Rundschau 2013-1 - SV Böblingen

Rollisport Fechten
Sport mit Handicap
Böblingen’s derzeitiges Aushängeschild
in Sachen Rollstuhlfechten ist Tim Widmaier.
Mit Rang Fünf bei den Deutschen Meisterschaften
ließ er bereits aufhorchen;
jetzt wurde sein Trainingsfleiß mit einer
Weltcup-Nominierung für das Ranglistenturnier
in Lonato (Italien) belohnt. Er gibt
Antworten auf die häufigsten Fragen:
Tim, wie funktioniert Rollstuhlfechten
eigentlich?
„Die meisten denken, dass die Rollifechter
mit einer Hand fechten und mit der
anderen Hand ihren Rolli bewegen. Das
stimmt aber nicht. Die Rollstühle werden
in einem Gestell fixiert, so dass man nicht
umkippen kann. Dadurch kann man sich
aber besser im Rollstuhl bewegen.“
Mit welcher Behinderung kann man
Rollstuhlfechten?
„Im Prinzip kann jeder Rollstuhlfechten,
der eine Bewegungseinschränkung der
Beine hat. Bei Personen mit einer Querschnittlähmung
ist dies vom tiefgelähmten
Paraplegiker bis zum hochgelähmten Tetraplegiker
möglich, Aber auch Personen
mit einer Knieversteifung, mit Polio oder
Amputierte sind beim Rollstuhlfechten zugelassen.
Ich selber habe von Geburt an
eine Gehbehinderung und benutze daher
Gehhilfen und bin somit beim Rollifechten
auch startberechtigt.“
Welches ist das ideale Einstiegsalter?
„Wie so oft gilt, je früher desto besser,
idealerweise beginnt man unter 20 Jahren,
ich war damals 17. Beim Rollifechten
sind aber nahezu keine Altersgrenzen gesetzt.
Je nach Talent und körperlichen Fähigkeiten
ist auch ein Beginn mit 30 oder
40 möglich. Und wer es nur zum Zeitvertreib
machen will, für den sollte das Alter
keine Rolle spielen!“
Wo kann man Rollstuhlfechten erlernen?
„Rollstuhlfechter trainieren in der Regel
in Nichtbehinderten-Vereinen mit, so
auch in unserer Fechtabteilung. Mein
Rollifechtfreund Maurice Schmidt und ich
und natürlich unsere Trainer geben gerne
Auskunft und stehen mit Rat und Tat zur
Seite. Wir sind in der Fechtabteilung ganz
herzlich aufgenommen worden und freuen
uns auf weitere Mutige, die Maurice
und mich herausfordern.“
Welche Ausrüstung benötige ich?
„Zum Schnupperkurs bitte bequeme, lange
Jogginghose und T-Shirt mitbringen.
Weitere Infos unter www.sv-boeblingen.
de/fechten“
Tim Widmaier bei den Deutschen
Meisterschaften
En garde – Rollifechter gegen Fußgänger
Beim integrativen Breitensportturnier
„2. Korber Remstal-Cup“ sammelten die
beiden Böblinger Sven-Robert Raisch
und Rollifechter Tim Widmaier weitere
Turniererfahrung. Widmaier wurde 29.,
Raisch verfehlte als Elfter nur knapp das
Finale.
Rollifechter Tim Widmaier erwischte einen
schweren Turnierstart, kämpfte aber
stark. Er qualifizierte sich für das 32er-
K.O., verlor dort aber gleich sein erstes
Gefecht gegen Lokalmatador Schmidt.
Nach einer weiteren Niederlage gegen
den Häfler Grollmus belegte er im Endklassement
Rang 29. „Es ist eine spannende
Erfahrung, auch mal im Rollstuhl
gegen einen Fechter anzutreten“, waren
sich seine Kontrahenten einig.
Sven Robert Raisch focht sich souverän
ins Achtelfinale. Dann jedoch verlor er
zweimal in Folge und belegte damit Platz
Elf.
Die neue Abteilungsleiterin Tanja Höfele
freute sich mit ihren Fechtern: „Wir sind
schon sehr stolz, dass wir als einzige
SVB-Abteilung mit einer integrativen
Sportart auch beim Deutschen
Behinderten- und
Rollstuhlsportverband
vertreten sind.
Vielleicht fasst der ein
oder andere gehbehinderte
Leser ja seinen Mut
zusammen und besucht
die Musketiere im Training?“
♦ Steffi Schmid
Sven-Robert Raisch und
Rollifechter Tim Widmaier
1 • 2013 SVB-Rundschau | 37