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rgb 033 - Die Schriftleitung

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war auch sein Schreibstil der nationalistischen Phase, radikal, jugendlich<br />

und nicht zuletzt heroisch und eigenwillig. Schrieb er noch im November<br />

1925 national und radikal, so sollte sich diese Einstellung und Schreibweise<br />

schon wenige Jahre später verändern und abflachen. „Wir bilden<br />

eine Einheit durch Blut, Gesinnung und Erinnerung, den „Staat im Staate“,<br />

den Sturmbock, um den sich die Masse schließen soll. Wir schätzen keine<br />

langen Reden, eine neue Hundertschaft ist uns wichtiger als ein Sieg im<br />

Parlament. Zuweilen feiern wir Feste, um die Macht geschlossen paradieren<br />

zu lassen und um nicht zu verlernen, wie man die Massen bewegt . . .<br />

Der Tag, an dem der parlamentarische Staat unter unserem Zugriff<br />

zusammenstürzt und an dem wir die nationale Diktatur ausrufen, wird<br />

unser höchster Festtag sein.“<br />

Allmählich wird erkennbar, dass sich Jünger aus der Politik zurück zu ziehen<br />

beginnt und er die Überzeugung der Massen anderen überlässt. Stattdessen<br />

avanciert er zu einem nüchternen Betrachter der Zeit. <strong>Die</strong> publizistische<br />

Arbeit der nationalen Phase kann so hauptsächlich zwischen 1925<br />

und 1927 eingeordnet werden (die der nationalbolschewistischen zwischen<br />

1928 bis 1933). So schrieb er in diesen Jahren zwischen September<br />

1925 und März 1926 für die Standarte 21 Artikel und als das Blatt<br />

dann zur Wochenschrift des neuen Nationalismus umbenannt wurde,<br />

waren es von April bis August 1926 noch einmal 11 Beiträge. Gleichzeitig<br />

veröffentlicht er im Arminius zwischen August 1926 und März 1927<br />

28 Artikel. Hiernach werden seine Aktivitäten jedoch diffuser, zwar arbeitet<br />

er auch jetzt noch für den Stahlhelm, aber er tut es nur noch vereinzelt<br />

und er beginnt sich mehr und mehr von diesen Zeitschriften zu entfernen,<br />

denn sein politischer Ehrgeiz und sein Interesse daran beginnt allmählich<br />

zu verblassen.<br />

Von 1927 bis Ende 1934 lebt Jünger in Berlin, wo er in den literarischen<br />

und politischen Kreisen der Weimarer Republik verkehrt. Gesprächspartner<br />

waren Nationalisten aller Arten wie Ernst Niekisch, Ernst von Salomon<br />

und Otto Strasser, „linke“ Literaten wie Berthold Brecht und Arnolt Bronnen,<br />

verschiedenste Katholiken wie der Jurist Carl Schmitt und Franz Blei,<br />

Künstler wie Rudolf Schlichter und Alfred Kubin und viele andere Persönlichkeiten,<br />

zu denen auch Ernst Rowohlt gehörte. <strong>Die</strong> verzweigten und verschlungenen<br />

Wege, auf denen Jünger seit 1927 Berlin durchstreifte, führten<br />

ihn endgültig zur Schriftstellerei. Seine publizistische Arbeit versandet,<br />

läuft einfach aus: Während er zwischen 1925 und 1927 mehr als fünfzig<br />

Artikel für verschiedene rechtsnationale Blätter verfasst hat, sind es in den<br />

fünfeinhalb Jahren zwischen April 1927 und September 1933 noch gerade<br />

vierzig. Allein dem nationalbolschewistischen Widerstand von Ernst<br />

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