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IM EINSATZ 3/2014

Elbe Hochwasser Wasserrettung

Elbe Hochwasser
Wasserrettung

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<strong>EINSATZ</strong><br />

Z E I T S C H R I F T F Ü R H E L F E R U N D F Ü H R U N G S K R Ä F T E<br />

3/<strong>2014</strong> · Juni <strong>2014</strong> · 21. Jahrgang<br />

Elbe-Hochwasser<br />

Rettung/Sanität<br />

Wasserrettungszug West goes East<br />

Führung<br />

Magdeburg mit mobiler Führungsunterstützung<br />

Technik<br />

Deichschutz – nichts für Dummies


www.volkswagen­nutzfahrzeuge.de/blaulichtfahrzeuge<br />

Auf ihn können Sie zählen, wenn jede Sekunde zählt.<br />

Der Transporter 1 als Einsatzfahrzeug.<br />

Seine Zuverlässigkeit macht ihn seit 60 Jahren zur Nr. 1 bei den Einsatzfahrzeugen. Mit dem Transporter als<br />

Einsatzfahrzeug sind Sie auch in Zukunft nahezu jeder Herausforderung gewachsen. Seine leistungsstarken<br />

Motoren erfüllen die aktuell gültige Abgasnorm. Zudem ist optional für diverse Modelle ein zulässiges Gesamtgewicht<br />

von 3,2 t bestellbar. Common­Rail­Technologie und das 7­Gang­Doppelkupplungsgetriebe DSG<br />

machen den Transporter noch effzienter und wirtschaftlicher. Dank der einzigartigen Kombination aus 4MOTION<br />

und Automatik hat der Fahrer die Möglichkeit, sich voll auf den Einsatz zu konzentrieren. Und mit den optio ­<br />

nalen Fahrerassistenzsystemen wie Abbiegelicht und Spurwechselassistent kommen Sie nicht nur besonders<br />

schnell ans Ziel, sondern auch besonders sicher.<br />

1<br />

KTW Transporter Kombi, Kraftstoffverbrauch in l/100 km: kombiniert von 10,3 bis 6,8 für Benzin und Diesel. CO 2­Emissionen in g/km: kombiniert<br />

von 239 bis 179 für Benzin und Diesel. Abbildung zeigt exemplarische Aufbaulösungen gegen Mehrpreis.


Gemeinsame Grundlagen –<br />

komplexe Hochwasserlagen<br />

Ein Jahr ist es her, dass viele Landstriche<br />

Deutschlands und seiner Nachbarländer von<br />

einem außergewöhnlichen Hochwasser heimgesucht<br />

wurden. Die örtlichen Einsatzkräfte<br />

konnten der Situation nicht mehr alleine Herr<br />

werden und forderten Unterstützung an. Aus<br />

den verschiedensten Gegenden Deutschlands<br />

waren Einheiten aller Organisationen in den<br />

Hochwassergebieten im Einsatz. Spannende<br />

Einsatzberichte beteiligter Kräfte in dieser<br />

Ausgabe zeigen ein facettenreiches Bild des<br />

Hochwassereinsatzes. Obgleich die über Ländergrenzen<br />

hinweg entsendeten Einheiten<br />

einen gewissen zeitlichen Vorlauf hatten und<br />

nicht alle Einsatzkräfte pausenlos im Einsatz<br />

waren, zeigten viele einzelne – zum Teil spektakuläre<br />

– Situationen, wie sehr die aus großer<br />

Entfernung angereisten Helferinnen und Helfer<br />

gebraucht wurden.<br />

Bei Einsätzen in der Größenordnung des Hochwassers<br />

von 2013 reichen die ohnehin schon<br />

strapazierten örtlichen Strukturen nicht aus,<br />

um überörtlich angeforderte Einheiten zu führen.<br />

Die Unterstützung durch überörtlich angeforderte<br />

operativ-taktische Führung hat sich<br />

daher bewährt und ist aufgrund einheitlicher<br />

Grundlagen wie der DV 100 auch länderübergreifend<br />

möglich. Der Einsatzbericht der Feuerwehr<br />

Hannover stellt eine solche Aufgabe<br />

anschaulich dar.<br />

In der jüngeren Vergangenheit wurde immer<br />

wieder die Motivation und Gewinnung engagierter<br />

Helfer vor dem Hintergrund gesellschaftlicher<br />

Veränderungen diskutiert. Der für<br />

das Maß der Motivation wichtige Faktor „Zufriedenheit“<br />

der an den Hochwassereinsätzen<br />

beteiligten Einsatzkräfte wurde in einer aktuellen<br />

Befragung näher untersucht.<br />

Im Einsatz befanden sich jedoch nicht nur Helfer,<br />

die fest in die Strukturen der etablierten<br />

Organisationen eingebunden sind. Stellenweise<br />

waren freiwillige Helfer anzutreffen, die sich<br />

mehr oder weniger organisiert und eher spontan<br />

zur Mithilfe entschlossen hatten. Auch sie<br />

waren von weit her angereist. Durch die nahezu<br />

überall verfügbaren Internetdienste wie Nachrichtenportale<br />

und Soziale Plattformen entsteht<br />

um solche Helfergruppen eine bisher weniger<br />

bekannte Dynamik. Diese Helfer zielgerichtet<br />

zu lenken und einzusetzen ist eine der künftigen<br />

Herausforderungen.<br />

Neben einem großen Helferansatz ist für erfolgreiche<br />

Hochwassereinsätze auch die technische<br />

Komponente entscheidend. So können<br />

neue Systeme eine effiziente Alternative zum<br />

klassischen Verbau mit händisch befüllten<br />

Sandsäcken sein. Der Hochwassereinsatz im<br />

vergangenen Jahr hat gezeigt, dass unsere hergebrachten<br />

gemeinsamen Grundlagen (wie die<br />

DV 100) über Verwaltungs- und Organisationsgrenzen<br />

hinweg unabdingbar sind, um in komplexen<br />

Lagen interoperabel zu arbeiten. Neue<br />

Techniken und Verfahren wie Wasserbarrieren,<br />

ein Funksystem in der Migrationsphase oder<br />

auch die manchmal entbehrlich erscheinende<br />

klassische Katastrophenschutzausbildung müssen<br />

neben den alltäglichen Herausforderungen<br />

aber auch auf Szenarien wie ein Hochwasser<br />

2013 ausgerichtet sein. Dabei sollten wir neue<br />

Entwicklungen als Chance begreifen und unserer<br />

Sache zunutze machen.<br />

Ihr<br />

Simon Ludäscher<br />

Simon<br />

Ludäscher<br />

M.Sc.<br />

Ingenieur für<br />

Rettungs wesen<br />

Dortmund,<br />

Redaktion<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 107 <strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 3


Hochwasser flächendeckend<br />

Hilfe grenzenlos<br />

Bei Einsätzen in der Größenordnung des Hochwassers von 2013 reichen die<br />

ohnehin schon strapazierten örtlichen Strukturen oft nicht aus, um überörtlich<br />

angeforderte Einheiten zu führen. Die Unterstützung durch überörtlich angeforderte<br />

operativ-taktische Führung hat sich daher bewährt und ist aufgrund<br />

einheitlicher Grundlagen auch länderübergreifend möglich. Einmal mehr zeigte<br />

sich, dass diese Zusammenarbeit äußerst sinnvoll ist.<br />

AKTUELLES<br />

8 26<br />

Ergebnisse einer Umfrage:<br />

Wie zufrieden waren Einsatzkräfte<br />

im Hochwasser 2013?<br />

Um einen Überblick über die<br />

persönliche Zufriedenheit von<br />

ehrenamtlichen Einsatzkräften im<br />

Hochwassereinsatz 2013 zu erhalten,<br />

wurde von der FH Köln eine Online-<br />

Umfrage durchgeführt.<br />

C. Baumgarten, C. Bentler<br />

RETTUNG/SANITÄT<br />

Online-Plattform:<br />

Team Bayern organisiert Laienhelfer<br />

im Katastrophenfall<br />

Freiwillige können sich auf einer<br />

Online-Plattform registrieren, um bei<br />

Katastrophen gezielt professionelle<br />

Helfer zu unterstützen. Mit „Team<br />

Bayern“ soll unkompliziert ungebundene<br />

Hilfe angeboten werden.<br />

G. Bücherl<br />

RETTUNG/SANITÄT RETTUNG/SANITÄT<br />

12<br />

Hochwassereinsatz mit RTW:<br />

Bewegende Bilder bleiben<br />

Mit einem 24 Fahrzeuge umfassenden<br />

Konvoi der Feuerwehrbereitschaft<br />

des Kreises Pinneberg waren<br />

Kräfte aus dem hohen Norden in die<br />

Hochwassergebiete Sachsen-Anhalts<br />

aufgebrochen. Der Einsatz hat Spuren<br />

hinterlassen. Ein Erlebnisbericht.<br />

S. Vasel<br />

Überörtliche Hilfeleistung:<br />

Verstärkter Wasserrettungszug<br />

NRW in Magdeburg<br />

K. Püttmann<br />

„Gut Ding mit Weile“:<br />

EU-Richtlinie zum Hochwasser-Risikomanagement<br />

C. von Spiczak-Brzezinski<br />

RETTUNG/SANITÄT RETTUNG/SANITÄT<br />

30<br />

17 35<br />

22<br />

First Responder 2.0:<br />

Leitstellen-Alarmierung<br />

per App<br />

Die neuen Mobilen-Sanitäter-<br />

Responder kommen in der gesamten<br />

Steiermark zum Einsatz. Der hohe<br />

Grad der Verfügbarkeit ergibt sich<br />

aus der großen Anzahl eingebundener<br />

Sanitäter.<br />

P. Hansak<br />

Erste-Hilfe-Schulung der besonderen<br />

Art: Dekon-V beim<br />

THW in Tönning<br />

Die Erste-Hilfe-Leistung unter den<br />

besonderen Einsatzoptionen eines<br />

Technischen Zuges werden vom<br />

THW-Ortsverband Tönning im Kreis<br />

Nordfriesland seit zwei Jahren<br />

angeboten.<br />

R. Oldehus, A. M. Bernhardt<br />

4<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 108


Taktische Zeichen<br />

in der Gefahrenabwehr<br />

Größenordnungen,<br />

hierarchische Zuord nungen<br />

und Ordnungsprinzipien<br />

Taktische Einheiten<br />

Trupp<br />

Staffel<br />

Gruppe<br />

Zug<br />

Zugtrupp<br />

Taktische Verbände<br />

Bereitschaft (Verband I)<br />

Abteilung (Verband II)<br />

Großverband (Verband III)<br />

Verwaltungsstufen<br />

Gemeinde, kreisangehörige Stadt<br />

Kreis / Landkreis, kreisfreie Stadt<br />

Bezirk<br />

Land / Freistaat<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Europäische Union<br />

Stärkeangaben von Einheiten<br />

Anzahl Führer<br />

• Führer von Verbänden<br />

• Zugführer<br />

• Ärzte<br />

Anzahl Unterführer<br />

• Gruppenführer<br />

• Staffelführer<br />

• Führer selbstständiger Trupps<br />

Anzahl Einsatzkräfte<br />

• Truppführer (nur bei Feuerwehr)<br />

• Truppmänner<br />

• Truppmänner mit Sonderaufgaben<br />

Gesamtstärke takt. Formation<br />

• taktische Einheit<br />

oder<br />

• taktischer Verband<br />

1. Zahl 2. Zahl 3. Zahl 4. Zahl<br />

2 / 6 / 22 / 30<br />

Grundzeichen<br />

Zeichen Bedeutung<br />

Taktische Formation (taktische Einheit /<br />

taktischer Verband), Dienststelle<br />

Befehlsstelle, Führungsstelle (im Einsatz)<br />

Stelle, Einrichtung<br />

Person<br />

Gebiet, Fläche<br />

Flächenbrand<br />

Überschwemmtes Gebiet<br />

Dürregebiet<br />

Einschränkungen / Ausfall der Versorgung<br />

z. B. Stromausfall<br />

Sonstige großflächige Schadensgebiete<br />

Kontaminiertes Gebiet;<br />

biologisch / chemisch;<br />

z. B. Pandemie / Gefahrstoffe<br />

drohende Gefahr (die Diagonalstreifen<br />

sind in der Farbe der Gefahr, also z. B. Blau<br />

bei drohendem Hochwasser)<br />

KatS-Alarm, z. B. in einem Landkreis<br />

Maßnahmen, allgemein<br />

Anlass, Ereignis<br />

Gefahr<br />

ortsgebunden, ortsfest<br />

Gebäude<br />

Brandschutz, technische Hilfe, Gefahren abwehr<br />

in Gegenwart gefährlicher Stoffe und Güter<br />

und sonstige technische Einsatzaufgaben<br />

(Verteiler)<br />

Brandbekämpfung / Löscheinsatz,<br />

einschl. Retten<br />

(Drehleiter mit Korb)<br />

retten aus Höhen und Tiefen<br />

(Drehleiter mit Korb und Richtungspfeil)<br />

Höhenrettung<br />

(Drehleiter mit Korb und Richtungspfeil)<br />

Retten aus Tiefe<br />

(Verteiler / Wasser)<br />

Wasserversorgung und -förderung<br />

(Spreizer)<br />

Technische Hilfeleistung, einschl. Retten<br />

(Hebegerät)<br />

Heben von Lasten<br />

(Bergemulde / -wanne)<br />

Bergen, Bergung<br />

(Räumgerät)<br />

Räumen, Beseitigung von Hindernissen<br />

(Sprengkörper)<br />

Entschärfung, Kampfmittelräumung<br />

(Detonationskegel)<br />

Sprengen<br />

(Rad)<br />

Transport<br />

(Lampe)<br />

Beleuchtung<br />

(Propeller)<br />

Einsatz von Luftfahrzeugen<br />

(Boot auf dem Wasser)<br />

Einsatz von Wasserfahrzeugen,<br />

Fahren auf dem Wasser<br />

(Hund)<br />

Suchen und orten mit Rettungshunden<br />

(Person im / auf dem Wasser)<br />

Wasserrettung, einschl. Tauchen<br />

(Schaufelrad)<br />

Pumpen, Lenzen, Beseitigen von<br />

Wasserschäden<br />

(Deich / Wasser)<br />

Abwehr von Wassergefahren,<br />

Deichverteidigung<br />

(Retorten)<br />

Gefahrenabwehr bei gefährlichen Stoffen<br />

und Gütern, ABC-Schutz / CBRN-Schutz<br />

(Retorten / Erkundung)<br />

Messen, Spüren<br />

(Retorten mit Pfeilen)<br />

Dekontamination<br />

(Retorten / Wasser)<br />

Beseitigen von Umweltschäden auf / in<br />

Gewässern, Ölschadensbekämpfung<br />

Rettungswesen, Sanitätswesen,<br />

Gesundheitswesen<br />

(Kreuz)<br />

Rettungswesen, Sanitätswesen,<br />

Gesundheitswesen<br />

(Kreuz / ärztlicher Dienst)<br />

Ärztliche Versorgung<br />

(Berge)<br />

Bergrettung<br />

Betreuungswesen<br />

(Dach / Obhut)<br />

Betreuung<br />

(Bett)<br />

Unterbringung<br />

(Bewegungspfeil, Sammeln mit Betreuungsdach)<br />

Anlaufstelle (Sammelstelle für<br />

Betroffene)<br />

Versorgung und Logistik<br />

(ohne Bezug)<br />

Versorgung, Logistik<br />

(angeschnittenes Brot)<br />

Verpflegung<br />

(Trichter)<br />

Versorgung mit Verbrauchsgütern<br />

und Betriebsstoffen<br />

(Wasserhahn)<br />

Versorgung mit Trinkwasser<br />

(Wasser)<br />

Versorgung mit Brauchwasser<br />

(Elektrizität / Blitz)<br />

Versorgung mit Elektrizität<br />

(Maulschlüssel)<br />

Instandhaltung, Instandsetzung,<br />

materielle Infrastruktur<br />

Veterinärwesen<br />

(„V“ für Veterinär)<br />

Veterinärwesen<br />

(Beil)<br />

Schlachten<br />

Führung und Leitung<br />

(ohne Bezug)<br />

Führung, Leitung, Stab<br />

(Elektrizität / Blitz)<br />

Information und Kommunikation (IuK),<br />

Fernmeldewesen<br />

(ohne Bezug)<br />

Erkundung<br />

(Lautsprecher)<br />

Warnen<br />

Personen mit besonderen Funktionen<br />

Führungskraft<br />

Truppführer<br />

Gruppenführer<br />

Zugführer<br />

Verbandsführer; Führer einer Bereitschaft<br />

(Verband 1)<br />

Person mit Sonderfunktion<br />

z. B. Fachberater (in Verbindung mit einem<br />

Zeichen, das die Aufgabe beschreibt)<br />

Landgebundene Fahrzeuge<br />

Fahrzeug, landgebunden<br />

Kraftfahrzeug, landgebunden<br />

Kraftfahrzeug, mehrspurig,<br />

geländegängig oder geländefähig<br />

Wechselladerfahrzeug<br />

Abrollbehälter, Container<br />

Anhänger<br />

Schienenfahrzeug<br />

Kettenfahrzeug<br />

Kraftrad<br />

Fahrrad<br />

Räumgerät (Raupe, Radlader, etc.)<br />

Hebegerät<br />

Bagger<br />

Wasserfahrzeuge<br />

Wasserfahrzeug<br />

Luftfahrzeuge<br />

Flugzeug<br />

Hubschrauber<br />

Sonstige Einsatzmittel<br />

Sirene<br />

Lautsprecher<br />

Sprengmittel, Sprengkörper, Blindgänger<br />

Trinkwasser<br />

Brauchwasser<br />

Versorgung mit Betriebsstoffen und<br />

Verbrauchsgütern<br />

Verpflegung<br />

Unterbringung / Unterkunft<br />

Zelt<br />

Geräte<br />

Brücke<br />

Richtungen, Bewegungen, Sammelpunkte,<br />

Tendenzen, Aktivitäts- und Ausfallgrade<br />

Richtung des Vortragens eines Einsatzes<br />

Richtung, gerichtete Bewegung, Verbindung<br />

Ausgangspunkt einer Bewegung<br />

Endpunkt einer Bewegung<br />

Bewegung in zwei Richtungen<br />

(z. B. Sichten, Ordnen, Verteilen)<br />

Sammeln<br />

Tendenz steigend<br />

Tendenz unverändert<br />

Tendenz fallend<br />

geringfügig erhöhte Aktivität /<br />

bis 25 % Ausfall<br />

moderat erhöhte Aktivität /<br />

bis 50 % Ausfall<br />

deutlich erhöhte Aktivität /<br />

bis 75 % Ausfall<br />

stark erhöhte Aktivität / Totalausfall<br />

Informations- und Kommunikationsmittel<br />

(über Draht) (über Funk)<br />

Bildübertragung<br />

Datenübertragung<br />

Fax<br />

Fernsprechen<br />

Festbildübertragung<br />

Relaisfunkbetrieb<br />

Richtbetrieb<br />

Kabelbau<br />

Digitaler Sprechfunk<br />

Handfunkgerät<br />

HRT<br />

(digitaler Sprechfunk)<br />

Fahrzeugfunkgerät<br />

MRT<br />

(digitaler Sprechfunk)<br />

Feststation<br />

FRT<br />

(digitaler Sprechfunk)<br />

DMO-Betrieb<br />

DMO<br />

(digitaler Sprechfunk)<br />

TMO-Betrieb<br />

TMO<br />

(digitaler Sprechfunk)<br />

Funkgerät mit Gateway-<br />

GW Funktion<br />

(digitaler Sprechfunk)<br />

Funkgerät mit Repeater-<br />

RP Funktion<br />

(digitaler Sprechfunk)<br />

Basisstation<br />

TMO<br />

(digitaler Sprechfunk)<br />

Allgemeine Maßnahmen<br />

Sprengen<br />

Räumen<br />

Erkunden / Beobachten<br />

Dekontaminieren<br />

Transportieren<br />

Brückenbau<br />

Gefahren- und Schadensdarstellung<br />

Person<br />

verletzte Person<br />

tote Person<br />

vermisste Person<br />

verschüttete Person<br />

gerettete Person<br />

zu transportierende Person<br />

transportierte Person<br />

verletztes Tier<br />

totes Tier<br />

angeschlagen, beschädigt<br />

teilzerstört, teilweise zusammengebrochen<br />

total zerstört, total zusammengebrochen<br />

schwierig befahrbar / teilblockiert<br />

nicht befahrbar / blockiert<br />

überschwemmtes Gebiet<br />

Entstehungsbrand<br />

fortentwickelter Brand<br />

Vollbrand<br />

Hinweis auf vermutete Gefahr durch ...<br />

Akute Gefahr durch ...<br />

Gefahr durch Radioaktivität (A B C)<br />

Gefahr durch elektrische Energie<br />

Chlor GS Cl 266<br />

gefährliche Stoffe, z. B. , oder 1017<br />

Ö Gefahr durch Mineralöl<br />

Gefahr durch Wassereinbruch<br />

Gefahr durch explosionsfähige<br />

Kampfmittel oder Explosivstoffe<br />

Ex<br />

Gefahr durch Explosion<br />

Trennlinien und Grenzen von Einsatzräumen<br />

EA<br />

UEA<br />

Sonstige Zeichen<br />

Grenze des Einsatzraumes eines Zuges<br />

Grenze eines Einsatzabschnittes<br />

Grenze eines Untereinsatzabschnittes<br />

Hinweis auf Vermutung<br />

Hinweis auf akute Situation<br />

Beispiele für die Kombination von<br />

Grundzeichen, Zusatzzeichen und<br />

ergänzenden Angaben<br />

Brandschutz / Technische Hilfe / Gefahrenabwehr<br />

bei gefährlichen Stoffen und Gütern<br />

Löschzug einer Feuerwehr<br />

Fachzug: Temporäre Zusammenstellung von<br />

Einheiten auf Zugebene mit gleicher fachlicher<br />

Ausrichtung im Zusammenhang mit<br />

FZ-<br />

Verbänden<br />

Gefahrstoffzug / ABC-Zug / CBRN-Zug<br />

einer Feuerwehr<br />

ABC-Erkundungsgruppe einer Feuerwehr<br />

Dekontaminationsgruppe – Personen<br />

P einer Feuerwehr<br />

Dekontaminationsgruppe – Gerät einer<br />

G Feuerwehr<br />

Analytische Task Force (ATF)<br />

ATF<br />

Höhenrettungsgruppe einer Feuerwehr<br />

Tauchen<br />

Tauchergruppe einer Feuerwehr<br />

Schlauchwagen SW 2000 Tr,<br />

SW 2000 TR geländegängig oder geländefähig<br />

Rüstwagen 1,<br />

RW geländegängig oder geländefähig<br />

Drehleiter mit Korb 23/12,<br />

DLK<br />

23/12 geländegängig oder geländefähig<br />

Löschgruppenfahrzeug 10<br />

LF 10<br />

ELW 1 Einsatzleitwagen 1<br />

Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW)<br />

Technischer Zug<br />

TZ-FGr<br />

mit Fachgruppe allgemein<br />

THW<br />

Technischer Zug<br />

TZ-Bel<br />

mit Fachgruppe Beleuchtung<br />

THW<br />

FGr Fachgruppe allgemein<br />

THW<br />

B 1 Bergungsgruppe 1 allgemein<br />

THW<br />

Bel Fachgruppe Beleuchtung<br />

THW<br />

Kraftrad<br />

THW<br />

GKW I Gerätekraftwagen I,<br />

THW geländegängig<br />

LKW Lbw Lastkraftwagen mit Ladebordwand,<br />

THW geländegängig<br />

LKW Lkr Lastkraftwagen mit Ladekran,<br />

THW geländegängig<br />

Kran Kranwagen, geländegängig<br />

THW<br />

SAnh Sattelanhänger<br />

THW<br />

Hund<br />

THW<br />

FKH<br />

THW<br />

Küche<br />

THW<br />

FüLa<br />

THW<br />

Anhänger mit Hundetransport<br />

Anhänger mit Feldkochherd<br />

Anhänger mit Küche<br />

Anhänger Führung / Lage<br />

Rettungswesen / Sanitätswesen / Gesundheitswesen<br />

/ Betreuung /Wasserrettung<br />

Sanitätszug<br />

des Arbeiter Samariter Bundes<br />

ASB<br />

Arztgruppe<br />

Patiententransportgruppe<br />

SEG Schnell-Einsatz-Gruppe Rettungs- /<br />

Sanitätsdienst<br />

MTF Medizinische Task Force (MTF)<br />

MTF MTF Führungsgruppe<br />

MTF<br />

MTF Teileinheit Behandlung<br />

MTF<br />

MTF Patiententransportgruppe<br />

MTF<br />

MTF Teileinheit Logistik<br />

MTF MTF Teileinheit Dekontamination<br />

V für Verletzte<br />

Einsatzeinheit (Kombination des Sanitätsund<br />

Betreuungsdienstes in Zugstärke)<br />

T&S Gruppe Technik und Sicherheit einer Einsatzeinheit<br />

des Deutschen Roten Kreuzes<br />

DRK<br />

Wasserrettungszug der Deutschen<br />

Lebens-Rettungs-Gesellschaft<br />

DLRG<br />

Boot Bootstrupp der Deutschen Lebens-<br />

Rettungs-Gesellschaft<br />

DLRG<br />

Strömungsrettung Strömungsrettungstrupp der Deutschen<br />

Lebens-Rettungs-Gesellschaft<br />

DLRG<br />

BTP-B<br />

500 Betreuungsplatz-Bereitschaft 500 des<br />

Deutschen Roten Kreuzes<br />

DRK<br />

Gruppe für Verpflegung<br />

Gruppe für soziale Betreuung<br />

Gruppe zur Herrichtung von Notunterkünften<br />

Einheit Psychosoziale Notfallversorgung<br />

PSNV<br />

KTW<br />

Krankentransportwagen<br />

RTW<br />

Rettungstransportwagen<br />

NEF<br />

Notarzteinsatzfahrzeug<br />

NAW<br />

Notarztwagen<br />

Patientenablage<br />

arztbesetzte Patientenablage<br />

Behandlungsplatz<br />

Halteplatz für Fahrzeuge zum Transport<br />

von Verletzten / Erkrankten (Rettungsmittelhalteplatz)<br />

Krankenhaus<br />

Betreuungsstelle, ortsfest<br />

Betreuungsplatz für 500 Betroffene<br />

BTP 500<br />

(Not)-Unterkunft für Betroffene<br />

Unterkunft (allgemein)<br />

Veterinärwesen<br />

Veterinärzug<br />

Tier-Dekon- und Transportgruppe<br />

Schlacht- und Untersuchungsgruppe<br />

Versorgung<br />

Versorgungstrupp einer Feuerwehr<br />

(Materialerhaltung)<br />

Versorgungstrupp des Malteser Hilfsdienstes<br />

(Verpflegung)<br />

MHD<br />

Versorgungstrupp einer Feuerwehr<br />

(Verbrauchsgüter)<br />

Einheiten / Einrichtungen der Führung<br />

KatSL Katastrophenschutzleitung im Einsatz<br />

TEL Technische Einsatzleitung im Einsatz<br />

TEL Führungsgruppe TEL i.S. einer Stabsstelle<br />

EL Einsatzleitung im Einsatz<br />

EAL Einsatzabschnittsleitung im Einsatz<br />

Stellen<br />

Versorgungsstelle (Verpflegung)<br />

Versorgungsstelle (Materialerhaltung)<br />

Versorgungsstelle (Verbrauchsgüter)<br />

Log Logistikstützpunkt<br />

M Meldekopf<br />

Bereitstellungsraum<br />

Bereitstellungsraum mit Führungsstelle<br />

M<br />

Bereitstellungsraum mit Meldekopf<br />

Hubschrauberlandeplatz<br />

LtS Leitstelle<br />

Führungskräfte / Führungsgehilfen /Personen<br />

mit Sonderfunktionen<br />

TEL Technischer Einsatzleiter<br />

Einsatzleiter der Feuerwehr der<br />

EL FW Gemeinde X-Dorf<br />

X-Dorf<br />

LNA Leitender Notarzt<br />

OrgL Organisatorischer Leiter Rettungsdienst<br />

EAL Einsatzabschnittsleiter<br />

Zugführer der Feuerwehr<br />

Zugführer eines Technischen Zuges des<br />

TZ<br />

Technischen Hilfswerks<br />

THW<br />

Zugführer eines Sanitätszuges des<br />

Arbeiter-Samariter-Bundes<br />

ASB<br />

Zugführer eines Wasserrettungszuges der<br />

Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft<br />

DLRG<br />

Zugführer einer Einsatzeinheit des<br />

Deutschen Roten Kreuzes<br />

DRK<br />

Gruppenführer einer Schnell-Einsatz-<br />

SEG<br />

Gruppe der Johanniter-Unfall-Hilfe<br />

JUH<br />

THW Fachberater des Technischen Hilfswerks<br />

Fachberater Betreuungsdienst des<br />

Deutschen Roten Kreuzes<br />

DRK<br />

Information und Kommunikation (IuK)<br />

IuK-Zug einer Feuerwehr (Information und<br />

Kommunikation)<br />

Fernsprechbau- und Betriebstrupp eines<br />

IuK-Zuges einer Feuerwehr<br />

Sprechfunkbetriebstrupp eines IuK-Zuges<br />

einer Feuerwehr<br />

Taktische Zeichen sind symbolische Darstellungen von<br />

Behörden/Dienststellen, Einheiten/Einrichtungen, Personen,<br />

Einsatzräumen, Führungslinien und Schäden. Sie dienen insbesondere<br />

dazu, diese auf Lagekarten, Plänen oder Gliederungsbildern<br />

einprägsam und unverwechselbar darzustellen.<br />

Die verwendeten Taktischen Zeichen müssen in einem<br />

zweckmäßigen Größenverhältnis zum Kartenbild und zum<br />

Maßstab stehen. Sie sind in ihrer Größe oder auch ihrem Verhältnis<br />

Länge/Breite nicht genormt. Bei der Erstellung wurde<br />

Wert darauf gelegt, dass alle Taktischen Zeichen auch mit<br />

wenigen Strichen mit einem Stift frei Hand gezeichnet werden<br />

können. Komplizierte Bilder eignen sich nicht als Taktische<br />

Zeichen.<br />

Taktische Zeichen müssen<br />

˘ logisch und eindeutig sein,<br />

˘ einfach und möglichst selbsterklärend sein,<br />

˘ mit einfachen Mitteln (z.B. einem Stift), darstellbar sein,<br />

˘ grundsätzlich sowohl mit als auch ohne IT-Hilfs mittel<br />

darstellbar sein,<br />

˘ organisationsübergreifend, länderübergreifend und<br />

möglichst auch international handhabbar sein,<br />

˘ so gestaltet sein, dass sie der jeweiligen<br />

Führungsorganisation anpassbar sind,<br />

˘ so gestaltet sein, dass sie den jeweiligen gesetzlichen<br />

Regelungen und verwaltungsmäßigen Strukturen<br />

anpassbar sind,<br />

˘ möglichst kompatibel handhabbar sein im<br />

Gesamtsystem der Gefahrenabwehr (Polizei,<br />

Bundeswehr und NATO),<br />

˘ geeignet sein als Grundlage europäischer und<br />

internationaler Normung.<br />

Das System der Taktischen Zeichen ist ein offenes System. Es<br />

können alle Zeichen sinnvoll miteinander kombiniert werden.<br />

Weiterhin können auch neue Zeichen geschaffen werden.<br />

© Copyright by Verlagsgesellschaft Stumpf und Kossendey<br />

mbH, Edewecht 2013, Satz: Jens Pesch, Zülpich<br />

ISBN 978 – 3 – 943174 – 21 – 2<br />

www.skverlag.de<br />

Überörtlicher KatS<br />

Vom Pott an die Elbe<br />

Bis zu 4.000 Rotkreuzler standen den Flutopfern in den Hochwassergebieten<br />

der Elbe in Ostdeutschland täglich zur Seite, darunter insgesamt rund 900<br />

Helferinnen und Helfer des DRK aus Nord rhein-Westfalen. Sie unterstützten<br />

die Menschen bei der Deichverteidigung, evakuierten Betroffene aus ihren<br />

Häusern, betreuten und versorgten Flutopfer sowie die vielen tausend Hilfskräfte<br />

aus ganz Deutschland. S. 17<br />

FÜHRUNG<br />

38<br />

Feuerwehr Hannover: Mobile<br />

Führungsunterstützung beim<br />

Elbe-Hochwasser 2013<br />

Personal und Ausstattung von<br />

Technischer Einsatzleitung sowie<br />

Kreisfeuerwehrbereitschaft Hannover<br />

waren zwölf Tage in die Katastrophenabwehr<br />

in Sachsen-Anhalt mit<br />

eingebunden.<br />

C. Lange<br />

Deichverteidigung: Basics<br />

TECHNIK<br />

42<br />

47<br />

Im Einsatz mit dem Technischen<br />

Fachberater des THW:<br />

Deichverteidigung bei extremen<br />

Hochwasserereignissen<br />

C. von Spiczak-Brzezinski<br />

Abrollbehälter für den Hochwassereinsatz:<br />

Sandsackbefüllung<br />

und Schlauchsystem<br />

C. Lange<br />

Der Artikel verschafft eine Übersicht über das<br />

Thema Deichverteidigung. Er behandelt die<br />

verschiedenen Deicharten und die unterschiedlichen<br />

Maßnahmen der Deichverteidigung. Auch<br />

die Allzweckwaffe „Sandsack“ wird gewürdigt,<br />

ebenso die Aktivitäten des THW. S. 42<br />

REDAKTIONELLES<br />

6<br />

49<br />

50<br />

News &<br />

Kleinanzeigen<br />

Leserbrief<br />

Termine &<br />

Impressum<br />

SEGmente<br />

Taktische Zeichen<br />

Das Poster gibt Orientierung über die wichtigsten<br />

taktischen Zeichen in der Gefahrenabwehr. Alle<br />

Zeichen entsprechen den aktuellen Empfehlungen<br />

des BBK. Wir schenken Ihnen das Poster, wenn Sie<br />

ab sofort <strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> abonnieren. Rufen Sie uns<br />

an unter 04405 9181-0 oder senden Sie eine Mail<br />

an service@skverlag.de. Oder Sie erledigen das<br />

Ganze auf www.skverlag.de.<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 109<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 5


NEWS<br />

„Arge Bevölkerungsschutz“ in Bayern<br />

Mit der Gründung einer „Arbeitsgemeinschaft<br />

Bevölkerungsschutz“ (Arge BvS)<br />

haben die bayerischen Hilfsorganisationen<br />

den Startschuss gegeben für eine engere<br />

Zusammenarbeit im Bevölkerungsschutz.<br />

Die Landesgeschäftsführer bzw. Vorstände<br />

von Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), dem<br />

Bayerischen Roten Kreuz (BRK), der Deutschen<br />

Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG),<br />

Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) und dem Malteser<br />

Hilfsdienst (MHD) haben in München<br />

den Gründungsvertrag unterzeichnet. Der<br />

Landesverband Bayern des Technischen Hilfswerkes<br />

(THW) ist als assoziiertes Mitglied<br />

ebenfalls Partner dieses Verbundes, weitere<br />

Organisationen sollen folgen.<br />

Mit der neuen Zusammenarbeit wollen die<br />

Hilfsorganisationen ihr Engagement bündeln,<br />

koordinieren und weiter entwickeln<br />

– unter Wahrung ihrer organisatorischen<br />

Eigenständigkeit, wie die Präambel zum<br />

Kooperationsvertrag aussagt. „Katastrophenhilfe<br />

und Bevölkerungsschutz werden<br />

in Zukunft mehr denn je geprägt sein durch<br />

engste Zusammenarbeit aller Akteure“, sagte<br />

BRK-Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk<br />

(2.v.r.), gemeinsam mit (v.l.) Thomas Klüpel<br />

(ASB), Dr. Fritz-Helge Voß (THW), Christoph<br />

Friedrich (MHD), Alexander von Gneisenau<br />

(JUH) und Bernd Hauke (DLRG) einer der Initiatoren<br />

dieser Kooperation. Dies habe sich<br />

im vergangenen Jahr bei der Bewältigung<br />

des Hochwassers sehr deutlich gezeigt, bei<br />

dem über Organisationsgrenzen hinweg<br />

zusammengearbeitet wurde. Erfreulich sei<br />

die Mitwirkung des THW in Bayern, auf das<br />

Medizinische Hilfswerk (MHW) als weiteren<br />

potenziellen Partner wolle man zugehen, bestätigen<br />

die Gründer.<br />

www.brk.de<br />

Fahrzeugtausch in M’Gladbacher KatS<br />

Im Jahr 2010 übergab die Stadt Mönchengladbach<br />

die ersten Rettungswagen an die Hilfsorganisationen<br />

ASB, DRK, JUH und MHD, um<br />

dem Katastrophenschutzkonzept „Patiententransportzug<br />

10 NRW“ (PTZ 10) gerecht zu<br />

werden. Bei diesem nordrhein-westfälischen<br />

Konzept handelt es sich um eine überörtlich<br />

einsetzbare und schnell verfügbare Einheit<br />

zum Transport von zehn Patienten. Sie besteht<br />

aus vier KTW, vier RTW und zwei NEF<br />

bzw. zwei RTW als NAW. Damals wurden vier<br />

aus dem Regelrettungsdienst ausgesonderte<br />

Vario-RTW übergeben.<br />

Jetzt stand der erste Fahrzeugtausch in<br />

Mönchengladbach an und damit das „Ende<br />

einer Ära“. Die Hilfsorganisationen haben<br />

nun einen Mercedes-Sprinter 616 mit<br />

Fahrtec-Kofferaufbau und einem Gesamtgewicht<br />

von knapp 6 t bei einer Breite von 2,34<br />

m erhalten. Dazu waren in den jeweiligen<br />

Fahrzeughallen der Hilfsorganisationen auch<br />

Druckluftanschlüsse zu legen, da neben der<br />

Ladeerhaltung über die RettBox-Air ® auch<br />

die Druckluftversorgung sichergestellt werden<br />

muss. Im vergangenen Jahr gab es für<br />

den Mönchengladbacher PTZ drei Einsätze,<br />

zwei davon aufgrund von Bombenfunden<br />

mit der Evakuierung von Krankenhäusern<br />

bzw. Seniorenheimen. Weitere denkbare<br />

Einsatz szenarien sind der MANV oder die<br />

Verstärkung des Regelrettungsdienstes bei<br />

Großereignissen in Mönchengladbach. Die<br />

Stadt beabsichtigt, analog vier PTZ-KTW an<br />

die Hilfsorganisationen zu übergeben.<br />

www.asb.de/moenchengladbach/<br />

Power-Ranger für den KatS<br />

Die JUH in München hat einen Ford Ranger<br />

für den Katastrophenschutz umgerüstet.<br />

Unterstützung kam dabei vom Zubehörspezialisten<br />

für Geländewagen Delta 4x4.<br />

Der Spezialausrüster aus Odelzhausen war<br />

mit Fahrzeugzubehör und Arbeitsleistung<br />

im Wert von 8.880 Euro an der Umrüstung<br />

beteiligt. „Primär sollte der Pick-up als Zugfahrzeug<br />

für ein knapp zwei Tonnen schweres<br />

Notstromaggregat dienen“, erklärt Andreas<br />

Pfeiffer, Bereitschaftsleiter der Münchner Johanniter.<br />

„Doch schnell haben wir bemerkt,<br />

dass in diesem Fahrzeug mehr steckt. Mit der<br />

Unterstützung von Delta 4x4 konnten wir die<br />

Einsatzfähigkeit deutlich erweitern.“<br />

Der geländetaugliche Ford Ranger mit zuschaltbarem<br />

Allradantrieb wurde mit einer<br />

All-Terrain-Bereifung ausgestattet und eignet<br />

sich hervorragend für überregionale Einsätze.<br />

So waren die ehrenamtlichen Helfer der<br />

Johanniter im Juni 2013 beim Hochwasser<br />

in Deggendorf im Einsatz. Ein Szenario, für<br />

das der Ranger hervorragend geeignet ist: Er<br />

kann bis zu 80 cm tiefes Wasser durchqueren<br />

und Steigungen über 60% erklimmen. Um in<br />

der Dämmerung und nachts auch abseits von<br />

beleuchteten Straßen gute Sicht zu haben,<br />

hat Delta 4x4 zusätzliche Fernscheinwerfer<br />

montiert. Ergänzt werden diese durch eine<br />

Umfeldbeleuchtung und zusätzliche Warnblinkleuchten<br />

im Blaulichtbalken des Einsatzfahrzeugs.<br />

www.johanniter.de/muenchen<br />

„Leben retten macht Schule“ in Wien<br />

Mit dem Schulstart <strong>2014</strong>/2015 führt die Stadt<br />

Wien obligatorischen Reanimationsunterricht<br />

in den Pflichtschulen ein. Dies ist nicht zuletzt<br />

auch „Puls“ zu verdanken, einem Verein<br />

zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes.<br />

„Puls“ hatte sich unter dem Motto „Leben<br />

retten macht Schule“ dafür eingesetzt, alle<br />

Wiener Grundschüler in der dritten Klas-<br />

6<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 110


se zwei 50-minütige Unterrichtseinheiten<br />

„Wiederbelebungsunterricht“ absolvieren<br />

zu lassen. Den Schülern werden nun im Rahmen<br />

des Lehrplanes die Notwendigkeit, das<br />

Selbstbewusstsein und die Fertigkeiten zur<br />

schnellen Hilfe im Falle eines Herz-Kreislaufstillstands<br />

beigebracht. Bereits im Juni startet<br />

die Pilotphase des Projektes.<br />

Dies soll langfristig eine „Kultur des Helfens<br />

und beherzten Handelns“ fördern, denn aus<br />

geschulten Kindern werden einmal couragiert<br />

handelnde Erwachsene. „Es ist nie zu<br />

früh, mit dem Helfen anzufangen. Wir freuen<br />

uns deshalb sehr, dass dieses Kernprojekt<br />

des Vereins Puls nun endlich an den Start<br />

geht“, so Dr. Mario Krammel, geschäftsführender<br />

Präsident des Vereins. „Bereits in den<br />

kommenden Tagen startet an ausgewählten<br />

Schulstandorten eine Pilotphase mit insgesamt<br />

mehr als 1.000 Grundschülerinnen und<br />

Grundschülern. Ab dem kommenden Herbst<br />

geht es dann mit Wiederbelebungs-Stunden<br />

als Teil des Lehrplans richtig los.“ Die Aktion<br />

des Vereins wird zudem über einen Zeitraum<br />

von drei Jahren wissenschaftlich begleitet.<br />

www.puls.or.at<br />

Nothilfe-Ausstellung zum Anfassen<br />

Mit einer Wanderausstellung macht die Hilfsorganisation<br />

„Ärzte ohne Grenzen“ auf ihre<br />

Aktivitäten im Bereich der internationalen<br />

Not- und Katastrophenhilfe aufmerksam. Interessierte<br />

können hier einen Blick hinter die<br />

Kulissen werfen, gerade junge Leute sollen<br />

für das Thema „humanitäre Hilfe“ sensibilisiert<br />

werden. In der „Freilichtausstellung<br />

mit Originalausstattung“, die sich derzeit auf<br />

Tour befindet, soll nachempfunden werden<br />

können, was diejenigen erleben, die Hilfe vor<br />

Ort leisten, was „außer Engagement, Mut,<br />

professionellem Wissen und kultureller Sensibilität“<br />

gebraucht wird, um in Ausnahmesituationen<br />

wie bei Naturkatastrophen und nach<br />

Kriegen Nothilfe zu leisten.<br />

Zu den Stationen in der Ausstellung gehören<br />

u.a. Psychosoziale Hilfe, Cholerabehandlung,<br />

Bereitstellung von Unterkunft und Hilfsgütern,<br />

Impfkampagnen, Wasserversorgung,<br />

medizinische Grundversorgung sowie Hilfe<br />

bei Mangelernährung und vernachlässigte<br />

Krankheiten. Nächste Ausstellungsorte sind<br />

Krefeld (15. bis 18. Juni) und Freiburg (24 Juni<br />

bis 7. Juli). Im Rahmen der Ausstellung wird<br />

auch die Dokumentation „Living in Emergency“<br />

gezeigt, in der drei Ärzte sowie eine Ärztin<br />

auf ihren Katastropheneinsätzen für die<br />

Hilfsorganisation in Liberia und in der Demokratischen<br />

Republik Kongo begleitet werden.<br />

Erfahrene Projektmitarbeiter führen durch<br />

die Ausstellung und berichten von ihren Einsatzerfahrungen.<br />

Die Ausstellung richtet sich<br />

insbesondere an Schülerinnen und Schüler,<br />

der Eintritt ist frei.<br />

www.aerzte-ohne-grenzen.de<br />

Neuer First Responder<br />

in Quakenbrück<br />

In Quakenbrück wurde ein First Responder<br />

(FR) eingerichtet. Nach Gesprächen mit der<br />

Regionalleitstelle Osnabrück wurde ein Konzept<br />

erarbeitet, um den Rettungsdienst mit<br />

einfachen Aufgaben und Hilfestellungen zu<br />

unterstützen. Seit April <strong>2014</strong> ist das Fahrzeug<br />

im Dienst und wird von der Leitstelle alarmiert.<br />

Ein gebrauchter Opel Combo konnte<br />

günstig erstanden und umgebaut werden.<br />

Dieser führt nun eine Sondersignalanlage<br />

auf dem Dach, gelbe Heckblitzer im Kofferraum<br />

und Blitzer in der Frontscheibe. Im Laderaum<br />

konnte ein gebrauchter ausziehbarer<br />

Material tisch eines Notarztwagens eingebaut<br />

werden. Neben Rettungsrucksack mit Sauerstoff,<br />

elektrischer Absaugung und einem automatisierten<br />

externem Defibrillator (AED)<br />

fand auch Zubehör wie Werkzeug, Absperrmaterial<br />

und Feuerlöscher Platz im Fahrzeug.<br />

Der Leiter des Projektes Marcel Weißmüller<br />

erklärt: „Nicht nur den Kollegen in der DLRG<br />

ist an dieser Stelle zu danken. Alle, die mit<br />

Zeit oder Material helfen, anderen Menschen<br />

in einer Notlage beizustehen, haben meine<br />

größte Anerkennung. Wir hoffen durch diesen<br />

Dienst, der komplett durch Ehrenamtliche<br />

durchgeführt wird und ausschließlich durch<br />

Spenden getragen werden soll, den Rettungsdienst<br />

tatkräftig unterstützen zu können.“<br />

Zum Gründungsteam der Quakenbrücker First<br />

Responder gehören: Dennis Koch und Christine<br />

Lüers (hinten) sowie Ralf Vor der Wösten,<br />

Christian Meinecke und Marcel Weißmüller<br />

als Leiter der First Responder (vorne v.l.n.r).<br />

http://quakenbrueck.dlrg.de/firstresponder<br />

Kleinanzeigen<br />

Suche ALS und BLS Reanimationsphantome.<br />

Gebraucht, aber gut erhalten.<br />

Chiffre: IE 14-06-01<br />

NEWS<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 111<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />

7


Aktuelles<br />

Ergebnisse einer Umfrage:<br />

Wie zufrieden waren Einsatzkräfte<br />

im Hochwasser 2013?<br />

C. Baumgarten · C. Bentler<br />

Im letzten Jahr ereignete sich in Deutschland und anderen Ländern in Europa<br />

ein Hochwasser von außergewöhnlichen Ausmaßen. Um den notleidenden<br />

Menschen zu helfen und Sachschäden zu verhindern oder zu beseitigen,<br />

waren viele Helfer im Einsatz, davon alleine 105.800 ehrenamtliche Helfer<br />

des Bevölkerungsschutzes (1). Die Dimension des Hochwassereinsatzes wird<br />

durch die zeitliche (Mai bis Juli 2013) und räumliche Ausdehnung (u.a. Bayern,<br />

Sachsen und Sachsen-Anhalt) deutlich. Für ehrenamtliche Helfer sind<br />

Einsätze dieser Größe besondere Ereignisse, in den meisten Fällen sogar<br />

einmalig. Daher ist es wahrscheinlich, dass solche Einsätze sich maßgeblich<br />

auf das Verständnis ehrenamtlicher Arbeit auswirken. Aus diesem Grund<br />

wurde an der Fachhochschule Köln eine Umfrage zur persönlichen Zufriedenheit<br />

ehrenamtlicher Helfer im Hochwassereinsatz 2013 durch Masterstudierende<br />

des Studiengangs „Rettungsingenieurwesen“ durchgeführt.<br />

Zufriedenheit<br />

Das deutsche Bevölkerungsschutzsystem basiert<br />

auf einer Vielzahl von ehrenamtlichen Helfern.<br />

Dank dieser motivierten und engagierten<br />

Helfer ist es möglich, auf zahlreiche und wechselnde<br />

Herausforderungen im Bevölkerungsschutz<br />

erfolgreich zu reagieren. Dieses System<br />

ist in Europa einmalig und ein weltweites Vorbild.<br />

Die „Ehrenamtlichkeit“ beinhaltet jedoch eine<br />

große Schwierigkeit: Ehrenamtliche Kräfte leisten<br />

diese Tätigkeit neben ihrem Beruf, ihrer<br />

Familie und weiteren Freizeitbeschäftigungen,<br />

ohne persönlichen Profit dadurch zu erlangen.<br />

Zwischen den Helfern und ihren Organisationen<br />

bestehen keine vertraglichen Verpflichtungen.<br />

Die Motivation zum Engagement<br />

basiert somit lediglich auf persönlichen Gründen<br />

und sozialen Bindungsverhältnissen.<br />

Die persönliche Zufriedenheit des ehrenamtlichen<br />

Helfers spielt demnach eine große Rolle.<br />

Zufriedenheit beschreibt allgemein die Übereinstimmung<br />

der Erwartungen einer Person<br />

mit den tatsächlichen Erlebnissen. Befindet<br />

sich dieses Verhältnis im Gleichgewicht und es<br />

werden keine Änderungen gewünscht, ist die<br />

Person (in diesem Fall der Helfer) zufrieden (2).<br />

Abb. 1: Die persönliche<br />

Zufriedenheit des ehrenamtlichen<br />

Helfers spielt eine<br />

große Rolle<br />

8<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 112


Verschiedene Gegebenheiten im Alltag einer<br />

Hilfsorganisation oder im Einsatz können Einfluss<br />

auf diese persönliche Zufriedenheit und<br />

damit auf die Motivation nehmen. Im ungünstigsten<br />

Fall können besondere Gegebenheiten<br />

zu einer Niederlegung des Ehrenamts führen.<br />

Solche Gegebenheiten können maßgeblich aus<br />

Einsätzen wie dem Hochwassereinsatz 2013<br />

resultieren.<br />

13%<br />

8%<br />

2% 2%<br />

13%<br />

Aktuelles<br />

Aus diesem Grund ist eine Betrachtung der<br />

Helferzufriedenheit während des Hochwassereinsatzes<br />

2013 sinnvoll und kann Einflüsse<br />

und Auswirkungen auf die zukünftige Motivation<br />

ehrenamtlicher Helfer erfassen. Besonders<br />

für Führungskräfte können damit wertvolle<br />

Erkenntnisse gewonnen werden, um die Einsatzorganisation<br />

und das Personalmanagement<br />

kontinuierlich zu verbessern.<br />

Umfrage<br />

Um die gestellten Ziele zu erreichen, war es<br />

notwendig, möglichst viele Teilnehmer aus der<br />

Zielgruppe eingesetzter Helfer von Behörden<br />

und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben<br />

im Hochwassereinsatz 2013 für die Umfrage<br />

zu gewinnen. Daher wurde bei der Erstellung<br />

einer Umfrage auf Basis eines Fragebogens darauf<br />

geachtet, dass die Beantwortung möglichst<br />

einfach, verständlich und mit geringem Zeitaufwand<br />

durchführbar ist.<br />

Der Fragebogen ermöglicht eine Differenzierung<br />

zwischen verschiedenen statistischen<br />

Merkmalen (Alter, Geschlecht) und einsatzbezogenen<br />

Eigenschaften (ausgeübte Führungsfunktion<br />

im Einsatz, Vorerfahrungen). Über<br />

insgesamt 25 Auswahl- und Freitextfragen haben<br />

die Teilnehmer die Möglichkeit, ihre eigene<br />

Meinung sowie persönliche Auswirkungen auf<br />

ihre Motivation wiederzugeben und neun konkrete<br />

Kriterien zur Zufriedenheit in einer fünfstufigen<br />

Skala von „sehr gut“ bis „sehr schlecht“<br />

zu bewerten. Die Kriterien berücksichtigen dabei<br />

die Einsatzvor- und Nachbereitung sowie<br />

den Ablauf der Alarmierung und die vorhandenen<br />

Vorinformationen im Hochwassereinsatz<br />

2013. Neben persönlichen Bedürfnissen<br />

und der eigenen psychischen Belastung im Einsatz<br />

sind ebenfalls das Verhalten des Vorgesetzten<br />

im Einsatz und die Zusammenarbeit unter<br />

den Helfern relevant.<br />

Mit dem Fragebogen sollen allgemeine Aussagen<br />

über die Zufriedenheit der Helfer im gesamten<br />

Hochwassereinsatz 2013 erfasst und generelle<br />

sehr zufrieden<br />

unzufrieden<br />

62%<br />

zufrieden<br />

sehr unzufrieden<br />

Optimierungsmöglichkeiten abgeleitet werden.<br />

Daher wurde die Umfrage über zwei Wege<br />

verbreitet. Neben offiziellen Ansprechpartnern<br />

der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr wurde<br />

die Umfrage in verschiedenen Sozialen Medien<br />

beworben. Der Fragebogen wurde in Form<br />

eines Onlinebogens auf der Plattform www.<br />

hochwasserhelfer2013.de bereitgestellt und<br />

konnte ohne Zugangsvoraussetzungen von Ende<br />

November bis Anfang Januar erreicht werden.<br />

Aufgrund dieser Verteilung und der nicht<br />

durchgeführten Steuerung der Teilnehmer kann<br />

die Umfrage jedoch nicht den Anspruch der Repräsentativität<br />

erfüllen.<br />

Tab. 1: Kriterien für die Zufriedenheit im Einsatz<br />

• Alarmierung und Vorinformationen<br />

• Einsatznachbereitung<br />

• Einsatzvorbereitung<br />

• Informationsfluss<br />

• Persönliche Bedürfnisse<br />

• Psychische Belastung<br />

• Vereinbarkeit von Beruf und Ehrenamt<br />

• Verhalten des Vorgesetzten<br />

• Zusammenarbeit der Helfer<br />

weder noch<br />

keine Wertung<br />

Abb. 2: Persönliche Zufriedenheit<br />

von Einsatzkräften<br />

im Hochwassereinsatz 2013<br />

Christian Baumgarten,<br />

B.Eng.<br />

Christian Bentler,<br />

B.Eng.<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiter<br />

Fachhochschule Köln<br />

Fakultät für Anlagen, Energieund<br />

Maschinensysteme<br />

Institut für Rettungsingenieurwesen<br />

und Gefahrenabwehr<br />

Betzdorfer Str. 2<br />

50679 Köln<br />

christian.baumgarten@<br />

fh-koeln.de<br />

christian.bentler@fh-koeln.de<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 113<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />

9


Aktuelles<br />

100 %<br />

80 %<br />

60 %<br />

40 %<br />

20 %<br />

0 %<br />

Keine<br />

sehr zufrieden<br />

unzufrieden<br />

Abb. 3: Zufriedenheit unterschiedlicher<br />

Qualifikationen<br />

zufrieden<br />

sehr unzufrieden<br />

weder noch<br />

Truppenführer<br />

Gruppenführer<br />

Zugführer<br />

Verbandsführer<br />

oder<br />

höher<br />

keine Wertung<br />

Sonstige<br />

Ausbildung<br />

Ergebnis<br />

Im genannten Zeitraum von sechs Wochen<br />

nahmen 5.489 Personen an der Umfrage teil.<br />

Insgesamt liegen 3.377 vollständig ausgefüllte<br />

Fragebögen von eingesetzten Helfern vor. Diese<br />

Anzahl bildet die Grundlage für die folgende<br />

Auswertung und Darstellung.<br />

Um einen Überblick über die persönliche Zufriedenheit<br />

von Einsatzkräften im Hochwassereinsatz<br />

2013 zu bekommen, wurde die Frage<br />

„Wie zufrieden sind Sie persönlich mit dem<br />

gesamten Hochwassereinsatz 2013?“ gestellt.<br />

Durch die Platzierung der Frage am Anfang des<br />

Fragebogens kann gewährleistet werden, dass<br />

die Beantwortung ohne Beeinflussung des weiteren<br />

Verlaufs der Umfrage geschieht und damit<br />

ein möglichst neutrales Bild erhoben werden<br />

kann. Die Auswertung ergibt, dass 75% der eingesetzten<br />

Helfer zufrieden oder sehr zufrieden<br />

mit dem Hochwassereinsatz 2013 waren. Dem<br />

gegenüber stehen nur 10% der Helfer, die unzufrieden<br />

oder sehr unzufrieden waren. Dies ist<br />

in Abb. 2 deutlich zu erkennen. Damit scheint<br />

eine deutliche Mehrheit der Helfer mit dem<br />

Hochwassereinsatz zufrieden gewesen zu sein.<br />

Der zweite zentrale Untersuchungsaspekt<br />

analysiert die Auswirkung der persönlichen<br />

Zufriedenheit auf die Motivation für weiteres<br />

ehrenamtliches Engagement. In der Umfrage<br />

gaben über 50% der Umfrageteilnehmer an,<br />

dass ihre Motivation durch den Hochwassereinsatz<br />

gestiegen sei. Bei 5% der Teilnehmer sei<br />

die Motivation gesunken und bei mehr als 40%<br />

sei diese unverändert geblieben. Damit hat der<br />

Hochwassereinsatz eine deutlich positive Wirkung<br />

auf die Motivation der Helfer, zukünftig<br />

weiter ehrenamtlich tätig zu werden. An dieser<br />

Stelle soll in weiteren Auswertungen herausgearbeitet<br />

werden, welche Ursachen für eine positive<br />

oder negative Veränderung der Motivation<br />

vorliegen können.<br />

Ein mögliches Kriterium zur Beeinflussung<br />

der Zufriedenheiten in einem Einsatz stellt<br />

die persönliche Führungsqualifikation dar.<br />

Unterschiedliche Ausbildungen der Helfer verursachen<br />

einen ungleichen Wissens- und Erfahrungsschatz,<br />

wodurch Einsätze differenziert<br />

wahrgenommen werden und somit Auswirkungen<br />

auf die persönliche Zufriedenheit haben<br />

können. Das Ergebnis (Abb. 3) zeigt jedoch,<br />

dass zwischen den verschiedenen Führungsqualifikationen<br />

keine signifikanten Unterschiede<br />

in der Zufriedenheit vorliegen. Daraus<br />

lässt sich die Schlussfolgerung ableiten, dass<br />

die persönliche Zufriedenheit weniger mit der<br />

eigenen Ausbildung und Qualifikation, sondern<br />

möglicherweise vielmehr auf persönliche und<br />

individuelle Bedürfnisse zurückzuführen ist.<br />

Diese Bedürfnisse wurden im zweiten Teil des<br />

Fragebogens in Form der angesprochenen Krite-<br />

Abb. 4: Auch die<br />

Informations versorgung<br />

beeinflusst die persönliche<br />

Zufriedenheit der Helfer<br />

10<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 114


ien erhoben. Erste Auswertungen zeigen, dass<br />

persönliche Bedürfnisse wie die Hygiene, Ruhemöglichkeiten<br />

oder Verpflegung sehr wohl Auswirkungen<br />

auf die Zufriedenheit haben. Auch<br />

Einflüsse der psychischen Belastungen oder der<br />

eigenen Informationsversorgung konnten ermittelt<br />

werden.<br />

Prinzipiell lässt sich feststellen, dass alle untersuchten<br />

Kriterien die persönliche Zufriedenheit<br />

eines Helfers im Hochwassereinsatz 2013<br />

beeinflusst haben. Eine detaillierte Darstellung<br />

dieser Ergebnisse erfolgt aufgrund des Umfangs<br />

in einer eigenständigen Veröffentlichung.<br />

Bereit für den Einsatz -<br />

gereinigt, desinfiziert und<br />

imprägniert!<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass die persönliche Zufriedenheit<br />

eines Helfers von vielen Kriterien<br />

abhängen kann. Um eine hohe Zufriedenheit<br />

der Helfer zu erreichen, ist es wichtig, dass<br />

Ursachen und deren Auswirkungen auf die<br />

Zufriedenheit in einem Einsatz berücksichtigt<br />

werden, um die Effektivität des Personalmanagements<br />

und des Einsatzablaufs zu erhöhen.<br />

Ausblick<br />

Die Erkenntnisse der persönlichen Zufriedenheit<br />

im Hochwassereinsatz 2013 können<br />

zukünftig genutzt werden, um auf spezielle<br />

Bedürfnisse und Empfinden von Helfern in<br />

Einsätzen größere Dimensionen einzugehen.<br />

Besonders für Organisationen und Verbände<br />

des Ehrenamts in der Gefahrenabwehr kann<br />

dies von besonderer Bedeutung sein, um in Zukunft<br />

die Einsatzfähigkeit des Ehrenamtes gewährleisten<br />

zu können. Dank der ermittelten<br />

Ergebnisse kann durch Ausbildungen und Implementierung<br />

von Verbesserungen in diesem<br />

Bereich die persönliche Zufriedenheit weiter<br />

gesteigert werden.<br />

Da der aktuelle Trend in der Wirtschaft, die<br />

Zufriedenheit der eigenen Mitarbeiter stärker<br />

zu berücksichtigen, immer mehr in den Vordergrund<br />

rückt, sollte auch in ehrenamtlichen Organisationen<br />

überlegt werden, diese Ansätze zu<br />

übernehmen. Das HRM sowie der Gesundheitsund<br />

Arbeitsschutz sind gewiss übertragbar, wobei<br />

zu jedem Zeitpunkt die Leistungsfähigkeit<br />

der Organisationen gewährleistet sein muss. <br />

Systemlösungen für die Aufbereitung der Schutzausrüstung<br />

• Waschmaschinen und Trockner für Schutzbekleidung,<br />

Chemikalienschutzanzüge, Rettungsdecken und Atemschutzmasken<br />

• Reinigungsautomaten für Atemschutzmasken<br />

• Reinigungs- und Desinfektionsautomaten für<br />

Anästhesie-Instrumentarium<br />

Literatur:<br />

1. Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe<br />

(2013) Bevölkerungsschutzmagazin 3: 40 ff.<br />

2. Stangl W (2012). Zufriedenheit. Lexikon für Psychologie und<br />

Pädagogik: http://lexikon.stangl.eu/6737/zufriedenheit/ (zuletzt<br />

abgerufen am 20. Mai <strong>2014</strong>)<br />

Infos: 0800 22 44 644<br />

www.miele-professional.de<br />

info@miele-professional.de<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 115 <strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 11<br />

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RETTUNG/SANITÄT<br />

Hochwassereinsatz mit RTW:<br />

Bewegende Bilder bleiben<br />

S. Vasel<br />

Die Bilder der Hochwasserkatastrophe in Sachsen-Anhalt sind auch nach<br />

etlichen Monaten nicht zu vergessen. Sie sind jetzt nicht traumatisierend,<br />

sie bleiben aber auf eine eigenwillige Art im Kopf, sie sind mahnend, sie<br />

machen nachdenklich und sie sind nachhaltig. Wobei es die Bilder und Eindrücke<br />

sind, die 14 Tage nach der Scheitelwelle – also 14 Tage nach der<br />

medialen Verbreitung – entstanden sind. Ein Erlebnisbericht.<br />

Viele Gedanken. Oder: Was packe ich ein?<br />

Schon Tage vor der eigentlichen Anforderung<br />

sind Gedanken aufgekommen zur Frage „Was<br />

packe ich ein?“ Ein Rettungswagen verfügt<br />

nicht über endlos viel Stauraum, er ist auf kurze<br />

Einsatzabläufe ausgelegt. Man kann sich nur für<br />

kurze Zeit mit solchen Fahrzeugen an Einsatzstellen<br />

selbst versorgen, ohne ein Materiallager<br />

als Background zu haben. In das Einsatzgebiet,<br />

in das es gehen soll, liegt aufgrund von Straßensperrungen<br />

und Überflutung das nächstmögliche<br />

Krankenhaus ca. 160 km weit weg. Auf<br />

welcher Grundlage kann man nun ausreichend<br />

Material verstauen, damit für mindestens sieben<br />

Tage eine autarke Versorgung stattfinden<br />

kann? Hier haben die Erfahrung aus den Zeltlagern<br />

der Jugendfeuerwehr, aber auch der pedantische<br />

Sinn für Ordnung geholfen.<br />

Zum einen muss der Rettungswagen ein Rettungsmittel<br />

bleiben, um den Einsatzkräften<br />

und der Bevölkerung schnellstmöglich Hilfe<br />

zukommen zu lassen, zum anderen muss das<br />

Fahrzeug auch als eine mobile Sanitätsstation<br />

dienen, in der Betreuung und Behandlung leichter<br />

Blessuren durchgeführt werden können. Daher<br />

musste die Packliste der RKiSH, die für ihre<br />

Rettungswagen gilt, über den Haufen geworfen<br />

werden. Es wurde Platz für Frischwasser,<br />

Motorenöl, Stromversorgung, Faltstühle, aber<br />

auch Salben, Tabletten und Verbände gefunden.<br />

Ebenso wurde ein Kommunikationsbereich<br />

eingerichtet. Im Führerhaus fanden Kleidung,<br />

Schlafsäcke und Verpflegung ihren Platz.<br />

Nur für die Gedanken fand sich wenig Platz,<br />

aber was sollte uns denn schon erwarten? Die<br />

Presse hatte keine Schlagzeilen mehr für dieses<br />

Thema übrig. Über die „Big Five“ Passau, Dresden,<br />

Magdeburg, Fischbek und Lauenburg, die<br />

Lieblingsplätze der Reporter und Politiker, war<br />

– aus Sicht der Medien – ausreichend berichtet<br />

worden. Es gab Wichtigeres: Der US-amerikanische<br />

Präsident war in Berlin, und die Türkei<br />

hatte Probleme mit dem Taxim-Platz. Die Welt<br />

Abb. 1: Vorbereitung für den<br />

Einsatz der Hochleistungspumpen<br />

12<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 116


hatte schon nach vierzehn Tagen ihr Interesse<br />

am Jahrhundert-Hochwasser in Deutschland<br />

verloren.<br />

Abfahrt<br />

Die Abfahrt des 24 Fahrzeuge umfassenden<br />

Konvois der Feuerwehrbereitschaft des Kreises<br />

Pinneberg war um 4.00 Uhr morgens vom<br />

Marktplatz in Pinneberg angesetzt. Nach<br />

Einweisung in „Kolonnenfahrt“ sowie die<br />

Bekanntgabe der Fahrroute und die Verabschiedung<br />

durch den Kreisbrandmeister setzte sich<br />

der Blaulicht-Wurm Richtung Perleberg in Sachsen-Anhalt<br />

in Bewegung. Wir fuhren mit ca. 70<br />

km/h in ein Katastrophengebiet, um zu helfen.<br />

Die Aufgaben sollten Deichsicherung, Wasser<br />

pumpen sowie die medizinische Versorgung<br />

der Einsatzkräfte und der Bevölkerung sein.<br />

Schon auf der Fahrt wurde klar: Es wird heiß.<br />

Um 7.00 Uhr eine kurze Pause auf dem Rastplatz<br />

Gudow, es waren bereits 26 °C, die Sonne<br />

war aufgegangen und über uns ein strahlend<br />

blauer Himmel. Mit Sonnencreme eingerieben<br />

und Sonnenbrille auf der Nase fuhren wir weiter.<br />

Und immer an den Einsatzbefehl denkend,<br />

aber was soll da schon sein? Die paar Pfützen,<br />

hier und da mal einen Keller auspumpen, das<br />

ist doch mit links gemacht. Und die Deichsicherung?<br />

Plattschaufel raus, etwas Sand drauf,<br />

schön feststampfen und rüber mit der Gras-<br />

Saat. Kann doch alles nicht so schlimm sein.<br />

Wie gesagt, die Presse sprach schon seit Tagen<br />

nicht mehr über das Jahrhundert-Hochwasser.<br />

Um 9.00 Uhr zeigte das Thermometer bereits<br />

29 °C. Die Stimmung war – wie das Wetter<br />

– super und stieg mit der Temperatur um die<br />

Wette. So fuhren wir geradewegs in unseren<br />

Bereitstellungsraum.<br />

Warten, warten und nochmal warten<br />

Bei mittlerweile 36 °C war der Tross im Bereitstellungsraum<br />

angekommen und zum ersten<br />

Mal wurde der Auftrag mit der Realität abgeglichen<br />

und gedanklich in Frage gestellt. Die<br />

Natur um uns herum lechzte nach Schatten<br />

und Wasser. Der Boden hatte seit Wochen keinen<br />

Regen mehr gesehen, er war steinhart und<br />

staubtrocken. Weit und breit keine Spur vom<br />

Hochwasser.<br />

Mit uns stand noch eine weitere Bereitschaft<br />

im Raum und wartete. Das Schlimme war nur:<br />

Die Jungs warteten schon seit drei Tagen auf<br />

einen Einsatzauftrag, der sie dann in ein entsprechendes<br />

Einsatzgebiet führen sollte. Und<br />

während man so bei 39 °C zusammen wartete,<br />

fragte man sich, was hier eigentlich los ist.<br />

„Wo ist das Hochwasser? Wem kann man helfen?<br />

Und wieso stehen hier Einsatzkräfte mit<br />

Pumpen drei Tage lang nur herum?“ Nach einer<br />

zweistündigen Wartezeit wurde die Einsatzleitung<br />

zum 120 km weit entfernten Krisenstab<br />

beordert, um dort den Einsatzabschnitt zu erfahren.<br />

Auf die Gedanken und Umsetzungen einiger<br />

Befehle möchte ich hier einmal gesondert eingehen:<br />

• Es wurden motivierte Helfer in einen Bereitstellungsraum<br />

geschickt und ließ sie<br />

dann bei hoher Temperatur fast sechs Stunden<br />

lang auf einem staubtrockenen Acker<br />

warten.<br />

• Die Einsatzleitung wurde zum Krisenstab<br />

beordert, der ca. 120 km weit entfernt war,<br />

damit sie dort den Einsatzraum zugewiesen<br />

bekommt.<br />

• Im Anschluss daran durfte die Einsatzleitung<br />

wieder 120 km in den Bereitstellungsraum<br />

zurückfahren, um erneut dann mit<br />

dem ganzen Konvoi abermals diese 120 km<br />

in das Einsatzgebiet zu fahren.<br />

Im Einsatzgebiet<br />

Bei unserer Ankunft am Einsatzort in Kamern<br />

im Landkreis Stendal begrüßte uns die abzulösende<br />

Feuerwehr freudig und erleichtert. Die<br />

ersten Gedanken, die einem durch den Kopf<br />

schossen: „Wie sehen die Kameraden denn aus?<br />

Total verschwitzt, dreckig und von Mücken<br />

zerstochen.“ Dazu hatten alle Augenringe, die<br />

für jeden Pandabär eine Ehre gewesen wären.<br />

Abb. 2: Vor dem Einsatz:<br />

Warten auf einem staubtrockenen<br />

Acker<br />

Sven Vasel<br />

Rettungsassistent,<br />

Praxisanleiter, Stellv. Leiter<br />

Rettungswache Pinneberg<br />

Gehrstücken 3<br />

25421 Pinneberg<br />

RETTUNG/SANITÄT<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 117<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />

13


RETTUNG/SANITÄT<br />

Abb. 3: Zu den Aufgaben<br />

zählten Deichsicherung,<br />

Wasser abpumpen und die<br />

medizinische Versorgung<br />

der Einsatzkräfte sowie der<br />

Bevölkerung<br />

Abb. 4: Oftmals hieß es auch<br />

am medizinischen Versorgungspunkt:<br />

„Warten!“<br />

Abb. 5: Lagererkundung<br />

durch den Kreisbereitschaftsführer<br />

Es wurde die Übergabe des Einsatzabschnittes<br />

organisiert, mit einer direkten Begehung und<br />

Festsetzung von Einsatzschwerpunkten. Ebenso<br />

erfolgte eine allgemeine Übergabe am Einsatzleitwagen.<br />

Eine Lehre daraus: Es wird bei<br />

diesen Übergaben auch über örtliche Gegebenheiten<br />

gesprochen, z.B. welche Gebäude in Gefahr<br />

sind, wenn dieser oder jener Deich bricht.<br />

Und das kann auch mal das eigene Schlafquartier<br />

betreffen. Ebenso wurde uns mitgeteilt,<br />

dass Teile der Bevölkerung nicht gerade erfreut<br />

über die Anwesenheit der Hilfskräfte seien und<br />

dass niemand alleine einen Fuß in das Dorf setzen<br />

sollte, da hier mit Aggressionen gerechnet<br />

werden muss. „Aggressionen? Aber wir waren<br />

doch zum Helfen da, nicht zur Freizeitgestaltung<br />

im Aqua-Park.“<br />

Durch ein Gespräch mit einigen Bewohnern aus<br />

dem Ort wurde später nachvollziehbarer, warum<br />

man den eintreffenden Helfern hier sehr<br />

kritisch gegenüberstand. Dieses Dorf wurde geopfert,<br />

hätte es keine Deichsprengung in Fischbek<br />

gegeben, wäre die Ortschaft nicht betroffen<br />

gewesen. Und um sich das Ausmaß vorstellen<br />

zu können, muss man wissen, dass die Elbe hier<br />

ca. 35 km weit vom Einsatzgebiet entfernt ist.<br />

Schaute man während des Einsatzes über den<br />

künstlichen Deich, war es eine riesige Wasserfläche<br />

bis zur Elbe. Durch diese Sprengung hatte<br />

man zwar Teile der „Big Five“ gerettet, aber<br />

diese Ortschaft, diesem Dorf hatte man die gesamte<br />

Grundlage zum Leben entzogen.<br />

Hilfe! Wer rettet den Sani?<br />

Nachdem alle Besprechungen, Erkundungen<br />

und die Aufgabenverteilungen abgeschlossen<br />

waren, wurde das Quartier bezogen. Es bestand<br />

aus einer großen Sporthalle, die nun für 120 Kameraden<br />

mit Feldbetten als Schlafquartier hergerichtet<br />

wurde. Zu diesem Zeitpunkt war ich<br />

bereits 38 Stunden inklusive vorangegangenem<br />

Regeldienst und Packen des Rettungswagens<br />

wach. Eine körperliche Erschöpfung machte<br />

sich breit. Nach kurzer Besprechung mit der<br />

Kollegin und dem Einsatzleiter zog ich mich<br />

zusammen mit anderen freien Kräften und ca.<br />

3,647 Mrd. mutierten Mücken zum Schlafen<br />

zurück.<br />

Das Ausmaß<br />

Das Ausmaß der Überflutung ist kaum zu beschreiben.<br />

Wo noch zwei Wochen vorher Rehe<br />

durch den Wald rannten, schwammen Fische. Es<br />

war schon etwas befremdlich, wenn man in ein<br />

14<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 118


RETTUNG/SANITÄT<br />

Waldgebiet schaute und nichts als Bäume sah,<br />

die bis zu 1,50 m tief im Wasser standen. Vieles<br />

erinnerte an TV-Aufnahmen vom Regenwald<br />

oder aus dem Amazonasgebiet. Basketballkörbe<br />

auf einer Höhe mit der Wasserlinie, Häuser,<br />

von denen nur noch das Obergeschoss zu<br />

sehen war. Überall ölhaltiges Wasser und ein<br />

modriger feuchter Gestank, der durch das ganze<br />

Dorf zog. Und tatsächlich lebten in diesen<br />

Häusern noch Menschen – ohne Wasser, ohne<br />

Toiletten und ohne Hoffnung. Und trotzdem<br />

wollten diese Menschen ihren Grund und Boden<br />

nicht aufgeben. Sie wurden in der ganzen<br />

Zeit durch die Dorfgemeinschaft mit Lebensmittelpaketen<br />

versorgt. Es gab keine Infrastruktur<br />

mehr. Bewohner, deren Häuser höher lagen,<br />

mussten Arbeitswege von bis zu 180 km täglich<br />

bewältigen.<br />

Erschütternd war auch ein persönliches Gespräch<br />

mit einem Landwirt, der seine Gerätschaften<br />

zwar in Sicherheit bringen konnte, da<br />

seine Scheune erhöht lag, aber sein Vieh nicht<br />

mehr retten konnte, da das Wasser zu schnell gekommen<br />

war. Dieser Landwirt fühlte sich zwar<br />

nach eigenen Aussagen jetzt wie ein Hallig-<br />

Bauer, doch fragte er im gleichen Atemzug, ob<br />

ich seine Gerätschaften (riesige Traktoren und<br />

anderes Gerät) haben wolle, da er nie wieder als<br />

Landwirt arbeiten werde und könne. Sein Land<br />

sei, auch wenn das Wasser irgendwann einmal<br />

weg sein werde, total kontaminiert und nicht<br />

mehr für den Bio-Anbau brauchbar.<br />

Wathose löcherig geworden. Sohlen lösten sich<br />

von den Gummistiefeln, weil das Wasser so<br />

sehr mit Chemikalien kontaminiert war. Zu<br />

diesem Zeitpunkt wusste man noch nicht, wie<br />

man mit dieser Kontamination umgehen sollte,<br />

da hier ein Abpumpen nur zu einer Kontaminationsverschleppung<br />

geführt hätte. Aber auch<br />

weitere Gespräche ließen uns nachdenklich<br />

werden, z.B. mit einer älteren Dame, die Rat<br />

bei uns suchte, weil sie keine Entwässerungstabletten<br />

mehr hatte. Sie erklärte, dass sie zwar<br />

fast zu ihrem Hausarzt schauen könne, aber<br />

aufgrund der Sprengungen und der zerstörten<br />

Straßen nun einen Umweg von 140 km fahren<br />

müsse. Solche und ähnliche Fragen stellen einen<br />

Rettungsdienst schnell vor Probleme, denn im<br />

Normalfall würden solche Patienten zum Hausarzt<br />

bzw. in ein Krankenhaus gebracht werden.<br />

Deshalb sollte, wenn man sich in solche Einsätze<br />

begibt, auf jeden Fall eine ausgiebige<br />

Abb. 6: Ununterbrochener<br />

Pumpeneinsatz, damit das<br />

Wasser im Dorfkern nicht<br />

weiter ansteigt<br />

Abb. 7: Mit etlichen Pumpen<br />

wurde das Wasser in die<br />

angelegten Ablaufrinnen<br />

gepumpt<br />

Ich wusste, was er meinte. Einigen Einsatzkräften<br />

ist bei der Arbeit in den Vorgärten die<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 119<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />

15


RETTUNG/SANITÄT<br />

Wieder etwas Hoffnung<br />

Durch ein deutliches Auftreten der Einsatzleitung<br />

im Krisenstab und das weitere Anfordern<br />

von Material konnte bereits nach 36 Stunden<br />

ein erster kleiner Erfolg verbucht werden. Und<br />

damit kehrte auch ein wenig Hoffnung in die<br />

Gesichter der Bevölkerung zurück. Mit dieser<br />

Hoffnung wichen auch die Skepsis und Abneigung<br />

gegen uns. Mit jeder Maßnahme, die<br />

eingeleitet wurde, stieg das Vertrauen. Die<br />

Deichsicherung funktionierte, das Abpumpen<br />

des Wassers durch Hochleistungspumpen lief,<br />

die Frischwasserversorgung der eingeschlossenen<br />

Menschen war sichergestellt. Aber die<br />

bedeutenden Momente waren die freudigen<br />

Gesichter der Menschen, denen man mit kleinen<br />

Maßnahmen schon helfen konnte. Durch<br />

das banale Aufstellen einer mobilen Toilette hat<br />

man etlichen Menschen wieder zu Würde verholfen.<br />

Die Dankbarkeit, die diese Menschen<br />

uns von da an entgegenbrachten, ist schwer zu<br />

beschreiben. Es wurde kurzerhand ein Helferfest<br />

an der örtlichen Feuerwache organisiert.<br />

Hier hatten Helfer und Betroffene für kurze<br />

Zeit ein Gefühl der Normalität. Ein weiteres<br />

Bild, das bei der Abfahrt entstanden ist, bleibt<br />

in Erinnerung: Eine junge dreiköpfige Familie<br />

stand im Türrahmen ihres Hauses, sie hielten<br />

sich alle an ihren Händen fest, dabei weinten<br />

sie vor Freude. Von den Augen und Lippen der<br />

jungen Ehefrau konnte man das Wort „Danke!“<br />

ablesen.<br />

Im Nachhinein<br />

Rückblickend betrachtet muss man sagen, dass<br />

die Entscheidung des Bereitschaftsführers richtig<br />

war, bei solchen Einsätzen ein Rettungsmittel<br />

mitzuführen. Dafür sprechen schon die<br />

örtlichen Gegebenheiten im Einsatzgebiet: Ein<br />

Krankenhaus liegt über 100 km weit weg, der<br />

örtliche Rettungsdienst benötigt bei einem Notfall<br />

eineinhalb Stunden. Aber auch für die Moral<br />

der Einsatzkräfte ist es wichtig, dass, wenn<br />

ihnen was passiert, sie sofort Hilfe bekommen.<br />

Abb. 8: Bei 37 °C wurden<br />

auf einer Länge von 1,5 km<br />

C-, D- und F-Schläuche unter<br />

Schutzmaßnahmen wegen<br />

des Eichen-Prozessionsspinners<br />

gelegt<br />

Abb. 9: Überflutete Grundstücke,<br />

so weit man schaute<br />

Eine ausführliche Dokumentation<br />

dieses Einsatzes<br />

finden Sie hier:<br />

www.kfv-pinneberg.de/<br />

uploads/media/Einsatzdokumentation-Kamern-neu.pdf<br />

Vorbereitung stattfinden. Denn neben allen<br />

rettungsdienstlichen Aufgaben ist solch ein<br />

Rettungsmittel auch immer Anlauf- und Beratungsstelle<br />

für hilfesuchende Bürger. Ebenso<br />

ist ein gewisses Verständnis von der Arbeit der<br />

Feuerwehr hilfreich, um für sich selbst die Gefahren<br />

einschätzen und minimieren zu können.<br />

48 Einsatzkräfte wurden bei diesem Einsatz<br />

durch den Rettungsdienst versorgt, wobei allergische<br />

Reaktionen durch den Kontakt mit dem<br />

Eichen-Prozessionsspinner über 40-mal verbucht<br />

wurden. Hinzu kamen durch die hohen<br />

Temperaturen und die körperlich anstrengende<br />

Arbeit Kreislaufprobleme und leichte knöcherne<br />

Verletzungen. Ebenso wurden einige<br />

Versorgungen und Beratungen der Bevölkerung<br />

durchgeführt. Positiv ist aber, dass man sich<br />

weiter auf Kreis- und Landesebene mit diesem<br />

Einsatz nach wie vor im Dialog befindet und<br />

ihn akribisch aufarbeitet und auswertet. Es finden<br />

bereits erste Anschaffungen und Strukturveränderungen<br />

statt.<br />

Viele Hilfsaktionen sind im Ort Kamern angelaufen.<br />

Hochrangige Politiker haben sich auch<br />

Monate nach der Akutphase immer wieder<br />

Bilder vom Ort und der Region gemacht. Kameraden,<br />

die Monate danach noch mal in den<br />

Ort gefahren sind, berichteten Ähnliches. Man<br />

kann zwar noch nicht von Normalität sprechen,<br />

aber es ist ein deutlicher Aufbau spürbar. Persönlich<br />

bin ich froh, diesen Einsatz begleitet zu<br />

haben, und dankbar für die vielen gesammelten<br />

Eindrücke.<br />

<br />

16<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 120


Überörtliche Hilfeleistung:<br />

Verstärkter Wasserrettungszug<br />

NRW in Magdeburg<br />

RETTUNG/SANITÄT<br />

K. Püttmann<br />

Anfang Juni 2013 kämpften im Osten und Süden<br />

Deutschlands tausende Menschen gegen<br />

die Fluten übertretender Flüsse. Bis zu 4.000<br />

Rotkreuzler standen den Flutopfern in den<br />

Hochwassergebieten täglich zur Seite, darunter<br />

insgesamt rund 900 Helferinnen und Helfer des<br />

DRK aus Nord rhein-Westfalen, die überwiegend<br />

in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt eingesetzt<br />

wurden. Sie unterstützten die Menschen bei<br />

der Deichverteidigung, evakuierten Menschen<br />

aus ihren Häusern, betreuten und versorgten<br />

Betroffene sowie die vielen tausend Hilfskräfte<br />

aus ganz Deutschland. Außerdem wurden technisches<br />

Gerät sowie Lebensmittel, Zelte und<br />

Feldbetten aus NRW in die betroffenen Regionen<br />

gebracht.<br />

Allein der deutlich verstärkte Wasserrettungszug<br />

NRW (WR-Z) des DRK war mit insgesamt<br />

107 Einsatzkräften aus den DRK-Kreisverbänden<br />

Aachen, Bonn, Düsseldorf, Essen, Euskirchen,<br />

Krefeld, Mülheim an der Ruhr, Neuss,<br />

Niederrhein, Rhein-Sieg, Freckenhorst und der<br />

DRK-Landesvorhaltung Nordrhein (LaVo Nordrhein)<br />

vom 8. bis 14. Juni 2013 in Magdeburg im<br />

Einsatz. Bereits am 7. Juni 2013 wurden im Einsatzstab<br />

des DRK-Landesverbandes Nordrhein<br />

die Optionen einer überörtlichen Hilfeleistung<br />

erörtert. In der Folge konnte dem Ministerium<br />

für Inneres und Kommunales (MIK) NRW ein<br />

verstärkter WR-Z NRW des DRK angeboten<br />

werden. Letzte Abstimmungen zu diesem Einsatz,<br />

für den speziell die Hochwasserboote der<br />

beiden WR-Z der DRK-Wasserwacht in Nordrhein<br />

zusammengezogen wurden, konnten<br />

noch in der Nacht zu Samstag mit den zuständigen<br />

Behörden getroffen werden. Insbesondere<br />

konnte so die Einbindung der Einsatzeinheit<br />

(EE) NRW 02 des Kreises Wesel – um die Eigenversorgung,<br />

Betreuung und sanitätsdienstliche<br />

Eigensicherung des verstärkten WR-Z NRW<br />

sicherzustellen – mit der Bezirksregierung Düsseldorf<br />

vereinbart werden.<br />

Alarmierung<br />

Nach Bestätigung des Einsatzauftrages durch<br />

das MIK NRW an den DRK-Landesverband<br />

Nordrhein am frühen Samstagmorgen des<br />

8. Juni 2013 wurde über den Einsatzstab die<br />

Alarmierung des verstärkten WR-Z NRW nach<br />

Magdeburg über das Alarmierungssystem<br />

„GroupAlarm“ veranlasst. Nur kurze Zeit später<br />

war der komplette Verband im Sammelraum<br />

AK Duisburg/Wedau abmarschbereit.<br />

Zur Einsatzformation gehörten:<br />

• ein verstärkter WR-Z NRW der DRK-Wasserwacht<br />

(Stärke 1/9/46/56) mit<br />

– 9 speziellen Hochwasserbooten,<br />

– 1 Rettungsboot in Reserve,<br />

– Fließwasserrettern (Wasserretter) und<br />

– verstärkter Führungskomponente in<br />

Staffelgröße;<br />

• ein Krad zur Erkundung;<br />

• die EE 02 aus dem Kreis Wesel (Stärke<br />

1/8/30/39);<br />

• Spezialfahrzeuge und Ausrüstung der LaVo<br />

Nordrhein (Stärke: 0/1/11/12)<br />

Abb. 1: Der deutlich<br />

verstärk te Wasserrettungszug<br />

NRW des DRK war mit<br />

insgesamt 107 Einsatzkräften<br />

vom 8. bis 14. Juni 2013 in<br />

Magdeburg im Einsatz<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 121<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />

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RETTUNG/SANITÄT<br />

allein in der technischen Unterstützung (Stromversorgung<br />

am Einsatzort, Zeltbau usw.) des<br />

WR-Z, sondern z.B. auch in vorhandener Qualifikation<br />

und Erfahrung im Umgang mit Brennstoffen<br />

als Reserve für die Bootstrupps sowie<br />

der Verbesserung von Logistik und Transportsicherheit<br />

bei Tauchflaschentransporten.<br />

Abb. 2: Innerhalb des WR-Z<br />

wurden erstmals Fließwasserretter<br />

der DRK-Wasserwacht<br />

in den Einsatz der<br />

Bootstrupps eingebunden<br />

Abb. 3: Bei überörtlichen<br />

Hilfeleistungen wie dem<br />

Hochwassereinsatz sollten<br />

zukünftig weitgehend autarke<br />

Einsatzbereitschaften<br />

die Entlastung örtlicher Einsatzstrukturen<br />

sicherstellen<br />

Zugtrupp der Einsatzeinheit<br />

als „Vorauskommando“.<br />

Nach Aufstellung des Marschverbandes wurde<br />

der Zugtrupp der EE als „Erkunder“ von Anfahrtswegen,<br />

Umleitungen sowie Tank- und<br />

Rastanlagen dem Verband vorausgeschickt.<br />

Dessen Auftrag war es, ausreichende Aufstellflächen<br />

für den Marschverband zu erkunden<br />

und freizuhalten sowie Tankvorgänge zeitlich<br />

zu optimieren und zu dokumentieren, um<br />

die schnellstmögliche Verlegung des Marschverbandes<br />

ins Einsatzgebiet zu sichern. Die einzelnen<br />

Etappen wurden an dem Fahrzeug mit<br />

der geringsten Reichweite bemessen. Dies ermöglichte<br />

in Verbindung mit dem Vorauskommando<br />

einen reibungslosen Ablauf der Hin- und<br />

Rückfahrt.<br />

Technik und Sicherheit im WR-Z<br />

Die Einbeziehung der – nach Landeskonzept<br />

NRW – optionalen Gruppe „Technik und Sicherheit“<br />

hat sich für die internen Belange des<br />

Wasserrettungszuges voll bewährt und sollte<br />

als fester Bestandteil in das Konzept aufgenommen<br />

werden. Der Mehrwert liegt dabei nicht<br />

Unterstützung durch die EE NRW 02<br />

Kreis Wesel<br />

Die weitgehend autarke Versorgung des gesamten<br />

WR-Z durch die mitgeführte EE war für den<br />

Einsatzerfolg und -wert des spontan aufgestellten<br />

Verbandes unverzichtbar. Da die zentrale<br />

Versorgung tausender Einsatzkräfte im Raum<br />

Magdeburg – überwiegend über zentrale Betreuungsplätze<br />

– an ihre Grenzen stieß, war<br />

dies nicht nur zum Erhalt der Motivation und<br />

der körperlichen Einsatzfähigkeit der Einsatzkräfte<br />

notwendig. Zwar zeigte die Bevölkerung<br />

an vielen Orten ein hohes Engagement zur Unterstützung<br />

der Versorgung der Einsatzkräfte,<br />

jedoch lässt sich hier keine grundsätzliche Verlässlichkeit<br />

dieser Hilfe ableiten.<br />

Auch die Einrichtung und der mehrtägige Betrieb<br />

eines Bereitstellungsraumes – inklusive<br />

der notwendigen Aufenthalts- und Ruhe räume<br />

– konnte durch die EE sichergestellt werden.<br />

„Durch diese Eigenleistungen konnten die örtlichen<br />

Strukturen erheblich entlastet werden“,<br />

so Klaus Püttmann, Technischer Leiter der<br />

Wasserwacht im DRK Landesverband Nordrhein<br />

und Verbandsführer des verstärkten Wasserrettungszuges.<br />

„Bei derartigen überörtlichen<br />

Hilfeleistungen ist es meines Erachtens erforderlich,<br />

zukünftig immer eine weitgehend autarke<br />

Einsatzbereitschaft zur Entlastung örtlicher<br />

Einsatzstrukturen sicherzustellen. Hier sollte<br />

konzeptionell in Zukunft eine EE NRW vorgesehen<br />

und regelmäßig mitgeführt werden.“<br />

Sanitätsdienstliche Unterstützung<br />

Primär zur sanitätsdienstlichen Versorgung der<br />

eigenen Einsatzkräfte war die Sanitätsgruppe<br />

der EE vorgesehen, auch um ggf. mehrere<br />

Einsatzstellen bei Aufteilung des WR-Z abzusichern.<br />

Hierzu standen die Krankentransportfahrzeuge<br />

der EE und Zelte sowie Material des<br />

mitgeführten GW San zur Verfügung. Da die<br />

Wasserrettungs-, Boots- und Tauchkapazitäten<br />

jedoch überwiegend geschlossen eingesetzt<br />

wurden, konnte die Sanitätsgruppe der EE auch<br />

die sanitätsdienstliche Betreuung von Sandsackfüllstationen<br />

übernehmen.<br />

18<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 122


NOT<br />

ARZT<br />

An den Sandsackfüllstationen arbeiteten<br />

Einsatzkräfte und Freiwillige aus der Zivilbevölkerung<br />

Hand in Hand – oftmals bis zur Erschöpfung.<br />

Blessuren an Händen, Unterarmen<br />

und Erschöpfungszustände konnten hier durch<br />

die Sanitätsgruppe der EE versorgt werden.<br />

Darüber hinaus wurde wie geplant die Versorgung<br />

der eigenen Einsatzkräfte sichergestellt,<br />

so konnten kleinere Verletzungen und Wunden<br />

jederzeit adäquat erstversorgt und in einzelnen<br />

Fällen auch Transporte in eine weiterführende<br />

Behandlungseinrichtung selbstständig durchgeführt<br />

werden. Auch dies, so Klaus Püttmann,<br />

spreche für die Einbindung einer vollständigen<br />

EE bei überörtlichen Hilfeleistungen durch einen<br />

verstärkten Wasserrettungszug oder Verbände<br />

ähnlicher Größenordnung.<br />

Führungstrupp 1/1/2/4<br />

Kombi KdoW<br />

Tauchgruppe 0/3/7/10<br />

Kombi<br />

Kombi<br />

1. Bootsgruppe 0/3/7/10<br />

Kombi<br />

2. Bootsgruppe 0/3/7/10<br />

Kombi<br />

Kombi<br />

Geräteanhänger (optional)<br />

Motorrettungsboot<br />

ZFü Stv. ZFü<br />

FüHe FüHe / KF B<br />

GrFü TrFü Taucher Signalmann KF BE<br />

Geräteanhänger (optional) TrFü Taucher Signalmann KF BE Helfer<br />

GrFü TrFü Bootsmann ReS KF BE<br />

Kombi TrFü Bootsmann ReS KF BE Helfer<br />

GrFü TrFü Bootsmann ReS KF BE<br />

Motorrettungsboot TrFü Bootsmann ReS KF BE Helfer<br />

3. Bootsgruppe 0/3/7/10<br />

1/13/30/44<br />

RETTUNG/SANITÄT<br />

Kombi<br />

GrFü TrFü Bootsmann ReS KF BE<br />

Umfangreiche Logistik<br />

Die DRK-Landesvorhaltung Nordrhein hatte<br />

vorsorglich weitere – wie sich herausstellte äußerst<br />

wertvolle – Materialien und Geräte mitgeführt.<br />

Dazu zählten Zelte, Zeltheizungen,<br />

Schlafsäcke, Feldbetten usw. Die Zelte konnten<br />

als Wetterschutz und Aufenthaltszelte<br />

an den Sandsackfüllstationen in den Einsatz<br />

gebracht werden, zeitweise wurden sie auch<br />

als Unterkünfte und Ruhebereich im primär<br />

zugewiesenen Bereitstellungsraum benötigt.<br />

Durch diese Vorhaltung konnten z.B. die Einsatzkräfte<br />

und die Verpflegung vor der starken<br />

Sonneneinstrahlung effektiv geschützt und die<br />

Sandsackfüllstationen in ihrer notwendigen Arbeit<br />

unterstützt werden.<br />

Zudem konnte den örtlichen Einsatzleitungen<br />

zusätzliche Transportkapazitäten angeboten<br />

werden, nachdem die mitgeführten Lkw entladen<br />

worden waren. Zwar war eine große<br />

Anzahl von benötigten Rüst-, Pump- und Gerätewagen<br />

sowie Wechselladerfahrzeugen im<br />

Einsatzraum Magdeburg eingetroffen, Fahrzeuge<br />

mit hoher Ladekapazität (etwa für den<br />

Sandsacktransport) waren aber zusätzlich gefragt.<br />

Somit stellte dieses Potential der DRK<br />

LaVo Nordrhein einen weiteren bedeutsamen<br />

Beitrag für den Erfolg des Einsatzes vor Ort dar.<br />

Grafik und Produktion: jens@pesch.at, 01/2010<br />

Kombi TrFü Bootsmann ReS KF BE Helfer<br />

Luftrettung (optional) 0/1/2/3<br />

Kombi<br />

Hochwasser (optional) 0/3/7/10<br />

Kombi<br />

Kombi<br />

Anhänger Hochwasser<br />

SAR<br />

GrFü Luftretter Luftretter<br />

GrFü TrFü Bootsmann ReS KF BE<br />

Anhänger Hochwasser TrFü Bootsmann ReS KF BE Helfer<br />

Gruppe Technik und Sicherheit (optional) 0/1/3/4<br />

Kombi Anhänger Technik<br />

GrFü Technikhelfer Technikhelfer Technikhelfer<br />

Ruhe- und Bereitstellungsräume<br />

Nach der ersten Übernachtung in den mitgeführten<br />

Zelten konnte der verstärkte WR-Z<br />

NRW vom zunächst zugewiesenen Bereitstellungsraum<br />

„Börde Park“ am Sonntag, dem 9. Juni<br />

2013, problemlos an die Grundschule „Kannenstieg“<br />

verlegt werden. Die Kräfte des verstärkten<br />

Wasserrettungszuges begannen sofort mit<br />

der Einrichtung der notwendigen Infrastruktur.<br />

Letztlich wurde der Ruhe- und Bereitstellungsraum<br />

„Kannenstieg“ für die Aufnahme und<br />

Unterbringung von insgesamt ca. 250 Einsatzkräften,<br />

neben dem WR-Z des DRK-Landesverbandes<br />

Nordrhein auch für WR-Z der DLRG aus<br />

Nordrhein-Westfalen, ertüchtigt und bis zum<br />

Einsatzende betrieben.<br />

Hierfür wurden u.a. Sanitär- und Duscheinrichtungen<br />

in der Schule sowie der benachbarten<br />

Sportanlage betrieben. Zur Betreuung und Versorgung<br />

der 250 Einsatzkräfte wurden mehrere<br />

Zelte errichtet und Feldkochherde betrieben.<br />

Auf dem Parkplatz der benachbarten Altenund<br />

Pflegeeinrichtung konnten nach Rücksprache<br />

mit der Heimleitung die Großfahrzeuge des<br />

WR-Z NRW abgestellt werden. Im Ergebnis war<br />

so die Unterbringung und Einsatzbereitschaft<br />

der am Kannenstieg stationierten WR-Z und<br />

deren Einbindung in die Hilfeleistung in Magdeburg<br />

jederzeit sichergestellt.<br />

Abb. 4: Struktur der Wasserrettungszüge<br />

im DRK-Landesverband<br />

Nordrhein e.V.<br />

Klaus Püttmann<br />

Technischer Leiter<br />

Wasserwacht<br />

DRK Nordrhein<br />

Auf`m Hennekamp 71<br />

40 225 Düsseldorf<br />

klaus.puettmann@wasserwacht-nordrhein.de<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 123<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />

19


RETTUNG/SANITÄT<br />

Abb. 5: Die HgWR zeichnet<br />

sich durch ihren speziellen<br />

und hohen Einsatzwert aus<br />

Führung und Verbindung<br />

Vor Ort wurden zur Führung der operativen<br />

Gefahrenabwehrkräfte u.a. zwei Technische<br />

Einsatzleitungen (TEL) gebildet und eingesetzt<br />

– für den Bereich westlich der Elbe die sog. „TEL<br />

Köln“, östlich der Elbe die „TEL Hannover“. Zur<br />

Koordination aller Wasserrettungskapazitäten<br />

in Magdeburg war zudem ein „Meldekopf Wasserrettung“<br />

eingerichtet, der überwiegend per<br />

Mobiltelefon kontaktiert werden musste.<br />

Wegen wechselnder Telefonnummern konnte<br />

die ständige Erreichbarkeit des hier jeweils<br />

Verantwortlichen leider nicht durchgehend sichergestellt<br />

werden. Hier zeigte sich, dass die<br />

adäquate kommunikationstechnische Anbindung<br />

entsprechender (Führungs-)Stellen im<br />

überörtlichen Einsatz im Detail verbesserungswürdig<br />

ist.<br />

„Auch grundsätzlich ist die Einrichtung einer<br />

koordinierenden Stelle für die Wasserrettung<br />

unterhalb einer TEL konzeptionell zu überdenken“,<br />

so Klaus Püttmann. „Aus meiner Sicht<br />

entstand hier – durch die teilweise unklare Führungsstruktur<br />

und fehlende Informations- und<br />

Kommunikationstechnik – ein vermeidbarer<br />

zusätzlicher Koordinationsaufwand.“<br />

Fließwasserretter<br />

Innerhalb des WR-Z wurden erstmals Fließwasserretter<br />

der DRK-Wasserwacht in den Einsatz<br />

der Bootstrupps eingebunden. Durch ihre spezielle<br />

Ausrüstung konnten sie nicht nur bei der<br />

wasserseitigen Deichverteidigung eingesetzt<br />

werden; sie stellen auch bei Evakuierungen und<br />

der Wasserrettung in Hochwasserlagen wert-<br />

volle Helfer in den Bootstrupps dar. „Die Ausbildung<br />

weiterer Fließwasserretter und deren<br />

Einbindung in die WR-Z sollte weiter verfolgt<br />

und unterstützt werden“, so der Technische Leiter<br />

der Wasserwacht, Klaus Püttmann.<br />

Hoher Einsatzwert der Wasserrettungszüge<br />

Dieser Einsatz hat verdeutlicht, dass die in<br />

NRW landesweit einheitlich aufgestellten Wasserrettungszüge<br />

einen hohen Einsatzwert bei<br />

entsprechenden Hochwasserlagen haben. Der<br />

hier eingesetzte und ad-hoc verstärkte Wasserrettungszug<br />

des DRK war ein leistungsstarker,<br />

auf Hochwasserlagen speziell zugeschnittener<br />

und autarker Verband, der durch die Eigenversorgung<br />

und zusätzliche Leistungen die örtlichen<br />

Einsatzstrukturen spürbar und deutlich<br />

unterstützen konnte.<br />

Die gemachten Erfahrungen hinsichtlich der<br />

Logistik, Versorgung, Eigensicherung der Einsatzkräfte,<br />

Führung und die eingeschränkte<br />

Schichtfähigkeit sollten in den entsprechenden<br />

Konzepten – insbesondere für mehrtägige Einsätze<br />

außerhalb Nordrhein-Westfalens – Berücksichtigung<br />

finden. Etwa könnte für den<br />

Einsatz mehrerer WR-Z eine Führungseinheit<br />

vorgesehen werden – und dies nicht nur für<br />

überregionale Hilfseinsätze –, sodass zwei bis<br />

drei Wasserrettungszüge NRW (WR-Z NRW)<br />

mit einer Logistik- und Versorgungskomponente<br />

inklusive einer Einsatzeinheit NRW (EE<br />

NRW) unter einheitlicher Führung zu einem<br />

„Erweiterten WR-Z NRW“ zusammengefasst<br />

werden könnten.<br />

Weitere Leistungen<br />

der DRK-Wasserwacht Nordrhein<br />

Hubschraubergestützte Wasserrettung (HgWR)<br />

Die HgWR zeichnet sich durch ihren speziellen<br />

und hohen Einsatzwert aus. Diese speziell<br />

geschulten Einsatzkräfte der Wasserrettung<br />

– mit einer rettungsdienstlichen Qualifikation<br />

und regelmäßigen Rezertifizierungen in Kooperation<br />

mit den Standorten der Luftfahrtbetreiber<br />

– konnten multifunktional in den Einsatz<br />

eingebracht werden. Auch aus dem DRK-Landesverband<br />

Nordrhein konnten sogenannte<br />

AirRescueSpecialists (ARS) in diesem Einsatz<br />

ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen.<br />

Das Anhängen von Lasten an Hubschrauber, die<br />

Unterstützung bei Erkundungsflügen sowie die<br />

Rettung und Evakuierung von Betroffenen aus<br />

der Luft sind hier nur einige wenige spezielle<br />

Einsatzmöglichkeiten. Der gemeinsam von der<br />

20<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 124


Wasserwacht des DRK, der DLRG und der Bundespolizei<br />

betriebene Standorte der HgWR in<br />

Hangelar sollte auch in Zeiten der sprichwörtlich<br />

gewordenen „knappen Kassen“ erhalten<br />

und ggf. gestärkt werden. Dies trifft sicherlich<br />

auch auf weitere Standorte der HgWR bundesweit<br />

zu.<br />

Gemeinsame Ausbildung der Einsatzkräfte <br />

Im Zuge dieses Einsatzes konnte festgestellt<br />

werden, dass die Entscheidung für eine weitgehend<br />

gemeinsame Helfergrundausbildung<br />

und Führungskräftequalifikation der Gemeinschaften<br />

Wasserwacht und Bereitschaften im<br />

DRK-Landesverband Nordrhein sich bewährt<br />

hat. Der gemeinschaftsübergreifend einheitliche<br />

Sprachgebrauch an der Einsatzstelle, einheitliche<br />

Begrifflichkeiten, Meldewesen und<br />

Führungsstrukturen sind für die Einsatzkräfte<br />

der DRK-Einsatzformationen regelmäßiger<br />

Ausbildungsgegenstand – auch über die DV 100<br />

hinaus – und erleichtert das „Leben in der Lage“<br />

erheblich.<br />

Die strikte Orientierung an den einschlägigen<br />

bundesweit verbreiteten Glossars (z.B. des BBK<br />

und der SKK) und Dienstvorschriften (z.B. die<br />

DV 100) erweist sich dabei als unabdingbar. Nur<br />

auf dieser Grundlage konnte auch die Einbindung<br />

von Fachberatern der DRK-Wasserwacht<br />

Nordrhein in die TEL Köln, über die hier tätige<br />

„MoFüst Rheinland“ aus dem Regierungsbezirk<br />

Köln, erfolgreich dargestellt werden.<br />

Fazit<br />

Die Motivation und das Engagement aller eingesetzten<br />

Einsatzkräfte des DRK aus dem Landesverband<br />

Nordrhein waren für Klaus Püttmann<br />

enorm: „Als verantwortliche Führungskraft des<br />

verstärkten Wasserrettungszuges möchte ich an<br />

dieser Stelle ein herzliches Dankeschön allen<br />

mitwirkenden DRK-Einsatzkräften, dem Ministerium<br />

für Inneres und Kommunales NRW,<br />

den Bezirksregierungen Köln und Düsseldorf,<br />

dem DRK-Einsatzstab im Landesverband Nordrhein,<br />

der DRK-Landesvorhaltung Nordrhein,<br />

den vielen Arbeitgebern, meiner ausgezeichneten<br />

Führungsmannschaft und nicht zuletzt<br />

unseren Familien sagen, die uns wieder einmal<br />

den Rücken für diesen Einsatz freigehalten und<br />

gestärkt haben. Auch die große Solidarität der<br />

Bevölkerung und die gute Zusammenarbeit mit<br />

anderen Hilfsorganisationen werden mich lange<br />

an diesen Hochwassereinsatz erinnern. Nur<br />

gemeinsam konnten wir eine solche Situation<br />

meistern.“<br />

<br />

Wasserrettungszug Nordrhein-Westfalen<br />

Beim „Wasserrettungszug Nordrhein-Westfalen“ handelt es sich um einen behördlich<br />

per Erlass geregelte Einsatzformation. Ein entsprechendes Papier des NRW-Innenministeriums<br />

beschreibt den Wasserrettungszug (WR-Z NRW) dabei als taktische Einheit des<br />

Katastrophenschutzes. Sie soll zum Einsatz kommen, wenn Einsatzlagen wie z.B. Überschwemmungen<br />

oder Hochwasser mit den örtlichen Vorhaltungen zur „alltäglichen“ Gefahrenabwehr<br />

allein nicht mehr zu bewältigen sind. Zu den planerischen Aufgaben der WR-Z<br />

NRW gehören neben der Rettung von Menschen und Tieren auch die Evakuierung oder<br />

Versorgung der Bevölkerung überschwemmter Gebiete sowie Deichsicherung oder Unterstützung<br />

bei der Bergung wassergefährdender Stoffe. Darüber hinaus kann ein WR-Z NRW<br />

auch zur Unterstützung bei Einsätzen jeglicher Art eingesetzt werden.<br />

Der Einsatz eines WR-Z NRW ist nicht auf eine örtliche Zuständigkeit begrenzt, sondern<br />

konzeptionell in allen Landesteilen oder auch in anderen Ländern möglich. Der vorgesehene<br />

Einsatzbereich liegt im, am und auf dem Wasser. Die erforderlichen Einheiten werden von<br />

den Hilfsorganisationen im Rahmen Ihrer Mitwirkung gemäß nordrhein-westfälischer Gesetzeslage<br />

(Gesetz über den Feuerschutz und die Hilfeleistung, FSHG, §18) eingesetzt. Das<br />

Konzept sieht die Aufstellung von 20 WRZ in Nordrhein-Westfalen vor.<br />

Bei einer Gesamtstärke von 44 Einsatzkräften (1/9/34/44) sind im WR-Z NRW ein Führungstrupp,<br />

drei Bootsgruppen und eine Tauchgruppe vorgesehen. Zusätzlich ist noch ein Logistiktrupp<br />

(0/1/3/4) möglich. Die vorgesehene Besetzung soll mindestens in doppelter Stärke<br />

benannt sein. Die konkreten planerischen Leistungsmerkmale lauten gemäß Konzept:<br />

• Evakuierungen von mindestens 50 Personen pro Stunde aus überschwemmten<br />

innerstädtischen Wohngebieten.<br />

• Evakuierung von mindestens 20 Personen oder 10 Großtieren pro Stunde aus<br />

ländlichen Gebieten.<br />

• Sicherung der Grundversorgung – von 500 Einwohnern im Schichtsystem<br />

(unterstützt von zwei weiteren WR-Z NRW).<br />

• Deichsicherung von Abschnitten bis zu 50 m Länge pro Tag bei Bereitstellung des<br />

Materials und mit Unterstützung weiterer Helfer.<br />

• Sicherung wassergefährdender Stoffe in überschwemmten Gebieten wie z.B.<br />

Heizöltanks durch Unterstützung der Feuerwehr- oder THW-Kräfte im und am Wasser.<br />

• Unterstützung bei Einsätzen, die nicht im Zusammenhang mit den originären Aufgaben<br />

stehen soweit erforderlich.<br />

Zur wirkungsvollen Erfüllung dieser Aufgaben ist für den WR-Z NRW (vereinfacht) folgende<br />

Ausstattung und Mindestqualifikation vorgesehen:<br />

Zur wirkungsvollen Erfüllung dieser Aufgaben ist für den WR-Z NRW (vereinfacht) folgende<br />

Ausstattung und Mindestqualifikation vorgesehen:<br />

Führungstrupp: Zugführer mit einem stellv. Zugführer und zwei Führungsgehilfen (je ein<br />

Kraftfahrer und Sprechfunker) mit einem Kommandowagen oder einem ELW 1;<br />

Tauchtrupp: Tauchgruppenführer (Gruppenführer und Einsatztaucher), Tauchtruppführer<br />

(Truppführer und Einsatztaucher), zwei Einsatztaucher und ein Signalmann (Signalmannausbildung)<br />

mit Leichttauchgeräten, Transport-/Gerätewagen und Zusatzausstattung;<br />

Bootstrupp: Bootsgruppenführer (Gruppenführer) als Führer zweier Bootstrupps, ein<br />

Bootsführer (Bootsführerschein), zwei Helfer und ein Kraftfahrer mit einem Motorrettungsboot<br />

inklusive Zubehör sowie zugehörigem Bootsanhänger und Zugfahrzeug.<br />

Konzeptionell ist eine nach Größe und Motorleistung sich unterscheidende Aufteilung der<br />

Motorrettungsboote in Mehrzweckboote, Tauch-/Transportboote, Hochwasserboote und<br />

Erkundungsboote vorgesehen. Die Ausbildung erfolgt dabei nach den Vorgaben der Hilfsorganisationen,<br />

die im Detail die Erfüllung der Anforderungen nach dem Landeskonzept<br />

regeln. Im Einsatzfall können die WR-Z NRW als geschlossener Verband in den Einsatzraum<br />

verlegt werden. Dort kann der Verband auch den Einsatzanforderungen entsprechend<br />

getrennt werden. Steht ein mehrtägiger Einsatz bevor, soll ein WRZ den standortnahen<br />

Sammelraum nach sechs Stunden als Verband in Richtung Einsatzgebiet verlassen können.<br />

Dort ist die Unterstellung an die anfordernde Einsatzleitung (TEL) vorgesehen. Anders als<br />

bei den aufgestellten Einsatzeinheiten des Landes NRW (EE NRW), ist der WR-Z NRW komplett<br />

aus organisationseigenen Finanzmitteln der Hilfsorganisationen aufgestellt und für<br />

den Einsatzfall vorgehalten.<br />

RETTUNG/SANITÄT<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 125<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />

21


RETTUNG/SANITÄT<br />

„Gut Ding mit Weile“:<br />

EU-Richtlinie zum<br />

Hochwasser-Risikomanagement<br />

C. von Spiczak-Brzezinski<br />

Grundsätzlich stellt Hochwasser einen natürlichen Prozess dar. Erst durch<br />

die Ansiedlung von Menschen entlang großer Flussläufe wurde aus dem natürlichen<br />

Prozess eine Naturgefahr. Es wird bereits aus dem frühen Mittelalter<br />

aus Köln (1095 und 1240) von verheerenden Hochwassern entlang des<br />

Rheins berichtet, welche die Stadt schwer getroffen haben. Dies wurde in<br />

den letzten zweihundert bis dreihundert Jahren häufiger, zum einen durch<br />

die immer dichter werdende Besiedlung und Bebauung entlang der Flüsse,<br />

zum anderen durch schwerwiegende Eingriffe in die Flussläufe (in Deutschland<br />

ab 1817, z.B. Rheinbegradigung).<br />

Weit vor der einsetzenden Industrialisierung<br />

wurde der Hochwasserschutz entwickelt. Erste<br />

Deichverbände gab es bereits ab dem 15. Jahrhundert,<br />

doch erst mit der Industrialisierung<br />

wurden Schutzprojekte im größeren Umfang<br />

umgesetzt. Der historische Hochwasserschutz<br />

beschränkte sich meist darauf, auf höher gelegenem<br />

Gelände zu bauen. Heutzutage wird direkt<br />

in Überschwemmungsgebieten gebaut und<br />

versucht, diese Infrastrukturen durch Deiche<br />

vor Hochwassern zu schützen. Durch die damit<br />

einhergehende Einengung des Flussbettes wurde<br />

und wird der Hochwassereffekt jedoch noch<br />

verstärkt und wirkt sich vor allem auf die unterhalb<br />

gelegenen Flussanlieger aus.<br />

Seit den Hochwassern in den 90er Jahren an<br />

Rhein (1993, 1995) und Oder (1997) reagierte<br />

man in Deutschland – aber auch in anderen<br />

Ländern – auf die zunehmende Gefahr von<br />

extremen Hochwassern und leitete Gegenmaßnahmen<br />

ein. Dominierte zunächst ein<br />

Sicherheitsdenken, versucht man seit einigen<br />

Jahren eine Risikokultur im Hochwasserschutz<br />

zu etablieren. Das vorläufige Ziel dieser Bemühungen<br />

stellt die EU-Hochwasser- Risikomanagement-Richtlinie<br />

dar (EU-HWRM-RL).<br />

Sicherheitsdenken<br />

Beim Ansatz des Sicherheitsdenkens steht der<br />

Schutzaspekt im Vordergrund. Es wurden statistisch<br />

Hochwasserstände errechnet, die alle<br />

100 bis 200 Jahre auftreten, und auf diese Höhe<br />

wurden dann die technischen Hochwasserschutzvorrichtungen<br />

(Deiche, Schutztore,<br />

Schutzmauern, etc.) ausgelegt. Vereinfacht<br />

kann man sagen: Man baute die Deiche so<br />

hoch, wie das Wasser steigen konnte, stieg es<br />

einmal höher, wurden im Anschluss die Deiche<br />

erhöht. In den Maßnahmen des technischen<br />

Abb. 1: Zukünftig gilt es zu<br />

verhindern, dass Hochwasserereignisse<br />

zu erheblichen<br />

Schäden an wichtigen Infrastrukturen<br />

führen<br />

22<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 126


Hochwasserschutzes sah man seinerzeit den<br />

Goldstandard.<br />

Risikokultur<br />

Bei der Risikokultur hingegen wird ein anderer<br />

Ansatz vertreten. Dabei wird nicht nur auf<br />

der einen Seite versucht, eintretende Ereignisse<br />

zu bewältigen, sondern weitere präventive<br />

Maßnahmen zu ergreifen, um das Risiko zu<br />

senken, dass ein solches Ereignis schwerwiegende<br />

Auswirkungen hat. Übertragen auf den<br />

Hochwasserschutz bedeutet dies, dass nicht<br />

einfach nur Deiche erhöht werden, um einen<br />

Ort vor Hochwassern zu schützen, sondern es<br />

werden auch Maßnahmen ergriffen, um z.B.<br />

den Pegelstand zu senken (Polder öffnen, neue<br />

Überschwemmungsgebiete einrichten) oder<br />

durch raumplanerische Maßnahmen (keine Bebauung<br />

in überschwemmungsgefährdeten Gebieten)<br />

die Auswirkungen eines Hochwasser<br />

reduzieren. Erste Maßnahmen und Aktionspläne,<br />

welche diesen Ansatz verfolgen, wurden<br />

durch die Bund/Länder Arbeitsgemeinschaft<br />

Wasser (LAWA) bereits 1995 verabschiedet,<br />

nachdem es kurz hintereinander zu zwei extremen<br />

Rheinhochwasser gekommen war. Diese<br />

Maßnahmen wurden nach jedem Hochwasser<br />

weiter ausgebaut und gipfeln nun in der Europäischen<br />

Richtlinie zum Hochwasserrisikomanagement.<br />

Hochwasserrisikomanagement<br />

Seit einigen Jahren existiert bereits der Ansatz<br />

des integrierten Hochwasserrisikomanagements.<br />

In diesem Prozess werden alle Fachdisziplinen<br />

beteiligt, die helfen können, das Risiko<br />

zu minimieren, das von Hochwassern ausgeht.<br />

Dabei setzt der Hochwasserschutz nicht erst<br />

entlang der Flussläufe ein, sondern bereits viel<br />

früher, in den Wäldern, auf Feldern und auch in<br />

Wohngebieten. Hier wird durch Aufforstung,<br />

besseres Wirtschaften und die Reduzierung<br />

versiegelter Flächen erreicht, dass der Boden<br />

mehr Wasser aufnehmen kann. Somit kommt<br />

bei anhaltenden starken Niederschlägen z.B.<br />

das Wasser nur in Teilen und dann auch nur<br />

stark verzögert in die großen Flussläufe, was<br />

ebenfalls hilft, Hochwasser zu reduzieren.<br />

Das zweite große Element stellt, wo möglich<br />

und umsetzbar, eine Renaturierung von Bachund<br />

Flussläufen dar. Durch diese Maßnahmen<br />

fließen Wassermassen langsamer ab bzw. sie<br />

finden weite Flächen vor, um sich auszudehnen,<br />

wodurch die Pegel ebenfalls stark zu senken<br />

sind. Diese Maßnahmen lassen sich naturgemäß<br />

nicht überall umsetzen, vor allem entlang<br />

hiesiger großer Wasserstraßen muss ein<br />

Kompromiss zwischen Transportwirtschaft<br />

und Hochwasserschutz gefunden werden. Hier<br />

bietet sich vor allem entlang von Flüssen wie<br />

Rhein, Elbe und Donau an, Deiche zurückzuverlegen,<br />

um dem Wasser mehr Raum zu geben.<br />

Dabei sollen natürlich keine Siedlungen ins<br />

Wasser gesetzt werden, aber in vielen Regionen<br />

werden auch Felder und Wiesen durch Deiche<br />

eingeschlossen, die als Überschwemmungsfläche<br />

genutzt werden könnten. Hinzu kämen so<br />

genannte Polder, Gebiete, die zwar hinter dem<br />

Deich liegen, aber über Schleusen gefahrlos geflutet<br />

werden können, ohne Wohn- oder Gewerbegebiete<br />

zu überschwemmen.<br />

Der letzte große Abschnitt des Hochwasserrisikomanagements<br />

umfasst das Baurecht. Hier<br />

werden nach genauen Vermessungen die Überschwemmungsgebiete<br />

entlang der Flussläufe<br />

neu ausgewiesen und für diese Gebiete das<br />

Baurecht geändert. In vielen Fällen sind dann<br />

Neubauten gänzlich verboten, ebenso An- und<br />

Erweiterungsbauten bestehender Immobilien.<br />

Hinzu kommen Auflagen, etwa der Verzicht<br />

auf Anlagen, die wassergefährdende Stoffe enthalten<br />

(z.B. Ölheizungen). Aber auch Tanklager<br />

oder bestimmte chemische Betriebe dürfen sich<br />

dort dann nicht mehr ansiedeln.<br />

Abb. 2: Das Hochwasserrisikomanagement<br />

ist in die<br />

Katastrophenvorsorge als<br />

vorbeugende Maßnahme<br />

einzuordnen<br />

RETTUNG/SANITÄT<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 127<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />

23


RETTUNG/SANITÄT<br />

Abb. 3: Spezielle Maßnahmen<br />

zum Schutz von gefährdeten<br />

Gebäuden können<br />

vorgeplant werden (Objektschutz)<br />

Der Grundgedanke des integrierten Hochwasserrisikomanagements<br />

ist der prozesshafte<br />

Kreislauf. Dabei soll, ähnlich wie bei dem Führungskreislauf<br />

nach DV 100, die bestehende<br />

Situation analysiert werden, um Maßnahmen<br />

zur Reduzierung des Hochwasserrisikos zu<br />

planen und umzusetzen. Nach der Umsetzung<br />

dieser Maßnahmen wird dann die neue Situation<br />

bewertet. Ziel ist es, dieses Kreislaufschema<br />

immer fortwährend zu durchlaufen und bei<br />

jedem Durchgang das Hochwasserrisiko ein<br />

wenig zu reduzieren. Durch diesen Prozess ist<br />

von einem sich stetig verbessernden Hochwasserschutz<br />

auszugehen. Durch die fortwährende<br />

Auseinandersetzung mit dem Hochwasserrisiko<br />

bleiben Hochwasserkarten und Einsatzpläne<br />

immer auf dem aktuellen Stand und ermöglichen<br />

so eine bessere Abwehr von Hochwassern.<br />

Diese EU-Richtlinie setzt in großen Teilen die<br />

Ansätze des integrierten Hochwasserrisikomanagements<br />

um und macht dies zur Vorgabe<br />

für alle EU-Mitgliedsländer, wie der Hochwasserschutz<br />

auf nationaler Ebene zu organisieren<br />

und zu planen ist. Neben dem besseren Ansatz<br />

des Risikomanagements verspricht man<br />

sich im vereinten Europa auch eine bessere<br />

Abstimmung von Maßnahmen bei grenzüberschreitenden<br />

Flussgebietseinheiten. Die großen<br />

Flusssysteme, welche in den vergangenen 20<br />

Jahren mit extremen Hochwassern aufgefallen<br />

waren, führen dabei meist durch mehrere Länder.<br />

So wurden bei den Hochwassern auf Rhein,<br />

Elbe, Oder und Donau jeweils gleich mehrere<br />

Länder durch Hochwasser in Mitleidenschaft<br />

gezogen, sowohl am Oberlauf der Elbe (Tschechien)<br />

und am Oberlauf der Oder (Polen) als<br />

auch am Unterlauf der Donau (vor allem in Österreich,<br />

Ungarn, Rumänien, Bulgarien).<br />

Die Umsetzung der Richtlinie erfolgt(e) in drei<br />

Schritten: Zunächst wurde von Anfang 2010 bis<br />

Ende 2011 eine vorläufige Bewertung von Hochwasserrisiken<br />

vorgenommen. Dabei wurde vor<br />

allem Bezug auf bestehende Karten und Pläne<br />

sowie Erfahrungswerte mit hohen Wasserständen<br />

zurückgegriffen und spezielle Risikogebiete<br />

ausgewiesen. Im zweiten Schritt wurden<br />

von Anfang 2012 bis Ende 2013 einheitliche<br />

Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrisikokarten<br />

erstellt. Diese weisen zum einen die<br />

Ausdehnung der Überschwemmung und dabei<br />

entstehende Wassertiefen in Überschwemmungsgebieten<br />

aus, zum anderen werden bestimmte<br />

Risikoelemente betrachtet, die durch<br />

die Überschwemmungen gefährdet sind. Dazu<br />

gehören neben der Bevölkerung wichtige Infrastrukturen<br />

wie Krankenhäuser, Elektrizitätswerke<br />

und schützenswerte Kulturgüter. Dabei<br />

wurden jeweils folgende Szenarien betrachtet<br />

und in Kartenwerken dargestellt:<br />

EU-Richtlinie<br />

Am 23. Oktober 2007 verabschiedeten der Europäische<br />

Rat und das Europäische Parlament<br />

die Richtlinie über das Management von Hochwasserrisiken<br />

(RICHTLINIE 2007/60/EG).<br />

Die Vorgaben aus dieser Richtlinie wurden im<br />

Rahmen der Neuordnung des Wasserhaushaltsgesetzes<br />

(2010) in Deutschland rechtskräftig.<br />

Aus den Vorgaben der Richtlinie entwickelte<br />

die Bund/Länder Arbeitsgemeinschaft Wasser<br />

(LAWA) Arbeitshilfen und Vorschriften, die für<br />

Deutschland die Details zur Umsetzung der<br />

EU-Richtlinie festschreiben.<br />

• Hochwasser mit niedriger Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

(HQ extrem<br />

),<br />

• Hochwasser mit mittlerer Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

≥ 100 Jahre (HQ 100<br />

) und<br />

• Hochwasser mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

(HQ häufig<br />

).<br />

Die Karten stehen inzwischen auf den Internetseiten<br />

der zuständigen Landesmittelbehörden<br />

zum Download bereit. Die Zuständigkeit<br />

variiert dabei zwischen den Bundesländern, in<br />

NRW sind z.B. die oberen Umweltschutzbehörden<br />

zuständig, die bei den fünf Bezirksregierungen<br />

ansässig sind.<br />

24<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 128


Seit Anfang des Jahres sind die zuständigen Behörden<br />

auf allen Ebenen damit befasst, bis Ende<br />

2015 Hochwasserrisikomanagementpläne zu<br />

erstellen. Diese Pläne werden für jede Stadt und<br />

jeden Landkreis aufgestellt und umfassen alle<br />

Maßnahmen zum Management der Hochwasserrisiken,<br />

die auf dem jeweiligen Stadtgebiet<br />

umzusetzen sind. Die Herausforderung besteht<br />

darin, dass in einem Plan für jeweils eine Stadt<br />

viele verschiedene Maßnahmen verschiedener<br />

Behörden auf kommunaler, Landes- und Bundesebene<br />

zusammengefasst werden müssen.<br />

Dabei zeichnet jede Verwaltungsebene für andere<br />

Maßnahmen verantwortlich. So sind für<br />

den technischen Hochwasserschutz entlang<br />

der Bundeswasserstraßen die Landesbehörden<br />

zuständig. Maßnahmen und Alarmpläne<br />

für den Katastrophenschutz fallen dabei in die<br />

kommunale Zuständigkeit. Hier müssen nicht<br />

nur Alarmpläne für die Deichverteidigung erarbeitet,<br />

sondern auch alle anderen Maßnahmen<br />

durch die Stadtverwaltung (wie Stromabschaltungen,<br />

Umleitung des ÖPNV, Evakuierungen,<br />

usw.) erstellt werden.<br />

Die EU-Richtlinie schreibt zudem vor, dass dieser<br />

Prozess von nun an alle sechs Jahre durchlaufen<br />

werden soll – analog zum bisherigen<br />

Ablauf. Ende 2015 wird der Kreislauf des Hochwasserrisikomanagements<br />

zum ersten Mal<br />

durchlaufen sein und es sollten dann flächendeckend<br />

Pläne zum Hochwasserrisikomanagement<br />

bestehen. Damit wäre der größte Teil der<br />

Arbeit geschafft und der iterative Prozess des<br />

Risikomanagements für den Hochwasserschutz<br />

in der EU etabliert. Von da an werden die Pläne<br />

fortlaufend gepflegt und ergänzt, neue Karten<br />

erstellt und – bei planmäßigem Verlauf – das<br />

Hochwasserrisiko stetig vermindert.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Einführung weiter Teile des integrierten<br />

Hochwasserrisikomanagements als verbindliche<br />

Vorgabe im Hochwasserschutz für die<br />

EU schreibt den bereits vor geraumer Zeit<br />

eingeleiteten Paradigmenwechsel im Hochwasserschutz<br />

fest. Dadurch erhält das Risikomanagement<br />

nun auch in diesem Bereich<br />

flächendeckend Einzug, nachdem bereits in<br />

vielen anderen Feldern bereits auf Basis von Risikoanalysen<br />

gearbeitet wird (z.B. Störfallrecht,<br />

Finanzwirtschaft).<br />

Inkrafttreten der Richtlinie<br />

am 26. November 2007<br />

Vorläufige Bewertung<br />

des Hochwasserrisikos<br />

Erstellung von Hochwassergefahrenund<br />

-risikokarten<br />

Erstellung von Hochwasserrisikomanagementplänen<br />

Überprüfung der vorläufigen Bewertung,<br />

Aktualisierung alle 6 Jahre<br />

Überprüfung der Hochwassergefahren- und<br />

-risikokarten, Aktualisierung alle 6 Jahre<br />

Überprüfung der Hochwasserrisikomanagemtpläne,<br />

Aktualisierung alle 6 Jahre<br />

22.12.<br />

2011<br />

22.12.<br />

2013<br />

Grundsätzlich stellt das Konzept des Risikomanagements<br />

an sich keine großartige Neuerung<br />

dar, es ist in vielen Bereichen seit langem etabliert.<br />

Nun erhält es auch im Hochwasserschutz<br />

Einzug und strukturiert das Vorgehen aller EU-<br />

Mitgliedsländer auf die gleiche Weise. Wesentliche<br />

Erfolge und eine signifikante Verringerung<br />

des Hochwasserrisikos werden sich jedoch erst<br />

in einigen Jahren ergeben, wenn die Maßnahmen<br />

weitestgehend umgesetzt wurden. Hier<br />

spielt auch die Langfristigkeit der Maßnahmen<br />

eine wichtige Rolle. Durch die aufwändigen<br />

Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie<br />

lange Bauzeiten bei großen Bauprojekten können<br />

sich Maßnahmen wie die Rückverlegung<br />

von Deichen auch 15 bis 20 Jahre hinziehen.<br />

Dies sieht man z.B. sehr gut entlang der Elbe,<br />

wo man nach dem Hochwasser im Jahr 2002<br />

umfangreiche Maßnahmen zur Verbesserung<br />

des Hochwasserschutzes eingeleitet hat. Bis<br />

heute wurden zwar schon etliche Maßnahmen<br />

abgeschlossen, der Großteil der Bauprojekte<br />

befindet sich jedoch noch in der Planung oder<br />

Umsetzung. Daher waren die Auswirkungen<br />

der Hochwasser von 2013 in vielen Bereichen<br />

ähnlich gravierend wie im Jahr 2002. An etlichen<br />

anderen Stellen waren wiederum die Verbesserungen<br />

des Hochwasserschutzes bereits<br />

deutlich spürbar. Dies betrifft Deichbaumaßnahmen<br />

und die Schaffung von Poldern sowie<br />

zusätzlichen Überschwemmungsflächen gleichermaßen.<br />

Wichtig ist auch, dass die EU-HWRM-RL viele<br />

Maßnahmen aus allen Teilen des Rahmen-<br />

Kreislaufes für das Katastrophenmanagement<br />

aufgreift und somit einen ganzheitlichen Ansatz<br />

verfolgt. Zwar ist erkennbar, dass der<br />

Schwerpunkt der Richtlinie auf die Hochwasservorsorge<br />

ausgerichtet ist, aber auch die Maßnahmen<br />

der Gefahrenabwehr während und zur<br />

Regeneration nach Hochwasserereignissen finden<br />

darin Aufnahme.<br />

<br />

22.12.<br />

2015<br />

22.12.<br />

2018<br />

22.12.<br />

2019<br />

22.12.<br />

2021<br />

Abb. 4: Zeitlicher Ablauf des<br />

EU-Risikomanagements für<br />

(zukünftige) Hochwasserereignisse<br />

Christian von<br />

Spiczak-Brzezinski<br />

Ingenieur für Rettungswesen<br />

Student Katastrophenvorsorge/Katastrophenmanagement<br />

ChristianSB@gmx.de<br />

Weitere Informationen:<br />

www.flussgebiete.nrw.de<br />

(Hochwasserrisikomanagement<br />

NRW)<br />

www.lawa.de<br />

RETTUNG/SANITÄT<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 129<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />

25


RETTUNG/SANITÄT<br />

Online-Plattform ohne Bindung an Hilfsorganisation:<br />

Team Bayern organisiert<br />

Laienhelfer im Katastrophenfall<br />

G. Bücherl<br />

„Team Bayern“ ist eine Kooperation des Bayerischen Roten Kreuzes mit dem<br />

Bayerischen Rundfunk. Freiwillige können sich auf einer Online-Plattform<br />

registrieren, um bei Katastrophen und anderen Notfällen gezielt professionelle<br />

Helfer zu unterstützen. Vorbild sind „Team Österreich“ und „Team<br />

Mecklenburg-Vorpommern“. Mit „Team Bayern“ soll eine Plattform geboten<br />

werden, um dauerhaft die Daten und konkreten Fähigkeiten von Freiwilligen<br />

zu sammeln, die sich nicht an eine Hilfsorganisation binden wollen, aber<br />

mit anpacken, wenn Hilfe dringend gebraucht wird. Freiwillige registrieren<br />

sich dazu in einer Datenbank und werden im Bedarfsfall per SMS alarmiert.<br />

Als im Sommer 2013 in Süddeutschland das<br />

Hochwasser die Schlagzeilen dominierte, waren<br />

Tausende Helferinnen und Helfer im Einsatz.<br />

Professionelle Helfer der Feuerwehren und<br />

Hilfs organisationen, viele von ihnen ehrenamtlich.<br />

Dazu kam eine große Zahl von Freiwilligen,<br />

die keiner Organisation angehörten<br />

und weder über Uniform noch Training im<br />

Hochwassereinsatz verfügten. Wie schon beim<br />

Elbe-Hochwasser im Jahr 2002 war die spontane<br />

Hilfsbereitschaft der Bevölkerung groß.<br />

Ob Sandsäcke füllen, Schlamm schaufeln oder<br />

Hilfsgüter sortieren: Viele packten wie selbst-<br />

verständlich mit an. Anders als 2002 organisierten<br />

sich die Freiwilligen vielfach spontan<br />

über Gruppen in sozialen Netzwerken wie Facebook.<br />

So wurden Hilfe bedarf und Hilfsangebote<br />

koordiniert.<br />

Auch das BRK und der Bayerische Rundfunk<br />

boten mit ihrer gemeinsamen Initiative „Bayern<br />

packt an“ eine solche Koordinationsplattform.<br />

„Das war eine ganz spontane Kooperationsidee<br />

ohne große Vorbereitung“, sagt Raimund Heiny<br />

selbstkritisch. Der 57-jährige Diplom-Biologe<br />

ist ehrenamtlicher Bezirksbereitschaftsleiter<br />

des Roten Kreuzes in Unterfranken. „Wir erhielten<br />

mehr als 3.000 Hilfsangebote und konnten<br />

auch alle Hilfsgesuche bedienen, aber die<br />

Erfassung der unterschiedlichen Angebote war<br />

schon sehr mühsam.“<br />

Übergeordnete Koordinationsplattform<br />

Aus der Zusammenarbeit beim Hochwasser<br />

lernten der BR und Rotes Kreuz zudem, dass<br />

die vielen spontanen Gruppen in den sozialen<br />

Abb. 1: Das Stapeln von<br />

Sandsäcken ist eines der<br />

Betätigungsfelder für die<br />

Freiwilligen<br />

26<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 130


Netzwerken zwar sehr schnell und effizient arbeiteten,<br />

eine übergeordnete Koordination aber<br />

nicht stattfand. Außerdem konnten viele Einsatzleitungen<br />

mit den Hilfsangeboten wenig<br />

anfangen, die Integration in die traditionellen<br />

Einsatzstrukturen im Katastrophenschutz<br />

war eine Herausforderung. Und nicht zuletzt<br />

zeigte sich, dass Hilfe auch über einen längeren<br />

Zeitraum nach der eigentlichen Katastrophe<br />

notwendig ist und dass es sehr hilfreich wäre,<br />

Freiwillige gezielt und nach bestimmten Kriterien<br />

zum Einsatz zu bringen.<br />

RETTUNG/SANITÄT<br />

Diese Erfahrungen spornten Heiny und seine<br />

Kollegen an, „Team Bayern“ zu forcieren, das<br />

sie bereits seit zwei Jahren vorbereitet hatten.<br />

Es soll eine Plattform bieten, um dauerhaft die<br />

Daten und konkreten Fähigkeiten von Freiwilligen<br />

zu sammeln, die sich nicht an eine Hilfsorganisation<br />

binden wollen, aber mit anpacken,<br />

wenn Hilfe dringend gebraucht wird. „Unser<br />

Ziel und die Vision dieses Projektes ist, dass wir<br />

Bayerns größtes Hilfswerk installieren, damit<br />

wir große Katastrophen bewältigen können“,<br />

sagte Christa Prinzessin von Thurn und Taxis,<br />

die damalige BRK-Präsidentin, zum Projektstart.<br />

„Wir mussten das Rad nicht neu erfinden“,<br />

ergänzt Heiny. „Das Team Österreich besteht<br />

seit 2007, das Team Mecklenburg-Vorpommern<br />

seit 2011.“<br />

Beide Projekte sind eine Kooperation zwischen<br />

Rotem Kreuz und regionalen Medienpartnern.<br />

Sie funktionieren nach demselben Prinzip:<br />

Freiwillige registrieren sich in einer Datenbank<br />

und werden im Bedarfsfall per SMS alarmiert.<br />

Sie können in jedem Einzelfall entscheiden, ob<br />

sie für den konkreten Einsatz zur Verfügung<br />

stehen oder nicht. Sie erhalten nach ihrer Anmeldung<br />

eine vierstündige Einweisung, gehen<br />

aber ansonsten keinerlei Verpflichtungen ein.<br />

Im Einsatzfall sind sie über das Rote Kreuz versichert.<br />

Eine Kontaktaufnahme erfolgt jedoch<br />

nur im Einsatzfall und keinesfalls zu Werbeoder<br />

Marketingzwecken. „Uns ist sehr wichtig,<br />

die Daten der Freiwilligen nicht zu missbrauchen<br />

und sie auch nicht mit lästigen Mailings<br />

abzuschrecken“, so Heiny.<br />

Mitmachen kann jeder, der in Bayern oder angrenzenden<br />

Regionen wohnt und über eine<br />

deutsche Mobiltelefonnummer und Zugang<br />

zu einer aktiven E-Mail-Adresse verfügt. Wer<br />

sich online registriert, gibt zunächst die persönlichen<br />

Daten und Informationen zu seiner<br />

Erreichbarkeit ein. Anschließend muss sich<br />

der Freiwillige entscheiden, für welche Art von<br />

Aufgaben er zur Verfügung steht. Zur Auswahl<br />

stehen so unterschiedliche Bereiche wie administrative<br />

Tätigkeiten, Versorgung der Bevölkerung<br />

mit Informationen, Betreuung von<br />

Unverletzten oder Logistikaufgaben. Zudem<br />

kann man angeben, ob man auch unabhängig<br />

von Katastrophen für Nachbarschaftshilfe, Einmal-Aufgaben,<br />

Projekte oder Veranstaltungen<br />

zur Verfügung steht.<br />

Es folgen Fragen zu Kleidergröße, Dauer eines<br />

möglichen Einsatzes, dem gewünschten Einsatzradius<br />

und eigenen Ressourcen, die der<br />

Freiwillige zum Einsatz mitbringen kann. „Das<br />

können Autos sein, aber auch spezielles Werkzeug<br />

oder Pumpen“, so Heiny. Auch Einschränkungen<br />

der Einsatzfähigkeit oder Allergien<br />

sollten die Freiwilligen angeben, ebenso wie<br />

eine mögliche Zugehörigkeit zu einer Hilfsorganisation.<br />

Außerdem werden vorhandene<br />

Qualifikationen wie Sprachkenntnisse, Führerscheine<br />

und Berufsausbildungen abgefragt.<br />

„Den sehr detaillierten Fragebogen haben wir<br />

im Wesentlichen von unseren österreichischen<br />

Kollegen übernommen“, sagt Heiny. „Das hat<br />

uns Arbeit erspart und stellt außerdem sicher,<br />

dass wir bei künftigen Hilfeersuchen an das<br />

Team Bayern gezielt die geeignetsten Freiwilligen<br />

per SMS informieren können. Denn die<br />

alarmierten Helfer sollen ja auch tatsächlich<br />

sinnvoll zum Einsatz kommen.“ Etwa 3.600<br />

Freiwillige haben sich seit Anfang November<br />

2013 beim „Team Bayern“ registriert.<br />

Wichtig ist den Initiatoren, dass das „Team<br />

Bayern“ nicht in Konkurrenz zu etablierten<br />

Hilfsorganisationen tritt. „Wir wollen die organisierten<br />

Helfer ergänzen, entlasten und unterstützen“,<br />

betont Heiny und ergänzt: „Team<br />

Bayern ist kein exklusiver Ressourcenpool des<br />

Abb. 2: Über die Website<br />

geben die Freiwilligen eine<br />

Reihe von Daten ein, die der<br />

gezielten Alarmierung im<br />

Einsatzfall dienen<br />

Gabriel Bücherl, M.A.<br />

Fachjournalist<br />

gabriel@denkkommune.de<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 131<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />

27


RETTUNG/SANITÄT<br />

so Heiny. „Schließlich soll das Team Bayern<br />

nicht als Vermittler billiger Arbeitskräfte missbraucht<br />

werden oder die Helfer gefährden.“<br />

Kommt es dann zu einem Einsatz des Teams,<br />

werden in der Datenbank die geeigneten Freiwilligen<br />

ausgewählt und per SMS alarmiert. Sie<br />

antworten per SMS mit „Ja“ oder „Nein“. Wer<br />

für den Einsatz zur Verfügung steht, erhält detaillierte<br />

Informationen per E-Mail und erfährt<br />

außerdem Zeit- und Treffpunkt für eine Einsatzbesprechung.<br />

Abb. 3: Unter Beachtung<br />

der Hygiene ist auch ein<br />

Einsatz von Freiwilligen bei<br />

bestimmten Verpflegungsaufgaben<br />

denkbar<br />

Weitere Informationen:<br />

www.teambayern.info<br />

www.team-mv.info<br />

www.team-mitteldeutschland.de<br />

www.teamoesterreich.at<br />

Roten Kreuzes, sondern kann von jedermann<br />

und jeder Organisation angefordert werden.“<br />

Einsatzvoraussetzungen<br />

Die Voraussetzungen für einen „Team Bayern“-<br />

Einsatz sind ein öffentliches Interesse, eine<br />

durchgehende Betreuung und Begleitung der<br />

eingesetzten Freiwilligen und ein Einsatzumfeld,<br />

das die Freiwilligen weder gefährdet noch<br />

psychisch oder physisch überfordert. „Jede Anforderung<br />

des Teams, die beim Bezirksverband<br />

Unterfranken des Roten Kreuzes eingeht, wird<br />

deshalb von uns auf diese Kriterien überprüft“,<br />

Mögliche Aufgaben für die Freiwilligen<br />

des „Team Bayern“:<br />

• bei Katastrophen und Großschadenslagen:<br />

– administrative Unterstützung (z.B. Registrierung<br />

Betroffener)<br />

– Unterstützung bei der Betreuung (z.B. Essensausgabe)<br />

– Unterstützung durch manuelle Arbeitskraft,<br />

– Unterstützung bei Aufräumarbeiten (z.B. nach<br />

Sturmschäden)<br />

– Unterstützung bei der Logistik (z.B. Kraftfahrerdienste)<br />

– Unterstützung durch spezielle Qualifikationen<br />

(z.B. Dolmetscher)<br />

• bei anderen Einsätzen:<br />

– Unterstützung beim Umzug eines Heimes<br />

– nachbarschaftliche Unterstützung bei Krankheit<br />

oder Behinderung<br />

– Hilfe bei Behindertenschifffahrten<br />

– Dolmetschertätigkeiten<br />

– Unterstützung sozialer Projekte<br />

– Hilfe bei der Arbeit sozialer Einrichtungen<br />

Genaues Profil der Freiwilligen<br />

„Die Freiwilligen des Team Bayern müssen vor<br />

Ort gezielt eingesetzt und begleitet werden“,<br />

sagt Heiny. Denn im Unterschied zu den Helfern<br />

der Hilfsorganisationen sind sie weder für den<br />

Katastropheneinsatz ausgebildet, noch sind sie<br />

es gewohnt, sich in Einsatzstrukturen einzugliedern<br />

oder in Katastrophengebieten zu arbeiten.<br />

Auch die Abläufe und Zusammenhänge sind<br />

ihnen in der Regel nicht bekannt. „Das werden<br />

wir mit den kurzen Einweisungsveranstaltungen<br />

im Vorfeld nur zum Teil kompensieren können“,<br />

sagt Heiny. „Deshalb müssen wir vor Ort genau<br />

darauf achten, die Freiwilligen nur für solche<br />

Aufgaben einzusetzen, denen sie gewachsen<br />

sind. Alles andere übernehmen die dafür ausgebildeten<br />

Helfer der Hilfsorganisationen“.<br />

Das Bedürfnis, „mit anzupacken“<br />

Dass das gut funktionieren kann, hat sich bereits<br />

beim Sommer-Hochwasser 2013 gezeigt.<br />

„Die Integration von Freiwilligen in unsere<br />

klassische Einsatzstruktur war ungewohnt,<br />

aber sehr bereichernd“, berichtet Thomas Wagmüller<br />

vom Münchner Roten Kreuz, der mit<br />

einer SEG „Verpflegung“ gemeinsam mit der<br />

Bundeswehr in Passau Helfer und Einsatzkräfte<br />

verpflegte. „Das waren überwiegend Passauer<br />

Studenten, aber auch ein Verein von Hobbyköchen<br />

und diverse Gastronomieprofis, die uns<br />

da spontan unterstützt haben. Die haben dann<br />

gemeinsam mit unseren Helfern das Lager organisiert,<br />

Semmeln geschmiert oder Obstsalat<br />

geschnitten. Die Unterstützung und die spontane<br />

Hilfsbereitschaft waren wirklich beeindruckend!“<br />

„Wir haben gesehen, dass Menschen in Katastrophen<br />

das Bedürfnis haben, mit anzu packen“,<br />

fasst Raimund Heiny zusammen. „Und wir haben<br />

gesehen, dass sie sich vor allem über soziale<br />

Netzwerke selbst organisieren. Wenn wir nun<br />

etwas Struktur in diese Hilfe bringen wollen<br />

28<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 132


und zudem eine Verbindung zu den professionellen<br />

Hilfsorganisationen herstellen wollen,<br />

können Initiativen wie das Team Bayern oder<br />

unsere Vorbilder in Österreich und Mecklenburg-Vorpommern<br />

das unterstützen. Wenn wir<br />

zudem davon ausgehen, dass der demografische<br />

Wandel und die veränderten Anforderungen an<br />

ehrenamtliches Engagement die organisierte<br />

Selbsthilfe der Bevölkerung immer wichtiger<br />

werden lassen, sollten wir es unbedingt versuchen.<br />

Ich bin gespannt, welche Erfahrungen wir<br />

damit machen.“<br />

RETTUNG/SANITÄT<br />

Vorbildliche Schwester-Teams<br />

Die Erfahrungen der „Schwester-Teams“ geben<br />

Heiny recht: Rund 35.000 Freiwillige sind<br />

beim „Team Österreich“ registriert. Bei den<br />

bisherigen Einsätzen beseitigten die Helfer u.a.<br />

Hochwasser- und Sturmschäden, besetzten ein<br />

Spendentelefon für die Flut in Pakistan, suchten<br />

Vermisste oder schaufelten Schnee. Zudem<br />

engagiert sich ein fester Stamm der Mitglieder<br />

von „Team Österreich“ in einem eigenen Tafel-Projekt,<br />

das an 80 Ausgabestellen in ganz<br />

Öster reich Hilfsbedürftige mit Lebensmitteln<br />

versorgt. 513 registrierte Freiwillige zählt das<br />

„Team MV“ in Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Neben einem Einsatz zur Deichsicherung 2013<br />

waren die Helfer auch bei etlichen Übungen<br />

des Roten Kreuzes beteiligt. So unterstützten<br />

sie z.B. eine Betreuungseinheit beim Einrichten<br />

und Betreiben einer Notunterkunft.<br />

Bei allen drei bestehenden Teams ist die Kooperation<br />

mit Medienpartnern wesentlich. So<br />

ist gewährleistet, dass einerseits professionell<br />

für ein Engagement in den Freiwilligenteams<br />

geworben wird. Andererseits können die Medienpartner<br />

im Einsatzfall auch über den Einsatz<br />

der Freiwilligen berichten und zudem etwa<br />

Sach- und Ressourcenspenden passend zum<br />

Einsatzauftrag der Freiwilligen akquirieren.<br />

Das sorgt wiederum für eine Anerkennung des<br />

Freiwilligen-Engagements.<br />

Ob sich bei künftigen Katastrophen Freiwillige<br />

in den Teams engagieren oder doch lieber<br />

weiterhin ihre eigenen Initiativen über soziale<br />

Netzwerke gründen und organisieren, bleibt<br />

abzuwarten. Ebenso wird sich zeigen, ob die<br />

Teams auf einzelne Bundesländer beschränkt<br />

bleiben oder ob es gelingt (wie in Österreich),<br />

bundesweit ähnliche oder gar einheitliche<br />

Strukturen zu schaffen. Schließlich halten<br />

sich Schadensereignisse selten an politische<br />

Grenzen. Das gerade gegründete „Team Mitteldeutschland“<br />

– eine Kooperation zwischen<br />

dem Malteser Hilfsdienst, dem THW, dem Mitteldeutschem<br />

Rundfunk und weiteren Partnern<br />

– scheint die Entwicklung hin zu ähnlichen<br />

Modellen zu bestätigen.<br />

<br />

Abb. 4: Beim Hochwassereinsatz<br />

2013 unterstützten<br />

Passauer Studenten, aber<br />

auch ein Verein von Hobbyköchen<br />

und diverse<br />

Gastronomie profis die SEG<br />

Verpflegung u.a. beim Semmeln<br />

schmieren<br />

Röder HTS Höcker GmbH<br />

Hinter der Schlagmühle 1<br />

63699 Kefenrod<br />

Telefon: +49 (0)6049 95 10-0<br />

E-Mail: verkauf@roeder-hts.de<br />

Internet: www.roeder-hts.de<br />

Zelt-Typ Länge x Breite<br />

in Meter<br />

Seitenhöhe<br />

in Meter<br />

Preis in Euro<br />

zzgl. MwSt.<br />

P10 5,00 x 4,75 m 1,70 m 990,00 €<br />

P11 4,00 x 5,90 m 1,90 m 1.030,00 €<br />

P12 6,00 x 5,65 m 1,70 m 1.200,00 €<br />

P13 6,00 x 5,90 m 1,90 m 1.240,00 €<br />

P16 8,00 x 5,65 m 1,70 m 1.465,00 €<br />

P17 8,00 x 5,90 m 1,90 m 1.520,00 €<br />

P20 10,00 x 5,65 m 1,70 m 1.645,00 €<br />

P21 10,00 x 5,90 m 1,90 m 1.735,00 €<br />

P22 12,00 x 5,90 m 1,90 m 1.975,00 €<br />

Weitere Ausstattungen<br />

auf Anfrage.<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 133<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />

29


RETTUNG/SANITÄT<br />

First Responder 2.0:<br />

Leitstellen-Alarmierung per App<br />

P. Hansak<br />

Das „klassische“ First-Responder-Konzept des Steirischen Roten Kreuzes<br />

wird seit Jahren erfolgreich umgesetzt und wurde mit zurzeit 265 Respondern<br />

bereits in den Regelbetrieb des Rettungsdienstes überführt. Derzeit<br />

können sowohl Rettungssanitäter sowie speziell ausgebildete Laien als First<br />

Responder zu Einsätzen entsandt werden. Die Alarmierung erfolgt über<br />

die Landesleitstelle Steiermark (LLS), in deren Einsatzleitsystem First Responder<br />

im Einsatzmittelvorschlag berücksichtigt werden. Dabei wird im<br />

Einsatzfall an alle für den entsprechenden Einsatzbereich gemeldeten First<br />

Responder eine SMS versandt und einsatzbereite First Responder melden<br />

sich telefonisch zur Einsatzübernahme bei der Leitstelle. Der Leitstelle ist<br />

jedoch bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt, ob, wo genau und wie viele Responder<br />

zur Verfügung stehen. Aufbauend auf einer eigenen Applikation<br />

für Smartphones wurde nun ein völlig neues First-Responder-System entwickelt.<br />

Das Zeitfenster zwischen Auftreten eines Notfalls<br />

und Eintreffen des ersten Rettungsmittels<br />

oder sogar eines „klassischen“ First Responders<br />

soll durch diese Initiative noch besser überbrückt<br />

werden. Im Unterschied zu den bisherigen Systemen,<br />

die Responder nur in einer definierten<br />

Region einsetzen, kommen die neuen Mobilen-<br />

Sanitäter-Responder (MobSanR) überall in der<br />

Steiermark, unabhängig von ihrem Lebens-<br />

mittelpunkt, am aktuellen Aufenthaltsort zum<br />

Einsatz und sind von ihrem Ausbildungsstand<br />

zumindest aktive Rettungssanitäter. Der hohe<br />

Grad der Verfügbarkeit ergibt sich letztlich<br />

durch die Anzahl der eingebundenen Sanitäter<br />

in das System. Mit rund 5.500 solcher potenzieller,<br />

professioneller Ersthelfer (ausgebildete<br />

Sanitäter im Roten Kreuz) bietet dieses System<br />

einen großen Mehrwert für die Versorgungssicherheit<br />

der Bevölkerung. Finanziert wird das<br />

Projekt durch das Land Steiermark, dass auch<br />

die Langzeitfinanzierung sichergestellt hat.<br />

Zur Integration der MobSanR in das Einsatzleitsystem<br />

wurde durch das Steirische Rote Kreuz<br />

in Kooperation mit einer Fachhochschule eine<br />

eigene Smartphone-Applikation zur Einsatzführung<br />

für diese Responder entwickelt. Die<br />

Applikation kommuniziert über eine Schnittstelle<br />

direkt mit der Software der LLS analog<br />

zur Software der Daten-Terminals auf den Einsatzfahrzeugen,<br />

auch die Statusmeldungen entsprechen<br />

denen der Fahrzeuge. Der MobSanR<br />

kann sich über die Applikation an jedem Ort im<br />

Abb. 1: Die neuen Mobilen-<br />

Sanitäter-Responder<br />

(MobSanR) kommen überall<br />

in der Steiermark am aktuellen<br />

Aufenthaltsort zum<br />

Einsatz<br />

30<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 134


Bundesland Steiermark und für jeden beliebigen<br />

Zeitraum selbst in Dienst stellen und in Folge<br />

als First Responder durch die LLS eingesetzt<br />

werden. Im Gegensatz zum bisherigen System<br />

wird er ab der Meldung „Einsatzbereit“ auch<br />

von der Leitstellen-Software als verfügbar erfasst.<br />

Gleichzeitig sendet das Mobiltelefon seine<br />

Standortdaten an die Leitstelle. Diese werden<br />

aber nicht punktgenau und ständig übertragen,<br />

um den Akku des Handys nicht zu sehr zu belasten.<br />

Als Grundlage für weitere, automatische<br />

Positionsmeldungen wurde die Standortänderung<br />

über einem bestimmten Radius hinaus<br />

programmiert. So soll auch die Privatsphäre<br />

des Responders, solange er nicht in den Einsatz<br />

geht, gewahrt bleiben. Erst mit der Alarmierung<br />

wird die standortgenaue Ortung aktiviert und<br />

der Routenplaner für die Navigation zum Einsatzort<br />

gestartet.<br />

Die Dauer der Dienstbereitschaft ist nicht festgelegt,<br />

sie erfolgt individuell durch den Mitarbeiter<br />

selbst. Mit der Abmeldung über die<br />

Applikation wird auch die Verfügbarkeit im<br />

Leitstellensystem wieder aufgehoben. Meldet<br />

sich der Responder im System an, scheint er<br />

wie ein im Dienst befindliches Einsatzfahrzeug<br />

in der Einsatzmittelliste des Disponenten auf<br />

und wird auch im Einsatzmittelvorschlag berücksichtigt.<br />

Die Disposition erfolgt gleich wie<br />

bei jedem anderen Rettungsmittel. Der Einsatz<br />

wird auf das Mobiltelefon des Benutzers übermittelt.<br />

Die Weitergabe von Statusmeldungen<br />

(bestätigt, auf Anfahrt, eingetroffen usw.) und<br />

Einsatzinformationen erfolgt über die Applikation.<br />

Projektphase<br />

In der Projektphase steht die Applikation nur<br />

für das Betriebssystem Android zur Verfügung<br />

und wird von 30 Sanitätern getestet.<br />

Tab. 1: Arten von „First Respondern“ im Steirischen Roten Kreuz<br />

First Responder Mitarbeiter mit Ausbildung zum First Responder und Ausrüstung lt.<br />

Vorschrift (Einsatzrucksack), Einsatz im Umkreis des Wohnortes<br />

First Responder wie First Responder, zusätzlich aktiv als Sanitäter im Rettungsdienst<br />

(Sanitäter) tätig<br />

First Responder Sanitäter, der bereit ist, im Bereich seines aktuellen Aufenthaltsortes<br />

(MobSanR) als First Responder tätig zu werden, minimale Basisausrüstung<br />

• Qualifizierte Rückmeldung an die Landesleitstelle<br />

zur Optimierung der Einsatzkoordination<br />

• Durchführung qualifizierter sanitätsdienstlicher<br />

Basismaßnahmen auf Basis<br />

ABCDE-SAMPLE<br />

• Minimierung des therapiefreien Intervalls<br />

• Einbindung und Anleitung von beteiligten<br />

bzw. unbeteiligten Personen in den Versorgungsablauf<br />

• Erhöhung der Anzahl der primär erfolgreichen<br />

Wiederbelebungen<br />

• Optimierung des Einsatzablaufes<br />

• Psychosoziale Betreuung – durch ihren Einsatz<br />

kann Patienten und Betroffenen das<br />

Gefühl von Sicherheit vermittelt werden,<br />

die Phase der Hilflosigkeit verringert und<br />

die subjektiv gefühlte Wartezeit verkürzt<br />

werden<br />

• Hohe Präsenz in der Öffentlichkeit<br />

Nicht-Ziele<br />

• Die Entsendung von Sanitätern als<br />

MobSanR ersetzt nicht den Einsatz von im<br />

Dienst befindlichen Einsatzmitteln oder re-<br />

Abb. 2: Startbildschirm der<br />

Applikation<br />

RETTUNG/SANITÄT<br />

Projektziele<br />

• Rekrutierung der höchstmöglichen Anzahl<br />

an Sanitätern aus dem Rettungsdienst als<br />

First Responder<br />

• Abdeckung eines ganzen Bundeslandes<br />

durch die hohe Anzahl an Respondern<br />

• Reduzierung des Zeitintervalls zwischen<br />

Auftreten des Notfalls und dem Beginn von<br />

lebensrettenden Sofortmaßnahmen<br />

• Überbrückung der Eintreffzeit des entsendeten<br />

Rettungsmittels<br />

• Professioneller Aufbau von Strukturen vor<br />

Ort<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 135<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />

31


RETTUNG/SANITÄT<br />

Mag. Dr. Peter Hansak<br />

Landesrettungskommandant<br />

für Steiermark<br />

Leiter Bildungsund<br />

Einsatzzentrum<br />

Laubegg<br />

ÖRK-Landesverband<br />

Steiermark<br />

Abb. 3: Basisausrüstung und<br />

Lehrbehelf<br />

Tab. 2: Infrage kommende Einsatzstichwörter der<br />

LLS im Einsatzleitsystem (Intergraph)<br />

Chir<br />

TRAUMA_NA<br />

Chir<br />

VERBR_NA<br />

Intern<br />

ALLERGIE_NA<br />

Intern<br />

ATEM_NA<br />

Intern<br />

BEWUSST_NA<br />

Intern<br />

HERZ_NA<br />

Intern<br />

STILL<br />

Intern<br />

VERGIFTUNG_NA<br />

Neuro<br />

INSULT_NA<br />

Neuro<br />

KRAMPF_NA<br />

gional gebundenen First Respondern.<br />

• Keine Verzögerung für die Disposition der<br />

notwendigen Rettungsmittel<br />

• Keine Selbstüberschätzung. Die Gewährleistung<br />

der persönlichen Sicherheit hat für<br />

den MobSanR immer Vorrang, d.h. keine<br />

Entsendung bei unklarer Gefahrenlage.<br />

• Verlagerung der Ersten Hilfe von Laien-<br />

Ersthelfern zu professionellen Ersthelfern<br />

• Reduzierung der Fremdhilfeaktivitäten<br />

durch Schaffung eines subjektiven Sicherheitsgefühls<br />

durch Omnipräsenz<br />

• Förderung der Selbstüberschätzung von<br />

Mitarbeitern in First-Responder-Systemen<br />

Die Projektphase wird genau evaluiert. Neben<br />

dem Einsatzprotokoll muss jeder MobSanR<br />

einen eigenen Erhebungsbogen ausfüllen, den<br />

Einsatzverlauf aus seiner Sicht bewerten und<br />

ebenso die Reaktion der Betroffenen, von Einsatzkräften<br />

und Zivilpersonen an der Einsatzstelle.<br />

Jeder Einsatz wird zusätzlich mit dem<br />

Bezirksrettungskommandanten nachbesprochen.<br />

Bei diesem Gespräch geht es um das<br />

Empfinden des Mitarbeiters im Einsatz und<br />

Verbesserungsvorschläge für die geplante Ausrollung<br />

nach der Projektphase.<br />

Einsatzindikationen und Einsatzablauf<br />

Die Einsatzindikationen für MobSanR beschränken<br />

sich auf Einsätze, bei denen von einer<br />

akuten vitalen Bedrohung eines Patienten<br />

auszugehen und bei denen die umgehende Einleitung<br />

lebensrettender Sofortmaßnahmen notwendig<br />

ist.<br />

Der Einsatzort muss in unmittelbarer Nähe<br />

zum Standort des Helfers liegen bzw. soll die<br />

Eintreffzeit des MobSanR deutlich unter der<br />

Eintreffzeit des nächstgelegenen geeigneten<br />

Rettungsmittels liegen. Die Eintreffzeit des<br />

MobSanR soll unter 5 Minuten und zumindest<br />

10 Minuten vor dem alarmierten Rettungsmittel<br />

liegen. Die Erreichbarkeit des Einsatzortes<br />

muss für den MobSanR leicht und zügig, ohne<br />

Selbst- und Fremdgefährdung bzw. ohne Übertretung<br />

der StVO (keine Sonderrechte) möglich<br />

sein.<br />

Grundsätzlich werden weder First Responder<br />

noch MobSanR zu Einsätzen mit potenziellen<br />

Gefahrenzonen wie Verkehrsunfällen auf<br />

Schnellstraßen oder Autobahnen, vorsätzlicher<br />

Körperverletzung, Lawinenabgängen, Explosionen<br />

und dergleichen entsandt. Bei Großunfällen<br />

werden vorläufig keine MobSanR<br />

alarmiert, da davon auszugehen ist, dass<br />

diese in ihrer Funktion als Sanitäter in<br />

weiterer Folge zur Aufrechterhaltung<br />

des Dienstbetriebes benötigt werden<br />

bzw. über die regulären Alarmierungs-<br />

systeme des Rettungsdienstes in Dienst<br />

gestellt werden.<br />

Die Entscheidung, ob ein Einsatz von „mobilen<br />

Sanitätern“ sinnvoll und notwendig ist,<br />

obliegt letztlich dem Disponenten der Landesleitstelle.<br />

Bei allen Einsatzstichwörtern, die den<br />

genannten Kriterien entsprechen (akute vitale<br />

Bedrohung – lebensrettende Sofortmaßnahmen<br />

notwendig), ist im Einsatzmittelvorschlag die<br />

Alarmierung von MobSanR hinterlegt. Nach<br />

Möglichkeit sollte die den Notruf abgebende<br />

Person über die Entsendung eines MobSanR in-<br />

32<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 136


formiert werden, um hierdurch die Personen vor<br />

Ort auf dessen Eintreffen vorzubereiten und die<br />

Akzeptanz seiner Aktivitäten zu erhöhen – dies<br />

insbesondere, da der MobSanR nicht immer eine<br />

Funktionswarnweste mitführt und sich nur<br />

mit seinem Dienstausweis legitimieren kann<br />

(Schwimmbad, Skipiste usw.). In jedem Fall soll<br />

sich der MobSanR bei Eintreffen am Einsatzort<br />

bei den Betroffenen nicht nur legitimieren, sondern<br />

ausdrücklich auf seine Entsendung durch<br />

die Landesleitstelle des Roten Kreuzes hinweisen<br />

sowie auf die zusätzlich alarmierten und in<br />

Kürze eintreffenden Rettungsmittel.<br />

Tab. 3: Aufgaben vor Ort in der korrekten Reihenfolge<br />

• Lageerfassung<br />

• Maßnahmen der Absicherung von Unfallstellen und Rettung von Menschenleben<br />

• ABCDE-SAMPLE<br />

• Rückmeldung an die Landesleitstelle<br />

• Betreuung von Opfern und Betroffenen im niederschwelligen psychosozialen Bereich<br />

entsprechend dem Vorgehen im organisierten Rettungsdienst auf Basis der persönlichen<br />

Kompetenz<br />

• Übergabe des Patienten an die Sanitäter des zum Einsatz entsandten Rettungsmittels<br />

• Einsatzdokumentation mit dem Einsatzprotokoll für First Responder<br />

Alle Maßnahmen sollen unter Einbindung von Anwesenden als potenzielle Laienhelfer erfolgen.<br />

RETTUNG/SANITÄT<br />

Nach Möglichkeit werden immer zwei<br />

MobSanR parallel bzw. ein MobSanR mit<br />

einem „klassischem“ First Responder alarmiert.<br />

Ausschlusskriterien für einen Einsatz stellen<br />

alle Arten von großräumigen bzw. schwer<br />

abschätzbaren Gefahrenbereichen und jede<br />

unklare Lagemeldung dar. Hierzu gehören insbesondere:<br />

• Autobahneinsätze,<br />

• Brände,<br />

• Gefahrgutunfälle,<br />

• Gewalttaten,<br />

• Drogennotfälle,<br />

• Explosionen,<br />

• alle Arten von Einsätzen, für die Spezialkräfte<br />

erforderlich sind (Bergrettung, Höhlenrettung,<br />

Höhenrettung, Gas-Dienst etc.),<br />

• zusätzlich sind vorläufig auch geburtshilfliche<br />

Notfälle ausgenommen.<br />

Tab. 4: Ausrüstung<br />

Basisausrüstung (immer mitzuführen) • 2 Einmalhandschuhe<br />

1 Notfallbeatmungstuch<br />

Erweiterungsausrüstung (nach Möglichkeit<br />

mitzuführen)<br />

• Verbandszeug entsprechend ÖNorm<br />

für einspurige Kraftfahrzeuge<br />

Durch die Aktivierung der Software und der<br />

damit verbundenen Anzeige der Einsatzbereitschaft<br />

akzeptiert der Mitarbeiter die Übertragung<br />

seiner Standortdaten an das Rote Kreuz<br />

und deren Verwendung durch die Landesleitstelle.<br />

Seitens des Roten Kreuzes wird im Gegenzug<br />

garantiert, dass die Bewegungs- und<br />

Positionsdaten ausschließlich für den Einsatz<br />

verwendet und gegenüber Dritten vertraulich<br />

behandelt werden. Die Auswertung der Daten<br />

erfolgt anonymisiert, ausschließlich zur Qualitätssicherung.<br />

Die Sicherheit des Mitarbeiters geht vor. Die<br />

Verantwortung über die Einsatzfähigkeit des<br />

MobSanR liegt bei ihm selbst. Es gelten die<br />

Bestimmungen gemäß Sanitätergesetz (SanG)<br />

sowie der Dienstvorschrift für den Rettungsdienst<br />

des Roten Kreuzes. Um den Versicherungsschutz<br />

des Responders zu gewährleisten<br />

und in keinen Konflikt mit dem SanG zu geraten,<br />

gilt jeder MobSanR mit Annahme der Alarmierung<br />

als in Dienst gestellt und unterliegt den<br />

einschlägigen Vorschriften und gesetzlichen<br />

Bestimmungen. Die Kenntlichmachung erfolgt<br />

nach Möglichkeit durch Verwendung einer<br />

Funktionswarnweste, wie sie alle First Responder<br />

verwenden. In der Öffentlichkeit soll nicht<br />

zwischen First Respondern und MobSanR unterschieden<br />

werden. Die Unterscheidung ist eine<br />

rein interne zur leichteren Datenauswertung<br />

und Disposition der Responder. Der Einsatz<br />

eines MobSanR endet wie bei seinen Kollegen<br />

mit der Übergabe des Patienten an die Mannschaft<br />

des Rettungsdienstfahrzeuges.<br />

Ausrüstung und Versicherungsschutz<br />

Jeder Mitarbeiter, der als professioneller Ersthelfer<br />

(MobSanR) zugelassen wird, erhält eine<br />

Erste-Hilfe-Grundausstattung. Grundsätzlich<br />

Abb. 4: Bestätigung der<br />

Einsatzübernahme im Privat-<br />

Pkw<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 137<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />

33


RETTUNG/SANITÄT<br />

Abb. 5: Übergabe des Patienten<br />

an den Notarzt<br />

ist der MobSanR angehalten, mit den in seinem<br />

Umfeld verfügbaren Sanitätsmaterialien zu arbeiten<br />

(Kfz-Verbandskästen, Einrichtung von Sanitätsräumen,<br />

öffentlichen Defibrillatoren usw.).<br />

satz für beschädigte Kleidungsstücke wird im<br />

Einzelfall geklärt, eine Erweiterung des Versicherungsschutzes<br />

würde zu teuer werden.<br />

Zukunft<br />

Als wichtigste Frage vor einer flächendeckenden<br />

Umsetzung für das ganze Bundesland gilt es infolge,<br />

die Darstellungsform der einsatzbereiten<br />

MobSanR in der LLS zu klären, da es mit dem<br />

weiteren Ausbau des Projektes zu einer Informationsüberfrachtung<br />

in der Darstellung für den<br />

Leitstellendisponenten kommen könnte (5.500<br />

potenzielle MobSanR). Nach Abschluss der<br />

Evaluierungsphase und einer positiven Bewertung<br />

durch alle beteiligten Gruppen innerhalb<br />

des Roten Kreuzes sowie der Bevölkerung kann<br />

das Projekt steiermarkweit ausgerollt sowie als<br />

fester Bestandteil des Rettungsdienstes für alle<br />

Arten von First Respondern und alle Sanitäter<br />

implementiert werden. Des Weiteren wird die<br />

Applikation dann auch für die Betriebssysteme<br />

Windows Phone und iOS programmiert.<br />

Die Einsatzprotokolle sind zumindest im Privatfahrzeug<br />

des MobSanR mitzuführen und<br />

spätestens mit Einsatzende auszufüllen. Auf<br />

ein Händedesinfektionsmittel wird verzichtet,<br />

da der MobSanR die Desinfektionsmittel aus<br />

dem Rettungsdienstfahrzeug verwenden kann.<br />

In weiterer Folge wird die Ausrüstung um Einmaldesinfektionstücher<br />

erweitert.<br />

Zusätzlich erhält jeder MobSanR einen Pin mit<br />

Logo, eine First-Responder-Warnweste sowie<br />

eine Hülle für den Dienstausweis aus Hartplastik<br />

und ein Band mit Rotkreuz-Logo für<br />

das Tragen des Ausweises um den Hals. Der<br />

Dienstausweis ist bei jedem Einsatz offen am<br />

Band zu tragen, die Funktionswarnweste nach<br />

Möglichkeit.<br />

Durch die automatische Indienststellung des<br />

MobSanR mit Übernahme des Einsatzes in<br />

Folge der Alarmierung durch die Landesleitstelle<br />

des Roten Kreuzes tritt der Versicherungsschutz<br />

des Roten Kreuzes für seine Mitarbeiter<br />

im Rettungsdienst in Kraft, da der Einsatz als<br />

Teil des organisierten Rettungsdienstes erfolgt.<br />

Für First Responder besteht zusätzlich bei der<br />

Verwendung eines privaten ein- oder mehrspurigen<br />

Kraftfahrzeuges für dieses eine eigene<br />

Kaskoversicherung im Rahmen des Einsatzes.<br />

Für die Kosten einer professionellen Reinigung<br />

von Kleidungsstücken, die im Rahmen eines<br />

Einsatzes verschmutzt oder kontaminiert werden,<br />

kommt das Rote Kreuz auf. Ein Kostener-<br />

Vor der Ausrollung im Bundesland wird das<br />

Konzept über die Medien entsprechend bekanntgemacht,<br />

u.a. um die Akzeptanz von nicht<br />

uniformierten Sanitätern in der Bevölkerung<br />

zu erhöhen. Aus arbeitsrechtlichen Gründen<br />

können angestellte Sanitäter auch in Zukunft<br />

nicht als First Responder bzw. MobSanR eingesetzt<br />

werden. Die Meldung zur Mitwirkung am<br />

MobSanR-System wird dann auf dem Dienstweg<br />

an den Bezirksrettungskommandanten<br />

erfolgen. Dieser entscheidet über die Eignung<br />

der Kandidaten. Hierbei geht es primär nicht<br />

nur um die rein fachliche, sondern insbesondere<br />

auch um die sozialen Kompetenzen. In einer<br />

entscheidenden Phase ist für einen Notfallpatienten<br />

eine große Verantwortung zu übernehmen<br />

und in einer ausgeprägten Stresssituation<br />

das Rote Kreuz gegenüber den Betroffenen und<br />

einer sensibilisierten Öffentlichkeit mit hoher<br />

Erwartungshaltung zu repräsentieren. Nach<br />

Meldung des Kandidaten wird er als Einsatzmittel<br />

in der Landesleitstelle angelegt und kann<br />

sich die Applikation auf sein Smartphone laden.<br />

Der Einsatz als MobSanR kann von den verantwortlichen<br />

Kommandanten und vom Mitarbeiter<br />

selbst jederzeit widerrufen und er aus dem<br />

Einsatzleitsystem gelöscht werden.<br />

Sollten sich Pilotprojekt und das Konzept insgesamt<br />

im größeren Umfang bewähren, könnten<br />

auch die Mitarbeiter der Krisenintervention<br />

und in einem weiteren Schritt Ärzte in das System<br />

eingebunden werden.<br />

<br />

34<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 138


Erste-Hilfe-Schulung der besonderen Art:<br />

Dekon-V beim THW in Tönning<br />

R. Oldehus · A. M. Bernhardt<br />

RETTUNG/SANITÄT<br />

Die Einsatzanforderungen an Helfer in den<br />

Technischen Zügen des THW sind hoch. In den<br />

Stresssituationen eines Einsatzgeschehens gilt<br />

es, umfangreiche und vielfach komplexe Technik<br />

sicher zu beherrschen und der betroffenen<br />

Bevölkerung zuverlässig Hilfe zu leisten. Diese<br />

Anforderungen wirken im Gesamtsystem der<br />

schweren Rettung und der unterstützenden<br />

Fachgruppen. Einen wesentlichen Aspekt hierbei<br />

stellt die Erste-Hilfe-Leistung unter den besonderen<br />

Einsatzoptionen eines Technischen Zuges<br />

dar. Diese Einsatzoptionen beinhalten neben<br />

dem Einsatz in Bergungssituationen auch die<br />

Hilfe in Kontaminationslagen. Der THW-Ortsverband<br />

Tönning im Kreis Nordfriesland (Schleswig-<br />

Holstein) führt seit zwei Jahren erfolgreich eine<br />

solche besondere ergänzende Schulung für seine<br />

und zunehmend auch für Helferinnen und Helfer<br />

anderer Ortsverbände durch. Erstmals wurde in<br />

diesem Zusammenhang auch das Verfahren der<br />

Verletztendekontamination dargestellt.<br />

Seit dem Jahr 2011 führt der THW-Ortsverband<br />

(OV) Tönning Schulungen zur Ersten Hilfe unter<br />

den besonderen Einsatzoptionen des Technischen<br />

Zuges durch. Entstanden sind diese<br />

Lehrgänge aus dem Bedarf heraus, Themen wie<br />

die Selbst- und Kameradenhilfe noch weiter<br />

zu vertiefen. Besonders sind hier die Versorgungsmöglichkeiten<br />

bei Verletzungen durch<br />

Schuss- und Explosivstoffe sowie unter Kontaminationslagen<br />

zu nennen. Auch gilt es, die besonderen<br />

Verletzungsmuster bei Verschüttungslagen<br />

(u.a. „Crush-Syndrom“) zu thematisieren. Da<br />

Prüfungen zum THW-Alltag dazugehören,<br />

schließt jeder Lehrgang mit einer Einsatzübung<br />

im Rahmen einer Lernerfolgskontrolle ab, in der<br />

sich die Helfer bewähren müssen.<br />

Die Lehrgangskonzeption<br />

Neben der Aktualisierung der lebensrettenden<br />

Sofortmaßnahmen werden diese im stetigen<br />

Abgleich zu den besonderen Anforderungen<br />

eines Einsatzes betrachtet. So gehen alle Maßnahmen<br />

von der Grundsituation der Hilfeleistung<br />

ohne zusätzliche Hilfsmittel aus.<br />

Rettung und Transport von Verletzten ohne<br />

spezielle Verbandmittel oder Tragen bilden hier<br />

stets die Ausgangssituation.<br />

Der Lageentwicklung folgend werden diese<br />

Grundannahmen dann immer weiter ergänzt<br />

Weitere Informationen:<br />

http://ov-toenning.ov-cms.<br />

thw.de<br />

www.facebook.com/thwov.<br />

tonning<br />

Abb. 1: Erstmals wurde<br />

eine Verfahrensübung zur<br />

Darstellung der Dekon-V als<br />

Ergänzung der bisherigen<br />

Lehrgänge in Zusammenarbeit<br />

mit dem Löschzug<br />

Gefahrgut und der 2. Sanitätsgruppe<br />

des Katastrophenschutzes<br />

des Kreises<br />

Nordfriesland durchgeführt<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 139<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />

35


RETTUNG/SANITÄT<br />

Abb. 2: Erste Hilfe und<br />

Versorgungsmöglichkeiten<br />

bei Verletzungen durch<br />

Schuss- und Explosivstoffe<br />

sowie unter Kontaminationslagen<br />

sind Bestandteil der<br />

Lehr gänge<br />

Ralf Oldehus<br />

Ortsbeauftragter<br />

THW-OV Tönning<br />

und spezifiziert. Die Einweisung in die Sanitätsausstattung<br />

eines Technischen Zuges, die<br />

unterschiedlichen Anwendungsmöglichkeiten<br />

und Übungen der Personenrettung und des<br />

Transports mittels Schleifkorb- und Krankentrage<br />

sowie Bergeschleppe erweitern die Inhalte.<br />

In unwegsamem Gelände werden die<br />

Lageerkundung und die Sofortversorgung von<br />

Verletzten geübt. Besondere Beachtung erfährt<br />

hier die Situation während der Erkundung – und<br />

hier speziell die psychische Belastung, nicht allen<br />

Verletzten sofort helfen zu können.<br />

Eine weitere Stufe stellt das Kennenlernen der<br />

regionalen Partner in der kommunalen Gefahrenabwehr<br />

dar. Einheiten des THW sind im<br />

Rahmen eines Katastropheneinsatzes auf die<br />

Zusammenarbeit mit diesen Fachdienstkomponenten<br />

angewiesen. Regelmäßig werden die<br />

THW-Helfer in die Krankentransportfahrzeuge<br />

der Sanitätsdiensteinheiten wie den KTW 4 und<br />

den neuen KTW 2 des Bundes eingewiesen und<br />

führen mit den Helfern des Sanitätsdienstes das<br />

Be- und Entladen eines KTW sowie die Versorgung<br />

Verletzter während der Fahrt durch.<br />

Weiterhin gilt es, die Zusammenarbeit im<br />

Rahmen von Herrichtung und Betrieb von Patientenablagen<br />

einzuüben. Hierbei kommt<br />

der situativen Bildung von gemischten Helferteams<br />

aus dem Sanitätsdienst und Helfern des<br />

Technischen Zuges eine besondere Bedeutung<br />

zu. Die Teilnehmer erfahren viel über die Einsatzmöglichkeiten<br />

der Sanitätskomponenten,<br />

die Grenzen, die ihnen durch die eigene Fachdienstausstattung<br />

gesetzt sind, und die Möglichkeiten<br />

der gegenseitigen Unterstützung.<br />

Vielfach stellt das „Tellerranddenken“ hier<br />

große Hürden zu Beginn des Lehrgangs auf.<br />

Gerade dann ist es wichtig, bei allen Teilnehmenden<br />

einen Paradigmenwechsel hin zur Fähigkeit<br />

zur Zusammenarbeit einzuleiten. Im<br />

Rahmen der gemeinsamen Lageabarbeitung<br />

erkennen die Teilnehmenden dann sehr schnell<br />

den Einsatzwert des jeweiligen „Gegenübers“<br />

der Gefahrenabwehr.<br />

Die besonderen Maßnahmen zur Bekämpfung<br />

von Entstehungsbränden und von Brandwirkungen<br />

an Personen setzen die Themenfolge<br />

fort. Der Umgang mit unterschiedlichen Feuerlöschern<br />

und die Versorgung von Brandverletzten<br />

stehen hier im Mittelpunkt. Dieser Lehrgangsteil<br />

ergänzt die im Rahmen der Basisausbildung<br />

durchzuführende Brandschutzeinweisung im<br />

Hinblick auf die besonderen Belange der Hilfeleistung<br />

bei Brandverletzungen.<br />

Andres Michael Bernhardt<br />

Ausbilder für Selbstschutzthemen<br />

THW-OV Tönning<br />

Dithmarscher Str. 13<br />

25832 Tönning<br />

ov-toenning@thw.de<br />

Abb. 3: Besondere Maßnahmen<br />

zur Bekämpfung von<br />

Entstehungsbränden und von<br />

Brandwirkungen an Personen<br />

waren ebenfalls Teil<br />

der Schulung<br />

Möglichkeiten der Hilfeleistung bei Schadwirkung<br />

durch CBRN-Gefahrstoffe stellen<br />

die letzte Stufe der theoretisch/praktischen<br />

Einweisungen dar. Auch hier entwickeln sich<br />

die Hilfsmaßnahmen vom eigentlichen Selbstschutz<br />

bis hin zur Frage der Realisierung einer<br />

sogenannten Notdekontamination und bereiten<br />

die Helfer so auf die weitergehende Ausbildung<br />

als Helfer im CBRN-Bereich vor. Wie bereits für<br />

die gemeinsame Lagebearbeitung mit den Sanitätskomponenten<br />

ausgeführt, erleben die Helfer<br />

auch in diesem Lehrgangsteil die Möglichkeiten<br />

der Zusammenarbeit mit einem Löschzug „Gefahrgut“.<br />

Die Einweisung in die persönlichen<br />

Selbsthilfepraktiken und in die persönliche<br />

CBRN-Schutzausstattung des Bundes ergänzen<br />

mit entsprechenden Übungsphasen diesen<br />

36<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 140


Abschnitt der Ausbildung. Als Ergänzung des<br />

Lehrgangs und als Fortbildung im Bereich Erste<br />

Hilfe dient eine gemeinsame Verfahrensübung<br />

zur Umsetzung der Abläufe bei der Dekontamination<br />

Verletzter (Dekon-V).<br />

Taktische Herausforderung:<br />

Kontamination<br />

Sicherheit durch Raumordnung<br />

und Ablaufsteuerung<br />

Übung Dekon-V<br />

In Zusammenarbeit mit dem Löschzug Gefahrgut<br />

und der 2. Sanitätsgruppe des Katastrophenschutzes<br />

des Kreises Nordfriesland wurde hier<br />

erstmals eine Verfahrensübung zur Darstellung<br />

der Verletztendekontamination (Dekon-V) als<br />

Ergänzung der bisherigen Lehrgänge durchgeführt.<br />

Hier erhielten die Lehrgangsteilnehmer<br />

des THW die Gelegenheit, die einzelnen Phasen<br />

in einem solchen Einsatz zu beobachten –<br />

und direkt auch Fragen stellen zu können.<br />

So begann die Übung mit der Bereitstellung der<br />

für die Aufgabe der Verletztendekontamination<br />

vorgesehenen Einheiten beim Bauhof der Stadt<br />

Tönning, der als Unfallort mit besonderen<br />

Darstellungsmitteln am frühen Vormittag des<br />

27. April 2013 hergerichtet wurde. Im Zuge der<br />

Alarmierung nach Meldung des Unfallgeschehens<br />

bei der Leitstelle kamen die Teileinheiten<br />

„Erkundung/Rettung“, „Dekon“ und „Patientenablage“<br />

nacheinander zum Einsatz. Diese Staffelung<br />

nutzten die Beobachter der Übung, um<br />

unter Moderation des Lehrgangsleiters sowie<br />

des Zugführers LZG Fragen zu den einzelnen<br />

Stationen dieser Einsatzstellen zu stellen. Umfangreiches<br />

Begleitmaterial des Bundesamtes<br />

für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe<br />

wurde an die Teilnehmer mit dem Ziel der<br />

diesbezüglichen Sensibilisierung in den teilnehmenden<br />

Ortsverbänden ausgegeben.<br />

Fazit<br />

Bei der Nachbesprechung wurde deutlich,<br />

dass die Zuweisung von Zuständigkeiten bei<br />

der sogenannten Spot-Dekontamination regional<br />

verbindlich und einheitlich zu regeln ist.<br />

Dieses Vorgehen diente der Verinnerlichung<br />

der Lehrinhalte, dem direkten Theorie-Praxis-<br />

Abgleich und der Herstellung einer größtmöglichen<br />

Nachhaltigkeit, um die erforderlichen<br />

Kenntnisse im Einsatz parat zu haben. In diesem<br />

Zusammenhang erhielten die Helfer des<br />

Technischen Hilfswerkes auch einen Überblick<br />

über die in dieser Lage eingesetzten weiteren<br />

Einheiten der Organisationen der Gefahrenabwehr<br />

und ihre diesbezügliche Position im<br />

Gesamtgefüge des deutschen Bevölkerungsschutzes.<br />

<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 141<br />

• gezielte Eigensicherung<br />

• schnelle Dekontamination<br />

• sachgerechte Versorgung<br />

Die Freisetzung von chemischen, biologischen, radiologischen oder<br />

nuklearen Gefahrstoffen stellt Einsatzkräfte vor die Herausforderung,<br />

während der medizinischen Versorgung von Verletzten die Eigengefährdung<br />

zu minimieren und eine Kontaminationsverschleppung zu<br />

vermeiden. SEGmente 6 bereitet Einsatz- und Führungskräfte auf die<br />

Versorgung kontaminierter Verletzter vor, indem es grundsätzliche taktische<br />

Aussagen zur Raumordnung an der Einsatzstelle, zum Aufgabenprofil<br />

des Personals und zum Ablauf eines CBRN-Einsatzes trifft.<br />

Der sachgemäße Einsatz von Schutzausrüstung wird ebenfalls dargestellt.<br />

Checklisten und Ausstattungshinweise dienen als praktikable<br />

Vorgaben. Damit gelingt die bestmögliche Versorgung bei risikogerechter<br />

Eigensicherung!<br />

SEGmente Band 6<br />

MANV mit CBRN-kontaminierten Verletzten<br />

von J. Schreiber<br />

- 2. Aufl. 2011<br />

- 72 Seiten<br />

- 25 Abbildungen und 3 Tabellen<br />

- Softcover<br />

Best.-Nr. 138 · € 7,90<br />

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FÜHRUNG<br />

Feuerwehr Hannover:<br />

Mobile Führungsunterstützung<br />

beim Elbe-Hochwasser 2013<br />

C. Lange<br />

Im Mai und Juni 2013 führten großflächige und äußerst ergiebige Regenfälle<br />

im Süden sowie Osten und Nordosten Deutschlands zu massiven<br />

Überschwemmungen. Besonders im Einzugsbereich der Elbe und ihrer Nebenflüsse<br />

kam es zu Rekordpegelständen, die noch weit über den Werten<br />

des Jahrhunderthochwassers im Jahr 2002 lagen. Damit einhergehend mussten<br />

für die Bewältigung einer solch extremen Hochwasserlage auch Einsatzkräfte<br />

aus dem gesamten Bundesgebiet herangeführt werden. Personal<br />

sowie Ausstattung von Technischer Einsatzleitung Hannover (TEL Hannover)<br />

sowie Kreisfeuerwehrbereitschaft der Landeshauptstadt Hannover (KFB<br />

LHH) waren zwölf Tage in die Katastrophenabwehr der Landeshauptstadt<br />

Magdeburg in Sachsen-Anhalt mit eingebunden.<br />

Umsetzung der überörtlichen Hilfe<br />

Am 4. Juni 2013 um 6.00 Uhr löste der Magdeburger<br />

Oberbürgermeister in seiner Funktion<br />

als Hauptverwaltungsbeamter Katastrophenalarm<br />

aus. Damit war u.a. eine rechtzeitige<br />

Anforderung überörtlicher Kräfte zur Unterstützung<br />

möglich. Auf Basis der Einsatzabschätzung<br />

des Stabes für besondere Ereignisse<br />

der Landeshauptstadt Magdeburg erfolgte am<br />

Abend des 3. Juni 2013 zunächst eine telefonische<br />

Abstimmung der Entsendung von überörtlichen<br />

Kräften der Landeshauptstadt bzw.<br />

der Region Hannover. Es sollten möglichst am<br />

darauffolgenden Vormittag eine Führungskomponente<br />

(Technische Einsatzleitung Hannover<br />

sowie Kräfte und Mittel zur Hochwasserabwehr<br />

(Kreisfeuerwehrwehrbereitschaft der<br />

Landeshauptstadt Hannover) in Magdeburg<br />

zum Einsatz kommen. Gleichzeitig lief eine<br />

offizielle Anforderung der Unterstützung aus<br />

Hannover über das Landesverwaltungsamt<br />

Sachsen-Anhalt, das Ministerium für Inneres<br />

und Sport des Landes Sachsen-Anhalt, das<br />

Ministerium für Inneres und Sport des Landes<br />

Niedersachsen und die Polizeidirektion Hannover.<br />

Diese ordnete zunächst befristet bis zum<br />

7. Juni 2013 den Katastrophenschutzeinsatz<br />

der angeforderten Komponenten als überörtliche<br />

Hilfe an. Eine Verlängerung erfolgte am<br />

6. Juni 2013 bis zum 14. Juni 2013, außerdem<br />

mussten weitere Einsatzkräfte und Materialien<br />

zum Pumpen großer Wassermengen (WLF mit<br />

Abrollbehälter Großpumpe) nach Magdeburg<br />

in Marsch gesetzt werden. Die Zusammenstellung<br />

der personellen sowie materiellen<br />

Ressourcen wurde lageangepasst wie folgt vorgenommen:<br />

Abb. 1: Die Fahrzeuge der<br />

Kreisfeuerwehrbereitschaft<br />

der Landeshauptstadt Hannover<br />

im Bereitstellungsraum<br />

38<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 142


Oberbürgermeister<br />

(Hauptverwaltungsbeamter)<br />

Leiter Katastrophenschutzstab<br />

Beigeordneter für Kommunales,<br />

Umwelt und Allgemenine Verwaltung<br />

– Landesverwaltungsamt<br />

– Polizei<br />

– Bundeswehr<br />

– THW<br />

– DLRG<br />

– Wasserschutzpolizei<br />

– Ordnungsamt<br />

– Hafen<br />

– Stadtwerke Magdeburg<br />

FÜHRUNG<br />

Fernmeldezentrale<br />

Ämter der Stadtverwaltung<br />

andere Behörden, Fachberater<br />

und Verbindungsbeamte<br />

S 1<br />

S 2/6<br />

S 3<br />

S 4<br />

S 5<br />

SB 1<br />

Einsatztagebuch<br />

SB 4<br />

(Personal)<br />

(Lage)<br />

(Einsatz)<br />

(Versorgung)<br />

(Presse)<br />

Technische Einsatzleitungen<br />

(TEL)<br />

TEL 1<br />

(Köln)<br />

westelbisch<br />

TEL 2<br />

(Hannover)<br />

ostelbisch<br />

TEL EVU<br />

Evakuierung/Verpflegung/Unterkunft<br />

(Magdeburg)<br />

TEL Hannover<br />

Einsatzauftrag Bereitstellung einer Technische<br />

Einsatzleitung für die Landeshauptstadt<br />

Magdeburg; Führung von Kräften auf Anordnung<br />

des Katastrophenschutzstabes der Landeshauptstadt<br />

Magdeburg.<br />

Einsatzkräfte 36 Mitglieder der TEL von Region<br />

sowie Landeshauptstadt Hannover aus den<br />

Feuerwehren, dem THW und dem DRK.<br />

Fahrzeuge KdoW, ELW 1, 2 MTW, Führungs-<br />

und Lagebus, Fernmeldebus, Verpflegungseinheit,<br />

Material-LKW, Anhänger-<br />

Stromerzeugung, 2 GW-Fernmelde, 2 Erkundungsfahrzeuge<br />

und 2 Kräder.<br />

Sammelplatz THW-Unterkunft Lehrte.<br />

Abmarsch 4. Juni 2013 um 6.00 Uhr;<br />

Bereitstellungsraum Parkplatz Messegelände<br />

Magdeburg am 4. Juni 2013 um 9.00 Uhr.<br />

Kreisfeuerwehrbereitschaft Hannover<br />

(1. KFB LHH)<br />

Einsatzauftrag Hochwasserschutz, Errichtung<br />

von Sandsackwällen, Einrichtung sowie<br />

Betrieb einer Sandsackfüllstation, Sandsacklogistik,<br />

Sicherung sowie Verstärkung von Deichen<br />

und Deichverteidigung.<br />

Einsatzkräfte 96 ehrenamtliche sowie<br />

hauptberufliche Mitglieder der Feuerwehr Hannover.<br />

Fahrzeuge Führungsgruppe mit ELW 1, ELW<br />

2, 2 MTW und RTW; 2. Zug mit MTW/ELW 1,<br />

LF 20-KatS mit FwA-MZB, LF 16-TS, GW-L 2;<br />

3. Zug mit MTW/ELW 1, LF 20-KatS, LF 16-TS,<br />

GW-L 2; 5. Zug mit MTW/ELW 1, 2 LF 20-KatS,<br />

RW mit FwA-Generator 125 kVA, WLF mit AB-<br />

Hochwasserschutz und Tiefladeanhänger mit<br />

Mulde, WLF mit AB-Sandsack und Tiefladeanhänger<br />

mit Radlader und GW-L 2.<br />

Sammelplatz Feuer- und Rettungswache 4<br />

in Hannover.<br />

Abmarsch 4. Juni 2013, 6.20 Uhr;<br />

Technischer Halt BAB 2, Rasthof Zweidorfer<br />

Holz, Fahrtrichtung Berlin.<br />

Bereitstellungsraum Parkplatz Messegelände<br />

Magdeburg am 4. Juni 2013 um 10.30 Uhr.<br />

Die Einsatzkräfte wurden noch am Abend des<br />

3. Juni 2013 über einen länger andauernden<br />

Hochwassereinsatz in Magdeburg informiert<br />

und voralarmiert – ein Vorauskommando (zwei<br />

Führungskräfte mit einem Kommandowagen)<br />

setzte sich bereits am Morgen des 4. Juni<br />

Abb. 2: Stabsstruktur der<br />

Landeshauptstadt Magdeburg<br />

Dipl.-Chem. Claus Lange<br />

Direktor<br />

Feuerwehr Hannover<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 143<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />

39


FÜHRUNG<br />

TEL<br />

Hannover<br />

2<br />

Log-VG<br />

Logistik (VG)<br />

(Berliner Fw.)<br />

M<br />

Personal<br />

(TEL Han.)<br />

Verpflegung (DRK) Halle 1, 2, 3<br />

1 2 3 4 5<br />

EAL EAL EAL EAL EAL<br />

Sandsacklogistik Süd Herrenkrug<br />

Deichverteidigung<br />

Deichverteidigung<br />

Sandsacklogistik Nord<br />

(Fw. Hannover)<br />

(Berliner Fw.)<br />

(Fw. Braunschweig) (Fw. Wolfsburg)<br />

(Bundeswehr)<br />

Abb. 3: Struktur der TEL Hannover<br />

im Hochwassereinsatz<br />

2013 in Magdeburg<br />

2013 um 6.15 Uhr in Marsch und traf gegen<br />

7.45 Uhr am Standort der Feuerwache Nord<br />

in Magdeburg ein. So konnten noch rechtzeitig<br />

vor Erreichen der beiden Marschkolonnen<br />

in Magdeburg erste wichtige Abstimmungen<br />

zum Einsatzauftrag und dem Bereitstellungsraum<br />

„Messegelände“ erfolgen sowie eine<br />

umfangreiche Lageeinweisung stattfinden. Besonders<br />

hervorgehoben werden muss hier die<br />

Zurverfügungstellung einer Beamtin des gehobenen<br />

feuerwehrtechnischen Dienstes der Berufsfeuerwehr<br />

Magdeburg, die über profunde<br />

Fachkenntnis im Hochwasserschutz verfügte<br />

und für die gesamte Einsatzdauer als Verbindungsperson<br />

für die TEL Hannover zum Katastrophenschutzstab<br />

der Landeshauptstadt<br />

Magdeburg fungierte.<br />

In zwei getrennten Marschgruppen, jeweils als<br />

geschlossener Verband, startete am Morgen des<br />

4. Juni 2013 um 6 Uhr die TEL Hannover vom<br />

Sammelpunkt THW-Unterkunft Lehrte; die<br />

1.KFB der LHH setzte sich um 6.20 Uhr von<br />

der Feuer- und Rettungswache 4 in Hannover<br />

über die Bundesstraßen 3 und 65 sowie die<br />

Bundesautobahnen 7 und 2 nach Magdeburg in<br />

Bewegung. Die Fahrzeugkolonne „Technische<br />

Einsatzleitung Hannover“ konnte direkt von der<br />

Bundesautobahn (BAB) 2 über das Kreuz Magdeburg<br />

und die BAB 14 an der Anschlussstelle<br />

MD-Stadtfeld die Schnellstraße verlassen und<br />

erreichte mit Hilfe eines Lotsendienstes über die<br />

Bundesstraße 1 (B 1) den Bereitstellungsraum<br />

Messegelände. Die zweite Marschformation<br />

„1. KFB LHH“ mit ihren 28 Fahrzeugen nutzte<br />

zunächst die ca. 30 km vor der sachsen-anhaltinischen<br />

Landeshauptstadt an der BAB 2 in<br />

Fahrtrichtung Berlin gelegene Raststätte „Börde“<br />

als Warteposition und wurde dann ebenfalls<br />

über die BAB 14 und die Abfahrt MD-Stadtfeld<br />

und die B1 als geschlossener Verband durch das<br />

Stadtgebiet zum Messegelände gelotst.<br />

Das Messegelände Magdeburg bot als Bereitstellungsraum<br />

für eine Vielzahl von Einsatzkräften<br />

gute Bedingungen. Die notwendige Infrastruktur<br />

(möglichst zentrale Lage, gut erreichbar über<br />

Hauptverkehrsstraßen, ausgedehnte befestigte<br />

Flächen für das Abstellen von schweren Fahrzeugen,<br />

Betrieb einer Sandsacklogistik, Möglichkeit<br />

zum Aufenthalt und Unterbringung sowie<br />

Verpflegung vieler Einsatzkräfte, Wasser- und<br />

Stromanschluss) stand auf den Außenflächen<br />

und in drei großen Messehallen, die nicht belegt<br />

waren, zur Verfügung. So positionierte sich die<br />

TEL Hannover direkt im Eingangsbereich des<br />

Messegeländes und richtete einen Meldekopf im<br />

Zufahrtsbereich ein.<br />

Einsatzmaßnahmen<br />

Die Einsatzbereitschaft der TEL Hannover<br />

war gegen Mittag des 4. Juni 2013 hergestellt.<br />

Der Leiter des Stabes sowie die Besetzung der<br />

Stabsfunktionen S 1 (Personal), S 2 (Lage), S 3<br />

(Einsatz) und S 4 (Versorgung) sowie S 6 (Informations-<br />

und Kommunikationswesen) waren<br />

auf einen rund um die Uhr notwendigen<br />

Schichtbetrieb ausgelegt. Der Leiter der TEL<br />

Hannover nahm erstmals an einer Lagebesprechung<br />

des um 15 Uhr in den Räumlichkeiten der<br />

Feuerwache Nord der Berufsfeuerwehr Magdeburg<br />

eingerichteten Katastrophenschutzstabes<br />

der Landeshauptstadt Magdeburg teil. In den<br />

Folgetagen fanden diese Sitzungen jeweils am<br />

Morgen sowie gegen Nachmittag statt. Vom<br />

40<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 144


Katastrophenschutzstab wurden der TEL Hannover<br />

lagebedingt Einsatzräume und -objekte<br />

zugeordnet und auf Basis von Lagebeurteilungen<br />

die erforderlichen Gefahrenabwehrmaßnahmen<br />

festgelegt. Zeitweilig waren der TEL<br />

Hannover annähernd 3.000 Einsatzkräfte von<br />

Feuerwehren (u.a. Feuerwehrbereitschaften aus<br />

Berlin, Braunschweig, Goslar, Helmstedt, Hannover,<br />

Wolfsburg sowie Einsatzkontingente aus<br />

Saarbrücken, Schleswig-Holstein, Salzwedel<br />

und Düsseldorf), Bundespolizei, Bundeswehr,<br />

THW, DRK und DLRG zugeordnet. Bedingt<br />

durch die Aufhebung des Katastrophenalarms<br />

am 15. Juni 2013 übergab dann die TEL Hannover<br />

die Zuständigkeit des ostelbischen Einsatzbereichs<br />

an die Landeshauptstadt Magdeburg.<br />

Fast zwei Wochen leistete man im Rahmen der<br />

Katastrophenabwehr in der Landeshauptstadt<br />

Magdeburg Unterstützung.<br />

Insgesamt musste das Personal der TEL Hannover<br />

in einem Turnus von drei bis vier Tagen<br />

ausgetauscht werden. Dafür plante in Hannover<br />

das Sachgebiet Personal des Bereichs Abwehrender<br />

Brandschutz und Rettungsdienst der<br />

Feuerwehr zwei komplette Personalwechsel.<br />

Die Einsatzkräfte mussten informiert, die Arbeitgeber<br />

in Kenntnis gesetzt und der Transport<br />

nach Magdeburg sichergestellt werden. Dafür<br />

standen MTW sowie zwei Großeinsatzwagen<br />

der Feuerwehr (Busse mit Sitzplatzkapazität<br />

52 Personen bzw. 20 Personen) und ein GW-L2<br />

zum Transport der persönlichen Ausrüstung<br />

zur Verfügung. Die vor Ort befindliche Mannschaft<br />

konnte so nach entsprechender Übergabe<br />

wieder in die niedersächsische Landeshauptstadt<br />

zurückkehren.<br />

Erkenntnisse<br />

Der bisher längste und personal- sowie materialintensivste<br />

Einsatz der Feuerwehr Hannover<br />

musste im Juni 2013 im Rahmen des<br />

Hochwasserschutzes in Magdeburg verrichtet<br />

werden. Ehrenamtliches sowie hauptberufliches<br />

Personal kam in den Tätigkeitsbereichen<br />

Führung, Sandsacklogistik, Deichbau- sowie<br />

Überwachung und Pumparbeiten zum Einsatz.<br />

Die gute Zusammenarbeit mit der Region Hannover<br />

in Bezug auf die Technische Einsatzleitung<br />

kann ebenso hervorgehoben werden wie<br />

die reibungslose Integration in das System der<br />

Katastrophenabwehr der Landeshauptstadt<br />

Magdeburg. Besonders bewährt hat sich die<br />

Einbindung einer ortskundigen Führungskraft<br />

der Berufsfeuerwehr Magdeburg, die der TEL<br />

Hannover fast rund um die Uhr zur Verfügung<br />

stand. So konnten schnell Maßnahmen abgestimmt<br />

und Besonderheiten der Einsatzbewältigung<br />

aufgrund geografischer Gegebenheiten<br />

berücksichtigt werden.<br />

Im Laufe des Einsatzes wuchs die Zahl der Einsatzabschnitte<br />

und der damit unterstellten Einsatzkräfte<br />

rapide an. Eine Korrelation mit dem<br />

steigenden Pegelstand der Elbe war gegeben. Die<br />

Helfer waren zum Teil bis an ihre Belastungsgrenze<br />

gefordert. Regelmäßige Ruhepausen<br />

sowie rechtzeitige Ablösung des eingesetzten<br />

Personals waren unabdingbar, setzten aber<br />

ein genügend großes Helferpotential voraus.<br />

Demgegenüber war in der Anfangsphase des<br />

Einsatzes zu beobachten, dass es besonders Feuerwehreinheiten<br />

schwer fällt, nach alarmmäßiger<br />

Anfahrt zunächst im Bereitstellungsraum<br />

abzuwarten und dann auf Anordnung der TEL<br />

gezielt ins Einsatzgeschehen einzugreifen –<br />

für einen Hochwassereinsatz, gerade in dieser<br />

Dimension, eine altbekannte Regel. Daher ist<br />

ein disziplinierteres Verhalten bei manchen<br />

Führungskräften zukünftig wünschenswert.<br />

Anzumerken bleibt die Notwendigkeit der Zusammenarbeit<br />

von Kräften unterschiedlicher<br />

Behörden und Organisationen bei vorgegebener<br />

Führungsstruktur. Die Feuerwehr-Dienstvorschrift<br />

100 „Führung und Leitung im Einsatz“<br />

ist eine gute Grundlage. Es gilt, diese Vorschrift<br />

bundesweit als Richtschnur zu nutzen und bei<br />

den unterschiedlichen Organisationen in deren<br />

Aus- und Fortbildung des Führungspersonals zu<br />

implementieren.<br />

Abschließend seien die äußerst herzliche Aufnahme<br />

und der Dank der Magdeburger Bevölkerung<br />

herausgestellt. Jederzeit war zu spüren,<br />

dass die geleistete Hilfe hoch willkommen und<br />

besonders anerkannt wurde.<br />

<br />

Literatur:<br />

Lange R (1994) Eine KatS-Einheit im Wandel der Zeit. BRAND-<br />

Schutz Deutsche Feuerwehrzeitung 6: 361-363.<br />

Grigat HJ, Strerath V (1999) Nach der Katastrophe zur Übung.<br />

BRANDSchutz Deutsche Feuerwehrzeitung 6: 496-500.<br />

Lange C, Bahlmann C, Rohrberg D, Kunze R (2013) Kreisfeuerwehrbereitschaften<br />

in Niedersachsen. BRANDSchutz Deutsche<br />

Feuerwehrzeitung 4: 258-267<br />

Plattner HJ (2006) Führen im Einsatz. Kohlhammer, Stuttgart.<br />

Landeshauptstadt Magdeburg (2013) Hochwasser 2013 – Rückblick,<br />

Bilanz und erste Analyse: www.magdeburg.de/Bürger<br />

und Stadt/Hochwasser 2013 (abegrufen am: 30. Mai <strong>2014</strong>).<br />

Lange C, Rohrberg D, Bahlmann C, Feichtenschlager J (2013)<br />

Feuerwehr Hannover: Hochwassereinsatz in Magdeburg im<br />

Juni 2013. BRANDSchutz Deutsche Feuerwehrzeitung 8:<br />

587-595.<br />

FÜHRUNG<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 145<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />

41


TECHNIK<br />

Im Einsatz mit dem Technischen Fachberater des THW:<br />

Deichverteidigung bei extremen<br />

Hochwasserereignissen<br />

C. von Spiczak-Brzezinski<br />

Jedem sind die Bilder der vergangenen Jahre bekannt: Eine Vielzahl von Einsatzkräften<br />

auf und an Hochwasserschutzdeichen versucht, den Fluten Einhalt<br />

zu gebieten. In den vergangenen zwei Jahrzehnten war dies vor allem<br />

entlang der großen Flüsse in Deutschland notwendig, so z.B. am Rhein (1993<br />

und 1995), an der Oder (1997) und an der Elbe (2002 und 2013). Leider waren<br />

diese Maßnahmen an manchen Deichabschnitten auch vergebens. Dieser<br />

Artikel verschafft eine Übersicht über das Thema Deichverteidigung und<br />

berücksichtigt dabei die Aktivitäten beim Technischen Hilfswerk (THW).<br />

Hochwassereinsätze, besonders bei den genannten<br />

Hochwasserereignissen – die oftmals<br />

und teilweise vorschnell von den Medien und<br />

der Bevölkerung als „Jahrhundertflut“ bezeichnet<br />

werden –, sind äußerst personalintensiv. Das<br />

Füllen und der Verbau von Sandsäcken, die heute<br />

noch das Standardeinsatzmittel bei solchen<br />

Katastrophen sind, fordern einen großzügigen<br />

Personaleinsatz. Neben den Einsatzkräften,<br />

die idealerweise in der Deichverteidigung ausgebildet<br />

sind, benötigt man vor allem speziell<br />

qualifizierte Fachleute, die befähigt sind,<br />

Deichschäden rechtzeitig zu erkennen und zu<br />

bewerten sowie entsprechende Gegenmaßnahmen<br />

(Deichverteidigung) einzuleiten. Beim<br />

THW haben diese Fachleute den Status eines<br />

Technischen Beraters/Fachberaters (TeBe/FaBe<br />

Deichverteidigung). Sie kommen immer dort<br />

zum Einsatz, wo die Deichverbände oder zuständige<br />

Behörden aufgrund der katastrophalen<br />

Ausmaße an die Grenzen ihrer personellen Kapazitäten<br />

stoßen.<br />

Verschiedene Deicharten<br />

Auch wenn alle auf dem gleichen Grundprinzip<br />

basieren, gibt es doch unterschiedliche Arten<br />

von Hochwasserschutzdeichen in Deutschland.<br />

Das hängt zum einen mit den diversen<br />

Anforderungen an Deiche an unterschiedlichen<br />

Flusssys temen zusammen, zum anderen auch<br />

mit der historischen Entwicklung. So verlief<br />

die Entwicklung des Deichbaus während<br />

des Kalten Krieges im geteilten Deutschland<br />

sehr unterschiedlich, der Nachholbedarf ist<br />

Abb. 1: Das Füllen und der<br />

Verbau von Sandsäcken<br />

– heute noch das Standardeinsatzmittel<br />

– fordern einen<br />

großzügigen Personaleinsatz<br />

42<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 146


in den neuen Bundesländern bei Hochwassermaßnahmen<br />

bis heute deutlich spürbar. Bei<br />

der historischen Entwicklung spielt auch die<br />

Lebensdauer der Deiche eine Rolle. Im Durchschnitt<br />

beträgt diese ca. 100 Jahre. Jedoch haben<br />

sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts die Anforderungen<br />

an Bauweise sowie Höhe des Deiches<br />

mehrfach verändert.<br />

TECHNIK<br />

Grundsätzlich sind die meisten Deiche in<br />

Deutschland nach dem gleichen Prinzip konstruiert<br />

worden. Aber es gibt auch Unterschiede,<br />

je nach Baujahr und Lage des Deiches.<br />

So sind z.B. die Deiche an den Küsten weitaus<br />

großzügiger und höher ausgelegt, was durch<br />

die starken Witterungseinflüsse an den Küsten<br />

bedingt ist. Die Kraft des Wassers wirkt<br />

dort bei Sturmfluten bedeutend stärker als an<br />

einem Fluss im Binnenland. Auch von der Größe<br />

und Eigenschaft des Flusses ist die Art des<br />

Deiches abhängig. So sind entlang des Rheins<br />

die Deiche weitaus mächtiger als entlang der<br />

Elbe. Vergleicht man die Abflussmengen (Maßeinheit<br />

für Hochwasser in der Wasserwirtschaft)<br />

miteinander, sieht man den Unterschied<br />

deutlich. So führte die Elbe bei Dresden beim<br />

Jahrhunderthochwasser 2002 in der Spitze bis<br />

zu 4.500m³/s, beim letzten großen Rheinhochwasser<br />

von 1995 wurden 11.300 m³/s gemessen,<br />

wobei die Rheindeiche bis ca. 14.000 m³/s<br />

ausgelegt sind, also mehr als das Vierfache des<br />

Höchststandes der Elbe.<br />

Das hat den Nachteil, dass Maßnahmen der<br />

Deichverteidigung – wie sie etwa an der Elbe<br />

durchgeführt wurden – entlang des Rheins<br />

nicht so ohne Weiteres umzusetzen sind. Kleine<br />

Defekte an Deichen lassen sich provisorisch<br />

flicken, doch „nachhaltig“ aufgeweichte Deiche<br />

vor einem Bruch zu bewahren oder gar Deichbrüche<br />

zu verschließen, stellt sich als äußerst<br />

schwierige Herausforderung dar – alleine aufgrund<br />

der Dimension der Deiche und der dahinter<br />

fließenden Wassermassen. So haben die<br />

Deiche in Duisburg teilweise eine Höhe von<br />

etwa 10 m.<br />

Deichschäden und Vorschädigungen<br />

Extreme Hochwasserereignisse stellen auch<br />

für moderne Hochwasserschutzanlagen eine<br />

enorme Belastungsprobe dar. Daher kommt es<br />

bei Hochwassern oft zu Schäden an Deichen,<br />

diese reichen von leichten Beschädigungen bis<br />

hin zum Totalversagen eines Deiches – dem<br />

Deichbruch. Betroffen sind zumeist jedoch<br />

ältere Deiche. Zum einen „setzen“ sich Deiche<br />

im Laufe der Jahrzehnte ihres Bestehens<br />

etwas, das bedeutet, sie verlieren an Höhe und<br />

mitunter auch an Stabilität. Hinzu kommen<br />

bestimmte Vorschädigungen, z.B. durch Höhlen<br />

von Nagetieren, die ihren Bau in den Deich<br />

graben. Aber auch Wurzeln von Bäumen oder<br />

Buschwerk können Deiche schwächen. Solche<br />

Vorschädigungen lassen sich meist durch regelmäßige<br />

Begehungen der Deiche erkennen und<br />

kurzfristig beheben.<br />

In Gebieten wie dem Ruhrgebiet in Rheinnähe,<br />

in denen intensiver Bergbau betrieben<br />

wird oder wurde, kommen Gefahren durch<br />

Berg senkungen hinzu. Dabei senkt sich durch<br />

die unterirdischen Abbauarbeiten die Geländeoberfläche<br />

ab, was die Deiche ebenfalls absinken<br />

lässt. Zudem können bei ungleichmäßigen<br />

Bergsenkungen Risse in Hochwasserschutzanlagen<br />

auftreten, die an dieser Stelle einen<br />

Deichbruch auch schon bei geringer Belastung<br />

durch Hochwasser ermöglichen.<br />

Die Mehrzahl der schwerwiegenden Schäden<br />

treten während eines Hochwassers auf. Durch<br />

den enormen Wasserdruck, der auf einen Deich<br />

einwirkt, teils noch durch direkte und starke<br />

Strömung auf den Deich begünstigt, dringt oftmals<br />

Wasser in den Deich ein oder drückt durch<br />

den Deich bzw. den Untergrund hindurch. Entscheidend<br />

ist hierbei die Menge des auf der Binnenseite<br />

austretenden Wassers. Dieses Wasser<br />

schwemmt Sedimente aus dem Deich heraus,<br />

weshalb mit dem Fortschreiten des Wasserflusses<br />

durch den Deich dieser immer instabiler<br />

wird. Werden hier keine Gegenmaßnahmen<br />

ergriffen, droht früher oder später der gesamte<br />

Deich aufzuweichen, bis es zum Bruch des Deiches<br />

kommt. Der Grundsatz bei der Deichver-<br />

Abb. 2: Auch Hochleistungspumpen<br />

gehören<br />

zur Ausrüstung des THW, die<br />

bei Hochwasser eingesetzt<br />

werden<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 147<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />

43


TECHNIK<br />

den Schäden, die ggf. an Deichen entstehen<br />

können. Im einfachsten Fall droht die Gefahr,<br />

dass der Wasserspiegel über die Bemessungshöhe<br />

des Deiches steigt und damit eine sogenannte<br />

Überströmung des Deiches stattfindet. Dann<br />

wird versucht, den Deich zu erhöhen, um den<br />

steigenden Wasserspiegel zurückhalten zu können.<br />

Häufig wird dies durch Sandsackdämme<br />

auf der Deichkrone umgesetzt. Alternativ zu<br />

den Sandsäcken können andere Systeme zum<br />

Einsatz kommen, etwa mit Wasser gefüllte<br />

Schläuche oder mobile Schutzdeiche. In diesen<br />

Fällen spricht man von einer sogenannten Aufkadung<br />

(vom niederdeutschen Wort „Kade“ für<br />

Damm, Deich).<br />

Ab. 3: Sandsackfüllstation:<br />

Grundsätzlich sollte ein<br />

Sandsack immer etwa 20 kg<br />

wiegen und zu 2/3 gefüllt<br />

sein<br />

Abb. 4: Tritt am Deich an<br />

einer Stelle punktuell Wasser<br />

aus, wird eine sogenannte<br />

Quellkade errichtet<br />

teidigung sollte daher lauten: „Sedimente im<br />

Deich behalten und das vorhandene Wasser aus<br />

dem Deich herausholen!“ Auch schweres Treibgut<br />

(große Baumstämme, Seecontainer usw.),<br />

das auf bereits stark beanspruchte Deiche trifft,<br />

kann diese nachhaltig beschädigen und sogar<br />

Deichbrüche verursachen.<br />

Maßnahmen der Deichverteidigung<br />

Bei der Verteidigung von Deichen gibt es verschiedene<br />

Grundprinzipien. Diese basieren auf<br />

Häufig reicht die Höhe der Deiche jedoch aus,<br />

aber durch eine Vorschädigung, z.B. durch Setzungen<br />

im Deich, kann es dazu kommen, dass<br />

Wasser durch den Deich hindurch dringt. Die<br />

Wassermasse ist weniger gefährlich, jedoch<br />

werden durch dieses Wasser Sedimente aus<br />

dem Deich ausgewaschen, der so immer instabiler<br />

wird. Daher müssen auch kleine Rinnsale,<br />

die aus dem Deich herauslaufen, umgehend und<br />

wirkungsvoll bekämpft werden.<br />

Dazu gibt es verschiedene Verfahren, je nachdem,<br />

an welcher Stelle das Wasser aus dem<br />

Deich austritt. Tritt an einer Stelle punktuell<br />

Wasser aus, wird eine sogenannte Quellkade<br />

errichtet. Diese basiert auf einem einfachen<br />

Prinzip: Es wird um die undichte Stelle herum<br />

ein halbkreisförmiger Wall aus Sandsäcken errichtet,<br />

der das austretende Wasser aufstaut, bis<br />

es in etwa die gleiche Höhe erreicht hat, wie der<br />

Wasserstand auf der Wasserseite des Deiches.<br />

Dadurch herrscht auf beiden Seiten gleichhoher<br />

Wasserdruck und das Wasser strömt nicht weiter<br />

nach.<br />

Dringt aufgrund starker Strömung oder eines<br />

generell hohen Wasserdruckes wegen hoher<br />

Wasserstände viel Wasser in den Deich hinein,<br />

kann dieser zusätzlich von außen (Wasserseite)<br />

abgedichtet werden, um das weitere Eindringen<br />

von Wasser zu verhindern oder wenigstens zu<br />

reduzieren. Zudem kann auf der Binnenseite<br />

des Deiches eine sogenannte Auflast aufgebracht<br />

werden. Dabei wird der Deichfuß, in<br />

einigen Fällen auch die gesamte binnenseitige<br />

Böschung des Deiches, mit Fließen abgedeckt,<br />

die dann mit Sandsäcken beschwert werden.<br />

Dies gibt dem Deich zusätzlichen Halt.<br />

Deiche, die aufzuweichen drohen, werden in<br />

manchen Fällen von der Wasserseite her zusätz-<br />

44<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 148


lich mit Planen gegen eindringendes Wasser geschützt.<br />

Dabei werden wasserdichte Planen auf<br />

der wasserseitigen Böschung des Deiches ausgerollt<br />

und mit Sandsäcken beschwert. Da zu diesem<br />

Zeitpunkt das Wasser meist schon bis an<br />

den Deich heran steht, ist hier der Einsatz von<br />

Helfern im Wasser, teilweise sogar unter Wasser<br />

nötig. Hierbei kommen oft Rettungs- und Bergungstaucher<br />

von Feuerwehren, DLRG, Bundeswehr<br />

und Bundespolizei sowie dem THW<br />

zum Einsatz.<br />

TECHNIK<br />

Aufgrund der starken Strömung stellt dieses<br />

Verfahren jedoch eine erhöhte Gefahr für die<br />

Einsatzkräfte dar und sollte nur in Notfällen<br />

unter größter Vorsicht und Sicherungsmaßnahmen<br />

vorgenommen werden. Wenn ein<br />

Deich versagt und es zum Bruch eines Deiches<br />

kommt, ist höchste Vorsicht geboten. Nicht<br />

nur unmittelbar an der Bruchstelle, sondern<br />

teils auch weit im Deichhinterland kann es<br />

zu schnell ansteigenden Wasserständen kommen.<br />

Solchen Deichbrüchen ist nur sehr schwer bis<br />

gar nicht Herr zu werden. Es sind bestimmt jedem<br />

Helfer noch die Bilder aus dem vergangenen<br />

Jahr bekannt, bei dem versucht wurde, mit abgeworfenen<br />

„BigBags“ sowie gesprengten und<br />

versenkten Lastkähnen einen Deichbruch bei<br />

Fischbeck (Sachsen-Anhalt) zu verschließen.<br />

Sollten solche Optionen nicht möglich sein,<br />

besteht noch die Chance, eine zweite Verteidigungslinie<br />

im Deichhinterland zu errichten.<br />

Hierbei werden dann Sandsackdeiche aufgebaut,<br />

um Ortschaften zu schützen, die Wassermassen<br />

in eine bestimmte Richtung zu lenken<br />

oder um einen zusätzlichen Polder zu schaffen.<br />

Teilweise kann hier auf ehemalige Deiche, die<br />

nicht abgetragen wurden (Schlafdeiche), zurückgegriffen<br />

werden, die unter Umständen nur<br />

etwas erhöht werden müssen.<br />

Sandsäcke –<br />

die Standardallzweckwaffe<br />

Seit Jahrzehnten ist der Sandsack das unangefochtene<br />

Mittel der Wahl zur Deichverteidigung.<br />

In den vergangenen Jahren kamen zwar<br />

immer mehr Systeme zum Hochwasserschutz<br />

auf den Markt, diese werden jedoch vorfabriziert<br />

und dienen meist zum Schutz bestimmter<br />

Gebäude oder Abschnitte. Dabei sind die Systeme<br />

mit Dammbalken aus Aluminium sowie<br />

gefüllte Wasserschläuche unterschiedlicher<br />

Größen am weitesten verbreitet. Für einen<br />

Einsatz zur Deichverteidigung kommen diese<br />

jedoch nur bedingt in Betracht, vielmehr sind<br />

solche Systeme oft schon Bestandteil der regulären<br />

Deichlinie, um Lücken an Stellen zu<br />

schließen, an denen man aus optischen Gründen<br />

keine Deiche bauen will (z.B. Uferpromenaden).<br />

Der Vorteil des Sandsacks ist die Flexibilität<br />

beim Einsatz. Er ist leicht zu transportieren<br />

und zu tragen, flexibel zu verbauen und somit<br />

an alle örtlichen Gegebenheiten anzupassen,<br />

günstig in der Anschaffung und bei Bedarf<br />

auch in großen Stückzahlen verfügbar – und<br />

das weltweit. Grundsätzlich unterscheidet<br />

man Sand säcke in zwei Varianten, Säcke aus<br />

Jute und Säcke aus Kunststoff (PP/PE). Grundlegend<br />

muss beim Verbau hinsichtlich der Unterschiede<br />

eigentlich nichts beachtet werden. Ein<br />

Helfer kann etwa 40 bis 60 Sandsäcke pro Stunde<br />

schaffen, beim Befüllen wie beim Transport<br />

in einer Kette. Dies kann aufgrund von Witterungsbedingungen<br />

stark schwanken.<br />

Grundsätzlich sollte ein Sandsack etwa 20 kg<br />

wiegen und zu 2/3 gefüllt sein. Wichtig ist, dass<br />

der Sack verschlossen wird, und zwar am oberen<br />

Ende, sodass das obere Drittel des Sacks leer<br />

bleibt. Nur so bleibt der Sandsack ausreichend<br />

flexibel für den Verbau. Bei den Verschlüssen<br />

gibt es verschiedene Möglichkeiten. Häufig<br />

werden die Säcke mit einem Rödeldraht verschlossen.<br />

Bei größeren Füllmaschinen werden<br />

oft kleine Nähgeräte verwendet, mit deren Hilfe<br />

die Säcke am oberen Ende vernäht werden.<br />

Abb. 5: An der Bundesschule<br />

in Hoya verfügt man über<br />

eine spezielle Übungs anlage,<br />

ein sogenannter nasser<br />

Deich, an der Deichverteidigung<br />

trainiert werden kann<br />

Christian von<br />

Spiczak-Brzezinski<br />

Ingenieur für Rettungswesen<br />

Student Katastrophenvorsorge/Katastrophenmanagement<br />

ChristianSB@gmx.de<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 149<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />

45


TECHNIK<br />

Die Sandsacklogistik entscheidend mit über<br />

den Einsatzerfolg. Normalerweise werden an<br />

zentralen Stellen die Sandsäcke befüllt und von<br />

dort an die Einsatzstellen geliefert. Das spart<br />

oftmals Ressourcen. Bei den Hochwassern an<br />

der Elbe wurden meist Sand- und Kiesgruben<br />

dafür verwendet, da hier der Rohstoff Sand<br />

in Hülle und Fülle verfügbar war. So entfielen<br />

zusätzliche Transporte. Gefüllte Sandsäcke<br />

werden dann auf Paletten gestapelt, zu je<br />

etwa 50 bis 70 Stück. Eine Europalette ist meist<br />

mit etwas mehr als 1.000 kg belastbar, daher<br />

sollten es nicht mehr sein. Zudem lässt sich so<br />

der Sandsacktransport leichter koordinieren<br />

und planen, wenn die Paletten etwa alle gleich<br />

viel wiegen. Die Verladung/Entladung kann<br />

dann mithilfe von Radladern/Gabelstaplern erfolgen.<br />

Dies verkürzt die Standzeiten der Lkw<br />

enorm.<br />

Beim Verbau der Sandsäcke sollte immer ausreichend<br />

fachkundiges Personal (Fachberater<br />

Deichverteidigung/geschulte Einsatzkräfte) vor<br />

Ort sein, um ein optimales Verlegen und Verbauen<br />

der Sandsäcke zu ermöglichen. Wichtig<br />

ist hierbei ein schematisches Verbauen und<br />

strukturiertes Vorgehen.<br />

Genauere Informationen dazu finden sich unter<br />

dem unten genannten Link zur Deichverteidigung<br />

sowie im Download-Bereich der<br />

THW-Bundeschule Neuhausen, die auch eine<br />

Taschenkarte zur Deichverteidigung zum<br />

Herun terladen anbietet. Zu beachten ist immer:<br />

Der Sandsack sollte mit dem Boden (geschlossene<br />

Seite) zum Wasser/zur Strömung zeigen,<br />

das bietet dem Wasser weniger Angriffsfläche<br />

und der Deich wird so stabiler.<br />

Ausbildung Deichverteidigung beim THW<br />

Die Bundesanstalt THW bildet in großem<br />

Umfang Einsatzkräfte wie Fachberater für die<br />

Deichverteidigung aus. Schwerpunkt dabei<br />

bildet die Ausbildung an der Bundesschule in<br />

Hoya an der Weser (Niedersachsen). Dort verfügt<br />

man über eine spezielle Übungsanlage, an<br />

der Deichverteidigung trainiert werden kann.<br />

Dabei handelt es sich um einen sogenannten<br />

nassen Deich, einen nachgebauten Deich, in<br />

dem Wasserleitungen verlegt sind, sodass der<br />

Austritt an verschiedenen schadhaften Stellen<br />

am Deich simuliert und die entsprechenden<br />

Gegenmaßnahmen am Deich geübt werden<br />

können. Ähnliche Anlagen gibt es in etwas<br />

kompakterer Form auch auf Übungsgeländen in<br />

verschiedenen THW-Landesverbänden.<br />

Das THW im Hochwassereinsatz<br />

Das THW verfügt mit seinen bundesweit aufgestellten<br />

technischen Zügen und Fachgruppen (FGr) über vielfältige<br />

Einsatzmöglichkeiten bei Hochwassereinsätzen.<br />

Neben der verfügbaren Manpower aus den Bergungsgruppen<br />

für die Deichverteidigung kommen dort vor<br />

allem die Fachgruppen des THW mit ihrem speziellen<br />

Gerät zum Einsatz. Für beinahe jede Fachgruppe gibt es<br />

entsprechende Einsatzoptionen bei Hochwasserlagen.<br />

Dabei bringen die verschiedenen Fachgruppen vor allem<br />

schweres Gerät und spezielle Ausstattung zum Einsatz.<br />

Dazu gehören u.a.:<br />

• Transportkapazitäten für Sandsäcke/Sand (verschiedene<br />

FGr)<br />

• Bergeräumgeräte (Radlader, Bagger) für verschiedene<br />

Aufgaben (FGr Räumen)<br />

• Hochleistungspumpen, Tauchpumpen (Fachgruppe<br />

Wasserschaden/Pumpen)<br />

• verschiedene Wasserfahrzeuge wie Boote, Arbeitsplattformen<br />

(FGr Wassergefahren)<br />

• Stromerzeuger bei Stromausfall, für elektr. Tauchpumpen<br />

(FGr Elektroversorgung)<br />

• Ausleuchtung von Einsatzstellen für nächtliche Einsätze<br />

(FGr Beleuchtung)<br />

• provisorischer Ersatz von weggeschwemmten<br />

Brücken (FGr Brückenbau)<br />

• Unterstützung bei Führungsaufgaben, Führung von<br />

Bereitstellungsräumen (FGr Führung & Kommunikation)<br />

• Trinkwasseraufbereitung bei Zusammenbruch der<br />

Wasserversorgung (FGr Trinkwasseraufbereitung)<br />

• Sprengung von Deichen zur Entlastung anderer Deichabschnitte<br />

(FGr Sprengen)<br />

• Verpflegung von Einsatzkräften, Nachschuborganisation,<br />

Werkstätten (FGr Logistik)<br />

• Wiederherstellen von Strom- und Wasseranschlüssen<br />

(FGr Infrastruktur)<br />

• Auffangen von ausgelaufenen Treibstoffen und Heizöl<br />

(FGr Ölschaden)<br />

• Einsatz mobiler Pegel (FGr Wasserschaden/Pumpen)<br />

• Einsatzüberwachungssystem, Statiküberwachung<br />

Deiche (Bergungsgruppen)<br />

Zudem sind bei Hochwasserlagen unzählige Fachberater<br />

THW und Fachberater Deichverteidigung im Einsatz, um<br />

bei dem Schutz bedrohter Ortschaften fachkundige Unterstützung<br />

zu geben sowie um allgemein über Einsatzmöglichkeiten<br />

des THW zu informieren.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.deichverteidigung.de<br />

www.thw-bundeschule.de<br />

In der Bundesschule Hoya werden jährlich in<br />

mehreren Lehrgängen THW-Einsatzkräfte aus<br />

ganz Deutschand in der Deichverteidigung<br />

ausgebildet. Hinzu kommen zusätzliche Lehrgänge<br />

für externe Behörden und Stellen wie<br />

Feuerwehren, Deichverbände usw. Darüber<br />

hinaus steht die Übungsanlage – wie auch die<br />

weiteren im Bundesgebiet – sämtlichen Einheiten<br />

des THW sowie den Einheiten anderer<br />

Organisationen zur Verfügung.<br />

<br />

46<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 150


Abrollbehälter für den Hochwassereinsatz:<br />

Sandsackbefüllung<br />

und Schlauchsystem<br />

Technik<br />

C. Lange<br />

Hochwassersituationen wie zuletzt im Mai und<br />

Juni 2013 in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt,<br />

Niedersachsen und Schleswig-Holstein<br />

führten zu großflächigen sowie massiven<br />

Überschwemmungen. Deshalb sind wirkungsvolle<br />

Vorbereitungen für einen Hochwassereinsatz<br />

der Feuerwehr mit den Schwerpunkten<br />

Einsatzführung, Sandsacklogistik, Errichtung<br />

von Sandsackwällen, Sicherung sowie Verstärkung<br />

der Deiche und Deichverteidigung zu<br />

treffen. Neben den personellen und organisatorischen<br />

Maßnahmen spielt die adäquate technische<br />

Ausstattung eine wichtige Rolle.<br />

Abrollbehälter Hochwasserschutz (AB-HWS)<br />

Zur Sicherstellung feuerwehrtechnischer<br />

Maßnahmen im Rahmen von Einsätzen zum<br />

Hochwasserschutz wurde im Jahr 2012 ein<br />

Abrollbehälter mit spezieller Ausstattung für<br />

diese Einsatzaufgabe in Dienst gestellt. Mit<br />

wasserbefüllbaren Kissen- und Doppelkammerschlauchsystemen<br />

kann auf einer Länge<br />

von bis zu 500 m und einer Höhe von ca. 30 cm<br />

aufgestaut werden. Hierdurch ist ein schneller<br />

Schutz von hochwassergefährdeten Bereichen<br />

möglich, für den vergleichbar etwa 25.000<br />

Sandsäcke erforderlich wären. Der Aufbau der<br />

Systeme kann von mindestens 11 Einsatzkräften<br />

innerhalb von etwa zwei Stunden erfolgen.<br />

Besondere Schutzausrüstung wie Wathosen<br />

usw. ermöglicht dem Personal, sich gegen die<br />

Gefahren durch Schmutz- bzw. Hochwasser<br />

und in fließenden Gewässern zu schützen.<br />

Die beiden wasserbefüllbaren Doppelkammerschlauchsysteme<br />

können im Rahmen der<br />

Brandbekämpfung auch zur Löschwasserrückhaltung<br />

eingesetzt werden. Daneben stehen<br />

umfangreiche zusätzliche Materialien zur Verfügung,<br />

so u.a. Beleuchtungsgeräte, Verkehrssicherungsausstattung,<br />

Schaufeln, Spaten sowie<br />

Handwerkzeug und ein Aluminiumboot.<br />

Der Einsatz des AB-HWS erfolgt lageabhängig<br />

im Rahmen des Hochwasserschutzkonzepts<br />

der Feuerwehr Hannover durch Personal der<br />

Feuer- und Rettungswache 4 mit Wechselladerfahrzeug<br />

in Verbindung mit mindestens<br />

Dipl.-Chem. Claus Lange<br />

Direktor der Feuerwehr<br />

Hannover<br />

Feuerwehrstr. 1<br />

30169 Hannover<br />

claus.lange@<br />

hannover-stadt.de<br />

Abb. 1: Blick auf die<br />

Sandsacklogistik im<br />

Rahmen des Hochwassereinsatzes<br />

in Magdeburg 2013<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 151<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />

47


Technik<br />

Tab. 1: Technische Daten des Abrollbehälters Hochwasserschutz<br />

Hersteller<br />

GSF Sonderfahrzeugbau GmbH, Twist<br />

Maße Abrollbehälter 2.500 × 2.500 × 6.400 mm (H x B x L)<br />

Masse Abrollbehälter ca. 7.800 kg<br />

Baujahr 2012<br />

Ausstattung u.a. • Eigenstromversorgung über Batterien mit Ladeerhaltung (230 V)<br />

• Umfeld- und Geräteraumbeleuchtung<br />

• pneumatischer Lichtmast mit Xenonscheinwerfern<br />

• drei speziell ausgestattete Rollwagen<br />

Beladung u.a. • 300 m Doppelkammerschlauch (Fa. Beaver):<br />

Stücke zu 5 m und 10 m<br />

• 150 m Doppelkammer-Folienschlauch (Fa. Optimal)<br />

• 25 Kissen (Fa. Floodbag): ca. 2x 1 x 0,5 m, stapelbar<br />

• 3 Rollwagen mit Doppelkammerschläuchen und Zubehör<br />

• Aluminiumboot (ca. 2,50 x 1,25 m) zum Rudern oder Schieben<br />

• Ganzkörperschutzanzüge und Rettungswesten<br />

• (Fischerei-)Ölhemden und Latzhosen<br />

• Wathosen, Gummistiefel, wasserdichte Handschuhe<br />

• Plattformwagen<br />

• Paketkarre<br />

• Motorkettensäge<br />

• Schaufeln, Spaten, Handwerkzeug<br />

• Material zur Verkehrssicherung<br />

• 8-kVA-Stromerzeuger, tragbar<br />

• 2× 1.000-W-Halogenstrahler<br />

• 1 Beleuchtungsballon („Powermoon“)<br />

einem Löschgruppenfahrzeug sowie Gerätewagen-Logistik<br />

und Mannschaft der Fachgruppe<br />

„Hochwasserschutz“ der Ortsfeuerwehren<br />

Wettbergen, Ricklingen und Bornum.<br />

Abrollbehälter Sandsackbefüllung (AB-Sand)<br />

Für Einsätze im Rahmen des Hochwasserschutzes<br />

hat die Feuerwehr Hannover ebenfalls<br />

im Jahr 2012 einen Abrollbehälter Sandsackbefüllung<br />

(AB-Sand) in Dienst gestellt, auf dem<br />

Materialien und Geräte für eine Sandsackfüllstation<br />

verlastet sind. Damit kann eine schnelle,<br />

witterungsunabhängige Betriebsbereitschaft<br />

zur Füllung von Sandsäcken ermöglicht werden.<br />

Für den effizienten Betrieb sind mindestens<br />

14 Einsatzkräfte sowie ein Rad- oder Teleskoplader<br />

mit Sandschaufel und Palettengabel erforderlich.<br />

So können ca. 1.800 Sandsäcke pro<br />

Stunde bei einer möglichst eingespielten Bedienungsmannschaft<br />

(600 Stück als vergleichbare<br />

Leistung bei Befüllung per Hand) gefüllt,<br />

verschlossen (zugenäht) und abholbereit verladen<br />

werden. Durch die besondere Anordnung<br />

der Füllmaschine sowie der Näh- und Verladestation<br />

kann das eingesetzte Personal weitgehend<br />

ergonomisch und witterungsgeschützt<br />

arbeiten. Durch das verschiebbare Dach ist von<br />

oben mittels Radlader die Anlage mit Sand zu<br />

befüllen.<br />

Tab. 2: Technische Daten des Abrollbehälters Sandsackbefüllung<br />

Hersteller<br />

Paul Stolle Karosserie- und Fahrzeugbau GmbH, Hannover<br />

Maße Abrollbehälter 2.465 × 2500 × 6.000 mm (H x B x L)<br />

Masse Abrollbehälter ca. 6.000 kg<br />

Baujahr: 2012<br />

Ausstattung u.a. • Eigenstromversorgung über Batterien mit Ladeerhaltung (230 V)<br />

• Geräteraum- und Arbeitsplatzbeleuchtung<br />

• verschiebbares Aufbaudach<br />

• Wetterschutzplanen<br />

• Überfahrbordwand am Heck (Entnahme Klappgitterboxen)<br />

• Sandsackfüllmaschine (Fa. Saquick, Ausführung Titan 2.400)<br />

• 2 Nähtische, klappbar<br />

Beladung u.a. • 12.000 Sandsäcke, leer, in Ballen<br />

• 4x Nähmaschinen für Sandsäcke<br />

• Nähgarn, Kabelbinder, Bindedraht<br />

• 8× Transport-Kunststoff-Faltgitterbox<br />

• 1× Gabelhubwagen<br />

• 2× Schubkarre<br />

• 1× Plattformwagen<br />

• Schaufeln, Spaten, Handwerkzeug<br />

• Material zur Verkehrssicherung<br />

• 13-kVA-Stromerzeuger, tragbar<br />

Der Einsatz des AB-Sand soll möglichst auf<br />

befestigtem Untergrund mit einer Grundfläche<br />

von mindestens 35 × 40 m erfolgen. Das<br />

Gelände muss von Fahrzeugen mit einer Gesamtmasse<br />

von 26.000 kg befahrbar sein. Der<br />

AB-Sand ist so ausgestattet, dass der Betrieb<br />

zur Sandsackbefüllung nach etwa 30 Minuten<br />

Aufbauzeit über acht Stunden (ca. 12.000<br />

Sandsäcke) möglich ist, bevor weiteres Material<br />

erforderlich wird. Hierbei ist jedoch Sand in<br />

ausreichender Menge und eine entsprechende<br />

Logistik für den Abtransport der gefüllten<br />

Sandsäcke notwendig.<br />

Der Einsatz des AB-Sand erfolgt lageabhängig<br />

im Rahmen des Hochwasserschutzkonzepts<br />

der Feuerwehr Hannover durch Personal der<br />

Feuer- und Rettungswache 4 mit Wechselladerfahrzeug,<br />

AB-Mulde sowie Tiefladeanhänger,<br />

auf dem auch der Radlader transportiert wird.<br />

Mindestens ein Löschgruppenfahrzeug sowie<br />

Gerätewagen-Logistik und Mannschaft der<br />

Fachgruppe „Hochwasserschutz“ der Ortsfeuerwehren<br />

Wettbergen, Ricklingen und Bornum<br />

sind erforderlich.<br />

48<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 152


Technik<br />

Fazit<br />

Gerade das Material der Kreisfeuerwehrbereitschaft<br />

der Landeshauptstadt Hannover<br />

Hannover zur Hochwasserbekämpfung, das<br />

im Jahr 2012 komplettiert und erweitert werden<br />

konnte, hat sich beim Hochwassereinsatz<br />

in Magdeburg im Juni 2013 sehr bewährt. Der<br />

Abrollbehälter Hochwasserschutz mit seiner<br />

umfangreichen Ausstattung war ebenso nützlich<br />

wie der Abrollbehälter Sandsackfüllung.<br />

Mit dieser vom hannoverschen Karosseriebauer<br />

Stolle mit Unterstützung der Feuerwehr Hannover<br />

entwickelten Maschine konnten mehr als<br />

400.000 Sandsäcke gefüllt und auf Paletten verlastet<br />

zum Einsatz gebracht werden. Der systematische<br />

Arbeitsablauf von der Füllung bis hin<br />

zum Verschließen der Sandsäcke erwies sich als<br />

sehr leistungsfähig. Auch war aufgrund der in<br />

den letzten Jahren für die Freiwillige Feuerwehr<br />

Hannover beschafften einheitlichen Löschfahrzeuge<br />

Katastrophenschutz eine Ablösung der<br />

Bedienungsmannschaft unkompliziert. <br />

Literatur:<br />

1. Lange C, Bahlmann C, Rohrberg D, Kunze R (2013) Kreisfeuerwehrbereitschaften<br />

in Niedersachsen. Brandschutz/<br />

Deutsche Feuerwehr-Zeitung 67: 258-267<br />

2. Lange C, Rohrberg D, Bahlmann C, Feichtenschlager J (2013)<br />

Feuerwehr Hannover: Hochwassereinsatz in Magdeburg im<br />

Juni 2013. Brandschutz/Deutsche Feuerwehr-Zeitung 67:<br />

587-595<br />

3. Feuerwehr Hannover (2012) Dienstanordnung 5.1 – 046 Abrollbehälter<br />

Sandsackbefüllung (AB-Sand)<br />

4. Feuerwehr Hannover (2012) Dienstanordnung 5.1 – 047 Abrollbehälter<br />

Hochwasserschutzsysteme (AB-HWS)<br />

Abb. 2: Abrollbehälter<br />

Sandsackbefüllung in einsatzbereitem<br />

Zustand<br />

Abb. 3: Beladung des<br />

AB Hochwasserschutz<br />

Leserbrief<br />

Sehr geehrter Herr Roeber,<br />

herzlichen Dank für Ihren sehr gelungenen und im<br />

wahrsten Sinn „not-wendigen“ Artikel zum Thema<br />

„alte Weisheiten“ (IE 2/<strong>2014</strong>). In der Tat ist dieses<br />

Thema hochaktuell. Alle Hilfeleistungsorganisationen<br />

beklagen zu Recht den Helferschwund und<br />

die Tatsache, dass zunehmend weniger Menschen<br />

für die Idee des Bevölkerungsschutzes begeistert<br />

werden können. Der demografische Wandel verstärkt<br />

hier die Situation zunehmend. Diese Probleme<br />

sind jedoch zumindest ein stückweit auch<br />

hausgemacht. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen,<br />

dass es einem Bewerber – immerhin mit<br />

zwei vollständigen Fachausbildungen im Sanitätsund<br />

Betreuungsdienst des ehem. erweiterten<br />

KatS sowie vollständig durchlaufener Führungsausbildung<br />

einschließlich Stabsausbildung an der<br />

AKNZ, Sprechfunk- und ABC- Schutzausbildung<br />

inkl. Ausbilder für Selbstschutzthemen unter den<br />

gesetzlichen Ausbildungsregelungen des KatS-<br />

Schulwesens ausgestattet – nicht gelingt, als<br />

„Quereinsteiger“ das Engagement in irgendeiner<br />

Organisation fortzusetzen. Einzelne Organisationen<br />

erkennen die seinerzeit vorgeschriebenen<br />

Aus- und Fortbildungen ganz einfach nicht bzw.<br />

nicht mehr für vergleichbare Funktionen an. Hier<br />

sprechen wir immerhin von Lehrgängen an staatlichen<br />

Schulen!<br />

Immer wieder folgt auf eine erste Willkommensgeste<br />

und auf die Versicherung, dass man<br />

froh sei über den neuen Bewerber, sehr schnell<br />

der deutliche Hinweis, dass man ja zunächst<br />

einmal die Grundlagenschulung und dann noch<br />

weitere wichtige Lehrgänge besuchen müsse,<br />

um überhaupt eingesetzt werden zu können. Auf<br />

Nachfrage, ob denn bereits erbrachte und durch<br />

Fortbildung sowie Einsatzpraxis erworbene Qualifikationen<br />

nicht etwa gewertet werden, erntet<br />

man oft Unverständnis bis hin zu großem Erstaunen,<br />

da eben diese Schulungsmaßnahmen ja nicht<br />

mehr aktuell seien.<br />

Ein solches Verhalten demotiviert natürlich<br />

und dokumentiert sehr deutlich, dass es mit der<br />

Förderung von Motivation und Würdigung auch<br />

der beruflich erbrachten Kenntnisse und Qualifikationen<br />

doch noch nicht so weit gediehen ist.<br />

Und es ist festzustellen, dass es eben nicht klar zu<br />

sein scheint, dass z.B. die bei der einen Bundeseinrichtung<br />

durchlaufene Ausbildung auch bei der<br />

anderen überhaupt anerkannt wird, respektive<br />

überhaupt bekannt ist.<br />

Aber genau hier setzt häufig das Problem an:<br />

Freizeit ist nun mal rar geworden, der Beruf nimmt<br />

einen anderen Stellenwert ein als vor 25 bis 30<br />

Jahren, die Bedeutung, die Familie und Freundschaften<br />

beigemessen wird, hat eher zugenommen<br />

– und Ehrenamt im Bevölkerungsschutz muss<br />

sich dort gewissermaßen einfädeln und zugleich<br />

hohe Einsatzfähigkeit bewahren.<br />

Das geht in der heutigen Zeit überwiegend nur<br />

unter Verfolgung von Doppel- bzw. Mehrfachnutzen<br />

und dabei muss das Engagement sinn- und<br />

auch spaßgebend sein! Dienst- und Ausbildungsveranstaltungen<br />

müssen einen echten Gewinn für<br />

die Ehrenamtler darstellen. Es kann nicht sein,<br />

dass Bewerbern immer wieder ganz eindeutig gesagt<br />

wird, dass sie ja in keiner Weise einsetzbar<br />

sind – und somit auch seine mitgebrachten Fähigkeiten<br />

trotz bestehender Notwendigkeit in der<br />

einen oder anderen Einheit – auch unter Inkaufnahme<br />

der erheblichen Einschränkung der aktuellen<br />

Einsatzfähigkeit dieser nicht genutzt werden<br />

dürfen. Eine solche Haltung darf in heutiger Zeit in<br />

sich als „modern“ bezeichnenden Organisationen<br />

keinen Platz haben. Organisationen und Betriebe<br />

sind auf Flexibilität und angemessene Dynamik<br />

angewiesen, damit sie marktfähig bleiben können.<br />

Mittlerweile habe ich mein Engagement im Bevölkerungsschutz<br />

vor dem Hintergrund der oben<br />

beschriebenen Hemmnis- und Demotivationsfaktoren<br />

vollständig eingestellt und bin zumindest in<br />

unserer Region hier oben leider kein Einzelfall.<br />

Aus meiner Sicht ist es dringend geboten, dass<br />

die administrative Ebene eine Kehrtwende vollzieht.<br />

Es kann nicht angehen, dass man sich als<br />

ausgebildeter Helfer bei Neu- bzw. Wiedereintritt<br />

in eine Organisation für seinen Ausbildungsstand<br />

rechtfertigen und dann auch noch Zeit-Stoffpläne<br />

der damaligen Lehrgänge bei Vorliegen der amtlichen<br />

Teilnahmebescheinigungen beibringen<br />

muss!<br />

A. Bernhardt,<br />

Organisationsberater im Gesundheitswesen


TERMINE<br />

Wasserrettung +<br />

Notfallmedizin<br />

23. August <strong>2014</strong><br />

Xanten<br />

www.lano-drk.de<br />

4. Twistringer BOS-Tag<br />

12. Juli <strong>2014</strong><br />

Twistringen<br />

www.kfv-diepholz.de<br />

Übungsplanung<br />

16. und 17. August <strong>2014</strong><br />

Mannheim<br />

www.eh-enterprises.de<br />

Zugführer<br />

Rettungsdienst/OrgL<br />

Düsseldorf<br />

www.drk-duesseldorf.de<br />

5. bis 13. Juli <strong>2014</strong><br />

7. Internationaler<br />

Erste-Hilfe-Wettbewerb<br />

1. bis 3. August <strong>2014</strong><br />

Pfinztal-Söllingen<br />

www.drk-soellingen.de<br />

21. Juni <strong>2014</strong><br />

Regensburg<br />

www.rescu.de<br />

Z E I T S C H R I F T F Ü R H E L F E R U N D F Ü H R U N G S K R Ä F T E<br />

21. Jahrgang<br />

Schriftleitung:<br />

Dipl.-Ing. Klaus Maurer, Hamburg (verantwortlich für den<br />

Inhalt) · Thomas Mitschke, Grafschaft Birresdorf · Dipl.-Päd.<br />

Hanno Peter, Grafschaft Ringen (†)<br />

Redaktionsleitung:<br />

Tobias Bader, M.A. · Klaus von Frieling, M.A., Edewecht<br />

Tel. 04405 9181-21 · Fax: 04405 9181-33<br />

E-mail: frieling@skverlag.de<br />

Redaktion:<br />

Christoph Lippay, Freiburg · Simon Ludäscher, Dortmund<br />

· Manfred Müller, Hünstetten · Jörg Oberkinkhaus, Kreis<br />

Bergstraße · Volker Roeber, Duisburg · Jürgen Schreiber,<br />

Bremen · Mirko Temmler, Hannover<br />

Verlagsleitung:<br />

L. Kossendey (Anschrift des Verlages)<br />

Druck:<br />

Media-Print Informationstechnologie GmbH,<br />

Eggertstraße 28 · 33100 Paderborn<br />

Herausgeber:<br />

Verlagsgesellschaft Stumpf und Kossendey<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Ch. Niemann<br />

Tel.: 04405 9181-12<br />

Fax: 04405 9181-33<br />

E-Mail: service@skverlag.de<br />

Verlagsanschrift:<br />

Verlagsgesellschaft Stumpf und Kossendey mbH<br />

Postfach 1361 · 26183 Edewecht<br />

www.skverlag.de<br />

Bestellungen und Abonnentenverwaltung:<br />

Tel. 04405 9181-0 · Fax 04405 9181-33<br />

Erscheinweise:<br />

alle 2 Monate, 6 Ausgaben jährlich<br />

Abo-Preis:<br />

bei Bankeinzug: 19,20 Euro<br />

(zzgl. der jeweils gültigen Postvertriebsgebühr)<br />

bei Rechnung: 20,50 Euro<br />

(zzgl. der jeweils gültigen Postvertriebsgebühr)<br />

Einzelpreis:<br />

4,30 Euro<br />

Bankverbindungen:<br />

Deutschland:<br />

PGiroKto.: Postbank Hannover,<br />

BLZ 250 100 30, Konto-Nr. 2837-300<br />

IBAN: DE08 2501 0030 0002 8373 00<br />

BIC: PBNKDEFF<br />

Österreich:<br />

Steiermärkische Bank, Graz,<br />

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ISSN 1617-4283<br />

Abbildungsnachweise: THW (Titelseite, S. 22, 24, 42, 43,<br />

44); THW/P.Graser (S. 8, 10); Kreisfeuerwehrverband Pinneberg<br />

(S. 12-16); DRK Nordrhein (S. 17, 18, 20); DRK LV<br />

Brandenburg (S. 26); G. Bücherl (S. 28, 29); Rotes Kreuz<br />

Feldach (S. 30, 32, 33, 34); R. Hammer (S. 31); THW OV<br />

Tönning (S. 35, 36); Feuerwehr Hannover (S. 38, 47, 49)<br />

50<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong> 21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 154


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