25.07.2014 Aufrufe

seitenbühne 01.02 - Staatstheater Hannover

seitenbühne 01.02 - Staatstheater Hannover

seitenbühne 01.02 - Staatstheater Hannover

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

seitenbühne . Januar / Februar 2013<br />

seitenbühne <strong>01.02</strong><br />

Das Journal der Staatsoper <strong>Hannover</strong>


PROSZENIUM<br />

VOM ENTWURF BIS ZUR PREMIERE<br />

8. Februar 2013: Premiere Orest im Opernhaus! An diesem Tag wird für die Theaterwerkstätten<br />

der Niedersächsischen <strong>Staatstheater</strong> <strong>Hannover</strong> eine Arbeitsphase zu Ende gehen, die<br />

zehn Monate vorher im April 2012 begann. In den Theaterwerkstätten, die ich leite, arbeite<br />

ich mit Menschen, deren Beruf es ist, Bühnenbildentwürfe umzusetzen. Es sind Menschen,<br />

die ausgefeilte Konstruktionen planen, Holzbauten und Metallkonstruktionen herstellen,<br />

Stoffe und Polstermaterialien in großen Mengen fachgerecht verarbeiten, riesige Oberflächen<br />

malerisch oder auch plastisch gestalten – insgesamt 53 Handwerker, Künstler, Meister<br />

und Ingenieure in Tischlerei, Schlosserei, Malsaal, Konstruktionsbüro etc.<br />

Die Arbeit an der Ausstattung der Oper Orest ist für uns alle etwas Besonderes, da der Entwurf<br />

von Etienne Pluss einen aufwendig durchgebauten Innenraum mit einer Vielzahl von<br />

realistischen Details vorsieht, die in dieser Art nur noch selten von Bühnenbildnern erdacht<br />

werden. Der Aufwand, der bei der Realisierung des Entwurfs betrieben werden muss, ist<br />

sehr groß und bietet allen Beteiligten reichlich Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu<br />

stellen.<br />

Auftakt unserer Arbeit war die Präsentation des Bühnenbildmodells im Maßstab 1:25 und<br />

die anschließende Bauprobe Anfang April 2012. Die Bauprobe ist ein sehr wichtiger Termin,<br />

an dem der Bühnenbildentwurf mit vorhandenem oder günstig beschafftem Material nach<br />

Form und Größe im Maßstab 1:1 auf der Bühne markiert wird. Regisseur und Bühnenbildner,<br />

aber auch die Künstlerische und die Technische Leitung des Opernhauses können jetzt Proportionen<br />

und Sichtbedingungen, Bildwirkung und Beleuchtbarkeit im Originalmaßstab<br />

überprüfen. Ist ein Entwurf zu teuer oder zu kompliziert gedacht, können Alternativen besprochen<br />

und erprobt werden.<br />

Der nächste Schritt ist die Werkstattabgabe, bei der das überarbeitete Bühnenbildmodell<br />

zusammen mit gezeichneten Grundrissen, Schnitten, Ansichten und Details den Werkstattvorständen<br />

übergeben und besprochen wird. Jetzt beginnt die spannende Planungsphase,<br />

in der wir die konstruktiven Lösungen für die Ausführung finden, Kosten kalkulieren, Ausführungsmuster<br />

erstellen und viele Details klären, damit anschließend in den Werkstätten<br />

nach genauen technischen Vorgaben produziert werden kann.<br />

Alle Beteiligten arbeiten jetzt auf einen Termin hin: die Technische Einrichtung im Januar<br />

2013. An diesem Tag wird das neue Bühnenbild erstmals auf der Bühne des Opernhauses<br />

montiert. Dann beginnt die künstlerische Probenarbeit mit dem lang ersehnten Originalmaterial,<br />

und gemeinsam mit den Kollegen der Bühnentechnik, der Beleuchtung, der Maschinentechnik,<br />

der Requisite und der Tonabteilung erprobt das künstlerische Leitungsteam um<br />

Regisseur Enrico Lübbe alle künstlerisch-technischen Abläufe.<br />

Erst am Ende der Probenarbeit – die Kollegen des Staatsorchesters sind auch schon längst<br />

mit dabei – finden die beiden wichtigen Schlussproben statt: die Orchesterhauptprobe und<br />

die Generalprobe, wie üblich zwei Tage vor der Premiere.<br />

8. Februar 2013: Premiere Orest im Opernhaus – wir freuen uns darauf!<br />

Nils Hojer<br />

Leiter der Werkstätten


02. 03 OPER<br />

KLAUS ANGERMANN<br />

ALLEIN MIT DER SCHULD<br />

Manfred Trojahns Oper Orest als deutsche Erstaufführung<br />

Mit Manfred Trojahns Orest präsentiert die Staatsoper das Opernwerk eines der bedeutendsten<br />

Gegenwartskomponisten. Die Oper wurde im Dezember 2011 in Amsterdam uraufgeführt und von<br />

der Kritikerumfrage der Zeitschrift Opernwelt zur Uraufführung des Jahres gekürt. Die deut-<br />

sche Erstaufführung inszeniert Enrico Lübbe, derzeit Schauspieldirektor am<br />

Theater Chemnitz und designierter Intendant des Schauspiel Leipzig.<br />

Am Dirigentenpult steht Gregor Bühl.<br />

Eine zerstörte Welt nach der Katastrophe:<br />

Orest ist in einer Spirale von Gewalt gefangen.<br />

Aus Rache für den Mord an seinem Vater<br />

Agamemnon hat er seine Mutter Klytaimnestra<br />

getötet. Obwohl er mit dieser Tat nur<br />

das Gesetz Apollos erfüllte, verfolgt ihn seine<br />

Schuld und lässt ihn nicht zur Ruhe kommen.<br />

Als Muttermörder soll er zur Rechenschaft<br />

gezogen werden; er ist in Bedrängnis<br />

und träumt davon, ein anderer sein zu können,<br />

sich aus der Kette aus Grausamkeit und<br />

Blut zu befreien. Doch er ist mit seiner<br />

Schuld verwachsen und dazu verurteilt, mit<br />

ihr zu leben. Unsicheren Schrittes nähert er<br />

sich der Erkenntnis, dass es nicht möglich<br />

ist, die Last der Vergangenheit abzuwerfen.<br />

Jeder Versuch einer Korrektur erweitert nur<br />

die Gewaltspirale, anstatt sie aufzulösen.<br />

Gibt es also überhaupt eine Möglichkeit, den<br />

Schuldverstrickungen zu entrinnen? Bleibt<br />

der Traum von einem anderen Leben nur<br />

Utopie?<br />

Für seine fünfte Oper hat Manfred Trojahn<br />

selbst das Libretto verfasst. Die Orest-Tragödie<br />

des Euripides lieferte dabei lediglich den<br />

Hintergrund der Handlung, die den Blick auf<br />

die Ausweglosigkeit eines Mannes lenkt,<br />

der zwischen göttlicher Fremdbestimmtheit,<br />

öffentlichem Rechtfertigungsdruck und seiner<br />

verschwommenen Vision eines Lebens<br />

jenseits der Gewaltspirale zerrissen zu werden<br />

droht. Es zerrt an ihm in entgegengesetzte<br />

Richtungen, und daher kommt er<br />

nicht von der Stelle.<br />

Auf der Flucht vor seiner Schuld hat sich<br />

Orest eingekapselt, doch das Echo seiner<br />

Tat kann er nicht abschütteln. Im Resonanzraum<br />

seines inneren Exils hallt es nur<br />

umso stärker nach. Die multiplizierte Stimme<br />

Klytaimnestras, die Frauenstimmen, die<br />

unerbittlich seinen Namen rufen, foltern ihn,<br />

indem sie ihn an die Tatsache fesseln, dass<br />

er der ist, der er nicht sein will. Der Klang<br />

seines Namens ist Anklage und Selbstbespiegelung<br />

in einem – ein grausamer Tinnitus,<br />

der den Grundton seiner verhassten<br />

Existenz liefert.<br />

Orest steckt in einer paradoxen Situation. Er<br />

ist schuldig geworden auf Befehl des Gottes<br />

Apollo, der ihn zum Muttermord trieb. Doch<br />

jetzt, wo sich Orests Gewissen meldet, zeigt<br />

sich der Gott als Zyniker, der ihn schnöde<br />

hängen lässt und seine Schwachheit nicht<br />

akzeptiert. Die Verantwortung für die Tat<br />

soll allein Orest tragen. Wo aber Apollos<br />

kalte Vernunft nicht ausreicht, um Orest zu<br />

beruhigen, da verwandelt er sich in sein<br />

Gegenbild, in Dionysos, den Gott der Ekstase,<br />

der Orest mit verführerischen Bildern einer<br />

ruhmreichen Zukunft umgarnt, wobei<br />

Trojahn an diesen Stellen Textpassagen von<br />

Nietzsches Dionysos-Dithyramben eingearbeitet<br />

hat. Mit der Verbindung von kaltem<br />

Intellekt und Verführung repräsentiert diese<br />

Doppelgestalt einen bis heute wirksamen<br />

Mechanismus der Macht, der seine Opfer<br />

dazu bringt, sich ihr Gefängnis selbst zu<br />

bauen.<br />

Orests<br />

Blick geht<br />

nicht nach<br />

außen, und<br />

so erscheint<br />

die Welt um<br />

ihn als eine<br />

Welt der Scheintoten,<br />

mit denen<br />

es keine Verständi-<br />

gung gibt,<br />

weil auch deren Blick nicht nach außen<br />

geht. Seine Schwester Elektra kompensiert<br />

ihre innere Zerrissenheit durch einen maßlosen<br />

Fanatismus, dessen Blutdurst unstillbar<br />

ist. Er ist das Bollwerk gegen Orests<br />

Selbstzweifel, die Elektra vernichten würden,<br />

würde sie sie an sich heranlassen. Die<br />

Identifikation von grausamer Rache mit Gerechtigkeit,<br />

die ihr Denken bestimmt, ist die


OPER<br />

selbstzerstörerische<br />

Außenseite<br />

einer Frau, deren<br />

Leben die Erfüllung versagt blieb<br />

und die von ihrem Wüten aufgefressen wird.<br />

Die ganze Ambivalenz dieser traurigen Figur,<br />

die ihre Sehnsüchte durch mörderische<br />

Ideologie unterdrückt, kommt in dem einen<br />

Satz zum Ausdruck: »Kein Ort ist für die Liebe<br />

in dieser Welt, eh nicht Gerechtigkeit uns<br />

mütterlich umhüllt.«<br />

Und da ist andererseits Helena, die Schöne,<br />

die Ursache des Trojanischen Krieges und<br />

indirekt der Anlass für die darauf folgenden<br />

blutigen Ereignisse im Haus des Agamemnon.<br />

Sie ist inzwischen gealtert; ihre Schönheit<br />

existiert nur noch in ihrer Erinnerung.<br />

Sie bewegt<br />

sich im Spiegelkabinett<br />

ihrer Vergangenheit<br />

und steht daher der vorgefundenen<br />

Situation völlig hilflos gegenüber. Sie<br />

versteht weder den unbändigen Hass, den<br />

Elektra ihr gegenüber hegt, noch die Ungeheuerlichkeit<br />

dessen, was während ihrer<br />

Abwesenheit geschah. So bleibt Helena die<br />

Welt verschlossen, in die sie zurückgekehrt<br />

ist: »Nirgends Eingang.« Sie, die mit Spiegelbildern<br />

lebte, wird schließlich selbst zum<br />

leblosen Spiegel ewiger Schönheit.<br />

Helenas Mann Menelaos wiederum, auf den<br />

Orest die Hoffnung gesetzt hatte, er möge<br />

ihn und Elektra vor der weltlichen Gerichtsbarkeit<br />

und dem Todesurteil schützen, ist<br />

der politische Taktiker, der sich »nicht jene<br />

zu Feinden machen« kann, die er vielleicht<br />

»als Freunde um sich haben muss«, um zum<br />

König gewählt zu werden. Auch Menelaos<br />

ist gelähmt. Er geht der Gefahr aus dem<br />

Weg, durch politisches Kalkül zur Ta-<br />

tenlosigkeit verurteilt.<br />

In diesem Ensemble von in sich selbst<br />

gefangenen Figuren ist Hermione,<br />

die Tochter Helenas, die einzige,<br />

die sich außerhalb des Kreislaufs<br />

des Mordens stellt und damit zu<br />

zwischenmenschlichen Bezie-<br />

hungen und zur Reflektion<br />

überhaupt in der Lage ist:<br />

»Ein jeder ist allein in seinem<br />

Hass, und es trifft sein<br />

Auge kein andres Auge.«<br />

Und sie ist es schließlich auch, deren<br />

Auge Orests Auge trifft und die Orests<br />

Blick nach außen wendet, nachdem er Helena<br />

getötet hat. Der tote Blick Klytaimnestras,<br />

der Orest verfolgt hat, verwandelt sich in die<br />

lebenden Augen Hermiones. Zum ersten Mal<br />

sieht Orest den anderen Menschen und<br />

durchbricht seine Kapsel. Der göttlich verordneten<br />

Erstarrung der anderen Figuren<br />

unterliegen Orest und Hermione als einzige<br />

nicht; die Macht des Gottes endet an ihrem<br />

Bündnis.<br />

Dennoch ist dieser Ausgang nicht als bloßes<br />

Happy End zu verstehen. Trojahn lässt nicht<br />

zuletzt durch seine Musik keinen Zweifel<br />

darüber aufkommen, dass Orest seine<br />

Schuld mit sich tragen wird. Wieder dringen<br />

am Ende die Frauenstimmen auf ihn ein, die<br />

seinen Namen rufen. Sie werden ihn auch in<br />

Zukunft begleiten, damit muss er leben.<br />

Doch der Ruf seines Namens fesselt ihn<br />

nicht, sondern weist ins Offene und Ungewisse:<br />

»Ich werde der sein, den ich finden<br />

werde.«


04. 05 OPER<br />

»Ich denke, wir stehen heute in einem besonders<br />

deutlichen Spannungsfeld zwischen<br />

einem mehrheitlich fremdbestimmten<br />

Denken und immer geringer werdenden<br />

Möglichkeiten, dieser Macht zu entrinnen.<br />

Orest leidet natürlich unter seiner Schuld<br />

und unter den zu erwartenden Konsequenzen.<br />

Aber ist er ein Verfolgter? Oder<br />

nicht vielmehr ein rechtmäßig festgesetzter<br />

Straftäter? Das, worauf es ankommt, liegt<br />

nicht in diesen juristischen Verwicklungen.<br />

Es liegt in der Frage, wie man dem Teufelskreis<br />

entrinnt, ohne ihn nur zu erweitern<br />

und sich in der Vorstellung einer Befreiung<br />

zu wiegen, die am Ende eine noch größere<br />

Verstrickung ist. Letztlich eine völlig heutige<br />

Fragestellung, fast schon banal, weil sie uns<br />

auf allen Ebenen begegnet – aber letztlich<br />

die einzige und zentrale Frage.«<br />

Manfred Trojahn<br />

Der 1949 geborene Manfred Trojahn ist einer<br />

der bedeutendsten Gegenwartskomponisten,<br />

dessen Werkkatalog alle Gattungen<br />

umfasst, vom Streichquartett bis zur Sinfonie,<br />

vom Klavierlied bis zur großen Oper.<br />

Trojahns Musik spricht eine zeitgenössische<br />

Sprache, sucht dabei aber immer die Kommunikation<br />

mit dem Hörer. In Abgrenzung<br />

von einem verengten Avantgardebegriff<br />

bricht Trojahns Schaffen Traditionen im<br />

Prisma der Gegenwart, wobei die musikalische<br />

Moderne an der Wende des 19. zum<br />

20. Jahrhundert oder Komponisten wie<br />

Benjamin Britten, Hans Werner Henze oder<br />

Wilhelm Killmayer besondere Bezugspunkte<br />

bilden.<br />

OREST<br />

Oper von Manfred Trojahn<br />

MUSIKALISCHE LEITUNG Gregor Bühl INSZENIERUNG Enrico<br />

Lübbe BÜHNE Etienne Pluss KOSTÜME Bianca Deigner<br />

CHOR Dan Ratiu DRAMATURGIE Klaus Angermann<br />

Chor der Staatsoper <strong>Hannover</strong><br />

Niedersächsisches Staatsorchester <strong>Hannover</strong><br />

OREST Bjørn Waag MENELAOS Latchezar Pravtchev<br />

APOLLO / DIONYSOS Tomasz Zagorski HERMIONE Ania<br />

Vegry HELENA Dorothea Maria Marx ELEKTRA Khatuna<br />

Mikaberidze<br />

EINFÜHRUNGSMATINEE 3. Februar 2013, 11 Uhr<br />

PREMIERE 8. Februar 2013, 19.30 Uhr<br />

WEITERE VORSTELLUNGEN 14.02. und 01.03.2013,<br />

jeweils 19.30 Uhr<br />

Die Premiere wird live auf NDR Kultur übertragen.<br />

Mit freundlicher Unterstützung<br />

NACHTWANDLER SPEZIAL<br />

Subheadline?<br />

Galathea bleibt. ist ein ungewöhnlicher und packender Musical-<br />

Monolog: In 25 Szenen und 12 Songs wird der antike griechische<br />

Pygmalion-Mythos aus heutiger Sicht beleuchtet. Nach einer erfolgreichen<br />

Premiere in Berlin ist das ungewöhnliche Stück nun als<br />

Nachtwandler Spezial zu Gast an der Staatsoper <strong>Hannover</strong>.<br />

Julia Klotz (Bianca in Kiss me, Kate) singt, spielt und tanzt sich, begleitet<br />

von Oliver Imig am Klavier, durch einen intensiven Abend,<br />

der anregt: zum Nachdenken, Neudenken und Umdenken.<br />

GALATHEA BLEIBT. – EIN MUSICAL-MONOLOG<br />

REGIE / BUCH / LIEDTEXTE Martin G. Berger MUSIK Jasper Sonne<br />

KLAVIERARRANGEMENTS Oliver Imig BÜHNE Sarah-Katharina Karl<br />

KOSTÜME Silke Bornkamp<br />

MIT Julia Klotz und Oliver Imig (Klavier)<br />

VORSTELLUNGEN Fr, 15.02. und Sa, 16.02. jeweils 20 Uhr<br />

TREFFPUNKT Bühnenpforte


»Ein restlos überzeugender Ballettabend.«<br />

Cellesche Zeitung<br />

»Sissi tanzt sich in alle Herzen.«<br />

Bild<br />

SISSI<br />

Ballett von Jörg Mannes<br />

Musik von Gustav Mahler, Arthur Honegger und<br />

Johann Strauß<br />

MUSIKALISCHE LEITUNG Benjamin Reiners CHOREO-<br />

GRAPHIE Jörg Mannes BÜHNE Florian Parbs KO-<br />

STÜME Alexandra Pitz VIDEO Philipp Contag-Lada<br />

Ballett der Staatsoper <strong>Hannover</strong><br />

Niedersächsisches Staatsorchester <strong>Hannover</strong><br />

VORSTELLUNGEN am 03.01. (19.30 Uhr), 20.01.<br />

(18.30 Uhr), 29.01. (19.30 Uhr), 03.02. (18.30<br />

Uhr), 13.02. (19.30 Uhr) und zum letzten Mal in<br />

dieser Spielzeit am 15.02. (19.30 Uhr)


06. 07 JUNGE OPER<br />

MIRIAM KONERT<br />

»KASPERLE-<br />

THEATER<br />

ZWISCHEN ZWEI<br />

BUCH DECKELN«<br />

Der Räuber Hotzenplotz an der Jungen Oper<br />

Nach über 50 Jahren ist die Popularität<br />

des Räuber Hotzenplotz von Otfried<br />

Preußler ungebrochen. Nun bringt die<br />

Junge Oper eine Kinderoper basierend<br />

auf dem beliebten Kinderbuch im Ballhof<br />

Zwei auf die Bühne.<br />

Sieben Messer hat er im Gürtel und eine geladene<br />

Schusswaffe. Der Räuber Hotzenplotz<br />

ist gefährlich, grob und großmäulig,<br />

und die Liste seiner Straftaten ist lang: Nicht<br />

nur Diebstahl, sondern auch Entführung und<br />

Kinderhandel gehen auf sein Konto. Das<br />

sind beileibe keine Kavaliersdelikte, trotzdem<br />

ist uns die Figur des Hotzenplotz sympathisch.<br />

Dumm ist er nicht und außerdem<br />

sehr gewissenhaft, er neigt in Ausübung<br />

seines Broterwerbs sogar zu beamtischer<br />

Akribie: Er »nahm es mit seinem Beruf sehr<br />

genau«, heißt es im Buch. »Spätestens um<br />

halb acht verließ er pünktlich die Räuberhöhle<br />

und ging an die Arbeit.« Die Weltverbesserer<br />

der 68er-Generation sahen sich<br />

sogleich veranlasst, dem Autor vorzuwerfen,<br />

er verharmlose Kriminalität als gesellschaftliches<br />

Problem und »vermurkse« die Kinder.<br />

Aus heutiger Sicht ist das absurd. Mittlerweile<br />

müssen wir unsere Kinder vor ganz<br />

anderen Einflüssen bewahren und empfinden<br />

es eher als tröstlich, dass eine harmlose<br />

Kasperlegeschichte, mit der wir selber (unbeschadet)<br />

aufgewachsen sind, seit einem<br />

halben Jahrhundert ungebrochen erfolgreich<br />

ist. Ganz abgesehen davon wäre es zu<br />

hoch gegriffen, bahnbrechende pädagogische<br />

Lehren aus diesem Buch ziehen zu<br />

wollen. Es handelt sich, wie Preußler selbst<br />

erklärte, um ein »Kasperletheater zwischen<br />

zwei Buchdeckeln«. Dass es dabei nicht immer<br />

politisch korrekt und bierernst zugeht,<br />

liegt in der Natur des Genres, das in der Tradition<br />

der commedia dell’arte steht, der italienischen<br />

Volkskomödie, die sich im 16.<br />

Jahrhundert aus den Jahrmarktstraditionen<br />

der Wandergruppen entwickelte. Der Rollencharakter<br />

jeder Figur war festgelegt, die<br />

Spieler improvisierten die Handlung im<br />

Rahmen ihrer »Maske«. Ebenso wie die Zuschauer<br />

damals, kennen die Kinder die<br />

Codes ihres Kasperletheaters und sind daher<br />

mit dem handelnden Personal des Räuber<br />

Hotzenplotz bestens vertraut: Kasperl ist<br />

schlau, Seppel ist dumm, gemeinsam mit der<br />

Großmutter und der Fee sind sie »die Guten«,<br />

Zauberer und Räuber sind »die Bösen«, und<br />

selbstverständlich sind sich die jungen Zu-


JUNGE OPER<br />

schauer darüber im Klaren, dass sie den<br />

Handlungsverlauf beeinflussen und mithelfen<br />

können, dass das Gute siegt.<br />

Mitwirkung, Improvisation und Spaß, das<br />

will das Kasperletheater, und das wollte<br />

auch der Autor, der dieses Genre bediente.<br />

Als Otfried Preußler den Räuber Hotzenplotz<br />

bei langen Spaziergängen in sein Aufnahmegerät<br />

diktierte, gelang ihm eines der<br />

wichtigsten und erfolgreichsten deutschen<br />

Kinderbücher überhaupt. Zwei Fortsetzungen<br />

schrieb er innerhalb kürzester Zeit,<br />

über siebeneinhalb Millionen Exemplare (64<br />

Auflagen) gingen bisher in 34 Sprachen<br />

über die Ladentische in aller Welt.<br />

Natürlich wird man der Geschichte vom<br />

Räuber Hotzenplotz nicht gerecht, wenn<br />

man ihr jede Moral abspricht. Sie wäre auch<br />

niemals so populär geworden, wenn nicht<br />

viele wertvolle Botschaften in ihr steckten.<br />

Auf die Darstellung sinnloser Gewalt verzichtet<br />

Preußler, außerdem entgeht Hotzenplotz<br />

seiner gerechten Strafe nicht. Es sind<br />

nicht der unfähige Wachtmeister Dimpflmoser<br />

oder andere Erwachsene, die den<br />

Gauner hinter Gitter bringen, sondern Kasperl<br />

und Seppel. Die Kinder also, die vermeintlichen<br />

Opfer, wehren sich. Gemeinsam<br />

sind sie stark, und mit der Hilfe der Kinder<br />

im Publikum befreien sie nicht nur sich<br />

selbst, sondern auch die gute Fee.<br />

Im vergangenen Jahr feierte der Räuber<br />

Hotzenplotz 50-jähriges Jubiläum. Am 13.<br />

Februar 1962 hatte Otfried Preußler sein<br />

Manuskript beim Verlag eingereicht, im August<br />

desselben Jahres erschien der erste<br />

Band. Preußler schrieb das Buch, um sich<br />

vom Krabat abzulenken, an dem er gerade<br />

eigentlich arbeitete. Er hatte sich an dieser<br />

düsteren Erzählung festgeschrieben, in der<br />

er seine Erfahrungen während der Kriegsgefangenschaft<br />

verarbeitete, und suchte<br />

dringend Ausgleich. Daher bot er dem Verlag<br />

»etwas Lustiges« an, unter anderem<br />

auch, um den vereinbarten Termin halten zu<br />

können. In nur 55 Tagen hatte er den ersten<br />

Band fertig gestellt und unterbrach seine<br />

Arbeit am Krabat noch zwei weitere Male,<br />

um den eifrigen Hotzenplotz–Lesern ihren<br />

Wunsch nach einer Fortsetzung zu erfüllen.<br />

Aber nicht nur die Bücher, sondern auch die<br />

zahlreichen Adaptionen des Räuber Hotzenplotz<br />

als Film, Bühnenstück, Puppentheater,<br />

Hörbuch und Hörspiel, sind allesamt Publikumsrenner.<br />

Viele der Übertragungen gelten<br />

mittlerweile schon als Klassiker, so etwa die<br />

Aufzeichnung der Augsburger Puppenkiste<br />

oder die erste Hörspielfassung aus dem Jahre<br />

1970. Die alten Langspielplatten erzielen<br />

heute hohe Sammlerpreise. Auch die erste<br />

Filmfassung von 1974 mit Gerd Fröbe als<br />

Hotzenplotz ist vielen noch lebhaft im Gedächtnis.<br />

Mittlerweile feierten schon die<br />

Nachfolgeversionen der Adaptionen große<br />

Erfolge. 2006 zitterten die Kinder im Kino<br />

vor Armin Rohde, der wiederum auch die<br />

neue Hörspielversion eingelesen hat, die<br />

2009 auf den Markt kam und nun anlässlich<br />

des Jubiläums vervollständigt wurde.<br />

Egal in welchem Genre: Musik gehörte beim<br />

Räuber Hotzenplotz immer schon dazu. Angefangen<br />

im Buch selbst, mit der Kaffeemühle<br />

der Großmutter, die »Alles neu macht<br />

der Mai« spielt, wenn man an der Kurbel<br />

dreht, über die Hits der Hörspielfassung, die<br />

heute Kultcharakter haben, bis hin zu sämtlichen<br />

Bühnenfassungen, bei denen keine<br />

auf Musik und Gesang verzichtet.<br />

Vielleicht hat man deshalb das Gefühl, man<br />

habe auch schon von einer Hotzenplotz-<br />

Oper gehört, wenngleich es diese tatsächlich<br />

erst seit 2006 gibt. Andreas N. Tarkmann<br />

hat die Kinderoper komponiert, zu<br />

einem Libretto von Jörg Schade. Tarkmann,<br />

der aus <strong>Hannover</strong> stammt, hat sich in den<br />

letzten Jahren vor allem mit Werken für Familienkonzerte,<br />

Bühnenmusik für Kinderstücke<br />

und Kinderopern einen Namen gemacht,<br />

darunter Didos Geheimnis, Na warte,<br />

sagte Schwarte und Post für den Tiger, um<br />

nur einige zu nennen. Räuber Hotzenplotz<br />

ist wie die Vorlage selbst ein ungezwungenes<br />

kindergerechtes Werk, das von eingängigen<br />

Melodien, von Witz und Spannung,<br />

aber auch von anrührenden Momenten lebt.<br />

Mitte Dezember begannen die Proben zu<br />

Räuber Hotzenplotz. Junge Sängerinnen und<br />

Sänger aus <strong>Hannover</strong>, die in Kooperation mit<br />

der Hochschule für Musik, Theater und Medien<br />

<strong>Hannover</strong> engagiert werden, bilden<br />

das Junge Oper-Ensemble und werden von<br />

erfahrenen Opernkollegen unterstützt.<br />

Regie führt Tobias Ribitzki, der an der Jungen<br />

Oper <strong>Hannover</strong> schon Freunde! und Der<br />

Teufel mit den drei goldenen Haaren inszenierte.<br />

Für Freunde! wurde er 2012 für den<br />

deutschen Theaterpreis DER FAUST in der<br />

Kategorie »Beste Regie Kinder- und Jugendtheater«<br />

nominiert.<br />

RÄUBER HOTZENPLOTZ<br />

Kinderoper nach dem Buch von Otfried Preußler<br />

Musik von Andreas N. Tarkmann<br />

Libretto von Jörg Schade<br />

ab 5 Jahren<br />

MUSIKALISCHE LEITUNG Benjamin Reiners INSZENIE-<br />

RUNG Tobias Ribitzki BÜHNE Pablo Mendizábal<br />

KOSTÜME Elvira Freind DRAMATURGIE Miriam Konert<br />

MUSIKTHEATERPÄDAGOGIK Tamara Schmidt<br />

RÄUBER HOTZENPLOTZ Nicolas Kröger PETROSILIUS<br />

ZWACKELMANN/DIMPFELMOSER Christoph Rosenbaum<br />

FEE AMARYLLIS Tiina Lönnmark/Stella Motina GROSS–<br />

MUTTER Anna Bineta Diouf KASPERL Michael Chacewicz<br />

SEPPEL Tivadar Kiss<br />

PREMIERE 3. Februar 2013, 15 Uhr, Ballhof Zwei<br />

WEITERE VORSTELLUNGEN 04., 05., 13., 14., 20., 21.,<br />

26.02., 04. und 11.03. jeweils um 10 Uhr; am 03.03.<br />

um 15 Uhr und am 10.03. um 16 Uhr<br />

Mit freundlicher Unterstützung


08. BALLETT<br />

09<br />

BRIGITTE KNÖSS<br />

KINDER IM WUNDERLAND<br />

Zur Bearbeitung von Jörg Mannes’ Alice im Wunderland für Kinder ab 5 Jahren<br />

Alice lädt jetzt auch die jüngsten Zuschauer<br />

ein, ihr ins Wunderland zu folgen: Mit Alice<br />

für Kinder schafft Jörg Mannes eine Version<br />

seines beliebten Balletts für ein Publikum<br />

ab fünf Jahren. Der Choreograph – selbst<br />

Vater eines 6jährigen Jungen – möchte<br />

auch die Kleinsten zum Staunen und Lachen<br />

bringen und zugleich ihr Interesse an<br />

Musik, Tanz und Theater fördern.<br />

Das Ballett der Staatsoper <strong>Hannover</strong> entwickelt<br />

seit Jahren spezielle Programme für<br />

ein junges Publikum. Schon Tradition haben<br />

unterschiedliche Angebote für Kinder<br />

und Jugendliche während der Oster-Tanz-<br />

Tage, und auch das jährliche Kinderfest in<br />

der Oper wäre ohne die »Specials« des Balletts<br />

undenkbar. Nach Cinderella – Aschenputtel<br />

kurz erzählt, dem Nussknacker für<br />

Kinder und dem Sommernachtstraum für<br />

Kinder setzt Jörg Mannes die Reihe seiner<br />

Ballettbearbeitungen für die Jüngsten jetzt<br />

fort mit Alice im Wunderland für Kinder.<br />

Brigitte Knöß Immer wieder hast du von<br />

deinen Balletten Versionen für Kinder erarbeitet.<br />

Dabei trägst du ihrer Sehweise und<br />

Konzentrationsfähigkeit Rechnung und beschreitest<br />

immer wieder neue Wege.<br />

Jörg Mannes Grundsätzlich ist es notwendig,<br />

die abendfüllenden Aufführungen auf<br />

etwa eine Stunde zu kürzen, ohne dass dabei<br />

der Sinnzusammenhang verloren geht.<br />

Zudem suche ich immer nach Möglichkeiten,<br />

die jüngsten Zuschauer unmittelbar<br />

anzusprechen, wobei die Vorgehensweise<br />

vom jeweiligen Stück abhängt. Wir haben<br />

schon mit Schauspielern als Erzähler zusammengearbeitet,<br />

aber besonders schön<br />

finde ich es immer, Kinder direkt an der<br />

Vorstellung zu beteiligen.<br />

Allerdings lässt es sich selten einrichten,<br />

die Kinder – sozusagen spontan nach der<br />

eigentlichen Aufführung – auf die Bühne zu<br />

holen und zum Mittanzen zu bewegen, wie<br />

wir das vor Jahren schon gemacht haben.<br />

Nach dem Sommernachtstraum für Kinder<br />

werden jetzt in Alice zum zweiten Mal 12<br />

bis 18jährige gemeinsam mit dem Ballettensemble<br />

auf der Bühne stehen.<br />

Knöß Wie findest du die Jugendlichen, die<br />

das können?<br />

Mannes Sich auf und hinter der Bühne zu<br />

bewegen, braucht Aufmerksamkeit. Respekt<br />

vor allen anderen Beteiligten und vor<br />

den äußeren Gegebenheiten ist unabdingbar.<br />

Es sind ja nicht nur die Tänzerinnen<br />

und Tänzer, die hier eine optimale Leistung<br />

bringen müssen, sondern auch die vielen<br />

Menschen im Hintergrund, ohne die keine<br />

Vorstellung stattfinden würde.<br />

Aus Erfahrung wissen wir, dass die Ballettschulen<br />

neben tänzerischen Kenntnissen<br />

auch eine gewisse Disziplin vermitteln, die<br />

in unserem Zusammenhang allen zu Gute<br />

kommt. Deshalb laden wir Ballettschüler<br />

aus <strong>Hannover</strong> zu einer Audition ein. Bei diesem<br />

Vortanzen kann ich nicht nur das motorische<br />

Potential sehen, sondern ich kann<br />

auch beurteilen, wie die Jugendlichen zusammen<br />

passen, welche Gruppen ich mit<br />

ihnen bilden kann. Etwa 30 Ballettschüler<br />

wähle ich dann aus.<br />

Knöß Studierst du mit diesem Ensemble<br />

dann eine fertige Choreographie ein?<br />

Mannes Mir ist es wichtig, dass da etwas<br />

Gemeinsames entsteht. In Alice gibt es zwei<br />

komische Gruppenszenen: Das Schwimmen<br />

im Tränensee und Der verrückte Wettlauf.<br />

Beide erlauben, dass man lustige Sachen<br />

erfindet. Aus dem, was sich die Jugendlichen<br />

dazu ausdenken, entsteht dann gemeinsam<br />

mit ihnen die Choreographie …<br />

Knöß … mit der sie dann »mitschwimmen«<br />

können.<br />

Mannes Ja, denn diese spezielle Choreo-


graphie muss ich schließlich mit meinen<br />

Tänzern mischen.<br />

Knöß Du wirst die jungen Tänzer also in gewissen<br />

Szenen ganz in dein Ensemble integrieren?<br />

Mannes Sie sollen dazu gehören, deshalb<br />

bekommen sie auch Maske und Kostüme.<br />

Letztere stammen zwar aus dem Theaterfundus,<br />

werden aber stilistisch dem Gesamtbild<br />

angeglichen.<br />

Knöß Mit Alice im Wunderland für Kinder<br />

bekommen die jüngsten Zuschauer tatsächlich<br />

ein ganz eigenes Stück gezeigt.<br />

Mannes Durch meinen Sohn weiß ich, wie<br />

anregend schon die ganz Kleinen Musik finden,<br />

und wie gerne sie tanzen. Ich hoffe,<br />

dass Alice im Wunderland für Kinder in dieser<br />

Hinsicht anregend wirkt. Sicher werden<br />

die Kinder aber auch einiges an Bildern<br />

mitnehmen können, selbst wenn sie die<br />

Geschichte nur teilweise oder gar nicht<br />

kennen. Vielleicht lesen die Erwachsenen<br />

ihnen im Anschluss Lewis Carrolls Buch vor,<br />

und sie können dann ihre Reise ins Wunderland<br />

alleine fortsetzen.<br />

ALICE IM WUNDERLAND FÜR KINDER<br />

Ballett von Jörg Mannes für Kinder ab 5 Jahren<br />

Nach Lewis Carroll<br />

Musik von Erik Satie und Antonín Dvořák<br />

»So nah war uns Violetta noch nie.«<br />

Opernwelt<br />

»Und das Publikum liegt ihr zu Füßen.«<br />

Die Deutsche Bühne<br />

CHOREOGRAPHIE Jörg Mannes BÜHNE Florian Parbs<br />

KOSTÜME Alexandra Pitz VIDEO Philipp Contag-Lada<br />

Ballett der Staatsoper <strong>Hannover</strong><br />

VORSTELLUNGEN 09.02.2013, 18 Uhr und 01.04.2013,<br />

18.30 Uhr<br />

LA TRAVIATA<br />

Oper von Giuseppe Verdi<br />

MUSIKALISCHE LEITUNG Gregor Bühl / Benjamin<br />

Reiners INSZENIERUNG Benedikt von Peter BÜHNE<br />

Katrin Wittig KOSTÜME Geraldine Arnold<br />

MIT Nicole Chevalier als Violetta Valéry<br />

WIEDERAUFNAHME 16.02.2013, 19.30 Uhr<br />

WEITERE VORSTELLUNGEN 02.03. (19.30 Uhr),<br />

10.03. (16 Uhr), 07.04. (18.30 Uhr), 20.04.<br />

(19.30 Uhr)


10. 11 OPER<br />

»DON CARLO« VON GIUSEPPE VERDI<br />

Ab Januar 2013 wieder im Programm<br />

Don Carlo träumt den Traum einer utopischen Liebe zu Elisabeth,<br />

Posa von der Freiheit Flanderns, und selbst der scheinbar gefühllos<br />

agierende König Philipp sehnt sich nach Liebe und menschlicher<br />

Wärme. »Ein großer Abend.« Der Tagesspiegel. »Mit dieser ›Don<br />

Carlo‹-Aufführung schiebt sich die hannoversche Staatsoper ganz<br />

weit nach vorn in der deutschen Opernlandschaft.« NDR Info<br />

MUSIKALISCHE LEITUNG Mark Rohde INSZENIERUNG Christof Nel BÜHNE Roland<br />

Aeschlimann KOSTÜME Ilse Welter CHOREINSTUDIERUNG Dan Ratiu<br />

FILIPPO II Shavleg Armasi DON CARLO Zurab Zurabishvili RODRIGO Stefan Adam<br />

DER GROSSINQUISITOR Per Bach Nissen ELISABETTA DI VALOIS Brigitte Hahn PRIN-<br />

ZESSIN EBOLI Monika Walerowicz<br />

WIEDERAUFNAHME am 18.01.2013, 19.30 Uhr WEITERE VORSTELLUNGEN am 24.01.<br />

und am 10.02.2013, jeweils 19.30 Uhr<br />

Chor der Staatsoper <strong>Hannover</strong> und Extrachor der Staatsoper <strong>Hannover</strong><br />

Niedersächsisches Staatsorchester <strong>Hannover</strong><br />

FESTLICHER OPERNABEND<br />

zu Don Carlo von Giuseppe Verdi<br />

In Verdis Don Carlo präsentiert die Staatsoper <strong>Hannover</strong> zwei international renommierte<br />

Sänger, in deren Repertoire die Werke Verdis einen besonderen Schwerpunkt bilden. Die<br />

Titelpartie singt der italienische Tenor Fabio Armiliato, der in Rollen wie Ernani, Otello,<br />

Manrico und Radames an den größten Opernhäusern der Welt gefeiert wird, unter anderem<br />

an der Mailänder Scala, der Wiener Staatsoper, der San Francisco Opera, der Chicago Lyric<br />

Opera, dem Royal Opera House Covent Garden in London und der Carnegie Hall in New York.<br />

In <strong>Hannover</strong> war er bereits 2009 als Pinkerton im Festlichen Opernabend zu Madame Butterfly<br />

zu Gast. Als Filippo begrüßen wir Roberto Scandiuzzi, der sich sowohl im italienischen<br />

Fach als auch mit den großen Basspartien im russischen und französischen Repertoire<br />

einen Namen als einer der bedeutendsten Bassisten unserer Zeit gemacht hat. Daneben<br />

widmet er sich auch engagiert der zeitgenössischen Musik.<br />

Fabio Armiliato<br />

DON CARLO<br />

Mit freundlicher Unterstützung<br />

Samstag, 2. Februar 2013, 19.30 Uhr<br />

Roberto Scandiuzzi


DAS KINDERFEST IN DER OPER<br />

Unter dem Motto »Es war einmal ...« steht das 15. Kinderfest<br />

in der Staatsoper <strong>Hannover</strong>. Im ersten Teil des Festes<br />

lernen alle gemeinsam mit Heini, dem kleinen Vampir,<br />

und dem Niedersächsischen Staatsorchester <strong>Hannover</strong> die<br />

Geschichte Babar, der kleine Elefant kennen. Im 2. Teil<br />

des Festes begegnen die kleinen und großen Besucher in<br />

den Foyers vielen Märchenfiguren – das ganze Opernhaus<br />

füllt sich mit Klängen, Gesängen und Tänzen des Märchenkosmos.<br />

Zwischen Kostümen und Masken können<br />

die jungen Besucher beim Basteln, Singen, Spielen und<br />

Tanzen selber aktiv werden.<br />

Sonntag, 27. Januar 2013, 11 Uhr und 16.30 Uhr<br />

Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Niedersächsischer<br />

Volks banken und Raiffeisenbanken, <strong>Hannover</strong>schen Volksbank,<br />

Klingenberg GmbH, Steppat Druck GmbH, Lutzmann Kerger &<br />

Traupe, idee. der creativmarkt, sam nok GmbH wohnkultur und Da<br />

Capo! Catering


12. 13 KONZERT<br />

SWANTJE KÖHNECKE<br />

ZWISCHEN ZAR, SOWJETUNION UND EUROPA<br />

Das niedersächsische Staatsorchester spielt Musik von Tschaikowsky, Chatschaturjan, Schostakowitsch und Tüür<br />

Volksmusik, Folklore, Folk – die Ursprünge der Musik in der überlieferten Tradition ist ein wichtiges<br />

Element der aktuellen Konzertsaison. Die beiden Sinfoniekonzerte im Januar und Februar<br />

2013 führen nach Osten: auf das Gebiet der früheren Sowjetunion, nach Estland, Armenien und<br />

natürlich Russland.<br />

Das Klavierkonzert von Aram Chatschaturjan<br />

und die 4. Sinfonie von Peter Tschaikowsky<br />

im Februar, das Konzert für Akkordeon und<br />

Orchester von Erkki-Sven Tüür und die 9.<br />

Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch im Januar<br />

– die Programme des 4. und 5. Sinfoniekonzerts<br />

führen uns auf eine weite Reise<br />

gen Osten: von der kleinen estnischen Ostsee-Insel<br />

Hiimaa – Geburtsort von Tüür –<br />

über die Metropolen St. Petersburg und<br />

Moskau bis in eine Kleinstadt kurz vor dem<br />

Ural, wo Tschaikowsky geboren wurde, und<br />

die Region südlich des Kaukasus, aus der<br />

Chatschaturjan stammt. 2.000 Kilometer<br />

Luftlinie von Tschaikowskys Geburtsort<br />

Wotkinsk in die Hauptstadt des Zarenreiches<br />

St. Petersburg, nur 100 Kilometer weniger<br />

aus dem georgischen Tiflis in die sowjetische<br />

Hauptstadt Moskau – das entspricht<br />

einer Fahrt von Flensburg nach Neapel, im<br />

russischen Riesenreich keine ungewöhnliche<br />

Entfernung.<br />

Auch historisch spannen die Werke einen<br />

weiten Bogen, vom zaristischen Russland<br />

über die Sowjetunion bis in die Gegenwart<br />

des unabhängigen Baltikums. Als ältestes<br />

Werk entstand Tschaikowskys 4. Sinfonie<br />

1877 und wurde am 10. Februar 1878 in<br />

Moskau uraufgeführt. Dass die Uraufführung<br />

in Moskau stattfand (obwohl der Komponist<br />

das Werk in Italien vollendet und es auf dem<br />

Postweg nach Russland geschickt hatte), ist<br />

kein Zufall, war Moskau doch Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts mit St. Petersburg als Zentrum<br />

des russischen Musiklebens mindestens<br />

gleichgezogen. Das Konzertleben erfuhr einen<br />

bedeutenden Aufschwung, 1825 eröffneten<br />

das Maly und das Bolschoi Theater.<br />

Auf Initiative Nikolai Rubinsteins, der auch<br />

die Uraufführung von Tschaikowskys 4. Sinfonie<br />

dirigierte, wurde 1860 die Moskauer<br />

Abteilung der Russischen Musikgesellschaft<br />

gegründet. In den regelmäßigen Sinfoniekonzerten<br />

der Gesellschaft wurde westeuropäisches<br />

Repertoire ebenso gespielt wie<br />

Werke von Balakirev, Borodin, Glinka, Cui,<br />

Rimski-Korsakow oder eben Tschaikowsky.<br />

Auch für westeuropäische Künstler wie Berlioz,<br />

Liszt, Clara und Robert Schumann oder<br />

Richard Wagner gehörte Moskau auf die<br />

Landkarte europäischer Gastspielorte. 1866<br />

eröffnete zudem mit dem Moskauer Konservatorium<br />

eine bedeutende musikalische<br />

Ausbildungsstätte, deren erster Direktor<br />

wiederum Nikolai Rubinstein wurde. Peter<br />

Tschaikowsky lehrte dort und ist als Begründer<br />

der Moskauer Komponistenschule<br />

in die Geschichtsbücher eingegangen. Zwei<br />

Generationen später studierte auch Aram<br />

Chatschaturjan am Moskauer Konservatorium,<br />

ebenso wie der Pianist Boris Berezovsky<br />

Ende der 1980er Jahre. Für Berezovsky, einer<br />

der arriviertesten russischen Pianisten<br />

unserer Tage und mit Chatschaturjans Klavierkonzert<br />

zu Gast im 5. Sinfoniekonzert,<br />

begann seine internationale Laufbahn paradoxer<br />

Weise ebenfalls in seiner Heimatstadt:<br />

mit dem Gewinn des Tschaikowsky-Wettbewerbs<br />

1990.<br />

Weitab der aufsteigenden Metropole, die<br />

nach der Oktoberrevolution St. Petersburg<br />

auch als Hauptstadt ablöste, am südlichen<br />

Rand des russischen Kaiserreiches wurde<br />

1903 Aram Chatschaturjan geboren. 20 Kilometer<br />

von der heutigen georgischen Hauptstadt<br />

Tiflis entfernt erblickte er das Licht der<br />

Welt, und die kulturelle Sphäre südlich des<br />

Kaukasus war prägend für sein kompositorisches<br />

Schaffen. Nachdem er mit 18 Jahren<br />

nach Moskau übersiedelt war, arbeitete er<br />

auch dort für das Haus der Armenischen<br />

Kultur und fühlte sich der Musikkultur seiner<br />

Heimat zeitlebens verbunden. Tiflis war seit<br />

Jahrhunderten das multikulturelle Zentrum<br />

Transkaukasiens, der Region südlich des<br />

Kaukasus, gewesen, mit russischen, armenischen<br />

und türkischen Einflüssen. In der<br />

1922 gegründeten Sowjetunion wurde es<br />

zur Maxime, die Nationalkulturen der verschiedenen<br />

Völker der UdSSR auf einer »gemeinsamen<br />

Basis« zu entwickeln. Dennoch<br />

fand Chatschaturjan zu einem ganz individuellen<br />

Stil, den orientalische Einflüsse und<br />

armenische Folklore ebenso prägen wie die<br />

romantische russische Sinfonik.<br />

Drei Jahre jünger als Chatschaturjan war<br />

Dmitri Schostakowitsch, geboren in der<br />

Hauptstadt nahe der Ostsee, St. Petersburg.<br />

Beide erlebten als Jugendliche das untergehende<br />

Zarenreich, waren Zeitzeugen der<br />

Oktoberrevolution und der Herrschaft Lenins,<br />

der Schauprozesse und »Säuberungen«<br />

unter Stalin in den 1930er Jahren. Es folgte<br />

der »Große Vaterländische Krieg« (1941 bis<br />

1945), in dem die Sowjetunion über 20<br />

Millionen Tote zu beklagen hatte. Das System<br />

von Repression nach innen und Abgrenzung<br />

nach außen wurde fortgesetzt.<br />

Erst Stalins Tod 1953 markierte eine politische<br />

Wende: ab 1956 setzte unter der<br />

Regierung Chruschtschow das sogenannte


KONZERT<br />

»Tauwetter«, die »Entstalinisierung« von Politik<br />

und Gesellschaft ein.<br />

So unumstritten die Bedeutung Dmitri Schostakowitschs<br />

als größter russischer Sinfoniker<br />

des 20. Jahrhunderts ist – 15 Sinfonien<br />

hat er geschrieben, von 1926 bis 1971<br />

währte seine Auseinandersetzung mit dieser<br />

Gattung –, so umstritten ist jedoch das<br />

Verhältnis seines Schaffens zu dem Staat, in<br />

dem er lebte und dem er – im Gegensatz<br />

etwa zu den Exilanten Igor Strawinsky und<br />

Sergei Prokofjew – sein Leben lang die<br />

Treue hielt.<br />

In den 1920er Jahren gehörte er zum Kreis<br />

der avantgardistischen Kunstbewegung,<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg trat er jedoch<br />

als folgsamer Bürger des kommunistischen<br />

Regimes in Erscheinung: als Repräsentant<br />

der UdSSR bei internationalen Kongressen,<br />

als Deputierter der Obersten Sowjets, Träger<br />

des Lenin-Ordens und Stalin-Preises und bis<br />

zu seinem Tod als beherrschende Figur im<br />

sowjetischen Musikleben. Und doch sind in<br />

seiner staatstragenden Biographie immer<br />

wieder auch Kollisionen mit dem System<br />

auszumachen. So auch im Zusammenhang<br />

mit seiner 9. Sinfonie, die im Herbst 1945,<br />

ein halbes Jahr nach Kriegsende uraufgeführt<br />

wurde. Hatte Schostakowitsch zunächst<br />

die Erwartung geschürt, er werde<br />

eine Neunte in der Nachfolge Beethovens<br />

schreiben – mit Chor und Solisten, dem<br />

großen, heroischen Sieg über den Faschismus<br />

gewidmet –, wurde daraus ein knapp<br />

30-minütiges Leichtgewicht, nicht länger<br />

als nur die Kopfsätze der vorangegangenen<br />

Sinfonien Nr. 7 und 8. Doch auf den zweiten<br />

Blick erweist sich die scheinbar leichte,<br />

neo klassische Sinfonie als Werk voller harmonischer<br />

Brüche und überzeichneter Ironie,<br />

hinter deren Heiterkeit und Witz Abgründe<br />

schlummern.<br />

Der estnische Komponist Erkki-Sven Tüür,<br />

Jahrgang 1959, ist zwar in der Sowjetunion<br />

aufgewachsen, doch erst nach der politischen<br />

Wende und der Unabhängigkeit des<br />

estnischen Staates 1991 wurde er über die<br />

Grenzen seines Landes hinaus bekannt. So<br />

ist das jüngste Werk am wenigsten von russischer<br />

Musiktradition oder sowjetischer Kulturpolitik<br />

beeinflusst: Erkki-Sven Tüür versteht<br />

sich als europäischer Künstler mit estnischen<br />

Wurzeln. Dies verbindet ihn mit<br />

dem Dirigenten des 4. Sinfoniekonzertes,<br />

Olari Elts, der 1971 in der estnischen Hauptstadt<br />

Tallinn geboren wurde und das Akkordeon-Konzert<br />

Prophecy 2007 als Auftragswerk<br />

eines finnischen und eines französischen<br />

Orchesters in Turku uraufgeführt<br />

hat.<br />

So sind im 4. und 5. Sinfoniekonzert des<br />

Niedersächsischen Staatsorchesters <strong>Hannover</strong><br />

Werke und Künstler zwischen russischer<br />

und europäischer Tradition zu erleben, Musik<br />

zwischen Zarenreich, Sowjetunion und<br />

Europäischer Union.<br />

4. SINFONIEKONZERT<br />

JOHN ADAMS The Chairman Dances (1985)<br />

ERKKI-SVEN TÜÜR<br />

Prophecy für Akkordeon und Orchester (2007)<br />

FRANZ LISZT/JOHN ADAMS<br />

The Black Gondola (1882/1989)<br />

DMITRI SCHOSTAKOWITSCH<br />

Sinfonie Nr. 9 Es-Dur op. 70 (1944/45)<br />

DIRIGENT Olari Elts<br />

SOLIST Mika Väyrynen (Akkordeon)<br />

Sonntag, 13. Januar 2013, 17 Uhr<br />

Montag, 14. Januar 2013, 19.30 Uhr<br />

5. SINFONIEKONZERT<br />

ARAM CHATSCHATURJAN Klavierkonzert Des-Dur (1936)<br />

PETER I. TSCHAIKOWSKY Sinfonie Nr. 4 f-Moll op. 36<br />

(1877)<br />

DIRIGENT Ivan Repušić<br />

SOLIST Boris Berezovsky (Klavier)<br />

Sonntag, 17. Februar 2013, 17 Uhr<br />

Montag, 18. Februar 2013, 19.30 Uhr<br />

Kurzeinführungen jeweils 45 Min. vor Konzertbeginn<br />

Mit freundlicher Unterstützung<br />

LEGENDE ZUR LANDKARTE Insel Hiimaa (Estland): Geburtsort von Erkki-Sven Tüür (1959) Tallinn (Estland):<br />

Geburtsort des Dirigenten Olari Elts (1971) St. Petersburg (auch Petrograd, Leningrad): Geburtsort<br />

von Dmitri Schostakowitsch (1906) Moskau: Uraufführungsort der 4. Sinfonie von Peter I. Tschaikowsky<br />

(1878), des Klavierkonzertes von Aram Chatschaturjan (1937) und der 9. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch<br />

(1945), Geburtsort des Pianisten Boris Beresovsky (1969) Wotkinsk: Geburtsort Peter Tschaikowskys<br />

(1841) Tiflis: 20km entfernt liegt Kodschori, der Geburtsort von Aram Chatschaturjan (1903)


14.<br />

15 AUS DEN ABTEILUNGEN – SPEZIAL<br />

Blick auf die Beleuchterbrücke Tragrahmen der Bühnenpodien Blick aus der 4. Galerie auf die Bühne<br />

BEI »IN-TOLERANZ« – STILLSTAND<br />

Eva Harrison im Gespräch mit Rogé Roth über den Umbau im Opernhaus im Sommer 2012<br />

Je zwei Mitarbeiter der Maschinenabteilung<br />

befinden sich während einer Vorstellung auf<br />

dem Maschinenstand, von wo aus alle maschinell<br />

bewegten Bühnenumbauten, so genannte<br />

»Verwandlung«, per Computer gesteuert<br />

werden. Der erst kürzlich erfolgte<br />

Umbau in diesem Bereich steht nun, rund<br />

anderthalb Jahre nach Planungsbeginn, unmittelbar<br />

vor dem Abschluss. Ein guter Zeitpunkt,<br />

um Betriebsingenieur Rogé Roth, seit<br />

der Spielzeit 2010/11 Leiter der Maschinenabteilung<br />

der Staatsoper, zu befragen.<br />

Eva Harrison Während der Spielzeitpause<br />

im Sommer 2012 wurde die Steuerung der<br />

Bühnenmaschinerie komplett ausgetauscht.<br />

Warum war das notwendig, fand doch der<br />

letzte große Umbau der gesamten Bühnenmaschinerie<br />

erst Ende der 90er Jahre statt?<br />

Rogé Roth Die Anlage war gute 16 Jahre alt<br />

und funktionierte ganz ordentlich. Aber irgendwann<br />

sind uns die Ersatzteile ausgegangen.<br />

Die Firma konnte keine Teile mehr<br />

nachliefern, die Anlage wurde immer labiler<br />

und instabiler; daraus entstanden viele Störungen:<br />

Antriebe fielen aus, Prospektzüge<br />

und Bühnenpodien konnten nicht mehr fahren,<br />

und das vor allem meist nicht logisch<br />

erklärbar: Wir haben teilweise Fahrten 15<br />

Mal ausprobiert; 14 Mal passierte nichts,<br />

beim 15. Mal hat es dann plötzlich nicht<br />

mehr funktioniert. Wir konnten uns nicht<br />

mehr auf die Anlage verlassen und deshalb<br />

ist schließlich die Entscheidung gefallen, die<br />

Anlage auf einen aktuellen Stand zu bringen.<br />

Harrison Bis es zu dieser Entscheidung kam,<br />

musste die Abteilung noch eine ganze Weile<br />

mit den Gegebenheiten agieren. Was hieß<br />

das konkret? Machte es sich für das Publikum<br />

bemerkbar, wenn die Steuerung der<br />

Bühnenmaschinerie streikte?<br />

Roth Einige Ersatzteile waren tatsächlich<br />

nur noch via Ebay, zu bekommen: Mir fehlten<br />

zum Beispiel Netzwerkkomponenten,<br />

die Händler aus ihren Altbeständen angeboten<br />

hatten. Damit ging es noch eine Weile<br />

weiter, aber das konnte natürlich kein Dauerzustand<br />

bleiben. Darüber hinaus versuchen<br />

wir natürlich, für das Publikum alles<br />

»gewollt« aussehen zu lassen. So hatten wir<br />

für die gesamte letzte Spielzeit zusammen<br />

mit der künstlerischen Leitung »Havariepläne«<br />

für die verschiedenen Stücke ausgearbeitet.<br />

Als es aber bei einer Turandot-Vorstellung<br />

gleich zu Beginn einen Totalausfall<br />

gab, blieb uns nichts anderes übrig, als diese<br />

abzubrechen: Eingangs befindet sich das<br />

komplette Bühnenbild samt Chor in 5,50<br />

Meter Tiefe in der Unterbühne – für das Publikum<br />

zunächst nicht sichtbar – um dann<br />

von dort mit dem fahrbaren Bühnenboden<br />

nach oben gefahren zu werden und so gewissermaßen<br />

»von unten« aufzutreten. Während<br />

dieses Vorgangs fiel die Steuerung aus,<br />

so dass wir die Fahrt der Bühnenpodien aus<br />

Sicherheitsgründen anhalten mussten. Dadurch<br />

klaffte mitten auf der Bühne ein<br />

16x16 Meter großes Loch. Unter diesen Umständen<br />

konnte es niemand verantworten,<br />

die Sänger auf die Bühne zu schicken. So<br />

blieb keine andere Wahl, als die Vorstellung<br />

nicht stattfinden zu lassen. In einem solchen<br />

Fall machte sich die zunehmende Unzuverlässigkeit<br />

der Steuerung massiv bemerkbar.


AUS DEN ABTEILUNGEN – SPEZIAL<br />

Neue Steuerschränke für die Unterbühne Server der auf die 4. Galerie gehieft wird Punktzugwinde<br />

Harrison Trotzdem wird sich vielleicht so<br />

mancher fragen, wie es sein kann, dass die<br />

Steuerung, die in den Jahren 1996 bis 1999<br />

eingebaut wurde, schon nach nur fünfzehn<br />

Jahren komplett ausgetauscht werden muss?<br />

Roth Zum einen ist die Computertechnik<br />

nach so langer Zeit einfach nicht mehr auf<br />

dem aktuellsten Stand; auch ein Auto ist mit<br />

16 Jahren schon relativ betagt, und wenn<br />

dann die Teile ausbleiben, weil der Händler<br />

sagt, dass sie nicht mehr hergestellt werden,<br />

kommt man nicht mehr weit. Zum anderen<br />

darf es im Theater nie soweit kommen,<br />

dass auf der Bühne Gefahrensituationen<br />

entstehen. Da hat die Sicherheit der<br />

Mitarbeiter oberste Priorität. Mit der alten<br />

Steuerung konnten wir diese Sicherheit irgendwann<br />

nicht mehr gewährleisten.<br />

Harrison Was bedeutet es genau, wenn die<br />

Steuerung der Bühnenmaschinerie komplett<br />

ausgetauscht wird?<br />

Roth Wir haben hier im Opernhaus eine hydraulisch<br />

angetriebene Bühnenmaschinerie;<br />

das heißt es gibt in der Unterbühne einen<br />

großen Druck-Tank, der etwa 15.000 Liter<br />

Öl über Stahlrohre und Schläuche in die hydraulischen<br />

Antriebe leitet. Dieses Öl wird<br />

im passenden Moment in ein bestimmtes<br />

Ventil gepumpt, um eine bestimmte »Verwandlung«<br />

auszulösen. Die Elektronik, also<br />

gewissermaßen die Hardware der Anlage,<br />

die dies steuert, war nicht mehr zuverlässig.<br />

So sind beispielsweise Computer und Bedienpulte<br />

ausgetauscht und die Komponenten,<br />

die die hydraulische Anlage ansteuern,<br />

ersetzt worden.<br />

Harrison Gibt es Beeinträchtigungen im Zusammenspiel<br />

von neuer Hardware und alter<br />

Anlage?<br />

Roth Im Moment kämpfen wir genau mit<br />

diesen Schwierigkeiten. Die Anpassung der<br />

neuen Steuertechnik an die alte Ventilhydraulik<br />

ist nicht so ganz einfach: Die Prospektzüge<br />

haben ein unterschiedliches Fahrverhalten,<br />

wenn sie langsamer oder schneller<br />

fahren; ob sie beladen sind oder ohne<br />

zusätzliches Gewicht bewegt werden, und<br />

darüber hinaus müssen bestimmte Regeln<br />

eingehalten werden, die genau festlegen,<br />

wie so eine Anlage funktionieren muss.<br />

Wenn beispielsweise etwas außerhalb der<br />

Toleranz liegt, halten die Zugstangen an, um<br />

niemanden zu gefährden: Dies ist zum Beispiel<br />

der Fall, wenn ein besonders schweres<br />

Kulissenteil in mehrere Prospektzüge gehängt<br />

wird. Setzen sich diese Zugstangen in<br />

Bewegung, darf es zwischen den Zügen keine<br />

Abweichungen geben. Deshalb haben<br />

wir zur Zeit noch relativ viele Stillstände. In<br />

solchen Fällen gilt es herauszufinden, wo<br />

der Fehler liegt. Das wird in einer Log-Datei<br />

aufgeschrieben, der man entnehmen kann,<br />

was die Fehlermeldung ausgelöst hat und<br />

wo man nachjustieren muss. Mit solchen<br />

Vorgängen haben wir uns in den Wochen<br />

direkt nach dem Umbau sehr intensiv auseinandergesetzt,<br />

so dass es allmählich weniger<br />

Fehlermeldungen gibt.<br />

Harrison Wer hat den Austausch der Bühnenmaschinerie<br />

vorgenommen?<br />

Roth Es gab eine öffentliche Ausschreibung,<br />

da die Vorschriften eine gewisse Form vorgeben:<br />

Zunächst hat ein Planungsbüro Ausschreibungsunterlagen<br />

entwickelt, in denen<br />

festgehalten wurde, was wir benötigen. Daraufhin<br />

haben verschiedene Firmen ein<br />

Ausführungsangebot erstellt. Diese Kostenpläne<br />

wurden ausgewertet, und die günstigste<br />

Firma hat schließlich den Zuschlag<br />

bekommen.<br />

Harrison Welche Vorlaufzeit hat dieser Umbau<br />

in Anspruch genommen?<br />

Roth Die Planung hat schon im Herbst 2011<br />

begonnen. Ende des Jahres konnte dann die<br />

Ausschreibung veröffentlicht werden; die<br />

Vergabe an die Firma erfolgte dann Anfang


16. 17 AUS DEN ABTEILUNGEN – SPEZIAL<br />

Unterbühne Gekappte Steuerkabel Prospektzüge<br />

2012, so dass diese bereits anfangen konnte,<br />

zu bauen. Im Opernhaus ging es dann im Juli<br />

2012 so richtig los. Die Übergabe war für<br />

Ende Oktober geplant; das meiste konnte bis<br />

dahin auch fertig gestellt werden. Allerdings<br />

wird an gewissen Kleinigkeiten noch immer<br />

gearbeitet. Dies geschieht vornehmlich in<br />

Nachtschichten, damit der laufende Betrieb<br />

gewährleistet bleibt.<br />

Harrison Hat sich in Hinsicht auf die ursprüngliche<br />

Ausstattung, zum Beispiel durch<br />

neuere computertechnische Möglichkeiten<br />

viel verändert?<br />

Roth In erster Linie war der Umbau eine<br />

Frage der Sicherheit. Aber darüber hinaus<br />

ermöglicht die neue Steuerung in Zukunft<br />

noch »schickere« Verwandlungen. Während<br />

der Umbauproben haben wir mit der neuen<br />

Steuerung die Möglichkeit, den Aufbau über<br />

funkgesteuerte Pulte von der Bühne aus einzurichten.<br />

Von dort aus hat man einen wesentlich<br />

besseren Überblick über eventuelle<br />

Gefahrenquellen als vom Maschinenstand,<br />

von wo aus wir bisher die Vorstellungen<br />

eingerichtet haben. Außerdem wurde zum<br />

Beispiel die Benutzeroberfläche an den<br />

Steuerungscomputern durch Touchscreens<br />

modernisiert. Wo vor dem Umbau zwei Industrierechner<br />

im Einsatz waren, stehen<br />

jetzt drei Computer mit der Bedienersoftware<br />

und den gespeicherten Verwandlungen<br />

aller Vorstellungen zur Verfügung,<br />

um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.<br />

Im Prinzip laufen immer zwei Rechner<br />

parallel, wobei ein Rechner den anderen<br />

überwacht und im Falle eines Ausfalls<br />

übernehmen kann. Um weiterhin »im sicheren<br />

Zustand« zu bleiben, würde bei<br />

einem solchen Ausfall der dritte Rechner die<br />

Funktion des fehlenden ausführen.<br />

Harrison Verwandlungen in Neuproduktionen<br />

werden entsprechend in den neuen<br />

Rechnern gespeichert. Wie verhält es sich<br />

aber mit älteren Vorstellungen, die noch auf<br />

den alten Rechnern eingerichtet wurden,<br />

und nun auf den neuen abgespielt werden?<br />

Roth Wir mussten beim Umprogrammieren<br />

bestehender Verwandlungen feststellen,<br />

dass sich gewisse Differenzen ergeben: Bei<br />

der Eingabe bestehender Werte wie Geschwindigkeit,<br />

Fahrtzeit und Fahrweg,<br />

Start- und Bremsrampe der Prospektzüge ergaben<br />

sich plötzlich Abweichungen in Fahrzeit<br />

und Geschwindigkeit. Um also böse<br />

Überraschungen zu vermeiden, müssen wir<br />

nun bei jeder Wiederaufnahme einer alten<br />

Vorstellung alle Verwandlungen vorher ausprobieren<br />

und gegebenenfalls nachjustieren.<br />

Gerade bei Vorstellungen wie My Fair<br />

Lady, in der viele Podien fahren – und zum<br />

Teil 18 Tonnen schwere Kulissenteile mit<br />

dem Bühnenboden nach oben und unten<br />

bewegt werden – müssen da entsprechend<br />

Zeiten eingeplant werden. Da speziell in<br />

diesem Stück viele Veränderungen im Bühnenbild<br />

im Einklang mit der Musik passieren,<br />

müssen wir die Probefahrten in Echtzeit<br />

zur Musik umprogrammieren. Bis zur Wiederaufnahme<br />

Anfang März bleibt also noch<br />

einiges zu tun.<br />

Nach einer Ausbildung zum Radio- und<br />

Fernsehtechniker hat Rogé Roth in Berlin<br />

Theater- und Veranstaltungstechnik studiert.<br />

Von dort aus ging er als Assistent des<br />

Technischen Direktors ins Schauspielhaus<br />

Frankfurt. Nach Stationen als Leiter der Maschinentechnik<br />

im Musicalhaus in Offenbach<br />

ging es über Stuttgart als Technischer<br />

Leiter an das Theater Hildesheim, wo er bereits<br />

die Umstellung von manuell bewegter<br />

Bühnenmaschinerie auf eine elektrisch angetriebene<br />

Bühnenmaschinerie begleitet<br />

hat. In der Spielzeit 2010/11 kam er schließlich<br />

als Leiter der Maschinenabteilung an<br />

die Staatsoper <strong>Hannover</strong>.


EINFACH ÜBERIRDISCH!<br />

OPE RN BALL<br />

22. UND 23. FEBRUAR 2013<br />

Zwischen funkelnden Sternen und geheimnisvollen schwarzen Löchern<br />

verwandelt sich das Opernhaus wieder in einen leuchtenden hauses. Freuen Sie sich außerdem auf den Beatjazzer Onyx Ashanti,<br />

Angebot aus der Küche von »Da Capo!«, dem Caterer des Opern-<br />

Tanzpalast. Unter dem Motto »einfach überirdisch!« macht sich das Ladypower mit der virtuosen Geigerin Ava Asante, der Thereminspielerin<br />

Carolina Eyck und dem Saxophonquartett »sistergold« so-<br />

Raumschiff Staatsoper mit Überlichtgeschwindigkeit auf zu fernen<br />

Welten, in denen sich Vergangenheit und Zukunft berühren. Der wie weiteren überraschenden Programmpunkten. Als Mitternachtshighlight<br />

sind dieses Jahr die KGB Clowns zu Gast, die seit Jahren<br />

Opernball 2013 präsentiert Solisten aus dem Ensemble der Staatsoper<br />

sowie das Niedersächsische Staatsorchester <strong>Hannover</strong> unter der zu den Comedy-Stars der internationalen Varietészene zählen.<br />

Leitung von Mark Rohde, erneut das Björn Vüllgraf Orchestra und ab<br />

1.15 Uhr die Band Lounge Society im großen Saal. Wieder dabei Mit freundlicher Unterstützung<br />

sind auch 80 Debütantinnen und Debütanten der Tanzschule Bothe,<br />

DJ Spax in der Laves-Disco sowie das phantasievolle kulinarische


18. 19 KANTINENPLAUSCH<br />

DOROTHEE HARPAIN<br />

ES WAR WIE EIN SCHLAG AUS HEITEREM HIMMEL …<br />

Mit dem Bassisten Per Bach Nissen<br />

»Singen hat viel mit Kochen gemeinsam«,<br />

meint der dänische Bass Per Bach Nissen. Er<br />

muss es wissen, schließlich absolvierte der<br />

Opernsänger zunächst eine Kochausbildung<br />

und durfte als Küchenchef einige Jahre lang<br />

jeden Abend mehrere hundert Leute im<br />

»Stars Restaurant« in San Francisco bekochen.<br />

»Jeden Tag mussten wir uns ein neues<br />

Menü ausdenken. Es ist wie bei einer Vorstellung<br />

im Opernhaus – man spielt immer<br />

wieder die gleiche Figur, es darf aber nicht<br />

das Gleiche sein. Man muss es immer wieder<br />

neu erfinden. Und du hast nur eine<br />

Chance, genauso wie beim Kochen.«<br />

In seiner Jugend konnte sich Per Bach Nissen<br />

nur wenig für klassische Musik begeistern,<br />

viel lieber widmete er sich ganz seiner<br />

Leidenschaft fürs Kochen. Erst in San<br />

Francisco spricht ihn ein befreundeter Musiker<br />

an: »Mensch Per, wenn du lachst, hast<br />

du so eine unglaubliche Resonanz in der<br />

Stimme, hast du schonmal Gesangsunterricht<br />

gehabt?« »Ich? Ich kann doch nicht singen!«<br />

Doch gleich nach der ersten Unterrichtsstunde<br />

steht für ihn fest: Er will<br />

Opernsänger werden. »Da war ich aber auch<br />

schon Mitte zwanzig. Trotzdem gab es für<br />

mich überhaupt kein Zweifeln oder Zögern.<br />

Es war einfach wie ein Schlag aus heiterem<br />

Himmel…« Er kündigt seinen Job als Küchenchef<br />

in San Francisco, kauft ein kleines<br />

Bistro in Kopenhagen und nimmt – »so ganz<br />

nebenbei« – zwei Jahre lang Gesangs-, Theorie-<br />

und Klavierunterricht. Nach erfolgreichem<br />

Vorsingen studiert er Gesang am<br />

Royal Welsh College of Music in Cardiff. »Das<br />

Studium war sehr intensiv, wir haben auch<br />

viel szenisch gearbeitet.« Als Don Alfonso in<br />

Così fan tutte – seiner ersten Partie – tourt<br />

Bach Nissen mit der Opera School of Wales<br />

durch England. »Mein Motto war immer<br />

›learning by doing‹. Und es hat auch seine<br />

Vorteile, wenn man als Erwachsener studiert<br />

– man weiß, was wichtig ist und sucht<br />

sich zielgerichtet das aus, was man braucht.«<br />

Es folgt ein Aufbaustudium am Trinity College<br />

of Music in London und ein erstes Engagement<br />

im Chor des Royal Opera House<br />

Covent Garden. Nach weiteren Kursen und<br />

Studien reift in ihm der Plan, erneut auszuwandern,<br />

denn »wo geht man hin, wenn<br />

man Opernsänger werden will? Nach<br />

Deutschland! Hier gibt es tolle Möglichkeiten,<br />

sich als Sänger auszuprobieren und<br />

– es gibt Festverträge.« Die ersten Engagements<br />

am Theater Vorpommern und am<br />

<strong>Staatstheater</strong> in Schwerin sind anstrengend,<br />

CAESAR'S SALAD*<br />

»Schnell gemacht, schmeckt traumhaft!« Per Bach Nissen<br />

aber auch lehrreich. Per Bach Nissen singt<br />

unter anderem Partien wie Sarastro, Colline<br />

in La Bohème, Hagen, Ferrando in Der Troubadour<br />

oder Seneca in Die Krönung der<br />

Poppea. »Das Schöne am Gesangsfach des<br />

Basses ist, dass die Partien alle sehr unterschiedlich<br />

sind, mal dramatischer, mal virtuos<br />

mit vielen Koloraturen. Ich mag komische<br />

Rollen wie Osmin oder Van Bett in Zar und<br />

Zimmermann, aber auch die Basspartien,<br />

die Bösewichte sind, wie zum Beispiel Boris<br />

in Schostakowitschs Lady Macbeth von<br />

Mzensk.«<br />

In dieser Rolle debütierte Per Bach Nissen<br />

diese Spielzeit an der Staatsoper <strong>Hannover</strong><br />

und sie bescherte ihm einige graue Haare:<br />

»Am Anfang habe ich mir es nicht wirklich<br />

zugetraut, denn die Partie des Boris in Lady<br />

Macbeth von Mzensk liegt sehr hoch und ist<br />

sehr anspruchsvoll. Außerdem konnte ich<br />

kein Wort Russisch.« Da ist ihm das deutschsprachige<br />

Repertoire schon lieber, besonders<br />

das Wagnerfach – König Heinrich, König<br />

Marke, Daland – würde ihn in Zukunft<br />

reizen. Und das Kochen? Nun, Singen und<br />

Kochen kann man ja auch praktisch miteinander<br />

verbinden, beispielsweise bei kulinarischen<br />

Opernabenden.<br />

1 Kopf Romana-Salat, 75 ml Olivenöl, 3 Teelöffel Zitronensaft, Salz, Pfeffer aus der Mühle, 1 hartgekochtes<br />

Ei, 2 Anchovifilets, 100g Parmesan am Stück, 1 Knoblauchzehe, 1 Tasse Toastbrotwürfel, etwas Dijon-Senf<br />

etwas Butter oder Olivenöl<br />

Knoblauchzehe zerdrücken, in Butter oder Öl dünsten und die Brotwürfel darin leicht braun anbraten. Salat<br />

waschen, schleudern, trocken tupfen und in kleine Stücke reißen. Olivenöl mit Zitronensaft, Salz und Pfeffer,<br />

zerbröckeltem Käse, Senf, Anchovis und kleingehacktem Ei mischen, mit einem Stab pürieren und als Dressing<br />

in die große Schale mit den Salatblättern geben. Alles auf einem Teller anrichten und zuletzt die Knoblauchcroutons<br />

und etwas Parmesan dazugeben.<br />

*Parmesan, Olivenöl, Romana-Salat – die italienischen Wurzeln des Caesar-Salad sind unverkennbar. Namensgeber<br />

ist Caesar Cardini, ein Restaurantbesitzer im mexikanischen Tijuana, der das Gericht zu Prohibitionszeiten<br />

angeblich aus Resten kreierte – die US-amerikanische Kundschaft hatte sein Lokal gestürmt und<br />

sozusagen »leer« gegessen.


ORCHESTER<br />

HANNAH LOGES<br />

REINGEHÖRT<br />

Mit der stellvertretenden Solocellistin Christine Balke<br />

»Das Schönste am Auftritt ist der Moment<br />

davor. Der Gang zur Bühne, wenn man noch<br />

alles vor sich hat und noch keinen falschen<br />

Ton gespielt hat«, schwärmt die Cellistin<br />

Christine Balke augenzwinkernd.<br />

Ihre Eltern waren Opernchorsänger und<br />

führten die drei Kinder früh an Instrumente<br />

heran. So begann Christine Balke im Alter<br />

von sieben Jahren mit Cello- und Klavierunterricht.<br />

Nach dem Schulabschluss fing sie in<br />

ihrer Heimatstadt Stuttgart mit dem Cellostudium<br />

an. Schon während ihres Studiums<br />

sammelte sie im Orchester des <strong>Staatstheater</strong>s<br />

Stuttgart Erfahrungen als Aushilfe. Sie<br />

schrieb sich an der Kölner Musikhochschule<br />

bei Boris Pergamenschikow ein, um von diesem<br />

renommierten Cellisten weitere künstlerische<br />

Anregungen zu erhalten. Mithilfe<br />

des Stipendiums des Deutschen Akademischen<br />

Austauschdienstes studierte sie für<br />

ein Jahr bei Janos Starker in Bloomington<br />

(USA). 1989 wechselte sie ein weiteres Mal,<br />

an die Musikhochschule Hamburg, wo sie ihr<br />

Konzertexamen mit Auszeichnung ablegte.<br />

Auf die Frage, wie sie in das Staatsorchester<br />

<strong>Hannover</strong> kam, berichtet Christine Balke,<br />

dass sie sich Ende 1992 für ein Probespiel<br />

in <strong>Hannover</strong> beworben habe. Es folgten drei<br />

Proberunden. Sie schmunzelt und verrät,<br />

dass ihr in der dritten Proberunde ein Malheur<br />

passiert sei, wovon die Kollegen heute<br />

noch sprechen: Sie bekam die Noten für ein<br />

Stück, das sie vorspielen sollte, vom Orchester<br />

falsch zusammen geklebt, sodass sie es<br />

unwissend in einer falschen Reihenfolge<br />

spielte. Am Ende brach das Auditorium in<br />

Lachen aus. Nichtsdestotrotz wurde Christine<br />

Balke 1993 als stellvertretende Solocellistin<br />

engagiert.<br />

In dieser Spielzeit war sie bei den beiden<br />

Weihnachtskonzerten in Herrenhausen auch<br />

solistisch zu hören, mit Vivaldis Cellokonzert<br />

a-Moll. Außerdem tritt sie mit einem Klaviertrio<br />

und dem Klarinettisten Till Renner<br />

am 10. Februar 2013 im Kanapee auf.<br />

Sie erinnert sich gerne daran, wie sie während<br />

ihrer Studienzeit auf dem Schiff »Cap<br />

San Diego« oder in Luzern auf einer alten<br />

Holzbrücke Cello gespielt hat. Dort würde<br />

sie gerne noch einmal auftreten.<br />

Neben der Musik hat die Cellistin sehr vielseitige<br />

Freizeitbeschäftigungen, zu denen<br />

neben dem Singen und Malen das Schreiben<br />

von Fantasie-, Kinder- und Jugendgeschichten<br />

zählt. Außerdem richtet sie gerne<br />

ihre Wohnung mit schrillen und fantasievollen<br />

Details ein. Das Wichtigste ist und<br />

bleibt jedoch die Musik. »Für mich ist es<br />

wichtig auf der Bühne stehen zu können<br />

und mich künstlerisch auszudrücken«, so<br />

Christine Balke. Dabei liebt sie besonders<br />

ungewöhnliche Stücke und solche, in denen<br />

der Spaß an der Virtuosität deutlich<br />

wird.<br />

EMPFEHLUNGEN<br />

Loreena McKennitt<br />

Tracy Chapman, Elektra, 1988<br />

Reiki, Hands of Light, Deuter, 1998


20 FUNDUS<br />

HANNOPERANER UNTERWEGS<br />

Ensemblemitglieder gastieren<br />

Innerhalb Deutschlands, aber auch im Ausland waren Sängerinnen und Sänger des Opernensembles<br />

in den Herbst- und Wintermonaten unterwegs: Im November gastierte Shavleg<br />

Armasi als Philipp II. in Don Carlo am Theater Magdeburg, während Philipp Heo zwischen<br />

Oktober und Januar als Fenton in Falstaff am Deutschen Nationaltheater Weimar auf der<br />

Bühne stand und im Januar beim Weimarer Opernball mitwirkte. In den Süden zog es dagegen<br />

Bassist Michael Dries, der in der konzertanten Aufführung von Richard Wagners Das<br />

Liebesnest im Januar auf der Bühne des Prinzenregenten Theater München stand. Sopranistin<br />

Dorothea Maria Marx sang zwischen November und Januar in vier Vorstellungen die<br />

Königin der Nacht am <strong>Staatstheater</strong> Oldenburg und Mezzosopranistin Khatuna Mikaberidze<br />

wirkte mit in der Operngala Viva L’Opera/Cavalleria Rustica beim Festival MúsicaMallorca im<br />

Teatre Principal de Palma. In seine ungarische Heimat reiste Tivadar Kiss im November und<br />

übernahm an der Oper Budapest verschiede Partien. Im November sang Bariton Stefan Adam<br />

beim 3. Sinfoniekonzert Johannes Brahms’ Requiem »Vier ernste Gesänge« und »Ein deutsches<br />

Requiem« im Theater Hagen.<br />

Auch die Kapellmeister dirigierten auswärts: Mark Rohde leitete Silvester die Belcanto<br />

Opern-Gala mit der Bohuslav Martinů Philharmonie in der Musik- und Kongresshalle Lübeck.<br />

Benjamin Reiners war als Konzertdirigent zu Gast in Nürnberg: Im Rahmen der Reihe<br />

»Rathauskonzert« leitete er im Dezember vier Adventskonzerte.<br />

Das Ballett der Staatsoper <strong>Hannover</strong> gastierte mit Jörg Mannes’ Gefährliche Liebschaften im<br />

Januar in der Opéra de Rouen Haute-Normandie.<br />

Last but not least feierte Martin G. Bergers Inszenierung Galathea bleibt. im November erfolgreich<br />

Premiere in Berlin. Am 15. und 16. Februar steht der Musical-Monolog mit Julia<br />

Klotz als Nachwandler spezial auf dem Programm der Oper <strong>Hannover</strong>.<br />

KOREA ZU GAST<br />

Abschlusskonzert der Yonsei-Universität Seoul<br />

Im Januar sind bereits zum vierten Mal zehn<br />

Gesangstudenten der Yonsei-Universität aus<br />

Seoul (Südkorea) zu Gast an der Staatsoper<br />

<strong>Hannover</strong>, um drei Wochen lang den Betrieb<br />

an einem großen deutschen Opernhaus mitzuerleben<br />

und Gesangsstunden, Sprachcoaching<br />

und szenischen Unterricht von Ensemblemitgliedern<br />

zu erhalten. Abgerundet<br />

wird das Programm durch ausgewählte Vorstellungsbesuche,<br />

einem Ausflug nach Berlin<br />

und einem großen Abschlusskonzert am<br />

9. Februar um 15 Uhr im Ballhof Zwei. Hier<br />

präsentieren die Stipendiaten ihr erarbeitetes<br />

Programm und wie in den vergangenen<br />

Jahren wird am Ende aus den zehn Studenten<br />

einer ausgewählt, der in der kommenden<br />

Spielzeit das Ensemble der Jungen<br />

Oper für ein Jahr bereichern wird.<br />

Untergebracht sind die zehn Studenten bei<br />

Gasteltern aus <strong>Hannover</strong>, wo sie wie im vergangenen<br />

Jahr sicherlich wieder eine<br />

freundschaftliche und familiäre Aufnahme<br />

finden.<br />

OPERNRÄTSEL<br />

Eine politische Oper wird in diesem Rätsel gesucht: Ihr Titelheld ist<br />

schwedischer Diplomat und landet nach Stationen in den USA, Südafrika<br />

und Israel in Ungarn, wo er im Zweiten Weltkrieg mit Hilfe<br />

schwedischer Schutzpässe tausende Menschen gerettet hat. Nach<br />

Kriegsende gerät er selbst ins Visier des sowjetischen Geheimdienstes,<br />

und seine Spur verliert sich in Moskau. Bis heute ist unklar,<br />

wann und wo er gestorben ist. Aus solchen Lebensgeschichten<br />

werden Helden gemacht: 1981 ernannte ihn Ronald Reagan zum<br />

amerikanischen Ehrenbürger, Anfang des 21. Jahrhunderts kam seine<br />

Geschichte gleich in zwei verschiedenen Werken auf die Opernbühne.<br />

Unser Komponist, dem Sie auch an anderer Stelle dieser seitenbühne<br />

begegnen, wurde auf einer Ostsee-Insel geboren. Er<br />

begann als Rockmusiker, beeinflusst von Mike Oldfield, Frank Zappa<br />

und Genesis, und wechselte erst später in den klassischen Bereich.<br />

Der Librettist seiner einzigen Oper ist ein deutscher Dramatiker, von<br />

dem mehrere Werke am Schauspiel <strong>Hannover</strong> uraufgeführt wurden.<br />

Die Uraufführung der gesuchten Oper war nicht besonders erfolgreich,<br />

positiver wurde erst die dritte Produktion vor gar nicht langer<br />

Zeit in der badischen Fächerstadt aufgenommen, übrigens mit einem<br />

ehemaligen hannoverschen Bass in der Titelpartie.<br />

Unsere Frage:<br />

Wie heißt die gesuchte Oper, wer sind Komponist und Librettist?<br />

Ihre Antwort schicken Sie bis 08.02.13 per Postkarte an die Staatsoper<br />

<strong>Hannover</strong> . Öffentlichkeitsarbeit . Opernplatz 1 . 30159 <strong>Hannover</strong>,<br />

oder per Email an presse-oper@staatstheater-hannover.de<br />

Vergessen Sie nicht Ihren Absender und Ihre Adresse! Unter allen<br />

richtigen Einsendungen verlosen wir 5 x 2 Karten für die Aufführung<br />

von Orest am 14.02.13 um 19.30 Uhr.<br />

In der seitenbühne 03/04.2012 wurde die Peking-Oper mit den vier Metiers<br />

Sheng, Dan, Jing und Chou gesucht.


IMPRESSUM HERAUSGEBER Niedersächsische <strong>Staatstheater</strong> <strong>Hannover</strong> GmbH, Staatsoper <strong>Hannover</strong>, Opernplatz 1, 30159 <strong>Hannover</strong> INTENDANT Dr. Michael Klügl<br />

REDAKTION Andrea Bartsch TEXTE Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit, Musiktheaterpädagogik TYPOGRAFISCHES KONZEPT María José Aquilanti, Birgit Schmidt GESTALTERISCHE<br />

UMSET ZUNG Birgit Schmidt DRUCK Steppat Druck FOTOS Gert Weigelt (Titel, 5, 8), Thomas M. Jauk (2–3, 9, 18), Dietlind Konold (4 oben) Sarah-Katharina Karl (4 unten),<br />

Elvira Freind (6–7) Jörg Landsberg (10 oben), Kunst-AG der Grundschule Groß-Buchholzer-Kirchweg (11), Rogé Roth (14–16), gettyimages (17), Ralf Töpsch (19) und privat<br />

(1, 10 unten) TITELBILD Sissi, Cássia Lopes.


seitenbühne . Januar / Februar 2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!