Dokumentation 2006 (pdf - 6 MB) - Linz
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DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />
Die Kartage mit der Leidensmystik sind für die Kinder auch in der Vergangenheit eher negativ besetzt. Interessant:<br />
Das Brauchtum steht im Vordergrund.<br />
Außerdem zeigt sich eine große Diskrepanz zwischen dem positiven Erleben des Kirchenjahres und dem<br />
als negativ beschriebenen Religionsunterricht und Gottesdienst. „’Lange Predigten, welche die Kinder in der<br />
Regeln gar nichts angehen, sind für erwachsene Menschen nichts Angenehmes, für Kinder aber, die immer<br />
still sein sollen, eine Qual.’ Auch der vielfach übliche Religionsunterricht, in dem Katechismen memoriert<br />
wurden, habe oft ‚nicht mehr das Geringste im Gedächtnis’ belassen.“ 9<br />
Für die Gegenwart lässt sich sagen, dass Feste des Kirchenjahrs den Alltag/die Zeit der Kinder strukturieren.<br />
An ihnen lesen die Kinder ab, dass die Zeit vergeht. Die deutlichste Zäsur bildet der Nikolaus, das Weihnachtsfest,<br />
dann folgt Ostern, dann der Geburtstag und danach die Ferien (Sommer und Weihnachten); auch<br />
Erstkommunion und Firmung werden genannt. Ältere Kinder bedauern in Interviews manchmal, nicht mehr<br />
„klein“ zu sein: „Früher war es (das Suchen der Ostereier) lustiger, jetzt kenn ich schon alle Verstecke.“ 10<br />
Der Vergleich bringt folgendes zu Tage: Es gibt ganz große Übereinstimmungen, aber auch große Verschiebungen:<br />
Neu ist die Bedeutung der Geburtstage, Halloween ist neu dazu gekommen. Das Kirchenjahr bildet<br />
nach wie vor einen Bestandteil der Lebensrealität der Kinder. Und es ist für Erwachsene ein Grund, nicht aus<br />
der Kirche auszutreten: „Das ist ja, als würde ich aus dem Leben austreten!“ 11<br />
Zum Jahreskreis:<br />
‣ Kinder bewerten die Feste nicht nach ihrem religiösen Inhalt, sondern nach der Feierkultur; bedeutet<br />
aber nicht, dass sie eine rein materielle Einstellung hätten, sondern dass die Inhalte eben auch konkret<br />
erlebbar und erfahrbar werden müssen!<br />
‣ Daraus folgt: Kirchenjahr sollte mit den Kindern gefeiert werden (freudig, positiv, spannend)- um ihrer<br />
selbst willen und nicht nur, um sie durch diese Türen wieder in die Kirche zu führen. Dazu gehört es<br />
aber auch, es unaufgeregt zur Kenntnis zu nehmen, „dass die Sternspritzer ihnen mehr bedeuten als<br />
das Weihnachtsevangelium.“ 12<br />
Zum Sonntag:<br />
Da der Sonntag die Grundlage aller Struktur im Kirchenjahr ist, soll auch das Erleben des Sonntags von<br />
Kindern zur Sprache kommen: Nachdem die Kinder Anteil haben an den Erfahrungen der Eltern, erleben sie<br />
alles zwischen Sonntagslangeweile und Sonntagsstress.<br />
Das Sonntagsessen hat in Abhebung vom Alltag– zwar in gewandelter<br />
Form- immer noch eine große Bedeutung: Im Restaurant Pommes<br />
essen, in manchen Familien kocht am Sonntag der Vater, nicht die<br />
Mutter, es gibt Brunches. Die Zeiten der besonderen Belastung der<br />
Hausfrauen durch das große Aufkochen am Sonntag scheint vorbei<br />
zu sein. Frauen gehen im Anschluss an den Gottesdienst genauso<br />
ins Pfarrbuffet oder zum Frühschoppen wie die Männer. Regine<br />
Schindler 13 meint, dass sich die Familie für den Sonntag bestimmte<br />
Rituale für Kinder ausdenken soll und erzählt von ihrer Familie folgendes:<br />
Sie haben den Brauch des „Vorfrühstücks“ eingeführt, der