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Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen im Sport

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Themendossier <strong>Sport</strong> EBGB – Meinungen und Standpunkte<br />

St<strong>im</strong>mt es, dass die Lebenszufriedenheit <strong>von</strong> Paraplegikern einige Zeit nach<br />

dem Unfall höher ist als vor dem Unfall?<br />

Es gibt eine Schere. Die einen hadern <strong>mit</strong> der Situation und leiden, andere<br />

schaffen es, ihre Möglichkeiten viel bewusster und dankbarer wahrzunehmen.<br />

Wer wollte ernsthaft behaupten, seine Zufriedenheit hänge da<strong>von</strong> ab, ob er<br />

gehen kann? Entscheidend ist doch für alle, ob sie integriert sind, wahrgenommen<br />

werden und Anerkennung erhalten. Unsere Schwierigkeit ist, dass die<br />

Leute zuerst den Rollstuhl oder die Behinderung wahrnehmen und erst dann<br />

allenfalls die Fähigkeiten. Ein Unversehrter gilt als fähig bis zum Beweis des<br />

Gegenteils. Ein sichtbar Behinderter muss seine Umgebung mühsam <strong>im</strong>mer<br />

neu zuerst <strong>von</strong> seinen Qualitäten überzeugen. Das braucht unendlich Energie.<br />

Daran kann man leicht zerbrechen.<br />

Spüren Sie selber diese Vorbehalte?<br />

Ich profitiere heute einerseits <strong>von</strong> meinem Bekanntheitsgrad. Viele Patienten<br />

wissen schon, wer ich bin. Andererseits habe ich gelernt, dass <strong>Menschen</strong> so<br />

reagieren, wie man auf sie zugeht. Wirke ich kompetent, fühlen sie sich sicher<br />

ohne Vorbehalt. Das hat <strong>mit</strong> dem Rollstuhl gar nichts zu tun. Aber diese innere<br />

Sicherheit ist ein Erfahrungs- und Reifeprozess.<br />

Wie haben Sie die ersten Tage <strong>im</strong> Rollstuhl erlebt?<br />

Vor dem Unfall war ich 186 cm gross, ein Athlet, der sich gerne in <strong>Menschen</strong>mengen<br />

bewegte, Blickkontakt suchte… es kam mir vor wie ein Flirt <strong>mit</strong> der<br />

Menge. Dann war ich plötzlich <strong>im</strong> Rollstuhl, fühlte mich handicapiert, wertlos.<br />

Ich werde nie mein erstes Stadt-Rollstuhltraining vergessen. Wir fuhren durch<br />

die Zürcher Innenstadt und ich merkte, wie sich die Passanten abwendeten,<br />

wie mir die Leute auswichen. Als wir in einem Café Halt machten, fragte die<br />

Kellnerin meine Begleitung, was ich trinken möchte. Blickkontakt hatte ich nur<br />

<strong>mit</strong> einer Mutter, die ihr behindertes Kind <strong>im</strong> Rollstuhl ausführte. Das war ein<br />

Schock. Ich hatte Angst, am Rand der Gesellschaft zu bleiben.<br />

Wie hat sich das geändert?<br />

Indem ich mich auf meine Stärken konzentrierte, kam das Selbstwertgefühl<br />

langsam zurück. Und ich habe gelernt, dass abgewiesen zu werden oft nichts<br />

<strong>mit</strong> mir persönlich zu tun hatte, sondern vielmehr <strong>mit</strong> der Unsicherheit meines<br />

Gegenübers. Beides zusammen brachte mir die Sicherheit <strong>im</strong> Auftreten zurück.<br />

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