Ãbung 11: Verarbeitung von FV-Thermoplasten 1 - Centre of ...
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Composites Technologien<br />
HS 09<br />
Übung <strong>11</strong> – Musterlösung<br />
Übung <strong>11</strong>: <strong>Verarbeitung</strong> <strong>von</strong> <strong>FV</strong>-<strong>Thermoplasten</strong> 1 – Musterlösung<br />
Aufgabe 1: Thermoplastische vs. duroplastische Matrix<br />
a) Welche physikalischen, thermischen und mechanischen Eigenschaften <strong>von</strong> <strong>FV</strong>-<br />
Werkst<strong>of</strong>fe werden <strong>von</strong> der Matrix bestimmt?<br />
Die Matrix Systeme bestimmen im Wesentlichen die Beständigkeit des Verbundes gegen Umwelteinflüsse und<br />
Chemikalien sowie den möglichen Temperatureinsatzbereich sowie die Schadenstoleranz der Struktur. Die<br />
Bruchzähigkeit des Matrixsystems hat einen grossen Einfluss auf die Schadenstoleranz des Verbundwerkst<strong>of</strong>fes<br />
und eine hohe Bruchdehnung führt zu deutlichen Verbesserungen der mechanischen Eigenschaften des ganzen<br />
<strong>FV</strong>-Werkst<strong>of</strong>fes.<br />
b) Vergleichen Sie duroplastische <strong>FV</strong> und thermoplastische <strong>FV</strong> anhand der Eigenschaften<br />
der Matrix.<br />
Da die Faser diffusionsdicht ist, ist die klimatische Beständigkeit <strong>von</strong> Faserverbundwerkst<strong>of</strong>fen direkt mit der<br />
Wasseraufnahme (Hygroskopie) der Matrix verbunden. Im Allgemeinen zeigen duroplastische Matrixsysteme im<br />
Vergleich zu Thermoplastischen Matrixsysteme ein schlechtes Wärmefeuchteverhalten, welches zu einer schnelleren<br />
Verringerung der Materialeigenschaften bei höherer Temperatur führt. Dazu zeigen <strong>Thermoplasten</strong>, insbesondere<br />
teilkristalline <strong>Thermoplasten</strong>, auch eine bessere Chemikalienbeständigkeit.<br />
Da die Matrix im Falle <strong>von</strong> Polymermatrixkompositen fast immer eine geringere thermische Beständigkeit aufweist<br />
als die Fasern, ist die Dauergebrauchstemperatur der Matrix ausschlaggebend für die maximale Einsatztemperatur<br />
eines gegebenen <strong>FV</strong>-Kunstst<strong>of</strong>fes. Temperaturbeständige Matrizen aus Hochleistungs- <strong>Thermoplasten</strong><br />
wie Polyetherimiden (PEI) oder Polyetheretherketonen (PEEK) weisen Dauergebrauchstemperaturen bis zu<br />
200 bzw. 220°C auf. Dahingegen dürfen die allermeisten duroplastischen Systeme eine Gebrauchstemperatur<br />
<strong>von</strong> 100°C nicht überschreiten.<br />
Duroplaste bestehen aus stark vernetzten Einheiten, die in einem einzigen Makromolekül resultieren. Bei einer<br />
hohen Vernetzungsdichte besitzen Duroplaste eine hohe Glasübergangstemperaturen, hohe Warmformbeständigkeit<br />
und einen hohen Schubmodul sowie gute Chemikalienbeständigkeit. Von Nachteil sind hier die geringe<br />
Bruchdehnung und die schlechte Schlagzähigkeit der Materialsysteme. Die Verbesserung der Matrix-Zähigkeit<br />
war ein ausschlaggebendes Kriterium für die Entwicklung <strong>von</strong> <strong>FV</strong>-Werkst<strong>of</strong>fen auf Thermoplastbasis. Einige<br />
Thermoplaste wie PEEK verbinden hohe Wärmebeständigkeit mit hoher Bruchdehnung, Schlagzähigkeit sowie<br />
Chemikalienbeständigkeit.<br />
c) Nennen Sie die Hauptvorteile bei der <strong>Verarbeitung</strong> <strong>von</strong> thermoplastischen <strong>FV</strong> im<br />
Vergleich mit duroplastischen <strong>FV</strong>.<br />
Die <strong>Verarbeitung</strong> <strong>von</strong> <strong>FV</strong>-<strong>Thermoplasten</strong> ist in der Regel mit keiner chemischen Reaktion verbunden, was in<br />
Vergleich zu <strong>FV</strong>-Duroplasten zu erheblich kürzeren <strong>Verarbeitung</strong>szeiten und besserer Automatisierbarkeit führt.<br />
Die Erweichungs- und Erstarrungsvorgänge <strong>von</strong> <strong>FV</strong>-<strong>Thermoplasten</strong> sind rein physikalische Prozesse die kaum<br />
Probleme in der Arbeitshygiene verursachen. Bei der <strong>Verarbeitung</strong> <strong>von</strong> Duromerensystemen findet jedoch immer<br />
eine chemische Reaktion u. A. mit flüchtigen und meistens toxischen Komponenten statt. Somit ist die <strong>Verarbeitung</strong><br />
<strong>von</strong> <strong>FV</strong>-Duromeren mit einer äusserst problematischen Arbeitshygiene verbunden.<br />
ETH Zürich<br />
Zentrum für Strukturtechnologien 1
Composites Technologien<br />
HS 09<br />
Übung <strong>11</strong> – Musterlösung<br />
d) Welchen Einfluss hat der Kristallinitätsgrad eines teilkristallinen <strong>FV</strong>-Thermoplasts auf<br />
die physikalischen, thermischen und mechanischen Eigenschaften?<br />
Ein höherer Kristallinitätsgrad verbessert die mechanischen Eigenschaften und die chemische Beständigkeit der<br />
Matrix. Allerdings wird sie dabei auch spröder. Zusätzlich findet ein relativ grosser Schwund bei der Erstarrung<br />
teilkristalliner thermoplastischer Massen statt und beeinflusst die Oberflächenqualität und Masshaltigkeit faserverstärkter<br />
Thermoplastbauteile negativ.<br />
e) Wie kann man den Kristallinitätsgrad eines teilkristallinen <strong>FV</strong>-Thermoplasts verfahrenstechnisch<br />
steuern?<br />
Der Kristallinitätsgrad eines teilkristallinen Thermoplasts kann in einem weiten Bereich verfahrenstechnisch gesteuert<br />
werden. Kristallkeime können sich nur in einem begrenzten Temperaturbereich bilden. Dies gilt auch für<br />
das Wachstum. Da Keimbildung und Kristallitwachstum zeitabhängige Prozesse sind, bildet die Abkühlgeschwindigkeit<br />
innerhalb dieser kritischen Temperaturbereiche den massgebenden Parameter. Eine hohe Abkühlrate<br />
behindert die Kristallitbildung, was zu einer geringen Kristallinität führt.<br />
Aufgabe 2: Konsolidierung<br />
Sie möchten eine unidirektional faserverstärkte Thermoplastplatte mittels Folienimprägnierung<br />
herstellen. Dazu legen Sie alternierend eine Lage Ihres Faserhalbzeuges sowie eine<br />
Thermoplastfolie (angefangen und aufgehört mit der Folie) in die Pressform, die Sie anschliessend<br />
aufheizen und mit Druck beaufschlagen.<br />
a) Berechnen Sie nach dem Gesetz <strong>von</strong> Darcy die Zeit, die notwendig ist, um das Fasergelege<br />
vollständig mit Matrix zu imprägnieren, d.h. ein porenfreies Laminat zu erhalten.<br />
dz<br />
dt = − K P<br />
dp<br />
η dz<br />
(Fliessfrontgeschwindigkeit nach Darcy, siehe Kap. 9)<br />
dz/dt: Fliessfrontgeschwindigkeit [m·s -1 ]<br />
K p : Permeabilität in Richtung des Druckgradienten [m 2 ]<br />
η: Schmelzviskosität [Pa·s]<br />
dp/dz: Druckgradient [Pa·m -1 ]<br />
Nehmen Sie für die Berechnung folgende Prozessbedingungen und Konstanten an:<br />
1) Die Presse heizt derart schnell, dass die Zeit, die notwendig ist, um die Prozesstemperatur zu erreichen,<br />
vernachlässigt werden kann.<br />
2) Die Dicke z einer Faserlage beträgt 1 mm<br />
3) Pressdruck p: 4 MPa<br />
4) Ein trockenes UD-Faserbett hat bei 4 MPa Druck eine Raumerfüllung <strong>von</strong> 77.4 % (Faservolumengehalt<br />
v f )<br />
5) Faserradius r f : 3.5 μm<br />
6) Kozeny-Konstante k: 18<br />
7) Schmelzviskosität des verwendeten <strong>Thermoplasten</strong> bei Prozesstemperatur η: 300 Pa·s<br />
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Übung <strong>11</strong> – Musterlösung<br />
Für konstante Materialeigenschaften kann die DGL nach Darcy gelöst werden. Man erhält:<br />
z 2 = 2K P p<br />
η t → t = z2 η<br />
2K P<br />
p<br />
Einsetzen der Permeabilität (Carman-Kozeny) als Funktion <strong>von</strong> Faserradius und Faservolumengehalt führt auf<br />
K P<br />
= r2<br />
4k<br />
( 1− v f ) 3<br />
kv f<br />
2<br />
→ t = 2<br />
2<br />
v f r 2 1− v f<br />
z 2 η<br />
( ) 3 p<br />
Die Distanz, welche <strong>von</strong> der Fliessfront zurückgelegt werden muss, beträgt aufgrund der alternierenden Anordnung<br />
die Hälfte der Schichtdicke einer Faserlage: 0.5 mm. Daraus ergibt sich die erforderliche Konsolidierungszeit:<br />
t = 2860[ s]<br />
≈ 48min<br />
b) Nehmen Sie einen Viskositätswert in der Grössenordnung typischer Duroplaste an<br />
und berechnen Sie unter den gleichen Prozessbedingungen und Konstanten wie<br />
oben angegeben die Zeit, die notwendig ist, um das Fasergelege vollständig mit dem<br />
Matrixsystem zu imprägnieren.<br />
Die Schmelzviskosität <strong>von</strong> <strong>Thermoplasten</strong> ist um 3 bis 4 Grössenordnungen höher als die Viskosität <strong>von</strong><br />
Harz/Härter-Systemen bei <strong>Verarbeitung</strong>stemperatur. Da die Fliessfrontgeschwindigkeit nach Darcy invers proportional<br />
zur Viskosität der permeierenden Flüssigkeit ist, geht die Imprägnierung bei <strong>Thermoplasten</strong> viel langsamer<br />
vor sich als bei Harzen.<br />
[ ]<br />
η ≈ 0.1Pa.<br />
s ⇒ t ≈1 s<br />
η ≈100Pa.<br />
s ⇒ t ≈16.6<br />
[ min]<br />
c) Mit welchen Strategien liessen sich die Konsolidierungsgeschwindigkeiten <strong>von</strong> <strong>Thermoplasten</strong><br />
allenfalls erhöhen?<br />
Um die Konsolidierungsgeschwindigkeit <strong>von</strong> <strong>Thermoplasten</strong> zu erhöhen, verfolgt die Entwicklung <strong>von</strong> Halbzeugen<br />
zwei unterschiedliche Ansätze:<br />
• Senkung der hohen Schmelzviskosität <strong>von</strong> <strong>Thermoplasten</strong>, wie z. B. bei Lösungsmittelimprägnierung,<br />
Schmelzimprägnierung oder in-situ Polymerisierung.<br />
• Reduktion des Fliesswegs für die Thermoplastschmelze, wie z.B. bei Mischgarnimprägnierung oder<br />
Pulverimprägnierung.<br />
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Zentrum für Strukturtechnologien 3
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Übung <strong>11</strong> – Musterlösung<br />
Aufgabe 3: Anwendungen für die Automobilindustrie<br />
Jeder Audi TT enthält 15 kg Composites. Schlagen Sie maßgeschneiderte Applikationen<br />
<strong>von</strong> <strong>FV</strong>-<strong>Thermoplasten</strong> für den Audi TT vor und begründen Sie die Anwendung.<br />
Jeder Audi TT enthält 15 kg Composites<br />
Ebenfalls wichtig sind die Korrosionsbeständigkeit und das mögliche Recycling der <strong>FV</strong>-Thermoplastbauteile.<br />
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