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Pressenotiz Der Architektenwettbewerb um den ... - Rüdesheim

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<strong>Pressenotiz</strong><br />

<strong>Der</strong> <strong>Architektenwettbewerb</strong> <strong>um</strong> <strong>den</strong> Neubau der Talstation der <strong>Rüdesheim</strong>er Seilbahn ist entschie<strong>den</strong>. In<br />

der Preisgerichtssitzung am 10.04.2013 unter Vorsitz von Prof. Ernst-Ulrich Scheffler aus Frankfurt<br />

wur<strong>den</strong> unter 11 Wettbewerbsbeiträgen 3 Preisträger und eine Anerkennung bestimmt:<br />

Den 1. Preis bekam das Büro schneider + sch<strong>um</strong>acher aus Frankfurt für <strong>den</strong> Entwurf des „<strong>Rüdesheim</strong>er<br />

Rades“, dessen Idee die Jury überzeugte – statt die Fahrgäste mit Treppen durch Rampen <strong>den</strong> Platz und<br />

über Aufzüge zur Seilbahn zu leiten, wer<strong>den</strong> die Gondeln auf Straßen-/Platzniveau gebracht. Dies erfolgt<br />

technisch ohne Eingriff in die bestehende Seiltechnik. Die Überwindung des Höhenunterschieds bis auf<br />

Straßen-/Platzniveau wird für die Besucher inszeniert und z<strong>um</strong> besonderen Ereignis der Seilbahnfahrt.<br />

Städtebaulich entsteht ein technisches Bauwerk, das von sich aus signethaft markant wirkt und keiner<br />

weiteren Hinweiselemente benötigt. Die Rückführung der Gondeln durch die Umlenkung mit dem großen<br />

Rad ist geschickt – die Funktionen Kasse, Einstieg, Ausstieg, der Platz als Staura<strong>um</strong> sind somit einfach<br />

und überzeugend.<br />

Mit der bastionsartigen Umschließung in der Materialität der anschließen<strong>den</strong> Nachbarbebauung fügt<br />

sich der Sockel gut in <strong>den</strong> Bestand ein.<br />

Für <strong>Rüdesheim</strong> stellt der Entwurf eine hochinteressante und attraktivitätssteigernde Maßnahme dar. Die<br />

Jury vertritt überwiegend die Meinung, dass das ‚<strong>Rüdesheim</strong>er Rad’ bei der erwarteten Entwicklung des<br />

Tourismus in der Stadt eine zusätzliche Attraktion wer<strong>den</strong> wird.<br />

Den 2. Preis erreichte das Architekturbüro Sandra Schlotter aus Geisenheim. Hier befand die Jury, dass<br />

die Verfasserin geschickt vorschlägt, das vorhan<strong>den</strong>e Platzgefälle zu reduzieren und somit durch einen<br />

leicht geneigten Platz die barrierefreie Zugänglichkeit z<strong>um</strong> Eingang sicherzustellen. <strong>Der</strong> Platz ist damit<br />

frei von stören<strong>den</strong> Treppen und Rampen und lädt ein z<strong>um</strong> Verweilen vor und nach der Seilbahnfahrt. Die<br />

wandartige Abtrennung zur La<strong>den</strong>zone sollte überdacht und eine durchlässige Zugänglichkeit mit<br />

Sitzstufen oder dergleichen zur La<strong>den</strong>zone erzielt wer<strong>den</strong>. Die Gliederung des Baukörpers und die<br />

Fügung an die bestehende Talstation ist einfach und klar, wobei der schluchtartige Abstandsra<strong>um</strong> im EG<br />

kritisch diskutiert wird. Die Kasse ist z<strong>um</strong> Platz ausgerichtet gut zwischen Auf- und Ausgang angeordnet.<br />

<strong>Der</strong> Aufgang mit einläufiger Treppe lädt mit schönem Blick in die Weinberge und das Rheintal ein. Im<br />

Einstiegsbereich ist ausreichend Rückstaufläche vorgesehen, Aufzüge liegen nebeneinander, sodass<br />

eine Redundanz gesichert ist. Die als ‚Himmelsleiter’ konzipierte Treppe am Ausstieg ist ebenfalls leicht<br />

auffindbar. Leider fehlt hier eine natürliche Belichtung und Ausblick auf die <strong>Rüdesheim</strong>er<br />

Dachlandschaft und <strong>den</strong> schönen Naturra<strong>um</strong>.<br />

Nach Außen tritt der Neubau in klarer Anmutung in Erscheinung, die sich sehr gut in <strong>den</strong> städtebaulich<br />

sensiblen Kontext einfügt – die besondere Funktion ist mit dem gewählten Fassa<strong>den</strong>thema, das die<br />

Rhythmen der Weinstöcke zitieren soll, gut erkennbar, wenngleich die platzseitige Fassa<strong>den</strong>gliederung<br />

mit <strong>den</strong> verschobenen Fassa<strong>den</strong>elementen etwas modisch wirkt. Es fehlt eine Aussage zur Gestaltung<br />

der Brandwand z<strong>um</strong> Nachbargrundstück.


Den 3 Preis errang H.S.D.ARCHITEKTEN BDA, aus Lemgo für die Idee mit einfachen formalen Mitteln<br />

eine unaufgeregte, gleichwohl jedoch überzeugende Lösung der Planungsaufgabe anzubieten. Kubatur<br />

und Gebäudeform fügen sich angemessen in die heterogene stadträ<strong>um</strong>liche Situation, wobei durch die<br />

gewählte einheitliche Fassa<strong>den</strong>gestaltung und Dachform eine klare Erkennbarkeit der Talstation sowohl<br />

von der Zugangsseite, als auch bei Ankunft mit der Seilbahn erreicht wird.<br />

Zur barrierefreien Erschließung wird die Platzfläche mittels mehrerer Querrampen und Treppen-, bzw.<br />

Sitzstufenanlagen gegliedert, die mit zusätzlichen Sitzbänken Möglichkeiten z<strong>um</strong> Ausruhen bieten<br />

sollen.<br />

<strong>Der</strong> einfachen und schlüssigen Gestaltungsidee folgt konsequent die innere Grundrissorganisation.<br />

Zentrales Element bildet die großzügige Treppenanlage, die <strong>den</strong> Besuchern auf dem Weg nach oben und<br />

unten durch die vorgeschlagenen halbtransparenten Fassa<strong>den</strong> vielfältige Ausblicke zur Stadt und in die<br />

Landschaft ermöglicht.<br />

Alle Funktionsbereiche sind im Wesentlichen richtig platziert, allerdings ist der Rückstaura<strong>um</strong> im<br />

Ausstiegsbereich zu gering dimensioniert.<br />

So überzeugend die Lösungsangebote zu Städtebau und Architektur erscheinen, so unbefriedigend bleibt<br />

die Gestaltung des Platzes als städtischer Aufenthaltsra<strong>um</strong>. Die vorgesehenen Rampen- und<br />

Treppenanlagen über die gesamte Fläche degradieren <strong>den</strong> Platz zwangsläufig zu einer reinen<br />

Transitfläche mit langen, beschwerlich zu nutzen<strong>den</strong> Rampen, die keine weiteren Anreize oder<br />

Möglichkeiten z<strong>um</strong> Verweilen bietet.<br />

Darüber hinaus wur<strong>den</strong> noch zwei Anerkennungen vergeben an die Büros LOMA aus Kassel und A2f<br />

architecture aus Berlin.<br />

Aufgabe des Wettbewerbs war es:<br />

• eine barrierefreie Erschließung von der Oberstraße über <strong>den</strong> Platz bis z<strong>um</strong> Bahnsteig, d.h. dem<br />

Einstieg in die Kabinen über Aufzugserschließung;<br />

• die notwendige Infrastruktur - Schließfächer, WC-Anlage, Staura<strong>um</strong>, Büro- und Servicebereiche<br />

- funktional optimal vorzuhalten;<br />

• die ‚Fernannoncierung‘ / Fernwirkung zu verbessern;<br />

• Vorschläge für eine angemessene Platzgestaltung zu unterbreiten.<br />

Diese Anforderungen lassen sich nach heutigen Erkenntnissen nur in einem Neubau lösen. Lösungen,<br />

die es schafften, <strong>den</strong> Bestand ganz oder teilweise einzubin<strong>den</strong>, waren gleichwohl willkommen. Zu<br />

beachten war die sensible Einfügung in die stimmige Altstadtbebauung des Umfelds und die<br />

Berücksichtigung der Nachbarinteressen. Erwartet wurde eine funktional sinnvolle und zugleich<br />

wirtschaftliche Lösung mit hervorragender Architektur.<br />

Die Berücksichtigung energetischer Anforderungen ist selbstverständlich. <strong>Der</strong> Gebäudeteil mit dem<br />

eingehausten Bahnsteig und der Maschinenwartungsebene sollte erhalten bleiben.<br />

Hintergrund: Im Jahre 1954 löste die Seilbahn die im 1884 errichtete Zahnradbahn z<strong>um</strong><br />

Niederwald<strong>den</strong>kmal ab. In Ihrem Jubilä<strong>um</strong>sjahr 2004 wurde die alte Bahn durch eine moderne Anlage<br />

ersetzt und der 30-millionste Fahrgast konnte begrüßt wer<strong>den</strong>. Seit 2005 schweben die Besucher mit der<br />

neuen Bahn in größeren und bequemeren Kabinen zu dem Niederwald-Denkmal. Gleichwohl sind die<br />

Kabinen klein, für 2 Personen bemessen, zwei Kinder fin<strong>den</strong> zusätzlich Platz. Dies ist Philosophie: es<br />

geht nicht <strong>um</strong> <strong>den</strong> schnellen, effizienten Transport großer Massen, sondern <strong>um</strong> eine emotionale


Erlebniskomponente, <strong>um</strong> Ruhe und Individualität, Intimität, die <strong>den</strong> Weg z<strong>um</strong> Ziel macht, das erlaubt,<br />

über <strong>den</strong> Weinbergen schwebend die Alltagshektik zu vergessen.<br />

Die Bergstation der Seilbahn wurde im Zuge der Arbeiten im Jahr 2004 vollständig erneuert. Die<br />

Talstation, mitten in der <strong>Rüdesheim</strong>er Altstadt gelegen, befindet sich weitestgehend noch im<br />

Originalzustand. Sie liegt - durch einen Platzra<strong>um</strong> rund 40 m zurückversetzt - an der zentralen<br />

Fußgängerachse, der Oberstraße. Das Gebäude selbst, bruchsteinverkleidet und hochaufgerichtet, passt<br />

sich in das <strong>den</strong>kmalgeschützte bauliche Umfeld sehr gut ein.<br />

Es wird jedoch <strong>den</strong> heutigen Anforderungen nach barrierefreier Erschließung und einer angemessenen<br />

Infrastruktur nicht mehr gerecht. <strong>Der</strong> Bahnsteig bzw. Ein-/Ausstieg zu <strong>den</strong> Kabinen für die Bergfahrt,<br />

rund 2 Geschosse über dem Zugang gelegen, ist nur über eine getrennte Zu- und eine Abgangstreppe<br />

mit je rund 40 Stufen zu erreichen. Auch der Platz, der der Talstation vorgelagert ist, ist von der<br />

Oberstraße durch 12 Stufen getrennt. Eine unzureichende Kurzrampe dient als Notlösung. Dieser Weg<br />

wird von vielen Fahrgästen als sehr anstrengend empfun<strong>den</strong>, für andere ist er unüberwindbares<br />

Hindernis, womit ihnen die Nutzung der Bahn nicht möglich ist. Auch die WC-Anlagen sind nicht<br />

barrierefrei zu erreichen.<br />

Ein weiteres Manko der heutigen Situation besteht in der fehlen<strong>den</strong> Wahrnehmbarkeit des<br />

Seilbahnbetriebs. Z<strong>um</strong> einen liegt das daran, dass sie durch <strong>den</strong> - höher liegen<strong>den</strong> - Platz von der<br />

zentralen Fußgängerachse zurückversetzt ist. An dieser Situation wird sich prinzipiell nicht allzu viel<br />

ändern lassen. Wohl aber an der Zuordnung und Ausrichtung der Funktionen, insbesondere der Kasse,<br />

die heute seitlich angeordnet ist und sich nicht der Stadt zuwendet.<br />

Dem Preisgericht gehörten an:<br />

Preisrichter<br />

• Volker Mosler, Bürgermeister der Stadt <strong>Rüdesheim</strong> am Rhein<br />

• Peter Ohlig, <strong>Rüdesheim</strong>er Seilbahngesellschaft mbH, Vorsitzender des Beirats<br />

• Ludwig Rölz, <strong>Rüdesheim</strong>er Seilbahngesellschaft mbH<br />

• Prof. Ernst-Ulrich Scheffler, Architekt, Frankfurt am Main<br />

• Peter Sichau, Architekt, Fulda<br />

• Felix Waechter, Architekt, Darmstadt<br />

• Christoph Wurster, Architekt, Stadt <strong>Rüdesheim</strong> am Rhein<br />

Als Sachverständige waren einbezogen:<br />

• Nadja König-Lehrmann, Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal<br />

• Peter Magnus, Betriebsleiter, <strong>Rüdesheim</strong>er Seilbahngesellschaft mbH<br />

• Rainer Orben, Geschäftsführer, <strong>Rüdesheim</strong>er Seilbahngesellschaft mbH<br />

• Reiner Oswald, Vorbeugender Katastrophenschutz, Rheingau-Taunus-Kreis, Bad Schwalbach<br />

• Karl Ottes, Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal<br />

• Hans-Peter Schuy, Bauaufsicht, Rheingau-Taunus-Kreis, Bad Schwalbach


Das Wettbewerbsmanagement übernahm das Büro ANP aus Kassel.<br />

Die Wettbewerbsarbeiten sind zwei Wochen lang zu sehen im Foyer des Rathauses.<br />

Bildmaterial zu <strong>den</strong> Entwürfen sind erhältlich unter:<br />

http://www.wb-talstation-niederwald<strong>den</strong>kmal.de/pages/presse.php<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Ulrich Walberg<br />

_____________________________________________<br />

A N P<br />

Architektur- und Planungsgesellschaft mbH<br />

Amtsgericht Kassel - HRB 14624<br />

Sitz: Kassel<br />

Geschäftsführer:<br />

Michael Bergholter<br />

Barbara Ettinger-Brinckmann<br />

Hessenallee 2<br />

D-34130 Kassel<br />

Umsatzsteuer-I<strong>den</strong>tifikationsn<strong>um</strong>mer: DE 163761354<br />

fon: +49 (0)561 707 75-27<br />

fax: +49 (0)561 707 75-4427<br />

mail: walberg@anp-ks.de<br />

www.anp-ks.de

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