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Häufig gestellte Fragen zu Standards in der Lehrerbildung

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Führen <strong>Standards</strong> denn nicht <strong>zu</strong> Abhaklisten?<br />

Die Formulierung von <strong>Standards</strong> umfasst ke<strong>in</strong>e Merkmalslisten und somit ke<strong>in</strong>e Abhaklisten. Die<br />

Extraktion von <strong>Standards</strong>ituationen mit Handlungsoptionen führt <strong>zu</strong> Anregungslisten. Es werden aus<br />

<strong>der</strong> Erfahrung geronnene und theoriegeprüfte Handlungsoptionen <strong>zu</strong>sammengetragen und <strong>in</strong> Listen<br />

bereitgestellt, die das Spektrum unterrichtlicher und schulischer Möglichkeiten darstellen und damit<br />

diese Möglichkeiten oft erst bewusst machen. Auswahl und Begründung <strong>der</strong> Handlungsoptionen<br />

liegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verantwortung und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand <strong>der</strong> Lehrperson.<br />

Das wird doch e<strong>in</strong> undurchdr<strong>in</strong>glicher Wust an Situationen und Optionen, die erschlagen!<br />

E<strong>in</strong>e über Jahre im Sem<strong>in</strong>ar <strong>zu</strong>sammengetragene Sammlung erschlägt, entmutigt und wirkt somit<br />

kontraproduktiv. So wie man die Schüler je<strong>der</strong> neuen 9. Klasse wie<strong>der</strong> neu im Thema „Reelle Zahlen“<br />

unterrichtet und nicht nur auf das Buch verweist, so wird Lehrerausbildung mit jedem neuen<br />

Referendarkurs die <strong>Standards</strong>ituationen nebst Handlungsoptionen im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es mitwachsenden<br />

Systems neu erarbeiten und formulieren. <strong>Standards</strong>ituationen und Handlungsoptionen werden<br />

schrittweise bewusst gemacht und wahrgenommen und es entwickeln sich schrittweise und mühsam<br />

die entsprechenden Erfahrungen. Es können nur die Erfahrungen <strong>der</strong>jenigen se<strong>in</strong>, die diese<br />

Kompetenzen schrittweise und progressiv erwerben und umsetzen (Performanz).<br />

Führen <strong>Standards</strong> nicht <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>er Erstarrung <strong>der</strong> Ausbildung?<br />

Die Diskussion über <strong>Standards</strong> vollzieht sich im Diskurs aller im Bildungsbereich Verantwortlichen.<br />

Die Gefahr e<strong>in</strong>er lokalen Erstarrung <strong>der</strong> Ausbildung im Ausbildungsbetrieb e<strong>in</strong>es Studiensem<strong>in</strong>ars ist<br />

durch die Methode des Vorgehens im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es mitwachsenden Systems gebannt. Wenn<br />

<strong>Standards</strong>ituationen und Handlungsoptionen immer wie<strong>der</strong> neu mit den Referendar<strong>in</strong>nen und<br />

Referendaren erarbeitet und formuliert werden, dann kann flexibel auf Verän<strong>der</strong>ungen und neue<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen reagiert werden.<br />

Kann man <strong>Standards</strong> nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Systematik br<strong>in</strong>gen und dann deduktiv vorgehen?<br />

E<strong>in</strong>e Lehrerausbildung, die den Anspruch erhebt, konkret, praxisorientiert und theoriegestützt <strong>zu</strong> se<strong>in</strong>,<br />

muss von konkreten Fällen im Unterrichtsalltag und Schulleben ausgehen und wie<strong>der</strong> dah<strong>in</strong><br />

<strong>zu</strong>rückkehren. An konkreten Fällen ist ke<strong>in</strong> Mangel, ereignen sie sich doch tagtäglich <strong>in</strong><br />

Unterrichtshospitationen, Lehrproben, Sem<strong>in</strong>ar- und Schulveranstaltungen. Sie s<strong>in</strong>d an konkrete<br />

Personen und Situationen gebunden und müssen auf e<strong>in</strong>em mittleren Abstraktionsgrad <strong>der</strong>art gefasst<br />

werden, dass sie verallgeme<strong>in</strong>erbar, transferfähig und <strong>der</strong> Theorie <strong>zu</strong>gänglich werden. Alle Versuche,<br />

deduktiv von obersten Zielen ableitend vor<strong>zu</strong>gehen, s<strong>in</strong>d gescheitert und werden e<strong>in</strong>er Ausbildung<br />

gemäß den gesetzten Leitl<strong>in</strong>ien (Leitbild) nicht gerecht. E<strong>in</strong>e nachträgliche an <strong>der</strong> Pragmatik<br />

orientierte Systematik wird sich ergeben. Die Rückb<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> <strong>Standards</strong>ituationen und <strong>der</strong><br />

Handlungsoptionen an die Theorie (theoriegestützt) schützt vor bl<strong>in</strong>dem Pragmatismus.<br />

Kann es se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong> Referendar alle <strong>Standards</strong>ituationen ordentlich und gut bewältigt und<br />

trotzdem ist es e<strong>in</strong> sehr mäßiger Unterricht?<br />

Dies geschieht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat. Als Beispiel diene <strong>der</strong> Standard: Die Schüler diskursiv <strong>in</strong> den Unterricht<br />

e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den.<br />

Die Referendar<strong>in</strong>, <strong>der</strong> Referendar bewältigt alle <strong>Standards</strong>ituationen <strong>zu</strong>r Kommunikation im Unterricht<br />

recht ordentlich, setzt situations- und themengerechte Methoden e<strong>in</strong>, um die Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schüler diskursiv <strong>in</strong> den Unterricht e<strong>in</strong><strong>zu</strong>b<strong>in</strong>den. Das verweist auf die planerische und handwerkliche<br />

Seite des Lehrerhandelns. Die Referendar<strong>in</strong>, <strong>der</strong> Referendar kann sie prospektiv <strong>in</strong> die Planung und<br />

die Durchführung des Unterrichts aufnehmen und ordentlich umsetzen. Kompetenz und Performanz<br />

werden positiv besche<strong>in</strong>igt.<br />

Es stellt sich allerd<strong>in</strong>gs heraus, dass die Referendar<strong>in</strong>, <strong>der</strong> Referendar, Schwierigkeiten hat, weitere<br />

günstige Situationen für diskursive Gespräche <strong>zu</strong> erkennen und sich darauf e<strong>in</strong><strong>zu</strong>lassen. Diese<br />

Kompetenz erweist sich e<strong>in</strong>er Planung gegenüber als sperrig, stellt sie sich nämlich an Stellen<br />

unerwarteter Verzweigung. Retrospektiv kann man über verpasste o<strong>der</strong> verpatzte Chancen des<br />

Handelns reflektieren. Diese Kompetenz mag das Ergebnis geronnener Erfahrung se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> aus e<strong>in</strong>er<br />

natürlichen Lehrbegabung heraus erwachsen. Sie ist Ausdruck e<strong>in</strong>es tiefen Vertrauens <strong>in</strong> sich und die<br />

Lernenden und beruht auf Empathiefähigkeit. Wenn es <strong>der</strong> Referendar<strong>in</strong>, dem Referendar bei aller<br />

guten handwerklichen Arbeit nicht gel<strong>in</strong>gt, Kontakt <strong>zu</strong> den Schülern her<strong>zu</strong>stellen, dann fehlt dem<br />

Unterricht etwas, das ihn als guten Unterricht auszeichnet. Unterricht ist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Ganzheit nicht<br />

algorithmisierbar und nicht alles am und im Unterricht ist erfassbar.<br />

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