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Frankfurt Institute for Molecular Life Sciences (FMLS) - CEF-MC

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42 Cef-inveStigatorS<br />

43<br />

anDreas reICHert<br />

Andreas Reichert, Jahrgang 1969, hat<br />

seit Oktober 2007 die Professur für<br />

Mitochondriale Biologie im Rahmen<br />

des <strong>CEF</strong> inne. Der gebürtige Münchener<br />

studierte Biochemie an den Universitäten<br />

von Bayreuth und Delaware, USA.<br />

1999 promovierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München und war<br />

anschließend Postdoc am Max-Planck-<br />

Institut für Evolutionäre Anthrophologie<br />

in Leipzig. Im Dezember 2000 setzte Andreas<br />

Reichert seine Forschung an der<br />

Universität München als Gruppenleiter<br />

<strong>for</strong>t. Sein Interesse an Mitochondrien<br />

wurde schon während der Doktorarbeit<br />

geweckt, und das Thema begeistert ihn<br />

seitdem immer mehr. Wenn es seine<br />

Zeit erlaubt, zieht es ihn und seine Frau<br />

immer wieder in ferne Länder. Seine<br />

sportlichen Interessen reichen von<br />

Skifahren bis Tauchen. Neben der Reparatur<br />

von Mitochondrien widmet er sich<br />

auch sehr gerne der Reparatur seines<br />

Oldtimer-BMW-Motorrads.<br />

BIoGenese unD morpHoloGIe Von mItoCHonDrIen<br />

DynaMiSCHe KraftwerKe<br />

ein schwerpunkt unserer <strong>for</strong>schung<br />

ist die untersuchung der Biogenese<br />

und morphologie von mitochondrien, den<br />

Kraftwerken der Zelle. Diese Zellorganellen<br />

weisen eine außerordentlich hohe Dynamik<br />

bezüglich ihrer struktur und lokalisierung<br />

auf. Die Bedeutung dieser Dynamik für<br />

die funktion der Zelle versteht man bisher<br />

noch nicht. entgegen der häufigen Darstellung<br />

als einzelne, isolierte strukturen<br />

bilden mitochondrien ein röhrenförmiges<br />

netzwerk, das seine Gestalt stetig ändert.<br />

mitochondrien sind in der lage, sich zu<br />

teilen und wieder miteinander zu fusionieren.<br />

Diese prozesse laufen zellulär in etwa<br />

im minutenrhythmus ab. störungen dieser<br />

mitochondrialen Dynamik führen beim<br />

menschen zu diversen störungen und schädigungen<br />

des peripheren nervensystems, so<br />

genannten neuropathien.<br />

unserem team ist es gelungen, einen<br />

molekularen mechanismus zu identifizieren,<br />

der den funktionszustand von mi-<br />

tochondrien mit ihrer morphologie verknüpft.<br />

eine zentrale rolle spielt dabei die<br />

spaltung des mitochondrialen fusionsfaktors<br />

opa1 durch die m-aaa-protease. mutationen<br />

in dem für opa1 codierenden Gen<br />

sind für zahlreiche fälle von dominant-autosomal<br />

vererbten schädigungen des sehnervs,<br />

der optikusatrophie, verantwortlich.<br />

In Zukunft wollen wir neben opa1 weitere<br />

faktoren, die für die fusion und teilung<br />

von mitochondrien oder für die ausbildung<br />

einer bestimmen ultrastruktur von mitochondrien<br />

notwendig sind, identifizieren<br />

und biochemisch näher charakterisieren.<br />

In Hefe konnten wir zeigen, dass das protein<br />

fcj1 von zentraler Bedeutung für die<br />

ultrastruktur von mitochondrien ist. es reguliert<br />

die Bildung von einfaltungen der inneren<br />

mitochondrienmembran, den Cristae.<br />

unsere Gruppe konnte mit fcj1 erstmals ein<br />

protein identifizieren, das an Crista Junctions,<br />

engen flaschenhalsähnlichen Verbindungen<br />

zwischen innerer Grenzmembran<br />

Die ultrastruktur von<br />

Mitochondrien wird<br />

durch das Protein fcj1<br />

beeinflusst. fehlt dieses,<br />

kommt es nicht mehr zur<br />

bildung von Crista Junctions,<br />

die die verbindung<br />

zwischen der inneren<br />

grenzmembran und der<br />

Cristaemembran darstellen.<br />

Die auswirkung<br />

einer fcj1-Deletion auf die<br />

ultrastruktur lässt sich im<br />

rechten bild erkennen.<br />

Morphologie und funktion von Mitochondrien<br />

sind miteinander verknüpft.<br />

Die proteolytische Prozessierung<br />

von oPa1 verknüpft mitochondriale<br />

Dysfunktionen und die Morphologie<br />

von Mitochondrien in Säugerzellen.<br />

lange iso<strong>for</strong>men des fusionsfaktors<br />

oPa1 sind für die fusion von Mitochondrien<br />

notwendig. Sobald diese von der<br />

m-aaa-Protease in kurze iso<strong>for</strong>men<br />

umgewandelt werden, fragmentieren<br />

Mitochondrien. Mitochondrien in rot<br />

(Mitotracker red) und Kerne in blau<br />

(DaPi) gefärbt. iMr, intermembranraum;<br />

iM, innenmembran.<br />

und Cristaemembran, lokalisiert ist und<br />

für deren Bildung notwendig ist. Diese erkenntnisse<br />

wollen wir nun auf säuger übertragen.<br />

Insbesondere wollen wir klären, wie<br />

die morphologie und ultrastruktur von mitochondrien<br />

reguliert wird und welche makromolekularen<br />

Komplexe dafür notwendig<br />

sind. auch der Zusammenhang der genannten<br />

prozesse mit dem alterungsprozess von<br />

Zellen und der apoptose wird von uns intensiv<br />

er<strong>for</strong>scht.<br />

ob mitochondrien einer Qualitätskontrolle<br />

unterliegen und wenn ja, wie diese<br />

auf molekularer ebene erfolgt, sind weitere<br />

fragen, mit denen wir uns beschäftigen.<br />

Die rolle des intrazellulären abbaus von geschädigten<br />

mitochondrien wird dabei gezielt<br />

untersucht. letzteres erfolgt über mitopha-<br />

gie, einem prozess, bei dem mitochondrien<br />

in autophagosomen eingehüllt und schließlich<br />

in den lysosomen abgebaut werden. Inwieweit<br />

dies spezifisch für geschädigte mitochondrien<br />

erfolgt und wie diese selektion<br />

auf molekularer ebene ermöglicht wird, ist<br />

eine der zentralen fragen. Wir untersuchen<br />

dies mit Hilfe von Hefe als modellorganismus<br />

und ebenso mittels Zellkulturmodellen<br />

von säugern. unser Ziel ist dabei, grundlegende<br />

Kenntnisse zur struktur, funktion<br />

und der reparatur von mitochondrien<br />

zu erlangen. Die aufklärung dieser grundlegenden<br />

prozesse ist für ein besseres Verständnis<br />

der entstehung zahlreicher neurodegenerativer<br />

erkrankungen sowie des<br />

zellulären alterungsprozesses von großer<br />

Bedeutung.

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