Frankfurt Institute for Molecular Life Sciences (FMLS) - CEF-MC
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62 PrinCiPal inveStigatorS<br />
PrinCiPal inveStigatorS<br />
63<br />
IVan DIKIC<br />
Ivan Dikic, 1966 in Zagreb, Kroatien,<br />
geboren, studierte zunächst in seiner<br />
Heimatstadt Medizin. Nach der Promotion<br />
1991 schloss sich ein Studium der<br />
Molekularbiologie in Zagreb und New<br />
York an. Von 1995 bis 1997 arbeitete Ivan<br />
Dikic als Postdoc an der Universität von<br />
New York. Anschließend <strong>for</strong>schte er<br />
zwei Jahre im schwedischen Uppsala,<br />
bevor er 2002 einen Ruf an die <strong>Frankfurt</strong>er<br />
Goethe-Universität annahm. Er<br />
leitet das Institut für Biochemie II und<br />
ist Direktor des neuen <strong>Frankfurt</strong> <strong>Institute</strong><br />
<strong>for</strong> <strong>Molecular</strong> <strong>Life</strong> <strong>Sciences</strong>. Der dreifache<br />
Familienvater widmet seine Freizeit<br />
ganz seiner Familie und dem Sport.<br />
proteasom-reZeptor rpn13 BInDet uBIQuItInmarKIerte proteIne<br />
SCHleifen-binDung<br />
um die normale Zellfunktion aufrechtzuerhalten,<br />
müssen Körperzellen falsch<br />
gefaltete, beschädigte oder nicht mehr benötigte<br />
proteine entsorgen. schon lange ist bekannt,<br />
dass »zum tode verurteilte« proteine<br />
mit ubiquitinmolekülen markiert und zur<br />
regulatorischen untereinheit, dem proteasom,<br />
gebracht werden. an diesem riesigen,<br />
tonnenförmigen proteinkomplex werden<br />
die ubiquitinmoleküle entfernt. Das protein<br />
wird entfaltet und zum endgültigen abbau<br />
in das katalytisch aktive Zentrum des<br />
protea soms geschleust.<br />
In den vergangenen Jahren haben wir<br />
uns mit der genauen rolle des neuartigen<br />
ubiquitinrezeptors rpn13 beschäftigt, der<br />
ein Bestandteil der regulatorischen proteasomenuntereinheit<br />
ist. Bisher war die existenz<br />
nur eines einzigen ubiquitinrezeptors<br />
(s5a) bekannt. Da nach dessen künstlicher<br />
entfernung das proteasom aber ordnungsgemäß<br />
arbeitete, lag die existenz eines weiteren<br />
rezeptors nahe.<br />
Wir haben herausgefunden, dass rpn13ubiquitin-markierte<br />
proteine über die so<br />
genannte pru-Domäne mit hoher affinität<br />
bindet. Die Bindungsart zwischen K48-ver-<br />
bindung von ubiquitin<br />
an das Proteasom über<br />
wechselwirkung an einer<br />
neuen PH-Domäne<br />
knüpften Diubiquitinketten und der pru-<br />
Domäne ist gänzlich neu, denn sie verläuft<br />
über die schleifen und nicht über sekundärstrukturelemente<br />
der pru-Domäne.<br />
rpn13 bildet – ebenso wie s5a – ubiquitinähnliche<br />
Domänen, so genannte shuttle-moleküle,<br />
die ubiquitinierte proteine<br />
ans proteasom bringen. Da die gezielte mutation<br />
beider ubiquitinbindungsstellen zu<br />
einem synthetischen phänotyp in Hefen<br />
führt, liegt deren funktionelle Verknüpfung<br />
nahe. rpn13 bindet zudem ein Deubiquitinierungs-enzym<br />
an das proteasom, das die<br />
ubiquitinmoleküle wieder entfernt. Insofern<br />
scheint rpn13 sowohl als rezeptor für<br />
das erkennen von ubiquitin als auch für die<br />
entfernung der ubiquitinketten zuständig<br />
zu sein.<br />
nmr-speKtrosKopIe BIoloGIsCH WICHtIGer proteIne<br />
Der StruKtur auf Der SPur<br />
Dreidimensionale strukturen von biologischen<br />
makromolekülen lassen<br />
sich unter anderem mit Hilfe der Kernmagnetischen<br />
resonanzspektroskopie (nmr)<br />
bestimmen. Diese methode liefert sowohl<br />
In<strong>for</strong>mationen über die struktur als auch<br />
die Dynamik von makromolekülen in einer<br />
wässrigen umgebung. Zudem ist keine kristalline<br />
anordnung der makromoleküle notwendig.<br />
Wir verwenden die nmr-spektroskopie,<br />
um strukturelle In<strong>for</strong>mationen über<br />
biologische makromoleküle und ihre Komplexe<br />
mit Interaktionspartnern zu erhalten.<br />
Das protein p53 ist das wichtigste Kontrollprotein<br />
des menschlichen Körpers, das<br />
die entstehung von Krebs unterdrückt.<br />
mehr als 50 prozent aller tumore haben<br />
inaktivierende mutationen in diesem protein.<br />
Das protein p63 ist dem p53 in seiner<br />
sequenz sehr ähnlich, es ist aber dennoch<br />
kein tumorsupressor. Vielmehr spielt es sowohl<br />
als stammzellfaktor für epithelzellen<br />
bei der entwicklung der Haut eine entscheidende<br />
rolle als auch als Qualitätskontrollfaktor<br />
bei der Überprüfung der genetischen<br />
stabilität von eizellen. neben p63 gibt es<br />
im menschen mit p73 ein weiteres protein<br />
derselben proteinfamilie. Darüber hinaus<br />
existieren in anderen lebewesen weitere<br />
<strong>for</strong>men. eine Besonderheit dieser proteinfamilie<br />
ist es, dass sie als tetramere vorliegen.<br />
funktionelle und strukturelle untersuchungen<br />
in unserer arbeitsgruppe haben<br />
jedoch gezeigt, dass sie nicht immer als tetramere<br />
existieren, sondern dass der oligomere<br />
Zustand zur regulierung ihrer aktivität<br />
eingesetzt wird.<br />
eines der großen probleme bei der strukturellen<br />
untersuchung von membranproteinen<br />
ist die Herstellung ausreichend großer<br />
mengen. In den vergangenen Jahren<br />
hat unsere arbeitsgruppe ein zellfreies produktionssystem<br />
etabliert, mit dessen Hilfe<br />
die benötigten mengen an protein hergestellt<br />
werden können. Zudem bietet die zellfreie<br />
synthese gewaltige Vorteile durch die<br />
gezielte Inkorporation stabiler, nmr-aktiver<br />
Isotope für die nmr-basierte strukturanalyse.<br />
Durch die entwicklung auch neuer<br />
nmr-methoden ist es uns gelungen, die<br />
struktur mehrerer membranproteine zu<br />
untersuchen.<br />
Struktur der oligomerisierungsdomäne der p53-Proteine aus den beiden wichtigen<br />
genetischen Modellorganismen fruchtfliege Drosophila (links) und fadenwurm C.<br />
elegans (rechts). Das C. elegans-Protein ist das erste nur als Dimer vorliegende<br />
Mitglied dieser Proteinfamilie.<br />
VolKer DÖtsCH<br />
Volker Dötsch, Jahrgang 1967, ist in<br />
der Nähe von Hamburg aufgewachsen.<br />
Schon früh interessiert an Naturwissenschaften,<br />
studierte er folgerichtig<br />
Chemie, zunächst bis zum Diplom an<br />
der Universität Göttingen, bevor er<br />
1991 zur Promotion an die ETH Zürich<br />
ging und dann 1994 als Postdoc an die<br />
Havard Medical School, USA. Seine<br />
wissenschaftliche Laufbahn setzte<br />
er an der UCSF, San Francisco, <strong>for</strong>t,<br />
wo er von 1998 bis 2003 als Assistant<br />
Professor lehrte. Ab 2003 hat Dötsch<br />
eine Professur am Institut für Biophysikalische<br />
Chemie der Goethe-Universität<br />
in <strong>Frankfurt</strong> inne. Zu seinen Hobbies<br />
zählen Skifahren im Winter und Tauchen<br />
im Sommer.