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312 Diskussion<br />
Auf <strong>de</strong>n ersten Blick schrecken die referierten aktuellen Befun<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rum<br />
auf. Konstatiert wird aberm<strong>als</strong> ein Besorgnis erregen<strong>de</strong>r Rückgang <strong>de</strong>r Fitness<br />
von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen: „So ist allein bei <strong>de</strong>n 10- bis 14-Jährigen seit 1995<br />
ein Rückgang <strong>de</strong>r Fitness um mehr <strong>als</strong> 20% zu verzeichnen. Durchschnittlich nur<br />
noch 80% <strong>de</strong>r Jungen und 74% <strong>de</strong>r Mädchen erreichen heute die Ausdauer-, Kraftund<br />
Koordinationsleistungen ihrer Altersgenossen aus <strong>de</strong>m Jahre 1995“ (KLAES et<br />
al. 2003, 7). Die Autoren weisen ferner einen Zusammenhang zwischen Sportpensum<br />
und sportmotorischer Leistungsfähigkeit nach. Täglich Sportaktive wür<strong>de</strong>n<br />
bessere Leistungen in <strong>de</strong>n ausgewählten sportmotorischen Übungen (Ballprellen,<br />
Zielwerfen, Rumpf-/Hüftbeugen, Standhochspringen, Halten im Hang,<br />
Stufensteigen) aufweisen <strong>als</strong> Altersgleiche, die höchstens einmal in <strong>de</strong>r Woche<br />
Sport trieben. Die sportmotorische Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r scheine sich<br />
mit <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Schulsport-Stun<strong>de</strong>n zu erhöhen. Vereinssportler seien sportmotorisch<br />
fitter <strong>als</strong> Nicht-Vereinssportler. Und viele <strong>de</strong>r untersuchten Kin<strong>de</strong>r<br />
schätzten sich in ihren sportlichen Fähigkeiten offenbar besser ein, <strong>als</strong> sie in<br />
Wirklichkeit seien.<br />
Beim zweiten Hinsehen kommt man ins Grübeln: Zwar lässt sich aufgrund <strong>de</strong>r<br />
Befun<strong>de</strong> die Annahme erhärten, dass sich heutige Heranwachsen<strong>de</strong> in ihrer<br />
sportmotorischen Leistungsfähigkeit im Vergleich zu früheren Kohorten verschlechtert<br />
haben. 1 Die Hintergrün<strong>de</strong> dieser Entwicklungen bleiben aber ebenso<br />
dunkel wie die Schlussfolgerungen, die daraus zu ziehen wären. Lässt sich die Verschlechterung<br />
in <strong>de</strong>n Fitnesswerten <strong>de</strong>r Heranwachsen<strong>de</strong>n <strong>als</strong>o tatsächlich auf<br />
<strong>de</strong>n häufig postulierten und auch von <strong>de</strong>n Autoren wie<strong>de</strong>rum implizit unterstellten<br />
zunehmen<strong>de</strong>n Bewegungsmangel zurückführen? Und welche Schlussfolgerungen<br />
legen die Ergebnisse beispielsweise für <strong>de</strong>n Schul- und/o<strong>de</strong>r Vereinssport<br />
nahe?<br />
Erkenntnisinteresse und Auftragsforschung:<br />
Über <strong>de</strong>n Umgang mit wi<strong>de</strong>rsprüchlichen Daten<br />
Ein Eindruck lässt sich wohl kaum von <strong>de</strong>r Hand weisen: Auch in <strong>de</strong>n Köpfen <strong>de</strong>r<br />
Autoren geistert das geläufige Bild vom Heranwachsen<strong>de</strong>n <strong>als</strong> fernsehglotzen<strong>de</strong>m<br />
Stubenhocker. Vor dieser Folie wer<strong>de</strong>n die Daten präsentiert, Annahmen<br />
nicht <strong>als</strong> Annahmen ausgewiesen, son<strong>de</strong>rn <strong>als</strong> bereits bekannte Sachverhalte<br />
unterstellt. Und die Präsentation empirischer Daten wird eben daraufhin zugeschnitten:<br />
Was ins Bild passt, wird ausführlich analysiert; wi<strong>de</strong>rsprechen<strong>de</strong> Befun<strong>de</strong><br />
wer<strong>de</strong>n nur so weit zur Kenntnis genommen, wie sie <strong>de</strong>r leiten<strong>de</strong>n Vorstellung<br />
„Bewegungsmangel führt zu Fitnessmangel“ nicht ganz offensichtlich wi<strong>de</strong>rsprechen.<br />
Zum Sportpensum <strong>de</strong>r sechs- bis 18-jährigen Heranwachsen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n beispielsweise<br />
folgen<strong>de</strong> Aussagen gemacht: „Mehr <strong>als</strong> 38 Prozent <strong>de</strong>r Jungen, aber nur<br />
1<br />
Anzumerken bleibt, dass innerhalb <strong>de</strong>r Stichprobe bestimmte Subgruppen (z. B. Mädchen,<br />
Gymnasi<strong>als</strong>chüler und Re<strong>als</strong>chüler) überrepräsentiert sind, sodass unklar ist, ob die Unterschie<strong>de</strong><br />
u. a. auf Verzerrungen <strong>de</strong>r Stichprobe zurückzuführen sind.