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VI. GESCHICHTE - J.A. Stargardt

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<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong>


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Ablaßbrief für die Hospitalkirche, das „Schatzkästlein“ der Stadt Hof<br />

802 ABLASSBRIEF. – BERTHOLD, Graf von Leiningen, Fürstbischof von Bamberg, reg.<br />

1258 – 1285. Urkunde. Bamberg 10. Kal. Junii (23.V.) 1268. 1 S. quer-kl.-4 o (ca. 14×18 cm).<br />

Pergament. Ohne das Siegel. Etwas staubfleckig, doch wohlerhalten. (5.000.—)<br />

Bischof Berthold erlaubt dem Rektor und den Brüdern des Hospitals am Regnitzhof, einen Friedhof für<br />

ihre Pfleglinge durch einen fremden Bischof weihen zu lassen, und verkündet einen Ablaß für alle Gläubigen,<br />

die an der Weihefeier teilnehmen oder das Hospital am Jahrestag der Weihe besuchen. – Die einzige<br />

aus der Gründungszeit erhaltene Urkunde zur Hospitalstiftung in Hof, die erstmals vier Jahre zuvor<br />

in einem (verschollenen) Ablaßbrief Papst Urbans IV. erwähnt wird.<br />

„Nos Bertholdus Dei gratia Babenbergensis Episcopus Omnibus praesens scripturis tenore praesentium<br />

constare volumus, quod enim iam dudum Cimiterium apud Hospitale in Rogenz sit constructum et addictum<br />

Cymiterium dedicandum, ad dictum locum, quibusdam nostris negotiis obstantibus accedere non<br />

valeamus, Dilectis nobis in Christo, Rectori et Fratribus praedicti Hospitalis plenam potestatem concedimus,<br />

procurandi, et ordinandi nomine nostro, ut aliquis Episcopus, qui a sui officii executione non sit<br />

suspensus, praefatum Cymiterium dedicet, cui videlicet Episcopo ex nunc licentiam et facultatem liberam<br />

damus et concedimus, praedictum Cymiterium dedicandi, Omnibus quaque vere poenitentibus et confessis,<br />

qui in die dedicationis memorati Cymiterii ad ipsum Hospitale causa devotionis accesserint, XL dies<br />

criminalium et centum venialium peccatorum de iniuncta sibi poenitentia misericorditer relaxamus, Datum<br />

Babenbergae anno Domini millesimo cc o lxviii. x. Calendas Junij. Volumus etiam ut, qui anniversario dictae<br />

dedicationis ad Hospitale praedictum accesserint, participes sint indulgentiae supradictae.“<br />

(„Wir Berthold von Gottes Gnaden Bischof von Bamberg wünschen Heil im Herren allen, welche gegenwärtige<br />

Schrift lesen werden. Durch den Inhalt des Gegenwärtigen wollen wir festsetzen: Da schon längst<br />

ein Kirchhof bei dem Hospital in Regenz eingerichtet ist und wir zur Weihung des genannten Friedhofes<br />

an den genannten Ort, da manche Geschäfte uns im Wege stehen, nicht zu gelangen vermögen, gewähren<br />

wir unsern in Christo Geliebten, dem Rektor und den Brüdern vorgenannten Hospitals volle Macht in<br />

unserem Namen vorzusorgen und zu ordnen, daß irgendein Bischof, welcher von der Ausübung seines<br />

Amtes nicht suspendiert ist, vorgenannten Friedhof weihe, welchem Bischof wir selbstverständlich von<br />

jetzt an die Lizenz und freie Möglichkeit geben und einräumen, vorgenannten Friedhof zu weihen. Auch<br />

lassen wir allen wahrhaft Reumütigen und Bekennenden, welche am Tage der Einweihung des erwähnten<br />

Kirchhofs der Verehrung halber zum Hospitale selbst werden gekommen sein, vierzig Tage an Todsünden<br />

und hundert Tage an Erlaßsünden von der ihnen auferlegten Buße nach. Gegeben zu Babenberg im Jahr<br />

des Herrn 1268 am 10. Tage vor dem 1. Juni. Wir wollen auch, daß Diejenigen, welche am Jahrestage der<br />

benannten Einweihung das vorgemeldete Hospital werden besucht haben, der obenbenannten Nachlaßzeit<br />

teilhaftig sein sollen.“ – Übersetzung nach F. Händel, Vor 700 Jahren, in: Kulturwarte, 14. Jg. 1968,<br />

Nr. 5, S. 119.)<br />

Urkunden des Hochmittelalters aus dem deutschen Raum sind im Handel s e h r s e l t e n .<br />

„außlendische Kriegswerbungen“<br />

803 ALBA, Fernando Alvarez de Toledo, Herzog von, spanischer Feldherr und Staatsmann,<br />

1507 – 1582. Br. m. U. „Im Kuniglichen Veldleger zu Gemblus“ 9.XI.1568. 1 2 ⁄3 S. gr.-folio. Mit<br />

Siegelspur und Adresse. Kleine Rand- und Faltenschäden, etwas fleckig, am Adreßblatt montiert.<br />

(800.—)<br />

Aus der ersten Zeit des Spanisch-Niederländischen Kriegs an den Obristen Hilmar von Münchhausen, der<br />

den Auftrag hatte, mit dem Landsknechtführer Georg von Holle ein „Regiment Kriegsvolckh“ anzuwerben,<br />

und dafür „drey thausent Cronen Lauffgelt“ empfangen hatte.<br />

412


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 802 Ablaßbrief, Bamberg 1268<br />

413


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Alba)<br />

„... Dieweil ... alle außlendische Kriegswerbungen in der Sachßischen Landtsarth zum hochsten verbetten,<br />

und die Bevelshaber und werber der Knecht vertrieben werden, Und dan uber das alles mitlerweil<br />

solcher verzuglichen Werbung die ungelegene wintterliche Zeit uff den Halß gefallen, das man sich nunmehr<br />

zu Velde weiter nicht behellfen kan, So sein wir in betrachtung oberzelter ursachen Im namen des<br />

Almechtigen dahin entschlossen, solche Werbung für dizmal einzustellen, und deiner Person obligender<br />

schwachait halb, gnediglich zuverschonen, mit dem fernern gnedigen erbietten, Da wir uff khunfftigen<br />

früeling ferner Kriegsvolckh notturfftig dich neben deinen underhaubtleuthen alßdan mit allen gnaden<br />

zubefurdern.<br />

Und dieweil deine underhaubtleuthe ... villeicht in Jetziger Irer Werbung etlichen uncosten angewendt<br />

mögen haben, So seindt wir gnediglich zufrieden, das deinen underhaubtleuten die drey thausent cronen<br />

Jungst empfangnen Lauffgelts ... zu glaichem thail verpleiben ...“<br />

Mit Gegenzeichnung des Leitenden Staatssekretärs Urban Scharberger. In diesem Jahr begann in den Spanischen<br />

Niederlanden unter der Führung Wilhelms von Oranien der Aufstand gegen die Fremdherrschaft.<br />

Jagdglück<br />

804 ANHALT-DESSAU. – LEOPOLD I., Fürst, preußischer Feldmarschall; der „Alte Dessauer“,<br />

1676 – 1747. Br. m. U. und fünfzeiliger e. Nachschrift. Dessau 2.I.1743. 1 3 ⁄4 S. gr.-4 o . Etwas<br />

gebräunt und fleckig, kleine Faltenrisse, Montagespuren. (350.—)<br />

An General Heinrich Karl von der Marwitz, dessen Glückwünsche zu dem „gegenwärthigen Jahres-Wechsel“<br />

er erwidert.<br />

In der e. Nachschrift: „Ich habe diesen herbst 40 hirsche ... gefangen, und ... nach dem 222 Hasen gehetzett<br />

und damit das 66. Jahr beschloßen / daraus EE werden ersehen das ich bey meinen ahlter noch tun<br />

kan“.<br />

Ehesachen<br />

805 BADEN. – MARIA MAGDALENA, Markgräfin von Baden-Baden, geb. Gräfin von Oettingen-Baldern,<br />

zweite Gemahlin von Markgraf Wilhelm, Erzieherin von Markgraf Ludwig Wilhelm,<br />

1619 – 1688. E. Br. m. U. Baden 25.<strong>VI</strong>.1660. 2 S. quer-8 o . Mit Siegelresten und Adresse.<br />

Kleine Randschäden und Einrisse. (300.—)<br />

Köstlicher Brief an ihre Nichte Gräfin Maria Franziska von Kronberg geb. Gräfin von Oettingen-Baldern<br />

(1634 – 1686) wegen deren Eheproblemen.<br />

„... ich hoff es solle sich mitt meiner liben base dergestaltt gebesertt haben, das sie völig restiduirtt sey,<br />

ich schikh ... Copia von ihrs Herrn schreiben an mein[er] base f[rau] muter“ (Gräfin Eleonora zu Helfenstein<br />

geb. Gräfin zu Fürstenberg) / „Da wertt sie den ihnhallt vernemen. wie das mein[er] base herr<br />

allein ihr[er] f[rau] muter die schultt giebtt, das sie sich von ihme wol[le] separiren / hatt dero wegen<br />

dis[e] Briefe an sie las[sen] abgehen, ihr[e] resolution tzu vernemen. mein h[err] gemahl, meintt sie<br />

sol[le] i[h]m andtworten, doch stet mein[er] base frei / allein wertt er sich me[h]r pigiren wan er gar<br />

nix von ihr hörtt. ich woltt tzuvor liber tzu frieden alß unfrieden helffen ...“<br />

Die 1653 geschlossene Ehe mit Graf Kraft Adolf Otto von Kronberg wurde 1662 geschieden.<br />

414


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

806 BAYERN. – FERDINAND MARIA, Kurfürst, 1636 – 1679. Br. m. U. „Ferdinando Maria<br />

Elett[o]re“. Schleißheim 23.IX.1667. 2 ⁄3 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Etwas<br />

braunfleckig. (150.—)<br />

An Graf Angelo Flavio Comneno in Venedig. „... Il desiderio, ch’io tengo di cooperar mai sempre all’essaltatione<br />

di quella Croce, che già trionfò sotto li Antenati di V.S., e, tutt’hora partorisce la vera gloria<br />

à chi la ricconosce, mi ha portato alle deliberationi, che le ho fatto haver in scritto ...“<br />

Beiliegend 2 Br. m. U. von Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz (Mannheim 1761).<br />

807* — LUDWIG I., König, 1786 – 1868. Br. m. U. und dreizeiliger e. Nachschrift. München<br />

31.V.1828. 1 S. 4 o . (250.—)<br />

An den Leipziger Wollhändler Maximilian von Speck, der sich um die Züchtung feiner Wollschafe, sogenannter<br />

Electoral-Schafe, verdient gemacht hatte.<br />

Der König bedankt sich für die Übersendung von „Musterschafen zur Nachzucht ..., welche ... dahier<br />

angekommen, und bereits in die Staats-Musterwirthschaft zu Weihenstephan aufgestellt sind ...“<br />

Eigenhändig fügt der König am Unterrand hinzu: „Freuen würde es mich wenn Sie in Bayern sich niederließen,<br />

einen solch’ ausgezeichneten Mann zu anwerben hielte ich für einen wahren Gewinn.“ – Ludwig<br />

erhob Maximilian von Speck ein Jahr später zum Freiherrn von Sternburg.<br />

808 — — 1 Urkunde m. U. München 17.V.1833, 1 S. folio, mit papiergedecktem Siegel und<br />

Adresse, und 1 Schriftstück m. U. München 12.III.1835, 2 ⁄3 S. folio (unteres Drittel abgeschnitten),<br />

schwach gebräunt. (350.—)<br />

Die Urkunde: „Wir bewilligen Unserem Feldmarschalle Fürsten Wr e d e , das ihm von Seiner Majestät<br />

dem Kaiser von Oesterreich“ (Franz I.) „unterm 24ten vorigen Monats verliehene Großkreuz des königlich-ungarischen<br />

St. Stephans-Ordens anzunehmen und zu tragen ...“ – Mit Gegenzeichnung von Kriegsminister<br />

Georg von Weinrich.<br />

Das Schriftstück: Versetzungsanordnung für Franz Xaver Steinle, „den bisherigen Vorstand der Zwangsarbeitshaus-Anstalt<br />

zu Kaisheim“, der auf die „Stelle eines Rechnungs-Commissärs bei Unserer Regierung<br />

des Rezatkreises, Kammer des Innern“ versetzt wird.<br />

Beiliegend ein Br. m. U. seines Vaters König M a x imilian I.Joseph; Anordnung an die Stadt Nürnberg,<br />

eine neue Hauptwache zu errichten, „mit einem Raum für wenigstens 30. Mann, einem Offizier,<br />

nebst einem Arrestzimmer ... an einer schicklichen Stelle“ (München 1807),<br />

ferner beiliegend je 1 Urkunde m. U. seiner Söhne König M a x imilian II. (Rom 1863, mit papiergedecktem<br />

Siegel; Beförderung zum Unterquartiermeister für Joseph Schönhärl) und Prinzregent Luitp<br />

o l t (München 1893, mit Prägesiegel; Beförderung zum Major für Georg Kessler).<br />

809 — — E. Gedicht m. U. München 1.V.1858. 1 S. gr.-8 o . Oben links kolorierte Blumen vase,<br />

rechts ein Archivzettelchen. Verso Montagereste, kleine Einrisse hinterlegt, etwas unfrisch.<br />

(300.—)<br />

„Wäre Fröhlichkeit verschwunden,<br />

Selbst in München überall,<br />

Würde dennoch sie gefunden,<br />

Hier in unsrer kleinen Zahl.<br />

In dem heitern, trauten Kreise,<br />

Waltet noch die Munterkeit,<br />

Geht es zu nach alter Weise,<br />

Glücklicher Vergangenheit.“<br />

Es folgt eine weitere Strophe. – Geschrieben für „Die Mitglieder der Loterie der Gräfin Sophie Lodron“.<br />

415


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Bayern)<br />

Bayern macht mobil<br />

810 — LUDWIG II., König, Freund Richard Wagners, 1845 – 1886. Urkunde m. U. Schloß<br />

Berg 18.<strong>VI</strong>.1866. 1 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel. Leicht gebräunt. Rand- und Faltenrisse.<br />

(400.—)<br />

„Patent für den zum Unterlieutenant beförderten bisherigen Corporal Rudolph Mirwald.“ Aus den ersten<br />

Tagen des „Deutschen Kriegs“. – An diesem Tag erschien das preußische Manifest „An mein Volk“; preußische<br />

Truppen zogen in Dresden ein.<br />

811 — — Schriftstück m. U. München 18.V.1874. 1 S. gr.-folio. Mit lithographiertem Kopf.<br />

Etwas unfrisch. (350.—)<br />

Mitteilung an den Senat der Universität München wegen der Ernennung des Internisten Hugo von Ziemssen<br />

(1829 – 1902) zum „ordentlichen Professor der speciellen Pathologie und Therapie, sowie der medicinischen<br />

Klinik in der medicinischen Facultät der Universität München“.<br />

Mit Gegenzeichnung des Kultusministers Johann von Lutz. – Auf dem anhängenden Respektblatt ein Briefentwurf<br />

des Senats der Universität München an Ziemssen in Erlangen.<br />

812 — — Br. m. U. Grammetsberg 19.<strong>VI</strong>I.1884. 2 ⁄3 S. folio (unten abgeschnitten). Leicht ge -<br />

bräunt. (300.—)<br />

Versetzung in den Ruhestand für „den k. Bezirksarzt I. Classe, Medicinalrath Dr. Christoph Fronmüller“.<br />

– Schwungvoller Namenszug.<br />

813 — (MARIA DE LA PAZ, Prinzessin, Gemahlin von Prinz Ludwig Ferdinand, Tochter<br />

von Königin Isabella II. von Spanien, 1862 – 1846.) – 24 an sie bzw. ihren Gemahl gerichtete<br />

Briefe (überwiegend e. Br. m. U.). (1.200.—)<br />

Die Schreiber der Briefe sind: ihr Vater Franz von Assisi, Titularkönig von Spanien (2, Paris 1877 und<br />

Épinay-sur-Seine 1898), ihre Schwester Infantin Eulalie de Bourbon (2, 1916 und o. D.) sowie deren<br />

Gemahl Infant Antoine d’Orléans (3, Bologna und Lugano 1887/89), und deren Sohn Infant Luis Ferdinand<br />

(Rom o.J.), ihre Nichte Infantin María de las Mercedes, Tochter ihres Bruders König Alfons XII.<br />

(4, Madrid 1898 – 1903), Königin Margarete von Italien (4, Rom 1888 – 1890), Herzogin Sophie Charlotte<br />

von Alençon geb. Herzogin in Bayern (3, Mentelberg und Paris 1890/91), Marchese di Multedo (3, davon<br />

1 e. Gedicht, 1885 und o. D.), der Schriftsteller Luis Coloma (Bilbao 1892) sowie der Maler Franz von Lenbach<br />

(München 1895).<br />

416


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Beiliegend Autographen von Prinz Adalbert von Bayern (e. Br. m. U., Madrid 1867, an „Lieber Pold“),<br />

Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern (3 e. Br. m. U., Nymphenburg 1882/83, an Königin Isabella II. und<br />

König Alfons XII. von Spanien), Infantin Isabella von Spanien (e. Br. m. U., Madrid 1879, an eine Tante),<br />

dem Dichter Karl Stieler (e. Gedicht „Zur Vermählung der Prinzessin Isabella v. Bayern mit dem Herzog<br />

Thomas v. Genua“) und dem Oberstabsarzt Hugo Schroeder (e. Billett m. U. auf seiner Visitenkarte).<br />

– Siehe auch Nr. 871.<br />

814 BEBEL, August, sozialdemokratischer Politiker; gründete 1869 mit Wilhelm Liebknecht<br />

die Sozialdemokratische Arbeiterpartei, 1840 – 1913. E. Postkarte m. U. Poststempel: Berlin<br />

10.XII.1896. Leicht sporfleckig. (80.—)<br />

An den Hofphotographen Wilhelm Höffert am Leipziger Platz.<br />

„... Zum Zweck einer photographischen Aufnahme möchte ich mich morgen Mittwoch Vormittag zwischen<br />

11 u. 12 Uhr einfinden, falls dieses Ihre geschäftlichen Dispositionen erlauben ...“<br />

815 BEFREIUNGSKRIEGE. – Steuerbescheid (handschriftlich ausgefüllter Vordruck) des<br />

„Departement der Weser-Mündungen“. (Bremen) vor August 1813. 1 S. 4 o . (120.—)<br />

„Nachtrag zu der Extraordinairen Kriegssteuer des Jahres 1813“ für Herrn Grimmel, „wohnhaft in der<br />

Straße Domhof 7“. – „Der Percepteur des Ost-Cantons v Hattorff“ quittiert den Empfang von 16 Centimes.<br />

Das Wesermündungsdepartement war eines der drei im Januar 1811 gegründeten hanseatischen Departements<br />

Frankreichs. Nach dem Sieg der Alliierten über Napoleon 1814 wurde das Departement wieder<br />

Teil des Königreichs Hannover, des Großherzogtums Oldenburg und der Hansestadt Bremen.<br />

816 BELGIEN. – BAUDOUIN I., König, 1930 – 1993. Portraitphotographie, zusammen mit<br />

seiner Gemahlin, Königin F a b i o l a , geb. 1928, mit e. Widmung des Königs und beider e.<br />

Namenszug auf dem Untersatzkarton. 12.I.1985. 24,1 x 18,9 cm, Größe der Darstellung 17,7 ×<br />

12,6 cm. In Purpur-Lederrahmen mit montierter Krone am Oberrand. In Orig.-Schatulle mit<br />

goldgeprägter Krone. (250.—)<br />

Offizielle Photographie, Halbfiguren nach links, stehend. – Die Widmung für einen Hundertjährigen lautet:<br />

„Onze gelukwensen aan de Heer Charles Krick die zijn 100ste verjaardag viert.“<br />

817 — ALBERT II., König, geb. 1934. Farbige Portraitphotographie, zusammen mit seiner<br />

Gemahlin Paola geb. Prinzessin Ruffo di Calabria, geb. 1937, mit e. Widmung des Königs und<br />

beider e. Namenszug auf dem Untersatzkarton. 18.II.1995. Ca. 25,5×18 cm, Größe der Darstellung<br />

ca. 16,5×12. Mit goldgeprägter Krone auf dem Passepartout. Unter Glas und Rahmen.<br />

(200.—)<br />

Offizielle Photographie, König Albert in Uniform, Königin Paola mit Diadem. Ganzbild, stehend. – Die<br />

vom König geschriebene Widmung lautet: „Aan Mevrouw Maria De Bondt“.<br />

417


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

818 BENZ, Carl, Ingenieur; Erfinder des Kraftwagens, 1844 – 1929. E. Br. m. U. „Benz &<br />

Cie“. Mannheim 21.XI.1896. 1 S. gr.-4 o . Mit Briefkopf „Benz & Co. / Rheinische Gasmotoren-<br />

Fabrik“. Linker Rand etwas beschnitten, Heftlöcher. Unterstreichungen und ein Zusatz in<br />

Blaustift. (2.000.—)<br />

An den Astronomen Max Wolf in Heidelberg, der einen S t a t i o n ä r m o t o r erworben hatte. – Nachdem<br />

Benz 1883 aus der „Mannheimer Gasmotorenfabrik“ ausgeschieden war, hatte er am 1. Oktober desselben<br />

Jahres zusammen mit den Kaufleuten Max Caspar Rose und Friedrich Wilhelm Eßlinger die „Benz<br />

& Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik in Mannheim“ gegründet und bereits in den ersten 4 Monaten über<br />

800 Stationärmotoren verkauft. 1885 hatte er dort den „Benz Patent-Motorwagen Nummer 1“ entwickelt,<br />

das erste Automobil mit Verbrennungsmotor.<br />

„... Anbei senden Ihnen den Aufstellungsplan des 2 Pf[erdestärken] Motors zur gefl. Bedienung. Wie Sie<br />

aus demselben ersehen verlangt die Abgasleitung nur einen kurzen Kanal von etwa 400 mm Tiefe u.<br />

250 mm Br[ei]t[e]. Der Kanal für Kühlwasserleitung sowie für die Füllleitung für Benzin sollen beide<br />

etwa 150– 200 mm tief u. ebenso breit sein. Es wäre also möglich den Cementboden jetzt schon zu legen.<br />

Die Kühlwasserleitung haben wir nach dem Gang geführt, da wir annehmen, daß der Ableitekanal dort<br />

liegen wird. Sollte dieser nicht so weit gelegt sein, so müßte im Innern des Maschinenraumes das Kanälchen<br />

entsprechend weiter geleitet werden ...“<br />

Max Wolf hatte im selben Jahr den Lehrstul für Astronomie in Heidelberg erhalten und leitete den Aufbau<br />

der astrophysikalischen Abteilung der sich im Bau befindlichen Großherzoglichen Bergsternwarte auf<br />

dem Königsstuhl, die 1898 eingeweiht wurde.<br />

S e h r s e l t e n . – Siehe die Abbildung auf Seite 577.<br />

819 BERCHTOLD, Leopold Graf, österreichischer Staatsmann, 1912 – 1915 Außenminister,<br />

1863 – 1942. E. Br. m. U. (Wien) 3.I.1914. 1 S. gr.-8 o . Mit gedrucktem Briefkopf „Minister des<br />

Äußern“. (120.—)<br />

An eine Exzellenz, einen Vortrag betreffend.<br />

„Bitte um freundliche Verständigung, ob Sie dem heutigen Vortrage Sternbergs“ (wohl der konservative<br />

Politiker Adalbert Graf St., 1868 – 1930) „beizuwohnen gedenken, wie er mir gegenüber erwähnt hat, da<br />

ich in diesem Falle eventuell auch hingehen würde. Er gibt an als Anwalt unserer äusseren Politik auftreten<br />

zu wollen! ...“<br />

„weniger embarras“<br />

820* BISMARCK, Otto Fürst von, Staatsmann; Kanzler des Deutschen Reiches und von Preußen,<br />

1815 – 1898. E. Br. m. U. Fr(ankfurt a. M.) 24.(IV.1854). 1 1 ⁄3 S. gr.-8 o . Bläuliches Papier.<br />

Kleiner Faltenriß hinterlegt, leicht fleckig. (600.—)<br />

Als preußischer Gesandter am Bundestag an einen General wegen der Einladung zu einem Ball.<br />

„Verehrtester Herr General / würden Sie wohl geneigt sein, bei Ihren Herrn Cameraden in Mainz zu verantworten,<br />

daß ich in Stelle meiner, stark vom Schnupfen geplagten Frau, den Grafen Borcke mitbringe?<br />

Ich würde mir die Anfrage nicht erlauben, wenn ich nicht voraussetzte, daß ein tanzender Herr auf<br />

einem Balle jedenfalls weniger embarras macht als eine zuschauende Dame ...“<br />

Beiliegend je ein e. Br. m. U. seiner Frau Johanna geb. v. Puttkamer (Friedrichsruh 1880) und seines Sohnes<br />

Wilhelm (Hannover 1890, mit Umschlag) sowie 2 von diesem bzw. dessen Frau Sibylle geb. von Arnim<br />

beschriftete Visitenkarten (1894 und o. D.).<br />

418


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

821 — Br. m. U. Berlin 28.V.1868. 1 ⁄3 S. folio. Leicht gebräunt, schwach fleckig. Kleiner Faltenriß.<br />

(250.—)<br />

An den preußischen Finanzbeamten Ludwig von Ompteda in Ratzeburg.<br />

„Unter Bezugnahme auf den Bericht vom 24ten d. Mts. wird Euerer Hochwohlgebohren der erbetene<br />

zweitägige Urlaub zu einer Reise nach Hamburg hierdurch bewilligt.<br />

Königlich Preußisches Herzoglich Lauenburgisches Staats-Ministerium. / v. Bismarck“. Beiliegend ein Br.<br />

m. U. (Varzin 1892, mit Umschlag – beides verso mit Montageresten); an Heinrich von Kampen, mit Dank<br />

für die „lebenswahren Zeichnungen im Album für die Cavallerie“.<br />

822 — E. Br. m. U. Berlin 4.XI.1871. 1 1 ⁄2 S. gr.-8 o . Schwache Klammerspur am Kopf. Mit e.<br />

adressiertem, gesiegeltem und signiertem Umschlag (leicht fleckig). (500.—)<br />

An den Oberstleutnant Bernhard von Puttkamer, den späteren Reichstagsabgeordneten, einen Vetter seiner<br />

Frau Johanna, mit der Nachricht vom Tod seines Schwiegervaters Heinrich von Puttkamer.<br />

„Lieber Bernhard / Mein geliebter Schwiegervater ist gestern Abend sanft entschlafen; Johanna leider in<br />

der Unmöglichkeit das Bett zu verlassen kann ihm zu ihrem großen Schmerz die letzte Ehre nicht erweisen;<br />

auch Marie ist nicht im Stande zu reisen. Ich gehe mit meinen Söhnen morgen früh nach Reinfeld<br />

ab. Die Beerdigung wird frühestens Montag Mittag sein ...“<br />

823 — Br. m. U. Kissingen 30.<strong>VI</strong>I.1893. 3 ⁄4 S. gr.-8 o . Minimal fleckig. (250.—)<br />

Von seinem letzten Kuraufenthalt in Kissingen an einen Herrn, dem er „für die freundliche Begleitung und<br />

Förderung der gestrigen Fahrt und für die schnelle und sichre Leitung derselben“ dankt.<br />

Beiliegend eine abgerissene Unterschrift Bismarcks und ein faksimiliertes Dankschreiben anläßlich seines<br />

78. Geburtstages, ferner 7 Briefe der Herzogin Pauline von Sachsen-Weimar, 3 Briefe wohl von ihrer<br />

Schwägerin Elisabeth und 1 Brief der Herzogin Agnes von Sachsen-Altenburg, alle an Graf und Gräfin<br />

Henckel von Donnersmarck.<br />

824 — E. Br. m. U. Varzin 5.<strong>VI</strong>I. o. J. 1 2 ⁄3 S. gr.-8 o . Mit schön gesiegeltem Umschlag. (400.—)<br />

An seinen Sohn H e r b e r t Graf von Bismarck, „Cösliner Bahnhof“, mit einer detaillierten Wegbeschreibung<br />

von Köslin nach Varzin. – Das Gut lag über 50 Kilometer vom nächsten Bahnhof entfernt.<br />

„Mein lieber Junge / ich freue mich sehr, dass Du kommst: Fahre von Cöslin sofort mit der 1 ⁄2 5 gehenden<br />

Schnellpost weiter, bis Schlawe, oder lieber nur bis zum Carwitzer Kruge, falls man Dich da absetzen<br />

kann. Den Wagen zu Deiner Abholung schike ich nach dem Carwitzer Kruge, wo er, wenn die Schnellpost<br />

passirt, angespannt halten soll. Kannst Du dort mit Deinen Sachen von der Schnellpost loskommen,<br />

so bist Du eine Stunde früher hier. Darf die Schnellpost aber in Carwitz nicht anhalten, so muss der<br />

Wagen ihr bis Schlawe nachfahren u. Dich dort erst übernehmen, wo Du um 8 Uhr 25 dann eintriffst, u.<br />

in 1 1 ⁄2 bis 2 St. hier sein kannst. / Dein / vB“.<br />

Bismarck hatte das Rittergut Varzin 1867 mit Hilfe der 400.000 Thalern erworben, die ihm anläßlich des<br />

erfolgreichen Ausgangs des Deutschen Krieges 1866 vom König gewährt worden waren.<br />

419


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Bismarck)<br />

„Angst um meinen lieben Bismarck“<br />

825 — BISMARCK, Johanna Fürstin von, geb. von Puttkamer, seine Ehefrau, 1824 – 1894.<br />

2 e. Br. m. U. Berlin 17.<strong>VI</strong>.1869 und Kissingen 11.<strong>VI</strong>II.1879. 14 S. gr.-8 o . Mit bekrönten Monogrammen.<br />

Der zweite Brief leicht fleckig. (300.—)<br />

An (den mecklenburgischen Ministerpräsidenten Jaspar von) Oertzen; der zweite Brief wohl an einen seiner<br />

Söhne.<br />

1869. Entschuldigung für eine „große Unhöflichkeit“; sie hatte die Bitte, ihr ein poetisches Werk widmen<br />

zu dürfen, unbeantwortet gelassen. „... Wenn ich auch immer viel Wollen habe, zum Vollbringen des<br />

Guten, kommt’s fast nimmer. Darin lag jetzt auch wieder der Grund meines langen Schweigen’s – Sorge<br />

um meinen alten Vater – Angst um meinen lieben Bismarck u. dabei in ewigem Trouble von früh bis spät …<br />

Bismarck reist jetzt mit Sr. Maj. in den norddeutschen Bundesländern umher, ... gedenkt Sonntag oder<br />

Montag wiederzukommen und dann gleich mit uns nach Varzin i. Pommern abzuziehen, wo wir wohl wieder<br />

bis in den September hinein bleiben werden ...“<br />

1879. Über ihre Badekur in Kissingen. „... sehr befriedigt bin ich nicht von dem Erfolg für meinen lieben<br />

Mann, hoffe zu Gott, daß die Mattigkeit, welche eine Kissinger Kur recht häufig mit sich bringen mag,<br />

durch Gasteiner Bäder weg gespült werde, die ja unseren theuren Kaiser wie immer so auch diesmal ganz<br />

verjüngt haben sollen ...“<br />

Beiliegend ein e. Br. m. U. ihres Sohnes Wilhelm (Bill) an den Politiker Waldemar Gf. v. Oriola (Kissingen<br />

1893); dazu 3 Telegramme.<br />

„ich denke in kurtzem mitten in Frankreich zu sein“<br />

826 BLÜCHER von Wahlstatt, Gebhard Leberecht Fürst, preußischer Feldmarschall, 1742–<br />

1819. E. Br. m. U. „Blücher“. Lauterecken („Lautreck“) 7.I.1814. 3 1 ⁄4 S. 4 o . Gebräunt.<br />

(3.000.—)<br />

Als Oberbefehlshaber der Schlesischen Armee, eine Woche nach dem Rheinübergang, an seine Frau<br />

(„Libes Weib“). – Blücher hatte 1795 in zweiter Ehe Amelie von Colomb geheiratet.<br />

„… Ich bin unbeschreiblig unruhig um dich da ich keinen briff erhallte, u. doch an mich u. ville andere<br />

auß Breslau brieve eingehen, gott gebe daß du nicht durch kranckheit abgehallten bist, aber ich dagte<br />

dan würde die Girohn oder Hein mich doch schreiben, ich bin noch zimlig gesund, u. denke in kurtzem<br />

mitten in Frankreich zu sein, die hisigen bewohner sind über unsre ankunft högst erfreut,<br />

ich sehe aus den Zeittungen daß die Pfandbrieve so gestiegen daß die Pomersche schon zu 95 Procent<br />

stehn, sprich doch mit Hein ob es nicht rahtsahm sey welche zu kauffen, nuhr keine ander als Pomersche<br />

oder Schlesische, auf kurtzem werde ich dich wider 4000 Tl. anweisen, u. wen du reißen wilst, u. auch<br />

so ist dich das ville bahre geld lestig, Papihre sind imer leigter fort zu bringen[.] Dein Bruder ist wohl u.<br />

steht tiff in Brabant, er magt schöne gescheffte. Frantz“ (einer seiner Söhne aus erster Ehe) „ist obrist<br />

geworden, u. bereits wider bey sein Regiment, in zeit von 8 tagen stöst der G e n e r a l v K l e i s t mit sein<br />

Corps zu mich, u. da ist Frantz bey …<br />

... mit gottes hüllffe denke ich daß wihr in 4 Monate fertig sind, u. H E r N a p o l e o n friden machen<br />

muß, aber dan sage ich auch gleich Adieu HErrendienst, und lebe die letzten Jahr“ (durchstrichen) „tage<br />

vor mich u. die meynen, bleib ich nuhr am leben bis es Fride ist, so wird es Führ euch alle guht werden,<br />

den als dan muß u. werde ich belohnt werden. Falle ich aber oder sterbe, da ist es übell, gott hat mir so<br />

lange alles guht gemacht, wihr wollen auf ihn vertrauen ...“<br />

Bei Unger auf S. 214f. gedruckt.<br />

Beiliegend ein broschiertes Heftchen: „Vater Blücher’s Scheidewort und Vermächtniß“ (Gebrüder Henschel,<br />

Berlin und Breslau 1819. 14 S. und 1 lithogr. Umrißzeichnung, quer-8 o , größerer Wasserfleck).<br />

420


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 826 Gebhard Leberecht von Blücher<br />

421


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Blücher)<br />

827 — E. Br. m. U. Paris 22.IV.1814. 2 S. 4 o . Leichter Tintenfraß. (2.000.—)<br />

An dieselbe, nach dem Einzug in Paris (am 31. März). Blücher hatte wegen eines Augenleidens das<br />

Kommando niederlegen müssen.<br />

„… Ich bin nun dem himell sey dank so weit wieder hergestellt das ich reisen kan, und wahr im begriff<br />

von hir ab zu gehen, erhallte aber unvermuht ein dringende einladung von den P r intz Regenten<br />

von Engelandt“ (der spätere König Georg IV.) „zu ihm nach London zu komen, ich habe den König<br />

den briff vorgelegt und er glaubt ich könte es nicht ablehnen, in 8 tagen gehe ich von hir nach London,<br />

wo ich in 3 tagen sein kan, verweillen werde ich da nicht und über amsterdam Munster und Hanower<br />

nach Berlin gehen ...“<br />

Anfang Juni begleitete Blücher, inzwischen in den Fürstenstand erhoben, König Friedrich Wilhelm III.<br />

nach London, wo er stürmisch gefeiert wurde.<br />

A.a.O. auf S. 239 gedruckt.<br />

828 — Br. m. U. „Blücher“. Krieblowitz 18.IX.1818. 2 ⁄3 S. folio. Mit Siegel und Adresse. Leicht<br />

gebräunt. Etwas fleckig (auf der Adreßseite fleckig). Montagerest auf der Adreßseite. (300.—)<br />

An Leutnant a.D. Faber in Rhein/Ostpreußen, der um „eine Unterstützung aus dem Waterloofond“ nachgesucht<br />

hatte.<br />

Blücher müsse ihm leider mitteilen, „daß gedachter Fond bereits erschöpft, und alle mir zur Disposition<br />

gestellten Gelder bereits verausgabt wurden; weshalb ich außer Stand gesetzt bin, Ihren Gesuch zu<br />

berücksichtigen.“<br />

A.a.O. nicht gedruckt.<br />

„Beamte taugen nichts“<br />

829 BLUM, Robert, Politiker; Führer der „Linken“ in der Frankfurter Nationalversammlung,<br />

1807 – 1848 (erschossen). E. Br. m. U. „Blum“. O.O. 18.II. o. J. 1 S. quer-kl.-4 o . Stärkere<br />

Randläsuren und Einrisse, knittrig und leicht braunfleckig. (200.—)<br />

Nach einer alten Zuschreibung an den Schriftsteller Richard Glaß (1809 – 1883) wegen der Veröffentlichung<br />

eines Artikels (im „Wochenblatt für die Stadt Borna und Umgebung“).<br />

„Lieber Freund. Erzeige mir doch den Gefallen u. mache aus der Anlage einen Art. für Euer Wochenblatt<br />

u. sende mir davon 25 Ex. wenn er abgedrukt ist. Geht eine Nennung nicht, so lasse den Namen weg u.<br />

sage nur: ‘Beamte taugen nichts, wenn sie aber gar das u. das machen, dann erst recht nicht. u.s.w.’ –<br />

Aber vergiß es nicht. Du hältst die getroffne Auskunft nicht für gut? Aber Du kannst doch nicht verkennen,<br />

wie schwer die Entscheidung ist unter 2 Menschen, die keinen Fehler haben, als daß sie in einen<br />

Bezirk gehen ...“<br />

Glaß unterzeichnete als Ökonomierat und Stadtrat von Borna den – von Blum mit verfaßten – Aufruf „An<br />

unsere Mitbürger in Sachsen“ vom 13. März 1848.<br />

Beiliegend ein handschriftlich ausgefüllter „Quittungsbogen auf die Actien zu Begründung und Betreibung<br />

einer Buchhandlung in Leipzig“ m. U. „Robert Blum, prov. Kassenführer“, Leipzig 30.IX.1846, 1 S. gr.-<br />

4 o ; Blum quittiert Richard Glaß eine Einzahlung von „Fünf Thaler“.<br />

422


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

830 BRANDENBURG. – FRIEDRICH WILHELM, der Große Kurfürst, 1620 – 1688. Selbständige<br />

Nachschrift („Postscriptum“) zu einem Brief m. U. „Friedrich Wilhelm“. Cölln an der<br />

Spree 16.XII.1670. 1 ⁄2 S. folio. Gebräunt. Starke Randläsuren (vereinzelt mit Textverlust).<br />

(200.—)<br />

Wohl an einen Verwaltungsbeamten mit dem Befehl, die Ansprüche des Domkapitels von Magdeburg gegen<br />

die „Unterthanen des Amts Zylli“ durchzusetzen.<br />

Das Amt Zylli hatte sich 1664 mit dem Domkapitel auf gewisse Zahlungen geeinigt, „... Solches auch<br />

numehr ins 6te Jahr ohnweigerlich geleistet, Anietzo aber vielleicht durch anreitzung einiger unruhiger<br />

Leut Sich demselben zu entziehen trotziglich unterstehen sollen ...“<br />

831 — FRIEDRICH III., der letzte Kurfürst, 1701 als Friedrich I. erster König von Preußen,<br />

1657 – 1713. Urkunde m. U. Cölln an der Spree 1.IX.1685. 2 1 ⁄3 S. folio. Mit papiergedecktem<br />

Siegel. Leicht gebräunt und fleckig, kleine Faltenschäden. (250.—)<br />

Schenkungsbrief des Kurprinzen im Namen seines Vaters, des Großen Kurfürsten. – Im Zuge der „introducir-<br />

und Beforderung der manufacturen in Unseren hiesigen Landen“ habe der Große Kurfürst den<br />

Hugenotten Nicolas Rambonnet 1683 mit dem in der Dorotheenstadt gelegenen Haus „zum Schwartzen<br />

Beeren“ belehnt und ihm für die Leitung der dort eingerichteten Manufakturen jährlich 333 Taler und 89<br />

Groschen versprochen. Da Rambonnet auf die Zahlung des Geldes verzichtet habe, werde die Belehnung<br />

nun in eine Schenkung umgewandelt.<br />

832 — — Br. m. U. „Friederich“. Cölln an der Spree 16.<strong>VI</strong>.1696. 2 S. folio. Gebräunt. Kleine<br />

Randläsuren. (200.—)<br />

An einen Verwaltungsbeamten wegen des Nutzrechts an zwei Mastgehölzen, „worin Wir aber die Mast- und<br />

JagdGerechtigkeit haben“. Die Besitzer der dort gemästeten Schweine sollen „von iedem stück 12. gute<br />

groschen inclusive aller Unkosten erlegen ...“<br />

Mit Gegenzeichnung des Leitenden Ministers Eberhard Freiherrn von D a n c k e l m a n n .<br />

833 — — Urkunde m. U. „Friderich“. Cölln an der Spree 15.II.1697. 1 1 ⁄3 S. folio. Mit papiergedecktem<br />

Siegel. Etwas braunfleckig. (350.—)<br />

Ehedispens für Hans Georg von der Schulenburg, der seine Nichte Renate Sophie von der Schulenburg<br />

heiraten wollte. Das Geistliche Konsistorium sei zu dieser Frage gehört worden und habe „befunden, daß<br />

dieser Casus nicht expresse im Göttlichen Worte verboten“ sei. Ebenfalls mit Gegenzeichnung des Ministers<br />

Eberhard von Danckelmann.<br />

834 BRANDENBURG-ANSBACH. – KARL ALEXANDER, der letzte Markgraf, 1736 – 1806.<br />

Br. m. U.u.E. „Sire, De Votre Majesté le très humble & très obeissant Serviteur / Alexandre<br />

MDB.“ Ansbach 4.<strong>VI</strong>I.1790. 1 S. gr.-folio. Minimal gebräunt. (120.—)<br />

An König Ferdinand (I.) beider Sizilien; Empfehlungsschreiben für „les freres Boeck, Virtuoses sur le Cor<br />

de Chasse, qui ayant trouvé par tout où ils se sont fait entendre une approbation generale, n’ambitionnent<br />

rien tant que d’etre assez heureux d’obtenir aussi celle de Votre Majesté“.<br />

423


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

835 BRANDENBURG-BAYREUTH. – FRIEDRICH, Markgraf, 1711 – 1763. Urkunde m. U.<br />

Erlangen 11.V.1762. 2 ⁄3 S. folio. Mit schönem Siegel. Etwas gebräunt, kleine Randläsuren.<br />

(150.—)<br />

„Decret“, betreffend die Befreiung des Regierungsrats Wipprecht „von der Soldaten-Einquartirung seines<br />

in Bayreuth besizenden Hauses und dem zu entrichtenden Quartier-Geld“. – Aus den letzten Wochen<br />

des Siebenjährigen Krieges.<br />

„schwere Sorgen und mühsame Arbeit“<br />

836 BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND. – ADENAUER, Konrad, christdemokratischer<br />

Politiker, der erste Bundeskanzler, 1876 – 1967. 4 e. Br. m. U., 3 Br. m. U. und 3 gedruckte<br />

Grußkarten m. U. Röhndorf und Bürgenstock 24.XII.1942 bis 22.<strong>VI</strong>.1963 u.o.O.u.D. 9 S. gr.-<br />

4 o bis kl.-4 o und die Karten. Teilweise schwach gebräunt. Vereinzelt minimale Randeinrisse. Mit<br />

4 Umschlägen. (500.—)<br />

An seinen ältesten Bruder, den Juristen August Adenauer bzw. an dessen Frau Maria und dessen Tochter,<br />

die Kunsthistorikerin Hanna Adenauer; zum größten Teil mit Weihnachts- und Namenstagswünschen.<br />

24.XII.1942 (eigenh.): „Liebe Maria, lieber August! / Euch und Euren Kindern wünschen wir von Herzen<br />

ein gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute für 1943. / Hoffentlich habt Ihr von Hans gute Nachrichten<br />

...“<br />

17.III.1948. An seine Schwägerin, nach dem Tod seiner zweiten Frau „Gussie“, die zwei Wochen zuvor<br />

gestorben war. „... herzlichst danke ich Dir für ... die große Teilnahme, die Du an der Krankheit Gussies<br />

gezeigt hast. / Sobald es mein Gesundheitszustand und meine Zeit es irgendwie erlauben, komme ich<br />

dorthin ...“<br />

27.<strong>VI</strong>II.1950. An seinen Bruder. „... Ich hoffe ... doch, daß es der treuen Liebe Deiner Tochter Hanna<br />

gelingen wird, Dir den Tag froh zu gestalten. – Daß ich eine Fülle von schweren Sorgen und von mühsamer<br />

Arbeit habe, wirst Du aus den Zeitungen ersehen ...“<br />

25.<strong>VI</strong>II.1952. An denselben. „... Für uns, in unserem Alter, sind ja solche Festtage Tage einer wehmütigen<br />

Erinnerung ... / Meine Ferien, die sich dem Ende nähern, waren leider sehr von unangenehmer Arbeit<br />

erfüllt, auch das Wetter war nicht besonders...“<br />

Beiliegend ein signiertes philatelistisches Blatt mit Sonderstempeln zu seinem 90. Geburtstag.<br />

837 — — Br. m. U. „Adenauer“. Bonn 9.I.1950. 1 S. folio. Gelocht. (300.—)<br />

An Oskar von Reichel von der Centropatransit AG in Zürich, mit einer Buchbestellung.<br />

„... wegen des Buches von Wuhrmann-Wunderli ‘Die Bluteiweisskörper des Menschen’. Ich wäre Ihnen<br />

dankbar, wenn Sie das Buch mir umgehend zuschicken würden ...“<br />

424


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

838 — — 2 e. Schriftstücke. O.O. (1963). 2 S. gr.-8 o . – Dazu: 2 Begleitschreiben (22.V. und<br />

18.<strong>VI</strong>.1963) von Horst O s t e r h e l d , dem außenpolitischen Berater Konrad Adenauers. Mit<br />

den Umschlägen. (400.—)<br />

Die Notizen wurden, mit Erläuterungen ergänzt, von Horst Osterheld einem befreundeten amerikanischen<br />

Sammler übersandt.<br />

I: „Celle – Osnabrück / Landtagswahl Partei – Landesparteien – Bundespartei lebender Organismus“.<br />

– Aus dem Begleitbrief (22. Mai): „... Es sind Notizen für die Reden, die der Bundeskanzler auf seiner<br />

kürzlichen Reise durch Niedersachsen zwecks Wahlkampf an acht verschiedenen Orten von Celle bis<br />

Osnabrück gehalten hat ...“<br />

II: „Rede Mcmillans in Liverpool / Darstellung der Entwicklung der Unionsfrage seit 1958 / v. Hassel“.<br />

– Aus dem Begleitbrief (18. Juni): „... Es handelt sich um Stichworte, die sich der Herr Bundeskanzler<br />

während eines Gesprächs mit Ausländern im Januar d.J. gemacht hat“.<br />

Die neue Ostpolitik<br />

839 — BRANDT, Willy, sozialdemokratischer Politiker, Bundeskanzler; Friedens-Nobelpreisträger,<br />

1913 – 1992. Eigenh. Manuskript. 18.IV.1972. 1 S. Quer-folio. (500.—)<br />

Notizen für seine Reden im baden-württembergischen Landtags-Wahlkampf, der auf dem Höhepunkt der<br />

Auseinandersetzungen um Brandts Ostpolitik stattfand.<br />

„Kern: Vernunft / Illus[ionen] Frieden / Krisengerede:<br />

Ost + West<br />

– uns[er] Beitrag / Unglück<br />

Ablenken:<br />

Geheimprot[okolle] / Inform[ation] / int[ernationale] Praxis<br />

verfälsch[endes] Machwerk: auf Kosten d. Staates / z. B. Repar[ationen]<br />

Nein: Berlin / Verschlechterung / Isolierung<br />

Nato-EWG / an uns vorbei<br />

Teufel / Unheil / Ängste<br />

z. B. KSE, GK – klüger als alle<br />

“ Krise, A[rbeits]losigkeit<br />

2. Weltkrieg: Spalt[un]g, Vertreibung<br />

Grenzen, Entsp[annung], Erleichterung – B[undes]rat ...“<br />

Auf der Rückseite eines Typoskripts mit den Daten von Brandts Reise nach London (22.-22.IV.1972)<br />

geschrieben.<br />

Die Landtagswahl fand am 23.IV.1972 statt, vier Tage später scheiterte das Konstruktive Mißtrauensvotum<br />

gegen Brandt. Da die Regierung wegen des Übertritts mehrerer Abgeordneter von SPD und FDP zur<br />

CDU/CSU ihre parlamentarische Mehrheit verloren hatte, kam es im Herbst des Jahres zu vorgezogenen<br />

Bundestagswahlen, aus der sie gestärkt hervorging; im Dezember wurde der Grundlagenvertrag mit der<br />

DDR geschlossen.<br />

Eine vollständige Abschrift mit ausführlichen Erläuterungen (eines Begleiters Brandts auf der Wahlkampfreise)<br />

zu den einzelnen Stichpunkten liegt bei.<br />

425


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Brandt)<br />

„mit Takt und Respekt“<br />

840 — — Eigenh. Manuskript (montiert aus 4 Abschnitten von Briefbögen des Hotels „Merkur“<br />

in Leipzig; Fragment). (1990.) 1 S. folio, pag. „2“. Schwarzer und grüner Filzstift. Ge -<br />

locht. (800.—)<br />

Aus dem Redemanuskript zu seiner anläßlich der ersten Regierungserklärung von Bundeskanzler Helmut<br />

Kohl vor dem gesamtdeutschen Bundestag gehaltenen Rede („Zusammenrücken, wo Gesamtinteressen von<br />

Staat und Volk auf dem Spiel stehen“) im Berliner Reichstagsgebäude am 4 . O k t o b e r 1990, mit einigen<br />

Abweichungen von der tatsächlich gehaltenen Rede. Beginnt:<br />

„Ich setze darauf, dass wir es schaffen werden, in wenigen Jahren mit dem Westen vergleichbare Lebensbedingungen<br />

in den fünf neuen Bundesländern – und in Gesamtberlin – herzustellen. Die wirtschaftliche<br />

Aufforstung ist nicht einfach, doch bedarf sie keiner Zauberei. Die soziale Sicherung liegt nicht ausserhalb<br />

unsres Leistungsvermögens. Die Überbrückung geistig-kultureller Hemmschwellen und seelischer Barrieren<br />

mag schwieriger sein. Aber mit Takt und Respekt wird es möglich sein, das Selbstbewusstsein der bisher<br />

von uns getrennten Landsleute nicht Schaden leiden zu lassen, sondern uns gegenseitig und miteinander<br />

neue Erfahrungswelten zu erschliessen. Mit anderen Worten: Wenn wir uns ein wenig Mühe geben,<br />

wird ohne entstellende Narben z u s ammen wachsen können, was zus[ammen]gehört ...“<br />

Beiliegend eine Portraitphotographie (schwarz-weiß) mit e. Namenszug auf dem weißen Unterrand, „Juni<br />

1990“.<br />

841 — SCHMIDT, Helmut, sozialdemokratischer Politiker, Bundeskanzler, geb. 1918.<br />

Eigenh. Manuskript (Fragment) mit nachträglichem Namenszug. (1989.) 3 1 ⁄2 S. folio, pag. „5“<br />

bis „8“. Blauer Kugelschreiber und grüner Filzstift (Unterschrift). (350.—)<br />

Die zweite Hälfte eines „Zeit“-Artikels vom 26. Mai 1989: „Am Ende ein Drama / Deng Xiaoping – Nach<br />

dem außenpolitischen Triumph innenpolitisch das Aus?“; der Text setzt ein im 7. Abschnitt des Artikels:<br />

„ ... die realen Einkommen vieler Bauern nahmen fühlbar zu, gleichzeitig verbesserte sich die Versorgung<br />

mit Gemüse, Obst und Geflügel für die städtischen Massen! Anders als fünf Jahre später Gorbatschow hat<br />

Deng seine Wirtschaftsreform am richtigen Ende angefangen, nämlich bei der Befreiung der Initiative der<br />

Bauern; 80% der über elfhundert Millionen Chinesen leben auf dem Lande ...“<br />

842 — (SUHR, Otto, sozialdemokratischer Politiker, Regierender Bürgermeister von Berlin,<br />

1894 – 1957.) – 17 Autographen, überwiegend Br. m. U. Fast durchweg gelocht. (1.200.—)<br />

An Otto Suhr bzw. dessen Frau Susanne geb. Pawel gerichtete Briefe von dem Schriftsteller Bernhard von<br />

Brentano (Wiesbaden 1961; Dank „für die schöne Kritik an meinem Buch über Marianne von Willemer<br />

und Goethe“), den Politikwissenschaftlern Gerhard Göhler (Berlin 1983) und Bodo Zeuner (Berlin 1985),<br />

den Berliner Regierenden Bürgermeistern Heinrich Albertz (e. Br. m. U., Berlin 1982), Willy Brandt (3,<br />

davon 1 e. Br. m. U., Berlin 1957/58 und Bonn 1971; als Bundeskanzler), Klaus Schütz (e. Br. m. U., Berlin<br />

1971) und Richard von Weizsäcker (2, Berlin 1983/84; Suhr „war Mitgestalter und einer der besten<br />

Kenner der Berliner Verfassung“) und dem Bürgermeister Franz Amrehn (e. Br. m. U., Berlin 1964;<br />

„Grüße des Gedenkens an den Mann, der jetzt 70 Jahre alt geworden wäre und nach manchen Wandlungen<br />

in Berlin ganz lebendig in unserer Erinnerung steht, weil sich unter ihm manche Entwicklung doch<br />

anders vollzogen hätte“) sowie der Berliner Senatoren Heinrich Lummer (3, Berlin 1983 – 1985), Dieter<br />

Sauberzweig (2, davon 1 e. Br. m. U., Berlin 1982/83) und Werner Stein (Berlin 1972).<br />

Beiliegend ein e. Br. m. U. von Suhr, o.O.u.D., und ein e. Br. m. U. von Ernst Hölderlin an Susanne Suhr<br />

(New York 1955).<br />

426


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 843 Winston S. Churchill<br />

427


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

„take exercise or nourishment“<br />

843* CHURCHILL, Sir Winston Spencer, englischer Staatsmann, 1874 – 1965. E. Br. m. U.<br />

„Winston S. Churchill“. London 24.<strong>VI</strong>.1908. 1 2 ⁄3 S. 8 o . Mit geprägtem Wappen des „Hosenbandordens“<br />

am Kopf. Auf Briefpapier des „Board of Trade“. (1.200.—)<br />

An den ihm befreundeten Zeitungsmagnaten Baron Northcliffe („Private“) über einen Artikel im „Manchester<br />

Courier“, über den er sich geärgert hatte. – Churchill, kurz zuvor zum Handelsminister ernannt,<br />

hatte im April des Jahres eine Nachwahl in seinem Bezirk in Manchester verloren; im Mai war er für das<br />

schottische Dundee wieder ins Unterhaus gewählt worden.<br />

„... You will no doubt have heard how the Manchester Courier business has been settled, & I feel sure that<br />

the arrangement has your approval. Indeed I gather from F.E. Smith“ (Churchills bester Freund, der<br />

Konservative Frederick Edwin S., Earl of Birkenhead) „that you took some part in bringing it about.<br />

I am glad this is now out of the way; for although it would not have impaired our personal relations, it<br />

was an embarrassement & a nuisance.<br />

Let me know when you are in London so that we may take exercise or nourishment together ...“<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 427.<br />

Beiliegend der Antwortbrief („Copy“) von Baron Northcliffe.<br />

„the Brandy glass“<br />

844* — Br. m. U.u.E. „Yours sincerely / Winston S. Churchill“. London 23.XII.1954. 1 S. 4 o .<br />

Mit geprägtem Briefkopf „Prime Minister“. Kleine Montagereste. (1.200.—)<br />

An Sir Norman Brook (1902 – 1967), seinen Kabinettssekretär, mit Weihnachts- und Neujahrswünschen.<br />

„My dear Norman Brook“ (eigenhändig), „I have now had the opportunity to admire more fully the<br />

Brandy glass and I am writing to tell you how much I shall always value and use it. I am so impressed<br />

with the design of fishes, which I hear you drew yourself; they are very clever and amusing and will add<br />

enjoyment to what I shall place inside the glass! ...“<br />

845* — CHURCHILL, Clementine, geb. Ogilvy Hozier, seine Ehefrau, 1885 – 1977. Br. m.<br />

U.u.E. „Yours affectionately / Clemmie“. London 5.II.1965. 1 S. 4 o . Mit geprägtem Briefkopf.<br />

(120.—)<br />

Ebenfalls an Sir Norman Brook, zwölf Tage nach Winston Churchills Tod.<br />

„My dear Norman“ (eigenhändig), „Your letter, written on the day of Winston’s death, got into the enormous<br />

pile of mail and has only just reached me, and I write at once to thank you. I am deeply conscious<br />

of your own and Mary’s love and devotion, and I know that he was too. Your loyalty and affection are a<br />

great comfort to me now ...“<br />

428


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

„die große Katastrophe“<br />

846 CONRAD von Hötzendorf, Franz Graf, österreichisch-ungarischer Feldmarschall, im 1.<br />

Weltkrieg Generalstabschef, 1914 Oberbefehlshaber, 1852 – 1925. Br. m. U. „Conrad FM“. Innsbruck<br />

13.XI.1921. 3 2 ⁄3 S. gr.-8 o . Mit Umschlag. (200.—)<br />

An „Professor Dr. Schmidt / Gymnasialdirektor und Major a.D.“ in Lüdenscheid, einen deutschen Kriegskameraden,<br />

über das unrühmliche Ende des Krieges.<br />

„... Ihr ... Schreiben hat mich ... in eine Zeit zurückversetzt über welche schon mancher Schatten gebreitet<br />

war, aber doch auch in eine Zeit, wo wir mit zuversichtlichem Hoffen und nicht ohne Berechtigung<br />

einem ganz anderen Ausgang des Krieges entgegen gesehen haben – als es der thatsächlich eingetretene<br />

war. – Ich war ja nie ein Optimist und bin aus meinem Gleichgewicht nie herausgekommen ... aber an<br />

ein solches Ende habe ich doch nicht gedacht.<br />

... Eines steht mir jetzt schon fest, nämlich, dass ein Volk nichts Unseligeres machen kann, als die Waffen<br />

aus der Hand zu legen und wäre es auch, dass es bereits mit dem Rücken an der Meeresküste stünde<br />

…<br />

Im Übrigen muss man die große Katastrophe als eine jener historischen Unvermeidlichkeiten hinnehmen,<br />

aus denen sich das Staaten- und Völkerleben und der Wandel der Kulturperioden zusammensetzt …<br />

Ich habe mich – nach meiner Entlassung durch K a i ser Karl im Juli 1918, gänzlich in das Privatleben<br />

zurückgezogen ...“<br />

Beiliegend ein e. Namenszug (Ausschnitt) von Feldmarschall Radetzky.<br />

847 DAUN, Leopold Graf von, kaiserlicher Feldmarschall; Gegner Friedrichs des Großen,<br />

1705 – 1766. Br. m. U. Wien 16.V.1764. 1 S. folio. Mit 2 papiergedeckten Siegeln und Adresse.<br />

Kleiner Randeinriß. (200.—)<br />

An den Generalfeldzeugmeister Ferdinand Philipp Graf von Harsch, die bei dem „Niederländischen Ingenieurs-Corps<br />

durch Todt-Fälle und Austrettungen seit einiger Zeit her offen gewordene Chargen und<br />

Gagen“ betreffend. – Erwähnt den Generalstatthalter der Niederlande, Herzog Karl von Lothringen.<br />

Beiliegend ein Br. m. U. des Feldmarschalls Franz Moritz Graf L a c y , Wien 17.XII.1766, an den Generalfeldzeugmeister<br />

Friedrich Georg Heinrich Graf von Wied, den Transport eines Gefangenen betreffend.<br />

848 DEUTSCHE KAISER, Könige von Preußen. – WILHELM I., 1797 – 1888. Urkunde<br />

(handschriftlich ausgefüllter Vordruck) m. U. Baden-Baden 18.X.1881. 3 S. folio. Leichte Knickspuren.<br />

Kleiner Fleck in der rechten unteren Ecke. (300.—)<br />

Patent „als Hauptmann und Compagnie-Chef im Oldenburgischen Infanterie-Regiment No. 91“ für Franz<br />

Proseke.<br />

Beiliegend ein Br. m. U. (Berlin 1871); Versetzung eines Obersten Arnoldi „von Ihrer bisherigen Stellung<br />

als Commandeur des 1. Brandenburgischen Landwehr-Brigade ... zu den Offizieren von der Armee ...“<br />

sowie eine im Namen König Wilhelms ausgestellte Notarsurkunde (Grumbach 1867, mit papiergedecktem<br />

Notarssiegel); über einen Landverkauf in der Gemeinde Buborn.<br />

Ferner beiliegend ein Brief mit Paraphe seines Bruders König F r i e d r i c h Wilhelm IV. (Stettin 1843);<br />

an den preußischen Kultusminister J.A.F. von Eichhorn, die Verleihung des Allgemeinen Ehrenzeichens<br />

an den „evangelischen Schullehrer und Organisten Engelmann in Weigwitz“ betreffend.<br />

429


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Deutsche Kaiser. – Wilhelm I.)<br />

849 — — 3 e. Br. m. U. Berlin 27.XI.1886, 20.IX.1887 und o. D. 5 S. gr.-8 o und 8 o . Kleine<br />

Einrisse. Mit 2 Umschlägen; der dritte Brief mit Siegel und Adresse. (800.—)<br />

An Gräfin von Schwanenfeld, die Oberhofmeisterin seiner Gemahlin Kaiserin Augusta, in Berlin.<br />

1886. „Sie sind zu gütig mir für Meine Sendung so freundlich zu danken, denn es ist eigentlich durch sein<br />

Alter, auch dem Geschmack nach, eine Art Medizin, für lange leidende Kranke, zu deren Stärkung ...<br />

Wenn Ihre Gesundheit es erlaubt, so lassen Sie es mir wissen damit ich endlich Einmal Sie wieder besuchen<br />

kann. Ich bin leider seit gestern an einer Erkältung unwohl ...“<br />

1887. „Durch Gräfin Oriolla erfahre ich daß Sie in Berlin sind! u. wohler. Kann ich Sie heute noch besuchen,<br />

nach so langer Trennung, dann komme ich sobald ich Ihre mündliche Antwort erhalten habe.“<br />

O.D. „Sie haben mir einen so liebenswürdigen Dank für einen so natürlichen Besuch noch schriftlich ausgesprochen,<br />

daß ich nicht umhin kann, Ihnen auf demselben Weg ... meinen Dank auszusprechen, daß<br />

Sie mich nach 2 1 ⁄2 Jahren, als Invaliden, noch so herzlich empfangen haben! ...“<br />

Beiliegend an dieselbe Adressatin je ein e. Br. m. U. von Prinz Carl von Preußen, o.O. 24.XII.1877, und<br />

von Gräfin Luise von Oriola, (Berlin) o. J. (über das Befinden Kaiser Wilhelms I.: „... Glücklicherweise<br />

ist es als ob die Kräfte des Kaiser’s sich etwas gehoben u der Puls der zwei Stunden ganz ausgeblieben sich<br />

wieder etwas gehoben hätte!!! beten Sie mit uns, daß die Hoffnung keine Täuschung sei ...“).<br />

Ferner beiliegend ein Tagebuch (der Gräfin von Schwanenfeld) mit Eintragungen für die Zeit vom 1.I.1878<br />

bis 8.XII.1887 (184 S. 4 o ), darin die Aufzeichnung vom 13.III.1881: „Der russische Kaiser Alexander II<br />

in Folge eines Attentates gestorben. Von einer Truppenbesichtigung zurückkommend wurde eine Bombe<br />

in seinen oder unter seinen Wagen geworfen, die den Wagen zerbrach ... Der Kaiser sprang heraus, eine<br />

zweite Bombe wurde geworfen, die dicht vor seinen Füßen platzte dem Kaiser die Beine so zerschmetterte,<br />

daß das eine Bein nur an den Muskeln hing, der Unterleib aufgerissen ...“<br />

850 — — 1 e. Briefumschlag und 1 e. umadressierter Briefumschlag („Spar-Umschlag“).<br />

Quer-gr.-4 o und quer-kl.-4 o . Mit Lacksiegel (Krone) bzw. Siegelmarke. Leicht braunfleckig.<br />

(180.—)<br />

I) „Dem Justiz Minister Dr. Friedberg“. – Heinrich von Friedberg (1813 – 1895) war von 1879 bis 1889<br />

preußischer Justizminister.<br />

II) „An des Kaisers und Königs Majestät“ adressierter Briefumschlag des Präsidenten des Staatsministeriums;<br />

vom Kaiser „an den GehCabRth: von Wilmowsky“ umadressiert und gesiegelt. – Carl von Wilmowski<br />

(1817 – 1893) war von 1869 bis 1888 Chef des Geheimen Zivilkabinetts des Kaisers.<br />

Beiliegend eine e. Adresse (Ausschnitt) des Kaisers „an den GeneralLieutenant Bronsart von Schellendorf“.<br />

851 — — E. umadressierter Umschlag („Spar-Umschlag“). Quer-4 o . Mit schönem Lacksiegel<br />

(Krone). Auf der Vorderseite eine Siegelmarke der „Reichskanzlei“. Faltspuren, leicht<br />

braunfleckig. (150.—)<br />

Briefumschlag des Reichskanzlers, Otto Fürst von B i s m arck, an Kaiser Wilhelm I.; von diesem<br />

umadressiert und erneut gesiegelt: „Von / Seiner Majestät dem Kaiser und Könige. / an den Fürsten“.<br />

430


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

852 — FRIEDRICH III., 1831 – 1888. Lithographiertes Schriftstück m. U. „Friedrich Wilhelm<br />

Kronprinz“. Berlin 3.<strong>VI</strong>I.1878 (Datum handschriftlich ergänzt). 12 S. gr.-folio. Nadel löcher<br />

in der Bugfalte, die äußeren Seiten ein wenig fleckig. (2.000.—)<br />

„Geheime Instruktion für die Kommandanten der deutschen Festungen“, vom Kronprinzen „Im<br />

Allerhöchsten Auftrage Seiner Majestät des Kaisers und Königs“ erlassen. – Der bei dem Nobilingschen<br />

Attentat vom 2.<strong>VI</strong>.1878 schwer verletzte Kaiser Wilhelm I. hatte den Kronprinzen zu seinem Stellvertreter<br />

ernannt.<br />

Hier kurze Auszüge:<br />

„... Ich erwarte von jedem Offizier, dem Ich eine Festung anvertraue, daß er sich der Größe seiner Aufgabe<br />

bewußt sei. Mehr noch als in andern kriegerischen Verhältnissen hängt bei der Vertheidigung einer<br />

Festung der Erfolg von der Person des Befehlshabers ab ... Ein Kommandant, der sich wegen Mangels an<br />

Lebensmitteln ergiebt, ohne daß der Verlust eines bedeutenden Theils der Garnison, und der Verbrauch<br />

der Munition darthun, wie die Aufhebung der Einschließung oder Belagerung mit allen Kräften angestrebt<br />

worden ist, kann sich nicht dahin rechtfertigen, daß er alle Mittel zur Vertheidigung des Platzes erschöpft<br />

habe …<br />

Bombardement und Einäscherung der Stadt, so lange die Festungs-Werke noch eines Widerstandes fähig<br />

und die eigentlichen militärischen Streit- und Lebensmittel noch nicht völlig verbraucht oder vernichtet<br />

sind, berechtigen schlechterdings nicht zur Uebergabe des Platzes …<br />

Muß aber der Kommandant zu einer Kapitulation schreiten, untersage Ich ihm ausdrücklich, persönlich<br />

außerhalb der Festung ... zu parlamentiren. Ich verlange von ihm, daß er sich nie durch die Rücksicht<br />

auf anscheinend ehrenvollere Bedingungen bestimmen lasse, auch nur eine Stunde früher zu kapituliren,<br />

als die Verhältnisse unbedingt gebieten. Ich untersage ihm, sein Schicksal bei der Kapitulation von dem<br />

der übrigen Besatzung zu trennen ...“<br />

Diese Instruktion ersetze die frühere vom 30.IX.1809, die jedoch in den geheimen Festungsarchiven aufbewahrt<br />

werden solle „als eine beredte Erinnerung und eine ernste Mahnung an jene Zeit, in der das Vaterland<br />

unter der Pflichtvergessenheit und Schwäche von Festungs-Kommandanten schwer zu leiden hatte“.<br />

853 — — E. Schriftstück. O.O. (13.IV.1888). 1 ⁄2 S. 8 o . Bleistift. (300.—)<br />

Einen Monat nach seinem Regierungsantritt an (Justizminister Heinrich von Friedberg). Einer der Korrespondenzzettel<br />

des der Sprache beraubten Kaisers, der unter Kehlkopfkrebs litt.<br />

„Wie könnte ich auf Pape dringen, damit baldmöglichst das bürgerliche Gesetz Buch lebensfähig wird“.<br />

– Der Jurist Heinrich von Pape (1816 – 1888) leitete damals die Kommission zur Erarbeitung eines Allgemeinen<br />

deutschen Bürgerlichen Gesetzbuches; der Entwurf wurde in diesem Jahr vorgelegt.<br />

Darunter das Datum wohl von der Hand Friedbergs.<br />

431


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Deutsche Kaiser)<br />

Die „Gelbe Gefahr“<br />

854 — WILHELM II., 1859 – 1941. Typoskript mit eigenh. Streichungen und Zusätzen (Blauund<br />

Kopierstift). Nach 1925. 10 S. folio bis 4 o . Teilweise leichte Randläsuren, einige Überklebungen,<br />

Klammerspuren. (600.—)<br />

Ein vom Kaiser eigenhändig korrigierter Beitrag für eine amerikanische Zeitung über „The Yellow Peril“.<br />

Beginnt:<br />

„More than thirty years ago the German Emperor, William II, drew or inspired a vivid picture of the ‘Yellow<br />

Peril’.“ (Ende 1895 hatte Kaiser Wilhelm II. den Maler Hermann Knackfuß beauftragt, ein Gemälde<br />

zum Thema „Gelbe Gefahr“ anzufertigen.) „This sketch, reproduced herewith, reveals an angelic messenger<br />

with a flaming sword, directing the attention of the assembled nations of Europe to a dark cloud<br />

in the East whereon, over a mountain belching with fire, the image of Buddha sits enthroned. A cross illuminates<br />

the sky above Europe. Among the nations, convoked for the protection of Christianity, it is easy<br />

to recognize Germania, Britannia, France, Austria and Italy. The picture bears the inscription in the<br />

Emperor’s own hand: ‘ N ations of Europe, preserve your most sacred possessions.’<br />

Many years later, in the celebrated unpublished interview with the late William Bayard Hale, the Kaiser<br />

repeated his warning. This interview was printed and scheduled for publication in the ‘Century Magazine’<br />

under Richard Watson Gilder. However, the German Ambassador, fearful of its effect upon international<br />

affairs, purchased the entire edition before its release. Dr. Hale, a few years before his death,<br />

showed me his original manuscript. Long before this, the late Richard Watson Gilder, (the first editor to<br />

print a poem of mine) confided to me the story of the ill-fated edition.<br />

To-day, the former monarch reiterates his admonition. To-day, however, his warning to defend the gospels<br />

and safeguard white civilization is no longer addressed solely to Europe. He includes the United States<br />

of America ...“<br />

Am Kopf ein Randvermerk des deutsch-amerikanischen Schriftstellers Georg Sylvester Viereck.<br />

855* — — E. Br. m. U. „Wilhelm R.“ Potsdam 4.<strong>VI</strong>II.1888. 1 S. 4 o (Adresse am Unterrand<br />

abgeschnitten). Leicht gebräunt, rechte Seite mit schwachem (breitem) Lichtrand. (120.—)<br />

„Ich habe Sie heute zum General-Lieutenant befördert und gereicht es mir zum Vergnügen Ihnen dies hierdurch<br />

bekannt zu machen ...“ – Aus dem Drei-Kaiser-Jahr.<br />

856* — — Br. m. U.u.E. „Euer Majestät freundwilliger Vetter und Bruder Wilhelm I.R.“<br />

Prökelwitz 23.V.1901. 2 S. gr.-4 o (Ränder beschnitten). Trauerrand (links). (250.—)<br />

An eine Majestät, der er den Tod der „Prinzessin Marie Luise Anna von Preußen“ (1829 – 1901), Tochter<br />

des Prinzen Karl von Preußen, verheiratet mit Landgraf Alexis von Hessen-Phippsthal-Barchfeld, anzeigt.<br />

857* — — Portraitphotographie mit e. Widmung u.U. „Wilhelm / I. R“ (Bleistift). O.O.,<br />

November 1901. Kabinettformat. In reich verziertem vergoldetem Rahmen der Zeit (leicht<br />

defekt). Aufnahme: Reichard & Lindner, Berlin. (300.—)<br />

Brustbild; der Kaiser in Uniform.<br />

Die Widmung: „Dem Kapellmeister Freese als Anerkennung für seine vorzügliche Leitung der Kapelle<br />

Garde Fus: Regts. von seinem dankbaren früheren Brigadekommandeur“.<br />

432


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 857 Kaiser Wilhelm II.<br />

433


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Deutsche Kaiser. – Wilhelm II.)<br />

858 — — Urkunde m. U. „Wilhelm R“. „Berlin im Schloß“ 11.III.1907. 1 S. folio. Mit Prägesiegel.<br />

An den Rändern minimal gebräunt. (200.—)<br />

„Patent als Sanitätsrath für den Arzt Dr. Paul Leo Mosler in Trebbin.“<br />

Beiliegend ein Brieftelegramm m. U. „Wilhelm / R.“ (Doorn 1926, Kopierstift, mit Umschlag); Kondolenzschreiben<br />

an Anna Hoogeweg in Berlin: „Ich erfahre mit Teilnahme die Nachricht von dem Hinscheiden<br />

Ihres Vaters und spreche allen Angehörigen Mein herzliches Beileid aus. Ich habe den Verstorbenen<br />

als langjährigen treuen Diener Meines Hauses sehr geschätzt.“<br />

Ferner beiliegend eine signierte Portraitpostkarte Wilhelms II. aus späteren Jahren sowie eine gedruckte<br />

Dankeskarte (Doorn 1930).<br />

859* — — Urkunde (handschriftlich ausgefüllter Vordruck) m. U. „Wilhelm R“. Potsdam,<br />

Neues Palais 19.V.1913. 1 S. folio. Mit geprägtem Wappen. (180.—)<br />

„Patent als Gewerberat für den Gewerbeinspektor Dr. Carl Urban in Schönebeck“ (Regest). – Mit Gegenzeichnung<br />

des preußischen Handelsminister Reinhold von Sydow.<br />

860* — — Br. m. U. (Kopierstift). Doorn 25.II.1927. 1 S. gr.-4 o . Ein wenig feuchtfleckig. Mit<br />

gedrucktem Wappen am Kopf. (100.—)<br />

„Brief-Telegramm“ an seinen Flügeladjutanten Oberstleutnant Graf Moltke.<br />

„Herzlichen Dank den Kameraden für treues Gedenken anlässlich des 112. Stiftungstages ...“<br />

„Ich künde gern Ihren Ruhm“<br />

861 — — Br. m. U. „Wilhelm I.R.“ und e. Nachsatz (Kopierstift). Haus Doorn 28.IV.1932.<br />

1 S. gr.-4 o . Mit gedrucktem Wappen. Schwach knittrig. (400.—)<br />

An den Archäologen Wilhelm D ö r p f e l d mit Glückwünschen zum „50jährigen Jubiläum Ihrer wissenschaftlichen<br />

Tätigkeit in Athen“.<br />

Er „ersehe aus dem Mir vorgelegten Artikel der Zeitung ‘Le Messager d’Athènes’ ... zu Meiner aufrichtigen<br />

Freude, dass man Sie zu dem bedeutsamen Erinnerungstage in würdiger Weise geehrt hat. Auch Ich<br />

künde gern Ihren Ruhm, den Sie als bahnbrechender Kämpfer auf dem Gebiete griechischer Altertumskunde<br />

sich erworben haben ...“<br />

Eigenhändig fügt er hinzu: „Ohne Einfluss Asiens ist die Kunst der Antike nicht mehr denkbar!“<br />

Wilhelm II., ein langjähriger Förderer Dörpfelds, hatte zusammen mit diesem zwischen 1911 und 1914 auf<br />

Korfu gegraben.<br />

Beiliegend die Photographie einer Portraitzeichnung Wilhelms II. (von Alfred Schwarz) mit e. Namenszug<br />

„Wilhelm I.R. / Doorn 1926“ am linken Unterrand (23,7×17 cm, leicht fleckig).<br />

434


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

„die vielen Triumpfbogen sind so unnuetz“<br />

862 — — HERMINE, seine zweite Gemahlin, geb. Prinzessin Reuß ä.L., 1887 – 1947. 12<br />

Autographen: 2 e. Br. m. U., 7 Br. m. U.u.E. bzw. e. Zusätzen, 1 Br. m. U. und 2 Postkarten m.<br />

U. Kissingen, Doorn, Berchtesgaden und Fürsteneich 10.V.1928 bis 7.IX.1938. 15 S. folio bis<br />

8 o und die Karten. Kopier- und Blaustift. Meist mit bekrönter Initiale, 3 Briefe mit Trauerrand.<br />

Ein Brief und eine Karte leicht fleckig. Mit 9 Umschlägen. (600.—)<br />

An den Maler Ernst Frhrn. v. Maydell (1884 – 1961), den sie nach Kräften förderte.<br />

Doorn 21.II.1929. „... Die Masern habe ich Gottlob überwunden, nur ist mir noch ein sehr schmerzhafter<br />

Muskel- und Gelenkrheumatismus geblieben. In diesem Klima ist ja an eine Erholung kaum zu denken,<br />

doch kann ich den Kaiser jetzt unmoeglich verlassen …<br />

Alles, was Sie mir aus Ihrem Leben und Ihrem Schaffen erzaehlen, interessierte mich besonders. Wie<br />

bedauerlich sind die Schwierigkeiten mit Hanfstaengl, diese Ausnutzung und Uebervorteilung ist ja unerhoert<br />

...“<br />

Berchtesgaden 3.<strong>VI</strong>I.1936. „... Hier hat sich der Ort sehr herausgemacht ... Den vom Führer veranlassten<br />

fabelhaften Alpenweg über Wachterl-Schwarzbachwacht durfte ich besichtigen vor der Eröffnung.<br />

Künstlerisch gebaut, Findlinge an den Strassenrändern, Alpenblumen rechts und links angepflanzt ...“<br />

Doorn 9.XI.1937. Nach ihrer Rückkehr von einer Reise an den Gardasee. „... ich sah prachtvolle neue<br />

Bauten, zum Teil sogar geschmackvoll ... Die Besitzer haben wohl sehr stark gewechselt. Es mag doch<br />

sein, dass unter dem neuen Regime das Geld mehr laeuft ... Prunkvolle, ja protzenhafte Neubauten stoeren<br />

ja manchmal den Eindruck, auch die vielen Triumpfbogen sind so unnuetz – aber die Strassen sind<br />

derartig der Natur angepasst, kuenstlerisch angelegt, dass man einfach stehen bleibt, diese Anlage an sich<br />

bewundert ... Wie haette der Kaiser alles genossen ...“<br />

Beiliegend 4 Bildkarten mit e. Grußworten m. U., 1 sign. Portrait, 1 Telegramm u. a.<br />

863 — 7 Autographen. (350.—)<br />

Die Kaiser Friedrich III. (2, 1 Br. m. U., Itzehoe 1881, und 1 e. adressierter Briefumschlag) und Wilhelm<br />

II. (Br. m. U., Berlin 1897) sowie die Könige Friedrich Wilhelm II. (Urkunde m. U., Berlin 1788), Friedrich<br />

Wilhelm III. (Urkunde m. U., Berlin 1839) und Friedrich Wilhelm IV. (2, 1 e. Br. m. U. und 1 Br. m.<br />

U., Sanssouci 1833/40).<br />

„per mia natura“<br />

864 DORIA, Andrea, genuesischer Condottiere, Admiral und Staatsmann, 1468 – 1560. Br.<br />

m. U. Genua 11.<strong>VI</strong>.1553. 1 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Leicht fleckig.<br />

(1.200.—)<br />

An den Vizekönig von Mailand, Ferrante G o n zaga, Graf von Guastalla, mit der Bitte, seinem Verwandten<br />

Federico Spinola eine Steuererleichterung zu gewähren.<br />

„... Si come per mia natura, non posso denegar l’opera mia à chiunque me ne ricchiede, tanto minormente<br />

la possa denegar’ à colloro che mi sono congionto per parentella, come è m[esser] Federico Spinola<br />

s[igno]r de Casale Mosetta in Dartonese, perciò sono costretto et forzato pregar V[ostra] Ecc[elenza]<br />

vogli essere contenta haverlo per la su cortesia et per mio amore reccom[anda]to et ordinare che nelle<br />

tasse, il detto suo loco non sia gravato ...“ – Sehr selten.<br />

435


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

„bey dießem leydigen Kriegswesen“<br />

865 DREISSIGJÄHRIGER KRIEG. – AMALIE ELISABETH, Landgräfin von Hessen-Kassel,<br />

Gemahlin Wilhelms V., geb. Gräfin von Hanau-Münzenberg, 1602 – 1651. E. Br. m. U. Kassel<br />

1./11.<strong>VI</strong>II.1645. 2 S. kl.-4 o . Mit Ringsiegel und Adresse. Silberschnitt. (800.—)<br />

Aus der Zeit des Feldzugs der französich-weimarisch-hessischen Armee gegen Bayern an den Fürstbischof<br />

von Würzburg, Johann Philipp Graf von Schönborn, dem sie verspricht, sich für ihn bei den französischen<br />

Heerführern, dem Herzog von Enghien und Marschall Turenne, zu verwenden. – Nach der Schlacht<br />

von Mergentheim im Mai des Jahres war der Herzog von Enghien nach Hessen entsandt worden, um das<br />

geschlagene Heer Marschall Turennes zu verstärken, das sich dorthin zurückgezogen hatte.<br />

Amalie Elisabeth habe sein „angenehmes handtbrieflein“ erhalten und könne das „verhoffte Zeügnüß wohl<br />

geben, daß sie sich seyder Ihrer geführten Regirung, bey dießem leydigen Kriegswesen nicht allein aller<br />

friedferttigkeitt, sondern auch einer sonderlichen moderation undt aller gueten Nachbahrschafft Gegen<br />

diese Landen befleißen; Gleich wie Ich dann deswegen mich schuldig erkennet ELd. Landt und Leutte alß<br />

es sich hatt ansehen laßen, das sedes belli der Ends sich ziehen müsse, auf’s beste zu recommendiren. Alß<br />

wehre deswegen einiger dancksagung nicht vonnöthen gewesen, undt haben ELd. sich wohl zueversichern,<br />

wann nuhr Ihn Meinem Vermögen etwas ist, So ELd. Undt dero Stifft zue guetem gereichen kann,<br />

Das Ich darbey auß aufrichtigem Herzen keinen Fleiß noch Eyffer Sparen werde, Gestalt Ich dann Jez<br />

nochmalß meinem General Wachtmeister Geysen“ (Johann von Geyso) „aufgetragen, denn Herren Herzogen<br />

von Enguien, undt Marschall de Turenne in Meinem Nahmen, zuersuchen undt dahin zueverbitten<br />

damitt ELd. mitt denn beschehenen zumuthungen verschonnet bleiben mögen ...“<br />

Geschrieben zwei Tage vor der Schlacht von Alerheim (bei Nördlingen), die mit einem Sieg der französischalliierten<br />

Armee endete. – Reizendes Autograph.<br />

866 — CHRISTIAN I., Fürst von Anhalt-Bernburg, Leiter der pfälzischen Politik, Führer<br />

der Protestantischen Union, kurbrandenburgischer General-Feldherr, der „Sehnliche“ der<br />

Fruchtbringenden Gesellschaft, 1568 – 1630. E. Br. m. U. „Wilsburg“ (Wilsberg, Baden?) 8.IV.<br />

1619. 2 S. folio. Mit Siegelrest und Adresse. Leicht gebräunt. Kleines Loch im Text. (2.000.—)<br />

An K u r f ü r s t F r i e d r i c h V. v o n d e r P f a l z , mit der Übersendung von Unterlagen für seine Verhandlungen<br />

mit den böhmischen Ständen. – Im August wurde der junge, unter dem Einfluß Christians stehende<br />

Kurfürst von den Ständen zum König von Böhmen gewählt.<br />

„... Je conseille V[otre]A[ltesse] de vouloir presser la secrete relation pres Mons[ieu]r le Baron Achatius<br />

de Dona“ (der preuß. Rat A. v. Dohna hatte eine offene Kandidatur Friedrichs für die böhmische Krone<br />

1618 erstmalig ins Spiel gebracht) „touchant Le particulier memorial ... Je voulois aussy conseiller davantage<br />

que V.A. eust envoye Le dt Baron dans trois semaines ... vers Prague non en ambasade mais seulement<br />

qu’il allast comme particulier avec deux ou trois chevaulx pour s’enquestrer Exactement ce que se<br />

passe et en secret ce ne coustera que quellque 50 fl et donnera Exacte information envers Le temps de mon<br />

retour et que quelque assemblee de l’union se debvoyt tenir, V.A. me veuille aussy pardonner l’hardiesse<br />

que Je La supplie me vouloir fournir d’une couple de bons chevaulx de guerre que ie les puisse trouver a<br />

Heidelberg car ie me fais fort de frapper dieu aydant ceste anné quelque brave coup pour son service ...“<br />

Bereits anderthalb Jahre später wurde Friedrich nach der verlorenen Schlacht am Weißen Berg die Krone<br />

und die Kurwürde aberkannt, über ihn wurde die Reichsacht verhängt.<br />

Prachtstück, von großer historischer Bedeutung.<br />

436


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 866 Christian I. von Anhalt-Bernburg<br />

an Friedrich V. von der Pfalz<br />

437


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Dreißigjähr. Krieg. – Christian I.)<br />

867 — (—) STROBLBERGER, Johannes Stephan, Arzt, 1593 – 1630. Schriftstück m. U.<br />

„Joan Stephan Stroblberger, Poliater Thermo-Carolinus.“ Karlsbad 18./28.<strong>VI</strong>.1622. 3 S. folio.<br />

Minimale Rand- und Faltenschäden. Schwach fleckig. (300.—)<br />

Medizinisches Gutachten über den Gesundheitszustand Fürst Christians, der sich bei Prag eine Verwundung<br />

zugezogen hatte.<br />

„... Ex quibus Cl[arissimi] D[omi]n[i] D[octores] medici intellexerunt, duplicem esse affectum à quo ista<br />

Symptomata omnia proveniunt. Nam licet vulnus in scapula sit consolidatum, tamen valde metuunt“ (die<br />

behandelnden Ärzte), „ne globulus humero semel infixus adhuc in eo haereat. Globulus enim nec ipsum<br />

os pertransivit et parte exteriore exivit, nec à Chirurgis diligentissimè quaesitus fuit exemptus, nec sponté<br />

ex ipso vulnere elapsus fuit ...“ – Mitunterzeichnet von „D. Johannes Justus“.<br />

868* — EGER. Brief von Bürgermeister und Rat der Reichsstadt Eger, 9.<strong>VI</strong>.1626. 3 S. folio.<br />

Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Leicht gebräunt und fleckig. (600.—)<br />

An den kaiserlichen Statthalter von Böhmen, Fürst Karl von L i e c h t e n s t e i n , dem sie anzeigen, daß<br />

Hanns Krippner aus Seußen (in der Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth) ihrem Verbot zuwider dort<br />

eine „Schneid Mühl“ auf königlichem Burglehen errichte, und dazu auch die Einwilligung seines Landesherrn,<br />

des Markgrafen Christian, eingeholt habe. Damit werde nicht nur in die Rechte des Kaisers eingegriffen,<br />

es werde dadurch auch ein Untertan der Reichsstadt Eger, der in der Nachbarschaft eine<br />

Schneidmühle betreibe, „hochbenachteiliget“.<br />

Beiliegend 6 an die Stadt Eger gerichtete Briefe, u. a. von H.F. von Reitzenstein (1583), der Stadt Marktredwitz<br />

(2; 1589 und 1763) und der Regierung zu Wunsiedel (1615); ferner ein Brief der Stadt Wunsiedel<br />

an die Stadt Marktredwitz (1584); sämtlich mit Siegel.<br />

Gustav Adolf an den „Winterkönig“<br />

869 — GUSTAV II. ADOLF, König von Schweden, 1594 – 1632. Br. m. U.u.E. „S[erenitatis]<br />

V[estrae] bonus Consanguineus Gustavus Adolphus“. Stockholm 22.<strong>VI</strong>II.1624. 3 ⁄4 S. folio. Mit<br />

papiergedecktem Siegel und Adresse. Dreiseitiger Goldschnitt. Stärkere Faltenrisse (ausgebessert).<br />

Schwach fleckig. Zwei kleine Löcher im Text. (2.500.—)<br />

Bedeutender Brief an Kurfürst F r i e d r i c h V. v o n d e r P f a l z , „Serenissimo Principi Domino<br />

Friderico Regi Bohemia, Comiti Palatino Rheni“, der seit 1621 in Den Haag im Exil lebte, nachdem ihm<br />

nach der verlorenen Schlacht am Weißen Berg (November 1620) die Krone und die Kurfürstenwürde aberkannt<br />

und er mit der Reichsacht belegt worden war. Der Brief bezieht sich auf eine Botschaft seines<br />

Schwiegervaters, König Jakobs I. von England, der – nach dem Scheitern seines spanischen Heiratsplanes<br />

für seinen Sohn, den späteren König Karl I. – Schweden für ein Bündnis der protestantischen Großmächte<br />

zur Bekämpfung Habsburgs und zur Wiedereinsetzung Friedrichs gewinnen wollte.<br />

„... Intelleximus ... non modo Serenissimum Magnae Britanniae Regem ... ad salutaria ac fortia consilia<br />

firmandi foederis inter omnes Evangelicos Reges ac Principes animum adiecisse; sed et Vos et Principem<br />

Walliae“ (der spätere König Karl I., damals Prince of Wales) „arctius Vos Nobis iungere constituisse,<br />

atque expetere, ut restitutionem rerum amissarum in Nos suscipiamus …<br />

Hoc certe vobis promittere tuto potestis de Nobis, quod et causam, quantum fert status noster, promoturi<br />

sumus, et studio omni enixuri, ut vobis ac rebus vestris podesse possimus; animumque quem rebus vestris<br />

secundis habuimus, et hisce adversis retenturi ...“<br />

Das Bündnis nahm erst im Dezember 1625, nach dem Tod Jakobs, durch ein Abkommen zwischen England,<br />

Holland und Dänemark Gestalt an; mit Gustav Adolf hatte man sich nicht einigen können.<br />

Politisch so interessante Briefe Gustav Adolfs sind v o n größter Seltenheit.<br />

438


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

870 — MANSFELD, Peter Ernst II. Graf von, Heerführer im Dreißigjährigen Krieg, 1580 –<br />

1626. Br. m. U. „In Unßerm Lager bei Reeß“ 7./17.<strong>VI</strong>.1625. 3 ⁄4 S. folio. Mit Siegelrest und Adresse.<br />

Minimal fleckig. Adressblatt angerändert. (500.—)<br />

An Christian I. von Anhalt-Bernburg, den ehemaligen Kanzler des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz,<br />

Königs von Böhmen, dem Mansfeld nach dessen Ächtung von 1621 bis 1622 als Heerführer gedient hatte,<br />

mit einer nachdrücklichen Bitte um Unterstützung.<br />

1624 hatte Mansfeld im Auftrag des englischen Königs Jakob I., Friedrichs Schwiegervater, erneut ein<br />

Expeditionsheer für Friedrich zusammengestellt, das jedoch, unter Geldmangel und fehlender Unterstützung<br />

leidend, nun zusammen mit dem Heer Herzog Christians von Braunschweig in Wesel und Rees<br />

festlag.<br />

„... Wie wir nun E. Ld. Unßere Saluagardien“ (Salvaguardia = Schutzbrief) „zu dem Ende, dero Hauß,<br />

Herlichkheit und Underthanen Vor Unßeren Soldatesca ... zuverwahren, uber schickht, als seint Wir<br />

auch ... deroselben allen freuntlichen gutten willen, zuerweißen ganz wolgeneigt, Ersuchen allein E.Ld.<br />

Sie wollen Unß mit etwaß Vivres“ (Proviant) „... zue hülff khommen, Darmit der Soldat desto leichter<br />

Ingehallten werden möge / Wir wollen E.LD. hinwiederumb, wo wir gelegenheit haben werden angeneme<br />

Dienst zuerweißen nicht underlaßen ...“<br />

Mansfeld gelangte nicht in die Kurpfalz, sondern mußte sich nach Norddeutschland zurückziehen und<br />

unterstellte sich Christian IV. von Dänemark. Er wechselte im Verlauf des Krieges mehrmals die Fronten.<br />

„weckhgenommener Wein“<br />

871 — MAXIMILIAN I., der erste Kurfürst von Bayern, Haupt der katholischen Liga, 1573–<br />

1651. Br. m. U.u.E. „E.L. / Dienstwillig getreuer Vetter Und Vatter alzeit / Maximilian.“ München<br />

20.V.1636. 1 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Leicht fleckig. (400.—)<br />

An Georg II. Landgraf von Hessen-Darmstadt, der bereits vor längerer Zeit die „restitution“ von Wein eingefordert<br />

hatte, der dem Dorf „Kirnbach“ (Kürnbach) vom kurbayerischen Generalfeldmarschall Jost<br />

Maximilian von Bronckhorst-Gronsfeld entwendet worden war.<br />

„... Gleich wie wir nun E[uer] L[ieb]d[en] zu ieder occurrenz fr[eund]vetterliche dienste zuerweisen<br />

genaigt, Alß werden sye auß unnserm ... schreiben verspürth haben, daß wir wegen diser Iro weckhgenommener<br />

Wein ein sonderbahres mißfallen getragen, und daß wir gleich dazumal dem Graven von<br />

Gronßfeldt, E.Ld. für solchen Wein widerumb gebührende satisfaction zugeben gemessen anbevolchen,<br />

Waß aber darüber er Graf von Gronßfeldt für eine Verantworttung eingeschickht, haben E.Ld. auß beyligender<br />

Copi zuersehen ...“<br />

439


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Dreißigjähr. Krieg)<br />

872 — OXENSTIERNA, Axel Graf, schwedischer Staatsmann; Kanzler Gustav Adolfs und<br />

der Königin Christine; Leiter der schwedischen Politik in Deutschland, 1583 – 1654. Br. m.<br />

U.u.E. „Meines Hochgeerten Herrens Dienstwilger Axell Oxenstierna“. H e i l b r o n n 10.III.<br />

1633. 1 2 ⁄3 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Leicht gebräunt, minimal fleckig.<br />

(1.200.—)<br />

Prachtvoller Brief an Generalleutnant Hans Georg von A r n i m - Boitzenburg, den Oberbefehlshaber der<br />

kursächsischen, mit Schweden verbündeten Armee in Schlesien, nach der Ernennung des Grafen Thurn<br />

zum Oberbefehlshaber der schwedischen Truppen in Schlesien. Der Kursächsische Hof hatte dies so aufgenommen,<br />

„Allß wan hiedurch dem Graven von Thurn daß Obercommando unnd absolute Directorium<br />

aufgetragen, hingegen dem Herrn entzogen unndt Limitirt worden seye“, was nicht richtig sei.<br />

„... Nun laße Ich mich zwar dieses letzten gantz nichts anfechten, angesehen da schon etwaß differentz<br />

zwischen den herren sich enthielte, Sie Jedoch solche Cavalliere sein, daß sie versichert Ihre privat paßiones<br />

dem Eyffer zu gemeinem wesen nicht uberwegen laßen werden. So viell aber deß herrn Graven Commißion<br />

betrifft, hab Ich eine notturfft befunden, dißfalß eine declaration an Ihre Churfürstl. Durchl. ergehen<br />

zu laßen, unnd deroselben meine Intention etwaß klarer zu eröfnen.<br />

Unnd demnach solche dahin gehet, daß Ich zwar den herrn Graven ... nacher Schlesien zu schicken veruhrsacht<br />

worden, Ihme auch zu mehrer befurderung deß gemeinnutzigen Kriegßwesens daselbten, mit<br />

vollkommenen gewaldt versehen; Solches Jedoch allein auf die Königl. Schwedische Soldatesca und daß<br />

Intereße der Chron Schweden, gahr nicht aber auff die Sächsische trouppen unnd das General werckh<br />

angesehen unnd gemeint seye, Inmaßen Er expreßé instruirt, dem herrn auf den fall der Conjunction beeder<br />

armèen gebührendt an die handt zu gehen, zu gemeinnützigem scopo getrewlich zu cooperieren ...“<br />

Auf der Adreßseite eine 11zeilige Zusammenfassung des Inhalts wohl von der Hand von Arnims.<br />

873 — PICCOLOMINI, Octavio, Herzog von Amalfi, kaiserlicher Feldherr, 1599 – 1656. Br.<br />

m. U. Hauptquartier bei Brüssel 18.<strong>VI</strong>.1638. 2 S. folio. Mit Siegelspur und Adresse. Kleines<br />

Loch (minimaler Buchstabenverlust), Faltenschaden. (600.—)<br />

An den Generalwachtmeister Lothar Dietrich Frhrn. von Bönninghausen (1598 – 1657) in Düren („Dheuren“)<br />

mit dem Befehl, sein Regiment „durch die Eyffel auf Namour“ zu führen, „... alda Er von Herrn<br />

Graffen Lamottry“ (Claude de Lannoy, Comte de la Motterie, 1578 – 1643, Generalkapitän von Namur)<br />

„Proviant empfangen wie auch vernemen würdt, wo ich mich mit der armé befünden thue, im fall der<br />

Herr im durch marchieren, mit denen in Brüssel waß richten, und das quartier oder vor solches ein stückh<br />

geltts bekhomen kann mag ers thuen, ... sonsten will ich nit underlaßen, alhier bey Ihrer hochfrl:<br />

D[urc]hl[auch]t umb mittel, dem Regiment zu assistiren zu procuriren, Der Herr Generalwachtmeister,<br />

halte guette disciplin in dem hermarchiren, und schickhe voran auf Namour, wegen des Proviant ...“<br />

Aus dem Schwedisch-Französischen Krieg. – Piccolomini befehligte damals die spanisch-kaiserliche Armee<br />

in den Niederlanden gegen die Franzosen; für seinen Sieg bei Diedenhofen (Thionville) im Juni 1639 wurde<br />

er mit dem Herzogtum Amalfi belehnt.<br />

Beiliegend 2 Schriftstücke, Piccolominis Armee betreffend: 1) „Translatierter Extract“ eines Schreibens<br />

über „die verglichene m/25 Kriegsthaler“ (Düren 30.V.1638); und 2) „Copia der Ahnschaffung über die<br />

5000 Rhlr“ (Köln 14.<strong>VI</strong>.1638).<br />

440


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

874 — — Br. m. U. Preßburg 15.XII.1649. 2 S. folio. Wurmspuren auf der unteren Hälfte<br />

des Blattes (mit Textberührung). (500.—)<br />

An Kaiser Ferdinand III. mit der Weiterleitung einer Bitte der Stadt Kaschau, das dortige Dominikanerkloster<br />

betreffend. – Die Dominikaner hatten das Kloster 1556, nach einem verheerenden Brand,<br />

verlassen und in die Obhut der Stadt Kaschau gegeben. „... Ich bin froh, daß Sye“ (die Kaschauer) „es<br />

Vor Meinen Verraißen geschriben ... haben, damit Euer Khay[serliche] May[estät] allergenedigist sehen<br />

khönen, was, undt wie Ich mit disen leithen wirdt tractiren miessen: Wie Ich siehe, verlangen Sye es biß<br />

auf den khinfftigen Landttag aufzuschieben, undt in disem zu verharren, was Sye zur zeit, des Herrn<br />

Töresch, offerirt haben zu geben, das ist, den Garten des Closters Dominicanorum, Item das Sye solches<br />

Closter also halten, alß wan es Ihnen zuegehören thet, Dieweillen Sye etliche Heißel daran gebauet, darvon<br />

die Statt den Jährlichen zinß einemben thuet. Erwarthe also gehosambist, was Euer Khay[serliche]<br />

May[estät] mit mir weiters allergenedigist zu schaffen belieben werdten ...“<br />

„Treue und Redliche Assistenz“<br />

875* — THURN, Heinrich Matthias Graf von, einer der Hauptführer des böhmischen Aufstandes<br />

gegen Kaiser Ferdinand II., 1567 – 1640. E. Br. m. U. Liegnitz 1/11.V.1633. 1 S. kl.-folio.<br />

Mit schönem Ringsiegel und Adresse. Falten- und Ausrisse alt ausgebessert. (400.—)<br />

Knapp drei Wochen nach dem Schluß des Heilbronner Bundes, als Oberbefehlshaber der schwedischen<br />

Truppen in Schlesien, an einen verbündeten General, die Lage und Situation seines Korps betreffend. –<br />

Nach dem Tod von König Gustav II. Adolf hatte Axel Oxenstierna mit den protestantischen Ständen der<br />

fränkischen, schwäbischen, kurrheinischen und oberrheinischen Reichskreise einen Bund geschlossen, um<br />

den Einfluß Schwedens auch weiterhin zu gewährleisten.<br />

„... Diese wochen, so es Gottes wiel, werde Ich mit den Hinterstöligen ... mich bey dero Ansehlich Armeen<br />

befinden, Treue und Redliche Assistenz zue laisten, So auch etwas Widriges Fhuorfeldt, bey tag und Nacht<br />

Ayllen.<br />

Euer Excelenz haben siech Vormals wie Herr von Fels mich bericht hatt, der Quartir halber ganz genaigt<br />

und wilferig erzaigt, und diese sach gern Ihn glaichait gesehen, Ersuch himit Euer Excelenz freundlich,<br />

Sie wollen es beherzigen, wie hoch beschwarlich die Schwedische Armé Ihn dießem Fal gedruekt Ist worden.<br />

Auf die remedirung und abhelffung so viel es sein khan noch denkhen, Mit dem Hern Obersten von<br />

Fels davon gunstig Reden, und siech gegen mir alßdan freundtLiebendt erkhlären ...“<br />

Sehr selten.<br />

876 — TILLY, Johann Tserclaes Graf von, Feldherr; Oberbefehlshaber des ligistischen und,<br />

nach Wallensteins Sturz, des kaiserlichen Heeres, 1559 – 1632. Br. m. U. „Johann Grave Tserclaes<br />

von Tilly“. Neckarau vor M a nnheim 6.X.1622. 1 S. folio. (800.—)<br />

An Kaiser Ferdinand II., eine mögliche Vereinigung der aus Böhmen heranrückenden Kosaken<br />

mit den aus der kaiserlichen Armee „abgedankhten“ betreffend, was es zu verhindern gelte.<br />

Da diese „allerhandt Confusion und ungelegenheiten im Reich erweckhen; Alß hielt Ich für rathsamb,<br />

mann hette zuverhüttung allerley inconvenientien, solche anstellung gethan, damit solche Kosaggen nit<br />

zusamen stossen khönnen. Welches E[uer] Kay[serlichen] May[estät] ich also in allerunderthenigistem<br />

gehorsame anzudeütten nit umbgehen khönnen, mit gleichnestiger pitt, Eur Kay. May. geruhen die allergenedigiste<br />

befelchende verfüegung thun zulassen“, daß „also die vorstandene Coniunction Verhüettet<br />

werden möge ...“<br />

Aus der Zeit der Belagerung Mannheims durch Tilly, der es 12 Tage später eroberte.<br />

441


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Dreißigjähr. Krieg)<br />

877 — — E. Br. m. U. „Johann grave von tilly“. Stade 1.<strong>VI</strong>.1628. 1 S. folio. Mit Adresse und<br />

schönem papiergedecktem Siegel. Rechter Rand leicht unfrisch. Brauner Fleck in der linken<br />

oberen Ecke (mit Wurmspuren). (600.—)<br />

Gut drei Wochen nach der Eroberung von Stade an die Regierung zu Hadeln, die wiederholte „Verschaffung<br />

der Fouragien uf di Rappensteinische Compagnie Furstenbergischen Regiments“ betreffend. – Graf<br />

Fürstenberg, Tillys Generalfeldzeugmeister, hatte Stade seit dem Spätherbst des Jahres 1627 mit vier Regimentern<br />

belagert.<br />

„... Wan nuhn di notthurfft erfordert das Sie mit derselben würcklichen entrichtung, g[enannter] Compagnie<br />

yedesmaln richtig ahn hand gehen, So Zweiffeln wir nicht Ihr werdet sothane Fouragien beyzuepringen<br />

Euch möglichst angelegen sein lassen ...“<br />

„Instruction“ für Verhandlungen mit Kurbrandenburg<br />

878 — WALLENSTEIN (Waldstein), Albrecht von, Herzog von Friedland und von Mecklenburg,<br />

kaiserlicher Generalissimus, 1583 – 1634 (ermordet). Br. m. U. „AHzF“ (Albrecht Herzog<br />

zu Friedland). „Haubtquartir Zuer Neuß“ (Neiße, Schlesien) o. D. (Mitte 1627). 2 S. folio.<br />

Mit schönem papiergedeckten Siegel. (2.500.—)<br />

Aus dem Niedersächsisch-Dänischen Krieg mit einer „Instruction“ für den kaiserlichen Kriegskommissar<br />

Reinhard von Walmerode („Rheinhardten vonn Wolmeradt“), der von Wallenstein „zue dem Churfürst.<br />

Brandenburgischenn Gehaimenn Räthen, unnd denn Stennden inn der Marckh Brandenburg“ entsandt<br />

worden war.<br />

„... Damit Er aber wieße, wie Er sich, unsern willen unndt mainung nach zuverhalten, haben wir nöttig<br />

geachtet Ime mit dieser unnserer Instruction zue informiren[.]<br />

Anfenglichen wiert Er so balt Ime, die ordinanz zu kumet sich zue dem gedachtenn Rath unndt Stendten<br />

Begeben, Alda Er unnsere schreiben uberliefern, unndt die Räth unndt Ständten darzue bewegen sollen,<br />

damit die besorgungenn eheist angenomen werden ... zumfall aber vor etliche Päß, von dem kay[serlichen]<br />

volckh eingenummen wurden, wierdet Er dieses auff das beste entschuldigenn, das wieder periculum<br />

in mora, unnd ungewieß gewesen, wo sich etwa der Konig zue Dennemarkh hien wenden möchte, so<br />

hab man demselben vorzukhummen die Päß Irer Ld. zum besten wieder dem König zeitlichen versichernn<br />

wollen, Unnd waß nun also gedachter wolmeradt dieser unnser instruction gemeß, auch auser derselbenn,<br />

Ir Kay[serlichen] [M]aj[est]ayt zu dienste vornehmen unndt verrichten würdt, darin soll vonn hochstgedacht,<br />

der Röm. Kay[serlichen] May[estä]t unnd Unß Ir inn allen Noth unndt schadt loßgehalten werdenn<br />

...“<br />

Wallenstein verließ das Hauptquartier am 7. August und marschierte durch die Mark nach Norddeutschland.<br />

Sechs Wochen später war das dänische Heer vernichtet (Tilly war am 1. September zu Wallenstein<br />

gestoßen), König Christian floh nach Seeland.<br />

442


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 881 Ercole I. d’Este, Herzog von Ferrara<br />

443


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

„nous aurions un Ennemi commun“<br />

879 DURAS, Antonius Hieronymus Graf von, Baron de la Fosse, Domkapitular und Kanzler<br />

des Fürstbischofs von Lüttich. 2 Br. m. U. „Duras“. Lüttich 18.I. und 22.II.1689. 3 S. folio.<br />

Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Leichte Randläsuren. (350.—)<br />

Als Lütticher Kanzler an Graf von Lannoy, den Lütticher Gesandten in Den Haag, wegen eines Neutralitätsabkommens<br />

mit Frankreich, das Fürstbischof Johann Ludwig von Elderen in diesem Jahr mit Frankreich<br />

abschloß. – Vom Beginn des Pfälzischen Erbfolgekrieges.<br />

18. Januar. „... Nous ... avons veulé peu de disposition que les membres de l’Estat avec lesquels vous avez<br />

eu conference temoignent iusques à present pour la neutralité du pays de Liege …<br />

Et considerant que Monsieur le Comte de Flodorf a eu cidevant quelque intervention dans un Traité pareil,<br />

vous pourrez presenter un memoire à Messieurs les Estats Generaux pour quel’ affaire de la neutralité<br />

et celle du commerce puisse se traiter à Maestricht ...“<br />

22. Februar, Dank für „le memoire“. „... Nous avons trouvé trop fort en ce que vous y faites passer ce<br />

pays ci absolument de l’Empire, et comme le tel ennemi declaré de la France, Et que nous aurions un<br />

Ennemi commun, et une cause commune qui sont touttes choses incompatibles avec la neutralité, et qui<br />

estant communicquees à Vienne ou a Ratisbonne pourvoyent beaucoup nuire à nostre pretension; Ce n’est<br />

pas que vous ne pouviez les dire, mais il ne falloit pas les escrire, crainte de ces inconveniens, Et pour les<br />

prevenir doresnavant il est à propos que vous ne presentiez aucun memoire qui n’ait passe par le Conseil,<br />

comme le premier que vous Nous aviez envoye ...“<br />

Beiliegend eine Urkunde m. U. von Duras als Kanzler, Lüttich 13.<strong>VI</strong>.1689.<br />

Der „Anti-Dühring“ für Karl Marx<br />

880* ENGELS, Friedrich, sozialistischer Theoretiker, 1820 – 1895. Widmungsexemplar seines<br />

Buches „Herrn Eugen Dühring’s Umwälzung der Wissenschaft“. Leipzig, Druck und Verlag der<br />

Genossenschafts-Buchdruckerei, 1878. Ohne Umschlag, ausgebundene Lagen; papierbedingte<br />

leichte Bräunung, die ersten und letzten Blätter mit Randdefekten. Mehrfach gestempelt „Oeffentliche<br />

Bibliothek und Lesehalle / Berlin S.W. / Alexandrinenstr. 26“. (20.000.—)<br />

Auf dem Titel die eigenhändige Widmung „S e i n e m K . M a r x / F. Engels / London 12 Juli 78.“ Die erste<br />

vollständige Buchausgabe des „Anti-Dühring“, zu dem Marx neben Vorarbeiten auch das Kapitel zur<br />

Geschichte der politischen Ökonomie beigetragen hatte. – Die Streitschrift war zunächst zwischen dem<br />

3.I.1877 und dem 7.<strong>VI</strong>I.1878 im „Vorwärts“ erschienen, parallel dazu erschien ein erster Teildruck im Juli<br />

1877.<br />

Schon unmittelbar nach Marx’ Tod 1883 gingen Teile seiner Bibliothek an das damals im Züricher Exil<br />

untergebrachte Archiv der Sozialdemokratischen Partei, größere Teile gelangten erst später (über Engels<br />

und andere Erben) in das Parteiarchiv, dessen Bücherbestand zeitweise in der 1899 von Hugo Heimann<br />

gestifteten „Öffentlichen Bibliothek und Lesehalle“ deponiert war. Im 20. Jahrhundert teilten die Bestände<br />

aus Marx’ Bibliothek das Schicksal des Archivs; was nicht vorher durch Unvermögen bibliothekarischer<br />

Laien abhanden gekommen war, wurde in der Zeit der politischen Verfolgung zerstreut.<br />

444


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 880 Friedrich Engels<br />

Mit eigenh. Widmung an Karl Marx<br />

445


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

„andaro Io in persona a Genoa“<br />

881 ESTE. – ERCOLE I. d’, Herzog von Ferrara, Modena und Reggio, 1431 – 1505. E. Br.<br />

m. U. Mailand 23.X.1495. 2 ⁄3 S. imp.-folio. Mit Siegelspur und Adresse. Leicht fleckig, kleinere<br />

Randschäden (ohne Textverlust) hinterlegt; Mittelfalte gebrochen. (2.000.—)<br />

Vom Hof seines Schwiegersohnes Ludovico Sforza („il Moro“), Herzog von Mailand, an K ö n i g Karl<br />

<strong>VI</strong>II. von Frankreich mit der Bitte, ihm dessen Anteil an den Unterhaltungskosten für die Festung<br />

Genua zu zahlen. – Am 10. Oktober hatten Karl <strong>VI</strong>II. und Ludovico Sforza den Vertrag von Mailand<br />

geschlossen, in dem Genua für neutral erklärt und unter die Obhut des Herzogs von Ferrara gestellt worden<br />

war.<br />

„Sacra et Chr[istianissi]ma R[eale] Maiestas ... Essendo Io gionto qua à Milano, questo Ill[ustrissi]mo<br />

S[ignor] Duca me ha facto intendere, et ha concluso, che per il facto del castelleto et Citadella de Genoa,<br />

il me provedera de li dinari per 150 fanti: Ma per che havendo io voluto informarme del bisogno de dicta<br />

custodia, trovo que non li bisognano mancho de 300 fanti per dicto Castelleto et Citadella ... Io mandaro<br />

à fare tuti li 300 fanti, et andaro Io in persona a Genoa, et faroli venire, per fare quello che recercha<br />

il mio honore, et la secureza de la cosa: Pero prego la Maesta vostra, che voglia subito provedere, che à<br />

Genoa me siano dati li denari per dicti 150 fanti ...“ – Erwähnt den französischen Minister Kardinal Guillaume<br />

Briçonnet, Bischof von Saint-Malo, der drei Jahre später König Ludwig XII. in Reims krönte.<br />

Nach seinem anfangs erfolgreichen Italienfeldzug hatte sich Karl <strong>VI</strong>II. am 12. Mai des Jahres als König<br />

von Neapel krönen lassen, sich aber nach der verlorenen Schlacht von Fornovo am 6. Juli weitgehend aus<br />

Italien zurückziehen müssen.<br />

Vo n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t . – Aus der Sammlung des Präsidenten Robert Schuman (Katalog II. Nr.<br />

111), dessen e. Notizen zu dem Autograph beiliegen.<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 443.<br />

„la cruda guerra“<br />

882 — ERCOLE II. d’, Herzog von Ferrara, Modena und Reggio, Sohn der Lucrezia Borgia,<br />

Schwiegersohn König Ludwigs XII. von Frankreich, 1508 – 1559. Br.m. halbseitiger e. Nachschrift<br />

u.U. „il duca di Ferrara“. Ferrara 11.V.1552. 1 S. folio. Mit Siegelspur und Adresse.<br />

Leicht fleckig. (2.000.—)<br />

An den Fürstbischof von Trient, Kardinal Cristoforo Madruzzo. Gern komme er dessen Bitte nach und<br />

bemühe sich bei dem französischen König Heinrich II. um einen Geleitbrief für den Bischof von Ourense,<br />

der über Frankreich nach Spanien zurückkehren wolle; wegen des Krieges zwischen Frankreich und<br />

dem Kaiser zweifle er allerdings am Erfolg seiner Mission.<br />

Aus der eigenhändigen Nachschrift: „V[ostra] S[ignoria] Ill[ustrissi]ma puo ben esser sicura che non puo<br />

farmi maggior gratia et favore che col comandarmi dar a me occasione di poter servirla in qualsi voglia<br />

cosa si come faro ben volontieri tutto quel che potro in q[ues]ta ... nel resto non so che altro dirmi se non<br />

che prego dio ad inspirar la mente de q[ues]ti doi gran principi“ (Kaiser Karl V. und König Heinrich II.)<br />

„a voler haver compassione alla povera christianità senza metterla a si manifesto pericolo – come indubitatamente<br />

sera – seguitando la cruda guerra cominciata tra essi ...“<br />

Wegen des drohenden Krieges war das – 1545 von Madruzzo eröffnete – tridentinische Konzil von Papst<br />

Julius III. ausgesetzt worden, weshalb sich die Teilnehmer um ihre Heimreise bemühten.<br />

S e h r s e l t e n . – Ebenfalls aus der Sammlung des Präsidenten Robert Schuman, dessen e. Beschreibung<br />

beiliegt.<br />

446


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

883 — ALFONSO II. d’, Herzog von Ferrara, Modena und Reggio; Gönner Tassos, 1533 –<br />

1597. E.Br.m.U. Wien 4.XI.1566. 3 S. folio. Mit Adresse. Kleines Loch an der Siegelstelle;<br />

angerändert. (3.000.—)<br />

Großer diplomatischer Brief im Auftrag Kaiser Maximilians II., seines Schwagers, an die französische<br />

Königin Katharina von Medici („Alla Regina“), im Zusammenhang mit den Verhandlungen über<br />

die Verheiratung ihres Sohnes, des sechzehnjährigen Königs Karl IX. von Frankreich, mit Erzherzogin<br />

Elisabeth, der zwölfjährigen Tochter des Kaisers.<br />

Von dem französischen Gesandten, dem Erzbischof von Rennes (Bertrand de Marillac), habe der Kaiser<br />

eine höchst unerfreuliche Antwort auf seine Vorschläge erhalten, die kaum im Sinne der Königin gewesen<br />

sein könne. Der Kaiser habe jedoch nicht die Absicht, die Verhandlungen abzubrechen, sondern sei bereit,<br />

auf seine früheren Bedingungen zu verzichten und die Verhandlungen über einen die Interessen beider Seiten<br />

wahrenden Ehevertrag ganz neu aufzunehmen. Der Königin schlage er daher vor, ihren Gesandten<br />

zurückzurufen und mit neuen Anweisungen zu versehen. Könne er selbst etwas in ihrem Sinne unternehmen,<br />

bitte er um rasche Nachricht, da er bald nach Italien zurückkehre.<br />

„... l’Imperatore ... m’ha detto che ha tolerato con molta patientia le parole poco convenienti che ha<br />

usato seco il Vescovo di Rennes, rendendosi ben sicuro che non erano di mente ne della M[aes]ta V[ostra]<br />

ne di quella del Re, et dandomi conto delle tre proposte che havea fatte, io gli dissi ch’io tenea fer fermo<br />

chella non n’havrebbe fatto cosa alcuna. al che mi rispose che credeva il medesimo ... replico che se ben<br />

l’una delle parti proporeva partiti che l’altra non fosse per accettare, non si restano però di gire mettendone<br />

in campo di piu sorte: col lasciare i primi et attenersi ad altri nuovi: non si essendo tenuto a insistere<br />

sopra quei che non piacciono: ma essendo ambe le parti in libertà di ricusarne et riproporne secondo<br />

che piu conoscono essere di profitto loro, et che di questa maniera si va continuando tanto oltre, che<br />

alle volte si viene alla conclusione, et che suol essere che il tempo porti che si propongano cose, che non<br />

possa farsi di meno, et massima quando si è in luogo simile a questo in che si ritrovava, quando ultimamente<br />

il detto Vescovo di Rennes negotio con seco …<br />

Et supplico la M[aes]ta V[ostra] a volere accettare il tutto come detto da un suo verrissimo et divotiss[im]o<br />

servitore: et che vorrebbe veder sempre quel progresso delle sue cose, ch’ella istessa desidera ...“<br />

Die Hochzeit fand erst 1570 statt.<br />

Vo n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t . – Wie die vorigen aus der Sammlung des Präsidenten Robert Schuman,<br />

dessen e. Transkription des Briefes beiliegt.<br />

884 FARNESE, Alessandro, Herzog von Parma und Piacenza, Statthalter der Niederlande<br />

und Heerführer in spanischen Diensten, 1545 – 1594. Br. m. U. „Alexandre“. Mons 16.<strong>VI</strong>.1580.<br />

2<br />

⁄3 S. imp.-4 o . Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Minimale Faltenschäden. (500.—)<br />

An den Gouverneur von Luxemburg, General Graf (Fürst) Karl von M a n s f e l d , bei Übersendung von<br />

Briefen des Kurfürst-Erzbischofs von Trier, Jakob III. von Eltz, im Zusammenhang mit einem Rechtsstreit<br />

um die – von trierischem Gebiet umschlossene – luxemburgische Enklave Wiltingen („Reparation de l’arrest<br />

de Wiltingen“).<br />

„... Entretemps ferez le debvoir de vous informer de tous aultres debatz de Juristiction ... Et adviserez<br />

entre vous ce que conviendra pour le maintenence du droict de sa m[ajes]té ...“<br />

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<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Ein seltenes frühes Rechtsdokument zur heimlichen Gerichtsbarkeit<br />

885* FEMGERICHT VOLKMARSEN. – Urkunde des Freigrafen Silvester Laurinden, Richter<br />

des Femgerichts „Volckmarszen uff dem Ryede“. Volkmarsen, „Dienstags nach Martini“<br />

(12.XI.) 1510. 1 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel. Minimal fleckig. (2.500.—)<br />

Femgerichtsbrief an Bürgermeister, Rat, Gilden und alle männlichen Personen über 14 Jahren in<br />

Gotha, denen der Freigraf bekannt gibt, daß er auf die Anklage des Freischöffen Lodewich Rowetter hin<br />

den Gothaer Bürger Hans Schock in königliche Acht getan habe, weshalb er die Adressaten strengstens<br />

mahnt, dem Delinquenten nicht länger Schutz zu gewähren und ihn mit Frau und Kindern aus ihrer Stadt<br />

zu treiben.<br />

„Wieszet Burgemeister Radt gildenmeister Gilden und alle gemeyne Manszleyen persone baben vurtzehen<br />

Jare aldt zu Gotha. So also ich uff svaere pinliche anclage desz bescheiden Lodewich rowetter echten<br />

rechten fryescheffen echtloesz rechtloesz fredeloesz verortelt gewiset und in deß koinyngksz acht gethan<br />

Hans schock zu gotha ... Der halben uch ... von keyserlicher gewalt und macht geboden genanten Hans<br />

mit wiben und kynden von uch zu driben sine guder zu uch zu nhemen und by uch behalden ...“<br />

Sollten die Gothaer dieser Mahnung des „heilligen heymlichen fryengericht“ nicht bis „uff den nhesten<br />

Dinstach nach Marie purificationis“ (5. Februar) nachkommen, werde er „de hoichsten grusamlichste und<br />

svarste Sententie desz blodesz uber uch thun und ergehen lasszen“.<br />

Die aus den fränkischen Grafengerichten hervorgegangenen Fem- oder Freigerichte (auch „heimliche<br />

Gerichte“) waren zunächst auf Westfalen beschränkt, dehnten ihre Wirkung aber im Lauf des 14. Jahrhunderts<br />

über ganz Deutschland aus. „Als Herzog von Westfalen besitzt der Erzbischof von Köln gewisse<br />

Aufsichtsbefugnisse über die ‘heimlichen Gerichte’. Deren 1439 durch Erzbischof Dietrich erlassene<br />

Bestimmungen werden erstmals 1539 in der ‘Kurkölnischen Reformation’ abgedruckt. Sonstige gedruckte<br />

Rechtsquellen zur Femgerichtsbarkeit ... gibt es im übrigen nicht, da die ‘Heimlichkeit’ der Feme dies<br />

nicht zuläßt“ (H. Kaspers, Vom Sachsenspiegel zum Code Napoléon, Köln 1961, S. 124). – In Volkmarsen<br />

bei Kassel erinnert noch heute die Straße „Am Freistuhl“ an die dort einberufenen Femgerichte. Silvester<br />

Laurinden (Lorinden) ist um 1500 – 1510 als Freigraf der Femgerichte Landau und Volkmarsen<br />

nachweisbar (vgl. Usener, Die Frei- und heimlichen Gerichte Westphalens, Frankfurt a. M. 1832, SS. 34<br />

u. 67).<br />

Sehr selten.<br />

886 FRANCO, Francisco, spanischer Diktator und Generalissimus, 1892 – 1975. E. Namenszug.<br />

Burgos 16.I.1938. 1 S. quer-8 o . Verso 6 typographierte Zeilen und Stempel: „Cuartel General<br />

del Generalisimo“. – Dazu ein Begleitbrief in seinem Namen vom selben Tag an einen amerikanischen<br />

Autographensammler; mit Umschlag. (200.—)<br />

„Francisco Franco“.<br />

Verso der Text: „Autógrafo des Excmo. Sr. D. Francisco Franco Bahamonde, Jefe des Estado Español y<br />

Generalísimo de los Ejércitos Nacionales que se remite a Don Glenn Walton Blodgett con destino a su<br />

colección. / Burgos 16 de enero de 1938 (II año triunfal).“<br />

448


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 885 Femgericht Volkmarsen, 1510<br />

449


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Die vollständige Folge der Könige von Frankreich von Karl <strong>VI</strong>. bis Ludwig Philipp<br />

887 FRANKREICH. – KARL <strong>VI</strong>., der Wahnsinnige („le Fou“), König, 1368 – 1422. Br. m. U.<br />

Troyes 20.<strong>VI</strong>II. (1420?). 1/2 S. quer-schmal-folio. Pergament. Mit Siegelrest. (5.000.—)<br />

An einen Fürsten. Beglaubigungsschreiben für seine Gesandten Guillaume Digin und Meister Jean, die er<br />

entsende „pour vous dire et exposer de par nous certaines choses touchans les affaires et estat de nostre<br />

Royaulme et la conservacion et deffence de nostre Royaume et seignourie ...“<br />

Am 21.V.1420 hatten Karl <strong>VI</strong>. und König Heinrich V. von England den Vertrag von Troyes geschlossen,<br />

der die Ansprüche des englischen Königs auf die französische Krone bestätigte – unter Hintansetzung der<br />

Ansprüche des Dauphins (und späteren Königs Karl <strong>VI</strong>I.).<br />

Von größter Seltenheit.<br />

888 — KARL <strong>VI</strong>I., der Siegreiche, König; besiegte mit Hilfe der Jeanne d’Arc die Engländer,<br />

1403 – 1461. Br. m. U. La Bruyère-l’Aubepin 31.<strong>VI</strong>II. o. J. 1 ⁄2 S. quer-gr.-8 o . Auf P a p i e r. Mit Siegelspur<br />

und Adresse. Etwas fleckig, Faltenrisse repariert, linker Rand unterlegt. (3.500.—)<br />

An Herzog Karl von Orléans bei Übersendung von Briefen eines Bailli, der das – durch den Tod<br />

des Inhabers erledigte – Amt des Hauptmanns von Asti für einen seiner Gefolgsmänner erbitte.<br />

„... Il nous fait savoir que Thibault caillau qui estoit cappittaine du chasteau vieil de la ville dast est ale<br />

de vie ... Et nous Request par sesdites lettres que facions quil ait ladite cappitainerie pour ung de ses gentilz<br />

hommes ...“<br />

Der bedeutende Lyriker Karl von Orléans befand sich von 1415 bis 1440 in englischer Gefangenschaft. –<br />

Über seine Mutter Valentina Visconti war die Grafschaft Asti an das Haus Orléans gekommen.<br />

Beiliegend die beglaubigte Abschrift einer Urkunde des Königs, Amboise 20.X.1431, einen in englische Gefangenschaft<br />

geratenen königlichen Boten betreffend, der Briefe des Königs an Herzog Johann II. von Alençon,<br />

den ehemaligen Kampfgefährten Jeanne d’Arcs, zu überbringen hatte (Pergament; Randdefekte).<br />

Sehr selten.<br />

889 — LUDWIG XI., König, 1423 – 1483. Br. m. U. Montbéliard (Mömpelgard) 21.XII. o. J.<br />

(vor 1461). 1 S. quer-schmal-folio. Mit Siegelrest und Adresse. Leicht fleckig, kleine Randläsuren.<br />

(3.000.—)<br />

Als Dauphin an den Bischof von Grenoble. Beglaubigungsschreiben für seinen Gesandten François Chissey,<br />

„auquel avons chargez aucunes choses pour dire a vous de nostre part ...“<br />

In Montbéliard war 1444 das Hauptquartier des vom Dauphin geführten Heeres der Armagnacs gegen die<br />

Eidgenossen (Schlacht bei St. Jakob a.d. Birs am 26.<strong>VI</strong>II.1444).<br />

Sehr selten.<br />

450


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 887 König Karl <strong>VI</strong>. von Frankreich<br />

451


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Frankreich)<br />

890 — KARL <strong>VI</strong>II., König, 1470 – 1498. Br. m. U. (Sekretär). Schloß Montils-les Tours<br />

31.X.(1496). 3 ⁄4 S. kl.-folio. Mit Siegelspur und Adresse. Ein Eckchen abgerissen, linker Rand<br />

angefalzt. (1.600.—)<br />

An Kardinal Lorenzo Cibo de’ Mari, Erzbischof von Benevent („le cardinal de benevent“), einen Neffen<br />

Papst Innozenz’ <strong>VI</strong>II., mit der Bitte, seine Empfehlung des Juristen Jacques R o b e r t e t für das Amt<br />

eines Protonotars bei Papst Alexander <strong>VI</strong>. (Borgia) zu befördern.<br />

„... J’escripz a nostre saint pere en faveur de mon conseiller maistre Jaques Robertet frere de mes amez<br />

et feaulx notaires et secretaires maistres florimond et Jehan Robertet ... que le plaisir de sa Saintete soit<br />

le creer son prothonotaire ... Et pour ce que Jay la chose a cueur pour que desire le bien et avancement<br />

dudit maistre Jaques, en faveur tant des merites, science et literature de sa personne que de bons grans<br />

continuelz et agreables services que sesdits freres me font chacun Jour pres et entour ma personne en mes<br />

privez et singuliers secretz et affaires, Je vous prie que pour amour de moy vous y vueillez employer ...“<br />

Aus der Familie Robertet gingen mehrere Staatsminister hervor; der erste war der hier erwähnte Florimond<br />

I. Robertet d’Alluve (1458 – 1527).<br />

Die Erneuerung der Auld Alliance<br />

891 — LUDWIG XII., König, „le père du peuple“, 1462 – 1515. Urkunde m. U. Blois 4.IX.<br />

1511. 1 S. quer-folio. Etwas beschnitten und fleckig; Tinte stellenweise verblaßt. Ohne das Siegel.<br />

(2.000.—)<br />

Pleinpouvoir für seinen Gesandten am Hof König J a k o b s I V. v o n S c h o ttland, Jean Salat, der<br />

ermächtigt sei, die alten Bündnisse zwischen beiden Höfen zu erneuern, soweit dadurch die mit König<br />

Heinrich <strong>VI</strong>II. von England geschlossenen Verträge nicht berührt würden.<br />

„... par ces presentes a luy avons donne et donnons plain pouvoir auctorite et puissance de confirmer et<br />

rattifier pour et en nom de nous et de nos successeurs Roys de france toutes et chacunes les anciennes<br />

alliances amytiez et confederacions faictes et passees entre noz predecesseurs Roys et les predecesseurs<br />

dicelluy nostre frere cousin et allye le Roy descosse avecques Reservation expresse de ne se despartir des<br />

alliances faictes entre nostre trescher et tresame frere et cousin le Roy dangleterre Et aussi de celles qui<br />

sont entre nostre dit frere et cousin le Roy descosse et ledit Roy dangleterre ...“<br />

Es handelte sich um die Erneuerung der auf das 12. Jahrhundert zurückgehenden „Auld Alliance“, des<br />

Defensivbündnisses gegen England, das zwei Jahre nach dieser Erneuerung durch den Einfall Heinrichs<br />

<strong>VI</strong>II. in Frankreich wirksam wurde; bei seinem Entlastungsangriff gegen England fiel Jakob IV. am<br />

9.IX.1513 in der Schlacht von Flodden Field.<br />

452


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

„le traicte dernierement fait et conclud à cambray Entre nous et lempereur“<br />

892 — FRANZ I., König, 1494 – 1547. Br. m. U. „Françoys“ (mit Goldstaub gelöscht). Fontainebleau<br />

5.XII.1529. 3/4 S. folio. Mit Adresse. Leichte Randläsuren. (800.—)<br />

An die Räte des Parlaments von Paris („notre Court de parlement“) mit der Anweisung, den am 20. Oktober<br />

ratifizierten „Damenfrieden“ von Cambrai anzuerkennen und zu bestätigen. – Der von Luise von<br />

Savoyen und Margarete von Österreich am 5. August unterzeichnete Frieden von Cambrai hatte den Krieg<br />

zwischen König Franz I. und Kaiser Karl V. um territoriale Ansprüche in Italien beendet.<br />

„... Vous avez peu entrendre comment par le traicte dernierement fait et conclud à cambray Entre nous<br />

et lempereur Entre autres choses a par nous este promis et accorde que le contenu en icelluy Et pareillement<br />

en celluy de madrit“ (vom 14.I.1526 zwischen Franz I. und Karl V.) „en ce quel nest change nuie ne<br />

innoue par ledit traicte de cambray seroit ratiffie par tous les estats particuliers des provinces et gouvernemens<br />

de nos Royaume ... A ceste cause vous mandons et neanmoins enjoignons que vous ayez de<br />

votre part à enteriner veriffier et enregistrer le contenu en iceulx et nous condenner par le consentement<br />

de notre procureur ayant pouvoir special de ce faire Tout ainsi et par la forme et maniere a este fait par<br />

notredit court de parlement a paris ...“<br />

Mit Gegenzeichnung des Staatssekretärs Robertet.<br />

„pour Raison de lhomicide“<br />

893 — — LUISE von Savoyen, seine Mutter, Regentin Frankreichs während der Gefangenschaft<br />

des Königs; Gemahlin des Herzogs Karl von Angoulème, Tochter des Herzogs Philipp I.<br />

von Savoyen, 1476 – 1531. Br. m. U. „Loyse“. Paris 23.X. o. J. 1 S. folio. Mit Adresse. Nadelspuren<br />

am linken Rand; alt angerändert. (1.600.—)<br />

An Charles Chabot, Baron de Jarnac, Inhaber zahlreicher hoher Ämter, mit der Anweisung, einen Streit<br />

zu schlichten, den die Demoiselle de Villedieu mit dem Sieur de Dampierre um die Ermordung ihres Sohnes,<br />

des Sieur de Saint-Georges, führte.<br />

„... Ayant entendu le differend d’entre le Sieur de Dampierre, et la Demoyselle de la Villedieu pour Raison<br />

de lhomicide commis en la personne du feu Sieur de sainct georges son filz, et desirant que les choses<br />

feussent traictees et appoinctees aymablement, sachant que meilleur et plus convenable expedient ne se<br />

y pourroit obvier pour lune et lautre partie, Il me semble vous en devoir escripre, et vous prier ... que vous<br />

experimentez tous moyens honnestes et advysables pour parvenir la a la deffinicion dudit differend ...“<br />

– Mit Gegenzeichnung ihres Sekretärs Claude Aligre, Vicomte de Châteauneuf.<br />

Von größter Seltenheit.<br />

453


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Frankreich. – Franz I.)<br />

894 — — MARGARETE von Navarra, seine Schwester, Gemahlin König Heinrichs II. von<br />

Navarra; die Dichterin des H e p t a m éron, 1492 – 1549. Br. m. U.u.E. „V[ost]re bonne Cousine<br />

et amye marguerite“. (Bazas, März 1543.) 1 S. folio. Mit Adresse. Alt angerändert.<br />

(6.000.—)<br />

An Charles Chabot, Baron de Jarnac, Gouverneur von La Rochelle, dem sie mitteilt, daß sie Erkundigungen<br />

über den Bewerber um die Hand seiner Tochter einhole; eingangs wegen der Erstattung seiner Auslagen<br />

in königlichen Diensten.<br />

„... Je vous asseure que je ne fauldre descripre au Roy“ (ihr Bruder Franz I.) „la despence que vous avez<br />

faicte aux voyages et aultres choses pour son service, car il est raisonnable que vous en soyez recompense<br />

... Quant a laffere de monsieur de caumont, jen ay escript a monsieur de lusarche, affin que nous puissions<br />

scavoir si ledit Sieur de caumont est point degouste. Jescriptz presentement aux deux quilz me viennent<br />

trouver a Bazas et que je leur prie quilz me facent compaignye jusques a Bordeaulx. Javoys delibere<br />

de vous mander la aveques madame de Jarnac et vostre fille, mais jay advise quil sera meilleur scavoir<br />

devant quelle volunte a monsieur de caumont, laquelle le Recepveur siret vous mandera et si elle est<br />

bonne, vous vous en pourez venir aveques la mere et la fille audit Bordeaulx ...“<br />

Von größter Seltenheit.<br />

895 — — MONTALEMBERT, André de, Seigneur d’Essé, französischer Heerführer, 1483<br />

– 1553. E. Br. m. U. O.O. (August 1534). 1 1 ⁄2 S. folio. Mit Adresse. Kleines Loch außerhalb des<br />

Textes, Heftspuren am linken Rand; alt angerändert. (1.200.—)<br />

An denselben mit der Bitte, ihm in einem unmittelbar vor der Entscheidung stehenden Prozeß beizustehen.<br />

Er betont, daß er weder einen Mord noch andere Verbrechen begangen, sondern im Auftrag der<br />

„feuye madame“ (der 1531 verstorbenen Luise von Savoyen, Mutter Franz’ I.) Leute der Justiz überliefert<br />

habe.<br />

„... Monsieur je me recommande tres humblement a vostre bonne Grasse ... je vous suplie cy vous aysmes<br />

ma vye et mon honneur quil yous plaiset me secouryr car aujourduys houz demein aux matin mon prossays<br />

sera juge et plusse Monsieur y faut cy vous plet que me secoures / y nest question en toust mon prossays<br />

qui ny a hommez mort ne mutylaiy de membre ne aultres crymes / cest seullemant pour avoir prys<br />

days jens par le commandemant de feuye madame et les avoir mys entre meins de justise / monsieur je<br />

vous suplie quil vous playse me secouryr ...“<br />

Sehr selten.<br />

454


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 894 Margarete von Navarra<br />

455


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Frankreich)<br />

896 — HEINRICH II., König; eroberte Calais und verbündete sich mit den deutschen Protestanten<br />

gegen Kaiser Karl V., 1519 – 1559. Br. m. U.u.E. „V[ost]re bon cousin / Henry“. Pau<br />

6.V.1549. 1 S. 4 o . Mit Adresse. Leichte Randläsuren, minimal braunfleckig; kleine Löcher.<br />

Rückseitig Sammlerstempel (Thorek Coll., Tilgungsspuren). (1.600.—)<br />

An den „Lieutenant du Roy en guyenne“. Dort war im Vorjahr eine Erhebung gegen die Salzsteuer ausgebrochen.<br />

„Mon Cousin / Jay veu bien au long tout ce que par votre lettre du quattriesme du present mavez escript<br />

mesmement de la compaignie ... que le roy ne vous a Jamais mande faire desloger de lybourne Contre ce<br />

que dernierement chantelloube“ (Jean de Neufville, Seigneur de Chanteloup, Sekretär des Königs) „me<br />

feist entendre de votre part / Que luy debvez faire cognoistre ne lavoir trouver bon comme Je ne fays de<br />

mon Costes ... Je ne suis poinct dadvis que vous y toucherez un aulcune manndat quil ne vous soit expressement<br />

commander par le Seigneur attendu ...“<br />

Sehr selten.<br />

897 — FRANZ II., König, Sohn von König Heinrich II. und Katharina von Medici, 1544 –<br />

1560. Schriftstück m. U. Romorantin 29.V.1560. 2 S. folio. Etwas stockfleckig. (800.—)<br />

Anweisung zur Verminderung der Kosten bei der Post – „Le Roy voullant pourveoir aux affaires de son<br />

royaume, et entre autres choses se relever de la despence quil supporte pour lentretenement des postes<br />

de son royaume, a ordonne ce que sen suyt“.<br />

„... Que les XXX<strong>VI</strong> Chevaucheurs der son escurie assis en poste depuis la Ville du Paris jusques a Bordeaulx,<br />

... serviront doresnavant sans aucuns gages …<br />

Les X<strong>VI</strong>I qui sont depuis Bordeaulx jusques à St Jehan de Luz auront pour porter les pacquets du roy,<br />

chacun dix livres par moys seullement …<br />

Les dix sept depuis Bloys jusques a Nantes auront pour porter les pacquets du seigneur, chacun semblable<br />

somme de dix livres ...“<br />

In diesem Monat hatte der König das Edikt von Romorantin erlassen, das sich gegen die Inquisition in<br />

Frankreich richtete.<br />

898 — KARL IX., König; befahl die Ermordung der Hugenotten in der „Bartholomäusnacht“,<br />

1550 – 1574. Schriftstück m. U. O.O. 7.III.1567. 3 S. gr.-folio. Leicht gebräunt, verso<br />

geringe Montagespuren. (800.—)<br />

„Roolle daucunes expeditions commandees par le Roy“ – Langes Verzeichnis der vom König bewilligten<br />

Verleihungen, Begnadigungen, Geschenke etc.<br />

„... Pres de naturalite et conge de tester a Marguerite La More femme de chambre de la Reyne sans pour<br />

ce payer finances.<br />

456


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Don a Adrian gerard portemanteau de Monseigenur le Duc dalencon de tout le droict de confiscation et<br />

amende ... a sa naturalite et biens de Abel et Francoys Ferragus executes a mort par arrest de la court<br />

de parlement de Paris pour lhomicide par eulx commis en la personne de leur pere …<br />

Don ... a Joseph Sebille pauvre homme charge de femme et plusieurs enfans lamende de soixante livres ...“<br />

Mit Gegenzeichnung des Ministers de L’Aubespine („Leu au Conseil le XIIIIe Jour de mars 1567“).<br />

899 — HEINRICH III., König, zuvor König von Polen; der letzte Valois, 1551 – 1589 (ermordet).<br />

Br. m. U. Paris 26.IV.1587. 1 ⁄2 S. gr.-folio. Das papiergedeckte Siegel auf die Vorderseite<br />

montiert. Mit Adresse. Leichte Randläsuren und kleine Faltenrisse, minimal fleckig; Sammlerstempel<br />

(Thorek Coll.) getilgt. (600.—)<br />

An Jean de Vivonne, Marquis de Pisany (1530 – 1599), seinen Gesandten in Rom, der sich beim Papst (Sixtus<br />

V.) dafür einsetzen soll, daß dem Antoine de Joyeuse die „abbaye de Saincte Marye Magdaleyne de<br />

la mer“ übergeben werde.<br />

„... Je vous prye presenter a notre Tressainct pere le pappe les lettres que presentement Je luy escripts<br />

en suivant icelles interceder vous employer et tant faire envers sainctete que le bon plaisir dicelle soit a<br />

ma nommination priere et requeste pourveoir messire Anthoine de Joyeuse clerc du diocese de Rheims de<br />

labbaye de Saincte Marye Magdaleyne de la mer ... vaccante par le trespas de diffunct mr. Errard ... dernier<br />

possesseur dicelle ...“<br />

„treter avec les suysses“<br />

900 — HEINRICH IV., König, auch von Navarra (seit 1572), 1553 – 1610 (ermordet). E. Br.<br />

m. U. Fontainebleau 21.<strong>VI</strong>II. o. J. 2 ⁄3 S. kl.-folio. Mit Adresse. Einschnitt. Leicht braunfleckig<br />

(1.600.—)<br />

An den Connétable Henri Herzog von M o ntmorency (1534 – 1614) über Verhandlungen mit den<br />

Schweizern wegen Proviants für seine Armee.<br />

„mon compere, Je croy que vous vous mocquès de moy quand dycy vous voulles que ie pourvoye aus vyvres<br />

de mon armée. Je nay ycy pres de moy aucun de mon conseyl & a parys ny reste plus que mr de bellyevre<br />

quy doyt estre demayn ycy / tous les autres ie les ay anvoyes a chambly pour avec le sr. de sancy treter avec<br />

les suysses / cela nest pas loyn de beauves“ (Beauvais) „ny de merlon / donnes leur un randes vous an<br />

quelque lyeu que vous avyseres & pourvoyès avec eus aus vyvres de mon armée / hyer ie vous redespeschay<br />

lacorbynyere espres pour vous an solycyter mes ie vous prye dautant que vous connoyssès assès lymportance<br />

de cet afere y pourvoyr & promtemant / ie pars lundy pour me randre au plustot a beauves ...“<br />

„bellyevre“: Pomponne de Bellièvre (1529 – 1607), Kanzler. – „sancy“: Nicolas de Harlay, Seigneur de<br />

Sancy (1546 – 1629), Heerführer und Diplomat. – „lacorbynyere“: Pierre Breschard, Segnieur de La Corbinière,<br />

Oberintendant des Proviants.<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 459.<br />

457


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

„a cause de la relligion“<br />

901 — — JOHANNA III. von Albret, Königin von Navarra, seine Mutter, 1528 – 1572. Br.<br />

m. U.u.E. „Vostre bonne Cousine et amie Jehanne“. Paris 12.<strong>VI</strong>II.1566. 3 ⁄4 S. folio. Mit Siegelspur<br />

und Adresse. Kleinere Reparaturen, oben alt angerändert. (1.200.—)<br />

An ihren protestantischen Glaubensgenossen Guy Chabot, Baron de Jarnac, Gouverneur von La Rochelle<br />

und Inhaber weiterer hoher Ämter, mit der Bitte, den Herren von Aubeterre zu ihrem Recht zu verhelfen.<br />

„... estant advertie que messieurs d’aubeterre sont entrez en quelque commencement d’estre restabliz en<br />

leurs biens Et qu’on les trouble et empesche en la pocession qui leur a este adjugée / je n’ay peu moins fere<br />

pour la bonne affection que j’ay de memploier pour eux en tout ce qui leur touche et apartient, saichant<br />

bien que vous estes de leurs bons voisins et amys et que tout lennuy qu’ilz ont ne procede sinon a cause de<br />

la relligion de laquelle vous et moy faisons profession Que de vous escripre et prier aultant afectionnement<br />

quil m’est possible de ne vous point formaliser contre eux pour leurs parties, mais au contrere me<br />

fere cognoistre que la priere que je vous redouble de les avoir en singuliere recommandation leur puisse<br />

servir de quelque faveur ayde et suport en leur juste cause ...“<br />

Unter der Herrschaft des Triumvirats um den Herzog von Guise waren die Güter der protestantischen<br />

Familie Bouchard d’Aubeterre eingezogen worden. Inzwischen war die Enteignung zwar aufgehoben worden,<br />

doch galt es nun, dies auch durchzusetzen.<br />

Sehr selten.<br />

902 — LUDWIG XIII., König, 1601 – 1643. Br. m. U. (Sekretär). Paris 9.<strong>VI</strong>.1614. 2 1 ⁄3 S. gr.-<br />

folio. Einschnitt an der Siegelstelle, etwas wasserfleckig. (600.—)<br />

Zwei Monate nach der Ermordung seines Vaters, König Heinrichs IV., an die „Baillifs, et Seneschaux“<br />

wegen der Einberufung der Generalstände nach Paris.<br />

„... Nous avons estimé suyvant l’advis de la Royne Regente notre ... mere“ (Maria von Medici), „quil<br />

estoyt maintenant ... de mettre a effect ... une convocation et assemblée generalle des estats de toutes les<br />

Provinces de ce Royaume pour ... entendre ce qui s’est passé ... et pourvoir pour ladvenir a lestablissement<br />

d’ung bon ordre pour la conduitte des affaires Dadministration de la Justice Police Des finances ...<br />

Et pour cet effect Nous vous mandons ... que ... Vous ayéz a convocquer de faire assembler en la principalle<br />

ville de votre ressort et Jurisdiction ... Tous ceulx des troys estatz ... pour ... choisir …<br />

Tous personnages de suffisance de Integrité quilz envoyeront ... en notre Ville de Sens aud. Jour dix[ie]me<br />

Septembre prochain ...“<br />

Auf der Versammlung der Generalstände, ihrer letzten Zusammenkunft vor 1789, wurde Ludwig XIII. für<br />

volljährig erklärt.<br />

458


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 900 König Heinrich IV. von Frankreich<br />

459


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Frankreich)<br />

903* — LUDWIG XIV., König, „le Roi Soleil“, 1638 – 1715. E. Schriftstück o.U. O.O.u.D.<br />

(Ende April 1676). 2 S. 4 o . Die obere rechte Ecke fehlt (Mäusefraß; geringer Buchstabenverlust),<br />

etwas braunfleckig. (3.000.—)<br />

Marschbefehl für den Marschall François Chevalier de Créqui (1624 – 1687), aus dem Krieg gegen die<br />

Niederlande. Ende April 1676 wurde die Stadt Condé erobert. Daraufhin belagerten die Truppen Herzog<br />

Philipps von Orléans, des Bruders des Königs, und des Marschalls Créqui die Stadt Bouchain, die sich am<br />

12. Mai ergab.<br />

„Le ma[récha]l de crequi marcher[a à la] pointe du jour et f[e]ra camp[er à] aunoy / il fera marcher<br />

ses bagages sur la gauche afin que sa marche nincomode pas la mienne et il aura soing de faire que son<br />

arriere garde ne traisne pas.<br />

il laisera dans son camp pour garder les magasins les reg[imen]ts de dragons dauphins et du Racher et<br />

les bataillons du dauphin et de dampierre.<br />

il laissera aussy le reg[imen]t col[o]nel gen[er]al linf[ante]rie ... se tiendra [preste] à marcher quand<br />

elles [rece]vront ordre de moy pour venir avec leur bagage camper ou sera larmee et dans les brig[a]des<br />

ou il devront servir Les dragons demeureront au poste ou ils sont<br />

Le lendemain le m[arech]al de crequi marchera d’aunoy et f[e]ra investir bouchain du mesme costé de<br />

la riviere ou il est / ... mon frere y arrivera en mesme temps que luy du costé de douay“.<br />

Der Krieg wurde 1678 mit dem Frieden von Nimwegen beendet; Frankreich erhielt u. a. das Elsaß und<br />

Lothringen.<br />

904 — LUDWIG XV., König, 1710 – 1774. Br. m. U. (Sekretär). Versailles 16.V.1772. 1 S.<br />

folio. Mit Adresse. Flecke am Unterrand. (300.—)<br />

Begnadigung für den in Frankreich im Exil lebenden „Mons. Butard de Montotre“ (Montot?).<br />

„... Je vous fais cette Lettre pour vous dire que je révoque L’Ordre que je vous ai donné le 16. Octobre<br />

dernier de vous retirer a Seure, et que je vous permetre d’aller partout où bon vous semblera ...“ – Mit<br />

Gegenzeichnung von Phelypeaux.<br />

Angeheftet ein diese Angelegenheit betreffendes Notizblatt des Empfängers; er selbst habe nicht um Begnadigung<br />

gebeten, sondern sei wohl im Zuge einer allgemeinen Amnestie begnadigt worden.<br />

Beiliegend ein weiterer Br. m. U. (Sekretär), Versailles 25.<strong>VI</strong>I.1768 (etwas unfrisch); an den „gardien du<br />

Convent des Cordeliers d’Ambroise“ mit einer „Revocation de la Lettre de cachet“ für den Offizier Hyacinth<br />

d’Arcy vom irischen Regiment Fitzjames, das auf Frankreichs Seite gegen England focht.<br />

905 — LUDWIG X<strong>VI</strong>., König, 1754 – 1793 (hingerichtet). Schriftstück m. U. „Louis“. Versailles<br />

2.XII.1783. 1 S. gr.-folio. An den Rändern und in der Bugfalte etwas gebräunt und mit<br />

kleinen Einrissen. Zwei schwache Klammerspuren am rechten Rand. (400.—)<br />

Rechnungslegung für den Finanzdistrikt von Chalons für das Jahr 1782 über „Soixante dix sept mille quatre<br />

cent une livres quinze sols onze deniers“ – „Fait et Arrêté au Conseil Roial des Finances tenu à Versailles“.<br />

Mit Gegenzeichnung des Generalkontrolleurs der Finanzen, Charles Alexandre Vicomte de C a l o n n e ,<br />

Außenminister Charles Gravier Comte de Vergennes und zwei anderen.<br />

460


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 903 König Ludwig XIV. von Frankreich<br />

461


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Frankreich. – Ludwig X<strong>VI</strong>.)<br />

906 — — NECKER, Jacques, Genfer Bankier, Finanzminister Ludwigs X<strong>VI</strong>.; Vater der<br />

Madame de Staël, 1732 – 1804. E. Br. m. U. O.O. 24.<strong>VI</strong>II. o. J. 4 S. kl.-4 o . (600.—)<br />

Als Finanzminister an eine hochgestellte Persönlichkeit.<br />

„J’ai rendu compte au Roy Monseigneur de l’offre généreuse patriotique que vous m’aviez faite d’employer<br />

l’argent qui vous reviendra pour le procès que vous avez gagné, à tel etablissement ou tel objet utile<br />

de depense qui vous seroit indiqué de la part de Sa Majesté ... Le Roy“ (Ludwig X<strong>VI</strong>.) „m’a paru sentir<br />

tout ce qu’il y avoit de noble et de rare dans cette proposition et Sa Majesté m’a chargé expressement de<br />

vous en temoigner Sa Satisfaction. J’ai saisi avec bien de l’empressement cette occasion de rendre hommage<br />

à vos vertus et à cet esprit de bienfaisance dont vous presentez un exemple si distingué ...“<br />

Eigenhändig s e h r s e l t e n .<br />

907 — LUDWIG X<strong>VI</strong>II., König, 1755 – 1824. E. Schriftstück m. U. „Louis Stanislav Xavier“.<br />

Versailles 15.<strong>VI</strong>I.1780. 1 S. gr.-folio. Oben und links schadhaft und gebräunt. (150.—)<br />

Zahlungsanweisung an den „Trésorier Général de nos finances“ über 682 Livres und 4 Sols für eine<br />

„Dépense Extraord[inai]re“.<br />

Politisch ohne Einfluß verfügte der jüngere Bruder Ludwigs X<strong>VI</strong>. (seit 1774 „Monsieur“) über einen verhältnismäßig<br />

großen Hofstaat von 390 Personen.<br />

908 — KARL X., König, der letzte aus dem Haus Bourbon, als Karl Philipp Graf von Artois<br />

Führer der Emigranten, 1757 – 1836. E. Br. m. U. „C“. O.O. „Vendredy 2 heures“ (wohl 2.<strong>VI</strong>I.<br />

1830). 1 ⁄3 S. gr.-8 o . Mit Siegelspur und Adresse. Leicht knittrig. (250.—)<br />

An Graf de La Ferronage wegen der Nachricht vom Tod König Georgs IV.<br />

„Tachies de decouvrir mon cher La Ferronnage, si la nouvelle de la mort du Roi d’Angleterre, arrivée par<br />

un paquetbot a Boulogne, est malheureusement vraie; ou si, comme je le desire vivement, elle n’est fondée<br />

que son de faux bruits. / Bonjour / C“.<br />

Georg IV. war am 26. Juni gestorben; Karl X. wurde wenige Wochen später gestürzt.<br />

Beiliegend ein dreizeiliger e.Vermerk m. U. (o.O. um 1815) auf einer Eingabe eines Sohnes des royalistischen<br />

Generals Louis de Sol de Grisolles an Finanzminister Corvetto, den er um eine Anstellung beim<br />

Rechnungshof bittet. Karl fügt am Rand an: „Je recommande ce memoire avec un vif interêt de C[om]te<br />

Corvetto / Charles Philippe“.<br />

909 — LUDWIG PHILIPP I., der „Bürgerkönig“ a.d.H. Orleáns, 1773 – 1850. Schriftstück<br />

m. U. „Louis Philippe“. O.O. 9.<strong>VI</strong>II.1830. 1 ⁄2 S. 4 o . Leicht gebräunt und fleckig. Kaschiert und<br />

montiert (Unterrand beschnitten). (800.—)<br />

Der Schwur des neuen Königs auf die Verfassung, geleistet am Tag seiner Krönung am 9.<br />

August 1830 im Palais Bourbon.<br />

„En présence de Dieu, je jure d’observer fidèlement la charte Constitutionelle avec les amendemens et<br />

modifications exprimés dans La Déclaration; de ne gouverner que par les lois et selon les lois, de faire rendre<br />

bonne et exacte justice à chacun selon son droit, et d’agir en toute chose dans la seule vue de l’Intérêt,<br />

du bonheur et de la gloire du Peuple français“.<br />

Darunter zwei e. Zeilen seiner Gemahlin, Königin Maria Amalia: „C’est avec la plus vive émotion que j’ai<br />

entendu prononcer ce serment / Marie Amélie“.<br />

Angeheftet eine Echtheitsbestätigung des Hauses Charavay aus dem Jahr 1860.<br />

462


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

910* FRANZÖSISCHE REVOLUTION. – BROGLIE, Claude Victor, Prinz von, französischer<br />

General und Staatsmann; Sohn des Führers der Emigranten, 1756 – 1794 (hingerichtet). Schriftstück<br />

m. U. „Victor Broglie“. Paris 27.<strong>VI</strong>II.(1791). 3 ⁄4 S. folio (handschriftlich ausgefüllter Vordruck).<br />

Mit Holzschnitt-Vignette der Nationalversammlung („La Loi et le Roi“) am Kopf (nicht<br />

bei Boppe). Mit (verdrücktem) Lacksiegel. (250.—)<br />

Von Broglie als Präsident der Nationalversammlung unterzeichnete Bescheinigung für den Deputierten –<br />

und Gründer des Jakobinerklubs – Claude Christophe G o u r d a n aus dem Departement Haute Saône.<br />

– Mitunterzeichnet von den Sekretären der Nationalversammlung B. Lesterpt-Beauvais, G. Blancard,<br />

G.H. Couppé de Kervennou, A.A. Marquis de Mailly de Châteaurenaud (ehemals Sekretär bei Voltaire)<br />

und F.P. Pougeard-Dulimbert.<br />

An diesem Tag erging die P illnitzer Deklaration Kaiser Leopolds II. und König Friedrich Wilhelms<br />

II. von Preußen gegen das revolutionäre Frankreich.<br />

911 — COMITÉ DE SÛRETÉ GÉNÉRALE des Nationalkonvents. Schriftstück mit den<br />

Unterschriften von Pierre Guyomar, Jean Baptiste Mathieu-Mirampel, Hugues Monmayou,<br />

Joseph Pémartin, Achille Joseph Sevestre de la Mettrie und vier weiteren Mitgliedern. (Paris)<br />

4. Prairial an 3 (23.V.1795). 1 S. folio. Mit Holzschnitt-Vignette (nicht bei Boppe) am Kopf und<br />

Prägesiegel. Minimale Nadellöcher. (300.—)<br />

Befehl zur Verhaftung der Teilnehmer an einer konterrevolutionären Versammlung – „à faire arreter tous<br />

individus faisant partie du dit Rassemblement“.<br />

Am 22. August des Jahres wurde die Direktorialverfassung verkündet.<br />

912 — FOUCHÉ, Joseph, Herzog von Otranto, Revolutionär, dann Polizeiminister Napoleons<br />

und der Bourbonen, 1759 – 1820. Br. m. U. „Fouché“. Paris 3. Thermidor an 10 (22.<strong>VI</strong>I.<br />

1802). 1 1 ⁄4 S. 4 o . Mit Holzschnitt-Vignette (Boppe Nr. 246) am Kopf. Mit rotem Siegelstempel des<br />

Ministeriums und Adresse mit rotem Stempel „M tre de la Police“. (200.—)<br />

Als Polizeiminister an den Präfekten des Departements Côte d’Or in Dijon wegen des Gesuchs eines ehemaligen<br />

Pfarrers, sich zu seiner Familie nach Langres begeben zu dürfen.<br />

„... Cet Ex-curé ayant rempli les formalités prescrites ... je ne vois aucun inconvénient d’accéder à sa<br />

demande, et je vous autorise en conséquence à y faire droit.“<br />

913* — NATIONALKONVENT. – Druck: „Décrets de la Convention Nationale, Du 25 Mai<br />

1793, l’an second de la République française, Relatifs aux Prisonniers de Guerre“, Chaumont,<br />

Bouchard 1793, 8 S. 4 o . Gering stockfleckig. (200.—)<br />

Ausfertigung für den Distrikt Langres vom 3. August des Jahres. – Der Nationalkonvent hatte in dem<br />

Gesetz u. a. bestimmt, daß der Austausch von Kriegsgefangenen nur noch nach dem Prinzip Mann gegen<br />

Mann erfolgen solle.<br />

463


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Französ. Revolution)<br />

914* — ROBESPIERRE, Maximilien de, französischer Revolutionär, Rechtsanwalt; Führer<br />

der „Bergpartei“, 1758 – 1794 (hingerichtet). Br. m. U. Paris 7.IX.1793 („l’an 2 e . de la République<br />

française“). 1 S. 4 o . Leicht stockfleckig. Kleiner Ausriß am Oberrand. (1.600.—)<br />

Als Mitglied des Wohlfahrtsausschusses an den Innenminister (Jules François Paré), an den er eine<br />

Beschwerde eines ehemaligen Bürgermeisters weiterleitet, der sich zu unrecht verhaftet sah.<br />

„... Nous vous adressons, Citoyen Ministre, une lettre du Citoyen Laigneau ci devant Maire à Villaine il<br />

expose que les juges du tribunal de Cussay, ont excédé à son égard les termes du decrèt qui le met en état<br />

d’arrestation puisqu’ils l’ont fait mettre en prison ...“<br />

Mitunterzeichnet von Lazare Carnot und Alexis Thuriot.<br />

915* — ROCHAMBEAU, Donatus Maria Joseph de Vimeur, Vicomte de, General; 1796 Gouverneur<br />

von Santo Domingo, 1750 – 1813. E. Br. m. U. Paris 19. Messidor an 7 (7.<strong>VI</strong>I.1799). 1 S.<br />

4 o . Mit Gebührenstempeln am Kopf. Rechter Rand beschnitten (geringer Buchstabenverlust),<br />

etwas fleckig, rückseitig Montagespuren. (200.—)<br />

An den Marineminister (Marc Antoine Bourdon Vatry) wegen der Bezahlung seines Soldes als Kommandant<br />

der Inseln über und unter dem Wind.<br />

„... Je reclame le payement de mes appointements comme commandant en chef des Isles du Vent et Sous<br />

le vent de L’amerique. l’arrangement de mes affaires me force à Vous rappeller qu’il me seroit essentiel<br />

que vous vouliez bien Vous en occuper. Mon Decompte en est dans vos Bureaux ...“<br />

Mit Bearbeitungsvermerken.<br />

916 FRIEDRICH, Ernst, anarchistischer Pazifist; Verfasser des Buches „Krieg dem Kriege“,<br />

1894 – 1967. 3 e. Br. m. U. Île-Saint-Denis, „à bord de l’ ‘Arche de Noé’“ 3. bis 22.<strong>VI</strong>I.1953. 4 S.<br />

gr.-4 o . Auf illustrierten Briefbogen seines „Friedensschiffes“; links und am Unterrand Aufdrucke<br />

zu den Zielen des Schiffes. Gelocht, stellenweise etwas gebräunt. (250.—)<br />

An Theodor Michaltscheff, den Vorsitzenden der Internationale der Kriegsdienstgegner („Lieber Theo“),<br />

den er an seine Bitte um Überlassung von Klischees der „Friedensrundschau“ erinnert.<br />

3.<strong>VI</strong>I.1953. „... könntest Du mir das Klische: ‘Korea beweint seine Söhne’ (Januar 1951) leihen? …<br />

Hast Du die Adresse meines Freundes Bulgakof? ...“ – Gemeint ist Walentin Fjodorowitsch Bulgakow<br />

(1886 – 1966), der ehemalige Privatsekretär Tolstois.<br />

14.<strong>VI</strong>I.1953. „... Mein lieber Theo, unsere Freundschaft steht Deinerseits auf schwachen Beinen, weshalb<br />

ich in Zukunft wohl besser darauf verzichte ...“<br />

22.<strong>VI</strong>I.1953. „... in Eile, denn ich drucke bereits die ersten beiden Bogen. Da ich das von Dir erbetene<br />

Klisché erst im 3. Bogen benötige, so kommt es vielleicht noch zurecht, falls Du nun umgehend senden würdest<br />

...“<br />

464


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

„die Sache wegen seines Namens“<br />

917 FRÖBEL, Julius, liberaler Politiker; Vertreter der demokratischen Linken in der Frankfurter<br />

Nationalversammlung, 1805 – 1893. E. Br. m. U. Wien 25.XI.1861. 4 S. gr.-8 o . (300.—)<br />

Während einer Wien-Reise wohl an eine Verwandte („Liebe Fanny“) mit Nachrichten aus dem Familienkreis<br />

sowie über seine bevorstehende Ansiedlung in Österreich. – Nachdem Fröbel 1857 amnestiert nach<br />

Europa zurückgekehrt war, hatte er zunächst in Österreich die Führungsmacht für die Lösung der Großdeutschen<br />

Frage gesehen; ein Jahr später trat er in österreichische Dienste.<br />

„... Vielleicht hat Willie“ (sein Stiefsohn William; Fröbel hatte in Amerika in zweiter Ehe Karoline Mörbes<br />

geb. Gräfin Armansperg geheiratet) „unterdessen an die Cousinen geschrieben, die er so sehr lieb hat<br />

... Ich habe ihm aber noch auf der Eisenbahn beim Abschiede das heilige Versprechen geben müssen, die<br />

Sache wegen seines Namens in Ordnung zu bringen. ‘Aber bestimmt bringst Du den Namen in Ordnung’<br />

– rief er mir noch zu ... Er heißt nämlich positiv nicht Willie Mörbes sondern Willie Fröbel ... Diese Angelegenheit<br />

ist bei dem Jungen eine sehr ernsthafte. Er habe seinen ‘anderen’ Vater nicht gekannt, und wenn<br />

jetzt ich einmal sein Vater sei, so müsse er auch heißen wie ich – dabei bleibt er! Ich würde ihn schon längst<br />

adoptirt haben ..., wenn die Sache nicht vielerlei Schwierigkeiten hätte; doch wird es noch zur Ausführung<br />

kommen, da es auch Carolinens Wunsch ist …<br />

Das beigeschlossene Briefchen an Deinen Bruder Charles enthält die Bitte, auf unseren Wunsch eines<br />

höchst bescheidenen Ankaufes in Eurer Gegend zu achten, wenn ihm etwas vorkommen sollte ... Wir rechnen<br />

uns nur zum höheren Proletariat, und suchen nichts als ein oberösterreichisches Bauernhaus mit<br />

Tannen dahinter, einer grünen Wiese zur Seite, durch die ein Bach fließen muß, den Alpen davor und eine<br />

Eisenbahnstation in der nächsten Nähe. Bescheidene Forderung, und doch nicht ohne Pratension! nicht<br />

wahr? ...“<br />

918 FÜRSTEN, Generale und Staatsmänner. – 20 Autographen (vielfach ausgeschnittene<br />

Namenszüge). (200.—)<br />

Kaiser Wilhelm I. und Kaiserin Augusta (Namenszüge), Herzog Ferdinand von Anhalt-Köthen (Köthen<br />

1823), König Maximilian von Bayern (München 1860), Herzog Georg von Mecklenburg (Briefschluß m.<br />

U.), König Friedrich Wilhelm III. (Briefschluß, Berlin 1812) und Prinz August Wilhelm von Preußen<br />

(Namenszug), Königin Isabella II. von Spanien (e. Billett auf ihrer Visitenkarte), Fürst Herbert von Bismarck<br />

(Friedrichsruh 1890), Fürstin Johanna von Bismarck (Friedrichsruh 1882) und Fürst zu Eulenburg<br />

(Namenszug) sowie<br />

Ludwig Bamberger (Berlin 1873), Paul-Armand Challemel-Lacour (Paris 1877), General Mariano Escobedo<br />

(e. Billett auf seiner Visitenkarte, an Otto Goldschmidt), Charles de Freycinet (e. Billett m. U.), Feldmarschall<br />

von Gneisenau (Briefschluß m. U., Berlin 1831), Ludwig Loewe (Briefschluß), Generalfeldmarschall<br />

von Moltke (Namenszug), Minister von Puttkamer (Namenszug) und Generalpostmeister<br />

Heinrich Stephan (Namenszug).<br />

919 — 7 Autographen, meist Urkunden m. U. (250.—)<br />

Kurfürst Karl Theodor (Br. m. U., München 1783, fleckig), die Könige Ludwig I. (München 1833) und<br />

Maximilian II. (Reichenhall 1848) sowie Prinzregent Luitpold von Bayern (München 1887), Herzogin Victoria<br />

von Kent (e. Br. m. U., Clarence House 1847), König Karl XIV. Johann von Schweden (Stockholm<br />

1821) und Herzog Friedrich Josias von Sachsen-Coburg-Saalfeld (im Feldlager bei Chotým 1788).<br />

465


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

920 GARIBALDI, Giuseppe, italienischer Freiheitskämpfer, 1807 – 1882. Portraitphotographie<br />

mit eigenh. Namenszug „G. Garibaldi“ auf dem Unterrand. O.O.u.D. Visitformat. Aufnahme:<br />

Alessandro Pavia, Mailand und Genua. (300.—)<br />

Brustbild in Oval.<br />

921 GAULLE, Charles de, französischer General und Staatsmann; setzte als Führer des<br />

„Freien Frankreich“ den Krieg an der Seite Englands fort, Staatspräsident der Fünften Republik,<br />

1890 – 1970. E. Br. m. U. O.O. 22.<strong>VI</strong>.1959. 1 S. gr.-8 o . Auf seinem Briefpapier. (400.—)<br />

„Cher Monsieur / Ci-joint une partie des épreuves des ‘Documents’. / Bien cordialement / Ch. de Gaulle.“<br />

– 1959 erschien der 3. Band seiner Kriegserinnerungen.<br />

„Häßliche Händel“<br />

922 GEISTLICHE FÜRSTEN. – CLEMENS AUGUST, Herzog von Bayern, Kurfürst-Erzbischof<br />

von Köln, 1700 – 1761. Br. m. U. Bonn 29.XI.1757. 1 1 ⁄4 S. folio. Mit Siegel und Adresse.<br />

Kleiner Einriß, leicht braunfleckig, Tinte etwas durchschlagend. (400.—)<br />

An den Kommandeur des Leibregiments, Oberst Freiherrn von Cler, „zur Reichsexecutions-Armée / Meiningen“,<br />

der ihm über „die so fälschlich als ohnerlaubte affaire des Petrequin“ berichtet hatte.<br />

„... Unser ernstlicher Will und Befehl ist, daß du die sach, so viel immer möglich ist, aus dem grund untersuchen,<br />

und darüber seiner Zeit deinen ... bericht erstatten sollest, also hegen Wir auch zu dir das<br />

g[nä]d[i]gste Zutrauen, du werdest also sorg und mühe dahin anwenden, damit wenigstens in Zukunfft<br />

dergleichen Uns äusserst unvergnügende Häßliche Händel unterbleiben, folgsam unter denen Militairen<br />

eine gute Einverständnus und ordnung gehalten werden möge ...“<br />

Vom Beginn des Siebenjährigen Krieges. Kurköln hatte auf Seiten der Reichsarmee mit zwei Infanterie-<br />

Regimentern an der Schlacht bei R o ß b a c h am 5. November des Jahres teilgenommen. – Das Leibregiment<br />

geriet Anfang April 1759 bei Meiningen in preußische Kriegsgefangenschaft.<br />

923 — FRANZ EGON, Fürst von Fürstenberg, Bischof von Straßburg, kurkölnischer Politiker;<br />

Parteigänger König Ludwigs XIV., dem er die Stadt auslieferte, 1626 – 1682. Br. m. U.u.E.<br />

Wesel 25.I.1674. 1 S. folio. Etwas gebräunt. (300.—)<br />

An den Kurfürst-Erzbischof von Trier, dem er berichtet, was ihm seine Räte wegen der durch „freih[errn]<br />

von Orßbeckh ... verrichter execution in meinem Stifft Stablo“ geschrieben haben.<br />

466


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

„... Nhun hette Ich mir niemahlen von diesem Cavallier solches einbilden können, sondern ... geglaubt,<br />

Er würdte sich entschüldiget haben, eine solche execution gegen einen stand des Reichs vor zu nehmen<br />

und dergestalt zu verfahren, auch sich zum brennen so vieler armer Leuthe gebrauchen laßen, Bevorab<br />

... halte Ich nit, daß solches für ubel genohmen werden könte, sicher aber ist es, daß wofern der friedt<br />

nit baldt erfolgt, so dörffte es noch wunderliche abrechnung geben, Ich zweiffele aber nit, und hoffe zu<br />

Gott, Ew Ld werden krefftigst ... dazu cooperiren, damit der ... fried balt erfolgen möge ...“<br />

Aus dem Niederländischen Krieg (1672 – 1678), in dem das Reich die Generalstaaten gegen Frankreich<br />

unterstützte.<br />

924 GENTZ, Friedrich von, Staatsmann und politischer Schriftsteller; Berater Metternichs,<br />

1764 – 1832. E. Br. m. U. (Wien) 5.<strong>VI</strong>I.(wohl 1803). 3 3 ⁄4 S. gr.-8 o . Mit Goldschnitt. (500.—)<br />

Vertraulicher Brief an (Alexandrine Fürstin von Dietrichstein geb. Gräfin Schuwalow), die ihn um Rat<br />

gefragt hatte, wie sie sich gegenüber ihrem (untreuen) Ehemann General Fürst Franz Joseph v. D. verhalten<br />

solle.<br />

„... Pour ce qui est du conseil que je Vous ai donné, croyez, que j’y avois bien réflechi, et, que plus je m’en<br />

occupe, plus je me persuade de la bonté de ce conseil. Il est très vrai qu’il n’y auroit pas de reproche, pour<br />

ainsi dire, matériel ou juridique à Vous faire lorsque, pour Vous accomoder aux projets de Votre mari,<br />

Vous allez chez Mad. Votre soeur, quelque soit l’endroit, où elle se trouve. – Mais, tant que la possibilité<br />

d’une réconciliation ... Vous tiendra à coeur, il me paraoit tout simple, que Vous devez éviter ce que Vous<br />

donneroit – pardon d’une expression un peu dure, mais exactement conforme à la vérité! – le coup-degrace<br />

dans l’esprit de Mr. de Dietrichstein. Si Vous lui étiez tout-à-fait étrangère, il Vous regarderoit avec<br />

horreur après un séjour que Vous auriez fait en France pendant une guerre avec l’Angleterre! Et si il y<br />

encore une circonstance qui à ses yeux puisse aggraver ce tort impardonnable, c’est celle de faire ce séjour<br />

avec une femme, qu’il déteste“ (die folgenden 3 1/2 Zeilen sind aus Diskretionsgründen getilgt). „Je suis<br />

très faché que cette femme soit Madame Votre soeur; mais il s’agit à présent de la vérité; je Vous la dois …<br />

Je crois 1) que Vous devez partir 2) que le seul projet qui convient à Votre position est celui d’aller à la<br />

rencontre de Mad. Votre mère; 3) que ce projet peut être exécuté de manière à ne pas Vous imposer de<br />

trop grand sacrifices; si vous allez à petites journées à Cracovie, ensuite à Landshut ppp ou, Vous joindrez<br />

Mad. Votre mère, ou, les mois de l’été se passeront; Vous aurez rempli Votre promesse; Vous ne Vous<br />

serez compromise d’aucune manière; et l’avenir restera intact pour Vous ...“<br />

1803 verkehrte Gentz im Haus der Gräfin Schuwalow in Wien, wo er in engeren Kontakt zu deren Töchtern,<br />

den Fürstinnen Dietrichstein und Gallitzin trat.<br />

Beiliegend ein e. Briefentwurf m. U. der Fürstin von Dietrichstein, wohl an Gentz, die Rückzahlung eines<br />

ihm gewährten Darlehens betreffend (tintenfleckig).<br />

925 — E. Br. m. U. O.O. 15.IV.(1813?). 1 2 ⁄3 S. 8 o . (400.—)<br />

„Denken Sie Sich meinen Verdruß! Anstatt mit J. zu sprechen, hat mich der halb-tolle Windischgrätz dem<br />

ich bisher glücklich ausgewichen war, gepakt, eine Stunde lang bey mir gewütet und endlich veranlaßt,<br />

daß J. der nicht länger warten konnte fortgegangen war, als ich mir jenen Teufel vom Halse geschafft<br />

hatte. Ich habe Brustkrämpfe gefühlt, und eine Darm-Kolik besorgt; und noch weiß ich nicht, wie das<br />

Gift, welches ich in dieser Stunde geschluckt habe, mir bekommen wird.“<br />

Fürst Alfred zu Windisch-Grätz (1787 – 1862), der spätere General, der 1848 das aufständische Wien einnahm,<br />

war 1813 Gentz’ Konkurrent um die Gunst der Herzogin Wilhelmine von Sagan.<br />

467


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Gentz)<br />

926 — E. Br. m. U. O.O.u.D. (nach 1814). 2 ⁄3 S. 8 o . Goldschnitt. Mit Siegelspur und Adresse.<br />

Leicht gebräunt; Einriß fachmännisch repariert. (300.—)<br />

An den französischen Gesandten in Wien, Marquis (später Herzog) Victor Louis Riquet de Caraman.<br />

„Je me rends dans un quart d’heure chez Mr. le Prince de M e t t e r n i c h ; et dès que je serai au fait de<br />

ce qu’il veut dire, ou avoir dit, j’en informereai Votre Excellence. Mille graces, Monsieur l’ambassadeur,<br />

de la conclusion de Votre billet.“<br />

927 GNEISENAU, August Graf Neidhardt von, preußischer Feldmarschall, 1760 – 1831. E.<br />

Br. m. U. Berlin 22.XII.1814. 1 S. 4 o . Minimal fleckig. Linker Rand mit Montagerest. (350.—)<br />

An (Johann Friedrich Oswald, Rechnungsrat bei der Seehandlung in Berlin), dem er für die Übersendung<br />

von ihm herausgegebener Gedichte „auf die Begebenheiten der lezteren Jahre“ dankt.<br />

„... Ich werde mich an den ohne Zweifel darinn ausgedrückten patriotischen Gefühlen zu stärken mich<br />

bestreben ...“<br />

928 — E. Br. m. U. Treuenbrietzen 27.III.1815. 3 ⁄4 S. 4 o . Mit (zerteiltem) Siegel und defektem<br />

Adreßblatt. Leicht gebräunt. Etwas knittrig. (350.—)<br />

Aus der Zeit der Hundert Tage an Oberstleutnant Karl Wilhelm Sigismund von Rottenburg, „Chef<br />

des Generalstaabes des H. Grafen von Tauentzien“ in Berlin.<br />

„Es war meine Absicht ..., Sie für den gestrigen Abend zu mir einzuladen, sei es Schuld von meiner Seite<br />

oder die meiner Leute, aber Sie sind nicht erschienen und dies hat mir sehr leid gethan, denn ich wollte<br />

von Ihnen Abschied nehmen. Ich thue dies hiemit schriftlich, da es nun nicht anders ist, und ich bitte Sie,<br />

auf meine treue Ergebenheit stets zu rechnen. Seien Sie meiner mit Wohlwollen eingedenk ...“<br />

Am 1. März war Napoleon von Elba geflohen; Ende des Monats stellte Gneisenau, als Blüchers Generalstabschef,<br />

die Truppen am Niederrhein auf. Am 18. Juni wurde Napoleon bei Waterloo geschlagen.<br />

Beiliegend 1 e. Br. m. U. (Berlin 1847; beschnitten) des späteren Generalfeldmarschalls Edwin Freiherrn<br />

von Manteuffel; als Adjutant des Prinzen Albrecht von Preußen mit einer Mittags-Einladung für Prinz<br />

Waldemar von Schleswig-Holstein, Kleiderordnung: „Anzug Überrock und Mütze“.<br />

929 GONZAGA, Cesare de, italienischer Heerführer, Staatsmann und Dichter; mit Baldassare<br />

Castiglione befreundet, 1476 – 1512. E. Br. m. U. Ferrara 7.XII.1501. 3<br />

⁄4 S. gr.-4 o . Mit Adresse.<br />

Leicht fleckig, alte Lochung. (1.200.—)<br />

An den Sekretär des Herzogs Guidobaldo I. von Urbino mit der Bitte um Weiterleitung eines Briefes „al<br />

Signore nostro, parendove che la stia bene, porgitela, quanto che non, redrizatella in quello modo vi<br />

par ...“<br />

Im nächsten Jahr wurde der Herzog von Cesare Borgia aus Urbino vertrieben.<br />

Von größter Seltenheit.<br />

468


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 929 Cesare de Gonzaga<br />

469


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

930 GROSSBRITANNIEN. – KARL I., König, 1600 – 1649 (hingerichtet). Br. m. U.u.E.<br />

„Vestrae M[ajesta]tis Frater Consanguineus amantissimus Carolus R[ex]“. London („e nostro<br />

Westmonasteriensi“) 30.XII.1635. 1 1 ⁄2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel (Faltspur) und Adresse.<br />

Goldschnitt. Minimal fleckig. (1.600.—)<br />

An Kaiser Ferdinand II. mit der Bitte, seinen Neffen, den Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz,<br />

wieder in seine Erbrechte einzusetzen. – Karl Ludwig, der Sohn des 1632 verstorbenen Winterkönigs, war<br />

nach England geflohen, um bei König Karl I., dem Bruder seiner Mutter Elisabeth, Hilfe zu suchen. Dieser<br />

war aber nicht zu einem bewaffneten Eingreifen zu bewegen; er begnügte sich mit Verhandlungen und<br />

Briefen, wofür der hier vorliegende ein Beispiel ist.<br />

„... Nepos noster, Elector Palatinus, ad eam jam pervenit aetateum, ut avitas haereditates ex more majorum<br />

adire & propterea investituram a Caesarea Vestra Majestate tanquam supremo feudi domino ...<br />

humillime petere & impetrare debeat ... Nos etiam, quia praesentem jam complectimur, hospitij & clientelae<br />

religione quadam tenemur, omni opera Vos rogare & urgere, ut nunc demum perficiantur, quae a<br />

Vobis per litteras promissa, quae a Rege Hispaniarum ... stipulata, & quae tot legationibus a nobis quaesita<br />

sunt: Etiam pro illa quae nobis cum Austriaca domo intercedit necessitudine & amicitia obnixe jam<br />

petimus, ne quid iniquissimo exemplo in Principem nullius noxae conscium ... statuatis, quod Vovis, quod<br />

Imperio, quod paci publicae ... vel obesse vel praejudicare ullo modo possit ...“<br />

931 — <strong>VI</strong>KTORIA I., Königin, Kaiserin von Indien, 1819 – 1901. E. Br. m. U. Buckingham<br />

Palace 13.III.1845. 2 1 ⁄4 S. 8 o . Mit geprägtem Allianzwappen (in Gold und Farben) am Kopf. Minimal<br />

fleckig. Mit gesiegeltem Umschlag. (800.—)<br />

An Prinzessin Luise von Schweden, geb. Prinzessin von Baden, deren Schwester Marie Herzogin von<br />

Hamilton soeben Mutter geworden war.<br />

„... Je suis extrèmement reconnaissante à Votre Altesse Royale d’avoir Eue la bonté de m’annoncer tout<br />

de suite les nouvelles de l’heureuse accouchement de la Princesse Marie, d’un fils. – Nous nous réjouissons<br />

bien sincèrement de cet heureux dénouement, surtout après tant d’inquiétude. Nous Vous prions,<br />

Madame d’être notre interprète auprès de la Princesse, qui j’espère, ainsi que Votre petit fils continueront<br />

de se porter aussi bien que possible.<br />

Le Prince“ (Prinzgemahl Albert von Sachsen-Coburg-Gotha) „me charge de Vous offrir ses hommages ...“<br />

„in British North America“<br />

932 — — EDUARD, Herzog von Kent, Vater der Königin Viktoria, 1767 – 1820. Br. m.<br />

U.u.E. „I am Sir, Your Royal Highness’s most affectionate brother Edward“. Hauptquartier<br />

Halifax (Neuschottland) 21.XI.1799. 1 2 ⁄3 S. gr.-folio. Kleine Einrisse. (200.—)<br />

Als „General and Commander in Chief of His Majesty’s Forces serving in British North America“ an seinen<br />

Bruder Herzog Friedrich August von York, „Captain General of all His Majesty’s Forces“.<br />

„... As You are pleased to say that, there being a probability of Your speedily receiving His Majesty’s<br />

Orders to take upon you the Command of an Army, destined to act on the Continent of Europe ... I sincerly<br />

hope Your Royal Highness’s success will keep pace with Your most sanguine wishes ...“<br />

470


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

933 — EDUARD <strong>VI</strong>II., König, Kaiser von Indien, nach seiner Abdankung (1936) Herzog von<br />

Windsor, 1894 – 1972. Br. m. U. „Edward R I“ und e. Anrede. The Fort, Sunningdale 25.<strong>VI</strong>.<br />

1936. 3 ⁄4 S. 8 o . Mit bekröntem Monogramm „ERI <strong>VI</strong>II“. Trauerrand. Mit Umschlag (Poststempel).<br />

(400.—)<br />

An Gladys Kemp Scanlon, eine Freundin seiner späteren Ehefrau Wallis Simpson, der er für Glückwünsche<br />

zu seinem 42. Geburtstag (am 23. Juni) dankt. „... Thank you and Mike very much indeed for your<br />

charming present and kind thought of me on my birthday ...“<br />

S e h r s e l t e n aus seiner nur zehnmonatigen Regierungszeit.<br />

Beiliegend 2 Telegramme an dieselbe Adressatin, Buckingham Palace 20.<strong>VI</strong>I.1936 und St. Wolfgang<br />

17.IV.1937 (letzteres etwas feuchtfleckig).<br />

„our affair with H.M. Government“<br />

934 — — WALLIS, seine Gemahlin, geb. Warfield, gesch. Simpson, 1896 – 1986. 11 Autographen:<br />

9 e. Br. m. U. und 2 Br. m. U. „Wallis“. London, Cannes, Schloß Candé, Schloß Wasserleonburg,<br />

(Nötsch), Wien, Nürnberg und (Paris) 20.<strong>VI</strong>.(1936) bis 15.(XII.)1937. 27 S. 4 o bis<br />

8 o . Mit gedruckten Briefköpfen (nach der Hochzeit meist bekröntes Monogramm). Mit 10<br />

Umschlägen. 2 Briefe mit Randeinrissen, 4 Briefe feuchtfleckig (1 mit kleinem Feuchtigkeitsschaden).<br />

(1.600.—)<br />

An ihre Freundin Gladys Kemp Scanlon bzw. deren Ehemann, den amerikanischen Diplomaten Colonel<br />

Michael Scanlon.<br />

London 20.<strong>VI</strong>.1936. „Gladys darling – I have a lot of seats for the 16th and unless you already have yours<br />

why don’t you come with me? In any case we shall adore to lunch with you after-wards ... I shall be back<br />

this week after a rainy – and expensive Ascot – how wise of you to wait until next year ...“<br />

Schloß Candé 16.(III.1937). „Dear Mike ... this is to tell you that any time you both can come here your<br />

room is ready ... Bring your golf clubs in the faint hope of some decent weather – so far floods and gales<br />

– but I love this part of the world anyway. Please let the bride know all this and the sooner you can come<br />

the better ...“<br />

Am 3. Juni fand in Schloß Candé bei Tours die Hochzeit statt. – Dazu 2 Photographien.<br />

Schloß Wasserleonburg 16.<strong>VI</strong>I.(1937). Von der Hochzeitsreise. „Dear Mike ... We will be here until Sept<br />

1st so if you are coming anywhere near try to stop by ...“ – Dazu eine Ansicht des Schlosses.<br />

30.(<strong>VI</strong>II.1937). „Gladys dear – we miss you both so much ... We are busy making little heaps of things over<br />

the house as the packers arrive on Wednesday ... We both look forward to meeting you in Paris when I<br />

will accompany you to at least two dress shows ...“ (Feuchtigkeitsschaden).<br />

Nürnberg 20.X.1937. „Darlings ... We have now heard from Sir Walter Monckton that he will be over ...<br />

to see us ... If you are in Paris, we will keep the Sunday night open so that we can be together ...“<br />

Zum Mißfallen der britischen Regierung besuchten Edward und Wallis zwei Tage später Adolf Hitler auf<br />

dem Obersalzberg. – Der Rechtsanwalt und Politiker Sir Walter Monckton hatte Edward <strong>VI</strong>II. während<br />

des Abdankungsverfahrens beraten.<br />

(Paris) 15.(XII.1937). Über ihre Suche nach einem Domizil. „Gladys dear ... I find shopping here for that<br />

little gift practically impossible as they have brought out all the things the tourists didn’t buy before the<br />

crash. We have been too busy with visitors and house hunting I am franctic because the French still have<br />

their tubs on feet and not many of them. We have seen many houses – but nothing I find that makes the<br />

Meurice look uncomfortable. I think it will end in a lease of an unfurnished one and we put in the improvements<br />

and bring the furniture over – some of the country near Paris is really lovely and I long to get settled<br />

and wear myself out struggling with servants. We leave ... for Lou Viei which the Rogers have lent<br />

471


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Großbritannien. – Eduard <strong>VI</strong>II. – Wallis)<br />

while in N.Y. ... Then we return in about 10 days and have succeeded in getting a house in Havana<br />

(secret) for February, but on the other hand – our affairs with H.M. government look as though they<br />

wouldn’t be settled enough to go so far. So we are really not commiting ourselves definitely to anything ...“<br />

Beiliegend 4 Telegramme (2 auch in Edwards Namen), 1938 – 1957, sowie in ihrem Auftrag geschriebene<br />

Briefe von Sir Dudley Forwood, Stallmeister des Herzogs von Windsor, und ihrer Sekretärin Gertrude<br />

Bedford (beide Paris 1937), mehrere Drucksachen, darunter 2 faksimilierte Weihnachtsgrüße von<br />

„Edward and Wallis“, das Programm zur Geburtstagsparade König Edwards <strong>VI</strong>II. am 23.<strong>VI</strong>.1936 (defekt)<br />

mit 2 Einlaßkarten, Instruktionen für Besucher der „Afternoon Receptions“ im Buckingham Palace am<br />

21. und 22. Juli 1936 sowie 2 Briefe Dritter.<br />

935 — ELISABETH, Königin, „Queen Mum“; Witwe König Georgs <strong>VI</strong>., 1900-2002. Gedruckte<br />

Grußkarte mit e. Zusatz und Namenszug neben einer Photographie. 1990. Klappkarte mit<br />

goldgeprägter Krone auf S. 1. Minimal bestoßen. Mit (leicht defektem) Umschlag. (200.—)<br />

„With best wishes for Christmas and the New Year /1990 / from Elizabeth R“. – Auf der zweiten Innenseite<br />

ein Gruppenbild („Four Generations“): die Königin-Mutter mit ihrer Tochter Prinzessin Margret,<br />

ihren Enkeln Prinzessin Anne und Prinz Andrew sowie dessen Tochter Prinzessin Eugenie.<br />

936 — ELISABETH II., Königin, geb. 1926. Urkunde (maschinenschriftlich ausgefüllter<br />

Vordruck) mit e. Namenszug „ElizabethR“ am Kopf. „Given at Our Court at St James’s“,<br />

11.<strong>VI</strong>.1970. 1 3 ⁄4 S. folio. Mit rotem Oblatensiegel. (350.—)<br />

„To Our Magistrate for the North Westminster Petty Sessional Division of the Inner London Area“. –<br />

Gnädiger Erlaß einer Strafe von 3£ für einen Falschparker.<br />

937 HARDENBERG, Karl August Fürst von, preußischer Staatsmann, 1755 – 1822. E. Br. m. U.<br />

Schloß Peilau („Peylau“) 12.<strong>VI</strong>II.1813. 3 S. 4 o . Kleine Heftlöcher in der Bugfalte. (1.200.—)<br />

Brief von historischer Bedeutung an König F r i e d r i c h Wilhelm III., geschrieben am Tag der<br />

Kriegserklärung Österreichs an Frankreich (12. August). – Zwei Tage zuvor war das im Juni ausgehandelte<br />

Waffenstillstandsabkommen zwischen Österreich und Frankreich ausgelaufen, das Hardenberg zur<br />

Bündelung der Kräfte der Alliierten genutzt hatte.<br />

„Voila donc, Sire, la question de la coopération de l’Autriche, finalement emportée, comme Votre Majesté<br />

verra par le rapport ci-joint du Baron [Wilhelm] de Humboldt, arrivé dans ce moment. Ce seroit du<br />

tems perdu pour Elle, de lire toutes les annexes. J’en ai marqué deux, sur lesquelles il vaut la peine de<br />

jetter peutêtre un coup d’oeil.<br />

Je prie Votre Majesté d’agréer mes plus humbles et plus sincères félicitations d’avoir obtenu le grand point<br />

sur lequel Elle place avec raison l’espoir du succès de la lutte, qui va recommancer Les ratifications du<br />

traité avec l’Angleterre sont arrivées. Nous allons les échanger dans la matinée. Le G[énéra]l Stewart“<br />

(Sir Charles Stewart, der englische Gesandte am preußischen Hof) „se propose de retourner encore pour<br />

quelque tems près du Prince royal de Suède“ (der vormalige Marschall Bernadotte, der zu Recht von Sir<br />

Stewart als unsicherer Kantonist beargwöhnt wurde) „parcequ’il croit pouvoir y être très utile au commencement<br />

de la campagne pour la cause commune et pour celle de Votre Majesté en particulier – Il se<br />

propose d’aller Lui faire Sa cour un instant et de Lui demander Son agrément pour cette course. Il laissera<br />

le Sr. Jackson“ (Sir George J., englischer Diplomat und Legationssekretär von Sir Stewart) „ici<br />

comme chargé d’affaires. Je ne puis assez louer les bonnes intentions de ce Général pour la Prusse ...“<br />

472


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 937 Karl August von Hardenberg<br />

473


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Hardenberg)<br />

938 — 2 Br. m. U. Berlin 22.I.1819 und 22.<strong>VI</strong>.1821. Ein Brief mit Adresse und „Siegel des<br />

Staatskanzlers“. Minimal fleckig. (200.—)<br />

An „die Frau Hauptmann von Lang, gebohrene Freyin von Kotzau“.<br />

1819. Mitteilung, daß der König ihr „auf meine Verwendung“ eine jährliche „Pension von 300 rttlrn. Preußisch<br />

Courant“ bewilligt habe, „in Rücksicht auf Ihre Abstammung und ihre jezzige bedürftige Lage“.<br />

1821. Dank für Geburtstagswünsche. „... Es ist mir angenehm wenn Ew. Hochwohlgeboren durch die<br />

Ihnen von des Königs Majestät“ (Friedrich Wilhelm III.) „ausgesetzte Pension in eine sorgenfreye Lage<br />

versetzt worden sind ...“<br />

„Manteufel und Schweif“<br />

939 HARKORT, Friedrich, Unternehmer und Sozialpolitiker, „Vater des Ruhrgebiets“, 1793–<br />

1880. E. Br. m. U. Wetter 11.XI.1850. 1 S. folio. Minimale Randläsuren. Schwach knittrig.<br />

(250.—)<br />

Aus der Zeit der Olmützer Punktation an einen befreundeten Politiker über die Lage Deutschlands. – Harkort<br />

war seit 1848 Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung.<br />

„... Seitdem wir uns trennten haben die politischen Strömungen eine entgegengesetzte Richtung genommen<br />

und die Nation würde wahrscheinlich auf 1848 zurückgeführt worden sein, wenn nicht die jetzige<br />

Erhebung gegen Oestreich dazwischen getreten wäre!<br />

Wir haben Alle gelernt und eben deßhalb werden die vernünftigen aller Partheien nachgeben und eine<br />

richtige Mitte finden …<br />

Die Stimmung im Lande ist gut, sie würde eine hochbegeisterte sein wenn der König“ (Friedrich Wilhelm<br />

IV.) „sich erst an die Spitze der Konstitutionellen Deutschlands stellte und den Manteufel“ (der spätere<br />

preuß. Ministerpräsident Otto Theodor von Manteuffel) „und Schweif fahren ließe ...“<br />

940* HERTZBERG, Ewald Friedrich Graf von, preußischer Staatsmann; Außenminister,<br />

schloß den Frieden von Hubertusburg, 1725 – 1795. Br. m. U. „Hertzberg“. Breslau 31.<strong>VI</strong>II.<br />

1790. 1 S. 4 o . Mit Siegel und Adresse. Etwas fleckig. (120.—)<br />

An den Historiker Carlo Denina (1731 – 1813), „Conseiller de Legation du Roi & membre de l’Academie“<br />

in Berlin, dem er für den „prospectus de Votre Almanac littéraire“ dankt.<br />

„... Je serai bienaise que Vous me l’envoyés encore une fois. Rien m’empeche que Vous puissiez publier<br />

Votre Almanac sous Votre nom ou sous celui de Votre société, mais je ne voudrois pas que ce soit sous le<br />

nom et sous les auspices de notre Académie, parcequ’il ne convient pas que tout un corps soit résponsable<br />

des publications de quelques individus ...“<br />

„Moriz Graf von Eilgut“<br />

941 HERZL, Theodor, Begründer des Zionismus, 1860 – 1904. Widmungsexemplar: „Der<br />

Flüchtling. Lustspiel in einem Aufzug“. Leipzig, Philipp Reclam jun. 1888. 30 S. 8 o . Orig.-<br />

Umschlag (kleine Einrisse). Universal-Bibliothek Nr. 2387. – Erste Ausgabe (WG² Nr. 3).<br />

(400.—)<br />

Auf dem Einband die eigenh. Widmung „Dem lieben Fräulein Susi Gräfin von Postrestant in aufrichtiger<br />

Ergebenheit der nicht minder adelige Moriz Graf von Eilgut aus Küssnacht 1887“.<br />

474


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

942 — 4 e. Br. m. U. Wien 20.X.1897 bis 28.I.1901. 4 S. gr.-8 o . Mit Briefkopf „Neue Freie<br />

Presse“. Etwas unfrisch. (1.200.—)<br />

An verschiedene Adressaten.<br />

20.X.1897. „Sehr geehrter Herr, / zu meinem lebhaften Bedauern kann von Ihrem frdl. Anerbieten kein<br />

Gebrauch gemacht werden ...“<br />

10.XI.1899. „Sehr geehrter Herr College, / leider bringe ich Ihnen keine gute Botschaft. / Dr. Bacher hat<br />

Ihre Einsendung geprüft u. den Stoff nicht für unser Blatt geeignet befunden ...“<br />

17. I.1901. „Sehr geehrter Herr Doctor, / für die grosse Liebenswürdigkeit Ihres Briefes u. die unverdiente<br />

Ehrung in Ihrem Buche meinen schönsten Dank ...“<br />

28.I.1901. „Verehrtester! / Habe Ihnen ja schon meinen Beitrag geschickt u. erwarte Ihre Antwort ...“<br />

Beiliegend ein e. Billett Herzls auf seiner Visitenkarte, Wien 30.XI.1895, für Fritz Engel.<br />

943 HESSEN. – PHILIPP I., der Großmütige, Landgraf; Förderer der Reformation, 1504–<br />

1567. Br. m. U. Kassel, Dienstag nach Ostern (7.IV.) 1534. 1 S. quer-schmal-folio. Mit Siegelspur;<br />

Adresse radiert. Leicht gebräunt. (400.—)<br />

An einen Fürsten. Akkreditiv für seinen Gesandten Cyriax Hofmann.<br />

„... Ewer Lieb wolle dissem unserm Schultheissen von Hersfelt unnd lieben getrewen Ciriaxen Hofman<br />

in seinem anbringen gleich uns selbst ... glauben geben ...“<br />

944 HINDENBURG, Paul von, preußischer Feldmarschall, Reichspräsident, 1847 – 1934. E.<br />

Schriftstück (Fragment) m. U. Hannover 4.I.1872. 1 S. 4 o . Oben beschnitten, Randschäden hinterlegt.<br />

(150.—)<br />

Als „Lieutenant und Regiments-Adjutant“ unterschriebene Abschrift eines Urteils für einen Offizier über<br />

3 Tage Stubenarrest „wegen wiederholter Nachlässigkeit im Bureau-Dienst und in seinen Functionen als<br />

untersuchungsführender Offizier“. – Selten so früh.<br />

Beiliegend ein e. Schriftstück m. U. Hindenburgs (quer-schmal-8 o , Kopierstift): „Kann ich nicht auch mein<br />

Wappen wiederbekommen? Meinem Sohn ist das seinige zugeschickt worden. / v. H.“<br />

Ferner beiliegend 2 e. adressierte Briefumschläge Hindenburgs (Hannover 1920, an von Eberhardt), ein<br />

Brief mit faksimilierter Unterschrift Hindenburgs (Berlin 1930) sowie ein Br. m. U. seines Sohnes Oskar<br />

von Hindenburg (Neudeck 1940).<br />

945 — E. Br. m. U. „Dein alter Schwager Paul“. Hannover 1.XII.1913. 3 S. gr.-8 o . Kräftiger<br />

Bleistift. Schwach staubfleckig. (150.—)<br />

An seine Schwägerin Hedwig von M a n s t e i n geb. v. Sperling, deren Ehemann, der General Georg von<br />

Manstein, gestorben war.<br />

„... Unsere Kinder kehren ... morgen ... nach Lüneburg zurück. Gertrud begleitet sie, um in den ersten<br />

Tagen beim Einrichten und Einleben behülflich zu sein, was nothwendig ist, da Annemarie doch noch der<br />

Schonung bedarf und Christamaria Milchwechsel durchzumachen hat. Gertrud kann daher erst am 4ten<br />

Abends hierher zurückkehren, um am 5ten hier ... den Haushalt für die Dauer ihrer Abwesenheit einzurichten<br />

...“<br />

Georg und Hedwig von Manstein waren die Adoptiveltern des späteren Generalfeldmarschalls Erich v. M.<br />

475


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Hindenburg)<br />

946 — Portraitphotographie mit e. Wahlspruch u.U. auf dem Untersatzkarton. (1921.) 32×<br />

23 cm, Größe der Darstellung 16,7×9,8 cm. Karton am rechten Rand leicht lädiert. (250.—)<br />

Ganzbild in Uniform; darunter der Wahlspruch „Die Treue ist das Mark der Ehre. Ohne Ehre kein Vaterland!<br />

/ von Hindenburg / General-Feldmarschall“.<br />

„die Wiederkehr alter Herrlichkeit“<br />

947 — E. Br. m. U. Hannover 21.IV.1924. 1 S. gr.-4 o . Mit Umschlag. (250.—)<br />

An General Magnus von Eberhardt (1855 – 1939) in Jena.<br />

„... Der 50jährige Erinnerungstag Ihres Eintritts in die Armee darf nicht vorübergehen, ohne daß ich<br />

Ihrer in alter Kameradschaft gedenke. Mit Genugthuung dürfen Sie auf die lange Zeitspanne zurückblicken,<br />

in der Sie – Ihren Vätern gleich – König und Vaterland, Kaiser und Reich in Krieg und Frieden<br />

mit Auszeichnung treu gedient haben. Möge es Ihnen beschieden sein, noch die Wiederkehr alter Herrlichkeit<br />

zu erleben! ...“<br />

948 HUGENOTTENKRIEGE. – COLIGNY, Gaspard II. Graf von, Seigneur von Châtillon,<br />

Admiral von Frankreich; Führer der Hugenotten, 1519 – 1572 (in der Bartholomäusnacht<br />

ermordet). Br. m. U.u.E. Paris 3.XI.1554. 2 ⁄3 S. folio. Mit Adresse. Etwas gebräunt, Rand- und<br />

Faltenschäden alt hinterlegt. (500.—)<br />

An einen Wild- und Rheingrafen („Monsieur le Conte Ringrave“).<br />

„... Ayant veu ... la fiance que vous avez en moy, Je vous asseure que vous la pouvez prandre entiere ...“<br />

Nach der Schlacht von Renty am 13. August des Jahres überwarf sich Coligny mit seinem langjährigen<br />

Kampfgenossen, dem Herzog Franz von Guise, da beide den Sieg über die Spanier für sich beanspruchten.<br />

Sehr selten.<br />

949 — FRANZ I. von Lothringen, Herzog von Guise, „le Balafré“, französischer Feldherr;<br />

befreite Calais von den Engländern, einer der Führer der katholischen Partei im Ersten Hugenottenkrieg,<br />

den er durch das Blutbad von Vassy (1562) entfesselte, 1520 – 1563 (ermordet). Br.<br />

m. U.u.E. „Vostre bien bon alie et amy Francoys de Lor[rai]ne“. Orléans 31.X.1560. 3 ⁄4 S. folio.<br />

Mit Adresse. Unbedeutende Einrisse, Heftspuren am linken Rand; alt angerändert. (1.600.—)<br />

An Charles Chabot, Baron de Jarnac, „Lieutenant general a La Rochelle“, mit Instruktionen für eine<br />

Reise König Franz’ II.<br />

„... Ayant entendu ce que vous scaurez de ce porteur de lintencion du Roy sur loccasion de son voyaige,<br />

je masseure quil ne vous fault autre Recommandacion pour emploier tout ce que vous pourrez au monde<br />

pour satisfaire sa ma[jes]te en cest endroit. Maiz si veulx je bien vous dire que vous ne ferez jamaiz chose<br />

dont je aye plus de contantemant si vous en faictes lexecution telle quil desire pour estre de tresgrande<br />

importance au bien de son service et Repoz de son Royaume ...“<br />

Am 5. Dezember des Jahres starb der junge König Franz II. Während seiner Regierungszeit lag die eigentliche<br />

Macht bei dem von dem Herzog von Guise, d’Albon und Montmorency gebildeten Triumvirat.<br />

Sehr selten.<br />

476


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 949 Franz I. von Lothringen<br />

477


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Hugenottenkriege)<br />

950 — HEINRICH I. von Lothringen, Herzog von Guise, Sohn des Vorigen; Führer der Heiligen<br />

Liga, 1550 – 1588 (ermordet). Urkunde m. U. „Henry delorraine“. O.O. 14.XI.1582. 3 ⁄4 S.<br />

quer-4 o . Pergament. Mit papiergedecktem Siegel. Etwas gebräunt. (750.—)<br />

Quittung des Herzogs als Generalleutnant für die Champagne und Generaloberst der leichten Kavallerie<br />

für den Generalkriegsschatzmeister le Charron über 12 Goldécus „a nous ordonne par sa Majeste“<br />

(Heinrich III.) „tant pour nostre estat et appointement de Collonnel general de ladite Cavallerye“.<br />

Sehr selten.<br />

951 — MORNAY, Philippe de, Seigneur du Plessis-Marly (Duplessis-Mornay), reformierter<br />

Theologe und Staatsmann; „Papst der Hugenotten“, 1549 – 1623. Urkunde m. U. „Philippe de<br />

Mornay“. Saumur 4.XI.1596. 1 S. quer-schmal-4 o . Pergament. Etwas beschnitten und fleckig.<br />

(300.—)<br />

Von Duplessis-Mornay als Gouverneur von Saumur unterzeichnete Zahlungsanweisung über 116 Ecus an Sold<br />

für 50 „hommes darmes“. – Im Text sein vollständiger Name „Philippe de Mornay signeur du plessis marly“.<br />

Im Jahr 1600 gründete Duplessis-Mornay in Saumur eine protestantische Akademie, die bis zu ihrer Aufhebung<br />

durch den Widerruf des Toleranzedikts von Nantes 1685 von europaweitem Einfluß war.<br />

Sehr selten.<br />

952 — PARTHENAY, Cathérine de, französische Dichterin und Mäzenatin; Mutter der<br />

Hugenottenführer Herzog Henri II. de Rohan und Benjamin de Rohan-Soubise („la mère des<br />

Rohan“), 1554 – 1631. Br. m. U.u.E. O.O. 18.III.1600. 1 S. folio. Mit (angeschnittener) Adresse.<br />

Etwas wasserfleckig, geringe Läsuren (kleines Loch in der Unterschrift). (800.—)<br />

An Monsieur de Guilliers, Auditor an der kgl. Rechnungskammer für die Bretagne in Nantes, der sie<br />

Urkunden des Königs (Heinrich IV.) zur Echtheitsprüfung vorgelegt hatte. In diesen Urkunden („lettres<br />

de don“) habe der König ihr Ländereien übertragen, die mit dem Tod ihres Gemahls (René II. de Rohan,<br />

† 1586) an die Krone zurückgefallen waren.<br />

„... Jenvoye les actes de lhomaige que iay randu au Roy pour les terres que mes Enfans tiennent en ceste<br />

Province soubz sa Ma[jes]te, Je vous prie davoir le tout en Recommandation et de faire dilligenter en mes<br />

affayres mon procureur ...“<br />

Von größter Seltenheit.<br />

„rien espargner“!<br />

953 — ROHAN, Heinrich II., Herzog von, Führer der Hugenotten, Sohn der Vorigen, 1579–<br />

1638. Br. m. U.u.E. „Vostre tres humble cousin et serviteur Henry de rohan“. „Du Camp de<br />

Ribaupierre“ (bei Colmar) 4.III.1635. 1 S. folio. Mit Siegel und Adresse. Gebräunt und etwas<br />

fleckig. Rand- und Faltenschäden (ausgebessert). (800.—)<br />

Inhaltsreicher Brief an Herzog E b e r h a r d III. von Württemberg, der seit 1634, nach der Niederlage<br />

des protestantischen Heilbronner Bundes in der Schlacht von Nördlingen, im Straßburger Exil lebte. –<br />

478


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Rohan bedankt sich bei Eberhard, „de me donner les advis des Ennemis“ und bittet ihn damit fortzufahren,<br />

zugleich informiert er ihn über den bevorstehenden Kriegseintritt Frankreichs.<br />

„... Il me semble que par Strasbourg vous en devriez avoir de Vostre Duché de Wirtemberg de tres certains<br />

et souvent, c’est a quoy V[otre] A[ltesse] ne devroit rien espargner, car cest le moyen d’entreprendre<br />

sur les Ennemis et de se garantir d’Eux. Je suis venu me loger avec mon armee entre Schelestat“<br />

(Schlettstadt) „et Colmar afin de les conservir, et pour estre en estat d’assister M[essieu]rs de Strasbourg,<br />

et de donner la main a M[essieu]rs les Mar[ech]aux de la force et de Brezé en cas de besoin. J’ay advis<br />

du Roy“ (Ludwig XIII.) „par courrier exprés que sa Ma[jes]te envoye vingt mille hommes de pied<br />

et deux mille chevaux dans la Lorraine sous le commandement de M. le Mar[ech]al de Chastillon pour<br />

assister puissamment ses Alliez. J’espere quil en reussira de bons effects.<br />

Quant a Vos Subiets de R i q u e v i l ” (das stark befestigte Städtchen Riquewihr im Elsaß gehörte zu Württemberg),<br />

„Ils n’ont point d’excuse de s’estre rendus si laschement au Duc Charles, car n’ayant ni canon<br />

ni Infanterie il ne pouvoit leur faire aucun mal. Je croy bien quil ni a que la peur qui leur aye fait commettre<br />

cette faute, neantmoins elle nous est fort preiudiciable ...“<br />

Am 19. Mai erklärte Frankreich Spanien, am 18. September Ferdinand II. Frankreich den Krieg.<br />

954* INDIEN. – GANDHI, Indira, Politikerin, 1917 – 1984 (ermordet). Br. m. U. Neu-Delhi<br />

20.IX.1971. 1 S. gr.-8 o . Mit gedrucktem Briefkopf „Prime Minister“ und Staatswappen. Einschnitt<br />

am Rand. Mit gesiegeltem Umschlag. (250.—)<br />

An den Theologen David A. Marcus in Los Angeles.<br />

„... When one is sincerely concerned about the welfare of one’s people and is actively working for their<br />

progress, one does not think of manipulation. I have always believed that in the long term perspective of<br />

the future, national interests must coincide with certain principles and ideals which serve the larger cause<br />

of all peoples and of world peace ...“<br />

955* — NEHRU, Jawaharlal Pandit, Politiker; der erste Ministerpräsident, 1889 – 1964. Br.<br />

m. U. „Jawaharlal Nehru“. Neu-Delhi 3.V.1952. Mit gedrucktem Briefkopf „Prime Minister,<br />

India“ und Staaatsemblem (Löwenkapitell). Luftpostpapier. Minimale Randläsuren. (350.—)<br />

An eine ihm befreundete Dame in Brüssel („Madame N.H. Jeanty“).<br />

„... Thank you for your letter ... I have read the statement you have sent with much interest and sympathy.<br />

/ I would gladly meet you if an opportunity offers itself ...“<br />

Beiliegend ein Faltbrief m. U. seiner Tochter Indira G a ndhi, Neu-Delhi 1956, an dieselbe: „... It is a<br />

nice idea to come to India in the winter. We are having a UNESCO session here from the 5th of November<br />

and the celebrations of the 2500th anniversary of the Buddha besides. We are expecting a large number<br />

of important visitors from all over the world ...“<br />

479


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

„ein Sprung in’s Dunkle“<br />

956 JAGOW, Gottlieb von, Staatsmann und Diplomat; Berater Kaiser Wilhelms II., setzte<br />

sich für die Erneuerung des Dreibundes ein, 1863 – 1935. 16 e. Br. m. U. und 1 Br. m. U. Münster,<br />

Diersfordt, Rühstädt, Zingst, Berlin, Potsdam, Willingshausen, Kassel und o.O. (1) 27.XI.1919<br />

bis 14.IX.1933. 84 S. gr.-folio bis kl.-4 o . Einige gelocht, mit Klammerspuren und leichten Randschäden.<br />

(750.—)<br />

An den deutsch-amerikanischen Schriftsteller Georg Sylvester Vi ereck (1884 – 1962), den Herausgeber<br />

des „American Monthly“, dem er seine Ansichten über die Zukunft Deutschlands nach dem (Ersten) Weltkrieg<br />

erläutert.<br />

Münster 27.XI.1919. „... Sie glauben, ‘in the Cooperation of all races under the leadership of the three<br />

great Germanic nations?’ Auch ich bin überzeugt, dass alle Nationen und alle Rassen an dem Fortschreiten<br />

der Civilisation mitwirken müssen. Einige bedürfen aber der Führung, und ich bin Ihrer Meinung,<br />

dass die Geschichte den germanischen Nationen die Aufgabe zugewiesen hat, diese Führung zu<br />

übernehmen. Ich hatte auf ein Zusammengehen und auf eine Zusammenarbeit der deutschen und englischen<br />

Nation gehofft und hatte meine politische Arbeit vor dem Krieg auf dieses Ziel gerichtet …<br />

Die Kämpfe des Weltkriegs gehören jetzt der Geschichte an. Aber was ist erreicht? Halb Europa liegt in<br />

Trümmern und ist den Kämpfen der Tschechen und Polen, der Magyaren und Jugoslawen preisgegeben.<br />

Europa ist ‘balkanisiert’ worden! Uralte Kulturgebiete sind zerstört, die civilisatorische Arbeit von Jahrhunderten<br />

in Frage gestellt ...“<br />

Diersfordt 26.IV.1920. „... Die alte Ordnung ist zerbrochen, eine neue noch nicht entstanden. Die sozialistischen<br />

Führer haben während 50 Jahren der Opposition dem Volke Versprechungen gemacht, die sie<br />

nun nicht halten können, weil die sozialistischen Theorien Utopien sind. Die jetzige Regierung sucht sich<br />

dadurch zu halten, daß sie allen Forderungen nachgiebt …<br />

Der Kappsche Staatsstreich war eine große Thorheit! Aber viel gefährlicher war die rothe Revolte im<br />

Industriebezirk, die dadurch zum Ausbruch gekommen ist. Sie hat gezeigt, wie tief der Bolschewismus<br />

schon bei uns sich eingefressen hat ...“<br />

Rühstädt 9.<strong>VI</strong>.1920. „... Durch den unerhörten Einmarsch in Frankfurt a/M haben die Franzosen ihre<br />

Karten nur zu deutlich aufgedeckt. Von hysterischer Angst u. blindem Haß geleitet, denken sie nur an die<br />

völlige Zertrümmerung Deutschlands. Fast täglich verüben sie neue Uebergriffe u. Gewaltakte. Auch in<br />

Oberschlesien schalten u. walten sie wie in Feindesland ...“<br />

Zingst 21.X.1921. „... Ueberall Gewaltpolitik, wie wir sie nach 1807 von Napoleon I erlebt haben. Frankreich<br />

bleibt sich immer gleich, unter Louis XIV, Napoléon oder den republikanischen Politikern. Es wäre<br />

sehr gut, wenn Americaner einmal das Saargebiet u. Oberschlesien bereisten u. die Dinge dort studirten<br />

u. dann die öffentliche Meinung in America aufklärten! ...“<br />

Berlin 14.XII.1928. „... Wir stehen wieder einmal in einer Conferenz (Lugano), in der Poincaré uns offenbar<br />

neue Lasten auferlegen ... möchte. Denn das Streben Frankreichs geht zielbewußt nur dahin,<br />

Deutschland nicht wieder hochkommen zu lassen, sondern es dauernd schwach zu erhalten ...“<br />

Potsdam 21.XI.1932. „... Sie erleben jetzt noch in Deutschland einen interessanten Moment: die Entwicklung<br />

(ich will nicht sagen: ‘Lösung’) unserer innerpolitischen Krise. Ich bedaure den Sturz der<br />

Papenregierung. Mir ist dabei weniger um die Personen zu thun, als darum, daß es eine Niederlage der<br />

Staatsautorität gegenüber der Parteiwirthschaft u. dem ‘Parlamentarismus’ ist ... Nun werden wir, wie<br />

es scheint, den Sprung in den Nationalsozialismus versuchen. Es ist ein Sprung in’s Dunkle. Die Ziele der<br />

Partei sind unklar. Es kreuzen sich in ihr eine Strömung idealer Tendenzen und eine entgegengesetzte mit<br />

fast communistischen Zielen ... Bisher war Hitlers Erfolg nur ein Reclame-Erfolg. Wie soll er all’<br />

die Versprechungen halten, die er gemacht hat? Er selbst erscheint mir als ein unklarer Kopf ...“<br />

957 JAURÈS, Jean, französischer Sozialist, 1859 – 1914 (ermordet). E. Br. m. U. „Jaurès“.<br />

Villefranche 1.<strong>VI</strong>II. (nach 1890). 1 S. gr.-8 o . Mit Briefkopf „Chambres des Députés“. Etwas<br />

unfrisch. (150.—)<br />

480


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

An „Cher Citoyen“. „... En ce moment, il m’est impossible de venir. J’ai encore des promesses nombreuses<br />

non réalisées – mais à la rentrée de la Chambre je causerai de cela avec Millerand ...“<br />

Alexandre Millerand (1859 – 1943), der spätere französische Staatspräsident, bekleidete zum ersten Mal<br />

von 1899 bis 1902 ein Ministeramt.<br />

958 KAMPTZ, Karl von, preußischer Jurist und Staatsmann; der „Knarrpanti“ in E.T.A.<br />

Hoffmanns „Meister Floh“, 1769 – 1849. E. Br. m. U. Berlin 2.II.1834. 1 S. quer-kl.-4 o . Etwas<br />

gebräunt, rückseitig Montagespuren. (150.—)<br />

An einen Herrn, den er nicht habe treffen können.<br />

„Je suis infiniment faché, Monsieur, que la goutte et une grande masse d’affaires m’ont privé du plaisir<br />

de profiter ... de Vous pendant le sejour que Vous avez fait à Berlin. Je suis privé également du plaisir<br />

d’avoir été témoin fréquent de l’exposition de Vos talens et je ne les connois que par la justice générale<br />

qu’on leur a rendue aussi chez nous. Il ne me reste donc que l’espoir de Vous revoir bientôt ...“<br />

Kamptz war von 1830 bis 1842 preußischer Justizminister.<br />

959* KOSSUTH, Ludwig, ungarischer Revolutionär, 1802 – 1894. E. Br. m. U. 6.I. o. J. 1 S.<br />

gr.-8 o . Mit Trauerrand. (150.—)<br />

An einen Arzt, den er dringend zu sich bittet. „... Nous avons de nouveau besoin, grand besoin de vos<br />

lumières & de votre secours. Veuillez je vous en prie avoir la bonté de venir nous voir aussitôt que possible.<br />

Je suis dans une très grande anxieté ...“<br />

960 KROPOTKIN, Pjotr Alexejewitsch Fürst, russischer Revolutionär, Anarchist, 1842 –<br />

1921. E. Br. m. U. Bromley, „Viola“ 25.IX.1900. 2 S. 8 o . Nadelspuren. (180.—)<br />

An „Dear Mr. Chapman“.<br />

„... Thank you very much for the copy of the 43th Report which you so kindly sent me. It was most kind of<br />

you to remember our very short – too short – acquaintance. The book seems to be full of the most interesting<br />

matter arranged in a very convenient form for very suggestive comparisons.<br />

What a tremendously rich country Britain is, – the more so as the Inland Revenue figures surely must be<br />

a great deal below the real incomes ...“<br />

Kropotkin war 1876 aus der Petersburger Festung geflohen und lebte seit 1886 in England.<br />

961 LUDENDORFF, Erich, preußischer General und Politiker; 1914 Generalstabschef Hindenburgs,<br />

1916 Erster Generalquartiermeister, 1865 – 1937. E. Br. m. U. Düsseldorf 4.II.1914.<br />

2 S. gr.-8 o . Kleiner Faltenriß. Knickspur. (150.—)<br />

Als Regimentskommandeur in Düsseldorf an einen General mit der Bitte, Erkundigungen über einen Leutnant<br />

Lemick einzuholen, der in sein Regiment eintreten wollte.<br />

„... Sein Kommandeur ... hat ihn mir als einen Mann zwar mit einer ganzen Menge von Eigenarten, aber<br />

doch als einen ordentlichen Mann geschildert. Diesen Eindruck habe auch ich persönlich gewonnen ...<br />

Darf ich bei dieser Gelegenheit meine grosse Freude über Ihre beiden neusten Aufsätze aussprechen. Der<br />

Begriff Nahsicherung hat uns bisher zweifellos gefehlt. Ich habe meine Offiziere auf diesen Aufsatz aufmerksam<br />

gemacht. Hoffentlich lernen sie es endlich ...“<br />

481


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Ludendorff)<br />

962 — E. Schriftstück m. U. (Tutzing, August 1924.) 1 S. gr.-8 o . Ein wenig unfrisch. (150.—)<br />

Nach einer alten Zuschreibung für Major a.D. Junker vom Infanterieregiment 73.<br />

„Es jährt sich die 10jährige Wiederkehr des Kriegsbeginns u. damit auch der Tage von Lüttich, des Orts<br />

der Feuertaufe des Füsilier Regiment 73.<br />

Würdig seiner alten Überlieferungen, würdig der Taten des Krieges 1870/71 hat das Regiment auch bei<br />

Lüttich gefochten, hier und im Verlauf des gewaltigen Weltkrieges neuen Ruhm erworben ...“<br />

Unter Ludendorffs Führung war im August 1914 der Überfall auf Lüttich gelungen.<br />

963* LUFT- und RAUMFAHRT. – ARMSTRONG, Neil A., amerikanischer Astronaut; betrat<br />

als erster Mensch den Mond, geb. 1930. E. Namenszug auf einer gedruckten Reproduktion der<br />

„Plaque left on the Moon, July 20, 1969“, 1 S. kl.-4 o . (300.—)<br />

Die Plakette zum Gedenken an die Landung von Apollo 11 auf dem Mond am 20. Juli 1969 hatten neben<br />

Armstrong die Astronauten Edwin E. Aldrin und Michael Collins sowie Präsident Richard Nixon gestiftet.<br />

964* — ZEPPELIN, Ferdinand Graf von, General der Kavallerie, Erfinder des lenkbaren<br />

starren Großluftschiffs, 1838 – 1917. E. Billett m. U. auf einer gedruckten Visitenkarte. Stuttgart<br />

7.IV.1900. 1 S. 12 o . Minimal fleckig. Montiert. (150.—)<br />

Zeppelin „dankt ergebenst für das durch Zeichnung eines Gutscheins über M. 5000 bekundete Interesse<br />

an seinem Unternehmen.“ – Der Text der Visitenkarte lautet: „Generallieutenant z.D. Graf von Zeppelin<br />

/ General À L. S. Sr. Maj. des Königs von Württemberg“.<br />

Beiliegend eine Portraitpostkarte von Hugo Eckener mit faksimiliertem Namenszug auf der Bildseite, die<br />

„Zeppelin-Eckener-Spende“ betreffend (1926).<br />

965 — E. Br. m. U. Girsberg 15.IX.1902. 1 S. 8 o . Mit Umschlag. Leicht fingerfleckig. (200.—)<br />

An einen Herrn Leitz in Konstanz. „Auf Ihre gefällige Anfrage ... erwiedere ich ergebenst, daß ich am<br />

Mittwoch ... im Inselhôtel für Sie zu sprechen sein werde ...“<br />

Beiliegend seine gedruckte Visitenkarte („Stuttgart / Keplerstr. 19“) und eine gedruckte Einladung anläßlich<br />

der Hochzeit seiner Tochter Helene (1909).<br />

966 — E. Br. m. U. „Frd.Gf.Z.“ Friedrichshafen 14.IX.1910. 1 S. gr.-8 o . Mit Wappenprägung<br />

im gedruckten Briefkopf. (350.—)<br />

An den jungen Mediziner Herbert (von Vegesack), dem er „die gewünschten M. 300“ sendet.<br />

„... Was sind die Ausschreitungen des Pöbels auf dem Cannstatter Wasen im Vergleich zu den für Deutschland<br />

tief beschämenden schamlos rohen Auslassungen der Socialdemokraten gegenüber dem Zarenbesuch<br />

in Deutschland ...“<br />

482


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 973 Lorenzo de’ Medici<br />

483


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

„so ists doch also bey Gott beschlossen“<br />

967 LUTHER, Martin, Reformator, 1483 – 1546. E. Br. o. U. (Fragment). (Wittenberg) 12.III.<br />

1530. 1 S. quer-8 o (mittlerer Teil eines größeren Blattes). Mit Siegelspur und Adresse. Linker<br />

Rand unter Textverlusten beschädigt. Gebräunt und aufgezogen; Adresse und Siegelstelle sind<br />

in der Unterlage ausgespart. (8.000.—)<br />

Der Schluß von Luthers Brief an seinen Anhänger Joseph Levin M e t zsch (1507 – 1571), Burgherrn zu<br />

Mylau, auf dessen Frage, ob von den Eltern ererbte Schulden ein von Gott auferlegtes Kreuz und eine<br />

väterliche Züchtigung seien.<br />

„... [Weil denn Schuld odder Durst odder Armut nicht ein geringe Staupe dem, der sie nicht zu tragen<br />

weiß, ist’s ohn Zweifel auch ein merklich Partikel vom heiligen Kreuz bei Gottes Kindern,] die es tragen<br />

und gebrauchen können. [Es soll aber] (wie all ander Staupe des lieben Vaters) das [Gewissen] nicht<br />

schrecken, als eine ernste Ungnade, sondern [trosten] und stärcken, als ein veterliche rute odder fuchs<br />

[sch]wantz. Den obgleich jemand mutwillig odder aus Unacht ynn solche schuld kompt, odder mit<br />

unschuld erbet, so ists doch also bey gott beschlossen, und solche rute gebunden durch dieselbigen unacht<br />

und mitwillen. Hie mit Gott befolhen Amen“.<br />

Textergänzungen im Zitat nach dem Druck in der Weimarer Ausgabe (Briefwechsel Band 5 Nr. 1537); dort<br />

mit Abweichungen vom Original nach einer Abschrift gedruckt. – Von Luthers Unterschrift ist (am Unterrand)<br />

nur der Oberteil des „M[artinus]“ erhalten.<br />

Die Adresse lautet: „Dem gestrengen und vhesten / Josseph Levin Metzsch zu Mila / meinem gunstigen<br />

guten / herrn und freundt“.<br />

Metzsch hatte 1526/27 die Reformation in der Herrschaft Mylau-Reichenbach eingeführt; 1519 hatte er<br />

an der Disputation zwischen Luther und Eck in Leipzig teilgenommen. – Aus dem Jahr der Confessio Augustana.<br />

968 — Druck: „Die ander Epistel S. Petri und eyne S. Judas gepredigt und ausgelegt durch<br />

Mart. Luther“ Am Schluß: „Gedruckt zu Wittemberg durch Hans Lufft 1524“. Titel + 91 unpag.<br />

S. 4 o . Titel mit allegorischer Holzschnitt-Bordüre (Randdefekte hinterlegt). Beschnitten; in<br />

modernem Umschlag. (300.—)<br />

Mit umfangreichen Marginalien von zeitgenössischer Hand (durch den Beschnitt beeinträchtigt). Benzing<br />

Nr. 1842.<br />

Beiliegend ein weiterer Luther-Druck: „Ein Sermon von dem Ablaß und gnade. durch den wirdigen Doctorem<br />

Martinum Luther Augustiner zu wittenbergk gemacht.“ O.O.u.J. Titel + 5 S. 4 o . Blätter angefalzt.<br />

In modernem Halbleinenband. Ein wenig feuchtfleckig, Titel etwas angeschmutzt.<br />

969 MANNAY, Charles, Bischof von Trier, Auxerre und Rennes; Lehrer von Talleyrand,<br />

1745 – 1824. E. Br. m. U. Trier 2. Messidor an 13 (21.<strong>VI</strong>.1805). 1 S. 4 o . Mit Siegel (brüchig) und<br />

Adresse. Kleiner Einriß. (250.—)<br />

An Monsieur Gatterman, „procureur general imperial en la Cour de justice criminelle du dep[artemen]t<br />

de rhin et mozelle“ in Koblenz, der als Kandidat für das „corps legislatif“ aufgestellt worden war.<br />

„... j’ai appris avec bien du plaisir que les suffrages du college electoral de l’arrondissement de coblentz<br />

vous ont placé parmy les candidats du dept. de rhin et mozelle pour le corps legislatif ...“<br />

484


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 967 Martin Luther<br />

485


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

970 MANSTEIN, Erich von Lewinski, gen. von M., Generalfeldmarschall, 1887 – 1973. Typoskript<br />

(teilweise Durchschlag) mit zahlreichen eigenh. Korrekturen. (Um 1950.) 151 pag. S.<br />

folio. In englischem Papphefter der Zeit. (800.—)<br />

„Der Weg zum Weltfrieden“. – In englischer Haft entstandene, von den Behörden nicht zur Veröffentlichung<br />

freigegebene Abhandlung über die Sicherung des Weltfriedens, die eine wirtschaftliche, politische<br />

und geistige Einigung Europas zur Bedingung habe. – Auf dem Titel die e. Widmung „Dem Andenken meines<br />

im Kampf für Deutschland und das Abendland gefallenen Sohnes!“<br />

Beiliegend 2 weitere vollständige Typoskript-Fassungen (eine mit vereinzelten e. Korrekturen) sowie e. korrigierte<br />

Neufassungen einzelner Kapitel.<br />

„it is not what will be sufficient“<br />

971 MARLBOROUGH, John Churchill, Herzog von, englischer Feldherr; im Spanischen<br />

Erbfolgekrieg Oberbefehlshaber des gegen Ludwig XIV. kämpfenden Koalitionsheeres, 1650 –<br />

1722. E. Br. m. U. Haag 12.<strong>VI</strong>.1702. 3 3 ⁄4 S. 4 o . Etwas gebräunt, Bugfalte repariert. (4.000.—)<br />

Großer Brief an (den englischen Premierminister Sidney G o d o lphin), den er um Instruktionen für<br />

seine weiteren Verhandlungen über Hilfstruppen aus deutschen Staaten bittet; ferner über Verhandlungen<br />

mit dem verbündeten Preußen und mit dem Reich. – Im Mai hatte England Frankreich den Krieg<br />

erklärt.<br />

„... I did by my last send you the Convention for the ten thousand Hannovers. I forgott to acquaint you<br />

that I had made the same agreement with them, which I had done formerly by his late Ma[jes]tys Commands“<br />

(des am 19. März verstorbenen Königs Wilhelm III.) „with the rest of the foraine troops, for the<br />

stoping two and a half per Cent to serve for their Contingencys, it is not what will be suifficient, but there<br />

being noe more agreed for by the rest of the forainers, by the Kings Commands, I cou’d not propose more<br />

... I desire you will acquaint her Ma ty “ (Königin Anna) „with this, and that I may have her aprobation[.]<br />

the Quota for England is now completed, all but 700 foot. The States have desir’d mee to acquaint<br />

her Ma ty with an offer of the Bishope of Munsters“ (Christoph Friedrich v. Plettenberg, der mit den Hilfsgeldern<br />

das münstersche Militär ausbaute) „to furnish them with four thousand foot, they say their Charge<br />

is soe great, that unless England helps them, they cant goe on with the Treaty. The complyance of that Bishope<br />

in the Empire is absolutly necessary, I told them that if I had known of this before I had concluded the<br />

treaty with the house of Hannover, I cou’d have taken 2000 in part of our ten thousand …<br />

Monsr. Lillinroot had assur’d mee that his master will not march into Saxony, unless he shou’d be necessitated<br />

for his own defence, and that he is very confident that will not happen this yeare …<br />

I have acquainted the Pensioner with her Ma tys desire, concerning the King of Prussia“ (Friedrich I.)<br />

„they are resolv’d to doe all reasonable things to keep this king in good humour, but his demands are not<br />

very reasonable, soe that I am afraid his stay here will be very uneasy to the States …<br />

... as to the sending a Person to attend the King of the Romans“ (der spätere Kaiser Joseph I.), „the<br />

Count de ffrize that is now in that Army, and very well with Prince Lewis“ (Markgraf Ludwig Wilhelm von<br />

Baden, der „ T ü r k e n l o u i s “ ), „and having allways employ’d by the late King to that Prince, I shou’d<br />

think he wou’d give the best account of such a Commission for this Summer ... I believe he will be acceptable<br />

to both king, and Prince ...“<br />

Nach seinen Erfolgen gleich zu Beginn des Krieges wurde Marlborough im Dezember des Jahres von Königin<br />

Anna in den Herzogsstand erhoben.<br />

Von John F. Reed 1951 in Mary Benjamins Katalogfolge „The Collector“ veröffentlicht.<br />

486


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 971 John Churchill, Herzog von Marlborough<br />

487


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

972 MECKLENBURG. – 8 Autographen verschiedener Herzoge zu Mecklenburg. Meist Br.<br />

m. U. (400.—)<br />

Haus Mecklenburg-Schwerin: Herzog Christian Ludwig II. (2; Schwerin 1739 und Güstrow 1747), Herzog<br />

Friedrich (Schwerin 1783), Großherzog Paul Friedrich (e. Br. m. U., Berlin 1833);<br />

Haus Mecklenburg-Strelitz: Großherzog Karl II. (Neustrelitz 1797), Herzog Karl (2; Berlin und Teplitz<br />

1836) und Großherzog Friedrich Wilhelm (Urkunde, Neustrelitz 1877).<br />

Beiliegend ein Ehevertrag (zwischen Ludwig Hartwich von Both und Christiana Renata von Spörck, Lüneburg<br />

1777) und eine Drucksache („Bürger-Eyd“ des Johann Franz Lorenz Kellner, Hamburg 1839; n i e -<br />

derdeutsch).<br />

973 MEDICI, Lorenzo de’, „il Magnifico“, Herrscher über die Republik Florenz, 1449 – 1492.<br />

8zeiliges Schriftstück m. U. „Lorenzo de medici di mano proprio“ unter einer Abrechnung. Florenz<br />

22.XI.1487. 1 S. folio. Leicht fleckig, winzige Löcher (minimaler Buchstabenverlust).<br />

(2.000.—)<br />

„Conto de Pandolfini con la Corte di Napoli“. – Aufstellung der Forderungen des Florentiner Handelshauses<br />

Pandolfini an den Hof König Ferdinands I. von Neapel aus mehreren Geschäften seit 1483.<br />

Darunter der Schiedsspruch Lorenzos des Prächtigen, der Zinsforderungen in Höhe von 7068 Fiorini<br />

annulliert (die geforderten Zinsen betrugen bis zu 18% für 8 Monate); allerdings müsse Pandolfini ein<br />

Schadensersatz in Höhe von 2800 Fiorini für die verspätete Zahlung geleistet und die geforderten 3000<br />

Fiorini für gelieferte Kleider unverzüglich gezahlt werden. – Eine vollständige Transkription liegt bei.<br />

Von größter Seltenheit. –Siehe die Abbildung auf Seite 483.<br />

974 MEDICI, Giuliano II. de’, Herrscher über die Republik Florenz; päpstlicher Feldherr,<br />

Herzog von Nemours, Sohn des Vorigen und Bruder Papst Leos X., 1479 – 1516. Br. m. U.<br />

„Julianus de medicis“. Florenz 14.II.1512. 3 ⁄4 S. folio. Mit Siegelspur und Adresse. Heftspuren<br />

am linken Rand. (1.200.—)<br />

An Francesco de’ Medici, Capitaneo von Pistoia, wegen einer von Pietro di Monteschiusoli gewünschten<br />

Bestätigung seiner Vollmacht für Bartolomeo de Peretola.<br />

Im Auftrag Papst Clemens’ <strong>VI</strong>I. (Giulio de’ Medici), eines Neffen Lorenzos und Vetters Giulianos, schuf<br />

Michelangelo beider lebensgroße Denkmäler in der Grabkapalle der Mediceer in San Lorenzo in Florenz.<br />

975 MEDICI, Giovanni de’ M. dalle Bande Nere, päpstlicher Feldherr; der letzte große Condottiere,<br />

Vater des Großherzogs Cosimo I. von Toskana, 1498 – 1526. Urkunde m. U. „jovann<br />

demedici mano p[ropri]a“. Villa La Battaglia (bei Padua) 16.<strong>VI</strong>.1525. 1 S. folio. Leicht fleckig,<br />

2 kleine Löcher; Mäusefraß an der oberen rechten Ecke (geringer Textverlust). (1.200.—)<br />

Schuldschein über 1000 Gold-Scudi („mille scudi doro di solo“) für die Bankiers Neri und Pier Francesco<br />

del Benino in Mailand.<br />

Der Urkundentext ist von seinem Gefolgsmann Antonio Guiducci geschrieben; darunter eigenhändige Vermerke<br />

der Zeugen Lucantonio Cuppano aus Montefalco und Luigi Vechietta.<br />

488


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

976 METTERNICH, Clemens Wenzel Lothar Fürst von, österreichischer Staatsmann, 1773–<br />

1859. Schriftstück m. U. Wien 21.XI.1816. 2 ⁄3 S. gr.-folio. Mit Bearbeitungsvermerken. (150.—)<br />

„Note“ an die „k: k: vereinigte Hofkanzley“ wegen des „Brucker Bürgers und Lebzeltnermeisters“ Anton<br />

Haerpfer von Haerpfenburg, dem eine „Reise auf drei Monate nach Donauwörth in Bayern“ bewilligt<br />

worden war.<br />

„... Nur dürfte es um so nöthiger seyn, bei dieser Gelegenheit dem Magistrate zu Bruck an der Leitha die<br />

Erinnerung zu machen, daß derselbe in Zukunft, den Zweck und die Nothwendigkeit ähnlicher Reisen<br />

ordnungsmäßig zu erheben ... habe, als der Adel des Bittwerbers vielleicht einigen Beanständigungen<br />

unterliegen könnte ...“<br />

977 — E. Schriftstück m. U. (Wien 1835.) 1 ⁄2 S. folio, halbspaltig beschrieben. Mit Trauerrand.<br />

(300.—)<br />

Anweisung: „Die sämmtlichen Orden, welche der höchstseel. Kaiser von den fremden Höfen empfangen<br />

hatte, sind aus der Kammer abzufordern, damit diese Decorationen durch die Abgesendeten zur Ankündigung<br />

der Thron Besteigung, den OrdensChef zurückgestellt werden.“<br />

Kaiser Franz I. von Österreich war am 2. März 1835 gestorben.<br />

978 — 2 e. Br. m. U. Wien 13.IV.1838 und o.O.u.J. 7 1 ⁄4 S. gr.-8 o . Mit umlaufendem Goldschnitt.<br />

Schwach gebräunt. Ein Brief mit Riß in der Bugfalte. (400.—)<br />

(An die verwitwete Großherzogin S t e p h a n i e von Baden, Adoptivtochter Napoleons), der er wohl in<br />

unangenehmen, vermutlich ihre Tochter Prinzessin Luise verh. Prinzessin von Schweden betreffenden<br />

Familienangelegenheiten, behilflich ist. – Napoleon hatte Stephanie, eine Nichte der Kaiserin Josephine,<br />

kurz vor ihrer Hochzeit adoptiert; ihre Tochter Luise lebte in unglücklicher Ehe mit dem ehemaligen Kronprinzen<br />

Gustav von Schweden.<br />

O.O. 13.I. (1838?) „J’ai l’honneur d’envoyer ci joint à Votre Altesse roiale, les lettres que M. le C. de<br />

Clamm vient de recevoir du Colonel Cte. Nobili. Leur contenu me semble mettre un terme à l’affaire.<br />

Je prouve / 1. que M. de Zobel est pret à remettre les papiers en question sous la seule reserve de la certitude<br />

qu’ils passent entre les mains de la personne à la quelle ils sont déstinés.<br />

2. qu’il n’est pas question de la remise, en retour, d’autres papiers.<br />

3. que le B. de Z. ne forme pas une prétention ultérieure …<br />

Je propose que Mad. la Princesse Louise, dérive de sa main l’autorisation ci jointe en minute, pour habiliter<br />

M. le C. de Clamm, à recevoir les papiers que Mr. de Z. est en devoir de remettre à S.A.R. ...“<br />

13.IV.1838. „... Vous aurez déjà été instruite ... de la rentrée de certains papiers. Tout à cet égard est ainsi<br />

en ordre. Ces papiers ont été détruits en ma présence ainsi que le dépot colateral. Je n’ai point voulu qu’il<br />

en reste une trace …<br />

Depuis la rentrée des papiers en question, le P.G.“ (Prince Gustave) „est venu me trouver & le but de sa<br />

visite a clairement été celui, d’apprendre par moi ce qui a trait à ces mêmes écrits. J’avois eu soin de<br />

convenir avec la personne directement interessée, de ce qu’il y aurait à en dire. Prévenu de l’existence<br />

de deux lettres, j’ai assuré que je les avais vu bruler en ma présence et la chose en est restée là ... Dieu<br />

merci, que l’affaire soit enfin terminée ...“<br />

Die Ehe des Paares wurde 1844 geschieden. – Beiliegend ein schön gesiegelter, e. adressierter Umschlag.<br />

489


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

979* MEXIKO. – MAXIMILIAN I., Kaiser, vorher Erzherzog Ferdinand Maximilian von<br />

Österreich, 1832 – 1867 (erschossen). Urkunde m. U. Cuernavaca 20.II.1866. 1 S. quer-gr.-folio<br />

(von fremder Hand ausgefüllter Vordruck). Mit 2 Prägesiegeln (eines brüchig). Rand- und Faltenrisse<br />

(zum Teil hinterlegt), etwas fleckig. (600.—)<br />

Ernennung des Bibliothekars und Schriftstellers Heinrich Schiel (1812 – 1872) zum „Caballero de la órden<br />

Imperial de Guadalupe“.<br />

Mit Gegenzeichnung des Ordenskanzlers, General Juan Nepomuceno Almonte. Schiel hatte 1843 auf Empfehlung<br />

Metternichs eine Anstellung in der Hofkanzlei erhalten und war der Privatbibliothekar des Kanzlers<br />

geworden.<br />

S e l t e n aus der Zeit seiner Herrschaft (1864 – 1867).<br />

„moi qui brûle la fievre au coin de mon feu“<br />

980 MIRABEAU, Honoré Gabriel de Riqueti, Comte de, französischer Staatsmann und Redner;<br />

1790 Präsident des Jakobinerclubs, 1791 der Nationalversammlung, 1749 – 1791. E. Br. m.<br />

U. „Mirabeau fils“. O.O. (London) 28.XII.1784. 2 S. 8 o , eng beschrieben. Unten in der Bugfalte<br />

leicht eingerissen. (1.200.—)<br />

Bedeutender Brief aus dem Londoner Exil, wohl an einen Freund auf dem Kontinent, über seine beschwerliche<br />

Situation und seine literarischen Arbeiten. – Im August des Jahres war Mirabeau zusammen mit<br />

Madame de Nehra („Henriette“), die er im holländischen Exil kennengelernt hatte, nach London emigriert.<br />

„je vois bien que lorsqu’il n’y a ni services à rendre à tes amis, ni mémoires balloniques à demander ne<br />

te rappelles tout au plus, le nom de ceux qui t’aiment, et tu n’as pas la plus légère démangeaison de leur<br />

écrire. mais mois qui brûle la fievre au coin de mon feu, et dont la poitrine, par sympathie je crois, souffre<br />

cruellement, je pense à toi parceque je me porte mal, et que ne te portes bien, ce qui fait dans mon ame<br />

compensation de plaisir et de peine, de sorte qu’en y joignant l’aimable convalescence de ma compagne<br />

qui reprend sa force et sa beauté, je supporte avec une patience dont je suis moi même étonné ma situation<br />

pénible. je m’en veux pourtant de ne t’avoir pas écrit depuis plusieurs jours, et je ne m’absens pas<br />

en me disant que tu me dois une réponse; je me dis aucontraire que tout autre que le philosophique Toi<br />

seroit inquiet de moi ou faché contre moi. Dans les deux cas je puis te dire: f r appe mais écoute. à<br />

douter depuis les derniers jours du mois derniers, je suis occupé d’un travail instant, pénible et nécessaire<br />

qui a tellement rempli mon temps que mes journées n’y ont pas suffi ... Le Docteur Elliot“ (Sir Gilbert E.,<br />

der schottische Politiker und Diplomat, sein ehemaliger Mitschüler in Paris, der ihn in London in die<br />

Gesellschaft eingeführt hatte) „a été tout aussi délicat et généreuse que tu l’avois prevu. nous n’avons pu<br />

Lui rien faire accepter; il nous a renvoyé à la mort de mon père, quelle que soit ma fortune, je ne pourrai<br />

pas payer le service qu’il m’a rendu en redonnant la santé à mon ami; c ’ e s t p o u r m o i l e r e t o u r<br />

d u b o n h e u r. j’aime je l’assure la médecine qui arrive et qui chasse la maladie. comment veux tu que<br />

ces gens là ne tiennent pas le genre humain bridé à leur service jusqu’à la fin des siecles, quand on voit<br />

un d’entr’eux nous rendre avec deux lignes d’écriture l’être chéri pour qui nous venons de trembler. bien<br />

des superstitions se sont établies à moins de frais et sur des raisons plus légères. Servant vient de faire<br />

un livre contre eux qui me paroitroit d’une conséquence fâcheuse pour la faculté si quelque chose peuroit<br />

l’être. il me semble que depuis le chapitre de M o ntaigne et les sarcasmes de Moliere, ils n’ont guere<br />

été plus rudoyés. je te prêterais cela à ton retour, à quand ce retour? Car tes quinze jours se prolongent<br />

cruellement ...“<br />

Mirabeau blieb acht Monate in London.<br />

490


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 980 Honoré Gabriel de Riqueti, Comte de Mirabeau<br />

491


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Mirabeau)<br />

981* — MIRABEAU, Victor de Riqueti, Marquis de, französischer Nationalökonom, Vater<br />

des Vorigen, 1715 – 1789. E. Br. m. U. „Mirabeau“. Bignon 13.I.1783. 1 S. 4 o . Mit (zerteiltem)<br />

Siegel und Adresse. Kleiner Faltenriß, linker Rand schmal hinterlegt. (600.—)<br />

An den „procureur au parlement“ Guillot de Blancheville in Paris.<br />

„ouy de tout mon coeur d’honneur je vous souhaite la bonne année car la bonne année d’un déttenteur<br />

qui à votre ame et votre courage n’est pas precisement une moisson de signification, mais encore de succès,<br />

et à cet égard nous sommes consorts: et je vous vois aller avec plaisir. je ne suis pas d’age à vous suivre<br />

bien loin, mais je vous donne mes enfants et à cet égard il y aura matière; et de la manière dont cecy<br />

s’engraisse ils vous auront de grandes obligations.<br />

voila déja ce que M r du saillant va tout à l’heure vous donner matière à saisir M e sa belle mère; il s’y en<br />

joindra bien d’autres avant qu’il soit peu, et je n’oublie pas le terme ou vous pensez quelle arrivera et ou<br />

elle marche certainement à grands pas ... le S r poirée me mande que le procès verbal fait autrefois en règle<br />

et constatant l’etat ou j’ay reçu et pu recevoir ces terres des mains de la mère de ma partie etoit arrivé;<br />

M r Rivet n’attendoit que cela pour travailler, je vous prie de vouloir bien le presser un peu de temps en<br />

temps, car ce digne homme a besoin de cet article ...“<br />

982 MOLTKE, Helmuth Graf von, preußischer Feldmarschall, 1800 – 1891. Br. m. U. Berlin<br />

13.III.1876. 1 S. 8 o . Kleiner Einriß, etwas beschnitten, leicht fleckig. (120.—)<br />

An einen Herrn, der sich mit dem Gesuch zum „Bau eines Kanalprobeschiffes“ an ihn gewandt hatte.<br />

„... Unter Rückgabe der Anlage bedaure ich, Ihnen mittheilen zu müßen, daß ich Ihrem Unternehmen<br />

meinen Beistand nicht zusagen kann. Der Bau eines Kanalprobeschiffes liegt völlig außerhalb meines Ressorts<br />

und stehen mir Mittel zur Förderung eines solchen Planes nicht zur Verfügung ...“<br />

983 — E. Albumblatt m. U. (Wohl Norderney) o. D. 1 ⁄3 S. kl.-folio. Datierter Vordruck aus<br />

einem Kalender-Gästebuch. Dreiseitiger Goldschnitt. Minimal fleckig. (250.—)<br />

„Für Kaiser und Reich / GrMoltke / Feldmarschall.“<br />

Beiliegend weitere Albumblätter (wohl aus demselben Gästebuch) von Herbert Fürst von Bismarck (1892),<br />

Alexis Landgraf von Hessen (1882) und König Wilhelm II. von Württemberg (Norderney 1880).<br />

984 MÜFFLING, Karl Freiherr von, preußischer Generalfeldmarschall; Gouverneur von<br />

Berlin, 1775 – 1851. Br. m. U. „Baron de Müffling“. Berlin 12.II.1842. 2 S. gr.-4 o . Etwas ge -<br />

bräunt, Montagespuren am linken Rand. (150.—)<br />

An „Monsieur le Maréchal“, dem er im Namen König Friedrich Wilhelms IV. für das Werk „Traité pratique<br />

des moyens de sauvetage“ (Paris 1841) von Auguste Comte Godde de Liancourt dankt.<br />

„... Parmis les recrutes, qui ont reçu leurs instructions militaires dans la première année de leurs service,<br />

chaque Compagnie et Escadron fait choix d’un jeune homme intelligent qui consent à faire dans les lazarets<br />

les études d’Aide-Chirurgien pendant sa présence sous les drapeaux, sous la direction des Chirurgiens-Majors,<br />

qui sont chargés de les former à cet emploi, et à les rendre capables, d’en faire les fonctions<br />

dans les hôpitaux militaires ...“<br />

492


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

985* MUSSOLINI, Benito, italienischer Staatsmann; Begründer und Führer des Faschismus,<br />

1883 – 1945. E. Br. m. U. Rom 22.<strong>VI</strong>I.1927. 1 S. gr.-8 o . Mit gedrucktem Briefkopf „Il Capo Del<br />

Governo“ und Empfangsstempel am Kopf. (400.—)<br />

An den Kommunikations-Minister Costanzo Ciano, den Vater seines engen Mitstreiters und späteren<br />

Schwiegersohnes, bei dem er sich darüber beschwert, daß sein Geburtsort Predappio noch nicht an das<br />

nationale Telefonnetz angeschlossen sei.<br />

„Caro Ciano, / non è stato ancora fatto l’impianto telefonico interurbano a Predappio Nuova ... Tocca<br />

il tempo alla società.“ – Mit Eingangsstempel des „Ministero Comunicazioni“.<br />

986 — Br. m. U. Rom 18.X.1933. 1 1 ⁄3 S. gr.-folio. Mit gedrucktem Briefkopf „Ministero della<br />

Guerra“. Linker Rand mit Heftspuren und kleinem Ausriß. (250.—)<br />

An König Viktor Emanuel III. bei Übersendung der Disziplinarakten des Artillerie-Leutnants<br />

Attilio Marchetti, dem sein Rang wegen des Vorwurfs der Verbreitung von Falschgeld und des betrügerischen<br />

Bankrotts aberkannt worden sei. „... Ho approvato tale verdetto e, pertanto mi onoro sottoporre<br />

all’Augusta sanzione della Maestà Vostra l’accluso schema di decreto col quale si provvede alla rimozione<br />

dal grado, per motivi disciplinari del Marchetti ...“<br />

987* — E. Schriftstück m. U. Wohl Salò (im Vordruck: „Rom“ als offizielle Hauptstadt; von<br />

fremder Hand ergänzt: 30.XII.1943.) 2 S. folio. Tinte; vereinzelte Korrekturen in Blaustift. Auf<br />

Telegrammformularen mit Aufdruck „Il Duce Del Fascismo / Capo Del Governo“. (750.—)<br />

An Marschall Rodolfo Graziani in Rom, den Verteidigungsminister der am 23. September ausgerufenen<br />

„Repubblica Italiana Sociale“ und Oberbefehlshaber der weiter an deutscher Seite kämpfenden italienischen<br />

Verbände, den Mussolini von der Aussetzung des Dekrets über eine Kriegszulage für Armeeangehörige<br />

unterrichtet. Angesichts der Finanzlage und nicht zuletzt aus Gründen der Moral sollten nur<br />

kämpfende Soldaten und nicht auch Zivilangestellte in den Genuss der Zulage kommen.<br />

„Vi comunico che con mio decreto ho sospeso esecuzione provvedimento concernente assegni forze armate<br />

pubblicato Gazzetta Ufficiale 15 andante[.] atto deve essere inteso ... che indennità di guerra va dato soltanto<br />

a coloro che fanno effettivamente la guerra ... e che i funzionari civili non possono fruire di analogo<br />

trattamento ... sono sicuro, Mareschiallo, che approviate la mia sospensiva, la quale trova oltre che<br />

nell’insostenibile gravame finanziario, sopratutto la loro giustificazione ivi motivi di carattere morale,<br />

che, voi, per primo apprezzerete“.<br />

S e h r s e l t e n aus der kurzen Zeit des Bestehens der Republik von Salò (23.IX.1943 bis 25.IV.1945).<br />

988 NAPOLEON I., Kaiser der Franzosen, 1769 – 1821. Br. m. U. „Bonaparte“. Hauptquartier<br />

K a i r o 20. Thermidor an 6 (7.X.1798). 2 ⁄3 S. folio. Eine Ecke abgerissen, leicht braunfleckig.<br />

(1.200.—)<br />

Als „Général en chef“ an die „Commission Provisoire“. „... Vous trouverez cijoint, Citoyens, / 1 r . Votre<br />

rapport approuvé / 2. Un mandat de Cinq mille francs. Je vous prie d’y faire travailler tout de suite.“<br />

Nach der siegreichen Schlacht bei den Pyramiden am 21. Juli war Napoleon in Kairo eingezogen; zehn<br />

Tage später hatte Admiral Nelson die französische Flotte bei Abukir vernichtet.<br />

493


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Napoleon I.)<br />

989 — Randvermerk m. U. „Nap“, St. Cloud (1.<strong>VI</strong>.1806), auf einem Brief der Schwester<br />

eines verstorbenen Generals, Versailles 12.V.1806. 2 ⁄3 S. folio (oben und unten beschnitten). Mehrere<br />

Bearbeitungsvermerke Dritter. An den Rändern leicht staubfleckig. (600.—)<br />

Brief an den Kaiser von Rose Perrine Roussel de Saint Remy, der Schwester des 1800 verstorbenen Divisionsgenerals<br />

Charles Alexandre Louis Roussel de Saint Remy, die sich eine kleine finanzielle Unterstützung<br />

erbittet („La plus modique pension serait pour elle un bienfait d’une valeur inestimable“). – Der Kaiser ordnet<br />

an: „Renvoyé au Ministre de la Guerre pour m’en faire un rapport ...“<br />

990* — Schriftstück m. U. „Nap“. Fontainebleau 12.XI.1807. 1 S. folio. Schönes Bienenkorb-<br />

Wasserzeichen („Kloppenburg“). (1.200.—)<br />

Von Napoleon als König von Italien unterzeichneter Erlaß, die Festlegung der Grenzen des Königreichs<br />

Italien betreffend.<br />

„Sur le rapport de notre Ministre des Relations Exterieures du Royaume d’Italie; / Avons Décrété et<br />

Décrétons ce qui suit:<br />

Art. 1er / Est nommé Commissaire pour la fixation des Limites du Royaume d’Italie du côté des Provinces<br />

Autrichiennes, en vertu de la Convention signée à cet effet: Mr. Paradisi. Art. 2. / Le dit Commissaire se<br />

réunira à Goritz à ceux nommés par S.M. l’Empereur d’Autriche“ (Franz I.).<br />

„Art. 3. / Notre Ministre des Relations Extérieures du Royaume d’Italie est chargé de l’exécution du présent<br />

Décret ...“<br />

991 — E. Randvermerk m. U. „accordé Nap“, o.O. 19.IV.1811, auf einem Schriftstück des<br />

Kriegsministers General C l a r k e , Herzog von Feltre, Paris 3.IV.1811. 2 S. folio. An den Rändern<br />

leicht fleckig. (600.—)<br />

Der Kriegsminister legt dem Kaiser eine Liste von Offizieren vor, die für eine Versetzung in die 2. Infanterie-Division<br />

geeignet seien; bis auf die Versetzung eines Offiziers werden alle vom Kaiser genehmigt.<br />

Beiliegend ein Schriftstück der „Grande Armée / Dépot de Glogau“ (Glogau 28.<strong>VI</strong>II.1812, 1 S. quer-gr.-<br />

folio): „Situation Sommaire du 23 Aout au 27 du même Mois du dépôt de Remonte de Glogau Indiquant<br />

les quantités des Cheveaux à fournir d’après la Convention du 24 Fevrier 1812 ...“ – Es folgt eine detaillierte<br />

Auflistung der im Depot befindlichen Pferde.<br />

992 — Br. m. U. „Votre affectionné pere. / Napole“. Dresden 18.V.1812. 2 ⁄3 S. gr.-4 o . Minimal<br />

gebräunt. Zwei kleine Einschnitte an der ehemaligen Heftung. (1.200.—)<br />

Zu Beginn des Rußlandfeldzugs an seine Adoptivtochter S t e p h a n i e Beauharnais, seit 1806 mit Erbprinz<br />

Karl von Baden verheiratet. – Napoleon hatte Stephanie (Tochter von Claude B.), eine Nichte Josephines,<br />

ab 1803 in Paris erziehen lassen, nachdem er vom Tod der Mutter erfahren hatte; kurz vor ihrer<br />

494


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Hochzeit hatte Napoleon Stephanie adoptiert. „à ma fille la Grand Duchesse de Bade“, die wegen<br />

ihrer Schwangerschaft ein Treffen mit dem Kaiser hatte absagen müssen; neun Tage zuvor hatte Napoleon<br />

Paris verlassen.<br />

„.... Sans doute il m’aurait été agréable de vous voir, mais la circonstance qui ne vous a pas permis ce<br />

déplacement, m’en fait esperer un dedommagement. Soignez votre santé et ne doutez pas du plaisir que<br />

j’aurai à embrasser à mon Retour Votre fille et le fils que vous nous promettez ...“<br />

Der Sohn, den Stephanie am 29. September des Jahres entband, lebte nur wenige Tage; man verband später<br />

dessen Identität mit der des rätselhaften Findelkindes Kaspar Hauser.<br />

993 — Randvermerk m. U. „Nap“, auf einer an ihn gerichteten Eingabe („Rapport“) von<br />

Kriegsminister General C l a r k e , Herzog von Feltre, vom Vortag. Paris 5.I.1814. 1 1 ⁄4 S. folio.<br />

Wasserzeichen: Kopf Napoleons. (600.—)<br />

Der Kriegsminister fragt an, ob man 400 in Alessandria (Piemont) stationierte Pioniere als dringend benötigte<br />

Verstärkung zur Großen Armee abkommandieren könne; Napoleon lehnt den Vorschlag als undurchführbar<br />

ab:<br />

„il est inconvenant de Retirer d’Alexandrie des troupes pour la Grande Armée. Ce serait faire passer deux<br />

foix les Alpes à ces hommes ...“<br />

Drei Wochen später verließ Napoleon Paris; am 31. März wurde die Stadt durch die siegreichen Koalitionstruppen<br />

besetzt.<br />

„vous serés aimée et appréciée“<br />

994 — JOSEPHINE, Kaiserin der Franzosen, erste Gemahlin Napoleons I., geb. Tascher de la<br />

Pagerie, verw. Vicomtesse de Beauharnais, 1763 – 1814. E. Br. m. U. „josephine“. St. Cloud 2.<strong>VI</strong>II.<br />

1806. 1 1 ⁄3 S. 8 o . Mit geprägter Bordüre. Ein kleines Loch (ohne Textverlust) in S. 3, zwei kleine Einschnitte<br />

in der ehemaligen Heftung. Die äußeren Seiten verfärbt (oxydiert?). (3.000.—)<br />

Eindringlicher Brief an S t e p h a n i e B e a u h a r n a i s , die sich am 8. Oktober mit Erbprinz Karl von<br />

Baden vermählte, weshalb sich Josephine wohl veranlaßt sah, ihre Nichte auf ihre neuen Pflichten aufmerksam<br />

zu machen. – Stephanie war im März des Jahres von Napoleon adoptiert worden.<br />

„je m’occupe bien souvent de vous ma chère fille, quoique je ne puisse pas toujours vous écrire autant que<br />

je le desirerais ... mais je vois avec plaisir ma chere Stéphanie, le succès des soins que vous prenés pour<br />

gagner les Coeurs et vous concilier tous les suffrages, à la Cour ou vous êtes, et je suis bien sure que plus<br />

on vous connaitra, plus vous serés aimée et appréciée. je suis surtout charmée des progrès que vous avés<br />

faits dans l’affection de M[a]d[am]e la margrave. vous devés vous rappeller ce que je vous ai toujours<br />

dit de son esprit. occupés vous de cultiver une amitié aussi précieuse pour vous, et si digne de vos efforts.<br />

l’empereur continue à se bien porter, et ma santé est aussi bonne. adieu ma chère fille, ecrivés moi souvent<br />

et marqués moi le soins que vous avés de contribuer de tout votre pouvoir au bonheur du prince de<br />

Bade, ménagés votre santé, ne faites pas détour de vie et donnés moi dans huit mois un petit fils bien portant<br />

...“<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 497.<br />

495


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

„le voyage de l’Empereur“<br />

995 — MARIE LOUISE, Kaiserin der Franzosen, zweite Gemahlin Napoleons I., Tochter<br />

Kaiser Franz’ I. von Österreich, 1791 – 1847. E. Br. m. U. Dresden 22.V.1812. 2 S. 8 o . Zwei<br />

Einschnitte an einer ehemaligen Heftung des Briefes. (1.200.—)<br />

Zu Beginn des Rußlandfeldzugs geschriebener, reizender Brief der jungen Kaiserin an Großherzogin S t e -<br />

p h a n i e von Baden. Marie Louise entschuldigt sich überschwänglich für ihre verspätete Antwort auf<br />

einen Brief Stephanies.<br />

„... J’ai éprouvé bien du regret de ne pas pouvoir vous voir avec le grand duc à Würzbourg, car il m’auroit<br />

été bien doux de vous renouveller toute l’assurance de ma sincere et vive amitié, mais, j’ai éprouvé<br />

en même tems du plaisir en aprenant la raison qui vous en empêchoit et je vous prie d’en agréer mes tendres<br />

complimens. Je fais des voeux pour que vous ayiez un prince, et je crois que je ne contrarie pas par<br />

là les vôtres.“ – Der im September des Jahres geborene Erbprinz lebte nur wenige Tage. – „Je suis seulement<br />

fachée de vous savoir souffrante dans cette grossesse, et je vous prie de vous bien ménager. J’ai bien<br />

parlé de vous avec le grand Duc, il m’a aussi donné des nouvelles de votre fille“ (Prinzessin Luise von<br />

Baden) „que l’on dit être charmante. L’ E m p ereur vous fait ses complimens, il se trouve très bien de<br />

son voyage. Je me porte aussi très bien, j’ai été un peu fatigué, mais je n’y ai plus pensé dès le moment<br />

ou j’ai eu le bonheur de revoir mes Parens“ (Kaiser Franz I. und Kaiserin Maria Ludovika, seine 3.<br />

Gemahlin und Stiefmutter Marie Louises). „Il seroit encore plus complet si je ne devois pas craindre une<br />

séparation et le voyage de l’Empereur, et cette seule idée suffit pour m’empêcher d’être aussi tranquille<br />

et heureuse que je pourrois l’être ...“<br />

996 — JÉRÔME BONAPARTE, König von Westphalen, jüngster Bruder Napoleons I., 1784<br />

– 1860. E. Br. m. U. „votre vieux oncle Jerome“. Quarto bei Florenz 2.III.1841. 2 S. gr.-8 o .<br />

(250.—)<br />

An „Ma bien chère Nièce“, wohl Großherzogin Stephanie von Baden, mit Familiennachrichten.<br />

„... J’ai fait écrire à Mr. Macaire à Constance pour avoir les détails sur la vente des objets d’Arenenberg.“<br />

(Nach dem Tod seiner Schwester Hortense 1837 wurde das Schloß von ihrem Sohn Louis Napoleon, dem<br />

späteren Kaiser Napoleon III., bewohnt, der es 1843 verkaufte.) „... ici malgré ce que l’on veut bien appeler<br />

un hiver rigoureux, nous n’avons jamais eu 4 ° , nous n’avons pas eu de neige à Florence, & depuis quelque<br />

tems, moi qui suis à ma compagne“ (seine Gemahlin Katharina von Württemberg war 1835 gestorben)<br />

„je ne fais pas de feu: Combien le climat vous feroit du bien, et combien je serois heureux si vous vouliez<br />

accepter de venir à quarto ... J’attends encore à connoitre la décision de m o n f rére Joseph, avant<br />

d’entreprendre le voyage d’Angleterre – – Que dites vous, chère Nièce, du mariage de Theodelinde?“ (eine<br />

Tochter Eugen Beauharnais’, die im Februar des Jahres den späteren Herzog Wilhelm I. von Urach geheiratet<br />

hatte) „en vérité c’est à ne pas y croire!!!!!!! ...“<br />

Beiliegend ein e. Br. m. U. seines ältesten Sohnes Jérôme Napoléon Bonaparte-Patterson (aus Jérôme Bonapartes<br />

erster, 1807 von Napoleon I. annullierter Ehe mit der amerikanischen Kaufmannstochter Elizabeth<br />

Patterson); an einen Herrn mit der Bitte, seiner Tante, der Großherzogin Stephanie von Baden, eine Sendung<br />

zukommen zu lassen (Stuttgart 1841). Ferner beiliegend ein Br. m. U. seines Schwiegersohnes, des<br />

russischen Großindustriellen Anatole Demidoff; an Baron von Schreckenstein, wohl Hofmarschall der<br />

Großherzogin Stephanie von Baden, die für Demidoff beim Kauf einiger Gegenstände aus dem Schloß Arenenberg<br />

Geld ausgelegt hatte (Baden 1841).<br />

496


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 994 Kaiserin Josephine<br />

497


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Napoleon I. – Jérôme)<br />

997 — — KATHARINA, Königin von Westphalen, zweite Gemahlin des Vorigen, geb. Prinzessin<br />

von Württemberg, 1783 – 1835. E. Br. m. U. Triest 21.I.1815. 1 S. 4 o . Mit geprägter Bordüre.<br />

Leicht fleckig. Mit altem Sammlervermerk am Kopf (rote Tinte). (300.—)<br />

An einen Grafen Zeppelin, den ihr Vater, König Friedrich I. von Württemberg, zu ihrem Oberhofmeister<br />

bestimmt hatte.<br />

„... je vous envoie ci joint et pour que vous en fassiés l’usage que vous jugerés convenable. 1 o l’original<br />

d’un Décret que le Roi mon Epoux a rendu à Blois et qui prouve que j’ai un droit incontestable à tous les<br />

objets réclamés. 2 o Un acte notaire qui vous autorise à reçevoir mes Diamants et autres objets que je vous<br />

prie de remettre aussitôt qu’ils vous auront été laissés au Baron de Gail qui connoit mes intentions sur leur<br />

destination ulterieure ...“<br />

998 — BEAUHARNAIS, Eugen, Herzog von Leuchtenberg, Vizekönig von Italien, Adoptivsohn<br />

Napoleons I., 1781 – 1824. E. Br. m. U. „Eugene Napoléon“. Mailand 25.III.1806. 1 S. gr.-<br />

4 o . Minimal gebräunt. Rechtes unteres Eckchen abgerissen. (300.—)<br />

An seine Cousine S t e p h a n i e B e a u h a r n a i s , eine Nichte seiner Mutter Josephine, der er zur Adoption<br />

durch Napoleon I. (am 4. März) und zur im Oktober bevorstehenden Vermählung mit Erbprinz Karl<br />

von Baden gratuliert. „J’ai appris avec grand plaisir, mon aimable soeur, votre adoption et votre<br />

mariage[,] je partage bien franchement tout le bonheur qui vous en arrivera. Le dégré de parenté entre<br />

vous et moi me fait acquérir de nouveaux droits à Votre attachement.<br />

quant à moi je ne saurois rien ajouter aux sentimens que je vous ai voué et dont j’ai tout de plaisir à vous<br />

renouveller ici l’assurance.<br />

La princesse auguste“ (Eugen Beauharnais hatte im Januar des Jahres Augusta Prinzessin von Bayern<br />

geheiratet) „partage tous mes sentimens pour vous et nous nous réunissons mon aimable soeur pour vous<br />

souhaiter dans votre ménage tout le bonheur dont nous jouissons dans le notre ...“<br />

„cette affreuse situation”<br />

999 — BEAUHARNAIS, Stephanie, Adoptivtochter Napoleons I., Gemahlin des Großherzogs<br />

Karl von Baden, 1789 – 1860. E. Br. m. U. Mannheim 27.X. o. J. 3 1 ⁄2 S. 8 o . Mit bekrönter farbiger<br />

S-Initiale am Kopf. Zwei kleine Heftlöcher. (300.—)<br />

Verzweifelter Brief an eine Königliche Hoheit, die Scheidung ihrer Tochter Prinzessin Luise von Schweden<br />

betreffend. Diese hatte 1830 ihren Cousin, den ehemaligen Kronprinzen Gustav von Schweden geheiratet.<br />

– Die Ehe des Paares wurde 1844 geschieden.<br />

„Je remercie du fond de mon coeur, Votre Altesse Royale des voeux affectueux qu’elle veut bien faire pour<br />

moi à l’occasion de ma fête qu’elle soit bien persuadée qu’au milieu de toutes mes tribulations l’amitié<br />

qu’elle m’a témoignée …<br />

Je viens de recevoir dans cet instant une lettre du P[rin]ce de Hohenzollern“ (wohl ihr Schwiegersohn<br />

Karl Anton Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen, seit 1834 mit ihrer Tochter Prinzessin Josephine verheiratet)<br />

„qui me dit que le P[rin]ce Gustave après avoir semblé disposé à une séparation à l’amiable,<br />

paroit plus que jamais vouloir le Divorce, au nom de Dieu que Votre Altesse Royale veuille bien mettre le<br />

poids de son influence pour empêcher un semblable scandale, je connais Louise jamais elle ne consentira<br />

à une séparation légale, car elle auroit pour elle d’affreuses conséquences, et un procès! Votre Altesse<br />

Royale jugera elle même de ce qui resulteroit pour l’un tout aussi bien que pour l’autre de semblables récriminations.<br />

Je lui demande pardon de moi parler avec cette confiance mais je sens que ce n’est qu’elle qui<br />

peut m’aider dans cette affreuse situation ...“<br />

498


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

„arenenberg sera très brillant“<br />

1000 — HORTENSE, Königin von Holland, Gemahlin Louis Bonapartes, geb. Beauharnais,<br />

Stieftochter Napoleons I., 1783 – 1837. E. Br. m. U. „Hortense“. Arenenberg 2.IX.1834. 1 1 ⁄2 S.<br />

gr.-8 o . Mit Siegelrest und Adresse. Geprägtes Monogramm am Kopf. Leicht knittrig. (500.—)<br />

An ihre Adoptivschwester Großherzogin S t e p h a n i e von Baden über Heiratspläne für ihre Kinder.<br />

„... je vois d’aprés ta lettre que ton mariage est un peu froid. cela me fait de la peine, car je trouve le jeune<br />

homme très gentil et je demande à Josephine à moins de rester vielle fille.“ (Josephine, Prinzessin von<br />

Baden, heiratete am 21. Oktober Karl Anton Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen.) „Dans sa position,<br />

qui pourrait-elle épouser de mieux? je voudrais qu’Eugenie ait trouvé aussi bien. je sais pour eux qu’ils<br />

sont tous enchantés, mai[s] mes projets de mariage sont un peu dans les nuages, le père de la jeune personne<br />

est un peu avare il me fait des difficultés de placement de dot & & ce qui fait que m o nfils“(Charles<br />

Louis Napoleon Bonaparte, der spätere Kaiser Napoleon III.) „ne s’etant decidé à se marier que pour<br />

me faire plaisir ... je ne veux pas entrainer mon fils à faire une chose pas trop désavantageuse et ce qu’il<br />

y a de curieux c’est que mon mari aussi s’oppose à ce mariage. tu vois donc qu’il faudra peut-être y renoncer<br />

malgré mon desir de devenir grand maman ... alors arenenberg sera très brillant je suis bien aise que<br />

mon cher enfant ne soit pas trop abandonné ... / tout le monde est très bien pour lui où il est ...“<br />

Der spätere Kaiser, seit zwei Jahren Schweizer Bürger und zum Hauptmann der Artillerie befördert, betätigte<br />

sich als politischer und militärischer Schriftsteller und trug sich mit hochfliegenden Plänen; heiraten<br />

sollte er erst zwanzig Jahre später.<br />

1001 — FESCH, Joseph, Kardinal, Onkel Napoleons I., 1763 – 1839. E. Br. m. U. Rom 24.<strong>VI</strong>.<br />

1826. 1 ⁄2 S. 4 o . Mit Siegelrest (Ausriß hinterlegt) und Adresse. (500.—)<br />

An seinen Neffen Lucien B o n a p a r t e , Fürst von Canino, den zweiten Bruder Napoleons, der seit 1814<br />

in Rom lebte.<br />

„... Vous me parlez de l’affaire de Joseph“ (dem älteren Bruder des Kaisers). „Poste Courante je reçus<br />

la reponse du Card. Ruffo, qui me dit d’en avoir parlé au ministre, et que la chose etoit impossible puisque<br />

d’autres Card[inaux] s’y opposoient ... Vo t r e m ere se porte assez bien ...“<br />

Als Joseph Bonaparte 1806 das Königreich Neapel erhielt, hatte sich Kardinal Ruffo, Erzbischof von Neapel,<br />

geweigert, den Eid auf den neuen König zu leisten, solange dieser sich nicht zum Heiligen Stuhl bekenne.<br />

Ruffo wurde daraufhin des Landes verwiesen und konnte erst 1815 zurückkehren.<br />

„Madame Mère“, die Mutter Kaiser Napoleons I., lebte seit 1815 bei Kardinal Fesch, ihrem Stiefbruder,<br />

in Rom.<br />

1002 — NEY, Michel, Fürst von der Moskwa, Herzog von Elchingen, Marschall des Kaiserreichs,<br />

1769 – 1815 (erschossen). Sichtvermerk m. U. „Ney“ unter einem Schriftstück Dritter.<br />

„Fait en séance à Gamersheim le 21. fructidor an 8“ (8.IX.1800). 2 ⁄3 S. folio. Etwas staubfleckig.<br />

(200.—)<br />

Schreiben des 2. Husarenregiments der Division Ney der Rheinarmee an den Divisionschef, die Verwundung<br />

eines Soldaten betreffend: „Nous soussignés les membres du Conseil D’ad[ministrati]on ... certiffions<br />

que le Citoyen Philippe Daniel Hussard à la 1 ere Comp[agn]ie à Reçu un Coup de Sabre sur le bras<br />

gauche à l’affaire de Graben ...“<br />

U.a. von sieben Mitgliedern des Verwaltungsrates unterschrieben, darunter der Sichtvermerk Neys. Beiliegend<br />

2 Br. m. U. von Marschall K e l l e r m a n n (Mainz 22. und 27.X.1806); an General Desbureaux mit<br />

einem Marschbefehl und an General Zayoncheck mit der Bitte, eine Stelle für einen verdienten Offizier<br />

zu schaffen.<br />

499


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Napoleon I.)<br />

1003* — SOULT, Nicolas Jean, Herzog von Dalmatien, Marschall des Kaiserreichs, 1769 –<br />

1851. Br. m. U. „M al . Duc de Dalmatie“. (London) 29.<strong>VI</strong>.1838. 2 1 ⁄4 S. 4 o . Minimaler Faltenriß.<br />

Breiter Montagerest am linken Rand. (250.—)<br />

(An den Militärhistoriker William Francis Patrick Napier, den Verfasser des Werks „The History of the<br />

war in the Peninsular“.) – Soult, der sich für kurze Zeit als Sonderbotschafter Frankreichs in London aufhielt,<br />

hatte sich auf eine Begegnung mit Napier gefreut, ihn jedoch nicht angetroffen. – Während des Krieges<br />

auf der iberischen Halbinsel (1807 – 1814) hatte Soult die Engländer mehrfach geschlagen.<br />

„... Vous le savez mieux que personne, vous qui avait écrit avec tout de loyauté et un langage si noble, une<br />

partie de ma vie militaire; aussi je n’ai point été surpris en voyant avec quelle chaleur vous avez<br />

pris ma défense; j’éprouve un besoin de sentiment de vous en faire mes remerciemens les plus sincères.<br />

Dans cette circonstance, vous avez été l’interprête fidèle du Public anglais qui, par ses manifestations,<br />

m’a prouvé, hier, dans le cours de la mission que j’avais à remplir près de S.M. l a R e i n e Vi c t o r i a ,<br />

qu’il ne partageait point les passions haineuses ... Mais grâce à vous, Mon cher Colonel, et grâce aussi<br />

au Public de Londres, j’en suis vengé aujourd’hui ...“<br />

Beiliegend u. a. zwei weitere Briefe an Napier, in derselben Angelegenheit: 1 e. Br. m. U. von Graf Daru<br />

(Le Havre 1828, mit Siegelspur und Adresse) und 1 e. Br. m. U. des Schweizer Generals und Militärtheoretikers<br />

Antoine-Henri J o mini (St. Petersburg 1830), sämtlich mit Montageresten.<br />

„à la perfection de la Topographie“<br />

1004 — DÉPÔT GÉNÉRAL DE LA GUERRE. – Schlußblatt eines Berichts der „Commission<br />

... de la Topographie“ mit den Unterschriften ihrer Mitglieder. Paris 24. Brumaire an 11 (15.XI.<br />

1802). 2 S. Folio. (300.—)<br />

Das letzte Blatt des Abschlußberichts der „Commission chargée par les différens services publics intéressés<br />

à la perfection de la Topographie, de simplifier et de rendre uniformes les signes et les conventions<br />

en usages dans les Cartes, les Plans et les Dessins topographiques“, die vom 28. Fructidor des Jahres 10<br />

bis zum 24. Brumaire des Jahres 11 (15.IX. bis 15.XI.1802) ihre Beratungen in mehreren Konferenzen<br />

abgehalten hatte.<br />

Der Schlußparagraph lautet: „§ X<strong>VI</strong>II / La Commission, parvenue au terme qu’elle se proposait, invite<br />

son président, à suivre par tous les moyens que son zèle lui suggerera, l’accomplissement des Voeux qu’elle<br />

a emis dans la suite de ses conférences.<br />

Elle termine ses séances, en exprimant pour dernier voeu, celui de voir ses discussions contribuer aux progrès<br />

de la Topographie, et les productions de cet Art augmenter, dans la guerre, nos moyens de Victoire;<br />

multiplier pendant la paix les documens de statistique, aggradir une branche importante du commerce,<br />

et de l’industrie Nationale, et se ranger, par leur perfection sur la Ligne des Chefs d’Oeuvres par lesquels<br />

tous les Arts se disputent l’honneur d’illustrer le siecle qui commence.“<br />

Unterzeichnet haben General Sanson als Generaldirektor des Dépôt de la Guerre sowie die Kommissionsmitglieder<br />

Allent, Bacler-Dalbe, Barbié du Bocage, Bartholomé, Chanlaire, Chrestien, Clerc, Collet-<br />

Descotils, Decaux, Épailly, Hassenfratz, Hennequin, Hervet, Jacotin, Leroy, Lesage, Lomet, Muriel, Pascal-Vallongue<br />

und Prony.<br />

Am Rand die Genehmigungsvermerke m. U. der Minister B e r t h i e r (Krieg), Chaptal (Inneres), Decrès<br />

(Marine), Gaudin (Finanzen) und Ta l l eyrand (Äußeres). Der Bericht erschien in dem vom Dépôt de<br />

la Guerre herausgegebenen „Mémorial topographique et militaire“, Paris 1802, Nr. 5.<br />

500


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

1005 NAPOLEON III., Kaiser der Franzosen, 1808 – 1873. E. Billett m. U. „Napoléon Louis“.<br />

Festung Ham 14.XII.1844. 1 ⁄2 S. gr.-8 o (untere Blatthälfte abgeschnitten). An den Ecken montiert.<br />

(250.—)<br />

Aus der Zeit seiner F e s t u n g s h a f t an einen Herrn, mit der Bitte „de remettre à Monsieur Mocquant<br />

la somme qui me revient de la liquidation de l’affaire du Commerce ...“<br />

Nach seinem zweiten Putschversuch im August 1840 war Napoleon III. zu lebenslanger Festungshaft verurteilt<br />

worden. 1846 gelang ihm schließlich die Flucht nach Großbritannien.<br />

„la candidature de l’Archiduc Maximilian“<br />

1006 — E. Br. m. U. „Napoleon“. Biarritz 28.IX.1861. 1 1 ⁄4 S. gr.-8 o . Mit bekrönter Initiale am<br />

Kopf. Umlaufender Goldschnitt. (800.—)<br />

An seinen Außenminister Edouard Antoine de Thouvenel wegen der Installierung des Erherzogs Maximilian,<br />

des jüngeren Bruders von Kaiser Franz Joseph I., als K a i ser von Mexiko.<br />

„... Votre réponse aux propositions de Baron Ricasoli“ (der italienische Ministerpräsident Baron Bettino<br />

R.) „me semble très convenable, nous ne pouvons soutenir ce qui selon nous n’a aucune chance de succès.<br />

Je pense que l’Expedition contre le Mexique aura lieu bientôt mais avant de la commencer il faudrait être<br />

d’accord sur le candidat à mettre sur le trône. Peut-être serait-ce une bonne politique de faire comprendre<br />

à l’Autriche que je ne serais pas opposé à la candidature de l’Archiduc Maximilian. Dites moi votre<br />

avis ...“<br />

Nachdem Mexiko nach dem Ende des Bürgerkrieges die Zahlung seiner Auslandsschulden eingestellt hatte,<br />

stellte sich Frankreich an die Spitze der europäischen Gläubigerstaaten und betrieb eine Intervention in<br />

Mexiko, um den Konservativen doch noch zum Sieg zu verhelfen und so gleichzeitig eine von Frankreich<br />

abhängige Monarchie zu schaffen.<br />

1007* — Br. m. U. (Paris,) „Palais de Tuileries“ 6.I.1867. 1 ⁄3 S. gr.-8 o . Mit geprägtem bekröntem<br />

Monogramm am Kopf. (200.—)<br />

An einen Kardinal, dem er für Neujahrswünsche dankt.<br />

„... je suis heureux de recevoir tous les ans, au retour des fêtes de Noël, l’expression des voeux que Votre<br />

Eminence adresse au Ciel pour moi. Je le remercie d’appeler sur mon règne les bénédictions d’en haut et<br />

de mon côté je prie le dieu qu’il vous ait en sa sainte et digne garde.“<br />

1008 — EUGÉNIE, Kaiserin, seine Gemahlin, geb. de Guzman, Comtesse de Montijo, 1826 –<br />

1920. E. Br. m. U. Farnborough Hill 24.XII.1905. 2 2 ⁄3 S. kl.-4 o . Mit bekrönten Initialen am Kopf.<br />

Mit Trauerrand. Kleine Randeinrisse. (300.—)<br />

An Fürst (Louis de Ligne), den sie zur Verlobung seiner Tochter Marie mit dem Prinzen Alexander von<br />

Thurn und Taxis beglückwünscht.<br />

„... c’est avec un vif plaisir que j’apprends par vous les fiancailles de votre fille avec le Prince Alexandre<br />

de la Tour et Tassis.<br />

Tout ce qui vous touche m’intéresse, et je sais de quels soins affectueux vous avez entouri l’enfance de votre<br />

enfant, aussi je fais des voeux pour les fiancés, puissent ils trouver un bonheur réciproque dans leur<br />

union ...“<br />

501


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Napoleon III. – Eugenie)<br />

1009 — — E. Br. m. U. Paris 20.<strong>VI</strong>II. o. J. 2 S. 8 o . Leicht fleckig. Überklebter Riß am Oberrand.<br />

Verso Montagerest. (150.—)<br />

An eine junge Dame, eine Verabredung betreffend.<br />

„... Le lendemain du jour que j’ai eu le plaisir de vous rencontrer, ma soeur est accouchée et nous ne la<br />

quittons pas: je crains bien que cet incident ne nous prive du plaisir de vous voir avant votre depart<br />

devant faire un si court sejour à Paris ...“<br />

„England is a great Way off”<br />

1010 NELSON, Horatio, Viscount, Herzog von Brontë, englischer Admiral, 1758 – 1805. E. Br.<br />

m. U. An Bord der „Agamemnon”, „Vado Bay“(Golf von Genua). 12.XI.1795. 3 S. 4 o . Ein<br />

kleiner Fleck, sonst tadellos erhalten. (6.000.—)<br />

An die Handelsagenten John MacArthur, John Sidney und Thomas Pollard, „agents for the Captors“,<br />

über eine zum Verkauf stehende Ladung Getreide, die Nelson in der Bucht von Genua auf einem feindlichen<br />

Schiff aufgebracht hatte. Er bittet um Eile, da seine Leute schon längere Zeit ohne Sold seien. – Nelson<br />

hatte den Auftrag, die Landoperationen des österreichischen Generals de Vins zu unterstützen, die<br />

Franzosen aus der Genueser Bucht zu vertreiben und ihnen die Nachschubwege zu versperren.<br />

„Gentlemen<br />

You will herewith receive depositions relative to the taking a Ship laden with Corn bound to a place occupied<br />

by the armies of France or to France, if it is necessary you will send these papers to England but really<br />

I see but little a Court of Admiralty has to decide upon, the Confiscation of the Cargoe does not depend<br />

on proving it the property of our Enemies, but by mutual agreement between the Genoese Government the<br />

English Minister at Genoa“ (der Diplomat Francis Drake) „and the Austrian General, that all Corn necessary<br />

for the use of the Inhabitants of the Republic should be allowed to pass without molestation it being<br />

certified by the Genoese Secretary of State, the English Minister giving a Passport and also the Austrian<br />

General, all other Cargoes must be considered as liable to Confiscation, all the Corn for the use of the<br />

Inhabitants has been passed for two Months with the proper papers, therefore I beg You to consider what<br />

is proper to be done in this case, from what is the Court of Admiralty to Judge, the Freight is to be paid by<br />

an order on the French Corn agent at Genoa ... Most probably the Cargoe will not be claimed but if it is<br />

our Proctor must have proper notice for Matters stand here, the Austrians sell instantly and share the<br />

Money. Our poor sailors are kept a long time out of their money, is there no Court of Admiralty established<br />

in Corsica. England is a great Way off however I trust You will be as expeditious as possible, the Corn<br />

being liable to be spoil’d I had it surveyed and have sold it paid the Master his Freight + shall liberate the<br />

Vessel so soon as the Cargoe is delivered, her Damages occassioned by our heavy fire ...“<br />

In einem Nachsatz fügt er an: „Mr. Thomas Fellows has a great deal of troubles in seeing the Cargoe delivered<br />

for which I conceive he ought to be allowed something out of the 5 p[e]r Cent Agency.“<br />

502


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 1010 Horatio Nelson<br />

503


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

„ausstendige schuldt sachen und furderungen“<br />

1011 NIEDERLANDE. – WILHELM I., der Schweiger, Prinz von Nassau-Oranien; Statthalter<br />

der Niederlande, 1533 – 1584 (ermordet). Br. m. U. „Wilhelm printz zu Oranien“. Brüssel 12.<strong>VI</strong>.<br />

1564. 2 S. gr.-folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Rand- und Faltenschäden (zum Teil<br />

alt ausgebessert), leicht gebräunt. (750.—)<br />

An Kaiser Ferdinand I., der von ihm die „mehrmals gesuchte Contribution dero Reichshülfen und<br />

Bargelt“ einfordert.<br />

„... Darauff geben E. Kay: Mtt. ich unterthänigster antwortt zuverhnemen, Das diesse ausstendigen schuldt<br />

sachen und furderungen mich nit berühren, Sondern die Kon: Matt. zue Hispanien p“ (König Philipp II.)<br />

„als meinen genedigsten Ober und Lehenherrn und dan auß Krafft eines Vertrags, so zwischen weilandt ...<br />

Kaiser Karlen dem fünften und andern Reichs Stenden zue Augsburgk Im Jar p 48 uffgericht, angehen und<br />

betreffen, Derowegent ist ahn Euer Kay. Matt: mein unterthänigste vleissige bith Eur Kay: Matt: wollen<br />

mich auß angehorten ursachen diesser meiner endtschuldigunge allergenedigst geniessen lassen ...“<br />

1012 — WILHELM V., Prinz von Oranien, Statthalter der Niederlande, 1748 – 1806. Urkunde<br />

m. U. „W. Pr. v. Orange“. Den Haag 16.<strong>VI</strong>I.1778. 1 S. gr.-folio (handschriftlich ausgefüllter<br />

Vordruck). Mit papiergedecktem Siegel. Kleine Randschäden, etwas braunfleckig, verso<br />

Montagespuren. (120.—)<br />

Ernennung von Paulus Gerardus van Hoogwerff zum „Capitein Lieutenant bij de Armée van den Staat“.<br />

Ein Hohenzoller auf dem Wiener Kaiserthron?<br />

1013* NOAILLES, Emmanuel-Marie-Louis, Marquis de, französischer Diplomat, 1743 – 1822.<br />

E. Br. m. U. Wien 19.III.1787. 2 3 ⁄4 S. 4 o . Minimal fleckig. Kleiner Faltenriss (ausgebessert).<br />

(400.—)<br />

Als Botschafter in Wien an den Juristen und Diplomaten Christian Friedrich von Pfeffel, der seit 1774<br />

als „premier commis aux Affaires étrangères“ am französischen Hof für die Beziehungen zum Reich zuständig<br />

war. – Über die Reichspolitik des als aufgeklärt geltenden Mainzer Kurfürst-Erzbischofs Friedrich Karl<br />

Joseph von Erthal sowie über die mögliche Wahl eines preußischen Prinzen zu seinem Koadjutor.<br />

„... Il a convu, Monsieur, differens bruits sur une negociation que l’Electeur de Mayence desavoue à cette<br />

heure hautement, mais qui a eu cependant plus au moins de realité. il s’agissoit, pour un des fils du Roi<br />

de Prusse, d’embrasser la religion catholique, et d’être elu coadjuteur de Mayence. je pense, qu’un pareil<br />

evenement seroit très facheux: qu’il mettroit beaucoup de confusion dans les affaires interieures de l’empire:<br />

qu’il jetteroit, entre les differens partis, la plus grande mefiance: que la consideration du chef de la<br />

ligue germanique, genre de consideration le plus précieux à conserver, recevroit par là un echec: que le<br />

triomphe de la cour de Rome seroit très passager: que la secularisation des grands sieges de l’Allemagne<br />

pourroit s’operer de nos jours …<br />

Peut-être même la dignité imperiale, si elle passoit jamais dans la maison de Brandebourg ...“<br />

504


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 1015 Manassès de Garlande, Bischof von Orléans, 1154<br />

505


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

1014 NORDAU, Max, Kulturhistoriker, Schriftsteller und Arzt; mit Herzl einer der Begründer<br />

des Zionismus, 1849 – 1923. E. Br. m. U. „Max“. Paris 18.IV.1882. 4 S. 8 o , eng beschrieben.<br />

Ränder schwach gebräunt. (200.—)<br />

An seine Geliebte, die Schriftstellerin Sarah Hutzler, von der er sich kurz zuvor getrennt hatte.<br />

„Du theure, einzige Sarah, das bist nun wieder Du, ganz Du, wie Du leibst und lebst und lieblich bist und<br />

bezauberst. Ich habe Leute gekannt, die, weil sie die Gouvernante ihrer Tochter nicht verlieren wollten,<br />

sie einfach – heirateten. Andere sicherten sich durch dasselbe herrische Mittel den Besitz einer unvergleichlichen<br />

Köchin. Ich könnte begreifen, daß man Dich heiratete, blos um sich Dein Geplauder und<br />

Deine Korrespondenz zu sichern, wenn dies nämlich auf andere Weise nicht länger möglich wäre. Dein<br />

Brief hat mir so glückselige Empfindungen verursacht, daß ich darüber förmlich erschrecke ... Jetzt, da<br />

ich ihn habe, merke ich erst, was mir in den letzten drei Wochen gefehlt hat, so daß ich dabei elend und<br />

schlaflos und mager wurde ... Sie sind süß und gefährlich, Deine Briefe. Man gewöhnt sich an sie wie an<br />

Absinth oder Chloral ...“<br />

In diesem Jahr promovierte Nordau bei Charcot mit seiner Arbeit „De la castration de la femme“. – Sarah<br />

Hutzler heiratete 1886 den Schauspieler Josef Kainz. Aus der Sammlung Albin Schram.<br />

1015 ORLÉANS. – MANASSÈS de Garlande, Bischof von Orléans, um 1135 – 1185. Urkunde<br />

in seinem Namen, m. U. des Kanzlers A l g r i n , Siegelbewahrer König Ludwigs <strong>VI</strong>I. Orléans,<br />

„in ecclesia sancte crucis“, 1154. 1 S. imp.-folio. Ohne das Siegel. Leicht fleckig, sonst wohler -<br />

halten. (4.000.—)<br />

Stiftung zugunsten der Neuerrichtung der Kirche von Jargeau und der Ausstellung der Gebeine des Hl.<br />

Veranus in dieser Kirche; dies geschehe zu seinem Seelenheil und dem seiner Vorfahren Etienne (Stephanus)<br />

de Garlande (seines Onkels, des großen Staatsmannes und Kanzlers König Ludwigs <strong>VI</strong>., auch Domdechant<br />

zu Orléans, † 1150), seines Vaters Gilbert de Garlande, kgl. Mundschenken, und seiner Mutter<br />

Eustachia. Anläßlich der Weihe der Kirche, die er selbst vornehmen wolle, stifte er einen Markttag, dessen<br />

Einnahmen je zur Hälfte dem Bischof und den Klerikern zufallen sollten; und werde an diesem Tag<br />

zufällig ein Räuber in der Stadt aufgegriffen („si forte latro ibi deprehensus fuerit“), falle die Hälfte seines<br />

Besitzes an den Klerus.<br />

Unter Berufung auf einen Erlass des im Vorjahr verstorbenen Papstes Eugen III. verfügt der Bischof ferner<br />

über die Rechte des exkommunizierten Hugues de Montbarrois an der Kirche S. Martialis de Montraco;<br />

wie es weiter heißt, habe dieser reumütig im Gefolge des Königs an dem vom Papst ausgerufenen<br />

Zweiten Kreuzzug teilgenommen („prefatus hugo spiritu sancto compunctus . cum iter ierosolimitanorum<br />

cum domino rege vellet agredi“).<br />

Der eigentliche Urkundentext beginnt: „Ideo ego manases aurelianensis ecclesie minister humilis . notum<br />

fieri volo tam futuris quam presentibus . quia ego attendens sanctissimum meritum beati verani gargogilensis<br />

. et devocionem clericorum ejusdem ecclesie erga personam meam . et ecclesiam sancte crucis . ob<br />

remedium anime mee . et predecessorum meorum . maxime domini stephani garlendensis et gisleberti patris<br />

mei . et matris mee . quorum aniversaria singulis annis ex pacto quibus diebus contigerit ipsi debent celebrare<br />

: annalia prebendarum ad solos usus ecclesie quoque modo mutetur persona dedi et concessi;<br />

annuente radulfo decano ejusdem ecclesie et canonicis volentibus et concedentibus ...“<br />

Am Schluß der vermutlich eigenhändige Vermerk des Kanzlers Algrin „Data per manum algrini cancellarii“.<br />

Bei der Kirche Sainte-Croix handelt es sich um die alte, im 12. Jahrhundert im romanischen Stil fertiggestellte<br />

Kathedrale, die 1227 teilweise einstürzte.<br />

Prachtvolle Urkunde aus dem Hochmittelalter. – Zwei Jahre zuvor hatte sich Ludwig <strong>VI</strong>I.<br />

von seiner ersten Gemahlin Eleonore geb. Gräfin von Poitou scheiden lassen, wodurch er Aquitanien an<br />

die Plantagenets verlor und so den Grund für den Hundertjährigen Krieg legte. Vor Jargeau wurde Jeanne<br />

d’Arc am 12.<strong>VI</strong>.1429 bei der Eroberung der Stadt verwundet.<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 505.<br />

506


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

1016 ÖSTERREICH. – FRANZ I., Kaiser, bis 1806 als Franz II. letzter römisch-deutscher<br />

Kaiser; Schwiegervater Napoleons, 1768 – 1835. E. Randvermerk m. U., Baden 21.<strong>VI</strong>.1811, auf<br />

einem an ihn gerichteten Bericht des Obersten Kanzlers Alois Graf von Ugarte, Wien 27.V.1811,<br />

2 S. gr.-folio. Minimaler Tintenfraß. (200.—)<br />

Auf den Bericht des Kanzlers wegen „Reisepaßbewilligung für den Franz Helbling, Ludwig Holzmann und<br />

... Reisepaßverlängerung für den Joh. v. Carro“ vermerkt der Kaiser eigenhändig:<br />

„Ich genehmige die einstimmigen Anträge der Behörden gegen genaue Beobachtung der diesfalls bestehenden<br />

Vorschriften.“<br />

Beiliegend ein an den Kaiser gerichteter Bericht des Kanzlers Ugarte (Wien 1815) wegen eines Gesuchs um<br />

Auswanderung.<br />

1017* — RUDOLPH, Erzherzog, Bruder Kaiser Franz’ I., Kardinal und Fürst-Erzbischof von<br />

Olmütz; Schüler und Gönner Beethovens, 1788 – 1831. Br. m. U. „Arciduca Ridolfo Cardinale“.<br />

Wien 12.XII.1830. 1 S. gr.-4 o . Kleiner Randeinriß. Mit schön gesiegeltem Umschlag. (250.—)<br />

An Kardinal Antonio Pallotta in Rom mit Glückwünschen zum Weihnachtsfest.<br />

„... La perfettissima stima, ed il confraternal’ attaccamento ch’io professo sempre per l’Eminenza Vostra<br />

esigono, che nell’incontro del santissimo natale, L’auguri ogni bene e vantaggioso ...“<br />

1018* — RUDOLF, Kronprinz, Sohn Kaiser Franz Josephs I., 1858 – 1889 (nahm sich in Mayer -<br />

ling das Leben). E. Br. m. U. Wien 7.XII.1884. 1 1 ⁄2 S. gr.-8 o . (600.—)<br />

An seinen Vertrauten Hofrat Joseph von Weilen wegen des Befindens des Erzherzogs Leopold, der einen<br />

Schlaganfall erlitten hatte.<br />

„... Bis jetzt 8 1 ⁄2 Uhr erhielt ich noch keine Nachricht ... vielleicht ist dieß ein gutes Zeichen, gestern gieng<br />

es den ganzen Tag über etwas besser.<br />

Ich hoffe daher Morgen abends nach Ungarn reisen zu können. Sicherer ist es jedenfalls, wenn Sie morgen<br />

früh erst abreisen, es bliebe Ihnen ja dann noch der ganze Abend ... zur Berathung mit Jóckai. Auch<br />

könnte ich Ihnen dann heute abends mittheilen, ob die Nachrichten aus Hörnstein unsere Pläne zu lassen<br />

oder nicht ...“<br />

1019* — — E. Br. m. U. Laxenburg 15.XI.1885. 1 S. gr.-8 o . Mit e. adressiertem, gesiegeltem<br />

Umschlag (eingerissen). (400.—)<br />

An den Obersthofmeister General Konstantin Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst.<br />

„... Beiliegend sende ich Ihnen einen Brief, den ich vom zudringlichen Hofrath Meyer in Dresden erhielt.<br />

Ich bitte mir mitzutheilen, was ich ihm antworten soll? welchem Museum er seine Funde schenken<br />

soll? ...“ – Gemeint ist vermutlich der Zoologe und Anthropologe Adolf Bernhard Meyer (1840 – 1911),<br />

Direktor des Naturhistorischen Museums in Dresden. Die Beilage ist nicht mehr vorhanden.<br />

507


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Österreich)<br />

1020* — STAATSMÄNNER und Diplomaten. – Über 60 Autographen, darunter zahlreiche<br />

eigenhändige Briefe, zum Teil mit Siegeln und Adressen. (1.200.—)<br />

Darunter Briefe im Namen der Kaiser Matthias (1617), Leopold I. (2, 1678 und 1690), Karl <strong>VI</strong>I. (1742)<br />

und Maria Theresia (Patent, 1756) sowie Briefe von Vertretern der hochadeligen Familien Andrassy, Auersperg,<br />

Bombelles, Buol, Colloredo, Czartoryski, Czernin, Dietrichstein, Esterhazy, Fürstenberg, Gall,<br />

Hardegg, Harrach, Jablonowski, Kinsky, Kolowrat, Lamberg, Lichnowsky, Metternich, Plettenberg,<br />

Radziwill, Waldstein und Windisch-Graetz.<br />

Beiliegend über 120 weitere Briefe und Urkunden, vielfach von Angehörigen des hohen Adels, 16. bis 19.<br />

Jahrhundert, zum Teil ebenfalls mit Siegeln und Adressen, und ein Pappband (folio, defekt), mit Blatt 268<br />

bis 332 einer zum Teil handgeschriebenen „Nürnberger Chronik“, umfassend Ereignisse von 1552 bis 1602.<br />

1021* — STAATSMÄNNER und Generale. – 12 Autographen, meist e. Br. m. U. (300.—)<br />

Die Staatsmänner und Politiker Albert Graf Apponyi (Budapest 1923), Max Wladimir von Beck (Typoskript<br />

m. U.), Wenzel Anton Fürst von Kaunitz-Rietberg (Br. m. U., Wien 1787), Stefan von Licht (Wien<br />

1913), Karl Lueger (2, Wien 1875 und 1888), Karl Rechbauer (Wien o. J.), Wilhelm Schaup (Wien 1879)<br />

und Anton von Schmerling (1863) sowie die Generale Heinrich von Hess (Wien 1859), Franz Heinrich Graf<br />

Schlick (Brünn 1852) und Karl von Zeisberg (Wien 1846). – Beiliegend ein Br. m. U.u.E. von Maximilian<br />

Joseph von Somerau-Beeck, Fürstbischof von Olmütz (Olmütz 1852).<br />

1022 PÄPSTE. – CLEMENS III., vormals Paolo Scolari; erreichte durch den mit Kaiser<br />

Friedrich I. Barbarossa geschlossenen Vertrag von Straßburg die Rückgabe des Kirchenstaates<br />

und förderte den Dritten Kreuzzug, reg. 1187 – 1191. Konsistorialbulle mit den eigenh.<br />

Handzeichen des Papstes: dem Kreuz in der Rota und dem „E“ in „Ego“, sowie den eigenh.<br />

Unterschriftskreuzen des Kardinalbischofs Theobald von Ostia und Velletri sowie von 4 Kardinalpriestern<br />

und 5 Kardinaldiakonen. Datiert: „Datum Laterani per manum Moysi Lateranensis<br />

canonici vices agentis cancellarij V kalendas Marcij Indictione sexta incarnationis dominice<br />

anno M C LXXX<strong>VI</strong>I“ (26.II.1188 [sic!]). Groß-quer-folio. Starkes Pergament. Ohne das<br />

Siegel. Wohlerhalten. (8.000.—)<br />

An den Abt Hugo IV. von Clermont und den Konvent des Klosters C luny („Clemens episcopus servus<br />

servorum dei dilectis filiis Hugoni abbati monasterii Cluniacensis eiusque fratribus tam presentibus quam<br />

futuris regularem vitam professis in perpetuum memoriam“).<br />

Der eigentliche Urkundentext beginnt mit den Worten „Gloriosa et admirabilis divine providentia maiestatis<br />

ad hoc diversos gradus et ordines in ecclesia sua constitute“ und enthält die Bestätigung der von<br />

Papst Eugen III. (1147) angeordneten Besitznahme des Klosters Baulme („Balmensis Monasterum“) durch<br />

das Kloster Cluny zur Strafe „pro rebellione contumacia et offensa quam Balmensis monasterij abbates<br />

et fratres adversus sanctam Romanam exercuerunt ecclesiam“. – Mit Erwähnung seiner Vorgänger Eugen<br />

III. und Urban III.<br />

Das Benediktinerkloster Baulme war das „Mutterkloster“ von Cluny.<br />

Aus dem ersten Jahr seines Pontifikats. – Unter den unterzeichnenden Kardinaldiakonen ist auch der<br />

nachfolgende Papst Cölestin III. (Giacinto Boboni-Orsini).<br />

Bullarium Cluniacense S. 88f; Jaffe-Löwenfeld Nr. 16155.<br />

Wie die folgenden von größter Seltenheit.<br />

508


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 1022 Papst Clemens III., 1188<br />

509


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Päpste)<br />

1023 — GREGOR IX., vormals Ugolino Graf di Segni; der große Gegner des deutschen Kaisertums,<br />

bannte Kaiser Friedrich II., erließ 1234 die nach ihm benannten Dekretalen und<br />

sprach Franz von Assisi und Elisabeth von Thüringen heilig, vor 1170 – 1227 – 1241. Bulle. Rom,<br />

Lateran 6. Idus Decembris (8.XII.1237). 1 S. quer-gr.-4 o . Pergament. Mit kalligraphierter G-<br />

Initiale. Ohne das Siegel. Etwas fleckig, kleiner Mäusefraß am linken Rand ohne Textverlust.<br />

(6.000.—)<br />

An Prior und Konvent der dem Augustinerorden gehörenden Marienkirche in Flotin (bei Sens), denen der<br />

Papst den Besitz von Zehnten in Barvilles und Sury-aux-Bois bestätigt.<br />

Der eigentliche Urkundentext beginnt: „Justis petentium desiderijs dignum est nos facilem prebere consensum,<br />

et vota quae a rationis tramite non discordant effectu prosequente complere ...“<br />

Nicht bei Potthast.<br />

1024 — CLEMENS IV., vormals Guy le Gros Foulques; belehnte Karl von Anjou mit dem staufischen<br />

Königreich Sizilien, bannte 1267 Konradin von Hohenstaufen, reg. 1265 – 1268. Bulle.<br />

Perugia 5. Idus Octobris (11.X.1265). 1 S. quer-4 o . Mit kalligraphierter C-Initiale. Pergament.<br />

Stellenweise etwas berieben, Wurmspuren; leichter Mäusefraß an der Plica. Mit an rot-gelber<br />

Seidenschnur hängendem B l e i s i egel. (4.000.—)<br />

A b l a ß b r i e f zugunsten des Franziskanerordens.<br />

„Clemens episcopus Servus servorum dei. Dilectis filiis Generali ac provincialibus ministris et Universis<br />

fratribus ordinis minorum, Salutem et apostolicam benedictionem. Loca sanctorum omnium pia at<br />

prompta devotione sunt a Christi fidelibus veneranda ut dum dei ho[n]oramus amicos ipsi nos amabiles<br />

deo reddant et illorum nobis vendicantes quodammodo patrocinum apud ipsum quod merita nostra non<br />

obtinent eorum mercamur intercessionibus obtinere ...“<br />

Aus dem ersten Jahr seines Pontifikats. – Potthast Nr. 19398.<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 513.<br />

1025 — LEO X., vormals Giovanni de’ Medici, erließ die Bannbulle gegen Luther, förderte<br />

Michelangelo und Raffael, 1475 – 1513 – 1521. Breve. Rom 12.<strong>VI</strong>I.1514. 1 S. quer-schmal-gr.-<br />

folio. Pergament. Mit Spur des Fischerring-Siegels und Adresse. Kleine Wurmspuren; Tinte<br />

etwas verblaßt und stellenweise abgerieben. (1.600.—)<br />

Verleihung der Präpositur der Kirche von O g n i ssanti in Florenz an seinen Verwandten Guido de’<br />

Medici, den späteren Bischof von Venosa. – Das Breve ist unterschrieben von dem Humanisten und Dichter<br />

Pietro B e m b o , den Leo X. nach seinem Regierungsantritt zum Sekretär der Breven ernannt hatte.<br />

510


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 1023 Papst Gregor IX., 1237<br />

511


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Päpste)<br />

1026 — HADRIAN <strong>VI</strong>., vormals Adrian Florisz Boeyens (Hadrian von Utrecht); Lehrer des<br />

Erasmus, Erzieher Kaiser Karls V. und seit 1520 sein Statthalter in Spanien, 1459 – 1522 – 1523.<br />

Br. m. U. „A Car[dinali]s Dertusen[sis]“. Burgos 9.IX.1521. 1 ⁄3 S. folio. Spanisch. Leicht fleckig,<br />

2 kleine Löcher unterhalb des Textes. (1.200.—)<br />

Im Namen des jungen Königs Karl (V.) an den Hauptmann Arieta wegen der Entsendung eines Depeschenboten<br />

nach Flandern. Falls der Bote mangels eines Schiffes noch nicht abgereist sei, solle ihm eine<br />

Pinasse zur Verfügung gestellt werden. – Als der König 1520 nach Deutschland ging, wo er am 22. Oktober<br />

in Aachen zum Kaiser gekrönt wurde, ernannte er seinen ehemaligen Erzieher zu seinem Statthalter<br />

in Spanien. – S e h r s e l t e n .<br />

1027 — CLEMENS <strong>VI</strong>I., vormals Giulio de’ Medici; seine Verweigerung der Scheidung König<br />

Heinrichs <strong>VI</strong>II. von England von Katharina von Aragon führte zur Lossagung Englands von<br />

Rom, 1478 – 1523 – 1534. Br. m. U.u.E. „V[este]r Ju[lius] Vicecancell[arius]“. Florenz 4.V.<br />

1522. 1 ⁄2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Kleine Schadstelle. (800.—)<br />

An Paolo Vettario, Kapitän einer Galeere, dem er den Cavaliere Giovanni Battista Nibia empfiehlt.<br />

„... per le particulari virtu et meriti sua havemo voluto servirvi in commendatione sua. Et ne sera grato<br />

che li preghate ogni favore et adiuto, Al quale havendo noj parlato piu a longo Come da luj intenderete<br />

sopra la navigatione ...“<br />

Brief eines Galilei-Inquisitors<br />

1028 — CLEMENS X., vormals Emilio Altieri, 1590 – 1670 – 1676. Eigenh. Namenszug „Il<br />

Vesc[o]vo di Cam[eri]no Sec[retario]“ als Gegenzeichnung unter einem Br. m. U. des Kardinals<br />

Marzio G i n e tti (1586 – 1671). Rom 5.III.1660. 1 S. 4 o . Mit papiergedecktem Siegel und<br />

Adresse. Kleines Loch durch Tintenfraß. (350.—)<br />

Von dem späteren Papst und damaligen Bischof von Camerino gegengezeichneter Brief an den Bischof von<br />

Todi, Pier Maria Bichi, der „una distinta informatione“ über das dortige Lukretia-Kloster geben möge. – Auf<br />

den Innenseiten des Doppelblattes ein Entwurf des gewünschten Berichts, Todi 30.III.1660, wonach die Nonnen<br />

um die Erlaubnis zum Verkauf von Land ersuchten, um ihre Zahlungspflicht gegenüber einer Kapelle<br />

erfüllen zu können. Kardinal Marzio Ginetti war 1633 einer der Inquisitoren im Ketzerprozeß gegen Galilei.<br />

1029* — PIUS <strong>VI</strong>I., vormals Gregorio Barnaba Chiaramonti; krönte Napoleon zum Kaiser und<br />

erlangte auf dem Wiener Kongreß die Anerkennung der weltlichen Herrschaft der Päpste, 1742–<br />

1800 – 1823. Schriftstück m. U. „Pius PP. <strong>VI</strong>I.“ (Rom) 1.X.1814. 1 ⁄3 S. kl.-folio. Schwach fleckig.<br />

(400.—)<br />

Erlaß „Ex Audientia SS. mi “, die Einsetzung des Legaten Domenico Valentino durch die für die Verwaltung<br />

des römischen Bistums zuständige Congregatio Visitationis Apostolica betreffend. – Aus dem Jahr seiner<br />

Befreiung aus napoleonischer Gefangenschaft.<br />

Vom Papst unterschriebene Rescripta Ex Audientia sind im Handel s e h r s e l t e n .<br />

512


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 1024 Papst Clemens IV., 1265<br />

513


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Päpste)<br />

1030 — PAUL <strong>VI</strong>., vormals Giovanni Battista Montini, 1897 – 1963 – 1978. Urkunde im Namen<br />

von Papst Pius XII., m. U. „GBattista Montini / Sostituto“. Vatikan 30.I.1948. 1 S. folio. Mit<br />

Briefkopf „Segreteria di Stato di Sua Santita“ unter der Tiara mit gekreuzten Schlüsseln. Mit<br />

Prägesiegel. (200.—)<br />

Ernennung von Sebastiano Drago aus Rom zum Ehrenkämmerer von Papst P i u s XII. – „Camerieri<br />

d’onore Soprannumerari di Spada e Cappa“.<br />

„con qualche tristezza“<br />

1031 — — E. Br. m. U. „GB. Montini“. Brescia 27.<strong>VI</strong>II.1949. 1 S. folio. Mit e. adressiertem<br />

Umschlag. (300.—)<br />

Ebenfalls als Substitut im Staatssekretariat an den Commendatore Giovanni Belardo im Vatikan mit Feriengrüßen.<br />

„... Profitto di questo momento di sosta per mandarLe un cordiale saluto. Spero rivederLa presto, prima<br />

ch’Ella ci lasci per le Sue meritate vacanze. Le mie sono state buone, e un pò movimentate. Ma qui, non<br />

trovo che vuoti, e mi sento quasi forestiero, con qualche tristezza ...“<br />

Beiliegend e. Grußworte m. U. „Memore cordialmente! / † GBCard. Montini Arciv[escovo]“ auf einer<br />

gedruckten Weihnachtskarte, 1962; mit Umschlag.<br />

1032 — JOHANNES PAUL II., vormals Karol Wojtyła, 1920 – 1978 – 2005. Portrait mit e.<br />

Namenszug „Joannes Paulus II“ und Datum „22.I.2000“ auf der Bildseite. Postkartenformat.<br />

Ein Eckchen mit schwacher Knickspur. (300.—)<br />

Farbdruck nach dem Gemälde von Rinaldo Gèleng.<br />

1033* PERÓN, Juan, argentinischer General und Staatsmann, 1895 – 1974. Urkunde m. U.<br />

„Perón“. Buenos Aires 5.<strong>VI</strong>I.1945. 1 S. gr.-folio. Mit Siegelstempel. Geprägtes Wappen am<br />

Kopf. Leicht gebräunt, gelocht. (250.—)<br />

Entscheidung des Kriegsministers über einen Bericht des „Auditor General de Guerra y Marina“, der<br />

Ansprüche des ehemaligen Soldaten Pascual Bellizzi zurückweist, die dieser auf Grund eines Unfalls während<br />

seiner Dienstzeit geltend gemacht hatte.<br />

„... 10. – Archívese la presente información. / 20. – Comuníquase, tómese nota en los antecedentes de<br />

movilización del causante de su aptitud física, y procédase por la Dirección General del Personal conforme<br />

a lo resuelto.“<br />

1034 — PERÓN, Eva, seine zweite Ehefrau, 1919 – 1952. Portrait mit e. Widmung u.U. auf<br />

dem Untersatzkarton. O.O.u.D. 42×31,9 cm, Größe der Darstellung 27,8×21,2 cm. Kleine<br />

Flecke. (500.—)<br />

Großformatiges Brustbild en face; Photographie nach dem offiziellen Gemälde der Primera Dama mit<br />

einer Widmung für den finnischen Botschafter Erno Soravuo.<br />

514


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

„Ad Serenissimam Reginam Angliae“<br />

1035 PFALZ. – FRIEDRICH III., der Fromme, Kurfürst a.d.H. Simmern; trat vom Luthertum<br />

zum Calvinismus über, 1515 – 1576. Br. m. U. Heidelberg 12.II.1568. 1 ⁄2 S. folio. Mit montiertem<br />

papiergedecktem Siegel. Linker Rand restauriert. (1.200.—)<br />

An K ö n i g i n E l i s a b e t h I . v o n E n g l a n d . Akkreditiv für seinen Gesandten Immanuel Tr e m e l -<br />

lius, Professor für Bibelkunde in Heidelberg, Sohn jüdischer Eltern, 1510 – 1580.<br />

„Ad Serenissimam Reginam Angliae, Dominam et Consanguineam nostram charissimam, Doctorem<br />

Immanuelem Tremellium, Consiliarum nostrum, propter certa quaedam negotia, quae in Reipub[licae]<br />

Christianae salute coniuncta sunt, ablegavimus, eique inter caetera in mandatis dedimus, ut te accederet<br />

... Cui ut fidem habeas, tuisque officiis in rebus nostris procurandis ... amice abs te petimus ...“<br />

Sehr selten.<br />

1036 — FRIEDRICH V., Kurfürst, der „Winterkönig“ von Böhmen, 1596 – 1632. Br. m. U.<br />

„Friderich“. Amberg 20.I.1618. 1 ⁄3 S. folio. Leicht fleckig. Vier Unterstreichungen (grüne Tinte)<br />

im Text. Angerändert. (1.600.—)<br />

Als Kurfürst von der Pfalz wohl an einen befreundeten protestantischen Fürsten, mit der Weiterleitung<br />

von Nachrichten des Kaisers, die Zukunft einiger Klöster betreffend.<br />

„... wir communiciren dir ... von einem Kayß[erlichen] Mandat, an die Capitularen zu Minden, und von<br />

einer vorschrifft, des Haußes Saxen an Ihre Ma[jes]t[ät]“ (Kaiser Matthias), „wegen des Stiffts<br />

Hirschfeldt“ (Hersfeld), „auß welchen beeden, undt andern dergleichen mehr stücken zustehen, was<br />

deren von Evangelischen Ständen inhabenden Stifft undt Clöster halben endlich zugewarthen sey ...“<br />

Beiliegend ein Brief (Amberg 1616, 3 S. folio, „Concept“) vom Amberger Kanzler an Kaiser Matthias in<br />

einer Angelegenheit des Amberger Buchdruckers Michael Förster. Dieser war vom Leipziger Buchdrucker<br />

Nicolaus Nehrlich des unerlaubten Nachdrucks einiger Bücher beschuldigt worden.<br />

515


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Pfalz. – Friedrich V.)<br />

1037 — — ELISABETH Stuart, Kurfürstin, Königin von Böhmen, seine Gemahlin, Tochter<br />

König Jakobs I. von England, 1596 – 1662. E. Br. m. U. „Sua humiliss[im] a figl[iol] a et servitrici /<br />

Elizabeth“. O.O.u.D. (wohl um 1612). 1 S. kl.-folio. Italienisch; kalligraphierte Schrift. Mit<br />

Adresse. Leicht gebräunt und fleckig. Angerändert. (1.200.—)<br />

„Al Re“. – A n i h r e n Va t e r König Jakob I. von England.<br />

„Sire / Lo sviscerato amore dalla natura innestatomi nel cuore verso V.M. & dalle sue quotidiane amorevolezze<br />

verso di me fomentatoci mi tiene in absenza sua in continuo dubbio dell’esser suo. È però per<br />

acchettarmi l’animo umilmente la prego degnarsi farmi consapevole a che termine sia de la sanità ...“<br />

Eigenhändige Briefe der „Queen of hearts“ sind im Handel v o n größter Seltenheit.<br />

1038* — RUPRECHT „der Kavalier“, Pfalzgraf bei Rhein („Rupert of the Rhine“), Sohn der<br />

Vorigen; Neffe und Heerführer König Karls I. von England, 1619 – 1682. Br. m. U. Whitehall<br />

10.I.1675. 1 S. folio. Leicht unfrisch (größerer Feuchtfleck in der unteren Blatthälfte). Linke<br />

untere Ecke abgerissen. (350.—)<br />

An den Großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelm von Brandenburg, dem er zum Tod des Kurprinzen<br />

Karl Emil kondoliert.<br />

„... Wan wir die schönste blüte seines Alters, undt die Sonderliche von seinen hohen qualitäten bey dem<br />

Gemeinen Wesen geschöpfte Hoffnung bey uns der gebühr erwegen, konnen wir anderst nicht urtheilen,<br />

alß daß Euer L[ie]bd[en] ... diesen schweren Fall mit gar tieffen schmertzzen empfinden werden ...“<br />

Der 19jährige Thronfolger war während des Reichskriegs gegen Frankreich im Dezember des Vorjahres<br />

in Straßburg an der Ruhr gestorben.<br />

Beiliegend ein an den Pfalzgrafen gerichteter Brief (Marburg 29.IV. o. J.) einer Dame („El / Demütige<br />

gehorsame dochter“) in privaten Angelegenheiten. – Ruprecht hatte die unehelichen Kinder Ruperta und<br />

Dudley.<br />

1039 PITT, William d. Ä., Earl of Chatham, englischer Staatsmann („the great commoner“);<br />

unterstützte Preußen im Siebenjährigen Krieg und zerstörte die französische Kolonialmacht,<br />

1708 – 1778. E. Br. m. U. O.O.u.D. 1 S. kl.-4 o . Etwas gebräunt und fleckig. Kleine Randläsuren<br />

(hinterlegt). (300.—)<br />

„My dear Lord / I am not very well to day and wish not to stir out, However if you are likely to come to<br />

voting to day, and want me, If you send to me, I will certainly obey your Summons – / Believe me / Your<br />

Graces / Very Faithfully / Chatham“.<br />

Beiliegend ein gestochenes Portrait (1781).<br />

1040* POST<strong>GESCHICHTE</strong>. – 2 „Fuhrmannsbriefe“ (ausgefüllte Vordrucke) für Sendungen<br />

von Ragatz nach Chur. Ragatz 21.II.1759 und 11.I.1760. Je 1 S. quer-gr.-folio. (120.—)<br />

Die vier bzw. fünf „Colli“ sind einschließlich ihrer äußeren Beschriftungen genau bezeichnet.<br />

Beiliegend ein weiterer Fuhrmannsbrief, Bruck 1798, sowie vier Postquittungen, Stuttgart 1835, Lauffen<br />

1853, Basel 1887 und Liestal 1890, sowie eine sächsische „Land-Accis-Quittung“ 1807.<br />

516


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 1037 Kurfürstin Elisabeth von der Pfalz, Königin von Böhmen<br />

517


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

1041 PREUSSEN. – FRIEDRICH I., der erste König, bis 1701 als Friedrich III. der letzte<br />

Kurfürst von Brandenburg, 1657 – 1713. Br. m. U. Schloß Schönhausen 16.<strong>VI</strong>I.1704. 1 1 ⁄2 S. folio.<br />

Mit papiergedecktem Siegel (defekt) und Adresse. (300.—)<br />

An die Mitglieder der Kommission zur „Etablirung Unserer Orangischen Unterthanen“ – der aus Orange<br />

vertriebenen H u g e n o t t e n –, die er von der Berufung des Kaufmanns Köppisch in die Kommission<br />

unterrichtet. Aufgrund seiner Erfahrung habe Köppisch das entscheidende Wort, „wan sich unter diesen<br />

Leuthen einige befinden, welche eine Manufacture anzurichten, oder darinn gebraucht zu werden<br />

geschickt seyen“.<br />

Unter den in der Adresse namentlich genannten Kommissionsmitgliedern sind der Vorsitzende Oberst<br />

François de Langes, Baron von Lubières, der Amtskammerrat Karl Gustav Merian, der Generalfiskal<br />

Friedrich Benjamin Loriol de la Grivilliere d’Anieres, der Hofrat Hermann Cochius und der französische<br />

Prediger Etienne de Petit.<br />

Beiliegend die offizielle französische Übersetzung.<br />

1042 — — Br. m. U. „Friderich“. Honslaerdyck 29.<strong>VI</strong>I.1706. 1 3 ⁄4 S. gr.-folio. Mit papiergedecktem<br />

Siegel (gebrochen) und Adresse. Etwas braunfleckig und unfrisch, am linken Rand<br />

montiert. (200.—)<br />

An den Hof- und Altmärkischen Quartalsgerichtsrat Johann Wolfgang Bewert mit dem Auftrag, „Ober-<br />

Forstm[eister] von Jurgas, und Baumeister Grünberg, sollen die LandGrentze bey Blanckensee in Augenschein<br />

nehmen“ (Regest).<br />

„... Ihr ersehet aus dem Beyschluße, was Melchior Heinrich von Thümen, auff Sticken, wieder Christian<br />

Wilhelm von Thümen, auff Blanckensee, in puncto einer streitigen Wiese und Fischerhäuseleins, angeführet,<br />

und zu verordnen gebeten, Weil nun diese Sache die LandesGrentze zwischen Unserm und dem<br />

Chur-Sächsischen territorio mit angehet, welche dahero gründlich zu untersuchen und mit behöriger<br />

Behutsamkeit abzuthun ist, Als committiren und befehlen Wir euch hiemit allergnädigst, die hievorn verhandene<br />

... acta anzusehen ... und ... euren unterthänigsten Bericht von der situation der streitigen Örter<br />

... abzustatten ...“<br />

Mit Gegenzeichnung des Ministers Johann Casimir Graf Kolbe von Wartenberg.<br />

1043 — FRIEDRICH WILHELM I., König, der „Soldatenkönig“, 1688 – 1740. Br. m. U.<br />

„FrWilhelm“. Berlin 18.X.1720. 1 S. folio. Mit papiergedeckten Siegel (durchgefettet) und<br />

Adresse. Ränder und Faltung schadhaft. (250.—)<br />

An den Schöffenstuhl in Halle, mit der Neubesetzung einer Assessorenstelle.<br />

„... Weilen Wir Unseres Consistorial Rahts undt HoffPredigers Schardy altisten Sohn Schardium, an des mit<br />

Tod abgegangenen Assessoris Matthesy Stelle hinwiederum zum Assessore ordinario dergestalt bestellet undt<br />

angenommen... / Als befehlen Wir Euch hirmit in gnaden, demselben, wenn Er seine Probe Relation abgeleget<br />

undt selbige von Uns approbirt seyn wirdt ... ihn auch bey der bestallung gehörig zu schützen ...“<br />

518


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

1044 — — Br. m. U. und e. Nachschrift. Königsberg 23.<strong>VI</strong>.1729. 1 S. 4 o . Schwach fleckig.<br />

(400.—)<br />

An den magdeburgischen Kammerpräsidenten Christian von K a t t e (1675 – 1743) auf dessen Bericht<br />

wegen eines abgebrannten Brauhauses in Großrosenburg. „... Ich approbire ... solchen Mir gethanen vorschlag<br />

vollkommen ...“<br />

Die eigenhändige Nachschrift betrifft den Sohn des Adressaten, den späteren Generalleutnant Hans Friedrich<br />

v. Katte: „euer sohn habe eine Kompanie unter euer Bruder Regi[ment] gegehben / FW“. – Der Bruder<br />

war Hans Heinrich v. Katte, der spätere Feldmarschall, Chef des ostpreußischen Kürassierregiments<br />

Nr. 9; er war der Vater des 1730 enthaupteten Hans Hermann v. Katte.<br />

1045 — — SOPHIE DOROTHEA, Königin, seine Gemahlin; Tochter König Georgs I. von<br />

Großbritannien, Mutter Friedrichs des Großen, 1687 – 1757. Br. m. U. „Sophie“. Berlin 5.<strong>VI</strong>I.<br />

1737. 2 S. 4 o . Schwach gebräunt. Kleine Rand- und Faltenschäden. (500.—)<br />

An den Mediziner Friedrich Hoffmann in Halle, Erfinder der nach ihm benannten Tropfen, der ihr<br />

den 7. Band seiner „Medicinae Rationalis Systematicae“ gesandt hatte.<br />

Das Werk solle „auch zu denen andern in Meiner Bibliothec bereits placirten Büchern gefüget werden ...,<br />

und habe Ich also demselben dafür dancken wollen.<br />

Sonsten ist der Anstoß, so des Königs May[estät] vor einiger Zeit vom Podagra, und Chiragra gehabt,<br />

durch des Höchsten Gnade von keinen übelen Suiten gewesen, wobey man freylich wohl seiner guten<br />

Natur vieles zuzuschreiben hat ...“<br />

Hoffmann, bereits von 1709 – 1712 Leibarzt König Friedrichs I. und damals durch Hofintrigen in Ungnade<br />

gefallen, hatte 1734 Friedrich Wilhelm I. zur Genesung verholfen und war daraufhin zum Geheimen<br />

Rat ernannt worden.<br />

1046 — FRIEDRICH II., der Große, König, 1712 – 1786. Br. m. U. „Frdch“, mit schwungvollem,<br />

13 cm langem Abstrich (und Tintenfleck). Berlin 10.I.1743. 2 1 ⁄2 S. folio. Etwas gebräunt und<br />

fleckig, Bugfalte eingerissen. (800.—)<br />

Ausführliches juristisches Schreiben an den Regierungsrat von Vogelsang in Halberstadt, der für den<br />

König den Prozeß in der „Hammersteinisch-Equordschen Donations-Sache zu Hildesheim“ führte. – Der<br />

mit seiner Familie im Streit liegende kinderlose Kriegsrat Georg Wilhelm Frhr. v. Hammerstein hatte vor<br />

seinem Tod 1739 seine gesamten Besitzungen König Friedrich Wilhelm I. geschenkt, was einen ausgedehnten<br />

Rechtsstreit zwischen der Familie und dem preußischen Königshaus zur Folge hatte. Streit gab<br />

es u. a. „in puncto Separationis Allodii a feudo“.<br />

In seiner Antwort auf Vogelsangs Bericht erklärt der König, er halte es nicht für tunlich, daß „Wir Uns<br />

nun ... violenta Manu in die Possession des gantzen Lehn-Guths Equord, oder eines Theils deßelben solten<br />

setzen ..., obschon sonst es seine Richtigkeit hat, daß der Schloß-Haubtmann von Hammerstein ...<br />

nicht befugt gewesen, sich des Guths Equord eher anzumaßen, bis Er vorher die darauff versicherte, und<br />

von dem Verstorbenen Baron George Wilhelm von Hammerstein per Donationem inter vivos, auff Unsers<br />

in Gott ruhenden Herrn Vaters May. transferirte 93550 Thllr. Allodial-Gelder erleget, oder wenigstens<br />

deponirt gehabt hätte …<br />

Gleicher gestalt werdet Ihr auch auff die von der Landt-Marschallin von Hahn und Ihrer Schwester, der<br />

von Hammerstein, eingebrachte Interventions-Schrifft das Nöthige zu beobachten bedacht seyn. Wir<br />

mögen Euch aber hierbey nicht bergen, daß Uns die ... angehängte Clausul ... bedencklich vorkombt, und<br />

verlangen Wir demnach auch Eure Gedancken darüber zu vernehmen, wohin Ihr vermeinet, daß solches<br />

etwa abzielen möge ...“ Mit Gegenzeichnung der Minister Graf Podewils und v. Borcke.<br />

519


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Preußen. – Friedrich der Große)<br />

1047 — — Br. m. U. „Federic“. Potsdam 24.<strong>VI</strong>I.1748. 1 ⁄2 S. gr.- 4 o . Minimal fleckig. Mit adressiertem<br />

und schön gesiegeltem Umschlag. (400.—)<br />

Abschied für den kurpfälzischen Gesandten Baron von Becker.<br />

„... C’est avec déplaisir, que Je Vous vois quitter ma Cour, la maniere attentive, exacte et mesurée dont<br />

Vous Vous y êtes conduit, n’a pû que Vous meriter ma bienveillance et l’amitié de tout le Monde ... Je Vous<br />

remercie des assurances que Vous me donnés de Votre zêle et de Votre attachement ...“<br />

„je suis dans la Nessité de combatre l’Enemy ou je le trouve“<br />

1048* — — E. Br. m. U. „Federic“. Hlinay 23.<strong>VI</strong>I.(1757). 1 S. gr.-4 o . Mit Trauerrand. Etwas<br />

fleckig; verso geseidet. (6.000.—)<br />

Bedeutender Brief vom Beginn des Siebenjährigen Krieges an Herzog Wilhelm August von<br />

Cumberland im Lager von Afferde. Der Sohn König Georgs II. von Großbritannien hatte den Oberbefehl<br />

über die aus Hannoveranern, Braunschweigern, Hessen und Bückeburgern bestehenden alliierten Streitkräfte,<br />

die Verbündeten Preußens im Kampf gegen das Reich und Frankreich.<br />

„Monsieur Mon frere et Cousin. / J’ai receu par le Courier de Mons. Michel la lettre que V: A: R: vient de<br />

m’ecrire, je suis tres faché, de me trouvér dans la Nessesité de retirér les 6 battaillons de Wesel de Son<br />

Armée, mais le Nombre d’enemis qui conspire contre moy, me justifie de reste, je marche demein Vers Zittau<br />

ou je compte d’arivér le 1 ou le 2 du mois prochain, je suis dans la Nessesité de combatre l’Enemy ou<br />

je le trouve, avant quil me ressere de tout les cottéz, cela me force à prendre des partis Desesperéz au quels<br />

je n’aurais jamais pensé dans d’autres ocasion, mais V: A: R: sera dans peu instruite quelle en sera l’Issue,<br />

je me trouve obligé d’ataquér des postes quelque forts quils soyent et d’agir contre mes principes mai<br />

quant on a toute l’Europe pour Enemy, il n’y a d’autre moyein de Se soutenir que de faire<br />

pllyér l’enemy le plus proche, pour pouvoir ensuite se tournér sur le premiér venux, et ce ne seroit pas la<br />

premiere fois qu’une bonne resolution bien exsecutée changeat la face des chosses, Vous seréz Instruit de<br />

tout ce que arivera, mais vous pouvéz etre persuadé que mon parti est pris, et que ni les Dificultéz ny le<br />

Dangér ne m’areteront ...“<br />

An diesem Tag wurde Zittau, wo sich ein Teil der preußischen Armee verschanzt hatte, durch österreichische<br />

Truppen zerstört. – Drei Tage später wurde Herzog Wilhelm August von Cumberland in der<br />

Schlacht bei Hastenbeck von den französischen Truppen unter dem Oberbefehl des Marschalls d’Estree<br />

geschlagen. – „Mons. Michel“: der britische Diplomat Sir Andrew Mitchell (1708 – 1771), seit 1756 am Hof<br />

Friedrichs des Großen; er hatte zu Beginn des Siebenjährigen Krieges wesentlich zur Allianz zwischen England<br />

und Preußen beigetragen.<br />

„Politische Correspondenz Friedrich’s des Großen“, Band 15 Nr. 9222.<br />

520


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Die „épitre d’Erfurt“ (Voltaire)<br />

1049 — — Eigenh. Gedichtmanuskript. (Erfurt 23.IX.1757.) 3 1 ⁄2 S. 4 o . Trauerrand. Etwas<br />

wellig; mit geringem Textverlust am Rand beschädigt, von alter Hand in Falten und an Rändern<br />

ausgebessert. (16.000.—)<br />

„Epittre au Marquis d’argens / a p o l o g i e d u Suicide“.<br />

Die erste Niederschrift der berühmten „Epistel“ zur Verteidigung des Selbstmords, gerichtet an den Marquis<br />

d ’ Argens, Mitglied der Tafelrunde von Sanssouci, des Königs vertrauten Korrespondenten im Siebenjährigen<br />

Krieg.<br />

Mehr als 200 Verszeilen. Mit vielen eigenhändigen Verbesserungen: mehrere Verse sind gestrichen, etliche<br />

am Rand – zum Teil durch Überklebung – erneuert, ergänzt oder variiert.<br />

Die Dichtung entstand während der schweren Krisis des Herbstes 1757, als nach der – durch die Niederlage<br />

von Kolin erzwungenen – Räumung Böhmens Todesgedanken den König beherrschten.<br />

Den folgenden Auszügen – Anfang, Mitte, Schluß – haben wir die deutsche Nachdichtung von Eberhard<br />

König aus den von G. Volz herausgegebenen „Werken“ (Band 10, 1914) gegenübergestellt.<br />

„Ami, le sort en est jeté;<br />

Las du destin qui m’importune,<br />

Las de plier dans l’infortune<br />

Sous le joug de l’adversité,<br />

J’accourcis le temps arrêté<br />

Que la nature notre mère<br />

A mes jours remplis de misère<br />

A daigné départir par prodigalité.<br />

D’un cour assuré, d’un oil ferme,<br />

Je m’approche de l’heureux terme<br />

Qui va me garantir contre les coups du sort.<br />

Sans timidité, sans effort,<br />

J’entreprends de couper dans les mains de la Parque<br />

Le fil trop allongé de ses tardifs fuseaux;<br />

Et sûr de l’appui d’Atropos,<br />

Je vais m’élancer dans la barque<br />

Où, sans distinction, le berger, le monarque,<br />

Passent dans le séjour de l’éternel repos ...“<br />

„Mein Freund, mit mir ist’s aus, der Würfel fiel;<br />

Zum Sterben müde steh’ ich schon am Ziel:<br />

Genug der Wunden, die das Schicksal schlug,<br />

Genug der Leideslasten, die ich trug;<br />

Mutter Natur hat wohl noch manche Tage<br />

Mir zugedacht, Tage von Not und Plage.<br />

Sie meint’s zu gut! – Ich aber mag nicht mehr!<br />

Im Herzen Stille, schreit’ ich freudig zu,<br />

Mit festem Blick, dem Ziel der großen Ruh,<br />

Der Friedensfreistatt, wo ich sicher wär’.<br />

Mich kostet’s nicht ein Seufzen, nicht ein Beben,<br />

Der Parze, die da spinnt mein leidig Leben,<br />

Den Faden zwischen ihren Händen beiden,<br />

Eh’ meine Spindel leer ward, zu durchschneiden.<br />

Atropos nickt. Hinab, der Ferge harrt:<br />

In seinem Nachen sind sie alle gleich,<br />

Der Fürst, der Hirte, keiner höherer Art.<br />

Auf tut sich mir des ewigen Friedens Reich ...“<br />

„Du bonheur de l’État la source s’est tarie,<br />

Ses palmes sont flétries, ses lauriers sont fanés;<br />

Mon âme, de soupirs et de larmes nourrie,<br />

De ses douleurs trop attendrie,<br />

Pourra-t-elle survivre aux jours infortunés<br />

Qui sont près d’éclairer la fin de ma patrie?<br />

Devoirs jadis sacrés, désormais superflus!<br />

Défenseur de l’État, mon bras ne peut donc plus<br />

Venger son nom, venger sa gloire,<br />

En perpétuant la mémoire<br />

De nos ennemis confondus!<br />

Nos héros sont detruits, nos triomphes perdus ...“<br />

„Versiegt die Quelle, ausgeleert,<br />

Die meines Staates Glück genährt!<br />

Dahin die Palmen über mir,<br />

Verwelkt all meine Lorbeerzier!<br />

Soll ich, erschöpft und ausgegeben<br />

An Tränen, Seufzern, und zermürbt<br />

Die Jammertage überleben,<br />

Da mir mein Vaterland verdirbt?<br />

Du Dienst der Pflichten, der mir heilig war,<br />

Nun wardst du überflüssig ganz und gar!<br />

Bin ich denn noch des Staats Verteidiger?<br />

Mein Arm sinkt nieder, müde und geschwächt,<br />

Mein Ruhm, mein Name bleiben ungerächt,<br />

Es triumphieren die Beleidiger;<br />

In Zukunft wird kein Mensch mehr davon sagen,<br />

Wie ich die Feinde einst aufs Haupt geschlagen.<br />

All meine Helden sind dahin<br />

Hin jedes Siegestags Gewinn! ...“<br />

521


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Preußen. – Friedrich der Große)<br />

„Ah! pour qui doit ramper, abattu sans espoir,<br />

Sous le despotique pouvoir<br />

De triumvirs ingrats, de monstres politiques,<br />

Vivre devient un crime, et mourir un devoir ...“<br />

„Adieu,d’Argens; dans ce tableau<br />

De mon trépas tu vois la cause.<br />

Au moins ne pense pas du néant du caveau<br />

Que j’aspire à l’apothéose.<br />

Tout ce que l’amitié en ces vers te propose,<br />

C’est qu’autant qu’ici-bas le céleste flambeau<br />

Éclairera tes jours tandis que je repose,<br />

Que, lorsque le printemps paraissant de nouveau<br />

De son sein abondant t’offre les fleurs écloses,<br />

Chaque fois d’un bouquet de myrtes et de roses<br />

Tu daignes parer mon tombeau.“<br />

„Wer hoffnungslos im Staube liegt,<br />

Sich der Tyrannenherrschaft fügt,<br />

Der Übermacht, die endlich siegt,<br />

Wird dem das Leben nicht<br />

Verbrechen, Tod zur Pflicht? ...“<br />

„D’Argens, leb’ wohl! Betracht’ es und gestehe:<br />

Dies Bild ist wahr, und recht ist’s, daß ich gehe.<br />

Doch denke nicht, daß aus dem großen Nichts<br />

Des Grabes ich mich eitel sehn’,<br />

Im Schimmer des Verklärungslichts<br />

Neu zu erstehn.<br />

Nur eine Bitte sei dem Freund vergönnt,<br />

Das fleht mein Lied:<br />

Solang dir noch des Himmels Leuchte brennt,<br />

Wann längst ich schied,<br />

Von jedes neuen Lenzes Blütensegen<br />

Sollst einen vollen Strauß in Treue du<br />

Von Myrten und den Rosen niederlegen<br />

Da, wo ich ruh’.“<br />

Unsere Zitate entsprechen dem – orthographisch geglätteten – Wortlaut in der Akademieausgabe der<br />

„Oeuvres“, Band XIII (1849), wo das hier vorliegende Autograph bereits als Privatbesitz erwähnt wird.<br />

Die Suizidgedanken des Königs werden auch in seiner Korrespondenz mit Voltaire behandelt, der das<br />

Gedicht dort „Votre épitre d’Erfurt“ nennt und einige Abschnitte daraus – nach einer anderen, ihm von<br />

Friedrich übersandten Fassung – in seine Schrift „La vie privée du roi de Prusse“ übernahm. – In der Kehler<br />

Ausgabe der „Oeuvres complètes de Voltaire“ wird das Gedicht in einer Anmerkung als „Testament des<br />

Königs, vor der Schlacht von Roßbach“ bezeichnet.<br />

Auf Friedrichs düstere Poesien dieser Zeit folgten wenig später in wirksamem Kontrast die Siegeslieder<br />

nach den Schlachten von Roßbach und Leuthen.<br />

1050 — — Urkunde m. U. „Frch“. Berlin 1.II.1769. 2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel<br />

über schwarz-weißer Seidenschnur. Feuchtigkeitsschäden; Oberrand schadhaft (die 1. Seite am<br />

Oberrand scharf beschnitten). (250.—)<br />

„Bestallung als Cammer-Gerichts-Rath für den bisherigen Referendarium Friedel“ (Regest).<br />

1051*— — Br. m. U. „Frch“. Berlin 4.I.1773. 1 ⁄4 S. 4 o . Minimale Randläsuren, etwas fleckig.<br />

(400.—)<br />

An den Justizminister Wolfgang Ferdinand Frhrn. von Dörnberg (1724 – 1793).<br />

„... Ihr habt gantz wohl gethan, Mir, die Dienst-Briefschafften Meines verstorbenen GeneralMajors von<br />

Grabow, 23 Stück an der Zahl, mittelst Eures gestrigen Berichts, einzusenden. Ich zeige Euch, deren richtigen<br />

Eingang, hiermit an ...“<br />

Mit Empfangs- und Bearbeitungsvermerken.<br />

522


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 1049 Friedrich der Große<br />

523


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Preußen. – Friedrich der Große)<br />

Salz für die „Schnupf-Tobacks-Fabrique“<br />

1052 — — E. Vermerk m. U. auf einer an ihn gerichteten Eingabe seines Ministeriums, Berlin<br />

27.III.1781, 1 ⁄3 S. folio. Ein wenig angestaubt, leicht fleckig. (800.—)<br />

Die Eingabe lautet: „Auf die für dieses Jahr zur Zubereitung der Tabacke bey der Schnupf-Tobacks-Fabrique<br />

zu Königsberg in Preußen erforderliche Sechs Lasten Spanisches Meer-Saltz, legen Euer Königlichen<br />

Majestät wir den desfals erforderlichen Erlaubniß-Paß hierbey allerunterthänigst zu Höchstdero Vollziehung<br />

vor.“<br />

Der König entscheidet: „100 Schefel ist dausendt genung / Frdch“.<br />

Bei 60 Scheffel pro Last hat der König nur einen Bruchteil der beantragten Menge genehmigt. – Darunter<br />

ein Weiterleitungsvermerk an die „General Tobacs-Administration“ vom 3.IV.1781.<br />

1053* — — Br. m. U. „Frdch“. Potsdam 17.IX.1783. 1 S. 4 o . Kleine Läsuren am Unterrand.<br />

(400.—)<br />

An einen befreundeten Fürsten, den er zum großen Herbstmanöver nach Potsdam einlädt.<br />

„... Ich erkenne mit allem Dank die attention so Euer Liebden Mir durch Übersendung einiger Fasanen<br />

aus Dero Fasanerie zu beweisen belieben, und kann Ich nicht anders als davon sehr gerührt seyn.<br />

Da nunmehr auch die hiesigen Herbst-manoeuvres in einigen Tagen vor sich gehen werden, so wird es<br />

nunmehr von Euer Liebden Willkühr abhängen, ob Dieselben, wie Sie Mir dazu Hoffnung gemachet, solche[n]<br />

beywohnen wollen ...“<br />

1054 — — AUGUST WILHELM, Prinz, General, ältester Bruder Friedrichs des Großen, von<br />

diesem 1757 wegen seines Versagens als Truppenführer schroff gemaßregelt, 1722 – 1758. Br. m.<br />

U. „Guillaume“. Berlin 2.<strong>VI</strong>II.1752. 2 ⁄3 S. 4 o . Mit Siegelspur. Leicht gebräunt. (200.—)<br />

An den späteren General Viktor Amadeus Graf Henckel von Donnersmarck (1727 – 1793), Werbungen<br />

betreffend.<br />

„... Je vois par vôtre Lettre ... que malgré tous vos soins, vous n’avés encore pû parvenir à obtenir un<br />

seul homme. Cela me surprend d’autant plus, qu’ayant la permission de l’Electeur, j’aurois crû que cela<br />

ne souffriroit pas les moindres difficultés.<br />

Cependant comme il paroit néanmoins que la Regence de ce païs vous est en obstacles et que vous pensés<br />

qu’une Lettre de ma part à l’Electeur pourroit faire quelque éffet; je vous en envoye une ci joint, telle que<br />

vous me la demandés ...“<br />

Beiliegend ein Br. m. U. von Prinz August von Preußen (Berlin 1838).<br />

1055 — FRIEDRICH WILHELM II., König, 1744 – 1797. Br. m. U. Berlin 4.XII.1786. 1 ⁄4 S. 4 o .<br />

Schwarzschnitt (Todesjahr Friedrichs des Großen). Leicht fleckig. Mit schwarz gesiegeltem<br />

Umschlag. (250.—)<br />

„An den Obristen von Borch“ mit der Mitteilung, daß dessen – bisher nach dem offiziellen Titel Friedrich<br />

Wilhelms II. als Thronfolger „Prinz von Preußen“ benanntes – Regiment künftig „Regiment von Preussen“<br />

heißen werde.<br />

524


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

1056 — — Br. m. U. Potsdam 29.III.1791. 1 ⁄2 S. 4 o . Kleine Faltenrisse, leicht gebräunt, an den<br />

Rändern etwas unfrisch. (180.—)<br />

An den Ingenieurgeographen Michel de Ferrier, dem er für „les deux plans“ dankt, „dont l’un concerne<br />

l’artillerie à cheval, & l’autre un nouvel affuit, que vous proposez pour les pieces destinees au service des<br />

montagnes“.<br />

„... J’ai donné Mes ordres aux Generaux de Ditmar & de Moller, d’examiner de plus près les dits plans,<br />

d’en faire des essais, & de M’en faire ensuite leur raport. Si meme il se trouvoit, que ces plans ne fassent<br />

pas tout a fait executables, Je veux neanmoins rendre justice à votre application & au Zele, que Vous marquez<br />

pour le bien de mon service ...“<br />

„Ditmar“: Generalmajor Johann Wilhelm von Dittmar (1725 – 1792), Direktor des 3. Departements im<br />

Oberkriegskollegium. – „Moller“: Generalleutnant Christian Friedrich August von M. (1734 – 1802), Assessor<br />

beim 3. Departement im Oberkriegskollegium.<br />

„Tout est fini ...“<br />

1057 — — ELISABETH, Prinzessin, erste Gemahlin (1769 geschieden) des Vorigen, geb.<br />

Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel, 1746 – 1840. 2 e. Br. m. U. und 1 Brief mit 5zeiliger<br />

e. Nachschrift m. U. Stettin, „von meiner Mühle“ und o.O. 16.<strong>VI</strong>II. und 9. bzw. 27.X.1811. 2 1 ⁄2<br />

S. 4 o . Mit Siegelrest und Adresse. Vereinzelt minimal fleckig. Kleine Ausrisse (-schnitte) auf der<br />

Adreßseite. (600.—)<br />

An den ihr befreundeten preußischen Finanzbeamten Georg Christian Friedrich von Heydebreck in Berlin,<br />

den ehemaligen Stettiner Kammerpräsidenten, in dringenden Geldangelegenheiten. Seit ihrer von<br />

Friedrich dem Großen 1769 ausgesprochenen Scheidung lebte die Prinzessin über 70 Jahre in der Verbannung<br />

in Stettin. Die Scheidung, die die Aussicht auf einen Thronfolger zunächst zunichte gemacht<br />

hatte, war unvermeidlich geworden, da Elisabeth ihrem untreuen Gatten Gleiches mit Gleichem vergolten<br />

hatte.<br />

16. August. Nachschreiben zu einem Empfehlungsbrief für den „Kaufmann Langner“. „... Antworten Sie<br />

mir doch bester Freund auf meinen lezten Brief. Ich habe gehört daß Sie die Domainen verkauffen. Könte<br />

ich für meine Schlesischen Papiere die auf Öls mit 30000 th. eingetragen stehn solch Ding bekommen?“<br />

9. Oktober, „von meiner Mühle“. „... Lieber Freund. Der König hat mir in Schlesien das ganze Ölssche<br />

wesen in Beschlag nehmen laßen ... Ich habe an H a r d e n b e r g geschrieben daß er ... disponiren möchte<br />

mir eine Domaine für die Papiere zu geben. Haben Sie die güte, daß wenn Sie den auftrag bekommen,<br />

mir eine rechte fette dikke zu verschaffen Lieber Brechtgen; Ich werd gewiß recht Erkendlich sein ....<br />

Mein Kopf ist so wüste und leer, seit den Monath Merzt habe ich nicht gewußt was aus mir werden<br />

würde …<br />

Wie gern sprech ich Sie gutes Männchen, aber daraus wird wohl nichts werden. Adieu, Gott schenk Ihnen<br />

Geduld und Gesundheit, dis wünscht von Herzen Ihre alte ehrliche Freundin / Lise / (Ihro königl[iche]<br />

Hoheit die Princeß Elisabeth v. Preussen zu Stettin). / viel Compl. a Madame und an Ihre Kleine.“<br />

27. Oktober. „Lieber Heidebrecht bester Herr Staatsrath; Sie auch also antworten mir nicht. Belieben Sie<br />

doch bitte inständig bei dem Hardenberg daß er mir endlich mahl antworten mögte, und meine rükständigen<br />

zinsen aus Schlesien, so auch, die welche ich zu Weihnachten bekommen muß mir so bald als möglich<br />

zu verschaffen.<br />

Meine Gott! Wie muß man sich quälen in dieser Welt. Liebes Kind. Neuikeiten kan und will nicht schreiben<br />

Liebes Brechtgen denn ich trau nichts mehr, nicht mahl meinen eignen Schatenn. Behalten Sie mir<br />

lieb ich bin immer dieselbe gegen Sie, nur, daß ich zuweilen nicht weiß ob ich wirklich noch lebe oder nicht.<br />

Tout est fini, plus de sens commun. zeitlebens / Ihre Freundin / Elisabeth. / Könt ich Sie nur mahl auf eine<br />

Stunde sprechen“.<br />

Sehr selten.<br />

525


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Preußen)<br />

1058 — FRIEDRICH WILHELM III., König, 1770 – 1840. Urkunde. Emmerich 25.<strong>VI</strong>.1802.<br />

1 S. quer-imp.-folio. Pergament. Kleine Faltenschäden. Ohne das Siegel. (150.—)<br />

Lehnsbrief für den Hauptmann August Friedrich von Kuschinsky. – Der König bestätigt die Belehnung mit<br />

der „Civil- und Criminal-Jurisdiction oder dem bürgerlichen und Halsgerichte über den Rittersitz Dorneburg<br />

und dessen Zubehör, wie auch über das daselbst gelegene Dorf und Bauerschaft Eickel“ sowie über<br />

weitere Güter.<br />

1059 — — 3 Br. m. U. K ö n i g s b e r g 9.IV.1808, Teplitz 27.<strong>VI</strong>I.1825 und Berlin 10.XI.1828.<br />

3 S. gr.-4 o . Leicht gebräunt und etwas fleckig. Ein Brief mit stärkeren Läsuren am rechten<br />

Rand. (250.—)<br />

1808. „An den verabschiedeten lieutenant v Plato Reg[ime]ts v Reitzenstein“ mit der Zusicherung, ihm<br />

ein „Dimmissionspatent“ zukommen zu lassen.<br />

1825. „An den Staats u. Finanz Minister von M o t z “, den er autorisiert, „der Wittwe des Majors von Szipanski<br />

zu Königsberg ... ein Gnaden Geschen[k] von Dreissig Thalern“ zu gewähren.<br />

1828. An „Monsieur le Prince Aldobrandini“, der Ansprüche auf die Kreuznacher Saline erhoben hatte.<br />

Die zuständigen Minister „des cinq Cours de Prusse, d’Autriche, de France, d’Angleterre et de Russie ...<br />

ne sont pas, jusqu’à présent, parvenus à s’entendre, ni sur la nature des droits, que Vous croyez acquis<br />

sur les susdites salines, ni sur la question de savoir contre qui Vous auriez à faire valoir ces droits ...“<br />

„vicissitudes humaines”<br />

1060* — — E. Br. o. U. O. O. 10.III.1820. 1 S. 4 o . (300.—)<br />

An eine Vertraute.<br />

„J’ai reçu avec beaucoup de reconnaissance Madame, les Témoignages de souvenir et d’intérêt, dont<br />

Votre dernière lettre me fournit une nouvelle preuve. L’expérience malheurese des vicissitudes humaines<br />

que Vous avez faite de nouveau, a été bien cruelle sans doute.<br />

Je me tais sur l’événement épouvantable qui remplit d’horreur et qui glace d’effroi l’Europe entière“ (am<br />

14. Februar war in Paris der Herzog von Berry gestorben, nachdem er tags zuvor vor der Oper von einem<br />

Sattler niedergestochen worden war).<br />

„Connaissant Vos sentimens et Vos principes élevés je puis me représenter facilement l’Etat de Votre Ame.<br />

Combien de tristes reflexions il y aurait à faire.“<br />

526


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

1061 — — LUISE, Königin, Gemahlin des Vorigen, geb. Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz,<br />

1776 – 1810. E.Br. mit Abschlußklammer. Potsdam 4.V.1810. 1 1 ⁄4 S. 8 o . Umlaufender Goldschnitt.<br />

3 kleine Heftlöcher. Minimale Randläsuren. (600.—)<br />

An ihre Oberhofmeisterin Gräfin Voß.<br />

„Je viens de recevoir Votre Lettre avec les bonnes nouvelles de Louise“ (ihre jüngste Tochter) „dont je<br />

bênise Dieu, et Vous prie de recevoir mes plus tendre remerciements. Je n’ai pas eu le tems de Vous dire<br />

hier que j’ai fait une charmante Promenade la veille[,] qui a fort bien réûssit. Je suis tres contente de<br />

Julie“ (Gräfin Julie von Brandenburg, eine Tochter Friedrich Wilhelms II. und der Gräfin Sophie von<br />

Dönhoff, die sich mit Heiratsgedanken trug) „aujourdhui on voit qu’elle ne veut plus d’hommages étrangers<br />

à ses veritables inclinations. J’espere que la Ct Castell“ (die Tochter der Gräfin Voß, eine verheiratete<br />

Gräfin Castell-Rüdenhausen) „ira de mieux en mieux et que la ne Vous donnera plus d’inquiétude[.]<br />

Le Roi Vous dit bien de beau adieu chère Voto aimé moi toujours. // les cerises sount pour Louise“<br />

In einer umseitigen Nachschrift heißt es: „Je Vous prie de dire a la North qu’elle m’envoye toutes les lettres<br />

qui se trouvent dans ma Chatouille dans le couvercle ...“<br />

Darunter der e. Empfangsvermerk der Gräfin: „de Potzdam du 4 May 1810“. Aus dem Todesjahr; die<br />

Königin starb am 19. Juli auf Schloß Hohenzieritz.<br />

Napoleon – „un Brigand“<br />

1062* — — AUGUST, Prinz, Generalinspekteur der Artillerie; Sohn des Prinzen Ferdinand,<br />

jüngster Neffe Friedrichs des Großen, 1779 – 1843. Br. m. U. „Auguste / Prince de Prusse“.<br />

O.O.u.D. (Ende Juni 1815). 2 S. gr.-folio. Randdefekte (teilweise hinterlegt), etwas gebräunt<br />

und fleckig. (400.—)<br />

Aus der Zeit der Belagerung von Maubeuge an General (Graf Latour-Maubourg, den Kommandanten der<br />

Festung), wegen eines Waffenstillstands. – Am 18. Juni 1815 hatten die Alliierten in der Schlacht bei Waterloo<br />

gesiegt. Prinz August hatte am 24. Juni sein Hauptquartier in Colleret aufgeschlagen.<br />

„... Les propositions qui ont été faites par le Général Morand n’ont pas été acceptées par le Maréchal<br />

Prince de B l ü c h e r, parce qu’il ne veut pas entrer en négotiation ni avec B o naparte ni avec Ses complices.<br />

Pour que vous ne puissiez avoir aucune doute sur les propositions qui ont été faites par le Général<br />

Morand, je vous communique sa lettre originale en vous demandant de me la renvoyer.<br />

J’ai reçu ce matin la nouvelle officielle qu’une députation de la chambre des pairs et des représentans de<br />

la nation a été annoncée chez le prince de Blücher pour lui demander d’accepter une armistice sous les<br />

conditions qu’il voudroit bien prescrire. Le Maréchal, qui etoit déja hier près de la Fère, et qui a trouvé<br />

la position de Laon abandonnée, marche vers Paris sans s’arrêter. Je ne puis par conséquent accepter<br />

l’armistice que vous m’offrez, et je perciste dans les conditions que je vous ai faites dans mes lettres précédentes.<br />

C’est parce que je crois que vous êtes un soldat plein d’honneur, que je me flatte que vous préférerez<br />

l’intérêt de votre patrie à celui d’un Brigand, dont vous vous renderiez le complice, si vous restiez<br />

dans le partie que la nation vient d’abandonner. Je vous demande ... de m’envoyer demain matin une<br />

réponse positive, et de penser qu’il dépend encore de vous d’assurer un sort honorable à la garnison et à<br />

vous même, et de sauver la ville de Maubeuge d’une ruine certaine ...“<br />

Die Festung wurde am 12. Juli eingenommen; am 22. Juli marschierten die Alliierten erneut in Paris ein.<br />

527


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Preußen)<br />

„eine Art von Anarchie“<br />

1063 — FRIEDRICH WILHELM IV., König, 1795 – 1861. E. Br. m. U. „Fritz“. Kissingen 11.–<br />

13.<strong>VI</strong>.1837. 4 S. gr.-4 o . Mit lithographierter Ansicht „Posthaus Baad Kissingen, dem Curgarten<br />

vis-à-vis“ als Briefkopf. Minimal fleckig, kleine Randläsuren. (800.—)<br />

An seinen Vater, König Friedrich Wilhelm III., über seinen Kuraufenthalt in Bad Kissingen.<br />

„... Der Ragozy von dem ich frühmorgens von 1 ⁄2 7 an 5 Becher trinke thuet seine verfluchte Schuldigkeit.<br />

Dieser ungrische Fürst quillt in einer schön ausgemauerten Vertiefung mit 4 schönen Steintreppen u. von<br />

Ballüstern umgeben zunächst an einer offnen Halle, wo man bey schlechtem Wetter spatziren soll …<br />

Meine gute Elise legt sich Ihnen zu Füßen lieber Papa. Sie nimmt Bäder aus der hiesigen Saline, trinkt<br />

den Maximilians Brunnen (der wie Selter Wasser ist) mit Milch. Es hat große Mühe gekostet, sie dazu zu<br />

bewegen ... Auch ich bade immer um 10 Uhr früh im PandurWasser u. soll von Zeit zu Zeit ein Solbad nehmen<br />

... Heut früh habe ich die traurige Nachricht vom plötzlichen Ende des armen G[enera]l v. Wi t z -<br />

leben erfahren ... Nach meiner innigsten Überzeugung hat er sich seit der July Revoluzion weder als<br />

Ihr Rath lieber Papa, noch als KriegsMinister bewährt.<br />

13t. Ich finde keine andre Entschuldigung lieber Papa, um das abermalige, unschickliche Absetzen des<br />

Briefes zu beschönigen, als die Brunnen Vorschriften, die u. a. besagen, daß zu vieles Schreiben dem<br />

Gedächtniß schaden soll ...“ – Im Folgenden über die erlauchte Kurgesellschaft, darunter Herzog Adolph<br />

Friedrich von Cambridge, der „express um uns zu sehen auf ein paar Tage hergekommen“ sei.<br />

Am Schluß über poltische Angelegenheiten; dringend befürworte er die Ernennung des Generals v. M ü f f -<br />

ling zum Präsidenten des Staatsrats – „Wie ich schon öfters in früheren Zeiten es auszusprechen gewagt<br />

habe, im StaatsMinisterio ist eine Art von Anarchie, blos weil keine, den GeschäftsGang ordnende Autorität<br />

da ist ...“ – Müfflings Ernennung erfolgte am 2.IV.1838.<br />

1064 — — TSCHECH, Heinrich Ludwig, Bürgermeister von Storkow; unternahm 1844 ein<br />

Attentat auf Friedrich Wilhelm IV., 1789 – 1844 (enthauptet). E. Randvermerk m. U., Storkow<br />

10.<strong>VI</strong>I.1841, auf einer an den Magistrat gerichteten Eingabe, 1 S. folio. Kleiner Einriß, leicht<br />

gebräunt. (200.—)<br />

Auf einer Anzeige, man habe den Arbeitsmann Christian Grabich zwischen den Scheunen vor dem Fürstenwerder<br />

Tor „feuergefährlich Taback rauchen“ sehen, vermerkt Tschech am Rand: „Einem Königl.<br />

Wohllöbl. Rent- und Polizei-Amt zur gefälligen Vernehmung des Denunzirten Grabich ... zu übersenden.“<br />

Der Volksmund dichtete nach Tschechs erfolglosem Attentatsversuch: „War wohl je ein Mensch so frech /<br />

wie der Bürgermeister Tschech / Denn er traf auf ein Haar / unser teures Königspaar / Ja, er traf die Landesmutter<br />

/ durch den Rock ins Unterfutter ...“<br />

1065 — WILHELM I., König, 1871 auch Deutscher Kaiser, 1797 – 1888. E. Br. m. U. Berlin<br />

20.III.1866. 3 2 ⁄3 S. gr.-8 o . Mit bekrönter Wappenprägung am Kopf. Goldschnitt. Minimaler Faltenriß,<br />

leicht gebräunt. (350.—)<br />

Neuerungen bei Helmen und Mützen der Kavallerie betreffend.<br />

„Anliegend sende ich Ihnen 2 Haarbüsche, unter denen wohl nur die Wahl sein kann; einer der gerade,<br />

voll, aber schmal herrunter hängt; der andere der nach einer Seite in kurzen Bogen hängt; so gestekt werden<br />

müßte, daß er rechts, während der Colpak links herrunter hängt. Ich stelle Beide zur Wahl. Bei dem<br />

ersten genannten Busch, müßte der schwarze Unterofficirs Knopf angebracht werden, wie bei der Infanterie,<br />

nur kleiner. Bei dem zweiten müßten einige schwarze Haare wie bei den Ulanen, oben angebracht<br />

werden. Die Cordon Quasten an den mir vorgelegten Mützen, hängen tiefer als der untere Rand der<br />

Mütze, was nicht sein darf, sondern müssen sie mit diesem Rande abschneiden ...“<br />

528


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 1063 König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen<br />

529


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Preußen. – Wilhelm I.)<br />

1066 — — AUGUSTA, Königin, Gemahlin des Vorigen, geb. Prinzessin von Sachsen-Weimar,<br />

Enkelin Carl Augusts, 1811 – 1890. E. Br. m. U. „Princesse de Prusse“. Koblenz 23.XII.1851.<br />

4 S. 8 o . Minimal fleckig. (200.—)<br />

An Stephanie B e a u h a r n a i s , Adoptivtochter Napoleons I., Witwe von Großherzog Karl von Baden, der<br />

sie zum Namenstag gratuliert. – Großherzog Friedrich I. von Baden, ein Vetter Karls, hatte im Vorjahr<br />

Augustas Tochter Luise geheiratet.<br />

„... Deplus j’ose vous envoyer dans un panier berlinois quelques plantes de Coblence, éspérant qu’elles<br />

arriverent heureusement malgré les frimats ... Si comme je l’éspère Monsieur de S a v i g n y “ (Karl Friedrich<br />

von Savigny, Preußens Gesandter am badischen Hof) „a l’honneur de vous présenter ses hommages<br />

à ce jour, veuillez l’assurer de mon bon souvenir ... Le Prince“ (ihr Gemahl, damals Kronprinz) „me charge<br />

de ses hommages pour vous ...“<br />

1067 — FRIEDRICH WILHELM, Prinz, 1888 als Friedrich III. Deutscher Kaiser, 1831 –<br />

1888. E. Br. m. U. „Votre tout dévoué et très obéissant petit fils / Frédéric Guillaume“. Baden-<br />

Baden 24.<strong>VI</strong>I.1857. 3 S. 8 o . Etwas gebräunt. (300.—)<br />

An seine Großmutter Großherzogin M a r i a Pawlowna von Sachsen-Weimar mit der Bitte, das abermalige<br />

Verschieben eines Besuchs zu entschuldigen.<br />

„Ma chère Grandmaman<br />

Maman“ (Kronprinzessin Augusta) „me charge de Vous faire ses excuses si elle ne Vous a pas écrit Mercredi,<br />

mais quoique elle se sente mieux à présent, le médecin lui a cependant ordonné le plus grand repos<br />

et aussi peu d’occupation que possible.<br />

J’avais voulu venir Vous présenter mes respects à Wilhelmsthal, retournant demain à Berlin et Breslau;<br />

Maman avait aussi fortement désiré que je le fisse. Mais il se trouve que je serai venu le même jour chez<br />

Vous, où la visite de l’Empereur Alexandre avait lieu et alors j’ai cru par discrétion, mieux faire<br />

de remettre ma visite au mois de Septembre, quand j’irais trouver Maman pour son jour de naissance ...“<br />

Zar Alexander II. von Rußland war ein Sohn von Nikolaus I., dem Bruder Maria Pawlownas.<br />

1068 — — Br. m. U. Berlin 24.I.1868. 2 S. gr.-4 o . Mit geprägtem Wappen am Kopf. Leicht<br />

gebräunt. Rechter Rand staubfleckig, kleine Randeinrisse. (250.—)<br />

An den preußischen Finanzminister August von der Heydt, bei dem er sich für den schleswig-holsteinischen<br />

Staatsmann Karl Philipp Francke einsetzt. – Francke, der 1848 der provisorischen schleswig-holsteinischen<br />

Regierung angehört hatte und bis vor kurzem ein Gehalt seines ehemaligen Dienstherrn Herzog<br />

Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha bezogen hatte, war, seitdem er 1867 ein Mandat für das preußische<br />

Abgeordnetenhaus übernommen hatte, quasi mittellos.<br />

Der Kronprinz hatte von der Heydt gebeten, sich bei dem König für Francke zu verwenden und für diesen<br />

„eine Bewilligung aus dem Dispositionsfond“ zu erreichen.<br />

„... Indeß verkenne Ich nicht, daß hier schwierige Rechtsfragen in’s Spiel kommen und lege überhaupt<br />

auf die streng juristische Seite der Sache weniger Gewicht, als auf diejenigen Rücksichten der Billigkeit<br />

und der Politik …<br />

Das Leben in Kiel ... ist theuer, so daß für einen Mann mit Frau und 6 Kindern 3000 Thaler jährlich keine<br />

übertriebene Summe sind. Zudem haben die Minister Graf B i s m a r c k und Graf zu E u l e n b u r g Mir<br />

beide ihr Einverstäniß damit ausgedrückt, daß Francke in unsern Staatsdienst gezogen werde ...“<br />

530


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

1069 — — Br. m. U. „Friedrich Wilhelm Kpr“. Neues Palais 30.<strong>VI</strong>II.1868. 1 S. gr.-4 o . Mit<br />

geprägtem Wappen (preußischer Adler) am Kopf. Leichte Läsuren am rechten Rand. Mit schön<br />

gesiegeltem Umschlag. (150.—)<br />

An (Karl Heinrich) von Boetticher, den späteren Vizekanzler, dem er zum Tod seines Vaters, des Oberlandgerichtspräsidenten<br />

Karl Wilhelm von B., kondoliert.<br />

„... Ich kannte den Verstorbenen seit mehr als zwanzig Jahren und habe in dieser langen Zeit vielfache<br />

Gelegenheit gehabt, die Treue und hingebende Tätigkeit, welche sein Wirken und Schaffen bezeichneten,<br />

kennen und achten zu lernen ...“<br />

1070 — FÜRSTEN, STAATSMÄNNER und GENERALE. – 8 Autographen, meist e. Br. m. U.<br />

(250.—)<br />

Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (Briefschluß m. U., Cölln an der Spree 1653), Kaiserin<br />

Augusta (Br. m. U., Koblenz 1880), die Minister Rudolf von Bennigsen (Hannover 1888), Adalbert Falk<br />

(Br. m. U., Berlin 1876) und Gustav von Goßler (Berlin 1880) sowie Generalfeldmarschall Edwin Frhr. von<br />

Manteuffel (2, 1870 und 1884) und Feldmarschall Helmuth Graf von Moltke (e. Briefschluß m. U.).<br />

1071 — GENERALE und POLITIKER. – 12 Autographen. (350.—)<br />

Die Generale August v. Mackensen (Br. m. U., Falkenwalde 1939), Helmuth Graf v. Moltke (2; e. Br. m. U.,<br />

Berlin 1890, und e. Namenszug auf der Rückseite einer gedr. Visitenkarte, Berlin 1885), Lothar v. Trotha<br />

(e. Albumblatt mit Namenszug, o.O.u.D.: „von Trotha / Generalleutnant Allerhöchst beauftragt mit<br />

Leitung der Operationen in Deutsch Süd-West-Afrika / Semper idem“) und Friedrich v. Wrangel (Br. m.<br />

U., Berlin 1855: als General der Kavallerie an den Flügeladjutanten von König Maximilian II. Joseph von<br />

Bayern, mit Zusendung des „neuen Kavallerie Exercier Reglement[s]“) und<br />

die Politiker Max Prinz v. Baden (e. Br. m. U., Leipzig 1888), Bernhard v. Bülow (Br. m. U., Berlin 1909),<br />

Leo von Caprivi (e. Namenszug), Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst (e. Br. m. U., Cannes 1881),<br />

Albert v. Levetzow (Br. m. U., Berlin 1892), Ernst v. Mirbach (Br. m. U., Berlin 1898) und Hermann Müller<br />

(e. Albumblatt m. U., Berlin 1924).<br />

Beiliegend ein Br. m. U. des österreichischen Feldmarschalls Josef Graf Radetzky (Br. m. U., Verona 1851:<br />

„An das Comité für die fünf Invalidenfonds“).<br />

1072 — — 4 Autographen. (250.—)<br />

Prinz Friedrich Leopold von Preußen (Urkunde m. U., Jagdschloß Klein Glienicke 1910), Gottlieb von<br />

Haeseler (e. Br. m. U., Feldpost 1916), Wichard von Möllendorff (Wechsel m. U., 1751) und Helmuth Graf<br />

von Moltke (Br. m. U., Berlin 1868).<br />

531


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

„je n’ai pas d’idéal“<br />

1073 PROUDHON, Pierre Joseph, französischer Sozialist und Staatstheoretiker; prägte den<br />

modernen Begriff des Anarchismus, 1809 – 1865. E. Br. m. U. Paris 23.III.1856. 2 2 ⁄3 S. gr.-8 o .<br />

(1.200.—)<br />

An einen Schriftsteller, dem er zunächst für Lieferungen der „Revue de Paris“ dankt. Im weiteren setzt sich<br />

Proudhon kritisch mit einer Gedichtsammmlung auseinander, die der Adressat ebenfalls geschickt hatte.<br />

„... La Revue m’est précieuse pour suivre le mouvement des esprits à l’époque actuelle; et vos poésies<br />

m’ont encore appris d’avantage. J’ai lu tout, vers et prose; et je pourrais vous prouver, pièces en main,<br />

que si moi, pauvre pionnier de l’idée, je n’ai pas d’idéal, vous de votre côté, et vos collaborateurs, vous<br />

cherchez le vôtre. Mais ce sujet me conduisait trop loin …<br />

Vos légendes sont toutes fort belles ... Vous êtes beaucoup moins heureux dans la Chronique de Jacques<br />

et les Heures de patience, bien que dans ces deux séries vous ayez infiniment plus mis du côté. Mais<br />

l’idéal n’est parfait …<br />

Oh! Monsieur, vous êtes poète, je m’en porte garant: mais tant que la spontanéité populaire, dans les<br />

sociétés primitives; la raison philosophique, dans les sociétés avancées, n’a pas créé ou recréé l’idéal, l a<br />

poésie est impossible ...“<br />

1074 RADETZKY, Josef Wenzel Graf, österreichischer Feldmarschall, 1766 – 1858. E. Br. m.<br />

U. (Monza) 19.<strong>VI</strong>II.1853. 3 ⁄4 S. gr.-4 o . Faltenrisse. (250.—)<br />

Nach einer alten Zuschreibung an Hofrat Negrelli in Verona mit dem Dank für die Nachricht über dessen<br />

„Wohlseyn u glückliches Eintreffen zu Hauße“.<br />

„... Hofentlich wird die gute Wittrung auch in Verona Sie erfreuen u wohlthätig Ihre Unternehmungen<br />

beglücken. Wir hofen am 28ten in Verona zu seyn ...“<br />

„autant que la iustice vous le pourra permettre“<br />

1075 RICHELIEU, Armand Jean du Plessis, Herzog von, Kardinal, französischer Staatsmann,<br />

1585 – 1642. Br. m. U. „Le Card De Richelieu“. Royaumont 28.IV.1636. 1 S. folio. Mit 2<br />

Ringsiegeln über roter Seidenschnur und Adresse. Kleine Randschäden, winzige Löcher, leicht<br />

gebräunt, linker Rand unterlegt. (400.—)<br />

An Antoine de Nicolay, „Premier President de la Chambre des Comptes“ in Paris, wegen der „affaire des<br />

Boucheries“ des Herrn de la Follaine.<br />

„Monsieur, Le Sr. de la Follaine m’ayant fait cognoistre de quelle façon vous vous estes tousiours employé<br />

en son affaire des Boucheries, et le soin que vous avez pris iusques icy en ma consideration, pour la<br />

mettre au point qu’il en peut avoir contentement, Je n’ay pas voulu differer plus longtemps à vous en rendre<br />

grace, et vous tesmoigner par ces lignes le ressentiment que i’en ay. Je vous coniure de continuer à le<br />

favoriser en ceste ocasion, autant que la iustice vous le pourra permettre, et de tenir la main à ce qu’il<br />

puisse estre promtement expedié ...“<br />

Die Abtei Royaumont wurde gern von Angehörigen des französischen Königshauses aufgesucht.<br />

532


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 1073 Pierre Joseph Proudhon<br />

533


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

1076 RÖMISCH-DEUTSCHE KAISER. – LUDWIG IV., der Bayer, der Held des Uhlandschen<br />

Dramas, 1281/1282 – 1347. Urkunde. Frankfurt a.M., Nikolaustag 1331. 1 S. quer-kl.-<br />

folio. Pergament. Leicht fleckig. Mit an roter Seidenschnur hängendem Siegelfragment.<br />

(4.000.—)<br />

Belehnung des Marschalls Kraft (II.) von H o h e n l o h e mit dem Wildbann im Gebiet der späteren Grafschaft<br />

Hohenlohe.<br />

„Wir Ludowig . von gots gnaden romischer cheiser zu allen ziten merer dez richs ... tun chunt . allen den<br />

die disen brief an sehent . oder horent lesen Daz wir dem Edeln mann . chraften von Hohenloch . unserm<br />

lieben Marschall . und seinen Erben . verlihen haben . und verleihen auch mit disem Brief . unsern und dez<br />

reichs Wilpan . der gebiet . als her nach geschriben stat . Des ersten gat der Wiltpan an . von Schillingsfurst<br />

.<br />

biz an der Brukk zu Luterhusen [Leutershausen] ...“<br />

Aus dem Jahr der Gründung des Schwäbischen Städtebundes; in diesem Herbst versuchte der Kaiser<br />

erfolglos, mit Papst Johannes XII. in Verhandlungen über die Aufhebung des gegen ihn erlassenen Banns<br />

zu treten.<br />

Weller, Hohenlohisches Urkundenbuch Band II. Nr. 397.<br />

Von größter Seltenheit.<br />

1077 — RUPRECHT, Deutscher König a.d.H. Wittelsbach, Kurfürst von der Pfalz, 1352 –<br />

1410. Urkunde. Regensburg (3.IX.) 1401. 1 S. quer-folio. Pergament. Leicht fleckig, geringe<br />

Fraßspuren in den Falten. Ohne das Siegel. (2.000.—)<br />

Der König belehnt seinen „lieben getruwen“ Kunz von Veningen mit dem Reichslehen Burg und Dorf<br />

Dachsbach: „daz Burglin unt dem dorffe zu Dahspach daz von uns und dem Riche zu lehen Ruret“.<br />

Aus dem Jahr seiner Krönung in Köln durch Kurfürst-Erzbischof Friedrich III.; die Krönungsstädte<br />

Aachen und Frankfurt am Main hatten dem nach der Absetzung König Wenzels in Rhens gewählten neuen<br />

König den Einzug verwehrt.<br />

Von größter Seltenheit.<br />

1078 — SIGISMUND, der letzte Kaiser a.d.H. Luxemburg, Sohn Kaiser Karls IV., Markgraf<br />

von Brandenburg, König von Ungarn, 1361 – 1437. Urkunde. Preßburg, Sonntag vor der<br />

Geburt der Jungfrau Maria (4.IX.) 1429. 1 S. quer-gr.-folio. Pergament. Lateinisch. Mit papiergedecktem<br />

Siegel. Etwas fleckig, kleinere Fraßspuren an den Rändern. (1.600.—)<br />

Privilegienbrief für Andreas Sarathen de Glamoch und Thomas Tomad de Tomadous über das in Ungarn<br />

gelegene Landgut Hussarcz. – Eine vollständige Abschrift liegt bei.<br />

Von größter Seltenheit.<br />

534


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 1076 Kaiser Ludwig IV.<br />

535


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Römisch-deutsche Kaiser)<br />

1079 — ALBRECHT II., Deutscher König, als Albrecht V. Herzog von Österreich; Schwiegersohn<br />

des Vorigen, 1397 – 1439. Br. m. U. „Albertus“. O. O. 9.<strong>VI</strong>II.1439. 1 S. quer-gr.-folio.<br />

Pergament. Mit Siegelspur und Adresse. Wenige kleinere Flecke. (2.000.—)<br />

An Papst Eugen IV. („Sanctissimo in christo patri et domino, domino Eugenio divina providentia<br />

Sacrosancte Romane ac universalis Ecclesie summopontifici domino nostro Reverendissimo“) wegen der<br />

Neubesetzung des erzbischöflichen Stuhls von Gran mit dem bisherigen Bischof von Neutra, Dionisius von<br />

Zeech.<br />

Die Ortsbezeichnung des Briefes lautet „Datum in progressu nostro exercituali iuxta Insulam Beche, partium<br />

inferiorum Regni nostri“. – Der Brief stammt also aus dem Feldzug des Königs gegen die Türken, auf<br />

dem er am 27. Oktober in Neszmély bei Gran starb.<br />

Von größter Seltenheit.<br />

1080 — FRIEDRICH III., 1452 als letzter Deutscher König in Rom zum Kaiser gekrönt, 1415–<br />

1493. Br. m. U. „Praescripta recognoscimus“. O. O. (4.IV.) 1444. 3 ⁄4 S. quer-gr.-folio. Mit Siegelrest.<br />

Minimale Faltenschäden (kleine Klebefilmspur), leicht fleckig. (1.600.—)<br />

An Reinprecht (IV.) von Walsee, Oberstmarschall in Österreich und Obertruchseß in Steiermark, „unsern<br />

haubtmann ob der Enns“, einen Streit der Brüder von Volckersdorff mit der Stadt Enns betreffend. Die<br />

Brüder hätten sich „unpillich“ verhalten, indem sie „Ir zehent auf den velden mit gewalt gefürt dadurch<br />

sich solch zwitrecht ... habent begeben“.<br />

Erst unter Friedrich III. wurde – mit der Formel „Praescripta recognoscimus“ – die eigenhändige Unterschrift<br />

unter Dokumenten des Kaisers wieder üblich, die bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts (in der Form<br />

des Vollziehungsstrichs im vom Schreiber vorgezogenen Monogramm) gebräuchlich gewesen war.<br />

Sehr selten.<br />

„le dangier des chemins“<br />

1081 — MAXIMILIAN I., der „letzte Ritter“, 1459 – 1519. Br. m. U. „P[er] reg[em] p[er] s[e]“.<br />

Breda 25.III.1508. 1 ⁄2 S. 4 o . Mit Siegelspur und Adresse. Kleine Randeinrisse. (800.—)<br />

An den Gesandten König Ludwigs XII. von Frankreich (Louis de Villeneuve, Marquis von Trans); Beglaubigungsschreiben<br />

für seinen Gesandten August Somencius.<br />

„Tres cher et bon ami, Pour ce que nous sommes en train pour tirer vers nostre cite de Wo r m s , Et que<br />

desirons que soyez passe premiers que vous pour eviter le dangier des chemins acause des Gheldrois“ (Geldern)<br />

„qui vous pourroient faire et porter aucun destourbier ou inconvenient entre cy et le pays de Cleves,<br />

Nous envoyons devers vous nostre ... feal secretaire Augustin Somencius pour vous avertir du Jour quentendons<br />

...“<br />

Am 4. Februar des Jahres hatte Maximilian im Dom zu Trient die Kaiserwürde angenommen; Ende des<br />

Jahres schloß er mit dem französischen König einen Bündnisvertrag gegen Venedig („Liga von Cambrai“).<br />

536


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 1079 König Albrecht II.<br />

an Papst Eugen IV.<br />

537


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Römisch-deutsche Kaiser)<br />

„unruhige Leüthe“<br />

1082 — KARL V., als Karl I. König von Spanien, 1500 – 1558. Br. m. U. „Carolus“. Innsbruck<br />

25.III.1552. 2 2 ⁄3 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Etwas fleckig, kleine Randund<br />

Faltenschäden. (1.200.—)<br />

An sämtliche Grafen von Hanau-Lichtenberg, die er zu besonderer Wachsamkeit angesichts der von König<br />

Heinrich II. von Frankreich – und den abtrünnigen deutschen Fürsten – ausgehenden Kriegsgefahr<br />

mahnt. – Am 15. Januar hatte Kurfürst Moritz von Sachsen, das Haupt der deutschen Fürstenopposition<br />

gegen den Kaiser, mit Heinrich II. den Vertrag von Chambord geschlossen, der diesem das Reichsvikariat<br />

über die Bistümer Toul, Metz und Verdun zusprach.<br />

„... Ir werdet nunmer gnugsamblich bericht sein, welchermassen durch haimblich unnd offenlich anstifften,<br />

unnd Practiciern unnsers unentsagten Feints unnd widersachers des Konigs von Franckreich durch<br />

seine aufwigler, und andere unruhige Leüthe, die des Hailigen Reichs Teütscher Nation frid, Ruhe, unnd<br />

wolfart nit leiden oder sehen khonnen, allerlay unzeitlich sorglich Kriegsgewerb ... furgenommen werden.<br />

Dieweil wir aber noch zur Zeit aigentlich nit wissen, wohin solche geschwinde unnd unversehne<br />

Prakticken, aufwiglung unnd ristung gericht, oder was daraus zugewarten seye / So haben wir aus gnediger<br />

vatterlicher fursorg, unnd trewer naigung die Wir dem Hailigen Reiche Teütscher Nation gemainen<br />

Vatterlandt, und allen desselben“ (nachträglich eingefügt: „gehorsamen“) „Gliedern unnd Stenden<br />

tragen, nit underlassen wollen, Eüch hiemit gnediger mainung zuermanen, zuerindern unnd zuwarnen<br />

...“ – Mit Gegenzeichnung des einflußreichen Kanzleisekretärs Johannes Obernburger.<br />

Am 19. Mai mußte der Kaiser vor dem anrückenden sächsischen Kurfürsten aus Innsbruck fliehen.<br />

1083* — FERDINAND I., Bruder und Nachfolger Karls V., 1503 – 1564. Einblattdruck. Innsbruck<br />

26.<strong>VI</strong>II.1538. 1 S. quer-imp.-folio. Mit papiergedecktem Siegel. Leicht gebräunt, ein<br />

wenig fleckig. Kleiner Riß in der Faltung. Rechte untere Ecke etwas schadhaft. (150.—)<br />

An die Stände von Tirol mit der Aufforderung, „neben den Dreissig Tausent guldin Reinisch“, die „Sechsonddreissig<br />

Tausent guldin bewilligter Türckenhilff“ fristgerecht zu bezahlen.<br />

Beiliegend ein Br. m. U. von Erzherzog Leopold V., Bruder von Kaiser Ferdinand II., Bischof von Passau<br />

und Straßburg, Regent von Tirol (Innsbruck 27.V.1627, mit Adresse und papiergedecktem Siegel); an<br />

Johann Reinhardt (II.) von Hanau-Lichtenberg, den Transport von Lunten nach Heidelberg betreffend.<br />

1084* — — Br. m. U. Prag 23.II.1544. 1 1 ⁄2 S. folio. Mit Siegelspur und Adresse. (300.—)<br />

Als römisch-deutscher König an die Regierung von Niederösterreich mit dem Bescheid, daß der Stadt<br />

Eggenburg „ain Teuchtl, so bey Inen an der Statmaur gelegen, unnd zu der maidlin Stifft gehörig“ zum<br />

Ausbau der Stadtbefestigung übereignet werde – „dieweil die Stifftung ganntz unnd gar verloschn, unnd<br />

nicht gehalten wirdet“.<br />

1085* — MAXIMILIAN II., 1527 – 1576. Br. m. U. Speyer 25.<strong>VI</strong>I.1570. 1 ⁄2 S. gr.-4 o . Mit papiergedecktem<br />

Siegel und Adresse. Kleine Faltenrisse, Unterrand beschnitten. (250.—)<br />

Vom Reichstag zu Speyer an Bürgermeister und Rat der Stadt Eger, die er zu einem näheren Bericht über<br />

eine Streitsache auffordert.<br />

„... So wellen wir unns alßdann wann unnß derselbe einkhommen wirdt, mit Erister gelegenhait inn der<br />

sachen der Pillichait enntschliessen unnd dieselb ferner genedgelich verordnen ...“<br />

538


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 1090 Kaiser Ferdinand III.<br />

539


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Römisch-deutsche Kaiser. – Maximilian II.)<br />

1086 — — Br. m. U. Prag 8.III.1571. 3 1 ⁄2 S. folio. Leicht fleckig. Mit Umschlag (Siegelspuren).<br />

(250.—)<br />

An seine Räte „und verordneten Commissarien der Geistlichen Handlung“ wegen des kaiserlichen Rats<br />

Christoph Jörger, der um landesherrlichen Konsens zum Kauf geistlicher Güter und eines Zehnten nachgesucht<br />

hatte.<br />

Der Kaiser verweigert seine Zustimmung zu Jörgers 1566 „mit dem Abbt aufm Göttweig“ (in der Wachau)<br />

vereinbarten Kauf von Klostergütern, da hier ein „Lanndßfürstlich Regal“ berührt sei, auch „die güeter<br />

der Zeit vil in ainem höhern weert, als vorige Jar gewest“. Desgleichen verweigere er seinen Konsens zu<br />

dem beabsichtigten Kauf von Gütern der Zisterzienserabtei Lilienfeld sowie zu dem Kauf eines Zehnten<br />

zu Hainfeld.<br />

Die „Truchsessischen Wirren“<br />

1087 — RUDOLF II., 1552 – 1612. Br. m. U. Wien 5.V.1583. 2 1 ⁄2 S. folio. Mit papiergedecktem<br />

Siegel und Adresse. Leicht fleckig. (600.—)<br />

An Dechant und Kapitel des Erzstifts K ö l n , die den Kaiser um Beistand gegen den – wegen seines Übertritts<br />

zum lutherischen Glauben und seiner Heirat im Februar des Jahres – von Papst Gregor XIII. abgesetzten<br />

und exkommunizierten Kurfürst-Erzbischof Gebhard Truchsess von Waldburg ersucht hatten. –<br />

Gebhard widersetzte sich und mobilisierte ihm ergebene Truppen gegen das Domkapitel.<br />

Der Kaiser versucht zu beruhigen; er habe Mahnungen zum Frieden an die protestantischen Fürsten erlassen<br />

und sei überzeugt, „es werde sich das wesen mit vermeltem gewesnem Bischof und seinem anhang<br />

etwas miltern“, so daß „würckliche Hülff ... nit vonnöten“ sei. „... Zumal weil auch nuhnmehr Er der<br />

von Cöln seines Bischoflichen Standts und Würden von der höhern ordenlichen Geistlichen Obrigkeit entsezt<br />

und Excommuniciert, auch Euch aufs ehest einen andern Bischoff zu Erwöhlen aufferlegt worden.<br />

So habt Ir doch unsers erachtens nit unrecht gethan, daß Ir andere Catholische Stendt diser sachen und<br />

... gefähr erinndert und Euch hilffliche handt zupieten begeret habt ...“<br />

Die „Truchsessischen Wirren“ weiteten sich zu einem Krieg zwischen protestantischen und katholischen<br />

Ständen aus und endeten erst 1588 mit dem Sieg der katholischen Partei.<br />

1088 — MATTHIAS, 1557 – 1619. Br. m. U. Prag 11.IV.1611. 3 ⁄4 S. folio. Mit Siegelspur und<br />

Adresse. Staubfleckig, Oberrand leicht beschnitten. (350.—)<br />

Als Landesherr von Österreich, Ungarn und Mähren an Herzog Johann Georg I. von Sachsen. Beglaubigungsschreiben<br />

für seinen Gesandten, den „Camerer, Bestalten Obristen, und Lieben Besondern den Reingrafen“,<br />

der ihm von „aller Sachen und alhirigen Verlauffs Beschaffenheit“ Nachricht geben werde.<br />

Aus der Zeit des „Bruderzwists in Habsburg“; am 23. Mai wurde Matthias zum König von Böhmen ge -<br />

wählt.<br />

540


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

„Unsere Kayserliche KriegsArmada“<br />

1089 — FERDINAND II., 1578 – 1637. Br. m. U. Wien 28.IV.1629. 5 1 ⁄3 S. folio. Mit papiergedecktem<br />

Siegel und Adresse. Leicht gebräunt und fleckig, kleine Läsuren. (400.—)<br />

An seinen schlesischen Kammerrat Sigmund von Bock, Hauptmann des Fürstentums Münsterberg, wegen<br />

der Eintreibung von dringend benötigten 60.000 Scheffeln Korn aus Schlesien zur Unterhaltung der kaiserlichen<br />

„Armada“, da andernfalls die bisherigen Kriegserfolge gefährdet seien.<br />

„... Demnach Unß durch Unsern General Feldthauptman, dem Herzogen zu Friedtland und Sagan“<br />

(Wallenstein) „... unterthenigst zuerkennen gegeben worden, Waßmassen an den yenigen Ortten, da<br />

sich Unsere Kayserliche KriegsArmada noch zur Zeit auffhalten und gedulden mueß, wegen der selbiger<br />

Ortten nunmehr viel Jahr aneinander außgestandenen Kriegspressuren, und vorgegangenen vielfältigen<br />

Durchzügen und Einquartirungen, an Profiandt ein solcher grosser Mangel erscheinen wölle, Daß im Fall<br />

man derselben mit einer ergäbigen Anzahl Getreidts nicht beyspringen und succuriren würde, Nottwendig<br />

dieselbe sich widerumb in die diese Unsere Länder reiteriren und wenden müeste, und also dem Feindt<br />

raumb und gelegenheit gegeben würde, sich widerumb zustärcken, und deryenigen Örtter, Städt und<br />

Festungen, so bißhero durch uberaus grosse Unkosten, und Verlierung etlich Tausendt Mann, schwer und<br />

härttiglich eingenommen, und unter Unser devotion gebracht worden, zu bemächtigen, auch wol gar in<br />

diese Unsere Erbländer den sedem belli zutransferiren ...“<br />

Mit Gegenzeichnung des böhmischen Oberstkanzlers Wilhelm Graf S l avata, eines der Opfer des Prager<br />

Fenstersturzes.<br />

„nicht mit Worten sunder mit soldaten“<br />

1090 — FERDINAND III., 1608 – 1657. E. Br. m. U. O. O. 20.III.1643. 1<br />

⁄2 S. folio. Minimale<br />

Läsuren. (600.—)<br />

An einen Landmarschall, die Anwerbung von Soldaten betreffend. „... Ich Verneme daß mit der Werbung<br />

der 2000 Mann schlecht hergehe ja fast khein anfang dar zue gemacht sei und dises auß Ursach daß noch<br />

khein Werbgeldt dar zue erleget sei, Nuhn sein Wir schon umb den 20 Merzen, die Zeit deß Feldtzug<br />

khumbt herzue, und die Werbung bleibt dahindt ... der feindt lasset sich nicht mit Worten sunder mit soldaten<br />

auf hallten ...“<br />

Im Frühjahr 1643 besetzten schwedische Truppen Mähren und Schlesien und unternahmen einen Vorstoß<br />

in Richtung Wien. – Siehe die Abbildung auf Seite 539.<br />

1091 — — ELEONORE Gonzaga, Kaiserin, (dritte) Gemahlin des Vorigen, Tochter von Karl<br />

II. Gonzaga, Herzog von Nevers-Rethel, 1630 – 1686. Br. m. U. Wien, „Favorita“ 5.IX.1677.<br />

1 S. folio. Mit schönem Trauer-Ringsiegel und Adresse. (200.—)<br />

An Franz Albert von Pola, Fürst-Bischof von Trient, dem sie zur „Election zur Bischöffl: dignitet“ gratuliert.<br />

„... Ich dan von Herzen wünsche, daß Sie ob dem glücklichen erfolg und rühmlichen belohnung Ihrer<br />

Tugendten balt erfreuet, und bey langwürig Guberno und besiezung Ihres anvertrauten Bisthumbs in<br />

beständig friedlichen und ruhigen wohlstandt von dem Allerhöchsten Vätterlich mögen erhalten werden ...“<br />

541


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Römisch-deutsche Kaiser)<br />

1092 — LEOPOLD I., 1640 – 1705. Br. m. U. Schloß Ebersdorf 11.X.1664. 1 1 ⁄3 S. folio. Mit Siegelspur<br />

und Adresse. Kleine Einrisse. (200.—)<br />

An den Obristfeldwachtmeister Markgraf Gustav Adolf von Baden, dem er auf Empfehlung des Grafen von<br />

Montecuccoli für seine „bey solchen T ü r c k h e n K r i e g erwißene dapfere dienste“ dankt; die Türken<br />

hätten „alle hostiliteten eingestellt, auch endlich zu dem frieden sich gewendet“. – Markgraf Gustav Adolf<br />

hatte unter Führung des Grafen Raimondo Montecuccoli an der siegreichen Schlacht bei Mogersdorf am<br />

1. August des Jahres teilgenommen.<br />

„... Als werde Ich nit unterlassen solche bezeugten eyfer und treu bey ereigender gelegenheit in Kayl: gnaden<br />

zuerkhennen, nicht zweiflend, weilen nunmehr der zuruckhmarch aus Hungarn zu nemmen ist, Euer<br />

L[ieb]den werden überall solch guete ordnung und disciplin halten, auf das meine getreue Stanndt und<br />

Unterthanen ohne Clage gehalten, und wider billigkheit nicht beschwährt werden ...“ – Im folgenden Jahr<br />

trat Markgraf Gustav Adolf als Mönch in das Benediktinerkloster Rheinau ein.<br />

Mit eigenhändigem Regest des Markgrafen: „deß Keisers Dancksagungs schreiben wegen der Battaglia<br />

ahn mich“.<br />

Beiliegend die beglaubigte Abschrift einer Urkunde Kaiser Leopolds I., Wien 24.III.1659, ein Br. m. U. seiner<br />

(dritten) Gemahlin Eleonore Magdalene von der Pfalz, Wien 10.I.1698, an den Fürstabt von Fulda,<br />

Placidus von Droste, sowie ein Brief des Oberstkanzlers von Böhmen, Zdenko Adalbert Popel von Lobkowitz<br />

(Prag 1617).<br />

1093 — — E. Br. m. U. Wien 4.III.1691. 3 ⁄4 S. folio. Mit Schwarzschnitt. Mit (geöffnetem) Trauer<br />

siegel und eigenh. Adresse. (500.—)<br />

An seine Schwägerin Pfalzgräfin Hedwig Elisabeth, die am 25. März Prinz Jakob Ludwig von Polen heiratete.<br />

„Durchleuchtige Fürstin liebe Muemb. Auß Ew. Ld. schreiben ... habe Ich gern vernohmen wie Sie nitt<br />

allein Dero Reiß wohl continuiren sondern sich auch uber die bedienung in meinen landen wohl satisfait<br />

befinden thuen. Und gleich mir dieses zu absonderlichen contento gereichet also habe ferner gern vernohmen<br />

daß Ew. Ld. ihre DurchReiß uber Prag acceptiret haben. Hoffe auch Sie werde wohl ablauffen<br />

wie solches von wohl meinendem Hertzen anwünschen thue indeme ich nichts mehr verlange alß viel gelegenheiten<br />

zu haben in welchen Ew. Ld. mein gegen Sie habende freundtVetterliche affection bezaigen<br />

möge ...“<br />

Zitiert nach der beiliegenden zeitgenössischen Abschrift, die dem schwer lesbaren Brief wohl beigegeben<br />

war.<br />

1094* — — ELEONORE MAGDALENE THERESIA, dritte Gemahlin des Vorigen, Tochter<br />

des Kurfürsten Philipp Wilhelm von der Pfalz, 1655 – 1720. Urkunde m. U. Wien 15.IX.1711.<br />

1 S. quer-imp.-folio. Lateinisch. Mit goldumrahmter Wa p p e n m a l erei ( ca. 12,5×11,2 cm;<br />

kleine Abplatzungen), kalligraphierten Kopfzeilen in Gold, Rot und Blau sowie Texthervorhebungen<br />

in Gold. Mit an grün-weiß-roter Seidenschnur hängendem wohlerhaltenem Siegel in<br />

gedrechselter Holzkapsel (diese mit Randdefekten). Etwas gebräunt und fleckig, kleine Faltenrisse.<br />

In Orig.-Blechkassette (Scharniere defekt). (400.—)<br />

Wappenbrief für Georg Ferenczffy aus Fünfkirchen („Civitatis Quinque ecclesiensis“; ungarisch Pécs). –<br />

Mit Gegenzeichnung des ungarischen Kanzlers Graf Nikolaus Illésházy.<br />

S e h r s e l t e n aus der kurzen Zeit ihrer Regentschaft, die vom Tod ihres ältesten Sohnes Kaiser Joseph I.<br />

am 17.IV.1711 bis zum Regierungsantritt ihres zweiten Sohnes Kaiser Karl <strong>VI</strong>. am 12. Oktober des Jahres<br />

währte.<br />

542


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Aufruhr in Wetzlar<br />

1095 — JOSEPH I., 1678 – 1711. Br. m. U. Wien 8.<strong>VI</strong>.1708. 1 2 ⁄3 S. folio. Mit papiergedecktem<br />

Siegel und Adresse. Kleine Randeinrisse. (400.—)<br />

An Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz und an Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt mit dem<br />

Befehl, den Aufruhr in der Reichsstadt Wetzlar der ihnen aufgetragenen „Kays[erlichen] commission“<br />

gemäß zu beenden.<br />

„... daß alle und jede von der ungehorsamen Burgerschafft undernohmene Thätlichkeiten authoritate<br />

nostra Caes[are]a widerumb abgestellet, und was von dießer an gemeiner Stadtintraden und habenden<br />

aerario gewalthätig entzogen worden, ohnverkürzt restituirt, auch besonderlich dem Magistrat alß vorgesetzter<br />

Obrigkeit der gehörige respect und gehorsam widerumb verschaffet werde; Alß wollen Wir die<br />

fürderlichste Vollziehung dieser zu beruhigung, und wiederherstellung des gemeinen Stadtweeßens abzihlende<br />

intention ... nochmahlen hiemit freund-vetter-gnädiglich ... erinnert haben ...“<br />

Wenige Jahre zuvor, 1689, war nach der Zerstörung Speyers durch die Franzosen das Reichskammergericht<br />

nach Wetzlar verlegt worden.<br />

1096* — KARL <strong>VI</strong>., als Karl III. auch König von Spanien, 1685 – 1740. Urkunde m. U. Wien<br />

8.<strong>VI</strong>II.1716. 14 S. folio. Pergament. Die Wappenmalerei in Gold, Silber und Farben wohl aus<br />

späterer Zeit. Ohne Einband und Siegel. Schwach fingerfleckig. (300.—)<br />

Erhebung in den Adelsstand für die Tiroler Brüder Gervasius und Franz Georg de Benedictis, mit dem<br />

Prädikat „zu Loverberg“, da sie sich in „geist- und weltlichen Ämbteren“ bewährt hatten.<br />

1097 — KARL <strong>VI</strong>I. a.d.H. Wittelsbach, als Karl Albrecht Kurfürst von Bayern, 1697 – 1745.<br />

Br. m. U. Frankfurt a.M. 4.V.1742. 1 1 ⁄3 S. folio. Mit (zerteiltem) papiergedecktem Siegel und<br />

Adresse. Etwas gebräunt, kleine Randeinrisse. (350.—)<br />

An die „in Unserm Erb-Königreich Böheimb Allergnädigst angestelte Deputation“ in Prag, die Anwerbung<br />

von Soldaten betreffend.<br />

„... Nachdeme bey gegenwärtigen Conjuncturen Nöthig seyn will, Unsere Cavallerie completiren, und in<br />

Unserm Erb-Königreich Böheimb anwerben zulassen; Alß Befehlen Wir Eüch hiemit gnädigst, daß Ihr<br />

Unseren dahin abschickenden und sich gebührend legitimirenden Commandirten die erforderliche Werb-<br />

Plätze nicht nur anweisen, sondern auch Ihnen allen benöthigten Vorschub leisten sollet ...“<br />

543


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Römisch-deutsche Kaiser)<br />

„vous me trouvere decrepite mes cela ne fay rien“<br />

1098 — FRANZ I., Gemahl Maria Theresias, Begründer des Hauses Habsburg-Lothringen,<br />

1708 – 1765. E. Br. m. U. O. O. 10.<strong>VI</strong>.1764. 4 2 ⁄3 S. 4 o . Leicht tintenfleckig, minimale Randläsuren;<br />

Spuren von Tintenfraß. (600.—)<br />

Galanter Brief an seine langjährige vertraute Korrespondentin (die in Neapel lebende Generalswitwe Gräfin<br />

Beatrice de L i g n i v ille), die seine Einladung zur Hochzeit seines Sohnes, des späteren Kaisers Leopold<br />

II. (im August des nächsten Jahres in Innsbruck) angenommen hatte.<br />

Er freue sich, die Gräfin, die ihre Jugend am lothringischen Hof verbracht hatte, nach 26 Jahren wiederzusehen;<br />

auch seinem Bruder Herzog Karl Alexander und seiner Schwester Anna Charlotte werde sie<br />

in Innsbruck wieder begegnen („ma soeur et frer ceron osi dela parti“).<br />

Der Kaiser erinnert an die gemeinsamen Zeiten und schreibt, sie werde ihn gealtert, aber zufrieden finden.<br />

„... vous me trouvere decrepite mes cela ne fay rien je vas toujour mon tren otan que mon age me<br />

le permet ce qui net pas bocoup mes je vous menere a ma plas de la jeunesse et je croua savoyre de tout<br />

ceux que jamenere lequel de mes anfan vous reviendra le plus conossan un peux votre you ...“ („... vous<br />

me trouverez décrépit mais ce ne fait rien. Je vais toujours mon train autant que mon age me le permet,<br />

ce qui n’est pas beaucoup mais je vous menerai à ma place de la jeunesse et je crois savoir de tout ceux<br />

que j’amenerai lequel de mes enfants vous reviendra le plus connaissant un peu votre joue ...“).<br />

Ferner über gemeinsame Bekannte, die er in Frankfurt a.M. anläßlich der Wahl und Krönung seines Sohnes<br />

Joseph zum Römischen König getroffen habe. Am Schluß noch einmal über das bevorstehende Wiedersehen,<br />

bei dem er auch die Tochter der Gräfin kennenlernen werde, die ihr, wie er hoffe, ähnele; er<br />

müsse bekennen, daß von seinen 11 (überlebenden) Kindern keines ihm ähnlich sehe – „chacun a pri<br />

quelque chos de moy mes ce partage fay J’ay que pas un seul ne me resamble ...“<br />

1099 — MARIA THERESIA, Gemahlin des Vorigen, Tochter Kaiser Karls <strong>VI</strong>., 1717 – 1780.<br />

Gedruckter Br. m. U. Wien 22.X.1746. 1 1 ⁄3 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse.<br />

Leicht fleckig, kleiner Randeinriß. (250.—)<br />

An den Probst Frigdiano des Augustiner-Chorherrenstifts zu Herzogenburg, den sie zu dem auf den 7. November<br />

einberufenen Landtag nach Wien lädt; sie wolle dort mit den Ständen beraten, „wie die unentbehrliche<br />

erfordernussen zu ergäntz- und verpflegung Unserer zahlreichen Kriegs-Völcker aufzubringen“ sei.<br />

Beiliegend eine gedruckte Urkunde, Wien 16.III.1769, betr. die Bekämpfung von „Hornvieh-Seuchen“<br />

(Defekte).<br />

1100* — JOSEPH II., ältester Sohn und Mitregent Maria Theresias, 1741 – 1790. Br. m. U.<br />

„Joseph Corr[egens]“. Wien 31.V.1772. 3 ⁄4 S. 4 o . (250.—)<br />

Als Mitregent seiner Mutter Maria Theresia an einen Feldmarschall (Name gelöscht), der die Schildwachen<br />

von Schönbrunn zur Ordnung rufen lassen solle.<br />

„... Das Burg Thor ist, wie alle andere Thöre, Winter und Sommer ... offen zu laßen, damit bey Tag und<br />

Nacht die Leute, und Wägen frey durchpassiren können. Sie werden auch denen zwei Staabs-Officiern<br />

von denen hier garnisonirenden zwey Grenadier Bataillons anbefehlen, daß Sie in Schönbrunn ... die<br />

Schildwachten benachrichtigen, daß Sie sich nicht mehr auf ihren Posten bald rechts, bald links herum<br />

kehren, sondern vorschriftsmäßig, es möchte eine Herrschaft kommen, woher sie wolle, sie immer Front<br />

gegen diejenige Seiten, auf welcher Sie aufgeführet seyn worden, machen, und allda praesentiren; überhaupt<br />

aber alle neuen und kindischen Erfindungen bey Seiten laßen.“<br />

544


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 1102 Kaiser Leopold II.<br />

an Ludwig X<strong>VI</strong>. von Frankreich<br />

545


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Römisch-deutsche Kaiser. – Joseph II.)<br />

„Cum Magnifici Ordines foederati Americani“<br />

1101 — — Urkunde m. U. Wien 7.III.1786. 1 ⁄2 S. quer-imp.-folio. Pergament. Etwas feuchtfleckig<br />

unter Beeinträchtigung der Unterschrift. Mit an schwarz-gelber Schnur hängendem großem<br />

Siegel (gelockert) in vergoldeter Metallkapsel. (2.000.—)<br />

Vollmacht für seinen Gesandten in Paris, Florimund Graf M ercy d’Argenteau (1727 – 1794) zum Ab -<br />

schluß des ersten Handelsvertrages mit den Vereinigten Staaten von Amerika, „ad promoven -<br />

da mutua commerciorum commoda conducere“. – Mit Gegenzeichnung des Staatskanzlers Graf Kaunitz.<br />

1784/85 hatte Mercy d’Argenteau bereits mit Benjamin Franklin, damals amerikanischer Gesandter in<br />

Paris, den Präliminarvertrag ausgehandelt.<br />

1102 — LEOPOLD II., 1747 – 1792. E. Br. m. U. Pisa 30.IX.(1783). 1 S. 4 o . Leicht fleckig.<br />

(400.—)<br />

An seinen Schwager K ö n i g Ludwig X<strong>VI</strong>. von Frankreich, den Gemahl seiner Schwester Marie Antoinette,<br />

dem er die Geburt seines Sohnes Erzherzog Rainer anzeigt.<br />

„Mon trés chér beau frere, l’heureuse accouchement de ma femme me fournit l’occasion de Vous écrire<br />

cette lettre pour Vous donnér part, qu’aujourd’hui Elle est accouchée d’un fils je Vous prie continués nous<br />

Vôtre amitié ...“<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 545.<br />

1103 — FRANZ II., der letzte römisch-deutsche Kaiser, als Franz I. Kaiser von Österreich,<br />

Schwiegervater Napoleons I., 1768 – 1835. E. Br. m. U. O. O. 16.IV.1801 (Datum von fremder<br />

Hand). 1 S. 4 o . Schwach fleckig. (400.—)<br />

An Kaiser (A l e x a n d e r I . von Rußland), dem er die Geburt seiner Tochter Erzherzogin Karoline, der<br />

späteren Königin von Sachsen, anzeigt.<br />

„Monsieur mon Frere! L’Impératrice, Ma très chere Epouse étant accouchée heureusement d’une Princesse<br />

le 7 Avril je ne veux point manquer de le notifier à Votre Majesté Impériale. Persuadé, comme je le<br />

suis, qu’Elle prendra part à un évenement qui me cause une si vive joye, ainsi que j’espere qu’Elle voudra<br />

bien en prendre a tout ce qui regarde le bonheur de ma famille ...“<br />

Beiliegend sein gestochenes Portrait (Jakob Adam nach Posch).<br />

1104 — — Urkunde m. U. Wien 8.<strong>VI</strong>I. 1806. 2 1 ⁄3 S. gr.-folio. Mit papiergedecktem Siegel. Die<br />

erste Seite mit Schmuckbordüre und den Titeln des Kaisers in Kupferstich. Etwas fleckig, kleinere<br />

Einrisse repariert. (350.—)<br />

Raitbrief für den Kammeralzahlmeister Joseph Haselmayer von Graßegg, dem der Kaiser „vollständige<br />

Rechnungsrichtigkeit“ für die von ihm geführte Innsbrucker Kameralkasse bescheinigt.<br />

Am 6. August des Jahres legte Franz II. die römische Kaiserwürde nieder und erklärte das Reich für aufgelöst.<br />

546


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

„grace au Ciel rien de sinistre arrivée“<br />

1105 — — MARIE THERESE, Kaiserin, Gemahlin des Vorigen, geb. Prinzessin von Neapel<br />

und Sizilien, 1772 – 1807. E. Br. m. U. „Therese“. Wien 21.II.1806. 2 S. 4 o . Leicht fleckig, Tinte<br />

stellenweise etwas blaß. (600.—)<br />

Sorgenvoller Brief an ihre Mutter, Königin Maria Carolina von Neapel-Sizilien geb. Erzherzogin von Österreich.<br />

„Ma tres chere Mere. / Je ne peux vous escrire en quelle peine je suis ne recevant depuis celle du 17 Janvier<br />

aucune de vos precieuses lettres / d’après les Gazettes nouvelles d’empire vous êtes encore à Naples<br />

/ ainsi grace au Ciel rien de sinistre arrivée, mais ne voir passer aucune lettre ni inquiete. Ce qui puis me<br />

fait dans une vraye peine et agitation, ce sont les nouvelles d’Espagne de notre Conseil ... L’Ambassadeur<br />

a des lettres du 24 Janvier dans lesquelles on lui mande qu’elle est malade mais rien quoi et coment: Ainsi<br />

je suis très inquiete, et me flatte toujours que celui ne soit pas si dangereux, et que par vos precieuses lettres<br />

je saurai quelque chose de vous, mais mes pensées sont auprès d’elle ...“<br />

Vier Tage später zog Joseph Bonaparte in das von französischen Truppen besetzte Neapel ein; am 30. März<br />

erhob ihn Kaiser Napoleon zum König von Neapel. Die königliche Familie war nach Palermo geflohen.<br />

1106 — 7 Autographen, überwiegend Br. m. U. (400.—)<br />

Die Kaiser Ferdinand I. (Brief in seinem Namen, Wien 1544), Maximilian II. (Wien 1565, defekt), Karl<br />

<strong>VI</strong>. (Wien 1731, defekt) und Franz II. (als Franz I. von Österreich, Wien 1819, stärker gebräunt und<br />

defekt) sowie die Erzherzoge Karl Ferdinand, Fürst von Tirol (2 Br. m. U., Innsbruck 1646 und 1658) und<br />

Franz IV., Herzog von Modena (e. Br. m. U., Cattajo 1844).<br />

Beiliegend Briefe von Fürstin Anna Maria zu Eggenberg (Eggenberg 1660), Herzogin Luise Dorothea von<br />

Sachsen-Gotha (Schloß Friedenstein 1744), Graf Hans Hartwig von Nostitz (Abschrift, Wien 1660) und<br />

Obersthofkanzler Philipp Ludwig Wenzel von Sinzendorf (Wien 1729).<br />

1107 — 6 Briefe in deren Namen a.d.J.1557 bis1712; meist mit papiergedecktem Siegel.<br />

(300.—)<br />

Ferdinand I., Wien 7.X.1557; „Commissio Domini Regis in consilio“ in einem Streit um „den Syz Ainöd“.<br />

Ferdinand II., 2: Wien 8.<strong>VI</strong>I.1628 und 16.<strong>VI</strong>.1629; jeweils „Commissio Domini Electi Imperatoris in Consilio“<br />

(wie auch die folgenden) in geistlichen Angelegenheiten, u. a. das Benediktinerkloster Göttweig<br />

betreffend.<br />

Leopold I., Wien 26.X.1701; an den Stadtrichter zu Eggenburg, einen baufälligen Pfarrhof betreffend.<br />

Joseph I., Wien 25.V.1710; in einer geistlichen Angelegenheit. Karl <strong>VI</strong>., Wien 14.V.1712; die Ergreifung<br />

desertierter Soldaten betreffend.<br />

1108 ROMMEL, Erwin, Generalfeldmarschall, von Hitler zum Selbstmord gezwungen, 1891–<br />

1944. E. Ansichtspostkarte m. U. „Erwin“. Poststempel: Kösslin 20.IV.1916. Bleistift. Eigenh.<br />

bezeichnet „Feldpost“. (350.—)<br />

An Fräulein Hilde Herberger. „Zum Geburtstag recht herzliche Glüchwünsche u. viele Grüße.“ Die Absenderangabe<br />

lautet: „Abs. Rommel Obltn. / 2. Württ. Gebirgskomp.“<br />

547


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

1109 RUNDSTEDT, Gerd von, Generalfeldmarschall, 1875 – 1953. E. Feldpostbrief m. U. O.O.<br />

27.XII.1941. 1 S. gr.-8 o . Mit Adresse (Faltbrief). Kleine Randläsuren. (300.—)<br />

An den späteren Generalfeldmarschall Erich von M a n s t e i n , seinen ehemaligen Stabschef, nach seiner<br />

Ablösung als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd (am 5.XII.1941).<br />

„... Haben Sie sehr herzlichen Dank für Ihre mich sehr rührenden Worte anläßlich meines Fortganges<br />

... Ich bin natürlich mit ganzem Herzen draußen bei Euch und wünsche heiß, daß Sebast[opol] bald fällt<br />

und sich die Front endlich mehr festigt ...“<br />

In diesen Tagen gab die von Manstein befehligte 11. Armee den Kampf um Sewastopol vorläufig auf; die<br />

Eroberung der Festung gelang Manstein erst im Sommer 1942.<br />

„Im Nahmen der Heiligen unzertrennlichen Dreyfaltigkeit“<br />

1110 RUSSLAND. – PETER I., der Große, Kaiser, 1672 – 1725. Urkunde m. U. St. Petersburg<br />

16.IX.1714. 3 2 ⁄3 S. gr.-folio. Russisch. Mit Siegelspur. Mit schwarz-gold-weißer Seidenschnur<br />

geheftet; anhängend die offizielle zeitgenössische Übersetzung ins Deutsche. (3.000.—)<br />

Ratifikationsurkunde des am 12. Juni des Jahres zwischen Preußen und Rußland „Im<br />

Nahmen der Heiligen unzertrennlichen Dreyfaltigkeit“ geschlossenen Vertrages über eine „reciproque<br />

garantie“ (Präambel) von Gebieten im künftigen Frieden mit Schweden. Die Garantie bedeutete für Preußen<br />

den Besitz der Stadt „Stettin mit Ihrem districte, sambt allen, waß zwischen selbiger Stadt, und dem<br />

Pehne Strohme belegen, auch alle an selbiger riviere gelegene Plätze auf diß, und jenseits besagten Flußes<br />

inclusive der Stadt Wolgast, und beyder Insulen Wollin, und Usedom“ (Artikel 2; aus der offiziellen Übersetzung);<br />

für Rußland die „von der Crohn Schweden recuperirte Provintzien Ingermanland, und Carelen<br />

nebst denen Städten Wybourg, und Narva, alß auch die Provintz Esthland mit der darin gelegenen<br />

Stadt Reval, und allem Territorio, Örthern, und Insulen, welche unter der letzteren Schwedischen Regierung<br />

zu gedachter Provintz Esthland gehöret, und anjetzo unter Sr E Zaar. Mayst bothmäßigkeit stehen“<br />

(Artikel 3; ebenso).<br />

Mit Gegenzeichnung des Reichskanzlers Gawril Graf Golowkin.<br />

Aus dem Nordischen Krieg (1700 – 1721). Am 27. Juli 1714 hatte Peter der Große in der Seeschlacht bei<br />

Hangö die schwedische Flotte besiegt, wodurch er die russische Vorherrschaft in der Ostsee erlangte.<br />

Die dritte Teilung Polens<br />

1111 — KATHARINA II., die Große, Kaiserin, geb. Prinzessin von Anhalt-Zerbst, 1729 –<br />

1796. Urkunde m. U. St. Petersburg 24.XII.1795. 1 S. gr.-folio. Russisch. Leicht gebräunt. Mit<br />

zweifach gesiegeltem Umschlag. (500.—)<br />

Verleihung des Wladimir-Ordens 1. Klasse an den Gesandten Andrej Graf Rasumowskij (1752 – 1836) für<br />

seine Verdienste bei der Abfassung „des endgültigen Übereinkommens mit dem Römisch-kaiserlich-königlichen<br />

Hof über die polnischen Angelegenheiten“ (Übersetzung). In diesem Jahr war Polen unter Rußland,<br />

Preußen und Österreich aufgeteilt worden.<br />

548


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 1111 Kaiserin Katharina II. von Rußland<br />

549


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Rußland)<br />

1112* — PAUL I., Kaiser, Sohn und Nachfolger der Vorigen, 1754 – 1801 (ermordet). Br. m. U.<br />

„Paul“. St. Petersburg 14.IV.1799. 1 ⁄2 S. gr.-4 o . Minimale Papierläsuren. (350.—)<br />

An den baltischen General der Infanterie Christoph von Benckendorff mit einem Versetzungsbefehl.<br />

„... Die Wichtigkeit ihres Postens als Militair Guverneur in Riga, nöthiget Mir sie dahin zurück zu berufen.<br />

Dem General Leutenant von German der in kurzen bey ihnen eintreffen wird, werden sie das Komando<br />

ihres Corps abtreten, und sich sodann nach Riga begeben wo ihre Gegenwart nothwendig ist ...“<br />

Christoph von Benckendorff, verheiratet mit Anna Juliane geb. Schilling von Cannstatt, der besten Freundin<br />

der Kaiserin Maria Feodorowna, war der Vater von Konstantin und Alexander von Benckendorff sowie<br />

der Fürstin Dorothea von Lieven.<br />

„Votre femme n’a jetté qu’un petit cri”<br />

1113* — — MARIA FEODOROWNA, Kaiserin, zweite Gemahlin des Vorigen, Mutter der Kaiser<br />

Alexander I. und Nikolaus I., geb. Prinzessin Sophie von Württemberg, 1759 – 1828. E. Br.<br />

m. U. „Votre sincere Amie / Marie“. O. O. 5./16. <strong>VI</strong>II.1790. 1 S. 4 o . (500.—)<br />

Reizender Brief an General Christoph von Benckendorff, dessen Ehefrau Anna Juliane im Gefolge der<br />

späteren Kaiserin aus Württemberg nach Rußland gekommen war. – Maria Feodorowna teilt ihm mit, daß<br />

er Vater einer kleinen Tochter geworden ist und gibt ihm detailliert Nachricht vom Befinden seiner Frau,<br />

ihrer besten Freundin.<br />

„Votre femme se porte a merveille mon bon Benckendorf, et Vous avez une charmante petite fille neuve<br />

au monde dune vitesse encroyable et sans faire souffrire sa Maman, car devant Dieu elle n’a eu qu’une<br />

fente douleur. je ne saurai Vous dire combien jen suis heureuse: c’est le 29 au soir a onze heure quelle est<br />

accouché; la petite se nommera Aléxandrine ... Votre femme se porte si bien ... elle ... a bon apétit, et elle<br />

a si bon Visage ... Soyez donc bien content mon bon Benckendorf, et Verrez Vous en entier au Bonheur<br />

d’être Mari et Pere: pour rendre Votre satisfaction parfaite aprenez mon Mari que la paix avec la Suède<br />

vient detre signé le 3 de ce Mois en plein Champ entre Werela et Kouala ...“ – Der Friede von Väräl<br />

ä hatte am 3./14. August den Russisch-Schwedischen Krieg beendet, nachdem Schweden zuvor ein Drittel<br />

der russischen Flotte vernichtet hatte.<br />

In einem Nachwort fügt sie an: „les petites douleurs enfin toute la delivrance n’a durée que 3 heures: et<br />

Votre femme n’a jetté qu’un petit cri au moment de la Naissance de l’Enfant qui est la plus jolie de toute.“<br />

1114 — — — E. Br. m. U. „Marie“. O. O. 8.XII.1820. 1 S. gr.-8 o . (500.—)<br />

(An den Minister Graf Viktor von Kotschubey), an den sie ein Gesuch der Madame Karassin weiterleitet<br />

mit der Bitte, ihr mitzuteilen, daß sie sich nicht (in politische Angelegenheiten) einmischen könne; gleichwohl<br />

habe sie ihren Sohn Kaiser Alexander I. von der Sache unterrichtet. – Zunächst über die kürzliche<br />

Niederkunft der Gattin des Adressaten.<br />

550


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

„J’allais mettre la plume à la main dimanche passé pour Vous ecrire ... lorsque j’apris l’heureuse délivrance<br />

de Madame Votre Epouse, il me parait alors indiscret de Vous détourner les premiers trois jours<br />

des soins que Vous aviez à prendre à Votre digne et excellente femme …<br />

Voyant par les contenus de sa lettre que Vous avez connaissance de son affaire, j’ai cru qu’il était du<br />

devoir de delicatesse de m’adresser de meme à Vous ... pour Vous prier de faire connaitre a Madame de<br />

Karasine, que la connaissance de cette affaire etant hors de limite de mes devoirs, je ne puis m’en melé<br />

... Je compte dans ma lettre de Vendredi marquer à l’Empereur la démarche de Madame de Karasine et<br />

la reponse que je Vous prie de lui faire en mon nom; je Vous prie donc ... de me renvoyer sa lettre après<br />

en avoir pris lecture ...“<br />

Aus der Sammlung Heinrich Lempertz.<br />

„ma vie c’est toi“<br />

1115 — ALEXANDER II., Kaiser, 1818 – 1881 (ermordet). E. Br. m. U. „Für immer Dein“<br />

(Übersetzung). Zarskoje Selo und Kissingen 14./26. bis 17./29.<strong>VI</strong>I.(1868). 10 S. gr.-8 o . Französisch<br />

und russisch. Mit geprägtem Monogramm. Faltenriß. (1.200.—)<br />

Inniger Liebesbrief an Fürstin Jekaterina Dolgorukaja (1847 – 1922), seine junge Geliebte, die er nur einen<br />

Monat nach dem Tod seiner Gemahlin, der Kaiserin Maria Alexandrowna, am 6. Juli 1880 morganatisch<br />

heiratete. Der Kaiser erhob sie zur Fürstin Jurjewskaja.<br />

„Zarskoe-Selo. Dimanche 14/26 Juillet, à 9 h du matin. / A peine ma dernière lettre d’ici expédiée, j’en<br />

recommence une nouvelle, que je ne t’enverrai que de K i s s i n g e n . Oh! mon Ange, je me sens particulièrement<br />

triste et jamais aucun départ pour l’étranger ne m’a été aussi pénible que celui-ci. Dieu donne<br />

que ce ne soit pas un pressentiment que je ne reverrai plus le sol natal. Si je pouvais m’éloigner d’ici avec<br />

toi, ma Dusja“ (der Name in kyrillischen Buchstaben) „adorée, ma chère petite f...., pour ne vivre que<br />

pour nous, tout me serait égal, car ma vie c’est toi et plus rien, mais comme nous serons malheureusement<br />

privés même du bonheur de nous revoir à l’étranger, ne fut-ce que pour un instant; l’existence que je<br />

devrai y mener me sera doublement pénible …<br />

A 3 1 ⁄4 h. après midi. Avant de quitter Zarskoe, je veux te dire encore quelques mots ... Je dois aller diner<br />

avec une partie de la famille, venue ici pour me dire adieu à 5 h. je parts …<br />

Mardi 16/28 Juillet, à Kissingen à 11 h. / C’est vers les 9 h. du soir que je suis arrivé ici, par une chaleur<br />

étouffante et avec la mort dans l’âme ... La première chose que je fis c’est de te télégraphier, mais mon<br />

telegr. ne pourra partir que demain et dans ce moment notre confident est parvenu à m’apporter tes deux<br />

chères lettres ... On était allé à rencontre avec les enfans, presque jusqu’à la 1re porte et tout Kissingen<br />

était sur pied et les russes sur l’escalier du Kur-haus. Tout cela me rendit encore plus triste …<br />

Mercredi 17/29 Juillet, à 9 h. du matin. / Je viens de prendre, pour commencer, un seul verre et j’ai fait<br />

ma promenade tout seul, ce qui me convient le plus, comme tu le sais, car m’étant levé plus tard, après<br />

une très mauvaise nuit, on rentrait déjà quand je sortais. Je suis heureusement parvenu à éviter le monde,<br />

en passant par le petit pont, derière les galleries et reviens par l’allée du moulin où j’ai rencontrai pourtant<br />

quelques connaissances, comme le jeune Pr. Tschernyschew“ (der Name in kyrillischen Buchstaben),<br />

„avec la Ctse Schouvalow et l’insupportable Mad. Korsakow ... Nous venons de prendre le café tous<br />

ensemble ...“<br />

551


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Rußland. – Alexander II.)<br />

1116 — — E. Br. m. U. „Für immer Dein“ (Übersetzung). K i s s i n g e n 17./29. bis 18./30.<strong>VI</strong>I.<br />

1868. 12 S. gr.-8 o . Französisch und russisch. Mit geprägtem Monogramm. Kleine Faltenrisse.<br />

(1.600.—)<br />

Ein weiterer Liebesbrief an Fürstin Jekaterina Dolgorukaja.<br />

„Kissingen. Mercredi 17/29 Juillet 1868, à midi 1/2. / Je rentre dans ce moment de mon premier bain à la<br />

saline, que ma chère Dusja“ (der Name wiederum in kyrillischen Buchstaben) „connait, l’ayant honoré<br />

de sa visite et elle comprendra les idées qui y préoccupoient son pauvre m... et comme il avoit honte en<br />

se rappelant des horreurs qu’il y a faites, avant de lui appartenir corps et âme, comme maintenant, sentiment<br />

qui fait sa vie et qui le rend fier et heureux. Je n’ai pu revenir à pied que la moitié du chemin, car<br />

j’ai été surpris par une pluie d’orage ... le bain m’a un peu calmé et tu le remarqueras d’après mon écriture,<br />

qui est toute autre que ce matin ... Comment veux-tu, que je ne me fasse pas alors de terribles reproches<br />

de m’être trouvé sur ton chemin pour emprisonner toute ton existence, moi qui aurais voulu assurer<br />

ton bonheur et qui est malheureusement privé de la possibilité de le faire du moins pour le moment,<br />

comme je l’aurais voulu. Permets moi de te dire, cher Ange, que toi, comme ma f.... devant Dieu, tu n’oses<br />

pas désirer la mort, ni moi, ton m..., non plus, car notre vie ne nous appartient plus …<br />

A 9 1 ⁄2 h. du soir. Après t’avoir écrit tantôt, j’ai du faire mes visites à ma belle soeur Charles et à son mari,<br />

ainsi qu’à mon beaufrère Alexandre“ (Prinzessin Elisabeth und ihr Gemahl Prinz Karl sowie dessen Bruder<br />

Prinz Alexander von Hessen), „qui habitent dans le Kurhaus ... La chambre que j’habite ici pour la<br />

4 me fois, me rappèle toujours ma pauvre fille défunte“ (Großfürstin Alexandra, 1842 – 1849), „qui avoit<br />

été ici avec nous en 1847 …<br />

Nous dinames à 2 h. avec notre monde ... et à 5 1 ⁄2 h. nous allames promener, avec les enfans, mes deux<br />

beaux frères, ma belle soeur et son fils, d’abord en calèche, par la grande route derière Kissingen, où eut<br />

lieu en 1866 le principal combat entre les Prussiens et les Bavarois …<br />

Jeudi 18/30 Juillet, à 9 h. du matin. / J’ai passé une très mauvaise nuit ... Malgré ... j’étais déjà à 6 h.<br />

sur pied et viens de prendre mes 3 verres ... Je suis désolé que tes douleurs rhumatiques ne te quittent pas<br />

et que les écoulemens ne diminuent pas et sous ce dernier rapport je regrette que tu n’aies pas pu aller à<br />

Schwalbach, dont les bains ont déjà fait du bien à ma fille, qui souffrait du même mal ...“<br />

Die Fürstin verließ Rußland nach dem Attentat auf den Kaiser am 1. März 1881 mit ihren Kindern für<br />

immer.<br />

1117* — NIKOLAUS II., der letzte Zar, 1868 – 1918 (ermordet). Urkunde m. U. „Nikolaus“.<br />

Zarkoje Selo 20.XII.1914. 30 S. folio. Russisch. Kleinere Heftschäden. (800.—)<br />

Auftrag an die Ordenskanzlei, die Verleihung des „Kaiserlichen Ordens des Heiligen und Apostelgleichen<br />

Großfürsten Wladimir“ betreffend. – Detaillierte Auflistung von insgesamt 823 Ordensverleihungen. Es<br />

sollen verliehen werden:<br />

7 Orden Dritter Klasse, 767 Orden Vierter Klasse am Bande, 2 Orden Vierter Klasse für zwei Geistliche<br />

sowie 47 Orden Vierter Klasse am Bande für Ordensträger des einfachen Ordens der Vierten Klasse.<br />

Mit Gegenzeichnung des Ordenskanzlers Graf Frederiks.<br />

552


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 1118 Georg Rüxner<br />

553


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

1118* RÜXNER (Rixner), Georg, kaiserlicher Reichsherold; Verfasser des 1530 in Simmern<br />

erschienenen Tu r n i e r b u c h s . E. Br. m. U. „Görg Rixner genandt Hierosalem Eraldo“.<br />

Würzburg „an mitwoch nach S Veizs tag“ (17.<strong>VI</strong>.) 1523. 1 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel<br />

(eingerissen) und Adresse (Name getilgt). Minimale Randläsuren, verso kleine Montagespuren.<br />

(2.500.—)<br />

(An Gerhard Pichler?) wohl im Zusammenhang mit einem an den „Ritterkrieg“ sich anschließenden Streit<br />

zwischen dem Landgrafen Philipp dem Großmütigen von Hessen und dem Reich, das sich der Ansprüche<br />

einiger mit Franz von Sickingen verbündet gewesener Ritter angenommen hatte.<br />

„... Ich hab dem amptman zü marburg Etlich warnung meins g[nädigen] h[errn]“ (Fürstbischof Konrad<br />

III. von Würzburg?) „halb zü geschriben uff sein schrifftlich ansuchen und Begern, da mit mein<br />

g[nädiger] h[err] gewarndt werde, wan in der still da von geredt wirt, Beym Bundt oder im her, als ob<br />

man uber sein gand“ (verschrieben für „land“?) „im umwenden ziechen wölle, ist mir nit zweyffels sein<br />

f[ürstlich] g[naden] wiß sich uff solche warnung wol zü hallten, sye haben nit uber thaussent Reissiger<br />

pferde und Bis an neuntaussent zü fuß, aber Ein stargk geschoß Bey vier oder XXV stugken uff Redern<br />

die Eyssen schiessen, dar under wol acht Brechender stugk sind, aber fur war, die stradiotten und vil<br />

knecht underm hauffen wern lieber uff dem gegentheil dan Beym pund ... Ich hab XIII artigkel Bey mir,<br />

die Sind schon gedrugkt, aber nit von mir, die Beschliessen allen Eingang des gannczen Regamenczs aller<br />

stend im Reich ...“<br />

Aus der 1911 durch C.G. Boerner versteigerten Sammlung Carl Geibel. – Vo n größter Seltenheit.<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 553.<br />

1119 SACHSEN. – CHRISTIAN I., Kurfürst; Förderer des Protestantismus, 1560 – 1591. Br.<br />

m. U. „Christianus Elector“. Dresden 21.II.1591. 1 3 ⁄4 S. gr.-folio. Mit montiertem Siegel. Leicht<br />

fleckig, linker Rand unregelmäßig beschnitten. (2.000.—)<br />

An Königin Elisabeth I. von England („Serenissima Regina“), die er an die Zahlung der versprochenen<br />

Hilfsgelder zur gemeinsamen Unterstützung des – damals protestantischen – Königs H e i n -<br />

r i c h I V. v o n F r a n k r e i c h in seinem Kampf gegen die katholische Liga Frankreichs und gegen Spanien<br />

erinnert.<br />

„... Etsi benevolentiae et amori singulari erga nos Serenitatis Vestrae Reginae ... omnia iam antea debebamus:<br />

nova tamen hac legatione arctius illi ad omnem gratitudinem obstricti sumus, cum ex ea studium<br />

quoddam singulare atque praecipuum eiusdem reipub[licae] Christianae gravissimis et extremis periculis,<br />

quibus undequaque circumfusa videtur eripiendae et Regis praesertim regnique Gallici ad interitum<br />

laborantis omni ratione conservandi elucescat …<br />

Nunc autem id Vestra Serenitatis Reginae hortatu praecipue agitur, Ut Christianissimo Regi iusta equitum<br />

et peditum auxilia quamprimum submittantur: quam ad rem cum sponte sua 75000 florenorum Vestra<br />

Serenitas Regina pridem spem fecisset, et nunc 50000 statim representanda benigne et liberaliter offerat:<br />

quin his reliqua mox summa accessura sit nihil dubitamus; Praesertim ubi illa ex legato suo quomodo res<br />

se habeant in Germania hoc tempore rectius intellexerit …<br />

Nihiligitur aliud superest, quam ut qui iustae causae favemus, in periculis amicissimi Regis discrimen<br />

nastium adspicimus, et in celeritate omnia posita esse animadvertimus, certatim ad hoc quasi incendium<br />

Galliae restinguendum accuramus ...“<br />

Sehr selten.<br />

554


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

1120 — FRIEDRICH AUGUST II., König, 1797 – 1854. E. Schriftstück. O. O.u.D. 3 S. 4 o .<br />

(300.—)<br />

Reiseplan für einen nahen Verwandten: detailliert ausgearbeitete viertägige Reise von Teplitz über Tetzschen,<br />

Herrnskretschen, Bad Schandau und Pirna nach Dresden, mit zahlreichen Besichtigungshinweisen;<br />

beginnt:<br />

„1 re journée ... de Teplitz à Tetzschen, bonne chausée – en 3 heures. (NB. à Tetzschen voir le chateau, le<br />

jardin avec le pont de chaine) coucher im Bade in Ober Grund.<br />

2 me journée de Tetzschen en bateau sur l’Elbe jusqu’à Herrnskretschen de là au Probische Thor, au Große<br />

Winterberg, kleine Winterberg et au Kuhstall / NB. Toute cette partie ne peut être faite qu’à pied, à cheval,<br />

ou en litière. En le commandant d’avance on trouve à Schandau des gens qui Vous portent sur toutes<br />

les montagnes …<br />

…<br />

4 me journée de la Basthey le matin à pied ... jusqu’à Ottowalde 2 heures et de là en voiture à Dresde 3<br />

heures ...“<br />

Es folgt eine Aufzählung von weiteren Besichtigungsmöglichkeiten und von alternativen Routenvorschlägen<br />

(ca. 1 1 ⁄2 S.).<br />

1121 SAVOYEN. – CHRISTINE, Herzogin, Tochter König Heinrichs IV. von Frankreich,<br />

1606 – 1663. Br. m. U. Turin 16.<strong>VI</strong>I.1658. 1 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse.<br />

Etwas braunfleckig. (150.—)<br />

Als Regentin von Savoyen an den Marchese Villa, General der Kavallerie, der ihr vom Marsch seiner Truppen<br />

auf Fontaneto und Palazzolo berichtet hatte.<br />

„... Per risposta non habbiamo altro a soggiongervi se con che dimani partirà da qui il S[igno]r Conte<br />

di Maiolles, il quale vi dirà di viva voce quanto habbiamo risoluto ...“<br />

1122 — EUGEN, Prinz, Reichsgeneralfeldmarschall, der „edle Ritter“, 1663 – 1736. Urkunde<br />

m. U. „Eugene de Savoye“. Brüssel 30.I.1723. 1 S. quer-imp.-folio. Niederländisch. Pergament.<br />

Mit an Pergamentstreifen hängendem großen Wachssiegel Kaiser Karls <strong>VI</strong>. in Metallschatulle.<br />

(300.—)<br />

Im Namen des Kaisers ausgestelltes „Patente de Greffier de la Cour feodale en Gueldres pour Pierre<br />

Joseph Winckel“ (Regest).<br />

Prinz Eugen war damals Statthalter der Österreichischen Niederlande.<br />

1123 SCHARNHORST, Gerhard von, preußischer General; Begründer der allgemeinen Wehrpflicht,<br />

1755 – 1813. E. Schriftstück m. U. „G Scharnhorst / Oberstlieutenant“. Hannover 17.V.<br />

1795. 1 S. quer-4 o . Sporfleckig. (400.—)<br />

Quittung über 24 Louisdor „als Douceur ... für die Verfertigung der Hildesheimischen Karte“ durch seine<br />

Offiziere.<br />

Sehr selten so früh.<br />

555


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Scharnhorst)<br />

1124 — E. Br. m. U. „Scharnhorst“. (Berlin) 2.IV.1805. 3 ⁄4 S. folio. Gebräunt und leicht fleckig.<br />

(500.—)<br />

„Ich ersuche Sie mein lieber König in der zweiten Tabelle, am Ende noch zwei Vertikalspalten zu ziehen;<br />

die eine für die in der Stunde u. die andere für die zu Hause gemachten Aufgaben u. darin sumarisch die<br />

Art der Auflösung anzuzeigen …<br />

Zugleich ersuche ich Sie noch einmal die gegebenen Themas nachzusehen, in dem ich diese Tabellen sonst<br />

noch jemand vorlegen wollte.“<br />

Aus dem letzten Jahr seiner wirkungsvollen Lehrtätigkeit an der Berliner Kriegsschule, wo auch der Adressat,<br />

Leutnant König, unterrichtete.<br />

1125 SCHERTLIN VON BURTENBACH, Sebastian, Landsknechtsführer; 1548 bis 1553 von<br />

Kaiser Karl V. geächtet, 1496 – 1577. E. Br. m. U. „Schertlen Ritter s[crip]s[i]t“. Augsburg 5.V.<br />

1565. 2 ⁄3 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel (leicht defekt) und Adresse. Leicht fleckig, kleine<br />

Randläsuren. (1.600.—)<br />

An die gräflich oettingischen Räte auf der Harburg in einer Zinsangelegenheit.<br />

„... Ich hab ewer schreibenn ... sampt beigelegten verzaichnus von ewerm botten empfangen, Und dweil<br />

ich mich auß ewer verzaichnuß (von wegen noch selbs die herschafft hohennburg nit besitze, sonnder mein<br />

älter sone hans bastian schertlen &c dieselben von mein wegen verwaltet) alhie nit hab verrichten kunnden,<br />

Auch diser sachenn bessers wissenn hat, So will ich obgemelts ewer schreiben ime zuschickenn ...“<br />

Seit seiner Amnestierung 1553 lebte Schertlin zurückgezogen auf seiner Besitzung Burtenbach und in<br />

Augsburg.<br />

Von größter Seltenheit.<br />

1126 SCHWEDEN. – KARL XII., König, 1682 – 1718 (gefallen). Br. m. U. Karlskrona 30.IV.<br />

1700. 2 1 ⁄4 S. folio. Schwedisch. Mit Siegelspur und Adresse. Leicht fleckig, kleine Läsuren.<br />

(500.—)<br />

An den Generalkriegskommissar Peter Paliche von Ehrenheim (1659 – 1710) in Reval mit dem Befehl, für<br />

die Verpflegung der zur Verteidigung Livlands bestimmten Truppen zu sorgen. – Erwähnt den schwedischen<br />

Gouverneur General Baron Otto Welling (Vellingk).<br />

Im Februar war mit dem Einmarsch Augusts des Starken in Livland der Große Nordische Krieg ausgebrochen.<br />

556


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

1127 — GUSTAV III., König, a. d. H. Holstein-Gottorp, 1746 – 1792. Urkunde m. U. Stockholm<br />

17.IV.1776. 1 S. gr.-folio. Schwedisch. Mit schönem papiergedecktem Siegel. (150.—)<br />

Versetzung des Stabskapitäns Axel Gottlieb Freiherr Palbitzki zum Regiment Kalmar.<br />

1128 SCHWENDI, Lazarus, Reichsfreiherr von Hohenlandsberg, kaiserlicher General und<br />

Staatsmann, 1522 – 1584. Br. m. U.u.E. Schlettstadt 22.XI.1569. 1 S. folio. Mit schönem papiergedecktem<br />

Siegel und Adresse. Wasserfleck im oberen Blattviertel. (1.200.—)<br />

Offizielles Schreiben an Kurfürst F r i e d r i c h III. von der Pfalz, den er mahnt, den Beschlüssen des<br />

Frankfurter Kurfürstentags („Franckhfortischen Abschiedts“) von 1558 gemäß seinen Beitrag zur Rüstung<br />

gegen einen – von Kaiser Maximilian II. befürchteten – Einfall der Franzosen ins Reich zu leisten.<br />

„... Wiewol ich nun noch von kainen neuen gewerben, die im Werckh seyen einiche gewißhayt hab, Nichtdest<br />

weniger, were fasst nutzlich und gut, dz derwegen bei Zeiten zwischen E. Churf. gn. und dem Reinischen<br />

und Westfälischen Kraiß Obristen guete Anordnung und Vergleichung getroffen würde. Was ich<br />

meins thails darzu thun khan, da will ich jederzeit willig und beraidt sein. Daneben khan ich E. Churf.<br />

gn. auch underthenigst nit bergen, dz mir von der Regierung zu Enißhaim die Tag Verwarnung zukhommen<br />

Als wann man zu Metz uff des Königs von Franckhreichs“ (Karl IX.) „wieder heraus khunfft vorberaittung<br />

machte ...“<br />

Aus der Zeit des Dritten Hugenottenkriegs. – S e h r s e l t e n .<br />

Die Kientaler Konferenz<br />

1129* SINOWJEW, Grigori Jewsejewitsch, sowjetischer Politiker; enger Mitarbeiter Lenins,<br />

1883 – 1936. E. Postkarte m. U. „G. Zinowiew“. (Bern) 19.V.1916. Leicht gebräunt. (600.—)<br />

An den Journalisten Henri Guilbeaux (1885 – 1938), „Direction de ‘demain’“ in Genf, mit der Bitte, ihm<br />

seinen Artikel über die Kientaler Konferenz zu senden.<br />

„Cher camarad! Sende Ihnen 1 Ex[emplar] des ‘Vorboten’. Sind Sie vielleicht so gut und senden Sie mir<br />

1 Ex[emplar] des ‘Demain’ mit Ihrem Artikel über die Konferenz? ...“<br />

Lenins Schrift „Die sozialistische Revolution und das Selbstbestimmungsrecht der Nationen“ war in Nr.<br />

2 vom April 1916 der Zeitschrift „Vorbote“ erschienen. – Die zweite Konferenz der Zimmerwalder Bewegung<br />

hatte vom 24. bis 30. April des Jahres in Kiental getagt; teilgenommen hatten u. a. Guilbeaux sowie<br />

Lenin und Sinowjew. In dem Manifest wurde scharf mit den Sozialisten abgerechnet, die der Kriegsführung<br />

der nationalen Regierungen zustimmten.<br />

1130 SPALATIN, Georg, eigentlich Burckhardt, Humanist und Reformator; Freund Luthers,<br />

1484 – 1545. E. Br. m. U. O. O., „Sontags Exaudi“ (25.V.) 1533. 1 S. gr.-4 o . Mit Siegel und Adresse.<br />

Etwas wasser- und braunfleckig, Unterrand leicht beschnitten. (750.—)<br />

An den ebenfalls mit Luther befreundeten kursächsischen Rat Heinrich von E i n s i e d e l (1497 – 1557),<br />

der wegen seines Schäfers mit dem Pfarrer zu Alten Merbitz im Streit lag.<br />

„... Ewr ... schreiben sampt die Copien des pfarrers zu Alden Merbitz ... hab ich verlesen und halts nochmals<br />

dafur wo es nit eher fuglich bescheen mocht dazs das bequemst sein wolt und mocht das man die sach<br />

zwischen dem pfarrer und schefferknecht gutlich hingelegt – oder doch ... bis auf die visitation verschoben<br />

werd. Dan mir solt auch nicht lieb Ja von hertzen leyd sein das sich der pfarrer ungeburlich mit lere<br />

und leben ertzeigen solt ...“<br />

557


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

1131 SPANIEN. – JOHANN I., „der Jäger“, König von Aragonien, 1350 – 1396. Bestätigungsvermerk<br />

mit seinem Handzeichen, Barcelona 8.<strong>VI</strong>I.1395, unter einer Urkunde des Bernardus<br />

des Coll, Prokurator des Schatzmeisters der Königin Jolanthe, vom 17.I.1395, 1 S. querimp.-4<br />

o . Pergament. Ohne das Siegel. Kleines Loch (geringe Buchstabenverluste), kleiner<br />

Ausschnitt in der Plica. (4.000.—)<br />

Der König bestätigt den Verkauf von Gerichtsbarkeiten – „aliquas Jurisdictiones Criminales altas et baxias<br />

... aliquorum locorum inffra vicariam civitatis Ilerde“. – Unter der königlichen Bestätigung ein Beglaubigungsvermerk<br />

mit dem Signet des königlichen Notars Raymundus Coqueti.<br />

Von größter Seltenheit.<br />

1132 — MARTIN I., König von Aragonien und Sardinien, als Martin II. König von Sizilien,<br />

1356 – 1410. Urkunde m. U. „Rex Martinus“. Valencia 1.X.1407. 1 S. quer-folio. Lateinisch. Mit<br />

Siegelrest. Kleinere Randdefekte; Loch an der Siegelstelle (geringer Textverlust). (2.500.—)<br />

Der König belohnt Guillelmo Ferrari für seine Verdienste um den königlichen Schatz – „Ad labores continuos<br />

acque grandes“ – mit 1000 Goldgulden.<br />

Von größter Seltenheit.<br />

1133 — KATHARINA, Königin von Kastilien, Gemahlin Heinrichs III., Tochter des Herzogs<br />

Johann von Lancaster, 1373 – 1418, und FERDINAND, König von Aragonien, 1380 – 1416.<br />

Gemeinsame Urkunde mit beider Unterschrift: „Yo la Reyna“ und „yo El Infante“. Guadalajara<br />

30.<strong>VI</strong>I.1408. 3 ⁄4 S. quer-gr.-folio. Rand- und Faltenschäden, etwas fleckig. (1.600.—)<br />

Im Namen des minderjährigen Königs Johann II. von Kastilien ausgestellte Verfügung für Diego Fernández<br />

de Quiñones, seinen „merino mayor“ in Asturien, dem er die von seinem Vater, König Heinrich III.,<br />

dem damaligen „merino mayor“, Pedro Suarez de Quiñones, gewährten Privilegien erneut, „para que<br />

pudiese tornar a poner en las Villas Consejos y Cotos de Asturias todos los fieles que de antes acostumbrava<br />

y a los Consejos los consientan“ (Regest).<br />

Von größter Seltenheit.<br />

558


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 1134 König Ferdinand V. von Aragonien<br />

559


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Spanien)<br />

„daños y crueldades“<br />

1134 — FERDINAND V., der Katholische, König von Aragonien, Begründer des spanischen<br />

Nationalstaates, Förderer der Ent deckungs fahrten des Kolumbus, 1452 – 1516. Br. m. U. „yo el<br />

rey“. Burgos 6.<strong>VI</strong>I.1512. 1 S. gr.-4 o . Mit Adresse. Kleine Rand- und Faltenschäden, leicht braunfleckig,<br />

Klebespuren. (3.000.—)<br />

Bedeutender weltpolitischer Brief an einen Grafen mit der Aufforderung, sich mit einem Heer am Kampf<br />

gegen die Franzosen („los enemigos de la santa yglesia Romana“) zu beteiligen. Französische Truppen<br />

seien in Italien eingefallen und hätten die fürchterlichsten Greueltaten begangen. Am 11. April hatten sie<br />

in der Schlacht bei Ravenna gesiegt.<br />

„Conde pariente / ya sabeys como los enemigos de la santa yglesia Romana nuestra madre la ofenden y<br />

destruyen publicamente tomando y ocupandole con armas su patromonio y dividiendo con cisma la union<br />

della / ya abeys oydo dezir los daños y crueldades que han fecho en algunos lugares de la yglesia y si nuestro<br />

exercito no estoviese en aquellas partes de ytalia en la defension della ya sus enemigos abrian acabado<br />

de destruyr y disipar el patrimonio della y abrian llevado mas adelante la ynpiedad que hazen contra<br />

nuestra Santa fee catholica y en ofensa de dios nuestro señor y verguenca de todos los catolicos<br />

cristianos y porque para resystir a la dicha publica ofensa que se haze a la yglesia en espiritual y tenporal<br />

por ser esta la mayor obligacion que todos los cristianos tenemos. La serenissima Reyna mi ... hija“<br />

(Katharina von Aragón) „y el serenissimo Rey de ynglaterra nuestro ... hijo“ (Heinrich <strong>VI</strong>II., sein<br />

Schwiegersohn) „e yo a requerimiento de nuestro muy santo padre“ (Papst Julius II.) „y del santo<br />

collegio de los Reverendissimos cardenales avemos tomado las armas para ayudar a la yglesia por estotra<br />

parte y para ello su santidad ha otorgado cruzada e yndulgencia plenaria a todos los que fueren a<br />

servir a dios nuestro señor en esta santa empresa a la qual aunque enbiamos nuestro Capitan general con<br />

nuestro exercito juntamente con el capitan general y exercito del dicho ... Rey de ynglaterra ..., pero por<br />

ser la causa tan ardua y de tanta ynportancia para el estado tenporal y espiritual de la yglesia y de la<br />

cristianidad y de tanta obligacion y merito y por maxor seguridad de la enpresa mediante nuestro señor<br />

entiendo de yr yo en persona poderosamente a me juntar con los dichos exercitos que agora enbiamos en<br />

favor e ayuda de la yglesia ... Por ende yo vos ruego y encargo que esteys presto y apercebido conn la<br />

gente de vuestra casa ... para yr conmigo ...“<br />

Mit Gegenzeichnung seines Sekretärs Miguel Pérez de Almazan. – In diesem Monat eroberte König Ferdinand<br />

(den spanischen Teil von) Navarra.<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 559.<br />

Die meisten Briefe des Königs behandeln Verwaltungsangelegenheiten und dergleichen; Briefe politischen<br />

Inhalts sind s e h r s e l t e n .<br />

1135 — ISABELLA I., die Katholische, Königin von Kastilien, Gemahlin des Vorigen; förderte<br />

die Entdeckungsfahrten des Kolumbus, 1451 – 1504. Br. m. U. „yo la Reyna“. Íllora 22.XI.1499.<br />

1<br />

⁄3 S. gr.-folio. Siegelschlitze hinterlegt, kleine Einrisse, leicht braunfleckig. (600.—)<br />

Anweisung an ihren Kämmerer Sancho de Paredes, dem Pedro de Santa Cruz, „cura de santa maria de<br />

la encarnacion de la villa de yllora“, 1500 Maravedís auszuzahlen – „para la fabrica de la dicha“. – Die<br />

Kirche Nuestra Señora de la Encarnación von Íllora wurde von Diego de Siloé im 16. Jahrhundert erbaut.<br />

Mit Gegenzeichnung ihres Sekretärs Gaspar de Grizio. – Am Unterrand die Quittung von Pedro de Santa<br />

Cruz über den Erhalt des Geldes.<br />

560


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

1136 — PHILIPP I., der Schöne, König, Sohn Kaiser Maximilians I., Gemahl Johannas der<br />

Wahnsinnigen und Vater Kaiser Karls V.; der erste Habsburger auf dem spanischen Thron,<br />

1478 – 1506. Br. m. U. „Philippe“. Middelburg 4.I.1505. 1 S. 4 o . Mit Adresse. Scharf beschnitten,<br />

Ränder unterlegt. (1.200.—)<br />

An den Rechnungshof von Lille, dem er für seine loyale Haltung dankt.<br />

„... Par les porteurs de cestes vos conseillers nous avons receu vos lettres et oy“ (ouï) „ce que de vostre<br />

part ils nous ont expose et de vostre devoir vous savons bon gre ...“ – In Lille hatten Philipp der Schöne<br />

und Johanna die Wahnsinnige am 21. August 1496 geheiratet.<br />

S e h r s e l t e n . – Beiliegend sein Portrait in Kupferstich.<br />

1137* — PHILIPP II., König, Sohn und Nachfolger Kaiser Karls V., 1527 – 1598. Br. m. U. „Yo El<br />

Rey“. Aranjuez 15.X.1564. 1 ⁄2 S. gr.-4 o . Randschäden, rechts oben stärker gebräunt und brüchig<br />

(Wasserschaden). (400.—)<br />

An den Rat der Stadt Alcalá la Real wegen eines Darlehens über „veinte mill ducados“, das Alonso de Córdoba<br />

y Velasco, Graf von Alcaudete, Vizekönig von Navarra, erhalten habe. Der Rat habe einen „depositario“<br />

einzusetzen, der die pünktliche Rückzahlung überwachen solle.<br />

„... os mandamos que antes y primero que entregueis al dicho conde la dicha nuestra carta, nombreis un<br />

depositario el qual nos por la presente nombramos para que en el se depositen dos mill ducados cada año<br />

por tiempo de los dichos diez años contados desde el dia que se obligaren los bienes del dicho mioradgo a<br />

la seguridad de los dichos Veynte mill ducados en adelante, y proveais quel dicho conde señale, y situe<br />

de su mioradgo las rentas que fueren menester para la paga de los dichos dos mill ducados en cada uno<br />

de los dichos diez años ...“<br />

1138 — — JUAN D’AUSTRIA (Johann von Österreich), Sohn Kaiser Karls V. und der Barbara<br />

Blomberg, Halbbruder König Philipps II., spanischer Flottenführer, der Sieger von<br />

Lepanto, Generalstatthalter der spanischen Niederlande, 1547 – 1578. Br. m. U. Messina 3.IX.<br />

1573. 1 S. gr.-4 o . Leichter Tintenfraß. Etwas gebräunt. (1.200.—)<br />

An den Generalkapitän der spanischen Galeeren von Neapel, Álvaro de Bazán, Marqués de Santa Cruz<br />

(1526 – 1588), mit dem Befehl zur Aufstellung einer Galeere mit „gentiles hombres de popa Italianos“.<br />

„... ya V. m. sabe como sea ordenado al capitan Camillo Capisuto quede los gentiles hombres de popa Italianos.<br />

que sirven en las dichas galeras de napoles haga una comp.a de quatro cientos Infantes. para que<br />

sirvan al rey mi señor en esta jornada, y porque es tiempo y que se ponga en execuçion, conviene al serviçio<br />

de su mag.d que v. m. los haga luego Juntar todos en una de las dichas galeras la que paresciere<br />

ser a proposito para que ally se les tome la muestra y bayan juntos debaxo la bandera del dicho Capitan<br />

y se les den sus raciones acostumbradas que en esta misma conformidad sea a de nado al Veedor general<br />

y contador desta armada ...“<br />

Der Marqués de Santa Cruz hatte 1571 unter Don Juan d’Austria, dem Oberbefehlshaber der Flotte der<br />

Heiligen Liga, an der Seeschlacht von Lepanto gegen die Osmanen teilgenommen und entscheidend zum<br />

Sieg der Heiligen Liga beigetragen. – Im nächsten Monat eroberte Juan d’Austria Tunis.<br />

561


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Spanien)<br />

1139 — MARIA ANNA, Königin, Tochter Kaiser Ferdinands III., Gemahlin König Philipps IV.,<br />

1635 – 1696. Br. m. U. „yo la Reyna“. Madrid 16.X.1668. 6 S. gr.-4 o . Mit papiergedecktem Siegel<br />

und Adresse. Geheftet. Kleiner Sammlerstempel am Kopf. (250.—)<br />

Als Regentin für ihren minderjährigen Sohn König Karl II. an den Magistrat von Mailand wegen geleisteter<br />

Zahlungen an die königliche Schatzkammer.<br />

„... os tengo mandado responder lo que vereis en Despacho de la Data deste, Los agradesco el cuidado<br />

de embiarme estas relaciones, encargando os mucho le continueis, remitiendome todas las que faltan,<br />

hasta el dia de oy, como tambien os lo tengo ordenado en el referido Despacho, y que en lo porvenir, observeis<br />

toda puntualidad en irmelas embiando, de tres a tres meses, pues con el assiento de la Paz entre esta<br />

Corona y la de Francia …<br />

Tambien os ordeno que no se pague a nadie ni se divierta a fin alguno partida que resulte de Tratas o<br />

extracciones de granos, confiscaciones Comdenaciones, y otros qualesquier efectos ex[ecuto]rios de ese<br />

mi estado ...“<br />

Das Herzogtum Mailand war durch Kaiser Karl V. 1535 an Spanien gekommen.<br />

1140* STAATSMÄNNER, Diplomaten und Politiker. – 19 Autographen. (400.—)<br />

David von Alopeus, Harry Graf von Arnim-Suckow, Robert von Bacheracht, Johann August Heinrich von<br />

Behr, Karl Brater, Richard von Coudenhove-Kalergi, Adolf Fischhof, Heinrich Friedrich August Graf von<br />

Itzenplitz, Alexander von Koller, Joseph von Linden, Ludwig von Löhner, Eduard von Magdeburg, Alexander<br />

von Miltitz, Georg Heinrich Ludwig Nicolovius, Eugen Richter, Alexander Fürst von Schönburg-<br />

Hartenstein, Franz Schuselka, Karl Twesten und Ludwig Georg Winter. – Beiliegend ein Versicherungsschein<br />

der Aachener und Münchener Feuer-Versicherungs-Gesellschaft (Berlin 1905) u.a.<br />

1141 — 5 Autographen. (400.—)<br />

Charles de Gaulle (gedr. Visitenkarte mit e. Zusatz u.U.: „mes remerciements et mes voeux. C.G.“),<br />

Edward Heath (Br. m. U.u.E., London 23.<strong>VI</strong>II.1965), Josip Broz Tito (Portraitphotographie mit e.<br />

Namenszug „JBTito“ auf der Bildseite; Aufnahme aus früheren Jahren), Richard von Weizsäcker (Rundbrief<br />

m. U., Grußwort zum 40. Gründungstag des Verbandes der Deutsch-Amerikanischen Clubs) und<br />

Arthur Wellesley Herzog von Wellington (e. adressierter und gesiegelter Briefumschlag mit e. Namenszug<br />

„London May thirty first 1838 / W. Booth ... / Dublin / Ireland / Free Wellington“).<br />

1142 STAMMBUCH des Jurastudenten Peter Heinrich Behrmann aus Rostock. Mit 25 Eintragungen<br />

aus Rostock (16), Halle (7) und Leipzig (2) aus den Jahren 1749/50 und 1777. Quer-<br />

8 o , ca. 12×19 cm. Brauner Lederband (Ecken und Rücken defekt) mit Prägung „Rostock“ und<br />

„1749“ auf dem Vorder- bzw. Rückendeckel. Umlaufender Goldschnitt. (400.—)<br />

Eingetragen haben sich Behrmanns Professoren, darunter die Juristen Hermann Becker, Johann Samuel<br />

Friedrich von Böhmer, Johann Georg Cramer, Ernst Balthasar Frese, Johann Friedrich Joachim, Karl<br />

Gottlieb Knorre, Daniel Nettelbladt, Karl Friedrich Pauli, Johann Peter Schmidt und Friedrich Gottlieb<br />

Zoller, die Mathematiker Franz Ulrich Theodosius Aepinus und Peter Becker, der Mediziner Johann Bernhard<br />

Quistorp, der Pädagoge Johann Valentin Witt, die Philosophen Angelius Johann Daniel Aepinus,<br />

Johann Christian Eschenbach und C h r i s t i a n Wo lff (Halle 1750) sowie die Theologen Franz Albert<br />

Aepinus, Sigmund Jakob Baumgarten, Johann Christian Burgmann, Joachim Wilhelm Gerling, Joachim<br />

Hartmann (zweifach) und Bernhard Friedrich Quistorp.<br />

562


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

1143 STAMMBUCH des Paul Preyer. Mit 59 Eintragungen, davon 14 aus Krefeld, 10 aus Kaiserswerth<br />

und 9 aus Hamm, aus den Jahren 1788 bis 1816 sowie 12 Eintragungen aus wesentlich<br />

späteren Jahren (8 Eintragungen o.D.). Mit 3 Aquarellen (eines davon verwischt), 2 Tusche-,<br />

1 Rötel- und 1 Bleistiftzeichnung sowie 1 Seidenmalerei, 1 Stickerei und 1 Scherenschnitt. Einige<br />

Blätter herausgeschnitten. Etwas (staub-)fleckig. Quer-gr.-8 o . Grüner Kalblederband der Zeit<br />

(leicht berieben und bestossen). Mit Vergoldung der Deckel und Rücken. Leimpapier-Vorsätze<br />

und Goldschnitt. In Kartonumschlag (schadhaft). (250.—)<br />

Paul Preyer war wohl ein Mitglied der gleichnamigen Kaiserswerther Seidenfabrikantenfamilie. – Die Eintragungen<br />

stammen zum größten Teil aus dem Verwandten- und Freundeskreis. Es finden sich auch 3 Eintragungen<br />

von Mitgliedern der Familie Petersen, die gemeinsam mit der Familie Preyer eine Fabrik und<br />

ein Kontor in Kaiserswerth betrieb. Das Buch wurde offenbar von einem anderen Familienmitglied weitergeführt<br />

und wohl auch für Schreibversuche benutzt.<br />

1144 STRESEMANN, Gustav, Staatsmann, Friedens-Nobelpreisträger; 1923 Reichskanzler,<br />

1878 – 1929. Br. m. U. Berlin 23.IX.1919. 2 ⁄3 S. gr.-4 o . Mit Briefkopf „Dr. Gustav Stresemann /<br />

Mitglied der deutschen Nationalversammlung“. (150.—)<br />

An den Verleger Theodor Oppermann in Rudolstadt, der den überparteilichen Pressedienst „Deutsche<br />

Presse-Konferenz“ (dpk) gegründet hatte.<br />

„... Ich bin gern bereit, Ihnen einen Beitrag für Ihre Korrespondenz zu liefern und bitte Sie, mir nur<br />

freundlichst zunächst die erste Nummer der Korrespondenz zu übersenden, damit ich ungefähr sehen<br />

kann, wie sie aufgemacht ist und wie die einzelnen Beiträge gedacht sind ...“<br />

1145 — E. Namenszug „Stresemann“ auf einer Ansichtskarte Dritter. Poststempel: Domodossola<br />

9.IV.1926. Bleistift. (80.—)<br />

Stresemann sowie seine Frau Käte und die beiden Söhne Wolfgang und Joachim unterzeichnen auf einer<br />

an Geheimrat Feine im Hotel Castello Labers in Meran gerichtete Karte Dritter.<br />

1146 — 7 Br. m. U. Berlin 12.V.1927 bis 3.IX.1929. 8 S. gr.-4 o . Mit gedruckten Briefköpfen.<br />

Etwas unfrisch, teilweise mit kleineren Defekten. (350.—)<br />

An die „Stresemann-Runde“ in Düsseldorf.<br />

27.IV.1928. „... Ich brauche Ihnen nicht zu versichern, wie gern ich nach Düsseldorf gekommen ... wäre<br />

... Leider hat sich der Wahlkreisverband jedoch für Elberfeld entschieden. Am 17. Mai muss ich in meinem<br />

eigenen Wahlkreis sprechen ...“<br />

6.<strong>VI</strong>.1928. „... Ich habe erst in den letzten Wochen Gelegenheit genommen, die vielen Glückwünsche – es<br />

waren 2670 – zu lesen, die zu meinem Geburtstag bei mir eingegangen sind, jenem Geburtstag, der mich<br />

leider auf das Krankenbett warf … Leider erlaubt meine Nieren-Erkrankung mir nicht, mit des Bacchus<br />

festlicher Labe Ihren Trank zu erwidern. Ich muß mich vielmehr einige Wochen schonen, um den Knax,<br />

den ich mir geholt habe, wieder auszuheilen ...“<br />

3.IX.1929. „Den Getreuen der Stresemannrunde danke ich herzlich und aufrichtig für den telegrafischen<br />

Gruss, den Sie mir anlässlich des Abschlusses der Verhandlungen im Haag gesandt haben ...“ – In Den<br />

Haag hatte der Außenminister über den „Young-Plan“ zur endgültigen Regelung der Reparationszahlungen<br />

verhandelt; einen Monat später, am 3. Oktober, starb Stresemann.<br />

Beiliegend ein Telegramm der Stresemann-Runde an Reichspräsident v. Hindenburg (1927).<br />

563


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Eine „alliance offensive et deffensive“ mit Preußen<br />

1147 TENCIN, Pierre Guérin de, französischer Staatsmann und Kardinal, 1680 – 1758.<br />

Schriftstück mit 3zeiliger e. Nachschrift m. U. „Le Card. de Tencin“. O. O. 15.<strong>VI</strong>.1744. 3 S. kl.-<br />

folio. – Ebenfalls unterzeichnet von Finanzminister P hilibert Orry. Mit beider Lacksiegel<br />

(prachtvolle Abdrücke). (600.—)<br />

Aus der Zeit des Österreichischen Erbfolgekrieges, nach der Wahl des bayerischen Kurfürsten<br />

Karl Albrecht, eines Verbündeten Frankreichs, zum römisch-deutschen Kaiser (Karl <strong>VI</strong>I.) – Die beiden<br />

Staatsmänner beglaubigen die Kopie einer Urkunde von König Ludwig XV. vom 12. Juli, die sie als<br />

französische Unterhändler für einen anderen Verbündeten Frankreichs, König F r i e d r i c h I I . von<br />

Preußen, ausweist: „cette copie est conforme a l’original ...“<br />

In der Urkunde heißt es: „... Nous“ (König Ludwig XV.) „avons vû avec plaisir les ouvertures qui nous<br />

ont été faittes de la part de nôtre tres cher et tres amé frere le Roy de Prusse Electeur de Brandebourg<br />

pour y travailler de concert, et former dans cette vue une union étroité entre nous, et comme nous sommes<br />

persuadés que rien ne peut contribuer davantage à terminer la guerre dont l’Europe se trouve agitée<br />

depuis le deces du feu Empereur Charles 6. ...” – Er habe de Tencin und Orry „donné plein pouvoir, commission<br />

et mandement spécial – pour arreter conclure et signer avec ... le Roy de Prusse Electeur de Brandebourg<br />

tel traité et articles d’alliance offensive et deffensive et de garantir qu’ils aviseront bon être; voulant<br />

qu’en tout ce que dessus ils agissent avec la meme autorité que nous ferions ou pourrions faire si nous<br />

étions presens en personne ...“<br />

1148* TALLEYRAND, Charles Maurice Herzog von, Fürst von Benevent und Herzog von<br />

Dino, französischer Staatsmann, 1754 – 1838. Br. m. U. Paris 23. Frimaire an 7 (13.XII.1798).<br />

1 1 ⁄3 S. 4 o . Mit kleiner Vignette, zerteiltem Siegel und Adresse. Minimal fleckig. Nadelspuren.<br />

(250.—)<br />

Als Außenminister an Justizminister Charles Joseph Mathieu L a m b r e c h t s , der ihm drei Vorladungen<br />

des „Bureau criminel“ mit der Bitte um Weiterleitung zugesandt hatte.<br />

„... l’une pour les C[itoye]ns Lindenmeyer, Iselin et Le Grand de Bâle; l’autre pour Mrs Wustenfeld et Fils,<br />

de Minden; et la troisiéme pour M. Enslin de Stuttgard.<br />

Les deux premières sont parties pour leur destination. Mais comme la République Française n’a point,<br />

pour le moment, d’agent politique à Stuttgard, je n’ai pas encore pu faire partir la troisième ...“<br />

1149* — Br. m. U. „ch. mau. talleyrand“. Paris 19. Fructidor an 8 (6.IX.1800). 3 S. folio. Mit<br />

Holzschnitt-Vignette im gedruckten Briefkopf (Boppe Nr. 225). (400.—)<br />

Als Außenminister an den cisalpinischen Minister Claude Pétiet (1749 – 1806) in Mailand, Maßnahmen<br />

betreffend, „que vous avez concertées avec le Général B r u n e pour donner à la Cisalpine une organisation<br />

plus analogue aux besoins du moment“.<br />

„... Le premier Consul“ (Napoleon Bonaparte) „pense que le moyen le plus efficace à employer, c’est de<br />

concentrer les affaires dans les mains de trois des membres actuels du Gouvernem[en]t que le Général<br />

en chef désignera de concert avec vous. Les autres membres conserveront leur titre & pourront être, dans<br />

les occasions extraordinaires et quand vous le jugerez à propos, appelés aux délibérations. Le Général<br />

Brune est autorisé à prendre un arrêté sur ces bases ...“<br />

564


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 1152 Henri de la Tour d’Auvergne, Vicomte de Turenne<br />

565


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

1150 THYSSEN, August, Großindustrieller; Begründer eines der größten deutschen Montan-<br />

Konzerne, 1842 – 1926. E. Br. m. U. Schloß Landsberg 9.I.1918. 1 S. 8 o . Auf seinem Briefpapier.<br />

(200.—)<br />

An einen Baron, dem er sein Bedauern über die Verlegung eines Besuchs ausdrückt.<br />

„... Es wird mir eine Ehre und Freude sein das Versäumte im Frühjahr nachholen zu dürfen. / Jedenfalls<br />

werde ich mir erlauben, daher bei Ihnen anzufragen. / Inzwischen sind wir in das neue Jahr eingetreten<br />

und hoffe daß es für Sie, Ihre Hoheit und Ihre Kinder ein recht glückliches sein wird ...“<br />

Beiliegend ein e. Namenszug von „Dr W v Siemens“ auf einem Blatt aus einem Kalender-Gästebuch (Norderney<br />

1887).<br />

1151 TIRPITZ, Alfred von, Großadmiral, preußischer Staatsminister, 1849 – 1930. E. Br. m.<br />

U. Nauheim 2.<strong>VI</strong>I.1906. 1 2 ⁄3 S. 8 o . (120.—)<br />

An (Friedrich von) Ingenohl, den späteren Chef der deutschen Hochseeflotte.<br />

„... Ich weiß zwar, daß Ihre Neigungen u. Ziele höher gesteckt sind als nach äußeren Ehren, dessenungeachtet<br />

hat Ihre Ernennung zum Flügeladjutanten Sr. Majestät mich sehr erfreut. Eine solche Ehrung<br />

bedeutet für Sie auch mehr wie für Herrn mit altem Namen und ist meist schwieriger zu erlangen bei ernster<br />

Lebensrichtung. Ich möchte deshalb nicht unterlassen Ihnen meine herzliche Gratulation auszusprechen<br />

...“ – Ingenohl wurde im folgenden Jahr wieder Kapitän der kaiserlichen Yacht „Hohenzollern“.<br />

„un assés grand combat a coups despee“<br />

1152 TURENNE, Henri de la Tour d’Auvergne, Vicomte de, französischer Feldherr; 1644<br />

Marschall und Oberbefehlshaber in Deutschland, 1611 – 1675. E. Br. m. U. Im Feldlager (von<br />

Berlicum bei Herzogenbosch) 31.<strong>VI</strong>I.(1672). 2 S. 4 o . Mit 2 Siegeln (unter roter Seidenschnur)<br />

und Adresse. Randschäden, Bugfalte und ein Rand hinterlegt, leicht gebräunt. (1.600.—)<br />

Als Oberbefehlshaber der Armee am Niederrhein an den Staatsminister C o l b e r t , dem er die Nachricht<br />

vom Tod von dessen Schwager überbringt.<br />

„Je suis bien navré Monsieur que la perte de Monsieur votre beaufrere me donne cette occasion davoir<br />

lhonneur de vous escrire, come il alloit escorter M de monmout“ (James Scott, Herzog von Monmouth,<br />

stand in französischen Diensten) „et le reg: anglois / il a eu advis de cinquante chevaux des ennemis, lesquels<br />

il a suivi tout longtemps et tres viste, ils se sont retournés contre plu qui les suivoint et il y a eu un<br />

assés grand combat a coups despee, il y en est demeuré beaucoup des leurs et un lieutenant prisonnier<br />

blessé qui est des espagnols M. votre beaufrere faisant tres bien a esté tué<br />

Monsieur votre fils aura plu vous dire des nouvelles de ce pais, je vous assurerai que javrai tousiours<br />

beaucoup de ioie davoir part en lhonneur de votre estime et de vos bonnes graces quand il vous plaira de<br />

me sacorder / Turenne il ne s’est rien passé de nouveau depuis le depart du roi ...“ (Ludwig XIV. war nach<br />

St. Germain zurückgekehrt).<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 565.<br />

Aus dem Niederländischen Krieg; am 12. Juni hatte die französische Armee den Rhein überquert.<br />

566


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

1153 UNGARN. – HORTHY von Nagybánya, Miklos, k.u.k. Admiral; 1920 Reichsverweser,<br />

1868 – 1957. Br. m. U. Budapest 19.XI.1938. 1 1 ⁄2 S. gr.-4 o . Mit gedrucktem Briefkopf „Magyarország<br />

Kormányzója“. Mit Bearbeitungsvermerken am Kopf (Rot- und Blaustift). Gelocht.<br />

(350.—)<br />

Als Reichsverweser an Adolf Hitler („Lieber Herr Führer und Reichskanzler!“).<br />

„Ich hatte an Bord der ‘Patria’ versprochen, Äpfel-Kostproben eigener Fechsung zu senden. Ich löse hiemit<br />

mein Versprechen ein, da die Äpfel bereits genügend reif sind. In einer Kiste sind: Jonathan und Kendereser-Renette<br />

Äpfel“ (Kenderes, das Gut der Familie Horthy); „erstere rot, letztere grünlich gelb. In der<br />

anderen Kiste Batul Äpfel und 8– 9 Birnen. Ich nenne sie beim Namen, um nächstens die am besten konvenirenden<br />

senden zu können ...“<br />

Ende August hatte im Zusammenhang mit der Sudetenfrage ein Treffen der Verbündeten Deutschland, Italien<br />

und Ungarn an Bord des Passagierdampfers „Patria“ vor Helgoland stattgefunden.<br />

1154 USA. – EISENHOWER, Dwight David, der 34. Präsident; General, 1943 Oberbefehlshaber<br />

der Alliierten, 1890 – 1969. Portraitphotographie mit eigenh. Widmung u.U. auf dem weißen<br />

Unterrand. „SHAPE“ (Oberstes Hauptquartier der Alliierten Streitkräfte in Europa) o.D.<br />

Ca. 25,3×20,3 cm. Aufnahme: Shape Photograph, 8.II.1952. Etwas fingerfleckig. (350.—)<br />

Brustbild von vorn, Eisenhower in Uniform am Schreibtisch sitzend, im Hintergrund eine Karte des Mittelmeerraumes.<br />

– Die Widmung an „... Adolph Rezendes. / with best wishes and with appreciation for<br />

loyal and official Service / Dwight D Eisenhower.“<br />

„visit us at the White House“<br />

1155 — (KENNEDY, John Fitzgerald, der 35. Präsident, 1917 – 1963.) – KENNEDY, Rose,<br />

geb. Fitzgerald, seine Mutter, 1890 – 1995. Br. m. U. (Sekretärin?). Palm Beach 29.I.1960. 2 S.<br />

kl.-folio. Luftpostpapier. Mit Umschlag. (200.—)<br />

An ihre Freundin Gladys Kemp Scanlon in Rom über die Präsidentschafts-Kandidatur ihres Sohnes John.<br />

„... All is going well here and as you probably know through the papers, Jack is making his fight for the<br />

presidential nomination …<br />

At the moment, it looks very bright for him ... The first primary takes place in New Hampshire and there<br />

is no opposition. But we are making a big fight in Wisconsin ... His wife J a c k i e h a s been wonderful<br />

and has gone every place with him and as she is young and beautiful, she makes a tremendous<br />

hit ...“<br />

Der Brief schließt: „In the meantime, save your money, your health, and your energy and visit us at the<br />

White House in 1961 ...“<br />

Beiliegend ein Telegramm.<br />

1156* — MONROE, James, der 5. Präsident, 1758 – 1831. Urkunde m. U. Washington<br />

10.III.1823. 1 S. quer-folio. Handschriftlich ausgefüllter Vordruck (Kupferstich) auf Pergament.<br />

Mit (defektem) papiergedecktem Siegel. Leicht fleckig; Tinte etwas blaß. (300.—)<br />

„Certificate“: Bestätigung des Erwerbs eines Stück Landes (80 acres) im Distrikt Brookville, Indiana<br />

durch Edward Lawson aus Kentucky, „according to the provisions of the Act of Congress of the 24th of<br />

April 1820, entitled ‘An act making further provision for the sale of the Public Lands’“ .<br />

Aus dem Jahr der „Monroe-Doktrin“.<br />

567


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

1157 WALPOLE, Sir Robert, 1. Earl of Orford, englischer Staatsmann; erster Premierminister<br />

Großbritanniens, 1676 – 1745. Schriftstück m. U. O. O. 4.III.1719. 1 S. quer-schmal-gr.-8 o .<br />

Schwach gebräunt. Minimal fleckig. (300.—)<br />

Zahlungsanweisung für seinen Freund und Bankier Robert Mann in London.<br />

„... Pray pay to Henry Hawker or bearer twenty pounds, & place it to y[ou]r account of ... / RWalpole ...“<br />

Beiliegend 4 montierte Autographen von englischen Staatsmännern: Lord Castlereagh (e. Adresse mit<br />

Namenszug, London 1808), Benjamin Disraeli (2; e. Adressen mit den Namenszügen „Disraeli“ und „Beaconsfield“,<br />

London 1838 und o.O.u.D.) und W.E. Gladstone (e. Adresse mit Namenszug, o.O.u.D.).<br />

1158 WEIMARER REPUBLIK. – Verfassunggebende Deutsche Nationalversammlung.<br />

Schriftstück mit den e. Namenszügen (Tinte, Blei- und Kopierstift) von 35 Mitgliedern der Zentrums-Fraktion.<br />

(Berlin) 28.X.1919. 1 S. gr.-4 o . Graues Papier; minimal fleckig. (400.—)<br />

„Präsenzliste der Fraktionssitzung am 28. Oktober 1919 nachm. 6 Uhr“. – Von den 91 Mitgliedern der<br />

Zentrums-Fraktion haben sich eingetragen: Allekotte, Andre, Astor, Bergmann, Blank, Blum, Brauns,<br />

Burlage, Ehrhardt, Erzberger, Frerker, Giesberts, Gilsing, Herschel, Hitze, Hofmann, Imbusch,<br />

Koch, Kreutz, Leicht, Agnes Neuhaus, Ollmert, Rheinländer, Sagawe, Maria Schmitz, Schneider,<br />

Schwarz, Schwarzer, Spahn, Strzoda, Szczeponik, Tremmel, Helene Weber, Wieber und Zehnter.<br />

Die am 6.II.1919 im Weimarer Hoftheater eröffnete Nationalversammlung hatte am 30. September ihren<br />

ständigen Sitz nach Berlin verlegt.<br />

1162* WIEN. – GÄSTEBUCH des Hotels I m p e r i a l in Wien. Mit 170 Eintragungen aus den<br />

Jahren 1925 bis 1938. Mit 11 Notenzitaten und einer Federzeichnung. 197 Bl., davon 43 leer,<br />

gr.-8 o . Goldschnitt. Lederband mit Goldprägung (berieben). (1.200.—)<br />

Eingetragen haben sich u.a. die Dichter und Schriftsteller Martin Andersen Nexö, Claude Anet, Tristan<br />

Bernard, Ferdinand Bruckner, Gabriele Colette, Richard Nikolaus Graf Coudenhove-Kalergi, Francis<br />

Delaisi, Georges Duhamel, Hanns Heinz Ewers, Claude Farrère, Ludwig Fulda, René Fülöp-Miller, John<br />

Galsworthy („June 26. 1929“), Franz Karl Ginzkey, Gerhart Hauptmann („1931“), Magnus Hirschfeld<br />

(„Wien bleibt Wien!“), Sinclair Lewis, Emil Ludwig, Thomas Mann („4. XI. 28“), André Maurois, Karin<br />

Michaelis, Ferenc Molnár, Luigi Pirandello, Alexander Roda Roda, Jules Romains, Margherita Sarfatti,<br />

Hanns Sassmann, Karl Schönherr (2), Rabindranath Tagore, Frank Thiess („Wien 2 - 6 Mai 32“), Ernst<br />

Toller (2), Siegfried Trebitsch, Jakob Wassermann, Franz Werfel („Wien 25./X. 1932“), Ernst Zahn<br />

(„Gastlichkeit ist eine Kunst, ihr Kern Takt“) und Carl Zuckmayer („November 1934“), der Forschungsreisende<br />

Sven von Hedin („23. X. 1935“), der Ingenieur Gustav Lindenthal, die Mediziner Theodoor<br />

Hendrik van de Velde und Serge Voronoff, die Philosophen Emilio Bodrero, Swami B.H. Bon und<br />

Leopold Ziegler, der Physiker Auguste Piccard, der Psychiater Julius Wagner von Jauregg und der Theologe<br />

Joseph Bernhart,<br />

die Musiker und Sänger Marian Anderson, Michael Bohnen, Sir Adrian Boult, Maurice Chevalier, Carl<br />

Clewing, Albert Coates, Ernst Decsey (mit Notenzitat), Edmund Eysler (mit Notenzitat), Wilhelm Furtwängler<br />

(„15 IV 28“), Paul Hindemith, Jenö von Hubay, Bronislaw Huberman, Maria Jeritza, Emmerich<br />

Kálmán, Wilhelm Kienzl (mit Notenzitat), Jan Kiepura, Hans Knappertsbusch (mit Notenzitat), Clemens<br />

Krauss, Fritz Kreisler, Sergej Kussewizki (mit Notenzitat), Carl Lafite, Giacomo Lauri-Volpi, Franz Lehár<br />

(2, davon 1 mit Notenzitat), Giuseppe De Luca, Joseph Marx, Rudolf Nilius (mit Notenzitat, „Bruckner<br />

IV [romantische] Symphonie“), Gabriel Pierné (mit Notenzitat), Henri Rabaud (mit Notenzitat), Victor<br />

568


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

de Sabata, Erna Sack, Emil von Sauer, Vera Schwarz, Leo Slezak, Oscar Straus, Johann Strauß („3. I.<br />

30“), Igor Strawinsky („Wien, 30 XI 30“), Joseph Szigeti, Richard Tauber, Arturo Toscanini, Umberto<br />

Urbano, Bruno Walter, Kurt Weill, Charles Weinberger (mit Notenzitat), Jaromír Weinberger und Ludwig<br />

Wüllner,<br />

die Schauspieler und Regisseure Albert Bassermann, Hedwig Bleibtreu, Charlie Chaplin, Emil Jannings<br />

(„15. 4. 31“), Fritz Kortner, Werner Krauß, Alexander Moissi, Pola Negri, Harald Paulsen, Henny Porten,<br />

Max Reinhardt („Dez. 1932“), Paul Richter, Conrad Veidt und Anna May Wong,<br />

die Könige Alfons XIII. von Spanien („27. <strong>VI</strong>II. 1932“) und Michael I. von Rumänien („Mihai / 14. X.<br />

1932“), der Staatsmann Herbert C. Hoover („3. III. 1938“), die Politiker George Lansbury und Giuseppe<br />

Conte Volpi di Misurata, der Luftschiffer Hugo Eckener, der Ballonfahrer Nérée van der Elst, die Flieger<br />

Elly Beinhorn und Clarence Chamberlin sowie Pater Nerses Akinian und Patriarch Yoannes XIX. von<br />

Alexandria.<br />

Beiliegend ein Gästebuch des Grand Hotel Brünn (Lederband, folio) mit Eintragungen von Schriftstellern,<br />

Musikern, Schauspielern und Flugpionieren, darunter Eugen d’Albert, Elly Beinhorn, Pablo Casals, Gerhart<br />

Hauptmann, Bronislaw Huberman, Franz Lehár, Karin Michaelis, Alexander Roda Roda, Oscar<br />

Straus, Richard Strauss, Siegfried Wagner und Felix Weingartner.<br />

1163 WÜRTTEMBERG. – ULRICH, Herzog; warf 1514 den Bauernaufstand („Armer Konrad“)<br />

nieder, führte die Reformation ein, 1487 – 1550. Br. m. U. „Ulrich Hertzog zu Wirttenberg“.<br />

Wildbad 9.IV.1550. 1 2 ⁄3 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Etwas fleckig.<br />

(1.200.—)<br />

An Kämmerer und Rat der Stadt Regensburg in Sachen des Regensburger Bürgers Konrad Kummer, den<br />

er als Kapellmeister in seine Dienste genommen hatte.<br />

Kummer sorge sich, „wo er allso inn unnserm diennst verharren, unnd sein behausung bei euch nit bewonen,<br />

möchte er durch euch (euweren habenden brauch nach) dahin genöttigt werdenn, solche sein behausung<br />

zuverkauffenn, Welches nun Ime nit zu geringem nachtheil dienen wurde …<br />

Desshalber an euch unnser gunstigs Beger, Ir wellendt Ine Kummer zu solchem verkauff nit tringen ...“<br />

Unter dem musikliebenden Herzog Ulrich hatte die Stuttgarter Hofkapelle ihre erste Blütezeit.<br />

S e h r s e l t e n . – Beiliegend sein gestochenes Portrait.<br />

1164 — CHRISTOPH, Herzog, 1515 – 1568. Br. m. U. Wildbad 21.V.1560. 2 ⁄3 S. folio. Mit<br />

Adresse. Etwas braunfleckig, kleine Läsuren. (600.—)<br />

An Landgraf P hilipp den Großmütigen von Hessen, bei Übersendung von Briefen Jenaer Theologen.<br />

– Zwischen den Wittenberger Theologen und ihren – als Zeloten verschrienen – Jenaer Kollegen war<br />

ein heftiger Streit um die rechte lutherische Lehre entbrannt, der das Bündnis der protestantischen Fürsten<br />

gefährdete.<br />

„... was uns von ettlichen Jenischen theologis zugeschrieben worden ist, davon lassen wir E.L. hiebey ...<br />

Copey ... zuekommen,<br />

Und dieweil sie darinnen vermelden, daß solchs Ir begeren an andere mehr Chur und Fursten unserer<br />

religion gelangen lassen, so ist unser freuntlich biten, wo E. L. deswegen von inen auch ettwas zugeschrieben<br />

worden were, Sie woelten uns davon auch abschrifft ... mitteilen ...“<br />

Beiliegend sein gestochenes Portrait.<br />

569


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Württemberg. – Herzog Christoph)<br />

„wider Wilhelmen von Grumbach“<br />

1165 — — Br. m. U. Pfullingen 17.XII.1564. 1 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel (Adresse<br />

abgeschnitten). Leicht fleckig, kleine Randeinrisse. (600.—)<br />

Wohl an seinen Schwager Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Bayreuth, dem er – in der Zeit der<br />

G r u m b a c h s c h e n H ä n d e l – für Nachrichten aus Franken dankt.<br />

„... So dann bedanckhen wir unnß gegen E.L. der zugeschickhten Zeittung Jobsten von Zedwitz unnd deß<br />

Thumbrobsts halber von Würtzburg gantz freundtlichenn, Unnd ist zu besorgen, Wie E.L. vermelden daß<br />

dise sachen unnder dem Adel in Franckhen ain groß Mißtrawen und Streyttereie geben werde.<br />

Wir wissen E.L. Jetzmalen von Zeittungen nichts mitzuthailen, Dann eß ist Gott Lob bey unnd umb unnß<br />

gar still, Aber wir besorgen, Daß usschreiben so der Bischoff von Würtzburg wider Wilhelmen von Grumbach,<br />

Wilhelmen vom Stain, und Iren Adherendten Im Truckh ußgehen hat lassen, daß werde nit vil guts<br />

schaffen ...“<br />

Nach Grumbachs Überfall auf Würzburg im Oktober 1563 hatte Kaiser Ferdinand I. die Reichsacht über<br />

ihn verhängt.<br />

Beiliegend ein e. Br. m. U., Stuttgart 11.I.1567, an „Ersame Weise“, ebenfalls mit Dank für „Zeittungen“.<br />

„... Wir haben ... die fursorg, es werde die Acht erclerung ain beschwerliche weitterung geben, unnd so<br />

bald nit zu ende gebracht werden, Gott der Herr schickhe alle solchen zw seiner glori unnd ehr, auch zu<br />

frid und ruhe unnsers Vaterlandts ...“ (beschnitten). – Im Vorjahr hatte Kaiser Maximilian II. auch über<br />

Herzog Johann Friedrich von Sachsen die Acht verhängt, weil dieser die Auslieferung Grumbachs verweigerte.<br />

– Am 18. April des Jahres wurden Grumbach, Wilhelm von Stein und der sächsische Kanzler<br />

Christian Brück in Gotha hingerichtet.<br />

„das gantze Hauptwerck des Augspurgischen Wesens“<br />

1166 — LUDWIG III., der Fromme, Herzog, 1554 – 1593. Br. m. U. Stuttgart 12.IV.1587. 2 1 ⁄2 S.<br />

folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Einrisse (auch durch die Unterschrift gehend);<br />

Empfängername ausgeschnitten. (600.—)<br />

An Bürgermeister und Rat einer württembergischen Stadt, die der strenge Lutheraner mahnt, die aus Augsburg<br />

dorthin geflohenen „Pfarher unnd Helffer der Evangelischen betrangten Kirchen“ nicht abzuweisen.<br />

Es handle sich „nicht eben darumb..., das diese Supplicanten vonn Euch ab unnd an andere ort gewisen werden,<br />

sonndern hierunder viel mehr , und die doran hangende Nachvolgen ... inn gutte Acht zunemmen …<br />

Hierauff ist ann Euch unnser günstig gesinnen, Ir wollen ... diesen Supplicanten nicht allein biß uff zukünfftigen<br />

Jacobi, Sonnder auch noch lenger hinaus, so lang es die notturfft erfordern ... wurdt, auß christlicher<br />

lieb unnd trew, gebürlichen underschlauff inn Ewerer Statt mitleidenlich widerfahren lassen ...“<br />

Sehr selten.<br />

1167 — — FRIEDRICH, Herzog, Oheim des Vorigen, 1557 – 1608. Br. m. U. „Frideric prince<br />

et comte de Wurtemberg et Montbéliardt“. Stuttgart 9.III.1581. 2 ⁄3 S. folio. Mit papiergedecktem<br />

Siegel. Mit Rest eines Signaturschildchens. (400.—)<br />

Im Jahr seines Regierungsantritts in Mömpelgard an Monsieur Ladvocat, dem er die Entsendung seines<br />

Rates, des Juristen Ferry Chambert, ankündigt, „pour vous communiquer de ma part certaines affaires<br />

dimport affin de tirer vostre bon advis et conseil ... le faict concerne mon estat et preeminence ...“<br />

Beiliegend sein gestochenes Portrait sowie ein Stammbuchblatt seines Sohnes Herzog Friedrich Achilles<br />

(1615; beschnitten).<br />

Sehr selten.<br />

570


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

„ein wiedermaliger Unions-Convent“<br />

1168 — JOHANN FRIEDRICH, Herzog, 1582 – 1628. Br. m. U. Urach 31.I.1612. 1 1 ⁄3 S. folio.<br />

Leicht fleckig. (300.—)<br />

Wohl an Bürgermeister und Rat der protestantischen Stadt Donauwörth, die um Beistand für die<br />

„betrangten Thonawerttischen Purger“ gegen Herzog Maximilian I. von Bayern gebeten hatten.<br />

„... Wir haben ... Nach dem Unß bericht einkommen, was von jüngst vorgewesenen Churfürstlichen Collegial-Tag<br />

auß, mit des Herzogen in Bayern Ld. communicirt worden, mit andern höhern unirten Ständen,<br />

die vertrawliche andeuttung zuthun, eine hohe Nothdurfft sein werde, nach gestallt izigen Reichs beschaffenheit,<br />

wann ohne das vor dem Election- und Reichstag ein wiedermaliger Unions-Convent vorgeht, mit<br />

vleiß zu deliberiren, wie mann endtlich zur restitution dieser betrangten Stadt gelangen möge ...“<br />

Nach den „Kreuz- und Fahnengefechten“ zwischen Katholiken und Protestanten 1606 und 1607 hatte Kaiser<br />

Rudolf II. die Acht über die Stadt verhängt. Der mit der Reichsexekution beauftragte Herzog von Bayern<br />

annektierte die Stadt und betrieb ihre Rekatholisierung, womit er den Anlaß zur Gründung der Protestantischen<br />

Union 1608 gab.<br />

1169 — EBERHARD III., Herzog, 1614 – 1674. Br. m. U.u.E. Stuttgart 13.I.1646. 1 S. folio.<br />

Etwas fleckig. (400.—)<br />

An Landgraf Maximilian Adam von Leuchtenberg, dessen Glückwünsche zum neuen Jahr er erwidert.<br />

Beiliegend je ein Br. m. U.u.E. seiner Gemahlinnen Anna Katharina geb. Wild- und Rheingräfin von Salm-<br />

Kyrburg (1654) und Maria Dorothea Sophie geb. Gräfin von Oettingen (1684); beide mit schönem Siegel.<br />

1170 — — Br. m. U.u.E. Stuttgart 12.XII.1668. 1 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und<br />

Adresse. Kleine Läsuren. (400.—)<br />

An Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha mit Glückwünschen zum neuen Jahr. – Beiliegend sein gestochenes<br />

Portrait sowie je ein Br. m. U.u.E. seiner Töchter Sophie Luise, Gemahlin des Markgrafen Christian<br />

Ernst von Brandenburg-Bayreuth (1678) und Sophie Charlotte, Gemahlin des Herzogs Johann Georg II.<br />

von Sachsen-Eisenach (1705).<br />

1171 — WILHELM LUDWIG, Herzog, 1647 – 1677. Br. m. U.u.E. Stuttgart 12.XII.1674.<br />

1 3 ⁄4 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Kleine Randläsuren, Ränder etwas angestaubt.<br />

(600.—)<br />

An Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha mit Glückwünschen zum neuen Jahr.<br />

„... daß ... auch dero Landt und Leüth vor allen widrigen Begegnußen und feindtlichen Invasionen behütet<br />

werden mögen ...“<br />

Autographen des jungverstorbenen Herzogs sind s e h r s e l t e n .<br />

Beiliegend 2 Br. m. U.u.E. seiner Gemahlin Magdalene Sibylle geb. Landgräfin von Hessen-Darmstadt,<br />

Stuttgart 1676 und 1691 (als Regentin) sowie ihr gestochenes Portrait.<br />

571


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Württemberg)<br />

1172 — EBERHARD IV. LUDWIG, Herzog; Reichsgeneralfeldmarschall, 1676 – 1733. E. Br.<br />

m. U. Stuttgart 9./19.XII.1691. 3 S. 4 o . Schwach fleckig. (500.—)<br />

Brief des Fünfzehnjährigen, wohl an Karl Theodor Otto Fürst Salm, den Erzieher des römischen Königs<br />

Joseph (I.), der ihn der „hohen Königlichen Hulden ... von neuem versichert“ hatte.<br />

„... ich mir dahero die Hoffnung gemacht, daß Ihre May. vielleicht nicht ungnädig nehmen würden, Wann<br />

dero ich mit gelegenheit deß innstehenden Neuen Jahrs durch einige Zeilen meine aller Underthänigste<br />

Devotion and aufwartung bezeugete ...“<br />

Beiliegend sein gestochenes Portrait.<br />

Isländische Falken<br />

1173 — — Br. m. U.u.E. Stuttgart 27.V.1699. 1 3 ⁄4 S. folio. Mit Siegel und Adresse. Schwach<br />

fleckig, Unterrand des Adreßblattes beschnitten, kleines Loch. (600.—)<br />

An Graf Konrad von Reventlow, den Oberjägermeister König Christians V. von Dänemark, den späteren<br />

dänischen Kanzler.<br />

„... Demnach Wir ferndigen Jahrs eine Fälcknerey zuerrichten angefangen, solche aber in vergnüglichen<br />

Stand zu setzen einiger Verstärckung Derselben und zwar sonderheitlich von Eyßländer Vögeln benöthigt<br />

seynd ... So haben Wir aus Veranlaßung Höchstged[achter] Ihro May[estät] ... gegen Unß bißher bezeugter<br />

Hoher Königl. Propension die Freiheit nemmen wollen, Dieselbe ... geziemend zuersuchen ob Sie ...<br />

Unß mit einiger Anzahl zu beneficiren geruhen wolten ...“<br />

Aus der Sammlung Fischer v. Röslerstamm.<br />

Beiliegend 2 Br. m. U.u.E. seiner Gemahlin Johanna Elisabeth geb. Markgräfin von Baden-Durlach (1698<br />

und 1729) sowie ein Schriftstück m.U seiner Maitresse Wilhelmine von Grävenitz (1733 als Gräfin von<br />

Würben; fleckig).<br />

1174 — KARL I. ALEXANDER, Herzog, kaiserlicher Feldmarschall, 1684 – 1737. E. Br. m. U.<br />

Belgrad 19.II. o. J. 2 S. 4 o . Gebräunt und etwas fleckig. (350.—)<br />

Als Generalgouverneur von Serbien (zwischen 1719 und seinem Regierungsantritt 1733) an einen Grafen<br />

(Ligneville), freundschaftlichen Inhalts.<br />

„... etant tres-occupée aujourdhui, Vous me pardonnerez si je n’entre pas dans vû detaillée ... sûr tous<br />

vos lettres, des quelles j’etais charmée ...“<br />

Beiliegend ein Br. m. U., Winnental 1735, an sein Geheimes Ratskollegium in Stuttgart, sowie ein Br. m.<br />

U.u.E. seiner Gemahlin Marie Auguste geb. Prinzessin von Thurn und Taxis, Stuttgart 1748; beide mit<br />

schönem Siegel.<br />

1175 — KARL II. EUGEN, Herzog, Schillers Landesherr, 1728 – 1793. Br. m. U. Hohenheim<br />

6.I.1789. 2 ⁄3 S. 4 o . (350.—)<br />

An den Generalmajor und General-Quartiermeister von Nicolai.<br />

„... Schon vor einigen Tagen habe Ich dem herzogl. Grenadier à cheval Regiment, bey gegenwärtiger<br />

Strenge der Witterung, eine Holz Zulaage gnädigst bewilliget, welche Ich nunmehro des H. Generals<br />

unterhabenden Artillerie Regiment in gleichem Verhältniß ... gnädigst angedeyhen laßen will ...“<br />

Beiliegend ein Br. m. U.u.E. seiner ersten Gemahlin Friederike geb. Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth,<br />

Stuttgart 1754.<br />

572


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

Nr. 1172 Herzog Eberhard IV. Ludwig von Württemberg<br />

573


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Württemberg. – Karl II. Eugen)<br />

1176 — — HOHENHEIM, Franziska Gräfin von, geb. von Bernerdin, seine Maitresse und<br />

spätere zweite Gemahlin, 1748 – 1811. E. Br. m. U. „Francoise DdWurttemberg“. Hohenheim<br />

11.X.1791. 2 S. 4 o . (400.—)<br />

An eine Fürstin, der sie für Glückwünsche zu ihrem Namenstag dankt.<br />

„... j’aurai este, aussi bien que le Duc Mon Epoux qui assure Votre Altesse de Ses hommages respectueux,<br />

au comble de Notre bonheur de voir nos esperances remplies, et par consequent de faire Notre Cour icy<br />

à Votre Altesse, Mais il a fallu y renoncer par des motifs aussi consolants que ceux, dont Elle veut bien<br />

faire mention, Nous Nous flattons que l’Eté prochain nous serons plus heureux, et qu’un charmant jeune<br />

Prince poura etre du voiage ...“<br />

Sehr selten.<br />

1177 — — — Br. m. U.u.E. Kirchheim 4.I.1802. 2 ⁄3 S. 4 o . Etwas gebräunt und fleckig; Nadelloch<br />

am Kopf. (250.—)<br />

An den Hofrat (Christian Ludwig August v.) Vellnagel.<br />

„... Das von Euer Wohlgebohrn mir zugeschickte Anzeige Buch der Wohlthaten des Ihrer Leitung anvertraueten<br />

Institutes habe Ich erhalten, und sage Ihnen davor Meinen verbindlichen Dank. Ich freue Mich<br />

recht sehr des gesegneten Fortganges dieses nützlichen Institutes ...“<br />

Österreicher und Russen in Berlin<br />

1178 — FRIEDRICH II. EUGEN, Herzog, preußischer General, 1732 – 1797. 1 e. Br. m. U.<br />

und 1 Br. m. U.u.E. Brandenburg 13. und 14.X.1760. 1 ⁄2 bzw. 3 ⁄4 S. 4 o . Mit Siegel und Adresse.<br />

Leicht fleckig, minimale Randläsuren; Adreßblätter mit kleinem Ausriß durch Öffnen der Siegel.<br />

(500.—)<br />

Als General Friedrichs des Großen im Siebenjährigen Krieg an den Hauptmann von Zepelin in Spandau,<br />

nach der Einnahme Berlins durch österreichische und russische Truppen.<br />

13.X.1760 (eigenhändig). „Da alle meine nachrichten bestätigen, das die Russen und Östreicher Berlin<br />

und Potsdamm verlaßen haben sollen, und zwar mit der grösten übereilung, so überschicke ich meinen<br />

Feldjäger über Spandau um wo möglich nach Berlin zu kommen, und allda nachrichten einzuziehen,<br />

wohin die feinde marchirt sein ...“<br />

14.X.1760. „Des Herrn Hauptmann von Zepelin HochWGeb. danke sehr vor die unter dem 13ten von dem<br />

Abzuge der Russen aus Berlin gegebenen Nachrichten. So lange aber solcher Feind sich noch nicht weiter<br />

als Coepenick entfernt hat, ist es zu bedenklich nach Berlin wiederum militairische Besatzung zu<br />

legen, als welche Gefahr liefe Krieges gefangen zu werden, indem sehr leicht vom Feinde etwas wiederum<br />

zurück kehren könte. Ich erwarte also von Ew. HochWohlGebornen annoch weitere Nachrichten ...<br />

Morgen thue einen March vor, und dörfte es hiernächst weiter gehen, umb Wittenberg zu entsetzen zu<br />

suchen ...“<br />

Am 9. Oktober hatte der Herzog Berlin nach einem Doppelangriff der Österreicher unter General Graf<br />

von Lacy und der Russen unter General von Todtleben übergeben müssen; drei Tage später räumte der<br />

Feind die Stadt vor dem heraneilenden König.<br />

Beiliegend ein e. Br. m. U. seiner Gemahlin Dorothea geb. Markgräfin von Brandenburg-Schwedt, Mömpelgard<br />

1758.<br />

574


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

1179 — FRIEDRICH I., 1805 der erste König, 1754 – 1816. Urkunde m. U. Stuttgart 8.IV.<br />

1813. 1 S. quer-imp.-folio. Kopf mit den Titeln des Königs in Kupferstich. Mit großem papiergedecktem<br />

Siegel. Etwas fleckig, kleine Faltenrisse. (300.—)<br />

Patent als Stabshauptmann für den Oberleutnant Konrad von Imthurn (1786 – 1867). – Mit Gegenzeichnung<br />

seines Bruders, des Kriegsministers Herzog Wilhelm, und des Kriegskanzlei-Direktors v. Beulwitz.<br />

Beiliegend eine weitere Urkunde m. U., Stuttgart 1806; Leutnantspatent für v. Imthurn (eingerissen).<br />

1180 — — E. Br. m. U. O. O. 2.IV.(1815?). 1 S. 4 o . Mit Trauerrand. Leicht gebräunt. (400.—)<br />

Wohl während des Wiener Kongresses an einen Vertrauten, den er noch vor dessen Zusammenkunft mit<br />

dem Präsidenten des österreichischen Hofkriegsrats zu sprechen wünsche.<br />

„La lettre de l’Empereur purement politique ne contenant aucune demande est d’une si grande importance<br />

... que je dois necessairement en conferer avec Vous avant que Vous voyiez le Pr[ince] Schwarzenberg,<br />

ainsi trouvez vous avant huit heures a la Retraite ou je serai a cette heure ...“ – Erwähnt ferner<br />

den österreichischen Gesandten am württembergischen Hof, Johann Rudolf Graf von Lützow.<br />

1181 — WILHELM I., König, 1781 – 1864. Br. m. U. Stuttgart 19.<strong>VI</strong>.1839. 1 S. folio. Adreßblatt<br />

auf der leeren dritten Seite montiert. (150.—)<br />

An Landgraf Philipp von Hessen-Homburg, dem er die Heirat seiner Tochter Prinzessin Sophie mit dem<br />

Erbprinzen von Oranien und späteren König Wilhelm III. der Niederlande anzeigt. Beiliegend ein e. Br.<br />

m. U. seiner (dritten) Gemahlin Pauline geb. Prinzessin von Württemberg (Rosenstein 1848).<br />

1182 — WILHELM II., der letzte König; dankte 1918 ab, 1848 – 1921. E. Br. m. U. „Dein treuer<br />

Vetter Wilhelm“. Stuttgart, „Wilhelmspalast“ 24.XII.1904. 1 2 ⁄3 S. kl.-4 o . Mit farbiger Wappenprägung<br />

am Kopf. Kleiner Fleck. Mit Umschlag. (300.—)<br />

An Herzogin Wera von Württemberg, die Adoptivtochter König Karls I. , bei Übersendung von Weihnachtsgeschenken<br />

für ihre Tochter Olga und deren Kinder.<br />

„... Der Theetisch mit dto. Service ist für Olga, der Stall des 1. Esc[adron] Drag. Rgt’s 26 für Eugen &<br />

die Eisenbahn für Albrecht bestimmt ...“<br />

Beiliegend e. Grußworte seiner Gemahlin Charlotte geb. Prinzessin von Waldeck auf ihrer Visitenkarte.<br />

1183 — HERZOGE, KÖNIGE, Prinzen und Prinzessinnen. – Ca. 40 Autographen, meist<br />

Briefe. (2.000.—)<br />

Die Herzoge Eberhard IV. Ludwig (Br. m. U.u.E., 1722), Karl II. Eugen (2 gedruckte Br. m. U. und 1<br />

Urkunde m. U., 1758 – 1781), Ludwig Eugen (Br. m. U., 1754), Friedrich II. Eugen (e. Br. m. U., 1794) und<br />

seine Gemahlin Dorothea (Br. m. U.u.E, 1767), König Friedrich I. (2; 1803 und 1809) und Königin Olga<br />

(e. Br. m. U., o.D.),<br />

ferner ca. 30 Autographen (vielfach e. Br. m. U.) von Nachkommen des Herzogs Friedrich II. Eugen (und<br />

deren Gemahlinnen), darunter Brüder der Könige Friedrich I. (Ludwig, Ferdinand, Alexander und Heinrich)<br />

und Wilhelm I. (Paul) sowie der General und Komponist Prinz Eugen (4, darunter ein musikal.<br />

Albumblatt, 1856) und Herzogin Wera (sign. Portraitphotographie, 1899).<br />

575


<strong>VI</strong>. <strong>GESCHICHTE</strong><br />

(Württemberg)<br />

1184 — HERZOGE (Nebenlinien). – 42 Autographen, meist Br. m. U.u.E, vielfach mit schönem<br />

Siegel. (1.600.—)<br />

Juliusburg: Julius Friedrich (1621) und seine Gemahlin Anna Sabine (1634), Sylvius Nimrod (2; 1644 und<br />

1650) und seine Gemahlin Elisabeth Marie (2; 1667 und 1676), Julius Siegmund (2; 1672 und 1679) und<br />

seine Gemahlin Anna Sophie (2; 1705 und 1727);<br />

die julianischen Zweige Bernstadt, Oels und Weiltingen: Sylvius Friedrich (2; 1666 und 1689) und seine<br />

Gemahlin Eleonore Charlotte (1679), Christian Ulrich (1669), Friedrich Ferdinand (1686), Karl Friedrich<br />

(Urkunde m. U.,1711), Wilhelmine Louise (1715) und Karl Christian Erdmann (1755);<br />

Mömpelgard: Ludwig Friedrich (1630) und Leopold Eberhard (1721);<br />

Neuenburg: Ulrich (1661);<br />

Neustadt: Friedrich (2; 1651 und 1670) und seine Gemahlin Klara Auguste (1693), Friedrich August (4;<br />

1669 – 1715), Ferdinand Wilhelm (2 Urkunden m. U., 1694 und o. J.) und Karl Rudolf (2; 1720 und 1741);<br />

Winnenthal: Friedrich Karl (4; 1687 – 1692, mit gest. Portrait), seine Gemahlin Eleonore Juliane (2; 1689<br />

und 1701) und beider Söhne, die Generale Heinrich Friedrich (2; o. J.) und Friedrich Ludwig (2; 1732;<br />

dazu General v. Wachtendonck, Korsika o. J.).<br />

1185 YORCK VON WARTENBURG, Ludwig Graf, preußischer Feldmarschall, 1759 – 1830.<br />

Br. m. U. Marienwerder 22.V.1811. 1 ⁄4 S. folio. Mit Lacksiegel und Adresse. Leicht braunfleckig.<br />

(150.—)<br />

An Oberst Gustav Adolph von Kessel, den Kommandeur der Königlichen Garde zu Fuß in Potsdam.<br />

„Inn Verfolg meines Schreibens vom 13. ten d: M: benachrichtige Ew: Hochwohlgebohrn ganz ergebenst,<br />

daß das Commando der von hiesiger Brigade zu den Königlichen Garden abzugebenden Leuten, nicht aus<br />

18. sondern aus 25. Mann bestehen wird.“<br />

1186 — Br. m. U.u.E. Breslau 8.<strong>VI</strong>.1815. 1 S. 4 o . Etwas gebräunt. Falzrest auf der 4. Seite.<br />

(400.—)<br />

An einen General, dem er zur Beförderung gratuliert.<br />

„... So kurz der Zeitraum war, in welchem ich das Vergnügen hatte, mit EwHochwohlgeboren in näheren<br />

Dienstverhältnissen zu stehen, so war er mir hinlänglich, um in Ihnen den ausgezeichneten Offizier<br />

zu erkennen und es gereicht mir zur Freude, daß Se[ine] Majestät der König ... Ihnen einen Würkungskreis<br />

anwies deßen hohe Wichtigkeit von der ganzen Armée gern anerkannt wird ...“<br />

1187* ZIETEN, Hans Graf von, preußischer Feldmarschall; führte 1815 ein Armeekorps bei<br />

Ligny und Waterloo, 1770 – 1848. Schriftstück m. U. „Zieten“. Breslau 9.II.1813. 1 S. folio.<br />

Gebräunt, schwach fleckig. (80.—)<br />

24 Punkte umfassende Beschaffungsliste „Für das 2t Schlesische Husaren Reg[imen]t“ und für das 2.<br />

„Schlesische Ulanen Reg[imen]t“, jeweils 199 „Sattel Reit und Puzzeug-Stücke“ betreffend.<br />

576


Nr. 818 Carl Friedrich Benz<br />

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