Hausbesuchspauschalen richtig kalkulieren

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Dipl. Kaufmann, Organisationsberater und Sachverständiger für ambulante Pflegedienste 2 Das Wichtigste: Hausbesuchspauschalen müssen unbedingt individuell pro Pflegedienst verhandelt und vereinbart werden Der Gesetzgeber sieht in § 89 Abs. 3 SGB XI vor, dass die Einsatz-, Wege-, Fahrt- oder Hausbesuchspauschalen gesondert vereinbart und berechnet werden können. Die Kosten für die Einsätze, Wege, Fahrten oder Hausbesuche können jedoch auch schon in den Vergütungen für die Leistungskomplexe enthalten sein. Beide Ansätze sind möglich, jedoch müssen für beide Alternativen die richtigen mathematischen Ansätze gewählt werden. Berechnung von Hausbesuchspauschalen Für die Kalkulation der Stundensätze müssten dann die aus dem Kalkulationsmodell bekannten „C-Stunden“ verwendet werden. Dauert der durchschnittliche Weg von einem Kunden zum anderen z.B. 6 Minuten, und der Stundensatz liegt bei 45,00 Euro, so müsste für die HBP ein Preis von 4,50 Euro verlangt werden. Die Hausbesuchspauschalen würden von jedem Kunden verlangt werden, auch wenn er (zufällig) nebenan wohnt. Integration der Kosten für die Fahrt- und Wegezeiten in die Zeitvergütung Auch die Integration der Kosten für Fahrt- und Wegezeiten darf keine Benachteiligung der Kunden mit sich bringen, welche weiter entfernt wohnen. Für die Kalkulation der Stundensätze müssten dann die aus dem Kalkulationsmodell bekannten „D- Stunden“ verwendet werden. Die „gefühlten“ Stundenpreise wären deutlich höher (ca. 25%) als die nebenan beschriebenen Preise. Der Stundensatz läge dann z.B. bei 72,00 Euro pro Stunde. Dauert ein Einsatz 20 Min., würde der Pflegedienst dafür 24,00 Euro verlangen, inkl. den Kosten für die Fahrt- und Wegezeiten. Die entscheidende Frage ist, wie individuell für jeden einzelnen Pflegedienst die Hausbesuchspauschalen ermittelt bzw. kalkuliert werden? Es ist nicht möglich und nicht betriebswirtschaftlich sinnvoll, eine landesweit einheitliche Pauschale zu bestimmen. Diese Vorgehensweise widerspricht in eklatanter Weise einer „wirtschaftlichen Betriebsführung“ und damit den Anforderungen des § 89 der Pflegeversicherung. Eine zu gering bemessene Hausbesuchspauschale kann schnell zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten und sogar zur Insolvenz eines Pflegedienstes führen. Folglich sollte ein Pflegedienst mit durchschnittlich geringer Fahrt- und Wegezeit (z.B. in einem Gebiet mit einer Anlage des Betreuten Wohnens) eine geringere Hausbesuchspauschale erhalten als ein Pflegedienst des gleichen Bundeslandes, der in einer Stadt oder im ländlichen Bereich tätig ist. Die individuelle Berechnung und Verhandlung von Fahrt- und Wegezeiten für die Hausbesuchspauschalen haben demnach innerhalb eines Bundeslandes deutlich differenzierte und individuelle Hausbesuchspauschalen zur Folge. In beiden Fällen wird klar, dass es eine individuelle Berücksichtigung der realen Fahrt- und Wegezeiten für alle Pflegedienste geben muß. Dieser Fakt schließt Verhandlungen auf Landesebene mit einem einheitlichen Ergebnis für die Hausbesuchspauschalen de facto aus. © Thomas Sießegger in PDL-Praxis 06 // 2013 Supplement zur Fachzeitschrift HÄUSLICHE PLFLGE Juni 2013
Dipl. Kaufmann, Organisationsberater und Sachverständiger für ambulante Pflegedienste 3 Auf keinen Fall dürfen die Fahrt- und Wegezeiten personalisiert den Kunden berechnet werden Die Fahrt- und Wegezeiten müssen den Kunden berechnet werden. Dies dürfen jedoch nicht die individuellen Fahrt- und Wegezeiten sein. Auf keinen Fall dürfen die Fahrt- und Wegezeiten personalisiert den Kunden berechnet werden, denn diese können „nichts dafür“ wie Sie die Personal-Einsatz-Planung gestalten. Pflegedienst Eckdaten für die Personal-Einsatz-Planung: Weg vom Dienst zum Kunden A = 13 Min. Start usw. Weg vom Kunden A zu Kunde B = 1 Min. Weg zu den Kunden A und B E Fahrt zu E = 2 Min. Weg vom Kunden B zu Kunde C = 7 Min. Weg vom Kunden C zu Kunde D = 3 Min. Weg vom Kunden D zu Kunde E = 2 Min. D Fahrt zu D = 3 Min. Durchschnittliche Fahrt- und Wegezeit für diese Tour = 6,5 Min. (dies geht nicht aus diesen hier aufgezeigten Fahrt- und Wegezeiten hervor, sondern ist eine Durchschnittsberechnung über die ganze Tour. Kunden A B C Fahrt zu C = 7 Min. Eckdaten für die Berechnung der Hausbesuchspauschale: Fahrt zu A = 13 Min. Fußweg zu B = 1 Min. Durchschnittliche Fahrt- und Wegezeit für den gesamten Pflegedienst = 7,0 Min. (dies geht nicht aus diesen hier aufgezeigten Fahrt- und Wegezeiten hervor, sondern ist eine Durchschnittsberechnung für den gesamten Pflegedienst. © Sießegger An diesem Beispiel im Schaubild wird deutlich, dass die Fahrt zum Kunden A (13 Min.) und danach der Weg zu Kunde B (1 Min.) nicht individuell den Kunden A und B berechnet werden sollte. Eine Hausbesuchspauschale bemisst sich immer an der durchschnittlichen Fahrt- und Wegezeit des gesamten Pflegedienstes. PDLpraxis-Tipps (1) Für die Kalkulation der Kosten für Fahrt- und Wegezeiten bietet sich nur eine Pauschale an, oder die Kosten werden im Stundensatz integriert. Eine individuelle minutiöse Berechnung gegenüber dem Kunden darf nicht erfolgen, da die Fahrt- und Wegezeiten ein Produkt der Personal-Einsatz-Planung sind. (2) Bei der Kalkulation der Hausbesuchspauschalen für das SGB XI dürfen die Investitionskosten gem. § 82 Abs. 2 SGB XI nicht mit eingerechnet werden. Deshalb sind sie niedriger als vergleichbare Hausbesuchspauschalen im SGB V. (3) Hausbesuchspauschalen für Privatzahlerleistungen können Sie zwar frei bestimmen. Aufgrund der Transparenz gegenüber den Kunden sollten Sie diese jedoch den Hausbesuchspauschalen im SGB V anpassen (also inklusive Berücksichtigung der Investitionskosten gem. § 82 Abs. 2 SGB XI). (4) Ermitteln Sie für einen vergangenen Monat (z.B. Mai 2013) die gesamten Fahrt- und Wegezeiten. Dividieren Sie diese Stunden durch die Gesamtanzahl der Hausbesuche, die ebenfalls in dem vergangenen Monat erbracht wurden. So erhalten Sie die durchschnittliche Fahrt- und Wegezeit, die für die Berechung der Hausbesuchspauschalen relevant sind. Thomas Sießegger Dipl. Kfm., Organisationsberater und Sachverständiger für ambulante Pflegedienste Internet: www.siessegger.de Email: pdl-praxis@siessegger.de © Thomas Sießegger in PDL-Praxis 06 // 2013 Supplement zur Fachzeitschrift HÄUSLICHE PLFLGE Juni 2013
Seite 1: Dipl. Kaufmann, Organisationsberate

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