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Finanzkassen - DSTG-Baden-Württemberg

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Franz Riß Postfach 1666 89006 Ulm<br />

Fachgewerkschaft<br />

der<br />

Finanzverwaltung<br />

An die<br />

Damen u Herren<br />

- Vorsteher der Finanzämter<br />

- Leiter der <strong>Finanzkassen</strong><br />

in<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

DEUTSCHE STEUER-GEWERKSCHAFT<br />

Personalabbau in den Finanzämtern des Landes<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V.<br />

Absender: Franz Riß<br />

-Vorsitzender-<br />

Postfach 1666<br />

89006 Ulm<br />

Barbenweg 4<br />

89079 Ulm<br />

Tel./Fax (p.) 07305 / 7706<br />

Tel. (d.) 0711 / 6673-3047<br />

Fax (d.) 0711 / 6673-3049<br />

e-mail: riss@dstg-bw.de<br />

19.9.2002<br />

zwei Sparprogramme der Landesregierung haben die Steuerverwaltung des Landes<br />

gezwungen, seit 1997 insgesamt an die 1.000 Arbeitsplätze abzubauen.<br />

Die letzte Rate dieses personellen Aderlasses ist auf 1.1.2003 zu erbringen - und die<br />

Umsetzung in den Ämtern tut längst nicht nur verdammt weh.<br />

In vielen Fällen bewirkt der Anpassungsprozess bedrohliche Qualitätsverluste (s. die<br />

Untersuchungen des Landesrechnungshofs zur Arbeitsweise der Veranlagung) oder das<br />

'liegen lassen müssen' von Arbeit (z.B. 'Nullpriorität' bei den Einheitswerten für die<br />

Grundsteuer).<br />

Parallel dazu befindet sich unsere Verwaltung in einem permanenten Wettlauf zwischen<br />

Personalabbau einerseits und organisatorischen Anpassungsprozessen sowie den<br />

Veränderungen der EDV-Welt andererseits.<br />

Leider können sich die Kolleginnen und Kollegen dabei nicht aus der Rolle des Hasen<br />

befreien, der mit hechelnder Zunge von Etappenziel zu Etappenziel gejagt wird.<br />

Ihnen wird bekannt sein, dass sich die Fachgewerkschaft <strong>DSTG</strong> keineswegs gegen<br />

sinnvolle Anpassungen der Arbeitsweisen sperrt - im Gegenteil.<br />

Die <strong>DSTG</strong> und die von ihr gestellten Personalräte fordern und fördern Innovationen, die<br />

den Arbeitsdruck wenigstens teilweise kompensieren.<br />

Die <strong>DSTG</strong> ist auf vielen Feldern aktiv, um die Situation der Einnahmeverwaltung und die<br />

Folgen des Sparens bei der Steuerverwaltung offen zu legen.<br />

<strong>DSTG</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> im Internet<br />

www.dstg-bw.de


2<br />

So haben wir z.B. mit den Finanzpolitikern aller im Landtag vertretenen Parteien über<br />

die Situation der Veranlagungsstellen – auf der Grundlage der Feststellungen des<br />

Landesrechnungshofes – persönliche Gespräche geführt. Unsere <strong>DSTG</strong>-<br />

Mitgliederzeitung <strong>DSTG</strong>-FORUM-Südwest befasst sich über mehrere Ausgaben<br />

hinweg mit diesem zentralen Bereich (z.B. im kommenden FORUM Nr. 4 mit der<br />

Beratung und dem Beschluss des Finanzausschusses des Landtags und den<br />

Zukunftsperspektiven).<br />

Wegen des personellen Abbaus bei den Grundstückswertstellen ist das „Ventil“<br />

notgedrungen bei der Bearbeitung der Einheitswerte für die kommunale Grundsteuer<br />

geöffnet worden. Ich habe für die <strong>DSTG</strong> in einem Brief an die kommunalen Spitzenverbände<br />

Gemeindetag, Landkreistag und Städtetag <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> auf die bedrohliche<br />

Entwicklung auch für diesen Teil der gemeindlichen Steuereinnahmen<br />

hingewiesen. Eine Mehrfertigung meines Schreibens lege ich zu Ihrer Information bei.<br />

Den <strong>DSTG</strong>-Bundesvorstand habe ich zusätzlich gebeten, die Landesfinanzminister<br />

erneut aufzufordern, das neue Bewertungsrecht endlich zügig voran zu bringen, damit<br />

wir alle wenigstens wissen, ob und ggf. wie es mit der Bewertung weiter gehen soll.<br />

Ein Teilbereich, der von Personalabbau mit am stärksten betroffen war und ist, sind die<br />

<strong>Finanzkassen</strong>. Für diesen Teil der Finanzverwaltung verwende ich mich heute bei<br />

Ihnen, den Vorgesetzten und Personalverantwortlichen.<br />

Der technische Wandel ist in diesem Arbeitsfeld besonders deutlich zu spüren - und er<br />

geht weiter.<br />

Dieser laufende Anpassungsprozess, der uneinheitlich in Tempo und Intensität<br />

vonstatten geht, erfordert eine ständige Überprüfung der Belastungsgrenzen der<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Nach der leider wenig ruhm- und hilfreichen Rolle, die der Rechnungshof bei seiner<br />

Stichproben weisen Untersuchung einiger Teile von <strong>Finanzkassen</strong> gespielt hat und leider<br />

über seinen Einfluss auf den Finanzausschuss des Landtags weiter spielt, war und ist es<br />

dringend notwendig, diese „Feststellungen“ nicht als richtig und unangreifbar im<br />

politischen Raume stehen zu lassen.<br />

Dieser Aufgabe hat sich die <strong>DSTG</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> nachhaltig gewidmet (FORUM-<br />

Leser sind informiert). Dankenswerter Weise hat auch das Finanzministerium in seiner<br />

Stellungnahme an den Landtag die Schwachstellen und überzogenen Schlüsse des<br />

Landesrechnungshofs in moderaten Worten aufgezeigt.<br />

Nichts desto Trotz klammern sich die Politiker an diese Aussagen des<br />

Landesrechnungshofs, um die global vorgegebenen Stellenstreichungen in der<br />

Steuerverwaltung wenigstens mit dem Anschein der Rechtfertigung versehen zu<br />

können.<br />

Angesichts dieser Ausgangslage haben <strong>DSTG</strong> und Personalvertretungen die Einrichtung<br />

eines Arbeitskreises unterstützt, der sich aus Fachleuten des FM, der beiden OFDen und<br />

aus wenigen Leitern von <strong>Finanzkassen</strong> zusammensetzt.<br />

Postbank Stuttgart BLZ 600 100 70 Konto 9219700


3<br />

Dieser Arbeitskreis soll den Anpassungsprozess im Kassenbereich aus fachlicher Sicht<br />

begleiten sowie sicherstellen, dass die Funktionsfähigkeit der <strong>Finanzkassen</strong> auch im<br />

Spannungsfeld zwischen Stellenabbau und technischen/organisatorischen<br />

Veränderungen erhalten bleibt.<br />

Daraus ergeben sich u.a. folgende Aufgabenstellungen:<br />

• Festlegung einer generellen durchschnittlichen Belastungsgrenze<br />

und<br />

• Erarbeitung und Bekanntgabe von standardisierten Regeln für Arbeitsabläufe, um<br />

den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den noch ausreichenden (= beanstandungsfreien<br />

und damit von der Verwaltungsspitze verantworteten!) Qualitätsstandard<br />

aufzuzeigen.<br />

Die Frage war von Anfang an: können die Kassen-Fachleute die fachlichen<br />

Notwendigkeiten gegenüber den Streichquoten, die die Organisatoren und Personalisten<br />

durchsetzen wollen bzw. müssen, verteidigen?<br />

Im Vorfeld der Realisierung der Stellenstreichvorgaben auf den Stichtag 1.1.2003 tritt<br />

dieses Problem wieder offen zutage.<br />

Wir warnen davor, die Belastungsgrenzwerte für die Kolleginnen und Kollegen<br />

willkürlich – womöglich noch in jeder OFD nach unterschiedlichen Zielvorgaben - nach<br />

oben zu korrigieren, um ohne Rücksicht auf die Be- oder Überlastung der<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die vom Management vorgegebenen Streichquoten zu<br />

realisieren.<br />

<strong>DSTG</strong> und Hauptpersonalrat haben sich in diesem Sinne bereits zu Wort gemeldet.<br />

Der Erfolg ist angesichts der Zwangslage (die Politik lässt an den beschlossenen<br />

Stellenstreichungen leider nicht rütteln) nicht gewährleistet.<br />

Die Folgen haben in jedem Falle die Finanzämter zu tragen.<br />

Deshalb bitte ich Sie in Ihrer Doppelrolle als Vorgesetzte und Betroffene um<br />

Unterstützung:<br />

Die Umsetzung von Personalabbau wirkt konkret in jedem Amt.<br />

Je nach Personalsituation (Krankenstand, Leistungskraft ...), je nach den Einsatzmöglichkeiten<br />

der neuen Verfahren (z.B. führt EZÜ in den Ämtern noch zu den<br />

unterschiedlichsten Entlastungseffekten, solange sein Wirkungsgrad so unterschiedlich<br />

ist) mag in der einen Finanzkasse der Funktionsgrad noch intakt sein, während<br />

anderswo bereits bedenkliche personelle Überlastungseffekte festzustellen sind.<br />

Ich bitte Sie, die Grenzziehung zwischen motivierter fleißiger Arbeit und permanenter<br />

Überforderung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als eine Ihrer wichtigen<br />

Führungsaufgaben wahrzunehmen, ständig zu überprüfen und ggf. Stellung zu<br />

beziehen.<br />

Gerade uns in der Fachgewerkschaft <strong>DSTG</strong>, die wir alle innerhalb der Steuerverwaltung<br />

tätig sind, ist hinlänglich bekannt, welch` hohes Maß an Führungsverantwortung von<br />

denen verlangt wird, die sich innerhalb der Verwaltungshierarchie offen zu den<br />

Problemen äußern. Nicht selten müssen sie befürchten, dass ihre Führungsqualität von<br />

den Ordensoberen in Zweifel gezogen wird.<br />

Postbank Stuttgart BLZ 600 100 70 Konto 9219700


4<br />

All` denen, die in diesem Dilemma stecken, biete ich die Unterstützung der <strong>DSTG</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> an.<br />

Wenden Sie sich für den Fall, dass bei Ihnen durch Personalabbau, Personalausfälle<br />

oder absolut unzureichende Personalbemessung<br />

- die Funktionsfähigkeit Ihrer Finanzkasse ernsthaft gefährdet<br />

und/oder<br />

- die Belastung der verbliebenen arbeitsfähigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

nicht nur kurzfristig unverantwortlich hoch ist,<br />

an die <strong>DSTG</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />

Wir werden Ihre Mitteilung vertraulich behandeln, sofern Sie dies wünschen. Wir<br />

können damit natürlich keine Hilfe im Einzelfall in Aussicht stellen (das geht nur bei<br />

Offenlegung von „Ross und Reiter“), aber wir können – wenn sich viele beteiligen –<br />

einen Gesamtüberblick gewinnen und mit dem Gesamtbild und Ihren konkreten<br />

Problemschilderungen (ohne Nennung der einzelnen Ämter oder Personen) das<br />

Problembewusstsein an die verantwortlichen Politiker und ggf. die Öffentlichkeit<br />

herantragen.<br />

Sehen Sie diese <strong>DSTG</strong>-Aktion bitte im Zusammenhang mit der politisch auf der<br />

Tagesordnung stehenden Frage, welche Stellenstreichungen die Landesregierung für<br />

die Zeit ab 2004 in welchen Verwaltungsbereichen beschließen wird.<br />

Die <strong>DSTG</strong> sieht den Schwerpunkt ihrer politischen Arbeit derzeit darin, den Politikern<br />

klarzumachen, dass die Steuerverwaltung wenigstens für die nächsten Jahre keinen<br />

erneuten personellen Aderlass verkraften kann – jedenfalls solange nicht, als die<br />

Qualitätsdefizite und Überlastung in wichtigen Bereichen der Steuerverwaltung nicht<br />

durch ein praktikableres Steuerrecht und/oder intelligentere EDV-Verfahren beseitigt<br />

sind.<br />

Eine fundierte Argumentation ist für unser gewerkschaftliches Selbstverständnis<br />

zwingende Voraussetzung. Dazu ist Ihre Stellungnahme eine wichtige Basis.<br />

Für Ihre Mithilfe im gemeinsamen Interesse einer funktionierenden staatlichen<br />

Einnahmeverwaltung und der betroffenen Kolleginnen und Kollegen darf ich mich<br />

herzlich bedanken.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Ihr<br />

Franz Riß<br />

<strong>DSTG</strong>-Landesvorsitzender<br />

Postbank Stuttgart BLZ 600 100 70 Konto 9219700

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