Download PDF - Schweizerische Weinzeitung
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S w i s s M a d e<br />
«Wir vergleichen unseren Spitzenwein<br />
mit Margaux und Lafite. Er ist natürlich kein Bordeaux,<br />
er ist meiner Ansicht nach sogar besser»<br />
P e t e r A l t h a u s<br />
Der Barrique-Keller,<br />
vier Althaus-Weine:<br />
Letzteren gönnt er mehr<br />
Zeit, als dies andere<br />
Erzeuger tun. Peter Althaus<br />
wartet viele Jahre, bis die<br />
Weine auf die Flasche und in<br />
den Verkauf kommen.<br />
Ein historischer Moment, im Persönlichen wie im Allgemeinen.<br />
«Als wir Sydney erreichten, kam in Berlin die<br />
Mauer runter», erinnert sich Hans Peter Althaus an seine<br />
Ankunft in Australien, seinen Einstieg ins zweite Berufsleben.<br />
Doch Sydney war für den ehemaligen IBM-Manager<br />
und Quereinsteiger ins Winzer-Business nur eine unbedeutende<br />
Zwischenstation. Sein Ziel lag weiter südlich<br />
und hatte eine Menge mit Cool Climate und der Liebe<br />
eines Schweizers zum Bordelaiser Grundnahrungsmittel<br />
zu tun. Rotwein wollte er machen, dieser abenteuerlustige<br />
Schweizer, aber keinen hitzigen, wie in Australien vielfach<br />
üblich, nicht den üppigen Syrah, auf keinen Fall dicke<br />
Merlots. In Frage kamen da vor allem Regionen im Süden<br />
des Landes, in Meeresnähe und vergleichsweise wenig<br />
heiss, in allererster Linie aber eine Insel vor der Küste des<br />
fünften Kontinents. Genau gesagt ein Weinberg im Coal<br />
River Valley, im tasmanischen Südosten, der so aussah,<br />
wie er hiess: Stoney Vineyard.<br />
Tasmanien war allerdings keineswegs das Ziel der<br />
Althaus’schen Träume seit Ewigkeiten, sondern das Ergebnis<br />
nüchternen Überlegens. «Ich habe eine Menge<br />
Forschung betrieben», sagt der Nicht-Önologe und schaut<br />
wie einer, der den Sachen grundsätzlich auf den Grund<br />
gehen möchte. So ähnlich muss er es in seiner Zeit bei<br />
IBM gehalten haben, und so akribisch ging er sicher auch<br />
zu Werke, als er in der Zofinger Weinbruderschaft mitarbeitete<br />
und zum Präsidenten der <strong>Schweizerische</strong>n Vereinigung<br />
der Weinfreunde gekürt worden war: immer auf<br />
der Suche nach interessanten Weinen für sich, Freunde<br />
und Freundesfreunde. Erst- und andersklassige Bordeaux<br />
hatten es Althaus rasch angetan, die eigene Sammlung<br />
war stetig gewachsen, und irgendwann wurde der Wille<br />
zum Eigenversuch übermächtig. «Irgendwo in der Welt»,<br />
grübelte der Manager damals, «müsste es möglich sein, so<br />
etwas zu machen.» Aber wo? In Bordeaux selbst ein Schloss<br />
kaufen? Keine einfache Sache. Anderswo waren die Weinberge<br />
unverhältnismässig teuer, dann wieder passte das<br />
Klima nicht, machten übermächtige Traditionen oder<br />
ungeeignete Traubensorten Striche durch die Rechnung.<br />
«In der Alten Welt wäre Portugal für mich in Frage gekom<br />
men», grübelt Althaus, der dann ganz weit weg fündig<br />
wurde, der im Alter von 50 die meisten Schweizer<br />
Zelte abbrach und mit Frau und Maus nach Australien<br />
zog. Aus Zollikon, wo Ruth und Hans Peter Althaus damals<br />
wohnten, ins gemäch liche Campania nahe Hobart.<br />
Irgendwo unterwegs muss dem Neu-Winzer auch der<br />
S c h w e i z e r i s c h e We i n z e i t u n g — 26