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April/Mai 2013 - Evangelischer Kirchenkreis Berlin-Schöneberg

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Es ist kein Zufall, dass gerade diese<br />

Ausstellung innerhalb der Kirchenmauern<br />

stattfindet. Anfang der 1990iger-<br />

Jahre erlebte Kapstadt die bis dahin<br />

größte friedliche Protestdemonstration<br />

gegen die Apartheid, an der erstmals<br />

in großer Anzahl Menschen aller<br />

Hautfarben, Konfessio nen und gesellschaftlicher<br />

Schichten teilnahmen und<br />

die von der Polizei mit enormer Brutalität<br />

auseinander getrieben wurde. Noch<br />

viele Tage später wurden Teilnehmer<br />

verhaftet, misshandelt und in Gefängnisse<br />

gesperrt. Während einer anderen<br />

Demonstration im idyllischen Vorort<br />

von Kapstadt, St. James, wurden in<br />

der dortigen anglikanischen Kirche<br />

32 Menschen erschossen, die vor der<br />

brutalen Polizei in diese Kirche geflüchtet<br />

waren.<br />

Auf einem der Fotos der Ausstellung<br />

ist die erste Reihe dieses Demonstrationszuges<br />

zu sehen. Dort marschierte<br />

der damalige Erzbischof der Anglikanischen<br />

Kirche von Südafrika,<br />

Desmond Tutu, neben dem damaligen<br />

(weißen) Bürgermeister von Kapstadt<br />

und weiteren schwarzen und weißen<br />

Kirchenvertretern sowie Geistlichen<br />

anderer Konfessionen. Der charismatische,<br />

bodenständige Desmond Tutu,<br />

der er auch heute noch ist, Friedensnobelpreisträger,<br />

wurde, neben Nelson<br />

Mandela, zur Symbolfigur des Kampfes<br />

gegen Apartheid. Das hohe Ansehen,<br />

dass sich die Anglikanische Kirche<br />

während dieser Zeit erworben hatte,<br />

machte diese nach Abschaffung der<br />

Apartheid 1994 zu einem der wichtigsten<br />

Garanten beim friedlichen,<br />

demokratischen, geordneten Übergang<br />

in eine neue, tolerante, weltoffene<br />

Gesellschaft ohne Rassenhass. Bischof<br />

Tutu war lange Zeit Vorsitzender der<br />

„Wahrheitsfi ndungskommission“, die<br />

die Verbrechen während der Apartheid<br />

untersucht hat.<br />

Nun werden Sie mir vielleicht ent gegenhalten,<br />

nun ja, das ist Schnee von<br />

Gestern, von diesem Ruhm kann man<br />

nicht ewig zehren, auch wir Protestanten<br />

hatten einmal im Friedenskampf<br />

eine führende Rolle inne. Im Prinzip<br />

haben Sie natürlich Recht. Wer als<br />

ernstzunehmende, geachtete gesellschaftliche<br />

Kraft mitten unter den<br />

Menschen wirken und auch anerkannt<br />

werden will, muss sich immer wieder<br />

erneuern, darf die Verbindungen zur<br />

Gesellschaft und ihren Problemen nicht<br />

abreißen lassen, muss diese nicht nur<br />

aufgreifen, sondern aktiv zu ihrer<br />

Lösung beitragen. Gleichzeitig müssen<br />

immer wieder neue Formen und<br />

Methoden entwickelt werden um bei<br />

den Menschen Gehör zu fi nden, das<br />

Zusammengehörigkeitsgefühl sowie<br />

Tatkraft und Aktivität zu fördern.<br />

Und genau das ist, nach meinen Beobachtungen,<br />

der Anglikanischen Kirche<br />

Südafrikas, zumindest in der Provinz<br />

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