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Frankfurt Institute for Molecular Life Sciences (FMLS) - CEF-MC

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48 aDJunCt inveStigatorS<br />

aDJunCt inveStigatorS<br />

49<br />

JosÉ faralDo-GÓmeZ<br />

José D. Faraldo-Gómez, geboren 1973<br />

in Madrid, studierte Physik in seiner<br />

Heimatstadt und legte dort 1999 sein<br />

Diplom ab. Unterstützt vom British<br />

Council, der La Caixa Stiftung und dem<br />

Engineering and Physical <strong>Sciences</strong> Research<br />

Council (EPSRC) ging er danach<br />

zum Laboratory of <strong>Molecular</strong> Biophysics<br />

an der Universität Ox<strong>for</strong>d, wo er unter<br />

Leitung von Mark Samson seine Doktorarbeit<br />

anfertigte. Nach seiner Promotion<br />

im Jahr 2002 ging er in die USA, zunächst<br />

zu Benoit Roux am Weill Medical<br />

College an der Cornell Universität in<br />

New York und danach an die Universität<br />

von Chicago. Seit seiner Doktorarbeit<br />

er<strong>for</strong>scht er Membranproteine mit Hillfe<br />

computergestützter Methoden, später<br />

kam die Er<strong>for</strong>schung von Signalenzymen<br />

hinzu. Seit November 2007 leitet José<br />

Faraldo-Gómez die Nachwuchsgruppe<br />

»Theoretische Molekulare Biophysik«<br />

am Max-Planck-Institut für Biophysik<br />

in <strong>Frankfurt</strong>. In seiner Freizeit liest er<br />

gerne den New Yorker. Sein größtes<br />

Hobby ist Segeln, dafür bleibt jedoch<br />

selten Zeit.<br />

tHeoretIsCHe BIopHysIK unD ComputerGestÜtZte<br />

moleKulare sImulatIonsmetHoDen<br />

DynaMiSCHe atoMe<br />

unsere <strong>for</strong>schungsarbeit konzentriert<br />

sich darauf, die molekularen mechanismen<br />

besser zu verstehen, mit denen proteine<br />

ihre biologische funktion ausüben.<br />

Wir befassen uns sowohl mit einzelnen proteinen<br />

als auch mit größeren makromolekularen<br />

einheiten. Die untersuchten prozesse<br />

reichen von ligandenbindung bis zu Kon<strong>for</strong>mationsänderungen.<br />

unser ansatz ist<br />

vorwiegend computergestützt, physikalisch<br />

und strukturorientiert. mit neuesten computergestützten<br />

simulationsmethoden untersuchen<br />

wir die Dynamik und energetik<br />

bedeutender biomolekularer systeme.<br />

Die funktionsweise von membranproteinen<br />

ist eng mit ihren Wechselwirkungen<br />

mit Ionen und kleinen molekülen gekoppelt,<br />

die zum teil durch die membran hindurch<br />

transportiert werden. Dadurch wird<br />

ihre biologische funktion reguliert und sie<br />

werden mit energie versorgt. In vielen fällen<br />

versteht man diese Wechselwirkungen<br />

jedoch noch nicht auf molekularer ebene.<br />

Bestimmte Zellen unseres Immunsystems<br />

können auf ihrer oberfläche proteinfragmente<br />

oder lipide fremder organismen<br />

in die Phospholipidmembran<br />

eingebettetes molekulares Modell<br />

des protonengetriebenen rotors<br />

einer atP-Synthase. Das Modell<br />

beinhaltet ca. 100.000 atome.<br />

wir verwenden solche Modelle<br />

zusammen mit den neuesten<br />

Simulationsmethoden, um einblick<br />

in die molekularen funktionsweisen<br />

von Proteinen zu bekommen,<br />

die eine besonders wichtige rolle<br />

in verschiedenen biologischen<br />

Prozessen spielen. Die atP-<br />

Synthase zum beispiel ist die<br />

wichtigste Quelle von atP in allen<br />

lebens<strong>for</strong>men. ihr rotor treibt die<br />

Katalyse von atP an mit Hilfe des<br />

elektrochemischen ionengefälles<br />

der Membran.<br />

abbilden, zum Beispiel von Bakterien oder<br />

Viren. Daraufhin wird eine Immunreaktion<br />

eingeleitet. an der Bildung der so genannten<br />

immunologischen synapse sowie am<br />

anschließenden signalübertragungsprozess<br />

sind viele verschiedene proteine beteiligt,<br />

etwa antigen-Bindungsproteine, membranrezeptoren,<br />

Gerüstproteine, tyrosin-Kinasen<br />

oder sogar Ionenkanäle.<br />

eine markante eigenschaft des proteoms<br />

höherer organismen ist seine modularität.<br />

sie ermöglicht einen hohen Grad an flexibilität<br />

und regulation der proteinfunktion.<br />

modulare proteine und makromolekulare<br />

Komplexe sind nicht statisch, sondern oft<br />

höchst dynamisch. Ihre Vielseitigkeit entsteht<br />

wahrscheinlich zum teil durch ihre<br />

fähigkeit, sich selbst zu organisieren, um<br />

sich dadurch ihrer speziellen funktion optimal<br />

anzupassen. Die entstehung und funktionale<br />

Bedeutung dieser selbstorganisation<br />

sind daher ein wichtiger <strong>for</strong>schungsbereich<br />

auf dem Gebiet der proteindynamik.<br />

festKÖrper-nmr an memBranproteInen<br />

Stoff-rauSwurf<br />

mittelpunkt unserer <strong>for</strong>schungsarbeiten<br />

sind struktur-funktionsstudien<br />

an membranproteinen, die an der Weiterleitung<br />

von Wirkstoffen, Ionen oder signalen<br />

durch die Zellmembran beteiligt sind.<br />

Dies sind zum Beispiel aBC- und sekundäre<br />

multidrugtransportproteine. sie können<br />

eine Vielzahl toxischer substanzen aus der<br />

Zelle transportieren. Deshalb sind vor allem<br />

diese proteine für die zunehmende antibiotikaresistenz<br />

vieler Bakterien verantwortlich.<br />

Ziel unserer <strong>for</strong>schung ist es, die molekulare<br />

Basis der substraterkennung und des<br />

transportes aufzuklären.<br />

ein weiteres <strong>for</strong>schungsthema ist der protonentransfer<br />

mit Hilfe von membranproteinen,<br />

die als lichtgetriebene pumpen fungieren.<br />

ein solches protein, proteorhodopsin<br />

(pr), hat man bei organismen gefunden, die<br />

in den oberen schichten der Weltmeere leben.<br />

Das von ihm erzeugte elektrochemische<br />

potential könnte eine wichtige energiequel-<br />

le dieser organismen sein. Wir wollen die<br />

molekularen Details des pumpmechanismus<br />

und der anpassung dieser proteine an ihre<br />

umgebung aufklären.<br />

neben dem stofftransport ist auch die signalweiterleitung<br />

eine wichtige funktion<br />

von membranproteinen. Insbesondere Gprotein<br />

gekoppelte rezeptoren (GpCrs) sind<br />

für eine Vielzahl physiologischer Vorgänge<br />

wie signaltransduktion, regelung der Hormonaktivität<br />

oder Zell-Zell-Kommunikation<br />

verantwortlich. Wir arbeiten an möglichkeiten,<br />

um strukturin<strong>for</strong>mationen von diesen<br />

GpCrs zu erhalten. Die festkörper-nmr als<br />

strukturbiologische methode ist ein noch<br />

relativ junges Verfahren und er<strong>for</strong>dert besondere<br />

neue techniken, vor allem zur signalverstärkung,<br />

wie etwa Dynamic Nuclear<br />

Polarisation (Dnp). ein Dnp-spektrometer<br />

konnte kürzlich mit unterstützung des Cef<br />

in unserem labor aufgebaut werden.<br />

Clemens GlauBItZ<br />

Clemens Glaubitz hat nach dem Physikstudium<br />

in Leipzig an der University<br />

of Ox<strong>for</strong>d als Rhodes-Stipendiat in<br />

Biophysikalischer Chemie promoviert<br />

(1998). Nach Postdoc-Aufenthalten<br />

in Ox<strong>for</strong>d und Stockholm war er als<br />

Emmy-Noether-Nachwuchsgruppenleiter<br />

am Leibniz-Institut für Molekulare<br />

Pharmakologie in Berlin. Seit 2002<br />

ist er Professor für Biophysikalische<br />

Chemie an der <strong>Frankfurt</strong>er Goethe-Universität,<br />

seit 2006 Direktor des Biomolekularen<br />

Magnetresonanz-Zentrums<br />

(BMRZ) und seit 2008 Studiendekan<br />

des Fachbereichs Biochemie, Chemie<br />

und Pharmazie. Clemens Glaubitz ist<br />

verheiratet und hat eine Tochter.<br />

Struktur des neuropeptides bradykinin,<br />

die es im Komplex mit dem<br />

humanen bradykinin-2-rezeptor<br />

annimmt, auf das es als agonist<br />

wirkt (links). angeregt durch das<br />

Hormon durchläuft der rezeptor<br />

verschiedene Kon<strong>for</strong>mationsänderungen,<br />

um das g-Protein zu<br />

aktivieren. Die Struktur wurde mittels<br />

festkörper-nMr bestimmt und<br />

stellt die erste derartige Studie an<br />

einem humanen gPCr dar.<br />

eine wesentliche empfindlichkeitssteigerung<br />

wird durch DnP erzielt,<br />

wobei Magnetisierung von elektronen<br />

in stabilen radikalen auf die<br />

Kerne im Protein übertragen wird.<br />

unser DnP-Spektrometer (rechts)<br />

arbeitet bei einer 1 H-frequenz von<br />

393 MHz und einer elektronenfrequenz<br />

von 258 gHz. eine bis<br />

zu 60-fache Signalverstärkung<br />

konnte an Membranproteinen<br />

erzielt werden.

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