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Spielzeit - Staatstheater Hannover

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The beggar’s Opera<br />

Die Eltern Peachum machen sich keine Illusionen mehr:<br />

weder in Bezug auf die Liebe noch auf die Gesellschaft, in<br />

der sie leben. Liebe? Ehrliche, romantische, aufrichtige? –<br />

Gibt es nicht! Nächstenliebe? – Fehlanzeige! Und der Staat,<br />

die Politiker? – Ein Verein korrupter Beamter, die den Bürgern<br />

das Geld aus der Tasche ziehen.<br />

Also muss jeder sich selbst der Nächste sein, muss kleine<br />

krumme Dinger drehen und sollte auf keinen Fall aus Liebe,<br />

sondern aus Kalkül heiraten. Das predigen die Peachums<br />

ihrer Tochter Polly täglich, aber die will nicht hören. Polly<br />

hat sich verliebt, ausgerechnet in den zwielichtigen Macheath,<br />

der weder einen guten Ruf noch Aussichten auf<br />

eine anständige berufliche Karriere hat.<br />

Doch Polly glaubt an die Kraft der Liebe, und sie glaubt an<br />

ihren Mackie, auch wenn er ein Spieler ist, auch wenn er<br />

sich mit Prostituierten herumtreibt. Da sagen die Eltern<br />

Mackie den Kampf an. Polly erfährt, dass ihr Mackie wegen<br />

krimineller Machenschaften im Gefängnis sitzt. Und noch<br />

besser: dass er mindestens einer weiteren Frau Liebe<br />

geschworen hat – Lucy Lockit. Hatten die Eltern recht? Ist<br />

die Liebe nur ein romantisches Hirngespinst? Und die Gesellschaft?<br />

Besteht sie wirklich nur aus Lügnern, Kriminellen<br />

und Drückebergern?<br />

John Gays Beggar’s Opera war bei der Uraufführung 1728<br />

ein Skandalerfolg: eine bissige Satire auf die Doppelmoral<br />

der Bürgerlichkeit, den aufkommenden Kapitalismus, die<br />

korrupte Staatsmacht – und ein Angriff auf die Künstlichkeit<br />

und das Sängervirtuosentum der Barockoper. Die Underdogs<br />

der Gesellschaft erzählten aus ihrem Leben mit einfachen<br />

Liedern, denen beliebte Melodien zugrunde lagen. Hochkultur<br />

und populäres Unterhaltungstheater gingen frech<br />

Hand in Hand.<br />

Im 20. Jahrhundert erlebte die Beggar’s Opera eine Wiedergeburt<br />

in Brecht/Weills Dreigroschenoper. Etliche andere<br />

Komponisten und Autoren, von Britten über Milhaud bis zu<br />

Rainer Werner Fassbinder, schufen eigene Versionen. Auch<br />

2010 haben die Themen der Beggar’s Opera nichts von<br />

ihrer Aktualität eingebüßt: verlorenes Vertrauen in den<br />

Staat, resignierender Rückzug ins Private, Auswüchse des<br />

Kapitalismus, Generationenkonflikte und die ewig gleich<br />

bleibende Suche nach der wahren Liebe.<br />

Gemeinsam mit Sängern der Staatsoper und Jugendlichen<br />

aus <strong>Hannover</strong> entwickelt Regisseurin Dagmar Schlingmann<br />

eine neue Version der Beggar’s Opera. Die Berliner<br />

Komponistin und DJ Alexandra Holtsch nimmt die Pop-<br />

Melodien des 18. Jahrhunderts zum Ausgangspunkt für<br />

ihre Musik.<br />

In Zusammenarbeit mit der<br />

Stadt <strong>Hannover</strong> und dem<br />

MusikZentrum <strong>Hannover</strong><br />

Mit freundlicher<br />

Unterstützung

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