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SSB speaks 2004.fm - beim Rosenkreis-Verlag

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SATHYA SAI BABA<br />

DER WELT-AVATAR<br />

Ansprachen von 2004


<strong>Verlag</strong>shinweis:<br />

Die Herausgabe dieses Buches wird durch den <strong>Rosenkreis</strong>-<strong>Verlag</strong> und seine<br />

Freunde ermöglicht.<br />

Übersetzungen aus dem Englischen erfolgten durch Sai-Devotees.<br />

1. Auflage 2006, <strong>Rosenkreis</strong>-<strong>Verlag</strong>, Reinertstr. 6, 4515 Oberdorf, Schweiz<br />

Website: http://www.rosenkreis.ch<br />

Printed by KCC, Reinertstrasse 6, CH-4515 Oberdorf, Schweiz


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7<br />

1. Januar - Neujahrsansprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11<br />

12. Januar - Informationen über das Sankrantifest . . . . . . . . . . . . .21<br />

15. Januar - Sankranthi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .33<br />

19. Februar - Shivaratri, morgens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .43<br />

21. März - Ugadi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .53<br />

30. März - Manifestation der Veden in menschlicher Form . . . . . . .59<br />

11. April - Eröffnung der Kerala Jugendkonferenz. . . . . . . . . . . . . .65<br />

15. April - Entfaltet Liebe um die Göttlichkeit zu erfahren . . . . . . . .75<br />

6. Mai - Easwaramma-Tag. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .81<br />

2. Juli - Gurupurnima . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .93<br />

21. August - Meine Studenten sind mein Reichtum. . . . . . . . . . . . .99<br />

23. August - Wiederholt ständig Gottes Namen. . . . . . . . . . . . . . .105<br />

28. August - Die göttliche Liebe allein kann uns von<br />

Leiden erretten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .113<br />

6. September - Krishnas Geburtstag, morgens . . . . . . . . . . . . . .123<br />

6. September - Krishnas Geburtstag, abends . . . . . . . . . . . . . . .131<br />

15. September - Der Besuch von Sant Asaram Bapu . . . . . . . . . .139<br />

18. September - Das Fest Ganeshas, Vinayakacaturthi . . . . . . . .143<br />

17. Oktober - Dasarafest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .151<br />

19. Oktober - Dasarafest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .161<br />

20. Oktober - Dasarafest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .169<br />

21. Oktober - Dasarafest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .177<br />

23. Oktober - Abschluss des Dasarafestes . . . . . . . . . . . . . . . . . .191<br />

25. Oktober - Erkennt die Wahrheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .203<br />

22. November - Erfahre die Göttlichkeit in absoluter Stille. . . . . . .213<br />

23. November - Geburtstagsansprache. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .221<br />

25. Dezember - Weihnachtsanprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .231<br />

Anhang:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .237<br />

Glossar, in dem alle, <strong>beim</strong> ersten Erscheinen kursiv geschriebenen<br />

Wörter und Namen nach dem spirituellen Wörterbuch von Martin Mitwede<br />

(ISBN 3-932957-02-4) näher erklärt sind. . . . . . . . . . . . . . .239


Vorwort<br />

Sathya Sai Babas Mission<br />

An der Weltkonferenz der Sri Sathya Sai Seva Organisation in Bombay,<br />

am 17.5.68, gab Sathya Sai Baba einige Angaben über seine göttliche<br />

Mission und wie wir dieses Wissen in unser Leben integrieren können.<br />

Hier sind einige Ausschnitte aus dieser Ansprache:<br />

“Ihr müsst bemerkt haben, dass ich in meinen Vorträgen nicht über Sai<br />

spreche, noch singe ich von Sai in den Bhajans, mit denen ich gewöhnlich<br />

meine Vorträge beende. Und ihr müsst euch gewundert haben,<br />

warum. Lasst mich euch den Grund sagen. Ich möchte nicht, dass der<br />

Eindruck entsteht, dass ich wünsche, dass dieser Name und diese<br />

Form verbreitet werden. Ich bin nicht gekommen, um einen neuen Kult<br />

ins Leben zu rufen. Ich wünsche nicht, dass die Leute in diesem Punkt<br />

irregeführt werden. Ich bestätige, dass diese Sai-Form die Form all der<br />

verschiedenen Namen ist, die der Mensch für die Verehrung des Göttlichen<br />

benutzt. Deshalb lehre ich, dass kein Unterschied gemacht werden<br />

sollte zwischen den Namen Rama, Krishna, Ishvara, Sai und anderen,<br />

denn sie alle sind meine Namen. (...)<br />

Beschränkt mich deshalb nicht auf die Grenzen nur eines Namens und<br />

einer Form. Euer Ziel sollte sein, ein und denselben Gott in allen Formen,<br />

die verehrt werden, zu sehen, ihn euch unter allen Namen vorzustellen,<br />

ja, ihr solltet euch sogar seiner Gegenwart als innerer Motivator<br />

in jedem lebenden Wesen, in jedem Teilchen der Materie bewusst<br />

sein. (...)<br />

Ihr könnt mich und meine Aktivitäten beobachten. Beachtet, wie ich<br />

mich nach Rechtschaffenheit, moralischer Ordnung, Wahrheit und universalem<br />

Mitgefühl richte. Das ist es, was ihr von mir lernen sollt. (...)<br />

Dient, ungeachtet der Hindernisse, ungeachtet des zynischen Spottes,<br />

den ihr auf euch ziehen mögt. Solche Reaktionen sind unvermeidlich,<br />

wenn man dabei ist, Gutes zu tun. Nehmt mein Beispiel: Lobpreis und<br />

Verleumdung haben mich durch die Zeitalter hindurch begleitet. Opposition<br />

und Hindernisse haben nur die Tendenz, das Gute hervorzuheben<br />

und die Entschlossenheit zu stärken. (...)<br />

Der derzeitige Sai Rama wird ebenfalls von jener uralten Gesellschaft<br />

begleitet. Auch jetzt ist ihre Brut offenkundig. Auf der einen Seite schlägt<br />

die Brandung der Verehrung und Huldigung haushohe Wellen, auf der<br />

anderen Seite die der Ablehnung und Verleumdung ebenso. Zwischen<br />

7


ihnen stehend segne ich beide von ihnen mit erhobenen Händen, denn<br />

ich bin weder hochgestimmt durch das eine noch deprimiert durch das<br />

andere. Die Verleumder werden mit der Krone belohnt werden, die sie<br />

verdienen - ich werde gekrönt werden mit meiner eigenen Herrlichkeit.<br />

Welchen Wert hat es, wenn ihr einfach meinen Namen und meine Form<br />

verehrt, ohne dass ihr versucht, euch um die gleiche Liebe für alle, die<br />

ich habe, um meinen unerschütterlichen Gleichmut, meine Liebe, meine<br />

Geduld und Standhaftigkeit und mein immerwährendes glückseliges<br />

Wesen zu bemühen? (...)<br />

Meine bedeutendste und auch wichtigste Kraft ist - lasst mich euch das<br />

sagen - meine bedingungslose Liebe. Ich könnte den Himmel in die<br />

Erde oder die Erde in den Himmel verwandeln, doch das ist nicht das<br />

Zeichen göttlicher Macht. Es sind die allumfassende Liebe, die grenzenlose<br />

Geduld und Standhaftigkeit - wirkungsvoll, allgegenwärtig, -<br />

die das unverwechselbare Kennzeichen hierfür sind. Wenn ihr versucht,<br />

diese Liebe und diese Standhaftigkeit zu entwickeln, werden<br />

euch Mühe und Arbeit verfolgen. Ihr müsst sie willkommen heissen,<br />

denn ohne sie kann nicht das Beste aus euch herausgeholt werden.<br />

Wenn es Gold so reichlich gäbe wie Staub, oder wenn man Diamanten<br />

so leicht bekommen könnte wie Kieselsteine, würde niemand etwas dafür<br />

geben. Sie werden mit gewaltiger Anstrengung unter hohen Kosten<br />

gewonnen, deshalb sind sie so begehrt.<br />

Da sich hier und heute diejenigen versammelt haben, die mit Hingabe<br />

erfüllt sind, und sich Menschen aller Nationen eingefunden haben,<br />

muss ich euch auf eine besondere Tatsache hinweisen. Ohne Zweifel<br />

sind schon früher Weltkonferenzen abgehalten worden, die der Religion<br />

oder geistigen Problemen gewidmet waren, ebenso Konferenzen<br />

von Anhängern besonderer Glaubensrichtungen. Aber diese wurden<br />

immer erst nach dem Hinscheiden der Gründer und göttlichen Inspiratoren<br />

abgehalten. Dies ist das allererste Mal, dass Anhänger eine Weltkonferenz<br />

abhalten, während die verehrte Inkarnation mit dem für diesen<br />

Zweck angenommenen Körper, sichtbar für jedermann, unter dem<br />

Namen anwesend ist, den sie selbst hierfür erwählt hat. Ich muss euch<br />

dies mitteilen, denn neunundneunzig von hundert kennen meine Wirklichkeit<br />

nicht. (...)<br />

In Wahrheit könnt ihr das Wesen meiner Realität nicht verstehen, weder<br />

heute noch in tausend Jahren ernsthaften Bestrebens oder eifrigen Forschens,<br />

selbst wenn die ganze Menschheit sich in diesem Bemühen<br />

vereint. In kurzer Zeit jedoch werdet ihr zur Erkenntnis der Glückseligkeit<br />

kommen, die das Göttliche Prinzip austeilt, welches diesen heiligen<br />

Körper und diesen heiligen Namen angenommen hat. Euer glückliches<br />

8


Geschick, das euch Gelegenheit hierzu verschafft, ist bedeutender als<br />

dasjenige, über welches Einsiedler, Mönche, Weise, Heilige und selbst<br />

Persönlichkeiten verfügten, in denen Facetten der göttlichen Herrlichkeit<br />

verkörpert waren!<br />

Da ich mit euch umhergehe, esse wie ihr und mit euch spreche, seid<br />

ihr verleitet zu glauben, dass es sich hier um den Fall eines gewöhnlichen<br />

Mensch-Seins handelt. Seid vor diesem Irrtum gewarnt. Auch<br />

täuschen euch mein Singen und meine Gespräche mit euch sowie die<br />

Aktivitäten, in denen ich mich euch widme. Aber in jedem Augenblick<br />

kann meine Göttlichkeit vor euch offenbart werden. Ihr müsst für diesen<br />

Augenblick bereit und vorbereitet sein. Da die Göttlichkeit in diesen<br />

menschlichen Körper gehüllt ist, müsst ihr bemüht sein, die Täuschung<br />

zu überwinden, welche die Göttlichkeit vor euren Augen verhüllt. Es ist<br />

eine menschliche Form, in der jede göttliche Wesenheit, jedes göttliche<br />

Prinzip, das heisst alle Namen und Formen, die der Mensch Gott zuschreibt,<br />

manifestiert sind. Lasst euch nicht vom Zweifel verwirren.<br />

Wenn ihr nur den unerschütterlichen Glauben in meine Göttlichkeit im<br />

Altar eures Herzens verankert, könnt ihr zu einer Vision meiner Realität<br />

kommen. Wenn ihr statt dessen schwankt wie das Pendel einer Uhr,<br />

in einem Moment Hingabe, im anderen Unglaube, könnt ihr nie dazu<br />

kommen, die Wahrheit zu verstehen und diese Seligkeit zu gewinnen.<br />

Ihr habt das grosse Glück, dass ihr jetzt, in diesem Leben, eine Gelegenheit<br />

habt, die Seligkeit der Vision der Form, die alle Formen aller<br />

Götter ist, zu erleben.<br />

Lasst mich eure Aufmerksamkeit noch auf eine andere Tatsache lenken.<br />

Bei früheren Gelegenheiten, als sich Gott auf der Erde inkarnierte,<br />

wurde die Glückseligkeit, ihn als eine Göttliche Inkarnation zu erkennen,<br />

trotz einer Menge offensichtlicher Zeichen seiner Gnade, erst gewährt,<br />

nachdem die physische Verkörperung die Welt verlassen hatte.<br />

Die Treue und Hingabe, die sie von den Menschen verlangten, erwuchsen<br />

aus Furcht und Scheu vor ihren übermenschlichen Kräften und Fähigkeiten<br />

oder durch ihre grossartige und beherrschende Autorität.<br />

Denkt dagegen einen Moment über diese Sathya Sai Manifestation<br />

nach! Wodurch wird mir wohl in diesem Eisernen Zeitalter (Kaliyuga)<br />

des umsichgreifenden Materialismus, des aggressiven Unglaubens<br />

und der Ehrfurchtslosigkeit die Verehrung von Millionen Menschen aus<br />

allen Teilen der Welt zuteil? Ihr werdet zur Überzeugung kommen, dass<br />

die grundlegende Ursache dafür in der Tatsache liegt, dass es die überweltliche<br />

Gottheit in menschlicher Form ist.<br />

Wie glücklich dürft ihr euch schätzen, Zeuge dafür zu sein, wie alle Länder<br />

der Welt Bharat (Indien) huldigen. Ihr könnt hören, wie die Anbetung<br />

9


des Namens Sathya Sai durch die ganze Welt widerhallt, während dieser<br />

Körper noch existiert, und nicht erst in einer fernen Zeit, sondern<br />

jetzt, während er bei euch, vor euch ist.<br />

Ihr könnt auch sehr bald miterleben, wie das uralte Gesetz von der<br />

Rechtschaffenheit, das in den Veden für das Wohl aller Völker der Erde<br />

niedergelegt ist, wieder auf seinem wahren und natürlichen Platz eingesetzt<br />

wird. Sais göttlicher Wille ist die Wiederbelebung des vedischen<br />

Pfades der Rechtschaffenheit und nicht, Menschen durch die Manifestation<br />

meiner Kraft und meiner Fähigkeiten anzuziehen. (...) Dieses<br />

wirkliche Sein wird die Wahrheit stützen und die Unwahrheit vernichten.<br />

Dieser Sieg wird euch alle vor Begeisterung jubeln lassen. Das ist der<br />

Wille und das Ziel Sais! (...)<br />

Praktiziert das Wissen von der Wahrheit, der Rechtschaffenheit, des<br />

inneren Friedens und der bedingungslosen Liebe, die mir am Herzen<br />

liegen. Nehmt euch vor, diese Ideale stets vor Augen zu haben, in allen<br />

euren Gedanken, Worten und Taten. Das kann euch die Summe des<br />

Erreichbaren schenken: die Verschmelzung mit dem alles überragenden<br />

Wesen des Göttlichen.”<br />

10


1. Januar<br />

Neujahrsansprache<br />

Die Menschen können behaupten, dies ist Gott,<br />

aber niemand kann verkünden, dies ist nicht Gott.<br />

Gott allein existiert immer.<br />

Seht, die Welt ist eine Täuschung!<br />

Verkörperungen der Liebe! Jeder feiert heute enthusiastisch den Neujahrstag.<br />

Bezeichnenderweise hat dieses Neue Jahr an einem Donnerstag<br />

begonnen. Es ist jedoch töricht, einen bestimmten Tag im Jahr<br />

auszusondern und diesen mit grosser Freude zu feiern. Für einen wahren<br />

Devotee ist jeder Tag ein Festtag. Deshalb ist es wichtig, jede Minute,<br />

jeden Tag als neu zu betrachten und mit Freude zu feiern. In Wirklichkeit<br />

ist jeder Tag ein Neujahrstag.<br />

Alles in dieser gegenständlichen Welt ist unbeständig und unwirklich.<br />

Ihr müsst deshalb über die ewige Wahrheit und Wirklichkeit nachdenken,<br />

statt eure Zeit damit zu verschwenden, über die Vergangenheit<br />

zu brüten und die Zukunft vorwegzunehmen. Es ist sehr töricht, sich<br />

über Zukunft oder Vergangenheit zu sorgen und die Gegenwart zu vergessen.<br />

Die Gegenwart allein ist wirklich. Die Vergangenheit ist vorbei<br />

und ihr könnt sie, egal wie sehr ihr darum bittet, nicht zurückerhalten.<br />

Die Zukunft liegt im Schoss der Zeit verborgen und sie zu schauen ist<br />

nicht möglich. Deshalb ist nur die Gegenwart wichtig. Die Menschen<br />

sind nicht fähig, diese Wahrheit zu realisieren und sorgen sich über Vergangenheit<br />

und Zukunft.<br />

Dienst an seinen Mitmenschen sollte die wichtigste Aktivität des Menschen<br />

sein. Aber stattdessen verschwenden die Menschen ihre kostbare<br />

Zeit, indem sie sich entweder über die Vergangenheit oder die Zukunft<br />

Sorgen machen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr solltet euch deshalb immer im Dienst an<br />

euren Mitmenschen engagieren. Es gibt keine höhere spirituelle Disziplin.<br />

Die Menschen betrachten die neun Pfade der Hingabe, nämlich:<br />

Geschichten über Gott zuhören, zum Lob Gottes singen, sich auf Gott<br />

besinnen, Gottes Lotosfüssen dienen, Verehrung, Gottesdienst,<br />

Dienstbereitschaft, Freundschaft mit Gott und Selbstergebung als die<br />

einzig wichtigen Methoden zur Erlösung. Sie widmen sich diesen Ak-<br />

11


tivitäten und vergessen dabei völlig die Bedeutung des Dienstes am<br />

Nächsten. Allein die sich aus diesem Dienst ergebenden Früchte währen<br />

ewig. Ihr solltet euch ständig im Dienst an anderen engagieren. Gott<br />

hat euch den Körper nur zu diesem Zweck gegeben. Dieser Körper ist<br />

nicht dazu gedacht, bloss zu essen, zu trinken und so eure kostbare<br />

Zeit zu verschwenden. Gott hat euch diesen Körper gegeben, um anderen<br />

zu dienen und ihnen dadurch zu helfen. Diese Wahrheit müsst<br />

ihr erkennen. Es gibt nichts Höheres als den Dienst an der Menschheit.<br />

Dem Menschen zu dienen bedeutet, Gott zu dienen. Alle grossen Menschen<br />

haben ihr Leben allein durch ihren Dienst an der Menschheit geheiligt.<br />

Beginnt deshalb wenigstens von heute an, der Menschheit zu<br />

dienen. Dieser Dienst ist wichtiger als Bhajansingen und alle anderen<br />

spirituellen Disziplinen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Was ist eurer Ansicht nach Dienst am Nächsten?<br />

Ihr glaubt, es bedeute, Menschen in Schwierigkeiten zu helfen.<br />

Nein. Es ist nicht so einfach. Euer Körper sollte ständig damit befasst<br />

sein, anderen zu dienen. Der menschliche Körper besteht aus verschiedenen<br />

Gliedmassen. All diese Glieder sind nur für den Dienst an<br />

den Mitmenschen und für keine anderen Aktivitäten gedacht. Leider<br />

vergesst ihr diese grundlegende Tatsache. Jedes Glied im menschlichen<br />

Körper ist von Gott für die Verehrung Gottes durch Dienst am<br />

Nächsten, gegeben. Dienst am Nächsten ist die einzige Methode, um<br />

das menschliche Leben zu heiligen. Ihr errichtet etliche Tempel und<br />

führt verschiedene spirituelle Disziplinen durch, aber diese ganzen spirituellen<br />

Disziplinen können euch nur vorübergehende Befriedigung<br />

und keine ewige Freude schenken. Unsere alten Weisen, die Rishis,<br />

konnten durch bewusstes Bemühen ewige Freude erreichen. Entwikkelt<br />

deshalb starkes Vertrauen in die Wahrheit, dass allein Dienst an<br />

der Menschheit und nichts anderes euch ewige Freude gewähren kann.<br />

Dient der leidenden Menschheit. Dienst bedeutet nicht nur Gesundheitsdienste,<br />

sondern umfasst jede mögliche Hilfe für die Mitmenschen.<br />

Indiens alte Kultur wird immer noch in den Dörfern, nicht in den Städten,<br />

bewahrt. In Wirklichkeit wird unsere Kultur in den Städten auf jede erdenkliche<br />

Weise verschmutzt. Geht deshalb in die Dörfer, findet heraus,<br />

was dort gebraucht wird und führt Hilfsaktivitäten durch, welche<br />

die Leiden der Dorfbewohner lindern. Heutzutage ziehen viele Menschen<br />

auf der Suche nach Bequemlichkeit und Luxus in die Städte und<br />

enden dabei in Leiden und Schwierigkeiten. Sie haben es selber erzeugt.<br />

12


Glück ist nicht aus Glück zu erlangen.<br />

Glück ist nur durch Leid zu erhalten.<br />

Ihr solltet dienen. Tatsächlich sind die Hände dazu gegeben, der<br />

Menschheit zu dienen. Hände, die dienen, sind heiliger als Lippen, die<br />

beten. Führt deshalb selbstlosen Dienst durch und erlangt Ruhm. Wenn<br />

ihr gute Arbeit leistet, werdet ihr ein friedvolles Leben geniessen können.<br />

Die Jungen, die heute Bhajans sangen, sind ehemalige Studenten des<br />

Instituts. Sie haben, um Swami zu erfreuen, verschiedene Hilfsaktivitäten<br />

durchgeführt. Gott ist nicht an Verehrung und anderen spirituellen<br />

Disziplinen interessiert. Führt deshalb immer mehr Hilfsaktivitäten<br />

durch. Die beste Weise, Gott zu lieben, besteht darin, alle zu lieben und<br />

allen zu dienen.<br />

Gott ist nur an Liebe und Dienen interessiert. Die Bedeutung dieser zwei<br />

spirituellen Disziplinen zu erkennen und sich entsprechend verhalten,<br />

ist die grösste spirituelle Disziplin. Ihr braucht für das Dienen nicht viel<br />

Geld auszugeben. Heiligt euer Leben, indem ihr liebend dient. Die ehemaligen<br />

Studenten der Shri Sathya Sai Universität haben heute einen<br />

Scheck über 4’800’000 Rupien gebracht, um ihn Swami als Zeichen<br />

ihrer Liebe und ihres Dienstes zu übergeben. Sie haben diesen Betrag<br />

unter viel Schwierigkeiten von ihren Gehältern gespart. Aber wem sollte<br />

dieser Betrag wirklich gehören? Dieses Geld ist für den Dienst in den<br />

Dörfern gedacht, um den Ärmsten der Armen zu helfen. Deshalb sagte<br />

ich ihnen: „Meine Lieben, legt das Geld bei der Bank an und führt mit<br />

den daraus anfallenden Zinsen Hilfsaktivitäten durch.“ Zur Entwicklung<br />

guter Qualitäten ist Geld nicht hilfreich. Opfergeist allein kann edle Eigenschaften<br />

zur Entfaltung bringen. In Opfergeist allein liegt wahre<br />

Gottvereinigung. Deshalb heisst es: Nur durch Opfergeist kann der<br />

Mensch Unsterblichkeit erlangen.<br />

Aber die Menschen wollen heute Vergnügen, dadurch ziehen sie<br />

Krankheit auf sich und können die Vereinigung mit Gott nicht erlangen.<br />

Versucht deshalb, durch Opfergeist, die Vereinigung mit Gott zu erreichen.<br />

Nur dann könnt ihr ewige Freude erlangen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Es bringt nichts, an Gott zu denken, ohne<br />

Opfer zu bringen. Die Besinnung auf Gott verschafft euch vielleicht etwas<br />

geistige Befriedigung, aber es nützt nichts. Entwickelt starken<br />

Glauben an die Wahrheit, dass jedes Lebewesen von Gott durchdrungen<br />

ist und handelt entsprechend. Gott lebt in jedem Lebewesen und<br />

13


erfährt Glückseligkeit. Die Upanishaden verkünden: “Gott wohnt allen<br />

Wesen inne, und: Das gesamte Universum ist von Gott erfüllt.”<br />

Ihr solltet nicht glauben, Gott sei auf irgendeinen Tempel oder Gebilde<br />

beschränkt. Es heisst: “Der Körper ist ein Tempel und Gott sein Bewohner.”<br />

Der Körper selbst ist Gottes wahrer Tempel. Gott ist im Tempel eures<br />

Herzens verankert. Deshalb trägt das Herz den Namen „hridaya“; hrid<br />

und daya (Mitgefühl) ergeben hridaya. Nur wenn ihr Mitgefühl in eurem<br />

Herzen entwickelt, kann man von „hridaya“ sprechen. Hegt und pflegt<br />

deshalb die Qualität des Mitgefühls. Welchen Dienst ihr auch erweist,<br />

wenn es aus mitfühlendem Herzen geschieht, ist dieser Dienst geheiligt.<br />

Betrachtet jeden Menschen als lebendige Göttlichkeit. Gott ist überall<br />

gegenwärtig. Wir vergessen diese allgegenwärtige Göttlichkeit und<br />

jagen niedrigen, belanglosen, körperlichen Freuden hinterher. Die<br />

Wahrheit lautet jedoch, dass wir niemals wahres Glück durch den Körper<br />

erreichen können. Dieser Körper hat verschiedene Begrenzungen.<br />

Mit so einem Körper könnt ihr niemals die grenzenlose Glückseligkeit<br />

erlangen.<br />

Der Körper besteht aus den fünf Elementen und muss früher oder später<br />

zerfallen, aber der Bewohner des Körpers wird weder geboren noch<br />

stirbt er. Er ist an nichts gebunden und der ewige Zeuge. Wahrhaft gesprochen<br />

ist der Bewohner Gott selbst, in Gestalt Atmans, des Göttlichen<br />

Selbst.<br />

Ihr müsst fähig sein, diesen göttlichen Atman zu erkennen. Ihr betet<br />

heutzutage Idole und Bilder an im Glauben, Gott befände sich irgendwo<br />

in der äusseren Welt. Aber Gott ist sehr wohl im Menschen gegenwärtig.<br />

Deshalb verkündeten unsere alten Weisen, die Rishis: “Gott inkarniert<br />

in menschlicher Gestalt.”<br />

Was bringt es, den unsichtbaren Gott zu verehren und gleichzeitig den<br />

Lebewesen um uns herum Leid zuzufügen? Jeder Mensch, dem ihr begegnet,<br />

verkörpert Gott. Idole und Bilder anzubeten und die lebenden<br />

Gottheiten vor euch zu vergessen, ist sinnlos. Zollt deshalb solchen indirekten<br />

Methoden der Gottesverehrung weniger Bedeutung. Betrachtet<br />

den vor euch stehenden Menschen als eine Verkörperung der Göttlichkeit.<br />

Sogar wenn ihr euren ärgsten Feind trefft, grüsst ihn liebevoll<br />

mit „hallo“. Sprecht ihn als Bruder an und auch er wird mit den Worten<br />

„hallo, Bruder“ antworten. Wenn ihr ihn hingegen hasst und zu schelten<br />

beginnt, wird er euch wiederum dasselbe antun. Respektiert jeden Einzelnen<br />

und ihr werdet respektiert werden. Der Mensch erwartet heute<br />

die Achtung anderer, ohne selbst andere zu achten. Wie könnt ihr erwarten,<br />

dass andere euch achten, wenn ihr sie nicht respektiert? Mana-<br />

14


va (Sanskritwort für Mensch) bedeutet ein Individuum, das Achtung verdient.<br />

Ihr seid als Mensch geboren und solltet deshalb Respekt<br />

erweisen und empfangen. Diese Qualität solltet ihr heute entfalten.<br />

Wenn ihr andere achtet, werden andere euch ebenso achten. Wenn<br />

ihr jemanden ehrfurchtsvoll grüsst, wen erreicht dieser Gruss in Wirklichkeit?<br />

Ihr grüsst nicht bloss den aus fünf Elementen bestehenden<br />

grobstofflichen Körper achtungsvoll, sondern der Gruss erreicht in<br />

Wirklichkeit den Bewohner des menschlichen Körpers, der niemand<br />

anderer als Gott ist. Was ist die Natur des Körpers?<br />

Der Körper ist ein Käfig voll Schmutz und Krankheiten unterworfen.<br />

Er verändert sich im Lauf der Zeit und kann<br />

das Meer von Geburt und Tod nicht überqueren.<br />

Er ist nichts als ein Knochengerüst.<br />

O Geist, verfalle nicht der Täuschung, der Körper währe ewig.<br />

Nimm stattdessen bei den göttlichen Lotosfüssen Zuflucht.<br />

Was könnt ihr erreichen, wenn ihr euch auf diesen Körper verlasst? Ihr<br />

häuft nur Sünde an. Ihr solltet den Körper erhalten, um anderen zu dienen.<br />

Ihr habt diesen Körper allein zu dem Zweck, euren Mitmenschen<br />

zu helfen, angenommen. Seid fest von dieser Wahrheit überzeugt. Welches<br />

Glück erlangt ihr durch den Körper? In Wirklichkeit keines. Welche<br />

Freuden ihr auch mithilfe dieses Körpers geniesst, ihr werdet sie alle<br />

ebenso wie den Körper eines Tages im Handumdrehen aufgeben müssen.<br />

Solltet ihr um dieser flüchtigen Freuden willen so viele Schwierigkeiten<br />

und Mühen auf euch nehmen? Ihr müsst die Seele im menschlichen<br />

Körper respektieren. Das ist wahrer Dienst an Gott. Diesem<br />

Dienst müsst ihr euren Körper weihen. Wenn ihr das tut, ist jede Minute<br />

eures Lebens frisch und neu. Jeder Tag ist ein Festtag. Wenn ihr hingegen<br />

einmal im Jahr einen Dienst erweist, ist das kein wirkliches Dienen.<br />

Euer Körper besteht aus den fünf Elementen. Die in diesem Körper<br />

wohnende Göttlichkeit ist Bewusstsein. Verlasst euch deshalb auf diese<br />

Göttlichkeit und verdient die Erlösung.<br />

Ihr alle kennt Abraham Lincolns Geschichte. In seiner Kindheit ging er<br />

gemeinsam mit wohlhabenden Jungen zur Schule. Diese Jungen trugen<br />

kostspielige Kleider und Schmuck, Lincoln jedoch musste mit abgetragenen,<br />

von seiner Mutter geflickten Kleidern zur Schule gehen.<br />

Eines Tages machten seine Freunde sich über seine armselige Kleidung<br />

lustig. Er konnte seine Fassung nicht bewahren, ging sogleich<br />

weinend zu seiner Mutter und erzählte ihr: „Mutter, ich werde künftig<br />

nicht mehr zur Schule gehen. Meine Klassenkameraden machen sich<br />

15


über mich lustig. Sie verachten mich als einen armen Kerl, der keine<br />

angemessene Kleidung tragen kann.“ Da nahm die Mutter ihn liebevoll<br />

in ihre Arme und tröstete ihn mit den Worten: „Lieber Sohn, du brauchst<br />

dich wegen einer so geringfügigen Angelegenheit nicht elend zu fühlen.<br />

All das wird dir in deinem zukünftigen Leben helfen. Bedenke unsere<br />

Familiensituation. Schenke dem, was andere sagen, keinen Glauben.<br />

Führe ein Leben des Selbstvertrauens und der Selbstachtung. Respektiere<br />

jeden und jeder wird dich respektieren.“ Von dem Tag an setzte<br />

Lincoln den Rat seiner Mutter in die Tat um und begann, jeden zu achten.<br />

Er war sogar zu einem Schuster höflich und sagte: „Sir, wie heilig<br />

ist ihr Leben! Sie leisten grossen Dienst, indem sie Sandalen für uns<br />

nähen, so dass unsere Füsse vor Dornen geschützt sind.“ Lincoln erwarb<br />

sich nach und nach durch sein gutes Benehmen bei allen Leuten<br />

Respekt und einen sehr guten Ruf. Später wurden in Amerika Wahlen<br />

abgehalten. Er wurde von seinen Freunden und Gönnern dazu überredet,<br />

für die Wahlen zu kandidieren. Er gab seinem Unwillen mit den<br />

Worten Ausdruck: „Ich bin ein armer Mann. Wer wird mich wählen? Ich<br />

will diese Positionen und diese Macht nicht.“<br />

Die Inder geben heutzutage Abermillionen Rupien dafür aus, für Wahlen<br />

zu kandidieren, aber weigern sich, einem Bettler auch nur eine Rupie<br />

als Almosen zu geben.<br />

Die guten belehrenden Worte seiner Mutter hinterliessen einen bleibenden<br />

Eindruck in Lincolns Geist. Er begann jeden zu achten und<br />

sprach höflich mit jedem. Als Folge davon erwarb er sich einen sehr<br />

guten Ruf. Schliesslich beugte er sich den Wünschen seiner Freunde<br />

und Gönner und liess sich für die Wahlen aufstellen. Er errang einen<br />

spektakulären Sieg und wurde zum Präsidenten der Vereinigten Staaten<br />

von Amerika gewählt. Daraufhin besuchte er seine Mutter und sagte:<br />

„Mutter! Aufgrund deiner grossen Lehren jener Tage konnte ich zu<br />

dieser herausragenden Stellung aufsteigen und den Respekt des amerikanischen<br />

Volkes verdienen.“<br />

Die Mutter ist die Ursache dafür, dass die Kinder sich Achtung und<br />

Ruhm verdienen. Wenn die Kinder sich einen guten Ruf erwerben wollen,<br />

sollten sie der Anweisung ihrer Mutter gehorchen. Deshalb haben<br />

die Veden der Mutter und dem Vater den höchsten Rang zugesprochen<br />

und erklärten: „Mutter ist Gott, Vater ist Gott.“<br />

Die Mutter gleicht dem Körper und der Vater Atman. Deshalb müsst<br />

ihr euren Vater und eure Mutter respektieren und könnt euch dadurch<br />

wiederum jede Menge Respekt verdienen. Nur aufgrund seines Respekts<br />

seiner Mutter gegenüber konnte Abraham Lincoln sich einen<br />

grossen Namen und Ruhm erwerben und Präsident von Amerika wer-<br />

16


den. Und was verdienen sich die Kinder von heute? Nichts. Sie verschwenden<br />

nur das von ihren Eltern verdiente Geld und bringen ihren<br />

Eltern einen schlechten Ruf. Das ist es nicht, was von den Kindern erwartet<br />

wird. Sie sollten das Geld, das ihre Eltern ihnen geben, auf rechte<br />

Weise nutzen. Tatsächlich ist jeder eurer Blutstropfen eine Gabe eurer<br />

Eltern. Ihr verdankt eure Existenz in dieser Welt der Liebe eurer Eltern.<br />

Wenn Blutspenden gebraucht werden, solltet ihr deshalb bereit sein,<br />

euer Blut zu spenden und dadurch eure Verpflichtung euren Eltern und<br />

der Gesellschaft gegenüber erfüllen. Arbeitet niemals aus Eigeninteresse<br />

heraus. Tatsächlich sind Selbstsucht und Eigeninteresse die<br />

Hauptursachen für die Degradierung des Menschen. Ihr habt wahrscheinlich<br />

von Winston Churchill, dem ehemaligen Ministerpräsidenten<br />

von England, gehört. Er verkündete einst: „Der Mensch hat alles erobert,<br />

nicht aber sich selbst.“<br />

Die Kinder sollten gute Gewohnheiten und Eigenschaften entwickeln,<br />

im Leben eine gute Position erreichen und ihren Eltern dadurch einen<br />

guten Ruf verschaffen. Einen guten Ruf könnt ihr euch nicht durch Geld,<br />

sondern durch einen herausragenden Charakter erwerben. Egal wie<br />

reich ein Mensch ist, wenn sein Charakter nicht gut ist, wird sein Ruf<br />

befleckt werden. Auch wenn ein Reicher in stattlichen Gebäuden wohnt<br />

und allen Luxus des Lebens geniesst, hat er doch keinen geistigen Frieden<br />

und keine Freude. Die Leute verlangen danach, immer mehr Geld<br />

zu verdienen, aber was bringt der ganze Geldverdienst? Sie verschwenden<br />

ihr ganzes Geld für wertlose Dinge. Man muss das verdiente<br />

Geld für Aktivitäten nutzen, die für die Gesellschaft gut und segensreich<br />

sind. Ihr müsst euch gut verhalten und gute Gewohnheiten<br />

pflegen. Nur dann werdet ihr im Leben wahren Frieden haben.<br />

Verkörperungen der Liebe! Heutzutage schreit jeder buchstäblich nach<br />

Frieden. Aber was ist dieser Frieden? Er liegt in euch selbst. Ihr seid<br />

höchst heilige Seelen. In euch befindet sich Liebe. Leider verliert ihr<br />

heutzutage den inneren Frieden und das innere Glück und verlangt danach,<br />

etwas in der äusseren Welt zu erwerben. Ihr wollt grossen Reichtum<br />

erlangen und stattliche Gebäude errichten. Wenn ihr keine guten<br />

Eigenschaften habt, wird euer ganzer erworbener Reichtum zur reinen<br />

Verschwendung. Es gibt in der Welt keinen grösseren Reichtum als<br />

gute Eigenschaften. Je mehr ihr die guten Eigenschaften „ausgebt“, desto<br />

mehr sammelt ihr diese an. Sie erschöpfen sich nie.<br />

Verkörperungen des Göttlichen Selbst! Seid zu Opfern bereit. In Opferbereitschaft<br />

allein werdet ihr ewige Glückseligkeit entdecken. Wer<br />

17


nichts opfert, wird nirgendwo Frieden finden. In dieser Welt beten die<br />

Einwohner eines jeden Landes um Frieden und singen „Frieden, Frieden,<br />

Frieden“. Aber finden sie Frieden? Nein. Sie sind von Enttäuschung<br />

und Verzweiflung überwältigt. Entwickelt deshalb Glauben an<br />

die Wahrheit, dass der ewige Herr immer bei euch ist. Wie könnt ihr<br />

Frieden erlangen, wenn ihr die euch innewohnende Göttlichkeit ignoriert<br />

und irgendeinen unsichtbaren Gott verehrt?<br />

Verkörperungen der Liebe! Teilt eure Bildung und euren Wohlstand mit<br />

euren Mitmenschen. In Wirklichkeit ist Gott der wahre Besitzer eures<br />

Reichtums. Das von euch verdiente Geld gehört Gottes Treuhandgesellschaft.<br />

Gott selbst ist der Präsident dieser Gesellschaft. Setzt euer<br />

Vertrauen in Gott und nutzt euer Geld auf rechte Weise. Jagt nicht Geld<br />

und anderen Formen des Wohlstands hinterher. Besinnt euch ständig<br />

auf Gott. Ihr müsst auf der Suche nach Gott nicht in den Wald oder in<br />

Berghöhlen gehen. Gott ist immer bei euch. Entwickelt diesen Glauben<br />

und erringt den Sieg über dämonische Eigenschaften. Wo immer man<br />

heute hinschaut, herrschen dämonische Eigenschaften und Gewalt.<br />

Die Menschen zögern nicht, Reichtum auf sündige Art und Weise zu<br />

erwerben. Was euch letztlich begleitet, wenn ihr euren Körper verlasst,<br />

sind der Verdienst oder die Sünde, die ihr euch erworben habt und nicht<br />

euer Reichtum. Teilt wenigstens einen Bissen eures Essens mit anderen.<br />

Helft euch wie auch anderen. Das ist die grösste spirituelle Disziplin.<br />

Sie ist in Wirklichkeit leicht zu praktizieren. Ihr ignoriert diese einfache<br />

spirituelle Übung, vergesst die edle Qualität der Liebe und sucht<br />

in der grossen weiten Welt nach Frieden. Ist das nicht Ausdruck eurer<br />

Torheit?<br />

Verkörperungen der Liebe! Entwickelt die Qualität der Liebe. Hasst niemanden.<br />

Entwickelt das Vertrauen, das, was immer geschieht, gut für<br />

euch ist. Wann immer ihr irgendeine Schwierigkeit oder Leid erlebt, seid<br />

ihr allein dafür verantwortlich. Respektiert andere. Das allein wird euch<br />

schützen. Wenn ihr stattdessen jemanden beleidigt, wird eben das zu<br />

eurer Strafe werden. Freude oder Schmerz sind Ergebnisse, die ihr selber<br />

erzeugt habt. Der von euch erworbene Verdienst oder die von euch<br />

begangene Sünde werden euch gleich einem Schatten folgen. Der<br />

Mensch hält heutzutage anderen Predigten, ohne seinen eigenen Vorschriften<br />

selber zu folgen. Welchen Wert haben solche Lehren? Das<br />

ist alles blosser Schwindel. Egal welche Lehren ihr lest oder hört, wenn<br />

ihr sie nicht umsetzt, können sie euch niemals helfen. Helft euren Mitmenschen<br />

wenigstens in kleinem Ausmass. Das allein wird euch hel-<br />

18


fen. Gebt nicht anderen die Schuld für eure Schwierigkeiten. Kränkt andere<br />

nie. Liebt alle. Behandelt alle Menschen als eure Brüder und<br />

Schwestern. Entwickelt das Empfinden der Bruderschaft der Menschen<br />

und der Vaterschaft Gottes.<br />

Verkörperungen der Liebe! Die Inder (Bharatiyas) sind wirklich gesegnet<br />

und besitzen alle Möglichkeiten, aber es fehlt ihnen die Eigenschaft<br />

der Liebe. Wenn sie nur die Liebe entwickeln, kann niemand sie übertreffen.<br />

Steigert deshalb euer Ansehen und Prestige, indem ihr die Qualität<br />

der Liebe entfaltet. Folgt mit Liebe den Zwillingsprinzipien der<br />

Wahrheit und des Verhalten gemäss der von Gott gesetzten Ordnung<br />

(Dharma). Liebe allein kann euch schützen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Wozu sind euch die Hände gegeben? Um<br />

euren Mund zu füllen? Nein, nein. Mit eurer Zunge solltet ihr zu Gottes<br />

Ehre singen. Die Hände sind euch gegeben, damit ihr zur Melodie den<br />

Rhythmus schlagt. Jene sind Bharatiyas, die Gott mit Gefühl, durch Melodie<br />

und Rhythmus verehren. Die Silbe „bha“ steht für Hingabe, „ra“<br />

für Melodie und „ta“ für Opferbereitschaft. Ihr müsst diese drei Aspekte<br />

vereinen und so die Herrlichkeit des Herrn besingen. Solche Menschen<br />

allein sind wahre Bharatiyas. Jeder Einzelne in Indien geborene<br />

Mensch ist geheiligt. Wir brauchen keinen Himmel. Nehmt an Seva-Aktivitäten<br />

teil und singt dabei den göttlichen Namen. Es kann keinen grösseren<br />

Reichtum geben. Warum solltet ihr leiden, wenn so ein grosser<br />

Reichtum euch gehört? Betrachtet eure ganze Bildung und euren<br />

Dienst als Gottes Werk. Der Lehrer der Bhagavadgita, Krishna, hat<br />

euch wachgerufen: “Übergib mir all deine Aktivitäten und suche allein<br />

bei mir Zuflucht.<br />

Weiht deshalb eure ganzen Aktivitäten Gott. Nur dann werdet ihr auf<br />

jede mögliche Weise Frieden finden.<br />

19


12. Januar<br />

Informationen über das Sankrantifest<br />

Die Sonne scheint heiter und freundlich,<br />

die Tage sind kürzer<br />

und sanft weht der kühle Wind.<br />

Auf den Feldern ist die goldene Ernte herangereift<br />

und die Ringelblumen blühen gleich Perlenketten<br />

an den Ufern der Flüsse.<br />

Die Bauern singen freudevoll ihre Lieder.<br />

Die gereiften Chillies kleiden die Felder in leuchtendrote Farben.<br />

Das süsse Sankrantifest ist gekommen<br />

und füllt unsere Häuser mit frisch geerntetem<br />

Getreide und Hülsenfrüchten.<br />

Das nah bevorstehende Sankrantifest ist das wichtigste aller Feste. An<br />

diesem Tag bringen die Bauern das geerntete Getreide heim, speisen<br />

die Armen und sind voller Freude. Die vedischen Gelehrten stehen zur<br />

heiligen Brahmamuhurtazeit auf, rezitieren die vedischen Mantren und<br />

reinigen dadurch das Herz eines jeden. Auch für die Familien hat dieses<br />

Fest eine besondere Bedeutung. Sie laden ihre frisch verheirateten<br />

Schwiegersöhne in ihr Haus ein und schenken ihnen neue Kleider. Das<br />

ganze Haus ist von Freude erfüllt. Das folgende telugusprachige Volkslied<br />

steht in diesem Zusammenhang:<br />

Sankranti ist das Fest der Feste!<br />

Deshalb komm, frisch verheirateter Bräutigam,<br />

besuche das Haus deiner Schwiegereltern!<br />

Verbringe deine Zeit mit deinen<br />

Schwägern und Schwägerinnen in Spiel und Spass.<br />

Die ganze Familie und Nachbarschaft wird<br />

dich liebevoll und mit Zuneigung ehren.<br />

Bei diesem Anlass werden auch die Ochsen ausgiebig geschmückt und<br />

zu den verschiedenen Häusern im Dorf gebracht; sie werden, als Ausdruck<br />

der Dankbarkeit für all die schwere Arbeit, die sie auf den Feldern<br />

leisten, verehrt und ausgiebig gefüttert. Auch die Rinder, die zum Haushalt<br />

gehören, werden gefeiert: eine Kuh und ein Stier werden Sita und<br />

21


Rama genannt und zwischen ihnen wird eine symbolische Hochzeit gefeiert.<br />

Sie werden die Strassen entlang geführt und zum Ergötzen eines<br />

jeden zum Tanzen gebracht. Auf diese Weise schenkt das Sankrantifest<br />

Bauern, Familien, Priestern und Kindern grosse Freude. Nicht nur<br />

die Menschen, auch die Vögel und Tiere freuen sich über die Ankunft<br />

des heiligen Sankrantifestes. Bei Sonnenuntergang ist es ein wundervoller<br />

Anblick, die Vögel, freudig laut in ihrer eigenen Sprache zwitschernd<br />

und die Luft mit freudigem Summen füllend, zurück in ihre Nester<br />

fliegen zu sehen. Es ist gleichermassen entzückend zu sehen, wie<br />

die Kühe von den Wiesen zurückeilen, um ihre Jungen zu füttern und<br />

wie die kleinen Kälber voller Sehnsucht laut nach der Zuwendung ihrer<br />

Mütter muhen. Das Sankrantifest ist so süss und einem jeden lieb. Kühle<br />

Winde, der melodische Gesang der Vögel und die Ernte des süssen<br />

Zuckerrohrs künden die Ankunft von Sankranti an. Die Leute feiern dieses<br />

Fest, indem sie Süssigkeiten und Reispudding verteilen. Dieses<br />

Fest vertreibt alle Enttäuschung und Verzweiflung und füllt die Herzen<br />

mit Hoffnung und Begeisterung. Die Menschen stehen frühmorgens<br />

auf, nehmen ein heiliges Bad und verehren ihre erwählten Gottheiten<br />

wie zum Beispiel Ganesha, Subrahmanya und Shiva.<br />

Shivas göttliche Gestalt wird folgendermassen beschrieben:<br />

Sein Haupt mit der Mondsichel geschmückt,<br />

das kühle Wasser des Ganges zwischen den<br />

verfilzten Locken fliessend,<br />

das strahlende Auge auf der Mitte seiner Stirn<br />

und der purpurne Nacken gleich einer Brombeere schimmernd,<br />

so hat der Herr von Kailas seine göttliche Gestalt manifestiert.<br />

Schlangen als Armreifen und einen Schlangengürtel tragend,<br />

der ganze Körper mit heiliger Asche bedeckt,<br />

die Stirn mit einem Kumkumpunkt geziert,<br />

seine Lippen vom Saft der Betelnuss rötlich leuchtend,<br />

goldene Ohrringe, mit Diamanten geschmückt,<br />

an den Ohren schwingend;<br />

sein gesamter dunkler Körper leuchtet mit göttlichem Glanz.<br />

Aber heutzutage feiern die Menschen Sankranti nicht im wahren Geist<br />

dieses Festes, sondern ihre Feier beschränkt sich auf blosse Rituale.<br />

Es mangelt den Menschen an Reinheit und Heiligkeit und aufgrund von<br />

Hass, Eifersucht und Konflikten sind sie nicht in der Lage, die Glückseligkeit<br />

von Sankranti zu geniessen.<br />

22


Anlässlich des segensreichen Sankrantifestes werden die fünfjährigen<br />

Kinder unter dem Singen heiliger vedischer Mantren in die Ausbildung<br />

initiiert.<br />

Unsere alten Weisen erklärten:<br />

Ich habe das höchste Wesen geschaut,<br />

das mit der Leuchtkraft einer Billion Sonnen scheint<br />

und jenseits der Dunkelheit der Unwissenheit ist.<br />

Die Veden haben das höchste Wesen auf vielfache Weise gerühmt. Der<br />

Rigveda enthält Mantren, die Gott und seine jeden an sich ziehende<br />

glückselige Form preisen.<br />

Die Leute sprechen an diesem Festtag ihre Ochsen mit Namen wie<br />

Ramudu, Bhimudu etc. an, und die Kühe werden entsprechend Sita,<br />

Gauri, Lakshmi etc. genannt. Die innere Bedeutung liegt darin, dass<br />

auch Tiere mit derselben Anteilnahme und Fürsorge wie Menschen behandelt<br />

werden. Die Kühe und Ochsen werden mit Saris und Dhotis<br />

dekoriert und in einer Prozession hinausgeführt.<br />

Heutzutage führen sogar Vögel und Tiere ihr Leben in Übereinstimmung<br />

mit ihren natürlichen Eigenschaften und können deshalb Glück<br />

geniessen. Der Mensch hingegen hat seine wahre Natur vergessen,<br />

verhält sich wie ein Tier und führt als Folge davon ein jämmerliches Leben.<br />

Vögel und Tiere sind besser als Menschen, da sie in Einheit und<br />

Harmonie leben. Aber der Mensch ist aufgrund des Einflusses der modernen<br />

Erziehung und Bildung auf die Ebene eines wilden Tieres herabgesunken.<br />

Er hat die Tugenden der Ehrlichkeit und Integrität verloren.<br />

Vögel und Tiere besitzen Vernunft und halten sich an passende<br />

Zeiten, aber der Mensch hat und tut weder das eine noch das andere.<br />

In jedem Haus und bei jedem Unternehmen wird dem Geld die höchste<br />

Priorität eingeräumt. Die Leute sind um des Geldes willen bereit, auf<br />

jede Ebene herabzusinken. Die Tiere sind zufrieden, wenn ihr Hunger<br />

gestillt ist, aber der Mensch kennt keine Zufriedenheit. Je mehr er verdient,<br />

desto gieriger wird er.<br />

Wenn ein Hund krank ist, frisst er nichts. Ihr habt es vielleicht bemerkt,<br />

wenn ihr einen Hund habt: Sogar wenn ihr ihm gewaltsam Milch in den<br />

Mund flösst, weigert er sich zu trinken und zieht es vor, einen leeren<br />

Magen zu haben. Aber wenn der Mensch krank ist, hält er keine derartige<br />

Diätvorschrift ein. Sogar wenn er nur ein wenig Temperatur hat,<br />

will er sich völlig ausruhen, deckt sich von Kopf bis Fuss zu und legt<br />

sich auf sein Bett. Weder gibt er seinem Magen Ruhe noch hält er, sogar<br />

23


ei hohem Fieber, die nötigen Diätvorschriften ein. Er liebt es, Süssigkeiten<br />

zu essen, die seine Krankheit nur verschlimmern. Der Mensch<br />

verhält sich wie ein Tier und Tiere verhalten sich wie Menschen! Wenn<br />

jemand sich falsch verhält, tadeln die Älteren ihn mit den Worten: „Warum<br />

benimmst du dich wie ein Tier?“ Aufgrund des Einflusses der modernen<br />

Erziehung und Bildung hat der Mensch Moral und Integrität verloren<br />

und ist schlimmer als ein Tier geworden. Er erwirbt hohe<br />

akademische Qualifikationen, aber was bringt es? Diese Art perversen<br />

Verhaltens ziemt sich nicht für einen Menschen. Der Mensch sollte gute<br />

Gedanken, gute Eigenschaften und einen guten Charakter entwickeln.<br />

Im Gegensatz dazu schlägt er falsche Wege ein, um zu Geld zu kommen.<br />

Geld kommt und geht, Moral kommt und wächst. Aber der Mensch<br />

verkauft um des Geldes willen seine Moral auf dem Marktplatz.<br />

Verkörperungen der Liebe! Bemüht euch wenigstens von diesem<br />

Sankrantitag an um die Entwicklung guter Eigenschaften. Wandelt euer<br />

Verhalten zum Besseren. Die indischen Festtage sind dazu gedacht,<br />

heilige Lehren zu vermitteln und das Verhalten des Menschen zu transformieren.<br />

Sie dienen nicht dazu, nur zu essen, zu trinken und vergnügt<br />

zu sein. Als erstes sollte eine Transformation auf der Ebene des Einzelnen<br />

stattfinden. In der Familie sollte Einheit herrschen. In alten Zeiten<br />

lebten die Menschen in Grossfamilien. Die jungen Ehepaare lebten<br />

mit ihren Eltern, Schwiegereltern und anderen Respektspersonen der<br />

Familie harmonisch miteinander. Wenn das Ehepaar irgendeine Meinungsverschiedenheit<br />

hatte, gaben die Älteren der Familie die rechte<br />

Anleitung und besänftigten sie. Die Schwiegertöchter folgten uneingeschränkt<br />

dem Rat der Familie der Schwiegereltern. Als Folge davon gab<br />

es in der Familie nie Raum für Konflikte. Aber der moderne Trend geht<br />

dahin, dass die Schwiegertochter nicht im Haus der Schwiegereltern<br />

leben will, sondern die Teilung der Familie wünscht. Aufgrund dieser<br />

trennenden Mentalität vermehren sich die Konflikte in der Familie. Als<br />

Folge davon ist das Eiserne Zeitalter (Kaliyuga) zum Zeitalter der Konflikte<br />

und der Verschmutzung geworden. In jenen Tagen sprachen die<br />

Menschen immer auf gefällige Weise. Sie hiessen ihre Gäste aus ganzem<br />

Herzen willkommen, indem sie freundliche Gefühle ausdrückten:<br />

„Wie geht es dir? Bitte nimm an unserem Essen teil“, etc. Die Wärme<br />

und Zuneigung des Gastgebers stillte den Hunger des Gastes noch<br />

mehr als das Essen. Aber heutzutage wollen die Leute ihre Gäste nicht<br />

einmal an einem Festtag bewirten. Wenn ein Gast das Haus betritt, begrüssen<br />

sie ihn mit den Worten: „Bitte komm herein, ich hoffe, du hast<br />

schon gegessen; bitte setz dich.“ Der Mensch ist so engstirnig gewor-<br />

24


den, dass er den Gästen nicht einmal einen Happen Essen anbieten<br />

will. Wie könnt ihr bei diesem traurigen Stand der Dinge erwarten, dass<br />

die Kinder ideale Bürger sind? Aufgrund des Einflusses der Eltern werden<br />

auch die Kinder engstirnig und engherzig. Die Eltern wollen, dass<br />

die Kinder moderne Bildung erlangen und viel Geld verdienen. Um die<br />

Kinder in teuren prestigeträchtigen Schulen ausbilden zu lassen, muss<br />

sogar die Mutter arbeiten gehen und die Kinder werden der Fürsorge<br />

von Kindermädchen überlassen, so dass die Kinder die Liebe der Mutter<br />

nicht erfahren können. Die Kinder vergiessen Tränen, wenn die Kinderfrau,<br />

nicht aber wenn die Mutter stirbt! Die Kinder sollten unter der<br />

liebevollen Fürsorge der Mutter aufwachsen und ihren heiligen Lehren<br />

zuhören. Wie sonst können sie im Leben aufsteigen? Die moderne Bildung<br />

kann dem Leben des Menschen keine Erlösung bringen.<br />

Auch wenn jemand hohe akademische Qualifikationen, Name und<br />

Ruhm erlangt hat, allen Reichtum besitzt, barmherzige Taten tut, Verdienst<br />

und einen guten Ruf erwirbt, alle Körperkraft besitzt und ein langes<br />

gesundes Leben führt, ein Brahmane ist, der die Veden lehrt und<br />

spirituelle Übungen wie Askese und Meditation durchführt: Keiner von<br />

ihnen kommt einem Gottergebenen gleich.<br />

Was hat es mit dieser Bildung auf sich? Sie führt nur zu Aufruhr. Die<br />

Leute erwerben nur Abschlüsse, ohne jedoch ihr Bewusstsein zu erweitern.<br />

Wahre Bildung bewirkt eine Transformation des Herzens. Liebe<br />

sollte sich ausweiten. Aber das gegenwärtige Bildungssystem führt<br />

zu Engstirnigkeit und Engherzigkeit. Die Leute sind aufgrund ihrer akademischen<br />

Qualifikationen hochgradig egoistisch und haben die Essenz<br />

der indischen Kultur, nämlich Moral und Integrität, aufgegeben.<br />

Wie kann man ohne die Tugend der Ehrlichkeit Glückseligkeit erreichen?<br />

Wie kann Bildung ohne Moral euer Leben heiligen? Heutzutage<br />

wandern die Studenten, sobald sie ihre Studien abgeschlossen haben,<br />

in Länder wie Amerika, Japan, Deutschland usw. aus. Die Eltern reisen<br />

die ganze Strecke, um Zeit mit ihren Kindern zu verbringen und dann<br />

bitten die Kinder sie, im Restaurant zu essen! Die modernen gebildeten<br />

Leute sind nicht einmal so gesegnet, ihren Eltern mit ihren eigenen<br />

Händen Essen zu servieren. Sie zeigen ihren Eltern, die sie mit Liebe<br />

und Sorgfalt aufgezogen haben, keine Dankbarkeit. Das ist die<br />

schlimmste Sünde. Ihr solltet euch gut um eure Eltern kümmern, euch<br />

in ihrem fortgeschrittenen Alter um ihre Bedürfnisse kümmern und ihnen<br />

mit Liebe und Anteilnahme Schutz gewähren. Wenn die Eltern alt<br />

werden, verlangen die Kinder heutzutage einen Teil ihres Besitzes. Sie<br />

sind an Eigentum interessiert, nicht aber daran, einen rechten Geist zu<br />

entwickeln. Sie schrecken nicht einmal davor zurück, zum höchsten<br />

25


Gerichtshof zu gehen, um ihre Streitereien um Besitz zu regeln. Strebt<br />

stattdessen danach, den höchsten Seinszustand zu erreichen, indem<br />

ihr Tugenden kultiviert. Je gebildeter ihr seid, desto tugendhafter solltet<br />

ihr werden.<br />

Liebe Studenten! Ihr habt gerade gesehen, wie ich einen amerikanischen<br />

Jungen zu mir rief. Dieser Junge geht in unserem Institut zur<br />

Schule und lernt zugleich die Veden. Egal welchen Abschnitt der Veden<br />

ihr abfragt, er kann das betreffende Mantra wunderbar rezitieren. Es<br />

ist wirklich das gute Los der Eltern, solche Kinder zu haben, und nur<br />

aufgrund solcher Eltern können die Kinder gute Eigenschaften entwikkeln.<br />

Obwohl die Eltern dieses Jungen in Amerika leben, haben sie ihn<br />

fern von ihrem Heimatort in unser Institut eingeschult, damit er gute Eigenschaften<br />

und gutes Verhalten erlernen kann. In Wirklichkeit haben<br />

sie alle in Amerika zur Verfügung stehenden Einrichtungen, um ihren<br />

Sohn dort ausbilden zu lassen, aber sie wollen ihren Sohn nicht in Amerika<br />

ausbilden. Sie lieben unser Land und die edlen Eigenschaften, welche<br />

die Kinder hier aufnehmen. Hier erhalten die Kinder eine Bildung,<br />

die mit Liebe gepaart ist. Die Kinder verbeugen sich mit Respekt und<br />

Ehrfurcht vor ihren Eltern. Die Eltern waren durch diese edlen Eigenschaften<br />

so beeindruckt, dass sie ihren Sohn hierher brachten, damit<br />

er in unserer Einrichtung ausgebildet wird.<br />

Ein kleines Beispiel. Es gab einst einen Hindigelehrten, der für seine<br />

literarischen Fähigkeiten berühmt war. Seine beiden Söhne studierten<br />

in Allahabad, er und seine Frau lebten in einer Kleinstadt. Eines Tages<br />

reisten er und seine Frau mit dem Zug in eine andere Stadt zu Besuch<br />

und mussten durch Allahabad fahren. Der Hindugelehrte schrieb seinen<br />

Söhnen, sie sollten kommen und sie zur entsprechenden Zeit am<br />

Bahnhof treffen.<br />

Der Zug hielt an der Station und die Eltern standen in der Tür des Waggons.<br />

Sie sahen ihre Söhne auf sie zueilen. Der Ältere berührte die Füsse<br />

beider Eltern, ehe er mit ihnen sprach, aber der jüngere Sohn zeigte<br />

nicht diesen Respekt und diese Ehrfurcht. Als die Eltern sich nach ihrer<br />

Gesundheit und ihren Studien erkundigten, antwortete der ältere Sohn:<br />

„Es geht uns gut hier. Bitte sorgt für eure Gesundheit. Euer Glück ist<br />

unser Glück.“ Der jüngere Sohn hingegen fragte gar nicht nach ihrer<br />

Gesundheit, sondern um mehr Geld. Ehe sich der Zug in Bewegung<br />

setzte, beugte sich der ältere Sohn noch mal und berührte die Füsse<br />

seiner Eltern, aber der jüngere winkte nur mit der Hand. Während der<br />

Zug den Bahnsteig verliess, beobachteten die Eltern ihre Söhne durchs<br />

Fenster. Der Ältere grüsste sie bis zum Schluss respektvoll mit anein-<br />

26


ander gelegten Händen, wohingegen der jüngere Sohn seine Hände<br />

in die Hosentasche steckte und lustlos umherschaute.<br />

Als die Mutter das Verhalten des jüngeren Sohnes sah, sorgte sie sich.<br />

Sie machte ihren Ehemann für das rücksichtslose Verhalten des Sohnes<br />

verantwortlich und sagte: „Du hast ihn um seiner Ausbildung willen<br />

fern von uns gehalten. Weil niemand da ist, der ihn richtig anleitet, verhält<br />

er sich wie ein Tier.“ Der Vater besänftigte sie mit den Worten: „Er<br />

ist schliesslich jung, er wird lernen und sich im Lauf der Zeit bessern.“<br />

Aber die Mutter liess sich nicht versöhnlich stimmen, sondern stellte<br />

fest: „Er macht bereits seinen Abschlusskurs, wenn nicht jetzt, wann<br />

wird er dann lernen?“ Sie konnte ihre Gefühle nicht beherrschen und<br />

vergoss Tränen.<br />

Die Worte der Mutter stellten sich als wahr heraus. Im Lauf der Zeit erwarb<br />

sich der ältere Sohn dank seiner Sorgfalt und seines guten Benehmens<br />

eine hohe Stellung in der Gesellschaft und wurde wegen seiner<br />

Manieren und seines Sinns für Höflichkeit sehr geachtet. Er<br />

verbeugte sich vor seinen Eltern und sagte: „Euer Segen ist die Ursache<br />

dafür, dass ich im Leben aufsteigen konnte.“ Die Eltern vergossen<br />

Freudentränen und segneten ihn reichlich: „Sohn, aufgrund deiner Tugenden<br />

hast du im Leben eine herausragende Stellung erreicht.“ Und<br />

was geschah mit dem jüngeren Sohn? Er hatte keine guten Prüfungsergebnisse<br />

und musste sich schliesslich mit einem kleinen Angestelltenjob<br />

zufrieden geben. Während der ältere Sohn von jedem gegrüsst<br />

wurde, musste der jüngere jeden grüssen. Wie kann jemand, der seine<br />

Eltern nicht respektiert, von anderen respektiert werden?<br />

Wie man empfindet, so geschieht es. Eure Zukunft hängt von eurem<br />

gegenwärtigen Verhalten ab. In den westlichen Ländern erweisen die<br />

Studenten heute Respekt und erhalten Respekt. Aber in unserem Land<br />

verschwindet diese Qualität. Wenn ihr eure eigenen Eltern nicht respektiert,<br />

wollen euch nicht einmal die Hunde ins Gesicht schauen.<br />

Deshalb solltet ihr, wo immer ihr hingeht, niemals vergessen, eure Eltern<br />

zu achten. In unserem Land haben auch die Veden gemahnt: “Verehrt<br />

eure Mutter, euren Vater, euren Lehrer und euren Gast als Gott.”<br />

So förderten sie durch ihre Mahnung edle Eigenschaften. Wer seine<br />

Eltern respektiert und ihren Anweisungen gehorcht, wird im Leben sicherlich<br />

hohe Stellungen erreichen. Tatsächlich ruft das Sankrantifest<br />

euch dazu auf, diese edlen Qualitäten zu kultivieren. Kranti bedeutet<br />

Transformation. Deshalb sollte Sankranti eine Transformation in eurem<br />

Leben bewirken. Aber wie reagiert ihr darauf? Erreicht ihr in eurem Leben<br />

eine Transformation? Nein. Der Zweck eurer Bildung besteht darin,<br />

von schlechten Eigenschaften frei zu werden und gute Eigenschaften<br />

27


und gutes Verhalten zu entwickeln. Dafür sind die indischen Festtage<br />

gedacht. Aber niemand erkennt die inneren Bedeutungen dieser Feste.<br />

Verkörperungen der Liebe! Studenten! Eure Eltern bemühen sich hart,<br />

euch zu ernähren, auszubilden und im Leben hochzubringen. Sogar<br />

wenn sie dafür hungern müssten, würden sie irgendwie versuchen,<br />

euch zu ernähren und für euer Wohlergehen zu sorgen. Sie bemühen<br />

sich immer, euch bei guter Laune und in guter Verfassung zu halten.<br />

Sie geben euch gutes Essen, gute Kleidung und gute Ausbildung. Wie<br />

könnt ihr erwarten, dass die Gesellschaft euch achtet, wenn ihr solche<br />

Eltern nicht respektiert?<br />

Ihr habt alle von Abraham Lincoln gehört. Er ging in seiner Kindheit mit<br />

wohlhabenden Jungen zur Schule, die kostspielige Kleidung und<br />

Schmuck trugen. Lincoln jedoch musste mit abgetragenen, von seiner<br />

Mutter geflickten Kleidern zur Schule gehen. Eines Tages machten seine<br />

Freunde sich über seine armselige Kleidung lustig. Er konnte seine<br />

Fassung nicht bewahren, ging sogleich weinend zu seiner Mutter und<br />

erzählte ihr: „Mutter, ich werde künftig nicht mehr zur Schule gehen.<br />

Meine Klassenkameraden machen sich über mich lustig und blicken auf<br />

mich herab als einen armen Jungen, der nicht in der Lage ist, sich angemessen<br />

zu kleiden.“ Daraufhin nahm die Mutter ihn liebevoll in ihre<br />

Arme und tröstete ihn mit den Worten: „Mein lieber Sohn! Du brauchst<br />

dich wegen einer so geringfügigen Angelegenheit nicht zu bekümmern.<br />

Dies alles wird dir in deinem zukünftigen Leben helfen. Bedenke unsere<br />

Familiensituation. Miss dem, was andere sagen, keine Bedeutung bei.<br />

Führe ein Leben des Selbstvertrauens und der Selbstachtung. Respektiere<br />

jeden Einzelnen und werde von jedem respektiert.“ Von dem Tag<br />

an setzte Lincoln den Rat seiner Mutter in die Tat um und fing an, jeden<br />

zu respektieren. Nach und nach konnte Abraham Lincoln sich durch<br />

sein gutes Verhalten die Achtung aller Leute verdienen und erwarb sich<br />

einen sehr guten Ruf. Später wurden in Amerika Wahlen abgehalten.<br />

Lincoln wurde von seinen Freunden und Gönnern dazu überredet, sich<br />

für die Wahlen aufstellen zu lassen. Schliesslich beugte er sich ihren<br />

Wünschen und kandidierte für die Wahlen. Er gewann mit überwältigendem<br />

Erfolg und wurde im entsprechenden Ablauf der Zeit zum Präsidenten<br />

von Amerika gewählt. Er erreichte diese herausragende Position,<br />

weil er dem Rat seiner Mutter uneingeschränkt folgte und jeden<br />

respektierte. Wahrhaft gesprochen hatte er nicht viel Geld, aber er besass<br />

den Schatz der Tugenden. Er freute sich über das Wohlergehen<br />

anderer, war zufrieden mit dem, was er hatte und verlangte nicht nach<br />

Geld und materiellem Besitz. Aufgrund solch edler Eigenschaften stieg<br />

28


er zur Position des amerikanischen Präsidenten auf. Während seiner<br />

Amtszeit erliess er eine Verordnung zur Abschaffung der Sklaverei der<br />

schwarzen Afrikaner in Amerika und beendete dadurch ihr unmenschliches<br />

Leid.<br />

Es ist die Selbstachtung, die den Menschen schützt und ihm eine herausragende<br />

Position einbringt. Ihr mögt finanziell gesehen arm sein,<br />

aber wenn ihr eure Selbstachtung bewahrt, werden alle euch respektieren.<br />

Schaut nicht verächtlich auf die Armen herab. Respektiert sie<br />

und behandelt sie mit Liebe. Das entspricht der wahren menschlichen<br />

Natur. Lincolns Mutter prägte ihrem Sohn solche edlen Eigenschaften<br />

ein, und aus diesem Grund sah Lincoln seine Mutter als Gott an und<br />

verehrte sie. Wer immer euch heilige Qualitäten einprägt, ist euer Gott.<br />

Man sollte nicht irgendwo sonst nach Gott suchen. Wenn ihr Selbstachtung<br />

entwickelt, wird Gott sich direkt vor euch manifestieren.<br />

Liebe Schüler und Studenten! Ihr müsst eure Eltern respektieren, egal<br />

wer und in welcher Verfassung sie sind. Achtet ihre Worte und gehorcht<br />

vorbehaltslos ihren Anweisungen. Nur dann könnt ihr euch die Achtung<br />

der Gesellschaft verdienen. In den vergangenen Zeiten gehorchten alle<br />

grossen Menschen ihren Eltern, respektierten sie und setzten der Welt<br />

ein Beispiel. Kennt ihr die grundlegende Bedeutung der alten Sitten und<br />

Traditionen Indiens? Früher wurden zum Beispiel hohe Gebäude mit<br />

niedrigen Türen errichtet. Wisst ihr warum? Wir glauben, diese kleinen<br />

Türen dienten dem Zweck, Diebe davon abzuhalten, ins Haus einzudringen<br />

und leicht zu entkommen. Nein, das war nicht der Grund. Diese<br />

Türen wurden absichtlich niedrig gehalten, damit die Gäste die Sitte<br />

einhalten konnten, die Häuser, als Ausdruck des Respekts für die<br />

Hausbewohner, mit gesenktem Haupt zu betreten. So diente jede Sitte<br />

und Tradition Indiens dazu, unter den Menschen gegenseitige Achtung<br />

und gegenseitiges Wohlwollen zu fördern. Diese Sitten wurden mit<br />

grosser Sorgfalt und Weisheit festgelegt, aber sogar die Inder selbst<br />

haben diese edlen Traditionen vergessen. Heutzutage findet man nicht<br />

einmal eine Schwelle vor der Tür des Hautpeingangs des Hauses, weil<br />

man glaubt, sie würde den Zutritt zum Haus unnötig behindern. Nein,<br />

es ist überhaupt keine Behinderung. Die alten Sitten und Bräuche Indiens<br />

dienen dazu, unter den Menschen Demut, Respekt und Ehrfurcht<br />

zu fördern.<br />

Liebe Studenten! Ihr müsst diese herausragenden Bräuche erlernen,<br />

sie einhalten und euch den Respekt der Menschen verdienen. Bereitet<br />

euren Eltern durch euer Verhalten Freude. Die Eltern sollten glücklich<br />

29


sein, weil ihre Kinder ihnen gehorchen. Es genügt, wenn ihr euch diesen<br />

guten Ruf erwerbt. Gottes Gnade kann nicht durch blosse Rituale und<br />

Gottesdienst erlangt werden. Wie qualifiziert ihr auch sein mögt, es fördert<br />

nur euer Ego, nicht aber Demut und Respekt Eltern und Älteren<br />

gegenüber. Ihr müsst deshalb die Qualitäten Demut, Respekt und Ehrfurcht<br />

pflegen. Nur dann werdet ihr gute Bürger des Landes werden.<br />

Es ist nicht notwendig, Grösse zu erlangen. Es genügt, wenn ihr gute<br />

Bürger werdet. Berühmtheit und Ruhm kommen heute und gehen vielleicht<br />

morgen schon verloren. Aber der gewonnene gute Ruf bleibt immer<br />

bestehen. Erwerbt euch deshalb einen guten Ruf.<br />

Ihr müsst Gottes Gnade verdienen. Aber im Gegensatz dazu haben die<br />

Leute heute weltliche Wünsche. Strebt danach, Gottes Gnade zu erlangen<br />

und werdet dadurch zu guten Menschen.<br />

Liebe Studenten! Dies sind die heiligen Tage des Sankrantifestes. Bei<br />

dieser Gelegenheit müsst ihr die Eigenschaft entfalten, andere zu achten<br />

und von ihnen geachtet zu werden. Ich gebe euch ein kleines Beispiel.<br />

(Swami ruft den amerikanischen Jungen, einen Schüler der Shri<br />

Sathya Sai Higher Secondary School und sagt:) Dieser Junge erhält<br />

nicht nur in den Schulfächern den ersten Rang, sondern auch <strong>beim</strong> Studium<br />

der Veden. Durch sein gutes Verhalten hat er seinen Eltern unglaubliche<br />

Freude bereitet. Sein Vater ist sehr glücklich, weil sein Sohn<br />

sich einen sehr guten Ruf verdient hat und von jedem geschätzt wird.<br />

(Swami ruft den Vater des Jungen herbei und überschüttet ihn mit Segen.)<br />

Die Mutter des Jungen arbeitet in unserer Grundschule und verbringt<br />

selig ihre Zeit. Die Eltern haben aufgrund seines vorbildlichen<br />

Verhaltens die Liebe und Achtung eines jeden erworben. Auf diese<br />

Weise sollte jeder von euch sich bemühen, seinen Eltern einen guten<br />

Ruf zu bringen. Nur dann werden eure Eltern die wahre Freude erleben,<br />

euch zum Sohn zu haben. Auch wenn ihr viel Geld verdient und grosse<br />

Gebäude errichtet, kann euch das keinen guten Ruf verschaffen. Diese<br />

Dinge sind vergänglich. Wenn ihr euch einen guten Ruf erwerbt, wird<br />

dieser euch immer begleiten. Bringt der Institution, in der ihr studiert<br />

habt, einen guten Ruf. Anhand eurer edlen Eigenschaften sollten die<br />

Menschen euch als Sathya Sai Studenten erkennen können.<br />

Wie ihr wisst, verlangen wir keinen Paisa Gebühren von unseren Studenten.<br />

Darüber hinaus stelle ich bedürftigen und verdienstvollen Studenten<br />

Bücher und andere Hilfsmittel zur Verfügung. Die Studenten<br />

empfinden gewaltige Liebe zu Swami und auch Swami überschüttet sie<br />

mit seiner Liebe und Gnade. Wenn sie ihre Eltern verlassen und hierher<br />

kommen, vergiessen sie keine Tränen, aber wenn ich nach Brindavan<br />

30


gehe und von dort nach Puttaparthi zurückkehre, weinen die<br />

Brindavanstudenten, weil sie die Trennung von mir nicht ertragen können.<br />

Wie erlangten sie diese intensive Liebe? Swamis Liebe ist dafür<br />

verantwortlich. Es ist Liebe allein, die ich an alle austeile. Mein Besitz<br />

besteht nicht aus stattlichen und prächtigen Gebäuden. Liebe ist mein<br />

grösster Besitz. Ich gebe meine Liebe und erhalte wiederum eure Liebe.<br />

Ich sage den Studenten oft: „Schenkt mir eure Liebe und ich werde<br />

euch geben, was immer ihr wünscht.“ Deshalb hegen die Studenten<br />

eine so intensive Liebe zu mir. Entwickelt immer mehr Liebe. Liebt eure<br />

Eltern. Folgt ihrer Anweisung. Dann wird euer Leben mit Sicherheit geheiligt.<br />

Denkt immer an Gott. Wo immer ihr euch befindet, ob im Wald oder Himmel,<br />

im Dorf oder in der Stadt, auf einem Berg oder mitten im tiefen Ozean,<br />

Liebe allein kann zu eurer Rettung kommen. Sie ist immer mit euch,<br />

in euch, um euch herum, über euch und unter euch.<br />

Chala santosham - Sehr glücklich!<br />

31


15. Januar<br />

Sankrantifest und Abschluss des Sportfestes<br />

Schüler und Studenten, Jungen und Mädchen! Der gegenwärtige und<br />

der ehemalige Vizekanzler, der Sekretär des Central Trust und zwei<br />

Studenten haben in wunderschönen Worten hervorragende Ansprachen<br />

gehalten. Wo immer ihr in dieser weiten Welt hinschaut, trefft ihr<br />

auf höchst wundervolle freudige Ereignisse, die euer inneres Wesen<br />

erwecken und euer Herz mit immenser Glückseligkeit füllen. Unsere<br />

Schüler und Studenten haben in den Bereichen Sport, Spiele und Musik<br />

grosse Fähigkeit, Intelligenz und Fertigkeit entwickelt und bereiteten<br />

durch das Vorführen ihrer Talente jedem Freude. Welche Aktivität sie<br />

auch durchführen, sie tun es nicht für vorübergehendes Glück, sondern<br />

um Swami zu erfreuen.<br />

Vom Augenblick seiner Geburt an drehen sich alle Aktivitäten des Menschen<br />

um Lernen und Wissenserwerb. Es ist absolut notwendig, unseren<br />

Schülern den Geist des Idealismus einzuflössen, damit sie ihre<br />

Herzen mit Liebe füllen und jeden glücklich machen. Obwohl es heute<br />

auf der ganzen Welt zahlreiche Bildungseinrichtungen gibt, scheint niemand<br />

die wahre Bedeutung von Bildung verstanden zu haben. Die<br />

Schüler und Studenten füllen ihre Köpfe mit blossem Bücherwissen,<br />

legen Prüfungen ab, sichern sich die nötigen Zensuren und behaupten<br />

dann, sie seien gebildet.<br />

Trotz all seiner Bildung und Intelligenz<br />

kennt ein törichter Mensch nicht sein wahres Selbst,<br />

und ein niedrig gesinnter Mensch<br />

wird seine schlimmen Eigenschaften nicht aufgeben.<br />

Die moderne Erziehung und Bildung führt nur zu Argumentation,<br />

nicht aber zu vollkommener Weisheit.<br />

Was bringt die ganze Bildung,<br />

wenn sie einen nicht zur Unsterblichkeit führen kann?<br />

Erlangt das Wissen, das euch unsterblich machen wird!<br />

Wissen bedeutet Weisheit. Weisheit ist nicht gleichbedeutend mit weltlicher<br />

Intelligenz. Wahre Bildung entwickelt die Innenschau und lässt<br />

euch beständige Glückseligkeit erfahren. Auf welche Weise bringt das<br />

33


gegenwärtige Bildungssystem den Studenten Nutzen? Sie erlangen<br />

nur Abschlüsse und die Anerkennung der Autoritäten, ohne jedoch die<br />

wahre Bedeutung von Bildung zu verstehen. Die modernen Schüler<br />

und Studenten sind nicht in der Lage, den wahren Geist hinter der Teilnahme<br />

an Sport- und Kulturveranstaltungen zu erkennen. Bei jedem<br />

Sport und Spiel gibt es einen Gewinner und einen Verlierer. Die Menschen<br />

sind nur am Ausgang dieser Veranstaltungen interessiert, nicht<br />

daran, sich am Sportsgeist zu erfreuen. Der Zweck von Sport und Spiel<br />

besteht nicht im entscheidenden Schlussergebnis, sondern darin, den<br />

Teilnehmern Sportsgeist einzuflössen.<br />

Das Leben ist ein Spiel, spielt es!<br />

Das Leben ist ein Traum, verwirklicht ihn!<br />

Das Leben ist Liebe, freut euch daran!<br />

Nur wer die Bedeutung dieser Feststellungen versteht und sie in seinem<br />

täglichen Leben verwirklicht, ist ein wahrer Student.<br />

Statt bei den Schülern und Studenten Unterscheidungskraft zu entwikkeln,<br />

macht das moderne Bildungssystem sie engstirnig. Es verleiht<br />

weder wahre Weisheit noch hilft es ihnen, weitherzig zu werden. Die<br />

heutige Bildung ist bedeutungslos geworden. Die Lehrbücher für die<br />

Studenten enthalten nicht die Essenz wahrer Bildung. Ich wundere<br />

mich, warum die Regierung diese sinnlosen Lehrbücher fördert! Vielleicht<br />

ist sogar die Regierung sich der Realitäten nicht bewusst. Anscheinend<br />

trifft irgendjemand auf einer niedrigeren Ebene diese Entscheidungen,<br />

ohne sich mit den höheren Autoritäten zu beraten. Es<br />

bringt der Regierung einen schlechten Ruf, aber das scheint niemanden<br />

zu kümmern. Dieser ungesunde Trend verstärkt sich. Niemand bemüht<br />

sich, die Heiligkeit des alten Bildungssystems zu verstehen. Die<br />

Studenten sind nur an Bücherwissen, nicht aber an der Essenz der Bildung<br />

interessiert. Es wird nur ihr Bücherwissen, nicht aber ihr praktisches<br />

Wissen geprüft. Die Studenten glauben, Abschlüsse seien dazu<br />

gedacht, sich einen Lebensunterhalt zu verdienen. Bildung ist fürs Leben,<br />

nicht für einen Lebensunterhalt, gedacht. Aber weder die Studenten<br />

noch die Eltern erkennen diese Wahrheit. Die Eltern sind glücklich,<br />

wenn ihre Kinder bei den Prüfungen gut abschneiden; aber die grosse<br />

Anzahl schlechter Bemerkungen, welche die Kinder sich einhandeln,<br />

kümmert sie nicht. Wenn sie diesen Bemerkungen Aufmerksamkeit<br />

schenken, verstehen sie wirklich, welche Art Bildung ihre Kinder erhalten.<br />

Aufgrund des Fortschritts der modernen Bildung ist das Studium<br />

34


der Veden und heiligen Schriften geschwunden. Wie kann euch in dieser<br />

Situation die gegenwärtige Bildung wahre Weisheit vermitteln?<br />

Schüler, Studenten! Ihr solltet Bildung erlangen, die der Gesellschaft<br />

und der Welt im Allgemeinen nützt. In welcher Lage befindet sich die<br />

Gesellschaft derzeit? Wie können wir sie in eine ideale Gesellschaft<br />

verwandeln? Wie sollte man für den Fortschritt der Gesellschaft arbeiten?<br />

Niemand scheint auf diese Weise nachzudenken. Nicht einmal<br />

das gegenwärtige Bildungssystem misst dem Dienst an der Gesellschaft<br />

grosse Bedeutung bei. Wenn jemand über Reformen im Bildungssystem<br />

spricht, übergehen die Studenten es einfach. Sie glauben,<br />

Bücherwissen sei das A und O der Bildung. Die Älteren sollten die<br />

Verantwortung für die rechte Ausbildung der Studenten übernehmen.<br />

Studenten sollten die Ehre der Gesellschaft aufrechterhalten. Ihr solltet<br />

den Lehren unserer alten Weisen und Seher folgen, die uns die wahre<br />

Bedeutung von Bildung und Erziehung vermittelt haben. Egoistisch zu<br />

werden, nur weil man ein paar Titel erworben hat, zeugt von Torheit.<br />

Ihr solltet die Bedürfnisse der Gesellschaft erkennen und eure Bildung<br />

für ihren Fortschritt einsetzen. Die Leute behaupten, sie würden der Gesellschaft<br />

dienen, ohne wirklich die Erfordernisse der Gesellschaft zu<br />

erkennen. Das ist nicht Dienst an der Gesellschaft, sondern eine leblose,<br />

mechanische Aktivität. Die Gesellschaft wird sich nur dann entwickeln,<br />

wenn das Bildungssystem korrigiert wird. Mit der steigenden<br />

Vorliebe für westliche Erziehung und Bildung wird das Studium vedischer<br />

Texte vernachlässigt. Die Eltern sollten ihren Kindern von klein<br />

auf beibringen, was gut und was schlecht ist. Sie sollten sich nicht damit<br />

zufrieden geben, dass ihre Kinder in einem College zugelassen werden<br />

und einen Abschluss bekommen, sondern sicherstellen, dass ihre Kinder<br />

ihre Bildung dafür nutzen, der Gesellschaft zu dienen. Die Regierung<br />

kann diesbezüglich vielleicht nicht viel ausrichten, aber es liegt in<br />

der Verantwortung der Eltern, ihre Kinder recht zu führen. Sie sollten<br />

die Kinder ermuntern, für den Fortschritt der Nation zu arbeiten. Aber<br />

heutzutage besitzen die Eltern nicht diese Weitsicht und nicht einmal<br />

die Lehrer sind am Wohlergehen der Nation interessiert. Sie glauben,<br />

ihre Verantwortung ende damit, den Schülern und Studenten Bücherwissen<br />

beizubringen. Sie hinterfragen nicht einmal, ob die in den Lehrbüchern<br />

enthaltene Information heilsam für die Gesellschaft ist oder<br />

nicht und besprechen dieses Thema nicht mit der Regierung. Sogar<br />

wenn sie es auf den Tisch bringen, reagiert die Regierung nicht. Sie<br />

machen aus den Bildungseinrichtungen Fabriken, die Titelträger produzieren.<br />

Die Schuld für diesen Zustand kann nicht den Studenten al-<br />

35


lein gegeben werden. Eltern, Lehrer und Regierung sind gleichermassen<br />

für diese trübe Lage verantwortlich. Es genügt nicht, wenn die<br />

Schüler und Studenten sich hohe Noten sichern und sich einen guten<br />

Ruf verdienen. Sie sollten für den Fortschritt der Gesellschaft und Nation<br />

arbeiten und dadurch den Eltern einen guten Ruf bringen. Die Eltern<br />

sollten gelegentlich den Fortschritt ihrer Kinder überprüfen, ihnen<br />

Tugenden einprägen und sie zu verantwortungsvollen Bürgern formen.<br />

Sie sollten sich nicht damit zufrieden geben, wenn ihre Kinder gute Noten<br />

erhalten, sondern sie sollten auch aufpassen, was für Bücher sie<br />

zu Hause lesen. Manche Studenten lesen nichtige Romane, aber die<br />

Eltern kümmern sich nicht darum, sie zu korrigieren und sagen stattdessen:<br />

„Was ist falsch am Lesen von Romanen? Es genügt, wenn sie<br />

glücklich sind.“ So verderben sie ihre eigenen Kinder und achten nicht<br />

darauf, zu prüfen, wie ihre Kinder sich in ihrer Abwesenheit verhalten.<br />

Es bringt nichts, Kinder nur auszubilden, ohne ihr Verhalten zu korrigieren.<br />

Die Eltern sollten den Idealen unserer Vorfahren nacheifern, die<br />

ihre Kinder auf höchst vorbildliche Weise aufzogen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Das moderne Bildungssystem bedarf der<br />

Reform. Die Eltern sind heutzutage stolz darauf, dass ihre Kinder in<br />

englischsprachigen Schulen studieren und englische Gedichte aufsagen<br />

können, ohne zu erkennen, welche Wirkung und welchen Einfluss<br />

diese moderne Bildung auf ihre Kinder ausübt. Den Winzlingen werden<br />

im Kindergarten Verse wie „bäh bäh, schwarzes Schaf“ beigebracht,<br />

und aufgrund dieser Ausbildung werden die Kinder schliesslich selber<br />

zu schwarzen Schafen! Es ist für mich wirklich schmerzlich und abstossend,<br />

das heutige Bildungssystem zu betrachten, das die Leben<br />

der Schüler und Studenten völlig verdirbt. Deshalb habe ich Bildungseinrichtungen<br />

gegründet und dafür Abermillionen von Rupien ausgegeben,<br />

um den Charakter der Schüler und Studenten zu formen. Ich<br />

gebe den Schülern und Studenten die Schulbücher kostenlos. In der<br />

heutigen Welt ist die Situation so schlimm, dass man sich sogar für die<br />

Zulassung in die Grundschule sehr frühzeitig anmelden muss und dafür<br />

Tausende von Rupien als Spende zahlt. Die Eltern freuen sich, wenn<br />

ihre Schützlinge in Schulen, die sie für gut halten, aufgenommen werden,<br />

ohne sich zu fragen, welchen Nutzen dieses Bildungssystem<br />

bringt. Die Kinder würdigen die Entbehrungen der Eltern nicht, die sie<br />

für ihre Ausbildung auf sich nehmen müssen. Um ihrer Ausbildung willen<br />

nehmen die Eltern Darlehen auf und verzichten sogar auf rechtes<br />

Essen und Schlaf, aber letztlich beziehen die Kinder keinen Nutzen aus<br />

diesem Bildungssystem. Sie können nicht verstehen, was gut und was<br />

36


schlecht für sie ist. Wenn die Qualität der Bildung heute so billig geworden<br />

ist, wie kann sie einen dann zur Führungsperson machen. Weder<br />

die Eltern noch die Lehrer oder Schüler können erkennen, wie die<br />

Gesellschaft und die Nation aus dem gegenwärtigen Bildungssystem<br />

Nutzen beziehen kann. Deshalb sollten sie sich zusammentun und vereint<br />

dafür arbeiten, in der Gesellschaft eine totale Transformation zu<br />

bewirken. Gegenwärtig verstärkt sich der Aufruhr unter den Studenten,<br />

aber es ist nicht ihre Schuld. Sie selbst sind sehr gutmütig. Der Fehler<br />

liegt an den Lehrern, den Respektspersonen und der Regierung. Es<br />

ist ein unbestreitbarer Faktor, dass das gegenwärtige Bildungssystem<br />

nicht dafür geplant ist, den Charakter der Schüler und Studenten zu formen.<br />

Es gibt viele gute Studenten, aber die Eltern, Lehrer und Schulbücher<br />

geben ihnen keine rechte Anleitung. Es ist hohe Zeit, dass die<br />

Eltern ihre Augen öffnen und den wahren Zustand der Dinge erkennen.<br />

Sie sollten darauf achten, dass ihre Kinder durch das Erlangen der richtigen<br />

Bildung im Leben hochkommen, und sie sollten ihre Kinder ermutigen,<br />

einer Bildung nachzugehen, die sie zur Unsterblichkeit führen<br />

wird. Natürlich ist auch weltliche Bildung notwendig. Aber die weltliche<br />

Bildung sollte mit spiritueller Bildung in Einklang gebracht werden, um<br />

den Charakter der Studenten zu formen und sie zu besseren Bürgern<br />

des Landes zu machen.<br />

Schüler, Studenten! Seid nicht stolz auf eure höhere Bildung. Gleichzeitig<br />

mit der höheren Bildung solltet ihr edle Eigenschaften kultivieren.<br />

Bildung ohne Tugenden ist nutzlos. Heutzutage lesen viele Studenten<br />

nutzlose und sogar unmoralische Romane. Die Autoritäten sollten sicherstellen,<br />

dass solche Bücher nicht auf dem Markt verkauft werden.<br />

Die Studenten sollten nur solche Bücher lesen, die ihren Charakter verbessern<br />

können, und sie sollten an Sport und Spielen im wahren Geist<br />

teilnehmen. Dieser Rat gilt gleichermassen für die Studentinnen. Sie<br />

fragen: „Wenn die Jungen Motorrad fahren, können wir dann nicht das<br />

Gleiche tun?“ So argumentieren sie und verschwenden ihre Zeit. Niemand<br />

behauptet, Frauen sollten nicht Motorrad fahren, aber man sollte<br />

entsprechend der Zeit und den Umständen handeln. Die Anzahl tödlicher<br />

Motorradunfälle, in die junge Menschen verwickelt sind, steigt an.<br />

Die Eltern bringen viele Opfer, um ihre Kinder grosszuziehen. Aber<br />

wenn das kostbare Leben der Studenten in Motorradunfällen verloren<br />

geht, kann ich ihre Agonie verstehen.<br />

Die Mädchen wollen heutzutage in jedem Bereich mit den Jungen in<br />

Wettbewerb treten und streben ebenfalls nach Ruhm und Berühmtheit.<br />

Ihr Argument lautet: „Auf welche Weise sind wir den Jungen unterle-<br />

37


gen? Warum können wir nicht die gleiche Ausbildung wie die Jungen<br />

erhalten?“ Aber jeder sollte die ihm angemessene und passende Ausbildung<br />

erlangen. Es ist für die Frauen wichtig, sich gut um ihre Familien<br />

zu kümmern und den Charakter ihrer Kinder vorbildlich zu formen.<br />

Gleichzeitig mit der Vermittlung von Tugenden sollte den Kindern die<br />

rechte Bildung gegeben werde. Die gegenwärtige Bildung führt die<br />

Schüler und Studenten in die falsche Richtung. Teilweise ist den Eltern<br />

die Schuld dafür zu geben. Sie wollen, dass ihre Kinder hohe Qualifikationen<br />

erlangen und mit einem anderen hoch qualifizierten Partner<br />

verheiratet werden. Manche Eltern fragen bei dem Versuch, eine Heirat<br />

zu arrangieren: „Meine Tochter hat ihren zweiten Studienabschluss erworben<br />

und sieht gut aus. Wie steht es um ihren Sohn? Hat er seinen<br />

zweiten Studienabschluss und ist er hübsch?“ In Wirklichkeit hat<br />

Schönheit mit dem Charakter zu tun, nicht mit der äusseren Erscheinung.<br />

Man sollte nach Charakterschönheit streben. Kann man für eine<br />

Braut mit doppeltem Studienabschluss immer einen Ehemann mit Doppelabschluss<br />

finden? Die heutige Bildung führt zu ungesundem Wettbewerb<br />

und Konflikten. Ich sage nicht, Mädchen sollten nicht höhere<br />

Bildung anstreben. Wenn ich gegen Frauenbildung wäre, würde ich<br />

dann Frauenuniversitäten gründen? Ich habe verschiedene Bildungseinrichtungen<br />

gegründet mit dem alleinigen Ziel, den Schülern und Studenten<br />

Tugenden einzuprägen. Ich gewährleiste kostenlose Bildung.<br />

Hier werden noch nicht einmal Prüfungsgebühren erhoben. Mein alleiniges<br />

Ziel besteht darin, dass Schüler und Studierende die rechte Bildung<br />

erhalten, ideale Bürger werden und ihren Eltern Freude bereiten.<br />

Schüler, Studenten! Missversteht meine Worte nicht. Ich sage euch<br />

dies alles für euer eigenes Wohlergehen und euren Fortschritt. Ihr solltet<br />

eine Bildung erlangen, die euch einen guten Ruf bringt und die Ehre<br />

eurer Familie aufrechterhält. Werdet nicht im Namen von Freiheit egoistisch<br />

und schlagt falsche Wege ein. Ich warne die Jungen oft, nicht<br />

hier und dorthin zu schauen, wenn sie die Strasse entlanggehen. Manche<br />

Jungen schauen, während sie ihr Motorrad beschleunigen, auf die<br />

vorbeigehenden Mädchen, werden dadurch abgelenkt und enden in<br />

Unfällen. Wenn euer Charakter gut ist, werdet ihr immer geschützt sein.<br />

Ihr solltet immer eure Sinne beherrschen und euer Sehen, Hören und<br />

Sprechen unter Kontrolle halten. Buddha führte verschiedene spirituelle<br />

Disziplinen durch mit der Absicht, Meisterschaft über seine Sinne<br />

zu erlangen.<br />

Warum sind euch Augen gegeben? Um hier und dorthin zu schauen?<br />

38


Nein! Die Augen sind dazu gedacht, die wunderschöne Form des Herrn<br />

zu sehen. Warum sind euch Ohren gegeben? Um müssigem Klatsch<br />

zuzuhören? Nein! Die Ohren sind dazu gedacht, der Herrlichkeit des<br />

Herrn zu lauschen.<br />

Die Ohren sind dazu gegeben, gute Worte zu hören, diese in die Tat<br />

umzusetzen und so ein tugendhaftes Leben zu führen. Als Buddha erkannt<br />

hatte, dass Gott die Sinnesorgane gegeben hat, damit man ein<br />

tugendhaftes Leben führt, gab er alle ritualisierten spirituellen Praktiken<br />

auf und nutzte seine Sinne auf heilige Weise. Er stellte fest, dass er<br />

im Leben Tugenden und nicht Sinnesfreuden erlangen sollte. Er erkannte,<br />

dass sein Gewissen sein wahrer Guru ist und strengte sich an,<br />

seine Sinnesorgane wie die Augen und Zunge zu kontrollieren. Wenn<br />

diese beiden Sinnesorgane beherrscht werden, kommen alle anderen<br />

Organe automatisch unter Kontrolle. Buddha setzte sich dieses Lebensziel<br />

und machte sich, nachdem er seiner Frau und seinem einzigen<br />

Kind entsagt hatte, auf in die weite Welt. Ich rate euch jedoch nicht, Frau<br />

und Kinder zu verlassen und gleich Buddha in die Wildnis zu gehen.<br />

Kümmert euch gut um Frau und Kinder und erfüllt eure Verantwortlichkeiten<br />

ihnen gegenüber. Bringt euren Kindern edle Eigenschaften bei<br />

und bringt sie im Leben hoch. Führt ein tugendhaftes Leben. Das war<br />

Buddhas Lehre. Wenn ihr, wie Buddha, die rechte Sicht entfaltet, wird<br />

die ganze Welt unter eurer Kontrolle sein.<br />

Schenkt falschen Ratschlägen anderer keine Beachtung. Fördert edle<br />

Eigenschaften. Wenn ihr fähig seid, eure Sinne zu kontrollieren, ist das<br />

gleichbedeutend mit der Realisierung der Essenz des Bhagavatam.<br />

Das Studium des Bhagavatam ist dazu gedacht, euch in tugendhafte<br />

Menschen zu transformieren. Kontrolliert deshalb eure Sinne und werdet<br />

ein Meister der Welt. Danach müsst ihr heutzutage streben. Erklärt<br />

auch euren Eltern eure Prioritäten im Leben und sagt: „Mutter! Du erwartest,<br />

dass ich eine Stelle suche, die mir ein fettes Gehalt einbringt.<br />

Aber ein tugendhaftes Leben ist wichtiger als hohe Gehälter. Wenn wir<br />

Geld den Vorrang vor einem würdigen Leben geben, wird das unser<br />

Leben ruinieren.“ Wenn ihr eure Sinne beherrscht, werdet ihr ein<br />

Mensch voll edler Eigenschaften werden und Charakterstärke gewinnen.<br />

Gott Ramas berühmter Devotee Hanuman ist ein Beispiel für solche<br />

edlen Eigenschaften. Er wurde als der Friedvolle, Tugendhafte und<br />

Starke gerühmt. Aufgrund seiner edlen Eigenschaften wurde er ein<br />

grosser spiritueller Lehrer. Wir sollten seinen edlen Eigenschaften<br />

nacheifern.<br />

39


Liebe Schüler und Studenten! Ihr gleicht reinem Gold. Ihr seid Menschen<br />

mit edlen Eigenschaften. Ihr seid kostbar. Aber manche von euch<br />

werden durch schlechte Elemente in die Irre geführt. Auch wenn andere<br />

versuchen, euch in die Irre zu führen, weicht nicht von eurem erwählten<br />

Weg ab. Seid standfest. Nur dann werdet ihr Name und Ruhm erlangen.<br />

Dies ist mein Rat für die Studierenden. In der heutigen Ausbildung werden<br />

euch Fertigkeiten beigebracht, die es euch ermöglichen, die Karriereleiter<br />

hochzuklettern, aber niemand erzieht euch moralisch. Moral<br />

ist der wichtigste Aspekt der Bildung.<br />

Geld kommt und geht, Moral kommt und wächst. Entwickelt deshalb<br />

Moral. Das wird euch die Achtung der Gesellschaft einbringen. Wo immer<br />

ihr euch befindet, ob im Wald oder im Himmel, in einer Stadt oder<br />

einem Dorf, auf einer Bergspitze oder mitten im tiefen Meer: Gott ist<br />

eure einzige Zuflucht.<br />

Entwickelt edle Eigenschaften. Ich werde euch alles geben. Ich werde<br />

sogar mich selbst jenen schenken, die edle Eigenschaften entwickeln<br />

und jenen, die diese lehren. In Wirklichkeit lebe ich nur um ihretwillen.<br />

Ich suche keine Gegengabe von ihnen. Führt ein charaktervolles würdiges<br />

Leben. Bringt euren Eltern, eurem Institut und Swami einen guten<br />

Ruf.<br />

Liebe Studenten! Ihr seid alle Menschen mit edlen Eigenschaften, aber<br />

in gewissem Ausmass seid ihr durch die moderne Gesellschaft beeinflusst.<br />

Ergebt euch deshalb nicht ablenkenden Einflüssen. Nutzt vor allem<br />

eure Sinne in rechter Weise. Verehrt alle Älteren denen ihr begegnet,<br />

als euren Vater und eure Mutter. Verdient euch durch eure<br />

Gedanken, Worte und Taten einen guten Ruf.<br />

Schliesst euch guter Gesellschaft an, sprecht gute Worte, entfaltet die<br />

rechte Sichtweise und geht einer guten Ausbildung nach, die euren<br />

Charakter formen wird - das erwarte ich von den Studierenden. Das<br />

ist es in Wirklichkeit auch, was eure Eltern wünschen. Kein Vater und<br />

keine Mutter erwarten, dass ihre Kinder verdorben werden. Aber aus<br />

einer Art Hemmung heraus sind sie unfähig, ihre Kinder recht anzuleiten<br />

und sie zurechtzurücken. Natürlich habe ich nicht diese Gewissensbisse.<br />

Deshalb rate ich euch mit allem Nachdruck: Seht Gutes,<br />

seid gut und handelt gut. Das ist meine Anweisung. Entwickelt edle Eigenschaften.<br />

Opferbereitschaft nicht Genuss ist die edelste Eigenschaft.<br />

In Wahrheit wird Genuss euch Krankheit bringen. Die Veden haben<br />

verkündet:<br />

40


“Weder durch Handlung, Nachkommenschaft oder Wohlstand,<br />

sondern durch Opfergeist allein ist Unsterblichkeit zu erreichen.<br />

Deshalb, ihr Goldstücke! Entfaltet edle Eigenschaften wie Opfergeist.<br />

Ich bin bereit, alles für euch zu opfern, aber ihr müsst auch in der Lage<br />

sein, meine Gnade zu empfangen. Ich bin euer und ihr seid mein. So<br />

sollte unsere Beziehung sein. Versucht, meine Liebe zu verstehen. All<br />

dies ist als Ratschlag gedacht, damit ihr den rechten Weg geht. Handelt<br />

nicht den Wünschen eurer Eltern entgegen. Sollte es vorkommen, dass<br />

eure Ansichten sich unterscheiden, dann erklärt ihnen liebevoll eure<br />

Sichtweise und sie werden froh sein, dass ihr ihre Gefühle respektiert<br />

habt. Die Veden haben erklärt: “Verehrt Mutter, Vater, Lehrer und Gast<br />

als Gott.”<br />

Sprecht liebevoll und sanft mit euren Eltern. Wenn nötig, überzeugt sie.<br />

Ich bin bereit, alles für solche Studenten zu opfern. Etliche Studenten<br />

schliessen sich unseren Bildungseinrichtungen an. Weil manche von<br />

ihnen vielleicht nicht in der Lage sind, Gebühren zu zahlen, haben wir<br />

entschieden, dass jegliche Ausbildung in den Sathya Sai Institutionen<br />

völlig kostenlos sein soll und keine Gebühren von den Studenten eingesammelt<br />

werden sollen. Ihr solltet frei von allen Sorgen sein und Frieden<br />

geniessen. Nur wenn ihr euch gutem Verhalten anpasst, ist Frieden<br />

zu gewinnen. Heutzutage wollen manche Studenten gute Dinge im Leben<br />

geniessen, aber sie folgen falschen Methoden. Sie wollen Zucker<br />

essen, schlucken aber bittere Pillen. Sie sagen etwas und tun etwas<br />

anderes. Deshalb heisst es: Jene sind edle Menschen, deren Gedanken,<br />

Worte und Taten in vollkommener Harmonie sind. Jene, bei denen<br />

diese Harmonie fehlt, sind schlecht.<br />

Ich mag solche Studenten, bei denen Gedanken, Worte und Taten vollkommen<br />

übereinstimmen. Ich bin bereit, alles für sie zu opfern und werde<br />

sogar mich selbst solchen Menschen schenken.<br />

Liebe Studenten! Ihr mögt wissentlich oder unwissentlich in der Vergangenheit<br />

Fehler begangen haben. Aber entfaltet wenigstens in der<br />

Zukunft gute Eigenschaften und versucht, eure Eltern ebenso wie Swami<br />

immer glücklich zu machen.<br />

41


19. Februar<br />

Shivaratri, morgens<br />

Vajashravas Sohn, Naciketas, betete zu Gott Yama, er möge ihn die<br />

Erkenntnis des Göttlichen Selbst lehren. Daraufhin erklärte Gott Yama:<br />

„Höre, du Sohn der Unsterblichkeit! Verbinde dich als erstes mit der<br />

Quelle, aus der du in die Welt gekommen bist.“ Ausserdem riet er Naciketas,<br />

da der Körper vergänglich wie eine Wasserblase ist und Gedanken<br />

und Gefühle flüchtig sind, beide aufzugeben, das heisst: er soll<br />

ihnen keine Bedeutung <strong>beim</strong>essen, sondern sich bemühen, die zugrunde<br />

liegende Wahrheit zu verwirklichen.<br />

Sein Haupt mit der Mondsichel geschmückt,<br />

das kühle Gangeswasser durch die verfilzten Locken fliessend,<br />

das strahlende dritte Auge mitten auf der Stirn,<br />

der purpurne Nacken gleich einer Brombeere schimmernd:<br />

So hat der Herr von Kailasas, Shiva, seine göttliche Gestalt manifestiert<br />

Er trägt Schlangen als Armreifen und einen Schlangengürtel,<br />

sein gesamter Körper ist mit Vibhuti eingerieben,<br />

seine Stirn ziert ein Punkt aus rotem Kumkum,<br />

seine rötlichen Lippen leuchten vom Betelsaft,<br />

an seinen Ohren schwingen mit<br />

Diamanten bestückte goldene Ohrringe<br />

und sein gesamter dunkelhäutiger Körper<br />

erstrahlt in göttlichem Licht.<br />

Darüber hinaus verkündete Gott Yama: „Naciketas! Du musst nicht<br />

nach Gott Shiva suchen; er ist in dir selbst anwesend.“<br />

Liebe Schüler, Studenten und Devotees! Ihr müsst die wahre Bedeutung<br />

des Shivaratrifests und die dem Fest zugrunde liegende Philosophie<br />

verstehen. Erkennt vor allem, dass ihr nicht der vergängliche, unbeständige<br />

Körper seid. Ihr müsst diese gegenständliche Welt mit dem<br />

Auge der Weisheit, nicht mit den physischen Augen betrachten. Tiere,<br />

Insekten, Vögel und wilde Tiere sehen diese Welt mit ihren physischen<br />

Augen. Welcher Unterschied besteht zwischen euch und jenen Lebewesen,<br />

wenn auch ihr diese äussere Welt nur mit physischen Augen<br />

betrachtet? Ihr werdet dann nur auf der Stufe eines Tieres, Vogels, oder<br />

43


Insekts bleiben und unfähig sein, euer wahres Wesen zu verwirklichen,<br />

welches jenseits der physischen Welt liegt. Ihr müsst die transzendentale<br />

Wirklichkeit erfassen, die jenseits vom Körper und der Gedankenund<br />

Gefühlswelt liegt. Dies ist nur mithilfe des Auges der Weisheit möglich.<br />

Der Körper gleicht einer Wasserblase, die eines Tages verschwinden<br />

wird. Ihr seid nicht der Körper, der geboren wird, wächst, verfällt<br />

und schliesslich stirbt. Deshalb gab Gott Yama Naciketas die Anweisung,<br />

die Natur, das Wesen Atmans zu verwirklichen, welches weder<br />

geboren wird noch stirbt.<br />

Jetzt erhebt sich die Frage, was Atman ist? Atman ist formlos, unendlich,<br />

unbeschreiblich und unermesslich:<br />

44<br />

Eigenschaftslos, rein, der endgültige Wohnort,<br />

ewig, makellos, erleuchtet, frei,<br />

die Verkörperung der Heiligkeit.<br />

Dieser Atman wohnt jedem Individuum, nein, jedem Wesen in Gestalt<br />

des Bewusstseins inne. Nur wenn ihr dieses Bewusstsein verwirklicht,<br />

wird euer Leben als Mensch bedeutungsvoll und sinnvoll werden. Die<br />

Erforschung weltlicher Angelegenheiten ist bedeutungslos und eine<br />

nutzlose Bemühung. Gott Yama rief Naciketas dazu auf, das Prinzip<br />

zu erkennen und zu verwirklichen, das, wenn verwirklicht, einen auch<br />

alles andere erkennen lässt. Der Körper wird geboren, wächst, verfällt<br />

und stirbt. Atman hingegen besitzt nicht diese Eigenschaften. Atman<br />

ist der ewige Zeuge von allem in diesem Universum. Verwirklicht deshalb<br />

das Wesen Atmans. Dies lehrte Gott Yama Naciketas.<br />

Atman ist ewig und wird nicht geboren, noch stirbt er.<br />

Er hat weder Anfang, Mitte noch Ende.<br />

Er ist allgegenwärtig und der ewige Zeuge.<br />

Schaut, hier leuchten viele Glühbirnen. Obwohl sie verschiedene Grössen,<br />

Farben und unterschiedliche Kapazität besitzen, ist der Strom, der<br />

sich in ihnen als Licht manifestiert, ein und derselbe. Entsprechend ist<br />

in jedem Lebewesen dieselbe göttliche Kraft gegenwärtig und bringt es<br />

zum Funktionieren. Das ist das Göttliche Selbst. Ich erwähne oft die<br />

Begriffe Wahrheit, Leben gemäss der von Gott gesetzten Ordnung,<br />

Frieden und Liebe. Wahrheit ist der Strom, die Göttliche Ordnung das<br />

Kabel, durch das der elektrische Strom fliesst, Frieden die Glühbirne<br />

und Liebe das Licht. Wenn ihr die göttliche Glückseligkeit erlangen<br />

wollt, müsst ihr der Wahrheit und der Göttlichen Ordnung folgen. Des-


halb rief Bharats alte Kultur die Menschheit dazu auf, die Wahrheit zu<br />

respektieren und die Göttliche Ordnung zu praktizieren. Aber was geschieht<br />

heute im Gegensatz zu diesem noblen Prinzip? Die Wahrheit<br />

wird getötet und die Göttliche Ordnung eingesperrt. Nein, nein, das ist<br />

nicht menschlich! Sprecht die Wahrheit und verhaltet euch auf rechte<br />

Weise.<br />

Gott Yama sagte zu Naciketas: „Dieser menschliche Körper, der einer<br />

Wasserblase gleicht, wird eines Tages zwangsläufig so wie diese zerplatzen.“<br />

Verwirkliche deshalb Atman, das Göttliche Selbst, das wirklich<br />

und ewig ist. Das Göttliche Selbst könnt ihr nicht mittels eurer physischen<br />

Augen, sondern durch das Auge der Weisheit erkennen. Jetzt<br />

stellt sich die Frage: Was ist Weisheit? Geht es um materielles, weltliches<br />

Wissen oder um Wissen, das sich auf Dinge der Natur bezieht?<br />

Nein, es handelt sich nicht darum. Wahre Weisheit liegt in der Erfahrung<br />

der Nicht-Dualität (advaita). Atman transzendiert Name und Form. Deshalb<br />

rief Gott Yama Naciketas dazu auf, die Weisheit Atmans, zu erlangen.<br />

Heutzutage werden die Leute auf der Suche nach spirituellem Wissen<br />

verrückt. Sie üben zig Disziplinen und Körperstellungen aus und nennen<br />

das spirituelle Disziplin. Aber nichts davon kann dazu beitragen,<br />

die Weisheit Atmans, zu erlangen. Das Wichtige ist selbstlose Liebe.<br />

Sie ist der Strom, der allen Formen spiritueller Disziplin zugrunde liegt.<br />

Erkennt die vergängliche Natur des Körpers und verwirklicht den Bewohner<br />

des Körpers, der nichts anderes als der ewige Atman ist.<br />

Der Körper besteht aus den fünf Elementen und muss früher oder später<br />

vergehen, aber der Bewohner des Körpers wird weder geboren noch<br />

stirbt er. Der Bewohner ist völlig ungebunden und der ewige Zeuge.<br />

Wahrhaft gesprochen ist der Bewohner in Gestalt Atmans, Gott selbst.<br />

Das wahre ewige Göttliche Selbst befindet sich im eigenen Körper. Es<br />

kann allein durch das Auge der Weisheit verwirklicht werden. Ihr müsst<br />

nach und nach die Bindung an den Körper aufgeben und Liebe und Bindung<br />

zu Atman, dem Göttlichen Selbst, entfalten. Ihr glaubt, ihr wäret<br />

der Körper und bindet euch an ihn. Solange im Körper der Vorgang des<br />

Ein- und Ausatmens stattfindet, haltet ihr den Körper für euer Eigentum.<br />

Wenn dieser Vorgang aufhört, wisst ihr nicht, was ringsherum geschieht.<br />

Obwohl der menschliche Körper vergänglicher Natur ist, lehrt er doch<br />

eine grosse Lektion: „So’ham“. Wenn ihr einatmet, entsteht der Laut<br />

„so“, wenn ihr ausatmet, der Laut „ham“. Einatmen repräsentiert Leben,<br />

45


Ausatmen Tod. Ein Moment genügt, wenn ihr Leben und Tod überwinden<br />

wollt: Ihr müsst die Bindung an den Körper aufgeben. Ich demonstriere<br />

euch das tagein tagaus unmittelbar. Dieser Körper, den ich auf<br />

mich genommen habe, erfährt verschiedene Formen des Leidens. So<br />

wie ihr an körperlichen Gebrechen leidet, so leidet auch dieser Körper.<br />

Aber ich messe diesem Leid keine Bedeutung bei. Etliche Studenten<br />

und Devotees drückten ihre Sorge und Befürchtung aus, ich würde,<br />

während das Linga aus meinem Körper hervorkommt, sehr leiden. Eure<br />

Befürchtungen sind zweifellos wahr, aber ich empfinde kein Leid. In<br />

Wahrheit erfahre ich nur dann Schmerz, wenn ich mich mit dem Körper<br />

identifiziere. Da ich nicht der Körper bin, leide ich keinen Schmerz.<br />

Nehmt zum Beispiel dieses Taschentuch. Solange ihr es als euer betrachtet,<br />

ergreift ihr es, wischt euch euer Gesicht damit ab und legt es<br />

sorgfältig auf seinen vorherigen Platz zurück. Verwendet ihr das Taschentuch,<br />

wenn es schmutzig ist, nur weil es euch gehört? Nein, niemals,<br />

sondern ihr werft es sofort weg. Ebenso solltet ihr erkennen, dass<br />

ihr vom Körper verschieden seid und körperlichem Leiden keinerlei Bedeutung<br />

<strong>beim</strong>essen. Von all den Dingen, die ihr für euer Eigentum haltet,<br />

müsst ihr euch eines Tages trennen. Wenn ihr etwas nicht als euer<br />

eigen betrachtet, schmerzt es euch überhaupt nicht, es aufzugeben.<br />

Dieser Körper durchlief verschiedene Arten des Leids, kürzlich einen<br />

Bruch des Hüftknochens. Schliesslich ist der Körper nur eine Anhäufung<br />

von Sinnesorganen. Was geschah, betraf nur den Körper und nicht<br />

mich. Wenn ihr diese Haltung einnehmt, erlangt ihr Frieden. Wenn beispielsweise<br />

eine Ameise über eure Hand läuft und ihr euch dort kratzt,<br />

verstärkt sich der Schmerz. Warum solltet ihr so sehr leiden, nur weil<br />

ein winziges Insekt wie eine Ameise über euren Körper krabbelt? Ihr<br />

leidet nur deshalb, weil ihr der Täuschung erliegt, ihr wäret der Körper.<br />

Die Augen erblicken etwas, aber was sie sehen, ist nicht wirklich, denn<br />

es verändert sich im Ablauf der Zeit. Auch was die Ohren gehört haben,<br />

wandelt sich nach einiger Zeit, und die Nahrung, die ihr zu euch nehmt,<br />

verwandelt sich ebenfalls nach ein paar Stunden. Nichts in dieser Welt<br />

dauert an. Diese Wahrheit müsst ihr erkennen und nach dem forschen,<br />

was in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unverändert bleibt.<br />

Wenn ich euch diese Wahrheit lehre, indem ich grosse Sanskritverse<br />

und Mantren zitiere, könnt ihr diese einfache Wahrheit vielleicht nicht<br />

verstehen. Aber wenn ihr es in Bezug auf euer tägliches Leben erfahrt,<br />

werdet ihr es eher begreifen.<br />

Als vor einiger Zeit mein Hüftknochen brach, wurde ich ins Krankenhaus<br />

gebracht. Die Ärzte planten eine grössere orthopädische Opera-<br />

46


tion. Ich sagte zu ihnen: „Ihr könnt tun, was immer ihr wollt; dieser Körper<br />

gehört euch. Ich bin nicht der Körper und unterstehe nicht der<br />

Herrschaft des Körpers. Ich bin Ich.“ Die Ärzte nahmen an diesem Körper<br />

einen grösseren chirurgischen Eingriff vor. Aber ich litt keinerlei<br />

Schmerz. Welcher Schmerz auch immer entstand, nur der Körper litt,<br />

nicht aber ich. Wenn ihr ebenfalls die gleiche Einstellung entwickelt,<br />

werdet ihr keinerlei Schmerz empfinden. Reduziert deshalb nach und<br />

nach eure Bindung an den Körper.<br />

Ihr alle führt irgendeine spirituelle Disziplin durch. Was genau ist die<br />

wahre Bedeutung einer spirituellen Disziplin? Spirituelle Übung besteht<br />

nicht bloss darin, Wissen über das Wesen des Körpers zu erlangen.<br />

In Wirklichkeit müsst ihr den Körper vergessen und euch auf die göttliche<br />

Glückseligkeit konzentrieren. Wie erlangt ihr diese Glückseligkeit?<br />

Allein durch reine, selbstlose Liebe. Wo reine Liebe ist, wird euer<br />

ganzes Leiden beseitigt werden. Entfaltet deshalb reine, selbstlose Liebe.<br />

Angenommen, ihr trefft jemanden auf der Strasse, der euch feindlich<br />

gesinnt ist. Wenn ihr ihn hasst, als euren Feind betrachtet und von<br />

ihm abrückt, entfernt ihr euch noch mehr voneinander. Wenn ihr ihn hingegen<br />

liebevoll mit den Worten: „Hallo, wie geht es dir?“ begrüsst, wird<br />

er natürlicherweise mit Liebe reagieren. So bleibt, wenn ihr euch gegenseitig<br />

liebevoll grüsst, kein Raum für weiteren Hass. So wie ihr anderen<br />

gegenüber empfindet, so empfinden auch sie. Dieselbe Idee ist<br />

in dem vedischen Spruch enthalten: Wie ihr empfindet, so geschieht<br />

es. Ihr richtet heute eure ganzen negativen Empfindungen auf andere.<br />

Ihr solltet jedoch niemandem gegenüber Feindseligkeit hegen. Egal,<br />

welche negativen Empfindungen existieren, sie sind nichts als vergängliche<br />

Wolken, die kommen und gehen. Die Sonne mag nicht sichtbar<br />

sein, wenn sie von dichten Wolken verdeckt wird, aber sobald die<br />

Wolken sich wegbewegen, ist die Sonne sichtbar. Wenn eure negativen<br />

Empfindungen sich zerstreuen, verbleibt nichts als reine Liebe. Durch<br />

Liebe könnt ihr alles in dieser Welt erreichen. In Wahrheit könnt ihr<br />

durch Liebe die ganze Welt unter eure Kontrolle bringen.<br />

Die Leute behaupten, sie sässen morgens wie abends in Meditation.<br />

Aber welcher Art ist diese Meditation? Welchen Nutzen ziehen sie aus<br />

ihr? Wie lange hält die Wirkung an? Nicht einmal einen Augenblick.<br />

Denkt daran, alle weltlichen Dinge gleichen vorüberziehenden Wolken.<br />

Lasst euch deshalb nicht zu sehr auf sie ein.<br />

Caitanya Mahaprabhu begab sich einst, den göttlichen Namen singend,<br />

über den Marktplatz und tanzte in Ekstase. Ein paar Leute, die<br />

47


ihn sahen, hielten ihn für verrückt und nahmen ihm seine Mridanga weg,<br />

aber er nahm es nicht übel, sondern begann, den göttlichen Namen unter<br />

dem Spielen von Zimbeln zu singen. Die erzürnten Zuschauer nahmen<br />

ihm auch diese weg, aber sogar dann kümmerte es ihn nicht. Er<br />

dachte, vielleicht gefiele Gott sein Zimbeln Spielen nicht. So tröstete<br />

er sich selbst mit den Worten, die ihm entwendeten Musikinstrumente<br />

erfreuten Gott nicht. Er glaubte, dass letztlich Gottes Wille vorherrsche.<br />

Von da an gab er alle weltlichen Verhaftungen auf und konzentrierte<br />

sich auf das Prinzip der Liebe, das niemand ihm wegnehmen konnte.<br />

Man muss nach dem streben, was einem niemand wegnehmen kann,<br />

nämlich reine Liebe. Was auf ein Papier gedruckt ist, kann nicht vom<br />

Papier getrennt werden. Entsprechend sollte euer Herz wie reines<br />

weisses Papier und Liebe das Gedruckte darauf sein. Beide sind untrennbar.<br />

Entfaltet diese Liebe.<br />

48<br />

Wo immer ihr euch befindet,<br />

ob im Wald, im Himmel, in einer Stadt oder einem Dorf,<br />

hoch auf einem Berg oder mitten im tiefen Meer:<br />

Liebe ist eure einzige Zuflucht.<br />

Wo immer ihr sein mögt, die göttliche Liebe wird euch immer beschützen.<br />

Entwickelt diese Art Liebe. Das ist wirkliche spirituelle Disziplin.<br />

Spirituelle Disziplin hat nichts mit Geld zu tun. Spirituelle Disziplin bedeutet,<br />

sich in der gleichen Sphäre, in der Nähe zu Gott zu befinden,<br />

Ähnlichkeit mit Gott und Vereinigung mit Gott zu erreichen. Leider verstehen<br />

die Menschen heute die wahre Bedeutung von spiritueller Disziplin<br />

nicht mehr.<br />

Schüler, Studenten! Ihr lest umfangreiche Bücher, die von Älteren geschrieben<br />

wurden. Blosses Lesen allein hilft jedoch nichts. Wenn ihr<br />

ein Buch lest, wird der Inhalt euren Kopf füllen. Ihr solltet euch nicht<br />

damit zufrieden geben, sondern was im Kopf bewahrt wird, muss Zugang<br />

ins Herz finden, wo es für immer bleiben wird.<br />

Verkörperungen des Göttlichen Selbst! Atman ist göttlich. Vergesst diesen<br />

Gesichtspunkt niemals. Manche Menschen finden in körperlichen<br />

spirituellen Übungen Glück, aber die Freude daraus ist nur körperlich<br />

und ihr Wesen vergänglich. Alles an die Zeit Gebundene wird eines Tages<br />

zwangsläufig verschwinden. Ihr müsst euch an das binden, was<br />

dauerhaft, ewig und wirklich ist. Gottes Liebe ist jenseits aller Beschreibung.<br />

Sie ist unübertrefflich. Körperliche Liebe hingegen ist kurzlebig


und mit körperlicher Beziehung verbunden. Was immer mit dem Körper<br />

zu tun hat, kommt und geht. Reine und selbstlose Liebe hingegen, die<br />

aus dem Herzen hervorgeht, kommt und wächst. Diese Liebe müsst<br />

ihr entfalten. Sie wird nie weniger werden. Diese Liebe braucht ihr euch<br />

nicht von jemandem zu erbetteln noch könnt ihr sie auf dem Markt kaufen,<br />

denn sie ist keine käufliche Ware. Gott ist die einzige Quelle, aus<br />

der Liebe fliesst. Sie ist nur in seinem „Geschäft“ erhältlich. Findet deshalb<br />

einen Weg, um Gott zu erreichen. Leider streben die Menschen<br />

heutzutage nicht danach, diese reine Liebe zu erhalten, obwohl sie der<br />

Quelle dieser Liebe sehr nahe sind. Sie erkennen noch nicht einmal,<br />

dass diese unschätzbare Gabe direkt vor ihnen erhältlich ist. Die Menschen<br />

verzehren sich nach weltlicher Gunst und weltlichen Dingen und<br />

glauben, diese zu besitzen würde ihnen grosses Glück bringen. Nein,<br />

diese können niemals wahres Glück bringen. Das aus weltlichen Dingen<br />

entstehende Glück ist vergänglich. Allein Gottes Liebe ist das ewige<br />

Prinzip. Liebt deshalb diese göttliche Liebe. Ihr könnt sie nur von<br />

Gott und nirgendwo sonst erhalten.<br />

Gott unterliegt weder Geburt noch Tod,<br />

er hat weder Anfang noch Ende.<br />

Er ist in allen Wesen als der ewige Zeuge gegenwärtig.<br />

Gottes Liebe ist die einzige Wahrheit. Sie wird sich nie wandeln. Verehrt<br />

diese unwandelbare Wahrheit. Nehmt in dieser Wahrheit eure Zuflucht.<br />

Das ist die einzige wahre spirituelle Disziplin, um Befreiung zu erlangen.<br />

Was ist unter Befreiung, zu verstehen? Bedeutet es, oben im Himmel<br />

in irgendeinem Schloss in klimatisierten Zimmern zu leben? Nein, überhaupt<br />

nicht. Von Bindung und Illusion frei zu werden, ist wahre Befreiung.<br />

Als Erstes müsst ihr die Bindung an den Körper aufgeben. Wenn<br />

ihr frei von Körperverhaftung werdet, werdet ihr von selbst Loslösung<br />

entwickeln, die euch schliesslich zur Befreiung führen wird. Liebe ist<br />

der einzige Weg, der euch zur Befreiung führen kann.<br />

Ihr habt vielleicht die Geschichte von Mandana Mishra, einem berühmten<br />

Gelehrten, gehört. Seine Frau Ubhayabharati war ebenfalls hochgelehrt.<br />

Als Adi Shankaracarya auf seinem Siegesmarsch war, traf er<br />

Mandana Mishra und liess sich auf einen Gelehrtenwettstreit mit ihm<br />

ein. Es wurde beschlossen, Mandana Mishra solle der Welt entsagen,<br />

wenn er die Debatte verlöre. Ubhayabharati wurde zur Schiedsrichterin<br />

des Wettbewerbs erwählt. Würde irgendjemand so einen Vorschlag annehmen,<br />

die Ehefrau des Rivalen als Schiedsrichterin zu akzeptieren?<br />

49


Aber Adi Shankaracarya zögerte nicht, sie als Schiedsrichterin anzuerkennen,<br />

denn er wusste, dass Ubhayabharati buchstabengetreu und<br />

geistig am Prinzip der Wahrheit festhielt. Sie war unparteiisch in ihrem<br />

Urteil und erklärte Adi Shankaracarya zum Sieger. Entsprechend den<br />

Vereinbarungen und Bedingungen des Wettstreits entsagte Mandana<br />

Mishra der Welt und Ubhayabharati handelte, als seine Gattin, ebenso.<br />

Ubhayabharati lebte in einer Einsiedelei nahe dem Ufer des Flusses<br />

Ganges. Viele Frauen wurden ihre Schülerinnen. Jeden Morgen gingen<br />

sie zum Baden zum Ufer des Ganges. Unterwegs lebte ein Samnyasin,<br />

den die Leute als Brahmajnanin, einen, der Gott erkannt hat, betrachteten.<br />

Er hatte der Welt entsagt, um wahre Weisheit zu erlangen. Dennoch<br />

hing er sehr an einem getrockneten Flaschenkürbis, in dem er<br />

Wasser aufbewahrte. Eines Tages legte er sich hin und benutzte ihn<br />

als Kissen, damit niemand ihn stehle. Ubhayabharati sah dies und fragte<br />

ihre Schülerinnen, wer dieser Mensch sei. Eine der Schülerinnen erzählte,<br />

er wäre als Brahmajnanin bekannt. Daraufhin bemerkte Ubhayabharati:<br />

„Obwohl er als weise gilt, ist er an seinen Flaschenkürbis<br />

gebunden, den er als Kissen benutzt.“ Brahmajnanin hörte ihre Unterhaltung<br />

und wurde wütend. Als Ubhayabharati und ihre Schülerinnen<br />

vom Ganges zurückkehrten, warf er den Kürbis zu Boden, um zu beweisen,<br />

dass er nicht an ihn gebunden sei. Als Ubhayabharati das sah,<br />

stellte sie fest: „Ich dachte, er besässe nur einen Fehler, nämlich Anhaftung.<br />

Jetzt erkenne ich, das er noch einen anderen Mangel hat, nämlich<br />

Ego. Wie kann jemand mit Ego und Anhaftung ein Weiser sein?“<br />

Ihr Kommentar öffnete dem Samnyasin die Augen. Sofort fiel er Ubhayabharati<br />

zu Füssen und bat sie, ihn wahres Wissen zu lehren.<br />

Vielfalt wahrzunehmen, ist Unwissenheit, die Einheit in der Vielfalt zu<br />

sehen, ist Weisheit. Ubhayabharati vermittelte solche heiligen Lehren<br />

und verwandelte die Menschen. Da sie das Einheitsprinzip verstand,<br />

erlangte sie schliesslich die Befreiung. Mandana Mishra hingegen<br />

konnte die Befreiung nicht erlangen, denn er war voll weltlicher Gefühle.<br />

Ubhayabharati begann zu lehren und den Weg der Weisheit zu verkünden.<br />

Sie wurde der Guru von allen. Derjenige ist ein wahrer spiritueller<br />

Guru, der die Dunkelheit der Unwissenheit vertreibt und das<br />

Licht der Weisheit entzündet. Wahre Weisheit ist das, was in allen drei<br />

Zeitperioden unverändert bleibt. Die Leute akzeptierten Ubhayabharati<br />

als ihre spirituelle Lehrerin, weil Gedanke, Wort und Tat bei ihr völlig<br />

übereinstimmten.<br />

50


Jene sind edel – erhabene Seelen, bei denen Gedanken, Worte und<br />

Taten völlig übereinstimmen. Ihr solltet nach der Überwindung eurer<br />

Gedanken und Gefühlswelt streben. Ihr solltet nach Gott, und nichts<br />

anderem, verlangen und euch nicht in weltliche Beziehungen verstrikken.<br />

Das ist wahre Weisheit.<br />

Ubhayabharatis Lehren verbreiteten sich überall und sie wurde aufgrund<br />

ihrer Weisheit hoch geachtet. Sogar heute noch gibt es viele<br />

solch weise Menschen. Wie könnte, wenn es keine verdienstvollen und<br />

weisen Menschen gäbe, Licht in der Welt sein? Man kann Weisheit jedoch<br />

nicht von Personen erlangen. Man bekommt sie nur, wenn man<br />

Liebe zu Gott entwickelt. Ein Bettler, der an der Türschwelle um Almosen<br />

bettelt, sagt: „bhavati bhikshan dehi“. Er spricht den Bewohner des<br />

Körpers (dehi), nicht den Körper (deha) an. So könnt ihr sogar von einem<br />

Bettler eine tiefgründige spirituelle Wahrheit lernen.<br />

Auch wenn jemand hohe akademische Qualifikationen<br />

und eine herausragende Position erlangt,<br />

Reichtum anhäuft, wohltätige Werke vollbringt<br />

und sich Name und Ruhm erwirbt,<br />

körperlich stark ist und ein langes gesundes Leben geniesst,<br />

ein grosser Gelehrter ist, der die Veden studiert und lehrt:<br />

Keiner von ihnen kann einem wahren Gottergebenen gleichkommen.<br />

Weltliche Bildung ist zweifelsohne auch wichtig, um sich einen Lebensunterhalt<br />

zu verdienen, aber sie kann keine wahre Weisheit vermitteln.<br />

Allein die Erkenntnis des Göttlichen Selbst kann euch dauerndes Glück<br />

gewähren. Aber weltliche Bildung ist auch wesentlich, damit für eure<br />

körperlichen Bedürfnisse gesorgt ist. Ihr solltet sie nicht ganz aufgeben.<br />

Weltliche Bildung ist negativ und spirituelle Bildung positiv. Beide sind<br />

für das Glück hier und danach wesentlich.<br />

Schüler, Studenten! Ihr solltet, so wie Ubhayabharati, Meister in beiden<br />

Formen des Wissens, dem weltlichen wie dem spirituellen, werden.<br />

Aber denkt immer daran, dass nur spirituelles Wissen das wahre Wissen<br />

ist. Wenn ihr das erlangt, habt ihr auch alles andere erlangt.<br />

Letzte Nacht kam ich um ein Uhr zur Sai Kulwant Halle. Während dieser<br />

segensreichen Zeit kommen die göttlichen Lingas aus Kailasa hervor.<br />

Die Lingas kommen von selbst, entsprechend dem göttlichen Willen,<br />

hervor. Ich habe etliche Schüler und Devotees mit grosser Hingabe<br />

51


Bhajans singen sehen. Aber welche sind wahre Devotees? Ich bemerkte,<br />

dass nur wenige Menschen mit wahrer Hingabe und einem reinen<br />

Herzen sangen und sich dabei ständig auf den göttlichen Namen<br />

besannen. Tausende Menschen nahmen an den Bhajans teil, aber<br />

nicht alle von ihnen sind wahre Devotees. Ihr Körper sass in der Halle,<br />

aber ihr Geist war nicht auf Gott ausgerichtet. Mechanisch nahmen sie<br />

an den Bhajans teil. Das ist nicht wahre Hingabe. Wo immer ihr euch<br />

befindet, ob in der Darshanhalle oder sonst wo, wenn eure Gedanken<br />

auf Gott gerichtet sind, seid ihr ein wahrer Gottergebener und werdet<br />

seine Gnade erlangen. Wenn ihr euch schläfrig fühlt, könnt ihr schlafen.<br />

Dagegen ist nichts zu sagen. Aber mögen sogar im Schlaf eure Gedanken<br />

auf Gott ausgerichtet sein!<br />

Ist nicht eure Liebe und Hingabe zu Gott die Ursache dafür, dass ihr<br />

den ganzen Weg nach Prashanti Nilayam gekommen seid, um an den<br />

Shivaratribhajans teilzunehmen? Ich kann eure Hingabe verstehen.<br />

Ein wahrer Devotee braucht keinerlei Annehmlichkeiten und wünscht<br />

sich keinerlei Komfort. Wo immer ihr hingeht, haltet euren Geist unter<br />

Kontrolle und richtet all eure Gedanken auf Gott aus. Das ist wahre Hingabe.<br />

Das lehrte Ubhayabharati ihre Schülerninnen. Wenn auch ihr diese<br />

Hingabe entwickelt, wird euer Leben geheiligt. Richtet eure Aufmerksamkeit<br />

nicht auf körperliche Bequemlichkeiten. Singt immer das<br />

fünfsilbrige Mantra Om namah Shivaya. Wenn ihr es nur mit den Lippen<br />

singt, wird es in weltliche Klänge einmünden. Wenn ihr hingegen den<br />

göttlichen Namen aufrichtig mit voller geistiger Konzentration singt,<br />

wird es sich in der ganzen Welt verbreiten. Das Singen des göttlichen<br />

Namens mit voller geistiger Konzentration ist wahre spirituelle Disziplin.<br />

Ohne das Singen des göttlichen Namens gibt es keine Freude und keinen<br />

Frieden.<br />

52


21. März<br />

Ugadi<br />

Das Gute und Schlechte existieren gemeinsam.<br />

Niemand kann sie voneinander trennen.<br />

Aber ein Mensch mit beständigem Glauben<br />

wird immer Gutsein erfahren.<br />

Was sonst ist dieser erhabenen Versammlung zu sagen?<br />

Verkörperungen der Liebe! Heute beginnt wieder ein neues Jahr. Viele<br />

neue Jahre sind vorbeigezogen, aber eure alten Gewohnheiten haben<br />

sich nicht geändert und das Leben bleibt das Gleiche; denn ihr bemüht<br />

euch nicht, das Prinzip der Göttlichkeit zu erfahren, das in allen in Gestalt<br />

der Liebe gegenwärtig ist. Liebe ist Gottes wahre Form. Dieses<br />

ewige Liebesprinzip zu erkennen, ist eure vorrangige Aufgabe.<br />

Ihr sucht heutzutage nach der Göttlichkeit. Wo liegt die Notwendigkeit,<br />

nach dem zu suchen, was überall und jederzeit gegenwärtig ist? Weil<br />

euch nicht bewusst ist, dass Gott immer mit euch und in euch ist, sucht<br />

ihr nach Gott und versucht, ihn durch Meditation zu schauen. Gebt euch<br />

jedoch nicht nur mit solchen spirituellen Übungen zufrieden. Was ist<br />

Meditation? Festhalten an der Wahrheit ist wahre Meditation. Das ewige,<br />

unsterbliche, wunderbare und glückselige göttliche Prinzip ist überall<br />

anwesend und ihr solltet euch bemühen, diese Wahrheit zu verwirklichen.<br />

Es ist der königliche Weg, um das Ziel des Lebens zu erreichen.<br />

Die Menschen strengen sich an, um die Wahrheit zu verwirklichen, aber<br />

ihre Bemühungen erzeugen nicht das gewünschte Ergebnis. Göttlichkeit<br />

ist die Verkörperung ewiger Glückseligkeit, die in allen gegenwärtig<br />

ist. Wie könnt ihr sie schauen? Als erstes solltet ihr begreifen, dass es<br />

in dieser Welt keine höhere Kraft gibt als die Wahrheit. Eure vorrangige<br />

Aufgabe besteht darin, das euch innewohnende Wahrheitsprinzip zu<br />

erkennen, aber ihr vergesst eure eingeborene Göttlichkeit und führt<br />

zahlreiche spirituelle Disziplinen durch, um die Göttlichkeit zu erfahren.<br />

In Wirklichkeit braucht ihr keine spezielle spirituelle Disziplin, um Gott<br />

zu schauen, der immer mit euch, in euch, über euch und um euch herum<br />

ist. Ihr braucht nicht nach ihm zu suchen!<br />

Nach dem allgegenwärtigen Gott zu suchen, zeugt von Unwissenheit.<br />

Die Menschen führen verschiedene spirituelle Disziplinen durch um die<br />

Göttlichkeit zu erfahren. Was ist unter Samadhi zu verstehen? Man soll-<br />

53


te von sama (gleichmässig) und dhi (höhere Einsicht) sprechen, das<br />

ist die Intuition, die in allen Situationen Gleichmut bewahrt. Tatsächlich<br />

ist diese gleichmütige Intuition in jedem Einzelnen vorhanden. Zu glauben,<br />

nur jene, die spirituelle Disziplin durchführten, könnten diesen Zustand<br />

erreichen, ist ein Missverständnis.<br />

Verkörperungen der Liebe! Sucht ihr in der äusseren Welt nach euch<br />

selbst? So jemand kann nur als närrisch bezeichnet werden! Um euch<br />

selber zu sehen, solltet ihr eure Schau nach innen richten. Aber leider<br />

entfernt ihr euch von eurem Göttlichen Selbst, indem ihr verschiedene<br />

Dinge mit weltlicher Erwartung tut. Ihr seid mit dem heiligen Prinzip der<br />

Liebe ausgestattet. Diese göttliche Liebe ist eure innewohnende Natur;<br />

sie kommt nicht und geht nicht. Göttlichkeit unterliegt weder Geburt<br />

noch Tod und ist immer in euch gegenwärtig. Erkennt die Wahrheit „Ich<br />

bin Ich“, statt eure Zeit mit verschiedenen spirituellen Übungen zu verbringen.<br />

Wer diese Wahrheit erkennt, braucht keine spirituellen Übungen<br />

durchzuführen.<br />

Woher kommt dieses Ich? Es befindet sich in euch. Ohne das zu begreifen,<br />

sucht ihr in der äusseren Welt nach diesem Göttlichen Selbst.<br />

Ihr müsst erkennen, dass diese Göttlichkeit sehr wohl in euch ist, aber<br />

aufgrund von Verblendung setzt ihr dieses Ich-Prinzip mit eurem Körper<br />

gleich. In Wirklichkeit seid ihr vom Körper verschieden. Versteht diese<br />

Wahrheit und handelt entsprechend. Wer erkennt, dass Gott innen gegenwärtig<br />

ist, ist ein wahrer spiritueller Suchender. Manche Leute setzen<br />

sich in eine Ecke, schliessen ihre Augen und versuchen, über die<br />

Göttlichkeit nachzudenken. Man braucht nicht nach seinem Schatten<br />

zu suchen, der immer bei einem ist. Entsprechend ist die Göttlichkeit,<br />

nach der ihr in der äusseren Welt sucht, immer in euch gegenwärtig.<br />

Etliche Leute versuchten, Gott Krishnas wahres Wesen zu erfassen<br />

und führten zu dem Zweck verschiedene spirituelle Disziplinen durch,<br />

aber letztlich konnte keiner das Krishnaprinzip verwirklichen. Wo ist<br />

Krishna in Wirklichkeit? Wo ist Gott? Er ist im eigenen Selbst gegenwärtig.<br />

Wer diese Wahrheit nicht erkennen kann und in der äusseren<br />

Welt nach ihm sucht, ist ein Ignorant. Krishna sagte einst zu Arjuna:<br />

„Ich bin dein und du bist mein. Ich und du sind eins.“ Diese Einheit nicht<br />

zu verwirklichen und in der äusseren Welt nach Gott zu suchen, ist töricht.<br />

Der Junge, der zuvor sprach, erzählte, er praktiziere auf der Suche<br />

nach Gott spirituelle Disziplin. Man braucht nicht an irgendeinem fernen<br />

Ort nach Gott zu suchen.<br />

54


Seine Hände, Füsse, Augen, Ohren,<br />

Köpfe und Münder sind überall.<br />

Er durchdringt das gesamte Universum.<br />

Wieso sollte man nach dem allgegenwärtigen Gott gesondert suchen?<br />

Was immer ihr seht, ist alles von Gott durchdrungen. Es gibt keinen einzigen<br />

Ort und keine Form, wo Gott nicht gegenwärtig ist.<br />

Gott ist Liebe und Liebe ist Gott.<br />

Allein durch Liebe könnt ihr euch mit Gott verbinden.<br />

Entwickelt Liebe und erreicht den höchsten Zustand des Gleichmuts.<br />

Es ist deshalb nicht nötig, gesondert nach Gott zu suchen. Gott ist überall<br />

als Wahrheit gegenwärtig. Warum sollte man nach dieser Wahrheit<br />

suchen? Manche Leute hängen an dem falschen Konzept, Gott Krishna<br />

wäre an einem bestimmten Ort geboren und hätte seine sterbliche Hülle<br />

an einem spezifischen Ort verlassen. Nein, diese Vorstellung ist nicht<br />

richtig! Krishna ist überall jederzeit gegenwärtig. Was immer ihr seht<br />

und wem immer ihr in dieser dinglichen Welt begegnet, ist Krishnas<br />

Form. Nur die Namen ändern sich; Gott ist Eines allein. Es ist töricht,<br />

nach diesem allgegenwärtigen Gott zu suchen. Versucht, den euch innewohnenden<br />

Gott zu verwirklichen, statt aussen nach Gott zu suchen.<br />

Erforscht selber, wer ihr seid. Gebt das Körperbewusstsein auf und<br />

identifiziert euch nicht mit dem Körper. Nur wenn ihr euch mit dem Körper<br />

identifiziert, erhebt sich die Frage von Ich und Du. Wenn dieses Ich<br />

und Du ineinander einmünden, herrscht Einheit. Aber leider sind die<br />

Menschen heutzutage unfähig, ihr egoistisches Ich zu vergessen. Wo<br />

immer ihr hinschaut, existiert nur das eine Ich-Prinzip, das in allen gegenwärtig<br />

ist. Wenn ihr erkennt, dass derselbe Atman jeden einzelnen<br />

Körper durchdringt, verschwinden die Unterschiede von Ich und Du.<br />

Aber ihr seid nicht in der Lage, eure falsche Identifizierung mit dem Körper<br />

aufzugeben, denn ihr seid es von Geburt an gewöhnt, euch mit eurem<br />

Körper gleichzusetzen.<br />

Ob es um Liebe, Wahrheit, Frieden oder Göttlichkeit geht, es gibt keine<br />

Dualität. Sie sind alle eins. Nur wenn ihr den Geist der Einheit festigt,<br />

werdet ihr die Wahrheit verwirklichen können. Man kann Liebe nicht von<br />

aussen erhalten; sie kommt aus dem Inneren hervor. Wenn ihr diese<br />

Liebe mit jedem teilt, könnt ihr die Wahrheit erkennen, dass alle eins<br />

sind. Dieses Taschentuch besteht aus Fäden, die wiederum aus Baumwolle<br />

hergestellt sind. Entsprechend besteht auch der Geist aus Gedanken<br />

und Gegengedanken, Beschlüssen und Zweifeln.<br />

55


Verkörperungen der Liebe! Ihr müsst euch selbst erforschen, in welchem<br />

Ausmass ihr das Liebesprinzip verstanden habt, das in allen einheitlich<br />

gegenwärtig ist. Die Unterschiede entstehen aufgrund eurer<br />

Wahrnehmung und Gefühle. Von Anfang an wird der Mensch von seiner<br />

Identifizierung mit dem Körper mitgerissen und nimmt deshalb die<br />

Verschiedenheit in der Schöpfung wahr. In Wirklichkeit durchdringt Einheit<br />

allein die offensichtliche Verschiedenheit. Die Unterschiede sind<br />

nichts als Schöpfungen des Geistes. Um diese Unterschiede auszulöschen<br />

und das Prinzip der Einheit in der Vielfalt zu erkennen, müsst<br />

ihr seine wahre Natur verwirklichen. Ihr erfahrt nur dann Verschiedenheit,<br />

wenn ihr eure Aufmerksamkeit von dieser Realität der Einheit abwendet.<br />

Richtet deshalb eure Wahrnehmungsfähigkeiten auf das Prinzip<br />

der Einheit. Ich bin nicht dieser Körper; Ich bin Ich. Dasselbe Ich<br />

ist in jedem Einzelnen gegenwärtig. Wenn ihr mich mit der körperlichen<br />

Form identifiziert, trennt ihr euch von mir. Allein diese unterschiedlichen<br />

Gefühle schaffen die Unterschiede zwischen den Einzelnen. Das Ich-<br />

Prinzip ist das einzige in jedem Wesen anwesende grundlegende Prinzip.<br />

Jeder Mensch gleicht einem Spiegel und dasselbe Ich wird in jedem<br />

widergespiegelt. Die Spiegel sind verschieden, aber das Spiegelbild ist<br />

dasselbe. Diese Realität der Einheit müsst ihr verwirklichen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Schüler und Studenten! Gott hat keine spezifische<br />

Form. Alle Formen sind sein, aber die Weisen beschreiben die<br />

Göttlichkeit auf verschiedene Weise. Deshalb heisst es: “Es gibt nur<br />

eine Wahrheit, aber die Weisen geben ihr viele Namen.”<br />

Die Einheit als Verschiedenheit zu sehen, ist eine falsche Wahrnehmung,<br />

die aus Täuschung (maya) und Illusion entsteht. In Wahrheit gibt<br />

es überall nur Einheit und keine Verschiedenheit. Was ihr als Vielfalt<br />

und Verschiedenheit wahrgenommen habt, ist nur eure Illusion. Vergesst<br />

diese Verschiedenheit und besinnt euch auf die Göttlichkeit, die<br />

Einheit. Egal, welchen Namen oder welche Form ihr der Göttlichkeit zuschreibt,<br />

Gott ist Eines allein.<br />

Einst hatte Krishnas glühendste Verehrerin Radha erkannt, dass sie<br />

und Krishna aus atmischer Sicht eins sind. Aber aufgrund von Körperempfinden<br />

verlor sie dieses Gefühl der Einheit und glaubte, sie sei verschieden<br />

von Krishna.<br />

Verkörperungen der Liebe! Was immer ihr seht und wen immer ihr trefft,<br />

betrachtet jede Form als nichts anderes als die Manifestation der Göttlichkeit.<br />

Gebt Unterschieden von „Ich“ und „Du“ keinen Raum. Wo immer<br />

ihr in Gottes Schöpfung hinschaut, alles ist Reaktion, Spiegelbild<br />

56


und Widerhall. Ihr schaut in den Spiegel und behauptet, ihr befändet<br />

euch im Spiegel. In Wirklichkeit seid ihr nicht in dem Spiegel, sondern<br />

nur euer Spiegelbild erscheint im Spiegel. Wenn ihr auf einen Berg geht<br />

und „oh!“ ruft, merkt ihr sofort, dass jemand mit derselben Intensität zurückruft.<br />

In Wirklichkeit ist es eure Stimme und nicht die eines anderen.<br />

So ist der Mensch heutzutage in falsche Vorstellungen verstrickt. Wo<br />

immer ihr in dieser Welt hinschaut, es gibt nur Reaktion, Spiegelung<br />

und Widerhall. Was ihr aussen seht, ist die Widerspiegelung eures inneren<br />

Wesens. Ihr begeht den Fehler, die Einheit als Verschiedenheit<br />

wahrzunehmen. Leider sind die Menschen heutzutage unfähig, ihr eigenes<br />

wahres Wesen zu verstehen.<br />

Einst brachte ein junger Kuhhirte seine Herde zum Grasen auf einen<br />

Hügel. Während die Rinder grasten, begann er laut zu singen und das<br />

Lied hallte von den Bergen wider. Der naive Junge glaubte, jemand würde<br />

ihn aus Spass nachahmen und wurde wütend. Als er heimkehrte,<br />

beklagte er sich bei seiner Mutter über den Vorfall: „Mutter, morgen bringe<br />

ich die Kühe nicht mehr auf die Wiese. Dort ist jemand, der, was<br />

immer ich singe, nachäfft. Ich hasse ihn!“ Die Mutter versprach, am<br />

nächsten Tag mit ihm auf den Hügel zu gehen. Er nahm sie mit und<br />

als sie dort ankamen, begann er laut zu singen, und wieder konnte man<br />

den Widerhall desselben Liedes hören. Daraufhin erklärte die Mutter:<br />

„Sohn, niemand wiederholt aus Scherz dein Lied, sondern du hörst als<br />

Echo, was du selber singst.“ Gleich dem törichten Kuhhirten lässt sich<br />

der heutige Mensch von Spiegelung, Reaktion und Echo hinreissen.<br />

Um Gott zu schauen, solltet ihr fest daran glauben, dass ihr nicht der<br />

Körper seid. Sich mit dem Körper zu identifizieren, ist nichts als eine<br />

Illusion. Die Studenten sollten das klar verstehen. Alles was aussen gesehen<br />

wird ist nur eine Spiegelung und nicht die Wirklichkeit. Ihr seht<br />

Sathya Sai Baba vor euch und identifiziert Sathya Sai Baba mit seinem<br />

Körper. Aber ich bin nicht der Körper. Ich und Du sind eins. Wenn ihr<br />

diese Wahrheit deutlich erkennt, gibt es überhaupt keinen Unterschied<br />

mehr. Wenn ihr jemanden auf die Wange schlagt, ist es, wie wenn ihr<br />

euch selber schlagt. Wenn ihr andere beschimpft, ist es, wie wenn ihr<br />

euer eigenes Selbst beschimpft. Ihr habt den Folgen eurer Handlungen<br />

zu begegnen. Ihr seid die Ursache eures Glücks oder Leids. Andere<br />

sind nicht dafür verantwortlich. In Wirklichkeit gibt es keine anderen.<br />

Alle sind eins. Wie können wir das behaupten? Angenommen, ihr habt<br />

5’000 Laddus zubereitet und an andere verteilt. Die Laddus mögen unterschiedlich<br />

sein, aber der Zucker in allen ist derselbe. Entsprechend<br />

ist dasselbe Atman-Prinzip in jedem gegenwärtig. Bemüht euch, eure<br />

57


wahre Identität zu verstehen. Ihr seid die Verkörperung der Liebe<br />

selbst. Das Prinzip der Liebe ist in allen ein und dasselbe. Ihr schenkt<br />

euren Kindern, Eltern und eurem Ehepartner eure Liebe. Euer Gefühl<br />

zu jedem von ihnen ist unterschiedlich, aber das grundlegende Prinzip<br />

der Liebe ist dasselbe. Atman ist die grundlegende Wahrheit. Es ist Eines<br />

allein, ohne ein Zweites.<br />

Verkörperungen des göttlichen Atman! Atman ist Eines allein, es ist<br />

nicht dual. Wenn ihr die Wahrheit erkennt, dass derselbe Atman in allem<br />

gegenwärtig ist, werdet ihr von allen Unterschieden und Konflikten frei<br />

sein. Glaubt fest daran, dass ihr selbst in allen anwesend seid. Versteht<br />

dieses Prinzip der Einheit.<br />

Alle Schüler und Studenten hegen unermessliche Liebe zu mir und sind<br />

glücklich, dass Baba sie liebt. Erkennt, dass Baba allein alle liebt. Ihr<br />

nehmt bei den Einzelnen Unterschiede wahr, aber aus meiner Sicht<br />

sind alle eins. Ich und du sind eins. Glaubt fest an diese Einheit. Nur<br />

dann könnt ihr die Dualität transzendieren. Wenn ihr tief nachforscht,<br />

werdet ihr diese Wahrheit verstehen können. Habt Geduld. Seid nicht<br />

enttäuscht, dass ihr die göttliche Schau nicht sofort erlangen könnt.<br />

Wenn ihr das Einheitsprinzip versteht und daran festhaltet, werdet ihr<br />

selber Sai Baba werden. Ihr seid göttlich, aber weil ihr trunken von dem<br />

Wein weltlicher Wünsche seid, könnt ihr es nicht erkennen. Alle sind<br />

Verkörperungen des Göttlichen. Ich bin nicht von euch und ihr seid nicht<br />

von mir verschieden. Wir sind eins. Versteht und erfahrt diese Einheit.<br />

58


30. März<br />

Die Manifestation der Veden in menschlicher<br />

Form<br />

Süsser als Zucker, geschmackvoller als Yoghurt<br />

süsser als Honig ist der Name Rama.<br />

Immerwährende Wiederholung dieses süssen Namens<br />

enthält den Geschmack des göttlichen Nektars selbst.<br />

Denke deshalb intensiv an den Namen Rama.<br />

(Telugu Gedicht)<br />

Die Veden sind die Quintessenz der tiefsten und unmessbaren Weisheit.<br />

Im Silbernen Zeitalter nahmen die vier Veden physische Formen<br />

als Rama, Lakshmana, Bharata und Satrughna an. Während Rig Veda<br />

die Form Ramas annahm, manifestierten sich Yayur Veda, Sama Veda<br />

und Atharva Veda in den Formen Lakshmana, Bharata und Satrughna.<br />

Rama symbolisiert die Rig Veda. Er war die Verkörperung der Mantren.<br />

Lakshmana war einer, der über die Mantren nachdachte. Er setzte die<br />

Lehre Ramas in die Praxis um. Er folgte Rama vertrauensvoll. Er setzte<br />

die Wiederholung des Namens Rama als den Mantra ein, der zur Befreiung<br />

führt. In Wirklichkeit betrachtete er Rama als Alles - Mutter, Vater,<br />

Guru und Gott.<br />

Bharata war die Verkörperung von Sama Veda. Er sang Ramas Namen<br />

mit Gefühl, Melodie und Rhythmus. Während Bharata den formlosen<br />

Gott verehrte, weihte sich Lakshmana dem verkörperten Gott.<br />

Atharva Veda manifestierte sich selbst in Satrughna, der seinen drei<br />

älteren Brüdern folgte. Er eroberte nicht nur die materielle Welt, sondern<br />

errang auch den Sieg über das Königreich der Sinne. Die Veden<br />

haben sich im Silbernen Zeitalter inkarniert, um der Menschheit wertvolle<br />

Botschaften zu überbringen. Die zwei grossen Weisen, Vasishtha<br />

und Viswamitra erklärten der Welt, dass die vier Veden sich als Rama,<br />

Lakshmana, Bharata und Satrughna inkarniert haben. Als Konsequenz<br />

grosser Verdienste von Dasharatha, inkarnierten sich die vier Veden<br />

als seine Söhne. Wenn jemand den Weisen Viswamitra über die Veden<br />

befragte, sagte er: “Alle vier Veden haben sich in den Söhnen von Dasharatha<br />

inkarniert, um der Welt ein Ideal zu setzen.” Also sind die Veden<br />

nicht formlos, sie haben eine Form.<br />

59


Die Mantren die in den Veden enthalten sind, sind sehr bedeutend. Als<br />

der Weise Viswamitra erkannte, dass die Dämonen das Singen der Veden<br />

stoppen und die Rechtschaffenheit und Wahrheit in der Welt abschaffen<br />

wollten, bat er Rama und Lakshmana um Hilfe. Diese symbolisieren<br />

die göttliche Kraft, die auf die Erde gekommen ist, um die<br />

dämonischen Kräfte zu zerstören und den Frieden auf der Welt zu etablieren.<br />

Durch die Kraft der Mantren, die Viswamitra rezitierte, wurden<br />

Rama und Lakshmana von dieser Absicht in Kenntnis gesetzt, worauf<br />

sie die Dämonen vernichteten. Diese Begebenheit beweist die Bedeutung<br />

der Veden, um die eigenen dämonischen Qualitäten im Menschen<br />

zu zerstören. Wenn sich die Menschen des Eisernen Zeitalters um das<br />

Singen der Veden bemühen, können sie die eigenen dämonischen<br />

Tendenzen zerstören. In den vier Brüdern waren die Veden als ein<br />

Aspekt Gottes verkörpert und sie demonstrierten ihre Wichtigkeit. Jeder<br />

Mantra hat eine Form. Jeder Mantra hat auch seine eigene innere Wichtigkeit.<br />

Wenn sie mit Hingabe an die Form gesungen werden, führt es<br />

uns auf den Pfad zur Selbstverwirklichung. Die vedischen Seher verkündeten:<br />

„Wir haben Gott mit dem Glanz von tausend Sonnen, jenseits<br />

der Dunkelheit der Unwissenheit geschaut.“ Die Seher und Heiligen<br />

transzendierten die Dunkelheit und erkannten den Glanz des Göttlichen.<br />

Sie sangen die Mantras, dachten über Gott nach und vollbrachten<br />

Opferrituale, um Frieden und Glückseligkeit zu erreichen. Sie benutzten<br />

Mantras, die heiligen Schriften, Meditation und Opferrituale welche<br />

Frieden und Wohlergehen der Menschen im Silbernen Zeitalter ermöglichten.<br />

Mit Hilfe der Mantren vernichteten sie die Dämonen und etablierten<br />

die Herrschaft des Guten.<br />

Aber die Menschen des Eisernen Zeitalters haben diese Mantren vergessen,<br />

was zur Folge hat, dass es ein Zeitalter des Konflikts und der<br />

Disharmonie wurde. Sogar Brüder kämpfen gegeneinander. Sie leben<br />

und essen in der gleichen Familie, aber zwischen ihnen ist Hass und<br />

Konflikt.<br />

Verschiedene Möglichkeiten der Befreiung wurden für die vier Zeitalter<br />

beschrieben. Während Meditation im Goldenen Zeitalter als das Wichtigste<br />

zur Befreiung betrachtet wurde, waren es im Silbernen Zeitalter<br />

Opferrituale und das Singen von Mantren, die Befreiung versprachen.<br />

Im Kupfernen Zeitalter war die Verehrung Gottes das oberste Gebot,<br />

während im Eisernen Zeitalter allein die Wiederholung des Namens<br />

Gottes genügt. Weil die Menschen im Eisernen Zeitalter weder die Kraft<br />

noch die Kapazität für rigorose Disziplin haben, werden sie aufgefordert,<br />

wenigstens den Namen Gottes zu wiederholen. Im Eisernen Zeitalter<br />

ist es die wirkungsvollste Disziplin.<br />

60


Das Ramanaya ist keine gewöhnliche Geschichte. Sie beinhaltet die<br />

Lehre der Veden. Rama symbolisiert die Weisheit der Veden. Rama<br />

heiratete Sita, die das Wissen von Brahman, dem göttlich Absoluten<br />

repräsentiert. Als Sita von der dämonischen Kraft entführt wurde, suchten<br />

Rama und Laksmana verzweifelt nach ihr. Das Ramanaya beinhaltet<br />

tausende Verse. Aber weil es nicht möglich war, sich an alle zu erinnern,<br />

empfahlen die Weisen, wenigstens den Namen Ramas zu<br />

singen. Als ein Jünger von Vasishta ihn fragte, was für einen göttlichen<br />

Namen er singen sollte, antworte dieser: “Es ist genug, wenn du den<br />

Namen Rama singst.” Der Name Rama wird dich von Bindungen und<br />

Krankheiten befreien. Ich sagte den Studenten oft, dass der Name<br />

Rama zwei Silben hat, Ra und ma. Diese zwei machtvollen Silben beziehen<br />

sich auf Vishnu und Shiva. Die Silbe Ra kommt von dem achtsilbigen<br />

Mantra, “Om Namo Narayanaya.” Er ist der Lebensatem der<br />

Mantras. Gleicherweise ist die Silbe ma die wahre Seele des fünfsilbigen<br />

Mantras “Om Namah Shivaya.” Der Mantra “Om Namo Narayanaya”<br />

und “Om Namah Shivaya” bekommen einen Sinn, wenn “ra” beziehungsweise<br />

“ma” von den Worten dieser Mantras entfernt werden.<br />

Ohne “Ra” heisst der Mantra “Om Namo Nayanaya” und wird bedeutungslos.<br />

Auf die gleiche Weise wird der Mantra “Om Namah Shivaya”<br />

zu “Om Nah Shivaya” was unheilträchtig bedeutet. Der Name Rama<br />

ist der Lebensatem von beiden Mantren, und ebenso von den Verehrern<br />

Vishnus und den Verehrern Shivas.<br />

Als sich im Silbernen Zeitalter die Weisen und Seher der spirituellen<br />

Disziplin widmeten, den Namen Rama zu rezitieren, wurden ihnen von<br />

den Dämonen Ravana, Kumbhakarna und anderen Dämonen viele<br />

Schwierigkeiten in den Weg gelegt. Diese dachten, wenn sie Sita, die<br />

das Wissen von Brahman, dem Göttlich Absoluten symbolisierte, entführten,<br />

würde Rama seine Kraft verlieren. Der Name würde ohne diese<br />

Weisheit sein Potential verlieren, so wie Zuckerrohr seinen Saft. Hanuman<br />

entschloss sich, diesen Saft zu Rama zurückzubringen, um den<br />

Nektar von Ramas Namen zu trinken. Die Menschen des Silbernen und<br />

Kupfernen Zeitalters behaupteten, der Name Ramas sei die Essenz aller<br />

Süsse und genossen den nektargleichen Geschmack. Statt die delikate<br />

spirituelle Süsse von Ramas Namen zu kosten, ziehen die Menschen<br />

heute weltliche Süsse vor und riskieren dabei, zuckerkrank zu<br />

werden. Durch weltliche Süssigkeiten können Krankheiten entstehen,<br />

während der köstliche Name Ramas von Krankheiten befreit. Im alten<br />

Indien sangen sogar die Kuhhirten und Schafhirten den göttlichen Na-<br />

61


men, während sie die Tiere weideten. Es gab in alten Zeiten nicht viele<br />

Krankheiten.<br />

Rama, Laksmana, Bharata und Satrughna machten die glorreiche Kraft<br />

der Mantren bekannt, um die Welt von Krankheiten und Schwierigkeiten<br />

zu befreien.<br />

Mandodari, die Königin von Ravana bemühte sich sehr, ihren Gemahl<br />

Ravana zu beschützen. Sie gab ihm weise Ratschläge, aber er hörte<br />

nicht auf sie. Wenn Ehemänner schlechte Wege einschlagen, amten<br />

die Ehefrauen als ihre weisen Minister, um sie auf den rechten Weg<br />

zu bringen. Mandodari war so eine Frau. Frauen sind nicht zum weltlichen<br />

Vergnügen ihres Ehemanns da. Sie ist diejenige, die das Gute<br />

in ihnen fördern, indem sie ihn auf den Pfad der Rechtschaffenheit und<br />

Weisheit führt. Mandodari war eine Frau die versuchte, die Wege ihres<br />

Ehemanns zum Guten zu verändern. Auch Sita gab Rama viele weise<br />

Ratschläge und bat ihn, nicht alle Dämonen zu vernichten. Sie empfahl<br />

ihm nur diejenigen zu töten, die andere zu bösen Taten verführen. Das<br />

Gesetz verlangt nicht die Vernichtung einer ganzen Gesellschaft. Frauen<br />

sind gross, denn sie zeigen dem Mann den rechten Pfad. Sie sind<br />

in Wirklichkeit das Licht der Weisheit in der Welt. Sie verdienen den Respekt<br />

und volle Unterstützung. Sita ist das Symbol für das Prinzip der<br />

Weisheit. Sita sagte zu Rama, dass die Güte universal und unabhängig<br />

von Kaste, Glauben und Nationen ist. Es ist das Verdienst von Frauen<br />

wie Sita, dass die Männer Erfolg im Leben haben.<br />

Es gibt unzählige Spezies in dieser Welt. Jede von ihnen hat eine definitive<br />

Aufgabe in Gottes Schöpfung zu erfüllen. Einige von ihnen<br />

scheinen schöner als andere zu sein. Man kann nicht sagen, eine Kuh<br />

sei schöner als ein Stier. Aber die Tugend ist wichtiger als körperliche<br />

Schönheit.<br />

Die Studenten sollten das Gute und Böse in der Welt beobachten, Unterscheidungskraft<br />

enthüllen und das Wissen aus alten Zeiten wahrnehmen.<br />

Sie sollten sich hart darum bemühen, Tugend zu entfalten.<br />

Bemüht euch von Jugend an, gute Qualitäten und einen guten Charakter<br />

zu entwickeln. Wo immer ihr euch befindet, ist ein guter Charakter<br />

von Wichtigkeit. Wenn die Studenten einen guten Charakter haben,<br />

wird die ganze Nation gut und gross werden. Es ist Tugend die jeder<br />

Person Grösse verleiht. Rama wird im Ramanaya aufgrund seiner aussergewöhnlichen<br />

Tugend verehrt. Tugend ist wichtiger als Bücherwissen.<br />

62


Trotz all seines Wissens und seiner Intelligenz<br />

wird ein törichter Mensch nicht sein wahres Selbst erkennen,<br />

und ein niedrig gesinnter Mensch<br />

wird seine schlechten Eigenschaften nicht aufgeben.<br />

Aller Wissenserwerb und alle Bildung führen nur zu Argumentation,<br />

aber nicht zur vollkommenen Weisheit.<br />

(Telugu Gedicht)<br />

Studenten, Jungen und Mädchen! Bemüht euch um totale Weisheit.<br />

Macht weisen Gebrauch von euren Augen, Ohren, und der Zunge, die<br />

euch von Gott gegeben wurden. Wer diese drei diszipliniert, kann Grösse<br />

erreichen. Sprecht immer süss und weich. Wer diese drei Tugenden<br />

kultiviert, kann Göttlichkeit erreichen. Wenn euch diese Tugenden fehlen,<br />

werdet ihr unweigerlich dämonische Qualitäten entwickeln. Das ist<br />

die Essenz und die Lehre des Ramayana. Die vier Veden und andere<br />

heilige Schriften ermutigen euch, diesen Prinzipien zu folgen.<br />

Liebe Studenten! Vernachlässigt niemals die Lehre der Veden. Diese<br />

dienen der Emanzipation und der Erlösung Menschheit. Setzt sie in eurem<br />

Leben in die Praxis um.<br />

63


11. April<br />

Eröffnung der Kerala Jugendkonferenz<br />

Der strahlende Herr, der in jedem Atom leuchtet und<br />

das gesamte Universum durchdringt, wird euch immer beschützen.<br />

Er, der allmächtige Herr von Parthi, wird euch Hingabe gewähren<br />

und euch mit Gewissheit in all euren Bemühungen helfen.<br />

Was sonst ist dieser Versammlung edler Seelen mitzuteilen?<br />

Verkörperungen der Liebe! Gott braucht niemandes Unterstützung<br />

oder Hilfe. Er kümmert sich aus eigenem Antrieb um alles und schenkt<br />

jedem seine Gnade.<br />

Devotees! Glaubt nicht, Gott wäre auf einen bestimmten Platz beschränkt<br />

und ihr müsstet nach ihm suchen. Es zeugt von Unwissenheit,<br />

nach Gott zu suchen, der überall und jederzeit gegenwärtig ist. Ihr solltet<br />

zuallererst erforschen und verstehen, wer Gott ist. Es ist Er, der jedes<br />

Partikel und jedes Atom der Schöpfung durchdringt. Die Schöpfung<br />

ist die unmittelbare Manifestation Gottes. Es gibt nichts, das Gott nicht<br />

vollbringen könnte. Er sieht alles zu jeder Zeit. Gottes göttliche Kraft<br />

in der Schöpfung nicht zu erkennen und zu glauben, Gott würde auf<br />

eure Gebete nicht reagieren und nicht zu eurer Rettung kommen, ist<br />

ein Fehler. Hingabe und göttliche Gnade sind miteinander verbunden<br />

und voneinander abhängig. Aufgrund der Täuschung und Illusion, ist<br />

der Mensch nicht in der Lage, Gottes göttliche Kraft zu erfassen.<br />

Was immer Gott tut, dient dem Wohlergehen der Welt. Keine einzige<br />

Handlung Gottes ist ohne Zweck und Ziel. Da der Mensch unfähig ist,<br />

die innere Bedeutung von Gottes Handlungen zu verstehen, wird er<br />

verwirrt. Die Erde dreht sich mit einer Geschwindigkeit von 1‘600 Stundenkilometern<br />

um ihre Achse und verursacht so Tag und Nacht. Sonnenaufgang<br />

und Sonnenuntergang wie auch das Zunehmen und Abnehmen<br />

des Mondes unterstützen jede Aktivität auf Erden. Ausserdem<br />

bewegt sich die Erde mit einer Geschwindigkeit von 100‘000<br />

Stundenkilometern um die Sonne, was die verschiedenen Jahreszeiten<br />

entstehen lässt. Die Jahreszeiten bringen dem Menschen auf vielfache<br />

Weise Nutzen. Wolkenbildung und Regenfall helfen dem Menschen,<br />

Nahrung anzubauen. So versorgt die Erde alle Wesen mit Nahrung<br />

und erhält sie. Kann ein Mensch oder eine Regierung eine so ge-<br />

65


waltige Aufgabe vollbringen? Unmöglich. Der Mensch erkennt diese<br />

segensreichen Taten Gottes nicht, die von so enormer Grössenordnung<br />

sind und verschwendet sein Leben in Täuschung und Zweifel.<br />

Wenn ihr tief nachforscht, erkennt ihr, dass die göttliche Kraft ständig<br />

am Wirken ist. Jede Zelle, jeder Augenblick und jedes Zeitalter wird<br />

vom Göttlichen Willen gelenkt. Gott ist überall und existiert in Gestalt<br />

der Schöpfung. Unfähig, diese Wahrheit zu erkennen, entwickeln die<br />

Menschen Zweifel an Gottes Existenz. Alles wird von Gott gestützt und<br />

erhalten. Ohne Göttlichkeit kann die Menschheit nicht existieren.<br />

Wenn ihr diese Wahrheit versteht, wird euer Leben geheiligt sein.<br />

Gott verschwendet keinen einzigen Augenblick. Er ist ständig mit Handlung<br />

befasst, die dem Wohlergehen aller dient. Er ist in jedem Augenblick<br />

der Zeit die einzige Zuflucht eines jeden. Für Gott, der die irdischen,<br />

himmlischen und kosmischen Ebenen durchdringt, ist nichts<br />

unmöglich. Jede Sekunde eures Lebens hängt vom göttlichen Willen<br />

ab. Jeder Atemzug eures Lebens wird von Gott gesteuert. Ohne seinen<br />

Willen könnt ihr nicht einmal einen Atemzug tun. Die Menschen sind<br />

nicht in der Lage, diesen allgegenwärtigen, allmächtigen Gott zu erkennen<br />

und vergeuden ihr Leben in vergeblicher Argumentation über<br />

seine Existenz. Da ihnen der Glaube an den allmächtigen Gott fehlt,<br />

erfahren sie nicht einmal ein bisschen Freude.<br />

Einst fragte Arjuna Gott Krishna: „Swami! Aus welchem Grund bist du<br />

immer mit Handlung beschäftigt?“ Krishna erwiderte: „Arjuna, ich handle,<br />

um den Menschen ein Vorbild zu setzen, dem sie nacheifern können.<br />

Wenn ich handle, folgen die Menschen meinem Beispiel; wenn ich nicht<br />

handle, kommt die gesamte Welt zum Stillstand. Der Wert von Handlung<br />

ist unbeschreiblich.“<br />

66<br />

O Arjuna, in allen drei Welten gibt es keine Handlung,<br />

die ich vollbringen müsste,<br />

noch gibt es irgendetwas Erstrebenswertes,<br />

das ich erlangen müsste;<br />

dennoch bin ich ständig mit Handeln befasst.<br />

Nicht um meiner selbst willen führe ich Handlungen durch, noch gewinne<br />

ich irgendetwas aus meinen Handlungen. Es gibt nichts, was ich<br />

durch Handlung zu erlangen brauchte. Was immer ich tue, dient dem<br />

Wohlergehen der Welt. Das solltet ihr verstehen und meinem Beispiel<br />

nacheifern. Gott lehrt euch alles, nicht bloss durch Vorschrift, sondern<br />

durch Umsetzung. Allein durch rechtes Hinterfragen könnt ihr diese<br />

Wahrheit verstehen. Ihr solltet ernsthaft und mit beständigem Glauben


nachforschen. Wenn euch der Glaube fehlt, könnt ihr nichts begreifen,<br />

egal, wie lange ihr es versucht. Jeder meiner Schritte dient einem definitiven<br />

Zweck. Jede meiner Handlungen reflektiert eine bestimmte Facette<br />

der Göttlichen Ordnung. Ohne meinen Willen kann nichts in der<br />

Welt geschehen. Aber ihr seid nicht in der Lage, meinen Willen und<br />

mein Göttliches Gesetz zu verstehen. Gott hat sich nicht um seinetwillen,<br />

sondern zum Wohl aller Lebewesen inkarniert. Gott ist die Wirklichkeit<br />

und die Welt ist deren Widerspiegelung. Natürlicherweise folgt<br />

die Widerspiegelung der Wirklichkeit. Was immer Gott tut, dient eurem<br />

Wohlergehen. Entsprechend sollte, was immer ihr tut, ihn erfreuen.<br />

Ihr mögt öffentlich verkünden, all eure Handlungen dienten dem Zweck,<br />

Gott zu erfreuen, aber das bedeutet nicht, dass ihr ihn wirklich erfreut.<br />

Gott ist nur dann beglückt, wenn ihr Furcht vor Sünde, Liebe zu Gott<br />

und Moral in der Gesellschaft kultiviert. Ohne Moral könnt ihr nicht<br />

Mensch im wahren Sinne des Wortes genannt werden. Moral ist das<br />

Kennzeichen eines Menschen. Die wahre menschliche Rasse bewahrt<br />

Moral. Entwickelt als erstes Liebe zu Gott. Liebe zu Gott führt zu Furcht<br />

vor Sünde, was wiederum die Moral in der Gesellschaft entwickelt. Deshalb<br />

ist Liebe zu Gott die Basis, auf der das Gebäude des menschlichen<br />

Lebens ruht. Die Menschheit kann sich nur dann weiterentwickeln,<br />

wenn in der Gesellschaft Moral herrscht. Aber der moderne Mensch hat<br />

kein klares Verständnis von dem Begriff Moral. Sogar Vögel und Tiere<br />

halten sich an den für sie festgesetzten Verhaltenskodex, aber der<br />

Mensch folgt nicht den Regeln der Moral. Wenn der Mensch sich an<br />

Moral hält, wird Gott ihm sicherlich seine Gnade schenken. Moral ist<br />

nicht etwas, das ihr euch aufzwingen solltet, sondern Moral ist eure Natur.<br />

Entwickelt deshalb vor allem Moral. Nur dann wird in euch die Göttlichkeit<br />

erblühen. Wenn der Mensch sich an Moral hält, wird die gesamte<br />

Welt gedeihen und nur dann kann der Mensch ein glückliches<br />

Leben führen. Wo immer ihr seid und was immer ihr tut, betrachtet Moral<br />

als die Grundlage eures Lebens. In Wirklichkeit ist Moral eure wahre<br />

Reputation, und wenn ihr Moral besitzt, könnt ihr die göttliche Gnade<br />

verdienen.<br />

Was ist wahrer Gottesdienst? Es bedeutet nicht nur, Gott Blumen zu<br />

opfern und ein paar Rituale durchzuführen. Ihr solltet der göttlichen Anweisung<br />

aufs Wort gehorchen und in eurem täglichen Leben strikt an<br />

der Moral festhalten; das kann man wahren Gottesdienst nennen. Die<br />

Menschen glauben heutzutage, sie würden zu Gott beten und seine<br />

Herrlichkeit besingen, aber Gott braucht das alles nicht. Ihr betet zu Gott<br />

nur um eurer selbst und nicht um Gottes willen. Ihr führt verschiedene<br />

Disziplinen wie Rosenkranzbeten, Askese, Yoga usw. nur zu eurer ei-<br />

67


genen Befriedigung durch. Tatsächlich braucht ihr, um Gott zu verehren,<br />

das alles nicht zu tun. Es genügt, wenn ihr eure Pflicht auf rechte<br />

Weise erfüllt. Dann wird Gott euch sicherlich seine Liebe und Gnade<br />

schenken. Wie könnt ihr erwarten, Gottes Liebe zu empfangen, ohne<br />

eure Pflicht aufrichtig zu erfüllen? Gott denkt jeden Augenblick an euer<br />

Wohlergehen. Wo ist Gott? Er ist überall. Wo immer ihr seid, dort ist<br />

Gott.<br />

68<br />

Seine Hände, Füsse, Augen, Kopf, Mund und Ohren sind überall;<br />

So durchdringt er das gesamte Universum.<br />

Zu glauben, Gott sei auf einen bestimmten Ort begrenzt, ist reine Unwissenheit.<br />

Wahrheit ist Gott, Gott ist Wahrheit. Ihr müsst deshalb die<br />

Wahrheit schützen.<br />

Wahrheit und die Göttliche Ordnung sind die zwei Hauptsäulen, auf denen<br />

die gesamte Welt ruht. Wenn ihr Wahrheit und die von Gott gesetzte<br />

Ordnung schützt, werden sie euch wiederum, wo immer ihr hin<br />

geht, schützen. Wahrheit ist die Quelle allen Glücks. Wie könnt ihr<br />

Glück erwarten, wenn ihr nicht der Wahrheit folgt? Wahrheit ist das<br />

grundlegende Lebensprinzip. Aber heutzutage sind die Gedanken,<br />

Worte und Taten des Menschen mit Unwahrheit und Rechtlosigkeit befleckt.<br />

Aus diesem Grund ist er nicht in der Lage, im Leben Glück zu<br />

geniessen. Indiens alte Kultur lehrt: “Sprich die Wahrheit, sprich gefällig<br />

und sprich keine ungefällige Wahrheit.”<br />

Gott schützt jene, welche die Wahrheit und die Göttliche Ordnung<br />

schützen. Es gibt in dieser Welt nichts Höheres als die Wahrheit. Sie<br />

erfüllt das ganze Universum. Aber die Menschen ignorieren dieses alles<br />

durchdringende Wahrheitsprinzip, versuchen, die Wahrheit zu unterdrücken<br />

und schwelgen in Falschheit. Als Folge davon nimmt die<br />

Rechtlosigkeit in der Welt zu.<br />

Verkörperungen der Liebe! Wahrheit ist euer Leben. Es gibt keinen anderen<br />

Gott als die Wahrheit. Wahrheit allein kann euch immer schützen.<br />

Seit alten Zeiten hat Indiens Kultur grossen Wert auf die Notwendigkeit<br />

gelegt, Wahrheit und der von Gott gesetzten Ordnung, zu folgen. Es<br />

freut mich, zu sehen, dass die Devotees aus Kerala ihr Leben auf ideale<br />

Weise führen, indem sie Liebe zu Gott, Furcht vor Sünde und Moral in<br />

der Gesellschaft kultivieren. Wenn ihr Gott liebt, könnt ihr alles im Leben<br />

erreichen und wenn ihr in eurem Leben Wahrheit und Rechtschaffenheit<br />

umsetzt, wird jeder Augenblick eures Lebens mit Glück erfüllt sein.


Jene, die unfähig sind, dauerndes Glück zu erfahren, sollten zu mir<br />

kommen; ich werde ihnen den Pfad zum Glück zeigen. Wenn ihr Wahrheit<br />

und die Göttliche Ordnung aufrechterhaltet, wird Gott immer mit<br />

euch sein, um euch zu schützen.<br />

Was ist Wahrheit? Wahrheit ist das, was die drei Zeitperioden Vergangenheit,<br />

Gegenwart und Zukunft transzendiert.<br />

Das, was sich im Ablauf der Zeit wandelt, kann keinesfalls Wahrheit genannt<br />

werden. Aber heutzutage wird den Kindern nicht die wahre Bedeutung<br />

von Wahrheit und Rechtschaffenheit klargemacht. Kleine Kinder<br />

verstehen die korrekte Bedeutung von Wahrheit nicht. Es genügt,<br />

wenn ihr ihnen beibringt, in ihrem Sprechen und Verhalten an der Wahrheit<br />

festzuhalten. Lehrt sie, dass Wahrheit Gott ist und dass Wahrheit<br />

allein sie schützen kann. Wie könnt ihr erwarten, dass Kinder der Wahrheit<br />

folgen, ohne ihnen die korrekte Bedeutung von Wahrheit und ihre<br />

Wichtigkeit beizubringen? Euer gesamtes Leben gründet auf Wahrheit<br />

und Rechtschaffenheit. Ohne Wahrheit kann es keine Rechtschaffenheit<br />

geben.<br />

Wahrheit ist die Wurzel, die Göttliche Ordnung die Äste und die Zweige<br />

sind das Glück am Baum des Lebens. Deshalb solltet ihr euer Leben<br />

so führen, dass ihr die Wahrheit und die Göttliche Ordnung zur Grundlage<br />

all eurer Handlungen macht.<br />

Viele Leute führen mit grossem Aufwand und Zurschaustellung ritualistische<br />

Gottesverehrung durch. Mir ist angesichts ihrer Unwissenheit<br />

zum Lachen zumute. Dies sind nicht die wahren spirituellen Praktiken.<br />

Wie können solche spirituellen Praktiken zur Gotteserfahrung führen?<br />

Ihr solltet stattdessen Wahrheit und Rechtschaffenheit in eurem Leben<br />

umsetzen. Ohne Wahrheit und Rechtschaffenheit ist alles, was ihr tut,<br />

blosse Show. Wahrheit ist veränderungslos und ewig. Sie transzendiert<br />

Zeit, Raum und Umstände. Sie sollte die Grundlage all eurer Handlungen<br />

bilden. Wenn eure Handlungen nicht auf Wahrheit gründen, werden<br />

sie künstlich. Wahrheit entspringt eurem Herzen und sie sollte in<br />

die Tat umgesetzt werden. Ihr solltet mit Reinheit von Gedanke, Wort<br />

und Tat zu Gott beten. Gebt niemals und unter keinen Umständen die<br />

Wahrheit auf. Nur dann wird die Wahrheit euch schützen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Es bringt nichts, sich mit einer negativen<br />

Einstellung an Wahrheit und die Göttliche Ordnung zu halten. Das hiesse<br />

Luftschlösser bauen! Was immer ihr mit einer negativen Einstellung<br />

tut, wird zwangsläufig negative Ergebnisse bringen. Entwickelt deshalb<br />

eine positive Einstellung. Füllt euer Leben mit Liebe. Der Mensch hat<br />

grossartige Dinge vollbracht, aber was bringt das? Er ist nicht in der<br />

69


Lage, die Bedeutung von Wahrheit und Rechtschaffenheit zu verstehen.<br />

Tatsächlich ist niemand dem Menschen überlegen. In der Menschheit<br />

befindet sich Göttlichkeit. Aber aufgrund des Einflusses der Täuschung<br />

und Illusion ist der Mensch unfähig, seine wesensgemässe<br />

Göttlichkeit zu erkennen und zu verwirklichen. Der Mensch sollte sich<br />

bemühen, seine Göttlichkeit zu erkennen, denn diese allein kann die<br />

Menschheit erlösen. Aber statt seine innewohnende Göttlichkeit zu erkennen<br />

und zu verwirklichen, verstrickt sich der Mensch in Weltlichkeit.<br />

Was solltet ihr heutzutage erfahren? Göttlichkeit, Göttlichkeit und Göttlichkeit<br />

allein. Sie ist, wo ihr auch hingeht, ewig und immer mit euch.<br />

Vergesst diese positive Kraft nicht einen Augenblick. Gebt negative<br />

Empfindungen auf und entwickelt Vertrauen in die positive Kraft, die<br />

Göttlichkeit. Sie ist in euch in Gestalt des Gewissens gegenwärtig, leitet<br />

euch und wacht über euch. Wenn ihr falsche Wege einschlagt, wird<br />

euer Gewissen euch automatisch warnen. Es zeigt euch den rechten<br />

Weg. Wenn ihr die Anweisungen eures Gewissens ignoriert, ist es unmöglich,<br />

die Göttlichkeit zu erfahren.<br />

Alles, was ihr seht, ist Gott allein und nichts anderes. Ihr mögt auf eine<br />

Person deuten und sagen: „Ich sehe ihn als eine andere Person. Wie<br />

kann er Gott sein?“ Woher ist er gekommen? Von Gott. Alles ist Gott.<br />

Wie könnt ihr Gott schauen, wenn ihr in der Einheit die Vielfalt seht?<br />

Wo immer ihr in dieser Welt hinschaut, ist Einheit und Einheit allein. Es<br />

gibt nur eine Wahrheit. Es kann keine zwei Wahrheiten geben. Entsprechend<br />

ist Gott, der die Verkörperung der Wahrheit ist, einer allein.<br />

Ruft ihn <strong>beim</strong> Namen und verehrt ihn in der Form eurer Wahl, aber denkt<br />

immer daran, es gibt nur einen Gott. Ob ihr ihn Allah, Jesus, Rama oder<br />

Krishna nennt, er ist eins. Wenn ihr dieses Einheitsprinzip versteht und<br />

darin verankert seid, werdet ihr die Göttlichkeit mit Sicherheit erreichen.<br />

Ihr solltet immer die Wahrheit sprechen. Wahrheit ist Gottes wahrer Name.<br />

Wenn ihr zu Gott beten wollt, genügen die Worte: „Ich verneige<br />

mich vor der Verkörperung der Wahrheit.“ Alle anderen Namen sind seine<br />

„Duplikatnamen“. Wahrheit ist Gott. Diese Wahrheit ist in eurem Herzen<br />

verankert. Wenn ihr diese Wahrheit erkennt, könnt ihr das letztendliche<br />

Ziel des Lebens erreichen. Es ist möglich, diese Wahrheit in<br />

einem Augenblick zu verwirklichen. Dasselbe göttliche Prinzip ist in allen<br />

gegenwärtig – in Mutter, Vater, Kind usw. Aber ihr habt dieses göttliche<br />

Prinzip vergessen. Ihr glaubt, Gott erscheine nur in einer spezifischen<br />

Form, aber in Wirklichkeit hat Gott keine spezifische Form. Wo<br />

immer ihr hinschaut, dort ist er. Alle sind seine Formen. Verhaltet euch<br />

entsprechend dieser heiligen Empfindung. Das ist wahre Hingabe.<br />

70


Gebt die Bindung an den Körper auf. Wem immer ihr begegnet, vom<br />

Kind bis zum alten Menschen, betrachtet jeden als die Verkörperung<br />

Gottes. Wenn ihr dieses heilige Empfinden entwickelt, wird eure Hingabe<br />

stetig werden. Wenn ihr die Bindung an den Körper nicht aufgebt<br />

und wenn euer Geist jeden Augenblick schwankt, werdet ihr in völliger<br />

Konfusion enden. Die Ursache eurer Täuschung ist Körperbewusstsein.<br />

Befreit euch deshalb vom Körperbewusstsein und entwickelt Gottesbewusstsein.<br />

Lasst euch nicht von der illusorischen Welt mitreissen.<br />

Entwickelt Liebe zu Gott, dann werdet ihr nach und nach fähig sein, das<br />

Körperbewusstsein zu überwinden und eure Hingabe wird stark und<br />

stetig werden. Warum fehlt es den Menschen heutzutage an beständiger<br />

Hingabe? Sie besinnen sich nicht auf einen Namen und eine<br />

Form. Wenn ihr in eurem Herzen einen Namen und eine Form verankert,<br />

wird eure Hingabe stetig. Wenn ihr die 108 Namen rezitiert, verwendet<br />

ihr viele Gottesnamen, zum Beispiel: „Ich verneige mich vor<br />

Gott Keshava, Madhava, Narayana“ usw. Ihr könnt beliebig viele Namen<br />

rezitieren, aber verehrt nur einen Gott. Bewahrt dieses Einheitsprinzip<br />

fest in eurem Herzen und betet so zu Gott. Zweifelt niemals daran,<br />

dass Gott hier, aber nicht dort wäre. Wo immer ihr nach ihm sucht,<br />

dort ist er.<br />

Wenn ihr euch unaufhörlich auf Atman besinnt, werdet ihr die Göttlichkeit<br />

überall wahrnehmen. Bemüht euch deshalb darum, die Einheit zu<br />

erkennen, sie zu verwirklichen und eins mit ihr zu werden. Wenn ihr die<br />

Göttlichkeit verwirklichen wollt, genügt es, wenn ihr am Wahrheitsprinzip<br />

festhaltet. Haltet unerschütterlich daran fest und folgt ihr uneingeschränkt.<br />

Nur dann wird die Göttlichkeit sich euch enthüllen.<br />

Lasst euch nicht durch Namen und Formen täuschen. Die Jugendlichen<br />

von heute haben keinen stetigen Geist, weil sie sich durch Namen und<br />

Formen mitreissen lassen. Glaubt fest daran, dass Gott einer ist, dass<br />

die Wahrheit eine ist. Betrachtet Gott als eure einzige Zuflucht. Dann<br />

werdet ihr, wo immer ihr hingeht und was immer ihr seht, seine Manifestation<br />

entdecken. Wo immer ihr hinschaut, dort ist er. Er ist nicht auf<br />

einen Ort begrenzt. Er ist überall.<br />

Was geschah mit dem verruchten Kamsa, der dem weltlichen Weg folgte?<br />

Wann immer er Krishnas Namen aussprach, war Krishna da. Aber<br />

Kamsa hielt es für eine blosse Täuschung. Aufgrund seiner Bindung<br />

an den Körper konnte er Krishnas Göttlichkeit nicht erkennen. Ihr könnt<br />

Gott nur dann schauen, wenn ihr Liebe zum Göttlichen Selbst entwikkelt.<br />

Atman ist eines und eines allein. Betrachtet zum Beispiel die drei<br />

Worte dehatman, jivatman und paramatman. Allen dreien ist Atman gemeinsam.<br />

Ihr solltet euch immer auf Atman besinnen. Entwickelt den<br />

71


festen Glauben, das Atman Gott ist. Atman ist immer mit euch, in euch,<br />

um euch herum, über euch und unter euch. In dieser Welt gibt es keine<br />

andere Wesenheit ausser Atman.<br />

Verkörperungen der Liebe! Verschwendet keine Zeit. Ihr vergeudet<br />

nicht nur eure Zeit, sondern auch euren Körper. Ihr mögt spirituelle Disziplinen<br />

durchführen, seid aber dennoch unfähig, die weltliche Illusion<br />

zu überwinden. Betrachtet alles, was ihr seht, als die Manifestation Gottes.<br />

Sogar ein Moskito ist eine Form Gottes. Eine Ameise ist ebenfalls<br />

eine Form Gottes. Deshalb sang der heilige Tyagaraja:<br />

72<br />

“O Rama, du durchdringst alles von<br />

der Ameise bis zu Brahma, dem Schöpfergott.<br />

Du bist ebenso in Shiva und Vishnu.<br />

Bitte komm und rette mich!”<br />

Sogar in einer Ameise befindet sich Göttlichkeit. Ihr kennt alle sehr genau<br />

den Schmerz, der entsteht, wenn eine Ameise euch beisst. Ausserdem<br />

bauen die Ameisen grosse Ameisenhügel, die zur Wohnstätte<br />

von Schlangen werden. Wie kann ein kleines Insekt wie eine Ameise<br />

mit einer solchen Kraft versehen sein, wenn nicht aufgrund der Anwesenheit<br />

der Göttlichkeit im Inneren? Die Göttlichkeit erfüllt alles, vom<br />

Mikrokosmos bis zum Makrokosmos. Verachtet niemals den Mikrokosmos,<br />

denn die Göttlichkeit durchdringt alles.<br />

Die moderne Jugend versteht aufgrund ihres Alters nicht, was Göttlichkeit<br />

ist. In der Jugendzeit seid ihr heissblütig und der Geist ist unstet.<br />

Wie könnt ihr die Göttlichkeit verstehen, wenn der Geist schwankt? Ihr<br />

solltet als erstes euren Geist stetig halten. Nur dann könnt ihr die Göttlichkeit<br />

verwirklichen. Wahrheit ist der Liebe bester Freund, und Rechtschaffenheit<br />

steht mit Wahrheit und Liebe in Verbindung. Begriffe wie<br />

Wahrheit, Liebe, Rechtschaffenheit usw. mögen sich unterscheiden,<br />

aber das zugrunde liegende Prinzip der Göttlichkeit in ihnen ist ein und<br />

dasselbe.<br />

Verkörperungen der Liebe! Heute sind dank ihrer überwältigenden Liebe<br />

zu Swami dreitausend Jugendliche aus Kerala hierher gekommen.<br />

Entwickelt diese Liebe Tag für Tag. Betrachtet Liebe als Gott. In Zeiten<br />

der Not wird Liebe allein zu eurer Rettung kommen. Als Surdas, der<br />

blinde Verehrer Gott Krishnas, in einem dichten Wald unterwegs war,<br />

kam ihm Krishna in Gestalt eines kleinen Jungen zu Hilfe. Er sagte zu<br />

ihm: „Surdas! Ich gehe nach Brindavan. Halte meine Hand, ich nehme


dich mit.“ Als er das Wort „Brindavan“ vernahm, war Surdas Freude<br />

grenzenlos. Der Junge sagte, er solle seine Hand halten, aber unter<br />

dem Einfluss der Täuschung hielt Surdas sich an dem Stock fest, der<br />

sich in Krishnas Hand befand. Aufgrund von Krishnas göttlichem Willen<br />

wurde der Stock immer kleiner, was dazu führte, dass Surdas Hand<br />

Krishnas Hand nahezu berührte. Da enthüllte Krishna seine Identität<br />

und erklärte: „Surdas! Gott ist deine einzige Zuflucht, wo immer du dich<br />

auch befindest, ob im Wald, im Himmel, in einer Stadt oder einem Dorf,<br />

auf einer Bergspitze oder mitten im tiefen Meer. Deshalb bin ich gekommen,<br />

dich zu retten.“<br />

Sobald Surdas Hand Krishnas Hand berührte, erlangte er die Göttlichkeit.<br />

Bis dahin hatte er sich mit Krishna unterhalten und hörte seinen<br />

wohltuenden Worten zu, aber er hatte ihn nicht berührt. Sobald er Krishna<br />

anfasste, geriet er in Ekstase und rief laut „Krishna, Krishna!“ aus.<br />

Es heisst:<br />

“Gott zu schauen, vernichtet alle Sünden,<br />

seine Berührung zerstört alle Bande des Karmas,<br />

mit ihm zu sprechen löst alle Schwierigkeiten auf.”<br />

Gott inkarniert sich, damit seine Devotees ihn sehen, berühren und mit<br />

ihm sprechen können.<br />

Krishna kam zu Surdas, um ihm den Weg nach Brindavan zu zeigen.<br />

Dann sprach er mit ihm, gewährte ihm schliesslich seine Berührung und<br />

erlöste ihn so von den Fesseln des Karma. Deshalb sind alle drei wichtig:<br />

Gott sehen, ihn berühren und mit ihm zu sprechen. Ihr solltet euch<br />

nicht nur mit Schauen zufrieden geben, sondern danach streben, alle<br />

drei zu erhalten.<br />

Behandelt jeden als Gottes Form, da jeder Einzelne die Göttlichkeit verkörpert.<br />

Alle Namen und Formen sind sein. Ihr könnt hier Tausende Gestalten<br />

Gottes sehen. Wie gesegnet ihr seid! Euch für schwach zu halten<br />

und eure innewohnende Göttlichkeit zu vergessen, ist ein Zeichen<br />

von Unwissenheit. Wahrhaft gesprochen, seid ihr nicht bloss Sterbliche,<br />

sondern die Verkörperung der unsterblichen Göttlichkeit. Gott<br />

selbst spielt in diesem kosmischen Drama die Rolle eines Menschen.<br />

Entwickelt deshalb festen Glauben, dass alle göttlich sind. Dann werdet<br />

ihr euer Individualbewusstsein verlieren und eins mit der Göttlichkeit<br />

werden. Die Vielfalt in der Einheit zu sehen beruht auf Maya, der kosmischen<br />

Täuschung. Wenn ihr die Einheit versteht, wird euer individuelles<br />

Selbst in das Göttliche Selbst transformiert werden.<br />

73


15. April<br />

Entfaltet Liebe um die Göttlichkeit zu erfahren<br />

Alle Namen und Formen sind Manifestationen des Göttlichen,<br />

glücksverheissend und die Verkörperung von Frieden.<br />

Er ist Sein, Weisheit, Glückseligkeit, absolut und nichtdual.<br />

Er ist Wahrheit, Güte, Schönheit.<br />

(Telugu Gedicht)<br />

Verkörperungen der Liebe! Viele beschreiben langatmig die Kraft von<br />

Sai, die Liebe von Sai und die Wahrheit und den Frieden den er verkörpert.<br />

Aber setzen sie die Lehre Sais in die Praxis um? Ihre Antwort<br />

ist ein nachdrückliches nein. Deswegen habe ich nicht den Wunsch,<br />

zu euch in diesen Tagen zu sprechen. Die Leute sind Helden im Sprechen<br />

aber Nullen im praktizieren. Was hat es für einen Wert mit Menschen<br />

zu sprechen, die meine Lehre nicht in die Praxis umsetzen? Die<br />

Leute sind an Buchwissen interessiert, aber nicht am praktizieren von<br />

dem, was sie gelernt haben. Es bringt kein Gewinn, die Lehre verfaulen<br />

zu lassen. Ihr belastet nur eure Kehle, wenn ihr nicht in die Praxis umsetzt,<br />

was ihr predigt. Verschiedene Leute haben verschiedene Ansichten,<br />

über den Pfad der Spiritualität. Spiritualität kann nicht durch<br />

Worte beschrieben, noch durch das Hören von Ansprachen verstanden<br />

werden. Spiritualität kann eure Herzen nicht mit Glückseligkeit füllen,<br />

wenn die Lehre nicht in die Praxis umgesetzt wird.<br />

Es war zur Zeit des Mahabharatakriegs. Eines Tages fragte Abhimanyu<br />

seine Mutter Subhadra um die Zustimmung, in die lotosförmige militärische<br />

Kampfaufstellung der Feinde eintreten zu dürfen. Er bat seine<br />

Mutter um ihren Segen, so dass er die Feinde bezwingen und den Sieg<br />

erringen könnte. Subhadra sagte: “Mein lieber Sohn, ich werde dich sicherlich<br />

segnen, aber ultimativ ist es Gottes Wille, der entscheidet. Alles<br />

hängt von seiner Gnade ab. Wie kann ich dir bewilligen in diese Kampfaufstellung<br />

einzutreten, im Wissen um die Gefährlichkeit welche diese<br />

bedeutet? Diese lotosförmige Aufstellung ist nicht eine gewöhnliche<br />

Formation. Das wurde auch von dem grossen militärischen Genius<br />

Dronacharya selbst bestätigt. Zudem ist deine Frau schwanger. Wir<br />

wissen nicht, ob die Zeit für uns günstig ist oder nicht. Dein Vater, Arjuna<br />

und dein Onkel Krishna sind ebenfalls nicht hier, um dir die nötige Hilfe<br />

und Ratschläge zu geben. Also gib deine Pläne auf, zu dem Kriegsfeld<br />

75


zu gehen.” Abhimanyu antwortete: “Mutter, es gibt keinen Platz, an dem<br />

mein Onkel Krishna nicht anwesend wäre. Er ist überall.” Ihrem Sohn<br />

den Segen gebend, mahnte Abhimanyu: “Krishna ist die Verkörperung<br />

der Liebe. Jedes Atom im Universum ist erfüllt von seiner Liebe. Seine<br />

Liebe kann jedoch nur durch Liebe erfahren werden. Aber, mein Sohn,<br />

wie kannst du sie auf dem Kriegsfeld erfahren? Du siehst Gott Krishna<br />

überall. Aber entscheide nicht aufgrund deines Egos. Denke nicht, dass<br />

deine Absichten die göttliche Zustimmung habe.”<br />

Gott Krishna durchdringt jedes Atom im Universum. Mit Händen, Ohren,<br />

Füssen, Köpfen und Mündern durchdringt er das ganze Universum.<br />

Er ist personifizierte Liebe. Ihr könnt ihn nur durch Liebe erfahren.<br />

Wenn Liebe da ist, stellt sich die Frage nach einem Krieg überhaupt<br />

nicht. Liebe schenkt Frieden, Erfolg, Schutz und Glückseligkeit. Diese<br />

sind nicht getrennt voneinander, es sind die verschiedenen Aspekte der<br />

Liebe. Das Prinzip der Liebe ist in jedem vorhanden. Deswegen erklären<br />

die Veden: “Brahman ist die Verkörperung von Wahrheit, Weisheit<br />

und Ewigkeit.” Wo ist Gott? In der Form von Atman, dem Göttlich Absoluten,<br />

ist er in allen Lebewesen präsent. Alle Namen und Formen sind<br />

sein. Er ist die Verkörperung von Wahrheit und Glückseligkeit.<br />

Gottes Wege sind geheimnisvoll. Die Leute haben Zweifel, weil sie seine<br />

Aktionen nicht verstehen. Ihr bezeichnet etwas als gut, etwas anderes<br />

als schlecht, aber alles entspricht Gottes Willen. Ihr sagt ja zum<br />

Guten und nein zum Schlechten, aber beide sind Manifestationen Gottes.<br />

Es ist für den Menschen unmöglich, ein korrektes Urteil zu fällen.<br />

Gut und schlecht geschehen entsprechend dem göttlichen Willen. Einige<br />

Formen sind für das Auge nicht erfreulich, aber für Gott ist alles<br />

Wahrheit, Güte, und Schönheit. Wie könnt ihr ein solches Prinzip beschreiben?<br />

In allem was Gott tut, ist Schönheit. Niemand kann seine<br />

Wege verstehen. Aus einem weltlichen Blickwinkel mögen einige Dinge<br />

schlecht erscheinen, aber wenn ihr tief nachforscht, erkennt ihr die<br />

Wahrheit, dass alles gut ist. Wenn ihr die äussere Vision habt, bezeichnet<br />

ihr etwas als wunderschön, etwas anderes als hässlich. Alles was<br />

Gott erschafft, ist wunderschön. Aber aufgrund der weltlichen Sichtweise<br />

können die Leute die wahre Schönheit nicht erkennen. Wenn ihr<br />

die Wahrheit erforscht, werdet ihr erkennen, dass alles in Gottes<br />

Schöpfung wunderschön ist. Niemand kann diese Tatsache bestreiten.<br />

Ein Kind mag euch hässlich erscheinen, aber seine Mutter sieht nur die<br />

Schönheit in ihm. Ihr habt kein Recht, das Urteil der Mutter in Frage<br />

zu stellen. Das gleich gilt für Gottes Schöpfung. Wie könnt ihr daher<br />

sagen, dass etwas schön, das andere hässlich ist? Die ganze Welt ist<br />

voller Schönheit und Charme. Könnt ihr mir im Mikrokosmos oder im<br />

76


Makrokosmos etwas zeigen, das in diesem weiten Universum schlecht<br />

ist? Es ist unmöglich. Akzeptiert alles mit einem offenen Geist als Gottes<br />

Wille. Erkennt alles als gut. Ihr habt kein Recht über Gottes Kreation<br />

oder seine Taten zu urteilen. Die Wege Gottes sind höchst geheimnisvoll.<br />

Der Wille Gottes und seine Geschichten<br />

sind höchst wundervoll und heilig.<br />

Sie sind höchst edel und erhebend.<br />

Sie schenken den Weisen und Heiligen,<br />

die im Wald Busse tun, höchste Glückseligkeit.<br />

(Telugu Gedicht)<br />

Prahlada war ein grosser Devotee Gottes. Er sang ununterbrochen den<br />

Namen Narayana und erfuhr ununterbrochene Einheit mit Gott. Er<br />

konnte die ganze Welt als eine Manifestation Narayanas erkennen. Wie<br />

kann jemand sagen, dass Gott hier und nicht dort ist? Ihr seht die Welt<br />

aber ihr versagt, in ihr die Form Gottes zu erkennen. In Wirklichkeit ist<br />

alles Gott. Zweifelt nicht an dem, was ihr mit euren Augen seht. Der<br />

Mensch hat keinerlei Kraft aus sich selbst. Es ist die göttliche Kraft, die<br />

in funktionieren lässt. Aber der Mensch in seiner Unwissenheit, wird von<br />

seinem Ego und dem Gefühl, der Handelnde zu sein irregeleitet. Das<br />

ist das, was wir heute in der Welt sehen. Unter diesen Umständen ist<br />

es nicht möglich, zwischen Wahrheit und Unwahrheit zu unterscheiden.<br />

Es ist besser alles als gut zu betrachten. Wenn Gott allesdurchdringend<br />

ist, wie kann da etwas schlecht sein. Versuche, Gott überall zu sehen.<br />

Übertrage nicht deine Gefühle auf ihn. Es ist unmöglich das Prinzip der<br />

Göttlichkeit durch das Studium spiritueller Texte oder weltliche Bildung<br />

zu verstehen. Selbst Weise und Seher der alten Zeiten waren nicht fähig,<br />

das Göttliche zu verstehen. Gott ist jenseits der drei Welten. Wie<br />

könnte jemand diese Göttlichkeit verstehen? Ihr sagt, dass ihr die Form<br />

von Vishnu gesehen habt. Wem gleicht er? Ihr sagt, dass er ein Muschelhorn,<br />

ein Cakra, eine Keule und einen Lotos in den Händen hat,<br />

aber das sind alles nur Symbole. Diese Form entspricht nicht der Realität.<br />

Es ist ein Ausdruck eurer Gefühle und entspricht nicht der ultimativen<br />

Wahrheit.<br />

Angenommen ihr seht eine Schlange vor euch auf dem Weg. Ihr denkt<br />

es sei eine giftige. Was könnte giftiger sein? Ist nicht der Mensch giftiger,<br />

wenn alle seine Gedanken, Worte und Taten voll Gift sind? Tatsächlich<br />

ist er giftiger als eine Schlange. Was gesehen werden kann,<br />

entspricht nicht unbedingt der Realität. Ihr müsst tief nachforschen, um<br />

77


diese Wahrheit zu erkennen. Das Mahabharata ist voll solcher Lehren.<br />

Derjenige ist ein wahrer Mensch, der die Lehre des Mahabharata versteht<br />

und sie in die Praxis umsetzt. Die heiligen Lehren dieses Epos<br />

sind ein grosse Geschenk an die Menschheit. Mit eurem beschränkten<br />

Verstand habt ihr nicht das Recht, irgend ein Urteil zu fällen. Wahre<br />

Weisheit liegt darin, alles als gut zu akzeptieren und dem Pfad der<br />

Wahrheit zu folgen.<br />

Verkörperungen der Liebe! In euch allen ist Liebe, aber ihr könnt sie<br />

nicht erfahren, solange ihr an das Körperbewusstsein gebunden seid.<br />

78<br />

Der Körper ist voller Schmutz, eine Heimstätte für Krankheit,<br />

er gleicht einer wuchernden Knolle, einem undichten Boot,<br />

das euch nicht über das Meer von Geburt und Tod bringen kann.<br />

Setzt niemals euer Vertrauen in diesen Körper,<br />

denn er ist vergänglich!<br />

Haltet euch stattdessen an den Füssen des Herrn fest.<br />

Wie falsch ist es, sich an so einen vergänglichen Körper zu binden?<br />

Die Welt erscheint dauerhaft zu sein, aber in Wirklichkeit stimmt das<br />

nicht. Was dem nackten Auge gut erscheint, muss in der Realität nicht<br />

so sein. Das Schlechte im Guten zu sehen, ist eine grosse Sünde. Ihr<br />

müsst euch bemühen, sogar im Schlechten das Gute zu sehen. Verurteilt<br />

nichts als schlecht. Sogar wenn etwas schlecht erscheint, versucht,<br />

den positiven Aspekt darin zu sehen. Ihr findet zahllose Formen<br />

in dieser weiten Welt, aber alle Formen sind aus der gleichen Quelle<br />

entstanden. Sie sind verschiedene Aspekte der gleichen Göttlichkeit.<br />

Alle Formen sind in Wirklichkeit göttlich. Wenn das zutrifft, wie könnt<br />

ihr etwas als schlecht verurteilen? Alles ist gut. Wenn ihr Nahrung esst,<br />

betrachtet ihr sie als heilig. Solange sie im Magen ist, betrachtet ihr sie<br />

als gut. Aber wenn sie als Abfall herauskommt, könnt ihr den Anblick<br />

nicht ausstehen und sehen. Sie ist dann so eckelhaft. Wie konntet ihr<br />

sie früher im Magen haben? Gut und schlecht beruhen auf euren Vorlieben<br />

und Abneigungen. Lebt ohne Vorlieben und Abneigungen. Ihr<br />

solltet das überdenken, was Gott liebt. Nur Gott weiss, was gut für euch<br />

ist. Also, übergebt euch seinem Willen und nehmt Zuflucht zu ihm.<br />

Verkörperungen der Liebe! Das Prinzip der Liebe kann mit Worten nicht<br />

beschrieben werden. Alle Beschreibungen reflektieren nur einen Teil<br />

der Wahrheit. Statt zu versuchen, sie zu beschreiben, bemüht euch,<br />

die Liebe Gottes zu verdienen. Liebe ist die Form Gottes. Er kann euch


seine Liebe in irgendeiner Form schenken. Liebe ist euer ultimatives<br />

Ziel. Nur Liebe kann euer Leben heiligen. Entfaltet daher mehr und<br />

mehr Liebe. Liebe allein kann euch beschützen. Liebe zum physischen<br />

Körper ist Bindung. Ein Kind wird ein junger, und dann ein alter Mensch.<br />

Entsprechend wird der physische Körper Veränderungen unterworfen<br />

und nach und nach verliert er seine Schönheit und seinen Charme. Aber<br />

Liebe bleibt in allen Zeiten gleich. Das Wort Liebe ist nicht nur ein Wort,<br />

es hat eine Form. Es gibt keinen Ort, an dem sich Liebe nicht befindet.<br />

Liebe ist alldurchdringend. Sie umfasst die Schöpfung, die Erde und<br />

das Universum. Liebe ist die Grundlage von allen euren Aktivitäten, wie<br />

essen, sprechen, gehen etc. Sie hält euer Leben aufrecht. Die Menschen<br />

tendieren dazu, dieses Prinzip der Liebe zu vergessen, und bemühen<br />

sich nicht darum, ihre Wichtigkeit zu erkennen. Wie dumm sind<br />

sie! Ihr solltet Liebe erfahren, Liebe geniessen und mit anderen teilen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Es ist unmöglich das Prinzip der Liebe ganz<br />

zu beschreiben. Liebe zieht alles an. Die Liebe Gottes hat sich in der<br />

Natur manifestiert. Krishna ist derjenige, der anzieht. Gott zieht alle an<br />

und schenkt allen Glückseligkeit. Er ist die Verkörperung von Süsse.<br />

Die Leute stellen verschiedene Süssigkeiten her, aber der Zucker in<br />

ihnen ist in allen der gleiche. So ist auch die Göttlichkeit in allen Formen<br />

und Namen, die wir in dieser Welt sehen, die Gleiche. Gott kann nicht<br />

auf eine bestimmte Form beschränkt werden. Betrachtet alle Formen<br />

als sein. Wo ihr auch hingeht, dient allen Formen. Alle Formen sind göttlich.<br />

Wenn ihr diese Liebe entwickelt und Vertrauen in Gott habt, könnt<br />

ihr ihn überall sehen und seine Liebe erfahren. Es ist nicht möglich, Gott<br />

ohne Liebe zu erfahren. Deshalb beteten die Gopis zu Krishna:<br />

“Oh Krishna, spiele deine Flöte<br />

und senke den Samen deiner Liebe<br />

in unsere verdorrten Herzen.<br />

Lass den Regen deiner Liebe auf die Erde fallen.<br />

und lass den Strom der Liebe fliessen.”<br />

Die Gopis beteten nur um Krishnas Liebe, um nichts sonst. Ihr seid die<br />

Tropfen nektargleicher Liebe. Zahllose Tropfen können zu einem<br />

Strom werden, der schlussendlich in den Ozean fliesst. Aber die Menschen<br />

sind heute nicht imstande, zu verstehen, was wahre Liebe ist.<br />

Wenn sie ein besonderes Objekt lieben, denken sie das sei Liebe.<br />

Wenn ihr etwas Geliebtes habt, habt ihr ebenso etwas Ungeliebtes.<br />

Aber wenn ihr wahre Liebe habt, kann nichts Negatives daneben be-<br />

79


stehen. Liebe verändert sich nicht und ist ewig. Sie ist Gott. Sie ist wahrlich<br />

die Form Gottes. Er ist Eines ohne ein Zweites, ewig, rein, unveränderlich,<br />

der Seher aller Aktionen des Intellekts und über den<br />

mentalen Konditionen und den drei Grundeigenschaften, Reinheit, Aktivität<br />

und Trägheit.<br />

Es ist nicht möglich, mit gewöhnlichen Worten die Liebe zu beschreiben.<br />

Es ist Dummheit, im weltlichen Sinn an die Liebe zu denken. Ihr<br />

könnt keine Beschreibung finden, die der Liebe entspricht. Ihr könnt die<br />

Liebe zu eurer Zufriedenheit auf verschiedene Weise beschreiben,<br />

aber keine entspricht der Realität. Nur Liebe entspricht der Liebe. Es<br />

ist nicht möglich sie auf andere Weise zu beschreiben. Es ist dieses<br />

Prinzip der Liebe, das ihr verstehen und in die Praxis umsetzen müsst.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr mögt immer in Liebe eingetaucht sein,<br />

und sie erfahren und geniessen. Aber euer Hunger nach Liebe kann<br />

nicht gestillt werden. Liebe kann nur durch Liebe erfahren werden. Es<br />

gibt keinen anderen Weg, die Liebe zu erfahren. Liebe ist Liebe und<br />

das ist alles. Liebt Gott aus tiefstem Herzen. Verwechselt nicht weltliche<br />

Liebe mit der Liebe Gottes. Er ist die einzige, wahre und ewige Liebe.<br />

Richte deine Liebe einzig auf Gott. Gott ist überall in Form von Liebe<br />

anwesend. Habt nie Zweifel an dieser Tatsache. Der Strom der Liebe<br />

sollte in euch immerwährend strömen. Nur dann könnt ihr die Vision<br />

des Göttlichen haben. Ohne Zweifel habt ihr den Wunsch, Gott zu sehen,<br />

aber ihr dehnt eure Liebe nicht aus. Wenn ihr interessiert seid, werde<br />

ich euch die Vision von Gott gewähren. Ihr könnt ihn sehen, vorausgesetzt<br />

ihr kultiviert die wahre und ewige Liebe in euch.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ich belehre euch immer wieder über die Liebe,<br />

Liebe und Liebe allein. Ihr mögt Liebe auf verschiedene Weise beschreiben.<br />

Aber das ist ein unmögliches Bemühen. Liebe hat nur eine<br />

Form, die Form der Anziehung. Liebe verleiht Gnade und Glückseligkeit.<br />

Liebe ist Gott. Lebt in Liebe. Bei anderer Gelegenheit werde ich<br />

mich mit weiteren Information über das Prinzip der Liebe befassen.<br />

Weltliche Liebe ist künstlich. Aber der Mensch in seiner Ignoranz denkt<br />

es sei Glück in ihr. Alles was der Mensch liebt ist negativ. Er sollte seine<br />

Liebe auf das positive Prinzip richten. Es verändert sich nie. Hier ist ein<br />

kleines Beispiel: Ihr kommt seit vielen Jahren hierher. Habt ihr einmal<br />

genug von Swamis Anblick? Nein. Derselbe Swami, den ihr am Morgen<br />

gesehen habt, kommt am Abend wieder. Aber ihr liebt es, ihn immer<br />

und immer wieder zu sehen. Der Grund dieser Sehnsucht ist Liebe.<br />

80


6. Mai<br />

Easwaramma-Tag<br />

Wenn der Mensch aus dem Mutterleib hervorgeht,<br />

trägt er keine Kette um seinen Hals:<br />

ihn schmückt weder eine Perlen-, Gold- oder Topaskette<br />

noch eine aus Rubinen oder anderen kostbaren Steinen.<br />

Eine Girlande gibt es jedoch, zusammengefügt<br />

aus den ununterbrochenen Bindegliedern der Folgen<br />

der guten und schlechten Taten aus vergangenen Leben:<br />

Der Schöpfergott Brahma fügt die Konsequenzen dieser vergangenen<br />

Taten zu einer schweren Girlande zusammen und hängt sie<br />

dem Menschen zum Zeitpunkt seiner Geburt um den Hals.<br />

Verkörperungen der Liebe! Jeder Mensch hat in dieser Welt vier Lehrer.<br />

Die Veden verkünden, dass Mutter, Vater, Lehrer und Gast als Gott zu<br />

betrachten sind. Die Mutter ist der erste und wichtigste dieser vier Lehrer.<br />

Die Unterweisungen der Mutter sind voll vielfältiger innerer Bedeutungen.<br />

Ein wahrer Schüler folgt gewissenhaft den Anweisungen seiner<br />

Mutter. Die Mutter mag als ein gewöhnlicher Mensch wie jeder andere<br />

erscheinen, aber wenn man ihre Lehren tief reflektiert, erkennt man,<br />

dass sie eine grosse Lehrerin ist. Aber Menschen, die nicht auf dem<br />

spirituellen Weg sind, nehmen dies alles vielleicht auf die leichte Schulter.<br />

Einst kehrte Mutter Easwaramma mit einem Krug voller Wasser vom<br />

Citravati zurück. Neben ihr ging unter grossen Schwierigkeiten eine<br />

alte Frau, unfähig, das Gewicht ihres wassergefüllten Kruges zu tragen.<br />

Als Easwaramma nachfragte: „Mutter, fällt es dir schwer, den vollen<br />

Krug zu tragen?“, antwortete die alte Frau, die schwitzte und nicht<br />

Schritt mit ihr halten konnte: „Ja, Mutter, ich kann diesen Krug nicht<br />

eine so lange Strecke tragen, aber da ich keine Kinder habe, die mir<br />

dabei helfen könnten, muss ich selber täglich diese Last bewältigen.“<br />

Diese schmerzerfüllten Worte prägten sich Easwarammas Gedächtnis<br />

ein. Als sie etwas weiter gewandert war, sah sie einen kleinen Jungen,<br />

der in einer Hand Tafel und Kreide hielt und um dessen Hals eine Tasche<br />

mit einer schweren Last Bücher hing. Obwohl er kaum gehen<br />

konnte, musste er den Weg zur Schule in Bukkapatnam weiterlaufen.<br />

Easwaramma fragte den Jungen: „Lieber Sohn, wozu dienen Tafel und<br />

81


Kreide und warum schleppst du dich mit so schweren Büchern ab?“<br />

Der kleine Junge erwiderte: „Mutter, ich trage diese Bücher, damit ich<br />

alles, was die Lehrer mir beibringen niederschreiben kann.“ Easwaramma<br />

merkte sich diese ganzen Vorfälle. Als sie etwas weiter gegangen<br />

war, traf sie eine gebrechliche Frau, die auf dem Weg nach Bukkapatnam<br />

war und ihr kleines Kind auf den Schultern trug. Wieder<br />

erkundigte sich Easwaramma: „Du erscheinst gebrechlich und<br />

schwach und nicht in der Lage, das Kind zu tragen. Warum musst du<br />

die lange Strecke nach Bukkapatnam zurücklegen?“ Die Frau entgegnete:<br />

„Mutter, was anderes bleibt mir übrig? In diesem abgelegenen<br />

Dorf gibt es keinen Arzt, der meinem Kind Arznei geben könnte. Es ist<br />

erkältet und hat Fieber. Ich muss es ins Krankenhaus nach Bukkapatnam<br />

bringen.“ Auch dieser Vorfall prägte sich Easwarammas Gedächtnis<br />

ein.<br />

In einem abgelegenen Dorf nahe Kalkutta lebte eine Mutter mit ihrem<br />

kleinen Kind. Der Vater war unmittelbar nach der Geburt des Kindes<br />

gestorben. Die Mutter brachte das Kind mit dem mageren Einkommen,<br />

das sie sich durch Gelegenheitsarbeiten verdiente, irgendwie durch. Im<br />

Haus befand sich nicht einmal eine Lampe, damit der Junge nachts lernen<br />

konnte; er setzte sich zum Studieren unter die Strassenlaternen.<br />

So absolvierte er unter grossen Schwierigkeiten seine Studien und erlangte<br />

einen hohen Abschluss. Aus diesem kleinen Jungen wurde der<br />

legendäre Ishvaracandra Vidyasagar.<br />

Einst fand in Kalkutta ein Jahrmarkt statt, und auch Ishvaracandras<br />

Mutter machte sich in einem abgetragenen Sari auf den Weg, um den<br />

Markt zu besuchen. Ishvaracandra Vidyasagar sah ihre beklagenswerte<br />

Lage; er konnte den Anblick seiner Mutter, die im verschlissenen Sari<br />

zum Markt ging, während jeder andere in teuren Kleidern dorthin unterwegs<br />

war, nicht ertragen und fragte: „Mutter, warum begibst du dich<br />

in so einem abgetragenen Sari zum Markt?“ Die Mutter erwiderte: „Mein<br />

lieber Sohn, ich bin glücklich mit dem, was ich habe. Bitte sorge dich<br />

nicht, sondern studiere weiter und bringe es im Leben zu etwas.“<br />

Einige Jahre später machte Ishvaracandra Vidyasagar seinen Studienabschluss<br />

und konnte sich eine gute Anstellung mit angemessenem<br />

Gehalt verschaffen. Mit seinem ersten Monatsgehalt kaufte er seiner<br />

Mutter ein paar gute Saris, woraufhin sie bemerkte: „Diese kostspieligen<br />

Saris machen mich nicht wirklich glücklich. Wenn du den armen<br />

Leuten in unserem Dorf hilfst und ihr Leid wenigstens etwas linderst,<br />

genügt mir das.“ Darüber hinaus gestand sie, sie hätte drei Wünsche.<br />

Sofort fiel Ishvaracandra Vidyasagar ihr zu Füssen und bat: „Mutter,<br />

82


es ist meine Pflicht, deine Wünsche zu erfüllen. Die Verantwortung eines<br />

Sohnes besteht darin, die Wünsche seiner Mutter zu erfüllen und<br />

sie glücklich zu machen. Bitte lass mich wissen, wie deine Wünsche<br />

lauten.“ Die Mutter antwortete: „Geliebter Sohn, in unserem Dorf gibt<br />

es zahlreiche arme, ungebildete und kranke Menschen. Wer wird ihr<br />

Leid lindern? Ich bin nur dann wahrhaft glücklich, wenn du ihre Schwierigkeiten<br />

beseitigen kannst. Die Kinder dieses Dorfes müssen lange<br />

Wege zurücklegen, um im Nachbardorf zur Schule zu gehen. Ihre beklagenswerte<br />

Lage rührt mich tief. Sollten sie wirklich für ihre Ausbildung<br />

so viele Schwierigkeiten auf sich nehmen? Ich will, dass du in diesem<br />

Dorf eine kleine Schule baust, damit die Kinder hier bequem lernen<br />

können.“ Entsprechend den Wünschen seiner Mutter liess Ishvaracandra<br />

Vidyasagar Im Dorf eine kleine Schule errichten und seine Mutter<br />

war glücklich.<br />

An einem anderen Tag fand Ishvaracandra Vidyasagar seine Mutter<br />

gedankenverloren sitzen und fragte sie nach dem Grund. Sie sagte ihm:<br />

„Lieber Sohn, aus Mangel an Trinkwasser leiden unsere Dorfbewohner<br />

sehr. Sie müssen den ganzen Weg laufen, um von weit her Wasser zu<br />

holen, denn unser Dorfbrunnen ist völlig ausgetrocknet. Wie können<br />

alte Frauen wie ich aus so weiter Entfernung Wasser holen? Wenn du<br />

veranlassen kannst, dass in unserem Dorf ein Brunnen gegraben wird,<br />

wird das eine grosse Wohltat für sie sein. Das ist mein zweiter Wunsch.“<br />

Ishvaracandra Vidyasagar versicherte ihr: „Mutter! Ich werde deinen<br />

Wunsch mit Sicherheit erfüllen und versuchen, das Trinkwasserproblem<br />

in unserem Dorf zu lösen.“ Zu Anfang liess er zwei oder drei Brunnen<br />

im Dorf ausheben, aber das brachte nicht viel, weil sie nur in der<br />

Regenzeit Wasser lieferten, im Sommer aber austrockneten und nicht<br />

einmal einen Tropfen Wasser brachten. Deshalb riet die Mutter ihm,<br />

eine dauerhafte Lösung des Problems zu finden. Ishvaracandra Vidyasagar<br />

liess daraufhin einen grossen Brunnen graben, löste das Problem<br />

der Wasserknappheit auf Dauer und seine Mutter war glücklich.<br />

Etwas später wurde Ishvaracandra Vidyasagar in seiner Stellung befördert<br />

und auch sein Gehalt wurde mehr. Er ging zu seiner Mutter und<br />

fragte sie: „Mutter, wie lautet dein dritter Wunsch?“ Sie antwortete: „Lieber<br />

Sohn, du hast eine Schule errichtet und die Dorfbewohner mit Trinkwasser<br />

versorgt. Aber die Mütter unseres Dorfes sind, wenn ihre Kinder<br />

krank werden, gezwungen, sie zur Behandlung ins Nachbardorf zu bringen.<br />

Ich kann den Anblick ihrer Not nicht ertragen. Wenn du veranlassen<br />

kannst, dass in unserem Dorf ein kleines Krankenhaus errichtet<br />

wird, werde ich glücklich sein.“ Dem Wunsch seiner Mutter entspre-<br />

83


chend liess Ishvaracandra Vidyasagar in seinem Dorf ein Krankenhaus<br />

errichten und erfüllte so nach und nach die Wünsche seiner Mutter.<br />

Aufgrund seines guten Verhaltens erlangte er in seiner Laufbahn nach<br />

und nach eine hohe Position und auch sein Gehalt wurde entsprechend<br />

erhöht. Dennoch war er weiterhin bescheiden und gehorsam und erwarb<br />

sich dadurch einen guten Ruf. Eines Tages rief seine Mutter ihn<br />

zu sich und gab ihm den Rat: „Lieber Sohn, es freut mich, dass du eine<br />

sehr hohe Stellung im Leben errungen hast. Aber werde nicht hochmütig!“<br />

Übermässiger Wohlstand lässt bei einigen Leuten das Ego anschwellen,<br />

was wiederum vielen schlechten Eigenschaften den Weg ebnet.<br />

Wenn ihr euren Reichtum verliert, verschwindet auch das Ego und als<br />

Folge davon machen sich auch die schlechten Eigenschaften aus dem<br />

Staub.<br />

Das galt jedoch nicht für Ishvaracandra Vidyasagar. Zusammen mit seiner<br />

Bildung kultivierte er die Eigenschaft der Demut. Er erwarb sich einen<br />

guten Ruf als grosser Sprecher und die Gebildeten scharten sich<br />

in grosser Zahl um ihn, um seine Reden zu hören. Einmal wurde in einer<br />

Nachbarstadt eine Zusammenkunft arrangiert und Ishvaracandra Vidyasagar<br />

sollte zur Versammlung sprechen. Er machte sich auf den<br />

Weg in die Stadt; im selben Abteil wie er reiste auch ein ICS Beamter,<br />

der in die Stadt fuhr, um Ishvaracandra Vidyasagars Rede zu hören.<br />

Er kannte jedoch nur Ishvaracandra Vidyasagars Namen, ohne ihn jemals<br />

zuvor gesehen zu haben. Sobald der Beamte aus dem Zug stieg,<br />

rief er nach einem Gepäckträger. Ishvaracandra Vidyasagar sah dies,<br />

ging zum Beamten und fragte, wie viel Gepäck er hätte. Der Beamte<br />

erwiderte: „Nur einen kleinen Koffer“, woraufhin Ishvaracandra Vidyasagar<br />

fragte: „Musst du für diesen kleinen Koffer einen Gepäckträger<br />

engagieren? Ich trage ihn für dich, aber wohin gehst du?“ Der Beamte<br />

antwortete: „So weit ich weiss, wird ein grosser Gelehrter und Redner<br />

namens Ishvaracandra Vidyasagar eine Rede halten und ich bin auf<br />

dem Weg, um an seiner Vorlesung teilzunehmen.“<br />

Da nahm Ishvaracandra Vidyasagar den Koffer in seine Hand und ging<br />

neben dem Beamten her. Beide erreichten den Platz, wo Ishvaracandra<br />

Vidyasagars Vortrag stattfinden würde. Ishvaracandra Vidyasagar<br />

reichte dem Beamten den Koffer und dieser nahm seine Geldbörse herraus<br />

und fragte, wie viel Geld er als Gebühr fürs Koffertragen schulde.<br />

Ishvaracandra Vidyasagar lehnte das Angebot höflich ab mit den Worten:<br />

„Mein Herr, sie haben mir eine Gelegenheit geboten, ihnen zu die-<br />

84


nen. Mehr brauche ich nicht.“ Und er verliess stillschweigend den Platz.<br />

Ishvaracandra Vidyasagar für einen Verrückten haltend, ging der Beamte<br />

zum Versammlungsplatz und setzte sich unters Publikum. Die Organisatoren<br />

der Vorstellung warteten drauf, Ishvaracandra Vidyasagar<br />

bei seiner Ankunft Girlanden umzuhängen. Ein paar Minuten später traf<br />

dieser, sehr einfach gekleidet, ein, wurde wärmstens begrüsst und von<br />

den Veranstaltern reichlich mit Girlanden behängt. Der Beamte, der<br />

dieser Willkommenszeremonie zuschaute, erkannte zu seiner völligen<br />

Verblüffung, dass die Person, die ihm seinen Koffer getragen hatte, niemand<br />

anderer als Ishvaracandra Vidyasagar selbst war. Er schämte<br />

sich und grüsste diesen berühmten und doch demütigen Menschen<br />

achtungsvoll aus tiefstem Herzen. Dann begann Ishvaracandra Vidyasagar<br />

seine Rede und erklärte, dass Demut die wichtigste Eigenschaft<br />

eines Gebildeten sei. Er bemerkte, dass Stolz und Hochmut das Ergebnis<br />

übermässigen Reichtums seien und ein Mensch als Folge davon<br />

seine grundlegende menschliche Wesensqualität verlöre.<br />

Nach Abschluss des Programms ging der ICS Beamte auf Ishvaracandra<br />

Vidyasagar zu, entschuldigte sich aufrichtig für seinen Irrtum<br />

und bat: „Ihre Rede hat mir die Augen geöffnet. Aufgrund von Stolz auf<br />

meine hohe Bildung verhielt ich mich arrogant. Bitte verzeihen sie mir.“<br />

Im Ablauf der Zeit breitete sich Ishvaracandra Vidyasagars Ruhm als<br />

Gelehrter und Redner in Windeseile aus. Er leistete den Menschen weiterhin<br />

grossen Dienst, liess etliche arme Studenten ausbilden und versorgte<br />

verschiedene Dörfer, die solche Einrichtungen nicht besassen,<br />

mit Trinkwasser. Es machte seine Mutter sehr glücklich, dass ihr Sohn<br />

den Armen und Bedürftigen grossen Dienst erwies und sie betete zu<br />

Gott, er möge jede Mutter mit solch edlen Kindern segnen.<br />

Ähnlich hat Sathya Sai in Puttaparthi verschiedene Wohlfahrtsaktivitäten<br />

für die Gemeinde durchgeführt, Wohnhäuser für die Armen errichtet,<br />

ihre Kinder ausgebildet, die Dörfer mit Trinkwasser versorgt<br />

usw., so wie es seine Mutter wünschte. In jenen Tagen äusserte die<br />

Mutter geringfügige Wünsche, aber im Lauf der Zeit wurden daraus gigantische<br />

Projekte, die Geschichte machten. Mutter Easwaramma<br />

freute sich sehr über den grossen Dienst, den Swami den Dörflern erwies<br />

und stellte mit Befriedigung fest: „Lieber Sohn, du hast Häuser für<br />

Arme gebaut, das Trinkwasserproblem der Dorfbewohner gelöst, das<br />

Dorf, das in Dunkelheit lebte, mit Strom versorgt und darüber hinaus<br />

eine Schule und ein Krankenhaus errichtet. Du hast all meine Wünsche<br />

erfüllt.“ Sie war sehr glücklich, dass ihr Sohn solch grosse Aufgaben<br />

in Angriff genommen und vollendet hat. Sie pflegte den um sie ver-<br />

85


sammelten Frauen zu erzählen: „Ich bat Swami, in Puttaparthi eine kleine<br />

Dorfschule zu errichten, aber stattdessen hat Swami grosse Bildungsinstitution<br />

gegründet.“<br />

So wurden aus den bescheidenen Wünschen der Mutter schliesslich<br />

grosse Projekte, die der Menschheit als Ganzes immense Wohltat bringen.<br />

Das Land braucht heutzutage Kinder, die den Lehren ihrer Mütter<br />

folgen. Die Lehren der Mütter erscheinen vielleicht sehr einfach und unbedeutend,<br />

aber sie gewähren im Lauf der Zeit grosses Glück. Easwarammas<br />

Wünsche waren sehr simpel! Sie wollte, dass das kleine<br />

Dorf Puttaparthi Trinkwasser erhält, aber Swami versorgte den gesamten<br />

Anantapurdistrikt mit Trinkwasser. Sie wollte, dass ich eine kleine<br />

Schule errichte, aber Sathya Sai errichtete riesige Gebäude und etablierte<br />

grosse Bildungseinrichtungen. In jenen Tagen litten die Dorfbewohner,<br />

weil es ihnen an der medizinischen Grundversorgung fehlte,<br />

weshalb Mutter Easwaramma mich bat, ein kleines Krankenhaus zu<br />

bauen; aber Swami errichtete grosse Heilungstempel, die Sathya Sai<br />

Superhospitals, eines in Puttaparthi, ein anderes in Bangalore. So führten<br />

die kleinen Wünsche der Mutter zur Etablierung von Institutionen<br />

von Weltklasse.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr braucht niemandem zu folgen. Es genügt,<br />

wenn ihr Aktivitäten durchführt, die eure Mutter zufrieden stellen.<br />

Wenn eure Mutter glücklich und zufrieden ist, wird euch das grossen<br />

Segen bringen. Was immer eure Mutter sagt, folgt bereitwillig und aufrichtig<br />

ihrer Anweisung. Das ist heute vonnöten! Gehorcht eurer Mutter<br />

und empfangt ihre Liebe. Dann wird sich die gesamte Welt weiterentwickeln.<br />

Ihr braucht keine anderen verdienstvollen Handlungen zu vollbringen.<br />

Opfert euer ganzes Leben, um eure Mutter zufrieden zu stellen.<br />

Nur weil Sathya Sai die Wünsche seiner Mutter erfüllte und sie<br />

glücklich machte, verbreitete sich sein Ruhm überallhin.<br />

Sathya Sai hat grosse Krankenhäuser errichtet und verschafft dort absolut<br />

jedem, vom Ärmsten der Armen bis zum reichsten Mann, kostspielige<br />

medizinische Behandlung völlig umsonst. Im Bereich der medizinischen<br />

Einrichtungen gibt es nirgendwo in der Welt Institutionen,<br />

die dem Sathya Sai Institut für höhere medizinische Wissenschaften<br />

vergleichbar sind. In diesem Krankenhaus werden Arzneien, Operationen<br />

und Essen alles völlig umsonst zur Verfügung gestellt. Es ist jedem<br />

unbegreiflich, wie wir im gegenwärtigen Szenario von himmelhohen<br />

Kosten all dies kostenlos zur Verfügung stellen können. Leider sind<br />

die Menschen nicht fähig, den grossen Wert der Dienste unserer Krankenhäuser<br />

zu erkennen. Heutzutage werben viele Krankenhäuser<br />

86


durch elektronische Medien für ihre Einrichtungen, ziehen dadurch<br />

Leute an, ziehen ihnen ihr hart verdientes Geld aus der Tasche und<br />

gehen sogar so weit, aufgrund von Vernachlässigung den Tod der Patienten<br />

zu verursachen. Das ist nicht recht. Den Armen sollte kostenlose<br />

Nahrung, kostenlose Bildung, kostenloses Wasser und kostenlose<br />

Medizin gegeben werden. Es gibt keinen grösseren Dienst als den, diese<br />

Dienste kostenlos zur Verfügung zu stellen. Ich wünsche, dass alle<br />

Studenten, ehemalige wie gegenwärtige, solche Dienste durchführen.<br />

Wir sammeln von unseren Schülern und Studenten nicht einmal einen<br />

Paisa als Gebühr ein. Die Sathya Sai Bildungseinrichtungen gewährleisten<br />

völlig kostenlose Ausbildung. In anderen Institutionen müssen<br />

die Leute für eine höhere Ausbildung riesige Summen ausgeben, aber<br />

unsere Studenten müssen für ihre Bildung hier keinerlei Geld bezahlen.<br />

Ich gewähre allen Schülern und Studenten, die mit Liebe und grosser<br />

Erwartung hierher kommen, völlig kostenlose Ausbildung, vom Kindergarten<br />

bis zum doppelten Studienabschluss. Tatsächlich werden unsere<br />

ganzen Dienste liebevoll und kostenlos gegeben.<br />

Der Sikhstudent, der zuvor sprach, versuchte lange Zeit sein Bestes,<br />

um eine höhere Ausbildung zu erlangen, aber aufgrund mangelnder<br />

Geldmittel konnte er seinen höheren Studien nicht nachgehen und<br />

nahm deshalb eine Anstellung mit magerem Gehalt an. Später kam er<br />

auf unser College und erwarb sich seinen MBA Abschluss. Jetzt bietet<br />

er als dankbare Gabe für Swami dem Studentenwohnheim seine Dienste<br />

an. Es gibt viele Studenten wie ihn, die in Swamis Einrichtungen<br />

helfend dienen. Der Junge, der nach ihm sprach, kommt aus Delhi.<br />

Auch er hatte grosse Hoffnungen auf eine höhere Ausbildung, war jedoch<br />

mittellos. Er kam zu unserem Institut und qualifizierte sich mit einem<br />

MBA Abschluss mit höchster Auszeichnung. All das kostenlos.<br />

Seitdem blieb er hier und dient Swami. Er hat beschlossen, sein Leben<br />

der Institution zu weihen, die solche Jungen hervorbringt. Auf diese<br />

Weise haben alle Studenten der Sathya Sai Institutionen Weitherzigkeit<br />

und Opfergeist entwickelt. All unsere Studenten sind weitherzig; engstirnige<br />

Schüler und Studenten sind hier nicht zu finden. Sie sind von<br />

Liebe erfüllt und verhalten sich untereinander wie Brüder. Ich bemühe<br />

mich darum, solche idealen Jungen und Mädchen auszubilden. Es ist<br />

mein Wunsch, dass all unsere Studenten im Geist der Liebe und der<br />

Opferbereitschaft bereitwillig kostenlose Dienstaktivitäten in der Gesellschaft<br />

durchführen.<br />

Viele unserer Studenten arbeiten in grossen Städten wie Delhi und<br />

Agra in hoch bezahlten Stellungen. Tatsächlich suchen Topgesellschaften<br />

in Indien die Dienste unserer Studenten und bieten ihnen hoch<br />

87


ezahlte Stellungen an. Die an solchen Orten arbeitenden Studenten<br />

führen ebenfalls Dienstaktivitäten durch, wie zum Beispiel armen Studenten<br />

kostenlos Nachhilfe zu geben. Wo immer sie sich befinden, führen<br />

unsere Studenten mit Opfergeist und weitherzig verschiedene<br />

Hilfsaktivitäten durch. Bildung ist nicht blosses Bücherwissen. Weitherzigkeit<br />

und Opfergeist zu entwickeln, die eigenen Ressourcen bereitwillig<br />

mit den Mitmenschen der Gesellschaft zu teilen und diese<br />

glücklich zu machen, sind die wahren Qualitäten eines gebildeten Menschen.<br />

Es gibt in Prashanti Nilayam viele Studenten, die glücklich und<br />

zufrieden damit sind, der Gesellschaft zu dienen. Meine Hauptaufgabe<br />

besteht darin, solche Jungen und Mädchen auszubilden. Ich versorge<br />

sie mit allem was sie brauchen und sende sie, falls nötig, sogar zur höheren<br />

Bildung ins Ausland.<br />

Ihr alle kennt wahrscheinlich Dr. Padnamaban, der hier sitzt. Sehr jung<br />

qualifizierte er sich als Arzt und wollte in Bangalore eine kleine Praxis<br />

eröffnen. Ich rief ihn zu mir und sagte zu ihm: „Doktor, du musst höhere<br />

medizinische Abschlüsse erwerben und solltest deine Ausbildung nicht<br />

im gegenwärtigen Stand beenden. Deine Familienumstände sind einer<br />

höheren Ausbildung vielleicht nicht zuträglich, aber ich bin bei dir und<br />

werde für deine höhere Bildung sorgen.“ Eines Tages rief ich ihn zum<br />

Abendessen und schickte ihn später nach Wien zu Weiterbildung in Medizin.<br />

Entsprechend ging er ins Ausland und erhielt höhere medizinische<br />

Abschlüsse, kehrte zurück und verrichtet jetzt wunderbaren<br />

Dienst im Spital von Whitefield/Brindavan. Er ist nicht an Geld interessiert.<br />

Alles, was für ihn zählt, ist der grosse Name, den er sich im Dienst<br />

für Swami erworben hat. Gibt es einen grösseren Reichtum als einen<br />

guten Ruf? Er dient den Armen. Obwohl er eine Herzoperation hatte,<br />

dient er weiterhin den armen und kranken Patienten. So hat Swami ihn<br />

zu einem liebevollen, weichherzigen und selbstlosen Menschen mit einem<br />

heiligen Herzen geformt und ihn dazu gebracht, den Menschen<br />

zu dienen.<br />

Obwohl hoch qualifiziert, sind unsere Studenten sehr bescheiden und<br />

frei von Ego. Später nehmen sie Lehrerstellungen an unseren Bildungseinrichtungen<br />

ein. Es ist mein fester Entschluss, solch edle Seelen zu<br />

fördern.<br />

Dieser Körper mag hin und wieder an geringfügigen Gebrechen leiden.<br />

Aber es macht mir nichts aus. Es ist natürlich für den menschlichen Körper.<br />

Letztes Jahr stand ein Junge auf einem Eisenstuhl und befestigte<br />

bunte Festtagsgirlanden an der Tür. Unterdessen öffnete ich die Tür<br />

88


und kam aus meinem Zimmer. Als der Junge mich erblickte, wurde er<br />

nervös und fiel vom Stuhl. Während er fiel, kippte der Eisenstuhl und<br />

fiel auf mich. Das war Anlass meines Hüftbruchs. So geschah es. Es<br />

beruht nicht auf irgendeinem vergangenen Karma. Aber mir machte<br />

meine Verletzung nichts aus. Als ich gestern in mein Zimmer ging, stützte<br />

ich mich nebenbei auf eine Keramikplatte an der Wand; die Platte<br />

löste sich jedoch und fiel zu Boden, so dass auch ich stürzte und heftig<br />

auf mein Handgelenk fiel. Es war ein Unfall. Aber ich habe, komme,<br />

was mag, meine Pflicht zu erfüllen. Natürlich finden Unfälle aufgrund<br />

von vergangenem Karma statt, aber dieser Vorfall ist nicht etwas Derartiges.<br />

Solche Zwischenfälle mögen hier und da geschehen, aber mich<br />

kann niemals eine Krankheit befallen. Ich fahre, ohne mich durch solche<br />

Vorfälle behindern zu lassen, mit meinem Werk fort.<br />

Hier sind sieben Jungen; sie alle haben ihren zweiten Studienabschluss<br />

beendet und wollen auf Dauer bei Swami bleiben und hier<br />

Dienst leisten. Ich kümmere mich um sie. Ich sagte ihnen: „Meine lieben<br />

Kinder, ihr müsst in eurer Ausbildung weiterkommen. Ihr braucht<br />

dafür nicht von euren Eltern abhängig zu sein, sondern ich werde mich<br />

um alles Erforderliche kümmern. Studiert gut und seid erfolgreich.<br />

Setzt anderen ein Beispiel.“ So arrangiere ich für sie ihre höheren Studien.<br />

Ich helfe anderen immer und verursache niemandem irgendeine<br />

Mühe. Was mich betrifft, werde ich nie von irgendeiner Krankheit heimgesucht<br />

werden. Einige kleinere Vorfälle mögen geschehen, aber ich<br />

werde, solcher Vorfälle nicht eingedenk, mit meinem Werk fortfahren.<br />

Als ich gestern hinfiel, verursachte das grossen Lärm und die anwesenden<br />

Menschen hatten grosse Angst, dass ein schwerer Unfall geschehen<br />

wäre. Sie dachten bei sich: „Was ist Swami zugestossen! Bis<br />

vor kurzem konnte er aufgrund des Hüftbruchs nicht richtig laufen und<br />

jetzt hat er sich die Hand verletzt. Welches Unglück ist über uns gekommen!“<br />

Aber ich tröstete sie mit den Worten, nichts Ernsthaftes<br />

wäre geschehen und sie brauchten sich nicht zu sorgen. Die Devotees<br />

hatten hier ein Treffen einberaumt, an dem ich teilnehmen musste. Ich<br />

lasse nicht gerne von meiner Pflicht ab, egal, was diesem Körper geschieht;<br />

deshalb stimmte ich zu, hierher zu kommen. Ich zog mein Gewand<br />

an und die Studenten arrangierten einen Schal, der mein Kleid<br />

bedeckt, damit ich nicht durch den bandagierten Arm Unannehmlichkeiten<br />

ausgesetzt bin. Die Ärzte rieten mir jedoch, mich nicht zu bewegen.<br />

Ihr Rat war richtig, aber ich erklärte mich bereit, entgegen dem<br />

Ratschlag der Ärzte mithilfe von zwei Jungen hinunter zu kommen. Da<br />

89


ich meine Studenten so liebe, lieben auch sie mich mit derselben Intensität.<br />

Sie warten mir ständig auf und kümmern sich um mich.<br />

(Auf Swamis Anweisung standen ein paar Jungen auf. Swami zeigte<br />

sie den Versammelten und sagte:)<br />

Diese Jungen sind von weit entfernten Orten wie Delhi und anderen<br />

Städten hergekommen und studierten hier in Brindavan und Prashanti<br />

Nilayam. Sie bleiben alle bei mir und erweisen mir grossen Dienst. Dieses<br />

Problem ist nicht mit Medizin zu heilen. Ihre Liebe selbst wirkt als<br />

grosse Medizin für mich. Allein ihre Liebe schützt mich auf verschiedene<br />

Weisen.<br />

(Swami zeigt auf einen Studenten und fährt fort:)<br />

Dieser Junge erlangte seinen Doktor der Philosophie. Obwohl all diese<br />

Jungen hoch gebildet sind, wollen sie hier bleiben und Swami dienen.<br />

In Swamis Residenz befinden sich noch mehr Jungen. Satyajit zum Beispiel<br />

und manch andere Jungen sind mir ständig gleich einem Schatten<br />

zu Diensten und kümmern sich um mich. Solche Jungen sind mein einziger<br />

Besitz. Viele Leute fragen mich: „Swami! Wie viel ist dein Besitz<br />

wert und wo liegt er?“ Ich antworte ihnen: „Mein Lieber, ich kann nicht<br />

behaupten, mein Besitz sei so und so viel wert. Meine Studenten sind<br />

mein Besitz. Er ist nicht mit Geld zu messen. Jegliches Ausmass der<br />

Beschreibung der Liebe meiner Studenten wäre ungenügend.“ Ich<br />

kann nicht einen einzigen Tag ohne diesen Besitz bleiben, und auch<br />

sie können nicht ohne Swamis liebevolle Fürsorge leben. Diese Jungen<br />

setzen der Welt durch ihren Dienst ein grosses Beispiel. Seva allein<br />

verleiht den Gebildeten grossen Wert. Ich kann das Ausmass des Dienstes,<br />

den sie so liebevoll leisten, nicht beschreiben. Niemand kann das<br />

liebevolle Wesen unserer Studenten einschätzen und in Worten ausdrücken<br />

und niemand kann ihre Weitherzigkeit verstehen. Äusserlich<br />

erscheinen sie wie andere Studenten, aber jeder von ihnen ist hochgebildet<br />

und hat mehrere Studienabschlüsse. Solche Jungen können<br />

der Welt grossen Dienst erweisen. Sie dienen mir auf verschiedene<br />

Weise.<br />

Geschichten über Gott hören, zur Ehre Gottes singen, an Gott denken,<br />

seinen Lotosfüssen dienen, Anbetung, Verehrung, Dienstbereitschaft,<br />

Freundschaft und Selbsthingabe.<br />

Auf den diesen neun eben beschriebenen Wegen der Hingabe drücken<br />

sie ihre völlige und bedingungslose Liebe mir gegenüber aus.<br />

90


Die Ärzte rieten mir zur Bettruhe. Dennoch beschloss ich, meine Verpflichtung<br />

meinen Devotees gegenüber zu erfüllen. Als sie meinen unerschütterlichen<br />

Beschluss erkannten, nähten die Jungen einen Schal,<br />

um mein Gewand zu bedecken und brachten mich nach unten. Dieser<br />

Dienst mag klein und unbedeutend erscheinen; aber wenn ihr tief darüber<br />

nachforscht, erkennt ihr, dass es sehr schwierig ist, diese Gelegenheit<br />

zu erhalten, Swami so zu dienen. Nur aufgrund ihrer liebevollen<br />

Fürsorge bin ich in der Lage, ohne viel Mühe hinunter zu kommen und<br />

zu euch zu sprechen. Ist es mir in meiner gegenwärtigen Lage wirklich<br />

möglich? Tatsächlich ist es ihre reine Liebe, die mich hier herunter<br />

brachte. Diese Jungen besitzen zusätzlich zu ihrer guten Bildung einen<br />

guten Charakter. Der Dienst, den die Jungen hier oder in der Grundschule<br />

oder Oberschule oder anderen Einrichtungen in Puttaparthi leisten,<br />

ist unbeschreiblich. In dieser Institution verhalten sich sogar kleine<br />

Jungen gut. Ich stehe heute vor euch, um die guten Eigenschaften meiner<br />

Studenten zu beschreiben; ansonsten hatte ich nicht vor, eine Rede<br />

zu halten. Entsprechend meinem Rat leisten die Studenten der Gesellschaft<br />

grossen Dienst. Ich rufe die neuen Studenten, die sich diesem<br />

Jahr der Institution anschliessen, dazu auf, edle Eigenschaften zu kultivieren,<br />

gesund, glücklich und bescheiden wie diese Jungen zu sein<br />

und der Gesellschaft guten Dienst zu erweisen. Ich beende meine Ansprache,<br />

indem ich einem jeden meinen Segen erteile.<br />

91


2. Juli<br />

Gurupurnima<br />

Duldsamkeit ist die wahre Schönheit<br />

dieses heiligen Landes Bharat.<br />

Von allen Ritualen ist Festhalten an der<br />

Wahrheit die grösste spirituelle Disziplin.<br />

Das himmlischste Gefühl in diesem Land<br />

ist das Empfinden der Liebe zur eigenen Mutter.<br />

Verkörperungen der Liebe! In diesem heiligen Land Indien ist Duldsamkeit<br />

die wahre Schönheit. Der moderne Mensch hat keine Ahnung,<br />

was Duldsamkeit ist und kann nicht erkennen, dass Duldsamkeit oder<br />

Toleranz die wahre Schönheit dieses Landes ausmacht. Jemand ohne<br />

Toleranz ist überhaupt kein Mensch. Ihr solltet Sympathie und Toleranz<br />

für die Armen und körperlich Behinderten empfinden; aber der moderne<br />

Mensch verachtet diese unglücklichen Menschen. In Wirklichkeit ist Toleranz<br />

das wertvollste heilige Mantra der Inder, aber aus Unwissenheit<br />

hat der Mensch dieses heilige Mantra aufgegeben und lässt sich von<br />

Instrumenten und Ritualen beeindrucken.<br />

Duldsamkeit oder Toleranz ist die Eigenschaft, die von einem Devotee<br />

am meisten erwartet wird. Was ist Hingabe? Etliche Menschen hegen<br />

die falsche Vorstellung, Hingabe bestünde darin, ein paar Idole anzubeten,<br />

bestimmte Gelübde einzuhalten und einige Rituale durchzuführen.<br />

Es ist nicht so einfach. Die wichtigste Aufgabe eines jeden Devotees,<br />

insbesondere der Inder, liegt darin, die Eigenschaft der Toleranz<br />

und Duldsamkeit zu praktizieren.<br />

An der Wahrheit festzuhalten ist wahre Askese. Heutzutage hat der<br />

Mensch dieses Prinzip vergessen. Duldsamkeit ist eine Eigenschaft,<br />

welche die Menschen zu edlen Taten inspiriert. Sie sollte auch andere<br />

gelehrt werden, damit sie diese edle Eigenschaft in sich aufnehmen<br />

können.<br />

Liebe zur Mutter ist das himmlische Gefühl in diesem Land. Die Menschen<br />

vernachlässigen heutzutage die sehr wichtige Pflicht, jede Frau<br />

wie die eigene Mutter zu betrachten. Es gibt in der Welt nichts Grösseres<br />

und Süsseres als diese mütterliche Liebe. Wer diese erhabene<br />

Empfindung kultiviert hat, ist höchst glücklich zu preisen. Dieses müt-<br />

93


terliche Empfinden kann man nicht kaufen oder mieten, sondern es entspringt<br />

der natürlichen Liebe zur eigenen Mutter. Das indische Volk gibt<br />

diese edlen Eigenschaften auf und versucht stattdessen, fremde Kulturen<br />

und Traditionen zu imitieren und zu kultivieren. In der Tat rennen<br />

sie der ausländischen Kultur mit übertriebenem Enthusiasmus hinterher,<br />

als wäre diese ihr Lebensatem selbst!<br />

Verkörperungen der Liebe! In dieser Welt ist nichts Heiligeres zu finden<br />

als Liebe. Heute werdet ihr überall auf weltliche und körperliche Liebe<br />

treffen, aber es ist sehr schwierig, Liebe zu finden, die von göttlicher<br />

Glückseligkeit erfüllt ist.<br />

Liebe besteht nicht nur in der Beziehung zwischen zwei Menschen auf<br />

Körperebene. Wahre Liebe geschieht von Herz zu Herz. Heutzutage<br />

vernachlässigen die Inder diese heilige erhabene Liebe. Allein die Liebe<br />

zu Gott hat die Menschen in diesem heiligen Land Indien seit alten<br />

Zeiten erhalten und geschützt, so wie die Augenlider das Auge beschützen.<br />

Diese göttliche Liebe erfüllt das gesamte Universum. Wo immer<br />

ihr nach ihr sucht, ist sie gegenwärtig. In dieser Welt existiert nichts<br />

anderes als göttliche Liebe. Alle anderen Arten der Liebe sind bloss vorübergehende<br />

Verblendungen. Wahre Liebe steigt aus der Tiefe des eigenen<br />

Herzens empor. Diese göttliche Liebe zu kultivieren und mit anderen<br />

zu teilen, erfreut mich zutiefst. Heutzutage findet ihr überall<br />

weltliche und körperliche Liebe, die dazu dient, selbstsüchtige Ziele zu<br />

erreichen. Aber man kann das nicht wirkliche Liebe nennen. Wahre Liebe,<br />

die heilig, göttlich und selbstlos ist, muss dem eigenen Herzen entspringen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Entfaltet und stärkt diese göttliche Liebe.<br />

Wenn ihr diese Liebe entwickelt und nährt, wird es euch an nichts mangeln.<br />

Nur wenn ihr diese edle Liebe kultiviert, seid ihr berechtigt, „Verkörperungen<br />

der Liebe“ genannt zu werden. Gott ist allgegenwärtig. Wo<br />

befindet sich Gott? Tatsächlich seid ihr Gott selbst. Nach diesem Zustand<br />

müsst ihr streben. Obgleich Gott überall gegenwärtig ist, solltet<br />

ihr die Göttlichkeit in euch nicht vergessen. Manche Leute glauben,<br />

Gott existiere gesondert an irgendeinem fernen Ort.<br />

Gott Vishnus Devotee, das Kind Prahlada, erklärte:<br />

“Zweifle nie daran, dass Gott hier aber nicht dort wäre.<br />

Wo immer du nach ihm suchst, dort ist er.”<br />

94


Das ist Indiens wahre Kultur, die heute jedoch nicht mehr wahrzunehmen<br />

ist. Jeder rezitiert Gottes Namen, aber wo ist Gott? In Wirklichkeit<br />

bist du selbst Gott! Du und Gott seid nicht voneinander getrennt. Aber<br />

der Mensch vergisst die in ihm verborgene Göttlichkeit und rennt nichtigen<br />

und weltlichen Dingen hinterher!<br />

Verkörperungen der Liebe! Gebt unter keinen Umständen die Liebe<br />

auf. Liebe ist euer grösster Schatz, und wer diesen vergisst, ist überhaupt<br />

kein Mensch! Ihr liebt euren Vater, eure Mutter, Brüder, Schwestern<br />

usw., aber diese ganzen Beziehungen sind nur Rollen im göttlichen<br />

Drama. Ihr müsst versuchen, wahre Liebe zu erfassen. In Wirklichkeit<br />

ist sie immer in euch. Ihr braucht nicht im Aussen nach ihr zu<br />

suchen. Leider jagt ihr heute Dingen hinterher, die nicht wirklich und<br />

dauerhaft sind.<br />

Was ist dies? Jeder behauptet, es ist eine Blume, aber in Wahrheit ist<br />

es eine Manifestation der Göttlichkeit. Sie besitzt viele Blütenblätter,<br />

welche die Göttlichkeit repräsentieren. Wenn man die Blütenblätter<br />

eins nach dem anderen abpflückt, kann man nicht mehr von einer Blume<br />

sprechen. Entsprechend kann ein Mensch ohne Liebe nicht Verkörperung<br />

der Liebe genannt werden. Liebe ist der Ursprung und die<br />

erhaltende Kraft des gesamten Universums. Diese Eigenschaft der Liebe<br />

nimmt in den verschiedenen Individuen unterschiedliche Formen<br />

an, zum Beispiel zwischen Vater, Mutter, Brüder und Schwestern, aber<br />

ihr nennt all diese Formen Liebe. Gemeinsam bilden diese Menschen<br />

eine Familie. Es genügt nicht, eure Liebe auf eure Familienmitglieder<br />

zu begrenzen, sondern das gesamte Universum muss wie eine Familie<br />

zusammenleben. Wen immer ihr trefft, grüsst ihn ehrfurchtsvoll. Kennt<br />

ihr ein edleres Gefühl? Alle Formen, denen ihr in dieser Welt begegnet,<br />

sind Verkörperungen der Göttlichkeit. Es gibt in diesem Universum<br />

nichts, was nicht göttlich wäre. Ihr haltet die verschiedenen Objekte in<br />

diesem Universum für blosse Objekte. Nein, nein! Betrachtet sie als<br />

Verkörperungen der Göttlichkeit! Leider seid ihr heutzutage töricht geworden<br />

und sucht in irgendeinem fernen Winkel nach Gott. Wo immer<br />

ihr hinschaut, dort ist Gott. Deshalb besteht das erhabenste Gefühl darin,<br />

alles im Universum als Verkörperungen der Göttlichkeit zu sehen.<br />

Das Universum ist nichts als eine Form Gottes! Gott manifestiert sich<br />

in allen Formen. Betrachtet diese allgegenwärtige Göttlichkeit als Gott.<br />

Schenkt nicht der äusserlichen Gestalt eines Objektes Glauben, sondern<br />

glaubt fest an die göttliche Kraft in dem Objekt. In euren täglichen<br />

Aktivitäten erfahrt ihr nichts anderes als die Göttlichkeit. Ihr empfindet<br />

95


zum Beispiel brennenden Durst. Durst ist ein Feuer, eine Manifestation<br />

der Göttlichkeit. Ihr stillt euren Durst, indem ihr Wasser trinkt, das eine<br />

andere Manifestation der Göttlichkeit ist.<br />

So sind die fünf Elemente im Universum, die fünf Sinne, die fünf Lebenshüllen<br />

(siehe Anhang) und die fünf Lebenshauche im Körper alle<br />

Manifestationen der Göttlichkeit. Ihr missbraucht heutzutage eure Sinne.<br />

Das ist eine grosse Sünde. Alle Sinne sind rein, heilig und selbstlos.<br />

Die Sinne unterscheiden nicht zwischen Kaste, Bekenntnis, Religion,<br />

Landeszugehörigkeit etc. Obwohl sich in eurem eigenen Selbst so edle<br />

Eigenschaften befinden, sucht ihr in der äusseren Welt nach Gott. Wie<br />

beklagenswert! Was glaubt ihr denn, was die menschlichen Werte<br />

sind? Nichts anderes als göttliche Eigenschaften. Gott besitzt keine gesonderten<br />

Eigenschaften. Die einzige Eigenschaft ist die Göttlichkeit<br />

selbst. Ihr lasst euch täuschen, indem ihr die eigenschaftslose Göttlichkeit<br />

als Gott mit Eigenschaften wahrnehmt.<br />

Verkörperungen der Liebe! Was immer ich spreche, ist Liebe allein. Ich<br />

kenne kein anderes Wort. Es gibt keine höhere Qualität als Liebe. Deshalb<br />

müsst ihr diese Qualität der Liebe, die Gott selbst ist, lieben.<br />

Ihr beschreibt Gott auf unterschiedliche Weise: als eigenschaftslos,<br />

rein, der höchste Wohnort, ewig, makellos, erleuchtet, frei, die Verkörperung<br />

der Reinheit und Heiligkeit, aber das dient nur eurer eigenen<br />

Befriedigung. Diese Worte können Gott nicht völlig darstellen. Tatsächlich<br />

ist Gott jenseits jeglicher Beschreibung. Liebe ist das einzige Wort,<br />

mit dem ihr Gott beschreiben könnt. Nichts kennzeichnet ihn besser.<br />

Verkörperungen der Liebe, ihr alle verkörpert Liebe. Liebe ist eure<br />

Form. Gottes Form ist ebenfalls Liebe. Es bekümmert mich sehr, diese<br />

körperlich behinderten Kinder auf den dreirädrigen Fahrzeugen sitzen<br />

zu sehen. In Wirklichkeit sind sie Verkörperungen der Göttlichkeit. Es<br />

ist eine grosse Sünde, auf diese göttlichen Kinder verächtlich herabzublicken.<br />

In Wirklichkeit gibt es in der Welt überhaupt keine niedrigen<br />

Menschen! Diese niedrige Gesinnung befindet sich allein in euch, und<br />

nicht in Gott. Gott hat nur ein Attribut: Liebe. Liebe ist seine Form. Wenn<br />

jemand sich liebevoll mit mir unterhält, ist meine Freude grenzenlos.<br />

Wenn die Leute hingegen leere Rhetorik ohne Liebe benutzen, um meine<br />

Eigenschaften zu beschreiben, erfreut und beeindruckt mich das<br />

überhaupt nicht. Sprecht mit liebendem Herzen zu mir. Betet aus liebevollem<br />

Herzen zu mir. Um was auch immer ihr mit liebendem Herzen<br />

bittet, ich werde bereitwillig antworten. Ruft mich liebevoll „Sai“, und ich<br />

96


werde bereitwillig mit „oyi (liebevoller Ausdruck der Herzlichkeit und Zuneigung<br />

in Telugu) antworten. Unzählige Gebete ohne Liebe können<br />

mich nicht rühren. Wenn ihr mich liebevoll ruft, werde ich, wo immer<br />

ich bin, sofort antworten. Es gibt nichts Grösseres als Liebe. Wenn ihr<br />

also Gottes Darshan haben und Gott erfahren wollt, dann betet liebevoll<br />

zu ihm. Egal wie viel Reichtum und Tugenden ihr besitzt, sie kommen<br />

der Eigenschaft der Liebe nicht gleich. Die im Wort Liebe liegende Süsse<br />

ist nirgendwo sonst in der Welt zu finden. Je mehr ihr diese Liebe<br />

kultiviert und lebt, desto lieblicher wird eure Persönlichkeit sein. Entwickelt<br />

deshalb Liebe als eure herausragendste Qualität.<br />

Wo immer ihr euch befindet,<br />

ob im Wald, im Himmel, in einer Stadt oder einem Dorf,<br />

hoch auf dem Berg oder mitten im tiefen Meer,<br />

Liebe ist eure einzige Zuflucht.<br />

Liebe ist nicht auf einen bestimmten Platz oder Wohnsitz beschränkt;<br />

sie ist universal. Hegt und pflegt deshalb diese universale Liebe. Sie<br />

ist mit keinem Geldbetrag zu kaufen. Nur ein mit intensiver Liebe gefülltes<br />

Herz kann sie erlangen. Deshalb muss der Mensch diese reine<br />

selbstlose Liebe entfalten. Hingabe ist ein vorgeschriebenes Mittel, um<br />

diese reine Liebe zu kultivieren. Hingabe befindet sich nicht irgendwo<br />

in einem fernen Winkel, sondern Liebe ist Hingabe. Hingabe ohne Liebe<br />

gleicht einem tiefen Meer voller Salzwasser, wohingegen Hingabe mit<br />

Liebe wie Süsswasser ist. Liebe zu empfinden gleicht Nektar. Liebe ist<br />

wahrhaft Glückseligkeit. Liebe ist ein wunderbares Gefühl und unergründlich.<br />

Gebt deshalb niemals diese nektargleiche, süsse, glückselige<br />

und unergründliche Liebe auf!<br />

Verkörperungen der Liebe! Macht Liebe zu eurem Ziel, statt nichts sagende<br />

Ansprüche auf Hingabe zu erheben. Das ist die grösste spirituelle<br />

Disziplin. Nichts kann euch leichter die Befreiung geben als reine<br />

selbstlose Liebe. Es gibt vier Begriffe: Befreiung, Hingabe, Liebe zu<br />

Gott, Bindung an Gott, aber Liebe ist die zugrunde liegende Strömung<br />

in allen.<br />

An diesem segensreichen Festtag Gurupurnima ist Liebe die wertvollste<br />

Gabe, die ich euch überreiche. Das ist mein kostbarstes Geschenk<br />

an euch. Welch andere Gaben ich euch auch schenke, ohne Liebe werden<br />

sie nutzlos sein. Meine Liebe ist rein, heilig und höchst kostbar.<br />

Entfaltet auch ihr diese Liebe!<br />

97


21. August<br />

Meine Studenten sind mein Reichtum<br />

Jemand mag hohe akademische Qualifikationen<br />

wie M.A., B.A., MBA und MFM<br />

und eine herausragende Stellung erlangen,<br />

Reichtum anhäufen, wohltätige Werke verrichten<br />

und berühmt werden; körperlich kräftig sein<br />

und ein langes gesundes Leben geniessen<br />

oder ein Gelehrter sein:<br />

Wenn es ihm jedoch an menschlichen Werten mangelt,<br />

werden sich seine ganzen Errungenschaften als nutzlos erweisen.<br />

Schüler und Studenten! Jungen und Mädchen! Lehrer! Förderer der Bildung<br />

und Erziehung!<br />

Durch das blosse Erlangen weltlicher Bildung kann der Mensch im Leben<br />

keine herausragende Stellung erreichen. Ohne göttliche Gnade<br />

wird alles menschliche Bemühen vergeblich sein. Es gibt in dieser Welt<br />

zahlreiche hoch gebildete Menschen, aber erweisen sie der Nation irgendeinen<br />

Dienst? Nein. Diesbezüglich scheinen ungebildete Leute<br />

bessere Menschen zu sein als die hoch Gebildeten. Trotz seiner Bildung<br />

und Intelligenz ist ein Mensch, der sein wahres Selbst nicht kennt,<br />

nur ein Narr. Auch wenn jemand hochintelligent und gebildet ist: ohne<br />

menschliche Werte ist sein Leben bedeutungslos. In Wahrheit ist jemand<br />

ohne menschliche Werte überhaupt kein Mensch! Zahlreiche Abschlüsse<br />

zu erwerben, ohne menschliche Werte in sich aufzunehmen,<br />

bringt wenig.<br />

Verkörperungen der Liebe! Um einen wahrhaft gebildeten Menschen<br />

zu kennen und zu erkennen, solltet ihr euch unsere Studenten genau<br />

betrachten. Sie begnügen sich nicht nur mit dem Erlangen von Abschlüssen,<br />

sondern setzen ihr Wissen zum Wohl der Gesellschaft ein.<br />

Bildung, die der Gesellschaft nichts nutzt, dient nicht wirklich einem<br />

Zweck. Unsere Jungen sind sehr tugendhaft und besitzen den Reichtum<br />

des Charakters. Für sie sind Tugenden ihr Leben selbst. Herausragende<br />

Personen, die aus der ganzen Welt hierher kommen, lernen<br />

viele Dinge von unseren Studenten. Einige unserer Studenten bleiben<br />

99


nach Abschluss ihrer Ausbildung hier und dienen als Lehrer. Ich bin<br />

sehr froh darüber, denn wir brauchen uns nicht darum zu sorgen, von<br />

auswärts gute und edle Lehrer für unser Institut zu erhalten. Nach ihren<br />

Studien übernehmen unsere eigenen Studenten die Verantwortung<br />

des Unterrichtens. In anderen akademischen Zentren sind die Studenten<br />

um ihrer eigenen selbstsüchtigen Ziele willen an höheren Studien<br />

interessiert; unsere Studenten hingegen sind nicht am Sammeln von<br />

Abschlüssen interessiert, sondern daran, ihr Wissen zum Wohl der anderen<br />

weiterzugeben.<br />

Dieser Charakter und dieser Edelmut stammen nicht aus blosser Bildung.<br />

Die Bildung, die sie hier erhielten, beschränkt sich nicht nur auf<br />

Buchwissen, sondern sie bringt Tugenden zur Entfaltung, die ihren Ursprung<br />

im Herzen haben. Unsere Studenten sind unvergleichlich. Sie<br />

übernehmen in der ganzen Welt die Lehrerrolle und helfen der Gesellschaft,<br />

indem sie vorbildliche Studenten und Menschen mit Charakter<br />

heranbilden. Hier in unserem Institut ist Charakter das vorrangige Ziel.<br />

Ein Mensch mit einer solchen Bildung und einem solchen Charakter<br />

kann über die ganze Welt herrschen. Bildung ohne Charakter ist nutzlos.<br />

Es freut mich sehr, solch tugendhafte, energetische und intelligente<br />

Studenten zu haben. Unsere MBA (Master of Business Administration)<br />

Studenten besitzen all die von ihnen erwarteten edlen Eigenschaften.<br />

Zusätzlich zu ihren Studien lernen sie verschiedene Sprachen. Studenten<br />

aus Kerala haben in verschiedenen Sprachen wie Tamil, Hindi,<br />

Englisch, Telugu usw. Fertigkeit erlangt. Sie sprechen diese Sprachen<br />

so fliessend, dass es sehr schwierig ist, ihre Muttersprache zu erkennen.<br />

Solch talentierten Studenten fällt es nicht schwer, die Sprache des<br />

Atmans (des Göttlichen Selbst) zu lernen. Sie halten sogar in Sanskrit<br />

Ansprachen. Aber gleichzeitig halten sie an samskriti, der Kultur fest.<br />

Man nimmt Kultur nicht durch das Erlernen von Sanskrit in sich auf, sondern<br />

indem man die Kultur bewahrt. Wer an der Kultur festhält, wird alle<br />

Arten des Wohlstands erlangen können und anderen ein Vorbild sein.<br />

Als ich einen unserer Studenten nach seinem Heimatort fragte, antwortete<br />

er: „Swami, ich gehöre zu Puttaparthi.“ Dieser Junge spricht<br />

Sanskrit sehr fliessend und hat noch mehrere andere Sprachen erlernt.<br />

Studenten, die in Puttaparthi studierten, verbreiten Swamis Botschaft<br />

in verschiedenen Ländern wie Amerika, Japan, Deutschland, Italien<br />

usw. Studenten mit solcher Einsatzbereitschaft und Hingabe sind heutzutage<br />

sehr selten, aber in unseren Institutionen gibt es viele solche<br />

Studenten. Es bereitet mir grosse Freude, solche Studenten hier zu haben.<br />

Wir brauchen solche Studenten. Ich wünsche, dass diese Stu-<br />

100


denten nach Abschluss ihrer Bildung das hier erworbene Wissen mit<br />

ihren Mitmenschen in der Gesellschaft teilen und sie transformieren.<br />

Herausragende Persönlichkeiten wie der Präsident von Indien, der Ministerpräsident<br />

und die Hauptminister sind voll des Lobes über unsere<br />

Studenten. Wann immer sie diesen Ort besuchen, rühmen sie unsere<br />

Studenten.<br />

In unseren Instituten wird den Studenten die Ausbildung völlig gebührenfrei<br />

vermittelt, und zusätzlich werden verdienstvollen Studenten Stipendien<br />

gewährt. Wenn ihr fragt, was Swamis Besitz ausmacht, antworte<br />

ich: „Die Studenten sind mein Besitz.“ Ohne die Studenten werde<br />

ich nichts tun können. Sie kümmern sich höchst liebevoll und fürsorglich<br />

um Swami. Tatsächlich sind sie für die ganze Entwicklung in unseren<br />

Bildungs- und sonstigen Einrichtungen verantwortlich.<br />

Bharats Kultur gründet auf den Veden, deren Sprache Sanskrit ist. Hier<br />

rezitieren die Studenten morgens und abends die Veden. Nicht einmal<br />

durch intensive Askese kann man solche Studenten erhalten. Sie können<br />

mit Sicherheit Fortschritt in der Gesellschaft bewirken. Es gibt keine<br />

Sprache, die unsere Studenten nicht sprechen. Sie sind in allen Arten<br />

von Fertigkeiten bewandert. Ihr habt vielleicht den Eindruck, Swami<br />

nähme grosse Mühen auf sich, um den Charakter der Studenten zu formen,<br />

aber es macht überhaupt keine Mühe. Tatsächlich leisten die Studenten<br />

Swami grosse Hilfe. Sie geben Sais Ideale an die Welt weiter<br />

und bereiten dadurch allen Freude. Es ist notwendig, mehr derartige<br />

Institutionen zu gründen, um solch vorbildliche Studenten zu formen.<br />

Die Eltern selbst sind sich des in ihren Kindern liegenden Potentials<br />

nicht bewusst. Unsere Studenten sind von edlen Gedanken und heiligen<br />

Empfindungen erfüllt. Sie räumen dem Dienst an ihren Eltern höchste<br />

Priorität ein und gehen liebevoll und herzlich mit ihren Freunden und<br />

Verwandten um. Sie hegen keinen Wunsch, Reichtum anzuhäufen. Ihr<br />

alleiniges Ziel besteht darin, Swamis Anweisung zu befolgen und für<br />

den Fortschritt der Gesellschaft zu arbeiten. Ich will keinen anderen Besitz<br />

als meine Studenten. Mithilfe dieser Studenten können viele Bildungseinrichtungen<br />

entwickelt werden. Im Gegensatz zu Studenten<br />

sonst wo, die sehr spät morgens aufwachen, stehen unsere Studenten<br />

frühmorgens <strong>beim</strong> Hahnenschrei auf. Sie sind massvoll in Bezug auf<br />

Nahrung und Lebensgewohnheiten. Diese Disziplin ist bei anderen<br />

Studentengemeinschaften nicht zu finden. Unsere Studenten nehmen<br />

aufmerksam am Unterricht teil und lernen ihre Lektionen gut. Sie gehorchen<br />

ihren Lehrern und nehmen im rechten Geist an Sport und Spie-<br />

101


len wie Badminton, Tennis und Volleyball teil. Sie kümmern sich auch<br />

gut um ihre Gesundheit. Alle sind physisch wie geistig sehr stark, und<br />

man findet keinen, der schwach ist und an Krankheiten leidet. Solche<br />

Studenten, die für sich selber sorgen, sind auch in der Lage, für das<br />

Land zu sorgen. Unser Institut ist glücklich zu preisen, Studenten von<br />

solchem Kaliber zu haben. Wenn es noch weitere fünf Einrichtungen<br />

dieser Qualität gibt, können sie das Glücksniveau ganzer Bereiche des<br />

Landes anheben. Tatsächlich versuchen andere Colleges, unsere Einrichtung<br />

nachzuahmen.<br />

Unsere Studenten gleichen Diamanten. Sie gehorchen den älteren Respektspersonen<br />

und sind höflich zu ihren Verwandten. Die Gäste, die<br />

auf Besuch in ihre Häuser kommen, sind hoch beeindruckt, wenn sie<br />

ihr gutes Verhalten sehen und ihre wohltuenden Worte hören. Die Studenten<br />

sind kreativ in ihrem Denken und leuchtende musterhafte Vorbilder.<br />

Wir hegen nicht den Wunsch, die Qualitäten unserer eigenen<br />

Studenten zu preisen, aber wenn Würdenträger dieses Institut besuchen<br />

und lobend über unsere Studenten sprechen, macht mich das<br />

sehr glücklich.<br />

Ich habe keinerlei Krankheit oder Leiden. Letztes Jahr stand ein Junge<br />

auf einem Eisenstuhl und hing farbige Girlanden an die Tür. Unterdessen<br />

öffnete ich die Tür und kam aus meinem Zimmer. Sobald der Junge<br />

mich erblickte, wurde er nervös und fiel vom Stuhl. Dabei kippte der<br />

Stuhl und fiel, ebenso wie der Junge, auf mich. Das war der Anlass meines<br />

Hüftbruchs. Die Ärzte versuchten ihr Bestes, den Bruch in Ordnung<br />

zu bringen und es tat ihnen leid, dass Swami das Gehen schwer fallen<br />

würde. Ich sagte zu ihnen: „Niemand braucht sich wegen mir Sorgen<br />

zu machen. Meine Studenten werden gut für mich sorgen. Sie werden<br />

mir, wo immer ich hingehe, gleich einem Schatten folgen.“<br />

Meine Studenten sind meine Ärzte geworden. Ihnen ist es zu verdanken,<br />

dass ich mich umherbewegen kann. Unsere Studenten sagen zu<br />

mir: „Swami, wenn wir mit dir sind, brauchen wir uns über nichts zu sorgen.<br />

Wir wollen unser Leben im Dienst für dich heiligen.“ Mit dieser Liebe<br />

und diesem Glauben sind hunderte von Studenten nach Abschluss<br />

ihrer Ausbildung hier bei Swami geblieben und erfüllen verschiedene<br />

ihnen zugewiesene Aufgaben. Sie wollen nicht um einer Anstellung willen<br />

nach draussen gehen. Ihr mögt es kaum glauben, wenn ich euch<br />

von ihrer Arbeit erzähle. Einmal kam jemand von draussen hierher und<br />

nahm zwei unserer Jungen mit, um sie anzustellen. Sie erhielten ein<br />

102


monatliches Gehalt von 50’000 bis 60’000 Rupien und nutzten das<br />

Geld, um armen Kindern zu helfen. Später gaben sie ihre Anstellung<br />

auf und kamen hierher, weil sie die Trennung von Swami nicht ertragen<br />

konnten. Unsere Studenten haben Prashanti Nilayam in einen grossen<br />

Workshop verwandelt. Sie sind in der Lage, mit verschiedenen Arten<br />

von Instrumenten und Ausrüstungen sehr effizient umzugehen und bemühen<br />

sich sehr um die Entwicklung der Krankenhäuser. Niemand<br />

kann die heiligen Empfindungen unserer Studenten verstehen.<br />

(Swami forderte einen der bei ihm sitzenden Jungen auf, aufzustehen).<br />

Dieser Junge schloss sein Ingenieurstudium ab und absolvierte dann<br />

in unserem Institut seinen Abschluss als Master of Business Administration.<br />

Viele Leute aus dem ganzen Land baten ihn, in ihren Firmen<br />

zu arbeiten, aber er wies ihre Angebote zurück. Was tut er zurzeit?<br />

Durch das Radio Sai Global Harmony verbreitet er Swamis Botschaft<br />

in der ganzen Welt. Sogar seine Eltern sagen zu mir: „Swami, bitte behalte<br />

ihn immer bei dir.“ Als er bei seinen Eltern war, nahm er nicht zu,<br />

obwohl sie ihn zwangen mehr zu essen, aber nachdem er hierher kam,<br />

hat er, sogar ohne regelmässig zu essen, 18 kg zugenommen. Jetzt<br />

ist er immer bei mir und kümmert sich um meine Bedürfnisse. Aber zugleich<br />

lässt er nicht seine Büroarbeit unerledigt, sondert kümmert sich<br />

nachts darum.<br />

(Swami forderte einen anderen Jungen auf, aufzustehen).<br />

Was denkt ihr über diesen Jungen? Er kommt aus einer rückständigen<br />

Gegend in Orissa. Sein Vater hat drei Söhne und jetzt arbeiten alle vier<br />

in Puttaparthi. Diese Jungen haben ihren Master of Science und Master<br />

of Business Administration vollendet und wollen draussen keine Stellung<br />

annehmen. Sie alle sind hier geblieben und dienen Swami. Sie sind<br />

zufrieden mit dem Gehalt, das sie hier erhalten. So sind alle Jungen,<br />

die hier arbeiten, voller Tugenden und führen ein Leben der Aufopferung.<br />

Seit den vergangenen Monaten kümmern sich unsere Jungen gut<br />

um mich. Ich habe keinerlei Schmerz, brauche keine medizinische Behandlung<br />

und muss mich um nichts sorgen. Aufgrund des liebevollen<br />

Dienstes meiner Studenten verbringe ich meine Zeit glückselig, ohne<br />

irgendeine Unbequemlichkeit und ohne irgendwie zu leiden. Sie sind<br />

immer eifrig bereit, mir zu dienen und führen meine Anweisungen gewissenhaft<br />

aus. 200 solcher Studenten befinden sich hier um mich herum<br />

in Prashanti Nilayam. Sie sitzen nicht müssig herum, sondern erfüllen<br />

sorgfältig ihre Pflichten. Es ist unmöglich, das Ausmass ihrer<br />

103


Arbeit zu beschreiben. Sie kümmern sich um alle Aufgaben. Wenn es<br />

überall solche Studenten gibt, wird die Nation sicherlich erblühen. Sie<br />

helfen jedem. Ich will, dass sie völlig auf sich selbst gestellt sind. Sie<br />

sollen von der Arbeit, die sie verrichten, und von niemandem sonst abhängig<br />

sein. Sie werden fähig sein, ihr Leben auf diese Weise zu führen.<br />

Ich teile dies alles heute mit, damit ihr um die edlen Qualitäten unserer<br />

Studenten wisst. Sie sind tugendhaft, voll Energie und auch wohlhabend.<br />

Sie verdienen ihr eigenes Geld und nehmen nicht einmal einen<br />

paisa von ihren Eltern an. Manchmal kommen die Eltern vielleicht und<br />

fragen: „Brauchst du irgendetwas?“ Sie antworten: „Swami hat für alles<br />

gesorgt. Er kümmert sich sehr gut um uns.“<br />

In Zukunft werden viele grosse Ereignisse geschehen. Das Land<br />

braucht sich nicht zu fürchten. Bharat wird mit Sicherheit ein Land der<br />

Fülle und des Wohlergehens werden. Unsere Studenten werden viel<br />

zur Entwicklung der Nation beitragen. Sie sind die zukünftigen Führer.<br />

Es bereitet mir grosse Freude, die Studenten als zukünftige Führer zu<br />

sehen.<br />

104


23. August<br />

Wiederholt ständig Gottes Namen<br />

Oh Mensch! Nur um deinen Bauch zu füllen,<br />

mühst du dich im Leben hart ab.<br />

Du erwirbst in verschiedenen Bereichen<br />

Myriaden Arten des Wissens.<br />

Prüfe und hinterfrage selber,<br />

welch grosses Glück du dadurch erlangt hast,<br />

dass du deine gesamte Zeit von morgens bis abends<br />

damit verbringst, weltliches Wissen und Reichtum zu erwerben<br />

und Gott dabei vergisst!<br />

1 Verkörperungen der Liebe! Ob es sich um einen Armen oder einen<br />

Millionär handelt, jeder muss essen. Aber nachdem er das heilige Leben<br />

als Mensch erhalten hat, ist es unangemessen, wenn der Mensch<br />

sein gesamtes Leben nur dazu verwendet, seinen Bauch zu füllen.<br />

Warum verbringt ihr nicht ein paar Minuten mit der Besinnung auf Gott,<br />

statt euer ganzes Leben bloss dem Verdienst eures Lebensunterhalts<br />

zu widmen? Natürlich gibt es in diesem Land Indien ein paar Menschen,<br />

die ihre Zeit und ihre Umgebung durch die Besinnung auf Gott heiligen,<br />

aber die grosse Mehrheit verschwendet ihr Leben mit nutzlosen Beschäftigungen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Nicht nur im Srikakulamdistrikt, sondern an<br />

vielen anderen Orten in ganz Indien gibt es Menschen, die sich abmühen<br />

und anstrengen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Trotz all<br />

ihrer Mühe gelingt es ihnen nicht, Frieden, Glück und Zufriedenheit zu<br />

erlangen. Nur jene, die ihre Zeit mit der Besinnung auf Gott verbringen,<br />

können Frieden und Glück erfahren. Jene, die Gott vergessen und ihre<br />

gesamte Zeit und Energie weltlichen Tätigkeiten widmen, werden<br />

zwangsläufig leiden. Bis heute ist es niemandem gelungen, in vollem<br />

Mass geistigen Frieden und körperliche Bequemlichkeit zu geniessen.<br />

Der Körper gleicht einer Wasserblase, er ist nichts als eine Hülle voller<br />

Knochen. Der Geist ist wie ein verrückter Affe. Es ist ein Fehler, nach<br />

1. Ansprache anlässlich des Besuches einer Gruppe von 8’000 Menschen aus Srikakulam,<br />

Andrah Pradesh.<br />

105


dem Glück dieses physischen Körpers und schwankenden Geistes zu<br />

suchen. So lange ihr lebt, solltet ihr euch bemühen, den Körper gesund<br />

zu erhalten, um anderen keine Mühe zu bereiten. Viele widmen ihr gesamtes<br />

Leben körperlichen Annehmlichkeiten und Vergnügungen. Nur<br />

wenige sorgen sich nicht über ihren Geist oder Körper, sondern konzentrieren<br />

sich auf ewigen Frieden und ewiges Glück. Das menschliche<br />

Leben ist dazu gedacht, die Göttlichkeit zu erfahren und nicht dazu, sich<br />

nach vergänglichen Freuden zu sehnen. Der menschliche Körper ist<br />

ein göttliches Geschenk; statt diese Gabe recht zu nutzen, indem ihr<br />

Gott verehrt, wird dieses Geschenk falsch benutzt. Hegt nicht die falsche<br />

Vorstellung, der Körper sei nur dazu gedacht, zu essen und körperliche<br />

Freuden zu geniessen. Dem Menschen sind bestimmte Pflichten<br />

zugeteilt worden; wenn er diese erfüllt, kann er Glück auf der Ebene<br />

des Körpers, der Gedanken- und Gefühlswelt, der Sinne und des Göttlichen<br />

Geistes erfahren.<br />

Forscht nach dem Sinn des menschlichen Lebens. Das Ziel des<br />

menschlichen Lebens besteht darin, für die Befreiung vom Kreislauf<br />

von Geburt und Tod zu arbeiten. Dieser Körper ist ein Gehäuse voll<br />

Schmutz und Krankheiten unterworfen, er unterliegt dem Wandel der<br />

Zeit und kann das Meer von Geburt und Tod nicht überqueren. Man<br />

sollte den Körper als Instrument nutzen, um sich von der Ebene des<br />

Menschseins zur Göttlichkeit zu erheben. Nur wenn ihr die Göttlichkeit<br />

erfahrt, ist das menschliche Leben geheiligt. Viele Menschen bemühen<br />

sich in diese Richtung, aber nur wenigen gelingt es, die Wahrheit zu<br />

verwirklichen und das Ziel zu erreichen. Strebt bei jeglicher Aktivität danach,<br />

geistigen Frieden zu erlangen. Ohne geistigen Frieden wird jegliches<br />

Unterfangen den Menschen nur noch rastloser machen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr seid wirklich gesegnet, denn trotz eurer<br />

finanziellen Engpässe und verschiedener anderer Schwierigkeiten<br />

seid ihr von Srikakulam hierher gekommen. Swami weiss sehr wohl um<br />

eure Wünsche und Sehnsüchte. Ihr seid hierher gekommen, um göttliche<br />

Glückseligkeit zu erfahren, und ihr ward sehr traurig, weil Swami<br />

sogar nach zwei Tagen eures Aufenthalts noch kein Wort zu euch gesprochen<br />

hatte. Ihr alle habt letzte Nacht intensiv gebetet. In Antwort<br />

auf eure aufrichtigen Gebete habe ich beschlossen, heute Morgen zu<br />

euch zu sprechen. Ich habe nicht die Absicht, euch nur mit einer Ansprache<br />

zufrieden zu stellen. Um eure Wünsche und Sehnsüchte zu<br />

erfüllen, bin ich zu aller nötigen Hilfe bereit. Viele von euch haben aufgrund<br />

von Wassermangel Probleme. Manche unter euch haben nicht<br />

mal angemessene Nahrung. Nahrung und Wasser sind für jeden sehr<br />

106


wichtig. Gebt Sorge und Befürchtungen keinen Raum. Gott hat kein<br />

Herz aus Stein. Er wird sich sicherlich um eure Bedürfnisse kümmern.<br />

Sein Herz ist voller Mitgefühl. Swamis Sorge für euch ist hundertmal<br />

intensiver als eure Sorge um euch selbst. Ihr braucht euch überhaupt<br />

nicht zu sorgen. Empfindet, dass Schwierigkeiten und Leid zu eurem<br />

Guten sind. Wenn ihr fest überzeugt seid, werden sich sogar unüberwindliche<br />

Schwierigkeiten gleich leichtem Nebel auflösen. Lasst euch<br />

deshalb durch eure Probleme nicht unangemessen verstören. Schwierigkeiten<br />

kommen und gehen. Nicht nur die Armen, sogar ein Millionär<br />

kann Schwierigkeiten nicht entfliehen. Swami segnet euch, damit ihr<br />

bald von eurem Leiden befreit werdet.<br />

Ihr könnt die Dorfälteren konsultieren und die Hilfe jener in Anspruch<br />

nehmen, die zur Zusammenarbeit mit euch bereit sind. Ich werde dafür<br />

sorgen, dass in eurer Berggegend viel Wasser erhältlich ist. Seid nicht<br />

aufgrund von Schwierigkeiten deprimiert oder niedergeschlagen.<br />

Wenn man das Gewand des menschlichen Körpers angelegt hat, kann<br />

man Schwierigkeiten nicht entrinnen. Auch wenn der physische Körper<br />

leidet, solltet ihr euch doch bemühen, geistigen Frieden zu erlangen.<br />

Der Geist ist für jeden die Grundlage für Glück. Ohne geistigen Frieden<br />

werden alle körperlichen Bequemlichkeiten wenig bringen. Nur durch<br />

Besinnung auf Gott, und durch kein anderes Mittel, könnt ihr geistigen<br />

Frieden erlangen. Rezitiert deshalb unaufhörlich den Namen Gottes,<br />

uneingedenk der Schwierigkeiten, die euch begegnen. Die Besinnung<br />

auf Gottes Namen ist die Ursache dafür, dass ihr trotz eurer zahllosen<br />

Schwierigkeiten Frieden erfahren konntet. Gott ist die Zuflucht der Armen<br />

und Hilflosen. In allen Härten des Lebens steht er ihnen unablässig<br />

bei. Denkt nicht, Gott befände sich in irgendeinem fernen Land. Gott<br />

ist immer an eurer Seite. Er ist in der Tat in den innersten Winkeln eures<br />

Herzens gegenwärtig. Denkt niemals, Gott wäre jemals fern von euch.<br />

Weder Freunde noch Verwandte können zu eurer Rettung kommen;<br />

Gott ist eure einzige Zuflucht. Er wird euch unter allen Umständen beschützen.<br />

Die Inder sind trotz zahlreicher Schwierigkeiten niemals vom<br />

Gottesweg abgewichen. Indien nimmt nur aufgrund der zielgerichteten<br />

Hingabe der Inder an Gott eine entscheidende Stellung unter allen Nationen<br />

ein. Es gibt viele wohlhabende Länder, deren Einwohner ein luxuriöses<br />

Leben führen, aber sie sind unfähig, geistigen Frieden zu erlangen.<br />

Es ist das gute Los der Inder, diesen geistigen Frieden<br />

geniessen zu können. Ihre Hingabe an Gott ist die Ursache dafür. Seit<br />

alten Zeiten hat die indische Kultur die Bewohner in jeder Hinsicht geschützt.<br />

Indiens Ruhm und Herrlichkeit spotten aller Beschreibung. Wer<br />

geistigen Frieden besitzt, wird auch moralisch stark sein. Rezitiert oder<br />

107


singt deshalb ständig den Göttlichen Namen. Gestern zogt ihr, Gottes<br />

Herrlichkeit besingend, durchs ganze Dorf, tratet durch die Pforten von<br />

Prashanti Nilayam und erfuhrt geistigen Frieden. Es gibt kein anderes<br />

Mittel, um Frieden zu erfahren. Vergesst deshalb niemals Gott. Heiligt<br />

eure Zeit, indem ihr seinen Namen rezitiert. Der Besinnung auf Gott sollte<br />

das ständige Bemühen des Menschen gelten. Vielleicht werden eifersüchtige<br />

Leute versuchen, euch vom Rezitieren des Gottesnamens<br />

abzubringen. Sie sagen: „Was bringt es, Gottes Namen zu rezitieren?<br />

Es wird uns nicht helfen, einen Lebensunterhalt zu verdienen. Wir müssen<br />

hart arbeiten, um zu überleben. Hört deshalb auf, Gottes Namen<br />

zu rezitieren.“ Schenkt solch engstirnigen Menschen keine Beachtung.<br />

Vergesst niemals Gottes Namen. Ihr seid euch dessen vielleicht nicht<br />

bewusst, aber in allen Dörfern auf der ganzen Welt erfahren die Menschen<br />

Mühsal. Sie leiden an körperlichen Beschwerden und geistigem<br />

Aufruhr. Allein die Inder können aufgrund ihrer Hingabe an Gott Frieden<br />

geniessen. Geistigen Frieden zu erfahren ist das grösste Glück.<br />

Geistiger Frieden ist allein durch ständige Besinnung auf Gott zu erhalten.<br />

Er ist nicht käuflich auf dem Markt zu erwerben. Nur durch ständige<br />

Besinnung auf Gott könnt ihr geistige Sorgen überwinden. Das ist<br />

die Erfahrung von Menschen auf der ganzen Welt. Allein die Besinnung<br />

auf Gott kann geistigen Frieden und Glück bewirken. Sie sind durch kein<br />

anderes Mittel zu erreichen.<br />

108<br />

Geboren zu werden ist eine Sorge,<br />

auf der Erde sein bringt Sorge mit sich;<br />

Die Welt ebenso wie der Tod verursacht Sorge.<br />

Die gesamte Kindheit wie auch das Alter ist sorgenvoll;<br />

Das Leben ist Sorge, Versagen bereitet Sorgen,<br />

alle Handlungen und Schwierigkeiten verursachen Sorge.<br />

Sogar Glück ist ebenfalls eine geheimnisvolle Art Sorge.<br />

Besinnung auf Gott ist der rechte königliche Weg, der alle Arten von<br />

Sorgen beseitigt. Probiert deshalb keine anderen Mittel aus, um geistigen<br />

Frieden zu erlangen, was euch nur Schwierigkeiten und Sorgen<br />

bereitet. Marschiert weiter auf dem göttlichen glorreichen Weg. Alle<br />

Handlungen auf dem spirituellen Weg sind dazu gedacht, euch Frieden<br />

und Glück zu bringen. Sie sind nicht dazu bestimmt, euch zu plagen.<br />

Nur durch das Erfüllen der eigenen Pflicht, durch kein anderes Mittel,<br />

ist geistiger Frieden zu erreichen. Handlung erzeugt ein Ergebnis, und<br />

dieses Ergebnis bringt Glück und Frieden. Auch wenn ihr Schwierigkeiten<br />

erlebt, denkt immer, dass sie dazu gedacht sind, euch Glück zu


ingen. Jeder Mensch durchläuft Schwierigkeiten, nur um später<br />

Glück zu erfahren. Während er leidet erkennt er das nicht, aber wenn<br />

im Lauf der Zeit das Leiden endet und glückliche Tage kommen, erkennt<br />

er die Wahrheit. Erinnert euch deshalb immer an die Wahrheit,<br />

dass Leiden und Schwierigkeiten ein Vorspiel zu künftigen glücklichen<br />

Tagen sind. Tatsächlich entsteht wahres Glück nur aus Leid.<br />

Verkörperungen der Liebe! Liebe ist der einzige Besitz, der ständig<br />

wächst - je mehr Liebe ihr verschenkt, desto mehr wächst sie; sie wird<br />

niemals weniger. Angenommen, ihr wandert einen Hügel hinauf und<br />

singt zur Ehre Gottes; die göttlichen Schwingungen werden sich weithin<br />

verbreiten, und sogar die Menschen, welche die Wiederholung des<br />

Gottesnamens aus der Ferne hören, werden sich sehr glücklich fühlen.<br />

Göttliche Musik kann sogar Kindern und Tieren Trost spenden. Dem<br />

Singen des Gottesnamens zu lauschen, wird sogar das Herz eines hartherzigen<br />

Menschen zum Schmelzen bringen. Wir hörten von etlichen<br />

Beispielen in der indischen Geschichte, wie grosse Gottergebene<br />

durch ihr Singen des Göttlichen Namens in hartnäckigen Kriminellen<br />

eine völlige Wandlung bewirken konnten.<br />

Angenommen ihr grabt eine Grube; die ausgegrabene und an der Seite<br />

angehäufte Erde wächst zu einem Hügel heran. Ihr braucht euch nicht<br />

zu ängstigen, dass die Grube immer tiefer wird. Die ausgegrabene und<br />

neben der Grube aufgehäufte Erde ist dieselbe. Entsprechend werdet<br />

ihr mit den Schwierigkeiten, die ihr erlebt, zugleich Glück in Hülle und<br />

Fülle erfahren. Wenn ihr die Grube der Leiden und Schwierigkeiten mit<br />

der aufgehäuften Erde, dem Glück, füllt, werdet ihr einen Zustand des<br />

Gleichmuts erlangen. Das müsst ihr heute erkennen! Ihr braucht nicht<br />

betrübt zu sein: „Oh! Ich bin in diese Grube des Leids und der Schwierigkeiten<br />

gefallen, wie kann ich herauskommen? Wie soll ich das ertragen?“<br />

Man kann die Grube des Leids mit der daneben angehäuften<br />

Erde des Glücks füllen. Ihr werdet einen Zustand des Gleichmuts erreichen.<br />

Diese spirituelle Disziplin habt ihr zu tun.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr seid mit Herzen voller Liebe hierher gekommen<br />

und habt dabei viele Schwierigkeiten und körperliche Anstrengung<br />

auf euch genommen. Eure Liebe und Hingabe zu Swami haben<br />

euch hierher gebracht. Kehrt mit Liebe und Hingabe der gleichen Intensität<br />

zu euren Plätzen zurück. Geniesst weiterhin die Augenblicke<br />

der Freude und des Glücks, die ihr in Swamis Gegenwart erfahren habt.<br />

109


Freude und Schmerz, Gutes wie Böses existieren gemeinsam;<br />

Niemand kann sie voneinander trennen.<br />

Ob Freude oder Schmerz, Gutes oder Böses<br />

ihr könnt das eine nicht unter Ausschluss des anderen finden.<br />

Freude entsteht als Frucht von Schwierigkeiten.<br />

Auf diese Weise kommen Glück und Leid zu euch, um euch Gleichmut<br />

zu lehren.<br />

Verkörperungen der Liebe! Liebe ist der einzige Reichtum, der nie weniger<br />

werden kann. Liebe ist Gottes Eigentum. Entwickelt deshalb reine<br />

selbstlose Liebe. Gottes Liebe wird euch, wo immer ihr seid, folgen und<br />

zu allen Zeiten schützen. Denkt niemals, Geld allein sei euer Besitz.<br />

In Wirklichkeit ist Liebe euer wahrer Reichtum. Der Reichtum der Liebe<br />

wächst ständig und wird nie weniger. Jene, die das Göttliche Selbst,<br />

verwirklichen, werden diese Wahrheit besser verstehen können. Weil<br />

ihr gestern in den Strassen von Puttaparthi den Namen Gottes gesungen<br />

habt, fliesst mein Herz über vor Liebe und Freude. Wo immer ihr<br />

euch aufhaltet, fahrt euer ganzes Leben lang mit diesem Singen des<br />

Göttlichen Namens fort. Vor allem wenn ihr aufgrund von Leid niedergeschlagen<br />

seid, besingt aus voller Kehle Gottes Herrlichkeit! Zaudert<br />

nie, Gottes Loblied zu singen aus Furcht, andere könnten sich über<br />

euch lustig machen. Fahrt, egal, was andere vielleicht über euch denken<br />

oder gegen euch sagen mögen, mit dieser heiligen Handlung des<br />

Singens des Göttlichen Namens fort. Nur dann werdet ihr mit göttlicher<br />

Kraft aufgeladen sein.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ich bin sehr glücklich darüber, dass ihr alle<br />

hier zusammengekommen seid. Ich wünsche euch allen immer Freude,<br />

Glück, Zufriedenheit und Frieden. Heute sind 8’000 Menschen aus eurer<br />

Region hierher gekommen, um am Glück von Swamis Göttlicher Gegenwart<br />

teilzuhaben. Geht alle bitte zur Kantine und esst freudig Swamis<br />

Prasad (gesegnete Speise). Swamis Prasad wird unerschöpflich<br />

werden und all eure Leiden und Schwierigkeiten beseitigen. Alles, was<br />

Swami gibt, ist mit Liebe erfüllt. Was Swami schenkt, ist immer kostenlos.<br />

Gott wird sich nie finanziellen Gesichtspunkten beugen. Wo immer<br />

eine Hilfsaktivität mit Geld verbunden ist, ist sie besudelt. Liebe allein<br />

macht Swamis gesamten Besitz aus. Diese göttliche Liebe muss zu eurem<br />

Lebensatem selbst werden. Wenn ihr diese reine Liebe entwickelt<br />

und nährt, wird euer ganzes vergangenes Karma ausgelöscht werden.<br />

110


Geht alle zur Kantine und nehmt Nahrung als Swamis Prasad zu euch.<br />

Danach könnt ihr frohen Mutes in eure jeweiligen Dörfer zurückkehren.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr seid von so weit hergekommen; füllt eure<br />

Herzen mit Liebe.<br />

Vor einiger Zeit gab es einen Sänger namens Saluru Rajeswara Rao.<br />

Er pflegte Swami regelmässig zu besuchen. Er war so in die Musik versunken,<br />

dass er, uneingedenk dessen, was andere über ihn denken<br />

könnten, singend durch die Strassen ging. Heute ist sein Sohn hierher<br />

gekommen, um in Swamis göttlicher Gegenwart einige andachtsvolle<br />

Lieder zu singen. Diese hingebungsvollen Lieder werden die Herzen<br />

der Menschen mit überwältigender Freude füllen. Der verstorbene Rajeswara<br />

Rao pflegte ein bestimmtes Krishnalied melodiös zu singen:<br />

Während die kühle Brise weht<br />

spielt Krishna an den Ufern der Yamuna<br />

zauberhaft auf seiner Flöte.<br />

Seine Stimme wie auch seine Gefühle waren lieblich. Rajeswara Rao<br />

und ein anderer Devotee namens Adi Narayan pflegten regelmässig<br />

hierher zu kommen. Sie waren es, welche die „Sai Charita“ komponierten<br />

und diese Lieder melodisch sangen. Das Leben solch reinherziger<br />

Devotees ist, egal wo sie sich aufhalten, geheiligt. Jene Menschen, die<br />

ihre von Gott gegebenen Talente verkaufen und einen vollen Lebensunterhalt<br />

daraus machen, können niemals wahrhaft glücklich sein. Rajeswara<br />

Rao und Adi Narayana machten aus ihren musikalischen Talenten<br />

niemals ein Geschäft. Sie sangen immer aus Herzenslust mit<br />

Liebe und Hingabe. Die Herrlichkeit solcher Devotees, sie mögen leben<br />

oder tot sein, wird auf immer bestehen bleiben.<br />

Es gab einen anderen wohlbekannten Devotee namens Ghantasala<br />

Venkateswara Rao. Auch er durchlief viele Schwierigkeiten, war aber<br />

immer Gott ergeben. Wenn er sich in einer schwierigen Situation befand,<br />

pflegte er zu singen: „O Gott, wirst du mich nicht aus diesen<br />

Schwierigkeiten herausziehen?“ Sogar als er krank im Hospital lag,<br />

sang er auf dem Krankenbett: „O Herr! Wie lange habe ich diese Qual<br />

zu erdulden? Wirst du mich nicht von diesem Schmerz erlösen?“ Einmal<br />

ging ich zum Krankenhaus, um ihn zu besuchen. Ich tröstete ihn mit<br />

den Worten: „Mein lieber Ghantasala! Grüble nie über diese Schwierigkeiten<br />

und Leiden nach! Diese Dinge geschehen, um deinen Glau-<br />

111


en an Gott zu prüfen. Durch ständige Wiederholung des Gottesnamens<br />

wirst du diese Prüfung erfolgreich bestehen.“ Ein Devotee wie<br />

er, der unter allen Umständen konstant den Gottesnamen wiederholt,<br />

wird unsterblich werden. Die Wiederholung des Gottesnamens ist der<br />

einzige immerwährende Besitz. Führt auch ihr deshalb diese spirituelle<br />

Disziplin als lebenslange Aktivität durch. Ob ihr eine gute Stimme habt<br />

oder nicht, besingt wenigstens in eurem Herzen Gottes Herrlichkeit, indem<br />

ihr ständig den Gottesnamen wiederholt. Dadurch werdet ihr Verdienst<br />

erlangen, der euch euer ganzes Leben lang schützen wird. Wenn<br />

ihr diese spirituelle Disziplin durchführt, wird Gott immer mit euch, in<br />

euch und um euch herum sein. Wann immer ihr Nahrung zu euch<br />

nehmt, wiederholt, ehe ihr esst, Gottes Namen; dadurch wird die Nahrung<br />

geheiligt und zu Gottes Prasad, und auch euer Herz wird gereinigt.<br />

Deshalb beteten unsere Vorfahren vor dem Essen folgendermassen:<br />

Brahmarpanam brahma havir<br />

Brahmagnau brahmana hutam<br />

Brahmaiva tena gantavyam<br />

Brahma karma samadhinaha<br />

„Der Akt des Darbietens ist Gott, die Gabe selbst ist Gott,<br />

dargebracht von Gott in dem heiligen Feuer, das Gott ist.<br />

Nur der erreicht Gott, der in allen seinen Handlungen<br />

vollkommen von Gott durchdrungen ist.<br />

Wenn ihr so vor dem Essen betet, wird Gott sofort folgendermassen<br />

antworten:<br />

Aham vaishvanaro bhutva<br />

Praninam deham ashritaha<br />

Pranapana samayuktaha<br />

Pachamyannam Cathurvidham<br />

Mein Lieber, ich bin in der Form von vaishvanaro in dir gegenwärtig und<br />

verdaue die von dir verspeiste Nahrung.<br />

So ruft das Gebet eine unmittelbare Antwort von Gott hervor. Das ist<br />

Reaktion, Widerspiegelung und Widerhall. Wiederholt deshalb ständig<br />

Gottes Namen; es wird euch Glückseligkeit schenken.<br />

112


28. August<br />

Die göttliche Liebe allein kann uns von Leiden<br />

erretten<br />

Oh Mensch! Nur um deinen Bauch zu füllen,<br />

mühst du dich im Leben hart ab.<br />

Du erwirbst in verschiedenen Bereichen<br />

Myriaden Arten des Wissens.<br />

Prüfe und hinterfrage selber,<br />

welch grosses Glück du dadurch erlangt hast,<br />

dass du deine ganze Zeit von morgens bis abends damit verbringst,<br />

weltliches Wissen und Reichtum zu erwerben<br />

und Gott dabei vergisst!<br />

Verkörperungen der Liebe! Hunger, Durst, Freude und Leid sind für den<br />

Menschen ganz natürlich. Das eine folgt dem anderen. Nahrung ist für<br />

den Menschen wichtig, aber den Bauch zu füllen ist nicht das Ein und<br />

Alles der menschlichen Existenz. Der Mensch wird nicht um des Essens<br />

willen geboren, sondern um Glückseligkeit zu erfahren. Wer diese<br />

Glückseligkeit vergisst und seine Zeit und Energie für das Streben nach<br />

Nahrung verwendet, vergeudet letztendlich sein Leben. Der Sinn des<br />

Feierns von Festen besteht darin, Glückseligkeit zu erfahren, nicht nur<br />

darin, köstliche Speisen zu sich zu nehmen. Der Körper braucht zweifellos<br />

Nahrung, aber das Leben ist nicht allein für Nahrung gedacht. Der<br />

Mensch ist sich dieser Wahrheit nicht bewusst und schlägt um der Nahrung<br />

und körperlicher Freuden willen den Weg der Rechtlosigkeit ein.<br />

Der Körper besteht aus den fünf Elementen und ist vergänglich. Der<br />

Geist ist nichts als ein Bündel von Gedanken und Wünschen. Ihr solltet<br />

euch nicht unangemessen an den Körper und eure Gedanken- und Gefühlswelt<br />

binden. Strebt danach, Glückseligkeit zu erfahren.<br />

Verkörperungen der Liebe! Der menschliche Körper ist aus Liebe hervorgegangen.<br />

Ihr solltet deshalb euer Leben nur um der göttlichen Liebe<br />

und nicht um des Essens willen leben. Aber der Mensch hat diese<br />

Wahrheit nicht verstanden. Er müht sich von morgens bis abends hart<br />

ab, seinen Bauch zu füllen und nutzt das Geschenk des Körpers nicht<br />

für den Zweck, der ihm bestimmt wurde. Dieser Körper ist ein Käfig voll<br />

Schmutz, er ist Krankheiten ausgesetzt und unterliegt dem Wandel der<br />

113


Zeit. Wie töricht ist es, Bindung an so einen vergänglichen Körper zu<br />

entwickeln und nach seinen Freuden zu streben!<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr solltet euer Leben so führen, dass ihr<br />

euch selbst erlöst. Liebt Gott und verlangt nur nach ihm. Richtet eure<br />

Liebe nur auf Gott und nicht auf den Körper. Euer Sprechen, eure Handlungen<br />

und der Lebensatem selbst sind dazu gedacht, Atman, das Göttliche<br />

Selbst, zu erfahren. Der Körper mag gelegentlich leiden, aber diese<br />

Unpässlichkeiten gleichen vergänglichen Wolken. Der Mensch ist<br />

geboren, um die ewige Wahrheit Atmans zu erreichen. Das Leben ist<br />

für die Verwirklichung Atmans, nicht für die Suche nach Nahrung gedacht.<br />

Die Suche nach Nahrung verursacht körperliche Leiden, die<br />

gleich vorbeiziehenden Wolken auftauchen und verschwinden. Wie töricht<br />

ist es, wegen dieser vorüberziehenden Wolken niedergeschlagen<br />

zu sein! Ihr seid geboren, um die ewige Glückseligkeit des Göttlichen<br />

zu erfahren; vergesst diese Wahrheit niemals.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr seid die ganze Strecke von Kerala hierher<br />

gekommen, um das heilige Onamfest zu feiern und in Swamis göttlicher<br />

Gegenwart Freude und Seligkeit zu erfahren. Lasst nicht zu, dass<br />

geringfügige Angelegenheiten euren Enthusiasmus dämpft. Ihr solltet<br />

mutig und überzeugt vorwärts marschieren, ohne Rücksicht auf Hürden<br />

und Unbequemlichkeiten auf dem Weg. Vor ein paar Minuten, als ihr<br />

alle selig tief in die Feier versunken ward, fing meine Nase plötzlich zu<br />

bluten an. Ich ging hinein, wischte das Blut ab und kam fröhlich wieder<br />

nach draussen, als wäre nichts geschehen. Wie können wir wegen so<br />

geringfügiger Anlässe die Feier eines so heiligen Festes abbrechen?<br />

Ihr solltet nicht aufgrund so geringer körperlicher Beschwerden euer<br />

Selbstvertrauen verlieren. Das Wesen dieser Beschwerden ist vergänglich,<br />

ihr solltet euch nicht von ihnen ablenken lassen. Unpässlichkeit<br />

und Leiden sind für den physischen Körper natürlich. Manchmal<br />

wird sogar die Sonne von Wolken verdeckt; aber können die Wolken<br />

jemals das Strahlen der Sonne vermindern? Nein. So wie die Sonne<br />

von den Wolken nicht beeinträchtigt wird, ebenso solltet ihr euch von<br />

Unpässlichkeit und Leid nicht beeinflussen lassen. Wenn ihr diesen<br />

Mut, diese Überzeugung und Entschlusskraft entwickelt, wird euch kein<br />

Leid deprimieren oder mutlos machen.<br />

Ihr solltet eure Zeit durch das Durchführen heiliger Handlungen heiligen.<br />

Diese spirituelle Lektion habt ihr heute zu lernen. Nur wenn ihr die<br />

Schwierigkeiten und das Leid auf eurem Weg überwindet, könnt ihr die<br />

transzendentale Glückseligkeit erfahren. Fürchtet Schwierigkeiten nie,<br />

114


sondern schaut ihnen mutig ins Angesicht. Nur dann wird die Menschlichkeit<br />

in euch erblühen. Wenn ihr die Glückseligkeit des Atman erfahrt,<br />

werden Schwierigkeiten und Leiden euch nicht länger bekümmern.<br />

Verkörperungen der Liebe! Mein leichtes körperliches Unbehagen hat<br />

bei euch mitten in der freudigen Feier des Festes Besorgnis ausgelöst.<br />

Ihr solltet Befürchtung oder Sorge niemals Raum geben. Um eure Ängste<br />

und Besorgnis zu verringern und euch Freude zu schenken, kam<br />

ich sogleich zurück. Ihr begegnet in dieser Welt vielen Schwierigkeiten.<br />

Wahrhaft gesprochen, lösen sie in euch nur Besorgnis aus, können<br />

euch aber nicht wirklich verletzen.<br />

Onam ist Keralas heiligstes Fest. Ihr müsst die Bedeutung und Botschaft<br />

dieses Festes verstehen und in die Praxis umsetzen. Onam ist<br />

eine Gelegenheit, eure Freude mit anderen zu teilen. Ohne Schwierigkeiten<br />

zu erleben, könnt ihr kein Glück erfahren. Glück ist nicht aus<br />

Glück zu erlangen.<br />

Angesichts von Schwierigkeiten gewinnt Glück an Wert. Sogar unüberwindliche<br />

Schwierigkeiten werden sich gleich dünnem Nebel auflösen,<br />

wenn ihr ihnen mit Mut und Selbstvertrauen entgegentretet. Auch wenn<br />

das Wesen der Probleme gewaltig zu sein scheint, solltet ihr Furcht<br />

oder Besorgnis keinen Raum in eurem Geist geben. Der Geist gleicht<br />

einem verrückten Affen, der sich durch Schwierigkeiten schnell ins<br />

Wanken bringen lässt. Ignoriert deshalb die Schwierigkeiten, die euch<br />

begegnen. Erlaubt ihnen nie, die Oberhand zu gewinnen. Die Gedanken-<br />

und Gefühlswelt ist der Schleier der Täuschung, der auf eurem<br />

Weg zur Spiritualität ein Hindernis bildet. Ihr solltet nicht Sklave eures<br />

Verstandes und Gemüts werden, sondern den Geist beherrschen. Nur<br />

dann könnt ihr die Göttlichkeit erlangen. Aber ihr lasst euch von den<br />

Launen des Geistes, der nichts als eine Täuschung ist, mitreissen. Ihr<br />

solltet die Anweisungen des Geistes ignorieren. Wir halten den denkenden<br />

und empfindenden Geist für den wichtigsten Aspekt der<br />

Menschheit, aber wenn ihr euch von seinen Launen und Einbildungen<br />

mitreissen lasst, kann er euch in Gefahren und Schwierigkeiten bringen.<br />

Ergebt euch deshalb nicht eurer Gedanken- und Gefühlswelt.<br />

Wer seinen Geist beherrscht, ist ein wahrer Mensch. Wer keine Kontrolle<br />

über seinen Geist hat, ist überhaupt kein Mensch. Wie könnt ihr<br />

euch selbst als Mensch bezeichnen, wenn geringfügige Probleme euch<br />

wankelmütig und deprimiert machen? Bemüht euch, vom Geist gestellte<br />

Probleme zu überwinden, ohne euch unangemessen ihretwegen zu<br />

sorgen. Es gibt in dieser Welt nichts Grossartigeres als Gottes Liebe.<br />

115


Ihr solltet deshalb euren Geist, eure Gedanken und Emotionen transzendieren,<br />

denn sie stellen ein Hindernis auf dem Weg zu Gott dar.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr seid aus Liebe geboren und werdet<br />

durch Liebe erhalten. Heiligt euer Leben, indem ihr ein von Liebe erfülltes<br />

Leben führt. Betrachtet Liebe als eure eigentliche Lebensgrundlage.<br />

Wenn ihr euch trivialen Problemen beugt, seid ihr nicht würdig,<br />

Mensch genannt zu werden. Sogar winzige Ameisen sind in der Lage,<br />

Hindernisse auf ihrem Weg zu überwinden. Nicht nur der Mensch hat<br />

Probleme; sogar Vögel, Tiere und Insekten haben Probleme.<br />

Der Heilige Tyagaraja sang:<br />

116<br />

„O Rama, du durchdringst alles<br />

von der Ameise bis zum Schöpfergott Brahma.<br />

Du bist in Shiva und ebenso in Krishna<br />

Bitte kümmere dich um mich!”<br />

Dieselbe Göttlichkeit, die in einer Ameise gegenwärtig ist, befindet sich<br />

auch im Menschen. Ebenso sind Schwierigkeiten allen gemeinsam.<br />

Das Leid, das eine Ameise erfährt, gleicht dem eines Menschen. Wenn<br />

so ein winziges Geschöpf wie eine Ameise Leiden widerstehen kann,<br />

warum kann der Mensch nicht das Gleiche tun? Der Mensch wird von<br />

seiner Nahrung und seinen Lebensgewohnheiten beeinflusst und ist<br />

dadurch ein Sklave seines Geistes geworden. Aus diesem Grund kann<br />

er Leiden nicht widerstehen. Begegnet den Herausforderungen des Lebens<br />

mit Tapferkeit und überschreitet die Schwierigkeiten. Lasst euch<br />

niemals von Schwierigkeiten einschüchtern. Nur wenn ihr Schwierigkeiten<br />

mit Mut begegnet und sie überwindet, könnt ihr Gott erlangen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr solltet nichts anderes suchen als göttliche<br />

Liebe. In dieser Welt gibt es nichts Höheres als die Liebe. Ihr haltet<br />

Gold, Silber, Diamanten usw. für sehr kostbar, aber in Wirklichkeit sind<br />

diese so genannten wertvollen Dinge dazu gedacht, den Menschen zu<br />

täuschen. Ihr solltet nicht an diesen weltlichen Besitztümern Interesse<br />

haben, sondern euren Geist auf Gott fokussieren. Führt eure täglichen<br />

Aktivitäten durch, indem ihr Gott als euer Ziel bewahrt. Nur dann wird<br />

euer menschliches Leben Erfüllung finden. Ihr solltet danach streben,<br />

Gottes Gnade zu erlangen und euch nicht durch Schwierigkeiten und<br />

Verluste abbringen lassen. Mit Gott an eurer Seite könnt ihr alles erreichen.<br />

All eure Schwierigkeiten und euer ganzes Leid werden im Nu


verschwinden. Warum solltet ihr euch wegen geringfügiger Dinge sorgen,<br />

wenn die allgegenwärtige Göttlichkeit in euch liegt? Liebe ist die<br />

göttliche Kraft, die euch den Mut verleiht, Schwierigkeiten zu überwinden.<br />

Mit der Kraft der Liebe ist alles zu erreichen. Ihr solltet Sünde, nicht<br />

Schwierigkeiten, fürchten. Entwickelt Furcht vor Sünde, Liebe zu Gott<br />

und Moral in der Gesellschaft. Aber statt Furcht vor Sünde zu entwikkeln,<br />

lasst ihr euch durch Sünde versklaven. Statt Zuflucht bei Gott zu<br />

suchen, erliegt ihr Schwierigkeiten. Moral in der Gesellschaft wird zur<br />

Liebe zu Gott führen, was wiederum Furcht vor Sünde mit sich bringt.<br />

Ihr solltet deshalb in der Gesellschaft Moral bewahren und euch Gott<br />

weihen.<br />

Einst betete Tyagaraja:<br />

„O Herr, mich beschäftigt zutiefst die Furcht vor Sünde.<br />

Ich bin nicht fähig, mich deiner Liebe zu ergeben.<br />

Bitte gewähre mir die Kraft der Überzeugung,<br />

mich vor deiner göttlichen Liebe zu beugen.<br />

Bitte schenke mir die Kraft, die Furcht vor<br />

Schwierigkeiten zu überwinden.”<br />

Was habt ihr in eurem Leben erreicht? Welchen Zweck erfüllt die ständige<br />

Besinnung auf Gott? Jemand, der sich ständig auf Gott besinnt,<br />

sollte fähig sein, sich von sündvollen Handlungen fernzuhalten und Liebe<br />

zu Gott zu entwickeln. Es gibt kein grösseres gutes Los, als Gott<br />

zu lieben. Nach diesem grossen Schatz müsst ihr streben und euch bei<br />

dieser spirituellen Disziplin nicht von Leiden und Schwierigkeiten abschrecken<br />

lassen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr habt euch alle hier versammelt, um das<br />

grosse gute Los der Liebe zu Gott zu erlangen. Lasst euch niemals von<br />

Leiden und Schwierigkeiten unterjochen. Leid und Sünde sind Hindernisse<br />

auf dem spirituellen Weg. Sie sind wie die Wellen: Wenn man im<br />

Wasser schwimmen will, muss man, um vorwärts zu kommen, <strong>beim</strong><br />

Schwimmen die aufkommenden Wellen beiseite schieben. Entsprechend<br />

müsst ihr, wenn ihr im Strom des Lebens weiterkommen wollt,<br />

die aufkommenden Wellen des Leids und der Sünde beiseite schieben.<br />

Jeder, vom Kind bis zum Erwachsenen, muss danach streben, Gottes<br />

Liebe zu erhalten. Dieser Kampf um Gottes Liebe formt die Persönlichkeit<br />

eines Menschen. Was ist unter Persönlichkeit zu verstehen?<br />

Höhe, Gewicht, und ein kräftiger Körper? Nein, so zu denken ist ein<br />

117


Fehler. Um Gottes Liebe zu erlangen, müsst ihr, ohne sich von Leiden<br />

und Schwierigkeiten abschrecken zu lassen, mit Mut vorwärts schreiten.<br />

Das ist die wahre Bedeutung von Persönlichkeit. Tatsächlich hat<br />

Gott jedem Menschen bereits so eine Persönlichkeit gewährt. Leider<br />

gelingt es euch nicht, diese Wahrheit zu verwirklichen. Der Begriff „Person“<br />

beinhaltet eine grosse göttliche Kraft, die Gott dem Menschen gegeben<br />

hat. Unsere Vorfahren bezeichneten diese göttliche Kraft als<br />

„persona“. Sie ist ein grosses Gottesgeschenk, das jedem Einzelnen<br />

gewährt ist. Ihr seid unfähig, diesen grossen Schatz zu hüten. Diese<br />

Leiden und Schwierigkeiten gleichen vorbeiziehenden Wolken, die<br />

kommen und gehen. Warum solltet ihr sie fürchten? In eurer Persönlichkeit<br />

liegt das ewige göttliche Prinzip. So lange ihr euch ständig der<br />

in euch verborgenen Göttlichkeit bewusst seid, besteht überhaupt kein<br />

Grund zur Angst. Marschiert mit Mut und Überzeugung vorwärts und<br />

erreicht euer Lebensziel. Nur um euch diesen Mut einzuflössen und euren<br />

Glauben an Gott zu verstärken, werdet ihr gewissen Besorgnis erregenden<br />

Augenblicken ausgesetzt.<br />

Verkörperungen der Liebe! Mir ist bewusst, dass ihr sehr besorgt ward<br />

über das körperliche Unbehagen, das Swami vor ein paar Minuten<br />

durchmachte. Ihr macht euch um diesen physischen Körper grosse<br />

Sorgen. Versteht und lasst euch von dem Umstand überzeugen, dass<br />

ein Körper schliesslich und endlich physischer Natur ist. Er gleicht einer<br />

Wasserblase und der Geist einem verrückten Affen. Ihr braucht euch<br />

nicht aufgrund dieses verrückten Affen zu fürchten und solltet euch<br />

nicht wegen dieser vorbeiziehenden Wolken sorgen. Sie sind wie Besucher,<br />

die kommen und gehen. Ihr müsst fest in der Realität Atmans<br />

verankert sein, die nichts anderes als die Göttlichkeit ist. Entwickelt volles<br />

Vertrauen in das Göttliche Selbst; das allein wird euch in jeder Hinsicht<br />

beschützen.<br />

Gott kann durch seinen göttlichen Willen alles vollbringen. Warum solltet<br />

ihr euch fürchten, wenn dieser allmächtige Gott immer mit euch, in<br />

euch und um euch herum ist? Entwickelt diesen Mut und diese Überzeugung<br />

und schreitet weiter. In dieser Welt gibt es keine mächtigere<br />

Kraft als Glaube an und Vertrauen in Gott.<br />

Verkörperungen der Liebe! All diese Kinder sind hier zusammengekommen,<br />

um einige heilige Augenblicke in Gottes göttlicher Gegenwart<br />

zu verbringen. Sie sind wahrhaft gesegnet. Ihr gutes Los ist das Ergebnis<br />

von Verdienst, den ihre Eltern erworben haben. Hier ist ein kleines<br />

Mädchen. Sie hat vor kurzem an dem Gruppentanz teilgenommen.<br />

118


Während des Tanzes beobachtete sie ständig die Schritte der anderen<br />

Mädchen in der Gruppe und entwickelte dabei so viel Konzentration,<br />

dass ihre Schritte ständig mit denen der anderen Mädchen übereinstimmten.<br />

(Swami materialisierte eine goldene Kette und legte sie dem<br />

Mädchen um den Hals.)<br />

Verkörperungen der Liebe! Ich werde sehr glücklich sein, wenn ihr alle<br />

wieder zu Kindern werden könnt. Ein Kind wird niemals die schlechten<br />

Eigenschaften Zorn, Leidenschaft, Eifersucht, Hochmut und Ego haben.<br />

Jesus Christus würdigte immer die Qualität der Unschuld in Kindern.<br />

Einmal nahm er in der Menschenmenge ein kleines Kind vom<br />

Schoss der Mutter, hob es hoch und sagte: „Ich mag dieses Kind sehr;<br />

es besitzt alle göttlichen Eigenschaften. Es ist rein, selbstlos und vollkommen<br />

glückselig.“ Im Allgemeinen ist das Wesen der Kinder göttlich.<br />

Wenn sie heranwachsen, entwickeln sie schlechte Eigenschaften wie<br />

unmässige Wünsche, Bindungen, Zorn, Eifersucht usw. Mit zunehmendem<br />

Alter werden auch die Leiden und Schwierigkeiten grösser. Strebt<br />

deshalb danach, Herrschaft über die eigenen Wünsche zu erlangen.<br />

Das nennt sich Begrenzung der Wünsche. Wenn ihr diese Kontrolle<br />

entwickeln könnt, werdet ihr unter den Einfluss der göttlichen Kraft kommen.<br />

Ansonsten wird die Kraft der Wünsche euch verblenden und ihr<br />

geratet in einen Strudel, aus dem ihr niemals herauskommen könnt.<br />

Kindliche Einfachheit, Reinheit und Unschuld ist die Strasse zu Gott.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ich wünsche, dass ihr wenigstens eine Minute<br />

am Tag zu Kindern werdet. Ihr solltet den edlen Eigenschaften<br />

nacheifern, die für die Kinder charakteristisch sind. Angenommen,<br />

euch plagen Wünsche, vertreibt sie, da sie eurer edlen Persönlichkeit<br />

nicht würdig sind. Nur dann könnt ihr euren Kopf hoch erheben.<br />

Vor ein paar Minuten blutete meine Nase sehr stark. Wenn ich mich<br />

hilflos diesem körperlichen Leiden unterworfen hätte, wäre es nur<br />

schlimmer geworden. Deshalb beschloss ich, diesem körperlichen Unbehagen<br />

zu trotzen und mit Festigkeit aufrecht zu stehen, ungeachtet<br />

dessen, was dem Körper geschieht. Ich wusch mein Gesicht und kam<br />

sofort zurück. Schliesslich werden dieser Körper und das in ihm zirkulierende<br />

Blut nur von unserer Nahrung genährt und erhalten. Was ist<br />

der Sinn unseres Lebens, wenn wir unseren eigenen Körper nicht beherrschen<br />

können? Wo immer ihr euch befindet, ihr müsst euren Körper<br />

unter Kontrolle halten. Nur dann werdet ihr wahre Menschen und könnt<br />

119


der Göttlichkeit näher kommen. Je mehr ihr euren Körper und Geist beherrscht,<br />

desto näher kommt ihr Gott.<br />

Tatsächlich ist Liebe die einzige Qualität, die euch näher zu Gott bringt.<br />

Es gibt nichts Grösseres als die Liebe. Sie ist eine göttliche Eigenschaft.<br />

Liebe ist Gott. Lebt in Liebe. Wenn ihr diese edle Qualität entwickelt,<br />

verdient ihr es, Mensch genannt zu werden. Diese göttliche Liebe<br />

gleicht dem Blut, das in jedem Menschen, nein, jedem Lebewesen zirkuliert.<br />

Wenn es euch gelingt, diese universale Liebe zu kultivieren,<br />

könnt ihr nicht nur jeden Menschen, sondern alle Lebewesen lieben.<br />

Liebe ist Gott und Gott ist Liebe. Zieht deshalb jeden Einzelnen liebevoll<br />

an euer Herz. Zeigt niemals jemandem Zorn oder Hass.<br />

Verkörperungen der Liebe! Die Liebesqualität, die jeden Menschen<br />

durchdringt, ist ein und dieselbe. Diesbezüglich gibt es keine Unterschiede.<br />

Wenn ihr diese universale Liebe kultiviert, wird sie zu eurem<br />

Lebensatem selbst, der Gott noch lieber ist. Entwickelt deshalb diese<br />

reine, makellose und selbstlose Liebe. Liebt eures Nachbarn Kind, als<br />

wäre es euer eigenes. Alle sind Verkörperungen der Liebe. Liebe ist<br />

die Botschaft dieses heiligen Onamfestes. Dieses Fest wird gefeiert,<br />

um diese Botschaft der Liebe unter allen Menschen zu verbreiten. In<br />

Wirklichkeit seid ihr geboren, um diese heilige Liebe zu entfalten, zu<br />

nähren und mit anderen zu teilen. Wenn euch dieses Unterfangen misslingt,<br />

wird euer ganzes Leben eine Verschwendung sein.<br />

Als meine Nase vor ein paar Minuten blutete, gaben mir einige Ärzte<br />

den Rat, vollkommen auszuruhen und nicht hinauszugehen, um eine<br />

Ansprache zu halten. Ich fragte sie nach dem Grund. Die Ärzte erklärten,<br />

wenn ich zu sprechen anfinge, könnte das Bluten wieder auftreten.<br />

Ich erwiderte darauf: „Okay! Lasst mich sehen was geschieht!“ So begegnete<br />

ich dem Problem direkt mit Mut und Vertrauen. So solltet auch<br />

ihr, wenn ihr einer schwierigen Situation ausgesetzt seid, es nicht bedauern<br />

und euch nicht niedergeschlagen fühlen. Nur dann könnt ihr die<br />

Situation überwinden.<br />

Verkörperungen der Liebe! Wann immer ihr körperlichem oder geistigem<br />

Leid begegnet, verliert nicht eure Ruhe. Werdet nicht niedergeschlagen.<br />

Schaut dem Problem stattdessen offen ins Angesicht und<br />

führt Aktivitäten durch, die euch das Gefühl von Mut und Vertrauen einflössen.<br />

Im Leben entstehen zweifelsohne Situationen, in denen ihr Leiden<br />

und Schwierigkeiten durchleben müsst. Wenn eure liebevollen Eltern<br />

diese Welt verlassen, leidet ihr zutiefst. Aber statt in so schwierigen<br />

Situationen aus dem Gleichgewicht zu geraten, ist es ratsam, der<br />

120


Schicksalsprüfung mutig ins Auge zu schauen und euren Eltern Dankbarkeit<br />

dafür auszudrücken, dass sie euch das Geschenk dieses Körpers<br />

gegeben haben.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ich hoffe, ich bereite euch durch mein langes<br />

Sprechen keine Unannehmlichkeiten. Ich halte diese lange Ansprache<br />

nur deshalb, um euch Mut einzuflössen. Als meine Nase blutete,<br />

warteten all unsere Jungen in besorgter Stimmung, voller<br />

Befürchtung im Nebenraum. Ich sagte zu ihnen: „Sorgt euch nicht. Ich<br />

werde hinausgehen und diesem Leiden eine starke Dosis verpassen.<br />

So sind mein Mut und mein Vertrauen, wenn ich auf schwierige Situationen<br />

treffe. In der Tat liegt in diesem Mut meine wahre Stärke. Kommt!<br />

Lasst uns gehen!“ Die Jungen sammelten all die blutgetränkten Tücher<br />

und waren sehr betrübt, als sie diese sahen. Wenn diese Tücher gewaschen<br />

werden, werden die Blutflecken im Nu verschwinden. Entsprechend<br />

kann Gottes Liebe allein eure Leiden wegwaschen! Entwikkelt<br />

deshalb diese göttliche Liebe. All eure Leiden und Schwierigkeiten<br />

werden aus dem Weg geräumt werden.<br />

121


6. September<br />

Krishnas Geburtstag, morgens<br />

“O Krishna! Du isst nicht, was ich dir gebe,<br />

du isst nicht unser Essen zu Hause,<br />

sondern schleichst dich in die Häuser der<br />

Kuhhirten und naschst dort heimlich Butter!<br />

Mein Liebling, du verdirbst deinen guten Ruf!”<br />

So gab Mutter Yashoda eines Tages ihrem Schmerz Ausdruck, als sie<br />

durch die Klagen ihrer Nachbarn aufgebracht war. Sie schalt Krishna<br />

mit den Worten: „O Krishna, deine frechen Streiche bringen mich in<br />

grosse Schwierigkeiten. Dir schmeckt das in unserem Haus zubereitete<br />

Essen nicht, aber die in den Nachbarhäusern zubereiteten Speisen<br />

magst du immer. Wie soll ich mit dir zurechtkommen?“<br />

Es ist wahr, die Leute entwickeln Geschmack für die Nahrung in den<br />

Nachbarhäusern. Der Besitzer eines Süsswarenladens sitzt in seinem<br />

eigenen Laden und geniesst ständig den süssen Duft der Laddus, entwickelt<br />

aber Geschmack für den Puffreis aus einem anderen Geschäft.<br />

Der grosse gottergebene Kashyapa, ein Rishi, hatte sich den Lotosfüssen<br />

des Herrn völlig hingegeben und war ständig in göttliche Glückseligkeit<br />

versunken. Eines Tages ging seine Ehefrau Aditi zu ihm und<br />

gab ihm den Rat: „Mein Lieber, wir haben keine Kinder. Du hast dem<br />

Herrn dein Alles hingegeben. Warum betest du nicht zu ihm, uns mit<br />

einem Kind zu segnen?“<br />

Kaiser Bali vollführte im Goldenen Zeitalter viele Opferzeremonien.<br />

Nachdem er hundertsieben Opferrituale durchgeführt hatte, bereitete<br />

er das hundertachte Opfer, Visvajit genannt, vor. Während er diese Opferhandlung<br />

vollzog, erschien Gott Vishnu in Gestalt eines zwergenhaften<br />

Brahmanen namens Vamana vor Bali und erbat von ihm drei<br />

Schritte Land als mildtätige Gabe. Gerade als Bali es gewähren wollte,<br />

traf Kaiser Balis spiritueller Lehrer Sukracarya ein und versuchte, Bali<br />

von dieser mildtätigen Gabe abzubringen. Er riet Bali: „Bitte gib diesem<br />

kurz gewachsenen Brahmanen keine barmherzige Gabe und schon<br />

gar nicht die drei Schritte Land. Unterschätze ihn nicht. Er ist kein herkömmlicher<br />

Brahmane, sondern ein Avatar Vishnus. In Erfüllung der<br />

ihm von Gott Vishnu gewährten Gunst ist er als Sohn des Weisen Kashyapa<br />

geboren worden.“<br />

123


Aber Kaiser Bali beachtete den Rat seines Lehrers nicht, sondern fragte<br />

Gott Vamana: „Herr, was kann ich für dich tun?“ Vamana gab zur Antwort:<br />

„O König, ich brauche nichts. Gib mir bloss drei Schritte Land.“<br />

Wieder argumentierte Sukracarya eindringlich mit Bali: „O König, du<br />

hältst diese Person für einen gewöhnlichen Brahmanen. Nein, nein! Er<br />

ist fähig, das gesamte Universum zu füllen. Es ist nicht weise von dir,<br />

seine Bitte zu erfüllen.“ Aber Kaiser Bali wies seinen Rat mit den Worten<br />

zurück, er könne sein Versprechen nicht brechen, denn es sei eine<br />

grosse Sünde, das eigene Wort nicht zu halten.<br />

In jenen Tagen starben die Leute lieber, als ihr Wort nicht zu halten.<br />

Aber heutzutage, im Eisernen Zeitalter, geben die Menschen Versprechen<br />

und brechen sie willkürlich. Kaiser Bali hatte ein reines Herz.<br />

Wenn er ein Versprechen gab, erfüllte er es!<br />

Er sagte: „Ich gab diesem Brahmanenjungen mein Wort. Um mein Versprechen<br />

zu erfüllen bin ich bereit, jedem möglichen Ereignis ins Auge<br />

zu blicken. Ich werde die Früchte aller von mir durchgeführten Opferzeremonien<br />

inklusive derer, die ich gerade ausführe, diesem Brahmanenjungen<br />

darbringen.“ Mit diesen Worten legte er die Girlande der<br />

Früchte der von ihm durchgeführten hundertacht Opferzeremonien um<br />

Vamanas Nacken und verbeugte sich vor ihm.<br />

(Als Swami das erzählte, materialisierte er eine Halskette mit 108 Goldmünzen.)<br />

Vamana bedeckte mit einem Fuss das gesamte von Bali in Mildtätigkeit<br />

gegebene Land. Er wuchs an Grösse und bedeckte mit seinem zweiten<br />

Fuss das gesamte Universum, und es blieb kein Raum mehr, wo er seinen<br />

dritten Fuss hätte hinsetzen können. Da klagte Sukracarya: „O Kaiser,<br />

du hast meinen Rat nicht beachtet, diesen Brahmanenjungen unterschätzt<br />

und sich durch sein unschuldiges Aussehen täuschen<br />

lassen.“<br />

(Tatsächlich setzte er, wie in der Mythologie und oft von Sai Baba in<br />

seinen Ansprachen erwähnt, den dritten Fuss auf Balis Kopf, was bedeutet,<br />

dass Bali sich und sein Ego ganz Gott ergab. Anm. d. Übers).<br />

Vamana empfing Kaiser Balis Gabe, pries seine Weitherzigkeit und<br />

segnete ihn. Obwohl Vamanas Gestalt klein war, konnte er das gesamte<br />

Universum füllen. Als Avatar war er jenseits aller Begrenzungen,<br />

unbeschreiblich und unermesslich. Menschen unterliegen Begrenzungen,<br />

nicht aber ein Avatar.<br />

124


Sonnenaufgang und Sonnenuntergang geschehen entsprechend einer<br />

vorgegebenen Göttlichen Anweisung. Sie finden regelmässig ohne<br />

Unterbrechung statt. Sonne, Mond und Sterne folgen einem festgelegten<br />

Ablauf. Alle fünf Elemente im Universum erfüllen regelmässig ihre<br />

Pflichten, wie sie ihnen vom Herrn bestimmt werden. Sogar Gott selbst<br />

hält die Regeln ein, die er allem vorgeschrieben hat. Alles in Gottes<br />

Schöpfung geschieht entsprechend einer festgelegten Ordnung und<br />

gemäss der göttlichen Anweisung. Nichts im Universum, inklusive der<br />

fünf Elemente, besitzt eine unabhängige Existenz. Aber leider ist der<br />

Mensch nicht in der Lage, diese göttliche Kraft zu erkennen, die das<br />

Funktionieren des Universums regelt. Die Wissenschaftler bemühen<br />

sich ohne Grenzen, diese göttliche Kraft zu entdecken. Die Sterne<br />

leuchten des Nachts hell am Himmel, sind tagsüber jedoch nicht sichtbar.<br />

Die Sonne geht mit grösster Regelmässigkeit<br />

täglich morgens auf und abends unter.<br />

Die Sterne funkeln des Nachts wunderschön am Himmel<br />

und verstecken sich untertags.<br />

Der Wind weht unaufhörlich und erhält als Luft die Lebewesen,<br />

ohne nur einen Augenblick zu ruhen.<br />

Die Flüsse fliessen plätschernd ohne Unterlass dahin.<br />

Was könnte die Ursache dieses Phänomens sein? Die Wissenschaftler<br />

erforschten diesen Aspekt und kamen zu dem Schluss, die Sterne seien<br />

am Tag nicht sichtbar, weil die Sonne währenddessen so hell am<br />

Himmel strahlt. Auf ähnliche Weise versuchten sie, die göttliche Kraft<br />

auf so vielfache Weise zu beschreiben.<br />

Sobald die Nabelschnur durchtrennt und das Kind von der Mutter gesondert<br />

ist, schreit es. Warum? Niemand konnte dieses Geheimnis erklären<br />

und erforschen. Sobald ein Tropfen Milch oder Honig auf die<br />

Zunge des Neugeborenen getan wird, schläft es glücklich. Das bedeutet,<br />

von dem Augenblick an, wenn ein Mensch aus dem Mutterleib hervorgeht,<br />

müht er sich, seinen Hunger zu stillen.<br />

Oh Mensch! Du bemühst dich hart darum,<br />

verschiedene Arten des Wissens zu erwerben,<br />

um deinen Bauch zu füllen.<br />

Trotz all deiner harten Arbeit und deines erreichten Wissens<br />

kannst du kein dauerndes Glück erfahren.<br />

125


Warum besinnst du dich stattdessen nicht auf den Herrn<br />

und suchst bei ihm Zuflucht?<br />

Er wird dir sicherlich einen Weg zur Überwindung deines Leids weisen.<br />

Jeder Mensch glaubt, er sei nur dazu geboren, seinen Bauch zu füllen<br />

und strengt sich ständig an, um Nahrung zu erwerben.<br />

In der Natur gibt es noch ein anderes interessantes Phänomen. Aufgrund<br />

des Windes reiben die Äste eines Baumes aneinander und aus<br />

der Reibung der zwei Hölzer gegeneinander entsteht Feuer. Wie geschieht<br />

das? Obwohl sich im Holz eines Baumes Feuer befindet, verbrennt<br />

der Baum nicht. Warum? Bisher konnte kein Wissenschaftler<br />

dieses Geheimnis jemals lüften. In der Natur gibt es viele solch unerklärliche<br />

Phänomene. Um solche Phänomene zu erkennen und zu verstehen,<br />

sucht der Mensch ständig nach der Göttlichkeit. Man braucht<br />

jedoch nicht nach Gott zu suchen, der allgegenwärtig ist.<br />

Oh Mensch! Nur um deinen Bauch zu füllen,<br />

mühst du dich im Leben hart ab.<br />

Du erwirbst in verschiedenen Bereichen<br />

Myriaden Arten des Wissens.<br />

Prüfe und hinterfrage selber,<br />

welch grosses Glück du dadurch erlangt hast,<br />

dass du deine ganze Zeit von morgens bis abends damit verbringst,<br />

weltliches Wissen und Reichtum zu erwerben<br />

und Gott dabei vergisst!<br />

Alles in diesem Universum bewegt sich strikt entsprechend dem göttlichen<br />

Willen und der Göttlichen Kraft. Aus sich selbst heraus kann der<br />

Mensch nichts erreichen. Die Göttliche Kraft manifestiert sich in diesem<br />

Universum auf vielerlei Weise in Form verschiedener Arten von Energie.<br />

Die Menschen glauben, sie wären von jemandem erschaffen.<br />

Streng genommen hat niemand sie erschaffen. Es sind natürliche Phänomene,<br />

die sich aus dem göttlichen Willen heraus manifestieren.<br />

Wenn zum Beispiel zwei Steine gegeneinander geschlagen werden,<br />

entsteht Feuer. Es bedeutet, dass das Feuer latent im Stein verborgen<br />

ist, sich aber nicht aussen manifestiert. Auf diese Weise sind in der Natur<br />

alle Kräfte verborgen.<br />

Vor ein paar Minuten sprach ein Junge über Nanda und Yashoda, Gott<br />

Krishnas Pflegeeltern. In jenen Tagen gab es keine Elektrizität. Da Nanda<br />

der Dorfälteste war, pflegten die Dorfbewohner zu Nandas Haus zu<br />

126


gehen und ihre Öllampen an der in seinem Haus brennenden Lampe<br />

anzuzünden. Die Leute glaubten, Fülle und Wohlergehen zu erlangen,<br />

wenn sie ihre Öllampen an Lampen in Häusern von wohlhabenden Leuten<br />

anzündeten. Eine frisch verheiratete Schwiegertochter namens Suguna<br />

war im Dorf eingetroffen und ihre Schwiegermutter wies sie an,<br />

zu Nandas Haus zu gehen, um ihre Lampe dort anzuzünden. Als Suguna<br />

zu Nandas Haus ging und ihre Lampe anzündete, konnte sie Krishna<br />

in dieser Flamme sehen. Aufgrund dieser göttlichen Vision verlor<br />

sie ihr Körperbewusstsein, fixierte ihren Blick auf diese bezaubernde<br />

Form Gott Krishnas und versank in Glückseligkeit. Sie konnte nicht einmal<br />

wahrnehmen, dass ihre Finger, die mit der Flamme in Berührung<br />

gekommen waren, verbrannten. Sie war in vollkommener Glückseligkeit.<br />

Mittlerweile kamen noch andere Frauen aus den Nachbarhäusern,<br />

um ihre Lampen zu entzünden. Als sie diese Szene sahen, waren sie<br />

verblüfft. Sie konnten sehen, dass, obwohl ihre Finger versengten, Suguna<br />

sich von der Flamme nicht wegbewegte. Da erkannten sie, dass<br />

Suguna Krishna in der Flamme schaute, und sie sangen ein Lied, das<br />

diesen Vorfall beschrieb:<br />

Es scheint, Suguna hatte im Hause Nandas<br />

eine Vision von Gopala!<br />

Sie sah Krishna in der Flamme!<br />

Als sie dieses Lied hörte, kam Yashoda buchstäblich herbei gerannt.<br />

Sie sah, wie Sugunas Finger in der Flamme verbrannten. Während alle<br />

Hirtenmädchen in Ekstase tanzten, ging Yashoda zu Suguna, zog ihre<br />

Hand aus der Flamme und schalt sie: „Oh Suguna! Hast du nicht bemerkt,<br />

wie deine Finger verbrannten, als sie mit der Flamme in Berührung<br />

kamen? Willst du uns einen schlechten Ruf bringen, dass, wer zu<br />

Nandas Haus geht, sich die Finger verbrennt?“ Sugunas Schwiegermutter<br />

war von jähzornigem Temperament. Als sie von dem Vorfall erfuhr,<br />

kam sie zu Yashodas Haus gerannt und blähte diesen Vorfall auf.<br />

Sie befahl ihrer Schwiegertochter, in Zukunft nicht mehr zu Nandas<br />

Haus zu gehen, um ihre Lampe anzuzünden.<br />

Im Hause Yashodas geschahen etliche Wunder. Nachdem Krishna<br />

nach Mathura gegangen war, konnten die Hirtenmädchen die Trennung<br />

von ihm nicht ertragen und verzehrten sich nach seinem Darshan.<br />

In so einem Augenblick ihrer Sehnsucht erschien Krishna in Gokula.<br />

Jedoch konnten weder Nanda noch Yashoda ihn sehen. Alle Hirtenmädchen<br />

kamen im Haus Nandas zusammen und beteten, ihnen möge<br />

Krishnas Darshan gewährt werden. Sie begannen zu klagen: „Nanda<br />

127


und Yashoda, ihr habt Krishna vor uns versteckt! Bitte sagt uns, wo er<br />

ist!“ Aber Krishna erschien nicht in der Öffentlichkeit; er erschien individuell<br />

vor einigen Hirtenmädchen in Antwort auf ihre Gebete.<br />

Vor einigen Minuten erzählt ein Student unserer Universität einen Vorfall,<br />

wie Swami in Antwort auf seine Gebete vor ihm erschien. Niemand<br />

sonst konnte Swami sehen. Daraufhin betete der Junge weiter: „Swami!<br />

Was bringt es, wenn du nur mir Darshan gibst? Bitte gib allen Studenten<br />

Darshan, sonst glauben sie nicht, was ich erzähle, und machen sich<br />

über mich lustig.“ Ich erwiderte: „Es ist egal; lass die Leute denken, was<br />

sie wollen. Dies ist dein Verdienst, du allein verdienst es, mich zu sehen.“<br />

Mit diesen Worten verschwand ich.<br />

Einst wies Yashoda das Kind Krishna zurecht: „Mein lieber Krishna! Du<br />

isst nicht das Essen, das ich für dich zubereitete, sondern schleichst<br />

dich zu den Häusern der Milchmädchen und naschst heimlich die dort<br />

aufbewahrte Butter. Du bereitest mir Probleme. Schmeckt dir die mit<br />

Mutterliebe gefüllte Butter nicht gut?“ So sprechend band sie Krishna<br />

mit einem Seil am Mörser fest. Es ist die Erfahrung eines jeden in der<br />

Welt, dass wir das im eigenen Haus gekochte Essen nicht mögen, aber<br />

die in anderen Häusern gekochten Speisen uns schmecken. Dies ist<br />

ganz natürlich. Aber Krishna stahl die Butter aus den Häusern Anderer<br />

nicht um ihres Geschmackes willen. Diesem Spiel liegt eine Botschaft<br />

zugrunde. Hier symbolisiert Butter ein reines Herz; wo immer sich so<br />

ein reines Herz befindet, nimmt es Krishna; ein solches reines Herz wird<br />

sanft und lieblich sein. Die Herzen der Hirtenmädchen waren durch Hingabe<br />

gereift, sie waren rein, weich und lieblich. Deshalb ging Krishna<br />

zu ihren Häusern, um ihre Herzen zu stehlen.<br />

Krishna wird als Dieb (cora) bezeichnet. Was stiehlt er? Die Herzen der<br />

Hirtenmädchen, die wie Butter sind - rein, weich und süss.<br />

Wenn ihr jemanden als Dieb bezeichnet, ärgert er sich; aber wenn ihr<br />

Krishna „Herzensdieb“ nennt, wird dieser Name ihn erfreuen. Deshalb<br />

singen die Devotees, um den Herrn zu preisen, höchst gewinnend:<br />

128<br />

„O Yashodas kleiner Herzensdieb! Gopala, der die Butter stiehlt!<br />

O Gopala, der den Berg Govardhana hochhebt!“<br />

Wenn dieses Lied melodiös mit Gefühl, melodischer Stimme und<br />

Rhythmus gesungen wird, wird jeder es mögen. Grosse Sängerheilige<br />

wie Tyagaraja schenkten Gott liebliche Gaben in Gestalt von Liedern,


die mit Gefühl, Melodie und Rhythmus erfüllt waren und gewannen seine<br />

Gnade. In diesen hingebungsvollen Liedern liegt so viel Süsse. Gottes<br />

Gnade ist durch solche hingebungsvollen Lieder sicher zu erlangen.<br />

Durch leere Rhetorik könnt ihr Gottes Gnade nicht gewinnen. Die Göttlichkeit<br />

kann nur durch hingebungsvolles Singen voller Gefühl, Melodie<br />

und Rhythmus erlangt werden. Gott wird durch einen solchen Gesang<br />

erfreut. Auch die Veden haben die Wirksamkeit hingebungsvollen Gesangs<br />

gepriesen. Nicht einmal durch das Rezitieren der Veden kann<br />

Gott erreicht werden. Es gibt im Rigveda, Yajurveda, Samaveda und<br />

Atharvaveda verschiedene Hymnen zum Lob Gottes. Jedoch konnte<br />

keiner, der diese Hymnen rezitierte, die Schau des Göttlichen erreichen.<br />

Aber wenn diese Hymnen vertont und mit Hingabe gesungen<br />

wurden, konnten sie die göttliche Liebe erfahren. Deshalb wird Gott als<br />

jener, der die Musik liebt (ganalola und ganapriya) gepriesen. Betet<br />

deshalb durch hingebungsvollen Gesang zu Gott. Ihr könnt Gottes<br />

Gnade leicht gewinnen. Manche Leute zweifeln vielleicht: „Wir können<br />

nicht gut singen, wir haben die Kunst des Singens nicht erlernt. Wie<br />

können wir Gott erfreuen?“ Sorgt euch nicht. Es macht nichts, wenn<br />

ihr vielleicht nichts von Musik versteht oder keine melodische Stimme<br />

habt. Singt in irgendeiner Melodie, die ihr kennt, mit intensiver Liebe<br />

zur Ehre Gottes. Das genügt, um Gottes Herz zu bewegen. Was ist Musik?<br />

Es ist nicht nötig, sich speziell zu bemühen, Musik zu erlernen. Ein<br />

einfaches Lied, mit intensiver Liebe und Sehnsucht gesungen, wird<br />

Gott anrühren. Wenn ihr zum Beispiel ein Gedicht rezitiert: „O Rama!<br />

Bitte beschütze mich!“, liegt keine Süsse darin. Es drückt eure Gefühle<br />

nur literarisch aus. Ähnlich ist es, wenn ihr Gott mit den Worten anruft:<br />

„Rama, bitte beschütze mich!“ – Es wird zur bedeutungslosen Wiederholung<br />

von Worten. Aber wenn die gleichen Worte mit einer schönen<br />

Melodie in ein Lied vertont wird, ist es süss und ergreifend für die Göttlichkeit.<br />

In Musik liegt so viel Süsse. Wenn ihr Gott erreichen wollt,<br />

müsst ihr es deshalb mittels hingebungsvollen Gesangs tun.<br />

Ihr braucht nicht enttäuscht zu sein, wenn ihr nicht Musik gelernt habt.<br />

Wozu enttäuscht sein? Nur wo eine Verabredung stattfindet, wird Enttäuschung<br />

geschehen. Verabredet euch deshalb erst gar nicht. Singt<br />

auf eure eigene Weise zur Ehre Gottes. Das ist der leichteste Weg, um<br />

Gott zu erreichen. Die göttliche Glückseligkeit, welche die Hirtenmädchen<br />

im Kupfernen Zeitalter durch den Krishna-Avatar erfuhren, ist unvergleichlich.<br />

Erinnert euch deshalb dieser göttlichen Glückseligkeit<br />

und versucht, Gott mit eurer Liebe und Hingabe zu erfreuen.<br />

Bei keinem Avatar sind Gottergebene in so grossem Mass mit der göttlichen<br />

Liebe verschmolzen wie im Krishna-Avatar. Tausende Devotees<br />

129


sind während seiner Avatarschaft in Krishna eingegangen. Wenn ihr<br />

mit der Göttlichkeit verschmelzen wollt, ist deshalb hingebungsvolles<br />

Singen das einzige Mittel. Es heisst, Gott ist durch hingebungsvolles<br />

Singen zu erfreuen. Der Krishna-Avatar ist das beste Beispiel für diese<br />

Behauptung. Sein einfacher Name, Krishna, von einem Devotee gesungen,<br />

genügt, um ihn zu erfreuen. Die von Krishna während seiner<br />

Avatarschaft vollführten Spiele, herrlichen Wunder und wundersamen<br />

Taten sind unvergleichlich.<br />

Liebe Studenten! Ihr singt etliche Bhajans und nehmt alle an ihnen teil.<br />

Aber jeder singt auf seine eigene Weise. Das ist nicht recht. Wenn ihr<br />

alle einstimmig mit einer Melodie mit göttlichem Empfinden singt, wird<br />

Gott sich sicherlich in eurem liebenden Herzen verankern. Der Krishna-<br />

Avatar ist der einzige Avatar, der verschiedenen Leuten auf verschiedene<br />

Weise seinen Anblick (Darshan) gewährte, ihre Zweifel hinsichtlich<br />

seiner Göttlichkeit klärte und sie in sein eigenes Selbst eingehen<br />

liess. Krishna ist der einzige Avatar, der jeden durch seine süssen liebevollen<br />

Worte glücklich und selig machte.<br />

Verkörperungen der Liebe! Nichts ist dem hingebungsvollen Singen<br />

überlegen. Welch grosse Freude und welch grosses Glück könnt ihr<br />

daraus erlangen, wenn ihr das Lied singt: „Es scheint, als wäre Gopala<br />

im Haus Nandas in einer Flamme erschienen!“ Singt deshalb solche<br />

seelenvollen Lieder mit Gefühl, melodisch und rhythmisch, um Gott zu<br />

erfreuen und seine Gnade zu erlangen. Egal, wie viele Bhajans und Lieder<br />

ihr singt, nur wenn sie mit intensiver Liebe, Hingabe und süssem<br />

und sanftem Gefühl erfüllt sind, werden sie euch immenses Glück und<br />

Freude schenken.<br />

130


6. September<br />

Krishnas Geburtstag, abends<br />

Weder der Besuch irgendeines Pilgerortes,<br />

noch Askese, noch Yogaübung,<br />

noch das Studium heiliger Texte oder wohltätige Werke,<br />

sondern der Dienst, den man edlen Seelen erweist,<br />

wird euch helfen, das Meer von Geburt und Tod zu überqueren.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr habt in den heiligen Texten gelesen,<br />

dass Ravana die vier Veden und die sechs heiligen Schriften, die<br />

Shastras, meisterte. Aber war in ihm, der diese heiligen Texte gelernt<br />

hat, irgendeine Transformation zu finden? Nein. Statt göttliche, entfaltete<br />

er dämonische Qualitäten. Ravanas zehn Köpfe symbolisierten die<br />

vier Veden und sechs heiligen Schriften. In der entscheidenden<br />

Schlacht köpfte Rama Ravanas Häupter, weil Ravana das erworbene<br />

Wissen nicht in die Tat umsetzte. Blosses Lernen heiliger Texte und<br />

Rezitieren der Veden wird keinerlei Transformation bewirken. Um diese<br />

Botschaft zu verdeutlichen, köpfte Rama mithilfe seiner Pfeile Ravanas<br />

zehn Häupter. Erst am Ende, unmittelbar bevor sein Geist seinen Körper<br />

verliess, erkannte Ravana seine Fehler, bereute sie und wurde dadurch<br />

heilig.<br />

Alles, was Gott lehrt, dient dem Segen und Wohlergehen der Menschheit.<br />

Es genügt deshalb, wenigstens eine der Lehren der Veden in die<br />

Praxis umzusetzen. Das natürliche Kennzeichen eines jeden sollte darin<br />

bestehen, die göttlichen Lehren in die Praxis umzusetzen.<br />

Man sieht in Prashanti Nilayam, dass sogar die Grundschulkinder gemeinsam<br />

mit den älteren Studenten die Veden rezitieren. Sie kennen<br />

alle Veden, besitzen aber nicht das erforderliche Wissen, sie in die Praxis<br />

umzusetzen. Das blosse Rezitieren der Veden bringt wenig.<br />

Gott allein existiert überall und jederzeit. Die Welt ist nichts als eine<br />

Illusion. Die heilige Lehre, dass Gott überall existiert, sollte jedem verkündet<br />

werden. Es gibt viele spirituelle Sucher, welche die Veden rezitieren<br />

und lehren. Betrachtet folgendes Beispiel: Eine Tonkassette<br />

oder CD spielt die Melodie bloss ab, ohne sie zu erfahren. Entsprechend<br />

fruchtlos ist es, nicht zu praktizieren, was man lehrt. Deshalb<br />

solltet ihr die heiligen Lehren erkennen, verstehen und umsetzen. Gott<br />

131


Krishna praktizierte, was er verkündete, und bestand auch darauf,<br />

dass jeder das Gleiche tat. Im Mahabharata trifft man auf viele ältere<br />

Respektspersonen, die selber grosse Gelehrte waren, denen es aber<br />

nicht gelang, dass erworbene Wissen umzusetzen. Dieselbe Situation<br />

besteht heute. Gott hat überhaupt keine Vorlieben oder Abneigungen.<br />

Alle sind für ihn gleich. Aber er schaut zu, um zu sehen, wie viel eine<br />

Person von dem Gelernten in die Tat umsetzt. Viele Leute studieren<br />

die heiligen Texte, gehen auf Pilgerreise, führen Askese durch und<br />

wiederholen Gottes Namen, aber was bringt es? Viele bitten mich um<br />

eine Gebetskette. Um euren Nacken um öffentlicher Anerkennung willen<br />

zu schmücken oder um spiritueller Erfahrung willen? Für den, der<br />

diese spirituelle Disziplin durchführen will, reicht eine Hand aus.<br />

(Swami demonstrierte mit seiner Hand, wie man mit Hilfe der Hand die<br />

Gottesnamen wiederholen kann.)<br />

Diese spirituelle Übung erfordert weder eine Gebetskette noch einen<br />

festen Platz. Man kann es während des Gehens oder sogar im Liegen,<br />

bis man einschläft, tun. Wenn es so einfache und heilige Wege gibt,<br />

warum sollte man, den Schlaf aufgebend, anstrengenden spirituellen<br />

Disziplinen folgen?<br />

Draupadi ist für ihre Tugendhaftigkeit bekannt. Auf mannigfaltige Weise<br />

hat sie ihre Ehemänner beschützt. Nach dem grauenhaften Massaker<br />

an den jungen Pandavakindern machte Arjuna Ashvatthama, der diese<br />

Gräueltat begangen hatte, ausfindig und schleppte ihn vor Draupadi.<br />

Statt den Übeltäter zu verfluchen und Strafe über ihn zu verhängen,<br />

fiel sie Ashvatthama, dem Sohn des von ihren Ehemännern höchst verehrten<br />

Gurus, zu Füssen und sagte:<br />

132<br />

“Zu Füssen deines Vaters Dronacarya haben<br />

meine Ehemänner ihr ganzes Wissen erlernt.<br />

War es recht von dir, dem Sohn Dronacaryas,<br />

meine Kinder zu ermorden?<br />

Wie konntest du es übers Herz bringen, sie zu töten,<br />

die unbewaffnet und jung waren,<br />

ruhig schliefen, keinerlei Groll gegen dich hegten<br />

und nichts Böses gegen dich im Sinn trugen?”<br />

Draupadi so beten zu sehen, war für Bhima unerträglich. Berstend vor<br />

Zorn brüllte er:


“Diese Draupadi ist ein dummes Weib,<br />

denn sie bittet um die Freiheit dieses Unholds.<br />

Sie empfindet keine Wut gegenüber diesem Mörder ihrer Söhne!”<br />

Gerade als Arjuna Ashvatthama töten wollte, fiel Draupadi ihm zu Füssen<br />

und argumentierte folgendermassen mit ihm: „Arjuna! Werden meine<br />

Söhne durch das Töten Ashvatthamas wieder zum Leben erweckt<br />

werden? Seine Mutter würde denselben Schmerz durchleben, den ich<br />

durch den Verlust meiner Söhne erfuhr. Du hast die Veden und heiligen<br />

Schriften studiert; wie kommt es, dass du deine Ruhe nicht bewahren<br />

kannst? Der Körper besteht aus den fünf Elementen und muss früher<br />

oder später vergehen, aber der Bewohner dieses Körpers wird weder<br />

geboren noch stirbt er. Der Bewohner hat überhaupt keine Bindung und<br />

ist der ewige Zeuge. Wahrhaft gesprochen ist der Bewohner, in Gestalt<br />

Atmans, Gott selbst.”<br />

Auf diese Weise flehte Draupadi Arjuna an, Ashvatthama seine abscheuliche<br />

Tat zu vergeben. Arjuna antwortete: „Du hältst mich davon<br />

ab, mein Gelübde einzuhalten.“ Draupadi erwiderte: „Ashvatthamas<br />

Kopf zu scheren und das Kronjuwel von seinem Kopf zu entfernen,<br />

kommt der Tötung von ihm gleich.“ Arjuna folgte Draupadis Rat, scherte<br />

als Zeichen der Bestrafung Ashvatthamas Kopf, entfernte sein Kronjuwel<br />

und schickte ihn fort.<br />

Was ist Sünde? Andere zu verletzen, zu misshandeln und zu töten ist<br />

eine Sünde. Was ist Verdienst? Anderen zu helfen, ist verdienstvoll.<br />

Man sollte deshalb nicht eine böse Tat mit einer bösen Tat vergelten,<br />

sondern stattdessen dem Angreifer grossherzig vergeben. Das Mahabharata<br />

enthält viele derartige heilige Lehren.<br />

Es gibt viele edle Frauen wie Draupadi. Sie ist das Ideal aller Frauen.<br />

Warum vergesst ihr die Lehren solch grosser Frauen? Heutzutage werden<br />

Frauen bloss als Puppen behandelt. Aber Frauen sind voller Mut,<br />

Tapferkeit, Opfergeist, Entschiedenheit und Rechtschaffenheit. War es<br />

euch jemals wichtig, die in Frauen verborgene Kraft zu erkennen? Männer<br />

besitzen nicht diese Tapferkeit und diesen Mut wie die Frauen. Aufgrund<br />

solch grosser Frauen wird unsere indische Kultur hoch geachtet.<br />

Ansonsten wäre diese Kultur schon lange verfallen. Habt ihr jemals die<br />

Tatsache erkannt, dass Frauen mit grossen Kräften wie Mut, Tapferkeit,<br />

Entschlusskraft und Rechtschaffenheit versehen sind? Diese Eigenschaften<br />

sind in Männern nicht leicht zu finden. Warum? Die meisten<br />

von ihnen leiden unter der Krankheit des Zorns, die sie ruiniert.<br />

133


Jemand voller Zorn wird bei keiner seiner Bemühungen erfolgreich<br />

sein. Er wird Sünden begehen und von allen verachtet werden.<br />

Möglicherweise erliegen auch Frauen dem Zorn und frönen gelegentlich<br />

sündvollen Handlungen. Man sollte solchen Leuten verzeihen und<br />

sie zur Besserung ermutigen, nicht aber sie öffentlich brandmarken und<br />

verdammen. Die Eigenschaften der Geduld und Beharrlichkeit ist in<br />

Frauen stark ausgeprägt. In der Tat war die Eigenschaft des Gleichmuts<br />

in schwierigen Zeiten für Draupadi, welche die Pandavas rettete,<br />

charakteristisch. Sogar gegenwärtig gibt es etliche solcher Frauen. Die<br />

schlechten Eigenschaften des Zorns, der Leidenschaft, der Eifersucht,<br />

des Neids und Stolzes herrschen mehr in Männern vor. Frauen sind<br />

in der Lage, sich so zu beherrschen, dass diese üblen Eigenschaften<br />

sie nicht überrollen. Ist es unter diesen Umständen nicht unsere Pflicht,<br />

solche Frauen, die Frieden und Harmonie bewahren und fördern, zu<br />

ermutigen und zu ehren? Im Gegensatz dazu werden Frauen herabgesetzt<br />

und missachtet. Nein, nein, das sollte nicht geschehen! Solche<br />

Frauen mit edlen Eigenschaften verdienen es, ermutigt und geachtet<br />

zu werden.<br />

Vor einigen Tagen ward ihr Zeuge einer Veranstaltung in dieser Halle,<br />

in der die Herrlichkeit des Frauentums hervorgehoben wurde. Cetana<br />

arrangierte in dieser Halle eine Vorführung, die Mutter Sitas Grösse als<br />

ideale Frau verdeutlichte. Sita und Draupadi waren herausragende tugendhafte<br />

Frauen. Solche Bemühungen, die Grösse der Frauen hervorzuheben,<br />

müssen ermutigt werden.<br />

Wahrheit und Rechtschaffenheit sind die herausragendsten Charakteristika<br />

der indischen Kultur. Wenn diese beiden beschützt werden,<br />

kann das Land vor der Entartung gerettet werden. Um euer Land zu<br />

schützen, braucht ihr euch nicht der Armee anzuschliessen und eine<br />

Schlacht zu schlagen. Wenn Wahrheit und Rechtschaffenheit, die in<br />

euch sind, geschützt werden, werden sie wiederum selber das Land<br />

schützen. Feinde in einem Krieg zu töten, ist kein Zeichen von Grösse.<br />

Schützt als erstes Wahrheit und Rechtschaffenheit in euch, dann wird<br />

das Land automatisch beschützt werden. Die indische Kultur ruft dazu<br />

auf, die Wahrheit zu sprechen und Rechtschaffenheit zu praktizieren.<br />

Wenn ihr das beharrlich tut, werdet ihr ein grosser Held werden. Wenn<br />

ihr Wahrheit und die Göttliche Ordnung beschützt, wird Gott euch wiederum<br />

beschützen. Dann wird Gott nicht nur euch und euer Land, sondern<br />

die gesamte Welt schützen, und ihr werdet Gott nicht um Gnade<br />

bitten müssen. Wahrheit ist euer Leben selbst und die Göttliche Ordnung<br />

eure Rüstung. Schützt deshalb die Wahrheit und fördert Recht-<br />

134


schaffenheit. Das genügt. Wahrheit und Rechtschaffenheit sind unzertrennlich.<br />

Das Eine kann ohne das Andere nicht existieren. Sie sind der<br />

Lebensatem des Universums selbst. Beharrlich bewahrte und verbreitete<br />

Draupadi beide.<br />

O Mensch, führe deine Lebensreise<br />

mithilfe von Wahrheit, Rechtschaffenheit, Frieden und Liebe fort.<br />

Ihr müsst, komme, was mag, an diesen Prinzipien festhalten. Gott wird<br />

solche Menschen immer beschützen. Die Geschichte ist voller Beispiele,<br />

wie Menschen standhaft an den Prinzipien von Wahrheit und Rechtschaffenheit<br />

festhielten und ständig von Gott beschützt wurden. Die<br />

Pandavas und ihre tugendhafte Ehefrau Draupadi sind ein solches Beispiel.<br />

Ihr könntet jetzt argumentieren: „Wo sind in der gegenwärtigen<br />

Welt Wahrheit und Rechtschaffenheit? Wen beschützen sie?“ Dieses<br />

Argument ist völlig falsch. Wenn ihr Wahrheit und Rechtschaffenheit<br />

schützt, werden sie sich wiederum schützend vor euch stellen. Sie sind<br />

die Verkörperungen der Göttlichkeit selbst. Leider folgen die Leute<br />

heutzutage, statt die Wahrheit zu sprechen und Rechtschaffenheit zu<br />

praktizieren, der verzerrten Version, indem sie Wahrheit töten und<br />

Rechtschaffenheit einkerkern. Das ist eine höchstgradige Perversion.<br />

Ihr solltet euer Leben auf der Grundlage von Wahrheit und Rechtschaffenheit<br />

führen und sie für wichtiger als euer Leben selbst halten.<br />

Als Draupadi mit Ashvatthama verhandelte, der ihre Söhne tötete, war<br />

Bhima unkontrollierbar zornig und wutentbrannt. Er ballte seine Fäuste<br />

und bewegte sich Richtung Ashvatthama, um ihn zu töten. In seinem<br />

unkontrollierbaren Zorn argumentierte er mit Draupadi: „Bist du verrückt?<br />

Warum versucht du diesen Mann zu retten, der die Kehlen deiner<br />

fünf Söhne gnadenlos aufschlitzte? Ich werde den Kopf dieses Kindermörders<br />

mit meiner Faust in Stücke zerbrechen. Hindere mich nicht.“<br />

In diesem Moment fiel Draupadi Bhima zu Füssen und flehte ihn an,<br />

Ashvatthamas Leben zu bewahren. Sie betete, er möge seine Fassung<br />

wiedererlangen. Den Leuten drum herum, die diese Szene beobachteten,<br />

verschlug es die Sprache. Sie fragten sich, ob Draupadi wirklich<br />

verrückt sei! Die Welt wird in der Tat in besserer Verfassung sein, wenn<br />

jeder von dieser Verrücktheit befallen ist! Als Draupadi ihre Ehemänner<br />

anflehte, Ashvatthamas Leben zu retten, bat dieser um Vergebung.<br />

Draupadi freute sich über den Wandel in Ashvatthamas Herz und gab<br />

ihm den Rat: „Bruder, du brauchst nicht um meine Vergebung zu betteln.<br />

Achte stattdessen deine Mutter und diene ihr. Ertränke sie niemals<br />

in Schmerz, bereite ihr keine Qual und kümmere dich gut um sie.“ Nicht<br />

135


einmal der Verlust von fünf Söhnen brachte Draupadi dazu, Tränen des<br />

Leids zu vergiessen.<br />

Etliche Frauen kommen schweren Herzens zu mir und erzählen mir:<br />

„Swami! Der Tod meines Ehemanns hat mir tiefes Leid und Qual verursacht.<br />

Wie kann ich diesen Schicksalsschlag ertragen?“ Dann reagiere<br />

ich mit den Worten: „Oh, dein Ehemann starb? Sehr glücklich.“<br />

Sie sind sehr unglücklich über meine Einstellung und fragen mich: „Was<br />

soll das, Swami? Macht es dich so glücklich, die Neuigkeit vom Tod meines<br />

Ehemanns zu erfahren?“ Was soll ich sagen? Ich bin immer glücklich.<br />

Ich weiss nicht, was Leid ist. Ich erfülle immer meine Pflicht.<br />

Gott ist der Einzige, der jeden beschützt. Betet deshalb immer zu Gott.<br />

Gott zu vergessen und sich von dem Erbarmen der Menschen abhängig<br />

zu machen! Wie verrückt! Für alles in eurem Leben müsst ihr von<br />

Gott abhängen. Das ist wahre intensive spirituelle Disziplin.<br />

Seit alten Zeiten sind die Frauen Bharats Lebensatem selbst und Bharats<br />

Fundament gewesen. Sie sind die Verkörperung von Wahrheit und<br />

Rechtschaffenheit. Wie viel Respekt und Ehrerbietung müsst ihr solch<br />

edlen Frauen erweisen! Im Gegensatz dazu gibt es heutzutage etliche<br />

Leute, die ihnen unsägliches Leid zufügen. Aufgrund von schlechten<br />

Gewohnheiten und schlechter Gesellschaft verlieren die Leute ihr Unterscheidungsvermögen<br />

und quälen die Frauen. Keine Frau, wie ihr<br />

Wesen auch sein mag, sollte geistiger und physischer Quälerei ausgesetzt<br />

sein. Frauen müssen in jeglicher Hinsicht geehrt, respektiert<br />

und beschützt werden. Die Frauen sind in Bharat immer hoch geachtet<br />

worden. Obwohl es in Bharat etliche tugendhafte edle Frauen gibt, erleben<br />

die Bharatiyas dennoch Schwierigkeiten. Aus welchem Grund?<br />

Wessen Fehler ist es? Die Ursache liegt allein darin, dass die Bharatiyas<br />

den Frauen keine rechte Achtung in der Gesellschaft erweisen<br />

und ihnen keinen angemessenen Platz einräumen. Der Fehler liegt bei<br />

den Männern.<br />

Duldsamkeit ist die wahre Schönheit dieses heiligen Landes Bharat.<br />

Von allen Ritualen ist Festhalten an der Wahrheit die grösste asketische<br />

Übung.<br />

Der wahrhaftige Charakter von Frauen ist wirklich ihre spirituelle Disziplin.<br />

Deshalb müssen solch edle Frauen ermutigt und geehrt werden.<br />

Wenn ihr dieses eine grosse Prinzip in die Tat umsetzt, wird euer Leben<br />

geheiligt. Jene, die ihre Frauen schlecht behandeln, können niemals<br />

glücklich und wohlhabend sein. Wenn Männer ihre Frauen, die sogar<br />

bereit sind, ihr Leben um ihrer Ehemänner willen zu opfern, nicht schüt-<br />

136


zen können, welchen Sinn hat dann ihre Existenz? Frauen sind wirklich<br />

die in ihrem Heim herrschenden Gottheiten. Sie zu schützen ist eure<br />

vorrangige Pflicht. Lasst eure Frauen nie Tränen vergiessen. Wenn<br />

Frauen Tränen vergiessen, werden solche Heimstätten im Nu ruiniert<br />

werden. Frauen sind Ideale für die Gesellschaft. Bereitet ihnen niemals<br />

Kummer.<br />

Die Männer sollten ein Leben der Wahrheit und Rechtschaffenheit führen.<br />

Nur dann können sie das Land beschützen und sind es wert, wahre<br />

Männer genannt zu werden. Wie sonst können sie heldenhafte Männer<br />

werden? Viele Menschen suchen Tempel auf. Wenn sie zu einem Tempel<br />

gehen, müssen sie ein Gelübde ablegen, die Frauen zu achten und<br />

zu schützen. Nur dann werden sie geschützt werden. Nur wenn die<br />

Frauen sicher sind, wird die ganze Welt glücklich sein. Wenn ihr deshalb<br />

Rechtschaffenheit in der Welt beschützen wollt, müsst ihr zuerst<br />

eure Pflicht den Frauen gegenüber einhalten.<br />

Verkörperungen der Liebe! Stellt euch eine Situation vor, in der ihr in<br />

der Rolle von Frauen seid und ein paar Männer euch quälen. Wie elend<br />

und hilflos würdet ihr euch fühlen! Frauen sind bereit, sogar ihr Leben<br />

für ihre Ehemänner zu opfern. Aber Männer besitzen diesen Opfergeist<br />

nicht. Männer sollten, so wie die Frauen, ebenfalls Opfergeist entfalten.<br />

Nur dann verdient ihr es, Männer genannt zu werden. Ansonsten seid<br />

ihr nur der Form nach Männer, es fehlt euch aber an Männlichkeit. Ihr<br />

haltet Frauen für schwach. Aber in Wahrheit sind sie Verkörperungen<br />

der Kraft und Macht. Nur ich weiss um die Not der Frauen, die ihre Ehemänner<br />

verloren. Es ist unsere Pflicht, solche Frauen zu schützen.<br />

Wenn ihr diese Aufgabe auf rechte Weise erfüllen könnt, werdet ihr euer<br />

ganzes Leben lang glücklich sein.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr müsst sogar in kleinen Dingen der Wahrheit<br />

folgen. Das Wort Satya – Wahrheit – besteht aus drei Silben, sa,<br />

ta und ya. Wenn ihr deren Reihenfolge umkehrt, wird daraus ya, ta und<br />

sa. Das bedeutet, dass, wenn ihr mittels spiritueller Disziplinen wie der<br />

Veredelung der menschlichen Natur (yama), der Beherrschung der inneren<br />

und äusseren Sinne Askese (tapas) durchführt, ihr die göttliche<br />

Schau der Verkörperung der Wahrheit (satyasvarupa) erlangen könnt.<br />

So müsst ihr die innere Bedeutung eines jeden Wortes erkennen und<br />

ihr gewissenhaft folgen.<br />

König Janaka, ein grosser König und Entsagender, pflegte durch sein<br />

eigenes Beispiel unter seinen Untertanen Wahrheit und Rechtschaf-<br />

137


fenheit zu verbreiten, und auch seine Tochter Sita führte auf der Grundlage<br />

von Wahrheit und Rechtschaffenheit ein gottesfürchtiges Leben.<br />

Aber ihr studiert die Lebensgeschichte solch vorbildlicher Frauen nicht,<br />

sondern lest stattdessen Schund. Nein, nein, das ist euer nicht würdig!<br />

Ihr solltet die so heilige alte Geschichte Bharats studieren. Charakter<br />

und Moral der Frauen in Bharat sind sehr heilig. Nur wenn ihr solch grosse<br />

Frauen beschützt werdet ihr es wert, Mann genannt zu werden. Werdet<br />

ihr Männer, indem ihr einen Schnurrbart zur Schau tragt oder euch<br />

einen Bart wachsen lasst? Schnurrbart und Bart sind nicht die wahren<br />

Zeichen von Männlichkeit. Ihr müsst Frauen beschützen und die Ehre<br />

der Familie bewahren. Nur dann könnt ihr grosse Helden und Männer<br />

mit Charakter werden.<br />

Verkörperungen der Liebe! Seht Frauen als Verkörperung der Wahrheit<br />

an. Auch wenn in ihnen ein paar geringfügige Fehler wahrzunehmen<br />

sind, beachtet sie nicht. Respektiert und ehrt Frauen. Gebraucht nicht<br />

einmal ein einziges Wort, das sie verletzen könnte. Wenn sie es wirklich<br />

wollen, können sie jede grosse Aufgabe vollbringen. Ihr solltet sogar<br />

bereit sein, um des Schutzes und der Förderung der Frauen willen euer<br />

Leben zu geben. Ihr alle solltet wenigstens von heute an bereit sein,<br />

die Ehre und Würde der Frauen in der Welt zu schützen, und auch die<br />

Frauen sollten ein Gelübde ablegen, ihr Scherflein zu dieser grossen<br />

Aufgabe des Schutzes der Rechtschaffenheit und der Frau beizutragen.<br />

Was die Männer angeht, liegt nichts Grossartiges oder Neues in<br />

dem Versuch, Frauen zu beschützen. Das ist eure Pflicht. Die Pflicht<br />

der Frau besteht darin, die gesamte Familie als eine Einheit zu fördern<br />

und zu erhalten. Wenn Frauen beschützt werden, werden sie wiederum<br />

die ganze Welt beschützen. Schätzt Frauen nie gering und behandelt<br />

sie nie als blosse Spielzeuge. Ich hoffe, dass all ihr Männer wenigstens<br />

in Zukunft die Würde und Ehre der Frauen beschützen werdet und dadurch<br />

eure eigene Würde und Ehre schützt. Ich beende meine Ansprache<br />

und segne euch alle.<br />

138


15. September<br />

Der Besuch von Sant Asaram Bapu<br />

1 Etliche erhabene Seelen haben Gott auf verschiedene Weisen verehrt:<br />

einige durch Askese, andere durch mildtätige Werke, manche sogar,<br />

indem sie ihr Leben opferten. Manch andere widmeten ihr Leben<br />

der Lehre und Verbreitung der heiligen Schriften und bereisten dafür<br />

die gesamte Welt. Dennoch konnten sie Gottes Gnade und Liebe nicht<br />

erringen. Aus welchem Grund?<br />

Man kann das gewaltige Meer des Kreislaufs<br />

von Geburt und Tod nicht überqueren,<br />

es sei denn man dient den erhabenen Seelen.<br />

Nur indem man edlen Seelen und grossen Menschen dient, kann man<br />

die Kraft der Askese erlangen. Keine andere spirituelle Disziplin als<br />

selbstloses Dienen ermöglicht es einem, die Göttlichkeit zu erreichen.<br />

Der Verdienst unserer Studenten ist in der Tat gross. Sie sind in der<br />

Lage gewesen, Darshan (Anblick), sparshana (Berührung) und sambhashana<br />

(Gespräch) mit verschiedenen edlen Seelen zu haben und deren<br />

Gnade zu erlangen. Tatsächlich haben in Bharat etliche Menschen<br />

ihr Leben durch Anblick, Berührung und Gespräch mit edlen Seelen geheiligt.<br />

Sant Asaram Bapu hat viel Mühe auf sich genommen und ist den ganzen<br />

Weg von Gujarat hierher gekommen, um zu unseren Studenten<br />

zu sprechen. Es ist ihr gutes Schicksal. Sein Herz ist sanft und liebevoll.<br />

Seine Lehren sind für unsere Studenten sehr wichtig. In einem Zeitalter,<br />

in dem Glaube und Hingabe untergraben sind und Atheismus aufgrund<br />

der Auswirkung des Eisernen Zeitalters zur Tagesordnung geworden<br />

1. Hinweis: Anlass dieser Ansprache war ein Besuch von Sant Asaram Bapu,<br />

einem aus Gujarat stammenden Guru, der vor allem in Nordindien Ashrams hat<br />

und auch durch regelmässige Ansprachen im indischen Fernsehen bekannt ist.<br />

Sai Baba rief an diesem Nachmittag Asaram Bapu mit zweien seiner Schüler<br />

zum Interview. Im Anschluss daran liess Sai Baba zwei seiner eigenen Studenten<br />

eine Rede halten; dann hielt Sant Asaram Bapu eine Ansprache in Hindi, ehe<br />

Sai Baba die folgende Ansprache gab:<br />

139


ist, sind solche Lehren sehr notwendig – speziell für die Studenten, um<br />

sie auf dem rechten Weg zu halten.<br />

Liebe Studenten! Wenn ihr nur die Schau oder die Berührung oder das<br />

Gespräch mit edlen Seelen erhaltet, könnt ihr im Leben keine Erfüllung<br />

erreichen. Nur wenn ihr alle drei bekommt, werdet ihr Frieden und Ruhe<br />

erlangen. Um das menschliche Leben zu heiligen, sind die neun Formen<br />

der Hingabe sehr wesentlich. Sie bestehen aus: von Gott hören,<br />

zu seiner Ehre singen, sich auf Gott besinnen, seinen Lotosfüssen dienen,<br />

Verehrung, Gottesdienst, Dienstbereitschaft, Freundschaft und<br />

Hingabe an das Göttliche. Durch Hören, im Geist erwägen und darüber<br />

nachdenken kann der Mensch sein Leben heiligen. Die Kinder von heute<br />

sind sehr intelligent; aber nur wenn sie ihre Intelligenz richtig anwenden,<br />

können sie ihr Leben heiligen. Und Spiritualität ist der einzige Weg,<br />

der das eigene Leben heiligen kann! Die Studenten von heute benutzen<br />

ihre Intelligenz jedoch auf falsche Weise und vergeuden ihre Zeit mit<br />

vergeblicher Argumentation. Gottes Gnade kann nur durch Liebe und<br />

kein anderes Mittel erlangt werden. Es ist der einzige Königsweg. Studenten<br />

sollten den Glauben entwickeln, dass, indem sie diesen königlichen<br />

Weg einschlagen, ihre Leben geheiligt werden.<br />

Liebe Studenten! Bildung besteht nicht bloss aus dem Lesen von Büchern.<br />

Dadurch kann man nur Bücherwissen erwerben. Aber alles erworbene<br />

Wissen muss in die Tat umgesetzt werden. Wenn ihr Gottes<br />

Gnade erlangen wollt, ist Liebe der königliche Weg. Es ist dem Menschen<br />

gelungen, durch Liebe verschiedene Kräfte zu erlangen. Allein<br />

durch Liebe kann man Geist und Gemüt der anderen gewinnen. Man<br />

kann sogar Kontrolle über die Natur gewinnen. Auch spirituelle Disziplin<br />

kann allein durch Liebe fruchtbar werden. Durch schlechte Eigenschaften,<br />

schlechte Gedanken und schlechte Gesellschaft kann der Geist<br />

niemals unter Kontrolle gebracht werden. Nur durch göttliche und<br />

selbstlose Liebe kann das menschliche Wesen geheiligt werden. Der<br />

einzige Besitz und die einzige Kraft, die in keinem Menschen jemals<br />

weniger werden wird, ist die Liebe. Egal mit wie vielen Menschen ihr<br />

Liebe teilt, sie wird nicht weniger, sondern wächst immer weiter. Es geht<br />

in diesem Zusammenhang nicht um weltliche, sondern transzendentale<br />

Liebe. Wir müssen Gott auf die gleiche Weise lieben, wie wir unseren<br />

Vater und unsere Mutter lieben. So natürlich und spontan sollte<br />

es sein! Zu dieser Liebe ist keine Parallele zu finden. Deshalb muss<br />

jeder Einzelne vom Aufstehen bis zum Schlafengehen danach streben,<br />

sein Leben durch Liebe zu heiligen. Ihr müsst eure Mitmenschen lieben<br />

und sie wie eure Freunde behandeln. Indem ihr diese universale Liebe<br />

140


kultiviert, kann die ganze Welt zu einer einzigen Familie vereint werden.<br />

Das ist durch kein anderes Mittel möglich. Entwickelt deshalb diese universale<br />

Liebe.<br />

Liebe Studenten! Ihr bemüht euch sehr, um Bildung zu erlangen. Im<br />

Rahmen dieser Ausbildung lest ihr vielleicht ein paar Textbücher, erscheint<br />

zu Prüfungen, besteht sie und sichert euch dadurch einen Abschluss.<br />

Aber der Wesenszug dieser ganzen Bildung ist negativ. Ihr<br />

müsst positive Bildung erlangen, welche die in euch verborgenen Qualitäten<br />

wie göttliche Liebe, Frieden, Mitgefühl, Duldsamkeit usw. zum<br />

Vorschein bringt. Durch ständiges Praktizieren müsst ihr diese Qualitäten<br />

eifrig hegen und pflegen. Verschiedene Menschen der älteren<br />

Generation heiligten ihr Leben, indem sie solch edle Eigenschaften<br />

nährten. Nur durch Liebe allein, und nichts anders, kann der menschliche<br />

Geist transformiert werden. Der denkende und empfindende Geist<br />

- Geist, Geist, Geist! Ihr wisst wie er wirkt. Er ändert sich ständig und<br />

ist sehr machtvoll. Er ist durch keine andere Kraft als die Liebe zu beherrschen.<br />

Liebe Studenten! Weiht eure Liebe Gott allein. In der Welt gibt es Menschen,<br />

die ihre Liebe unterschiedlichen Zwecken geweiht haben, zum<br />

Beispiel dem Erlangen von Bildung, der Fertigkeit in verschiedenen<br />

Künsten, Sport und Spielen, oder zu bestimmten Einzelpersonen.<br />

Konnten sie Göttlichkeit erreichen? Nein, nein. Ihr müsst die Wahrheit<br />

erkennen, dass ihr nur durch beständige Besinnung auf die Göttlichkeit,<br />

mit zielgerichteter Hingabe ausgeübt, die Göttlichkeit erreichen könnt.<br />

Erkennt deshalb, liebe Studenten, die Wahrheit, dass Gott durch keine<br />

andere Wissenschaft als die Wissenschaft der Liebe zu erhalten ist.<br />

Gott ergibt sich der Liebe leicht. Erlangt deshalb die Göttlichkeit durch<br />

Liebe. Es gibt in dieser Welt keine grössere Kraft als die Liebe.<br />

Alles in dieser Welt ist Sorge.<br />

Geboren zu werden und auf der Erde zu leben ist eine Sorge,<br />

die Welt ist Anlass zur Sorge und ebenso der Tod.<br />

die gesamte Kindheit wie das Alter ist sorgenvoll.<br />

Das Leben wie auch Versagen sind eine Sorge;<br />

Alle Handlungen und Schwierigkeiten verursachen Sorge;<br />

sogar Glück ist eine rätselhafte Form der Sorge.<br />

Wenn es euch gelingt, Gottes Gnade zu gewinnen, werden all eure Sorgen<br />

beseitigt werden. Ihr könnt weltlicher Bildung nachgehen; darin<br />

141


liegt nichts Falsches. Aber ihr müsst bereit sein, sogar euer Leben zu<br />

opfern, um die göttliche Liebe zu erlangen, die andauert, unwandelbar<br />

und ewig ist. Etliche grosse und edle Seelen sind durch die Welt gereist<br />

und strebten danach, die Welt durch ihre heiligen Lehren zu erheben.<br />

Welches Schicksal hätte das Land Bharat erlitten, wenn solch grosse<br />

Seelen nicht geboren würden! Deshalb soll jeder Einzelne danach streben,<br />

den Vorbildern solch grosser Seelen und älterer Respektspersonen<br />

nachzueifern. Was immer sie sagen, muss als eine Autorität der<br />

Schriften betrachtet werden. Ihr denkt vielleicht, ihr sprächet fliessend<br />

Englisch und seid deshalb stolz, alles zu wissen. Stolz und Hochmut<br />

sind höchst tadelnswerte Eigenschaften. Sie führen euch in abgründige<br />

Tiefen. Nur durch die Qualität der Liebe wird ein Mensch gross.<br />

Liebe Studenten! Kultiviert deshalb Liebe, strebt danach, Gottes Gnade<br />

zu erlangen und heiligt eure Leben durch Demut, Hingabe und Glauben<br />

an Gott. Liebe ist die einzige Zuflucht eines Menschen; sie wird ihn zu<br />

Gott bringen. Etliche Ältere haben ihr Ziel allein durch Liebe erreicht.<br />

Folgt ihrem Beispiel. Verliert niemals euren Reichtum der Liebe. Macht<br />

Liebe zu eurem vorrangigen Lebensziel. Liebe mag euch als etwas sehr<br />

Einfaches erscheinen, aber es gibt keine grössere Kraft. Liebe ist Gott,<br />

Gott ist Liebe; lebt deshalb in Liebe. Das habt ihr zu lernen.<br />

142


18. September<br />

Das Fest Ganeshas, Vinayakacaturthi<br />

Der Mond erleuchtet die Welt nachts und die Sonne am Tag.<br />

Rechtes Handeln, erleuchtet die drei Welten.<br />

Ein tugendhafter Sohn schenkt seiner gesamten Sippe Licht.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ein tugendhafter Sohn ist sogar grösser als<br />

jene Menschen, die Weisheit, Intelligenz, Erkenntnis und Intuition, höheres<br />

Wissen, erlangt haben. Gott Ganesha (Vinayaka oder Ganapathi)<br />

ist so ein tugendhafter Sohn. Jeder hat einen Guru, aber Ganesha<br />

hat überhaupt keinen Lehrer. Er ist der Lehrer der Lehrer und der Führer<br />

der Führenden. Er wird Ganesha genannt, weil er keinen Führer über<br />

sich hat. Er ist der Führer von allen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Wann immer man eine neue Aufgabe in Angriff<br />

nimmt ist es Sitte, einen Gottesdienst für Ganesha durchzuführen<br />

und seinen Segen für das erfolgreiche Vollbringen der Aufgabe zu erbitten.<br />

Sogar zu Beginn eines Musikkonzertes beten die Beteiligten mit<br />

dem Lied „Vinayaka nannu brovaru” (Vinayaka, bitte hilf mir) zu Gott<br />

Ganesha. Nur wenn ihr so zu Gott Ganesha betet und seinen Segen<br />

sucht, werden all eure Aufgaben erfolgreich sein.<br />

Gott Ganesha hat das Haupt und den Rüssel eines Elefanten. Es bedeutet,<br />

dass Ganesha Intelligenz besitzt, die der eines Elefanten vergleichbar<br />

ist, der immer zweimal nachdenkt, ehe er seinen Fuss vorwärts<br />

setzt. Entsprechend geht Ganesha nur nach intelligenter Überlegung<br />

vorwärts.<br />

Der Name Ganapati beinhaltet die Bedeutung von spiritueller Erkenntnis,<br />

Weisheit und Intuition. Heutzutage vergessen die Menschen die<br />

dem Namen Ganapati zugrunde liegende Bedeutung und befassen<br />

sich mit blossen Ritualen. Auch wenn ihr vielleicht keine Rituale durchführt,<br />

gebt niemals die Verehrung Gott Ganeshas auf. Es ist vor allem<br />

die erste Pflicht der Schüler und Studenten, unter die Führerschaft Ganeshas<br />

zu kommen, der sich selber ein Führer ist. Ihr findet keine Parallele<br />

zu Gott Ganesha. Wenn ihr diesen Gott zu eurem Vorbild und<br />

Ideal macht und euren Studien nachgeht, werdet ihr fähig sein, alle<br />

Zweige der Bildung zu meistern. Ganesha hat einen dicken Bauch, der<br />

143


voller Weisheit, ist. Diese Weisheit ist seine Stärke. Ihr solltet diesen<br />

mächtigen Gott verehren. Niemand kann Gott Ganeshas wahres Wesen<br />

voll erfassen.<br />

Gott Ganesha ist der Führer eines jeden. Er ist der göttliche Vater und<br />

die göttliche Mutter eines jeden, gemäss dem Gebet: “Er allein ist für<br />

jeden Vater und Mutter, Freund und Verwandter, Weisheit und Wohlstand.“<br />

Was Kraft und Kühnheit in dieser Welt betrifft, ist niemand sonst<br />

Gott Ganesha vergleichbar. Die Welt ist nicht in der Lage, das wahre<br />

Wesen eines so göttlichen Führers zu erkennen. Ihr seid heutzutage<br />

bereit, die Führerschaft gewöhnlicher Sterblicher zu akzeptieren. Das<br />

ist eine unglückselige Situation.<br />

Heute ist der heilige Tag, an dem der Geburtstag Gott Ganeshas gefeiert<br />

wird. In Wirklichkeit ist er überhaupt nicht geboren. Er erschuf das<br />

gesamte Universum. Alle Veden sind das Ergebnis des göttlichen Willens<br />

Ganeshas. Alle Arten des Wissens sind aus Ganesha hervorgegangen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ganesha kennt keinen Zorn. Er ist die Verkörperung<br />

der Liebe. Wo Liebe ist, haben schlechte Eigenschaften wie<br />

Zorn, Leidenschaft, Hochmut usw. keinen Zutritt. Ihr habt wahrscheinlich<br />

Ganeshas Gesichtszüge gesehen. Drückte sein Gesicht jemals<br />

Zorn aus? Nein. Er lächelt immer. Ganesha ist allgegenwärtig. Die Leute<br />

benennen einen bestimmten Ort als Gottes Geburtsstätte und betrachten<br />

ihn als heilige Pilgerstätte. Aber kein einziger Platz kann als<br />

Geburtsort Gottes bestimmt werden. Gott ist aus sich selbst hervorgegangen.<br />

Es gibt keinen spezifischen Ort, den man als Gottes Geburtsort,<br />

der Stätte seines Heranwachsens etc. kennzeichnen könnte. Gott<br />

ist allgegenwärtig. Gott wird sich an einem Ort manifestieren, an dem<br />

die Menschen frei von ihren schlechten Eigenschaften werden und hingebungsvoll<br />

und aufrichtig zu ihm beten. Er ist jenseits der Eigenschaften.<br />

Er ist eigenschaftslos, rein, der letztendliche Wohnort, ewig, makellos,<br />

erleuchtet, frei, die Verkörperung der Reinheit und Heiligkeit.<br />

Gelegentlich scheint Gott zornig zu sein, aber es ist kein wirklicher Zorn.<br />

Gott tut, als wäre er zornig, um die Devotees auf den rechten Weg zu<br />

bringen. Wenn er das nicht so vortäuschen würde, hätten die Devotees<br />

keine Gelegenheit, ihr Verhalten zu ändern. Sein vorgetäuschter Zorn<br />

ist nur ein Schauspiel. Gott trägt keine Spur Zorn in sich. Wenn ihr Fehler<br />

begeht oder den falschen Weg einschlagt, fürchtet ihr, Gott werde<br />

zornig auf euch sein. Aber Gott tut bei solchen Anlässen nur, als wäre<br />

144


er zornig, damit ihr euch eurer Fehler und Mängel bewusst werdet.<br />

Wenn Swami sich zum Beispiel fern von euch hält, seid ihr sehr traurig<br />

und denkt, Swami spräche nicht mit euch, weil er sich über euch ärgert.<br />

In Wirklichkeit weiss Swami nicht, was Zorn ist. Er ist die Verkörperung<br />

der Liebe. Er ist voller Liebe. Wenn er aber bei ein paar seltenen Gelegenheiten<br />

barsche Worte spricht, könnte man den falschen Schluss<br />

ziehen, er sei zornig. Das ist auch in eurem täglichen Leben ganz natürlich.<br />

Wenn ihr jemanden zu euch ruft: „Sohn, bitte komme hierher“,<br />

klingt das, als ruft ihr ihn liebevoll; aber wenn dieselben Worte in ärgerlichem<br />

Tonfall gerufen werden, scheint es, als wäret ihr zornig. Deshalb<br />

sind alles nur Variationen im Ausdruck und nichts anderes.<br />

Dasselbe galt für den Weisen Durvasas, der Zorn ausdrückte und deshalb<br />

das Synonym für Zorn wurde. Aber in Wirklichkeit war der Weise<br />

Durvasas überhaupt nicht zornig.<br />

Während des Mahabharatakriegs legte Ashvatthama, der Sohn Dronacaryas,<br />

den schrecklichen Eid ab, alle Pandavas zu vernichten. Als<br />

Draupadi das erfuhr, betete sie zu Krishna, er möge die Pandavas retten.<br />

Gottes Spiele sind nicht nur wundervoll, sondern auch geheimnisvoll.<br />

Um das Wohlergehen und die Sicherheit seiner Devotees willen,<br />

inszeniert Gott Schauspiele und ändert sogar die Szenen in seinem<br />

Stück. In diesem Beispiel rettete der Herr die Pandavas mit einer List,<br />

derer nur er fähig ist.<br />

Krishna ging zum Weisen Durvasas, der sich ungemein freute, Krishna<br />

zu empfangen. Der Weise fragte: „Herr, was hat dich zu meinem bescheidenen<br />

Ashram gebracht?“ Krishna erwiderte lächelnd: „Ich habe<br />

eine kleine Arbeit für dich.“ Der Weise freute sich und antwortete: „Ich<br />

stehe dir zu Diensten. Du brauchst nur die Anweisung zu geben.“ Daraufhin<br />

sagte Krishna: „Gut! Du musst heute Nacht die Pandavas retten.“<br />

Der verblüffte Durvasas fragte: „Herr, du beschützt alles in dieser<br />

Schöpfung. Wer bin ich, diese Aufgabe durchzuführen?“ Krishna antwortete.<br />

„Das ist eine andere Angelegenheit. Aber für diese Aufgabe<br />

wirst du mein Instrument sein. Ich erweise meinen Schutz auf viele verschiedene<br />

Weisen. Bei dieser Gelegenheit hast du etwas Spezielles<br />

gemäss meinen Anweisungen zu tun.“ Durvasas wollte wissen, worum<br />

es sich handle, und Krishna erklärte: „Grabe eine Grube, fordere die<br />

Pandavas auf, sich darin zu verstecken, bedecke die Grube mit Brettern,<br />

Gras und Erde und nimm dann deinen Sitz auf diesem so vorbereiteten<br />

Schutzort ein. Die Feinde der Pandavas kommen vielleicht und<br />

fragen dich nach dem Aufenthaltsort der Pandavas. Sie sagen vielleicht:<br />

´Du kennst die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Bitte<br />

145


sage uns, wo die Pandavas sich verstecken.`“ Durvasas unterbrach<br />

und sagte: „Herr, ich kann keine Lüge äussern.“ Krishna entgegnete:<br />

„Habe ich dich gebeten, zu lügen? Ich bin selbst die Verkörperung der<br />

Wahrheit und werde dich immer auffordern, nur die Wahrheit zu sprechen.<br />

Es steht dir jedoch frei, deine Stimme so zu verändern, dass das<br />

gewünschte Ergebnis erreicht wird. Ich bin sicher, du verstehst.“ Der<br />

Weise nickte und lächelte.<br />

Etwas später, nachdem die Pandavas sich in der Grube versteckt hatten,<br />

kam Ashvatthama, genau wie Krishna es vorhergesagt hatte, dorthin.<br />

Durvasas sass mit geschlossenen Augen da. Ashvatthama verneigte<br />

sich vor dem Weisen und erkundigte sich auf höchst demütige<br />

Weise nach dem Aufenthaltsort der Pandavas. Langsam öffnete Durvasas<br />

seine Augen, die einer Flamme glichen und brüllte zornig: „Ja,<br />

die Pandavas befinden sich hier, direkt unter mir.“ Ashvatthama erschrak<br />

sehr, denn der Weise war für seinen Jähzorn und seine Eigenheit,<br />

jene zu verfluchen auf die er zornig war, sehr bekannt. Sofort floh<br />

Ashvatthama von dem Ort und die Pandavas waren ordnungsgemäss<br />

gerettet. Alle Avatare wenden solche Taktiken an und auch Swami tut,<br />

falls nötig, dasselbe.<br />

Während Zeitaltern haben die Weisen und Heiligen Schutz und Belehrung<br />

gewährt und die Menschen auf den rechten Weg gebracht. Der<br />

Weise Durvasas tat dasselbe. Unwissende Leute beschuldigen ihn, er<br />

sei ein jähzorniger Mensch und kein grosser Asket gewesen. Aber jene<br />

Menschen, welche die wahre Absicht hinter seinem offensichtlichen<br />

Zorn verstehen können, erkennen die Wahrheit. Gott hat keinen Zorn.<br />

Tatsächlich kann jemand, der zornig ist, überhaupt nicht Gott genannt<br />

werden.<br />

Einst riefen Mutter Parvati und Shiva Ganesha und seinen jüngeren<br />

Bruder Subrahmanya herbei und gaben ihnen den Rat, um die Welt zu<br />

reisen. Sie versprachen ihnen auch, demjenigen von ihnen, der zuerst<br />

zurückkäme, eine Frucht als Belohnung zu geben. Dieser Wettbewerb<br />

war dazu gedacht, der Welt Ganeshas Grösse zu demonstrieren. Der<br />

jüngere Bruder Subrahmanya machte sich sofort ans Werk und stieg<br />

auf sein Gefährt, den Pfau, um seine Reise um die Welt zu beginnen.<br />

Aber Ganesha bewegte sich nicht vom Fleck und blieb an seinem Platz<br />

sitzen. Da fragte ihn Shiva: „Mein lieber Sohn, warum hast du deine<br />

Reise um die Welt noch nicht begonnen?“ Ganesha lachte über diese<br />

Frage und erwiderte: „O Vater, ich brauche nirgendwo hinzugehen. Die<br />

Frucht meiner Reise um die Welt befindet sich direkt vor meinen Au-<br />

146


gen.“ Mit diesen Worten umschritt Ganesha seinen Vater und seine<br />

Mutter und setzte sich wieder ruhig hin. Er nahm den Sieg bei dem Wettrennen<br />

für sich in Anspruch. Mittlerweile traf Subrahmanya ein, der seine<br />

Reise um die Welt beendet hatte. Er war sehr müde und berichtete<br />

seinem Vater von seinem erfolgreichen Abschluss der Aufgabe. Gott<br />

Shiva erklärte Ganesha zum Sieger des Rennens und überreichte ihm<br />

die Frucht. Der Ort, an dem diese Episode stattfand, lautet Palani, im<br />

Staat Tamil Nadu.<br />

Die Bedeutung hinter dieser Geschichte lautet, dass die Eltern die Verkörperung<br />

der Göttlichkeit sind und es genügt, wenn man sie ehrfurchtsvoll<br />

umschreitet - das käme dem Verdienst gleich, den man erhält,<br />

indem man alle heiligen Stätten der Welt aufsucht. Ohne die<br />

Eltern gibt es überhaupt keine Kinder! Damit die Kinder tugendhaft<br />

sind, müssen die Eltern sich um sie kümmern. Die Eltern sind die Ursache<br />

für den Erfolg ihrer Kinder bei all ihren Unternehmungen.<br />

Es ist unter den Studenten üblich, während der Prüfungszeit Tempel<br />

aufzusuchen und um Erfolg bei den Prüfungen zu beten. Mit dem Taschengeld,<br />

das ihre Eltern ihnen geben, kaufen sie Kokosnüsse und<br />

opfern sie den Gottheiten in den Tempeln. Das sind alles äussere Gebräuche,<br />

die wenig mit aufrichtiger Hingabe zu tun haben. Wenn sie<br />

in ihrem Unterfangen wirklich erfolgreich sein wollen, genügt es, wenn<br />

sie ihren Eltern Freude bereiten und ihren Segen erhalten. Wenn sie<br />

zufrieden sind, seid ihr sicherlich erfolgreich. Gott Shiva und Mutter Parvati<br />

arrangierten für Ganesha und Subrahmanya diesen Wettstreit der<br />

Umkreisung der Welt, um zu verdeutlichen, dass Kinder danach streben<br />

sollten, zuerst ihre Eltern zu erfreuen und zufrieden zu stellen.<br />

Wenn ihr Gottes Gnade erlangen wollt, genügt es, wenn ihr liebevoll<br />

der Anweisung eurer Eltern Folge leistet. Es gibt keine grösseren Gottheiten<br />

als die Eltern, die sich unmittelbar vor euren Augen befinden.<br />

Sie haben sich auf vielfache Weise hart bemüht, um euch auf euren<br />

gegenwärtigen Stand zu bringen. Sie haben viele Opfer gebracht, damit<br />

ihr im Leben hochkommen könnt. Kein Elternteil mag seine Kinder jemals<br />

enttäuschen. Manchmal scheinen die Eltern zornig zu sein und<br />

bestrafen euch vielleicht sogar, aber das ist nur äusserlich. In ihrem innersten<br />

Herzen empfinden sie überströmende Liebe zu euch. Sogar<br />

wenn sie Zorn vortäuschen, ist das zu eurem Guten. In ihren Herzen<br />

fliesst immer der Strom unendlicher Liebe. Hier ist ein kleines Beispiel:<br />

Wenn das Kind Unsinn anstellt, schlägt es die Mutter. Aber wie? Der<br />

Schlag verursacht nur ein Geräusch, ohne dem Kind weh zu tun. Ihr<br />

147


Zorn ist allein aus Liebe entstanden. Auch wenn die Eltern bei gewissen<br />

Anlässen Zorn zeigen, ist das nur vorübergehend und dauert niemals<br />

an. Ihr glaubt vielleicht, eure Eltern seien wütend auf euch, aber das<br />

ist nur eure eigene falsche Wahrnehmung; ihr seid vielleicht nicht in der<br />

Lage, ihre verborgen liegende Liebe zu verstehen. Sogar wenn sie Zorn<br />

zeigen geschieht das nur aus Liebe. Die Studenten sollten deshalb versuchen,<br />

die wahre Natur ihrer Eltern zu verstehen.<br />

In Wirklichkeit ist der eigene Zorn der eigene Feind und das eigene<br />

Glück ist der eigene Himmel. Man sollte immer glücklich sein. Ein<br />

Mensch mit Zorn und irritierbarem Wesen kann niemals etwas erreichen.<br />

Ganesha gehorchte der Anweisung seiner Eltern immer. Deshalb<br />

heisst es, es gibt keinen grösseren Führer als ihn. Manchmal bitten die<br />

Studenten ihre Eltern um Geld, damit sie ins Kino gehen können. Wenn<br />

die Eltern sich weigern, glauben die Studenten, sie seien ärgerlich. Das<br />

sind geringfügige Angelegenheiten. Die Eltern, insbesondere die Mutter,<br />

wird sogar bereit sein, ihr Leben zu opfern, um ihre Kinder in Zeiten<br />

der Gefahr zu retten. Unglücklicherweise gibt es heute Söhne, die sogar<br />

gegen ihre Mütter vor Gericht ziehen. Es ist deshalb wichtig, dass<br />

sie ihre Einstellung ihren Eltern gegenüber ändern und erkennen, dass<br />

diese wahrhaft die Verkörperungen der Liebe sind.<br />

In den Kindern mögen zahllose Abweichungen oder dumme Gedanken<br />

aufkommen, aber die Liebe der Eltern zu ihren Kindern bleibt immer<br />

stetig. Es gibt in der Welt etliche Söhne, die wütend auf ihre Eltern sind,<br />

aber die Beziehung der Eltern zu ihren Kindern besteht allein aus Liebe.<br />

Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit seiner Mutter geht der<br />

Sohn vielleicht zum Gerichtshof. Auf die Frage des Richters hin nennt<br />

er den Namen seiner Mutter und spricht dabei die Worte „meine Mutter“.<br />

Entsprechend nennt die Mutter den Namen ihres Sohnes und sagt<br />

„mein Sohn“. So eine intime Beziehung existiert zwischen Mutter und<br />

Sohn. Was für Meinungsverschiedenheiten auch immer zwischen ihnen<br />

aufkommen mögen, sie sind nur vorübergehend.<br />

Gott Ganesha ist die Verkörperung der Liebe. Er verströmt ständig nur<br />

Liebe. Als er als Schreiber wirkte, um das Mahabharata entsprechend<br />

dem Diktat des Weisen Vyasa niederzuschreiben, legte er dieselbe<br />

Haltung der Liebe an den Tag. Da er die Verkörperung der Liebe war,<br />

wählte Vyasa speziell ihn für die Aufgabe des Schreibers aus. Während<br />

der ganzen Zeit des Schreibens des Mahabharatas zeigte Ganesha<br />

diese Qualität reiner Liebe. Deshalb ist im Mahabharata kein einziger<br />

Fehler zu finden. Da er makellos war, war auch seine Sprache makellos.<br />

In Ganesha findet ihr keine schlechten Eigenschaften wie Zorn, Ei-<br />

148


fersucht, Neid oder Stolz. Dies sind die Eigenschaften eines Menschen<br />

ohne edle Qualitäten.<br />

Liebe Studenten! Gebt von heute an jeden geringfügigen Ärger auf, den<br />

ihr euren Eltern gegenüber empfindet und entwickelt reine Liebe zu ihnen.<br />

Liebe erzeugt Liebe. Empfangt von euren Eltern Liebe in Fülle und<br />

kommt im Leben voran.<br />

Heute ist das Fest Vinayakacaturthi, das Fest Ganeshas. Es ist ein<br />

sehr wichtiges Fest. In einigen Familien herrscht die Sitte, den frisch<br />

verheirateten Schwiegersohn zum Fest einzuladen. Zaudert deshalb<br />

nicht, zum Haus eurer Schwiegereltern zu gehen, um fröhlich etwas<br />

Zeit mit ihnen zu verbringen.<br />

O frisch verheirateter Schwiegersohn,<br />

besuche das Haus deiner Schwiegereltern!<br />

Komm, verbringe deine Zeit in Spiel und Spass<br />

mit deinen Schwägern und Schwägerinnen.<br />

Der gesamte Haushalt und die Nachbarschaft<br />

werden dich liebevoll mit Zuneigung ehren.<br />

Wenn ein Schwiegersohn das Elternhaus seiner Ehefrau besucht, gerät<br />

der gesamte Haushalt in festliche Stimmung. Man kann sicher sein,<br />

sich glücklich und entspannt zu fühlen. Es gibt jedoch ein paar hartherzige<br />

Schwiegersöhne, die ihren Schwiegereltern gegenüber<br />

schlechte Gefühle hegen und ihr Haus nicht besuchen. Solche schlechten<br />

Gefühle sind das Ergebnis von Nahrung. Wie die Nahrung, so der<br />

Kopf. Die Gefühle im Herzen spiegeln die Gedanken im Kopf wider.<br />

Deshalb müsst ihr das rechte Essen zu euch nehmen. Ihr solltet niemals<br />

Essen zu euch nehmen, das die Flammen des Zorns und Neids in euch<br />

entzündet. Seit alten Zeiten haben die Weisen in Indien sich an strikte<br />

Diätregeln gehalten. Sie haben immer Wert darauf gelegt, reine und<br />

nicht schlechte Nahrung zu sich zu nehmen. Das Verzehren scharf gewürzter<br />

Nahrung erzeugt Zorn. Wenn ihr schlechte Nahrung zu euch<br />

nehmt, fühlt ihr euch schon während des Essens schläfrig. Deshalb<br />

muss scharfe wie schlechte Nahrung vermieden werden. Man sollte allein<br />

reine Nahrung zu sich nehmen. Übermässig viel Chillies, Salz und<br />

saure Speisen müssen vermieden werden. Vergesst nie, ehe ihr esst,<br />

euer Gebet zu sprechen.<br />

Während ihr esst müsst ihr immer sicherstellen, dass ihr nur solche<br />

Speisen zu euch nehmt, die ihr leicht verdauen könnt. Nehmt nie Nah-<br />

149


ung zu euch, die ihr nicht verdauen könnt. So wie ihr euch fröhlich zum<br />

Essen hinsetzt, ebenso solltet ihr euch, wenn ihr nach dem Essen aufsteht,<br />

froh und leicht fühlen. Manche Leute setzen sich mit leichtem Magen<br />

zum Essen hin und stehen, nachdem sie sich den Bauch vollgeschlagen<br />

haben, mit schwerem Magen auf. Das ist nicht die rechte<br />

Weise der Nahrungsaufnahme.<br />

Nehmt immer leichtes Essen zu euch. Diese Gewohnheiten müsst ihr<br />

wenigstens von diesem segensreichen Tag Vinayakacaturthi an kultivieren.<br />

Wenn ihr diese guten Gewohnheiten und Qualitäten kultiviert,<br />

könnt ihr so gross wie Gott Ganesha werden.<br />

150


17. Oktober<br />

Dasarafest<br />

Wie kommt es, dass die Sonne täglich mit<br />

grösster Regelmässigkeit morgens auf- und abends untergeht?<br />

Wie kommt es, dass die Sterne des Nachts<br />

zauberhaft am Himmel funkeln<br />

und sich tagsüber verstecken?<br />

Wie kommt es, dass der Wind unaufhörlich weht<br />

und als Luft die Lebewesen erhält,<br />

ohne auch nur einen Augenblick zu ruhen?<br />

Wie kommt es, dass die Flüsse mit<br />

plätscherndem Laut ewig dahinfliessen?<br />

Die ganze Welt und sogar jeder Einzelne ist von den fünf Elementen,<br />

Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther bzw. Raum, erfüllt. Was ist die<br />

Welt, prapanca? Pra bedeutet „weit“ und pancamu „von den fünf Elementen<br />

durchdrungen“. Deshalb bedeutet prapanca der weite Raum,<br />

der von den fünf Elementen erfüllt ist. Wo immer ihr hinschaut, werdet<br />

ihr den Glanz der fünf Elemente finden, welche die weite Welt umhüllen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Gott ist die Quelle und der Erhalter der gesamten<br />

Schöpfung. Niemand kann in Frage stellen, warum Gott auf<br />

eine bestimmte Weise handelt. Er ist der höchste Herr des Universums<br />

und kann entsprechend seinem Göttlichen Willen handeln. Erschaffung,<br />

Erhaltung und Auflösung des Universums geschehen nach seinem<br />

Willen. Aber was immer er tut, dient allein dem Guten der Welt.<br />

Zum Beispiel kann man keinen Platz und keine Zeit finden, wo Luft nicht<br />

existiert. Obwohl Luft nicht sichtbar ist, kann man sie erfahren. Jede<br />

Handlung in dieser Welt, sogar die kleinste, geschieht entsprechend<br />

dem Göttlichen Willen. Beispielsweise bringt eine bestimmte Handlung<br />

Gottes euch vielleicht etwas Mühe oder Leid. Das geschieht auf eurer<br />

individuellen Ebene. Aber in Gottes Schöpfung gibt es so etwas wie<br />

Leid nicht. Was immer Gott tut, dient dem Wohlergehen der Menschheit.<br />

Manche Menschen fühlen sich niedergeschlagen und klagen, wieso<br />

Gott ihnen Schwierigkeiten und Leiden gegeben hat. Aber Leiden<br />

und Schwierigkeiten sind eure eigene Schöpfung. Gott unterscheidet<br />

nicht und bereitet niemandem Sorge. Leiden und Schwierigkeiten sind<br />

151


nur eure Empfindungen. Wie ich wiederholt betont habe, ist alles in Gottes<br />

Schöpfung dazu gedacht, den Lebewesen Glück und Erleichterung<br />

zu verschaffen. Ob ihr Leid oder Glück erfahrt, denkt immer, dass alles<br />

zu eurem eigenen Guten ist. Ihr müsst die feste Überzeugung entwikkeln,<br />

dass, was immer Gott tut, dem eigenen Guten dient und nicht dazu,<br />

euch Schwierigkeiten zu bereiten. Unfähig, diese Wahrheit zu erkennen,<br />

erfährt der Mensch alle Arten Schwierigkeiten und Leiden.<br />

Diese Einstellung ist nicht richtig. Strebt danach, die Wahrheit zu erkennen,<br />

die Gottes Schöpfung zugrunde liegt. In dieser Welt gibt es<br />

zahllose Menschen mit unterschiedlichen Empfindungen. Es gibt auch<br />

etliche Menschen, die sich darum bemühen, ihren Intellekt zu schärfen.<br />

Aber nur sehr wenige trachten danach, edle Eigenschaften zu kultivieren.<br />

Was bringt blosse Intelligenz ohne die Entfaltung edler Eigenschaften?<br />

Alle alten Weisen (Rishis) haben die Menschen dazu aufgerufen,<br />

edle Eigenschaften zu kultivieren. Es ist ein grosser Irrtum, sich selbst<br />

für sehr intelligent und gut gebildet zu halten, nur weil man hohe Abschlüsse<br />

erlangt. Blosse Intelligenz und das Erlangen hoher Abschlüsse<br />

im Bildungsbereich bringen nichts. Zusammen mit Bildung und Intelligenz<br />

müsst ihr edle Eigenschaften kultivieren. Intelligenz ohne edle<br />

Eigenschaften ist nicht wünschenswert.<br />

Heute ist der erste Tag der Navaratrafeierlichkeiten, die neun Tage andauern.<br />

Alle Feste sind dazu gedacht, die Menschheit an Folgendes<br />

zu erinnern: Man soll edle Eigenschaften kultivieren, indem man an Aktivitäten<br />

teilnimmt, die für einen selbst und die Gesellschaft segensreich<br />

sind. Welche Aktivität ihr auch verrichtet, ihr müsst selbst herausfinden,<br />

ob eure Absicht und euer Entschluss, sie durchzuführen, gut sind und<br />

ob ihr durch die Handlung edle Eigenschaften entwickelt. Aufgrund der<br />

Auswirkung des Eisernen Zeitalters konnte der Mensch durch gewissenhafte<br />

Anstrengung seine Intelligenz in verschiedenen Bereichen<br />

entwickeln, aber er bemüht sich überhaupt nicht um das Kultivieren edler<br />

Eigenschaften. Der Mensch hat das Vertrauen in sich selbst verloren.<br />

Er ist zwar fähig, mittels seiner Intelligenz im weltlichen Leben hohe<br />

Stellungen einzunehmen, aber ohne edle Eigenschaften bringt es<br />

nichts. Deshalb besteht für den Menschen das Gebot der Stunde darin,<br />

seinen Glauben zu vertiefen. Glaube entspricht den zwei Augen des<br />

Menschen. Ohne Glauben ist der Mensch blind. Nur wenn er an sich<br />

selbst glaubt, kann er auch an Gott glauben.<br />

Manche Menschen verkünden: „Ich glaube nicht an Gott.“ Diese Behauptung<br />

ist bedeutungslos. Wenn sie nicht an Gott glauben, an wen<br />

152


glauben sie dann? Nur wenn ihr Glauben an Gott entfaltet, könnt ihr<br />

auch an alles andere glauben. Deshalb müsst ihr als Erstes Glauben<br />

an Gott entwickeln. Mit diesem Glauben könnt ihr in allen Unternehmungen<br />

erfolgreich sein. Wer an Gott glaubt, wird auch Glauben in jeden<br />

Einzelnen entwickeln können. So jemand wird die feste Überzeugung<br />

entwickeln, dass Gott jedem Wesen innewohnt. Die Upanishaden<br />

verkünden: “Das gesamte Universum ist von Gott durchdrungen, Gott<br />

wohnt allen Wesen inne.”<br />

Gott wohnt jedem Wesen als Glaube inne. Deshalb liegt die vorrangige<br />

Pflicht darin, Glauben an Gott zu entwickeln. Alle Veden, Upanishaden<br />

und heiligen Schriften heben dies als menschliche Pflicht hervor.<br />

Heutzutage glaubt der Mensch an alles in der gegenständlichen Welt.<br />

Wenn zum Beispiel in der Zeitung eine Nachricht erscheint, jemand sei<br />

in Russland unter den und den Umständen gestorben, glaubt ihr dieser<br />

Nachricht, ohne auch nur eine Spur Zweifel zu hegen. Wie kam es zu<br />

eurem Glauben in die Nachricht? Wer übermittelte euch diese Nachricht?<br />

Nur die Zeitung. Ihr seid fähig, den Zeitungen zu glauben, seid<br />

aber nicht in der Lage, einer Erfahrung Glauben zu schenken, die aus<br />

der ewigen Wahrheit und ihrer Umsetzung im täglichen Leben entstanden<br />

ist. Um festen Glauben an die ewige Wahrheit zu entwickeln, müsst<br />

ihr edle Eigenschaften entwickeln. Darin liegt eure vorrangige Pflicht.<br />

Dadurch wird auch euer Glaube an Gott stärker. Leider lasst ihr heutzutage<br />

euren Glauben an Gott beiseite, glaubt an das, was andere sagen<br />

und schlagt dadurch den falschen Pfad ein. Als Erstes müsst ihr<br />

Selbstvertrauen entwickeln. Nur dann könnt ihr Glauben an jeden<br />

Aspekt von Gottes Schöpfung entwickeln.<br />

Liebe Studenten! Devotees! Es ist heute von höchster Wichtigkeit,<br />

Glauben an Gott zu entwickeln. Der Mensch entwickelt Ego im Glauben,<br />

er wüsste alles in dieser Welt. Dieses Ego ist in Wirklichkeit ein<br />

Zeichen von Unwissenheit. Wenn jemand behauptet, er glaube an alles<br />

in dieser Welt, ohne aber an Gott zu glauben, dann beruht diese Art<br />

Glauben nicht auf einer soliden Grundlage. Der Mensch glaubt heutzutage<br />

alles in dieser Welt, sogar das, was er nicht gesehen hat. Aber<br />

er ist nicht bereit, das zu glauben, was sich unmittelbar vor seinen Augen<br />

befindet, nämlich die so vielfältige Manifestation der Göttlichkeit.<br />

In den Ästen eines Baumes verbirgt sich Feuer, das offenbar wird, wenn<br />

ein Ast gegen den anderen reibt und so Reibung entsteht, die Feuer<br />

erzeugt. Kann irgendjemand das Vorhandensein des Feuers in den<br />

Ästen eines Baumes leugnen? Aber warum ist der Mensch nicht fähig,<br />

153


diese Wahrheit zu erkennen? Sein Ego ist die Ursache. So wie das aus<br />

den Ästen des Baumes hervorgegangene Feuer den Baum selbst zerstört,<br />

ebenso vernichtet das aus dem Menschen hervorgegangene Ego<br />

den Menschen selbst. Deshalb muss der Mensch starken Glauben an<br />

Gottes Existenz entwickeln. Ohne diesen Glauben entartet der Mensch<br />

durch sich selbst zu einem Dämon.<br />

Schüler, Studenten! Lehrer! Förderer der Bildung!<br />

Ihr solltet die wahre Bedeutung von Bildung verstehen. Bildung bedeutet<br />

nicht nur den Erwerb von Bücherwissen. Könnt ihr all jene, die lesen<br />

und schreiben können, als gebildet bezeichnen? Kann jemand nur<br />

durch das Erlangen von Abschlüssen gebildet genannt werden? Wie<br />

könnt ihr das ewige Wissen erlangen, wenn ihr euer wahres Selbst nicht<br />

kennt?<br />

Bemüht euch, eure wahre Identität zu kennen. Eure ganze Bildung wird<br />

sich als nutzlos erweisen, wenn ihr nicht wisst, wer ihr wirklich seid.<br />

Wenn ihr hier sitzt, lauscht ihr aufmerksam versunken den Ansprachen.<br />

Aber sobald ihr diesen Platz verlasst, vergesst ihr alles. Ihr werdet euren<br />

Glauben an das hier Gehörte verlieren. Das ist es nicht, was vom<br />

Menschen erwartet wird. Ihr solltet völliges Vertrauen in die spirituellen<br />

Lehren haben, sie in die Praxis umsetzen und Glückseligkeit erfahren.<br />

Glaube und Vertrauen ist die vorrangige Qualität, die der Mensch mit<br />

der Geburt erbt. Als Erstes entwickelt er Vertrauen in seine Mutter. Auch<br />

wenn seine Mutter mit ihm schimpft oder ihn schlägt, bleibt sein Vertrauen<br />

in die Mutter doch stark. So ist die Grösse der Liebe einer Mutter.<br />

Der Mensch sollte in Gott so viel Vertrauen entwickeln, wie er in seine<br />

Mutter setzt. Aber leider fehlt ihm dieser Glaube an Gott. Jeder will Gott<br />

unmittelbar schauen. Wer ist Gott? Wo befindet er sich? Man kann behaupten,<br />

die Sonne sei Gottes unmittelbare Manifestation, weil sie uns<br />

Licht schenkt und unser Leben erhält. In Form des Lichts schenkt der<br />

Sonnengott allen seine Liebe. Wenn ihr nicht an das Licht der Liebe<br />

glaubt, wird euer Leben mit Dunkelheit erfüllt sein.<br />

Einst fragte ein Schüler seinen spirituellen Lehrer: „Wo ist Gott?“ Der<br />

Guru erwiderte, er sei überall und in allen Lebewesen gegenwärtig. Der<br />

Schüler gab seinem Zweifel Ausdruck, wie es Gott möglich sei, in allen<br />

Wesen anwesend zu sein. Daraufhin forderte der Guru ihn auf, zehn<br />

Gefässe zu bringen und sie mit Wasser zu füllen. In allen von ihnen<br />

war die Widerspiegelung der Sonne zu sehen. Entsprechend ist Gott<br />

in allen Wesen gegenwärtig. Die Gefässe mögen sich unterscheiden,<br />

154


aber die Widerspiegelung der Sonne ist in allen ein und dieselbe. Deshalb<br />

ist die Sonne die direkte Manifestation der Göttlichkeit. Jedoch<br />

kann es ohne Wasser keine Widerspiegelung geben. Euer physischer<br />

Körper ist einem Gefäss vergleichbar und die innewohnenden Neigungen<br />

dem Wasser. Wenn eure Gedanken und Empfindungen gut sind,<br />

könnt ihr die Widerspiegelung der Göttlichkeit klar sehen. Wenn eure<br />

Gedanken unrein und schlecht sind, werdet ihr die Widerspiegelung der<br />

Göttlichkeit nicht sehen können. Der Fehler liegt in euren Gedanken<br />

und nicht in der Spiegelung. Entsprechend seid ihr allein für euer Glück<br />

oder Leid verantwortlich. Entwickelt zuerst edle und heilige Empfindungen.<br />

Ich sage euch oft, der physische Körper gleicht einer Wasserblase<br />

und der Geist, die Gedanken- und Gefühlswelt einem verrückten<br />

Affen. Setzt deshalb euren Glauben nicht in den Körper oder eure Gedanken<br />

und Gefühle. Ihr solltet starkes Vertrauen in euer Göttliches<br />

Selbst haben. Körper und Geist sind aus dem Göttlichen Selbst hervorgegangen.<br />

Schüler, Studenten! Wenn ihr an euer Selbst glaubt und dem Selbst<br />

vertraut, werdet ihr keine Schwierigkeiten und Leiden erfahren. Ihr solltet<br />

deshalb wenigstens den Lehren der Älteren Glauben schenken und<br />

ihnen implizit folgen. Es gibt nur einen Sonnengott, aber er erscheint<br />

in den verschiedenen Teilen der Welt unterschiedlich. Wenn die Sonne<br />

in Amerika aufgeht, geht sie in Indien unter. Die Inder werden behaupten,<br />

die Sonne gehe unter und zur selben Zeit werden die Amerikaner<br />

behaupten, sie gehe auf. Es ist keine Frage von Argumentation. Die<br />

Zeiten unterscheiden sich vielleicht, aber beide haben von ihrem Gesichtspunkt<br />

aus gesehen recht.<br />

Als Bestandteil der Navaratrafeierlichkeiten verehren die Menschen<br />

verschiedene Formen der Göttlichkeit. Ihr solltet heilige Empfindungen<br />

entwickeln und die Göttlichkeit erfahren. Was ist die innere Bedeutung<br />

der Navaratrafeierlichkeiten? Diese neun Nächte repräsentieren neun<br />

Planeten. Jeder Planet besitzt seine eigene Bedeutung. Diese Planeten<br />

befinden sich jedoch nicht im Aussen, sondern in euch. Wenn eure<br />

Gefühle unrein und unheilig sind, wird das Ergebnis ebenso unrein und<br />

unheilig sein. Ihr seid für das Gute und Böse, das ihr denkt und erfahrt,<br />

verantwortlich. Sie sind nicht Produkte der äusseren Welt. Sie sind die<br />

Reaktion, die Widerspiegelung und der Widerhall eures inneren Wesens.<br />

Weil der Mensch durch diese drei gebunden ist, begegnet er den<br />

Härten des Lebens. Aber er vergisst diese drei Aspekte und sucht nach<br />

Lösungen für seine Probleme. Er hält sich für hochintelligent. In Wirk-<br />

155


lichkeit ist es keine wahre Intelligenz. Es mangelt dem Menschen an<br />

Glauben an die Göttlichkeit. Das ist die wahre Ursache seines Leidens.<br />

Es gibt nur einen Gott. Entsprechend sind die Menschen eins, obwohl<br />

sich die Formen und das Verhalten unterscheiden mögen. Aber aufgrund<br />

seiner Engstirnigkeit ist der Mensch unfähig, diese Einheit zu verstehen.<br />

Wenn ihr eine Mango esst, könnt ihr nicht nach Gurke aufstossen. Entsprechend<br />

ist, was immer ihr erfahrt, das Ergebnis eurer eigenen Gedanken<br />

und Gefühle. Keine äussere Kraft ist dafür verantwortlich. Lasst<br />

euch nicht von den äusseren Einflüssen mitreissen. Folgt den heiligen<br />

Empfindungen, die ihren Ursprung in eurem Herzen haben. Die Navaratrafeierlichkeiten<br />

sind Symbol für die neun Arten der Energie. Während<br />

dieses Navaratrafests müsst ihr das Empfinden der Einheit entwickeln.<br />

Obwohl es neun Arten der Energie gibt, ist die ihnen allen<br />

zugrunde liegende Wahrheit ein- und dieselbe. Das ist das Atman-Prinzip.<br />

Es ist alldurchdringend. Es ist nicht nur in den Menschen, sondern<br />

in allen Lebewesen gegenwärtig.<br />

Wenn ihr, während die Sonne im Osten aufgeht, Richtung Westen wandert,<br />

wird euer Schatten sich vor euch bewegen und viel grösser sein<br />

als ihr. Mit dem allmählichen Aufsteigen der Sonne wird euer Schatten<br />

kleiner. Mittags, wenn die Sonne sich direkt über eurem Kopf befindet,<br />

ist der Schatten direkt unter euren Füssen. Entsprechend wird euer<br />

Ego, wie der Schatten unter euren Füssen, überwunden werden, wenn<br />

ihr Gleichmut entwickelt. Um die Einheit Atmans zu verstehen, müsst<br />

ihr als Erstes euer Ego aufgeben.<br />

Es gibt nur einen Gott, aber die Weisen nennen ihn bei verschiedenen<br />

Namen. Überall herrscht nur Einheit; Vielfalt ist eure eigene Einbildung.<br />

Der Fehler liegt an eurer Sichtweise, nicht an der Schöpfung. Bemüht<br />

euch, das zugrunde liegende Einheitsprinzip zu verstehen. Entwickelt<br />

als Erstes Vertrauen in euch selbst. Seht in anderen nur Gutes. Wenn<br />

ihr in anderen Schlechtes seht, ist das die Widerspiegelung eurer eigenen<br />

Empfindungen. Entwickelt Liebe zum Selbst und Willenskraft.<br />

Übt Selbstkontrolle. Nur durch Selbstkontrolle könnt ihr Selbstzufriedenheit<br />

erreichen. Visualisiert die Einheit in der Vielfalt.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr seid die Verkörperung des einen Atman-<br />

Prinzips. Ihr habt nur ein Herz, keine zwei. Wenn ihr zwei Herzen habt,<br />

müsst ihr ins Krankenhaus eingeliefert werden! Entsprechend gibt es<br />

nur einen Atman. Das ist die höchste Wahrheit. Entwickelt deshalb das<br />

Empfinden der Einheit. Wenn ihr dem Weg der Wahrheit folgt, werdet<br />

156


ihr überall die Manifestation der Wahrheit finden. In euch gibt es nur<br />

ein Liebesprinzip. Aber ihr verstreut es in verschiedene Richtungen. Ihr<br />

glaubt, es gäbe verschiedene Formen der Liebe. Es ist nur eure Einbildung.<br />

Bemüht euch, das Prinzip der Spiritualität zu verstehen. Hegt die feste<br />

Überzeugung, dass ihr die Verkörperung Atmans seid und es keine<br />

zweite Wesenheit in dieser Welt gibt. Alle weltlichen Beziehungen wie<br />

Mutter, Ehefrau, Kinder usw. sind eure eigene Schöpfung. Es ist nur<br />

eine vorübergehende Beziehung, nicht aber die Wirklichkeit. Ihr solltet<br />

euch durch so eine weltliche Verbindung nicht täuschen lassen. Entwickelt<br />

festen Glauben an eure „wahre Nation“, nämlich Atman. Glaubt<br />

nicht an die Welt. Habt die feste Überzeugung, dass Gott überall ist.<br />

Mit Händen, Füssen, Augen, Kopf, Mund und Ohren überall, durchdringt<br />

Gott das gesamte Universum. Aber aufgrund eurer irrtümlichen<br />

Identifizierung und Täuschung nehmt ihr Dualität wahr.<br />

Verkörperungen der Liebe! In euch befindet sich Liebe. Sie braucht<br />

nicht von aussen erworben zu werden. Weltliche Liebe beruht auf weltlicher<br />

Beziehung. Wen immer ihr liebt, ihr liebt eure eigene Widerspiegelung.<br />

Es ist ein Irrtum zu glauben, ihr liebtet jemand anderen. Ihr zeigt<br />

auf jemanden und behauptet: „Er ist mein Freund“. Aber in Wahrheit<br />

ist Gott allein euer wahrer Freund. Er wird euch niemals betrügen.<br />

Manchmal mögt ihr an eurem wahren Freund zweifeln, aber er wird niemals<br />

an euch zweifeln und euch niemals aufgeben. Eure Gefühle ändern<br />

sich vielleicht entsprechend Zeit und Situation, aber Gott ist unveränderlich.<br />

Er hat immer das Empfinden der Einheit. Wenn ihr Gott<br />

erst einmal als euren wahren Freund betrachtet, wird jeder freundlich<br />

zu euch sein. Wahrhaft gesprochen habt ihr keine Feinde. In dieser Welt<br />

gibt es niemand anderen als euch selbst. Wenn keine zweite Person<br />

existiert, wie kann es einen Feind geben? Alle gleichen vorbeiziehenden<br />

Wolken. Aber ihr haltet sie für andauernd und setzt euren Glauben<br />

in sie. Als Folge davon seid ihr nicht in der Lage, Gott zu vertrauen,<br />

der rein und selbstlos ist. Ihr vergesst die göttliche Liebe und werdet<br />

von weltlicher Liebe berauscht.<br />

Verkörperungen der Liebe! Wenn ihr Gott kennen wollt, nehmt das Prinzip<br />

der Einheit in euch auf. Wenn ihr das Einheitsempfinden besitzt,<br />

könnt ihr die unmittelbare Manifestation Gottes schauen. Die Weisen<br />

der vedischen Zeiten verehrten die Sonne als direkte Manifestation<br />

Gottes, wie es im Gayatrimantra beschrieben ist. Betrachtet Gott als<br />

eure Mutter, euren Vater, euren Freund und euer Alles. Er allein ist für<br />

157


jeden Vater und Mutter, Freund und Verwandter, Weisheit und Wohlstand.<br />

Aber die Menschen haben Gott vergessen und sehnen sich nach flüchtigen<br />

Vergnügungen. Nichts in dieser Welt ist dauerhaft. All eure weltlichen<br />

Beziehungen sind vergänglich. Euer Leben selbst ist vergänglich.<br />

Wenn das der Fall ist, wie könnt ihr jemanden als euren dauernden<br />

Freund betrachten? Es gibt nur einen dauerhaften Freund – Gott. Wenn<br />

ihr wahre Liebe erfahren wollt, habt volles Vertrauen in Gott. Gottes Liebe<br />

ist stetig. Sie wird niemals weniger. Egal wie viel Leid ihr erlebt, dennoch<br />

gehört ihr zu Gott. Ihr seid sein und er ist euer. Kein Dritter kann<br />

sich zwischen euch und Gott stellen. Nur aufgrund von Täuschung<br />

glaubt ihr, es gäbe eine dritte Person. Ihr sagt: „Er ist mein Klassenkamerad,<br />

er ist mein Sportsfreund.“ Aber keiner von ihnen kann euch<br />

retten. Ihr müsst nach euch selbst schauen. Ihr solltet an euch selbst<br />

glauben. Nur dann könnt ihr die Wahrheit verwirklichen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Vergesst niemals die Liebe. Liebe ist Gottes<br />

Form. Liebe ist Gott, lebt in Liebe. Nur dann könnt ihr die Wirklichkeit<br />

verstehen. Haltet euch nicht an das, was andere sagen. Folgt eurem<br />

Gewissen. Verliert unter keinen Umständen jemals euren Glauben an<br />

Gott. Manchmal mögen sogar eure Eltern versuchen, euch von eurem<br />

Weg zu Gott abzubringen. Ihr solltet ihnen mitteilen, dass Gott alles für<br />

euch bedeutet. Er ist euer wahrer Freund. Ihr liebt eure Mutter, weil sie<br />

euch geboren und aufgezogen hat. Ihr betrachtet jemanden als euren<br />

Lehrer, weil ihr von ihm eure Lektionen gelernt habt. Ihr behandelt, entsprechend<br />

eurer Verbindung und Erfahrung, jemanden als eure Mutter,<br />

euren Vater, euren Lehrer etc. Wahrhaft gesprochen kommen und gehen<br />

all diese Beziehungen wie die sich bewegenden Bilder auf der Leinwand.<br />

Lasst euch nicht von den Bildern auf der Leinwand in die Irre führen.<br />

Habt Gottes Bild eurem Herzen eingeprägt. Entwickelt starke<br />

Überzeugung und seht ihn als eure einzige Zuflucht an. Nur dann könnt<br />

ihr Gott schauen.<br />

Heute Morgen kam eine russische Dame zu mir. Im Laufe der Unterhaltung<br />

erwähnte sie: „Swami, ich habe einen Freund.“ Als ich sie fragte,<br />

wer er sei, nahm sie ihre Börse heraus und zeigte ein kleines Foto.<br />

Daraufhin sagte ich zu ihr: „Mutter, er ist dein Ehemann und nicht dein<br />

Freund. Betrachte nicht deinen Ehemann als deinen Freund und deinen<br />

Freund als deinen Ehemann.“ Sie erwiderte: „Swami, das habe ich all<br />

diese Jahre getan. Ist es ein Fehler?“ Ich antwortete: „Ja, es ist ein Fehler,<br />

es ist mit Gewissheit ein Fehler.“ Dann fragte ich sie, wann sie ihn<br />

das erste Mal getroffen hat. Sie sagte, sie kenne ihn seit drei Jahren.<br />

158


Ich erwiderte: „Diese Art Beziehung ist vergänglich. Gott allein ist dein<br />

wahrer Freund. Auch wenn du ihn vergisst, er wird dich nie vergessen.<br />

Er wird sogar nach deinem Tod mit dir sein. Behandle deshalb Gott als<br />

deinen wahren Freund. Schliesslich wirst du eins mit ihm werden.<br />

Verkörperungen der Liebe! Viele in dieser Welt verstehen nicht, was<br />

wahre Spiritualität ist und vergessen dadurch die Wirklichkeit. Gott allein<br />

ist euer wahrer Freund. Das ist die Wirklichkeit. Er ist eure Mutter,<br />

euer Vater, Guru etc. Entwickelt diese feste Überzeugung. Dann wird<br />

Gott immer für euch sorgen. Wenn ihr das Empfinden des einen Atmans,<br />

kultiviert, werden sich alle göttlichen Eigenschaften in euch manifestieren.<br />

Ihr werdet der Welt ein Vorbild sein. Ihr werdet frei von Leid<br />

sein. Ihr werdet weder Tod noch irgendeine Strafe erfahren. Ihr werdet<br />

eure wahre Identität verwirklichen. Wenn euch jemand fragt: „Wer bist<br />

du?“, antwortet voller Überzeugung: „Ich bin Ich.“ Identifiziert euch niemals<br />

mit dem Körper. Wer diese Wahrheit erkennt und verwirklicht, ist<br />

gesegnet. Ich werde in den kommenden Tagen weiter über dieses Thema<br />

sprechen.<br />

Weltliche Gurus ändern sich mit dem Ablauf der Zeit. Gott allein ist unveränderlich<br />

und er allein ist euer wahrer Guru. Habt vollkommenen<br />

Glauben an Gott. Entwickelt täglich Glauben und Vertrauen. Nur dann<br />

könnt ihr als wahrer Mensch bezeichnet werden.<br />

Betrachtet euch deshalb als göttlich. Verkündet voller Überzeugung:<br />

„Ich bin Ich.“ Wenn ihr euer Leben mit diesem heiligen Empfinden führt,<br />

wird sich die Göttlichkeit sicher in euch manifestieren. Hegt nie die falsche<br />

Vorstellung, dass Gott woanders ist. Er ist immer in euch. Eure<br />

Widerspiegelung ist Gottes Widerspiegelung. Eure Reaktion ist seine<br />

Reaktion. Das Wesen von allem ist im Grunde göttlich. Es ist Gott, der<br />

euch eure Rolle in diesem kosmischen Schauspiel spielen lässt. Er ist<br />

es, der euch zum Singen, Tanzen usw. veranlasst. Er ist der Direktor<br />

des kosmischen Spiels. Egal, bei welchem Namen ihr ihn ruft – er ist<br />

Eines allein.<br />

Verkörperungen der Liebe! Wenn ihr Gott erlangen wollt, entwickelt das<br />

Empfinden des Einen Atmans. Ihr werdet sicherlich fähig sein, ihn überall<br />

zu sehen und zu erfahren.<br />

159


19. Oktober<br />

Dasarafest<br />

Jeder hat den Folgen seines eigenen Karmas zu begegnen.<br />

Wer hat die Fledermäuse dazu gebracht,<br />

mit den Köpfen nach unten von den Ästen eines Baumes zu hängen?<br />

Es ist ihr Schicksal.<br />

Entsprechend kann niemand den Folgen von Karma entkommen.<br />

Studenten! Karma, das Gesetz von Ursache und Wirkung, die Auswirkung<br />

der eigenen Handlungen, hat weder Füsse noch Augen noch einen<br />

Mund. Dennoch kann der Mensch dem Karma nicht entkommen.<br />

Deshalb erklärten unsere Alten, man könne den Folgen seiner eigenen<br />

Handlungen nicht entfliehen. Karma richtet sich nicht nach euren Vorlieben<br />

und Abneigungen. Etwas geschieht nicht, nur weil ihr es<br />

wünscht, und entsprechend wird etwas nicht abgewendet, nur weil ihr<br />

es nicht wollt. Karma folgt seinem eigenen Lauf. Eure Gedanken und<br />

Wünsche erzeugen die Illusion, Dinge geschähen, weil ihr es so wollt.<br />

Die Welt ist ein Mysterium und Wunder. Sie ist nichts als eine Manifestation<br />

der fünf Elemente. Sie verändert sich mit dem Ablauf der Zeit.<br />

Entsprechend erfährt der physische Körper, der ebenfalls aus den fünf<br />

Elementen aufgebaut ist, Veränderungen. Allein der Bewohner des<br />

Körpers ist dauerhaft.<br />

Verkörperungen der Liebe! Niemand kann gegen Gottes Willen verstossen.<br />

Gottes Wege übersteigen das menschliche Fassungsvermögen.<br />

Gott kann Dinge erscheinen lassen, die in Wirklichkeit nicht existieren.<br />

Ebenso kann, was dem Auge sichtbar ist, durch Gottes Willen<br />

im Nu verschwinden. Wie kann irgendjemand solche mysteriösen Geschehnisse<br />

begreifen? Niemand kann den physischen Körper auf immer<br />

schützen. Der Körper besteht, solange es ihm bestimmt ist. Wenn<br />

er seinen Zweck erfüllt hat, wird der Körper vergehen. Niemand besitzt<br />

irgendeine Kontrolle über den Tod. Der Tod wird zum Zeitpunkt der Geburt<br />

selbst festgelegt. Wenn ein Körper auf die Welt kommt, ist ihm der<br />

Zeitpunkt seines Sterbens eingeschrieben. Der Mensch kann die Weise,<br />

wie das Universum funktioniert, nicht erfassen. Die Erfahrung einer<br />

jeden Person ist einzigartig. Wie kommt es, dass die Fledermaus mit<br />

161


dem Kopf nach unten vom Ast eines Baumes hängt? Niemand kann<br />

dieses Phänomen erklären. Wer ist die Ursache dieser Wunder und Mysterien,<br />

die wir in dieser Welt wahrnehmen? Was jeder wann, wo und<br />

wie zu tun hat, ist alles vorherbestimmt. Es unterliegt nicht der Kontrolle<br />

des Menschen. Alles geschieht entsprechend dem göttlichen Willen<br />

und gemäss seiner Anweisung. Es ist des Menschen vorrangige Pflicht,<br />

der Göttlichen Anweisung implizit Folge zu leisten. Alles in dieser Welt,<br />

ob sichtbar oder nicht wahrnehmbar, geschieht entsprechend dem<br />

göttlichen Willen. Wenn es darum geht, Gottes Anweisung zu gehorchen,<br />

braucht man dem, was andere sagen, keine Beachtung zu schenken.<br />

Ihr müsst der göttlichen Anweisung dem Wortlaut und Geist nach<br />

ohne Wenn und Aber Folge leisten. Leider bemüht sich heute niemand,<br />

die Mysterien von Gottes Schöpfung zu verstehen. Die Wissenschaftler<br />

prahlen, sie hätten die Geheimnisse der Schöpfung enthüllt, sie besitzen<br />

aber keine wahre Erfahrung der Wirklichkeit hinter diesen Phänomenen.<br />

Jede einzelne Aktivität, die in diesem Universum stattfindet, ist<br />

voller Wunder. Wenn ihr sorgfältig beobachtet, werdet ihr fähig sein,<br />

Gottes unsichtbare Hand wirken zu sehen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr solltet mit vollkommenem Glauben und<br />

ohne irgendeine Argumentation über das Für und Wider der göttlichen<br />

Anweisung gehorchen.<br />

Markandeya, ein Weiser, wurde als Folge einer von Shiva gewährten<br />

Gunst als Sohn seiner Eltern geboren. Shiva fragte seine Eltern, ob sie<br />

einen tugendhaften Sohn wollten, dessen Lebensspanne kurz ist, oder<br />

einen weniger tugendhaften Sohn, der lange lebt. Die Eltern entschieden<br />

sich für den tugendhaften Sohn, und dementsprechend wurde Markandeya<br />

geboren. Er hatte gute Gedanken und verhielt und benahm<br />

sich gut. Shiva teilte seinen Eltern mit, Markandeya würde nur sechzehn<br />

Jahre lang leben. Nichtsdestotrotz waren die Eltern überglücklich,<br />

weil sie mit einem tugendhaften Sohn gesegnet waren. Die Jahre verstrichen<br />

und Markandeya wurde sechzehn Jahre alt. Seine Eltern waren<br />

schmerzerfüllt, wenn sie sich an Shivas Worte erinnerten. Oft vergoss<br />

seine Mutter Tränen, wenn sie an den bevorstehenden Tod ihres<br />

Sohnes dachte. Markandeya konnte die Ursache ihres Schmerzes<br />

nicht begreifen und wunderte sich, warum sie weinte. Eines Tages fand<br />

er seine Eltern von Schmerz überwältigt. Als er nach dem Grund fragte,<br />

enthüllten sie ihm, dass entsprechend dem Göttlichen Willen sein Tod<br />

bevorstünde und das dies die Ursache ihres Leids sei. Markandeya bedauerte,<br />

dass ihm Shivas Wille nicht früher mitgeteilt wurde, denn dadurch<br />

hatte er die ihm zugemessene kostbare Zeit verschwendet. Er<br />

162


wollte nicht länger Zeit vergeuden. Er nahm früh sein Bad, ging zu<br />

Shivas Tempel und begann voll Aufrichtigkeit und Hingabe das heilige<br />

fünfsilbrige Mantra „Om namah Shivaya“ zu rezitieren. Er vergass sich<br />

selbst in der Besinnung auf Shiva. Er betrachtet die Kontemplation über<br />

Gott als seine erste Pflicht. Der folgende Tag sollte der letzte Tag seiner<br />

Erdenreise sein. Deshalb blieb er im Tempel. Weil er nicht heimgekehrt<br />

war, begaben sich seine Eltern zum Tempel und setzten sich dort an<br />

den Eingang. Sie vergossen Tränen, denn sie dachten an das bevorstehende<br />

Ende von Markandeyas Leben. Wie vom Herrn gewollt, verliess<br />

Markandeya seine sterbliche Hülle in dem Moment, als er sein<br />

sechzehntes Lebensjahr vollendet hatte. Seine Eltern versanken in einem<br />

Meer von Leid. Als Markandeya seinen sterblichen Körper in der<br />

äusseren Welt verliess, erreichte seine Seele Gott Shiva in der göttlichen<br />

Welt. Der Herr war über Markandeyas aufrichtige Hingabe höchst<br />

erfreut und sagte: „Markandeya! Am heutigen Tag hast du dein sechszehntes<br />

Lebensjahr vollendet und bist frohgemut zu mir gekommen.<br />

Du hast dich mit unbedingtem Glauben und Gehorsam meinem Willen<br />

gebeugt. Ich freue mich über deine Hingabe.“ Als Shiva auf diese Weise<br />

mit Markandeya sprach, mischte sich Mutter Parvati ein und schlug vor:<br />

„Herr, warum schickst du ihn nicht zu seinen Eltern zurück, denn er hat<br />

deiner Anweisung bedingungslos gehorcht.“ Shiva wollte, dass Parvati<br />

ihn begleitet. Gemeinsam flössten sie Markandeyas Körper Leben ein.<br />

Die Eltern freuten sich grenzenlos, in Markandeyas Körper etwas Bewegung<br />

wahrzunehmen. Er stand auf und erzählte: „Liebe Mutter, lieber<br />

Vater, Gott Shiva und Mutter Parvati haben mich wieder zum Leben<br />

erweckt. Solange ihr wollt, werde ich bei euch bleiben. Lasst uns edle<br />

Gedanken hegen und gute Taten verrichten. Ich werde meine Pflichten<br />

als euer Sohn erfüllen und euch Freude bereiten.“ Gemeinsam mit seinen<br />

Eltern ging Markandeya nach Hause. Die Dorfbewohner staunten,<br />

als sie erfuhren, dass Gott Shiva und Mutter Parvati Markandeya ins<br />

Leben zurückgerufen hatten. Markandeya erzählte ihnen detailliert alles,<br />

was sich in der göttlichen Welt zugetragen hatte.<br />

Nur wenn das Herz der Devotees rein ist, reagiert Gott auf ihre Gebete<br />

und kommt zu ihrer Rettung. Jemand mit reinem Herzen kann sogar<br />

Gottes Willen ändern. Markandeyas Geschichte legt reiches Zeugnis<br />

dafür ab. Markandeya hatte keine Wünsche. Er nutzte die ihm gewährte<br />

Zeit auf heilige Weise. Es ist die vorrangige Pflicht der Devotees, edle<br />

Gedanken zu kultivieren und heilige Handlungen durchzuführen. Markandeya<br />

blieb unsterblich, diente seinen Eltern und schenkte ihnen immenses<br />

Glück.<br />

163


Normalerweise kann Gottes Wille nicht geändert werden. Aber manchmal<br />

ändert Gott seinen Willen in Antwort auf die Gebete eines Devotees,<br />

der aufrichtig und reinen Herzens ist. Der Devotee besitzt die<br />

Kraft, Gottes Willen zu ändern. Hingabe bedeutet nicht nur mit den Lippen<br />

gesprochene Gebete; das Herz sollte rein sein.<br />

Adi Shankaracarya wurde im 7. Jahrhundert nach Christus in Kerala<br />

geboren und verkündete der Menschheit die Essenz aller Schriften.<br />

Aber er verliess seinen Körper im frühen Alter von zweiunddreissig Jahren.<br />

Ramanujacarya wurde im 11. Jahrhundert nach Christus geboren<br />

und verkündete die Wirksamkeit des göttlichen Namens. Zu der Zeit<br />

war die Hingabe an Gott im Verfall begriffen. Aufgrund von Ramanujas<br />

Lehren entwickelten die Menschen Hingabe und den Geist der Ergebung<br />

an Gott. Madhvacarya wurde im 13. Jahrhundert nach Christus<br />

geboren und verkündete das Prinzip des Dualismus. Sogar er lehrte,<br />

dass die individuelle Seele und Gott in der Essenz nicht verschieden<br />

voneinander sind. Dennoch ist das grundlegende Prinzip in allen drei<br />

philosophischen Systemen, wie sie von Adi Shankaracarya, Ramanujacarya<br />

und Madhvacarya verbreitet wurden, ein und dasselbe. Dasselbe<br />

Atman-Prinzip ist in allen Wesen gegenwärtig. Man nennt es das<br />

göttliche Prinzip. Göttliche Inkarnationen wie Rama und Krishna sind<br />

anhand ihrer göttlichen Gestalten erkennbar. Jede Inkarnation besitzt<br />

eine spezifische Form. Aber das göttliche Prinzip ist formlos. Es repräsentiert<br />

das Prinzip der Wahrheit, das in allen Lebewesen gegenwärtig<br />

ist. Es ist die Ursache für Erschaffung, Erhaltung und Auflösung.<br />

Das göttliche Prinzip, das keine spezifische Form besitzt, ist in Gestalt<br />

des Lingas symbolisiert. Das Linga wird normalerweise auf eine horizontale<br />

Grundlage gestellt. Wisst ihr, wie es ausschaut?<br />

(In dem Moment materialisierte Swami mit einer Handbewegung ein<br />

Linga).<br />

Gott Shiva rief Markandeya und seine Eltern dazu auf, ihre Zeit mit der<br />

Besinnung auf Gott zu heiligen. Er materialisierte ein Linga wie dieses<br />

und gab es Markandeyas Eltern. Sie heiligten ihr Leben durch die Verehrung<br />

des Lingas. Das Linga repräsentiert das göttliche Prinzip, das<br />

in allen gegenwärtig ist. Niemand kann die göttliche Kraft verstehen<br />

oder bewerten. Das göttliche Prinzip ist unveränderlich. Es kann, in Entsprechung<br />

zu den Gefühlen der Devotees, jede Form annehmen. Das<br />

Linga ist nicht etwas, was der Mensch erzeugt hat, um es zu verehren.<br />

Es ist die direkte Manifestation der Göttlichkeit. Diese Wahrheit wurde<br />

von Markandeya und seinem Vater Mrukanda sehr wohl verstanden,<br />

und deshalb verehrten sie die Göttlichkeit in Form eines Lingas.<br />

164


Jedes Lebewesen umfasst die drei Aspekte: das Grobstoffliche, das<br />

Feinstoffliche und das Kausale. Die physische Gestalt repräsentiert<br />

den grobstofflichen Aspekt. Dasselbe göttliche Prinzip ist auf allen drei<br />

Ebenen vorhanden. Ohne Faden kann es kein Tuch geben. Ohne Silber<br />

kann kein silberner Teller hergestellt werden. Ohne Ton kann kein irdenes<br />

Gefäss erzeugt werden. Entsprechend kann es ohne den Schöpfergott<br />

Brahma keine Welt geben. Ohne den Schöpfer gibt es keine<br />

Schöpfung. Der Schöpfer ist dem Faden vergleichbar und die Schöpfung<br />

dem Tuch. Der Schöpfer ist die Verkörperung der grobstofflichen,<br />

feinstofflichen und kausalen Aspekte. Wenn ihr über Gott nachdenkt,<br />

solltet ihr die Gedanken- und Gefühlswelt transzendieren. Nur weil man<br />

Fäden hat, kann man kein Tuch herstellen. Die Fäden müssen miteinander<br />

verwoben werden. Entsprechend sind eigene Bemühung und<br />

göttliche Gnade beide wichtig, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen.<br />

Der feinstoffliche Körper ist die Quelle, aus der eure Worte und Gedanken<br />

hervorgehen. Unsere Studenten rezitieren täglich die Veden.<br />

Jedes Mantra gehört zu einer bestimmten Form der Göttlichkeit. Es ist<br />

notwendig, all diese Mantren zu kennen. Wenn ihr eure Gedanken reinigen<br />

und euer wahres Selbst erfassen wollt, solltet ihr die Veden als<br />

Grundlage nehmen. Viele Studenten sind unfähig, diese Wahrheit zu<br />

erkennen und verhalten sich, was das Rezitieren der vedischen Mantren<br />

betrifft, wie Diebe. Jemand, der etwas Falsches tut und Unwissenheit<br />

vortäuscht, ist ein Dieb. Entsprechend kann man jemanden, der<br />

die Fähigkeit besitzt, die Veden zu rezitieren, es aber nicht aus voller<br />

Kehle und ganzem Herzen tut, einen Dieb nennen. Alle Studenten können<br />

die Veden rezitieren, aber manche von ihnen nehmen nicht gemeinsam<br />

mit den anderen am Rezitieren teil. Sie nutzen das Gelernte<br />

nicht auf rechte Weise. Sie behalten alles, was sie gelernt haben, für<br />

sich. Ich beobachte die Studenten während der Vedenrezitation. Sie<br />

haben die Mantren gelernt und es wird von ihnen erwartet, dass sie diese<br />

rezitieren. Aber manche von ihnen bewahren Schweigen. In gewisser<br />

Weise stehlen sie Wissen und betrügen Gott. So werden die Gebildeten<br />

zu Verrätern und Betrügern. Nur jene, die das Gelernte aus<br />

ganzem Herzen rezitieren, kommen für die Gottverwirklichung in Frage.<br />

Wenn die Studenten die Mantren rezitieren, schliessen sich auch die<br />

Frauen auf der anderen Seite an. Sie besitzen jedes Recht dazu, die<br />

Veden zu rezitieren. Niemand kann ihnen das Recht, die Veden zu rezitieren,<br />

verweigern. Wenn sie unsere Studenten die Veden rezitieren<br />

sehen, fühlen sie sich ebenfalls dazu inspiriert. Hier sitzen viele kleine<br />

Kinder. Wer hat ihnen die Veden beigebracht? Sie hören aufmerksam<br />

165


zu, während die älteren Studenten die Mantren rezitieren und lernen<br />

sie so auswendig. Einige gebildete Personen sitzen jedoch neben den<br />

rezitierenden Jungen und halten den Mund. Ich beobachte sie. Was<br />

bringt es, bei der Vedengruppe zu sitzen, ohne sich zu bemühen, die<br />

Veden zu lernen und zu rezitieren? Sie sind noch grössere Diebe! Sie<br />

hören den vedischen Gesängen zu, ohne daran teilzunehmen. Man<br />

sollte, um die Göttlichkeit zu erfahren, den Mantren zuhören und sie<br />

ebenfalls rezitieren.<br />

Die Veden sind Gottes Form selbst. Es gibt viele Mantren, um die fünf<br />

Elemente versöhnlich zu stimmen. Die fünf Elemente sind euer Lebensatem<br />

selbst. Sie erhalten euer Leben. Die Welt ist selbst eine Manifestation<br />

der fünf Elemente. Aber die Menschen vergessen, den fünf<br />

Elementen ihre Dankbarkeit auszudrücken! Welch eine Sünde! Ihr füllt<br />

eure Köpfe mit unnötiger Information und versagt als Folge davon darin,<br />

die fünf Elemente angemessen zu achten. Es ist notwendig, dass jeder<br />

die Veden lernt, sie kontempliert und aus vollem Herzen rezitiert. Es<br />

bringt nichts, die Veden nur zu lernen, ohne sie zu rezitieren. Manche<br />

rezitieren die Mantren wenn sie hier sind, vergessen sie aber, wenn sie<br />

nach draussen gehen. Egal wo ihr hingeht, ihr solltet die Mantren wenigstens<br />

geistig wiederholen. Werdet niemals jemand, der dem erlangten<br />

Wissen nicht gerecht wird und es verrät. Die Verräter an der Göttlichkeit<br />

werden letztlich die Gelegenheit verpassen, Gottes Gnade zu<br />

empfangen.<br />

Die Studenten begehen vielleicht unwissentlich Fehler. Aber wenn sie<br />

ihren Irrtum einmal erkennen, sollten sie ihn nicht wiederholen. Welche<br />

Mantren auch immer ihr heute hört, ihr solltet fähig sein, sie morgen<br />

zu rezitieren. Wenn Menschen die Mantren einstimmig und vollkommen<br />

harmonisch rezitieren, wird Gott sich direkt vor ihnen manifestieren.<br />

Unsere alten Weisen und Seher verkündeten:<br />

166<br />

“Ich habe das Höchste Wesen geschaut,<br />

das mit der Leuchtkraft von Billionen Sonnen scheint<br />

und jenseits der Dunkelheit der Unwissenheit ist.”<br />

Der Klang der Veden ist sehr heilig. Sie werden als Verkörperung des<br />

Klangs, des Beweglichen und Unbeweglichen, des Lichts, der Sprache,<br />

der ewigen Glückseligkeit, der Vollkommenheit, der kosmischen Täuschung<br />

und des Wohlstands gerühmt.<br />

Es ist für jeden zwingend, die Veden zu lernen. Wenn das nicht möglich<br />

ist, solltet ihr wenigstens den Namen Gottes rezitieren. Welche vedischen<br />

Mantren ihr auch lernt, ihr solltet in der Lage sein, sie korrekt zu


ezitieren. Ansonsten braucht ihr sie überhaupt nicht zu lernen! Ich<br />

habe viele Jungen gesehen, die hier die Veden lernen, sie aber vergessen,<br />

wenn sie nach Bangalore gehen! Sie rezitieren ein oder zwei<br />

Mantren, um die Älteren, die ihnen dort einen Besuch erstatten, zufrieden<br />

zu stellen. Ihr solltet die Veden nicht aus Gründen der Publizität<br />

rezitieren, sondern um eures eigenen Nutzens, nämlich der Erfahrung<br />

der Glückseligkeit willen. Die drei Aspekte Handeln, Anbetung und Verehrung<br />

sind dem Rezitieren, dem Umsetzen und der Erfahrung von<br />

Glückseligkeit vergleichbar. Ihr solltet die Hülle der Weisheit überschreiten<br />

und zur Hülle der Glückseligkeit, gelangen (siehe Anhang).<br />

Handeln, führt zu Verehrung, was wiederum zu Weisheit, führt. Wenn<br />

ihr Weisheit erlangt, werdet ihr Frieden und Glückseligkeit erfahren. Alles<br />

hängt von Handlung ab. Ihr solltet die Mantren nicht auf mechanische<br />

Weise rezitieren, nur weil die anderen rezitieren. Ihr solltet sie in<br />

euch aufnehmen und verdauen. Warum nehmt ihr Nahrung zu euch?<br />

Um sie im Magen aufzubewahren? Nein. Die eingenommene Nahrung<br />

sollte verdaut und ihre Essenz alle Teile des Körpers versorgen. Auf<br />

die gleiche Weise solltet ihr das vedische Wissen verstehen und assimilieren<br />

und Kraft daraus beziehen. Drückt das vedische Wissen in euren<br />

Gedanken, Worten und Taten aus. Nehmt an der Verbreitung der<br />

Veden teil und teilt eure Freude mit anderen. Die Menschen sagen, Gott<br />

ist allgegenwärtig. Er ist überall in Form der fünf Elemente anwesend.<br />

Jedes Element repräsentiert eine Form der Göttlichkeit. Alle fünf Elemente<br />

zusammen bilden Gottes Form. Wenn ihr diese Wahrheit erkennt,<br />

werdet ihr göttliche Glückseligkeit erfahren.<br />

Verkörperungen der Liebe! Studenten! Was immer ihr hier gelernt habt,<br />

teilt es mit anderen. Es genügt aber nicht, es mit anderen zu teilen, ihr<br />

solltet euer Wissen auch in die Praxis umsetzen und daraus Nutzen<br />

ziehen. Ihr bereitet zu Hause viele köstliche Speisen zu und bietet sie<br />

den Gästen an. Ist es nicht notwendig, dass auch ihr davon esst? Entsprechend<br />

solltet ihr das vedische Wissen, das ihr erworben habt, verdauen<br />

und auch mit anderen teilen. Alle Arten des Wissens haben ihren<br />

Ursprung in den Veden. Deshalb werden die Veden als die Schatzkiste<br />

des Wissens gerühmt. Aber leider nutzt ihr diesen Schatz nicht auf angemessene<br />

Weise. Teilt euer Wissen in dem Ausmass, wie ihr es erlangt<br />

habt. Vergesst nie, was ihr gelernt habt. Mit aufrichtigem Bemühen<br />

werdet ihr sicherlich fähig sein, die Schau Gottes zu erlangen. Wie<br />

erlangte Markandeya das Lebensziel? Er wiederholte das fünfsilbrige<br />

Mantra „Om namah Shivaya“ und vergass sich selbst dabei. Als Folge<br />

davon erschien Gott Shiva vor ihm und überschüttete ihn mit seiner<br />

167


Gnade. Jene unter euch, die Gott schauen wollen, sollten die vedische<br />

Weisheit, die sie erlangt haben, verdauen und mit anderen teilen.<br />

168


20. Oktober<br />

Dasarafest<br />

Der Friede ist verschwunden<br />

und Wahrheit ist selten geworden.<br />

Die Ursache dafür liegt in den Gedanken und Gefühlen.<br />

Hört, oh ihr tapferen Söhne Bharats!<br />

Verkörperungen der Liebe! Bharatiya ist nicht nur jemand, der im Land<br />

Bharat geboren ist. Bharats Kultur ist die Mutter und das Land Bharat<br />

der Vater. Bharatiya ist jemand, der an diese Eltern glaubt und unter<br />

ihrer Fürsorge lebt. Etliche erhabene Seelen sind in Bharat geboren<br />

worden, sind der grossen Kultur dieses Landes gefolgt und haben anderen<br />

ein Beispiel gesetzt. Adi Shankaracarya ist so eine grosse Persönlichkeit,<br />

die Bharats Kultur im ganzen Land verbreitete und ewigen<br />

Ruhm erlangte. Adi Shankaracarya lehrte die Philosophie der Nicht-<br />

Dualität. Drei Jahrhunderte nach ihm kam Ramanujacarya; er trat für<br />

das philosophische System des Vishishtadvaita ein, das Hingabe und<br />

Ergebung an Gott hervorhob. Zwei Jahrhunderte nach Ramanujacarya<br />

betrat Madhvacarya die Szene und verkündete das philosophische System<br />

des Dualismus (Advaita); er stellte für die Menschen, die zwischen<br />

verschiedenen philosophischen Systemen hin und her schwankten,<br />

den Weg der Hingabe in den Vordergrund. Dennoch liegt allen drei philosophischen<br />

Schulen dasselbe fundamentale Prinzip zugrunde, nämlich<br />

das Göttlich Absolute (Brahman).<br />

Shankaracaryas Philosophie der Nicht-Dualität verfechtete die Einheit<br />

der individuellen Seele (jiva) mit dem Göttlich-Absoluten oder der kosmischen<br />

Seele. Ramanujacaryas Philosophie geht davon aus, dass die<br />

individuelle Seele und das Göttlich-Absolute voneinander verschieden<br />

sind. Madhvacarya erläuterte, dass es tatsächlich drei Konzepte gibt,<br />

nämlich das Körperbewusstsein, das Individualbewusstsein und Brahman<br />

oder die universelle Seele. Niemand braucht an einer bestimmten<br />

Gedankenschule festzuhalten oder die anderen gering zu achten. Die<br />

Frage, welcher spezifischen philosophischen Schule man angehört,<br />

hängt von der geistigen Prägung des Einzelnen ab. Adi Shankaracarya<br />

betonte, dass “das Tuch zwar verschiedenartig sei, aber der dem Tuch<br />

zugrunde liegende Faden ein und derselbe ist”. Ramanujacarya erklär-<br />

169


te, „das Tuch besteht aus vielen Fäden, die miteinander verwoben<br />

sind“. Man muss das grundlegende Prinzip hinter den drei philosophischen<br />

Schulen - der Nicht-Dualität (advaita), der qualifizierten Nicht-<br />

Dualität (vishishtadvaita) und der Dualität (dvaita) - erkennen.<br />

170<br />

Es gibt viele Schmuckstücke, aber nur ein Gold.<br />

Kühe haben viele Farben, aber die Milch ist dieselbe.<br />

Es gibt viele Wesen, aber der Innewohnende ist derselbe Eine.<br />

Es gibt viele Nationalitäten, aber nur ein Menschsein.<br />

Adi Shankaracarya hatte nur eine kurze Lebensspanne von 32 Jahren.<br />

Obwohl die von Adi Shankaracarya, Ramanujacarya und Madhvacarya<br />

vertretenen Philosophien verschiedene Namen erhielten, ist das ihnen<br />

zugrunde liegende Wesen eines, nämlich Brahman. Dasselbe kann<br />

durch das Beispiel des Goldes, das die Grundlage für Schmuckstücke<br />

mit verschiedenen Namen und Formen bildet, erklärt werden. Die Menschen,<br />

die den verschiedenen Schulen der Philosophie angehörten, erkannten<br />

die grundlegende Einheit der drei philosophischen Schulen<br />

nicht und verachteten einander; das schuf in der Welt Raum für eine<br />

Reihe von falschen Vorstellungen über das Land Bharat. Adi Shankaracarya<br />

gab ein paar Beispiele, um die Wahrheit zu erläutern, dass der<br />

eine Atman allen Wesen innewohnt. Er nahm ein Schmuckstück heraus<br />

und erklärte, dass das Metall, aus dem der Schmuck gefertigt wurde,<br />

Gold ist, und verwies durch dieses Beispiel auf das fundamentale Prinzip.<br />

Ramanujacarya erklärte dasselbe Prinzip auf andere Weise, indem<br />

er betonte, dass das Gold zwar die Grundlage des Schmuckes sei, aber<br />

da es die Form einer goldenen Kette angenommen hat, müsse man<br />

es als Goldkette bezeichnen. Adi Shankaracarya zitierte, während er<br />

die Philosophie der Nicht-Dualität vertrat, den vedischen Lehrsatz: Gott<br />

ist der Eine ohne ein Zweites. Ramanujacarya stimmte jedoch nicht mit<br />

dieser Sichtweise überein. Sein Gesichtspunkt lautete, es gäbe kein<br />

Abbild ohne Objekt. Auf diese Weise erklärte er die Einheit von Objekt<br />

und Bild (Widerspiegelung) und nannte es Qualifizierter Nicht-Dualismus<br />

oder Differenzierte Einheit (vishishtadvaita). Ein anderes Beispiel,<br />

das in diesem Kontext gegeben wird, ist das des Zuckerrohrsaftes. Aus<br />

verschiedenen Sorten Zuckerrohr wird Saft gepresst und eine Reihe<br />

Süssigkeiten daraus gemacht. Obwohl der Saft derselbe (eins) ist, hat<br />

er jetzt verschiedene Formen angenommen. Während Adi Shankaracarya<br />

die Einheit von süssem Saft und Zuckerrohr hervorhob, bezog<br />

Ramanujacarya sich auf die verschiedenen Formen, die der Saft annahm.<br />

So gibt es seit den Zeiten der drei grossen Gelehrten eine Reihe


von Argumenten und Gegenargumenten zwischen den drei philosophischen<br />

Schulen. Aber die Studenten von heute glauben an keine dieser<br />

drei philosophischen Schulen. Sie schieben diese Systeme einfach<br />

als Vorstellung beiseite.<br />

Der Zucker aus dem Zuckerrohrsaft ist der Hauptbestandteil für die Herstellung<br />

der verschiedenen Süssigkeiten. Entsprechend ist Brahman,<br />

das Göttliche, die Quelle und der Erhalter des gesamten Universums.<br />

Wo immer ihr hinschaut, werdet ihr die Manifestation der Göttlichkeit<br />

in unendlich vielen Formen finden. Die Formen ändern sich und ihr Wesen<br />

ist illusorisch. Brahman allein ist das ewige unwandelbare Prinzip.<br />

Deshalb erklärte Adi Shankaracarya: Brahman allein ist wirklich; die<br />

Welt ist eine Illusion.<br />

Alle drei grossen Gelehrten, Adi Shankaracarya, Ramanujacarya und<br />

Madhvacarya, verkündeten dasselbe Prinzip, nämlich Brahman. Die<br />

Upanishaden erklären, das gesamte Universum ist von demselben atmischen<br />

Prinzip erfüllt. Diese Wahrheit ist in folgenden Lehrsätzen der<br />

Upanishaden enthalten:<br />

Der eine Atman wohnt allen Wesen inne.<br />

Gott ist der Herr aller Wesen.<br />

Das gesamte Universum ist von Gott erfüllt.<br />

Der Regen, das Wasser, das in den Fluss fliesst und der Sand im<br />

Flussbett, der ihn trägt, sind alle Eines und Eines allein. Alles ist Brahman.<br />

Da jedes Objekt in diesem Universum Brahman ist, kann nichts<br />

gering geachtet oder ignoriert werden. Dieses Brahmanprinzip wird in<br />

der englischen Sprache „Divine“ genannt. Aber viele unwissende oder<br />

zynische Personen machen „deep wine“ daraus und trinken berauschende<br />

Getränke. Ihr müsst solche Verdrehung ignorieren und erkennen,<br />

dass die Süsse der zugrunde liegenden Göttlichkeit eine allein ist.<br />

Seit alten Zeiten ist in Bharats grosser Kultur diese Einheit verkündet<br />

worden. Betrachtet in Übereinstimmung mit dieser grossen Tradition<br />

alles, ob eine Ameise oder ein Tier oder einen Menschen, wahrhaft als<br />

Brahman. Manche Menschen hegen in diesem Zusammenhang vielleicht<br />

den Zweifel, ob man einen Menschen und ein Tier gleichsetzen<br />

kann. Was das atmische Prinzip angeht, ja. Das Verhaltensmuster eines<br />

Tieres unterscheidet sich jedoch von dem eines Menschen. Wenn<br />

man diesen Aspekt wahrnimmt, kann man zu dem Schluss kommen,<br />

sie seien verschieden, aber das Wesen der individuellen Seele ist ein<br />

171


und dasselbe. Auf der Grundlage dieser Erkenntnis kann man überhaupt<br />

keinen Unterschied zwischen den Lebewesen machen. Deshalb<br />

gilt: Das gesamte Universum ist von Brahman durchdrungen.<br />

Diese Wahrheit kann durch ein einfaches Beispiel erläutert werden.<br />

Hier ist ein weisses und hier ein safranfarbenes Tuch. Obwohl sich die<br />

Farben unterscheiden, ist das Tuch eins. Auch wenn das Tuch verschiedene<br />

Farben hat und unterschiedlich genutzt wird, ist das Tuch<br />

ein und dasselbe. Das Tuch ist die Grundlage. Man muss die Einheit<br />

des Ursprungs erkennen. Wenn ihr den Ursprung erkennt, verschwinden<br />

alle Unterschiede im Nu. Leider messt ihr heutzutage den Namen<br />

und Formen Bedeutung bei und vergesst die Grundlage und den Ursprung<br />

aller Namen und Formen. Als Folge davon erfahrt ihr unzählige<br />

Schwierigkeiten und Leiden.<br />

In seinem berühmten Lied “Bhaja Govinda” erklärte Adi Shankaracarya<br />

das Prinzip der Nicht-Dualität wunderschön auf folgende Weise:<br />

172<br />

“O törichter Mensch, singe den Namen Govinda!<br />

Wenn dein Ende herannaht,<br />

werden die Grammatikregeln dich nicht retten kommen.”<br />

Wenn das Ende herannaht, kann euch nichts anderes retten als der<br />

göttliche Name. Rezitiert oder singt deshalb den göttlichen Namen. Auf<br />

diese Weise ermahnte, erweckte und lehrte Adi Shankaracarya die<br />

Welt.<br />

Adi Shankaracarya verfasste den folgenden Vers, in dem er die Sorgen<br />

und Schwierigkeiten, denen der Mensch während seiner Lebensreise<br />

in dieser äusseren Welt begegnet, weiter erklärt und die Notwendigkeit<br />

betont, in der göttlichen Gnade Zuflucht zu suchen:<br />

“O Herr! Immer wieder bin ich in diesem Kreislauf<br />

von Geburt und Tod gefangen<br />

und erfahre die Qual, im Mutterleib zu liegen.<br />

Es ist sehr schwierig,<br />

dieses Meer des weltlichen Lebens zu überqueren.<br />

Bitte führe mich über dieses Meer und gewähre mir Befreiung.”<br />

Man muss in diesem Zusammenhang analysieren, was es ist, das immer<br />

wieder geboren wird und stirbt. Der Körper erfährt diesen Zyklus<br />

von Geburt und Tod, aber das Göttliche Selbst (Atman) ist ewig. So-


lange der Atman den Körper bewohnt, wird Bewusstsein im Körper<br />

sein. Sobald Atman den Körper verlässt, wird dieser leblos. Dieses Phänomen<br />

wird Tod genannt. Unfähig, diese Wahrheit zu erkennen, setzt<br />

der Mensch sich Leid aus. Geburt und Tod betreffen nur die äussere<br />

Gestalt, nicht aber Atman.<br />

In diesem Zusammenhang gibt es eine kleine Geschichte: Einst gab<br />

es einen Philosophensohn, der die Veden lernte. Als er das Studium<br />

der Veden schliesslich beendet hatte, vollendete seine Mutter ihr 40.<br />

Lebensjahr. In diesem Lebensjahr verliess sie ihren sterblichen Körper.<br />

Der Sohn versank tief im Schmerz. Da rief ihn sein spiritueller Lehrer<br />

herbei und versuchte ihn zu trösten, indem er erklärte: „Wen hältst du<br />

für deine Mutter? Den Körper? Nein, er ist nicht deine Mutter. Du klagst<br />

über einen toten Körper, den deine Mutter verlassen hat. Tatsächlich<br />

befindet sich der tote Körper unmittelbar vor dir. Warum solltest du also<br />

weinen? Die Kraft des Bewusstseins hat den Körper verlassen. Das bedeutet,<br />

dass nicht die Formen und die Bindungen an diese Formen deinen<br />

Vater und deine Mutter repräsentieren, sondern die Kraft des Bewusstseins.<br />

Es ist zweifelsohne wahr, dass für gewisse Zeit eine<br />

Beziehung mit der physischen Gestalt existiert. Aber danach hört der<br />

Körper zu existieren auf. Wenn du die Wahrheit verwirklichst, wirst du<br />

die Nutzlosigkeit der Beziehung zu dem physischen Körper verstehen.“<br />

Die Objekte mögen verschieden sein, aber der Ursprung und die erhaltende<br />

Kraft der Objekte ist eine allein. Derselbe Ursprung nimmt verschiedene<br />

Namen und Formen an. Man sollte keine Abhängigkeit von<br />

den Namen und Formen entwickeln, die dem Wandel unterliegen. Diese<br />

einfache auf dem ursprünglichen Prinzip beruhende Wahrheit, ist<br />

von verschiedenen Leuten auf verschiedene Weise als hochtrabende<br />

Philosophie erklärt worden. Das hat in gewissem Ausmass Raum für<br />

einige falsche Vorstellungen gegeben. In Wirklichkeit ist das zugrunde<br />

liegende Prinzip hinter der nichtdualistischen Philosophie Adi Shankaracaryas<br />

und der Philosophie der Qualifizierten Nicht-Dualität von Ramanujacarya<br />

ein und dasselbe.<br />

Verkörperungen der Liebe! Studenten! Wir nehmen heutzutage eine so<br />

grosse erhabene Philosophie auf die leichte Schulter. Adi Shankaracaryas<br />

Philosophie ist tiefgründig und erklärt die grosse Wahrheit in einfacher<br />

und schöner Dichtkunst. Jede Menge Erläuterung wird nicht genügen,<br />

um die grundlegende Philosophie in vollem Umfang deutlich zu<br />

machen. Adi Shankaracarya hat zudem einen umfangreichen Kom-<br />

173


mentar zur Bhagavadgita verfasst. Adi Shankaracarya erklärte in diesem<br />

Kommentar, dass sich in der Dualität Nicht-Dualität und in der<br />

Nicht-Dualität Dualität befände. Darüber hinaus enthält Qualifizierte<br />

Nicht-Dualität sowohl nichtdualistische wie auch dualistische Konzepte.<br />

Deshalb führen alle drei philosophischen Schulen zum selben Ziel<br />

und ihre zugrunde liegende Bedeutung lautet: Brahman allein ist die<br />

Wahrheit und die Welt ist eine Täuschung.<br />

Die ganze Welt erscheint, als enthalte sie unzählige Namen und Formen.<br />

Seid nicht im Netz dieser Namen und Formen gefangen. Nur wenn<br />

ihr die Namen und Formen beiseite lasst und die zugrunde liegende<br />

Quelle identifiziert, ist es möglich, die Wahrheit zu erkennen. Und diese<br />

Wahrheit lautet:<br />

Tat tvam asi – DAS bist Du. Das ist beständige integrierte Bewusstheit.<br />

Diese Bewusstheit lautet: Dieses Selbst ist Brahman.<br />

Wenn ihr den grossen Lehrsatz tat tvam asi analysiert, wird euch das<br />

zu der Bewusstheit führen: Ich bin DAS, und DAS bin Ich. Wenn es euch<br />

gelingt, diese Wahrheit zu verwirklichen, entdeckt ihr, dass das Ich-<br />

Prinzip allem in diesem Universum als das einheitliche Prinzip zugrunde<br />

liegt. Dieses Ich-Prinzip, das universal ist, müsst ihr erkennen. Sich<br />

in Argumenten und Gegenargumenten über dieses Thema zu ergehen,<br />

ist vergeblich und Zeitverschwendung. Der einzige Aspekt, den ihr zu<br />

verwirklichen habt, ist: „Ich bin Brahman“. Wenn euch jemand fragt, wer<br />

ihr seid, wäre die richtige Antwort: „Ich bin Ich“. „Ich bin das Wort, ich<br />

bin die Form und ich bin der Name“. Dieses Ich repräsentiert und erklärt<br />

alles. Wenn euch jemand fragt, wer ihr seid, antwortet nicht, indem ihr<br />

euren Namen nennt. Der Name ist dem Körper gegeben. Ihr seid nicht<br />

der Körper. Erwidert deshalb: „Ich bin Ich“. Jeder sollte danach streben,<br />

diesen Zustand der Einheit zu erreichen.<br />

Die vedantischen Konzepte führen zu endlosen Argumenten und Gegenargumenten.<br />

Nehmt nicht an ihnen teil. Seid ständig in dem Bewusstsein:<br />

Ich bin Ich. Dieses Ich-Prinzip ist jenseits von Namen und<br />

Formen. Es repräsentiert das göttliche Prinzip, was das Eine ohne eine<br />

zweite Wesenheit ist.<br />

Wenn jemand euch fragt, wer ihr seid, antwortet: „Ich bin Ich.“ Wenn<br />

ihr dementsprechend jemanden fragt, wer er ist, würde seine Antwort<br />

lauten: „Ich bin Ich.“ So sind alle „Ich bin Ich.“ Nur wenn ihr glaubt: Ich<br />

bin nicht Ich, werden etliche Fragen aufkommen.<br />

174


Liebe Studenten! Ihr müsst letztlich einen festen Entschluss fassen:<br />

„Ich bin Ich“. Ihr solltet euch nicht mit dem Körper identifizieren und sagen<br />

„Ich bin ein Kind“, „Ich bin ein junger Mensch“, „Ich bin ein alter<br />

Mensch“ usw. Diese Unterschiede beziehen sich auf den Altersfaktor.<br />

Was ist das nächste Stadium nach dem Alter? Niemand weiss es. Aber<br />

das Ich-Prinzip existiert im Kind, im Jugendlichen und im Alter. Dies ist<br />

das grundlegende und unveränderliche Prinzip. Wenn euch jemand<br />

fragt, wer ihr seid, antwortet deshalb: „Ich bin Ich.“ Falls er unfähig ist,<br />

dieses Prinzip zu verstehen, kümmert euch nicht darum; haltet an eurem<br />

Prinzip fest. Nur wenn ihr diese feste Überzeugung entwickelt, werdet<br />

ihr fähig sein, jegliches im Leben zu erreichen. Die philosophischen<br />

Konzepte können auf so viele Weisen erklärt werden. Sie beinhalten<br />

verschiedene Bedeutungen.<br />

Am 20. Oktober 1940 gab ich das erste Mal eine Erklärung, die meine<br />

wahre Identität folgendermassen enthüllte:<br />

“Wisst, dass ich in Wirklichkeit Sai bin.<br />

Schüttelt eure weltlichen Beziehungen ab.<br />

Gebt eure Bemühungen, mich zurückzuhalten, auf.<br />

Die weltlichen Bande können mich nicht länger binden.<br />

Niemand, wie gross er auch sein mag, kann mich aufhalten.”<br />

Da ich diese Erklärung am 20. Oktober gab, feiern die Leute diesen Tag<br />

in grossem Stil. Wir sollten den Daten nicht zu viel Bedeutung <strong>beim</strong>essen<br />

in dem Versuch, sie als Geburtstag, Tag der Verkündung der Avatarschaft<br />

usw. zu feiern.<br />

Einst lud Rukmini, die Gemahlin Gott Krishnas, ihn mit folgenden Worten<br />

in ihren Palast ein: „Swami, heute ist mein Geburtstag! Bitte komm<br />

zum Abendessen.“ Sathyabhama, eine andere Gemahlin Krishnas,<br />

war bei der Gelegenheit anwesend und wurde zornig. Sie argumentierte:<br />

„Heute mag dein Geburtstag sein, aber es ist ebenso der Tag,<br />

an dem ich das Haus meiner Schwiegereltern betrat. An diesem Tag<br />

legte Krishna die Hochzeitskette um meinen Hals. Deshalb sollte er an<br />

diesem Tag nur mein Haus aufsuchen.“ So wurde dieser Tag zu einem<br />

Zankapfel zwischen den zwei Gemahlinnen. Gott Krishna war jedoch<br />

bereit, beide Häuser zu besuchen. Er machte keinen Unterschied zwischen<br />

den beiden. So muss man das Prinzip der Einheit in der Göttlichkeit<br />

erkennen.<br />

175


21. Oktober<br />

Dasarafest<br />

Manche Menschen halten sich die ganze Shivaratrinacht wach,<br />

indem sie Karten spielen. Kann man das Nachtwache nennen?<br />

Wenn man nicht isst, weil man sich mit seiner Frau gezankt hat,<br />

kann man das Fasten nennen?<br />

Der Fischer beobachtet ständig aufmerksam,<br />

um den Fisch im Netz zu fangen.<br />

Kann man das Meditation nennen?<br />

Verkörperungen der Liebe! Etliche Leute spielen die ganze Nacht hindurch<br />

Karten, um sich in der heiligen Shivaratrinacht wach zu halten.<br />

Ich fragte einmal einen Offizier: „Wie hast du letzte Nacht deine Zeit<br />

verbracht?“ Er stand sofort auf und antwortete: „Swami! Ich habe die<br />

Zeit sehr fröhlich zugebracht.“ Ich fragte weiter, was für eine Art Glück<br />

er erfahren hat. Er erwiderte: „Gestern war Shivaratri. Ich spielte die<br />

ganze Nacht lang Karten und habe es sehr genossen. Ich habe die ganze<br />

Nacht kein Auge zugetan.“ Ich fragte daraufhin: „Wie kann das heilige<br />

Shivaratrifest fruchtbar für dich sein, wenn du die ganze Nacht Karten<br />

spielst?“ Der Offizier gab eine wundervolle Antwort: „Weil ich die<br />

ganze Nacht Karten spielte und deshalb frei von allen Sorgen war,<br />

glaubte ich, ich hätte letzte Nacht meine Zeit glücklich verbracht.“ Ihr<br />

habt vielleicht beobachtet, wie die Fischer ihre Netze im Teich auswerfen<br />

und voller Konzentration warten und hoffen, dass ein paar Fische<br />

ins Netz geraten. Kann man ihr intensives Starren Meditation nennen?<br />

Kann es zur Befreiung führen? Das heutige Verständnis des Menschen<br />

von Konzentration und Meditation ist dem konzentrierten Bemühen des<br />

Fischers, Fisch zu fangen, vergleichbar.<br />

Ein anderes Beispiel: Jemand war schwer betrunken und hatte sein<br />

Körperbewusstsein verloren. Kann man das völlige Versenkung in die<br />

Göttlichkeit nennen? Ein weiteres Beispiel: Jemand zankte mit seiner<br />

Ehefrau und ass deshalb nichts. Kann man behaupten, er hätte rituell<br />

gefastet? Manche Menschen nehmen zu solchen Arten von Konzentration<br />

und Einswerdung Zuflucht und leben im Paradies eines Dummkopfs.<br />

Man kann sich lebhaft ausmalen, in welchem Ausmass der<br />

Mensch sich herabgewürdigt hat, indem er schlechte Wege einschlägt<br />

und alles verdreht!<br />

177


Habt ihr jemals die Natur des menschlichen Körpers analysiert? Er besteht<br />

aus Schweiss, Urin, Exkrementen, schlechtem Geruch, Fleisch<br />

und Blut und Knochen. Er unterliegt dem Verfall und letztlich dem Tod.<br />

In jeder Sekunde werden im Körper nur schlechte Materie und schlechter<br />

Geruch erzeugt. Wie kann man auf so einen verrottenden Körper<br />

stolz sein? Man muss das wahre Wesen dieses vergänglichen Körpers<br />

erkennen und ihn auf bestmögliche Weise nutzen. Wisst ihr, wozu Gott<br />

dem Menschen diesen Körper gegeben hat? Um schlechte Handlungen<br />

durchzuführen und das kostbare Leben zu verschwenden? Nein,<br />

nein. Der Körper ist dem Menschen gegeben, damit er danach strebt,<br />

die Göttlichkeit zu erreichen, nicht, um ihn zu missbrauchen. Ihr solltet<br />

selber erkennen, für welche heiligen Zwecke er genutzt werden soll.<br />

Vom Moment des Aufstehens an bis er nachts zu Bett geht, verbringt<br />

der Mensch seine Zeit mit weltlichen Dingen. Er hat nicht einmal, ehe<br />

er zu Bett geht Zeit, an Gott zu denken.<br />

Der menschliche Körper ist ein von Gott gegebenes heiliges Instrument<br />

und muss geheiligt werden, indem man wenigstens ein- oder zweimal<br />

am Tag an Gott denkt. Was für Aktivitäten soll der Mensch durchführen,<br />

damit er Glück und Freude erleben kann? Die angemessenste Antwort<br />

auf diese Frage würde lauten, seine Sinne sollten mit der ständigen Besinnung<br />

auf Gott beschäftigt sein. Die Augen müssen immer gute Dinge<br />

sehen und die Ohren immer gute Dinge hören. Die Zunge soll immer<br />

liebevolle edle Worte sprechen und den göttlichen Namen rezitieren.<br />

So muss jedes Glied des Körpers auf rechte Weise genutzt und geheiligt<br />

werden.<br />

Liebe Studenten! Normalerweise spreche ich nicht gern über mein Körper-Selbst.<br />

Aber ich enthülle euch bestimmte Aspekte meiner täglichen<br />

Routine in der Hoffnung, dass sie euch als Richtlinien dienen. Ich wache<br />

nachts viermal auf. Für gewöhnlich stehe ich um Mitternacht um 24 Uhr<br />

vom Bett auf, bürste meine Zähne und reinige auch Zunge und Mund<br />

gründlich. Denselben Vorgang wiederhole ich um 1.30, 3 und 4.30 Uhr<br />

morgens. Die Jungen, die in meinem Zimmer schlafen, um sich nachts<br />

um meine Bedürfnisse zu kümmern, finden es vielleicht manchmal unbequem,<br />

weil ihr Schlaf gestört wird. Ich halte mich jedoch streng an<br />

diese Routine, damit meine Zunge, mein Mund und meine Zähne immer<br />

sauber sind. Ich fühle mich nur dann glücklich, wenn meine Zunge und<br />

mein Mund sauber sind. Eine saubere Zunge trägt dazu bei, die Reinheit<br />

von Körper und Geist zu erhalten. Ihr habt wahrscheinlich gesehen,<br />

wie ich täglich zu vielen Menschen spreche. Ich werde mit jenen, die<br />

ihre Zunge sauber halten und deren Mund keinen schlechten Geruch<br />

178


ausströmt, sogar zwanzig statt nur zehn Minuten lang sprechen. Mit<br />

Menschen, die schlecht riechen, spreche ich jedoch nicht einmal zwei<br />

Minuten. Während wir schlafen werden Bakterien erzeugt, die sich auf<br />

unserer Zunge, unseren Zähnen und auf allen Seiten des Mundes festsetzen.<br />

Sie müssen beseitigt werden, indem man die Zähne richtig<br />

putzt und Zunge und Mund gründlich reinigt. Nur dann können wir gesund<br />

und munter sein. Ausser der körperlichen Reinigung muss unsere<br />

Zunge auch heilige, reine Worte sprechen. Ich folge diesem Prinzip und<br />

verwende meine Zunge auf rechte Weise, indem ich heilige Aktivitäten<br />

durchführe. Ich verlasse mein Zimmer erst, nachdem ich meinen Körper<br />

angemessen gereinigt habe. Wenn ich aus meinem Zimmer komme,<br />

bringt ein Junge, der sich um die Küche kümmert, das Ragiporridge.<br />

Ich esse davon und fühle mich sehr glücklich und energiegeladen.<br />

Ausser diesem Ragiporridge nehme ich früh morgens nichts anderes<br />

zu mir. Nachdem ich das Porridge gegessen habe, reinige ich<br />

wieder meinen Mund. Dann trinke ich etwas frisches Wasser und komme<br />

herunter. Etliche Leute wundern sich vielleicht, was ich frühstücke.<br />

Nichts; mir schmecken Snacks überhaupt nicht. Ein Glas kühles Wasser<br />

ist alles, was ich gerne zu mir nehme. Danach verbringe ich freudig<br />

etwas Zeit mit den Devotees, gebe Darshan und spreche mit manchen.<br />

Ausgewählten Leuten gebe ich auch Interviews. Mein Körper und Geist<br />

sind immer rein. Meine Worte sind rein, meine Gedanken sind rein und<br />

meine Handlungen sind rein und heilig.<br />

Es gibt einen wichtigen Aspekt, den die Leute, die zum Interview gerufen<br />

werden, beachten sollten. Wenn ich mit so einem reinen heiligen<br />

Körper den Interviewraum betrete, stelle ich fest, dass einige Leute in<br />

der Gruppe die Angewohnheit haben zu rauchen. Seid bitte gewarnt,<br />

dass ich den Leuten das Rauchen nicht gestatte. Ich missbillige Rauchen<br />

strengstens. Ich picke solche Leute sofort heraus und fordere sie<br />

auf, hinauszugehen. Die Ehefrau eines Rauchers fleht mich vielleicht<br />

an: „Swami! Er ist mein Ehemann; wenn du ihn rausschickst, was kann<br />

ich dann mit dir besprechen?“ Ich erwidere fest entschlossen: „Ob dein<br />

Ehemann oder dein Sohn, egal, um wen es sich handelt, man sollte<br />

mein Zimmer nicht mit schlechter Ausdünstung und Zigarettengeruch<br />

betreten. Sage ihm, er solle hinausgehen, seinen Mund reinigen und<br />

zurückkommen. Dann werde ich mit ihm sprechen.“ Solche Leute gehen<br />

sofort hinaus, reinigen sich und kehren nach 10 Minuten zurück.<br />

Dann spreche ich liebevoll zu ihnen. Etliche Leute versuchen, ihren<br />

schlechten Körpergeruch zu überdecken, indem sie Parfüm benutzen.<br />

179


Es gibt in den Puranas eine kleine Geschichte, die in diesem Kontext<br />

wichtig ist.<br />

Die Göttin Parvati führte, in der Hoffnung, Gott Shiva zu heiraten, grosse<br />

Askese durch. Sie versuchte alle Arten von Methoden, um Shiva zu<br />

verlocken, sie zog sich zum Beispiel schön an, trug Parfüm auf usw.<br />

Aber Shiva fügte sich ihren Wünschen nicht. Dann suchte sie Manmathas,<br />

den Liebesgott, zu Hilfe, um Shiva für sich zu gewinnen. Sogar<br />

dann war Shiva nicht zu bewegen, sondern tadelte Manmatha, weil er<br />

versuchte, Parvati zu helfen. Parvati erkannte sogleich ihren Fehler und<br />

gewann ihre Fassung zurück. Sie meditierte über Shivas göttliche<br />

Form, die ewig, makellos, erleuchtet, frei und die Verkörperung der<br />

Reinheit ist. Sie erlangte wieder ihr normales, natürliches und reines<br />

Selbst. Da wandte Shiva sich ihr zu und akzeptierte sie. Mit Zustimmung<br />

ihrer Eltern wurden sie zu einem segensreichen Zeitpunkt verheiratet.<br />

Ein Mensch sollte immer natürlich und rein sein. Er sollte keine künstliche,<br />

auffällige Kleidung tragen und keine Parfüms und Schminke auftragen.<br />

Bis zu einem gewissen Grad mag das notwendig sein, aber was<br />

bringt es, Parfüms zu benutzen, wenn der Körper schlecht riecht? Mein<br />

Körper strahlt immer natürliches Licht und göttlichen Duft aus, weil ich<br />

nie schlechte Gedanken habe. Ich folge dem Prinzip: „Ein gesunder<br />

Geist in einem gesunden Körper.“ Um anderen solche guten Gewohnheiten<br />

beizubringen, bewahre ich meinen Körper und Geist immer in<br />

reiner makelloser Verfassung. Manchmal wecke ich die in meinem Zimmer<br />

schlafenden Jungen mitternachts um 24 Uhr und dann wieder um<br />

1 Uhr auf. Das mag für die Jungen vielleicht etwas unbequem sein. Sie<br />

empfinden in diesem Moment vielleicht ein wenig Unbequemlichkeit,<br />

aber bald vergessen sie diese und kümmern sich um Swamis Bedürfnisse.<br />

So muss der Körper immer sauber und fit gehalten werden, denn<br />

er ist ein von Gott gegebenes heiliges Instrument. Da ich der Reinheit<br />

des Körpers höchste Bedeutung <strong>beim</strong>esse, werden auch andere meinem<br />

Beispiel folgen wollen. Wenn die Menschen meinen guten Gewohnheiten<br />

folgen und mit mir zusammen sind, werden sie die Achtung<br />

der Gesellschaft erlangen.<br />

Markandeya war ein grosser Devotee Gott Shivas, hatte aber nur eine<br />

kurze Lebensspanne von sechzehn Jahren. Wie jeder andere Junge<br />

seines Alters verbrachte er viel Zeit mit Spielen. Er war in der Gesellschaft<br />

anderer Jungen sehr glücklich und sich seines bevorstehenden<br />

Todes nicht bewusst. Als seine Eltern realisierten, dass er bald sech-<br />

180


zehn Jahre vollenden würde, waren sie sehr traurig darüber, dass sein<br />

Ende bevorstand. In Leid versunken, vergossen sie Tränen. Markandeya<br />

fragte seine Eltern: „Warum weint ihr?“ Sie erkannten, dass es<br />

sinnlos sei, die Information länger vor ihrem Sohn zu verbergen und<br />

erwiderten: „Sohn, unsere Beziehung zu deinem sterblichen Körper endet<br />

heute. Gott Shiva hat dir eine kurze Lebensspanne von sechzehn<br />

Jahren gewährt, die morgen enden wird.“ Markandeya empfand grosse<br />

Enttäuschung, denn er hatte bis dahin seine ganze Zeit in Gesellschaft<br />

anderer Jungen im Spiel verbracht. Ihm wurde bewusst, dass ihm noch<br />

ein paar Minuten blieben; er nahm ein Bad, ging zu Shivas Tempel und<br />

begann dort, mit reiner Zunge, Shivas göttlichen Namen zu rezitieren.<br />

Mittlerweile kam die Zeit des Sonnenaufgangs. Shiva und Parvati diskutierten<br />

über Markandeyas bevorstehenden Tod. Parvati fragte Shiva:<br />

„Swami! Markandeyas Leben nähert sich schnell seinem Ende. Warum<br />

zögerst du die Rettung seines Lebens hinaus? Seine Eltern sind in grossen<br />

Schmerz versunken.“ Daraufhin schlug Shiva vor, Parvati solle den<br />

Schauplatz betreten und ihre Rolle bei der Verlängerung von Markandeyas<br />

Leben spielen. Parvati hob den Jungen hoch und setzte ihn auf<br />

ihren Schoss. Markandeya hatte das gute Los, auf dem Schoss der<br />

Göttlichen Mutter zu sitzen, was ihm das Recht gab, Shivas Gnade zu<br />

gewinnen. Shiva kam dorthin und gab Markandeya den Segen, unsterblich<br />

zu sein. So erlangte er die Gnade der Göttlichen Mutter und<br />

des Göttlichen Vaters. Mittlerweile trafen Markandeyas Eltern ein, um<br />

zu sehen, was mit ihrem Sohn geschehen sei. Als sie ihren Sohn gesund<br />

und munter vorfanden, war ihre Freude grenzenlos. Sie drückten<br />

ihre Freude folgendermassen aus: „Sohn, es ist nur deiner Hingabe und<br />

vollkommenen Ergebung an Gott Shiva zu verdanken, dass du den Tod<br />

überwunden und die göttliche Gnade, unsterblich zu werden, erlangt<br />

hast. Du hast dich selbst geschützt, wir konnten nichts für dich tun.“ Gott<br />

braucht vom Devotee nichts anderes als Hingabe und völlige Ergebung.<br />

Er erwartet von einem Devotee einen heiligen Körper, heilige<br />

Worte, heilige Sichtweise und selbstloses Handeln. Wenn ein Devotee<br />

diese Dinge darbringt, gibt Gott selbst sich diesem Devotee hin. Körper,<br />

Geist und Handlungen sollten immer rein sein, damit Gott zu einem hingezogen<br />

wird. Gottes Gnade ist nicht durch die verschiedenen Formen<br />

der Verehrung oder andere Rituale zu erlangen. Sogar eine Mutter erwartet,<br />

dass das Kind ein reines Herz kultiviert. Ich zitiere oft folgendes<br />

Gedicht, um den Menschen zu erinnern, wie nutzlos es ist, sich nur darum<br />

zu bemühen, den eigenen Bauch zu füllen:<br />

181


Oh Mensch! Du mühst dich sehr ab, nur um deinen Bauch zu füllen<br />

und erlangst in verschiedenen Bereichen viele Arten des Wissens.<br />

Überprüfe und frage dich selbst, welch grosses Glück du erlangt hast,<br />

indem du all deine Zeit von morgens bis abends damit verbringst,<br />

weltliches Wissen und Geld zu erwerben und Gott dabei vergisst.<br />

Ich heilige ständig meine Zeit durch Aktivitäten, die segensreich für die<br />

Gesellschaft sind. Von Kindheit an pflegte ich spartanische Gewohnheiten<br />

und folgte einer strengen Zucht. Ich habe das schon bei früherer<br />

Gelegenheit in einem Gedicht erklärt:<br />

“Stehe früh morgens auf, wenn der Hahn kräht,<br />

nimm nach deinen morgendlichen Waschungen ein Bad,<br />

trage angemessene Kleidung, gehe zur Schule und lerne fleissig.<br />

Erwirb dir einen guten Ruf.<br />

Gehe nicht nach draussen, wenn es regnet und<br />

gehe niemals nahe zu den Gräben.<br />

Nimm an Spielen teil, renne und spiele.<br />

Wenn ihr euch an diese Regeln haltet,<br />

werdet ihr gesund und wohlhabend sein.”<br />

In jenen Tagen nahmen die Leute keine Snacks zu sich. Am Vorabend<br />

wurde der gekochte Reis in Buttermilch eingeweicht und am nächsten<br />

Morgen mit etwas Salz zum Frühstück gegessen.<br />

Viele Jungen halten auf ihrem Studiertisch keine Ordnung, und die Bücher<br />

liegen überall verstreut, so dass sie abgegriffen und schmutzig<br />

werden. Aber ich pflegte meine Bücher immer sauber und ordentlich<br />

zu halten. Alles, was ich heute erzähle, beruht ausschliesslich auf meinem<br />

persönlichen Erleben.<br />

In jenen Tagen waren nur sehr wenige Jungen in der Lage, neue Bücher<br />

zu kaufen, wenn sie in eine höhere Klasse aufstiegen. Die Schulbücher<br />

wurden alle vier oder fünf Jahre gewechselt. Ich hielt meine Bücher immer<br />

in ordentlichem Zustand. Deshalb pflegten die Jungen der unteren<br />

Klassen am Ende des Schuljahrs meine Bücher zu nehmen, wenn sie<br />

in die höhere Klasse wechselten. In einem Jahr kam ein armer Junge<br />

zu mir und bat um die Bücher. Ich riet ihm, ein Bad im Citravatifluss zu<br />

nehmen und dann zurückzukommen. Er handelte dementsprechend.<br />

Dann zeigte ich ihm meine Bücher. Damals hatten sogar die niedrigeren<br />

Klassen einen umfangreichen Lehrplan mit Geschichte, Erdkunde,<br />

Sozialkunde etc. Als er meine Bücher sah, gab er den Kommentar: „Raju!<br />

Du scheinst die Bücher nicht einmal angerührt zu haben. Sie er-<br />

182


scheinen brandneu.“ Meine Bücher kosteten insgesamt zwölf Rupien,<br />

aber der arme Junge konnte nicht einmal das zahlen. Da sagte ich zu<br />

ihm: „Mein Lieber, ich bin von unserem Lehrer für das Pfadfindercamp<br />

ausgewählt worden und muss einen khakifarbenen Anzug und Schuhe<br />

kaufen, und es kommen noch andere Ausgaben hinzu. Ich habe nicht<br />

das Geld für diese Auslagen, noch will ich meine Eltern fragen. Im Moment<br />

brauche ich fünf Rupien. Zahle mir deshalb fünf Rupien und nimm<br />

die Bücher mit.“ Der Junge freute sich sehr und zahlte den Betrag sofort.<br />

In jenen Tagen waren Banknoten sehr selten. Deshalb brachte er den<br />

gesamten Betrag in kleinen Münzen, die in ein Stück Stoff gewickelt<br />

waren. Das Tuch war alt und gab unter dem Gewicht der Münzen nach,<br />

so dass die Münzen mit grossem Lärm überall im Zimmer hinfielen. Als<br />

sie den Lärm hörte, kam meine Schwägerin und fragte: „Woher hast<br />

du das ganze Geld? Hast du es aus meiner Truhe gestohlen?“ Und sie<br />

ohrfeigte mich. Der arme Junge stand neben mir und erklärte ihr: „Mutter!<br />

Ich gab Raju diese Münzen als Bezahlung für die Bücher, die ich<br />

von ihm kaufte.“ Sie schenkte seinen Worten keinen Glauben und nahm<br />

das gesamte Geld weg. Am nächsten Tag gingen alle meine Klassenkameraden<br />

nach Cuddapah, um an dem Pfadfindercamp teilzunehmen.<br />

Als das alles geschah, ging ich in Kamalapuram zur Schule. Ich<br />

sagte meinem Lehrer, ich würde mich am nächsten Morgen aufmachen<br />

und mich dort der Gruppe anschliessen. Früh morgens machte ich mich<br />

zu Fuss auf den Weg. Ich legte eine lange Strecke zurück, und ehe ich<br />

mich meinen Kameraden anschliessen konnte, waren sie schon losgegangen,<br />

um zu frühstücken. Was mich betraf, hatte ich nicht einmal<br />

einen Paisa in der Tasche. Was sollte ich frühstücken? Ich dachte, ich<br />

würde irgendwie klarkommen, ohne etwas zu essen. Ich mied meine<br />

Klassenkameraden absichtlich, damit sie mich nicht fragten, ob ich gefrühstückt<br />

habe. Sie suchten nach mir. In der Nähe war eine gemauerte<br />

Zisterne, in der Wasser aufbewahrt wurde, um die Kühe und Büffel sauberzumachen.<br />

Ich war den ganzen Weg zu Fuss gegangen und fühlte<br />

mich deshalb sehr müde, hungrig und durstig. Aber es war nicht zu ändern.<br />

Ich wusch mein Gesicht mit dem schmutzigen Wasser und trank<br />

etwas davon. Dann bemerkte ich, dass jemand eine Packung Bidis (Zigaretten<br />

aus einem gerollten Tabakblatt) und eine Ein-Anna-Münze an<br />

der Zisterne zurückgelassen hatte. Natürlich waren die Bidis mir nicht<br />

von Nutzen, weshalb ich sie wegwarf. Ich nahm die Ein-Anna-Münze<br />

und wechselte sie in vier kleine Münzen (kanis) um. Damals ergaben<br />

vier Kanis einen Anna. Als ich zurückging, bemerkte ich eine Person,<br />

die am Strassenrand sass und auf einem ausgebreiteten Tuch Karten<br />

spielte und die Vorübergehenden einlud, auf eine bestimmte Karte zu<br />

183


wetten. Wenn wir gewännen, würde er den doppelten Betrag zahlen.<br />

Dies war zweifellos eine Art Glücksspiel, von dem ich jedem abraten<br />

würde. Aber ich war zu dem Zeitpunkt völlig hilflos. Deshalb legte ich<br />

je eine Münze auf verschiedene Karten. Ich gewann die Wette jedes<br />

Mal und erhielt den doppelten Einsatz als Gewinn. So spielte ich weiter,<br />

bis ich sechzehn Annas (eine Rupie) gewonnen hatte. Dann entschied<br />

ich, das Spiel zu beenden und ging mit dem eingenommenen Geld weg.<br />

Weil ich Hunger hatte, kaufte ich für einen Bottu drei Pfannkuchen (Dosa).<br />

Damals kostete ein Dosa ein Drittel eines Bottus. So konnte ich,<br />

wenn ich Dosas ass, mit zwei Bottu pro Tag auskommen. Ich schloss<br />

mich gemeinsam mit meinen Freunden dem Pfadfinderdienst an.<br />

Nachts bewahrte ich das Bündel mit den Münzen unter meinem Kopf<br />

auf und schlief auf dem sandigen Boden. Da ich sehr müde war, versank<br />

ich bald in tiefem Schlaf. Mittlerweile bemerkte jemand das Bündel<br />

unter meinem Kopf und nahm es weg, als ich mich auf die andere Seite<br />

drehte. Als ich am nächsten Tag erwachte, merkte ich, dass jemand<br />

das Bündel mit dem Geld gestohlen hatte. Ich hatte nicht einmal das<br />

Geld, mir einen Dosa zu kaufen. Meine Klassenkameraden bedrückte<br />

meine Not sehr. Tatsächlich weinten sie und flehten mich an, wenigstens<br />

einen Dosa zu essen, den sie mir kaufen würden. Aber ich lehnte<br />

kategorisch ab. Ich behauptete ihnen gegenüber, ich sei nicht hungrig,<br />

denn ich wollte nicht die Hilfe anderer in Anspruch nehmen. Vor allem<br />

wollte ich nicht das Geld anderer anrühren. Deshalb verliess ich den<br />

Ort.<br />

In meiner Kindheit geschah noch ein anderer Vorfall. Einmal war meine<br />

Hand geschwollen und verursachte mir viel Schmerzen. Ich sagte es<br />

niemandem und verband die Hand mit einem feuchten Tuch. Am nächsten<br />

Tag starb Seshama Rajus, meines Bruders Sohn. Er schickte Venkama<br />

Raju, meinem Vater, ein Telegramm. Dieser eilte sofort herbei,<br />

um Seshama Raju zu sehen. Er fuhr in Puttaparthi los, erreichte Bukkapatnam<br />

und fuhr von da nach Kamalapuram. Als er Seshama Rajus<br />

Haus erreichte, war die ganze Familie aufgrund des Todes des Sohnes<br />

von Schmerz erfüllt. Ich musste so tun, als wäre ich traurig, denn ich<br />

war jenseits von Schmerz und Freude. Mein Vater fragte mich, warum<br />

ich einen Verband am Unterarm trüge. Ich versuchte sehr beiläufig zu<br />

antworten, so wie wenn nichts geschehen wäre. Ich sagte, ich hätte einen<br />

leichten Schmerz im Gelenk und hätte den Arm deshalb verbunden.<br />

Im Nachbarhaus lebte eine Frau, die der Vaishyakaste angehörte<br />

und ihren Lebensunterhalt verdiente, indem sie Dosas zubereitete und<br />

verkaufte. Sie versuchte mit meinem Vater zu reden: „Venkama Raju,<br />

184


was ist los? Ich weiss, dir geht es gut genug, um Raju an deinem Ort<br />

ausbilden zu lassen. Warum solltest du ihm so viel Schwierigkeiten bereiten,<br />

indem du ihn an einem so weit entfernten Ort unter der Obhut<br />

seines Bruders leben lässt? Du weisst nicht, wie sehr der Junge hier<br />

leidet. Er muss von weit entfernt Trinkwasser holen, indem er täglich<br />

zwei volle Eimer mithilfe einer Stange auf seinen Schultern trägt.“ Und<br />

so erzählte sie verschiedene Begebenheiten, bei denen ich physische<br />

Belastung und Leid erleben musste. Als Venkama Raju von meiner Not<br />

hörte, war er tief bewegt, rief mich sofort herbei und sagte: „Mein lieber<br />

Sohn, du machst dich sofort auf und kommst mit mir zurück nach Puttaparthi.“<br />

Alle Familienmitglieder liebten mich. Deshalb klagte er: „Ich<br />

habe dich bis heute niemals geschlagen. Du erlebst hier so viel Leid.“<br />

Ich versuchte ihn mit den Worten zu trösten: „Nein, nein, was diese Leute<br />

erzählen, ist nicht wahr. Niemand hier bereitet mir irgendwelche Mühe!<br />

Wenn ich jetzt mit dir gehe, wird niemand da sein, um hier bei den<br />

Haushaltspflichten zu helfen. Es ist nicht richtig, wenn du mich jetzt von<br />

diesem Ort fortbringst. Gehe du und ich werde dir später zur rechten<br />

Zeit folgen.“ So enthüllte ich nie den Umstand, dass der Schmerz in<br />

meinem Arm von Verletzungen stammte, die mir in Seshama Rajus<br />

Haus zugefügt wurden. Es war nie meine Gewohnheit, mich über Ältere<br />

zu beschweren. Ich versuchte immer, die Würde und Ehre der Familie<br />

zu schützen.<br />

Damals strengte ich mich aufgrund von fehlenden Mitteln für meine<br />

Ausbildung sehr an. Oft musste ich mit leeren Taschen zurechtkommen.<br />

Im selben Dorf gab es einen Geschäftsmann namens Kotte Subbanna.<br />

Er führte einen Gemischtwarenladen, in dem auch ein paar<br />

ayurvedische Arzneien verkauft wurden. Einst wurde eine neue ayurvedische<br />

Medizin namens Bala Bhaskara in seinem Laden zum Verkauf<br />

angeboten. Es war eine neue und sehr wirkungsvolle Medizin.<br />

Wenn sie bekannt wurde, konnte sie ihm guten Profit einbringen. Er bat<br />

mich deshalb, die Verantwortung für das Verbreiten dieser neuen Medizin<br />

auf meine Schultern zu nehmen. Ich stimmte seiner Bitte zu, bat<br />

aber um mehr Information über die Medizin. Dann verfasste ich ein Lied<br />

über die Wirksamkeit der Medizin und trommelte ein paar Kinder meines<br />

Alters zusammen, um mit Plakaten in der Hand die Runde durch<br />

die nahe gelegenen Dörfer zu machen und dabei das von mir verfasste<br />

Lied zu singen. Ich führte das Jungenteam an. Das Lied lautete folgendermassen:<br />

185


“Sie ist da! Sie ist da! Ihr Kinder, kommt herbei!<br />

Die Medizin Bala Bhaskara ist eingetroffen!<br />

Ob es sich um einen verdorbenen Magen oder ein geschwollenes Bein,<br />

um Gelenkschmerzen oder Blähungen handelt –<br />

nehmt für jedes Leiden, ob bekannt oder unbekannt,<br />

Bala Bhaskara zur sofortigen Heilung!<br />

Wollt ihr wissen, wo ihr es erhalten könnt?<br />

Im Laden von Kotte Subbanna könnt ihr es kaufen.<br />

Kommt hierher, ihr Jungen, kommt hierher!<br />

Es ist ein ausgezeichnetes Stärkungsmittel,<br />

zubereitet von dem berühmten Arzt Gopalacarya selbst!<br />

Eilt herbei, ihr Jungen, eilt herbei!”<br />

Bis wir unsere Werbetour durch die umliegenden Dörfer beendet hatten,<br />

war der ganze Vorrat Medizin in Subbammas Laden ausverkauft.<br />

Er war sehr glücklich, rief mich herbei und gab seiner Freude Ausdruck:<br />

„Mein lieber Raju! Aufgrund deiner Bemühungen wurde der gesamte<br />

Vorrat Medizin in meinem Laden im Nu verkauft. Ich bin dir dankbar.“<br />

Als mich mein Vater aufforderte, mit ihm nach Puttaparthi zu gehen,<br />

sagte ich ihm, ich könne ihn nicht begleiten, da Seshama Rajus Familie<br />

aufgrund des Verlusts ihres Sohnes litt. „Es ist nicht richtig, wenn ich<br />

sie jetzt verlasse. Bitte geh du nach Puttaparthi. Wie ich sagte, werde<br />

ich dir später folgen.“ Mein Vater vergoss Freudentränen über mein<br />

Pflichtgefühl und meine edlen Empfindungen und sagte: „Lieber Sohn!<br />

Ich habe nie kleine Kinder getroffen, die den Älteren solche edlen Gefühle<br />

erklären. Was für erhabene und grosse Eigenschaften du hast!<br />

Du lehrst mich so grosse Dinge. Wie wohltuend und weise deine Worte<br />

sind! Dein Edelmut selbst wird dich beschützen.“ Mit diesen Worten<br />

machte er sich nach Puttaparthi auf. Sobald er Puttaparthi erreichte,<br />

schickte er mir jedoch täglich Botschaften mit der Aufforderung, dorthin<br />

zu kommen. Er dachte an all die Klagen, die unsere Vaishyanachbarin<br />

ihm über mein schwieriges Leben in Kamalapuram berichtet hatte und<br />

ihm tat meine Not sehr weh. Mittlerweile waren ein paar Tage mehr vergangen<br />

und ich hatte auch meine Prüfungen abzulegen. Deshalb dachte<br />

ich, es sei nicht klug, jetzt nach Puttaparthi zurückzukehren, ohne<br />

die Prüfungen abzulegen. Darüber hinaus musste ich mich bei den Prüfungen<br />

um meine Freunde kümmern.<br />

Wir waren drei Freunde – Ramesh, Suresh und ich. Wir sassen in unserem<br />

Klassenzimmer auf derselben Bank. Ramesh und Suresh sas-<br />

186


sen jeweils an meiner Seite. Sie waren sehr schwerfällig im Lernen. Ich<br />

sagte ihnen: „Ich werde auf eure Antwortbögen die Antworten auf die<br />

Fragen schreiben. Ihr sitzt einfach still in der Prüfungshalle.“<br />

Wir drei gingen in die Prüfungshalle. Unsere Prüfungsnummern waren<br />

ziemlich weit voneinander entfernt und deshalb mussten wir in der Halle<br />

an verschiedenen Plätzen sitzen. Wir hatten überhaupt keine Chance,<br />

miteinander zu kommunizieren. Meine Freunde waren sehr unglücklich<br />

und niedergeschlagen. Ich entwarf einen Plan, um ihnen zu helfen. Zuerst<br />

füllte ich meine Antwortbögen im Nullkommanichts aus. Dann holte<br />

ich zusätzliche Bögen und schrieb sowohl für Ramesh als auch für Suresh<br />

in ihrer eigenen Handschrift die Antworten nieder und legte alle<br />

drei Antwortbögen auf den Tisch des Prüfers. Am dritten Tag wurde das<br />

Prüfungsergebnis bekannt gegeben. Damals wurden die Ergebnisse<br />

bald nach der Prüfung bekannt gegeben, nicht wie heute, wo es Monate<br />

dauert. Wir drei erhielten alle den ersten Rang. Alle Antworten in meinem<br />

Bogen fanden sich auch in denen der anderen zwei Jungen, aber<br />

da unsere Prüfungsnummern unterschiedlich waren und wir weit voneinander<br />

entfernt sassen, konnte niemand uns des Abschreibens beschuldigen.<br />

Ich hatte die Nummer sechs, der andere Junge hundertacht<br />

und der andere war noch weiter entfernt. Unser Lehrer Mahbub Khan<br />

erkannte jedoch, dass ich den anderen Jungen half, gut bei der Prüfung<br />

abzuschneiden. Aber er sagte das niemandem. Als wir das Klassenzimmer<br />

verliessen, folgten uns die Lehrer und gratulierten uns zum ersten<br />

Rang bei den Prüfungen. Sie vergossen Freudentränen. So machte<br />

ich jeden, meine Lehrer und Klassenkameraden eingeschlossen,<br />

glücklich und kehrte nach Puttaparthi zurück. Meine Freunde Ramesh<br />

und Suresh gaben ihrem Wunsch Ausdruck, mit mir nach Puttaparthi<br />

zu kommen. Tatsächlich bestanden sie darauf. Ich riet ihnen, sie könnten<br />

sich mir anschliessen, wenn sie es wünschten, müssten mich aber<br />

in Puttaparthi verlassen und an ihre Orte zurückkehren. Während meines<br />

Schulaufenthalts pflegte ich meine Mitschüler zu beraten, zu leiten<br />

und zu korrigieren. Ich habe in der Schule niemals meine Zeit verschwendet.<br />

Ich bemühte mich immer, sie zu heiligen. Ich pflegte mit<br />

jedem freundlich und sanft zu sprechen.<br />

Als ich Puttaparthi erreichte, konnten die Leute wahrnehmen, dass<br />

mich ein eigenartiges Leiden befallen hatte. Ich pflegte mit mir selbst<br />

zu sprechen. Die Leute um mich herum hielten mich für verrückt. Etliche<br />

Leute machten verschiedene Vorschläge, mich von dieser rätselhaften<br />

Krankheit zu heilen. Schliesslich beschlossen alle Leute einstimmig,<br />

ich sollte zu einem Hexendoktor gebracht werden, um mich<br />

von der vermeintlichen Besetzung durch einen Dämonen zu heilen.<br />

187


Dieser Exorzist liess mein Haar scheren und fügte mir zwei tiefe<br />

Schnitte auf der Kopfhaut in Form eines X zu. Dann goss er Zitronensaft<br />

in die blutenden Schnittwunden. Es bereitete mir grosse Schmerzen<br />

und ein unerträglich brennendes Gefühl. Aber ich liess meinen Gefühlen<br />

keinen Lauf und erlitt still diese ganze Tortur. Tatsächlich lachte<br />

ich über seine törichte Behandlung. Dann beschloss er, mir mehr Leid<br />

zuzufügen. Er brachte Kalikam, eine Art Gift, und tat es mir in die Augen.<br />

So setzte er mich verschiedenen Formen der Folter aus. Venkamma,<br />

meine ältere Schwester, die mich zum Ort des Hexenmeisters<br />

begleitet hatte, konnte nicht ertragen, mich so leiden zu sehen. Deshalb<br />

rannte sie zum Vater und flehte ihn an: „Vater! Setze Sathya nicht<br />

dieser unmenschlichen Behandlung aus. Dieser Mann fügt dem Jungen<br />

grossen Schmerz und Verletzungen zu. Genug der Tortur! Bringe<br />

ihn sofort nach Puttaparthi zurück.“ Ich wurde nach Puttaparthi zurückgebracht.<br />

Von da an erlebte ich gelegentliche „Anfälle“ einer „eigentümlichen<br />

Krankheit.“ An Donnerstagen pflegte ich im Namen von<br />

Shirdi Baba manche Fragen von Leuten zu beantworten. Seit der Hexenmeister<br />

mein Haar abrasierte und zwei tiefe Wunden in meine<br />

Kopfhaut schnitt, bis zum heutigen Tag, hatte ich keinen Haarschnitt.<br />

Manche Leute glauben, ich formte mein Haar künstlich. Nein, niemals.<br />

Mein Haar wächst natürlich. Seit siebzig Jahren habe ich diesen Haarstil.<br />

Am kommenden Geburtstag werde ich neunundsiebzig Jahre alt.<br />

Bis heute litt ich an keiner Krankheit. Meine Zähne und meine Sehkraft<br />

sind intakt. Bis vor ein paar Jahren mussten die, die mich begleiteten,<br />

tatsächlich rennen, um mit mir Schritt zu halten. Ich kann immer noch<br />

sehr schnell gehen, aber die Ärzte stellten die Bedingung, ich solle es<br />

nicht tun. Der Grund dafür liegt darin, dass ich vor einiger Zeit, nachdem<br />

ich hinfiel, operiert wurde. Sie setzten im Anschluss an meinen<br />

Hüftknochen eine Stange aus Stahl ein und nähten darüber zu. Deshalb<br />

wurde mir abgeraten, schnell zu gehen. Nichtsdestotrotz bin ich<br />

fähig gewesen, meine tägliche Routine aufrechtzuerhalten. Ich gebe<br />

keinen Bestandteil meiner täglichen Aktivitäten auf. Ich gebe Besuchern<br />

Interviews, bewege mich durch die Darshanreihen und gebe den<br />

Devotees Darshan. Es besteht absolut kein Hindernis für meine täglichen<br />

Aktivitäten. Ich habe bereits so lange gesprochen. Es gäbe noch<br />

viel mehr zu sprechen, wenn ich es wollte. Ich habe all diese Jahre<br />

meinen Körper in perfekter Verfassung erhalten. Es kann sein, dass<br />

ich dabei einigen Leuten etwas Mühe bereitet habe. Aber es macht ihnen<br />

nichts aus. Sie dienen mir, sogar wenn ich ihnen abrate.<br />

188


Heute ist Durgashtami. Morgen ist Mahanavami und danach Vijayadashami<br />

(jeweils der achte, neunte und zehnte Tag von Dasara, Anm. d.<br />

Übers.). Ich habe viel zu tun. Ich habe mit den Priestern, welche die<br />

Opferzeremonie durchführen, zu sprechen. Darüber hinaus gibt es<br />

noch andere wichtige Dinge, um die ich mich kümmern muss. Nach Abschluss<br />

meiner Arbeit werde ich wieder zu euch sprechen. Sagte ich<br />

euch nicht, dass die Studenten mein Eigentum sind? Ich kümmere mich<br />

so sehr um sie. Wenn sie glücklich sind, bin auch ich glücklich.<br />

Ich gebe euch einen Rat. Gebt niemals die Wiederholung des Gottesnamens<br />

auf. Wiederholt ständig, wo immer ihr seid, Gottes Namen.<br />

189


23. Oktober<br />

Abschluss des Dasarafestes<br />

Der Herr von Kailas hat seine Göttliche Gestalt<br />

vor euren Augen manifestiert.<br />

Die Mondsichel ziert sein Haupt,<br />

das kühle Gangeswasser fliesst zwischen den verfilzten Locken,<br />

in der Mitte der Stirn leuchtet sein Drittes Auge und<br />

der purpurfarbene Nacken funkelt wie eine schimmernde Brombeere.<br />

er trägt Armreifen aus Schlangen und einen Schlangengürtel,<br />

sein gesamter Körper ist mit Vibhuti eingerieben,<br />

seine Stirn ist mit einem roten Kumkumpunkt geziert und<br />

seine rötlichen Lippen leuchten vom Saft der Betel.<br />

An seinen Ohren schwingen goldene Ohrringe,<br />

mit Diamanten bestückt.<br />

Sein gesamter dunkelhäutiger Körper strahlt in göttlichem Glanz.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr habt täglich verschiedenen Rednern zugehört,<br />

die sich mit dem göttlichen Prinzip befassten. Viele Leute stellen<br />

sich Shivas Form so vor, als habe er verfilzte Locken und Schlangen<br />

als Schmuck. Aber das ist nicht Shivas wahre Gestalt. Obwohl Shiva<br />

allgegenwärtig ist, schreiben die Devotees ihm mittels ihrer Vorstellungskraft<br />

eine Form mit verschiedenen Verzierungen zu.<br />

Unter den Indern herrscht eine anlagegemässe Schwäche, die verschiedenen<br />

Formen Gottes, die sie verehren und die Idole, die sie anbeten,<br />

auf die Ebene von Bettlern herab zu bringen. Wahrhaft gesprochen<br />

gibt es keine Bettler, und es kann in diesem heiligen Land Bharat<br />

keine Bettler geben. Jemanden für niedriger als euch selbst zu halten<br />

und sich einzubilden, der andere würde Geld von einem erwarten, ist<br />

ein Zeichen von Schwäche. Aufgrund dieses engstirnigen Empfindens<br />

halten die Menschen aus anderen Ländern Indien für ein armes Land<br />

und glauben, es sei voller Bettler. Diese Vorstellung ist völlig falsch.<br />

Bharat ist nie ein armes Land gewesen. Nur weil die Leute wirtschaftlich<br />

zurückgeblieben sind, kann man sie nicht als Bettler betrachten. Es gibt<br />

in dieser Welt keine Bettler. Wenn jemand finanzielle Hilfe sucht oder<br />

um Nahrung fragt, behandelt man ihn als Bettler. In Wirklichkeit sind<br />

wir dafür verantwortlich, jemanden zum Bettler zu machen. Ihr haltet<br />

191


diese Menschen für minderwertiger als euch selbst und behandelt sie<br />

schlecht. Bharat ist ein Land der Fülle und des Wohlstands. Ihr müsst<br />

erkennen, dass es in diesem Land keine Bettler gibt und euch entsprechend<br />

verhalten. Manche Menschen ziehen sogar Gott auf die Ebene<br />

eines Bettlers herunter. Wenn ihre Wünsche erfüllt werden, preisen sie<br />

Gott. Sie beten: „O Gott, wenn du meine Wünsche erfüllst, werde ich<br />

dir Geld oder Sachen geben.“<br />

Gott ist nicht arm, und deshalb können die von ihm erschaffenen Menschen<br />

ebenfalls nicht arm sein. Es ist der Mensch, der aus seinen Mitmenschen<br />

Bettler macht und sie schlecht behandelt. Solche niedrigen<br />

gemeinen Praktiken sollten aufgegeben werden. Manche Leute glauben,<br />

Gott Vishnu brauche Geld. Sie denken, er würde für Geld ihre Arbeit<br />

verrichten und ihre Wünsche erfüllen. Auf diese Weise ziehen sie<br />

ihn auf die Ebene eines Bettlers herab. Das ist ein schwerer Fehler.<br />

Gott ist kein Bettler. Ihr solltet Gott als euren Vater und eure Mutter betrachten.<br />

Entwickelt Liebe zu Gott und zu euren Mitmenschen. Seht nie<br />

jemanden als Bettler an und behandelt ihn niemals schlecht. Erweist<br />

denen eure Hilfe, die in Not sind. Entwickelt Liebe zu Gott und Furcht<br />

vor Sünde. Betrachtet jemanden nicht als schwach und unterlegen, nur<br />

weil er euch um Hilfe bittet. Demütigt ihn nicht. Wenn ihr zu allen Liebe<br />

und Achtung entwickelt, wird sich eure innewohnende Göttlichkeit vor<br />

euch manifestieren. Behandelt alle wie eure Brüder und Schwestern.<br />

Haltet niemals jemanden für einen Bettler. Zu glauben, ihr seid der Gebende<br />

und jemand anders der Nutzniesser, ist ein grosser Fehler.<br />

Einige Geschäftsleute versuchen, ihre Arbeit erledigt zu bekommen,<br />

indem sie denen an der Macht Bestechung anbieten. Bestechung anzubieten<br />

oder anzunehmen ist ebenfalls eine grosse Sünde. Bestechungsgelder<br />

zu fordern, ist dasselbe wie um Almosen betteln. Wir sollten<br />

solch niedrigen Praktiken keinen Raum geben. Seit alten Zeiten hat<br />

Bharat moralische und ethische Werte bewahrt und der übrigen Welt<br />

ein Vorbild gesetzt. Leider sind solche Werte heutzutage in Vergessenheit<br />

geraten. Speist die Hungrigen liebevoll, aber schaut nicht auf<br />

sie als Bettler herab. Betteln sollte in diesem Land nicht durchgeführt<br />

oder ermutigt werden. Es kann sein, dass Leute zu euch kommen und<br />

um Nahrung bitten. Das bedeutet nicht, dass sie Bettler sind. Nur weil<br />

ihr ihnen Nahrung gebt, werdet ihr ihnen nicht überlegen. Sprecht liebevoll<br />

mit ihnen und stillt ihren Hunger. Aber beleidigt sie niemals. Die<br />

Bharatiyas bringen ihr eigenes Land in Misskredit, indem sie ihre Mitmenschen<br />

zu Bettlern machen. Bharat ist kein armes Land. Wie sonst<br />

192


wäre die Invasion so vieler ausländischer Herrscher in der Vergangenheit<br />

zu erklären? Viele fremde Könige überfielen dieses Land und plünderten<br />

seinen Reichtum. Die Frage ob man reich oder arm ist stellt sich<br />

nur, weil man sich mit jemand anderem vergleicht. Wenn jemand mit<br />

den Worten: „Mutter, gib Almosen“ zu eurer Türschwelle kommt, behandelt<br />

denjenigen nicht wie einen Bettler, sondern wie ein anderes<br />

menschliches Wesen und fühlt mit ihm. Dass er zu euch kommt und<br />

um Nahrung bittet, macht ihn euch nicht unterlegen. Nur weil er kein<br />

Geld hat, sich zu ernähren, wird er deswegen nicht zu einem Armen<br />

und ihr nicht zu einem Millionär. Wenn ihr den Ruf eures Landes aufrechterhalten<br />

wollt, dann respektiert eure Mitmenschen. Entwickelt als<br />

Erstes Liebe zu eurem Mutterland. Seid stolz darauf, dass ihr ein Bharatiya<br />

seid. Erkennt, dass ihr in einem heiligen Land geboren seid, das<br />

die Geburtsstätte vieler erhabener Seelen ist. Ihr habt gestern gehört,<br />

wie die Frauen Bharat als das Land der Veden, Upanishaden und der<br />

Bhagavadgita rühmten. Ihr solltet euch der Herrlichkeit und Grösse<br />

Bharats immer bewusst sein und euch entsprechend verhalten. Nur<br />

dann seid ihr berechtigt, Bharatiya genannt zu werden. Eure Handlungen<br />

sollten mit euren Worten übereinstimmen. Bharats Herrlichkeit nur<br />

zu preisen und euch gleichzeitig schäbig zu verhalten, ist sinnlos.<br />

Duldsamkeit ist die wahre Qualität in diesem heiligen Land Bharat. Das<br />

nektargleiche Empfinden in diesem Land ist das Gefühl der Liebe zur<br />

eigenen Mutter.<br />

Betrachtet Bharat als eure Mutter. Entwickelt Liebe und Verehrung zu<br />

ihr und haltet ihre Würde und Ehre aufrecht. Wie könnt ihr, wenn ihr<br />

eure Mutter für arm haltet, euch selbst als reich betrachten? Seit alten<br />

Zeiten hat Bharat allen durch die heiligen Schriften und Epen den<br />

Reichtum des Wissens geschenkt. Wie kann so ein Land für arm gehalten<br />

werden? Eure physische Mutter mag arm sein, nicht aber euer<br />

Mutterland. Dieses heilige Land hat den Ruf erhalten, die grösste aller<br />

Nationen zu sein. Ihr solltet einem solchen Land nicht Missachtung erweisen,<br />

indem ihr es für arm und schwach haltet. Die Moral und Integrität,<br />

die wir in Bharat finden, ist in keinem anderen Land zu entdecken.<br />

Bharat ist wie eine goldene Schatzkiste. Ihr seid in so einem Land geboren<br />

- wo besteht dann die Notwendigkeit, sich auf die Suche nach<br />

Gold und Silber zu begeben? Aber leider missachten die Menschen dieses<br />

goldene Land und schätzen es gering. Die Gebildeten sollten einen<br />

Eid ablegen, Bharats alte Herrlichkeit zu neuem Leben zu erwecken.<br />

Aber traurigerweise sind nicht einmal die Gebildeten in der Lage, Bharats<br />

Grösse zu erkennen.<br />

193


Ihr findet heute deshalb Bettler in den Strassen, weil ihr sie ermutigt<br />

habt, indem ihr ihnen Geld gebt. Ihr solltet Bettlern niemals Geld geben.<br />

Wenn sie Nahrung oder Kleider brauchen, könnt ihr sie ihnen sicherlich<br />

geben. Aber ermutigt nicht die Angewohnheit zu betteln.<br />

Bharat hat sich unter allen Nationen einen grossen Namen und Ruhm<br />

erworben. Aber die Leute in Rang und Machtposition bringen durch ihre<br />

korrupten Praktiken das Land in Verruf. Niemand sollte sich an der<br />

schlechten Sitte beteiligen, Bestechung zu geben oder zu empfangen.<br />

Sogar die Regierung sollte diesbezüglich gewarnt werden. Sie sollten<br />

Mittel und Wege finden, diesen Brauch des Bestechens und Bettelns<br />

zu stoppen. Bettlern sollte kein Geld gegeben werden. Man sollte ihnen<br />

Gelegenheiten verschaffen, sich selbst ernähren zu können. Erweist<br />

den weniger Glücklichen eure ganze Hilfe und Kooperation und helft<br />

ihnen, im Leben hoch zu kommen. Nicht alle in dieser Welt können<br />

gleich sein. Ungleichheit wird es zwangsläufig geben.<br />

Heutzutage haben die Leute aus ihrer Selbstsucht und ihrem Eigeninteresse<br />

heraus sogar Gott auf die Ebene eines Bettlers herunter gebracht.<br />

Wenn ihr einen Tempel aufsucht, hält der Priester einen Teller<br />

vor euch und erwartet ein paar Münzen als Opfergabe. Die Leute legen<br />

ihre Gabe auf den Teller und bekommen vom Priester dafür Prasad,<br />

eine heilige Speise. Diese Sitte, um Spenden zu fragen, kommt ebenfalls<br />

dem Bitten um Almosen gleich. Nehmt nicht bei solchem Betteln<br />

Zuflucht. Werdet in euren Gedanken, Worten und Taten reich. Auch<br />

wenn ihr aus Mangel an Geld sterbt, bettelt niemals um Geld. Die Gebildeten<br />

sollten jenen, die ihre Zeit bettelnd in den Strassen verbringen,<br />

eine Lektion erteilen. Wenn ihr auf einen Bettler trefft, solltet ihr zu ihm<br />

sagen: „Mein Lieber, du bist der Sohn der Mutter Bharat. Deine Mutter<br />

ist nicht arm, sondern in jeder Hinsicht reich. Seit alten Zeiten hat sie<br />

für alle Nationen gesorgt. Als ihr Sohn ist es nicht recht von dir, zu betteln.“<br />

Tragt nicht Münzen in eurer Tasche, um sie Bettlern zu geben. Es gibt<br />

euch vielleicht etwas Befriedigung, Bettlern ein paar Münzen zu spenden,<br />

aber ihr bringt dabei euer Mutterland in Verruf. Ihr solltet das Prestige<br />

und die Ehre eures Mutterlandes aufrechterhalten. Ihr solltet ein<br />

vorbildlicher und würdiger Bürger Bharats werden. Seid davon überzeugt,<br />

dass ihr geboren seid, um die Ehre eures Mutterlandes aufrechtzuerhalten.<br />

Was bringt es sonst, als Bürger der Mutter Bharat geboren<br />

zu sein?<br />

194


Ihr müsst gehört haben, wie unsere Studenten die Geschichte Ramas,<br />

singen; darin wird ein Vorfall beschrieben, wie Lava und Kusha ihre<br />

Mutter Sita in leidvoller Stimmung vorfinden und sie zu trösten versuchen.<br />

Sie fragen sie: „Mutter, bitte lass uns die Ursache deines Schmerzes<br />

wissen. Was bringt unser Leben, wenn wir deine Tränen nicht wegwischen<br />

können? Unterschätze uns nicht, nur weil wir Kinder sind.<br />

Tatsächlich sind wir mächtiger als Gott Rama. Deshalb, Mutter, vergiesse<br />

keine Tränen! Wenn du Tränen vergiesst, wird das ganze Land<br />

ruiniert werden. Haben wir, als deine würdigen Söhne, nicht die Pflicht,<br />

dein Leid und deinen Schmerz zu beseitigen? Wir sind bereit, deine Interessen<br />

zu vertreten und dich, sogar wenn es unser Leben kostet,<br />

glücklich zu machen.“ Leider sind heutzutage solche vorbildlichen Söhne<br />

wie Lava und Kusha nicht zu finden. Die Menschen sind heutzutage<br />

geistig schwach geworden und es mangelt ihnen an Opfergeist. Sogar<br />

die so genannten grossen und reichen Leute haben ihre niedrige Gesinnung<br />

nicht aufgegeben. Ich empfinde, dass sie es sind, die ihre Mitmenschen<br />

zu Bettlern machen. Wenn es darum geht, anderen zu helfen,<br />

sollte man nie „nein“ sagen.<br />

Einst suchte ein Reicher einen Guru auf und bat ihn, ihm Weisheit zu<br />

schenken. Seine Taschen waren voll gestopft mit Banknoten. Während<br />

er dort sass, schickte der Guru einen seiner Schüler zu einem Laden,<br />

um einen fünf Rupienschein zu bekommen. Nach einiger Zeit kam der<br />

Schüler zurück und sagte, das Geschäft sei geschlossen. Der Guru<br />

schickte ihn zu einem anderen Geschäft und wieder kehrte der Schüler<br />

mit leeren Händen zurück. Das ging eine Zeitlang so weiter. Aber der<br />

Reiche, der das alles mit ansah, bot keinen Fünfrupienschein aus seiner<br />

Tasche an. Da schalt ihn der Guru und sagte: „Obwohl deine Taschen<br />

voller Geldscheine sind, brachtest du es nicht übers Herz, dich<br />

von einem Fünfrupienschein zu trennen, als ich ihn sehr dringend<br />

brauchte. Wie erwartest du, Weisheit zu erlangen, ohne Opfergeist zu<br />

kultivieren?“ Sofort nahm der Geschäftsmann einen Fünfrupienschein<br />

heraus und bot ihn dem Guru an. Dieser akzeptierte den Schein jedoch<br />

nicht und sagte, man solle mildtätige Werke aus Liebe und nicht aus<br />

Zwang heraus tun.<br />

Wenn jemand zu eurer Türschwelle kommt und um Nahrung bittet, solltet<br />

ihr ihn aus ganzem Herzen auf eure Veranda einladen, ihm ein reichliches<br />

Mahl geben und ihn zufrieden stellen. Jeder hat gleichen Anteil<br />

an allem, was in dieser Welt erhältlich ist. Heutzutage mangelt es den<br />

Menschen an Opfergeist. Sie sind Experten darin, Reden über Opfer-<br />

195


geist zu schwingen, sind aber nicht einmal bereit, sich von einem Paisa<br />

zu trennen, wenn es darum geht, das zu praktizieren, was sie predigen.<br />

Was bringt das Predigen, wenn ihr es nicht in Handlung umsetzen<br />

könnt? Jene sind erhabene Seelen, deren Gedanken, Worte und Taten<br />

sich in völliger Harmonie befinden.<br />

Ihr braucht, um anderen zu helfen, kein Geld zu leihen. Teilt, was immer<br />

ihr habt, mit euren Mitmenschen. So solltet ihr die Ehre und Würde der<br />

Bharatiyas aufrechterhalten. Heutzutage ist der Ruf des Landes aufgrund<br />

von Leuten, die sich zur Ebene von Bettlern erniedrigt haben,<br />

gesunken. Aufgrund der Gebildeten nimmt die Zahl der Bettler zu. Was<br />

ist der Zweck von Bildung? Bettler zu produzieren? Ich befürworte so<br />

eine Bildung nicht.<br />

Jemand mag eine hohe akademische Qualifikation<br />

und eine herausragende Position erhalten,<br />

Reichtum anhäufen, barmherzige Werke verrichten<br />

und Name und Ruhm erlangen,<br />

körperlich stark sein und ein langes gesundes Leben geniessen,<br />

ein grosser Gelehrter sein, der die Veden studiert und lehrt,<br />

aber nichts davon kommt einem wahren Devotee des Herrn gleich.<br />

Es fehlt den Leuten an Stärke und ihr Geist ist schwach geworden, weil<br />

ihnen die Hingabe an Gott fehlt. Sie hegen keine Liebe zu ihrem Mutterland.<br />

Als Folge davon bringen sie ihrem Land einen schlechten Ruf.<br />

Nur wenn ihr die Würde und Ehre von Mutter Bharat aufrechterhaltet,<br />

werdet ihr ein wahrer und würdiger Sohn Bharats genannt werden.<br />

Auch wenn ihr ein grosser Gelehrter seid, eure Gelehrsamkeit bringt<br />

euch nichts, wenn ihr sie nicht dazu nutzt, die Ehre eures Landes zu<br />

schützen. Wenn ihr die Biographien edler Menschen wie Ramakrishna<br />

Paramahamsa, Vivekananda und Rabrindanath Tagore lest, entdeckt<br />

ihr, dass sie alle die Leute ermahnten, ihre niedrige Gesinnung aufzugeben.<br />

Ihr solltet voller Stolz erklären: „Ich bin ein Sohn von Bharat.“<br />

Der Junge, der zuvor sprach, erwähnte das. Wenn ihr ein wahrer Sohn<br />

Bharats genannt werden wollt, solltet ihr ein Leben des Opfergeistes<br />

führen. Ihr solltet, falls die Notwendigkeit entsteht, sogar bereit sein,<br />

eure Mahlzeit zu opfern, um die Hungrigen zu speisen.<br />

Der Opfergeist, den Bharata im Ramayana vorlebte, ist unvergleichlich.<br />

Als Rama in den Wald ging, sollte Bharata zum König gekrönt werden.<br />

Aber Bharata zog in den Wald, um Rama anzuflehen, nach Ayodhya<br />

zurückzukehren und den Thron zu besteigen. Lakshmana, der mit<br />

196


Rama im Wald war, beobachtete aus der Entfernung das Kommen von<br />

Bharata und seiner Gefolgschaft. Er wurde wütend, weil er die falsche<br />

Vorstellung hegte, Bharata sei gekommen, einen Krieg gegen Rama<br />

zu führen. In zornigem Ton behauptete er: „Mutter Kaikeyi hat uns in<br />

den Wald geschickt. Jetzt lässt ihr Sohn uns nicht einmal im Wald in<br />

Frieden leben. Deshalb kommt er mit seiner Armee hierher. Wenn du<br />

es erlaubst, werde ich ihm eine geeignete Lektion erteilen. In Reaktion<br />

auf Lakshmanas Ausbruch sagte Rama: „Lakshmana, ich glaube, du<br />

hast ein Verlangen nach dem Thron von Ayodhya entwickelt. Es ist besser,<br />

du gehst nach Ayodhya und herrschst über das Königreich. Ich werde<br />

Bharata bei mir im Wald behalten. Bharata ist voller Opfergeist und<br />

Charakter. Sein Opfergeist ist unübertroffen. Du hast seine edle Absicht<br />

missverstanden.“<br />

Mittlerweile war Bharata dort eingetroffen und fiel Rama zu Füssen.<br />

„Mein Lieber, wie geht es den Eltern?“, lautete Ramas erste Frage an<br />

Bharata. Dann erkundigte er sich nicht nach dem Wohlergehen seiner<br />

eigenen Mutter Kausalya, sondern nach dem Wohlergehen Kaikeyis.<br />

Als er den Namen Kaikeyi hörte, wurde Bharata wütend. „Diese böse<br />

Frau ist schuld daran, dass du im Wald leben musst. Die blosse Nennung<br />

ihres Namens erfüllt mich mit Widerwillen. Bitte erwähne ihren Namen<br />

nicht.“ Rama legte seine Hand auf seine Schulter und besänftigte<br />

ihn mit den Worten: „Bharata, Mutter Kaikeyi ist eine edle Frau. Sie ist<br />

die Ursache dafür, dass mein Name gerühmt und überall verbreitet<br />

wird. Richte dich nicht nach dem äusseren Verhalten und sprich nicht<br />

schlecht über sie. Ihr Herz ist voll edler Absichten.“ Nachdem er so zu<br />

Bharata gesprochen hatte, ging Rama direkt zu Mutter Kaikeyi, fiel ihr<br />

zu Füssen und sagte: „Mutter, mit deinem Segen geht es mir gut hier.<br />

Mache dir keine Sorgen über mich. Lass Bharata zum König von Ayodhya<br />

krönen. Lehre ihn die Regeln der Regierungskunst. Nach Abschluss<br />

von vierzehn Jahren werde ich zurück nach Ayodhya kommen<br />

und euch alle sehen. Es ist meine Pflicht, das Versprechen meines Vaters<br />

einzuhalten.”<br />

Es genügt nicht, auf die Anweisung der Eltern zu hören. Man sollte sich<br />

strikt an die von der Regierung festgelegten Regeln und Richtlinien halten<br />

und nach dem Wohlergehen und Glück der Mitmenschen streben.<br />

Nur dann kann man als idealer Bürger bezeichnet werden. Ihr solltet<br />

als Bürger des Landes der Herrschaft Ramas, euer Leben gemäss seinem<br />

Vorbild führen.<br />

197


Ramas Worte hinterliessen einen unauslöschlichen Eindruck in Lakshmanas<br />

Gemüt. Er fiel Rama zu Füssen und bereute seinen Ausbruch.<br />

Er erklärte: „Bruder, als ich Bharata und seine Armee aus der Entfernung<br />

sah, kochte ich vor Wut. Jetzt, wo ich die Wahrheit erfahren und<br />

deinen besänftigenden Worten gelauscht habe, ist mein Geist friedlich.“<br />

Rama gab ihm den Rat, sich nicht vom äusseren Szenario mitreissen<br />

zu lassen, sondern sich nach innen zu wenden und danach zu streben,<br />

Glückseligkeit zu erfahren. Als Bharata Rama anflehte, nach Ayodhya<br />

zurückzukehren, zog Rama ihn liebevoll nahe zu sich und antwortete:<br />

„Bharata, deine Absichten sind zweifelsohne edel, aber du solltest an<br />

die Anweisung unseres Vaters denken. Du musst dem Rat deiner Mutter<br />

folgen. Das ist die einzige Weise, wie du mich erfreuen kannst. Teile<br />

deine Liebe nicht nur mit deinen Freunden und Verwandten, sondern<br />

mit jedem. Denke daran, dass Opfergeist allein dir wahre Freude schenken<br />

kann.“<br />

Der Weise Vasishtha vergoss Tränen, als er Gott Ramas Worten<br />

lauschte. Er sagte: „Rama, ohne einen Fehler deinerseits bist du gezwungen,<br />

im Wald zu leben. Aber du hast das dir zugefügte Unrecht<br />

vergessen und siehst in anderen nur das Gute. Deine Grossherzigkeit<br />

bewegt uns tief. Dennoch bitten wir dich, Ramas Herrschaft in Ayodhya<br />

zu etablieren und allen Freude zu bereiten.“ Rama erwiderte lächelnd:<br />

„Jetzt ist die Herrschaft Bharatas, nicht Ramas. In Zukunft wird das<br />

Land Bharatadesha, das Land Bharat, genannt werden.“<br />

Aufgrund solch edler Menschen voll Opfergeist hat Bharat sich weiterentwickelt<br />

und eine herausragende Position erlangt. Kein anderes<br />

Land kann Bharat, was Würde, Ehre und Reputation betrifft, gleichkommen.<br />

Die Menschen des alten Bharat führten um das Wohlergehen<br />

des Landes willen ein Leben des Opfergeistes. Es gibt kein grösseres<br />

Opfer, als das Opfer für die eigene Nation. Grösse besteht nicht darin,<br />

wohltätige Werke zu verrichten, indem man Abermillionen Rupien<br />

spendet. Eure Gedanken, Worte und Taten sollten von Liebe durchdrungen<br />

sein. Ihr solltet euch bemühen, das Leiden eurer Mitmenschen<br />

zu lindern. Liebt alle so wie ihr euch selbst liebt. Das ist euer Verhaltenkodex<br />

(dharma). Dharma bedeutet nicht nur wohltätige Werke. Ihr<br />

solltet euer Herz mit rechten Empfindungen füllen und Selbstsucht und<br />

Gier aufgeben. Behaltet immer das Wohlergehen der Gesellschaft im<br />

Auge. Betrachtet eure Mitmenschen nicht als „andere“. Teilt eure Liebe<br />

198


mit allen. Lebt in Freundschaft und entwickelt Einheit. Allein durch Liebe<br />

könnt ihr die Herzen anderer gewinnen und sie transformieren. Deshalb<br />

besteht das Gebot der Stunde darin, Liebe zu kultivieren und sie mit<br />

anderen zu teilen. Entwickelt Liebe zu Gott und Mitgefühl zu denen, die<br />

weniger gesegnet sind als ihr. Das ist die Essenz von Bildung. Dient<br />

euren Eltern und macht sie glücklich. Was bringt es, eure Liebe mit anderen<br />

zu teilen, wenn euch das Leid eurer Mutter zu Hause nicht kümmert?<br />

Eure vorrangige Pflicht besteht darin, eure Eltern zu lieben und<br />

ihnen zu dienen. Dann könnt ihr eure Liebe mit anderen teilen. Das war<br />

Ramas Unterweisung an Bharata. Er sagte: „Bharata, die Schatzkammer<br />

mit Geld zu füllen, bringt nichts. Nur wenn du das Geld für das Wohlergehen<br />

der Menschen nutzt, wirst du dir einen guten Namen verdienen<br />

und das Herz deiner Untertanen gewinnen.<br />

Lakshmana und Shatrughna waren die Söhne von Mutter Sumitra.<br />

Lakshmana folgte Rama, während Shatrughna immer mit Bharata war.<br />

Sie dienten ihren Brüdern mit höchster Liebe und Hingabe. In schwierigen<br />

Zeiten standen sie ihren Brüdern zur Seite, gaben ihnen guten<br />

Rat und unterstützten sie in jeder Hinsicht. Das war der Zweck, zu dem<br />

Sumitra sie gebar. All das war Bestandteil von Gottes Meisterplan.<br />

Rama ermahnte Bharata, den Hass auf seine Mutter aufzugeben und<br />

sie aus ganzem Herzen zu lieben. Er erklärte ihm, dass das alles so<br />

zu geschehen hatte und er nicht ihr die Schuld geben könne. Da Rama<br />

nicht nachgab und an seinem Entschluss, nicht nach Ayodhya zurückzukehren,<br />

festhielt, betete Bharat zu ihm, er möge wenigstens seine<br />

Sandalen (Padhuga) geben, damit sie stellvertretend für ihn auf dem<br />

Thron installiert werden könnten.<br />

Der Name Sumitra findet im Ramayana nicht den ihr gebührenden herausragenden<br />

Platz. Sie war ein Muster an Tugenden und, ihrem Namen<br />

gemäss, allen ein guter Freund. Sumitras Opfer war vergleichsweise<br />

grösser als das Kausalyas. Manche von Sumitras Tugenden waren<br />

nicht einmal in Kausalya und Kaikeyi zu finden. Bevor sie sich in den<br />

Wald aufmachten, suchte Rama Kausalyas Segen. Danach begab er<br />

sich zu Sumitras Residenz, verneigte sich vor ihr und verkündete: „Mutter,<br />

ich bin sehr glücklich darüber, der Anweisung des Vaters zu gehorchen<br />

und in den Wald zu ziehen, aber es macht mich traurig, dich<br />

zu verlassen. Ich bitte dich, schütte deine Liebe und deinen Segen über<br />

mich aus. Ich brauche nichts anderes.“ Mit diesen Worten verneigte er<br />

sich wieder und wieder vor ihr, verabschiedete sich und machte sich<br />

auf in den Wald. Sumitra war die edelste der drei Königinnen. Sogar<br />

199


der Weise Vasishtha und der Weise Vishvamitra rühmten ihre edlen<br />

Qualitäten. Auch ihr solltet die Grösse der anderen anerkennen und<br />

euch nicht selbst verherrlichen. Manchmal müsst ihr, um die Grösse<br />

der anderen herauszustellen, bescheiden sein und euch im Hintergrund<br />

halten.<br />

Studenten! Setzt andere nie herab. Entwickelt Weitherzigkeit und behandelt<br />

jeden respektvoll. Betrachtet die anderen als eure Brüder.<br />

Wenn ein Hungriger zu euch kommt, heisst ihn mit offenen Armen willkommen<br />

und gebt ihm ein reichliches Mahl. Betrachtet niemals jemanden<br />

als einen Bettler oder Armen. Wenn man in diesem heiligen Land<br />

Bharat geboren ist, kann man kein Bettler oder Armer sein. Alle sind<br />

reich. Wenn ihr jemanden als einen Bettler anseht, ist das ein Fehler<br />

in eurem Empfinden, der sich im Aussen widerspiegelt.<br />

Als Rama Shivas Bogen hob, war die Freude Sitas grenzenlos. Ihre Gebete<br />

waren erhört worden. Rama besass als Verkörperung der Liebe<br />

und Rechtschaffenheit die Kraft, nicht nur einen Bogen Gott Shivas,<br />

sondern zehn solche Bögen zu heben. Unter den vier Brüdern Rama,<br />

Lakshmana, Bharata und Shatrughna und ihren Gemahlinnen herrschte<br />

vollkommene Einheit und Harmonie. Sie glichen den verschiedenen<br />

Schnitzen einer Orange. Eines Tages schälte Sumitra eine Orange und<br />

sagte, während sie Stück für Stück herausnahm: „Dies ist Rama, dies<br />

Lakshmana …“ Sie betrachtete jeden Teil der Frucht als Repräsentanten<br />

der vier Brüder und ihrer Ehefrauen. Sie war sehr froh, so tugendhafte<br />

Schwiegertöchter wie Sita, Urmila, Mandavi und Shrutikirti zu haben,<br />

und die Schwiegertöchter dienten ihren Schwiegermüttern höchst<br />

liebevoll und achtsam.<br />

Die vier Brüder und ihre Ehefrauen waren immer derselben Ansicht.<br />

Deshalb verbreitete sich der Ruhm von Ramas Herrschaft überallhin.<br />

Da ihr in diesem heiligen Land Bharat geboren seid, solltet ihr euch wie<br />

ein wahrer Bharatiya verhalten. Euer Herz sollte voller Süsse sein. Meidet<br />

nicht jene, die eure Hilfe brauchen. Wartet stattdessen immer auf<br />

eine Gelegenheit, zu dienen. Diese Haltung des Opfergeistes allein<br />

kann euch wahre Freude vermitteln.<br />

Wir feiern heute das heilige Fest Vijayadashami. Während der neun<br />

Tage des Navaratrafests führen die Menschen verschiedene Rituale<br />

durch. Ihr solltet hoffen und beten, dass jeder Tag eures Lebens so heilig<br />

wie diese neun Tage ist.<br />

200


Lasst uns alle zusammen sein, lasst uns gemeinsam wachsen,<br />

lasst uns alle vereint bleiben und unser Wissen teilen.<br />

Lasst uns in Freundschaft ohne Disharmonie zusammen leben.<br />

Lebt in Einheit, nutzt eure Intelligenz auf rechte Weise und schenkt euren<br />

Eltern Glück. Wenn ihr eure Leben auf diese Weise führt, wird jeder<br />

Tag ein Fest- und Feiertag sein. Die ganze Welt wird jubeln! Ich wünsche,<br />

dass ihr alles, was ihr in diesen neun Tagen gelernt habt, in die<br />

Praxis umsetzt. Seid immer fröhlich. Zieht nie ein Gesicht, als befändet<br />

ihr euch in tiefem Leid. Ich freue mich darüber, dass unsere Jungen<br />

niemals ein langes Gesicht ziehen, sie sind immer fröhlich. Vergesst<br />

von jetzt an alle Schwierigkeiten und teilt eure Liebe mit jedem. Dient<br />

allen.<br />

201


25. Oktober<br />

Erkennt die Wahrheit<br />

Liebe ist die Kraft, aufgrund derer die Erde sich um sich selber dreht.<br />

Liebe ist die Kraft, welche die Sterne stetig am Himmel hält, ohne dass<br />

sie hinunterfallen. Die Kraft der Liebe ist die Ursache dafür, dass alles<br />

in vollkommener Harmonie und Synthese existiert.<br />

Verkörperungen der Liebe! Der Mensch ruiniert sein Leben, indem er<br />

seine ganze Energie und Zeit nur dafür verwendet, seinen Bauch zu<br />

füllen - warum? Er erlangt so viel Wissen, nur um seinen Lebensunterhalt<br />

zu verdienen.<br />

Um die Wahrheit zu erfahren, braucht es keine spezielle spirituelle Disziplin.<br />

Wir nennen Gott bei den Namen Brahma, Vishnu und Shiva. Wer<br />

hat diese Formen gesehen? Niemand. Es gibt nur eine Kraft, die in allen<br />

Aspekten des Göttlichen existiert. Die Liebe ist die Ursache und Kraft,<br />

die alles in Bewegen bringt. Was ist Sangha (Gesellschaft, Gemeinschaft)?<br />

Es ist nicht nur eine Versammlung von Menschen. Sangha ist<br />

der Geist der völligen Identifizierung mit dem Göttlichen. Die Menschheit<br />

kann ohne die Göttlichkeit nicht existieren. Wenn ihr eine enge Verbindung<br />

mit der inneren Göttlichkeit herstellt, könnt ihr erfolgreich sein.<br />

Verkörperungen der Liebe! Allein in der Menschheit befinden sich alle<br />

Kräfte. Es braucht nicht etwas Gesondertes darüber hinaus, das göttliche<br />

Kraft genannt wird. Die göttliche Kraft befindet sich im Menschen.<br />

Ohne diese Kraft kann der Mensch nicht funktionieren. Wie Gott Krishna<br />

in der Bhagavadgita sagt: “Ihr seid ein Funke des Göttlichen.”<br />

Die vier grossen vedischen Lehrsätze lauten:<br />

“Ich bin Gott;<br />

das bist du (tat tvam asi);<br />

Brahman ist Weisheit;<br />

dieses Selbst ist wahrhaft Brahman.”<br />

Viele Dinge, denen ihr im Leben begegnet, tauchen euch in Illusion,<br />

so dass die innere Kraft sich nicht manifestieren kann. Es gibt keine<br />

höhere Kraft als die, welche sich im Menschen befindet. Allein im Men-<br />

203


schen existiert die Göttlichkeit. Die Menschheit und die Göttlichkeit gemeinsam<br />

stellen die gesamte Kraft der Liebe dar.<br />

Verkörperungen der Liebe! Der Mensch bemüht sich heutzutage, verschiedene<br />

Kräfte zu erwerben und zu nutzen, um Erleichterung von seinen<br />

Sorgen und Leiden zu erhalten.<br />

Geboren zu werden ist eine Sorge, auf der Erde zu leben ist eine Sorge,<br />

die Welt wie auch der Tod ist Anlass zur Sorge.<br />

Die gesamte Kindheit wie auch das Alter ist eine Sorge.<br />

Das Leben ist eine Sorge, Versagen ist eine Sorge,<br />

alle Handlungen und Schwierigkeiten verursachen Sorge.<br />

Sogar Glück ist eine geheimnisvolle Form der Sorge.<br />

Das Leben ist voller Sorgen.<br />

Aber in Wirklichkeit sind es keine Sorgen, sondern Stufen,<br />

die den Menschen hin zu Gott führen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Die Leute sagen, sie hätten Gott im Traum<br />

gesehen. Manche behaupten, sie hätten ihn in der Meditation geschaut<br />

und andere erklären, sie hätten Gott durch das Auge der Weisheit geschaut.<br />

Dies alles sind nur Einbildungen des Menschen; es ist keine<br />

wahre Fähigkeit. Ihr behauptet, ihr hättet Gott im Traum geschaut. Wo<br />

ist der Traum? Wo ist Gott? Was ist der Punkt? Es gibt überhaupt keinen<br />

Traum. Alles, was ihr im Traum seht, ist nicht die Wirklichkeit. Es ist<br />

die Kraft der Täuschung. Es sind Täuschungen. An dem Tag, an dem<br />

ihr frei von Täuschung werdet, beginnt die Wirklichkeit. Jeder Mensch<br />

sollte sich von dieser Täuschung befreien.<br />

Manche Menschen sitzen in Meditation und sagen, sie meditieren über<br />

jemanden. Sie behaupten, sie sähen eine Art Licht und sie hätten das<br />

Licht geschaut. Was ist Meditation? Es ist vollständiges Ausgerichtetsein<br />

des Geistes auf eine Sache, auf einen Punkt. Sich ohne jede Bewegung,<br />

ohne Täuschung und Illusion auf das Eine zu konzentrieren,<br />

ist Meditation.<br />

Der Mensch existiert überall. Wo immer der Mensch sich befindet, dort<br />

ist auch die Gedanken- und Gefühlswelt. Der denkende Geist ist allgegenwärtig.<br />

Der Geist ist die Ursache für Bindung wie für Befreiung.<br />

Was ist Befreiung? Den Zustand der Glückseligkeit zu erfahren, ist Befreiung.<br />

Sie kommt nicht von irgendwo her, sondern steigt aus dem eigenen<br />

Herzen empor. Die Natur des Geistes ist Unstetigkeit. Diese Unstetigkeit<br />

ist in euch; sie kommt nicht von aussen.<br />

204


All eure Beziehungen in der äusseren Welt sind nur eine Illusion. Angenommen,<br />

ihr heiratet ein Mädchen und habt eine Beziehung auf der<br />

Mann-Frau-Ebene. Schon vor der Heirat existiertet ihr beide in der Welt,<br />

nicht aber diese Beziehung. Diese Verbindung geschieht aufgrund eurer<br />

Gedanken und Gefühle. Es ist nur Illusion. Ihr haltet diese Illusion<br />

für eine grosse Kraft. Das ist ein grosser Fehler. Sobald die Täuschung<br />

verschwindet, enthüllt sich die Wirklichkeit.<br />

Verkörperungen der Liebe! Liebe umfasst auch die Täuschung. Nichts<br />

existiert in dieser Welt ohne Liebe. Liebe ist alles in dieser Welt. Alle<br />

Beziehungen zwischen Menschen in dieser Welt werden aufgrund der<br />

Liebe gebildet und gepflegt. Aufgrund von Liebe wachsen die Dinge,<br />

mehren sich, werden weniger und verschwinden.<br />

Neun plus eins ergibt zehn. Woher kommt die Zehn? Sie entsteht durch<br />

das Zusammenfügen von eins und null. Zehn minus eins ergibt wieder<br />

neun. Es ist Beziehung und Trennung. Alle Beziehungen geschehen<br />

durch Zusammenfügen und Abziehen, Trennung.<br />

Es gibt in dieser Welt verschiedene Arten spiritueller Disziplin. Brahmasadhana<br />

ist eine davon. In Wirklichkeit könnt ihr weder Brahma, noch<br />

Vishnu, noch Shiva mittels eurer spirituellen Disziplin schauen. Alles,<br />

was ihr in der Meditation seht, sind nur die Widerspiegelungen eurer<br />

Empfindungen. Brahma, Vishnu und Shiva existieren nicht wirklich. Ihr<br />

stellt euch diese Formen nur vor.<br />

Was wirklich in dieser Welt existiert, ist das wahre Wesen der menschlichen<br />

Natur. Wenn ihr die Göttlichkeit erkennen wollt, ohne an die<br />

Menschheit zu glauben, schlägt dieser Versuch fehl. Wie könnt ihr die<br />

Göttlichkeit finden, wenn ihr den Menschen ausser Acht lasst? Ihr habt<br />

euch Vorstellungen von Brahma, Vishnu und Shiva erschaffen. Es sind<br />

nur geistige Täuschungen. Es gibt keinen Brahma, keinen Vishnu, keinen<br />

Shiva. Der Mensch allein existiert. Alles befindet sich im Menschen.<br />

Nicht das Wesen Vishnus existiert, sondern das Menschsein. Ihr seid<br />

Vishnu. Ihr seid Brahma, Vishnu und Shiva. Wenn ihr glaubt, dass ihr<br />

alles seid, wenn ihr erkennen könnt: “Ich bin Brahma, ich bin Vishnu,<br />

ich bin Shiva”, gibt es keinen Raum für irgendeine Form der Sorge. Es<br />

gibt keine grössere Kraft als die des Menschen. Alles, was ihr zu sehen<br />

behauptet, ist nur ein Ergebnis eurer Vorstellungskraft.<br />

Verkörperungen der Liebe! Einige Leute behaupten: “Swami erschien<br />

letzte Nacht in meinem Traum.” Ich begebe mich nicht in irgendjemandes<br />

Traum. Wenn ihr euren Gedanken oder Wunsch intensiviert, manifestieren<br />

sie sich im Traum. Es ist nur Täuschung. Gott gibt nicht eine<br />

205


Form auf und wechselt in eine andere. Manche Leute glauben, Gott sei<br />

zornig auf sie. Gott besitzt weder Zuneigung noch Zorn. All diese Vermutungen<br />

sind eure eigene Vorstellung. Ihr projiziert Zorn oder andere<br />

Gefühle auf Gott. Seid beständig in Liebe. Wo Liebe ist, kann weder<br />

Hass noch Zorn existieren. Liebe ist eure wahre Form. Das Kind wird<br />

aus Liebe geboren und wächst mit Liebe auf. Das ganze Leben in seinen<br />

verschiedenen Stadien ist voller Liebe. Es gibt in dieser Welt keine<br />

mächtigere Kraft als Liebe. Keine Kraft auf Erden kann die Liebe jemals<br />

ändern.<br />

Erliegt niemals dem Irrtum, ihr hättet Kräfte errungen. Es sind nur Täuschungen;<br />

distanziert euch davon. Täuschung, ist nicht Brahman, das<br />

Göttliche. Und Brahman, das Göttliche, kann nicht Täuschung sein. In<br />

Brahman, dem Göttlichen, existiert keine Täuschung und in der Täuschung<br />

existiert das Göttliche nicht. Es sind nur eure Einbildungen und<br />

Gedanken.<br />

Verkörperungen des Göttlichen Atman! Was bedeutet Atman? Atman,<br />

das Selbst, ist göttlich. Atman ist nichts anderes als Bewusstsein. Dieses<br />

Bewusstsein ist überall. Es gibt keinen Platz ohne dieses Bewusstsein.<br />

Dieses Bewusstsein ist allmächtig. Man muss in diesem Zusammenhang<br />

Eines beachten. Durch eure Einbildung oder Vorstellung<br />

verbindet ihr das unbewegliche Bewusstsein mit der beweglichen Täuschung.<br />

Das ist die Schwingung, Vibration, die ihr hinzufügt und die das<br />

Unbewegliche als beweglich erscheinen lässt. Diese schwankende Natur<br />

existiert in Wirklichkeit nicht.<br />

Verkörperungen der Liebe! Glaubt nicht, ich würde euren Enthusiasmus<br />

dämpfen. Ich werde eurer Begeisterung niemals etwas in den Weg<br />

stellen. Ich befreie euch nur von euren Täuschungen, durch die wahre<br />

Form der Wahrheit. Ihr verschwendet eure Zeit mit Einbildungen. Ermutigt<br />

deshalb diese Einbildungen nicht und verschwendet eure Zeit<br />

nicht damit.<br />

Die wahre Kraft befindet sich in Wirklichkeit allein in euch. Es ist die<br />

atmische Kraft. Die Kraft Atmans ist die Kraft des Bewusstseins. Sie<br />

existiert überall. Diese Kraft breitet sich aus oder verbindet sich, um sich<br />

in verschiedenen Formen zu manifestieren. Allein im Menschen manifestiert<br />

sich Brahman, das Göttliche ganz. Die im Menschen verborgene<br />

Kraft ist göttlich. Diese Kraft schenkt Frieden und Glück. Ihr glaubt<br />

vielleicht, diese göttliche Kraft sei eine abgesonderte Kraft. Das ist nicht<br />

wahr. Durch Konzentration könnt ihr die göttliche Kraft erfahren. Verwirklicht<br />

deshalb als Erstes eure eigene innewohnende göttliche Natur.<br />

206


Alles, was in Büchern geschrieben steht und was ihr lest, ist in Wirklichkeit<br />

nicht wahr. Bücherwissen kommt Einbildung gleich. Es gibt<br />

Kräfte, die entstehen und wieder verschwinden. Lasst euch von solchen<br />

vergänglichen Kräften nicht täuschen. Was geboren wird, wächst<br />

und verschwindet und ist nur Einbildung. Wenn ihr wirklich und wahrhaftig<br />

erkennen wollt, steigt niemals auf diese Ebene der Täuschung<br />

hinab. Was ihr seht, ist nur Einbildung, hervorgerufen durch eure Täuschung.<br />

Ihr lernt und rezitiert die Veden. Jeder Klang der Veden steigt aus eurem<br />

Nabel hervor. Ihr erfahrt den Klang, der aus eurem eigenen Nabel<br />

kommt. Eure eigene Stimme kommt als Echo zu euch zurück. Entsprechend<br />

kommen Gutes und Böses aus euch allein hervor. Sie kommen<br />

nicht von anderswo.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr wiederholt einen Satz laut und lernt ihn<br />

auswendig. Aber dieser von euch erinnerte Satz ist nicht von euch. Es<br />

ist ein Widerhall. Alles in dieser Welt ist Reaktion, Widerspiegelung und<br />

Widerhall. Alles, was ihr in der äusseren Welt erfahrt, ist Reaktion, Widerspiegelung<br />

und Widerhall des inneren Wesens. Ausserhalb davon<br />

existiert nichts; es ist eure Täuschung, diese drei für wirklich zu halten.<br />

Die Kraft Ramas wurde sehr gepriesen. In gewisser Hinsicht ist auch<br />

Ramas Kraft nicht die wirkliche. Ramas Kraft wird gerühmt, um im Menschen<br />

Bewusstheit zu entfachen. Alles in dieser Welt ist Reaktion, Widerspiegelung,<br />

Echo. Ihr haltet diese Reaktion und diesen Widerhall<br />

für wirklich. Das Gefühl, das aus eurem Herzen kommt, ist wirklich. Die<br />

Form, die dieses tiefe Empfinden annimmt, ist wirklich. Auch diese<br />

kommt aus euch und nicht von aussen. Ihr wollt die Form, die Manifestation<br />

sehen, zum Beispiel die Form Ramas. Schliesst die Augen und<br />

meditiert darüber. Ihr könnt diese Form schauen; sie kommt als Spiegelung<br />

eurer Gedanken, als Reaktion und Echo zu euch zurück. Alles<br />

in der Welt Manifestierte ist eine Reaktion, Widerspiegelung und ein<br />

Widerhall eures inneren Wesens.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr selbst seid Rama, ihr selbst seid Krishna,<br />

ihr selbst seid Shiva. Glaubt, dass ihr Shiva seid, kontempliert über<br />

diese Form, und ihr werdet wahrhaftig Shiva werden.<br />

Die Menschen sitzen in Meditation. Es dient nur dazu, Konzentration<br />

zu entwickeln, nicht dazu, über Gott zu kontemplieren. Die Menschen<br />

halten irrtümlicherweise Konzentration für Meditation. Diese Methode<br />

ist nicht korrekt. All diese Übungen sind Reaktion, Widerspiegelung und<br />

207


Widerhall. Ihr seid wirklich. Ihr seid die Wahrheit. Überall seht ihr Gott<br />

in menschlicher Form.<br />

Ihr glaubt, ihr habt Shiva gesehen. Ihr könnt die Manifestation Shivas<br />

nur in menschlicher Gestalt sehen. Nichts ist von euch verschieden.<br />

Ihr seid alles und alles befindet sich in euch. Was existiert, das vergesst<br />

ihr, und was nicht existiert, das bildet ihr euch ein und nährt es. Nehmt<br />

eure Reaktion, euren Widerhall und eure Widerspiegelung wahr. Es<br />

sind alles eure Vorstellungen, die ihr selber erschafft. Wenn ihr frei von<br />

Täuschung werdet, könnt ihr Brahman, das Göttliche, verwirklichen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Liebe ist das Wichtigste. Gott ist Liebe und<br />

nichts anderes. Wenn ihr die Liebe aufgebt, könnt ihr nichts in dieser<br />

Welt erreichen. Ohne Liebe wird alles leer werden. Es ist die Liebe, die<br />

verschiedene Formen annimmt. Visualisiert diese Liebe in einer Form,<br />

die bleiben wird. Bemüht euch, die Wahrheit zu erkennen.<br />

Ihr sitzt in der so genannten Meditation, und versucht, euch durch eingebildete<br />

Erfahrungen zu vergessen. Wenn ihr euch selbst vergesst,<br />

ist nichts mehr da. Lebt ständig in dem Bewusstsein: “Ich bin alles. Ich<br />

bin Gott. Ich selbst nehme alle Formen an.” Eure Formen ändern sich.<br />

Wenn ihr geboren werdet, seid ihr ein kleines Baby. Mit der Zeit ändert<br />

sich die Form. Das Kind wächst zu einem Jugendlichen, einem Erwachsenen<br />

heran. Wer sind diese drei - das Kind, der Jugendliche und<br />

der Erwachsene? Alle drei sind in Wirklichkeit eins. “Alle sind eins, seid<br />

zu jedem gleich,” diese Lektion müsst ihr lernen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Macht eure Liebe stark. Es gibt keine grössere<br />

spirituelle Disziplin als die Liebe. Diese spirituelle Disziplin müsst<br />

ihr ausüben.<br />

Die Göttlichkeit in euch ist voller Schwingungen (Vibration). Macht diese<br />

Göttlichkeit in euch stetig, ohne Bewegung. Diese Schwingungen<br />

beeinflussen euch, wo immer ihr hingeht. Ihre Widerspiegelung seht<br />

ihr in euren Träumen. Und ihr erfahrt sie auch im Wachzustand. Die<br />

direkte Erfahrung ist das, was in allen drei Zeiten unverändert existiert.<br />

Diese Wahrheit müsst ihr direkt erfahren können. Sie befindet sich unmittelbar<br />

vor euch. Ihr könnt sie erfahren, ob ihr eure Augen öffnet oder<br />

schliesst. Diese Essenz der Göttlichkeit ist die dauernde Realität. Versucht<br />

diese Göttlichkeit ständig zu erfahren. Diese direkte Erkenntnis<br />

oder Form könnt ihr mit offenen oder geschlossenen Augen erfahren.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr wollt viele Manifestationen der Göttlichkeit<br />

sehen. Aber vergesst niemals euch selbst, eure eigene innewoh-<br />

208


nende Göttlichkeit. Ihr selbst existiert in diesen Formen. Ihr selbst manifestiert<br />

euch in viele. Aber die Wirklichkeit ist unwandelbar. Die<br />

unwandelbare, ewige leuchtende Form befindet sich in euch. Sie erscheint<br />

zweifelsohne in eurem Traum. Aber all diese Träume sind nicht<br />

wirklich. Bemüht euch deshalb, von dieser Täuschung frei zu werden.<br />

Nur wenn ihr euch aus dieser Täuschung befreit, könnt ihr Brahman,<br />

das Göttliche, realisieren. Dieses Göttliche ist eure wahre eigene Form.<br />

Ihr sagt, ihr habt etwas im Traum gesehen. Was ihr gesehen habt, ist<br />

euer eigenes Selbst. Überall seht ihr eure eigene Form vor euch.<br />

Liebe ist eure wahre Natur. Manifestiert eure wahre Natur und erfahrt<br />

die innere Göttlichkeit. Diese innewohnende Göttlichkeit ist in Wirklichkeit<br />

eure wahre Natur. Ihr habt eure Zeit in diesen Täuschungen verbracht.<br />

Was immer ihr in Zukunft wissen sollt, ist hierin enthalten.<br />

Was ist Zukunft? Was wird geschehen? Die Zukunft ist das Ergebnis<br />

der Gegenwart. Was ist die Gegenwart? Wenn ihr die Vergangenheit<br />

vergesst, lebt ihr in der Gegenwart. Wenn ihr die Gegenwart vergesst,<br />

lebt ihr in der Zukunft. Ihr allein existiert in Vergangenheit, Gegenwart<br />

und Zukunft. Ihr allein existiert in diesen drei Zeitperioden.<br />

Verkörperungen der Liebe! Alles sind Ergebnisse der eigenen Gedanken.<br />

Die göttliche Kraft und die göttlichen Kapazitäten befinden sich im<br />

Menschen, sie kommen nicht von aussen. Wann werdet ihr erfahren,<br />

dass sie in euch sind? Wenn ihr diesen spirituellen Weg praktiziert, werdet<br />

ihr eure eigene Wirklichkeit schauen können. Eure Wirklichkeit befindet<br />

sich in euch, nicht aussen. Um diese Realität zu schauen, müsst<br />

ihr eure Sicht nach innen wenden. Wirklichkeit, Widerspiegelung und<br />

Widerhall befinden sich in euch, sie kommen nicht von aussen.<br />

Angenommen, ihr habt einen Bruder, der mit euch aufgewachsen ist<br />

und sich in der Gesellschaft einen guten Ruf erworben hat. Er ist euer<br />

Bruder und hat eine bestimmte Form. Woher kommt diese Form? Aus<br />

der Wirklichkeit. Diese Wirklichkeit ist seine wahre Natur. Reaktion, Widerspiegelung<br />

und Widerhall, die aus euch kommen, täuschen euch.<br />

Liebe Studenten! Wenn ihr verschiedene Aspekte der direkten Erkenntnis<br />

besser verstehen wollt, werde ich mir die Zeit nehmen und es euch<br />

erläutern. Die Art Meditation, die ihr ausführt, ist falsch. Ihr denkt an<br />

eine bestimmte Form eurer Wahl und meditiert darüber. Wer gab euch<br />

diese Form. Sie kommt aus eurer Vorstellung. Wenn ihr diese Form<br />

nach und nach aufgebt, werdet ihr das Formlose erfahren.<br />

Hegt niemals die falsche Vorstellung, Gott befände sich irgendwo an<br />

einem fernen Ort. In Wirklichkeit seid ihr Gott. Ihr selbst verkörpert Gott.<br />

209


Eure Glückseligkeit ist Gott. Eure Reaktion, eure Widerspiegelung,<br />

euer Widerhall sind Gott. Alles ist göttlich. Für alles gilt: “Ich”. “Ich bin”.<br />

Vergesst niemals eure wahre Natur, eure wahre Identität: “Ich bin das<br />

Göttliche.” Es bedeutet, ihr habt die Form Brahmans angenommen. Ihr<br />

sagt: “Das bist du”. Das Eine, das existiert, bin ich selbst. Das und dies<br />

sind eins. Wenn das und dies zusammenkommen, werden sie eins. Tat<br />

tvam asi - gebt niemals diesen wichtigen Aspekt auf.<br />

Adi Shankaracarya hat diese grosse Advaita-Philosophie auf so vielerlei<br />

Weise ausgeführt und erläutert und ging schliesslich in diese grosse<br />

Wahrheit ein.<br />

Nachdem ihr so viel gesehen und gelesen habt, kommt ihr schliesslich<br />

dorthin zurück, wo ihr angefangen habt. Stellt euch zuerst die Form vor,<br />

die euch so lieb ist und sie wird vor euch erscheinen. Die Form, die ihr<br />

seht, wird die Realität. Wenn ihr euch ohne dieses Visualisieren von<br />

all diesen Einbildungen mitreissen lasst, ist das nicht die Realität. Eure<br />

Wirklichkeit, eure Realität, liegt in euch. Sie kommt nicht von aussen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Diese Wahrheit könnt ihr durch Liebe verwirklichen.<br />

Ohne Liebe kann man nichts in der Welt erreichen. Liebe<br />

ist die Grundlage für alles. Liebe ist Gott, Gott ist Liebe. Entwickelt dieses<br />

Liebesprinzip, das zwischen dem Menschlichen und Göttlichen existiert.<br />

Brahman und die Liebe sind ein und dasselbe, das eine ist nicht<br />

das Produkt des anderen. Wer ist Gott? Ich bin Gott, ich bin Gott, ich<br />

bin Gott. Denkt, ich bin Gott und schliesslich werdet ihr Gott werden.<br />

Einige Zeit seid ihr von Gott getrennt, aber im Ablauf der Zeit werdet<br />

ihr Gott.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr seid alle Verkörperungen des Göttlichen.<br />

Gott hat all diese verschiedenen Formen angenommen. Ihr und<br />

Gott seid eins. Ihr seid nicht verschieden von Gott. Gott ist in euch. Ihr<br />

beide seid eins. Erfahrt diese Einheit. Es gibt nur Eines. Es gibt nur ein<br />

Sein. Es gibt nur eine Wahrheit. Es gibt nur eine Göttlichkeit. Ihr seid<br />

die Wahrheit, ihr seid Gott. Ihr allein seid Gott, es gibt nichts darüber<br />

hinaus. Gott ist nicht von euch verschieden. Alles befindet sich in euch.<br />

Leider vergesst ihr diese Wahrheit. Ihr vergesst euer Selbst, eure Göttlichkeit.<br />

Wenn ihr euer eigenes Wesen vergesst, ist es, wie wenn ihr<br />

auch alles andere vergesst. Vergesst niemals eure wahre Identität. Ihr<br />

sagt zum Beispiel: “Ich gehe.” Wenn jemand euch fragt, wo Gott ist,<br />

antwortet: “Ich bin Gott.” Bewahrt ständig das Empfinden im Herzen:<br />

“Ich bin Gott.” Haltet unerschütterlich daran fest. Das wird euch die wah-<br />

210


e Erfahrung vermitteln. Das bist du. Das ist die Essenz von Vedanta.<br />

Beide sind eins. Habt die feste Überzeugung, dass ihr Gott seid.<br />

Wenn ihr behauptet: “Rama erschien mir im Traum, Krishna erschien<br />

mir im Traum, Swami erschien mir im Traum”, ist das ein Zeichen von<br />

Unwissenheit. Dies alles sind nur Träume. Wie kann ein Traum Wahrheit<br />

genannt werden? Solange ihr schlaft, mag diese Erfahrung wahr<br />

sein. Sobald ihr aufwacht, verschwindet der Traum. Schlaf ist die Ursache<br />

des Traumes, von dem ihr in den Wachzustand kommt.<br />

Verkörperungen der Liebe! Bewahrt diese Liebe. Welche Hindernisse<br />

auch immer aufkommen mögen, gebt diese Liebe nicht auf Es gibt keinen<br />

Gott jenseits der Liebe. Liebe ist wahrhaft Gott. Liebe ist der Weg<br />

und das Ziel. Praktiziert Liebe. Liebe ist das Ziel. Wenn ihr Zweifel habt,<br />

fragt mich. Ich bin immer bereit, eure Zweifel zu klären. Wenn es darum<br />

geht, die Wahrheit zu enthüllen, werde ich mich niemals entziehen. Reduziert<br />

eure Vorstellungen. Die Täuschung, lässt euch schwanken.<br />

Von der Täuschung solltet ihr zu Gott, Brahman, kommen. Brahman<br />

ist die Wirklichkeit, die immer bei euch ist. Es ist das wahre Licht.<br />

Wir sagen:<br />

“Om tat sat.” Sat ist Sein. Tat ist Göttlichkeit.<br />

“Tat tvam asi”. Tvam (du) ist ebenso göttlich wie Tat.<br />

Asi ist die Verbindung von Tat und Twam.<br />

Wenn ihr euch dessen bewusst seid, werden sie eins. Wenn ihr diesen<br />

leichten Weg geht, könnt ihr eure wahre Natur erfahren.<br />

Zu sagen, dieser Körper hat Gottes Körper gesehen, ist Einbildung.<br />

Brahman existiert in diesem Körper. Brahman und ich sind eins. Beide<br />

zu vereinen, ist die spirituelle Disziplin. Ihr werdet diesen wahren Weg<br />

finden.<br />

Wenn ihr euch zur Meditation hinsetzt, habt keine anderen Gedanken.<br />

Denkt niemals an Bequemlichkeit und Komfort. Erfahrt, wenn ihr euch<br />

zur Meditation hinsetzt, eure eigene Realität. Konzentriert euch auf<br />

euer wahres Selbst. Das Selbst umfasst alles. Nur dann könnt ihr die<br />

Einheit erkennen. Einheit wird euch zu Reinheit führen. Diese wird euch<br />

zur Form bringen. Reinheit ist die wahre Göttlichkeit. Eure eigene Reinheit<br />

wird die Gestalt der Göttlichkeit annehmen. Wie erhaltet ihr diese<br />

wahre Einheit? Wenn in euch diese Einheit ist, werdet ihr auch ausserhalb<br />

von euch selbst Einheit erreichen können. Das und dies sind<br />

Eines allein. Haltet euch nur an die Einheit und nicht an die Vielfalt.<br />

211


Wenn ihr euch an die Vielfalt haltet, erreicht ihr nichts. Plus oder minus<br />

sind nur eure Einbildung. Beginnt jetzt, macht es stetig.<br />

(Swami setzt sich hin und fährt nach langer Pause fort:) Tat tvam asi<br />

- Das bist du. Es ist ein vedischer Lehrsatz. Bewusstheit (Weisheit) und<br />

Brahman sind eins. Ich und Brahman sind eins. Von der Dualität solltet<br />

ihr zur Nicht-Dualität kommen. Langsam, allmählich werdet ihr die<br />

Nicht-Dualität entwickeln.<br />

Was immer ihr sagt, sollte heilig sein. Eure Aussprache sollte korrekt<br />

sein. Nur wenn ihr diese grossen Lehrsätze korrekt lernt und kennt,<br />

könnt ihr eure eigene Wahrheit finden.<br />

(Vollständige Übersetzung)<br />

212


22. November<br />

Erfahre die Göttlichkeit in absoluter Stille<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr erkennt die Kondition der Welt sehr gut.<br />

Da ist kein Spielraum um über Gott zu sprechen. Heute wird Geld als<br />

Gott betrachtet. Wie kann unter diesen Umständen Rechtschaffenheit<br />

überwiegen?<br />

Verkörperungen der Liebe! Da ist kein anderer Weg ausser Liebe, um<br />

Gott zu erreichen. Liebe ist Gott, Gott ist Liebe. Aber die Menschen verstehen<br />

nicht, was Liebe ist. Sie betrachten Bindung an weltliche und<br />

materielle Dinge als Liebe. Durch ihre Selbstsucht lieben sie weltliche<br />

und materielle Objekte. Des Menschen Liebe ist von Selbstsucht durchtränkt.<br />

Selbstsüchtige Motive stehen hinter allem, was sie tun. Wie kann<br />

der Mensch eine Vision von Gott haben, der die Verkörperung von<br />

selbstloser Liebe ist? Liebe ist in allen Menschen präsent, im Ignoranten,<br />

sowie in der verwirklichten Person. Wie kann ein solches Prinzip<br />

der Liebe beschrieben werden? Ego und Prunk haben heute überhand<br />

genommen. Die Wünsche sind masslos geworden. Des Menschen<br />

Herz ist mit Selbstsucht gefüllt, und Mitgefühl hat keinen Platz darin.<br />

Das ist der Grund, warum der Mensch keine Vision von Gott haben und<br />

keine Glückseligkeit erfahren kann. Ich spreche immer vom Prinzip der<br />

Liebe. Ich kenne nichts anderes als Liebe. Wenn Liebe in allen gleichermassen<br />

vorhanden ist, wie könnt ihr sie mit einigen teilen und vor<br />

anderen verleugnen? Wie kann jemand sagen: “Liebe das und nicht<br />

jenes?” Gott hat keine bestimmte Form. Aber wenn ihr aufrichtig darum<br />

bittet, Gott zu sehen, wird Gott eine Form annehmen und sich vor euch<br />

manifestieren.<br />

In jedem von euch ist Liebe. Welche Form hat Liebe? Wenn ihr sorgfältig<br />

überprüft, werdet ihr erkennen, dass Liebe nicht nur auf Menschen<br />

beschränkt ist, sondern alle Lebewesen einschliesst. Alle Wesen sind<br />

mit der göttlichen Qualität der Liebe beschenkt. Gebt Feindschaft auf<br />

und kultiviert Einheit und Reinheit um diese Wahrheit zu verstehen. Liebe<br />

kann nicht mit Worten beschrieben werden. Sie kann nur erfahren<br />

und genossen werden. Die Erfahrung von Liebe erfüllt euch mit Glückseligkeit.<br />

Man kann sagen, Glückseligkeit ist ihre Form.<br />

213


Verkörperungen der Liebe! Alles in dieser Welt ist der Veränderung unterworfen,<br />

ausser das Prinzip der Liebe. Liebe ist der einzige und ewige<br />

Pfad der euch zur Göttlichkeit führt. Liebe durchdringt jedes und alle<br />

Glieder im menschlichen Körper. Sie kann nur erkannt werden, wenn<br />

ihr das Prinzip der Einheit versteht. Die Menschen geben Gott verschiedene<br />

Eigenschaften, wie Namen und Formen. Begrenzt Gott nicht<br />

auf einen Namen und eine Form. Gott ist jenseits aller Attribute und<br />

transzendiert alle Namen und Formen. Göttlichkeit ist in allen in Form<br />

von Liebe gegenwärtig, aber jeder erfährt sie auf eigene Weise. Die<br />

Leute stellen sich Gott in einer erwählten Form vor. Sie denken, Göttlichkeit<br />

sei auf eine bestimmte Form beschränkt. Das geschieht, weil<br />

sie ihn nicht erfahren haben. Einer, dessen Herz mit Liebe erfüllt ist,<br />

wird die Manifestion der Göttlichkeit überall sehen. Es ist ein Fehler zu<br />

denken, die Natur sei verschieden von Gott. Die Leute geben Gott verschiedene<br />

Namen, die auf ihren Erfahrungen gründen. Schmuckstücke<br />

gibt es viele, aber das Gold ist eines. In gleicher Weise gibt es verschiedene<br />

Namen und Formen, aber die Göttlichkeit in allen ist eins.<br />

Woher kommt das Gold? Es kommt von der Erde. Ebenso manifestiert<br />

sich Gott im menschlichen Körper. Gott inkarniert im Menschen. Betrachtet<br />

deshalb alle als göttlich. Gott hat tausend Köpfe, Augen und<br />

Füsse. Alle Köpfe, Augen und Füsse sind sein. Eine so transzendentale<br />

Göttlichkeit kann nur in der Stille und in Zurückgezogenheit erfahren<br />

werden. Die Göttlichkeit liegt in der Tiefe totaler Stille. Die Zunge ist<br />

euch nicht gegeben, um Klatsch zu verbreiten. Das ist der Grund, warum<br />

die alten Weisen und Heiligen Schweigen praktizierten. Gott zu erfahren<br />

ist nur in absoluter Stille möglich. Aber ihr solltet verstehen, was<br />

mit wahrem Schweigen gemeint ist. Schweigen bedeutet nicht nur, sich<br />

der Sprache zu enthalten. Es bedeutet viel mehr als das und schliesst<br />

auch den Geist mit ein. Die transzendentale Göttlichkeit kann nicht mit<br />

Worten beschrieben werden. Sie steht über dem Fassungsvermögen<br />

des Geistes.<br />

Was immer ihr seht in der Welt, ist die Manifestation der Göttlichkeit.<br />

Wenn die Göttlichkeit alldurchdringend ist, wie kann sie Unwahrheit<br />

sein? Aber ihr könnt die Allgegenwart Gottes nicht verstehen. Wendet<br />

euch in absolutem Schweigen nach innen. Nur dann könnt ihr die alldurchdringende<br />

Göttlichkeit erfahren. Nur intellektuelle Disziplin kann<br />

euch diese Schau nicht ermöglichen. Was ihr auch seht, hört und erfahrt<br />

ist die Manifestion Gottes. Nur Gott existiert überall. Kann man einem<br />

solchen Wesen einen einzigen Namen oder nur eine Form zuschreiben?<br />

Er ist in allen Formen gegenwärtig. Wenn ihr das Prinzip der Einheit<br />

erfahrt, seid ihr immerzu in Glückseligkeit. Also könnt ihr sagen,<br />

214


dass Glückseligkeit seine Form ist. Gott ist die Verkörperung der ewigen<br />

Glückseligkeit. Er ist absolute Weisheit, jenseits der Dualität, expansiv<br />

und weit wie der Himmel. Er ist das letztendliche Ziel, ewig, rein,<br />

unveränderlich und der Zeuge aller Funktionen des Intellekts.<br />

Verkörperungen der Liebe! Wenn Gott allgegenwärtig ist, warum sollte<br />

man nach ihm suchen? Ihr solltet euch anstrengen, eure innewohnende<br />

Göttlichkeit zu erkennen und in der totalen Stille zu erfahren. Ihr könnt<br />

die innewohnende göttliche Glückseligkeit nur in der absoluten Stille<br />

erfahren. Darum wird gesagt: “Schweigen ist Gold.”<br />

Gott ist in allen Formen gegenwärtig. Alle Namen und Formen sind sein.<br />

Verschiedene Schmuckstücke werden aus demselben Gold gemacht.<br />

So hat auch Gott alle Namen und Formen, die wir in der Welt finden,<br />

angenommen. Entwickelt also Vertrauen in Gott. Wenn ihr euch ernsthaft<br />

bemüht, könnt ihr ihn sicher erfahren. Viele Aspiranten der alten<br />

Zeit, konnten durch eine intensive Disziplin in absoluter Stille, eine Vision<br />

Gottes erfahren. Ihr müsst den Geist zum Schweigen bringen, um<br />

eine Vision Gottes zu erfahren. Ihr könnt Gott nicht erfahren, ohne euren<br />

Geist zu transzendieren.<br />

Heute erforschen und untersuchen die Leute die verschiedenen Aspekte<br />

der Welt. Aber Gott kann durch diese Untersuchungen und Bemühungen<br />

nicht erforscht werden. Erwählt eine bestimmte Form Gottes,<br />

und denkt über diese nach. Wenn ihr euren Geist auf die Form Gottes<br />

konzentriert, wird er transzendiert und ihr werdet mit dem Göttlichen<br />

vollkommen eins werden. Heute verändert sich der Geist in jedem Moment.<br />

Verlasst euch nicht auf so einen wankelmütigen Geist. Verlasst<br />

euch auf die Göttlichkeit, die stetig und unveränderlich ist. Wenn ihr eine<br />

bestimmte Form Gottes erwählt habt, bleibt bei dieser Form. Schliesst<br />

eure Augen und kontempliert über sie. Nur dann könnt ihr die Göttlichkeit<br />

erfahren.<br />

Menschen benutzen das Wort “Göttlichkeit” ohne ihre wahre Bedeutung<br />

zu kennen. Die Veden erklären: “Gott ist eines, ohne ein Zweites.”<br />

Ihr könnt ihn bei irgendeinem Namen rufen. Er hat tausend Köpfe, Hände<br />

und Augen. Wo immer ihr hinschaut seht ihr Gott, Gott allein. Dasselbe<br />

ursprüngliche Prinzip durchdringt alles. Kontempliert mit zielgerichteter<br />

Hingabe über ihn.<br />

Die Göttlichkeit befindet sich in euch. Unfähig, diese innewohnende<br />

Göttlichkeit zu realisieren, verschwendet ihr eure Zeit und sucht ausserhalb<br />

nach ihm. Was immer ihr in der Welt seht, ist allein die Reaktion,<br />

der Widerhall und die Widerspiegelung eures Fühlens. Lasst euch nicht<br />

von der Reaktion, dem Widerhall und der Widerspiegelung täuschen.<br />

215


Wendet eure Aufmerksamkeit nach innen und kontempliert über die<br />

Realität in euch selbst. Ihr werdet sicher die Göttlichkeit erfahren. Ihr<br />

solltet nur Gott zum Ziel haben und sonst nichts. Göttlichkeit ist Eines<br />

ohne ein Zweites und ist allesdurchdringend.<br />

Versteht das Prinzip der Einheit, und verankert Gott in eurem Herzen.<br />

Mit dem Prinzip der Einheit kann nirgends Vielheit sein. Wenn ihr die<br />

Einheit nicht versteht, könnt ihr die Vielfalt der Natur nicht verstehen.<br />

Die Natur ist der beste Lehrer. Folgt diesem Ideal, das von diesem Lehrer<br />

mit Liebe demonstriert wird. Je mehr Liebe ihr entwickelt, desto früher<br />

werdet ihr Gott sehen. Die Verhaftung an den Körper ist der Grund<br />

aller Differenzen. Ihr werdet die Einheit in der Vielfalt nur erfahren, wenn<br />

ihr das Körperbewusstsein aufgebt. Wenn ihr nicht mehr an den Körper<br />

gebunden seid, könnt ihr Gott in einem Moment erfahren. Was immer<br />

ihr seht, ist die Manifestation Gottes. Die Einheit in der Vielfalt ist Göttlichkeit.<br />

Aber ihr seid nicht fähig, diese Wahrheit zu verstehen und zu<br />

schätzen. Wenn ihr diese Wahrheit verstehen könnt, wird euer Fühlen<br />

total transformiert. So wie die Farbe der Brille ist, so ist die Farbe der<br />

äusseren Szene. Entfernt die farbige Brille und ihr werdet die Realität<br />

sehen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Haltet am Prinzip der Liebe fest und ihr<br />

könnt alles erreichen. Wenn ihr euer Herz mit Liebe füllt, werdet ihr, wo<br />

immer ihr geht, beschützt sein. Liebe ist die Realität und alles andere<br />

ist die Reaktion, Reflektion und der Widerhall. Um die Realität zu erfahren,<br />

müsst ihr als Erstes einen ausgeglichenen Geist anstreben. Wie<br />

könnt ihr euren Geist disziplinieren? Indem ihr über einen Namen und<br />

eine Form tief nachdenkt. Bleibt standhaft in eurem erwählten Pfad.<br />

Lasst euch von dem, was eure physischen Augen sehen, nicht ablenken.<br />

Öffnet das Auge der Weisheit und seht die Realität.<br />

Verkörperungen der Liebe! Betrachtet alle als Verkörperungen Gottes.<br />

Gott ist die Mutter und der Vater von allen. Deshalb beten wir: “Oh Gott!<br />

Du allein bist die Mutter, der Vater, Freund, Verwandter, Weisheit und<br />

Reichtum.” Habt volles Vertrauen, dass Gott euer Alles ist. Habt in dieser<br />

Beziehung keine Zweifel. Aufgrund von Zweifeln ist der Geist der<br />

Menschen heute so verwirrt. Einige Leute fragen mich nach dem Weg<br />

der richtigen Meditation. Ich erwidere immer das Gleiche: “Meditation<br />

bedeutet nicht nur das Schliessen der Augen und alles und jedes zu<br />

visualisieren. Wählt eine Form, verankert sie in eurem Herzen und achtet<br />

darauf, dass sie unverändert bleibt. Habt absolutes Vertrauen in einen<br />

Namen und eine Form und kontempliert über diese. Das ist wahre<br />

216


Meditation. Wenn ihr dieser Praxis ernsthaft folgt, könnt ihr die Göttlichkeit<br />

erfahren.<br />

Verkörperungen der Liebe! Es gibt keine grössere spirituelle Disziplin,<br />

als dem Pfad der Liebe zu folgen. Eure Liebe sollte nur in eine Richtung,<br />

nicht in mehrere Richtungen fliessen. Lasst eure Liebe konstant zu Gott<br />

fliessen. Nur dann könnt ihr die Vision von Gott haben, der die wahre<br />

Verkörperung der Liebe ist. Wenn es euch nicht möglich ist, Gott zu<br />

visualisieren, heisst das nur, das ihr eure Liebe nicht auf ihn fliessen<br />

lasst.<br />

Macht euren Geist standhaft und fixiert ihn auf Gott. Der Geist ist der<br />

Grund von allem in der Welt. Von selbst geht der Geist nirgendwohin.<br />

Ihr seid es, der ihn nach euren Vorlieben und Wünschen hierhin und<br />

dorthin richtet. Ihr seid für seine Unstetigkeit verantwortlich. Wenn ihr<br />

euren Geist stetig auf Gott richtet, werdet ihr die brillante und glückselige<br />

Form Gottes überall sehen. Ihr könnt zudem Gott nicht sehen und<br />

erfahren, weil ihr an seiner Existenz zweifelt. Entwickelt als Erstes vollkommenes<br />

Vertrauen in Gott. Euer Glaube allein wird euch beschützen.<br />

Folgt nicht den Launen des Geistes. Ihr solltet der Meister eures<br />

Geistes, nicht sein Sklave sein.<br />

Verkörperungen der Liebe! Die Menschen sprechen über Meditation.<br />

Meditation ist nicht nur Konzentration. Konzentration kann nicht mit Meditation<br />

verglichen werden. Lasst eure Liebe mit unbeirrbarem Glauben<br />

und stetem Geist zu Gott fliessen. Ein wankelmütiger Geist, wird im<br />

Aussen reflektiert. Ein unsteter Geist kommt von eurem Inneren. Ich<br />

bin immer sehr überrascht zu sehen, wie ruhelos des Menschen Geist<br />

in jedem Moment ist. Warum sollte der Geist schwanken? Er hat aus<br />

sich selbst keine solche Kraft.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr solltet mit Entschlossenheit am Prinzip<br />

der Einheit und Göttlichkeit festhalten. Was ist der Grund für die<br />

menschlichen Geburt? Ist es, um die Zeit mit essen und trinken zu verbringen?<br />

Nein, nein. Bemüht euch, das zugrundeliegende Prinzip der<br />

Einheit der fünf Elemente, der fünf Tätigkeitssinne, der fünf Erkenntnissinne<br />

und der fünf Lebenshüllen (siehe Anhang) zu verstehen. Wenn<br />

ihr euch ernsthaft bemüht, werdet ihr sicher das Prinzip der Einheit erfahren.<br />

Unter allen Lebewesen ist einzig der Mensch fähig, die Einheit<br />

und Göttlichkeit zu erfahren. Der wahre Grund der menschlichen Geburt<br />

ist es, Einheit in der Vielfalt zu erfahren. Gebt euch also alle Mühe,<br />

die Einheit zu verstehen und euer Leben zu heiligen. Es ist nur möglich,<br />

217


wenn ihr dem Pfad der Liebe folgt. Nichts ist wichtiger in dieser Welt,<br />

als zu lieben.<br />

Heute habe ich einer Studentin vom Anantapur-Institut eine Goldmedaille<br />

als Anerkennung für ihre Excellence übergeben. Seit ihrer Kindheit<br />

leidet sie an der Zuckerkrankheit. Ihre Eltern und die Ärzte haben<br />

vergeblich alles versucht, ihre Krankheit zu kontrollieren. Sie hat aber<br />

unbedingtes Vertrauen in Swami. Deshalb macht sie sich keine Sorgen<br />

über ihr Blutzuckerproblem. Sie ist überhaupt nicht unglücklich deswegen.<br />

In Wirklichkeit ermutigt sie ihre Eltern, wenn sie in Sorge sind. Sie<br />

sagt: “Sorgt euch nicht, Gott ist mit mir.” In dieser Weise hat sie siebzehn<br />

Jahre verbracht. Sie hat in der Schule von Puttaparthi und im Anantapur<br />

Institut studiert. Manchmal ist ihr Blutzuckerspiegel sehr hoch. Keine<br />

Medizin kann das unter Kontrolle bringen. Ihr Vater ist sehr besorgt.<br />

Sie aber ist durch ihr festes Vertrauen beschützt. Swami verspricht ihr:<br />

“Diese Krankheit kann dich nicht verletzen. Habe unbedingtes Vertrauen<br />

in Gott. Höre nicht auf das, was andere sagen.” Sie vergisst ihr Leiden,<br />

und erinnert sich an Swamis Lehren. Sie befolgt Swamis Worte<br />

unbedingt, und bleibt unbeirrt in ihrem Glauben. Deswegen hat sie Erfolg<br />

in ihrem Leben.<br />

Sie widmet alle ihre Zeit dem Studium. Sie beabsichtigt, ein höheres<br />

Studium zu absolvieren. Sie ängstigt sich überhaupt nicht, wenn ihr<br />

Blutzucker steigt. Sie sagt: “Es kommt und geht. Ich habe überhaupt<br />

nichts mit ihm zu tun.” Sie erträgt ihr gesundheitliches Problem mit Tapferkeit.<br />

In dieser Weise solltet auch ihr über Probleme nicht bekümmert<br />

sein. Dieser Körper ist ein Haus voll Schmutz und Dreck und eine Höhle<br />

voll Krankheiten. Verlasst euch nicht auf diesen vergänglichen Körper.<br />

Dieser Körper kann durch Krankheiten untergehen. Aber was für ein<br />

Problem es auch gibt, sorgt euch nicht deswegen.<br />

Ihr Vater ist Lehrer an der Puttaparthi-Schule. Manchmal bekommt er<br />

einen Telefonanruf ihrer Lehrerin von Anantapur. Sie erklärt dann oft:<br />

“Ihre Tochter hat heute einen sehr hohen Blutzuckerspiegel. Sie kann<br />

unmöglich in die Klasse kommen. Was sollen wir tun?” Dann kommt<br />

er zu mir. Ich beruhige ihn dann und spreche ihm Mut zu und erkläre,<br />

dass alles gut sei. Dank ihrer Hingabe und ihrem standfesten Glauben<br />

hält sie ihrer Krankheit stand und erfüllt ihr Studium ohne sich behindern<br />

zu lassen.<br />

218<br />

Was immer du hältst: Wenn du es einmal hast,<br />

halte daran fest, bis du siegst.<br />

Was immer du erbittest: Wenn du es einmal erbeten hast,<br />

erbitte es, bis du siegst.


Was immer du dir wünschst:<br />

Wenn du es dir einmal gewünscht hast,<br />

wünsche es dir inniger, bis du siegst.<br />

Was immer du dir vornimmst:<br />

Wenn du es dir einmal vorgenommen hast,<br />

verfolge den Plan noch stetiger, bis du siegst.<br />

Gott muss den Sieg gewähren, um das Klagen zu beenden.<br />

Weine und bete, bis du siegst.<br />

Sei wachsam! Verliere nicht den Mut und lass<br />

in deinen Bemühungen nicht nach!<br />

(Telugu Gedicht)<br />

Sie erfüllt ihr Leben mit einem solchen unbeirrbaren Glauben und Entschlossenheit.<br />

Manchmal wird sie wegen ihrer Blutarmut ganz<br />

schwach. Aber sogar in einem solchen Zustand erfüllt sie ihr Werk.<br />

Das ist wahre Hingabe. Sie führt ihr Leben mit einem totalen Glauben<br />

an Swami. Sie bestand ihr Studium und erreichte nun Vorzüglichkeit<br />

auch in den Aktivitäten des zweiten Studiengangs. Deswegen hat sie<br />

die Goldmedaille für allseitige Vortrefflichkeit verdient.<br />

219


23. November<br />

Geburtstagsansprache<br />

Eure ganze Bildung, all eure Autoritätsstellungen, eure barmherzigen<br />

Werke und euer Dienst sind wenig wert, wenn ihr die vier Tugenden<br />

der Wahrheit, Rechtschaffenheit, der selbstlosen Liebe und des Friedens<br />

nicht besitzt.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr vergesst alle den Zweck, zu dem ihr in<br />

diese Welt gekommen seid. Wo ihr euch auch befindet, es gibt drei Dinge,<br />

an die ihr denken müsst, und zwar: Von wo sind wir gekommen?<br />

Wo befinden wir uns gegenwärtig? Und was ist der Zweck unseres Herkommens?<br />

Wenn ihr zum Beispiel ein Päckchen oder einen Brief in einen<br />

Postkasten werft, sollten der Absender und der Adressat darauf<br />

stehen. Wo werden Päckchen oder Brief ohne diese beiden Adressen<br />

landen? Sie enden im Kasten der unzustellbaren Briefe. Entsprechend<br />

befindet ihr euch derzeit ohne diese beiden Adressenaufschriften in der<br />

Welt. Ihr könnt euch sehr gut ausmalen, was mit so einem Menschen<br />

geschehen wird! Ihr solltet deshalb wenigstens auf eine dieser drei Fragen<br />

eine Antwort finden; ansonsten wird euer Leben selbst zur Verschwendung.<br />

Eine kleine Geschichte als Beispiel. In den Deltagebieten der Ost- und<br />

Westgodavari-Distrikte im Staat Andrah Pradesh überqueren die Geschäftsleute<br />

den Fluss bei Boot. Einst reiste ein Geschäftsmann in so<br />

einem Boot; er und der Bootsmann waren allein. Normalerweise unterhalten<br />

die Leute sich während der Reise gerne mit jemandem, um<br />

die Mühsal der Reise zu vergessen. Deshalb fing der Geschäftsmann<br />

zum Zeitvertreib ein Gespräch mit dem Bootsmann an. Er fragte ihn:<br />

„Hast du eine Zeitung?“ Dieser erwiderte: „Nein, mein Herr, da ich weder<br />

lesen noch schreiben kann, besitze ich keine Zeitung.“ Daraufhin<br />

gab der Geschäftmann den Kommentar: „O je! Wenn du weder lesen<br />

noch schreiben kannst, ist ein Viertel deines Lebens den Fluten des<br />

Ganges geweiht (d.h. verschwendet).“ Der Bootsmann bedauerte seine<br />

beklagenswerte Lage und hielt den Mund. Nach ein paar Minuten<br />

fragte der Geschäftsmann weiter: „Mein Lieber, kennst du den momentanen<br />

Stand der Gold- und Silberpreise am Markt von Bombay?“ Der<br />

Bootsmann erwiderte: „Mein Herr, da ich keinerlei Erfahrung mit dem<br />

221


Goldhandel habe, kenne ich den Stand der Preise nicht.“ Der Geschäftsmann<br />

bemerkte daraufhin: „Wenn du nichts vom Goldhandel<br />

verstehst, gehört dein halbes Leben den Fluten des Ganges.“ Die Unterhaltung<br />

setzte sich fort. Der Geschäftsmann bemerkte die Armbanduhr,<br />

die der Bootsmann trug, und fragte ihn: „Mein Lieber, wie spät ist<br />

es jetzt?“ Obwohl der arme Bootsmann eine Armbanduhr trug, konnte<br />

er keine Uhr lesen. Der Geschäftsmann fragte weiter: „Warum trägst<br />

du dann eine Armbanduhr?“, woraufhin der Bootsmann antwortete:<br />

„Auch wenn man keine Uhr lesen kann, ist es heutzutage Mode, eine<br />

zu tragen, und deshalb trage auch ich eine.“ Da gab der Geschäftsmann<br />

den Kommentar: „Wenn du nicht einmal die Zeit von der Armbanduhr<br />

ablesen kannst, sind drei Viertel deines Lebens den Fluten des Ganges<br />

geweiht!“ Mittlerweile kam ein kräftiger Sturm auf, der im Fluss so hohen<br />

Wellengang verursachte, dass das Boot hin und her geworfen und unstet<br />

wurde. Daraufhin fragte der Bootsmann den Geschäftsmann: „Übrigens,<br />

mein Herr, können sie schwimmen?“ Der Geschäftsmann erwiderte:<br />

„O je, nein, ich kann nicht schwimmen!“ Jetzt war es an der<br />

Reihe des Bootsmanns zu bemerken: „Dann ist dein gesamtes Leben<br />

den Wassern des Ganges geweiht!“<br />

Ihr befindet euch heutzutage alle in derselben Situation und werdet im<br />

Fluss der Welt hin und her geschleudert. Aber leider bemüht ihr euch<br />

überhaupt nicht, zu wissen, warum ihr hier seid, was ihr in dieser Welt<br />

zu lernen und wo ihr hinzugehen habt, welches Wissen euch dort hinbringen<br />

könnte, usw. Da ihr euch dieser Aspekte nicht bewusst seid<br />

ist euer ganzes Leben dem Ganges geweiht, anders ausgedrückt: vergeudet.<br />

Deshalb müsst ihr zuerst Antworten auf die folgenden Fragen<br />

finden: „Warum sind wir hierher gekommen? Was haben wir zu wissen?<br />

Wohin begeben wir uns von hier aus?“ Wenn ihr keine Antwort auf wenigstens<br />

eine dieser Fragen finden könnt, ist eure Lebensreise ohne<br />

Zweck und Ziel. Nur wenn ihr den Absender (Herkunftsort), Empfänger<br />

(das Ziel) und die gegenwärtige Wohnadresse kennt, wird euer Leben<br />

sinnvoll und geheiligt sein.<br />

Der Vorsitzende des Prashanti Council und seine Frau besuchen Puttaparthi<br />

oft. Als ich eines Tages zum College fuhr, kam er zu mir und<br />

bat: „Swami, wenn du es mir liebenswürdigerweise gestattest, werde<br />

ich dich zum College begleiten.“ Ich sagte, er könne mitkommen. Als<br />

wir im Auto unterwegs waren, fragte ich ihn: „Wie sieht dein Programm<br />

aus?“ Er antwortete: „Swami, heute habe ich meine Rückreise anzutreten.“<br />

Ich riet ihm, nicht an dem Tag abzureisen. Er erwiderte: „Swami,<br />

222


ich werde heute aufbrechen, aber den Flug von Bombay am Tag darauf<br />

nehmen.“ Ich sagte ihm nachdrücklich: „Sprich nicht weiter über diese<br />

ganzen Dinge mit mir. Wenn ich sage, fahre nicht, ist das endgültig.“<br />

Er konnte jedoch nicht realisieren, dass sein Leben selbst in grosser<br />

Gefahr war, wenn er beschloss, am selben Tag zu fahren. Schliesslich<br />

gab ich, auf sein Drängen hin, nach: „Okay, wenn du es so willst, kannst<br />

du aufbrechen.“ Er kehrte in sein Zimmer zurück, packte sein Gepäck,<br />

nahm den Flug nach Bombay und bestieg danach das Flugzeug nach<br />

Amerika. Kurz nachdem das Flugzeug startete, wurde offensichtlich,<br />

dass sich ein paar Flugzeugentführer im Flugzeug befanden. Die ganze<br />

Atmosphäre im Flugzeug war extrem angespannt. Zwei Flugzeugentführer<br />

bewachten den Eingang und zwei andere bewegten sich mit voll<br />

geladenen Gewehren, die sie auf die Passagiere richteten, umher. Da<br />

erkannte er, warum Swami nicht wollte, dass er an dem Tag flog. In<br />

dieser Situation konnte er nichts tun und betete zu Swami als seiner<br />

einzigen Zuflucht. Seine Ehefrau ist eine grosse Devotee von Swami.<br />

Sie begann, Swamis Namen zu rezitieren: „Sai ram, sai ram, sai ram.“<br />

Als das Flugzeug etwas an Höhe gewonnen hatte, fingen die Entführer<br />

an, die Passagiere zu erschiessen. Die Passagiere erstarrten vor<br />

Schreck und wussten nicht, was sie tun sollten. Die Entführer begannen<br />

zu schiessen und überall im Flugzeug lagen Leichen verstreut. Das<br />

Ehepaar sass im vorderen Bereich des Flugzeugs. Die Entführer begannen,<br />

die Passagiere um sie herum zu erschiessen. Sie dachten, sie<br />

wären als Nächstes an der Reihe. Da gestand der Mann seiner Frau:<br />

„Swami riet mir, nicht an diesem Tag abzufliegen, aber ich folgte seiner<br />

Anweisung nicht ganz; deshalb befinden wir uns jetzt in dieser Situation.“<br />

Mittlerweile richtete ein Entführer seine Augen auf das Paar. Die<br />

Frau hatte jedoch die ganze Zeit, alles andere vergessend, unaufhörlich<br />

Swamis Namen rezitiert. Das Rezitieren von Swamis Namen wirkte<br />

Wunder und sie wurden verschont. Dann stand der Mann auf und stellte<br />

sich an den Eingang des Flugzeugs. Obwohl er ein so kräftiger Mann<br />

war, konnten die Entführer ihn nicht sehen. So wurde durch Swamis<br />

Gnade ihr Leben gerettet.<br />

Beide blieben lange Zeit ohne Essen, Wasser und Schlaf als Geiseln<br />

im Flugzeug. Sie waren sehr deprimiert. Die Frau besitzt intensive Hingabe<br />

zu Swami. Normalerweise haben Frauen mehr Hingabe als Männer.<br />

Es ist nicht so, dass Männer keine Hingabe hätten, aber sie zeigen<br />

sie äusserlich nicht. Die Frau gab ihrem Mann den Rat: „Mache dir keine<br />

Sorgen, sondern besinne dich auf Swami.“ Jetzt begannen die Entführer,<br />

Männer, Frauen und Kinder gnadenlos zu erschiessen. Das Ehe-<br />

223


paar betete jedoch weiterhin mit geschlossenen Augen still zu Swami:<br />

„Sai ram, sai ram, sai ram.“ Mittlerweile war die ganze Munition in den<br />

Gewehren der Flugzeugentführer erschöpft und die Polizei konnte sie<br />

gefangen nehmen. Das Ehepaar wurde freigelassen und in ein anderes<br />

Flugzeug nach Amerika gesetzt. Dennoch verfolgte sie die schwere<br />

Schicksalsprüfung, welche sie zu durchleben hatten. Nach ein paar Tagen<br />

kam die Polizei, um sie über den Vorfall auszufragen. Ihnen wurde<br />

Kompensation angeboten, aber sie nahmen sie nicht an. Nach zwei<br />

oder drei Monaten kamen sie wieder nach Puttaparthi und hatte Swamis<br />

Darshan. Jetzt realisierte er durch seine eigene Erfahrung, dass<br />

er, wenn er Gottes Namen wiederholte, unter keinen Umständen irgendetwas<br />

zu befürchten hatte. Durch Swamis Darshan fand er seine<br />

Ruhe wieder. Von da an überliess er, wann immer Swami ihn nach seinem<br />

Rückreisetermin fragte, es Gottes Willen. Er erkannte, dass es<br />

besser ist, die Angelegenheit in Swamis Händen zu belassen. Von da<br />

an entwickelte auch der Mann unerschütterlichen Glauben an Swamis<br />

Worte und hielt sich entschlossen an sie.<br />

Heutzutage sind die Leute nicht in der Lage, zu erkennen, von wo sie<br />

kamen und wohin sie gehen. Erst nachdem sie solche Erfahrungen<br />

durchliefen, erkennen sie die Kraft des Glaubens. Die Menschen kommen<br />

in diese Welt und verbringen irgendwie ihre Zeit. Wenn jemand<br />

sie fragt, was sie mit ihrer Zeit machen, erwidern sie, sie seien in die<br />

Welt gekommen, um sich am Essen zu erfreuen und bequem zu schlafen.<br />

Man sollte jedoch erkennen, dass der Mensch nicht nur in diese<br />

Welt geboren ist, um Essen und Trinken zu geniessen. Dieselbe Wahrheit<br />

hat Adi Shankaracarya in seinem berühmten Lied Bhajo Govinda<br />

folgendermassen erklärt:<br />

224<br />

Singe, o törichter Mensch, den Namen Govinda!<br />

Wenn das Ende herannaht,<br />

werden die Grammatikregeln dich nicht retten kommen.<br />

Wenn man die Leute fragt, warum ihnen das menschliche Leben gegeben<br />

wurde, antworten die meisten: zum Essen, Trinken, Schlafen<br />

und Sterben. Diese Annahme ist völlig falsch. Es gibt etliche Dinge im<br />

Leben, die man zu erreichen hat. Der Sinn des menschlichen Lebens<br />

liegt nicht im Genuss von Essen und Annehmlichkeiten. Es ist nicht einmal<br />

zum Erlangen von Bildung gedacht. Der Sinn des menschlichen<br />

Lebens liegt in etwas völlig anderem, und die Menschen haben das vergessen.<br />

Ihr müsst euer Leben erfüllen und es heiligen. Der Körper ent-


steht, wächst heran, stirbt und zerfällt schliesslich. Man muss, ehe der<br />

Körper stirbt, den Zweck erfüllen, zu dem er in diese Welt gekommen ist.<br />

Verkörperungen der Liebe! Es wird während der Lebensreise verschiedene<br />

Prüfungen und Härten geben. Ihr müsst die Kraft erwerben, durch<br />

die ihr ihnen mutig begegnen könnt. Es ist die Kraft der Spiritualität. Ihr<br />

solltet nicht verzagen und mittendrin von dieser Bemühung ablassen.<br />

In diesem Meer des Lebens gibt es natürlich stürmische Wellen, die<br />

euer Boot hoch und nieder werfen.<br />

O Herr, ich bin in diesem Kreislauf von Geburt und Tod gefangen.<br />

Immer wieder erfahre ich die Qual, im Mutterleib zu liegen.<br />

Es ist sehr schwierig, dieses Meer<br />

des weltlichen Lebens zu überqueren.<br />

Bitte bringe mich über dieses Meer und gewähre mir Befreiung.<br />

Der Sinn des menschlichen Lebens besteht nicht darin, immer wieder<br />

aus dem Mutterleib geboren zu werden, das Leben ziellos hinter sich<br />

zu bringen und schliesslich diese Welt zu verlassen. Es gibt einen spezifischen<br />

Zweck, für den ihr in diese Welt geboren wurdet. Ihr müsst<br />

deshalb den Zweck erkennen und euer Leben heiligen. Eure Bildung,<br />

eure Tätigkeit und das Geld, das ihr verdient, müssen alle auf sinnvolle<br />

Weise genutzt werden. Die Studenten von heute erlangen Bildung, um<br />

ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie erwerben Abschlüsse mit dem<br />

alleinigen Ziel, Geld zu verdienen. Welche Grösse liegt darin, sich abzumühen,<br />

um den eigenen Bauch zu füllen? Auch Hunde und Füchse<br />

füllen ihren Magen. Ihr habt vielleicht im Zirkus gesehen, dass sogar<br />

die Affen etliche Kunststücke lernen und vorführen. Ihr, die ihr als Menschen<br />

geboren seid, solltet euch nicht wie Hunde, Füchse und Affen<br />

benehmen. Wenn ihr das tut, welchen Sinn hat dann eure Bildung? Die<br />

Bildung, die ihr erlangt, muss auf rechte Weise genutzt werden. Nur<br />

dann wird sie sinnvoll und eure Persönlichkeit stärken. Der Zweck eures<br />

Lebens liegt nicht allein darin, Bildung und Abschlüsse zu erlangen. Ihr<br />

könnt selbstverständlich studieren, aber es genügt nicht, wenn ihr nur<br />

studiert, um Abschlüsse zu erlangen.<br />

Kann man all jene, die lesen und schreiben können, gebildet nennen?<br />

Kann man jemanden als gebildet bezeichnen,<br />

nur weil er Abschlüsse erlangt?<br />

Könnt ihr etwas Bildung nennen, das keine Tugenden vermittelt?<br />

Wenn Bildung nur zum Lebensunterhalt gedacht ist:<br />

225


226<br />

Führen Vögel und Tiere<br />

nicht ebenfalls ihr Leben ohne Bildung zu besitzen?<br />

Nur wenn ihr Bildung mit dem Ziel anstrebt, dass sie sowohl dem Leben<br />

als auch eurem Lebensunterhalt dient, wird eure Bildung sinnvoll werden.<br />

Deshalb muss jeder Mensch den Sinn des Lebens im Auge bewahren.<br />

Was bringt es, wenn ihr über euren Erfolg jubelt und denkt:<br />

„Ich habe MBA bestanden und verschiedene Abschlüsse erlangt“? Diese<br />

Abschlüsse müssen auf rechte Weise genutzt werden. Allein der<br />

Mensch besitzt die Kraft, den Sinn seines Lebens zu verwirklichen.<br />

Wenn ihr euch mit dem Gedanken zufrieden gebt: „Ich bin geboren, gebildet,<br />

habe Geld verdient und genug auf dem Konto, habe meine Kinder<br />

ausgebildet und zur höheren Bildung ins Ausland geschickt“, ist das<br />

nicht der alleinige Zweck des Lebens. Ihr solltet niemals die Absicht vergessen,<br />

zu der ihr in diese Welt gekommen seid. Leider habt ihr heutzutage<br />

den Sinn eures Lebens vergessen und ergeht euch in sinnlosen<br />

Aktivitäten. Ihr müsst, solange ihr lebt, bis zu eurem letzten Atemzug<br />

Frieden erfahren. Ihr solltet wahre und ewige Glückseligkeit erlangen.<br />

Mahatma Gandhi reiste nach London und ihm wurde der Titel eines Anwalts<br />

verliehen. Er wollte sein Leben erfüllen, indem er seine Bildung<br />

für den Dienst an der Gesellschaft einsetzte. Deshalb schloss er sich<br />

nach seiner Rückkehr in sein Mutterland dem Indischen Nationalkongress<br />

an. Er opferte sein gesamtes Leben, um die Unabhängigkeit des<br />

Landes zu erreichen. Er begann einen einfachen Dhoti und ein Stück<br />

Stoff zu tragen, das seine obere Körperhälfte bedeckte. Er erlebte während<br />

des Freiheitskampfes in den nordindischen Staaten verschiedene<br />

Schwierigkeiten. In Lucknow wurde er von der Polizei mit Knüppeln geschlagen.<br />

Aber trotz etlicher Schwierigkeiten und physischer Folter von<br />

Seiten der Polizei gab er seinen Entschluss, Unabhängigkeit für das<br />

Land zu erreichen, nicht auf. Er begann als Jurist zu praktizieren. Sogar<br />

dann verlief sein Leben nicht glatt. Er schloss sich dem indischen Nationalkongress<br />

der Unabhängigkeitsbewegung an und erlebte grosse<br />

Tortur von Seiten der Briten. Dennoch verlor er nicht den Mut. Seine<br />

Frau Kasturba war eine edle Dame. Immer diente sie ihrem Ehemann,<br />

sogar als er im Gefängnis war, mit grosser Hingabe. Zugleich engagierte<br />

auch sie sich im Dienst am Land. Allein ihr Geist der Dienstbereitschaft<br />

schützte sie vollständig. In den Tagen ihrer Verwicklung in<br />

den Unabhängigkeitskampf gab es Zeiten, wo Ehemann und Ehefrau<br />

getrennt wurden. Aber Kasturba versöhnte sich damit, dass, was immer<br />

geschah, allein zu ihrem Guten war. So werden Menschen, die anderen


mit edlem Herzen dienen, nur das Gute sehen. Schliesslich erreichte<br />

das Land die Unabhängigkeit und Jawaharlal Nehru wurde der erste<br />

Ministerpräsident.<br />

Subhash Chandra Bose war ein anderer grosser Anführer der Freiheitsbewegung;<br />

er hatte ein gutes Herz und war ein grosser Patriot. Nur<br />

aufgrund der Bemühungen solcher Männer voll Opfergeist konnte das<br />

Land die Unabhängigkeit erreichen. Aber wir sollten nicht nur die Unabhängigkeit<br />

wünschen. Wir müssen die Selbstmeisterung erreichen.<br />

Darin liegt Grösse. Unabhängigkeit ist eine vorübergehende Erscheinung<br />

der Freiheit von der Fremdherrschaft; Selbstmeisterung betrifft<br />

das Herz und wird durch das Herz erlangt.<br />

Liebe Studenten! Ihr müsst bereit sein, sogar euer Leben für das Land<br />

zu opfern. Ihr seid nicht der Körper. Der Körper ist nur ein Instrument<br />

und Mittel, um etwas Höheres und Erhabenes zu erreichen. Der Körper<br />

muss dazu genutzt werden, diese höheren edlen Ziele zu erlangen. Der<br />

Körper ist wie das Kleid, das wir tragen. Eines Tages wird das Kleid<br />

zerfallen. Bis dahin muss der Körper angemessen erhalten werden. Allein<br />

durch Opfergeist könnt ihr die Gottvereinigung erreichen. Die Veden<br />

haben das verkündet:<br />

Unsterblichkeit wird nicht durch Handeln,<br />

Nachwuchs oder Reichtum,<br />

sondern allein durch Opfergeist erlangt.<br />

Ihr seid als Menschen geboren worden und müsst deshalb euer Leben<br />

dem Dienst an Gott und der ständigen Besinnung auf Gott widmen.<br />

Wenn ihr das tut, wird kein körperliches Leiden euch belästigen.<br />

Ich will euch ein kleines Beispiel erzählen. Als ich vor einiger Zeit in Bangalore<br />

war, fiel dieser Körper im Badezimmer hin. Dort pflegten zwei<br />

Studenten namens Satyajit und Acintya sich um meine Bedürfnisse zu<br />

kümmern. Sie leisteten mir grossen Dienst. Ich sagte zu ihnen: „Ich<br />

habe keine Bindung an den Körper. Ihr könnt an diesem Körper eine<br />

Operation durchführen, aber ich habe nichts mit diesem Körper zu tun.<br />

Ich bin nicht dieser Körper. Solange der Körper da ist, habe ich mein<br />

Werk zu verrichten.“ Die Ärzte wollten mich bandagieren, aber ich<br />

stimmte nicht zu. Sie rieten mir, mich operieren zu lassen, so dass der<br />

Bruch schnell heilen könnte. Ich übergab diesen Körper den Händen<br />

der Ärzte und liess sie tun, was immer sie wollten. Ich lief weiterhin und<br />

tue es immer noch. Ich habe keine Schmerzen oder Leid. Etliche De-<br />

227


votees sind besorgt, dass Swami unter grossen Schwierigkeiten läuft<br />

und vielleicht grossen Schmerz erlebt. Ich möchte noch einmal wiederholen,<br />

dass ich weder Schmerz noch Leid erlebe. Bis heute habe<br />

ich keinerlei körperlichen Schmerz durchlebt. Wenn ihr auf diese Weise<br />

eure Bindung an den Körper aufgebt, könnt ihr alles im Leben erreichen.<br />

Was immer ich tue, das sage ich. Man muss das tun, was man sagt<br />

und das sagen, was man tut. Das ist die Bedeutung der Aussage:<br />

228<br />

Jene sind erhaben, deren Gedanken, Worte und Taten<br />

in vollkommener Harmonie sind;<br />

jene, bei denen diese Übereinstimmung fehlt, sind schlecht.<br />

Das macht das wahre Menschsein aus. Ich kann unbegrenzte Zeit stehen,<br />

obwohl die Ärzte mir davon abrieten. Sogar jetzt bin ich lange gestanden.<br />

Ich leide überhaupt nicht. Ich nehme keine einzige Tablette<br />

ein. Ich trage keinen Verband. Mein ist das atmische Sein, und nur das<br />

allein. Ich setze durch meine eigenen Handlungen ein Beispiel.<br />

Liebe Studenten! Der Körper mag beliebig viel Leid durchleben; er<br />

gleicht einer Wasserblase. Gedanken und Gefühle gleichen einem verrückten<br />

Affen. Deshalb solltet ihr weder dem Körper noch dem Geist<br />

folgen. Ihr müsst eurem Gewissen, dem Göttlichen Selbst, folgen. Ihr<br />

müsst Bindung an den Atman entwickeln. Wenn ihr diese Bindung an<br />

den Atman entwickelt, kann euch kein Schmerz belästigen. Ich durchlaufe<br />

diese ganze Schwierigkeit nur, um euch über diese Bindung an<br />

Atman zu belehren. Ich empfinde überhaupt keinen Schmerz. Ich erzähle<br />

euch die Wahrheit. Ich halte keine Fakten zurück. Tatsächlich<br />

kenne und empfinde ich keinen Schmerz. Wir müssen den Schwierigkeiten<br />

mutig begegnen. Ich habe diesen Schmerz nur deswegen auf<br />

mich genommen, um euch diese Beständigkeit und diesen Mut zu lehren.<br />

Ihr müsst meinem Ideal folgen. Schenkt dem körperlichen Leiden<br />

niemals Beachtung. Gebt die Bindung an den Körper auf. Aber verwendet<br />

den Körper für angemessene Aktivitäten. Benutzt den Körper<br />

dafür, Gott zu dienen. Euer Körper ist ein Geschenk Gottes. Zu welchem<br />

Zweck hat Gott euch diesen Körper gegeben? Allein, um ihn dem<br />

Dienst an Gott zu weihen.<br />

Verkörperungen der Liebe! Der Körper ist euch gegeben worden, um<br />

heilige Handlungen durchzuführen. Viele Leute wundern sich, warum<br />

Swami sich nicht müde fühlt, obwohl er körperlich so sehr leidet. Vor<br />

allem die Damen können Anzeichen von Schwäche schnell wahrneh-


men. Ich versichere euch, dass ich ein beständiges Körpergewicht und<br />

ständig gute Gesundheit bewahre. Ich habe weder zugenommen noch<br />

bin ich schwach geworden. Ich kann schnell gehen, tue es aber nicht,<br />

nur um die Ärzte zufrieden zu stellen. Die Ärzte drängen mich vor allem,<br />

nicht schnell zu gehen. Sie rieten mir: „Swami, bitte gehe nicht schnell.<br />

Habe immer zwei Studenten bei dir, die dir helfen.“ Nur um die Ärzte<br />

zu erfreuen und zufrieden zu stellen, habe ich diese zwei Studenten<br />

bei mir. Ich bereite diesen Jungen keinerlei Umstände. Ausser dass sie<br />

sich um meine Bedürfnisse kümmern, gehen beide Jungen, Arun und<br />

Prusty, in ihre Büros und arbeiten dort. Wenn ich Prusty rufe, kommt<br />

er sogleich herein. Ich bitte ihn, mir ein Glas Wasser zu reichen und<br />

trinke es. So sorgen beide Jungen ständig für mich. Sie dienen mir mit<br />

grosser Hingabe und Liebe. Ich bereite niemandem Unannehmlichkeiten.<br />

Verkörperungen der Liebe! Ihr feiert heute Swamis Geburtstag. In Wirklichkeit<br />

hat nur der Körper Geburtstag. Dieser Körper hat bereits 78 Jahre<br />

gelebt und beginnt sein 79. Lebensjahr. Aber schaue ich aus wie ein<br />

79-jähriger Mann? Nein, nein. Nicht nur jetzt, sogar nach 80 oder 90<br />

Jahren werde ich so wie jetzt sein. Ich werde niemals von jemandem<br />

abhängig sein. Meine Augen und Zähne sind in perfekter Verfassung.<br />

Normalerweise hat jemand, der 79 Jahre alt wird, alle Zähne verloren<br />

und sein Augenlicht wird durch Katarakt beeinträchtigt. Seine Haut wird<br />

voller Runzeln sein, aber ich habe überhaupt keine Runzeln. Ich werde<br />

nicht alt sein. In Wirklichkeit bin ich nicht alt. Entwickelt auch ihr entsprechend<br />

diesen Mut und dieses Vertrauen, und ihr werdet euch mit<br />

Sicherheit gut fühlen.<br />

Nicht nur ich selbst, ihr alle solltet bei guter Gesundheit sein. Aber ihr<br />

verderbt eure eigene Gesundheit. Ihr missbraucht eure Körperkraft auf<br />

so vielerlei Weise. Wenn ihr euren Körper auf rechte Weise nutzt, könnt<br />

ihr durch Swamis Gnade gut vorankommen. Mit einem gesunden Körper<br />

und einem gesunden Geist könnt ihr beliebig vielen Leuten dienen.<br />

Ihr müsst deshalb euren Körper in guter Verfassung bewahren, nicht,<br />

um eure Schönheit zur Schau zu stellen, sondern um anderen zu dienen.<br />

Sogar was mich betrifft, ist dieser Körper nötig, um anderen zu<br />

dienen. Ich bin im Dienst an der Menschheit zu allem bereit, sogar dazu,<br />

mein Leben zu opfern. Entsprechend solltet auch ihr immer bereit sein,<br />

anderen zu dienen. Haltet den Körper niemals für sehr wichtig. Vergeudet<br />

nie die körperliche Kraft. Nutzt den physischen Körper auf rechte<br />

Weise und gewinnt ebenso geistige Stärke. Ihr sollt in eurer Bildungslaufbahn<br />

gut vorankommen und euer Leben im Dienst an der<br />

229


Menschheit heiligen. Seid immer bereit, jeglicher Situation im Leben<br />

kühn zu begegnen. Das ist das wahre Wesen der Menschheit. Wann<br />

immer eure Dienste erforderlich sind, solltet ihr sofort reagieren und sagen:<br />

„Ich bin bereit, ich bin bereit, ich bin bereit.“ Entwickelt diesen Mut<br />

und dieses Vertrauen und setzt der Welt ein Vorbild.<br />

Dieser Körper ist ein Gefäss voller Schmutz<br />

und Krankheiten unterworfen.<br />

Er unterliegt dem Wandel gemäss der Zeit.<br />

Er kann das Meer des Kreislaufs<br />

von Geburt und Tod nicht überqueren.<br />

Er ist nichts als ein Knochengerüst.<br />

O Mensch, täusche dich nicht im Glauben, der Körper dauere an.<br />

Nimm stattdessen Zuflucht bei den göttlichen Lotosfüssen.<br />

Sucht Zuflucht bei den Lotosfüssen des Herrn. Scheut kein Ausmass<br />

an körperlichem Leid. Dient dem Land in dem euch möglichen Ausmass.<br />

Nutzt jede kleine Gelegenheit, dem Land und der Gesellschaft<br />

zu dienen. Sogar eine kleine Hilfe, die ihr einer alten Frau, der ihr unterwegs<br />

begegnet, erweist, ist ein Dienst. Denkt nie: „Was gewinne ich,<br />

wenn ich dieser alten Frau helfe?“ Sogar in einer so kleinen Hilfe liegt<br />

grosser Verdienst! Dient deshalb anderen weiterhin. Es gibt keine grössere<br />

spirituelle Disziplin, als seinen Mitmenschen zu dienen. Ohne<br />

selbstloses Helfen, gibt es keine Erlösung. Keine Unbequemlichkeit,<br />

die ihr während des Dienstes vielleicht erlebt, sollte euch etwas ausmachen.<br />

Ich habe nicht die Absicht, meinen Geburtstag in grossem Stil zu feiern.<br />

Meine einzige Absicht besteht darin, dass der Körper in der rechten Verfassung<br />

gehalten wird und man mittels des Körpers anderen dienen<br />

kann. Ihr müsst immer bereit sein, euer Leben dem Dienst an der Gesellschaft<br />

zu weihen. Das ist wahrer Dienst.<br />

230


25. Dezember<br />

Weihnachtsansprache<br />

Wie kommt es, dass die Sonne täglich höchst regelmässig<br />

morgens auf- und abends untergeht?<br />

Wie kommt es, dass die Sterne nachts<br />

wunderschön am Himmel funkeln und sich tagsüber verstecken?<br />

Wie kommt es, dass der Wind unaufhörlich weht und als Luft<br />

die Lebewesen erhält, ohne auch nur einen Augenblick zu ruhen?<br />

Wie kommt es, dass die Flüsse mit<br />

plätscherndem Klang unaufhörlich fliessen?<br />

Der Begriff „Welt“ oder „Schöpfung“ kennzeichnet das, was geboren,<br />

erhalten und sich schliesslich wieder auflöst. Gott, der für die Erschaffung,<br />

Erhaltung und Auflösung der Welt verantwortlich ist, besitzt keine<br />

spezifische Form. In Gestalt der fünf Elemente Äther, Luft, Feuer. Wasser<br />

und Erde durchdringt er die gesamte Welt. Es gibt keinen Platz und<br />

keine Person ohne diese fünf Elemente. Die Bhagavadgita verkündet<br />

dieselbe Wahrheit:<br />

Seine Hände, Füsse, Augen, sein Kopf,<br />

sein Mund und seine Ohren befinden sich überall.<br />

So durchdringt er das gesamte Universum.<br />

Es gibt keinen Ort, an dem Gott nicht existiert. Wie kann irgendjemand<br />

das Prinzip dieser alles durchdringenden Göttlichkeit verstehen oder<br />

erklären? Die Menschen schreiben Gott verschiedene Namen und Formen<br />

zu. Sie feiern die Geburtstage der von ihnen erwählten göttlichen<br />

Formen, verehren diese und beziehen Freude daraus. Aber niemand<br />

ist in der Lage, das Wesen der Göttlichkeit vollständig zu erfassen.<br />

Niemand kann es sich leisten, diese Tatsache zu ignorieren. Wenn das<br />

Kind vom Mutterleib getrennt wird, beginnt es zu weinen. Aus welchem<br />

Grund? Sobald man einen Tropfen Honig oder Milch auf seine Zunge<br />

gibt, hört das Kind auf zu schreien. Wir können deshalb behaupten,<br />

dass jeder mit Hunger und Durst geboren wird. Welcher Art ist dieser<br />

Hunger? Ist er weltlich oder spirituell? Es ist schwierig zu beurteilen,<br />

wer mit welcher Art Hunger geboren wird. Aber Hunger ist allen gemeinsam.<br />

Nahrung ist notwendig, um den eigenen Hunger zu stillen.<br />

231


Jeder Einzelne hat die Pflicht, sich um seinen Unterhalt zu bemühen<br />

und diesen auch mit anderen zu teilen.<br />

Gott wird weder geboren noch stirbt er.<br />

Er ist jenseits aller Namen, Formen und Eigenschaften.<br />

Gott ist ewig, ohne Geburt und Tod.<br />

Er hat keinen Anfang, keine Mitte und kein Ende.<br />

Er ist allgegenwärtig und der ewige Zeuge.<br />

Wie kann jemand Gott, der allmächtig und allgegenwärtig ist,<br />

einen spezifischen Namen geben?<br />

Die Erde absorbiert das Regenwasser und gibt es an die Ernte weiter.<br />

Als Folge davon können wir die Ernte einbringen. So erhält Mutter Erde<br />

unser Leben, indem sie für unsere Erhaltung sorgt. Wasser ist für unser<br />

Überleben sehr notwendig. Man kann einige Tage ohne Nahrung leben,<br />

nicht aber ohne Wasser. Wasser ist Gottes Geschenk. Es ist nur durch<br />

Gebet und kein anderes Mittel zu erhalten. Die Menschen halten an vielen<br />

Plätzen Gottesdienste ab und verrichten spezielle Gebete, um die<br />

göttliche Gnade für Wasser herbeizurufen. Gleichgültig ob es sich um<br />

einen Armen oder einen Millionär handelt, jeder muss zu Gott beten,<br />

denn er ist es, der euch Nahrung und Wasser gibt. Der Mensch kann<br />

Nahrung und Wasser nicht selber erschaffen. Er weiss nicht einmal,<br />

welche Art Nahrung für ein gesundes Leben wichtig ist. Er sollte sich<br />

um dieses Verständnis bemühen.<br />

Was immer Gott tut, dient dem Wohlergehen der Welt. Ihr müsst erkennen,<br />

dass die Welt Gottes Form selbst ist. Schöpfer und Schöpfung<br />

sind nicht voneinander verschieden. Ihr solltet Gott nicht für die Erfüllung<br />

weltlicher Wünsche verehren. Ihr sollten zu Gott beten, um ihn zu<br />

erlangen. Er schenkt dem Devotee seine Gnade und gibt euch alles,<br />

was ihr braucht. Gott allein weiss, was für die Schöpfung gut ist. Wenn<br />

die Zeit reif ist, versorgt er euch mit allem, was ihr braucht. Ohne dass<br />

ihr euch offenkundig darum bemüht, gibt er euch das, was euch zusteht.<br />

Es ist nicht das Kennzeichen eines wahren Devotees, Enttäuschung<br />

zu empfinden und Gott anzuklagen, wenn die eigenen Wünsche nicht<br />

erfüllt werden. Es ist die Aufgabe der Devotees, Mittel und Wege zu<br />

finden, um die göttliche Gnade zu verdienen und sich darum zu bemühen,<br />

Gott zu erreichen.<br />

Niemand kann Gottes Wege erfassen. Der Heilige Tyagaraja sang in<br />

diesem Zusammenhang folgenden Vers:<br />

232


Nicht einmal ein Grashalm wird sich<br />

ohne den göttlichen Willen bewegen.<br />

Gott durchdringt alles von der Ameise bis zu Brahman selbst.<br />

Manche jedoch verstehen das nicht und<br />

brüsten sich mit ihrer Intelligenz.<br />

Aber niemand, egal wie mächtig er sein mag,<br />

weiss, was im nächsten Moment geschehen wird.<br />

Niemand kann die göttlichen Pläne verstehen oder erklären. Gott allein<br />

kennt seine Pläne und nur er kann sie enthüllen. Niemand kann voraussagen,<br />

wann Gott seine Gnade über jemanden ergiessen wird. Gott<br />

allein kennt die Antworten auf die Fragen nach dem Wer, Wann, Wo,<br />

Warum und Wie. Wenn jemand Gott vergisst und sich vom Ego und<br />

dem Gefühl, der Handelnde zu sein, mitreissen lässt, werden seine Unternehmungen<br />

nicht erfolgreich sein. Durch Gebet ist alles zu erreichen.<br />

Es gibt nichts Grösseres als das Gebet. Deshalb ist es notwendig,<br />

dass jeder seine Gebete Gott darbringt. Ihr solltet jedoch nicht um weltliche<br />

Gewinne bitten. Euer ständiges Gebet sollte lauten: „O Gott, ich<br />

will deine Liebe und nichts anderes.“ Wenn ihr zum Empfänger von Gottes<br />

Liebe werdet, könnt ihr die gesamte Welt erobern.<br />

Ihr könnt jegliche Aufgabe durchführen, aber bittet Gott nicht um die<br />

Erfüllung dieser Aufgabe, sondern überlasst alles seinem Willen. Habt<br />

volles Vertrauen, dass er tun wird, was gut für euch ist. Betet zu ihm:<br />

„O Gott, bitte sorge in jedem Augenblick unseres Lebens für unsere Bedürfnisse.“<br />

Wenn ihr eure Pflichten ausführt und alles Gottes Willen<br />

überlasst, werdet ihr eure Aufgaben sicherlich erfolgreich durchführen<br />

können. Aber mein Wille nimmt zur rechten Zeit ohne irgendeinen Anstoss<br />

oder irgendeine Planung Gestalt an. Was immer ich brauche,<br />

kommt ungefragt. Aber ich will noch eine andere Sache klarstellen.<br />

Wenn die Dinge ungefragt zu uns kommen, nutzen wir sie zugleich zum<br />

Wohl der anderen. Swami wünscht überhaupt nichts! Swamis einzige<br />

Absicht besteht darin, dass ihr, nachdem ihr hierher gekommen seid,<br />

diese Gelegenheit auf bestmögliche Weise nutzt und euer Leben auf<br />

frohe und heilige Weise führt. Ihr braucht mir nichts zu geben. Ich bin<br />

immer bereit, eure Wünsche zu erfüllen. Aber ihr solltet euch, ehe ihr<br />

euren Wunsch äussert, fragen, ob ihr seine Erfüllung wirklich verdient.<br />

Durch Gebet kann jede grosse Aufgabe vollbracht werden. Betet deshalb<br />

in der Stille zu Gott. Betet nicht um die Erfüllung eurer unbedeutenden<br />

Wünsche. Gebt alle Wünsche auf und betet aus ganzem Herzen<br />

mit Liebe zu Gott und ihr werdet mit Gewissheit im Leben Erfüllung finden.<br />

Allein durch Liebe könnt ihr die Göttlichkeit verstehen und erfah-<br />

233


en. Manche Menschen beklagen sich: „Swami, trotz unserer unablässigen<br />

Gebete kommt Gott nicht zu unserer Rettung.“ Ich antworte<br />

ihnen: „Der Fehler liegt in eurem Gebet und nicht bei Gott.“ Wenn eure<br />

Gebete aufrichtig sind, werden sie sicherlich erhört werden. Es gibt<br />

nichts, was Gott nicht vollbringen kann.<br />

234<br />

Gottes Geschichten sind höchst wundervoll und heilig<br />

in allen drei Welten.<br />

Sie gleichen Sicheln, welche die Schlingen<br />

weltlicher Bindung durchtrennen.<br />

Sie sind höchst erbauend und erhebend.<br />

Sie schenken den Weisen und Sehern,<br />

die in den Wäldern Askese durchführen, Glückseligkeit.<br />

Wir feiern heute das heilige Weihnachtsfest. Wir sollten es im wahren<br />

Geist feiern, ohne kleinliche Wünsche zu hegen. Jesus war Gottes<br />

Sohn. Als er gekreuzigt wurde sagte er: „O Vater, möge dein Wille geschehen.“<br />

Wenn ihr euch Gottes Willen ergebt, wird er sich um euch<br />

kümmern. Entwickelt keine Überheblichkeit. Gebt Ego und Zurschaustellung<br />

auf. Betet still und aufrichtig. Wenn eure Gebete unerwidert<br />

bleiben, könnt ihr mich sicherlich fragen. Gott ist nicht auf irgendeinen<br />

Platz in einem fernen Winkel beschränkt. Er wohnt immer in eurem Herzen.<br />

Er kann alles vollbringen. Um seiner Devotees willen ist er immer<br />

bereit, jegliche Aufgabe, ob gross oder klein, durchzuführen. Alle sind<br />

seine Kinder. Deshalb wird er eure Gebete sicherlich erhören. Jesus<br />

lehrte: „Alle sind Gottes Kinder.“ Mit dieser festen Überzeugung könnt<br />

ihr jede Aufgabe vollbringen. Ihr braucht keine umfangreichen Bücher<br />

zu lesen. Füllt euer Herz mit Liebe und überlasst alles seinem Willen.<br />

Ihr werdet in euren Unternehmungen sicherlich erfolgreich sein.<br />

Verkörperungen der Liebe! Liebe ist die Quintessenz von Swamis Ansprachen.<br />

Seine Liebe ist die Kraft. Nichts ist grösser als die Liebe.<br />

Wenn ihr Liebe entwickelt, könnt ihr den Herausforderungen des Lebens<br />

gelassen begegnen und siegreich aus ihnen hervorgehen. Gott<br />

wird immer mit euch, in euch und um euch herum sein und sich um euch<br />

kümmern. Durch Gebet kann jede gewaltige Aufgabe vollbracht werden.<br />

Aber eure Gebete sollten aufrichtig sein. Gedanke, Wort und Tat<br />

sollten eine Einheit bilden. Entwickelt das feste Vertrauen, dass Swami<br />

in euch ist und euren Gebeten immer lauscht. Wenn ihr glaubt, Swami<br />

befinde sich ausserhalb eurer selbst, wie werden eure Gebete ihn dann<br />

erreichen?


Verkörperungen der Liebe! Liebe allein wird euch helfen, im Leben erfolgreich<br />

zu sein. Entwickelt deshalb Liebe. Liebe ist das wahre Gebet,<br />

das Gott von euch erwartet.<br />

235


Anhang<br />

Die Körperhüllen<br />

Die Pancakoshas sind die fünf Hüllen oder konzentrischen Schichten<br />

von Materie, die das Göttliche Selbst (atman) umgeben. Sie kommen<br />

einzeln nicht vor und werden lediglich zu Studienzwecken analysiert.<br />

Man sollte erkennen, dass das, was in der fünffachen Umhüllung<br />

wohnt, das wirkliche “Ich” ist. Um diese Wahrheit zu entdecken, muss<br />

man die fünf Hüllen durchdringen.<br />

Die fünf Hüllen (kosha) sind die folgenden:<br />

1. Annamayakosha - die aus Nahrung gebildete Hülle; gemeint ist der<br />

physische Körper, welcher die gröbste Materie des Selbst (atman) darstellt.<br />

Sie belebt die fünf Sinnesorgane (Augen, Ohren, Nase, Zunge<br />

und Haut) und die fünf Handlungsorgane (Stimmorgane, Hände, Füsse,<br />

Geschlechtsorgane und Ausscheidungsorgane).<br />

2. Pranamayakosha - die aus Lebenskraft bestehende Hülle (kosha);<br />

die Hülle der fünf Lebenskräfte (prana), die nach dem sichtbaren Körper<br />

die zweite, bereits feinstoffliche Schicht darstellt. Es ist dies eine Vitalhülle,<br />

die Körper und Denken belebt und zusammenhält. Solange sie<br />

im Organismus vorhanden ist, bleibt er am Leben. Ihre grobe Manifestation<br />

ist der Atem. Sie umfasst die fünf Sinne (Form, Geräusch, Geruch,<br />

Geschmack und Tastsinn) und die fünf physiologischen Systeme<br />

(das Wahrnehmungssystem, das Ausscheidungssystem, das Verdauungssystem,<br />

den Kreislauf und das Denken).<br />

3. Manomayakosha - die aus Geist (manas) bestehende Hülle, welche<br />

die dritte Hülle des Selbst ist. Sie ist die aus Gedanken, Begierden, Motiven,<br />

Emotionen und Wünschen gebildete Hülle, die sowohl positive<br />

als auch negative Aspekte enthalten kann.<br />

4. Vijnanamayakosha - die aus Erkenntnis (vijnana) bestehende, vierte<br />

Hülle des Körpers, die aus der höheren Intelligenz, der Intuition besteht.<br />

237


5. Anandamayakosha - die Hülle, die aus Glückseligkeit besteht. Dies<br />

ist die letzte Hülle, die das Selbst verdeckt. Sie sollte nicht mit der absoluten<br />

Glückseligkeit verwechselt werden.<br />

Das Göttliche Selbst (atman) ist der Keim dieser fünfschichtigen Struktur.<br />

Die fünf Lagen sind wie fünf übereinander getragene Kleidungsstücke<br />

(Körper). Sie werden von einer Person getragen, aber sie sind<br />

nicht ein Teil dieser Person. Ebenso ist der Atman etwas Eigenes und<br />

deutlich getrennt von den fünf Hüllen.<br />

Die zehn Inkarnationen von Vishnu<br />

1. Matsya - Fische<br />

2. Kurma - Schildkröte<br />

3. Varaha - Eber<br />

4. Narashima - Löwe<br />

5. Vamana - Zwerg<br />

6. Parshuram - Rama mit der Axt<br />

7. Ram - Rama<br />

8. Krishna<br />

9. Balarama - Halbbruder von Krishna<br />

10. Kalki - Sathya Sai Baba.<br />

Der Kalki-Avatar beendet das Kaliyuga, das Eiserne Zeitalter und beginnt<br />

das Goldene Zeitalter mit uns.<br />

Die vier Zeitalter - Yugas<br />

Goldenes Zeitalter - Krita- oder Satyayuga<br />

Silbernes Zeitalter - Tretayuga<br />

Kupfernes Zeitalter - Dvaparayuga<br />

Eisernes Zeitalter - Kaliyuga<br />

238


Glossar<br />

Adi Shankaracarya - Name eines der grössten Heiligen und Philosophen<br />

Indiens (ca. 788-820), welcher der Hauptvertreter des Advaitavedanta<br />

war. Trotz seines kurzen Lebens hat der Schüler von Gaudapadas<br />

Schüler Govindapada zahlreiche Schriften verfasst. Als wichtigste<br />

gelten seine Kommentare zu den Vedantasutras, einigen Upanishads<br />

und der Bhagavadgita; ausserdem die ihm zugeschriebenen Atmabodha,<br />

Tattvabodha, Upadeshasahastri (welche mit grosser Sicherheit<br />

von Adi Shankaracarya selbst verfasst worden ist) und Vivekacudamani.<br />

Der Titel seines Vedantasutra-Kommentars ist Sharirakabhashya<br />

(Erörterung in Bezug auf die Seele, welche der wahre Bewohner<br />

des Körpers ist). In Indien wird Adi Shankaracarya aber nicht nur als ein<br />

kühler Philosoph betrachtet, sondern auch als ein Heiliger, der von<br />

bhakti beseelt war; deshalb werden ihm eine ganze Reihe Hymnen<br />

zum Lobe verschiedener Gottheiten zugeschrieben. Adi Shankaracarya<br />

gilt als der Erneuerer der vedischen Traditionen, nachdem diese<br />

zeitweise vom Buddhismus verdrängt worden waren. Sein Wissen und<br />

seine Heiligkeit waren so gross, dass man ihn als eine Inkarnation<br />

Shivas betrachtete. Shankara ist auch ein Name für Shiva.<br />

Advaita - Nicht-Zweiheit, Nicht-Dualität; Name von Adi Shankaracaryas<br />

nondualistischer Philosophie, die auf die Natur der höchsten<br />

Realität Gottes hinweist, welche ohne relative Zweiheit ist; im Konzept<br />

von advaita zeigt sich das Prinzip, dass die Seele (Atman) und die<br />

göttliche Wirklichkeit wesensmässig, qualitativ eins sind; die Erfahrung<br />

von advaita ist mit dem Verstand nicht erfassbar; denn das ichgebundene<br />

Denken des Wachzustandes vermag nicht, aus der Dualität<br />

der Subjekt-Objekt-Beziehungen herauszutreten.<br />

Akasha - Raum, Äther. Der Akasha ist das feinste der fünf Elemente<br />

und ist nicht mehr atomar aufgebaut; deshalb kann er das gesamte Universum<br />

erfüllen und durchdringen; insofem ist er die physische Repräsentanz<br />

des allgegenwärtigen göttlichen Einen. Der Klang ist diejenige<br />

Wahrnehmung, welche im Akasha strukturiert ist. Auch die psychischen<br />

Organe des Menschen (vgl. Antahkarana) haben hier ihre Realität.<br />

Amba - Mutter; göttliche Mutter; ein Name für Shakti.<br />

239


Antahkarana - Die Brücke oder der Weg vom höheren zum niederen<br />

Denkvermögen, sie ist der Verbindungsweg zur Intuition. Die Antahkarana<br />

wird vom Aspiranten selbst aus mentaler Substanz erbaut. Sie ist<br />

das innere Funktionsgefüge der Psyche. Sie befähigt zu denken, zu<br />

empfinden, zu unterscheiden und zu erinnern. Sathya Sai Baba nennt<br />

sie das innere Organ.<br />

Aranyaka - Zum Walde gehörend; Name einer Klasse heiliger Schriften.<br />

Die Aranyakas sind jeweils einem Veda zugeordnet und sind als<br />

Lektüre für die Waldeinsamkeit gedacht. Sie enthalten mystische Betrachtungen<br />

sowie die Beschreibung wichtiger Riten und bilden den<br />

Ausgangspunkt für die Upanishaden. Die in den Aranyakas beschriebenen<br />

Riten und kultischen Handlungen gelten als besonders heilig<br />

und als gefährlich für den Unberufenen, der sie zu früh vollzieht, weil<br />

er dadurch Haus, Hof und Leben verlieren könne. Deshalb wurde der<br />

Schüler nicht im Dorf, sondern in der Einsamkeit des Waldes belehrt.<br />

Arjuna - Spiritueller Schüler von Krishna. Er wurde während eines Krieges<br />

durch Krishna unterrichtet.<br />

Artha - Wohlstand, Reichtum, Besitz, der durch rechtschaffenes Handeln<br />

erworben worden ist. Artha ist eines der vier Ziele des menschlichen<br />

Strebens und gilt in der vedischen Tradition so lange nicht als verwerflich,<br />

wie bei seiner Verfolgung Moral und die göttliche Ordnung<br />

berücksichtigt werden. Andere Bedeutungen von artha sind: Objekt,<br />

Gegenstand; die gegenständliche Welt; Sinn, Bedeutung; Zweck, Ziel.<br />

Ashram - Aufenthaltsort eines Heiligen oder Weisen, wo der Meister<br />

seine Jünger und Aspiranten um sich sammelt, um sie persönlich zu<br />

belehren.<br />

Atharvaveda - Name des vierten Veda, der Formeln für die Gesundheit<br />

und Sicherheit des Körpers und der Gemeinschaft enthält. Vieles, was<br />

zu seinem Inhalt gehört, ist den Bereichen der Magie und der Heilrituale<br />

zuzurechnen.<br />

Ätherkörper - Nach den okkulten Lehren besteht der physische Körper<br />

des Menschen aus zwei Teilen, nämlich aus dem dichten physischen<br />

und dem Ätherkörper. Der dichte physische Körper wird aus Materie<br />

der drei niedersten Unterebenen der physischen Ebene gestaltet. Der<br />

240


Ätherkörper wird aus den vier höchsten, den ätherischen Unterebenen<br />

der physischen Ebene gebildet.<br />

Atindriyashakti - Über die Sinne hinausgehend; mit den Sinnen nicht<br />

erfassbar; übersinnlich.<br />

Atmadharma - Gesetz, Göttliche Ordnung; die grundlegende Norm;<br />

auf der Wirklichkeit des Selbst beruhende Rechtschaffenheit.<br />

Atmalinga - Symbol des formlosen, alles durchdringenden Selbst; Linga.<br />

Atman - Der Atman ist die unsichtbare Grundlage, das wirkliche Selbst,<br />

das Göttliche Selbst, die dem Menschen innewohnende Göttlichkeit,<br />

die Seele, welche die Wirklichkeit innerhalb der fünf Schichten (kosha)<br />

darstellt, deren äusserste der Körper ist. Er ist der göttliche Funke im<br />

Innern, die allerinnerste, dem Menschen ureigene Realität. Er ist die<br />

eigentliche Substanz der gesamten “objektiven” Welt, die Wirklichkeit<br />

hinter dem Schein und jedem Wesen innewohnend. Er ist von Natur<br />

aus frei von jeglicher Bindung. Er handelt nicht, noch besitzt er eigene<br />

Bedürfnisse oder Besitztümer, kennt kein “ich” oder “mein”. Der Atman<br />

ist unsterblich. Er vergeht nicht, er stirbt nicht wie der Körper oder der<br />

relative Geist. Er ist die wesenhafte Wirklichkeit des Individuums, der<br />

Zeuge, unberührt von allem Wandel in Zeit und Raum, der dem Körperlichen<br />

innewohnende Geist, das Geheimnis jenseits dessen, was<br />

sich durch Körperliches fassen lässt, die wahre Triebkraft, die hinter<br />

den Impulsen und Zielen der körperlichen Ebene steht.<br />

Aura - Eine feine, unsichtbare Essenz oder ein Fluidum, das von<br />

menschlichen und tierischen Körpern, ja sogar von Sachen ausstrahlt.<br />

Die Aura ist eine seelische Ausströmung, an der das Denkvermögen<br />

und der Körper teilhaben; sie ist elektro-vital und elektro-mental.<br />

Avatar - Das Erscheinen Gottes auf Erden in einer von ihm frei gewählten<br />

Form; eine Inkarnation des göttlichen Bewusstseins. Er<br />

kommt, um neue Wege der religiösen Verwirklichung aufzuzeigen oder<br />

diese Wege dem Zeitalter anzupassen. Er wirkt zur Unterstützung der<br />

Menschheit und zur Wiedereinsetzung göttlicher Ordnung und Gerechtigkeit.<br />

Ein Purna-Avatar besitzt alle göttlichen Kräfte und hat einen vollständigen,<br />

umfassenden Überblick über alles und jedes, er ist voller<br />

Liebe und bringt Einheit unter die Menschen.<br />

241


Ayodhya - Eine Stadt, die uneinnehmbar ist, in die kein Feind eindringen<br />

kann, eine unbesiegbare Stadt, eine unerschütterliche Festung;<br />

Name der Stadt der Sonnenkönige, der Hauptstadt des Königreiches<br />

von Dasharatha, dem Vater von Rama.<br />

Balarama - Name des älteren Bruders Krishnas. Im Mahabharata wird<br />

berichtet, dass Vishnu sich ein weisses und ein schwarzes Haar auszog,<br />

woraus Balarama und Krishna wurden. Balarama hatte helle Haut,<br />

Krishna eine dunkle Hautfarbe.<br />

Bali - Name eines Königs der Affen, der seinen Bruder Sugriva entthront<br />

hatte. Er wurde von Rama getötet, der dann Sugriva wieder als<br />

König einsetzte.<br />

Bali - Opfergabe, Geschenk, Steuer, Abgabe, Tribut; Name eines Dämons,<br />

der von Vishnu in der Gestalt des Zwerges Vamana überwunden<br />

wurde. Er wird auch Mahabali genannt, da er als Enkel Prahladas eine<br />

grosse Frömmigkeit und Freigiebigkeit besass. Aufgrund seiner Hingabe<br />

wurde er von Vishnu verschont.<br />

Balvikas - (Hindi) abgeleitet von bala vikasa, das Erblühen und Entfalten<br />

der Kinder.<br />

Bhagavan/Bhagavat - Erhaben, heilig; der Erhabene; ein Name für<br />

Gott, der seine unumschränkte Grösse offenbart. Wörtlich bedeutet<br />

bhagavat “Glanz, Erhabenheit besitzend.” Dies ist eine ehrerbietige Anrede,<br />

die der Herrlichkeit Gottes angemessen ist und bedeutet, dass<br />

er die sechs göttlichen Eigenschaften besitzt:<br />

1. Allmacht, Allwissen und Allgegenwart;<br />

2. Gleichbehandlung, Rechtschaffenheit, Gerechtigkeit (dharma);<br />

3. Glanz, Herrlichkeit, Ruhm;<br />

4. Reichtum, Majestät, Gnade (shri);<br />

5. Weisheit, Erleuchtung (jnana);<br />

6. Loslösung, Ruhe, Gleichmut (vairagya).<br />

Bhagavadgita - “Der Gesang des Erhabenen”, “das Lied Gottes”;<br />

Name eines Ausschnitts aus dem 13. Buch des Mahabharata. Die Gita,<br />

wie sie auch kurz genannt wird, ist ein philosophisches Lehrgedicht,<br />

242


das von vielen Menschen als heilige Schrift betrachtet wird und ihrem<br />

Leben als Richtschnur dient. In 18 Kapiteln (700 Versen) empfängt der<br />

Kriegsheld Arjuna von seinem göttlichen Wagenlenker Krishna angesichts<br />

der bevorstehenden Schlacht von Kurukshetra eine grundlegende<br />

Unterweisung über die Kunst des richtigen Lebens und Handelns,<br />

über den spirituellen Weg zu Gott. Es scheint verwunderlich, dass der<br />

Schauplatz der Belehrung ein Schlachtfeld ist. Doch unabhängig von<br />

Arjunas Karma, das ihn in die Schlacht getrieben hat, ist das Schlachtfeld<br />

ein Symbol für die unentwegten Kämpfe, die im Menschen zwischen<br />

den guten und bösen Kräften, zwischen dem Ego und seiner höheren<br />

Natur stattfinden. Krishna belehrt seinen Freund und Schüler in<br />

diesem Dialog über den Pfad, der zur höchsten Wirklichkeit führt. Er<br />

zeigt ihm die Wege von Erkenntnis (Jnanayoga), Gottesliebe (Bhaktiyoga),<br />

selbstlosem Tun (Karmayoga) und Meditation (Rajayoga). Dies<br />

sind die klassischen Hauptwege des Yoga. Das Werk vereinigt in sinnvoller<br />

Weise die Lehren der Philosophiesysteme des Sankhya, Yoga<br />

und Vedanta und ist in seiner Kombination von künstlerischem Ausdruck<br />

und philosophischer Tiefe eines der bedeutendsten Werke der<br />

religiösen Weltliteratur.<br />

Bhagavatam/Bhagavatapurana - Name eines heiligen Textes; wörtl.:<br />

“Das Purana, welches sich auf den Erhabenen bezieht.” Es ist das berühmteste<br />

der 18 grossen Puranas und wird seiner kunstvollen Sprache<br />

und philosophischen Tiefe wegen von vielen mit der Bhagavadgita und<br />

den Upanishaden auf eine Stufe gestellt. Das Bhagavatapurana erläutert<br />

spirituelle Wahrheiten durch Geschichten von Heiligen, Sehern und<br />

Königen und beschäftigt sich ausführlich mit dem Leben Krishnas, weshalb<br />

es den Vaishnavas als besonders heilig gilt.<br />

Bhajan/Bhajana - Lobgesang, Lobpreisen der verschiedenen Namen<br />

und Aspekte Gottes; traditionell werden die bhajans von Trommeln,<br />

Zimbeln etc. begleitet; ein Vorsänger singt jeweils eine Zeile, die Gruppe<br />

singt nach. Oft bestehen die Texte nur aus Namen Gottes ohne andere<br />

Hinzufügungen; daher rührt ihre Wirkung, den Geist auf Gott auszurichten<br />

und das Herz mit Liebe zu ihm zu erfüllen.<br />

Bhakti - Anbetung, Hingabe; Gottesliebe; Glaube, Beständigkeit, Verbundenheit<br />

mit dem Herrn unter allen Umständen; unerschütterliche<br />

Loyalität zu Gott, Verehrung des Herrn. Um in bhakti gefestigt zu sein,<br />

braucht man Unbeirrbarkeit, Tugend, Furchtlosigkeit, Hingabe und sollte<br />

frei von Egoismus sein. Bhakti ist die höchste und reinste Form der<br />

243


Liebe. Sie zeigt sich als Liebe zu Gott, Hingabe an den Meister (Guru)<br />

oder eine bestimmte Manifestation des Herrn. Es werden verschiedene<br />

Arten und Grade von bhakti unterschieden:<br />

1. Gurubhakti - die Hingabe an den Lehrer und Meister;<br />

2. Vaidhabhakti - eine vorbereitende Stufe, auf der alle Anordnungen<br />

des Meisters zur Ausübung von bhakti befolgt werden;<br />

3. Ragabhakti - ein Zustand, in welchem der bhakta nur an Gott<br />

denkt, alles erinnert ihn an Gott, alles bezieht sich auf ihn;<br />

4. Parabhakti - höchste Liebe zu Gott, in der nichts ist ausser ihm<br />

und dem Bewusstsein der Verbundenheit mit ihm;<br />

5. Premabhakti - ekstatische Liebe zu Gott. Im Zustand von bhakti<br />

ist es das natürliche Bedürfnis des Menschen, Gott zu dienen und<br />

seinen Plan in die Tat umzusetzen.<br />

Bharata - 1. Name eines Königs und Heiligen aus dem Bhagavatapurana,<br />

er war der Sohn von Shakuntala und Stammvater der Kauravas<br />

und Pandavas. Seine Nachkommen hiessen Bharatas, deren grossen<br />

Kampf das berühmte Epos Mahabharata schildert. Nach ihm wurde<br />

Indien früher Bharatavarsha genannt, und auch heute nennen die<br />

Inder wieder ihr Land Bharata; Arjuna trägt oft den Beinamen Bharata,<br />

was ihn als Angehörigen des Volkes der Bharata oder Nachkomme von<br />

Bharata kennzeichnet. 2. ein Halbbruder von Rama.<br />

Bharat/Bharathyas - Indien; Inder.<br />

Bhavani - Name für Parvathi, in ihrem freundlichen Aspekt.<br />

Bhima - Name des zweitältesten der Pandava-Prinzen, der für seine<br />

aussergewöhnliche Stärke bekannt war. Er spielt in der Schlacht von<br />

Kurukshetra eine ganz entscheidende Rolle.<br />

Bhishma - Name des Erziehers der Kauravas und der Pandavas; er<br />

war einer der Kriegshelden auf dem Schlachtfeld von Kurukshetra,<br />

kämpfte aber tragischerweise auf seiten der Kauravas. Kurz vor seinem<br />

Tod lag er auf einem Pfeilbett und belehrte seine Schüler über die Gesetze<br />

der Göttlichen Ordnung (dharma).<br />

Bhuloka - Die Erdenwelt; die irdische Ebene.<br />

244


Bodhisattva - Ein Chohan; wörtlich jemand, dessen Bewusstsein Intelligenz<br />

oder Buddhi wurde. Jemand, der nur mehr eine einzige Inkarnation<br />

(Wiederverkörperung) braucht, um ein vollendeteter Buddha zu<br />

werden. Man könnte es als das Amt des Weltlehrers bezeichnen. Der<br />

Bodhisattva ist das Haupt aller Religionen in der Welt, er ist der Meister<br />

aller Meister und Engel.<br />

Brahma - Der Schöpfergott, der die Entstehung des Universums bewirkt.<br />

(Brahma sollte nicht mit Brahman verwechselt werden.)<br />

Brahmaloka - Die Region von Brahma; ein Himmel oder eine Existenzebene,<br />

wohin der spirituell Entwickelte nach dem Tode gelangen kann.<br />

Dies ist aber nur die höchste Ebene aller relativen Existenzformen, die<br />

zwar fast Ewigkeitscharakter besitzt, hinter der aber die eigentliche spirituelle<br />

Welt von Satyaloka wartet. Satyaloka ist die Welt der Wahrheit;<br />

Name der höchsten relativen Welt, der Welt Brahmas; es heisst in manchen<br />

Schriften, dass derjenige, der zu dieser Welt aufsteigt, nicht mehr<br />

dem Kreislauf von Geburt und Tod unterworfen sei.<br />

Brahman - Das Allumfassende; das Universelle; das alles durchdringende,<br />

göttliche, namenlose, formlose, ewig absolute Prinzip. Brahman<br />

ist unzerstörbar, grösser als das Grösste, kleiner als das Kleinste.<br />

Brahman ist das Höhere Selbst, das wahre Ich eines jeden und die<br />

höchste nichtduale Wirklichkeit. Brahman ist der unpersönliche Aspekt<br />

Gottes, gewissermassen das Licht, das von ihm ausstrahlt.<br />

Buddha - Der Name, den man Gautama gegeben hat. In Indien etwa<br />

um das Jahr 621 v. Ch. geboren, wurde er im Jahre 592 v. Ch. ein vollendeter<br />

Buddha. Der Buddha ist ein “Erleuchteter” und hat die höchste<br />

Wissensstufe erlangt, die für einen Menschen in diesem Sonnensystem<br />

möglich ist.<br />

Buddhi - Die universale Seele oder das universale Denkprinzip. Buddhi<br />

ist die geistige Seele im Menschen, die Intuition, das sechste Prinzip<br />

und daher Hülle des Geistes (Atman), des siebten Prinzips.<br />

Caitanya - 1. Spirituell erwachtes Bewusstsein, welches nicht einfach<br />

nur Denkbewusstsein ist; Geist, Leben, Lebendigkeit, Intelligenz; 2.<br />

Name eines grossen Heiligen bzw. Avatars, auch Gauranga oder Krishnacaitanya<br />

genannt.<br />

245


Cakra, Zentrum - Rad, Kreis, Scheibe, Ring; Bezeichnung für die sieben<br />

Zentren feinstofflicher Energie (vgl. Kundalini) im Ätherkörper des<br />

Menschen. Die Cakras sammeln, transformieren und verteilen die sie<br />

durchströmende Kraft.<br />

Daksha - Fähig, kompetent, geschickt, klug; einer, der alles aus dem<br />

Bereich des Wissens gelernt hat, ein Experte; Name eines bedeutenden<br />

Prajapati welcher der Herr der Menschheitspatriarchen war. Berühmt<br />

ist das Opfer des Daksha, das von Shiva unterbrochen wurde,<br />

da dieser nicht eingeladen worden war.<br />

Dharma - Die Göttliche Ordnung; Gebot Gottes, Ordnung, Gesetz; die<br />

Pflicht des Menschen, Verhaltensregeln oder Regeln der Selbstdisziplin,<br />

Verpflichtung, Moralkodex; Rechtschaffenheit, Gerechtigkeit, Moralgefühl,<br />

Tugendhaftigkeit. Dharma ist das, mit dem man in Einklang<br />

mit den Prinzipien der Veden kommt; abgeleitet von dem Wortstamm<br />

“dhri” mit der Bedeutung “tragen”. Dharma ist das, was man trägt. So<br />

wie Kleidung die Würde einer Person bewahrt, die sie trägt, so ist auch<br />

dharma das Mass für die Würde eines Menschen oder eines Volkes.<br />

Dharma ist die Form höherer Lebensführung, die durch die zum Ziel<br />

erhobenen Ideale, durch die erreichte Entwicklungsstufe, durch die<br />

Stellung des Individuums in der Gesellschaft und die Bewusstwerdung<br />

seiner selbst und seiner Stellung bestimmt wird. Der Weg des dharma<br />

bedeutet Rechtschaffenheit, die mit Sicherheit zu innerer Reinigung<br />

und Harmonisierung führt. Bei allen weltlichen Tätigkeiten sollte man<br />

darauf bedacht sein, weder den Anstand noch die Regeln des guten<br />

Geschmacks zu verletzen. Man sollte die Eingebungen der inneren<br />

Stimme nicht falsch umdeuten, sondern jederzeit bereit sein, den Geboten<br />

des Gewissens zu folgen. Man sollte sich ständig vergewissern,<br />

dass man niemanden in seiner Freiheit einschränkt, und mit wacher<br />

Aufmerksamkeit die Wahrheit hinter der verwirrenden Vielfalt zu finden<br />

versuchen. Dies und nichts anderes ist die Pflicht des Menschen, sein<br />

dharma. Wenn irgendetwas, was mit dem Begriff Wahrheit (satya) bezeichnet<br />

werden kann, in weltliche Wirklichkeit umgesetzt wird, so<br />

nennt man es dharma. Dharma ist nicht etwas, das jedermann nach<br />

Lust und Laune definieren darf. Man kann auch sagen, dass dharma<br />

dasjenige ist, was den Menschen trägt, ihm Sicherheit und Stabilität im<br />

Leben gibt; denn dharma ist als ein Göttliches Gesetz unumstösslich<br />

und beschützt jeden, der dharma beschützt.<br />

246


Dharmaraja - Der König der Rechtschaffenheit; der Garant des Rechten;<br />

ein Name für den ältesten der Pandava-Brüder.<br />

Dhoti - (Hindi) Untergewand; Name eines traditionellen Untergewandes,<br />

welches von Männern getragen wird. Es besteht aus einem ca.<br />

drei Meter langen Baumwollstoff und wird kunstvoll um die Beine geschlungen.<br />

Dhritarashtra - Name des blinden Königs von Hastinapura, der Vater<br />

der Kauravas und Bruder von Pandu war. Beide Brüder entsagten<br />

nacheinander dem Königsthron. Zwischen ihren Söhnen, den Kauravas<br />

und den Pandavas entbrannte die grosse Schlacht, die im Mahabharata<br />

geschildert wird. Im Alter zog er sich mit seiner Gemahlin Gandhari<br />

in eine Einsiedelei in den Wäldern zurück, wo beide bei einem<br />

Waldbrand ums Leben kamen.<br />

Draupadi - Name der Tochter von Drupada, dem König von Pancala.<br />

Sie war die Gemahlin der fünf Pandava-Prinzen und ist eine wichtige<br />

Gestalt des Mahabharata. Als sie vor dem versammelten Königshof auf<br />

Betreiben der Kauravas entkleidet werden sollte, betete sie zu Gott um<br />

Hilfe; daraufhin erhielt ihr Sari eine unendliche Länge, so dass sie nicht<br />

entkleidet werden konnte.<br />

Drona - Name des Lehrers, der die Pandava- und Kaurava-Prinzen in<br />

der Kriegskunst unterwies. Er kämpfte in der Schlacht von Kurukshetra<br />

auf Seiten der Kauravas und übernahm nach dem Tod von Bhishma<br />

deren Oberbefehl.<br />

Duryodhana - “Schwer zu besiegen, unbesiegbar”; Name des ältesten<br />

der hundert Söhne des blinden Königs Dhritarashtra und Gegenspieler<br />

der Pandavas. Bereits seine Geburt wurde von schlechten Omen begleitet<br />

und schon als Kind zeigte er eine starke Neigung, die Pandavas<br />

vernichten zu wollen.<br />

Ganesha - auch Vinayaka, Ganapathi, Gananatha genannt. Herr der<br />

Heerscharen; Name des Sohnes Shivas und Parvatis; Gott der Weisheit<br />

und Beseitiger aller Hindernisse. Er gewährt im weltlichen und im<br />

spirituellen Leben Erfolg. Viele religiöse Zeremonien beginnen mit der<br />

Anrufung Ganeshas. Meist wird Ganesha elefantenköpfig dargestellt.<br />

247


Garuda - Name des Königs der Vögel; er ist das Reittier Vishnus und<br />

wird mit Kopf, Schwanz und Flügeln eines Adlers und Leib und Beinen<br />

eines Menschen dargestellt. Sein Gesicht ist weiss, seine Flügel sind<br />

rot und sein Körper ist golden. Garuda soll den Unsterblichkeitstrank<br />

(amrita) von den Göttern geraubt haben, um eine Mutter von Kadru freizukaufen.<br />

Indra entdeckte den Diebstahl und kämpfte mit Garuda. Das<br />

Amrita wurde zurückgewonnen, aber Indra wurde besiegt, sein Donnerkeil<br />

zerbrochen.<br />

Gopi/Gopika - “Hirtenmädchen, Hirtin”; die Gespielinnen und Verehrerinnen<br />

Krishnas in Brindavana, wo er seine Kindheit und Jugend verbrachte.<br />

Für den Gotthingegebenen (bhakta) sind sie ewige Gefährtinnen<br />

Krishnas und die vollkommenen Vorbilder für intensive<br />

Gottesliebe.<br />

Guna - Eigenschaft, Qualität; Grundeigenschaft; nach der Sankhya-<br />

Philosophie bestehen alle Objekte der Erscheinungswelt aus den drei<br />

Grundeigenschaften (guna) sattva, rajas und tamas. Die drei Gunas<br />

sind Eigenschaften, die dem Herrschaftsbereich der Maya zuzuordnen<br />

und von Brahman abhängig sind. Sie verhüllen dessen Wirklichkeit. Bei<br />

vollkommenem Gleichgewicht der Gunas tritt nichts in Erscheinung.<br />

Bei gestörtem Gleichgewicht entstehen die Manifestationen der<br />

Schöpfung. Sattva tritt in der Welt als das Reine und Feine in Erscheinung<br />

(z.B. als Sonnenlicht), Rajas als Aktivität (z.B. als Vulkanausbruch)<br />

und Tamas als Schwere und Unbeweglichkeit (z.B. als Felsblock).<br />

Alle drei Gunas sind aber überall präsent, nur ihr Mischungsverhältnis<br />

ist unterschiedlich. Im Rahmen der Bewusstseinsevolution<br />

bezeichnet Sattva die Möglichkeit, die wahre Realität zu erkennen; Tamas<br />

steht als Hindernis der Verwirklichung entgegen; Rajas ist die<br />

Kraft, die mithelfen kann, Tamas zu stärken oder zu überwinden. In der<br />

konkreten Erfahrung zeigen sich Sattva als Ruhe, Frieden und Gelassenheit,<br />

Rajas als Aktivität, Ruhelosigkeit und Leidenschaft, Tamas als<br />

Trägheit, Interesselosigkeit und Dummheit. Der jeweils dominierende<br />

Guna bestimmt Charakter und Stimmung des Menschen. Der spirituell<br />

Strebende muss Tamas mit Hilfe von Rajas, d.h. aktivem Bemühen,<br />

überwinden und schliesslich zur reinen Sattva-Qualität kommen. Beim<br />

Erkennen des Selbstes (Atman) muss auch der Bereich von Sattva<br />

transzendiert werden.<br />

Guru - Ein geistiger Lehrer. Ein Meister in metaphysischen und ethischen<br />

Doktrinen; der kosmische Guru (Avatar); Meister; Lehrer.


Hanuman, Hanumat - “Mit starken Kinnbacken versehen”; Name des<br />

Heerführers der Affen; er war einer der unerschrockensten und hingebungsvollsten<br />

Diener (bhakta) von Rama und wird als ein Wesen dargestellt,<br />

das zur Hälfte Affe, zur anderen Hälfte Mensch ist. Er konnte<br />

durch die Luft fliegen und war ungeheuer stark. Mit seinem Affenheer<br />

unterstützte er Rama in dessen Krieg gegen Ravana. Er besass magische<br />

und heilende Kräfte und wird deshalb auch Lehrer des Yoga genannt.<br />

Im Ramayana ist zu lesen: “Der Häuptling der Affen ist vollkommen,<br />

niemand kommt ihm gleich an Kenntnissen der Shastras,<br />

Gelehrsamkeit und Auslegung der Schriften.” Für den Gottliebenden<br />

(bhakta) ist Hanuman das Symbol für die Haltung des Dieners seinem<br />

Herrn gegenüber. Während des Krieges gegen Ravana sprang er mit<br />

einem Satz von Indien nach Sri Lanka (Lanka), versetzte den Himalaya,<br />

riss Bäume aus und bewirkte viele andere Wunder. Auf Lanka angekommen,<br />

wurde sein Schwanz von seinen Feinden eingefettet und in<br />

Brand gesetzt, wobei ihre eigene Hauptstadt in Flammen aufging. Er<br />

war Ramas treuer Diener, sein Kundschafter und ein grosser Kämpfer<br />

und begleitete ihn, als er in seine Hauptstadt Ayodhya zurückkehrte;<br />

dort wurde Hanuman mit ewiger Jugend und ewigem Leben belohnt.<br />

Er wird folgendermassen beschrieben: “Seine Gestalt ist gross wie ein<br />

Berg und hoch wie ein gewaltiger Turm, seine Hautfarbe gelblich und<br />

glühend wie geschmolzenes Gold, sein Gesicht rot wie ein leuchtender<br />

Rubin und sein Schwanz von gewaltiger Länge. Er steht auf einem hohen<br />

Felsen, brüllt wie Donner, springt in die Luft und fliegt mit sausendem<br />

Geräusch durch die Wolken, während unter ihm die Wellen des<br />

Ozeans toben und donnern.”<br />

Hiranya - Gold.<br />

Hiranyagarbha - Der goldene Keim; das goldene Ei. Im Rigveda wird<br />

Hiranyagarbha als der Anfang, der erste Schöpfungskeim beschrieben,<br />

der Himmel und Erde in sich enthält.<br />

Hiranyakashipu - “Der, welcher goldene Kleidung trägt”; Name eines<br />

Dämonenkönigs, des Vaters von Prahlada.<br />

Initiation - Einweihung. Die ersten Grundsätze einer jeden Wissenschaft.<br />

Ein Initiierter oder Eingeweihter ist jemand, der in die Geheimnisse<br />

der Wissenschaft vom Selbst eindringt und vom Einzelselbst in<br />

alle Selbste. Der Pfad der Einweihung ist das letzte Stadium des Pfades<br />

249


der menschlichen Evolution und wird in fünf Stufen eingeteilt; diese fünf<br />

Stufen nennt man die fünf Einweihungen.<br />

Jnana - Wissen, Weisheit, Verständnis, Erkenntnis; spirituelle Einsicht;<br />

universelle Weisheit; gemeint ist die Erkenntnis, die den Zugang zum<br />

Wissen über alles erschliesst und deshalb die Kenntnis von allem Übrigen<br />

letztlich überflüssig macht. Jnana ist kein intellektuelles Wissen,<br />

sondern entspringt einer Erfahrung, die jeden Augenblick des Lebens<br />

durchdringt und belebt. Blosse Anhäufung von Fakten ist nicht jnana.<br />

Es ist das Wissen, das den Knoten im Herzen löst und die Bindung<br />

durch äussere Objekte verschwinden lässt. Jnana beinhaltet die Entdeckung<br />

Gottes im Inneren und im Äusseren. Wenn einmal erlangt, ermöglicht<br />

jnana den klaren Zugang zur Realität, der Schleier der Illusion<br />

fällt, und die Herrlichkeit Gottes wird offenbar. Jnana zeigt sich dann<br />

als absolute Wahrheit, die jenseits von Zeit und Raum liegt und unteilbar<br />

ist.<br />

Ishvara - Herr, Meister, der Mächtige und Allgewaltige; Gott in seiner<br />

herrschaftlichen Gestalt. Ishvara ist im Sanskrit eine der allgemeinsten<br />

Bezeichnungen für Gott, die unabhängig von einer bestimmten Glaubensrichtung<br />

ist; insbesondere in philosophischen Texten wie z. B. dem<br />

Yogasutra wird dieser Begriff verwendet. Der Ishvara-Aspekt Gottes ist<br />

sehr verbreitet; auch im Christentum wird er als Herrscher, als Herr gepriesen.<br />

Kailasa - Name eines heiligen Berges im Himalaya. Man sagt von ihm,<br />

er sei die Wohnstatt Shivas, der höchste Gipfel im Wesen des Menschen,<br />

wo Gott, der Herr, wohnt. Für viele Menschen ist er der heiligste<br />

Berg überhaupt und das Ziel vieler Pilgerfahrten. Zahllose Hymnen und<br />

Legenden sind ihm gewidmet.<br />

Kaliyuga - Das Eiserne Zeitalter, das vierte nach der indischen Zeitrechnung;<br />

es ist das Zeitalter, in dem wir heute leben. In diesem letzten<br />

der vier Weltzeitalter erreicht das soziale und geistige Leben den Tiefpunkt,<br />

d. h. nicht nur die spirituellen Aktivitäten werden vernachlässigt,<br />

sondern das soziale Leben gerät im Ganzen aus den Fugen. Selbst der<br />

Familienzusammenhalt geht verloren, so dass schliesslich jeder gegen<br />

jeden kämpft. “Yuga” ist ein Zeitalter oder eine Zeitenrunde. Nach der<br />

indischen Philosophie wird unsere Evolution in vier Yugas eingeteilt.<br />

Das jetzige Zeitalter heisst Kaliyuga. Es bedeutet “Eisernes Zeitalter”<br />

250


oder “Dunkles Zeitalter” und umfasst einen Zeitraum von 432’000 Jahren.<br />

Karma - Tat, Handlung, Aktivität; Karma kann verstanden werden als:<br />

1. eine geistige oder körperliche Handlung;<br />

2. Konsequenz einer geistigen oder körperlichen Handlung;<br />

3. die Summe allen Tuns eines Individuums in diesem oder vorangegangenen<br />

Leben;<br />

4. die Kette von Ursache und Wirkung in der moralischen Welt;<br />

5. rituelles Handeln.<br />

Das Gesetz des Karma gehört zu den Fundamenten verschiedener<br />

Traditionsströme, die auf indischem Boden entstanden sind, und findet<br />

sich in ähnlicher Form in vielen anderen Religionen, denen es um die<br />

ethische Verantwortlichkeit des Menschen für sein Tun geht. In der<br />

Kombination mit dem Reinkarnationskonzept versucht es zu erklären,<br />

warum Menschen in unterschiedliche Lebenssituationen kommen.<br />

Krankheit und Leid sind in diesem Zusammenhang Aufgaben der Reifung,<br />

die sich eine Seele gestellt hat, um den Weg zu Gott zurückzufinden.<br />

Oft wird das Karma-Konzept als eine Schicksalsgläubigkeit<br />

missverstanden. Tatsächlich meint es aber, dass der Mensch die vollständige<br />

Verantwortung für sein Tun hat und deshalb auch die Freiheit<br />

besitzt, jetzt einen neuen Weg einzuschlagen. Die spirituelle Entwicklung<br />

beinhaltet die Loslösung vom Konzept des Karma, der Befreite<br />

handelt zwar auch, tut dies aber nicht mehr aus individuellen Motiven<br />

heraus; er wird deshalb durch seine Handlungen nicht mehr gebunden.<br />

Man unterscheidet drei Arten von Karma: agamikarma, prarabdhakarma<br />

und sancitakarma.<br />

Agamikarma - Das herankommende Karma; zukünftiges Karma. Es<br />

entsteht durch Handlungen und Wünsche in der Gegenwart und wirkt<br />

sich nach dem Gesetz der Kausalität in der Zukunft aus. Agamikarma<br />

sollte von dem aufgehäuften Karma, das sich gegenwärtig auswirkt<br />

oder dessen Auswirkung noch bevorsteht (prarabdhakarma), unterschieden<br />

werden. Agamikarma ist von besonderer Bedeutung, da man<br />

durch die gegenwärtigen Taten und Wünsche die eigene Zukunft beeinflussen<br />

kann.<br />

Prarabdhakarma - Das aktivierte Karma; die Wirkung von Handlungen<br />

aus früheren Geburten, die sich im gegenwärtigen Leben auswirken.<br />

251


Sancitakarma - Angesammeltes, aufgehäuftes Karma; die angesammelten<br />

Charaktertendenzen, die ein Mensch in vergangenen Leben geschaffen<br />

hat und die darauf warten, sich in einem zukünftigen Leben<br />

auszuwirken. Im gegenwärtigen Leben ist das Sancitakarma nicht aktiv,<br />

sondern in einem Samenzustand; durch spirituelle Praxis, insbesondere<br />

durch Einheitserfahrung (samadhi), können diese Samen geröstet<br />

und damit ihrer Wirksamkeit beraubt werden.<br />

Kaurava - Von Kuru abstammend; Nachkomme der Kurus; gemeint<br />

sind insbesondere die 100 Söhne des Dhritarashtra, die durch List die<br />

Pandavas aus ihrem Reich vertrieben. Als die Pandavas zurückkehrten,<br />

besiegten sie in der Schlacht von Kurukshetra die Kauravas und<br />

erhielten ihr rechtmässiges Königreich zurück. Diese 100 Söhne eines<br />

blinden Königs stehen symbolisch für die schlechten Eigenschaften<br />

des Menschen.<br />

Kevala - Allein, einsam, abgetrennt, isoliert; abstrakt, absolut, einzig,<br />

rein; nicht zusammengesetzt, unvermischt; ganz, vollständig. Kevala<br />

bezeichnet insbesondere den Zustand, in dem der Geist vollständig zur<br />

Ruhe gekommen ist und still in sich ruht.<br />

Kumaras - Die sieben höchsten eigen-bewussten Wesenheiten im<br />

Sonnensystem. Sie treten vermittels eines Planeten (einer planetarischen<br />

Evolution) in der gleichen Art in Erscheinung, wie sich ein<br />

Mensch durch das Mittel des physischen Körpers manifestiert. Sie sind<br />

die Regenten der Sieben Strahlen. Sie heissen bei den Hindus “die aus<br />

dem Denkprinzip geborenen Söhne Brahmas” und haben noch andere<br />

Namen. Sie sind die Gesamtheit von Intelligenz und Weisheit. Im planetarischen<br />

Evolutionsplan ist auch die Ordnung des Systems ersichtlich.<br />

An der Spitze unserer Weltevolution steht der erste Kumara, Sanat<br />

Kumara, dem die anderen sechs Kumaras zur Seite stehen, drei exoterische<br />

und drei esoterische. Sie sind die Brennpunkte für die Verteilung<br />

von Kraft.<br />

Kumbhakarna - Name des Bruders des Dämonenkönigs Ravana;<br />

durch einen Fluch von Brahma schlief er jeweils sechs Monate und war<br />

nur einen Tag wach. Während des Kampfs, welcher der Befreiung Sitas<br />

galt, wurde er mit grosser Mühe geweckt und kämpfte erst gegen Sugriva,<br />

dann gegen Rama, von dem er getötet wurde.<br />

252


Kundalini - Die Lebenskraft oder die latente göttliche Kraft im Menschen.<br />

Die dritte Stufe in der Entwicklung ist das Erwachen der feurigen<br />

Schlange, Kundalini genannt, jenes Leben, das durch die Zentren oder<br />

Cakras fliesst, sie einigt und in ein harmonisches Ganzes koordiniert.<br />

Wenn dies erreicht ist, ist der astrale Mensch (Gefühle, Emotionen etc.)<br />

befreit. Diese Kraft ist nur jenen bekannt, die im Yoga Konzentration<br />

üben. Die Kundalinikraft ruht, wie eine aufgerollte Schlange, am unteren<br />

Ende der Wirbelsäule. Wird sie wachgerufen, findet sie bei ihrem<br />

Aufstieg durch die verschiedenen Zentren (Cakras) ihren Ausdruck in<br />

Form von spirituellen Erkenntnissen.<br />

Krishna - Schwarz oder dunkelblau; Name einer vollkommenen Inkarnation<br />

Gottes (Purna-Avatar). Er steht in der Reihe der Vishnu-Avatare<br />

an achter Stelle und soll in der Übergangszeit zum Eisernen Zeitalter<br />

(ca. 3100 v. Chr.) auf der Erde geweilt haben. Im Mahabharata ist Krishna<br />

eine hervorragende Gestalt, berühmt sind seine Unterweisungen in<br />

der Bhagavadgita, dem “Gesang des Erhabenen.” Arjuna spricht Krishna<br />

darin als höchsten, universalen Herrn an, der ewig, schon vor den<br />

Göttern existierend, ungeboren und allgegenwärtig ist. Berichtet wird<br />

von ihm auch in den Puranas, insbesondere im Bhagavatapurana, in<br />

dem deutlich gemacht wird, dass Krishna der Ursprung aller Avatare<br />

ist. Dort wird Krishnas Lebensgeschichte, beginnend in seiner frühen<br />

Jugend, die er in Brindavana unter den Hirten verbracht hat, bis zu seinem<br />

Königtum in Dvaraka in allen Einzelheiten erzählt. Im spirituellen<br />

Sinn bedeutet Krishna “der Allanziehende”: Er ist derjenige, der für alle<br />

Menschen anziehend ist, der alle bezaubert, bei dem jeder sein möchte<br />

und in Bezug auf den jeder traurig ist, wenn er nicht bei ihm sein kann.<br />

Krishna kann den Gläubigen im tiefsten Inneren berühren. Während<br />

seines Weilens auf der Erde hat er für die Gotthingegebenen alle existentiellen<br />

Möglichkeiten einer Verbindung mit Gott manifestiert, so<br />

dass jeder eine Beziehung zu ihm aufbauen kann. Seine Spiele (lila)<br />

beschreiben einerseits die tiefsten Geheimnisse des Verhältnisses des<br />

Menschen zu Gott. Andererseits sind sie unfassbarer und unverständlicher<br />

Ausdruck von Krishnas transzendentaler Realität. In der Bhagavadgita<br />

verkündet er: “Wann immer die Rechtschaffenheit zugrunde<br />

geht und die Verstösse gegen das Göttliche Gesetz überhand nehmen,<br />

dann erscheine ich selbst.” Nun ist er wieder als Sathya Sai Baba, dem<br />

zehnten Vishnu-Avatar, unter uns, um uns vom Eisernen Zeitalter zum<br />

Goldenen Zeitalter zu führen.<br />

253


Lakshmana - Gute Zeichen habend, Name des Sohnes des Königs<br />

Dasharatha und seiner Gattin Sumitra. Er war ein Halbbruder und besonderer<br />

Freund von Rama, begleitete ihn ins Exil und auf allen seinen<br />

Wanderungen.<br />

Linga - Zeichen, Kennzeichen, Symbol, Emblem; Symbol für das Göttliche;<br />

insbesondere das Shivalinga symbolisiert das Aufgehen einer<br />

Form im Formlosen: die ovale Form des Linga ist eine Modifikation des<br />

Kreises, der ein Ausdruck der absoluten Wirklichkeit ist. Somit zeigt sich<br />

im Linga mit seinen zwei Brennpunkten die Gegenwart Gottes in seiner<br />

Schöpfung. Das Linga wird oft als eine Säule dargestellt, die in der Form<br />

an einen Phallus erinnert und Symbol der göttlichen, schöpferischen<br />

Kraft ist. Es erscheint widersprüchlich, dass Shiva, der Gott der Zerstörung<br />

und Verwandlung, in dem Symbol der Zeugungskraft verehrt<br />

wird. Doch es wird verständlich, wenn man bedenkt, dass jeder Umwandlung<br />

ein neuer Anfang innewohnt.<br />

Mahabharata - Name des grossen Epos, das den Kampf der Nachkommen<br />

des Bharata beschreibt. Neben dem Ramayana ist es das<br />

zweite monumentale Heldenepos der indischen Literatur und zugleich<br />

das umfangreichste. Es besteht aus 106’000 Versen, die in 18 Bücher<br />

eingeteilt sind. Als Verfasser gilt der Weise Vyasa. Hauptthema ist der<br />

Kampf zwischen den beiden miteinander verwandten Bharata-Familien,<br />

den verderbten Kauravas und den tugendhaften Pandavas, um das<br />

von dem blinden Dhritarashtra aufgeteilte Königreich. Der bedeutendste<br />

philosophische Teil ist im 6. Buch die Bhagavadgita; sie enthält die<br />

Unterweisungen Krishnas an Arjuna unmittelbar vor Beginn der 18-tägigen<br />

Schlacht, deren dramatische Geschehnisse im Mittelpunkt des<br />

Mahabharata stehen. In das Mahabharata sind zahlreiche Nebenhandlungen<br />

eingeschoben, die Beispiele für die Schicksalswege der Menschen<br />

bieten und so auf praktische Weise spirituelles Wissen lehren.<br />

Mahachohan - Das Oberhaupt der dritten grossen Abteilung der Hierarchie.<br />

Dieses grosse Wesen ist der Herr der Zivilisation und die Blüte<br />

des Intelligenz-Prinzips. Er ist auf diesem Planeten die Verkörperung<br />

des dritten oder Intelligenz-Aspektes Gottes.<br />

Mahashivaratri - Das grosse Shivaratri-Fest; die Nacht des dunkelsten<br />

Neumonds des Jahres (meist im Februar oder März), die Shiva geweiht<br />

ist. Diese Nacht sollte der spirituellen Aktivität gewidmet sein, d. h. der<br />

Meditation, dem Gebet und dem Singen von Bhajans.<br />

254


Maheshvara - (maha = gross und Ishvara = Herr) Der grosse Herr; ein<br />

Name für Shiva.<br />

Makrokosmos - Wörtlich: das grosse Universum; Gott, der sich durch<br />

seinen Körper, das Sonnensystem, manifestiert.<br />

Manas - Geist (im relativen Sinn); der Bereich der Wünsche, Gedanken<br />

und Gefühle; das Denken, die Fähigkeit des Denkens; die Psyche.<br />

Durch Manas werden die Eindrücke der äusseren Welt empfangen, die<br />

der Unterscheidungskraft (buddhi) unterbreitet werden. Es verarbeitet<br />

und koordiniert alle Sinneseindrücke und setzt Willensimpulse, die von<br />

innen kommen, in Handlung um. Im Sankhya wird Manas oft als innerer<br />

Sinn bezeichnet.<br />

Manava - Menschlich; zum Menschen gehörig; von Manu kommend;<br />

Mensch; Name einer Veda-Tradition.<br />

Mantra - “Das Denkwerkzeug”. Gesang, heiliges Wort oder Gebetsformel.<br />

Mit Mantra ist ausserdem ein Klang, eine Formel gemeint, die<br />

bei richtiger Anwendung bewusstseinsmässige Fortentwicklung bewirkt.<br />

Die regelmässige Wiederholung des Mantra läutert das Denken.<br />

Es ist eine Vereinigung rhythmisch angeordneter Worte oder Silben,<br />

die auf höheren Ebenen bestimmte Schwingungen hervorbringen.<br />

Manu - Mensch; der Inbegriff des Menschen; der Stammvater der<br />

Menschheit und ihr Gesetzgeber. Der darstellende Name für jenes<br />

grosse Wesen, das der Herrscher, der Urzeuger und das Oberhaupt<br />

der menschlichen Rasse ist. Stammt von der Sanskrit-Wurzel “man”<br />

(denken).<br />

Manvantara - Eine Periode der Aktivität im Gegensatz zu einer Periode<br />

des Ruhens. Der Ausdruck wird oft gebraucht, um eine Periode planetarischer<br />

Tätigkeit und deren sieben Rassen auszudrücken.<br />

Markandeya - Name eines Weisen, welcher der Verfasser des Markandeyapurana<br />

ist; er war berühmt wegen seiner asketischen Lebensweise<br />

und wegen des hohen Alters, das er erreichte.<br />

Maya - Täuschung, Illusion, Schein; Schöpferkraft; das schöpferische<br />

Prinzip, das den allerersten Wunsch hegte, sich zu vervielfältigen; der<br />

Urwunsch, der sich ins Universum ausdehnte. Maya ist die faszinie-<br />

255


ende, irreführende Täuschung, welche die tatsächlich unwirkliche, bedingte<br />

Natur mit ihrer verführerischen Mannigfaltigkeit als letztendliche<br />

Wirklichkeit erscheinen lässt; es ist die Urillusion, die zugrunde liegende<br />

Unwissenheit, die verlockende Illusion, die Täuschung, das Unwirkliche<br />

als das Wirkliche anzusehen, das Vergängliche für ewig zu halten.<br />

Maya ist ein Bewusstseinsphänomen, das Ergebnis einer mangelhaften<br />

Wahrnehmung; denn die Welt ist in ihrem Innern göttlich, eine Einheit;<br />

das begrenzte Bewusstsein hingegen bindet sich an den Aspekt<br />

der Vielfalt. So kann man sagen, dass Maya eine Mischung aus Wirklichkeit<br />

und Täuschung ist. Die Wirklichkeit ist die göttliche Präsenz, die<br />

Täuschung ist die Vielfalt. Die kosmische Illusion ist eine Realität, die<br />

letztlich zu Gott gehört und Ausdruck seiner allmächtigen Kraft ist; sie<br />

kann daher nicht durch eigene Anstrengung überwunden werden, Gottes<br />

Gnade ist dafür notwendig. Maya besitzt zwei Aspekte avidya<br />

(Nichterkenntnis) und vidya (Erkenntnis). Avidya führt den Menschen<br />

von Gott fort zu grösserer Weltlichkeit und Bindung, was Leidenschaften<br />

und Gier verstärkt. Vidya führt den Menschen zur Verwirklichung<br />

Gottes und findet ihren Ausdruck in spirituellen Tugenden. Beide<br />

Aspekte bewegen sich in Zeit, Raum und Kausalität und sind somit relativ.<br />

Der Mensch geht über avidya und vidya hinaus, wenn er Gott in<br />

seiner Universalität erkennt.<br />

Mikrokosmos - Das kleine Universum; der Mensch, der durch seinen<br />

physischen Körper in Erscheinung tritt.<br />

Moha - Bewusstlosigkeit; Verwirrung, Verblendung, Täuschung; Fehler,<br />

Irrtum; Erstaunen, Verwunderung. Moha wird durch eine falsche<br />

Bewertung der Dinge verursacht und ist eine der nichtgöttlichen, dämonischen<br />

Eigenschaften.<br />

Mohakarma - Handlung, die im Zustand der Täuschung, Verwirrung<br />

ausgeführt wird; Handlung, welche die Täuschung stärkt.<br />

Mohakshaya - Die Zerstörung der Täuschung; das Verschwinden der<br />

Verblendung; gemeint ist oft dasselbe wie moksha.<br />

Monade - Der oder das “Eine”. Der dreifache Geist auf seiner Ebene.<br />

Im Okkultismus bedeutet das Wort oft die vereinte Triade: Atma, Buddhi,<br />

Manas, also den geistigen Willen, die Intuition und das höhere<br />

Denkvermögen. Die Monade ist der unsterbliche Teil des Menschen,<br />

die sich in den niederen Naturreichen immer wieder verkörpert, von Stu-<br />

256


fe zu Stufe bis zum Menschenreich emporsteigt und von da aus dem<br />

Endziel zustrebt. Der göttliche Funke.<br />

Nakula - Name eines der fünf Bandavas; er war der Sohn von Madri<br />

und ein Halbbruder Arjunas.<br />

Namaskara - Eine Grussform: Wenn sich zwei Personen begegnen,<br />

legen sie die Innenflächen ihrer Hände zusammen und halten sie vor<br />

die Brust, nahe der Herzgegend, und begrüssen sich mit namaskara<br />

= “Verneigung vollziehe ich” oder “Verneigung sei dir.” In einem tieferen<br />

Sinn meint der Gruss die Berührung der Lotosfüsse des spirituellen<br />

Meisters; symbolisch wird dem Herrn das Ego zu Füssen gelegt. Das<br />

Zusammenlegen der Hände kann als eine Darstellung der fünf Wahrnehmungsorgane<br />

(Gehör, Tastsinn, Sehen, Geschmack und Geruch)<br />

und der fünf Tätigkeitsorgane (Stimme, Hände, Füsse, Sexualorgane<br />

und Anus) gedeutet werden, die zusammengeführt und in einem Akt<br />

der Hingabe Gott dargebracht werden.<br />

Narada - Name eines der sieben grossen Rishis und einer der Prajapatis.<br />

In den Puranas werden viele Geschichten und Legenden über<br />

ihn berichtet. Er soll der Herr der Gandharvas, der himmlischen Musikanten,<br />

gewesen sein und ein Saiteninstrument (vina) erfunden haben.<br />

Berühmt sind die Bhaktisutras, die Narada zugeschrieben werden; sie<br />

behandeln den Weg der sich immer mehr vergrössernden Liebe zu<br />

Gott.<br />

Narayana - Eine Bezeichnung Gottes in seinem Aspekt als Urwesen,<br />

als erstgeborenes Wesen der Schöpfung, von dem alles ausgeht. Als<br />

höchster Gott herrscht er über die Menschen und das Universum. Narayana<br />

wird oft als eine Manifestation von Krishna bzw. Vishnu betrachtet.<br />

Nayana - Fahrend; hinbringend; erreichend; das Auge.<br />

Nirmanakayas - Jene vollendeten Wesen, die dem Nirvana (dem<br />

höchsten Zustand geistiger Glückseligkeit) entsagen und ein Leben der<br />

Selbstaufopferung erwählen. Sie reihen sich ein in die unsichtbare<br />

Schar jener, welche die Menschen im Rahmen des karmisch Möglichen<br />

beschützen. Es sind grosse Lehrer aus Nirvanischen Sphären, welche<br />

die geistige Evolution der Menschheit lenken.<br />

257


Nirvana - “Verlöschen”; Beruhigung aller geistigen Unruhe; dieser Begriff<br />

beschreibt den Zustand der Befreiung insbesondere im Buddhismus;<br />

es ist der völlig ausgewogene Geisteszustand, der von der Dualität<br />

von Gut und Böse nicht berührt wird. Durch Nirvana wird der<br />

Mensch von Leiden, Tod, Wiedergeburt und allen anderen Formen<br />

weltlicher Bindungen befreit. Dieses transzendentale Bewusstsein wird<br />

in der Bhagavadgita brahmanirvana genannt, in den Upanishaden turiya,<br />

im Vedanta nirbijasamadhi und im Yoga nirvikalpasamadhi, wobei<br />

zu bedenken ist, dass diese unterschiedlichen Begriffe auch qualitativ<br />

andere Aspekte der Befreiung beschreiben.<br />

Nivritti - Rückkehr, Aufhören, Sichenthalten; Sichzurückziehen, Ablösung.<br />

Nivritti bezeichnet den Weg der Umkehr, den Weg heraus aus<br />

immer neuen Karma-Verstrickungen, die Hinwendung nach innen;<br />

nivritti zu praktizieren heisst, sich ernsthaft auf den spirituellen Pfad zu<br />

begeben.<br />

Nivrittimarga - der Weg der Rückkehr; der Weg nach innen, zur spirituellen<br />

Selbstbesinnung; der Weg, auf dem man sich in keine neuen<br />

Bindungen und Verstrickungen mehr einlässt.<br />

Om namo Narayanaya - “OM, Verneigung dem Narayana”; dieser Satz<br />

dient auch als eine traditionelle Grussform unter Sadhus und Heiligen<br />

oder wird als Mantra benutzt.<br />

Om namah Shivaya - Grussform für Shiva.<br />

Paramatman - Das höchste Selbst, das Göttliche Selbst, der allerhöchste<br />

Atman; die ewige Seele, die nicht durch Raum und Zeit begrenzt<br />

ist; der Herr, der als Paramatman im Herzen eines jeden weilt,<br />

der göttliche Funke. Weil er in den Menschen eingegangen ist, kann<br />

er ihn in seinem Inneren finden. Das höchste Selbst ist ewig, rein, intelligent,<br />

befreit, erleuchtet, zufrieden, bewusst und trägt die göttliche<br />

Vollkommenheit in sich.<br />

Paramajyotis - Das höchste Licht; gemeint ist ein immaterielles Licht,<br />

zu welchem die Dunkelheit keinen Gegensatz mehr bildet; denn es ist<br />

jenseits der Dunkelheit und heller als tausend Sonnen. Es ist die Ausstrahlung<br />

des höchsten Herrn, die oft mit Brahman gleichgesetzt wird.<br />

258


Parvati - Dem Gebirge zugehörig; ein Name für die Gemahlin Shivas;<br />

die göttliche Mutter (Shakti). Sie ist die Tochter des Himavat.<br />

Prana - Das Lebensprinzip, der Lebensatem. Der Okkultist hält folgende<br />

Aussage für wahr: “Wir sehen das Leben als die eine Seins-Form<br />

an, die sich in der so genannten Materie manifestiert, oder als das, was<br />

wir unrichtigerweise dreiteilen und Geist, Seele und Materie <strong>beim</strong> Menschen<br />

nennen. Die Materie ist die Hülle oder der Körper für die Manifestation<br />

Gottes auf dieser Daseins-Ebene; die Seele ist die Körperhülle<br />

für die Manifestation des Geistes; und diese drei werden vom<br />

Leben, das sie durchdringt, zur Dreiheit verbunden.”<br />

Prema - Liebe; Liebe ohne Makel der Bindung; Liebe, die unwandelbar,<br />

aufrichtig und rein ist, unbefleckte, unerschütterliche, allumfassende<br />

Liebe für alle Wesen, selbstlose, bedingungslose Liebe.<br />

Purana - Uralt, urtümlich; Purana ist der Name einer Literaturgattung,<br />

deren Texte zu den klassischen heiligen Schriften zählen. Im Gegensatz<br />

zu den Epen, welche die Handlungen menschlicher Helden beschreiben,<br />

behandeln die achtzehn Haupt-Puranas (Mahapurana) und<br />

die ihnen untergeordneten 18 Neben-Puranas (Upapurana) die Berichte<br />

über das göttliche Wirken auf der Erde. In ihnen stehen das Wirken<br />

des persönlichen Gottes und die Liebe zu ihm (bhakti) im Mittelpunkt;<br />

die einzelnen Texte werden jeweils der Vaishnava-, Shaiva- und Brahma-Tradition<br />

zugeordnet. Die sechs Vaishnavapuranas sind: Vishnu-<br />

, Bhagavata-, Padma-, Narada-, Garuda- und Varahapurana. Die<br />

sechs Shaivapuranas sind: Matsya-, Linga-, Skanda-, Kurma-, Shivaund<br />

Agnipurana. An die Stelle des Agnipurana tritt mitunter auch das<br />

Vayupurana. Die sechs Brahmapuranas sind: Brahma-, Brahmavaivarta-,<br />

Vamana-, Brahmanda-, Markandeya- und Bhavishyapurana.<br />

Die berühmtesten aller Puranas sind das Vishnu- und Bhagavatapurana,<br />

Letzteres erzählt die Lebensgeschichte Krishnas und hat starken<br />

Einfluss auf den Glauben der Menschen ausgeübt. Jedes Purana soll<br />

fünf Charakteristika haben, und zwar soll es folgende Themen behandeln:<br />

1. Schöpfung; 2. Zerstörung und Erneuerung der Welt; 3. Geschlechterfolge<br />

der Götter und Helden, 4. die Herrschaft der verschiedenen<br />

Manus in den verschiedenen Stadien menschlicher<br />

Entwicklung; 5. Leben und Werke der Nachkommen der Manus, insbesondere<br />

der Könige der Sonnen- und Monddynastien. Einzelne Texte<br />

enthalten aber auch philosophische und wissenschaftliche Betrachtungen<br />

sowie eingeschobene Erzählungen. Sie sind damit der<br />

259


epischen Literatur nicht unähnlich. Ebenso wie ein Avatar eine sichtbare<br />

göttliche Inkarnation ist, sind die Puranas die Exemplifizierung der<br />

spirituellen Wahrheiten in Gestalt von existentiell berührenden Schicksalen<br />

und Lebenssituationen.<br />

Purusha - Mensch; der ursprüngliche, ewige Mensch; die Essenz des<br />

Menschen; das höchste Wesen, göttliche Persönlichkeit; purusha ist<br />

eines der beiden ewigen Prinzipien der Sankhya-Philosophie, in der er<br />

das Selbst, das absolute und reine Bewusstsein, bezeichnet; er ist der<br />

Zuschauer, der den Wandlungen in der Natur (prakriti) unbeteiligt zuschaut,<br />

obgleich er der eigentlich Handelnde, das eigentliche Subjekt<br />

des Weltprozesses ist. In manchen Texten wird purusha synonym mit<br />

Atman und somit auch mit Brahman benutzt. Er ist die Urperson, von<br />

der die Vielfalt der Namen und Formen ausgegangen ist, der Schöpfer<br />

des Universums, der auch in diesem wohnt; in den Upanishaden wird<br />

das Wort deshalb als “puri shaya” - “in der Stadt ruhend” erklärt. Der<br />

purusha ist klar, fleckenlos, unzerstörbar, strahlend und sich nicht verändernd.<br />

Auch wenn in vielen Texten solch universale Attribute dem<br />

Purusha gegeben werden, finden sich Unterschiede in der Auffassung,<br />

ob es nur einen oder viele Purushas gibt. Bedeutsam ist auch das Konzept<br />

des Viratpurusha, des riesigen ausgedehnten Purusha, der das<br />

ganze Universum erfüllt und so schon im Rigveda gepriesen wird.<br />

Purushartha - (Purusha-artha) Ziel des Menschen; gemeint sind oft die<br />

vier verschiedenen Ziele, auf die das menschliche Leben gerichtet sein<br />

kann: Wunscherfüllung (kama), Wohlstand (artha), Rechtschaffenheit<br />

(dharma), Befreiung (moksha).<br />

Ramayana - Die Geschichte, der Lebenslauf des Rama; Name eines<br />

Epos der Sanskrit-Literatur; als Autor gilt der Heilige Valmiki. Das Werk<br />

besteht aus mehreren Abschnitten und ist in Versform verfasst worden;<br />

der Umfang beträgt ca. 24’000 Doppelverse. Das Ramayana schildert<br />

das Leben Ramas und Sitas, die Entführung Sitas durch Ravana, den<br />

Krieg mit den Dämonen, ihre gemeinsame Rückkehr nach Ayodhya,<br />

ihren Tod und Aufstieg in den Himmel. Die Abenteuer, die das Ramayana<br />

dramatisch schildert, sowie die Beschreibung der Charaktere, die<br />

darin auftreten, haben das Werk - neben dem Mahabharata - zu einem<br />

der bedeutendsten Epen der Weltliteratur gemacht.<br />

260


Ravana - Name eines Dämonenkönigs; er herrschte über die Insel Lanka;<br />

von der er seinen Bruder Kubala vertrieben hatte. Im grossen Epos<br />

Ramayana war er der grosse Gegenspieler Ramas.<br />

Radha, Radhika - Namen der ewigen Gefährtinnen Krishnas; die bekanntesten<br />

der Gopis von Brindavana. Das zarte Liebesspiel zwischen<br />

Radha und Krishna findet sich als Motiv in vielen Werken und gibt eine<br />

vollendete Beschreibung aller Aspekte der Hingabe (bhakti). Es ist das<br />

ewige Spiel der Liebe zwischen der individuellen Seele und Gott, das<br />

in der Mystik fast aller Religionen zu finden ist. Es ist der Weg der liebevollen<br />

Hingabe und Erhebung der Gefühle der weltlichen Liebe und<br />

Hingabe zur Liebe und Hingabe an Gott.<br />

Rishi - Seher, inspirierter Dichter; gemeint sind insbesondere die Seher,<br />

denen die Hymnen der Veden offenbart wurden. Ein Rishi kann<br />

nur jemand werden, der ein Leben ohne Verlangen führt und dessen<br />

Geist im Selbst (atman) gegründet ist. Sein Bewusstsein des atman<br />

kommt in jedem Aspekt seiner Persönlichkeit voll und strahlend zum<br />

Ausdruck; denn sein Denken (manas) und seine Unterscheidungskraft<br />

(buddhi) sind durch meditative Praxis gereinigt worden. Auf diese Weise<br />

ist es ihm möglich, die Urimpulse der Schöpfung klar wahrzunehmen<br />

und diese richtig wiederzugeben. Berühmt sind die sieben grossen<br />

Rishis, die oft als geistgeborene Söhne Brahmas bezeichnet werden.<br />

In den Texten werden allerdings verschiedene Namen aufgezählt; das<br />

Shatapathabrahmana als eine alte Quelle gibt die Folgenden: Gotama,<br />

Bharadvaja, Vishvamitra, Jamadagni, Vasishtha, Kashyapa, Atri. Die<br />

sieben Rishis werden am Himmel durch die sieben Sterne des “Grossen<br />

Bären” repräsentiert.<br />

Rita - Göttliche Ordnung, kosmisches Gesetz, höchste Wahrheit; der<br />

Gegenbegriff dazu ist anrita; rita steht in enger Beziehung zu satya, der<br />

Wahrheit. Die intuitive Erkenntnis wird von rita, der göttlichen Urordnung,<br />

inspiriert und ins Herz eingepflanzt.<br />

Sahadeva - Name des Jüngsten der fünf Pandava-Brüder.<br />

Sahasranaman - Die tausend Namen Gottes; im Mahabharata werden<br />

insbesondere die tausend Namen Vishnus aufgezählt.<br />

Samadhi - Sammlung, Einheitserfahrung, reines Bewusstsein; samadhi<br />

bezeichnet einen Bewusstseinszustand, der über Wachen,<br />

261


Träumen und Tiefschlaf hinausgeht, und beinhaltet ein völliges Aufgehen<br />

im Objekt, die Überwindung der Trennung in Bezug auf den Gegenstand<br />

der Wahrnehmung, über den oder mit dem meditiert wurde,<br />

sei es nun ein Klang, ein göttlicher Name oder ein Bild. Es gibt verschiedene<br />

Stufen von samadhi, von denen die höchste nirvikalpasamadhi<br />

ist. Durch samadhi erwacht die Weisheit, die alles als Erscheinungsform<br />

des Göttlichen ansieht. All die verschiedenen Energien, die<br />

im Inneren des Menschen wohnen, werden bewusst und können im<br />

Dienst des Höchsten verwendet werden. Die Erfahrung von samadhi<br />

kann als ein Zustand des Geistes beschrieben werden, der frei ist von<br />

allen Impulsen und Aktivitäten, in dem vollkommene Ruhe eingetreten<br />

ist, in dem der Meditierende einfach nur still bei sich selbst ist und doch<br />

gleichzeitig bewusst. Samadhi tritt ein, wenn man alle Dualität hinter<br />

sich lässt, wenn der Meditationsinhalt verschwindet und man sogar sich<br />

selbst in seiner körperbezogenen Form vergisst, gleichzeitig aber bewusst<br />

bleibt. Der samadhi-Zustand ist gekennzeichnet durch Glückseligkeit,<br />

Ausgewogenheit, Stille und Wachheit und bewirkt Gleichmut angesichts<br />

von Hitze und Kälte, Freude und Leid, Schmerz und Lust,<br />

Ablehnung und Begeisterung. Die körperlichen Funktionen beruhigen<br />

sich bei längerem samadhi, d. h. der Atem, das Herz usw. erlangen einen<br />

anderen Funktionsstatus. Samadhi ist die Einheitserfahrung<br />

schlechthin und kann von jedem Menschen erlangt werden. Ohne samadhi<br />

ist eine spirituelle Verwirklichung nicht möglich. Wenn ein spirituell<br />

hochentwickelter Meister freiwillig und bei vollem Bewusstsein seinen<br />

Körper endgültig verlässt, spricht man von mahasamadhi. Der<br />

Begriff samadhi kann dann auch das Denkmal oder Grab einer solchen<br />

hervorragenden Persönlichkeit bezeichnen.<br />

Samskara - Verfeinerung, Kultivierung, Erziehung; Eindruck, Nachwirkung;<br />

Fähigkeit, Neigung; im Yoga sind die Tendenzen des Geistes gemeint,<br />

die durch Handlungen und Gedanken in früheren Zeiten oder<br />

Geburten entstanden sind. Die Gesamtsumme der Samskaras bildet<br />

den Charakter des Menschen. Samskara heissen auch die religiösen<br />

Zeremonien, die regelmässig oder bei besonderen Gelegenheiten (z.B.<br />

Geburt oder Hochzeit) auszuführen sind; denn diese sollen dem Leben<br />

Verfeinerung und Kultivierung schenken.<br />

Sat - Seiend, existierend, wirklich; gut, tugendhaft, weise; Wahrheit,<br />

Wirklichkeit, Existenz, Sein; das absolute, unwandelbare Sein; die zugrunde<br />

liegende Seinsrealität des Universums; die Existenz an sich,<br />

die im Tiefsten der individuellen Persönlichkeit wohnt.<br />

262


Sat-cit-ananda - Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit; diese drei Begriffe<br />

beschreiben die drei Eigenschaften der höchsten transzendenten Wirklichkeit,<br />

wie sie sich in der Erfahrung von samadhi zeigen. Es ist ein<br />

reines Sein, gleichzeitig ein Bewusstsein ohne Subjekt-Objekt.<br />

Satya - Wahr, echt, tugendhaft, ehrlich, aufrichtig; Wahrheit, Echtheit,<br />

Treue, Aufrichtigkeit; satya ist eine der fünf Tugenden des ersten Gliedes<br />

(yama) des Rajayoga, die im Yogasutra des Patanjali beschrieben<br />

werden und das für alle Entwicklungsstufen geltende Lebensgesetz bilden.<br />

Die übrigen vier sind: Nichtverletzen, Nicht-Stehlen, reine Lebensführung<br />

und Nichtergreifen. Wenn sich im innersten Herzen, im Selbst,<br />

ein klarer Impuls bildet und dann als sprachlicher Ausdruck erscheint,<br />

so kann man einen solchen Impuls als eine Manifestation der Wahrheit<br />

bezeichnen. Diese innere Wahrheit erscheint, wenn der Mensch wahrhaft<br />

auch sich selbst gegenüber ist. Jede innere Wahrheit sollte jedoch<br />

anhand der heiligen Schriften geprüft werden. Ein Leben ohne Wahrheit<br />

wird zum Unterschlupf von Kummer und Streit. Es gibt nichts Grösseres<br />

als Wahrheit, nichts Dauerhafteres. Wahrheit ist der alles beschützende<br />

Gott.<br />

Sattva - Sein, Existenz; Natur, Essenz, Konstitution; Leben, Vitalität,<br />

Bewusstsein; Substanz; Güte, Tugend, Wahrheit; Stärke, Energie. Im<br />

Kontext der Lehre von den drei Gunas ist sattva die Qualität der Ausgewogenheit,<br />

der Reinheit und Klarheit, welche die Fähigkeit besitzt,<br />

das Sein (sat) sichtbar werden zu lassen. Personen mit dieser Eigenschaft<br />

haben keine egoistischen Wünsche oder Bedürfnisse und sind<br />

frei von Leidenschaften. Sie sind bereit, in die Erkenntnis des göttlichen<br />

Selbst (atman) hineinzutauchen. Sattva beseitigt die Ursachen von<br />

Kummer und Sorge, führt den Menschen auf den Pfad echter Freude<br />

und wirklichen Glücks. Viele Praktiken und Observanzen auf dem spirituellen<br />

Weg dienen dazu, den Grad von sattva zu erhöhen, z. B. die<br />

Auswahl der Nahrungsmittel (Meiden von Fleisch, Alkohol, Tabak, Kaffee,<br />

Tee etc.), das frühe Aufstehen usw.<br />

Seva - Dienst, Hilfe, Dienstbereitschaft; Dienst am Nächsten; Verehrung,<br />

Anbetung, Gottesdienst; Hingabe, Anziehung; Praxis, Regelmässigkeit,<br />

Übung; der Dienst, der für andere ausgeführt wird, sollte gleichzeitig<br />

als Gottesdienst ausgeführt werden. Dabei wird keine<br />

Gegenleistung vom anderen erwartet, sondern einzig und allein zur<br />

Verherrlichung des Höchsten gehandelt. Das Dienen ist dann ein Ausdruck<br />

der Verehrung Gottes in allen Wesen.<br />

263


Sevadal - Eine Gruppe, die sich den Dienst am Nächsten zum Ziel gesetzt<br />

hat und diesen als Gottesdienst praktiziert.<br />

Shakti - Kraft, Macht, Fähigkeit, göttliche Energie, Stärke; unter Shakti<br />

wird oft die ewige Kraft des Werdens verstanden, die wesensmässig<br />

untrennbar mit der höchsten göttlichen Persönlichkeit verbunden ist.<br />

In Gott verschwinden die relativen polaren Gegensätze; er umfasst beide<br />

Prinzipien und offenbart in Shakti das unendliche Spiel seiner Energien.<br />

Shakti ist im spezielleren Sinn oft ein Name der Gattin Shivas.<br />

Shankara - Name für Shiva, Heil, Frieden (sham) bringend (kara).<br />

Shastra - Gebot, Befehl, Regel, heilige Schrift, Lehrbuch, Kompendium;<br />

die Shastras gehen oft auf alte Seher, Weise und Heilige zurück<br />

und besitzen daher eine grosse Autorität. Der spirituell Strebende sollte<br />

seine persönlichen Erfahrungen und Schlussfolgerungen immer anhand<br />

von Shastras, egal, welcher Tradition sie entstammen, prüfen, um<br />

auf seinem Weg nicht in die Irre zu gehen.<br />

Satrughna - Derjenige, welcher die Feinde erschlägt; Name des Halbbruders<br />

von Rama.<br />

Shanti - Frieden, innere Stille, Gelassenheit, Gleichmut, Leidenschaftslosigkeit;<br />

das Ruhen der Sinne, der Leidenschaften, Gefühle,<br />

Empfindungen und Impulse. Gemeint ist meist ein Friede, den man<br />

durch die spirituelle Erkenntnis erlangt, dass man nicht der sterbliche<br />

Körper, sondern unvergängliches Bewusstsein ist. Nur dieser Friede<br />

kann durch äussere Einflüsse nicht mehr gestört werden.<br />

Shiva - Gütig, freundlich, gnädig, segensreich; der Gütige, der Freundliche;<br />

der Gnadenvolle, Gnädige; Shiva wird in den Shaiva-Traditionen<br />

als der höchste Herr verehrt; er gehört zu der Trinität Brahma, Vishnu,<br />

Shiva, in der er der Gott der Auflösung, Umwandlung und Zerstörung<br />

ist; seine Wirksamkeit als Zerstörer der Unwissenheit zeigt aber seine<br />

segensvolle Natur. Nichtsdestoweniger enthält er viele Wesenszüge,<br />

die einer oberflächlichen Betrachtung abschreckend erscheinen mögen;<br />

so ist sein bevorzugter Aufenthaltsort der Leichenverbrennungsplatz,<br />

und seine Gestalt ist weiss, da sein Körper von Asche bedeckt<br />

ist usw. Sein Symbol ist das Linga, das oft zusammen in Vereinigung<br />

mit der Yoni, dem Symbol seiner Gemahlin Shakti, dargestellt wird. Shiva<br />

besitzt viele Namen u. a.: Shambhu, Shankara, Ishana, Vishvanat-<br />

264


ha, Kedarnatha und Nataraja, der Herr des Tanzes, als der er oft in der<br />

bildenden Kunst dargestellt wird. Er reitet auf Nandi, einem Stier, und<br />

wird oft als Guru aller Gurus verehrt, als Zerstörer aller Weltlichkeit, der<br />

Weisheit gewährt und die Verkörperung von Entsagung und Mitleid ist.<br />

In dieser Funktion ist er auch der Herr des Yoga (Yogeshvara), der<br />

durch nichts in seiner unerschütterlichen Ruhe gestört werden kann.<br />

Shivalinga - Das Zeichen, Symbol Shivas, das seine Schöpferkraft<br />

symbolisiert.<br />

So'ham - “Er (ist) ich”; in diesem Mantra steht nicht das “Ich”, sondern<br />

“Er” an erster Stelle; damit wird ein Bewusstseinszustand beschrieben,<br />

in dem sich die begrenzte Persönlichkeit dem ewigen Selbst, das im<br />

innersten Herzen wohnt, überantwortet hat. Die spirituelle Seele ist an<br />

sich ewig mit Gott verbunden; dieser Mantra, der eine der heiligen Formeln<br />

des nichtdualistischen Vedanta ist, beschreibt die Bewusstwerdung<br />

dieser ewigen Verbindung. So'ham ist eine Repräsentation des<br />

Prozesses von Ein- und Ausatmung und geht bei einer Vertiefung in<br />

OM über.<br />

Sugriva - Einen schönen Hals habend; Name des Königs eines Affengeschlechts;<br />

Rama verhalf Sugriva wieder zu seinem rechtmässigen<br />

Thronrecht, und im Gegenzug half er Rama, Sita von Ravana zurückzugewinnen;<br />

sein Feldherr war der berühmte Hanuman.<br />

Sushumna - Name eines Kanals feinstofflicher Energie im menschlichen<br />

Körper; die Sushumna spielt insbesondere im Kundalini-Yoga<br />

eine Rolle.<br />

Tat - In den vedischen Texten wird tat häufig benutzt, um auf das unaussprechliche<br />

Seinsprinzip, das unergründliche Geheimnis des unendlichen<br />

Absoluten hinzuweisen. Es ist die wortlose Geste, die auf<br />

das Unbeschreibliche, das Namenlose (Brahman) zeigt und das Bewusstsein<br />

zu dieser Realität erhebt.<br />

Tat tvam asi - “Das bist du”; d. h. das, was dieser unaussprechliche Urgrund<br />

allen Seins (Brahman) ist, das ist deine wahre Natur, das ist identisch<br />

mit deinem Göttlichen Selbst (Atman). Dies ist einer der bekanntesten<br />

und bedeutendsten Lehrsätze der Vedanta-Philosophie und<br />

entstammt der Chandogya-Upanishad. Es ist bemerkenswert, dass in<br />

265


den Upanishaden mal der unpersönliche Ausdruck (z. B. tat) und mal<br />

die persönliche Benennung (z. B. sah) steht. Dies weist darauf hin,<br />

dass die göttliche Wirklichkeit beide Aspekte umfasst: Das Unpersönliche<br />

und die begrenzte Persönlichkeit. Das Persönliche weist darauf<br />

hin, dass man aus Gott kein Objekt machen kann, dass er ein persönliches<br />

Gegenüber ist, dem man sich mit Liebe und Hingabe zuwenden<br />

kann.<br />

Trivikarman - Derjenige, welcher drei Schritte tut; Name für Vishnu in<br />

seiner Vamana-Inkarnation.<br />

Tukaram - Name eines religiösen Dichters und Heiligen (1608-1649),<br />

der im westlichen Indien lebte und seine inneren Erfahrungen in der<br />

Marathi-Sprache ausdrückte. Er entstammte einer wohlhabenden Familie<br />

von Getreidehändlern; da er sich aber ganz seinen religiösen<br />

Übungen und der devotionalen Dichtung widmete, legte er keinen Wert<br />

auf materiellen Besitz und vernachlässigte seine Geschäfte. Seine Lieder<br />

erfreuen sich noch heute grosser Beliebtheit und werden vielfach<br />

gesungen.<br />

Tulsidas - Name eines bedeutenden religiösen Dichters (1532-1623).<br />

Als Sohn eines Brahmanen kam Tulsidas in einem Dorf in der Provinz<br />

Uttar Pradesh (Nordindien) zur Welt. Wegen einer ungünstigen Konstellation<br />

der Planeten bei seiner Geburt wurde er von den Eltern verstossen<br />

und von einem Heiligen (sadhu) erzogen. Er heiratete und war<br />

von einer leidenschaftlichen Liebe zu seiner Frau erfüllt. Als er ihr eines<br />

Tages unaufgefordert in ihr Elternhaus folgte, wies sie ihn mit den Worten<br />

zurück: “Wenn du nur halb so viel Liebe zu Rama hättest wie zu<br />

diesem vergänglichen Körper, hätte all dein Kummer ein Ende und du<br />

würdest Erleuchtung erlangen.” Durch diese herben, aber weisen Worte<br />

wurde Tulsidas die Vergänglichkeit der Welt schlagartig bewusst. Er<br />

entsagte ihr und weihte sein Leben Rama als seinem höchsten Herrn.<br />

Seine Hindifassung des Ramayana ist bis heute eines der verbreitetsten<br />

Bücher in Nord- und Mittelindien. Der Ramcaritmanas ist keine einfache<br />

Hindi-Übersetzung von Valmikis grossem Sanskrit-Epos, sondern<br />

eine selbständige Bearbeitung des Stoffes, welche die göttliche<br />

Natur von Rama besonders herausarbeitet. Tulsidas lässt Shiva die<br />

Geschichte von Rama seiner Gemahlin Parvati erzählen. Diese Geschichte<br />

ist zunächst wie ein See in Shivas Innerem verborgen. Erst<br />

durch Parvatis Fragen nach dem wahren Wesen Ramas tritt dieser in<br />

Shivas Innerem verborgene See zum Wohl der Menschheit zutage.<br />

266


Udasinata - Unberührtheit; die Gelassenheit; die Neutralität; das Unbeteiligtsein.<br />

Udyoga - Unternehmung, Aktivität, Vorbereitung; Bemühen; Arbeit,<br />

Pflicht, Amt, Beruf; Durchhaltevermögen, Standhaftigkeit.<br />

Upanishaden - Sich nahe bei jemandem Niedersetzen (upa = nahe bei,<br />

ni = nieder, sad = setzen); das Sitzen zu Füssen des Meisters, um die<br />

vertrauliche Lehre über die eigentliche Identität des Menschen zu empfangen;<br />

Bezeichnung einer Klasse heiliger Schriften. Sie bilden den<br />

Schluss des offenbarten Teils der Veden (shruti) und die hauptsächliche<br />

Basis des Vedanta, d. h. der philosophischen Analysen und<br />

Schlussfolgerungen, die aus den Upanishaden abgeleitet werden. In<br />

den Upanishaden selbst wird keine einheitliche Philosophie gelehrt,<br />

sondern es werden in lebendigen Dialogen zwischen Lehrer und Schüler<br />

existentielle Einsichten präsentiert, die alle Facetten der einen höchsten<br />

Wirklichkeit darstellen. Was sie besonders auszeichnet und für<br />

den Wahrheitssucher so wertvoll macht, ist ihre gewaltige Gedankenfreiheit<br />

und Unmittelbarkeit, die auf die Transzendenz direkt verweist.<br />

Aus der sich vertiefenden Einsicht in die kosmischen Zusammenhänge,<br />

die in den Brahmanas anhand des vedischen Opferrituals (yajna)<br />

ausgearbeitet wurden, erhebt sich der menschliche Geist zur Frage<br />

nach dem Höchsten. Die absolute Wirklichkeit wird in den Upanishaden<br />

teils persönlich, teils unpersönlich gefasst; denn sie vereinigt in sich diese<br />

Gegensätze. Im Mittelpunkt stehen immer wieder die Erläuterung<br />

der Natur von Atman und Brahman, die Erkenntnis der Identität der beiden,<br />

sowie die Bedeutung der heiligen Silbe OM. Von den 12 bedeutendsten<br />

Upanishaden gehören zum Rigveda die Aitareya und Kaushitaki,<br />

zum Samaveda die Chandogya und Kena, zum Yajurveda die<br />

Taittiriya, Katha, Shetashvatara, Brihadaranyaka und Isha, und zum<br />

Atharvaveda die Prashna, Mundaka und Mandukya.<br />

Uttarayama - Das Halbjahr, in dem die Sonne nach Norden wandert.<br />

Vaikuntha - Ein Name Vishnus, Indras; Himmel; Name der Himmelsebene,<br />

die Vishnu zugeordnet ist. Dies ist ein Bereich, in dem es keinen<br />

Schatten, keinen Gram oder Schmerz gibt. Dies ist bereits eine Wirklichkeit,<br />

die jenseits von Geburt und Tod ist und von der es keine Wiederkehr<br />

geben muss.<br />

267


Vairagya - Gelassenheit, Losgelöstheit, innere Freiheit, Leidenschaftslosigkeit<br />

allem gegenüber; oft nicht ganz richtig mit “Entsagung”<br />

übersetzt, da für Entsagung im Allgemeinen ein Zwang, eine willentliche<br />

Anstrengung notwendig ist. Vairagya bezeichnet jedoch im Vedanta<br />

ein Herauswachsen aus den vergänglichen Dingen, weil die unvergängliche<br />

Wirklichkeit gefunden und damit die Notwendigkeit einer<br />

äusseren Bindung zunichte gemacht worden ist. Es ist Loslösung, Aufgeben,<br />

Nicht-Bindung, Verzicht auf niedere Wünsche, Loslösung von<br />

der äusseren Welt, Aufgeben von Leidenschaftlichkeit (raga) und bedeutet<br />

das Verlieren der Gebundenheit an die Sinneserfahrungen:<br />

Klang, Berührung, Form, Geschmack und Geruch. Es ist ein Abwerfen<br />

der Wünsche während der Lebensreise, was aber nicht bedeutet, das<br />

Haus, die vertraute Umgebung, die Familie aufzugeben, sondern dort<br />

zu bleiben und die notwendigen Pflichten zu erfüllen, indem alle Handlungen<br />

für Gott getan werden. Vairagya rettet vor zu viel Bindung und<br />

bringt Erleichterung in Zeiten der Ausgelassenheit und Verzweiflung,<br />

folglich wird es helfen, die Gefühle zu verfeinern. Wer Freude am Studieren<br />

heiliger Schriften hat, braucht sich nicht zu zwingen, keine Kinderbücher<br />

mehr zu lesen. Er ist ihnen entwachsen. In Adi Shankaracaryas<br />

Werk Tattvabodha und anderen Texten des Vedanta wird<br />

vairagya als eine der vier Vorbedingungen genannt, die ein spirituell<br />

Strebender erfüllen sollte, wenn er den Vedanta verstehen will. Die drei<br />

anderen sind: viveka, mumukshutva und shatsampatti.<br />

Vaishvanara - Allen Menschen gehörig; auf alle Menschen bezogen;<br />

im Vedanta bezeichnet vaishvanara den Wachzustand des Menschen<br />

im Allgemeinen. Er gehört zu den vier Hauptbewusstseinszuständen<br />

(avastha) und ist identisch mit jagrat. Die drei anderen Bewusstseinszustände<br />

werden im Vedanta als prajna (Tiefschlaf), taijasa (Traumschlaf)<br />

und turiya (das Vierte) bezeichnet. Im Rigveda steht vaishvanara<br />

für Sonne und Feuer. Deshalb wird Agni gelegentlich so genannt.<br />

Valmiki - Name des Verfassers des berühmten Sanskrit-Epos Ramayana,<br />

welches er, wie überliefert wird, durch göttliche Inspiration empfangen<br />

haben soll. Seine eigene Person wird im Gang der Erzählung<br />

so erwähnt, als hätte er an einigen Ereignissen selbst teilgenommen:<br />

So beherbergte er die verbannte Sita in seiner Einsiedelei und erzog<br />

ihre Zwillinge Kusha und Lava. Valmiki gilt als der erste Kunstdichter<br />

der indischen Literatur, und wenn er auch nicht der alleinige Verfasser<br />

des gesamten Ramayana war, so verdankt es ihm der Überlieferung<br />

nach das prägende epische Versmass des shloka. Bezüglich seines<br />

268


Lebens wird Folgendes berichtet: In seiner Jugend fristete Valmiki unter<br />

einem anderen Namen (Ratnakara) sein Leben als Strassenräuber. Eines<br />

Tages überfiel er Narada, um ihn zu berauben. “Nimm alles”,<br />

sprach Narada, “aber lass mich erst ein paar Fragen stellen: Warum<br />

lebst du als Räuber? Ist dir nicht klar, dass du dadurch Sünden begehst,<br />

die Strafe nach sich ziehen werden?” “Ja”, antwortete der Mann, “aber<br />

meine EItern und meine Familie werden meine Schuld mittragen.” “Hast<br />

du sie je danach gefragt?” “Nein, aber dessen bin ich sicher.” Da forderte<br />

Narada ihn auf, seine Familie zu befragen und ihn bis zu seiner<br />

Rückkehr an einen Baum zu fesseln. Als der Räuber seiner Familie erzählte,<br />

womit er ihren Lebensunterhalt verdiente, wollte keiner seine<br />

Schuld und deren Konsequenzen mittragen. Das öffnete ihm die Augen;<br />

er ging in sich, kehrte zu Narada zurück, befreite ihn und begann<br />

ein intensives spirituelles Leben. Er meditierte, bis ein Ameisenhügel<br />

(valmika = Ameisenhügel) um ihn emporwuchs.<br />

Vamana - Klein, kurz; Zwerg; Name eines Avatars von Vishnu in Zwergengestalt,<br />

der erschien, um die Welt von dem Dämon Bali zu befreien.<br />

Dies tat er, indem er in Gestalt eines kleinwüchsigen Brahmanen vor<br />

Bali erschien und diesen so in Sicherheit wiegte. Daraufhin bot ihm dieser<br />

ein Willkommensgeschenk an, das Vamana sich in Form von drei<br />

Schritten Land erbat. Dies wurde ihm freudig gewährt, und er verwandelte<br />

sich daraufhin in eine riesige Gestalt (trivikrama), die mit zwei<br />

Schritten das ganze Universum durchmass. Da erkannte Bali die Grösse<br />

seines Gegenübers und bat ihn, den dritten Schritt auf seinen Kopf<br />

zu setzen.<br />

Vayu - Luft, Luftelement, Wind; der Gott des Windes bzw. der Winde.<br />

Im Bhagavatapurana wird folgende Geschichte über ihn berichtet: Der<br />

Weise Narada forderte einst Vayu auf, die Spitze des Berges Meru abzubrechen.<br />

Daraufhin entfachte dieser einen gewaltigen Sturm, der ein<br />

Jahr andauerte, aber Garuda schützte den Berg mit seinen Flügeln, so<br />

dass alle Sturmböen machtlos waren. Narada riet ihm nun, den Berg<br />

in Garudas Abwesenheit anzugreifen. Er tat es, brach den Gipfel ab<br />

und schleuderte ihn ins Meer, wo er zur Insel Lanka wurde.<br />

Veda - Wissen; spirituelle Erkenntnis; Bezeichnung für die Gesamtheit<br />

der ältesten Texte der indischen Literatur, die nach traditioneller Auffassung<br />

nicht von Menschen geschaffen sind, sondern denen eine ewige<br />

Realität zugeschrieben wird. Die vedische Literatur gliedert sich in<br />

vier Traditionslinien:<br />

269


1. Rigveda, den Veda der Verse;<br />

2. Samaveda, den Veda der Lieder;<br />

3. Yajurveda, den Veda der Opfersprüche;<br />

4. Atharvaveda, den Veda des Atharvan.<br />

Vedanta - Das Ziel, Ende des Veda, des heiligen Wissens; das Wort<br />

ist eine Zusammensetzung aus Veda und Anta (Ende); gemeint sind<br />

zuerst einmal die abschliessenden Texte der shruti, d.h. die Upanishaden.<br />

Die in ihnen ausgedrückten Offenbarungen und tiefen Einsichten,<br />

die sich insbesondere mit Brahman und Atman und dem Verhältnis<br />

der beiden zueinander beschäftigen, hat Badarayana in seinen Vedantasutras<br />

zusammengefasst, welche die Basis der Vedanta-Philosophie<br />

bilden. Drei Hauptzweige haben sich im Vedanta herausgebildet:<br />

1. der Advaitavedanta (Nicht-Dualität), dessen wichtigste Lehrer<br />

Gaudapada, Adi Shankaracarya, Padmapada, Sureshvara und<br />

Vidyaranya sind;<br />

2. der Vishishtadvaitavedanta (qualifizierte Nicht-Dualität), dessen<br />

Hauptvertreter Ramanuja ist;<br />

3. der Dvaitavedanta (dualistischer Vedanta), dessen Hauptvertreter<br />

Madhva ist. Bedeutsam ist auch der von Caitanya begründete<br />

Acintyabhedabhedavedanta, der davon ausgeht, dass das<br />

gleichzeitige Bestehen der Getrenntheit von Gott (bheda) und der<br />

Einheit mit Gott (abheda) mit gedanklichen Mitteln nicht zu verstehen<br />

ist (acintya).<br />

Vijnana - Intelligenz, Einsicht, Verstehen, Erkennen, Wissen, Unterscheidungsfähigkeit;<br />

die Fähigkeit zur Analyse; vijnana bezeichnet<br />

eine Fähigkeit, welche für die Erlangung spiritueller Erkenntnis (jnana)<br />

wichtig ist, nämlich die Fähigkeit, Gedanken logisch zu verknüpfen und<br />

eine wissenschaftliche Systematik aufzubauen. In bestimmten Fällen<br />

steht vijnana jedoch für den höchsten Zustand spiritueller Verwirklichung,<br />

in welchem der Erleuchtete Brahman nicht in einem gesonderten<br />

Samadhi-Zustand, sondern mitten in der Erscheinungswelt wahrnimmt,<br />

die für ihn nichts anderes als eine Manifestation Brahmans ist.<br />

Der Vedanta nennt diese höchste Erkenntnis “Brahman mit offenen Augen<br />

sehen.”<br />

270


Vibhishana - Der Schreckliche; Name eines Dämonen und Bruders<br />

von Ravana; er wurde durch die Verbindung zu Hanuman zu einem<br />

treuen Diener von Rama.<br />

Vidya - Wissen, Weisheit, Wissenschaft, Erkenntnis; vidya entspricht<br />

ungefähr jnana, das zwei Aspekte besitzt: vijnana (Verstehen und Analysieren<br />

des Objektiven, Wissenschaft) und prajnana (die höhere Erkenntnis,<br />

die Erforschung der eigentlichen Natur des Seins und des<br />

Menschen). Oft bezeichnet die Vidya das vedische Wissen; Weisheit<br />

bezeichnet auch die intuitive, spirituelle Erfahrung selbst.<br />

Vighneshvara - Der Herr (Ishvara) der Hindernisse (vighna); ein Name<br />

für Ganesha, welcher die Hindernisse wegräumt. Bevor man etwas unternimmt,<br />

trachtet man nach seiner Gnade und seinem Segen. Er steht<br />

für die Mildherzigkeit, Weisheit und den Willen Gottes.<br />

Vidura - Weise, klug; ein Weiser; Name des jüngeren Bruders von Pandu.<br />

Vinayaka - Ein Name für Ganesha; derjenige, welcher die Hindernisse<br />

beseitigt.<br />

Vishnu - Der alles Durchdringende. Er wird als zweiter der Dreieinigkeit<br />

Brahma, Vishnu, Shiva gezählt und gilt als Erhalter der Schöpfung. In<br />

dieser Funktion inkarniert er von Zeit zu Zeit, um die Göttliche Ordnung<br />

wiederherzustellen. Er wird auch unter den Namen Hari und Narayana<br />

verehrt.<br />

Vishvaswarupa - Die Form des Alls besitzend; die universale Form des<br />

Herrn; die eigentliche transzendente Form der Dinge.<br />

Vivekananda - “Die Glückseligkeit der Unterscheidung”; Name eines<br />

Schülers von Ramakrishna; er lebte von 1862-1902 und war einer der<br />

Ersten, der die westliche Welt auf die Spiritualität Indiens aufmerksam<br />

machte.<br />

Vritti - Verhaltensweise, Beschäftigung, Tätigkeit, Arbeit; Zustand; Aufregung,<br />

Erregung des Geistes; Kontakt des Geistes mit der objektiven<br />

Welt; Aktivität, Funktion.<br />

271


Vyasa - Sammler, Ordner, Kompilator; diesen Namen tragen mehrere<br />

der alten Verfasser und Sammler von Sanskrit-Werken, vor allem Vedavyasa,<br />

der als Ordner der Veden gilt. Ausserdem soll er das Mahabharata<br />

zusammengestellt, die Vedanta-Philosophie begründet und<br />

die Puranas sowie andere Texte gesammelt haben. Die Puranas selbst<br />

erwähnen achtundzwanzig Vyasas, die zu verschiedenen Zeiten auf<br />

die Erde gekommen sein sollen, um die Veden zusammenzustellen und<br />

zu verbreiten.<br />

Yama - Gott des Todes; Zügel, Zügellenker; König der Toten und der<br />

Unterwelt. Er hat die Aufgabe, über die Seelen zu richten und das kosmische<br />

Gleichgewicht wiederherzustellen. Ausserdem ist yama die Bezeichnung<br />

für das erste Glied des Rajayoga von Patanjali, welches die<br />

grundlegenden Gesetze für die Veredelung der menschlichen Natur<br />

lehrt. Yama manifestiert sich im richtigen Handeln und ist eine spirituelle<br />

Praxis, welche das Innenleben verwandelt und sich in fünf Eigenschaften<br />

zeigt: Gewaltlosigkeit (ahimsa), Wahrhaftigkeit (satya), Nichtstehlen<br />

(asteya), reine Lebensweise (brahmacarya) und Nichtergreifen<br />

(aparigraha). Die fünf Aspekte von yama weisen alle auf einen Bewusstseinszustand,<br />

in dem die Bindung an den Körper und die Sinne<br />

aufgegeben worden ist. Alle diese Eigenschaften sollten in Gedanken,<br />

Worten und Taten verwirklicht werden.<br />

Yoga - Vereinigung, Verbindung, Kontakt; unter dem Begriff Yoga werden<br />

die Traditionen zusammengefasst, welche durch Übungen, Praktiken<br />

und Disziplinen den Kontakt zum Göttlichen Selbst (atman) oder<br />

zu Gott herstellen wollen. Bereits in der Bhagavadgita werden verschiedene<br />

Formen des Yoga beschrieben: Karmayoga, Jnanayoga<br />

und Bhaktiyoga. Der Yoga im Allgemeinen zielt auf die Umwandlung<br />

des Menschen und Reinigung aller Ebenen des Körpers und des Geistes,<br />

auf die Entwicklung einer Offenheit für Transzendenz. Patanjali<br />

definiert Yoga als Beruhigung der Bewegungen des Bewusstseins (citta);<br />

d.h. für ihn zeigt sich Yoga in der Erfahrung der Stille, in der Versenkung,<br />

bei der das Selbst bei sich selbst ist und seine unendliche<br />

Natur erkennt. Der Kommentator Vyasa führt dazu aus, dass Yoga dem<br />

samadhi-Zustand entspricht. Im Sinne der acht Glieder von Patanjalis<br />

System kann man Yoga als eine Integration aller Aspekte der Persönlichkeit,<br />

als die Verbindung aller Fähigkeiten, die der Mensch besitzt,<br />

verstehen. Dieser Entwicklungsprozess dient dem einen Ziel, Selbsterkenntnis<br />

zu erlangen und Gott nahe zu kommen. Oft wird Yoga als<br />

Kontrolle und Zwang definiert. Auf der Ebene des relativen Geistes<br />

272


(manas) ist es jedoch nicht möglich, alle Impulse zu lenken und zu<br />

durchdringen; erst, wenn die Seligkeit absoluter Stille, der Glanz des<br />

Göttlichen Selbst (paramatman) erfahren wird, ist wahre Selbstbeherrschung<br />

möglich. Yoga ist Einheit, ist Fülle, ist Gottesschau.<br />

Yuga - Zeitalter, Weltzeitalter; Joch; Generation. Es gibt in der indischen<br />

Tradition (speziell nach den Lehren der Puranas) vier Weltzeitalter:<br />

1. Krita- oder Satyayuga (1’728’000 Menschenjahre); (Goldenes<br />

Zeitalter)<br />

2. Tretayuga (1’296’000 J.); (Sibernes Zeitalter)<br />

3. Dvaparayuga (864’000 J.); (Kupfernes Zeitalter)<br />

4. Kaliyuga (432’000 J.) (Eisernes Zeitalter)<br />

Wenn man diese vier Zeitalter zusammenzählt, ergeben sich 4’320’000<br />

Menschenjahre. Dies nennt man ein Mahayuga, ein grosses Weltzeitalter.<br />

Um die Menschenjahre in Götterjahre umzurechnen, ist die Anzahl<br />

der Menschenjahre durch 360 zu teilen. 2’000 Mahayugas ergeben<br />

einen Tag und eine Nacht Brahmas (kalpa). Bei Manu und im<br />

Mahabharata werden die vier Zeitalter wie folgt beschrieben:<br />

Kritayuga ist das ideale oder Goldene Zeitalter. Es gibt darin weder<br />

Hass noch Neid, Kummer, Angst oder Bedrohung. Es wird nur der eine<br />

Gott verehrt, es gibt nur einen Veda, ein Gesetz und einen Ritus. Die<br />

Stände haben verschiedene Aufgaben und erfüllen selbstlos ihre<br />

Pflicht. (In das treten wir jetzt ein.)<br />

Im Tretayuga lässt die Rechtschaffenheit um ein Viertel nach, und man<br />

beginnt, Opferhandlungen, Riten und Zeremonien durchzuführen. Die<br />

Menschen handeln mit Absichten, erwarten Belohnungen für rituelle<br />

Gaben, und das Pflichtgefühl lässt nach.<br />

Im Dvaparayuga ist die Rechtschaffenheit auf die Hälfte geschrumpft.<br />

Es gibt vier Veden, die aber nur noch von wenigen studiert werden. Die<br />

Riten nehmen überhand, nur wenige Menschen halten sich noch an die<br />

Wahrheit. Sinnenbezogene Wünsche und Krankheiten tauchen auf,<br />

das Unrecht nimmt zu.<br />

Im Kaliyuga bleibt nur ein Viertel der Rechtschaffenheit übrig. Spirituelle<br />

Bemühungen kommen fast vollständig zum Erliegen, und viele Erkenntnisse<br />

geraten in Vergessenheit. Das Böse dominiert, Krankheiten,<br />

Erschöpfung, Zorn, Hunger, Furcht und Verzweiflung greifen um<br />

273


sich, und die Menschen sind ohne Ziel. Dieses Zeitalter soll 3’102 v.<br />

Chr. begonnen haben. (Es neigt sich jetzt dem Ende zu.)<br />

274


Andere Titel aus dem <strong>Rosenkreis</strong>-<strong>Verlag</strong><br />

Sathya Sai Baba Der Welt-Avatar<br />

Lehre und Offenbarungen<br />

Zusammengestellt von Annrose Künzi<br />

614 Seiten, Hardcover, ISBN 3-9521968-2-7<br />

Sathya Sai Baba ist der Welt-Avatar unserer Zeit. Er ist der Weltlehrer. Das<br />

heisst, das Göttliche hat sich in ihm als Menschen inkarniert, um uns erneut<br />

bewusst zu machen, dass auch wir göttlichen Ursprungs sind. In diesem<br />

Buch sind die Strahlen seiner Lehre so gebündelt, dass sie, wie durch ein<br />

Brennglas, auf die akuten menschlichen Probleme gerichtet sind.<br />

Seine Lehre zeichnet sich durch ihre Klarheit und Einfachheit aus, so dass jeder<br />

Mensch sie verstehen und in die Praxis umsetzen kann.<br />

Sathya Sai Baba ist hier, um uns die göttliche Liebe erneut zu beweisen, uns<br />

zu führen, zu belehren und uns die neuen Offenbarungen zu verkünden.<br />

Dieses Buch ist unter der ISBN 3-9521968-3-5 auch in Englisch erhältlich:<br />

“Teaching and Revelations”, 511 Seiten, Hardcover, mit umfangreichem<br />

Index zur themenbezogenen Suche.<br />

Sathya Sai Baba Der Welt-Avatar<br />

Ankündigung und neues Wirken<br />

Zusammengestellt von Annrose Künzi<br />

372 Seiten, broschiert, ISBN 3-9521968-0-0<br />

Der Tibetanische Meister Djwhal Khul, Autor eines umfassenden Werkes<br />

über esoterische Philosophie in Zusammenarbeit mit Alice A. Bailey, sagte<br />

am Anfang dieses Jahrhunderts: “Ich möchte hier behaupten und erklären,<br />

dass die grosse und befriedigende Antwort auf alle menschlichen Fragen und<br />

Bedrängnisse in der Doktrin der Avatare zu finden ist.”<br />

Sathya Sai Baba ist der Welt-Avatar unserer Zeit. Er ist der Weltlehrer. Dieses<br />

Buch vermittelt eine vergleichende Gegenüberstellung der beiden grossen<br />

Lehren anhand von Zitaten aus rund 65 Büchern beider Quellen.<br />

Dieses Buch ist unter der ISBN 3-9521968-4-3 auch in Englisch erhältlich:<br />

“Announcement and New Activity”, 376 Seiten, broschiert.<br />

275


Amrita Vahini<br />

von Sudha Aditya<br />

110 Seiten, broschiert, ISBN 3-9521968-1-9<br />

Dieses kleine Buch entstand im Auftrag des Heiligen und Lehrers Sathya Sai<br />

Baba, der in Südindien lebt und weltweit von Millionen Menschen als Welt-<br />

Avatar verehrt wird.<br />

Es ist ein Leitfaden für den spirituellen Weg, den zu gehen wir alle aufgerufen<br />

sind. Das Schöne an diesem Buch sind die klaren Antworten auf Fragen, die<br />

alle suchenden Menschen beschäftigen.<br />

Wir leben in einer Zeit, in der sich ein grosser Umbruch abzeichnet. Die in<br />

diesem Buch beschriebenen Lehren machen deutlich, dass es jedem Menschen<br />

möglich ist, spirituelle Qualitäten in das tägliche Leben einzubinden.<br />

Des Menschen Weg<br />

Zusammengestellt von Annrose Künzi<br />

70 Seiten, broschiert, ISBN 3-9521968-5-1<br />

Wir fragen uns: Was ist mit der Menschheit los? Diese Schrift versucht einige<br />

wichtige Hintergründe aufzudecken.<br />

Wir sind in kosmische, solare, planetarische, nationale und persönliche Einflüsse<br />

eingebunden. Darüber besser Bescheid zu wissen, lässt uns zuversichtlich<br />

und mutig den Weg weitergehen, der uns höheren Zielen entgegenführt.<br />

Ausgesuchte Zitate zum Thema aus den Lehren des Avatars Sathya Sai<br />

Baba und des Tibetanischen Meisters Djwhal Khul.<br />

Dieses Buch ist unter der ISBN 3-9521968-9-4 auch in Englisch erhältlich:<br />

“The Way of Man”, 88 Seiten, broschiert.<br />

276


Shamballa - Hierarchie - Menschheit<br />

Das grosse Dreieck<br />

Zusammengestellt von Annrose Künzi<br />

439 Seiten, broschiert, ISBN 3-9521968-7-8<br />

Es gibt drei grosse Energieströme, die sich in der Welt machtvoll auswirken.<br />

Diese werden den Lauf des Weltgeschehens bestimmen:<br />

Die erste und mächtigste Kraft strömt in die Welt aus Shamballa, aus dem<br />

planetarischen Zentrum, das den Willen Gottes kennt. Nur zweimal in der frühen<br />

planetarischen Geschichte liess diese Shamballa-Energie ihre Anwesenheit<br />

direkt verspüren. Jetzt strömt diese Kraft wieder aus dem Heiligen Zentrum<br />

aus. Sie verkörpert den Willensaspekt der gegenwärtigen Weltkrise und<br />

deren beiden Nebenwirkungen: erstens die Zerstörung dessen, was in den<br />

derzeitigen Erscheinungsformen, in Staatsführung, Religion und Gesellschaft<br />

unerwünscht und hinderlich ist.<br />

Zweitens die nach Synthese strebende Kraft, die das vereint und verbindet,<br />

was bisher getrennt war. Die Shamballa-Kraft ist so neu und unbekannt, dass<br />

es für die Menschheit schwer ist, sie als das zu erkennen, was sie ist, nämlich<br />

die Demonstration des wohltätigen Willens Gottes in neuer und machtvoller<br />

Wirksamkeit. Die zweite Hauptkraft ist die der Geistigen Hierarchie, des planetarischen<br />

Zentrums, wo die Liebe Gottes herrscht. Sie bahnt jetzt eine ihrer<br />

zyklischen Hauptannäherungen an die Menschheit an.<br />

Die Menschheit selbst ist das dritte planetarische Hauptzentrum, durch das<br />

einer der drei göttlichen Aspekte, nämlich die Intelligenz, zum Ausdruck<br />

kommt und in der Welt Wirkungen hervorbringt.<br />

Diese drei Zentren hängen untereinander eng zusammen.<br />

Es ist interessant, dass sie stets nur durch Menschen zu wirksamer Tätigkeit<br />

kommen. Diejenigen von euch, die bemüht sind, der Menschheit zu dienen<br />

und der Hierarchie zu helfen, müssen sich bemühen, mit den Kräften von<br />

Shamballa oder der Hierarchie in Verbindung zu kommen und die Gründe für<br />

die menschliche Not aufzuspüren.<br />

Dieses Buch ist unter der ISBN 3-9521968-8-6 auch in Englisch erhältlich:<br />

“Shamballa-Hierarchy-Mankind, The Great Triangle”, 382 Seiten, broschiert.<br />

277


MEDITATION IST LEBEN<br />

GOTT MEDITIERT.<br />

UND SOLANGE GOTT MEDITIERT,<br />

BLEIBT DAS UNIVERSUM IN MANIFESTATION.<br />

Zusammengestellt von Annrose Künzi<br />

228 Seiten, broschiert, ISBN 3-9522528-0-8<br />

Das Thema Meditation beschäftigt seit Jahrzehnten immer mehr Menschen.<br />

Dieses Buch enthält Informationen über Hintergründe, Methodik und Ziel der<br />

Meditation aus den beiden grossen philosophischen Lehren des Welt-Avatars<br />

Sathya Sai Baba und von Alice A. Bailey/Tibeter.<br />

Meditation hat mit Sinnfindung zu tun, sie sollte nicht <strong>beim</strong> eigenen Selbst<br />

stehen bleiben. Das Individuelle hat sich im vergangenen Fische-Zeitalter zur<br />

Blüte entwickelt. Das Wassermann-Zeitalter hingegen konfrontiert uns wieder<br />

mit der Gruppen-Verantwortlichkeit - nicht mehr allein mit der Verantwortung<br />

für Familie und Freunde, sondern immer mehr auch mit der Verantwortung<br />

für die “eine und unteilbare Menschheit”, das göttliche Geschlecht, von<br />

dem wir alle ein Teil sind.<br />

Meditation verbindet uns sowohl mit der Menschheit als auch mit unserer eigenen<br />

Göttlichkeit und führt uns zu Gott, dem letzten Ziel.<br />

Dieses Buch ist unter der ISBN 3-9522528-1-6 auch in Englisch erhältlich:<br />

“Meditation is Life”, 222 Seiten, broschiert.<br />

LUCAS RALLI<br />

Sai Botschaften für Dich und mich<br />

AUDIO-CD<br />

Gelesen von:<br />

Michael Schacht<br />

Eine wunderschöne CD mit vorgetragenen Texten aus Lucas Ralli`s erstem<br />

Band. Aufgelockert durch ergreifende Musik von Gabriele und Gianluca Ducros<br />

(Premasound) aus der CD “Embodiment of Love”. Der Originalgesang<br />

von Sathya Sai Baba wird von Instrumentalmusik begleitet.<br />

Ca. 51 Minuten, ISBN 3-9521968-6-X<br />

278


SATHYA SAI BABA<br />

Mein geliebter Sathya Saayine<br />

von Annrose Künzi<br />

432 Seiten, broschiert, ISBN 3-9522528-5-9<br />

MEIN WEG ZU SATHYA SAAYINE<br />

“Sathya Saayine ist dein Führer”, sagte er mir eines Morgens in der Meditation.<br />

Sathya Saayine ist der Name, den ich ihm vor langer Zeit gegeben habe,<br />

nachdem ich erkannt hatte, dass er die Instanz ist, die im September 1976 in<br />

Liebe ganz und gar von mir Besitz genommen hat. In der Rückschau erkannte<br />

ich auch, dass immer er es war, der mir in irgendeiner Form, die mir in dieser<br />

Zeit besonders wichtig war, den Weg gewiesen, Antwort gegeben, mich<br />

geheilt und getröstet hat. Von diesem gemeinsamen Weg und der spirituellen<br />

Führung erzähle ich nun. Es ist eine Liebesgeschichte zwischen Mensch und<br />

Gott.<br />

SATHYA SAI BABA UND JESUS<br />

Zusammengestellt von Annrose Künzi<br />

120 Seiten, broschiert, ISBN 3-9522528-2-4<br />

Wir hören die Geschichte, die vor 2000 Jahren geschah. Jetzt aber sind wir<br />

mitten in einem Geschehen, das in Zukunft Geschichte sein wird. Wir erleben<br />

den Advent und die Kreuzigung desjenigen, der Jesus Christus auf die Erde<br />

geschickt hat.<br />

Wenn der Meister Jesus vom Heiligen Stuhl des Papstes aus die Zügel der<br />

Christlichen Kirche wieder an sich nimmt, wie es verkündet wurde, dann wird<br />

einer, der tot ist und dessen Tod wir verherrlicht haben, wiedergekommen<br />

sein. Ein Meister ist sich seiner früheren Inkarnationen bewusst. An diesem<br />

Punkt werden die Verantwortlichen der Christlichen Kirche nicht mehr darum<br />

herum kommen, die Wiederverkörperungslehre, die im Jahre 553 nach Christus<br />

verworfen wurde, wieder anzunehmen. Der Meister Jesus wird die Lehre<br />

an sich selbst beweisen. Dadurch wird die Christliche Kirche aus der Sackgasse,<br />

in der sie heute ist, wieder herausfinden.<br />

279


DIE HEILIGEN GESÄNGE DER VEDEN<br />

UND DIE DEVAEVOLUTION<br />

Zusammengestellt von Annrose Künzi<br />

238 Seiten, broschiert, ISBN 3-9522528-3-2<br />

Wir stehen an der Schwelle eines neuen Zeitalters. Neue Erkenntnisse dämmern<br />

herauf. Eine davon ist das Gewahrwerden der Deva-Evolution, die parallel<br />

zur Menschen-Evolution verläuft. Wir erleben eine Annäherung der<br />

beiden Lebenslinien. Das Zeichen dafür sehen wir in den unzähligen Engeldurchsagen,<br />

von denen wir jetzt Kenntnis erhalten. Wir kennen diese hohen<br />

Wesen. Es sind Devas der höchsten Ebene, ebenso heilig, ebenso mächtig<br />

wie die höchsten Wesen der Menschen-Evolution.<br />

Wir sollten jetzt wissen, dass niedrigere Devas die menschliche Existenz erst<br />

möglich machen, indem sie mit ihrer eigenen Substanz unsere Körper aufbauen,<br />

erhalten und zu gegebener Zeit auflösen.<br />

Die Devas reagieren zudem auf unsere Gedanken, Worte und Schwingungen<br />

und bringen sie in Objektivität. Das Medium, um mit den Devas aller Stufen<br />

in Kontakt zu treten ist der Schall.<br />

Da die Veden als Gesang übermittelt wurden, konnte von Anbeginn durch sie<br />

mit den Devas Verbindung aufgenommen werden. Wir erkennen nun, dass<br />

durch die Veden jedes Gebiet menschlichen Lebens mit den Devas in Verbindung<br />

gebracht und beherrscht werden kann.<br />

Der siebte Strahl der Zeremonie ist jetzt einer der Hauptstrahlen. Es liegt daher<br />

nahe, dass wir über die Wirkung der Zeremonien, der Kraft der Mantren<br />

und des Gebets mehr wissen. Dass wir lernen, wie die gewünschten Devas<br />

gerufen und wieder aus ihrer Verantwortung entlassen werden.<br />

In den Lehren von Sathya Sai Baba, dem Welt-Lehrer und denen von Alice.<br />

A. Bailey/Tibeter finden wir das Wissen, wie wir mit diesen Kräften in Harmonie<br />

leben können.<br />

280


SATHYA SAI BABA - DER WELTAVATAR<br />

Ansprachen aus den Jahren 1999 bis 2006<br />

Ansprachen von 1999<br />

Ansprachen von 2000<br />

Ansprachen von 2001<br />

Ansprachen von 2002<br />

Ansprachen von 2003<br />

Ansprachen von 2004<br />

Ansprachen von 2005<br />

Ansprachen von 2006<br />

281


Bücher, herausgegeben von der Sathya Sai Vereinigung e.V., Dietzenbach<br />

1. Besinnung auf Gott (Dhyana Vahini), ISBN 3-924739-32-3<br />

2. Mensch und Göttliche Ordnung (Gita Vahini), ISBN 3-924739-60-9<br />

3. Strom des Friedens (Prashanti Vahini), ISBN 3-924739-33-1<br />

4. Lebe die Liebe (Prema Vahini), ISBN 3-900790-00-0<br />

5. Ewige Wahrheiten (Bharathiya Paramartha Vahini und Sathya Sai Vahini),<br />

ISBN 3-924739-59-5 (früherer Titel: Sathya Sai Vahini)<br />

6. Quellen der Weisheit (Sutra Vahini), ISBN 3-924739-27-7<br />

7. Erziehung zur Selbsterkenntnis (Vidya Vahini), ISBN 3-924739-55-2<br />

8. Dharma - Göttliche Ordnung (Dharma Vahini), ISBN 3-924739-97-8 (Alter<br />

Titel: Die göttliche Urordnung)<br />

9. Erfüllung in Gott (Bhagavatha Vahini), ISBN 3-924739-78-1<br />

10. Die Geschichte von Rama - Strom göttlicher Liebe, Bd. 1 (Rama Katha<br />

Rasa Vahini), ISBN 3-924739-75-7<br />

11. Die Geschichte von Rama - Strom göttlicher Liebe, Bd. 2 (Rama Katha<br />

Rasa Vahini), ISBN 3-924739-79-X<br />

12. Antworten (Lila Kaivalya Vahini - Prashnottara Vahini), ISBN 3-924739-<br />

87- 0<br />

13. Hinführung zum Höchsten Wissen (Upanishad Vahini), ISBN 3-924739-88-9<br />

14. Strom der Erkenntnis (Jnana Vahini), ISBN 3-924739-96-X<br />

15. Sathya Sai Baba spricht, Band 1, ISBN 3-924739-16-1<br />

16. Sathya Sai Baba spricht, Band 2, ISBN 3-924739-48-X<br />

17. Sathya Sai Baba spricht, Band 3, ISBN 3-924739-49-8<br />

18. Sathya Sai Baba spricht, Band 4, ISBN 3-924739-43-9<br />

19. Sathya Sai Baba spricht, Band 5, ISBN 3-924739-50-1<br />

20. Sathya Sai Baba spricht, Band 6, ISBN 3-924739-29-3<br />

21. Sathya Sai Baba spricht, Band 7, ISBN 3-924739-51-X<br />

22. Sathya Sai Baba spricht, Band 8, ISBN 3-924739-52-8<br />

23. Sathya Sai Baba spricht, Band 9, ISBN 3-924739-07-2<br />

24. Sathya Sai Baba spricht, Band 10, ISBN 3-924739-30-7<br />

25. Sathya Sai Baba spricht, Band 11, ISBN 3-924739-53-6<br />

26. Ansprachen<br />

27. Der Weg nach Innen, ISBN 3-924739-15-3<br />

28. Einheit ist Göttlichkeit, ISBN 3-924739-09-9<br />

29. Sai Avatar, Bd. 1<br />

32. Bhagavad Gita, ISBN 3-924739-42-0<br />

33. Meditation, ISBN 3-924739-76-5<br />

34. Sommersegen in Brindavan, Band 1, ISBN 3-924739-19-6<br />

35. Sommersegen in Brindavan, Band 2, ISBN 3-924739-14-5<br />

36. Sommersegen in Brindavan, Band 3, ISBN 3-924739-41-2<br />

37. Sommersegen in Brindavan, Band 4, ISBN 3-924739-62 5<br />

38. Sommersegen in Brindavan, Band 5<br />

39. Sommersegen in Brindavan, Band 6<br />

40. Sommersegen in Brindavan, Band 7, ISBN 3-924739-80-3<br />

41. Sathya Sai Baba spricht, Band 20, ISBN 3-932957-11-3<br />

42. Sathya Sai Baba spricht, Band 30, ISBN 3-924739-62-5<br />

43. Sommersegen in Brindavan von 1993, ISBN 3-932457-10-5<br />

44. Sanathana Sarathi<br />

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