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Frankfurt Institute for Molecular Life Sciences (FMLS) - CEF-MC

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36 Cef-inveStigatorS<br />

37<br />

paola fuCInI<br />

1970 in Turin, Italien geboren,<br />

studierte Paola Fucini in ihrer Heimatstadt<br />

Biologie und ging dann zur<br />

Promotion nach München. Von dort<br />

aus führte sie ihr wissenschaftlicher<br />

Weg nach England, wo sie zunächst<br />

in Ox<strong>for</strong>d und später in Cambridge<br />

<strong>for</strong>schte, bevor sie 2002 nach<br />

Deutschland ans Max-Planck-Institut<br />

für Molekulare Genetik in Berlin<br />

zurückkehrte. Von dort aus nahm<br />

sie 2007 den Ruf auf die Assistenzprofessur<br />

an der Goethe-Universität<br />

<strong>Frankfurt</strong> an. Die Familie gibt der<br />

dreifachen Mutter den größten<br />

Rückhalt, und es ist ihr eine Freude,<br />

die Kinder beim Heranwachsen zu<br />

erleben. Fucini hat viele Interessen<br />

und Hobbies wie zum Beispiel Volleyball<br />

spielen, Judo, Lesen von Science<br />

Fiction und Philosophie. Neben ihrer<br />

beruflichen Tätigkeit ist ihre Freizeit<br />

jedoch sehr knapp bemessen, so<br />

dass sie diese am liebsten mit ihrer<br />

Familie verbringt.<br />

struKturanalyse Des rIBosoms<br />

Die ProteinfabriK verSteHen<br />

Was eine Zelle ist und wie sie auf ihre<br />

umgebung reagiert, wird größtenteils<br />

von proteinen bestimmt. Die fähigkeit, ein<br />

funktionales protein zu synthetisieren, ist<br />

daher entscheidend für die eigene existenz.<br />

In allen lebenden Zellen findet die proteinsynthese<br />

am ribosom statt, einem makromolekularen<br />

Komplex. Deshalb ist dieser<br />

translationsapparat eines der wichtigsten<br />

Ziele für antibiotika. mit Hilfe röntgenkristallographischer<br />

sowie kryo-elektronenmikroskopischer-<br />

und nmr-untersuchungen<br />

wollen wir verstehen, wie die verschiedenen<br />

Komponenten des translationsapparates<br />

miteinander agieren, um den translationszyklus<br />

zu steuern.<br />

Dazu untersuchen wir translationsfaktoren,<br />

die an den grundlegenden schritten<br />

der proteinsynthese beteiligt sind. Hierzu<br />

gehört die aufklärung des Bindungs-modus<br />

und der funktion des elongations-faktors<br />

G. Dieser faktor steuert die Bewegung<br />

des ribosoms auf der mrna, so dass bei<br />

jedem schritt des elongations-Zyklus der<br />

anschluss einer neuen aminosäure an die<br />

wachsende polypeptidkette möglich ist.<br />

Diese studien werden ergänzt durch die<br />

Kotranslationale Proteinfaltung: Strukturmodel<br />

eines in der arbeitsgruppe<br />

fucini untersuchten ribosomenkomplexes.<br />

ribosomen, orte der Proteinsynthese,<br />

sind makromolekulare Komplexe<br />

aus Proteinen und ribonukleinsäuren<br />

(rna), bestehend aus der großen (grün)<br />

und kleinen (cyan) untereinheit. Die<br />

während der Synthese wachsende (naszierende)<br />

Polypeptidekette (gelb) wird<br />

durch t-rna (hellbraun) am ribosom<br />

zurückgehalten und durch einen tunnel<br />

in der großen untereinheit vor Proteasen<br />

geschützt. unmittelbar nach deren<br />

austritt wird das naszierende Polypeptid<br />

bei dessen faltung durch translationale<br />

faktoren, wie den trigger-faktor (rosa),<br />

unterstützt.<br />

strukturelle analyse des faktors lepa, der<br />

in der lage ist, die translokation von ribosomen,<br />

die in unnormaler Kon<strong>for</strong>mation<br />

blockiert sind, rückgängig zu machen. Von<br />

großem Interesse ist für uns auch die steuerung<br />

der Biogenese des ribosoms, denn bei<br />

diesem heiklen schritt müssen mehr als 55<br />

proteine und drei nukleinsäure-stränge,<br />

bestehend aus mehr als 4500 nukleotiden,<br />

zusammengeführt werden.<br />

Die struktur verschiedener antibiotikaribosom-Komplexe<br />

ist ein weiterer schwerpunkt<br />

unserer arbeit. Wir wollen verstehen,<br />

wie diese kleinen liganden die tätigkeit eines<br />

so großen makromolekularen Komplexes<br />

vollständig unterbinden können. Zwei<br />

der untersuchten Inhibitoren, thiostrepton<br />

und micrococcin, gehören zur gleichen antibiotika-Klasse<br />

und binden in der gleichen<br />

umgebung am ribosom. Interessanterweise<br />

blockieren sie es jedoch in zwei unterschiedlichen<br />

Kon<strong>for</strong>mationen, die einem<br />

schritt beim an- und ausschalten der proteinsynthese<br />

entsprechen.<br />

unsere größte Heraus<strong>for</strong>derung sind jedoch<br />

fragen, die sich auf die faltung der<br />

entstehenden polypeptidkette beziehen.<br />

synthetisiert im Kern des ribosoms, hat die<br />

frisch entstandene polypeptidkette einen<br />

langen Weg von etwa 100 angström durch<br />

den so genannten ribosomalen tunnel vor<br />

sich, um an die außenseite des ribosoms zu<br />

gelangen. Diese passage ist ein sehr dynamischer<br />

und stark »personalisierter« Vorgang,<br />

in dem eine kontinuierliche Kommunikation<br />

zwischen dem ribosom und der polypeptidkette<br />

besteht. Das ribosom scheint in<br />

der lage zu sein, das protein, das es synthetisiert,<br />

zu erkennen und entsprechend die<br />

Geschwindigkeit der translation zu regeln<br />

und dessen korrekte abschottung zu organisieren.<br />

Wir versuchen, die polypeptidkette<br />

während der translation am ribosom detailliert<br />

strukturell zu beschreiben und so<br />

die kotranslationale faltung, die Wechselwirkung<br />

mit dem ribosom sowie den mechanismus,<br />

mit dem diese Interaktionen die<br />

proteinbiosynthese regeln, aufzuklären.<br />

Die ergebnisse unserer arbeiten tragen<br />

dazu bei, die Grundlage für die entwicklung<br />

neuer antibiotika zu schaffen sowie für die<br />

Behandlung von Krankheiten, die auf protein-fehlfaltung<br />

basieren.<br />

Kristalliner Komplex der<br />

ribosomalen untereinheit<br />

von Deinococcus radiodurans<br />

mit dem antibiotikum<br />

thiostrepton.

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