Download - Bundesverband Seniorentanz eV
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Kent’s Waltz beim Galaball des DTV<br />
Deutscher Tanzsportverband (DTV) feiert: 100 Jahre Tanzsport in Deutschland<br />
Erleichtert, glücklich und voller Stolz blicken die 20 Tänzerinnen nach ihrem Auftritt in<br />
die Kamera. Foto: © Horst Riehl<br />
Irgendwann im August wurde ich<br />
gefragt, ob ich mit zum Galaball<br />
des DTV in Berlin komme und auch<br />
mittanze, wir würden einen Tanz<br />
vorführen. Ich habe gar nicht erst<br />
überlegt und „ja klar“ gesagt. Allerdings<br />
wusste ich da noch nicht, worauf<br />
ich mich einlasse. Das ging wohl<br />
den meisten von uns so. Ich dachte<br />
zunächst, wir stellen uns mal beim<br />
Berliner Landesverband des Deutschen<br />
Tanzsportverbandes vor oder<br />
etwas ähnliches, wir würden den<br />
Duke of Kent’s Waltz tanzen. Zu diesem<br />
Zeitpunkt fand ich ihn nicht so<br />
toll und habe das auch kundgetan.<br />
Unsere Landesvorsitzende meinte<br />
allerdings, dass das der Wunsch des<br />
Bundesvorstandes sei. Da wurde ich<br />
dann schon etwas stutzig.<br />
Es stellte sich heraus, dass es um eine<br />
Galaveranstaltung des DTV (Deutscher<br />
Tanzsportverband) zum Thema<br />
100 Jahre Tanzsport in Deutschland<br />
ging und der BVST mit einem Tanz<br />
vertreten war. Der LV Berlin-Brandenburg<br />
durfte tanzen. Da traten<br />
Weltmeister, Europameister und<br />
Landesmeister auf – und wir dazwischen.<br />
Da wurde mir schon komisch<br />
zumute. Dafür leuchtete mir jetzt<br />
auch ein, dass es sinnvoll war, einen<br />
Tanz zu wählen, den die anderen<br />
Sparten gar nicht und deshalb auch<br />
nicht ungleich besser tanzen.<br />
Wir waren 20 Tänzerinnen, verstreut<br />
aus den Ländern Berlin und Brandenburg,<br />
die sonst nicht regelmäßig<br />
zusammen tanzen. Glücklicherweise<br />
hatten wir auf dem letzten Tanzfest<br />
des Landesverbandes den Duke of<br />
Kent im Programm, so dass wir ihn<br />
alle schon einmal geübt hatten und<br />
nicht erst noch lernen mussten. Auf<br />
dem Tanzleitertreffen haben wir 20<br />
dann erstmals richtig zusammen<br />
getanzt – der erste Versuch war auch<br />
alles andere als perfekt. Wir haben<br />
dann geübt, da sah es schon besser<br />
aus. Wir mussten auch noch die Frage<br />
entscheiden, was wir anziehen<br />
sollen. Wir sollten einfarbige Röcke<br />
tragen. Da musste sich die eine oder<br />
andere erst noch einen Rock borgen,<br />
weil sie ja eigentlich nur Hosen trägt.<br />
Meine Tanzgruppen waren wirklich<br />
sehr nett und haben den Duke of<br />
Kent die verbleibenden vier Wochen<br />
mit mir, ohne zu murren, jede Stunde<br />
getanzt. Danke dafür! Inzwischen<br />
mögen wir den Tanz sogar ganz gern.<br />
Apropos The Duke of Kent’s Waltz:<br />
Der Tanz stammt zwar aus 1801, aber<br />
er ist noch lebendig. In Großbritannien<br />
wird er aktiv getanzt, teilweise<br />
sogar in historischen Kostümen. Man<br />
kann sich das im Internet ansehen.<br />
Irgendwann kam der große Tag. Wir<br />
trafen uns im „Mannschaftshotel“<br />
und konnten dort noch ein paar Stunden<br />
üben. Dann hieß es warten, warten,<br />
warten. Wir haben uns die Zeit<br />
vertrieben und die CD der Weiterbildung<br />
17 rauf und runter getanzt. Das<br />
half uns über das Lampenfieber hinweg.<br />
Irgendwann ging es mit dem<br />
Bus ins „Veranstaltungshotel“ Maritim<br />
im Stadtzentrum. Und wieder<br />
warten, warten, warten…. Auf dem<br />
Flur übten die Gardetänzerinnen, 50<br />
bis 60 Jahre jünger als wir. Die waren<br />
richtig, richtig gut und einfach süß in<br />
ihren Kostümen.<br />
Dann waren wir endlich an der Reihe.<br />
Wir haben unser Bestes gegeben,<br />
ganz ordentlich getanzt und auch<br />
Beifall bekommen. Eine Dame um<br />
die 50 sprach unsere Landesvorsitzende<br />
an und meinte, sie habe jetzt<br />
keine Angst mehr vorm Älterwerden,<br />
nachdem sie uns gesehen hat. Das ist<br />
doch schon mal etwas.<br />
Trotzdem waren wir heilfroh, dass<br />
wir es ohne größere Pannen geschafft<br />
hatten, schließlich sind wir<br />
„normale“ Leute, Tanzleiter und Tänzerinnen<br />
aus Berlin und Brandenburg,<br />
nicht mal eine Tanzgruppe und<br />
schon gar keine Berufstänzer oder<br />
Europa- oder Weltmeister. Wir haben<br />
aber auch gelernt, was wir in Zukunft<br />
doch noch besser machen könnten.<br />
Für mich war es eine ganz neue Erfahrung,<br />
bei solch einer hochkarätigen<br />
Veranstaltung auf und hinter<br />
der Bühne mit dabei zu sein. Eine<br />
Gelegenheit, die man sicher nicht oft<br />
im Leben bekommt. Für die meisten<br />
Zuschauer im Saal und wohl auch für<br />
den Moderator war es dafür der erste<br />
Berührungspunkt mit dem <strong>Seniorentanz</strong>.<br />
Es wird hoffentlich nicht der<br />
letzte bleiben.<br />
Dr. Marion Schmohl<br />
Senioren tanzen 01/2013