editorial - Saarländischer Chorverband
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Bei der gemeinsamen Aussprache<br />
wurde empfohlen, das SCV-Chorleitungsseminar<br />
noch mehr zu bewerben.<br />
Eine Fortbildung für Chorleiter/-innen<br />
zum Thema Notationsprogramme<br />
mit den Dozenten Daniel<br />
Franke und Alwin Schronen wurde<br />
befürwortet. Für eine vom SCV organisierte<br />
Fahrt zur chor.com 2013<br />
fanden sich dagegen zu wenige Interessenten.<br />
Breiten Raum nahm die<br />
Diskussion über die mangelnde musikalische<br />
Ausbildung der Erzieher und<br />
Grundschullehrer und das – durch<br />
mangelndes Fachwissen – gesangstechnisch<br />
schlechte oder gar völlig<br />
fehlende Singen in Schulen und<br />
Kindergärten im Saarland ein. Kernpunkte<br />
der Diskussion waren:<br />
– Externe Chorleiter, die einmal in<br />
der Woche in die Schule kommen,<br />
um dort einen Chor aufzubauen,<br />
etwa im Rahmen des „kulturellen<br />
Praktikums“, sind im Grunde „Störfaktoren<br />
im System Schule“. Wenn<br />
solches Engagement nicht aus der<br />
Schule heraus, aus dem Kollegium<br />
kommt, hat es wenig Chancen auf<br />
Erfolg. Freiwillige Angebote von<br />
Chorleitern an Kindergärten und<br />
Schulen werden dementsprechend<br />
häufig abgelehnt.<br />
– Es werden gute Ideen diesbezüglich<br />
in den Schulen vorgebracht. Ob sie<br />
aber umgesetzt werden, liegt in der<br />
Verantwortung der Schulleiter und<br />
Kollegien, welche unter Umständen<br />
auch bereit sein müssen, vom Lehrplan<br />
abzuweichen. Auch gilt es, die<br />
Lehrpläne zu ändern, da schulmusikalisches<br />
Engagement zuweilen<br />
in der Freizeit stattfindet, als freiwilliges<br />
Angebot musikkompetenter<br />
Lehrer, da es im Lehrplan nicht<br />
verbindlich vorgesehen ist.<br />
– Projekte des SCV im Bereich der<br />
Sing-Nachwuchsförderung werden<br />
begrüßt, aber: Die Tradition des<br />
SCV ist eine Tradition der Vereine<br />
und diese haben es, vor allem auf<br />
dem Land, schwer: erstens wegen<br />
der demografischen Entwicklung,<br />
d.h. es gibt weniger Kinder; zweitens<br />
sind die Kinder oft verplant,<br />
auch wegen Nachmittagsunterricht<br />
(G8), hinzu kommt das Problem<br />
der Ganztagsbetreuung. Wenn man<br />
dann Kinder am späten Nachmittag<br />
zum Singen zusammenbekommt,<br />
sind diese oft erschöpft. Dazu gibt<br />
es eine große Konkurrenz von anderen<br />
Vereinen.<br />
– Angeregt wird, Musik und Gesang<br />
auch über andere „Schienen“ zu<br />
vermitteln, z.B. eingebettet in Projekte<br />
zur Emotionsregulation, zur<br />
emotionalen Kompetenz, Teamfähigkeit,<br />
Kommunikationsfähigkeit<br />
usw., hierfür seien Schulen und<br />
Kindergärten offen.<br />
– Gerade auch im Integrationsbereich<br />
sei das Chorsingen nutzbringend,<br />
welches aber an manchen Schulen<br />
von der Blockflöte verdrängt werde.<br />
– Generell sollte man im SCV umdenken<br />
und den Nutzen des Singens<br />
für den Einzelnen in der Öffentlichkeit<br />
vermitteln, sprich: Marketing<br />
betreiben.<br />
– Lehrer und Erzieher haben z.T.<br />
überhaupt keine musikalische Ausbildung<br />
und trauen sich nicht, vor<br />
der Klasse zu singen. Hier muss<br />
Nachwuchsförderung ansetzen. Bei<br />
der Musikerziehung ist zunächst<br />
die pädagogische Fähigkeit des<br />
Lehrers wichtiger als musikalisches<br />
Können – „es werden Leute<br />
gebraucht, die musizieren, nicht<br />
ausgebildete Musiker“. Bei Studenten<br />
und Auszubildenden, die noch<br />
keine Musik machen, könnte man<br />
die Schwellenangst mit einfachen<br />
Musikkursen beseitigen, in denen<br />
z.B. Lieder mit wenigen Griffen auf<br />
der Gitarre begleitet werden. Mit<br />
einfachen musikalischen Mitteln<br />
könnte man schon eine Menge bewegen.<br />
In jedem Fall sollten eine Musikausbildung<br />
Pflicht für Grundschullehrer<br />
und Erzieher sein und<br />
die musikalische Erziehung fester<br />
Bestandteil der Lehrpläne werden.<br />
Mit seinen über 10.000 Mitgliedern<br />
und zahlreichen Mitgliedsvereinen<br />
müsse der SCV hierfür, gemeinsam<br />
mit anderen Verbänden und Institutionen,<br />
Lobbyarbeit machen<br />
und auf Politik wie Öffentlichkeit<br />
einwirken. Das sei eine wichtige<br />
Aufgabe für die nächsten Jahre.<br />
Präsidentin Marianne Hurth zeigte<br />
sich erfreut über die Diskussion, da<br />
hierbei schon lange, auch seitens des<br />
Landesmusikrates, Handlungsbedarf<br />
gesehen werde, und versprach, seitens<br />
des SCV das Thema mit Priorität<br />
anzugehen.<br />
Abschließend wählte die Versammlung<br />
einstimmig Bernhard Schmidt<br />
zum neuen Verbandschorleiter sowie<br />
Timo Uhrig und Horst Lenhof zu seinen<br />
Stellvertretern. Der scheidende<br />
Verbandschorleiter Alexander Lauer,<br />
der die von gegenseitigem Helfen<br />
und Sympathie geprägte Arbeit im<br />
SCV als sehr erfüllend empfand, riet<br />
den neuen SCV-Mitarbeitern, „Neues<br />
zu wagen, ohne Bewährtes aufzugeben“.<br />
Im Anschluss an die Versammlung<br />
wurden für die Chorleiter Literaturworkshops<br />
für verschiedene Chorgattungen<br />
angeboten, die gut aufgenommen<br />
wurden. Dozenten waren<br />
dabei Stefanie Bungart-Wickert<br />
(Kinderchor, s. Foto oben), Thomas<br />
Martin (Jugendchor), Alwin Schronen<br />
(Gemischter Chor), Horst Lenhof<br />
(Männerchor), Horst Müller (Pop- und<br />
Jazzchor), Dagma Thomaser (Umgang<br />
mit der alternden Stimme). Die Dozenten<br />
beabsichtigen, die Inhalte<br />
ihrer Workshops schriftlich aufzubereiten<br />
für eine kleine Beitragsserie<br />
in Chor an der Saar.<br />
Rainer Knauf<br />
CHOR AN DER SAAR 2/2013<br />
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