tut, fördert ihr Anarchie im Land anstatt der heiligen Werte, die<br />
euch anvertraut sind. Versucht nicht, die Verhältnisse an der Universität<br />
durch radikale Massnahmen zu ändern. Wenn andere Studenten<br />
das tun wollen, dann macht ihnen klar, dass ein solches Verhalten eines<br />
gebildeten Menschen unwürdig ist. Ihr müsst die richtige Einstellung<br />
finden <strong>und</strong> anderen Studenten auch dazu verhelfen. Es mag<br />
sein, dass die Zustände an eurem College nicht so sind, wie sie sein<br />
sollten. Dann solltet ihr euch an die zuständigen Stellen wenden <strong>und</strong><br />
dafür sogen, dass die Missstände abgeschafft werden. Durch radikales<br />
Verhalten schadet ihr dem Ansehen des ganzen Landes <strong>und</strong> insbesondere<br />
der Studentenschaft. Ihr missbraucht die Fähigkeiten, die<br />
ihr euch durch das Studium angeeignet habt. Radikalismus ist ein Zeichen<br />
von Schwäche. Manche mögen sagen, dass sie damit etwas erreicht<br />
haben, aber ihre Erfolge sind meist von kurzer Dauer. Eine dauerhafte<br />
Lösung für ein Problem kann nur dadurch gef<strong>und</strong>en werden,<br />
dass man es in aller Ruhe überdenkt <strong>und</strong> dann gelassen die entsprechenden<br />
Schritte unternimmt. (...)<br />
In eurem Heimatort gibt es eine <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation, die spirituelle<br />
Aufgaben erfüllt, <strong>und</strong> ich hoffe, ihr werdet ihr beitreten. Behaltet<br />
das, was ihr hier gelernt habt, in Erinnerung <strong>und</strong> bemüht euch, weiterhin<br />
danach zu leben. Nur wenn die Jungen <strong>und</strong> Mädchen, die hier am<br />
Sommerkurs teilgenommen haben, das innere Glück, das ihnen hier<br />
zuteil wurde, an alle, mit denen sie zusammenkommen, weitergeben,<br />
kann man sagen, dass sie praktizieren, was sie hier gelernt haben.<br />
Das innere Glücksempfinden, das ihr hier erfahren durftet, <strong>und</strong> die<br />
Ideale, die euch nahe gebracht wurden, müssen euch bis an euer Lebensende<br />
begleiten. Dann werdet ihr euch eines glücklichen Lebens<br />
erfreuen können. 1974, (36-160/163)<br />
Wenn immer ihr in Schwierigkeiten geratet <strong>und</strong> ihr euch Sorgen<br />
macht, nehmt alle eure Kräfte zusammen <strong>und</strong> tretet der Situation tapfer<br />
entgegen. Das Leben des Menschen ist ein ständiges Auf <strong>und</strong> Ab,<br />
<strong>und</strong> das ist ganz natürlich. Alle Dinge in der Natur sind dem Wechsel<br />
unterworfen. Ohne diesen Wechsel hat das menschliche Dasein keinen<br />
Sinn. Ohne Schwierigkeiten würde das Leben nicht weitergehen.<br />
Eine Weiterentwicklung wäre nicht möglich, wenn ihr nicht lernen würdet,<br />
Leid zu ertragen. Ohne den Tod gäbe es keine Wiedergeburt <strong>und</strong><br />
daher auch keine Kinder, die mit der Liebe <strong>und</strong> Fürsorge einer Mutter<br />
beschenkt werden könnten.<br />
Sorgen, Leid, Schwierigkeiten <strong>und</strong> Verluste kommen oft unerwartet in<br />
382
das menschliche Leben. Wenn sie eintreten, dürft ihr nicht verzweifeln.<br />
Ebensowenig solltet ihr euch über frohe Ereignisse übermässig<br />
freuen, sondern in allen Situationen euren Gleichmut bewahren.<br />
Nehmt alles mit unbewegtem, ausgeglichenem Geist hin, dann werdet<br />
ihr glücklich sein. In jedem Leben wird das Gute vom Bösen begleitet.<br />
Manchmal scheint es so, als ob das Böse das Gute besiegen<br />
würde. (...)<br />
Dem Geist des Durchschnittsmenschen fehlt die Ausgeglichenheit,<br />
<strong>und</strong> deshalb leidet er unter dem Gegensatz von Gut <strong>und</strong> Böse. Grosse<br />
Menschen <strong>und</strong> wirkliche Heilige sehen keinen Unterschied zwischen<br />
Gut <strong>und</strong> Böse. 1977, (37-7/9)<br />
Wichtiger als Gott anzubeten ist es für euch, Gott als das ideale Vorbild<br />
eines vollkommenen menschlichen Wesens zu betrachten. Gott<br />
anzubeten, aber gleichzeitig anderen Menschen Leid zuzufügen, ist<br />
keine Frömmigkeit. Wenn ihr als wahre Gläubige angesehen werden<br />
wollt, muss das in eurem Verhalten im täglichen Leben zum Ausdruck<br />
kommen.<br />
Es gibt viele studierte Leute in der Welt, aber ihr Wissen macht sie<br />
nicht glücklich. Glück <strong>und</strong> Frieden findet ihr nur im eigenen Herzen.<br />
Es ist zwecklos, irgendwo anders danach zu suchen. Alles, was ihr<br />
haben wollt, ist in euch, denn ihr seid göttlich. (...) Man kann sagen,<br />
dass eure Persönlichkeit aus einer körperlichen, einer geistigen <strong>und</strong><br />
einer spirituellen Komponente besteht. <strong>Der</strong> Körper ist zum Arbeiten<br />
bestimmt. (...) <strong>Der</strong> Geist muss gute Gedanken <strong>und</strong> Ideen hegen.<br />
Wenn ihr arbeitet <strong>und</strong> betet, seid ihr auf dem richtigen Weg. Dazu<br />
kommt die wichtige Rolle, die das Herz spielt, denn es ist der Sitz der<br />
Weisheit. Weisheit ist die dritte Komponente. (...)<br />
Ebenso dürft ihr auch nicht glauben, Arbeit, Gottesdienst <strong>und</strong> Weisheit<br />
seien unabhängig voneinander. Führt jede Arbeit im Namen Gottes<br />
aus, dann wird sie zum Gottesdienst. 1977, (37-21/22)<br />
Wenn ihr fähig seid, euer Verlangen zu beherrschen, steht euch die<br />
ganze Welt zur Verfügung. Solltet ihr jedoch euren Wünschen <strong>und</strong> eurem<br />
Ehrgeiz nachgeben, werdet ihr nichts weiter als Sklaven sein. Besiegt<br />
eure Wünsche, <strong>und</strong> ihr könnt die Welt erobern. 1977, (37-30)<br />
Die materielle Welt der Schöpfung, die euch umgibt, ist euer Fre<strong>und</strong>.<br />
Das geht daraus hervor, dass ihr mit Glauben <strong>und</strong> Selbstvertrauen die<br />
schwierigsten Aufgaben erfüllen könnt. Aber die Hauptvoraussetzung<br />
383
dafür ist die Liebe. Wenn ihr einen Menschen liebt, dann werdet ihr -<br />
selbst wenn es zu einem Streit mit ihm kommt - noch etwas Gutes an<br />
ihm finden. Ihr werdet sagen, es habe euren Blutkreislauf gefördert.<br />
Ohne diese Liebe, ohne das gegenseitige Verständnis, werdet ihr<br />
selbst dem, der euch eine Rose zuwirft, vorwerfen, er habe euch mit<br />
den Dornen der Rose verletzen wollen. Ob ihr etwas positiv oder negativ<br />
beurteilt, hängt nur davon ab, ob Liebe vorhanden ist oder nicht.<br />
Liebe ist die erste Voraussetzung für Glauben <strong>und</strong> Vertrauen. Es ist<br />
die vornehmste Aufgabe eines jeden Menschen, Glauben <strong>und</strong> Liebe<br />
zu entwickeln <strong>und</strong> seine Pflichten sorgfältig <strong>und</strong> verantwortungsbewusst<br />
zu erfüllen. (...)<br />
Als Mensch geboren zu werden ist keine banale Angelegenheit. Es ist<br />
vielmehr ein Privileg. Wer das nicht erkennt <strong>und</strong> sich schlechte Gewohnheiten<br />
aneignet, entweiht dadurch sein Leben. Das Leben ist<br />
keine ununterbrochene Kette von Kummer <strong>und</strong> Leid. Die Schwierigkeiten<br />
folgen niemals unmittelbar aufeinander. An dem, was dazwischen<br />
liegt, solltet ihr euch erfreuen, denn Glück ist die Zeit zwischen<br />
zwei schmerzvollen Erlebnissen. Statt dessen betrachtet ihr diese<br />
Zeit nur als eine Verschnaufpause zur Vorbereitung auf neue Schwierigkeiten.<br />
In Wirklichkeit besteht das Leben zu drei Vierteln aus Freude <strong>und</strong> nur<br />
zu einem Viertel aus Leid. Aber die Menschen sehen es nicht so. Sie<br />
glauben, drei Viertel seien Kummer <strong>und</strong> nur ein Viertel Glück. Sie haben<br />
Angst vor dem Leben, es erfüllt sie mit Widerwillen, <strong>und</strong> sie meinen,<br />
es sei nur voller Kummer <strong>und</strong> Sorgen. Das ist ein Zeichen, wie<br />
schwach ihr Geist ist. Nur Spiritualität kann diese Schwäche des Geistes<br />
überwinden. 1977, (37-92/93)<br />
Die Dunkelheit der Unwissenheit greift immer mehr um sich unter den<br />
Menschen. Es wird viel Wert darauf gelegt, zu wissen, was in den Büchern<br />
steht, aber nicht versucht, zu praktizieren, was sie lehren. Das<br />
ist keine Bildung, sondern muss als Unwissenheit bezeichnet werden.<br />
Wirkliches Wissen betrifft das Göttliche Selbst, <strong>und</strong> jeder sollte versuchen,<br />
es zu erwerben <strong>und</strong> den Sinn seines Lebens zu verstehen.<br />
Dazu sind Disziplin <strong>und</strong> spirituelle Übungen notwendig.<br />
Disziplin bezeichnet hier euer Bemühen, eure Arbeit zu heiligen <strong>und</strong><br />
alles, was ihr tut, in den Dienst Gottes zu stellen. Ihr müsst versuchen,<br />
euch leidenschaftliches <strong>und</strong> von Emotionen getriebenes Handeln abzugewöhnen<br />
<strong>und</strong> eure Arbeit gelassen <strong>und</strong> ohne Erwartung auf Belohnung<br />
zu verrichten. Dazu gehört auch selbstloser Dienst an der<br />
384
Gemeinschaft, in der ihr lebt. Eine solche Änderung eures Verhaltens<br />
<strong>und</strong> der Dienst an der Gemeinschaft werden euch sehr helfen. 1977,<br />
(37-124)<br />
Durch unerschütterlichen Glauben werdet ihr weise. Dann sind eurer<br />
inneren Entwicklung keine Grenzen gesetzt. Woran solltet ihr glauben?<br />
Daran, dass ihr durch das Lösen von Bindungen, durch das Befolgen<br />
der <strong>Lehre</strong>n der Veden <strong>und</strong> durch den Dienst an der Gemeinschaft<br />
euer spirituelles Ziel erreichen werdet. Euer Glaube muss euch<br />
dazu bewegen, andere glücklich zu machen. 1977, (37-138)<br />
Selbst unter einer Million Menschen findet ihr nicht einen, dessen Taten<br />
vollkommen mit seinen Worten übereinstimmen. Es gibt so viele,<br />
die meditieren, ständig den Namen des Herrn rezitieren, spirituelle<br />
Texte lesen <strong>und</strong> doch allem Anschein nach über keine persönliche<br />
spirituelle Erfahrung verfügen. Durch das Lesen von Büchern könnt<br />
ihr nicht geläutert werden. Heute wird der Kopf wie ein Buch behandelt.<br />
Ihr versucht, euren Kopf in ein Buch zu verwandeln. Statt dessen<br />
solltet ihr lieber versuchen, die trockenen Ideen in eurem Kopf in praktische<br />
Erfahrungen umzusetzen. Viele reden über den Frieden, handeln<br />
aber gewalttätig. Die Zahl derer, die auf diese Weise andere täuschen,<br />
ist sehr gross, <strong>und</strong> das ist die Ursache für das Leiden in der<br />
Welt. 1977, (37-141)<br />
Studenten! Denkt immer daran, dass ihr nicht nur Individuen, sondern<br />
auch Glieder einer Gemeinschaft <strong>und</strong> der Gesellschaft seid. Ihr lebt<br />
nicht nur, um für euer eigenes Wohl <strong>und</strong> das eurer Familie zu sorgen.<br />
Das Wohl der Welt ist eure Verantwortung. Eure Eltern waren schon<br />
vor eurer Geburt Teil dieser Gesellschaft. Ihr wurdet in sie hineingeboren,<br />
wie könnt ihr euch da von ihr abwenden? Ihr habt vielmehr die<br />
Gelegenheit, den Dienst an der Gemeinschaft als Gottesdienst zu betrachten.<br />
Überwindet deshalb eure Selbstsucht <strong>und</strong> seht eure Aufgabe<br />
darin, anderen zu helfen.<br />
Vielleicht habt ihr schon Geschichten gelesen, aus denen hervorgeht,<br />
dass Gott diejenigen liebt, die ihre Mitmenschen lieben. Als Abu Ben<br />
Adam eines Abends nach Hause zurückging, sah er von weitem, dass<br />
Licht aus seinem Schlafzimmerfenster kam. Er schaute von aussen<br />
durch das Fenster <strong>und</strong> sah ein himmlisches Wesen in seinem Zimmer<br />
sitzen, das mit einem goldenen Federhalter etwas in ein Buch<br />
schrieb. Vorsichtig trat er ein <strong>und</strong> fragte: „Du überirdisches Wesen,<br />
385
was tust du da?“ Die Antwort war: „Ich bin ein Engel, ein Botschafter<br />
Gottes. Ich schreibe die Namen all derer auf, die gezeigt haben, dass<br />
sie Gott lieben <strong>und</strong> verehren.“ Abu Ben Adam fragte, ob sein Name<br />
auf der Liste zu finden sei. <strong>Der</strong> Engel antwortete: „Nein, dein Name<br />
steht hier nicht geschrieben.“ Abu Ben Adam sagte zu sich: „Gott liebt<br />
mich nicht. Ich bin nicht fromm genug. Woran liegt das wohl?“ Er beliess<br />
es dabei <strong>und</strong> machte sich im Haus zu schaffen. Am nächsten<br />
Tag verliess er das Haus <strong>und</strong> ging seiner Arbeit nach. Als er abends<br />
nach Hause kam, sah er wieder das Licht in seinem Zimmer. Er fragte:<br />
„Himmlisches Wesen, was schreibst du heute in dein Buch?“ <strong>Der</strong><br />
Engel antwortete: „Heute mache ich eine Liste der Menschen, die<br />
Gott liebt.“ Abu Ben Adam fragte wieder: „Ist mein Name auf dieser Liste<br />
zu finden?“ <strong>Der</strong> Botschafter Gottes erwiderte: „Die ganze Liste besteht<br />
nur aus deinem Namen.” Auf die Frage, warum Gott ihn liebe,<br />
antwortete der Engel: „Du bist dir bewusst, dass der Dienst am Nächsten<br />
Gottesdienst ist. Du siehst Gott in den Menschen <strong>und</strong> begegnest<br />
ihnen mit der entsprechenden Liebe <strong>und</strong> Achtung. Gott liebt dich, weil<br />
du dir seiner Allgegenwart bewusst bist.“<br />
Ihr sagt zwar, Gott sei allgegenwärtig, aber in eurem täglichen Leben<br />
handelt ihr nicht entsprechend. In jedem Wesen <strong>und</strong> überall solltet ihr<br />
Gott sehen <strong>und</strong> Gott in jedem Menschen lieben. Ihr müsst eure Vorstellung<br />
von Gott ausdehnen <strong>und</strong> seine Allgegenwart spüren. Wenn<br />
ihr ihn in eure begrenzte dualistische Vorstellung zwängt, erniedrigt<br />
ihr Gott <strong>und</strong> werdet seiner Wirklichkeit nicht gerecht. Weil ihr klein <strong>und</strong><br />
engherzig denkt, haltet ihr Gott für klein <strong>und</strong> engherzig.<br />
Studenten! Brecht aus dieser begrenzten Vorstellungswelt aus; seht<br />
Gott überall <strong>und</strong> in jedem Wesen. Liebt ihn <strong>und</strong> dient ihm in jedermann.<br />
Tut alles, was in euren Kräften steht, um euch eine solch umfassende<br />
Schau anzueignen. Junge Menschen sind die Retter der<br />
Welt. Swamis Pläne <strong>und</strong> Hoffnungen ruhen auf ihnen. Die Zukunft<br />
des Landes hängt von dem Glauben der Jugend ab. Wenn ihr euch zu<br />
rechtschaffenen Menschen entwickelt, wird die Entwicklung des Landes<br />
positiv verlaufen. Wenn ihr jedoch engstirnigen Gedankengängen<br />
folgt <strong>und</strong> darin befangen bleibt, schadet ihr dem Land.<br />
Studenten! Noch sind eure Herzen unverdorben <strong>und</strong> eure Gedanken<br />
rein. Ihr solltet dafür sorgen, dass es so bleibt, indem ihr euren Nächsten<br />
dient. Das ist eure Aufgabe. 1977, (37-148/149)<br />
Die indische Kultur ist w<strong>und</strong>erbar <strong>und</strong> unerreicht. Da die Studenten<br />
von heute Grösse <strong>und</strong> Glanz ihres Erbes vergessen haben <strong>und</strong> dem<br />
sogenannten Fortschritt der Moderne verfallen sind, sind sie sich der<br />
386
ihnen innewohnenden Göttlichkeit nicht mehr bewusst. Die geradezu<br />
rasante Geschwindigkeit, mit der Wissenschaft <strong>und</strong> Technologie fortschreiten,<br />
verb<strong>und</strong>en mit der Industrialisierung, bringen unerwünschte<br />
Veränderungen in unsere Gesellschaft, indem sie die für das Wohlergehen<br />
der Menschen unerlässlichen ethischen Werte entwurzeln.<br />
Zweifellos haben Wissenschaft <strong>und</strong> Technik wesentlich zum materiellen<br />
Fortschritt beigetragen, sie haben aber die dem Menschen innewohnenden<br />
spirituellen Werte wie Selbstlosigkeit, Göttlichkeit <strong>und</strong><br />
Würde unterminiert. Auf gewisse Weise haben sie die Menschheit<br />
selbst so sehr abgewertet, dass die gegenwärtige Generation junger<br />
Männer <strong>und</strong> Frauen ihre eigene göttliche Natur nicht mehr zu erkennen<br />
vermag. Sie betrachten Ichbezogenheit als das Ziel des Lebens.<br />
Dämonische Eigenschaften, zu denen Prahlerei, Egoismus, übermässiges<br />
<strong>und</strong> leeres Gerede zählen, treiben ihr teuflisches Spiel in<br />
der Gesellschaft. Gerade dieses Land, das einmal der spirituelle<br />
Lehrmeister der gesamten Menschheit war, wird zum Spielball übler<br />
Kräfte wie Ungerechtigkeit, Disziplinlosigkeit, Willkür <strong>und</strong> Wahrheitsverachtung.<br />
Von der Moderne versklavt, missachten die Menschen<br />
Wahrheit <strong>und</strong> Rechtschaffenheit im höchsten Masse <strong>und</strong> verleugnen<br />
ihre ehrwürdige indische Kultur <strong>und</strong> Tradition in der irrigen Vorstellung,<br />
der materielle Fortschritt sei das höchste Gut der Existenz<br />
schlechthin. Was die Studierenden heutzutage schützen müssen, ist<br />
nicht die Nation. Allein über Wahrheit <strong>und</strong> Rechtschaffenheit müssen<br />
sie wachen! Diese beiden Werte werden dann wiederum die Beschützer<br />
der Nation sein. Indem sie sich von Wahrheit <strong>und</strong> Rechtschaffenheit<br />
lossagen, fügen sogenannte gebildete Menschen heutzutage<br />
dem Land Schaden zu <strong>und</strong> geben dabei noch vor, es zu beschützen.<br />
Schulbildung allein macht die Menschen nicht weise. Sie betrachten<br />
diese Bildung als Mittel zum Erwerb ihres Lebensunterhaltes, anstatt<br />
darin die Kunst des Lebens zu sehen. Man sollte sich das höchste<br />
Ziel des Lebens immer vor Augen halten. (...)<br />
Ebenso ist Charakter weit kostbarer <strong>und</strong> von grösserer Bedeutung als<br />
Gelehrsamkeit. Jeder strebt heute nach Wohlstand, Macht <strong>und</strong> Glanz<br />
- Wunschvorstellungen, die vorüberziehenden Wolken vergleichbar<br />
sind - <strong>und</strong> versäumt es dabei, sich die Tugenden anzueignen, die ihn<br />
zur ewigen Wahrheit hinführen. Ihr müsst euch bemühen, Vorbilder<br />
an Tugenden, nicht aber an Reichtum <strong>und</strong> Macht zu werden. (40-7/8)<br />
Ihr seid nicht der Körper, dieses Bündel aus Fleisch <strong>und</strong> Knochen; ihr<br />
seid weder die unmanifestierten Wünsche noch das manifestierte<br />
Denken <strong>und</strong> Fühlen; ebenso wenig seid ihr die Täuschung, die eurer<br />
387
Befreiung im Wege steht; ihr seid vielmehr das Höchste Selbst, wenn<br />
ihr nur die euch innewohnende Kraft erkennt. (...)<br />
<strong>Der</strong> Körper, die Sinne, der Verstand <strong>und</strong> der Intellekt sind nur die Hüllen,<br />
die der Mensch trägt. Nur wenn ihr das Wesen <strong>und</strong> die Bedeutung<br />
dieser äusseren Attribute versteht, könnt ihr euch ihrer auf angemessene<br />
Weise bedienen. (...)<br />
<strong>Der</strong> Körper, dieses Gebilde aus den fünf Elementen, ist vergänglich.<br />
Aber ihr, die ihr diesen Körper angelegt habt, seid in Wirklichkeit ewig,<br />
unwandelbar, Gott. Es liegt daher ganz bei euch, diesen Körper mit<br />
Hilfe eures Unterscheidungsvermögens weise <strong>und</strong> umsichtig einzusetzen<br />
<strong>und</strong> somit Freude durch ihn zu erfahren. (...)<br />
<strong>Der</strong> Körper als kostbarer heiliger Wohnsitz Gottes darf nicht missbraucht<br />
werden; vielmehr sollte er ein Instrument guter Gedanken,<br />
guter Worte <strong>und</strong> guter Taten sein. Damit dieser Körper im Einklang<br />
mit seiner wahren Bestimmung eingesetzt werden kann, muss er mit<br />
Sorgfalt behandelt <strong>und</strong> in gutem Zustand gehalten werden. (...)<br />
Die Tatsache, dass euch dieser Körper gegeben wurde, erlaubt euch<br />
nicht, von ihm je nach momentanen Neigungen <strong>und</strong> Launen Gebrauch<br />
zu machen <strong>und</strong> dabei zu vergessen, dass er in Wahrheit der<br />
Tempel Gottes ist, der ausschliesslich geheiligten Zwecken dienen<br />
darf. 1990, (40-14/15)<br />
Wer seinen Körper im Einklang mit seiner Bestimmung benutzen <strong>und</strong><br />
sicherstellen will, dass er nur Gutes denkt, Gutes tut <strong>und</strong> gute Ergebnisse<br />
erntet, muss mit grösster Gewissenhaftigkeit zwei Dinge befolgen:<br />
zum einen sich bewusst ernähren, zum anderen alle anderen Lebensgewohnheiten<br />
unter Kontrolle bekommen. (...)<br />
Da der Körper ein heiliger Schrein ist, dürft ihr unter keinen Umständen<br />
berauschende Mittel zu euch nehmen. Nahrung, welche die Neigungen<br />
zu niederen Leidenschaften anfacht, muss vermieden werden.<br />
Was bedeutet reine Nahrung? Die allgemein vorherrschende<br />
Meinung ist, dass reine Nahrung aus Früchten <strong>und</strong> Milch besteht.<br />
Aber das ist nicht alles, was ihr darüber wissen müsst. Was ihr durch<br />
euren M<strong>und</strong> zu euch nehmt, ist nicht die einzige dem Körper zugeführte<br />
Nahrung. Auch die anderen Sinnesorgane wie Augen, Ohren,<br />
Nase <strong>und</strong> Hände nehmen Dinge aus der euch umgebenden Welt auf.<br />
Ein Mensch kann nicht behaupten, sich auf reine Weise zu ernähren,<br />
nur weil er durch eines seiner Sinnesorgane Früchte <strong>und</strong> Milch zu sich<br />
genommen hat, es sei denn, alles, was er über die fünf Sinnesorgane<br />
seinem Körper zuführt, hat die Natur von Reinheit.<br />
388
Mit euren Augen dürft ihr nur Reines sehen. Wahllose Aufnahme visueller<br />
Eindrücke hat katastrophale Folgen. Die Sehkraft darf daher nur<br />
geheiligten Zwecken dienen. Bedauerlicherweise wird die Sicht der<br />
Jugend heutzutage mehr <strong>und</strong> mehr in Richtung eines lustorientierten<br />
Sehens verbildet. (...)<br />
Mit den Ohren ist es nicht anders. Auch sie bedürfen der geheiligten<br />
Nahrung in Form von Worten <strong>und</strong> Erzählungen über das Göttliche.<br />
Ausserdem solltet ihr stets nur Gutes <strong>und</strong> Angenehmes über andere<br />
hören. Auf diese Weise schützt ihr eure Ohren vor Verschmutzung<br />
durch Schlechtigkeiten. Auch könnt ihr nur so sicherstellen, dass ihr<br />
durch die Ohren reine Nahrung in euch aufnehmt. (...)<br />
Durch die Nase sollten nur zarte <strong>und</strong> liebliche Düfte in euren Körper<br />
gelangen. Das Einatmen schlechter Gerüche hat Krankheit zur Folge.<br />
Mit schlechter Luft werden krankheitserregende Organismen in euren<br />
Körper eingeschleust. Atmet daher reine Luft an einem sauberen Ort<br />
im Freien. (...)<br />
Auch die Hände sollten nur der Aufnahme reiner Nahrung dienen, mit<br />
anderen Worten: Ihr dürft mit den Händen nur Gutes tun, um den Namen<br />
Tempel für euren Körper zu rechtfertigen.<br />
Wenn ihr euch von den fünf Lastern im Zusammenhang mit Sprechen,<br />
Sehen, Hören, Denken <strong>und</strong> Handeln befreit habt, seid ihr in der<br />
Lage, die euch innewohnende Göttlichkeit zu verwirklichen <strong>und</strong> die<br />
göttliche Allseele selbst zu werden. Führt ihr aber den Sinnen verunreinigte<br />
Nahrung zu, könnt ihr durch die Aufnahme von Milch <strong>und</strong><br />
Früchten allein nicht rein werden. Ihr müsst über alle fünf Sinnesorgane<br />
reine Nahrung zu euch nehmen.<br />
In der Regel hat ein Tempel mehrere Tore. Diese Tore sind dazu bestimmt,<br />
nur die Gläubigen in den Tempel einzulassen, welche die<br />
Gottheit im Tempelinneren verehren möchten. Andere haben keinen<br />
Zutritt. So hat auch der Körper fünf Tore. Wozu dienen sie? Wenn wir<br />
ein Haus bauen <strong>und</strong> es mit Türen ausstatten, sind diese nur Einlass<br />
für unsere Angehörigen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e, nicht aber für streunende Tiere.<br />
(...) Ebenso dürfen die Türen der fünf Sinne in diesem heiligen Körper<br />
nur Eingang für fromme <strong>und</strong> göttliche Besucher sein. Nur dann trägt<br />
der Körper zu Recht den Namen Tempel. Wird aber profanen Dingen<br />
<strong>und</strong> Vorstellungen Einlass gewährt, hört der Körper auf, ein heiliger<br />
Tempel zu sein. Somit wird verständlich, weshalb reine Nahrung unerlässlich<br />
ist, wenn der Körper seiner Bestimmung gemäss eingesetzt<br />
werden soll.<br />
Als Nächstes gibt es den Umgang mit oder die Verbindung zu Orten,<br />
389
Personen, Objekten. Ihr müsst euch gut überlegen, welche Orte ihr<br />
aufsuchen dürft, in welcher Umgebung ihr leben sollt <strong>und</strong> welcher<br />
Personenkreis der geeignete Umgang für euch ist. „Sage mir, mit<br />
wem du gehst, <strong>und</strong> ich sage dir, wer du bist“, erklärt das Sprichwort.<br />
Meidet schlechte Gesellschaft jeglicher Art, denn eure Gedanken<br />
werden durch sie beeinflusst. 1990, (40-16/18)<br />
Weshalb sind sich Menschen der verschiedensten Glaubensrichtungen<br />
darin einig, dass Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Wohlbefinden des Körpers gefördert<br />
werden müssen? Sie alle sehen im Körper den Tempel des<br />
darin wohnenden Gottes. Es ist daher die oberste Pflicht eines Menschen,<br />
diesen heiligen Tempel, genannt Körper, nicht zu vernachlässigen,<br />
sondern ihn vielmehr mit grösster Sorgfalt zu behandeln <strong>und</strong><br />
sich seiner zur Erfüllung der Pflichten <strong>und</strong> Aufgaben im Leben zu bedienen.<br />
Menschen, die diese Wahrheit nicht erkennen, unterwerfen<br />
ihren Körper im Namen von Anbetung, religiösen Gelübden, Fasten<strong>und</strong><br />
Bussübungen den unterschiedlichsten Kasteiungen <strong>und</strong> verfehlen<br />
dabei das Ziel, das ewige Prinzip des Göttlichen in sich zu erkennen.<br />
Kann man durch einen Schlag auf den Ameisenhügel die darin<br />
wohnende Schlange töten? Kann man durch Martern <strong>und</strong> Quälen des<br />
Körpers das Göttliche verwirklichen? Kann man durch Verweigerung<br />
von Nahrung <strong>und</strong> Wasser Befreiung erlangen? Selbstverwirklichung<br />
ist nur durch das Erkennen der eigenen Beschaffenheit möglich. (...)<br />
Nur derjenige kann zu Recht ein Mensch genannt werden, der seine<br />
Gedanken, Worte <strong>und</strong> Taten in Einklang gebracht hat. <strong>Der</strong> Körper ist<br />
einer Wasserblase vergleichbar, die aus dem Wasser aufsteigt, kurz<br />
auf dessen Oberfläche verweilt <strong>und</strong> sich dann wieder mit dem Wasser<br />
vereint. So ist auch die Wasserblase Mensch aus dem Wasser Gott<br />
hervorgegangen <strong>und</strong> geht wieder in ihn ein. Nur wenn ihr euch dieses<br />
göttlichen Ursprungs bewusst seid, werdet ihr euren Körper mit der<br />
angemessenen Sorgfalt pflegen <strong>und</strong> benutzen. (...)<br />
Es besteht nicht der geringste Unterschied zwischen der Sonne <strong>und</strong><br />
ihren Strahlen oder zwischen dem Meer <strong>und</strong> seinen Wellen. Ebenso<br />
gibt es auch keinen Unterschied zwischen Gott <strong>und</strong> der Liebe, denn<br />
Gott ist der Quell aller Liebe. Dasselbe trifft auch auf das Verhältnis<br />
zwischen dem Körper <strong>und</strong> dem Göttlichen zu, die beide in wechselseitiger<br />
Beziehung zueinander stehen <strong>und</strong> eng miteinander verb<strong>und</strong>en<br />
sind. 1990, (40-23/25)<br />
Ihr wurdet immer wieder auf das Programm „Begrenzung der Wünsche“<br />
hingewiesen, das vier wichtige Eckpfeiler hat.<br />
390
<strong>Der</strong> erste ist: „Verschwendet keine Nahrung!“ Warum? Weil Nahrung<br />
Gott ist. Nahrung ist unentbehrlich im menschlichen Leben, da der<br />
Körper ohne Nahrung nicht lebensfähig ist.<br />
<strong>Der</strong> zweite Gr<strong>und</strong>satz heisst: „Verschwendet kein Geld!“ <strong>Der</strong> Missbrauch<br />
von Geld ist eine Sünde. Vor allem die heutige Jugend verschleudert<br />
ihr Geld auf vielerlei Weise. Das führt zu schlechten Gewohnheiten,<br />
zum Verlust des Seelenfriedens <strong>und</strong> letztendlich zum<br />
Ruin eures Lebens. (...)<br />
<strong>Der</strong> dritte Eckpfeiler enthält die Mahnung: „Verschwendet keine Energie!“<br />
(...) Ihr seid beständig mit Denken beschäftigt, ihr sprecht laut<br />
oder leise, ihr sprecht mit anderen oder zu euch selbst, ihr sprecht im<br />
Wachzustand wie auch im Schlaf. Wieviel Energie geht durch dieses<br />
ununterbrochene Sprechen, sei es bei Tag oder bei Nacht, verloren?<br />
Als Folge davon werdet ihr überempfindlich. Jede Handlung schliesst<br />
einen Energieverbrauch ein. Wird die Energie des Körpers sinnvoll<br />
eingesetzt, bleibt das Gleichgewicht erhalten, <strong>und</strong> der Körper erfreut<br />
sich guter Ges<strong>und</strong>heit.<br />
<strong>Der</strong> vierte Eckpfeiler fordert euch auf: „Verschwendet keine Zeit!“ Studenten,<br />
nur wenn euer Körper kräftig <strong>und</strong> ges<strong>und</strong> ist <strong>und</strong> sich wohlfühlt,<br />
könnt ihr euch eines ausgewogenen Lebens erfreuen. <strong>Der</strong> Mensch<br />
aber vergeudet sein Leben mit Grübeln über die Vergangenheit <strong>und</strong><br />
sorgenvollen Gedanken über die Zukunft. Was ist die Wurzel von Kummer<br />
<strong>und</strong> Krankheit? <strong>Der</strong> Mensch ist unzufrieden mit dem, was er hat,<br />
<strong>und</strong> er jagt nach dem, was er nicht hat; so verliert er seinen inneren Frieden.<br />
Es ist überflüssig, über Vergangenes nachzusinnen oder sich zu<br />
fragen, was die Zukunft bringen mag. Welchen Sinn hat es, einer Vergangenheit<br />
nachzuhängen, die unwiederbringlich dahin ist, oder sich<br />
den Kopf über eine noch ungewisse Zukunft zu zermartern? Das ist<br />
schiere Zeitvergeudung. Vergangen ist vergangen, <strong>und</strong> die Zukunft<br />
liegt noch in weiter Ferne. Ihr könnt weder das eine noch das andere<br />
beeinflussen. Was wirklich zählt, ist die Gegenwart. Damit ist jedoch<br />
nicht die zeitliche Gegenwart, sondern die Allgegenwart gemeint. Die<br />
Ergebnisse sowohl der Vergangenheit als auch der Zukunft sind in der<br />
Gegenwart enthalten. Ihr erntet in der Gegenwart, was ihr in der Vergangenheit<br />
gesät habt, <strong>und</strong> ihr werdet in der Zukunft ernten, was ihr in<br />
der Gegenwart sät. Somit sind beide, die Vergangenheit wie auch die<br />
Zukunft, in der Gegenwart enthalten. Macht also das Beste aus der Gegenwart.<br />
Lasst die vielen Kümmernisse <strong>und</strong> Sorgen beiseite <strong>und</strong> führt<br />
ein vorbildliches <strong>und</strong> ideales Leben, das euch zur Unsterblichkeit <strong>und</strong><br />
damit zur Erfüllung des menschlichen Lebens führt. 1990, (40-26/27)<br />
391
Das vorrangige Ziel von Studenten muss die Sinneskontrolle sein, nicht<br />
die flüchtigen Vergnügungen an Sinnesobjekten, die nur eine geringe<br />
<strong>und</strong> vorübergehende Freude verschaffen, auf die endloser Schmerz<br />
folgt. Die Sinneswahrnehmungen wie Hören, Berühren, Sehen,<br />
Schmecken <strong>und</strong> Riechen sind mächtiger als die Sinnesorgane selbst.<br />
(...)<br />
<strong>Der</strong> Zunge kommen zwei wichtige Funktionen zu, nämlich das Essen<br />
<strong>und</strong> das Sprechen. Wer in der Lage ist, beide Funktionen der Zunge<br />
völlig zu bezwingen, kann mit dem Göttlichen Selbst verschmelzen.<br />
Hört die Zunge zu sprechen auf, beginnen die Gedanken zu schwatzen.<br />
Um aber das Geschwätz der Gedanken unter Kontrolle zu bringen,<br />
muss der Intellekt geweckt werden. Schliesslich soll man den Intellekt<br />
auf sanfte Weise überzeugen, sich nach <strong>und</strong> nach dem<br />
Göttlichen Selbst zuzuwenden. (...)<br />
Unter allen Sinnesorganen kommt der Zunge eine vorrangige Bedeutung<br />
<strong>und</strong> ein entscheidender Einfluss zu. Die Beherrschung dieses einen<br />
Sinnesorgans befähigt den Menschen, alle anderen Sinnesorgane<br />
problemlos zu meistern. (...)<br />
Durch Beherrschung der Zunge kann man in der Tat die Herrschaft<br />
über die ganze Welt erlangen. Die Macht der Sprache kann entweder<br />
für einen edlen <strong>und</strong> erhabenen Zweck eingesetzt oder aber auf gemeine<br />
<strong>und</strong> böse Weise missbraucht werden. (...)<br />
Ein rücksichtsloser Gebrauch der Zunge kann die Herzen anderer<br />
Menschen zutiefst verletzen, <strong>und</strong> kein Arzt der Welt vermag die durch<br />
ein hartes Wort geschlagene W<strong>und</strong>e zu heilen. 1990, (40-45/46)<br />
<strong>Der</strong> Mensch ist eine Kombination aus Körper, Geist <strong>und</strong> dem Göttlichen<br />
Selbst. Alle drei bilden zusammen die Aufstiegsstufen des Menschen<br />
bis zur höchsten Ebene. <strong>Der</strong> Körper ist das Instrument des<br />
Handelns. Dem Geist kommt die Aufgabe der Wahrnehmung zu. Die<br />
unveränderliche <strong>und</strong> ewige Realität ist der göttliche Aspekt des Menschen.<br />
Folglich sind Handeln, Erkennen <strong>und</strong> Sein die dreieinige Manifestation<br />
der menschlichen Persönlichkeit. Obwohl Körper, Geist <strong>und</strong><br />
Göttliches Selbst unterschiedliche Namen <strong>und</strong> Eigenschaften besitzen,<br />
kann sich der Mensch durch ihre Vereinigung <strong>und</strong> Harmonisierung<br />
von der menschlichen zur göttlichen Ebene erheben. (...)<br />
<strong>Der</strong> Begriff “Antahkarana” - das innere Instrument der Seele - wird sowohl<br />
im alltäglichen weltlichen Kontext wie auch im spirituellen<br />
Sprachgebrauch verwendet. Was sind Form <strong>und</strong> Wesen dieses inneren<br />
Instruments? Welche Rolle spielt es, welche Bedeutung kommt<br />
392
ihm zu, <strong>und</strong> wohin führt sein Weg? Wenn ihr diesen Fragen tiefer<br />
nachgeht, stellt ihr fest, dass der Geist in den vier Aspekten Verstand,<br />
Intelligenz, Gedächtnis <strong>und</strong> Ego die subtile Form des Seeleninstrumentes<br />
(Antahkarana) bildet, wovon die letzteren drei wiederum die<br />
subtile Form des Geistes darstellen. Die einzelnen Bezeichnungen<br />
sind der jeweils entsprechenden Funktion zugeordnet. (...)<br />
Wenn das Geistige in unstete Gedankenprozesse verwickelt ist, wird<br />
es “Manas” genannt. Befasst es sich mit den Vorgängen der Nachforschung<br />
<strong>und</strong> Unterscheidung zwischen richtig <strong>und</strong> falsch, nennt man<br />
es “buddhi”, Intelligenz. Als Speicher der Erinnerung heisst es “chitta”.<br />
Identifiziert es sich aber mit dem physischen Körper <strong>und</strong> beansprucht<br />
die Rolle des Handelnden für sich, nennt man es Ego. Daraus ist ersichtlich,<br />
dass das Geistige, wenngleich es im Gr<strong>und</strong>e eine Einheit ist,<br />
je nach den von ihm angenommenen Rollen diese unterschiedlichen<br />
Formen zeigt. (...)<br />
In der Tat ist der Geist allein die Ursache aller Dinge. Die Schriften sagen:<br />
„<strong>Der</strong> gesamte Kosmos ist nichts anderes als eine Projektion des<br />
Geistes.“ <strong>Der</strong> Mensch erhielt seinen Namen, weil er einen Geist besitzt.<br />
So wie ein Mensch denkt, wird er. Mensch bedeutet Geist, <strong>und</strong><br />
Geist bedeutet Mensch. <strong>Der</strong> Geist ist nichts weiter als ein Bündel von<br />
Gedanken. Gedanken veranlassen euch zum Handeln, <strong>und</strong> was euch<br />
im Leben Freude oder Leid beschert, ist die Konsequenz dieser<br />
Handlungen. Folglich können nur gute Gedanken ein gutes Leben bewirken.<br />
Gedanken sind äusserst mächtig. Sie überleben den Tod eines<br />
Menschen. Daher ist es wichtig, schlechte Gedanken aus eurem<br />
Geist zu verbannen. Schlechte Gedanken trennen den Menschen<br />
vom Menschen <strong>und</strong> lassen ihn die allen gemeinsame Göttlichkeit vergessen.<br />
Erkennt aber der Mensch, dass ein <strong>und</strong> dasselbe Göttliche<br />
jedem Körper innewohnt, bleibt kein Raum mehr für Unstimmigkeiten.<br />
<strong>Der</strong> Mensch sollte danach streben, seinen Beziehungshorizont allmählich<br />
auszudehnen, vom Einzelnen bis zum Bereich der Familie,<br />
von dort zur Gemeinschaft, weiter zur Nation, bis er schliesslich die<br />
ganze Welt umfasst. Sowohl der Friede des Einzelnen wie auch der<br />
Weltfrieden hängen einzig von dem Denken des Menschen ab, weshalb<br />
der Geist durch gezielte Methoden an Disziplin gewöhnt werden<br />
muss. (...)<br />
Die Kathaupanishad vergleicht den Körper mit einem Streitwagen.<br />
Dessen Pferde sind die Sinne, der Geist entspricht den Zügeln, <strong>und</strong><br />
die Intelligenz nimmt den Platz des Wagenlenkers ein. Das bedeutet,<br />
dass der Geist zwischen Sinnen <strong>und</strong> Intelligenz steht. Folgt er den<br />
Befehlen der Intelligenz, ist er in Sicherheit, folgt er aber den Launen<br />
393
<strong>und</strong> Eingebungen der Sinne, wird er ihr Sklave <strong>und</strong> somit ein Opfer<br />
endlosen Kummers <strong>und</strong> Leids. Den Sinnen freien Lauf zu lassen, bedeutet,<br />
den nach aussen gerichteten Weg zu gehen. Im Gegensatz<br />
dazu bedeutet die Herrschaft über die Sinne, den inneren Weg zu gehen.<br />
1990, (40-53/55)<br />
Jeder verlangt laut klagend nach Frieden. Aber Frieden liegt nur in<br />
euch selbst <strong>und</strong> nicht irgendwo draussen. Wollt ihr aber in den Genuss<br />
dieses Friedens kommen, müsst ihr bestimmte Übungen machen.<br />
Wie sehen diese aus? Beginnt zu allererst damit, selbstsüchtige<br />
Gedanken zu verbannen. Dann beschäftigt euch beharrlich mit der<br />
Frage, wer ihr in Wirklichkeit seid. Wenn ihr jedoch lediglich dreimal<br />
hintereinander sagt: „Ich bin ein Mensch, ich bin ein Mensch, ich bin<br />
ein Mensch“, bleibt ihr nur ein halber Mensch. Um euer Menschsein<br />
ganz zu verwirklichen, sollt ihr auch wiederholen: „Ich bin kein Tier,<br />
ich bin kein Tier, ich bin kein Tier.“ Denn heutzutage bezeichnen sich<br />
viele als Menschen <strong>und</strong> benehmen sich dabei wie Tiere. (...)<br />
<strong>Der</strong> Geist ist ein unbezahlbarer Besitz. Er ist Gottes grösstes Geschenk<br />
an den Menschen. Die alten Schriften erklären, dass allein der<br />
Geist für Bindung oder Befreiung des Menschen verantwortlich ist.<br />
(...)<br />
Denen, die sich in die Kontemplation Gottes versenken <strong>und</strong> sich mit<br />
guten Gedanken, Worten <strong>und</strong> Taten beschäftigen, dient er als grösster<br />
Wohltäter. Dagegen bringt derselbe Geist Unglück über jene, die<br />
den falschen Weg der Verworfenheit <strong>und</strong> äussersten Schlechtigkeit<br />
einschlagen. 1990, (40-56)<br />
Die Bedeutung von „Ergebung an Gott“ wird oft missverstanden. Ergebung<br />
liegt nicht in der Aufgabe aller Aktivität in der törichten Vorstellung:<br />
„Gott wird für alle meine Bedürfnisse sorgen, weil ich ihm alles<br />
übergeben habe.“ Das wäre reine Faulheit. (...)<br />
Aus Mangel an Dankbarkeit erniedrigt sich der Mensch <strong>und</strong> steigt auf<br />
eine Stufe sogar unterhalb des Niveaus der Tiere hinab. Ihr sagt<br />
„Danke“ zu jemandem, der euer zufällig zu Boden gefallenes Taschentuch<br />
aufhebt <strong>und</strong> es euch wiedergibt. Doch wie seltsam <strong>und</strong> befremdend<br />
ist es, dass ihr nie daran denkt, Gott für all die kostbaren<br />
Dinge zu danken, die er euch in seiner Gnade verliehen hat! Er gab<br />
euch einen Platz in diesem weiten, w<strong>und</strong>erbaren Universum. Er versorgt<br />
euch mit reiner Luft zum Atmen, mit sauberem Wasser zum<br />
Trinken. Er schenkte euch Mutter Erde als Lebensraum. Hätte er nicht<br />
394
die fünf w<strong>und</strong>erbaren Elemente erschaffen, könntet ihr auch nicht einen<br />
Augenblick lang existieren. Gibt es daher eine grössere Sünde<br />
als zu vergessen, solchem allgütigen Gott dafür zu danken? (...)<br />
Sagt mir, welche Gebühren entrichtet ihr Gott dafür, dass er euch die<br />
Sonne gegeben hat, welche die ganze Welt mit ihrem Licht erhellt,<br />
den Wind, der alle Lebewesen mit seinem kühlenden Hauch erquickt,<br />
den Regenschauer, der die Erde nicht nur erfrischt, sondern alles Leben<br />
auf ihr erhält, <strong>und</strong> so weiter <strong>und</strong> so fort? Diesen Dingen keinen<br />
Gedanken zu schenken zeugt nicht nur von Undankbarkeit seitens<br />
des Menschen, sondern es ist auch ein Zeichen der Trägheit, die seinen<br />
Geist verunreinigt <strong>und</strong> trübt. 1990, (40-57/59)<br />
Auf der Lebensreise ist die Intelligenz von höchster Bedeutung. Sie<br />
wird Unterscheidungskraft (buddhi) genannt, was bedeutet, dass jene<br />
höhere Intelligenz die Fähigkeit hat, Entscheidungen zu treffen. Im<br />
täglichen Leben gibt es immer wieder Hindernisse, Probleme <strong>und</strong> Aufregungen.<br />
Zur Überwindung dieser Hindernisse ist die Intelligenz<br />
eure Hauptstütze. (...)<br />
Die innere Stimme ist eine andere Bezeichnung für buddhi. <strong>Der</strong><br />
Mensch wird auf seinem Lebensweg von dieser inneren Stimme geleitet.<br />
(...)<br />
Manchmal hört man jemanden sagen: „Mein Gewissen ist nicht zufriedengestellt“<br />
oder: „Mein Gewissen stimmt dem nicht zu“. Hier bezieht<br />
sich der Begriff Gewissen auf die innere Stimme. Wenn ihr also aufgefordert<br />
werdet: „Folgt dem Meister“, ist mit dem Begriff „Meister“<br />
euer Gewissen gemeint. (...)<br />
Zeitweise wird die Unterscheidungskraft durch das Ego-Bewusstsein<br />
überdeckt. In diesem Zusammenhang müsst ihr berücksichtigen,<br />
dass die Sinne feiner als der Körper sind, der Geist feiner als die Sinne<br />
<strong>und</strong> Intelligenz wiederum um ein Vielfaches feiner als die Sinne ist.<br />
Das Göttlich-Absolute überragt natürlich alles an Feinheit. Im Licht<br />
dieser Tatsache bedeutet die Behauptung, das Ego-Bewusstsein vermöge<br />
selbst Unterscheidungskraft zu verhüllen, dass dieses Ego<br />
noch subtiler als diese ist. Folglich ist das Ego-Bewusstsein in seiner<br />
Feinheit allesdurchdringend <strong>und</strong> umfasst alle eure Handlungen. Das<br />
ist der Gr<strong>und</strong>, weshalb der Mensch unfähig ist, sein Ego zu transzendieren<br />
<strong>und</strong> das Göttlich-Absolute, sein Höheres Selbst, zu erkennen.<br />
(...)<br />
Wenn das Ego verschwindet, kann der Mensch Befreiung erlangen.<br />
(...)<br />
395
Die korrekte Bedeutung von Ego ist: „die irrtümliche Identifikation des<br />
Selbst mit dem Körper“. 1990, (40-66/68)<br />
<strong>Der</strong> Intellekt ergeht sich in Diskussionen <strong>und</strong> Streitgesprächen. Wenn<br />
ihr der Versuchung der Dialektik nachgegeben habt, dauert es eine<br />
lange Zeit, bis ihr euch von ihren Fesseln befreien <strong>und</strong> euch der<br />
Glückseligkeit erfreuen könnt, die ihr empfindet, wenn ihr den Intellekt<br />
hinter euch lasst. Ihr müsst euch immer der Begrenztheit des Verstandes<br />
bewusst sein. Dem Streitgespräch muss das Schweigen, der<br />
Analyse die Synthese folgen. <strong>Der</strong> Intellekt kann euch auf dem Weg zu<br />
Gott nur eine kurze Strecke behilflich sein; der Rest wird durch Intuition<br />
erleuchtet. (...)<br />
Ich bin weder Schriftgelehrter noch Intellektueller. Ich bin die Verkörperung<br />
göttlicher Liebe. Ich stehe also weder im Widerspruch zu den<br />
Schriftgelehrten, die sich an die Texte halten, noch zu den Intellektuellen.<br />
Beide haben teilweise recht, sind aber in ihren Anschauungen<br />
begrenzt. Wenn euer Herz von Liebe erfüllt ist, braucht ihr die Heiligen<br />
Schriften nicht, denn sie wollen mit ihren <strong>Lehre</strong>n nur ein Gefühl<br />
der Liebe für alle in gleichem Masse erzeugen <strong>und</strong> den Egoismus, der<br />
im Wege steht, überwinden. Selbst der Geist muss, wenn er dieser<br />
Liebe im Wege steht, als „eigensinnig“ abgelehnt werden. Alle Zeit<br />
<strong>und</strong> Energie, die mit dem Studieren der Heiligen Schriften verbracht<br />
wird, ist vollkommene Verschwendung, wenn Studium <strong>und</strong> Betrachtung<br />
nicht zu der Erkenntnis führen, dass der Geist schlimmer als ein<br />
betrunkener Affe ist. Pilgerfahrten dienen der Erhebung der Herzen,<br />
sie sollen die Impulse läutern <strong>und</strong> müssen das niedere Selbst zum<br />
Denken <strong>und</strong> Tun auf einer höheren Ebene veranlassen. <strong>Der</strong> Geist<br />
verfolgt denselben Zweck, er sollte es jedenfalls. Er forscht nach der<br />
Einheit des Universums, nach Ursprung <strong>und</strong> Ziel aller Dinge, nach<br />
den Gesetzen des Mikrokosmos <strong>und</strong> des Makrokosmos, <strong>und</strong> er<br />
schaut hinter den immer mehr zurückweichenden Vorhang, um einen<br />
Blick auf den “Puppenspieler” werfen zu können, der alle Fäden in der<br />
Hand hält. 12.4.59, (15-88/90)<br />
Niemand muss etwas Besonderes tun, um sein wirkliches Selbst zu<br />
entdecken. Wenn der Vorhang der Täuschung entfernt <strong>und</strong> zerstört<br />
wird, enthüllt sich das Göttliche von selbst in all seiner Herrlichkeit.<br />
Was wirklich notwendig ist, ist das Auflösen des Nebels, der Wolken,<br />
des Dunstes <strong>und</strong> das Wegreissen des dichten Vorhangs, der das<br />
Selbst auf den Körper beschränkt. Wie kann man den Nebel entfer-<br />
396
nen? Wie kann der Spiegel gereinigt werden, so dass er das Selbst<br />
klar <strong>und</strong> ohne Verzerrung widerspiegeln kann? Es bedarf des Geistes<br />
<strong>und</strong> der höheren Intelligenz, der Intuition. <strong>Der</strong> Geist, wenn er zu einer<br />
religiösen Überzeugung gelangt ist, lässt euch die Heiligen Schriften<br />
als höchste Autorität annehmen, während die höhere Intelligenz sich<br />
auf die Vernunft beruft. Beide müssen geputzt <strong>und</strong> poliert werden,<br />
denn sie verschmutzen ziemlich schnell! Sie bedürfen ständiger Aufmerksamkeit.<br />
(...) <strong>Der</strong> Geist muss mit der Rezitation des Namens Gottes,<br />
mit dem Vorsatz, anderen zu helfen, <strong>und</strong> mit guten Taten zur<br />
Wohlfahrt aller behandelt werden. Die Sonne steht am Himmel, <strong>und</strong><br />
eine vorbeiziehende Wolke verbirgt sie vor euch. Die materielle Welt<br />
ist die Wolke, welche das Göttliche Selbst, das ewig am Firmament<br />
eures Herzens scheint, verbirgt. <strong>Der</strong>selbe Geist, der die Wolken zusammenballt,<br />
kann sie auch sofort wieder zerstreuen. 12.4.59, (15-<br />
91)<br />
Die <strong>Lehre</strong>r, die auch hier sind, können sich glücklich preisen, denn ihnen<br />
hat das Schicksal eine vornehme Aufgabe zugewiesen: Sie haben<br />
die grossartige Möglichkeit, auf angenehme Art <strong>und</strong> Weise dem<br />
Wohl aller zu dienen, indem sie ihre Zeit in der Gesellschaft fröhlicher,<br />
unschuldiger Kinder verbringen. <strong>Der</strong> Vater, die Mutter <strong>und</strong> der <strong>Lehre</strong>r,<br />
diese drei sind in erster Linie für das Formen der Zukunft des Landes<br />
verantwortlich. Unter diesen ist es der <strong>Lehre</strong>r, der die entscheidende<br />
Rolle spielt, denn er ist für diese Aufgabe besonders ausgebildet <strong>und</strong><br />
ausgewählt worden. Er hat sie freiwillig auf sich genommen <strong>und</strong> muss<br />
sie daher nach bestem Wissen <strong>und</strong> Gewissen <strong>und</strong> ohne Widerspruch<br />
ausführen. Das Kind, die Eltern <strong>und</strong> auch die Öffentlichkeit vertrauen<br />
ihm blindlings, <strong>und</strong> dieses Vertrauen muss durch eine ehrliche Dienstleistung<br />
gerechtfertigt werden. Die Kinder <strong>und</strong> die Allgemeinheit ehren<br />
<strong>und</strong> respektieren ihn als Guru, mit der vollen heiligen Bedeutung<br />
dieses Wortes. Er mag arm sein <strong>und</strong> von denen in hohen Stellungen<br />
wenig geachtet werden, aber die Genugtuung, die ihm seine stille,<br />
schöpferische Arbeit bringt, ist Lohn genug. Wie gross die Herausforderung<br />
auch sein mag, er sollte niemals seine Schüler beschimpfen,<br />
sondern sie immer segnen.<br />
Er sollte den strengsten Massstab an sein Verhalten anlegen <strong>und</strong> prüfen,<br />
ob er eine Angewohnheit oder einen Charakterzug besitzt, der,<br />
wenn er von den Schülern nachgeahmt wird, schädlich sein könnte.<br />
Er sollte die Anweisungen, die er gibt, selbst befolgen. Andernfalls<br />
gibt er ein Beispiel der Heuchelei, das die Kinder die Schlauheit lehrt,<br />
nicht ertappt zu werden. Die Ursache von Heuchelei ist Charakter-<br />
397
schwäche <strong>und</strong> Feigheit. Wenn ihr den Mut habt, die Folgen eurer<br />
Handlungen auf euch zu nehmen, werdet ihr niemals lügen. <strong>Der</strong> <strong>Lehre</strong>r<br />
sollte nicht versuchen, die Disziplin durch das leichtere Mittel der<br />
Furcht aufrecht zu erhalten, denn das kann viele gefährliche Folgen<br />
für die Kinder haben. Er sollte vielmehr den Weg der Liebe gehen.<br />
<strong>Lehre</strong>r müssen sich der Disziplin der Meditation <strong>und</strong> der Rezitation<br />
des Namens Gottes unterziehen; das gibt ihnen die so dringend benötigte<br />
innere Ruhe. Sie sollten eine Atmosphäre schaffen, in der ein<br />
einfaches Leben mit hohen Idealen verb<strong>und</strong>en ist, denn die Schüler<br />
nehmen sie unbewusst als Vorbilder an <strong>und</strong> beginnen, sie nachzuahmen.<br />
Sie sollten der heranwachsenden Jugend die Reichtümer weitergeben,<br />
die vergangene Generationen in Form von spirituellen Disziplinen<br />
<strong>und</strong> Entdeckungen angesammelt haben. Lernt diese Dinge<br />
selbst, <strong>und</strong> lehrt sie dann die euch anvertrauten Kinder. Das erlaubt<br />
euch, den Dank abzustatten, den ihr den Weisen der Vergangenheit<br />
schuldet. Ich weiss, dass wenn die Saat bitter ist, die Ernte nicht süss<br />
sein kann. Es sind jedoch auch unter der Beschränkung der heutigen<br />
Lehrpläne <strong>und</strong> Studienkurse gewisse Dinge möglich. 25.11.59, (15-<br />
107/108)<br />
Bezeichnet euch nie als Sünder, der in Sünde geboren wurde, aufgewachsen<br />
<strong>und</strong> ihr verfallen ist. Nein, diese Art der Selbstverdammung<br />
steht einem Kind Gottes schlecht an. Die bewegende Kraft, die eigentliche<br />
Seele in jedem Einzelnen von euch ist Gott. Wie könnt ihr<br />
schlecht sein, wenn ihr hier seid, um Gottes Plan, entsprechend seinem<br />
Wunsch <strong>und</strong> Willen, zu erfüllen? Er hat euch viele Fähigkeiten<br />
gegeben, damit ihr nach ihm suchen <strong>und</strong> ihn erreichen könnt. Ihr seid<br />
deshalb keine hilflosen, vernachlässigten Geschöpfe, die zum Tode<br />
verurteilt sind. Ihr seid Kinder der Glückseligkeit, Erben eines grossen<br />
Vermächtnisses, das euch gehört, wenn ihr darum bittet. Aber ihr bittet<br />
nicht darum! Glaubt an eure Bestimmung, <strong>und</strong> widmet euch fröhlich<br />
<strong>und</strong> mit Beständigkeit der Aufgabe, sie zu erfüllen. Frömmigkeit<br />
ist nichts anderes als Liebe zu Gott. 25.6.60, (15-118/119)<br />
Ihr müsst die Sinnesfreuden allmählich hinter euch lassen <strong>und</strong> an den<br />
höheren <strong>und</strong> beständigeren Freuden Gefallen finden, die der Tiefe<br />
eurer eigenen Persönlichkeit entspringen. Verehrende Liebe zu Gott<br />
ist das Wichtigste auf dem Yoga-Pfad. Sie ist die Hauptsache <strong>und</strong> die<br />
Krönung. Innere Ausgeglichenheit <strong>und</strong> Zufriedenheit sind ebenso notwendig.<br />
10.7.59, (15-121)<br />
398
Das Alter zwischen sechzehn <strong>und</strong> dreissig Jahren, in dem der<br />
Mensch am härtesten darum kämpft, die gesteckten Ziele zu erreichen,<br />
ist am entscheidendsten. Wenn diese Jahre vertan werden,<br />
sind sie unwiderruflich verloren. Meidet krumme Wege, folgt während<br />
dieser Zeitspanne eures Lebens den Spuren Gottes <strong>und</strong> der Heiligen.<br />
Wer kann euch etwas anhaben, wenn ihr Gott als Herrscher in eurem<br />
Herzen eingesetzt habt? „Meine Fürsorge, meine Liebe für euch ist<br />
die von tausend Müttern!“ Wenn ihr entdeckt, dass ihr Gott seid, kann<br />
es weder Ergebenheit noch Hingabe geben. Weisheit löscht alles<br />
aus; Gott allein bleibt. (27-86)<br />
Geburtenkontrolle mit künstlichen Mitteln ist ein unsinniger, falscher<br />
Schritt. Das ist, als ob man den Kopf abschlägt, weil die Tür zu niedrig<br />
ist <strong>und</strong> man sich <strong>beim</strong> Eintritt nicht bücken will. Ihr müsst Möglichkeiten<br />
finden, mehr Nahrung anbauen zu können, z.B. die Nutzbarmachung<br />
des natürlichen Reichtums an Gr<strong>und</strong>wasser. Künstliche Mittel<br />
zur Verhinderung von Empfängnis werden Ausschweifung <strong>und</strong> aussereheliche<br />
Geschlechtsbeziehungen fördern, die des Menschen unwürdig<br />
sind. Jene, die diese gefährliche Taktik empfehlen, sollten lieber<br />
Selbstkontrolle <strong>und</strong> Selbstbeschränkung durch Yoga <strong>und</strong> Dienst<br />
am Nächsten fördern. Diese Methoden werden in den Heiligen Schriften<br />
von den Weisen befürwortet, denen die verheerenden Folgen unverantwortlicher<br />
Vaterschaft oder enttäuschter Mutterschaft bekannt<br />
waren. Die unschuldigen, unwissenden Opfer derartiger Beeinflussung<br />
können sehr wohl in der Meisterung ihrer niederen Instinkte geschult<br />
werden <strong>und</strong> lernen, sie zu sublimieren <strong>und</strong> in nützlichere Bahnen<br />
zu lenken. Ohne innere Vorbereitung <strong>und</strong> ohne den eigenen<br />
Entschluss können künstliche Massnahmen zu schweren Komplexen<br />
<strong>und</strong> zu geistiger Verwirrung führen.<br />
Filme, Bücher, Musik <strong>und</strong> das Verhalten der älteren Generation verleiten<br />
junge Menschen zu Zügellosigkeit. Durch den Feldzug für Familienplanung<br />
werden sie dazu angeregt, Mittel anzuwenden, die sie der<br />
Verantwortung für die Konsequenzen ihrer Ausschweifungen entheben.<br />
Dadurch werden die Zukunft <strong>und</strong> der Fortschritt der Nation doppelt<br />
geschädigt. Die beste Methode für Familienplanung ist die seit alters<br />
her gültige, nämlich dem Menschen durch spirituelle Disziplin die<br />
Erkenntnis der ihm innewohnenden Göttlichkeit zu vermitteln. (27-<br />
215/216)<br />
So wie die Ges<strong>und</strong>heit des Geistes durch das Gleichgewicht der drei<br />
399
Gr<strong>und</strong>eigenschaften, nämlich Stumpfheit, Tätigkeitsdrang <strong>und</strong> Reinheit,<br />
erhalten <strong>und</strong> gefördert wird, so wird die Ges<strong>und</strong>heit des Körpers<br />
durch das Zusammenspiel von Atmung, Stoffwechsel <strong>und</strong> Drüsenfunktionen<br />
erhalten <strong>und</strong> gefördert. Diese drei dürfen nicht aus dem<br />
Gleichgewicht gebracht werden. Ein ges<strong>und</strong>er Körper ist der beste<br />
Behälter für einen ges<strong>und</strong>en Geist. (27-219)<br />
Während ihr euch die <strong>Lehre</strong>n der Heiligen Schriften zu Eigen macht,<br />
verwandelt sich eure Trägheit in Tatendrang <strong>und</strong> wird schliesslich zur<br />
Reinheit geläutert. Auch eine Frucht reift in drei Stufen. Zuerst ist sie<br />
ganz sauer, dann wird sie durch den Einfluss von Erde <strong>und</strong> Sonne<br />
süsssauer <strong>und</strong> schliesslich reif <strong>und</strong> ganz süss. Auch der Mensch wird<br />
durch die Zwillingskräfte der Gnade von aussen <strong>und</strong> der Sehnsucht<br />
von innen in das süsse Bewusstsein der Glückseligkeit <strong>und</strong> Liebe hineinwachsen.<br />
(27-222)<br />
Dies ist eine Zeit des Zweifels, der Unruhe, Furcht, Spaltung <strong>und</strong> Verzweiflung.<br />
Deshalb brauchen die Menschen Trost <strong>und</strong> Hilfe. Selbst<br />
die Wissenschaftler, die immer so überheblich waren <strong>und</strong> glaubten,<br />
sie könnten das ganze Universum erklären <strong>und</strong> in eine Formel pressen,<br />
werden bescheiden, wenn sich bei jedem Schritt neue <strong>und</strong> gewaltigere<br />
Ausblicke vor ihnen auftun. (...) Die Wissenschaftler sind<br />
verwirrt. Sie öffnen mit ungeheurer Anstrengung eine Tür nach der<br />
anderen, nur um einen Korridor zu betreten, der sie mit einem Dutzend<br />
verschlossener Türen zu weiteren Anstrengungen herausfordert.<br />
<strong>Der</strong> Versuch, die materielle Welt <strong>und</strong> den täuschenden Einfluss<br />
der Erscheinungsformen zu erklären, ist ein Vorgang ohne Ende.<br />
Wenn ihr euch nach Frieden <strong>und</strong> Freude sehnt, wendet euch lieber<br />
dem Herrn zu, der die Gesetze für die Welt festlegt. Das ist es, was<br />
alle denkenden Menschen heute einzusehen beginnen.<br />
Aber es ist nicht genug, eine solche Versammlung wie diese zu besuchen,<br />
einfach dazusitzen <strong>und</strong> mir zuzuhören. Wenn jemand am<br />
Strand des Meeres sitzt <strong>und</strong> behauptet, in den Wellen gebadet zu haben,<br />
muss er zumindest ein Paar nasse Füsse vorweisen können,<br />
nicht wahr? Ebenso müsst ihr auch einen Beweis erbringen, dass ihr<br />
in diesem Menschenmeer gewesen seid <strong>und</strong> euch die Wogen der<br />
Segnungen erreicht haben. Dieser Beweis ist die Träne in eurem Auge,<br />
wenn ein anderer weint, <strong>und</strong> die Freude in eurem Herzen, wenn<br />
ein anderer glücklich ist. So sammelt den Honig meiner Worte wie die<br />
Biene den Nektar der Blumen.<br />
400
<strong>Der</strong> Vorsitzende hat gesagt, dass sich bald die ganze Welt <strong>Sai</strong> zuwenden<br />
<strong>und</strong> seinen Namen auf den Lippen führen werde. Ich<br />
wünschte, es ginge tiefer. Ich bestehe nicht darauf, dass es der Name<br />
“<strong>Sai</strong>” ist. Es kommt darauf an, dass sich die Menschen dem Göttlich-<br />
Absoluten zuwenden, gleichgültig welchen Namen sie im M<strong>und</strong>e führen<br />
<strong>und</strong> welche Form sie vor ihrem geistigen Auge haben. Es ist immer<br />
die gleiche Substanz, welche die verschiedenen Formen bildet.<br />
26.2.61, (16-19/20)<br />
Lasst euch durch das, was die Astrologen über die Konstellation der<br />
Planeten sagen, nicht aus der Ruhe bringen. Sie übertreiben! Es wird<br />
nicht viel geschehen. Die Katastrophen ereignen sich nicht in der Natur,<br />
sondern in dem furchtsamen Geist der Menschen. Wenn ihr die<br />
Gnade des Herrn gewinnt, kann euch nichts geschehen, <strong>und</strong> ihr<br />
braucht euch nicht um das Horoskop zu kümmern. 17.3.61, (16-25)<br />
Die Welt leidet heute unter zu viel Wissen. Die Tugend hat mit dem<br />
Fortschritt der Wissenschaften nicht Schritt gehalten. Das ist die Wurzel<br />
allen Übels. <strong>Der</strong> eine Reifen des Fahrrads, auf dem der Mensch<br />
fährt, der Reifen des Gottesbewusstseins, ist platt. Er muss mit dem<br />
Namen des Herrn aufgepumpt werden. Mit einem platten Reifen<br />
kommt man nicht weit. Bildet spirituelle Gemeinschaften, leistet anderen<br />
tatkräftige Hilfe <strong>und</strong> seid fröhlich dabei. Das ist mein Vorschlag für<br />
heute. 30.4.61, (16-36)<br />
Ihr müsst wissen, dass das Erwachen vom Schlaf gleichsam eine Geburt<br />
<strong>und</strong> das Einschlafen ein Sterben ist. Darum betet jeden Morgen<br />
eures Lebens <strong>beim</strong> Erwachen:<br />
“Oh Herr, ich bin vom Schlaf erwacht <strong>und</strong> neu geboren. Ich will die<br />
Pflichten dieses Tages erfüllen, alles was ich tue, dir als Opfer darbringen<br />
<strong>und</strong> dein Bild immer vor Augen haben. Heilige <strong>und</strong> läutere<br />
meine Gedanken, Worte <strong>und</strong> Taten. Hilf mir, dass ich niemandem<br />
Schaden zufüge, <strong>und</strong> lasse nicht zu, dass mir Schaden zugefügt wird.<br />
Führe <strong>und</strong> leite mich an diesem Tag.”<br />
Und wenn ihr am Abend die Pforte des Schlafes betretet, dann betet:<br />
“Oh Herr, die Pflichten dieses Tages, deren Last ich heute Morgen dir<br />
übergab, sind erfüllt. Du warst es, der mich gehen, sprechen, denken<br />
<strong>und</strong> handeln liess. Ich lege jetzt alle meine Worte, Gedanken <strong>und</strong> Taten<br />
zu deinen Füssen nieder. Meine Aufgabe ist vollendet. Empfange<br />
mich, ich komme wieder zu dir.”<br />
401
Übernehmt diese beiden als eure täglichen Gebete. Das Beste ist,<br />
euer eigenes Selbst als Quelle des Lichts, als euren Guru zu haben.<br />
Eure höhere Intelligenz <strong>und</strong> Intuition werden die Wahrheit enthüllen.<br />
Eine solche vom Gebet bestimmte Haltung wird eure Impulse so formen,<br />
dass sich eure Intuition voll entfalten kann. 27.7.61, (16-49)<br />
Kinder lieben selbstlos. Sie sind unschuldige Zuschauer. Sie beobachten<br />
das Verhalten der Erwachsenen, <strong>und</strong> sie lernen ihre Lektionen<br />
zu Hause viel früher als in der Schule. Deshalb müssen Eltern sehr<br />
vorsichtig sein, wie sie miteinander umgehen <strong>und</strong> sich den Kindern<br />
gegenüber verhalten. (...)<br />
Die ersten fünf Jahre sollte ein Kind unter der Obhut der Mutter aufwachsen.<br />
Viele Kinder lernen diese Mutterliebe nie kennen. Aber die<br />
Mutter sollte ihre Verantwortung während dieser Jahre nicht anderen<br />
überlassen, so dass sie nur “Mama” genannt wird wie eine Puppe, mit<br />
der das Kind gelegentlich spielt. Heutzutage haben die Kinder reicher<br />
<strong>und</strong> gebildeter Eltern einen schweren Nachteil. Sie werden der Liebe<br />
<strong>und</strong> Fürsorge der Eltern beraubt. Sie werden der Obhut von Bediensteten<br />
<strong>und</strong> Erzieherinnen anvertraut. Mit diesen wachsen sie auf, lernen<br />
deren Wortschatz <strong>und</strong> eignen sich deren Denkungsart an. Das ist<br />
nicht wünschenswert.<br />
Wenn das Kind fünf Jahre alt ist, sollte der Vater die Aufgabe der Erziehung<br />
übernehmen. Danach muss es dem Guru anvertraut werden.<br />
Dieser muss ihm die Wertmassstäbe vermitteln, die für ein friedliches<br />
Leben in der Familie, dem Dorf, der Gemeinde, der Gesellschaft <strong>und</strong><br />
für das Wohlergehen der ganzen Menschheit notwendig sind. <strong>Lehre</strong>r<br />
müssen sowohl ihre Rechte als auch ihre Pflichten kennen. Manche<br />
<strong>Lehre</strong>r vernachlässigen ihre Pflichten <strong>und</strong> enttäuschen die Erwartungen,<br />
welche die Gesellschaft in sie setzt. (...) Kinder gleichen ungefärbtem<br />
Stoff. Sie nehmen die Farbe an, in die sie getaucht werden.<br />
Die Erwachsenen gleichen altem Stoff, der nicht leicht gefärbt werden<br />
kann. Herzen, die jung <strong>und</strong> formbar sind, gewöhnen sich leicht an<br />
Ordnung <strong>und</strong> Disziplin. Es gibt keine Altersgrenzen, um sich gute Umgangsformen<br />
<strong>und</strong> Gewohnheiten anzueignen. Bei richtiger Anleitung<br />
können sie selbst von Kindern erlernt werden. (...) Kinder haben keine<br />
Angst. (...) Darum wird gesagt, dass man, um die Gnade Gottes zu<br />
gewinnen, einfach <strong>und</strong> direkt wie ein Kind oder wissend wie ein Weiser<br />
werden muss. (...)<br />
Die Stufe der Kindheit ist die Stufe reinen Seins. Wenn es euch wie einem<br />
Kind gelingt, euer Leben in dieser Unschuld zu führen, ist das<br />
402
Einswerden mit Gott eine natürliche Folge. Die Sonne wartet schweigend<br />
<strong>und</strong> geduldig vor der geschlossenen Tür. Öffnet sie nur einen<br />
Spalt, <strong>und</strong> ihr Licht wird durch diesen Spalt freudig eindringen. Öffnet<br />
sie weiter, <strong>und</strong> ihre Wärme wird euch einhüllen. Kinder sind immer offen.<br />
Sie kennen keine verschlossenen Türen, die der Gr<strong>und</strong> für die<br />
Dunkelheit sind. Darum ist ihr Lachen auch ein Sonnenstrahl, selbst<br />
für die, denen Unglück widerfahren ist. 18.5.62, (16-126/129)<br />
Ihr solltet euch schämen, wenn ihr die Berichte lest, dass Menschen<br />
wie ihr heute Waffen erfinden <strong>und</strong> testen, die Millionen vernichten <strong>und</strong><br />
sogar künftigen Generationen Schaden zufügen können. Aber ihr<br />
seid stolz auf den Scharfsinn <strong>und</strong> die Intelligenz der Menschen. Manche<br />
bew<strong>und</strong>ern sogar solche Erfinder. Ihr könnt stolz sein auf diejenigen,<br />
die etwas erfinden, das den Menschen hilft, ein besseres Leben<br />
zu führen, aber findet die richtigen Worte, um jene zu beschreiben,<br />
die solche Instrumente des Massenmordes herstellen. In einer Anstalt<br />
für Geisteskranke findet ihr die verschiedensten Arten des Wahnsinns,<br />
einige Wahnsinnige spucken andere an, einige beissen <strong>und</strong><br />
kratzen, andere werfen mit Gegenständen um sich oder beschimpfen<br />
jeden, der ihnen begegnet. Das Herstellen von Massenvernichtungsmitteln<br />
ist auch eine Form von Wahnsinn.<br />
Auch die Welt ausserhalb der Anstalten ist voller Menschen, die geisteskrank<br />
sind! Wenn ein Land von Hass erfüllt ist, werden plötzlich<br />
auch ganz normale Menschen verrückt <strong>und</strong> benehmen sich wie die<br />
Wilden. Aber in diesem Irrenhaus findet man manchmal einen besonderen<br />
“Verrückten”. Er sitzt immer bewegungslos in einer Ecke <strong>und</strong><br />
beobachtet die Streiche <strong>und</strong> das unsinnige Benehmen der anderen<br />
Insassen. Die Ärzte haben ihn gern, denn er braucht keine Fürsorge<br />
<strong>und</strong> macht keine Schwierigkeiten. Er mag ein Melancholiker sein oder<br />
ein Weiser. Wer sich Gott ganz ausgeliefert hat, verhält sich so. Er ist<br />
der einzige vernünftige Mensch in einer wahnsinnigen Welt. 24.5.62,<br />
(16-131/132)<br />
Tätigkeit zum Wohl des Menschen ist Tätigkeit für Gott. Viele Menschen<br />
sehen alle Handlungen der Gottesverehrung, des Gottesdienstes<br />
als „sein“ an <strong>und</strong> alle Handlungen des Gelderwerbs <strong>und</strong> -ausgebens<br />
als „mein“. Aber das ist ein Irrtum. Alle Handlungen sind „sein“.<br />
Es gibt keinen Unterschied zwischen Tätigkeit zum Wohl des Menschen<br />
<strong>und</strong> Tätigkeit für Gott. Alle Handlungen führen euch entweder<br />
zu Gott oder von ihm fort. Ihr sprecht zum Beispiel davon, dass ihr<br />
403
krank werdet, dass ihr bei guter Ges<strong>und</strong>heit seid usw. <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong> dafür<br />
ist, dass ihr glaubt, der Körper zu sein, wohingegen ihr in Wirklichkeit<br />
einzig <strong>und</strong> allein das Göttliche im Inneren seid, das ihr mit den<br />
fünf Hüllen umkleidet habt. Euer falscher Glaube ist ein Ergebnis des<br />
heute vorherrschenden Erziehungssystems. Danach ist die Glückseligkeit,<br />
die ihr durch die Sinne erlangt, die einzige Glückseligkeit, die<br />
ihr erreichen könnt, <strong>und</strong> die einzige, die ihr zu erreichen braucht. Die<br />
heutige Erziehung enthüllt dem Menschen nicht die ewige Quelle der<br />
Glückseligkeit, die er in sich selbst trägt. Es gibt keine Schulung in der<br />
Kunst, geistigen Frieden zu erlangen. Niemandem wird das Geheimnis<br />
mitgeteilt, wie inmitten der Verwirrung der modernen Zivilisation<br />
der Zustand des Gleichmuts zu erreichen ist. Jedermann sieht sich<br />
veranlasst, mit dem Strom zu schwimmen, der die Menschheit hinabzieht<br />
in Furcht, Angst <strong>und</strong> Verzweiflung. (...)<br />
Die Sinne schwelgen grenzenlos - aber das Höchste Selbst wird nicht<br />
beachtet. Die moderne Erziehung produziert nur „gebildete Toren“.<br />
Sie bringt keine weisen Menschen hervor, die dem Leben ruhig <strong>und</strong><br />
unerschrocken zu begegnen vermögen. Das Resultat sind Menschen,<br />
die wissen, wie man sich mit Informationen vollstopft, wie man<br />
Werkzeuge zur Vernichtung der Mitmenschen ersinnt <strong>und</strong> bedient<br />
<strong>und</strong> wie man die Launen der Sinne befriedigt. Aber sie sind hilflos, der<br />
Krise des Todes zu begegnen - einer Krise, die unausweichlich ist.<br />
18.10.63, (17-60/61)<br />
<strong>Der</strong> weltliche Staat zögert, die Kinder <strong>und</strong> Studenten in den Schulen<br />
die Prinzipien der ewigen Wahrheit zu lehren, obwohl diese Prinzipien<br />
universell anwendbar sind <strong>und</strong> keiner Religionsrichtung zuwiderlaufen.<br />
(...) Aber wenn diese Ausbildung nicht betont, dass das Höhere<br />
Selbst die Gr<strong>und</strong>lage jedes Individuums ist, wird viel von der belebenden<br />
Kraft der ewig gültigen Urordnung verloren sein. Den Jugendlichen<br />
muss ausserdem ein regelmässiger Meditationskurs gegeben<br />
werden, auf dass sie die Tiefen ihrer eigenen Persönlichkeit <strong>und</strong> ihre<br />
unbegrenzten Möglichkeiten zu erkennen vermögen, um sich Frieden<br />
<strong>und</strong> Glück zu sichern. 14.1.64, (17-113)<br />
Jedes Talent sollte in den Dienst für die Menschheit, ja aller lebenden<br />
Wesen gestellt werden. Darin liegt die Erfüllung. Alle Menschen sind<br />
Brüder <strong>und</strong> Schwestern; sie haben den gleichen Körperbau, wurden<br />
aus dem gleichen Material geschaffen <strong>und</strong> tragen den gleichen göttlichen<br />
Kern in sich. <strong>Der</strong> Dienst am Nächsten verhilft eurem göttlichen<br />
404
Wesen zum Durchbruch, denn er macht euer Herz froh, <strong>und</strong> ihr bekommt<br />
ein Gefühl dafür, dass das Leben lebenswert ist. <strong>Der</strong> Dienst<br />
am Nächsten ist Gottesdienst, denn Gott ist in jedem Wesen, jedem<br />
Stein <strong>und</strong> jedem Baumstamm. Legt eure Talente dem Herrn zu Füssen;<br />
lasst jede Handlung eine Blume sein, frei von den kriechenden<br />
Würmern Eifersucht <strong>und</strong> Egoismus <strong>und</strong> voll von dem Duft der Liebe<br />
<strong>und</strong> Opferbereitschaft. Wenn ihr eine schauspielerische Begabung<br />
habt, nun, dann nutzt sie zur Verherrlichung Gottes <strong>und</strong> zur moralischen<br />
Unterstützung der Menschen.<br />
Wenn über Theaterstücke oder Filme gesprochen wird, kommt oft die<br />
Frage auf, wer für deren niedriges Niveau verantwortlich ist: die Leute,<br />
die in die Theater strömen oder die Schauspieler? Ich muss euch<br />
sagen, dass die Autoren <strong>und</strong> Schauspieler die grösste Schuld daran<br />
haben. Ihr dürft nicht so tief sinken, dass ihr Methoden <strong>und</strong> Tricks anwendet,<br />
die vielleicht mehr Geld einbringen, aber zugleich die Samen<br />
für Übel <strong>und</strong> Laster in die Köpfe der Zuschauer säen. Eine Person, die<br />
einer Vorstellung beiwohnt, muss das Theater als ein besserer, stärkerer,<br />
mutigerer Mensch verlassen, nicht ärmer <strong>und</strong> schwächer <strong>und</strong><br />
noch weniger in der Lage, den Versuchungen der Welt zu widerstehen.<br />
Denkt daran, wenn ihr ein Stück für die Bühne auswählt oder<br />
eure Feder zum Schreiben ansetzt. Dann werdet ihr den richtigen<br />
Weg einschlagen. Noch ein Wort zu euch Schauspielern: Ihr tragt die<br />
Gewänder <strong>und</strong> Gerätschaften edler Seelen <strong>und</strong> Heiliger; ihr stellt sogar<br />
göttliche Charaktere dar; ihr sprecht Worte über heilige Ideale <strong>und</strong><br />
zeigt tiefe Gemütsbewegungen. Euer Spiel ist sehr eindrucksvoll. Das<br />
ist ein Zeichen eures Könnens <strong>und</strong> das Ergebnis unermüdlichen Probens.<br />
Ihr inspiriert die Zuschauer, ihr Leben zu ändern. Sie lernen von<br />
euch, den Pfad der Frömmigkeit zu gehen, auf dem man inneren Frieden<br />
findet, denn ihr bringt es fertig, das Leben grosser Heiliger für sie<br />
nachzuvollziehen. Das alles ist sehr gut. Aber ist es zu viel verlangt,<br />
dass ihr auch in eurem persönlichen Leben zeigt, dass der göttliche<br />
Pfad der beste <strong>und</strong> sicherste <strong>und</strong> auch der einfachste ist? (...)<br />
Wenn ihr als Autor ein Theaterstück schreibt, verwandelt alles Niedrige<br />
<strong>und</strong> Weltliche in das Höhere <strong>und</strong> Spirituelle. Betrachtet niedrige<br />
Dinge nicht als niedrig, sondern als Versehen, Fehler, missglückte<br />
Versuche oder Irrtümer, die verhindert werden müssen. Stärkt die spirituellen<br />
Beziehungen von Mensch zu Mensch. Seht menschliche<br />
Wesen nicht nur als Körper mit Hunger, Durst, Leidenschaften <strong>und</strong><br />
Vorurteilen. Das ist eine falsche Anschauung. Betrachtet lieber das<br />
Sehnen, die Ideale, die Träume von der allumfassenden Einheit, das<br />
Ringen um Wahrheit, Erbarmen, Gnade, Mitgefühl <strong>und</strong> Freiheit <strong>und</strong><br />
405
schildert diese in den Stücken, die ihr schreibt. Das wird die Atmosphäre<br />
des Theaters verändern <strong>und</strong> sie heiligen. Ihr werdet dadurch<br />
dem einzelnen Menschen <strong>und</strong> der Nation helfen, stärker <strong>und</strong> widerstandsfähiger<br />
zu werden. Jetzt gleiten die Menschen auf dem leichten<br />
Weg des Lasters <strong>und</strong> der Nichtigkeiten abwärts. Haltet diesen Prozess<br />
auf; öffnet ihre Augen für den Abgr<strong>und</strong>, der dort unten gähnt.<br />
5.12.64, (18-118/120)<br />
Ihr könnt auch in einem weltlichen Leben spirituelle Fortschritte machen.<br />
Es schadet nicht, das Familienleben mit Ehepartner <strong>und</strong> Kindern<br />
als Übungsfeld für ein spirituelles Leben zu wählen. Ihr tragt eine<br />
Brille, um euer Sehvermögen zu verbessern. Ebenso kann ein Leben<br />
in der Familie, in der Gesellschaft <strong>und</strong> der Politik euer „Sehvermögen“<br />
verbessern. Nutzt die Möglichkeiten, die sich dabei bieten, für die Entwicklung<br />
von Selbstbeherrschung <strong>und</strong> Opferbereitschaft. 13.12.64,<br />
(18-126/127)<br />
Heute lässt sich der Mensch in Raketen einschliessen <strong>und</strong> rast mit irrsinniger<br />
Geschwindigkeit um die Welt <strong>und</strong> sogar zum Mond, aber er<br />
hat es nicht fertig gebracht, auch nur einen Zentimeter tief in sein Inneres<br />
einzudringen, um die zügellosen Gefühle <strong>und</strong> Gedanken, die<br />
dort wüten, zu beherrschen. Um euch davor zu bewahren, von der<br />
Strömung des Wandels weggeschwemmt zu werden, müsst ihr<br />
stromaufwärts schwimmen, <strong>und</strong> das ist in der Tat ein kühnes <strong>und</strong><br />
schwieriges Unterfangen. (...)<br />
Lasst euch nicht in die Probleme der Welt verwickeln. Versucht, so oft<br />
ihr könnt, mit dem Namen des Herrn auf den Lippen in die reinere Luft<br />
des göttlichen Geistes zu entfliehen. Von den 24 St<strong>und</strong>en des Tages<br />
nehmt 6 St<strong>und</strong>en für eure persönlichen Bedürfnisse in Anspruch, 6<br />
St<strong>und</strong>en für den Dienst am Nächsten, 6 St<strong>und</strong>en für Schlaf <strong>und</strong> verbringt<br />
6 St<strong>und</strong>en in Gedanken über das Göttliche. Die letzteren 6<br />
St<strong>und</strong>en werden euch eine stählerne Kraft verleihen. 16.12.64, (18-<br />
130)<br />
Das „Fieber der arroganten Jugend“ ist eine Krankheit, die den Intellekt<br />
benebelt <strong>und</strong> die Jugend <strong>und</strong>ankbar <strong>und</strong> herzlos macht. Die Eltern<br />
werden vernachlässigt, die Älteren nicht geachtet, die <strong>Lehre</strong>r lächerlich<br />
gemacht, die Heiligen Schriften verhöhnt. Die jungen Leute<br />
brüsten sich, ihren Kopf vor niemand anderem zu beugen als vor dem<br />
Barbier. Sie verursachen den Eltern, denen sie ihr Leben verdanken,<br />
406
Kummer <strong>und</strong> Sorgen. Lasst euch nicht einreden, dass ein solches<br />
Verhalten etwa achtenswert sei. 17.12.64, (18-136)<br />
Heute kennen die Leute die Geschichten der Filmstars, sind aber völlig<br />
unwissend, was ihre eigene Geschichte betrifft. Sie wissen über<br />
die Sterne am Himmel Bescheid, nicht aber über die wirklich wichtigen<br />
Dinge, um die sie sich kümmern sollten. Entwickelt Tugenden,<br />
die euch <strong>und</strong> anderen wirkliche Freude schenken, anstatt Gewohnheiten,<br />
die eure Ges<strong>und</strong>heit ruinieren, eure Geldbörsen leer machen<br />
<strong>und</strong> euer Ansehen schädigen. Ich möchte, dass die Devotees ihr Verhalten<br />
<strong>und</strong> ihren Charakter verbessern. Es ist nicht genug, in den<br />
Tempel zu gehen, mit lauter Stimme zu singen <strong>und</strong> die Zimbeln zu<br />
schlagen. Das zeigt nur äussere Begeisterung. Gott schaut nicht auf<br />
äussere Zeichen der Frömmigkeit, sondern auf die innere Haltung,<br />
die dahinter steht. (...)<br />
Das Unsichtbare ist die Gr<strong>und</strong>lage des Sichtbaren. Das sind die Dinge,<br />
die jedermann wissen sollte statt der grossen Menge von Informationen,<br />
welche jetzt die Köpfe füllt. 28.3.65, (18-206/207)<br />
Heutzutage leiden die Gebildeten <strong>und</strong> Experten auf jedem Gebiet an<br />
einer schrecklichen Krankheit, nämlich an „moralischer Unterernährung“.<br />
In den Plänen der Regierung für die Entwicklung des Landes ist<br />
eine Charakterschulung nicht vorgesehen. Ein tugendhafter Mensch<br />
wird ausgelacht wie ein Dummkopf, der es nicht versteht, in der Welt<br />
voranzukommen. Aber die Veden erklären, dass jede Handlung zur<br />
Verbesserung des Charakters, zur Läuterung der Gefühle, Leidenschaften<br />
<strong>und</strong> Impulse, die den Geist verseuchen, beitragen <strong>und</strong> die<br />
Schau des Menschen erweitern sowie seine Bindung an das Universale,<br />
von dem er ein Teil ist, stärken muss. 8.12.64, (19-12)<br />
Ich will euch nur das Wichtigste von dem sagen, was diese Bücher<br />
lehren, <strong>und</strong> möchte, dass ihr euch vornehmt, diese <strong>Lehre</strong>n von heute<br />
an zu befolgen: „Sucht keine Fehler in anderen; hört auf, eurer göttlichen<br />
Natur zuwiderzuhandeln; hütet euch davor, andere zu verleumden;<br />
seid weder eifersüchtig noch böswillig, sondern immer respektvoll<br />
<strong>und</strong> bescheiden.“ Lebt mit der Liebe, in der Liebe, für die Liebe.<br />
Dann wird euch der Herr, der die Verkörperung der Liebe ist, alles gewähren,<br />
was ihr braucht, auch, wenn ihr ihn um nichts bittet. Er kennt<br />
eure Bedürfnisse; er ist die Mutter, die nicht wartet, bis das Kind zu<br />
weinen beginnt, bevor sie es füttert. Seine Liebe ist so gross, dass er<br />
407
im Voraus weiss, was euch fehlt, <strong>und</strong> euch zu Hilfe eilt. Ihr wartet alle<br />
ungeduldig darauf, dass ich euch ein „Interview“ gewähre, damit ihr<br />
mir die langen Listen eurer Wünsche, die ihr mitgebracht habt, vorlegen<br />
könnt. Diese Wünsche vermehren sich, sie nehmen niemals ein<br />
Ende. Die Erfüllung eines Wunsches führt zu einer Serie neuer Wünsche.<br />
Strebt danach, die Stufe zu erreichen, wo nur der Wille Gottes<br />
zählt <strong>und</strong> ihr ein Werkzeug in seinen Händen seid. 13.7.65, (19-25)<br />
Unter Schriftstellern <strong>und</strong> Dichtern aller Länder verbreitet sich heute<br />
eine bösartige Krankheit - die Krankheit, alles, was ehrwürdig ist <strong>und</strong><br />
sich bewährt hat, zu verachten <strong>und</strong> das, was von anderen verehrt<br />
wird, zu verhöhnen <strong>und</strong> zu kritisieren. Anzügliche Zoten, hitzige Kritik<br />
- das hält man heute für „modern“ <strong>und</strong> zeitgemäss; das ist die literarische<br />
Mode. Aber solche Literatur schadet der heranwachsenden Generation;<br />
sie verdirbt ihren Geschmack <strong>und</strong> beraubt sie ihrer Ideale.<br />
Wer die alten Weisheiten achtet, wird als Feigling angesehen, der es<br />
nicht wagt, neue Wege zu begehen; wer die „modernen“ Mätzchen<br />
mitmacht, wird zum Genie erklärt <strong>und</strong> findet viele Nachahmer. Wer<br />
den etablierten Glauben mit Schmutz bewirft, wird als Held, wer ihn<br />
unterstützt, als Feigling angesehen. Die Dichter sollten versuchen,<br />
diese Krankheit zu überwinden. Sie müssen ihre eigene Ges<strong>und</strong>heit<br />
wiederherstellen <strong>und</strong> ihren Mitmenschen ges<strong>und</strong>es Gedankengut<br />
vermitteln. 6.10.65, (19-70)<br />
Wenn junge Menschen erkennen, dass Gott allgegenwärtig ist <strong>und</strong> im<br />
eigenen Herzen wohnt, werden sie gewiss das vedische Gebot einhalten:<br />
„Sprich die Wahrheit <strong>und</strong> halte dich an die Göttliche Ordnung.“<br />
Sie werden immer die Wahrheit sagen <strong>und</strong> sittlich handeln. 24.10.65,<br />
(19-73)<br />
Die Schulbildung muss ein Studium des menschlichen Geistes <strong>und</strong><br />
seiner negativen Impulse, die Hass, Streit <strong>und</strong> Verleumdung veranlassen,<br />
einschliessen. Sie darf nicht nur darin bestehen, die Gesetze<br />
der Natur kennenzulernen <strong>und</strong> sich die Fähigkeiten anzueignen, aus<br />
natürlichem Material nützliche Produkte herstellen zu können. Sie<br />
muss den Schülern die Möglichkeit bieten, zu lernen, wie sie sich<br />
selbst mit Hilfe ihrer Intelligenz <strong>und</strong> ihres Verstandes erkennen können.<br />
Sie sollte auch das innere Auge öffnen, das noch wichtiger ist als<br />
das äussere. Dem äusseren Auge muss die Herrlichkeit Gottes in der<br />
Natur <strong>und</strong> dem inneren Auge die transzendente Wirklichkeit Gottes<br />
408
enthüllt werden. Die Nahrung erhält Körper <strong>und</strong> Geist; der Geist hat<br />
die Aufgabe, die Allgegenwart Gottes zu entdecken. (...)<br />
Kinder sollten im Bewusstsein der Bruderschaft der Menschen <strong>und</strong><br />
der Vaterschaft Gottes aufwachsen. Wenn ihnen diese <strong>Lehre</strong>n nicht<br />
zugänglich gemacht werden, enthält man ihnen etwas vor, worauf sie<br />
ein Anrecht haben. Um den Menschen vertrauen zu können, bedarf<br />
es des Glaubens an Gott. Ohne Glauben gleicht der Mensch einer<br />
Pflanze, deren Wurzeln zerstört wurden; sie vertrocknet <strong>und</strong> welkt<br />
schnell dahin. Damit ist der Glaube an den Gott im Herzen des Menschen<br />
gemeint, der ihn bei allem, was er einer inneren Stimme folgend<br />
tut, sagen lässt: „Ich habe es getan.“ Dieser Glaube ist der Nährboden,<br />
auf welchem Liebe, Mut, Zufriedenheit <strong>und</strong> Freude wachsen.<br />
Es ist leicht, in Kindern das Bewusstsein zu wecken, dass dieses „Ich“<br />
den Körper nur als Gewand trägt. Sie werden in gegenseitiger Liebe<br />
<strong>und</strong> Zusammenarbeit mit allen Menschen in allen Ländern aufwachsen,<br />
wenn sie wissen, dass Hautfarbe <strong>und</strong> soziale Stellung nichts weiter<br />
sind als ein Mantel, der die innere Wirklichkeit nicht berührt.<br />
Natürlich muss das Elternhaus die erste Schule sein, in der dem Geist<br />
der Kinder der Wert des Gebets, der Bescheidenheit <strong>und</strong> der tätigen<br />
Nächstenliebe nahegebracht wird. Eltern müssen fest an die gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />
Wahrheiten dieser universalen Religion glauben. Kinder<br />
müssen erleben, wie ihre Eltern vor dem Hausaltar beten <strong>und</strong> meditieren,<br />
wie sie die Fehltritte anderer vergeben <strong>und</strong> mit denen fühlen, die<br />
Kummer <strong>und</strong> Leid erdulden müssen. Kinder sollten ihre Eltern nicht<br />
besorgt, hilflos, unzufrieden <strong>und</strong> verzagt sehen, als ob sie keinen Gott<br />
hätten, auf den sie sich stützen können <strong>und</strong> der ihnen Mut <strong>und</strong> innere<br />
Kraft verleiht.<br />
<strong>Lehre</strong>r sollten einfache, ernsthafte, ehrliche <strong>und</strong> spirituelle Menschen<br />
sein, die Freude <strong>und</strong> Liebe ausstrahlen. Wer Wert auf hohen Lebensstandard<br />
legt <strong>und</strong> seine Arbeit von der Höhe der Bezahlung abhängig<br />
macht, ist kein guter <strong>Lehre</strong>r. <strong>Lehre</strong>r müssen wie die alten Rishis sein:<br />
ausgeglichen, zufrieden <strong>und</strong> selbstlos. Sie müssen gelernt haben,<br />
sich selbst zu beherrschen <strong>und</strong> eine gelassene Ruhe ausstrahlen. (...)<br />
Es sollte im Lehrplan kein spezielles Fach für „Ethik“ geben, in dem<br />
die Schüler moralische Belehrungen erhalten. Jedes Fach muss so<br />
gelehrt werden, dass Moral <strong>und</strong> Ethik wie ein roter Faden durch alle<br />
Unterrichtsst<strong>und</strong>en gehen. Durch ihr Vorbild müssen die <strong>Lehre</strong>r im<br />
Klassenzimmer <strong>und</strong> auf dem Sportplatz den Wert der Zusammenarbeit,<br />
der Opferbereitschaft <strong>und</strong> des Mitgefühls für die weniger Begabten<br />
<strong>und</strong> Behinderten in höchster Vollkommenheit demonstrieren. Da-<br />
409
durch werden die Kinder angeregt, den Schwachen, Kranken <strong>und</strong><br />
Armen zu helfen; sie lernen, selbstlos zu lieben, werden selbstbewusst<br />
<strong>und</strong> erfahren die Bedeutung der Stille <strong>und</strong> des Gebets. Diese<br />
indirekte Methode, mit der <strong>Lehre</strong>r <strong>und</strong> Erzieher durch ihr Vorbild den<br />
Kindern die Gr<strong>und</strong>lagen sittlichen Verhaltens beibringen, ist besser<br />
als die direkten Anweisungen, die in Schulbüchern stehen <strong>und</strong> die für<br />
die Prüfung gelernt werden müssen. Erzählt Geschichten aus den<br />
Upanishaden, der Bibel, dem Bhagavatam, dem Ramayana <strong>und</strong> dem<br />
Mahabharata. Wenn ihr etwas durch ein Beispiel verdeutlichen wollt,<br />
erzählt - gleichgültig, in welchem Fach ihr gerade unterrichtet - eine<br />
Episode aus dem Leben der Heiligen, die es zu allen Zeiten in allen<br />
Nationen gegeben hat. Man kann alle Fächer, sogar die Naturwissenschaften<br />
<strong>und</strong> Mathematik, auf spirituelle oder auf materialistische Art<br />
<strong>und</strong> Weise lehren. Nehmt Bezug auf das Spirituelle, wo immer es<br />
möglich ist.<br />
Wenn ihr dieses Programm der spirituellen Aufklärung ernst nehmt,<br />
hat das den Vorteil, dass ihr durch den unmerklichen Einfluss auf die<br />
Kinder auch die Atmosphäre im Elternhaus verbessert. Wenn das<br />
Kind still sitzt <strong>und</strong> über den Schöpfer, der dieses w<strong>und</strong>erbare Universum<br />
werden liess, meditiert, werden die Eltern angeregt, dasselbe zu<br />
tun, <strong>und</strong> Liebe <strong>und</strong> gegenseitiges Verstehen werden in das Heim einziehen.<br />
3.4.67, (19-224/227)<br />
Die Regierungen, die das Unterrichtssystem des Landes festlegen<br />
<strong>und</strong> betreuen, sind verantwortlich für die Unzufriedenheit <strong>und</strong> Enttäuschung<br />
<strong>und</strong> für die daraus folgende Pflichtvergessenheit <strong>und</strong> Unruhen<br />
der Studenten. Sie richten ihre Aufmerksamkeit nur auf die physische<br />
<strong>und</strong> intellektuelle Ausbildung der Jugend. Sie vergessen, dass<br />
auch der seelischen, moralischen <strong>und</strong> geistigen Entwicklung Aufmerksamkeit<br />
geschenkt werden muss, damit eine vollintegrierte Persönlichkeit<br />
daraus hervorgehen kann. Heute wird ein Kind in die<br />
Schule geschickt, damit es Jahre später einen bequemen Job bekommen<br />
soll! Die Schule dient dazu, einen Broterwerb zu finden, nicht<br />
aber, um das Höchste im Leben zu erreichen. In allen Ländern ist es<br />
das Gleiche. Nirgends wird der Jugend beigebracht, Gleichmut <strong>und</strong><br />
Frieden zu erlangen. Überall ist das Ziel ein komfortables Leben, nicht<br />
ein Leben des Friedens <strong>und</strong> der ungetrübten Freude. (...)<br />
Die Studenten müssen eine Neuordnung des Ausbildungssystems<br />
gemäss dieser Leitlinien verlangen. Sie müssen verlangen, dass sie<br />
besser ausgerüstet werden, der Herausforderung des Lebens zu be-<br />
410
gegnen. Sie müssen die Behörden überzeugen, dass dies wesentlich<br />
ist. Schliesslich gehören auch sie zu euch <strong>und</strong> sind an eurem Wohlergehen<br />
interessiert. Sie müssen euch anhören <strong>und</strong> euren Vorschlägen<br />
entsprechen. 30.7.67, (20-59/60)<br />
Heutzutage sind sich die <strong>Lehre</strong>r des Adels ihres Berufes nicht mehr<br />
bewusst, <strong>und</strong> die Gesellschaft ist <strong>und</strong>ankbar geworden. Junge Leute<br />
haben Filmstars als Vorbilder; sie lernen die gefährlichsten Dinge aus<br />
Filmen, Horror-Comics <strong>und</strong> Kriminalromanen. Ihnen wurden im Kindesalter<br />
keine menschlichen Werte vermittelt, <strong>und</strong> so werden sie vom<br />
Strom der Belanglosigkeiten mitgerissen. <strong>Der</strong> <strong>Lehre</strong>r kann dieser Tragödie<br />
nur hilflos zuschauen, da er selbst keine Kraft <strong>und</strong> Substanz,<br />
kein Ideal weitergeben kann <strong>und</strong> nicht fähig ist, Begeisterung hervorzurufen.<br />
(...)<br />
<strong>Der</strong> <strong>Lehre</strong>r sollte in einer Atmosphäre der Liebe <strong>und</strong> der Wahrhaftigkeit<br />
arbeiten, die weder Missgunst noch Unehrlichkeit kennt. Er darf<br />
nicht mürrisch <strong>und</strong> verdrossen sein; der Umgang mit den Kindern<br />
muss ihn glücklich <strong>und</strong> zufrieden machen, denn nur dann kann er Liebe<br />
ausstrahlen. Weder Ratschläge noch Ermahnungen können den<br />
<strong>Lehre</strong>r dazu bringen, den Anforderungen seines Berufes voll gerecht<br />
zu werden. Kein äusserer Einfluss ist dazu in der Lage; er muss an<br />
sich selbst arbeiten. 5.9.68, (21-19)<br />
Das ehrgeizige Streben, berühmt zu werden, eine hohe Stellung einzunehmen,<br />
um Autorität über seine Mitmenschen ausüben zu können<br />
<strong>und</strong> ein Leben im Luxus zu führen, kann niemals zu innerem Frieden<br />
führen. Innerer Frieden ist das Ergebnis ganz anderer Bemühungen.<br />
Reichtum kann nicht über ihn gebieten, noch kann Autorität ihn sich<br />
aneignen. Er muss durch Meditieren, Rezitieren der Namen des Herrn<br />
<strong>und</strong> durch die neun Schritte, die zu den Füssen des Allmächtigen führen,<br />
erlangt werden. Und er ist nur hier auf Erden zu finden, wo der<br />
Mensch rechtmässig hingehört, <strong>und</strong> nicht auf irgendeinem anderen<br />
Himmelskörper im Weltraum, auf den der Mensch sich vorwagen<br />
mag. Ihr vermehrt euren Kummer, wenn ihr euch an die Vergangenheit<br />
erinnert <strong>und</strong> euch eine düstere Zukunft ausmalt. 21.11.69, (21-<br />
116)<br />
Es ist gut, eine Zeit für die Andacht in den St<strong>und</strong>enplan einzubeziehen.<br />
Stille ist von unschätzbarem Wert, <strong>und</strong> die Schüler sollten ermutigt<br />
werden, sie zu praktizieren. Achtet auch darauf, dass sie weder<br />
411
übermütig noch niedergeschlagen sind. Das Pendel beginnt nur zu<br />
schwingen, wenn die Uhr aufgezogen ist. Lehrt sie, ihre Wünsche zu<br />
beherrschen, anstatt immer neue in ihnen zu wecken. Erwachsene,<br />
Politiker, Führer <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong>r sollten die Gefühle der Jugendlichen<br />
nicht entflammen <strong>und</strong> sie zu Sklaven des Zorns <strong>und</strong> der Leidenschaften<br />
machen, so wie sie es jetzt bei jeder Gelegenheit tun. (...)<br />
Ich werde euch von einem Vorfall im <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong>-College erzählen,<br />
der euch zeigen wird, welche Art von Änderung ich begrüsse. Zu Beginn<br />
des öffentlichen Examens im College standen alle Prüfungskandidaten<br />
miteinander auf, nachdem sie die Bogen mit den Fragen erhalten<br />
hatten. Die aufsichtführenden Personen waren überrascht <strong>und</strong><br />
einige befürchteten, die Studenten würden vielleicht eine Szene machen<br />
<strong>und</strong> gegen die verteilten Texte oder die Sitzordnung protestieren.<br />
Aber sie standen nur auf, um für eine Minute still zu beten! Das<br />
ist eine sehr reinigende <strong>und</strong> kraftspendende Gewohnheit. 2.3.70, (21-<br />
141/143)<br />
Dann möchte ich noch einmal die Schüler anhalten, keine Horror-Comics<br />
über Verbrechen <strong>und</strong> Sex <strong>und</strong> keine Romane über Laster <strong>und</strong><br />
Verdorbenheit zu lesen. Geht auch nicht in Filme, denn obwohl sie<br />
manchmal als vorbildlich <strong>und</strong> von erzieherischem Wert angekündigt<br />
werden, schmuggeln die Produzenten aus Profitgier niedrige, vulgäre,<br />
demoralisierende Szenen ein, die rohen, unerzogenen Menschen<br />
gefallen. Lasst es nicht zu, dass der Virus des Lasters euer Gehirn infiziert.<br />
Wenn das geschieht, sinkt ihr auf Ebenen unterhalb der tierischen<br />
hinab. Glaubt nicht, es sei möglich, glücklich <strong>und</strong> ohne Angst<br />
<strong>und</strong> Mühe zu leben. Baut keine Luftschlösser <strong>und</strong> hofft, darin zu leben.<br />
Das Leben ist ein Mosaik aus Vergnügen <strong>und</strong> Schmerz, Leid ist<br />
ein Intervall zwischen zwei Augenblicken der Freude, Frieden ist das<br />
Zwischenspiel zwischen zwei Kriegen. Es gibt keine Rosen ohne Dornen,<br />
wer vorsichtig ist, wird die Blume pflücken, ohne sich zu stechen.<br />
Es gibt keine Biene ohne Stachel, dennoch wird der Kluge den Honig<br />
einsammeln. Mühe <strong>und</strong> Arbeit werden euch verfolgen, aber ihr dürft<br />
nicht zulassen, dass sie euch vom Pfad der Pflicht <strong>und</strong> Hingabe abbringen.<br />
Wenn ihr nach den Jahren hier in eure Dörfer zurückkehrt,<br />
haltet Ausschau nach den <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Seva-Gruppen oder den Bhajan-Gruppen<br />
im Ort, schliesst euch diesen an. Teilt die Glückseligkeit<br />
des Dienstes mit ihnen, besucht Patienten im Hospital, lest ihnen etwas<br />
Schönes vor, schreibt Briefe für sie <strong>und</strong> seid einfach nett <strong>und</strong><br />
fre<strong>und</strong>lich zu ihnen in ihrer Einsamkeit <strong>und</strong> ihrem Schmerz. Geht in<br />
die Slums, geht wie helle Lampen voll Liebe <strong>und</strong> Sympathie hindurch<br />
412
<strong>und</strong> helft den Leuten dort, ihre Lebensbedingungen so zu verändern,<br />
dass sich ihre Ges<strong>und</strong>heit verbessert, ihr Einkommen erhöht <strong>und</strong> ihre<br />
Ausbildung gefördert wird. Wenn der Zucker göttlicher Gedanken<br />
dem faden Wasser täglicher Routine hinzugefügt wird, wird es Limonade<br />
<strong>und</strong> schmeckt köstlich. Also tut das <strong>und</strong> helft anderen auch dabei.<br />
<strong>Der</strong> Mensch ist das Ebenbild Gottes, wie kann Gott euch seine Gnade<br />
schenken, wenn ihr sein Bild verletzt, wenn ihr ihn beiseite schiebt,<br />
ihn schmäht oder ihn von euch fernhaltet? Wenn ihr erklärt, „meins ist<br />
meins, eures ist eures“, wird euch auch Gott dahin stellen, wo seine<br />
Liebe euch nicht erreicht. Annie Besant sagte einmal, statt festzustellen,<br />
der Mensch suche Gott, sei es viel richtiger zu sagen, Gott suche<br />
immer den Menschen, einen Menschen, der seine Kinder liebe <strong>und</strong><br />
ihnen diene <strong>und</strong> sie so liebevoll behandele, wie er es tue. April 73,<br />
(22-200/201)<br />
Erziehung verleiht Bescheidenheit, gibt das Recht, eine beherrschende<br />
Stellung zu bekleiden. Daraus ergibt sich der berechtigte Anspruch<br />
auf Wohlhabenheit. Mit Hilfe eines solchen Reichtums können Mildtätigkeit<br />
<strong>und</strong> Mitgefühl praktisch verwirklicht werden, <strong>und</strong> hierdurch können<br />
das Glück in dieser Welt <strong>und</strong> der Frieden in der kommenden gewonnen<br />
werden. Die Erziehung ist somit eine grosse konstruktive<br />
Kraft für die Menschheit. Aber Reformer <strong>und</strong> Erneuerer haben so viel<br />
an dem Erziehungsvorgang gepfuscht, dass er nun zu einer Karikatur<br />
seiner selbst reduziert ist. Die Effektivität des Erziehungssystems <strong>und</strong><br />
sein Segen für die Menschheit sind missachtet <strong>und</strong> vernachlässigt<br />
worden. Nun wird mit seinem Namen die Kunst der Sammlung von Informationen<br />
über die objektive Welt benannt. Die weit wichtigere Aufgabe,<br />
die menschliche Natur zum Göttlichen zu verwandeln, wird als<br />
nicht zu seinem Aufgabenbereich gehörig aufgegeben. <strong>Der</strong> Unterschied<br />
zwischen den alten Idealen der Erziehung <strong>und</strong> den modernen<br />
Praktiken ist erschreckend. (...)<br />
<strong>Lehre</strong>r <strong>und</strong> Schüler werden nur dann voller Freude sein, wenn sie<br />
eine Liebe verbindet, die keine Belohnung erwartet. Wenn materieller<br />
Gewinn das Ziel ist, gründet die Freude nur auf Materiellem <strong>und</strong> begeistert<br />
nicht das Gemüt. Sie kann nicht rein, stetig <strong>und</strong> ernsthaft sein.<br />
Als <strong>Lehre</strong>r der spirituellen Erziehung für Kinder (Bal Vikas-Klassen)<br />
des ganzen Landes schaut ihr nicht auf geldliche oder materielle Vorteile,<br />
<strong>und</strong> somit habt ihr reichlich Gelegenheit, durch die Strahlen der<br />
Liebe das Herz <strong>und</strong> den Intellekt des Kindes erblühen zu lassen. Ich<br />
413
möchte euch sagen, dass sich heutzutage die meisten <strong>Lehre</strong>r auf<br />
westliche Schulungsmethoden spezialisiert haben, <strong>und</strong> dadurch haben<br />
sie ihre Verwurzelung in unserer eigenen Kultur verloren <strong>und</strong> sind<br />
sich der tieferen Quellen des Geistes nicht bewusst. Sie sind materialistisch,<br />
weltlich <strong>und</strong> egoistisch geworden. Sie werden in der Suche<br />
nach sinnlichen Freuden <strong>und</strong> nach Geldverdienen gefangen. Sie wissen<br />
nicht, dass wirkliche Erziehung darin besteht, dem Kind zu helfen,<br />
die in ihm verborgene Göttlichkeit zum Ausdruck zu bringen. (...)<br />
Um diese Fehler zu korrigieren, muss man mit den <strong>Lehre</strong>rn beginnen.<br />
Sie müssen sich des hohen Zwecks der Erziehung bewusst werden<br />
sowie des Zieles, zu dem sie die Kinder des Landes führen müssen.<br />
(...)<br />
Ihr müsst jede Geschichte oder Erzählung, die ihr den Kindern vorlegt,<br />
vom Standpunkt des individuellen Glaubens <strong>und</strong> der sozialen<br />
Harmonie aus untersuchen. Führt sie das Kind zu einem besseren,<br />
harmonischeren, einem mehr Gott-orientierten Leben? Das ist die<br />
Frage, die ihr euch selbst stellen solltet. 3.1.74, (23-8/10)<br />
Ein College, das seinen Studenten, die verschiedene sachliche <strong>und</strong><br />
materielle Studienfächer studieren, nicht das Wissen um ihre göttliche<br />
Realität vermittelt, ist uninteressant wie ein Himmel ohne Mond, ein<br />
Herz ohne Frieden oder eine Nation ohne Achtung vor dem Gesetz.<br />
(...)<br />
Die Institutionen, in denen Erziehung heutzutage vermittelt wird, haben<br />
nicht die Atmosphäre moralischer oder spiritueller Werte. Es fehlt<br />
an Disziplin; die Ehrlichkeit nimmt ab. Höflichkeit <strong>und</strong> gute Manieren<br />
gelten als altmodische Verhaltensformen; Habenwollen <strong>und</strong> nicht Geben<br />
ist die Regel; Intoleranz wird hoch geschätzt. (...)<br />
<strong>Der</strong> Mensch sollte sich vor diesem Verfall retten; er sollte seine Ehre<br />
<strong>und</strong> sein Ziel nicht für den kleinen Triumph des Augenblicks opfern;<br />
wenn er dies tut, wird er wertloser als Lehm. (...)<br />
Ich verlasse mich auf euch, meine Studenten, bei einer grossen<br />
Transformation der Weltanschauung, einer grossen Revolution. Die<br />
Studenten des <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Colleges müssen diese Bewegung leiten.<br />
Die ältere Generation kann nur reden; ihr müsst handeln. Seid diszipliniert;<br />
seid sanft in eurem Verhalten, eurem Sprechen <strong>und</strong> in euren<br />
Beziehungen zu weniger Begünstigten. Seid dankbar gegenüber euren<br />
Eltern, euren Dörflern <strong>und</strong> jenen, die sich um euer Wohlergehen<br />
mühen. Versucht immer euer Bestes, um einen guten Namen für<br />
euch selbst, für euer College <strong>und</strong> für eure Eltern zu verdienen.<br />
414
Habt nicht den Eindruck, dass ihr <strong>und</strong> ich nur jetzt während eures Studiums<br />
an diesem College zusammengekommen sind! Ihr seid zu mir<br />
wegen weit höherer Triumphe gekommen, aufgr<strong>und</strong> von Verdiensten,<br />
die ihr in vielen früheren Leben erworben habt. 31.1.74, (23-29/31)<br />
Es gibt in den zarten Herzen der Kinder ein solches Potential an Hingabe<br />
<strong>und</strong> Streben nach höheren Idealen <strong>und</strong> Zielen; dies kann durch<br />
euch entwickelt <strong>und</strong> gepflegt werden. Denkt nicht, sie wüssten nichts;<br />
denkt nicht, ihr könntet sie auf jeden Weg umleiten, den ihr wünscht.<br />
Dies ist ein Fehler. Erkennt das grosse Potential des Kindes; nehmt<br />
die Methoden an, die das Kind selbst vorschlagen oder andeuten<br />
mag. Helft dem Kind, Göttlichkeit zu erreichen <strong>und</strong> sich seiner hohen<br />
Bestimmung bewusst zu werden. Nehmt nicht an, dass das Kind eine<br />
unterlegene Persönlichkeit ist oder dass es nicht in der Lage ist, diese<br />
Höhen zu erreichen. 10.7.74, (23-85)<br />
Erzählt den Kindern das, was sie nicht selbst durch Beobachtung lernen<br />
können. (...) Erzählt ihnen auch Geschichten aus der Bibel, den<br />
buddhistischen Texten, dem Zend-Avesta <strong>und</strong> dem Koran. Dass ein<br />
Pferd vier Beine hat, ist eine Tatsache, die man das Kind nicht lehren<br />
muss; das kann es in einem Augenblick entdecken. Was das Kind<br />
nicht kennt, das sind die Geschichten <strong>und</strong> Verse, welche die Kultur<br />
ausmachen.<br />
Lasst euch nicht von Leuten abschrecken, die sagen, dass die Information<br />
<strong>und</strong> die Inspiration, die ihr gebt, eine zu grosse Last für den<br />
zarten Geist sei. Nur Erwachsene empfinden das Lernen neuer Fakten<br />
als eine Last. Das zarte Kindesalter ist die beste Zeit für diese Art<br />
der Unterweisung. Erzählt ihnen von der Wichtigkeit des OM <strong>und</strong> seiner<br />
Bedeutung als Gr<strong>und</strong>klang der gesamten Schöpfung. Es ist ein<br />
bedeutungsvoller symbolischer Klang; es ist etwas ganz anderes als<br />
der nutzlose Jargon, den die Kinder heute in der ersten Lektion der<br />
Schule lernen. 6.1.75, (23-142)<br />
Bei den Gebildeten findet ihr keine Anzeichen von Selbsterkenntnis;<br />
noch seht ihr eine andere Eigenschaft, die ihr von jedem Menschen<br />
erwartet, nämlich die Eigenschaft des Mitleids, der Anteilnahme oder<br />
des Mitgefühls. Die „Nicht-Gebildeten“ zeigen diese Eigenschaft mehr<br />
als die „Gebildeten“! „Bildung“ scheint die Herzen zu verhärten <strong>und</strong><br />
die Gefühle von Mitleid <strong>und</strong> Pietät auszutrocknen. 23.3.75, (23-148)<br />
415
<strong>Der</strong> Erziehungsprozess muss den Einzelnen zu einem glücklicheren<br />
<strong>und</strong> nützlicheren Menschen machen; er muss ihn auch zu einem besseren<br />
Bürger machen, der willig <strong>und</strong> imstande ist, den Fortschritt der<br />
Nation, zu der er gehört, zu fördern. Die Erziehung muss ablassen<br />
von dem gegenwärtigen Bestreben, Titel zu vergeben, die doch nur<br />
Bettelschalen sind, mit denen die Graduierten auf der Suche nach Arbeit<br />
im Land umherreisen. 6.7.75, (23-177)<br />
Erziehung muss ausser der Intelligenz den Körper, den Geist <strong>und</strong> die<br />
Seele führen. Sie kann nicht auf die vier Mauern eines Gebäudes beschränkt<br />
bleiben. Das Universum ist eine Universität für jene, die lernen<br />
<strong>und</strong> beobachten wollen. Bewusstheit ist Leben; deshalb müssen<br />
alle, Bauer, Schreiner, Schmied, Bildhauer, Kaufmann, sich ihrer<br />
Pflichten <strong>und</strong> Verantwortungen, ihrer Fertigkeiten <strong>und</strong> Regeln bewusst<br />
sein, durch welche die Erziehung gefördert <strong>und</strong> gefestigt werden<br />
muss.<br />
Erziehung ist keine Angelegenheit für Bücherwürmer; der Vorgang<br />
muss das Studium <strong>und</strong> die Wertschätzung aller Erwerbszweige, Berufe<br />
<strong>und</strong> Zünfte umfassen. Sie muss dazu ermutigen, das Gute anzunehmen<br />
<strong>und</strong> das Schlechte zurückzuweisen. Spirituelle Erziehung ist<br />
keine fest umrissene <strong>und</strong> für sich bestehende Disziplin; sie ist ein wesentlicher<br />
Bestandteil aller Arten <strong>und</strong> Ebenen der Erziehung. Sie ist in<br />
der Tat die eigentliche Gr<strong>und</strong>lage, auf der ein dauerhaftes Gebäude<br />
errichtet werden kann. Weltliche <strong>und</strong> spirituelle Erziehung sind wie die<br />
zwei Hälften des Samens einer Hülsenfrucht; der Keim, der spriesst,<br />
ist dazwischen; er wird von beiden genährt.<br />
Das Weibliche ist die Gr<strong>und</strong>lage, auf der eine friedvolle <strong>und</strong> glückliche<br />
Welt errichtet werden kann. Wenn die Frauen aufrichtig <strong>und</strong> tapfer,<br />
fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> mitfühlend, tugendhaft <strong>und</strong> fromm sind, dann kann es<br />
in der Welt eine Zeit des Friedens <strong>und</strong> der Freude geben. 25.7.75,<br />
(23-187)<br />
Studentinnen <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong>rinnen müssen immer darauf achten, dass sie<br />
durch ihre Kleidung, Bewegung, durch ihr Lachen oder Verhalten die<br />
Augen <strong>und</strong> Zungen junger Männer nicht anziehen. Seid ein wenig hinter<br />
der Zeit zurück; das macht nichts; es ist besser, als die Moden mitzumachen,<br />
welche die Traditionen <strong>und</strong> Gewohnheiten des Landes<br />
<strong>und</strong> seiner Kultur verletzen.<br />
Bereitet euren Eltern keine Unehre <strong>und</strong> enttäuscht sie nicht, indem ihr<br />
ihren liebsten Plänen entgegenhandelt. Ich möchte euch versichern,<br />
416
dass die Verehrung, die ihr euren Eltern erweist, die Verehrung ist,<br />
die mich erreicht. 25.7.75, (23-189/190)<br />
Erziehung muss den Menschen dazu befähigen, zwischen Hell <strong>und</strong><br />
Dunkel unterscheiden zu können. Sie muss das kostbare Vermögen<br />
moralischer Stärke <strong>und</strong> spirituellen Sieges fördern <strong>und</strong> nähren <strong>und</strong><br />
die inneren Impulse des Menschen reinigen. Blosses Bücherwissen<br />
berechtigt einen Menschen nicht, sich als „gebildet“ zu bezeichnen.<br />
Ebenso kann, wer seine Emotionen nicht beherrscht, nicht als gebildet<br />
bezeichnet werden. Das latent Vorhandene muss gereinigt werden,<br />
so dass das äusserlich Sichtbare gedeihen kann. Erfahrung ist<br />
unentbehrlich für die Bestätigung <strong>und</strong> Festigung dessen, was aus Büchern<br />
gelehrt wurde. Im gegenwärtigen Erziehungssystem kann man<br />
davon keinerlei Anzeichen entdecken. Es wird kein Versuch unternommen,<br />
das Göttliche im Menschen zu erwecken, <strong>und</strong> man ist sich<br />
der Möglichkeit, sich auf die geistige Ebene zu begeben, nicht bewusst.<br />
(...)<br />
Die Einheit aller, natürliche Liebe <strong>und</strong> Kooperation sind die Qualitäten,<br />
die ihr heutzutage entwickeln müsst. Bildung ist nicht dazu da,<br />
Universitätsgrade zu erlangen. Gebt diese verrückte Jagd nach Diplomen<br />
auf, die dem Ego nur schmeicheln <strong>und</strong> die Distanz zwischen<br />
euch <strong>und</strong> allen anderen vergrössert. Entwickelt den Wunsch, anderen<br />
zu dienen, <strong>und</strong> schafft euch durch die Ausbildung das nötige Rüstzeug<br />
dazu. Die Bildung muss die Jugend begeistern, das kostbare<br />
Erbe der indischen Kultur <strong>und</strong> Spiritualität zu verstehen <strong>und</strong> die in ihnen<br />
enthaltenen höheren Kräfte wachzurufen. 18.2.80, (24-234/235)<br />
Die Pädagogen der früheren Zeit beschäftigen sich eingehend mit<br />
den Fragen: Wer sind die besten <strong>und</strong> erfolgreichsten <strong>Lehre</strong>r? Welcher<br />
Stoff muss wann, wo <strong>und</strong> wen gelehrt werden? Sie versuchten, die<br />
Lehrpläne den Bedürfnissen, Wünschen <strong>und</strong> Fortschritten der Lernenden<br />
anzupassen. In diesem Ausbildungssystem war kein Raum<br />
für Zwang <strong>und</strong> Gewalt. Da die Klassen nur sechs bis zehn Schüler<br />
hatten, konnte der <strong>Lehre</strong>r mit Leichtigkeit erkennen, ob ein Schüler<br />
den Stoff bewältigt hatte, <strong>und</strong> alle Zweifel, die dem Verständnis entgegenstehen<br />
mochten, sofort ausräumen. Die <strong>Lehre</strong>r hatten ein überwältigendes<br />
Pflichtgefühl <strong>und</strong> die Schüler ein gleichermassen grosses<br />
Verlangen zu lernen. Die Schüler hatten also sowohl Zugang zu<br />
dem Wissen, das sie für das tägliche Leben brauchten, als auch zu<br />
dem, das ihnen die innere Quelle der Weisheit, Kraft <strong>und</strong> Glückseligkeit<br />
erschliessen konnte. Gelernt wurde in jenen Tagen im Wesentli-<br />
417
chen durch Zuhören. Nicht nur Schüler, sondern auch Handwerker,<br />
Schmiede, Tischler, Bauern <strong>und</strong> Töpfer ebenso wie Künstler, Musiker,<br />
Autoren <strong>und</strong> Bildhauer lernten von den Älteren, indem sie ihnen<br />
mit offenen Herzen zuhörten <strong>und</strong> sie respektvoll beobachteten, nicht<br />
indem sie Bücher studierten.<br />
Diese Tage können wiederkehren, wenn ihr das Erbe, welches euch<br />
zusteht, achtet <strong>und</strong> in Ehren haltet. Indien ist ein Garten mit vielen<br />
bunten Blumen - Hinduismus, Buddhismus, Jainismus, der <strong>Lehre</strong> des<br />
Zarathustra, Christentum <strong>und</strong> Islam. Ihre Hymnen <strong>und</strong> Gebete, die<br />
Wahrheiten, welche sie verkünden, lassen hier den Atem Gottes spüren.<br />
Indien hat von jeher alle Religionen geachtet <strong>und</strong> mit der gleichen<br />
Begeisterung willkommen geheissen.<br />
Dennoch wird von unwissenden Leuten der Eindruck verbreitet, dass<br />
in Indien H<strong>und</strong>erte von Göttern anstatt des Einen verehrt werden. Es<br />
gibt nur einen Gott, aber die Menschen rufen ihn in verschiedenen<br />
Sprachen an. Diese Entdeckung wurde in Indien schon vor Tausenden<br />
von Jahren gemacht. Es war das erste Land, in dem sie der Welt<br />
verkündet wurde. Den verschiedenen Eigenschaften dieses Einen -<br />
seinem Mitgefühl, seiner Weisheit, seinem unerschöpflichen Reichtum,<br />
seiner Unerforschlichkeit, seiner Allmacht - wurden zwar Namen<br />
<strong>und</strong> Formen zugeordnet, aber jeder, der eine von ihnen verehrt, ist<br />
sich klar darüber, dass es sich dabei nur um eine Teilvorstellung des<br />
Einen, des unteilbaren Absoluten, handelt. Jedes Gewerbe, jeder Beruf<br />
hat seine Schutzgottheit, eine erfassbare Teildarstellung des unerfasslichen<br />
Einen, der das Universum beschützt. Die Menschen hier<br />
sind sich der Allgegenwart Gottes bewusst - der Lastwagenfahrer faltet<br />
die Hände vor dem Steuerrad <strong>und</strong> spricht ein Gebet, der Töpfer<br />
verneigt sich vor der Drehscheibe, der Dichter verehrt die Feder, der<br />
Musiker ruft die Gottheit in seinem Instrument an, bevor er zu spielen<br />
beginnt. Niemand beginnt eine Aufgabe ohne ein Gebet <strong>und</strong> ein Zeichen<br />
der Verehrung. (...)<br />
Die alten Universitäten lehrten, dass Gott in allem ist, dass aber sein<br />
Wesen vom Verstand nicht erfasst werden kann. Die <strong>Lehre</strong>r forderten<br />
keine Entlohnung. Ihre Bedürfnisse wurden von der Gesellschaft befriedigt.<br />
Sie kümmerten sich nicht um materielle Dinge, sondern suchten<br />
nach spirituellen Schätzen. Auch die Schüler wollten, dass ihnen<br />
der Weg zur Befreiung von den Fesseln materieller Wünsche gezeigt<br />
würde. Die <strong>Lehre</strong>r liebten ihre Schüler manchmal mehr als ihre eigenen<br />
Kinder. Sie wollten nichts für sich, waren willig <strong>und</strong> bereit, jede<br />
Mühsal auf sich zu nehmen, immer zufrieden, glücklich <strong>und</strong> fröhlich.<br />
418
Die Schüler betrachteten ihr Studium nicht als Voraussetzung für einen<br />
gut bezahlten Arbeitsplatz, sondern sahen in jedem Wissensgebiet<br />
eine Stufe auf dem Weg zur Selbstverwirklichung. Sie hiessen die<br />
Belehrungen willkommen, denn diese läuterten ihren Geist, schärften<br />
ihren Verstand <strong>und</strong> verhalfen ihnen zu einem geheiligten Weltbild.<br />
10.7.80, (25-24/25)<br />
Selbst der grösste Wissenschaftler verhält sich so, wie es ihn seine<br />
Erfahrung lehrt, <strong>und</strong> nicht, wie es der Wirklichkeit entspricht. Obwohl<br />
es keinen Sonnenauf- <strong>und</strong> -untergang gibt, spricht er davon, als ob<br />
sie wirklich wären, <strong>und</strong> obwohl die Einteilung in Ost, West, Süd <strong>und</strong><br />
Nord illusorisch ist, benutzt er sie, um sich zu orientieren. Die Massstäbe<br />
der Wissenschaft sind Beobachtungen <strong>und</strong> Versuche.<br />
Um die Wirklichkeit zu finden, müsst ihr hinter das schauen, was ihr<br />
seht, denn das, was ihr seht, ist nicht die Wirklichkeit. Weisheit besteht<br />
darin, zu erkennen, dass hinter allem, was ihr wahrnehmt, eine<br />
verborgene Ursache liegt. Diese kann man nicht finden, wenn man<br />
sich nur mit Maschinen beschäftigt, sondern man findet sie, indem<br />
man den Geist erforscht. (...)<br />
Es gibt drei Arten des Wissens: das Wissen um die Energie in der Materie,<br />
das Wissen um geistige Energie <strong>und</strong> das Wissen um kosmische<br />
Energie. Die kosmische Energie wirkt in jedem Menschen <strong>und</strong> offenbart<br />
sich in dem Wissen um das Göttliche. Materie in jeder Form ist<br />
nur Energie. Jede Materie besteht aus Atomen, <strong>und</strong> im Atom nimmt<br />
die Energie die Form von Elektronen, Protonen <strong>und</strong> Neutronen an.<br />
Sie entspringt dem Zusammenspiel der Bestandteile des Atoms. Das<br />
Meerwasser in einem Topf nimmt die Form des Topfes an, <strong>und</strong> wenn<br />
der Wind darüber weht, kräuselt sich das Wasser. Das ist ein Zeichen<br />
der Energie, die sich entsprechend der Menge des Wassers im Topf<br />
manifestiert. Wenn ein Wirbelsturm über dem Meer tobt, dann können<br />
die riesigen Wellen Schiffe versenken <strong>und</strong> Felsen zerbrechen. Die<br />
Wissenschaftler beschäftigen sich nur mit den äusseren Erscheinungsformen<br />
der Energie, nicht aber mit deren Ursprung. Die Menschen<br />
stossen Millionen von Kilometern in den Weltraum vor, aber<br />
dringen nicht einen Zentimeter in ihr Inneres ein, wo ihre eigentliche<br />
Kraft, die Kraft ihres wirklichen Göttlichen Selbst liegt. 21.9.80, (25-<br />
27/29)<br />
Ich habe diese Schulen <strong>und</strong> Wohnheime nicht mit so grossem Kostenaufwand<br />
gebaut, um mir ein Denkmal zu setzen. Es gibt Millionen von<br />
419
Schulen auf der Welt. Aber die <strong>Sai</strong>-Schulen haben die Aufgabe, eine<br />
Generation heranzubilden, die ihr Leben hohen Idealen widmet. Wenn<br />
die Studenten das richtige Gedankengut in sich aufnehmen <strong>und</strong> sich<br />
mit der Überzeugung der Gesellschaft annehmen, dass es ihre spirituelle<br />
Pflicht ist, zu dienen, dann stellen sie damit ihr Mensch-Sein unter<br />
Beweis. Bescheidenheit, Bereitschaft zum Dienen, Mitgefühl für<br />
das Leiden anderer, das sind die menschlichen Züge, für die ihr Vorbilder<br />
sein solltet. Fragt euch selbst, ob ihr diesen Ansprüchen gerecht<br />
werdet. 18.7.81, (25-95)<br />
Das Ziel jeder Ausbildung muss ein Leben sein, das sich nicht im<br />
Kampf um den Lebensunterhalt erschöpft, sondern das die Verwirklichung<br />
hoher Ideale anstrebt. Die Persönlichkeit muss sich entfalten<br />
<strong>und</strong> erfüllt sein von Begeisterung für die Arbeit, eifrig bestrebt, die<br />
Entwicklung der Gesellschaft mit allen Mitteln zu fördern. (...)<br />
Selbst wenn der Mensch sich nicht auf die Ebene des Göttlichen erheben<br />
kann, so sollte er doch zumindest ein Leben führen, welches<br />
dem Wesen des Menschen entspricht. Das ist heute nicht der Fall. Er<br />
ist zu einem unmenschlichen Bewohner der Erde geworden. Die Wissenschaft,<br />
deren Aufgabe es sein sollte, Liebe, Mitgefühl, Brüderlichkeit<br />
<strong>und</strong> Wohltätigkeit zu fördern, hat die Welt an den Abgr<strong>und</strong> völliger<br />
Vernichtung gebracht. (...)<br />
Um Wahrhaftigkeit, Rechtschaffenheit <strong>und</strong> Liebe zum Durchbruch zu<br />
verhelfen, gründete der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Trust Gr<strong>und</strong>-, Mittel- <strong>und</strong> Hochschulen,<br />
in denen durch Betonung der spirituellen Erziehung die Charakterbildung<br />
in den Mittelpunkt gestellt wird. Es ist der Wille von <strong>Sathya</strong><br />
<strong>Sai</strong>, Helden der Nächstenliebe <strong>und</strong> Selbstlosigkeit heranzubilden.<br />
(...)<br />
Diese jungen Leute sind frei von jedem Egoismus, sie haben nicht<br />
den eigenen Vorteil im Auge, sondern sind bereit, alles - selbst ihr Leben<br />
- für den Dienst am Nächsten einzusetzen. Diese Eigenschaften<br />
braucht das Land, um glücklich zu werden. (...)<br />
Bei dem Kampf um ihre Rechte gehen die Menschen von falschen<br />
Voraussetzungen aus. Ihr Recht ist die Erfüllung ihrer Pflichten. Erfüllt<br />
eure Pflichten rückhaltlos <strong>und</strong> so gut ihr könnt. Das ist euer Recht.<br />
Niemand kann <strong>und</strong> darf euch daran hindern. 29.8.81, (25-99/101)<br />
Die Jugendjahre sind dazu da, sich geistiges <strong>und</strong> spirituelles Wissen<br />
anzueignen. Das erfordert intensive Anstrengung, denn vergeudete<br />
Jahre kehren nicht zurück. Ihr müsst euch entscheiden, sie ohne<br />
420
Rücksicht auf Schwierigkeiten <strong>und</strong> Hindernisse zum eigenen Fortschritt<br />
zu nutzen. Natürlich gibt es Hindernisse, die überw<strong>und</strong>en werden<br />
müssen. <strong>Der</strong> Lärm der Sinne muss zum Schweigen gebracht,<br />
Hunger <strong>und</strong> Durst beherrscht, der Drang nach Schlaf <strong>und</strong> Entspannung<br />
gezügelt werden. <strong>Der</strong> Zweck ist, das Ziel zu erreichen. Wenn<br />
diese wertvollen Jahre mit Vergnügungen, leichtfertigem Geschwätz,<br />
mit Festen <strong>und</strong> Feiern, Trägheit <strong>und</strong> Schlaf vergeudet werden, werdet<br />
ihr untauglich, die lebenswichtige Ernte spirituellen Wissens einzubringen<br />
<strong>und</strong> zu verwerten. 26.10.81, (25-129)<br />
Die Welt ist heute Zeuge eines Teufelstanzes der Ungerechtigkeit,<br />
der Anarchie, des Lasters <strong>und</strong> der Bosheit. Um dem allem ein Ende<br />
zu machen, müsst ihr Friedfertigkeit, Toleranz, Gerechtigkeit, Freude<br />
<strong>und</strong> Rechtschaffenheit entwickeln. Die Schüler sind Werkzeuge für<br />
diese Umwandlung. Das ist eine Tatsache, <strong>und</strong> sie muss von allen erkannt<br />
werden, die eine bessere Welt herbeisehnen. (...)<br />
Es gibt heute Tausende <strong>und</strong> Abertausende von Bildungsanstalten in<br />
der Welt. Aber es besteht ein grosser Unterschied zwischen diesen<br />
Schulen <strong>und</strong> denen, die von <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> gegründet wurden. Die <strong>Sathya</strong>-<strong>Sai</strong>-Institute<br />
sind auf Bescheidenheit, Disziplin <strong>und</strong> praktische<br />
Anwendung des Gelernten im täglichen Leben ausgerichtet. Wenn<br />
sie das, was sie gelernt haben, nicht praktizieren, sind die Studenten<br />
wie Kühe, die keine Milch geben, wie Früchte, die keinen Geschmack<br />
haben, <strong>und</strong> wie Bücher, die der Weisheit beraubt sind. Es ist nicht die<br />
Aufgabe des Menschen, seinen Kopf mit vergänglichem Wissen vollzustopfen<br />
<strong>und</strong> die Zeit damit zu vergeuden, es zu erwerben. Er sollte<br />
sich nicht mit wertlosen Dingen beschäftigen <strong>und</strong> sein Leben verzetteln.<br />
Wenn der Mensch sich auf diese Weise ruiniert, erniedrigt er sich<br />
auf die Stufe des Tieres. Wenn er sich erhebt, wird er zu der Stufe des<br />
Göttlichen aufsteigen. <strong>Der</strong> Mensch kann selbst Gott werden. Deshalb<br />
müssen erzieherische Methoden gefördert werden, welche die<br />
Menschlichkeit erhalten <strong>und</strong> zur Göttlichkeit sublimieren. (...)<br />
Viele, die in Dörfern geboren wurden, verlassen diese <strong>und</strong> ziehen in<br />
die Stadt. Dadurch verkommen die Dörfer. (...) Es ist mein Wille, dass<br />
die Kinder, die hier erzogen <strong>und</strong> ausgebildet werden, sich danach in<br />
ihren Dörfern niederlassen, sie entwickeln <strong>und</strong> für eine gereinigte Atmosphäre<br />
sorgen. 6.11.81, (25-134/135)<br />
Wissen ohne Charakter kann man am besten ins Feuer werfen. Die<br />
Gebildeten sind heute bösartiger, gieriger <strong>und</strong> gerissener als die Un-<br />
421
gebildeten! Wissen ermutigt dazu, andere auszubeuten <strong>und</strong> ihnen zu<br />
schaden. Wissen verunreinigt <strong>und</strong> vergiftet die Welt. Überall zerstört<br />
es Frieden <strong>und</strong> Wohlfahrt. Worte! Worte! Worte! Aufgeblasene Worte!<br />
Nichts wird praktiziert; niemand tut etwas.<br />
Die Studenten sind heute völlig verwirrt. Nicht nur verwirrt, sondern<br />
regelrecht verrückt. Sie tragen weisse Kleidung, aber ihre Herzen sind<br />
dunkel. (25-150/151)<br />
<strong>Lehre</strong>r sind die Pfadfinder der Nation. Sie bereiten den Weg für eine<br />
glückliche Zukunft. Die Bevölkerung verdankt ihre Geschicklichkeit<br />
<strong>und</strong> Tüchtigkeit, ihre Verlässlichkeit <strong>und</strong> ihr Pflichtbewusstsein der<br />
Gemeinschaft der <strong>Lehre</strong>r. Ihre Tugenden spiegeln sich im Verhalten<br />
ihrer Schüler. Ihre Überzeugung inspiriert die Jugendlichen. Ob die<br />
Menschen ihr eigenes Leben vergeuden <strong>und</strong> das Leben anderer<br />
durch falsche Entscheidungen ruinieren oder ob sie ein gutes Leben<br />
führen <strong>und</strong> das Wohlergehen anderer im Auge haben - es sind die<br />
<strong>Lehre</strong>r, die den Ausschlag geben. (...)<br />
<strong>Der</strong> Mangel an Brüderlichkeit im <strong>Lehre</strong>rkollegium ist auf die extreme<br />
Spezialisierung zurückzuführen. Dieser Orientierungskurs hier soll einen<br />
Eindruck der gr<strong>und</strong>legenden Philosophie vermitteln, die allen Fakultäten<br />
gemeinsam ist. An anderen Universitäten ist Physik Physik<br />
<strong>und</strong> Chemie Chemie. Hier sind diese Lehrfächer nicht isoliert. Philosophie<br />
ist das Bindeglied, die Brücke, die verbindet, die Energie, die<br />
alles belebt. Die Grenzen der verschiedenen Lehrfächer sind gar<br />
nicht so scharf gezogen; sie verwischen sich. Die Fächer greifen ineinander<br />
über <strong>und</strong> werden dadurch miteinander verwandt. Ihr müsst<br />
erkennen, worin diese gegenseitigen Abhängigkeiten bestehen. Das<br />
ist höhere Bildung.<br />
<strong>Der</strong> Lehrplan dieser Universität wurde deshalb beträchtlich erweitert<br />
<strong>und</strong> die Fächer miteinander verflochten. Es wurde ein Orientierungskurs<br />
für <strong>Lehre</strong>r notwendig, um sie mit der neuen Lehrmethode vertraut<br />
zu machen. 22.5.82, (25-208/209)<br />
Worte <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>s an die Studentinnen von Anantapur. Ihr<br />
müsst euch an Arbeiten beteiligen, die für die Welt von Nutzen sind.<br />
Geht in die Dörfer <strong>und</strong> helft, sie zu säubern. Lehrt die Frauen dort die<br />
Gr<strong>und</strong>sätze der Hygiene, Kinderpflege <strong>und</strong> Kindererziehung. Krankheit<br />
macht die Menschen mutlos <strong>und</strong> verzweifelt. Ges<strong>und</strong>heit hingegen<br />
erfüllt Körper <strong>und</strong> Geist mit Lebenskraft. Durch liebevollen Dienst<br />
am Nächsten könnt ihr viel Freude bereiten. Betrachtet keine Art des<br />
422
Dienens als erniedrigend. Es ist z.B. nicht unter eurer Würde, die Strassen<br />
zu fegen. Fegt ihr nicht auch zu Hause eure Stuben aus?<br />
Wascht <strong>und</strong> putzt ihr nicht alles, was schmutzig ist? Wenn ihr das<br />
auch in den benachbarten Dörfern tut, werden die Einwohner von<br />
euch lernen <strong>und</strong> es euch gerne nachmachen. Warum solltet ihr euch<br />
schämen, gut zu sein? Solltet ihr ausgelacht werdet, denkt daran,<br />
dass auch vielen Heiligen solche „Auszeichnungen“ zuteil wurden.<br />
<strong>Der</strong> Spott wird bald nachlassen. Mohammed wurde aus Mekka vertrieben,<br />
weil die Menschen seine <strong>Lehre</strong>n nicht anerkannten, <strong>und</strong> Jesus<br />
wurde aus demselben Gr<strong>und</strong> gekreuzigt. Aber ihre Namen hallen<br />
in den Herzen von Millionen wider. Also fürchtet euch nicht davor,<br />
ausgelacht zu werden. Macht euch an die Arbeit <strong>und</strong> dient in eurer<br />
Freizeit selbstlos der Allgemeinheit. 1.12.82, (25-216)<br />
Eine gute Ausbildung ist für Mädchen ebenso wichtig wie für Jungen.<br />
Aber Mädchen brauchen eine Ausbildung, die sie auf ihre spätere<br />
Aufgabe als Hüterinnen der Göttlichen Ordnung vorbereitet. Eltern<br />
müssen dafür sorgen, dass ihre Töchter eine solche Erziehung erhalten.<br />
Es gibt gewisse Freiheiten, die einer Frau nicht anstehen <strong>und</strong> die<br />
ich nicht gutheissen kann. Die Erziehung junger Mädchen muss so<br />
gestaltet werden, dass sie zu idealen Frauen heranwachsen können.<br />
(...)<br />
Es hat auch früher schon in Indien Frauen gegeben, die sich durch<br />
grosses Wissen ausgezeichnet haben, aber sie haben niemals die für<br />
sie geltenden Massstäbe ausser Acht gelassen, niemals das Ziel ihres<br />
Lebens vergessen. Bildung muss Unterscheidungsvermögen zur<br />
Gr<strong>und</strong>lage haben. Sulabha, Savitri, Anasuya, Gargi, Nalayani, Mira<br />
<strong>und</strong> die Yogini Chuda waren solche gebildeten Frauen. Sie alle haben<br />
sich strikt an die für Frauen gültige Göttliche Ordnung gehalten. (...)<br />
Es ist diesen grossartigen, heiligen Frauen, die gottesfürchtig waren<br />
<strong>und</strong> grosses Wissen besassen, zu verdanken, dass noch heute Einfachheit,<br />
Bescheidenheit <strong>und</strong> verehrende Liebe die Frauen Indiens<br />
auszeichnet.<br />
Die indische Frau von heute sollte sich von diesen Vorbildern inspirieren<br />
lassen <strong>und</strong> ihrer Bestimmung entsprechend leben. Durch diese<br />
Disziplin wird sie spirituelle Fortschritte erzielen. Sie kann jedes Fach<br />
studieren, das in der heutigen Zeit gelehrt wird, aber sie darf dabei<br />
ihre spirituelle Vervollkommnung nicht vergessen. Sie muss sich für<br />
vedantische Studien interessieren, denn diese helfen ihr, die wahren<br />
Zusammenhänge zu erkennen. Ohne spirituelle Weiterbildung ist sie<br />
423
unausgeglichen <strong>und</strong> eine Gefahr für sich selbst <strong>und</strong> andere. Sulabha<br />
<strong>und</strong> andere Frauen haben derartige Studien verfolgt <strong>und</strong> wurden berühmte<br />
Gelehrte. Es hat viele weibliche Heilige <strong>und</strong> Weise in Indien<br />
gegeben. Pandits <strong>und</strong> Wissenschaftler suchten sie auf <strong>und</strong> liessen<br />
sich von ihnen inspirieren <strong>und</strong> führen.<br />
<strong>Der</strong> Fortschritt der Nation, der Gesellschaft <strong>und</strong> der Familie hängt von<br />
der Art der Erziehung <strong>und</strong> Ausbildung ab, welche die jungen Frauen<br />
geniessen. Dieses Land kann seine ursprüngliche Grösse nur wiedererlangen,<br />
wenn seine Frauen sich um die Erkenntnis des Selbst bemühen.<br />
Die Wohlfahrt <strong>und</strong> der Frieden der Nation sind nur gesichert,<br />
wenn die Lehrpläne für Schülerinnen <strong>und</strong> Studentinnen spirituelle Unterweisungen<br />
vorsehen, die sie auf den Weg der Tugend führen. (...)<br />
In den alten Tagen war die Gnade Gottes das Diplom, das sich alle<br />
Studenten sichern wollten. Dieses Diplom wurde ihnen verliehen,<br />
wenn sie tugendhafte Eigenschaften entwickelt, das wirkliche Selbst<br />
erkannt, ihre Triebe sublimiert <strong>und</strong> sich durch gutes Verhalten <strong>und</strong> lobenswerte<br />
Gewohnheiten ausgezeichnet hatten. (...)<br />
Mädchen <strong>und</strong> junge Frauen müssen sorgfältig ausgebildet werden.<br />
Es ist wichtig, dass sie die Probleme ihres Landes verstehen lernen<br />
<strong>und</strong> dann alle Mittel <strong>und</strong> Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen,<br />
einsetzen, um ihrem Land, der Gemeinschaft, in der sie leben,<br />
<strong>und</strong> der Familie zu dienen. Das Glück eines Volkes ist nur durch seine<br />
charakterfesten Frauen gesichert. Die kommende Generation wird<br />
durch die Mütter von heute geformt. Die heutige Generation lebt in<br />
Gesetzlosigkeit <strong>und</strong> Ungerechtigkeit, weil es ihren Müttern an Wachsamkeit<br />
<strong>und</strong> Klugheit fehlte. Nun, was geschehen ist, ist geschehen.<br />
Um wenigstens die nächste Generation zu retten, müssen die Mädchen<br />
rechtzeitig dazu angehalten werden, sich die grossen Frauen<br />
der Vergangenheit zum Vorbild zu nehmen.<br />
Zu allen Zeiten waren die Frauen das Rückgrat der Nation, die Garantinnen<br />
des Fortschritts, <strong>und</strong> so wird es immer sein. Sie spielen die<br />
Hauptrolle in diesem Drama des Lebens, eine Rolle, die von heiligen<br />
Gr<strong>und</strong>sätzen geprägt ist. Ihre Aufgabe in der Gesellschaft ist es, die<br />
Regeln für Rechtschaffenheit <strong>und</strong> Moral festzulegen. Sie müssen die<br />
Kinder spirituell erziehen <strong>und</strong> ihnen helfen, einen starken Charakter<br />
zu entwickeln. Wenn die Mutter sich an die Göttliche Ordnung hält,<br />
kommt es den Kindern zugute; sie werden ihrem Beispiel folgen.<br />
Wenn die Mutter moralische Massstäbe hat, lernen die Kinder, sich<br />
nach den gleichen Massstäben zu richten. Deshalb entscheidet die<br />
Erziehung der Mädchen, ob ein Land blühen oder untergehen wird.<br />
424
Das Verhalten <strong>und</strong> Wirken der Frauen sind die entscheidenden Faktoren<br />
in der Welt. Eltern <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong>r haben hier eine grosse Verantwortung.<br />
(...)<br />
Wenn einer Frau Heim <strong>und</strong> Familie heilig sind, wird sie dadurch mit allen<br />
erforderlichen Fertigkeiten <strong>und</strong> Fähigkeiten ausgestattet. Kein<br />
Platz in der Welt wird ihr begehrenswerter erscheinen. Eine grosse<br />
Dichterin hat einmal zum Ausdruck gebracht, dass das Heim für sie<br />
Tempel, Schule, Spielplatz, politische Arena, Opferaltar <strong>und</strong> Einsiedelei<br />
in einem ist.<br />
Eine wirklich gebildete Frau kann der Gemeinde, in der sie lebt, wertvolle<br />
Dienste leisten, je nach ihren Fähigkeiten, Neigungen, Wünschen,<br />
Charaktereigenschaften <strong>und</strong> der Erziehung <strong>und</strong> Ausbildung,<br />
die sie genossen hat. Sie darf ihren Ruf <strong>und</strong> den ihrer Eltern <strong>und</strong> ihrer<br />
Familie nicht in Gefahr bringen. (...) Eine Frau, die weiss, worauf es<br />
ankommt, wird nur das tun, was dem Ansehen ihrer Familie dienlich<br />
ist. Ein Sprichwort besagt: „Tugend ist das Merkmal einer wirklich gebildeten<br />
Person, sie beweist, dass das Studium der Mühe wert war.“<br />
(...)<br />
Weder Studium noch Berufsarbeit schaden einer Frau. Es kommt nur<br />
darauf an, dass sie das, was sie gelernt hat, zum Nutzen der Gesellschaft<br />
anwendet. (...)<br />
Welches Fachgebiet eine Frau auch studiert <strong>und</strong> welchen Titel sie erworben<br />
haben mag, welche Stellung sie oder ihr Mann in der Gesellschaft<br />
auch einnehmen, dies sind die Gr<strong>und</strong>sätze, die sie sich unbedingt<br />
zu eigen machen muss: Wirklicher Charme strahlt von einem<br />
guten Charakter aus; Tugend ist das Lebenselixier der Frau, Bescheidenheit<br />
gibt ihr Kraft <strong>und</strong> Stärke. Furcht vor der Sünde <strong>und</strong> Ehrfurcht<br />
vor dem Herrn muss ihr Herz erfüllen. Im spirituellen, moralischen <strong>und</strong><br />
physischen Bereich sollte sie sich strikt an die von Gott bestimmte<br />
Ordnung halten <strong>und</strong> diese als die Essenz allen Wissens betrachten.<br />
Sie muss unter allen Umständen ihre Tugend, ihre Würde <strong>und</strong> die Liebe<br />
zu ihrem Ehemann bewahren. Das ist der Sinn <strong>und</strong> Zweck des Lebens<br />
einer Frau; das ist ihre Aufgabe. (8-35/40)<br />
Ein Einspruch sollte erhoben werden betreffs der Herztransplantationen.<br />
Die Operation mag leicht sein; aber wie leicht ist es, ein Herz für<br />
die Transplantation zu bekommen? Ein transplantiertes Herz mag<br />
eine Zeitlang schlagen, aber es kann nicht so lange <strong>und</strong> so gut funktionieren<br />
wie ein gottgegebenes Herz.<br />
Bei Herztransplantationen ist Vorsicht geboten, ebenso bei Hornhaut-<br />
425
übertragungen am Auge. Bestimmte Eigenschaften des Spenders<br />
von Herz oder Hornhaut müssen berücksichtigt werden. Die praktizierenden<br />
Ärzte in alten Zeiten wussten um diese Faktoren bei der Behandlung<br />
ihrer Patienten. (...)<br />
Es ist besser, das eigene Herz des Patienten zu heilen, als es durch<br />
das Herz einer anderen Person zu ersetzen, deren Vorfahren vielleicht<br />
nicht gut waren. Das Herz ist das lebenswichtigste Organ im<br />
Körper. Wenn es “heil” bleiben soll, muss man “heile” Gedanken haben.<br />
(...)<br />
Die hier versammelten Ärzte sind schätzenswerte Menschen. Sie sind<br />
geistig weitblickend, dazu fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> herzlich. Ihr könnt von reichen<br />
Patienten Honorar nehmen, aber die Armen sollt ihr umsonst<br />
behandeln. Widmet einen Tag der Woche dem kostenlosen medizinischen<br />
Dienst am Volk, ungeachtet der Religion oder Staatenzugehörigkeit<br />
des Einzelnen. Solcher Dienst wird euch spontane Freude geben<br />
<strong>und</strong> euch befähigen, das Göttliche zu erfahren.<br />
Macht die Liebe zur Kapsel, die ihr dem Patienten reicht. (18.12.95)<br />
Manche Fernsehprogramme haben solch schlimme Auswirkungen<br />
auf den Zuschauer, dass sie seine Menschlichkeit vollkommen zerstören.<br />
Das überaus kostbare menschliche Leben wird vergeudet. Ihr<br />
glaubt, Fernsehschauen schenke Freude <strong>und</strong> Frieden. Es mag vorübergehend<br />
Freude <strong>und</strong> Frieden geben, aber langfristig erzeugt es<br />
schrecklichen Aufruhr <strong>und</strong> macht das Leben unglücklich. Es ist wie<br />
ein mit Honig beschmiertes Schwert oder Messer. Wenn ihr es abschleckt,<br />
weil ihr glaubt, es sei Honig, dann zerschneidet das Messer<br />
die Zunge.<br />
Die Szenen haben sich in den Köpfen der Jugendlichen in einem solchen<br />
Ausmass eingegraben, dass nicht nur das Land, sondern die<br />
gesamte Welt sich in völligem Chaos <strong>und</strong> Verwirrung befindet, mitgerissen<br />
von Zorn, Hass <strong>und</strong> Gewalt. Nirgendwo findet ihr Begeisterung<br />
dafür, gute Arbeit zu tun. <strong>Der</strong> Mensch schützt vor, glücklich <strong>und</strong> voll<br />
guter Motivation zu sein, aber die Künstlichkeit seines Lächelns verrät<br />
seinen inneren Aufruhr. (...)<br />
Ihr macht in der Welt verschiedene Erfahrungen. Wenn ihr nach der<br />
Ursache schlechter Gedanken, Impulse <strong>und</strong> Handlungen fragt, könnt<br />
ihr sagen, es sei das Fernsehen. Wenn ihr genau hinschaut, dann<br />
entdeckt ihr, dass nach der Einführung von Radio <strong>und</strong> Fernsehen die<br />
Geist-Verschmutzung begann. <strong>Der</strong> Fehler liegt nicht an Radio <strong>und</strong><br />
Fernsehen, sondern an der Person, die über die Programme entscheidet.<br />
(...)<br />
426
Es besteht ein Unterschied zwischen Bildung <strong>und</strong> Kultur. Bildung lehrt<br />
Bücherwissen, Kultur befasst sich mit praktischem Wissen. Bücherwissen<br />
lehrt einen zum Beispiel, wie man Wasser zubereitet, Kultur<br />
bringt einem bei, wie man Wasser unter die Leute verteilt. (...)<br />
Schafft Frieden <strong>und</strong> Wohlergehen für die Welt. Schafft als Erstes in<br />
euch selbst Frieden. Wenn zu Hause Frieden herrscht, dann ist auch<br />
in den Strassen, im Dorf, im Land <strong>und</strong> in der Welt Frieden. Wie kann<br />
in der Welt Frieden etabliert werden, wenn zu Hause kein Frieden ist?<br />
Erlangt zu Hause <strong>und</strong> im Land Frieden. (...)<br />
Begreift, dass es keinen freien Willen für Individuen gibt. Viele verschiedene<br />
Beschränkungen sind ihnen auferlegt. Gott allein besitzt<br />
einen total freien Willen. Alle anderen sind in der einen oder anderen<br />
Weise geb<strong>und</strong>en. Wie immer auch die Anstrengungen sein mögen,<br />
das letztendliche Ergebnis liegt bei der Vorsehung. Darum setzt euer<br />
Vertrauen auf Gott <strong>und</strong> tut eure Pflicht, wo immer ihr seid. (18.1.96)<br />
Lasst mich jetzt ein neues Kapitel beginnen <strong>und</strong> euch lehren, wie ihr<br />
von nun an leben solltet. Die Vergangenheit ist vergangen. Ihr könnt<br />
sie nicht mehr ändern oder wieder erleben, auch wenn ihr es wolltet.<br />
Die Zukunft ist ungewiss <strong>und</strong> bietet keine Sicherheit. Nur die Gegenwart<br />
ist sehr wichtig. Nicht die gewöhnliche Gegenwart, sondern die<br />
Allgegenwart. Weshalb? Was ist der Gr<strong>und</strong> für die heutige Misere der<br />
Menschheit? Sie hat die Gegenwart vergessen! <strong>Der</strong> Mensch brütet<br />
über seiner Vergangenheit <strong>und</strong> sorgt sich um seine Zukunft. Aber das<br />
Wichtige ist die Gegenwart! (19.7.97)<br />
Alles was von Gott kommt, ist nur indirekte Erfahrung. Es sind nur die<br />
Eltern, die ihr direkt sehen könnt <strong>und</strong> deren Liebe ihr erfahren könnt.<br />
So betrachtet eure Eltern als Gott. Gott wird sich nur dann freuen <strong>und</strong><br />
sich vor euch manifestieren, wenn ihr eure Eltern liebt <strong>und</strong> respektiert.<br />
(...)<br />
Es ist die Mutter, die euch die heiligen Gr<strong>und</strong>sätze wie Liebe, Mitgefühl,<br />
Vergebung, Toleranz <strong>und</strong> Opfergeist lehrt. Die Mutter verweist<br />
auf den Vater, der Vater bringt euch zum <strong>Lehre</strong>r <strong>und</strong> der <strong>Lehre</strong>r führt<br />
euch zu Gott. Das ist der Gr<strong>und</strong>, warum bei der Erwähnung von Mutter,<br />
Vater, <strong>Lehre</strong>r <strong>und</strong> Gott an erster Stelle die Mutter steht. (6.5.99)<br />
427
BEKÄMPFUNG DER WELT-VERBLENDUNG UND<br />
WELT-ILLUSION<br />
Christus sagte einmal, dass sich Glückseligkeit in den zarten Zügen<br />
von Kindern spiegelt, in denen die Begierden noch nicht erwacht sind.<br />
Diese innere Harmonie wird in Kindern sichtbar wie nirgendwo sonst<br />
in der Welt. Wenn eine Mutter mit ihrem Kind auf der Strasse geht,<br />
mag dieses die Vorübergehenden einfach anlachen. Kinder haben<br />
die aussergewöhnliche Fähigkeit, mit ihrem Lachen die Erwachsenen<br />
anzustecken. <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong> dafür ist, dass sie noch nicht der Illusion<br />
über die Bedeutung ihres Körpers anheimgefallen sind. 1973, (35-<br />
116)<br />
Es ist heute allgemein üblich, die Beziehung zwischen der materiellen<br />
Welt mit ihren fünf Elementen <strong>und</strong> dem Göttlich-Absoluten nicht zu<br />
beachten. Auch diese Beziehung ist durch den Schleier der Unwissenheit<br />
verhüllt. Unwissenheit besteht darin, entweder den göttlichen<br />
Ursprung der Schöpfung ganz zu leugnen oder sowohl das Göttliche<br />
als auch seine materiellen Erscheinungsformen für etwas anderes zu<br />
halten, als sie wirklich sind. Sie ist der Gr<strong>und</strong> für den Kreislauf von Geburt<br />
<strong>und</strong> Tod <strong>und</strong> das einzige Hindernis auf dem Weg zur Erlösung.<br />
(...)<br />
Aufgr<strong>und</strong> einer Täuschung lasst ihr Dinge in eurem Geist entstehen,<br />
die es nicht gibt, <strong>und</strong> mangelnder Glaube lässt euch nicht sehen, was<br />
wirklich ist. Obwohl es ein Seil ist, bildet ihr euch ein, es sei eine<br />
Schlange. Was ist der Gr<strong>und</strong> dafür? <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong> ist die Dunkelheit, die<br />
in euch durch Unwissenheit entsteht. Die Vorstellung, das Seil sei<br />
eine Schlange, hat verschiedene Folgen. Es überfällt euch eine<br />
Furcht, die ihr bisher nicht hattet, <strong>und</strong> ihr lauft davon. Eure Angst ist<br />
die Folge einer Illusion, <strong>und</strong> aus eingebildeter Angst rennt ihr davon.<br />
Mit dem Licht einer Lampe könnt ihr die Illusion zerstören, das Dunkel<br />
der Unwissenheit vertreiben <strong>und</strong> erkennen, dass es keine Schlange<br />
ist. Dann verschwindet eure Angst, ihr geht näher <strong>und</strong> werdet das Seil<br />
sogar anfassen <strong>und</strong> wegwerfen. In der ganzen weiten Welt gibt es nur<br />
eines, das wirklich existent ist, <strong>und</strong> das ist das Prinzip des Göttlich-<br />
Absoluten. Weil ihr nicht an dieses Prinzip glaubt, erscheint euch die<br />
Schöpfung, die nur eine Projektion, eine Erscheinungsform des Göttlich-Absoluten<br />
ist, als Realität. Aber mit Hilfe entsprechender Erfahrungen<br />
könnt ihr den Versuch machen, dieses Geheimnis zu verstehen.<br />
Sobald ihr das Wesen des Göttlich-Absoluten erkennt, seid ihr in<br />
428
der Lage, jede Situation richtig einzuschätzen. Andernfalls kommt es<br />
zu falschen Reaktionen. (...)<br />
Infolge einer Überbewertung der Individualität des Einzelnen besteht<br />
heute die Tendenz, die Menschen miteinander zu vergleichen <strong>und</strong><br />
sich Urteile über sie zu bilden. Das führt zu der weitverbreiteten Gewohnheit,<br />
Fehler in anderen zu sehen <strong>und</strong> herauszustellen. Wenn ihr<br />
diese Gewohnheit aufgebt, werdet ihr die Gedankengänge, die zu<br />
Weisheit führen, besser verstehen. Normalerweise beziehen sich<br />
eure Erfahrungen nur auf die euch umgebende materielle Welt. Es ist<br />
jedoch notwendig, dass ihr erkennt <strong>und</strong> zu verstehen sucht, was diesen<br />
Erfahrungen zugr<strong>und</strong>e liegt. Bei jeder Gelegenheit müsst ihr euch<br />
bewusst sein, dass ihr unter dem verschleiernden Einfluss der Unwissenheit<br />
steht <strong>und</strong> gleichzeitig in eurem Geist etwas entstehen lasst,<br />
was nicht wirklich ist. (...)<br />
Diese beiden Bestandteile einer Illusion, nämlich das Nicht-Sehen der<br />
Wirklichkeit <strong>und</strong> das Entstehen einer falschen Vorstellung, sind das<br />
grosse Problem eines jeden Menschen. Dadurch erkennt er die Tatsache<br />
nicht, dass in der Individualität des Einzelnen die Gesamtheit<br />
des Gemeinsamen enthalten ist. Sein Geist ist ausschliesslich auf<br />
das Individuelle fixiert.<br />
Heute ist es üblich, nur die Verschiedenheit von Körper <strong>und</strong> Form zu<br />
sehen. Die gemeinsame göttliche Basis wird nicht erkannt. Die Menschen<br />
sehen nur die äusserlichen Unterschiede <strong>und</strong> nicht die Einheit<br />
des Göttlichen, die sie alle verbindet. (...)<br />
<strong>Der</strong> Zweck einer menschlichen Geburt ist es, die Einheit, welche der<br />
gesamten Schöpfung zugr<strong>und</strong>e liegt, in der Welt zu bezeugen. Dazu<br />
sind zwei Eigenschaften erforderlich: die Beherrschung der Sinne <strong>und</strong><br />
die Beherrschung des Geistes. Durch die Vervollkommnung dieser<br />
Eigenschaften könnt ihr die Göttlichkeit der Energie erkennen, die von<br />
den Kraftzentren ausgeht, die als Stationen auf dem Weg vom Unbewussten<br />
zum erleuchteten Bewusstsein liegen. Wer das Wesen dieser<br />
sechs Kraftzentren <strong>und</strong> die Bedeutung, welche der Beherrschung<br />
von Sinnen <strong>und</strong> Geist zukommt, erkennt, wird das Wesen des Göttlich-Absoluten<br />
verstehen. (...)<br />
Ihr seid als Menschen geboren, um euer eigenes Wesen zu erkennen.<br />
Wie könnt ihr die Welt verstehen, wenn ihr euch selbst nicht<br />
kennt? Die göttliche Schöpfungsenergie durchdringt das ganze Universum<br />
<strong>und</strong> wirkt in jedem Atom. Sie ist die eine Lebenskraft, die<br />
überall in der Welt in Erscheinung tritt <strong>und</strong> auch euch mit Leben erfüllt.<br />
Die Luft, die euch umgibt, könnt ihr nicht sehen. So ist auch die Le-<br />
429
enskraft unsichtbar, obwohl sie überall wirkt. Sie kann nur unter bestimmten<br />
Voraussetzungen erkannt werden. 1977, (37-129/133)<br />
<strong>Der</strong> einzige Hoffnungsstrahl in der dunklen Wolke von Angst, Gewalt<br />
<strong>und</strong> Grausamkeit, die von erzwungener Anpassung ausgeht, von<br />
Hass <strong>und</strong> Verfolgung ist der Friede, der durch Selbstbeherrschung<br />
<strong>und</strong> spirituelle Übungen gef<strong>und</strong>en wird. Dieser Friede erfüllt <strong>und</strong> läutert<br />
das innere Bewusstsein <strong>und</strong> auch die äussere Atmosphäre. Spirituelle<br />
Übungen sind der Lebensatem des Menschen. Kampf um<br />
Macht, Mammon <strong>und</strong> Pomp vergiften jedoch diesen Atem. <strong>Der</strong> armselige,<br />
törichte Mensch sehnt sich nach der vergifteten Luft, die ihn zugr<strong>und</strong>e<br />
richtet, nach Speisen, die ihn krank machen <strong>und</strong> nach Getränken,<br />
die ihn entwürdigen! Er schwelgt darin, sein wahres Wesen zu<br />
ruinieren <strong>und</strong> seine Erhabenheit zu verleugnen! Das ist die Tragödie<br />
der Zivilisation.<br />
<strong>Der</strong> Mensch verleugnet sogar die Herrlichkeit der Natur, die ihn umgibt.<br />
Er weigert sich, das Werk Gottes darin zu sehen, das sich in<br />
Schönheit, Harmonie, Melodie, Wahrheit, Güte, Liebe, Mitgefühl, Gesetzmässigkeit<br />
<strong>und</strong> Weisheit in allem, was das Auge wahrnimmt <strong>und</strong><br />
den Geist erfüllt, offenbart. Er ist stolz auf seine Blindheit <strong>und</strong> erhebt<br />
sie zu einer Philosophie, die man Atheismus nennt! (...)<br />
Heute ist Gift die tägliche Nahrung des Menschen. Sein Auge weidet<br />
sich daran; es quillt aus seinem M<strong>und</strong>; sein Ohr geniesst es; seine<br />
Füsse tragen ihn zu den giftigen Lasterhöhlen, in denen er es finden<br />
kann; sein Geist benutzt es, um den Geist anderer zu vergiften! Gott<br />
allein kann all das Gift schlucken <strong>und</strong> dadurch die Welt vor der Vernichtung<br />
bewahren. (...) Ich fordere euch auf, mir all das Gift, das in<br />
euch ist, zu bringen; empfangt dafür von mir Ges<strong>und</strong>heit, Glück <strong>und</strong><br />
die Freuden des Himmels. (...)<br />
Seht Gott in jedem, der euch begegnet; seht Gott in allen Dingen, die<br />
ihr berührt. Sein Geheimnis durchdringt das Materielle <strong>und</strong> das Nicht-<br />
Materielle. Man hat in der Tat festgestellt, dass es gar keine Materie<br />
gibt. Alles ist Gott, ist Ausdruck seines Mysteriums! Trinkt von den inneren<br />
<strong>und</strong> äusseren Quellen der Freude. Geht vorwärts! 9.3.68, (21-<br />
17/18)<br />
430
INTERNATIONALE SATHYA SAI ORGANISATION<br />
Die Veden geben euch Anweisungen, wie ihr euch im täglichen Leben<br />
zu verhalten habt. Alles, was sie euch sagen, hat eine tiefe Bedeutung.<br />
Sie behandeln auch Dinge, die über das Leben des Alltags hinausgehen,<br />
wie z.B. die Göttliche Ordnung <strong>und</strong> die Erlösung. Das sind<br />
Dinge, die mit den Sinnen nicht erfasst werden können <strong>und</strong> jenseits<br />
des logischen Verstandes liegen. Aber die Veden machen auch deutlich,<br />
dass ihr eure Pflichten nicht in einen weltlichen <strong>und</strong> einen spirituellen<br />
Bereich aufteilen dürft, sondern immer die Forderungen beider<br />
Bereiche erfüllen müsst. Sie betrachten es als eine Sünde, zu sagen:<br />
Das hier ist meine Arbeit, jenes überlasse ich Gott. Alles ist Gottes<br />
Werk! Alles, was ihr tut, solltet ihr in dem Glauben tun, dass ihr sein<br />
Werkzeug seid. Dann braucht ihr euch um das Ergebnis keine Sorgen<br />
zu machen. Er ist in euch als euer Höheres Selbst, <strong>und</strong> wenn ihr diese<br />
Einstellung habt, wird er dafür sorgen, dass alles, was ihr tut, eurem<br />
Besten dient. 1974, (36-118/119)<br />
Die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisationen haben keinen Selbstzweck. Sie dienen<br />
allen Lebewesen <strong>und</strong> Menschen aller Religionen. Ihre Gr<strong>und</strong>sätze<br />
können von jedem akzeptiert werden. Sie wurden nicht gegründet,<br />
um einen Namen zu verherrlichen. Natürlich gibt es auch in dieser Organisation<br />
selbstsüchtige Menschen. Aber um die solltet ihr euch<br />
nicht kümmern. Achtet darauf, dass ihr selbst nicht egoistisch seid,<br />
sondern tretet der Organisation im Geist der Selbstlosigkeit bei. Solange<br />
ihr hier in dieser Atmosphäre seid, mögt ihr spüren, dass es heilige<br />
<strong>und</strong> gute Ideen sind, die euch gelehrt wurden. Aber sobald ihr diesen<br />
Ort verlasst <strong>und</strong> mit der Welt da draussen in Berührung kommt, ist<br />
das anders. Wenn ihr von hier weggeht, werdet ihr mit Sicherheit von<br />
der Umwelt beeinflusst. Aber wenn ihr dann gute Gesellschaft aufsucht,<br />
ist es möglich, dass ihr euch die hohen Ideale für lange Zeit bewahren<br />
könnt. 1977, (37-160/161)<br />
Wenn eine Organisation ins Leben gerufen wird, muss sie für sich<br />
selbst bestimmte Regeln <strong>und</strong> Bestimmungen festlegen. Unsere Regeln<br />
aber sind von einer völlig anderen Natur. Unsere Regeln betonen,<br />
dass die Mitglieder das, was sie vertreten, zuerst praktizieren<br />
müssen. Ganz gleich, was ihr wünscht, dass andere es tun mögen,<br />
zuvor müsst ihr es selbst ernsthaft <strong>und</strong> ohne davon abzuweichen in<br />
die tägliche Praxis umsetzen. Erst müsst ihr selbst regelmässig <strong>und</strong><br />
431
systematisch an gemeinschaftlichem Singen zum Lob Gottes teilnehmen.<br />
(...) Dienen ist zu einem oft gebrauchten Schlagwort geworden,<br />
doch ist sein Wert sehr durch die Heuchelei derer gesunken, die es<br />
benutzen. In Wahrheit haben nur diejenigen ein Recht darauf, ihre<br />
Dienste anzubieten, die angesichts von Schmerz <strong>und</strong> Leid, von Not<br />
<strong>und</strong> Krankheit, selbst Qualen erleiden. 21.4.67, (20-33/34)<br />
An vielen Orten werden Versuche unternommen, <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong>-Tempel<br />
zu bauen. Aber <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> ist glücklich, wenn er in eure Herzen<br />
einziehen darf. Das ist der Tempel, den ich liebe, nicht die anderen.<br />
Wenn ihr versucht, jenen anderen Tempel zu bauen, müsst ihr herumgehen<br />
<strong>und</strong> um Spenden bitten. <strong>Der</strong> Niedergang der Religion in diesem<br />
Land erfolgte nur aufgr<strong>und</strong> dieses Spenden-Sammelns <strong>und</strong> -Gebens.<br />
Tatsächlich ist das Kostbarste, was ihr geben könnt, ein reines<br />
Herz. Gebt dieses der Organisation, <strong>und</strong> sie wird leuchten. (...)<br />
Dienende <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong>-Vereinigungen müssen stets das Wort „Dienen“<br />
im Gedächtnis behalten <strong>und</strong> diese Arbeit mit Begeisterung aufnehmen.<br />
Dienst muss auf die Beseitigung physischer Not, auf die Linderung<br />
seelischer Qualen <strong>und</strong> auf die Erfüllung geistigen Sehnens ausgerichtet<br />
sein. Manche Landstriche sind von Überschwemmungen<br />
betroffen, manche von Dürre; die Vereinigung muss sich bemühen,<br />
den Menschen, die unter diesen <strong>und</strong> anderen Naturkatastrophen leiden,<br />
Erleichterung zu bringen. (...)<br />
Stellt zuerst Einigkeit unter euch selbst her; sucht keine Fehler bei anderen<br />
oder Vorzüge bei euch selbst. Die Vaterschaft Gottes <strong>und</strong> die<br />
Bruderschaft der Menschen - darauf setzt euer ganzes Vertrauen <strong>und</strong><br />
füllt jede eurer Handlungen mit Verehrung <strong>und</strong> Liebe. 21.4.67, (20-36/<br />
38)<br />
Die Bemühungen zu dienen, müssen aus der Qual entspringen, die<br />
ihr angesichts des Leidens anderer fühlt, <strong>und</strong> der Dienst muss eine<br />
echte Bemühung sein, sich dieser Qual zu entledigen. Ausserdem ist<br />
noch ein anderer Punkt zu beachten: Sorgt euch nicht um das Ergebnis;<br />
helft soviel ihr könnt, so wirkungsvoll wie ihr könnt, so unauffällig<br />
wie ihr könnt, so liebevoll wie ihr könnt. Überlasst alles andere Gott,<br />
der euch die Gelegenheit zum Dienen gab.<br />
Ihr stellt euch vor, dass die Menschen glücklich sind, wenn für Speise,<br />
Kleidung <strong>und</strong> Wohnung gesorgt wird. Das ist eine Illusion, denn glücklich<br />
zu sein, ist eine Sache des Gemüts. Selbst das Gemüt der Reichen<br />
<strong>und</strong> Gutgestellten muss dazu erzogen werden, sich dem Frie-<br />
432
den zuzuwenden um mit Freude erfüllt zu werden. Ohne diese<br />
Erziehung ist der Mensch auch unter den günstigsten Umständen hilflos.<br />
6.11.67, (20-89)<br />
Die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation ist keine Organisation wie irgendeine andere.<br />
Sie versucht nicht, Neues einzuführen, weder einen Kult noch<br />
eine Sekte, weder eine neue Art von Gebet oder Meditation noch ein<br />
neuartiges Ritual oder eine Einweihung, bei der die Menschen unterteilt<br />
werden in gemeinschaftszugehörige „Schüler“ <strong>und</strong> in „Nicht-Eingeweihte“<br />
ausserhalb der Gemeinschaft. Sie versucht Stumpfheit,<br />
Ignoranz <strong>und</strong> Leidenschaft, gewalttätige Emotionen, Verlangen, Egoismus<br />
<strong>und</strong> alle daraus resultierenden Übel einzudämmen <strong>und</strong> flösst<br />
dem Menschen die Wahrheit ein, derzufolge alle im Göttlichen Selbst<br />
verwandt sind, der Fremde nichts anderes ist als euer Selbst in einem<br />
anderen Gewand <strong>und</strong> dass der Dienst am Nächsten der beste Dienst<br />
ist, den ihr euch selbst erweisen könnt. (...)<br />
Seht zu, dass keine Spur von Unwahrheit eure Vorhaben in diesen<br />
Organisationen vergiftet. Wahrheit ist meine Natur, meine Mission,<br />
meine Botschaft. Organisationen, die meinen Namen tragen, haben<br />
sich strikt an die Wahrheit zu halten. Gewaltlosigkeit ist eine andere<br />
Verwirklichungsphase der Wahrheit. Wenn ihr erst einmal der Verwandtschaft<br />
innegeworden seid, des Einsseins in Gott, der f<strong>und</strong>amentalen<br />
Einheit des Selbst, wird niemand mehr einem anderen wissentlich<br />
Kummer oder Leid zufügen. Lasst eure Organisationen Liebe<br />
fördern, Liebe verbreiten <strong>und</strong> Liebe atmen <strong>und</strong> das Evangelium der<br />
Liebe durch euer Vorbild verkünden. 20.12.67, (20-96/97)<br />
Die Ärzte unter euch können den Armen durch Behandlung dienen,<br />
ohne auf einer Bezahlung zu bestehen. Widmet den Armen die gleiche<br />
Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Fürsorge, die ihr auf die reichen, zahlenden<br />
Patienten verwendet. Tut es um Gottes willen, empfindet, dass es Anbetung<br />
ist, die ihr ihm darbringt. Die Juristen unter euch können denen<br />
helfen, die mangels eines erfahrenen Rechtsbeistandes ohne<br />
Verteidigung bleiben müssen oder unter den Händen skrupelloser<br />
Menschen zu leiden haben. Hängt euren Liebesdienst nicht an die<br />
grosse Glocke, dient spontan, ohne es herauszuposaunen. Das ist<br />
wertvoller als euren Dienst mit Hilfe von Schlagzeilen <strong>und</strong> Fotos gross<br />
bekanntzumachen. Dies ist den Werken eurer Barmherzigkeit nur abträglich.<br />
Ihr müsst euch unwohl fühlen, wenn die Menschen um euch<br />
herum unglücklich sind. Ihr macht sie indessen glücklich <strong>und</strong> euch mit<br />
433
ihnen, wenn ihr ihre missliche Lage lindert, ist es nicht so? Entsprechend<br />
müsst ihr glücklich sein, wenn die Menschen um euch herum<br />
glücklich sind. Das ist schwieriger als das Vorige, aber es ist das Zeichen<br />
der wahrhaft Guten. Es ist eure Pflicht, alle Menschen als euresgleichen<br />
zu erkennen <strong>und</strong> eure Fähigkeiten mit anderen zu teilen, so<br />
dass der grösste Nutzen daraus erwächst. Fähigkeiten sind ein Gemeingut<br />
zur Erlösung aller. Dienen in den Stätten für Behinderte, Invalide,<br />
Geistesgestörte, Waisen <strong>und</strong> Flüchtlinge ist wahrhaftig von<br />
grossem Nutzen <strong>und</strong> eine gute geistige Übung. Dasselbe gilt für den<br />
Dienst in Gefängnissen <strong>und</strong> Hospitälern. Besucht diese Stätten recht<br />
oft <strong>und</strong> spendet Trost <strong>und</strong> Kraft, entzündet das Licht der Hingabe in<br />
den Insassen. (...) Euer Lächeln wird eine brennende Kerze in ihrer<br />
Dunkelheit sein. 20.12.67, (20-98/99)<br />
Die Organisationen, die nach mir benannt sind, sind nicht dazu da,<br />
meinen Namen zu verbreiten oder einen neuen Kult um meine Verehrung<br />
zu schaffen. Sie müssen bestrebt sein, Interesse an Gebet, Meditation<br />
<strong>und</strong> anderen geistigen Übungen zu verbreiten, die den Menschen<br />
zu Gott führen. Sie müssen die Freude demonstrieren, die man<br />
durch Lobgesänge <strong>und</strong> Rezitation des Namens des Herrn bekommt,<br />
den Frieden, den man aus dem Zusammensein mit guten Menschen<br />
gewinnen kann. Sie müssen Dienst leisten für die Hilflosen, die Kranken,<br />
die Notleidenden, die Ungebildeten <strong>und</strong> die Bedürftigen. Ihr<br />
Dienst sollte nicht zur Schau gestellt werden, darf nicht der Belohnung<br />
wegen erfolgen <strong>und</strong> noch nicht einmal Anerkennung oder Dank<br />
von den Empfängern erwarten. Dienen ist spirituelle Entwicklungsarbeit<br />
<strong>und</strong> nicht ein Zeitvertreib der Reichen oder Wohlsituierten. Jeder<br />
muss seine eigene Wahrheit erkennen. Das ist die Absicht hinter allem,<br />
was ich tue, allem <strong>Lehre</strong>n, allem Heilen, allem Rat, allem Organisieren<br />
<strong>und</strong> allen Anweisungen. 23.2.68, (20-116/117)<br />
Singt laut den Ruhm Gottes <strong>und</strong> ladet die Atmosphäre mit göttlicher<br />
Verehrung auf. Dann werden die Wolken als Regen herniederkommen<br />
<strong>und</strong> die Felder weihen; die Frucht wird sich daran laben <strong>und</strong> die<br />
Nahrung weihen <strong>und</strong> mit Kraft versorgen, <strong>und</strong> die Nahrung wird ihrerseits<br />
im Menschen den Drang zum Göttlichen erwecken. Das ist die<br />
Kette der Entwicklung. Aus diesem Gr<strong>und</strong> bestehe ich darauf, den<br />
Namen Gottes in Gruppen zu singen.<br />
<strong>Der</strong> Mensch ist göttlich. Er kann sich mittels Meditation bis zur vollkommenen<br />
Göttlichkeit läutern. 8.7.68, (20-171)<br />
434
<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong>-Gruppen sind auf Liebe aufgebaut. Sie erblühen durch die<br />
Liebe, sie verbreiten Liebe. Für irgendeine andere Empfindung oder<br />
Einstellung ist darin kein Raum. Göttlichkeit ist der Magnet, Menschlichkeit<br />
das Eisen <strong>und</strong> Liebe ist die Kraft, die sie zusammenbringt.<br />
1.10.68, (20-216)<br />
Diese Organisationen wurden weder deswegen ins Leben gerufen,<br />
um einigen Leuten Stellen zu verschaffen, die ihnen Ansehen oder<br />
Macht einräumen, noch deswegen, mir Ruhm <strong>und</strong> Publizität zu sichern.<br />
Es geschieht vielmehr, um auf der Erde die Vaterschaft Gottes<br />
<strong>und</strong> die Bruderschaft der Menschen auf starken F<strong>und</strong>amenten zu errichten.<br />
Das muss von euch allen klar begriffen werden. Durch diese<br />
Organisationen seid ihr nicht im sozialen Dienst, sondern vielmehr mit<br />
dem Dienst an euch selbst beschäftigt. 21.11.68, (20-225)<br />
Ich möchte euch sagen, dass ihr das Glück, das ihr durch den Dienst<br />
am Nächsten erfahrt, bei keiner anderen Tätigkeit verspüren könnt.<br />
Das Gefühl der Erleichterung, welches ein tröstendes Wort, ein kleines<br />
Geschenk, eine liebevolle Geste, ein Seufzer des Mitleids, ein<br />
Zeichen des Mitgefühls einem verzweifelten Herzen bringen kann, ist<br />
mit Worten nicht zu beschreiben. 14.10.69, (21-84)<br />
Wenn für h<strong>und</strong>ert Dinge Zeit zur Verfügung steht, wird es sicher möglich<br />
sein, auch das 101. noch in den Zeitplan aufzunehmen. Mit den<br />
h<strong>und</strong>ert Dingen könnt ihr aufhören, jedoch nicht mit diesem einen,<br />
das so wichtig ist wie der Atem, der euer Leben erhält. Gesellt euch<br />
nicht nur zur Gruppe, wenn der Photograph in der Nähe ist, sondern<br />
schliesst euch den anderen an, um gemeinsam mit ihnen diese erhebende<br />
Erfahrung zu machen. Die Amtsträger <strong>und</strong> die Mitglieder der<br />
Gruppe müssen bei allen Aktivitäten eine Einheit bilden. (...)<br />
Niemand sollte in einer Gruppe von <strong>Sai</strong>-Devotees bleiben, der sich<br />
nicht zugehörig fühlt, weil er entweder andere Gewohnheiten hat, sich<br />
nicht für spirituelle Dinge interessiert oder die von mir gegebenen Anweisungen<br />
missachtet. Meine Ehre ist eure Ehre, <strong>und</strong> eure Ehre ist<br />
die meine. Dies ist nicht eure Einheit, nicht eure Organisation, sondern<br />
meine. In meiner Organisation müssen alle miteinander harmonieren.<br />
Alle Herzen müssen durch Disziplin gepflügt, <strong>und</strong> es muss<br />
darin die Saat der Liebe gesät werden, damit diese Liebe zu Bäumen<br />
der Hingabe heranwächst <strong>und</strong> Früchte der Weisheit tragen kann.<br />
Amtsinhaber <strong>und</strong> Mitglieder der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation müssen ge-<br />
435
genüber denen, die eine andere Meinung haben, tolerant <strong>und</strong> immer<br />
wahrhaftig, mitfühlend <strong>und</strong> liebevoll sein. (...)<br />
Zur <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong>-Familie dürfen nur Männer <strong>und</strong> Frauen gehören, die<br />
den Verpflichtungen ihren Familien gegenüber nachkommen <strong>und</strong> die<br />
für ihre Eltern sorgen. 21.11.69, (21-118/119)<br />
Es genügt auch, wenn ihr Liebe entwickelt, Liebe, die keinen Unterschied<br />
kennt zwischen euch selbst <strong>und</strong> anderen, denn ihr seid alle nur<br />
Glieder am Körper des Einen, des allmächtigen Gottes. Nur durch<br />
Liebe könnt ihr selbst zur Verkörperung der Liebe werden. Dazu<br />
braucht ihr keine Gelehrsamkeit. Gelehrsamkeit kann euch sogar zum<br />
Hindernis werden, denn sie befriedigt das Ego, erzeugt Zweifel <strong>und</strong><br />
den Wunsch, Streitgespräche zu führen, um Siegeslorbeeren zu ernten.<br />
Dann bildet ihr euch ein, gelehrter zu sein als andere! Wenn diese<br />
Liebe in der Organisation fest begründet ist, werden die Mitglieder<br />
nicht miteinander wetteifern, <strong>und</strong> keiner wird auf den anderen herabsehen.<br />
Das Band der Liebe wird alle zu einer ganz besonderen Art<br />
von Familie verbinden, die nur einen Willen <strong>und</strong> nur eine Führung<br />
kennt. 22.11.69, (21-120)<br />
Frauen haben eine grosse Rolle in der moralischen Erneuerung der<br />
Menschen zu spielen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> betone ich von neuem die<br />
wichtige Aufgabe der Frauengruppen in der Organisation. Die Mütter<br />
können den Kindern Geschichten aus Epen erzählen, die von Opferbereitschaft<br />
<strong>und</strong> Heldenmut berichten, von den Heiligen, die Gott<br />
suchten <strong>und</strong> ihn in der Wahrheit, der Schönheit <strong>und</strong> dem Guten fanden.<br />
Sie können von den Männern <strong>und</strong> Frauen erzählen, welche die<br />
Geheimnisse des Universums <strong>und</strong> das Gesetz aller Gesetze erforschten,<br />
das den Mikrokosmos <strong>und</strong> den Makrokosmos gleichermassen regiert.<br />
Christus sagte: „Lasset die Kindlein zu mir kommen.“ Kinder haben<br />
ein frisches, freies Gemüt, sind einfach, aufrichtig, voll staunender<br />
Wissbegierde, sie achten das Wissen <strong>und</strong> die Kraft. 22.11.69,<br />
(21-126/127)<br />
Es geht nicht um die Vermehrung von Zentren, Gruppen <strong>und</strong> Aktivitäten,<br />
<strong>und</strong> auch nicht darum, die Landkarte mit Bhajan-Hallen <strong>und</strong><br />
Dienst-Gruppen zu füllen, sondern es geht darum, Gottsucher zu ermutigen,<br />
für andere Vorbild <strong>und</strong> Inspiration zu werden.<br />
Das Ziel ist eine innere Umwandlung des Einzelnen, nicht eine äussere<br />
Veränderung. Dies ist kein Spiel mit Worten, bei dem der gewinnt,<br />
436
der aus den Buchstaben eines langen Wortes die meisten neuen kleinen<br />
Wörter bildet. Hier geht es um die Verwandlung der Welt, die dadurch<br />
herbeigeführt werden kann, dass aus einer grossen Anzahl aufrichtiger<br />
Individuen eine neue, menschliche Gesellschaft gebildet<br />
wird. (...)<br />
Wählt Männer <strong>und</strong> Frauen, die einen unerschütterlichen Glauben in<br />
Namen <strong>und</strong> Form des gegenwärtigen Avatars haben. Das erspart den<br />
Gruppen später viele Komplikationen, die dadurch entstehen, dass<br />
die Loyalität der Amtsträger ins Schwanken gerät. Die wahren Führer<br />
der Zentren <strong>und</strong> Gruppen nehmen diese Stellung ein, weil sie die Vision<br />
<strong>und</strong> das Sehnen nach Gott verspüren, nicht weil sie die meisten<br />
Stimmen bekommen haben oder einen dicken Geldbeutel besitzen.<br />
Die einzige Belohnung, die sie anstreben, ist das Glück, das ihnen<br />
ihre Arbeit vermittelt. Wenn Menschen, die kein Verständnis <strong>und</strong> keine<br />
Vision haben, in Führungspositionen vordringen, stiftet das Unruhe<br />
<strong>und</strong> Verwirrung. Innere Freiheit, einfaches Leben, stetige spirituelle<br />
Disziplin, das sind die Kriterien, die dazu berechtigen, ein Mitglied<br />
dieser Organisation zu werden. (...)<br />
Ein Herz ohne Liebe ist so öde wie eine Stadt ohne Tempel. Spiritueller<br />
Hochmut ist die giftigste Form des Stolzes; er verblendet <strong>und</strong> führt<br />
die Person, die davon betroffen ist, ins Verderben. Hütet euch vor<br />
dem Hochmut! Seid euch immer bewusst, dass ihr nur Werkzeuge<br />
seid bei meiner Mission, Rechtschaffenheit in der Welt wiederherzustellen.<br />
Bemüht euch, immer bessere <strong>und</strong> wirksamere Werkzeuge zu<br />
werden. Die Hand, welche die Werkzeuge schmiedet, weiss, wie <strong>und</strong><br />
wann sie eingesetzt werden müssen. 13.1.70, (21-132/134)<br />
Zur <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation gehören Menschen aller Religionen. Das<br />
ist nur möglich, weil alle Religionen - Christentum, Buddhismus, Islam,<br />
Hinduismus, ebenso wie die Religionen der Parsen <strong>und</strong> Jains -<br />
Liebe <strong>und</strong> Gewaltlosigkeit zur Gr<strong>und</strong>lage haben. Entwickelt diese Eigenschaften,<br />
dann seid ihr berechtigt, darüber zu sprechen <strong>und</strong> euch<br />
um ihre Verbreitung zu bemühen. In Indien gilt seit Urzeiten der<br />
Gr<strong>und</strong>satz: Nur wer selbst das Meer der Wirren <strong>und</strong> Mühen, das Meer<br />
von Kummer <strong>und</strong> Schmerz überquert hat, kann anderen dabei helfen.<br />
Erkennt - dann helft anderen zu erkennen. Seid Vorbilder! Das ist die<br />
beste Art <strong>und</strong> Weise zu lehren. (...)<br />
Die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation wurde gegründet, um die Prinzipien der<br />
Liebe <strong>und</strong> Gewaltlosigkeit im täglichen Leben zur Anwendung zu bringen.<br />
(...)<br />
437
Heutzutage ist Liebe sehr schwer zu finden. Sie fehlt im Heim, zwischen<br />
Vater <strong>und</strong> Kindern, zwischen Mann <strong>und</strong> Frau <strong>und</strong> unter Geschwistern.<br />
Sollte sie etwa unter den Mitgliedern dieser Organisation<br />
kaum noch vorhanden sein? Nein. Ihr müsst durch eure Einstellung<br />
<strong>und</strong> euer Verhalten beweisen, dass Liebe, die auf der Erkenntnis beruht,<br />
dass der eine Gott in allen Wesen ist, die Probleme der Welt zu<br />
lösen vermag.<br />
Das Leben ist sehr kompliziert geworden. Die Menschen leben in<br />
ständiger Furcht, weil sie nicht wissen, was ihnen im nächsten Augenblick<br />
widerfahren könnte. Bereitet euch darauf vor, Leuchtfeuer zu<br />
sein, die ihnen den Weg zeigen. Seid Leuchtfeuer der Liebe. Das umfasst<br />
alles. Dann sind Gebet <strong>und</strong> Askese überflüssig. Liebe, liebender<br />
Dienst am Nächsten, der eine Inkarnation des Göttlichen ist, wird<br />
euch die Gnade Gottes schenken. Darum entscheidet euch heute,<br />
euer Herz mit Liebe zu füllen, pflegt sie, macht sie allumfassend, frei<br />
von egoistischen Wünschen. Werdet Verkörperungen der reinen Liebe.<br />
20.11.70, (21-226/228)<br />
Seid vorsichtig im Umgang mit Geld. Wo Geld gesammelt <strong>und</strong> verwaltet<br />
wird, gibt es Missverständnisse, Spaltungen treten auf, <strong>und</strong> die<br />
Liebe geht verloren. Das Geld <strong>und</strong> die Art <strong>und</strong> Weise, wie die Menschen<br />
hinter ihm her sind, haben zu einem Chaos in der Welt geführt.<br />
Macht die Göttliche Ordnung zur Gr<strong>und</strong>lage eures Handelns <strong>und</strong> füllt<br />
euer Herz mit Liebe - dann werde ich meine Gnade über euch ausschütten<br />
<strong>und</strong> immer bei euch sein.<br />
Wozu braucht ihr Geld, wenn ihr Loblieder singen <strong>und</strong> meditieren<br />
wollt? (...) Die Mittel, die gelegentlich für besondere Aufgaben gebraucht<br />
werden, dürfen nur unter den Mitgliedern eingesammelt werden.<br />
Das war eine Regel von Anfang an; es ist die Gr<strong>und</strong>lage, auf der<br />
diese Organisation aufgebaut ist. Für alle anderen Aktivitäten wird<br />
kein Geld gebraucht. Ihr braucht nur ein reines, liebevolles <strong>und</strong> grosses<br />
Herz. (...)<br />
An einigen Orten gibt es Zentren, die überhaupt nichts tun, <strong>und</strong> wenn<br />
sie etwas tun, dann entspricht es weder dem Geist von Prashanti Nilayam<br />
noch den Richtlinien, welche für die Organisation festgelegt<br />
wurden. Wo es solche Zentren gibt, muss der Landes- oder Bezirkspräsident<br />
sie schnellstens auflösen. 21.11.70, (21-232/233)<br />
Die Mitglieder einer spirituellen Organisation unterhalten sich nicht<br />
über Dinge, die gesehen, gehört, berührt oder geschmeckt werden<br />
438
können. Sie sind an der Erforschung des Unsichtbaren, der gr<strong>und</strong>legenden<br />
Wahrheit interessiert, die jenseits der äusseren <strong>und</strong> inneren<br />
Sinne liegt. Sie versuchen, dem Geist der Menschen zu helfen, die<br />
Reise zu Gott unbehindert zu unternehmen. 22.11.70, (21-236)<br />
Was ich jetzt als Antwort auf eine Frage sagen werde, mag manchen<br />
von euch weh tun, aber ich finde, man muss offen <strong>und</strong> ehrlich darüber<br />
sprechen. Es gibt Leute, die fühlen sich zu bestimmten Systemen <strong>und</strong><br />
Methoden, wie Hathayoga, Kriyayoga oder Rajayoga, die den Anspruch<br />
erheben, zur Selbstverwirklichung zu führen, hingezogen.<br />
Aber ich sage euch, <strong>und</strong> ich sage es mit allem Nachdruck, dass keine<br />
davon euch hilft, die Wirklichkeit Gottes zu erkennen. Nur Premayoga,<br />
die Disziplin der Liebe (prema), führt euch zu Gott. Die anderen<br />
Yogas mögen euren Geist vorübergehend zur Ruhe bringen, euren<br />
Ges<strong>und</strong>heitszustand verbessern <strong>und</strong> euer Leben um ein paar Jahre<br />
verlängern - das ist aber auch alles. Und was, glaubt ihr, könnt ihr in<br />
diesen zusätzlichen Jahren mit Hilfe eures Körpers erreichen? Wenn<br />
die Liebe fehlt, ist er nur eine schwere Last. Wenn dagegen Liebe<br />
euer Herz erfüllt, könnt ihr ihn benutzen, um anderen zu dienen, <strong>und</strong><br />
braucht ihm keine besondere Aufmerksamkeit zu schenken.<br />
22.11.70, (21-241)<br />
Durch diese Organisation, deren Verantwortliche ihr seid, ehrt ihr<br />
Gott, denn Dienst am Nächsten ist Gottesdienst. Wie muss es Gott,<br />
der als Mensch auf die Erde gekommen ist, um den Menschen zu helfen,<br />
erfreuen, wenn er sieht, dass die Menschen selbst diese Aufgabe<br />
übernehmen <strong>und</strong> ihren Mitmenschen helfen, mit Krankheit, Not <strong>und</strong><br />
Zweifeln fertig zu werden.<br />
Ihr habt keinen Gr<strong>und</strong>, stolz zu sein, wenn ihr in der Lage seid, anderen<br />
zu helfen, denn alles, was euch dazu befähigt, wie z.B. besondere<br />
Kenntnisse, Reichtum, Kraft, Mut, einflussreiche Stellung usw. sind<br />
Gaben Gottes, ob ihr euch dessen bewusst seid oder nicht. Ihr gebt<br />
diese Geschenke Gottes nur einem anderen Geschenk Gottes, nämlich<br />
den Armen, Unwissenden, Schwachen, Kranken, Verzweifelten<br />
<strong>und</strong> den Unglücklichen, die eure Hilfe brauchen. 22.11.70, (21-244)<br />
Die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation hat nicht den Wunsch, Überlegenheit zu<br />
demonstrieren, aber sie versucht, die alten Ideale hochzuhalten, f<strong>und</strong>amentale<br />
Wahrheiten zu verkünden <strong>und</strong> die Gültigkeit gewisser spiritueller<br />
Disziplinen zu bezeugen. 25.12.70, (21-262)<br />
439
Schon oft habe ich euch von den Idealen <strong>und</strong> Formen des Dienens erzählt,<br />
<strong>und</strong> ich tue es wieder, damit ihr die Freude kennenlernt, die daraus<br />
erwächst. Ich brauche nicht zu betonen, dass euch hier eine ganz<br />
besondere Gelegenheit geboten wird. Schenkt mir euer Herz voller<br />
Freude, teilt die Freude mit anderen, verehrt Gott in dieser anmutigen<br />
Form. Wenn ihr wissen wollt, was ihr zum Dienen braucht, so ist ein<br />
reines Herz, frei von Arroganz, Gier, Neid, Hass oder Rivalität, zu<br />
nennen <strong>und</strong> daneben Vertrauen auf Gott als die Quelle von Lebenskraft,<br />
Tugend <strong>und</strong> Gerechtigkeit. Dienen ist die Verehrung, die ihr<br />
dem Gott im Herzen eines jeden anderen entgegenbringt. Fragt nicht<br />
danach, welcher Nationalität, Gesellschaftsschicht oder Religion jemand<br />
angehört. Seht die Form Gottes, die euch am liebsten ist, in<br />
dem anderen. Er ist - in Wirklichkeit - kein „anderer“. Er ist mein Bild,<br />
wie ihr es seid. Ihr helft nicht einem Menschen, ihr verehrt mich in ihm.<br />
Ich stehe in jener Form vor euch. Wo bliebe da noch Raum für euer<br />
Ego?<br />
Pflicht ist Gott, Arbeit ist Gottesdienst. Selbst die geringste Arbeit ist<br />
eine Blume, die ihr Gott zu Füssen legt. (...)<br />
Wann immer ihr einen kranken Menschen seht, einen betrübten, untröstlichen,<br />
kranken Menschen, da seid ihr aufgerufen zu dienen. Jeder<br />
Blutstropfen, jeder Nerv eures Körpers sollte sich danach sehnen,<br />
diese Liebe mit den Hilflosen zu teilen. Wenn das Herz voll Liebe ist,<br />
ist es göttlich geworden, denn Gott ist Liebe, <strong>und</strong> Liebe ist Gott. Durch<br />
diese Liebe <strong>und</strong> das Mitgefühl für die leidenden Menschen wurden die<br />
grossen Heiligen Indiens <strong>und</strong> anderer Länder wie Kabir, Tukaram, Jesus<br />
Christus, der Heilige Franziskus <strong>und</strong> Ramakrishna unsterblich.<br />
(...)<br />
<strong>Der</strong> einzelne Dienst mag sehr gering sein. Ihr bekommt vielleicht keine<br />
Gelegenheit, an einem Mammuthilfsprojekt teilzunehmen, das Millionen<br />
nützt. Ihr könnt vielleicht ein lahmes Lämmchen über den Zaun<br />
heben oder ein blindes Kind über eine verkehrsreiche Strasse geleiten.<br />
Auch das ist ein Akt der Verehrung.<br />
Dienen ist nützlicher als die Rezitation des Namens Gottes, Meditation<br />
<strong>und</strong> Opferhandlungen, die gewöhnlich den spirituellen Aspiranten<br />
empfohlen werden. Denn Dienen dient einem doppelten Zweck: dem<br />
Auslöschen des Ego <strong>und</strong> dem Erreichen von Glückseligkeit.<br />
Wenn jemand von Sorgen bedrückt neben euch sitzt, könnt ihr dann<br />
glücklich sein? Nein! Vielleicht hört ihr ein Baby in der Nähe laut weinen.<br />
Da werden euch auch Tränen in die Augen steigen. <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong><br />
liegt darin, dass es ein unsichtbares Band zwischen euch gibt. Nur<br />
440
der Mensch besitzt diese Eigenschaft des Mitgefühls. Nur er kann<br />
glücklich sein, wenn andere glücklich sind, <strong>und</strong> unglücklich, wenn andere<br />
unglücklich sind. Deshalb ist er die Krone der Schöpfung, die<br />
höchste aus dem Tier entwickelte Form. <strong>Der</strong> Mensch allein ist fähig zu<br />
dienen. Das macht seinen besonderen Rang aus, das ist seine einzigartige<br />
Fähigkeit.<br />
Jedes Jahr ermahne ich euch vor dem Geburtstags- <strong>und</strong> Shivaratrifest,<br />
mir zu versprechen, Dienen zu einem Teil eurer spirituellen Disziplin<br />
zu machen. Ich muss sagen, dass ich mit eurer Leistung noch<br />
nicht zufrieden bin. Aber ich unterweise euch weiter <strong>und</strong> gebe euch<br />
Aufträge in der Hoffnung, dass ihr eines Tages das hohe Ziel erreicht.<br />
Darin könnt ihr ein Beispiel für das Mass meiner Barmherzigkeit sehen,<br />
die es mir erlaubt, selbst eure zaghaften Versuche, dem hohen<br />
Ideal des Dienens näherzukommen, anzuerkennen. Warum seid ihr<br />
von so weit her gekommen, ohne Kosten <strong>und</strong> Mühen der Reise zu<br />
scheuen? Um in meiner Gegenwart zu sein <strong>und</strong> meine Gnade zu gewinnen,<br />
nicht wahr? Warum sucht ihr aber dann, sobald ihr diesen Ort<br />
erreicht habt, Kontakte zu anderen, wollt deren Gunst erringen? Warum<br />
nehmt ihr alte Gewohnheiten wieder auf, die meine Gegenwart<br />
<strong>und</strong> Gnade unmöglich machen? Vergesst alles andere <strong>und</strong> haltet<br />
euch an die Anweisungen, die ich euch erteile. Ich möchte euch nur<br />
auf den spirituellen Pfad des Dienens <strong>und</strong> der Liebe führen. (...)<br />
Ich weiss, dass jeder von euch gern meine Füsse liebkosen möchte.<br />
Aber was würde mit meinen Füssen passieren, wenn ich allen, die es<br />
gerne täten, dazu Gelegenheit gäbe? Und was für ein Gedränge wäre<br />
um mich herum! Es liegt also in der Natur der Sache, dass nicht alle<br />
zufrieden gestellt werden können. Aber ihr sollt wissen, dass meine<br />
Füsse überall sind. „Überall sind seine Hände, seine Füsse“, sagt die<br />
Bhagavadgita. In den Veden steht: „Das höchste Wesen hat tausend<br />
Köpfe, tausend Augen <strong>und</strong> tausend Füsse.“ Die Köpfe, Augen <strong>und</strong><br />
Füsse der Tausenden, die sich hier versammeln, sind meine Köpfe,<br />
meine Augen <strong>und</strong> meine Füsse. Sorgt für sie, achtet sie, kommt ihren<br />
Wünschen nach, dies ist mehr als die Wiederholung des Namens<br />
Gottes, Meditation <strong>und</strong> Gottesdienst! Es heisst: „Wenn ihr alle Götter<br />
verehrt, verehrt ihr den Einen, Keshava.“ Ich möchte dies erweitern<br />
<strong>und</strong> euch dieses neue Mantra geben: „Die Achtung <strong>und</strong> der Dienst,<br />
die ihr jedem Einzelnen entgegenbringt, erreicht automatisch den Einen,<br />
nämlich Keshava.“ Was bedeutet Keshava? Es ist die höchste<br />
Gottheit, deren Haar die Dreiheit von Brahma, Vishnu <strong>und</strong> Shiva darstellt,<br />
den schöpferischen, bewahrenden <strong>und</strong> zerstörerischen Aspekt<br />
des Göttlichen. 4.3.70, (22-9/12)<br />
441
In dieser Organisation ist der Meister da, gibt Hilfe, erteilt Rat <strong>und</strong><br />
Weisung. Ihr könnt hier nicht eure Launen <strong>und</strong> Wünsche ausleben. Ihr<br />
müsst überall <strong>und</strong> jederzeit wachsam sein. Gebt euer Ego auf <strong>und</strong><br />
dient. Geht nicht mit ausgestreckten Händen herum <strong>und</strong> erniedrigt<br />
euch dadurch. Bittet mich, wenn ihr Hilfe braucht. Streckt eure Hände<br />
nur nach der Gnade Gottes aus. Bittet um Gnade, weil es euer gutes<br />
Recht ist, ihr braucht nicht zu kriechen. Bittet, wie ein Kind den Vater<br />
bittet. Erkennt, dass Gott der Nächste <strong>und</strong> Liebste ist. Ihr seid die<br />
Spiegelbilder, ich die Sonne, die sich in euch spiegelt. Kann es Unterschiede<br />
zwischen dem Objekt <strong>und</strong> seinen Bildern geben? Ihr seid alle<br />
Ich. Ich bin ihr alle. Ich weiss, dass ich Gott bin. Ihr glaubt, ihr seid der<br />
Körper. Ihr seid Zuckerpuppen, ich bin der Zucker. Verehrt irgendeinen<br />
Namen, die Verehrung erreicht mich, denn ich antworte auf alle<br />
Namen. Verleumdet keinen Menschen, es trifft mich, denn alle Menschen<br />
sind Ausdruck meines Willens. 14.5.71, (22-37)<br />
Wenn ihr euch der Gruppe für selbstloses Dienen anschliesst <strong>und</strong> an<br />
ihren Aktivitäten teilnehmt, so tut ihr es nicht für mich noch für die<br />
Menschen, sondern für die Göttliche Ordnung, die zu erhalten <strong>und</strong> zu<br />
fördern eure Pflicht ist. <strong>Der</strong> Göttlichen Ordnung zu folgen, diese <strong>und</strong><br />
ihre verschiedenen Manifestationen als Dienst <strong>und</strong> Liebe zu praktizieren,<br />
dies allein hilft, den Menschen in Gott zu verwandeln. 4.1.74, (23-<br />
19)<br />
In der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation habt ihr alle die Möglichkeiten, die ihr<br />
braucht, <strong>und</strong> all die Führung <strong>und</strong> Ermutigung, die ihr wollt, damit eure<br />
Namen von kommenden Generationen hochgeschätzt werden. Denn<br />
die Organisation erstrebt Weltfrieden <strong>und</strong> Wohlstand, fördert gegenseitigen<br />
Dienst in der Gesellschaft <strong>und</strong> kultiviert im Einzelnen selbstlose<br />
Liebe. Ihr braucht nur voller Freude <strong>und</strong> in vollkommener Bescheidenheit<br />
an den verschiedenen Aufgaben teilzunehmen. (...)<br />
Ihr müsst euch darüber freuen, an der Herrlichkeit von <strong>Sathya</strong> teilzuhaben:<br />
dies bin ich selbst. Ihr seid Mitglieder der Organisation, die<br />
meinen Namen trägt, <strong>und</strong> so müsst ihr jede Minute im Bewusstsein<br />
dieser Verantwortung leben. Da ihr einen „erstklassigen“ Namen<br />
tragt, solltet ihr nicht auf eine niedere Weise leben. Erhebt euch zur<br />
Göttlichkeit, fallt nicht ins Tierische. 4.1.74, (23-22/23)<br />
Viele Menschen stellen sich vor, dass hier während der Feiern H<strong>und</strong>erttausende<br />
ausgegeben werden; aber alle, die kommen, tun mit der<br />
442
ganzen Hingabe, die in ihrem Herzen ist, ihr Bestes, <strong>und</strong> so wird keine<br />
einzige Paisa für irgendeinen Zweck ausgegeben. Die Priester, die<br />
<strong>beim</strong> Opfer amtieren, die Vortragenden, die Ansprachen halten - alle<br />
kommen <strong>und</strong> nehmen aus Freude, die der Liebe <strong>und</strong> dem Glauben<br />
entspringt, teil; die Mitglieder der Organisationen für selbstlosen<br />
Dienst sowie die Freiwilligen, die ihre Kraft <strong>und</strong> ihr Geschick dazu einsetzen,<br />
das Fest zu einem Erfolg werden zu lassen, kümmern sich um<br />
deren Komfort. Keine Paisa wird für irgendetwas ausgegeben. Ihr<br />
seht, dass das Gebiet von Prashanti Nilayam sauber <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>lich<br />
aussieht. Was ist der Gr<strong>und</strong> dafür? „Wie viele Feger haben wir beschäftigt,<br />
wieviele Kulis sind angestellt?“ mögt ihr euch fragen. Nein,<br />
niemanden. Jeder reinigt den Platz, den er bewohnt, <strong>und</strong> das angrenzende<br />
Gebiet. So ist die Sauberkeit ohne Kosten sichergestellt. Man<br />
kann behaupten, dass an keinem Ort der Welt die Mittel zu so guten<br />
Zwecken <strong>und</strong> mit so geringen Aufwendungen gebraucht werden wie<br />
in Prashanti Nilayam.<br />
Prashanti Nilayam bietet die höchsten Ideale <strong>und</strong> steht beispielhaft<br />
dafür ein, im materiellen, ethischen, ökonomischen, moralischen, spirituellen,<br />
weltlichen <strong>und</strong> selbst im politischen Bereich. Hier ist kein<br />
Platz für etwas Gegenteiliges. Dies kann ohne die Möglichkeit eines<br />
Widerspruchs behauptet werden. Trotz alledem verlassen sich einige<br />
unwissende Leute mehr auf ihre Vermutungen als auf Tatsachen <strong>und</strong><br />
erlauben sich, falsche Schlussfolgerungen zu verbreiten. Ich möchte<br />
ihnen sagen, wenn irgend jemand in der ganzen Welt einen falschen<br />
Schritt in Prashanti Nilayam aufzeigt, so soll er widerlegt <strong>und</strong> überzeugt<br />
werden.<br />
Denn Prashanti Nilayam befasst sich eifrig mit der Aufgabe, hohe <strong>und</strong><br />
heilige Ideale aufrecht zu erhalten <strong>und</strong> zu demonstrieren <strong>und</strong> die spirituelle<br />
Verwirklichung zu erreichen. Es strebt weder nach diesen<br />
weltlichen Reichtümern noch ersehnt es Gunst <strong>und</strong> Ruhm.<br />
Verkörperungen des Göttlichen! Wenn ihr den Wunsch verspürt, etwas<br />
aus Mildtätigkeit zu geben, richtet euer Denken auf die Entwicklung<br />
guter Erziehungsinstitutionen, auf Bereitstellung von Hilfsmitteln<br />
zur Krankenheilung <strong>und</strong> zur Linderung der Not der Armen. Nicht nur<br />
an diesem Ort, sondern überall müssen die Mitglieder unserer Organisation<br />
bereit <strong>und</strong> eifrig bemüht sein, den Schülern, den Kranken <strong>und</strong><br />
den Armen zu helfen. Ihr sollt fühlen, dass diese Arbeit, wo immer sie<br />
ausgeführt wird, eine Arbeit ist, die mir gefällt.<br />
Ihr braucht mir nichts darzubringen. Ich möchte nur, dass ihr das Ziel<br />
des Lebens verwirklicht, indem ihr eure Rolle bei den helfenden <strong>und</strong><br />
443
heilenden Aktivitäten spielt, die von solchen Einrichtungen durchgeführt<br />
werden.<br />
Dieser Tatsache seid ihr euch alle bewusst: Ich erlaube niemandem,<br />
auch nur eine Blume, eine Frucht oder eine Kokosnuss mitzubringen.<br />
Dennoch bringen einige Leute, die von ihrer Hingabe <strong>und</strong> Verehrung<br />
mitgerissen oder von plötzlicher Begeisterung oder Freude bewegt<br />
sind, mir Kleider mit <strong>und</strong> legen sie mir zu Füssen, wenn sie hierherkommen,<br />
oder sie schicken sie per Post. Von heute an bestimme ich,<br />
dass dies nicht getan werden sollte; befolgt dies als meinen Befehl.<br />
Wenn jemand trotzdem etwas mitbringt, sollte er nicht in Prashanti Nilayam<br />
zugelassen werden. Diese Leute werden als solche behandelt,<br />
die gegen meinen Wunsch <strong>und</strong> meine Anweisung verstossen. Reine<br />
Liebe solltet ihr mir als Gabe zu Füssen legen, nur reine Liebe.<br />
Deshalb verbringt von heute an eure Tage <strong>und</strong> Jahre damit, jenen zu<br />
helfen, die in äusserster Not sind, <strong>und</strong> macht so euer menschliches<br />
Dasein lohnend <strong>und</strong> fruchtbar. Ich wünsche mir, dass ihr euch dementsprechend<br />
verhaltet, <strong>und</strong> ich segne euch. 23.11.74, (23-128/130)<br />
Ihr nennt das Geben von Nahrung die Wohltätigkeit des Speisens.<br />
Aber niemand hat das Recht, etwas aus Wohltätigkeit zu geben, was<br />
von Gott gegeben wird, oder darüber stolz zu sein oder selbst zu fühlen,<br />
dass er etwas aus Wohltätigkeit gegeben hat. Gott gab den Regen,<br />
Gott ernährte die Saat <strong>und</strong> Gott liess die Ernte reifen; welches<br />
Recht habt ihr, sie die eure zu nennen <strong>und</strong> sie aus Mildtätigkeit wegzugeben?<br />
Was ihr tut, ist keine milde Gabe; ihr erweist nur Gott Dankbarkeit;<br />
ihr heiligt das Getreide, das ihr geerntet habt, indem ihr die<br />
aus ihm bereitete Speise diesen Göttern in menschlicher Gestalt anbietet.<br />
Nennt es Dienst an Gott! Das wird richtiger sein. Doch da ihr es<br />
mit Liebe <strong>und</strong> Bescheidenheit im Geiste göttlicher Verehrung tut, bin<br />
ich zu eurem Dorf gekommen, um euch zu segnen. Überlasst nicht<br />
alle Verantwortung einem Komitee oder einer Gruppe von Begeisterten;<br />
schliesst euch ihnen mit ganzem Herzen an <strong>und</strong> bietet an, die<br />
Last zu teilen. Ich möchte, dass ein jeder sich an diesem Gottesdienst<br />
beteiligt <strong>und</strong> dass es nicht, wie jetzt, einmal im Monat getan wird, sondern<br />
in noch kleineren Abständen. 28.1.75, (23-147)<br />
<strong>Der</strong> Schwimmer muss das Wasser hinter sich drücken, um vorwärts<br />
zu kommen. Ebenso muss der Mensch, während er versucht, voranzukommen,<br />
alle schlechten Gedanken, Gewohnheiten, Taten <strong>und</strong> Impulse<br />
hinter sich schieben, die sich ihm aufdrängen. Die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong><br />
444
Organisation muss diese Lektion lehren, aber nicht durch Regeln, die<br />
in eleganter Sprache vollendet beschrieben werden, sondern durch<br />
Beispiele, die Überzeugung verbreiten, Vertrauen einflössen <strong>und</strong> Erfolg<br />
sichern.<br />
Mitglieder dieser <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation müssen auch Beispiele der<br />
Freude sein, die man eher aus dem „Aufgeben“ als aus dem „Ansammeln“<br />
gewinnen kann. Die Upanishaden erklären, dass nur der Verzicht<br />
zur Unsterblichkeit führt. Doch der Mensch versucht trotzdem zu<br />
besitzen <strong>und</strong> ist voll Unbehagen. Er folgt dem Genuss des Essens<br />
<strong>und</strong> wird mit Krankheit belohnt. (...)<br />
<strong>Der</strong> wünschenswerte Schatz ist Wahrheit, Rechtschaffenheit, Frieden,<br />
Liebe.<br />
Zuerst muss die Wahrheit über sich selbst gelernt werden. Wenn der<br />
Mensch nicht seine eigene Wahrheit kennt, wie kann er dann andere<br />
beurteilen <strong>und</strong> mit ihnen umgehen? Wenn der Mensch weiss, dass er<br />
der unzerstörbare, der ewige Funke ist, ist er von Angst befreit. Wahrheit<br />
kann nur von einem gereinigten Geist <strong>und</strong> einem abgeklärten Intellekt<br />
ausstrahlen. Die Mitglieder der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation müssen<br />
ständig bemüht sein, den Disziplinen, die für diese beiden<br />
Prozesse niedergelegt wurden, zu folgen <strong>und</strong> sie zu beobachten. <strong>Der</strong><br />
Mensch muss das Tier in sich überwinden. Die innere Bestie muss<br />
kontrolliert werden, <strong>und</strong> der Meister aller Lebewesen muss im Herzen<br />
einen sicheren Platz bekommen. Dieses Ziel muss andauernd von<br />
der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation <strong>und</strong> ihren Mitgliedern beachtet werden;<br />
die Reise dorthin muss stetig <strong>und</strong> inbrünstig sein. Geduld, Toleranz,<br />
Seelenstärke, Gleichmut, Brüderlichkeit - diese werden sich als wertvolle<br />
Ausrüstung für den Pilger herausstellen. Unterscheidet nicht<br />
zwischen einem Mitpilger <strong>und</strong> einem anderen aufgr<strong>und</strong> von Kaste,<br />
Glaubenszugehörigkeit oder Hautfarbe, <strong>und</strong> teilt sie nicht in Fre<strong>und</strong>e<br />
oder Feinde. Erkennt nur die gemeinsamen Charakterzüge, die vereinenden<br />
Bemühungen, die zugr<strong>und</strong>e liegende Göttlichkeit. Reich <strong>und</strong><br />
arm, gelehrt oder des Lesens <strong>und</strong> Schreibens unk<strong>und</strong>ig - dies sind<br />
Unterscheidungen, die nicht lange halten, denn sie sind nichts als<br />
äusserlicher Schmuck. Eine Blume strahlt Schönheit <strong>und</strong> Wohlgeruch<br />
aus, egal ob sie in der rechten oder der linken Hand gehalten wird. Sie<br />
beschränkt dieses Geschenk nicht auf einige <strong>und</strong> enthält es anderen<br />
vor. Jeder, der ihr nahe kommt, wird damit beglückt.<br />
Die Mitglieder der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation müssen ständig in dem<br />
doppelten Prozess der Reinigung des Geistes <strong>und</strong> der Schärfung des<br />
Intellekts engagiert sein. Sie müssen sich von allen Vorurteilen <strong>und</strong><br />
445
Missverständnissen befreien. Sie müssen sanft <strong>und</strong> lieb sprechen<br />
<strong>und</strong> jedem ernsthaft den Respekt <strong>und</strong> die Aufmerksamkeit zukommen<br />
lassen, die ihm gebühren. Demut <strong>und</strong> Toleranz müssen das Verhalten<br />
eines <strong>Sai</strong>-Devotees kennzeichnen. Wenn der Wind das ruhige<br />
Wasser eines Sees bewegt, tanzen kleine Wellen über seine gesamte<br />
Oberfläche, <strong>und</strong> tausend Sonnen funkeln. Wenn Ruhe einkehrt <strong>und</strong><br />
das Wasser still ist, ergibt der Widerschein der Sonne im See ein ganzes,<br />
volles Bild. Wenn ihr eure ganze Aufmerksamkeit auf die Sonne<br />
richtet, abgesehen von den Bildern <strong>und</strong> dem Wasser, das sie verursacht<br />
hat, ist es nur die eine Sonne, die wirklich ist. Die leuchtenden<br />
kleinen Bilder in dem bewegten See repräsentieren das Symbol der<br />
Dualität; das vollständige Bild in den Tiefen des ruhigen Sees ist das<br />
Symbol des All-Einen. Die eine Sonne, die sich als eine oder viele widerspiegelt,<br />
ist die nicht-dualistische Wahrheit. (...)<br />
Die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation muss den Leuten dazu verhelfen, die<br />
Einheit hinter all dieser offensichtlichen Vielfalt zu erkennen. Diese<br />
Vielfalt ist nur eine Supertäuschung des menschlichen Verstandes<br />
über das Eine, das all dies ist. Die Veden verkünden, dass Gott Eins<br />
ist, dass das Ziel dasselbe ist <strong>und</strong> dass die Wahrheit besteht <strong>und</strong> sich<br />
selber offenbart, wenn der Schleier der Welt weggeworfen wird.<br />
Eine einfache Methode, um diese Einheit zu erkennen, ist der Dienst<br />
am Nächsten. Dienst, der nicht durch ein Überlegenheitsgefühl oder<br />
durch Stolz oder sogar durch ein Pflichtgefühl der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation<br />
gegenüber getrübt wird, an die ihr „geb<strong>und</strong>en“ seid. Verehrt<br />
den Bewohner des Hauses, nicht das Haus, in dem er wohnt. <strong>Der</strong> Bewohner<br />
ist derselbe in jedem Haus, ob es nun ein Palast, ein Schuppen,<br />
eine Wohnung oder eine Höhle ist. Die Hingabe an den Bewohner<br />
muss euch dazu veranlassen, das Individuum zu verehren, in<br />
dem er wohnt, <strong>und</strong> zwar durch Dienste, die mit ernsthaftem Enthusiasmus<br />
<strong>und</strong> Intelligenz ausgeführt werden.<br />
Bäumt euch nicht auf gegen Regeln <strong>und</strong> Verfügungen, die euch die<br />
<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation auferlegt; sie werden zu eurem eigenen Guten<br />
niedergelegt. Vorschrift ist die reine Essenz der Schöpfung. Die<br />
Ozeane beachten ihre Grenzen. Wind <strong>und</strong> Feuer respektieren ihre<br />
Schranken <strong>und</strong> Begrenzungen. <strong>Der</strong> menschliche Körper muss eine<br />
Temperatur von etwa 37 Grad aufrechterhalten, um ges<strong>und</strong> zu sein,<br />
<strong>und</strong> auch das Herz muss eine bestimmte Anzahl von Schlägen in der<br />
Minute tun, das Atmen muss 21.600-mal am Tag erfolgen. Wie kann<br />
dann die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation der Verordnung bestimmter Regeln<br />
<strong>und</strong> Vorschriften entfliehen?<br />
446
Hingabe muss durch Disziplin <strong>und</strong> Pflicht geleitet <strong>und</strong> kontrolliert werden.<br />
Was genau heisst Pflicht in diesem Kontext? Mit Pflicht meine<br />
ich nicht die einzelnen Arbeiten, die euch von euren Vorgesetzten<br />
oder der Gesellschaft anvertraut wurden. Pflicht bedeutet die Verantwortung,<br />
die euch obliegt, niemanden durch eure Bewegungen, eure<br />
Sprache, euer Verhalten oder eure Aktivität zu hindern oder zu verletzen.<br />
(...)<br />
Die Einheiten der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation müssen auch andere Einheiten<br />
respektieren <strong>und</strong> ihnen helfen, ihre Pflicht zu tun. Regeln sind<br />
solange notwendig, bis alle Mitglieder die spirituelle Einheit von allem<br />
erkennen. Wenn sie dann weder Schaden verursachen noch den Moralkodex<br />
verletzen, werden Regeln überflüssig. Beschützt die Pflanze<br />
einige Jahre vor den Ziegen; dann können jene, wenn der Baum später<br />
seine dicken <strong>und</strong> grünen Zweige ausstreckt, sich in seinen Schatten<br />
legen <strong>und</strong> ausruhen. (...)<br />
Dienst an Gott in der anderen Person muss euer täglicher Akt der<br />
Verehrung sein. Von allen spirituellen Übungen ist diese die wirkungsvollste.<br />
Sucht die Slum-Bewohner, die Armen, die abgelehnten<br />
Bewohner der Dörfer <strong>und</strong> tragt in Fülle Liebe <strong>und</strong> Licht zu ihnen. „Gott<br />
ist Zuflucht derer, die keinen Ruheplatz haben“, sagt ein Sprichwort.<br />
Geht an Plätze, wo ihr solche finden könnt, <strong>und</strong> tragt die Botschaft<br />
von Hoffnung <strong>und</strong> Stärke in ihre Herzen. Seid ihnen dankbar, wenn<br />
sie euch begrüssen, <strong>und</strong> schafft euch Gelegenheiten, ihnen zu helfen.<br />
Euer Glück hängt von ihrem Glück ab, eure Ges<strong>und</strong>heit hängt von ihrer<br />
Ges<strong>und</strong>heit ab. Haltet eure Häuser sauber; auch ihre Häuser sind<br />
eure; aus dem gleichen Gr<strong>und</strong>, weshalb <strong>Sai</strong> in euch wohnt, wohnt er<br />
auch in ihnen. Wie könnt ihr euch sauber <strong>und</strong> licht fühlen, bevor alle<br />
Häuser <strong>und</strong> deren Umgebung hell <strong>und</strong> sauber sind?<br />
Die <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation muss dieses hohe Gefühl der Einheit<br />
<strong>und</strong> Verantwortung fördern. Sie muss ihre Mitglieder unentwegt dafür<br />
begeistern <strong>und</strong> dazu erziehen, sich im Ausüben des Dienstes zu engagieren.<br />
29.3.76, (24-20/23)<br />
Ich muss die Ärzte, die hier dienen, auch darauf hinweisen, dass vielleicht<br />
mehr als die Medikamente, die sie verschreiben, ihre tröstenden,<br />
sanften Worte <strong>und</strong> die Liebe <strong>und</strong> Sympathie, die sie erweisen,<br />
die Krankheiten ihrer Patienten besser <strong>und</strong> schneller heilen können.<br />
Betrachtet sie als eure eigenen Verwandten, als eure speziellen Gäste<br />
<strong>und</strong> als eure engsten Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> versorgt sie liebevoll in unentwegtem<br />
Bemühen. Ich rufe euch auf, euch diese Einstellung in jeder<br />
447
Situation zu erhalten. Denkt daran, dass der Patient mit euch zusammenarbeiten<br />
muss, damit ihr eine Heilung bewirken könnt, <strong>und</strong> wenn<br />
er geheilt ist, vermittelt der Patient euch Befriedigung, Freude <strong>und</strong><br />
eine gehobene Stimmung. Seid dem Patienten für all dies dankbar.<br />
28.8.76, (24-31)<br />
Um ein Leben zu führen, das seiner Bestimmung entspricht, ist es<br />
heute die Pflicht aller, die mit der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation in Verbindung<br />
stehen, die spirituelle Disziplin zu fördern <strong>und</strong> ihr Leben sozialen<br />
Aufgaben zu widmen. Ihre Hauptaufgabe sollte es sein, den Menschen<br />
die Augen für das ihnen innewohnende Göttliche zu öffnen <strong>und</strong><br />
dadurch ein echtes Gefühl der Brüderlichkeit unter ihnen zu wecken.<br />
22.11.80, (25-39)<br />
Ihr habt einige Gr<strong>und</strong>anweisungen gehört, die ich kontinuierlich gebe.<br />
Ich habe euch gesagt, dass ihr sie als Anweisungen für das Leben betrachten<br />
sollt. Eine davon ist: „Pflicht ist Gott; Arbeit ist Gottesdienst“,<br />
eine andere: „Die Gedanken im Himmel, die Hände helfend in der Gesellschaft!“<br />
Vollbringt heilige <strong>und</strong> nützliche Taten, ungetrübt von Ego<br />
<strong>und</strong> dem Verlangen, daraus Nutzen zu ziehen. Beginnt die heilige Pilgerfahrt<br />
zum göttlichen Ziel <strong>und</strong> macht jede Minute eures Lebens heilig<br />
<strong>und</strong> sinnvoll. 22.11.98, (24-161)<br />
Einige der Vorredner dieser Konferenz haben festgestellt, dass <strong>Sai</strong><br />
eine Transformation in den Menschen herbeiführe. Wann findet eine<br />
solche Veränderung statt? Sie kann nur geschehen, wenn Information<br />
da ist. Aus diesem Gr<strong>und</strong> müssen die Menschen erst einmal darüber<br />
informiert werden, dass das Göttliche Prinzip in allen lebt. Die<br />
<strong>Sai</strong> Organisationen bemühen sich, dieses Wissen zu verbreiten. Diese<br />
Botschaft kann am besten auf dem idealen Weg des selbstlosen<br />
Dienens anderen mitgeteilt werden. Ihr alle müsst begreifen, dass<br />
euch der menschliche Körper nur geschenkt wurde, um ihn für selbstloses<br />
Dienen einzusetzen. Dieses Dienen macht das Herz weit, zerstört<br />
das Ego <strong>und</strong> bereitet euch Glückseligkeit. Es lehrt euch ausserdem,<br />
dass ihr alle Geschwister seid <strong>und</strong> Gott euer Vater ist. Das ist<br />
aber noch nicht alles. Ihr müsst auch die Erkenntnis vermitteln, dass<br />
alle Menschen im Geiste eins sind. Die Menschheit muss aus der<br />
Dualität hinaus in die Einheit finden. (...)<br />
Die <strong>Sai</strong> Organisationen wurden nicht zu Propagandazwecken gegründet.<br />
Sie brauchen keine Werbung. Wer hat euch hierher eingela-<br />
448
den? Aus Liebe seid ihr hier, als Ausdruck eurer Liebe zu mir. Worin<br />
gründet eure Beziehung zu mir? Liebe zu Liebe, Herz zu Herzen, eure<br />
Liebe zu mir <strong>und</strong> meine zu euch hat diese Riesenversammlung von<br />
Menschen heute möglich gemacht. (...)<br />
Alle Menschen sind eins. Bringt jeder Religion die gleiche Achtung<br />
entgegen. Die Welt ist wie ein <strong>Sai</strong>teninstrument mit vielen <strong>Sai</strong>ten.<br />
Wenn die <strong>Sai</strong>ten harmonisch aufeinander abgestimmt sind, sind die<br />
Menschen glücklich. Betrachtet euch alle als Brüder <strong>und</strong> Schwestern.<br />
Religiöse Überzeugungen dürfen euch nicht trennen, denn alle verehren<br />
den gleichen Gott. Alle Religionen haben das gleiche Ziel, nämlich<br />
Wahrheit <strong>und</strong> Rechtschaffenheit, aber niemals Hass. Haltet euch<br />
an diese Ziele <strong>und</strong> achtet im Alltag darauf, dass ihr moralisch handelt<br />
<strong>und</strong> unanfechtbar seid. (21.11.95)<br />
Heute Morgen fahre ich nach Kadugodi, um ein Altersheim einzuweihen.<br />
Es gibt viele alte Menschen in der Gesellschaft, die ein erbärmliches<br />
Leben führen, weil sie von ihren Kindern im Stich gelassen werden.<br />
Jeder ist in diesem Altersheim willkommen. Es wird eingerichtet,<br />
um dafür zu sorgen, dass die alten Menschen bis zu ihrem letzten<br />
Atemzug ein friedliches Leben führen können. Man sollte zur Zeit seines<br />
Todes in Glückseligkeit schweben <strong>und</strong> nicht Sorgentränen vergiessen<br />
müssen. Die letzten Momente im Leben eines Menschen<br />
sind die Gr<strong>und</strong>lage für seine nächste Geburt.<br />
Alle Mitglieder der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation sollen den Geist des Opferns<br />
<strong>und</strong> des Dienens entwickeln, um anderen zu helfen. Es gibt viele<br />
wohlhabende Leute in der Gesellschaft, doch wenige haben diesen<br />
Opfergeist. (...)<br />
Ideologien können unterschiedlich sein, aber alle sollten einig zusammenstehen.<br />
Gebt niemals Parteien <strong>und</strong> Ideologien zu viel Bedeutung,<br />
habt das Wohl der Nation im Auge. Das Wohl der Welt hängt vom<br />
Wohl der Nation, das Wohl der Nation vom Wohl der Gesellschaft ab.<br />
Deswegen denkt bei allem was ihr unternehmt an das Wohl der Gesellschaft<br />
<strong>und</strong> an das der Nation. (18.3.98)<br />
Delegierte von 180 Ländern sind hier versammelt. Alle haben hohe<br />
Ämter. Wenn ihr auf dem rechten Pfad geht, könnt ihr Tausende von<br />
Menschen zur Umkehr bewegen. Amtsträger sollten sehr achtsam<br />
sein, denn wenn einer von ihnen fehlgeht, besteht die Gefahr, dass<br />
viele Menschen den falschen Weg gehen. Helft immer, verletzt niemals.<br />
Seid gut, tut Gutes <strong>und</strong> seid ein Vorbild, dann folgen alle dem<br />
449
echten Pfad. Es anderen zu empfehlen, ohne es selbst vorzuleben,<br />
ist nutzlos. Wenn ihr unfähig seid, allen <strong>Lehre</strong>n zu folgen, praktiziert<br />
wenigstens eine oder zwei. Das ist genug.<br />
Seid vorbildliche Mitglieder der <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> Organisation <strong>und</strong> bewirkt<br />
die richtige Entwicklung <strong>und</strong> Veränderung für die Nation. Ich wünsche<br />
nicht, dass mein Name hochgehalten wird. Ich lege keinen Wert auf irgendwelchen<br />
Namen oder Ruhm. Wenn ich nur wollte, läge die ganze<br />
Welt mir jetzt zu Füssen. Aber ich will das nicht. Ich wünsche nur,<br />
euch zu helfen. Stärkt das Gefühl fürs Dienen untereinander. Pflegt<br />
edle Gedanken. (24.11.99)<br />
450
VI. MENSCH - INDIVIDUUM
LICHTPFAD - WEG ZURÜCK ZU GOTT<br />
Gayatri Mantra<br />
Om bhur bhuvah suvah<br />
tat savitur varenyam<br />
bhargo devasya dhimahi<br />
dhiyo yo nah pracodayat<br />
Wir versenken uns in den erhabenen Glanz des Gottes Savita, der<br />
unsere höhere Einsicht inspirieren möge.<br />
<strong>Der</strong> Weise Vishvamitra entdeckte die Kraft des Mantra, der Gayatri<br />
genannt wird <strong>und</strong> der in enger Beziehung zur Sonnenenergie steht.<br />
Dieser Mantra ist eine mystische Formel mit einer gewaltigen Ausstrahlung<br />
<strong>und</strong> unbegrenzten Möglichkeiten. Er besitzt ungeheure <strong>und</strong><br />
wirklich erstaunliche Kräfte. Das kommt daher, dass er auf geheimnisvolle<br />
Weise die Energie der Sonne aktiviert.<br />
Die wichtigste <strong>Lehre</strong>, die Vishvamitra der Welt hinterlassen hat, ist die<br />
Gayatri. Diese ist ein Mantra, der euch lehrt, dass es den Menschen<br />
aller Religionen, aller Rassen <strong>und</strong> Nationen gleichermassen möglich<br />
ist, auf dem spirituellen Weg Erfolg zu haben. Die Gayatri hat nichts<br />
mit religiösen Gebräuchen zu tun, sondern befasst sich ausschliesslich<br />
mit der höheren Intelligenz, mit der Intuition. Mit den Worten:<br />
„Lass meine höhere Intelligenz erblühen, mache sie stark, erhelle das<br />
Dunkel der Unwissenheit“ bittet ihr Gott, der immer <strong>und</strong> überall gegenwärtig<br />
ist, euch zu Hilfe zu kommen <strong>und</strong> das Dunkel der Unwissenheit<br />
durch das Licht der Erkenntnis zu erhellen. 1977, (37-91/92)<br />
In jedem Augenblick <strong>und</strong> durch die kleinste Unruhe werden Töne erzeugt.<br />
Ihr mögt nicht in der Lage sein, sie zu hören, weil euer Hörvermögen<br />
begrenzt ist. Das Augenlid, das zufällt, verursacht ein Geräusch,<br />
ebenso wie der Tau, wenn er sich auf dem Blütenblatt<br />
niederlässt. Die geringste Unruhe, welche die Stille stört, muss<br />
zwangsläufig einen Laut hervorbringen. Die erste Störung der Stille<br />
durch das aus sich selbst hervorgegangene Prinzip der Täuschung,<br />
welches das Absolute verhüllt, erzeugte eine Schwingung <strong>und</strong> diese<br />
ist das OM. Die Gayatri beschreibt die tiefere Bedeutung dieses Urlautes<br />
<strong>und</strong> ist deshalb so ehrwürdig <strong>und</strong> wertvoll, dass durch die Kontemplation<br />
darüber die Einführung in das spirituelle Leben ermöglicht<br />
wird.<br />
453
<strong>Der</strong> Laut einer spirituellen Formel ist ebenso bedeutungsvoll wie ihr<br />
Inhalt. (...) Das Kind in der Wiege hört auf zu weinen, wenn ein Wiegenlied<br />
gesungen wird, gleichgültig, was dessen Worte besagen. Es<br />
mag ein sinnloser Reim sein oder nur der Ton eines Glöckchens; er<br />
beruhigt, besänftigt die Nerven <strong>und</strong> schläfert ein. Bei der Gayatri ist es<br />
ähnlich. Ihr Sinn ist zugleich einfach <strong>und</strong> tief. Es ist keine Bitte um Erbarmen<br />
oder Verzeihung, sondern um höhere Intelligenz, so dass die<br />
Wahrheit sich darin klar <strong>und</strong> ohne Verzerrung spiegeln kann. (27-94)<br />
Die menschliche Unwissenheit kann nur durch die Kraft Gottes überw<strong>und</strong>en<br />
werden. Die Gayatri hilft euch, diese Kraft Gottes zu erwerben.<br />
Gayatri bedeutet: „Das, welches erlöst, wenn es wiederholt wird.“<br />
Diesen Jungen, die nun das Gebiet intellektuellen Forschens <strong>und</strong> der<br />
Selbstbeherrschung betreten, wurde mit der Gayatri die Fackel der<br />
Weisheit übergeben. So wie der Reis gedroschen, gesiebt <strong>und</strong> gereinigt<br />
werden muss, um ihn von der Hülse zu befreien, damit er gekocht<br />
<strong>und</strong> gegessen werden kann, müssen auch diese Jungen sich von der<br />
Hülse der Individualität befreien <strong>und</strong> das Göttliche Selbst entdecken,<br />
das sich in den fünf Schichten menschlicher Existenz verbirgt. (...)<br />
Liebe Jungen! Ihr wurdet heute in der heiligen Gegenwart des Avatars<br />
geweiht, vergesst das nicht! Es ist die Gegenwart, nach der sich viele<br />
Tausende sehnen! Ihr habt daher die besondere Verantwortung, mit<br />
geläutertem Herzen den Weg, der zum Bewusstsein des Absoluten<br />
führt, zu gehen. Auch wenn der Körper an sich nicht rein ist, so sehnt<br />
er sich doch nach Reinheit <strong>und</strong> Heiligkeit, weil das seine wahre Bestimmung<br />
ist. (...)<br />
Diese Jungen werden als wirksame Werkzeuge zur Wiederbelebung<br />
der uralten Göttlichen Ordnung beitragen <strong>und</strong> Indien in seinem alten<br />
Glanz erstrahlen lassen. Sie sind heute in meine Armee eingetreten.<br />
Meine Aufgabe ist es, die Göttliche Ordnung unter den Menschen <strong>und</strong><br />
das Ansehen der Veden wiederherzustellen. Deshalb werde ich jedes<br />
Jahr Jungen aus allen Teilen Indiens in meine Gegenwart rufen, um<br />
ihnen die spirituelle Weihe zu geben. Diesem Ritual wird heute fast<br />
keine Bedeutung mehr beigemessen. Die Rezitation der Gayatri <strong>und</strong><br />
die täglichen Andachten werden vernachlässigt. Sie müssen wieder<br />
zu Ehren kommen. Das ist ein bedeutsamer Schritt. Da ihr noch nicht<br />
in der Lage seid, das Unwandelbare zu sehen, müsst ihr es mit Hilfe<br />
des Wandelbaren zu erkennen suchen. (...)<br />
Die Gayatri wird euch helfen, zur Erkenntnis des Unwandelbaren zu<br />
gelangen. Rezitiert sie drei Mal täglich während eurer Andachten. Die<br />
454
Mutter, die euren Körper geboren hat, die Mutter, die das Universum<br />
erhält, <strong>und</strong> die Mutter Gayatri, die euch von den Ketten der Unwissenheit<br />
befreit - alle drei verdienen eure Dankbarkeit <strong>und</strong> Verehrung.<br />
25.2.65, (18-169)<br />
Die Gayatri ist ein Gebet, welches die Entwicklung eures Verstandes<br />
fördert, so dass ihr diese Zusammenhänge erkennt. Ihr habt eure<br />
Söhne, Enkel <strong>und</strong> Mündel hierher in meine Gegenwart gebracht, damit<br />
sie in die Gayatri eingeweiht werden. Ihr freut euch, dass ihnen<br />
dieses Glück zuteil wird. Sie werden diesen Mantra aber nur dann<br />
wiederholen, wenn ihr selbst es ganz ernsthaft tut. Das ist auch für<br />
euch gut. Beginnt noch heute damit. Lernt es von euren Söhnen <strong>und</strong><br />
Enkeln, <strong>und</strong> lasst das Gefühl der Überlegenheit beiseite. Warum dornige<br />
Dschungelpfade gehen, wenn ihr die königliche Strasse, die zum<br />
Ziel führt, benutzen könnt? Übt den Gottesdienst aus, so wie er vorgeschrieben<br />
ist, <strong>und</strong> ihr werdet eine Ruhe in euch fühlen, die durch<br />
keinen Sturm erschüttert werden kann. Ihr braucht nicht in ein Tal im<br />
Himalaja zu flüchten, um Ruhe zu finden; ihr könnt euer Herz in ein ruhiges<br />
Tal verwandeln, wenn ihr die Disziplin des Gottesdienstes einhaltet.<br />
26.4.65, (18-247)<br />
Schärft euren Intellekt, dann wird euch die Einheit in der Natur bewusst<br />
werden. <strong>Der</strong> ehrwürdigste <strong>und</strong> beliebteste Mantra in den Veden<br />
ist die Gayatri. Hier wird die Quelle allen Lichts um die Gnade gebeten,<br />
die Intelligenz zu fördern, <strong>und</strong> weiter nichts! 11.3.67, (21-13)<br />
<strong>Der</strong> Gayatri Mantra ist ein universaler, ewiger Ruf aus dem menschlichen<br />
Herzen an die Verkörperung der Liebe <strong>und</strong> des Lichtes. Er ist<br />
die eigentliche Gr<strong>und</strong>lage aller Erziehungsbestrebungen aller Länder<br />
<strong>und</strong> aller Zeiten. Aber die Leute kennen heute weder Sarasvati noch<br />
Gayatri; sie haben Lakshmi; die Göttin des Reichtums, auf den Altar<br />
der Erziehung gestellt. 6.7.95, (23-177)<br />
Die Gayatri ist das allumfassende Gebet, das in den Veden, den ältesten<br />
Schriften der Menschheit, sorgsam überliefert ist. Es ist an das<br />
immanente <strong>und</strong> transzendente Göttliche gerichtet, dem die Bezeichnung<br />
„Savita“ gegeben wurde, was bedeutet, „das, aus dem all dies<br />
geboren wurde“. <strong>Der</strong> Gayatri Mantra kann als dreiteilig angesehen<br />
werden: 1. Lobpreisung, 2. Meditation <strong>und</strong> 3. Gebet. Zuerst wird das<br />
Göttliche gepriesen, dann wird darüber in Ehrfurcht meditiert, <strong>und</strong> zu-<br />
455
letzt wird an das Göttliche appelliert, den Intellekt zu erwecken <strong>und</strong> zu<br />
stärken, der das Unterscheidungsvermögen des Menschen darstellt.<br />
Die Gayatri wird als die Essenz der <strong>Lehre</strong>n der Veden angesehen.<br />
“Veda“ bedeutet Wissen, <strong>und</strong> das Gebet nährt <strong>und</strong> schärft das wissensvermittelnde<br />
Unterscheidungsvermögen. Tatsache ist, dass die<br />
vier Kern-Erklärungen (mahavakya), die in den vier Veden sorgsam<br />
verwahrt sind, in diesem Gayatri Mantra eingeschlossen sind.<br />
Die Gayatri wird gewöhnlich bei Sonnenaufgang, am Mittag <strong>und</strong> bei<br />
Sonnenuntergang wiederholt. Aber Gott ist jenseits der Zeit, <strong>und</strong> es<br />
ist ein Ergebnis eurer Begrenztheit, dass ihr von Sonnenauf- <strong>und</strong> -untergang<br />
sprecht. Wenn ihr euch von der Sonne entfernt, ist das Dämmerung;<br />
wenn ihr euch in das Sonnenlicht begeben, ist dies das Morgenrot.<br />
So braucht ihr euch nicht an die drei Zeitpunkte geb<strong>und</strong>en zu<br />
fühlen, um das Gebet zu rezitieren. Es kann immer <strong>und</strong> überall wiederholt<br />
werden, ihr müsst nur sicherstellen, dass der Geist rein ist. Ich<br />
würde euch jungen Leuten raten, es zu rezitieren, wenn ihr euer Bad<br />
nehmt. Singt keine billigen <strong>und</strong> entwertenden Filmlieder. Rezitiert die<br />
Gayatri; wenn ihr badet, wird der Körper gesäubert; säubert auch euren<br />
Geist <strong>und</strong> Intellekt. Macht es euch zur Aufgabe, sie sowohl zu wiederholen,<br />
wenn ihr badet, als auch vor jeder Mahlzeit, wenn ihr aus<br />
dem Schlaf aufwacht <strong>und</strong> wenn ihr ins Bett geht. Und wiederholt auch<br />
dreimal „shanti“ (Frieden) am Ende, denn jene Wiederholung wird den<br />
drei Wesenheiten in euch, Körper, Geist <strong>und</strong> Seele, Frieden vermitteln.<br />
Jedes menschliche Wesen hat vier Geburtstage. <strong>Der</strong> erste ist, wenn<br />
es aus dem mütterlichen Schoss austritt <strong>und</strong>, weder heilig noch nichtheilig,<br />
nur nach Nahrung <strong>und</strong> Schutz verlangt; der zweite ist, wenn es<br />
seine spirituellen Studien beginnt, um von der Dunkelheit zum Licht<br />
zu gelangen; der dritte ist, wenn es Weisheit erlangt hat <strong>und</strong> die Disziplinen,<br />
welche die Rishis zur Erlangung der Selbst-Erkenntnis vorgeschlagen<br />
haben, gemeistert hat; der vierte <strong>und</strong> letzte ist, wenn es<br />
seine wahre Identität erkannt hat <strong>und</strong> mit dem ewig Absoluten verschmilzt.<br />
Die heilige Schnur ist ein Symbol der Reinheit, die notwendig ist,<br />
wenn ihr an den Opferhandlungen des Lebens teilnehmen wollt. Das<br />
Leben ist eine kontinuierliche Serie von Opfern des Niedrigeren um<br />
des Höheren willen, des Winzigen zugunsten des Riesigen. Upanayana,<br />
das Wort, das dieser Einweihungszeremonie gegeben wurde, bedeutet<br />
die Verleihung eines anderen Auges. Eure zwei Augen können<br />
euch nicht die Pracht <strong>und</strong> Herrlichkeit des Königreiches des Geistes<br />
456
offenbaren. Sie sind auf die objektive Welt <strong>und</strong> deren vergängliche<br />
Reize gerichtet. Deshalb wurde euch der Gayatri Mantra als drittes<br />
Auge gegeben, um euch die innere Vision zu offenbaren, durch die ihr<br />
Gott erkennen könnt.<br />
Gayatri ist ein Schatz, den ihr euer ganzes Leben lang bewachen<br />
müsst. Wenn ihr die korrekten Töne des Mantras jetzt nicht erfasst<br />
habt, lernt sie von euren Eltern <strong>und</strong> von eurem Familienpriester. Vielleicht<br />
kennen sie die Gayatri selbst nicht, oder sie mögen sie durch<br />
sträfliche Vernachlässigung vergessen haben. Dann würde ich sie bitten,<br />
sie durch euch zu lernen.<br />
Gebt die Gayatri nie auf; ihr mögt jeden anderen Mantra aufgeben<br />
oder ignorieren, aber ihr solltet die Gayatri mindestens ein paarmal<br />
am Tag rezitieren. Es wird euch vor Schaden bewahren, wo ihr auch<br />
seid, in einem Bus oder Auto, einem Zug oder einem Flugzeug, in einem<br />
Basar oder auf der Strasse. Westler haben die Schwingungen<br />
dieses Mantras untersucht; sie haben herausgef<strong>und</strong>en, dass, wenn er<br />
mit der richtigen, in den Veden festgelegten Betonung rezitiert wird,<br />
die Atmosphäre sichtbar erhellt. So wird “der Glanz Gottes” zu euch<br />
herabsteigen <strong>und</strong> euren Intellekt erhellen <strong>und</strong> euren Weg erleuchten,<br />
wenn dieser Mantra gesungen wird. Gayatri ist die Mutter, die Kraft,<br />
die alles Leben anregt. Deshalb vernachlässigt sie nicht.<br />
Ältere <strong>und</strong> Priester, die Verwalter dieses Mantras, haben ihn vernachlässigt.<br />
Aber ihr, als Erben <strong>und</strong> Wächter der grossen Kultur dieses<br />
Landes, habt eine grosse Verantwortung, ihn zu bewahren <strong>und</strong> seine<br />
Wirksamkeit <strong>und</strong> seinen Wert zu demonstrieren. 20.6.77, (24-81/82)<br />
Die ganze sichtbare Welt ist eine Hymne wie die Gayatri, die ebenso<br />
eine Manifestation der göttlichen Urenergie ist wie alles Erschaffene.<br />
Alles, was entsteht <strong>und</strong> vergeht, ist eine Erscheinungsform dieser Energie.<br />
Die Dinge beschreibend, manifestiert sie sich auch als Laut, als<br />
Wort, als Sprache. Alle Objekte sind auch Teil der Welt. Nichts kann<br />
darüber hinausgehen. Diese Welt ist der Körper des Menschen; er<br />
kann aus diesem Körper nicht herausspringen. Die Lebenskraft erhält<br />
ihn <strong>und</strong> belebt sein spirituelles Herz oder den Sitz der ewigen Seele.<br />
(...)<br />
Die Gayatri hat vier Verse <strong>und</strong> bezieht sich auf diese sechs Phänomene:<br />
die göttliche Urenergie, materielle Dinge, die Welt, den Körper, die<br />
Lebenskraft <strong>und</strong> das Bewusstsein. <strong>Der</strong> Schöpfer, der in der Gayatri<br />
angesprochen wird, ist in der Tat über alle Begriffe herrlich, erhaben<br />
<strong>und</strong> heilig. All die materielle Vielfalt ist nur ein Bruchteil seines Kör-<br />
457
pers. Ausmass <strong>und</strong> Mannigfaltigkeit alles Erschaffenen ist unvorstellbar,<br />
<strong>und</strong> doch sind sie nur ein Viertel seiner Unendlichkeit. Die anderen<br />
drei Viertel sind seine strahlende, unsterbliche Form.<br />
Es ist unmöglich, das Geheimnis der unendlichen Form zu ergründen.<br />
Dieser Schöpfer, den die Gayatri anspricht, ist das Göttlich-Absolute.<br />
Als Leere, die allen Raum füllt, kann der Schöpfer verstandesmässig<br />
nicht erfasst werden. Er ist die Gr<strong>und</strong>substanz des Körpers, mit dem<br />
der Wachzustand erfahren wird. Er ist die feinstoffliche Materie des<br />
Geistes, der den Traum erlebt, <strong>und</strong> er ist die Bewusstheit, welche allein<br />
im Tiefschlaf regiert. Wer diese Tatsache erkannt hat <strong>und</strong> die drei<br />
Bewusstseinsebenen des Wachzustandes, des Traumzustandes <strong>und</strong><br />
des Tiefschlafs in diesem Sinne versteht, der ist eins mit dem Göttlich-<br />
Absoluten. (...)<br />
Schon Manu, der Urvater <strong>und</strong> Gesetzgeber der Menschheit, hat darauf<br />
besonderen Wert gelegt. Er erklärt, dass die Gayatri das Lebenselixier<br />
des Brahmanen, d.h. eines jeden spirituellen Menschen ist.<br />
Und das ist tatsächlich so! Was könnte dem spirituellen Fortschritt<br />
dienlicher sein, als über jene strahlende Herrlichkeit zu meditieren,<br />
die den Geist erleuchtet <strong>und</strong> nährt? Was ist notwendiger <strong>und</strong> wirksamer,<br />
als darum zu bitten, den Geist von allen Versuchungen fernzuhalten?<br />
Es gibt keine bessere Rüstung für den Menschen als die Tugend.<br />
Manu hat erklärt, dass der spirituelle Mensch, solange er sich an die<br />
Gayatri hält <strong>und</strong> sich ihre tiefere Bedeutung vergegenwärtigt, nicht<br />
vom rechten Weg abkommen wird. Er sagt, wer nicht in der Lage ist,<br />
die Veden zu studieren, sollte zumindest die Gayatri bis zu seinem<br />
letzten Atemzug rezitieren. (...)<br />
Die göttliche Kraft im Menschen ist allmächtig, <strong>und</strong> da die Gayatri die<br />
innere Stärke verleiht, welche diese Kräfte zur Entfaltung bringt, darf<br />
sie niemals vernachlässigt werden. Für Entwicklung <strong>und</strong> Wachstum<br />
braucht der Körper reine Nahrung, nicht wahr? So muss auch der<br />
seelische Bereich des Menschen von der Gayatri wie von einer Sonne<br />
erleuchtet <strong>und</strong> erwärmt werden, damit sich seine schöpferischen<br />
Kräfte entwickeln können. (...)<br />
Welchen Zweck hat die Weihe, welche die Jugendlichen empfangen,<br />
bevor sie in die Geheimnisse spirituellen Wissens eingeführt werden?<br />
Welcher Mantra wird ihnen an diesem Tag gegeben? Warum ist es die<br />
Gayatri <strong>und</strong> keine der anderen mystischen Formeln? Denkt darüber<br />
nach, <strong>und</strong> ihr werdet erkennen, dass die Gayatri eine Sonderstellung<br />
unter den Mantras einnimmt. (...)<br />
458
Was ist die Bedeutung des Wortes „Gayatri“? Weiss das heute noch<br />
jemand? Das Wort bezeichnet zum einen eine Göttin <strong>und</strong> zum anderen<br />
eine mystische Formel. „Gaya“ steht für die Lebenskraft, welche<br />
die Sinne aktiviert, <strong>und</strong> die Silbe „tri“ bedeutet soviel wie „das, was beschützt“.<br />
In den Veden heisst es, dass die Gayatri diejenigen beschützt,<br />
die sie rezitieren, verehren <strong>und</strong> über sie meditieren. (...)<br />
Als „Mutter Veda“ überschüttet sie alle jene mit Wohltaten, die sich<br />
unter ihren Schutz stellen. In den Erläuterungen zu den Veden wird<br />
die Gayatri als Göttin verherrlicht. Wenn ihr diese Zusammenhänge<br />
versteht, wird euch vieles klar werden.<br />
<strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong>, dass die Göttliche Urordnung heute von den Menschen<br />
nicht mehr beachtet wird, liegt darin, dass diese Ordnung, die solch<br />
tiefe Geheimnisse enthält, rational erklärt <strong>und</strong> auf die armseligste<br />
Weise interpretiert wird. Es ist deshalb dringend notwendig, sie wieder<br />
so zu verstehen, wie es der ihr zugr<strong>und</strong>e liegenden Wirklichkeit<br />
entspricht. (8-47/52)<br />
Krishna hat die Art von Handlungen, die Wert besitzen, in den folgenden<br />
Versen erwähnt:<br />
„Richte dein Denken fest auf mich;<br />
sei mir verehrungsvoll hingegeben;<br />
bete mich an; verehre mich;<br />
du sollst zu mir gelangen.<br />
Ich verkünde dir die Wahrheit;<br />
denn du bist mir lieb.<br />
Dieses ist meine <strong>Lehre</strong>, meine Gnade.<br />
Dieses ist der Pfad, um zu mir zu gelangen.”<br />
“Gib alle Pflichten auf; gib dich mir hin;<br />
trauere nicht. Ich werde dich von den<br />
Folgen all deiner Handlungen befreien.“<br />
Beachtet die Bedeutung <strong>und</strong> das Bezeichnende dieser beiden Verse.<br />
Dieser Akt der Hingabe reicht aus, um euch vom Kreislauf des Kommens,<br />
Verweilens <strong>und</strong> Verlassens dieser Welt zu erretten <strong>und</strong> zu befreien,<br />
um Gott in jedem Wesen zu sehen, seiner in jedem Augenblick<br />
des Daseins gewahr zu sein, in der Glückseligkeit dieses Gewahrseins<br />
versunken zu sein; aufzugehen in dieser Verbindung, deren Ursache<br />
vollkommene Hingabe <strong>und</strong> Liebe zu ihm ist; alles Tun, die gros-<br />
459
sen <strong>und</strong> die kleinen Handlungen, ihm, Krishna, zu widmen (Wunsch,<br />
Wille, Verhalten, Aktivität, Frucht, Folge), alles, vom Anfang bis zum<br />
Ende, die Aufgabe der Bindung an das Selbst <strong>und</strong> die Durchführung<br />
aller Handlungen im Geist andachtsvollen Nichtgeb<strong>und</strong>enseins: Dieses<br />
erbittet der Herr von euch.<br />
Gewiss, es ist schwer, eine solche vollkommene Hingabe zuwege zu<br />
bringen. Wenn der Mensch aber auch nur die geringste Anstrengung<br />
in dieser Richtung macht, so wird der Herr selbst ihm den Mut verleihen,<br />
ihr bis zum Ende zu folgen. Er wird mit ihm gehen <strong>und</strong> ihm helfen<br />
wie ein Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> ihn wie ein guter Führer geleiten. Er wird ihn vor<br />
dem Bösen <strong>und</strong> vor der Versuchung bewahren. Er wird sein Stab <strong>und</strong><br />
seine Stütze sein. Krishna hat gesagt: „Wenn du auf diese Weise<br />
auch nur in geringem Masse handelst, so wirst du dadurch von quälender<br />
Furcht befreit.“ Wenn ihr dem Göttlichen Gesetz folgt, so ist<br />
das in sich schon eine Quelle der Freude. Es ist der Pfad, auf dem<br />
sich die wenigsten Hindernisse befinden. Das ist die <strong>Lehre</strong> des Herrn.<br />
(...)<br />
“Du wirst mir nahe sein, du wirst dich mir nähern”, das besagt, du wirst<br />
mein Geheimnis verstehen, wirst in mich eingehen, wirst meine Natur<br />
erlangen. Mit diesen Begriffen werden das Erlangen des göttlichen<br />
Wesens, das Sein in Gott <strong>und</strong> das Einssein mit Gott bezeichnet.<br />
Wenn ihr das Stadium erreicht habt, da ihr die Göttlichkeit in jedem<br />
Wesen erkennt, wenn jedes Werkzeug des Erkennens das Erlebnis<br />
jener Göttlichkeit bringt, wenn nur sie allein noch gesehen, gehört, geschmeckt,<br />
gerochen <strong>und</strong> berührt wird, dann wird der Mensch zweifellos<br />
ein Teil des Körpers Gottes <strong>und</strong> lebt in ihm <strong>und</strong> mit ihm. Wenn ihr<br />
diese Pflicht zu eurem eigenen Fortschritt auf euch nehmt, dann werdet<br />
ihr <strong>beim</strong> allerersten Schritt eine neue Kraft bekommen; ihr werdet<br />
zu einer neuen <strong>und</strong> reinen Freude emporgetragen; ihr werdet die vollkommene<br />
Glückseligkeit erleben; ihr werdet von einer neuen Heiligkeit<br />
gelabt werden.<br />
Diese Pflicht ist nicht für aussergewöhnliche Menschen festgelegt<br />
oder empfohlen worden. Sie ist in der Reichweite aller; denn alle hungern<br />
nach Gott, alle haben die Unterscheidungskraft zu entdecken,<br />
dass hinter all dem Veränderlichen etwas Wesentliches ist. Selbst der<br />
abscheulichste Sünder kann sein Herz schnell säubern <strong>und</strong> rein werden,<br />
wenn er sich dem Herrn in qualvoller Reue ergibt.<br />
Deshalb lautet der Befehl des Herrn, dass jeder der speziell für ihn<br />
festgelegten Pflicht folgen soll. Jeder Mensch sollte sein Leben im<br />
Rahmen der spirituellen Gr<strong>und</strong>lagen seiner Kultur planen. Er sollte<br />
460
den auf das Gegenständliche gerichteten Blick aufgeben <strong>und</strong> auf die<br />
Stimme Gottes hören. (2-12/14)<br />
Über die völlige Selbstaufgabe kann man vieles sagen. <strong>Der</strong> Mensch<br />
opfert im Leben anderen Menschen seinen Rang <strong>und</strong> seine Würde zu<br />
mancherlei Zwecken: Reichtum, Ruhm, Besitz, Prachtentfaltung,<br />
Macht etc. Selten aber hat er Gelegenheit, sich dem Herrn um des<br />
Herrn willen hinzugeben! Wie kann auch dieses Drängen in ihn kommen,<br />
solange er nach dem Gegenstand verlangt, nicht aber nach der<br />
Basis, auf welcher der Gegenstand beruht? Wie lange kann ein Ding<br />
ohne das ihm zugr<strong>und</strong>e Liegende befriedigen? <strong>Der</strong> Mensch will die<br />
Gabe, nicht den Geber, das Erschaffene, nicht den Schöpfer, Dinge<br />
aus der Hand, nicht aber die Hand selbst! Er läuft einer nicht existierenden<br />
Sache nach. Kann es denn einen Gegenstand ohne die vorher<br />
bestehende Ursache geben? Nein, wenn es einen solchen gibt,<br />
dann kann das nur Gott, der Unbedingte, sein. Es ist deshalb reine<br />
Unwissenheit, wegen der vergänglichen Produkte des Handelns, des<br />
„Verursachten“, statt wegen der Ursache selbst seine Individualität<br />
aufzugeben. Gib dich vielmehr der Basis hin, der Ursache <strong>und</strong> dem<br />
Ursprung allen Seins, dem Herrn über alles. Das ist echte Selbstaufgabe.<br />
Es gibt drei Arten von Selbstaufgabe: Ich bin dein, du bist mein<br />
<strong>und</strong> du bist ich. Die erste erklärt feierlich: Ich bin dein; die zweite versichert:<br />
Du bist mein; <strong>und</strong> die dritte erklärt: Du <strong>und</strong> ich sind EINS, das<br />
Gleiche. Jede dieser Arten ist nur eine Stufe in der aufsteigenden Linie,<br />
<strong>und</strong> die letzte ist die höchste von allen.<br />
Im ersten Stadium - ich bin dein - ist der Herr vollkommen frei <strong>und</strong> der<br />
Gott-Hingegebene ganz <strong>und</strong> gar geb<strong>und</strong>en. Es ist wie bei der Katze<br />
<strong>und</strong> dem kleinen Kätzchen. Die Katze trägt das Kätzchen herum, wie<br />
sie will. Das Kätzchen miaut nur <strong>und</strong> ist zufrieden mit allem, was geschieht.<br />
Diese Haltung ist sehr geduldig <strong>und</strong> von allen leicht zu erreichen.<br />
Im zweiten Stadium - du bist mein - bindet der Gott-Hingegebene<br />
den Herrn, der in diesem Mass „unfrei“ ist! (...)<br />
<strong>Der</strong> Gott-Hingegebene kann den Herrn mit seiner Liebe fesseln,<br />
durch Hingabe, die seinen Egoismus überwältigt <strong>und</strong> überwindet.<br />
Wenn der Mensch von dieser Art Hingabe erfüllt ist, dann wird der<br />
Herr selbst ihn mit allem segnen, dessen er bedarf. Seine Gnade wird<br />
alle seine Bedürfnisse stillen.<br />
Als Nächstes das dritte Stadium: Du bist ich; dieses ist die Hingabe<br />
ohne Getrenntsein. <strong>Der</strong> Gott-Hingegebene bringt alles dem Herrn<br />
dar, sich selbst eingeschlossen, da er fühlt, dass er sich nicht entzie-<br />
461
hen kann. Das macht seine Hingabe vollkommen. Das Gefühl „du bist<br />
ich“ ist die nichtdualistische Selbstaufgabe, die auf der Erkenntnis basiert,<br />
dass dieses alles Gott ist, nicht weniger <strong>und</strong> nichts anderes. Solange<br />
das Körper-Bewusstsein vorhanden ist, ist der Gläubige der<br />
Diener <strong>und</strong> der Herr der Meister. Solange der Einzelne fühlt, dass er<br />
getrennt von anderen Menschen besteht, solange ist der Gläubige ein<br />
Teil <strong>und</strong> der Herr das Ganze. Wenn er zu dem Zustand fortschreitet,<br />
da er sich jenseits der Begrenzungen des Körpers wie auch des „Ich“<br />
<strong>und</strong> „Mein“ befindet, gibt es keinen Unterschied mehr. <strong>Der</strong> Gläubige<br />
<strong>und</strong> der Herr sind das Gleiche. (2-21/22)<br />
Wenn dem Wunsch nach Erlangung der Früchte des Handelns mit<br />
vollem Verstand bewusst entsagt wird, dann entsteht das, was Krishna<br />
“Yoga der Unterscheidungskraft” nannte. <strong>Der</strong> Intellekt muss gereinigt<br />
<strong>und</strong> geschult werden; sonst ist es unmöglich, die Bindung an die<br />
Früchte des Handelns aufzugeben <strong>und</strong> weiterhin Dinge entweder aus<br />
Pflichtbewusstsein oder aus Hingabe zu tun. Ein derart gereinigter Intellekt<br />
wird durch Unterscheidungskraft, die mit der Einheit verb<strong>und</strong>en<br />
ist, erreicht. Kultiviere sie, <strong>und</strong> dann befreie dich durch sie von den<br />
Fesseln des Karma. In Wirklichkeit stehst du, das wahre Du, über der<br />
Kette von Ursache <strong>und</strong> Wirkung <strong>und</strong> jenseits von ihr. (...)<br />
Das Üben dieser Art von Entsagung beendet den Zustand der Bindung.<br />
<strong>Der</strong> wesentliche Punkt ist das Festhalten am Ziel. (2-33/34)<br />
Ihr müsst zusammen mit der Meisterung der Sinne auch die Meisterung<br />
des Geistes erreichen. Das ist das Kennzeichen eines Erleuchteten.<br />
Wenn diese doppelte Meisterschaft nicht vorhanden ist, habt ihr<br />
ein Wesen ohne Weisheit <strong>und</strong> nicht den fest im Wissen stehenden<br />
Menschen vor euch. Wohin geht der Mensch ohne Weisheit? Ins Verderben<br />
<strong>und</strong> nirgendwohin sonst.<br />
<strong>Der</strong> aufwärtsführende Pfad, das höhere Stadium - sie sind für diejenigen,<br />
welche durch Erkenntnis unerschütterlich geworden sind. (...)<br />
Wenn der Geist nicht am Gegenständlichen hängt, dann haben die<br />
Sinne nichts, woran sie sich klammern können; sie gehen an Entkräftung<br />
zugr<strong>und</strong>e; beide, Liebe <strong>und</strong> Hass, werden ausgehungert <strong>und</strong><br />
sind nicht mehr vorhanden. Die Bande zur gegenständlichen Welt<br />
sind durchschnitten, selbst wenn die Sinne nicht davon betroffen sein<br />
mögen. Wie kann ihm, der mit dem Gewahrwerden des Göttlichen<br />
Selbst gesegnet wurde, irgendetwas Weltliches Kummer oder Freude<br />
bereiten?<br />
462
So wie die Sterne <strong>beim</strong> Sonnenaufgang bis zur Unsichtbarkeit verblassen,<br />
so verschwinden auch <strong>beim</strong> Aufsteigen der Sonne des Wissens<br />
Kummer, Erregung <strong>und</strong> Unwissenheit.<br />
<strong>Der</strong> Mensch hat drei Hauptwerkzeuge: den Geist, den Intellekt <strong>und</strong><br />
die Sinne. Wenn diese drei gemeinsam arbeiten <strong>und</strong> im Einklang miteinander<br />
sind, dann geschieht es, dass ihr entweder „die Versenkung<br />
in den ständigen Wechsel“ oder „die Befreiung im Wissen um das<br />
Göttliche“ realisiert. (2-39)<br />
Wenn das Rad der Schöpfung sich reibungslos bewegen soll, dann<br />
muss jeder andauernd handeln. Wer er auch sei, er kann um diese<br />
Verpflichtung nicht herumkommen. Selbst der, welcher die höchste<br />
Weisheit erlangt hat, muss diese Regel beachten. Essen <strong>und</strong> Trinken,<br />
das Ein- <strong>und</strong> das Ausatmen - auch diese sind Handlungen. Wer kann<br />
ohne diese Handlungen leben?<br />
Du ziehst Vorteile aus der Welt <strong>und</strong> der Gemeinschaft, <strong>und</strong> so schuldest<br />
du ihnen eine gewisse Aktivität. Diese Welt, dieses Universum,<br />
hervorgegangen aus dem Göttlichen Prinzip, ist in Wirklichkeit eine<br />
gewaltige Werkstatt; jedes menschliche Wesen ist ein Glied in dieser<br />
Organisation. Jedem Glied wurde entsprechend seiner Veranlagung<br />
eine Aufgabe übertragen, <strong>und</strong> es muss seine Erfüllung in der Erledigung<br />
dieser besonderen Arbeit finden. Welche Arbeit euch auch übertragen<br />
wurde, sie muss als Opfergabe für Gott getan werden. Es gibt<br />
im Universum nicht ein einziges Ding, das sich nicht an der Erfüllung<br />
dieser grossen Aufgabe beteiligt. Pflanze <strong>und</strong> Insekt, Stein <strong>und</strong><br />
Stumpf, Wind <strong>und</strong> Regen, Hitze <strong>und</strong> Kälte; wenn nicht jedes von ihnen<br />
nach dem Plan arbeitet, kann die Welt nicht bestehen. Sonne <strong>und</strong><br />
Mond erfüllen ständig ihre routinemässigen Aufgaben; Wind <strong>und</strong> Feuer<br />
müssen ohne Murren ihre Pflicht tun. Was würde mit der Welt geschehen,<br />
wenn Erde <strong>und</strong> Sonne die ihnen zugewiesenen Pflichten<br />
nicht erfüllten? So gibt es niemanden, der nicht handelt, aber doch einen<br />
Körper besitzt! Nur wenn jeder unbedingt <strong>und</strong> sorgfältig seine<br />
Pflicht erfüllt, wird das Rad sich schnell <strong>und</strong> reibungslos bewegen. (...)<br />
Es ist die Pflicht der Weisen, das Rechte zu fördern <strong>und</strong> es anderen<br />
vorzuleben, so dass auch sie dazu bewegt werden, dem Weg zu folgen;<br />
zieht sie doch die Hoffnung vorwärts, einmal so zufrieden <strong>und</strong><br />
freudvoll zu werden, wie jene es sind. Die Weisen müssen tätig sein<br />
<strong>und</strong> zum Tun anregen, sehen <strong>und</strong> zeigen, damit die Übrigen dazu gebracht<br />
werden, dem ihnen gegebenen Beispiel zu folgen. (2-42/43)<br />
463
Nur im Handeln, das deine wahre Natur darstellt <strong>und</strong> das der Ausdruck<br />
des echten Selbst ist, kannst du seelische Stärke haben. Wenn<br />
du aus Pflichtgefühl handelst, wirst du es schwer finden, die Sorgen<br />
<strong>und</strong> Mühen zu ertragen. Nun wird Handeln aus der eigenen Natur<br />
eine leichte Last sein. Handeln aus Pflichtgefühl hingegen wird Eitelkeit<br />
auslösen oder das Gefühl „Ich bin der Handelnde“, <strong>und</strong> so wird<br />
das Ergebnis Erschöpfung oder Begeisterung, Widerwille oder Stolz<br />
sein. (2-47)<br />
Nun, du wirst nur dann begreifen, wie wichtig die Aufgabe ist, die<br />
Göttliche Ordnung zu beschützen, wenn du deren Ursprung <strong>und</strong><br />
Zweck betrachtest. Gott erschuf dieses Universum aus seiner eigenen<br />
Initiative, <strong>und</strong> er stellte verschiedene Regeln für seine Erhaltung<br />
<strong>und</strong> einen reibungslosen Ablauf auf. Für das korrekte Verhalten jedes<br />
Wesens gab es Regeln. Diese stellen die Göttlichen Gesetze dar. (...)<br />
Nicht nur jedes Land, sondern jedes einzelne Ding in der Welt hat seine<br />
eigene, spezielle Göttliche Ordnung oder seine Einzigartigkeit in<br />
Pflicht <strong>und</strong> Wesensart. Jedes hat sein ihm eigenes Gewand! Die Göttliche<br />
Ordnung stellt die Richtschnur für die Gruppe <strong>und</strong> für das Einzelwesen<br />
dar. (...)<br />
<strong>Der</strong> Mensch hat einige natürliche Charakteristika, die seinen ureigenen<br />
Lebensatem darstellen. Sie werden auch Fähigkeiten genannt.<br />
Menschen können nur so lange als solche bezeichnet werden, wie<br />
diese Fähigkeiten in ihnen gef<strong>und</strong>en werden. Wenn sie verlorengehen,<br />
dann sind sie keine „Menschen“ mehr. Zur Erhaltung <strong>und</strong> Pflege<br />
solcher Eigenschaften <strong>und</strong> Fähigkeiten wurden bestimmte Verhaltensregeln<br />
<strong>und</strong> Denkmuster niedergelegt. Wenn diese erhalten bleiben,<br />
dann wird es keinen Niedergang der Göttlichen Ordnung geben.<br />
Die Göttliche Ordnung wurde nicht irgendwie von aussen hereingebracht,<br />
noch kann sie beseitigt werden. Er ist eure eigene wahre Natur,<br />
eure Einzigartigkeit. Sie ist das, was aus einem Tier einen Menschen<br />
macht. Wie du die Göttliche Ordnung befolgen sollt? Indem du<br />
„du selbst“ bist. (2-49/50)<br />
Krishna erklärt: “Vier Arten von Menschen suchen mich. <strong>Der</strong> erste ist<br />
immer zermürbt von Krankheiten, die seinen Körper anfallen. <strong>Der</strong><br />
zweite zerquält sich im Kampf um Wohlstand, Macht, sein Ich, Besitz,<br />
Nachkommenschaft usw. Ein dritter sehnt sich nach der Realisation<br />
des Göttlichen Selbst, liest die Schriften <strong>und</strong> heiligen Texte, bewegt<br />
sich stets in der Gesellschaft Gottsuchender, handelt nach den Richt-<br />
464
linien, die von den Weisen als moralisches Verhalten niedergelegt<br />
wurden, <strong>und</strong> wird immer von seinem Bestreben angetrieben, die Gegenwart<br />
des Herrn zu erlangen. <strong>Der</strong> vierte ist der Weise. Er ist ganz in<br />
der Wirklichkeit des Göttlichen Absoluten versunken.<br />
<strong>Der</strong> erste, der Kranke, verehrt mich nur dann anbetend, wenn er in<br />
Schwierigkeiten ist <strong>und</strong> Trauer <strong>und</strong> Schmerz ihn leiden lassen. Ich<br />
höre es, wenn er betet, <strong>und</strong> stelle ihn nur im Umfang seiner besonderen<br />
Schwierigkeit, seiner jeweiligen Trauer oder seines Schmerzes<br />
zufrieden. So höre ich auch zu, wenn der Arme um Reichtümer, eine<br />
Position, Macht oder eine hohe gesellschaftliche Stellung betet, <strong>und</strong><br />
ich belohne ihn nur mit der besonderen Sache, die er ersehnt. <strong>Der</strong> Sucher<br />
nach Wahrheit ist mit den guten Aussichten gesegnet, anbetend<br />
tätig zu werden, einen richtigen Guru als Wegbereiter zu haben, mit<br />
einem Intellekt, der scharf genug ist, um zwischen dem wahren Selbst<br />
<strong>und</strong> falschen Selbst zu unterscheiden, <strong>und</strong> so wird ihm geholfen, das<br />
Ziel zu erlangen. Ich segne ihn, damit er vor Abirrungen bewahrt<br />
bleibt <strong>und</strong> ihm geholfen wird, sich auf das einzige Ziel zu konzentrieren:<br />
die Befreiung. (...) Meine Aufgabe ist, jedem das zu geben, was<br />
er erbittet.” (2-59)<br />
Es gibt zwei Kanäle feinstofflicher Energien, Ida <strong>und</strong> Pingala genannt,<br />
subtile Nerven; Ida links <strong>und</strong> Pingala rechts des Hauptkanals Sushumna,<br />
der dem Rückenmark entlang verläuft. Ida ist der Pfad des<br />
Mondes, <strong>und</strong> Pingala ist derjenige der Sonne. Die Yogis bewegen<br />
sich auf dem Sonnenpfad <strong>und</strong> die anderen auf dem Mondpfad vorwärts.<br />
Dies ist ein weiteres der unerkannten Geheimnisse. (...)<br />
Man muss nicht bezweifeln, dass ein solches Stadium für alle erreichbar<br />
ist <strong>und</strong> ob alle diesen Sieg erringen können. Es sind auch keine<br />
besonderen Mühen oder besonders glückhafte Umstände oder besonders<br />
geplante Handlungen erforderlich. Es genügt, wenn der<br />
Geist immer fest auf die höchste Wirklichkeit gerichtet ist, wenn über<br />
den Herrn ununterbrochen meditiert wird. Das wird den Geist reinigen;<br />
die Täuschung, die ihn hemmt, wird verschwinden. Dies allein<br />
schon schliesst Befreiung ein; denn was ist Befreiung anderes als der<br />
Untergang der Täuschung? Ein Mensch, der die Zerstörung der Täuschung<br />
erreicht hat, wird zum Höchsten Selbst gelangen, wie er auch<br />
sterben mag. Einen solchen Menschen nennt man einen Weisen. (...)<br />
Das, was dich befreit, ist das Wissen, das aus eigener Erfahrung resultiert;<br />
das allein kann dir zur Befreiung verhelfen. (2-134/135)<br />
465
Hingabe zu Gott ist nur eine Art der Disziplin, um das Ziel zu erreichen.<br />
<strong>Der</strong> Sucher sollte es nicht <strong>beim</strong> Erlernen der Hingabe bewenden<br />
lassen. Er sollte sich nicht so sehr mit der Hingabe oder Liebe befassen,<br />
die er Gott gegenüber hat, sondern vielmehr mit der Liebe<br />
<strong>und</strong> Gnade, die Gott ihm schenkt! Er muss immer bestrebt sein herauszufinden,<br />
wie sein Betragen <strong>und</strong> Handeln sein muss, um Gott die<br />
grösste Freude zu bereiten, um Gott mit Glückseligkeit zu erfüllen.<br />
Forsche danach, sehne dich danach, beschäftige dich mit den Dingen,<br />
die dich sicher zu diesem Ziel bringen - das ist echte Hingabe.<br />
Aber die Menschen folgen für gewöhnlich nicht diesem Ideal, noch<br />
denken sie über dessen tieferen Sinn nach. Sie beachten nur die Liebe,<br />
die der Gott-Hingegebene zu Gott hat; <strong>und</strong> während dieses Prozesses<br />
widmen sie den Göttlichen Geboten <strong>und</strong> dem Handeln, die der<br />
Herr billigt <strong>und</strong> anerkennt, kaum Aufmerksamkeit! (...)<br />
Was auch der Gott-Hingegebene denkt, plant oder tut - alles sollte die<br />
Gnade Gottes herabziehen. Es sollte nicht dem eigenen Willen unterliegen;<br />
es sollte mit Gottes Willen übereinstimmen. <strong>Der</strong> Gott-Hingegebene<br />
muss jeden Gedanken <strong>und</strong> jedes Gefühl auf dem Prüfstein dessen<br />
testen, was Gott liebt. (2-157)<br />
Das Gewahrwerden, dass ihr von allem nur der Zeuge seid, ist das<br />
Geheimnis der Selbstverwirklichung. Verwirklichung des Selbst ist die<br />
Erkenntnis „ich bin meine eigene Wahrheit“, „ich habe mein Selbst erkannt“,<br />
„alle sind Gott“ oder „ich habe die Erfahrung gemacht, dass<br />
das Individuelle <strong>und</strong> das Universelle nicht voneinander verschieden<br />
sind“. Dies muss jeder Mensch selbst entdecken. Ohne dies ist Askese<br />
reine Zeit- <strong>und</strong> Energievergeudung. (2-178)<br />
<strong>Der</strong> Äther ist überall, dringt in alles ein <strong>und</strong> durchdringt es. (...) Wie<br />
viel feiner muss das Göttliche sein, das keine Eigenschaften oder<br />
Merkmale besitzt! Stellt euch nur vor, um wie viel stärker Gott immanent<br />
<strong>und</strong> universal sein muss! Jene, die ihren Geist auf das Gegenständliche<br />
ausgerichtet haben, können dieses Phänomen nicht begreifen.<br />
Nur ein denkendes Individuum kann zur Lösung gelangen.<br />
Dieser Glaube kann nur in jenen entstehen, welche die Dinge durchdenken<br />
können. Das ist verhängnisvoll für alle, die allezeit rufen, Gott<br />
könne nicht allem innewohnen, da sie ihn nicht erkennen können. Sie<br />
glauben nicht, dass Gott über <strong>und</strong> jenseits der trivialen Werte ist, mit<br />
denen sie ihn zu messen versuchen. Es ist tatsächlich ein Jammer.<br />
Gott ist euch so nahe, wie ihr Gott nahe seid; wenn ihr ihn fernhaltet,<br />
dann bleibt er euch auch fern. (2-179)<br />
466
Es gibt eine Beweisführung, die bindet, <strong>und</strong> eine, die befreit. Wer die<br />
Welt als Welt sieht, sieht sie falsch; wer die Welt als die höchste Wirklichkeit<br />
sieht, sieht sie richtig. Die Welt ist die Wirkung; sie hat eine Ursache;<br />
sie kann von der Ursache nicht verschieden sein. (2-181)<br />
<strong>Der</strong> Zustand der Wunschlosigkeit ist tatsächlich der Zustand der Egolosigkeit.<br />
Und was ist Befreiung anderes als Befreiung von der Bindung<br />
an das Ego? Ihr verdient die Befreiung, wenn ihr die Fessel des<br />
Verlangens zerreisst. (2-194)<br />
<strong>Der</strong> Mensch muss die Zwillingstätigkeiten des Tuns <strong>und</strong> Lassens, des<br />
Entschliessens <strong>und</strong> des Verweigerns aufgeben. Er muss den Weisungen<br />
Gottes folgen; er muss Gottes Willen akzeptieren <strong>und</strong> glücklich<br />
sein, wo Gott ihn hingestellt hat <strong>und</strong> wie immer Gott ihn geschaffen<br />
hat. Er sollte weit entfernt davon sein nachzuforschen, ob sein Tun<br />
zweckmässig oder unzweckmässig ist, sondern statt dessen alle<br />
Handlungen in der Anbetung des Herrn tun, als Handlungen, für die<br />
keine Belohnung erwartet wird. Das ist die Summe seiner Pflichten.<br />
(2-195)<br />
Die Seele, die jedem Wesen innewohnt, ist nicht verschieden von der<br />
Seele, die in euch ist. Seid also eifrig bestrebt, das Wohlergehen aller<br />
Wesen zu fördern. Tut hierfür alles, wie es die Heiligen Schriften vorschreiben,<br />
im Geiste der Hingabe <strong>und</strong> ohne einen Blick auf die Früchte.<br />
Dies ist wahres Handeln ohne den Wunsch nach den Früchten. (2-<br />
197)<br />
Wird jemand in den Weg der Erkenntnis des Absoluten eingeführt, so<br />
ist dies eine Einweihung (Upanayana); „Upanayana“ bedeutet „näher<br />
heranbringen“, den jungen Aspiranten dem Göttlichen (Brahman) näher<br />
bringen, mit anderen Worten: ihn in das Erkennen <strong>und</strong> Ergründen<br />
des Absoluten einführen, in den Göttlichen Weg. Diese Einweihung<br />
ist eine der religiösen Zeremonien, welche die Persönlichkeit rekonstruieren,<br />
die den Geist reformieren, ihn läutern <strong>und</strong> restaurieren. Sie<br />
macht aus der Person, die sie empfängt, einen zum zweiten Mal Geborenen!<br />
<strong>Der</strong> Junge wird zunächst in die Welt hineingeboren; nun<br />
wird er durch diese Einweihung in die Welt der Gottsuchenden hineingeboren.<br />
Er wird jemand, der zum Göttlichen hin unterwegs ist. Es ist<br />
also ein sehr bedeutsamer Tag im Leben dieser Menschen, ein Tag,<br />
den sie lange in Freude <strong>und</strong> Dankbarkeit im Gedächtnis behalten<br />
müssen. Es ist der Tag, da ihre Herzen Gott zugewandt wurden; <strong>und</strong><br />
467
fortan sollten sie versuchen, nicht mehr vor Gott davonzulaufen. Das<br />
ist eine grosse Verantwortung.<br />
Die Initiation geschah durch die Einweihung in den Gayatri Mantra.<br />
Dieser Mantra ist ein universelles Gebet, das Menschen aller Länder<br />
<strong>und</strong> Rassen benutzen können. Dieser Mantra ist eine Anrufung der<br />
glorreichen Macht, welche die Sonne <strong>und</strong> die drei Welten durchdringt,<br />
sie möge die Intelligenz anregen, sie erwecken <strong>und</strong> stärken, auf dass<br />
sie zu intensiver spiritueller Übung führe <strong>und</strong> diese spirituelle Übung<br />
wiederum zum Erfolg.<br />
Jeder kleine Augenblick <strong>und</strong> jede Begebenheit erzeugt eine Klangschwingung,<br />
die ihr aber vielleicht nicht hören werdet, da die Wahrnehmungsfähigkeit<br />
eures Ohres begrenzt ist. Das Senken des Augenlides<br />
über dem Auge erzeugt ein Geräusch; wenn Tau auf ein<br />
Blatt tropft, gibt es ein Geräusch. Jede kleine Erregung, die die Ruhe<br />
stört, produziert zwangsläufig ein Geräusch. <strong>Der</strong> Klang der allerersten<br />
Bewegung, als das Göttlich-Absolute sich in seiner sich selbst entfaltenden<br />
Schöpfung verhüllte, ist der Klang des kosmischen Urlauts -<br />
das OM. <strong>Der</strong> Gayatri-Mantra ist die Ausführung dieses kosmischen<br />
Urklangs. Deshalb wird er heute für so ehrwürdig <strong>und</strong> wertvoll erachtet,<br />
dass die Einweihung in das spirituelle Leben durch Kontemplation<br />
über ihn erreicht wird. (...)<br />
Im Falle des Gayatri-Mantras ist die Bedeutung einfach <strong>und</strong> tiefgründig.<br />
Er bittet nicht um Gnade oder Vergebung, er bittet um einen klaren<br />
Intellekt, auf dass sich die Wahrheit darin spiegeln kann - makellos<br />
<strong>und</strong> ohne jede Verzerrung.<br />
Ein Mensch, der nach Erkenntnis des Absoluten strebt, hat ein Leben<br />
spiritueller Disziplin gelobt. Nun, was sind die Voraussetzungen spiritueller<br />
Disziplin?<br />
Erstens: Glaube - der unbeirrt dem Spott der Unwissenden, der Kritik<br />
der Weltlichen, dem Gelächter der Gemeinen standhält. (...)<br />
Zweitens: Sorgt euch nicht um Höhen <strong>und</strong> Tiefen, um Verlust <strong>und</strong> Errungenschaft,<br />
um Freude <strong>und</strong> Leid. Ihr selbst seid die Schöpfer eurer<br />
Höhen <strong>und</strong> Tiefen. Wenn ihr euch darum nicht kümmert, kann alles zu<br />
ausgeglichener Ruhe finden. Ihr selbst stempelt das eine als Verlust<br />
<strong>und</strong> etwas anderes als Gewinn. Ihr begehrt etwas, <strong>und</strong> wenn ihr es<br />
bekommt, nennt ihr das Freude; <strong>und</strong> wenn nicht - Leid. Stellt das Verlangen<br />
ab, <strong>und</strong> das Hin- <strong>und</strong> Herpendeln zwischen Freude <strong>und</strong> Leid<br />
hat ein Ende.<br />
Drittens: Durchdenkt sie gründlich <strong>und</strong> überzeugt euch von der Wahrheit:<br />
„In allem wohnt das Göttlich-Absolute.“<br />
468
Ihr wisst, dass es fünf Elemente gibt, die durch ihre Veränderungen<br />
<strong>und</strong> Kombinationen die Welt bilden, die man deshalb „aus fünf bestehend“<br />
nennt. Das Erdelement hat die meisten Charakteristika, nämlich<br />
fünf, <strong>und</strong> ist daher das dichteste Element. Es hat sein eigenes<br />
spezifisches Merkmal: den Geruch, sowie die Merkmale der anderen<br />
vier Elemente, nämlich fühlbare Form, Geschmack, Farbe, Gestalt<br />
<strong>und</strong> Klang. Das nächste, das Wasserelement, hat nur vier Charakteristika,<br />
sein spezielles: den Geschmack, ferner fühlbare Form, Farbe,<br />
Gestalt <strong>und</strong> Klang. Es ist daher feiner als das Erdelement. Das Feuerelement<br />
ist noch feiner, denn abgesehen von seiner Besonderheit:<br />
Farbe <strong>und</strong> Gestalt, hat es nur noch zwei weitere Merkmale: Klang <strong>und</strong><br />
fühlbare Form. Das Luftelement hat als typisches Merkmal die Berührung<br />
<strong>und</strong> als weitere Eigenschaft den Klang. Schliesslich, das leichteste<br />
<strong>und</strong> feinste der fünf: das Himmelselement. Es hat nur ein besonderes<br />
Kennzeichen: nämlich den Klang. Nun, Gott ist noch viel feiner<br />
als der Himmel - er ist alldurchdringend, er ist durchdringender als das<br />
Ätherelement <strong>und</strong> alles, was selbst dieses noch übertrifft. Seine Natur<br />
ist jenseits des menschlichen Wortschatzes, jenseits aller menschlichen<br />
Mathematik. Festigt diese Überzeugung in eurem höheren Intellekt.<br />
Viertens: Seid beständig in eurer spirituellen Disziplin <strong>und</strong> zögert niemals,<br />
wenn ihr euch einmal dazu entschlossen habt. Solange der Bus<br />
in Bewegung ist, bleibt die aufgewirbelte Staubwolke hinter ihm. Nur<br />
wenn er abrupt anhält, umhüllt der Staub die Gesichter der Fahrgäste.<br />
Also geht vorwärts; bleibt stets mit eurer spirituellen Disziplin befasst.<br />
Dann wird die Staubwolke der objektiven Welt euer Antlitz nicht umhüllen.<br />
(...)<br />
Allein durch Wissen <strong>und</strong> Einsicht kann im modernen Kaliyuga die<br />
Göttliche Ordnung bewahrt werden. Das ist der Gr<strong>und</strong>, warum ich bei<br />
dieser Aufgabe des Wiederaufbaus um Einsicht <strong>und</strong> Erkenntnis der<br />
Menschen durch spirituelle Unterweisungen bemüht bin.<br />
Wenn ihr die Samen nur auf die Oberfläche des Ackerbodens streut,<br />
keimen sie nicht. Ihr müsst sie in den Boden einbringen. Ebenso kann<br />
bloss oberflächlich verstreute Einsicht nicht aufkeimen, zu einem<br />
Baum des Wissens heranwachsen <strong>und</strong> die Frucht der Weisheit hervorbringen!<br />
Pflanzt Einsicht in eure Herzen; wässert die Pflanze mit<br />
Liebe, düngt sie mit Vertrauen, Mut <strong>und</strong> Entschlossenheit, haltet<br />
Schädlinge von ihr fern mit Hilfe von Insektiziden wie Singen zum Lob<br />
Gottes <strong>und</strong> spirituellen Zusammenkünften, auf dass ihr am Ende Nutzen<br />
daraus ziehen könnt. Ihr habt noch gar nicht mit spiritueller Diszi-<br />
469
plin begonnen, <strong>und</strong> schon verlangt ihr inneren Frieden <strong>und</strong> Gnade.<br />
Wie soll das jemals möglich sein? Fangt an! Dann wird euch alles hinzugegeben.<br />
Gott gibt euch alles, worum ihr bittet. Also seid achtsam. Bittet um die<br />
richtigen Dinge. (...) Überlegt gut <strong>und</strong> unterscheidet klar, bevor ihr um<br />
etwas bittet <strong>und</strong> bevor ihr betet. Ich weiss, wie gewissenhaft ihr alle im<br />
Essen <strong>und</strong> Trinken seid. Ihr kümmert euch ganz gut um euren Körper.<br />
Ich lehne das nicht ab; ich möchte nur, dass ihr euch gleichermassen<br />
gut um eure spirituellen Bedürfnisse kümmert. Nehmt morgens eine<br />
Dosis Meditation <strong>und</strong> Namensrezitation als Frühstück, Gottesdienst<br />
<strong>und</strong> Verehrung als Mittagessen, ein bisschen geistig erhebende Gesellschaft,<br />
Nachsinnen über das wahre Sein, spirituell ausgerichtete<br />
Literatur oder schriftliche Wiederholung der Gottesnamen als Nachmittagstee<br />
<strong>und</strong> -imbiss, eine St<strong>und</strong>e Singen zu Lob Gottes als Abendbrot<br />
<strong>und</strong> eine kurze zehnminütige Meditation als Glas Milch vor dem<br />
Zubettgehen. Diese Diät reicht aus, um euer innerstes Wesen glücklich<br />
<strong>und</strong> ges<strong>und</strong> zu erhalten. Das ist mein heutiger Rat für euch.<br />
16.4.64, (17-167/170)<br />
Wissen sei Macht, sagt man, aber das ist nicht wahr. Charakter ist<br />
Macht. Gerade der Erwerb von Wissen bedarf eines guten Charakters.<br />
Deshalb muss jeder danach streben, makellose charakterliche<br />
Eigenschaften zu erwerben <strong>und</strong> sich von Sünde freizuhalten. Bedenkt,<br />
dass die Menschen Buddha, Jesus Christus, Shankaracarya<br />
<strong>und</strong> Vivekananda, grossen Weisen <strong>und</strong> Heiligen bis zum heutigen<br />
Tag ein hohes Andenken bewahren. Was hat sie für alle Zeiten so erinnerungswürdig<br />
gemacht? Ich behaupte, es ist ihr guter Charakter,<br />
ohne den Reichtum, Erziehung, Bildung <strong>und</strong> sozialer Status wertlos<br />
sind. (...)<br />
Von allen Eigenschaften, die einen reinen Charakter kennzeichnen,<br />
sind Liebe, Geduld, Nachsicht, Güte <strong>und</strong> Standhaftigkeit die wertvollsten;<br />
sie sind am höchsten einzustufen. (4-13/14)<br />
Es gibt ein Geheimnis, das, sobald ihr es erkennt, alle anderen Geheimnisse<br />
aufdeckt. Es gibt ein bestimmtes Problem, mit dessen Lösung<br />
sich alle anderen Probleme auflösen. Es gibt einen bestimmten<br />
Knoten, mit dessen Auflösung sich alle anderen Knoten lösen. Es gibt<br />
eine bestimmte Wissenschaft, durch die, beherrscht ihr sie, alle anderen<br />
Wissenschaften beherrscht werden können. Und diese Schlüssel-<br />
Wissenschaft ist das Ewige Wissen. (4-39)<br />
470
Dauerhaftes Glück kann nur durch ein einziges Wissen erlangt werden,<br />
das Wissen der Upanishaden. Es ist die Wissenschaft über die<br />
Gottverwirklichung, die <strong>Lehre</strong> der Weisen (Rishis). Nur sie kann den<br />
Menschen retten <strong>und</strong> ihm inneren Frieden geben. Es ist eine unbestreitbare<br />
Tatsache, dass es nichts Höheres gibt als sie. Ganz gleich,<br />
welche Freude oder welchen Kummer ihr erlebt, ganz gleich, auf welchen<br />
Beruf ihr euch spezialisiert habt, um euren Lebensunterhalt zu<br />
verdienen - richtet eure Augen fest auf das göttliche Wissen. Wenn ihr<br />
nur die Intelligenz allein schärft <strong>und</strong> keine Tugenden entwickelt <strong>und</strong><br />
praktiziert, wenn ihr nichts weiter als Information im Gehirn speichert,<br />
dann könnt ihr keine Fortschritte machen, ja, dann ist das Wohlergehen<br />
der ganzen Welt sogar in höchster Gefahr. (4-41)<br />
Lebensgewohnheiten bringen dem Menschen Glück oder Unglück,<br />
sie lassen ihn Verlust <strong>und</strong> Kummer erleben, sind aber auch die Schritte,<br />
die ihn schliesslich zum Ziel führen. Da der Mensch nur durch gute<br />
Taten zu Gott gelangen kann, muss er sich ausschliesslich mit guten,<br />
selbstlosen <strong>und</strong> wunschlosen Handlungen befassen. Sie sind der<br />
wahre Gottesdienst. Sie sind die beste Art, sich ständig an Gott zu erinnern.<br />
Sie sind der höchste Lobgesang. Sie verbreiten Liebe ohne<br />
Unterschied. Sie sind jener Dienst, den sich jeder Mensch zur Pflicht<br />
machen sollte.<br />
Beschäftigt euch mit solchen Aktivitäten. Freut euch ununterbrochen<br />
im Gedenken an Gott. Das ist der königliche Weg zu dem euch vorgeschriebenen<br />
Ziel. (4-51)<br />
Im Prinzip sind Leben <strong>und</strong> Individualität dasselbe. Beide sind ein Beweis<br />
für den Mangel an Erkenntnis der Wahrheit, durch welche sie<br />
entstanden sind. Die Tatsache, dass der Mensch sich der Wahrheit<br />
nicht bewusst ist, ist das Ergebnis des Geb<strong>und</strong>enseins durch die drei<br />
Gr<strong>und</strong>eigenschaften alles Erschaffenen. Das Individuum ist vor allem<br />
von dem Drang zur Aktivität, zum Handeln gekennzeichnet, obwohl<br />
auch die beiden anderen als Veranlagung in ihm vorhanden sind. Die<br />
Schöpfung selbst entstand, als sich die absolute Wirklichkeit mit dem<br />
täuschenden Schleier des Dualismus verhüllte. Im gleichen Augenblick<br />
manifestierten sich die Eigenschaften, durch welche die Individuen<br />
sich unterscheiden. Welche der drei Eigenschaften die Oberhand<br />
gewinnt, hängt von dem Verhalten in früheren Erdenleben ab,<br />
dessen Folgen sich in diesem Leben auswirken. Wer überwiegend mit<br />
reinen, ausgeglichenen Eigenschaften begabt ist, ist ein gottgeführter<br />
471
Mensch, der sich Gott hingibt <strong>und</strong> sich seiner Macht <strong>und</strong> Herrlichkeit<br />
bewusst ist. Wer von leidenschaftlichen, aktiven Eigenschaften dominiert<br />
wird, ist ein starker, intelligenter Mensch, der sich mit einem Leben<br />
ohne spirituelles Streben zufrieden gibt. Ein von stumpfer Trägheit<br />
regierter Mensch wird ebenso von den Bedürfnissen des Körpers<br />
beherrscht wie das Tier. (...)<br />
<strong>Der</strong> Mensch, der in die Falle der Täuschung gegangen ist, bildet sich<br />
ein, “erschaffen” worden zu sein, <strong>und</strong> glaubt deshalb an einen<br />
“Schöpfer”. Diese Unkenntnis der Wahrheit muss durch die Erkenntnis<br />
der göttlichen Wirklichkeit, die zugleich Ansporn <strong>und</strong> Garant des<br />
Erfolgs bei diesem Abenteuer spirituellen Forschens ist, überw<strong>und</strong>en<br />
werden. Sie wird den gemeinhin für eine Realität gehaltenen Unterschied<br />
von Subjekt <strong>und</strong> Objekt, Mensch <strong>und</strong> Kosmos, zerstören. Um<br />
dem Menschen in diesem Kampf mit der Täuschung zu helfen <strong>und</strong> um<br />
ihn zur Wahrheit zu führen, beschreiben die Veden, (...) wie der<br />
Mensch sich verhalten muss, um bei seinen Bemühungen Erfolg zu<br />
haben. Solange er jedoch in Unwissenheit befangen ist, muss er Konzepte<br />
wie: Mensch <strong>und</strong> Kosmos, Rechtschaffenheit, Pflichtbewusstsein,<br />
Liebe zu Gott <strong>und</strong> Weisheit respektieren <strong>und</strong> sein Leben danach<br />
ausrichten. Solange er die scheinbare Mannigfaltigkeit des Universums<br />
für wirklich hält, muss er sich an die Gebote halten, die von einem<br />
personifizierten Gott gegeben werden.<br />
Das Universum ist im Gr<strong>und</strong>e genommen für jedes Lebewesen nichts<br />
anderes als das Produkt der eigenen Vorstellung. Wenn ihr euch nicht<br />
bemüht, den Geist <strong>und</strong> seine Arbeitsweise zu enträtseln, ist es<br />
schwierig, das allumfassende Brahman-Prinzip zu verstehen. Wer<br />
das Geheimnis der Atmosphäre nicht kennt, mag sich den Himmel als<br />
eine hell erleuchtete Kuppel vorstellen. Ebenso wird aus Unwissenheit<br />
fälschlicherweise der Intellekt für das eigentliche Selbst gehalten.<br />
So glaubt man, das Selbst als Intellekt sei aktiv, geniesse die Ergebnisse<br />
des Handelns, sei in den Gegensätzen von Freud <strong>und</strong> Leid gefangen<br />
<strong>und</strong> in Glück <strong>und</strong> Unglück, in Knechtschaft <strong>und</strong> Befreiung verwickelt.<br />
Von der vergänglichen Welt her gesehen, erscheint die<br />
Wirklichkeit natürlich anders als sie ist, obwohl die beiden untrennbar<br />
miteinander verknüpft sind. Raum ist immer nur Raum. Aber weil er in<br />
verschiedenen “Behältern” eingeschlossen ist, könnte man glauben,<br />
dass es jedes Mal ein anderer Raum sei, der sich in einem Zimmer, in<br />
einem Topf, in einem Gebäude oder in einem Zelt befindet. Aber diese<br />
differenzierte Betrachtungsweise ist nicht richtig, denn es ist ein<br />
<strong>und</strong> derselbe “Raum”, der nur von verschiedenen “Behältern” eingeschlossen<br />
ist, die verschiedene Namen <strong>und</strong> Formen haben <strong>und</strong> ver-<br />
472
schiedenen Zwecken dienen. Ebenso haben individuelle Wesen verschiedene<br />
Namen, Formen, Eigentümlichkeiten, Verhaltensweisen<br />
<strong>und</strong> Aufgaben. Aber so wie der Faden durch alle Perlen einer Kette<br />
läuft <strong>und</strong> sie dadurch zusammenhält, so ist das höchste Bewusstsein<br />
in allen Lebewesen ein <strong>und</strong> dasselbe. Was ihr irrtümlich als “Ich” in<br />
euch seht, das ist das Göttliche Selbst. Solange diese Tatsache nicht<br />
erkannt wird, kann der Mensch sich nicht dem Griff der Vielheit <strong>und</strong><br />
des Wechsels entziehen. Die Heiligen Schriften machen euch mit diesen<br />
Zusammenhängen bekannt <strong>und</strong> ermahnen euch, danach zu streben,<br />
sie zu erkennen. Was ist das Eine, durch das ihr alles wisst,<br />
wenn ihr es erkennt? Die Heiligen Schriften erklären, dass ihr alles<br />
wisst, wenn ihr den Funken Gottes im Inneren erkannt habt. <strong>Der</strong> Kosmos<br />
ist relativ wirklich <strong>und</strong> gleichzeitig relativ unwirklich. Es ist deshalb<br />
unnütz <strong>und</strong> unwichtig, ihn erforschen zu wollen. Das ist nicht der<br />
eigentliche Zweck des Lebens. Aber wenn alle Anstrengungen darauf<br />
ausgerichtet werden, das Göttliche Selbst zu erkennen, wird der Sinn<br />
des Lebens erfüllt. Die Schriften warnen den Menschen vor unnützem<br />
Streben. (...)<br />
Warum wollt ihr euch Gedanken machen, wie der Kosmos entstanden<br />
ist <strong>und</strong> wann er vergehen wird? Kümmert euch lieber um euch selbst!<br />
Die Heiligen Schriften betonen: “Erkenne dich selbst!” Wenn ihr euch<br />
selbst kennt, wird euch alles andere ganz von selbst klar. Ihr seid ein<br />
Mikrokosmos im Makrokosmos. Ebenso wie es genügt, die Beschaffenheit<br />
eines einzigen Tontopfes zu kennen, um alles über Tontöpfe<br />
zu wissen, so genügt es, euch selbst zu kennen, um alles andere zu<br />
wissen. (5-129/132)<br />
Kenntnisse, die durch das Studium heiliger Texte erworben wurden,<br />
sollten durch Erfahrung in Weisheit verwandelt werden. Wissen ohne<br />
persönliche Erfahrung ist nutzlos <strong>und</strong> bleibt nur trockene Gelehrsamkeit.<br />
Nur wenn ihr das Wissen, das ihr euch erarbeitet habt, in Praxis<br />
<strong>und</strong> Erfahrung umsetzt, kann es glaubwürdig werden. Reichtum zu<br />
erwerben bringt keinen Nutzen, wenn er nicht für die Wohlfahrt der<br />
Welt angelegt <strong>und</strong> dadurch geheiligt wird. So ist auch das aus Büchern<br />
gewonnene Wissen nutzlos, wenn es nicht angewandt wird.<br />
Nur wenn es durch solche Taten in Erfahrungen verwandelt wird, welche<br />
dem Besten der Menschheit dienen, ist es gesegnet. Das Verwandeln<br />
von Kenntnissen in Erfahrung ist nur möglich, wenn ihr die<br />
drei Stadien des Lernens, des Verstehens <strong>und</strong> des Anwendens<br />
durchlauft. (5-136)<br />
473
Ihr seid als menschliche Wesen geboren. Ihr erklärt, dass ihr göttlichen<br />
Ursprungs seid. Trotzdem versteht ihr die wahre Natur menschlichen<br />
Lebens nicht. Eure Existenz als Menschen erfreut Gott. Da ihr<br />
Menschen genannt werdet, muss euer Verhalten auch menschlichem<br />
Wesen angemessen sein. (...)<br />
Dem Menschen ist die Macht gegeben, Recht von Unrecht zu unterscheiden<br />
<strong>und</strong> sich von Sünde fernzuhalten. Dies wiederum führt ihn<br />
zum Göttlichen. <strong>Der</strong> Mensch hat mit dem Tier das Bedürfnis zu essen<br />
<strong>und</strong> zu schlafen sowie die Angst gemeinsam. Was den Menschen<br />
ganz entschieden vom Tier unterscheidet, ist seine Intelligenz. 1973,<br />
(35-127)<br />
Niemand kann sich vom Strom des Lebens isolieren. Jeder ist ein Teil<br />
der Gesellschaft. Ihr müsst den Versuch machen, mit dem Allgegenwärtigen<br />
eins zu werden. Das Leben auf dieser Welt gibt euch die<br />
Chance zur geistigen Fortentwicklung. Darum fühlt der Mensch der<br />
Gesellschaft gegenüber eine innere Verpflichtung, die aus seinem<br />
Gewissen kommt. Jedermann weiss jedoch, dass ihr, wenn wir diese<br />
Welt verlasst, alles zurücklassen müsst. Nicht einmal einen Grashalm<br />
könnt ihr mitnehmen. 1973, (35-177)<br />
Wer sich den Veden als Sucher nähert, findet drei Gebiete, die es zu<br />
erforschen gilt. Das erste ist die Untersuchung des Handelns <strong>und</strong> seiner<br />
Folgen, dann die Suche nach der Göttlichen Ordnung, die allen<br />
Dingen dieser Erscheinungswelt ihren angemessenen Platz zuweist,<br />
<strong>und</strong> schliesslich die Suche nach dem Verständnis des Göttlich-Absoluten.<br />
Eines ist jeweils die Vorbedingung des anderen. Nur durch<br />
rechtes Handeln innerhalb der Göttlichen Ordnung lernt ihr diese zu<br />
verstehen, <strong>und</strong> nur daraus erwächst das Verständnis für das Wesen<br />
des Göttlichen. (...)<br />
So sind das Handeln, die Göttliche Ordnung <strong>und</strong> Gott nichts anderes<br />
als drei verschiedene Erscheinungsformen des Göttlichen. Beim Handeln<br />
<strong>und</strong> selbst <strong>beim</strong> Handeln innerhalb der Göttlichen Ordnung entstehen<br />
Konflikte. Auf der dritten Stufe aber, nach dem Erkennen des<br />
Göttlichen Selbst gibt es nur die Glückseligkeit vollkommenen Ausgeglichenseins.<br />
(...)<br />
Wer sich auf dem Weg selbstlosen Handelns befindet, wird sagen:<br />
„Das Licht erhellt meinen Weg.“ Wer den Weg der Göttlichen Ordnung<br />
gef<strong>und</strong>en hat, sagt: „Das Licht ist in mir.“ Wer das Wesen Gottes erkannt<br />
<strong>und</strong> gelernt hat, das Göttliche in allen Dingen zu sehen, sagt:<br />
„Ich bin das Licht.“ 1974, (36-41/42)<br />
474
<strong>Der</strong> Ursprung des Positiven <strong>und</strong> Negativen liegt im Geist, im Denken<br />
<strong>und</strong> in der Vorstellungswelt des Menschen. Zwar ist auch der Geist<br />
des Menschen göttlich (Brahman), aber solange das Bewusstsein in<br />
der Welt der Gegensätze lebt, gibt es das Positive <strong>und</strong> das Negative.<br />
Eines ist die Kehrseite des anderen.<br />
Diese Gegensätze gibt es immer <strong>und</strong> überall. Freude <strong>und</strong> Leid sind<br />
miteinander verb<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> niemand kann sie trennen. Überw<strong>und</strong>enes<br />
Leid wird zur Freude. So wie Freude <strong>und</strong> Leid nicht unabhängig<br />
voneinander sind, so haben auch das Positive <strong>und</strong> das Negative keine<br />
eigenständige Existenz.<br />
Das Negative benutzt der Herr der Welt als eine Art Heilmittel. Von<br />
vielen wird dieser „Zorn“ des Herrn als etwas Furchtbares angesehen.<br />
Das ist nicht richtig. Seit <strong>und</strong>enklichen Zeiten sind den Weisen während<br />
ihrer spirituellen Übungen viele Schwierigkeiten begegnet. Gott<br />
schuf diese Widerstände, damit der Sucher eine bestimmte Stufe erreichen<br />
<strong>und</strong> gewisse Erkenntnisse sammeln kann. Gott tut das nicht<br />
aus einer Laune heraus <strong>und</strong> auch nicht, um dem Sucher zu schaden.<br />
An der Universität müsst ihr bestimmte Examen bestehen, um die<br />
nächste Stufe eures Studiums beginnen zu können. Diese Examen<br />
werden nicht abgehalten, um euch zu ärgern, sondern sie dienen eurem<br />
eigenen Interesse. Sie sind eine Prüfung, ob ihr für den nächsten<br />
Schritt bereit seid. So stellt auch Gott gelegentlich die Stärke des Suchenden<br />
durch Prüfungen auf die Probe. Weil die Menschen nicht die<br />
richtige Einstellung zu diesen Prüfungen haben, werden sie von ihnen<br />
vielfach als unerwünschte Schwierigkeiten betrachtet. Sie mögen beten:<br />
„O Gott, warum muss ich so viele Prüfungen ertragen?“ Sie mögen<br />
ihn bitten, den Prüfungen ein Ende zu bereiten. Ohne Prüfungen<br />
könnt ihr nicht weiterkommen! (...)<br />
Wenn derartige Prüfungen von Gott kommen, sind sie eine Gnade<br />
<strong>und</strong> nicht dazu bestimmt, den Gläubigen Kummer zu bereiten. Nicht<br />
alle verstehen <strong>und</strong> begreifen das Wirken Gottes. (...)<br />
Wenn ihr vor einem Spiegel steht, seht ihr euer eigenes Spiegelbild<br />
<strong>und</strong> seid euch bewusst, dass es euer Spiegelbild <strong>und</strong> nicht ein Teil<br />
des Spiegels ist. So reflektiert auch Gott das Positive <strong>und</strong> Negative,<br />
das ihr in ihn hineinprojiziert. <strong>Der</strong> Gedanke, dass seine Güte euch belohnt<br />
oder sein Zorn euch bestraft, entsteht in euch selbst <strong>und</strong> wird<br />
nur von dem Spiegel reflektiert. Ihr könnt Gott nicht für etwas verantwortlich<br />
machen, das in euch selbst entsteht, <strong>und</strong> wenn ihr es tut, hat<br />
es keine Gültigkeit, denn es ist nur das Ergebnis eurer eigenen Einbildung.<br />
1974, (36-61/63)<br />
475
Rechtschaffenheit verleiht innere Kraft. Wenn ihr eure Pflicht erfüllt,<br />
ohne eine Belohnung zu erwarten <strong>und</strong> ohne vom Weg der Göttlichen<br />
Ordnung abzuweichen, wird Gott immer bei euch sein, in guten <strong>und</strong> in<br />
schweren Zeiten. Er wird euer Zeuge <strong>und</strong> ständiger Begleiter sein.<br />
1974, (36-73)<br />
Wenn der Mensch so lebt, wie es für einen Menschen angemessen<br />
ist, hat er die Möglichkeit, sich auch dem Göttlichen zuzuwenden.<br />
Wenn er jedoch auf eine niedrigere Stufe absinkt, hat er keinen Zugang<br />
zum Göttlichen. Er kann das Göttlich-Absolute nur dann verstehen,<br />
wenn er den Versuch unternimmt, herauszufinden, wer er selbst<br />
ist. Nur dann besteht die Möglichkeit, dass er sein Höheres Selbst<br />
<strong>und</strong> damit den Weg zu Glück <strong>und</strong> Zufriedenheit findet. 1974, (36-77/<br />
78)<br />
Ein Wasserbläschen bildet sich aus Wasser, besteht aus Wasser <strong>und</strong><br />
löst sich schliesslich wieder im Wasser auf. In diesem Gleichnis ist der<br />
Mensch das Wasserbläschen <strong>und</strong> Gott das Wasser. <strong>Der</strong> Mensch wird<br />
aus Gott geboren, besteht aus Gott <strong>und</strong> wird schliesslich wieder eins<br />
mit Gott. Was kann ich euch sonst noch sagen? Dieses ist die Wahrheit,<br />
die alles erklärt. (...)<br />
Ebenso wie Wasser, Wellen <strong>und</strong> Schaumkronen sich nicht voneinander<br />
trennen lassen, sind auch die körperliche, die geistig-spirituelle<br />
<strong>und</strong> die göttliche Komponente des Menschen untrennbar miteinander<br />
verb<strong>und</strong>en. Dieses wird von den wenigsten richtig verstanden. 1977,<br />
(37-54)<br />
Das Geheimnis des Glücks liegt nicht darin, das zu tun, was man gerne<br />
tut, sondern das gerne zu tun, was man tun muss. Habt immer<br />
Freude an eurer Arbeit. (...)<br />
Verwahrloste Kinder, Erziehung ohne Sinn <strong>und</strong> Zweck, eine Gemeinschaft<br />
ohne Moral <strong>und</strong> ein Leben ohne inneren Frieden - das alles ist<br />
völlig nutzlos <strong>und</strong> dunkel wie eine Nacht ohne Mondschein. 1977, (37-<br />
69/70)<br />
Das Leben des Menschen muss ununterbrochenes spirituelles Bemühen<br />
sein. Jeder Tag ist günstig, um damit zu beginnen, gleichgültig<br />
welche Jahreszeit es ist. (...)<br />
Mässig <strong>und</strong> nützlich - das sind die Richtlinien. Nichts darf zu auffallend,<br />
minderwertig, zu kostbar, zu zerbrechlich sein. Geht den Mittel-<br />
476
weg, das bringt den grössten Nutzen. Das Verlangen nach materiellen<br />
Dingen kann nicht völlig aufgegeben werden. Deshalb benutzt es<br />
als Hilfsmittel bei der Verehrung des Herrn, indem ihr ihm all eure Anstrengungen<br />
widmet <strong>und</strong> Erfolg <strong>und</strong> Misserfolg als Beweis seiner<br />
Gnade annehmt. Sein Wille hat beschlossen, dass es so geschehen<br />
soll. Verwandelt alle sechs Triebe in Werkzeuge geistigen Wachstums.<br />
(...)<br />
Sät die Samen guter Gedanken auf dem Felde eures Herzens, reichert<br />
sie an mit Demut <strong>und</strong> bewässert sie mit den Wassern der Liebe.<br />
Beschützt die wachsenden Früchte mit dem Schädlingsbekämpfungsmittel,<br />
das man Mut nennt, <strong>und</strong> fördert das Wachstum mit dem<br />
Dünger der Konzentration. Dann wird die zarte Pflanze liebender Verehrung<br />
zur Weisheit heranwachsen <strong>und</strong> die Ernte wird das Wissen<br />
sein, dass ihr göttlich seid. Wenn diese <strong>Offenbarung</strong> kommt, wirst du<br />
Gott, denn du warst schon immer Gott, obwohl du es bis zu diesem<br />
Zeitpunkt nicht gewusst hast.<br />
<strong>Der</strong> Einzelne kann nur im Dienst am Nächsten Erfüllung finden <strong>und</strong><br />
sich zum Ganzen hin ausdehnen. Spirituelles Bemühen muss den<br />
Gesichtskreis erweitern, die Erfahrung vertiefen <strong>und</strong> in der individuellen<br />
Seele den Wunsch erwecken, mit der Göttlichen Seele zu verschmelzen.<br />
Die Erfahrungen der Heiligen <strong>und</strong> Weisen lassen euch erkennen,<br />
dass die Freuden der materiellen Welt winzig klein sind im Vergleich<br />
zu der Glückseligkeit, die durch spirituelle Anstrengung gewonnen<br />
wird. Um dieses Glücksbewusstsein zu gewinnen, ist es notwendig,<br />
sich im Freiwerden von Bindungen zu üben. (...)<br />
Göttliche Liebe kann nicht hervorquellen, wenn Sinnesfreuden <strong>und</strong><br />
persönlicher Stolz von euch Besitz ergriffen haben. (...)<br />
Es gibt drei Dinge, die ihr euch immer sagen müsst: „Ich will an nichts<br />
anderes denken als an Gott, ich will nichts tun ohne die Erlaubnis Gottes<br />
<strong>und</strong> ich will immer im Bewusstsein der Allgegenwart Gottes leben.“<br />
(...)<br />
Euer Wesen <strong>und</strong> eure Neigungen wurden durch die Art <strong>und</strong> Weise geformt,<br />
in der ihr während vieler Erdenleben geliebt <strong>und</strong> gehasst, gedient<br />
<strong>und</strong> gefochten habt. (27-9/11)<br />
Wenn der Samen höchster Weisheit, den ich säe, sich nicht zu starken<br />
Pflanzen entwickelt <strong>und</strong> eine gute Ernte bringt, berührt mich das<br />
auch. Wenn andererseits alles gut wächst bis die Ernte der Glückseligkeit<br />
eingebracht werden kann, macht mich das sehr glücklich. Das<br />
477
ist meine Nahrung. Das ist der Dienst, den ihr mir erweisen solltet. Es<br />
gibt nichts Höheres als dies. (...)<br />
Die Menschen zögern, das Feld spiritueller Arbeit zu betreten. Und<br />
doch sehnen sie sich nach der Ernte, die Freude ist. Sie sind nicht gewillt,<br />
den Preis zu bezahlen, <strong>und</strong> scheuen die geringste Anstrengung.<br />
Aber sie wollen, dass die Erlösung ihnen vom Himmel in den Schoss<br />
fällt. Sie möchten am liebsten die Schau Gottes ohne eigene Mühe<br />
vermittelt bekommen. (...)<br />
Das Studium philosophischer Bücher <strong>und</strong> religiöser Schriften ist unbekömmlich,<br />
wenn das Gelesene nicht in die Praxis umgesetzt wird.<br />
Wer in seinem Beruf nicht praktiziert, was er gelernt hat, verliert den<br />
Selbstrespekt <strong>und</strong> beginnt, sich seiner selbst zu schämen. Also lernt<br />
<strong>und</strong> praktiziert, esst <strong>und</strong> verdaut. Das ist der Rat, den ich euch gebe.<br />
(...)<br />
Ihr müsst nur fest entschlossen sein, diese Gelegenheit voll zu nutzen.<br />
Jetzt seid ihr hier <strong>und</strong> mir nahe. Die, welche nicht hier sein können,<br />
sind zwar räumlich fern, aber meine Liebe schliesst sie ein. Um<br />
zur Selbstverwirklichung zu gelangen, müsst ihr Ungemach, Prüfungen<br />
<strong>und</strong> Leiden willkommen heissen. Haltet beständig <strong>und</strong> gläubig<br />
am Namen <strong>und</strong> an der Form des Herrn fest. Lehnt alle geringeren<br />
Quellen der Freude ab. (...)<br />
Ein Krankenhaus ist für jene, die ihren Glauben in Ärzte <strong>und</strong> Arzneimittel<br />
setzen. Aber was können Ärzte <strong>und</strong> Arznei ohne die Gnade<br />
Gottes ausrichten? <strong>Der</strong> Tag wird kommen, an dem Krankenhäuser<br />
überflüssig werden, weil alle Menschen ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> frei von Krankheiten<br />
sein werden, da sie den spirituellen Weg, der zur Glückseligkeit<br />
<strong>und</strong> zu innerem Frieden führt, eingeschlagen haben. (27-13/15)<br />
Wenn der Geist des Menschen, unabhängig von den Höhen <strong>und</strong> Tiefen<br />
des Lebens, in der Lage ist, unter allen Umständen Gleichmut zu<br />
bewahren, dann ist ihm auch körperliche Ges<strong>und</strong>heit sicher. Er muss<br />
wie der Himmel sein, an dem nach dem Durchzug von Vögeln, Flugzeugen<br />
<strong>und</strong> Wolken keine Spuren zu sehen sind. Krankheiten werden<br />
mehr durch die Unterernährung des Geistes als die des Körpers verursacht.<br />
Die Ärzte sprechen von Vitaminmangel; ich nenne es Mangel<br />
an Vitamin G <strong>und</strong> empfehle die Wiederholung des Namens Gottes<br />
<strong>und</strong> Kontemplation über seine Herrlichkeit <strong>und</strong> Gnade. Das ist Vitamin<br />
G. Das ist die Medizin. Disziplin <strong>und</strong> geregelte Lebensgewohnheiten<br />
machen zwei Drittel <strong>und</strong> Medizin ein Drittel der Behandlung<br />
aus. (27-16/17)<br />
478
Betrachtet all euren Besitz <strong>und</strong> euer Vermögen als ein Vermächtnis,<br />
das euch zu treuen Händen von Gott übergeben wurde. Auch eure<br />
Familie wurde euch anvertraut, damit ihr sie liebt, für sie sorgt <strong>und</strong> sie<br />
anleitet. Ihr müsst deshalb eure Bindung an die Familie in Gottesdienst<br />
verwandeln <strong>und</strong> ein Werkzeug für spirituellen Fortschritt daraus<br />
machen. (...)<br />
<strong>Der</strong> Herr ist euch ganz nahe. Ihr müsst nur den Vorhang falscher Vorstellungen<br />
<strong>und</strong> der Unwissenheit beiseite schieben <strong>und</strong> die geschlossenen<br />
Augen öffnen. Er ist hier, direkt vor euch! <strong>Der</strong> Nebel der Sinnesfreuden<br />
verbirgt ihn vor euch. Zündet das Licht an, dann wird die<br />
Dunkelheit weichen, <strong>und</strong> er wird sichtbar werden. (...)<br />
Lasst euch gesagt sein, dass das Eheleben euch nicht daran zu hindern<br />
braucht, Selbstverwirklichung zu erreichen. Betrachtet Ehepartner<br />
<strong>und</strong> Kinder als heiliges Vermächtnis <strong>und</strong> dient ihnen in diesem<br />
Geist. Bereitet euch so vor, dass ihr mit 50 Jahren enthaltsam <strong>und</strong><br />
diszipliniert leben könnt. Bis zu diesem Alter müsst ihr Kontrolle über<br />
eure fünf Sinne erlangt haben. Mit 60 Jahren solltet ihr die sechs Feinde<br />
des Menschen: Lust, Zorn, Erkenntnis, Weisheit, Unterscheidungsvermögen,<br />
Habgier, Abhängigkeit, Stolz <strong>und</strong> Hass überw<strong>und</strong>en<br />
haben. Mit 70 Jahren müsst ihr bereit sein, mit den sieben Weisen,<br />
den sieben Meeren <strong>und</strong> den sieben Farben der Sonnenstrahlen zu<br />
verschmelzen. Das heisst, ihr müsst weit, weit über weltlichen Wünschen<br />
<strong>und</strong> Idealen stehen <strong>und</strong> durch eure spirituellen Anstrengungen<br />
dem Ziel des Einswerdens so nahe wie möglich gekommen sein. Mit<br />
80 Jahren steht ihr dann auf der gleichen Stufe wie die himmlischen<br />
Schirmherren, die mit mehr oder weniger göttlichen Eigenschaften<br />
über die acht Kardinalpunkte präsidieren. Das 90. Jahr wird euch,<br />
oder besser, sollte euch in das Reich der neun Planeten bringen, das<br />
Reich des Überirdischen. Wenn der Mensch zehn Dekaden lang lebt<br />
<strong>und</strong> 100 Jahre alt wird, muss er alle zehn Sinne, nämlich die fünf Sinne<br />
der Informationsaufnahme <strong>und</strong> die ihnen entsprechenden Funktionen<br />
des Handelns beherrschen. Er muss die Weisheit in Person sein,<br />
ohne jeden Wunsch handeln <strong>und</strong> frei von dem Verlangen nach den<br />
Früchten seines Tuns sein. Dann sind er <strong>und</strong> das Absolute eins <strong>und</strong><br />
unteilbar! (...)<br />
Was sind eigentlich Ziel <strong>und</strong> Zweck aller Heiligen Schriften <strong>und</strong> meiner<br />
Vorträge? Versucht, diese Frage zu beantworten. Sie sagen dem<br />
Menschen die Wahrheit über ihn selbst. (27-23/25)<br />
<strong>Der</strong> Magnet kann die Nadel nicht anziehen, wenn sie verschmutzt ist.<br />
479
Wenn der Herr sich dem Gläubigen nicht nähert, dann liegt dies daran,<br />
dass sein Herz nicht rein genug ist. (27-30)<br />
Wenn der Mensch soweit ist, dass er das Göttliche in jedem Wesen<br />
erkennt, wenn alle Sinne die Erfahrung des Göttlichen widerspiegeln,<br />
wenn er das Göttliche überall sieht, hört, schmeckt, riecht <strong>und</strong> fühlt,<br />
dann ist er zweifellos ein Teil Gottes <strong>und</strong> lebt in ihm <strong>und</strong> mit ihm.<br />
Wenn ihr auf diese Weise eure Pflicht dem eigenen Fortschritt gegenüber<br />
erfüllt, werdet ihr eine neue Kraft verspüren, die Fülle des<br />
Glücksbewusstseins kosten <strong>und</strong> durch eine neue Heiligkeit erfrischt<br />
werden. (27-33)<br />
<strong>Der</strong> Rosenkranz lehrt euch die Einheit, obwohl er 108 Perlen hat.<br />
Wenn er aus Glasperlen besteht, könnt ihr die Schnur sehen, die als<br />
„Innerer Zusammenhalt“ durch die Perlen läuft. Wenn es eine Kette<br />
aus <strong>und</strong>urchsichtigen Perlen ist, wisst ihr trotzdem, dass sie durch<br />
eine Schnur zusammengehalten wird, welche die Gr<strong>und</strong>lage für ihre<br />
Existenz bildet. Warum gerade 108 Perlen? 108 erhält man, wenn 12<br />
mit 9 multipliziert wird. 12 ist die Zahl der Sternbilder des Tierkreises,<br />
welche die Geheimnisse der manifestierten Welt enthüllen. Sie ist<br />
deshalb Symbol der Welt der Formen <strong>und</strong> Namen, der Vielfalt, der<br />
scheinbaren Mannigfaltigkeit, der flüchtigen Bilder. 9 ist die Leinwand,<br />
auf welcher die Bilder erscheinen, die Basis, der Strick, den ihr in der<br />
Dämmerung für eine Schlange haltet, der Namenlose, Formlose, Ewige,<br />
Absolute. 9 ist die Zahl Gottes, denn sie ist unveränderlich. Sie<br />
bleibt immer 9, wie oft ihr sie auch multipliziert, denn die Quersumme<br />
des Ergebnisses ist immer 9. Wenn ihr also die Perlen durch die Finger<br />
gleiten lasst, denkt an die Tatsache, dass es in der Welt die Wahrheit<br />
<strong>und</strong> ein Zerrbild der Wahrheit gibt. Es ist das Zerrbild, das euch<br />
anzieht, ablenkt, erfreut, betrügt <strong>und</strong> auf Abwege führt. Die Wahrheit<br />
macht euch frei!<br />
Lasst den Rosenkranz über den Mittelfinger gleiten <strong>und</strong> haltet Mittel-,<br />
Ring- <strong>und</strong> kleinen Finger eng zusammen. Diese stellen die drei<br />
Gr<strong>und</strong>eigenschaften des Menschen dar. Die tiefere Bedeutung ist,<br />
dass ihr nun die Welt der drei „Gunas“ mit ihren Merkmalen <strong>und</strong> Eigenschaften,<br />
Namen, Formen <strong>und</strong> ihrer Vielfalt hinter euch lasst <strong>und</strong><br />
auf das Wissen um die Einheit zugeht. <strong>Der</strong> Zeigefinger, der das Individuum<br />
repräsentiert, führt langsam jede Perle zum Daumen, der<br />
Gott, versinnbildlicht. Berührt dessen Spitze <strong>und</strong> betont mit jeder Perle<br />
<strong>und</strong> jedem Atemzug das Einswerden mit Ihm. Während die Finger<br />
480
ihre Arbeit tun, wiederholt die Zunge das „OM“ <strong>und</strong> den Namen des<br />
Herrn. <strong>Der</strong> Rosenkranz ist sehr nützlich für Anfänger auf dem spirituellen<br />
Weg, aber wenn ihr fortgeschritten seid, werdet ihr mit jedem<br />
Atemzug an den Herrn denken, <strong>und</strong> die Perlen werden überflüssig. In<br />
den Veden heisst es: „Immer, zu jeder Zeit, an jedem Ort über Gott<br />
meditieren.“ Das ist das Stadium, zu dem der Rosenkranz euch führen<br />
sollte. Ihr braucht ihn nicht für immer zu benutzen, denn er ist nur<br />
ein Hilfsmittel zur Entwicklung der Konzentrationsfähigkeit. (27-51/52)<br />
Hingabe an Gott ist das Bewusstsein, in dem es keine von Gott getrennte<br />
Existenz gibt. <strong>Der</strong> Gläubige atmet Gott, handelt durch <strong>und</strong> für<br />
Gott, denkt Gott, <strong>und</strong> seine Worte über Gott kommen von Gott. (27-<br />
54)<br />
Die Menschen nehmen viele lebende Wesen als Nahrung zu sich,<br />
z.B. Pflanzen, Eier, Fisch, Rinder, Schafe usw. Aufgr<strong>und</strong> dieser Nahrung<br />
werden sie wieder <strong>und</strong> wieder als Menschen geboren. Sie lernen<br />
nicht, wie Gott sich in ihnen offenbaren kann, bleiben auf der tierischen<br />
Ebene <strong>und</strong> vegetieren dahin, ohne die Möglichkeiten zu höherer<br />
geistiger Entwicklung zu nutzen. So sind die meisten Menschen<br />
von der Wiege bis zur Bahre die Sklaven ihrer Sinne. (...)<br />
Gott, der Ursprung <strong>und</strong> Ziel ist, kann nur durch reines Bewusstsein erkannt<br />
werden. Es gibt charakterschwache Menschen, die sich schämen,<br />
ein Bild anzubeten. Ihr seht Gott in dem Bildnis, dürft aber Gott<br />
nicht als Bild betrachten. Betet den Stein als Gott an, aber seht Gott<br />
nicht als einen Stein! (27-64/65)<br />
Ihr seid ein Abbild eures wirklichen Selbst, das sich im Körper, der ein<br />
Teil der Schöpfung ist, widerspiegelt. <strong>Der</strong> ursprüngliche göttliche<br />
Geist, der individualisierte Geist, der dessen Ebenbild ist, <strong>und</strong> die<br />
sichtbare Welt, von welcher der Körper ein Teil ist - das sind drei Wesenheiten,<br />
die man Gott, individuelle Seele <strong>und</strong> Schöpfung nennt.<br />
Wenn ihr in der Lage seid, entweder die sichtbare Welt als Illusion zu<br />
betrachten oder zu erkennen, dass sie nichts weiter ist als der Geist<br />
Gottes, dann ist euer spirituelles Streben von Erfolg gekrönt. Wenn<br />
der Spiegel, die Schöpfung, nicht mehr ist, verschwindet auch das<br />
Spiegelbild. Wenn der Spiegel weggenommen wird, verschwindet<br />
beides - er selbst <strong>und</strong> das, was er widerspiegelt. Dann werdet ihr eins<br />
mit dem Göttlichen. (27-65/66)<br />
481
Zur Erzeugung elektrischen Lichtes braucht man die Verbindung vom<br />
positiven zum negativen Pol der Spannungsquelle. Ebenso ist der positive<br />
Pol Gnade, göttliche Majestät, Wandeln in seiner Herrlichkeit.<br />
<strong>Der</strong> negative Pol ist das Bewusstsein: „Nicht ich, nicht meins“; es ist<br />
die Verneinung der illusorischen Erfahrungen der Wach-, Traum- <strong>und</strong><br />
Tiefschlafzustände, die Auflösung von Kette <strong>und</strong> Schuss des Gemüts,<br />
der Vorgang des Unkrautjätens <strong>und</strong> Reinigens.<br />
Das Eine hat viele Namen <strong>und</strong> wird in vielen Formen dargestellt. Es<br />
gibt nur eine Wahrheit. Die Menschen können nur einen Teil davon<br />
wahrnehmen; ihre Einsicht ist zu begrenzt, um das Ganze sehen zu<br />
können. (...)<br />
Jeder Mensch muss drei Irrtümer berichtigen: die gr<strong>und</strong>legende Unwissenheit,<br />
die daraus resultierenden unrichtigen Erklärungen <strong>und</strong><br />
die Suche in der Ferne nach dem, was ganz nahe ist. (27-66/67)<br />
Ein spirituelles Leben ist ein Leben für Gott. Alle Gedanken, Worte<br />
<strong>und</strong> Taten werden dem Herrn dargebracht. Das Denken dreht sich um<br />
einen Mittelpunkt - Gott. Die Konzentration muss stark <strong>und</strong> stetig sein.<br />
Warum ist das so schwierig für euch? <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong> dafür ist, dass euch<br />
die tiefe sehnsuchtsvolle Bindung, die echte Liebe zu Gott, fehlt. Fahrt<br />
fort mit euren spirituellen Übungen. Mit Ausdauer ist es möglich, das<br />
Ziel zu erreichen. (...)<br />
Spirituelles Streben ist etwas Einzigartiges <strong>und</strong> Kostbares, das nicht<br />
öffentlich zur Schau gestellt wird. (...)<br />
Wirkliche Liebe, die unverändert bleibt, ist göttliche Liebe. Glaubt an<br />
euch selbst, dann werdet ihr an Gott glauben. (27-72/73)<br />
Ein Lächeln ist die Rose, die an dem dornigen Zweig eines Seufzers<br />
wächst. Vergiesst Tränen, aber nur Tränen der Freude; Freude darüber,<br />
dass ihr von den Ketten des Verlangens befreit seid. (27-153)<br />
Alles Leiden des Menschen kann auf falsche Wertbegriffe zurückgeführt<br />
werden. <strong>Der</strong> erste Schritt muss zuerst getan werden. Erst helft<br />
euch selbst, dann anderen. Heutzutage beginnen die Leute anderen<br />
auf dem spirituellen Pfad zu helfen, ohne ihn selbst zu gehen. (27-<br />
201)<br />
<strong>Der</strong> Mensch weiss nichts über das weite Unbekannte, das sich dem<br />
Zugriff seiner unzulänglichen fünf Sinne entzieht. Von jedem Wesen<br />
<strong>und</strong> Ding gehen zum Beispiel ständig ohne Unterbrechung Millionen<br />
482
von winzigen Teilchen <strong>und</strong> Millionen von Schwingungen aus. Von bestimmten<br />
Substanzen, z.B. Kampfer, verflüchtigt sich so viel, dass ein<br />
Klumpen davon in ein paar Tagen verschwindet. Die Körper anderer<br />
Menschen wirken durch diese Ausstrahlung auf euch ein, <strong>und</strong> ebenso<br />
wirkt ihr auf andere ein. Deshalb werden Wachstum des Körpers, Ges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> Kraft auch durch den Umgang, den ihr pflegt, beeinflusst.<br />
(...)<br />
In den Heiligen Schriften der Hindus werden fünf Arten von Bädern<br />
vorgeschrieben, um den Körper vor den Ausstrahlungen anderer zu<br />
schützen: das Schlammbad, das Sonnenbad, das Wasserbad, das<br />
Luftbad <strong>und</strong> das Aschenbad. Bei letzterem wird der Körper, als Zeichen<br />
der Verehrung Shivas, mit einer Schicht feiner Asche (Vibhuti)<br />
bedeckt. Die Asche schützt den Körper vor den negativen Wirkungen<br />
der Ausstrahlungen, die von anderen ausgehen. Ausserdem heiligt<br />
<strong>und</strong> reinigt sie die Ausstrahlung dessen, der mit Asche bedeckt ist,<br />
denn sie erinnert ihn an das unvermeidliche Ende aller Dinge, mit<br />
Ausnahme von Gott dem Herrn als einzige Wirklichkeit. Das Vermeiden<br />
körperlicher Berührung als gesellschaftlicher Brauch muss seinen<br />
Ursprung in der Erkenntnis dieser Tatsache haben. (27-213)<br />
Euer Leben ist Gottes Spiel; die Rolle ist sein Geschenk, die Worte<br />
sind von ihm geschrieben. Er führt Regie, er bestimmt Kostüm <strong>und</strong><br />
Dekoration, Gesten <strong>und</strong> Worte, Auftritt <strong>und</strong> Abgang. Ihr müsst eure<br />
Rolle gut spielen, um seinen Beifall zu erhalten, wenn der Vorhang<br />
fällt. Verdient euch durch eure Leistung <strong>und</strong> eure Begeisterung das<br />
Recht, immer grössere <strong>und</strong> bedeutendere Rollen zu spielen - das ist<br />
der Sinn <strong>und</strong> Zweck des Lebens. (27-226)<br />
Wenn die Sonne aufgeht, erblühen nicht alle Lotosblumen auf dem<br />
See. Nur die Knospen, die dazu herangewachsen sind, öffnen ihre<br />
Blütenblätter. Die anderen warten, bis ihre Zeit gekommen ist. So ist<br />
es auch mit den Menschen. Es bestehen Unterschiede in der Entwicklung.<br />
Aber eines Tages werden alle Früchte reifen <strong>und</strong> vom<br />
Baum fallen. Alle Wesen müssen das Ziel erreichen, wie langsam <strong>und</strong><br />
auf wie viel Umwegen sie sich auch fortbewegen mögen. 23.4.61,<br />
(16-29)<br />
Die Bhagavadgita empfiehlt als einzige Form der Entsagung die, welche<br />
in einem aktiven Leben geübt wird. Diese führt zur Freiheit von<br />
Wünschen <strong>und</strong> Begierden. Zu allen Zeiten gilt das Versprechen: “Ich<br />
483
werde für das Wohlergehen aller sorgen, die ihr Ego überwinden <strong>und</strong><br />
Zuflucht zu mir nehmen.” Denkt immer daran, dass dies kein Nebeneinander<br />
sein kann. Es ist entweder das eine oder das andere.<br />
24.10.61, (16-74)<br />
Da ihr den reissenden Strom nicht schwimmend überqueren könnt,<br />
benutzt ihr ein Floss. So nehmt ihr auch Zuflucht zu dem Göttlichen in<br />
irgendeiner Form, weil ihr das Formlos-Absolute nicht erfassen könnt,<br />
<strong>und</strong> bemüht euch, mit Hilfe geistiger <strong>Lehre</strong>r <strong>und</strong> durch rituellen Gottesdienst<br />
diesem näher zu kommen. Aber es ist nicht ratsam, für immer<br />
mitten in der Strömung, umgeben von gefährlichen Strudeln, auf<br />
dem Floss zu bleiben. Eines Tages müsst ihr die konventionelle Form<br />
der Anbetung hinter euch lassen <strong>und</strong> höher aufsteigen. Blätter, Blumen,<br />
Früchte usw. sind alles Hilfsmittel, die benutzt werden, um den<br />
Kindern das ABC beizubringen. Befreit euer Unterbewusstsein von<br />
den primitiven tierischen Impulsen, von denen es in vielen Erdenleben<br />
geprägt worden ist. 26.10.61, (16-77)<br />
<strong>Der</strong> Name des Herrn <strong>und</strong> die Ketten des Schicksals können nicht nebeneinander<br />
bestehen. Die Folgen der Sünden vergehen wie der Nebel<br />
in der Sonne, wenn der Name des Herrn rezitiert wird. (...)<br />
Ihr bekommt nur dann ein Gefühl für das Göttliche, wenn ihr Geschmack<br />
an der göttlichen Liebe findet. Das ist der Gr<strong>und</strong> für das<br />
Kommen des Avatars: Er will euch eine Kostprobe dieser Liebe geben,<br />
so dass das Verlangen nach dem Herrn in eurem Herzen wach<br />
wird. Die Menschen haben ungeheures Wissen erworben, aber ihre<br />
Weisheit hat damit nicht Schritt gehalten. Darum muss der Mensch<br />
die Fähigkeit entwickeln, den Bereich des Universal-Absoluten zu erforschen<br />
<strong>und</strong> zu ihm vorzustossen. (...)<br />
Es gibt drei Arten von Menschen: Solche, welche die materielle Welt<br />
als einzige Wirklichkeit anerkennen; solche, die an einen höheren Willen<br />
hinter all dem, was sie sehen <strong>und</strong> erfahren, glauben, die sich diesem<br />
Willen beugen <strong>und</strong> ihn zu erfassen suchen, so dass sie ihm folgen<br />
können <strong>und</strong> nicht gegen ihn verstossen; <strong>und</strong> schliesslich jene, die<br />
erkannt haben, dass die materielle Welt nur einen relativen, aber keinen<br />
absoluten Wert besitzt. Die letzten beiden werden niemanden,<br />
auch nicht den Herrn, für ihre Probleme verantwortlich machen.<br />
24.11.66, (16-80/81)<br />
Denkt immer daran, dass <strong>Sai</strong> nicht in Gebäuden aus Stein, Ziegeln<br />
484
oder Zement wohnt. Er wohnt in sanften Herzen, die voll warmen Mitgefühls<br />
<strong>und</strong> allumfassender Liebe sind. Tempel <strong>und</strong> formaler Gottesdienst<br />
haben einen gewissen Wert, weil sie die höheren Impulse im<br />
Menschen anregen <strong>und</strong> seine Instinkte in gesellschaftlich nützliche<br />
Bahnen lenken. Darum wird in Indien keine Gelegenheit versäumt,<br />
den Menschen gottwärts zu führen. Alle Künste dienen diesem<br />
Zweck. (...)<br />
Beneidet nicht die Länder, die versuchen, den Mond oder Mars zu erreichen<br />
<strong>und</strong> den Weltraum zu erforschen. Welchen Sinn hat es, darin<br />
erfolgreich zu sein, aber Sklaven der Angst vor Feindseligkeiten zu<br />
bleiben? Was nützt es, Höchstgeschwindigkeiten von Tausenden von<br />
Kilometern in der St<strong>und</strong>e zu erreichen, während der Geist von den<br />
dunklen Impulsen einer erdgeb<strong>und</strong>enen Vergangenheit belastet ist?<br />
Sucht nach der Ursache der Friedlosigkeit in den hoch entwickelten<br />
Ländern des Westens, <strong>und</strong> ihr werdet sehen, dass der Gr<strong>und</strong> dafür in<br />
der Überhandnahme von Stolz <strong>und</strong> Habsucht, Laster <strong>und</strong> Sünde zu<br />
finden ist. Da gibt es keine Gottesfurcht, keinen Respekt vor dem Alter,<br />
keine Furcht vor der Sünde. Nur den äusseren Symbolen des<br />
Reichtums <strong>und</strong> der Macht wird Wert <strong>und</strong> Bedeutung beigemessen,<br />
dem Gefäss, nicht dem Inhalt.<br />
Diese marmorne Statue zum Beispiel ist das Gefäss. <strong>Der</strong> Inhalt ist<br />
das <strong>Sai</strong>-Prinzip. So wie die Tasse das Gefäss <strong>und</strong> die Milch der Inhalt<br />
ist, so giesst ihr das <strong>Sai</strong>-Prinzip in diese Form <strong>und</strong> nennt es <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>.<br />
Wenn ihr es in ein Gefäss mit einer anderen Form giesst, nennt ihr es<br />
Shiva, Krishna oder Rama. (...)<br />
Ich kann es nicht ausstehen, wenn Leute wertvolle Augenblicke ihres<br />
begrenzten Lebens mit nichts sagendem Geschwätz <strong>und</strong> mit der Jagd<br />
nach eitlem Vergnügen vergeuden. Ebensowenig mag ich ängstliche<br />
Zaghaftigkeit. Handelt! Setzt eure ganze Kraft ein. Macht von den<br />
Kenntnissen <strong>und</strong> Fähigkeiten, die euch zur Verfügung stehen, von eurem<br />
Mut <strong>und</strong> Selbstvertrauen in vollem Masse Gebrauch. Dann wird<br />
Gott euch segnen. (...)<br />
Es gibt nur eine Sonne, aber sie spiegelt sich in Millionen von Seen,<br />
Teichen <strong>und</strong> Töpfen. Das Göttlich-Absolute ist das Eine, <strong>und</strong> alle Lebewesen,<br />
begabt mit einer göttlichen Seele, sind sein Spiegelbild.<br />
Hier sind Tausende von Leuten, <strong>und</strong> <strong>Sai</strong> leuchtet jetzt im Herzen eines<br />
jeden Einzelnen. Das ist wirkliches inneres Glück. Bewahrt es<br />
euch <strong>und</strong> pflegt es sorgfältig. Das ist das Geheimnis inneren Friedens.<br />
2.12.61, (16-82/84)<br />
485
Die Gebildeten kennen den Frieden nicht, dessen sich die Ungebildeten<br />
erfreuen. Sie sind unglücklicher <strong>und</strong> unzufriedener <strong>und</strong> treiben<br />
steuerlos in einem Meer der Ungewissheit. Sie wissen nichts von der<br />
Quelle des Friedens <strong>und</strong> des Glücks, die ihren Ursprung in ihrem eigenen<br />
Herzen hat. Sie vernachlässigen ihr höheres Bewusstsein, so<br />
dass es vertrocknet, denn sie wissen nicht, dass es mit Liebe bewässert<br />
werden muss, so dass die Frucht des Friedens darin wachsen<br />
kann. Sie lesen viele Bücher, aber ändern ihr Denken <strong>und</strong> ihre Lebensweise<br />
nicht. (...)<br />
Ihr müsst die Medizin aussuchen, die ihr braucht, müsst sie einnehmen<br />
<strong>und</strong> wirken lassen. Nur das kann die Ursache der Krankheit beheben.<br />
(...)<br />
Die Menschen wissen nicht, wie sie das Göttliche in sich <strong>und</strong> anderen<br />
erkennen können. Sie ermahnen sich zwar gegenseitig, anderen zu<br />
dienen, weil alle Wesen Manifestationen Gottes seien, aber das ist<br />
nur leeres Gerede ohne die Inspiration eigener Erfahrung. Die Herrlichkeit,<br />
Göttlichkeit <strong>und</strong> Heiligkeit des Menschen <strong>und</strong> wie diese erkannt<br />
werden können, wurde in Indien seit <strong>und</strong>enklichen Zeiten gelehrt.<br />
Nur jene, die das gelernt haben, verdienen es, Söhne <strong>und</strong><br />
Töchter dieses Landes genannt zu werden. Die anderen gleichen<br />
dem Kuckuck, der im Nest der Krähe geboren wird. Obwohl ihr Geburtsort<br />
natürlich Indien ist, sind sie Fremde hier. Sie sind von anderer<br />
Abstammung. (...)<br />
Ohne Glauben seid ihr lebende Leichname. Euer Leben mag grossartig,<br />
schön <strong>und</strong> reich sein wie das Taj Mahal, aber denkt daran, es ist<br />
nur ein Grabmal! Wie ihr den Gottesdienst gestaltet, welche Form <strong>und</strong><br />
welchen Namen ihr anbetet, ist gleichgültig. Auf den Glauben kommt<br />
es an. Er ist es, der euch zu Höherem befähigt. 2.12.61, (16-86/87)<br />
Begrüsst Prüfungen. <strong>Der</strong> Herr antwortet nicht nur auf den lieblichen<br />
Ruf der Nachtigall. Er leiht sein Ohr auch dem Zwitschern anderer Vögel.<br />
Er hört das Klagen eines jeden Wesens. Es ist eine Tatsache,<br />
dass Leiden euch einen grösseren Anspruch auf die Gnade des Herrn<br />
gibt. Wenn das Leiden in Wellen kommt, eine nach der anderen, dann<br />
seid froh, dann es ist ein Zeichen, dass ihr dem Ufer näher kommt. Ertragt<br />
die Unbilden tapfer, wendet euch nicht von Gott ab, indem ihr<br />
ihm die Schuld gebt. Die Quelle aller Freude ist das Bewusstsein des<br />
Selbst, die Göttliche Seele. Alles Leid kommt von aussen. Seid froh,<br />
dass ihr geprüft werdet, denn dann bekommt ihr das Zeugnis. Die<br />
Prüfungen haben die Aufgabe, euren Fortschritt zu messen. Schreckt<br />
486
also nicht zurück, wenn ihr euch Schwierigkeiten gegenüber seht. <strong>Der</strong><br />
Herr tut euch einen Gefallen, wenn er euch prüft, denn er ist beeindruckt<br />
von euren Leistungen <strong>und</strong> will sie durch das Aufdrücken seines<br />
Siegels bestätigen. Erfüllt die Forderungen der Prüfung, dann könnt<br />
ihr vor den Augen des Herrn Gefallen finden. 6.3.62, (16-103)<br />
Ihr betrachtet die Welt als etwas, das euch nahe ist, das euch umgibt<br />
<strong>und</strong> einhüllt. Wenn ihr aber den Herrn darstellen wollt, dann beschreibt<br />
ihr ihn als hoch droben im Himmel, weit von euch entfernt, in<br />
dem fernen Jenseits. Das ist falsch. <strong>Der</strong> Herr ist nah, <strong>und</strong> die Welt ist<br />
fern. Ihr glaubt, dass es umgekehrt sei, weil ihr die Wahrheit fürchtet<br />
<strong>und</strong> weil ihr euch gerne selbst täuscht. 7.3.62, (16-105)<br />
Die Regeln, welche ich für alle, die zu diesem Prashanti Nilayam kommen,<br />
aufgestellt habe, sind streng <strong>und</strong> sogar hart, aber das ist nur zu<br />
eurem eigenen Besten. Erst kommt die eigene innere Läuterung,<br />
dann die der Gemeinschaft - das ist die natürliche Ordnung. Ihr nehmt<br />
auch zuerst ein Bad <strong>und</strong> zieht dann frische Wäsche an. Ich muss<br />
streng sein, denn wenn ich einen Fehler durchgehen lasse, könnten<br />
andere folgen. Eine Pflanze kann nur gedeihen, wenn der Boden um<br />
den Stamm herum umgegraben <strong>und</strong> der Sonne <strong>und</strong> dem Regen ausgesetzt<br />
ist. Ich verlange, dass ihr die alten, tief verwurzelten Gewohnheiten<br />
wie Schwatzhaftigkeit, Eitelkeit, Eifersucht <strong>und</strong> die Freude am<br />
Lästern aufgebt. Nicht mir zuliebe müsst ihr das Leben eines ernsthaften<br />
Gläubigen führen, sondern ihr schuldet es euch selbst, <strong>und</strong><br />
deshalb müsst ihr diese Regeln nicht nur hier, sondern überall, wo ihr<br />
auch sein mögt, befolgen. (...)<br />
Im Allgemeinen spreche ich sanft, aber bezüglich der Disziplin mache<br />
ich keine Konzessionen. Gleichgültig, ob ihr kommt oder geht, ich bestehe<br />
auf unbedingtem Gehorsam. Ich werde meine Forderungen<br />
nicht eurem Niveau anpassen, denn das würde euch nur schaden. Ich<br />
bin darauf bedacht, dass ihr das höchste Ziel erreicht. Lebt in Frieden,<br />
glücklich <strong>und</strong> genügsam, <strong>und</strong> betrachtet jeden Tag als ein Geschenk<br />
des Herrn. Jagt nicht in Hast den Dingen nach, seid nicht aufgebracht<br />
oder wütend. Seid wachsam, <strong>und</strong> erlaubt nicht, dass Habsucht <strong>und</strong><br />
Ärger euer Verhalten bestimmen.<br />
Nehmt an allen Veranstaltungen in der Halle teil: an der Morgenandacht,<br />
am gemeinsamen Singen <strong>und</strong> an den Vorträgen. Versteckt<br />
euch nicht hinter Entschuldigungen. Wenn ihr krank seid, wird euch<br />
das Singen heilen, oder - das kann ich euch versichern - es gibt nichts<br />
487
Besseres, als mit dem Namen des Herrn auf den Lippen zu sterben.<br />
Die Gläubigen sind auf den falschen Weg geraten. Weil sie nicht dazu<br />
erzogen werden, sich an eine strenge Ordnung zu halten, wird der<br />
Respekt, der frommen Menschen entgegengebracht wird, immer geringer.<br />
Sie sind durch Nachgiebigkeit verdorben worden. Von jetzt an<br />
werde ich keinerlei Abweichungen mehr dulden. Ihr seid seit vielen<br />
Jahren hier, <strong>und</strong> deshalb muss ich euch als Erwachsene behandeln,<br />
nicht als Kinder. Es ist meine Liebe zu euch, die mich veranlasst,<br />
euch zu tadeln, wenn ihr etwas Falsches tut. Die Strahlen meiner<br />
Gnade werden die Lotosblume eures Herzens erblühen lassen.<br />
28.4.62, (16-125)<br />
Es gibt noch einen anderen Gr<strong>und</strong>satz: Die Göttliche Ordnung erzieht<br />
euch dazu, ruhig, bedacht <strong>und</strong> von unerschütterlichem Gleichmut zu<br />
sein. Ihr wisst, dass Erfolg <strong>und</strong> Misserfolg, Reichtum <strong>und</strong> Armut,<br />
Freud <strong>und</strong> Leid, Glücksgefühl <strong>und</strong> Enttäuschung von vergänglicher<br />
Natur sind. Seid nicht himmelhoch jauchzend <strong>und</strong> zu Tode betrübt,<br />
sondern heiter <strong>und</strong> gelassen. Alles, was euch hilft, diese ungestörte<br />
innere Ausgeglichenheit zu bewahren, entspricht der Göttlichen Ordnung.<br />
(...)<br />
Eine goldene Regel der Göttlichen Ordnung ist: “Was du nicht willst,<br />
das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.” Behandelt andere<br />
so, wie ihr von ihnen behandelt werden möchtet. Legt nicht verschiedene<br />
Massstäbe an. Behandelt alle als euer eigenes Selbst. Das bedeutet,<br />
dass ihr Selbstvertrauen haben müsst, bevor ihr anderen vertrauen<br />
könnt. Ebenso müsst ihr Selbstachtung haben, bevor ihr<br />
andere achten könnt. In diesem Sinne ist Egoismus das Mass eures<br />
Altruismus. Die Menschheit ist eine Gemeinschaft. Wenn ihr euch<br />
selbst schadet, schadet ihr allen. Wenn ihr andere gross macht,<br />
macht ihr euch selbst gross, denn die Behandlung, die ihr von anderen<br />
erfahren wollt, ist der Massstab eurer Pflicht ihnen gegenüber. Die<br />
Veden <strong>und</strong> die Upanishaden, die den Weg der Weisheit <strong>und</strong> die <strong>Lehre</strong>n<br />
der göttlichen Urordnung enthalten, sind die besten Führer auf<br />
dem Weg zu dieser Ordnung. Sie haben Gültigkeit für die ganze<br />
Menschheit, für alle Klassen, für die Familie, die Gesellschaft, die Berufsgruppe<br />
<strong>und</strong> für den Einzelnen. 5.10.62, (16-146/147)<br />
Auf eurer Reise zu Gott mögt ihr euch zwischendurch in himmlischen<br />
Sphären aufhalten, ihr mögt dem Herrn ganz nahe sein, ihm sogar<br />
ähnlich geworden sein; diese Stationen begegnen euch in jedem Fall.<br />
488
Aber ihr solltet euch mit diesen Stadien nicht zufrieden geben. Es sind<br />
Zwischenstationen, denkt daran. Jede davon müsst ihr erreichen <strong>und</strong><br />
darüber hinausgehen. (...)<br />
Einzig das Absolute ist wirklich, die Schöpfung ist unwirklich. Seid<br />
euch dessen immer bewusst - das ist die höchste spirituelle Übung.<br />
Heilig sei eure Vision; lieblich sei eure Sprache; hingebungsvoll seien<br />
eure Handlungen! Dies ist der dreifältige Weg. Werdet Kinder! Befreit<br />
euch von eurer Selbstgefälligkeit <strong>und</strong> eurem Hochmut! Solange ihr<br />
euch noch im Wirkungsbereich der Erscheinungsweisen der materiellen<br />
Natur aufhaltet <strong>und</strong> durch Begehrlichkeiten motiviert seid - sei es<br />
für das Gute oder für das Erhabene oder für das Gemeine - solange<br />
müsst ihr selbst nach der Mutter suchen. Wenn ihr von den Bindungen<br />
an die Eigenschaften des Materiellen <strong>und</strong> von den Verlockungen<br />
der Wünsche frei seid, wird die Mutter selbst zu euch eilen <strong>und</strong> euch<br />
auf ihrem Schoss liebkosen. Reinigt eure innere Schau; seid liebenswürdig<br />
in eurer Sprache; heiligt eure Handlungen - das ist der Weg,<br />
der zur Befreiung führt. 2.9.63, (17-38/40)<br />
Es gibt eine bestimmte Technik, durch die der unsterbliche Funke entdeckt<br />
werden kann. Obwohl es schwierig zu sein scheint, wird es mit<br />
jedem Schritt vorwärts leichter. Ein durch Disziplin vorbereiteter Geist<br />
ist in der Lage, den göttlichen Urgr<strong>und</strong> des Menschen <strong>und</strong> der Schöpfung<br />
blitzartig zu erkennen. Es gibt keine Abkürzung zu diesem Ziel.<br />
Alles behindernde Gepäck wie Gier, Habsucht, Zorn, Bosheit, Falschheit,<br />
Eifersucht <strong>und</strong> Hass, das ihr bis jetzt angehäuft habt, muss aufgegeben<br />
werden, damit ihr unbeschwert reisen könnt. Es genügt<br />
nicht, <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>s Belehrungen anzuhören <strong>und</strong> nachzuzählen,<br />
an wie vielen ihr teilgenommen habt. Tausende sitzen hier vor mir,<br />
aber die Zahl ist nicht von Bedeutung. Nur jene zählen, die wenigstens<br />
eines der Dinge, die ich betont habe, praktizieren. (...)<br />
<strong>Der</strong> Herr ist das unsichtbare F<strong>und</strong>ament, auf dem euer Leben aufgebaut<br />
ist. Er ist der Ursprung <strong>und</strong> die erhaltende Kraft. Ohne seinen<br />
Willen kann sich kein Blättchen <strong>und</strong> kein Grashalm bewegen. Welches<br />
solidere F<strong>und</strong>ament als dieses könnt ihr euch wünschen? Wenn<br />
ihr einmal wisst, dass der allmächtige Herr die Quelle eures Lebens<br />
ist, werdet ihr keine Angst mehr haben. (...)<br />
Erkennt euer eigenes Göttliches Selbst, <strong>und</strong> seid euch bewusst, dass<br />
es eins mit der Kraft ist, die das Universum beherrscht. Denkt über<br />
diese Wahrheit nach, <strong>und</strong> macht sie euch zu Eigen. Analysiert euch<br />
selbst, <strong>und</strong> entdeckt, dass sich eure Existenz auf fünf Ebenen ab-<br />
489
spielt. Diese sind: der Körper, die vegetativen Lebensfunktionen, der<br />
Geist, die Intuition <strong>und</strong> das reine Bewusstsein, der Sitz höchster<br />
Glückseligkeit. Alle diese Ebenen müsst ihr transzendieren, um zu eurem<br />
wahren Selbst zu gelangen. Nur mit klarem Denkvermögen <strong>und</strong><br />
geläutertem Geist kann das Göttliche Selbst erfahren werden. Wie<br />
könnt ihr euren Geist läutern? Dadurch, dass ihr ihm die unges<strong>und</strong>e<br />
Nahrung, nämlich die weltlichen, vergänglichen Freuden, denen er<br />
nachjagt, versagt <strong>und</strong> ihm statt dessen ges<strong>und</strong>e Nahrung, nämlich<br />
auf Gott gerichtete Gedanken, schmackhaft macht. Das Denkvermögen<br />
wird geschärft, wenn es sich darin übt, zwischen dem Vergänglichen<br />
<strong>und</strong> dem Unvergänglichen zu unterscheiden. Konzentriert eure<br />
Gedanken auf Gott, auf seinen Namen <strong>und</strong> auf seine Form, dann werdet<br />
ihr dem Reinen <strong>und</strong> Ewigen immer nahe sein, <strong>und</strong> es wird euch<br />
reine <strong>und</strong> ewige Freude schenken. Das ist der Gr<strong>und</strong>, weshalb ich der<br />
Rezitation des Namens Gottes als spiritueller Übung so viel Bedeutung<br />
<strong>beim</strong>esse. 8.12.64, (19-13/14)<br />
Es gibt heute eine grosse Versuchung für Menschen mit einem<br />
schwachen Charakter, <strong>und</strong> das ist die Gelegenheit, sich in der Öffentlichkeit<br />
hervorzutun. Selbst die kleinste Zuwendung für eine Wohlfahrtseinrichtung<br />
wird in fettgedruckten Überschriften verkündet! Das<br />
schmeichelt der Eitelkeit, <strong>und</strong> der Geber wird zu einem erbärmlichen<br />
Protz. Güte muss in der Stille des Herzens gehegt werden. <strong>Der</strong> Samen<br />
darf nicht auf steinigen Boden gestreut, sondern muss tief eingebettet<br />
werden, damit er keimen kann. 9.12.64, (19-15)<br />
<strong>Der</strong> Name Gottes ist gleichbedeutend mit Gott in der Form, <strong>und</strong> ständige<br />
Kontemplation lässt diese Form in dem, der den Namen rezitiert,<br />
in Erscheinung treten. Die Wiederholung des Namens Gottes kostet<br />
nichts, man braucht nichts dazu <strong>und</strong> sie verlangt weder einen bestimmten<br />
Ort noch eine bestimmte Zeit zu ihrer Durchführung. Ausserdem<br />
sind weder Bildung noch Geschlecht der Rezitierenden von<br />
Bedeutung. 3.10.65, (19-61)<br />
Nur wenn ihr den Weg <strong>und</strong> das Ziel kennt, könnt ihr herausfinden, ob<br />
ihr vorankommt oder nicht. Wie wäre das sonst möglich? Das Ziel ist,<br />
eure Schau, euer Mitgefühl <strong>und</strong> eure Liebe zu erweitern, bis sie so allumfassend<br />
werden wie die Liebe, das Mitgefühl <strong>und</strong> die Gnade Gottes.<br />
Bemüht euch darum, mehr <strong>und</strong> mehr von Gott in euch aufzunehmen.<br />
So wie das Blut durch den ganzen Körper zirkuliert, muss die<br />
490
Liebe alle einschliessen. Nur dann sind Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Glück für den<br />
Einzelnen <strong>und</strong> die Gesellschaft gewährleistet. Die Welt gehört Gott;<br />
alle Wesen sind sein. Er liebt sie alle, so wie der Mond sein kühles<br />
Licht allen zugute kommen lässt. 5.3.66, (21-11)<br />
Natürlich müsst ihr in der Welt sein, aber ihr braucht nicht von der<br />
Welt zu sein. Die Aufmerksamkeit muss fest auf Gott gerichtet sein,<br />
auf den Gott im Inneren. 1.1.67, (20-12)<br />
Ihr müsst die Geschicklichkeit erwerben, durch die Wogen von Freud<br />
<strong>und</strong> Leid, von Mühe <strong>und</strong> Nutzen hindurchzuschwimmen. Ihr müsst<br />
Meister werden in der Kunst, völlig entspannt, ruhig <strong>und</strong> unberührt zu<br />
sein, was immer dem Körper, den Sinnen oder dem Gemüt zustossen<br />
mag. Sie sind untätig, wenn sie nicht von dem inneren Ich, der Intelligenz,<br />
dem Bewusstsein, gedrängt werden. Erwerbt die Fertigkeit, inneren<br />
Frieden zu erlangen <strong>und</strong> beizubehalten, die Kunst, euch des<br />
Göttlichen Selbst als der inneren Realität stets bewusst zu sein, dann<br />
könnt ihr sicher in der Welt umherwirbeln, so schnell euch das gefällt.<br />
7.7.68, (20-165)<br />
Freude ist eine trügerische Falle. Leid ist der wirkliche <strong>Lehre</strong>r, der<br />
Vorsicht, Umsicht, Unterscheidung, Loslösung, Bewusstsein <strong>und</strong><br />
Wachsamkeit lehrt. <strong>Der</strong> Tod ist nicht der erbarmungslose Feind, zu<br />
dem man ihn abstempelt. Er ist der Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Gefährte, der <strong>Lehre</strong>r,<br />
der fre<strong>und</strong>liche Verwandte, der euch in seine Obhut nimmt <strong>und</strong> euch<br />
mit dem Schein der Erinnerung kleidet. Das Herz des Menschen<br />
muss abgehärtet, aber nicht hart, weich, aber nicht verweichlicht werden.<br />
Das können nur die Schläge von Verlust, Kummer <strong>und</strong> Not erzielen.<br />
Das ist die Art <strong>und</strong> Weise Gottes, euch göttliche Gestalt zu geben.<br />
Aber der Mensch ist blind gegenüber seiner Barmherzigkeit. Er<br />
revoltiert <strong>beim</strong> ersten Hammerschlag des Bildhauers! (...)<br />
Das wahre Zeichen eines <strong>Sai</strong> Ergebenen ist diese Standfestigkeit. Er<br />
lässt sich von dem gewählten Weg weder durch Zynismus noch durch<br />
die Verlockungen eines pompösen Luxus abbringen. Er setzt geistige<br />
<strong>Lehre</strong>n in die Tat um <strong>und</strong> weiss um den unschätzbaren Gewinn, den<br />
das mit sich bringt. 18.8.68, (20-186/187)<br />
Jeden Morgen, wenn ihr vom Schlaf erwacht, stellt euch diese Fragen:<br />
“Zu welchem Zweck bin ich auf die Welt gekommen? Was ist<br />
meine Aufgabe? Welches ist das Ziel, für das der Lebenskampf mich<br />
491
vorbereitet? Welches ist der grosse Sieg, den ich erringen muss?”<br />
13.1.69, (21-23)<br />
In den letzten Jahren hat der Eifer, auf spirituellem Gebiet Fortschritte<br />
zu machen <strong>und</strong> dadurch inneren Frieden zu gewinnen, zugenommen.<br />
Das ist auch ein Beweis für die Gnade des Avatars. Nicht nur in Indien,<br />
sondern in der ganzen Welt sind die Menschen an den Methoden<br />
interessiert, welche die Rishis dieses Landes entwickelt haben, um<br />
durch Liebe, Rechtschaffenheit <strong>und</strong> Yoga den Frieden zu erlangen.<br />
Vor zehn oder fünfzehn Jahren wurden Ansprachen über spirituelle<br />
Themen höchstens von ein paar alten Männern <strong>und</strong> Frauen besucht!<br />
Aber heute seht ihr Tausende <strong>und</strong> aber Tausende, die von weither<br />
kommen <strong>und</strong> viele St<strong>und</strong>en voll Eifer <strong>und</strong> Erwartung hier sitzen. Und<br />
die grosse Mehrheit sind Jugendliche! Junge Menschen sind begierig,<br />
von dem Erbe der Vergangenheit zu lernen, so dass sie eine bessere<br />
Zukunft für sich aufbauen können. 14.10.69, (21-82)<br />
Wenn ihr ein diszipliniertes, spirituelles Leben führt, wird euch von<br />
den verschiedensten Seiten Widerstand entgegengebracht. Aber<br />
nehmt das nicht wichtig. Zuerst werden eure Verwandten versuchen,<br />
euch für weltliches Streben zu interessieren. (...)<br />
Lasst euch nicht durch die Zyniker <strong>und</strong> Kritiker in der Familie einschüchtern,<br />
von denen es viele geben mag. Und dann ist da die öffentliche<br />
Meinung, die oft den spirituellen Weg in Verruf bringt <strong>und</strong><br />
euch verspottet oder euch schadet. (...)<br />
Ein anderes Hindernis kommt von Gläubigen, die eine andere Form<br />
des Herrn anbeten als die, welche eurem Herzen am nächsten steht.<br />
Leute, die eine bestimmte Form <strong>und</strong> ihren Namen bevorzugen, entweder<br />
weil es Familientradition ist oder weil sie ihnen zusagt, neigen<br />
dazu, jene zu verfolgen, die andere Namen <strong>und</strong> Formen verehren.<br />
22.11.69, (21-126)<br />
Die neun Schritte der Pilgerreise des Menschen auf dem Pfad der<br />
Hingabe zu Gott sind folgende:<br />
1. Den Wunsch haben, mehr über die Herrlichkeit <strong>und</strong> Grossartigkeit<br />
der W<strong>und</strong>erwerke Gottes <strong>und</strong> über die verschiedenen, Ehrfurcht<br />
einflössenden Manifestationen der Göttlichkeit zu hören.<br />
Dies ist der Ausgangspunkt. Indem wir immer wieder über den<br />
Herrn hören, werden wir selbst göttlich.<br />
492
2. Zur Ehre Gottes seine Herrlichkeit <strong>und</strong> seine W<strong>und</strong>ertaten besingen.<br />
3. Sich in Gedanken an der Schönheit, der Hoheit <strong>und</strong> an dem Erbarmen<br />
des Herrn erfreuen.<br />
4. Den Herrn anbeten, indem man sich auf die Füsse <strong>und</strong> die<br />
Fussspuren des Herrn konzentriert. Dies führt zu<br />
5. der vollständigen Versöhnung des Herrn <strong>und</strong> zu rituellem Gottesdienst,<br />
in dem der Aspirant innere Befriedigung <strong>und</strong> Inspiration<br />
findet.<br />
6. Er beginnt, die von ihm bevorzugte Form Gottes in allen Wesen<br />
<strong>und</strong> Dingen der Umwelt zu sehen, <strong>und</strong> entwickelt dadurch Ehrfurcht<br />
vor allem Leben <strong>und</strong> aller Natur.<br />
7. Mit dieser inneren Haltung wird er ein hingebungsvoller Diener<br />
aller, ohne die Unterschiede zwischen Hochgestellten <strong>und</strong> Untergebenen<br />
wahrzunehmen. Dies ist ein wesentlicher Schritt,<br />
der grossen spirituellen Fortschritt anzeigt.<br />
8. Dieser Schritt bringt den Sucher dem Herrn so nahe, dass er<br />
sich als sein Vertrauter, sein Gefährte <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong> fühlt, als Teilhaber<br />
seiner Macht <strong>und</strong> seines Erbarmens, seines Triumphes<br />
<strong>und</strong> seiner Taten.<br />
9. Dies ist die Vorstufe zu dem letzten Schritt, dem der völligen<br />
Hingabe an den Willen des Herrn, den der Sucher durch seine<br />
geläuterte Intuition als sein göttliches Selbst erkennt.<br />
Ihr werdet bemerkt haben, dass der 7. Schritt der des Dienens ist. Jeder,<br />
der sich als Sozialarbeiter, freiwilliger Helfer oder Diener des<br />
Herrn betrachtet, muss diese Stufe erreichen. Sie ist wirkungsvoller,<br />
als den Namen des Herrn zu rezitieren, die Perlen des Rosenkranzes<br />
zu zählen oder st<strong>und</strong>enlang zu meditieren. Euer Dienst wird allerdings<br />
erfolgreicher <strong>und</strong> befriedigender sein, wenn er auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />
spiritueller Disziplin geleistet wird. Ihr müsst alle als Glieder eures<br />
eigenen Körpers betrachten, <strong>und</strong> so wie ihr jede Verletzung an irgendeinem<br />
Glied eures Körpers so schnell <strong>und</strong> wirksam wie möglich<br />
behandelt, müsst ihr, so gut ihr könnt, die W<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Schmerzen<br />
anderer heilen. 19.2.70, (21-137/138)<br />
493
Ein reiner, unverdorbener Geist gleicht einer voll erblühten, duftenden<br />
Rose. Sie erfreut, ob sie am Strauch oder in der Vase ist, in der linken<br />
oder rechten Hand. Ihr Duft kann die Füsse des Herrn im Himmel erreichen.<br />
22.2.71, (21-304)<br />
Die Mutter, die euch getragen, der Vater, der euch erzogen <strong>und</strong> der<br />
<strong>Lehre</strong>r, der eure Augen für das Geheimnis der Natur in eurem Inneren<br />
<strong>und</strong> in der Aussenwelt geöffnet hat, sie alle müssen verehrt werden.<br />
Wie hoch auch immer euer sozialer Status sein mag, wie riesig euer<br />
Vermögen sein mag, wenn ihr eure Eltern in der Not im Stich lasst,<br />
habt ihr euer Leben auf tragische Weise vergeudet. (...)<br />
Die Mutter sucht Liebe, sehnt sich nach Dankbarkeit, dürstet nach Zuneigung.<br />
Sie legt Wert auf Gefühle, nicht auf äussere Zurschaustellung.<br />
Die göttliche Mutter wird von demselben Gefühl bewegt. Sie legt gar<br />
keinen Wert auf äusseren Prunk wie gewelltes Haar, Rosenkränze,<br />
Stirnzeichen oder Priesterkleidung. Sie schätzt Aufrichtigkeit, Sehnsucht,<br />
Tugenden, Mitgefühl <strong>und</strong> Liebe. 24.11.72, (22-140)<br />
Sich in ein Zimmer einzuschliessen <strong>und</strong> einem Bild oder einer Skulptur<br />
Gottes Weihrauch <strong>und</strong> Blumen darzubringen, seine Herrlichkeit<br />
mit Singen oder Rezitieren zu preisen, sind ein armseliger Ersatz für<br />
die Disziplin, die euch von aller Unkenntnis befreien wird. Alle Wesen<br />
sind Abbilder Gottes, alle Menschen sind seine Abbilder, weshalb<br />
schliesst ihr euch dann ein? Die ganze Schöpfung ist auf der Pilgerreise<br />
zu ihm; warum verhaltet ihr euch dann so, als wärt ihr ganz allein<br />
unterwegs? Ihr glaubt, dass die in Kirche, Tempel oder dem privaten<br />
Andachtsraum mit Anbetung <strong>und</strong> ritueller Verehrung verbrachte Zeit<br />
„Gott gewidmet“ sei <strong>und</strong> der Rest für andere Zwecke verwendet werde.<br />
Aber ihr könnt den Bereich Gottes <strong>und</strong> den des Menschen nicht so<br />
trennen. Gott ist immer überall bei euch. „All dies ist Gott.“ Die Gesellschaft<br />
ist die Schule, in der diese <strong>Lehre</strong> ernsthaften Suchern vermittelt<br />
wird. April 73, (22-206/207)<br />
Die Gesellschaft ist der Ausdruck der Göttlichkeit in ihren vielen Facetten,<br />
ihrer Liebe, ihrem Eifer, ihrer Bereitschaft, zu trösten <strong>und</strong> zu<br />
stärken. Aus einer zufälligen Ansammlung von Menschen entsteht<br />
keine Gesellschaft. Sie muss durch das Wissen, dass alle zur göttlichen<br />
Familie gehören, zu einer Einheit zusammengeschmiedet werden,<br />
durch das Teilen von Freude <strong>und</strong> Leid <strong>und</strong> das Kultivieren von<br />
494
Eintracht. <strong>Der</strong> Einzelne muss durch Wort <strong>und</strong> Tat jene Glückseligkeit<br />
zeigen, die in ihm <strong>und</strong> der Gesellschaft lebt.<br />
Die Perlen eines Rosenkranzes zwischen den Fingern weiterzuschieben<br />
oder aufrecht dazusitzen <strong>und</strong> über seine Nasenspitze zu meditieren,<br />
ist ein harmloser Zeitvertreib; aktiv an den gesellschaftlichen Aufgaben<br />
im Geiste der Hingabe mitzuwirken, alles Tun als Gottesdienst<br />
<strong>und</strong> alle Menschen als Verkörperungen des Höchsten zu betrachten,<br />
ist eine spirituelle Praxis von ungleich grösserem Nutzen. Denn es<br />
gibt keinen Ort, wo Gott nicht ist, keinen Gegenstand, der nicht göttlich<br />
ist. Denn es war sein Wille - so heisst es in den Heiligen Schriften<br />
-, all dies zu werden! Verehrung, Anbetung <strong>und</strong> Pilgerschaft können<br />
nicht das letzte Ziel sein! Das Ziel ist die Erkenntnis: „Ich bin Er, Er ist<br />
Ich.“ Dies allein kann das Herz mit Glückseligkeit füllen. Wenn ihr<br />
euch als Individuum absondert, beginnen Neid, Ärger, Eifersucht <strong>und</strong><br />
Stolz euch zu beschmutzen. Liebe allein kann euch zu einer Familie<br />
zusammenschweissen. (...)<br />
Wenn jemand jedoch die Ebene des Menschen hinter sich lässt <strong>und</strong><br />
sich Gott zuwendet, verliert er die Bereitschaft anzubeten. Ihr könnt<br />
Gott in euch erwecken, indem ihr ein rechtschaffenes Leben führt. (...)<br />
Gott ist die Verkörperung des Mitgefühls. Er hält nach einem Körnchen<br />
Güte oder Demut Ausschau, damit er es mit Tonnen von Gnade<br />
belohnen kann. (...)<br />
Das Universum um euch herum ist ein schöner Garten voll zauberhafter<br />
Beete mit vielfarbigen Blumen <strong>und</strong> erfüllt mit Duft <strong>und</strong> dem Elixier<br />
des Nektars. Jedes Beet ist eine Religion, die Millionen treuer Anhänger<br />
hat. Auch der Garten ist Gott, Gott tanzt in dem Garten vor seiner<br />
eigenen Schöpfung <strong>und</strong> erfreut die Blumen mit der Zaubermelodie<br />
der Flöte. April 73, (22-209/211)<br />
Ihr mögt sehr falsch liegen, wenn ihr die spirituelle Entwicklung eines<br />
Menschen nach blossen Äusserlichkeiten einschätzt. Innere Reinheit<br />
kann sich nicht durch pompöse Schau ausdrücken. Nur der, welcher<br />
in jedes Herz schaut, kann wissen, wer darin wohnt: Gott oder Mammon.<br />
(...)<br />
Ein jeder von euch ist ein Pilger auf jener Strasse, der nach seinem eigenen<br />
Tempo, nach den eigenen Qualifikationen <strong>und</strong> entsprechend<br />
der mit seinen Mitteln erreichten Ebene vorwärts schreitet. <strong>Der</strong> Rat,<br />
der einen von euch anspricht oder für einen von euch gilt, mag für einen<br />
anderen nicht angemessen sein, der weniger weit gereist ist oder<br />
einen fortgeschritteneren Zustand erreicht hat. Wenn ich jemandem<br />
495
sage, er solle einer bestimmten Übung folgen, ist dies besonders zu<br />
seinem Nutzen; nehmt es nicht als eine Vorschrift, die auch für euch<br />
gilt, <strong>und</strong> sagt nicht: „<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> sagte ihm dies; ich möchte es<br />
auch übernehmen.“ Jeder hat eine unterschiedliche Verfassung, geistig,<br />
physisch <strong>und</strong> spirituell. (...)<br />
Beschränkt eure Studien nicht auf diesen Kreis <strong>und</strong> auf diese Bücher.<br />
Das ganze Universum ist eine Universität für euch. Ihr könnt Weisheit<br />
aus dem Himmel, den Wolken, den Bergen, den Flüssen, den täglichen<br />
Phänomenen von Sonnenaufgang <strong>und</strong> Sonnenuntergang, den<br />
Jahreszeiten, Vögeln, Bäumen, Blumen, Insekten ziehen - in der Tat<br />
von allen Wesen <strong>und</strong> Dingen in der Natur. Geht voller Ehrfurcht, Verehrung<br />
<strong>und</strong> Bescheidenheit zu diesen <strong>Lehre</strong>rn; sie werden mit ihren<br />
Lektionen antworten. Sorgt euch nicht darum, dass ihr nicht Sanskrit<br />
beherrscht. Kultivierung <strong>und</strong> Verfeinerung reicht aus für die Universität,<br />
die sich um euch herum befindet. Sanskrit ist die Sprache der alten<br />
Schriften <strong>und</strong> der klassischen Literatur; Kultivierung ist die Sprache<br />
des Herzens, das verfeinerte Medium fruchtbarer Vereinigung mit<br />
der Natur in all den mannigfaltigen Ausströmungen der Gottheit.<br />
3.3.74, (23-48/49)<br />
Es liegt in eurer Macht, eure Tage auf Erden zu einem blumigen Weg<br />
statt zu einem dornigen Weg zu machen. Erkennt den <strong>Sai</strong>, der in jedem<br />
Herzen wohnt, <strong>und</strong> alles wird glatt, sanft <strong>und</strong> lieblich für euch. <strong>Sai</strong><br />
wird der Quell der Liebe in eurem Herzen <strong>und</strong> im Herzen all derer<br />
sein, mit denen ihr zusammenkommt. Wisst, dass <strong>Sai</strong> allgegenwärtig<br />
ist; <strong>und</strong> so ist er in jedem Lebewesen <strong>und</strong> in euch. Verehrt jeden, so<br />
wie ihr <strong>Sai</strong> verehrt. Vergönnt dem anderen soviel Freiheit, wie ihr<br />
selbst geniesst; behandelt ihn so, wie auch ihr gern behandelt werden<br />
möchtet. Fügt ihm nicht zu, was ihr nicht möchtet, dass es euch zugefügt<br />
werde. Das ist die Summe <strong>und</strong> Substanz der spirituellen Disziplin.<br />
11.5.75, (23-174/175)<br />
Die ersten beiden Schritte auf dem Weg zur ewig-absoluten Wahrheit<br />
sind Unterscheidungsvermögen <strong>und</strong> Entsagung. <strong>Der</strong> Geist kann nur<br />
durch die Herrschaft über die Wünsche <strong>und</strong> das vollkommene Lösen<br />
aller Abhängigkeiten zur Ruhe gebracht werden. Wenn er sich erst<br />
einmal beruhigt hat, stellen sich Frieden <strong>und</strong> Glückseligkeit ein. (...)<br />
Den Existenzkampf aufzugeben ist weder genug noch ist es eine besondere<br />
Leistung. <strong>Der</strong> wirkliche Kampf wird im Inneren ausgetragen.<br />
Er besteht in dem Sich-Zurückziehen der nach aussen gerichteten<br />
496
Sinne <strong>und</strong> in ihrer Entschärfung durch Verstand <strong>und</strong> höhere Intelligenz.<br />
Untersucht jedes materielle Objekt, welches die Sinne durch<br />
Schönheit, Duft, Zartheit <strong>und</strong> Lieblichkeit anspricht. Erkennt, dass diese<br />
Eindrücke vergänglich sind <strong>und</strong> von eurem Geisteszustand, eurer<br />
körperlichen Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> emotionalen Verfassung abhängen. <strong>Der</strong><br />
Mensch verliebt sich in vorüberhuschende Erscheinungen, die er für<br />
beständig <strong>und</strong> wertvoll hält. Er wird von dieser Unwirklichkeit gefangen<br />
genommen <strong>und</strong> verliert das Ziel der Erlösung aus dem Auge. Das<br />
ist wirklich nicht die Bestimmung des Menschen. (...)<br />
Mit der höheren Intelligenz, der Intuition, hat Gott dem Menschen ein<br />
Werkzeug gegeben, welches dazu benutzt werden muss, die Herrschaft<br />
über die Sinne, die ihn nach unten ziehen, zu gewinnen. Es soll<br />
ihm helfen, Mittel <strong>und</strong> Wege zu finden, das Menschliche auf die Ebene<br />
des Göttlichen zu heben <strong>und</strong> nichts weniger als die Vollkommenheit<br />
Gottes zu erkennen. 26.9.79, (25-13/15)<br />
Im Hinblick auf ihren spirituellen Fortschritt können die Menschen in<br />
drei Gruppen eingeteilt werden: die Vollkommenen, die Sich-Bemühenden<br />
<strong>und</strong> die Achtlosen.<br />
Die erste Gruppe gewinnt die Gnade Gottes durch Rechtschaffenheit,<br />
gute Werke <strong>und</strong> einen festen Glauben. Gott liebt sie <strong>und</strong> segnet sie<br />
mit ungetrübter Glückseligkeit. Liebe ist das Ergebnis von Liebe. Liebe<br />
kann nur durch Liebe gewonnen werden. Im Allgemeinen sehnen<br />
sich die Menschen nicht nach der Liebe Gottes, sondern streben nach<br />
materiellen Gütern <strong>und</strong> weltlichen Freuden. Ihre niedrigen Instinkte<br />
veranlassen sie, die Befriedigung der Sinne zu suchen. Doch die Gedanken,<br />
Wünsche <strong>und</strong> Werke der Vollkommenen sind von selbstloser<br />
Liebe bestimmt. (...)<br />
Die Vollkommenen unter den Gläubigen mögen sich äusserlich nicht<br />
von den anderen unterscheiden, aber man kann sie an dem Leuchten<br />
erkennen, welches ihr inneres Glück um sie verbreitet. Um von der<br />
göttlichen Liebe des Herrn gesegnet zu werden, muss man viele Inkarnationen<br />
voller spiritueller Anstrengungen, voller Liebe, hinter sich<br />
gebracht haben.<br />
Die Sich-Bemühenden erzielen durch ihre spirituellen Anstrengungen<br />
einen gewissen Erfolg. Auch das ist schon eine bemerkenswerte Leistung.<br />
Durch ihr Studium der Heiligen Schriften erfahren sie von der<br />
Herrlichkeit Gottes <strong>und</strong> durch ihre Meditation darüber beginnen sie,<br />
Gott zu lieben. (...)<br />
Es kommt nicht auf die Zahl der St<strong>und</strong>en an, die ihr mit dem Studium<br />
497
<strong>und</strong> mit spirituellen Übungen verbringt. Dem Herrn ist mehr daran gelegen,<br />
dass ihr euer Herz in einen Brunnen der Liebe verwandelt; eine<br />
Verwandlung, die durch Lernen, verstandesmässiges Erfassen <strong>und</strong><br />
das Anwenden des Gelernten herbeigeführt wird. Er zählt nicht die<br />
Verse, die ihr rezitiert, die Hymnen, mit denen ihr ihn besingt, all das,<br />
was euch so wichtig erscheint. Ein Herz voller Mitgefühl ist der Tempel,<br />
in dem er zu finden ist. Gelehrsamkeit ist meist oberflächlich <strong>und</strong><br />
hat oft nichts mit Spiritualität zu tun. Ihr mögt viele St<strong>und</strong>en in eurem<br />
Andachtsraum verbringen <strong>und</strong> meditieren, aber wenn ihr das Göttliche,<br />
das ihr anbetet <strong>und</strong> euch vorstellt, nicht kennt, hat alles keinen<br />
Zweck. Ihr selbst seid eurem Wesen nach göttlich, <strong>und</strong> das Göttliche<br />
muss sich in eurem täglichen Leben manifestieren. Petrus war ein<br />
einfacher Fischer, aber Jesus erkannte, dass er das Göttliche in sich<br />
zum Ausdruck bringen konnte. (...)<br />
Wer die Stufe der Vollkommenheit erreichen will, muss Selbstvertrauen<br />
haben, damit zufrieden sein, wie er ist, <strong>und</strong> das Göttliche Selbst<br />
zur Quelle der Freude werden lassen. Er darf sich nicht von den<br />
scheinbaren Freuden der materiellen Welt in Versuchung führen lassen.<br />
Ruhm, Reichtum <strong>und</strong> Macht sind vorüberziehende Wolken. Öffentliche<br />
Lobhudelei <strong>und</strong> Kritik sind Worte, die nur für kurze Zeit berauschen<br />
oder schmerzen. Die Sich-Bemühenden müssen<br />
versuchen, zu Vollkommenen zu werden.<br />
Die Achtlosen sind jene, die den Versuchungen der Welt <strong>und</strong> dem<br />
Verlangen der Sinne nachgeben. Sie werden von der Flut der alltäglichen<br />
Nichtigkeiten getragen, wissen nicht, wie sie den Kreislauf von<br />
Geburt <strong>und</strong> Tod unterbrechen können, <strong>und</strong> sind deshalb dem Wirbelsturm<br />
des Leidens ausgesetzt. Da sie den Weg zur Erlösung nicht<br />
kennen, sind sie auf das Rad der Wiedergeburten geb<strong>und</strong>en. Die reissende<br />
Strömung erlaubt ihnen nicht, sich irgendwo niederzulassen.<br />
Sie werden geboren, um zu sterben, <strong>und</strong> sterben, um wiedergeboren<br />
zu werden. Aber das ist nicht der wahre Sinn des Lebens. Wie kann<br />
der Mensch diesem Kreislauf entkommen? So wie der Samen der Ursprung<br />
des Baumes ist, so sind die Wünsche die Ursache des<br />
menschlichen Lebens. Wenn der Mensch keine Wünsche mehr hat<br />
<strong>und</strong> alle seine Versprechen eingelöst hat, dann muss er nicht wiedergeboren<br />
werden, damit seine Wünsche erfüllt <strong>und</strong> seine Versprechen<br />
eingelöst werden können. Dann muss er auch nicht sterben. Deshalb<br />
muss der Mensch sein Verlangen reduzieren <strong>und</strong> nicht der Erfüllung<br />
von Wünschen nachjagen. 24.11.80, (25-55/56)<br />
498
Vor Millionen von Göttern<br />
kniet der verzweifelte Mensch,<br />
der betend Erlösung sucht.<br />
Doch das Ziel ist erreicht, er ist frei,<br />
wenn das Ego im Innern er sprengt.<br />
Es ist in der Tat schwierig, die Tiefgründigkeit <strong>und</strong> abwegige Art des<br />
Ego zu durchschauen. Es ist träge <strong>und</strong> ohne Intelligenz, das heisst,<br />
es kann weder sich selbst noch andere verstehen. Es hat keine<br />
Angst; es beugt sich vor nichts. Es verführt den Menschen dazu, seine<br />
hohe Bestimmung aufzugeben <strong>und</strong> im Morast der Selbstsucht zu<br />
versinken. 25.5.82, (25-180)<br />
<strong>Der</strong> Himmel ist nicht unerreichbar.<br />
Er ist hier, im Herzen der Menschen.<br />
Verleugne das Ego in dir<br />
<strong>und</strong> du hast den Himmel auf Erden.<br />
Ihr betet zu vielen Göttern<br />
<strong>und</strong> bittet sie um Erlösung.<br />
Doch wenn ihr das Ego zerstört,<br />
bedarf es des Bittens nicht.<br />
Das Göttliche im Menschen ist nicht das Ergebnis spiritueller Bemühungen.<br />
Das wirkliche Selbst, die Seele des Individuums, ist das ewige<br />
Göttliche. <strong>Der</strong> Mensch kann diese Wirklichkeit nicht leugnen, auch<br />
wenn er in weltliche Angelegenheiten verstrickt ist. Die Idee, dass er<br />
„nur ein Mensch“ sei, ist eine Täuschung. Das Meer mag seit Jahrh<strong>und</strong>erten<br />
in vielen Ländern unter vielen verschiedenen Namen bekannt<br />
sein, aber es bleibt trotzdem immer dasselbe. So bleibt auch<br />
das Göttlich-Absolute unberührt, gleichgültig, wie viele verschiedene<br />
Namen <strong>und</strong> Formen es annimmt, <strong>und</strong> sich seiner bewusst zu werden<br />
bleibt das ewige Ziel des Menschen. 12.8.82, (25-187)<br />
<strong>Der</strong> Herr, zu dem ihr betet, gibt, worum ihr ihn bittet. Das Göttlich-Absolute,<br />
der Herr aller Welten, gibt, was ihr braucht, ohne darum gebeten<br />
zu werden. Ihr solltet diesen Allerhöchsten nicht um etwas bitten,<br />
das ihr glaubt, nötig zu haben. (...)<br />
Indem er den Weg völliger Hingabe aufzeigt <strong>und</strong> in Beispielen wie diesem<br />
daran erinnert, sucht jeder Avatar die Menschheit dem Göttli-<br />
499
chen näher zu bringen. „Ich kenne nichts anderes als dich.“ „Du bist<br />
der Eine <strong>und</strong> Einzige.“ Wenn das euer Glaube ist, warum erlaubt ihr<br />
dann Wünschen, sich in euer Denken einzuschleichen? Warum um<br />
dieses <strong>und</strong> jenes bitten? Habt Vertrauen in Gott, den Geber aller Gaben,<br />
den einzigen Schatz, den ihr braucht. Dann werdet ihr wunschlos<br />
glücklich sein. 12.8.82, (25-191)<br />
Die Vereinigung mit dem Absoluten kann nicht allein durch spirituelles<br />
Forschen erreicht werden. Sie entzieht sich dem Studium, der Gelehrsamkeit<br />
<strong>und</strong> allen intellektuellen Bemühungen. Sie wird nur durch das<br />
meditative Suchen der Nähe Gottes in Verbindung mit hingebungsvoller,<br />
verehrender Liebe möglich. Wenn der Forschende sich mit all<br />
seinem Wissen in diese Hingabe versenkt, ist sein Leben in der Tat<br />
geheiligt.<br />
Den Suchern dieser Art zeigt sich der Herr in seiner ganzen Herrlichkeit.<br />
Die enge Verbindung des Individuums mit dem Absoluten kommt<br />
in einer der Upanishaden wie folgt zum Ausdruck: „Das Absolute ist<br />
das Ziel, der kostbarste Besitz, die ganze Welt <strong>und</strong> höchste Glückseligkeit<br />
des Einzelnen.“ In einer anderen Upanishad heisst es: „Das<br />
Göttlich-Absolute ist die Quelle tiefster Befriedigung, denn es versetzt<br />
den Menschen in den Zustand reiner Freude. Durch die Berührung<br />
mit ihm erfährt er höchste Glückseligkeit.“ Nur das Göttlich-Absolute<br />
macht glücklich. Was kann der Mensch, dessen Herz nicht davon erfüllt<br />
ist, vom Leben erwarten? (...)<br />
Nun, es besteht Verwirrung darüber, was Hingabe eigentlich ist. Niemand<br />
kann es genau definieren, denn Hingabe hat unendlich viele<br />
Schattierungen. Nur wer selbst rein, tolerant, ausgeglichen <strong>und</strong> liebevoll<br />
ist, kann die Reinheit <strong>und</strong> Tiefe der Verehrung eines wahrhaft<br />
Gläubigen verstehen. Jeder andere entdeckt diese Liebe in seinem<br />
Nächsten ebensowenig wie Weichheit in einem Felsen oder Kälte im<br />
Feuer. Dem Gläubigen bedeutet der Herr mehr als sein eigenes Leben,<br />
<strong>und</strong> ebenso eng ist der Herr mit ihm verb<strong>und</strong>en. Grosse Persönlichkeiten<br />
haben erklärt, dass wahrhaft Gläubige eine grössere Wirkung<br />
auf die Welt ausüben als der unmittelbare Einfluss eines<br />
erleuchteten <strong>Lehre</strong>rs. (...)<br />
Die Gläubigen sind die Wolken, welche aus dem Überfluss des Meeres<br />
schöpfend dessen Liebe <strong>und</strong> Gnade über das ganze Land ausschütten.<br />
(8-75/78)<br />
Die Menschen verweigern sich selbst die Segnungen wirklicher Hin-<br />
500
gabe an den Herrn, rennen kopflos umher <strong>und</strong> suchen im Namen der<br />
Frömmigkeit Pilgerstätten, heilige Männer <strong>und</strong> heilige Flüsse auf. Ein<br />
Minimum an echter Hingabe wird sie von ihrer Illusion befreien. Sie<br />
werden erkennen, dass sie nur Frieden finden werden, wenn sie endgültig<br />
in ihre Heimat, d.h. zu Gott, zurückkehren. Bis dahin werden sie<br />
immer von Heimweh geplagt sein. (8-82)<br />
Allein durch Hingabe kann der Mensch den höchsten Zustand erreichen.<br />
Nur Hingabe kann den Menschen von der chronischen Krankheit<br />
von Geburt <strong>und</strong> Tod heilen. Hingabe allein ermöglicht es dem<br />
Menschen, seine Göttlichkeit zu erfassen, <strong>und</strong> nur durch Hingabe erreicht<br />
der Mensch spirituelle Höhen. (...)<br />
Hingabe bedeutet nicht, Loblieder zu singen, Gottesdienste abzuhalten<br />
oder auf Pilgerreisen zu gehen. Versucht, euer wahres Wesen zu<br />
verstehen. Richtet eure Liebe auf Gott. Liebe ist euch nur dazu gegeben<br />
worden, um Gott zu lieben. Euer Körper ist ein Instrument. Ein Instrument<br />
ist nicht um seiner selbst willen da, sondern es sollte dem<br />
dargereicht werden, für den es bestimmt ist. Ihr müsst eure reine, beständige,<br />
selbstlose Liebe auf Gott richten. Das ist das Wesen <strong>und</strong> die<br />
Form von Hingabe. (1.1.96)<br />
Die Blume des Mitgefühls ist wohlduftend, aromatisch <strong>und</strong> sehr kostbar.<br />
Ihr braucht nicht herumzugehen <strong>und</strong> nach vergänglichen Blüten<br />
zu suchen, um sie Gott darzureichen. Dafür braucht ihr weder Zeit<br />
noch Geld zu verschwenden. Doch da gibt es die eine Blüte, die unvergänglich<br />
<strong>und</strong> ewige Wahrheit ist, die Blume des Mitgefühls in eurem<br />
Herzen. <strong>Der</strong>jenige, der das Geheimnis <strong>und</strong> die Bedeutung einer<br />
solchen Blume kennt, besitzt die höchste Weisheit. (...)<br />
Heute gibt es kein Mitgefühl. Alles ist so hart, hart wie ein Stein. Wer<br />
kann dieses harte Herz schmelzen? Wie könntet ihr es schmelzen?<br />
Das Herz schmilzt durch Liebe. Da gibt es nichts auf dieser Welt, was<br />
die Liebe nicht schmelzen kann. Mit dieser Liebe könnt ihr alles in der<br />
Welt erreichen. Und so besteht jeder Student <strong>und</strong> so gesehen jeder<br />
Mensch aus Liebe. (17.7.96)<br />
501
MEDITATION<br />
<strong>Der</strong> Begriff „Meditation“ wird heute von vielen Menschen in verschiedener<br />
Weise interpretiert. Was bedeutet Meditation? Worüber meditiert<br />
ihr, <strong>und</strong> wer ist es, der meditiert? Was ist das Ziel der Meditation?<br />
Wenn ihr diesen Fragen nachgeht, findet ihr, dass Meditation ohne<br />
ein Objekt nicht möglich ist. Ihr könnt euch nicht konzentrieren, es sei<br />
denn, ihr konzentriert euch auf ein Objekt. Es gibt also ein Objekt der<br />
Meditation. Aber wer meditiert? Es muss ein Drittes geben, <strong>und</strong> das<br />
seid ihr selbst. Ihr selbst müsst auf dem Weg der Meditation das Objekt<br />
der Meditation erreichen <strong>und</strong> erfahren. Es sind aber drei Faktoren<br />
im Spiel: der Meditierende, die Meditation <strong>und</strong> das Objekt der Meditation.<br />
Wenn der Meditierende durch den Vorgang der Meditation das<br />
Objekt derselben erreicht, dann werden alle drei eins <strong>und</strong> fliessen zusammen,<br />
<strong>und</strong> nur dann könnt ihr das Eins-Sein erleben. <strong>Der</strong> Liebende,<br />
der Geliebte <strong>und</strong> der Vorgang des Liebens sind drei Faktoren. In<br />
der reinen Liebe solltet ihr diese drei als eins betrachten, als das Prinzip<br />
vollkommener Liebe. Wenn nur einer der drei Faktoren fehlt, ist es<br />
unmöglich, das Ganze zu erfahren. Es wird gegenstandslos, wenn<br />
nur zwei, der Liebende <strong>und</strong> der Vorgang des Liebens, da sind <strong>und</strong> keiner,<br />
der geliebt wird. Das Gleiche gilt, wenn nur die anderen beiden,<br />
der Liebende <strong>und</strong> der Geliebte da sind, aber die Liebe zwischen den<br />
beiden fehlt. Und auch wenn einer, der geliebt werden will, <strong>und</strong> die<br />
Liebe an sich existieren, aber keiner, der liebt, auch dann kann das<br />
Ganze nicht erfahren werden. Es ist das Eins-Sein dieser drei - des<br />
Liebenden, des Geliebten <strong>und</strong> des Liebens -, das wir als Meditation<br />
bezeichnen. Alle drei sind in gleichem Masse mit dem Prinzip der reinen<br />
Liebe erfüllt. Die Erfahrung dieser Einheit vermittelt Gotterkenntnis,<br />
<strong>und</strong> darum sage ich: „Gott ist Liebe - lebe in Liebe.“ Ihr müsst<br />
euch über den Weg der Meditation klar werden, denn es ist ein guter<br />
Weg zu dem Unendlich-Einen. (...) Wenn ihr aber nicht verstanden<br />
habt, was Meditation, der Weg, auf dem ihr das Ziel erreichen könnt,<br />
bedeutet, dann bleibt alles ein theoretisches Wissen, welches einen<br />
Widerwillen in euch entstehen lassen könnte.<br />
Es ist von grosser Bedeutung, wann ihr meditiert. Die beste Zeit ist<br />
zwischen drei <strong>und</strong> sechs Uhr morgens. In dieser Zeitspanne müsst ihr<br />
jeden Tag zur gleichen St<strong>und</strong>e über die Form meditieren, für die ihr<br />
euch entschieden habt. Dabei sind bestimmte Regeln zu beachten.<br />
Glaubt nicht, dass diese überflüssig sind <strong>und</strong> ihr sie vernachlässigen<br />
könnt. (...)<br />
502
Wenn ihr zu meditieren beginnt, solltet ihr die richtige Haltung, den<br />
Lotossitz, einnehmen. (...)<br />
Ihr solltet auch nicht direkt auf dem Erdboden sitzen. Setzt euch entweder<br />
auf ein hölzernes Brett oder auf eine Matte. Selbst das Holz allein<br />
ist nicht gut. Breitet ein Stück Stoff darüber. Das Holzbrett sollte<br />
mindestens einen Zentimeter dick sein. Dafür gibt es einen guten<br />
Gr<strong>und</strong>: Die Erde wirkt ableitend <strong>und</strong> zerstreuend. Wenn ihr infolge eurer<br />
Meditation der göttlichen Kraft teilhaftig werden wollt, solltet ihr<br />
nicht durch die Erdstrahlen gestört werden. Deshalb das Holz. (...)<br />
Wenn ihr euren Körper mit göttlicher Spannung aufladen wollt, müsst<br />
ihr alle Vorkehrungen treffen, die notwendig sind, um euch von der<br />
Erde zu isolieren <strong>und</strong> ein Ableiten der Kräfte in euch durch die Erde<br />
zu vermeiden. 1972, (34-75/77)<br />
Es ist eine sehr gute Gewohnheit, morgens um vier Uhr dreissig aufzustehen.<br />
Wenn ihr euch nicht in der Jugend, solange Körper <strong>und</strong><br />
Geist ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> stark sind, daran gewöhnt, dann werdet ihr später,<br />
wenn die Spannkraft des Körpers nachlässt, auch nicht dazu in der<br />
Lage sein. (...)<br />
Bevor ihr euch auf dem Holzbrett niederlasst <strong>und</strong> die Lotoshaltung<br />
einnehmt, müsst ihr eine Kerze vor euch anzünden. Dann schaut in<br />
das Licht, schliesst die Augen nach einer Minute <strong>und</strong> fühlt das Licht,<br />
das ihr vorher gesehen habt, in eurem Herzen leuchten. Ihr müsst das<br />
Gefühl bekommen, dass diese Kerze in der Mitte eures Herzens<br />
brennt. Wenn ihr euch die Kerze nicht plastisch vorstellen könnt, dann<br />
öffnet die Augen wieder <strong>und</strong> schaut in das Licht. Versucht dann wieder,<br />
es mit geschlossenen Augen in eurem Herzen zu sehen. Denkt,<br />
seht <strong>und</strong> fühlt das Licht in euch. Nehmt es dann aus dem Mittelpunkt<br />
des Herzens heraus <strong>und</strong> bringt es zu allen Teilen des Körpers. Lasst<br />
es zum Hals wandern, zum M<strong>und</strong>, zur Hand, hinunter zu den Füssen,<br />
zum Ohr, zu den Augen, in den Kopf. Lasst es aus dem Kopf herausstrahlen,<br />
schickt es euren Angehörigen, Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> allen, die euch<br />
lieb <strong>und</strong> wert sind. Aber nicht nur das, lasst das Licht auch über euren<br />
Feinden leuchten. Danach stellt euch vor, ihr würdet das Licht auch<br />
an alle Vögel, alle Tiere, an alles, was da ist, weitergeben. Wo immer<br />
dieses Licht geleuchtet hat, da gibt es keine Dunkelheit mehr. Deshalb<br />
heisst es in den Upanishaden: „Aus der Dunkelheit führe uns in<br />
das Licht.“ Da dieses Licht eure Augen erreicht hat, werdet ihr den<br />
Blick von schlechten Dingen abwenden. Da das Licht in euren Ohren<br />
war, werdet ihr die Ohren dem Schlechten verschliessen. Da das<br />
503
Licht in eurem M<strong>und</strong>e war, wird aus eurem M<strong>und</strong> kein böses Wort<br />
mehr kommen. Da dieses Licht euren Kopf erfüllt hat, sind schlechte<br />
Gedanken daraus verbannt. Da das gleiche Licht euer Herz erfüllt hat,<br />
wird es schlechten Einflüssen verschlossen bleiben. Da eure Füsse in<br />
dieses Licht getaucht waren, werden sie euch nicht mehr in schlechte<br />
Umgebung tragen. Und da die Flamme eure Hände berührt hat, werden<br />
diese keine böse Tat mehr vollbringen. Das Wort „schlecht“ ist<br />
gleichbedeutend mit Dunkelheit. Wenn ihr wirklich diesem Licht erlaubt,<br />
sich überall auszubreiten, dann ist kein Platz mehr für die Dunkelheit<br />
oder das Schlechte. Wenn ihr noch Böses tut, obwohl ihr meditiert,<br />
so bedeutet das nur, dass das Licht noch nicht zu dem<br />
Körperteil vorgedrungen ist, der Böses getan hat. Durch Meditation<br />
werden aber nicht nur schlechte Charakterzüge aufgelöst, sondern<br />
sie werden gleichzeitig durch positive <strong>und</strong> Gott-bezogene Gedanken<br />
<strong>und</strong> Aktionen ersetzt. Darüber hinaus könnt ihr die strahlende Kraft<br />
Gottes empfangen oder das kosmische Eins-Sein erleben. Denn das<br />
Licht, das euch erfüllt, ist in allen Menschen, in allen Vögeln, allen Tieren,<br />
ist überall gegenwärtig.<br />
In manchen von euch werden Zweifel aufkommen <strong>und</strong> ihr werdet denken:<br />
„Wir glauben an Rama; er ist unser Gott. Wir glauben an Krishna;<br />
er ist unser Gott. Wir glauben an <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>; er ist unser Gott<br />
usw. Können wir nicht eine dieser Formen nehmen <strong>und</strong> darüber meditieren?<br />
Wozu brauchen wir ein Licht?“ Aber jede bestimmte Form ist<br />
vergänglich. Es ist nicht richtig, sich auf etwas Vergängliches zu konzentrieren.<br />
Deshalb braucht ihr das Licht. Wenn ihr das unvergängliche<br />
Licht in den Mittelpunkt eurer Meditation stellt, könnt ihr natürlich<br />
die Form, die euch lieb ist <strong>und</strong> zu der ihr betet, einbeziehen. 1972,<br />
(34-77/78)<br />
Ihr seid dann im Reich des Göttlichen, in einem Frieden jenseits aller<br />
Worte. Verbleibt in diesem Glücksgefühl, bezeugt dieses Licht, seid<br />
Licht - überall, für alle. Wenn ihr es gewohnt seid, Gott in einer bestimmten<br />
Form anzubeten, dann stellt euch jene Form in diesem Licht<br />
vor. Denn Licht ist Gott, Gott ist Licht. Wenn Licht auf Licht trifft, ist alles<br />
Licht. Es gibt keine Schranke zwischen eurem Licht <strong>und</strong> seinem<br />
Licht. Sie verschmelzen, erfüllen sich.<br />
In dieser Friedlosigkeit, welche die Welt verwirrt, müsst ihr den höheren,<br />
geistigen Frieden suchen. In diesem inneren Frieden könnt ihr<br />
euch den höchsten Glanz vor Augen führen, <strong>und</strong> in diesem Leuchten<br />
erlebt ihr die allumfassende, die allem innewohnende, alles übertref-<br />
504
fende, grenzenlose <strong>und</strong> gütige Herrlichkeit. In diesem höchsten Licht<br />
kommt es dann zum Erlebnis des Universalen, Ewigen, Absoluten,<br />
des absoluten Bewusstseins des Überselbst. Wenn das Einzelne auf<br />
das Universale trifft, wird es selbst universal. Ich <strong>und</strong> ich werden wir,<br />
wir <strong>und</strong> er werden nur wir. Übt diese Meditation regelmässig jeden<br />
Tag. Zu den anderen Zeiten wiederholt den Namen Gottes (jeder Name,<br />
der in euch den Geist der Verehrung <strong>und</strong> Ergebenheit erweckt)<br />
<strong>und</strong> tragt immer Sorge dafür, dass ihr euch seiner Macht, Barmherzigkeit<br />
<strong>und</strong> Freigebigkeit klar bewusst seid. Kampala 8.7.68, (20-172/<br />
173)<br />
Wenn ihr behauptet, dass ihr keine Zeit für Meditation <strong>und</strong> Gebet<br />
habt, so muss ich sagen, dass es nur Faulheit ist, die euch diese Ausrede<br />
eingibt. Wie kann je eine niedrigere Arbeit die Zeit beanspruchen,<br />
die rechtmässig für die eine Aufgabe vorgesehen ist, für die der<br />
Mensch geboren wurde? Erhebt euch jeden Morgen, als ob ihr vom<br />
Tode auferstehen würdet. Sagt: „Nun, da ich geboren bin, hilf mir,<br />
sanfte Worte zu gebrauchen, mein Handeln zu einer Wohltat für andere<br />
werden zu lassen <strong>und</strong> Idealen zu folgen, die der Gemeinschaft<br />
dienen. Möge an diesem Tag mein Dienen deiner würdig sein.“ Betet<br />
so, bevor ihr aufsteht <strong>und</strong> euren Tageslauf beginnt. (27-102)<br />
Das Wort „samadhi“ ist von den Schriftgelehrten auf die verschiedenste<br />
Weise ausgelegt worden. Wenn jemand während des Singens<br />
geistlicher Lieder bewusstlos wird oder wenn ihn bei Yoga-Übungen<br />
eine Starre befällt, dann sagt man, er sei in “samadhi“. Das ist aber<br />
nicht richtig. Die echte Bedeutung des Wortes „samadhi“ wird durch<br />
die beiden Silben enthüllt, die das Wort bilden: „sama“ <strong>und</strong> „dhi“. „Sama“<br />
hat dieselbe Bedeutung wie „buddhi“, nämlich höhere Intelligenz,<br />
Intuition. Die tiefere Bedeutung des Wortes ist daher, unberührt zu<br />
sein von Kummer <strong>und</strong> Freude; beides mit demselben Gleichmut hinzunehmen.<br />
(27-121)<br />
In einem Schreiben, das mir von einem Delegierten gegeben wurde,<br />
wird vorgeschlagen, hier in Prashanti Nilayam regelmässigen Meditationsunterricht<br />
abzuhalten, um durch die Teilnehmer an diesen Lehrgängen<br />
die Praxis des Meditierens im ganzen Land zu verbreiten. Ich<br />
musste lachen, als ich diesen Vorschlag las. Kann irgendjemand einem<br />
anderen das Meditieren beibringen? Wer kann für sich beanspruchen,<br />
das zu können? Man kann vielleicht die richtige Körperhaltung<br />
erklären, die Haltung von Händen, Füssen, Rücken <strong>und</strong> Kopf,<br />
505
man kann auf die Atmung hinweisen <strong>und</strong> in welchem Rhythmus man<br />
atmen sollte. Aber die Meditation ist eine innere Angelegenheit. Sie<br />
erfordert tiefe innere Stille, das Entleeren des Geistes, das Sich-Füllen<br />
mit dem Licht, das von dem göttlichen Funken im eigenen Herzen<br />
ausgeht. Es ist eine Disziplin, die kein Lehrbuch beschreiben, kein<br />
Unterricht vermitteln kann. Meditationsunterricht! Die ihn erteilen, wissen<br />
nicht, wovon sie reden, <strong>und</strong> die daran teilnehmen, sind nicht daran<br />
interessiert, es zu erfahren. Läutert eure Gefühle, eure Emotionen,<br />
<strong>und</strong> lernt zu lieben. Dann werdet ihr Meister der Selbstbeherrschung,<br />
<strong>und</strong> das ist der Zweck <strong>und</strong> das Ziel der Meditation. (...)<br />
<strong>Der</strong> Geist ist äusserst flüchtig <strong>und</strong> unstet. Von jedem Windstoss der<br />
Wünsche wird er hierhin <strong>und</strong> dorthin getrieben. Er schwebt umher wie<br />
Baumwollfasern, die nicht mehr durch den Samen belastet sind. Er ist<br />
leichter als Flaum <strong>und</strong> wandert weit in die Ferne. Um ihn zu beherrschen,<br />
müsst ihr etwas Schweres an ihn heften. <strong>Der</strong> Körper, in dem er<br />
wohnt, ist ohne Zweifel schwer, aber der launige Geist ist nicht daran<br />
geb<strong>und</strong>en. Er entflieht in das Land seiner spielerischen Träume.<br />
Um ihn festzuhalten, muss dem Geist schwere Arbeit gegeben werden.<br />
Diese Arbeit nennt man Meditation. Fixiert eure Gedanken auf<br />
die Oberlippe, direkt vor der Scheidewand zwischen den Nasenlöchern.<br />
Verschliesst das rechte Nasenloch mit dem rechten Daumen<br />
<strong>und</strong> atmet durch das linke ein. <strong>Der</strong> einströmende Atem verursacht<br />
den Laut „so“ (Er). Dann verschliesst das linke Nasenloch <strong>und</strong> atmet<br />
durch das rechte aus. Dadurch entsteht der Laut „ham“ (Ich). Atmet<br />
langsam <strong>und</strong> bedächtig ein <strong>und</strong> aus <strong>und</strong> seid euch eurer Identität (Ich)<br />
mit dem Herrn (Er), auf welche der Atem hinweist, bewusst, bis das<br />
Atmen <strong>und</strong> das „Sich-an-das-Einssein-Erinnern“ zu einem ganz natürlichen<br />
Vorgang werden. Beschäftigt den Geist als Torhüter, der den<br />
ein- <strong>und</strong> ausströmenden Atem beobachtet, <strong>und</strong> lauscht mit dem inneren<br />
Ohr auf das so'ham, das der Atem flüstert <strong>und</strong> das euch versichert,<br />
dass ihr eins mit dem Göttlichen seid, der Urkraft des Universums.<br />
Diese Art der Meditation führt zum Erfolg.<br />
Wenn diese So'ham-Meditation zur festen Gewohnheit geworden ist,<br />
könnt ihr beginnen, euch die Form des Herrn, für die ihr euch entschieden<br />
habt, im Geiste vorzustellen. Betrachtet sie mit eurem geistigen<br />
Auge von Kopf bis Fuss. Nehmt euch dafür 15-20 Minuten Zeit,<br />
prägt euch jede Einzelheit fest ein <strong>und</strong> wiederholt das Gleiche in umgekehrter<br />
Richtung. Das wird euch helfen, dieser Form einen Altar in<br />
eurem Herzen zu errichten. Danach werdet ihr in jedem nur diese<br />
Form sehen. In allen Wesen werdet ihr nur ihn finden. Ihr werdet er-<br />
506
kennen, dass der Eine diese Vielfalt geworden ist. Gott bin ich. Er ist<br />
ich. Ich bin Gott. Ich bin Er. Nur Gott ist. 22.11.70, (21-242/243)<br />
Die Wirbelsäule, vom niedrigsten Punkt (muladhara-cakra) bis zum<br />
Punkt zwischen den Augenbrauen (ajna-cakra), gleicht der Vina (altes<br />
Instrument), deren <strong>Sai</strong>ten Resonanz erzeugen, wenn an ihnen gezupft<br />
wird. In diesen Bereich greifen auch die vitale <strong>und</strong> die mentale<br />
Hülle ein. Wenn die spielenden Finger anhalten <strong>und</strong> bestimmte Punkte<br />
an der Griffleiste der Vina in unregelmässigen Abständen drücken,<br />
ruft das verschiedene Noten hervor, die Freude vermitteln. Wenn der<br />
Geist sich zu einer Idee entschliesst, die mitgeteilt werden soll, spielt<br />
der Atem auf den <strong>Sai</strong>ten <strong>und</strong> Worte entstehen.<br />
Das niedrigste Cakra am unteren Ende der Wirbelsäule (muladharacakra)<br />
ist die Verkörperung der Urnatur. Es ist das Gr<strong>und</strong>prinzip der<br />
Erde.<br />
Das nächste Cakra (svadhishthana-cakra) ist der Wächter der vitalen<br />
Facette des Individuums. Es ist das Feuerprinzip, Ursprung <strong>und</strong> Quelle<br />
der Körperwärme, welches den Prozess der Verdauung <strong>und</strong> des<br />
Schutzes vor äusseren Veränderungen aufrechterhält.<br />
Das nächsthöhere Cakra (manipuraka-cakra) ist das auf der Rückgrat-Ebene,<br />
oberhalb des Nabels. Es entspricht dem Solarplexus,<br />
dem Wasserprinzip, der Gefühlsebene, es bewirkt die Blutzirkulation<br />
durch alle Körperteile ins Herz hinein <strong>und</strong> aus dem Herzen heraus.<br />
Das nächste Cakra (anahata-cakra) liegt im Gebiet des Herzens. Es<br />
verkörpert das Luftprinzip, das für den Atemvorgang verantwortlich<br />
ist, Einatmung <strong>und</strong> Ausatmung, die für das Leben <strong>und</strong> die Aktivität so<br />
wesentlich sind. Es belebt auch die Kraft des Rückgrats <strong>und</strong> fährt<br />
über die „Griffleiste des inneren <strong>Sai</strong>teninstrumentes.”<br />
Das nächste Cakra (vishuddha-cakra) ist in der Rachenhöhle, nahe<br />
der Schilddrüse. Es repräsentiert das Ätherprinzip <strong>und</strong> fördert Töne<br />
oder das Gehör.<br />
Das nächste Cakra (ajna-cakra), der Punkt in der Mitte zwischen den<br />
Augenbrauen, ist die Verkörperung des Glanzes der Bewusstheit,<br />
denn wenn dieses Cakra erreicht ist, erblickt der Mensch flüchtig die<br />
Wahrheit, wird transformiert <strong>und</strong> hell <strong>und</strong> durchscheinend. Er ist nur<br />
noch einen Schritt von der endgültigen Verwirklichung entfernt.<br />
Das höchste Cakra (sahasrara-cakra) befindet sich auf der Krone des<br />
Kopfes. Hier entwickelt die erwachte spirituelle Energie ihre volle Kraft<br />
<strong>und</strong> Herrlichkeit als Erleuchtung. Das ist das Ende aller spirituellen<br />
Anstrengung, aller Suche.<br />
507
Das Stadium der Begierde wirkt in den ersten beiden Cakras, das<br />
Stadium der Fähigkeit zum Handeln wirkt in den nächsten beiden,<br />
<strong>und</strong> das Stadium des Bewusstseins ist in den zwei letzten am offenk<strong>und</strong>igsten.<br />
Das Bewusstsein ist da, in jedem latent, bereit, an die<br />
Oberfläche zu treten, wenn die Schleier der Unwissenheit entfernt<br />
werden. Die individuelle Lebenskraft wohnt wie ein leuchtender Blitz<br />
im Schoss einer blauen Wolke, zwischen dem neunten <strong>und</strong> elften Wirbel<br />
der Wirbelsäule. Sie wird nur dann wach <strong>und</strong> aufmerksam, wenn<br />
nach der Reinigung des Charakters <strong>und</strong> der Gewohnheiten eine Form<br />
spiritueller Bemühung praktiziert wird.<br />
Wird indessen der Pfad des Yoga beschritten, solange die Sinne stark<br />
<strong>und</strong> vorherrschend sind, wird die Wirkung auf die eigenen Gefühle<br />
<strong>und</strong> Leidenschaften verheerend sein. Man wird wahnsinnig <strong>und</strong> redet<br />
<strong>und</strong> schreibt absurde <strong>und</strong> liederliche Dinge über sich selbst <strong>und</strong> über<br />
andere. Ich kenne viele Fälle solcher spiritueller Sucher, die sich verirrt<br />
haben. Deswegen sind die Kontrolle der Sinne, die Kontrolle der<br />
inneren Leidenschaften <strong>und</strong> Gefühle, der Rückzug des Geistes von<br />
äusseren Sinnesobjekten, das Erlangen der Kraft, Hitze, Kälte, Trauer<br />
<strong>und</strong> Freude, Gewinn <strong>und</strong> Verlust etc. mit Gleichmut zu ertragen,<br />
das Vertrauen in die Heiligen Schriften <strong>und</strong> die Erfahrungen der Weisen,<br />
die Seelenstärke <strong>und</strong> die tiefe Kontemplation, als Qualifikationen<br />
für den Suchenden betont worden.<br />
Yoga, so wie er gegenwärtig gelehrt <strong>und</strong> gelernt wird, ist bestenfalls<br />
ein System körperlicher Übungen, ein Mittel, um Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> ein<br />
Gefühl körperlichen Wohlbefindens zu erlangen. Er kann keine spirituelle<br />
Disziplin sein, die zur Selbsterkenntnis führt. <strong>Der</strong> Körper, der<br />
sich aus den fünf Elementen zusammensetzt, kann durch diese<br />
Yoga-Übungen beeinflusst werden. <strong>Der</strong> Geist besitzt keine eigene<br />
Leuchtkraft, <strong>und</strong> er kann, wie der Mond, entweder das Licht der Sonne<br />
reflektieren oder das der Sonne in ihm. Die innewohnende Göttlichkeit<br />
könnt ihr nur durch Liebe kennenlernen; alle Behauptungen,<br />
die das Gegenteil besagen, sind unwahr <strong>und</strong> treffen nicht den Kern.<br />
Durch die göttliche Schlangenkraft (K<strong>und</strong>alini) <strong>und</strong> ihr Aufsteigen<br />
durch die Cakras ist es beinahe unmöglich, das universelle Göttliche<br />
zu erkennen: Selbst wenn es erkannt wird, ist diese Erfahrung nicht<br />
durch Unterrichtsst<strong>und</strong>en zu vermitteln. Die erlangte Vision muss die<br />
des „Einen ohne einen Zweiten“ sein, nur dann kann sie echt sein.<br />
Das Innerste jedes Wesens muss als das Eine wiedererkannt werden.<br />
(...)<br />
Lasst euch deshalb nicht auf den Yoga-Pfad führen, da er voll Gefah-<br />
508
en steckt <strong>und</strong> es keine tüchtigen <strong>Lehre</strong>r geben kann. Bestimmte körperliche<br />
Übungen aber können, unter ordentlicher Anleitung, zur besseren<br />
Ges<strong>und</strong>heit praktiziert werden. 16.6.77, (24-78/80)<br />
Das Gebet ist der Atem der Religion, denn es führt den Menschen zu<br />
Gott <strong>und</strong> bringt ihn mit jedem Atemzug näher <strong>und</strong> näher. Meditation<br />
ist das Lauschen auf die himmlische Musik, auf die Flöte Krishnas, mit<br />
dem für die rechte Melodie geschärften inneren Ohr. Yoga ist das Eingehen<br />
des Geistes in das Glück des Selbstvergessens, wenn das Bewusstsein<br />
mit dieser Musik erfüllt ist. Worte wie diese können nicht die<br />
unbeschreibliche Seligkeit zum Ausdruck bringen, die ihr empfindet,<br />
wenn ihr nach langem Exil wieder „nach Hause“ kommt. (...)<br />
Das Rückgrat des Menschen, das im Gehirn in dem „tausendblättrigen<br />
Lotos“ endet, gleicht einer aufgerichteten Schlange.<br />
Durch K<strong>und</strong>aliniyoga wird die Lebensenergie des Menschen, die zusammengerollt<br />
wie eine Schlange am untersten Ende der Wirbelsäule<br />
liegt, geweckt <strong>und</strong> erregt, so dass sie sich durch sechs weitere Cakras<br />
aufrichtet bis sie den „tausendblättrigen Lotos“ am höchsten Punkt<br />
des Schädels erreicht. <strong>Der</strong> Weg der Lebensenergie führt durch den<br />
Nerv im Zentrum der Wirbelsäule. Die Verehrung der Schlange, die<br />
oft als Aberglaube lächerlich gemacht wird, ist das symbolische Gegenstück<br />
zu dieser grossen Yoga-Übung, die Kraft <strong>und</strong> Vitalität verleiht.<br />
(27-146)<br />
Meditation bedeutet weder blosses Aufrechtsitzen oder Ruhigsein,<br />
noch Bewegungslosigkeit. Sie ist das Verschmelzen all eurer Gedanken<br />
<strong>und</strong> Gefühle mit Gott. Meditation kann nur dann erfolgreich sein,<br />
wenn der Geist sich in Gott auflöst. 9.7.79, (24-185)<br />
<strong>Der</strong> Herr verkörpert Liebe.<br />
Liebe ist seine göttliche Form.<br />
Seine Liebe durchdringt alle Wesen,<br />
seine Liebe ist stärker als Mantras.<br />
Niemand kann Gott verstehen,<br />
der nicht seine Liebe verspürt.<br />
Und gute Gedanken entstehen<br />
nur dort, wo die Liebe regiert.<br />
Was verrostet ist, kann gereinigt werden.<br />
Das Korn wird von der Hülse befreit.<br />
Selbst Unwissenheit wird überw<strong>und</strong>en.<br />
Doch niemand vermag einen Toren zu ändern!<br />
509
Es ist die Liebe, die euch alle heute hierher gebracht hat. Nur die Liebe<br />
kann Wesen miteinander verbinden. Die ganze Welt ist von Liebe<br />
durchdrungen. Ein Leben ohne Liebe ist kein Leben.<br />
Es gibt drei Arten der Liebe, die sich auf drei verschiedenen Ebenen<br />
auswirken. Die erste Art der Liebe ist die beste <strong>und</strong> wirkt auf der höchsten<br />
Ebene. Menschen, die so lieben, haben Glauben <strong>und</strong> die Überzeugung,<br />
dass Gott die Verkörperung ewiger Glückseligkeit ist. Sie<br />
fühlen, dass Gott überall <strong>und</strong> in allen Wesen <strong>und</strong> Dingen als Liebe gegenwärtig<br />
ist. Sie sehen nichts als Liebe in jedem Wesen. Sie machen<br />
keinen Unterschied zwischen ihren Verwandten <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> allen<br />
anderen. Menschen, die von dieser erhabenen Liebe erfüllt sind,<br />
werden Glückseligkeit erfahren.<br />
Menschen der zweiten Art lieben sich selbst <strong>und</strong> ihre eigenen Verwandten<br />
<strong>und</strong> Bekannten. Sie sind nur an deren Glück <strong>und</strong> Wohlergehen<br />
interessiert. Andere Menschen mit ihren Vorzügen <strong>und</strong> Nachteilen<br />
sind ihnen gleichgültig. Solche Liebe liegt auf der mittleren Ebene.<br />
Und dann gibt es jene, die nur sich selbst lieben <strong>und</strong> es nicht ertragen<br />
können, wenn andere glücklich sind. Sie sind eifersüchtig auf das<br />
Glück anderer, suchen nur nach ihren Fehlern <strong>und</strong> kritisieren sie ständig.<br />
Dabei zerstören sie die wahre Liebe in sich selbst. (...)<br />
Auf allen drei Ebenen haben die Menschen die Fähigkeit zu lieben,<br />
doch sie empfinden die Liebe verschieden <strong>und</strong> bringen sie auf verschiedene<br />
Art <strong>und</strong> Weise zum Ausdruck. In jedem Lebensbaum ist<br />
Liebe der süsse Saft seiner Früchte. Wer die Kerne der Zu- <strong>und</strong> Abneigungen<br />
<strong>und</strong> die Schale des Verlangens entfernt, kann sich der reinen<br />
göttlichen Liebe erfreuen. (...)<br />
Die Veden sprechen von drei Arten der Gottesverehrung. Zur ersten<br />
Art gehören Zuhören, das Gehörte überdenken <strong>und</strong> in die Praxis umsetzen,<br />
rituelle Opferhandlungen, Besuche von Pilgerorten, Dienst<br />
am Nächsten <strong>und</strong> Wohltätigkeiten. Es gehören auch dazu die Rezitation<br />
der Namen des Herrn, disziplinierte spirituelle Übungen, Morgen<strong>und</strong><br />
Abendandachten, der Bau von Tempeln, in Tempeln <strong>und</strong> die Rituale,<br />
die damit verb<strong>und</strong>en sind. Dieses alles muss zu der ersten Art,<br />
„bhautikabhakti“ genannt, gerechnet werden, weil es Übungen sind,<br />
die mit dem Körper ausgeführt werden. Selbst Versenkung in Meditation<br />
<strong>und</strong> heilige Visionen gehören zu dieser ersten Kategorie, weil sie<br />
im feinstofflichen Körper, dem Geist, vor sich gehen. Obwohl alle diese<br />
Erfahrungen mit dem Körper vergehen, ist diese Art der Gottesverehrung<br />
als erste Stufe unerlässlich.<br />
Während ihr durch diese Übungen Fortschritte macht, nähert ihr euch<br />
510
langsam der zweiten Art der Gottesverehrung, „ekantabhakti“ genannt.<br />
Viele glauben, das bedeute, sich in der Stille auf nur eine Form<br />
zu konzentrieren <strong>und</strong> sie im Geist zu schauen. Das ist nicht richtig. Es<br />
handelt sich hier um einen höheren Bewusstseinszustand, der durch<br />
die wirksame Beherrschung des Geistes <strong>und</strong> die Erfahrung des eigenen<br />
Selbst erreicht wird. Beherrschung des Geistes bedeutet nicht<br />
nur, den Geist ruhig zu halten, damit er nicht mehr umherwandert. Es<br />
bedeutet vielmehr, den Geist zu läutern <strong>und</strong> ihn von unreinen Gedanken<br />
zu befreien. Diese Übung muss in der Stille praktiziert werden, an<br />
einem Ort, der völlig frei von Lärm oder Störungen jeder Art ist. Die<br />
beste Zeit dazu ist von 3 bis 5 Uhr morgens. Diese Zeitspanne nennt<br />
man „brahmamuhurta“. Ihr solltet in dieser Zeit die Tür schliessen, mit<br />
niemandem Kontakt aufnehmen, euch still hinsetzen <strong>und</strong> gleichmässig<br />
ein- <strong>und</strong> ausatmen. Es ist wichtig, darauf zu achten, dass die Dauer<br />
des Einatmens ebenso lange ist wie die des Ausatmens. Durch<br />
Übung muss die Anzahl der Atemzüge allmählich von acht oder zehn<br />
auf zwei oder einen in der Minute vermindert werden. Ihr könnt die<br />
Zeit, die ihr für die allmähliche Reduzierung der Atemzüge braucht,<br />
selbst bestimmen. <strong>Der</strong> Fluss der Gedanken kann sich störend auf die<br />
Atmung auswirken. Es gibt eine sehr wirksame Methode, den Atem<br />
zu beherrschen <strong>und</strong> in die richtige Bahn zu lenken: Die Zungenspitze<br />
muss leicht die Rückseite der Zähne berühren. Wenn die Zunge in<br />
dieser Position gehalten wird, werden die Gedanken ruhiger, <strong>und</strong> ihr<br />
könnt euch auf die Beherrschung des Atems konzentrieren. Wenn ihr<br />
das Hin <strong>und</strong> Her der Gedanken unter Kontrolle gebracht habt <strong>und</strong><br />
nicht mehr an den Körper <strong>und</strong> die Dinge um euch herum denkt, erreicht<br />
ihr ein Stadium, in dem der Geist ohne Gedanken <strong>und</strong> ohne<br />
Wünsche ist, <strong>und</strong> dann könnt ihr euch auf Gott konzentrieren.<br />
Wer sich mit „ekantabhakti“ befasst, dessen Geist wird still. Wenn der<br />
Geist geläutert ist, wird Gott in allen Wesen <strong>und</strong> allen Dingen sichtbar.<br />
Diese Allgegenwart Gottes kann nur von Menschen in diesem zweiten<br />
Stadium der Gottesverehrung erfahren werden. (...)<br />
Gott kann nicht in einem Geist reflektiert werden, der unruhig ist <strong>und</strong><br />
angefüllt mit Zu- <strong>und</strong> Abneigungen, Wünschen <strong>und</strong> unreinen Gedanken.<br />
Zu dieser unmittelbaren Erfahrung des Göttlichen wird euch nur<br />
„ekantabhakti“ verhelfen. Es ist möglich, auch mit anderen Methoden<br />
Visionen verschiedener Art zu haben. Aber diese sind nichts weiter<br />
als Halluzinationen <strong>und</strong> Produkte der Einbildung. Ohne tugendhaften<br />
Charakter kann der Geist nicht beherrscht werden. (...)<br />
Durch beständiges Üben <strong>und</strong> Praktizieren in der Zurückgezogenheit<br />
511
werdet ihr das Göttliche Selbst in euch erfahren. Es ist in euch. Ihr<br />
könnt es nur nicht sehen, weil die Unreinheit des Geistes, die Zu- <strong>und</strong><br />
Abneigungen, euren Blick trüben. Entfernt die Unreinheiten <strong>und</strong> euer<br />
Geist wird in einem geläuterten Zustand in sich selbst ruhen. Dann<br />
wendet euren Blick nach innen, <strong>und</strong> ihr werdet das Göttliche schauen.<br />
(...) Bei „bhautikabhakti“ schaut ihr nach aussen, bei „ekantabhakti“<br />
nach innen.<br />
Wenn ihr in diesen beiden Arten der Gottesverehrung geübt seid, wird<br />
es euch leicht fallen, zu der dritten, „ananyabhakti“ genannt, zu gelangen.<br />
Ihr mögt glauben, diese Art der Verehrung bestehe darin, zu sagen:<br />
„Ich habe keinen anderen Erlöser als dich“, oder einfach zu erklären:<br />
„Du bist meine Mutter, du bist mein Vater, du bist mein Fre<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> du bist mein Erlöser, o allerhöchster Gott!“ Aber das besagt noch<br />
nicht, dass „ananyabhakti“, die völlige Hingabe an Gott, wirklich stattgef<strong>und</strong>en<br />
hat. Das mag nur ein Lippenbekenntnis sein. „Ananyabhakti“<br />
kommt von ernsthafter Erforschung der wahren Wirklichkeit des inneren<br />
Selbst.<br />
Die Erfahrung des Wachzustands, des Tiefschlafs <strong>und</strong> der Dinge, die<br />
ihr im Traum seht, erweisen sich alle nach ernsthafter Untersuchung<br />
als illusorisch <strong>und</strong> von kurzer Dauer. Ihr werdet selbst zu dieser<br />
Schlussfolgerung kommen. Ihr werdet auch entdecken, dass das<br />
„Ich“, das in allen drei Bewusstseinszuständen gegenwärtig ist, das<br />
Selbst ist <strong>und</strong> dass kein Unterschied besteht zwischen dem Selbst<br />
<strong>und</strong> dem Überselbst. Ohne Körperbewusstsein gibt es keine Gegensätze<br />
mehr. Wenn der Gedanke an ein Zweites nicht mehr vorhanden<br />
ist, gibt es nur noch das Eine. Um den Zustand des Einsseins erreichen<br />
zu können, müsst ihr durch das zweite Stadium der Verehrung<br />
in der Zurückgezogenheit gehen. (...)<br />
Es gibt zwei Arten des Wissens. Die eine ist weltliches Wissen, das<br />
durch Versuche <strong>und</strong> Messungen erworben werden kann. Die andere<br />
ist spirituelles Wissen, das durch Glauben <strong>und</strong> reine Liebe erworben<br />
wird. Ohne diese sind alle Bemühungen, sich spirituelles Wissen anzueignen,<br />
fruchtlos. Wer zweifelt, kann selbst in vielen Erdenleben<br />
keinen Erfolg haben. „Ananyabhakti“ kann als „absoluter Glaube“ beschrieben<br />
werden. (...)<br />
Nur wen es drängt <strong>und</strong> wer von der Notwendigkeit zu lernen überzeugt<br />
ist, wer einen so tiefen Glauben hat, dass er fähig ist, das Göttliche<br />
zu erfahren, kann in diesen <strong>Lehre</strong>n unterwiesen werden. (...)<br />
Die Welt ist heute in einem sehr schlechten Zustand. Diese Situation<br />
kann nur von denen verbessert werden, die an das Göttliche glauben,<br />
512
die selbst Verkörperungen der Liebe sind <strong>und</strong> die durch ihre spirituellen<br />
Bemühungen, unterstützt durch Geduld, Standhaftigkeit <strong>und</strong> Mitgefühl,<br />
ihre Aufgabe erfüllen. Nur auf diese Weise könnt ihr der Gesellschaft<br />
dienen <strong>und</strong> zur Besserung der Umstände in der Welt<br />
beitragen. Gott ist in euch gegenwärtig; er schaut mit Tausenden von<br />
Augen zu, was ihr tut. Er sieht alles, selbst das, was andere nicht sehen<br />
können. Seid euch dessen immer bewusst! 23.1.82, (25-171/174)<br />
Wenn die Wirbelsäule gerade ist, erreichen die Gedanken den Intellekt<br />
unmittelbar; das macht es leichter, sich zu konzentrieren. Die Wirbelsäule<br />
hat 33 Wirbel, zwischen dem 9. <strong>und</strong> 12. Wirbel ist der Sushumna-Nerv.<br />
Wenn man aufrecht sitzt, erreicht die K<strong>und</strong>alini das<br />
tausendblättrige Scheitel-Cakra durch den Sushumna-Nerv. Was ist<br />
die K<strong>und</strong>alini-Kraft? Menschen, die dem Weg der Yoga-Übungen folgen,<br />
sagen, das die im Basis-Cakra (muladhara-cakra) liegende<br />
K<strong>und</strong>alini aufsteigen wird <strong>und</strong> das Scheitel-Cakra (sahasrahara-cakra)<br />
erreicht. Die K<strong>und</strong>alini befindet sich immer am Basis-Cakra. Die<br />
Atemübungen des Yoga bestehen aus Einatmen, Ausatmen <strong>und</strong> Kontrolle<br />
des Atems. Wenn der Atem unter Kontrolle ist, steigt die<br />
K<strong>und</strong>alini-Kraft aufwärts <strong>und</strong> sucht Luft. Die K<strong>und</strong>alini ist keine<br />
Schlange, sondern nur ein Wind, der hochsteigt, indem er um die 33<br />
Wirbel herumgeht. Damit die K<strong>und</strong>alini nach oben steigt, solltet ihr<br />
aufrecht sitzen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> sitzen Menschen, die Yoga-Übungen<br />
ausführen, aufrecht. Es unterstützt die Entwicklung des Erinnerungsvermögens<br />
<strong>und</strong> die Konzentrationsfähigkeit. Deshalb ist sogar<br />
angemessenes Sitzen eine Form der Disziplin. (19.6.96)<br />
Gott hat dem Menschen drei Werkzeuge zur Verfügung gestellt, die er<br />
benutzen soll <strong>und</strong> die ihn von den Tieren unterscheiden. Wenn er diese<br />
drei gemeinsam für segensreiche Zwecke einsetzt, helfen sie ihm<br />
bei seinem Aufstieg von der menschlichen zur göttlichen Ebene.<br />
Wenn er diese Werkzeuge jedoch dadurch entwertet, dass er sie zur<br />
Erfüllung sinnlicher Begierden benutzt, fällt er auf die tierische Ebene<br />
zurück. Geist, Sprache <strong>und</strong> Handlungsfähigkeit sind die drei Werkzeuge,<br />
die dem Menschen zugeteilt wurden. (...)<br />
Es gibt drei Methoden, mit denen der unbeständige Geist beruhigt<br />
werden kann:<br />
1. Reguliertes Atmen. Gleichmässiges Atmen, bei dem auf die<br />
Symmetrie des Ein- <strong>und</strong> Ausatmens geachtet wird. Das wird die<br />
513
innere Zunge davon abhalten, Konversation zu treiben, <strong>und</strong> sie<br />
wird schliesslich diese Neigung aufgeben.<br />
2. Liebevoller Dienst an Kranken <strong>und</strong> Notleidenden oder die Pflege<br />
von ein paar Kindern, die niemanden haben, der für sie<br />
sorgt. Hegt ernsthafte Gedanken <strong>und</strong> handelt selbstlos. Dadurch<br />
wird das dringende Bedürfnis, egozentrischen Gedanken<br />
ihren Lauf zu lassen, geheilt. Ihr werdet feststellen, dass eure<br />
Energie viel fruchtbarer angewandt werden kann, wenn ihr euren<br />
Mitmenschen helft, als wenn ihr euch in fruchtlose Diskussionen<br />
mit dem unsteten Geist einlasst.<br />
3. Eine andere Methode, diese Art gedanklicher Zwiegespräche<br />
zu vermeiden, ist, sich regelmässig <strong>und</strong> ernsthaft mit spirituellen<br />
Übungen zu befassen. Ihr könnt die Namen Gottes wiederholen,<br />
Lobeshymnen singen, Yoga praktizieren oder Mantras<br />
rezitieren. Die Gayatri ist ein Mantra, der dazu gut geeignet ist<br />
<strong>und</strong> schnell Resultate erzielen wird. (...)<br />
Nun komme ich zu eurer Sucht, zu viel zu reden. Die Sprache ist das<br />
zweite Werkzeug des Menschen. (...) Sie kann den Menschen entweder<br />
erhöhen oder ihn erniedrigen. Das gesprochene Wort kann Mut<br />
oder Angst einflössen, inspirieren oder jemanden zur Verzweiflung<br />
treiben. Eure Rede muss wahrhaftig <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>lich sein. (...) Zorn,<br />
Fanatismus <strong>und</strong> Wut müssen beherrscht werden, denn sie führen zu<br />
Unheil, dessen Ausmass nicht abzusehen ist. Diese Bemühungen<br />
mögen bei manchen dazu führen, ein Gelübde des Schweigens abzulegen.<br />
Aber wenn die Zunge sich weigert zu sprechen, muss auch der<br />
Geist aufhören zu wandern. Andernfalls ist das Gelübde nutzlos. Seid<br />
euch bewusst, dass jedes Wort, welches ihr sprecht oder hört, einen<br />
Eindruck in eurem Unterbewusstsein hinterlässt <strong>und</strong> entweder gute<br />
oder ungute Reaktionen hervorruft. Aus diesem Gr<strong>und</strong> solltet ihr euch<br />
immer der Gegenwart Gottes bewusst sein <strong>und</strong> die Gesellschaft der<br />
Gottesfürchtigen suchen.<br />
Das dritte Werkzeug ist die Fähigkeit zu handeln. Alles, was ihr tut,<br />
wirkt sich auf euch selbst <strong>und</strong> auf andere aus. Das ist ein Gesetz der<br />
Natur, <strong>und</strong> diese Folgen sind so unvermeidlich wie die Auswirkungen<br />
von Hitze <strong>und</strong> Kälte. Körperliche Krankheit, geistige Verwirrung, wirtschaftliche<br />
Schwierigkeiten <strong>und</strong> häusliches Elend sind das Ergebnis<br />
eures Handelns <strong>und</strong> können nicht der Hartherzigkeit Gottes zugeschrieben<br />
werden. Euer Verhalten enthüllt eure tierischen Triebe,<br />
514
menschlichen Tugenden oder ein auf das Göttliche ausgerichtetes<br />
Streben. Es zeigt auch eure Einstellung, eure Zu- <strong>und</strong> Abneigungen,<br />
welche von einem früheren Erdenleben oder von der Gesellschaft, in<br />
die ihr jetzt hineingeboren seid, in euer Unterbewusstsein eingraviert<br />
wurden. Ein gr<strong>und</strong>legender Fehler in allen Lebensbereichen ist es,<br />
dass heute die Taten nicht mit den Worten übereinstimmen. 20.5.82,<br />
(25-177/178)<br />
Ihr alle verkörpert Göttlichkeit, Liebe <strong>und</strong> Frieden. Ihr habt menschliche<br />
Form angenommen, ihr seid Göttlichkeit in menschlicher Form.<br />
Wie das Sprichwort sagt: “Gott kommt in menschlicher Gestalt.” Füllt<br />
eure Leben mit Liebe zu Gott. Richtet die von ihm gegebene Liebe auf<br />
keine andere Sache. All die Liebe, die von euch ausgeht, sollte auf<br />
Gott ausgerichtet sein. Wenn ihr diese göttliche Liebe besitzt, dann<br />
könnt ihr alle Menschen lieben. (...)<br />
Richtet all eure Liebe auf Gott, der in jedem anwesend ist. Die göttliche<br />
Einheit zu empfinden bedeutet, zu erkennen, dass derselbe Gott<br />
allem innewohnt. Nur dadurch ist Einheit erreichbar. Durch Einheit<br />
könnt ihr die Göttlichkeit erreichen. (1.1.95)<br />
515
DER KÖRPER ALS TEMPEL GOTTES<br />
<strong>Der</strong> Körper ist der Tempel der individuellen Seele. Deshalb betrifft alles,<br />
was in diesem Tempel geschieht, die Seele. Ebenso ist die Welt<br />
der Körper Gottes, <strong>und</strong> alles, was sich in ihr ereignet, ob gut oder<br />
schlecht, ist seine Angelegenheit. Erkennt aus der beobachteten Beziehung<br />
zwischen der individuellen Seele <strong>und</strong> dem Körper die Wahrheit<br />
über den nicht beobachtbaren Zusammenhang zwischen Gott<br />
<strong>und</strong> der Welt. (4-36)<br />
Du bist das unzerstörbare, Göttliche Prinzip. Um dieses göttlichen<br />
Prinzips willen habt ihr euren Körper, <strong>und</strong> deshalb müsst ihr bereit<br />
sein, ihn jederzeit für den Dienst am Nächsten einzusetzen, in dem<br />
Versuch, hier <strong>und</strong> jetzt Gott zu erkennen. Benutzt eure Verfügungsgewalt<br />
über ihn, um das Wohlergehen der Welt zu fördern. Er ist nichts<br />
weiter als ein Werkzeug, ein von Gott gegebenes Hilfsmittel, das euch<br />
seinem Zweck entsprechend dienen soll. (4-20)<br />
Diese Schöpfung ist das Mittel zur Gottesverehrung, der Mensch ist<br />
der Gottesverehrer <strong>und</strong> Gott der Verehrte. Mit diesen Dreien wird das<br />
Spiel, welches man Leben nennt, gespielt.<br />
<strong>Der</strong> Mensch muss glücklich sein, dass Gott ihm immer neue Dinge für<br />
seinen Gottesdienst zur Verfügung stellt, so dass er ihn auf verschiedene<br />
Art <strong>und</strong> Weise verehren kann. Er muss unablässig um neue Gelegenheiten<br />
bitten <strong>und</strong> über die Möglichkeiten jubeln, die in seine Hände<br />
gelegt werden. Diese Einstellung wird ihm unermessliche Freude<br />
geben. Ein so sehr mit Freude erfülltes Leben ist in der Tat eine Gnade.<br />
Was immer ihr zwischen Sonnenaufgang <strong>und</strong> Sonnenuntergang tut,<br />
muss dem Herrn gewidmet sein, als tätet ihr es zu seiner Verehrung.<br />
So wie ihr darauf achtet, nur taufrische Blumen zu pflücken <strong>und</strong> sie<br />
möglichst lange so zu erhalten, solltet ihr euch auch unaufhörlich bemühen,<br />
bei allen Handlungen frei von Schuld <strong>und</strong> Tadel zu bleiben.<br />
Wenn ihr euch das täglich vor Augen haltet <strong>und</strong> nach diesem Gr<strong>und</strong>satz<br />
lebt, dann wird euer Leben zu einem langen, ununterbrochenen<br />
Dienst an Gott. Das Gefühl von Ich <strong>und</strong> Du verschwindet allmählich,<br />
<strong>und</strong> alle Spuren von Eigennutz werden zerstört. Das Leben wird dann<br />
zum wahrhaftigen Sein, das ganz auf Gott ausgerichtet ist:<br />
„Ich bin derjenige, der sich dem Dienst an Gott verschrieben hat. Diese<br />
Welt besteht aus den Gaben, die ich darbringe. Gott ist der Herr,<br />
den ich verehre.“<br />
516
Wer in seinem Denken, Fühlen <strong>und</strong> Handeln diese Stufe erreicht hat,<br />
für den verschwindet jeglicher Unterschied zwischen Mein <strong>und</strong> Dein.<br />
(...)<br />
Es gibt keinen Unterschied zwischen der Liebe zu Gott <strong>und</strong> Weisheit.<br />
So wie aus dem manifestierten Prinzip mit Form, Gestalt <strong>und</strong> Eigenschaften<br />
das unpersönliche, attributlose, absolute Prinzip wird, so<br />
wird aus der Liebe zu Gott universale Weisheit.<br />
Ich bin nicht der Auffassung, dass sich menschliches Wirken <strong>und</strong><br />
Handeln, hingebungsvolle Liebe zu Gott <strong>und</strong> höchste Weisheit voneinander<br />
unterscheiden. (...)<br />
Genausowenig unterscheiden sich die auf den Körper bezogene individuelle<br />
Seele, das wahre Selbst als Göttliches Prinzip in jedem Wesen<br />
<strong>und</strong> Gott selbst voneinander; sie sind ein <strong>und</strong> dasselbe.<br />
Daher muss jede individuelle Tat vom Geist selbstlosen Dienens, von<br />
Liebe <strong>und</strong> von höchster Weisheit erfüllt sein. In anderen Worten: Alle<br />
Arten von Aktivitäten des täglichen Lebens müssen von Pflichterfüllung,<br />
Hingabe <strong>und</strong> Weisheit durchdrungen sein. Das ist der wahre<br />
Weg zur Verwirklichung kosmischen Bewusstseins. Ihr müsst ihn gehen<br />
<strong>und</strong> nicht nur über ihn reden. Mit einem von Hingabe zu Gott <strong>und</strong><br />
Weisheit erfüllten Herzen, das sich immer mehr öffnet, sich immer<br />
weiter ausdehnt, solltet ihr euch beständig in spiritueller Disziplin<br />
üben.<br />
Die Süsse des Nektars, die mit dem Namen des Herrn verb<strong>und</strong>en ist,<br />
ist der Zauber des Lebens. Die tief im Inneren empf<strong>und</strong>ene Freude,<br />
die der göttliche Name auslöst, ist der von äusseren Dingen verursachten<br />
Freude sehr ähnlich.<br />
Wenn jemand eine Handlung Gott weiht, dann werden er selbst, die<br />
höhere Realität <strong>und</strong> die höchste Realität eins. Zuerst werden Ich <strong>und</strong><br />
Du zu Wir. Dann werden Wir <strong>und</strong> Gott eins. Die individuelle Seele als<br />
das Ich sollte zuerst mit der Schöpfung als dem Du eins werden <strong>und</strong><br />
dann mit der universalen Seele, dem Er. Das ist die wahre Bedeutung<br />
des Mantras: “Ich bin die Wirklichkeit.” (4-21/24)<br />
<strong>Der</strong> Körper gleicht einem Boot. Das Leben ist der Strom, den es zu<br />
überqueren gilt, um das Ziel zu erreichen. Das Ziel ist das Einswerden<br />
mit dem Göttlich-Absoluten. 1972, (34-18)<br />
Ohne Körper könnt ihr euch den Verstand nicht vorstellen, <strong>und</strong> ohne<br />
Verstand werdet ihr euch des Lebens im Körper nicht bewusst. Die<br />
Stufen intuitiven Wissens <strong>und</strong> höchsten harmonischen Glücksbe-<br />
517
wusstseins hängen von Nahrung, Gedanken <strong>und</strong> Lebensform ab.<br />
Darum müsst ihr euch um diese drei Aspekte bemühen. Es ist wahr,<br />
dass sie nicht von Dauer sind, sondern vergänglich <strong>und</strong> deshalb keinen<br />
bleibenden Wert haben. Da sie jedoch die Voraussetzung für<br />
Weisheit <strong>und</strong> innere Harmonie sind, haben sie für euch eine gewisse<br />
Bedeutung. Deshalb müsst ihr Körper, Gedanken <strong>und</strong> Leben in Ordnung<br />
halten, wenn ihr die höheren Bewusstseinsstufen erfahren wollt.<br />
Wenn ihr wertvolle Juwelen <strong>und</strong> Edelsteine in eurem Hause habt, verschliesst<br />
ihr diese in einem Tresor, um sie vor Diebstahl zu schützen.<br />
Dieser ist im Vergleich zu den Juwelen verhältnismässig wertlos <strong>und</strong><br />
trotzdem bewahrt ihr sie darin auf. Euer Körper ist ebenso wenig wert<br />
wie der Tresor. Diesem wertlosen Körper hat Gott so kostbare Dinge<br />
wie Weisheit <strong>und</strong> ewige Glückseligkeit zur Aufbewahrung anvertraut.<br />
(...)<br />
Es ist normal, wertvolle Dinge in unscheinbaren Behältnissen aufzubewahren,<br />
damit niemand darauf aufmerksam wird. Deshalb ist es<br />
notwendig, dass ihr auf die äussere Hülle, die aus Körper, Gedanken<br />
<strong>und</strong> Leben besteht, gut Acht gebt, um Zugang zum Reich der Weisheit<br />
<strong>und</strong> Glückseligkeit zu erhalten. (...)<br />
Ohne den Schlüssel jedoch könnt ihr Weisheit <strong>und</strong> Glückseligkeit<br />
dem Tresor nicht entnehmen, wenn ihr sie braucht <strong>und</strong> haben wollt.<br />
Shankara betrachtete hingebungsvolle Liebe als diesen Schlüssel.<br />
Wenn ihr den Schlüssel dieser Liebe in die Richtung des Freiwerdens<br />
dreht, wird sich der Tresor öffnen, <strong>und</strong> Weisheit <strong>und</strong> Glücksbewusstsein<br />
wird euch zuteil. Wenn ihr jedoch diesen Schlüssel in die falsche<br />
Richtung dreht, die statt zum Freiwerden zum Geb<strong>und</strong>ensein führt,<br />
dann wird sich der Tresor nicht öffnen, <strong>und</strong> Weisheit <strong>und</strong> Glück bleiben<br />
euch versagt. (...)<br />
Ihr könnt diese Liebe empfinden, wenn ihr Vertrauen in Gott habt.<br />
Heutzutage sagen viele Menschen, dass sie nicht an Gott glauben. In<br />
Wirklichkeit aber ist es unmöglich, auch nur einen Augenblick ohne<br />
Glauben an Gott zu leben. Ihr solltet euch nicht einbilden, dass Gott<br />
als Form, ausgerüstet mit bestimmten Kräften, irgendwo existiert.<br />
Das, was euer Herz als reine Gedanken <strong>und</strong> als höchstes Bewusstsein<br />
enthält - das ist Gott. In jedem ist dieses heilige Bewusstsein verborgen.<br />
Es gibt keinen, der es nicht hätte. Aus diesem Gr<strong>und</strong> könnt ihr<br />
sagen, dass Gott in jedem Menschen gegenwärtig ist. Wer nicht an<br />
sich selbst glaubt, glaubt nicht an Gott. Es gibt niemanden, der sich<br />
nicht selbst liebt, nicht an sich selbst glaubt <strong>und</strong> nicht den Ehrgeiz hat,<br />
höher <strong>und</strong> höher aufzusteigen. Selbst jemand, der nicht an Gott<br />
518
glaubt, glaubt an sich selbst <strong>und</strong> wünscht sich die Kraft, den Glauben<br />
in sich selbst zu stärken. 1973, (35-28/29)<br />
Jeder, der in dieser Welt lebt, sollte erst einmal wirklich Mensch werden<br />
<strong>und</strong> verstehen, welcher Art die Natur dieses Körpers ist. <strong>Der</strong> Weg<br />
zur Erlösung ist das Verständnis des Selbst. 1973, (35-37)<br />
Betrachtet euer Herz als einen Tempel <strong>und</strong> versucht, Gott darin eine<br />
Wohnstätte zu bereiten. <strong>Der</strong> Körper des Menschen ist ein Tempel, in<br />
dem die Seele als uralter Stellvertreter Gottes wohnt. Als Mensch geboren<br />
zu sein, ist ein grosses Geschenk. 1974, (36-65)<br />
Da ihr als „Mensch“ auf die Weltbühne gekommen seid, solltet ihr diese<br />
Rolle so gut wie möglich spielen. Man erkennt den Baum an der<br />
Frucht. <strong>Der</strong> menschliche Körper ist der Tempel Gottes. Er ist sein<br />
Wohnsitz. Sehnt euch nach der Erkenntnis dieser Wahrheit, entdeckt<br />
Gott <strong>und</strong> werdet unvergänglicher Freude teilhaftig - das ist der Pfad<br />
der Liebe zu Gott. Liebt den Höchsten, liebt nichts Geringeres. (27-<br />
225/226)<br />
„<strong>Der</strong> Körper ist der Tempel Gottes“, heisst es. (...) Ihr wandelt mit einem<br />
Tempel umher, in dessen innerstem Heiligtum Gott wohnt. <strong>Der</strong><br />
Körper ist keine Masse aus Fleisch <strong>und</strong> Knochen; er ist ein Instrument<br />
für Mantras - Werkzeuge eurer geistigen Erhebung <strong>und</strong> Errettung,<br />
wenn ihr über sie meditiert. <strong>Der</strong> Körper ist ein heiliges Instrument, das<br />
ihr nach unendlichen Mühen über Zeitalter hinweg errungen habt. Er<br />
ist ausgestattet mit Vernunft <strong>und</strong> Gefühl, <strong>und</strong> er kann dazu benutzt<br />
werden, euch aus Kummer <strong>und</strong> Leid zu befreien. Ehrt ihn entsprechend;<br />
erhaltet ihn in guter Verfassung, auf dass er jenem heiligen<br />
Zweck auch gerecht werden kann. 9.3.62, (17-113/114)<br />
<strong>Der</strong> Körper ist das Allerheiligste. Er ist das Gefährt Gottes, in dem er<br />
in all seiner Majestät Platz genommen hat. Glaubt nicht, dass ihr mit<br />
dem Körper <strong>und</strong> allem, was zu seinem Bereich gehört, identisch seid.<br />
Ihr seid das Göttliche Selbst, <strong>und</strong> deshalb steht ihr über dem Körper<br />
<strong>und</strong> dem, was er zu erdulden hat. Reinigt euren Geist von den Versuchungen<br />
<strong>und</strong> dem Staub der Unwissenheit, so dass er Gott reflektieren<br />
kann. Gott ist mehr an den Motiven, die zu euren Handlungen führen,<br />
<strong>und</strong> an den Idealen, die eure Bemühungen anregen, interessiert<br />
als an der Handlung selbst. 7.12.64, (19-11)<br />
519
<strong>Der</strong> Körper muss in guter Verfassung erhalten werden, denn nur<br />
wenn der Mensch in seinem Leib verkörpert ist, kann er Gott erkennen.<br />
<strong>Der</strong> Körper ist stark oder schwach, ein wirksames oder ein unwirksames<br />
Werkzeug, je nach Ernährung, Verhalten <strong>und</strong> Gewohnheiten.<br />
5.10.67, (20-67)<br />
Regelmässiges Gebet, zweimal täglich, gibt die Stärke <strong>und</strong> Widerstandskraft<br />
gegen Krankheiten. Die Gnade Gottes schenkt inneren<br />
Frieden <strong>und</strong> damit kommt auch der Geist zur Ruhe <strong>und</strong> ihr habt einen<br />
guten Schlaf. Fühlt, dass ihr h<strong>und</strong>ertprozentig von Gott abhängig<br />
seid, dass er für euch sorgen <strong>und</strong> euch vor allem Bösen <strong>und</strong> Schädlichen<br />
bewahren wird. (...)<br />
Fastet einen Tag in der Woche. Das ist gut für den Körper <strong>und</strong> auch<br />
für das Land. Esst aber nicht ein Dutzend Bananen, ein halbes Dutzend<br />
Apfelsinen, trinkt einen Liter Milch dazu <strong>und</strong> nennt das dann Fasten!<br />
Nehmt nur Wasser zu euch, so dass aller Schmutz weggewaschen<br />
wird. Verlangt nicht nach Fruchtsaft oder anderen Getränken.<br />
Selbst den Maschinen muss Ruhe gegönnt werden, sie können nicht<br />
ununterbrochen laufen. Was glaubt ihr wohl, wie viel wichtiger das für<br />
den feinfühligen menschlichen Organismus ist! Es ist kein Zeichen<br />
von Kultur, den Körper überzubewerten. Es ist ein Zeichen von Barbarei!<br />
(...)<br />
Nur ein ges<strong>und</strong>er Mensch kann es sich leisten, den Körper zu vergessen,<br />
seine Gedanken Gott zu weihen <strong>und</strong> dadurch höchstes Glück zu<br />
erfahren. (...)<br />
Es hilft der Ges<strong>und</strong>heit, den Geist auf Gott auszurichten <strong>und</strong> gute Gedanken<br />
zu hegen. Haltet Augen, Ohren, Zunge, Hände <strong>und</strong> Füsse im<br />
Zaum. Lest keine Bücher <strong>und</strong> seht keine Filme, die euch deprimieren<br />
oder erregen. Verliert nicht den Glauben an euch selbst, denn ihr seid<br />
das Göttliche, das im Körper lebt. (...)<br />
Denkt nicht so viel an euren Körper. Manche Leute sorgen sich ständig<br />
um ihre Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> sind unablässig mit Körperpflege beschäftigt.<br />
12.10.69, (21-79/80)<br />
<strong>Der</strong> Körper ist ein Kelch, in dem ihr den Nektar der göttlichen Gnade<br />
ansammelt. Das ist der Hauptzweck, zu dem er euch gegeben wurde.<br />
Denn ohne einen Becher oder einen Kelch, ein Gefäss oder einen<br />
Krug könntet ihr den Nektar nicht empfangen. 7.7.75, (23-180)<br />
<strong>Der</strong> Körper wird als ein Tempel bezeichnet, welcher dem Göttlichen<br />
520
Selbst des Individuums geweiht ist. Ich sehe in ihm vielmehr ein Haus,<br />
in dem ihr zur Miete wohnt. Gott ist der Hausherr, der Besitzer. Die<br />
Miete muss in Form von rechtschaffenem Verhalten bezahlt werden.<br />
5.2.81, (25-60)<br />
Zorn wirkt entkräftend auf den Menschen. Er schwächt die Nerven<br />
<strong>und</strong> bringt das Blut in Wallung. Ein einziger Wutausbruch verbraucht<br />
die Kraft, die in drei Monaten durch die Nahrungsaufnahme gespeichert<br />
wird. Durch Zorn wird die Widerstandskraft des Menschen erheblich<br />
reduziert. (...)<br />
„Von der Dunkelheit führe mich zum Licht“, heisst es in einem Gebet,<br />
das aus jedem Herzen aufsteigt. Wo Licht ist, da ist für Dunkelheit<br />
kein Raum. Wo das Licht göttlicher Weisheit scheint, können böse<br />
Gedanken, verletzende Worte <strong>und</strong> verabscheuungswürdige Taten<br />
nicht ihren Ursprung haben. Jeder sollte deshalb nach der Weisheit<br />
streben, durch welche die eigene Wirklichkeit erkannt wird. 26.10.81,<br />
(25-130/131)<br />
Die Hauptaufgabe des Körpers ist es, zu handeln <strong>und</strong> anderen Hilfe<br />
zu leisten. (...)<br />
Es macht viel glücklicher, anderen zu dienen, als in erster Linie an<br />
sich selbst zu denken. Bietet einem Bedürftigen von ganzem Herzen<br />
eure Hilfe an <strong>und</strong> empfindet dann, wie glücklich euch das macht. Es<br />
braucht nichts Grosses zu sein; selbst wenn die Hilfe gering ist <strong>und</strong><br />
von anderen nicht bemerkt wird, leistet sie, um Gott, der in euch <strong>und</strong><br />
dem anderen ist, zu erfreuen. 19.11.81, (25-139)<br />
521
FRAU UND MANN<br />
In den Augen Gottes gibt es keinen Unterschied zwischen Mann <strong>und</strong><br />
Frau. (...)<br />
Unterschiede beziehen sich nur auf den Körper <strong>und</strong> nicht auf die Seele<br />
oder das Höchste Selbst. Männer <strong>und</strong> Frauen empfinden Freud<br />
<strong>und</strong> Leid, Hunger <strong>und</strong> Durst, Glück <strong>und</strong> Schmerz unabhängig von ihrem<br />
Geschlecht. Die Erfahrung ist gr<strong>und</strong>sätzlich dieselbe. Es gibt nur<br />
unwesentliche Unterschiede in der Ausdrucksweise. Frauen neigen<br />
dazu, ihre Gefühle mehr nach aussen zu zeigen, <strong>und</strong> weinen leichter,<br />
während Männer ihre Sorgen oft verbergen <strong>und</strong> mit mehr Geduld ertragen.<br />
Die Tiefe <strong>und</strong> Bedeutung der seelischen Erfahrungen ist die<br />
gleiche für beide Geschlechter. 1973, (35-169)<br />
Ihr alle habt das Wesen Gottes als innersten Kern, aber ihr achtet<br />
nicht auf die Eigenschaft der Eigenschaftslosigkeit, die euch berechtigt,<br />
euch selbst göttliche Persönlichkeit (purusha) zu nennen. Wenn<br />
eine Frau Hunger hat, dann isst sie. Ein Mann tut das gleiche. Dass<br />
beide auf eine Situation in gleicher Weise reagieren, zeigt, dass beide<br />
von äusseren Einflüssen abhängig, d.h. schwach sind. „Purusha“ ist<br />
stark <strong>und</strong> unabhängig; das Weibliche bezeichnet in diesem Zusammenhang<br />
Abhängigkeit <strong>und</strong> Schwäche. Im weltlichen Alltag, um die<br />
Pflichten auf der Bühne des Lebens erfüllen zu können, treten einige<br />
von euch als Männer, andere als Frauen auf. Das bezieht sich jedoch<br />
nur auf das weltliche Leben. Spirituell gesehen sind alle weiblich, d.h.<br />
abhängig <strong>und</strong> schwach. Hier ist ein sehr gutes Beispiel: Während des<br />
Schulfestes in Anantapur führen die Mädchen des dortigen College<br />
meist spirituelle Theaterstücke auf. Eines der Mädchen spielt dabei<br />
die Rolle des Helden, aber wenn der Vorhang fällt, nimmt es wieder<br />
seinen richtigen weiblichen Namen an. In ähnlicher Weise nennen<br />
sich auf der Bühne dieser Welt einige von euch Männer, andere Frauen.<br />
Für den Auftritt <strong>und</strong> das Handeln auf dieser Bühne sind diese Bezeichnungen<br />
in Ordnung, aber niemand sollte sich „purusha“ nennen,<br />
der nicht die dazu erforderliche Eigenschaftslosigkeit besitzt. 1974,<br />
(36-55)<br />
Die Frau allein ist für die Wohlfahrt oder den Niedergang der menschlichen<br />
Gesellschaft verantwortlich. Sie ist in der Lage, die Welt so zu<br />
verändern, dass alle glücklich in ihr leben können. In der Bhagavadgita<br />
wird betont, dass Frauen ganz besondere Eigenschaften besitzen<br />
522
<strong>und</strong> ihnen daher in allem der erste Platz gebühre. Dieses Land wird<br />
„Mutter Indien“ genannt. Auch die Schöpfung, die Natur, wird mit einer<br />
Mutter verglichen. Wenn ihr hingefallen seid <strong>und</strong> euch weh getan<br />
habt, ruft ihr “Mama”, nicht “Papa”. In allen Situationen ist es die Frau<br />
<strong>und</strong> Mutter, der eine besondere Stellung eingeräumt wird. Eine Frau<br />
kann einen Menschen zu den höchsten Höhen führen oder ihn in den<br />
tiefsten Abgr<strong>und</strong> stürzen. (...)<br />
Das Wort „Gott“ hat eine gewisse Anziehungskraft für euch. Aber<br />
wenn derselbe Gott menschliche Gestalt annimmt, habt ihr eure Zweifel.<br />
Die Veränderungen, welche die Form erfährt <strong>und</strong> die ein natürliches<br />
Merkmal alles Erschaffenen sind, lassen solche Zweifel entstehen.<br />
Was ihr um euch herum seht, ist die Schöpfung, die als „Natur“ bezeichnet<br />
wird. Alles Erschaffene hat eine Schwäche: Es ist unvollkommen<br />
<strong>und</strong> vergänglich. Man spricht von den Frauen als dem „schwachen<br />
Geschlecht“, aber da jeder als Teil der Schöpfung diese<br />
Schwächen hat <strong>und</strong> unvollkommen ist, ist auch jeder in gewissem<br />
Sinne weiblich. Männer <strong>und</strong> Frauen sind nur Schauspieler auf der<br />
Bühne dieser Welt. Ihr glaubt, dass auf dieser Weltbühne die einen<br />
Männer <strong>und</strong> die anderen Frauen seien. (...)<br />
Aber das sieht nur so aus <strong>und</strong> ist nicht wirklich wahr. Jeder Mensch<br />
leidet unter Schwächen wie Hunger, Müdigkeit, Zorn, Eifersucht usw.<br />
Das beweist, dass Männer <strong>und</strong> Frauen in gleicher Weise einem<br />
schwachen Geschlecht angehören. Es gibt nur einen, der keine<br />
Schwächen besitzt, <strong>und</strong> das ist der höchste Herr (purusha), das Universale<br />
Absolute.<br />
Um Gott schauen zu können, müsst ihr eure menschlichen Schwächen<br />
ablegen. Besonders junge Leute sollten lernen, Zorn, Hass, Eifersucht<br />
<strong>und</strong> Begierde zu beherrschen. Das ist unbedingt notwendig.<br />
1977, (37-28/30)<br />
Alle, Männer <strong>und</strong> Frauen gleichermassen, sind Kandidaten für das<br />
spirituelle Abenteuer. Das Geschlecht ist nur die Kleidung, die während<br />
des Lebens auf der Erde getragen wird. Es berührt nicht das spirituelle<br />
Leben, das ewig ist <strong>und</strong> auf einer Ebene jenseits der Sinne<br />
liegt. Männer <strong>und</strong> Frauen müssen beide ihr inneres Bewusstsein läutern,<br />
so dass das Göttliche sich in all seiner Herrlichkeit darin offenbaren<br />
kann. <strong>Der</strong> Ehestand wird euch auf dem Weg zur Selbstverwirklichung<br />
nicht hindern. Betrachtet Ehepartner <strong>und</strong> Kinder als heilige<br />
Leihgabe <strong>und</strong> dient ihnen in diesem Geiste. Bereitet euch darauf vor,<br />
523
im Alter von fünfzig Jahren enthaltsam <strong>und</strong> in geistiger Disziplin zu leben.<br />
(27-86)<br />
Heute spreche ich zu den Frauen. Viele von euch sind so verzweifelt<br />
<strong>und</strong> niedergeschlagen, dass sie wünschen, sie wären nie geboren,<br />
<strong>und</strong> dass sie ihren Tod herbeisehnen. Das ist falsch. Ihr könnt eurer<br />
Verantwortung nicht inmitten einer euch übertragenen Aufgabe entfliehen.<br />
Das ist ein Zeichen von Schwäche <strong>und</strong> Feigheit. Denkt einen<br />
Augenblick darüber nach, ob die Reichen, die Starken, die Gebildeten,<br />
ob die Klugen glücklich sind. Nein! Ihr werdet feststellen, dass<br />
niemand glücklich ist. Wenn ihr glücklich sein wollt, muss eines von<br />
zwei Dingen geschehen: Entweder müssen alle eure Wünsche in Erfüllung<br />
gehen oder ihr dürft keine Wünsche haben! Dabei ist das letztere<br />
der leichtere Weg. Nehmt alle Schwierigkeiten als Prüfungen an<br />
<strong>und</strong> als Gelegenheiten zu lernen, wie man von seinen Bindungen frei<br />
werden kann. Es sind die heissen Sommertage, die euch klimatisierte<br />
Räume aufsuchen lassen. Genauso führt Kummer zu Gott. Wenn ein<br />
Kind stirbt <strong>und</strong> ihr von Trauer erfüllt seid, stellt euch die Frage: “Ist es<br />
für mich auf die Welt gekommen?” Es musste sein eigenes Leben leben,<br />
sein eigenes Schicksal erfüllen. 26.11.62, (16-164/165)<br />
Ihr lebt in einer für die Menschen in Indien kritischen Zeit, in der das<br />
Selbstvertrauen durch Selbsterkenntnis äusserst notwendig ist. Sowohl<br />
Männer wie Frauen müssen dieses Wissen erwerben <strong>und</strong> bewahren.<br />
Die Männer sollten aufhören, die Frauen zu demütigen. Diese<br />
sind keine „Dienerinnen“, über die geherrscht werden muss. Auch<br />
sie besitzen Selbstachtung <strong>und</strong> Eigenständigkeit. In der Tat verfügen<br />
Frauen über Hingabe, Mitgefühl, Opfergeist, Mut <strong>und</strong> andere Tugenden<br />
in höherem Mass als Männer. Trotzdem ist das Gefühl unter den<br />
Männern vorherrschend, dass es irgendwie herabwürdigend sei, ihren<br />
Rat einzuholen. Diese Haltung muss aufgegeben werden. Erkennt<br />
geistige Überlegenheit <strong>und</strong> intellektuelle Unterscheidungsfähigkeit<br />
an, wo immer sie zu Tage tritt. 9.3.67, (20-25)<br />
Das Zentrum in jedem Heim muss der Andachtsraum sein. <strong>Der</strong> Duft<br />
von Blumen <strong>und</strong> Weihrauch, der von dort ausgeht, muss das Heim<br />
durchdringen <strong>und</strong> reinigen. Die Mutter sollte ein Beispiel geben, indem<br />
sie den Andachtsraum zum Herzen ihres Heims macht. Sie muss<br />
die Kinder zu persönlicher Reinlichkeit erziehen, auf Bescheidenheit,<br />
Gastfre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> guten Manieren bestehen <strong>und</strong> die Kinder zu<br />
524
Dienstleistungen anhalten. Durch ihr Vorbild <strong>und</strong> ihre Unterweisung<br />
sollten die Kinder lernen, ältere Personen zu achten <strong>und</strong> sich morgens<br />
<strong>und</strong> abends Zeit für Gebet <strong>und</strong> stille Meditation zu nehmen. <strong>Der</strong><br />
Andachtsraum muss sauber gehalten <strong>und</strong> seiner heiligen Bestimmung<br />
entsprechend gepflegt werden. Besondere Feiertage, die es in<br />
jeder Religion gibt, sollten beachtet werden, so dass sich ihre Bedeutung<br />
dem Geist der Kinder einprägt. Wie ichbezogen <strong>und</strong> überheblich<br />
der Ehemann auch sein mag, so kann auch er durch systematische<br />
Einhaltung des häuslichen Terminplans, mit der Anbetung Gottes im<br />
Mittelpunkt, dazu gebracht werden, einzusehen, dass ein auf Gott<br />
ausgerichteter Haushalt ein Heim des Friedens <strong>und</strong> der Freude ist.<br />
Auch er wird bald an den Andachten teilnehmen <strong>und</strong> einen festen<br />
Glauben bekommen. (...)<br />
Das Heim ist der Tempel, in welchem die Mitglieder der Familie, von<br />
denen jedes selbst ein wandelnder Tempel ist, genährt <strong>und</strong> gepflegt<br />
werden. In einem solchen Haus Gottes ist die Mutter die Hohepriesterin.<br />
Demut ist der Weihrauch, der das Haus erfüllt. Ehrfurcht ist die<br />
Lampe, die mit dem Öl der Liebe <strong>und</strong> dem Docht des Glaubens angezündet<br />
wird. Weiht die Jahre eures Lebens in dem Heim, das ihr gründen<br />
werdet, diesem Gottesdienst. Ich segne euch, dass durch euch<br />
Glaube <strong>und</strong> Stärke, Hingabe <strong>und</strong> Frömmigkeit in diesem Land zunehmen<br />
werden. 26.7.69, (21-56/57)<br />
Mann <strong>und</strong> Frau haben verschiedene spirituelle Aufgaben, auch wenn<br />
sie verheiratet sind; jeder von ihnen muss sein eigenes Tempo bestimmen.<br />
In weltlichen Dingen mögen sie aufeinander angewiesen<br />
sein, aber in spiritueller Hinsicht muss sich jeder seinen eigenen Weg<br />
bahnen. Schafft Harmonie in eurem Heim, dann wird es Einigkeit in<br />
eurem Dorf <strong>und</strong> Frieden in eurem Staat geben, die Nation wird glücklich<br />
sein <strong>und</strong> der Wohlstand der Welt ist gesichert. 12.11.69, (21-126)<br />
In dieser kritischen St<strong>und</strong>e der Weltgeschichte, in welcher die ungezügelten,<br />
dämonischen Kräfte der Furcht <strong>und</strong> der Angst, der Ungerechtigkeit<br />
<strong>und</strong> der Schlechtigkeit wild wüten, ist es die Pflicht eines<br />
jeden Menschen, spirituelle Kräfte zu erwerben, so dass er nicht von<br />
dem Sturm überwältigt wird. Das ist eine wichtige <strong>und</strong> dringende Aufgabe,<br />
<strong>und</strong> ich möchte betonen, dass die Frauen hierbei eine bedeutende<br />
Rolle spielen <strong>und</strong> einen grossen Beitrag zu leisten haben. Sie<br />
müssen die Herzen der Kinder für Gott öffnen <strong>und</strong> ihnen helfen, den<br />
Glauben an ihn zu bewahren. Denn der Glaube an Gott ist das Stär-<br />
525
kungsmittel, das der Mensch braucht, um wieder ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> glücklich<br />
zu werden. 1.2.70, (21-134)<br />
Das Ziel der Ausbildung, welche die Mädchen heute in Schulen <strong>und</strong><br />
Colleges erhalten, besteht darin, sie zu „begehrenswerten Frauen“,<br />
nicht aber zu „begehrenswerten Müttern“ heranzubilden. Die natürliche<br />
<strong>und</strong> unvermeidbare Rolle als Mutter wird vernachlässigt, <strong>und</strong> anderen<br />
kurzlebigen Nebenbeschäftigungen wird der Vorrang gegeben.<br />
8.7.71, (21-328)<br />
Es wird immer auf die verschiedenen Pflichten <strong>und</strong> Gesetze hingewiesen,<br />
die der Mensch einzuhalten hat. Aber diese sind nicht das Wesentliche,<br />
sondern nur Mittel <strong>und</strong> Methoden, um die komplizierten<br />
Verwicklungen des Lebens zu regulieren. Die Moralgesetze <strong>und</strong> Regeln<br />
sittlichen Verhaltens sind notwendig, um das Zusammenleben<br />
von Mann <strong>und</strong> Frau in der Gesellschaft zu koordinieren.<br />
Die beiden Geschlechter gehören, wie andere Gegensätze, z.B. Natur<br />
<strong>und</strong> Gott, Grobstoffliches <strong>und</strong> Feinstoffliches, Unbewusstes <strong>und</strong><br />
Bewusstes, zu der alles durchdringenden Dualität. Die ganze Schöpfung<br />
ist aus der Wechselbeziehung von Unbewusstem <strong>und</strong> Bewusstem<br />
entstanden, nicht wahr? Und so haben sich die verschiedenen<br />
Moralgesetze aus dem Nebeneinander des männlichen <strong>und</strong> des<br />
weiblichen Geschlechts ergeben. All die vielverzweigten Vorschriften<br />
<strong>und</strong> Verhaltensregeln sind darauf zurückzuführen.<br />
Die Vorschriften, welche die Besonderheiten im Verhalten der männlichen<br />
<strong>und</strong> weiblichen Geschöpfe zueinander regeln, sind von grösster<br />
Bedeutung für die friedliche Weiterentwicklung der Menschheit.<br />
Kein spiritueller <strong>Lehre</strong>r darf in seinen Belehrungen diese Besonderheiten<br />
ausser Acht lassen.<br />
Die vorher erwähnte allgemeingültige Urordnung findet deshalb Anwendung<br />
in den Vorschriften für das Verhalten von Männern <strong>und</strong><br />
Frauen (...)<br />
Es steht geschrieben, dass der Herr durch einen Akt seines Willens<br />
aus dem ungeteilten Absoluten die Schöpferkraft, das weibliche Prinzip<br />
entstehen liess. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird die Frau als Urbild dieser<br />
Schöpferkraft, als Mutter der Schöpfung angesehen. Sie ist die treue<br />
Partnerin des Mannes, sein glückliches Schicksal, aus dem Willen<br />
Gottes hervorgegangen. Sie ist ein Geheimnis, das W<strong>und</strong>er des beschützenden<br />
Prinzips. Die Frau ist die Königin des gemeinsamen Heimes,<br />
das Licht, das es erleuchtet. In ihr ruht die schöpferische Kraft,<br />
526
<strong>und</strong> sie ist in keiner Weise dem Mann unterlegen. Sie ist tapfer, geduldig<br />
<strong>und</strong> von selbstloser Liebe erfüllt. Die ihr eigene Selbstbeherrschung<br />
wird von Männern nur selten erreicht. Frauen führen die Männer<br />
auf den spirituellen Pfad. Reine, selbstlose Liebe ist ihnen<br />
angeboren. Kultivierte, liebevolle Frauen, deren Gedanken, Worte<br />
<strong>und</strong> Taten auf den Pfeilern der Tugend ruhen, gleichen der Göttin<br />
Lakshmi; sie bringen Freude <strong>und</strong> Glück in das häusliche Leben. Ein<br />
Heim, in dem heilige Liebe die Ehepartner verbindet, in dem beide<br />
spirituelle Bücher lesen, den Namen des Herrn singen <strong>und</strong> sich seiner<br />
Herrlichkeit bewusst sind, ist fürwahr der Wohnsitz des Herrn! Eine<br />
Frau, die ihren Mann liebt, gleicht einer Blume, die einen lieblichen<br />
Duft verströmt; sie ist ein wertvoller Edelstein, der seinen Glanz auf<br />
die Familie überträgt. Eine tugendhafte Frau ist wahrlich ein kostbarer<br />
Schatz.<br />
Tugend ist das höchste Ideal der Frau. Mit der Kraft, die sie ihr verleiht,<br />
kann sie alles vollbringen. (...)<br />
Tugendhaftigkeit ist die lobenswerteste Eigenschaft der Frau; sie ist<br />
ihr Kronjuwel, ihr Lebensatem. Ihre segensreichen Auswirkungen<br />
sind kaum zu beschreiben. Tugend gibt der Frau die Kraft, ihren Ehemann<br />
vor Unheil zu bewahren <strong>und</strong> für sich selbst den Himmel zu gewinnen.<br />
(...)<br />
Bescheidene Zurückhaltung ist ein kostbarer Edelstein im Charakter<br />
der Frau. Das Übertreten der Grenzen des Anstands bringt Unheil mit<br />
sich. Warum? Es zerstört die Würde der Frau. Eine Frau, die keine<br />
Zurückhaltung übt, verliert ihren Charme <strong>und</strong> wirkt ordinär. Zurückhaltung,<br />
Reinheit der Gedanken, Sanftmut, Streben nach hohen Idealen,<br />
Feinfühligkeit, fre<strong>und</strong>liche Wesensart - die Verschmelzung all dieser<br />
Eigenschaften sind der unschätzbare Schmuck einer Frau.<br />
Die bescheidene Frau wird die Grenzen der Schicklichkeit nicht überschreiten.<br />
Sie hat einen angeborenen Sinn für Anstand <strong>und</strong> ist sich<br />
immer bewusst, wie sie sich zu verhalten hat. Angemessene Zurückhaltung<br />
ist der Test für die Würde einer Frau. Wenn ihr dieser Charakterzug<br />
fehlt, schadet sie sich selbst <strong>und</strong> den Interessen aller Frauen.<br />
Sie ist wie eine duftlose Blume, die von niemandem geschätzt wird.<br />
Wie viel sie auch erreichen mag, wenn sie nicht bescheiden ist, ist ihr<br />
Leben leer <strong>und</strong> bedeutungslos. Bescheidene Zurückhaltung gibt ihr<br />
Würde <strong>und</strong> grossen Einfluss zu Hause, in der Gesellschaft <strong>und</strong> in der<br />
Welt. (...)<br />
Die Frau ist für die geistige Atmosphäre in ihrem Heim verantwortlich.<br />
Entweder sie hegt <strong>und</strong> pflegt den Glauben, oder sie vernichtet ihn. Die<br />
527
Frau hat eine natürliche Neigung zur Spiritualität. Ihre Frömmigkeit<br />
kann auch den Ehemann veranlassen, den spirituellen Weg zu gehen.<br />
Sie steht sehr früh auf, <strong>und</strong> nachdem sie das Haus in Ordnung<br />
gebracht <strong>und</strong> gebadet hat, nimmt sie sich Zeit zur Andacht <strong>und</strong> Meditation.<br />
Für diesen Zweck hat sie einen kleinen Raum eingerichtet, den<br />
sie mit dem Standbild des Herrn <strong>und</strong> mit Bildern von Heiligen, Weisen<br />
<strong>und</strong> Gurus ausgestattet hat. Dieser Raum ist ihr heilig, <strong>und</strong> sie füllt<br />
seine Atmosphäre morgens, abends <strong>und</strong> an Feiertagen mit ihrer Andacht<br />
<strong>und</strong> Meditation. Eine Frau, die das regelmässig praktiziert, wird<br />
selbst einen atheistischen Ehemann beeinflussen <strong>und</strong> ihn dazu bringen,<br />
an der Andacht <strong>und</strong> an sozialen Hilfsaktionen im Namen des<br />
Herrn teilzunehmen. Die Frau bestimmt in der Tat das häusliche Leben;<br />
das ist ihre Aufgabe als wahre Vertreterin der göttlichen Kraft.<br />
(...)<br />
Eine Frau sollte in jedem Augenblick danach streben, sich ihres wahren<br />
Selbst bewusst zu werden, <strong>und</strong> danach verlangen, mit dem göttlichen<br />
Bewusstsein eins zu werden. Ein Heim, in dem die Eheleute ein<br />
von hohen Idealen geprägtes Leben führen, Selbstbeherrschung<br />
üben, gemeinsam in ihren Liedern den Namen des Herrn verherrlichen<br />
<strong>und</strong> gute Werke tun, ein Heim, in dem Wahrheit, Frieden <strong>und</strong><br />
Liebe herrschen <strong>und</strong> heilige Bücher gelesen werden, ein Heim, in<br />
dem aus der Erkenntnis heraus, dass die ganze Schöpfung eins ist,<br />
allen mit Achtung begegnet wird - ein solches Heim ist fürwahr der<br />
Himmel auf Erden.<br />
Eine Frau kann nur als „Ehefrau“ bezeichnet werden, wenn sie diese<br />
guten Eigenschaften besitzt <strong>und</strong> ihren Mann von Herzen liebt. Sie ist<br />
nur dann eine gute Partnerin auf dem gemeinsamen Lebensweg,<br />
wenn sie darauf achtet, dass der Erwerb des Wohlstands auf Rechtschaffenheit<br />
beruht <strong>und</strong> das Verlangen allein der Erlösung gilt. Sie ist<br />
ihrem Ehemann eine wirklich gute Fre<strong>und</strong>in, wenn sie verständnisvoll<br />
ist <strong>und</strong> ihn liebevoll umsorgt. Manchmal, wenn sie ihn ermahnen<br />
muss, sich an die Göttliche Ordnung zu halten, übernimmt sie sogar<br />
die Rolle des Vaters! Und wenn er krank ist, pflegt sie ihn wie eine<br />
Mutter.<br />
Die erste Pflicht einer Frau ist es, für ihren Ehemann zu sorgen. Dafür<br />
Zeit zu finden ist für sie wichtiger, als zu meditieren. Das kann warten.<br />
Wenn sie nicht für ihren Mann gesorgt hat, werden ihr Andacht <strong>und</strong><br />
Meditation keinen Segen bringen.<br />
Alle Fürsorge für ihren Mann muss in der Tat zum Gottesdienst erhoben<br />
werden. Jede Handlung, die dem Ziel dient, die Begrenzungen<br />
528
des Selbst aufzuheben <strong>und</strong> es in das Göttlich-Absolute eingehen zu<br />
lassen, dient dem Herrn. Das ist der Pfad echter Pflichterfüllung. Diese<br />
Art des Handelns bindet nicht, sie erlöst!<br />
Gleichgültig, wie schlecht <strong>und</strong> selbstsüchtig der Ehemann auch sein<br />
mag, seine Frau muss versuchen, ihn durch ihre Liebe zu ändern <strong>und</strong><br />
ihm zu helfen, Gottes Segen zu gewinnen. Sie darf nicht nur an ihre<br />
eigene Vervollkommnung denken, sondern sollte auch ihm zu spirituellem<br />
Fortschritt verhelfen. Sie muss fühlen, dass das Wohlergehen,<br />
das Glück <strong>und</strong> die Erlösung ihres Mannes auch ihr Glück ist. Ihre Tugend<br />
wird ihm Erlösung bringen. Einer solchen Frau wird der Segen<br />
des Herrn ganz von selbst zufallen; er wird immer an ihrer Seite sein<br />
<strong>und</strong> ihr in allen Lebenslagen beistehen. (8-28/34)<br />
Die Aufgaben der Frau <strong>und</strong> die des Mannes mögen zwar verschieden<br />
sein, aber ebenso wie die Frau nur einem Mann angehören darf,<br />
muss auch der Mann seiner Gefährtin <strong>und</strong> Ehefrau die Treue halten.<br />
Die Frau sollte in selbstloser Liebe für ihren Ehemann sorgen <strong>und</strong> ihn<br />
glücklich machen. Auf diese Weise dient sie Gott, denn sie erfüllt sein<br />
Gesetz. Auch der Mann erfüllt Gottes Gesetz, wenn er seine Ehefrau<br />
liebt <strong>und</strong> als „Herrin des Hauses“ achtet. Nur dann verdient er es, als<br />
Mann geachtet zu werden. Name <strong>und</strong> Ruhm, Ehre <strong>und</strong> Unehre, Tugend<br />
<strong>und</strong> Bosheit, gut <strong>und</strong> schlecht - das sind alles Dinge, mit denen<br />
Männer <strong>und</strong> Frauen sich gleichermassen auseinandersetzen müssen.<br />
Es stimmt ganz <strong>und</strong> gar nicht, dass nur Frauen durch Regeln geb<strong>und</strong>en<br />
sind, während Männer frei sind <strong>und</strong> tun können, was sie wollen.<br />
Beide sind an die Gesetze der Göttlichen Ordnung geb<strong>und</strong>en,<br />
<strong>und</strong> beide tun Unrecht, wenn sie sich nicht daran halten. Männer sind<br />
ebenso wie Frauen an bestimmte Regeln geb<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> es gibt Dinge,<br />
die sie nicht tun dürfen. Beide müssen die Versprechen halten, die<br />
sie sich bei der Eheschliessung gegeben haben. (8-45/46)<br />
Mann <strong>und</strong> Frau müssen gleichermassen von dem Wunsch erfüllt sein,<br />
dem Kreislauf von Geburt <strong>und</strong> Tod zu entrinnen. Beide müssen fest<br />
dazu entschlossen sein. Andernfalls ist es besser, ledig zu bleiben.<br />
Hat nicht auch der heisse Sonnenschein des Tages in Frau Luna eine<br />
Gefährtin, deren kühles Licht mild <strong>und</strong> wohltuend ist? So sollte auch<br />
die Frau des Hauses strahlend, geduldig, ausgeglichen, gütig <strong>und</strong> tugendhaft<br />
sein. Dann wird Glück in ihr Heim einziehen, <strong>und</strong> es wird zur<br />
Stätte spiritueller Erfolge werden.<br />
Es gibt keine Regel, ob <strong>und</strong> wann sich Eheleute aus spirituellen Grün-<br />
529
den voneinander trennen <strong>und</strong> sich in die Einsamkeit zurückziehen<br />
sollen. Wenn es nicht im gegenseitigen Einverständnis geschieht,<br />
kann nichts Gutes dabei herauskommen. Das Beste ist, wenn beide<br />
die familiären Bindungen aufgeben <strong>und</strong> sich gemeinsam ausschliesslich<br />
auf spirituellen Fortschritt konzentrieren. Solange ihre Kinder<br />
noch der Fürsorge bedürfen, wird dieser Schritt von den Shastras<br />
nicht gebilligt.<br />
Die Kinder müssen erst selbständig werden, bevor ihr sie sich selbst<br />
überlassen könnt. Deshalb schreiben die Schriften vor, dass man erst<br />
mit acht<strong>und</strong>vierzig Jahren in das Stadium ausschliesslich spiritueller<br />
Bemühungen eintreten darf, auch wenn diese vorher durch das Zusammenleben<br />
in der Familie völlig unmöglich waren. Ihr müsst die<br />
Zeit durchstehen <strong>und</strong> euch an die Regeln halten, die Kultur <strong>und</strong> Sitte<br />
vorschreiben. Wenn ihr Schwierigkeiten begegnet, legt sie dem Herrn<br />
zu Füssen <strong>und</strong> betrachtet sie als Teil seines Planes, als einen Auftritt<br />
auf der Bühne seines Spiels. Das ist die Disziplin, an die sich Mann<br />
<strong>und</strong> Frau in ihrem Zusammenleben halten müssen. (8-57/58)<br />
Sowohl in den Upanishaden als auch im Mahabharata werden weise<br />
Frauen erwähnt. Die Frauen von heute sollten sich diese zum Vorbild<br />
nehmen <strong>und</strong> ihrem Beispiel folgen. In den Puranas <strong>und</strong> anderen<br />
Schriften gibt es ebenfalls viele Beispiele dafür, dass Frauen durch<br />
spirituelle Übungen die höchste Stufe spiritueller Entwicklung erreicht<br />
haben, während sie mitten im aktiven Leben standen. Wer daran<br />
zweifelt, beweist nur, dass er die Shastras nicht gründlich genug studiert<br />
hat. Frauen aller Lebensstadien haben mit reinem Herzen <strong>und</strong><br />
makellosem Verhalten das Ziel erreicht. Um diese Wesenszüge sollten<br />
sich alle Frauen bemühen.<br />
Im Gesetzbuch Manus heisst es: „<strong>Der</strong> spirituelle <strong>Lehre</strong>r ist zehnmal<br />
verehrungswürdiger als die <strong>Lehre</strong>r der Kunst <strong>und</strong> Wissenschaften.<br />
<strong>Der</strong> Vater ist zehnmal verehrungswürdiger als der spirituelle <strong>Lehre</strong>r,<br />
<strong>und</strong> die Mutter ist tausendmal verehrungswürdiger als der Vater.“<br />
Seht, welch eine Sonderstellung hier der Mutter zugewiesen wird!<br />
Lakshmi die Göttin des Wohlstands, ist eine weibliche Gottheit. Wurden<br />
nicht alle Inkarnationen Gottes wie Rama <strong>und</strong> Krishna, alle grossen<br />
philosophischen <strong>Lehre</strong>r wie Shankara, Ramanuja <strong>und</strong> Madhva,<br />
ebenso wie Jesus, Buddha <strong>und</strong> Mohammed von einer Frau geboren?<br />
Diese Mütter waren Heilige, <strong>und</strong> sie haben der Welt Söhne geschenkt,<br />
die sie verändert haben. Frauen, die ihnen nachfolgen <strong>und</strong><br />
ein reines, geheiligtes Leben führen, haben ein Recht darauf, in das<br />
530
Wissen um die göttliche Wirklichkeit eingeweiht zu werden, <strong>und</strong> niemand<br />
kann es ihnen verweigern.<br />
Die wahre Wirklichkeit des Menschen kennt keinen Unterschied zwischen<br />
Mann <strong>und</strong> Frau. Sie ist reine, unsterbliche, aus sich selbst heraus<br />
leuchtende Bewusstheit. Um den erleuchteten Zustand jener<br />
weiblichen Weisen zu erreichen, müssen Frauen sich ihrer eigenen<br />
Wirklichkeit bewusst werden.<br />
Die Schutzgottheiten des Lernens, des Wohlstands <strong>und</strong> der Weisheit<br />
sind alle weiblich. Deshalb ist es unglaublich zu behaupten, Frauen<br />
seien nicht berechtigt, an spirituellen Disziplinen teilzunehmen, die<br />
zur Vereinigung mit Gott <strong>und</strong> zur endgültigen Erlösung führen (8-60/<br />
62)<br />
Die Bhagavadgita zählt sieben Merkmale auf, die das weibliche Prinzip<br />
kennzeichnen: Ruhm, Wohlstand, Sprache, Weisheit, Klugheit,<br />
Stärke, Entschlossenheit. Das Mutterprinzip, das diese sieben Kräfte<br />
verkörpert, ist äusserst heilig. Wo ihr euch auch in der Natur umschaut,<br />
werdet ihr Erscheinungsformen des Weiblichen entdecken.<br />
Geht jemand ins Ausland, hört er zuerst die Frage: “Was ist deine<br />
Muttersprache?” Niemand fragt: “Was ist deine Vatersprache?” Das<br />
zeigt, welche Bedeutung der Rolle der Mutter zukommt. Die Mutter<br />
nährt das Kind in ihrem Leib <strong>und</strong> nimmt viel Mühe auf sich, um es zu<br />
schützen. Es gibt keine grössere Liebe in der Welt als die Mutterliebe.<br />
Deshalb zollten unsere Vorväter der Mutter die höchste Ehre <strong>und</strong> verkündeten:<br />
“Verehrt die Mutter als Gott”, <strong>und</strong>: “Verehrt den Vater als<br />
Gott”. Die Mutter ist die erste <strong>Lehre</strong>rin jedes Menschen. Ein Kind lernt<br />
seine ersten Worte <strong>und</strong> seine ersten Schritte <strong>und</strong> viele andere gr<strong>und</strong>legende<br />
Verhaltensweisen von seiner Mutter. So tritt uns die menschliche<br />
Mutter als Abbild der Mutter Natur entgegen. (...)<br />
In vielen Orten begehen die Frauen den “Tag der Frau”. Dieser Tag<br />
sollte nicht nur mit Reden <strong>und</strong> Lobgesängen gefeiert werden. Die<br />
Frauen sollten an diesem Tag den Armen <strong>und</strong> Notleidenden helfen.<br />
Hilflosen Frauen ohne Mittel zum Lebensunterhalt sollte man eine Beschäftigung<br />
beibringen, zum Beispiel Nähen, damit sie sich ein Einkommen<br />
verdienen können. Slumbewohnern sollte geholfen werden,<br />
ihre Hütten sauber zu halten. Auch deren Umgebung muss gereinigt<br />
werden, damit die Kinder in einer sauberen Atmosphäre aufwachsen<br />
können. Den Leuten sollte gezeigt werden, wie sie ihren Haushalt führen<br />
müssen. (6.5.96)<br />
531
Die sieben Gaben der Frau sind: Wahrheit, Liebe, Dharma, Opfergeist,<br />
Toleranz, Mitgefühl <strong>und</strong> Glückseligkeit. Die Frau ist die Hauptursache<br />
für Wohlstand, Wohlergehen, Fortschritt im Heim <strong>und</strong> im<br />
Land. <strong>Der</strong> erste Blick in ein Heim zeigt die Frau dahinter. Das Heim ist<br />
der Wohnsitz der Frau. Wenn der Ehemann Schwierigkeiten hat, teilt<br />
die Frau seine Last <strong>und</strong> hilft. Sie ist bereit, ihr Leben für die Achtung<br />
der Familie zu opfern. Sie verkörpert Opfergeist. (...)<br />
Die Waffe der Frau ist Wahrheit. Frauen sind nie schnell zum Lügen<br />
bereit. Sie mögen unbewusst Fehler begehen, aber in allen Ländern<br />
folgen die Frauen der Wahrheit <strong>und</strong> halten die Göttliche Ordnung aufrecht.<br />
Die Frauen halten die Göttliche Ordnung aufrecht, ob in der Familie,<br />
als Einsiedlerinnen oder als Entsagende. Die Veden sagen:<br />
Sprich die Wahrheit, handle entsprechend der Göttlichen Ordnung.<br />
(...)<br />
In früheren Zeiten achteten die Heiligen die Frauen. Aus Selbstsucht<br />
begannen die Männer, Frauen zu missachten. Auch edle Menschen<br />
begannen die Frauen zu missachten. (...)<br />
Man muss es verdienen, die Keuschheit einer Frau zu erkennen. Aufgr<strong>und</strong><br />
des Einflusses des Eisernen Zeitalters <strong>und</strong> der modernen Erziehung<br />
wurden Frauen als Spielzeuge <strong>und</strong> Puppen betrachtet. Nein!<br />
Frauen haben alle glücksbringenden Eigenschaften. Die Männer vernachlässigen<br />
das völlig. Die Frauen werden wie Köchinnen behandelt<br />
<strong>und</strong> auf die vier Wände daheim beschränkt. - Warum? Im Vergessen<br />
ihrer Qualitäten wird die Frau “illalu” genannt, die, welche zu Hause<br />
kocht <strong>und</strong> sich um die Familie kümmert. In alten Zeiten wurden die<br />
Frauen mit Titeln wie Grihalakhsmi, Dharmapatni etc. bedacht. (...)<br />
Frauen sollten lernen, studieren <strong>und</strong> das Gelernte mit anderen teilen.<br />
Dass sie keine Positionen einnehmen sollen, liegt an der Selbstsucht<br />
der Männer. Eine Frau kann die gesamte Welt beherrschen <strong>und</strong> Frieden<br />
<strong>und</strong> Sicherheit gewährleisten. Frauen haben nicht nur Opfergeist,<br />
sondern sie übertreffen Männer an Edelmut, heiligen Qualitäten <strong>und</strong><br />
Idealismus. (...)<br />
Um die alte Rechtschaffenheit aufrechtzuerhalten, wird der 19. eines<br />
jeden Monats als Frauentag gefeiert. Viele arbeiten zusammen.<br />
Wenn ihr euch alle für den Fortschritt zusammentut, wird das Land<br />
gedeihen. Die Frauen können für die Göttliche Ordnung arbeiten; sie<br />
sind die legalen Erben der alten Kultur. Seit alten Zeiten arbeiten die<br />
Frauen für die Aufrechterhaltung der alten Kultur.<br />
Frauen sind wie Tropfen von Nektar, die durch Opfergeist <strong>und</strong> Opferbereitschaft<br />
für die Unsterblichkeit arbeiten. Aufgr<strong>und</strong> der Ausrichtung<br />
532
des Eisernen Zeitalters mag es Ausnahmen geben, aber gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
besitzen die Frauen Opfergeist. Aber sie erhalten nicht genügend<br />
Kooperation <strong>und</strong> zu viele Widerstände durch ihr Zuhause <strong>und</strong> die Gesellschaft.<br />
Die Frauen sollten ermutigt werden <strong>und</strong> nicht auf ihr Zuhause<br />
beschränkt werden. (...) Ihr müsst die Samen der schlechten<br />
Eigenschaften beseitigen. Das menschliche Herz sollte voll des süssen<br />
Saftes des Opfergeistes sein. <strong>Der</strong> Mann, der einer Frau mit solchen<br />
Eigenschaften folgt, wird im Leben weiterkommen.<br />
Die Männer sind stolz auf ihren Job - was ist das Besondere daran?<br />
Viele Männer sind arbeitslos, <strong>und</strong> viele Frauen arbeiten. Tatsächlich<br />
arbeiten mehr Frauen als Männer. (...)<br />
Bewusstheit ist Leben. Bewusstheit ist totales Verstehen aller Aufgaben.<br />
Ihr könnt nicht einen bestimmten Job auf jemand Bestimmtes beschränken.<br />
In Frauen ist überschäumender Enthusiasmus. Bewusstheit<br />
bedeutet Verstehen. Als Menschen solltet ihr alles kennen. Ihr<br />
wisst nicht, welche Arbeit oder Aufgabe vor euch liegt. Betrachtet<br />
Frauen niemals als schwach <strong>und</strong> nutzlos. In ihnen liegt göttliche Kraft.<br />
Sie sind höchst kraftvoll. (...)<br />
Am 19. sollte das Prinzip der Einheit verkündet werden. Gebt religiöse<br />
Meinungsverschiedenheiten auf.<br />
Es gibt nur eine Kaste - die Kaste der Menschheit.<br />
Es gibt nur eine Religion - die Religion der Liebe.<br />
Es gibt nur eine Sprache - die Sprache des Herzens.<br />
Es gibt nur einen Gott - er ist allgegenwärtig. (19.4.98)<br />
533
DUALITÄT - EINHEIT - EINSSEIN<br />
Duldsamkeit bedeutet Gleichmut angesichts der Gegensätze, mutig<br />
fertig zu werden mit der Dualität. Das ist das Vorrecht der Starken, der<br />
Reichtum der Tapferen. Die Schwachen werden so bewegt sein wie<br />
Pfauenfedern; sie sind immer ruhelos <strong>und</strong> kennen keinen Augenblick<br />
gelassener Festigkeit. Sie schwanken wie ein Pendel von einer Seite<br />
zur anderen, einmal zur Freude, <strong>und</strong> im nächsten Augenblick zum<br />
Leid hin. (...)<br />
Sich geduldig mit der äusseren Welt der Dualität abzufinden, dabei inneren<br />
Gleichmut <strong>und</strong> Frieden zu bewahren - das ist die Art von spiritueller<br />
Praxis, die ein gutes Ergebnis zeitigen wird.<br />
Ein solches Unterscheidungsvermögen bedeutet Weisheit. Es bezeichnet<br />
die Fähigkeit, die Natur der gegenständlichen Welt, das soll<br />
heissen: die Welt der Dinge, die kommen <strong>und</strong> gehen <strong>und</strong> nicht ewigwährend<br />
sind, zu erkennen. (2-29)<br />
<strong>Der</strong>jenige ist ein weiser Mensch, der von der immerwährenden Dualität<br />
der gegenständlichen Welt unberührt bleibt. Er ist der Mensch, der<br />
als weise bezeichnet wird. (...)<br />
Wahres Menschentum entsteht durch die Zurückweisung der Dualität.<br />
Um diesen Status zu verdienen, muss der Mensch den Sieg über die<br />
inneren Feinde, viel mehr noch als über die äusseren, erringen. Seine<br />
Heldentat besteht im Niederschlagen der Zwillingsfeinde Freud <strong>und</strong><br />
Leid. (2-31)<br />
Wenn ihr wirklich vollkommenes Glück erfahren wollt, ist es jetzt Zeit<br />
für euch, mit dem Nicht-Dualität, der Advaita-Philosophie, vertraut zu<br />
werden. Es gibt viele Menschen, die sich weder über dieses Leben<br />
noch über das nach dem Tode Gedanken machen. Selbst wenn sie<br />
manchmal an diese Dinge denken, so ist doch die Anzahl derer sehr<br />
gering, die verstehen, was es heisst, Opfer zu bringen, in Erfüllung ihrer<br />
Pflichten das eigene Interesse zurückstellen <strong>und</strong> daran zu denken,<br />
Gutes zu tun, um ihr Leben zu vervollkommnen. Es ist ein Fehler, jene,<br />
die all ihre Zeit <strong>und</strong> ihr Vermögen zum eigenen Vergnügen verwenden,<br />
Schmuck tragen <strong>und</strong> sich elegant kleiden, für besonders intelligent<br />
zu halten. (...)<br />
Ausserdem glaubt der Mensch, dass er zu allem Zeit braucht, <strong>und</strong><br />
dass er früher oder später der Zeit zum Opfer fallen wird. Das zeigt die<br />
grosse Unwissenheit des Menschen. Weil ihr so in alles verstrickt<br />
534
seid, was mit Körper, Gemüt <strong>und</strong> Verstand zu tun hat, fühlt ihr euch<br />
der Zeit ausgeliefert <strong>und</strong> glaubt, dass sie euch verschlingen wird.<br />
Wenn ihr jedoch eine Anschauung entwickeln könnt, die euch das<br />
Gefühl gibt, über Körper, Gemüt <strong>und</strong> Verstand erhaben zu sein, dann<br />
wird es euch möglich, Herrschaft über den Tod zu erlangen <strong>und</strong> ihn<br />
als Teil der Evolution des unsterblichen Elementes in euch zu betrachten.<br />
Ihr seid mit einem Körper in diese Welt gekommen, die ein<br />
Teil von euch ist. Solange ihr auf dieser Welt seid, ist es eure Pflicht,<br />
die Wahrheit, die hinter all dem liegt, zu ergründen <strong>und</strong> zu verstehen.<br />
Was ist dieser Körper, <strong>und</strong> in welcher Beziehung steht er zur Welt?<br />
<strong>Sai</strong> ist entschlossen, den Samen für das Verlangen nach geistigem<br />
Wissen in die Herzen junger Menschen, die wie Strahlen der aufgehenden<br />
Sonne sind, zu säen. Ihr seid im richtigen Alter <strong>und</strong> könnt hoffen,<br />
einst die Säulen eures Landes zu werden. Es hat keinen Zweck,<br />
dies älteren Menschen, deren Denkvorgänge den Strahlen der<br />
Abendsonne gleichen, zu predigen. (...)<br />
Euer Leben kann nur harmonisch verlaufen, wenn ihr die Erregungen<br />
des Körpers <strong>und</strong> Gemütes unter Kontrolle bringt. Anderenfalls fügen<br />
diese euch Schaden zu. Wenn ihr Beherrschung nicht schon in der<br />
Jugend übt, solange ihr körperliche, mentale <strong>und</strong> geistige Kraft besitzt,<br />
werdet ihr später dazu nicht in der Lage sein. Wahre Bildung<br />
habt ihr nur dann, wenn ihr fähig seid, eure Sinnesorgane zu kontrollieren,<br />
eure Ideen in richtige Bahnen zu leiten <strong>und</strong> eure Gedanken<br />
rein zu halten. <strong>Der</strong> Blitz erscheint nur am Himmel, nachdem sich Wolken<br />
zusammengeballt haben. Ebenso muss das Studium zur Weisheit<br />
führen. Wer solche Weisheit durch sein Studium zu erlangen<br />
sucht, ist ein echter Wahrheitssucher. Ihr müsst die törichte Idee,<br />
dass das Studium nur der Erlangung eines akademischen Grades<br />
dient, aufgeben. (...) Denkt daran, dass alles was ihr lernt, euch<br />
selbst, eurem Land <strong>und</strong> der Gesellschaft zugute kommen muss. Bemüht<br />
euch, euer Leben als heiligen Dienst anzusehen. Verkauft eure<br />
Bildung nicht, nur um etwas Geld zu verdienen. 1973, (35-17/19)<br />
Wissenschaftler können die Eigenschaften der existierenden Materie<br />
nur studieren <strong>und</strong> beschreiben, sie in ihre Bestandteile zerlegen,<br />
neue Verbindungen herstellen <strong>und</strong> sie nach bekannten Verfahren umformen.<br />
Kein Wissenschaftler kann Dinge erzeugen, die nicht existieren.<br />
(...)<br />
Gelegentlich vermögen Wissenschaftler durch die Verbindung einiger<br />
Elemente künstlich neue Materialien in kleinen Mengen herzustellen.<br />
535
Sind sie aber in der Lage, lebensnotwendige Substanzen wie Sauerstoff,<br />
Luft <strong>und</strong> Wasser zu erzeugen, um das Leben auf der Erde zu erhalten?<br />
Es gibt niemanden, der das kann. Nur der Wille Gottes <strong>und</strong><br />
seine Schöpferfreude können all dies erschaffen. (...)<br />
In einigen Städten besteht Trinkwasser-Knappheit, <strong>und</strong> Wissenschaftler<br />
versuchen, dieses aus salzigem Meerwasser zu gewinnen.<br />
Bei diesem Versuch mögen sie teilweise erfolgreich sein, aber woher<br />
würden sie Trinkwasser bekommen, wenn kein Meerwasser vorhanden<br />
wäre? Bei sorgfältiger Analyse <strong>und</strong> Untersuchung werdet ihr feststellen,<br />
dass in allen Fällen die ursprüngliche Substanz von Gott gegeben<br />
ist <strong>und</strong> kein Wissenschaftler sie erzeugen kann. Gleichgültig,<br />
welch hohe Position ein Wissenschaftler als Kapazität auf seinem Gebiet<br />
erreicht hat, er kann keine Verbindung zu Dingen haben, die jenseits<br />
der fünf Gr<strong>und</strong>substanzen Erde, Wasser, Feuer, Luft <strong>und</strong> Äther<br />
liegen. Gott ist hinter dem Vorhang <strong>und</strong> zeigt seine Macht ausserhalb<br />
des Bereichs dieser fünf Elemente. <strong>Der</strong> Mensch wirkt innerhalb dieses<br />
Bereiches. Solange die enge Verbindung zwischen dem Menschen<br />
<strong>und</strong> den fünf Elementen, so wie ihr das im täglichen Leben gewohnt<br />
seid, besteht, kann der Mensch die wirkliche Bedeutung der<br />
göttlichen Wirklichkeit nicht verstehen. 1973, (35-25)<br />
Heutzutage sehen die Menschen nur die Auswirkungen der göttlichen<br />
Urenergie, behaupten aber, dass es eine solche Kraft nicht gebe,<br />
dass die Erscheinung keine Ursache habe. Das ist das Gleiche, als<br />
würde man sagen, es gebe kein Wasser im Meer, sondern nur Wellen,<br />
weil es die Wellen sind, die man sieht. Leute dieser Art sind unfähig,<br />
die Wahrheiten zu verstehen, die in den alten vedischen Texten<br />
enthalten sind. Wer sich jedoch die Mühe macht, darüber nachzudenken,<br />
wird ganz leicht die Einheit des Göttlichen erkennen.<br />
Es wird heute nicht eine neue Gesellschaftsordnung, eine neue Religion<br />
oder eine neue Organisation gebraucht. Es ist nur notwendig,<br />
das Wissen, das eure Vorfahren besassen, wieder zu entdecken <strong>und</strong><br />
in der heutigen Zeit anzuwenden. Dazu werden junge Menschen gebraucht,<br />
die fähig sind, Opfer zu bringen; junge Menschen, die den<br />
Mut haben, die Welt mit der Einheit des Göttlichen zu konfrontieren,<br />
die Ungerechtigkeit, Gleichgültigkeit <strong>und</strong> Grausamkeit zu bekämpfen.<br />
Es werden junge Menschen gebraucht, die nicht nur weltlichen <strong>und</strong><br />
materiellen Vorteilen nachjagen, sondern ethischen <strong>und</strong> spirituellen<br />
Werten die gebührende Bedeutung <strong>beim</strong>essen; junge Menschen, die<br />
aufhören, andere nachzuahmen, <strong>und</strong> die der Gesellschaft in selbstlo-<br />
536
ser Weise dienen; junge Menschen, die aus eigener Erfahrung erklären<br />
<strong>und</strong> anderen mitteilen können, dass es nichts Wichtigeres im Leben<br />
gibt als das eigene, das Göttliche Selbst.<br />
Das Göttliche in allen Menschen ist ein <strong>und</strong> dasselbe. Es ist nicht nur<br />
in <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>. Ihr alle seid göttlich. Die Tatsache, dass das Göttliche<br />
in Millionen von Menschen gegenwärtig ist, wird in den Veden<br />
dadurch zum Ausdruck gebracht, dass von Gott gesagt wird, er habe<br />
tausend Augen, tausend Füsse <strong>und</strong> tausend Köpfe. Es heisst auch,<br />
dass ihr ihn überall dort findet, wo ihr ihn sucht. Darum wird gesagt,<br />
dass Gott immer bereit ist, euch in allen Sorgen <strong>und</strong> Nöten beizustehen.<br />
Er ist mit euch, hinter euch, immer für euch da, wenn ihr ihn<br />
braucht.<br />
Es war einmal ein Mann, der gehört hatte, dass Gott immer bei ihm,<br />
<strong>und</strong> zwar hinter ihm sei. Er drehte sich um <strong>und</strong> hoffte, Gott zu sehen.<br />
Er fand dort aber niemanden <strong>und</strong> war sehr enttäuscht. <strong>Der</strong> unwissende,<br />
törichte Mann dachte, er könne Gott sehen, wenn er sich umdrehe.<br />
Leider verstand er nicht, dass, wenn er sich umdreht, Gott immer<br />
noch hinter ihm ist.<br />
Ihr müsst ganz fest daran glauben, dass Gott die Wirklichkeit hinter allen<br />
Erscheinungen ist. Um das zur Gewissheit werden zu lassen, sind<br />
vier Schritte notwendig: <strong>Der</strong> erste ist Selbstvertrauen, der zweite<br />
Selbsterfüllung, dann kommt Selbstaufgabe <strong>und</strong> schliesslich Selbstverwirklichung.<br />
In allen steht strahlend der Begriff des „Ich“ im Mittelpunkt.<br />
Dieses „Ich“ in jedem Menschen ist „Er“ in der Form des Göttlichen<br />
Selbst. Es mögen Millionen von Menschen versammelt sein,<br />
aber das Göttlich-Absolute in ihnen allen ist ein <strong>und</strong> dasselbe. Ihr<br />
müsst den Versuch unternehmen, die Einheit in der Vielfalt zu erkennen.<br />
1977, (37-118/119)<br />
Die Weisen haben die erfassbare Welt in drei Kategorien eingeteilt: in<br />
Gott, Schöpfung <strong>und</strong> „Ich“. Wenn Gott durch den Spiegel der Schöpfung<br />
gesehen wird, erscheint er als „Ich“. Entfernt den Spiegel, <strong>und</strong> es<br />
gibt nur Gott. Das Ebenbild verschmilzt mit dem Original. <strong>Der</strong> Mensch<br />
ist das Ebenbild Gottes. Die ganze Schöpfung ist eine Erscheinung<br />
Gottes: Er allein ist die Wirklichkeit. Das Prinzip der Erscheinung, das<br />
euch die Vielfalt der Schöpfung vortäuscht, ist Täuschung (maya). Es<br />
ist nicht etwas, das ausserhalb Gottes ist, sondern es ist, ebenso wie<br />
alle anderen Kräfte, Teil seines Seins. Wenn die „Ich“-Vorstellung als<br />
getrennt von Gott gedacht wird, sprechen wir von Dualismus. Wenn<br />
das Ich nur als unwirkliche Idee, der jedoch Beachtung zukommt, er-<br />
537
kannt wird, weil sie das Spiegelbild des Originals ist, nennt man das<br />
bedingten Nicht-Dualität. Wenn Spiegelbild <strong>und</strong> Spiegel beide als<br />
eine falsche Vorstellung erkannt <strong>und</strong> als solche abgetan werden, ist<br />
das Nicht-Dualität, die Vision des „Einen ohne ein Zweites“. Indien<br />
war seit vielen Zeitaltern auf der Suche nach dem “Einen ohne ein<br />
Zweites”. Das Bestreben ging immer dahin, das Eine zu entdecken,<br />
das, wenn es erkannt ist, das Wissen um alles, was es zu wissen gibt,<br />
verleiht. (27-70)<br />
Die Entdeckung des Einsseins aller Dinge vermittelt beides: Schönheit<br />
<strong>und</strong> Wahrheit, Harmonie <strong>und</strong> Glücksgefühl. Dieses Einssein wird<br />
erfahren, wenn kein Unterschied mehr zwischen Gold <strong>und</strong> Staub gemacht<br />
wird, wenn das Sehen, das Gesehene <strong>und</strong> der Seher als eins<br />
empf<strong>und</strong>en werden. Danach zu streben, bringt den Erfolg. (...)<br />
Strebt danach mit all eurer Kraft, prüft es mit all euren Zweifeln, verdient<br />
es euch <strong>und</strong> geniesst die Früchte eures Bemühens. (...)<br />
<strong>Der</strong> Schlüssel zur Erlösung muss von jedem Einzelnen geformt, gefeilt<br />
<strong>und</strong> eingepasst werden. Er kann nicht durch Worte von einem<br />
zum andern weitergegeben werden. (...)<br />
Niemand kann das Geheimnis an andere weitergeben, indem er sagt:<br />
“Hier, nimm!” Die Blüte muss die Frucht hervorbringen, <strong>und</strong> die Frucht<br />
muss wachsen <strong>und</strong> reifen, bis sie fällt.<br />
Eifersucht <strong>und</strong> Zorn sind Zwillingskinder der Ichsucht. Vernichtet sie,<br />
<strong>und</strong> befreit dadurch das Ich von der Sucht, so dass es das Einssein<br />
mit Gott erfahren kann. Das ist die Stufe, welche zu der Höhe führt,<br />
die erklommen werden muss. Die Sucht des Ich ist wie ein Samenkorn,<br />
das sich tausendfach vervielfältigt <strong>und</strong> viele Säcke voller Samen<br />
hervorbringt, wenn ihm die Gelegenheit dazu gegeben wird. (...)<br />
<strong>Der</strong> Körper ist das Medium, in dem Materie <strong>und</strong> göttlicher Geist zusammentreffen.<br />
Dort entsteht das Trugbild der sich verändernden<br />
Welt. Davon ausgehend müssen die verschiedenen Bewusstseinsstufen,<br />
die ineinander übergehen, erklommen werden. Ihr alle besteht<br />
im Wesentlichen aus einer materiellen Hülle mit einem göttlichen<br />
Kern. <strong>Der</strong> Körper ist das Gefäss, welches das Bewusstsein enthält.<br />
Das Bewusstsein “Ich bin göttlich” vermittelt ein Gefühl der Verb<strong>und</strong>enheit<br />
mit allen Wesen. Dieses Gefühl hat grosse psychologische<br />
Bedeutung: Wenn ihr ein Kind weinen hört, macht ihr euch viel mehr<br />
Sorgen, wenn ihr wisst, dass es euer eigenes Kind ist, als wenn es<br />
sich um ein anderes handelt. (...)<br />
Vom Geb<strong>und</strong>ensein führt der Weg zur Freiheit des Geistes. Selbst<br />
538
Gott, wenn er menschliche Form annimmt, besitzt einen Körper als<br />
Gefäss des Göttlichen, sei es nun Vishnu, Shiva, Rama, Krishna oder<br />
<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong>.<br />
Weisheit ist das Wissen, dass ihr eins seid mit allem. Weisheit selbst<br />
ist Gott. Weisheit ist nicht eine Eigenschaft, sie ist Gott selbst, denn<br />
Gott hat keine Eigenschaften. Obwohl der Weise in der Welt lebt, hat<br />
er die innere Schau, die ihn wie ein vertrocknetes Blatt, das keinen<br />
Halt mehr braucht, vom Zweig fallen lässt.<br />
Die letzte Stufe ist das Gottesbewusstsein. Die Stufe, auf der allein<br />
das Gold bleibt, während Name <strong>und</strong> Form der goldenen Schmuckstücke<br />
nicht mehr wahrgenommen werden. Wasser gefriert zu Eis;<br />
die Göttliche Seele gefriert zur Individualität. (...) Weisheit <strong>und</strong> Gottesbewusstsein<br />
sind nur verschiedene Namen für denselben Zustand.<br />
Wenn ihr dem Weg zu diesem Ziel folgt, werdet ihr eure eigene Wirklichkeit<br />
finden. Dazu sind jedoch Disziplin <strong>und</strong> Anstrengung nötig.<br />
Wenn ich euch eine Medizin gebe, müsst ihr diese in der vorgeschriebenen<br />
Dosierung einnehmen <strong>und</strong> euch streng an die von mir vorgeschriebene<br />
Lebensweise bezüglich Essen, Schlaf <strong>und</strong> körperlicher<br />
Betätigung halten. Euer Bestreben, schnell geheilt zu werden, ist natürlich<br />
lobenswert, aber alles braucht seine Zeit. Mässig ist besser als<br />
übermässig. (...)<br />
Ich werde euch langsam <strong>und</strong> mit viel Geduld heilen. Je langsamer ich<br />
es tue, desto beständiger wird die Heilung sein. Ich werde euch mit<br />
Sicherheit zum Gottesbewusstsein führen. Ja, grosse Zeiten stehen<br />
euch bevor. Erlaubt eurer Trägheit nicht, im Wege zu stehen <strong>und</strong><br />
euch dieser Gelegenheit zu berauben. Wenn ihr meiner Geschichte<br />
lauscht, vergesst ihr das Märchen von der Welt <strong>und</strong> lebt nur in meiner<br />
Geschichte, bis es kein Märchen mehr gibt, in dem ihr leben oder auf<br />
das ihr Bezug nehmen könnt. Nun, es ist ja auch der Zweck meiner<br />
Geschichte, euch von allen Märchen zu befreien. Pflanzt die Wirklichkeit<br />
Gottes in euer Bewusstsein, dann seid ihr immer glücklich <strong>und</strong><br />
fröhlich, hier <strong>und</strong> überall, Tag <strong>und</strong> Nacht, in Freud <strong>und</strong> Leid. 20.9.61,<br />
(16-59/62)<br />
Lebt im ständigen Bewusstsein eures Einsseins mit den anderen <strong>und</strong><br />
dem ganzen Universum. Tut anderen Gutes, schützt die Natur,<br />
sprecht sanft <strong>und</strong> liebevoll. Werdet Kinder ohne Hass, Neid <strong>und</strong> Habsucht.<br />
Wenn euer Ego die Schwelle der Familie oder Gruppe überschreitet<br />
<strong>und</strong> sich liebevoll anderen zuwendet, dann habt ihr den ersten<br />
Schritt zur Überwindung des scheinbaren Dualismus der<br />
539
materiellen Welt getan. Wer dieses beglückende Gefühl einmal empf<strong>und</strong>en<br />
hat, wird sich immer danach sehnen. Wie kann die menschliche<br />
Seele sich herablassen, mit Geringerem zufrieden zu sein? Wie<br />
könnt ihr die Wirklichkeit erfassen, wenn sie hinter Trugbildern verborgen<br />
ist? 22.10.61, (16-67)<br />
Werdet euch eurer Wirklichkeit bewusst - <strong>und</strong> ihr werdet das Gefühl<br />
der Identifikation mit dem Körper verlieren. Das wird euch von Krankheiten<br />
befreien <strong>und</strong> euch völlige Sorglosigkeit bescheren. Zu verstehen,<br />
dass ihr nicht euer Körper seid, ist ganz einfach: Ihr praktiziert<br />
diese Wahrheit nämlich mindestens sechs St<strong>und</strong>en täglich, <strong>und</strong> das<br />
seit eurer Geburt! Wenn euch dies nichts lehren kann, frage ich mich,<br />
was sonst euch lehren könnte. Wo seid ihr jeden Tag, wenn ihr<br />
schlaft? Wer seid ihr? Eure Sinne sind nicht in Funktion; eure Intelligenz<br />
ruht; euer Geist erschafft seine eigene Welt, <strong>und</strong> wenn er eine<br />
Weile darin gespielt hat, verfällt auch er in Untätigkeit. Das ist der Tiefschlaf.<br />
Er ist dem Zustand des Einheitsbewusstseins, zu dem ihr unterwegs<br />
seid, am nächsten. Lebt in der Realität eures Göttlichen<br />
Selbst - das wird euch inneren Frieden sichern. Wie kann man euch<br />
als ges<strong>und</strong> bezeichnen, solange ihr das Gift der Leidenschaft <strong>und</strong> der<br />
Bosheit noch in euch habt? Wenn ihr die Realität des göttlichen Funkens<br />
in euch erfahrt, werdet ihr zu Gott selbst. 18.10.63, (17-62)<br />
540
TOD UND WIEDERGEBURT<br />
<strong>Der</strong> Tod bringt gewisse Veränderungen mit sich, die das irdische Leben<br />
auslöschen. Das hat aber keinen Einfluss auf die Göttliche Seele.<br />
Die Seele, das wirkliche Selbst, kann nicht zerstört werden. Sie kennt<br />
keinen Tod. Darum solltet ihr den Tod nicht fürchten. Er ist nur ein<br />
Übergang in eine andere Daseinsform. Wie lange man an einer<br />
Krankheit leiden <strong>und</strong> wie schwer eine Verletzung auch sein mag, der<br />
Tod kann nur eintreten, wenn der vorbestimmte Augenblick dafür gekommen<br />
ist. Wenn das Verlangen nach individuellem Leben aufhört,<br />
wird es keine Wiedergeburt mehr geben. (7-28)<br />
Krishna sagt: “Zum Geborenwerden <strong>und</strong> zum Sterben muss man günstige<br />
Augenblicke benutzen, die eine Garantie für ein weises Leben<br />
<strong>und</strong> ein lohnendes Ende sind, Arjuna! Yogis geben zum Beispiel ihr<br />
Leben nur dann auf, wenn der Zeitpunkt günstig ist, niemals sonst.<br />
Deshalb sagen die Leute: ,<strong>Der</strong> Tod ist der Zeuge für die Guten.’ Sogar<br />
für den Todesakt muss ein günstiger Augenblick gewählt werden.“<br />
Arjuna fragte: „Krishna! Sage mir, wann der Körper dem Tode überlassen<br />
werden muss, damit man dem Zyklus von Geburt <strong>und</strong> Tod entrinnen<br />
kann. Sage mir auch, welche Zeitspanne man vermeiden sollte.“<br />
Krishna erwiderte: „Arjuna! Deine Frage ist sehr aktuell <strong>und</strong><br />
dringend. Manchmal muss ich über deine Intelligenz staunen, <strong>und</strong> du<br />
machst mich sehr glücklich. Dann wieder muss ich über deine Unwissenheit<br />
lachen. Dein Egoismus <strong>und</strong> dein Gefühl der Abhängigkeit verursachen<br />
diese Konfusion. Gib das auf. Wir wollen zu deiner Frage<br />
kommen.<br />
Die Yogis, die nach Entsagung gegenüber den Früchten ihrer Handlung<br />
streben, sterben im Licht, während des Tages, wenn es hell ist,<br />
in der hellen Hälfte des Monats <strong>und</strong> in dem sechs Monate währenden<br />
Zeitraum des Halbjahres, in dem die Sonne nach Norden wandert. Ihr<br />
erstes Stadium ist Feuer, die göttliche Kraft, die der Sonne innewohnt.<br />
Deswegen ist ihr Pfad als Weg der Götter, als Weg, der zu Gott, dem<br />
höchsten Bewusstsein führt, bekannt. Jene Yogis gehen aus dem<br />
strahlenden Glanz hervor, <strong>und</strong> während sie ihre Reise durch das Licht<br />
machen, verschmelzen sie mit dem Licht selbst. Sie erlangen Gott<br />
<strong>und</strong> werden nicht wiedergeboren. (...)<br />
Die Yogis, die nach dem Ergebnis ihres Handelns streben sterben (...)<br />
in der Nacht, während der dunklen Hälfte des Monats, während der<br />
sechs Monate, in der die Sonne nach Süden wandert, gehen den<br />
541
dunklen Pfad entlang, erreichen den Himmel <strong>und</strong> geniessen dort die<br />
Freuden, nach denen sie sich sehnten <strong>und</strong> für die sie gearbeitet haben.<br />
Wenn der Vorrat ihrer Verdienste aufgebraucht ist, werden sie<br />
wiedergeboren. (...)<br />
Wie kommt es, dass die helle Hälfte des Monats günstig ist, die dunkle<br />
jedoch nicht? (...)<br />
Nun musst du zunächst verstehen, was mit den beiden hellen Wochen<br />
gemeint ist. Es ist der halbe Monat, in dem das Licht des Mondes<br />
täglich zunimmt. Welche Beziehung besteht aber zwischen dem<br />
Licht des Mondes <strong>und</strong> dem Menschen <strong>und</strong> seinem Tod? <strong>Der</strong> Mond ist<br />
das Symbol des menschlichen Geistes; aus dem Mond wurde der<br />
Geist geboren. Deshalb bezeichnet die helle Hälfte des Mondes den<br />
Fortschritt des Geistes in spiritueller, göttlicher Disziplin; der Vollmond<br />
bezeichnet die Vollkommenheit dieser Leistung. Die helle Hälfte ist<br />
also auch der Zeitraum, in dem spiritueller Fortschritt erlangt wird.<br />
Zum Körper gehört der sichtbare Mond; zum Geist die symbolische<br />
Mond-Gottheit, die Herrscherin des Geistes! (...) Dieser Zeitraum bedeutet<br />
die zunehmende Verwirklichung der eigenen Göttlichkeit, den<br />
Glanz des Geistes. (...)<br />
Verehrung, die im Wissen um die Bedeutung jedes Rituals dargebracht<br />
wird, spirituelle Übung, die im Wissen um den tieferen Sinn jeder<br />
Stufe getan wird, sie reinigen das Herz wirkungsvoller <strong>und</strong> lösen<br />
die Ketten des Zweifels. (...)<br />
Es gibt auch noch eine subtile Bedeutung. Das Herz ist der innere<br />
Himmel. Die Sonne, die dort scheint, ist die Intelligenz. Wenn die Wolken<br />
der Unwissenheit, der Nebel des Egoismus <strong>und</strong> der Rauch der<br />
Abhängigkeit in diesem inneren Himmel kreisen, dann ist die Sonne<br />
der Intelligenz verborgen, <strong>und</strong> die Dinge sehen finster aus <strong>und</strong> werden<br />
missverstanden. Das ‘helle Halbjahr’ des Herzens besteht, wenn<br />
der innere Himmel klar <strong>und</strong> frei von all diesem ist <strong>und</strong> wenn die Sonne<br />
in voller Herrlichkeit scheint. Du musst den Ausdruck ‘die Sonne der<br />
Weisheit’ gehört haben. Die Sonne wird immer mit Weisheit <strong>und</strong> Intelligenz<br />
verb<strong>und</strong>en. Wenn ein Mensch mit der strahlenden Sonne der<br />
Weisheit in seinem reinen Herzen stirbt, dann kann er gewiss der<br />
Wiedergeburt entrinnen!” (2-131/133)<br />
Jene, die das innere Bedürfnis haben, das Wissen zu erwerben, das<br />
zur Erlösung führt, müssen über das Phänomen des Todes nachdenken<br />
<strong>und</strong> sich damit beschäftigen. <strong>Der</strong> Tod sollte keine Furcht verursachen.<br />
Er darf nicht als unheilvoll angesehen werden. Ihr solltet euch<br />
542
diesem Problem nicht durch Flucht entziehen <strong>und</strong> euch einreden,<br />
dass der Tod nicht euch, sondern nur die anderen ereilt. Ihr dürft das<br />
Nachdenken über den Tod auch nicht hinausschieben, weil ihr glaubt,<br />
es sei jetzt noch nicht die richtige Zeit dafür. Wer über den Tod nachdenkt,<br />
erforscht in Wirklichkeit sein eigenes Selbst. Diese Tatsache<br />
muss erkannt werden.<br />
Unterscheidungsvermögen, die besondere Gabe des Menschen,<br />
muss dazu benutzt werden, die Wahrheit über das sichtbare Universum,<br />
seine Beschaffenheit <strong>und</strong> Gültigkeit, zu enthüllen. Die Tatsache<br />
des Todes ist die Hauptursache der Frage: “Wer bin ich?” Daher darf<br />
diese Tatsache nicht ignoriert oder als unwichtig abgetan werden. Ihr<br />
dürft nicht aus Furcht davor fliehen. Wenn ihr das tut, pflanzt ihr den<br />
Samen des Baumes der Torheit in euren Geist <strong>und</strong> schafft die Voraussetzung<br />
für eine falsche Vorstellung von der Welt. (...)<br />
Alles, was dem Menschen im Wachzustand widerfährt, ist ebenso unwirklich<br />
wie das, was er im Traum erlebt, denn es erscheint <strong>und</strong> verschwindet<br />
von einem Augenblick zum andern. Freude <strong>und</strong> Glück im<br />
Leben sind wie eine Fata Morgana. (5-88)<br />
Das Leben gleicht einer Girlande. Diese Girlande besteht aus vielen<br />
Blumen <strong>und</strong> hat zwei Enden: Das eine ist die Geburt, das andere der<br />
Tod. Die Blumen sind eure Träume, Gedanken <strong>und</strong> Ideen, eure Sorgen,<br />
Freuden <strong>und</strong> Vergnügungen. Ihr müsst untersuchen <strong>und</strong> euch<br />
klar darüber werden, ob ihr das Leben selbst oder die Funktionen eures<br />
Körpers als diese Girlande betrachten wollt. Wenn ihr die Enden<br />
der Girlande ins Auge fasst, dann wird offenbar, dass diese beiden -<br />
Geburt <strong>und</strong> Tod - sich nur auf den Körper beziehen <strong>und</strong> nichts mit der<br />
individuellen Seele zu tun haben. Freud <strong>und</strong> Leid, Glück <strong>und</strong> Unglück,<br />
Wunschträume <strong>und</strong> Erwartungen spielen sich im körperlichen Bereich<br />
ab <strong>und</strong> berühren diese nicht. <strong>Der</strong> Körper wandelt <strong>und</strong> verändert sich.<br />
Die Göttliche Seele aber ist keiner Veränderung unterworfen, sondern<br />
ist ewig, beständig, rein, selbstlos <strong>und</strong> stark. (...)<br />
Kindheit <strong>und</strong> Jugend verbringt der Mensch im Spiel mit seinen Gefährten.<br />
Wenn er älter wird, wird er in die Befriedigung seiner Triebe<br />
verwickelt, (...) sucht Liebe <strong>und</strong> Zuneigung. In mittleren Jahren will er<br />
Geld verdienen <strong>und</strong> Reichtümer sammeln, um diese für sein Vergnügen<br />
zu verwenden. Auch im hohen Alter denkt er nicht an Gott, sondern<br />
sucht die Abwechslung <strong>und</strong> kann sich nicht von den Bindungen<br />
lösen, die sich in seinem Leben entwickelt haben. Auf diese Weise<br />
vergeudet er seine besten Jahre, ist am Ende vollkommen nutzlos<br />
<strong>und</strong> wird schliesslich zu Staub. 1973, (35-32/33)<br />
543
Als Zeugen des Kreislaufs von Geburt <strong>und</strong> Tod forscht ihr nach dem<br />
Sinn dieser materiellen Welt. Ist die Folge von Geburt <strong>und</strong> Tod das<br />
einzig Wichtige in dieser Welt? Das Ergebnis dieser Untersuchung ist,<br />
dass ihr geboren werdet, um zu sterben, <strong>und</strong> sterbt, um geboren zu<br />
werden. Diese Schlussfolgerung ist nicht richtig. (...)<br />
Jemand, der geboren wurde, sollte den Versuch machen, nicht wieder<br />
geboren zu werden. Durch die Folge von Geburt <strong>und</strong> Tod seid ihr<br />
dem Rad der Zeit ausgeliefert. Ohne Körper könnt ihr in dieser Welt<br />
nichts vollbringen. <strong>Der</strong> Körper, als materielle Substanz, ist nur ein Mittel<br />
zu dem Zweck, den Sinn des Lebens zu erfüllen. Er trägt zu dem<br />
Geb<strong>und</strong>ensein des Menschen ebenso bei wie zu seiner Erlösung.<br />
Man sagt, dass Geb<strong>und</strong>ensein <strong>und</strong> Erlösung sich nur im geistigen Bereich<br />
abspielen. Das ist nicht die ganze Wahrheit. Beide, Körper <strong>und</strong><br />
Geist, tragen zur Bindung <strong>und</strong> zur Befreiung bei. Ohne den Körper<br />
könnt ihr das Wesen des Geistes nicht erfassen. Leben, Geist <strong>und</strong><br />
Verstand werden nur in Verbindung mit dem Körper offenbar. Deshalb<br />
ist der Körper heilig, <strong>und</strong> ihr müsst ihn für die Erforschung der<br />
Wahrheit benutzen. <strong>Der</strong> Mensch ist das heiligste unter den Tieren,<br />
<strong>und</strong> es ist ein grosses Privileg, als Mensch geboren zu werden. Darum<br />
muss der Mensch sein Leben auch nutzbringend anwenden.<br />
1973, (35-130/131)<br />
Obwohl die Menschen in dieser Welt sterben <strong>und</strong> jeder sehen kann,<br />
wie die Toten begraben werden, weigert sich der Einzelne, an seinen<br />
Tod zu denken, als ob er allein unsterblich wäre. Diese Tatsache beruht<br />
weder auf Unwissenheit noch auf Selbsttäuschung, sondern sie<br />
enthält eine Wahrheit von grosser Bedeutung. Es ist etwas Unvergängliches<br />
in jedem Menschen. Das unzerstörbare, Göttliche Selbst<br />
vermittelt ihm dieses Gefühl der Unsterblichkeit. <strong>Der</strong> Mensch sieht<br />
<strong>und</strong> erlebt die Freuden <strong>und</strong> Leiden dieser Welt, aber er hat immer das<br />
Verlangen nach dem Glück. Worauf deutet das hin? Es ist ein Widerschein<br />
der Glückseligkeit, welche ein Wesenszug des Göttlichen in<br />
ihm ist. 1974, (36-27)<br />
Ihr müsst verstehen, was hierbei mit „Unsterblichkeit“ gemeint ist. Im<br />
Allgemeinen wird gesagt, dass der Tod eintritt, wenn die Lebenskraft<br />
den Körper verlässt. Unsterblichkeit in diesem Sinn würde bedeuten,<br />
dass die Lebenskraft für immer im Körper verbleibt. Diese Auffassung<br />
ist nicht richtig. Wirkliche Unsterblichkeit hat nichts mit dem Körper zu<br />
tun. Sie besteht darin, den Körper zu vergessen <strong>und</strong> das Einswerden<br />
544
des Selbst mit Gott bewusst zu vollziehen. <strong>Der</strong>jenige aber, der sich in<br />
Gedanken nur mit dem Körper <strong>und</strong> seinem Wohlergehen beschäftigt<br />
<strong>und</strong> dabei das Höhere Selbst vergisst, ist tot. Nur wenn ihr die Bedeutung<br />
von Geburt <strong>und</strong> Tod versteht, wird das heilige Verlangen nach<br />
Unsterblichkeit in euch keimen. Geburt <strong>und</strong> Tod betreffen den Körper,<br />
aber das Göttliche Selbst kennt weder Geburt noch Tod. Wirkliche<br />
Unsterblichkeit ist: sich der Unvergänglichkeit des höheren Selbst bewusst<br />
zu werden. 1974, (36-66)<br />
Es gibt drei Gründe für die Geburt des Menschen: Sünde, unerfüllte<br />
Wünsche <strong>und</strong> Unwissenheit. Eine Wiedergeburt erfolgt in erster Linie,<br />
damit unerfüllte Wünsche erfüllt werden können. Sie ist ferner bedingt<br />
durch früher begangene Sünden, deren Folgen ausgelebt werden<br />
müssen, <strong>und</strong> durch die Unwissenheit, die überw<strong>und</strong>en werden muss.<br />
1974, (36-132)<br />
<strong>Der</strong> Tod ist nichts weiter als der Übergang von diesem Leben zum<br />
nächsten. Es ist ein Wechsel aus alter Kleidung in neue. Einige Zyniker<br />
machen sich jedoch über diesen Vergleich lustig <strong>und</strong> fragen, wie<br />
dann der Tod von Neugeborenen, Kindern, Jugendlichen <strong>und</strong> Menschen<br />
mittleren Alters zu verstehen sei. Ihre Körper kann man bei bestem<br />
Willen nicht als gebrechlich, als verbraucht bezeichnen. Nun, die<br />
Kleider mögen nicht alt gewesen sein, aber der Stoff, aus dem sie gemacht<br />
wurden, muss aus sehr alten Beständen stammen, so dass,<br />
obwohl neue Kleider daraus hergestellt wurden, sie bald wieder abgelegt<br />
werden mussten. Es gibt auch verdrehte Leute, die nicht an frühere<br />
Leben glauben wollen, da sie sich an keinerlei Ereignisse daraus<br />
erinnern können! Diese Leute erinnern sich auch nicht an die Geschehnisse<br />
eines bestimmten Feiertages, sagen wir, vor fünf oder<br />
zehn Jahren, obwohl sie sicher sind, dass sie an jenem Tag gelebt<br />
haben! Dass sie die Begebenheiten jenes Tages vergessen haben,<br />
bedeutet nicht, dass sie nicht gelebt haben; es bedeutet nur, dass sie<br />
ihnen keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt haben. Sie hatten<br />
keinen besonderen Gr<strong>und</strong>, sie im Gedächtnis zu behalten.<br />
Bedingungslose Ergebenheit ist das Haupttor zum Haus der Erlösung.<br />
Es hat vier Etagen: Meditation, rechtes Handeln, Hingabe <strong>und</strong><br />
Erkenntnis. Jedes Stockwerk ruht auf dem darunterliegenden, <strong>und</strong><br />
das oberste kann nicht erreicht werden, ohne die ersten drei erklommen<br />
zu haben. Denkt daran, wenn ihr Leute darüber debattieren hört,<br />
welche Yoga-Form die beste sei oder sie sich selbst auf spirituellem<br />
Gebiet als dies oder jenes bezeichnen. 24.10.63, (17-76/77)
Jede Geburt löscht die Erinnerung an das Leben aus, das ihr bereits<br />
gelebt habt. <strong>Der</strong> Mensch erkennt nicht, dass die Beendigung dieses<br />
Kreislaufs von Geburt <strong>und</strong> Tod in seiner eigenen Hand liegt. 12.2.64,<br />
(17-121)<br />
<strong>Der</strong> Tod ist kein beklagenswertes Ereignis. Er ist das Ende der Reise.<br />
Wenn die Zeit gekommen <strong>und</strong> das Ziel erreicht ist, steigt der Fahrer<br />
aus dem Wagen. <strong>Der</strong> Tod ist die Erfüllung, ein freudiger Abschluss,<br />
oder sollte es zumindest sein. Er wäre es, wenn nur alle weise genug<br />
wären, es zu erkennen <strong>und</strong> sich darauf vorzubereiten. 15.10.66, (19-<br />
163)<br />
Die Leute verstehen die Wege Gottes nicht. Woher sollten sie auch<br />
wissen, warum ein besonderes Ereignis zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />
<strong>und</strong> in einer bestimmten Weise eintritt? Er allein weiss das.<br />
Aber die Leute versuchen, zu Gericht zu sitzen, <strong>und</strong> reden Übles,<br />
wenn zum Beispiel hier im Ashram jemand an einer Krankheit stirbt.<br />
Wie kann irgendjemand dem Tod entrinnen? Selbst Avatare werfen<br />
das physische Kleid ab, wenn die Aufgabe, derentwegen sie gekommen<br />
sind, erfüllt ist. Es ist der Gipfel der Torheit, den Glauben an Gott<br />
zu verlieren, wenn jemand stirbt, den man geliebt hat. Die Aufgabe,<br />
für die er gekommen ist, war erledigt. Niemandem wird es gestattet,<br />
geboren zu werden, um eines anderen wegen zu leben. Jeder hat seine<br />
eigene Bürde zu tragen <strong>und</strong> abzulegen. Lasst daher euer Vertrauen<br />
in Gott, der Trost <strong>und</strong> Stärke für euch ist, durch nichts erschüttern.<br />
(...)<br />
Das Verlangen ist die Ursache der Geburt, die Zeit ist der Gr<strong>und</strong> des<br />
Todes <strong>und</strong> Gott ist der Beschützer des Lebens. Die Geburt findet aufgr<strong>und</strong><br />
des Verlangens statt. Durch die Zeit, die unaufhörlich dahinfliesst<br />
<strong>und</strong> die niemanden respektiert, wird der Lebensfaden abgeschnitten.<br />
10.3.67, (20-26)<br />
Keine andere menschliche Gemeinschaft ist so tief in das Problem<br />
von Geburt <strong>und</strong> Tod, in Gedanken über das Leben nach dem Tod sowie<br />
über die Fortdauer der sich aus Gedanken, Worten <strong>und</strong> Taten ergebenden<br />
Konsequenzen eingedrungen, wie die Hindus. Die Lösungen,<br />
die sie entdeckt <strong>und</strong> als zutreffend gef<strong>und</strong>en haben, sind so<br />
universell, so überzeugend <strong>und</strong> so nützlich für die individuelle wie die<br />
gesellschaftliche Aufwärtsentwicklung, dass sie die Prüfung jahrh<strong>und</strong>ertelanger,<br />
kritischer Einschätzungen seitens der Gelehrten <strong>und</strong><br />
546
Weisen aller Länder bestanden haben. Es ist ein lobenswertes Merkmal<br />
dieser Untersuchungen, dass die Vernunft nie auf den zweiten<br />
Platz verwiesen wurde. Bei jedem Schritt muss die geistige Übung<br />
durch die Vernunft gestärkt werden. 14.10.67, (20-83)<br />
Jedes Leben, das ohne gläubige Hingabe an den Allerhöchsten gelebt<br />
wird, ist wertlos. Wer stirbt, ohne vom Nektar des Göttlichen gekostet<br />
zu haben, hat sein Leben vergeudet. (8-82)<br />
547
548
VII. DAS NEUE ZEITALTER - WASSERMANN-<br />
ZEITALTER
Die Zeitalter<br />
Im Goldenen Zeitalter wurde die Göttliche Ordnung als Gr<strong>und</strong>lage<br />
des Lebens betrachtet. Im nachfolgenden Silbernen Zeitalter nahm<br />
Gott, der im Herzen wohnt, diesen Platz ein. Im Kupfernen Zeitalter<br />
wurden Glück <strong>und</strong> Sicherheit im Schoss der Familie <strong>und</strong> durch den<br />
Zusammenschluss von Fre<strong>und</strong>en gesucht. Im heutigen Eisernen Zeitalter<br />
wird der Lebensunterhalt als das Wichtigste angesehen.<br />
21.11.70, (21-229)<br />
Wenn der Mensch sich von seinem Ursprung entfernt, breitet sich<br />
überall Hass aus. Im Goldenen, Silbernen <strong>und</strong> Kupfernen Zeitalter<br />
vergifteten die Rauchschwaden des Hasses ab <strong>und</strong> zu die menschlichen<br />
Beziehungen, aber zu keiner Zeit waren sie so tückisch <strong>und</strong> so<br />
durchdringend wie jetzt. Gegenwärtig hat das Böse die Beziehungen<br />
in der Familie, dem Dorf, der Gemeinde, der Schule, dem Staat, der<br />
Nation <strong>und</strong> in den internationalen Beziehungen vergiftet. Kein Bereich<br />
menschlichen Handelns ist frei davon! Wenn schon in der Familie Uneinigkeit<br />
herrscht, wie kann dann die Nation frei davon sein! Wie können<br />
nationale Aufgaben im Geiste der Toleranz <strong>und</strong> gegenseitiger<br />
Kooperation erfüllt werden? Es ist falsch, die Tage im Gefängnis dualistischer<br />
Vorstellungen zu verbringen <strong>und</strong> zwischen Kummer <strong>und</strong><br />
Freude, Schmerzen <strong>und</strong> Vergnügen, Erfolg <strong>und</strong> Niederlage hin- <strong>und</strong><br />
herzupendeln. Geht über den Horizont von Körper, Geist <strong>und</strong> Intellekt<br />
hinaus, <strong>und</strong> seid eins mit dem Unendlichen. 15.5.71, (22-39/40)<br />
Im jetzigen Eisernen Zeitalter gelten die Wege der Hingabe, der<br />
Rechtschaffenheit <strong>und</strong> des Erwerbs von Weisheit als gleichrangig, so<br />
dass Menschen verschiedener Konstitution <strong>und</strong> Temperamente die<br />
Chance haben, die Wahrheit zu erkennen. Die Erziehung muss den<br />
Kindern diese Wege eröffnen. 16.3.72, (22-92)<br />
Die Erneuerung des Menschen bedeutet die Erneuerung der Welt.<br />
Nur wenn der Mensch sich ändert, werden sich die Verhältnisse in der<br />
Welt ändern. Nur wenn der Einzelne gut wird, kann die Gesellschaft<br />
glücklich werden. Fortschritt in den politischen, wirtschaftlichen <strong>und</strong><br />
sozialen Verhältnissen allein ist nicht genug. <strong>Der</strong> Geist des Menschen<br />
muss umgeformt werden. Das wird nicht dadurch erreicht, dass man<br />
nur den Magen füllt. Die Materialisten, die glaubten, alle menschlichen<br />
Probleme könnten durch das Bereitstellen von Nahrung, Klei-<br />
551
dung <strong>und</strong> Obdach gelöst werden, wurden durch die Explosion der<br />
Atombombe widerlegt. <strong>Der</strong> Mensch gelangt nur zu seiner vollen Entfaltung,<br />
wenn er sich ernsthaft um dreifachen Fortschritt bemüht <strong>und</strong><br />
zwar auf materiellem, geistigem <strong>und</strong> spirituellem Gebiet.<br />
Die uralte Göttliche Ordnung verhilft zu dieser Vollkommenheit. Nur<br />
sehr wenige verstehen die Bedeutung <strong>und</strong> Einzigartigkeit dieses religiösen<br />
Prinzips. Heutzutage wagen viele Redner <strong>und</strong> politische Führer<br />
nicht einmal das Wort „Religion“ zu erwähnen, wenn sie zu einer<br />
Versammlung sprechen. Sie richten ihr Leben nach einer neuen Ordnung<br />
aus, in der für die Religion kein Platz ist. Dabei wissen sie nicht<br />
einmal, was Religion wirklich ist, <strong>und</strong> sie bemühen sich nicht, ihre Bedeutung<br />
zu erfassen. Andere sprechen in ihren Reden vom Hinduismus<br />
<strong>und</strong> dem alten Glauben, aber auch von ihnen wissen nur sehr<br />
wenige, worum es wirklich geht. Die Göttliche Ordnung ist die eigentliche<br />
Gr<strong>und</strong>lage des Lebens, berührt die ganze Persönlichkeit,<br />
schliesst alle Glaubensrichtungen ein <strong>und</strong> übt weltweit grossen Einfluss<br />
aus. (...)<br />
Alle bekannten Religionen werden auf einen besonderen Menschen<br />
oder Propheten zurückgeführt, der als Ideal verehrt wird. Für die Moslems<br />
ist es Mohammed, für die Christen Jesus <strong>und</strong> für die Buddhisten<br />
Buddha. Die Idee der Göttlichen Ordnung jedoch stammt nicht von irgendeinem<br />
Menschen. Sie ist die Quintessenz aller Religionen, aller<br />
Botschaften, die je von einem Propheten verkündet wurden. Sie wird<br />
von der ganzen Menschheit willkommen geheissen, weil sie die ganze<br />
Menschheit einschliesst. Deshalb ist es sehr bedauerlich, wenn einige<br />
Inder selbstsüchtig behaupten: „Sanatana dharma (die Göttliche<br />
Urordnung) ist unsere Religion.“ (...)<br />
Die Prinzipien der Göttlichen Urordnung sind ein Bestandteil des Bewusstseins<br />
aller Menschen <strong>und</strong> sie haben eine weltweite Wirkung.<br />
Die Inder haben ihren Wert <strong>und</strong> ihre Gültigkeit schon vor langer Zeit<br />
entdeckt <strong>und</strong> sie in ihrem Leben angewendet. Dadurch haben sie<br />
höchste Glückseligkeit erfahren. Ebenso wie die Atomwissenschaft,<br />
die in einem Land entwickelt wurde, sich über die ganze Welt ausgebreitet<br />
hat, so hat sich der Glaube an die Göttliche Urordnung, der in<br />
Indien seinen Ursprung hatte, auf andere Länder ausgedehnt.<br />
Dieser Glaube wird mit Sicherheit den heute herrschenden, zügellosen<br />
Materialismus überwinden, denn er ist in der Lage, weltliche <strong>und</strong><br />
spirituelle Anschauungen in Einklang zu bringen. Dieser Glaube stellt<br />
eine engere Beziehung zwischen Gott <strong>und</strong> dem Menschen her, weil<br />
er sich auf das Göttliche bezieht, welches die eigentliche Wirklichkeit<br />
552
des Selbst ist. Deshalb beschränkt er sich nicht auf ein Land, eine<br />
Person oder eine Epoche. Entsprechend den Besonderheiten einer<br />
Region, einer Zeit <strong>und</strong> bestimmter Verhältnisse nimmt er verschiedene<br />
Formen an <strong>und</strong> führt zu unterschiedlichen Rituale, Anschauungen<br />
<strong>und</strong> Vorschriften. Durch seine innere Kraft hat sich dieser Glaube, der<br />
zuerst in Indien, zwischen dem Himalaja <strong>und</strong> den drei Meeren, angenommen<br />
wurde, weltweit verbreitet.<br />
Jeder Mensch ist eine Manifestation des Göttlichen. Die religiösen<br />
Bekenntnisse <strong>und</strong> Praktiken mögen verschieden sein, aber das<br />
Selbst, wie es vom Glauben an die Göttliche Urordnung verstanden<br />
wird, ist in allen dasselbe. In den Veden wird dieses Göttliche Selbst<br />
als das „tausendköpfige, tausendäugige, tausendfüssige Wesen“ beschrieben.<br />
Gemeint ist damit das Göttliche Selbst, zu dem viele Wege<br />
führen <strong>und</strong> das in vielen Formen seinen Ausdruck findet. 19.11.80,<br />
(25-32/34)<br />
Dieses Eiserne Zeitalter wird in den Heiligen Schriften als unvergleichlich<br />
günstig für die Erlösung des Menschen gepriesen, denn er<br />
kann nun das höchste Ziel erreichen, indem er nur an Gott denkt <strong>und</strong><br />
seinen Namen immer im Gedächtnis behält. Dieses Zeitalter wird deshalb<br />
als das heiligste <strong>und</strong> nützlichste beschrieben. Im Goldenen Zeitalter<br />
wurde Meditation als Möglichkeit zur Befreiung des Geistes empfohlen.<br />
Während des Silbernen Zeitalters waren es Übungen in<br />
Selbstbeherrschung <strong>und</strong> im Kupfernen Zeitalter war es ritueller Gottesdienst.<br />
Aber den Menschen in diesem Zeitalter wird ein ganz einfaches<br />
Heilmittel verschrieben: die unaufhörliche Wiederholung des Namen<br />
des Herrn. Trotz der Einfachheit dieser Übung machen die<br />
Menschen leider keinen Gebrauch davon, <strong>und</strong> so verläuft ihr Leben<br />
unnütz <strong>und</strong> unfruchtbar. 3.10.81, (25-118)<br />
Die verschiedenen Weltzeitalter entsprechen dem jeweiligen Geisteszustand<br />
der Menschheit. Es wird gesagt, dass die Göttliche Ordnung<br />
im Goldenen Zeitalter glücklich <strong>und</strong> sicher auf vier Beinen ging. Das<br />
bedeutet, dass die Göttliche Ordnung unter den Menschen durch vier<br />
Faktoren aufrechterhalten wurde: durch das Wissen um die Wahrheit,<br />
durch lebendiges Mitgefühl, durch spirituelle Übungen <strong>und</strong> durch<br />
Wohltätigkeit. Im sogenannten Silbernen Zeitalter war das Wissen um<br />
die Wahrheit verloren gegangen <strong>und</strong> die Göttliche Ordnung hatte nur<br />
noch drei Beine, nämlich Mitgefühl, Spiritualität <strong>und</strong> Wohltätigkeit. Im<br />
nachfolgenden Kupfernen Zeitalter stumpfte das Mitgefühl der Men-<br />
553
schen ab <strong>und</strong> heute, im Eisernen Zeitalter, ist auch die Spiritualität<br />
verloren gegangen, so dass die Göttliche Ordnung nur noch auf einem<br />
Bein steht. Diese Einteilung wird also nicht nur durch den Ablauf<br />
der Zeit bestimmt, sondern vom Verhalten <strong>und</strong> den Eigenschaften der<br />
Menschen geprägt. Deshalb kann man sagen, dass derjenige, der<br />
alle vier Forderungen der Göttlichen Ordnung erfüllt, dem Goldenen<br />
Zeitalter angehört, auch wenn er zeitlich im Eisernen Zeitalter lebt. Zu<br />
allen Zeiten haben gleichzeitig verbrecherische Gestalten wie Hiranyakashipu<br />
<strong>und</strong> Menschen mit reinem Herzen wie Prahlada gelebt.<br />
So sah auch dasselbe Zeitalter den Inbegriff der Rechtschaffenheit<br />
Dharmaraja <strong>und</strong> den Erzschurken Duryodhana. Jeder kann im Goldenen<br />
Zeitalter leben, wenn sein Verhalten in allen vier Beziehungen mit<br />
der Göttlichen Ordnung übereinstimmt. Es ist das Verhalten der Menschen,<br />
das die Geschichte der Menschheit bestimmt <strong>und</strong> das Eiserne<br />
Zeitalter in ein Goldenes verwandelt. (8-63/64)<br />
Avatare des Herrn sind Äon für Äon in verschiedenen Formen immer<br />
wieder auf der Erde erschienen. Das mag Menschen, die Kinder der<br />
heutigen Zeit sind, sehr verw<strong>und</strong>ern. Wenn sie z.B. hören, wie die<br />
Welt in der Zeit des Goldenes Zeitalter aussah, werden sie meinen,<br />
das sei unglaublich <strong>und</strong> <strong>und</strong>enkbar. In jenem Zeitalter lebten die Menschen<br />
h<strong>und</strong>erte von Jahren. Ihre Körper waren nicht klein wie die der<br />
heutigen Menschen. Sie waren Giganten. Ihre Arme waren fast zwei<br />
Meter lang. Wie sah das Leben dieser Menschen aus? Im Goldenen<br />
Zeitalter war jemand am Leben, solange seine Knochen noch in Ordnung<br />
waren. Alle anderen Teile des Körpers mochten zerfallen, aber<br />
im Skelett hielt sich das Leben.<br />
Im Silbernen Zeitalter waren die Menschen nicht mehr so gross. Auch<br />
ihre Lebensspanne war kürzer. Das Leben hielt sich im Körper, solange<br />
der Mensch noch Muskeln <strong>und</strong> Fleisch hatte.<br />
Im Goldenen <strong>und</strong> Silbernen Zeitalter standen die Menschen in sehr<br />
enger Beziehung zu Gott. Nahrung war nicht so wichtig. Die Göttliche<br />
Ordnung im Handeln spielte die überragende Rolle.<br />
Im Kupfernen Zeitalter blieb jemand am Leben, solange Blut in seinem<br />
Körper floss. (...) Im Kupfernen Zeitalter wurde der Kopf wichtig.<br />
Im Eisernen Zeitalter dauert das Leben so lange an, wie Nahrung im<br />
Körper ist. Ohne Nahrung kann der Mensch nicht überleben. Weil es<br />
an Mitgefühl mangelt, gibt es heute so viel Elend auf der Welt.<br />
(7.9.96)<br />
554
VIII. VISION - ZUKUNFT
Goldenes Zeitalter<br />
Das jetzige Eiserne Zeitalter macht es leichter als die vorhergehenden,<br />
Weisheit <strong>und</strong> Unterscheidungsvermögen zu erlangen. Jetzt gibt es<br />
ganz einfache Methoden, sich selbst zu befreien. Die Heiligen Schriften<br />
sagen: „Kein anderes Zeitalter gleicht dem Eisernen Zeitalter! Allein<br />
durch die Wiederholung des Namens Gottes <strong>und</strong> immerwährendes<br />
Denken an seine Herrlichkeit kann das Ziel erreicht werden.“ Viele<br />
Menschen werden als heilig angesehen, weil sie behaupten, dass dieses<br />
Zeitalter die endgültige Sintflut erleben wird. Sie nennen es die Zeit<br />
der Konflikte, denn diese sind heute überall gegenwärtig. Aber so ist<br />
es nicht! Dieses ist ein Goldenes Zeitalter für Gottsucher, die sich Unterscheidungsvermögen<br />
aneignen wollen. 6.11.81, (25-134)<br />
Das gegenwärtige Eiserne Zeitalter ist tatsächlich eine Zeit, in der es<br />
am leichtesten ist, den Weg zur Erlösung zu finden. Das geht aus allen<br />
spirituellen Texten hervor. Als Gr<strong>und</strong> dafür wird angegeben, dass<br />
jetzt eine einzige spirituelle Disziplin genügt, um das Ziel zu erreichen,<br />
nämlich ununterbrochen die Herrlichkeit Gottes zu preisen <strong>und</strong> seine<br />
Namen zu seinem Ruhm <strong>und</strong> zu seiner Ehre zu singen. Unter den verschiedenen<br />
Arten der Verehrung wird das Singen der Namen des<br />
Herrn <strong>und</strong> das Zuhören, wenn diese gesungen werden, als die beste<br />
bewertet. Das könnt ihr allein für den eigenen spirituellen Fortschritt<br />
oder in einer Gruppe tun. 26.1.82, (25-174)<br />
557
558<br />
ANHANG
<strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong> Gayatri<br />
OM<br />
Sayishvaraya Vidmahe<br />
<strong>Sathya</strong>devaya Dimahi<br />
Thannassarvah Prachodayat<br />
OM<br />
Shanti Shanti Shanti
Glossar<br />
Arjuna spiritueller Schüler von Krishna. Er wurde während<br />
eines Krieges durch Krishna unterrichtet.<br />
Atman die unsichtbare Gr<strong>und</strong>lage; das höhere Selbst; die<br />
Seele; die dem Menschen innewohnende Göttlichkeit.<br />
Avatar das Erscheinen Gottes auf Erden in einer von ihm<br />
frei gewählten Form; eine Inkarnation des göttlichen<br />
Bewusstseins.<br />
Bhagavadgita das Lied Gottes, ein philosophisches Lehrgedicht,<br />
das von vielen Menschen als Heilige Schrift Indiens<br />
betrachtet wird <strong>und</strong> welche die <strong>Lehre</strong> enthält, die<br />
von Krishna seinem Schüler Arjuna erteilt wurde.<br />
Bhagavatam Name eines heiligen Textes, der von vielen mit der<br />
Bhagavadgita <strong>und</strong> den Upanishaden gleichgesetzt<br />
wird.<br />
Bharat (Hindi) Indien.<br />
Brahma der Schöpfergott, der die Entstehung des Universums<br />
bewirkt. Brahma sollte nicht mit Brahman verwechselt<br />
werden.<br />
Brahman das Allumfassende; das Universelle; das alles<br />
durchdringende, göttliche, namenlose, formlose,<br />
ewig absolute Prinzip. Brahman ist unzerstörbar,<br />
grösser als das Grösste, kleiner als das Kleinste.<br />
Brahman ist das Selbst, das wahre Ich eines jeden<br />
<strong>und</strong> die höchste nicht-duale Wirklichkeit. Brahman<br />
ist der unpersönliche Aspekt Gottes, gewissermassen<br />
das Licht, welches von ihm ausstrahlt.<br />
Cakra Rad, Kreis, Scheibe, Ring; Bezeichnung für die Zentren<br />
feinstofflicher Energie, (vgl. K<strong>und</strong>alini) im Energieleib<br />
des Menschen; sie sammeln, transformieren<br />
<strong>und</strong> verteilen die sie durchströmende Kraft.<br />
Devotee spiritueller Aspirant; Gläubiger; Anhänger; Verehrer.<br />
Gopi Hirtenmädchen; Verehrerinnen Krishnas in<br />
Brindavan, wo er seine Kindheit verbrachte.<br />
Guru<br />
<strong>Lehre</strong>r geistiger Disziplinen; der kosmische Guru<br />
(Avatar); Meister; <strong>Lehre</strong>r.<br />
561
Hiranyagarbha<br />
Indra<br />
Kailasa<br />
Karma<br />
K<strong>und</strong>alini<br />
Linga<br />
Maya<br />
Purana<br />
Rama<br />
Rishi<br />
Sahasranaman<br />
der goldene Keim; das goldene Ei; der erste Schöpfungskeim,<br />
der Himmel <strong>und</strong> Erde in sich enthält.<br />
Name einer Gottheit; makrokosmisch betrachtet beherrscht<br />
er das Wetter.<br />
Name eines heiligen Berges im Himalaja; man sagt<br />
von ihm, er sei der Wohnsitz Shivas.<br />
Tat; Handlung; Aktivität; Konsequenz einer geistigen<br />
oder körperlichen Handlung; die Kette von Ursache<br />
<strong>und</strong> Wirkung; in der Kombination mit dem<br />
Wiederverkörperungsprinzip versucht es zu erklären,<br />
warum Menschen in verschiedene Lebenssituationen<br />
kommen.<br />
Name einer Form von Kraft; sie wird auch Schlangenkraft<br />
genannt, weil sie in jedem Menschen wie<br />
eine Schlange am unteren Ende der Wirbelsäule<br />
aufgerollt ruht. Wird sie wachgerufen, findet sie bei<br />
ihrem Aufstieg durch die verschiedenen Zentren<br />
(Cakra) ihren Ausdruck in Form von spirituellen Erkenntnissen.<br />
Symbol für das Göttliche; insbesondere das<br />
Shivalinga symbolisiert das Aufgehen einer Form<br />
im Formlosen. Mit seinen zwei Brennpunkten zeigt<br />
sich im Linga die Gegenwart Gottes in seiner<br />
Schöpfung.<br />
Täuschung, Illusion, Schein, Schöpferkraft, faszinierend,<br />
irreführend, Unwissenheit. Maya ist das Ergebnis<br />
einer mangelhaften Wahrnehmung, denn die<br />
Welt ist in ihrem Inneren göttlich, eine Einheit; das<br />
begrenzte Bewusstsein jedoch bindet sich an den<br />
Aspekt der Vielfalt:<br />
Name einer Literaturgattung, deren Texte zu den<br />
klassischen Heiligen Schriften Indiens gehören.<br />
Name der siebten Inkarnation (Avatar) von Vishnu.<br />
Seher, denen die Hymnen der Veden offenbart wurden.<br />
Berühmt sind die sieben grossen Rishis, die oft<br />
als geistgeborene Söhne Bramas bezeichnet werden<br />
<strong>und</strong> die am Himmel durch die sieben Sterne des<br />
“Grossen Bären” repräsentiert werden.<br />
die tausend Namen Gottes. Im grossen Heldenepos<br />
562
Shakti<br />
Shankara<br />
Shastra<br />
Mahashivaratri<br />
Shiva<br />
Shruti<br />
Sutra<br />
Upanishaden<br />
Vedanta<br />
Mahabharata werden insbesondere die tausend<br />
Namen Vishnus aufgezählt.<br />
Kraft; Macht, göttliche Energie. Unter Shakti wird oft<br />
die ewige Kraft des Werdens verstanden, die wesensmässig<br />
untrennbar mit der höchsten göttlichen<br />
Persönlichkeit verb<strong>und</strong>en ist. Shakti ist im speziellerem<br />
Sinn ein Name für die Gattin Shivas.<br />
Name eines der grössten Heiligen <strong>und</strong> Philosophen<br />
Indiens (ca. 788-820). Er war der Hauptvertreter der<br />
<strong>Lehre</strong> des Non-Dualismus (Advaitavedanda), die<br />
auf die Natur der höchsten Realität Gottes hinweist,<br />
welche ohne relative Zweiheit ist. In diesem Konzept<br />
zeigt sich das Prinzip, dass die Seele (Atman) <strong>und</strong><br />
die göttliche Wirklichkeit wesensmässig, qualitativ<br />
eins sind.<br />
Gebot, Befehl, Regel, Heilige Schrift, Lehrbuch. Die<br />
Shastras gehen oft auf alte Seher, Weise <strong>und</strong> Heilige<br />
Indiens zurück <strong>und</strong> besitzen eine grosse Autorität.<br />
das grosse Shivaratrifest; die dunkelste Neumondnacht<br />
des Jahres, die Shiva heilig ist <strong>und</strong> mit spiritueller<br />
Aktivität verbracht werden sollte. An Mahashivaratri<br />
findet im Ashram von <strong>Sathya</strong> <strong>Sai</strong> <strong>Baba</strong><br />
die Geburt des Lingas statt.<br />
in der Trinität von Brahma-Vishnu-Shiva ist er der<br />
Gott der Auflösung. Seine Wirksamkeit als Auflöser<br />
der Unwissenheit zeigt seine segensreiche Natur.<br />
Er ist der Zerstörer alles Weltlichen, der Weisheit<br />
gewährt <strong>und</strong> die Verkörperung von Entsagung <strong>und</strong><br />
Mitleid ist. Das Shivalinga ist sein Symbol, welches<br />
seine Schöpferkraft symbolisiert.<br />
Heilige Schrift der Veden. Zu Shruti werden alle<br />
Schriften gerechnet, die direkter Ausdruck göttlicher<br />
<strong>Offenbarung</strong>en sind.<br />
Regeln für das richtige Ausführen des Gottesdienstes,<br />
die auf der göttlichen <strong>Offenbarung</strong> (Shruti) beruhen.<br />
Schriften des Schlussteils der Veden.<br />
abschliessende Worte der Veden.<br />
563
Veden<br />
Vishnu<br />
Yoga<br />
Veda; Wissen; spirituelle Erkenntnis; Bezeichnung<br />
für die Gesamtheit der ältesten Texte der indischen<br />
Literatur, welche nach traditioneller Auffassung<br />
nicht von Menschen geschaffen sind, sondern denen<br />
ewige Realität zugeschrieben wird.<br />
der alles Durchdringende. Er wird als zweiter der<br />
Dreieinigkeit Brahma-Vishnu-Shiva gezählt <strong>und</strong> gilt<br />
als Erhalter der Schöpfung. In dieser Funktion inkarniert<br />
er sich von Zeit zu Zeit, um die göttliche Ordnung<br />
wieder herzustellen. Er wird auch unter den<br />
Namen Hari <strong>und</strong> Narayana verehrt.<br />
unter dem Begriff Yoga werden die Traditionen zusammengefasst,<br />
welche durch Übungen, Praktiken<br />
<strong>und</strong> Disziplinen den Kontakt zum Selbst (Atman)<br />
oder zu Gott herstellen wollen.<br />
564
INDEX