als PDF zum Download! - Schauspiel Essen
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IRRESEIN HEISST,<br />
SICH IN GUTER GESELLSCHAFT ZU BEFINDEN:<br />
Hans Christian Andersen, Antonin Artaud, Honoré de Balzac, Charles Baudelaire,<br />
Ludwig van Beethoven, Irving Berlin, Hector Berlioz, William Blake, Francesco<br />
Borromini, James Boswell, Charlotte Brontë, Anton Bruckner, Robert Burns,<br />
Lord Byron, Paul Celan, Ray Charles, Agatha Christie, Leonard Cohen, Samuel<br />
Taylor Coleridge, Joseph Conrad, Noël Coward, Emily Dickinson, Isak Dinesen,<br />
Gaetano Donizetti, Fjodor Dostojewski Edward Elgar, T. S. Eliot, Ralph Waldo<br />
Emerson, Michael Faraday, William Faulkner, F. Scott Fitzgerald, Paul Gauguin,<br />
Théodore Géricault, Vincent van Gogh, Nikolai Gogol, Graham Greene, Georg<br />
Friedrich Händel, Friedrich Hölderlin, Henrik Ibsen, Charles Ives, Henry James,<br />
Samuel Johnson, John Keats, Sören Kierkegaard, Heinrich von Kleist, Wilhelm<br />
Lehmbruck, J. M. R. Lenz, Franz Liszt, Salvador Luria, Gustav Mahler, Wladimir<br />
Majakowski, Osip Mandelstam, Herman Melville, Kate Millett, Charles Mingus,<br />
Edvard Munch, Alfred de Musset, Modest Mussorgsky, Gérard de Nerval, Isaac<br />
Newton, Friedrich Nietzsche, Charlie Parker, Boris Pasternak, Cesare Pavese,<br />
Edgar Allan Poe, Jackson Pollock, Cole Porter, Ezra Pound, Bud Powell, Alexander<br />
Puschkin, Sergei Rachmaninow, Percy Bysshe Shelley, Robert Louis Stevenson,<br />
August Strindberg, Torquato Tasso, Dylan Thomas, Georg Trakl, Mark Twain,<br />
Maurice Utrillo, Rembrandt Harmens Van Rijn, Paul Verlaine, Jan Vermeer, Walt<br />
Whitman, Virginia Woolf, Emile Zola, ...<br />
... und viele andere – allen gemeinsam ist nicht nur, dass wir heute noch von<br />
ihren kulturellen Leistungen zehren; allen gemeinsam ist auch die Diagnose<br />
bzw. der versuchte Rufmord, mit der sie zeitlebens oder auch posthum <strong>als</strong><br />
irre eingestuft wurden. Natürlich ist das Irresein trotzdem keine Garantie für<br />
menschliche, künstlerische oder sonstige „Größe“. Trotz des oft vorgetragenen<br />
Zusammenhangs zwischen Genie und Wahnsinn ist der Durchschnitt des irren<br />
Alltags eher banal. Das Irresein führt nicht an den von der Gesellschaft <strong>als</strong><br />
Elite gepflegten Randbereich. Häufig genug allerdings stattdessen auf ein Abstellgleis,<br />
auf dem das irre Normalelend verwaltet und perpetuiert wird. Gegen<br />
diese interne Abschiebung ist anzugehen.<br />
Irresein heißt, an sich selbst und der Welt zu leiden, weil man sich und/oder die<br />
Welt nicht „erträgt“. Was der Einzelne zu ertragen hat, ist vorgezeichnet u. a.<br />
durch seine soziale Lage, seine Biografie, seine Familiengeschichte und sein<br />
soziales Umfeld, die ein jeweils verschiedenes Repertoire an Handlungsspielräumen<br />
ermöglichen. Die Spielräume gesellschaftlicher Art, insbesondere der<br />
Zugang zu Bildung und Arbeit <strong>als</strong> Einkommensquelle und damit der Raum für<br />
persönliche Entwicklung, können je nach Wirtschaftslage neu zugewiesen werden.<br />
Diese und andere Faktoren können zu einem Zustand führen, in dem das<br />
Individuum sozusagen implodiert. „Das Unerträgliche“ wird für den Betroffenen<br />
und in ihm überdeutlich. Wenn dann die gewöhnlichen Auffangmöglichkeiten<br />
für „das Unerträgliche“ versagen, bietet das Irresein einen radikalen und meist<br />
leidvollen Ausweg. Dieser „Weg“ führt allerdings nicht „heraus“.<br />
Irresein heißt, die „Katastrophe der Persönlichkeit“ zu erleben und die Fragilität<br />
des Menschseins „ohne Netz und doppelten Boden“ am eigenen Leib zu spüren.<br />
Das Erleben kann von euphorischer Ekstase und Luzidität über Entsetzen<br />
und Trauer bis <strong>zum</strong> psychischen Vegetieren und „Sterben“ reichen.