Online-Probeheft - Schulz-Kirchner Verlag
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Arbeitsteilung und der zunehmenden Bedeutung interprofessioneller<br />
Zusammenarbeit Rechnung zu tragen. Ferner<br />
sei es erforderlich, die Gesundheitsfachberufe durch die<br />
Bildung eigenständiger wissenschaftlicher Disziplinen sowie<br />
die Schaffung wissenschaftlicher Karrierewege weiterzuentwickeln.<br />
<br />
Bietet eine akademische Ausbildung für eine erfolgreiche<br />
Arbeit in der Praxis tatsächlich einen Mehrwert?<br />
Ein weit überwiegender Teil der Stimm-, Sprech- und<br />
Sprachtherapeuten arbeitet heute nach einer Fachschulausbildung<br />
sehr erfolgreich in der therapeutischen Praxis. Der<br />
GKV-Spitzenverband geht davon aus, dass in der Praxis ein<br />
Therapeut benötigt wird, der „sein Handwerk versteht“.<br />
Hierfür hat sich die Ausbildung in der Fachschule bewährt.<br />
Der Wissenschaftsrat des Bundes und der Länder sieht dies<br />
ähnlich und hält es für sinnvoll, lediglich 10 % bis 20 % eines<br />
Jahrgangs auf hochschulischem Niveau auszubilden. Er geht<br />
dabei davon aus, dass einem multidisziplinären Team von<br />
5 bis 10 Personen eine akademisch ausgebildete Fachkraft<br />
angehören sollte.<br />
Im Oktober 2002 lud die FH Bielefeld<br />
VertreterInnen der Studienprogramme<br />
Gesundheitsfachberufe zu einem Treffen<br />
ein. Schnell wurde klar, dass eine Vernetzung<br />
sinnvoll ist, um dem Anliegen einer<br />
strukturellen Verankerung der Gesundheitsfachberufe<br />
an den Hochschulen<br />
Gehör zu verschaffen.<br />
Dies führte im Jahre 2006 zur Gründung<br />
des Hochschulverbunds Gesundheitsfachberufe<br />
e.V. (HVG). Durch die inzwischen<br />
über 20 Mitgliedshochschulen und vielen<br />
assoziierten institutionellen (z.B. dbl)<br />
sowie persönlichen Mitglieder ist der<br />
HVG eine bedeutende Stimme für die<br />
Akademisierung im deutschsprachigen<br />
Raum geworden und in verschiedenen<br />
Expertengruppen und Räten vertreten.<br />
Zusammenfassend wird es zwar in Zukunft mehr akademisch<br />
ausgebildete Therapeuten geben, für die Arbeit in<br />
der Praxis dürfte dies jedoch eine untergeordnete Rolle<br />
spielen.<br />
Abschaffung des Arztvorbehaltes<br />
In der berufspolitischen Diskussion der Logopäden wurde<br />
immer wieder die Abgabe von Heilmitteln ohne ärztliche<br />
Verordnung („direct access“) als ein zentrales Ziel genannt.<br />
Abgesehen davon, dass aus Sicht der Krankenkassen eine<br />
ärztliche Diagnosestellung für dringend erforderlich gehalten<br />
wird, würde sich das Problem der anbieterinduzierten<br />
Nachfrage erheblich verschärfen, wenn die Feststellung der<br />
medizinischen Notwendigkeit, die Durchführung und die<br />
Abrechnung einer Therapie in einer Hand liegen. Ohne den<br />
Arztvorbehalt wäre es deshalb erforderlich, Wirtschaftlichkeitsinstrumente,<br />
wie sie heute auf die ärztliche Tätigkeit<br />
ausgerichtet sind, auch auf die Heilmittelerbringer zu<br />
übertragen.<br />
Hochschulverbund Gesundheitsfachberufe e.V. (HVG)<br />
bedeutende Stimme für die Akademisierung<br />
Zielsetzungen des HVG<br />
Der HVG hat es sich zur Aufgabe gemacht,<br />
die Studiengänge der Gesundheitsberufe<br />
zu vernetzen und qualitativ weiterzuentwickeln.<br />
Neben den deutschen Hochschulen<br />
haben sich dem HVG auch Hochschulen<br />
aus der Schweiz angeschlossen. Eine erste<br />
assoziierte Mitgliedschaft aus Österreich<br />
liegt ebenfalls vor.<br />
Neben der Vernetzung zur Bündelung der<br />
Kräfte für die politische Einflussnahme<br />
geht es um die verbesserte Ausbildungsqualität<br />
für die Gesundheitsfachberufe.<br />
Mithilfe von Workshops, Seminaren und<br />
anderen Veranstaltungen sollen Forschung<br />
und Lehre auf dem Gebiet der<br />
Gesundheits- und Therapiewissenschaften<br />
gefördert und unterstützt werden.<br />
Gleichzeitig widmet sich der HVG Themen<br />
und Problemstellungen, die mit der Akademisierung<br />
verbunden sind: Förderung<br />
von Strukturen für Forschung, Informationen<br />
und Foren für den Austausch – z.B.<br />
für neue Hochschulen mit Studienprogrammen<br />
der Gesundheitsfachberufe,<br />
Fragen der Primärqualifikation und<br />
wissenschaftliche Nachwuchsförderung.<br />
Ein derzeit besonders wichtiger Punkt ist<br />
die Frage, unter welchen Rahmenbedingungen<br />
die akademische Primärqualifikation<br />
eingeführt wird, da die Evaluationen<br />
der Studiengänge bereits begonnen<br />
ha ben und bis Ende 2015 abgeschlossen<br />
sein müssen.<br />
Das Ziel der Akademisierung ist es, das<br />
Potenzial der Wissenschaftsentwicklung<br />
aus zuschöpfen, um den Beitrag der therapeutischen<br />
Berufe für die Gesundheitsversorgung<br />
von heute und morgen zu<br />
gewährleisten. Dieses erfordert Studiengänge<br />
– Bachelor- und Masterprogramme<br />
– mindestens auf Fachhochschulniveau.<br />
Inzwischen arbeiten im HVG drei Fachkommissionen<br />
mit diversen Arbeitsgruppen<br />
an der Umsetzung dieser Themen<br />
und gemeinsamen Ideen.<br />
Prof. Dr. Heidi Höppner, Berlin<br />
Fachkommission Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Vernetzung und Politik<br />
<br />
www.hv-gesundheitsfachberufe.de<br />
Forum Logopädie Heft 1 (27) Januar 2013 37