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S w i s s M a d e<br />
«Ich betrachte Wein<br />
nicht als Modeprodukt,<br />
und ich verkaufe nur das, was<br />
ich selbst gern trinke»<br />
P e t e r A l t h a u s<br />
Peter Althaus mit<br />
«Australiens Lafite» im Glas.<br />
Die bezaubernde Wineglass Bay<br />
liegt etwa anderthalb Stunden<br />
von der Domaine A entfernt.<br />
die Bordelaiser. Apropos: Den Vergleich mit Bordeaux hört<br />
Althaus nicht ungern. «Wir vergleichen unseren Spitzenwein<br />
mit Margaux und Lafite», grinst der Wahl-Tasmanier.<br />
«Er ist natürlich kein Bordeaux, er ist meiner Ansicht nach<br />
sogar besser. Und er altert sehr gut.» Vielleicht auch deshalb,<br />
weil die Vinifikation alles andere als zögerlich ist.<br />
Althaus gönnt seinen Weinen generell mehr Zeit, als dies<br />
andere Erzeuger tun, wartet viele Jahre, bis die Weine auf<br />
die Flasche und in den Verkauf kommen. Den 2006er<br />
«Cabernet Sauvignon Domaine A» kann man jetzt ab Weingut<br />
kaufen, und wer ihn in diesem Jungwein-Zustand<br />
aufreissen will, sollte sich zu Musse zwingen. Der Ausbau<br />
in neuen Barriques, der schon mal drei Jahre dauern kann<br />
und der im Anschluss an die langsame Fermentation in<br />
offenen Gärständern erfolgt, führt halt zu festen, unüberschmeckbaren<br />
Tanninen, welche die saftige Schwarzbeerfrucht<br />
ergänzen. So was benötigt zwingend Zeit und<br />
davon sogar eine ganze Menge. Die Spätvermarktungspolitik<br />
– nach der Füllung bleibt der tasmanische Premier<br />
Cru noch mindestens zwei Jahre auf der Flasche, bevor<br />
Kunden zugreifen dürfen – lässt sich offenbar sehr wohl<br />
durchhalten, sofern man nicht nach schnellem Geld giert.<br />
Vielleicht sollten ein paar auf Subskriptionen und aufs<br />
Euro-Scheffeln abonnierte Bordeaux-Schlossherren doch<br />
mal auf der Domaine A vorbeischauen?<br />
Dann würden sie auch merken, dass Cabernet und<br />
Petit Verdot nicht alles sind. Auch wenn Peter Althaus<br />
eher der Bordeaux- als der Burgundertyp ist, hat er dem<br />
Anbau von Pinot noir, einem tasmanischen Klassiker,<br />
nicht widerstehen können. Erstaunlicherweise wirkt sein<br />
in kleinen Mengen erzeugter «Domaine A Pinot noir» viel<br />
kräftiger und mächtiger als viele andere hiesige Pinots<br />
noirs, ist so was wie der Bordeaux unter Tasmaniens Burgun<br />
dern. Und auch die Sauvignons blancs, von denen gleich<br />
zwei existieren, sind nichts weniger als ungewöhnlich.<br />
«Diese Sorte passt», erklärt Weinmacher Peter. «Ich kann<br />
Sauvignon blanc ernten, ohne aufsäuern zu müssen.» Vom<br />
anderswo in der Welt populären Stachel beer-Stil will sich<br />
Althaus allerdings abgrenzen. «Unser Sauvignon blanc<br />
unterscheidet sich deutlich von dem in Neuseeland, ist weniger<br />
‹grassy› und dafür reifer.» Die Sache mit dem Cool<br />
Climate muss man eh ein bisschen relativieren, zumal es<br />
selbst auf Tasmanien ganz schön heiss werden kann und<br />
für trockene Epochen mit Tröpfchenbewässerung vorgesorgt<br />
werden muss. Saftig und cremig, deutlich exotisch<br />
duftet also Sauvignon Nr. 1, während die «Lady A»<br />
genannte Nr. 2 in neuen französischen Barriques vergoren<br />
wird, zwölf Monate auf der Hefe zubringt und dann noch<br />
eine halbe Ewigkeit in Flaschen reifen darf. Das Ergebnis<br />
hat mit grossen Bordelaiser Weissweinen à la Smith Haut<br />
Lafitte mehr gemein als mit den meisten australischen<br />
Sauvignons, braucht Zeit, um die Holzaromen einzubinden,<br />
will karaffiert und ohne Eile konsumiert werden.<br />
Nichts, was im Trend des schnelllebigen 21. Jahrhunderts<br />
liegt und was gerade deshalb gut passt. «Ich betrachte<br />
Wein nicht als Modeprodukt», resümiert Peter Althaus,<br />
«und ich verkaufe nur das, was ich selbst gern trinke.»<br />
Selten waren Winzeraussagen so nachvollziehbar wie in<br />
diesem Falle.<br />
Foto unten: Tourism Tasmania & Geoffrey Lea<br />
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