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Film des Monats 02/ 2012: The Artist - SCHULKINO.at

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<strong>02</strong>/12<br />

<strong>Film</strong> <strong>des</strong> <strong>Mon<strong>at</strong>s</strong>: <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> Seite 1 von 16<br />

<strong>Film</strong> <strong>des</strong> <strong>Mon<strong>at</strong>s</strong> <strong>02</strong>/ <strong>2012</strong>:<br />

<strong>The</strong> <strong>Artist</strong><br />

(Kinostart: 26.01.<strong>2012</strong>)<br />

<strong>Film</strong>besprechung<br />

<strong>The</strong> <strong>Artist</strong><br />

Interview<br />

"Im Stummfilm gibt es viel Pl<strong>at</strong>z für die Fantasie <strong>des</strong><br />

Zuschauers."<br />

Hintergrund<br />

Vom Stummfilm zum Tonfilm<br />

Hintergrund<br />

Sound Design – Ton im <strong>Film</strong><br />

Anregungen für den Unterricht<br />

Arbeitsbl<strong>at</strong>t


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<strong>Film</strong> <strong>des</strong> <strong>Mon<strong>at</strong>s</strong>: <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> Seite 2 von 16<br />

<strong>The</strong> <strong>Artist</strong><br />

Frankreich 2011<br />

Stummfilm, Tragikomödie<br />

Kinostart: 26.01.<strong>2012</strong><br />

Verleih: Delphi <strong>Film</strong>verleih<br />

Regie und Buch: Michel Hazanavicius<br />

Darsteller/innen: Jean Dujardin, Bérénice Bejo, John Goodman,<br />

James Cromwell, Penelope Ann Miller u.a.<br />

Kamera: Guillaume Schiffman<br />

Laufzeit: 100 min<br />

Form<strong>at</strong>: 35mm, Schwarzweiß<br />

<strong>Film</strong>preise (Auswahl): Intern<strong>at</strong>ionale <strong>Film</strong>festspiele Cannes<br />

2011: Jean Dujardin (Bester Darsteller), Europäischer <strong>Film</strong>preis<br />

2011: Ludovic Bource (<strong>Film</strong>musik),Golden Globes <strong>2012</strong>: Beste<br />

Komödie (Michel Hazanavicius), Beste <strong>Film</strong>musik (Ludovic<br />

Bource), Bester Komödien-Darsteller (Jean Dujardin), Oscar-<br />

Preisverleihung <strong>2012</strong>: zehn Nominierungen<br />

FSK: ohne Altersbeschränkung<br />

Altersempfehlung: ab 14 J.<br />

Klassenstufen: ab 9. Klasse<br />

<strong>The</strong>men: <strong>Film</strong>geschichte, <strong>Film</strong>sprache, Technik/Neue<br />

Technologien, Liebe, Kunst<br />

Unterrichtsfächer: Deutsch, Englisch, Kunst, Musik, Wirtschaft<br />

Ein <strong>Film</strong> über das Ende der Stummfilmära<br />

"You ain't heard nothin' yet – So was habt ihr noch nicht gehört!" Mit diesen Worten<br />

brachte Al Jolson als Der Jazzsänger (<strong>The</strong> Jazz Singer, USA 1927) Hollywood das<br />

Sprechen bei und leitete das Ende der Stummfilmära ein. Allerdings glich der Tonfilm<br />

zunächst eher einem Krächzen, da viele Produktionsfirmen ihre bereits fertig gestellten<br />

Stummfilme auf die Schnelle mit ein paar S<strong>at</strong>zfetzen versahen und als "Sprechfilm"<br />

verkauften. Es ist also kein Wunder, dass nicht jede/r an die tönende Revolution der<br />

<strong>Film</strong>kunst glaubte und so manche/r der Stummfilmästhetik die Treue hielt.<br />

Aus den "Silents" werden "Talkies"<br />

Diesen tragischen Figuren setzt der französische<br />

Regisseur Michel Hazanavicius mit <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> ein<br />

filmisches Denkmal. Bei ihm stellt sich der fiktive<br />

Stummfilmstar George Valentin beharrlich taub und<br />

steckt, als sein Studio zum Kino der "Papageien"<br />

wechselt, sämtliches Hab und Gut in ein ehrgeiziges<br />

Stummfilmabenteuer, das dann niemand mehr sehen will.<br />

Während sein Stern stetig sinkt, steigt die St<strong>at</strong>istin Peppy<br />

Miller zum Star der "Talkies" auf. Am Anfang <strong>des</strong> <strong>Film</strong>s<br />

stolpert sie Valentin auf dem roten Teppich vor die Füße, am Ende ist sie beinahe die<br />

Einzige, die sich noch an ihn erinnert.<br />

Hommage ans frühe Hollywood<br />

Auch die Hollywood-Klassiker Boulevard der Dämmerung (Sunset Blvd., Billy Wilder, USA<br />

1950) und Du sollst mein Glücksstern sein (Singin' in the Rain, Stanley Donen, Gene<br />

Kelly, USA 1952) handeln vom Ende der Stummfilmära – mal als Melodram, mal als<br />

Komödie. <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> vereint beide Genres in sich und ist zudem so stumm wie Charles<br />

Chaplins berühmter Tramp. Mit viel Liebe zum Detail lässt Hazanavicius den Stil <strong>des</strong><br />

noch ohne gesprochene Dialoge und Ton erzählenden Kinos der 1910er- und 1920er-<br />

Jahre wieder aufleben: Der <strong>Film</strong>, an Originalschauplätzen und mit stimmiger<br />

Ausst<strong>at</strong>tung gedreht, ist in Schwarz-Weiß sowie im damals üblichen Seitenverhältnis


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<strong>Film</strong> <strong>des</strong> <strong>Mon<strong>at</strong>s</strong>: <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> Seite 3 von 16<br />

1,33 : 1 gehalten, Dialoge werden in Zwischentiteln nachgereicht, Kamerabewegungen<br />

bleiben auf das damals technisch Mögliche beschränkt. Im Gegenzug erhalten die<br />

musikalische Begleitung und vor allem der schauspielerische Ausdruck größeres<br />

Gewicht. So beginnt der <strong>Film</strong> etwa mit der Großaufnahme eines zum Schrei weit<br />

geöffneten Munds, zu dem aber nur Musik zu hören ist. Gerade die deutliche Mimik und<br />

Gestik der Stummfilmdarsteller/innen erlaubt es, ins Innere der Figuren zu sehen und<br />

eine Geschichte beinahe ohne Worte zu erzählen. Ein Paradebeispiel für dieses visuelle<br />

Erzählen ist die wunderbare Pantomime, mit der Peppy Miller ihre Liebe zu Valentin<br />

verrät: Während sie in <strong>des</strong>sen Garderobe auf ihn wartet, lässt sie sich von seinem Frack<br />

umgarnen, als wäre dieser er selbst.<br />

Gefühle zeigen<br />

Ein beliebtes und aus heutiger Sicht nicht ganz unbegründetes Vorurteil über den<br />

Stummfilm lautet, dass seine Regisseure dazu neigten, die fehlende Sprache durch<br />

exzessive Handlungsmuster, etwa durch Slapstick, und große Gefühle wie im Melodram<br />

zu kompensieren. Hazanavicius greift bei<strong>des</strong> in einem meisterlichen Abschnitt auf: Der<br />

ruinierte Valentin schaut seine alten <strong>Film</strong>e an – t<strong>at</strong>sächlich sieht man Ausschnitte aus<br />

Das Zeichen <strong>des</strong> Zorro (<strong>The</strong> Mark of Zorro, Fred Niblo, USA 1920) mit Douglas Fairbanks<br />

– und verbrennt sie in einem Anfall von Verzweiflung. Als er in den Flammen das<br />

Bewusstsein verliert, holt Valentins treuer Hund Hilfe und trumpft dabei auf wie die<br />

Vierbeiner zu besten Slapstick-Zeiten.<br />

Großer Auftritt für den Ton<br />

Der heimliche technische Hauptdarsteller, der <strong>Film</strong>ton,<br />

macht sich n<strong>at</strong>urgemäß rar und pl<strong>at</strong>zt entsprechend<br />

wuchtig in eine alptraumhafte Szene: Valentin sitzt in<br />

seiner Garderobe, als plötzlich einzelne Geräusche die<br />

Stille zerreißen und ihn mit Angst und Schrecken erfüllen.<br />

Auch das mittlerweile an die schweigsame Welt gewohnte<br />

Publikum zuckt hier zusammen. Erst im Finale, den<br />

Dreharbeiten zu einem Musical, das an die <strong>Film</strong>e von Fred<br />

Astaire und Ginger Rogers erinnert, macht Valentin seinen<br />

Frieden mit dem Ton und der eigenen Stimme.<br />

Künstlerische Freiheiten<br />

Bei so viel ansteckender Liebe zu einem künstlerisch herausragenden Abschnitt der<br />

<strong>Film</strong>geschichte ist es verzeihlich, dass sich Hazanavicius allerlei Freiheiten erlaubt. So<br />

wirft er die vielfältige und immerhin über dreißigjährige Geschichte <strong>des</strong> Stummfilms<br />

ziemlich bunt durcheinander und wird <strong>des</strong>sen Ästhetik mehr als einmal untreu. Am<br />

auffälligsten mit einem langen Zit<strong>at</strong> aus Bernard Herrmanns Musik zu Vertigo (Alfred<br />

Hitchcock, USA 1958), für die sich unter den Orchesterstücken der Stummfilmzeit<br />

sicherlich ein würdiger Ers<strong>at</strong>z gefunden hätte. Auch das Star- und Studiosystem von<br />

Hollywood wird etwas kurz abgehandelt. So gab es zwar eine Reihe von<br />

Stummfilmstars, die wegen stimmlicher oder sprachlicher Probleme an der Hürde <strong>des</strong><br />

Tonfilms scheiterten. Allerdings erscheint es unwahrscheinlich, dass ein Studio seinen<br />

größten Star – und damit sein größtes Kapital – dermaßen sang- und klanglos<br />

untergehen lässt. Aber wäre Michel Hazanavicius, der mit der OSS 117-Reihe<br />

(Frankreich 2006, 2009) schon die Spionagefilme der 1950er- und 60er-Jahre<br />

parodierte, ein Purist, wäre <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> wohl nur halb so bewegend und amüsant<br />

geworden.<br />

Autor/in: Michael Kohler, Kulturjournalist und <strong>Film</strong>kritiker, 24.01.<strong>2012</strong>


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<strong>Film</strong> <strong>des</strong> <strong>Mon<strong>at</strong>s</strong>: <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> Seite 4 von 16<br />

Interview<br />

"Im Stummfilm gibt es viel Pl<strong>at</strong>z für die Fantasie <strong>des</strong><br />

Zuschauers."<br />

Ein Gespräch mit dem Regisseur Michel Hazanavicius über seinen <strong>Film</strong> <strong>The</strong><br />

<strong>Artist</strong> und die Herausforderungen, einen Stummfilm zu drehen.<br />

Der 1967 in Paris geborene Regisseur, Autor und Produzent<br />

Michel Hazanavicius begann seine Laufbahn im Alter von 21<br />

Jahren als Sketchschreiber für den französischen Canal+.<br />

Nachdem er überwiegend für Fernsehen und Werbung<br />

gearbeitet h<strong>at</strong>te, feierte er in seiner Heim<strong>at</strong> mit den<br />

Agentenparodien OSS 117: Le Caire, nid d'espions (Frankreich<br />

2006) und OSS 117: Er ist sich selbst genug (OSS 117: Rio ne<br />

répond plu, Frankreich 2009) Kinoerfolge. Sein schwarzweißer<br />

Stummfilm <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> (Frankreich 2011) wurde 2011<br />

bei den Intern<strong>at</strong>ionalen <strong>Film</strong>festspielen Cannes uraufgeführt.<br />

Hauptdarsteller Jean Dujardin, mit dem Hazanavicius bereits<br />

in der OSS 117-Reihe zusammengearbeitet h<strong>at</strong>te, wurde dort<br />

mit der Palme als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet.<br />

Herr Hazanavicius, Ihr <strong>Film</strong> <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> ist ein Stummfilm in Schwarz-Weiß. Wie<br />

kamen Sie auf die Idee dazu?<br />

Klassische Hollywoodfilme habe ich schon immer sehr geliebt. Es war jedoch mit <strong>The</strong><br />

<strong>Artist</strong> nicht meine Motiv<strong>at</strong>ion, eine Hommage an Hollywood zu drehen. Ich wollte einen<br />

Stummfilm machen, weil ich das Genre sehr <strong>at</strong>traktiv finde. Nachdem ich mit der Arbeit<br />

begonnen h<strong>at</strong>te, wurde der Stummfilm selbst <strong>The</strong>ma <strong>des</strong> <strong>Film</strong>s. Wenn die Menschen an<br />

Stummfilme denken, dann fallen ihnen normalerweise die <strong>Film</strong>e ein, die von den großen<br />

Clowns geschaffen wurden: von Charlie Chaplin, Buster Ke<strong>at</strong>on, Harold Lloyd, Laurel &<br />

Hardy. Aber es gibt auch eine ganze Menge klassische Stummfilme, echte Meisterwerke<br />

– zum Beispiel von Friedrich Wilhelm Murnau, Josef von Sternberg, Fritz Lang, Alfred<br />

Hitchcock, Ernst Lubitsch. Das wissen viele Leute gar nicht. Im Stummfilm gibt es sehr<br />

viel Pl<strong>at</strong>z für die Fantasie <strong>des</strong> Zuschauers: Es gibt keinen Ton und keine Farbe. So<br />

erschafft man sich die Stimmen oder das Geräusch <strong>des</strong> Regens selbst und so wird es<br />

dein ganz eigener <strong>Film</strong>.<br />

Was war für Sie die größte Herausforderung bei den Dreharbeiten zu <strong>The</strong><br />

<strong>Artist</strong>?<br />

Die größte Herausforderung war, die Zeit einzuhalten, denn der <strong>Film</strong> musste in 35 Tagen<br />

abgedreht sein – was sehr kurz war. Technisch haben sich die Dreharbeiten nicht allzu<br />

sehr unterschieden von den Dreharbeiten zu einem anderen <strong>Film</strong>. Sehr anders war<br />

allerdings das Schreiben <strong>des</strong> Drehbuchs, weil man nicht dieselben Werkzeuge h<strong>at</strong> und<br />

keine Dialoge benutzen kann. Man h<strong>at</strong> nur die Bilder dafür. Das bedeutet, dass man die<br />

eigene Arbeitsweise neu erfinden muss. Ansonsten ist das Ziel bei jedem <strong>Film</strong> gleich:<br />

Man muss eine Geschichte schreiben, die die Zuschauer mit Charakteren verführt, die<br />

man mag und für die man sich interessiert.<br />

Wie schwierig war es, eine so ungewöhnliche Produktion auf die Beine zu<br />

stellen?<br />

Den Traum und den Wunsch, einen Stummfilm zu machen, h<strong>at</strong>te ich bereits lange. Aber<br />

ich denke, dass ich als Regisseur und Drehbuchautor noch nicht so weit war, einen<br />

Stummfilm zu drehen. Nachdem ich zuletzt mit den OSS 17-<strong>Film</strong>en zwei sehr<br />

erfolgreiche <strong>Film</strong>e gedreht h<strong>at</strong>te, half das zwar sehr, einfach wurde es dadurch aber<br />

nicht, und einige Produzenten glaubten nach wie vor nicht an das Projekt. Das<br />

Kunststück bestand darin, den richtigen Produzenten zur richtigen Zeit zu treffen – und<br />

genau das ist bei <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> passiert.


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<strong>Film</strong> <strong>des</strong> <strong>Mon<strong>at</strong>s</strong>: <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> Seite 5 von 16<br />

Wie sind Sie bei der Entwicklung <strong>des</strong> Stoffes vorgegangen?<br />

Als ich begann, das Drehbuch zu schreiben, habe ich mir viele Stummfilme angesehen,<br />

um die Spielregeln zu verstehen. Als ich das t<strong>at</strong>, merkte ich, dass die Geschichte sehr<br />

einfach sein musste. Man kann keine allzu komplexe Beziehung zwischen den Figuren<br />

zeigen, weil man dann sehr viele Zwischentitel braucht, um das zu erklären. Das wollte<br />

ich nicht, auch wegen der Eleganz <strong>des</strong> <strong>Film</strong>s. Wie komplex ein <strong>Film</strong> ist, hängt aber auch<br />

immer davon ab, was die Zuschauer selber in den <strong>Film</strong> investieren und darin sehen.<br />

Wie unterschied sich die Arbeit mit den Schauspielern?<br />

Aus meiner Sicht war es nicht sehr anders. Die Schauspieler selbst allerdings mussten<br />

sich der Sache anders annähern als bei einem normalen Spielfilm. Ich glaube, dass ihre<br />

Herangehensweise viel körperlicher war. Meine Hauptdarstellerin Bérénice Bejo zum<br />

Beispiel h<strong>at</strong> daran gearbeitet, sich so bewegen und so gehen zu können wie einst<br />

amerikanische Schauspielerinnen. Außerdem habe ich beim Dreh Musik laufen lassen,<br />

was die Schauspieler wirklich geliebt haben. So ließen sich sehr schnell Emotionen<br />

erzeugen, mit denen sie dann arbeiten und spielen konnten.<br />

Autor/in: Sascha Rettig, freier Journalist und <strong>Film</strong>kritiker, 24.01.<strong>2012</strong><br />

Hintergrund<br />

Vom Stummfilm zum Tonfilm<br />

Das Kino h<strong>at</strong> in seiner Geschichte viele Brüche und Paradigmenwechsel erlebt. Es<br />

wandelte sich vom Kino der Attraktionen zu einer narr<strong>at</strong>iven Kunstform. Das Entstehen<br />

und der Niedergang <strong>des</strong> Studiosystems oder auch das Konzept <strong>des</strong> Autorenfilms haben<br />

das Kino ebenso nachhaltig verändert wie Technicolor, Cinemascope, Dolby Surround<br />

oder die Digitalisierung. Die schärfste Zäsur ereignete sich jedoch Ende der 1920er-<br />

Jahre mit dem Triumphzug <strong>des</strong> Tonfilms. Der unerwartete Erfolg <strong>des</strong> Langspielfilms Der<br />

Jazzsänger (<strong>The</strong> Jazz Singer, Alan Crosland, USA 1927) löste ein "Talkie"-Fieber aus, als<br />

<strong>des</strong>sen Folge der Stummfilm binnen weniger Jahre fast vollständig verdrängt wurde.<br />

Bereits Anfang der 1930er-Jahre waren Produktion und Abspiel in nahezu allen großen<br />

Industrieländern komplett auf Ton umgestellt. Mitte <strong>des</strong> Jahrzehnts gehörte der<br />

Stummfilm bis auf wenige Ausnahmen weltweit der Vergangenheit an.<br />

Eine eigene Kunstform<br />

Heute mag vielen das Ende <strong>des</strong> Stummfilms wie die Überwindung einer<br />

unvollkommenen Frühphase <strong>des</strong> <strong>Film</strong>s erscheinen. T<strong>at</strong>sächlich aber stellte die<br />

Einführung <strong>des</strong> Tonfilms keineswegs eine zwingend gebotene technologische Neuerung<br />

dar: Das stumme Kino h<strong>at</strong>te sich nach dem Ersten Weltkrieg nicht nur weltweit als<br />

populärstes Unterhaltungsmedium etabliert, sondern sich auch den St<strong>at</strong>us als neue –<br />

und siebente - Kunst erkämpft. Gegen Mitte der 1920er-Jahre h<strong>at</strong>te es eine bis heute<br />

unübertroffene visuelle Ausdruckskraft erreicht, wie sie sich beispielsweise im so<br />

genannten expressionistische <strong>Film</strong> der 1920er-Jahre zeigt. Weder Publikum noch Kritik<br />

fehlten Sprache oder Ton. Zudem waren Stummfilme nie wirklich stumm: Eine<br />

musikalische Begleitung der Vorführungen war selbstverständlich. Bei teuren<br />

Produktionen gehörte eigens komponierte <strong>Film</strong>musik bald zum Standard. Angesichts <strong>des</strong><br />

erreichten Niveaus zeigten die Produzenten auch lange Zeit wenig Interesse am Eins<strong>at</strong>z<br />

neuer Tontechnologien. Dass Warner Brothers Pictures letztlich mit Der Jazzsänger die<br />

Initi<strong>at</strong>ive ergriff, lag nicht zuletzt an einer finanziellen Schieflage <strong>des</strong> Hollywoodstudios,<br />

das sich von dem Projekt einen Hit erhoffte.


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<strong>Film</strong> <strong>des</strong> <strong>Mon<strong>at</strong>s</strong>: <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> Seite 6 von 16<br />

<strong>Film</strong> als Erlebnis<br />

Was den Ton- vom Stummfilm unterschied, war vor allem der bildsynchrone Ton –<br />

speziell die Möglichkeit lippensynchroner Dialoge. Und es war zweifellos dieser Aspekt,<br />

der Der Jazzsänger, ein Hybridfilm, der lediglich einige Tonfilmpassagen enthielt und ein<br />

bald veraltetes Tonverfahren nutzte, zu einem spektakulären Kassenschlager machte.<br />

Allein die Sens<strong>at</strong>ion, den Bühnenstar Al Jolson von der Leinwand herab sprechen und<br />

singen zu hören, trieb die Massen in die Kinos. Der Erfolg überzeugte die skeptischen<br />

Verantwortlichen in Hollywood davon, dass Tonfilme an der Kasse funktionieren konnten.<br />

Für die breite Einführung <strong>des</strong> Tonfilms sprachen aus Sicht der Studiobosse nicht nur das<br />

unverkennbare Interesse <strong>des</strong> einfachen Publikums, sondern auch str<strong>at</strong>egische<br />

Erwägungen: Die Wirkung von Stummfilmen hing entscheidend vom Standard der<br />

Abspielstätten ab, deren Spannbreite vom luxuriösen <strong>Film</strong>palast mit Orchester bis zum<br />

Arbeiter/innen-Kino mit Pianobegleitung reichte. Der Tonfilm führte zu einer veränderten<br />

<strong>Film</strong>rezeption, die diese Unterschiede weitgehend aufhob: Die Aufmerksamkeit <strong>des</strong><br />

Tonfilm-Publikums galt nun weniger dem Erlebnisort Kino als dem <strong>Film</strong> selbst. Und das<br />

schwächte zwangsläufig die Position der unabhängigen <strong>Film</strong>the<strong>at</strong>er gegenüber den<br />

Studios als Produzenten.<br />

Anforderungen <strong>des</strong> Tonfilms<br />

Der Tonfilm erforderte zunächst immense Investitionen für die Umrüstung der Kinos,<br />

den Bau schallgedämpfter Ateliers und die Anschaffung neuer Technik. Auch mussten<br />

die Produktion neu organisiert und neues Personal eingestellt werden – und das betraf<br />

auch die kre<strong>at</strong>iven Abteilungen: Zahlreiche Autoren/innen, Regisseure/innen und<br />

Darsteller/innen wechselten nun vom Broadway in die Traumfabrik und ersetzten<br />

Mitarbeiter/innen, die den Anforderungen <strong>des</strong> "Sprechfilms" nicht gewachsen schienen.<br />

Auch Kinomusiker/innen waren nun nicht mehr gefragt. Doch selbst wenn der Untergang<br />

<strong>des</strong> Stummfilms einige große Hollywoodkarrieren beendete – ein Absturz wie der <strong>des</strong><br />

George Valentin in <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> (Michel Hazanavicius, Frankreich 2011) war eher die<br />

Ausnahme. In erster Linie scheiterten ausländische Stars an der Sprachbarriere, wie<br />

etwa Emil Jannings oder Pola Negri. Viele spektakuläre "Fälle" jener Jahre sind durch<br />

einen normalen Gener<strong>at</strong>ionenwechsel zu erklären oder durch den gewandelten<br />

Publikumsgeschmack: Die Ära der Weltwirtschaftskrise brachte weniger glamouröse<br />

Helden hervor als die exotischen Melodramen und Abenteuerfilme der "wilden<br />

Zwanziger".<br />

Abgefilmtes <strong>The</strong><strong>at</strong>er?<br />

Der Tonfilm stellte auch die <strong>Film</strong>emacher/innen vor enorme Herausforderungen. Vor<br />

allem die unausgereifte Tonaufnahmetechnik und die eingeschränkte Mobilität der<br />

Kameras, die mit einer schallschluckenden Ummantelung, einem "Blimp", umschlossen<br />

werden mussten, schlugen sich anfangs in schwerfälligen Inszenierungen nieder.<br />

Während in Augen späterer <strong>Film</strong>theoretiker/innen das Kino erst durch den Tonfilm zur<br />

autonomen Kunst aufstieg, kritisierte etwa der Medienwissenschaftler Rudolf Arnheim<br />

den frühen Tonfilm als abgefilmtes <strong>The</strong><strong>at</strong>er. Im Verschwinden <strong>des</strong> Stummfilms sah er<br />

das Ende <strong>des</strong> <strong>Film</strong>s als visuelle Kunst. Ein Standpunkt, der sich etwa an Greta Garbos<br />

erstem Tonfilm Anna Christie (Clarence Brown, USA 1930) gut nachvollziehen lässt, der<br />

die mit Akzent sprechende "Göttliche" in einer ungewohnt irdischen Rolle zeigt – und in<br />

st<strong>at</strong>ischen Einstellungen, in denen der Star oft auffällig nahe an Vasen oder Lampen<br />

pl<strong>at</strong>ziert ist: Dort verbargen sich die Mikrofone.<br />

Anfangsschwierigkeiten<br />

Anna Christie wurde seinerzeit in mehreren Sprachversionen gedreht. Eine teure Praxis,<br />

mit der die großen Studios bei einigen Produktionen ein gravieren<strong>des</strong> Problem der<br />

frühen Tonfilmära zu umgehen suchten. Denn während Stummfilme in jedem<br />

Sprachraum verständlich waren, was eine weltweite Vermarktung erleichterte, waren<br />

Tonfilme an die Produktionssprache gebunden. Bis um 1933 eine befriedigende<br />

Sprachsynchronis<strong>at</strong>ion möglich war, litt Weltmarktführer Hollywood <strong>des</strong>halb unter


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<strong>Film</strong> <strong>des</strong> <strong>Mon<strong>at</strong>s</strong>: <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> Seite 7 von 16<br />

ungeahnten Exportschwierigkeiten. Die mangelnde Universalität war auch zentraler<br />

Kritikpunkt <strong>des</strong> vielleicht vehementesten Gegners <strong>des</strong> Tonfilms: Charles Chaplin sah<br />

durch den "Sprechfilm" die Kunst der Pantomime bedroht. In seinen Augen die<br />

ursprünglichste, alle Völker verbindende Kunst. Seine Überzeugung brachte er auch<br />

darin zum Ausdruck, dass er unbeirrt weiter Stummfilmkomödien inszenierte – wobei er<br />

die Tonspur in Lichter der Großstadt (City Lights, USA 1931) unter anderem für<br />

Geräuscheeffekte nutzte, um den Tonfilm zu parodieren. Am Ende von Moderne Zeiten<br />

(Modern Times, USA 1936) ließ er dann seinen berühmten Tramp erstmals sprechen: in<br />

einem Fantasie-Esperanto.<br />

Autor/in: Jörn Hetebrügge ist Autor und Journalist mit den <strong>The</strong>menschwerpunkten Kunst und <strong>Film</strong>, 24.01.<strong>2012</strong><br />

Hintergrund<br />

Sound Design – Ton im <strong>Film</strong><br />

Es gehört zu den großen Missverständnissen <strong>des</strong> Kinos, dass der so genannte<br />

Stummfilm jemals "stumm" gewesen sei. Stumm waren lediglich die Akteure/innen.<br />

Musik aber war von Beginn an ein integraler Bestandteil der Kinoerfahrung: zur<br />

Akzentuierung der Dram<strong>at</strong>ik, als komödiantisches Element, aber auch als eigenständige<br />

künstlerische Darbietung. Kurz: Eine <strong>Film</strong>vorführung ohne musikalische Begleitung war<br />

schlicht undenkbar. Das Publikum h<strong>at</strong>te das Kino lange Zeit nur als eine elaborierte Form<br />

<strong>des</strong> <strong>The</strong><strong>at</strong>ers betrachtet. Mit der Einführung <strong>des</strong> Tonfilms sollte sich das ändern. Der<br />

synchrone Ton löste – im Gegens<strong>at</strong>z zum gestenreichen, eher abstrakten Spiel der<br />

Darsteller/innen – erstmals einen Anspruch auf Realismus ein, und veränderte damit<br />

auch die Rezeption <strong>des</strong> Kinos an sich.<br />

Sound Design<br />

Realismus war lange der Schlüsselbegriff, wenn es um den Ton im Kino ging. Der Begriff<br />

"Sound Design" kam zu Beginn der 1970er-Jahre auf, als der Zusammenbruch <strong>des</strong><br />

klassischen Studiosystems jungen <strong>Film</strong>emachern/innen die Gelegenheit gab, sich an<br />

neuen Produktionsweisen zu versuchen. Die künstlerische Sozialis<strong>at</strong>ion von Regisseuren<br />

wie George Lucas, Steven Spielberg oder Francis Ford Coppola war maßgeblich über die<br />

Popkultur der 1960er-Jahre erfolgt. So zeigten sie ein verstärktes Interesse an der<br />

Technologie der Musikindustrie, die der Tontechnik im <strong>Film</strong> damals um etwa zehn Jahre<br />

voraus war. Der Begriff "Sound Design" meint nichts anderes als das, was schon Fritz<br />

Lang oder Alfred Hitchcock Jahrzehnte vor den <strong>Film</strong>emachern der New-Hollywood-Ära<br />

praktiziert h<strong>at</strong>ten: einen kre<strong>at</strong>iven Umgang mit den Möglichkeiten <strong>des</strong> Tons sowie die<br />

künstlerische Bearbeitung von Geräuschen für einen bestimmten dram<strong>at</strong>ischen Effekt.<br />

Der frühe Tonfilm<br />

Fritz Lang war einer der ersten Regisseure, der einen Klang im <strong>Film</strong> motivisch benutzte.<br />

In M – Eine Stadt sucht einen Mörder (Deutschland 1931) kündigt das Pfeifen <strong>des</strong><br />

Kindermörders eine Bedrohung an, noch bevor sein Sch<strong>at</strong>ten im Bild zu sehen ist. Die<br />

Melodie <strong>des</strong> Mörders ist also sein "<strong>The</strong>ma", sie stellte damals aber auch, so<br />

selbstverständlich das heute klingen mag, eine Herausforderung an die<br />

"Medienkompetenz" <strong>des</strong> Publikums dar. Anfang der 1930er-Jahre mussten die<br />

Zuschauer/innen erst noch lernen, ein "reales" Geräusch, <strong>des</strong>sen Quelle nicht erkennbar<br />

war, einzuordnen. Solche Transferleistungen bestimmten die ersten Jahre <strong>des</strong> Tonfilms,<br />

zumal der frühe Lichtton für das menschliche Ohr noch sehr blechern klang. Dieser<br />

Mangel an Realismus machte es dem Publikum zunächst schwer, sich an den Tonfilm zu<br />

gewöhnen. Der Realismus <strong>des</strong> <strong>Film</strong>tons sollte Kritik und <strong>Film</strong>schaffende lange<br />

beschäftigen. Noch in den 1970ern gab es in der europäischen <strong>Film</strong>theorie Stimmen<br />

(unter anderen Christian Metz und Jean-Louis Baudry), die dem Ton eine rein technische


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<strong>Film</strong> <strong>des</strong> <strong>Mon<strong>at</strong>s</strong>: <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> Seite 8 von 16<br />

Funktion zuschrieben, weil er einen vermeintlichen realistischen Eindruck vermittelte –<br />

während dem Spiel der Darsteller/innen immer eine künstlerische Qualität zugesprochen<br />

wurde.<br />

Echte und unechte Töne<br />

Dabei h<strong>at</strong>te Alfred Hitchcock 1963 mit Die Vögel (<strong>The</strong> Birds, USA 1963) bewiesen, dass<br />

die Vorstellung eines realistischen <strong>Film</strong>tons veraltet war. Weil ihm echte Vogelgeräusche<br />

nicht "realistisch" und damit bedrohlich genug erschienen, suchte er nach einer<br />

Möglichkeit, das Gekreische der angriffslustigen Tiere zu imitieren, um einen stärkeren<br />

psychologischen Effekt zu erzielen. Dabei stieß er auf den Berliner Komponisten Oskar<br />

Sala, der Anfang der 1950er-Jahre das Mixturtrautonium entwickelt h<strong>at</strong>te: eine Art<br />

frühen Synthesizer mit einem völlig neuen Klangspektrum. Hierauf entstand das<br />

berühmte Vogelgeschrei, das längst in die Geschichte <strong>des</strong> (Horror-)<strong>Film</strong>s eingegangen<br />

ist.<br />

Der Foley <strong>Artist</strong><br />

Die T<strong>at</strong>sache, dass der Mensch Geräusche im Kino bewusster wahrnimmt als im Alltag,<br />

h<strong>at</strong> in der <strong>Film</strong>industrie einen ganzen Berufszweig begründet: den Foley <strong>Artist</strong>. Der Foley<br />

<strong>Artist</strong> überhöht das "reale" Geräusch, indem er nach Klangquellen sucht, die<br />

Eigenschaften eines Geräusches verstärken, um ihm eine authentische Note zu<br />

verleihen. Schritte im Laub sind das häufigste Beispiel für die Arbeit eines Foley <strong>Artist</strong>s.<br />

Sie werden in den seltensten Fällen "on loc<strong>at</strong>ion" aufgenommen, sondern in einem<br />

Tonstudio unter idealen akustischen Bedingungen aufwändig imitiert. Selbst Tierlaute in<br />

N<strong>at</strong>urdokument<strong>at</strong>ionen werden häufig im Studio kreiert. Der Foley <strong>Artist</strong> muss also über<br />

viel Fantasie und ein großes Repertoire an Klangerzeugern verfügen, um die Komplexität<br />

unserer Geräuschwelt nachzuempfinden.<br />

Geräusche in T<strong>at</strong>iville<br />

Die <strong>Film</strong>e Jacques T<strong>at</strong>is gehören zu den schönsten Beispielen für einen künstlerischen<br />

Umgang mit Geräuschen. In Play Time (Frankreich, Italien 1967) sind die Dialoge oft<br />

nur als Gesprächsfetzen oder Gemurmel im Hintergrund zu hören. Dafür h<strong>at</strong> T<strong>at</strong>i, der<br />

einzige Stummfilmstar <strong>des</strong> Tonfilms, eine reiche Geräuschkulisse geschaffen, in der noch<br />

der nebensächlichste Gegenstand über ein akustisches Eigenleben zu verfügen scheint.<br />

Am Pariser Flughafen läuft Monsieur Hulot, T<strong>at</strong>is bekanntester Charakter, einer<br />

amerikanischen Reisegruppe in die Arme. Gemeinsam begeben sie sich auf eine<br />

Odyssee durch das Paris der Gegenwart, bis sie am Ende wieder zurück zum Flughafen<br />

transportiert werden. Worte fallen in den knapp zwei Stunden kaum, die Tonspur erzählt<br />

mit ihren absurden akustischen Spielereien eine ganz eigene Geschichte.<br />

Kino als subjektive Erfahrung<br />

Die Entwicklung <strong>des</strong> <strong>Film</strong>tons war immer auch technologisch bedingt, von verschiedenen<br />

Kompressionsverfahren wie Dolby Stereo (1976) bis zu komplexen Surround-Systemen,<br />

mit denen erstmals ein räumliches Hörerlebnis simuliert werden konnte. Walter Murch<br />

war der erste Sound Designer, der den Mehrkanalton künstlerisch einsetzte. Für Francis<br />

Ford Coppolas Apocalypse Now (USA 1979) arbeitete er mit einer dem späteren Dolby<br />

5.1 vergleichbaren Tonspur: Die sechs Kanäle (zwei Lautsprecher vorne, zwei hinten,<br />

einer in der Mitte plus ein sechster Subwoofer für die tiefen Töne) erzeugten eine für die<br />

damalige Zeit ungehörte Klangdynamik. Murch und Coppola beabsichtigten, den Krieg<br />

physisch und psychisch spürbar zu machen: Kino als subjektive Erfahrung. Das<br />

hypnotische R<strong>at</strong>tern der Rotorblätter, das von allen Seiten auf das Publikum einwirkte,<br />

wurde zum Markenzeichen <strong>des</strong> US-amerikanischen Kriegsfilms. "<strong>The</strong> Sound of Vietnam",<br />

wie die Kritik später schrieb.<br />

Der Klang der Stille<br />

Mit dem Tonfilm kam auch ein Phänomen auf, das der Stummfilm nicht gekannt h<strong>at</strong>te:<br />

die Stille. Von Robert Bresson stammt der berühmte Ausspruch, dass erst der Tonfilm


<strong>02</strong>/12<br />

<strong>Film</strong> <strong>des</strong> <strong>Mon<strong>at</strong>s</strong>: <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> Seite 9 von 16<br />

die Stille erfunden habe. Denn n<strong>at</strong>ürlich muss auch die Stille im Kino über einen Klang<br />

verfügen. Kelly Reichardt h<strong>at</strong> in ihrem <strong>Film</strong> Meek's Cutoff (USA 2010) eine schöne<br />

Lösung für dieses Problem gefunden. Ihr Western erzählt die Geschichte eines Trecks<br />

durch die verlassenen Geröllwüsten Oregons. Doch st<strong>at</strong>t die Tonspur "tot" zu belassen,<br />

h<strong>at</strong> Reichardt den umgekehrten Ans<strong>at</strong>z gewählt. Sie füllt den Klangraum mit<br />

Geräuschen, aufgenommen von Umgebungsmikrofonen, die den reinen<br />

Umweltgeräuschen ein <strong>at</strong>mosphärisches Grundrauschen hinzufügen. Das ergibt eine<br />

klanglich reiche Tonspur, ohne dass konkrete Geräusche zu hören sind. So unterstreicht<br />

sie akustisch eine Atmosphäre der Weite und Einsamkeit. Schöner (und realistischer)<br />

h<strong>at</strong> der Wilde Westen nie geklungen.<br />

Autor/in: Andreas Busche, <strong>Film</strong>publizist und <strong>Film</strong>restaur<strong>at</strong>or, 24.01.<strong>2012</strong><br />

Anregungen für den Unterricht<br />

Fach <strong>The</strong>men Sozialformen und Methoden<br />

Deutsch<br />

und<br />

Englisch<br />

Kunst und<br />

Musik<br />

Vergleich der <strong>Film</strong>figur<br />

mit realen<br />

Stummfilmstars<br />

Stummfilmgeschichte<br />

erarbeiten und<br />

präsentieren<br />

Schauspiel im<br />

Stummfilm<br />

<strong>Film</strong>geschichte<br />

Einzelarbeit (EA): Den Stummfilmstar<br />

Douglas Fairbanks in einem Refer<strong>at</strong><br />

präsentieren und mit der Rolle von George<br />

Valentin in <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> vergleichen.<br />

Gruppenarbeit (GA): Stummfilmklassiker<br />

(zum Beispiel Metropolis oder<br />

Sonnenaufgang), berühmte<br />

Stummfilmregisseure/innen (etwa Fritz<br />

Lang, Friedrich Wilhelm Murnau, Josef von<br />

Sternberg, Alfred Hitchcock, Ernst<br />

Lubitsch) oder Stummfilmstars wie Emil<br />

Jannings oder Pola Negri mit Fotos<br />

vorstellen.<br />

Szenisches Spiel: Eine <strong>Film</strong>szene passend<br />

zu <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> erfinden und als Stummfilm<br />

nachspielen.<br />

GA: Ein Refer<strong>at</strong> über den <strong>Film</strong> Der<br />

Jazzsänger (USA 1927) und seine<br />

Bedeutung in der <strong>Film</strong>geschichte<br />

vorbereiten.<br />

Musik <strong>Film</strong>ton GA: In Kleingruppen jeweils einen Aspekt<br />

der Entwicklung und Bedeutung <strong>des</strong><br />

<strong>Film</strong>tons erarbeiten und als Text<br />

aufbereiten. Aus den Gruppenarbeiten<br />

eine Inform<strong>at</strong>ionsbroschüre erstellen.<br />

<strong>Film</strong>beruf: "Foley<br />

<strong>Artist</strong>"<br />

GA: Das Arbeitsfeld <strong>des</strong> Berufs "Foley<br />

<strong>Artist</strong>" beschreiben und mit einfachen<br />

Mitteln anhand einer kurzen Szene eines<br />

frei gewählten <strong>Film</strong>s in der Klasse<br />

praktisch vorstellen.


<strong>02</strong>/12<br />

<strong>Film</strong> <strong>des</strong> <strong>Mon<strong>at</strong>s</strong>: <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> Seite 10 von 16<br />

Wirtschaft<br />

Musikalische Klischees<br />

Technischer Fortschritt<br />

und <strong>Film</strong>geschichte<br />

Plenum (PL): Erarbeiten, welche<br />

Instrumente im <strong>Film</strong> oft als musikalische<br />

Klischees mit bestimmten Orten (zum<br />

Beispiel New York) oder Situ<strong>at</strong>ionen (zum<br />

Beispiel Traum) in Verbindung gebracht<br />

werden.<br />

EA/PL: In Kurzrefer<strong>at</strong>en die Auswirkungen<br />

<strong>des</strong> Farbfilms, der Digitalisierung<br />

(computergenerierte Spezialeffekte,<br />

digitale Kameras, Digitalschnitt) und der<br />

3D-Technik auf die <strong>Film</strong>geschichte<br />

beschreiben. Dabei auch auf<br />

wirtschaftliche Aspekte eingehen.<br />

Autor/in: Stefan Stiletto, Medienpädagoge mit Schwerpunkt <strong>Film</strong>kompetenz und <strong>Film</strong>bildung, 24.01.<strong>2012</strong><br />

Arbeitsbl<strong>at</strong>t<br />

Ohne Geräusche und gesprochene Dialoge erzählt Michel Hazanavicius in <strong>The</strong> <strong>Artist</strong><br />

(Frankreich 2011) davon, wie ein ehemals gefeierter Stummfilmschauspieler durch die<br />

Erfindung <strong>des</strong> Tonfilms zunehmend an Bedeutung verliert. Der <strong>Film</strong> ist eine<br />

Liebeserklärung an die Frühzeit <strong>des</strong> Hollywood-Kinos, die mit den Mitteln <strong>des</strong><br />

Stummfilms jene Ära wieder auferstehen lässt und so auch auf charmante Weise<br />

anschaulich macht, wie Medien Sichtweisen und Wahrnehmungen beeinflussen und<br />

verändern.<br />

Die Aufgaben richten sich insbesondere an Schüler/innen ab 14 Jahren und beziehen<br />

sich auf den Inhalt und die Gestaltung <strong>des</strong> <strong>Film</strong>s. Sie eignen sich vor allem für den<br />

Eins<strong>at</strong>z in den Schulfächern Deutsch, Musik und Kunst ab der 9. Jahrgangsstufe.<br />

Aufgabe 1: Vorbereitung auf den Kinobesuch<br />

Fächer: Deutsch, Musik, Kunst<br />

<strong>The</strong> <strong>Artist</strong> ist – bis auf zwei Ausnahmen – ein Stummfilm.<br />

a) Sammeln Sie im Plenum Begriffe, die Ihnen zu Stummfilmen einfallen. Ordnen Sie<br />

diese den folgenden <strong>The</strong>menfeldern zu:<br />

Schauspiel<br />

Dialoge, Geräusche und Musik<br />

Kameraführung<br />

Farb- und Lichtgestaltung<br />

Kulissen und Spezialeffekte<br />

Handlungen und Erzählweisen<br />

Historische Zeit<br />

Ihre persönliche Meinung<br />

b) Überprüfen Sie nach dem Kinobesuch, welche Ihrer Assozi<strong>at</strong>ionen zugetroffen haben.<br />

Ergänzen oder korrigieren Sie gegebenenfalls Ihre Begriffssammlung.


<strong>02</strong>/12<br />

<strong>Film</strong> <strong>des</strong> <strong>Mon<strong>at</strong>s</strong>: <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> Seite 11 von 16<br />

Aufgabe 2: Vom Stummfilm zum Tonfilm<br />

Fächer: Deutsch, Musik, Kunst<br />

<strong>The</strong> <strong>Artist</strong> erzählt von einer Zeit, in der sich die Wahrnehmung von <strong>Film</strong>en grundlegend<br />

ändert.<br />

a) Zeigen Sie die Veränderungen anhand der Entwicklung von George Valentin und<br />

Peppy Miller auf und erläutern Sie, für welche Ära die beiden jeweils stehen.<br />

Recherchieren Sie, inwieweit diese Figuren auf realen Vorbildern beruhen oder beruhen<br />

könnten.<br />

b) Führen Sie vor dem Klassenverband und in den Rollen von George, Peppy und dem<br />

<strong>Film</strong>produzenten ein fiktives Streitgespräch, in dem Sie über die Vor- und Nachteile von<br />

Stumm- und Tonfilm diskutieren. Bedenken Sie dabei auch, dass es eine<br />

Gesprächsleitung geben soll.<br />

c) Stellen Sie in einer Tabelle gegenüber, wie die folgenden Aspekte sich in Stumm- und<br />

Tonfilm unterscheiden.<br />

Stummfilm<br />

Tonfilm<br />

Schauspiel<br />

Bildgestaltung<br />

Bedeutung von Sprache<br />

Geräusche<br />

Rolle der Musik<br />

Aufgabe 3: Arbeit mit Standfotos<br />

Fächer: Deutsch, Musik, Kunst<br />

Sehen Sie sich die beiden folgenden Bilder aus <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> an.


<strong>02</strong>/12<br />

<strong>Film</strong> <strong>des</strong> <strong>Mon<strong>at</strong>s</strong>: <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> Seite 12 von 16<br />

a) Welche Bedeutung kommt dem Text in den Bildern zu? Welche anderen Möglichkeiten<br />

h<strong>at</strong> der Stummfilm, Wort-Inform<strong>at</strong>ionen zu übermitteln? Erläutern Sie diese anhand von<br />

Beispielen aus <strong>The</strong> <strong>Artist</strong>.<br />

b) Interpretieren Sie die Aussagekraft der Kostüme:<br />

Beachten Sie das Kostüm von George Valentin im linken Bild. Welches Bild <strong>des</strong><br />

Stummfilmstars zeichnet der <strong>Film</strong> dadurch?<br />

Durch welches Gestaltungsmittel hebt sich Peppy im rechten Bild von den anderen<br />

Menschen im Bus ab?<br />

c) Betrachten Sie die beiden dargestellten Charaktere und schreiben Sie für beide<br />

jeweils einen inneren Monolog, in dem deutlich wird, wie sich beide gerade fühlen.<br />

Aufgabe 4: Arbeit mit einer <strong>Film</strong>szene<br />

Fächer: Deutsch, Musik, Kunst<br />

Sehen Sie sich die folgende <strong>Film</strong>szene aus <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> an. Schalten Sie dabei zunächst<br />

den Ton aus.<br />

Ausschnitt: www.kinofenster.de/arbeitsbl<strong>at</strong>t-the-artist-kf12<strong>02</strong>/<br />

a) Wie könnte die Musik zu dieser Szene klingen? Beantworten Sie folgende Fragen:<br />

Welche Stimmung soll die Musikuntermalung beim Publikum auslösen?<br />

Welche Instrumente passen zu dieser Szene?<br />

Welches Tempo soll die Musikuntermalung haben?<br />

b) Stellen Sie sich vor, Sie sollen diese Szene in einem Tonstudio mit Geräuschen<br />

unterlegen.<br />

Fertigen Sie eine Liste mit den Geräuschen an, die erstellt werden müssen, und<br />

überlegen Sie, mit welchen M<strong>at</strong>erialien Sie diese Geräusche herstellen können.<br />

Erzeugen Sie die Geräusche parallel zu der <strong>Film</strong>szene.


<strong>02</strong>/12<br />

<strong>Film</strong> <strong>des</strong> <strong>Mon<strong>at</strong>s</strong>: <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> Seite 13 von 16<br />

c) In dieser kinofenster.de-Ausgabe schreibt Andreas Busche im Artikel "Sound Design"<br />

zur Einführung <strong>des</strong> Tonfilms: "Der synchrone Ton löste – im Gegens<strong>at</strong>z zum<br />

gestenreichen, eher abstrakten Spiel der Darsteller/innen – erstmals einen Anspruch auf<br />

Realismus ein, und veränderte damit auch die Rezeption <strong>des</strong> Kinos an sich."<br />

Beurteilen Sie, inwieweit die <strong>Film</strong>szene "real" oder "künstlich" wirkt? Durch welche<br />

gestalterischen Mittel wird dieser Eindruck erweckt?<br />

Übertragen Sie die Handlung dieser <strong>Film</strong>szene in einen Tonfilm. Inwiefern muss der<br />

Aufbau der Szene geändert werden? Welche Regieanweisungen würden Sie dem<br />

Schauspieler, welche der Schauspielerin geben? Welche Bedeutung hätte die<br />

Tongestaltung?<br />

Diskutieren Sie abschließend, ob die Szene auch mit Ton "funktionieren" und<br />

komisch wirken würde.<br />

Autor/in: Stefan Stiletto, Medienpädagoge mit Schwerpunkt <strong>Film</strong>kompetenz und <strong>Film</strong>bildung,<br />

24.01.<strong>2012</strong><br />

Glossar<br />

Cadrage<br />

Die Cadrage (frz.: le cadre; Rahmen) bezeichnet in technischer Hinsicht das<br />

Seitenverhältnis <strong>des</strong> auf der Leinwand sichtbaren Bildausschnitts (Verhältnis von<br />

Bildhöhe zu Bildbreite, z. B. Cinemascope 1:2,35), in ästhetischer die Pl<strong>at</strong>zierung von<br />

Gegenständen und Personen im filmischen Raum. Diese Bildkomposition beeinflusst die<br />

emotionale Wirkung von <strong>Film</strong>bildern und Szenen.<br />

Einstellungsgrößen<br />

In der <strong>Film</strong>praxis haben sich bestimmte Einstellungsgrößen durchgesetzt, die sich an<br />

dem im Bild sichtbaren Ausschnitt einer Person orientieren: Die Detailaufnahme umfasst<br />

nur bestimmte Körperteile wie etwa die Augen oder Hände, die Großaufnahme (engl.:<br />

close up) bildet den Kopf komplett oder leicht angeschnitten ab, die Naheinstellung<br />

erfasst den Körper bis etwa zur Brust („Passfoto“). Der Sonderfall der Amerikanischen<br />

Einstellung, die erstmals im Western verwendet wurde, zeigt eine Person vom Colt<br />

beziehungsweise der Hüfte an aufwärts und ähnelt sehr der Halbnah-Einstellung, in der<br />

etwa zwei Drittel <strong>des</strong> Körpers zu sehen sind. Die Halbtotale erfasst eine Person komplett<br />

in ihrer Umgebung und die Totale präsentiert die maximale Bildfläche mit allen<br />

agierenden Personen; sie wird häufig als einführende Einstellung (engl.: establishing<br />

shot) oder zur Orientierung verwendet. Die Panoramaeinstellung zeigt eine Landschaft<br />

so weiträumig, dass der Mensch darin verschwindend klein ist.<br />

Farbgebung<br />

Farbwirkungen können sowohl über die Beleuchtung wie über Requisiten (Gegenstände,<br />

Bekleidung) erzeugt werden. Signalfarben lenken die Aufmerksamkeit, fahle, triste<br />

Farben senken die Stimmung.<br />

<strong>Film</strong>musik<br />

Das <strong>Film</strong>erlebnis wird wesentlich von der <strong>Film</strong>musik beeinflusst. Sie kann Stimmungen<br />

untermalen (Illustr<strong>at</strong>ion), verdeutlichen (Polarisierung) oder im krassen Gegens<strong>at</strong>z zu<br />

den Bildern stehen Kontrapunkt). Eine extreme Form der Illustr<strong>at</strong>ion ist die Pointierung<br />

(auch: Mickeymousing), die nur kurze Momente der Handlung mit passenden<br />

musikalischen Signalen unterlegt. Bei Szenenwechseln, Ellipsen, Parallelmontagen oder<br />

Montagesequenzen fungiert die Musik auch als akustische Klammer, in dem sie die<br />

Übergänge und Szenenfolgen als zusammengehörig definiert.


<strong>02</strong>/12<br />

<strong>Film</strong> <strong>des</strong> <strong>Mon<strong>at</strong>s</strong>: <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> Seite 14 von 16<br />

Insert<br />

Die Aufnahme eines Gegenstan<strong>des</strong> (zum Beispiel Kalender, Brief, Schlagzeile) oder einer<br />

Schrift wird in den <strong>Film</strong> eingeschnitten, um eine dram<strong>at</strong>urgisch wichtige Inform<strong>at</strong>ion zu<br />

vermitteln.<br />

Kamerabewegungen<br />

Je nachdem, ob die Kamera an einem Ort bleibt oder sich durch den Raum bewegt, gibt<br />

es zwei grundsätzliche Arten von Bewegungen, die in der Praxis häufig miteinander<br />

verbunden werden: Beim Schwenken, Neigen oder Rollen (auch: Horizontal-, Vertikal-,<br />

Diagonalschwenk) bleibt die Kamera an ihrem Standort. Das Gleiche gilt für einen<br />

Zoom, bei dem entfernte Objekte durch die Veränderung der Brennweite näher<br />

heranrücken. Bei der Kamerafahrt verlässt die Kamera ihren Standort und bewegt sich<br />

durch den Raum. Beide Bewegungsgruppen vergrößern den Bildraum, verschaffen<br />

Überblick, zeigen Räume und Personen, verfolgen Objekte. Langsame Bewegungen<br />

vermitteln Ruhe und erhöhen den Inform<strong>at</strong>ionsgrad, schnelle Bewegungen wie der<br />

Reißschwenk erhöhen die Dynamik. Eine wackelnde Handkamera suggeriert je nach<br />

<strong>Film</strong>sujet Subjektivität oder (dokumentarische) Authentizität, während eine wie<br />

schwerelos wirkende Kamerafahrt häufig den auktorialen Erzähler imitiert.<br />

Off-/On-Ton<br />

Ist die Quelle <strong>des</strong> Tons im Bild zu sehen, spricht man von On-Ton, ist sie nicht im Bild zu<br />

sehen, handelt es sich um Off-Ton. Beim Off-Ton ist zu unterscheiden, ob die Geräusche,<br />

Sprache, Musik zur logischen Umgebung einer Szene gehören (Türschließen, Dialog,<br />

Radiomusik), oder ob sie davon unabhängig eingesetzt werden wie ein Erzähler-<br />

Kommentar (Voice Over) oder eine nachträglich eingespielte <strong>Film</strong>musik.<br />

Production Design (dt. Ausst<strong>at</strong>tung)<br />

Das Production Design bestimmt das visuelle Erscheinungsbild eines <strong>Film</strong>s. Es ist der<br />

Oberbegriff für Szenenbild, Kulissen, Dekor<strong>at</strong>ionen, <strong>Film</strong>bauten und Requisiten in einem<br />

<strong>Film</strong>. Selbst real existierende Schauplätze außerhalb <strong>des</strong> <strong>Film</strong>studios werden oft durch<br />

Ausst<strong>at</strong>tung verändert und der jeweiligen Handlungszeit <strong>des</strong> <strong>Film</strong>s optisch angepasst.<br />

Dabei bewegt sich sich das Production Design seit jeher zwischen den Gegensätzen<br />

Realismus (Authentizität und Realitätsnähe, meist verbunden mit Außenaufnahmen) und<br />

Stilisierung (Erschaffung neuer, andersartiger Welten, insbesondere im Science-Fictionund<br />

Horrorfilm sowie im phantastischen <strong>Film</strong>).


<strong>02</strong>/12<br />

<strong>Film</strong> <strong>des</strong> <strong>Mon<strong>at</strong>s</strong>: <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> Seite 15 von 16<br />

<strong>Film</strong>pädagogisches Begleitm<strong>at</strong>erial<br />

<strong>Film</strong>tipp <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> (2011), VISION KINO<br />

http://www.visionkino.de/WebObjects/VisionKino.woa/media/4775<br />

VISION KINO: Schule im Kino - Praxisleitfaden für Lehrkräfte<br />

http://www.visionkino.de/WebObjects/VisionKino.woa/1/wa/CMSshow/1109855?<br />

wosid=Kn90jwNCZMNhhnMifJHlQM<br />

Weiterführende Links<br />

Website/ Trailer <strong>des</strong> <strong>Film</strong><br />

http://theartist-derfilm.de/<br />

Kritikensammlung auf filmz.de<br />

http://www.filmz.de/film_<strong>2012</strong>/the_artist/links.htm<br />

Goethe.de: „Haltbarkeitsd<strong>at</strong>um unbegrenzt” – Faszin<strong>at</strong>ion Stummfilm<br />

http://www.goethe.de/kue/flm/fim/de2930009.htm<br />

filmportal.de: Diesseits der Leinwand. <strong>Film</strong>geschichte als Kinogeschichte<br />

http://www.filmportal.de/df/73/Artikel,,,,,,,,0B467C24ADD5C395E04053D50B373FF8,,,,,,,,,,,,,,,,,,,<br />

,,,,,,,,.html<br />

filmportal.de: Wie die Bilder sprechen lernten. Die Entstehung <strong>des</strong> deutschen Tonfilms<br />

http://www.filmportal.de/df/b3/Artikel,,,,,,,,EE19A571C3738203E03053D50B377A5C,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,<br />

,,,,,,,.html<br />

filmportal.de: M<strong>at</strong>erialien: Der singende Narr (1929) von Rudolf Arnheim<br />

http://www.filmportal.de/df/8a/Artikel,,,,,,,,EE2E5C0D9299FF35E03053D50B372A07,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,<br />

,,,,,,,.html<br />

24.de: Tongestaltung. Hörkino. Wie der Sound zum <strong>Film</strong> entsteht<br />

http://www.vierundzwanzig.de/24_filmschule/hoerkino<br />

24.de: Die Stille der Karp<strong>at</strong>en. Wie Dirk W. Jacob beim Dreh von Krab<strong>at</strong> ein Second Unit-Tonteam<br />

losschickte, die besonderen N<strong>at</strong>ur<strong>at</strong>mosphären der Karp<strong>at</strong>en einzufangen.<br />

http://www.vierundzwanzig.de/tongestaltung/interview_mit_dirk_w_jacob<br />

24.de: Der König der knarzenden Türen. Wie der Geräuschemacher Joern Poetzl jedem <strong>Film</strong> einen<br />

neuen Klang gibt.<br />

http://www.vierundzwanzig.de/tongestaltung/interview_mit_joern_poetzl<br />

24.de: Der Klang <strong>des</strong> Unbewussten. Wie André Bendocchi-Alves die Welt mit den Ohren entdeckt.<br />

http://www.vierundzwanzig.de/tongestaltung/interview_mit_andre_bendocchi_alves<br />

Mehr zum <strong>The</strong>ma auf kinofenster.de<br />

Metropolis - Fritz Langs Leinwandepos auf der Berlinale (Hintergrund vom 27.01.2010)<br />

http://www.kinofenster.de/themendossiers/dossier_bildungsarbeit_mit_filmklassikern_berlinale_<strong>02</strong>_2010/metropolis_fritz_langs_lein<br />

wandepos_auf_der_berlinale/<br />

Spielfilmklassiker im Unterricht (Hintergrund vom 25.<strong>02</strong>.2009)<br />

http://www.kinofenster.de/film-<strong>des</strong>-mon<strong>at</strong>s/archiv-film-<strong>des</strong>mon<strong>at</strong>s/kf0903/spielfilmklassiker_im_unterricht/<br />

Der die Tollkirsche ausgräbt (Pädagogische Begleitm<strong>at</strong>erial vom 29.09.2006)<br />

http://www.kinofenster.de/filme/filmarchiv/der_die_tollkirsche_ausgraebt_film/<br />

3D-Kino: Geschichte und Zukunft (Hintergrund vom 07.07.2010)<br />

http://www.kinofenster.de/themendossiers/dossier_stereoskopie_die_dritte_dimension_im_kino/3d_kino_geschichte_und_zukunft/<br />

Gewehr über (Pädagogisches Begleitm<strong>at</strong>erial vom 31.10.2008)<br />

http://www.kinofenster.de/filme/filmarchiv/gewehr_ueber_film/<br />

Der General (Pädagogisches Begleitm<strong>at</strong>erial vom 31.10.2008)<br />

http://www.kinofenster.de/filme/filmarchiv/der_general_film/


<strong>02</strong>/12<br />

<strong>Film</strong> <strong>des</strong> <strong>Mon<strong>at</strong>s</strong>: <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> Seite 16 von 16<br />

Der "Musikfilm" – Facetten einer innigen Beziehung (Hintergrund vom 01.08.2004)<br />

http://www.kinofenster.de/film-<strong>des</strong>-mon<strong>at</strong>s/archiv-film-<strong>des</strong>mon<strong>at</strong>s/kf0408_9/der_musikfilm_facetten_einer_innigen_beziehung/<br />

Bal – Honig (<strong>Film</strong>besprechung vom 06.08.2010)<br />

http://www.kinofenster.de/filme/neuimkino/archiv_neuimkino/bal_honig_film/<br />

Rot wie der Himmel (Pädagogisches Begleitm<strong>at</strong>erial vom 25.05.2009)<br />

http://www.kinofenster.de/filme/filmarchiv/rot_wie_der_himmel_film/<br />

Psycho (Pädagogisches Begleitm<strong>at</strong>erial vom 04.09.2008)<br />

http://www.kinofenster.de/filme/filmarchiv/psycho-film/<br />

Musik im <strong>Film</strong> – Eine kleine Dram<strong>at</strong>urgie (Hintergrund vom 01.08.2004)<br />

http://www.kinofenster.de/film-<strong>des</strong>-mon<strong>at</strong>s/archiv-film-<strong>des</strong>mon<strong>at</strong>s/kf0408_9/musik_im_film_eine_kleine_dram<strong>at</strong>urgie/<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Für die Bun<strong>des</strong>zentrale für politische Bildung/bpb, Fachbereich Multimedia,<br />

verantwortlich:<br />

Thorsten Schilling, K<strong>at</strong>rin Willmann<br />

Adenauerallee 86, 53115 Bonn, Tel. <strong>02</strong>28 / 99 515 0, info@bpb.de<br />

Für die Vision Kino gGmbH verantwortlich:<br />

Sarah Duve, Maren Wurster<br />

Große Präsidentenstr. 9, 10178 Berlin, Tel. 030 / 275 77 575, info@visionkino.de<br />

Autoren/innen: Michael Kohler, Sascha Rettig, Jörn Hetebrügge, Andreas Busche<br />

Unterrichtsvorschläge und Arbeitsblätter: Stefan Stiletto<br />

Redaktion: Ula Brunner, Kirsten Taylor<br />

Basis-Layout: 3-point concepts GmbH<br />

Layout: Tobias Schäfer<br />

Bildnachweis: <strong>The</strong> <strong>Artist</strong> (S. 1, S. 2, S. 3, S. 11, S. 12): Delphi <strong>Film</strong>verleih; Regisseur<br />

Michel Hazanavicius (S.4): Delphi <strong>Film</strong>verleih.<br />

© Januar <strong>2012</strong> kinofenster.de<br />

Diese Texte sind lizenziert nach der Cre<strong>at</strong>ive Commons<br />

Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany License.

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