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März 13 - sonos - Schweizerischer Verband für das Gehörlosenwesen

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Koordinationssitzung<br />

Schweiz. <strong>Verband</strong> <strong>für</strong> Gehörlosenund<br />

Hörgeschädigten-Organisationen<br />

Sinnesbehinderung Fernsehen<br />

Association Suisse pour organisations<br />

de sourds et malentendants<br />

dcxvcxvxcvxcv yxc ycvc aydfdsklf<br />

Associazione Svizzera per organizzazioni<br />

a favore delle persone audiolese<br />

107. Jahrgang<br />

Nr. 3 <strong>März</strong> 20<strong>13</strong><br />

4 Stabwechsel bei der Untertitelung<br />

Dragana Sucevic wird Nachfolgerin von Beatrice Caruso<br />

7 11. Gehörlosenkonferenz<br />

Träume und Hoffnungen gehörloser Jugendlicher<br />

14 SVEHK-Tag<br />

16 kofo-Zürich – Angebote im Überfluss<br />

Welche Bedürfnisse haben Gehörlose heute?<br />

20 Leben mit Behinderung zwischen «Mangel»<br />

und «Merkmal»<br />

Frank Mathwig, Ethiker, nimmt Stellung


Seite des<br />

Präsidenten<br />

Liebe Leserinnen und Leser<br />

Viele von uns durften sich als Eltern freuen<br />

auf ein Kind, allerdings während den<br />

Schwangerschaftsmonaten immer begleitet<br />

von bangen und hoffen, immer begleitet<br />

von der Frage was ist, wenn etwas nicht<br />

stimmt, wenn nach der Geburt die Diagnose<br />

einer schweren Krankheit oder Behinderung<br />

gestellt wird.<br />

Hier setzt bei vielen jungen Paaren der<br />

Wunsch an, schon vor der Geburt die<br />

Gewissheit zu bekommen, ein gesundes<br />

Kind zur Welt zu bringen.<br />

Übrigens, nicht nur Krankheiten können<br />

pränatal diagnostiziert werden, auch <strong>das</strong><br />

Geschlecht des werdenden Menschen kann<br />

bestimmt werden. Allerdings wird in unserem<br />

Kulturkreis kaum ein Schock ausgelöst,<br />

wenn <strong>das</strong> Kind nicht dem Wunschgeschlecht<br />

entspricht. Ganz anders in anderen<br />

Kulturen wie in China oder Indien. Aber<br />

<strong>das</strong> ist ein anderes Thema, auf <strong>das</strong> ich<br />

heute nicht eingehen will.<br />

In der Schweiz regelt <strong>das</strong> Gesetz die pränatale<br />

Diagnostik im Bundesgesetz über<br />

genetische Untersuchungen beim Menschen.<br />

Es trat erst im April 2007 in Kraft<br />

und verbietet, pränatale Untersuchungen<br />

durchzuführen, um Eigenschaften des<br />

Embryos oder des Fötus zu ermitteln, die<br />

nicht dessen Gesundheit direkt beeinträchtigen.<br />

Die Ärzteschaft ist verpflichtet,<br />

die schwangere Frau über ihr Selbstbestimmungsrecht<br />

zu informieren und sie auf<br />

unabhängige Informations­ und Beratungsstellen<br />

<strong>für</strong> pränatale Untersuchungen<br />

aufmerksam zu machen. Wird eine<br />

schwerwiegende, unheilbare Störung festgestellt,<br />

so ist die Frau auch über Alternativen<br />

zum Schwangerschaftsabbruch zu<br />

informieren. Zwischen der Beratung und<br />

der Durchführung einer pränatalen genetischen<br />

Untersuchung muss eine angemessene<br />

Bedenkzeit liegen.<br />

gar Chromosomenstörungen erkennen. Allerdings<br />

sind Fehlinterpretationen möglich<br />

und können unnötige Unsicherheit und<br />

Angst auslösen.<br />

Ein neuer Bluttest soll nun schon sehr früh<br />

und mit grösserer Sicherheit Kinder mit<br />

einer Trisomie 21 erkennen lassen. Dadurch<br />

wird ein allfälliger Entscheid, die Schwangerschaft<br />

abzubrechen, zu einem geringeren<br />

Risiko. Es werden heute immerhin etwa<br />

90% der Schwangerschaften abgebrochen,<br />

wenn eine Fehlbildung – vor allem Trisomie<br />

21 – diagnostiziert worden ist.<br />

Die Pränataldiagnostik besteht und entwickelt<br />

sich stetig weiter. Wir müssen uns dieser<br />

Thematik stellen, wir können nicht einfach<br />

wegschauen und verdrängen. Wir sind<br />

gezwungen, uns damit auseinanderzusetzen.<br />

Die Meinungen werden je nach Alter,<br />

Geschlecht, Religionszugehörigkeit, Le bens ­<br />

erfahrung, Beruf oder Kulturkreis auseinanderklaffen.<br />

Unterschiedliche Meinungen zu<br />

dieser Thematik dürfen sein, sie müssen<br />

allerdings ethisch vertretbar sein. Zusätzlich<br />

müssen wir uns die Frage stellen, welche<br />

Auswirkungen diese Form der Diagnostik auf<br />

unsere Einstellung zu Menschen mit einer<br />

Behinderung haben werden.<br />

In diesem Heft finden Sie einen Beitrag zu<br />

dieser Thematik von Prof. Dr. Frank Mathwig<br />

von der theologischen Fakultät der Universität<br />

Bern. Es ist mir und der Redaktion<br />

bewusst, <strong>das</strong>s wir eine Diskussion auslösen.<br />

Wir haben allerdings auch die Hoffnung,<br />

<strong>das</strong>s uns gute Gedanken in dieser<br />

Angelegenheit stärken und weiterbringen.<br />

Denken wir an junge Eltern, die nach der<br />

schockierenden Diagnose einer Behinderung<br />

oder schweren Krankheit bei ihrem<br />

Kind eine lebenslange Trauerarbeit aufgebürdet<br />

bekommen, die zur unerträglichen<br />

Zereissprobe werden kann.<br />

Es gibt verschiedene Methoden <strong>für</strong> die vorgeburtliche<br />

Diagnostik. Der Einstieg bildet<br />

sicher die Ultraschalluntersuchung. Damit<br />

können Spezialisten Missbildungen, fehlende<br />

Gliedmassen, offener Rücken oder<br />

Euer Bruno Schlegel<br />

Präsident <strong>sonos</strong><br />

Quellen:<br />

• appella Telefon- und Onlineberatung<br />

(www.appella.ch)


Editorial<br />

Liebe Leserinnen und liebe Leser<br />

Das Jahr 20<strong>13</strong> ist erst wenige Wochen alt,<br />

und trotzdem ist schon vieles – auch im<br />

<strong>Gehörlosenwesen</strong> – passiert.<br />

So fand beispielsweise bereits die elfte<br />

Gehörlosenkonferenz des Kantons Zürich<br />

oder <strong>das</strong> erste kofo­Zürich in diesem Jahr<br />

statt. <strong>sonos</strong> hat beide Veranstaltungen<br />

besucht und <strong>für</strong> die aktuelle Ausgabe unserer<br />

<strong>Verband</strong>szeitschrift Berichte verfasst.<br />

Bei beiden Events fällt auf, <strong>das</strong>s die Jugend<br />

im Zentrum der Diskussion steht. Während<br />

beim kofo darüber diskutiert wird, wieso<br />

gehörlose Jugendliche von den zahlreichen<br />

Kursangeboten nur zurückhaltend Gebrauch<br />

machen, informieren an der Gehörlosenkonferenz<br />

gehörlose Jugendliche über ihre bisherigen<br />

Erfahrungen und Erlebnisse in der<br />

schulischen und beruflichen Ausbildung.<br />

Positiv ist, <strong>das</strong>s beide Anlässe die Jugend<br />

fokussieren und damit den Blickwinkel in<br />

die Zukunft richten. Viele Organisationen<br />

haben erkannt, <strong>das</strong>s sich <strong>das</strong> Verhalten der<br />

Jugendlichen in den vergangenen Jahren –<br />

gegenüber früher – massgeblich gewandelt<br />

hat. Dieser Veränderungsprozess hat<br />

zweifellos mit den neuen elektronischen<br />

Hilfsmitteln wie iPhone, Internet etc. zu<br />

tun.<br />

Es wird anhand statistischer Zahlen und<br />

Auswertungen der Weiterbildungs­ und<br />

Informationsangebote festgestellt, <strong>das</strong>s<br />

die Gruppe der gehörlosen Jugendlichen,<br />

die mitmachen und sich angesprochen fühlen,<br />

zahlenmässig immer kleiner wird.<br />

Demgegenüber machen die gehörlosen<br />

Jugendlichen jedoch geltend, <strong>das</strong>s ihnen<br />

Informationen fehlen. Sie weisen darauf<br />

hin, <strong>das</strong>s sie eigentlich auf mehr Wissen<br />

angewiesen sind.<br />

Es stellt sich somit wohl auch die Frage, ob<br />

die Kursangebote nicht den Bedürfnissen<br />

der Jugendlichen entsprechen oder aber –<br />

selbstkritisch betrachtet – die Jugendlichen<br />

über die Vielfalt der Kursangebote gar<br />

nicht Bescheid wissen.<br />

Gut finde ich, <strong>das</strong>s die Kursverantwortlichen<br />

laufend überprüfen, ob ihre « Produkte»<br />

noch zeitgemäss sind. Trendänderungen<br />

müssen frühzeitig erkannt werden,<br />

damit moderne und dem Zeitgeist entsprechende<br />

Angebote zur Verfügung gestellt<br />

werden können.<br />

Aber auch <strong>das</strong> bildet keine Garantie da<strong>für</strong>,<br />

<strong>das</strong>s die Jugendliche dann auch teilnehmen.<br />

Nur diejenigen, die sich wirklich aus­ und<br />

weiterbilden wollen, werden Angebote in<br />

Anspruch nehmen. Aus­ und Weiterbildung<br />

hat vor allem mit persönlichem Willen<br />

beziehungsweise Wollen zu tun. Und es<br />

sind eben keine «Bring»– sondern «Hol »­<br />

Schulden.<br />

Herzliche Grüsse<br />

Roger Ruggli<br />

Master of Arts (M.A.)<br />

Redaktor<br />

Impressum<br />

Zeitschrift <strong>sonos</strong><br />

Erscheint monatlich<br />

Herausgeber<br />

<strong>sonos</strong><br />

<strong>Schweizerischer</strong> <strong>Verband</strong> <strong>für</strong> Gehörlosenund<br />

Hörgeschädigten­Organisationen<br />

Feldeggstrasse 69<br />

Postfach <strong>13</strong>32<br />

8032 Zürich<br />

Telefon 044 421 40 10<br />

Fax 044 421 40 12<br />

E­Mail info@<strong>sonos</strong>­info.ch<br />

www.<strong>sonos</strong>­info.ch<br />

Redaktion<br />

Redaktion <strong>sonos</strong><br />

Feldeggstrasse 69<br />

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8032 Zürich<br />

Telefon 044 421 40 10<br />

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Inserate, Abonnentenverwaltung<br />

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Druck und Spedition<br />

Bartel Druck AG<br />

Bahnhofstrasse 15<br />

8750 Glarus<br />

<strong>sonos</strong> verwendet bei Personen zur<br />

Vereinfachung abwechslungsweise die<br />

weibliche oder männliche Form,<br />

angesprochen sind beide Geschlechter.<br />

Nachdruck nur mit Genehmigung der<br />

Redaktion, unter Hinweis auf die Quelle<br />

und mit Zustellung eines Belegexemplars.<br />

Die veröffentlichten Artikel von Gastautoren<br />

geben nicht in jedem Fall die Auffassung<br />

des Herausgebers wieder.<br />

Die nächste Ausgabe erscheint<br />

am 2. April 20<strong>13</strong><br />

Redaktionsschluss :<br />

15. <strong>März</strong> 20<strong>13</strong><br />

Titelbild: Beatrice Caruso und Dragana Sucevic,<br />

die bisherige und neue Leiterin der Untertitelungen<br />

beim Fernsehen.<br />

3


Untertitelte und gebärdete Fernseh -<br />

sendungen<br />

gen beim Schweizer Fernsehen sind 2012<br />

untertitelt ausgestrahlt worden. National<br />

über 23 000 Stunden in drei Sprachen auf<br />

drei Kanälen. Im Gründungsjahr 1984 sind<br />

hingegen lediglich dreissig Stunden untertitelt<br />

ausgestrahlt worden. Stolz erwähnt<br />

Linder, <strong>das</strong>s die Quote gesamtschweizerisch<br />

heute 40.2% betrage beziehungsweise<br />

gemessen an der ganzen Sendedauer<br />

mache dies 46.7% aller Programme<br />

aus. Man ist folglich nicht weit davon entfernt,<br />

die Hälfte der Sendedauer untertitelt<br />

im Angebot zu haben.<br />

Neu untertitelt sind folgende<br />

Sendungen<br />

Stabwechsel in der Leitung der Untertitelungen bei Teletext Deutschschweiz. Beatrice Caruso tritt im August 20<strong>13</strong> aus<br />

dem aktiven Erwerbsleben zurück und übergibt ihr Lebenswerk in die professionellen Hände von Dragana Sucevic.<br />

Seit Oktober 2012 werden die Sendungen<br />

Eco, die Tagesschau um achzehn Uhr,<br />

«Glanz & Gloria» an den Werktagen sowie<br />

am Freitag und Samstag die Spielfilme bis<br />

ein Uhr früh untertitelt. Ab <strong>März</strong> 20<strong>13</strong> soll<br />

auch <strong>das</strong> Sportpanorama untertitelt ausgestrahlt<br />

werden sowie die Sendung Reporter<br />

am Sonntagabend nach dem Spielfilm.<br />

Auch Serien wie ab Februar 20<strong>13</strong> Homeland<br />

sind untertitelt. Ebenfalls zwei bis drei Kinderfilme<br />

pro Monat werden untertitelt.<br />

Meist werden diese Filme am Samstagnachmittag<br />

ausgestrahlt. Ebenfalls vermehrt<br />

untertitelt werden Serien und Dokumentarsendungen<br />

<strong>für</strong> Kinder.<br />

Wie jedes Jahr findet auch in diesem<br />

Januar im Fernsehstudio in Zürich die<br />

Koordinationssitzung Sinnesbehinderte<br />

Deutsche Schweiz statt. Eingeladen sind<br />

<strong>für</strong> die Aussprache vom 29. Januar 20<strong>13</strong><br />

VertreterInnen der Hör- und Sehbehindertenverbände<br />

zu einem Informationsaustausch<br />

mit Exponenten von Teletext und<br />

dem Schweizer Fernsehen.<br />

Gion Linder lässt mit Verve <strong>das</strong> vergangene<br />

Jahr Revue passieren. 41.1% aller Sendun­<br />

Wie sieht es im Ausland aus?<br />

Die ARD strebt eine Quote von 60% untertitelter<br />

Sendungen an. Alle Erstausstrahlungen<br />

sollen untertitelt werden. Beim ZDF ist<br />

der Anteil wesentlich niedriger, etwa ein<br />

Drittel aller Sendungen werden untertitelt<br />

Personelle Neuigkeiten<br />

Beatrice Caruso hat die Untertitelungen<br />

seit 1984 aufgebaut. Es ist ihr und ihrem<br />

ungebrochenen Elan zu verdanken, <strong>das</strong>s<br />

ganz viel Wichtiges erreicht worden ist.<br />

Nach knapp 30 Jahren Einsatz <strong>für</strong> die barrierefreie<br />

Zugänglichkeit von Fernsehsendungen<br />

wird die Pionierin im Bereich Untertitelung<br />

im August aus dem aktiven Berufsleben<br />

zurücktreten. Dragana Sucevic wird<br />

neue Leiterin der Untertitelungen Deutschschweiz<br />

bei Teletext.<br />

Untertitelungen im Jahr 2012<br />

Gion Linder.


ausgestrahlt. Beim ORF sind es sogar 65%.<br />

Die Gesetzgebung im deutschsprachigen<br />

Ausland ist ganz anders als in der Schweiz<br />

bzw. einiges komplizierter. Da in Deutschland<br />

alle Menschen mit Behinderung ebenfalls<br />

Gebühren bezahlen müssen, haben<br />

sie ein Anrecht darauf, mitzureden. Dies ist<br />

in der Schweiz selbstverständlich auch so.<br />

Von der Gebührenpflicht befreit werden<br />

hierzulande auf Gesuch hin Empfänger von<br />

Ergänzungsleistungen und stark pflegebedürftige<br />

Bewohner von Pflegeheimen. In<br />

Deutschland sind Hartz 4-Empfänger von<br />

der Fernsehgebührenpflicht befreit. In der<br />

Schweiz zahlen alle Sozialhilfebezüger hingegen<br />

Billag-Gebühren.<br />

In Italien werden dem Vernehmen nach 70%<br />

aller Sendungen untertitelt, in Spanien ist<br />

der Anteil ebenfalls hoch. Allerdings bleibt<br />

hier anzumerken, <strong>das</strong>s vermutlich alle Untertitelungen<br />

gemeint sind bzw. nicht allein die<br />

hörbehindertengerechten Untertitelungen<br />

wie bei uns in der Schweiz. Die internationale<br />

Schwerhörigenorganisation IFHOH ist<br />

derzeit daran, eine Studie zu erarbeiten hinsichtlich<br />

Anteil untertitelter Sendungen in<br />

Europa beziehungsweise pro Land. Man darf<br />

gespannt sein, welche Resultate präsentiert<br />

werden. Christine Leimgruber, Geschäftsführerin<br />

von pro audito schweiz, hat jedenfalls<br />

einen Blick in einen Vorabdruck nehmen können.<br />

Es sehe recht gut aus <strong>für</strong> die Schweiz,<br />

erklärt sie auf Anfrage.<br />

Untertitel im Internet<br />

Ab Herbst 20<strong>13</strong> ist es endlich soweit. Dann<br />

sollen im Internet auch untertitelte Sendungen<br />

downgeloadet werden können. Ab 2014<br />

auch HbbTV bzw. Smart-TV. Bei RTS startet<br />

dieser Dienst bereits am 5. <strong>März</strong> 20<strong>13</strong>.<br />

Empfang von Untertiteln<br />

Michael Bodmer.<br />

Ein nicht zu unterschätzendes Problem bildet<br />

heute im schnelllebigen Zeitalter mit<br />

verschiedenen Anbietern der Empfang der<br />

Untertitel. Bei Cablecom sei die Situation<br />

nun viel besser, gibt Gion Linder zu bedenken.<br />

Zahlreiche andere Anbieter wie Swisscom<br />

oder Sunrise beherrschen heute den<br />

Markt. Der Empfang der Untertitel lässt<br />

hier häufig zu wünschen übrig. Keine Untertitel<br />

empfangen werden können auf den TV-<br />

Internetdiensten wie Zattoo, Wilmaa und<br />

Teleboy. Auch bei Apps auf dem Fernseher<br />

oder wenn man Fernsehsendungen auf<br />

dem Tablet empfängt, können keine Untertitel<br />

zugeschaltet werden. Die SRG SSR hat<br />

hier keinen Einfluss.<br />

In diesem Kontext besteht Handlungsbedarf<br />

<strong>für</strong> die Hörbehindertenverbände. Sinnvollerweise<br />

sollte hier gemeinsam <strong>das</strong><br />

Gespräch mit dem Bundesamt <strong>für</strong> Kommunikation<br />

gesucht werden. Die Hörbehindertenorganisationen<br />

müssen die Medienentwicklung<br />

antizipieren und Einfluss nehmen.<br />

Dies ist vor allem deswegen bedeutsam,<br />

weil bereits 80% aller Menschen hierzulande<br />

digital fernsehen.<br />

Welche Sendungen untertitelt ausgestrahlt<br />

werden, darüber gibt übrigens die Teletext-<br />

Seite 776 Auskunft.<br />

Gebärdete Sendungen<br />

Michel Bodmer nimmt darauf Bezug, <strong>das</strong>s<br />

neben der Hauptausgabe der Tagesschau<br />

um 19.30 Uhr und der Sendung Kassensturz,<br />

die in der Wiederholung am Samstag<br />

immer mit Gebärdenübersetzung ausgestrahlt<br />

wird und der Erstaugustrede des<br />

Bundespräsidenten neu auch Bundesratsansprachen<br />

zu Abstimmungen gebärdet<br />

ausgestrahlt werden.<br />

Bei der Hauptausgabe der Tagesschau und<br />

dem Kassensturz können seit Juli 2012<br />

gleichzeitig zur Gebärdung auch noch<br />

Untertitel zugeschaltet werden. Es wurde<br />

damit einem Wunsch der Gehörlosen entsprochen.<br />

Audiodeskription<br />

Pro Jahr werden 24 Fernsehsendungen mit<br />

Audiodeskriptioin ausgestrahlt. Wegen der<br />

Arten- und Formenvielfalt im Filmschaffen<br />

werden neu auch Dokumentarfilme audiodeskribiert.<br />

Für 20<strong>13</strong> sei ein weiterer<br />

Zuwachs des Angebots zu erwarten. Die<br />

Audiosdeskribierung werde in Deutschland<br />

hergestellt mit zwei Sehenden und einer<br />

sehbehinderten Person. Eine besondere<br />

Herausforderung bilde die Sendung über<br />

die Mouthataler Wetterschmöcker, gibt<br />

Bodmer zu bedenken. Aber auch dieses<br />

Problem werde man lösen.<br />

Online seien die Hörfilme seit dem Relaunch<br />

des SRF-Internetaufritts von Mitte Dezember<br />

2012 nicht verfügbar. Das Thema Accessability<br />

beim Online-Auftritt werde indes<br />

mittelfristig generell angepackt.<br />

Zusammenarbeit mit FocusFive?<br />

Derzeit prüft <strong>das</strong> Schweizer Fernsehen eine<br />

mögliche Zusammenarbeit mit FocusFive.<br />

Ein vorbereitetes Treffen von Stefano<br />

Semeria, Programmleiter TV, mit Stanko<br />

Pavlica hat Ende 2012 stattgefunden. Für<br />

eine Ausstrahlung von FocusFive-Produktionen<br />

im Programm von SRF (zum Beispiel<br />

auf SRF info) fehlten die Ressourcen <strong>für</strong> die<br />

erforderliche redaktionelle Betreuung. Alternativ<br />

werde nun nach Möglichkeiten der<br />

Integration einzelner Beiträge in der Kulturplattform<br />

gesucht. FocusFive mache<br />

eines deutlich, nämlich <strong>das</strong>s es Themen<br />

gebe, welche Gehörlose stark interessieren<br />

und die ganz generell untervertreten sind<br />

im Angebot bei SRF.<br />

[lk]<br />

5


Journée de l’Implant cochléaire du 17 novembre 2012<br />

C’était il y a 10 ans la dernière journée d’information sur l’implant<br />

cochléaire au Tessin; dans l’objectif de porter informations et nouveautés<br />

supplémentaires aussi dans notre région sur ce thème si<br />

important, ATiDU a décidé, pendant l’automne passé, d’organiser<br />

une journée d’informations.<br />

Samedi 17 novembre 2012, dans la salle du Centro Eventi di Cadempino,<br />

a donc eu lieu la journée de l’implant cochléaire avec des conférences<br />

de spécialistes du sujet et des témoignages de personnes<br />

implantées.<br />

La matinée a été dédiée à la thématique de l’intervention chirurgicale<br />

avec l’exposé du Dr. Ferrazzini, médecin ORL, suivi par la conférence<br />

du Prof. Linder, Chef de clinique ORL de l’Hôpital Cantonal de Lucerne.<br />

La matinée c’est terminé avec le témoignage de Anna Bernardi.<br />

L’après-midi a été dédié à la thématique de la prise en charge postchirurgicale.<br />

Monsieur De Min, ingénieur responsable du secteur<br />

d’audiologie de l’Hôpital Cantonal de Lucerne, nous a exposé tout ce<br />

qui concerne le réglage du processus verbal.<br />

En suite les conférences des logopédistes: d’abord Claudia Ohnsong,<br />

elle aussi de l’équipe de Lucerne, nous a montré les évaluations<br />

acoustique et linguistique qui se tiennent à la clinique de Lucerne.<br />

Puis la conférence des deux logopédistes tessinoises Michela Invernizzi<br />

et Silvia Salvini qui nous ont parlé de l’entrainement acoustique<br />

et vocal.<br />

Les deux derniers témoignages de Pia Cattaneo et Laura Kellenberger<br />

ont été très utiles pour toucher de près l’expérience directe et<br />

humaine de la phase post-chirurgicale.<br />

En conclusion nous pouvons dire que cette journée a été une occasion<br />

de réflexion, une grande opportunité de rencontrer des spécialistes<br />

de ce sujet et de vivre de riches échanges avec les personnes qui partagent<br />

des expériences et un vécu semblables.<br />

Avec cette journée, ATiDU espère avoir faciliter quelques réponses.<br />

Tessiner Cochlea-Implant Tagung 17. November 2012<br />

Vor zehn Jahren fand <strong>das</strong> letzte Mal eine spezielle Informationsveranstaltung<br />

zum Thema Cochlea-Implantat im Tessin statt. Deshalb<br />

entschied ATiDU, im Herbst 2012 wieder einmal einen solchen<br />

Anlass zu organisieren. Am Samstag, 17. November 2012, war es<br />

dann soweit. Im Centro di Eventi Cadempino wurde eine Konferenz<br />

durchgeführt, an welcher Fachexperten zu Wort gekommen sind und<br />

auch CI-Tragende über ihre Erfahrungen berichten konnten.<br />

Am Vormittag standen die Vorträge von Dr. med. Ferrazzini, HNO-Arzt,<br />

und Prof. Thomas Linder Chefarzt HNO-Klinik Kantonsspital Luzern,<br />

im Zentrum. Beide Referenten stellten die heutzutage gängigen operativ-chirurgischen<br />

Möglichkeiten vor. Am Schluss gab die junge CIimplantierte<br />

Architektin Anna Bernardi aus der Sicht der Betroffenen<br />

ein eindrückliches Statement ab.<br />

Der Nachmittag war dem Thema der nachoperativen Versorgung<br />

gewidmet. Herr De Min, Ingenieur mit Spezialgebiet Audiologie im<br />

Kantonsspital Luzern, erklärte alles Wichtige in Bezug auf die Einstellung<br />

des Sprachprozessors.<br />

Anschliessend nahm die ebenfalls am Kantonsspital Luzern tätige<br />

Logopädin Claudia Ohnsong Stellung zu Auswertungen hinsichtlich<br />

Hör- und Sprechentwicklung CI-Implantierter. Die Tessiner Logopädinnen<br />

Michela Invernizzi und Silvia Salvini stellten schliesslich noch<br />

<strong>das</strong> Hör- und Sprachtraining vor.<br />

Zuletzt gaben Pia Cattaneo und Laura Kellenberger einen sehr eindrücklichen<br />

und authentischen Erfahrungsbericht über die postoperative<br />

Phase ab.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, hat diese Tagung eine grossartige<br />

Gelegenheit zum Nachdenken ermöglicht. Gewinnbringend<br />

waren aber auch die Begegnung mit Experten und der reiche Erfahrungsaustausch<br />

mit Betroffenen.<br />

ATiDU, die <strong>das</strong> alles organisiert hat, hofft damit etwas dazu beigetragen<br />

zu haben, <strong>das</strong>s Fragen beantwortet und Unklarheiten bereinigt<br />

werden konnten.


Isabelle Cicala, Gebädensprachausbilderin, moderiert die 11. Gehörlosenkonferenz.<br />

11. Gehörlosenkonferenz des Kantons Zürich<br />

Am 23. Januar 20<strong>13</strong>, findet in der Gehörlosenkirche<br />

im Gehörlosenzentrum in Zürich<br />

die von sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH<br />

organisierte 11. Gehörlosenkonferenz des<br />

Kantons Zürich statt.<br />

Die diesjährige Konferenz steht ganz im<br />

Zeichen der «Gehörlosen Jugend und deren<br />

Träume, Hoffnungen und Forderungen».<br />

In der bis fast auf den letzten Platz gefüllten<br />

Gehörlosenkirche eröffnet Isabelle<br />

Cicala die Veranstaltung und heisst die<br />

Anwesenden ganz herzlich willkommen.<br />

Traditionsgemäss wird mit stimmungsvollen<br />

Bildern auf <strong>das</strong> vergangene Jahr<br />

zurückgeschaut. Die Konferenzbesucherinnen<br />

und ­besucher erfahren, welche<br />

vielfältigen Aktivitäten im Jahr 2012 stattgefunden<br />

haben. Dies veranschaulicht<br />

<strong>das</strong> enorme Dienstleistungsangebot der<br />

verschiedenen Organisationen der Selbstund<br />

Fachhilfe eindrücklich. Zweifellos gab<br />

es viele Höhepunkte, wie beispielsweise<br />

<strong>das</strong> 25­Jahrjubiläum von sichtbar GEHÖR­<br />

LOSE ZÜRICH, den Bilingue Slam – Sprachkultur<br />

<strong>für</strong> Gehörlose und Hörende in der<br />

Alten Kaserne Winterthur oder <strong>das</strong> am<br />

22. <strong>März</strong> 2012 gefeierte 100­Jahre­Jubiläum<br />

des Zürcher Fürsorgevereins <strong>für</strong> Ge ­<br />

hörlose, um nur einige zu nennen.<br />

Isabelle Cicala dankt allen Organisationen<br />

und deren Mitarbeitenden <strong>für</strong> deren<br />

Engagement <strong>für</strong> die Gehörlosen und Hörbehinderten<br />

im Kanton Zürich und <strong>für</strong> die<br />

gute Zusammenarbeit.<br />

Gehörlose Jugend<br />

Isabelle Cicala freut sich, <strong>das</strong>s heute<br />

Abend drei junge Gehörlose über ihre<br />

Träume und Hoffnungen erzählen. Das<br />

heutige Thema sei bewusst von der Spurgruppe<br />

ausgewählt worden. Die Jugendlichen<br />

sollen zu Wort kommen, um über ihre<br />

Erfahrungen und über ihre Erlebnisse und<br />

wie sie Veränderungen wahrnehmen, zu<br />

informieren. Sie heisst Melanie Altstätter,<br />

Natascha Ruf und Kevin Schmid ganz herzlich<br />

willkommen.<br />

In kurzen Statements stellen sich Natascha,<br />

Kevin und Melanie vor. So erfahren<br />

die Anwesenden, <strong>das</strong>s Natascha eine Ausbildung<br />

als Grafikerin gemacht habe und<br />

davon träume eine Schauspielerin zu werden.<br />

Kevin erzählt, <strong>das</strong>s er eine Ausbildung<br />

zum Hochbauzeichner absolviere und die<br />

sek3 in Zürich­Wollishofen besucht habe.<br />

Melanie Alstätter hat eine Ausbildung zur<br />

Dekorationsgestalterin gemacht und möchte<br />

sich gerne in einem afrikanischen Land im<br />

Schulbereich engagieren.<br />

7


Stolperstein Ausbildung<br />

Kevin erzählt, <strong>das</strong>s es <strong>für</strong> ihn sehr schwierig<br />

gewesen sei, eine Lehrstelle zu finden.<br />

Es habe eine Unmenge von Bewerbungen<br />

gebraucht – auch mittels E-Mail – bis es<br />

endlich geklappt habe. Melanie erinnert<br />

sich, <strong>das</strong>s es am Anfang einfach keine<br />

Lehrstelle gegeben habe. Sie habe zuerst<br />

einen Vorkurs besuchen müssen. Die<br />

Berufsschule <strong>für</strong> Hörgeschädigte habe ihr<br />

in dieser Zeit sehr geholfen.<br />

Natascha Ruf.<br />

Natascha erzählt, <strong>das</strong>s sie nach der<br />

Schule eigentlich keine Ahnung gehabt<br />

habe, was sie machen sollte. So habe sie<br />

in London zuerst eine Auslandaufenthalt<br />

und danach ein Praktikum gemacht. Dank<br />

Beziehungen habe sie einen Lehrmeister<br />

kennen gelernt, der auch gehörlose Arbeitnehmer<br />

in seinem Betrieb beschäftigt<br />

habe. So konnte sie schliesslich die Ausbildung<br />

als Grafikerin absolvieren.<br />

Kommunikation<br />

Melanie erzählt, <strong>das</strong>s sie wegen schulischen<br />

Defiziten den Umweg über ein Praktikum<br />

habe machen müssen. Sie hätte sich<br />

gewünscht, <strong>das</strong>s sie während der Schulzeit<br />

mehr Unterstützung von Gebärdensprachdolmetschern<br />

gehabt hätte.<br />

Kevin erzählt, <strong>das</strong>s es in Bezug auf die<br />

Kommunikation an der sek3 keine Probleme<br />

<strong>für</strong> ihn gegeben hätte. Jetzt, im Lehrbetrieb,<br />

sei er aber ausschliesslich nur<br />

um Hörende herum.<br />

Natascha erinnert sich, <strong>das</strong>s die Invalidenversicherung<br />

die Kosten <strong>für</strong> die DolmetscherInnen<br />

an der Berufsschule übernommen<br />

habe. Dies sei <strong>für</strong> sie in Bezug<br />

auf die Vermittlung der Lerninhalte sehr<br />

wichtig gewesen.<br />

Kevin Schmid.<br />

Alle drei sind sich dahingehend einig,<br />

<strong>das</strong>s aufgrund ihrer Erfahrungen die Bilingualität<br />

sehr wichtig sei. Deshalb müssten<br />

Dolmetscherinnen an der Berufsschule<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Jugendbarometer 2012<br />

Isabelle Cicala nimmt Bezug auf eine von<br />

der Credit Suisse in Auftrag gegebene<br />

Umfrage bei rund 1 000 Jugendlichen im<br />

Alter zwischen 16 und 25 Jahren aus der<br />

Schweiz, den USA und Brasilien.


Aus der Umfrage geht unter anderem hervor,<br />

<strong>das</strong>s sich die Gesellschaft kontinuierlich<br />

verändert hat. Anhand von Statistiken<br />

fällt vor allem auf, <strong>das</strong>s sich die Anzahl<br />

junger Menschen seit Jahrzehenten rückläufig<br />

entwickelt und die Anzahl der älteren<br />

Menschen stetig zunimmt. Eine weitere<br />

Statistik zeigt, <strong>das</strong>s sich auch die<br />

Jugend in der Gehörlosengemeinschaft<br />

verändert hat. In den vergangenen zehn<br />

Jahren nahm die Anzahl gehörloser<br />

Jugendlicher signifikant ab.<br />

Isabelle Cicala erfragt von ihren drei<br />

jugendlichen Gästen Meinungen und Einschätzungen.<br />

Wie sieht Ihre eigene Zukunft aus?<br />

Auszug aus der CS-Umfrage: Die Jugendlichen<br />

sehen ihre eigene Zukunft trotz der<br />

grössten Wirtschaftskrise optimistisch.<br />

Die Brasilianer sind am optimistischsten.<br />

Die Schweizer Jugendlichen fühlen sich<br />

von der Gesellschaft nicht gebraucht.<br />

Melanie Altstätter.<br />

Melanie meint, <strong>das</strong>s sie sich wegen der<br />

Zukunft Sorgen mache. Aus ihrer Sicht<br />

stehen viele Informationen noch nicht<br />

uneingeschränkt zur Verfügung.<br />

Natascha erklärt, <strong>das</strong>s ein grosses ungelöstes<br />

Problem die Kommunikations-Barrieren<br />

seien. Die USA sei hier zwanzig Jahre<br />

voraus. Ob man wirklich ernst genommen<br />

werde, hänge sehr stark von der Person ab.<br />

Beruf und Finanzen?<br />

Auszug aus der CS-Umfrage: Die Schweizer<br />

sind im Beruf am glücklichsten. Schweizer<br />

haben öfter den Traumjob gefunden. Eine<br />

eigene Wohnung oder ein eigenes Haus ist<br />

in der Schweiz der grösste Wunsch.<br />

42% der US-Jugendlichen haben private<br />

Schulden, in Brasilien sind es 28% von den<br />

Schweizer Jugendlichen haben nur 3%<br />

Schulden. Junge Schweizer sparen auch<br />

deutlich früher <strong>für</strong>s Alter als ihre Eltern –<br />

Grund: Sie glauben nicht, <strong>das</strong>s sie noch eine<br />

AHV-Rente erhalten.<br />

Natascha, Kevin und Melanie in der Diskussion über die Themenbereiche aus der CS-Umfrage.<br />

Die drei Jungendlichen fragen sich, kann man<br />

den Traumjob überhaupt erreichen? Ist <strong>das</strong><br />

möglich? Dieses Ziel könne nur dann erreicht<br />

werden, wenn man bereit dazu sei, da<strong>für</strong> zu<br />

kämpfen.<br />

9


Mit grossem Interesse verfolgen die Konferenzbesucherinnen und -besucher den Ausführungen von Natascha, Kevin und Melanie.<br />

Politik und Gesellschaft<br />

Auszug aus der CS-Umfrage: 34% der<br />

Schweizer Jugendlichen engagieren sich<br />

stark politisch und sozial. In den USA sind es<br />

48% in Brasilien 44%. 70% der Schweizer<br />

Jugendlichen haben Vertrauen in die Regierung.<br />

50% der brasilianischen Jugendlichen<br />

sehen die Korruption als wichtigstes Problem<br />

an. 82% der amerikanischen Jugendlichen<br />

finden, <strong>das</strong>s ihr politischen System<br />

gründlich reformiert werden müsste.<br />

Die Gehörlosen in der Schweiz sind politisch<br />

nicht sehr aktiv. Die Gäste von Isabelle Cicala<br />

meinen weiter, <strong>das</strong>s von Seiten des SGB-FSS<br />

praktisch keine Unterstützung gewährt<br />

werde.<br />

Früher sei die «Gehörlosen-Gruppe» grösser<br />

gewesen. Jetzt nehme sie immer mehr ab.<br />

Deshalb sei die Bilingualität so wichtig. Denn<br />

sie garantiere einen besseren Lernerfolg.<br />

Gegenüber der Schweizer Regierung bestehe<br />

ein grundsätzliches Vertrauen. Wegen des<br />

fehlenden Wissens in Zusammenhang mit<br />

dem politischen Systems fehle es aber an<br />

einem vertieften Einblick. Die Gehörlosen<br />

steckten hier immer noch in einem Dornröschenschlaf.<br />

Die jungen Gehörlosen sollten viel früher<br />

mit einbezogen werden. Mit den neuen<br />

elektronischen Hilfsmitteln (Internet, Facebook<br />

usw.) sei der Info- und Wissensaustausch<br />

viel besser möglich.<br />

Es brauche einfach umfassende und breitere<br />

Informationen <strong>für</strong> Gehörlose. Nur die CI-Versorgung<br />

sei eindeutig zu wenig. In Bezug auf<br />

die Biligualität sei die sek3 auf dem richtigen<br />

Weg. Die Bilingualität garantiere ein besseres<br />

Verständnis und sollte deshalb bereits<br />

ganz früh zur Verfügung gestellt werden.<br />

Freizeit und Medien<br />

Auszug aus der CS-Umfrage: Smartphones<br />

(z.B. iPhone) und Freunde treffen sind<br />

die wichtigsten Freizeitbeschäftigungen.<br />

Smartphonhes, Freunde, Musik, Ferien<br />

sind «in» – Elektroautos, Briefe von Hand,<br />

Schweizer Traditionen sind «out»!<br />

Sowohl Natascha wie auch Melanie und<br />

Kevin bestätigen, <strong>das</strong>s die CS-Umfrage in<br />

etwa ihren persönlichen Verhalten entspreche.<br />

Freunde treffen, sei sehr wichtig.<br />

Sie denken, <strong>das</strong>s es wenig Gehörlose<br />

habe, die aktiv in Sportvereinen mitmachten.<br />

Gehörlose junge Menschen wollten<br />

heute unabhängig sein und verschiedene<br />

Sportarten ausprobieren.<br />

An den SDY (Swiss Deaf Youth) richten sie<br />

den Wunsch, mehr Angebote und Veranstaltungen<br />

zu organisieren. Eventuell habe<br />

der Rückgang der Angebote bzw. der Teilnehmerzahl<br />

mit Kostengründen zu tun ober<br />

viel wahrscheinlicher sei, die vielen unterschiedlichen<br />

individuellen Interessen.<br />

SDY und EUDY<br />

Die Präsidentin von SDY, Swiss Deaf<br />

Youth, Denise Ledermann, und <strong>das</strong> Vorstandmitglied<br />

von EUDY, European Union<br />

oft he Deaf Youth, Ariane Gerber, erhalten<br />

die Gelegenheit ihre Organisationen vorzustellen.<br />

Denise Ledermann informiert, im Jahr 2004<br />

sei von drei jungen Personen erkannt worden,<br />

<strong>das</strong>s die Schweiz keinen Verein <strong>für</strong> <strong>das</strong><br />

ganze Land habe, was eigentlich notwendig<br />

gewesen wäre. Im Jahr 2006 sei der Verein<br />

SDY vom SGB-FSS anerkannt worden. In<br />

den Jahren 2006 bis 2009 sei viel Aufbauarbeit<br />

geleistet worden. Wegen vieler Wechsel<br />

im Vorstand sei es nicht einfach gewesen,<br />

eine Stabilität in der Vereinsführung<br />

zu erreichen. Ab 2009 bis heute seien<br />

immer mehr Angebote organisiert worden.<br />

Die Homepage sei verbessert und die<br />

Medienarbeit ausgebaut worden.<br />

SDY verfolgt folgende Ziele:<br />

• Zugänge von Bildung, Kultur, Veranstaltungen<br />

und Freizeitaktivitäten zu animieren<br />

und fördern<br />

• Die Interessen der Kinder und Jugendlichen<br />

nach innen und aussen zu vertreten<br />

• Politischen Austausch und Stellungnahmen<br />

zu aktuellen Themen zu der Jugend<br />

zu fördern<br />

• Kontakte zum Ausland zu knüpfen (World<br />

Federation oft he Deaf Youth Section)<br />

WEDYS und (European Union oft he Deaf<br />

Youth) EUDY


vermehrt zum Thema werde. Es würden<br />

Lager organisiert, Erfahrungen ausgetauscht<br />

und EUDY biete Praktika an.<br />

Gerber: «Auch die Jugendliche können was<br />

<strong>für</strong> EUDY machen, indem sie Mitglied werden.<br />

Denn je mehr Mitglieder EUDY hat,<br />

desto stärker wird unsere Stimme in Europa.<br />

Machen wir gemeinsam etwas <strong>für</strong> die Gebärdensprache,<br />

die Menschenrechte und die<br />

Öffentlichkeitsarbeit. Wir arbeiten an einer<br />

besseren Zukunft <strong>für</strong> Deaf Youth in Europa!»<br />

Podiumsgespräch<br />

Denise Ledermann, Präsidentin von SDY.<br />

Ledermann: «SDY ist per 1. Januar 20<strong>13</strong> nicht<br />

mehr Mitglied beim SGB-FSS. Im Mai 20<strong>13</strong><br />

findet die Delegiertenversammlung statt und<br />

an diesem Anlass soll <strong>das</strong> neue Organigramm<br />

und die vorgesehenen zu kunftsweisenden<br />

Vereinsstrukturen gutgeheissen werden.»<br />

Ariane Gerber stellt bei ihren Ausführungen<br />

über den EUDY die Komitee-Mitglieder<br />

der Organisation vor. Dann nimmt sie<br />

Bezug auf die Haupttätigkeiten von EUDY:<br />

• Lager in Europa organisieren<br />

– Lager <strong>für</strong> junge Erwachsene<br />

(18 bis 30-jährige)<br />

– Jugendlager (<strong>13</strong> bis 17-jährige)<br />

– Kinderlager (9 bis 12-jährige)<br />

• EUDY-Seminar und EUDY- Generalversammlung<br />

(GV)<br />

• Informationen zu Deaf Youth über unsere<br />

Webseite und den Newsletter publizieren<br />

• Vorträge halten<br />

• Regelmässige Treffen des Komitees<br />

• Arbeitsgruppen organisieren und begleiten<br />

• Jugendseminare und Sommerschulen<br />

Gerber erklärt, EUDY setze sich da<strong>für</strong> ein,<br />

<strong>das</strong>s Schweizer Jugendliche die gleichen<br />

Möglichkeiten bekommen, wie gehörlose<br />

Jugendliche in anderen Ländern Europas<br />

und der Welt. EUDY engagiere sich da<strong>für</strong>,<br />

<strong>das</strong>s «Jugend und Behinderung» in Europa<br />

Im anschliessenden Podiumsgespräch diskutieren<br />

Ariane Gerber und Denise Ledermann<br />

mit Melanie Altstätter, Natascha Ruf<br />

und Kevin Schmid. Dabei zeigt sich, <strong>das</strong>s es<br />

bei der Berufswahl Unterstützung brauche<br />

und ein funktionierendes Netzwerk sehr<br />

wichtig sei.<br />

In der Schule widme sich der Unterricht<br />

elementar dem Thema Politik, aber leider<br />

würden keine fundierteren politischen<br />

Informationen vermittelt. Auch werde nicht<br />

über die verschiedenen Jugend-Gehörlosen-Organisationen<br />

orientiert. Zudem wird<br />

Ariane Gerber macht geltend, <strong>das</strong>s EUDY<br />

mit den Organisationen EUD (European<br />

Union of the Deaf ), WFDYS (World Federation<br />

of the Deaf Youth Section) und efsli<br />

(European Forum of Sign Language Interpreters)<br />

zusammenarbeite.<br />

EUDY möchte im Jahr 20<strong>13</strong>, Seminare<br />

durchführen, neue Mitglieder gewinnen,<br />

ein Büro in Brüssel eröffnen und die finanziellen<br />

Ressourcen stärken.<br />

Ariane Gerber, Vorstandmitglied von EUDY.<br />

11


Viele interessante Themenbereiche werden in der Podiumsdiskussion aufgegriffen und andiskutiert.<br />

festgestellt, <strong>das</strong>s es eventuell wegen der<br />

integrativen Schulung keine gehörlosen-spezifischen<br />

Informationen rund um <strong>das</strong> <strong>Gehörlosenwesen</strong><br />

gebe.<br />

Die Jugendorganisationen wollen deshalb<br />

die Informationen zukünftig noch besser<br />

streuen und sich zu vernetzen.<br />

Es wird auch festgehalten, <strong>das</strong>s von Arbeitslosigkeit<br />

immer mehr gehörlose Jugendliche<br />

betroffen seien. Deshalb sei es wichtig, <strong>das</strong>s<br />

ein Berufsabschluss gemacht werde und<br />

man dazu bereit sei, Mut zu haben, um etwas<br />

Neues zu sehen und zu erfahren. Die Solidarität<br />

untereinander sollte konsequent vorangetrieben<br />

werden.<br />

Isabelle Cicala bedankt sich bei den Gästen<br />

<strong>für</strong> die wertvollen Informationen und <strong>für</strong> <strong>das</strong><br />

engagierte Mitmachen an der heutigen Veranstaltung.<br />

Sozialpolitische Informationen<br />

Daniel Hadorn, Leiter der Sozialpolitischen<br />

Arbeitsgruppe Region Zürich und des Rechtsdienstes<br />

beim SGB-FSS, informiert über<br />

aktuelle Themen rund um die Sozialpolitik.<br />

Seinen Exkurs beginnt er mit zwei wichtigen<br />

sozialpolitischen Themen auf Bundesebene.<br />

Zum einen die immer noch debattierte<br />

IV-Revision 6b und die UNO-Konvention<br />

über die Rechte von Menschen mit<br />

Behinderung.<br />

Hadorn erklärt, <strong>das</strong>s der Nationaltrat bei<br />

der IV-Revision behindertenfreundlicher<br />

entschieden habe als der Stände- und<br />

Bundesrat. Im Frühjahr oder eventuell im<br />

Sommer 20<strong>13</strong> komme es nun zum Differenzbereinigungsverfahren.<br />

Stände- und<br />

Nationalrat müssten eine Einigung erzielen.<br />

Die hauptsächlichen Differenzen<br />

bestünden zurzeit darin, <strong>das</strong>s der Nationalrat<br />

eine Aufteilung in eine Vorlage 6b<br />

und neu 6c erreichen möchte. In der 6b<br />

sollten nur noch die strukturellen Massnahmen,<br />

wie <strong>das</strong> neue Rentensystem,<br />

Betrugsbekämpfung, Entschuldung und<br />

Rückzahlung an die AHV sowie der Interventionsmechanismus<br />

bei einer neuen<br />

Verschuldung behandelt werden. In der 6c<br />

sollten später und bei Bedarf die Sparmassnahmen<br />

wie die Kinderrente bzw. die<br />

Kürzung der Renten, die Streichung der<br />

Transportkosten, die Kürzungen bei den<br />

Taggeldern behandelt werden.<br />

Ende Dezember 2012 erlässt der Bundesrat<br />

eine Botschaft an <strong>das</strong> Parlament, in welcher<br />

er festhält, die UNO-Konvention zu<br />

ratifizieren. Im Jahr 20<strong>13</strong> werde <strong>das</strong> Parlament<br />

darüber diskutieren. Der Widerstand<br />

von SVP und seitens der Wirtschaft sei vorprogrammiert.<br />

Die Chancen <strong>für</strong> eine Ratifizierung<br />

seien jedoch durchaus vorhanden.<br />

Hadorn legt dar, was es bedeuten würde,<br />

wenn es zur Ratifizierung kommen würde:<br />

• Generelle Stärkung der Rechte von Gehörlosen.<br />

Gebärdensprache ist anerkannt,<br />

Kultur der Gehörlosen auch<br />

• Sehr detaillierte Regeln in allen Bereichen<br />

des Lebens, viel umfassender als IVG,<br />

BehiG u.a. zusammen<br />

• Schliesst wichtige Lücken des BehiG<br />

(Arbeit, Zugang zu privaten Dienstleistungen<br />

u.a.m)<br />

• Teilweise direkt klagbare neue Rechte<br />

• Hilft sicher bei der Auslegung bestehender<br />

Gesetze<br />

• Teilweise Vorschriften mit programmatischem<br />

Auftrag an den Staat (Bund und/<br />

oder Kantone) -› Gesetzgebung!<br />

Hadorn hofft, <strong>das</strong>s nun endlich auch die<br />

Schweiz, nebst Weissrussland, dieser <strong>für</strong><br />

die Behinderten wichtigen Konvention zu ­<br />

stimmen wird.


Daniel Hadorn informiert über aktuelle sozialpolitische Themen.<br />

Schlusspunkt<br />

Isabelle Cicala schliesst die 11. Gehörlosenkonferenz<br />

und bedankt sich bei allen<br />

Mitwirkenden sowie bei den Mitarbeitenden<br />

<strong>für</strong> die perfekte Organisation der Veranstaltung<br />

und bei den Besucherinnen und<br />

Besucher <strong>für</strong> <strong>das</strong> grosse Interesse. Sie<br />

erwähnt, <strong>das</strong>s die 12. Gehörlosenkonferenz<br />

am 22. Januar 2014 durchgeführt werde.<br />

Nach der Veranstaltung haben die Anwesenden<br />

beim reichhaltigen Apéro, offeriert<br />

von der Kontaktstelle Region Zürich, ausgiebig<br />

Gelegenheit sich untereinander auszutauschen.<br />

Ein gelungener Anlass geht<br />

mit vielen Gespräche langsam zu Ende.<br />

[rr]<br />

Isabell Cicala freut sich über den von Ruedi Graf überreichten Blumenstrauss und vor allem über den guten Verlauf<br />

der Gehörlosenkonferenz.<br />

<strong>13</strong>


Kompetent und mit grosser Übersicht leitet Tobias Schölly, SVEHK-Präsident, die Eltern-Tagung.<br />

SVEHK-Tag<br />

Am 26. Januar 20<strong>13</strong> findet in Fribourg die<br />

Informationsveranstaltung der Schweizerischen<br />

Vereinigung der Eltern hörgeschädigter<br />

Kinder (SVEHK) statt. Zum ersten<br />

Mal werden in diesem Jahr die bisher in<br />

der Deutschschweiz und der Romandie<br />

getrennt stattfindenden Anlässe zusammengeführt<br />

beziehungsweise gleichzeitig<br />

durchgeführt. Diese Neuorganisation er -<br />

höht die Möglichkeit, in unterschiedlichste<br />

Regionalgruppen der Eltern-Vereinigung<br />

hinein zu hören, sich besser kennenzulernen<br />

und auszutauschen.<br />

Die neue Organisationsform wurde aber<br />

nicht nur wegen des den «Röschtigraben»<br />

übergreifenden Gedankens gewählt, sondern<br />

auch um die Kosten <strong>für</strong> die aufwändigen<br />

Veranstaltungen zu senken. Aufgrund<br />

der angespannten finanziellen Situation<br />

der Vereinigung muss gespart werden.<br />

Tobias Schölly, SVEHK­Präsident, weist in<br />

seinen Ausführungen unter anderem darauf<br />

hin, <strong>das</strong>s die verschiedenen Sparanstrengungen<br />

Wirkung zeigten und man<br />

dem Ziel einer ausgeglichenen <strong>Verband</strong>srechnung<br />

schrittweise näher komme.<br />

Nachdem die Vertreterinnen und Vertreter<br />

der deutschschweizerischen Regionalgruppen<br />

intern getagt haben, wird der SVEHK­<br />

Anlass auch <strong>für</strong> die angereisten Gäste<br />

geöffnet.<br />

Die VertreterInnen aus den Regionalgruppen<br />

Aarau/Solothurn, Basel, Bern, Freiburg,<br />

Ostschweiz, Wallis und Zürich informieren<br />

über ihre Aktivitäten im Jahr 2012.<br />

Quer durch die Schweiz geniessen die<br />

gesellschaftlichen Anlässe einen ganz<br />

hohen Stellenwert bei den Eltern und ihren<br />

hörgeschädigten Kindern. Sei dies beispielsweise<br />

<strong>das</strong> mit über hundert Personen<br />

durchgeführte Herbstfest auf dem Landenhof,<br />

ein Grillfest mit den Mitarbeitenden<br />

des Audiopädagogischen Dienstes, der<br />

gesponsorte Besuch beim Zirkus Knie oder<br />

ein Fondue­Schmaus im Sommermonat<br />

Juni. Eine weitere zentrale und nie endende<br />

Aufgabe ist die Mitgliederwerbung. In allen<br />

Regionen werden grosse Anstrengungen<br />

unternommen, junge Familien mit gehörlosen<br />

oder hörbehinderten Kindern <strong>für</strong> eine<br />

aktive Mitgliedschaft in der Elternvereinigung<br />

zu gewinnen.<br />

Eine andere wichtige Aufgabe des Dachverbandes<br />

ist der Einsitz in den verschiedenen<br />

(Fach)Kommissionen, wie der Berufsschule<br />

<strong>für</strong> Hörgeschädigte in Zürich­Oerlikon,<br />

CI­IG, sek3, der Untertitelung Schweiz und<br />

der Deutschschweiz, Landenhof und Er ­<br />

gänzte Lautsprache ELS. Mit diesem engagierten<br />

Mitwirken könnten die spezifischen<br />

Interessen des SVEHK an entscheidenden<br />

Stellen eingebracht werden.<br />

Die jährlich stattfindende Eltern­Tagung ist<br />

jeweils <strong>das</strong> Highlight. Die zweitägige Veranstaltung<br />

fand letztes Jahr vom 20. und<br />

21. Oktober in Leysin statt. Insgesamt nahmen<br />

über 200 Personen, davon über 40 Hörgeschädigte,<br />

teil. Wie den vergangenen Jahren<br />

ein arbeitsintensiver Grossanlass mit<br />

nachhaltigem Erfolg und vor allem mit bleibenden<br />

guten und schönen Erinnerungen.


Heilpädagogen könnte den besonderen<br />

Bedürfnissen der Schüler – spezialisiert <strong>für</strong><br />

Hörgeschädigte – umfassend nachgekommen<br />

werden. Thomas Müller erklärt, <strong>das</strong>s er<br />

die sek3 ab Sommer 20<strong>13</strong> verlassen werde.<br />

Seine Nachfolge sei mit einer internen Co-<br />

Leitung bereits geregelt worden.<br />

Markus Schäuble informiert über die neusten Entwicklungen bei der Cochlea-Implantat Interessengemeinschaft<br />

Schweiz.<br />

Ausblick auf <strong>das</strong> Jahr 20<strong>13</strong><br />

Tobias Schölly informiert, <strong>das</strong>s mit dem<br />

Bundesamt <strong>für</strong> Sozialversicherungen (BSV)<br />

ein neuer Leistungsvertrag bis 2015 ausgehandelt<br />

und abgeschlossen werden müsse.<br />

Eine weitere relevante Aufgabe sei die<br />

Sicherstellung der Finanzierung des Dachverbandes.<br />

Hier werde versucht, mittels<br />

Sponsoring an neue Finanzquellen zu kommen.<br />

Generell gelte die Devise Vieles selber<br />

machen.<br />

Kurz-Info der Gäste<br />

Toni Bieri, Bereichsleiter des Audiopädagogischen<br />

Dienst (APD) vom Pädagogischen<br />

Zentrum <strong>für</strong> Hören und Sprache Münchenbuchsee,<br />

informiert über eine neue Sichtweise,<br />

die in der Ausrichtung bestehe, in<br />

Heilpädagogen Generalisten zu sehen, die<br />

zukünftig die Aufgaben des Audiopädagogischen<br />

Dienstes in den Schulen übernehmen<br />

wollten. Propagiert werde derzeit<br />

Generalist statt Spezialist. Diese Entwicklungen<br />

haben Auswirkungen auf die Qualität<br />

der schulischen Entwicklung der Kinder.<br />

Folge davon sei, <strong>das</strong>s die Eltern zusammen<br />

mit ihren Kindern aus den betroffenen Kantonen<br />

wegziehen würden.<br />

hörlosen Bund (SGB-FSS) führt aus, <strong>das</strong>s<br />

sich der SGB-FSS gemäss seinen strategischen<br />

Vorgaben stark auf die Kinder-Frühförderung<br />

fixiert habe. Der Zugang zu den<br />

Kindern beziehungsweise zu den Eltern<br />

werde mit speziellen Familien-Tagen und<br />

Kinder-Samstagen (vier Mal pro Jahr) und<br />

anderen Aktivitäten, wie Lager und Heimkurse,<br />

intensiv gesucht. Murk erwähnt,<br />

<strong>das</strong>s die Angebote allen Mitgliedern der<br />

Familie, ob gehörlos, schwerhörig oder<br />

hörend, offen stünden.<br />

Thomas Müller, Leiter der sek 3, stellt die<br />

drei Angebote – Sekundarschule <strong>für</strong> Gehörlose<br />

(SFG), Teilintegration Oberstufe (TIO)<br />

und sozialpädagogisch geführte Wohngruppe<br />

(WG) – der Schule vor. Er weist darauf<br />

hin, <strong>das</strong>s die drei Angebote miteinander<br />

kombinierbar bzw. modular aufgebaut<br />

seien. Thomas Müller erwähnt, <strong>das</strong>s der<br />

Unterricht in einem normalen Regelschulhaus<br />

erfolge. Dank dem parallelen Einbezug<br />

von Mitarbeitenden des Audiopädagogischen<br />

Dienstes und vor Ort arbeitenden<br />

Roger Ruggli, <strong>sonos</strong>, informiert, <strong>das</strong>s der<br />

<strong>Verband</strong> eine Stellungnahme zur Revision<br />

der SRG SSR – Konzession in Bezug auf die<br />

Online-Angebote von SRG SSR – eingereicht<br />

habe. Gehörlose und Hörbehinderte würden<br />

von wichtigen Informationen ausgeschlossen,<br />

wenn auf den Webseiten der SRG SSR<br />

nur Audios von Radiosendungen beziehungsweise<br />

Videos von Fernsehausstrahlungen<br />

aufgeschaltet werden. Die in Art. 8<br />

Bundesverfassung statuierte Gleichbehandlung<br />

von Menschen mit Behinderungen<br />

gebiete, <strong>das</strong>s Gehörlose und Hörbehinderte<br />

Anrecht auf die barrierefreie Zugänglichkeit<br />

auch in Bezug auf Online-Medien habe.<br />

Tobias Schölly bedankt sich bei den Gästen<br />

<strong>für</strong> die wertvollen Inputs. Mit dem Hinweis<br />

auf die am 27. April 20<strong>13</strong> am Zentrum <strong>für</strong><br />

Gehör und Sprache ZGSZ stattfindende<br />

SVEHK-Delegiertenversammlung sowie den<br />

Elterntag vom 26. und 27. Oktober 20<strong>13</strong> in<br />

Sursee schliesst Tobias Schölly den<br />

deutschsprachigen Teil des SVEHK-Anlasses.<br />

Nach einer kurzen Pause wird die Veranstaltung<br />

in Anwesenheit der Vertreterinnen<br />

und Vertreter der Regionalgruppen aus<br />

dem Welschland in französischer Sprache<br />

weitergeführt.<br />

[rr]<br />

Toni Kleeb, Rektor der Berufsschule <strong>für</strong><br />

Hörgeschädigte (BSFH) orientiert über <strong>das</strong><br />

Leistungsangebot seiner Schule. Aktuell<br />

besuchten rund 230 Lernende in <strong>13</strong>0 verschiedenen<br />

Fachrichtungen die Schule. Die<br />

Lernenden würden von 150 Lehrpersonen<br />

unterrichtet. Er weist darauf hin, <strong>das</strong>s an<br />

der BSFH auch die Berufsmaturität erlangt<br />

werden könne. Für umfassendere Informationen<br />

verweist er auf die Homepage der<br />

Schule, www.bsfh.ch.<br />

Véronique Murk, Bereichsleiterin Eltern/<br />

Frühförderung beim Schweizerischen Ge ­<br />

Gespannt verfolgen die Vertreterinnen und Vertreter der Regionalgruppen dem Versammlungsverlauf.<br />

15


Angebote im Überfluss – Zuviel Bildung,<br />

Kommunikation, Kultur, Freizeit und<br />

Sport <strong>für</strong> Gehörlose?<br />

Gian Reto Janki freut sich auf die Diskussionsrunde zum Thema Angebote <strong>für</strong> Gehörlose.<br />

Gehörlosenorganisationen bieten ein vielfältiges<br />

Programm <strong>für</strong> Gehörlose aller<br />

Altersgruppen an. Einerseits profitieren<br />

wir von viel Information und Wissen, ein<br />

Vorteil zur Integration in die Gesellschaft.<br />

Anderseits wird viel geboten <strong>für</strong> eine Minderheit.<br />

Überfordern wir uns? Haben wir<br />

Gehörlose heute andere Bedürfnisse als<br />

«klassische» Angebote? Planen die jungen<br />

Menschen heute anders?<br />

Gian Reto Janki heisst die kofo-BesucherInnen<br />

am 6. Februar 20<strong>13</strong> sowie seine Gäste,<br />

Christa Notter, Sibylle Rau und Boris Grevé<br />

ganz herzlich zum ersten kofo im Jahr 20<strong>13</strong><br />

in der Roten Fabrik Zürich willkommen.<br />

Gian Reto Janki: «Ich freue mich auf den<br />

Austausch und die Präsentationen sowie<br />

die Diskussion mit meinen heutigen Podiumsteilnehmenden.<br />

Sie werden darüber<br />

informieren, welche Dienstleistungen durch<br />

ihre Institutionen <strong>für</strong> Gehörlose und Hörbehinderte<br />

organisiert und zur Verfügung<br />

gestellt werden und vor allem wie diese<br />

Angebote genutzt werden.»<br />

Sibylle Rau<br />

Sibylle Rau arbeitet bei sichtbar GEHÖR­<br />

LOSE ZÜRICH in den Bereichen Erwachsenbildung<br />

und visuelle Gestaltung.<br />

Rau stellt einleitend die Dienstleistungen<br />

ihrer Organisation vor. Aktuell werden von<br />

sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH jährlich über<br />

vierzig verschiedene auf Gehörlose, Hörbehinderte<br />

und Schwerhörige zugeschnittene<br />

Angebote in den Bereichen Weiterbildung,<br />

Freizeit, Kultur und Informationsveranstaltungen<br />

betrieben. Alle Angebote werden in<br />

Gebärdensprache – mit Gebärdensprachdolmetschenden<br />

oder von einem gehörlosen<br />

Kursleiter – geführt.<br />

Rau: «Unser Ziel ist es, Gehörlose zu fördern,<br />

vorhandene Defizite abzubauen, Bildung<br />

und Wissen zu fördern. Das geschieht<br />

am besten und einfachsten durch Erleben,<br />

Erfahren, Mitmachen und Kommunizieren<br />

in einem Kurs mit anderen Gehörlosen, die<br />

in der gleichen Sprache, der Gebärdensprache,<br />

kommunizieren.»<br />

Rau weist darauf hin, <strong>das</strong>s sämtliche Angebote<br />

im 3mal jährlich erscheinenden Kursheft<br />

«Z-Angebote» veröffentlicht werden.<br />

Diese Publikation gibt es offiziell seit 2001.<br />

Die Kurse von sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH<br />

und fünfzehn anderen Organisationen der<br />

Züricher Selbsthilfe werden darin aufgeführt.<br />

Rau erwähnt, die Kursangebote seien seit<br />

2008 stabil geblieben. Hingegen seien die<br />

Teilnehmerzahlen tendenziell eher rückläufig.<br />

Vor acht Jahren hätten durchschnittlich<br />

zwölf Personen an den Kursen teilgenomen.<br />

Heute seien es des öfteren lediglich<br />

noch sechs bis sieben Teilnehmende. Je länger<br />

je mehr brauche es grosse Anstrengungen,<br />

um genügend Teilnehmende <strong>für</strong> die<br />

Kurse zu gewinnen.<br />

Die Kursteilnehmenden können grob in vier<br />

Gruppen eingeteilt werden.<br />

• Gruppe «Regelmässige Besucher»: Kursteilnehmende<br />

und Interessierte, die seit<br />

etwa zehn, zwölf Jahren bis heute aktiv


und regelmässig in einen Kurs oder an<br />

einen Informationsabend kommen. Sie<br />

gehören der Altersgruppe 42 bis 99-Jährigen<br />

an und sie sind zugleich die grösste<br />

Gruppe<br />

• Gruppe «Ab und zu Besucher»: Teilnehmende,<br />

die ab und zu kommen. Sie sind<br />

vorwiegend Arbeitnehmende – sie wählen<br />

bewusst und gezielt Angebote aus,<br />

die sie interessieren und von Nutzen <strong>für</strong><br />

sie sind. Sie gehören der Altersgruppe 36<br />

bis 60-Jährigen an<br />

• Gruppe «Hörende Kursbesuchende»: Es<br />

gibt auch Angebote, wo auch Hörende<br />

willkommen sind, wie in den Bereichen<br />

Kultur, Sozialpolitik oder Informationen.<br />

Es sind Hörende, die etwas über die<br />

Gehörlosenkultur erfahren und auch<br />

Kontakt zu Gehörlosen haben möchten.<br />

Oder, sie absolvieren die Ausbildung zu<br />

Gebärdensprachdolmetschenden<br />

• Gruppe «Jugendliche Kursbesuchende»:<br />

Jugendliche Besucherinnen und Besucher<br />

– auch neue Kursteilnehmende im<br />

Alter von 18 bis 34 Jahren – sind wenig<br />

anzutreffen. Ausnahmen bilden Anlässe<br />

wie beispielsweise kofo-Zürich, Deaf<br />

Slam und Gebärdensprachpoesie-Werkshops<br />

Sibylle Rau fragt sich, ob die Kursangebote von sichtbar GEHÖRLOSE ZÜRICH <strong>für</strong> die Jugendlichen zu unattraktiv seien.<br />

Aus Sicht von Sibylle Rau stellen sich folgende<br />

Fragen:<br />

• Haben Jugendliche, welche keine Kurse<br />

besuchen, eine andere Vorstellung von<br />

Bildung?<br />

• Wissen sie nichts von den Angeboten <strong>für</strong><br />

Gehörlose im Gehörlosenzentrum?<br />

• Unterschätzen sie, wie wichtig <strong>für</strong> Gehörlose<br />

die Bildung, der Wissenserwerb und<br />

Informationen sind?<br />

Rau: «Sind unsere Kursangebote <strong>für</strong> die<br />

Jugendlichen und Junggebliebenen unattraktiv<br />

? Wir von sichtbar GEHÖRLOSE<br />

ZÜRICH hören gerne eure Feedbacks dazu.»<br />

Christa Notter<br />

Christa Notter arbeitet als Geschäftsführerin<br />

beim Verein <strong>für</strong> Sprache und Integration DIMA,<br />

der Sprachschule <strong>für</strong> Gehörlose und Hörbehinderte<br />

mit mehrsprachigem Hintergrund.<br />

Christa Notter erklärt, <strong>das</strong>s bei DIMA die Kursangebote auf die individuellen Bedürfnisse der Kursbesucher zugeschnitten<br />

würden.<br />

Notter informiert, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> umfassende<br />

Angebot von DIMA vor:<br />

• Deutschkurse von ABC bis B»<br />

• Gebärdensprachkurse DSGS<br />

• Logopädie (Sprache, Sprechen, Stimme)<br />

• Kurse <strong>für</strong> arbeitsuchende Gehörlose<br />

• Kompetenzkurse zur Alltagsintegration<br />

• Tagesveranstaltungen<br />

• Begleitung und Betreuung bei Prüfungsvorbereitungen<br />

und bei Semester-, Ab ­<br />

schluss- und Diplomarbeiten<br />

• Vorlehrjahr<br />

17


Christa Notter, Sibylle Rau, Boris Grevé und Gian Reto Janki (v.l.n.r.) diskutieren über die Situation der zahlreichen Kursangebote im <strong>Gehörlosenwesen</strong> und schlagen den Bogen<br />

von der Vergangenheit in die Gegenwart.<br />

Notter: «Unsere Kurse werden anhand der<br />

laufenden veränderten Bedürfnisse unserer<br />

Kunden angepasst. Wir freuen uns über die<br />

Beliebtheit unserer Kurse und den kontinuierlichen<br />

Anstieg der Teilnehmerzahl bzw.<br />

der Lernenden. Unsere drei wichtigsten<br />

Hauptgruppen bei den Teilnehmenden sind<br />

die 20 bis 29-Jährigen (29%), die 30 bis<br />

39-Jährigen (32%) und die 40 bis 49-Jährigen<br />

(18%). Bei den Kurseinteilungen achten<br />

wir auf eine ausgewogene Durchmischung<br />

zwischen Migranten und Schweizern.»<br />

Notter erwähnt, <strong>das</strong>s mit den Angeboten<br />

von DIMA Ziele wie Arbeitsplatzerhaltung,<br />

Arbeitssuche, Alltagsstruktur, Integration<br />

und Stärkung der Handlungskompetenz<br />

verfolgt werden. Damit dies im Einzelfall<br />

auch erreicht wird, werden vor Kursbeginn<br />

mit allen Kursteilnehmende, die Lernziele<br />

gemeinsam festgelegt:<br />

• Lernziele gemeinsam festlegen<br />

• Förderung zur Selbstständigkeit und Meinungsbildung<br />

• Tempo – Zeit nehmen und geben<br />

• Herkunftskultur und -sprache als Fundament<br />

Notter: «Bei DIMA gibt es kein Angebotsüberschuss.<br />

Unser Konzept beruht darauf,<br />

<strong>das</strong>s wir warten bis jemand zu uns<br />

kommt und dann, aufgrund der individuellen<br />

Bedürfnisse, ein massgeschneidertes<br />

Angebot zur Verfügung stellen. Unser<br />

Hauptproblem ist die Finanzierung, denn<br />

unsere Schule muss ohne BSV-Beiträge<br />

auskommen.»<br />

Podiumsdiskussion<br />

Gian Reto Janki eröffnet nach den beiden<br />

Präsentationen von Sibylle Rau und Christa<br />

Notter die Podiumsdiskussion. In der Funktion<br />

als Privatperson nimmt Boris Grevé in<br />

der Gesprächsrunde ebenfalls Platz.<br />

Gian Reto Janki möchte von seinen drei Gästen<br />

wissen, welche Angebote sie in jungen<br />

Jahren genutzt haben und wie sie zu – <strong>für</strong><br />

sie wichtigen – Informationen gekommen<br />

sind.<br />

Christa Notter erklärt, <strong>das</strong>s sie schon<br />

damals, als Jugendliche, die vorhandenen<br />

Kursangebote genutzt und vor allem davon<br />

auch profitiert habe.<br />

Sibylle Rau erzählt, <strong>das</strong>s sie als Jugendliche<br />

mit Hörenden in der Pfadi aktiv mitgemacht<br />

habe. Um sich persönlich weiterzubilden,<br />

habe sie verschiedene Kursangebote<br />

in Anspruch genommen.<br />

Boris Grevé erinnert sich, <strong>das</strong>s er als Jungendlicher<br />

Fussball gespielt und aktiv am<br />

Vereinsleben teilgenommen habe. Dank<br />

der aktiven Vereinstätigkeit habe die <strong>für</strong><br />

ihn wichtige Informationsbeschaffung bestens<br />

funktioniert.<br />

Auf die Frage, wieso die Jugendlichen<br />

heute weniger Interesse an den zur Verfügung<br />

stehenden Angeboten zeigten, vermuten<br />

die PodiumsteilnehmerInnen, <strong>das</strong>s<br />

die Jugendlichen einerseits etwas bequemer<br />

geworden seien und andererseits<br />

möchten sie sich vielleicht auch nicht<br />

mehr über einen längeren Zeitraum verpflichten.<br />

Als weiterer Faktor werden die<br />

neuen technischen Hilfsmittel, wie <strong>das</strong><br />

Internet, iPhone etc. genannt. Vermutlich


hätten die Jungendlich einfach keine Zeit<br />

mehr da<strong>für</strong>.<br />

Gian Reto Janki möchte in Erfahrung bringen,<br />

was heute «In» bzw. «Out» sein<br />

könnte? Die Diskussion darauf ergibt, <strong>das</strong>s<br />

auf diese Frage keine klaren Antworten – im<br />

Sinne eines Schemas – gegeben werden<br />

können. Sicher sei aber, <strong>das</strong>s gegenüber<br />

früher die sozialen Kontakte nicht mehr den<br />

gleichen Stellenwert haben. Ein wesentlicher<br />

Faktor da<strong>für</strong> stellten die technischen<br />

und elektronischen Errungenschaften dar.<br />

Auch müsse man bedenken, <strong>das</strong>s man die<br />

Jugendlichen zu nichts zwingen könne.<br />

Boris Grevé findet, die Informationsangebote<br />

im Vorfeld einer Abstimmung sehr<br />

gut. In der Freizeit stelle er fest, <strong>das</strong>s es<br />

immer die gleichen Menschen seien, vorwiegend<br />

ältere, die man treffe. Junge Menschen<br />

bevorzugten heute einfach ganz<br />

andere Aktivitäten als seine Generation.<br />

Sibylle Rau erinnert sich an <strong>das</strong> Kursangebot<br />

«Geschlechtskrankheiten». Über 40<br />

Interessierte hätten sich <strong>für</strong> diesen Kurs<br />

angemeldet. Kurz vor Kursbeginn sei der<br />

Referent erkrankt. Der Kurs habe abgesagt<br />

und verschoben werden müssen. Vier<br />

Wochen später habe es – aus unerklärlichen<br />

Gründen – keine einzige Anmeldung<br />

mehr gegeben, notabene <strong>für</strong> den gleichen<br />

Kurs.<br />

Christa Notter meint, <strong>das</strong>s mittels Umfragen<br />

ganz gezielt Jugendliche angefragt<br />

werden müssten, um so herauszufinden,<br />

wo deren Interessen seien, was sie brauchten<br />

und auch wollten.<br />

Aus der Podiumsdiskussion geht hervor, <strong>das</strong>s der Fokus der Kursangebote gezielt auf die Jugendliche gerichtet<br />

werden muss.<br />

die Jugendlichen stellt er die rhetorische<br />

Frage, wer die Spitzenleute bei den Gehörlosen<br />

seien. Die Spitzenleute würden vom<br />

Sport kommen und seien in den Vereinen<br />

integriert, zusammen mit den Hörenden.<br />

Ruedi Graf erklärt, <strong>das</strong>s die Selbsthilfeorganisationen<br />

früher eigentlich wenig ge macht<br />

hätten. Heute seien sie viel aktiver und<br />

böten zahlreiche Angebote an. Vielleicht<br />

müssten die Vernetzungen intensiviert und<br />

ausgebaut werden. Zudem brauche es mehr<br />

Effizienz und Flexibilität. Alles sei einfach<br />

viel schnelllebiger ge worden.<br />

Schlusspunkt<br />

Die Diskussion zeigt, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Kursheft «Z<br />

– Züricher Angebote <strong>für</strong> Gehörlose» sehr<br />

geschätzt werde. Es sei eine Info-Broschüre,<br />

in welcher alles drin stehe. Eine<br />

super Dienstleistung. Bemängelt wird,<br />

<strong>das</strong>s es eigentlich kein Gefäss gebe, in welchem<br />

jemand seine eigenen persönlichen<br />

Bedürfnisse anmelden könne, so <strong>das</strong>s<br />

dann gezielt ein Kurs organisiert werden<br />

könne. Vermutet wird auch, <strong>das</strong>s es mit der<br />

Regionalisierung zu Verschiebungen beim<br />

Publikum gekommen sei und Doppelspurigkeiten<br />

nicht ganz ausgeschlossen werden<br />

könnten.<br />

Gian Reto Janki öffnet die Diskussionsrunde<br />

<strong>für</strong> <strong>das</strong> Publikum. Beat Kleeb meint,<br />

<strong>das</strong>s er die Broschüre «Z» sehr gut finde. Er<br />

sei davon überzeugt, <strong>das</strong>s es keinen Überfluss<br />

bei den Angeboten habe. In Bezug auf<br />

Gian Reto Janki schliesst <strong>das</strong> kofo mit der<br />

Bitte, <strong>das</strong>s seine Gäste noch ein kurzes Statement<br />

abgeben.<br />

Boris Grevé: «Schade, <strong>das</strong>s nicht mehr Jugendliche<br />

da sind und von den Angeboten Gebrauch<br />

machen.»<br />

Sibylle Rau: «Wir müssen versuchen, vermehrt<br />

Schwerpunkte zu setzten.»<br />

Christa Notter: «Es braucht einen klaren Fokus<br />

auf <strong>das</strong> Zielpublikum Jugendliche.»<br />

Das Fazit der heutigen Veranstaltung: Es ist<br />

gut zu überlegen, welche Kurse in Zukunft<br />

angeboten werden sollen. Mit der Schaffung<br />

eines «Service-Büros» könnten die Kursanfragen<br />

und -angebote optimaler kanalisiert und<br />

bedarfsgerecht organisiert werden. Vielleicht<br />

wäre <strong>das</strong> die Zukunft. Es braucht andere zeitgemässe<br />

Info-Plattformen.<br />

19


Prof. Dr. theol. Frank Mathwig. Arbeits- und Themenbereiche: Theologische Ethik, Menschenrechte, Politische Ethik und Bioethik.<br />

Nie Beethoven hören werden – Leben mit<br />

Behinderung zwischen «Mangel»<br />

und «Merkmal»<br />

Gibt es ein Recht auf Behinderung? Diese<br />

zunächst eigenartig klingende Frage<br />

beschäftigte 2008 die britische Öffentlichkeit.<br />

Ausgelöst wurde die Debatte<br />

durch den Kinderwunsch des gehörlosen<br />

Paares Paula Garfield und Tomato Lichy.<br />

Da Paula bereits 41 Jahre alt war, kam nur<br />

eine Befruchtung ausserhalb des Mutterleibes<br />

(In-vitro-Fertilisation) in Frage.<br />

Das Paar wünschte sich aber nicht nur<br />

ein Kind, sondern eines, <strong>das</strong> so sein<br />

sollte wie sie. Biotechnologisch ging es<br />

darum, einen genetisch auf Taubheit<br />

‹programmierten› Embryo zu selektieren<br />

und in die Gebärmutter zu implantieren.<br />

Die Geschichte hat eine prominente Vorläuferin<br />

in Kanada, den weltweit diskutierten<br />

Fall des von Geburt an gehörlosen<br />

Paares Sharon Duchesneau und Candace<br />

McCullough aus dem Jahr 2002, die<br />

einen, aufgrund seiner genetischen Disposition<br />

tauben Freund um eine Samenspende<br />

baten, um sicher zu gehen, ein<br />

gehörloses Kind zu bekommen.<br />

In beiden Fällen war die Entrüstung gross:<br />

Können Eltern ernsthaft wollen, <strong>das</strong>s ihr<br />

Kind krank oder mit einer Behinderung auf<br />

die Welt kommt? Müssten sie nicht im<br />

Gegenteil alles da<strong>für</strong> tun, damit sie ein<br />

gesundes Kind ohne Behinderung bekommen?<br />

Die Antworten auf diese Fragen<br />

bedürfen keiner langen Überlegung: Es ist<br />

wohl <strong>das</strong> Normalste von der Welt, <strong>das</strong>s sich<br />

Eltern <strong>für</strong> ihr Kind <strong>das</strong> Beste wünschen.<br />

Dazu gehört in unserer Kultur und Gesellschaft<br />

<strong>das</strong> Vermögen, ein selbstbestimmtes,<br />

sozial integriertes Leben zu führen und<br />

über möglichst umfassende Chancen <strong>für</strong><br />

die eigene Lebensgestaltung zu verfügen.<br />

Alles, was diese Voraussetzungen und<br />

Ziele – in welcher Form auch immer – einschränkt,<br />

ist grundsätzlich nicht wünschenswert.<br />

Der Respekt und die Achtung<br />

gegenüber Menschen mit Behinderung und<br />

ihre Anerkennung als gleichberechtigte<br />

Mitmenschen «auf gleicher Augenhöhe»<br />

bedeutet nicht, <strong>das</strong>s es Eltern gleichgültig<br />

sein kann, ob ihr Kind mit oder ohne Behinderung<br />

auf die Welt kommt. Wenn Eltern<br />

anerkennen, <strong>das</strong>s ein Mensch, der in bitterer<br />

Armut lebt, die gleiche Würde und die<br />

gleichen Rechte besitzt, wie jeder andere<br />

Mensch, folgt daraus keineswegs, <strong>das</strong>s es<br />

ihnen egal sein kann, in welchen sozialen<br />

und ökonomischen Verhältnissen ihr Kind<br />

aufwächst oder später einmal leben wird.


Es besteht ein erheblicher Unterschied zwischen<br />

der Anerkennung, dem Respekt und<br />

der Solidarität mit einer Person und ihrer<br />

Lebenssituation und jenen Perspektiven<br />

und Chancen, die sich Eltern <strong>für</strong> ihr Kind<br />

wünschen. Wir wünschen uns schlicht nicht<br />

all <strong>das</strong> <strong>für</strong> uns selbst, was wir bei anderen<br />

Menschen anerkennen und was uns Respekt<br />

und Achtung gegenüber ihnen einflösst.<br />

Ein Kind, <strong>das</strong> so ist, wie die Eltern<br />

Trotz oder gerade wegen dieser unmittelbaren<br />

Eindeutigkeit, lohnt es sich, ge nauer<br />

hinzuschauen. Was sind die Motive von<br />

Eltern, die sich ein Kind mit Behinderung<br />

wünschen? Candace McCullough begründet<br />

ihren Wunsch nach einem gehörlosen<br />

Kind so: «Ich möchte so sein, wie mein<br />

Kind. Ich möchte ein Kind, <strong>das</strong> erlebt, wie<br />

wir erleben». Wüssten wir nicht, welche<br />

Mutter diesen Wunsch äussert, würden wir<br />

ihm sofort und ohne Vorbehalt zustimmen.<br />

Das ist zweifellos ein selbstverständlicher<br />

und berechtigter Wunsch einer Mutter<br />

<strong>für</strong> ihr Kind. Bezeichnenderweise will<br />

McCullough kein Kind, <strong>das</strong> so ist, wie sie,<br />

sondern sie formuliert umgekehrt: Candace<br />

möchte so sein, wie ihr Kind. Der<br />

Wunsch mag im Effekt auf <strong>das</strong> gleiche hinauslaufen,<br />

aber verweist darauf, <strong>das</strong>s<br />

<strong>das</strong>, was sich Mütter oder Eltern <strong>für</strong> ihr<br />

Kind wünschen, nicht unabhängig davon<br />

ist, wer und was sie selbst sind. Wenn die<br />

Mutter keine Wahl hat, um die Möglichkeiten<br />

des gemeinsamen Erlebens mit<br />

ihrem Kind zu beeinflussen, ist es dann<br />

nicht verständlich, <strong>das</strong>s sie auf die Fähigkeiten<br />

ihres Kindes so einzuwirken versucht,<br />

damit ein gemeinsames Erleben<br />

möglich wird? Und auch wenn die Perspektive<br />

umgekehrt wird: Was soll falsch<br />

oder unmoralisch sein an dem Elternwunsch<br />

nach einem Kind, <strong>das</strong> so ist, wie<br />

sie selbst?<br />

Der BBC Starmoderator John Humphreys<br />

widerspricht dieser Ansicht vehement und<br />

stellt dem britischen Paar eine Gegenfrage:<br />

«Denken Sie denn gar nicht an die Zukunft<br />

des Kindes, <strong>das</strong> nie Beethoven hören können<br />

wird?» Man kann darüber streiten, ob<br />

es erstrebenswert ist, Beethoven zu hören.<br />

Aber gerade weil die Meinungen darüber<br />

auseinandergehen, sollte jeder Mensch<br />

selbst entscheiden können, welche Musik<br />

er hören will oder nicht. Müssen deshalb<br />

Eltern nicht ein Interesse daran haben,<br />

<strong>das</strong>s ihr Kind zumindest über die Möglichkeit<br />

verfügt, Beethoven hören zu können,<br />

unabhängig davon ob sie selbst in der Lage<br />

sind, ein klassisches Klavierkonzert zu<br />

hören? Haben eine Mutter oder Eltern <strong>das</strong><br />

Recht, ihrem Kind etwas vorzuenthalten,<br />

nur weil sie selbst nicht über die Fähigkeit<br />

verfügen? Können Eltern wollen, <strong>das</strong>s<br />

einem Kind Einschränkungen aufgebürdet<br />

werden, nur weil sie selbst davon betroffen<br />

sind?<br />

Natürlich nicht, lautet die klare Antwort,<br />

jedenfalls dann nicht, wenn die Mutter<br />

oder Eltern <strong>das</strong>, was sie ihrem Kind wünschen,<br />

als Einschränkung erleben, unter<br />

der sie leiden. Aber was gilt als Einschränkung<br />

und was bedeutet es, unter einer Einschränkung<br />

zu leiden? Verursacht der Verzicht<br />

auf die Musik von Beethoven ein Leiden?<br />

Wohl kaum, denn dann würden auch<br />

die Menschen leiden, die nie seine Musik<br />

gehört haben, weil sie den Komponisten<br />

gar nicht kennen. Der Fernsehmoderator<br />

und offenbare Beethoven-Liebhaber übersieht<br />

bei seiner Kritik, <strong>das</strong>s er sich auf <strong>das</strong><br />

gleiche Argument beruft, wie die von ihm<br />

angegriffenen Eltern: In beiden Fällen liefern<br />

die eigenen Lebensvorstellungen den<br />

Massstab da<strong>für</strong>, was als wünschenswert<br />

<strong>für</strong> <strong>das</strong> Kind gilt. Wer Beethoven liebt, <strong>für</strong><br />

den bedeutet der Verzicht auf seine Musik<br />

eine Einschränkung. Wer den Komponisten<br />

nie gehört hat, wird <strong>das</strong> nicht als bedauernswertes<br />

Defizit empfinden. Es ist eine<br />

Frage der jeweiligen Perspektive und Überzeugungen,<br />

wie etwas wahrgenommen<br />

wird: als Einschränkung oder Merkmal der<br />

Person, als Leiden oder Ausdruck eines<br />

spezifischen menschlichen Vermögens.<br />

deaf-mit-kleinem-d vs. Deaf-mit<br />

grossem-D<br />

Ein solches plurales Verständnis menschlicher<br />

Fähigkeiten und Chancen scheint den<br />

Kon flikt zum Verschwinden zu bringen.<br />

Gehörlosigkeit wird dann nicht als Einschränkung<br />

oder Leiden aufgrund einer<br />

Krankheit oder Behinderung aufgefasst<br />

(deaf-mit-kleinem-d), sondern als spezifische<br />

Kultur und Lebensform (Deaf-mit-grossem-D).<br />

Die bei deaf-mit-kleinem-d typischen<br />

Unterscheidungen zwischen «krank<br />

vs. nicht krank» oder «Mensch mit Behinderung<br />

vs. Mensch ohne Behinderung»<br />

werden bei Deaf-mit-grossem-D hinfällig:<br />

Es geht nicht um die Wahrnehmung von<br />

leiblichen Defiziten (deaf-mit-kleinem-d),<br />

sondern um die Feststellung von kulturellen<br />

Differenzen und entsprechenden Lebensformen<br />

(Deaf-mit-grossem-D). In der Welt<br />

mit «grossen-D» entspricht die Einschränkung<br />

der Gehörlosigkeit ungefähr der<br />

Chancenlosigkeit auf ein Schweinekotelett<br />

in einer muslimischen oder orthodox-jüdischen<br />

Gemeinschaft. Was aus medizinischer<br />

Sicht als körperlicher Mangel er scheint<br />

(deaf-mit-kleinem-d), zeigt sich aus der<br />

kulturellen Perspektive als gemeinschaftsbildendes<br />

Merkmal (Deaf-mit-grossem-D).<br />

Natürlich lässt sich über kulturelle Eigenarten<br />

heftig streiten. Das ändert aber grundsätzlich<br />

nichts an der Tatsache, <strong>das</strong>s sich<br />

Gemeinschaften genau durch solche Eigenarten<br />

auszeichnen, sich darüber konstituieren<br />

und sich damit von anderen Gemeinschaften<br />

abheben. Dass die «Deaf culture»<br />

anderen Normen folgt als eine «Kultur der<br />

Hörenden» ist deshalb kein Gegenargument,<br />

sondern nur die Bestätigung <strong>für</strong> die kulturelle<br />

Unterschiedenheit. In einer «Kultur der<br />

Hörenden» begegnen Gehörlose deshalb<br />

ganz selbstverständlich ausschliesslich als<br />

deaf-mit-kleinem-d.<br />

Die «Deaf culture» kennzeichnet eine eigene<br />

Sprache, ein eigenes Schulsystem, eigene<br />

Überlieferungen und Traditionen inklusive<br />

einer eigenen Geschichte und Geschichtsschreibung,<br />

eigene soziale Institutionen<br />

sowie spezifische Formen sozialer Kommunikation<br />

und Interaktion. Kontrovers diskutiert<br />

wird, ob es sich um eine gänzlich<br />

eigenständige Kultur im Sinne einer ethnischen<br />

Kultur handelt, eher um eine Subkultur<br />

oder lediglich eine politische Konzeption.<br />

In jedem Fall verbindet sich mit der<br />

Vorstellung einer Kultur der Gedanke von<br />

der besonderen Bedeutung der Weitergabe<br />

der kulturellen Eigenarten von einer Generation<br />

an die nächste. Kinder werden in die<br />

Kultur ihrer Eltern sozialisiert. Das gilt so<br />

selbstverständlich, <strong>das</strong>s kulturelle Muster,<br />

Denk- und Handlungsgewohnheiten internalisiert<br />

werden, lange bevor sie als spezifische<br />

Kultur bewusst und reflektiert werden.<br />

Kein Kind wählt die Kultur, in die es hineingeboren<br />

wird und aufwächst. Und auch die<br />

elterlichen Erziehungsziele bestehen nicht<br />

unabhängig von den jeweiligen, kulturell<br />

geprägten sozialen Lebenswelten. Jede<br />

Erziehung ist Prägung, Integration durch<br />

Anpassung und im ungünstigen Fall eine<br />

Form von Dressur. Aber können die Tatsachen<br />

der Unhintergehbarkeit kultureller<br />

Einbindung durch Erziehung und soziale<br />

Normierung die Kritik an dem Wunsch nach<br />

einem gehörlosen Kind entkräften? Die<br />

Frage verlangt eine komplexe Antwort. Das<br />

Anliegen der Eltern, mit ihren Kindern eine<br />

gemeinsame Lebenswelt zu teilen, versteht<br />

21


sich von selbst. Die Wünsche <strong>für</strong> <strong>das</strong> Kind<br />

bilden ein starkes Motiv der elterlichen<br />

Fürsorge. Auch elterliche Liebe drückt sich<br />

stets aus in einem bestimmten, wiederum<br />

kulturell geprägten Verhalten, in spezifischen<br />

Überzeugungen und Haltungen. Sie<br />

kommen in dem Verhältnis der Eltern zu<br />

dem Kind und ihrem Umgang mit dem Kind<br />

zum Ausdruck. Das gilt ebenso im Blick auf<br />

<strong>das</strong>, <strong>für</strong> <strong>das</strong> Kind angestrebte Gute, <strong>für</strong> die<br />

Befähigung zu einem eigenständigen,<br />

selbstbestimmten Leben und die Bereitstellung<br />

solcher Grundlagen, die dem Kind<br />

möglichst umfassende Lebenschancen<br />

eröffnen. Der Einfluss der Eltern auf die<br />

Lebensperspektiven und -chancen ihres<br />

Kindes ist unbestreitbar von eminenter<br />

Bedeutung.<br />

Leben(schancen) optimieren<br />

Wenn die Prägung des Kindes durch die<br />

Eltern so tiefgreifend und umfassend ist,<br />

warum sollte der elterliche Einfluss vor<br />

den körperlichen Voraussetzungen und<br />

Bedingungen des Kindes Halt machen?<br />

Wenn Eltern ihr Kind gezielt fördern (mit<br />

Klavierunterricht gegen den erbitternden<br />

Widerstand des Kindes), die Karriere ihres<br />

Kindes schon vor dessen Geburt lückenlos<br />

planen (wie der Vater der Tennisstars<br />

Venus und Serena Williams öffentlich<br />

zugegegeben hat), ihr Kind mit Hilfe von<br />

Psychopharmaka (Ritalin) und anderen<br />

Enhancement-Technologien <strong>für</strong> die Leistungsgesellschaft<br />

fit machen, wenn sportlicher<br />

Erfolg davon abhängt, unbemerkt<br />

den eigenen Körper medizinisch zu manipulieren<br />

und zu «verbessern» (Doping),<br />

was spricht dann dagegen, ein Kind auch<br />

<strong>für</strong> eine bestimmte Kultur körperlich zu<br />

«optimieren»?<br />

Das Argument dagegen kann nicht lauten,<br />

<strong>das</strong>s elterliche Karriereplanung oder Doping<br />

die Chancen und Leistungsfähigkeit des<br />

Kindes erhöhen, während die genetische<br />

Wahl eines gehörlosen Kindes ein menschliches<br />

Vermögen subtrahiert. Denn alle<br />

Formen des Eingreifens dienen der Förderung<br />

und Perfektionierung des ‹Erfolges›<br />

in der jeweiligen Kultur oder Gemeinschaft.<br />

Jeder Erfolg ist im Grunde nichts<br />

anderes als die erfolgreiche Anpassung an<br />

die in der Gemeinschaft oder Gesellschaft<br />

geltenden Normen und Erwartungen. Ob<br />

<strong>das</strong> durch gezielte Eingriffe in den Genotyp,<br />

also die Merkmale und Fähigkeiten<br />

des Kindes, geschieht oder durch Manipulation<br />

seines Phänotyps, also <strong>das</strong>, was die<br />

Eltern und soziale Umwelt mit und aus den<br />

körperlichen Voraussetzungen des Kindes<br />

machen, sei – wie einige der bedeutendsten<br />

US-amerikanischen Bioethiker behaupten –<br />

völlig irrelevant. So oder so ist <strong>das</strong> Kind «in<br />

hohem Masse ein Produkt seiner von den<br />

Eltern und anderen geschaffenen Um welt»<br />

(Allen Buchanan, Dan W. Brock, Norman<br />

Daniels, Daniel Wikler).<br />

Aber noch einmal: Ist die gezielte Auswahl<br />

eines gehörlosen Kindes <strong>das</strong> gleiche,<br />

wie der Plan eines Paares, ein Kind<br />

zu gebären und es anschliessend so zu<br />

formen, <strong>das</strong>s daraus ein neuer Starpianist<br />

und vielleicht sogar ein neuer Beethoven<br />

wird? Ein Unterschied zwischen beiden<br />

Szenarien besteht zunächst im Zeitpunkt<br />

der elterlichen Manipulation: im ersten<br />

Fall vor der Geburt, im zweiten Fall nach<br />

der Geburt des Kindes. Auch wenn sich<br />

<strong>das</strong> Kind in beiden Fällen zunächst nicht<br />

wirklich wehren kann, setzt die zweite<br />

elterliche Strategie – im Gegensatz zur<br />

ersten – die Anwesenheit des Kindes voraus.<br />

Im ersten Fall, wird die Art und Weise<br />

festgelegt, wie beziehungsweise als wer<br />

ein Kind geboren wird. Im zweiten Fall<br />

geht es um die Art und Weise der Entwicklung<br />

des geborenen Kindes. Aus der Perspektive<br />

des Kindes formuliert: Dazu, wie<br />

Eltern an ihrem Kind handeln, kann und<br />

muss es sich verhalten. Dazu, was <strong>das</strong><br />

Kind – durch den Entscheid der Eltern vor<br />

seiner Geburt – mit sich bereits vorfindet,<br />

kann es sich nicht verhalten. Das Kind der<br />

karrierefixierten Eltern unterliegt wahrscheinlich<br />

grossen Zwängen, <strong>das</strong> gehörlos<br />

geborene Kind ist mit seiner Gehörlosigkeit<br />

determiniert. Beide Kinder können<br />

irgendwann auf die Wünsche ihrer Eltern<br />

reagieren: entweder <strong>das</strong> Klavier zertrümmern,<br />

weglaufen, artig Karriere machen<br />

usw. oder Gebärdensprache lernen, die<br />

Eltern verachten, die Gemeinschaft verlassen<br />

etc. Prinzipiell kann <strong>das</strong> geplante<br />

«Wunderkind» die Karrierepläne seiner<br />

Eltern ändern, durchkreuzen, also aktiv<br />

damit umgehen. Das gehörlose Kind kann<br />

all <strong>das</strong> auch tun, es wird aber deshalb an<br />

der Entscheidung seiner Eltern nichts<br />

ändern können.<br />

Die elterliche Prägung präsentiert sich<br />

dem Erwachsenen – in gewissen Grenzen<br />

und abhängig von der Persönlichkeit – als<br />

Lebensoption, zu der Alternativen denkbar<br />

sind, die mehr oder weniger real werden<br />

können. Darin kommt die Eigenart<br />

elterlicher Wünsche zum Ausdruck: sie<br />

prägen aber sie legen nicht unwiderruflich<br />

fest. Das Kind, <strong>das</strong> mit Beethoven-<br />

Klavierkonzerten aufwächst, kann irgendwann<br />

gegen den elterlich Musikgeschmack<br />

rebellieren, <strong>das</strong> Klavierkonzert<br />

mit Heavy Metal übertönen und in den<br />

eigenen vier Wänden ein Klassikverbot<br />

verhängen. Das Kind, <strong>das</strong> auf Wunsch und<br />

mit medizinischer Hilfe gehörlos geboren<br />

wurde, kann auch protestieren oder ausziehen,<br />

aber es kann nicht die Entscheidung<br />

der Eltern korrigieren, gehörlos zu<br />

sein. Die Folgen der Entscheidung der<br />

Eltern sind unumkehrbar. Das Kind bleibt<br />

gehörlos, weil es gehörlos geboren wurde<br />

und es wurde gehörlos geboren, weil<br />

seine Eltern wollten, <strong>das</strong>s es gehörlos<br />

geboren wurde.<br />

Kein Mensch kann wählen, ob er hörend<br />

oder gehörlos geboren wird. Hören und<br />

Nicht-Hören sind keine wählbaren Alternativen<br />

(abgesehen von pathologischen<br />

Formen der Selbstver stümmelung und<br />

-zerstörung). Das gilt im Ergebnis <strong>für</strong> die<br />

gehörlosen Eltern, die sich ein ebensolches<br />

Kind wünschen genauso, wie <strong>für</strong> <strong>das</strong><br />

Kind, <strong>das</strong> durch entsprechende Interventionen<br />

der Eltern gehörlos geboren<br />

wurde. Während aber die Gehörlosigkeit<br />

der Eltern gegeben ist, wurde die Gehörlosigkeit<br />

des Kindes gemacht. Der Laune<br />

der Natur bei der genetischen Konstitution<br />

der Eltern steht die Entscheidung der<br />

Eltern über die genetische Disposition<br />

des Kindes gegenüber. Auf die Frage, ob<br />

die Eltern und <strong>das</strong> Kind gerne Beethoven<br />

hören würden, können alle drei nur antworten:<br />

«Wir haben nicht die Wahl, wir<br />

können nicht hören.» Fragt man jedoch<br />

weiter nach den Gründen <strong>für</strong> die Gehörlosigkeit,<br />

wird der Unterschied sichtbar. Die<br />

Ursache <strong>für</strong> die Gehörlosigkeit der Eltern<br />

besteht in einer bestimmten genetischen<br />

Konstitution, die niemand gewollt und<br />

bewirkt hat. Die Gehörlosigkeit des Kindes<br />

ist dagegen die Folge einer genetischen<br />

Selektion auf Wunsch seiner Eltern.<br />

Der Wunsch nach einem gehörlosen Kind<br />

bildet eine spektakuläre Ausnahme, an<br />

der sich zeigen lässt, was passiert, wenn<br />

ein Kinderwunsch unter Zuhilfenahme<br />

neuer biotechnologischer Möglichkeiten<br />

in die Erwartung eines Wunschkindes<br />

umschlägt. Der Wunsch der Eltern nach<br />

dem «Besten» <strong>für</strong> ihr Kind wird dann zum<br />

Anlass <strong>für</strong> eine genetische Selektion des<br />

«besten Kindes». Allerdings neigen die<br />

medizinethischen Debatten solcher Einzelfälle<br />

dazu, die medizinische Normalität<br />

zu übersehen und damit <strong>das</strong>jenige, was


dort längst üblich ist. Im Alltag begegnet<br />

<strong>das</strong> gleiche Thema sozusagen unter umgekehrten<br />

Vorzeichen. Im Rahmen der immer<br />

präziseren und differenzierteren Pränataldiagnostik<br />

fallen ständig Entscheidungen<br />

über nicht geborene Kinder. Es geht weniger<br />

darum, Kinder mit bestimmten Merkmalen<br />

auszuwählen, sondern die Geburt<br />

von Kindern mit bestimmten Merkmalen<br />

zu verhindern.<br />

Vom Kinderwunsch zum Wunschkind<br />

Ein aktuelles, intensiv diskutiertes Beispiel<br />

bildet der im Sommer 2012 in der<br />

Schweiz eingeführte Praena-Test zur Diagnose<br />

von Trisomie 21. Zwar lässt sich <strong>das</strong><br />

Down Syndrom bei Ungeborenen schon<br />

lange diagnostizieren. Allerdings sind die<br />

bisherigen invasiven Untersuchungsmethoden<br />

aufwendig und riskant <strong>für</strong> Mutter<br />

und Kind, so<strong>das</strong>s sie nur bei einem<br />

begründeten Verdacht durchgeführt werden.<br />

Der neue Test benötigt lediglich eine<br />

Blutprobe der Mutter. Er lässt sich einfach<br />

durchführen und ist völlig risikolos <strong>für</strong> die<br />

Mutter und <strong>das</strong> Kind. Medizin und <strong>das</strong> Biotechnologieunternehmen<br />

sprechen angesichts<br />

dieser Vorteile von einem Paradigmenwechsel<br />

in der Pränataldiagnostik.<br />

Weil der Praena-Test ohne Risiken und<br />

ohne Aufwand durchgeführt werden kann,<br />

steht seiner routinemässigen Anwendung<br />

nichts im Weg. Der Test könnte zum Standard<br />

der Pränataldiagnostik werden. Die<br />

Ausnahmesituation invasiver Diagnostik<br />

im konkreten Risikofall würde dann zum<br />

Normalfall vorgeburtlicher Abklärungen.<br />

Entscheidend ist dabei, <strong>das</strong>s damit die mit<br />

der Diagnostik aufgeworfene Frage, ob ein<br />

Kind mit Down Syndrom gewollt ist oder<br />

nicht, selbst Teil der normalen Entscheidungsroutine<br />

würde. Die Frage, ob sich<br />

eine Mutter oder Eltern überhaupt die<br />

Frage stellt oder stellen will, ob sie sich<br />

überhaupt in diese Entscheidungssituation<br />

begeben wollen, wird damit hinfällig.<br />

Angesichts eines medizinischen Automatismus,<br />

nach dem möglichst jedes Risiko,<br />

<strong>das</strong> kalkuliert werden kann, auch diagnostiziert<br />

werden sollte, werden Mütter und<br />

Eltern unter Umständen und zunehmend<br />

wider Willen mit solchen Entscheidungssituationen<br />

konfrontiert.<br />

Unabhängig davon, wie sich die Betroffenen<br />

in einer solchen Situation entscheiden,<br />

verändert allein <strong>das</strong> Vorliegen der<br />

Situation <strong>das</strong> Verhältnis zum ungeborenen<br />

Kind. Denn auch wenn die Mutter oder<br />

die Eltern zu den 10% gehören, die sich<br />

trotz positiven Testergebnisses auf Trisomie<br />

21 gegen einen Schwangerschaftsabbruch<br />

entscheiden, geht der Geburt des<br />

Kindes nun eine bewusste Entscheidung<br />

voraus. Denn sobald die Mutter oder die<br />

Eltern über <strong>das</strong> Wissen verfügen, können<br />

sie nicht mehr nicht entscheiden. Sich<br />

entscheiden zu müssen bedeutet, da<strong>für</strong><br />

verantwortlich zu sein, was aus der Entscheidung<br />

folgt. Es geht an dieser Stelle<br />

nicht um die Verantwortung gegenüber<br />

dem Wohl des Kindes, sondern um die Verantwortung<br />

im Blick auf seine Existenz.<br />

Eine solche Verantwortung wiegt schwer<br />

und es gibt gute Gründe, daran zu zweifeln,<br />

ob sie wirklich getragen werden<br />

kann. Unabhängig davon wird sie aber<br />

offenbar immer selbstverständlicher er ­<br />

wartet. Bereits in den 1990er Jahren<br />

stimmten in Deutschland 70% der befragten<br />

Frauen der folgenden Aussage zu:<br />

«Eine Frau, die ein Kind mit einer schweren<br />

geistigen oder körperlichen Behinderung<br />

zur Welt bringt, weil sie die vorgeburtliche<br />

Diagnose nicht durchführen lassen<br />

wollte, handelt unverantwortlich.»<br />

(Elisabeth Beck-Gernsheim)<br />

Wie immer solche Aussagen im einzelnen<br />

zu bewerten sind, kommt dahinter ein<br />

wachsender gesellschaftlicher Druck auf<br />

Mütter und Eltern zum Vorschein. Wenn<br />

Eltern die Möglichkeit haben, zu wissen,<br />

müssen sie – gemäss der Mehrheitsmeinung<br />

in der Umfrage – auch davon<br />

Gebrauch machen. Aus der Option des<br />

«hätte wissen können» wird kurzerhand<br />

die Pflicht ‹wissen zu müssen›. Die Forderung,<br />

alle möglichen Informationen auch<br />

einzuholen, entspricht der Risikokalkulationsmentalität<br />

unserer Versicherungssysteme,<br />

die darauf zielt, ungünstige Risiken<br />

restriktiv zu behandeln oder ganz auszuschliessen.<br />

Was passiert eigentlich,<br />

wenn die Weigerung einer Mutter oder<br />

eines Paares auf bestimmte pränatale<br />

Untersuchungen wie die Verletzung der<br />

Informationspflicht gegenüber dem Versicherer<br />

behandelt wird? Oder wenn eine<br />

Versicherung den Zugang aufgrund un ­<br />

vollständiger Diagnostik verweigert? Oder<br />

wenn bei entsprechendem Untersuchungsergebnis<br />

eine Versicherung unbezahlbar<br />

wird oder gar nicht mehr zur Verfügung<br />

steht?<br />

Es gehört zum Merkmal mancher biopolitischen<br />

Debatten, <strong>das</strong>s Einwände möglichst<br />

so lange als Schwarzmalerei kleingeredet<br />

werden, bis sich die Bevölkerung<br />

an die kritisierten Zustände gewöhnt hat.<br />

Im Falle des Präna-Tests sind die Vorzeichen<br />

günstig. Denn anders als bei dem<br />

anfangs diskutierten Elternwunsch nach<br />

einem gehörlosen Kind, geht der Wunsch,<br />

ein Kind mit Down Syndrom zu verhindern,<br />

nicht <strong>das</strong> Risiko ein, mit dem Ergebnis der<br />

Entscheidung konfrontiert zu werden. Vielleicht<br />

fallen deshalb Verhinderungsentscheidungen<br />

leichter: Wer ver hindert wird,<br />

kann keine unbequemen Fragen stellen.<br />

Prof. Dr. Frank Mathwig<br />

<strong>Schweizerischer</strong> Evangelischer Kirchenbund<br />

Theologische Fakultät der Universität Bern<br />

frank.mathwig@sek.ch<br />

23


Ein Leben mit wenig oder ohne Hören<br />

und Sehen ist nicht unmöglich<br />

Text: Beat Marchetti vom 1. Februar 20<strong>13</strong><br />

Eine Stellungnahme von SZB-Mitarbeiter<br />

Beat Marchetti, Leiter der Usher- Informationsstelle<br />

von SZB und SGB-FSS. Hintergrund<br />

ist die aktive Sterbehilfe <strong>für</strong> zwei<br />

belgische Zwillingsbrüder, die am Usher-<br />

Syndrom litten.<br />

Unfassbar! – Das war meine erste Reaktion,<br />

als ich über facebook erfahren habe, <strong>das</strong>s<br />

in Belgien zwei Zwillingsbrüder, die von<br />

Geburt an gehörlos waren und mit 45 Jahren<br />

die Diagnose «Erblindung» erhielten,<br />

Unterstützung <strong>für</strong> aktive Sterbehilfe erhielten.<br />

Die beiden hatten <strong>das</strong> Usher-Syndrom,<br />

eine Erbkrankheit, die aus einer Hörbehinderung<br />

oder Taubheit von Geburt besteht,<br />

und die zur Verschlechterung der Sehkraft<br />

im Erwachsenenalter – bis möglicherweise<br />

zur vollständigen Erblindung – führt.<br />

Ja, unfassbar und traurig, weil ich auch<br />

unter dem Usher-Syndorm leide – und seit<br />

dem 17. Januar 20<strong>13</strong> zum zweiten Mal Vater<br />

bin. Glücklich, am Leben zu sein, im Gegensatz<br />

zu diesen beiden Brüdern. Trotzdem<br />

bin ich nicht ganz überrascht von der Nachricht<br />

aus Belgien. Als Leiter der Usher-<br />

Informationsstelle weiss ich über diese<br />

Krankheit gut Bescheid: In der Schweiz<br />

leben etwa 300 bis 400 Usher-Betroffene,<br />

sowie ca. 10 000 hörsehbehinderte Personen<br />

mit anderen Krankheitsbildern, zum<br />

Beispiel einer Hörbehinderung mit Glaukom,<br />

Diabetes, Makuladegeneration usw.<br />

Meine Arbeit besteht in der Aufklärung der<br />

betroffenen Menschen selbst wie auch<br />

ihres Umfelds: Angehörige, Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter, Fachpersonen usw.<br />

<br />

Für vielen Menschen ist ein Leben mit Taubblindheit<br />

unvorstellbar. Ein taubblinder<br />

Mensch kann nicht einmal hundert Personen<br />

ringsherum erkennen. Er denkt, er sei<br />

ganz allein, obwohl um ihn herum viel<br />

Betrieb herrscht. Als Betroffener kann ich<br />

aber sagen, <strong>das</strong>s mein Leben nicht schlechter<br />

ist als andere. Als wichtigste Grundlagen<br />

<strong>für</strong> ein zufriedenes Leben sehe ich die<br />

eigene Akzeptanz der Krankheit und soziale<br />

Netzwerke. Menschen mit doppelsinniger<br />

Behinderung müssen ihren Lebensrhythmus<br />

erkennen und akzeptieren. Sie<br />

brauchen <strong>für</strong> alles mehr Zeit. Andere Menschen<br />

erkennen eine Person schon von weitem<br />

und begrüssen sie. Auf eine taubblinde<br />

Person hingegen muss man zugehen, ihre<br />

Hand nehmen und ihr per Lautsprache, Lormen<br />

oder mit Hilfe taktiler Gebärden sagen,<br />

wer man sei. Erst dann ist die Begrüssung<br />

möglich. Leider sind viele Menschen Be ­<br />

troffenen gegenüber unsicher, wollen nichts<br />

falsch machen und begrüssen sie erst gar<br />

nicht. Dann aber sind Betroffene erst richtig<br />

allein. Die richtige Unterstützung ist ebenfalls<br />

eine wichtige Voraussetzung <strong>für</strong> die<br />

Lebensqualität hörsehbehinderter oder<br />

taubblinder Menschen. Dank hörender und<br />

sehender Mitmenschen haben sie Zugang<br />

zur Welt. Freiwillige Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter, aber auch Kommunikationsassistentinnen<br />

und -assistenten, die beim<br />

SZB geschult und betreut werden, können<br />

diesen Zugang schaffen. Über Kommunikation<br />

können sie mit anderen Menschen in<br />

Kontakt treten. Auch per Computer können<br />

taubblinde und hörsehbehinderte Menschen<br />

mittels grosser Schrift oder Braille<br />

(Blindenschrift) kommunizieren – wenn<br />

man den Willen aufbringt, all dies zu lernen.<br />

Da<strong>für</strong> gibt es aber gute Rehabilitations-<br />

und Schulungsprogramme sowie<br />

Fachpersonen, die professionell unterstützen.<br />

Die Taubblinden-Beratung des SZB<br />

bietet auch Animationsprogramme und<br />

veranstaltet verschiedene Anlässe <strong>für</strong> hörsehbehinderte<br />

und taubblinde Menschen.<br />

Quelle: szb.ch<br />

So kommen sie mit anderen Betroffenen in<br />

Berührung, wissen, <strong>das</strong>s sie nicht alleine<br />

sind und können ihre Erfahrungen austauschen.<br />

Viele lernen auch Vorbilder kennen,<br />

an denen sie sich orientieren und dadurch<br />

neue Motivation <strong>für</strong> ihr Leben gewinnen.<br />

Nicht zuletzt bieten unsere Beratungsstellen<br />

auch Informationen zu diversen Fragen<br />

bezüglich der Finanzen, der Wohnsituation,<br />

der Arbeitsmöglichkeiten usw.<br />

Ein Leben mit wenig oder ohne Hören und<br />

Sehen ist nicht unmöglich. Durch Angehörige,<br />

Freunde und Kollegen wird es möglich.<br />

Doch schlussendlich respektiere ich<br />

jede Person <strong>für</strong> ihre Entscheidung, wie sie<br />

leben möchte. Selbstbestimmung ist ein<br />

wichtiger Punkt <strong>für</strong> alle Menschen. Die beiden<br />

Brüder von Belgien haben ja entschieden,<br />

<strong>das</strong>s sie die Welt als taubblinde Menschen<br />

verlassen möchten. Respekt!


Hoffnung <strong>für</strong> Gehörlose<br />

Text: Ori Schipper in NZZ am Sonntag vom 3. Februar 20<strong>13</strong><br />

Schwerhörigkeit gehört im Alter zu den<br />

häufigsten Beschwerden. Jetzt wurde im<br />

Tierversuch ein erster Schritt zur Heilung<br />

erreicht.<br />

Vielleicht ist Feenstaub eine passende<br />

Vorstellung. So wie Tinker Bell im Zeichentrickfilm<br />

«Peter Pan» <strong>das</strong> Piratenschiff<br />

mit ihrem goldenen Puder verwandelt<br />

und verzaubert, bis es fliegt, bringt die<br />

Substanz mit dem eher nüchternen als<br />

märchenhaften Namen LY411575 <strong>das</strong><br />

Innenohr von Mäusen dazu, neue Hörzellen<br />

auszubilden.<br />

Vögel oder Fische können ihre Hörzellen<br />

ersetzen, Mäuse oder Menschen aber<br />

nicht. Zu hochspezialisiert sind unsere<br />

feinen Sinneshärchen, die mit den Schallwellen<br />

mitschwingen und dabei Nervensignale<br />

ins Hirn schicken. Ungefähr 16 000<br />

solcher Zellen werden uns mit in die<br />

Wiege gelegt. Diese Zahl kann drastisch<br />

sinken, wenn die Härchen wegen exzessiven<br />

Lärms oder Chemotherapien Schaden<br />

nehmen.<br />

Doch auch ohne solche negativen Einflüsse<br />

sinkt die Zahl der Hörzellen im Laufe<br />

des Lebens kontinuierlich, so <strong>das</strong>s fast<br />

alle über 85-jährigen Personen Hörschäden<br />

aufweisen. Die WHO schätzt, <strong>das</strong>s<br />

weltweit ungefähr 500 Millionen Menschen<br />

davon betroffen sind, im Jahr 2050<br />

könnten es fast doppelt so viele sein.<br />

Die Sinneshärchen können im Innenohr<br />

auf die Unterstützung von sogenannten<br />

Hilfszellen zählen, die <strong>für</strong> die richtige<br />

Umgebung der Hörzellen sorgen, indem<br />

sie etwa die <strong>für</strong> die elektrischen Nervensignale<br />

benötigten Ionen-Konzentrationen<br />

aufrechterhalten. Wie <strong>das</strong> Team um Albert<br />

Edge von der «Harvard Medical School»<br />

kürzlich in der Fachzeitschrift «Neuron»<br />

mit Versuchen an Mäusen gezeigt hat,<br />

macht LY411575 aus einigen dieser Hilfszellen<br />

Sinneshärchen.<br />

Die getestete Substanz unterbricht eine<br />

zentrale Signalkette zwischen benachbarten<br />

Zellen. An der Oberfläche von Sinneshärchen<br />

befinden sich bestimmte Moleküle,<br />

die sich mit sogenannten Notch-<br />

Rezeptoren auf der Oberfläche der Hilfs zellen<br />

verbinden. Dadurch stossen sie im Inneren<br />

der Hilfszellen eine Kaskade an, die<br />

diese davon abhält, diejenigen Gene zu<br />

aktivieren, die sie selber zu Sinneshärchen<br />

machen würden. «Diese Signalkette<br />

ist wie eine Bremse am Auto», sagt Edge.<br />

Wenn LY411575 diesen Signalweg blockiert<br />

und also die Bremse löst, verwirklichen<br />

die Hilfszellen ihr anderes Potenzial.<br />

Durch einen Zaubertrick, den Biologen<br />

Transdifferentiation nennen, werden sie<br />

zu Hörzellen.<br />

Das Team um Edge hat die neue Substanz<br />

an zwölf tauben Mäusen getestet, die ihr<br />

Gehör aufgrund einer zweistündigen Be ­<br />

schallung mit «weissem Rauschen» ver ­<br />

loren hatten: gleichmässig auf alle Tonlagen<br />

des akustischen Frequenzspektrums<br />

verteilter Lärm in der Lautstärke eines<br />

Presslufthammers. Tatsächlich er holte<br />

sich <strong>das</strong> Gehör von sechs Mäusen einen<br />

Monat nach der oralen Verabreichung von<br />

LY411575. Doch die anderen sechs Mäuse<br />

bekamen schweren Durchfall und starben<br />

innerhalb einer Woche. Die schweren<br />

Nebenwirkungen führen die Forschenden<br />

darauf zurück, <strong>das</strong>s auch Darmzellen den<br />

Notch-Signalweg verwenden und der<br />

neue Wirkstoff dort verheerend wirkt.<br />

Um diese schädlichen Effekte zu vermeiden,<br />

spritzten die Wissenschafter um<br />

Edge in ihren späteren Versuchen den<br />

Wirkstoff direkt ins Innenohr der Mäuse.<br />

Das Innenohr heisst Cochlea oder Hörschnecke,<br />

weil sich der Hörkanal dort spiralförmig<br />

nach innen windet und dabei<br />

verjüngt. Die Basis der Schnecke nimmt<br />

die hohen Töne wahr, die Spitze die tiefen.<br />

Nach der Behandlung mit LY411575<br />

erholte sich <strong>das</strong> Gehör der Mäuse im tiefen<br />

Frequenzbereich besser als im hohen.<br />

Dazu passt, <strong>das</strong>s die Forschenden im oberen<br />

Teil der Hörschnecke mehr neue Hörzellen<br />

vorfanden als im unteren. «Diese<br />

Korrelation bestätigt, <strong>das</strong>s die umgewandelten<br />

Hilfszellen die Funktion ihrer Nachbarn<br />

übernehmen und <strong>das</strong> Gehör teilweise<br />

wiederherstellen können», sagt<br />

Albert Edge.<br />

Albert Edge von der Harvard Medical<br />

School.<br />

Ausser Hörgeräten und Cochlea-Implantaten<br />

gibt es keine Behandlung <strong>für</strong> Hörschäden.<br />

Deren Heilung sei ein schon<br />

lange angestrebtes, doch bisher unerreichtes<br />

Ziel, sagt Edge. Er hofft, mit<br />

LY411575 näher daran heranzurücken.<br />

Die schweren Nebenwirkungen der oralen<br />

Verabreichung machen ihm auf den Menschen<br />

bezogen keine Sorgen, denn schon<br />

heute werden verschiedene Wirkstoffe<br />

durch <strong>das</strong> Trommelfell hindurch ins Mittel-<br />

und Innenohr von Patienten injiziert.<br />

Das seien allerdings Substanzen, die sich<br />

in der klinischen Prüfung schon bewährt<br />

hätten. Dieser lange und dornige Weg<br />

steht LY411575 noch bevor. Der Feenstaub,<br />

der Hilfszellen in Hörzellen verwandelt<br />

und verzaubert, bleibt vorerst<br />

Tinker Bell und anderen Märchengestalten<br />

vorbehalten.<br />

Weltweit leiden 500 Millionen Menschen<br />

unter Schwerhörigkeit.<br />

25


mariannes Kolumne<br />

Hallo zusammen<br />

Das war wieder einmal ein sehr erfreuliches<br />

Erlebnis, welches ich kürzlich hatte.<br />

Bis anhin bereitete ich mich kurz vor der<br />

Abreise jeweils mental schon darauf vor,<br />

wie ich die lange Flugzeiten jeweils überstehen<br />

soll, da ich im Flugzeug nie von<br />

den alleraktuellsten Blockbuster­Filmen<br />

profitieren konnte. Dies ganz einfach,<br />

weil nie ein einziger Film mit Untertitel<br />

verfügbar war.<br />

Auf den Flügen, welche sich im asiatischen<br />

Raum bewegten, waren manchmal<br />

mandarin­chinesische und japanische<br />

Untertitelung abrufbar. Diese jedoch<br />

brachten mir nichts, da ich die Sprache<br />

Mandarin leider noch nicht beherrsche.<br />

Ausserdem waren die grosse Untertitelungen<br />

jeweils lästig, weil diese praktisch<br />

den ganzen Bildschirm verdeckten.<br />

Ein Buch im Flugzeug zu lesen, ist aufgrund<br />

der Lichtverhältnisse <strong>für</strong> mich<br />

schwierig, denn entweder ist <strong>das</strong> Licht zu<br />

schwach oder extrem grell. Es ist wohl<br />

auch ergonomischer Sicht nicht gerade<br />

förderlich, über längere Zeit in einer solchen<br />

Position zu lesen. Tja, ihr könnt euch<br />

ungefähr ein Bild machen, wie ich jeweils<br />

meine Flüge, vor allem die langen nach<br />

Down Under, verbrachte. Meistens döste<br />

ich so vor mich hin oder bewegte mich<br />

hauptsächlich in den Gängen. Aus diesem<br />

Grund lasse ich mich immer an einem<br />

Gangplatz platzieren ;­) Hat alles auch<br />

seine Vorteile.<br />

Kürzlich entdeckte ich etwas ganz Tolles.<br />

Ehrlich gesagt, weiss ich gar nicht, ob es<br />

eine Neuheit der Emirates Airline ist oder<br />

andere Airlines inzwischen auch schon<br />

nachgezogen haben. Neulich flog ich mit<br />

dieser Fluggesellschaft via die Vereinigten<br />

Arabischen Emirate an meine Enddestination.<br />

Ich zappte durch <strong>das</strong> Board­Filmprogramm,<br />

denn es interessierte mich,<br />

welche Filme gerade aktuell auf dem<br />

Markt sind.<br />

Einen Film, dessen Inhalt man sich selber<br />

schnell erzählt hatte, schaute ich wie so<br />

oft schon in der Vergangenheit ohne Ton.<br />

Doch bis zum Schluss hielt ich es verständlicherweise<br />

nicht aus. Kurz vor Landung,<br />

der Flug war ja so kurz, dachte ich,<br />

«Madagaskar 3» ist ein weiterer Film, der<br />

mich aufgrund seiner witzigen Animationen<br />

garantiert zum Lachen bringen kann,<br />

ohne dessen Inhalt zu verstehen müssen.<br />

Dies machte ich, und als ich den Film<br />

abspielen lassen wollte, kam zu Beginn<br />

die Sprachauswahl. Dort entdeckte ich per<br />

Zufall ein mir bereits von meinem fast dreijährigen<br />

Australien­Aufenthalt bekanntest<br />

Symbol. Nämlich «CC», welches «Closed<br />

Captions» – komplette Untertitelung<br />

heisst. YAY! Welch eine Freude herrschte<br />

da! Auf einmal fand ich es ganz dumm,<br />

<strong>das</strong>s wir schon fast in Dubai waren und<br />

ich somit den vollständig untertitelten<br />

Film nicht zu Ende schauen konnte. Aber<br />

wie sagt man so schön: Die Hoffnung<br />

stirbt zuletzt . . . und so war es auch. Denn,<br />

im nächsten Flugzeug, ebenfalls von der<br />

Emirates Airlines war «Madagaskar 3»<br />

wiederum im Angebot. Suuuuper, super,<br />

und was machte ich nun? So kannte ich<br />

mich ja gar nicht – ich verbrachte die Flugzeit<br />

mit nonstop in die Glotze gucken . . .<br />

gelacht habe ich sehr viel, da ich den ganzen<br />

Film dank Untertitelung verstand.<br />

Dies beflügelte mich derart, so <strong>das</strong>s ich<br />

gleich noch zwei weitere Filme mit CC<br />

anschaute.<br />

Ihr könnt euch jetzt vorstellen, wie sehr<br />

ich mich schon auf den Rückflug freute, es<br />

hatte ja noch so viele Filme im Angebot ;­)<br />

Recherchen auf dem Rückflug haben<br />

ergeben, <strong>das</strong>s bei weitem noch nicht alle<br />

Filme über diese CC­Option verfügen. In<br />

erster Linie sind eher einmal die neuen<br />

Animationsfilmen und sonst auch neuere<br />

Filme bereits entsprechend ausgestattet.<br />

Vermutlich kommt <strong>das</strong> daher, <strong>das</strong>s diese<br />

als DVD erworben werden und somit diese<br />

Untertitel­Optionen anbieten. Natürlich<br />

ist alles auf Englisch untertitelt, aber <strong>das</strong><br />

ist <strong>für</strong> mich ja absolut kein Problem. Im<br />

Gegenteil, ich schaue alle DVD­Filme<br />

wenn es geht auf nur Englisch, <strong>das</strong> meistens<br />

die Originalsprache ist oder sonst in<br />

der Originalfassung bzw. Deutsch gesprochen<br />

und Englisch untertitelt.<br />

Obwohl ich noch keine blasse Ahnung<br />

habe, wann und wohin es mich <strong>das</strong><br />

nächste Mal per Flugzeug zieht, bin ich<br />

jetzt schon auf die nächste Flugreise<br />

gespannt. Parallel dazu werde ich gleich<br />

mal Nachforschungen betreiben, ob man<br />

bereits im Vorfeld abklären kann, welche<br />

Airlines schon auf den Zug aufgesprungen<br />

sind.<br />

Auch bin ich neugierig, welches die<br />

nächste Idee sein wird, die uns Menschen<br />

mit einer Hörbeeinträchtigung im Alltag<br />

entsprechend unterstützt. Wie wann und<br />

wo auch immer dies sein wird – ich hoffe,<br />

ich darf dabei sein und diese Lancierung<br />

miterleben!<br />

Hiermit wünsche ich Euch einen schönen<br />

ausklingenden Winter.<br />

Herzlich<br />

Marianne Gegeckas<br />

<strong>sonos</strong>­Vorstandsmitglied<br />

marianne.gegeckas@<strong>sonos</strong>­info.ch


Kirchliche Veranstaltungen <strong>März</strong> 20<strong>13</strong><br />

katholische<br />

Gehörlosengemeinden<br />

REGION AARGAU<br />

Auskünfte: Gehörlosenseelsorge Zürich,<br />

Telefon 044 360 51 51, Fax: 044 360 51 52,<br />

Email: info@gehoerlosenseelsorgezh.ch<br />

Web: www.gehoerlosenseelsorgeag.ch<br />

REGION ST. GALLEN / APPENZELL<br />

Katholische Gehörlosenseelsorge<br />

des Bistums St.Gallen<br />

Klosterhof 6b, 9001 St.Gallen<br />

Dorothee Buschor Brunner<br />

Gehörlosenseelsorgerin<br />

Tel. 071 227 34 61, Fax 071 227 33 41<br />

gehoerlosenseelsorge@bistum­stgallen.ch<br />

www.gehoerlosenseelsorge­sg.ch<br />

Sonntag, den 24. <strong>März</strong> 20<strong>13</strong>, 09.30 Uhr<br />

Palmsonntagsgottesdienst in der Schutzengelkapelle<br />

am Klosterplatz in St. Gallen, anschliessend<br />

Osterkerzenbasteln im Klosterhof<br />

Mit Dorothee Buschor und Pfr. Josef Raschle<br />

REGION SOLOTHURN, BERN, BASEL<br />

ve...e.e.? verstehen !<br />

katholische Gehörlosenseelsorge<br />

Solothurn, Bern und beide Basel<br />

Felix Weder­Stöckli<br />

Lindehus, Oberdorfstrasse 23,<br />

Postfach, 3053 Münchenbuchsee<br />

felix.weder@kathbern.ch<br />

www.kathbern.ch/gehoerlose<br />

Samstag, 9. <strong>März</strong> 20<strong>13</strong>, 16 Uhr<br />

Gehörlosengottesdienst in Münchenbuchsee,<br />

Gottesdienst <strong>für</strong> Gehörlose und Hörbehinderte<br />

offen <strong>für</strong> alle Interessierte, in Gebärdensprache<br />

und gesprochen, Projektion mit dem Beamer<br />

anschliessend Kaffee und Kuchen<br />

Donnerstag, 28. <strong>März</strong> 20<strong>13</strong>, 17 Uhr<br />

ökum. Gehörlosengottesdienst in Grenchen,<br />

ökumenischer Gottesdienst zum Gründonnerstag<br />

mit Anita Kohler und Felix Weder, in Gebärdensprache,<br />

gesprochen und Projektion mit Beamer<br />

Anschliessend Teilete (bitte eine Vorspeise,<br />

Hauptgang oder Dessert <strong>für</strong> 2­3 Personen<br />

mitbringen) – Getränke sind vorhanden<br />

Freitag, 29. <strong>März</strong> 20<strong>13</strong>, 15 Uhr<br />

ökumenischer Karfreitaggottesdienst,<br />

ökumenischer Gottesdienst zum Karfreitag mit<br />

Anita Kohler und Felix Weder, in Gebärdensprache<br />

und gesprochen, Projektion mit dem Beamer<br />

anschliessend Kaffee und Kuchen<br />

REGION ZÜRICH<br />

Kath. Gehörlosengemeinde<br />

Region Zürich<br />

Gehörlosenseelsorge Zürich,<br />

Telefon 044 360 51 51, Fax: 044 360 51 52,<br />

Email: info@gehoerlosenseelsorgezh.ch<br />

www.gehoerlosenseelsorgezh.ch<br />

Donnerstag, 14. <strong>März</strong>, 10 Uhr<br />

Gottesdienst im Hirzelheim, Regensberg<br />

Donnerstag, 14. <strong>März</strong>, 18.30 Uhr<br />

Gottesdienst im Gehörlosendorf Turbenthal<br />

reformierte<br />

Gehörlosengemeinden<br />

REGION ZÜRICH<br />

Ref. Pfarramt <strong>für</strong> Gehörlose Zürich<br />

Oerlikonerstr. 98, 8057 Zürich<br />

Ref. Gehörlosengemeinde des Kt. Zürich<br />

E­Mail : gehoerlosenpfarramt.zh@ref.ch,<br />

Pfr. Matthias Müller Kuhn<br />

Tel. : 043 810 82 75, Fax 044 311 90 89<br />

E­Mail : matthias.mueller.zh@ref.ch<br />

Freitag, 8. <strong>März</strong>, 19.30 Uhr<br />

Ökum. Gehörlosentreffpunkt <strong>für</strong> Jugendliche und<br />

junggebliebene Erwachsene<br />

Ref. Gehörlosenpfarramt Zürich­Oerlikon<br />

Donnerstag, 21. <strong>März</strong>, 18.00 Uhr<br />

Credo Treff: Ostern – mehr als Osterhase.<br />

Ref. Gehörlosenpfarramt Zürich­Oerlikon<br />

Sonntag, 24. <strong>März</strong>, 14 Uhr<br />

Kulturkino, ökum. Gehörlosentreffpunkt,<br />

Gehörlosenkirche Zürich­Oerlikon<br />

Mittwoch, 27. <strong>März</strong>, 12 Uhr<br />

Mittagstisch, Ref. Gehörlosenpfarramt Zürich­<br />

Oerlikon<br />

Karfreitag, 29. <strong>März</strong>, 12 Uhr<br />

Ökum. Kreuzweg 2012 Zürich<br />

Karfreitag, 29. <strong>März</strong>, 15 Uhr<br />

Ref. Gottesdienst mit Abendmahl, Ref. Kirche<br />

Meilen<br />

Samstag, 30. <strong>März</strong>, 19.30 Uhr<br />

Ökum. Osternachtfeier mit hörender Gemeinde<br />

Zürich­Oerlikon<br />

Ostersonntag, 31. <strong>März</strong>, 10.30 Uhr<br />

Ostergottesdienst mit Abendmahl, Gehörlosenkirche<br />

Zürich mit «Eiertütsche»<br />

REGION BERN, JURA, SOLOTHURN<br />

Ref.­Kirchen Bern­Jura­Solothurn<br />

Bereich Sozial­Diakonie<br />

Schwarztorstrasse 20; Postfach 5461<br />

3001 Bern, Tel. 031 385 17 17<br />

E­Mail : isabelle.strauss@refbejuso.ch<br />

Montag, 18. <strong>März</strong> 20<strong>13</strong>, 20 Uhr<br />

Gottesdienst<br />

Uetendorf, Stiftung Uetendorfberg<br />

mit Diakon Andreas Fankhauser<br />

Dienstag, 19. <strong>März</strong> 20<strong>13</strong>, 14.30 Uhr<br />

Gottesdienst<br />

Belp, Wohnheim, Seftigenstrasse 101<br />

mit Diakon Andreas Fankhauser<br />

Mittwoch, 20. <strong>März</strong> 20<strong>13</strong>, 18 Uhr<br />

Werktagsgottesdienst<br />

Bern, Haus der Kirche, Altenbergstrasse 66<br />

mit Pfarrerin Susanne Bieler­Arnold<br />

Transportdienst: Bahnhof Taxistand "Bären­Taxi"<br />

um 17.40 Uhr und nach dem Gottesdienst zurück.<br />

Montag, 25. <strong>März</strong> 20<strong>13</strong>, 14 Uhr<br />

Belp, Atelier Triebwerk<br />

mit Pfarrerin Susanne Bieler­Arnold<br />

Karfreitag, 29. <strong>März</strong> 20<strong>13</strong>, 14 Uhr<br />

Gottesdienst mit Abendmahl<br />

Bern, Markuskirche, Tellstrasse 35<br />

mit Diakon Andreas Fankhauser<br />

Gong­Trommeln: Hans Ries<br />

Ostersamstag, 30. <strong>März</strong> 20<strong>13</strong>, 21.00 Uhr<br />

Gottesdienst zur Osternacht mit Abendmahl<br />

Bern, Haus der Kirche, Altenbergstrasse 66,<br />

mit Diakon Andreas Fankhauser<br />

Gong­Trommeln: Hans Ries<br />

Transportdienst: Bahnhof Taxistand "Bären­Taxi"<br />

um 20.40 Uhr und nach dem Gottesdienst zurück.<br />

GEHÖRLOSENGEMEINDEN<br />

ST.GALLEN • APPENZELL • GLARUS •<br />

THURGAU • GRAUBÜNDEN<br />

Pfarrer Achim Menges,<br />

Oberer Graben 31, 9000 St.Gallen<br />

Tel. 071 227 05 70, Fax 071 227 05 79<br />

E­Mail : gehoerlosengemeinde@ref­sg.ch<br />

www.gehoerlosengemeinde.ch<br />

REFORMIERTES GEHÖRLOSENPFARRAMT<br />

DER NORDWESTSCHWEIZ<br />

Pfrarrerin Anita Kohler<br />

Bruggweg 40, 4143 Dornach<br />

Tel./Fax 061 701 22 45, Mobile: 079 940 47 27<br />

E­mail: anita.kohler@ref­aargau.ch<br />

Sonntag, 3. <strong>März</strong>, 14.30 Uhr<br />

Gottesdienst in Basel, Gemeindezentrum Breite,<br />

Farnsburgerstrasse 58, mit Pfarrerin Anita Kohler<br />

anschliessend Kaffee und Kuchen<br />

Sonntag, 10. <strong>März</strong>, 14.30 Uhr<br />

Gottesdienst in Aarau, Bullingerhaus, Jurastr. <strong>13</strong><br />

mit Pfarrerin Anita Kohler<br />

anschliessend Kaffee und Kuchen<br />

Donnerstag, 28. <strong>März</strong>, 17 Uhr<br />

Ökumenischer Gottesdienst mit Abendmahl zum<br />

Hohen Donnerstag, mit Pfarrerin Anita Kohler und<br />

Seelsorger Felix Weder, im Gemeindehaus der<br />

Zwinglikirche, Berchtold Haller­Stube, Grenchen<br />

anschliessend Teilete<br />

Freitag, 29. <strong>März</strong>, 15 Uhr<br />

Ökumenischer Karfreitagsgottesdienst mit<br />

Kommunionfeier, mit Pfarrerin Anita Kohler und<br />

Seelsorger Felix Weder, Kornfeldkirche, Riehen,<br />

Kornfeldstr. 51, anschliessend Kaffee und Kuchen<br />

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Kalender <strong>für</strong> die Gehörlosenhilfe 2014<br />

Der Kalender enthält ein ausführliches<br />

Kalendarium mit Markt-<br />

kalender und interessante Beiträge:<br />

Wolken sind vielgestaltig, sie entstehen<br />

scheinbar aus dem Nichts. Lesen Sie über<br />

die Bedeutung <strong>für</strong> die Wetteranalyse von<br />

Cumuluswolken, Föhnfischen und vielen an-<br />

deren Wolken.<br />

Seit jeher waren die Menschen vom nächtlichen<br />

Sternenhimmel fasziniert, die wichtigsten<br />

Sternbilder, die im Laufe des Jahres bei uns gut<br />

am Himmel sichtbar sind, werden beschrieben.<br />

Biografien unterscheiden sich auf den ersten<br />

Blick deutlich voneinander, dennoch stimmen sie<br />

in der Grundstruktur überein. Sie werden durch Naturkräfte aufrechterhalten, die<br />

im Zeichen des Materialismus oft negiert werden.<br />

Ratten gibt es überall, wo Menschen leben. Sie sind schlau, anpassungsfähig und<br />

sehr sozial. Manche von ihnen erobern die Herzen von Tierfreunden, in asiatischen<br />

Kulturen werden sie verehrt und gelten als Glücksbringer.<br />

In unserem Land gibt es 600’000 Schwerhörige und 10’000 Gehörlose. <strong>sonos</strong>, der<br />

<strong>Verband</strong> <strong>für</strong> Gehörlosen- und Hörgeschädigten-Organisationen hilft ihnen, sich trotz<br />

ihrer Kommunikationsbehinderung im Beruf und im Alltag zu integrieren.<br />

Mit der Bestellung eines Kalenders zu Fr. 19.50<br />

helfen auch Sie!<br />

Herzlichen Dank!<br />

Bestelladresse:<br />

Hallwag Kümmerly+Frey AG<br />

Kalendervertrieb, Grubenstrasse 109, 322 Schönbühl<br />

oder rufen Sie an: 0848 808 404 (Lokaltarif)

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