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Geschichtsunterricht in Klasse 9:

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- 3 -<br />

II<br />

EINSTIEG: EIN ANONYMER DROHBRIEF AN<br />

GUSTAV DELIUS, 1850<br />

„Lieber Herr Delius<br />

Ich f<strong>in</strong>de mich genöthigt Ihnen den geheimen Entschluß mehrerer Weber und Sp<strong>in</strong>ner<br />

mitzuteilen. Weil ich denke, Sie könen sich bessern und die Sache nachlassen. Die Weber<br />

und Sp<strong>in</strong>ner <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den Schildesche Jöllenbeck und Enger und wer weiß<br />

wo noch mehr haben sich vere<strong>in</strong>bart, wen Sie von Bielefeld nach Bürkel fahren, <strong>in</strong><br />

Entweder Todt zu Schießen oder ganz mörderlich zu behandeln, wo Sie sich dreiste auf<br />

verlassen können. Wenn Sie <strong>in</strong> kurzen nicht anfangen, und befördern unßer Handsp<strong>in</strong>nerei<br />

und lassen Maschienerei nach, den denken Sie sich e<strong>in</strong>mahl, wenn die Sp<strong>in</strong>nerei<br />

aufhört, wo sollen die Armen Leute von leben, den Sie können daß gut sagen Sie haben<br />

Geld un gut genug, und ich weiß gar nicht was Sie daraus haben aber Sie me<strong>in</strong>en vielleicht<br />

Sie hätten nur alle<strong>in</strong>e was nöthig und da Sie schon genug haben. Aber sie me<strong>in</strong>en<br />

Vielleicht, die Welt hätte der liebe Gott alle<strong>in</strong>e für die reichen gegeben aber Gott<br />

will doch, daß wir alle leben Sollen, den wir müssen doch alle Sterben und denn Erfährt<br />

e<strong>in</strong> jeder und erhält se<strong>in</strong>en lohn wie er gehandelt hat bei leibes leben es sey den<br />

Böse oder Gut was ihnen vielleicht bald überkommen kann wenn sie sich nicht bes<strong>in</strong>nen.<br />

Oder Glauben Sie an ke<strong>in</strong>en Gott den s<strong>in</strong>d Sie noch Schlechter als e<strong>in</strong> Vieh, Wehe<br />

dir Wehe dir du Armer Mann die Weil du wohl reich bist.<br />

Diese Gegend ist jetzt ganz ruhig aber Sie fangen es wieder dazu an, daß wieder Aufruhr<br />

komen muß.<br />

Ich bitte bes<strong>in</strong>nen Sie sich doch, sonst bleibt ke<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> auf den andern und Sie können<br />

es auch niemals vor Gott nicht verantworten. Ich rahte Sie und alle die, die Maschienen<br />

haben wollen laßt davon ab.<br />

Enger, den 15 ten Januar 1850<br />

E<strong>in</strong> guter Freund N.N.“<br />

(zitiert aus: Eduard Schoneweg, Das Le<strong>in</strong>engewerbe, e<strong>in</strong> Beitrag zur niederdeutschen<br />

Volks- und Altertumskunde, Bielefeld 1923, S. 237 f.)<br />

Anmerkung:<br />

Mit „Bürkel“ me<strong>in</strong>t er den Ort Bökel bei Bünde. Dort besaß Delius e<strong>in</strong> Gut.

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