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Selbsthilfemagazin - KISS Kassel

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Suchtselbsthilfe<br />

„Ich trinke nichts mehr, weil ich zur<br />

Gruppe gehe“<br />

Gemeinschaft der Guttempler in <strong>Kassel</strong> feiert 101. Geburtstag<br />

Selbsthilfetag<br />

2013<br />

Wir sind dabei<br />

Bei einer Abhängigkeitskrankheit ist ein Leben ohne das Suchtmittel unabdingbar. Auf dem Weg aus der<br />

Sucht sind Selbsthilfegruppen schon seit langem eine wichtige Station. Dazu gehören auch die Guttempler<br />

in <strong>Kassel</strong>, die dieses Jahr ihren 101. Geburtstag feiern können.<br />

Menschen wöchentlich am Dienstag zur Gruppe, am<br />

Freitag findet ein Gemeinschaftsabend für Mitglieder<br />

statt, der aber allen Interessierten offen steht. Zwei<br />

Mitglieder der Guttempler in <strong>Kassel</strong> haben eine<br />

Suchthelferausbildung und bieten bei Bedarf und im<br />

Krisenfall Einzelgespräche an.<br />

Beziehungen neu gestalten<br />

„Wir verzichten auf das Blitzlicht“, erläutert Schaus,<br />

das bei vielen Selbsthilfegruppen am Beginn eines<br />

Treffens steht und bei dem jeder zu Wort kommt.<br />

Mancher fühle sich dadurch in die Enge gedrängt,<br />

etwas zu sagen. Stattdessen wird zu Beginn gefragt,<br />

wer etwas auf dem Herzen hat. „Das ist immer der<br />

Fall“, versichert Schaus. Die Erfahrungen der anderen<br />

können helfen, eine eigene Lösung für sich zu finden.<br />

Ziel ist, das Leben ohne Alkohol zu stabilisieren. Die<br />

Gemeinschaft hilft, den Alltag zu gestalten und zu<br />

bewältigen. Das Beispiel der anderen zeigt: Es gibt ein<br />

positives Leben ohne Alkohol. Für viele Suchtkranke<br />

ist das anfangs unvorstellbar.<br />

„Wir sind so etwas wie eine Familie“, sagt Jürgen<br />

Schaus, Sprecher der Gesprächsgruppe für Alkoholkranke<br />

und deren Angehörige der Guttempler-<br />

Gemeinschaft „Chattenburg“ in <strong>Kassel</strong>. Man kann mit<br />

seinen Problemen kommen und es wird gemeinsam<br />

eine Lösung gesucht. Denn Menschen, deren Leben<br />

sich oft jahrelang um den Alkohol drehte, müssen erst<br />

einmal wieder lernen, frei vom Suchmittel zu leben.<br />

Gelingt ihnen das, haben sie ihre Krankheit gestoppt.<br />

Die Guttempler verstehen sich dabei als Abstinenzverband<br />

– als eine Gemeinschaft bewusst alkoholfrei<br />

lebender Menschen. „Guttempler sein heißt mehr,<br />

als ohne Alkohol zu leben, denn wir setzen uns auch<br />

für die Ideale Brüderlichkeit und Frieden ein“, heißt es<br />

auf der Internet-Seite der Guttempler. Diese Ideale,<br />

der Frieden als Leitschnur, waren Jürgen Schaus<br />

wichtig. Sie prägen den Umgang, das Miteinander<br />

in der Gruppe. In <strong>Kassel</strong> treffen sich etwa 15 bis 18<br />

Durch die Sucht sind sie in die Isolation geraten,<br />

haben Kontakte aufgegeben und müssen jetzt lernen,<br />

Beziehungen neu zu gestalten und ihre Probleme<br />

anders als mit Alkohol zu lösen, der keine Lösung<br />

war. Die Gemeinschaft bietet einen sicheren Raum,<br />

um neues Verhalten zu erproben und zu lernen. „Für<br />

mich war es wichtig, Gleichgesinnte zu finden, die<br />

zeigten, dass eine abstinente Lebensweise positiv<br />

ist“, sagt Schaus. Man lebt bewusster, vor allem kehrt<br />

das Selbstbewusstsein zurück, das bei Suchtkranken<br />

meist verloren gegangen ist. Die Betroffenen knüpfen<br />

soziale Kontakte neu und werden von den anderen<br />

Gruppenmitgliedern dazu ermutigt. Intern gibt es<br />

eine Telefonliste, die Mitglieder können einander im<br />

Krisenfall anrufen und helfen sich gegenseitig.<br />

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