18.07.2014 Aufrufe

Lesen Sie den Artikel von Daniel Iseli und Philipp Schneider in der ...

Lesen Sie den Artikel von Daniel Iseli und Philipp Schneider in der ...

Lesen Sie den Artikel von Daniel Iseli und Philipp Schneider in der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozialen Arbeit | SCHWERPUNKT<br />

Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozialen Arbeit: Fazit<br />

Im Berufsalltag stellt die Qualitätsfrage oft e<strong>in</strong>e Reaktion<br />

auf sozial- <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anzpolitisch verän<strong>der</strong>te Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

dar. Der aktuelle Anstoss kann durchaus <strong>von</strong> aussen kommen.<br />

Die Soziale Arbeit führt die Diskussion um gute Fachlichkeit,<br />

um gute Qualität schon lange, häufig allerd<strong>in</strong>gs<br />

unter an<strong>der</strong>en Begriffen wie z. B. Metho<strong>den</strong>diskussion<br />

o<strong>der</strong> Selbstevaluation. Nicht alle Bereiche <strong>der</strong> Sozialen Arbeit<br />

s<strong>in</strong>d vollständig standardisierbar o<strong>der</strong> messbar, e<strong>in</strong>ige<br />

Aspekte bleiben immer <strong>in</strong>dividuell. Das darf uns aber<br />

nicht daran h<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die an<strong>der</strong>en Teile auch unter Qualitätsaspekten<br />

zu bearbeiten <strong>und</strong> konkrete <strong>und</strong> überprüfbare<br />

Ziele zu def<strong>in</strong>ieren. E<strong>in</strong>e seriöse Def<strong>in</strong>ition geht da<strong>von</strong><br />

aus, dass Qualität immer e<strong>in</strong> Konstrukt, e<strong>in</strong>e ausgehandelte<br />

Übere<strong>in</strong>kunft ist. Die Herausfor<strong>der</strong>ung besteht dar<strong>in</strong>,<br />

dass gute Qualität unterschiedlichste <strong>in</strong>dividuelle <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />

Erwartungen erfüllen <strong>und</strong> verschie<strong>den</strong>en<br />

Wertvorstellungen <strong>und</strong> <strong>in</strong>stitutionellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

entsprechen muss.<br />

Qualitätsmanagement hat sich als fester Bestandteil <strong>von</strong><br />

Organisations- <strong>und</strong> Managementtheorien entwickelt. Die<br />

Forschung <strong>und</strong> Theorieentwicklung Sozialer Arbeit stellt<br />

auch immer mehr Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> gesicherte Erkenntnisse<br />

zur professionellen Handlungspraxis <strong>und</strong> zu system<strong>und</strong><br />

organisationsrelevanten Bezügen zur Verfügung.<br />

Diese müssen <strong>in</strong> die Organisation <strong>und</strong> <strong>in</strong> die professionelle<br />

Arbeit e<strong>in</strong>fliessen. E<strong>in</strong>ige s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>facher umzusetzen, an<strong>der</strong>e<br />

erfor<strong>der</strong>n Mehraufwand. Handlungsleitend ist jedoch<br />

die klassische Frage des Qualitätsmanagements: Br<strong>in</strong>gt die<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>den</strong> Betroffenen e<strong>in</strong>en Nutzen <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> wird<br />

dadurch die Praxis o<strong>der</strong> die Leistungserbr<strong>in</strong>gung besser<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>facher? O<strong>der</strong> mit <strong>den</strong> Begriffen <strong>der</strong> Sozialen Arbeit:<br />

Br<strong>in</strong>gt die Än<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>e bessere Lebensbewältigung für<br />

die KlientInnen <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> wird die professionelle Handlungspraxis<br />

verbessert?<br />

Literatur<br />

<strong>Iseli</strong>, D. (2004): Qualität: die entschei<strong>den</strong>de Frage für die Soziale Arbeit?<br />

In: SozialAktuell, Nr. 3, S. 8–12.<br />

Schanz, B., Kapp-Steen, G., Müller, M., Schlösser, R., (2001): Patientenbefragung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie. In: Satz<strong>in</strong>ger, T., Kellermann-Mühlhoff<br />

(Hrsg.): Patientenbefragung <strong>in</strong> Krankenhäusern. Asgard, St. August<strong>in</strong>.<br />

<strong>Schnei<strong>der</strong></strong>, P. (2012): Qualität sichern – Qualität entwickeln. In: Synapse,<br />

Nr. 4, S. 4–5.<br />

<strong>Schnei<strong>der</strong></strong>, P. et al. (2011): Qualitätsmanagement im Ges<strong>und</strong>heitswesen,<br />

Modul 7200. Deutsche Akademie für Management, Berl<strong>in</strong>.<br />

Oggier, W., Kocher, G. (2010), Ges<strong>und</strong>heitswesen Schweiz 2010–2012,<br />

Hans Huber, Bern.<br />

Workshop Sozialhilfe<br />

Zwischen Sanktion <strong>und</strong> Motivationsarbeit<br />

Die Def<strong>in</strong>itionsmacht darüber, was gute Soziale Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Sozialhilfe ist, sollte vermehrt <strong>von</strong> <strong>der</strong> Sozialen Arbeit selber<br />

übernommen wer<strong>den</strong>.<br />

Die Sozialhilfe ist nach wie vor <strong>in</strong> vielen Kantonen Aufgabe <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong><strong>den</strong>.<br />

Dies führt unter an<strong>der</strong>em dazu, dass sie sehr unterschiedlich<br />

organisiert ist. Sozialdienste unterschei<strong>den</strong> sich <strong>in</strong> Strukturen,<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Kompetenzen. Es bestehen regionalisierte o<strong>der</strong> kommunale,<br />

polyvalente o<strong>der</strong> konzentrierte Dienste. Dienste, die operativ<br />

grossen Entscheidungsspielraum haben, <strong>und</strong> Dienste, die <strong>von</strong><br />

Entscheidungen <strong>der</strong> Sozialbehör<strong>den</strong> abhängen. Geme<strong>in</strong>sam ist allen<br />

<strong>von</strong> ihnen, dass diverse Anspruchsgruppen unterschiedliche Erwartungen<br />

an sie haben <strong>und</strong> somit auch verschie<strong>den</strong>e Def<strong>in</strong>itionen da<strong>von</strong>,<br />

was gute Soziale Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozialhilfe ist.<br />

Unterschiedliche Sichtweisen<br />

Für politische EntscheidungsträgerInnen, für die Geme<strong>in</strong><strong>den</strong> o<strong>der</strong><br />

gar die Öffentlichkeit kann es e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf gute Soziale Arbeit<br />

se<strong>in</strong>, wenn möglichst wenige Personen unterstützt wer<strong>den</strong> müssen<br />

o<strong>der</strong> wenn <strong>der</strong>en Unterstützung möglichst kostengünstig ist <strong>und</strong> SozialhilfeempfängerInnen<br />

rasch abgelöst wer<strong>den</strong> können. Dabei wird<br />

kaum darauf e<strong>in</strong>gegangen, ob <strong>der</strong> Zugang zur Leistung so organisiert<br />

ist, dass die Anspruchsberechtigten sich auch mel<strong>den</strong> <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Antrag stellen o<strong>der</strong> ob die Ablösungen durch Kontaktabbruch<br />

o<strong>der</strong> Wegzug zustande kommen.<br />

Für die Betroffenen kann gute Soziale Arbeit bedeuten, dass ihre<br />

Probleme ernst genommen wer<strong>den</strong>, ihre (f<strong>in</strong>anzielle) Situation sich<br />

stabilisiert o<strong>der</strong> verbessert <strong>und</strong> sie e<strong>in</strong>e Erwerbsmöglichkeit f<strong>in</strong><strong>den</strong>,<br />

die s<strong>in</strong>nvoll ist <strong>und</strong> ihnen Freude bereitet. <strong>Sie</strong> erwarten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

nicht, dass sie Auflagen <strong>und</strong> Weisungen erhalten, die bei Nichte<strong>in</strong>haltung<br />

zu Sanktionen führen können. <strong>Sie</strong> wünschen sich vielmehr<br />

e<strong>in</strong>e Ansprechperson, die ihre Notlage anerkennt <strong>und</strong> ihnen hilft,<br />

Lösungen zu f<strong>in</strong><strong>den</strong>.<br />

SozialarbeiterInnen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozialhilfe wer<strong>den</strong> jedoch dazu angehalten,<br />

Klient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Klienten zu sanktionieren, wenn diese Auflagen<br />

o<strong>der</strong> Weisungen nicht befolgen o<strong>der</strong> sich zu wenig bemühen,<br />

ihre Situation zu verbessern. Aus Sicht <strong>der</strong><br />

Sozialen Arbeit <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e ihrer<br />

Berufsethik können dadurch Spannungen<br />

entstehen, die nicht e<strong>in</strong>fach aufzulösen<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Ermessensspielräume nutzen<br />

Professionelle Sozialer Arbeit haben zwar<br />

unter an<strong>der</strong>em auch das Ziel, Verhaltensän<strong>der</strong>ungen<br />

zu bewirken; sie wissen jedoch,<br />

dass Sanktionen nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

zum erhofften Erfolg führen. In <strong>der</strong> Praxis<br />

Isabelle Bohrer<br />

ist Leiter<strong>in</strong> Bereich<br />

Soziales <strong>der</strong><br />

Stadt Murten FR.<br />

s<strong>in</strong>d die Motivationsarbeit <strong>und</strong> das Eröffnen <strong>von</strong> Perspektiven genauso<br />

wichtig. Es stellt sich daher die Frage, ob für gute Soziale<br />

Arbeit aus Sicht <strong>der</strong> Profession die wirtschaftliche <strong>und</strong> persönliche<br />

Hilfe nicht getrennt wer<strong>den</strong> müssten. Dies wird aber trotz allem<br />

nicht als s<strong>in</strong>nvoll erachtet. Die ganzheitliche Betrachtung <strong>der</strong> Situationen<br />

<strong>von</strong> Klient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Klienten ermöglicht es, die vorhan<strong>den</strong>en<br />

Ermessensspielräume zu nutzen <strong>und</strong> sich auch anwaltschaftlich für<br />

sie e<strong>in</strong>zusetzen. Die materielle Situation <strong>der</strong> Personen ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

<strong>der</strong> Ausgangspunkt für die persönliche Beratung. Es lässt sich<br />

daher nicht klar trennen, was zur wirtschaftlichen <strong>und</strong> was zur beraterischen<br />

Hilfe gehört. Als qualitätsför<strong>der</strong>nd betrachtet wer<strong>den</strong><br />

die Austausche, wie sie bei Supervision, Intervision o<strong>der</strong> kollegialer<br />

Beratung stattf<strong>in</strong><strong>den</strong>.<br />

Auf strukturelle Probleme aufmerksam machen<br />

Professionelle Sozialer Arbeit, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozialhilfe tätig s<strong>in</strong>d, sollten<br />

zudem vermehrt auf strukturelle Probleme aufmerksam machen<br />

<strong>und</strong> auch Verän<strong>der</strong>ungen auf politischer Ebene bewirken, <strong>in</strong>dem sie<br />

Sensibilisierungsarbeit leisten <strong>und</strong> Informationen über soziale Problemlagen<br />

weiterleiten. Die Soziale Arbeit übernimmt somit vermehrt<br />

Def<strong>in</strong>itionsmacht darüber, was gute Soziale Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Sozialhilfe ist. Insbeson<strong>der</strong>e könnte über <strong>den</strong> Berufsverband Avenir­<br />

Social entsprechend def<strong>in</strong>iert wer<strong>den</strong>, was unter Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Sozialhilfe verstan<strong>den</strong> wird.<br />

SozialAktuell | Nr. 3_März 2013<br />

13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!