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Rapport nationalsur la situation de la jeunesse Nationaler Berichtzur ...

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1. KONZEPTION, ZIELSETZUNG UND THEMENSCHWERPUNKTE DES BERICHTES<br />

Das Geschlecht stellt die zweite wichtige analytische Kategorie dar. Sie trägt <strong>de</strong>r Tatsache Rechnung,<br />

dass zentrale Aspekte <strong>de</strong>r Sozialisation, <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntität und <strong>de</strong>s Ver<strong>la</strong>ufs von Bildungs- und<br />

Berufskarrieren durch die soziale Konstruktion von Geschlechtsrollen und die damit zum Ausdruck kommen<strong>de</strong>n<br />

gesellschaftlichen Erwartungen und Normierungen gekennzeichnet sind. Bei <strong>de</strong>r Analyse <strong>de</strong>r Daten<br />

wird daher, soweit dies sinnvoll ist und die entsprechen<strong>de</strong>n Daten auch vorliegen, systematisch auf<br />

geschlechtsspezifische Unterschie<strong>de</strong> hingewiesen. Hier wird dann auch von Jungen und Mädchen, Schülern<br />

und Schülerinnen, Stu<strong>de</strong>nten und Stu<strong>de</strong>ntinnen, Freun<strong>de</strong>n und Freundinnen usw. gesprochen. 4<br />

Die Nationalität ist im Rahmen unserer Analyse eine Hilfskategorie. Angesichts fehlen<strong>de</strong>r Informationen<br />

über <strong>de</strong>n Migrationshintergrund bzw. die differenziellen kulturellen Kontexte und Ressourcen <strong>de</strong>r<br />

Jugendlichen bei <strong>de</strong>r Mehrzahl <strong>de</strong>r Statistiken und auch <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Daten, wollen wir über<br />

diese Variable einen zentralen Aspekt <strong>de</strong>r unterschiedlichen Lebensverhältnisse von Jugendlichen in<br />

Luxem burg abbil<strong>de</strong>n. Sowohl für Fragen <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntitätsentwicklung und biografischen Karrieren, als auch<br />

für die Bildungsbeteiligung, die soziale Integration und die politische Partizipation sind Migrationserfahrungen<br />

und damit zusammenhängen<strong>de</strong> kulturelle Orientierungen und soziale Benachteiligung von zentraler<br />

Be<strong>de</strong>utung. Der Bericht unterschei<strong>de</strong>t zwischen „Jugendlichen mit luxemburgischer Nationalität“ und<br />

„Jugendlichen mit an<strong>de</strong>rer bzw. nichtluxemburgischer Nationalität“. Wenn alle in Luxemburg wohnhaften<br />

Jugendlichen gemeint sind, wird <strong>de</strong>r Begriff „luxemburgische Jugendliche“ verwen<strong>de</strong>t. Verschie<strong>de</strong>ne<br />

Natio nalitätengruppen wer<strong>de</strong>n wegen <strong>de</strong>r geringen Fallzahlen teilweise zusammengefasst dargestellt (EU-<br />

15, EU-27). Jugendliche mit einer Nationalität <strong>de</strong>r Nachfolgestaaten Jugos<strong>la</strong>wiens wer<strong>de</strong>n als „ex-jugos<strong>la</strong>wisch“<br />

bezeichnet, wie diese Kategorie auch in <strong>de</strong>n ausgewerteten Statistiken angewandt wor<strong>de</strong>n ist. 5<br />

Die vierte Analysedimension bil<strong>de</strong>t die soziale Herkunft <strong>de</strong>r Jugendlichen. Unter diesem Begriff wird<br />

die Differenzierung <strong>de</strong>r Jugendlichen und ihren Familien nach objektiven Statusmerkmalen wie <strong>de</strong>m Einkommen,<br />

<strong>de</strong>m Beruf o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bildungsstand <strong>de</strong>r Eltern verstan<strong>de</strong>n. Dem liegt die Auffassung zugrun<strong>de</strong>,<br />

dass nach wie vor <strong>de</strong>utliche Ungleichheitsstrukturen innerhalb mo<strong>de</strong>rner Gesellschaften bestehen (Noll,<br />

1999), und dass die mit Ungleichheit verbun<strong>de</strong>nen unterschiedlichen Ressourcen, Lebensstile und Aspirationen<br />

von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung für die Beschreibung <strong>de</strong>r Lebensverhältnisse <strong>de</strong>r Jugendlichen und für<br />

<strong>de</strong>ren Handlungen sind. In <strong>de</strong>n 1980er Jahren hatten Autoren wie Ulrich Beck und Stefan Hradil angesichts<br />

<strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n „Auflösung von sozialen K<strong>la</strong>ssen und Schichten“ (vgl. Noll, 1999, S. 148) eine Diskussion<br />

über die traditionellen Schichtkonzepte angestoßen. Aktuelle Untersuchungen zu sozialen Schichten o<strong>de</strong>r<br />

subjektiver Schichtzugehörigkeit (vgl. Geißler, 1996; Wright, 2000) zeigen, dass diese Kategorien immer<br />

noch stark differenzieren und ein wichtiges Konzept für die Analyse unterschiedlicher Bedingungen <strong>de</strong>s<br />

Aufwachsens für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche sind.<br />

In <strong>de</strong>n Sozialwissenschaften besteht keine Übereinkunft zu einem allgemeingültigen Indikator für<br />

die Darstellung sozialer Herkunft. Je nach theoretischer Orientierung wird die soziale Herkunft mit unterschiedlichen<br />

Variablen o<strong>de</strong>r Indikatoren operationalisiert. Einen großen Einfluss auf die Analysen zu<br />

sozialer Herkunft und sozialen K<strong>la</strong>ssen haben die wissenschaftlichen Arbeiten von Pierre Bourdieu. Er stellt<br />

heraus, dass die soziale Herkunft sowohl über das ökonomische Kapital (also die finanziellen Ressourcen<br />

wie Einkommen usw.) als auch das kulturelle Kapital (Bildung, Wissen, gute Manieren) und das soziale<br />

Kapital (Netzwerke, Beziehungen) vermittelt wird (Bourdieu, 1983).<br />

In diesem Bericht bleibt die soziale Herkunft o<strong>de</strong>r das soziale Milieu <strong>de</strong>r Jugendlichen und ihrer<br />

Familie eine wichtige Analysedimension zur Erklärung <strong>de</strong>r unterschiedlichen Lebens<strong>situation</strong> und<br />

Chancen <strong>de</strong>r Jugendlichen. Da jedoch keine einheitliche Definition o<strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>r Variable in <strong>de</strong>n<br />

4 Im Allgemeinen wird jedoch aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r besseren Lesbarkeit nur eine Schreibform, in diesem Fall die männliche,<br />

benutzt. Wird also im Bericht nur von <strong>de</strong>n Jugendlichen gesprochen, so sind hiermit die männlichen und weiblichen<br />

Jugendlichen gemeint.<br />

5 Meist sind dies Jugendliche aus Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Serbien o<strong>de</strong>r Mazedonien.<br />

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