rgb 099 - Die Schriftleitung
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Hindenburg hatte<br />
Alternativen!<br />
Heinrich August Winkler zur Machtübertragung<br />
Heinrich August Winkler, 69, war von 1991 bis 2007 Ordentlicher Professor<br />
für Neuere und Neueste Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin.<br />
SZ: Warum kam es nach der Wahlniederlage der NSDAP vom 6. November<br />
1932 doch noch zu Hitlers Berufung zum Reichskanzler?<br />
Winkler: Bei diesen Wahlen verloren die Nationalsozialisten zwei Millionen<br />
Stimmen, während die Kommunisten 600 000 Stimmen hinzugewannen. <strong>Die</strong>se<br />
Kombination führte dazu, dass in Deutschland die Angst vor dem Bürgerkrieg<br />
um sich griff. <strong>Die</strong>se Angst wurde zu Hitlers mächtigster Verbündeten.<br />
<strong>Die</strong> Rhetorik der Kommunisten ging in Richtung einer roten Revolution.<br />
SZ: Hätte die NS-Diktatur vermieden werden können, wenn man Hitler noch<br />
ein wenig länger die Macht vorenthalten hätte? Wirtschaftlich war die größte<br />
Krise ja schon überwunden.<br />
Winkler: Der entscheidende Wendepunkt der Staatskrise scheint mir der Mai<br />
1932 zu sein. Nach seiner Wiederwahl zum Reichspräsidenten löste Hindenburg<br />
den im September 1930 gewählten Reichstag auf. Wäre der Reichstag<br />
von 1930 nicht 1932 aufgelöst worden, wäre die nächste Wahl erst<br />
1934 gewesen – und für dieses Jahr konnte man in der Tat mit einer konjunkturellen<br />
Erholung und rückläufigen Arbeitslosenzahlen rechnen. <strong>Die</strong>s wiederum<br />
hätte den Trend zu den extremen Parteien NSDAP rechts und KPD links<br />
abgeschwächt.<br />
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