Die Zeitung für Planitz, Rottmannsdorf, Hüttelsgrün ... - der planitzer
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Teehaus im <strong>Planitz</strong>er Schlosspark<br />
Das Teehaus im Schlosspark <strong>Planitz</strong> ist<br />
ein seltenes Beispiel des Rokokostils im<br />
sächsischen Raum.<br />
Nachweislich bereits vor 1600 existierte<br />
ostwärts des Schlosses ein Wirtschafts-<br />
und Obstgarten, <strong>der</strong> von Hans<br />
Christoph von Arnim schon 1772 zu<br />
großen Teilen in einen Lustgarten im<br />
französischen Stil umgewandelt wurde.<br />
<strong>Die</strong> symmetrische Einteilung <strong>der</strong> Anlage<br />
wurde mit Formgehölzen, geschnittenen<br />
Hecken und Buchsbauminseln betont,<br />
wobei angenommen werden kann, dass<br />
sich am Standort des Teehauses bereits<br />
ein Gartenhaus befand. Nachdem <strong>der</strong><br />
Erbe, Carl Christoph von Arnim, 1787<br />
sein Besitztum angetreten hatte, nahm<br />
er sich auch des Rokokoparks an. Bereits<br />
bis 1789 ließ er das Teehäuschen (Wetterfahne<br />
mit Inschrift‚ C. v. A. 1789) als<br />
Belve<strong>der</strong>e errichten.<br />
Der ausschlaggebende Anlass <strong>für</strong> den<br />
Neubau war vermutlich das 100-jährige<br />
Jubiläum des Besitzes durch die Familie<br />
von Arnim. Wann <strong>der</strong> ursprüngliche<br />
Lustgarten im Rokokogeschmack langsam<br />
in den aufkommenden englischen<br />
Stil umgewandelt wurde, ist nicht sicher.<br />
Nachweislich überliefert ist, dass dieser<br />
Parkteil mit dem Teehaus als Mittelpunkt<br />
<strong>der</strong> Stolz des Schlossbesitzers und<br />
Schauplatz glänzen<strong>der</strong> Festlichkeiten,<br />
wie Familienfeiern, Bergparaden und<br />
Hüttenfeste, war.<br />
Das Teehaus ist als ein <strong>für</strong> den Zwickauer<br />
Raum seltenes Beispiel des Rokokostils<br />
mit einer vereinfachten Form<br />
<strong>der</strong> Chinoiserie und als wichtigster<br />
Blickpunkt innerhalb <strong>der</strong> denkmalgeschützten<br />
Parkanlage zu erhalten. Das<br />
Bauwerk wird durch die „abgewandelten<br />
und unverstandenen Nachbildungen chinesischer<br />
bzw. ostasiatischer Zierformen“<br />
bestimmt.<br />
Prunkvolles Beispiel da<strong>für</strong> ist <strong>der</strong> Teepavillion<br />
in Potsdam – Sanssouci (1754-<br />
55), dessen Formensprache vereinfacht<br />
am Teehaus wie<strong>der</strong>zufinden ist (Laterne,<br />
geschweiftes Zeltdach).<br />
Der auf 18./19. Jahrhun<strong>der</strong>t spezialisierte<br />
Berliner Kunsthistoriker Dr.<br />
Gerd-Helge Vogel bezeugt dem Teehaus<br />
hohe Qualität und einen hervorragenden<br />
Platz in <strong>der</strong> Architekturgeschichte<br />
Mitteldeutschlands. Rokokoarchitektur<br />
mit chinesischen Anklängen ist in Mitteldeutschland<br />
äußerst selten, dazu ist das<br />
<strong>Planitz</strong>er Baudenkmal als recht frühes<br />
Beispiel zu bewerten. In Gastverlesungen<br />
in Japan über den Einfluss asiatischer Architektur<br />
auf Deutschland benützte Vogel<br />
auch das Teehaus. Eine erste Instandsetzung<br />
des Teehauses wurde im Jahr 1866<br />
durchgeführt. <strong>Die</strong> Umwandlung in einen<br />
Landschaftsgarten nach Plänen Carl Eduard<br />
A. Petzolds, beauftragt durch Isolde<br />
von Arnim, berücksichtigt die zentrale<br />
Position des Teehauses innerhalb <strong>der</strong><br />
vorhandenen Anlage. Petzold betonte die<br />
Blickachse Schloss (Haupttor Parkanlage)<br />
– Teehaus durch eine herrschaftliche<br />
Kastanienallee und gestaltete vom Teehaus<br />
aus in östliche Richtung eine Folge<br />
ineinan<strong>der</strong> übergehen<strong>der</strong> Parkräume.<br />
Durch die geschickte Nutzung <strong>der</strong> topographischen<br />
Gegebenheiten, einer sensiblen<br />
Bodenmodellierung und einem kulissenartigen<br />
Aufbau <strong>der</strong> Gehölzbestände<br />
wird die Wirkung und Tiefe <strong>der</strong> Räume<br />
gesteigert. Insbeson<strong>der</strong>e von <strong>der</strong> Terrasse<br />
in <strong>der</strong> ersten Etage des Teehauses bietet<br />
sich im Wechsel <strong>der</strong> Jahreszeiten ein eindrucksvoller<br />
Ausblick über die großartigen<br />
Gehölzkulissen und differenzierten<br />
Raumfolgen. Nach <strong>der</strong> Erwerbung von<br />
Schloss und Park 1933 durch die Stadtsparkasse<br />
<strong>Planitz</strong> begann schrittweise die<br />
Renovierung durch die Stadt.<br />
<strong>der</strong> <strong>planitzer</strong><br />
Im weiteren Verlauf wurden mehrfach<br />
Maßnahmen <strong>der</strong> Rekonstruktionen und<br />
Instandhaltung durchgeführt. Als wichtigste<br />
wären zu nennen:<br />
1935 · Erneuerung Dach und <strong>Die</strong>lung<br />
Obergeschoss<br />
· Steinmetzarbeiten<br />
· Ersatz des Metallgelän<strong>der</strong>s durch<br />
ein Holzgelän<strong>der</strong><br />
nach 1950<br />
· Behebung von Kriegsschäden und<br />
Vandalismus, keine detaillierten<br />
Maßnahmen bekannt<br />
1969 · Konstruktive Erneuerung von<br />
Dach- und Deckenkonstruktion,<br />
sowie des äußeren Umganges<br />
· massiver Fußbodenbelag in Terrazzoplatten<br />
<strong>für</strong> Erdgeschoss und<br />
Obergeschoss<br />
· Erneuerung von Fenster, Türen<br />
und Fensterläden<br />
· ehemals hölzerne Bogenverkleidung<br />
des Umganges wurde durch<br />
Putz auf Putzträger ersetzt, bei Innen-<br />
und Außenputz wurde auf<br />
die Glie<strong>der</strong>ung verzichtet.<br />
Der <strong>der</strong>zeitige bauliche Gesamtzustand<br />
des Gebäudes muss als schlecht bezeichnet<br />
werden. Bauliche Maßnahmen am<br />
Gebäude beschränkten sich im Wesentlichen<br />
auf die Sicherung <strong>der</strong> Bausubstanz.<br />
<strong>Die</strong> 1998 durchgeführte Neueindeckung<br />
des Daches einschließlich <strong>der</strong> Dachlaterne<br />
sicherte die Substanz zumindest vor dem<br />
weiteren Feuchteeintritt.<br />
In naher Zukunft ist seitens <strong>der</strong> Stadt<br />
Zwickau eine umfassende Instandsetzung<br />
des Teehauses gemäß <strong>der</strong> Vorgaben des<br />
Denkmalschutzes geplant. Es wird hierbei<br />
auf die Fassung <strong>der</strong> Rekonstruktion<br />
von 1935 orientiert.<br />
Das Teehaus soll einer öffentlichen<br />
Nutzung zur Verfügung stehen.<br />
U. Thaut