IM EINSATZ 3/2014
Elbe Hochwasser Wasserrettung
Elbe Hochwasser
Wasserrettung
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<strong>EINSATZ</strong><br />
Z E I T S C H R I F T F Ü R H E L F E R U N D F Ü H R U N G S K R Ä F T E<br />
3/<strong>2014</strong> · Juni <strong>2014</strong> · 21. Jahrgang<br />
Elbe-Hochwasser<br />
Rettung/Sanität<br />
Wasserrettungszug West goes East<br />
Führung<br />
Magdeburg mit mobiler Führungsunterstützung<br />
Technik<br />
Deichschutz – nichts für Dummies
www.volkswagennutzfahrzeuge.de/blaulichtfahrzeuge<br />
Auf ihn können Sie zählen, wenn jede Sekunde zählt.<br />
Der Transporter 1 als Einsatzfahrzeug.<br />
Seine Zuverlässigkeit macht ihn seit 60 Jahren zur Nr. 1 bei den Einsatzfahrzeugen. Mit dem Transporter als<br />
Einsatzfahrzeug sind Sie auch in Zukunft nahezu jeder Herausforderung gewachsen. Seine leistungsstarken<br />
Motoren erfüllen die aktuell gültige Abgasnorm. Zudem ist optional für diverse Modelle ein zulässiges Gesamtgewicht<br />
von 3,2 t bestellbar. CommonRailTechnologie und das 7GangDoppelkupplungsgetriebe DSG<br />
machen den Transporter noch effzienter und wirtschaftlicher. Dank der einzigartigen Kombination aus 4MOTION<br />
und Automatik hat der Fahrer die Möglichkeit, sich voll auf den Einsatz zu konzentrieren. Und mit den optio <br />
nalen Fahrerassistenzsystemen wie Abbiegelicht und Spurwechselassistent kommen Sie nicht nur besonders<br />
schnell ans Ziel, sondern auch besonders sicher.<br />
1<br />
KTW Transporter Kombi, Kraftstoffverbrauch in l/100 km: kombiniert von 10,3 bis 6,8 für Benzin und Diesel. CO 2Emissionen in g/km: kombiniert<br />
von 239 bis 179 für Benzin und Diesel. Abbildung zeigt exemplarische Aufbaulösungen gegen Mehrpreis.
Gemeinsame Grundlagen –<br />
komplexe Hochwasserlagen<br />
Ein Jahr ist es her, dass viele Landstriche<br />
Deutschlands und seiner Nachbarländer von<br />
einem außergewöhnlichen Hochwasser heimgesucht<br />
wurden. Die örtlichen Einsatzkräfte<br />
konnten der Situation nicht mehr alleine Herr<br />
werden und forderten Unterstützung an. Aus<br />
den verschiedensten Gegenden Deutschlands<br />
waren Einheiten aller Organisationen in den<br />
Hochwassergebieten im Einsatz. Spannende<br />
Einsatzberichte beteiligter Kräfte in dieser<br />
Ausgabe zeigen ein facettenreiches Bild des<br />
Hochwassereinsatzes. Obgleich die über Ländergrenzen<br />
hinweg entsendeten Einheiten<br />
einen gewissen zeitlichen Vorlauf hatten und<br />
nicht alle Einsatzkräfte pausenlos im Einsatz<br />
waren, zeigten viele einzelne – zum Teil spektakuläre<br />
– Situationen, wie sehr die aus großer<br />
Entfernung angereisten Helferinnen und Helfer<br />
gebraucht wurden.<br />
Bei Einsätzen in der Größenordnung des Hochwassers<br />
von 2013 reichen die ohnehin schon<br />
strapazierten örtlichen Strukturen nicht aus,<br />
um überörtlich angeforderte Einheiten zu führen.<br />
Die Unterstützung durch überörtlich angeforderte<br />
operativ-taktische Führung hat sich<br />
daher bewährt und ist aufgrund einheitlicher<br />
Grundlagen wie der DV 100 auch länderübergreifend<br />
möglich. Der Einsatzbericht der Feuerwehr<br />
Hannover stellt eine solche Aufgabe<br />
anschaulich dar.<br />
In der jüngeren Vergangenheit wurde immer<br />
wieder die Motivation und Gewinnung engagierter<br />
Helfer vor dem Hintergrund gesellschaftlicher<br />
Veränderungen diskutiert. Der für<br />
das Maß der Motivation wichtige Faktor „Zufriedenheit“<br />
der an den Hochwassereinsätzen<br />
beteiligten Einsatzkräfte wurde in einer aktuellen<br />
Befragung näher untersucht.<br />
Im Einsatz befanden sich jedoch nicht nur Helfer,<br />
die fest in die Strukturen der etablierten<br />
Organisationen eingebunden sind. Stellenweise<br />
waren freiwillige Helfer anzutreffen, die sich<br />
mehr oder weniger organisiert und eher spontan<br />
zur Mithilfe entschlossen hatten. Auch sie<br />
waren von weit her angereist. Durch die nahezu<br />
überall verfügbaren Internetdienste wie Nachrichtenportale<br />
und Soziale Plattformen entsteht<br />
um solche Helfergruppen eine bisher weniger<br />
bekannte Dynamik. Diese Helfer zielgerichtet<br />
zu lenken und einzusetzen ist eine der künftigen<br />
Herausforderungen.<br />
Neben einem großen Helferansatz ist für erfolgreiche<br />
Hochwassereinsätze auch die technische<br />
Komponente entscheidend. So können<br />
neue Systeme eine effiziente Alternative zum<br />
klassischen Verbau mit händisch befüllten<br />
Sandsäcken sein. Der Hochwassereinsatz im<br />
vergangenen Jahr hat gezeigt, dass unsere hergebrachten<br />
gemeinsamen Grundlagen (wie die<br />
DV 100) über Verwaltungs- und Organisationsgrenzen<br />
hinweg unabdingbar sind, um in komplexen<br />
Lagen interoperabel zu arbeiten. Neue<br />
Techniken und Verfahren wie Wasserbarrieren,<br />
ein Funksystem in der Migrationsphase oder<br />
auch die manchmal entbehrlich erscheinende<br />
klassische Katastrophenschutzausbildung müssen<br />
neben den alltäglichen Herausforderungen<br />
aber auch auf Szenarien wie ein Hochwasser<br />
2013 ausgerichtet sein. Dabei sollten wir neue<br />
Entwicklungen als Chance begreifen und unserer<br />
Sache zunutze machen.<br />
Ihr<br />
Simon Ludäscher<br />
Simon<br />
Ludäscher<br />
M.Sc.<br />
Ingenieur für<br />
Rettungs wesen<br />
Dortmund,<br />
Redaktion<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 107 <strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 3
Hochwasser flächendeckend<br />
Hilfe grenzenlos<br />
Bei Einsätzen in der Größenordnung des Hochwassers von 2013 reichen die<br />
ohnehin schon strapazierten örtlichen Strukturen oft nicht aus, um überörtlich<br />
angeforderte Einheiten zu führen. Die Unterstützung durch überörtlich angeforderte<br />
operativ-taktische Führung hat sich daher bewährt und ist aufgrund<br />
einheitlicher Grundlagen auch länderübergreifend möglich. Einmal mehr zeigte<br />
sich, dass diese Zusammenarbeit äußerst sinnvoll ist.<br />
AKTUELLES<br />
8 26<br />
Ergebnisse einer Umfrage:<br />
Wie zufrieden waren Einsatzkräfte<br />
im Hochwasser 2013?<br />
Um einen Überblick über die<br />
persönliche Zufriedenheit von<br />
ehrenamtlichen Einsatzkräften im<br />
Hochwassereinsatz 2013 zu erhalten,<br />
wurde von der FH Köln eine Online-<br />
Umfrage durchgeführt.<br />
C. Baumgarten, C. Bentler<br />
RETTUNG/SANITÄT<br />
Online-Plattform:<br />
Team Bayern organisiert Laienhelfer<br />
im Katastrophenfall<br />
Freiwillige können sich auf einer<br />
Online-Plattform registrieren, um bei<br />
Katastrophen gezielt professionelle<br />
Helfer zu unterstützen. Mit „Team<br />
Bayern“ soll unkompliziert ungebundene<br />
Hilfe angeboten werden.<br />
G. Bücherl<br />
RETTUNG/SANITÄT RETTUNG/SANITÄT<br />
12<br />
Hochwassereinsatz mit RTW:<br />
Bewegende Bilder bleiben<br />
Mit einem 24 Fahrzeuge umfassenden<br />
Konvoi der Feuerwehrbereitschaft<br />
des Kreises Pinneberg waren<br />
Kräfte aus dem hohen Norden in die<br />
Hochwassergebiete Sachsen-Anhalts<br />
aufgebrochen. Der Einsatz hat Spuren<br />
hinterlassen. Ein Erlebnisbericht.<br />
S. Vasel<br />
Überörtliche Hilfeleistung:<br />
Verstärkter Wasserrettungszug<br />
NRW in Magdeburg<br />
K. Püttmann<br />
„Gut Ding mit Weile“:<br />
EU-Richtlinie zum Hochwasser-Risikomanagement<br />
C. von Spiczak-Brzezinski<br />
RETTUNG/SANITÄT RETTUNG/SANITÄT<br />
30<br />
17 35<br />
22<br />
First Responder 2.0:<br />
Leitstellen-Alarmierung<br />
per App<br />
Die neuen Mobilen-Sanitäter-<br />
Responder kommen in der gesamten<br />
Steiermark zum Einsatz. Der hohe<br />
Grad der Verfügbarkeit ergibt sich<br />
aus der großen Anzahl eingebundener<br />
Sanitäter.<br />
P. Hansak<br />
Erste-Hilfe-Schulung der besonderen<br />
Art: Dekon-V beim<br />
THW in Tönning<br />
Die Erste-Hilfe-Leistung unter den<br />
besonderen Einsatzoptionen eines<br />
Technischen Zuges werden vom<br />
THW-Ortsverband Tönning im Kreis<br />
Nordfriesland seit zwei Jahren<br />
angeboten.<br />
R. Oldehus, A. M. Bernhardt<br />
4<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 108
Taktische Zeichen<br />
in der Gefahrenabwehr<br />
Größenordnungen,<br />
hierarchische Zuord nungen<br />
und Ordnungsprinzipien<br />
Taktische Einheiten<br />
Trupp<br />
Staffel<br />
Gruppe<br />
Zug<br />
Zugtrupp<br />
Taktische Verbände<br />
Bereitschaft (Verband I)<br />
Abteilung (Verband II)<br />
Großverband (Verband III)<br />
Verwaltungsstufen<br />
Gemeinde, kreisangehörige Stadt<br />
Kreis / Landkreis, kreisfreie Stadt<br />
Bezirk<br />
Land / Freistaat<br />
Bundesrepublik Deutschland<br />
Europäische Union<br />
Stärkeangaben von Einheiten<br />
Anzahl Führer<br />
• Führer von Verbänden<br />
• Zugführer<br />
• Ärzte<br />
Anzahl Unterführer<br />
• Gruppenführer<br />
• Staffelführer<br />
• Führer selbstständiger Trupps<br />
Anzahl Einsatzkräfte<br />
• Truppführer (nur bei Feuerwehr)<br />
• Truppmänner<br />
• Truppmänner mit Sonderaufgaben<br />
Gesamtstärke takt. Formation<br />
• taktische Einheit<br />
oder<br />
• taktischer Verband<br />
1. Zahl 2. Zahl 3. Zahl 4. Zahl<br />
2 / 6 / 22 / 30<br />
Grundzeichen<br />
Zeichen Bedeutung<br />
Taktische Formation (taktische Einheit /<br />
taktischer Verband), Dienststelle<br />
Befehlsstelle, Führungsstelle (im Einsatz)<br />
Stelle, Einrichtung<br />
Person<br />
Gebiet, Fläche<br />
Flächenbrand<br />
Überschwemmtes Gebiet<br />
Dürregebiet<br />
Einschränkungen / Ausfall der Versorgung<br />
z. B. Stromausfall<br />
Sonstige großflächige Schadensgebiete<br />
Kontaminiertes Gebiet;<br />
biologisch / chemisch;<br />
z. B. Pandemie / Gefahrstoffe<br />
drohende Gefahr (die Diagonalstreifen<br />
sind in der Farbe der Gefahr, also z. B. Blau<br />
bei drohendem Hochwasser)<br />
KatS-Alarm, z. B. in einem Landkreis<br />
Maßnahmen, allgemein<br />
Anlass, Ereignis<br />
Gefahr<br />
ortsgebunden, ortsfest<br />
Gebäude<br />
Brandschutz, technische Hilfe, Gefahren abwehr<br />
in Gegenwart gefährlicher Stoffe und Güter<br />
und sonstige technische Einsatzaufgaben<br />
(Verteiler)<br />
Brandbekämpfung / Löscheinsatz,<br />
einschl. Retten<br />
(Drehleiter mit Korb)<br />
retten aus Höhen und Tiefen<br />
(Drehleiter mit Korb und Richtungspfeil)<br />
Höhenrettung<br />
(Drehleiter mit Korb und Richtungspfeil)<br />
Retten aus Tiefe<br />
(Verteiler / Wasser)<br />
Wasserversorgung und -förderung<br />
(Spreizer)<br />
Technische Hilfeleistung, einschl. Retten<br />
(Hebegerät)<br />
Heben von Lasten<br />
(Bergemulde / -wanne)<br />
Bergen, Bergung<br />
(Räumgerät)<br />
Räumen, Beseitigung von Hindernissen<br />
(Sprengkörper)<br />
Entschärfung, Kampfmittelräumung<br />
(Detonationskegel)<br />
Sprengen<br />
(Rad)<br />
Transport<br />
(Lampe)<br />
Beleuchtung<br />
(Propeller)<br />
Einsatz von Luftfahrzeugen<br />
(Boot auf dem Wasser)<br />
Einsatz von Wasserfahrzeugen,<br />
Fahren auf dem Wasser<br />
(Hund)<br />
Suchen und orten mit Rettungshunden<br />
(Person im / auf dem Wasser)<br />
Wasserrettung, einschl. Tauchen<br />
(Schaufelrad)<br />
Pumpen, Lenzen, Beseitigen von<br />
Wasserschäden<br />
(Deich / Wasser)<br />
Abwehr von Wassergefahren,<br />
Deichverteidigung<br />
(Retorten)<br />
Gefahrenabwehr bei gefährlichen Stoffen<br />
und Gütern, ABC-Schutz / CBRN-Schutz<br />
(Retorten / Erkundung)<br />
Messen, Spüren<br />
(Retorten mit Pfeilen)<br />
Dekontamination<br />
(Retorten / Wasser)<br />
Beseitigen von Umweltschäden auf / in<br />
Gewässern, Ölschadensbekämpfung<br />
Rettungswesen, Sanitätswesen,<br />
Gesundheitswesen<br />
(Kreuz)<br />
Rettungswesen, Sanitätswesen,<br />
Gesundheitswesen<br />
(Kreuz / ärztlicher Dienst)<br />
Ärztliche Versorgung<br />
(Berge)<br />
Bergrettung<br />
Betreuungswesen<br />
(Dach / Obhut)<br />
Betreuung<br />
(Bett)<br />
Unterbringung<br />
(Bewegungspfeil, Sammeln mit Betreuungsdach)<br />
Anlaufstelle (Sammelstelle für<br />
Betroffene)<br />
Versorgung und Logistik<br />
(ohne Bezug)<br />
Versorgung, Logistik<br />
(angeschnittenes Brot)<br />
Verpflegung<br />
(Trichter)<br />
Versorgung mit Verbrauchsgütern<br />
und Betriebsstoffen<br />
(Wasserhahn)<br />
Versorgung mit Trinkwasser<br />
(Wasser)<br />
Versorgung mit Brauchwasser<br />
(Elektrizität / Blitz)<br />
Versorgung mit Elektrizität<br />
(Maulschlüssel)<br />
Instandhaltung, Instandsetzung,<br />
materielle Infrastruktur<br />
Veterinärwesen<br />
(„V“ für Veterinär)<br />
Veterinärwesen<br />
(Beil)<br />
Schlachten<br />
Führung und Leitung<br />
(ohne Bezug)<br />
Führung, Leitung, Stab<br />
(Elektrizität / Blitz)<br />
Information und Kommunikation (IuK),<br />
Fernmeldewesen<br />
(ohne Bezug)<br />
Erkundung<br />
(Lautsprecher)<br />
Warnen<br />
Personen mit besonderen Funktionen<br />
Führungskraft<br />
Truppführer<br />
Gruppenführer<br />
Zugführer<br />
Verbandsführer; Führer einer Bereitschaft<br />
(Verband 1)<br />
Person mit Sonderfunktion<br />
z. B. Fachberater (in Verbindung mit einem<br />
Zeichen, das die Aufgabe beschreibt)<br />
Landgebundene Fahrzeuge<br />
Fahrzeug, landgebunden<br />
Kraftfahrzeug, landgebunden<br />
Kraftfahrzeug, mehrspurig,<br />
geländegängig oder geländefähig<br />
Wechselladerfahrzeug<br />
Abrollbehälter, Container<br />
Anhänger<br />
Schienenfahrzeug<br />
Kettenfahrzeug<br />
Kraftrad<br />
Fahrrad<br />
Räumgerät (Raupe, Radlader, etc.)<br />
Hebegerät<br />
Bagger<br />
Wasserfahrzeuge<br />
Wasserfahrzeug<br />
Luftfahrzeuge<br />
Flugzeug<br />
Hubschrauber<br />
Sonstige Einsatzmittel<br />
Sirene<br />
Lautsprecher<br />
Sprengmittel, Sprengkörper, Blindgänger<br />
Trinkwasser<br />
Brauchwasser<br />
Versorgung mit Betriebsstoffen und<br />
Verbrauchsgütern<br />
Verpflegung<br />
Unterbringung / Unterkunft<br />
Zelt<br />
Geräte<br />
Brücke<br />
Richtungen, Bewegungen, Sammelpunkte,<br />
Tendenzen, Aktivitäts- und Ausfallgrade<br />
Richtung des Vortragens eines Einsatzes<br />
Richtung, gerichtete Bewegung, Verbindung<br />
Ausgangspunkt einer Bewegung<br />
Endpunkt einer Bewegung<br />
Bewegung in zwei Richtungen<br />
(z. B. Sichten, Ordnen, Verteilen)<br />
Sammeln<br />
Tendenz steigend<br />
Tendenz unverändert<br />
Tendenz fallend<br />
geringfügig erhöhte Aktivität /<br />
bis 25 % Ausfall<br />
moderat erhöhte Aktivität /<br />
bis 50 % Ausfall<br />
deutlich erhöhte Aktivität /<br />
bis 75 % Ausfall<br />
stark erhöhte Aktivität / Totalausfall<br />
Informations- und Kommunikationsmittel<br />
(über Draht) (über Funk)<br />
Bildübertragung<br />
Datenübertragung<br />
Fax<br />
Fernsprechen<br />
Festbildübertragung<br />
Relaisfunkbetrieb<br />
Richtbetrieb<br />
Kabelbau<br />
Digitaler Sprechfunk<br />
Handfunkgerät<br />
HRT<br />
(digitaler Sprechfunk)<br />
Fahrzeugfunkgerät<br />
MRT<br />
(digitaler Sprechfunk)<br />
Feststation<br />
FRT<br />
(digitaler Sprechfunk)<br />
DMO-Betrieb<br />
DMO<br />
(digitaler Sprechfunk)<br />
TMO-Betrieb<br />
TMO<br />
(digitaler Sprechfunk)<br />
Funkgerät mit Gateway-<br />
GW Funktion<br />
(digitaler Sprechfunk)<br />
Funkgerät mit Repeater-<br />
RP Funktion<br />
(digitaler Sprechfunk)<br />
Basisstation<br />
TMO<br />
(digitaler Sprechfunk)<br />
Allgemeine Maßnahmen<br />
Sprengen<br />
Räumen<br />
Erkunden / Beobachten<br />
Dekontaminieren<br />
Transportieren<br />
Brückenbau<br />
Gefahren- und Schadensdarstellung<br />
Person<br />
verletzte Person<br />
tote Person<br />
vermisste Person<br />
verschüttete Person<br />
gerettete Person<br />
zu transportierende Person<br />
transportierte Person<br />
verletztes Tier<br />
totes Tier<br />
angeschlagen, beschädigt<br />
teilzerstört, teilweise zusammengebrochen<br />
total zerstört, total zusammengebrochen<br />
schwierig befahrbar / teilblockiert<br />
nicht befahrbar / blockiert<br />
überschwemmtes Gebiet<br />
Entstehungsbrand<br />
fortentwickelter Brand<br />
Vollbrand<br />
Hinweis auf vermutete Gefahr durch ...<br />
Akute Gefahr durch ...<br />
Gefahr durch Radioaktivität (A B C)<br />
Gefahr durch elektrische Energie<br />
Chlor GS Cl 266<br />
gefährliche Stoffe, z. B. , oder 1017<br />
Ö Gefahr durch Mineralöl<br />
Gefahr durch Wassereinbruch<br />
Gefahr durch explosionsfähige<br />
Kampfmittel oder Explosivstoffe<br />
Ex<br />
Gefahr durch Explosion<br />
Trennlinien und Grenzen von Einsatzräumen<br />
EA<br />
UEA<br />
Sonstige Zeichen<br />
Grenze des Einsatzraumes eines Zuges<br />
Grenze eines Einsatzabschnittes<br />
Grenze eines Untereinsatzabschnittes<br />
Hinweis auf Vermutung<br />
Hinweis auf akute Situation<br />
Beispiele für die Kombination von<br />
Grundzeichen, Zusatzzeichen und<br />
ergänzenden Angaben<br />
Brandschutz / Technische Hilfe / Gefahrenabwehr<br />
bei gefährlichen Stoffen und Gütern<br />
Löschzug einer Feuerwehr<br />
Fachzug: Temporäre Zusammenstellung von<br />
Einheiten auf Zugebene mit gleicher fachlicher<br />
Ausrichtung im Zusammenhang mit<br />
FZ-<br />
Verbänden<br />
Gefahrstoffzug / ABC-Zug / CBRN-Zug<br />
einer Feuerwehr<br />
ABC-Erkundungsgruppe einer Feuerwehr<br />
Dekontaminationsgruppe – Personen<br />
P einer Feuerwehr<br />
Dekontaminationsgruppe – Gerät einer<br />
G Feuerwehr<br />
Analytische Task Force (ATF)<br />
ATF<br />
Höhenrettungsgruppe einer Feuerwehr<br />
Tauchen<br />
Tauchergruppe einer Feuerwehr<br />
Schlauchwagen SW 2000 Tr,<br />
SW 2000 TR geländegängig oder geländefähig<br />
Rüstwagen 1,<br />
RW geländegängig oder geländefähig<br />
Drehleiter mit Korb 23/12,<br />
DLK<br />
23/12 geländegängig oder geländefähig<br />
Löschgruppenfahrzeug 10<br />
LF 10<br />
ELW 1 Einsatzleitwagen 1<br />
Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW)<br />
Technischer Zug<br />
TZ-FGr<br />
mit Fachgruppe allgemein<br />
THW<br />
Technischer Zug<br />
TZ-Bel<br />
mit Fachgruppe Beleuchtung<br />
THW<br />
FGr Fachgruppe allgemein<br />
THW<br />
B 1 Bergungsgruppe 1 allgemein<br />
THW<br />
Bel Fachgruppe Beleuchtung<br />
THW<br />
Kraftrad<br />
THW<br />
GKW I Gerätekraftwagen I,<br />
THW geländegängig<br />
LKW Lbw Lastkraftwagen mit Ladebordwand,<br />
THW geländegängig<br />
LKW Lkr Lastkraftwagen mit Ladekran,<br />
THW geländegängig<br />
Kran Kranwagen, geländegängig<br />
THW<br />
SAnh Sattelanhänger<br />
THW<br />
Hund<br />
THW<br />
FKH<br />
THW<br />
Küche<br />
THW<br />
FüLa<br />
THW<br />
Anhänger mit Hundetransport<br />
Anhänger mit Feldkochherd<br />
Anhänger mit Küche<br />
Anhänger Führung / Lage<br />
Rettungswesen / Sanitätswesen / Gesundheitswesen<br />
/ Betreuung /Wasserrettung<br />
Sanitätszug<br />
des Arbeiter Samariter Bundes<br />
ASB<br />
Arztgruppe<br />
Patiententransportgruppe<br />
SEG Schnell-Einsatz-Gruppe Rettungs- /<br />
Sanitätsdienst<br />
MTF Medizinische Task Force (MTF)<br />
MTF MTF Führungsgruppe<br />
MTF<br />
MTF Teileinheit Behandlung<br />
MTF<br />
MTF Patiententransportgruppe<br />
MTF<br />
MTF Teileinheit Logistik<br />
MTF MTF Teileinheit Dekontamination<br />
V für Verletzte<br />
Einsatzeinheit (Kombination des Sanitätsund<br />
Betreuungsdienstes in Zugstärke)<br />
T&S Gruppe Technik und Sicherheit einer Einsatzeinheit<br />
des Deutschen Roten Kreuzes<br />
DRK<br />
Wasserrettungszug der Deutschen<br />
Lebens-Rettungs-Gesellschaft<br />
DLRG<br />
Boot Bootstrupp der Deutschen Lebens-<br />
Rettungs-Gesellschaft<br />
DLRG<br />
Strömungsrettung Strömungsrettungstrupp der Deutschen<br />
Lebens-Rettungs-Gesellschaft<br />
DLRG<br />
BTP-B<br />
500 Betreuungsplatz-Bereitschaft 500 des<br />
Deutschen Roten Kreuzes<br />
DRK<br />
Gruppe für Verpflegung<br />
Gruppe für soziale Betreuung<br />
Gruppe zur Herrichtung von Notunterkünften<br />
Einheit Psychosoziale Notfallversorgung<br />
PSNV<br />
KTW<br />
Krankentransportwagen<br />
RTW<br />
Rettungstransportwagen<br />
NEF<br />
Notarzteinsatzfahrzeug<br />
NAW<br />
Notarztwagen<br />
Patientenablage<br />
arztbesetzte Patientenablage<br />
Behandlungsplatz<br />
Halteplatz für Fahrzeuge zum Transport<br />
von Verletzten / Erkrankten (Rettungsmittelhalteplatz)<br />
Krankenhaus<br />
Betreuungsstelle, ortsfest<br />
Betreuungsplatz für 500 Betroffene<br />
BTP 500<br />
(Not)-Unterkunft für Betroffene<br />
Unterkunft (allgemein)<br />
Veterinärwesen<br />
Veterinärzug<br />
Tier-Dekon- und Transportgruppe<br />
Schlacht- und Untersuchungsgruppe<br />
Versorgung<br />
Versorgungstrupp einer Feuerwehr<br />
(Materialerhaltung)<br />
Versorgungstrupp des Malteser Hilfsdienstes<br />
(Verpflegung)<br />
MHD<br />
Versorgungstrupp einer Feuerwehr<br />
(Verbrauchsgüter)<br />
Einheiten / Einrichtungen der Führung<br />
KatSL Katastrophenschutzleitung im Einsatz<br />
TEL Technische Einsatzleitung im Einsatz<br />
TEL Führungsgruppe TEL i.S. einer Stabsstelle<br />
EL Einsatzleitung im Einsatz<br />
EAL Einsatzabschnittsleitung im Einsatz<br />
Stellen<br />
Versorgungsstelle (Verpflegung)<br />
Versorgungsstelle (Materialerhaltung)<br />
Versorgungsstelle (Verbrauchsgüter)<br />
Log Logistikstützpunkt<br />
M Meldekopf<br />
Bereitstellungsraum<br />
Bereitstellungsraum mit Führungsstelle<br />
M<br />
Bereitstellungsraum mit Meldekopf<br />
Hubschrauberlandeplatz<br />
LtS Leitstelle<br />
Führungskräfte / Führungsgehilfen /Personen<br />
mit Sonderfunktionen<br />
TEL Technischer Einsatzleiter<br />
Einsatzleiter der Feuerwehr der<br />
EL FW Gemeinde X-Dorf<br />
X-Dorf<br />
LNA Leitender Notarzt<br />
OrgL Organisatorischer Leiter Rettungsdienst<br />
EAL Einsatzabschnittsleiter<br />
Zugführer der Feuerwehr<br />
Zugführer eines Technischen Zuges des<br />
TZ<br />
Technischen Hilfswerks<br />
THW<br />
Zugführer eines Sanitätszuges des<br />
Arbeiter-Samariter-Bundes<br />
ASB<br />
Zugführer eines Wasserrettungszuges der<br />
Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft<br />
DLRG<br />
Zugführer einer Einsatzeinheit des<br />
Deutschen Roten Kreuzes<br />
DRK<br />
Gruppenführer einer Schnell-Einsatz-<br />
SEG<br />
Gruppe der Johanniter-Unfall-Hilfe<br />
JUH<br />
THW Fachberater des Technischen Hilfswerks<br />
Fachberater Betreuungsdienst des<br />
Deutschen Roten Kreuzes<br />
DRK<br />
Information und Kommunikation (IuK)<br />
IuK-Zug einer Feuerwehr (Information und<br />
Kommunikation)<br />
Fernsprechbau- und Betriebstrupp eines<br />
IuK-Zuges einer Feuerwehr<br />
Sprechfunkbetriebstrupp eines IuK-Zuges<br />
einer Feuerwehr<br />
Taktische Zeichen sind symbolische Darstellungen von<br />
Behörden/Dienststellen, Einheiten/Einrichtungen, Personen,<br />
Einsatzräumen, Führungslinien und Schäden. Sie dienen insbesondere<br />
dazu, diese auf Lagekarten, Plänen oder Gliederungsbildern<br />
einprägsam und unverwechselbar darzustellen.<br />
Die verwendeten Taktischen Zeichen müssen in einem<br />
zweckmäßigen Größenverhältnis zum Kartenbild und zum<br />
Maßstab stehen. Sie sind in ihrer Größe oder auch ihrem Verhältnis<br />
Länge/Breite nicht genormt. Bei der Erstellung wurde<br />
Wert darauf gelegt, dass alle Taktischen Zeichen auch mit<br />
wenigen Strichen mit einem Stift frei Hand gezeichnet werden<br />
können. Komplizierte Bilder eignen sich nicht als Taktische<br />
Zeichen.<br />
Taktische Zeichen müssen<br />
˘ logisch und eindeutig sein,<br />
˘ einfach und möglichst selbsterklärend sein,<br />
˘ mit einfachen Mitteln (z.B. einem Stift), darstellbar sein,<br />
˘ grundsätzlich sowohl mit als auch ohne IT-Hilfs mittel<br />
darstellbar sein,<br />
˘ organisationsübergreifend, länderübergreifend und<br />
möglichst auch international handhabbar sein,<br />
˘ so gestaltet sein, dass sie der jeweiligen<br />
Führungsorganisation anpassbar sind,<br />
˘ so gestaltet sein, dass sie den jeweiligen gesetzlichen<br />
Regelungen und verwaltungsmäßigen Strukturen<br />
anpassbar sind,<br />
˘ möglichst kompatibel handhabbar sein im<br />
Gesamtsystem der Gefahrenabwehr (Polizei,<br />
Bundeswehr und NATO),<br />
˘ geeignet sein als Grundlage europäischer und<br />
internationaler Normung.<br />
Das System der Taktischen Zeichen ist ein offenes System. Es<br />
können alle Zeichen sinnvoll miteinander kombiniert werden.<br />
Weiterhin können auch neue Zeichen geschaffen werden.<br />
© Copyright by Verlagsgesellschaft Stumpf und Kossendey<br />
mbH, Edewecht 2013, Satz: Jens Pesch, Zülpich<br />
ISBN 978 – 3 – 943174 – 21 – 2<br />
www.skverlag.de<br />
Überörtlicher KatS<br />
Vom Pott an die Elbe<br />
Bis zu 4.000 Rotkreuzler standen den Flutopfern in den Hochwassergebieten<br />
der Elbe in Ostdeutschland täglich zur Seite, darunter insgesamt rund 900<br />
Helferinnen und Helfer des DRK aus Nord rhein-Westfalen. Sie unterstützten<br />
die Menschen bei der Deichverteidigung, evakuierten Betroffene aus ihren<br />
Häusern, betreuten und versorgten Flutopfer sowie die vielen tausend Hilfskräfte<br />
aus ganz Deutschland. S. 17<br />
FÜHRUNG<br />
38<br />
Feuerwehr Hannover: Mobile<br />
Führungsunterstützung beim<br />
Elbe-Hochwasser 2013<br />
Personal und Ausstattung von<br />
Technischer Einsatzleitung sowie<br />
Kreisfeuerwehrbereitschaft Hannover<br />
waren zwölf Tage in die Katastrophenabwehr<br />
in Sachsen-Anhalt mit<br />
eingebunden.<br />
C. Lange<br />
Deichverteidigung: Basics<br />
TECHNIK<br />
42<br />
47<br />
Im Einsatz mit dem Technischen<br />
Fachberater des THW:<br />
Deichverteidigung bei extremen<br />
Hochwasserereignissen<br />
C. von Spiczak-Brzezinski<br />
Abrollbehälter für den Hochwassereinsatz:<br />
Sandsackbefüllung<br />
und Schlauchsystem<br />
C. Lange<br />
Der Artikel verschafft eine Übersicht über das<br />
Thema Deichverteidigung. Er behandelt die<br />
verschiedenen Deicharten und die unterschiedlichen<br />
Maßnahmen der Deichverteidigung. Auch<br />
die Allzweckwaffe „Sandsack“ wird gewürdigt,<br />
ebenso die Aktivitäten des THW. S. 42<br />
REDAKTIONELLES<br />
6<br />
49<br />
50<br />
News &<br />
Kleinanzeigen<br />
Leserbrief<br />
Termine &<br />
Impressum<br />
SEGmente<br />
Taktische Zeichen<br />
Das Poster gibt Orientierung über die wichtigsten<br />
taktischen Zeichen in der Gefahrenabwehr. Alle<br />
Zeichen entsprechen den aktuellen Empfehlungen<br />
des BBK. Wir schenken Ihnen das Poster, wenn Sie<br />
ab sofort <strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> abonnieren. Rufen Sie uns<br />
an unter 04405 9181-0 oder senden Sie eine Mail<br />
an service@skverlag.de. Oder Sie erledigen das<br />
Ganze auf www.skverlag.de.<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 109<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 5
NEWS<br />
„Arge Bevölkerungsschutz“ in Bayern<br />
Mit der Gründung einer „Arbeitsgemeinschaft<br />
Bevölkerungsschutz“ (Arge BvS)<br />
haben die bayerischen Hilfsorganisationen<br />
den Startschuss gegeben für eine engere<br />
Zusammenarbeit im Bevölkerungsschutz.<br />
Die Landesgeschäftsführer bzw. Vorstände<br />
von Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), dem<br />
Bayerischen Roten Kreuz (BRK), der Deutschen<br />
Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG),<br />
Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) und dem Malteser<br />
Hilfsdienst (MHD) haben in München<br />
den Gründungsvertrag unterzeichnet. Der<br />
Landesverband Bayern des Technischen Hilfswerkes<br />
(THW) ist als assoziiertes Mitglied<br />
ebenfalls Partner dieses Verbundes, weitere<br />
Organisationen sollen folgen.<br />
Mit der neuen Zusammenarbeit wollen die<br />
Hilfsorganisationen ihr Engagement bündeln,<br />
koordinieren und weiter entwickeln<br />
– unter Wahrung ihrer organisatorischen<br />
Eigenständigkeit, wie die Präambel zum<br />
Kooperationsvertrag aussagt. „Katastrophenhilfe<br />
und Bevölkerungsschutz werden<br />
in Zukunft mehr denn je geprägt sein durch<br />
engste Zusammenarbeit aller Akteure“, sagte<br />
BRK-Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk<br />
(2.v.r.), gemeinsam mit (v.l.) Thomas Klüpel<br />
(ASB), Dr. Fritz-Helge Voß (THW), Christoph<br />
Friedrich (MHD), Alexander von Gneisenau<br />
(JUH) und Bernd Hauke (DLRG) einer der Initiatoren<br />
dieser Kooperation. Dies habe sich<br />
im vergangenen Jahr bei der Bewältigung<br />
des Hochwassers sehr deutlich gezeigt, bei<br />
dem über Organisationsgrenzen hinweg<br />
zusammengearbeitet wurde. Erfreulich sei<br />
die Mitwirkung des THW in Bayern, auf das<br />
Medizinische Hilfswerk (MHW) als weiteren<br />
potenziellen Partner wolle man zugehen, bestätigen<br />
die Gründer.<br />
www.brk.de<br />
Fahrzeugtausch in M’Gladbacher KatS<br />
Im Jahr 2010 übergab die Stadt Mönchengladbach<br />
die ersten Rettungswagen an die Hilfsorganisationen<br />
ASB, DRK, JUH und MHD, um<br />
dem Katastrophenschutzkonzept „Patiententransportzug<br />
10 NRW“ (PTZ 10) gerecht zu<br />
werden. Bei diesem nordrhein-westfälischen<br />
Konzept handelt es sich um eine überörtlich<br />
einsetzbare und schnell verfügbare Einheit<br />
zum Transport von zehn Patienten. Sie besteht<br />
aus vier KTW, vier RTW und zwei NEF<br />
bzw. zwei RTW als NAW. Damals wurden vier<br />
aus dem Regelrettungsdienst ausgesonderte<br />
Vario-RTW übergeben.<br />
Jetzt stand der erste Fahrzeugtausch in<br />
Mönchengladbach an und damit das „Ende<br />
einer Ära“. Die Hilfsorganisationen haben<br />
nun einen Mercedes-Sprinter 616 mit<br />
Fahrtec-Kofferaufbau und einem Gesamtgewicht<br />
von knapp 6 t bei einer Breite von 2,34<br />
m erhalten. Dazu waren in den jeweiligen<br />
Fahrzeughallen der Hilfsorganisationen auch<br />
Druckluftanschlüsse zu legen, da neben der<br />
Ladeerhaltung über die RettBox-Air ® auch<br />
die Druckluftversorgung sichergestellt werden<br />
muss. Im vergangenen Jahr gab es für<br />
den Mönchengladbacher PTZ drei Einsätze,<br />
zwei davon aufgrund von Bombenfunden<br />
mit der Evakuierung von Krankenhäusern<br />
bzw. Seniorenheimen. Weitere denkbare<br />
Einsatz szenarien sind der MANV oder die<br />
Verstärkung des Regelrettungsdienstes bei<br />
Großereignissen in Mönchengladbach. Die<br />
Stadt beabsichtigt, analog vier PTZ-KTW an<br />
die Hilfsorganisationen zu übergeben.<br />
www.asb.de/moenchengladbach/<br />
Power-Ranger für den KatS<br />
Die JUH in München hat einen Ford Ranger<br />
für den Katastrophenschutz umgerüstet.<br />
Unterstützung kam dabei vom Zubehörspezialisten<br />
für Geländewagen Delta 4x4.<br />
Der Spezialausrüster aus Odelzhausen war<br />
mit Fahrzeugzubehör und Arbeitsleistung<br />
im Wert von 8.880 Euro an der Umrüstung<br />
beteiligt. „Primär sollte der Pick-up als Zugfahrzeug<br />
für ein knapp zwei Tonnen schweres<br />
Notstromaggregat dienen“, erklärt Andreas<br />
Pfeiffer, Bereitschaftsleiter der Münchner Johanniter.<br />
„Doch schnell haben wir bemerkt,<br />
dass in diesem Fahrzeug mehr steckt. Mit der<br />
Unterstützung von Delta 4x4 konnten wir die<br />
Einsatzfähigkeit deutlich erweitern.“<br />
Der geländetaugliche Ford Ranger mit zuschaltbarem<br />
Allradantrieb wurde mit einer<br />
All-Terrain-Bereifung ausgestattet und eignet<br />
sich hervorragend für überregionale Einsätze.<br />
So waren die ehrenamtlichen Helfer der<br />
Johanniter im Juni 2013 beim Hochwasser<br />
in Deggendorf im Einsatz. Ein Szenario, für<br />
das der Ranger hervorragend geeignet ist: Er<br />
kann bis zu 80 cm tiefes Wasser durchqueren<br />
und Steigungen über 60% erklimmen. Um in<br />
der Dämmerung und nachts auch abseits von<br />
beleuchteten Straßen gute Sicht zu haben,<br />
hat Delta 4x4 zusätzliche Fernscheinwerfer<br />
montiert. Ergänzt werden diese durch eine<br />
Umfeldbeleuchtung und zusätzliche Warnblinkleuchten<br />
im Blaulichtbalken des Einsatzfahrzeugs.<br />
www.johanniter.de/muenchen<br />
„Leben retten macht Schule“ in Wien<br />
Mit dem Schulstart <strong>2014</strong>/2015 führt die Stadt<br />
Wien obligatorischen Reanimationsunterricht<br />
in den Pflichtschulen ein. Dies ist nicht zuletzt<br />
auch „Puls“ zu verdanken, einem Verein<br />
zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes.<br />
„Puls“ hatte sich unter dem Motto „Leben<br />
retten macht Schule“ dafür eingesetzt, alle<br />
Wiener Grundschüler in der dritten Klas-<br />
6<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 110
se zwei 50-minütige Unterrichtseinheiten<br />
„Wiederbelebungsunterricht“ absolvieren<br />
zu lassen. Den Schülern werden nun im Rahmen<br />
des Lehrplanes die Notwendigkeit, das<br />
Selbstbewusstsein und die Fertigkeiten zur<br />
schnellen Hilfe im Falle eines Herz-Kreislaufstillstands<br />
beigebracht. Bereits im Juni startet<br />
die Pilotphase des Projektes.<br />
Dies soll langfristig eine „Kultur des Helfens<br />
und beherzten Handelns“ fördern, denn aus<br />
geschulten Kindern werden einmal couragiert<br />
handelnde Erwachsene. „Es ist nie zu<br />
früh, mit dem Helfen anzufangen. Wir freuen<br />
uns deshalb sehr, dass dieses Kernprojekt<br />
des Vereins Puls nun endlich an den Start<br />
geht“, so Dr. Mario Krammel, geschäftsführender<br />
Präsident des Vereins. „Bereits in den<br />
kommenden Tagen startet an ausgewählten<br />
Schulstandorten eine Pilotphase mit insgesamt<br />
mehr als 1.000 Grundschülerinnen und<br />
Grundschülern. Ab dem kommenden Herbst<br />
geht es dann mit Wiederbelebungs-Stunden<br />
als Teil des Lehrplans richtig los.“ Die Aktion<br />
des Vereins wird zudem über einen Zeitraum<br />
von drei Jahren wissenschaftlich begleitet.<br />
www.puls.or.at<br />
Nothilfe-Ausstellung zum Anfassen<br />
Mit einer Wanderausstellung macht die Hilfsorganisation<br />
„Ärzte ohne Grenzen“ auf ihre<br />
Aktivitäten im Bereich der internationalen<br />
Not- und Katastrophenhilfe aufmerksam. Interessierte<br />
können hier einen Blick hinter die<br />
Kulissen werfen, gerade junge Leute sollen<br />
für das Thema „humanitäre Hilfe“ sensibilisiert<br />
werden. In der „Freilichtausstellung<br />
mit Originalausstattung“, die sich derzeit auf<br />
Tour befindet, soll nachempfunden werden<br />
können, was diejenigen erleben, die Hilfe vor<br />
Ort leisten, was „außer Engagement, Mut,<br />
professionellem Wissen und kultureller Sensibilität“<br />
gebraucht wird, um in Ausnahmesituationen<br />
wie bei Naturkatastrophen und nach<br />
Kriegen Nothilfe zu leisten.<br />
Zu den Stationen in der Ausstellung gehören<br />
u.a. Psychosoziale Hilfe, Cholerabehandlung,<br />
Bereitstellung von Unterkunft und Hilfsgütern,<br />
Impfkampagnen, Wasserversorgung,<br />
medizinische Grundversorgung sowie Hilfe<br />
bei Mangelernährung und vernachlässigte<br />
Krankheiten. Nächste Ausstellungsorte sind<br />
Krefeld (15. bis 18. Juni) und Freiburg (24 Juni<br />
bis 7. Juli). Im Rahmen der Ausstellung wird<br />
auch die Dokumentation „Living in Emergency“<br />
gezeigt, in der drei Ärzte sowie eine Ärztin<br />
auf ihren Katastropheneinsätzen für die<br />
Hilfsorganisation in Liberia und in der Demokratischen<br />
Republik Kongo begleitet werden.<br />
Erfahrene Projektmitarbeiter führen durch<br />
die Ausstellung und berichten von ihren Einsatzerfahrungen.<br />
Die Ausstellung richtet sich<br />
insbesondere an Schülerinnen und Schüler,<br />
der Eintritt ist frei.<br />
www.aerzte-ohne-grenzen.de<br />
Neuer First Responder<br />
in Quakenbrück<br />
In Quakenbrück wurde ein First Responder<br />
(FR) eingerichtet. Nach Gesprächen mit der<br />
Regionalleitstelle Osnabrück wurde ein Konzept<br />
erarbeitet, um den Rettungsdienst mit<br />
einfachen Aufgaben und Hilfestellungen zu<br />
unterstützen. Seit April <strong>2014</strong> ist das Fahrzeug<br />
im Dienst und wird von der Leitstelle alarmiert.<br />
Ein gebrauchter Opel Combo konnte<br />
günstig erstanden und umgebaut werden.<br />
Dieser führt nun eine Sondersignalanlage<br />
auf dem Dach, gelbe Heckblitzer im Kofferraum<br />
und Blitzer in der Frontscheibe. Im Laderaum<br />
konnte ein gebrauchter ausziehbarer<br />
Material tisch eines Notarztwagens eingebaut<br />
werden. Neben Rettungsrucksack mit Sauerstoff,<br />
elektrischer Absaugung und einem automatisierten<br />
externem Defibrillator (AED)<br />
fand auch Zubehör wie Werkzeug, Absperrmaterial<br />
und Feuerlöscher Platz im Fahrzeug.<br />
Der Leiter des Projektes Marcel Weißmüller<br />
erklärt: „Nicht nur den Kollegen in der DLRG<br />
ist an dieser Stelle zu danken. Alle, die mit<br />
Zeit oder Material helfen, anderen Menschen<br />
in einer Notlage beizustehen, haben meine<br />
größte Anerkennung. Wir hoffen durch diesen<br />
Dienst, der komplett durch Ehrenamtliche<br />
durchgeführt wird und ausschließlich durch<br />
Spenden getragen werden soll, den Rettungsdienst<br />
tatkräftig unterstützen zu können.“<br />
Zum Gründungsteam der Quakenbrücker First<br />
Responder gehören: Dennis Koch und Christine<br />
Lüers (hinten) sowie Ralf Vor der Wösten,<br />
Christian Meinecke und Marcel Weißmüller<br />
als Leiter der First Responder (vorne v.l.n.r).<br />
http://quakenbrueck.dlrg.de/firstresponder<br />
Kleinanzeigen<br />
Suche ALS und BLS Reanimationsphantome.<br />
Gebraucht, aber gut erhalten.<br />
Chiffre: IE 14-06-01<br />
NEWS<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 111<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />
7
Aktuelles<br />
Ergebnisse einer Umfrage:<br />
Wie zufrieden waren Einsatzkräfte<br />
im Hochwasser 2013?<br />
C. Baumgarten · C. Bentler<br />
Im letzten Jahr ereignete sich in Deutschland und anderen Ländern in Europa<br />
ein Hochwasser von außergewöhnlichen Ausmaßen. Um den notleidenden<br />
Menschen zu helfen und Sachschäden zu verhindern oder zu beseitigen,<br />
waren viele Helfer im Einsatz, davon alleine 105.800 ehrenamtliche Helfer<br />
des Bevölkerungsschutzes (1). Die Dimension des Hochwassereinsatzes wird<br />
durch die zeitliche (Mai bis Juli 2013) und räumliche Ausdehnung (u.a. Bayern,<br />
Sachsen und Sachsen-Anhalt) deutlich. Für ehrenamtliche Helfer sind<br />
Einsätze dieser Größe besondere Ereignisse, in den meisten Fällen sogar<br />
einmalig. Daher ist es wahrscheinlich, dass solche Einsätze sich maßgeblich<br />
auf das Verständnis ehrenamtlicher Arbeit auswirken. Aus diesem Grund<br />
wurde an der Fachhochschule Köln eine Umfrage zur persönlichen Zufriedenheit<br />
ehrenamtlicher Helfer im Hochwassereinsatz 2013 durch Masterstudierende<br />
des Studiengangs „Rettungsingenieurwesen“ durchgeführt.<br />
Zufriedenheit<br />
Das deutsche Bevölkerungsschutzsystem basiert<br />
auf einer Vielzahl von ehrenamtlichen Helfern.<br />
Dank dieser motivierten und engagierten<br />
Helfer ist es möglich, auf zahlreiche und wechselnde<br />
Herausforderungen im Bevölkerungsschutz<br />
erfolgreich zu reagieren. Dieses System<br />
ist in Europa einmalig und ein weltweites Vorbild.<br />
Die „Ehrenamtlichkeit“ beinhaltet jedoch eine<br />
große Schwierigkeit: Ehrenamtliche Kräfte leisten<br />
diese Tätigkeit neben ihrem Beruf, ihrer<br />
Familie und weiteren Freizeitbeschäftigungen,<br />
ohne persönlichen Profit dadurch zu erlangen.<br />
Zwischen den Helfern und ihren Organisationen<br />
bestehen keine vertraglichen Verpflichtungen.<br />
Die Motivation zum Engagement<br />
basiert somit lediglich auf persönlichen Gründen<br />
und sozialen Bindungsverhältnissen.<br />
Die persönliche Zufriedenheit des ehrenamtlichen<br />
Helfers spielt demnach eine große Rolle.<br />
Zufriedenheit beschreibt allgemein die Übereinstimmung<br />
der Erwartungen einer Person<br />
mit den tatsächlichen Erlebnissen. Befindet<br />
sich dieses Verhältnis im Gleichgewicht und es<br />
werden keine Änderungen gewünscht, ist die<br />
Person (in diesem Fall der Helfer) zufrieden (2).<br />
Abb. 1: Die persönliche<br />
Zufriedenheit des ehrenamtlichen<br />
Helfers spielt eine<br />
große Rolle<br />
8<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 112
Verschiedene Gegebenheiten im Alltag einer<br />
Hilfsorganisation oder im Einsatz können Einfluss<br />
auf diese persönliche Zufriedenheit und<br />
damit auf die Motivation nehmen. Im ungünstigsten<br />
Fall können besondere Gegebenheiten<br />
zu einer Niederlegung des Ehrenamts führen.<br />
Solche Gegebenheiten können maßgeblich aus<br />
Einsätzen wie dem Hochwassereinsatz 2013<br />
resultieren.<br />
13%<br />
8%<br />
2% 2%<br />
13%<br />
Aktuelles<br />
Aus diesem Grund ist eine Betrachtung der<br />
Helferzufriedenheit während des Hochwassereinsatzes<br />
2013 sinnvoll und kann Einflüsse<br />
und Auswirkungen auf die zukünftige Motivation<br />
ehrenamtlicher Helfer erfassen. Besonders<br />
für Führungskräfte können damit wertvolle<br />
Erkenntnisse gewonnen werden, um die Einsatzorganisation<br />
und das Personalmanagement<br />
kontinuierlich zu verbessern.<br />
Umfrage<br />
Um die gestellten Ziele zu erreichen, war es<br />
notwendig, möglichst viele Teilnehmer aus der<br />
Zielgruppe eingesetzter Helfer von Behörden<br />
und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben<br />
im Hochwassereinsatz 2013 für die Umfrage<br />
zu gewinnen. Daher wurde bei der Erstellung<br />
einer Umfrage auf Basis eines Fragebogens darauf<br />
geachtet, dass die Beantwortung möglichst<br />
einfach, verständlich und mit geringem Zeitaufwand<br />
durchführbar ist.<br />
Der Fragebogen ermöglicht eine Differenzierung<br />
zwischen verschiedenen statistischen<br />
Merkmalen (Alter, Geschlecht) und einsatzbezogenen<br />
Eigenschaften (ausgeübte Führungsfunktion<br />
im Einsatz, Vorerfahrungen). Über<br />
insgesamt 25 Auswahl- und Freitextfragen haben<br />
die Teilnehmer die Möglichkeit, ihre eigene<br />
Meinung sowie persönliche Auswirkungen auf<br />
ihre Motivation wiederzugeben und neun konkrete<br />
Kriterien zur Zufriedenheit in einer fünfstufigen<br />
Skala von „sehr gut“ bis „sehr schlecht“<br />
zu bewerten. Die Kriterien berücksichtigen dabei<br />
die Einsatzvor- und Nachbereitung sowie<br />
den Ablauf der Alarmierung und die vorhandenen<br />
Vorinformationen im Hochwassereinsatz<br />
2013. Neben persönlichen Bedürfnissen<br />
und der eigenen psychischen Belastung im Einsatz<br />
sind ebenfalls das Verhalten des Vorgesetzten<br />
im Einsatz und die Zusammenarbeit unter<br />
den Helfern relevant.<br />
Mit dem Fragebogen sollen allgemeine Aussagen<br />
über die Zufriedenheit der Helfer im gesamten<br />
Hochwassereinsatz 2013 erfasst und generelle<br />
sehr zufrieden<br />
unzufrieden<br />
62%<br />
zufrieden<br />
sehr unzufrieden<br />
Optimierungsmöglichkeiten abgeleitet werden.<br />
Daher wurde die Umfrage über zwei Wege<br />
verbreitet. Neben offiziellen Ansprechpartnern<br />
der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr wurde<br />
die Umfrage in verschiedenen Sozialen Medien<br />
beworben. Der Fragebogen wurde in Form<br />
eines Onlinebogens auf der Plattform www.<br />
hochwasserhelfer2013.de bereitgestellt und<br />
konnte ohne Zugangsvoraussetzungen von Ende<br />
November bis Anfang Januar erreicht werden.<br />
Aufgrund dieser Verteilung und der nicht<br />
durchgeführten Steuerung der Teilnehmer kann<br />
die Umfrage jedoch nicht den Anspruch der Repräsentativität<br />
erfüllen.<br />
Tab. 1: Kriterien für die Zufriedenheit im Einsatz<br />
• Alarmierung und Vorinformationen<br />
• Einsatznachbereitung<br />
• Einsatzvorbereitung<br />
• Informationsfluss<br />
• Persönliche Bedürfnisse<br />
• Psychische Belastung<br />
• Vereinbarkeit von Beruf und Ehrenamt<br />
• Verhalten des Vorgesetzten<br />
• Zusammenarbeit der Helfer<br />
weder noch<br />
keine Wertung<br />
Abb. 2: Persönliche Zufriedenheit<br />
von Einsatzkräften<br />
im Hochwassereinsatz 2013<br />
Christian Baumgarten,<br />
B.Eng.<br />
Christian Bentler,<br />
B.Eng.<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiter<br />
Fachhochschule Köln<br />
Fakultät für Anlagen, Energieund<br />
Maschinensysteme<br />
Institut für Rettungsingenieurwesen<br />
und Gefahrenabwehr<br />
Betzdorfer Str. 2<br />
50679 Köln<br />
christian.baumgarten@<br />
fh-koeln.de<br />
christian.bentler@fh-koeln.de<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 113<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />
9
Aktuelles<br />
100 %<br />
80 %<br />
60 %<br />
40 %<br />
20 %<br />
0 %<br />
Keine<br />
sehr zufrieden<br />
unzufrieden<br />
Abb. 3: Zufriedenheit unterschiedlicher<br />
Qualifikationen<br />
zufrieden<br />
sehr unzufrieden<br />
weder noch<br />
Truppenführer<br />
Gruppenführer<br />
Zugführer<br />
Verbandsführer<br />
oder<br />
höher<br />
keine Wertung<br />
Sonstige<br />
Ausbildung<br />
Ergebnis<br />
Im genannten Zeitraum von sechs Wochen<br />
nahmen 5.489 Personen an der Umfrage teil.<br />
Insgesamt liegen 3.377 vollständig ausgefüllte<br />
Fragebögen von eingesetzten Helfern vor. Diese<br />
Anzahl bildet die Grundlage für die folgende<br />
Auswertung und Darstellung.<br />
Um einen Überblick über die persönliche Zufriedenheit<br />
von Einsatzkräften im Hochwassereinsatz<br />
2013 zu bekommen, wurde die Frage<br />
„Wie zufrieden sind Sie persönlich mit dem<br />
gesamten Hochwassereinsatz 2013?“ gestellt.<br />
Durch die Platzierung der Frage am Anfang des<br />
Fragebogens kann gewährleistet werden, dass<br />
die Beantwortung ohne Beeinflussung des weiteren<br />
Verlaufs der Umfrage geschieht und damit<br />
ein möglichst neutrales Bild erhoben werden<br />
kann. Die Auswertung ergibt, dass 75% der eingesetzten<br />
Helfer zufrieden oder sehr zufrieden<br />
mit dem Hochwassereinsatz 2013 waren. Dem<br />
gegenüber stehen nur 10% der Helfer, die unzufrieden<br />
oder sehr unzufrieden waren. Dies ist<br />
in Abb. 2 deutlich zu erkennen. Damit scheint<br />
eine deutliche Mehrheit der Helfer mit dem<br />
Hochwassereinsatz zufrieden gewesen zu sein.<br />
Der zweite zentrale Untersuchungsaspekt<br />
analysiert die Auswirkung der persönlichen<br />
Zufriedenheit auf die Motivation für weiteres<br />
ehrenamtliches Engagement. In der Umfrage<br />
gaben über 50% der Umfrageteilnehmer an,<br />
dass ihre Motivation durch den Hochwassereinsatz<br />
gestiegen sei. Bei 5% der Teilnehmer sei<br />
die Motivation gesunken und bei mehr als 40%<br />
sei diese unverändert geblieben. Damit hat der<br />
Hochwassereinsatz eine deutlich positive Wirkung<br />
auf die Motivation der Helfer, zukünftig<br />
weiter ehrenamtlich tätig zu werden. An dieser<br />
Stelle soll in weiteren Auswertungen herausgearbeitet<br />
werden, welche Ursachen für eine positive<br />
oder negative Veränderung der Motivation<br />
vorliegen können.<br />
Ein mögliches Kriterium zur Beeinflussung<br />
der Zufriedenheiten in einem Einsatz stellt<br />
die persönliche Führungsqualifikation dar.<br />
Unterschiedliche Ausbildungen der Helfer verursachen<br />
einen ungleichen Wissens- und Erfahrungsschatz,<br />
wodurch Einsätze differenziert<br />
wahrgenommen werden und somit Auswirkungen<br />
auf die persönliche Zufriedenheit haben<br />
können. Das Ergebnis (Abb. 3) zeigt jedoch,<br />
dass zwischen den verschiedenen Führungsqualifikationen<br />
keine signifikanten Unterschiede<br />
in der Zufriedenheit vorliegen. Daraus<br />
lässt sich die Schlussfolgerung ableiten, dass<br />
die persönliche Zufriedenheit weniger mit der<br />
eigenen Ausbildung und Qualifikation, sondern<br />
möglicherweise vielmehr auf persönliche und<br />
individuelle Bedürfnisse zurückzuführen ist.<br />
Diese Bedürfnisse wurden im zweiten Teil des<br />
Fragebogens in Form der angesprochenen Krite-<br />
Abb. 4: Auch die<br />
Informations versorgung<br />
beeinflusst die persönliche<br />
Zufriedenheit der Helfer<br />
10<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 114
ien erhoben. Erste Auswertungen zeigen, dass<br />
persönliche Bedürfnisse wie die Hygiene, Ruhemöglichkeiten<br />
oder Verpflegung sehr wohl Auswirkungen<br />
auf die Zufriedenheit haben. Auch<br />
Einflüsse der psychischen Belastungen oder der<br />
eigenen Informationsversorgung konnten ermittelt<br />
werden.<br />
Prinzipiell lässt sich feststellen, dass alle untersuchten<br />
Kriterien die persönliche Zufriedenheit<br />
eines Helfers im Hochwassereinsatz 2013<br />
beeinflusst haben. Eine detaillierte Darstellung<br />
dieser Ergebnisse erfolgt aufgrund des Umfangs<br />
in einer eigenständigen Veröffentlichung.<br />
Bereit für den Einsatz -<br />
gereinigt, desinfiziert und<br />
imprägniert!<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass die persönliche Zufriedenheit<br />
eines Helfers von vielen Kriterien<br />
abhängen kann. Um eine hohe Zufriedenheit<br />
der Helfer zu erreichen, ist es wichtig, dass<br />
Ursachen und deren Auswirkungen auf die<br />
Zufriedenheit in einem Einsatz berücksichtigt<br />
werden, um die Effektivität des Personalmanagements<br />
und des Einsatzablaufs zu erhöhen.<br />
Ausblick<br />
Die Erkenntnisse der persönlichen Zufriedenheit<br />
im Hochwassereinsatz 2013 können<br />
zukünftig genutzt werden, um auf spezielle<br />
Bedürfnisse und Empfinden von Helfern in<br />
Einsätzen größere Dimensionen einzugehen.<br />
Besonders für Organisationen und Verbände<br />
des Ehrenamts in der Gefahrenabwehr kann<br />
dies von besonderer Bedeutung sein, um in Zukunft<br />
die Einsatzfähigkeit des Ehrenamtes gewährleisten<br />
zu können. Dank der ermittelten<br />
Ergebnisse kann durch Ausbildungen und Implementierung<br />
von Verbesserungen in diesem<br />
Bereich die persönliche Zufriedenheit weiter<br />
gesteigert werden.<br />
Da der aktuelle Trend in der Wirtschaft, die<br />
Zufriedenheit der eigenen Mitarbeiter stärker<br />
zu berücksichtigen, immer mehr in den Vordergrund<br />
rückt, sollte auch in ehrenamtlichen Organisationen<br />
überlegt werden, diese Ansätze zu<br />
übernehmen. Das HRM sowie der Gesundheitsund<br />
Arbeitsschutz sind gewiss übertragbar, wobei<br />
zu jedem Zeitpunkt die Leistungsfähigkeit<br />
der Organisationen gewährleistet sein muss. <br />
Systemlösungen für die Aufbereitung der Schutzausrüstung<br />
• Waschmaschinen und Trockner für Schutzbekleidung,<br />
Chemikalienschutzanzüge, Rettungsdecken und Atemschutzmasken<br />
• Reinigungsautomaten für Atemschutzmasken<br />
• Reinigungs- und Desinfektionsautomaten für<br />
Anästhesie-Instrumentarium<br />
Literatur:<br />
1. Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe<br />
(2013) Bevölkerungsschutzmagazin 3: 40 ff.<br />
2. Stangl W (2012). Zufriedenheit. Lexikon für Psychologie und<br />
Pädagogik: http://lexikon.stangl.eu/6737/zufriedenheit/ (zuletzt<br />
abgerufen am 20. Mai <strong>2014</strong>)<br />
Infos: 0800 22 44 644<br />
www.miele-professional.de<br />
info@miele-professional.de<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 115 <strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 11<br />
122550_G_Anz_Feuerwehr_110x252.indd 1 17.01.14 08
RETTUNG/SANITÄT<br />
Hochwassereinsatz mit RTW:<br />
Bewegende Bilder bleiben<br />
S. Vasel<br />
Die Bilder der Hochwasserkatastrophe in Sachsen-Anhalt sind auch nach<br />
etlichen Monaten nicht zu vergessen. Sie sind jetzt nicht traumatisierend,<br />
sie bleiben aber auf eine eigenwillige Art im Kopf, sie sind mahnend, sie<br />
machen nachdenklich und sie sind nachhaltig. Wobei es die Bilder und Eindrücke<br />
sind, die 14 Tage nach der Scheitelwelle – also 14 Tage nach der<br />
medialen Verbreitung – entstanden sind. Ein Erlebnisbericht.<br />
Viele Gedanken. Oder: Was packe ich ein?<br />
Schon Tage vor der eigentlichen Anforderung<br />
sind Gedanken aufgekommen zur Frage „Was<br />
packe ich ein?“ Ein Rettungswagen verfügt<br />
nicht über endlos viel Stauraum, er ist auf kurze<br />
Einsatzabläufe ausgelegt. Man kann sich nur für<br />
kurze Zeit mit solchen Fahrzeugen an Einsatzstellen<br />
selbst versorgen, ohne ein Materiallager<br />
als Background zu haben. In das Einsatzgebiet,<br />
in das es gehen soll, liegt aufgrund von Straßensperrungen<br />
und Überflutung das nächstmögliche<br />
Krankenhaus ca. 160 km weit weg. Auf<br />
welcher Grundlage kann man nun ausreichend<br />
Material verstauen, damit für mindestens sieben<br />
Tage eine autarke Versorgung stattfinden<br />
kann? Hier haben die Erfahrung aus den Zeltlagern<br />
der Jugendfeuerwehr, aber auch der pedantische<br />
Sinn für Ordnung geholfen.<br />
Zum einen muss der Rettungswagen ein Rettungsmittel<br />
bleiben, um den Einsatzkräften<br />
und der Bevölkerung schnellstmöglich Hilfe<br />
zukommen zu lassen, zum anderen muss das<br />
Fahrzeug auch als eine mobile Sanitätsstation<br />
dienen, in der Betreuung und Behandlung leichter<br />
Blessuren durchgeführt werden können. Daher<br />
musste die Packliste der RKiSH, die für ihre<br />
Rettungswagen gilt, über den Haufen geworfen<br />
werden. Es wurde Platz für Frischwasser,<br />
Motorenöl, Stromversorgung, Faltstühle, aber<br />
auch Salben, Tabletten und Verbände gefunden.<br />
Ebenso wurde ein Kommunikationsbereich<br />
eingerichtet. Im Führerhaus fanden Kleidung,<br />
Schlafsäcke und Verpflegung ihren Platz.<br />
Nur für die Gedanken fand sich wenig Platz,<br />
aber was sollte uns denn schon erwarten? Die<br />
Presse hatte keine Schlagzeilen mehr für dieses<br />
Thema übrig. Über die „Big Five“ Passau, Dresden,<br />
Magdeburg, Fischbek und Lauenburg, die<br />
Lieblingsplätze der Reporter und Politiker, war<br />
– aus Sicht der Medien – ausreichend berichtet<br />
worden. Es gab Wichtigeres: Der US-amerikanische<br />
Präsident war in Berlin, und die Türkei<br />
hatte Probleme mit dem Taxim-Platz. Die Welt<br />
Abb. 1: Vorbereitung für den<br />
Einsatz der Hochleistungspumpen<br />
12<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 116
hatte schon nach vierzehn Tagen ihr Interesse<br />
am Jahrhundert-Hochwasser in Deutschland<br />
verloren.<br />
Abfahrt<br />
Die Abfahrt des 24 Fahrzeuge umfassenden<br />
Konvois der Feuerwehrbereitschaft des Kreises<br />
Pinneberg war um 4.00 Uhr morgens vom<br />
Marktplatz in Pinneberg angesetzt. Nach<br />
Einweisung in „Kolonnenfahrt“ sowie die<br />
Bekanntgabe der Fahrroute und die Verabschiedung<br />
durch den Kreisbrandmeister setzte sich<br />
der Blaulicht-Wurm Richtung Perleberg in Sachsen-Anhalt<br />
in Bewegung. Wir fuhren mit ca. 70<br />
km/h in ein Katastrophengebiet, um zu helfen.<br />
Die Aufgaben sollten Deichsicherung, Wasser<br />
pumpen sowie die medizinische Versorgung<br />
der Einsatzkräfte und der Bevölkerung sein.<br />
Schon auf der Fahrt wurde klar: Es wird heiß.<br />
Um 7.00 Uhr eine kurze Pause auf dem Rastplatz<br />
Gudow, es waren bereits 26 °C, die Sonne<br />
war aufgegangen und über uns ein strahlend<br />
blauer Himmel. Mit Sonnencreme eingerieben<br />
und Sonnenbrille auf der Nase fuhren wir weiter.<br />
Und immer an den Einsatzbefehl denkend,<br />
aber was soll da schon sein? Die paar Pfützen,<br />
hier und da mal einen Keller auspumpen, das<br />
ist doch mit links gemacht. Und die Deichsicherung?<br />
Plattschaufel raus, etwas Sand drauf,<br />
schön feststampfen und rüber mit der Gras-<br />
Saat. Kann doch alles nicht so schlimm sein.<br />
Wie gesagt, die Presse sprach schon seit Tagen<br />
nicht mehr über das Jahrhundert-Hochwasser.<br />
Um 9.00 Uhr zeigte das Thermometer bereits<br />
29 °C. Die Stimmung war – wie das Wetter<br />
– super und stieg mit der Temperatur um die<br />
Wette. So fuhren wir geradewegs in unseren<br />
Bereitstellungsraum.<br />
Warten, warten und nochmal warten<br />
Bei mittlerweile 36 °C war der Tross im Bereitstellungsraum<br />
angekommen und zum ersten<br />
Mal wurde der Auftrag mit der Realität abgeglichen<br />
und gedanklich in Frage gestellt. Die<br />
Natur um uns herum lechzte nach Schatten<br />
und Wasser. Der Boden hatte seit Wochen keinen<br />
Regen mehr gesehen, er war steinhart und<br />
staubtrocken. Weit und breit keine Spur vom<br />
Hochwasser.<br />
Mit uns stand noch eine weitere Bereitschaft<br />
im Raum und wartete. Das Schlimme war nur:<br />
Die Jungs warteten schon seit drei Tagen auf<br />
einen Einsatzauftrag, der sie dann in ein entsprechendes<br />
Einsatzgebiet führen sollte. Und<br />
während man so bei 39 °C zusammen wartete,<br />
fragte man sich, was hier eigentlich los ist.<br />
„Wo ist das Hochwasser? Wem kann man helfen?<br />
Und wieso stehen hier Einsatzkräfte mit<br />
Pumpen drei Tage lang nur herum?“ Nach einer<br />
zweistündigen Wartezeit wurde die Einsatzleitung<br />
zum 120 km weit entfernten Krisenstab<br />
beordert, um dort den Einsatzabschnitt zu erfahren.<br />
Auf die Gedanken und Umsetzungen einiger<br />
Befehle möchte ich hier einmal gesondert eingehen:<br />
• Es wurden motivierte Helfer in einen Bereitstellungsraum<br />
geschickt und ließ sie<br />
dann bei hoher Temperatur fast sechs Stunden<br />
lang auf einem staubtrockenen Acker<br />
warten.<br />
• Die Einsatzleitung wurde zum Krisenstab<br />
beordert, der ca. 120 km weit entfernt war,<br />
damit sie dort den Einsatzraum zugewiesen<br />
bekommt.<br />
• Im Anschluss daran durfte die Einsatzleitung<br />
wieder 120 km in den Bereitstellungsraum<br />
zurückfahren, um erneut dann mit<br />
dem ganzen Konvoi abermals diese 120 km<br />
in das Einsatzgebiet zu fahren.<br />
Im Einsatzgebiet<br />
Bei unserer Ankunft am Einsatzort in Kamern<br />
im Landkreis Stendal begrüßte uns die abzulösende<br />
Feuerwehr freudig und erleichtert. Die<br />
ersten Gedanken, die einem durch den Kopf<br />
schossen: „Wie sehen die Kameraden denn aus?<br />
Total verschwitzt, dreckig und von Mücken<br />
zerstochen.“ Dazu hatten alle Augenringe, die<br />
für jeden Pandabär eine Ehre gewesen wären.<br />
Abb. 2: Vor dem Einsatz:<br />
Warten auf einem staubtrockenen<br />
Acker<br />
Sven Vasel<br />
Rettungsassistent,<br />
Praxisanleiter, Stellv. Leiter<br />
Rettungswache Pinneberg<br />
Gehrstücken 3<br />
25421 Pinneberg<br />
RETTUNG/SANITÄT<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 117<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />
13
RETTUNG/SANITÄT<br />
Abb. 3: Zu den Aufgaben<br />
zählten Deichsicherung,<br />
Wasser abpumpen und die<br />
medizinische Versorgung<br />
der Einsatzkräfte sowie der<br />
Bevölkerung<br />
Abb. 4: Oftmals hieß es auch<br />
am medizinischen Versorgungspunkt:<br />
„Warten!“<br />
Abb. 5: Lagererkundung<br />
durch den Kreisbereitschaftsführer<br />
Es wurde die Übergabe des Einsatzabschnittes<br />
organisiert, mit einer direkten Begehung und<br />
Festsetzung von Einsatzschwerpunkten. Ebenso<br />
erfolgte eine allgemeine Übergabe am Einsatzleitwagen.<br />
Eine Lehre daraus: Es wird bei<br />
diesen Übergaben auch über örtliche Gegebenheiten<br />
gesprochen, z.B. welche Gebäude in Gefahr<br />
sind, wenn dieser oder jener Deich bricht.<br />
Und das kann auch mal das eigene Schlafquartier<br />
betreffen. Ebenso wurde uns mitgeteilt,<br />
dass Teile der Bevölkerung nicht gerade erfreut<br />
über die Anwesenheit der Hilfskräfte seien und<br />
dass niemand alleine einen Fuß in das Dorf setzen<br />
sollte, da hier mit Aggressionen gerechnet<br />
werden muss. „Aggressionen? Aber wir waren<br />
doch zum Helfen da, nicht zur Freizeitgestaltung<br />
im Aqua-Park.“<br />
Durch ein Gespräch mit einigen Bewohnern aus<br />
dem Ort wurde später nachvollziehbarer, warum<br />
man den eintreffenden Helfern hier sehr<br />
kritisch gegenüberstand. Dieses Dorf wurde geopfert,<br />
hätte es keine Deichsprengung in Fischbek<br />
gegeben, wäre die Ortschaft nicht betroffen<br />
gewesen. Und um sich das Ausmaß vorstellen<br />
zu können, muss man wissen, dass die Elbe hier<br />
ca. 35 km weit vom Einsatzgebiet entfernt ist.<br />
Schaute man während des Einsatzes über den<br />
künstlichen Deich, war es eine riesige Wasserfläche<br />
bis zur Elbe. Durch diese Sprengung hatte<br />
man zwar Teile der „Big Five“ gerettet, aber<br />
diese Ortschaft, diesem Dorf hatte man die gesamte<br />
Grundlage zum Leben entzogen.<br />
Hilfe! Wer rettet den Sani?<br />
Nachdem alle Besprechungen, Erkundungen<br />
und die Aufgabenverteilungen abgeschlossen<br />
waren, wurde das Quartier bezogen. Es bestand<br />
aus einer großen Sporthalle, die nun für 120 Kameraden<br />
mit Feldbetten als Schlafquartier hergerichtet<br />
wurde. Zu diesem Zeitpunkt war ich<br />
bereits 38 Stunden inklusive vorangegangenem<br />
Regeldienst und Packen des Rettungswagens<br />
wach. Eine körperliche Erschöpfung machte<br />
sich breit. Nach kurzer Besprechung mit der<br />
Kollegin und dem Einsatzleiter zog ich mich<br />
zusammen mit anderen freien Kräften und ca.<br />
3,647 Mrd. mutierten Mücken zum Schlafen<br />
zurück.<br />
Das Ausmaß<br />
Das Ausmaß der Überflutung ist kaum zu beschreiben.<br />
Wo noch zwei Wochen vorher Rehe<br />
durch den Wald rannten, schwammen Fische. Es<br />
war schon etwas befremdlich, wenn man in ein<br />
14<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 118
RETTUNG/SANITÄT<br />
Waldgebiet schaute und nichts als Bäume sah,<br />
die bis zu 1,50 m tief im Wasser standen. Vieles<br />
erinnerte an TV-Aufnahmen vom Regenwald<br />
oder aus dem Amazonasgebiet. Basketballkörbe<br />
auf einer Höhe mit der Wasserlinie, Häuser,<br />
von denen nur noch das Obergeschoss zu<br />
sehen war. Überall ölhaltiges Wasser und ein<br />
modriger feuchter Gestank, der durch das ganze<br />
Dorf zog. Und tatsächlich lebten in diesen<br />
Häusern noch Menschen – ohne Wasser, ohne<br />
Toiletten und ohne Hoffnung. Und trotzdem<br />
wollten diese Menschen ihren Grund und Boden<br />
nicht aufgeben. Sie wurden in der ganzen<br />
Zeit durch die Dorfgemeinschaft mit Lebensmittelpaketen<br />
versorgt. Es gab keine Infrastruktur<br />
mehr. Bewohner, deren Häuser höher lagen,<br />
mussten Arbeitswege von bis zu 180 km täglich<br />
bewältigen.<br />
Erschütternd war auch ein persönliches Gespräch<br />
mit einem Landwirt, der seine Gerätschaften<br />
zwar in Sicherheit bringen konnte, da<br />
seine Scheune erhöht lag, aber sein Vieh nicht<br />
mehr retten konnte, da das Wasser zu schnell gekommen<br />
war. Dieser Landwirt fühlte sich zwar<br />
nach eigenen Aussagen jetzt wie ein Hallig-<br />
Bauer, doch fragte er im gleichen Atemzug, ob<br />
ich seine Gerätschaften (riesige Traktoren und<br />
anderes Gerät) haben wolle, da er nie wieder als<br />
Landwirt arbeiten werde und könne. Sein Land<br />
sei, auch wenn das Wasser irgendwann einmal<br />
weg sein werde, total kontaminiert und nicht<br />
mehr für den Bio-Anbau brauchbar.<br />
Wathose löcherig geworden. Sohlen lösten sich<br />
von den Gummistiefeln, weil das Wasser so<br />
sehr mit Chemikalien kontaminiert war. Zu<br />
diesem Zeitpunkt wusste man noch nicht, wie<br />
man mit dieser Kontamination umgehen sollte,<br />
da hier ein Abpumpen nur zu einer Kontaminationsverschleppung<br />
geführt hätte. Aber auch<br />
weitere Gespräche ließen uns nachdenklich<br />
werden, z.B. mit einer älteren Dame, die Rat<br />
bei uns suchte, weil sie keine Entwässerungstabletten<br />
mehr hatte. Sie erklärte, dass sie zwar<br />
fast zu ihrem Hausarzt schauen könne, aber<br />
aufgrund der Sprengungen und der zerstörten<br />
Straßen nun einen Umweg von 140 km fahren<br />
müsse. Solche und ähnliche Fragen stellen einen<br />
Rettungsdienst schnell vor Probleme, denn im<br />
Normalfall würden solche Patienten zum Hausarzt<br />
bzw. in ein Krankenhaus gebracht werden.<br />
Deshalb sollte, wenn man sich in solche Einsätze<br />
begibt, auf jeden Fall eine ausgiebige<br />
Abb. 6: Ununterbrochener<br />
Pumpeneinsatz, damit das<br />
Wasser im Dorfkern nicht<br />
weiter ansteigt<br />
Abb. 7: Mit etlichen Pumpen<br />
wurde das Wasser in die<br />
angelegten Ablaufrinnen<br />
gepumpt<br />
Ich wusste, was er meinte. Einigen Einsatzkräften<br />
ist bei der Arbeit in den Vorgärten die<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 119<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />
15
RETTUNG/SANITÄT<br />
Wieder etwas Hoffnung<br />
Durch ein deutliches Auftreten der Einsatzleitung<br />
im Krisenstab und das weitere Anfordern<br />
von Material konnte bereits nach 36 Stunden<br />
ein erster kleiner Erfolg verbucht werden. Und<br />
damit kehrte auch ein wenig Hoffnung in die<br />
Gesichter der Bevölkerung zurück. Mit dieser<br />
Hoffnung wichen auch die Skepsis und Abneigung<br />
gegen uns. Mit jeder Maßnahme, die<br />
eingeleitet wurde, stieg das Vertrauen. Die<br />
Deichsicherung funktionierte, das Abpumpen<br />
des Wassers durch Hochleistungspumpen lief,<br />
die Frischwasserversorgung der eingeschlossenen<br />
Menschen war sichergestellt. Aber die<br />
bedeutenden Momente waren die freudigen<br />
Gesichter der Menschen, denen man mit kleinen<br />
Maßnahmen schon helfen konnte. Durch<br />
das banale Aufstellen einer mobilen Toilette hat<br />
man etlichen Menschen wieder zu Würde verholfen.<br />
Die Dankbarkeit, die diese Menschen<br />
uns von da an entgegenbrachten, ist schwer zu<br />
beschreiben. Es wurde kurzerhand ein Helferfest<br />
an der örtlichen Feuerwache organisiert.<br />
Hier hatten Helfer und Betroffene für kurze<br />
Zeit ein Gefühl der Normalität. Ein weiteres<br />
Bild, das bei der Abfahrt entstanden ist, bleibt<br />
in Erinnerung: Eine junge dreiköpfige Familie<br />
stand im Türrahmen ihres Hauses, sie hielten<br />
sich alle an ihren Händen fest, dabei weinten<br />
sie vor Freude. Von den Augen und Lippen der<br />
jungen Ehefrau konnte man das Wort „Danke!“<br />
ablesen.<br />
Im Nachhinein<br />
Rückblickend betrachtet muss man sagen, dass<br />
die Entscheidung des Bereitschaftsführers richtig<br />
war, bei solchen Einsätzen ein Rettungsmittel<br />
mitzuführen. Dafür sprechen schon die<br />
örtlichen Gegebenheiten im Einsatzgebiet: Ein<br />
Krankenhaus liegt über 100 km weit weg, der<br />
örtliche Rettungsdienst benötigt bei einem Notfall<br />
eineinhalb Stunden. Aber auch für die Moral<br />
der Einsatzkräfte ist es wichtig, dass, wenn<br />
ihnen was passiert, sie sofort Hilfe bekommen.<br />
Abb. 8: Bei 37 °C wurden<br />
auf einer Länge von 1,5 km<br />
C-, D- und F-Schläuche unter<br />
Schutzmaßnahmen wegen<br />
des Eichen-Prozessionsspinners<br />
gelegt<br />
Abb. 9: Überflutete Grundstücke,<br />
so weit man schaute<br />
Eine ausführliche Dokumentation<br />
dieses Einsatzes<br />
finden Sie hier:<br />
www.kfv-pinneberg.de/<br />
uploads/media/Einsatzdokumentation-Kamern-neu.pdf<br />
Vorbereitung stattfinden. Denn neben allen<br />
rettungsdienstlichen Aufgaben ist solch ein<br />
Rettungsmittel auch immer Anlauf- und Beratungsstelle<br />
für hilfesuchende Bürger. Ebenso<br />
ist ein gewisses Verständnis von der Arbeit der<br />
Feuerwehr hilfreich, um für sich selbst die Gefahren<br />
einschätzen und minimieren zu können.<br />
48 Einsatzkräfte wurden bei diesem Einsatz<br />
durch den Rettungsdienst versorgt, wobei allergische<br />
Reaktionen durch den Kontakt mit dem<br />
Eichen-Prozessionsspinner über 40-mal verbucht<br />
wurden. Hinzu kamen durch die hohen<br />
Temperaturen und die körperlich anstrengende<br />
Arbeit Kreislaufprobleme und leichte knöcherne<br />
Verletzungen. Ebenso wurden einige<br />
Versorgungen und Beratungen der Bevölkerung<br />
durchgeführt. Positiv ist aber, dass man sich<br />
weiter auf Kreis- und Landesebene mit diesem<br />
Einsatz nach wie vor im Dialog befindet und<br />
ihn akribisch aufarbeitet und auswertet. Es finden<br />
bereits erste Anschaffungen und Strukturveränderungen<br />
statt.<br />
Viele Hilfsaktionen sind im Ort Kamern angelaufen.<br />
Hochrangige Politiker haben sich auch<br />
Monate nach der Akutphase immer wieder<br />
Bilder vom Ort und der Region gemacht. Kameraden,<br />
die Monate danach noch mal in den<br />
Ort gefahren sind, berichteten Ähnliches. Man<br />
kann zwar noch nicht von Normalität sprechen,<br />
aber es ist ein deutlicher Aufbau spürbar. Persönlich<br />
bin ich froh, diesen Einsatz begleitet zu<br />
haben, und dankbar für die vielen gesammelten<br />
Eindrücke.<br />
<br />
16<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 120
Überörtliche Hilfeleistung:<br />
Verstärkter Wasserrettungszug<br />
NRW in Magdeburg<br />
RETTUNG/SANITÄT<br />
K. Püttmann<br />
Anfang Juni 2013 kämpften im Osten und Süden<br />
Deutschlands tausende Menschen gegen<br />
die Fluten übertretender Flüsse. Bis zu 4.000<br />
Rotkreuzler standen den Flutopfern in den<br />
Hochwassergebieten täglich zur Seite, darunter<br />
insgesamt rund 900 Helferinnen und Helfer des<br />
DRK aus Nord rhein-Westfalen, die überwiegend<br />
in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt eingesetzt<br />
wurden. Sie unterstützten die Menschen bei<br />
der Deichverteidigung, evakuierten Menschen<br />
aus ihren Häusern, betreuten und versorgten<br />
Betroffene sowie die vielen tausend Hilfskräfte<br />
aus ganz Deutschland. Außerdem wurden technisches<br />
Gerät sowie Lebensmittel, Zelte und<br />
Feldbetten aus NRW in die betroffenen Regionen<br />
gebracht.<br />
Allein der deutlich verstärkte Wasserrettungszug<br />
NRW (WR-Z) des DRK war mit insgesamt<br />
107 Einsatzkräften aus den DRK-Kreisverbänden<br />
Aachen, Bonn, Düsseldorf, Essen, Euskirchen,<br />
Krefeld, Mülheim an der Ruhr, Neuss,<br />
Niederrhein, Rhein-Sieg, Freckenhorst und der<br />
DRK-Landesvorhaltung Nordrhein (LaVo Nordrhein)<br />
vom 8. bis 14. Juni 2013 in Magdeburg im<br />
Einsatz. Bereits am 7. Juni 2013 wurden im Einsatzstab<br />
des DRK-Landesverbandes Nordrhein<br />
die Optionen einer überörtlichen Hilfeleistung<br />
erörtert. In der Folge konnte dem Ministerium<br />
für Inneres und Kommunales (MIK) NRW ein<br />
verstärkter WR-Z NRW des DRK angeboten<br />
werden. Letzte Abstimmungen zu diesem Einsatz,<br />
für den speziell die Hochwasserboote der<br />
beiden WR-Z der DRK-Wasserwacht in Nordrhein<br />
zusammengezogen wurden, konnten<br />
noch in der Nacht zu Samstag mit den zuständigen<br />
Behörden getroffen werden. Insbesondere<br />
konnte so die Einbindung der Einsatzeinheit<br />
(EE) NRW 02 des Kreises Wesel – um die Eigenversorgung,<br />
Betreuung und sanitätsdienstliche<br />
Eigensicherung des verstärkten WR-Z NRW<br />
sicherzustellen – mit der Bezirksregierung Düsseldorf<br />
vereinbart werden.<br />
Alarmierung<br />
Nach Bestätigung des Einsatzauftrages durch<br />
das MIK NRW an den DRK-Landesverband<br />
Nordrhein am frühen Samstagmorgen des<br />
8. Juni 2013 wurde über den Einsatzstab die<br />
Alarmierung des verstärkten WR-Z NRW nach<br />
Magdeburg über das Alarmierungssystem<br />
„GroupAlarm“ veranlasst. Nur kurze Zeit später<br />
war der komplette Verband im Sammelraum<br />
AK Duisburg/Wedau abmarschbereit.<br />
Zur Einsatzformation gehörten:<br />
• ein verstärkter WR-Z NRW der DRK-Wasserwacht<br />
(Stärke 1/9/46/56) mit<br />
– 9 speziellen Hochwasserbooten,<br />
– 1 Rettungsboot in Reserve,<br />
– Fließwasserrettern (Wasserretter) und<br />
– verstärkter Führungskomponente in<br />
Staffelgröße;<br />
• ein Krad zur Erkundung;<br />
• die EE 02 aus dem Kreis Wesel (Stärke<br />
1/8/30/39);<br />
• Spezialfahrzeuge und Ausrüstung der LaVo<br />
Nordrhein (Stärke: 0/1/11/12)<br />
Abb. 1: Der deutlich<br />
verstärk te Wasserrettungszug<br />
NRW des DRK war mit<br />
insgesamt 107 Einsatzkräften<br />
vom 8. bis 14. Juni 2013 in<br />
Magdeburg im Einsatz<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 121<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />
17
RETTUNG/SANITÄT<br />
allein in der technischen Unterstützung (Stromversorgung<br />
am Einsatzort, Zeltbau usw.) des<br />
WR-Z, sondern z.B. auch in vorhandener Qualifikation<br />
und Erfahrung im Umgang mit Brennstoffen<br />
als Reserve für die Bootstrupps sowie<br />
der Verbesserung von Logistik und Transportsicherheit<br />
bei Tauchflaschentransporten.<br />
Abb. 2: Innerhalb des WR-Z<br />
wurden erstmals Fließwasserretter<br />
der DRK-Wasserwacht<br />
in den Einsatz der<br />
Bootstrupps eingebunden<br />
Abb. 3: Bei überörtlichen<br />
Hilfeleistungen wie dem<br />
Hochwassereinsatz sollten<br />
zukünftig weitgehend autarke<br />
Einsatzbereitschaften<br />
die Entlastung örtlicher Einsatzstrukturen<br />
sicherstellen<br />
Zugtrupp der Einsatzeinheit<br />
als „Vorauskommando“.<br />
Nach Aufstellung des Marschverbandes wurde<br />
der Zugtrupp der EE als „Erkunder“ von Anfahrtswegen,<br />
Umleitungen sowie Tank- und<br />
Rastanlagen dem Verband vorausgeschickt.<br />
Dessen Auftrag war es, ausreichende Aufstellflächen<br />
für den Marschverband zu erkunden<br />
und freizuhalten sowie Tankvorgänge zeitlich<br />
zu optimieren und zu dokumentieren, um<br />
die schnellstmögliche Verlegung des Marschverbandes<br />
ins Einsatzgebiet zu sichern. Die einzelnen<br />
Etappen wurden an dem Fahrzeug mit<br />
der geringsten Reichweite bemessen. Dies ermöglichte<br />
in Verbindung mit dem Vorauskommando<br />
einen reibungslosen Ablauf der Hin- und<br />
Rückfahrt.<br />
Technik und Sicherheit im WR-Z<br />
Die Einbeziehung der – nach Landeskonzept<br />
NRW – optionalen Gruppe „Technik und Sicherheit“<br />
hat sich für die internen Belange des<br />
Wasserrettungszuges voll bewährt und sollte<br />
als fester Bestandteil in das Konzept aufgenommen<br />
werden. Der Mehrwert liegt dabei nicht<br />
Unterstützung durch die EE NRW 02<br />
Kreis Wesel<br />
Die weitgehend autarke Versorgung des gesamten<br />
WR-Z durch die mitgeführte EE war für den<br />
Einsatzerfolg und -wert des spontan aufgestellten<br />
Verbandes unverzichtbar. Da die zentrale<br />
Versorgung tausender Einsatzkräfte im Raum<br />
Magdeburg – überwiegend über zentrale Betreuungsplätze<br />
– an ihre Grenzen stieß, war<br />
dies nicht nur zum Erhalt der Motivation und<br />
der körperlichen Einsatzfähigkeit der Einsatzkräfte<br />
notwendig. Zwar zeigte die Bevölkerung<br />
an vielen Orten ein hohes Engagement zur Unterstützung<br />
der Versorgung der Einsatzkräfte,<br />
jedoch lässt sich hier keine grundsätzliche Verlässlichkeit<br />
dieser Hilfe ableiten.<br />
Auch die Einrichtung und der mehrtägige Betrieb<br />
eines Bereitstellungsraumes – inklusive<br />
der notwendigen Aufenthalts- und Ruhe räume<br />
– konnte durch die EE sichergestellt werden.<br />
„Durch diese Eigenleistungen konnten die örtlichen<br />
Strukturen erheblich entlastet werden“,<br />
so Klaus Püttmann, Technischer Leiter der<br />
Wasserwacht im DRK Landesverband Nordrhein<br />
und Verbandsführer des verstärkten Wasserrettungszuges.<br />
„Bei derartigen überörtlichen<br />
Hilfeleistungen ist es meines Erachtens erforderlich,<br />
zukünftig immer eine weitgehend autarke<br />
Einsatzbereitschaft zur Entlastung örtlicher<br />
Einsatzstrukturen sicherzustellen. Hier sollte<br />
konzeptionell in Zukunft eine EE NRW vorgesehen<br />
und regelmäßig mitgeführt werden.“<br />
Sanitätsdienstliche Unterstützung<br />
Primär zur sanitätsdienstlichen Versorgung der<br />
eigenen Einsatzkräfte war die Sanitätsgruppe<br />
der EE vorgesehen, auch um ggf. mehrere<br />
Einsatzstellen bei Aufteilung des WR-Z abzusichern.<br />
Hierzu standen die Krankentransportfahrzeuge<br />
der EE und Zelte sowie Material des<br />
mitgeführten GW San zur Verfügung. Da die<br />
Wasserrettungs-, Boots- und Tauchkapazitäten<br />
jedoch überwiegend geschlossen eingesetzt<br />
wurden, konnte die Sanitätsgruppe der EE auch<br />
die sanitätsdienstliche Betreuung von Sandsackfüllstationen<br />
übernehmen.<br />
18<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 122
NOT<br />
ARZT<br />
An den Sandsackfüllstationen arbeiteten<br />
Einsatzkräfte und Freiwillige aus der Zivilbevölkerung<br />
Hand in Hand – oftmals bis zur Erschöpfung.<br />
Blessuren an Händen, Unterarmen<br />
und Erschöpfungszustände konnten hier durch<br />
die Sanitätsgruppe der EE versorgt werden.<br />
Darüber hinaus wurde wie geplant die Versorgung<br />
der eigenen Einsatzkräfte sichergestellt,<br />
so konnten kleinere Verletzungen und Wunden<br />
jederzeit adäquat erstversorgt und in einzelnen<br />
Fällen auch Transporte in eine weiterführende<br />
Behandlungseinrichtung selbstständig durchgeführt<br />
werden. Auch dies, so Klaus Püttmann,<br />
spreche für die Einbindung einer vollständigen<br />
EE bei überörtlichen Hilfeleistungen durch einen<br />
verstärkten Wasserrettungszug oder Verbände<br />
ähnlicher Größenordnung.<br />
Führungstrupp 1/1/2/4<br />
Kombi KdoW<br />
Tauchgruppe 0/3/7/10<br />
Kombi<br />
Kombi<br />
1. Bootsgruppe 0/3/7/10<br />
Kombi<br />
2. Bootsgruppe 0/3/7/10<br />
Kombi<br />
Kombi<br />
Geräteanhänger (optional)<br />
Motorrettungsboot<br />
ZFü Stv. ZFü<br />
FüHe FüHe / KF B<br />
GrFü TrFü Taucher Signalmann KF BE<br />
Geräteanhänger (optional) TrFü Taucher Signalmann KF BE Helfer<br />
GrFü TrFü Bootsmann ReS KF BE<br />
Kombi TrFü Bootsmann ReS KF BE Helfer<br />
GrFü TrFü Bootsmann ReS KF BE<br />
Motorrettungsboot TrFü Bootsmann ReS KF BE Helfer<br />
3. Bootsgruppe 0/3/7/10<br />
1/13/30/44<br />
RETTUNG/SANITÄT<br />
Kombi<br />
GrFü TrFü Bootsmann ReS KF BE<br />
Umfangreiche Logistik<br />
Die DRK-Landesvorhaltung Nordrhein hatte<br />
vorsorglich weitere – wie sich herausstellte äußerst<br />
wertvolle – Materialien und Geräte mitgeführt.<br />
Dazu zählten Zelte, Zeltheizungen,<br />
Schlafsäcke, Feldbetten usw. Die Zelte konnten<br />
als Wetterschutz und Aufenthaltszelte<br />
an den Sandsackfüllstationen in den Einsatz<br />
gebracht werden, zeitweise wurden sie auch<br />
als Unterkünfte und Ruhebereich im primär<br />
zugewiesenen Bereitstellungsraum benötigt.<br />
Durch diese Vorhaltung konnten z.B. die Einsatzkräfte<br />
und die Verpflegung vor der starken<br />
Sonneneinstrahlung effektiv geschützt und die<br />
Sandsackfüllstationen in ihrer notwendigen Arbeit<br />
unterstützt werden.<br />
Zudem konnte den örtlichen Einsatzleitungen<br />
zusätzliche Transportkapazitäten angeboten<br />
werden, nachdem die mitgeführten Lkw entladen<br />
worden waren. Zwar war eine große<br />
Anzahl von benötigten Rüst-, Pump- und Gerätewagen<br />
sowie Wechselladerfahrzeugen im<br />
Einsatzraum Magdeburg eingetroffen, Fahrzeuge<br />
mit hoher Ladekapazität (etwa für den<br />
Sandsacktransport) waren aber zusätzlich gefragt.<br />
Somit stellte dieses Potential der DRK<br />
LaVo Nordrhein einen weiteren bedeutsamen<br />
Beitrag für den Erfolg des Einsatzes vor Ort dar.<br />
Grafik und Produktion: jens@pesch.at, 01/2010<br />
Kombi TrFü Bootsmann ReS KF BE Helfer<br />
Luftrettung (optional) 0/1/2/3<br />
Kombi<br />
Hochwasser (optional) 0/3/7/10<br />
Kombi<br />
Kombi<br />
Anhänger Hochwasser<br />
SAR<br />
GrFü Luftretter Luftretter<br />
GrFü TrFü Bootsmann ReS KF BE<br />
Anhänger Hochwasser TrFü Bootsmann ReS KF BE Helfer<br />
Gruppe Technik und Sicherheit (optional) 0/1/3/4<br />
Kombi Anhänger Technik<br />
GrFü Technikhelfer Technikhelfer Technikhelfer<br />
Ruhe- und Bereitstellungsräume<br />
Nach der ersten Übernachtung in den mitgeführten<br />
Zelten konnte der verstärkte WR-Z<br />
NRW vom zunächst zugewiesenen Bereitstellungsraum<br />
„Börde Park“ am Sonntag, dem 9. Juni<br />
2013, problemlos an die Grundschule „Kannenstieg“<br />
verlegt werden. Die Kräfte des verstärkten<br />
Wasserrettungszuges begannen sofort mit<br />
der Einrichtung der notwendigen Infrastruktur.<br />
Letztlich wurde der Ruhe- und Bereitstellungsraum<br />
„Kannenstieg“ für die Aufnahme und<br />
Unterbringung von insgesamt ca. 250 Einsatzkräften,<br />
neben dem WR-Z des DRK-Landesverbandes<br />
Nordrhein auch für WR-Z der DLRG aus<br />
Nordrhein-Westfalen, ertüchtigt und bis zum<br />
Einsatzende betrieben.<br />
Hierfür wurden u.a. Sanitär- und Duscheinrichtungen<br />
in der Schule sowie der benachbarten<br />
Sportanlage betrieben. Zur Betreuung und Versorgung<br />
der 250 Einsatzkräfte wurden mehrere<br />
Zelte errichtet und Feldkochherde betrieben.<br />
Auf dem Parkplatz der benachbarten Altenund<br />
Pflegeeinrichtung konnten nach Rücksprache<br />
mit der Heimleitung die Großfahrzeuge des<br />
WR-Z NRW abgestellt werden. Im Ergebnis war<br />
so die Unterbringung und Einsatzbereitschaft<br />
der am Kannenstieg stationierten WR-Z und<br />
deren Einbindung in die Hilfeleistung in Magdeburg<br />
jederzeit sichergestellt.<br />
Abb. 4: Struktur der Wasserrettungszüge<br />
im DRK-Landesverband<br />
Nordrhein e.V.<br />
Klaus Püttmann<br />
Technischer Leiter<br />
Wasserwacht<br />
DRK Nordrhein<br />
Auf`m Hennekamp 71<br />
40 225 Düsseldorf<br />
klaus.puettmann@wasserwacht-nordrhein.de<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 123<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />
19
RETTUNG/SANITÄT<br />
Abb. 5: Die HgWR zeichnet<br />
sich durch ihren speziellen<br />
und hohen Einsatzwert aus<br />
Führung und Verbindung<br />
Vor Ort wurden zur Führung der operativen<br />
Gefahrenabwehrkräfte u.a. zwei Technische<br />
Einsatzleitungen (TEL) gebildet und eingesetzt<br />
– für den Bereich westlich der Elbe die sog. „TEL<br />
Köln“, östlich der Elbe die „TEL Hannover“. Zur<br />
Koordination aller Wasserrettungskapazitäten<br />
in Magdeburg war zudem ein „Meldekopf Wasserrettung“<br />
eingerichtet, der überwiegend per<br />
Mobiltelefon kontaktiert werden musste.<br />
Wegen wechselnder Telefonnummern konnte<br />
die ständige Erreichbarkeit des hier jeweils<br />
Verantwortlichen leider nicht durchgehend sichergestellt<br />
werden. Hier zeigte sich, dass die<br />
adäquate kommunikationstechnische Anbindung<br />
entsprechender (Führungs-)Stellen im<br />
überörtlichen Einsatz im Detail verbesserungswürdig<br />
ist.<br />
„Auch grundsätzlich ist die Einrichtung einer<br />
koordinierenden Stelle für die Wasserrettung<br />
unterhalb einer TEL konzeptionell zu überdenken“,<br />
so Klaus Püttmann. „Aus meiner Sicht<br />
entstand hier – durch die teilweise unklare Führungsstruktur<br />
und fehlende Informations- und<br />
Kommunikationstechnik – ein vermeidbarer<br />
zusätzlicher Koordinationsaufwand.“<br />
Fließwasserretter<br />
Innerhalb des WR-Z wurden erstmals Fließwasserretter<br />
der DRK-Wasserwacht in den Einsatz<br />
der Bootstrupps eingebunden. Durch ihre spezielle<br />
Ausrüstung konnten sie nicht nur bei der<br />
wasserseitigen Deichverteidigung eingesetzt<br />
werden; sie stellen auch bei Evakuierungen und<br />
der Wasserrettung in Hochwasserlagen wert-<br />
volle Helfer in den Bootstrupps dar. „Die Ausbildung<br />
weiterer Fließwasserretter und deren<br />
Einbindung in die WR-Z sollte weiter verfolgt<br />
und unterstützt werden“, so der Technische Leiter<br />
der Wasserwacht, Klaus Püttmann.<br />
Hoher Einsatzwert der Wasserrettungszüge<br />
Dieser Einsatz hat verdeutlicht, dass die in<br />
NRW landesweit einheitlich aufgestellten Wasserrettungszüge<br />
einen hohen Einsatzwert bei<br />
entsprechenden Hochwasserlagen haben. Der<br />
hier eingesetzte und ad-hoc verstärkte Wasserrettungszug<br />
des DRK war ein leistungsstarker,<br />
auf Hochwasserlagen speziell zugeschnittener<br />
und autarker Verband, der durch die Eigenversorgung<br />
und zusätzliche Leistungen die örtlichen<br />
Einsatzstrukturen spürbar und deutlich<br />
unterstützen konnte.<br />
Die gemachten Erfahrungen hinsichtlich der<br />
Logistik, Versorgung, Eigensicherung der Einsatzkräfte,<br />
Führung und die eingeschränkte<br />
Schichtfähigkeit sollten in den entsprechenden<br />
Konzepten – insbesondere für mehrtägige Einsätze<br />
außerhalb Nordrhein-Westfalens – Berücksichtigung<br />
finden. Etwa könnte für den<br />
Einsatz mehrerer WR-Z eine Führungseinheit<br />
vorgesehen werden – und dies nicht nur für<br />
überregionale Hilfseinsätze –, sodass zwei bis<br />
drei Wasserrettungszüge NRW (WR-Z NRW)<br />
mit einer Logistik- und Versorgungskomponente<br />
inklusive einer Einsatzeinheit NRW (EE<br />
NRW) unter einheitlicher Führung zu einem<br />
„Erweiterten WR-Z NRW“ zusammengefasst<br />
werden könnten.<br />
Weitere Leistungen<br />
der DRK-Wasserwacht Nordrhein<br />
Hubschraubergestützte Wasserrettung (HgWR)<br />
Die HgWR zeichnet sich durch ihren speziellen<br />
und hohen Einsatzwert aus. Diese speziell<br />
geschulten Einsatzkräfte der Wasserrettung<br />
– mit einer rettungsdienstlichen Qualifikation<br />
und regelmäßigen Rezertifizierungen in Kooperation<br />
mit den Standorten der Luftfahrtbetreiber<br />
– konnten multifunktional in den Einsatz<br />
eingebracht werden. Auch aus dem DRK-Landesverband<br />
Nordrhein konnten sogenannte<br />
AirRescueSpecialists (ARS) in diesem Einsatz<br />
ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen.<br />
Das Anhängen von Lasten an Hubschrauber, die<br />
Unterstützung bei Erkundungsflügen sowie die<br />
Rettung und Evakuierung von Betroffenen aus<br />
der Luft sind hier nur einige wenige spezielle<br />
Einsatzmöglichkeiten. Der gemeinsam von der<br />
20<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 124
Wasserwacht des DRK, der DLRG und der Bundespolizei<br />
betriebene Standorte der HgWR in<br />
Hangelar sollte auch in Zeiten der sprichwörtlich<br />
gewordenen „knappen Kassen“ erhalten<br />
und ggf. gestärkt werden. Dies trifft sicherlich<br />
auch auf weitere Standorte der HgWR bundesweit<br />
zu.<br />
Gemeinsame Ausbildung der Einsatzkräfte <br />
Im Zuge dieses Einsatzes konnte festgestellt<br />
werden, dass die Entscheidung für eine weitgehend<br />
gemeinsame Helfergrundausbildung<br />
und Führungskräftequalifikation der Gemeinschaften<br />
Wasserwacht und Bereitschaften im<br />
DRK-Landesverband Nordrhein sich bewährt<br />
hat. Der gemeinschaftsübergreifend einheitliche<br />
Sprachgebrauch an der Einsatzstelle, einheitliche<br />
Begrifflichkeiten, Meldewesen und<br />
Führungsstrukturen sind für die Einsatzkräfte<br />
der DRK-Einsatzformationen regelmäßiger<br />
Ausbildungsgegenstand – auch über die DV 100<br />
hinaus – und erleichtert das „Leben in der Lage“<br />
erheblich.<br />
Die strikte Orientierung an den einschlägigen<br />
bundesweit verbreiteten Glossars (z.B. des BBK<br />
und der SKK) und Dienstvorschriften (z.B. die<br />
DV 100) erweist sich dabei als unabdingbar. Nur<br />
auf dieser Grundlage konnte auch die Einbindung<br />
von Fachberatern der DRK-Wasserwacht<br />
Nordrhein in die TEL Köln, über die hier tätige<br />
„MoFüst Rheinland“ aus dem Regierungsbezirk<br />
Köln, erfolgreich dargestellt werden.<br />
Fazit<br />
Die Motivation und das Engagement aller eingesetzten<br />
Einsatzkräfte des DRK aus dem Landesverband<br />
Nordrhein waren für Klaus Püttmann<br />
enorm: „Als verantwortliche Führungskraft des<br />
verstärkten Wasserrettungszuges möchte ich an<br />
dieser Stelle ein herzliches Dankeschön allen<br />
mitwirkenden DRK-Einsatzkräften, dem Ministerium<br />
für Inneres und Kommunales NRW,<br />
den Bezirksregierungen Köln und Düsseldorf,<br />
dem DRK-Einsatzstab im Landesverband Nordrhein,<br />
der DRK-Landesvorhaltung Nordrhein,<br />
den vielen Arbeitgebern, meiner ausgezeichneten<br />
Führungsmannschaft und nicht zuletzt<br />
unseren Familien sagen, die uns wieder einmal<br />
den Rücken für diesen Einsatz freigehalten und<br />
gestärkt haben. Auch die große Solidarität der<br />
Bevölkerung und die gute Zusammenarbeit mit<br />
anderen Hilfsorganisationen werden mich lange<br />
an diesen Hochwassereinsatz erinnern. Nur<br />
gemeinsam konnten wir eine solche Situation<br />
meistern.“<br />
<br />
Wasserrettungszug Nordrhein-Westfalen<br />
Beim „Wasserrettungszug Nordrhein-Westfalen“ handelt es sich um einen behördlich<br />
per Erlass geregelte Einsatzformation. Ein entsprechendes Papier des NRW-Innenministeriums<br />
beschreibt den Wasserrettungszug (WR-Z NRW) dabei als taktische Einheit des<br />
Katastrophenschutzes. Sie soll zum Einsatz kommen, wenn Einsatzlagen wie z.B. Überschwemmungen<br />
oder Hochwasser mit den örtlichen Vorhaltungen zur „alltäglichen“ Gefahrenabwehr<br />
allein nicht mehr zu bewältigen sind. Zu den planerischen Aufgaben der WR-Z<br />
NRW gehören neben der Rettung von Menschen und Tieren auch die Evakuierung oder<br />
Versorgung der Bevölkerung überschwemmter Gebiete sowie Deichsicherung oder Unterstützung<br />
bei der Bergung wassergefährdender Stoffe. Darüber hinaus kann ein WR-Z NRW<br />
auch zur Unterstützung bei Einsätzen jeglicher Art eingesetzt werden.<br />
Der Einsatz eines WR-Z NRW ist nicht auf eine örtliche Zuständigkeit begrenzt, sondern<br />
konzeptionell in allen Landesteilen oder auch in anderen Ländern möglich. Der vorgesehene<br />
Einsatzbereich liegt im, am und auf dem Wasser. Die erforderlichen Einheiten werden von<br />
den Hilfsorganisationen im Rahmen Ihrer Mitwirkung gemäß nordrhein-westfälischer Gesetzeslage<br />
(Gesetz über den Feuerschutz und die Hilfeleistung, FSHG, §18) eingesetzt. Das<br />
Konzept sieht die Aufstellung von 20 WRZ in Nordrhein-Westfalen vor.<br />
Bei einer Gesamtstärke von 44 Einsatzkräften (1/9/34/44) sind im WR-Z NRW ein Führungstrupp,<br />
drei Bootsgruppen und eine Tauchgruppe vorgesehen. Zusätzlich ist noch ein Logistiktrupp<br />
(0/1/3/4) möglich. Die vorgesehene Besetzung soll mindestens in doppelter Stärke<br />
benannt sein. Die konkreten planerischen Leistungsmerkmale lauten gemäß Konzept:<br />
• Evakuierungen von mindestens 50 Personen pro Stunde aus überschwemmten<br />
innerstädtischen Wohngebieten.<br />
• Evakuierung von mindestens 20 Personen oder 10 Großtieren pro Stunde aus<br />
ländlichen Gebieten.<br />
• Sicherung der Grundversorgung – von 500 Einwohnern im Schichtsystem<br />
(unterstützt von zwei weiteren WR-Z NRW).<br />
• Deichsicherung von Abschnitten bis zu 50 m Länge pro Tag bei Bereitstellung des<br />
Materials und mit Unterstützung weiterer Helfer.<br />
• Sicherung wassergefährdender Stoffe in überschwemmten Gebieten wie z.B.<br />
Heizöltanks durch Unterstützung der Feuerwehr- oder THW-Kräfte im und am Wasser.<br />
• Unterstützung bei Einsätzen, die nicht im Zusammenhang mit den originären Aufgaben<br />
stehen soweit erforderlich.<br />
Zur wirkungsvollen Erfüllung dieser Aufgaben ist für den WR-Z NRW (vereinfacht) folgende<br />
Ausstattung und Mindestqualifikation vorgesehen:<br />
Zur wirkungsvollen Erfüllung dieser Aufgaben ist für den WR-Z NRW (vereinfacht) folgende<br />
Ausstattung und Mindestqualifikation vorgesehen:<br />
Führungstrupp: Zugführer mit einem stellv. Zugführer und zwei Führungsgehilfen (je ein<br />
Kraftfahrer und Sprechfunker) mit einem Kommandowagen oder einem ELW 1;<br />
Tauchtrupp: Tauchgruppenführer (Gruppenführer und Einsatztaucher), Tauchtruppführer<br />
(Truppführer und Einsatztaucher), zwei Einsatztaucher und ein Signalmann (Signalmannausbildung)<br />
mit Leichttauchgeräten, Transport-/Gerätewagen und Zusatzausstattung;<br />
Bootstrupp: Bootsgruppenführer (Gruppenführer) als Führer zweier Bootstrupps, ein<br />
Bootsführer (Bootsführerschein), zwei Helfer und ein Kraftfahrer mit einem Motorrettungsboot<br />
inklusive Zubehör sowie zugehörigem Bootsanhänger und Zugfahrzeug.<br />
Konzeptionell ist eine nach Größe und Motorleistung sich unterscheidende Aufteilung der<br />
Motorrettungsboote in Mehrzweckboote, Tauch-/Transportboote, Hochwasserboote und<br />
Erkundungsboote vorgesehen. Die Ausbildung erfolgt dabei nach den Vorgaben der Hilfsorganisationen,<br />
die im Detail die Erfüllung der Anforderungen nach dem Landeskonzept<br />
regeln. Im Einsatzfall können die WR-Z NRW als geschlossener Verband in den Einsatzraum<br />
verlegt werden. Dort kann der Verband auch den Einsatzanforderungen entsprechend<br />
getrennt werden. Steht ein mehrtägiger Einsatz bevor, soll ein WRZ den standortnahen<br />
Sammelraum nach sechs Stunden als Verband in Richtung Einsatzgebiet verlassen können.<br />
Dort ist die Unterstellung an die anfordernde Einsatzleitung (TEL) vorgesehen. Anders als<br />
bei den aufgestellten Einsatzeinheiten des Landes NRW (EE NRW), ist der WR-Z NRW komplett<br />
aus organisationseigenen Finanzmitteln der Hilfsorganisationen aufgestellt und für<br />
den Einsatzfall vorgehalten.<br />
RETTUNG/SANITÄT<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 125<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />
21
RETTUNG/SANITÄT<br />
„Gut Ding mit Weile“:<br />
EU-Richtlinie zum<br />
Hochwasser-Risikomanagement<br />
C. von Spiczak-Brzezinski<br />
Grundsätzlich stellt Hochwasser einen natürlichen Prozess dar. Erst durch<br />
die Ansiedlung von Menschen entlang großer Flussläufe wurde aus dem natürlichen<br />
Prozess eine Naturgefahr. Es wird bereits aus dem frühen Mittelalter<br />
aus Köln (1095 und 1240) von verheerenden Hochwassern entlang des<br />
Rheins berichtet, welche die Stadt schwer getroffen haben. Dies wurde in<br />
den letzten zweihundert bis dreihundert Jahren häufiger, zum einen durch<br />
die immer dichter werdende Besiedlung und Bebauung entlang der Flüsse,<br />
zum anderen durch schwerwiegende Eingriffe in die Flussläufe (in Deutschland<br />
ab 1817, z.B. Rheinbegradigung).<br />
Weit vor der einsetzenden Industrialisierung<br />
wurde der Hochwasserschutz entwickelt. Erste<br />
Deichverbände gab es bereits ab dem 15. Jahrhundert,<br />
doch erst mit der Industrialisierung<br />
wurden Schutzprojekte im größeren Umfang<br />
umgesetzt. Der historische Hochwasserschutz<br />
beschränkte sich meist darauf, auf höher gelegenem<br />
Gelände zu bauen. Heutzutage wird direkt<br />
in Überschwemmungsgebieten gebaut und<br />
versucht, diese Infrastrukturen durch Deiche<br />
vor Hochwassern zu schützen. Durch die damit<br />
einhergehende Einengung des Flussbettes wurde<br />
und wird der Hochwassereffekt jedoch noch<br />
verstärkt und wirkt sich vor allem auf die unterhalb<br />
gelegenen Flussanlieger aus.<br />
Seit den Hochwassern in den 90er Jahren an<br />
Rhein (1993, 1995) und Oder (1997) reagierte<br />
man in Deutschland – aber auch in anderen<br />
Ländern – auf die zunehmende Gefahr von<br />
extremen Hochwassern und leitete Gegenmaßnahmen<br />
ein. Dominierte zunächst ein<br />
Sicherheitsdenken, versucht man seit einigen<br />
Jahren eine Risikokultur im Hochwasserschutz<br />
zu etablieren. Das vorläufige Ziel dieser Bemühungen<br />
stellt die EU-Hochwasser- Risikomanagement-Richtlinie<br />
dar (EU-HWRM-RL).<br />
Sicherheitsdenken<br />
Beim Ansatz des Sicherheitsdenkens steht der<br />
Schutzaspekt im Vordergrund. Es wurden statistisch<br />
Hochwasserstände errechnet, die alle<br />
100 bis 200 Jahre auftreten, und auf diese Höhe<br />
wurden dann die technischen Hochwasserschutzvorrichtungen<br />
(Deiche, Schutztore,<br />
Schutzmauern, etc.) ausgelegt. Vereinfacht<br />
kann man sagen: Man baute die Deiche so<br />
hoch, wie das Wasser steigen konnte, stieg es<br />
einmal höher, wurden im Anschluss die Deiche<br />
erhöht. In den Maßnahmen des technischen<br />
Abb. 1: Zukünftig gilt es zu<br />
verhindern, dass Hochwasserereignisse<br />
zu erheblichen<br />
Schäden an wichtigen Infrastrukturen<br />
führen<br />
22<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 126
Hochwasserschutzes sah man seinerzeit den<br />
Goldstandard.<br />
Risikokultur<br />
Bei der Risikokultur hingegen wird ein anderer<br />
Ansatz vertreten. Dabei wird nicht nur auf<br />
der einen Seite versucht, eintretende Ereignisse<br />
zu bewältigen, sondern weitere präventive<br />
Maßnahmen zu ergreifen, um das Risiko zu<br />
senken, dass ein solches Ereignis schwerwiegende<br />
Auswirkungen hat. Übertragen auf den<br />
Hochwasserschutz bedeutet dies, dass nicht<br />
einfach nur Deiche erhöht werden, um einen<br />
Ort vor Hochwassern zu schützen, sondern es<br />
werden auch Maßnahmen ergriffen, um z.B.<br />
den Pegelstand zu senken (Polder öffnen, neue<br />
Überschwemmungsgebiete einrichten) oder<br />
durch raumplanerische Maßnahmen (keine Bebauung<br />
in überschwemmungsgefährdeten Gebieten)<br />
die Auswirkungen eines Hochwasser<br />
reduzieren. Erste Maßnahmen und Aktionspläne,<br />
welche diesen Ansatz verfolgen, wurden<br />
durch die Bund/Länder Arbeitsgemeinschaft<br />
Wasser (LAWA) bereits 1995 verabschiedet,<br />
nachdem es kurz hintereinander zu zwei extremen<br />
Rheinhochwasser gekommen war. Diese<br />
Maßnahmen wurden nach jedem Hochwasser<br />
weiter ausgebaut und gipfeln nun in der Europäischen<br />
Richtlinie zum Hochwasserrisikomanagement.<br />
Hochwasserrisikomanagement<br />
Seit einigen Jahren existiert bereits der Ansatz<br />
des integrierten Hochwasserrisikomanagements.<br />
In diesem Prozess werden alle Fachdisziplinen<br />
beteiligt, die helfen können, das Risiko<br />
zu minimieren, das von Hochwassern ausgeht.<br />
Dabei setzt der Hochwasserschutz nicht erst<br />
entlang der Flussläufe ein, sondern bereits viel<br />
früher, in den Wäldern, auf Feldern und auch in<br />
Wohngebieten. Hier wird durch Aufforstung,<br />
besseres Wirtschaften und die Reduzierung<br />
versiegelter Flächen erreicht, dass der Boden<br />
mehr Wasser aufnehmen kann. Somit kommt<br />
bei anhaltenden starken Niederschlägen z.B.<br />
das Wasser nur in Teilen und dann auch nur<br />
stark verzögert in die großen Flussläufe, was<br />
ebenfalls hilft, Hochwasser zu reduzieren.<br />
Das zweite große Element stellt, wo möglich<br />
und umsetzbar, eine Renaturierung von Bachund<br />
Flussläufen dar. Durch diese Maßnahmen<br />
fließen Wassermassen langsamer ab bzw. sie<br />
finden weite Flächen vor, um sich auszudehnen,<br />
wodurch die Pegel ebenfalls stark zu senken<br />
sind. Diese Maßnahmen lassen sich naturgemäß<br />
nicht überall umsetzen, vor allem entlang<br />
hiesiger großer Wasserstraßen muss ein<br />
Kompromiss zwischen Transportwirtschaft<br />
und Hochwasserschutz gefunden werden. Hier<br />
bietet sich vor allem entlang von Flüssen wie<br />
Rhein, Elbe und Donau an, Deiche zurückzuverlegen,<br />
um dem Wasser mehr Raum zu geben.<br />
Dabei sollen natürlich keine Siedlungen ins<br />
Wasser gesetzt werden, aber in vielen Regionen<br />
werden auch Felder und Wiesen durch Deiche<br />
eingeschlossen, die als Überschwemmungsfläche<br />
genutzt werden könnten. Hinzu kämen so<br />
genannte Polder, Gebiete, die zwar hinter dem<br />
Deich liegen, aber über Schleusen gefahrlos geflutet<br />
werden können, ohne Wohn- oder Gewerbegebiete<br />
zu überschwemmen.<br />
Der letzte große Abschnitt des Hochwasserrisikomanagements<br />
umfasst das Baurecht. Hier<br />
werden nach genauen Vermessungen die Überschwemmungsgebiete<br />
entlang der Flussläufe<br />
neu ausgewiesen und für diese Gebiete das<br />
Baurecht geändert. In vielen Fällen sind dann<br />
Neubauten gänzlich verboten, ebenso An- und<br />
Erweiterungsbauten bestehender Immobilien.<br />
Hinzu kommen Auflagen, etwa der Verzicht<br />
auf Anlagen, die wassergefährdende Stoffe enthalten<br />
(z.B. Ölheizungen). Aber auch Tanklager<br />
oder bestimmte chemische Betriebe dürfen sich<br />
dort dann nicht mehr ansiedeln.<br />
Abb. 2: Das Hochwasserrisikomanagement<br />
ist in die<br />
Katastrophenvorsorge als<br />
vorbeugende Maßnahme<br />
einzuordnen<br />
RETTUNG/SANITÄT<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 127<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />
23
RETTUNG/SANITÄT<br />
Abb. 3: Spezielle Maßnahmen<br />
zum Schutz von gefährdeten<br />
Gebäuden können<br />
vorgeplant werden (Objektschutz)<br />
Der Grundgedanke des integrierten Hochwasserrisikomanagements<br />
ist der prozesshafte<br />
Kreislauf. Dabei soll, ähnlich wie bei dem Führungskreislauf<br />
nach DV 100, die bestehende<br />
Situation analysiert werden, um Maßnahmen<br />
zur Reduzierung des Hochwasserrisikos zu<br />
planen und umzusetzen. Nach der Umsetzung<br />
dieser Maßnahmen wird dann die neue Situation<br />
bewertet. Ziel ist es, dieses Kreislaufschema<br />
immer fortwährend zu durchlaufen und bei<br />
jedem Durchgang das Hochwasserrisiko ein<br />
wenig zu reduzieren. Durch diesen Prozess ist<br />
von einem sich stetig verbessernden Hochwasserschutz<br />
auszugehen. Durch die fortwährende<br />
Auseinandersetzung mit dem Hochwasserrisiko<br />
bleiben Hochwasserkarten und Einsatzpläne<br />
immer auf dem aktuellen Stand und ermöglichen<br />
so eine bessere Abwehr von Hochwassern.<br />
Diese EU-Richtlinie setzt in großen Teilen die<br />
Ansätze des integrierten Hochwasserrisikomanagements<br />
um und macht dies zur Vorgabe<br />
für alle EU-Mitgliedsländer, wie der Hochwasserschutz<br />
auf nationaler Ebene zu organisieren<br />
und zu planen ist. Neben dem besseren Ansatz<br />
des Risikomanagements verspricht man<br />
sich im vereinten Europa auch eine bessere<br />
Abstimmung von Maßnahmen bei grenzüberschreitenden<br />
Flussgebietseinheiten. Die großen<br />
Flusssysteme, welche in den vergangenen 20<br />
Jahren mit extremen Hochwassern aufgefallen<br />
waren, führen dabei meist durch mehrere Länder.<br />
So wurden bei den Hochwassern auf Rhein,<br />
Elbe, Oder und Donau jeweils gleich mehrere<br />
Länder durch Hochwasser in Mitleidenschaft<br />
gezogen, sowohl am Oberlauf der Elbe (Tschechien)<br />
und am Oberlauf der Oder (Polen) als<br />
auch am Unterlauf der Donau (vor allem in Österreich,<br />
Ungarn, Rumänien, Bulgarien).<br />
Die Umsetzung der Richtlinie erfolgt(e) in drei<br />
Schritten: Zunächst wurde von Anfang 2010 bis<br />
Ende 2011 eine vorläufige Bewertung von Hochwasserrisiken<br />
vorgenommen. Dabei wurde vor<br />
allem Bezug auf bestehende Karten und Pläne<br />
sowie Erfahrungswerte mit hohen Wasserständen<br />
zurückgegriffen und spezielle Risikogebiete<br />
ausgewiesen. Im zweiten Schritt wurden<br />
von Anfang 2012 bis Ende 2013 einheitliche<br />
Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrisikokarten<br />
erstellt. Diese weisen zum einen die<br />
Ausdehnung der Überschwemmung und dabei<br />
entstehende Wassertiefen in Überschwemmungsgebieten<br />
aus, zum anderen werden bestimmte<br />
Risikoelemente betrachtet, die durch<br />
die Überschwemmungen gefährdet sind. Dazu<br />
gehören neben der Bevölkerung wichtige Infrastrukturen<br />
wie Krankenhäuser, Elektrizitätswerke<br />
und schützenswerte Kulturgüter. Dabei<br />
wurden jeweils folgende Szenarien betrachtet<br />
und in Kartenwerken dargestellt:<br />
EU-Richtlinie<br />
Am 23. Oktober 2007 verabschiedeten der Europäische<br />
Rat und das Europäische Parlament<br />
die Richtlinie über das Management von Hochwasserrisiken<br />
(RICHTLINIE 2007/60/EG).<br />
Die Vorgaben aus dieser Richtlinie wurden im<br />
Rahmen der Neuordnung des Wasserhaushaltsgesetzes<br />
(2010) in Deutschland rechtskräftig.<br />
Aus den Vorgaben der Richtlinie entwickelte<br />
die Bund/Länder Arbeitsgemeinschaft Wasser<br />
(LAWA) Arbeitshilfen und Vorschriften, die für<br />
Deutschland die Details zur Umsetzung der<br />
EU-Richtlinie festschreiben.<br />
• Hochwasser mit niedriger Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
(HQ extrem<br />
),<br />
• Hochwasser mit mittlerer Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
≥ 100 Jahre (HQ 100<br />
) und<br />
• Hochwasser mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
(HQ häufig<br />
).<br />
Die Karten stehen inzwischen auf den Internetseiten<br />
der zuständigen Landesmittelbehörden<br />
zum Download bereit. Die Zuständigkeit<br />
variiert dabei zwischen den Bundesländern, in<br />
NRW sind z.B. die oberen Umweltschutzbehörden<br />
zuständig, die bei den fünf Bezirksregierungen<br />
ansässig sind.<br />
24<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 128
Seit Anfang des Jahres sind die zuständigen Behörden<br />
auf allen Ebenen damit befasst, bis Ende<br />
2015 Hochwasserrisikomanagementpläne zu<br />
erstellen. Diese Pläne werden für jede Stadt und<br />
jeden Landkreis aufgestellt und umfassen alle<br />
Maßnahmen zum Management der Hochwasserrisiken,<br />
die auf dem jeweiligen Stadtgebiet<br />
umzusetzen sind. Die Herausforderung besteht<br />
darin, dass in einem Plan für jeweils eine Stadt<br />
viele verschiedene Maßnahmen verschiedener<br />
Behörden auf kommunaler, Landes- und Bundesebene<br />
zusammengefasst werden müssen.<br />
Dabei zeichnet jede Verwaltungsebene für andere<br />
Maßnahmen verantwortlich. So sind für<br />
den technischen Hochwasserschutz entlang<br />
der Bundeswasserstraßen die Landesbehörden<br />
zuständig. Maßnahmen und Alarmpläne<br />
für den Katastrophenschutz fallen dabei in die<br />
kommunale Zuständigkeit. Hier müssen nicht<br />
nur Alarmpläne für die Deichverteidigung erarbeitet,<br />
sondern auch alle anderen Maßnahmen<br />
durch die Stadtverwaltung (wie Stromabschaltungen,<br />
Umleitung des ÖPNV, Evakuierungen,<br />
usw.) erstellt werden.<br />
Die EU-Richtlinie schreibt zudem vor, dass dieser<br />
Prozess von nun an alle sechs Jahre durchlaufen<br />
werden soll – analog zum bisherigen<br />
Ablauf. Ende 2015 wird der Kreislauf des Hochwasserrisikomanagements<br />
zum ersten Mal<br />
durchlaufen sein und es sollten dann flächendeckend<br />
Pläne zum Hochwasserrisikomanagement<br />
bestehen. Damit wäre der größte Teil der<br />
Arbeit geschafft und der iterative Prozess des<br />
Risikomanagements für den Hochwasserschutz<br />
in der EU etabliert. Von da an werden die Pläne<br />
fortlaufend gepflegt und ergänzt, neue Karten<br />
erstellt und – bei planmäßigem Verlauf – das<br />
Hochwasserrisiko stetig vermindert.<br />
Zusammenfassung<br />
Die Einführung weiter Teile des integrierten<br />
Hochwasserrisikomanagements als verbindliche<br />
Vorgabe im Hochwasserschutz für die<br />
EU schreibt den bereits vor geraumer Zeit<br />
eingeleiteten Paradigmenwechsel im Hochwasserschutz<br />
fest. Dadurch erhält das Risikomanagement<br />
nun auch in diesem Bereich<br />
flächendeckend Einzug, nachdem bereits in<br />
vielen anderen Feldern bereits auf Basis von Risikoanalysen<br />
gearbeitet wird (z.B. Störfallrecht,<br />
Finanzwirtschaft).<br />
Inkrafttreten der Richtlinie<br />
am 26. November 2007<br />
Vorläufige Bewertung<br />
des Hochwasserrisikos<br />
Erstellung von Hochwassergefahrenund<br />
-risikokarten<br />
Erstellung von Hochwasserrisikomanagementplänen<br />
Überprüfung der vorläufigen Bewertung,<br />
Aktualisierung alle 6 Jahre<br />
Überprüfung der Hochwassergefahren- und<br />
-risikokarten, Aktualisierung alle 6 Jahre<br />
Überprüfung der Hochwasserrisikomanagemtpläne,<br />
Aktualisierung alle 6 Jahre<br />
22.12.<br />
2011<br />
22.12.<br />
2013<br />
Grundsätzlich stellt das Konzept des Risikomanagements<br />
an sich keine großartige Neuerung<br />
dar, es ist in vielen Bereichen seit langem etabliert.<br />
Nun erhält es auch im Hochwasserschutz<br />
Einzug und strukturiert das Vorgehen aller EU-<br />
Mitgliedsländer auf die gleiche Weise. Wesentliche<br />
Erfolge und eine signifikante Verringerung<br />
des Hochwasserrisikos werden sich jedoch erst<br />
in einigen Jahren ergeben, wenn die Maßnahmen<br />
weitestgehend umgesetzt wurden. Hier<br />
spielt auch die Langfristigkeit der Maßnahmen<br />
eine wichtige Rolle. Durch die aufwändigen<br />
Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie<br />
lange Bauzeiten bei großen Bauprojekten können<br />
sich Maßnahmen wie die Rückverlegung<br />
von Deichen auch 15 bis 20 Jahre hinziehen.<br />
Dies sieht man z.B. sehr gut entlang der Elbe,<br />
wo man nach dem Hochwasser im Jahr 2002<br />
umfangreiche Maßnahmen zur Verbesserung<br />
des Hochwasserschutzes eingeleitet hat. Bis<br />
heute wurden zwar schon etliche Maßnahmen<br />
abgeschlossen, der Großteil der Bauprojekte<br />
befindet sich jedoch noch in der Planung oder<br />
Umsetzung. Daher waren die Auswirkungen<br />
der Hochwasser von 2013 in vielen Bereichen<br />
ähnlich gravierend wie im Jahr 2002. An etlichen<br />
anderen Stellen waren wiederum die Verbesserungen<br />
des Hochwasserschutzes bereits<br />
deutlich spürbar. Dies betrifft Deichbaumaßnahmen<br />
und die Schaffung von Poldern sowie<br />
zusätzlichen Überschwemmungsflächen gleichermaßen.<br />
Wichtig ist auch, dass die EU-HWRM-RL viele<br />
Maßnahmen aus allen Teilen des Rahmen-<br />
Kreislaufes für das Katastrophenmanagement<br />
aufgreift und somit einen ganzheitlichen Ansatz<br />
verfolgt. Zwar ist erkennbar, dass der<br />
Schwerpunkt der Richtlinie auf die Hochwasservorsorge<br />
ausgerichtet ist, aber auch die Maßnahmen<br />
der Gefahrenabwehr während und zur<br />
Regeneration nach Hochwasserereignissen finden<br />
darin Aufnahme.<br />
<br />
22.12.<br />
2015<br />
22.12.<br />
2018<br />
22.12.<br />
2019<br />
22.12.<br />
2021<br />
Abb. 4: Zeitlicher Ablauf des<br />
EU-Risikomanagements für<br />
(zukünftige) Hochwasserereignisse<br />
Christian von<br />
Spiczak-Brzezinski<br />
Ingenieur für Rettungswesen<br />
Student Katastrophenvorsorge/Katastrophenmanagement<br />
ChristianSB@gmx.de<br />
Weitere Informationen:<br />
www.flussgebiete.nrw.de<br />
(Hochwasserrisikomanagement<br />
NRW)<br />
www.lawa.de<br />
RETTUNG/SANITÄT<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 129<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />
25
RETTUNG/SANITÄT<br />
Online-Plattform ohne Bindung an Hilfsorganisation:<br />
Team Bayern organisiert<br />
Laienhelfer im Katastrophenfall<br />
G. Bücherl<br />
„Team Bayern“ ist eine Kooperation des Bayerischen Roten Kreuzes mit dem<br />
Bayerischen Rundfunk. Freiwillige können sich auf einer Online-Plattform<br />
registrieren, um bei Katastrophen und anderen Notfällen gezielt professionelle<br />
Helfer zu unterstützen. Vorbild sind „Team Österreich“ und „Team<br />
Mecklenburg-Vorpommern“. Mit „Team Bayern“ soll eine Plattform geboten<br />
werden, um dauerhaft die Daten und konkreten Fähigkeiten von Freiwilligen<br />
zu sammeln, die sich nicht an eine Hilfsorganisation binden wollen, aber<br />
mit anpacken, wenn Hilfe dringend gebraucht wird. Freiwillige registrieren<br />
sich dazu in einer Datenbank und werden im Bedarfsfall per SMS alarmiert.<br />
Als im Sommer 2013 in Süddeutschland das<br />
Hochwasser die Schlagzeilen dominierte, waren<br />
Tausende Helferinnen und Helfer im Einsatz.<br />
Professionelle Helfer der Feuerwehren und<br />
Hilfs organisationen, viele von ihnen ehrenamtlich.<br />
Dazu kam eine große Zahl von Freiwilligen,<br />
die keiner Organisation angehörten<br />
und weder über Uniform noch Training im<br />
Hochwassereinsatz verfügten. Wie schon beim<br />
Elbe-Hochwasser im Jahr 2002 war die spontane<br />
Hilfsbereitschaft der Bevölkerung groß.<br />
Ob Sandsäcke füllen, Schlamm schaufeln oder<br />
Hilfsgüter sortieren: Viele packten wie selbst-<br />
verständlich mit an. Anders als 2002 organisierten<br />
sich die Freiwilligen vielfach spontan<br />
über Gruppen in sozialen Netzwerken wie Facebook.<br />
So wurden Hilfe bedarf und Hilfsangebote<br />
koordiniert.<br />
Auch das BRK und der Bayerische Rundfunk<br />
boten mit ihrer gemeinsamen Initiative „Bayern<br />
packt an“ eine solche Koordinationsplattform.<br />
„Das war eine ganz spontane Kooperationsidee<br />
ohne große Vorbereitung“, sagt Raimund Heiny<br />
selbstkritisch. Der 57-jährige Diplom-Biologe<br />
ist ehrenamtlicher Bezirksbereitschaftsleiter<br />
des Roten Kreuzes in Unterfranken. „Wir erhielten<br />
mehr als 3.000 Hilfsangebote und konnten<br />
auch alle Hilfsgesuche bedienen, aber die<br />
Erfassung der unterschiedlichen Angebote war<br />
schon sehr mühsam.“<br />
Übergeordnete Koordinationsplattform<br />
Aus der Zusammenarbeit beim Hochwasser<br />
lernten der BR und Rotes Kreuz zudem, dass<br />
die vielen spontanen Gruppen in den sozialen<br />
Abb. 1: Das Stapeln von<br />
Sandsäcken ist eines der<br />
Betätigungsfelder für die<br />
Freiwilligen<br />
26<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 130
Netzwerken zwar sehr schnell und effizient arbeiteten,<br />
eine übergeordnete Koordination aber<br />
nicht stattfand. Außerdem konnten viele Einsatzleitungen<br />
mit den Hilfsangeboten wenig<br />
anfangen, die Integration in die traditionellen<br />
Einsatzstrukturen im Katastrophenschutz<br />
war eine Herausforderung. Und nicht zuletzt<br />
zeigte sich, dass Hilfe auch über einen längeren<br />
Zeitraum nach der eigentlichen Katastrophe<br />
notwendig ist und dass es sehr hilfreich wäre,<br />
Freiwillige gezielt und nach bestimmten Kriterien<br />
zum Einsatz zu bringen.<br />
RETTUNG/SANITÄT<br />
Diese Erfahrungen spornten Heiny und seine<br />
Kollegen an, „Team Bayern“ zu forcieren, das<br />
sie bereits seit zwei Jahren vorbereitet hatten.<br />
Es soll eine Plattform bieten, um dauerhaft die<br />
Daten und konkreten Fähigkeiten von Freiwilligen<br />
zu sammeln, die sich nicht an eine Hilfsorganisation<br />
binden wollen, aber mit anpacken,<br />
wenn Hilfe dringend gebraucht wird. „Unser<br />
Ziel und die Vision dieses Projektes ist, dass wir<br />
Bayerns größtes Hilfswerk installieren, damit<br />
wir große Katastrophen bewältigen können“,<br />
sagte Christa Prinzessin von Thurn und Taxis,<br />
die damalige BRK-Präsidentin, zum Projektstart.<br />
„Wir mussten das Rad nicht neu erfinden“,<br />
ergänzt Heiny. „Das Team Österreich besteht<br />
seit 2007, das Team Mecklenburg-Vorpommern<br />
seit 2011.“<br />
Beide Projekte sind eine Kooperation zwischen<br />
Rotem Kreuz und regionalen Medienpartnern.<br />
Sie funktionieren nach demselben Prinzip:<br />
Freiwillige registrieren sich in einer Datenbank<br />
und werden im Bedarfsfall per SMS alarmiert.<br />
Sie können in jedem Einzelfall entscheiden, ob<br />
sie für den konkreten Einsatz zur Verfügung<br />
stehen oder nicht. Sie erhalten nach ihrer Anmeldung<br />
eine vierstündige Einweisung, gehen<br />
aber ansonsten keinerlei Verpflichtungen ein.<br />
Im Einsatzfall sind sie über das Rote Kreuz versichert.<br />
Eine Kontaktaufnahme erfolgt jedoch<br />
nur im Einsatzfall und keinesfalls zu Werbeoder<br />
Marketingzwecken. „Uns ist sehr wichtig,<br />
die Daten der Freiwilligen nicht zu missbrauchen<br />
und sie auch nicht mit lästigen Mailings<br />
abzuschrecken“, so Heiny.<br />
Mitmachen kann jeder, der in Bayern oder angrenzenden<br />
Regionen wohnt und über eine<br />
deutsche Mobiltelefonnummer und Zugang<br />
zu einer aktiven E-Mail-Adresse verfügt. Wer<br />
sich online registriert, gibt zunächst die persönlichen<br />
Daten und Informationen zu seiner<br />
Erreichbarkeit ein. Anschließend muss sich<br />
der Freiwillige entscheiden, für welche Art von<br />
Aufgaben er zur Verfügung steht. Zur Auswahl<br />
stehen so unterschiedliche Bereiche wie administrative<br />
Tätigkeiten, Versorgung der Bevölkerung<br />
mit Informationen, Betreuung von<br />
Unverletzten oder Logistikaufgaben. Zudem<br />
kann man angeben, ob man auch unabhängig<br />
von Katastrophen für Nachbarschaftshilfe, Einmal-Aufgaben,<br />
Projekte oder Veranstaltungen<br />
zur Verfügung steht.<br />
Es folgen Fragen zu Kleidergröße, Dauer eines<br />
möglichen Einsatzes, dem gewünschten Einsatzradius<br />
und eigenen Ressourcen, die der<br />
Freiwillige zum Einsatz mitbringen kann. „Das<br />
können Autos sein, aber auch spezielles Werkzeug<br />
oder Pumpen“, so Heiny. Auch Einschränkungen<br />
der Einsatzfähigkeit oder Allergien<br />
sollten die Freiwilligen angeben, ebenso wie<br />
eine mögliche Zugehörigkeit zu einer Hilfsorganisation.<br />
Außerdem werden vorhandene<br />
Qualifikationen wie Sprachkenntnisse, Führerscheine<br />
und Berufsausbildungen abgefragt.<br />
„Den sehr detaillierten Fragebogen haben wir<br />
im Wesentlichen von unseren österreichischen<br />
Kollegen übernommen“, sagt Heiny. „Das hat<br />
uns Arbeit erspart und stellt außerdem sicher,<br />
dass wir bei künftigen Hilfeersuchen an das<br />
Team Bayern gezielt die geeignetsten Freiwilligen<br />
per SMS informieren können. Denn die<br />
alarmierten Helfer sollen ja auch tatsächlich<br />
sinnvoll zum Einsatz kommen.“ Etwa 3.600<br />
Freiwillige haben sich seit Anfang November<br />
2013 beim „Team Bayern“ registriert.<br />
Wichtig ist den Initiatoren, dass das „Team<br />
Bayern“ nicht in Konkurrenz zu etablierten<br />
Hilfsorganisationen tritt. „Wir wollen die organisierten<br />
Helfer ergänzen, entlasten und unterstützen“,<br />
betont Heiny und ergänzt: „Team<br />
Bayern ist kein exklusiver Ressourcenpool des<br />
Abb. 2: Über die Website<br />
geben die Freiwilligen eine<br />
Reihe von Daten ein, die der<br />
gezielten Alarmierung im<br />
Einsatzfall dienen<br />
Gabriel Bücherl, M.A.<br />
Fachjournalist<br />
gabriel@denkkommune.de<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 131<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />
27
RETTUNG/SANITÄT<br />
so Heiny. „Schließlich soll das Team Bayern<br />
nicht als Vermittler billiger Arbeitskräfte missbraucht<br />
werden oder die Helfer gefährden.“<br />
Kommt es dann zu einem Einsatz des Teams,<br />
werden in der Datenbank die geeigneten Freiwilligen<br />
ausgewählt und per SMS alarmiert. Sie<br />
antworten per SMS mit „Ja“ oder „Nein“. Wer<br />
für den Einsatz zur Verfügung steht, erhält detaillierte<br />
Informationen per E-Mail und erfährt<br />
außerdem Zeit- und Treffpunkt für eine Einsatzbesprechung.<br />
Abb. 3: Unter Beachtung<br />
der Hygiene ist auch ein<br />
Einsatz von Freiwilligen bei<br />
bestimmten Verpflegungsaufgaben<br />
denkbar<br />
Weitere Informationen:<br />
www.teambayern.info<br />
www.team-mv.info<br />
www.team-mitteldeutschland.de<br />
www.teamoesterreich.at<br />
Roten Kreuzes, sondern kann von jedermann<br />
und jeder Organisation angefordert werden.“<br />
Einsatzvoraussetzungen<br />
Die Voraussetzungen für einen „Team Bayern“-<br />
Einsatz sind ein öffentliches Interesse, eine<br />
durchgehende Betreuung und Begleitung der<br />
eingesetzten Freiwilligen und ein Einsatzumfeld,<br />
das die Freiwilligen weder gefährdet noch<br />
psychisch oder physisch überfordert. „Jede Anforderung<br />
des Teams, die beim Bezirksverband<br />
Unterfranken des Roten Kreuzes eingeht, wird<br />
deshalb von uns auf diese Kriterien überprüft“,<br />
Mögliche Aufgaben für die Freiwilligen<br />
des „Team Bayern“:<br />
• bei Katastrophen und Großschadenslagen:<br />
– administrative Unterstützung (z.B. Registrierung<br />
Betroffener)<br />
– Unterstützung bei der Betreuung (z.B. Essensausgabe)<br />
– Unterstützung durch manuelle Arbeitskraft,<br />
– Unterstützung bei Aufräumarbeiten (z.B. nach<br />
Sturmschäden)<br />
– Unterstützung bei der Logistik (z.B. Kraftfahrerdienste)<br />
– Unterstützung durch spezielle Qualifikationen<br />
(z.B. Dolmetscher)<br />
• bei anderen Einsätzen:<br />
– Unterstützung beim Umzug eines Heimes<br />
– nachbarschaftliche Unterstützung bei Krankheit<br />
oder Behinderung<br />
– Hilfe bei Behindertenschifffahrten<br />
– Dolmetschertätigkeiten<br />
– Unterstützung sozialer Projekte<br />
– Hilfe bei der Arbeit sozialer Einrichtungen<br />
Genaues Profil der Freiwilligen<br />
„Die Freiwilligen des Team Bayern müssen vor<br />
Ort gezielt eingesetzt und begleitet werden“,<br />
sagt Heiny. Denn im Unterschied zu den Helfern<br />
der Hilfsorganisationen sind sie weder für den<br />
Katastropheneinsatz ausgebildet, noch sind sie<br />
es gewohnt, sich in Einsatzstrukturen einzugliedern<br />
oder in Katastrophengebieten zu arbeiten.<br />
Auch die Abläufe und Zusammenhänge sind<br />
ihnen in der Regel nicht bekannt. „Das werden<br />
wir mit den kurzen Einweisungsveranstaltungen<br />
im Vorfeld nur zum Teil kompensieren können“,<br />
sagt Heiny. „Deshalb müssen wir vor Ort genau<br />
darauf achten, die Freiwilligen nur für solche<br />
Aufgaben einzusetzen, denen sie gewachsen<br />
sind. Alles andere übernehmen die dafür ausgebildeten<br />
Helfer der Hilfsorganisationen“.<br />
Das Bedürfnis, „mit anzupacken“<br />
Dass das gut funktionieren kann, hat sich bereits<br />
beim Sommer-Hochwasser 2013 gezeigt.<br />
„Die Integration von Freiwilligen in unsere<br />
klassische Einsatzstruktur war ungewohnt,<br />
aber sehr bereichernd“, berichtet Thomas Wagmüller<br />
vom Münchner Roten Kreuz, der mit<br />
einer SEG „Verpflegung“ gemeinsam mit der<br />
Bundeswehr in Passau Helfer und Einsatzkräfte<br />
verpflegte. „Das waren überwiegend Passauer<br />
Studenten, aber auch ein Verein von Hobbyköchen<br />
und diverse Gastronomieprofis, die uns<br />
da spontan unterstützt haben. Die haben dann<br />
gemeinsam mit unseren Helfern das Lager organisiert,<br />
Semmeln geschmiert oder Obstsalat<br />
geschnitten. Die Unterstützung und die spontane<br />
Hilfsbereitschaft waren wirklich beeindruckend!“<br />
„Wir haben gesehen, dass Menschen in Katastrophen<br />
das Bedürfnis haben, mit anzu packen“,<br />
fasst Raimund Heiny zusammen. „Und wir haben<br />
gesehen, dass sie sich vor allem über soziale<br />
Netzwerke selbst organisieren. Wenn wir nun<br />
etwas Struktur in diese Hilfe bringen wollen<br />
28<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 132
und zudem eine Verbindung zu den professionellen<br />
Hilfsorganisationen herstellen wollen,<br />
können Initiativen wie das Team Bayern oder<br />
unsere Vorbilder in Österreich und Mecklenburg-Vorpommern<br />
das unterstützen. Wenn wir<br />
zudem davon ausgehen, dass der demografische<br />
Wandel und die veränderten Anforderungen an<br />
ehrenamtliches Engagement die organisierte<br />
Selbsthilfe der Bevölkerung immer wichtiger<br />
werden lassen, sollten wir es unbedingt versuchen.<br />
Ich bin gespannt, welche Erfahrungen wir<br />
damit machen.“<br />
RETTUNG/SANITÄT<br />
Vorbildliche Schwester-Teams<br />
Die Erfahrungen der „Schwester-Teams“ geben<br />
Heiny recht: Rund 35.000 Freiwillige sind<br />
beim „Team Österreich“ registriert. Bei den<br />
bisherigen Einsätzen beseitigten die Helfer u.a.<br />
Hochwasser- und Sturmschäden, besetzten ein<br />
Spendentelefon für die Flut in Pakistan, suchten<br />
Vermisste oder schaufelten Schnee. Zudem<br />
engagiert sich ein fester Stamm der Mitglieder<br />
von „Team Österreich“ in einem eigenen Tafel-Projekt,<br />
das an 80 Ausgabestellen in ganz<br />
Öster reich Hilfsbedürftige mit Lebensmitteln<br />
versorgt. 513 registrierte Freiwillige zählt das<br />
„Team MV“ in Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Neben einem Einsatz zur Deichsicherung 2013<br />
waren die Helfer auch bei etlichen Übungen<br />
des Roten Kreuzes beteiligt. So unterstützten<br />
sie z.B. eine Betreuungseinheit beim Einrichten<br />
und Betreiben einer Notunterkunft.<br />
Bei allen drei bestehenden Teams ist die Kooperation<br />
mit Medienpartnern wesentlich. So<br />
ist gewährleistet, dass einerseits professionell<br />
für ein Engagement in den Freiwilligenteams<br />
geworben wird. Andererseits können die Medienpartner<br />
im Einsatzfall auch über den Einsatz<br />
der Freiwilligen berichten und zudem etwa<br />
Sach- und Ressourcenspenden passend zum<br />
Einsatzauftrag der Freiwilligen akquirieren.<br />
Das sorgt wiederum für eine Anerkennung des<br />
Freiwilligen-Engagements.<br />
Ob sich bei künftigen Katastrophen Freiwillige<br />
in den Teams engagieren oder doch lieber<br />
weiterhin ihre eigenen Initiativen über soziale<br />
Netzwerke gründen und organisieren, bleibt<br />
abzuwarten. Ebenso wird sich zeigen, ob die<br />
Teams auf einzelne Bundesländer beschränkt<br />
bleiben oder ob es gelingt (wie in Österreich),<br />
bundesweit ähnliche oder gar einheitliche<br />
Strukturen zu schaffen. Schließlich halten<br />
sich Schadensereignisse selten an politische<br />
Grenzen. Das gerade gegründete „Team Mitteldeutschland“<br />
– eine Kooperation zwischen<br />
dem Malteser Hilfsdienst, dem THW, dem Mitteldeutschem<br />
Rundfunk und weiteren Partnern<br />
– scheint die Entwicklung hin zu ähnlichen<br />
Modellen zu bestätigen.<br />
<br />
Abb. 4: Beim Hochwassereinsatz<br />
2013 unterstützten<br />
Passauer Studenten, aber<br />
auch ein Verein von Hobbyköchen<br />
und diverse<br />
Gastronomie profis die SEG<br />
Verpflegung u.a. beim Semmeln<br />
schmieren<br />
Röder HTS Höcker GmbH<br />
Hinter der Schlagmühle 1<br />
63699 Kefenrod<br />
Telefon: +49 (0)6049 95 10-0<br />
E-Mail: verkauf@roeder-hts.de<br />
Internet: www.roeder-hts.de<br />
Zelt-Typ Länge x Breite<br />
in Meter<br />
Seitenhöhe<br />
in Meter<br />
Preis in Euro<br />
zzgl. MwSt.<br />
P10 5,00 x 4,75 m 1,70 m 990,00 €<br />
P11 4,00 x 5,90 m 1,90 m 1.030,00 €<br />
P12 6,00 x 5,65 m 1,70 m 1.200,00 €<br />
P13 6,00 x 5,90 m 1,90 m 1.240,00 €<br />
P16 8,00 x 5,65 m 1,70 m 1.465,00 €<br />
P17 8,00 x 5,90 m 1,90 m 1.520,00 €<br />
P20 10,00 x 5,65 m 1,70 m 1.645,00 €<br />
P21 10,00 x 5,90 m 1,90 m 1.735,00 €<br />
P22 12,00 x 5,90 m 1,90 m 1.975,00 €<br />
Weitere Ausstattungen<br />
auf Anfrage.<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 133<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />
29
RETTUNG/SANITÄT<br />
First Responder 2.0:<br />
Leitstellen-Alarmierung per App<br />
P. Hansak<br />
Das „klassische“ First-Responder-Konzept des Steirischen Roten Kreuzes<br />
wird seit Jahren erfolgreich umgesetzt und wurde mit zurzeit 265 Respondern<br />
bereits in den Regelbetrieb des Rettungsdienstes überführt. Derzeit<br />
können sowohl Rettungssanitäter sowie speziell ausgebildete Laien als First<br />
Responder zu Einsätzen entsandt werden. Die Alarmierung erfolgt über<br />
die Landesleitstelle Steiermark (LLS), in deren Einsatzleitsystem First Responder<br />
im Einsatzmittelvorschlag berücksichtigt werden. Dabei wird im<br />
Einsatzfall an alle für den entsprechenden Einsatzbereich gemeldeten First<br />
Responder eine SMS versandt und einsatzbereite First Responder melden<br />
sich telefonisch zur Einsatzübernahme bei der Leitstelle. Der Leitstelle ist<br />
jedoch bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt, ob, wo genau und wie viele Responder<br />
zur Verfügung stehen. Aufbauend auf einer eigenen Applikation<br />
für Smartphones wurde nun ein völlig neues First-Responder-System entwickelt.<br />
Das Zeitfenster zwischen Auftreten eines Notfalls<br />
und Eintreffen des ersten Rettungsmittels<br />
oder sogar eines „klassischen“ First Responders<br />
soll durch diese Initiative noch besser überbrückt<br />
werden. Im Unterschied zu den bisherigen Systemen,<br />
die Responder nur in einer definierten<br />
Region einsetzen, kommen die neuen Mobilen-<br />
Sanitäter-Responder (MobSanR) überall in der<br />
Steiermark, unabhängig von ihrem Lebens-<br />
mittelpunkt, am aktuellen Aufenthaltsort zum<br />
Einsatz und sind von ihrem Ausbildungsstand<br />
zumindest aktive Rettungssanitäter. Der hohe<br />
Grad der Verfügbarkeit ergibt sich letztlich<br />
durch die Anzahl der eingebundenen Sanitäter<br />
in das System. Mit rund 5.500 solcher potenzieller,<br />
professioneller Ersthelfer (ausgebildete<br />
Sanitäter im Roten Kreuz) bietet dieses System<br />
einen großen Mehrwert für die Versorgungssicherheit<br />
der Bevölkerung. Finanziert wird das<br />
Projekt durch das Land Steiermark, dass auch<br />
die Langzeitfinanzierung sichergestellt hat.<br />
Zur Integration der MobSanR in das Einsatzleitsystem<br />
wurde durch das Steirische Rote Kreuz<br />
in Kooperation mit einer Fachhochschule eine<br />
eigene Smartphone-Applikation zur Einsatzführung<br />
für diese Responder entwickelt. Die<br />
Applikation kommuniziert über eine Schnittstelle<br />
direkt mit der Software der LLS analog<br />
zur Software der Daten-Terminals auf den Einsatzfahrzeugen,<br />
auch die Statusmeldungen entsprechen<br />
denen der Fahrzeuge. Der MobSanR<br />
kann sich über die Applikation an jedem Ort im<br />
Abb. 1: Die neuen Mobilen-<br />
Sanitäter-Responder<br />
(MobSanR) kommen überall<br />
in der Steiermark am aktuellen<br />
Aufenthaltsort zum<br />
Einsatz<br />
30<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 134
Bundesland Steiermark und für jeden beliebigen<br />
Zeitraum selbst in Dienst stellen und in Folge<br />
als First Responder durch die LLS eingesetzt<br />
werden. Im Gegensatz zum bisherigen System<br />
wird er ab der Meldung „Einsatzbereit“ auch<br />
von der Leitstellen-Software als verfügbar erfasst.<br />
Gleichzeitig sendet das Mobiltelefon seine<br />
Standortdaten an die Leitstelle. Diese werden<br />
aber nicht punktgenau und ständig übertragen,<br />
um den Akku des Handys nicht zu sehr zu belasten.<br />
Als Grundlage für weitere, automatische<br />
Positionsmeldungen wurde die Standortänderung<br />
über einem bestimmten Radius hinaus<br />
programmiert. So soll auch die Privatsphäre<br />
des Responders, solange er nicht in den Einsatz<br />
geht, gewahrt bleiben. Erst mit der Alarmierung<br />
wird die standortgenaue Ortung aktiviert und<br />
der Routenplaner für die Navigation zum Einsatzort<br />
gestartet.<br />
Die Dauer der Dienstbereitschaft ist nicht festgelegt,<br />
sie erfolgt individuell durch den Mitarbeiter<br />
selbst. Mit der Abmeldung über die<br />
Applikation wird auch die Verfügbarkeit im<br />
Leitstellensystem wieder aufgehoben. Meldet<br />
sich der Responder im System an, scheint er<br />
wie ein im Dienst befindliches Einsatzfahrzeug<br />
in der Einsatzmittelliste des Disponenten auf<br />
und wird auch im Einsatzmittelvorschlag berücksichtigt.<br />
Die Disposition erfolgt gleich wie<br />
bei jedem anderen Rettungsmittel. Der Einsatz<br />
wird auf das Mobiltelefon des Benutzers übermittelt.<br />
Die Weitergabe von Statusmeldungen<br />
(bestätigt, auf Anfahrt, eingetroffen usw.) und<br />
Einsatzinformationen erfolgt über die Applikation.<br />
Projektphase<br />
In der Projektphase steht die Applikation nur<br />
für das Betriebssystem Android zur Verfügung<br />
und wird von 30 Sanitätern getestet.<br />
Tab. 1: Arten von „First Respondern“ im Steirischen Roten Kreuz<br />
First Responder Mitarbeiter mit Ausbildung zum First Responder und Ausrüstung lt.<br />
Vorschrift (Einsatzrucksack), Einsatz im Umkreis des Wohnortes<br />
First Responder wie First Responder, zusätzlich aktiv als Sanitäter im Rettungsdienst<br />
(Sanitäter) tätig<br />
First Responder Sanitäter, der bereit ist, im Bereich seines aktuellen Aufenthaltsortes<br />
(MobSanR) als First Responder tätig zu werden, minimale Basisausrüstung<br />
• Qualifizierte Rückmeldung an die Landesleitstelle<br />
zur Optimierung der Einsatzkoordination<br />
• Durchführung qualifizierter sanitätsdienstlicher<br />
Basismaßnahmen auf Basis<br />
ABCDE-SAMPLE<br />
• Minimierung des therapiefreien Intervalls<br />
• Einbindung und Anleitung von beteiligten<br />
bzw. unbeteiligten Personen in den Versorgungsablauf<br />
• Erhöhung der Anzahl der primär erfolgreichen<br />
Wiederbelebungen<br />
• Optimierung des Einsatzablaufes<br />
• Psychosoziale Betreuung – durch ihren Einsatz<br />
kann Patienten und Betroffenen das<br />
Gefühl von Sicherheit vermittelt werden,<br />
die Phase der Hilflosigkeit verringert und<br />
die subjektiv gefühlte Wartezeit verkürzt<br />
werden<br />
• Hohe Präsenz in der Öffentlichkeit<br />
Nicht-Ziele<br />
• Die Entsendung von Sanitätern als<br />
MobSanR ersetzt nicht den Einsatz von im<br />
Dienst befindlichen Einsatzmitteln oder re-<br />
Abb. 2: Startbildschirm der<br />
Applikation<br />
RETTUNG/SANITÄT<br />
Projektziele<br />
• Rekrutierung der höchstmöglichen Anzahl<br />
an Sanitätern aus dem Rettungsdienst als<br />
First Responder<br />
• Abdeckung eines ganzen Bundeslandes<br />
durch die hohe Anzahl an Respondern<br />
• Reduzierung des Zeitintervalls zwischen<br />
Auftreten des Notfalls und dem Beginn von<br />
lebensrettenden Sofortmaßnahmen<br />
• Überbrückung der Eintreffzeit des entsendeten<br />
Rettungsmittels<br />
• Professioneller Aufbau von Strukturen vor<br />
Ort<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 135<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />
31
RETTUNG/SANITÄT<br />
Mag. Dr. Peter Hansak<br />
Landesrettungskommandant<br />
für Steiermark<br />
Leiter Bildungsund<br />
Einsatzzentrum<br />
Laubegg<br />
ÖRK-Landesverband<br />
Steiermark<br />
Abb. 3: Basisausrüstung und<br />
Lehrbehelf<br />
Tab. 2: Infrage kommende Einsatzstichwörter der<br />
LLS im Einsatzleitsystem (Intergraph)<br />
Chir<br />
TRAUMA_NA<br />
Chir<br />
VERBR_NA<br />
Intern<br />
ALLERGIE_NA<br />
Intern<br />
ATEM_NA<br />
Intern<br />
BEWUSST_NA<br />
Intern<br />
HERZ_NA<br />
Intern<br />
STILL<br />
Intern<br />
VERGIFTUNG_NA<br />
Neuro<br />
INSULT_NA<br />
Neuro<br />
KRAMPF_NA<br />
gional gebundenen First Respondern.<br />
• Keine Verzögerung für die Disposition der<br />
notwendigen Rettungsmittel<br />
• Keine Selbstüberschätzung. Die Gewährleistung<br />
der persönlichen Sicherheit hat für<br />
den MobSanR immer Vorrang, d.h. keine<br />
Entsendung bei unklarer Gefahrenlage.<br />
• Verlagerung der Ersten Hilfe von Laien-<br />
Ersthelfern zu professionellen Ersthelfern<br />
• Reduzierung der Fremdhilfeaktivitäten<br />
durch Schaffung eines subjektiven Sicherheitsgefühls<br />
durch Omnipräsenz<br />
• Förderung der Selbstüberschätzung von<br />
Mitarbeitern in First-Responder-Systemen<br />
Die Projektphase wird genau evaluiert. Neben<br />
dem Einsatzprotokoll muss jeder MobSanR<br />
einen eigenen Erhebungsbogen ausfüllen, den<br />
Einsatzverlauf aus seiner Sicht bewerten und<br />
ebenso die Reaktion der Betroffenen, von Einsatzkräften<br />
und Zivilpersonen an der Einsatzstelle.<br />
Jeder Einsatz wird zusätzlich mit dem<br />
Bezirksrettungskommandanten nachbesprochen.<br />
Bei diesem Gespräch geht es um das<br />
Empfinden des Mitarbeiters im Einsatz und<br />
Verbesserungsvorschläge für die geplante Ausrollung<br />
nach der Projektphase.<br />
Einsatzindikationen und Einsatzablauf<br />
Die Einsatzindikationen für MobSanR beschränken<br />
sich auf Einsätze, bei denen von einer<br />
akuten vitalen Bedrohung eines Patienten<br />
auszugehen und bei denen die umgehende Einleitung<br />
lebensrettender Sofortmaßnahmen notwendig<br />
ist.<br />
Der Einsatzort muss in unmittelbarer Nähe<br />
zum Standort des Helfers liegen bzw. soll die<br />
Eintreffzeit des MobSanR deutlich unter der<br />
Eintreffzeit des nächstgelegenen geeigneten<br />
Rettungsmittels liegen. Die Eintreffzeit des<br />
MobSanR soll unter 5 Minuten und zumindest<br />
10 Minuten vor dem alarmierten Rettungsmittel<br />
liegen. Die Erreichbarkeit des Einsatzortes<br />
muss für den MobSanR leicht und zügig, ohne<br />
Selbst- und Fremdgefährdung bzw. ohne Übertretung<br />
der StVO (keine Sonderrechte) möglich<br />
sein.<br />
Grundsätzlich werden weder First Responder<br />
noch MobSanR zu Einsätzen mit potenziellen<br />
Gefahrenzonen wie Verkehrsunfällen auf<br />
Schnellstraßen oder Autobahnen, vorsätzlicher<br />
Körperverletzung, Lawinenabgängen, Explosionen<br />
und dergleichen entsandt. Bei Großunfällen<br />
werden vorläufig keine MobSanR<br />
alarmiert, da davon auszugehen ist, dass<br />
diese in ihrer Funktion als Sanitäter in<br />
weiterer Folge zur Aufrechterhaltung<br />
des Dienstbetriebes benötigt werden<br />
bzw. über die regulären Alarmierungs-<br />
systeme des Rettungsdienstes in Dienst<br />
gestellt werden.<br />
Die Entscheidung, ob ein Einsatz von „mobilen<br />
Sanitätern“ sinnvoll und notwendig ist,<br />
obliegt letztlich dem Disponenten der Landesleitstelle.<br />
Bei allen Einsatzstichwörtern, die den<br />
genannten Kriterien entsprechen (akute vitale<br />
Bedrohung – lebensrettende Sofortmaßnahmen<br />
notwendig), ist im Einsatzmittelvorschlag die<br />
Alarmierung von MobSanR hinterlegt. Nach<br />
Möglichkeit sollte die den Notruf abgebende<br />
Person über die Entsendung eines MobSanR in-<br />
32<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 136
formiert werden, um hierdurch die Personen vor<br />
Ort auf dessen Eintreffen vorzubereiten und die<br />
Akzeptanz seiner Aktivitäten zu erhöhen – dies<br />
insbesondere, da der MobSanR nicht immer eine<br />
Funktionswarnweste mitführt und sich nur<br />
mit seinem Dienstausweis legitimieren kann<br />
(Schwimmbad, Skipiste usw.). In jedem Fall soll<br />
sich der MobSanR bei Eintreffen am Einsatzort<br />
bei den Betroffenen nicht nur legitimieren, sondern<br />
ausdrücklich auf seine Entsendung durch<br />
die Landesleitstelle des Roten Kreuzes hinweisen<br />
sowie auf die zusätzlich alarmierten und in<br />
Kürze eintreffenden Rettungsmittel.<br />
Tab. 3: Aufgaben vor Ort in der korrekten Reihenfolge<br />
• Lageerfassung<br />
• Maßnahmen der Absicherung von Unfallstellen und Rettung von Menschenleben<br />
• ABCDE-SAMPLE<br />
• Rückmeldung an die Landesleitstelle<br />
• Betreuung von Opfern und Betroffenen im niederschwelligen psychosozialen Bereich<br />
entsprechend dem Vorgehen im organisierten Rettungsdienst auf Basis der persönlichen<br />
Kompetenz<br />
• Übergabe des Patienten an die Sanitäter des zum Einsatz entsandten Rettungsmittels<br />
• Einsatzdokumentation mit dem Einsatzprotokoll für First Responder<br />
Alle Maßnahmen sollen unter Einbindung von Anwesenden als potenzielle Laienhelfer erfolgen.<br />
RETTUNG/SANITÄT<br />
Nach Möglichkeit werden immer zwei<br />
MobSanR parallel bzw. ein MobSanR mit<br />
einem „klassischem“ First Responder alarmiert.<br />
Ausschlusskriterien für einen Einsatz stellen<br />
alle Arten von großräumigen bzw. schwer<br />
abschätzbaren Gefahrenbereichen und jede<br />
unklare Lagemeldung dar. Hierzu gehören insbesondere:<br />
• Autobahneinsätze,<br />
• Brände,<br />
• Gefahrgutunfälle,<br />
• Gewalttaten,<br />
• Drogennotfälle,<br />
• Explosionen,<br />
• alle Arten von Einsätzen, für die Spezialkräfte<br />
erforderlich sind (Bergrettung, Höhlenrettung,<br />
Höhenrettung, Gas-Dienst etc.),<br />
• zusätzlich sind vorläufig auch geburtshilfliche<br />
Notfälle ausgenommen.<br />
Tab. 4: Ausrüstung<br />
Basisausrüstung (immer mitzuführen) • 2 Einmalhandschuhe<br />
1 Notfallbeatmungstuch<br />
Erweiterungsausrüstung (nach Möglichkeit<br />
mitzuführen)<br />
• Verbandszeug entsprechend ÖNorm<br />
für einspurige Kraftfahrzeuge<br />
Durch die Aktivierung der Software und der<br />
damit verbundenen Anzeige der Einsatzbereitschaft<br />
akzeptiert der Mitarbeiter die Übertragung<br />
seiner Standortdaten an das Rote Kreuz<br />
und deren Verwendung durch die Landesleitstelle.<br />
Seitens des Roten Kreuzes wird im Gegenzug<br />
garantiert, dass die Bewegungs- und<br />
Positionsdaten ausschließlich für den Einsatz<br />
verwendet und gegenüber Dritten vertraulich<br />
behandelt werden. Die Auswertung der Daten<br />
erfolgt anonymisiert, ausschließlich zur Qualitätssicherung.<br />
Die Sicherheit des Mitarbeiters geht vor. Die<br />
Verantwortung über die Einsatzfähigkeit des<br />
MobSanR liegt bei ihm selbst. Es gelten die<br />
Bestimmungen gemäß Sanitätergesetz (SanG)<br />
sowie der Dienstvorschrift für den Rettungsdienst<br />
des Roten Kreuzes. Um den Versicherungsschutz<br />
des Responders zu gewährleisten<br />
und in keinen Konflikt mit dem SanG zu geraten,<br />
gilt jeder MobSanR mit Annahme der Alarmierung<br />
als in Dienst gestellt und unterliegt den<br />
einschlägigen Vorschriften und gesetzlichen<br />
Bestimmungen. Die Kenntlichmachung erfolgt<br />
nach Möglichkeit durch Verwendung einer<br />
Funktionswarnweste, wie sie alle First Responder<br />
verwenden. In der Öffentlichkeit soll nicht<br />
zwischen First Respondern und MobSanR unterschieden<br />
werden. Die Unterscheidung ist eine<br />
rein interne zur leichteren Datenauswertung<br />
und Disposition der Responder. Der Einsatz<br />
eines MobSanR endet wie bei seinen Kollegen<br />
mit der Übergabe des Patienten an die Mannschaft<br />
des Rettungsdienstfahrzeuges.<br />
Ausrüstung und Versicherungsschutz<br />
Jeder Mitarbeiter, der als professioneller Ersthelfer<br />
(MobSanR) zugelassen wird, erhält eine<br />
Erste-Hilfe-Grundausstattung. Grundsätzlich<br />
Abb. 4: Bestätigung der<br />
Einsatzübernahme im Privat-<br />
Pkw<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 137<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />
33
RETTUNG/SANITÄT<br />
Abb. 5: Übergabe des Patienten<br />
an den Notarzt<br />
ist der MobSanR angehalten, mit den in seinem<br />
Umfeld verfügbaren Sanitätsmaterialien zu arbeiten<br />
(Kfz-Verbandskästen, Einrichtung von Sanitätsräumen,<br />
öffentlichen Defibrillatoren usw.).<br />
satz für beschädigte Kleidungsstücke wird im<br />
Einzelfall geklärt, eine Erweiterung des Versicherungsschutzes<br />
würde zu teuer werden.<br />
Zukunft<br />
Als wichtigste Frage vor einer flächendeckenden<br />
Umsetzung für das ganze Bundesland gilt es infolge,<br />
die Darstellungsform der einsatzbereiten<br />
MobSanR in der LLS zu klären, da es mit dem<br />
weiteren Ausbau des Projektes zu einer Informationsüberfrachtung<br />
in der Darstellung für den<br />
Leitstellendisponenten kommen könnte (5.500<br />
potenzielle MobSanR). Nach Abschluss der<br />
Evaluierungsphase und einer positiven Bewertung<br />
durch alle beteiligten Gruppen innerhalb<br />
des Roten Kreuzes sowie der Bevölkerung kann<br />
das Projekt steiermarkweit ausgerollt sowie als<br />
fester Bestandteil des Rettungsdienstes für alle<br />
Arten von First Respondern und alle Sanitäter<br />
implementiert werden. Des Weiteren wird die<br />
Applikation dann auch für die Betriebssysteme<br />
Windows Phone und iOS programmiert.<br />
Die Einsatzprotokolle sind zumindest im Privatfahrzeug<br />
des MobSanR mitzuführen und<br />
spätestens mit Einsatzende auszufüllen. Auf<br />
ein Händedesinfektionsmittel wird verzichtet,<br />
da der MobSanR die Desinfektionsmittel aus<br />
dem Rettungsdienstfahrzeug verwenden kann.<br />
In weiterer Folge wird die Ausrüstung um Einmaldesinfektionstücher<br />
erweitert.<br />
Zusätzlich erhält jeder MobSanR einen Pin mit<br />
Logo, eine First-Responder-Warnweste sowie<br />
eine Hülle für den Dienstausweis aus Hartplastik<br />
und ein Band mit Rotkreuz-Logo für<br />
das Tragen des Ausweises um den Hals. Der<br />
Dienstausweis ist bei jedem Einsatz offen am<br />
Band zu tragen, die Funktionswarnweste nach<br />
Möglichkeit.<br />
Durch die automatische Indienststellung des<br />
MobSanR mit Übernahme des Einsatzes in<br />
Folge der Alarmierung durch die Landesleitstelle<br />
des Roten Kreuzes tritt der Versicherungsschutz<br />
des Roten Kreuzes für seine Mitarbeiter<br />
im Rettungsdienst in Kraft, da der Einsatz als<br />
Teil des organisierten Rettungsdienstes erfolgt.<br />
Für First Responder besteht zusätzlich bei der<br />
Verwendung eines privaten ein- oder mehrspurigen<br />
Kraftfahrzeuges für dieses eine eigene<br />
Kaskoversicherung im Rahmen des Einsatzes.<br />
Für die Kosten einer professionellen Reinigung<br />
von Kleidungsstücken, die im Rahmen eines<br />
Einsatzes verschmutzt oder kontaminiert werden,<br />
kommt das Rote Kreuz auf. Ein Kostener-<br />
Vor der Ausrollung im Bundesland wird das<br />
Konzept über die Medien entsprechend bekanntgemacht,<br />
u.a. um die Akzeptanz von nicht<br />
uniformierten Sanitätern in der Bevölkerung<br />
zu erhöhen. Aus arbeitsrechtlichen Gründen<br />
können angestellte Sanitäter auch in Zukunft<br />
nicht als First Responder bzw. MobSanR eingesetzt<br />
werden. Die Meldung zur Mitwirkung am<br />
MobSanR-System wird dann auf dem Dienstweg<br />
an den Bezirksrettungskommandanten<br />
erfolgen. Dieser entscheidet über die Eignung<br />
der Kandidaten. Hierbei geht es primär nicht<br />
nur um die rein fachliche, sondern insbesondere<br />
auch um die sozialen Kompetenzen. In einer<br />
entscheidenden Phase ist für einen Notfallpatienten<br />
eine große Verantwortung zu übernehmen<br />
und in einer ausgeprägten Stresssituation<br />
das Rote Kreuz gegenüber den Betroffenen und<br />
einer sensibilisierten Öffentlichkeit mit hoher<br />
Erwartungshaltung zu repräsentieren. Nach<br />
Meldung des Kandidaten wird er als Einsatzmittel<br />
in der Landesleitstelle angelegt und kann<br />
sich die Applikation auf sein Smartphone laden.<br />
Der Einsatz als MobSanR kann von den verantwortlichen<br />
Kommandanten und vom Mitarbeiter<br />
selbst jederzeit widerrufen und er aus dem<br />
Einsatzleitsystem gelöscht werden.<br />
Sollten sich Pilotprojekt und das Konzept insgesamt<br />
im größeren Umfang bewähren, könnten<br />
auch die Mitarbeiter der Krisenintervention<br />
und in einem weiteren Schritt Ärzte in das System<br />
eingebunden werden.<br />
<br />
34<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 138
Erste-Hilfe-Schulung der besonderen Art:<br />
Dekon-V beim THW in Tönning<br />
R. Oldehus · A. M. Bernhardt<br />
RETTUNG/SANITÄT<br />
Die Einsatzanforderungen an Helfer in den<br />
Technischen Zügen des THW sind hoch. In den<br />
Stresssituationen eines Einsatzgeschehens gilt<br />
es, umfangreiche und vielfach komplexe Technik<br />
sicher zu beherrschen und der betroffenen<br />
Bevölkerung zuverlässig Hilfe zu leisten. Diese<br />
Anforderungen wirken im Gesamtsystem der<br />
schweren Rettung und der unterstützenden<br />
Fachgruppen. Einen wesentlichen Aspekt hierbei<br />
stellt die Erste-Hilfe-Leistung unter den besonderen<br />
Einsatzoptionen eines Technischen Zuges<br />
dar. Diese Einsatzoptionen beinhalten neben<br />
dem Einsatz in Bergungssituationen auch die<br />
Hilfe in Kontaminationslagen. Der THW-Ortsverband<br />
Tönning im Kreis Nordfriesland (Schleswig-<br />
Holstein) führt seit zwei Jahren erfolgreich eine<br />
solche besondere ergänzende Schulung für seine<br />
und zunehmend auch für Helferinnen und Helfer<br />
anderer Ortsverbände durch. Erstmals wurde in<br />
diesem Zusammenhang auch das Verfahren der<br />
Verletztendekontamination dargestellt.<br />
Seit dem Jahr 2011 führt der THW-Ortsverband<br />
(OV) Tönning Schulungen zur Ersten Hilfe unter<br />
den besonderen Einsatzoptionen des Technischen<br />
Zuges durch. Entstanden sind diese<br />
Lehrgänge aus dem Bedarf heraus, Themen wie<br />
die Selbst- und Kameradenhilfe noch weiter<br />
zu vertiefen. Besonders sind hier die Versorgungsmöglichkeiten<br />
bei Verletzungen durch<br />
Schuss- und Explosivstoffe sowie unter Kontaminationslagen<br />
zu nennen. Auch gilt es, die besonderen<br />
Verletzungsmuster bei Verschüttungslagen<br />
(u.a. „Crush-Syndrom“) zu thematisieren. Da<br />
Prüfungen zum THW-Alltag dazugehören,<br />
schließt jeder Lehrgang mit einer Einsatzübung<br />
im Rahmen einer Lernerfolgskontrolle ab, in der<br />
sich die Helfer bewähren müssen.<br />
Die Lehrgangskonzeption<br />
Neben der Aktualisierung der lebensrettenden<br />
Sofortmaßnahmen werden diese im stetigen<br />
Abgleich zu den besonderen Anforderungen<br />
eines Einsatzes betrachtet. So gehen alle Maßnahmen<br />
von der Grundsituation der Hilfeleistung<br />
ohne zusätzliche Hilfsmittel aus.<br />
Rettung und Transport von Verletzten ohne<br />
spezielle Verbandmittel oder Tragen bilden hier<br />
stets die Ausgangssituation.<br />
Der Lageentwicklung folgend werden diese<br />
Grundannahmen dann immer weiter ergänzt<br />
Weitere Informationen:<br />
http://ov-toenning.ov-cms.<br />
thw.de<br />
www.facebook.com/thwov.<br />
tonning<br />
Abb. 1: Erstmals wurde<br />
eine Verfahrensübung zur<br />
Darstellung der Dekon-V als<br />
Ergänzung der bisherigen<br />
Lehrgänge in Zusammenarbeit<br />
mit dem Löschzug<br />
Gefahrgut und der 2. Sanitätsgruppe<br />
des Katastrophenschutzes<br />
des Kreises<br />
Nordfriesland durchgeführt<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 139<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />
35
RETTUNG/SANITÄT<br />
Abb. 2: Erste Hilfe und<br />
Versorgungsmöglichkeiten<br />
bei Verletzungen durch<br />
Schuss- und Explosivstoffe<br />
sowie unter Kontaminationslagen<br />
sind Bestandteil der<br />
Lehr gänge<br />
Ralf Oldehus<br />
Ortsbeauftragter<br />
THW-OV Tönning<br />
und spezifiziert. Die Einweisung in die Sanitätsausstattung<br />
eines Technischen Zuges, die<br />
unterschiedlichen Anwendungsmöglichkeiten<br />
und Übungen der Personenrettung und des<br />
Transports mittels Schleifkorb- und Krankentrage<br />
sowie Bergeschleppe erweitern die Inhalte.<br />
In unwegsamem Gelände werden die<br />
Lageerkundung und die Sofortversorgung von<br />
Verletzten geübt. Besondere Beachtung erfährt<br />
hier die Situation während der Erkundung – und<br />
hier speziell die psychische Belastung, nicht allen<br />
Verletzten sofort helfen zu können.<br />
Eine weitere Stufe stellt das Kennenlernen der<br />
regionalen Partner in der kommunalen Gefahrenabwehr<br />
dar. Einheiten des THW sind im<br />
Rahmen eines Katastropheneinsatzes auf die<br />
Zusammenarbeit mit diesen Fachdienstkomponenten<br />
angewiesen. Regelmäßig werden die<br />
THW-Helfer in die Krankentransportfahrzeuge<br />
der Sanitätsdiensteinheiten wie den KTW 4 und<br />
den neuen KTW 2 des Bundes eingewiesen und<br />
führen mit den Helfern des Sanitätsdienstes das<br />
Be- und Entladen eines KTW sowie die Versorgung<br />
Verletzter während der Fahrt durch.<br />
Weiterhin gilt es, die Zusammenarbeit im<br />
Rahmen von Herrichtung und Betrieb von Patientenablagen<br />
einzuüben. Hierbei kommt<br />
der situativen Bildung von gemischten Helferteams<br />
aus dem Sanitätsdienst und Helfern des<br />
Technischen Zuges eine besondere Bedeutung<br />
zu. Die Teilnehmer erfahren viel über die Einsatzmöglichkeiten<br />
der Sanitätskomponenten,<br />
die Grenzen, die ihnen durch die eigene Fachdienstausstattung<br />
gesetzt sind, und die Möglichkeiten<br />
der gegenseitigen Unterstützung.<br />
Vielfach stellt das „Tellerranddenken“ hier<br />
große Hürden zu Beginn des Lehrgangs auf.<br />
Gerade dann ist es wichtig, bei allen Teilnehmenden<br />
einen Paradigmenwechsel hin zur Fähigkeit<br />
zur Zusammenarbeit einzuleiten. Im<br />
Rahmen der gemeinsamen Lageabarbeitung<br />
erkennen die Teilnehmenden dann sehr schnell<br />
den Einsatzwert des jeweiligen „Gegenübers“<br />
der Gefahrenabwehr.<br />
Die besonderen Maßnahmen zur Bekämpfung<br />
von Entstehungsbränden und von Brandwirkungen<br />
an Personen setzen die Themenfolge<br />
fort. Der Umgang mit unterschiedlichen Feuerlöschern<br />
und die Versorgung von Brandverletzten<br />
stehen hier im Mittelpunkt. Dieser Lehrgangsteil<br />
ergänzt die im Rahmen der Basisausbildung<br />
durchzuführende Brandschutzeinweisung im<br />
Hinblick auf die besonderen Belange der Hilfeleistung<br />
bei Brandverletzungen.<br />
Andres Michael Bernhardt<br />
Ausbilder für Selbstschutzthemen<br />
THW-OV Tönning<br />
Dithmarscher Str. 13<br />
25832 Tönning<br />
ov-toenning@thw.de<br />
Abb. 3: Besondere Maßnahmen<br />
zur Bekämpfung von<br />
Entstehungsbränden und von<br />
Brandwirkungen an Personen<br />
waren ebenfalls Teil<br />
der Schulung<br />
Möglichkeiten der Hilfeleistung bei Schadwirkung<br />
durch CBRN-Gefahrstoffe stellen<br />
die letzte Stufe der theoretisch/praktischen<br />
Einweisungen dar. Auch hier entwickeln sich<br />
die Hilfsmaßnahmen vom eigentlichen Selbstschutz<br />
bis hin zur Frage der Realisierung einer<br />
sogenannten Notdekontamination und bereiten<br />
die Helfer so auf die weitergehende Ausbildung<br />
als Helfer im CBRN-Bereich vor. Wie bereits für<br />
die gemeinsame Lagebearbeitung mit den Sanitätskomponenten<br />
ausgeführt, erleben die Helfer<br />
auch in diesem Lehrgangsteil die Möglichkeiten<br />
der Zusammenarbeit mit einem Löschzug „Gefahrgut“.<br />
Die Einweisung in die persönlichen<br />
Selbsthilfepraktiken und in die persönliche<br />
CBRN-Schutzausstattung des Bundes ergänzen<br />
mit entsprechenden Übungsphasen diesen<br />
36<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 140
Abschnitt der Ausbildung. Als Ergänzung des<br />
Lehrgangs und als Fortbildung im Bereich Erste<br />
Hilfe dient eine gemeinsame Verfahrensübung<br />
zur Umsetzung der Abläufe bei der Dekontamination<br />
Verletzter (Dekon-V).<br />
Taktische Herausforderung:<br />
Kontamination<br />
Sicherheit durch Raumordnung<br />
und Ablaufsteuerung<br />
Übung Dekon-V<br />
In Zusammenarbeit mit dem Löschzug Gefahrgut<br />
und der 2. Sanitätsgruppe des Katastrophenschutzes<br />
des Kreises Nordfriesland wurde hier<br />
erstmals eine Verfahrensübung zur Darstellung<br />
der Verletztendekontamination (Dekon-V) als<br />
Ergänzung der bisherigen Lehrgänge durchgeführt.<br />
Hier erhielten die Lehrgangsteilnehmer<br />
des THW die Gelegenheit, die einzelnen Phasen<br />
in einem solchen Einsatz zu beobachten –<br />
und direkt auch Fragen stellen zu können.<br />
So begann die Übung mit der Bereitstellung der<br />
für die Aufgabe der Verletztendekontamination<br />
vorgesehenen Einheiten beim Bauhof der Stadt<br />
Tönning, der als Unfallort mit besonderen<br />
Darstellungsmitteln am frühen Vormittag des<br />
27. April 2013 hergerichtet wurde. Im Zuge der<br />
Alarmierung nach Meldung des Unfallgeschehens<br />
bei der Leitstelle kamen die Teileinheiten<br />
„Erkundung/Rettung“, „Dekon“ und „Patientenablage“<br />
nacheinander zum Einsatz. Diese Staffelung<br />
nutzten die Beobachter der Übung, um<br />
unter Moderation des Lehrgangsleiters sowie<br />
des Zugführers LZG Fragen zu den einzelnen<br />
Stationen dieser Einsatzstellen zu stellen. Umfangreiches<br />
Begleitmaterial des Bundesamtes<br />
für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe<br />
wurde an die Teilnehmer mit dem Ziel der<br />
diesbezüglichen Sensibilisierung in den teilnehmenden<br />
Ortsverbänden ausgegeben.<br />
Fazit<br />
Bei der Nachbesprechung wurde deutlich,<br />
dass die Zuweisung von Zuständigkeiten bei<br />
der sogenannten Spot-Dekontamination regional<br />
verbindlich und einheitlich zu regeln ist.<br />
Dieses Vorgehen diente der Verinnerlichung<br />
der Lehrinhalte, dem direkten Theorie-Praxis-<br />
Abgleich und der Herstellung einer größtmöglichen<br />
Nachhaltigkeit, um die erforderlichen<br />
Kenntnisse im Einsatz parat zu haben. In diesem<br />
Zusammenhang erhielten die Helfer des<br />
Technischen Hilfswerkes auch einen Überblick<br />
über die in dieser Lage eingesetzten weiteren<br />
Einheiten der Organisationen der Gefahrenabwehr<br />
und ihre diesbezügliche Position im<br />
Gesamtgefüge des deutschen Bevölkerungsschutzes.<br />
<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 141<br />
• gezielte Eigensicherung<br />
• schnelle Dekontamination<br />
• sachgerechte Versorgung<br />
Die Freisetzung von chemischen, biologischen, radiologischen oder<br />
nuklearen Gefahrstoffen stellt Einsatzkräfte vor die Herausforderung,<br />
während der medizinischen Versorgung von Verletzten die Eigengefährdung<br />
zu minimieren und eine Kontaminationsverschleppung zu<br />
vermeiden. SEGmente 6 bereitet Einsatz- und Führungskräfte auf die<br />
Versorgung kontaminierter Verletzter vor, indem es grundsätzliche taktische<br />
Aussagen zur Raumordnung an der Einsatzstelle, zum Aufgabenprofil<br />
des Personals und zum Ablauf eines CBRN-Einsatzes trifft.<br />
Der sachgemäße Einsatz von Schutzausrüstung wird ebenfalls dargestellt.<br />
Checklisten und Ausstattungshinweise dienen als praktikable<br />
Vorgaben. Damit gelingt die bestmögliche Versorgung bei risikogerechter<br />
Eigensicherung!<br />
SEGmente Band 6<br />
MANV mit CBRN-kontaminierten Verletzten<br />
von J. Schreiber<br />
- 2. Aufl. 2011<br />
- 72 Seiten<br />
- 25 Abbildungen und 3 Tabellen<br />
- Softcover<br />
Best.-Nr. 138 · € 7,90<br />
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FÜHRUNG<br />
Feuerwehr Hannover:<br />
Mobile Führungsunterstützung<br />
beim Elbe-Hochwasser 2013<br />
C. Lange<br />
Im Mai und Juni 2013 führten großflächige und äußerst ergiebige Regenfälle<br />
im Süden sowie Osten und Nordosten Deutschlands zu massiven<br />
Überschwemmungen. Besonders im Einzugsbereich der Elbe und ihrer Nebenflüsse<br />
kam es zu Rekordpegelständen, die noch weit über den Werten<br />
des Jahrhunderthochwassers im Jahr 2002 lagen. Damit einhergehend mussten<br />
für die Bewältigung einer solch extremen Hochwasserlage auch Einsatzkräfte<br />
aus dem gesamten Bundesgebiet herangeführt werden. Personal<br />
sowie Ausstattung von Technischer Einsatzleitung Hannover (TEL Hannover)<br />
sowie Kreisfeuerwehrbereitschaft der Landeshauptstadt Hannover (KFB<br />
LHH) waren zwölf Tage in die Katastrophenabwehr der Landeshauptstadt<br />
Magdeburg in Sachsen-Anhalt mit eingebunden.<br />
Umsetzung der überörtlichen Hilfe<br />
Am 4. Juni 2013 um 6.00 Uhr löste der Magdeburger<br />
Oberbürgermeister in seiner Funktion<br />
als Hauptverwaltungsbeamter Katastrophenalarm<br />
aus. Damit war u.a. eine rechtzeitige<br />
Anforderung überörtlicher Kräfte zur Unterstützung<br />
möglich. Auf Basis der Einsatzabschätzung<br />
des Stabes für besondere Ereignisse<br />
der Landeshauptstadt Magdeburg erfolgte am<br />
Abend des 3. Juni 2013 zunächst eine telefonische<br />
Abstimmung der Entsendung von überörtlichen<br />
Kräften der Landeshauptstadt bzw.<br />
der Region Hannover. Es sollten möglichst am<br />
darauffolgenden Vormittag eine Führungskomponente<br />
(Technische Einsatzleitung Hannover<br />
sowie Kräfte und Mittel zur Hochwasserabwehr<br />
(Kreisfeuerwehrwehrbereitschaft der<br />
Landeshauptstadt Hannover) in Magdeburg<br />
zum Einsatz kommen. Gleichzeitig lief eine<br />
offizielle Anforderung der Unterstützung aus<br />
Hannover über das Landesverwaltungsamt<br />
Sachsen-Anhalt, das Ministerium für Inneres<br />
und Sport des Landes Sachsen-Anhalt, das<br />
Ministerium für Inneres und Sport des Landes<br />
Niedersachsen und die Polizeidirektion Hannover.<br />
Diese ordnete zunächst befristet bis zum<br />
7. Juni 2013 den Katastrophenschutzeinsatz<br />
der angeforderten Komponenten als überörtliche<br />
Hilfe an. Eine Verlängerung erfolgte am<br />
6. Juni 2013 bis zum 14. Juni 2013, außerdem<br />
mussten weitere Einsatzkräfte und Materialien<br />
zum Pumpen großer Wassermengen (WLF mit<br />
Abrollbehälter Großpumpe) nach Magdeburg<br />
in Marsch gesetzt werden. Die Zusammenstellung<br />
der personellen sowie materiellen<br />
Ressourcen wurde lageangepasst wie folgt vorgenommen:<br />
Abb. 1: Die Fahrzeuge der<br />
Kreisfeuerwehrbereitschaft<br />
der Landeshauptstadt Hannover<br />
im Bereitstellungsraum<br />
38<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 142
Oberbürgermeister<br />
(Hauptverwaltungsbeamter)<br />
Leiter Katastrophenschutzstab<br />
Beigeordneter für Kommunales,<br />
Umwelt und Allgemenine Verwaltung<br />
– Landesverwaltungsamt<br />
– Polizei<br />
– Bundeswehr<br />
– THW<br />
– DLRG<br />
– Wasserschutzpolizei<br />
– Ordnungsamt<br />
– Hafen<br />
– Stadtwerke Magdeburg<br />
FÜHRUNG<br />
Fernmeldezentrale<br />
Ämter der Stadtverwaltung<br />
andere Behörden, Fachberater<br />
und Verbindungsbeamte<br />
S 1<br />
S 2/6<br />
S 3<br />
S 4<br />
S 5<br />
SB 1<br />
Einsatztagebuch<br />
SB 4<br />
(Personal)<br />
(Lage)<br />
(Einsatz)<br />
(Versorgung)<br />
(Presse)<br />
Technische Einsatzleitungen<br />
(TEL)<br />
TEL 1<br />
(Köln)<br />
westelbisch<br />
TEL 2<br />
(Hannover)<br />
ostelbisch<br />
TEL EVU<br />
Evakuierung/Verpflegung/Unterkunft<br />
(Magdeburg)<br />
TEL Hannover<br />
Einsatzauftrag Bereitstellung einer Technische<br />
Einsatzleitung für die Landeshauptstadt<br />
Magdeburg; Führung von Kräften auf Anordnung<br />
des Katastrophenschutzstabes der Landeshauptstadt<br />
Magdeburg.<br />
Einsatzkräfte 36 Mitglieder der TEL von Region<br />
sowie Landeshauptstadt Hannover aus den<br />
Feuerwehren, dem THW und dem DRK.<br />
Fahrzeuge KdoW, ELW 1, 2 MTW, Führungs-<br />
und Lagebus, Fernmeldebus, Verpflegungseinheit,<br />
Material-LKW, Anhänger-<br />
Stromerzeugung, 2 GW-Fernmelde, 2 Erkundungsfahrzeuge<br />
und 2 Kräder.<br />
Sammelplatz THW-Unterkunft Lehrte.<br />
Abmarsch 4. Juni 2013 um 6.00 Uhr;<br />
Bereitstellungsraum Parkplatz Messegelände<br />
Magdeburg am 4. Juni 2013 um 9.00 Uhr.<br />
Kreisfeuerwehrbereitschaft Hannover<br />
(1. KFB LHH)<br />
Einsatzauftrag Hochwasserschutz, Errichtung<br />
von Sandsackwällen, Einrichtung sowie<br />
Betrieb einer Sandsackfüllstation, Sandsacklogistik,<br />
Sicherung sowie Verstärkung von Deichen<br />
und Deichverteidigung.<br />
Einsatzkräfte 96 ehrenamtliche sowie<br />
hauptberufliche Mitglieder der Feuerwehr Hannover.<br />
Fahrzeuge Führungsgruppe mit ELW 1, ELW<br />
2, 2 MTW und RTW; 2. Zug mit MTW/ELW 1,<br />
LF 20-KatS mit FwA-MZB, LF 16-TS, GW-L 2;<br />
3. Zug mit MTW/ELW 1, LF 20-KatS, LF 16-TS,<br />
GW-L 2; 5. Zug mit MTW/ELW 1, 2 LF 20-KatS,<br />
RW mit FwA-Generator 125 kVA, WLF mit AB-<br />
Hochwasserschutz und Tiefladeanhänger mit<br />
Mulde, WLF mit AB-Sandsack und Tiefladeanhänger<br />
mit Radlader und GW-L 2.<br />
Sammelplatz Feuer- und Rettungswache 4<br />
in Hannover.<br />
Abmarsch 4. Juni 2013, 6.20 Uhr;<br />
Technischer Halt BAB 2, Rasthof Zweidorfer<br />
Holz, Fahrtrichtung Berlin.<br />
Bereitstellungsraum Parkplatz Messegelände<br />
Magdeburg am 4. Juni 2013 um 10.30 Uhr.<br />
Die Einsatzkräfte wurden noch am Abend des<br />
3. Juni 2013 über einen länger andauernden<br />
Hochwassereinsatz in Magdeburg informiert<br />
und voralarmiert – ein Vorauskommando (zwei<br />
Führungskräfte mit einem Kommandowagen)<br />
setzte sich bereits am Morgen des 4. Juni<br />
Abb. 2: Stabsstruktur der<br />
Landeshauptstadt Magdeburg<br />
Dipl.-Chem. Claus Lange<br />
Direktor<br />
Feuerwehr Hannover<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 143<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />
39
FÜHRUNG<br />
TEL<br />
Hannover<br />
2<br />
Log-VG<br />
Logistik (VG)<br />
(Berliner Fw.)<br />
M<br />
Personal<br />
(TEL Han.)<br />
Verpflegung (DRK) Halle 1, 2, 3<br />
1 2 3 4 5<br />
EAL EAL EAL EAL EAL<br />
Sandsacklogistik Süd Herrenkrug<br />
Deichverteidigung<br />
Deichverteidigung<br />
Sandsacklogistik Nord<br />
(Fw. Hannover)<br />
(Berliner Fw.)<br />
(Fw. Braunschweig) (Fw. Wolfsburg)<br />
(Bundeswehr)<br />
Abb. 3: Struktur der TEL Hannover<br />
im Hochwassereinsatz<br />
2013 in Magdeburg<br />
2013 um 6.15 Uhr in Marsch und traf gegen<br />
7.45 Uhr am Standort der Feuerwache Nord<br />
in Magdeburg ein. So konnten noch rechtzeitig<br />
vor Erreichen der beiden Marschkolonnen<br />
in Magdeburg erste wichtige Abstimmungen<br />
zum Einsatzauftrag und dem Bereitstellungsraum<br />
„Messegelände“ erfolgen sowie eine<br />
umfangreiche Lageeinweisung stattfinden. Besonders<br />
hervorgehoben werden muss hier die<br />
Zurverfügungstellung einer Beamtin des gehobenen<br />
feuerwehrtechnischen Dienstes der Berufsfeuerwehr<br />
Magdeburg, die über profunde<br />
Fachkenntnis im Hochwasserschutz verfügte<br />
und für die gesamte Einsatzdauer als Verbindungsperson<br />
für die TEL Hannover zum Katastrophenschutzstab<br />
der Landeshauptstadt<br />
Magdeburg fungierte.<br />
In zwei getrennten Marschgruppen, jeweils als<br />
geschlossener Verband, startete am Morgen des<br />
4. Juni 2013 um 6 Uhr die TEL Hannover vom<br />
Sammelpunkt THW-Unterkunft Lehrte; die<br />
1.KFB der LHH setzte sich um 6.20 Uhr von<br />
der Feuer- und Rettungswache 4 in Hannover<br />
über die Bundesstraßen 3 und 65 sowie die<br />
Bundesautobahnen 7 und 2 nach Magdeburg in<br />
Bewegung. Die Fahrzeugkolonne „Technische<br />
Einsatzleitung Hannover“ konnte direkt von der<br />
Bundesautobahn (BAB) 2 über das Kreuz Magdeburg<br />
und die BAB 14 an der Anschlussstelle<br />
MD-Stadtfeld die Schnellstraße verlassen und<br />
erreichte mit Hilfe eines Lotsendienstes über die<br />
Bundesstraße 1 (B 1) den Bereitstellungsraum<br />
Messegelände. Die zweite Marschformation<br />
„1. KFB LHH“ mit ihren 28 Fahrzeugen nutzte<br />
zunächst die ca. 30 km vor der sachsen-anhaltinischen<br />
Landeshauptstadt an der BAB 2 in<br />
Fahrtrichtung Berlin gelegene Raststätte „Börde“<br />
als Warteposition und wurde dann ebenfalls<br />
über die BAB 14 und die Abfahrt MD-Stadtfeld<br />
und die B1 als geschlossener Verband durch das<br />
Stadtgebiet zum Messegelände gelotst.<br />
Das Messegelände Magdeburg bot als Bereitstellungsraum<br />
für eine Vielzahl von Einsatzkräften<br />
gute Bedingungen. Die notwendige Infrastruktur<br />
(möglichst zentrale Lage, gut erreichbar über<br />
Hauptverkehrsstraßen, ausgedehnte befestigte<br />
Flächen für das Abstellen von schweren Fahrzeugen,<br />
Betrieb einer Sandsacklogistik, Möglichkeit<br />
zum Aufenthalt und Unterbringung sowie<br />
Verpflegung vieler Einsatzkräfte, Wasser- und<br />
Stromanschluss) stand auf den Außenflächen<br />
und in drei großen Messehallen, die nicht belegt<br />
waren, zur Verfügung. So positionierte sich die<br />
TEL Hannover direkt im Eingangsbereich des<br />
Messegeländes und richtete einen Meldekopf im<br />
Zufahrtsbereich ein.<br />
Einsatzmaßnahmen<br />
Die Einsatzbereitschaft der TEL Hannover<br />
war gegen Mittag des 4. Juni 2013 hergestellt.<br />
Der Leiter des Stabes sowie die Besetzung der<br />
Stabsfunktionen S 1 (Personal), S 2 (Lage), S 3<br />
(Einsatz) und S 4 (Versorgung) sowie S 6 (Informations-<br />
und Kommunikationswesen) waren<br />
auf einen rund um die Uhr notwendigen<br />
Schichtbetrieb ausgelegt. Der Leiter der TEL<br />
Hannover nahm erstmals an einer Lagebesprechung<br />
des um 15 Uhr in den Räumlichkeiten der<br />
Feuerwache Nord der Berufsfeuerwehr Magdeburg<br />
eingerichteten Katastrophenschutzstabes<br />
der Landeshauptstadt Magdeburg teil. In den<br />
Folgetagen fanden diese Sitzungen jeweils am<br />
Morgen sowie gegen Nachmittag statt. Vom<br />
40<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 144
Katastrophenschutzstab wurden der TEL Hannover<br />
lagebedingt Einsatzräume und -objekte<br />
zugeordnet und auf Basis von Lagebeurteilungen<br />
die erforderlichen Gefahrenabwehrmaßnahmen<br />
festgelegt. Zeitweilig waren der TEL<br />
Hannover annähernd 3.000 Einsatzkräfte von<br />
Feuerwehren (u.a. Feuerwehrbereitschaften aus<br />
Berlin, Braunschweig, Goslar, Helmstedt, Hannover,<br />
Wolfsburg sowie Einsatzkontingente aus<br />
Saarbrücken, Schleswig-Holstein, Salzwedel<br />
und Düsseldorf), Bundespolizei, Bundeswehr,<br />
THW, DRK und DLRG zugeordnet. Bedingt<br />
durch die Aufhebung des Katastrophenalarms<br />
am 15. Juni 2013 übergab dann die TEL Hannover<br />
die Zuständigkeit des ostelbischen Einsatzbereichs<br />
an die Landeshauptstadt Magdeburg.<br />
Fast zwei Wochen leistete man im Rahmen der<br />
Katastrophenabwehr in der Landeshauptstadt<br />
Magdeburg Unterstützung.<br />
Insgesamt musste das Personal der TEL Hannover<br />
in einem Turnus von drei bis vier Tagen<br />
ausgetauscht werden. Dafür plante in Hannover<br />
das Sachgebiet Personal des Bereichs Abwehrender<br />
Brandschutz und Rettungsdienst der<br />
Feuerwehr zwei komplette Personalwechsel.<br />
Die Einsatzkräfte mussten informiert, die Arbeitgeber<br />
in Kenntnis gesetzt und der Transport<br />
nach Magdeburg sichergestellt werden. Dafür<br />
standen MTW sowie zwei Großeinsatzwagen<br />
der Feuerwehr (Busse mit Sitzplatzkapazität<br />
52 Personen bzw. 20 Personen) und ein GW-L2<br />
zum Transport der persönlichen Ausrüstung<br />
zur Verfügung. Die vor Ort befindliche Mannschaft<br />
konnte so nach entsprechender Übergabe<br />
wieder in die niedersächsische Landeshauptstadt<br />
zurückkehren.<br />
Erkenntnisse<br />
Der bisher längste und personal- sowie materialintensivste<br />
Einsatz der Feuerwehr Hannover<br />
musste im Juni 2013 im Rahmen des<br />
Hochwasserschutzes in Magdeburg verrichtet<br />
werden. Ehrenamtliches sowie hauptberufliches<br />
Personal kam in den Tätigkeitsbereichen<br />
Führung, Sandsacklogistik, Deichbau- sowie<br />
Überwachung und Pumparbeiten zum Einsatz.<br />
Die gute Zusammenarbeit mit der Region Hannover<br />
in Bezug auf die Technische Einsatzleitung<br />
kann ebenso hervorgehoben werden wie<br />
die reibungslose Integration in das System der<br />
Katastrophenabwehr der Landeshauptstadt<br />
Magdeburg. Besonders bewährt hat sich die<br />
Einbindung einer ortskundigen Führungskraft<br />
der Berufsfeuerwehr Magdeburg, die der TEL<br />
Hannover fast rund um die Uhr zur Verfügung<br />
stand. So konnten schnell Maßnahmen abgestimmt<br />
und Besonderheiten der Einsatzbewältigung<br />
aufgrund geografischer Gegebenheiten<br />
berücksichtigt werden.<br />
Im Laufe des Einsatzes wuchs die Zahl der Einsatzabschnitte<br />
und der damit unterstellten Einsatzkräfte<br />
rapide an. Eine Korrelation mit dem<br />
steigenden Pegelstand der Elbe war gegeben. Die<br />
Helfer waren zum Teil bis an ihre Belastungsgrenze<br />
gefordert. Regelmäßige Ruhepausen<br />
sowie rechtzeitige Ablösung des eingesetzten<br />
Personals waren unabdingbar, setzten aber<br />
ein genügend großes Helferpotential voraus.<br />
Demgegenüber war in der Anfangsphase des<br />
Einsatzes zu beobachten, dass es besonders Feuerwehreinheiten<br />
schwer fällt, nach alarmmäßiger<br />
Anfahrt zunächst im Bereitstellungsraum<br />
abzuwarten und dann auf Anordnung der TEL<br />
gezielt ins Einsatzgeschehen einzugreifen –<br />
für einen Hochwassereinsatz, gerade in dieser<br />
Dimension, eine altbekannte Regel. Daher ist<br />
ein disziplinierteres Verhalten bei manchen<br />
Führungskräften zukünftig wünschenswert.<br />
Anzumerken bleibt die Notwendigkeit der Zusammenarbeit<br />
von Kräften unterschiedlicher<br />
Behörden und Organisationen bei vorgegebener<br />
Führungsstruktur. Die Feuerwehr-Dienstvorschrift<br />
100 „Führung und Leitung im Einsatz“<br />
ist eine gute Grundlage. Es gilt, diese Vorschrift<br />
bundesweit als Richtschnur zu nutzen und bei<br />
den unterschiedlichen Organisationen in deren<br />
Aus- und Fortbildung des Führungspersonals zu<br />
implementieren.<br />
Abschließend seien die äußerst herzliche Aufnahme<br />
und der Dank der Magdeburger Bevölkerung<br />
herausgestellt. Jederzeit war zu spüren,<br />
dass die geleistete Hilfe hoch willkommen und<br />
besonders anerkannt wurde.<br />
<br />
Literatur:<br />
Lange R (1994) Eine KatS-Einheit im Wandel der Zeit. BRAND-<br />
Schutz Deutsche Feuerwehrzeitung 6: 361-363.<br />
Grigat HJ, Strerath V (1999) Nach der Katastrophe zur Übung.<br />
BRANDSchutz Deutsche Feuerwehrzeitung 6: 496-500.<br />
Lange C, Bahlmann C, Rohrberg D, Kunze R (2013) Kreisfeuerwehrbereitschaften<br />
in Niedersachsen. BRANDSchutz Deutsche<br />
Feuerwehrzeitung 4: 258-267<br />
Plattner HJ (2006) Führen im Einsatz. Kohlhammer, Stuttgart.<br />
Landeshauptstadt Magdeburg (2013) Hochwasser 2013 – Rückblick,<br />
Bilanz und erste Analyse: www.magdeburg.de/Bürger<br />
und Stadt/Hochwasser 2013 (abegrufen am: 30. Mai <strong>2014</strong>).<br />
Lange C, Rohrberg D, Bahlmann C, Feichtenschlager J (2013)<br />
Feuerwehr Hannover: Hochwassereinsatz in Magdeburg im<br />
Juni 2013. BRANDSchutz Deutsche Feuerwehrzeitung 8:<br />
587-595.<br />
FÜHRUNG<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 145<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />
41
TECHNIK<br />
Im Einsatz mit dem Technischen Fachberater des THW:<br />
Deichverteidigung bei extremen<br />
Hochwasserereignissen<br />
C. von Spiczak-Brzezinski<br />
Jedem sind die Bilder der vergangenen Jahre bekannt: Eine Vielzahl von Einsatzkräften<br />
auf und an Hochwasserschutzdeichen versucht, den Fluten Einhalt<br />
zu gebieten. In den vergangenen zwei Jahrzehnten war dies vor allem<br />
entlang der großen Flüsse in Deutschland notwendig, so z.B. am Rhein (1993<br />
und 1995), an der Oder (1997) und an der Elbe (2002 und 2013). Leider waren<br />
diese Maßnahmen an manchen Deichabschnitten auch vergebens. Dieser<br />
Artikel verschafft eine Übersicht über das Thema Deichverteidigung und<br />
berücksichtigt dabei die Aktivitäten beim Technischen Hilfswerk (THW).<br />
Hochwassereinsätze, besonders bei den genannten<br />
Hochwasserereignissen – die oftmals<br />
und teilweise vorschnell von den Medien und<br />
der Bevölkerung als „Jahrhundertflut“ bezeichnet<br />
werden –, sind äußerst personalintensiv. Das<br />
Füllen und der Verbau von Sandsäcken, die heute<br />
noch das Standardeinsatzmittel bei solchen<br />
Katastrophen sind, fordern einen großzügigen<br />
Personaleinsatz. Neben den Einsatzkräften,<br />
die idealerweise in der Deichverteidigung ausgebildet<br />
sind, benötigt man vor allem speziell<br />
qualifizierte Fachleute, die befähigt sind,<br />
Deichschäden rechtzeitig zu erkennen und zu<br />
bewerten sowie entsprechende Gegenmaßnahmen<br />
(Deichverteidigung) einzuleiten. Beim<br />
THW haben diese Fachleute den Status eines<br />
Technischen Beraters/Fachberaters (TeBe/FaBe<br />
Deichverteidigung). Sie kommen immer dort<br />
zum Einsatz, wo die Deichverbände oder zuständige<br />
Behörden aufgrund der katastrophalen<br />
Ausmaße an die Grenzen ihrer personellen Kapazitäten<br />
stoßen.<br />
Verschiedene Deicharten<br />
Auch wenn alle auf dem gleichen Grundprinzip<br />
basieren, gibt es doch unterschiedliche Arten<br />
von Hochwasserschutzdeichen in Deutschland.<br />
Das hängt zum einen mit den diversen<br />
Anforderungen an Deiche an unterschiedlichen<br />
Flusssys temen zusammen, zum anderen auch<br />
mit der historischen Entwicklung. So verlief<br />
die Entwicklung des Deichbaus während<br />
des Kalten Krieges im geteilten Deutschland<br />
sehr unterschiedlich, der Nachholbedarf ist<br />
Abb. 1: Das Füllen und der<br />
Verbau von Sandsäcken<br />
– heute noch das Standardeinsatzmittel<br />
– fordern einen<br />
großzügigen Personaleinsatz<br />
42<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 146
in den neuen Bundesländern bei Hochwassermaßnahmen<br />
bis heute deutlich spürbar. Bei<br />
der historischen Entwicklung spielt auch die<br />
Lebensdauer der Deiche eine Rolle. Im Durchschnitt<br />
beträgt diese ca. 100 Jahre. Jedoch haben<br />
sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts die Anforderungen<br />
an Bauweise sowie Höhe des Deiches<br />
mehrfach verändert.<br />
TECHNIK<br />
Grundsätzlich sind die meisten Deiche in<br />
Deutschland nach dem gleichen Prinzip konstruiert<br />
worden. Aber es gibt auch Unterschiede,<br />
je nach Baujahr und Lage des Deiches.<br />
So sind z.B. die Deiche an den Küsten weitaus<br />
großzügiger und höher ausgelegt, was durch<br />
die starken Witterungseinflüsse an den Küsten<br />
bedingt ist. Die Kraft des Wassers wirkt<br />
dort bei Sturmfluten bedeutend stärker als an<br />
einem Fluss im Binnenland. Auch von der Größe<br />
und Eigenschaft des Flusses ist die Art des<br />
Deiches abhängig. So sind entlang des Rheins<br />
die Deiche weitaus mächtiger als entlang der<br />
Elbe. Vergleicht man die Abflussmengen (Maßeinheit<br />
für Hochwasser in der Wasserwirtschaft)<br />
miteinander, sieht man den Unterschied<br />
deutlich. So führte die Elbe bei Dresden beim<br />
Jahrhunderthochwasser 2002 in der Spitze bis<br />
zu 4.500m³/s, beim letzten großen Rheinhochwasser<br />
von 1995 wurden 11.300 m³/s gemessen,<br />
wobei die Rheindeiche bis ca. 14.000 m³/s<br />
ausgelegt sind, also mehr als das Vierfache des<br />
Höchststandes der Elbe.<br />
Das hat den Nachteil, dass Maßnahmen der<br />
Deichverteidigung – wie sie etwa an der Elbe<br />
durchgeführt wurden – entlang des Rheins<br />
nicht so ohne Weiteres umzusetzen sind. Kleine<br />
Defekte an Deichen lassen sich provisorisch<br />
flicken, doch „nachhaltig“ aufgeweichte Deiche<br />
vor einem Bruch zu bewahren oder gar Deichbrüche<br />
zu verschließen, stellt sich als äußerst<br />
schwierige Herausforderung dar – alleine aufgrund<br />
der Dimension der Deiche und der dahinter<br />
fließenden Wassermassen. So haben die<br />
Deiche in Duisburg teilweise eine Höhe von<br />
etwa 10 m.<br />
Deichschäden und Vorschädigungen<br />
Extreme Hochwasserereignisse stellen auch<br />
für moderne Hochwasserschutzanlagen eine<br />
enorme Belastungsprobe dar. Daher kommt es<br />
bei Hochwassern oft zu Schäden an Deichen,<br />
diese reichen von leichten Beschädigungen bis<br />
hin zum Totalversagen eines Deiches – dem<br />
Deichbruch. Betroffen sind zumeist jedoch<br />
ältere Deiche. Zum einen „setzen“ sich Deiche<br />
im Laufe der Jahrzehnte ihres Bestehens<br />
etwas, das bedeutet, sie verlieren an Höhe und<br />
mitunter auch an Stabilität. Hinzu kommen<br />
bestimmte Vorschädigungen, z.B. durch Höhlen<br />
von Nagetieren, die ihren Bau in den Deich<br />
graben. Aber auch Wurzeln von Bäumen oder<br />
Buschwerk können Deiche schwächen. Solche<br />
Vorschädigungen lassen sich meist durch regelmäßige<br />
Begehungen der Deiche erkennen und<br />
kurzfristig beheben.<br />
In Gebieten wie dem Ruhrgebiet in Rheinnähe,<br />
in denen intensiver Bergbau betrieben<br />
wird oder wurde, kommen Gefahren durch<br />
Berg senkungen hinzu. Dabei senkt sich durch<br />
die unterirdischen Abbauarbeiten die Geländeoberfläche<br />
ab, was die Deiche ebenfalls absinken<br />
lässt. Zudem können bei ungleichmäßigen<br />
Bergsenkungen Risse in Hochwasserschutzanlagen<br />
auftreten, die an dieser Stelle einen<br />
Deichbruch auch schon bei geringer Belastung<br />
durch Hochwasser ermöglichen.<br />
Die Mehrzahl der schwerwiegenden Schäden<br />
treten während eines Hochwassers auf. Durch<br />
den enormen Wasserdruck, der auf einen Deich<br />
einwirkt, teils noch durch direkte und starke<br />
Strömung auf den Deich begünstigt, dringt oftmals<br />
Wasser in den Deich ein oder drückt durch<br />
den Deich bzw. den Untergrund hindurch. Entscheidend<br />
ist hierbei die Menge des auf der Binnenseite<br />
austretenden Wassers. Dieses Wasser<br />
schwemmt Sedimente aus dem Deich heraus,<br />
weshalb mit dem Fortschreiten des Wasserflusses<br />
durch den Deich dieser immer instabiler<br />
wird. Werden hier keine Gegenmaßnahmen<br />
ergriffen, droht früher oder später der gesamte<br />
Deich aufzuweichen, bis es zum Bruch des Deiches<br />
kommt. Der Grundsatz bei der Deichver-<br />
Abb. 2: Auch Hochleistungspumpen<br />
gehören<br />
zur Ausrüstung des THW, die<br />
bei Hochwasser eingesetzt<br />
werden<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 147<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />
43
TECHNIK<br />
den Schäden, die ggf. an Deichen entstehen<br />
können. Im einfachsten Fall droht die Gefahr,<br />
dass der Wasserspiegel über die Bemessungshöhe<br />
des Deiches steigt und damit eine sogenannte<br />
Überströmung des Deiches stattfindet. Dann<br />
wird versucht, den Deich zu erhöhen, um den<br />
steigenden Wasserspiegel zurückhalten zu können.<br />
Häufig wird dies durch Sandsackdämme<br />
auf der Deichkrone umgesetzt. Alternativ zu<br />
den Sandsäcken können andere Systeme zum<br />
Einsatz kommen, etwa mit Wasser gefüllte<br />
Schläuche oder mobile Schutzdeiche. In diesen<br />
Fällen spricht man von einer sogenannten Aufkadung<br />
(vom niederdeutschen Wort „Kade“ für<br />
Damm, Deich).<br />
Ab. 3: Sandsackfüllstation:<br />
Grundsätzlich sollte ein<br />
Sandsack immer etwa 20 kg<br />
wiegen und zu 2/3 gefüllt<br />
sein<br />
Abb. 4: Tritt am Deich an<br />
einer Stelle punktuell Wasser<br />
aus, wird eine sogenannte<br />
Quellkade errichtet<br />
teidigung sollte daher lauten: „Sedimente im<br />
Deich behalten und das vorhandene Wasser aus<br />
dem Deich herausholen!“ Auch schweres Treibgut<br />
(große Baumstämme, Seecontainer usw.),<br />
das auf bereits stark beanspruchte Deiche trifft,<br />
kann diese nachhaltig beschädigen und sogar<br />
Deichbrüche verursachen.<br />
Maßnahmen der Deichverteidigung<br />
Bei der Verteidigung von Deichen gibt es verschiedene<br />
Grundprinzipien. Diese basieren auf<br />
Häufig reicht die Höhe der Deiche jedoch aus,<br />
aber durch eine Vorschädigung, z.B. durch Setzungen<br />
im Deich, kann es dazu kommen, dass<br />
Wasser durch den Deich hindurch dringt. Die<br />
Wassermasse ist weniger gefährlich, jedoch<br />
werden durch dieses Wasser Sedimente aus<br />
dem Deich ausgewaschen, der so immer instabiler<br />
wird. Daher müssen auch kleine Rinnsale,<br />
die aus dem Deich herauslaufen, umgehend und<br />
wirkungsvoll bekämpft werden.<br />
Dazu gibt es verschiedene Verfahren, je nachdem,<br />
an welcher Stelle das Wasser aus dem<br />
Deich austritt. Tritt an einer Stelle punktuell<br />
Wasser aus, wird eine sogenannte Quellkade<br />
errichtet. Diese basiert auf einem einfachen<br />
Prinzip: Es wird um die undichte Stelle herum<br />
ein halbkreisförmiger Wall aus Sandsäcken errichtet,<br />
der das austretende Wasser aufstaut, bis<br />
es in etwa die gleiche Höhe erreicht hat, wie der<br />
Wasserstand auf der Wasserseite des Deiches.<br />
Dadurch herrscht auf beiden Seiten gleichhoher<br />
Wasserdruck und das Wasser strömt nicht weiter<br />
nach.<br />
Dringt aufgrund starker Strömung oder eines<br />
generell hohen Wasserdruckes wegen hoher<br />
Wasserstände viel Wasser in den Deich hinein,<br />
kann dieser zusätzlich von außen (Wasserseite)<br />
abgedichtet werden, um das weitere Eindringen<br />
von Wasser zu verhindern oder wenigstens zu<br />
reduzieren. Zudem kann auf der Binnenseite<br />
des Deiches eine sogenannte Auflast aufgebracht<br />
werden. Dabei wird der Deichfuß, in<br />
einigen Fällen auch die gesamte binnenseitige<br />
Böschung des Deiches, mit Fließen abgedeckt,<br />
die dann mit Sandsäcken beschwert werden.<br />
Dies gibt dem Deich zusätzlichen Halt.<br />
Deiche, die aufzuweichen drohen, werden in<br />
manchen Fällen von der Wasserseite her zusätz-<br />
44<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 148
lich mit Planen gegen eindringendes Wasser geschützt.<br />
Dabei werden wasserdichte Planen auf<br />
der wasserseitigen Böschung des Deiches ausgerollt<br />
und mit Sandsäcken beschwert. Da zu diesem<br />
Zeitpunkt das Wasser meist schon bis an<br />
den Deich heran steht, ist hier der Einsatz von<br />
Helfern im Wasser, teilweise sogar unter Wasser<br />
nötig. Hierbei kommen oft Rettungs- und Bergungstaucher<br />
von Feuerwehren, DLRG, Bundeswehr<br />
und Bundespolizei sowie dem THW<br />
zum Einsatz.<br />
TECHNIK<br />
Aufgrund der starken Strömung stellt dieses<br />
Verfahren jedoch eine erhöhte Gefahr für die<br />
Einsatzkräfte dar und sollte nur in Notfällen<br />
unter größter Vorsicht und Sicherungsmaßnahmen<br />
vorgenommen werden. Wenn ein<br />
Deich versagt und es zum Bruch eines Deiches<br />
kommt, ist höchste Vorsicht geboten. Nicht<br />
nur unmittelbar an der Bruchstelle, sondern<br />
teils auch weit im Deichhinterland kann es<br />
zu schnell ansteigenden Wasserständen kommen.<br />
Solchen Deichbrüchen ist nur sehr schwer bis<br />
gar nicht Herr zu werden. Es sind bestimmt jedem<br />
Helfer noch die Bilder aus dem vergangenen<br />
Jahr bekannt, bei dem versucht wurde, mit abgeworfenen<br />
„BigBags“ sowie gesprengten und<br />
versenkten Lastkähnen einen Deichbruch bei<br />
Fischbeck (Sachsen-Anhalt) zu verschließen.<br />
Sollten solche Optionen nicht möglich sein,<br />
besteht noch die Chance, eine zweite Verteidigungslinie<br />
im Deichhinterland zu errichten.<br />
Hierbei werden dann Sandsackdeiche aufgebaut,<br />
um Ortschaften zu schützen, die Wassermassen<br />
in eine bestimmte Richtung zu lenken<br />
oder um einen zusätzlichen Polder zu schaffen.<br />
Teilweise kann hier auf ehemalige Deiche, die<br />
nicht abgetragen wurden (Schlafdeiche), zurückgegriffen<br />
werden, die unter Umständen nur<br />
etwas erhöht werden müssen.<br />
Sandsäcke –<br />
die Standardallzweckwaffe<br />
Seit Jahrzehnten ist der Sandsack das unangefochtene<br />
Mittel der Wahl zur Deichverteidigung.<br />
In den vergangenen Jahren kamen zwar<br />
immer mehr Systeme zum Hochwasserschutz<br />
auf den Markt, diese werden jedoch vorfabriziert<br />
und dienen meist zum Schutz bestimmter<br />
Gebäude oder Abschnitte. Dabei sind die Systeme<br />
mit Dammbalken aus Aluminium sowie<br />
gefüllte Wasserschläuche unterschiedlicher<br />
Größen am weitesten verbreitet. Für einen<br />
Einsatz zur Deichverteidigung kommen diese<br />
jedoch nur bedingt in Betracht, vielmehr sind<br />
solche Systeme oft schon Bestandteil der regulären<br />
Deichlinie, um Lücken an Stellen zu<br />
schließen, an denen man aus optischen Gründen<br />
keine Deiche bauen will (z.B. Uferpromenaden).<br />
Der Vorteil des Sandsacks ist die Flexibilität<br />
beim Einsatz. Er ist leicht zu transportieren<br />
und zu tragen, flexibel zu verbauen und somit<br />
an alle örtlichen Gegebenheiten anzupassen,<br />
günstig in der Anschaffung und bei Bedarf<br />
auch in großen Stückzahlen verfügbar – und<br />
das weltweit. Grundsätzlich unterscheidet<br />
man Sand säcke in zwei Varianten, Säcke aus<br />
Jute und Säcke aus Kunststoff (PP/PE). Grundlegend<br />
muss beim Verbau hinsichtlich der Unterschiede<br />
eigentlich nichts beachtet werden. Ein<br />
Helfer kann etwa 40 bis 60 Sandsäcke pro Stunde<br />
schaffen, beim Befüllen wie beim Transport<br />
in einer Kette. Dies kann aufgrund von Witterungsbedingungen<br />
stark schwanken.<br />
Grundsätzlich sollte ein Sandsack etwa 20 kg<br />
wiegen und zu 2/3 gefüllt sein. Wichtig ist, dass<br />
der Sack verschlossen wird, und zwar am oberen<br />
Ende, sodass das obere Drittel des Sacks leer<br />
bleibt. Nur so bleibt der Sandsack ausreichend<br />
flexibel für den Verbau. Bei den Verschlüssen<br />
gibt es verschiedene Möglichkeiten. Häufig<br />
werden die Säcke mit einem Rödeldraht verschlossen.<br />
Bei größeren Füllmaschinen werden<br />
oft kleine Nähgeräte verwendet, mit deren Hilfe<br />
die Säcke am oberen Ende vernäht werden.<br />
Abb. 5: An der Bundesschule<br />
in Hoya verfügt man über<br />
eine spezielle Übungs anlage,<br />
ein sogenannter nasser<br />
Deich, an der Deichverteidigung<br />
trainiert werden kann<br />
Christian von<br />
Spiczak-Brzezinski<br />
Ingenieur für Rettungswesen<br />
Student Katastrophenvorsorge/Katastrophenmanagement<br />
ChristianSB@gmx.de<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 149<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />
45
TECHNIK<br />
Die Sandsacklogistik entscheidend mit über<br />
den Einsatzerfolg. Normalerweise werden an<br />
zentralen Stellen die Sandsäcke befüllt und von<br />
dort an die Einsatzstellen geliefert. Das spart<br />
oftmals Ressourcen. Bei den Hochwassern an<br />
der Elbe wurden meist Sand- und Kiesgruben<br />
dafür verwendet, da hier der Rohstoff Sand<br />
in Hülle und Fülle verfügbar war. So entfielen<br />
zusätzliche Transporte. Gefüllte Sandsäcke<br />
werden dann auf Paletten gestapelt, zu je<br />
etwa 50 bis 70 Stück. Eine Europalette ist meist<br />
mit etwas mehr als 1.000 kg belastbar, daher<br />
sollten es nicht mehr sein. Zudem lässt sich so<br />
der Sandsacktransport leichter koordinieren<br />
und planen, wenn die Paletten etwa alle gleich<br />
viel wiegen. Die Verladung/Entladung kann<br />
dann mithilfe von Radladern/Gabelstaplern erfolgen.<br />
Dies verkürzt die Standzeiten der Lkw<br />
enorm.<br />
Beim Verbau der Sandsäcke sollte immer ausreichend<br />
fachkundiges Personal (Fachberater<br />
Deichverteidigung/geschulte Einsatzkräfte) vor<br />
Ort sein, um ein optimales Verlegen und Verbauen<br />
der Sandsäcke zu ermöglichen. Wichtig<br />
ist hierbei ein schematisches Verbauen und<br />
strukturiertes Vorgehen.<br />
Genauere Informationen dazu finden sich unter<br />
dem unten genannten Link zur Deichverteidigung<br />
sowie im Download-Bereich der<br />
THW-Bundeschule Neuhausen, die auch eine<br />
Taschenkarte zur Deichverteidigung zum<br />
Herun terladen anbietet. Zu beachten ist immer:<br />
Der Sandsack sollte mit dem Boden (geschlossene<br />
Seite) zum Wasser/zur Strömung zeigen,<br />
das bietet dem Wasser weniger Angriffsfläche<br />
und der Deich wird so stabiler.<br />
Ausbildung Deichverteidigung beim THW<br />
Die Bundesanstalt THW bildet in großem<br />
Umfang Einsatzkräfte wie Fachberater für die<br />
Deichverteidigung aus. Schwerpunkt dabei<br />
bildet die Ausbildung an der Bundesschule in<br />
Hoya an der Weser (Niedersachsen). Dort verfügt<br />
man über eine spezielle Übungsanlage, an<br />
der Deichverteidigung trainiert werden kann.<br />
Dabei handelt es sich um einen sogenannten<br />
nassen Deich, einen nachgebauten Deich, in<br />
dem Wasserleitungen verlegt sind, sodass der<br />
Austritt an verschiedenen schadhaften Stellen<br />
am Deich simuliert und die entsprechenden<br />
Gegenmaßnahmen am Deich geübt werden<br />
können. Ähnliche Anlagen gibt es in etwas<br />
kompakterer Form auch auf Übungsgeländen in<br />
verschiedenen THW-Landesverbänden.<br />
Das THW im Hochwassereinsatz<br />
Das THW verfügt mit seinen bundesweit aufgestellten<br />
technischen Zügen und Fachgruppen (FGr) über vielfältige<br />
Einsatzmöglichkeiten bei Hochwassereinsätzen.<br />
Neben der verfügbaren Manpower aus den Bergungsgruppen<br />
für die Deichverteidigung kommen dort vor<br />
allem die Fachgruppen des THW mit ihrem speziellen<br />
Gerät zum Einsatz. Für beinahe jede Fachgruppe gibt es<br />
entsprechende Einsatzoptionen bei Hochwasserlagen.<br />
Dabei bringen die verschiedenen Fachgruppen vor allem<br />
schweres Gerät und spezielle Ausstattung zum Einsatz.<br />
Dazu gehören u.a.:<br />
• Transportkapazitäten für Sandsäcke/Sand (verschiedene<br />
FGr)<br />
• Bergeräumgeräte (Radlader, Bagger) für verschiedene<br />
Aufgaben (FGr Räumen)<br />
• Hochleistungspumpen, Tauchpumpen (Fachgruppe<br />
Wasserschaden/Pumpen)<br />
• verschiedene Wasserfahrzeuge wie Boote, Arbeitsplattformen<br />
(FGr Wassergefahren)<br />
• Stromerzeuger bei Stromausfall, für elektr. Tauchpumpen<br />
(FGr Elektroversorgung)<br />
• Ausleuchtung von Einsatzstellen für nächtliche Einsätze<br />
(FGr Beleuchtung)<br />
• provisorischer Ersatz von weggeschwemmten<br />
Brücken (FGr Brückenbau)<br />
• Unterstützung bei Führungsaufgaben, Führung von<br />
Bereitstellungsräumen (FGr Führung & Kommunikation)<br />
• Trinkwasseraufbereitung bei Zusammenbruch der<br />
Wasserversorgung (FGr Trinkwasseraufbereitung)<br />
• Sprengung von Deichen zur Entlastung anderer Deichabschnitte<br />
(FGr Sprengen)<br />
• Verpflegung von Einsatzkräften, Nachschuborganisation,<br />
Werkstätten (FGr Logistik)<br />
• Wiederherstellen von Strom- und Wasseranschlüssen<br />
(FGr Infrastruktur)<br />
• Auffangen von ausgelaufenen Treibstoffen und Heizöl<br />
(FGr Ölschaden)<br />
• Einsatz mobiler Pegel (FGr Wasserschaden/Pumpen)<br />
• Einsatzüberwachungssystem, Statiküberwachung<br />
Deiche (Bergungsgruppen)<br />
Zudem sind bei Hochwasserlagen unzählige Fachberater<br />
THW und Fachberater Deichverteidigung im Einsatz, um<br />
bei dem Schutz bedrohter Ortschaften fachkundige Unterstützung<br />
zu geben sowie um allgemein über Einsatzmöglichkeiten<br />
des THW zu informieren.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.deichverteidigung.de<br />
www.thw-bundeschule.de<br />
In der Bundesschule Hoya werden jährlich in<br />
mehreren Lehrgängen THW-Einsatzkräfte aus<br />
ganz Deutschand in der Deichverteidigung<br />
ausgebildet. Hinzu kommen zusätzliche Lehrgänge<br />
für externe Behörden und Stellen wie<br />
Feuerwehren, Deichverbände usw. Darüber<br />
hinaus steht die Übungsanlage – wie auch die<br />
weiteren im Bundesgebiet – sämtlichen Einheiten<br />
des THW sowie den Einheiten anderer<br />
Organisationen zur Verfügung.<br />
<br />
46<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 150
Abrollbehälter für den Hochwassereinsatz:<br />
Sandsackbefüllung<br />
und Schlauchsystem<br />
Technik<br />
C. Lange<br />
Hochwassersituationen wie zuletzt im Mai und<br />
Juni 2013 in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt,<br />
Niedersachsen und Schleswig-Holstein<br />
führten zu großflächigen sowie massiven<br />
Überschwemmungen. Deshalb sind wirkungsvolle<br />
Vorbereitungen für einen Hochwassereinsatz<br />
der Feuerwehr mit den Schwerpunkten<br />
Einsatzführung, Sandsacklogistik, Errichtung<br />
von Sandsackwällen, Sicherung sowie Verstärkung<br />
der Deiche und Deichverteidigung zu<br />
treffen. Neben den personellen und organisatorischen<br />
Maßnahmen spielt die adäquate technische<br />
Ausstattung eine wichtige Rolle.<br />
Abrollbehälter Hochwasserschutz (AB-HWS)<br />
Zur Sicherstellung feuerwehrtechnischer<br />
Maßnahmen im Rahmen von Einsätzen zum<br />
Hochwasserschutz wurde im Jahr 2012 ein<br />
Abrollbehälter mit spezieller Ausstattung für<br />
diese Einsatzaufgabe in Dienst gestellt. Mit<br />
wasserbefüllbaren Kissen- und Doppelkammerschlauchsystemen<br />
kann auf einer Länge<br />
von bis zu 500 m und einer Höhe von ca. 30 cm<br />
aufgestaut werden. Hierdurch ist ein schneller<br />
Schutz von hochwassergefährdeten Bereichen<br />
möglich, für den vergleichbar etwa 25.000<br />
Sandsäcke erforderlich wären. Der Aufbau der<br />
Systeme kann von mindestens 11 Einsatzkräften<br />
innerhalb von etwa zwei Stunden erfolgen.<br />
Besondere Schutzausrüstung wie Wathosen<br />
usw. ermöglicht dem Personal, sich gegen die<br />
Gefahren durch Schmutz- bzw. Hochwasser<br />
und in fließenden Gewässern zu schützen.<br />
Die beiden wasserbefüllbaren Doppelkammerschlauchsysteme<br />
können im Rahmen der<br />
Brandbekämpfung auch zur Löschwasserrückhaltung<br />
eingesetzt werden. Daneben stehen<br />
umfangreiche zusätzliche Materialien zur Verfügung,<br />
so u.a. Beleuchtungsgeräte, Verkehrssicherungsausstattung,<br />
Schaufeln, Spaten sowie<br />
Handwerkzeug und ein Aluminiumboot.<br />
Der Einsatz des AB-HWS erfolgt lageabhängig<br />
im Rahmen des Hochwasserschutzkonzepts<br />
der Feuerwehr Hannover durch Personal der<br />
Feuer- und Rettungswache 4 mit Wechselladerfahrzeug<br />
in Verbindung mit mindestens<br />
Dipl.-Chem. Claus Lange<br />
Direktor der Feuerwehr<br />
Hannover<br />
Feuerwehrstr. 1<br />
30169 Hannover<br />
claus.lange@<br />
hannover-stadt.de<br />
Abb. 1: Blick auf die<br />
Sandsacklogistik im<br />
Rahmen des Hochwassereinsatzes<br />
in Magdeburg 2013<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 151<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />
47
Technik<br />
Tab. 1: Technische Daten des Abrollbehälters Hochwasserschutz<br />
Hersteller<br />
GSF Sonderfahrzeugbau GmbH, Twist<br />
Maße Abrollbehälter 2.500 × 2.500 × 6.400 mm (H x B x L)<br />
Masse Abrollbehälter ca. 7.800 kg<br />
Baujahr 2012<br />
Ausstattung u.a. • Eigenstromversorgung über Batterien mit Ladeerhaltung (230 V)<br />
• Umfeld- und Geräteraumbeleuchtung<br />
• pneumatischer Lichtmast mit Xenonscheinwerfern<br />
• drei speziell ausgestattete Rollwagen<br />
Beladung u.a. • 300 m Doppelkammerschlauch (Fa. Beaver):<br />
Stücke zu 5 m und 10 m<br />
• 150 m Doppelkammer-Folienschlauch (Fa. Optimal)<br />
• 25 Kissen (Fa. Floodbag): ca. 2x 1 x 0,5 m, stapelbar<br />
• 3 Rollwagen mit Doppelkammerschläuchen und Zubehör<br />
• Aluminiumboot (ca. 2,50 x 1,25 m) zum Rudern oder Schieben<br />
• Ganzkörperschutzanzüge und Rettungswesten<br />
• (Fischerei-)Ölhemden und Latzhosen<br />
• Wathosen, Gummistiefel, wasserdichte Handschuhe<br />
• Plattformwagen<br />
• Paketkarre<br />
• Motorkettensäge<br />
• Schaufeln, Spaten, Handwerkzeug<br />
• Material zur Verkehrssicherung<br />
• 8-kVA-Stromerzeuger, tragbar<br />
• 2× 1.000-W-Halogenstrahler<br />
• 1 Beleuchtungsballon („Powermoon“)<br />
einem Löschgruppenfahrzeug sowie Gerätewagen-Logistik<br />
und Mannschaft der Fachgruppe<br />
„Hochwasserschutz“ der Ortsfeuerwehren<br />
Wettbergen, Ricklingen und Bornum.<br />
Abrollbehälter Sandsackbefüllung (AB-Sand)<br />
Für Einsätze im Rahmen des Hochwasserschutzes<br />
hat die Feuerwehr Hannover ebenfalls<br />
im Jahr 2012 einen Abrollbehälter Sandsackbefüllung<br />
(AB-Sand) in Dienst gestellt, auf dem<br />
Materialien und Geräte für eine Sandsackfüllstation<br />
verlastet sind. Damit kann eine schnelle,<br />
witterungsunabhängige Betriebsbereitschaft<br />
zur Füllung von Sandsäcken ermöglicht werden.<br />
Für den effizienten Betrieb sind mindestens<br />
14 Einsatzkräfte sowie ein Rad- oder Teleskoplader<br />
mit Sandschaufel und Palettengabel erforderlich.<br />
So können ca. 1.800 Sandsäcke pro<br />
Stunde bei einer möglichst eingespielten Bedienungsmannschaft<br />
(600 Stück als vergleichbare<br />
Leistung bei Befüllung per Hand) gefüllt,<br />
verschlossen (zugenäht) und abholbereit verladen<br />
werden. Durch die besondere Anordnung<br />
der Füllmaschine sowie der Näh- und Verladestation<br />
kann das eingesetzte Personal weitgehend<br />
ergonomisch und witterungsgeschützt<br />
arbeiten. Durch das verschiebbare Dach ist von<br />
oben mittels Radlader die Anlage mit Sand zu<br />
befüllen.<br />
Tab. 2: Technische Daten des Abrollbehälters Sandsackbefüllung<br />
Hersteller<br />
Paul Stolle Karosserie- und Fahrzeugbau GmbH, Hannover<br />
Maße Abrollbehälter 2.465 × 2500 × 6.000 mm (H x B x L)<br />
Masse Abrollbehälter ca. 6.000 kg<br />
Baujahr: 2012<br />
Ausstattung u.a. • Eigenstromversorgung über Batterien mit Ladeerhaltung (230 V)<br />
• Geräteraum- und Arbeitsplatzbeleuchtung<br />
• verschiebbares Aufbaudach<br />
• Wetterschutzplanen<br />
• Überfahrbordwand am Heck (Entnahme Klappgitterboxen)<br />
• Sandsackfüllmaschine (Fa. Saquick, Ausführung Titan 2.400)<br />
• 2 Nähtische, klappbar<br />
Beladung u.a. • 12.000 Sandsäcke, leer, in Ballen<br />
• 4x Nähmaschinen für Sandsäcke<br />
• Nähgarn, Kabelbinder, Bindedraht<br />
• 8× Transport-Kunststoff-Faltgitterbox<br />
• 1× Gabelhubwagen<br />
• 2× Schubkarre<br />
• 1× Plattformwagen<br />
• Schaufeln, Spaten, Handwerkzeug<br />
• Material zur Verkehrssicherung<br />
• 13-kVA-Stromerzeuger, tragbar<br />
Der Einsatz des AB-Sand soll möglichst auf<br />
befestigtem Untergrund mit einer Grundfläche<br />
von mindestens 35 × 40 m erfolgen. Das<br />
Gelände muss von Fahrzeugen mit einer Gesamtmasse<br />
von 26.000 kg befahrbar sein. Der<br />
AB-Sand ist so ausgestattet, dass der Betrieb<br />
zur Sandsackbefüllung nach etwa 30 Minuten<br />
Aufbauzeit über acht Stunden (ca. 12.000<br />
Sandsäcke) möglich ist, bevor weiteres Material<br />
erforderlich wird. Hierbei ist jedoch Sand in<br />
ausreichender Menge und eine entsprechende<br />
Logistik für den Abtransport der gefüllten<br />
Sandsäcke notwendig.<br />
Der Einsatz des AB-Sand erfolgt lageabhängig<br />
im Rahmen des Hochwasserschutzkonzepts<br />
der Feuerwehr Hannover durch Personal der<br />
Feuer- und Rettungswache 4 mit Wechselladerfahrzeug,<br />
AB-Mulde sowie Tiefladeanhänger,<br />
auf dem auch der Radlader transportiert wird.<br />
Mindestens ein Löschgruppenfahrzeug sowie<br />
Gerätewagen-Logistik und Mannschaft der<br />
Fachgruppe „Hochwasserschutz“ der Ortsfeuerwehren<br />
Wettbergen, Ricklingen und Bornum<br />
sind erforderlich.<br />
48<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 152
Technik<br />
Fazit<br />
Gerade das Material der Kreisfeuerwehrbereitschaft<br />
der Landeshauptstadt Hannover<br />
Hannover zur Hochwasserbekämpfung, das<br />
im Jahr 2012 komplettiert und erweitert werden<br />
konnte, hat sich beim Hochwassereinsatz<br />
in Magdeburg im Juni 2013 sehr bewährt. Der<br />
Abrollbehälter Hochwasserschutz mit seiner<br />
umfangreichen Ausstattung war ebenso nützlich<br />
wie der Abrollbehälter Sandsackfüllung.<br />
Mit dieser vom hannoverschen Karosseriebauer<br />
Stolle mit Unterstützung der Feuerwehr Hannover<br />
entwickelten Maschine konnten mehr als<br />
400.000 Sandsäcke gefüllt und auf Paletten verlastet<br />
zum Einsatz gebracht werden. Der systematische<br />
Arbeitsablauf von der Füllung bis hin<br />
zum Verschließen der Sandsäcke erwies sich als<br />
sehr leistungsfähig. Auch war aufgrund der in<br />
den letzten Jahren für die Freiwillige Feuerwehr<br />
Hannover beschafften einheitlichen Löschfahrzeuge<br />
Katastrophenschutz eine Ablösung der<br />
Bedienungsmannschaft unkompliziert. <br />
Literatur:<br />
1. Lange C, Bahlmann C, Rohrberg D, Kunze R (2013) Kreisfeuerwehrbereitschaften<br />
in Niedersachsen. Brandschutz/<br />
Deutsche Feuerwehr-Zeitung 67: 258-267<br />
2. Lange C, Rohrberg D, Bahlmann C, Feichtenschlager J (2013)<br />
Feuerwehr Hannover: Hochwassereinsatz in Magdeburg im<br />
Juni 2013. Brandschutz/Deutsche Feuerwehr-Zeitung 67:<br />
587-595<br />
3. Feuerwehr Hannover (2012) Dienstanordnung 5.1 – 046 Abrollbehälter<br />
Sandsackbefüllung (AB-Sand)<br />
4. Feuerwehr Hannover (2012) Dienstanordnung 5.1 – 047 Abrollbehälter<br />
Hochwasserschutzsysteme (AB-HWS)<br />
Abb. 2: Abrollbehälter<br />
Sandsackbefüllung in einsatzbereitem<br />
Zustand<br />
Abb. 3: Beladung des<br />
AB Hochwasserschutz<br />
Leserbrief<br />
Sehr geehrter Herr Roeber,<br />
herzlichen Dank für Ihren sehr gelungenen und im<br />
wahrsten Sinn „not-wendigen“ Artikel zum Thema<br />
„alte Weisheiten“ (IE 2/<strong>2014</strong>). In der Tat ist dieses<br />
Thema hochaktuell. Alle Hilfeleistungsorganisationen<br />
beklagen zu Recht den Helferschwund und<br />
die Tatsache, dass zunehmend weniger Menschen<br />
für die Idee des Bevölkerungsschutzes begeistert<br />
werden können. Der demografische Wandel verstärkt<br />
hier die Situation zunehmend. Diese Probleme<br />
sind jedoch zumindest ein stückweit auch<br />
hausgemacht. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen,<br />
dass es einem Bewerber – immerhin mit<br />
zwei vollständigen Fachausbildungen im Sanitätsund<br />
Betreuungsdienst des ehem. erweiterten<br />
KatS sowie vollständig durchlaufener Führungsausbildung<br />
einschließlich Stabsausbildung an der<br />
AKNZ, Sprechfunk- und ABC- Schutzausbildung<br />
inkl. Ausbilder für Selbstschutzthemen unter den<br />
gesetzlichen Ausbildungsregelungen des KatS-<br />
Schulwesens ausgestattet – nicht gelingt, als<br />
„Quereinsteiger“ das Engagement in irgendeiner<br />
Organisation fortzusetzen. Einzelne Organisationen<br />
erkennen die seinerzeit vorgeschriebenen<br />
Aus- und Fortbildungen ganz einfach nicht bzw.<br />
nicht mehr für vergleichbare Funktionen an. Hier<br />
sprechen wir immerhin von Lehrgängen an staatlichen<br />
Schulen!<br />
Immer wieder folgt auf eine erste Willkommensgeste<br />
und auf die Versicherung, dass man<br />
froh sei über den neuen Bewerber, sehr schnell<br />
der deutliche Hinweis, dass man ja zunächst<br />
einmal die Grundlagenschulung und dann noch<br />
weitere wichtige Lehrgänge besuchen müsse,<br />
um überhaupt eingesetzt werden zu können. Auf<br />
Nachfrage, ob denn bereits erbrachte und durch<br />
Fortbildung sowie Einsatzpraxis erworbene Qualifikationen<br />
nicht etwa gewertet werden, erntet<br />
man oft Unverständnis bis hin zu großem Erstaunen,<br />
da eben diese Schulungsmaßnahmen ja nicht<br />
mehr aktuell seien.<br />
Ein solches Verhalten demotiviert natürlich<br />
und dokumentiert sehr deutlich, dass es mit der<br />
Förderung von Motivation und Würdigung auch<br />
der beruflich erbrachten Kenntnisse und Qualifikationen<br />
doch noch nicht so weit gediehen ist.<br />
Und es ist festzustellen, dass es eben nicht klar zu<br />
sein scheint, dass z.B. die bei der einen Bundeseinrichtung<br />
durchlaufene Ausbildung auch bei der<br />
anderen überhaupt anerkannt wird, respektive<br />
überhaupt bekannt ist.<br />
Aber genau hier setzt häufig das Problem an:<br />
Freizeit ist nun mal rar geworden, der Beruf nimmt<br />
einen anderen Stellenwert ein als vor 25 bis 30<br />
Jahren, die Bedeutung, die Familie und Freundschaften<br />
beigemessen wird, hat eher zugenommen<br />
– und Ehrenamt im Bevölkerungsschutz muss<br />
sich dort gewissermaßen einfädeln und zugleich<br />
hohe Einsatzfähigkeit bewahren.<br />
Das geht in der heutigen Zeit überwiegend nur<br />
unter Verfolgung von Doppel- bzw. Mehrfachnutzen<br />
und dabei muss das Engagement sinn- und<br />
auch spaßgebend sein! Dienst- und Ausbildungsveranstaltungen<br />
müssen einen echten Gewinn für<br />
die Ehrenamtler darstellen. Es kann nicht sein,<br />
dass Bewerbern immer wieder ganz eindeutig gesagt<br />
wird, dass sie ja in keiner Weise einsetzbar<br />
sind – und somit auch seine mitgebrachten Fähigkeiten<br />
trotz bestehender Notwendigkeit in der<br />
einen oder anderen Einheit – auch unter Inkaufnahme<br />
der erheblichen Einschränkung der aktuellen<br />
Einsatzfähigkeit dieser nicht genutzt werden<br />
dürfen. Eine solche Haltung darf in heutiger Zeit in<br />
sich als „modern“ bezeichnenden Organisationen<br />
keinen Platz haben. Organisationen und Betriebe<br />
sind auf Flexibilität und angemessene Dynamik<br />
angewiesen, damit sie marktfähig bleiben können.<br />
Mittlerweile habe ich mein Engagement im Bevölkerungsschutz<br />
vor dem Hintergrund der oben<br />
beschriebenen Hemmnis- und Demotivationsfaktoren<br />
vollständig eingestellt und bin zumindest in<br />
unserer Region hier oben leider kein Einzelfall.<br />
Aus meiner Sicht ist es dringend geboten, dass<br />
die administrative Ebene eine Kehrtwende vollzieht.<br />
Es kann nicht angehen, dass man sich als<br />
ausgebildeter Helfer bei Neu- bzw. Wiedereintritt<br />
in eine Organisation für seinen Ausbildungsstand<br />
rechtfertigen und dann auch noch Zeit-Stoffpläne<br />
der damaligen Lehrgänge bei Vorliegen der amtlichen<br />
Teilnahmebescheinigungen beibringen<br />
muss!<br />
A. Bernhardt,<br />
Organisationsberater im Gesundheitswesen
TERMINE<br />
Wasserrettung +<br />
Notfallmedizin<br />
23. August <strong>2014</strong><br />
Xanten<br />
www.lano-drk.de<br />
4. Twistringer BOS-Tag<br />
12. Juli <strong>2014</strong><br />
Twistringen<br />
www.kfv-diepholz.de<br />
Übungsplanung<br />
16. und 17. August <strong>2014</strong><br />
Mannheim<br />
www.eh-enterprises.de<br />
Zugführer<br />
Rettungsdienst/OrgL<br />
Düsseldorf<br />
www.drk-duesseldorf.de<br />
5. bis 13. Juli <strong>2014</strong><br />
7. Internationaler<br />
Erste-Hilfe-Wettbewerb<br />
1. bis 3. August <strong>2014</strong><br />
Pfinztal-Söllingen<br />
www.drk-soellingen.de<br />
21. Juni <strong>2014</strong><br />
Regensburg<br />
www.rescu.de<br />
Z E I T S C H R I F T F Ü R H E L F E R U N D F Ü H R U N G S K R Ä F T E<br />
21. Jahrgang<br />
Schriftleitung:<br />
Dipl.-Ing. Klaus Maurer, Hamburg (verantwortlich für den<br />
Inhalt) · Thomas Mitschke, Grafschaft Birresdorf · Dipl.-Päd.<br />
Hanno Peter, Grafschaft Ringen (†)<br />
Redaktionsleitung:<br />
Tobias Bader, M.A. · Klaus von Frieling, M.A., Edewecht<br />
Tel. 04405 9181-21 · Fax: 04405 9181-33<br />
E-mail: frieling@skverlag.de<br />
Redaktion:<br />
Christoph Lippay, Freiburg · Simon Ludäscher, Dortmund<br />
· Manfred Müller, Hünstetten · Jörg Oberkinkhaus, Kreis<br />
Bergstraße · Volker Roeber, Duisburg · Jürgen Schreiber,<br />
Bremen · Mirko Temmler, Hannover<br />
Verlagsleitung:<br />
L. Kossendey (Anschrift des Verlages)<br />
Druck:<br />
Media-Print Informationstechnologie GmbH,<br />
Eggertstraße 28 · 33100 Paderborn<br />
Herausgeber:<br />
Verlagsgesellschaft Stumpf und Kossendey<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Ch. Niemann<br />
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Fax: 04405 9181-33<br />
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besteht kein Entschädigungsanspruch. Diejenigen Bezeichnungen,<br />
die zugleich eingetragene Warenzeichen sind,<br />
werden nicht immer gesondert kenntlich gemacht. Es kann<br />
also aus der Bezeichnung einer Ware mit dem für diese eingetragenen<br />
Warenzeichen nicht geschlossen werden, dass<br />
die Bezeichung ein freier Warenname ist. Ebenso ist nicht<br />
zu entnehmen, ob Patente oder Gebrauchsmuster vorliegen.<br />
Namentlich gezeichnete Artikel geben nicht in jedem Falle<br />
die Meinung der Redaktion wieder. Industrie informationen<br />
außerhalb der Verantwortung der Schriftleitung.<br />
ISSN 1617-4283<br />
Abbildungsnachweise: THW (Titelseite, S. 22, 24, 42, 43,<br />
44); THW/P.Graser (S. 8, 10); Kreisfeuerwehrverband Pinneberg<br />
(S. 12-16); DRK Nordrhein (S. 17, 18, 20); DRK LV<br />
Brandenburg (S. 26); G. Bücherl (S. 28, 29); Rotes Kreuz<br />
Feldach (S. 30, 32, 33, 34); R. Hammer (S. 31); THW OV<br />
Tönning (S. 35, 36); Feuerwehr Hannover (S. 38, 47, 49)<br />
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<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 154
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