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IV. MUSIK - J.A. Stargardt

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<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong>


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

626 ABRAHAM, Paul, 1892 – 1960. E. musikal. Albumblatt m. U. Budapest 29.V.1933. 1 S.<br />

quer-folio. Leicht gebräunt. (200.—)<br />

Fünftaktiges Notenzitat aus seiner Operette „Viktoria und Ihr Husar“, bezeichnet „Langsam“, mit dem<br />

unterlegten Text „Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände“.<br />

Die Operette war am 21. Februar 1930 in Budapest uraufgeführt worden.<br />

627 ALBERT, Eugen d’, 1864 – 1932. Eigenh. Musikmanuskript mit Namen im Titel. Am<br />

Schluss datiert „Obersasbach 25 Aug. 1922“. Titel, Verzeichnis der Personen und der Instrumente<br />

sowie 398 S. großes Hochformat, 26-zeilig. In 2 Halbleder- bzw. Halbleinenbänden (kleine<br />

Defekte) mit Signaturschildchen des Staatsarchivs Leipzig. Stellenweise ein wenig fleckig, 6<br />

Seiten feuchtfleckig. (5.000.—)<br />

„Mareike von Nymwegen / Legendenspiel in drei Akten mit einem Vorspiel und einem Nachspiel /<br />

von / Herbert Alberti / Musik von / Eugen d’Albert / Orchesterpartitur“. – Vollständige Partitur des am<br />

31.X.1923 im Stadttheater Hamburg uraufgeführten Bühnenwerkes.<br />

Reinschrift mit einigen Korrekturen, vier eingehängten Korrekturblättern sowie drei eingeklebten Korrekturstreifen.<br />

Die Musik ist mit Bleistift, die Gesangstexte und das Übrige sind mit Tinte geschrieben.<br />

Die Partitur befand sich als Teil des Archivs des Musikverlags Sikorski im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig<br />

(Signaturen 54 und 55) und wurde 2012 an die Eigentümer zurückgegeben.<br />

628 — E. musikal. Albumblatt m. U. Breslau 2.II.1913. 2 ⁄3 S. gr.-4 o . Mit Briefkopf „Savoy-<br />

Hotel“. Kleine Einrisse, Montagereste am linken und rechten Rand. (120.—)<br />

Dreitaktiges Notenzitat aus seiner Oper „Tiefland“.<br />

629 ALKAN, Charles Valentin, eigentlich Charles Valentin Morhange, 1813 – 1888. E. Schriftstück<br />

mit Namenszug am Kopf. O. O. u. D. (1844). 3 1 ⁄2 S. gr.-8 o . (500.—)<br />

Eigenhändiges Werkverzeichnis: „12 caprices / pour piano / en 4 livres / Paris chez Richault /<br />

Publiés vers l’an 1835 // Les mois / publiés en 4 livres chez le même / vers l’an 1836 ou 37 // 3 Grandes /<br />

Etudes / pour les deux mains séparées et réunies publiés en 3 cahiers chez le même, vers l’année 1839 ou<br />

40 // deux fugues (Jean qui pleure et qui rit) idem ... // variation sur un air de l’elisire d’amore idem ...<br />

// Finale à 4 mains idem ... / 1841 ou 42 // Sonate pour piano et violon chez Richault // Bureaux de la<br />

France musicale / année 1844 // air de ballet dans le style ancien // Saltarelle / nocturne / alleluia / Londres<br />

chez Cocks, / vers 1837 ou 38 // 2ond concerto / da camera // Rondo chromatique // menuet de la symphonie<br />

en sol mineur de mozart / Publié chez Richault / 1843 ...“<br />

Sehr selten.<br />

630* — E. Br. m. U. „Chateau de la Guérinière par Herbault“ o.D. Mit Siegelspur (Adresse<br />

abgeschnitten). Etwas gebräunt. (250.—)<br />

An seinen Freund Dautan, der ihn eingeladen hatte. „... ce billet vous arrive de 50 lieus seulement ...<br />

C’est vous dire que j’aurai de la peine à concilier pour cette fois mon plaisir avec mon occupation ...“<br />

300


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

Nr. 627 Eugen d’Albert<br />

301


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

631 ANDRÉ, Johann, Komponist und Musikverleger, 1775 – 1842. E. Br. m. U. Offenbach<br />

18.XI.1824. 1 S. gr.-4 o . Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Leicht gebräunt, kleiner Ausschnitt<br />

durch Öffnen des Siegels. (350.—)<br />

An Herrn Lopius von der Expedition des „Allgemeinen Anzeigers der Deutschen“ in Gotha, dem er die<br />

Begleichung einer Schuld bis zum Jahresende zusagt und den er bittet, ihm fehlende „Monate und 1 ⁄2 Register“<br />

der Jahre 1814 bis 1820 zu liefern.<br />

„... Ferner, könnte ich für die Folge den allg. Anzeiger im Tausch gegen Werke meines Verlags beziehen?<br />

Meine Bibliothek kostete mich so schon so viel, und ich halte ihn mehr dafür, als zum täglichen Durchlesen<br />

(indem ich dies in unserem LeseZirkel thun kann) ...“ – Am Rand der Antwortvermerk „Nein“.<br />

André hatte 1799 Mozarts musikalischen Nachlass von dessen Witwe Constanze erworben. – Aus der<br />

Sammlung Künzel.<br />

632 ARTEAGA, Esteban de (Stefano), spanischer Musikforscher, 1747– 1799. E. Br. m. U.<br />

Bologna 13.<strong>IV</strong>.1784. 2 S. 4 o . Etwas fleckig. (600.—)<br />

An einen Schriftsteller, mit dem er den zweiten Band seines großen Werks zur Geschichte der italienischen<br />

Oper vor dem Druck durchgehen wolle.<br />

„... Avremo occasione di parlare a Zola di qualche capitolo non istampato del mio 2 o tomo e in particolare<br />

di quello della tragedia italiana, che voglio vediamo insieme prima di publicarlo. Son certo, che il<br />

sesto tomo delle opere di V[ostra] Ecc[ellen]za sarà degno de suoi compagni; Sì questi che quello fanno<br />

onore al teatro comico italiano e caratterizzano V[ostra] Ecc[ellen]za per uno dei più distinti scrittori<br />

italiani del nostro tempo in quel genere ...“<br />

Seit 1783 erschien Arteagas großes operngeschichtliches Werk „Le rivoluzioni del teatro musicale italiano<br />

dalla sua origine fino al presente“.<br />

Beiliegend ein e. Schriftstück m. U., (Bologna) 27.XII.1783; Quittung über 24 römische Paoli für Graf Giovanni<br />

Zambeccari (1718 – 1795) „per 6 copie del 1 o Tomo d’un Opera intitolata: Le Rivoluzioni del Teatro<br />

Musicale Italiano ecc.“<br />

633* AUBER, Daniel, 1782 – 1871. 3 e. Br. m. U. O. O. u. J. 3 S. gr.-8 o und 8 o . Zwei Briefe mit<br />

Adresse. (300.—)<br />

An verschiedene Adressaten.<br />

„Lundi 28 Juillet“, an den Musikverleger Alphonse Leduc. „Mon aimable Monsieur Leduc, vous me ferez<br />

bien plaisir si vous pouvez me donner six places numerotées en trois billets de deux places ...“ – Aus der<br />

Sammlung Künzel.<br />

„Samedi“. „Je serai ravi de vous avoir à diner, aujourd’hui! Je compte donc sur vous à six heures ...“<br />

O.D., an „Madame Coulon“. „Rien ne peut m’être plus agréable que ce que vous me proposez pour<br />

demain ...“<br />

302


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

Nr. 634 Ludwig van Beethoven<br />

303


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

„ich hatte von Kindheit an ein solches zartes gefühl“<br />

634 BEETHOVEN, Ludwig van, 1770 – 1827. Eigenh. Manuskript. (Wien 1809.) 2 Seiten Querformat,<br />

16zeiliges Notenpapier (2430 cm). Senkrechte Mittelfalte. Linker Rand beschnitten.<br />

(80.000.—)<br />

Aus den „Aufzeichnungen über Generalbaß oder Harmonielehre“, einem theoretischen<br />

Apparat, den sich Beethoven 1809 für den Unterricht seines Schülers Erzherzog R u d o l p h zusammengestellt<br />

hat; dafür verwendete er leicht veränderte Auszüge aus Lehrbüchern verschiedener Autoren.<br />

Die Vorderseite des 21/22 paginierten Blattes enthält in der linken Hälfte fünf N o t e n b e i s p i e l e ,<br />

bezeichnet A, B, C, D und DD, in der rechten Hälfte eine auf diese Beispiele bezogene Anweisung zum<br />

Quintquarten-Akkord:<br />

„In der galanten Schreibart kommt zu weilen ein Vorschlag (Vorhalt) den man ohne zu pausiren nicht<br />

vorbei gehen kann, die reine und übermäßige 4 ohne Vorbereitung mit der 5 vor –<br />

bey A kann man in die reine 4 sowohl gehen als auch springen: bei B geht man bloß in die übermäßige 4,<br />

und man muß alsden 54 über die Begleitung sezen – außerdem kann man gar wohl ohne Begleitung durch<br />

eine ViertheilPause diesen Vorschlag in der rechten Hand vorübergehen laßen C)<br />

bei D) kann man über der ersten Note alle Arten des 6ten A“ (Sexten-Akkord) „brauchen und Hernach<br />

in die reine 4te gehen und springen, nur muß man die Ausführungen bei DD meiden –“<br />

Beethovens Vorlage zu diesem Text war C. Ph. E. Bachs Lehrbuch „Versuch über die wahre Art das Clavier<br />

zu spielen“ in der 2. Auflage von 1797 (Teil 2, Kap. 21, § 7). – Die Seite ist diagonal durchstrichen<br />

(in der gleichen Tinte).<br />

Auf der Rückseite schreibt Beethoven, offensichtlich im Sinn einer abschließenden Betrachtung:<br />

„Lieben Freunde, ich gab mir die Mühe bloß hiermit um recht beziffern zu können, und dereinst andere<br />

anzuführen, Was Fehler angeht, so brauchte ich wegen mir selbst beinahe dieses nie zu lernen, ich hatte<br />

von Kindheit an ein solches zartes gefühl, daß ich es ausübte, ohne zuwissen daß es so sein müße oder<br />

anders sein könne –“<br />

Es handelt sich um das letzte Blatt eines ursprünglich 22 Seiten umfassenden Heftes, das Gustav Nottebohm<br />

1872 in seinen „Beethoveniana“ („Generalbass und Compositionslehre betreffende Handschriften<br />

Beethoven’s und J.R. v. Seyfried’s Buch ‘Ludwig van Beethoven’s Studien im Generalbasse, Contrapuncte’<br />

u.s.w.“) beschrieben und als erster überzeugend auf das Jahr 1809 datiert hat. Schon damals fehlte<br />

das hier vorliegende Schlußblatt: es befand sich nach Nohl, Briefe Beethovens (1865) Nr. 71, im Besitz<br />

des bekannten Sammlers Ott-Usteri in Zürich.<br />

Der Text der Rückseite ist mehrfach publiziert, zuerst als lithographisches Faksimile in Seyfrieds Buch<br />

„Beethovens Studien ...“ (1832); bei Anderson Nr. 39 und McArdle & Misch Nr. 9 mit Fehldeutungen<br />

(beide in Unkenntnis der Untersuchung von Nottebohm). Zuletzt wurde das Blatt von Richard Kramer,<br />

ohne Kenntnis des Originals, ausführlich behandelt in: Nineteenth Century Music XI (1987), S. 111ff.<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 303.<br />

Prachtvolles Autograph.<br />

304


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

„ich wartete vergeblich!“<br />

635 — Briefentwurf (Text und Unterschrift „Louis van Beethoven“ von Schreiberhand) mit<br />

eigenhändigem Vermerk am Kopf der zweiten Seite. Wien, Juni 1815. 3 S. gr.-4 o , eng beschrieben.<br />

Etwas gebräunt und fleckig, kleiner Eckabriss, Faltenrisse restauriert; minimale Buchstabenverluste.<br />

– Wasserzeichen: Posthornschild mit Krone und Glocke, ähnlich Schmidt-Görg<br />

Nr. 75. (10.000.—)<br />

Diktierter Entwurf zu Beethovens Brief vom 5.VI.1815 an Fürst Andreas R a s u m o w s k y, den ehemaligen<br />

russischen Gesandten am Wiener Hof, nun Vertreter Russlands beim Wiener Kongress. – Eine neu<br />

entdeckte Quelle zu diesem Brief – und bislang die einzige mit einer Spur von Beethovens Handschrift.<br />

Beethoven dankt dem Fürsten für dessen Bemühungen um sein 1813 entstandenes Werk „We llingtons<br />

S i e g oder die Schlacht bei Vittoria“ (op. 91). Der Fürst hatte dafür gesorgt, dass eine Abschrift der Partitur<br />

in die Hände des englischen Prinzregenten, des späteren Königs Georg <strong>IV</strong>., gelangte, dem der Komponist<br />

das Werk widmen wollte. In dem Brief beklagt sich Beethoven darüber, dass das Werk daraufhin<br />

zwar erfolgreiche Aufführungen in London erlebt habe, er aber nie einer Antwort des englischen Hofes<br />

gewürdigt worden sei. Besonders erbittert ihn, dass nach dieser Partitur ein nicht autorisierter Klavierauszug<br />

in England erschienen sei, was seine Position gegenüber dem deutschen Verleger empfindlich<br />

schwäche und finanzielle Einbußen für ihn zur Folge habe.<br />

„E. Durchlaucht! / Als mein Werk: Wellingtons Sieg in der Schlacht bey Vittoria, mit dem glücklichsten<br />

Erfolge hier in Wien aufgeführt worden war, glaubten mehrere meiner verehrtesten Gönner ... daß es<br />

besonders in England eine gute Aufnahme finden müßte, weil es nicht nur einen ihrer größten Feldherren<br />

... feyern, sondern auch ein Ereigniß verherrliche, das in der Geschichte Englands so glänzend aufgezeichnet<br />

und für die Befreyung von Europa so ruhmvoll ist. Sie riethen mir dem zu Folge, es Sr. k.<br />

Hoheit dem Prinzen-Regenten zu übersenden ... E.D. hatten ... die Gnade, es Selbst an S. k. Hoheit<br />

gelangen zu lassen. Es wurde dem Prinzen-Regenten mit einer schriftlichen Zueignung und mit der Anfrage<br />

überreicht: ob S. k. Hoheit zu erlauben geruhen möchten, daß diese Zueignung bey der Herausgabe<br />

des Werkes öffentlich im Druck erscheinen dürfe? ... Nachdem ich lange vergeblich einer Nachricht in<br />

Betreff dieser Angelegenheit aus London entgegengesehen hatte und schon manches mir nachtheilige<br />

Gerücht darüber, wahrscheinlich von meinen Feinden, mündlich und schriftlich hier in Umlauf gebracht<br />

worden war, erfuhr ich endlich sowohl durch Briefe, die in Wien anwesende Engländer aus ihrem Vaterlande<br />

erhalten hatten, als auch durch die öffentlichen Blätter, und dann schriftlich durch meinen in England<br />

sich aufhaltenden Schüler Riess, das Sr. k. Hoheit der Prinz-Regent mein Werk den Musikdirektoren<br />

des Drurylane-Theaters in London hatten übergeben lassen, um es daselbst zur Aufführung zu<br />

bringen. Diese hatte unter der Leitung der Brüder Smart am 10t Februar statt, und wurde am 13t desselben<br />

Monats wiederholt. In beiden Aufführungen mußten jedesmal alle Stücke wiederholt werden, und<br />

wurden [be]ide Male“ (hier, über der Zeile, Beethovens eigenhändiger Vermerk „frühern Datum“, der im<br />

Druck fälschlich in den Satz eingefügt ist) „mit dem rauschendsten Enthusiasmus aufgenommen.<br />

Inzwischen wurde ich von mehreren Orten her vielfältig und unter den vorteilhaftesten Bedingungen<br />

angegangen die Schlacht von Vittoria doch endlich herauszugeben; allein ich glaubte noch immer, die Antwort<br />

Sr. k. Hoheit mit der Erlaubniß zur Dedikation abwarten zu müssen: ich wartete vergeblich! – Nunmehr<br />

war auch der Ruf von den in London stattgehabten Aufführungen ... bey uns verbreitet worden, und<br />

ein im Morgenblatte abgedrucktes Schreiben aus London ... bemerkt sogar: Die Alt-Engländer thäten sich<br />

sehr viel auf den Umstand zu Gute, daß die Schlacht von Vittoria in Wien gedichtet, aufgeführt und dem<br />

Prinz-Regenten zugeeignet ward, als Oesterreich mit Frankreich noch im Bündnisse stand! – Alle Blätter<br />

waren voll von dem Lobe und von dem außerordentlichen Beyfalle, den dieses Werk in England erhalten<br />

hatte: nur an mich, den Autor desselben dachte Niemand, und nicht das mindeste Zeichen von Dank<br />

oder ei[ner] Erkenntlichkeit, ja nicht einmal eine Sylbe Antwort kam mir von dorther zu! – Nach diesen<br />

Vorgängen ... hielt ich dafür, daß ich es meinen Landsleuten schuldig sey, ihnen mein Werk nicht länger<br />

vorzuenthalten. Ich gab den dringenden Aufforderungen zur Herausgabe nach und überließ es in dieser<br />

Absicht einem Verleger.<br />

Aber wie sehr war ich betroffen, als ich neuerdings durch den Brief eines Engländers ... die wiederholte<br />

Bestättigung der außerordentlich guten Aufnahme meines Werks in London mit dem Beysatze erfuhr: daß<br />

305


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

(Beethoven)<br />

ein Clavierauszug davon in England erschienen sey! ... Dafür also, daß ich den Engländern die Ehre anthat,<br />

ihnen meine Schlacht von Vittoria zu übersenden und sie ihrem Prinz-Regenten zu zu eignen, daß<br />

ich dem Londner Publikum den Genuß eines ihm in so vieler Hinsicht interessanten Kunstwerks verschaffte,<br />

daß das dortige größte Theater dadurch zweymal übervoll der Direktion ungeheuere Einnahmen<br />

brachte, erhalte ich nicht nur keine Sylbe Dank, sondern bin sogar genöthigt, dem deutschen Verleger,<br />

da ein Clavierauszug meines Werks in London herausgekommen ist, das Honorar dafür zurück zu<br />

geben, die beträchtlichen Copiaturkosten für das nach London gesendete Exemplar ohne Ersatz zu tragen,<br />

und habe überdies noch bey der Herausgabe die Schande, die durch die Londner Blätter allgemein<br />

bekannt gewordene Zueignung an den Prinzen-Regenten, wozu ich keine Erlaubniß erhalten habe, unterdrücken<br />

zu müssen ... Hätte ich mein Werk einem der verbündeten Monarchen auf dem Congress gewidmet,<br />

gewiß!, ich wäre schnell u. ehrenvoll belohnt worden.<br />

Indem ich E. Durchlaucht meinen gehorsamsten Dank für die gnädige Verwendung in dieser Angelegenheit<br />

hier abstatte, ... wage ich es dennoch E. Durchlaucht Gnade zum zweyten Male bey dieser Sache dahin in<br />

Anspruch zu nehmen, damit verhindert werde, daß mir nicht durch die Sorglosigkeit, womit dieser Gegenstand<br />

in London behandelt wird, Schaden an Ehre Eigenthum und Vermögen zu gefügt werden möge ...“<br />

Die zahlreichen Korrekturen, die für das Tagesdatum ausgesparte Lücke und nicht zuletzt die Spur von<br />

Beethovens eigener Handschrift auf dem Blatt deuten darauf hin, dass dieser Entwurf von Beethoven<br />

selbst diktiert wurde; vermutlich bildete er die Grundlage für die an den Fürsten Rasumowsky gesandte<br />

französische Fassung.<br />

Briefe Band 3 Nr. 810, dort in französischer Sprache nach einer Abschrift gedruckt. In den Anmerkungen<br />

ist der deutsche Entwurf nach dem Erstdruck durch Frimmel (Beethovenjahrbuch II, 1909, S. 193 –<br />

196) mit kleinen Abweichungen wiedergegeben; Frimmels Druck fußt allerdings nur auf einer Abschrift<br />

des Entwurfs – das nun wieder entdeckte Original galt zu diesem Zeitpunkt bereits als verschollen (vgl.<br />

Frimmel, a.a.O. S. 191).<br />

636 — GALITZIN (Golizyn), Nikolai Borissowitsch, russischer Musikliebhaber und Mäzen,<br />

1794 – 1866. E. Br. m. U. St. Petersburg 10./22.<strong>IV</strong>.1853. 4 S. folio. Mit Adresse. Bugfalte ge brochen<br />

(alt ausgebessert). (800.—)<br />

Entrüsteter Brief an Anton Schindler, der ihn in seiner Beethoven-Biographie (1840) beschuldigt hatte,<br />

die drei Streichquartette op. 127, 130 und 132, mit denen Galitzin Beethoven 1822 beauftragt hatte, nicht<br />

bezahlt zu haben, was dann auch Franz Brendel in seine „Geschichte der Musik“ übernommen hatte.<br />

Um seine Argumentation zu stützen, zitiert Galitzin Teile seiner Korrespondenz mit Beethoven, so zwei<br />

Briefe von ihm an den Komponisten; der erste vom 19.II.1823: „... ‘Votre lettre m’a comblé de joie on me<br />

faisant espérer que je pourrais bien tôt jouir d’une nouvelle production de votre sublime génie. J’ai donné<br />

ordre à M.M. Stieglitz“ (seine Bankiers) „de vous faire passer 50# pour le premier quartuor. Incessament<br />

j’en ferais passer encore 100 pour deux autres ... je prends l’engagement avec vous de ne communiquer<br />

le quatuor à personne, pour que vous ayez tous les avantages possibles en les vendant à l’éditeur, et pour<br />

que je ne sois pas un obstacle au prix qu’il vous offrira.’ / Autre lettre. ‘Petersbourg 5 Mai 1823’ – Vous<br />

devez avoir reçu par M.M. Heninstein (?) de Vienne la Somme de 50#, honoraire fixé pour le 1er quatuor<br />

...’“<br />

Einen Fehler räumt Galitzin ein: „... Mais je m’étais aussi trompé! C’est 154# que j’ai payé à B[eethoven]<br />

de son vivant c[’est] a d[ire] plus que l’honoraire des 3 quatuors et non pas 104 comme je l’avais<br />

publié et soutenu ...“<br />

306


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

„Beethoven ist um das Honorar betrogen worden!“<br />

637 — SCHINDLER, Anton, Beethovens „Famulus“ und erster Biograph; 1835-40 Musikdirektor<br />

und Domkapellmeister in Aachen, 1798 – 1864. E. Br. m. U. Frankfurt a. M. 2.II.1853.<br />

1 S. gr.-8 o . Kleines Löchlein am Oberrand (hinterlegt). (600.—)<br />

An Franz Brendel, Herausgeber der „Neuen Zeitschrift für Musik“ in Leipzig, bei Übersendung von<br />

Briefen, mit deren Hilfe er zu belegen hoffte, daß Galitzin das Honorar für die drei Streichquartette Beethovens<br />

tatsächlich schuldig geblieben ist.<br />

„... Anbei habe ich die Ehre u. auch das Vergnügen Ihnen meine Duplik für Fürst Galitzin zu überschikken.<br />

/ Ein Blick auf die vorletzte Seite, u. der französ. Brief von 1826 sammt dem Folgenden zeigt Ihnen<br />

sogleich, wie die Sache, resp. Aufklärung steht.<br />

Der petersburger Brief vom 7. Jan. soll Ihnen später zukommen. Er ist der eigentliche Spiegel der Heldenthaten<br />

des Fürsten G. – Sie werden daraus vielleicht zum Schrecken sehen, wie vollkommen Sie Recht<br />

gehabt, zu sagen: Beethoven ist um das Honorar betrogen worden! Ja, ja, ein sauberer Patron der Fürst<br />

G! – Nur folgende Stelle theile ich Ihnen heute noch aus diesem Briefe mit: ‘Galitzin hatte alle auf sein<br />

Verhältniß zu Beethoven bezüglichen Papiere, darunter auch die Briefe Karl Beethovens, bei einem hiesigen<br />

Musiker deponirt, den er bei seinem literar. Streite zu benutzen hoffte, der sich aber seitdem von<br />

ihm losgesagt hat.’<br />

Sehr zu wünschen wäre es, daß diese Duplik in 2 Nummern gegeben werde, damit das begierige Publikum<br />

deren Wortlaut möglichst bald vor Augen habe ...“<br />

In der zweiten Auflage seiner Musikgeschichte strich Brendel die Behauptung Schindlers.<br />

Beiliegend ein offener Brief (e. Br. m. U., St. Petersburg 28.X./9.XI.o. J.) von Wilhelm von L e n z , russischer<br />

Musikschriftsteller und Beethoven-Biograph, an Anton Schindler (mit der Bitte, ihn in der „Neuen<br />

Zeitschrift für Musik“ zu veröffentlichen). Schindler hatte Lenz u. a. vorgeworfen, in seiner Biographie<br />

„Beethoven et ses trois styles“ (1852– 55) falsche Angaben zu Beethovens Ouvertüre „Die Weihe des Hauses“<br />

op. 124 gemacht zu haben. Lenz weist dies mit der Begründung von sich, die Angaben zur Entstehung<br />

der Ouvertüre stammten von Schindler selbst.<br />

Ferner beiliegend ein weiterer e. Br. m. U. Schindlers (Frankfurt a. M. 9.VI.1853), wohl an einen befreundeten<br />

Musikverleger in Köln, vorwiegend in Angelegenheiten des Kölner Musiklebens.<br />

Einer von „altem Schlag“<br />

638* BERG, Alban, 1885 – 1935. E. Br. m. U. Wien 5.<strong>IV</strong>.1923. 1 2 ⁄3 S. gr.-8 o . Mit Namenstempel<br />

am Kopf. (2.000.—)<br />

An Rudolf Weirich (1886 – 1963), Kapellmeister der Wiener Volksoper, dem er seinen Schüler Fritz Mahler<br />

empfiehlt; dieser wolle „seine Kapellmeister Laufbahn in der Volksoper beginnen. Wollen Sie ihm dazu<br />

behilflich sein? Ich bitte Sie darum und Sie wissen, daß ich das nicht täte, wenn ich es nicht mit gutem<br />

Gewissen tun könnte. Das heißt, wenn ich Ihnen nicht sagen könnte, daß es sich hier um einen ganz vorzüglichen<br />

Musiker handelt, um einen von ‘altem Schlag’, also von gediegener Musikalität, äußersten<br />

Gewissenhaftigkeit und Verläßlichkeit und von nie erlahmendem Fleiß. Ich bin überzeugt, daß Sie bzw.<br />

die Volksoper mit ihm in allen Belangen gut fahren wird und ich würde mich dann doppelt freuen, dem<br />

jungen Mann geholfen zu haben ...“<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 309.<br />

307


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

„un talent hors de ligne“<br />

639 BERLIOZ, Hector, 1803 – 1869. E. Br. m. U. (Paris) 25.VI.1844. 1 S. gr.-8 o . Mit Siegelspur<br />

und Adresse. Leicht fleckig, kleiner Randeinriss. (800.—)<br />

An Guillaume Dieppo, Posaunist an der Pariser Oper und Professor am Konservatorium, bei Übersendung<br />

einer Posaunenstimme. Er bedauere, kein höheres Honorar zahlen zu können.<br />

„... Voici la partie du trombon solo que vous faites toujours valoir si admirablement; il est bien entendu<br />

que la lettre que vous avez reçue ne signifie rien quant au cachet; le votre est de cinquante francs, et je<br />

regrette bien de ne pouvoir pas le porter à deux cents, ce serait encore fort au dessous de ce que mérite<br />

un talent hors de ligne comme le votre. Mais cette fois ce n’est pas le gouvernement qui paye, et vous savez<br />

que je ne suis pas tout à fait aussi riche que Rosthchild ...“<br />

640 BIZET, Georges, 1838 – 1875. Widmungsexemplar: Partition complète de D o n J u a n<br />

de Mozart ... Transcrite pour Piano Solo par Georges Bizet. Paris, Heugel & Cie, o. J. 4 o . Roter<br />

Halblederband der Zeit (kleine Defekte) mit vergoldeten Initialen „C.N.“ auf dem Vorder -<br />

deckel. In roter Halbleder-Kassette. (400.—)<br />

Auf dem Vortitel die e. Widmung „À Mademoiselle Christine A. Noné / Hommage du transcripteur /<br />

Georges Bizet“.<br />

641 BOCK, Emil, Musikverleger, 1816 – 1871. 4 e. Br. m. U. Berlin 25.VII.1865 bis 26.II.1867.<br />

14 S. gr.-8 o und kl.-8 o . Mit Briefkopf „Ed. Bote & G. Bock“ (3). Kleine Faltenrisse, leicht<br />

gebräunt. (300.—)<br />

Wohl an einen Wiener Kollegen, hauptsächlich Meyerbeers Oper „Die Afrikanerin“ betreffend, die am 28.<br />

April 1865 in der Pariser Oper uraufgeführt worden war.<br />

25.VII.1865. „... Die Bestellungen auf den KlavierAuszug mit Text der ‘Afrikanerin’ hatten während des<br />

Drucks derselben solche Dimensionen angenommen, daß jedesmal wenn ein Abzug fertig gewesen er nicht<br />

für die festen Bestellungen die vorlagen, ausgereicht hat ...“<br />

29.I.1866. „... In Hamburg habe ich der 1sten Vorstell[un]g der Afrikanerin assistirt, und dabei derartig<br />

lärmende Beifallskundgebungen Seitens des Publicums gehört, wie es noch nicht vorgekommen ist.<br />

Gleich nach der 1sten Arie der Ines fing der Applaus an ... Mehr als Achtmal mußte der Vorhang in die<br />

Höhe ...“<br />

26.II.1867. „... Ich gestehe daß ich Ihre Pariser Correspondenz ... nicht immer gelesen & nun erhalte ich<br />

... folgende Zeilen: ‘Es ist wirklich eine Schande wie Dr. R. H. bei jeder Gelegenheit ... Alles was Meyerbeer<br />

betrifft, verunglimpft: Die Africaine war nach seiner Meinung ein Plagiat, Dinorah eine Schande ...’ ...“<br />

Erwähnt ferner Eduard Hanslick.<br />

308


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

Nr. 638 Alban Berg<br />

309


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

„die Ungrischen sind jetzt sauber geworden!“<br />

642 BRAHMS, Johannes, 1833 – 1897. E. Br. m. U. „J. Br.“ Wien 19.V.1880 (Empfangsdatum).<br />

2 S. gr.-8 o . (3.000.—)<br />

An seinen Verleger Fritz Simrock, dem er zum Tod von dessen Mutter, Wilhelmine Lisette geb. Peipers<br />

(am 17. Mai), kondoliert. „... Eben kommt Ihre traurige Nachricht u. ich sage einen Gruß u. daß ich herzlich<br />

an Sie denke. Es ist wohl für Ihre gute Mutter eine Erlösung von langen Leiden? Ich versuchte es neulich<br />

in Bonn vergebens sie zu sehen u. wie das Mädchen sprach, mußte ich die Ahnung haben, sie wohl<br />

nicht wieder aufsuchen zu können wenn ich das nächste Mal an den Rhein komme!<br />

Hoffentlich werden Ihnen sonst keine Aufregungen kommen u. können Sie bald Ihre Kur fortsetzen – oder<br />

eigentlich anfangen!<br />

Ihre Adresse lassen Sie mich doch wissen; die ungr. Tänze u. die 2 Klavierstücke liegen seit längeren Tagen<br />

zum Absenden bereit. Ich denke die Ungrischen sind jetzt sauber geworden! ...“<br />

Kalbeck Nr. 340.<br />

643 — E. Br. m. U. (Wien, April/Mai 1883?). 3 S. 8 o . Verso kleiner Montagerest. (3.000.—)<br />

An „Lieber u. verehrter Freund“, wohl Ferdinand Hiller, den Leiter des Rheinischen Musikfestes in<br />

Köln, wegen der Vorbereitungen zu den im Mai geplanten Brahms-Konzerten.<br />

„… Deine Karte trifft mich hier u. ich sage gleich daß ich am 10t. dort zu sein denke.<br />

Nun aber: Was für einen Flügel finde ich vor? Ich genire mich nicht, erst heute daran zu denken u.<br />

danach zu fragen; für einen ächten u. gerechten Virtuosen werdet Ihr mich doch nicht ästimiren u. so<br />

habe ich kein Renommée zu riskiren! Wie ich zu erinnern meine, war der Flügel von unserm Konzert im<br />

Winter nur so-so und ein zweifelloserer zu wünschen! Bechstein oder Amerikaner Steinway – Letzteren<br />

habe ich so halb bestellt neulich in Hamburg!<br />

Sollte Hr. Opladen davon nichts wißen, so kann vielleicht an eine der beiden Firmen geschrieben werden? /<br />

Hr. Kwast“ (der Pianist u. Komponist James K., seit 1883 Lehrer am Kölner Konservatorium) „ist vielleicht<br />

so freundlich sich meiner, seines Stief-Collegen anzunehmen? ...“<br />

644 — E. musikal. Albumblatt m. U. „Köln / Mai 83“. 1 S. quer-kl.-8 o . Karton. Verso kleiner<br />

Montagerest. (3.500.—)<br />

Die anderthalb Anfangstakte seines Klavierkonzerts Nr. 2 B-Dur op. 83, bezeichnet „Allegro“, das Brahms<br />

auf dem Rheinischen Musikfest in Köln gespielt hatte. – Siehe die vorige Nummer.<br />

310


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

Nr. 643 Johannes Brahms<br />

311


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

(Brahms)<br />

„die Wiesbadener Sinfonie“<br />

645 — E. Br. m. U. Poststempel: Wien 27.XI.1883. 3 S. gr.-8 o . Mit frankiertem Umschlag.<br />

(4.000.—)<br />

An den mit ihm befreundeten Weingutbesitzer Rudolf von Beckerath in Wiesbaden, bei dem er den Sommer<br />

verbracht hatte. In dieser Zeit hatte Brahms seine 3. Symphonie op. 90 (die „Wiesbadener Sinfonie“)<br />

komponiert.<br />

„... Ich denke mir daß Sie doch einigermaaßen neugierig auf die Wiesbadener Sinfonie sind u. was etwa<br />

Hanslick dazu sagt.<br />

So mißdeuten Sie also nicht die Einlage o. schicken sie mit Nächstem zurück.<br />

Ich habe nämlich die S. den Freunden öfter auf 2 Clavieren mit Brüll vorgestellt – es war mir jedesmal<br />

leid, daß Bescheidenheit oder was sonst, mich so zurückhaltend sein läßt – ich hätte sie ja dort o. Ihnen<br />

auch spielen können.<br />

Am Sonntag Mittag denken Sie ein wenig her, da klingt sie mit Pauken u. Trompeten. Nun bitte, schreiben<br />

Sie mir doch ob ich für den Januar vom Künstler:Verein – erlöst bin! Anders kann ich es nämlich nicht<br />

nennen, wenn ein Concert ausfällt. Da ich gar nichts hörte, so nahm ich an, daß es den Herren zu der<br />

Zeit nicht paßt. – Sein Sie nicht zudringlich wenn Sie etwa deshalb anfragen! Wir können unsre Zeit viel<br />

besser hinbringen als im Saal! Aber ich freue mich auf Wiesbaden! Wo ist hier das Clavier auf dem ich<br />

spielen darf? Wer ist hier die Hand die ich streicheln darf? Nur mit den trocknen Büchern bin ich besser<br />

versehen u. zu dem 4t Band Jahn, den Sie mir, höchst bemerkenswerther Weise geliehen haben, konnte<br />

ich nachträglich die Uebrigen lesen ...“<br />

Am 2. Dezember des Jahres wurde die Symphonie in Wien unter der Leitung von Hans Richter uraufgeführt.<br />

Die erste Aufführung in Wiesbaden, die Brahms selbst dirigierte, fand am 18. Januar des folgenden<br />

Jahres statt.<br />

646* — Portraitphotographie mit e. Widmung u.U. auf der Rückseite. Wien, Mai 1886. Visitformat.<br />

An den Rändern leicht bestoßen. Aufnahme: Hofphotograph Fritz Luckhardt, Wien.<br />

(1.200.—)<br />

Brustbild nach links. – Die Widmung: „Für große u. ernstliche Freude von Herzen verbunden / J. Brahms.“<br />

647 — E. Postkarte m. U. Poststempel: Thun 23.VI.1887. Schwach gebräunt, Klammerspur.<br />

(1.200.—)<br />

An die ihm befreundete Sängerin Hermine Spies in Wiesbaden.<br />

„Eigentlich wäre ich gar gern nach W[iesbaden] gekommen, nur ist es ein wenig unsicher, da ich vorher<br />

99 andre Stationen absolviren muß. So freue ich mich denn sehr Ihrer Güte u. Liebenswürdigkeit u. hoffe<br />

auf einen schönen, sonnigen Tag in Rüdesheim ...“<br />

312


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

648 — E. Postkarte m. U. Poststempel: Wieden bei Wien 15.II.1890. Etwas gebräunt.<br />

(1.200.—)<br />

An den Violinisten Jacob Moritz Grün (1837– 1916), Konzertmeister an der Hofoper und Lehrer am Konservatorium<br />

in Wien.<br />

„L[ieber] Fr[eund]. Hr. Koessler aus Pesth meldet sich für Montag an. Vielleicht haben Sie die Güte diesem<br />

o[der] Jenem es mitzutheilen? namentlich Hrn. Köstinger?! ...“<br />

„Koessler“: der Komponist Hans K. (1853 – 1926), Lehrer an der Landesmusikakademie Budapest.<br />

„Köstinger“: Franz K. (1844 – 1898), Komponist und Chordirigent in Wien.<br />

649 — Portraitphotographie mit e. Namenszug „Johannes Brahms“ auf der Bildseite. Kabinettformat.<br />

Aufnahme: Hof-Photograph Rudolf Krziwanek, Wien und Ischl 1896. Etwas ge -<br />

bräunt und fleckig. (1.600.—)<br />

313


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

„Kürzungen, die von Mendelssohn selbst herrühren sollen“<br />

650 BREITKOPF & HÄRTEL, Musikverlag. Geschäftsbrief m. U. „Breitkopf & Härtel“, mit<br />

e. Zusatz u.U. von Hermann Härtel (1803 – 1875). Leipzig 5.X.1866. 2 S. gr.-4 o . Faltenrisse (Mittelfalte<br />

durchgerissen), leicht gebräunt. (500.—)<br />

An den Komponisten Sir William Sterndale Bennett (1816-75) in London wegen der Herausgabe von Mendelssohns<br />

Trompeten-Ouvertüre durch Julius Rietz.<br />

„... Nach Vereinbarung mit Mendelssohn’s Erben sollen noch einige nachgelassene Werke desselben in<br />

unserem Verlage erscheinen, unter diesen die Ouvertüre in Cdur, welche nach der von Ihnen erhaltenen<br />

Partitur vorigen Winter im hiesigen Abonnementconcert aufgeführt wurde. Herr Capellmeister Dr. Rietz<br />

ist, wie früher, von den Mendelssohn’schen Erben mit den Vorbereitungen zur Herausgabe beauftragt worden,<br />

und hat sich deshalb auch mit uns in Vernehmen gesetzt. In Bezug auf die genannte Ouvertüre findet<br />

nun ein Zweifel statt. Mendelssohn hat nämlich in der Herrn Dr. Rietz vorliegenden Originalpartitur<br />

jener im Jahre 1826 componirten Ouvertüre für die Aufführung beim Düsseldorfer Musikfest<br />

Kürzungen gemacht, und diese deutlich in das Autograph eingetragen. Herr Dr. Rietz würde keinen<br />

Anstand nehmen, das Werk genau in dieser Version zu veröffentlichen; Sie dagegen haben Nachricht von<br />

anderweiten Kürzungen, die von Mendelssohn selbst herrühren sollen, gegeben, und diese in die Abschrift<br />

eingetragen, nach welcher die Ouvertüre vorigen Winter hier gegeben wurde. Gegen diese anderweiten<br />

Kürzungen hat nun Herr Dr. Rietz seine Bedenken, indem ihm durch dieselben der Zusammenhang<br />

gestört, der natürliche harmonische und melodische Flusz unterbrochen scheint. Herr Dr. Rietz wünscht<br />

daher sehr zu wissen, ob bei Ihnen oder sonst in London diejenige Abschrift noch existire, in welche Mendelssohn<br />

die neuen Kürzungen selbst eingetragen hat ...“<br />

Mendelssohns 1826 komponierte „Ouverture in C dur für großes Orchester“ op. 101 erschien im folgenden<br />

Jahr in Leipzig bei Breitkopf & Härtel als Nr. 30 der nachgelassenen Werke.<br />

651 BRUCH, Max, 1838 – 1920. E. Br. m. U. Breslau 31.I.1887. 2 3 ⁄4 S. 8 o . Leicht staubfleckig,<br />

Bugfalte eingerissen; gelocht (minimale Buchstabenverluste). (300.—)<br />

An einen Herrn mit der Nachricht, dass er der Pianistin Mary Krebs kein Engagement beim Breslauer<br />

Orchesterverein anbieten könne, „da alle Engagements für die letzten Concerte dieser Saison bereits abgeschlossen<br />

sind. Vielleicht läßt es sich nächsten Winter einrichten. – Ob man Frl. Krebs rathen soll, Mitte<br />

März hier ein eigenes Concert zu geben, weiß ich nicht ... das Publicum ist schon übersättigt ...“ – Mary<br />

Krebs war die Tochter des Dresdener Hofkapellmeisters Karl August Krebs.<br />

Beiliegend 2 e. Schriftstücke m. U.: Programmzettel „für Dienstag 12. Oct.“ (1886, 1 1 ⁄2 S. quer-4 o ) und eine<br />

„Notiz“ an eine Zeitungsredaktion (9.III.1887, 1 S. 8 o ).<br />

314


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

652* BRUCKNER, Anton, 1824 – 1896. Eigenh. Musikmanuskript. 1 S. gr. Hochformat, ca.<br />

35,527 cm, 24zeilig. Größere Randschäden, etwas gebräunt. (2.000.—)<br />

Ein Blatt aus der Partitur-Niederschrift seiner 8 . Sinfonie, c-Moll, 1. Fassung (1884 – 1887), 4. Satz.<br />

Notiert sind lediglich die Instrumentenbezeichnungen sowie in Noten der Takt 11 in der Klarinette und die<br />

Takte 11f. in den drei Trompeten (alle 3 in C).<br />

Am Unterrand eine Echtheitsbestätigung des Musiklehrers Karl Aigner: „Dr. Ant. Bruckners Handschrift. /<br />

St. Florian, 8. Septb. 1912. / Karl Aigner“.<br />

„ein wenig ‘drittes Aufgebot’“<br />

653 BÜLOW, Hans von, 1830 – 1894. E. Br. m. U. Berlin 6.X.1863. 1 S. gr.-8 o . Etwas fleckig;<br />

gelocht (minimale Buchstabenverluste). (250.—)<br />

An den Musikalienhändler Bernhard Friedel in Dresden wegen seines dortigen Konzerts am 6. November;<br />

zunächst mit der Nachricht, dass der Klavierbauer Bechstein dem Dresdener Hofkapellmeister Karl<br />

August Krebs kein Instrument für das Konzert seiner Tochter Mary liefern könne.<br />

„... Es hat diese Woche so unglaublichen Absatz gegeben, daß das Magazin fast ganz erschöpft ist ... NB:<br />

ich selbst habe noch kein Instrument für meine Concerte, erwarte ein solches erst in etwa acht Tagen frühestens<br />

...<br />

Faustwalzer bitte auf dem Programm zu lassen; er passt mir gut hinein. Oder halten Sie Robertfantasie<br />

von Liszt für besser? Die Freibilletliste ist ein wenig ‘drittes Aufgebot’ doch möchte ich Niemanden vor den<br />

Kopf stossen, der gewohnt ist dergl. zu [e]mpfangen ... Können Sie aber ein wenig reduziren, so wäre es<br />

mir lieb ...“<br />

654 — E. Br. m. U. (Hannover) 26.II.1885. 1 S. 8 o . Kleiner Faltenriss hinterlegt, Montage -<br />

spuren. (120.—)<br />

An den Musikverleger Theodor Georg Nagel (1836 – 1888), dem er zwei Billetts sendet.<br />

„... Die verehrl[iche] Hann[oversche] Musikakademie hat die große Liebenswürdigkeit gehabt, mir zu<br />

ihrer morgenden Produktion zwei Eintrittskarten zur Verfügung zu stellen. Da mein unbefriedigender<br />

Zustand es mir sehr fraglich erscheinen läßt, ob ich von dieser Gunst würde Gebrauch machen können<br />

und ich heute in Ihrem Laden Zeuge war, wie lebhafte Billetnachfrage statthat, beehre ich mich Ihnen<br />

die Karten zu anderweitiger Verwendung ... zuzusenden ...“<br />

315


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

655 BUSONI, Ferruccio, 1866 – 1924. E. Br. m. U. (London) o.D. (vor 1907). 5 S. 8 o . Leicht<br />

fleckig. (300.—)<br />

An den Maler Felix Moscheles (1833 – 1917), den Sohn von Ignaz Moscheles, wegen einer Gesamtausgabe<br />

von Liszts Klavierwerken.<br />

„... Seit 8 Jahren beschäftige ich mich ... mit der Sammlung Liszt’scher Originalausgaben. Diese für den<br />

Pianisten sehr werthvolle Collection soll auch als Grundlage zu einer GesammtAusgabe des Meisters dienen;<br />

ist also nicht blosse Liebhaberei. Ich habe es darin zu einer Vollstaendigkeit gebracht, die nur drei<br />

der wichtigeren Hefte vermissen läßt. Es sind diese / das 7. und 10. Heft / der Magyar Rhapsodiak ... und<br />

ein Heft, betitelt Hommage aux Dames de Vienne, beide bei Haslinger in Wien erschienen ...“<br />

Die Franz-Liszt-Stiftung gab von 1907 bis 1936 eine Gesamtausgabe von Liszts musikalischen Werken heraus<br />

(insgesamt 34 Bände). Busoni übernahm die Edition der Etüden, die 1910/11 in drei Bänden bei Breitkopf<br />

& Härtel veröffentlicht wurden.<br />

656* CASALS, Pablo, 1876 – 1973. E. Br. m. U. (Paris) 28.II.(1907). 1 S. 8 o . Mit Adresse (Faltbrief).<br />

(200.—)<br />

An seinen Freund, den ungarischen Komponisten Emánuel M oór in Paris.<br />

„... j’arrive en ce moment de la Hollande ... je voudrais tant vous voir – j’aurais voulu rester à Amsterdam<br />

pour entendre votre symphonie mais il fallait absolument que je rentre à Paris ...“<br />

Beiliegend ein e. musikal. Albumblatt m. U., o.O. 1962; Notenzeile aus seinem 1960 in Acapulco uraufgeführten<br />

Friedensoratorium „ E l P essebre“.<br />

„tout ira aussi bien que possible“<br />

657 CHOPIN, Fryderyk, 1810 – 1849. E. Br. m. U. „Ch“. (Paris,) „Mercredi 22“ (III.1848).<br />

2 S. 12 o . Doppelblatt, dünnes Papier, leicht knittrig. Kleiner Braunfleck, Papierdefekt (restauriert)<br />

im Respektblatt. (20.000.—)<br />

An seine Freundin (Solange C l é s i n g e r ), die Tochter von George S a n d .<br />

„Je viens de recevoir votre lettre et je viens à l’instant d’envoyer à l’atelier de votre mari pour savoir s’il<br />

etait dejà parti. – Il doit ètre pres de vous à cette heure car il a quitté Paris avant hier – et il vous dira<br />

tout ce que vous voulez savoir sur l’etat des choses ici. – On est calme en attendant et on se désorganise<br />

tranquillement.<br />

Je suis fort heureux des bonnes lettres que M me votre mère vous a écrit – Soignez maintenant votre santé<br />

et tout ira aussi bien que possible. Profitez de quelques rayons de soleil du midi – car ici il fait un vilain<br />

temps ...“<br />

Solange, seit 1847 mit dem Bildhauer Auguste Clésinger verheiratet, hatte kurz zuvor eine neugeborene<br />

Tochter verloren.<br />

Am 4. März hatte Chopins letzte Begegnung mit George Sand stattgefunden. Die sich ohnehin schwierig<br />

entwickelnde Beziehung war zusätzlich dadurch belastet worden, daß Chopin sich im Streit zwischen<br />

Solange und ihrer Mutter, die deren Ehe mit Clésinger ablehnte, auf die Seite der Tochter gestellt hatte.<br />

Gesammelte Briefe, hrsg. v. A. v. Guttry, München 1928, Nr. 256 (in deutscher Übersetzung).<br />

Sehr selten.<br />

316


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

Nr. 657 Fryderyk Chopin<br />

317


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

658 CORTOT, Alfred, 1877– 1962. E. Br. m. U. Paris (8.VI.1961). 2 S. gr.-8 o . Mit Briefkopf<br />

„Ecole Normale de Musique de Paris“. (250.—)<br />

An „Cher Monsieur et Ami“, der seine Kurse in Siena besuchen wollte.<br />

„... Très sensible à l’interêt porté aux ‘repiquages’ auxquels fait allusive l’article que vous voulez bien me<br />

faire tenir, je vous en remercie vivement. Et puisque vous me laissez entrevoir votre presence à mes Cours<br />

de Siena, je joins à ce mot la notice circulaire qui vous donnera tous renseignement relatif aux dates et<br />

au répertoire de cette année.<br />

Je crois bien, en effet, avoir eu repetés les 2 concerts de C h o p i n avec la révision orchestrale dont je les<br />

ai accompagnés, vu le desir exprimé par F u r t w a n g l e r sous la direction duquel je les ai fait entendre<br />

à Berlin ...“<br />

659 DONZELLI, Domenico, Tenor, 1790 – 1873. E. Br. m. U. Palermo 15.X.1817 (recte:<br />

1818). 1 S. folio. Mit Blindsiegel und Adresse. Leicht fleckig, kleiner Ausriss an der Siegelstelle<br />

unterlegt. (400.—)<br />

An den Musikverleger Giovanni Ricordi in Mailand, den er wegen dessen guten Kontakten zu Theatern<br />

um eine Empfehlung für den Sänger Luigi Lablache (1794 – 1858) als „P[rim]o Buffo“ bittet – vorzugsweise<br />

an die „Scala“, die der junge Bassist mit seiner kraftvollen Stimme füllen könne.<br />

„... non ha che 23 anni, ma posso assicurar vi esser a quest’ora del Calibro del bravo amico Galli, tanto<br />

di voce che di figura ...<br />

Il Teatro che potrebbe esser assai giovevole per questo Lablache, sarebbe la Scala dove l’empirebbe di<br />

gran voce, e farebbe sovvenire Galli.“ – Gemeint ist der Sänger Filippo Galli (1783 – 1853).<br />

Sehr selten.<br />

„Meister Brahms“<br />

660 DVOŘÁK, Antonín, 1841 – 1904. E. Postkarte m. U. „Vysoká bei Príbram“ (Poststempel:<br />

Breslau) 25.VI.1883. Etwas gebräunt; gelocht (minimale Buchstabenverluste). (800.—)<br />

An den Musikverleger Julius Hainauer in Breslau, bei dem kürzlich sein Vi o linkonzert op. 53 erschienen<br />

war.<br />

„... Seit 3 Wochen bin ich nun v[on] Prag fort, und bin also von der Welt ganz ausgeschlossen.<br />

Erst gestern bekam ich die schöne Partitur des Conzertes und freue mich sehr über die Ausstattung und<br />

über den wirklich billigen Preis derselben.<br />

Aber meinem verehrten Freunde Me[is]ter Brahms könnten Sie wohl ein Exemplar Partitur schicken, er<br />

würde sich sehr freuen. Er ist in Wiesbaden ...“<br />

318


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

661 — E. musikal. Albumblatt m. U. Wien 25.III.1896. 1 S. quer-kl.-8 o . Etwas gebräunt,<br />

unter Passepartout montiert. (2.000.—)<br />

Sieben Takte aus seiner dramatischen Kantante für Solisten, Chor und Orchester „Svatební košile“<br />

(„Die Geisterbraut“), op. 69, bezeichnet „All. moderato“.<br />

Die Uraufführung hatte am 28. März 1885 in Pilsen stattgefunden.<br />

319


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

662 FAURÉ, Gabriel, 1845 – 1924. E. Postkarte („Carte-Télégramme“) m. U. Paris 15.I.1888<br />

(Poststempel). Knittrig. Mit Bearbeitungsvermerken auf der Adressseite. (180.—)<br />

An seinen Freund Paul Poujaud, den er zu einer Aufführung einlädt.<br />

„... c’est demain, lundi, à midi très précis que je ferai chanter à la Madeleine le petit requiem dont je vous<br />

ai parlé. Si vous pouvez venir j’en serai très heureux et j’espère que nous nous réunirons très prochainement<br />

...“<br />

663* FLOTOW, Friedrich von, 1812 – 1883. E. Br. m. U. Schwerin 18.IX.1858. 2 S. gr.-8 o . Mit<br />

geprägtem Briefkopf „Großherzogliche Mecklenburgische Hoftheater-Intendantur“. Etwas<br />

knittrig, verso Montagespuren. (400.—)<br />

Als Intendant des Hoftheaters an einen befreundeten Komponisten, dessen Oper in Schwerin aufgeführt<br />

werden sollte.<br />

„... Da wir nun bald mit Ihrer Oper beginnen werden, so möchte ich wissen, ob Sie uns zur ersten Aufführung<br />

mit Ihrer werthen Gegenwart erfreuen werden; Mein Theater fängt hier gegen den 15t Nov. seine<br />

Saison an, und ich wünschte die Vorstudien so weit gemacht daß wir in den ersten Tagen der Saison die<br />

Oper vom Stapel laufen lassen können, also gegen Ende November ...<br />

Beifolgend rekommandiere ich Ihnen zur Uebergabe an die betreffende Behörde ein kleines Lustspiel, von<br />

einem Schweriner Kinde verfaßt, welcher zugleich die Stelle als Recensent an dem hiesigen Hauptblatte<br />

ist. Es würde mich freuen wenn Sie es befördern könnten, ich werde es hier denke ich im Laufe der Saison<br />

geben ...“<br />

664* — E. Br. m. U. Wien 8.VI.1867. 1 2 ⁄3 S. gr.-8 o . (300.—)<br />

An „Lieber Herr Sachse“, bei dem er sich für einen jungen Künstler einsetzt.<br />

„... Mit Vergnügen höre ich von dem Herrn von P..., für dessen künstlerisches Talent ich mich lebhaft<br />

interessiere, daß ein Engagement für ihn in Linz unter Thomé, in Aussicht steht; Es würde mich sehr freuen<br />

wenn aus dieser Aussicht eine Gewißheit werden könnte, und ich glaube auch daß Thomé es gewiß nicht<br />

bereuen dürfte, einem strebsamen und talentvollen Künstler die oft so dornenvolle Bahn zum endlichen<br />

Gelingen, geebnet zu haben. Wenn Sie dem zukünftigen Linzer Director schreiben, so bitte ich, nicht zu<br />

unterlassen, mich seiner Erinnerung anzuempfehlen ...“<br />

Franz Thomé (1807– 1872) war von 1867 bis 1870 Direktor des Linzer Theaters.<br />

665 FRANZ, Robert, 1815 – 1892. E. Br. m. U. Halle 19.VIII.1888. 1 S. gr.-8 o . Ränder leicht<br />

gebräunt; gelocht. (120.—)<br />

An einen Herrn.<br />

„... Es thut mir leid, Ihrem Wunsche nicht entsprechen zu können, weil ich mich mit musikalischen Dingen<br />

schon seit längerer Zeit nicht mehr beschäftigen darf ...“<br />

Wegen seiner Ertaubung hatte Franz schon 1867 der praktischen Musikausübung entsagen müssen.<br />

320


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

Aus Nr. 667 Wilhelm Furtwängler<br />

321


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

666* FUCHS, Aloys, Musikforscher und Autographensammler; österreichischer Hofkriegsratsbeamter,<br />

1799 – 1853. E. Br. m. U. Wien 19.XII.1843. 2 S. 4 o . Leichte Randläsuren, etwas<br />

braunfleckig. (400.—)<br />

An einen Freund wegen des Erwerbs eines Briefes von „Nicolo Piccinni d’anno 1782“ auf einer „Autographen-Auction“<br />

in Paris.<br />

„... wenn er nämlich um einen nicht zu hohen Preis zu haben wäre; 10– 12 Frank wäre allenfalls, was<br />

ich dafür geben könnte. Handelns Sie daher bei dieser Sache nach Ihrer besten Einsicht, und in meinem<br />

Interesse ... Uiberhaupt bitte ich mir von allen Autographen-Auctionen, wo Cataloge zu haben sind,<br />

1 Exemplar für mich bei Seite zu legen; selbst von solchen Auctionen die schon statt gefunden haben ...<br />

Das für mich Erworbene bitte ich dann wohlverwahrt wenn möglich durch Rotschild’sche Couriers-Gelegenheit<br />

... anherzusenden, jedoch muß derselbe vom Siegel hinlänglich geschützt sein, damit es nicht gehe,<br />

wie mit Isouards-Original ...<br />

Kömmt Ihnen in Paris vielleicht die eigenhändige Notenschrift des Genfer Philosoph: I. Jaq. R o u s s e a u<br />

... vor, so bin ich ein billiger Abnehmer davon ...“<br />

Fuchs’ Autographensammlung war eine der bedeutendsten seiner Zeit.<br />

667 FURTWÄNGLER, Wilhelm, 1886 – 1954. Eigenh. Musikmanuskript. 37 S. großes Hochformat,<br />

24-zeilig. In blaues Leinen gebunden (Einband leicht bestoßen und fleckig). (4.000.—)<br />

Erste Symphonie, h-Moll, 1. Satz, Partitur. – Sorgfältige Reinschrift in Tinte, mehrfach Ergänzungen<br />

mit Blei, Orientierungsziffern 1 – 24 meist mit Blaustift. Tempoangabe: „Adagio“, S. 8: „Allegro“.<br />

Partitur-Anlage in traditioneller Art: 3 Flöten, 2 Oboen, Englisch Horn, 3 Klarinetten, 2 Fagott, Kontrafagott,<br />

8 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Große Trommel und Streicher.<br />

Die im „Werkverzeichnis Wilhelm Furtwängler“ von Chris Walton (in: W.F. in der Diskussion, Winterthur<br />

1996, S. 85 – 132) unter „WF 110b“ genannte 1. Symphonie (mit abweichender Besetzung) entstand<br />

zwischen 1905 und 1940. „Der erste Satz [wurde] über viele Jahre hinaus immer wieder revidiert … Furtwängler<br />

ließ den ersten Satz … 1943 in einer [nicht-öffentlichen] Probe [von den Berliner Philharmonikern]<br />

spielen, war jedoch mit dem Werk unzufrieden, zog es in der Folge zurück und führte während der<br />

nächsten Jahre weitere Revisionen durch“ (Walton S. 93f.). Die öffentliche Uraufführung fand erst nach<br />

seinem Tode 1991 in Marl statt.<br />

Beiliegend ein weiteres eigenh. Musikmanuskript (mit Namenszug am Kopf, 12 S. großes Hochformat, 24-<br />

zeilig, kleine Randläsuren): Erste Symphonie, h-Moll, 1. Satz, Partitur. Fragment, frühere Fassung.<br />

Relativ sorgfältige Reinschrift in Tinte, zahlreiche Korrekturen und Ergänzungen in Tinte und Blei. Partitur-Anlage<br />

und Besetzung wie oben. Tempoangabe: „II. Adagio“, fol. 3v: „Allegro. Streng im Takt“.<br />

322


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

Die Partitur enthält die Takte 1 – 115, die in der späteren, deutlich abweichenden Fassung (s.o.) den Takten<br />

1 – 128 entsprechen. Walton erwähnt in seinem Verzeichnis (WF 110a; S. 92) ein separates Adagio als<br />

frühe Version des ersten Satzes der 1. Symphonie und nennt als Quelle ein Autograph in der Zentralbibliothek<br />

Zürich mit der Angabe: „Komponiert: Lindenhof [?], [Sommer 1905]“. Das vorliegende Fragment<br />

war ihm offensichtlich unbekannt.<br />

Die Entstehungsgeschichte der Symphonie bzw. des ersten Satzes ist nicht eindeutig zu rekonstruieren. Das<br />

Verhältnis der beiden Partituren zueinander ist unklar. Die Ziffer vor der Tempoangabe des Fragments<br />

lässt darauf schließen, dass das hier überlieferte Stück ursprünglich wohl als zweiter Satz eines größeren<br />

Werks geplant war.<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 321.<br />

668* — E. Br. m. U. Mannheim 4.VI.1916. 3 ⁄4 S. gr.-4 o . (250.—)<br />

An Dr. Eisele, der ihn um Unterstützung bei der Suche nach einem Engagement gebeten hatte.<br />

„... Es thut mir leid, Ihnen kein Engagement verhelfen zu können, da alles in Frage kommende hier<br />

bereits besetzt ist.<br />

Beiliegend die Kritiken wieder zurück, die garnicht nötig gewesen wären, da ich schon von anderer Seite<br />

Gutes über Sie gehört hatte ...“<br />

669* — E. Br. m. U. Boulogne 30.I.1926. 2 S. gr.-4 o . (350.—)<br />

An (den Komponisten Hermann) Poppen wegen eines Konzerts.<br />

„... Über Herrn B... erfahre ich soeben die Chorzusammensetzung, wie sie nun zwischen Heidelberg u.<br />

Mannheim geplant ist, und möchte auch Ihnen noch einmal persönlich aufs herzlichste danken, daß Sie<br />

sich der Sache so uneigennützig und nachdrücklich annehmen. Ich habe jetzt wieder in Berlin gesehen,<br />

wie viel für eine Aufführung des Requiem grade von den Faktoren abhängt, auf die der Dirigent der Aufführung<br />

selbst ... kaum einen Einfluß nehmen kann.<br />

Was das Programm Ihres Konzertes betrifft, so wäre ich Ihnen ... sehr dankbar, wenn Sie mir nocheinmal<br />

in Kürze Ihre evtl. Absichten und Wünsche mitteilten. Im übrigen ist ja auch das übrige Programm,<br />

sowohl meiner Orchesterkonzerte als des Kammermusikabends trotz des anspruchsvollen Plakates ebensowenig<br />

‘fertig’ als die endgültige Solisten-Besetzung, da der ‘Apparat’ der Brahms-Gesellschaft aus verschiedensten<br />

Gründen in letzter Zeit langsam arbeitet ...“<br />

670 — E. Br. m. U. St. Moritz 27.XII.1931. 3 ⁄4 S. gr.-4 o . Verso schwache Montagespuren an den<br />

Ecken. (200.—)<br />

An Blandine Gräfin Gravina, Stieftochter Richard Wagners, der er zum Tod eines Kindes kondoliert.<br />

„... Gestatten Sie, daß auch ich Ihnen zu dem großen Verlust, den Sie als Mutter erlitten, meine aufrichtigste<br />

Teilnahme zum Ausdruck bringe ...“<br />

Beiliegend ein Br. m. U. (Potsdam 1937) an den Regisseur Hans Esdras Mutzenbecher.<br />

323


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

671* GADE, Niels Wilhelm, 1817– 1890. E. musikal. Albumblatt m. U. Kopenhagen, März<br />

1886. 1 S. quer-8 o . Auf seinem Briefpapier. Etwas gebräunt. (200.—)<br />

Im Violinschlüssel die Noten „g–a–d–e“.<br />

672* GOUNOD, Charles, 1818 – 1893. Eigenh. Musikmanuskript (Tinte), am Kopf bezeichnet<br />

(Bleistift). O. O. u. D. 4 S. quer-folio, 13zeilig (Oberteil eines größeren Doppelblattes), bezeichnet<br />

„5“ bis „8“. (800.—)<br />

„P r i è r e / de Charles Gounod“. – Komposition eines Gebetes für Bariton und Orgel. – Der Text („Father!<br />

Those whom thou hast given me / I will that, where I am, / they also may be with me, / that they may<br />

behold my glo-ry ...“) endet auf S. 2; die Orgelbegleitung ist am Ende unvollständig.<br />

673 — E. Br. m. U. Paris 25.<strong>IV</strong>.1883. 1 S. 8 o . Mit gedrucktem Briefkopf. Umschlag auf die<br />

leere vierte Seite des Doppelblattes montiert. (200.—)<br />

Kondolenzbrief an den Arzt Gustav Veit (1824 – 1903) in Bonn.<br />

„... Mon bien cher et malheureux ami, quelles paroles trouverai-je pour vous exprimer toute la part que<br />

je prends à votre inexprimable douleur! J’ai connu votre Elisabeth – c’est tout dire, et c’est assez pour<br />

ne l’oublier jamais et la regretter toujours! ...“<br />

324


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

674 GRAUN, Karl Heinrich, 1704 – 1759. E. Billett m. U. O.O. 3.IX.1756. 1 S. 16 o . Gestochenes<br />

Schmuckbillett mit floraler Rahmung der ovalen Schreibfläche. Montiert. (500.—)<br />

„Da H[err] Buman nicht bezahlet hat, so ersuche bei H[errn] Cetto auf die Execution zu dringen. / d 3<br />

September 56 / 381 r ...“<br />

Graun war seit Friedrichs des Großen Thronbesteigung 1740 Kapellmeister der Königlichen Oper. Mit seinem<br />

Werk „Cesare e Cleopatra“ wurde zwei Jahre später die neue Hofoper Unter den Linden eingeweiht.<br />

Sehr selten.<br />

„eine neue Violinsonate“<br />

675 GRIEG, Edvard, 1843 – 1907. E. Br. m. U. Kristiania 13.IX.1867. 2 S. gr.-8 o . Bläuliches<br />

rautiertes Papier. Leicht durchschlagende Tinte. (600.—)<br />

An den Wiener Musikverleger Max Abraham, damals Mit-, später Alleineigentümer von C.F. Peters, dem<br />

er seine S o n a t e N r. 2 für Violine und Klavier op. 13 zum Druck anbietet.<br />

„... Vor kurzer Zeit habe ich eine neue Violinsonate beendigt, die ich Ihnen zum Verlag anerbieten möchte;<br />

doch schicke ich sie sehr ungerne, ehe ich Ihre geehrte Antwort empfangen habe.<br />

Die Sonate, die meinem Freund J.S. Svendsen zugeeignet ist, habe ich vor einigen Tagen mit ihm durchgespielt<br />

und ich glaube, das sie selbstandiger noch erfunden ist, als die erste Sonate. Sie ist in G Dur und<br />

ungefahr von derselben Schwierigkeit. Als Honorar habe ich mir 8 Friedrichsdor gedacht ...“<br />

676* — E. Schriftstück m. U. Frankfurt a. M. 13.XII.1883. 1 S. quer-gr.-8 o . (300.—)<br />

Empfehlung für die Pianoforte-Fabrik Gebr. Trau in Karlsruhe.<br />

„Während meiner Anwesenheit in Karlsruhe hatte ich Gelegenheit, ein Pianino aus der Fabrik der Herrn<br />

Gebrüder Trau kennen zu lernen, welches sich durch Tonschönheit sowohl wie durch vortreffliche Spielweise<br />

auszeichnete. Ich kann deshalb aus voller Überzeugung dem Wunsche der Herrn Gebr. T. nachkommen,<br />

ihr Fabrikat warm zu empfehlen.“<br />

325


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

677* GUIRAUD, Ernest, 1837– 1892. 3 e. Br. m. U. Paris 26.III.1886 bis 4.VIII.1891. 3 S. gr.-<br />

8 o bis kl.-8 o (Faltbrief). Mit kleinen Sammlerstempeln („Archives Menestrel“). (250.—)<br />

An den Musikverleger Henri H e u g e l (1844 – 1916).<br />

26.III.1886. „... Merci de votre bon souvenir. Il va sans dire que je suis très heureux d’être des vôtres ...“<br />

29.VI.1888. „... Je n’ai pas parmi mes rapports celui de M. Chevalier. Je le regrette vivement, car j’aurais<br />

été heureux de pouvoir faire quelque chose qui vous fut agréable. Je pense que vous saurez facilement<br />

au Ministère quel est l’inspecteur chargé du rapport. On m’a assez souvent envoyé de la direction des<br />

Beaux-Arts les gens sur lesquels on me demandait mon avis, pour qu’on n’ait pas de mystère à faire avec<br />

vous ...“<br />

4.VIII.1901. „... Je reçois à l’instant la visite de votre copiste, mais il ne pourra rien faire pour nous avant<br />

15 jours, étant occupé par d’autres travaux ...“<br />

Beiliegend seine Visitenkarte mit eigenh. Zusatz.<br />

678* HERZOGENBERG, Heinrich Freiherr von, 1823 – 1900. 2 e. Postkarten m. U. Wildbad<br />

5.VIII.1890 und Basel 21.II.1894. Etwas gebräunt. (120.—)<br />

An den Pianisten, Komponisten und Musikpädagogen Ernst Markees (1863 – 1939) in Basel.<br />

1890. „... Eine langweilige Arbeit, die ich eben aus diesem Grunde nicht unterbrechen durfte, hielt mich<br />

bis heute ab, Ihnen für Ihre liebe Sendung zu danken. Sie haben sich aber in erschreckende Unkosten<br />

gestürzt, und bin ich eigentlich ein bischen böse darüber, so hübsch und fein auch diese Transparente sind!<br />

Das nimmt mir auch ganz den Muth, Sie nun noch um eine papierene Auflage anzugehen! Die Aufnahme<br />

ist aber sehr gelungen und macht Ihrer Nebenkunst alle Ehre! ...“<br />

1894, wegen eines Treffens. „... Ich bin ... morgen um die 12te Stunde herum (ohne Haftpflicht!) bei Herrn<br />

Bargheer; vielleicht versuchen Sie’s dort! ...“<br />

„Mich mögen sie um Alles nicht“<br />

679 HILLER, Ferdinand von, 1811 – 1885. E. Br. m. U. „FerdH.“ (Fragment?). Köln o.D.<br />

(1864). 2 S. gr.-8 o . Geprägter Briefkopf „Conservatorium der Musik / Coeln“. Leicht fleckig,<br />

kleine Randläsuren. (180.—)<br />

Wohl an einen befreundeten Musiker über das (in diesem Jahr in Aachen stattfindende) Niederrheinische<br />

Musikfest.<br />

„In Aachen sind sie in einiger Verlegenheit. L a c h n e r hat die Direktion des Musikfestes ablehnen müssen,<br />

seine Frau ist vorige Woche, nach schlimmer Krankheit gestorben. Nun haben sie sich an R i e t z<br />

gewandt – aber es ist sehr die Frage ob der sich darauf einlassen wird, da er auch leidend ist etc. Mich<br />

mögen sie um Alles nicht – erstens weil ich in Köln Kapellmeister bin – zweitens weil ich im Jahre 57 (als<br />

L i s z t dirigirte) etwas scharfe Kritiken über ihr Fest geschrieben. Es ist so die ächte unverfälschte deutsche<br />

Kleinstädterei. Das wird mich nicht verhindern hinzugehen u. mich dort zu amusiren ...“ – Erwähnt<br />

seinen Vortrag „Die Musik und das Publikum“.<br />

326


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

680 HIMMEL, Friedrich Heinrich, 1765 – 1814. E. Br. m. U. Berlin 18.V.1811. 3 1 ⁄2 S. 4 o . Leicht<br />

tintenfleckig. (400.—)<br />

An einen Musikverleger, zunächst wegen des Kaufs eines Pianofortes, dann wegen der Herausgabe des<br />

„Clavierauszugs von einer Cantate“.<br />

„Ihre Vorwürfe, mein lieber Freund, mögen Sie auf die von mir unterstrichene Stelle in dem Briefe aus<br />

Wien schieben, auf weiter Nichts.<br />

Sie schreiben mir, Sie hätten S t r e i c h e r “ (der Wiener Komponist und Klavierbauer Johann Andreas<br />

Streicher) „am 2ten März geschrieben Ihm etwas von dem bezahlten hohen Preise nachzulassen, und<br />

Streicher macht mir bittere Vorwürfe, daß ich Ihnen den Preis gesagt: also warum machen Sie den<br />

Gebrauch von einer Offenheit, die ich gegen Sie immer äußere? ...<br />

Sie wollen allso nicht ... mir bey der Herausgabe des Clavierauszugs von einer Cantate beystehen, mir<br />

nicht mit Ihrem Rath u Sachkenntniß zu dem billigsten Preise verhelfen, damit ich doch wohl einen Sack<br />

Geldes baar verdiene? Nun, wie Sie wollen. – Dem Menschen s[ein] Wille, ist sein Himmelreich ...“<br />

Aus der Sammlung Künzel.<br />

681 JANÁČEK, Leoš, 1854 – 1928. E. Br. m. U. Brünn 9.VII.1904. 1 S. 8 o . Tschechisch. Leicht<br />

gebräunt. (400.—)<br />

An „Sehr verehrte Damen“.<br />

„... Für Ihr Gedenken an mich und die Glückwünsche zu meinem 50. Geburtstag danke ich Ihnen vielmals<br />

...“ (Übersetzung).<br />

682 — E. Kunstpostkarte m. U. Brünn 24.II.1923. Tschechisch. Kleiner Einriss, Knickfalte,<br />

etwas unfrisch. (300.—)<br />

An František Šelepa (1887– 1945), den Chefredakteur der Tageszeitung „Lidové noviny“ in Brünn.<br />

„... Ich danke Ihnen für die Nachricht; aber Liebe kann man nicht erzwingen! Einen Terminvertrag für<br />

‘Ihre Ziehtochter’ habe ich nicht ...“ (Übersetzung).<br />

Seine Oper „Ihre Ziehtochter“ („Její pastorkyna“), später unter dem Titel „Jenufa“, war am 21. Januar<br />

1904 in Brünn uraufgeführt worden. – Die Bildseite der Karte zeigt Rodins Skulpturengruppe „Die Bürger<br />

von Calais“.<br />

683 JARY, Michael, Pseudonym für Maximilian Michael Andreas Jarczyk, 1906 – 1988. E.<br />

musikal. Albumblatt m. U. O. O. u. D. 1 S. gr.-8 o . Notenpapier. (250.—)<br />

Notenzitate aus seinen Liedern „Ich weiss, es wird einmal ein Wunder gescheh’n“ (1942), „Roter Mohn<br />

warum welkst du denn schon“ (1938), „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“ (1939), „Wir<br />

wollen niemals auseinandergeh’n“ (1960) und „Das machen nur die Beine von Dolores“ (1951).<br />

327


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

684 JENSEN, Adolf, Komponist, mit Johannes Brahms befreundet, 1837– 1879. E. Br. m. U.<br />

Meran 24.I.1872. 2 2 ⁄3 S. gr.-8 o . Mit rotgedruckter Initiale am Kopf. Schwach gebräunt, leicht<br />

staubfleckig; gelocht (Buchstabenverluste). (150.—)<br />

Von einem Kuraufenthalt an einen Herrn mit der Nachricht, dass er versprochene Kompositionen –<br />

gemeint ist vermutlich der Klavierzyklus „Eroticon“ op. 44 – wegen seiner „völligen Kraftlosigkeit“ noch<br />

nicht fertiggestellt habe.<br />

„... wenn Sie nur eine Ahnung davon hätten, welche Kette von Leiden ich während meines ganzen hiesigen<br />

Aufenthalts ... durchzumachen hatte, Sie würden mich aufrichtig bedauern. Mein Klavier ist während<br />

eines Zeitraums von 3 Monaten von mir kaum sechsmal benutzt worden und dann höchstens eine<br />

Viertelstunde. Meine schönen Pläne sind durch die Ungunst des Schicksals sämmtlich über den Haufen<br />

gestürzt ...<br />

... Es werden 6, vielleicht 7 grössere Klavierstücke, im Charakter meinen ‘Wanderbildern’, Op. 17 nicht<br />

unähnlich, doch bedeutend grösser und in viel edlerem Style angelegt – es sind Stimmungen darin, die ich<br />

der Natur thatsächlich ablauschte ...“<br />

685 JOACHIM, Joseph, 1831 – 1907. E. musikal. Albumblatt mit Widmung u. Namenszug auf<br />

der Rückseite einer sign. Portraitphotographie. Amsterdam, „November 1891“. 1 S. quer-gr.-<br />

8 o . Das Albumblatt (etwas gebräunt) mit schmalen Montageresten an den Rändern; die Aufnahme<br />

(kleiner Fleck auf der Signatur) stammt von J. Ganz, Brüssel. (300.—)<br />

Die ersten fünf Takte von Brahms’ Violinsonate Nr. 2 A-Dur op. 100, bezeichnet „All[egr]o amabile / violino“,<br />

darunter die Widmung „Zur Erinnerung an gemüthliche und musikreiche Tage, meinem lieben,<br />

werthen Wirth ... dargeboten. / Joseph Joachim“.<br />

Die Aufnahme zeigt Joachim (Brustbild, en face) in mittleren Jahren.<br />

686 — E. Br. m. U. Berlin 12.V.1896. 3 S. 8 o . Mit Umschlag. (150.—)<br />

An den Altphilologen und Bibliothekar Karl Dziatzko (1842 – 1903) in Göttingen mit der Bitte, auf seinen<br />

in Göttingen studierenden Sohn einzuwirken, „seine Scheu vor dem Examen zu überwinden, und seine<br />

lateinische Arbeit sofort einzusenden. Professor Stumpf theilt mir eben mit, daß wenn letzteres nicht<br />

geschieht die Aussicht die Prüfung überhaupt abzulegen für immer verschwinde. Ich weiß, daß nicht<br />

Unfleiß die Saumseligkeit meines Sohnes veranlaßt ...“<br />

Joachims 1864 geborener Sohn Johannes wurde später Bibliotheksrat in Göttingen.<br />

„Unser Blech ist entschieden besser“<br />

687* — 3 e. Br. m. U. Campden Hill o. J. (um 1896). 12 S. 8 o . Ein Brief mit Faltenrissen.<br />

(400.—)<br />

An den Pianisten, Komponisten und Musikpädagogen Ernst Markees (1863 – 1939) in Basel.<br />

„Montag, d. 20.“ „... Zu Ihrer Beruhigung kann ich mittheilen, daß ich das Brahms’sche Concert hier<br />

aufgetrieben habe, sonst hätte ich telegraphirt, und Rudorffs Schumann-Stücke habe ich unter größtem<br />

Beifall mit Klavier statt mit Orchester gespielt! Das Septett ist angekommen. Sie sind zu gewissenhaft! ...“<br />

328


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

„Sonntag, d. 6. Dez“. „... Es geht mir bei aller Arbeit gut; mein Hexenschuß hat sich verabschiedet ... Daß<br />

Paul zu Hans geht ist mir sehr angenehm; und mit 200 Mk kann er sehr gut auskommen, Göttingen ist<br />

billig ... Übermorgen ziehe ich nach No 13, da die Masern gründlich verschwunden sind, und die Wohnung<br />

desinficirt wird. Heute Abend werden wir ganz in Berliner Art den Abend bei Siemens verbringen ...“<br />

„Sonntag, d 8ten März“ (1896). „... Mit Vergnügen erfülle ich Ihren Wunsch um Urlaub ... Mit der Form<br />

aber, den gesetzmäßig von mir zu gewährenden Urlaub durch Unpäßlichkeit zu verlängern, kann ich mich<br />

nicht einverstanden erklären. Besser Sie richten ... das Gesuch an den Herrn Minister. Sollte die Antwort<br />

zu spät für die Reise eintreffen, so nehme ich’s auf meine Kappe, und bitte nachher um Verlängerung ...<br />

... Vorgestern Abend haben die jungen Leute vom Royal College of Music unter meiner Leitung meine<br />

Ouverture in ihrem Concert gespielt; sie haben’s sehr nett gemacht ... Unser Blech ist entschieden besser,<br />

auch der Klang überhaupt runder ...“<br />

Markees war damals Lehrer an der Basler Musikakademie und leitete das Akademische Orchester Basel.<br />

Beiliegend eine e. Postkarte m. U. Joachims (Badgastein 1899) an seinen Sohn Paul sowie seine Portraitphotographie<br />

(Kabinettformat) mit e. Widmung u.U. auf dem Untersatzkarton (Berlin 1890). – Ferner<br />

beiliegend ein e. Br. m. U. von Ernst Rudorff (Groß-Lichterfelde 1897) an Joachim.<br />

688 JOSEFFY, Rafael, 1852 – 1915. Br. m. U. und e. Nachschrift. North Tarrytown, NY<br />

20.VIII.1908. 1 S. gr.-4 o . Mit illustriertem Briefkopf „The Bohemians“. (150.—)<br />

An einen deutschstämmigen Musiker (Rihm), den er zur Teilnahme an Konzerten der „Bohemians“ einlädt.<br />

„... As Chairman of the Program Committee I am arranging the programs this summer for next season’s<br />

Musical Evenings of the Bohemians ...“<br />

Aus der eigenh. Nachschrift: „... Werden wir nicht die grosse Freude haben Sie zu hören? Nachdem Sie<br />

ja ein oder zwei Concerte mitgemacht, werden Sie jetzt leicht eine passende Nummer finden. Das dankbarste<br />

‘Publicum’ ist Ihnen sicher ...“ – Beiliegend seine Portraitphotographie (Visitformat).<br />

689 KREBS, Helmut, 1913 – 2007. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug auf dem Titel,<br />

nachträglich datiert „28.3.53“. Titel + 20 S. Hochformat, 22-zeilig. Kleine Randläsuren, Deckblatt<br />

an der Bugfalte eingerissen; Inventarstempel des Nordwestdeutschen Rundfunks am<br />

Kopf überklebt. (400.—)<br />

„‘Mondbilder’ / Fünf Lieder nach Texten von Christian M o r g e n s t e r n für Tenor und Kammerorchester<br />

... op. 3a“: „Abenddämmerung“, „Mondaufgang“, „Mondbild I.“, „Mondbild II.“ und „Mondbild<br />

III.“ – Vollständige Partitur mit den Liedtexten (aus dem Zyklus „In Phanta’s Schloß“) in Tinte; Korrekturen<br />

und Zusätze in Blei- und Rotstift. Am Kopf der spätere Bleistiftvermerk „H. Newstone“ (der<br />

kanadische Dirigent Harry Newstone, 1921 – 2006, führte Werke von Krebs in Berlin auf).<br />

Beiliegend Stichvorlage und Korrekturabzug seiner „Rodin-Kantate“ für Tenor und Klavier, op. 14 (Berlin<br />

und Wiesbaden, Bote & Bock 1955).<br />

690 KUBELIK, Jan, 1880 – 1940. E. musikal. Albumblatt m. U. O.O. 29.XI.1938. 2 ⁄3 S. 4 o .<br />

Abgerundete Ecken. (200.—)<br />

Dreitaktiges Notenzitat. – Beiliegend seine sign. Portraitpostkarte (Brustbild von vorn; Kubelik mit Geige).<br />

329


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

691 KÜNNEKE, Eduard, 1885 – 1953. E. musikal. Albumblatt m. U. O. O. u. D. 2 ⁄3 S. quer-8 o<br />

(Karton). (120.—)<br />

Viertaktiges Notenzitat aus seiner Operette „Der Vetter aus Dingsda“, mit dem unterlegten Text aus dem<br />

Terzett „Überleg dir’s, überleg dir’s vorher“.<br />

Die Operette war am 15. April 1921 im Theater am Nollendorfplatz in Berlin uraufgeführt worden.<br />

692 LISZT, Franz, 1811 – 1886. Eigenh. Musikmanuskript. 2 S. kl. Querformat, ca. 13,8<br />

17 cm, 10zeilig. Beschnitten. Leicht fleckig. (1.600.—)<br />

„Ungarisches Concert“. Skizze zu einer Komposition für Orchester und Solo-Klavier, d-Moll, 4/4-<br />

Takt, 23 Takte; am Schluss der Vermerk „etc“. – Notation als Particell-Skizze auf zwei Systemen, Takt<br />

21 Einsatz des Solo-Instruments: „Pianoforte Solo“. Ob Takt 1 der Beginn der Komposition ist, erscheint<br />

fraglich.<br />

Auf der Rückseite, mit Blaustift durchgestrichen: Skizze zu einer geistlichen Komposition, möglicherweise<br />

d-Moll (keine Schlüssel- und Tonarten-Vorzeichnungen), 4/4-Takt, 16 Takte. – Notation auf drei Systemen,<br />

Gesangstimme und Particell (nur zwei Takte notiert); über der Gesangstimme ist auf dem oberen<br />

Rand der dazugehörige Text notiert: „speret Israel in Domino. Quia apud Dominum miseri[cordia]“. –<br />

Der erste erhaltene Takt ist nicht der Beginn der Komposition.<br />

693 — E. Br. m. U. Weimar 23.II.1869. 1 S. 8 o . Leicht gebräunt und fleckig. (400.—)<br />

Wohl an den Verleger Heinrich Schmidt in Leipzig, der ihm den – auch Liszt behandelnden – ersten Band<br />

der „Musikalischen Studienköpfe“ von Marie Lipsius gesandt hatte.<br />

„... Für die freundliche Zusendung der so fein charakterisirten ‘musikalischen Studien Köpfe’ sage ich<br />

Ihnen aufrichtigen Dank. Dem geistreich wohlwollenden Autor besonders verpflichtet, und Ihnen ... mit<br />

ausgezeichneter Achtung freundlich ergeben, verbleibt / F. Liszt“.<br />

„Monsieur d’argent court“<br />

694* — E. Br. m. U. Wien, „Schottenhof“ 27.X.1884. 2 S. gr.-8 o . (600.—)<br />

An „Hochgeehrter Herr Doctor“, den er für eine Reise nach Ungarn um ein Darlehen bittet. „... Meine<br />

vielfachen Gesuche an Ihnen, zeigen einige Ähnlichkeit mit dem bekannten Kunstgriff der Taschenspieler:<br />

‘Noch ein Sträusschen’!<br />

Abermals benenne ich mich Monsieur d’argent court und könnte meinen Besuch im Ungarlande bei den<br />

Grafen Geza Zichy und Alexander Teleki nicht abstatten wenn Sie mir nicht mit tausend Gulden aushilfen<br />

...“<br />

330


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

695* — Schriftstück mit eigenh. Zusätzen. (Weimar) 1884 bis 1886. 180 S. gr.-8 o , davon 24<br />

leer. Schreibheft (Ecken bestoßen). (1.600.—)<br />

L i s z t s H a u s h a l t s b u c h für die Zeit vom 1. Juli (1884) bis zum 3. April 1886, von ihm am Monatsende<br />

überprüft und eigenhändig abgezeichnet „abgerechnet“. – Liszt wohnte seit 1869 in der oberen Etage<br />

des ehemaligen Hofgärtnerhauses in Weimar. Den Haushalt führte ihm – wie schon in der Altenburg – Pauline<br />

Apel.<br />

Aufgelistet sind die Ausgaben für den Lebensunterhalt, aber auch für Theater (22.VII.1884: „parsifal.<br />

Bücher“), Brief- und Paketsendungen, Fuhrleute und Träger, Papier, Federn und Tinte, Wein und Zigarren<br />

sowie für Arzneien.<br />

Am Schluss eine überwiegend eigenh. Abrechnung Liszts für das Jahr 1884.<br />

Beiliegend 5 Rechnungen der Firma Otto Eylenstein, Weimar 12.X.1885 und 17.III.1886, und das Programm<br />

eines Liszt-Konzerts vom 17. März 1886 (defekt).<br />

696* (—) Kondolenzbuch der „Musical Organizations of Philadelphia“ zum Tode Franz Liszts.<br />

Mit 47 Eintragungen aus Philadelphia 1886. Titelblatt und 10 S. gr.-4 o (Karton). Mit kalligraphischen<br />

Gestaltungen und Goldschnitt. Brauner Lederband (berieben und Ecken bestoßen)<br />

mit gestanztem Nameszug „F. LISZT“ auf dem Deckel. (300.—)<br />

„In Memoriam DR. FRANZ LISZT“, für Cosima Wagner ausgefertigt – „While we did not have the privilege<br />

of a visit from him to this country“. – Eingetragen haben sich Präsidenten, Vizepräsidenten, Direktoren,<br />

Sekretäre und Musiker der Vereinigungen „Phila. Music Festival Association“, „The Cecilian“,<br />

„The Philadelphia Chorus“, „The Utopian Club“, „Mendelssohn Club“, „Orpheus Club“, „University of<br />

Pennsylvania“, „Philadelphia Musical Academy“ und „Germania Orchestra“, darunter Hugh A. Clarke,<br />

William W. Gilchrist, Charles M. Schmit, Richard Zeckwer und am Schluss William B. Smith („Mayor“);<br />

einige haben sich mehrfach eingetragen.<br />

697* LJADOW, Anatoli Konstantinowitsch, 1855 – 1914. E. musikal. Albumblatt m. U. „An.<br />

Ljadow“ (kyrillisch). O.O. 14.XII.1913. 1 S. quer-folio (gräulicher Karton). Russisch. Lichtrand.<br />

– Mit einer montierten signierten Photographie (Kabinettformat). (300.—)<br />

Achttaktiges Notenzitat vom Anfang seiner Ballade „Von alten Zeiten“ (Übersetzung). – Die Photographie<br />

zeigt Ljadow in einem Lehnstuhl sitzend.<br />

331


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

„Meine Landsleute haben Geschmack!“<br />

698 LORTZING, Albert, 1801 – 1851. E. Br. m. U. Leipzig 13.I.1838. 2 S. gr.-4 o . Mit Siegelrest<br />

(Oblate) und Adresse. Etwas gebräunt. (1.600.—)<br />

Wenige Tage nach der Berliner Erstaufführung seiner Oper „ Z a r und Zimmermann“ an den ihm<br />

befreundeten satirischen Schriftsteller Adolph G l a s b r e n n e r, der ihm vom Erfolg der Oper in ihrer<br />

gemeinsamen Heimatstadt berichtet hatte. – Lortzing, als Schauspieler in Leipzig engagiert, hatte selbst<br />

als „Peter Iwanow“ bei der dort im Dezember erfolgten Uraufführung mitgewirkt.<br />

„... Du beschämst mich in der That – so viel Lob, als Du über mich oder mein opus ausschüttest, verdient<br />

es nicht – wenn verständige Leute einen so lobhudeln, was soll man dann von unverständigen erwarten;<br />

aber Du bist sehr gütig und ich danke Dir von Herzen. – Ernsthaft: der Erfolg meiner Oper hat mich überrascht;<br />

ich rechnete auf freundliche Nachsicht meiner lieben Landsleute und in Folge dessen auf eine<br />

bescheidene freundliche Aufnahme, aber diesen brillanten Erfolg hätte ich mir nicht träumen lassen – ist<br />

mir übrigens äußerst angenehm. Meine Landsleute haben Geschmack! – wie findest Du diese bescheidene<br />

Wendung? Gebe der liebe Gott, daß Du wahr redest in Bezug auf: daß das, was die Berliner gut finden,<br />

bald durch die Welt kommt. – Hinsichtlich der prima Donna, die in meiner Oper fehlt, muß ich Dir<br />

bemerken, daß ich mich immer nach [der] Decke strecken mußte; ich schrieb die Oper für unser Personal:<br />

denn wenn hier meine Oper nicht gefällt, so kann ich sie nirgend wo zur Aufführung bringen; jetzt<br />

hat sich die Sache schon geändert, denn der Graf“ (der Intendant des Königlich Sächsischen Hoftheaters,<br />

Graf Lüttichau) „hat mir geschrieben, ich mögte ihm meine ferneren Produkte gleich zuschicken. Nun<br />

kann ich schon andre Kräfte in Anspruch nehmen. Ueber Rellstab’s“ (der mächtige Berliner Musikkritiker<br />

Ludwig R.) „Bericht nach der ersten Aufführung habe ich mich recht gefreut ... Hat Dir der Schluß<br />

der Oper denn auch so mißfallen? ... Wenn nur aus Berlin viel Gutes berichtet wird, so denk’ ich, soll’s<br />

schon gehen – ich bau’ auf Gott und meine Euryanth’! ...“<br />

In der Historisch-kritischen Ausgabe der Briefe nicht gedruckt.<br />

332


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

Nr. 698 Albert Lortzing<br />

333


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

„ich leide noch immer am Tode Mahlers“<br />

699 MAHLER-WERFEL, Alma, geb. Schindler, in erster Ehe mit Gustav Mahler, in zweiter<br />

mit Walter Gropius und in dritter mit Franz Werfel verheiratet, 1879 – 1964. 19 e. Br. m. U.<br />

(meist „Alma Maria“ und „Alma“). New York und o.O. 6.XI.1951 bis 23.VI.(1957). 39 S. gr.-<br />

8 o . Meist mit gedrucktem Briefkopf. Mit 4 Umschlägen. (2.000.—)<br />

An ihre Freundin Grete Cirio in Rom, bei der sie sich gern aufhielt, über ihren Alltag und ihr Befinden.<br />

New York 6.XI.1951, über „diese ganze schreckliche Reise“. „... 11 Tage auf einem kleinen Schiff mit<br />

Stürmen Hagel – Regen – und das Ankommen ... in größter Kälte ...!!! Aber wir haben es nun überwunden<br />

und treten die Römischen Tage wieder in unsern Sinn ...“<br />

New York 26.VI.1952. „... Ich war auf dem Wege nach Rom – aber die Hitze lähmte mich so, dass ich in<br />

wenigen Ta[gen] zurückkehren werde. – Wenn ich lebe, komme ich im Herbst zu Ihnen ...“<br />

New York 20.VI.1953. „... Momentan gibts keine Musik, nichts – nur in Tangelwood führt der Bernstein<br />

die II Mahler auf. Vielleicht werde ich hinfahren ...“<br />

New York 8.V.1954. „... Ich hoffe, ich komme im August nach Rom – jetzt war es mir zu spät geworden<br />

... Alles ist so schrecklich weit ...<br />

Wo ist F u r t w ä n g l e r momentan? Wird er im Herbst herkommen? ...“<br />

New York 20.IX.(1955). „... wie gerne wäre ich wieder in Rom – aber ich war im Hotel ... nie glücklich<br />

... Ausserdem bin ich seitdem nie eine Stunde wohl gewesen! ...“<br />

New York 31.XII.1955. „... Momentan bin ich nicht sehr gut dran – wegen des Klimas: – auf und ab: so<br />

hat man sich kaum erholt und ... man fühlt sich wieder elend! Aber wenn ... ein schönes Concert od. Oper<br />

lockt, bin ich nicht zu halten!!<br />

Ich sende Ihnen hier mein Bibliotheks und Kokoschka zimmer. Alles, was da an den Wänden hängt<br />

sind O.K. Bilder u Zeichnungen. In der Mitte mein Portrait! Da fühle ich mich halt sehr zu hause u. vermisse<br />

die Aussenwelt nicht...“<br />

O.O. 23.V.(1956). „... ich leide noch immer am Tode Mahlers – am Tod von 3 Kindern und den letzten,<br />

2 Jahre dauernden Angst-Tod We r f e l s ! ...<br />

Ausserdem erregt mich alles, was mir von Wien kommt. – Wenn ich je wieder nach Rom komme, nur zu<br />

Ihnen, dort war ich zu Hause ...! K l e i b e r ging mir sehr nah ... R. S e r k i n , den ich einst sehr schätzte<br />

wird monoton und affektiert! ...“ – Erich Kleiber war am 26. Januar 1956 gestorben.<br />

New York 23.VI.(1957). „... Ich bin sehr traurig – dass Sie so viel mitmachen mussten und ich weiss was<br />

Leiden heisst. Mir geht es gar nicht gut ... Mein Herz ist schon lange sehr schwach ... Ich arbeite so viel<br />

ich kann an meinem Buch, damit es so dicht als möglich wird! ...“ – Ihre Autobiographie „And the Bridge<br />

is Love“ erschien im nächsten Jahr.<br />

334


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

700 MARSCHNER, Heinrich, 1795 – 1861. 4 e. Br. m. U. Hannover und o.O. 14.XI.1841 bis<br />

16.X.1854. 4 S. folio bis gr.-8 o . Zwei Briefe mit Siegel und Adresse. Leicht gebräunt. Kleine<br />

Randläsuren. (300.—)<br />

An verschiedene Adressaten, meist in verlegerischen Angelegenheiten.<br />

O.O. 1841. An (den Maler Carl Oesterley in Göttingen) mit einem Empfehlungsschreiben für den russischen<br />

Geiger Jérome Gulomy. „... Hören Sie ihn nur, und Sie werden mir für seine Bekanntschaft noch<br />

danken ...“ Darunter ein weiteres e. Empfehlungsschreiben m. U. von Carl Oesterley für Gulomy.<br />

Hannover 1848. An Julius Schanz, der wohl bei Weller in Leipzig eine Liedsammlung herausgab, in die<br />

er „das von mir componirte Kühn’sche Lied ‘Germania’“ aufnehmen könne.<br />

Hannover 3. und 16.X.1854. An zwei Musikverlage, darunter Schloss in Köln, denen er verschiedene Lieder<br />

zum Verlag anbietet, darunter „ein Heft Baritonlieder op. 170 ... von dem ich glaube, daß es Ihren<br />

Wünschen entspricht ...“ (3.X.1854).<br />

701 MARTINU ° , Bohuslav, 1890 – 1959. E. musikal. Alblumblatt m. U. Prag, März 1938.<br />

Tschechisch. 2 ⁄3 S. gr.-8 o . (250.—)<br />

Fünf Takte aus seiner Oper „Juliette“: „Erinnerung an die Uraufführung ... in Prag, März 1938“<br />

(Übersetzung). Die Oper war am 16. März des Jahres am Prager Nationaltheater uraufgeführt worden.<br />

„nous vivons de chimères“<br />

702 MASSENET, Jules, 1842 – 1912. E. Br. m. U. Fontainebleau 21.VII.1874. 1 S. gr.-8 o .<br />

Schwach fleckig, am Unterrand ein wenig knittrig. (150.—)<br />

An einen Freund an dem von Jacques O f f e n b a c h geleiteten Théâtre de la Gaîté-Lyrique, auf die Nachricht<br />

von einer „indisposition“ Offenbachs.<br />

„... moi aussi j’avais quitté Fontainebleau, bien affecté car ma petite fille a été depuis 3 jours entre la vie<br />

& le mort – – – enfin ce matin tout symptôme grave a disparu! J’ai dit a Mr. Tréfeu, que je remercie de<br />

son bien accueil, que je serai à votre disposition dèsque cela vous conviendrait ...<br />

Cher ami, ta lettre a fait naître en moi bien des espérances, qui s’évanouissent hélas – – mais, tu le sais,<br />

nous vivons de chimères ...“<br />

Etienne Tréfeu (1821 – 1903) war einer von Offenbachs Librettisten und Verwalter des Théâtre de la Gaîté-<br />

Lyrique.<br />

335


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

„am allerschwersten“<br />

703 MENDELSSOHN BARTHOLDY, Felix, 1809 – 1847. E. Br. m. U. Leipzig 21.I.1840. 1 1 ⁄3 S.<br />

gr.-8 o . Mit Siegelrest und Adresse. Leicht fleckig. Kleine Heftschäden auf der Adressseite.<br />

(3.000.—)<br />

Als Direktor der Gewandhaus-Konzerte in Leipzig an den Musikverleger Friedrich K i s t n e r, von dem er<br />

sich die Partitur des 95. Psalms (op. 46) zurückerbeten hatte. – Mit dem bereits 1838 fertiggestellten Werk<br />

war Mendelssohn erst nach mehreren Umarbeitungen zufrieden; die endgültige Fassung erschien 1841.<br />

„... Ich sagte Ihnen schon neulich in der Probe wie sehr unangenehm es mir ist, Ihnen noch immer nicht<br />

Ihr Eigenthum, den 95sten Psalm zurückgeben zu können, weil der Chor den ich darin neu componiren<br />

muß eben zu den Aufgaben gehört, die mir am allerschwersten fallen, und die ich mit dem besten Willen<br />

nicht eher lösen kann, als bis ich es mir selbst wenigstens etwas zu Dank mache. Mein Trost ist dabei daß<br />

durch den unangenehmen Verzug das Werk in jedem Falle gewinnt, denn daß Sie es besser wieder erhalten<br />

sollen, dafür will ich Ihnen stehn. Aber über die lange Zeit bitte ich nochmals um Entschuldigung.<br />

Schleinitz sagte mir vor einigen Wochen daß Sie gern en attendant ein andres Stück von mir herausgäben;<br />

deshalb erlaube ich mir die Frage ob Sie ein Heft geselliger Lieder für 4 Männerstimmen“ („Sechs<br />

Lieder für Männerchor“ op. 50), „das ich den hiesigen Liedertafeln zueignen will, erscheinen lassen<br />

mögen, und ob Ihnen ein Honorar von 20 Louis dafür genehm wäre. Ich könnte Ihnen in dem Falle das<br />

Manuscript in den nächsten Tagen zustellen, und wollte es gewiß nicht zurückfordern und hundert Tage<br />

oder Jahre behalten ...“<br />

Siehe dazu: Rudolf Elvers, Felix Mendelssohn Bartholdy / Briefe an deutsche Verleger, Nr. 365ff.<br />

Beiliegend ein Brief (Berlin 1891) an einen Sammler, wohl den Erwerb dieses Autographs betreffend.<br />

704 — E. Br. m. U. Leipzig 17.VII.1843. 1 S. kl.-8 o . Mit Siegelrest und Adresse. (1.600.—)<br />

An den Musikverleger Friedrich K i s t n e r mit einem Empfehlungsschreiben für einen Sänger.<br />

„... Der Ueberbringer dieser Zeilen, Hr. Wölfel aus Weimar, der eine sehr schöne tiefe Baßstimme besitzt<br />

und Weimarscher Hofsänger ist (beim dortigen Theater angestellt) wünscht außerordentlich sich hier<br />

hören zu lassen, und möchte dies gern auf irgend eine Weise bewerkstelligen. Können Sie, sei es bei Ringelhardt“<br />

(der Leipziger Theaterdirektor Friedrich Sebald R.) „direct, oder bei Hrn. Blum“ (Robert<br />

Blum war Ringelhardt von Köln nach Leipzig gefolgt und zu dieser Zeit Theatersekretär) „oder sonstwie<br />

etwas zu Erfüllung seines Wunsches beitragen, so bitte ich Sie herzlich es zu thun ...“<br />

705 — E. Br. m. U. Leipzig 25.I.1846. 1 S. gr.-4 o . Mit Blindsiegel und Adresse. Leicht ge -<br />

bräunt. Kleine Randläsuren. (2.000.—)<br />

An den Musikverlag M. Schloss in Köln, der ihn um unveröffentlichte Kompositionen gebeten hatte.<br />

„... Es würde mir sehr viel Freude machen Ihnen etwas von meinen Manuscripten zu senden, aber leider<br />

habe ich in früherer Zeit so manche Versprechen in dieser Hinsicht gegeben, die ich immer noch aus Mangel<br />

an Ruhe und Muße unerfüllt lassen mußte, bin daher gegen mehrere Verlagshandlungen im Rückstand<br />

u. kann nicht ein neues Versprechen der Art geben, von dem ich mit soviel Wahrscheinlichkeit voraus sehe,<br />

daß ich es nicht würde halten können. Deshalb muß ich Sie um Entschuldigung bitten, wenn ich Ihr<br />

freundliches Anerbieten nicht annehmen kann ...“<br />

336


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

Nr. 703 Felix Mendelssohn Bartholdy<br />

337


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

706* MEYERBEER, Giacomo, 1791 – 1864. E. Br. m. U. (Paris) 10.II.(1832). 1 S. gr.-8 o . Mit<br />

Siegelspur und Adresse. Leicht gebräunt. (250.—)<br />

An „Monsieur Paulin de Lespinasse“, der ihm ein Libretto vorgelegt hatte.<br />

„... Mille pardons de mon long silence. Je me proposois toujours d’aller vous voir pour vous dire combien<br />

je regrette que mon prochain départ pour Londres m’empêche de mettre en musique actuellement la charmante<br />

Scène que vous avez bien voulu me confier.<br />

Je suis bien peiné de devoir perdre ce jolie morceau, mais je conçois que vous ne vouliez plus attendre.<br />

J’espère que vous penserez une autre fois à moi, & je tâcherai alors par plus de précision de mériter votre<br />

nouvelle confiance ...“<br />

707 — Br. m. U. Berlin 11.VII.1845. 2 S. gr.-4 o . Linker Rand beschnitten (Buchstabenverlust).<br />

Angeheftet ein Provenienzvermerk. (300.—)<br />

An „das verehrliche Comité für Beethoven’s Monument“ in Bonn, das ihn zur Enthüllung des<br />

Denkmals eingeladen hatte.<br />

„... Es kann sich jeder Musiker nur sehr erfreut und geehrt fühlen, den das verehrliche Comité für würdig<br />

hält, sich dem Tribut der Bewunderung und Verehrung anzuschließen, welcher in jenen Tagen dem<br />

unsterblichen Tonmeister von seiner Nation dargebracht wird. Indem ich Ew. Hochwohlgeboren wiederholt<br />

meinen verbindlichsten Dank ausdrücke, bei dieser Gelegenheit auch meiner gedacht zu haben,<br />

gebe ich mir die Ehre auf Ihre Anfrage wegen meiner persönlichen Anwesenheit bei dem gedachten Feste<br />

ganz ergebenst zu erwiedern, daß die Pflichten meines Dienstes mich in diesem Augenblick noch nicht wissen<br />

lassen, ob es mir möglich seyn wird, meinen Wünschen gemäß an dem bestimmten Tage in Bonn anwesend<br />

seyn zu können, und daß ich dieses erst gegen Ende d[es] M[ona]ts erfahre ...“<br />

708 — Br. m. U. Berlin 9.XII.1856. 2 1 ⁄3 S. gr.-8 o . Mit drei e . N o t e n z i t a t e n im Text.<br />

(500.—)<br />

Wohl an einen Musikverleger (Schloss in Köln?), der gebeten hatte, „das Eigenthumsrecht für England<br />

der Barcarole ‘Venezia’ an Evers & Comp. in London zu cediren“.<br />

„... In Betreff des Wunsches ... muß ich bemerken, daß ich nicht weiß, ob nicht Brandus in Paris schon<br />

das Eigenthumsrecht für England versprochen ...<br />

Ihr Stecher in Leipzig hat mir eine Correctur der ‘Venezia’ geschickt, die ich gemacht und bereits zurückgesendet<br />

habe.<br />

Hinsichtlich Ihres Wunsches eine zweite Ausgabe der ‘Venezia’ für Mezzo Soprano zu machen, habe ich<br />

nichts dawider. Nur muß dieselbe in Emoll sein, indem bei noch tieferer Transponirung die allgemeine<br />

Lage der Singstimme zu tief sein würde...“ – Es folgen die Notenbeispiele für die Takte 28, 30, 31 und 35,<br />

mit unterlegtem Text.<br />

Beiliegend 7 weitere Br. m. U. (1852 – 1861); wohl ebenfalls alle an Schloss in Köln, zum überwiegenden Teil<br />

in verlegerischen Angelegenheiten.<br />

338


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

709 MILHAUD, Darius, 1892 – 1974. E. Br. m. U. (Paris,) „10, Boulevard de Clichy“ o.D.<br />

1 S. gr.-4 o . Mit gedrucktem Briefkopf. Kleiner Faltenriß, leicht gebräunt. (350.—)<br />

An einen Musikliebhaber, dem er ein Autograph sendet.<br />

„... Je vous envoie l’autographe demandé. Je suis heureux que vous vous interessez à mes œuvres de<br />

piano. Connaissez vous les trois Rag-Caprices ...<br />

J’ai egalement plusieurs œuvres piano & orchestre: / Cinq Etudes ... / Ballade ... / Le Carnaval d’Aix ...“<br />

710* MILLÖCKER, Karl, 1842 – 1899. E. musikal. Albumblatt m. U. Wien 28.I.1885. 1 S.<br />

quer-32 o (Karton). Rückseitig Montagespuren. (180.—)<br />

Sechstaktiges Notenzitat aus seiner Operette „Gasparone“, mit dem unterlegten Text „Anzoletto sang:<br />

Komm mia bella! Unterm Fenster der holden Estrella; Komm hinaus in den duftenden Hain“.<br />

711 — E. Br. m. U. Wien 25.I.1887. 2 S. 8 o . Leicht gebräunt. Schwach fleckig. (150.—)<br />

An den Sänger und Schauspieler Konrad D r e h e r, der in seiner Operette „Der Vizeadmiral“ den „Don<br />

Mirabolante“ gab, sich jedoch Veränderungen an der Rolle erbeten hatte.<br />

„Ich freue mich ... , ... daß Sie sich auch als Mitautor zum Wohle des Ganzen an der Sache betheiligen.<br />

Ich finde die Strofen welche Sie die Güte hatten mir zu senden ganz ausgezeichnet nur Ihr Wunsch ich<br />

soll den ersten Theil des Couplets neu componieren befremdet mich – Sie haben dasselbe bereits gesungen<br />

/ Sie haben es zu außerordentlicher Wirkung gebracht – warum daran rütteln? ...“<br />

712* MIOLAN-CARVALHO, Marie Caroline, französische Sopranistin, 1827– 1895. 4 e. Br. m.<br />

U. O. O. u. J. 9 S. gr.-8 o bis kl.-8 o . Mit kleinem Stempel „Archives Menestrel“. (300.—)<br />

An den Musikverleger Jacques Léopold Heugel.<br />

I) „... Mon mari est absent je reconnais votre écriture et je réponds à votre petit billet que ma repetition<br />

est annoncée pour midi et demi et que Barbier doit lire vers une heure le livret de la flûte ...“<br />

II) „... J’accepte avec plaisir de chanter le duo de la Flûte avec M. Soria que je connais bien ...“<br />

III) „... Monsieur Jacques Normand – auteur de la piece de vers que Coquelin va lire –, a donné son fauteuil<br />

à son frere qui arrive de voyage ne pouvant plus se procurer de place il me prie ... de vous demander<br />

de bien vouloir le laisser entrer par la porte des artistes ...“<br />

<strong>IV</strong>) „... Je vais à l’opéra comique repeter l e s n o ces de Figaro. Je vous dirai si la semaine prochaine<br />

le repertoire s’arrange de telle sorte que je puisse etre libre le 4 mai ...“<br />

339


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

„ich will Paganini blos stellen“<br />

713 MOSCHELES, Ignaz, 1794 – 1870. 2 e. Br. m. U. London 7.I.1832 (eng beschrieben) und<br />

10.III.1844. Zus. 5 S. 4 o . Ein Brief mit Siegelspur und Adresse (mit Montagerest). Leicht<br />

gebräunt. (600.—)<br />

Vertrauliche Briefe an seinen Freund, den Pianisten und Komponisten Johann Peter P i x i s , vor allem<br />

über ihr beider musikalisches Schaffen sowie über Moscheles’ Bemühen, Pixis Veröffentlichungen zu<br />

ermöglichen.<br />

1832. Ausführlich über einen unschönen Streit mit Paganini. 1831 war von Moscheles, bei Kistner in<br />

Leipzig, das Heft „Fantaisie à la Paganini“ erschienen, dem in London, bei Mori & Lavenn, weitere folgen<br />

sollten. „... ich fragte Paganini ob er nichts dagegen habe, daß ich nach dem Gehöre Manches seiner<br />

Sachen als Fantasien fürs Klavier arangire, welches er mir mit schmeichelhaften süßen Ausdrüken<br />

erlaubte, u. ehe er seine Reise nach Irland antrat, spielte ich ihm das damahls erschienene 1te Heft vor<br />

– welches er sehr approbirte. Vor einem Monathe kam er nach London zurük ... und kündigte Cramer<br />

einen Prozeß an verschiedene Sachen von ihm fürs P.F. arangiert u. publizirt zu haben, so wie auch<br />

Hummels Fantasie a la Pag. herausgegeben zu haben. Mori erhielt eine ähnliche Herausforderung<br />

wegen mein 2ten u. 3ten Heft, deßen Verkauf seitdem eingestellt werden mußte. Ich hatte eine Zusammenkunft<br />

mit Paganini in welcher er heuchlerisch u. tartuffenartig versicherte die Anklage sey nicht<br />

gegen mich gerichtet, u. als ich ihm sagte daß seine Klage auch mich betreffe indem ich einen Antheil am<br />

Verkaufe habe, wich er immer politisch ... aus, u. sagte er habe nicht vermuthet ich werde mehr als ein<br />

Heft schreiben u. er müßte nun die Sache seinen Advokaten überlaßen, in dessen Hände er sich gänzlich<br />

gelegt habe ...<br />

... ich will P[aganini] blos stellen in seinem schwarzen Charakter wenn die Geschichte abgethan sein<br />

wird, und mir steht es ja ohnehin zu Gebote einige holperige Griffe für Damen in meine Arangements mit<br />

einfließen zu laßen ...“<br />

1844, nachdem Pixis sich nach Baden-Baden zurückgezogen hatte. Moscheles entschuldigt sich, nicht eher<br />

auf einen Brief geantwortet zu haben, „... denn hier bin ich nicht nur der Musiker der sein eigenes Talent<br />

zu pflegen hat, sondern ein Familien Vater deßen Pflicht es ist für die Seinigen zu arbeiten so lang er kann<br />

– also Muße ist bey mir ein rares Ding.<br />

Ich muß Dir doch sagen daß mir die Beschreibung Deines thun u. laßens sehr interessant war, und die Art<br />

und Weise wie Du für Francilla’s Schicksal gesorgt hast, macht Dir viele Ehre.“ (Pixis hatte seine Klavierschülerin<br />

adoptiert.) „Daß Du aber außersehen bist für die armen Waisen Deines Bruders“ (der Violinist<br />

Friedrich Wilhelm P. war 1842 gestorben) „zu sorgen, ist wirklich eine harte Probe der Tugend ...<br />

Ich begreife es wohl daß es kein Leichtes für Dich seyn kann den Acker (in Paris) wieder zu pflügen ...<br />

Was den Absatz Deiner M.S. hier betrifft kann ich Dir gar nichts Erwünschtes sagen. Die Verleger, (von<br />

der Künstler u. Gelehrten Welt die Blutigel genannt) sind hier nicht beßer als überall ...“<br />

340


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

714 — Urkunde m. U. Leipzig 10.<strong>IV</strong>.1857. 1 S. gr.-folio (handschriftlich ausgefüllter Vordruck).<br />

Rand- und Faltenschäden alt ausgebessert, etwas braunfleckig. (150.—)<br />

„Lehrer-Zeugniß“ des „Conservatorium der Musik zu Leipzig“ für Johannes Möller aus Wilster.<br />

Moscheles bescheinigt für das „Pianofortespiel“: „Herr Möller ist recht fleißig und macht gute Fortschritte.“<br />

– Des weiteren haben sich mit Bescheinigungen eingetragen u. a. Franz Brendel („Vorlesungen“),<br />

Raimund Dreyschock („Violinspiel“) und Ernst Friedrich Richter („Theorie der Musik und Composition“<br />

sowie „Gesang“).<br />

715 — E. Br. m. U. Leipzig 15.X.1857. 1 2 ⁄3 S. gr.-8 o . Mit Ringsiegel (gebrochen) und Adresse.<br />

Bläuliches Papier. An den Rändern gebräunt, schwach knittrig. (200.—)<br />

An Felix Mendelssohn Bartholdys Jugendfreund Karl K lingemann in London, der dort seit 1827 für<br />

Hannover in diplomatischen Diensten stand, und dem er einen jungen Klavierspieler, den Physiker und<br />

Mathematiker Joseph Derffel (1823 – 1864), empfiehlt.<br />

Dieser habe ihm „einige seiner Kompositionen“ vorgespielt, „... worunter ich besonders eine Etude in F.<br />

als gut gearbeitetes dankbares Bravourstük erkannte. H.D. ein geborner Triestiner hatte sich früher in<br />

Wien Lehrfächern: Mathematik etc. gewidmet, folgt aber seit 1 oder 2 Jahren in England der Profession,<br />

beglükt London u. Brighton abwechselnd etc. Seine große Hand und Vollgriffigkeit erinnert mich an<br />

CM v. Weber ... Er bat mich ihm in London die Bekanntschaft eines Deutschen zu verschaffen der mithin<br />

für deutsche gute Musik sympathisire, und ich wählte Dich, mit der Bitte an Dich ihn freundlich zu<br />

empfangen u. gelegenheitlich zu untersuchen ob er bey näherem Umgang gewinnt ...“<br />

716 MOSZKOWSKI, Moritz, 1854 – 1925. E. Postkarte m. U. Berlin 22.<strong>IV</strong>.1884 (Poststempel).<br />

Leicht gebräunt, etwas fleckig. Montagespuren auf der Adressseite. (150.—)<br />

An den Violinisten Émile S a u r e t in Berlin, mit der Einladung zur Aufführung eines seiner Werke.<br />

„... C’est demain que B i l s e jouera au concert mes A u s a l l e r H e rren Länder. Supposé que tu<br />

sois libre, tu me ferais grand plaisir par ta présence ...“<br />

341


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

Ein seit 1929 verschollenes Blatt aus „Figaros Hochzeit“<br />

717 MOZART, Wolfgang Amadeus, 1756– 1791. Eigenh. Musikmanuskript. Wohl 1785. 2 S.<br />

Querformat, 12-zeilig (ca. 23,231,6 cm). Papier ohne Wasserzeichen. Leicht fleckig, unbedeutende<br />

Randläsuren. (160.000.—)<br />

Recto: Der Schluss von Figaros Cavatina „ S e v u o l b a l l are, signor contino“ („Will der Herr<br />

Graf ein Tänzchen nun wagen“) aus dem ersten Akt seiner Oper „ L e n ozze di Figaro“ (KV 492). –<br />

Erste, nicht vollständig ausgeführte Partitur-Niederschrift der drei Schlusstakte der Gesangstimme zu den<br />

Worten „le suonerò. si, le suonerò.“ mit Notation für 1. und 2. Violinen, Violen, Hörner, Gesang und Bass<br />

sowie des achttaktigen Orchester-Nachspiels (2/4, bezeichnet „Presto“), in dem nur die Stimmen der 1. Violine<br />

und des Basses notiert sind.<br />

Die Notation weist nur geringe Abweichungen zur endgültigen Niederschrift auf. Warum Mozart das Blatt<br />

ausgesondert hat, ist unklar. – Druck dieser Fassung in der Neuen Mozart-Ausgabe (Bd. II, 5, 16, S. 628,<br />

im Anhang; s. dazu Krit. Bericht, S. 63f.).<br />

Verso: Entwürfe zu zwei schottischen Liedern, überschrieben „Arie scocesi“ (nicht im KV).<br />

Oben: Lied in e-Moll, 4/4, 16 Takte, Notation nur der Melodie-Stimme mit Austerzungen bzw. Sextenergänzungen.<br />

Die durch die Notation des Schlüssels vorgesehene Bass-Stimme ist nicht ausgeführt. – Das<br />

Lied „Rosline Castle“ erschien zuerst unter dem Titel „House of Glams“ in William McGibbon: A Collection<br />

of Scots Tunes, London 1746, und wurde danach noch in mehreren anderen Sammlungen vor Mozarts<br />

Tod gedruckt.<br />

Darunter: Lied in Es-Dur, ¾, 18 Takte, in Klavier-Notation (Diskant und Bass), die Bass-Stimme offensichtlich<br />

von Mozart frei erfunden. – Das Lied „Queen Mary’s Lamentation“ erschien zuerst in C. Elliot /<br />

T. Kay: „Calliope, or the Musical Miscellany“, London 1788. Die Vorlage Mozarts ist nicht bekannt; seine<br />

Notation weist gegenüber dem Druck einige Veränderungen auf.<br />

„Vermutlich“ sind die Lieder „als Grundlage für eigene Variationsreihen oder Improvisationen gedacht“<br />

(E.A. Ballin im Krit. Bericht zum Band III, 8 der Neuen Mozart-Ausgabe, S. 42f.; s. auch U. Konrad:<br />

Mozarts Schaffensweise, Göttingen 1992, S. 255, Sk 1785a).<br />

Notationen mit Tinte. Auf der Recto-Seite oben mit Blaustift „II“ von der Hand Carl August Andrés (1806-<br />

1887): Zählung aus einer Reihe von separaten autographen Bruchstücken zum „Figaro“ (s. U. Leisinger im<br />

Krit. Bericht zum Band II, 5, 16 der Neuen Mozart-Ausgabe, S. 62f.). Die Eintragungen Mozarts waren bisher<br />

nur aus einer Abschrift aus dem Besitz Otto Jahns bekannt (heute in der Staatsbibliothek zu Berlin).<br />

Das Blatt wurde zuletzt am 12.X.1929 durch Leo Liepmannssohn, Berlin, versteigert (Versteigerung 55,<br />

„Musikmanuskripte Wolfgang Amadeus Mozarts aus dem Besitz von André Erben“) und gelangte in die<br />

Sammlung Dziatzko, Wriezen; der weitere Verbleib war bisher unbekannt.<br />

342


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

Nr. 717 Wolfgang Amadeus Mozart<br />

343


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

(Mozart)<br />

Nissens Mozart-Biographie<br />

718 — MOZART, Constanze, geb. Weber, Mozarts Ehefrau, in zweiter Ehe mit dem dänischen<br />

Legationsrat G.N. von Nissen verheiratet, 1762 – 1842. E. Br. m. U. „Constanza Etatsräthin<br />

Nissen gewesene Wittwe Mozart“. Salzburg 8.III.1829. Mit Siegel und Adresse (von anderer<br />

Hand). (6.000.—)<br />

An (Marie-Catérine Céleste) S p o n t i n i geb. Erard in Berlin, an deren Mann der Brief adressiert ist:<br />

„Herrn Ritter von Spontini, Erster Kapellmeister und Generalintendant der Kapelle S[eine]r Majestät<br />

des Königs von Preussen in Berlin“. Nach dem Tod Nissens (1826) unterstützte Spontini finanziell die Herausgabe<br />

von dessen Mozart-Biographie, die in diesem Jahr erschien.<br />

„... Ich säume mich Ihr mir so unschätzbares Schreiben vom 27 voriges Monat, so gleich zu beantworten,<br />

und sie zu bitten Ihrem Herren Gemahl nebst meinem inigsten Dancke zu sagen: daß es mir ganz<br />

angenehm seyn wird; wen er die gulden so bald wie möglich an Doctor Feuerstein“ (ein Pirnaer Arzt, der<br />

Nissens Mozart-Biographie redigiert hatte und durch Spontini Beiträge zu den Druckkosten erhielt) „überschickt.<br />

– – –<br />

Gott lob und Danck / daß es einmahl so weit gekommen ist, nur wünschte ich zu wißen, wie die Berliner<br />

damit zu frieden sind und ist es nicht unardig von mir so beschwöre ich meine inigst geliebte Freundin<br />

Spontini mir einmahl darüber zu schreiben. Ich bin nicht im stande Ihnen meine freude zu schiltern die<br />

ich gestern bey Empfangs Ihres mir so Werthen Briefes hatte, auch ist die zeit zu kurz indem ich die Post<br />

nicht versäumen darf, sie sehen an meiner zitterenden schrift, daß ich in der grösten Eille schreibe, und<br />

dahero nichts mehr sagen kann, als daß ich Ewig seyn werde Ihre, und Ihres Herren gemahls danckbarste<br />

Dienerin ...“<br />

S e h r s e l t e n . – Bei Bauer-Deutsch nicht registriert, bisher u n veröffentlicht.<br />

344


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

Nr. 718 Constanze Mozart<br />

345


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

719* <strong>MUSIK</strong>ER. – 29 signierte Portraitphotographien, meist von Komponisten. (500.—)<br />

Fridtjof Backer-Gröndahl (m. Widmung, 1950), Julius Bittner (Kabinettformat; auf der Bildseite signiert,<br />

verso e. Widmung m. U., 1908; Zeitungsausschnitt montiert), Luigi Dallapiccola (m. Widmung, 1973),<br />

Edmund Eysler (1916), Josef Bohuslav Foerster (1928), Ludwig Gruber, Alfred Grünfeld (verso Notenzitat,<br />

1912), Josef Hofmann (m. Widmung, 1920; kl. Defekte), Georges Hüe (m. Widmung, 1917), Otakar<br />

Jeremiás (1935), Paul Juon (m. Widmung, 1905), August Klughardt (Kabinettformat, verso Notenzitat m.<br />

U., 1894), Ernst Krenek (Druck, m. Widmung), Jan Kubelik (Bombay 1929), Charles Lenepveu (Kabinettformat,<br />

m. Widmung, 1897; Montagereste), Xavier Leroux (1904), Franz Mittler (1932), Johanna Müller-Hermann<br />

(1937), Friedrich Niggl (verso Notenzeile m. U. 1907), Joaquín Nin (m. Widmung), Riccardo<br />

Pick-Mangiagalli, Paul Pisk (1935), Florent Schmitt (m. Widmung, 1946; eine Zeile getilgt), Otto<br />

Schwartz (verso Notenzeile, 1915), Pablo Sorozábal (m. Widmung, 1946), Fritz Steinbach (1911), Karlheinz<br />

Stockhausen, Johann Svendsen (Kabinettformat) und Siegfried Wagner (Stempelabklatsch auf d.<br />

Bildseite). – Einige Photographien sauber aufgezogen.<br />

720 — 17 Autographen. Zweite Hälfte 19. Jahrhundert. Einige in alte Sammlungsumschläge<br />

montiert. (300.—)<br />

Heinrich Marschner (e. Br. m. U., Hannover 1854), Carl Reinecke (3; 1 e. Br. m. U., o.O.1882, und 2 e.<br />

Postkarten m. U., Leipzig 1878 und 1883, eine Karte mit mehreren Notenzitaten im Text), Karl Gottlieb<br />

Reissiger (8 e. Billetts m. U., sämtlich o. O. u. D.), Joseph Rheinberger (2; 1 e. Br. m. U., München 1882 und<br />

1 Portraitphotographie mit e. Widmung an F. H iller auf der Rückseite, München 1883), Gaspare Spontini<br />

(e. Billett m. U., Dresden 1844), Johann Strauss-Enkel (e. Albumblatt m. U. auf einer Portraitpostkarte,<br />

Köln 1900) und Cosima Wagner (Brief von der Hand ihrer Tochter Eva, Wiesbaden 1898; mit<br />

Umschlag).<br />

722* — 11 Autographen. (350.—)<br />

Eugen d’Albert (e. Br. m. U., Pegli 1911), Benjamin Britten (e. Namenszug), Luigi Cherubini (Br. m. U.,<br />

Paris 1835), Richard Heuberger (e. Postkarte m. U., Wien 1909), Paul Hindemith (Geburtstags-Grußkarte<br />

m. U., 1955), Wilhelm Kienzl (e. Br. m. U., Bad Aussee 1930), Ruggiero Leoncavallo (Br. m. U., Wien 1897),<br />

Rolf Liebermann (2; e. musikal. Albumblatt m. U., 1985, und sign. Portraitphotographie), Giacomo Meyerbeer<br />

(Br. m. U., Paris 1864) und Karl Millöcker (e. Br. m. U., Baden 1887, „den Vertrieb der ‘Jungfrau’“<br />

betreffend).<br />

346


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

724 — 6 Autographen. (400.—)<br />

Engelbert Humperdinck (e. Postkarte m. U., Berlin 1906, an Alexander v. Bernus), Otto Klemperer (e.Br.<br />

m. U., an den Komponisten Albert Köhler), Franz Lehár (e. Br. m. U., Wien 1932), Carl Millöcker (ausgeschn.<br />

e. Widmung m. U., Wien 1890), Igor Strawinsky (e. Namenszug, als Albumblatt geschrieben) und<br />

Franz v. Suppé (e. Br. m. U., 1887).<br />

725 — 6 Autographen, meist e. Br. m. U. (200.—)<br />

Die Komponisten Gustave Charpentier (2) und Joseph Rheinberger (e. Zusätze m. U. auf gedr. Neujahrskarte,<br />

1893) sowie die Sängerinnen Rose Caron (1908), Marie Delna (o. J.) und Félia Litvinne (o.D.;<br />

dazu ein Programmheft, 1905).<br />

726 — 4 signierte Portraitphotographien. (300.—)<br />

Wilhelm Furtwängler (aus frühen Jahren; verso signiert), Franz Lehár (mit e. Widmung u.U. auf dem<br />

Unterrand, Wien 1939), Paul Lincke und Siegfried Wagner.<br />

727* NADEL, Arno, 1878 – 1943 (in Auschwitz ermordet). E. Schriftstück m. U. Berlin, Mai<br />

1939. 2 ⁄3 S. gr.-4 o . Querfalte leicht eingerissen; gelocht. (400.—)<br />

Empfehlungsschreiben für den Gesangseleven Erich Guttmann.<br />

„... Er entstammt einem angesehenen jüdischen Hause, sein Vater ist der Oberkantor und Gelehrte auf<br />

dem Gebiete der synag. Musik Samuel Guttmann.<br />

Er ... besitzt eine Stimme, die Ausbildung verdient und ist stets betrebt, ein höheres Leben zu leben. Seine<br />

Gewissenhaftigkeit, sein reiner Charakter und sein geistvoller Humor werden jeden entzücken, der mit<br />

ihm dauernd zu tun hat.“<br />

Sehr selten.<br />

347


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

728* NÄGELI, Hans Georg, 1773 – 1836. E. Br. m. U. Frankfurt a. M. 23.XI.1823. 1 S. 4 o . Mit<br />

Siegelspur und Adresse (Poststempel und -vermerke). Leicht gebräunt; kleiner Ausriß an der<br />

Siegelstelle ohne Berührung des Textes. Kleiner Sammlungsstempel. (350.—)<br />

Während einer Vortragsreise durch Deutschland an Gertrud Kayser geb. Keibel, Ehefrau des Philologen<br />

und Pädagogen Karl Philipp Kayser in Heidelberg, die regelmäßig musikalische Abende in ihrem Haus veranstaltete.<br />

„... Man sagt mir hier von verschiedenen Seiten, ich bekäme beträchtlich mehr Subscribenten, wenn ich<br />

wöchentlich nur Eine Vorlesung hielte. Meinen Entschluß muß ich in wenigen Tagen fassen. Nun wäre mir<br />

sehr wichtig, vorher zu wissen, wenigstens Wahrscheinlichkeit zu haben, daß die Sache in Heidelberg mit<br />

einem Minimum von 30 Subscribenten auch zu Stande kommt ...“ – Erwähnt den Heidelberger Juristen<br />

Anton Friedrich Justus Thibaut.<br />

Beiliegend ein weiterer e. Br. m. U., Zürich 24.VI.1820, an die Klavierbauer Dieudonné & Schiedmayer<br />

in Stuttgart, den Kauf eines Klaviers betreffend (Randausriß alt unterlegt).<br />

Sehr selten.<br />

729 NEDBAL, Oskar, 1874 – 1930. Portraitpostkarte mit eigenh. Widmung u.U. auf der Bildseite.<br />

O.O. 24.V.1914. Tschechisch. Leicht gebräunt. (150.—)<br />

Brustbild nach rechts. – Die Widmung „Zur Erinnerung an die 50. Vorstellung von ‘Polenblut’“ (Übersetzung).<br />

730 NICOLAI, Otto, 1810 – 1849. E. Billett m. U. O. O. u. J. 1 S. quer-gr.-8 o . Mit Siegelmarke<br />

und Adresse. Kleiner Eckabriss durch Öffnen des Siegels. (250.—)<br />

An seinen Freund, den Komponisten Joseph Fischhof.<br />

„... Ich ersuche Dich, Deinem gütigen Versprechen gemäß, um die Partitur der Ouverture zur Melusine<br />

...“ – Gemeint ist wohl Conradin Kreutzers 1833 uraufgeführte Oper.<br />

731 OFFENBACH, Jacques, 1819 – 1880. E. Br. m. U. Paris o. J. 1 S. gr.-8 o . Blaues Papier.<br />

Auf einem Briefbogen des Théâtre des Bouffes-Parisiens. Minimale Randläsuren. (250.—)<br />

An einen Theaterdirektor.<br />

„Cher ami / Pouvez-vous me donner une bonne loge pour ce soir – c’est pour moi ...“<br />

732 — E. Br. m. U. (Paris) o. J. 1 S. gr.-8 o . Mit geprägten Initialen am Kopf. Schwach fleckig.<br />

(300.—)<br />

An einen Redakteur mit der Bitte um Aufnahme einer Anzeige.<br />

„... Voulez vous faire passer cette petite reclame dans votre journal ... je pars Samedi – je tacherai, si<br />

j’ai un moment, de vous voir demain – ainsi que Mr. Friedländer pour vous serrer ... la main avant ma<br />

depart ...<br />

Changez, arrangez la reclame si vous ne la trouvez pas bonne.“<br />

348


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

733 — Portraitphotographie mit e. Widmung u.U. auf der Bildseite. O. O. u. D. Visitformat.<br />

Aufnahme: Charles Reutlinger, Paris. Kleines Loch am Oberrand, etwas blass und unfrisch.<br />

(500.—)<br />

Brustbild nach halblinks; Offenbach mit Brille. – Am Unterrand die Widmung „An seinen Freunde u Componist<br />

/ Capellmeister etc etc. Hopp / Jacques Offenbach“.<br />

Julius Hopp, Kapellmeister am Theater an der Wien, wurde durch seine Bearbeitungen Offenbachscher<br />

Operetten bekannt.<br />

734 PFITZNER, Hans, 1869 – 1949. E. Schriftstück m. U. Straßburg, Juni 1911. 1 S. gr.-4 o .<br />

Gedruckter Briefkopf „Der Operndirektor des Straßburger Stadttheaters“. (200.—)<br />

Zeugnis für den Violinisten Markus Elling.<br />

„Herr Markus Elling hat unter mir in allen Opern und Conzerten an der ersten Geige mitgespielt und sich<br />

stets als technisch vorzüglicher, sicherer und temperamentvoller Violinist erwiesen. Er ist mir als einer<br />

der besten Schüler des Conservatoriums bekannt gewesen, und da er auch als Mensch strebsam, zuverlässig<br />

und gutgesittet ist, kann er unbedenklich jedem guten Orchester als erster Geiger warm empfohlen<br />

werden.“<br />

349


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

(Pfitzner)<br />

„tief unglücklich“<br />

735 — E. Br. m. U. München, „Altersheim Ramersdorf“ (12.<strong>IV</strong>.1946). 2 S. quer-gr.-8 o . Ge -<br />

bräuntes holzhaltiges Nachkriegspapier. Kleine Randläsuren. Mit Umschlag. (300.—)<br />

An den Musikpädagogen Hans von Besele in Stuttgart, der wegen der Uraufführung seines Sextetts op. 55<br />

angefragt hatte.<br />

„... Die Stimme aus alter Zeit ... hat mich sehr gefreut, und ich möchte am liebsten mich gleich auf die<br />

Bahn setzen und zu Ihnen nach Stuttgart fahren, schon um der gegenwärtigen Örtlichkeit zu entfliehen ...<br />

Die Ur-Aufführung des Sextetts ist nun schon längst für Berlin vergeben, und das ist ja auch ganz<br />

Wurscht, und wir wollen doch die – mir an sich schon höchst unsympathische – Jagd nach ‘Ur-Aufführungen’<br />

verwöhnteren Zeiten überlassen, wo die Kunst ein Sport für Snobs und Dirigier-Primadonnen<br />

war; jetzt kommt es doch darauf an, daß ein Werk der Kunst überhaupt der deutschen Welt geboten werden<br />

kann ...<br />

Daß ich mich in dem Alte-Leuts-Heim tief unglücklich fühle, wird mir von vielen Leuten direkt übel genommen<br />

... Aber ich habe mir meinen Lebensabend anders gedacht, als daß ein Versorgungsheim für alte,<br />

arme Leute immer noch das beste ist, was sich für Hans Pfitzner in Deutschland findet ...“<br />

736 PIZZETTI, Ildebrando, 1880 – 1968. Eigenh. Manuskript m. U. 6.XII.1928 bis 1.I.1929.<br />

66 S. 4 o . Etwas fleckig und gebräunt, Rasuren auf der ersten Seite. (200.—)<br />

„La Musica italiana dell’ 800“, beginnt:<br />

„... Rossini, Donizetti, Bellini, Verdi: i quattro più grandi musicisti italiani dell’ 800: i soli grandi; operisti<br />

tutt’e quattro.<br />

Volendosi far la storia della musica italiana dell’ 800, non si dovrà dunque considerare che il teatro? No.<br />

Gli storici dell’arte, ognuno di questa o quell’arte secondo le proprie attitudini e il trasporto, hanno il<br />

dovere di tener conto di tutte le espressioni di un dato periodo, anche di quelle meno felici e meno importanti:<br />

dello scarso valore e della scarsa importanza delle quali la ragion d’essere, una volta trovata e<br />

determinata, potrà servire a più profondamento giustificare e più vivamente illuminare la grandezza<br />

delle forme più riuscite ...“<br />

Der Schluss: „viva l’Italia“.<br />

737 PUCCINI, Giacomo, 1858 – 1924. Portraitphotographie mit e. Widmung u.U. auf der<br />

Bildseite. 1912. Postkartenformat. Zwei Ecken geknickt, etwas unfrisch. (400.—)<br />

Brustbild nach links; am linken Rand die Widmung an Elsa (?) Cavazzutti.<br />

350


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

738 — E. Br. m. U. Mailand 26.I.1917. 1 S. gr.-8 o . Mit gedrucktem Briefkopf. Mit frankierter<br />

Adresse (Faltbrief). Leicht fleckig. (400.—)<br />

An den Schriftsteller Maurice Va u c a i r e in Paris über die Aussicht auf die Uraufführung seiner Oper<br />

„La Rondine“ (am 27. März in Monte Carlo); eingangs dankt er für die Weiterleitung eines Briefes des<br />

Dramatikers Didier G o l d , auf dessen Stück „La Houppelande“ er für den ersten Teil des „Trittico“<br />

zurückgriff.<br />

„Caro Maurizio / Grazie de la lettera di Gold – L’Hirondelle, (Rondine), je crois, passerà à montecarlo<br />

en mars – Je pense toujours à Toi pour ce traduction ...“<br />

Vaucaire übersetzte die Libretti zu mehreren Opern Puccinis ins Französische.<br />

„mia sola unica donna“<br />

739 — E. Br. m. U. „Giacomo“. Mailand 24.<strong>IV</strong>.1921. 2 S. gr.-4 o . Mit Umschlag. (800.—)<br />

Liebesbrief an die Sängerin Rose Ader in Hamburg, wo sie im Februar die Angelica in seiner Oper<br />

„Suor Angelica“ gesungen hatte. – Puccini arbeitete damals an seiner Oper „Turandot“, die er jedoch nicht<br />

mehr selbst vollenden konnte; die Uraufführung fand erst nach seinem Tode am 25. April 1926 an der Mailänder<br />

Scala unter der Leitung von Arturo Toscanini statt.<br />

„Mia dolce Rosa / tutto solo e raccolto nel pensiero a te – mia sola unica donna che io ami al mondo! Ti<br />

penso con grande tenerezza soffrendo il soffribile per averti cosi lontana. Come sei buona con me! Dio sa<br />

quanta fatica per scrivermi non in tedesco –! Ti sono grato tanto per questo! Così io posso leggerti e non<br />

farmi tradurre da estranei – questo non andrebbe bene per me – Io faccio solamente un poco di fatica a<br />

scriverti con calligrafia più distinta della mia solita. Ho perduto tutta la pace per te e non me ne dolgo<br />

– vivo però in continua nervosità, maledicendo a volte la vita! Come è possibile vivere così? Quando nell’anima<br />

è entrata un’altra anima? L’anima è molto ma non è tutto! Manchi te colle tue forme, col tuo sorriso,<br />

con la tua bella, bellissima persona, col fascino dei tuoi occhi! Come ti sospiro! Come ti amo o mia<br />

cara adorata creature! Sono stato un poco malato – ora sto meglio – quanto lavoro difficile dovrò fare<br />

con Turandot! E’ un’opera della più grande importanza e quasi non so se riescirò a farla! Avessi te<br />

vicina come sarei felice – ma questo è impossibile! Benedico Iddio che mi ha dato te e maledico la mia sorte<br />

che mi proibisce d’esserti vicino. È un vero dolore continuo di minuto in minuto! A volte mi prende la<br />

disperazione! Non posso far niente – lavoro poco e poco bene – sono triste e sfiduciato – ma fermo nel mio<br />

amore per te, dovessi anche morirne. Sei il miuo tesoro e ti tengo più che posso e cioè le sarai fino alla<br />

mia fine! Questo te lo giuro. E tu sarai forte? Mi amerai come mi ami ora? Sei così bella! Troppo bella –<br />

e ho paura che tu mi venga portata via! Sei così esposta a tante seduzioni! ...<br />

Oh mia Rosa ho il cuore cosi pieno d’amore per te che mi pare voglia uscire dal petto, tanto palpita quando<br />

col pensiero ti rivedo come ti ho veduta ... e quando risento come un’eco in me, la tua dolcissima voce<br />

cantare S u o r A n g e l i c a ! ...“ – „Suor Angelica“ war zusammen mit den beiden Einaktern des „Trittico“<br />

am 14. Dezember 1918 an der Metropolitan Opera in New York uraufgeführt worden.<br />

740 — E. Br. m. U. Viareggio 28.VIII.1923. 1 S. kl.-4 o . Mit gedrucktem Briefkopf. Mit frankierter<br />

Adresse (Faltbrief). Leicht fleckig. (400.—)<br />

An Giuseppe Albinati in Mailand, einen Mitarbeiter des Musikverlags Ricordi, dem er zum Tod seines Sohnes<br />

kondoliert.<br />

„... Ho appreso la tristissima notizia della scomparsa del suo figliolo – Le invio tutte le mie più sincere<br />

condoglianze ...“<br />

351


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

741 PURCELL, Henry, 1659– 1695. 2 Musikmanuskripte von Schreiberhand. 1680er Jahre.<br />

Verschiedene Papierdefekte z.T. alt ausgebessert bzw. restauriert. (12.000.—)<br />

Wichtige Quellen zu drei Liedern für Gesangstimme und Baß, entstanden offenbar in Purcells nahem<br />

Umfeld.<br />

a) „Cease Anxious world ...“ (Zimmerman 362). 2 S. folio. Am Schluß bezeichnet „Hen: purcell“. Saubere<br />

Notation auf 212 mit Rastral gezogenen Notenzeilen (recto sind 4 Zeilen von Hand verlängert). Wasserzeichen:<br />

PB. – Das Manuskript steht in engem Zusammenhang mit einem in der British Library bewahrten<br />

Band, in dem zahlreiche, z.T. eigenhändige Liederhandschriften Purcells versammelt sind (R.M.<br />

20.h.8). Es ist – neben Purcells Autograph – die einzige Quelle zu diesem Lied. Das Blatt war offenbar am<br />

rechten Rand in einen Band eingeheftet, aus dem es mit Verlust einiger Noten und Buchstaben herausgetrennt<br />

wurde. So fehlen der Schluß von Takt 30 und der ganze Takt 31.<br />

352


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

b) Recto: „She who my poor heart possesses …“ (Zimmerman 415). 2 ⁄3 S. folio. Am Schluß bezeichnet<br />

„HP:”. 8 Notenzeilen, von Hand gezogen, dazu der vollständige Text (3 Strophen). Wasserzeichen: Herz<br />

über dem Symbol o_o. – Zu diesem Lied sind nur zwei weitere Quellen bekannt. In Zeile 4 der 2. Strophe<br />

heißt es hier korrekt „And I give my thoughts the lie”; dagegen liest man in John Playfords Sammlung<br />

„Choice Ayres and Dialogues“ (1683) – der einzigen weiteren Quelle, die die Baßstimme wiedergibt – „my<br />

tongue“.<br />

Verso: „How happy are they ...“ (Zimmerman S 57). ½ S. folio. Am Schluß bezeichnet „HP“. 6 Notenzeilen,<br />

von Hand gezogen, dazu eine Strophe Text. – Zu diesem Lied ist nur eine weitere Quelle bekannt,<br />

ein Druck in „The Banquet of Music“ (1688, mit zwei Strophen Text und abweichender Baßstimme). Das<br />

Lied wird dort, wohl irrtümlich, „Mr. Marsh“ zugeschrieben.<br />

Beide Manuskripte wurden in der großen Ausstellung der British Library zum 200. Todesjahr Purcells<br />

1895 als eigenhändige Niederschriften präsentiert. Augustus Hughes-Hughes hat sie in der „Musical<br />

Times“ vom 1.II.1896 unter 8a und 8b entsprechend beschrieben. Sie waren damals im Besitz des englischen<br />

Sammlers und Musikschriftstellers Julian Marshall; ihr weiterer Verbleib war bislang ungeklärt.<br />

Wir danken Herrn Robert Thompson, London, für wertvolle Hinweise zu diesen Manuskripten.<br />

353


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

„ich verstehe es zu machen, wie man berühmt wird!“<br />

742 REGER, Max, 1873 – 1916. 1 e. Br. m. U. und 6 e. Postkarten m. U. (2 Karten m. U. „Rex<br />

mager“). Leipzig 9.V. bis (9.VI.)1908. 7 S. gr.-8 o und die Karten. Der Brief leicht gebräunt, mit<br />

kleinen Randläsuren und Einrissen; eine Karte mit verwischter Adresse. (600.—)<br />

An den ihm befreundeten Universitätsmusikdirektor Fritz Stein in Jena wegen der Aufführung seines<br />

Chorwerks „Der 100. Psalm“ op. 106, das er für die 350-Jahr-Feier der Jenaer Universität (am 31.VII.<br />

1908) komponierte.<br />

9.V.1908. „... Ich selbst bin dafür, daß der Psalm nur 1 Mal – eben beim Festgottesdienst – steigt. Die Professoren<br />

haben da ganz Recht!<br />

Das Triumphlied von B r ahms wirkt gut! Wenn also Liebmann“ (der Jenaer Philosophie-Professor<br />

Otto L.) „auf eine Schaffung eines neuen Textes nicht eingeht, werde ich also den Text komponieren den<br />

ich schon von ihm habe! Aber 10 Minuten dauert die Sache sicher dann! Also ... sage ihm nur, daß ich<br />

seinen Text Weihegesang ganz komponieren werde; das wird den alten Herrn sicher sehr freuen ... Selbstredend<br />

mußt Du sofort in alle Eure Zeitungen drucken lassen: ‘Der berühmte Komponist, Universitätsmusikdirektor,<br />

Professor Max Reger (Leipzig) ist soeben von der Königlichen Schwedischen Akademie<br />

zum Mitglied gewählt worden, wie Prof. Reger auch vor einem halben Jahre zum Ehrenmitglied der holländischen<br />

Maatschappij vor Bevordering de Tonkunst ernannt wurde.’<br />

Du siehst, ich verstehe es zu machen, wie man berühmt wird! Aber Du mußt diese holländische u. schwedische<br />

Geschichte umgehendst in Alle Jenenser Zeitung bringen! Das wird den Geheimräten wie Öl der<br />

Beruhigung herunterlaufen ...<br />

Nun muß ich schließen – u. weiterarbeiten! Ruhe, Ruhe kriege ich Armer Teufel erst dann, wenn ich<br />

begraben werde! ...“ – Ferner über das „Bachfest“ und „die Sache, die ich nächsten Winter bei Dir<br />

machen will“; erwähnt den Geiger Henri Marteau, der „sehr gerne große Honorare nimmt“.<br />

(15.V.1908.) „... Bitte, komme Du nächsten Sonnabend ... sogleich nach der Motette zu mir; wir wollen<br />

dann den Psalm ordentlich durchnehmen ...“<br />

(30.V.1908.) „... Bitte, veröffentliche Du sofort in allen Blättern in Jena, daß mir soeben vom Großherzog<br />

von Hessen der Orden für Kunst und Wissenschaft verliehen wurde ...“<br />

(9.VI.1908) „... Die Sopran- u. Altstimme ist eingetroffen; morgen früh 7 Uhr wird sie abgeholt; es fehlt<br />

sehr wenig! Ich werde aber an B[reitkopf] & H[ärtel] nochmals schreiben, daß Du spätestens Freitag<br />

früh die Stimmen in der Hand haben mußt ...“<br />

743 — E. Br. m. U. Leipzig 7.VII.1908. 10 S. gr.-8 o . Mit gedrucktem Briefkopf. Schwach<br />

gebräunt, minimal fleckig; ein Bogen mit Faltenrissen. (400.—)<br />

Ebenfalls an Fritz Stein, in gleicher Angelegenheit und wegen eines Konzerts in Jena.<br />

„... Anbei findest Du den Klavierauszug für den Chor des Weihegesang ... Bitte, theile Du umgehendst<br />

Breitkopf u. Härtel mit wie viel Du je von den autographierten Chorstimmen brauchst ...<br />

Nun wegen 17. July! Natürlich spiele ich Bach! Das Programm also so:<br />

a.) Pièces pittoresques pour piano à quatre mains / Max Reger op 34<br />

b.) Suite im alten Styl für Violine u. Klavier / Präludium; Largo; Fuge / Max Reger op 93<br />

c.) Präludium u. Fuge (Fisdur) Präludium u. Fuge (Cismoll) für Klavier zu 2 Händen / J.S. Bach<br />

d.) Variationen u. Fuge über ein Thema von Beethoven für 2 Klaviere zu 4 Händen / Max Reger op 86.<br />

Dies Programm dauert 2 Stunden!<br />

354


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

Nun beantworte mir bitte wenige Fragen: muß ich am 17. July etc abends im Frack sein? Muß ich im Laufe<br />

des 17. July Besuche machen in Jena? ...<br />

Wann ist meine Ehrenpromotion? Doch am 31. July mittags 12 Uhr beim Redeakt im großen Volkshaussaal?<br />

Nicht wahr?<br />

... Du mußt für meine Frau u. Frl. Ruben die Karten verschaffen, daß beide am 31. July dem Festgottesdienst<br />

u. dem Redeakt ... beiwohnen können; es wäre doch saudumm, wenn die beiden meinen Psalm<br />

nicht hörten und auch der Ehrenpromotion nicht beiwohnen könnten ... Nicht wahr: 17. July ist doch nun<br />

absolut sicher? ...“<br />

744 — E. Postkarte m. U. Poststempel: Leipzig 29.IX.1908. (150.—)<br />

An Frida Cremer in Leipzig, eine Klavierschülerin.<br />

„... Ausnahmsweise bitte ich Sie nächsten Freitag ... nachmittags 3 Uhr zu kommen, da ich vormittags<br />

Konferenz habe. Sonst natürlich heb’ ich Ihnen immer die Zeit am Freitag vormittag auf ...“<br />

Der Adressatin widmete Reger sein „Scherzo für das Pianoforte zu zwei Händen“ (1906).<br />

745 — E. Br. m. U. „Ihr alter Reger“. Meiningen 13.X.1913. 3 S. gr.-8 o . Kleine Einrisse.<br />

(400.—)<br />

An „Verehrtester Herr D[okto]r“ wegen seiner Konzerte in Hannover und Magdeburg.<br />

„... Kommen Sie doch am 4. November nach Hannover; ich mache da mit den ‘Meiningern’ im Tivolisaale<br />

abends 8 Uhr die Böcklin Tondichtungen op 128. Ferner bitte ich Sie dringendst am 3. November nach<br />

Magdeburg zu kommen: ich mache da abends 7 Uhr in dem Harmoniesaal mein op 130 Balletsuite ... Dieses<br />

Werk kennen Sie noch gar nicht. Da ist ein Valse d’amour drinnen, den L e h a r geschrieben haben<br />

könnte. Also: studieren Sie bitte gleich op 130. Aber nach Magdeburg ... müssen Sie unter allen Umständen<br />

kommen ...“<br />

746* ROSSINI, Gioacchino, 1792 – 1868. E. Br. m. U. O.O. 11.VII.1837. 1 S. 8 o . Mit Siegelspur<br />

und Adresse. Etwas gebräunt und staubfleckig, ein Randschaden alt ausgebessert. (500.—)<br />

An die Schriftstellerin und Sängerin Maria Gräfin Merlin (1789 – 1852) mit der Bitte, ihm eine Liedkomposition<br />

auszuleihen.<br />

„... Sarei a pregarla di volermi prestare per una giornata La partizione della Cantata che composi pel<br />

Sigr. Cegnalver, e che fu si bene eseguita da lei. La qual consegnare con confidenza al porgitore di questo,<br />

e certa che la rimanderò dopo domani ...“<br />

355


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

747 SAINT-SAËNS, Camille, 1835 – 1921. E. musikal. Albumblatt m. U. (Luzern) 15.VII.<br />

1882. 1 ⁄3 S. gr.-8 o . Mit kleiner Zeichnung neben der Unterschrift (lila Tinte). Rautiertes Papier.<br />

(300.—)<br />

Unter dem Notenzitat die Widmung „à Mademoiselle Hofmann / Souvenir de Rigi ...“ sowie die Zeichnung<br />

eines Edelweiß.<br />

Beiliegend ein Brief (Luzern 1882) des Violinisten Robert Heckmann, der mit Saint-Saëns an der Tonkünstlerversammlung<br />

des Allgemeinen Deutschen Musikvereins in Zürich teilgenommen und anschließend<br />

in Luzern Fräulein Hofmann, in Ermangelung eines Liszt-Autographs, das vorliegende Autograph besorgt<br />

hatte: „... Vielleicht war ich auch nicht ‘listig’ genug, um etwas ... ‘Lisztisches’ für Sie zu erringen, Aber daß<br />

ich an Sie ... gedacht, mögen Sie gef. aus Beifolgendem ersehen; – es ist angesichts der herrlichen ... Gebirgskette,<br />

auf Rigi-Kulm, direct nach einem wundervollen Sonnenaufgang von St. Saëns für Sie geschrieben,<br />

(das Edelweiß nach der Natur, nach dem Exemplar auf St. Saëns’ Hut von ihm gezeichnet) ...“<br />

Im Rahmen der Tonkünstlerversammlung hatten Liszt und Saint-Saëns vierhändig ein Konzert gespielt.<br />

748 SCHALJAPIN, Fedor, 1873 – 1938. Portraitpostkarte mit e. Namenszug auf der Bildseite.<br />

Wien 20.V.1927. (250.—)<br />

Brustbild von vorn. – Beiliegend eine sign. Photographie (Schaljapin mit einem Herrn, der ebenfalls<br />

signiert hat, an einem Gartentisch sitzend, 1931); nach Angaben des Vorbesitzers aus dem Gästebuch des<br />

Hotels „Radium Palace“ in Jachymov (Joachimsthal).<br />

749 SCHÖNBERG, Arnold, 1874 – 1951. E. musikal. Albumblatt m. U. New York 11.<strong>IV</strong>.1934.<br />

1 S. quer-kl.-8 o . Auf Notenpapier. Mit Umschlag. (3.000.—)<br />

Die Violoncello-Partie, Takte 10 – 16, seiner 1. Kammersinfonie für 15 Solo-Instrumente, op. 9, UA<br />

1907, hier ohne die Vorzeichnung mit 4 # und geringfügiger Abweichung im Rhythmus. – „Autogramm für<br />

Herrn Ernst Fritz Katz, Frankfurt a. M.“<br />

Aus dem ersten Jahr der Emigration.<br />

356


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

„Meinem lieben Freund Anton von Webern“<br />

750* — Br. m. U. Los Angeles 9.X.1937. 1 S. gr.-4 o . Mit gedrucktem Briefkopf. Einrisse am<br />

unteren Rand. (2.000.—)<br />

An seinen Verleger Carl E n g e l , Direktor des Musikverlags G. Schirmer in New York, wegen der Widmung<br />

seines Violin-Konzerts an Anton von We b e r n .<br />

„... ich reise heute nach Denver für ein Schoenberg Festival von 4 Abenden, einer davon eine Lecture die<br />

ich halte unter dem Titel ‘How one becomes lonely’[.]<br />

Heute möchte ich Sie in Eile noch bitten, die englische Version meine[r] Widmung auf das / Vi o l i n K o n -<br />

zert / setzen zu lassen. In Deutsch würde ich gerne folgendes sagen / Meinem lieben Freund / Anton von<br />

Webern / mit herzlichster Dankbarkeit für seine unübertreffliche Treue ...“<br />

Darunter, wohl von der Hand seiner Frau, die Übersetzung der Widmung ins Englische (2 Zeilen, Bleistift).<br />

Mit Webern hatte es Dissonanzen gegeben. Schönberg war zugetragen worden, daß sich der in Österreich<br />

verbliebene Freund mit den Nationalsozialisten arrangiert habe, was nicht den Tatsachen entsprach.<br />

Beiliegend der Durchschlag eines Briefes von Engel an Schönberg (New York 6.X.1937).<br />

„works like mine will not be dead in a few years“<br />

751* — Br. m. U. Los Angeles 1.VI.1942. 1 2 ⁄3 S. gr.-4 o . Mit Namenstempel am Kopf. Kleiner<br />

Randschaden. (2.500.—)<br />

Ebenfalls an Carl Engel, dem er neue Kompositionen angeboten hatte. Schönberg bemühte sich darum,<br />

die im März 1941 abgebrochenen Geschäftsbeziehungen wieder aufzunehmen.<br />

„... The letter in which I informed you in a formal manner about the works I am preparing for publication,<br />

was in fact, though adressed to you, written to the firm of Schirmer. I always had the feeling, that<br />

it was not you, my friend, who terminated our ‘commercial’ relation, but the firm of G. Schirmer ... It is<br />

my definite belief that this publishers are wrong. After the little (or no) publicity, they gave me, they could<br />

not expect a better result and they should not be astonished that I am at least as much concerned about<br />

such failures, as they – it is in fact the first case in my entire carreer as a composer, that my works did<br />

not earn at least the expenses in a few years. 0f course, and I can not renounce to mention this, they<br />

should understand that works like mine will not be dead in a few years, like most popular music, but, on<br />

the contrary, the older they are, the more they will earn. How many works of living composers do they<br />

know, which – 40 (forty) years after they have been composed – still are played with increasing success<br />

like my Verklärte Nacht and Gurrelieder, or like my Pierrot Lunaire (written 1912 – now<br />

30 years of age) of which Columbia sold 960 sets of the records in the first six months?<br />

In 1902 I found my first publisher. Never since then, had I to worry about a publisher. Never had I to offer<br />

a work, and, accordingly, never has a work of mine been refused by a publisher. On the contrary, since this<br />

time I have always been asked by all the great German publishers: Bote & Bock, Peters, Simrock among<br />

them, for one more new works; demands which I could only exceptionally grant, because of my contract with<br />

U[niversal-]E[dition]. And now I had this humiliating experience with the firm of G. Schirmer, Inc.<br />

Please understand me: I talk to you as a friend and because I always know you are interested in my personal<br />

fate. I am not used to complain about my fate and it is not my habit to try to arise sympathy. But<br />

I feel, I could dare to tell you that this rebuke was really a great offense to me ...“<br />

Beiliegend der Durchschlag von Engels Antwortschreiben (11.VI.1942).<br />

357


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

752 SCHOSTAKOWITSCH, Dmitri, 1906 – 1975. Dreizeiliges e. musikal. Albumblatt m. U.<br />

Moskau 9.XI.1946. 1 S. quer-8 o . Russisch. Leicht gebräunt. (3.000.—)<br />

Langes Notenzitat (16 Takte): die „Passacaglia“ vom Anfang seiner Klaviersonate Nr. 2 h-Moll op. 61,<br />

bezeichnet „Moderato con moto“.<br />

Mit einer Widmung an Wesley Wehr „zur Erinnerung mit besten Wünschen von D Schostakowitsch“<br />

(Übersetzung).<br />

753 — E. Albumblatt m. U. O.O. 9.XI.1953. 1 S. quer-schmal-8 o . Russisch. Heftspuren.<br />

(300.—)<br />

„Ich hörte mit großem Interesse die Werke der österreichischen Komponisten. Herzlich gratuliere ich zu<br />

der Gelegenheit, diese Werke zu hören“ (Übersetzung).<br />

Auf der Rückseite die Namenszüge der Musiker Johannes Fehring und Charlotte Rank.<br />

754 — E. Widmungsblatt m. U. Moskau 3.VI.1969. 1 S. 8 o (Karton). Russisch. (350.—)<br />

Am Kopf seine Photographie (montierter Zeitungsausschnitt, ca. 7,28,3 cm); Schostakowitsch am Klavier<br />

sitzend. Darunter die eigenh. Widmung „Käthe Jansen zur freundlichen Erinnerung D Schostakowitsch“<br />

(Übersetzung).<br />

358


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

755 SCHULTZE, Norbert, 1911 – 2002. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug am Kopf.<br />

1 S. Querformat, 7zeilig, ca. 1225,5 cm (Ausschnitt aus einem Notenblatt). (150.—)<br />

„Lili Marleen“. Die Singstimme seiner berühmten Liedkomposition mit dem unterlegten Text der<br />

ersten Strophe: „Vor der Kaserne, vor dem großen Tor stand eine Laterne, und steht sie noch davor, so<br />

wolln wir uns da wiedersehn, vor der Laterne wolln wir stehn – wie einst Lili Marleen, wie einst Lili Marleen.“<br />

756 SCHUMANN, Clara, geb. Wieck, 1819 – 1896. Br. m. U. „Clara Schumann“. Lichtenthal<br />

28.IX.1877. Leicht gebräunt. Minimale Montagespuren auf der 2. Seite. (250.—)<br />

An einen Herrn in Kiel wegen einer Terminverschiebung.<br />

„... Durch die Verlobung meiner Tochter u. die im November stattfindende Hochzeit haben sich alle meine<br />

Pläne verrückt ... So kann ich also diesen Winter Ihren Wunsch nicht erfüllen, hoffe Sie aber jedenfalls<br />

auf meiner Durchreise in Kiel zu sehen ...“ – Ihre zweitälteste Tochter Elise heiratete am 24. November<br />

den Kaufmann Louis Sommerhoff. Beiliegend ein e. Billett m. U. „Cl. Schumann“ (wohl Frankfurt a. M.<br />

1882, gelocht); an ein „Liebes Fräulein“ mit einer Abendeinladung.<br />

757 — 1 e. Br. m. U. „Ihre alte Clara Sch.“ und 1 e. Postkarte m. U. „Cl. Sch.“ Frankfurt<br />

a.M. 16.II. und 30.VI.1882. 2 S. kl.-quer-4 o (Briefkarte; kleine Montagespuren) und die Karte<br />

(leicht gebräunt). (350.—)<br />

An Ferdinand H i l l e r , Leiter der Niederrheinischen Musikfeste.<br />

Februar 1882. „... ich reise Sonnabend nach Crefeld möchte Sie eine halbe Stunde sehen, und werde ...<br />

um 4 1 ⁄2 Uhr zu Ihnen kommen. 5 Uhr 20 muß ich dann weiter ...“<br />

Juni 1882. „... ich will mir gern in meinem Kalender den 20 Febr. für Cöln anstreichen, aber versprechen,<br />

so lange vorher kann ich nichts ... / Der Tod R a f f ’s hat mich tief erschüttert – für ihn war es wohl<br />

glücklich, so schnell erlöst zu sein, aber, die arme Frau und Kinder ...“ – Der Komponist Joachim Raff<br />

war am 24. Juni in Frankfurt a. M. an einem Herzinfarkt gestorben.<br />

758 — E. Br. m. U. Düsseldorf 30.VI.1891. 2 S. quer-kl.-8 o (Briefkarte). Knickfalte eingerissen,<br />

leicht gebräunt. (250.—)<br />

An (den Klavierstimmer Franz) Ritter.<br />

„... Sie sprachen einmal davon, daß Sie meinen Enkel gern einmal mit auf eine Tour in die Bergstraße<br />

nehmen würden, um Steine zu suchen. Es würde mich für den Jungen freuen realisirte sich dies. / Ich<br />

sende Ihnen seine Adresse: Ferdinand Schumann in Rüsselsheim bei Herrn Apotheker Hensel. Er hat alle<br />

14 Tage einen freien Sonntag ...“<br />

Beiliegend ihre Visitenkarte mit e. Zusatz, Düsseldorf 1.I.1894.<br />

359


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

„Die schönsten Musiken führen wir auf“<br />

759 SCHUMANN, Robert, 1810 – 1856. E. Br. m. U. „R. Schumann“. Düsseldorf 29.XII.1850.<br />

1 S. gr.-8 o . Etwas gebräunt. Winziger Ausriss am Unterrand. (3.000.—)<br />

Wenige Monate nach seiner Ankunft in Düsseldorf an den Dresdener Musiker Karl Gottschalk, Notenabschriften<br />

betreffend. – Auch nachdem er Dresden verlassen hatte, ließ Schumann weiterhin von den meisten<br />

seiner Werke durch Gottschalk Notenabschriften für den Stich anfertigen.<br />

„... die nachfolgenden Stücke bitte ich Sie mir zu schreiben – sobald als möglich. Das N a c h t l i e d “ (wohl<br />

das im März 1851 in Düsseldorf uraufgeführte Lied für Chor und Orchester nach einem Text von Friedrich<br />

Hebbel, op. 108) „hat noch Zeit. Könnte ich die kleinen Stücke bis spätestens den 18. Januar zurückhaben?<br />

Die Concertpartituren zu Weihnachten haben mir große Freude gemacht; sie kamen mir ganz überraschend.<br />

Ich freute mich, Ihre Hand wieder zu sehen.<br />

Der Symphonie“(in Es-Dur op. 97, die „Rheinische“) „sehe ich nun auch entgegen. Sonst geht es uns<br />

recht wohl. Die schönsten Musiken führen wir auf. Es giebt immer viel zu thun, doch nicht so viel, daß<br />

mir nicht Muße blieb zur Arbeit ...“ Schumann, der im September Ferdinand Hillers Nachfolge als Städtischer<br />

Musikdirektor in Düsseldorf angetreten hatte, war dort so freudig empfangen worden, dass er und<br />

Clara sich Hoffnung auf ruhige und produktive Jahre machten.<br />

Erwähnt u. a. die Dresdener Musiker Julius Rühlmann und Theodor Uhlig.<br />

Bei Erler II S. 130 gedruckt.<br />

760 — E. Br. m. U. „R. Schumann“. Düsseldorf 7.X.1853. 2 ⁄3 S. gr.-8 o . Mit geprägtem Monogramm<br />

am Kopf. (2.000.—)<br />

An einen Musikverleger.<br />

„... Erscheint Ihr Album noch, so möchte ich Ihnen statt des übersandten etwas düstern Liedes ein anderes<br />

geben. Im Falle aber das Album überhaupt nicht erschiene, so bitte ich Sie um Rücksendung des Liedes,<br />

von dem ich keine Abschrift besitze ...“<br />

Bei Erler und Jansen nicht gedruckt.<br />

761* SINDING, Christian, 1856 – 1941. E. musikal. Albumblatt m. U. Kopenhagen 1890. 1 S.<br />

quer-gr.-4 o . Schmuckblatt „Aus dem Album von Carl Gurkhaus“ (Blaudruck). (300.—)<br />

Vier Takte aus seinem „Quintett“ (op. 5).<br />

Carl Gurkhaus war der langjährige Geschäftsführer des Musikverlags Kistner & Siegel.<br />

762* — E. Br. m. U. Oslo 31.III.1937. 2 ⁄3 S. kl.-folio. (120.—)<br />

An die „Associated Music Publishers“ in New York.<br />

„Ich gestatte mir hierdurch dankend mitzutheilen, daß ich das verehrte Schreiben vom 16 d. M. sowie den<br />

beigelegten Check von $ 17.60 richtig erhalten habe ...“ Beiliegend eine signierte Portraitphotographie.<br />

360


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

Nr. 759 Robert Schumann<br />

361


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

763 (SLEZAK, Leo, 1873 – 1946.) Album seiner Tochter, der Sängerin Margarete Slezak. Berlin,<br />

Wien, München, Genua, Como, Triest u. a.O., 1924 bis 1941. 4 o . Lederband, leicht berieben.<br />

Heftung leicht gelockert (2 Blätter lose). (400.—)<br />

Mit über 150 Eintragungen (teilweise nur e. Namenszüge, aber auch einige montierte Photographien,<br />

Zeichnungen u. Notenzitate) aus dem Familien-, Freundes- und Kollegenkreis.<br />

Darunter Rut Berglund, Willy Burmester, Lil Dagover, Willi Domgraf-Fassbaender, Kurt Engel, Camilla<br />

Gerzhofer, Hubert Giesen (Selbstportrait, „Zum herzlichen Vergessen“), Herbert Ernst Groh, Marie<br />

Gutheil-Schoder, Harry Hardt (e. Namenszug), Paul Hörbiger (e. Namenszug), Jupp Hussels (ganzseitige<br />

Zeichnung von Margarete Slezak), Oskar Jölli (e. Namenszug), Hugo Fischer-Köppe, Erich Wolfgang<br />

Korngold (28zeiliges e. Gedicht „Greterl Slezak zur Hochzeitsfeier!“; montiert), Leo Kraus (als Direktor<br />

der Wiener Volksoper, mit e. Notenzitat und Zeichnung), Josef Krips, Herbert (Harry) Kupetz, Paul<br />

Lincke (mit e. Notenzitat), Theo Lingen (mit Zeichnung), Toti dal Monte, Hansi Niese, Fritz Reiner (2 ganzseitige<br />

Zeichnungen, „Mama“ u. „Helga“), Hans Rosbaud, Willi Schaeffers, Luise Ullrich, der Bildhauer<br />

Egon Weiner und Paul Weingarten.<br />

764 SMETANA, Friedrich, 1824 – 1884. Widmungsexemplar: „Souvenir de Bohême en forme<br />

de Polkas“. Prag, Schalek & Wetzler o. J. Op. 13. Titelblatt und 7 S. gr.-folio. Randschäden,<br />

etwas fleckig, Heftung gelockert. (800.—)<br />

Auf dem Titelblatt die eigenh. Widmung an den ungarischen Geiger Eduard Reményi (1828 – 1898): „À son<br />

ami / Ed. Reményi. / Souvenir de son séjour à Prague / Fréd. Smetana“.<br />

362


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

765 SPONTINI, Gaspare, 1774 – 1851. E. Br. m. U. (Paris) 19.VIII.1812. 1 S. kl.-8 o Mit Siegelrest<br />

und Adresse. Minimal fleckig. Einriss und Montagereste in der Bugfalte. (250.—)<br />

Als Direktor des Théâtre-Italien an den ihm befreundeten Sänger Niccolò Tacchinardi mit der Bitte, sich<br />

auf Proben einzurichten.<br />

„... v’ invito a disporre, e domandare ciò che è necessario per ricomparire Sabato prossimo colla Gerusalemme<br />

e Lunedi col D[on] Giovanni: Cercate vi prego di conciliare in tutte le maniere le prove che<br />

domanderete con quelle della Camilla ... niente manchi allo splendor della vostra rientrata ...“<br />

Der gefeierte Tenor Niccolò Tacchinardi (1772 – 1859) hatte dort schon im Vorjahr den Don Giovanni<br />

gesungen.<br />

766 — E. Br. m. U. O.O. 23.VIII.1831. 1 S. 8 o . Schwach gebräunt. (250.—)<br />

Wohl an einen Komponisten, eine Verabredung betreffend.<br />

„... J’esperais d’avoir le plaisir de vous rencontrer hier chez Mr. St. Lubin“ (der Geiger und Komponist<br />

Léon de Saint-L.), „pour vous remercier, de vive voix, de votre aimable lettre; et s’il vous convenait, Monsieur,<br />

j’aurai l’avantage de vous attendre, samedi prochain, avec Mr. Mantius“ (der deutsche Tenor Eduard<br />

M.) „... pour entendre la charmante composition, que j’ai déjà parcouru avec beaucoup d’intérêt ...“<br />

767 — E. Br. m. U. O.O. 15.IX.1837. 1 S. gr.-4 o . Mit Siegelspur und Adresse. Leicht ge bräunt,<br />

schwach fleckig. (300.—)<br />

An den Berliner Altertumsforscher und preußischen Hofrat Wilhelm Dorow, der ihn bei einem alten<br />

Lauteninstrument um Rat gebeten hatte.<br />

„... J’ai bien examiné et fait examiner par un facteur expert votre Luth, ancien de deux cents ans, moins<br />

douze; c’est un instrument digne d’un cabinet d’antiquités de ce genre. Désirez vous que je le fasse monter<br />

ou armer de cordes? Voulez-vous d’autres notions plus détaillées que celles que vous lirez dans le livre<br />

que cette lettre accompagne? Je peux vous procurer encore un autre livre, intitulé K i r c h e r M u s u r-<br />

g i a , où l’on pourrait mieux s’assurer, si votre instrument est un Luth, ou une Theorba ...“<br />

Dorow, auch Autographensammler, hatte ein Jahr zuvor eines der ersten Faksimile-Werke mit „Handschriften<br />

berühmter Männer und Frauen“ in Berlin herausgegeben.<br />

768 STOLZ, Robert, 1880 – 1975. Portraitpostkarte m. U. sowie kleinem N o t e n z i t a t auf<br />

der Bildseite. O. O. u. D. Minimal fleckig. (120.—)<br />

Brustbild, en face. – Die Aufnahme zeigt Stolz im Anzug mit hellem Hut und Brille. Daneben die Anfangstakte<br />

seines Liedes „Adieu mein kleiner Gardeoffizier ...“ aus dem 1931 erschienen Film-Lustspiel „Die<br />

lustigen Weiber von Wien“.<br />

363


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

769 STRAUSS (Vater), Johann, 1804 – 1849. E. musikal. Albumblatt m. U. Wien 12.VII.1843.<br />

1 S. quer-gr.-8 o . Schmuckblatt mit Notenlinien und Waldhorn-Bordüre in Rotdruck. Leicht<br />

fleckig. (1.600.—)<br />

„Walzer“ in As-Dur für Klavier, 16 Takte.<br />

364


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

770 STRAUSS (Sohn), Johann, 1825 – 1899. Schriftstück m. U. Hietzing 3.I.1877. 1 S. kl.-8 o .<br />

(250.—)<br />

Vollmacht für den Musikverleger Alwin Cranz.<br />

„Hiemit ermächtige ich die Firma Friedr. Schreiber (Alwin Cranz) zur Einkassirung der für mich entfallenden<br />

Tantièmen der Vorstellungen von ‘ P r i n z M e thusalem’ im Carltheater ...“<br />

Am Tag der Uraufführung geschrieben.<br />

771 — E. musikal. Albumblatt m. U. O. O. u. D. 1 S. quer – 16 o . Auf der Rückseite seiner<br />

gestochenen Visitenkarte „Johann Strauß / k.k Hofball-Musikdirector.“ Die gedruckte Seite<br />

leicht staubfleckig. (600.—)<br />

Vier Takte aus seiner Operette „Der Zigeunerbaron“ zu den Worten „Ja das Alles auf Ehr –“.<br />

772 STRAUSS, Richard, 1864 – 1949. E. musikal. Albumblatt m. U. Weimar 15.XI.1891. 1 ⁄2S.<br />

gr.-8 o . Etwas braunfleckig. (400.—)<br />

Dreitaktiges Notenzitat. – Darunter die Widmung „Hermann’s (Gott sei Dank nur Vorname) liebenswürdigster<br />

Ehefrau in freundschaftlichstem Gedenken / Richard Strauss. / der andere von den Weimaraner<br />

Lotterbuben.“<br />

Bruckner – „hier nicht unbekannt“<br />

773 — E. Br. m. U. München 27.XII.1894. 1 S. 8 o . Etwas fleckig, kleine Faltenrisse. (800.—)<br />

(An den Astronomen Egon von Oppolzer), dem er mitteilt, daß er, „wenn die Umstände es gestatten, gewiß<br />

wieder eine der Brucknerschen Sinfonien hier zur Aufführung“ bringen werde.<br />

„... Ich weiß nicht, ob Sie wissen, daß Bruckner’s Werke hier nicht unbekannt sind, indem Generaldirector<br />

L e v i s.Z. mit ziemlichem Nachdruck die E-dursinfonie eingeführt hat ... Im Übrigen sind mir die Brucknerschen<br />

Sinfonien fast alle bekannt u. danke ich Ihnen für Ihr freundliches Anerbieten, mir diese<br />

Bekanntschaft vermitteln zu wollen ...“<br />

Seit Oktober war Strauss Zweiter Kapellmeister an der Münchner Hofoper.<br />

365


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

(Richard Strauss)<br />

774 — 8 e. Br. m. U. Marquartstein, Berlin, Madrid und Garmisch 21.VII.1907 bis<br />

3.VII.1915. 8 S. gr.-8 o und 8 o . Teilweise leicht gebräunt und fleckig; Lochung hinterlegt. Mit 2<br />

Umschlägen. (2.500.—)<br />

An die Konzertdirektion Adolf Nagel in Hannover mit Terminabsprachen für Konzerte.<br />

Marquartstein 21.VII.1907. „... Ich zahle keiner Agentur mehr als 5%. Wenn Sie damit einverstanden<br />

sind, stehe ich für den 11. Oktober Hamburg 800 M. zu Ihrer Verfügung ...“<br />

Berlin 14.IX.1907. „... Nun ist unser Concert in Hamburg 11. Oktober ohne Sänger: ist es Ihnen recht, wenn<br />

meine Frau“ (die Sopranistin Pauline de Ahna) „circa 15 Lieder singt? Ich glaube, dies dürfte die Zugkraft<br />

des Concerts erhöhen. Meine Frau hat seit einiger Zeit wieder Lust am Conzertiren bekommen ...“<br />

Berlin 30.X.1907. „... Wie ich Ihnen schon telephonisch mitteilte, müssen wir zu unserm großen Bedauern<br />

für den 8. November absagen. Mein Junge hat seit heute die Masern, meine Frau noch immer erkältet ...“<br />

Berlin 2.XI.1907. „... Da meine Frau gerne ein andres Mal in Stuttgart singen möchte, u. mein Extraurlaub<br />

schon aufgebraucht ist, ... bitte Sie nochmals für uns Beide abzusagen. Sie finden doch leicht ein<br />

anderes Künstlerpaar (Dr Felix von Kraus u. Mottl ...) ..., die gerne einspringen. Ich selbst habe am 9.ten<br />

hier die 50.te Salome ...“<br />

Madrid 3.V.1908. „... Gern komme ich mal wieder mit meiner Frau nach Hamburg ... Aber die angegebenen<br />

Daten passen nicht ... Da meine Frau den Spätherbst u. Winter in der Schweiz u. Italien verbringen<br />

wird, paßt zum Concertiren nur Oktober u. Anfang November ...“<br />

Garmisch 17.VII.1908. „... Empfehle Ihnen, für Hamburg den Geiger Professor Halir (Berlin) zu engagiren,<br />

derselbe könnte meine Violinsonate u. 2. u. 3. Satz aus dem Violinconcert ... spielen ...“ – Auf der<br />

„3. Seite anbei das Programm“.<br />

Garmisch 29.XII.1908. „... Ich glaube nicht, daß es mir möglich sein wird, nächsten Winter, wo ich wieder<br />

im Theaterdienst bin, mit meiner Frau auf Conzertreisen zu gehen. Jedenfalls kann ich heute Nichts<br />

vorausbestimmen: erst im Spätsommer 1909, wenn die Hauptdispositionen für den Winter feststehen,<br />

könnte man vielleicht von Fall zu Fall ein oder das Andere arrangiren ...“<br />

Garmisch 3.VII.1915. „... Januar oder Februar bin ich gern bereit, in Hannover u. näherer Umgebung<br />

von Berlin ein Paar Liederabende zu machen! ...“<br />

Beiliegend ein Br. m. U. Strauss’ an den Konzertagenten (Arthur) Bernstein, Garmisch 11.VIII.1912:<br />

„... Mein Standpunkt in der Angelegenheit ist immer noch derselbe. Wenn Sie die an meiner Arbeit beteiligten<br />

Geschäftsleute, wie z. B. Herrn Fürstner, davon überzeugen können, dass Ihr Projekt materiell realisierbar<br />

ist, bin ich einverstanden, und stelle mich dem Unternehmen gerne zur Verfügung ...<br />

Stellen Sie die Sache auf die Beine, bringen Sie mir eine schöne Mitgliederliste und einen genügenden Geldfond<br />

und ich stimme zu ...“<br />

775 — Br. m. U. Berlin-Westend 1.XII.1912. 1 S. kl.-4 o . Schwach gebräunt. (300.—)<br />

An den Geigensammler Oskar Mez in Freiburg im Breisgau.<br />

„... wie ich aus der Zeitung ersehe, hatten Sie die grosse Liebenswürdigkeit, für die Aufführung meiner<br />

‘Ariadne’ Ihre schöne Sammlung altitalienischer Instrumente gütigst zur Verfügung zu stellen und<br />

gestatte ich mir, Ihnen für diese wertvolle Unterstützung einer künstlerischen Bestrebung meinen allerverbindlichsten<br />

Dank auszusprechen ...“<br />

Die Erstfassung der Oper „Ariadne auf Naxos“ war 1912 in Zürich und Prag aufgeführt worden.<br />

366


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

Nr. 780 Wenzel Johann Tomaschek<br />

367


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

(Richard Strauss)<br />

776 — E. Br. m. U. Garmisch 29.I.1934. 1 2 ⁄3 S. 8 o . Mit gedrucktem Briefkopf. Mit Umschlag.<br />

(400.—)<br />

Als Präsident der Reichsmusikkammer an Fritz Stein, den Direktor der Berliner Musikhochschule, der<br />

angekündigt hatte, seinen Vortrag vor der Kammer zurückzuziehen, falls der Dirigent Julius Kopsch dort<br />

„seinen von mir gewünschten Vortrag über das neue Urheberrecht halten würde.<br />

Ich bitte Sie dringend, dies nicht zu tun!<br />

Kopsch ist seit Monaten das Opfer einer unverantwortlichen Hetze zweifelhafter Dunkelmänner, die sein<br />

Wissen u. seine Sachkenntniß fürchten u. der Reichsjustizminister Dr. Frank hat nunmehr die Sache<br />

selbst in die Hand genommen und es ist anzunehmen, daß Kopsch endlich Gerechtigkeit widerfährt u. ich<br />

seine wertvolle Arbeitskraft mir zurückgewinne ...“<br />

Beiliegend seine Visitenkarte.<br />

„cette illustre occasion“<br />

777 — E. Br. m. U. Garmisch 18.VI.1936. 2 S. 8 o . Mit gedrucktem Briefkopf. Bugfalte lädiert<br />

(Montagespuren). (600.—)<br />

An einen Freund in Venedig mit Dank „pour le plaisir promis, d’être éxécuté sur la magnifique Piazza San<br />

Marco“.<br />

„... Est ce que vous croyez, que ma ‘ v i e d ’ h eros’ serait bonne pour cette illustre occasion? question des<br />

compositeurs allemandes d’importance, je dois confesser, que je ne connais plus la jeune generation. Je vous<br />

peux vous commander seulement mes comtemporains: Max Schillings: Prélude Oedipus, Prélude de l’opéra<br />

Ingwelde / S. von Hausegger: Variations sur un chanson d’enfant / Reznicek: Variations: Chamisso / G.<br />

Schumann: Variations sur un thème de Bach. Ces sont des oeuvres moins connus hors d’Allemagne.<br />

Mais Reznicek peut vous donner des renseignements plus précises. / je prends l’occasion, de vous envoyer<br />

mes meilleurs félicitations pour la grande victoire de votre patrie en Afrique ...“ – Italien hatte Äthiopien<br />

erobert, das mit Eritrea und Somaliland zu Italienisch Ost-Afrika vereinigt wurde.<br />

778 STRAWINSKY, Igor, 1882 – 1971. Schriftstück m. U. London 14.VI.1921. 1 S. quer-8 o .<br />

Mit 2-Pence-Marke. Leicht gebräunt. (1.200.—)<br />

Quittung: „Reçu de M. R[andolfo] Barocchi pour la compte de M. S[erge] D i a g h i l e w la somme de<br />

Cent soixante neuf livres sterling et 17 shillings ...“<br />

Vier Tage zuvor waren Strawinskys „Symphonien für Bläser“ in London uraufgeführt worden.<br />

779 SUPPÉ, Franz von, 1819 – 1895. Eigenh. Musikmanuskript mit Namenszug am Schluss.<br />

1 2 ⁄3 S. kleines Hochformat, 16-zeilig. Leicht staubfleckig; gelocht, Rand- und Faltenschäden alt<br />

repariert. (200.—)<br />

„Romanze aus Teufel auf Erde.“– Arie des Isidor aus dem 2. Akt, bearbeitet für Singstimme und<br />

Klavier, zu dem Text „Stern meiner Liebe, blinkest so traut, gieb, daß mein Auge wieder erschaut ...“ Die<br />

Operette erschien 1878.<br />

368


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

Nr. 781 Peter Tschaikowski<br />

369


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

780 TOMASCHEK, Wenzel Johann, 1774 – 1850. E. Br. m. U. Prag 18.II.1820. 2 S. gr.-4 o . Mit<br />

papiergedecktem Siegel und Adresse. Ränder minimal fleckig. Ausriss an der Siegelstelle (hinterlegt).<br />

(800.—)<br />

An Joseph S o nnleithner in Wien, dem er verschiedene Portraits für seine Galerie zu verschaffen<br />

suchte.<br />

„Euer Wohlgeboren / erhalten nächster Tage mittelst des Postwagens das wohl kopirte Portrait des<br />

Lohelius“(der tschechische Tonkünstler Johann L., 1724 – 1788).<br />

„Mit dem Mahler Horcziczka“ (der Portraitmaler Franz Horcicka, 1776 – 1856) „habe ich des K o z e b u h s<br />

wegen“ (August von Kotzebue war im vorigen Jahr erschossen worden) „gesprochen, und erfahren, daß<br />

er den Kozebuh für sich gezeichnet hat, ihn aber niemanden, auch um keinen Preis überlaßen will.<br />

Ich habe ihm die Ehre der Nazion, und Alles, was sich im solchen Falle sagen läßt, ans Herz gelegt, und<br />

dadurch soviel bezweckt, daß er sich herbei laßen will, das Portrait um den äuserst billigen Preis von 50 fr<br />

zu mahlen. Freilich gehört Horcziczka ... unter die ersten itzt lebenden Portrait-Mahler. Die Auffassung<br />

und geniale Darstellung des Charakters sprechen zu laut für seine Meisterschaft; doch aufs Warten muß<br />

man sich bei diesem Manne sehr gut verstehen, indem mehrere, die sich von ihm mahlen ließen ob dem<br />

Fertigwerden gestorben sind ...“<br />

Sonnleithner, Begründer des Wiener Musikvereins, übermachte seine berühmte Portrait-Galerie später<br />

der Gesellschaft der Musikfreunde.<br />

Sehr selten.<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 367.<br />

781 TSCHAIKOWSKI, Peter, 1840 – 1893. E. musikal. Albumblatt mit zweimaliger Unterschrift<br />

(kyrillische und lateinische Schrift). Prag 22.XI.(?)1888. 1 S. quer-gr.-8 o . Schwach<br />

gebräunt, minimal fleckig. (8.000.—)<br />

Takte 1 bis 8 aus dem 2. Satz seiner Serenade für Streicher in C-Dur, op. 48, bezeichnet „Moderato“.<br />

– Das Werk, entstanden und uraufgeführt 1880, ist eines der berühmtesten Walzer-Stücke Tschaikowskis.<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 369.<br />

370


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

Nr. 783 Giuseppe Verdi und Francesco Tamagno<br />

371


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

782* VERDI, Giuseppe, 1813 – 1901. E. musikal. Albumblatt m. U. Rom 18.<strong>IV</strong>.1893. 1 S. quer-<br />

8 o . Kräftiges Papier, dreiseitiger Goldschnitt. Leicht gebräunt und etwas fleckig. (5.000.—)<br />

Notenzitat aus O t e l l o s Arie im zweiten Akt seiner gleichnamigen Oper, zu den Worten „Ora e per sempre<br />

addio sante memorie“. – Darunter eine Widmung an Teresa Martini.<br />

783 — Portraitphotographie mit e. Ortsangabe, Datum u.U. auf dem Untersatzkarton. Genf<br />

5.<strong>IV</strong>.1900. Aufnahme: Guigoni & Bossi, Mailand. Stellenweise leicht oxidiert. Größe der Photographie:<br />

21,714,3 cm, des Kartons: 37,530,8 cm. In altem Samtrahmen (4639 cm).<br />

(2.000.—)<br />

„Genova / 5 Aprile / 1900 / GVerdi“. – Das schöne Bild zeigt Verdi stehend zusammen mit dem Tenor Francesco<br />

Ta m a g n o (1850-1905). Dieser hatte bei der Uraufführung des „Otello“ am 5.II.1887 an der Mailänder<br />

Scala die Titelpartie gesungen.<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 371.<br />

784 VIOTTI, Giovanni Battista, 1755 – 1824. E. Br. m. U. Paris 8.V.1821. Gestochener Briefkopf<br />

„Académie Royale de Musique“. Leicht fleckig, kleine Einrisse unterlegt. (300.—)<br />

Als Direktor der Pariser Oper an den Komponisten (François Charlemagne?) Lefèvre, den er zur Fertigstellung<br />

einer Oper anhält.<br />

„Je prie Monsieur Lefevre de se mettre de suitte au chant et à l’orchestre de Corine de maniere à ce que<br />

cet ouvrage soit mis à l’étude le plustôt possible. Je le prie de me mettre en courant de l’état positif de La<br />

Lampe merveilleuse ...“<br />

372


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

Aus der „Tannhäuser“-Ouvertüre<br />

785* WAGNER, Richard, 1813– 1883. Eigenh. Musikmanuskript. (Ende 1844 / Anfang 1845.)<br />

2 S. großes Hochformat (3426,7 cm), recto 29-zeilig, verso 30-zeilig, mit von Hand gezogener<br />

Rastrierung. Am Kopf einige Worte gelöscht. Waagerechte Mittelfalte, an den Rändern etwas<br />

eingerissen. (80.000.—)<br />

Entwurf zur Ouvertüre seiner Oper „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“, am Kopf<br />

bezeichnet „Ouverture“ und „And[an]te maestoso“ (später hinzugefügt). Notation mit Tinte als Particell<br />

auf zwei, einmal auf drei Systemen, mit einigen Instrumentenbezeichnungen.<br />

Der Entwurf entspricht bis Takt 166 ziemlich genau der endgültigen Fassung von 1845. Die folgenden 129<br />

Takte sind mit Blei durchgestrichen und wurden nicht in die endgültige Fassung übernommen. Eliminiert<br />

wurde der Eintritt von Wolframs (leicht veränderter) Partie „Dir, hohe Liebe, töne begeistert mein<br />

Gesang“ (bis „ewig strahlt dein Stern“) aus dem Sängerkrieg des zweiten Akts, hier in G-Dur, mit der nachfolgenden<br />

Kombination seines Anfangsmotivs mit dem Preislied Tannhäusers. Die vollständige Ouvertüre<br />

hat in der endgültigen Fassung 442 Takte.<br />

Wagner hatte die Niederschrift des Textbuches im Juli 1843 beendet und gleich danach mit der Komposition<br />

begonnen. Die Partitur wurde am 13. April 1845 vollendet, dabei entstand die Ouvertüre, wie so oft<br />

bei Opernkompositionen, erst am Schluss, so dass wohl auch der Entwurf erst relativ spät niedergeschrieben<br />

wurde. Die Uraufführung fand am 19. Oktober 1845 in Dresden statt.<br />

Das Blatt wird in den Bänden (Tannhäuser 1845) der neuen kritischen Gesamtausgabe der Werke Wagners<br />

nicht erwähnt. – In WWV 70 genannt unter „Fragmentarischer Gesamtentwurf, Stadium 1“, Blatt<br />

A (S. 271).<br />

Zuletzt versteigert durch die Lengfeld’sche Buchhandlung, Köln 21.XI.1932, Katalog 42 Nr. 551 (mit<br />

Abbildung eines Teils der ersten Seite); davor durch Leo Liepmannssohn, Berlin 21.XI.1887, Nr. 191.<br />

„... Die Aufführung der Tannh:ouvertüre hat nun stattgefunden: sie hat all meine Erwartungen übertroffen,<br />

denn sie ging in Wahrheit ganz vortrefflich ... Nach dem, was ich hier mit ihm angerichtet habe, bilde<br />

ich mir jetzt plötzlich auf dieses Tonstück etwas ein: ich weiß mich wirklich auf keine andre Tondichtung<br />

zu besinnen, die eine ähnliche Wirkungsmacht auf sinnlich-sinnvolle Gemüther auszuüben im Stande<br />

sei ...“ (Wagner an Theodor Uhlig, Dresden 20.III.1852).<br />

– Frontispiz –<br />

373


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

(Richard Wagner)<br />

786 — E. Br. m. U. (Paris 18.I.1841.) 1 S. gr.-8 o . Mit Siegelspur und Adresse. Schwach<br />

gebräunt. Leicht fleckig. Rand- und Faltenrisse (zum größten Teil hinterlegt). (3.000.—)<br />

An den Bibliothekar Engelbert Anders, einen seiner besten Freunde während der schweren Pariser Zeit.<br />

Scherzhafte Einladung zu einer Soirée mit dem in Paris gefeierten 21jährigen Violinvirtuosen Henry<br />

Vieuxtemps.<br />

„Allerwerthester Freund Anders,<br />

Wenn Sie sonst nicht denken Anders,<br />

Wenn Sie keinen Schnupfen haben,<br />

Kann ich Sie mit Kunstg’nuß laben;<br />

Groß-berühmter Virtuos<br />

Morgen Abend bei mir los;<br />

Henri Vieuxtemps heißt der Mann,<br />

der Plaisir uns machen kann.<br />

Er wird spielen auf der Geige,<br />

Während Wohlthat ich erzeige<br />

Durch ein Tässchen guten Tee,<br />

Der nie thut im Magen weh.<br />

Dienstag, Abends, sieben Uhr<br />

Folgen Sie der Geigenspur;<br />

Finden wackre Leut’ bei mir,<br />

und zum Schluß ein Gläßchen Bier.<br />

(Poetischer Auszug aus der Geschichte der Ouvertüre von Richard Wagner)“<br />

Im WBV und den „Sämtlichen Briefen“ nicht verzeichnet.<br />

S e h r s e l t e n aus so früher Zeit.<br />

„mein Rienzi“<br />

787 — E. Br. m. U. „Meudon près Paris“ 9.VII.1841. 2 S. kl.-folio. Tinte etwas blass. Leichte<br />

Montagespuren an zwei Eckchen. Empfangsvermerk am Kopf. (4.000.—)<br />

Früher Brief an August Freiherrn von Lüttichau, den Generaldirektor des Dresdner Hoftheaters, dem er<br />

für die Annahme seines „Rienzi“ zur Uraufführung dankt. – Wagner hatte die Oper Lüttichau im Dezember<br />

des Vorjahres angeboten. Die Annahme war erst nach langem Zögern am 29. Juni des Jahres erfolgt.<br />

„... Ew. Excellenz / haben mich durch die wohlgeneigte Zuschrift, in welcher dieselben mit so vieler Güte<br />

die Annahme meiner Oper ‘Rienzi’ für das Hoftheater zu Dresden mir definitiv zusagen, unendlich<br />

beglückt, und es sei mir nur gestattet mit Uebergehung aller anderer Rücksichten, die mir Dero gepriesene<br />

Zusage als ein wahres Glück erscheinen lassen, vor Allem den Umstand, daß ich eine erste Aufführung<br />

meiner von mir bevorzugtesten Arbeit gerade in der Residenz meines Vaterlandes zu erwarten habe,<br />

anzuführen, um Ew. Excellenz zu bezeugen, welche außerordentliche Wichtigkeit ich Dero wohlgewogener<br />

Entscheidung beizumessen mich für gedrungen halte.<br />

Mit Rührung erkenne ich die Größe und den Umfang der Güte an, die in Dero nachsichtsvoller Gewährung<br />

meiner Bitte liegt, wenn ich überlege, welche Opfer mir zu bringen sich Ew. Excellenz dadurch<br />

geneigt zeigen. Die scenische wie musikalische Ausstattung meiner Oper erfordern als nothwendiges<br />

Bedingnis einen Aufwand, dem nicht alle Bühnen in dem Grade entsprechen können, wie es bei einer<br />

ersten Aufführung meines Rienzi nöthig ist. Da Ew. Excellenz mir die wirklich schmeichelhafte Versicherung<br />

geben, daß die Annahme meiner Oper in Folge einer reiflichen Prüfung des Buches und der Partitur<br />

derselben beschlossen worden sei, so habe ich auch gerechten Grund anzunehmen, daß Ew. Excel-<br />

374


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

lenz sich von den scenischen Anforderungen des Süjets vollkommen in Kenntnis gesetzt haben, und da mir<br />

dieselben trotzdem die Annahme zusagten, so bürgt mir dieser überaus glückliche Umstand für Dero edelmüthige<br />

Absicht, meinen Rienzi mit allem erforderlichen, nicht geringen Aufwande in Scene gehen zu lassen.<br />

Der in diesen Gesinnungen ausgesprochenen Großmuth gegenüber erscheint mir es im höchsten Grade<br />

ungenügend, wollte ich mich bemühen das mich durchdringende feurige Dankgefühl in Worten und<br />

Redensarten zu ergießen. Es bleibt mir schicklicher Weise nichts als die einfache Versicherung desselben<br />

übrig, so wie der Ausspruch des heißesten Wunsches, daß es dem geringen Werthe meiner Arbeit gelingen<br />

möge, Ew. Excellenz so viel Beifall abzugewinnen, als zur Entschädigung wenn auch des kleinsten Theiles<br />

der gegen mich so freigebig verschwendeten Güte Ew. Excellenz hinreichend erscheinen dürfte ...“<br />

Die Uraufführung des „Rienzi“ fand am 20. Oktober 1842 in der Dresdner Hofoper unter der Leitung von<br />

Gottlieb Reißiger statt. Joseph Tichatschek sang die Titelrolle, Wilhelmine Schröder-Devrient den Adriano<br />

und Henriette Wüst die Irene.<br />

WBV Nr. 187; in den „Sämtlichen Briefen“, Band 1, nicht gedruckt.<br />

788 — E. Br. m. U. Zürich 3.V.1858. 2 S. 8 o . Hellgrünes Papier. (1.600.—)<br />

An Kapellmeister (Eduard Stein), der am Hoftheater in Sondershausen am 26. März den „ L o h e n g r i n “<br />

dirigiert hatte.<br />

„... So eben lese ich einen Bericht über Ihre Aufführung meines Lohengrin, und ersehe daraus, dass ich<br />

so glücklich war, in Ihnen auf einen Jener seltenen Freunde zu treffen, deren schöne und erhebende Theilnahme<br />

einzig es mich nicht bereuen lässt, meine Arbeiten der Oeffentlichkeit übergeben zu haben, wo sie<br />

so oft und gewöhnlich das Loos der Mishandlung und Verhöhnung erfahren. –<br />

Begegnungen, wie die Ihrige, sind es einzig, die mich über mein Schicksal trösten, das ohnedem zu den<br />

beklagenswerthesten des Daseins gehören müsste ...“<br />

Erwähnt die Sänger Franz Pichon, der als König Heinrich eine schlechte Kritik erhalten hatte, und Rosa<br />

Rauch-Wernau, die die Ortrud gesungen hatte.<br />

WBV Nr. 2152. – „Sämtliche Briefe“ Band 9 Nr. 168.<br />

„Gott, welche confusion!“<br />

789 — E. Billett m. U. „Dein Richard“. (Landhaus Pellet am Starnberger See, Ende Juni<br />

1864.) . 1 S. kl.-4 o . Größerer Fleck. (2.000.—)<br />

(An Cosima von Bülow.)<br />

„Gott, welche confusion! Ihr müsst einen Wagen bekommen: der Wirth Pellet muss u. wird einen schaffen<br />

... Hier bei mir könnt Ihr Alle sofort unterkommen: macht Euch auf, ich bitte! ...“<br />

Im Mai 1864 hatte Wagner das von König Ludwig II. angemietete Landhaus Pellet bezogen; Wagners Einladung<br />

folgend, traf Cosima von Bülow am 29. Juni in dem Landhaus ein. – „In der folgenden Woche wird<br />

der Bund Cosimas mit Wagner endgültig besiegelt.“ (Martin Gregor-Dellin, Wagner-Chronik).<br />

Unveröffentlicht; im WBV nicht verzeichnet.<br />

375


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

(Richard Wagner)<br />

790 — E. Br. m. U. München 17.XI.1864. 1 S. gr.-8 o . Minimal fleckig. (1.600.—)<br />

Wohl an den Musikverleger Michael Schloss in Köln, in Tantiemefragen.<br />

„... Sie hatten die Gewogenheit mir die freundschaftliche Ueberwachung meiner Autorenrechte gegenüber<br />

der Direction des Cölner Stadttheaters in Betreff meiner Oper ‘ R i e n z i ’ zuzusagen. Ich erfahre nun,<br />

dass Ti c h a t s c h e c k kürzlich wirklich den Rienzi in Köln gesungen hat. Die Oper ist demnach aufgeführt,<br />

und ich habe sie als eine wissentlich widerrechtliche zu brandmarken, sobald mir die Direction<br />

nicht mindestens sofort das volle stipulirte Honorar zusendet.<br />

Dürfte ich Sie ... ersuchen, die Erledigung dieser Angelegenheit in meinem Interesse zu meinem grössten<br />

Danke zu besorgen ...“<br />

WBV Nr. 4031. – „Sämtliche Briefe“ Band 16 Nr. 317.<br />

Bauplan für Haus Wahnfried<br />

791 — E. Namenszug auf einer kolorierten Bauzeichnung mit Stempel „C. Woelfel / Maurermeister<br />

/ Bayreuth“ und Unterschrift „Lud. Stahlmann“. Bayreuth, Juni 1872. Größe der<br />

Zeichnung 30,522,8 cm, Blattgröße ca. 4547,5 cm. Kräftiges, gewebeverstärktes Transparentpapier.<br />

Gelocht. (3.000.—)<br />

„Wohnhaus für Herrn Richard Wagner, Grundriß zu ebener Erde“ im Maßstab 1:100, von Wagner zum<br />

Zeichen seiner Billigung signiert. In den unteren Ecken Grundrisse der Nebengebäude „für den Hausdiener,<br />

Holzlege &c“ und „für Pferdestall, Wagen-Remise, &c“; mit Maßstab in Meter und bayerischem<br />

Fuß. An den Rändern flüchtige Skizzen in roter Tusche und Blei. Parallel zum Bau des Festspielhauses<br />

(Grundsteinlegung am 22.V.1872) betrieb Wagner den Bau eines repräsentativen Wohnhauses, für das der<br />

Bayreuther Baumeister Carl Wölfel auf Entwürfe des Berliner Bauinspektors Wilhelm Neumann zurückgriff.<br />

Am 20.VI.1872 wurde die Baugenehmigung erteilt, im April 1874 konnte die Familie Wagner einziehen;<br />

die Finanzierung übernahm zu einem wesentlichen Teil König Ludwig II.<br />

Beiliegend ein „Situationsplan zum Umbau der Nebengebäude am Hause Wahnfried / Massstab 1=500“ mit<br />

den Unterschriften von Siegfried Wagner, dem Bauunternehmer H. Wölfel sowie Louise Popp für die „Baumeister<br />

Popp’schen Erben“ , Bayreuth 15.XII.1893 (31,444,8; aufgezogen, Rand- und Faltenrisse). – 1894<br />

ließ sich Siegfried Wagner das östliche Nebengebäude zum eigenen Wohnhaus umbauen, das nach seinem<br />

Tod als Gästehaus u. a. für Richard Strauss, Arturo Toscanini und auch Adolf Hitler diente.<br />

„meine neueren Werke“<br />

792 — E. Br. m. U. Bayreuth 5.II.1875. 2 3 ⁄4 S. gr.-4 o . Leicht fleckig, kleinere Randeinrisse<br />

fachmännisch repariert. (4.000.—)<br />

An die Agentur Voltz & Batz in Wiesbaden, die die Tantiemen für Aufführungen seiner Werke einzog. Wagner<br />

bemühte sich um eine Änderung des 1871 geschlossenen Knebelvertrags, mit dem sich die Agentur<br />

unbefristet hohe Provisionen gesichert hatte.<br />

„... Der zuletzt von Ihnen mir zugesandte Entwurf zu einem definitiven Vertrage zeigte mir durch seine<br />

Fassung, welchen Werth Sie auf die Gültigerhaltung des älteren Luzerner Vertrages legen, da Sie im Ernst<br />

doch unmöglich annehmen konnten, dass ich diesen neuen Vertrag unterzeichnen würde ... Nachdem ich<br />

hierüber mir klar geworden bin, scheint es mir ferner nur noch darauf anzukommen, dass ich erfahre,<br />

ob es Ihnen daran gelegen ist, gut mit mir zu stehen, oder ob Ihnen diess gleichgültig ist. Sie wissen, auf<br />

welche Bedenken ich im Betreff der Ausführung jenes ersten Vertrages in letzter Zeit gestossen bin ... Dass<br />

Sie den ... meinerseits abgefassten neueren Vertragsentwurf nicht annehmen wollten, bezeugt mir, dass<br />

es Ihnen beim Abschlusse des ursprünglichen Vertrages auf etwas Anderes ankam, als auf das, was Sie<br />

376


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

Nr. 791 Richard Wagner<br />

377


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

(Richard Wagner)<br />

damals in Ihren Versicherungen gegen mich auf den Lippen trugen. Doch kommt es hierauf nicht an, und<br />

gern wiederhole ich die oft Ihnen gezollte Anerkennung des praktischen Verstandes und der grossen Rührigkeit,<br />

mit welchen Sie die verwahrloste Verwaltung eines Vermögens geordnet und ergiebig gemacht<br />

haben. Da ich nun die Bedingungen kennen gelernt habe, unter welchen Sie den vererblichen Besitz Ihrer<br />

auf jenes Vermögen gewonnenen theilweisen Ansprüche gegen einen nur zwanzigjährigen Antheil auszutauschen<br />

sich herbeilassen wollten, ziehe ich es vor, was jedenfalls auch hierbei Ihr Wille war, auf unseren<br />

ersten Vertrag zurückzugehen. Ich spreche hierfür nur diejenigen Nachträge an, welche sich auf<br />

meine Verhältnisse zu den drei Hoftheatern, Wien, Dresden, und München beziehen ... Sie kennen meine<br />

jetzige Auffassung dieser Verhältnisse, sowie meine Ansicht darüber, dass nur in meinen neuesten Werken,<br />

und in der Stellung welche ich in ihrem Betreff anzunehmen gesonnen bin, die Kraft liegt, welche<br />

mir – vielleicht – noch Vortheile verschaffen kann, zu welchen kein, Ihnen einzig beschreitbarer, Rechtsweg<br />

zu verhelfen im Stande ist ...<br />

Zu einer rechtsgültigen Mandats-Ertheilung für meine, in jenem Vertrage nicht eingeschlossenen, neueren<br />

Werke werde ich mich dann verstehen, wenn ich aus Ihrem Verhalten ersehen werde, dass es Ihnen<br />

daran gelegen ist, mit mir in dasjenige schickliche Verhältniss zurückzutreten, welches namentlich durch<br />

Ihr Benehmen gegen meine speziellen Bevollmächtigten in empfindlicher Weise verletzt worden ist.<br />

Es wäre mir lieb, bald Ihre Entschlüsse zu vernehmen, da ich am 11 Februar eine grössere Reise anzutreten<br />

gedenke ...“<br />

Wagner unternahm in diesem Frühjahr eine ausgedehnte Konzertreise, um neue Mittel für das Bayreuther<br />

Unternehmen zu beschaffen. – An den Rändern Empfängervermerke in Blaustift.<br />

WBV Nr. 7017. – Aus der Burrell Collection.<br />

„eines jener leidigen Gespräche über Nietzsche“<br />

793 — E. Br. m. U. Bayreuth 9.X.1875. 5 S. gr.-8 o . Etwas fleckig, Faltenrisse restauriert.<br />

(6.000.—)<br />

An seinen Neffen Clemens Brockhaus, den Sohn seiner jüngsten Schwester Ottilie, über sein „tief-tief liegendes<br />

und ganz unheilbares Zerwürfniss“ mit der Familie der Schwester, das bei deren Besuch in Bayreuth<br />

zu Tage getreten sei und seinen tieferen Grund in deren offener Ablehnung Nietzsches wie auch in<br />

deren Geringschätzung seiner „großen Unternehmung“ in Bayreuth habe.<br />

„... Im Betreff jenes Besuches erinnere ich mich hauptsächlich zweier charakteristischer Vorfälle. Einmal<br />

beging ich einen Excess der Heftigkeit, als Deine Mama um 1 1/4 Stunde zu spät zu einem Mittagessen<br />

bei uns anlangte, welches ich, natürlich ihr zur Ueberraschung, durch eine quasi-Tafelmusik auf der<br />

Strasse vor dem Speisezimmer (von einem Militärmusik-corps mir zur Huldigung dargebracht) hatte würzen<br />

wollen, – was nun mislungen war, da die Leute ausgespielt hatten, als endlich Ottilie sich einstellte.<br />

Da rief ich: ‘Unpünktlichkeit kommt gleich nach Untreue’ – Das trug mir Fritz“ (Bruder des Adressaten)<br />

„beim Abschied an der Eisenbahn nach. – Das andere Mal kränkten wir vielleicht Deine Mutter durch<br />

ein ruhiges, vielleicht gleichgiltig (und ihr sogar geringschätzig) erscheinendes, halbschweigendes<br />

Zurückweichen vor einem so gewaltigen Ausbruche leidenschaftlicher Heftigkeit ihrerseits, dass selbst<br />

Fritz erschrocken ihr zurief: ‘aber Mutter! Mutter!’<br />

Dieser Ausbruch war durch eines jener leidigen Gespräche über Nietzsche veranlasst worden, wie sie seit<br />

einiger Zeit bereits unseren Umgang mit Deiner Familie beschwert hatten. Wir waren über diesen Punkt<br />

schon dahin gelangt, uns befremdliche Gedanken über den verwandtschaftlichen Instinkt zu machen, da<br />

wir hier, eben von nahen Verwandten, Jemand auf das aller herzloseste verurtheilt sahen, dass er, aus<br />

Begeisterung für mich, den Bruder, Schwager, Oheim u.s.w. eine That begangen hatte, welche ihm, nach<br />

einzig hier in Betracht gezogenen Standes-Klugheits-Begriffen, als durchaus für sein Fortkommen ...<br />

schädlich angerechnet werden musste. Ich konnte über diese so seltsame Erscheinung nicht länger befremdet<br />

bleiben, als ich, namentlich auch bei jenem Besuch in Bayreuth, an der fast wie Befangenheit sich äussernden<br />

Verwunderung Deiner Mutter über die grossartigen Fortschritte und das voraussichtliche Gedeihen<br />

meiner bedeutenden Unternehmung, erkennen musste, wie geringschätzig bisher dieselbe auch im<br />

378


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

Nr. 793 Richard Wagner<br />

379


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

(Richard Wagner)<br />

Kreise meiner Verwandten, vermuthlich unter Wahrnehmung des Benehmens der deutschen Presse in meinem<br />

Betreff, angesehen und beurtheilt worden war ... Nun aber tritt der Fall ein, dass zunächst Fritz,<br />

der sich bisher nur so befremdet fühlte, wie Ottilie selbst, von uns gehen, ohne je auch nur mit einem<br />

schriftlichen Worte unserer wieder zu gedenken! Hieraus hatte ich zu schliessen, dass Eure Mutter Euch<br />

unsren Umgang als (vielleicht im Sinne des Nietz’schen Beispiels) verderblich, abgerathen, ja verboten<br />

habe. Sogar gerieth ich darauf, dass Ottilien’s schnell beschlossener Besuch bei uns nur durch ihre Beängstigung<br />

über Fritz’s Besuch, gewissermaassen zur Ueberwachung desselben, ausgeführt worden sei; welcher<br />

Annahme denn auch ihr ganzes Benehmen dahier entsprach ...<br />

Diess, lieber Clemens, ist die Sache, über die sich nun nicht weiter sprechen lässt. Recht oder Unrecht sind<br />

hier in keiner Weise abzuwägen oder auszugleichen. Der verwandtschaftliche Instinkt, der sonst über die<br />

ungleichartigsten Individualitäten und Lebens-Anschauungen wie -Verhältnisse hinweghilft, ... dieser<br />

Instinkt, der mich seiner Zeit aus weitester Entfernung und Lebens-Entfremdung fraglos in Euer Haus<br />

führte, um dort Theilnahme, und zwar unbedingte, natur-nothwendige Theilnahme zu suchen, – er ist<br />

Deiner guten Mutter nicht behilflich gewesen, ihren Bruder zu verstehen und ihm – selbst durch das<br />

Unverständniss hindurch – schwesterlich zur Seite zu stehen ...“<br />

Mit der für das eigene Fortkommen schädlichen „That“ Nietzsches ist dessen Schrift „Richard Wagner in<br />

Bayreuth“ gemeint, die in diesem Sommer als viertes Stück der „Unzeitgemäßen Betrachtungen“ erschienenen<br />

war.<br />

WBV 7263; bisher nicht gedruckt.<br />

794 — Eigenh. adressierter Briefumschlag. Poststempel: Bayreuth 26.I.1879. Verso Montagerest.<br />

(200.—)<br />

„Herrn / August Lesimple / Schmitzsche Buchhandlung / in / Koeln a/Rh“ .<br />

Wohl zum Brief Nr. 8116 des WBV gehöriger Umschlag.<br />

795* — E. Gedicht m. U. „RW“. (Neapel 1880.) 1 S. quer-gr.-8 o . Randschäden, etwas gebräunt<br />

und unfrisch. (1.600.—)<br />

Gedicht zum 15. Geburtstag seiner Tochter I s o l d e am 10. April 1880.<br />

„Vor fünfzehn Jahren wurdest du geboren:<br />

Da spitzte alle Welt die Ohren;<br />

Man wollte ‘Tristan und Isolde’ –<br />

Doch, was ich einzig wünscht’ und wollte,<br />

Das war – ein Töchterchen: Isolde!<br />

Nun mag sie tausend Jahre leben,<br />

Und ‘Tristan und Isolde’ auch daneben!<br />

Vivat hoch! –“<br />

Am 4. Januar 1880 hatte Wagner mit seiner Familie die Villa d’Angri in Neapel bezogen.<br />

Beiliegend eine Abschrift des Gedichts von fremder Hand, mit dem Datum „Villa d’Angri. 10 April 1880“.<br />

380


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

797 (—) Einblattdruck: Ankündigung der Uraufführung des „Parsifal“. Bayreuth, Juli<br />

1882. 1 S. gr.-folio (ca. 44,529 cm). Mit Schmuckbordüre. Kleiner Faltenriss, leichte Randläsuren,<br />

etwas gebräunt. (800.—)<br />

Ankündigung der Uraufführung des „Parsifal“ im Bayreuther Festspielhaus für die Mitglieder des Patronatsvereins<br />

am 26. und 28. Juli und für 14 öffentliche Aufführungen vom 30. Juli bis 29. August.<br />

Die Uraufführung fand anlässlich der 2. Bayreuther Festspiele statt und wurde von Hermann Levi dirigiert.<br />

In den Rollen sangen Theodor Reichmann (Amfortas), August Kindermann (Titurel), Emil Scaria<br />

(Gurnemanz), Hermann Winkelmann (Parsifal), Karl Hill (Klingsor) und Amalie Materna (Kundry).<br />

798 — WAGNER, Cosima, seine zweite Frau, Tochter Franz Liszts, in erster Ehe mit Hans<br />

von Bülow verheiratet, 1837– 1930. Br. m. U. Bayreuth 12.XI.1877. 2 S. 8 o . Leicht fleckig; etwas<br />

verblichen. (350.—)<br />

Im Auftrag Richard Wagners an einen Musikverleger.<br />

„Euer Wolgeboren, / Läßt m e i n Mann in Erwiederung auf Ihr wertes Schreiben vom 8ten dieses<br />

Monats durch mich melden, daß er zugleich mit dem ‘ S i e g f r i e d - I d y l l ’ und der Claviersonate aus<br />

dem Jahre 1854 die Orchestration des Liedes ‘Die Träume, und zwei Jugendwerke: Ouverture zu der Oper<br />

die Feeen, Ouvertüre in cdur’ gegen dies Honorar von 20,000 Mark herauszugeben geneigt sei. Mit dem<br />

Ersuchen, ihn bald wissen zu lassen, ob Euer Wolgeboren sich über diese Bedingungen mit ihm vereinbaren<br />

können, entsendet er Ihnen die Versicherung seiner ergebenen Gesinnung ...“<br />

Beiliegend ein weiterer Br. m. U. Cosima Wagners, Bayreuth 13.VI.1901, an die Sängerin Blanche Marchesi<br />

in London: „... Es ist manchem von unseren Künstlern gut bekommen, dass er erst nach seinem<br />

Debut in Bayreuth seine Laufbahn draussen begann ...“<br />

„Unser einziger Richard“<br />

799 — — 2 e. Br. m. U. Bayreuth 16. und 26.III.1878. 7 S. gr.-8 o und 8 o . Der erste Brief mit<br />

Faltenriss, der zweite mit Nadelspuren. Mit den Umschlägen. (600.—)<br />

An Anton Pusinelli in Dresden, Wagners Freund, der ihn finanziell unterstützte und der bis zu seiner<br />

Flucht aus Dresden (1849) sein Hausarzt gewesen war.<br />

16. März. „Sie müssen glauben, ... dass ich mein Versprechen vergessen habe. Dem ist jedoch nicht so;<br />

das Haus B. Schott und Söhne hat uns bis jetzt nur die zweihändigen Arrangements des ‘Idyll’s’ geschickt,<br />

und ich wollte Ihnen gern das Vierhändige zusenden, weil es, glaube ich, einen besseren Begriff von dem<br />

Werke giebt, und leichter spielbar ist. Verzeihen Sie diese unverschuldete Verzögerung ...<br />

Unser einziger Richard hat den ersten Akt vom ‘ P a r s ifal’ in der Skizze vollendet, und wir fahren fort<br />

regelmässig, still friedlich zu leben ... Meine Kinder gedeihen, und geben unserem Glück die eigenthümliche<br />

Heiterkeit welche nur das Kindliche uns bringt. Ein hübscher Zufall hat es gefügt dass die Symphonie<br />

welche R. vor nun 45 Jahren geschrieben, und welche verloren gegangen, sich nun wiedergefunden<br />

hat, (wenigstens in den Stimmen) und R. sich nun dieses, merkwürdig gut gemachten Jugendwerks<br />

freuen kann! Von dieser Symphonie bis zum Parsifal, welch eine Künstlerbahn! ...“ – Wagner hatte die<br />

Symphonie in C-Dur (WWV 29) 1832 komponiert, als er Schüler des Thomaskantors Christian Theodor<br />

Weinlig gewesen war.<br />

26. März, an Bertha Pusinelli geb. Chiappone. „Vor einer Woche ungefähr ... schrieb ich unserem Freund<br />

Ihrem lieben Mann um mich zu entschuldigen wegen einer verspäteten Sendung, und um Nachrichten von<br />

ihm durch Sie, zu erbitten. Mein schlechtes Gedächtnis liess mich wiederum Gartenstrasse anstatt Feld-<br />

381


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

(Richard Wagner)<br />

gasse, wie ich jetzt nachträglich mich entsinne, adressiren, und so befürchte ich dass mein Brief nicht<br />

angekommen ist; ich bitte Sie nun direkt ..., wenn Sie einen Augenblick haben, mir mit zwei Zeilen zu<br />

sagen wie es Ihrem Herrn Gemahl geht. Mein Mann und ich wir wünschen dringend zu hören wie es ihm<br />

geht ...“ – Anton Pusinelli starb fünf Tage später.<br />

800 — — 3 e. Br. m. U. Bayreuth und o.O. 2.<strong>IV</strong>.1878 bis 11.V.1882. Zusammen 11 S. 8 o . Mit<br />

2 Umschlägen. (500.—)<br />

An Marie Pusinelli, eine Tochter von Anton P., die Wagner vom Tod ihres Vaters unterrichtet hatte.<br />

2.<strong>IV</strong>.1878. „... Der beste, treueste, theuerste Freund war Ihr unvergesslicher Vater, dem einen der mir<br />

Alles ist! Sagen Sie sich nun selbst wie ich, die ich einzig mit denjenigen mich verwandt fühle, die dem<br />

Geliebten Geliebte sind, wie ich Ihren Vater lieben musste! Mein ganzes Wesen ist bei Ihnen, und geleitet<br />

den Theuren zur letzten Stätte ...“<br />

Pusinelli, der Wagner ein Leben lang finanziell unterstützt hatte, hatte sich zudem nach dessen Scheidung<br />

um Minna Wagner gekümmert.<br />

29.X.1881. Mit der Bitte um eine Besorgung. „... Mein Diener hat den Auftrag gegen Weihnachten Ihnen<br />

eine Kiste zuzusenden mit: 1. einem Bilde. / 2. einem Buche. / 3. einem Tintenfasse. 4. zwei Lampen. / Würden<br />

Sie die Güte haben in den Vasen der Lampen zwei schöne Blumenbouquets arrangiren zu lassen, und<br />

Alles, an die Adresse von Dr. Jenkins ... am h. Abend tragen zu lassen ...“ – Dr. Jenkins, ein Dresdner<br />

Zahnarzt, der Wagner wiederholt in Bayreuth behandelt und mit ihm Pläne für eine Auswanderung nach<br />

Amerika geschmiedet hatte.<br />

11.V.1882. Mit der Bestätigung der Verlobung ihrer Tochter Blandine mit Graf Gravina, „... zugleich die<br />

Bitte uns wissen zu lassen wie Sie mit den Ihrigen betreffs P a r s ifal“ (die Uraufführung fand am 26.<br />

Juni, anläßlich der 2. Bayreuther Festspiele, statt) „entschieden haben ... / Grüsse und auf Wiedersehen!<br />

Mein Mann drückt herzlichst die Hand ...“<br />

Beiliegend der Brief ihrer Tochter Blandine (Bayreuth 1882), in dem sie Frau Pusinelli ihre Verlobung<br />

anzeigt („... Mein Bräutigam ist ein sicilianischer Graf Gravina, welchen ich vorigen Winter während<br />

unsers Aufenthaltes in Palermo kennen lernte ...“), sowie ein Brief ihrer Tochter Eva in ihrem Namen<br />

(Bayreuth 1890), wohl die Übersendung eines Wagner-Briefes betreffend.<br />

801 WALTER, Bruno, 1876 – 1962. 3 Br. m. U., einer davon mit dreizeiligem e. Zusatz. München<br />

und Wien 17.VI., 15. und 22.IX.1921. 2 S. folio und 2 S. 4 o . Schwach fleckig. Gelocht.<br />

(300.—)<br />

An die Sakova Filharmonie in Prag, ein dortiges Konzert betreffend.<br />

15.IX.1921. Nach Vereinbarung des Konzerts mit einer Bitte. „... Der unvorhergesehene Sturz der Mark hat<br />

den Wert meines Honorars wesentlich herabgesetzt. Es ist selbstverständlich, dass ich ohne weiteres mich<br />

mit dem vereinbarten Honorar von 4000 M begnügen werde. Wenn ... es Ihnen möglich wäre, mir statt der<br />

4000 M ein Honorar von 4000 tschech. Kronen zu zahlen, so wäre ich Ihnen natürlich sehr dankbar ...“<br />

22.IX.1921. Über seinen musikalischen Werdegang und seine Beziehung zu Gustav M a h l e r. „... Schon<br />

1893 kam ich an die Oper des Kölner Stadttheaters als Korrepetitor, 1894 an das Hamburger Stadttheater,<br />

wo Gustav Mahler erster Kapellmeister war. Er machte mich nach vier Wochen zum Chordirektor<br />

und im Jahre 1895 wurde ich Kapellmeister neben ihm. Vom ersten Augenblick unserer Bekanntschaft an<br />

zeigte er mir väterliche Freundschaft und wir blieben auf das innigste befreundet durch 17 Jahre bis zu<br />

seinem 1911 erfolgten Tode. Sein Schüler in der eigentlichen Bedeutung des Wortes bin ich niemals gewesen,<br />

wohl aber sehe ich ihn als meinen Lehrer im schönsten Sinne dieses Begriffes an ...“<br />

Beiliegend eine signierte Broschüre über „Johannes Brahms / Symphonie II / No. 131“ des Wiener Philharmonischen<br />

Verlags, 1928.<br />

382


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

802 WEBER, Carl Maria von, 1786 – 1826. E. Briefentwurf. (Dresden) 4.VII.(1817). 1 S.<br />

quer-schmal-8 o (Abschnitt; ca. 7,520,5 cm). (500.—)<br />

Als Hofkapellmeister in Dresden an den Tenor (August Gottlieb Klengel), der den Floresky in Cherubinis<br />

Oper „Lodoïska“ singen sollte.<br />

„... E Wgb Schreiben nebst der Rolle des Floresky erhalte ich so eben mit Verwunderung, und muß Sie<br />

bitten sich etwas genauer zu erklären.<br />

Wir haben die Oper Lodoiska eigends für Sie einstudirt, Sie reißen aus, erhalten und behalten die Parthie;<br />

ich zeige Ihnen an daß die Oper so weit vorgerükt ist, um sie geben zu können, und ohne alle weitere<br />

Erklärung brechen Sie das Ganze ab, und schikken die Rolle mit einigen ... Verdruß verrathenden<br />

Zeilen zurück. Glauben Sie daß man auf diese Weise mit einer Königl. Theater Intendanz sich benehmen<br />

kann? ...“<br />

Am Fuß ein Provenienz-Vermerk („Von Hofrath Falkenstein in Dresden eingesandt“); verso eine erläuternde<br />

Echtheitserklärung des Komponisten Friedrich Wilhelm Jähns (Berlin 6.I.1878).<br />

Weber gründet einen Hausstand<br />

803* — Eigenh. Vermerk m. U. „vWeber“ unter einer Rechnung (o.O. 15.I.1818). 1 S. quergr.-8<br />

o (Unterrand scharf beschnitten). Minimal gebräunt. (400.—)<br />

Die genau spezifizierte Rechnung eines Polsterers über 59 Taler und 12 Groschen, die von Weber mit den<br />

Worten quittiert wird: „bezahlt mit 57 r. 12 gr. / vWeber.“ – Geliefert wurden u. a. „Ein Kanape schwartz<br />

polirt“, „4 Taporet“, „1 Chronleuchter Schnure“ und „1 Trehschemel“.<br />

Verso der Vermerk des Empfängers bezüglich der Differenz: „Ich bin nicht im Stande es dem Herrn Baron<br />

bey diesem Abzug zu laßen da mir die polirten Gestelle zu theuer kamen, u[n]d bitte deswegen wenigstens<br />

noch um 1 r 12gr“.<br />

Weber hatte im Vorjahr die Sängerin Caroline Brandt geheiratet und war nach Dresden übergesiedelt, wo<br />

er zum Direktor der Oper am Hoftheater ernannt worden war.<br />

Am Unterrand eine Echtheitsbestätigung von F.W. Jähns (14.XI.1851).<br />

804 — E. Schriftstück m. U. „CMvWeber“. Dresden 4.XI.1820. 1 S. quer-gr.-schmal- 8 o (Abschnitt<br />

eines größeren Blattes). Leicht gebräunt. Minimale Randläsuren. (400.—)<br />

Zahlungsbeleg. – „Durch Fräulein Hahnmann an Fräulein Biernazka bezahlt ...“ – Geschrieben auf der<br />

Rückseite einer fragmentarischen Maurerrechnung über 7 Taler vom Oktober des Jahres.<br />

Beiliegend ein Brief (Berlin 1882) seiner Enkelin Maria von Weber, später verheiratet mit Ernst von Wildenbruch,<br />

die Echtheit dieses Autographs betreffend.<br />

383


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

805 WOLF, Hugo, 1860 – 1903. Druck: „ G e b e t “ . Mit eigenh. Anmerkungen in Rot- und<br />

Blaustift. (Wien, wohl 1888.) 2 S. gr.-4 o (Innenseiten eines Doppelbogens; die Vorderseite mit<br />

Beschriftungen von fremder Hand). Verlag Julius Engelmann, Wien. Leicht gebräunt. Einige<br />

Rand- und Faltenschäden (Bugfalte teilweise hinterlegt). (300.—)<br />

Korrekturabzug aus den 1888 erschienen „Liedern nach Gedichten von Eduard Mörike“ für eine Singstimme<br />

und Klavier. Wolf trägt, neben vier Korrekturen, auch die Lied- („No 28“) und Heftnummer („<strong>IV</strong>“)<br />

sowie die Paginierungen eigenhändig ein.<br />

Auf der Vorderseite eine Echtheitsbestätigung von Fritzy Mayer: „Die diversen roten & blauen Zeichen<br />

sind Hugo Wolfs[,] eigenhändig hinzugefügt! – In dem Sommer 1890 wo ich so viel mit ihm – der aus<br />

Perchtoldsdorf zu mir musizieren herüberkam – ... gesungen habe.“ – Friederike Mayer war die erste Sängerin,<br />

die öffentlich mit Hugo Wolf als Begleiter auftrat.<br />

806 — E. Postkarte m. U. Matzen 29.VII.1895. Etwas gebräunt; Knickspur. (400.—)<br />

An seinen Freund und Gönner, den Landgerichtsrat Oskar G r o h e in Mannheim, über seine Arbeit an<br />

der Oper „Der Corregidor“.<br />

„... Wenn ich an Faisst öfter schreibe als an Sie, hat das seine Gründe. Faisst wird mit Aufträgen förmlich<br />

bombardirt u. daß er mir die besorgt, dafür muß ich ihm natürlich schreiben. Was aber soll ich Ihnen<br />

sagen? Je früher Sie kommen um so schöner wird es sein. Ob die Copie bis zum 17. August fertig wird,<br />

weiß ich ebenso wenig wie Sie selbst. Faisst läßt mich darüber völlig im Unklaren ... Mit der Instrumentation<br />

bin ich schon über die Hälfte des 1. Aktes hinaus. Sobald ich Näheres über den Verlauf des Kopirens<br />

erfahre, teile ich’s Ihnen mit. Am Mittwoch kommen M a yreders hierher. Sie werden, ehe sie an<br />

den Achensee gehen, ein paar Tage im Matzenhaus verbringen ...“<br />

Der Stuttgarter Rechtsanwalt Hugo Faißt (1862 – 1914) war ebenfalls ein Freund und Gönner Wolfs. – Rosa<br />

Mayreder hatte das Libretto zum „Corregidor“ verfasst.<br />

In „Hugo Wolfs Briefe an Oskar Grohe“ unter Nr. 123 nur zum Teil gedruckt.<br />

„Spuren von Geistesgestörtheit“<br />

807 — E. Br. m. U. „Wölfing“. Wien 2.<strong>IV</strong>.1897. 3 S. 8 o . Leicht gebräunt. (1.600.—)<br />

An seinen Freund und Förderer Heinrich P o t p e s c h n i g g („Liebster Enrico!“), dem er erschüttert vom<br />

Selbstmordversuch eines gemeinsamen Bekannten berichtet.<br />

„... Heute Mittag erst erfahre ich aus einem zufällig zur Hand genommenen Zeitungsblatt von dem gräßlichen<br />

Ereigniß, das sich in Wiesbaden zugetragen. Der gute, arme Merk! Wer hätte sich sowas gedacht!<br />

Wie das heutige Morgenblatt der n[euen] f[reien] Presse berichtet, soll der Arme noch am Leben sein trotz<br />

seiner tödlichen Verletzungen ... Die Nachricht hat mich furchtbar erschüttert, denn ich hatte immer eine<br />

große Vorliebe für den witzigen u. so hochbegabten Menschen. Und nun ein so tragisches Ende. – – Vanitas<br />

vanitatum.<br />

Ich muß offen gestehen, daß Merk, bei seinem Besuch, den er mir vor seiner Abreise machte, schon Spuren<br />

von Geistesgestörtheit verrieth. Mir fiel damals sein irrer Blick u. sein gänzlich zerfahrenes, zerstreutes<br />

Wesen auf; ich hatte eine Art Furcht vor ihm u. es war mir eigentlich lieb, als er für den Abend<br />

abgesagt. Ich glaube mithin, daß die Ursache seines Handansichlegens eher auf seinen gestörten Geis tes-<br />

384


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

Nr. 808 Hugo Wolf<br />

385


<strong>IV</strong>. <strong>MUSIK</strong><br />

(Hugo Wolf)<br />

zustand als auf eine unglückliche Liebe ... zurück zuführen ist. Was aber immer die Ursache sein mochte,<br />

so war die Wirkung doch eine Schreckliche u. Erschütternde. Die bedauernswerthen Angehörigen.<br />

Mit heutiger Post erhälst Du 150 Fl. die Du mir gut schreiben mögest, wenn es einmal zur großen Abrechnung<br />

kommen wird“ (Potpeschnigg hatte eine Abschrift des „Corregidor“ auf eigene Kosten herstellen lassen).<br />

„Ich bin nun doch dafür, daß die zuerst vorgenommenen kleineren Striche in Partitur u. Stimmen<br />

wieder aufgelassen resp. wieder eingetragen werden, da der große Strich hinlänglich genügt. Klavierauszug<br />

des großen Striches erhältst Du mit, sobald die Lieder, die ... Röder noch immer nicht edirt hat,<br />

erschienen sind. Inzwischen habe ich 3 G e d i c h t e v o n M i c h e l a n g e l o componirt u.z. rasch hintereinander.<br />

Leider ist schon seit einer Woche eine längere Pause eingetreten u. beabsichtige ich, um mich<br />

wieder aufzufrischen, auf 14 Tage nach Perchtoldsdorf zu ziehen. Schreibe nur Schwindgasse[,] Karten<br />

u. Briefe werden, falls ich wirklich umziehe, nachgeschickt. Vom Ve n e g a s t e x t ist auch der 2. Akt<br />

schon fertig. Ich muß mich also mit dem Michelangelo tummeln ...“<br />

Briefe an Heinrich Potpeschnigg Nr. 189<br />

808 — E. Br. m. U. Wien 16.VII.1897. 3 S. 8 o . (1.200.—)<br />

An seinen Freund Rudolf von Larisch, der sich um Wolfs Nachbarwohnung in der Schwindgasse bemühte.<br />

– Mit Erwähnung des neuen Librettos von Moritz Hoernes zum „ M a n u e l Ve n egas“. Das<br />

ursprüngliche Libretto von Rosa Mayreder hatte Wolf auf Anraten seiner Freunde verworfen.<br />

„... Ehe ich zur Sache komme muß ich Dich auf einen lapsus aufmerksam machen, der mich um so<br />

schmerzlicher berührte, als er auch den Augen Unberufener preisgegeben war. Du schreibst: Wir brechen<br />

hier die Zelte auf etc. etc. Zelte, mein Theuerster, baut od. richtet man wohl auf, od. man bricht sie ab,<br />

aber niemals bricht man Zelte auf, man beabsichtige denn einen räuberischen Überfall, was doch einem<br />

k.k. Beamten der Kabinetskanzlei Sr. Majetät kaum zuzumuthen sein dürfte ...<br />

Ich war bereits zweimal beim Hausinspector ... Das erstemal verhielt er sich ziemlich spießig in punkto<br />

Kündigung. Er verschanzte sich hinter der Gräfin, vorgebend, daß ihr in dieser affaire das entscheidende<br />

Wort zufalle ... Heute nun theilte er mir mit einem strahlenden Lächeln mit, daß der coup gelungen u. daß<br />

die Kündigung zum 1. August erfolgen werde. Zugleich notirte er Deinen Namen als der künftigen Partei,<br />

u. somit wäre diese Sache erledigt ...<br />

Hoerner hat nun alle von mir gewünschten Aenderungen im Text vorgenommen u.z. zu meiner größten<br />

Zufriedenheit. Morgen Nachmittags machen wir in Gemeinschaft mit Bokmayer Hellmer, Haberlandt u.<br />

Werner eine Partie auf den Anninger, den Sonntag verbringe ich noch in Perchtoldsdorf u. reise Montags<br />

Nachmittag nach Traunkirchen, wo ich in Gesellschaft Faisst’s ungefähr eine Woche verbringen werde.<br />

Dann gehts ernstlich an die Arbeit ...“<br />

Zwei Monate später befiel ihn während der Arbeit am „Manuel Venagas“ die tödliche Geisteskrankheit.<br />

„l’Italia trionfa“<br />

809 WOLF-FERRARI, Ermanno, 1876 – 1948. E. Postkarte m. U. Planegg 7.<strong>IV</strong>.1936. Leicht<br />

fleckig. (350.—)<br />

An den Dirigenten Augusto Govoni an der Mailänder „Scala“, bei dem er sich darüber beklagt, dass seine<br />

dort im Februar uraufgeführte Oper „ I l C a m p i e l l o “ nach der siebten Aufführung abgesetzt worden sei.<br />

„... Con questa sistema l’Italia non avrebbe mai avuto né un Verdi né un Rossini ecc. ecc. – Chi resti così<br />

non può interessare che a quei maestri che non possono sperare mai in un successo: per loro questa è una<br />

foglia di fico magnifica.<br />

So bene che nessuno ne ha colpa che sia così. Ma proprio questo è il male. Così tutti restano innocenti e<br />

il male rimane.<br />

Ma se l’Italia trionfa colle armi, verrà pure il giorno che trionferà anche in Musica ...“<br />

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