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Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozialen Arbeit | SCHWERPUNKT<br />

oft e<strong>in</strong> Fahrzeugtyp die Pannenhilfe beanspruchen musste<br />

<strong>und</strong> welche Pannen aufgetreten s<strong>in</strong>d. So hat e<strong>in</strong> potenzieller<br />

Käufer auch objektive Entscheidungsgr<strong>und</strong>lagen. Das<br />

Gleiche gilt für Testberichte <strong>in</strong> Konsumentenzeitschriften.<br />

Qualitätslabels o<strong>der</strong> Zertifikate s<strong>in</strong>d nichts an<strong>der</strong>es als e<strong>in</strong>e<br />

Zusammenfassung, e<strong>in</strong> Nachweis <strong>von</strong> Elementen <strong>der</strong> Erfahrungs-<br />

<strong>und</strong> Entscheidungsqualität. Theorie <strong>und</strong> Praxis des<br />

Qualitätsmanagements s<strong>in</strong>d sich e<strong>in</strong>ig, dass die erwähnten<br />

Dimensionen alle wichtig <strong>und</strong> richtig s<strong>in</strong>d, aus Sicht <strong>der</strong><br />

K<strong>und</strong><strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kun<strong>den</strong> jedoch die Erfahrungs- <strong>und</strong> Entscheidungsqualität<br />

im Zentrum stehen. Gute Qualität wird<br />

immer gesucht <strong>und</strong> geschätzt. <strong>Sie</strong> macht auch die Leistungserbr<strong>in</strong>gen<strong>den</strong><br />

stolz <strong>und</strong> zufrie<strong>den</strong>, ganze Betriebe <strong>und</strong> Berufsgruppen<br />

i<strong>den</strong>tifizieren sich darüber <strong>und</strong> setzen alles<br />

daran, diese zu sichern o<strong>der</strong> zu entwickeln.<br />

Heikle Ausgangslage <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozialen Arbeit<br />

Umso mehr erstaunt, dass die Themen Qualität <strong>und</strong> Qualitätsmanagement<br />

im Sozialwesen <strong>und</strong> auch im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

häufig an<strong>der</strong>s <strong>in</strong>terpretiert wer<strong>den</strong>. <strong>Sie</strong> s<strong>in</strong>d<br />

teilweise zum Schimpfwort gewor<strong>den</strong>; Indikatoren, Befragungen<br />

o<strong>der</strong> Messungen wer<strong>den</strong> bekämpft. Wi<strong>der</strong>stand<br />

gegenüber Qualitätsmanagement ist e<strong>in</strong>e Ehrensache <strong>und</strong><br />

qualitätsorientierte KollegInnen wer<strong>den</strong> gerne als Anpasser<br />

im S<strong>in</strong>ne des vorauseilen<strong>den</strong> Gehorsams verurteilt.<br />

Nicht selten verlangen Kritisierende <strong>von</strong> <strong>den</strong> Vertretern<br />

des Qualitätsmanagements e<strong>in</strong>e methodische Genauigkeit,<br />

die sie selber nicht annähernd e<strong>in</strong>halten. Gleichzeitig<br />

schimpfen sie über hohen Messaufwand <strong>und</strong> Bürokratie,<br />

die gerade wegen <strong>der</strong> verlangten methodischen Genauigkeit<br />

entstehen kann. Beispielhaft sehen wir dies aktuell <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> öffentlich geführten Debatte um die Qualität <strong>von</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />

(Kita).<br />

In <strong>der</strong> Diskussion um gute Soziale Arbeit o<strong>der</strong> genauer ausgedrückt<br />

um Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozialen Arbeit lassen sich zuspitzend<br />

drei Positionen darstellen: Die erste Gruppe bezeichnen<br />

wir als PragmatikerInnen. <strong>Sie</strong> erkennen, dass<br />

dank <strong>der</strong> Qualitätsdiskussion wichtige Fragen aufgenommen<br />

wer<strong>den</strong> <strong>und</strong> Verbesserungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis zum Nutzen<br />

<strong>der</strong> KlientInnen erreicht wer<strong>den</strong> können. <strong>Sie</strong> stellen jedoch<br />

auch fest, dass Fehlentwicklungen <strong>und</strong> bürokratische Leerläufe<br />

möglich s<strong>in</strong>d, die niemandem etwas br<strong>in</strong>gen. Obwohl<br />

anzahlmässig vermutlich die grösste Gruppe, äussern sie<br />

sich selten <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d weniger zu hören. Die bei<strong>den</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Gruppen s<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong>er, dafür aktiver <strong>und</strong> bei Veranstaltungen<br />

häufig präsent. Die IdealistInnen s<strong>in</strong>d überzeugt, dank<br />

Qualitätsmanagement fast alle Probleme zu lösen. <strong>Sie</strong> s<strong>in</strong>d<br />

bee<strong>in</strong>flusst durch aktuelle Trends <strong>in</strong> ihrer Fachdiskussion,<br />

optimieren Prozesse, möchten alles messen <strong>und</strong> verwechseln<br />

manchmal Führungs- <strong>und</strong> Organisationsfragen mit<br />

Qualitätsfragen. Die dritte Gruppe umfasst die QualitätsgegnerInnen,<br />

die überzeugt s<strong>in</strong>d, dass die Qualitätsdebatte<br />

durch wirtschaftliche <strong>und</strong> neoliberale (Seithe <strong>in</strong> ihrem Beitrag<br />

S. 14 verwendet <strong>den</strong> Begriff neosoziale) Haltungen do-<br />

Qualitätsmanagement<br />

E<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition<br />

Qualitätsmanagement umfasst das Führen, Gestalten, E<strong>in</strong>ordnen, Sicherstellen<br />

<strong>und</strong> Entwickeln <strong>der</strong> zu erbr<strong>in</strong>gen<strong>den</strong> Leistungen unter dem Aspekt <strong>der</strong> Qualität.<br />

Qualitätsmanagement ist e<strong>in</strong> Oberbegriff, <strong>der</strong> alle qualitätsbezogenen Tätigkeiten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Organisation umfasst.<br />

Zum Thema<br />

Ursula B<strong>in</strong>ggeli<br />

ist Redaktor<strong>in</strong> bei SozialAktuell <strong>und</strong><br />

freiberufliche Journalist<strong>in</strong> <strong>in</strong> Zürich.<br />

Stéphane Beuchat<br />

ist stellvertreten<strong>der</strong> Geschäftsleiter<br />

<strong>von</strong> AvenirSocial.<br />

Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozialen Arbeit<br />

Der Themenschwerpunkt dieser Ausgabe ist aus verschie<strong>den</strong>en<br />

Grün<strong>den</strong> längst überfällig. Der Handlungsbedarf zur Entwicklung<br />

professionseigener Herangehensweisen zur Prüfung <strong>der</strong> Qualität<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozialen Arbeit, <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Praxis, <strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong> <strong>und</strong> Politik<br />

begründet e<strong>in</strong>gefor<strong>der</strong>t wird, ist unbestritten. Die <strong>in</strong>ternationalen<br />

Dokumente gehen da<strong>von</strong> aus, dass Soziale Arbeit genügend<br />

klar umrissene Ziele <strong>und</strong> eigene Kriterien für die Begründung <strong>und</strong><br />

Rechtfertigung <strong>der</strong> Qualität ihrer Handlungen <strong>und</strong> Verfahrensweisen<br />

hat. Der Berufskodex formuliert daraus ableitend folgende<br />

pflichtethische Normen <strong>in</strong> Bezug auf die Qualität an die Adresse<br />

<strong>der</strong> Professionellen: «Die Professionellen <strong>der</strong> Sozialen Arbeit unterziehen<br />

ihr methodisches Handeln e<strong>in</strong>er steten fachlichen <strong>und</strong><br />

moralischen Qualitätskontrolle» (BK 10.5) <strong>und</strong> «Die Professionellen<br />

<strong>der</strong> Sozialen Arbeit setzen sich […] <strong>in</strong>nerhalb ihrer Organisation<br />

für die stete Weiterentwicklung <strong>und</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Qualität<br />

ihrer Organisation e<strong>in</strong>» (BK13.3). AvenirSocial organisierte<br />

letzten November e<strong>in</strong>e nationale Tagung <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Frage nach<br />

«Was ist gute Soziale Arbeit? Qualität aus verschie<strong>den</strong>en Perspektiven».<br />

Die Beiträge dieser Ausgabe nehmen das Thema nochmals<br />

auf <strong>und</strong> gehen auf Spurensuche.<br />

Der Themenschwerpunkt beg<strong>in</strong>nt mit e<strong>in</strong>er Übersicht <strong>der</strong> Qualitätsdebatte.<br />

Danach folgen Beiträge <strong>der</strong> HauptreferentInnen <strong>der</strong><br />

Tagung, die <strong>den</strong> wissenschaftlichen, praxisorientierten <strong>und</strong> politischen<br />

Kontext diskutieren. Die Hauptaussagen aus <strong>den</strong> arbeitsfeldspezifischen<br />

Workshops <strong>der</strong> Tagung begleiten diesen Schwerpunkt<br />

blitzlichtartig. Weitere Beiträge widmen sich <strong>den</strong> qualitativen<br />

Instrumenten <strong>von</strong> Qualität <strong>und</strong> <strong>der</strong> Notwendigkeit <strong>der</strong> Anwendung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis sowie <strong>der</strong> konkreten Wahrnehmung <strong>und</strong> Umsetzung<br />

<strong>der</strong> Qualitätssicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis. AvenirSocial, stellt<br />

<strong>in</strong> diesem Schwerpunkt die zentrale Frage, was <strong>der</strong> Verband künftig<br />

zur Def<strong>in</strong>ition <strong>von</strong> Qualitätsstandards unternimmt.<br />

Wir hoffen, mit dieser Ausgabe e<strong>in</strong>ige Fragen zur Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Sozialen Arbeit zu beantworten <strong>und</strong> Anregung für weiterführende<br />

Fragen zu geben <strong>und</strong> wünschen Ihnen – liebe Leser<strong>in</strong>, lieber<br />

Leser – e<strong>in</strong>e spannende Lektüre.<br />

m<strong>in</strong>iert wird <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sozialen Arbeit nie gerecht wer<strong>den</strong><br />

kann. <strong>Sie</strong> for<strong>der</strong>n Gr<strong>und</strong>satzdiskussionen, tragen aber<br />

kaum zu konstruktiven Lösungen bei.<br />

Stecken wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sackgasse?<br />

Wir geben zu: In <strong>der</strong> Qualitätsdebatte ist nicht alles optimal<br />

verlaufen. Qualität wurde missbraucht, um vor allem<br />

betriebswirtschaftliche Interessen durchzusetzen. Auch<br />

haben sich e<strong>in</strong>ige Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten <strong>in</strong> Theorie<br />

<strong>und</strong> Bürokratie verloren <strong>und</strong> Worthülsen statt Handlungshilfen<br />

entwickelt. Wir s<strong>in</strong>d jedoch überzeugt, dass die<br />

SozialAktuell | Nr. 3_März 2013<br />

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