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Der Garten in Neukastel mit der Bibliothek,<br />
1930/31, Öl / Leinwand, 68,5 x 86,5<br />
cm, Max Slevogt-Galerie, Schloss Villa<br />
Ludwigshöhe<br />
Wolfgang als Indianer, 1913, Öl / Leinwand,<br />
100,5 x 80 cm, Max Slevogt-Galerie,<br />
Schloss Villa Ludwigshöhe, © Max<br />
Slevogt-Galerie, Schloss Villa Ludwigshöhe,<br />
Edenkoben – GDKE Rheinland-<br />
Pfalz (Foto: Axel Brachat)<br />
sten eine große Retrospektive, in der<br />
bislang noch nie gezeigte Werke Slevogts<br />
zu sehen sind: Max Slevogt –<br />
Neue Wege des Impressionismus<br />
(bis 12. Oktober). In der Ausstellung<br />
wird erstmals Material aus dem gesamten<br />
Nachlass des Künstlers und<br />
aus allen Schaffensperioden gezeigt.<br />
Studien und Skizzen zu Ölgemälden<br />
lassen die Entstehungsprozesse einiger<br />
Kunstwerke von der Idee bis<br />
zum Endergebnis nachvollziehen.<br />
„Ein vergleichbarer künstlerischer<br />
Nachlass existiert weder von Max<br />
Liebermann noch von Lovis Corinth<br />
und generell nur von sehr wenigen<br />
Künstlern seiner Generation", erklärt<br />
Sigrun Paas, Kuratorin der Ausstellung.<br />
Insgesamt erwarten den Besucher<br />
etwa 140 aus rund 2.000 bislang<br />
kaum bekannten Zeichnungen<br />
sowie 85 Gemälde aus den Slevogt-<br />
Sammlungen des Landes Rheinland-<br />
Pfalz sowie dem Atelier-Nachlass des<br />
Künstlers. Dazu kommen Leihgaben<br />
aus anderen Museen wie der Hamburger<br />
Kunsthalle, der Staatsgalerie<br />
Stuttgart, dem Frankfurter Städel<br />
und der Dresdner Galerie Neue Meister.<br />
Durch die gezeigten Werke lässt sich<br />
Slevogts künstlerische Entwicklung<br />
und Themenvielfalt – von Landschaften<br />
über Tier- und Menschenporträts<br />
bis zu Stillleben – nachvollziehen:<br />
Ein frühes naturalistisches<br />
Werk, das er auf der ersten Ausstellung<br />
der Münchner Secession 1893<br />
präsentierte, ist die „Ringerschule".<br />
Das Ölgemälde zeigt ringende, fast<br />
nackte Sportler. Slevogt übte als<br />
junger Mann oft selbst diesen Sport<br />
aus. Die damalige Ausstellungsjury<br />
hatte allerdings vor, das Werk aufgrund<br />
von Unsittlichkeit abzulehnen.<br />
Auch das Publikum war zum Teil<br />
geschockt, die Presse betitelte seine<br />
Kunst als „brutal". Auch das Gemälde<br />
„Danae" von 1895 löste einen Skandal<br />
aus. Durch die Hässlichkeit seiner<br />
Modelle würde er das mythologische<br />
Thema diskriminieren, hieß es. Ludwig<br />
Dill, Präsident der Münchner<br />
Secession, schrieb ihm wenige Tage<br />
nach Eröffnung der Secessions-Ausstellung<br />
in München: „Ihr Bild ‘Danae’<br />
erregt trotz seiner künstlerischen<br />
Qualitäten so unliebsames<br />
Aufsehen, dass wir uns veranlasst sehen,<br />
zur Vermeidung peinlicher Konflikte<br />
Sie zu bitten, das Werk, welches<br />
wir der Ausstellung entnommen haben,<br />
wieder zurückzunehmen."<br />
Der neue impressionistische Stil begeistert<br />
die Kritik: Max Slevogts Ölgemälde<br />
„Sommermorgen (Frau mit<br />
Sonnenschirm)" von 1901 zeigt einen<br />
ganz neuen Blick auf die Natur. Landschaft<br />
und Mensch verschmelzen<br />
geradezu. Seine ersten eindeutig vor<br />
der Natur gemalten Landschaftsbilder<br />
lassen die Grenzen zwischen<br />
Skizze und vollendetem Bild verschwimmen.<br />
Den Sänger Francisco<br />
d’Andrade malte Slevogt 1902 als<br />
„Don Giovanni" in Mozarts Oper. Er<br />
fing die Eleganz der Bewegung des<br />
Bariton im Bild, das von hellen<br />
Weiß-, Goldocker- und Gelbtönen<br />
durchdrungen ist, ein. Diese „Cham-<br />
pagnerlied"-Szene wurde eines seiner<br />
berühmtesten Werke. Es gehört<br />
zu den Bildern aus der Berliner Zeit;<br />
die Themen des Theaters, der Musik<br />
und des Tanzes hat er von den französischen<br />
Impressionisten übernommen.<br />
Nicht weit von Mainz entfernt liegt<br />
Schloss Villa Ludwigshöhe in Edenkoben.<br />
Dort sind in der Slevogt Galerie<br />
zwei weitere Ausstellungen mit<br />
seinen Werken zu sehen. Die Übersichtsschau<br />
„Berliner Impressionismus<br />
– Werke der Berliner Secession<br />
aus der Nationalgalerie Berlin" (bis<br />
17.8.) präsentiert Gemälde von Slevogt,<br />
Liebermann, Trübner und Corinth<br />
aus der Zeit der Secession. Am<br />
28. August beginnt dort die Ausstellung<br />
„Aus Max Slevogts Briefkasten.<br />
Zeugnisse aus seinem schriftlichen<br />
Nachlass". Die Schau der Pfälzischen<br />
Landesbibliothek Speyer präsentiert<br />
Briefe Slevogts.