Die Schiffbauzeichnung

Peter Haas
Die Schiffbauzeichnung
Von alters her entsteht ein Schiff auf dem Reißbrett mit dem Heck von links
zum Bug nach rechts.
Warum?
Hier glaube ich, müssen wir ziemlich weit zurückgreifen bis in eine Zeit in der
es noch kein Reißbrett gab aber schon gewaltige Wasserfahrzeuge gebaut
wurden.
Betrachten wir den Vorstellungsbereich Schiff. Dem Menschen galt sein Lebensweg
gleich einem Schiff im stillen Wasser wie auf stürmischer wild bewegter
See.
Ein Schiff beinhaltet in der Symbolik ebenso gleich einem Staatsschiff, nicht
nur wenn ein Staat vom Untergang bedroht ist.
Das Kirchenschiff, ein Begriff den wir nicht nur aus der Architektur kennen,
sondern auch die Gesamtheit der christlichen Kirchen wird im Sprachgebrauch
wie in der Kunst mit einem Schiff verglichen.
Neben dieser Denkweise entspricht auch die Funktion eines Schiffes schon im
Altertum als Transportmittel der unsterblichen Seele ins Jenseits. Diese bildhafte
Vorstellung der letzten Lebensreise spiegelt sich sowohl in der altägyptischen,
griechischen, römischen und frühchristlichen Gedankenwelt wider.
Nach der griechischen Mythologie mussten die Toten den Fluss Acheron ü-
berqueren, wobei der Fährmann Charon die Überfahrt mit dem Nachen ausführte.
Der Ursprung dieses Gedanken der letzten Reise liegt nicht in der griechischen
Antike, sondern in der ägyptischen Mythologie.
Im alten Ägypten war das Schiff das wichtigste Transportmittel. Der Nil war die
wichtigste Verkehrsader des Landes und nicht nur für die Bewältigung der gewaltigen
logistischen Anforderungen beim Bau der Pyramiden. Der Bau der
Pyramiden erforderte hohe menschliche Verluste.
Die Friedhöfe lagen vielfach so, dass man dazu den Nil überqueren musste.
Die enge gedankliche Verbindung von der Reise ins Jenseits ist seit altersher
verbunden mit der bildhaften Vorstellung der letzten Fahrt des menschlichen
Lebens.
Mit einer letzten Überfahrt galt letztendlich die Hoffnung im Hafen des Friedens
vor Anker zu gehen.
Doch zurück zu unserer Reißbrettfrage.
Untersuchungen haben ergeben, dass beginnend mit der frühchristlichen Zeit
auf Grabdenkmälern oft Schiffsdarstellungen zu finden sind.
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Eigenartigerweise führt die Fahrt auf den Grabdenkmäler nach rechts und es
scheint somit gedanklich einer Fahrt nach Osten zu sein, dem Sonnenaufgang
entgegen, dem vermeintlich dort liegenden glückhaften Paradiese zu.
Könnte das des Rätsels Lösung sein warum auf dem Reißbrett die Fahrt des
Schiffes nach rechts >gegen Osten