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MITTELALTER IN WINTERTHUR - Schule Winterthur

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«Sie werden aufgefordert mitzumachen,<br />

eine kleine Rolle zu übernehmen usw. Alle<br />

Sinne sollen angesprochen werden, das<br />

Mittelalter soll erfahren werden. Dadurch,<br />

dass es sich um einen Rundgang<br />

handelt und die Kinder sich bewegen zwischen<br />

den einzelnen Stationen, werden die<br />

Orte in der Stadt mit Bildern, Objekten<br />

M ITTELALTER <strong>IN</strong><br />

W <strong>IN</strong>TERTHUR<br />

E<strong>IN</strong> STREIFZUG DURCH DIE STADT<br />

AUF DEN SPUREN DER FRAUEN<br />

Monika Imhof, Brigitte Rachmühl<br />

Dieser Frauenstadtrundgang wurde speziell für Schulklassen<br />

entwickelt. Er führt zu sechs Stationen, an denen je ein<br />

Thema abgehandelt wird. Es handelt sich dabei nicht um<br />

eine Führung im klassischen Sinne, bei der vor einem Objekt<br />

etwas mehr oder weniger frei vorgelesen wird. Kostümiert<br />

und mit Bildern, Objekten, Musik (aus CD-Player),<br />

Geräuschen, einem Rezept für die Suppe nach der Hochzeitsfeier<br />

ausgerüstet, macht sich die Führerin mit den<br />

Kindern auf den Weg.<br />

US<br />

MS<br />

OS<br />

M ENSCH UND U MWELT<br />

und Geschichten verbunden; die Stadt<br />

wird ganz anders wahrgenommen auf<br />

diese Art und Weise.»<br />

Brigitte Rachmühl,Verein Stadtrundgang<br />

<strong>Winterthur</strong><br />

Inhalt der einzelnen<br />

Stationen<br />

1. Einführung vor der Kirche<br />

Die Kinder machen vor der Kirche eine<br />

Zeitreise, indem sie die Augen schliessen<br />

und sich ab Band Geräusche wie Pferdeklappern,<br />

Marktgeräusche anhören.<br />

«Was kommt euch in den Sinn?» Annegret,<br />

die Führerin, erzählt den Kindern<br />

von der Stellung der Kirche im Mittelalter<br />

als Mittelpunkt des Lebens, die<br />

Kirche als Herz der Stadt. Der strenge,<br />

gerechte Gott ist ein Thema neben der Reformation.<br />

2. Bei der Brotlaube<br />

Hier sind die Sittenmandate das Thema.<br />

Die Kinder können helfen, diese auf ein<br />

Brett zu nageln. Der Staat greift ganz unmittelbar<br />

in das private Leben der Leute<br />

ein, indem Kleider, Essen, Fluchen usw.<br />

geregelt und in der Kirche verlesen werden.<br />

Durch das Waaghaus hindurch<br />

(gehört zu den ältesten Häusern der Altstadt)<br />

treten die Kinder auf die Marktgasse.<br />

3. Hochzeit – Heiraten<br />

ist angesagt, und die Station zeigt den<br />

Kindern, dass früher ganz anders geheiratet<br />

wurde; das mündliche Eheversprechen<br />

war verbindlich und konnte eingeklagt<br />

werden. Bei genügend Geld wurde<br />

noch ein Fest gefeiert; das abgegebene<br />

Rezept für die Morgensuppe und die<br />

Hirsehochzyts-Guetsli runden die Station<br />

ab.<br />

1<br />

M ENSCH UND U MWELT


Mittelalter in <strong>Winterthur</strong><br />

Ein Streifzug durch die Stadt<br />

auf den Spuren der Frauen<br />

4. Nach einem Spaziergang<br />

durch die Hinterhöfe der Neustadt erzählt<br />

Annegret vor einem Häuschen von<br />

ihrem Leben als Handwerksgattin im<br />

Spätmittelalter. Ein Spottbild mit einem<br />

windelwaschenden Mann aus dieser Zeit<br />

wirft ein Licht auf die Geschlechterverhältnisse.<br />

5. Kindsmörderin<br />

Im Tösserhaus kam im Zusammenhang<br />

mit archäologischen Grabungen vor ein<br />

paar Jahren im Keller ein Neugeborenenskelett<br />

aus dem 16. Jh. zum Vorschein;<br />

das Kind muss kurz vor oder nach der Geburt<br />

gestorben sein. Dieser Fund ist der<br />

Aufhänger, um die Geschichte von Barbara<br />

Schälchlin zu erzählen; sie starb 1611<br />

durch das Schwert, weil sie angeblich ihr<br />

neugeborenes Kind ertränkt hatte.<br />

6. Elsbetha von Bach<br />

Sie wurde in der Stadtkirche begraben,<br />

und die schöne Grabplatte ist Anlass, ihre<br />

aussergewöhnliche Geschichte zu<br />

erzählen. Sie stand unter dem Verdacht,<br />

ihren Mann ermordet zu haben. Alle Daumenschrauben<br />

und sonstige Folterinstrumente<br />

nützten nichts: sie legte kein Geständnis<br />

ab und musste darum freigelassen<br />

werden. Sie lebte noch viele Jahre als<br />

wohlhabende Frau in <strong>Winterthur</strong>.<br />

Kontaktadressen und Preise<br />

Die Frauenstadtrundgänge werden vom<br />

Verein Frauenstadtrundgang <strong>Winterthur</strong><br />

erarbeitet und angeboten. Diesem Rundgang<br />

für die <strong>Schule</strong>n liegt der Rundgang<br />

«Ehrbare Frauen – fehlbare Töchter. Sittlichkeitsvorstellungen<br />

im <strong>Winterthur</strong> des<br />

15. und 16. Jahrhunderts» zugrunde.<br />

Kontaktadresse<br />

Verein Frauenstadtrundgang <strong>Winterthur</strong><br />

Postfach 1804<br />

8401 <strong>Winterthur</strong><br />

Ort<br />

Der Rundgang findet in der <strong>Winterthur</strong>er<br />

Altstadt statt.<br />

Dauer<br />

60 Minuten<br />

Preis<br />

Pauschal Fr. 150.–<br />

www.frauenrundgang.ch<br />

Über die Homepage kann man direkt<br />

auch eine Anfrage machen, falls ein<br />

solcher Schulrundgang gebucht werden<br />

soll. Frau Rüegg kümmert sich um die<br />

Koordination und klärt ab, ob am gewünschten<br />

Datum jemand frei ist.<br />

Wer als Lehrperson einen Rundgang im<br />

Vorfeld besuchen will, findet auf der<br />

Homepage die Daten der aktuellen Rundgänge.<br />

Vorverkauf der Karten<br />

<strong>Winterthur</strong> Tourismus im Hauptbahnhof<br />

<strong>Winterthur</strong>, Telefon 052 267 67 00.<br />

2<br />

Lösungen des Arbeitsblattes Stadtrundgang - Mittelalter in <strong>Winterthur</strong><br />

1. 2200/90 000 2. P/Ch/B/H 3. mündl. 4. Haube 5. He/Sch/Na 6. ≠ Elektroschock 7. ≠ Spaghetti<br />

M ENSCH UND U MWELT


Stadtrundgang – Mittelalter in <strong>Winterthur</strong><br />

Mit Sittenmandaten (Verordnungen, Vorschriften) versuchte man im Mittelalter, das öffentliche und das private<br />

Leben zu regeln.<br />

Ein Beispiel sind diese Kleidervorschriften:<br />

Ferner haben der Bürgermeister und der Rat beschlossen,<br />

dass keine Ehefrau oder Witwe, noch<br />

irgendeine Frau, einen andersfarbigen Saum an ein<br />

Tuch oder an einen Schleier ansetzen darf. Vielmehr<br />

sollen sie es tragen und lassen, wie es zuerst gewoben<br />

worden ist. Dazu soll keine von ihnen irgendeine Art<br />

Kopfschmuck aus Seide, Gold, Silber oder einem<br />

edlen Gestein tragen. Keine soll mehr eine Kappe tragen,<br />

an welcher Seide, Gold oder irgendein Edelstein<br />

dran ist. Töchter und Jungfrauen sind von diesen Vorschriften<br />

ausgenommen.<br />

Es soll keine Frau, weder Ehefrau noch eine ledige<br />

Tochter, ein Obergewand tragen, ohne dass das<br />

Knopfloch zwei Finger breit auf der Achsel liegt. Es<br />

soll keine Ehefrau noch Witwe Gold, Silber, Edelstein<br />

oder Seide auf diesen Gewändern tragen. Töchter<br />

hingegen mögen wohl auf ihrem Gewand Gold, Silber,<br />

Perlen und Seide tragen, wie sie es bisher getan haben.<br />

Es soll keine Ehefrau oder Witwe mehr einen<br />

Rock machen aus mehr als aus einer Farbe.<br />

Diese Jungfrau aus Zürich («Frauentrachtenbuch» von<br />

Jost Amman, 1586) trägt kostbare Kleidung, was einer<br />

verheirateten oder verwitweten Frau damals nicht erlaubt<br />

war.<br />

Heute existieren keine solchen Mandate mehr. Doch auch in unserer Zeit gibt es Regeln, welche die Art und<br />

Weise, wie wir uns kleiden, bestimmen. Sie werden natürlich nicht mehr von der Kanzel verlesen oder öffentlich<br />

aufgehängt wie im Mittelalter.<br />

Überlege, was heute für Kleidervorschriften gelten.<br />

Was wird bei der Arbeit getragen resp. nicht getragen? (Bank, Werkstatt, Spital, Büro, im Freien…)<br />

Was trägst du in der Freizeit? (Sport, Fitness, Konzert, Disco, Theater, Kirche…)<br />

Was wird bei Hochzeiten, Taufen, Beerdigungen getragen resp. nicht getragen? Gelten die gleichen Regeln für<br />

Männer und Frauen, für junge und alte Menschen?<br />

Notiere!<br />

Vom Mittelalter über die heutige Zeit werfen wir einen Blick in die Zukunft.<br />

Erfinde ein futuristisches Mandat (eine Kleidervorschrift) für das Jahr 2495. Wie werden sich die Menschen dann<br />

kleiden?<br />

Notiere und zeichne!<br />

3<br />

A RBEITSBLATT


Stadtrundgang – Mittelalter in <strong>Winterthur</strong><br />

Dieser mittelalterliche Diener serviert dir 7 Fragen zu den 6 Stationen des Stadtrundgangs.<br />

Kreuze die richtigen Antworten an. Manchmal gibt es mehrere Richtige.<br />

1. Wie viele Menschen lebten ungefähr hinter den Stadtmauern von <strong>Winterthur</strong>,<br />

als Annegret hier lebte?<br />

Wie viele Einwohner sind es heute ungefähr?<br />

Mittelalter:<br />

heute:<br />

220 900<br />

2200 9000<br />

22000 90000<br />

2. Welche Strafen Gottes fürchteten die Leute im Mittelalter ganz besonders?<br />

Pest Cholera Brände<br />

Aids Hungersnöte Malaria<br />

3. Wie wurde geheiratet?<br />

Die Hochzeit war nur gültig, wenn das Paar in der Kirche getraut wurde.<br />

Das mündliche Eheversprechen genügte und war gültig.<br />

Das Heiratsversprechen musste schriftlich festgehalten werden.<br />

4. Welcher Ausdruck für «heiraten» stammt aus jener Zeit und wird auch heute noch verwendet?<br />

unter das Dach kommen<br />

an den Tisch kommen<br />

über die Schwelle treten<br />

unter die Haube kommen<br />

5. Wie lautet die Berufsbezeichnung für den Mann, der die Todesurteile vollstreckte?<br />

Henker Hafner Richter<br />

Scharfrichter Nachrichter Fürsprecher<br />

6. Womit wurden im Mittelalter Gefangene gefoltert, um ein Geständnis zu erwirken?<br />

mit zusammengebundenen Händen am Seil hochziehen Elektroschock<br />

im Fässli unter Wasser halten<br />

Daumenschrauben<br />

7. Welche Speisen wurden im Mittelalter in <strong>Winterthur</strong> aufgetischt?<br />

Linsensuppe Lauchmus Spaghetti<br />

Getreidebrei Wildschweinbraten Gerstenbrot<br />

Rezept für eine Linsensuppe:<br />

Linsen die seüd fein gemächlich/röst ein zwiffel darein/seirs/stüps/<br />

Weinberlen/gibs auff ein bäts brot/und für ein nacht essen<br />

Koch Linsen schön sachte, gib eine angeröstete Zwiebel dazu, säure<br />

sie, würze sie mit pulverisierten Gewürzen und Weinbeeren. Gib die<br />

Suppe auf ein geröstetes Brot als Nachtessen.<br />

Für 4 Personen: 1l Brühe, 300 g Linsen, 3 Zwiebeln, 40 g Weinbeeren,<br />

1/2 Tasse Essig, Salz, Pfeffer, Kerbel, Majoran<br />

4<br />

Zubereitung: Linsen in der Brühe aufsetzen, gut durchkochen lassen.<br />

Weinbeeren hinzufügen und mit den Gewürzen abschmecken.<br />

A RBEITSBLATT

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