Selbsthilfemagazin - KISS Kassel
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Portrait<br />
Selbsthilfetag<br />
2013<br />
Wir sind dabei<br />
Er redet so, wie es<br />
ihm gefällt<br />
Berthold Buechs ist seit 25 Jahren<br />
in der Selbsthilfe für Stotterer aktiv<br />
Als er mit der Arbeit in der Selbsthilfe begann, war<br />
die <strong>KISS</strong> gerade im Aufbau. Das ist 25 Jahre her und<br />
so lange ist der 54jährige Berthold Buechs in der<br />
Selbsthilfe für Stotterer aktiv. Er erlebte Höhen und<br />
Tiefen. 2002 fand die Gruppe in <strong>Kassel</strong> etwa anderthalb<br />
Jahre gar nicht mehr statt. Doch dann „hat es sich<br />
gebessert“. Berthold Buechs hat durchgehalten und<br />
ist belohnt worden, heute trifft sich die Gruppe<br />
wieder zwei Mal im Monat. Das Wort „Aufklärung“<br />
fällt in dem Gespräch mit ihm häufig. Aufklärung über<br />
das Stottern ist ihm wichtig. Öffentlichkeit schaffen,<br />
selbst wenn er an Infoständen immer wieder erlebt,<br />
dass Menschen einen Bogen um das Thema Stottern<br />
machen.<br />
Das ist schade, denn sie könnten von ihm einiges<br />
darüber erfahren. Sowohl über seine persönlichen<br />
Erfahrungen als auch darüber, wie man sich einen<br />
Stotterer gegenüber am besten verhält. „Am besten<br />
ganz normal“, erzählt er. In die Augen schauen –<br />
jedenfalls ist ihm das wichtig – nicht unterbrechen;<br />
manchmal etwas Geduld mitbringen. Auch Buechs<br />
sucht bei manchen Sätzen nach Worten, beginnt<br />
einen Satz, von dem man nicht genau weiß, wohin er<br />
führen wird. Doch am Ende hat der Satz alle Hürden<br />
umschifft und kommt sicher am Ziel an.<br />
Stottern ist situationsbedingt<br />
Seine Hände reden mit und unterstreichen auf ihre Art,<br />
was er sagen will. Ein wenig klingen manche Worte<br />
nach einem nordischen Akzent, doch kein Buchstabe<br />
wird mehrfach gesprochen. Je länger das Gespräch<br />
andauert, umso sicherer wird sein Sprechen. Ja,<br />
bestätigt er, das Sprechen ist bei ihm, so wie bei<br />
vielen Stotterern, situationsabhängig. Je besser er<br />
jemanden kennt, umso leichter fällt ihm das flüssige<br />
Sprechen. Bei dem zweiten Besuch für ein Foto merkt<br />
man kaum noch, dass man es mit einem Stotterer zu<br />
tun hat.<br />
Buechs stottert von Kindheit an. Jedes Kind hat<br />
eine Phase, in dem Laute wiederholt werden. Für<br />
Buechs und für die anderen Stotterer endet diese<br />
Phase nicht. Warum das so ist, weiß man noch nicht<br />
genau. Vermutlich haben stotternde Menschen eine<br />
Veranlagung zu dieser Sprechstörung, dazu kommen<br />
auslösende und aufrechterhaltende Faktoren. Einflüsse<br />
aus dem körperlichen, psychischen, sprachlichen und<br />
sozialen Bereich wirken sich aus.<br />
Berthold Buechs war mit fünf Jahren in seiner<br />
ersten Rehabilitation und wurde danach in <strong>Kassel</strong><br />
in die zweite Klasse einer speziellen Schule für<br />
Sprachbehinderte eingeschult. Dort schulte man den<br />
Linkshänder auf die rechte Hand um. „Mein Stottern<br />
kann dadurch verstärkt worden sein“, erklärt Buechs.<br />
Später machte ihm der Druck der Arbeitswelt zu<br />
schaffen, vermutet er. Denn seit er Rente bekommt,<br />
verbesserte sich sein Sprechen ebenfalls. Obwohl<br />
er es als eine seiner wichtigsten Stärken betrachtet,<br />
Druck gut auszuhalten.<br />
Stotterer müssen zwangsläufig lernen, Druck auszuhalten.<br />
Telefonieren oder Bewerbungsgespräche,<br />
überhaupt Kommunikation ist für sie meist angstbesetzt.<br />
Die Anstrengung beim Sprechen wächst,<br />
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