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Hannover, den 24. November 2003
Mit Verweis auf die Einführung der Sprachfrühförderung werden 2004
Hausaufgabenhilfe und Sprachförderung in den Grundschulen
gestrichen!
Zur Durchführung und Finanzierung der von der niedersächsischen Landesregierung
beschlossenen vorschulischen Sprachfrühforderung sollen
- die Hausaufgabenhilfe gestrichen werden,
- die Hälfte der 1,5 Lehrerstunden, die jedem Kind für die Sprachfrühförderung zustehen,
von der Schule „erbracht“ werden.
In vielen Grundschulen Hannovers heißt das: es entfallen nicht nur differenzierte
Angebote in Arbeitsgruppen, sondern es werden wichtige Förderstunden für die bereits
eingeschulten Kinder zusammengestrichen! Betroffen sind deshalb vor allem
Migrantenkinder und Kinder aus belasteten Familienverhältnissen.
Im Regierungsbezirk Hannover ist der ein Bedarf an Sprachfrühförderung in der
Landeshauptstadt mit 965 Kindern am höchsten. In einigen Stadtteilen bzw.
Einzugsbereichen von Grundschulen gibt es hohe Konzentrationen zu fördernder
Schulanfänger. Eigene Recherchen haben ergeben, dass von 61 Grundschulen 11 einen
Förderbedarf von 30 bis 36% und 5 einen Bedarf von 40 bis 57 % haben. Dies ist darauf
zurück zu führen, dass sie einen hohen Anteil an ausländischen Schülern besitzen oder in
sozialen Brennpunkten liegen. Oft trifft beides zu.
Hausaufgabenhilfe ist eine freiwillige Zuwendung für schulpflichtige ausländische und
ausgesiedelte Schülerinnen und Schüler, um ihnen die Eingewöhnung in das Schulleben
und ihr außerschulisches Umfeld zu erleichtern. Auch andere schulpflichtige
Schülerinnen und Schüler können aus pädagogischen Gründen teilnehmen. Allerdings
darf ihr Anteil in einer Gruppe nicht über 50% liegen.
Hausaufgabenhilfe ist integraler Bestandteil eines Gesamtkonzeptes der Förderung.
Neben der Gewährleistung einer vollen Unterrichtsversorgung (100 % plus 5%
Vertretungsreserve in VGS, momentan in der Landeshauptstadt ca. 98 % ) und den
Förderstundenkontingenten sorgt sie dafür, dass sich in der Schule Erlerntes festigt und
Rückstände abgebaut werden. Erlaubt man in diesem Bereich Streichungen, führt man
alle Versprechungen und vorgeblichen Anstrengungen das niedersächsische
Bildungsniveau anzuheben und eine begabungsgerechte Beschulung zu ermöglichen ad
Stadtelternrat Hannover
Vors:Richard Lochte, Redenstraße 2, 30171 Hannover, Tel.: (0511) 81 21 55, dl.: (0511) 44 46- 261
Mobil: (0175) 3 50 10 41, e-mail: vorstand@stadtelternrat-hannover.de

absurdum.
Durch die Streichung der Hausaufgabenhilfe wird die Integration ausländischer und
bildungsbenachteiligter Schüler/innen in das Schulsystem weiter erschwert. Für eine
Gruppe mit mindestens 8 Kindern sind wöchentlich max. 4 Betreuungsstunden
zuwendungsfähig. Die personellen Kosten betragen pro Gruppe und Doppelstunde ca.
15 Euro. Die Kosten für die Eingliederung Jugendlicher ohne Schulabschluss sind
weitaus höher.
Zitat: „Einer der wichtigsten Bausteine zur Integration wird gedankenlos zerstört, wenn
die Regierung auf Kosten der schwächsten Schüler kürzt.“ (HAZ vom 21.09.2000) So
Ministerpräsident Christian Wulff, als er sich als Oppositionsführer Ende 2000
überzeugt gegen die Kürzung der Hausaufgabenhilfe einsetzte.
Zitat Herr Busemann: „Die Landesregierung betreibt Mangelverwaltung auf dem Rücken
besonders förderbedürftiger Schülerinnen und Schüler. Schulversagerkarrieren sind
vorprogrammiert, wenn die notwendige Förderung fehlt.“
(HAZ vom 13. November 2002)
Die Sprachfrühförderung ist ein wesentlicher, aber nicht der einzige Schlüssel für
den Schulerfolg. Das gilt vor allem dann, wenn die Frühförderung nur für ein
halbes Jahr durchgeführt werden soll. Migrantenkinder, ausländische Kinder und
Kinder aus belasteten Familienverhältnissen brauchen Sprachförderung plus
Hausaufgabenhilfe, auch im weiteren Verlauf ihrer Schulzeit.
Für die Sprachfrühförderung andere wichtige Förderangebote und
Arbeitsgemeinschaften zu streichen, heißt auf der einen Seite Löcher dadurch zu
stopfen, dass sie auf der anderen Seite wieder aufgerissen werden.
Fragen an den Kultusminister:
Trägt die Streichung zur Verbesserung der Ausgangslage bei?
Durch welche Maßnahmen wollen Sie der besonderen Situation der jeweiligen Schule
Rechnung tragen?
Wie setzen Sie Ihr Versprechen, die Leistung der Schülerinnen und Schüler durch mehr
individuelle Förderung zu verbessern, um?
Gerade durch die angesprochenen Streichungen bleiben nicht nur die benachteiligten
Schüler aus einer Klasse auf der Strecke, sondern alle Kinder dieser Klasse, da durch
ungenügende Förderung das Leistungsniveau insgesamt nicht angehoben wird.
Wir begrüßen zwar ausdrücklich die Absicht, für alle Kinder individuelle Förderpläne bis
zur 6. Klasse aufzustellen, nur bezweifeln wir, dass Sie den Schulen die Mittel geben
wollen, den Kindern maßgeschneiderte Förderangebote machen zu können.
Wie wollen Sie den Wählern weiterhin vermitteln, nun werde durch die neue Schulpolitik
alles besser?
Für Rückfragen stehe ich gern zur Verfügung
Mit freundlichen Grüßen
Richard Lochte
Stadtelternrat Hannover
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