Januar - THW-historische Sammlung
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Das Technische Hilfswerk<br />
Monatszeitschrift des <strong>THW</strong> 14. Jahrgang Nr. 1 - <strong>Januar</strong> 1967<br />
Zum neuen Jahr<br />
Die Naturkatastrophen des Jahres 1966 sind ein eindringlicher<br />
Beweis für die Notwendigkeit vorbeugender technischer<br />
Hilfseinrichtungen. Ich freue mich, daß unser Technisches<br />
Hilfswerk mit seinen freiwilligen Helfern in dem vergangenen<br />
Katastrophenjahr überall, wo der Ruf zum Einsatz erfolgte,<br />
technisches Können und selbstlose Opferbereitschaft bewiesen<br />
hat. Das gilt sowohl für die zahlreichen Einsätze in unserem<br />
Land wie auch für die Einsätze in der Türkei und in Italien.<br />
Dafür möchte ich allen Helfern des Technischen Hilfswerks an<br />
der Jahreswende persönlich und im Namen der Bundesregierung<br />
danken.<br />
Gern denke ich beim Rückblick auf das Jahr 1966 an die<br />
große Gemeinschaflsübung des Technischen Hilfswerks im<br />
Raum von Petershagen an der Weser. Es war nicht nur technisches<br />
Können, das gute Reaktionsvermög~n bei der realistischen<br />
Obung und die Umsicht, die mit Wagemut gepaart<br />
war, es war vor allem der Geist der Freiwilligkeit und der<br />
Verantwortung, der mich beeindruckt hat.<br />
Damit diese freiwillige Bereitschafl zum Dienst am Gemeinwohl<br />
sich weiter frei entfalten kann, habe ich veranlaßt, daß die<br />
Voraussetzungen geschaffen werden, dem Technischen Hilfswerk<br />
die Organisationsform zu geben, die seiner Eigenart<br />
und Eigenständigkeit entspricht.<br />
Allen Helfern des Technischen Hilfswerks wünsche ich ein<br />
glückliches und vom weiteren Erfolg gekennzeichnetes<br />
Jahr 1967.<br />
Bundesminister des Innern
Dipl.-Ing. Walter Lenz<br />
Die italienische<br />
Katastrophe<br />
Ein überblick über den Einsatz des Technischen Hilfswerks<br />
Nachdem Ende Oktober 1966 die<br />
Berge in Nord- und Mittelitalien tief<br />
verschneit lagen, kam ein plötzlicher<br />
Föhn mit sintflutartigen Regenfällen.<br />
Die Flüsse schwollen bei Belluno zu<br />
reißenden Strömen, ganze Wälder<br />
von Baumstämmen mit sich führend,<br />
unter deren vernichtender Wucht<br />
Brücken und Häuser zerbarsten.<br />
Kilometerweit machten Erdrutsche<br />
die Straßen unbefahrbar und füllten<br />
die Täler viele Meter hoch mit<br />
Schlamm und Schutt.<br />
Nachdem sich zehn Stunden lang<br />
alle Schleusen des Himmels geöffnet<br />
hatten, durchbrachen die schlammigen<br />
Fluten des Arno die Ufermauern<br />
von Florenz und wälzten sich bis in<br />
das <strong>historische</strong> Zentrum der Stadt<br />
hinein. Unersetzbare Werte gingen<br />
verloren. "Florenz hat in einer Nacht<br />
mehr Schaden erlitten als im ganzen<br />
letzten Krieg", telegraphierte Oberbürgermeister<br />
Bargellini der Regierung<br />
in Rom.<br />
Durch die gebrochenen Deiche des<br />
Po-Deltas strömte das Meer und<br />
machte tausende Hektar Land für<br />
viele Jahre unfruchtbar. Auch die<br />
Lagunenstadt Venedig stand unter<br />
Wasser. Die italienische Regierung<br />
erklärte 31 Provinzen, die von der<br />
schwersten Unwetterkatastrophe in<br />
der Geschichte des Landes betroffen<br />
wurden, zu Notstandsgebieten.<br />
Die Bevölkerung war auf die Hilfe<br />
von außen angewiesen. Viele Länder<br />
leiteten Hilfsmaßnahmen ein. Firmen<br />
und Hilfsgesellschaften leisteten<br />
Geld- und Sachspenden. Das Deutsche<br />
Rote Kreuz schickte Helfer mit<br />
Trinkwasser-Aufberei tungsanlagen<br />
nach Florenz. Die Bundesregierung<br />
entschloß sich, eine Gruppe des <strong>THW</strong><br />
in dem Katastrophengebiet einzusetzen.<br />
Um 18.30 Uhr desselben Tages<br />
fuhren von Stuttgart 12 Helfer ab<br />
unter der Einsatzleitung des hauptamtlichen<br />
<strong>THW</strong> -Geschäftsführers<br />
Stähle, Tübingen, mit einem Gerätekraftwagen,<br />
einem Lastkraftwagen<br />
4,5 Tonnen und einem Kombifahrzeug.<br />
Gewählt wurde die Autobahn<br />
über Kufstein, Innsbruck, Brennerpaß,<br />
Brixen, Bruneck, Toblach, Cortina<br />
d' Ampezzo nach Valle di Cadore;<br />
hier traf die Gruppe am 12. November<br />
um 9.30 Uhr ein, kam aber nicht<br />
Mailund<br />
o<br />
5tuttgaf't<br />
o<br />
München<br />
o<br />
weiter, da die Straße nach Süden<br />
durch Erdrutsche unterbrochen war.<br />
Es wurde Verbindung aufgenommen<br />
mit dem Präfekten in Belluno,<br />
der den <strong>THW</strong>-Konvoi nach S. Stefano<br />
di Cadore (Luftlinie etwa 30 Kilometer<br />
östlich von Cortina d' Ampezzo,<br />
50 Kilometer nordnordöstlich von<br />
Belluno) umleitete, wo die Helfer<br />
12.30 Uhr eintrafen und in Hotelzirnmern<br />
untergebracht wurden, wie dies<br />
beim gesamten Italieneinsatz der<br />
Fall war.<br />
Lageskiz%e<br />
x =E i nsatzgebi et<br />
Innsbruck<br />
o<br />
Cort;na dJ1mpezzo<br />
'0 X S.S1efano (1.Qucutier)<br />
Venedig<br />
X S. Lilcia (2.QuClttier)<br />
)( A llegh e (3 . Qu.artier)<br />
o Beltuno<br />
Einsa tz im Raum Be lluno<br />
Am 11. November vormittags beauftragte<br />
der Direktor des Technischen<br />
Hilfswerks den Landesverband<br />
Baden-Württemberg, eine Einsatzgruppe<br />
nach Belluno (ab Stuttgart<br />
550 Kilometer) in der Stärke 1/12 zu<br />
entsenden, unter Mitnahme von<br />
Schlammpumpen und Notstromaggregaten.<br />
Florenz<br />
X<br />
200<br />
km<br />
2
Der Dank Italiens: Empfang der eingesetzten <strong>THW</strong>- und DRK-Helfer beim italienischen Konsul Solera (Mitte) in Stuttgart<br />
Vom 13. bis 17. November wurden<br />
in den umliegenden Dolomitendörfern<br />
Kanalisationsanl'agen mittels der<br />
<strong>THW</strong>-Schlammpumpen (400 Liter pro<br />
Minute) gereinigt. Um die Verbindung<br />
zu mehreren durch die Flutkatastrophe<br />
abgeschnittenen Gemeinden<br />
wieder herzustellen, wurde ein<br />
Steg von 20 m Länge und 1,5 m Breite<br />
über die Piave de Visdende gebaut<br />
und mit Steinverbauungen gegen<br />
Hochwasser abgesichert. In einem<br />
Gebirgsort wurde die an mehreren<br />
Stellen unterbrochene Trinkwasserleitung<br />
durch Neuverlegen und Zusammenschweißen<br />
von Stahlrohren<br />
(15 cm (/)) wiederhergestellt. Alle<br />
Arbeiten fanden in 1100 bis 1200 m<br />
Höhe statt.<br />
Auf Veranlassung des Präfekten<br />
wurde die <strong>THW</strong>-Gruppe aus Baden<br />
Württemberg am 18. November nach<br />
Colle S. Lucia verlegt (Luftlinie etwa<br />
15 km südwestlich von Cortina d'Ampezzo);<br />
sie mußte hierbei den Falzaregopaß<br />
von 2100 m Höhe überwinden.<br />
Vom 19. bis 25. November<br />
wurden in dem benachbarten Caprile<br />
Straßen und Bauernhöfe von<br />
haushohen Versperrungen herangeschwemmter<br />
Baumstämme mittels<br />
der Seilwinde des Gerätekraftwagens,<br />
der Motorsägen und einer Planierraupe<br />
geräumt. Zahlreiche Keller,<br />
Schächte und Kanalisationsanlagen<br />
wurdeh unter Einsatz aller Pumpen<br />
von Schlamm und Wasser freigemacht.<br />
Vom 21. b~s 25. November<br />
wurde eine Frischwasserzuführung<br />
zum Ortsnetz von Caprile behelfsmäßig<br />
neu verlegt, da die Rohre auf<br />
einer Länge von über 600 m bei<br />
einem Höhenunterschied von 80 m<br />
weggerissen worden waren.<br />
Der Rückmarsch nach Stuttgart<br />
wurde am 25. November um 12.30<br />
Uhr angetreten, wo die Helfer am 26.<br />
November um 9.00 Uhr eintrafen.<br />
Die Gruppe Stähle leistete 4879 Einsatzstunden<br />
und 1241 Arbeitsstunden.<br />
Am 24. November um 13.15 Uhr<br />
fuhren zehn Fachkräfte des Behelfsbrückenbaus<br />
unter der Einsatzleitung<br />
des hauptamtlichen Geschäftsführers<br />
Brühl, Heidelberg, in Stuttgart<br />
ab, um die Helfer in Colle S.<br />
Lucia am 25. November um 6.30 Uhr<br />
abzulösen. Sie hatten auf dringende<br />
Anforderung des Präfekten von Belluno<br />
den Auftrag, in Alleghe-Masare<br />
eine 40 m lange hölzerne Straßenbrücke<br />
über den Cordevole instand<br />
zu setzen und zugleich die Belastbarkeit<br />
von 15 auf 25 t zu erhöhen. Diese<br />
Brücke war seit Jahren stillgelegt<br />
und teilweise morsch; sie sollte den<br />
Verkehr wieder übernehmen, da eine<br />
Betonbrücke zerstört worden war.<br />
Um den Fußgängerverkehr zu<br />
sichern, wurde ein 20 m langer und<br />
1,5 m breiter Holzsteg über die zusammengestürzt,e<br />
Betonbrücke erstellt.<br />
Da die Fertigstellung der 25-t<br />
Brücke unter Zeitdruck stand, wurde<br />
am 27. November der Anmarschweg<br />
zur Einsatzstelle durch Verlegen der<br />
Unterkunft nach Alleghe von 13 km<br />
auf 1 km verkürzt. Außerdem wurden<br />
nicht voll einsetzbare Helfer von<br />
Stuttgart am 6. Dezember ausgetauscht;<br />
zugleich wurden rationelle<br />
Holzbearbeitungsmaschinen aus der<br />
Heimat mitgegeben.<br />
Durch den eingetretenen starken<br />
Frost (minus 15 Grad C) zeigten sich<br />
bei der durch die abgelöste Gruppe<br />
in Caprile erstellten Wasserleitung<br />
technische Mängel. Sie wurden durch<br />
einen von Stuttgart am 27. November<br />
bis 5. Dezember entsandten Fachtrupp<br />
von drei Helfern, die mit dem<br />
notwendigen Rohrnetzgerät ausgestattet<br />
waren, behoben.<br />
Der Rückmarsch der Brückenbaugruppe<br />
begann nach Erledigung des<br />
Auftrags und nach einwandfreier Belastungsprobe<br />
von 32 t je Brückenfeld<br />
am 11. Dezember um 12.00 Uhr;<br />
sie traf in Stuttgart am 12. Dezember<br />
um 12.30 Uhr ein. Der Einsatz im<br />
Raum Belluno war damit abgeschlossen.<br />
Die Gruppe Brühl leistete 6809<br />
Einsatzstunden und 2139 Arbeitsstunden.<br />
Hilfe für Florenz<br />
Gemäß einem fernmündlichen Auftrag<br />
des Direktors vom 25. November,<br />
16.20 Uhr, sollte eine Helfergruppe<br />
schnellstens in Florenz auf zwei<br />
Wochen Hilfe leisten.<br />
Daraufhin fuhren am 26. November,<br />
13.15 Uhr, 14 Helfer unter der<br />
Einsatzleitung des hauptamtlichen<br />
Geschäftsführers, Dipl.-Ing. Heydlauf,<br />
Stuttgart, nach Florenz (ab<br />
Stuttgart: 850 km). Sie trafen in Florenz<br />
am 27. November, 10.00 Uhr, mit<br />
einem Gkw, einem Lkw und zwei<br />
Kombifahrzeugen ein; durch starken<br />
Nebel zwischen Verona und Modena<br />
hatte sich die Ankunft verzögert.<br />
Dieser Gruppe war die Aufgabe gestellt,<br />
einen Teil der östlich der<br />
Kirche S. Croce verlaufenden Abwasserkanäle,<br />
die mit Schlamm und Öl<br />
verstopft waren, zu räumen. Diese<br />
Arbeiten waren sehr wichtig, denn<br />
solange die Kanäle nicht frei sind,<br />
stürzt das Regenwasser durch die<br />
Straßen und dringt in die unteren<br />
Wohnungen ein.<br />
3
Hierzu war es notwendig, sich Zugänge<br />
zu den unter Häusern oder<br />
Straßen liegenden Abwasserk a nälen<br />
zu v er schaffen. Mittels einer .,Spüllanze"<br />
w urde d er sehr fest sitzende<br />
Schlamm unter Wasserdruck von<br />
etwa 40 atü schwimmfähig gemacht,<br />
um ihn dann in einen Behälter w agen<br />
hineinsaugen und in den Arno entleeren<br />
zu können.<br />
In guter Zusammenarbeit mit Italienern<br />
und Schweizern verrichteten<br />
unsere Helfer diese schwere Arbeit.<br />
Daneben wurden noch viele Keller<br />
und kleinere Schächte mit den<br />
Schlammpumpen gereinigt.<br />
Abfahrt in Florenz mit drei Kombifahrzeugen<br />
am 9. Dezember um 18.00<br />
Uhr; Ankunft in Stuttgart am 10. Dezember<br />
um 12.00 Uhr. Die Gruppe<br />
Heydlauf leistete 5022 Einsatzstunden<br />
und 1180 Arbeitsstunden.<br />
Auch in Florenz - wie an allen<br />
unseren anderen Einsatzstellen Italiens<br />
- war die Leistung unserer Helfer<br />
so beeindruckend, daß die Stadtverwaltung<br />
die dringende Bitte über<br />
die Deutsche Botschaft in Rom an<br />
das Auswärtige Amt in Bonn herantrug,<br />
die vom <strong>THW</strong> begonnenen<br />
Arbeiten fortzusetzen. Diesem Wunsch<br />
entsprach das Bundesinnenministerium<br />
durch die Entsendung einer<br />
weiteren Einsatzgruppe in gleicher<br />
Stärke. Unter der Leitung des hauptamtlichen<br />
<strong>THW</strong> -Geschäftsführers<br />
Eble, Tuttlingen, fuhren die Helfer<br />
in Stuttgart am 8. Dezember, 16.00<br />
Uhr, ab und trafen in Florenz am<br />
9. Dezember, 14.00 Uhr, ein. Beide<br />
Gruppen - die gehende und die kommende<br />
- überlappten sich zeitlich wie<br />
bei allen anderen Helferablösungen<br />
in Italien, so daß die übergabe der<br />
Dienstgeschäfte, der Fahrzeuge und<br />
des Geräts sowie die Einweisung in<br />
die Örtlichkeiten ordnungsgemäß erfolgen<br />
konnten.<br />
Dieser Gruppe wurde das Wasserwerk<br />
der Stadt Florenz zugewiesen.<br />
Das Gebiet liegt im Vorgelände des<br />
Arno und war daher stark verschlammt:<br />
Die Entwässerung und<br />
Entschlammung sowie der Einbau<br />
von Abflußschächten und -rohren<br />
wurde durchgeführt. In zwei Gebäudekomplexen<br />
des Wasserwerks<br />
wurden eine Notbeleuchtung und eine<br />
Lautsprecheranlage unter Anschluß<br />
an Batteriestrom erstellt. Beide Anlagen<br />
wurden durch die Werksleitung<br />
abgenommen. Rückfahrt der Helfer<br />
von Florenz am 21. Dezember, Eintreffen<br />
in Stuttgart am 22. Dezember<br />
um 12.00 Uhr.<br />
Der Dank Italiens<br />
Der italienische Konsul gab zu<br />
Ehren der in den Katastrophengebieten<br />
eingesetzten Helfer des Deutschen<br />
Roten Kreuzes und des Technischen<br />
Hilfswerks einen Empfang in seinem<br />
Konsulat in Stuttgart, um ihnen im<br />
Namen seines Landes und persönlich<br />
für ihre Arbeit zu danken. Er führte<br />
hierbei unter anderem aus:<br />
"Sie haben selbstlos und ohne zu<br />
zögern ihren Arbeitsplatz verlassen,<br />
um sich für die in Not geratenen<br />
Menschen unseres Landes einzusetzen.<br />
Ihre wertvolle Arbeit ist ein<br />
Symbol der Solidarität und ein anspornendes<br />
Beispiel deutscher Tatkraft<br />
und Disziplin."<br />
Walter Staehle<br />
Hilfe<br />
•<br />
In<br />
der Not<br />
Helfer aus Baden-Württemberg bewährten sich<br />
im italienischen Katastrophengebiet<br />
Es ging alles sehr rasch. Stunden<br />
vorher war noch jeder an seiner<br />
Arbeitsstelle und kannte wohl die<br />
Lage in Italien durch Presse, Rundfunk<br />
oder Fernsehen, aber jetzt war<br />
auf einmal alles anders. Jetzt sollen<br />
wir selbst in das Gebiet, wo große<br />
Schäden und Zerstörungen das Bild<br />
beherrschen. Aber die Gedanken der<br />
Gruppe gehen weiter: Wo werden wir<br />
hinkommen, was werden wir vorfinden<br />
und was wird unsere Aufgabe<br />
sein?<br />
Manche können es noch nicht glauben,<br />
daß jetzt der Lohn für gute<br />
Ausbildung in den Ortsverbänden<br />
verteilt wird, daß es tatsächlich gilt,<br />
das Gelernte in die Tat umzusetzen.<br />
Der Auftrag lautete wohl: Meldung<br />
bei der Präfektur Belluno zum Auspumpen<br />
von Kellern und Kanalanlagen.<br />
Doch die Wirklichkeit sollte ganz<br />
anders aussehen. In zügiger Fahrt<br />
wurde nach reibungsloser Abwicklung<br />
die Grenze bei Kufstein überschritten,<br />
der Brenner im Schneesturm<br />
passiert und gegen 9.30 Uhr<br />
Piave di Cadore erreicht. Hier hieß<br />
es plötzlich, die Straße in Richtung<br />
Belluno sei unterbrochen, nur auf<br />
sehr großem Umweg könne m an nach<br />
Belluno kommen. Was tun? Kurz<br />
entschlossen wurde die Polizeistation<br />
aufgesucht, mit der Bitte, Verbindung<br />
mit der Präfektur Belluno herzustellen,<br />
um zu erfahren, w as wir<br />
unternehmen sollten, bzw. wie .wir<br />
n ach Belluno kommen könnten.<br />
Ohne unseren bewährten Peter , der<br />
tadellos italienisch sprach, wären wir<br />
wahrscheinlich bereits hängengeblieben.<br />
Nach längeren Versuchen klappte<br />
die Verbindung zur Präfektur. Von<br />
dort wurden wir in den Raum von<br />
S . Stefano di Cadore eingewiesen, wo<br />
bereits auf uns gewartet wurde.<br />
Auch dorthin war die Straße unterbrochen,<br />
so daß wir eine halsbrecherische<br />
Fahrt über Auronzo - Pass deI<br />
Zovo und Danta nach S. Stefano auf<br />
uns nehmen mußten. Um 12.30 Uhr<br />
erreichten wir S. Stefano, wo wir<br />
vom Katastrophen-Kommissar der<br />
Präfektur Belluno, Dr. Lafisca, herzlich<br />
empfangen wurden. Wir staunten<br />
nicht schlecht, als wir im besten Hotel<br />
anl Platze Quartier bezogen und ein<br />
tadelloses Mittagessen aufgetischt<br />
bekamen. Nach dem Essen fanden<br />
die Helfer ihre erste Ruhe nach dem<br />
anstrengenden Motmarsch, während<br />
für die Einsatzleitung nun die Besichtigung<br />
der Schadensstellen und die<br />
Auswahl der vielen Einsatzmöglichkeiten<br />
begann.<br />
Im Gebiet von S. Stefano bestanden<br />
zunächst keine Möglichkeiten,<br />
Pumpen einzusetzen. Aber die Behörden<br />
waren sehr froh, daß wir da<br />
waren und ihnen helfen wollten. Es<br />
ergaben sich so viele Möglichkeiten<br />
für unsere kleine Gruppe, daß wir<br />
wohl lange in Italien hätten bleiben<br />
können. Das Tal der Piave bot von<br />
S. Stefano über Campolongo - S. Pietro<br />
bis Presenaio ein schreckliches<br />
Bild, und es war in der Tat sehr viel<br />
Hilfe nötig, um einigermaßen wieder<br />
etwas Ordnung herzustellen.<br />
Nach der Erkundung fand am<br />
Abend eine große L agebesprechung<br />
auf dem Bürgermeisteramt statt. Unsere<br />
Aufgabe für die kommenden<br />
Tage sollte sein: Bau eines stärkeren<br />
Fußgängersteges 2 km ostwärts Presenaio<br />
über die Piave sowie Herstellen<br />
bzw. Instandsetzen einer Wasserleitung<br />
bei Campolongo.<br />
Obwohl die Helfer größtenteils aus<br />
Metallberufen kamen, also Flaschner,<br />
Schlosser u . ä. waren, zeigte sich, daß<br />
auch sie mit Säge und Beil umzugehen<br />
verstanden, und in kurzer Zeit<br />
war ein übergang gebaut, der sich<br />
sehen lassen konnte. Damit war wieder<br />
eine Verbindung zu den umliegenden<br />
Ortschaften, h auptsächlich mit<br />
Sappada, hergestellt. Die Helfer haben<br />
mit dem Bau dieses Stegs eine<br />
große körperliche Leistung vollbracht.<br />
Da keine Straße von Presenaio aus<br />
mehr vorhanden w ar , wurde das<br />
ganze Gerät und Werkzeug etwa<br />
2 km weit auf teilweise schwierigen<br />
Pfaden an die Baustelle getragen.<br />
Das ganze Holz mußte im Wald geschlagen<br />
und bearbeitet werden.<br />
Die nächste Aufgabe war die vorläufige<br />
Instandsetzung der Wasserleitung<br />
für Campolongo. Hier war<br />
die Zuleitung vom Speicher mehrmals<br />
durch Straßeneinbrüche und<br />
Rutschungen unterbrochen. Es mußten<br />
Zwischenstücke eingesetzt und<br />
verschweißt werden. Ein Speicher<br />
war voll mit Kies und Geröll, dieser<br />
mußte ganz ausgeräumt und der Abgang<br />
wieder instand gesetzt werden.<br />
Die Gemeinde war sehr dankbar,<br />
als das Wasser im Ort wieder lief.<br />
Der dortige Pfarrer und der Vizebürgermeister<br />
bemühten sich selbst<br />
um Speisen und Getränke für die<br />
Helfer.<br />
Anschließend wurde in S. Stefano<br />
die Kanalisation freigemacht, was<br />
kein einfacher Auftrag war, da niemand<br />
gen au über die Lage und den<br />
Verlauf des Kanalnetzes Bescheid<br />
4
So wütete die Piave in den Dolomiten: Dieselbe Landschaft bei Presenaio - oben vor, unten nach der Katastrophe. Der Behelfssteg<br />
im Vordergrund des unteren Bildes wurde von <strong>THW</strong>-Helfern als erste Verbindung für die Bevölkerung erbaut<br />
j<br />
i<br />
/ J
wußte. Doch auch diese Aufgabe<br />
wurde gemeistert.<br />
Dann erfolgte ein Stellungswechsel<br />
in den Raum Caprile-Alleghe, wo<br />
ebenfalls große Verwüstungen und<br />
Zerstörungen auf Abhilfe warteten.<br />
Nach einem Motmarsch zurück über<br />
Cortina d'Ampezzo und über den<br />
herrlichen Falzaregopaß erreichten<br />
wir das neue Einsatzgebiet. Ebenfalls<br />
unter der Regie von Dr. Lafisca von<br />
der Präfektur Belluno ging es an die<br />
harte Arbeit. Da weder in Caprile<br />
noch in Alleghe Platz war - auch<br />
Wasser und Heizung gab es nicht -,<br />
wurden wir in Santa Luccia untergebracht.<br />
In Caprile waren italienische Soldaten<br />
und die Feuerwehr dabei, Häuser<br />
und Keller freizumachen, doch es<br />
fehlte an Schmutzwasserpumpen.<br />
Hier konnten wir nun unsere Pumpen<br />
einsetzen und damit der Bevölkerung<br />
sehr gute Dienste leisten. Zunächst<br />
mußte das Ortskanalnetz freigemacht<br />
werden, damit das viele<br />
Wasser überhaupt ablaufen konnte.<br />
Soldaten wie auch die Bevölkerung<br />
staunten über die Geräte, welche die<br />
wackeren Schwaben aus ihrem Gkw<br />
hervorzauberten: angefangen vom<br />
Notstromaggregat und Boschhammer<br />
bis zum Schweißgerät u. a. Unsere<br />
Pumpen liefen ganze acht Tage. Als<br />
endlich Wasser und Schlamm entfernt<br />
waren, war die Freude groß. Die<br />
Feuerwehr hätte uns am liebsten<br />
unsere Pumpen abgekauft, so begeistert<br />
war sie von deren Leistung.<br />
In Caprile galt der wesentlichste<br />
Einsatz der Instandsetzung der Wasserzuleitung.<br />
Ähnlich wie in Campolongo<br />
fehlten ganze Strecken, die<br />
durch neue Leitungen ersetzt werden<br />
mußten. Zwischenstücke wurden eingesetzt,<br />
und etwa 500 m mußten neu<br />
verlegt werden, 30 m davon als überspannung<br />
an einem Drahtseil aufgehängt.<br />
Viele Schweiß arbeiten mußten<br />
ausgeführt werden. Dabei hat sich<br />
unser "Sepp Kleiner" als wahrer Spezialist<br />
ganz besonders bewährt. Manche<br />
Abendstunde wurde gearbeitet,<br />
um recht bald der Bevölkerung wieder<br />
Frischwasser zuführen zu können.<br />
Dabei waren Alpini für uns als<br />
Trägerkolonnen tätig. Zwei Stunden<br />
vor der Abfahrt nach Deutschland<br />
lief in Caprile dann das Wasser wieder.<br />
Diese Leistung wurde besonders<br />
anerkannt.<br />
Der dritte Trupp der Einsatzgruppe<br />
war im Beseitigen von "Straßensperren"<br />
tätig. Durch das Hochwasser<br />
war eine Straße sechs bis acht<br />
Meter hoch mit angeschwemmtem<br />
Holz versperrt worden. Es dauerte<br />
Tage, bis man einen Fortschritt<br />
der Aufräumungsarbeiten erkennen<br />
konnte. In Verbindung mit dortigen<br />
Holzfällern und einer großen Planierraupe<br />
ging man der Holzmasse zu<br />
Leibe. Die angeschwemmten Stämme<br />
wurden mit der Seilwinde des Gkw<br />
und der Planierraupe herausgezogen,<br />
um dann von den Holzfällern in Empfang<br />
genommen und als Nutzholz in<br />
die brauchbare Länge geschnitten zu<br />
werden.<br />
Als kleine Anerkennung unserer<br />
geleisteten Hilfe wurden wir am Tage<br />
vor unserer Abreise vom amtierenden<br />
Bürgermeister von Alleghe, der<br />
auch verschiedene umliegende Gemeinden<br />
betreut, zum Mittagessen<br />
eingeladen, an dem auch der Kommandeur<br />
der dort eingesetzten Alpini<br />
sowie Dr. Lafisca teilnahmen.<br />
In verschiedenen Ansprachen wurde<br />
unserer Gruppe recht herzlicher<br />
Dank ausgesprochen. Die geleistete<br />
wertvolle Arbeit sei weit mehr wert<br />
als Beitrag zur VÖlkerverständigung<br />
als alles, was jahrzehntelang geschrieben<br />
und geredet wurde. Was<br />
diese kleine Gruppe in die Tat umgesetzt<br />
habe, sei ein echter Beweis<br />
dafür, daß es noch hilfsbereite Menschen<br />
gebe, die dort einspringen -<br />
auch über die eigenen Grenzen hinweg<br />
-, wo tatsächliche Hilfe erfordersich<br />
sei.<br />
Der Bürgermeister überreichte dem<br />
Einsatzleiter eine Dankesurkunde mit<br />
folgendem Wortlaut:<br />
Die Gemeinde Alleghe:<br />
"Von ganzem Herzen und voller<br />
Bewunderung danken wir dem<br />
<strong>THW</strong> unter der Leitung von<br />
Walter Stähle für die großzügige<br />
und brüderliche Solidarität,<br />
für die unschätzbaren<br />
Dienste und für die entschlossene<br />
Hilfe bei der Arbeit in<br />
der Gemeinde Caprile bei der<br />
Wiederherstellung von' Wasserleitungen<br />
und den beispielhaften<br />
Rat bei der Katastrophe<br />
vom 4. November 1966."<br />
Er lud die gesamte Gruppe für<br />
nächsten Sommer zu einem achttägigen<br />
Urlaub nach Alleghe ein.<br />
Nach dem Eintreffen der ablösenden<br />
Gruppe wurde dann die Rückreise<br />
nach Deutschland angetreten.<br />
Am Samstag, dem 26. November, gegen<br />
9.00 Uhr wurde Stuttgart erreicht.<br />
Vom Landesbeauftragten und<br />
seinen Mitarbeitern sowie vom italienischen<br />
Vizekonsul, von Presse und<br />
Fernsehen begrüßt, durften die Helfer<br />
der ersten Einsatzgruppe wiederum<br />
Lob und Anerkennung für den<br />
Einsatz entgegennehmen. Trotz Müdigkeit<br />
und Anstrengung, die sich in<br />
den Gesichtern der Helfer spiegelten,<br />
überwog doch die Freude, dabei gewesen<br />
zu sein bei einem Einsa tz, in<br />
dem es galt, echte Hilfe zu leisten für<br />
eine schwergetroffene Bevölkerung.<br />
So sah es nach der Piavehochflut in Presenaio aus<br />
<strong>THW</strong>-Helfer erbauen eine Wasserleitung für Campolongo<br />
6
Gerhard Brühl<br />
Die "Brücke der FreundschaA-"<br />
über den Cordevole -<br />
Heidelberg, 24. November 1966,6.30<br />
Uhr. Gerade hatte ich den letzten<br />
Schlaf aus den Augen gerieben, da<br />
rasselte das Telefon. Ganz plötzlich<br />
war ich hellwach, als ich die Stimme<br />
des Landesbeauftragten für Baden<br />
Württemberg, Dipl.-Ing. Lenz, vernahm,<br />
mit der Anweisung, um 10.00<br />
Uhr in ..stuttgart zu sein, um eine<br />
Gruppe von <strong>THW</strong>-Helfern nach Ita-<br />
In A"eghe-Masare: "Alpini" schaffen das Brückenholz herbei __ •<br />
• _ • mit dem unsere <strong>THW</strong>-Helfer die Brücke ausbauen<br />
lien zu führen und dort einen Einsatz<br />
zu leiten. Um 8.00 Uhr jagte ich von<br />
Heidelberg über die Autobahn nach<br />
Stuttgart, wo ich dann mit meiner<br />
Aufgabe für die nächsten 19 Tage<br />
vertraut gemacht wurde.<br />
Die seit dem 11. November in den<br />
Dolomiten eingesetzte Gruppe sollte<br />
abgelöst werden. Unsere Gruppe aus<br />
13 Mann hatte die Aufgabe, eine<br />
etwa 40 m lange Brücke über den<br />
Cordevole auszubessern und zu verstärken.<br />
Nähere Einzelheiten erfahre<br />
ich am Einsatzort. Nach der Verabschiedung<br />
in Stuttgart durch die offiziellen<br />
Vertreter des <strong>THW</strong>, das italienische<br />
Konsulat. durch Presse, Rundfunk<br />
und Fernsehen machten wir<br />
uns mit einem Gkw und zwei VW<br />
Kombis auf den Weg gen Süden.<br />
Bald schon bekamen wir 'einen kleinen<br />
Vorgeschmack dessen, was uns<br />
in den nächsten Tagen in immer<br />
stärkerer Form begleitete. Schnee<br />
und Eis bedeckten die Straßen und<br />
machten die Anreise schon zu einem<br />
kleinen Abenteuer. Um Mitternacht<br />
überquerten wir die Grenze bei Kufstein.<br />
Weiter ging die Fahrt über den<br />
Brenner bis Franzensfeste, dann<br />
durch das tiefverschneite Pustertal<br />
nach Cortina d' Ampezzo. Es dämmerte<br />
schon, als wir über den 2117 m<br />
hohen Falzarego an unserem Zielort<br />
Colle S. Lucia ankamen. Die Martinshörner<br />
unserer Fahrzeuge bedeuteten<br />
für unsere Kameraden von der Vorgruppe<br />
das Zeichen zum Aufstehen<br />
und Abschiednehmen; für uns waren<br />
sie das Signal für viele Tage harter,<br />
entbehrungsreicher Arbeit.<br />
Während für die Helfer einige<br />
Stunden wohlverdienten Schlafes eingelegt<br />
wurden, ging es für die Führungskräfte<br />
ohne Pause weiter. Zuerst<br />
wurden die Einsatzobjekte in<br />
Augenschein genommen und die Kontakte<br />
zu den örtlichen Katastrophenschutzbeauftragten<br />
hergestellt. Am<br />
Nachmittag begann dann für alle die<br />
praktische Arbeit.<br />
Wettlauf mit der Zeit<br />
Die Lage war folgende: In Alleghe<br />
Masare war die vor zwei Jahren neu<br />
erbaute Stahlbetonbrücke durch das<br />
Hochwasser unterspült und eingebrochen.<br />
Eine Holzbrücke unmittelbar<br />
daneben war nach Inbetriebnahme<br />
der Betonbrücke stillgelegt<br />
worden, da sie schon erhebliche<br />
Altersschwäche zeigte. Diese Brücke<br />
mußte nUn wiederhergestellt und für<br />
einen Lastverkehr bis mindestens<br />
,
~.<br />
Die Fachkräfte des Technischen Hilfswerks haben die Brücke auf 25 t Tragkraft verstärkt<br />
r<br />
25 t verstärkt werden. Die Brücke<br />
bildet die einzige direkte Verbindung<br />
von den östlichen Dolomiten zu der<br />
Provinzhauptstadt Belluno und weiter<br />
nach Venedig.<br />
Während sich unser technischer<br />
Leiter, Bauingenieur Kurt Wöppel<br />
aus Schopfheim, den Kopf zerbrach,<br />
wie er die Aufgabe am besten anpacken<br />
sollte, eine statische Berechnung<br />
aufstellte und eine Bedarfsliste<br />
für Holz und Eisen anfertigte, bauten<br />
wir in den nächsten 1 1 12 Tagen einen<br />
Steg über den eingestürzten Teil der<br />
neuen Brücke, um den Fußgängern<br />
während der Bauzeit eine Möglichkeit<br />
zu geben, zu ihren Häusern zu<br />
kommen.<br />
Inzwischen waren wir uns einig,<br />
wie die Verstärkung und Ausbesserung<br />
der Brücke vor sich gehen sollte.<br />
Damit sollte auch die Zeit der größten<br />
Schwierigkeiten beginnen. Das<br />
einzige noch intakte Sägewerk - es<br />
arbeitete mit einem Gatter und einem<br />
Blatt - war 20 km entfernt auf 1600 m<br />
Höhe. Alle anderen Sägewerke waren<br />
dem Hochwasser zum Opfer gefallen.<br />
Der einzige Schmied hatte nicht genügend<br />
Eisen und Schrauben, um uns<br />
die Verlaschungen fristgemäß herzustellen.<br />
Nägel und Dachpappe waren<br />
nur in Belluno zu bekommen, das<br />
aber mit Fahrzeugen nicht erreichbar<br />
war. Gute Holzbearbeitungsmaschinen<br />
waren überhaupt nicht zu<br />
haben.<br />
Unverdrossen begannen wir trotzdem<br />
mit der Arbeit, die zuerst darin<br />
bestand, den 20 cm starken Beton<br />
Bitumen-Belag von der Brücke zu<br />
entfernen. In der eisigen Kälte von<br />
manchmal minus 15 Grad Celsius tauten<br />
wir die von den Italienern gestellten<br />
Preßlufthämmer über einem<br />
offenen Feuer auf, um sie überhaupt<br />
betriebsklar zu bekommen. Endlich<br />
erhielten wir auch das erste Holz.<br />
Unverzüglich begannen wir die Verstärkungselemente<br />
zuzuschneiden und<br />
abzubinden. Eine andere Gruppe war<br />
damit beschäftigt, ein' beschädigtes<br />
Brückenjoch zu verstärken. Nach und<br />
nach kamen auch die Holzlieferungen<br />
zügiger. Durch die anfänglichen<br />
Schwierigkeiten bedingt sO"Yie durch<br />
Ausfall von Helfern durch Krankheit<br />
und Unfall, wie durch das Fehlen von<br />
guten Holzbearbeitungsmaschinen sahen<br />
wir uns außerstande, den festgelegten<br />
Termin für die Fertigstellung<br />
der Brücke einhalten zu können.<br />
Unser Hilferuf nach Stuttgart zur<br />
Auswechselung der nicht voll einsatz<br />
fähigen Helfer und zur Verfügungstellung<br />
von Spezialholzbearbeitungsmaschinen<br />
(Kettenfräse zum<br />
maschinellen Herausarbeiten von<br />
Zapflöchern, elektrische Handkreissäge<br />
und Handbohrmaschine) wurde<br />
in wenigen Stunden positiv entschieden.<br />
Das bedeutete grünes Licht für<br />
ein zügiges Fortschreiten der Bauarbeiten.<br />
Auch die uns zugeteilten<br />
Alpini verspürten mit dem zunehmenden<br />
Baufortschritt größere Lust<br />
an dieser Arbeit, und so war der<br />
Arbeitseifer der ganzen Mannschaft<br />
nicht mehr zu dämpfen. Die acht zusätzlichen<br />
Sprengwerke und die zehn<br />
an Ort und Stelle von Hand zubehauenen<br />
Längsträger versanken bald<br />
in den vorgerichteten Aussparrungen,<br />
und gleichzeitig begannen die Arbeiten<br />
am Trag- und Fahrbelag.<br />
Selbst die Pessimisten hofften nun,<br />
daß die Brücke noch termingerecht<br />
fertiggestellt werden könne. Abends<br />
strahlten die Scheinwerfer über unserer<br />
Brückenstelle, wo das Dröhnen<br />
der Maschinen und der Hämmer kein<br />
Ende fand. Ein Wettkampf mit einem<br />
italienischen Bauunternehmen entstand,<br />
das die in Fortsetzung der<br />
Brücke auf etwa 500 m abgestürzte<br />
und fortgeschwemmte Straße wiederherstellte.<br />
Es mag ein glücklicher Zufall<br />
gewesen sein, daß wir nach 16<br />
Tagen zur selben Stunde die Brücke<br />
dem Verkehr übergeben konnten, als<br />
auch die Straße frei wurde. Als nach<br />
Zimmermannsart der mit bunten<br />
Bändern geschmückte Richtbaum auf<br />
der Brücke stand, war es nicht nur<br />
für die beim Baum Tätigen, sondern<br />
für das ganze Dorf ein wirkliches<br />
Fest. Die Zeit des Abgeschnittenseins<br />
war zu Ende. Deshalb war es für die<br />
örtliche Verwaltung keine Schwierigkeit,<br />
einen Namen für die Brücke zu<br />
finden. Sie hat ihr den Namen gegeben,<br />
der sich praktisch gezeigt und<br />
bewährt hat: "Brücke der Freundschaft."<br />
Eines Menschen möchte ich jedoch<br />
an dieser Stelle besonders gedenken.<br />
Es war unser Dolmetscher und Fakto-<br />
8
Die Belastungsprobe zeigt, daß die "Brücke der Freundschaft" den Anforderungen genügt<br />
turn Silvano Grisotto. Er war uns für<br />
die Zieit unseres Einsatzes von einem<br />
Bauunternehmen freigestellt worden.<br />
Daß er ein ausgezeichnetes Deutsch<br />
sprach - auch mit den ausgefallensten<br />
technischen Ausdrücken -, war sehr<br />
wichtig. Noch wichtiger jedoch war<br />
sein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl<br />
für die ihm übertragene Aufgabe.<br />
Er identifizierte sich mit uns<br />
und unserer Arbeit. Und daraus entsprang<br />
sein Handeln. Silvano besorgte<br />
all das, was wir glaubten, nicht<br />
mehr bekommen zu können. Er<br />
organisierte die Transporte und das<br />
Gerät, er verhandelte mit seinen<br />
Landsleuten, um die Lieferzeiten<br />
herabzudrücken. An allen Ecken und<br />
Enden rief man nach unserem Silvano.<br />
Das Eisen ist ausgegangen.<br />
Silvano hatte das natürlich schon<br />
vorher bemerkt und von sich aus erkundet,<br />
wann und wo wir die nächste<br />
Lieferung bekommen können. So ging<br />
es mit allem. Silvano dachte und<br />
organisierte für seine Landsleute.<br />
Wenn notwendig, war Silvano Tag<br />
und Nacht bei uns. Er war ein zäher,<br />
harter Gebirgsmensch. Gerade deshalb<br />
waren die Tränen, die beim Abschied<br />
in seinen Augen glänzten<br />
- aber nicht nur in seinen Augen -,<br />
mehr, als viele Worte hätten sagen<br />
können.<br />
Wasser für Caprile<br />
Eine der am schwersten betroffenen<br />
Gemeinden in der Provinz Belluno<br />
war Caprile am Zusammenfiuß<br />
von Cordevole, Fiorentina und Peitorina.<br />
Zu all den sonstigen Schäden<br />
waren hier noch die gesamten Trinkwasserversorgungsanlagen<br />
zerstört<br />
worden. Nachdem unsere Vorgruppe<br />
eine vorläufige Leitung verlegt und<br />
in Betrieb genommen hatte, zeigte<br />
sich bei den extrem niedrigen Außentemperaturen,<br />
daß diese Leitung den<br />
Anforderungen nicht voll entsprechen<br />
konnte. Da wir keine Fachleute und<br />
kein Spezialgerät für die Install.ation<br />
einer endgültigen Wasserleitung bei<br />
uns hatten, ging wieder mal ein<br />
Hilferuf an den Landesbeauftragten<br />
in Stuttgart. In einer Blitzaktion<br />
wurden daraufhin drei Fachleute aus<br />
Renchen unter Führung des <strong>THW</strong><br />
Stützpunktleiters Rudolf Helbling<br />
mit allem Spezialgerät nach Italien<br />
geschickt.<br />
Ich weiß nicht, wo ich anfangen<br />
soll, wenn ich die Schwierigkeiten,<br />
aber auch die vorzügliche Arbeit dieser<br />
drei Männer schildern soll. 600 m<br />
neuer 2-Zoll-Leitung waren zu verlegen.<br />
Von der Quellfassung bis zum<br />
Hauptanschluß im Dorf wurden alle<br />
Arbeiten in einer Woche durchgeführt.<br />
Da man bekanntlich nur einmal<br />
bis auf die Haut naß sein kann,<br />
scheuten diese Männer nicht, im eiskalten<br />
Wasser liegend die Rohre<br />
über Kopf zu verschweißen, da die<br />
Pumpen das Wasser aus den Löchern<br />
nicht schnell genug absaugen konnten.<br />
Wie Bergsteiger kletterten sie<br />
auf den vereisten und vertrümmerten<br />
Bergwegen hoch, wo wir sicherheitshalber<br />
Taue spannen mußten,<br />
um ein Abrutschen in die Schlucht<br />
zu verhindern. Bis tief in die Nacht,<br />
ohne Pause - das Essen wurde an die<br />
Einsatzstelle gebracht - arbeiteten<br />
die Männer bis zur En,chöpfung. An<br />
großen Holz- und Karbidfeuern wurden<br />
die alten Rohre aufgetaut, gesprungene<br />
Rohre geschweißt und in<br />
der neuen Trasse wieder eingebaut.<br />
Alpini und Bauarbeiter arbeiteten<br />
unermüdlich, die verlegten Rohre zu<br />
isolieren und mit Erde abzudecken,<br />
um ein erneutes Einfrieren zu verhindern.<br />
Die Leitung wurde so angelegt, daß<br />
das kalte Wasser von minus 1 Grad<br />
Celsius in hoher Strömungsgeschwindigkeit<br />
durch die Leitung schoß. Daß<br />
die Arbeiten fachlich einwandfrei<br />
durchgeführt wurden, zeigte sich<br />
bald nach Inbetriebnahme der Leitung.<br />
Der Wasserdruck war besser,<br />
als er jemals in der Ortschaft gewesen<br />
war. Eine Vereisung ist selbst<br />
bei Außentemperaturen von minus<br />
15 Grad Celsius nicht mehr eingetreten.<br />
Wie glücklich die Bevölkerung über<br />
das Trinkwasser war, kann nur der<br />
beurteilen, der jemals drei Wochen<br />
ohne Trinkwasser aus der Leitung<br />
leben mußte. Der Einsatz aller Kräfte<br />
hat sich deshalb auch in diesem Falle<br />
vollauf gelohnt. Wir sind sicher, daß<br />
man in Caprile die Arbeit des <strong>THW</strong><br />
nie vergessen wird.<br />
9
Der Faßschwimmsteg schiebt sich in das Hafenbecken<br />
Zur Ufersicherung wird eine lange Hurdenwand errichtet<br />
Friedrich Lubach<br />
Alle Eingeschlossenen<br />
lebend geborgen!<br />
Katastrophenschutz an der Nordseeküste<br />
"über 200 Menschen lebendig begraben!"<br />
meldeten die Schlagzeilen<br />
der Zeitungen im Oktober. In England<br />
hatte sich auf dem Gelände eines<br />
Bergwerks nach tagelangem Dauerregen<br />
die Abraumhalde in Bewegung<br />
gesetzt und einen ganzen Ortsteil<br />
unter sich begraben. Im Großeinsatz<br />
konn ten die Hilfsorganisa tionen die<br />
verschütteten Menschen meist nur<br />
noch als Tote bergen. Zudem vergeht<br />
kaum ein Tag, an dem nicht von<br />
neuen Erdbeben im asiatischen Raum<br />
berichtet wird.<br />
Ganz kurzfristig wurde ohne Vorbereitung<br />
eine übung vom Landesverband<br />
Niedersachsen angeordnet,<br />
wobei die Bergung von verschütteten<br />
und eingeschlossenen Menschen Mittelpunkt<br />
der übung war.<br />
tJbungslage<br />
Nach einer schweren Sturmflut<br />
wurde festgestellt, daß die Uferbefestigungen<br />
am Westrand der Stadt<br />
Wilhelmshaven zerstört sind. Die angrenzenden<br />
Gebällde sind einsturzgefährdet.<br />
Nach Angaben der Bevölkerung<br />
sollen sich noch einige<br />
Verletzte in den Gebäudeteilen befinden.<br />
Um der Bevölkerun g in dieser<br />
K atastrophenlage zu helfen, hat<br />
der Oberstadtdirektor von Wilhelmshaven<br />
den Ortsbeauftragten alarmiert<br />
und das <strong>THW</strong> um wirksame<br />
Ka tastrophenhilfe gebeten.<br />
Da die ortseigenen Kräfte bereits<br />
an anderen Stellen der Stadt Sturmflutschäden<br />
beseitigen und weitere<br />
Kräfte zur Zeit nicht frei verfügbar<br />
sind, wird über Fernsprecher beim<br />
Landesverband Nachbarschaftshilfe<br />
angefordert.<br />
In den frühen Morgenstunden eines<br />
Oktobertages wird die Einsatzleitung<br />
gebildet. Die ersten Fahrzeuge aus<br />
zehn benachbarten Ortsverbänden<br />
treffen ein. Von den der seemännischen<br />
Bevölkerung entstammenden<br />
Helfern wird der steife "Nord-Ost",<br />
durchsetzt mit kräftigen Regenschauern,<br />
gut verkraftet. Die Stimmung<br />
ist gut, jeder will sich warm<br />
arbeiten. Mit aufmerksamem Blick<br />
verfolgt der neue Referent für Ausbildung<br />
und Einsatz im <strong>THW</strong>, Dipl.<br />
Ing. Walker, in Vertretung des Direktors<br />
der Bundesanstalt Technisches<br />
Hilfswerk den etwas schwerfälligen<br />
Anlauf der Arbeiten. Erstmals arbeiten<br />
die drei eingesetzten K - Züge unter<br />
fremder Führung. Die übung soll<br />
dem Landesverband neben der B"berprüfung<br />
des Ausbildungsstandes auch<br />
die Zusammenarbeit der Führungskräfte<br />
zeigen. Alle übungsaufgaben<br />
werden nach zwei Stun den gewechselt.<br />
Arbeit unter erschwerten<br />
Umständen<br />
Die Verletzten liegen eingeschlossen<br />
im versperrten Raum einer ehemaligen<br />
einsturzgefährdeten Hafenkaserne.<br />
Treppenhäuser und Geschoßdecken<br />
sind bereits ein gestürzt.<br />
Größte Vorsicht ist geboten. Die Kellerräume<br />
sind mit Trümmern aller<br />
Art ausgefüllt, Mauerdurchbrüche<br />
sind notwendig. Nur mühsam frißt<br />
sich der Gesteinsbohrh ammer durch<br />
das feuchte Ziegelmauerwerk. Zum<br />
Schluß muß die echte H andarbeit<br />
beim Mauerdurchbruch m ithelfen.<br />
10
Mit dem Brennschneidgerät werden<br />
die Metalltrümmer beseitigt, der<br />
erste Verletzte wird lebend geborgen.<br />
Weitere Geschoßdecken werden untersucht<br />
und müssen unter Einsatz<br />
der Hydropressen und Abstützungen<br />
gesichert werden. Diese Arbeiten erfordern<br />
ganze Männer. Ein erneuter<br />
ABC-Alarm zwingt die Helfer zur<br />
Anlegung der ABC-Schutzmasken.<br />
Bei der Bergung der Verletzten aus<br />
dem zweiten Stockwerk werden zwei<br />
Seilbahnen gebaut. Kopfpunkte für<br />
die Verankerung werden unter erschwerten<br />
Bedingungen in den Trümmern<br />
errichtet. Bei der Bodenverankerung<br />
müssen der" Tote Mann" und<br />
ein zusammengesetzter Erdanker die<br />
Seilbahn aufnehmen. Aus Gerüstbauleitern<br />
werden Leiterhebel errichtet.<br />
Mit Stangenhebel, Leiter als Lastarm<br />
und Mastkran sowie Leiter als schiefe<br />
Ebene gelangen die letzten Verletzten<br />
in Sicherheit und ärztliche Versorgung.<br />
Das überfiutungsgebiet liegt unmittelbar<br />
hinter der größten Seeschleuse<br />
der Welt. Die Uferbefestigungen<br />
am großen Hafenbecken werden<br />
nun in fieberhafter Eile gesichert.<br />
Unter sachkundiger Führung wird<br />
Pfahl auf Pfahl in den Schlickboden<br />
gerammt. Nur wenige Meter davon<br />
entfernt entstehen Faschinenbänke.<br />
Eine Helfergruppe ist mit Beilen und<br />
Haumessern im benachbarten höheren<br />
Gelände beim Einschlag von<br />
Buschwerk beschäftigt. Das gewonnene<br />
Reisigmaterial wird zu einer<br />
langen Hurdenwand schlingenföl~ig<br />
verarbeitet. Zur Erhöhung der Standfestigkeit<br />
werden Mengen von Faschinen<br />
hinter der Hurdenwand verbaut.<br />
Besonders diese Arbeiten fanden<br />
das lebhafte Interesse der Vertreter<br />
des Rates der Stadt Wilhelmshaven<br />
sowie zahlreicher Behördenleiter.<br />
Oberstadtdirektor Dr. Schumann,<br />
Stadtdirektor Grunewald, Oberbürgermeister<br />
Janßen, der hochverehrte<br />
ehemalige Landesbeauftragte des<br />
<strong>THW</strong> für Niedersachsen, Arsenal<br />
Direktor Fenselau, die Mitglieder des<br />
Bundestages J. Cramer und Staatssekretär<br />
a. D. F. von Eckhart sowie<br />
einige Befehlshaber der Bundesmarine<br />
waren trotz Regen und<br />
knöcheltiefem Schlamm an der Einsatzstelle<br />
erschienen und ließen sich<br />
über den Verlauf der übung berichten.<br />
Für den Abtransport der Verletzten<br />
wird während der Bergungsarbeiten<br />
über das zwölf Meter tiefe ehemalige<br />
U-Boot-Dock ein Faßschwimmsteg<br />
gebaut. Bei dem starken Winddruck<br />
durchaus kein Vergnügen. Viel Zeit<br />
muß aufgebracht werden, um die<br />
60 m lange überbrückung zu vollenden.<br />
Im Trümmergelände baut<br />
gleichzeitig eine K-Gruppe einen<br />
20 m langen Trümmersteg. Das im<br />
großen Umfang bereitgestellte Holzmaterial<br />
sollte nach Möglichkeit sparsam<br />
zerschnitten werden und so<br />
bleibt es nicht aus, daß ge~ade beim<br />
Stegebau einzelne Konstruktionsteile<br />
N:ichlich überdimensioniert werden.<br />
Der bei vielen übungen bewährte<br />
Feldkoch des Ortsverbandes Hannover,<br />
Kamerad Diekmann, hat bei dem<br />
Beim Bau eines Trümmersteges im Ufergelände<br />
Katastrophenwetter eine hervorragende<br />
Verpflegung zubereitet. Das<br />
kräftige Essen, Rouladen mit Nudeln,<br />
und der Tee mit Rum haben allen<br />
übungsteilnehmern gut geschmeckt.<br />
Zusammenfassung und Erfahrung<br />
Das vom Landesverband gesetzte<br />
Ausbildungsziel ist erreicht worden.<br />
Die nicht leichte Aufgabe, Verletzte<br />
aus einer echten Trümmerruine zu<br />
bergen. wurde unter überwindung<br />
einiger Schwierigkeiten gelöst. Es hat<br />
sich sehr bewährt, daß für jeden ein~<br />
gesetzten K-Zug ein erfahrener Sicherheitsbeauftragter<br />
zugeteilt wurde,<br />
der zugleich als fach technischer Berater<br />
im Bedarfsfall für den Zugführer<br />
mitwirken kann. Die übermittlung<br />
der Einsatzanordnungen<br />
über einen aus Funkgeräten FuG 6<br />
aufgebauten Sprechfunkkreis klappte<br />
reibungslos. In allen Ortsverbänden<br />
muß nun die Fachausbildung nach<br />
Abschluß der Grundausbildung energisch<br />
weiterbetrieben werden. Eine<br />
kleine Bitte der Helfer an die Beschaffungsstelle:<br />
Bei dem schlechten<br />
Wetter wurde die wärmende Feldjacke<br />
sehr vermißt.<br />
Mit Dank und Anerkennung für<br />
den vorbildlichen freiwilligen Einsatz<br />
der Helfer des <strong>THW</strong> und des<br />
DRK wurde die letzte Ausbildungsübung<br />
des Landesverbandes im Jahre<br />
1966 beendet.<br />
11
300 Kilometer übe-r der Erde treffen sich das Raumschiff Gemini 10 und der Flugkörper Agena 10, nur fünf Stunden nach dem Start<br />
Walter Crysander<br />
Von Gemini zu Apollo<br />
Weltraumforschung und Weltraumfahrt<br />
12
Das erste Fot? von dem Mondkrater Kopernikus, aufgeno!11men vom US-Raumschiff Lunar Orbiter 11 aus 240 Kilometer Entfernung<br />
, Die Vereinigten Staaten haben· im<br />
zweiten Halbahr 1966 das Gemini-<br />
"Programm erfolgreich be endet. Nach<br />
zwei unbemannten Testflügen wurden<br />
vom 23. März 1965 bis zum 11.<br />
November 1966, also in knapp 20 Monaten,<br />
zehn bemannte Raumflüge mit<br />
zwanzig Astronauten (Gemini 3 bis<br />
Gemini 12) erfolgreich durchgeführt.<br />
Auch wenn nicht immer alles reibungslos<br />
verlief, so haben diese<br />
Raumflüge doch gezeigt, daß mit<br />
Raumfahrzeugen Flugbahnmanöver,<br />
Rendezvous- und Dockverfahren<br />
durchgeführt werden können und daß<br />
Astronauten sich frei im Weltraum<br />
bewegen und dabei arbeiten können.<br />
Nach dem Gemini-Programm folgt<br />
nun als nächster Schritt zur Verwirk-<br />
(Fortsetzung niichste Seite)<br />
"Das wütende Krokodil" nannten die<br />
Astronauten Stafford und Cernan den<br />
Ziel körper ATDA, an dem sie im All<br />
anlegen sollten. Der Versuch mißglückte,<br />
weil AT DA seine Schutzhaube<br />
nicht abstreifte Aufnahmen: AD<br />
13
Von Gemini zu Apollo (Fortsetzung von Seite 13)<br />
lichung der Weltraumfahrtpläne<br />
. der amerikanischen<br />
Luft- und Raumfahrtbehörde<br />
(Landung und Errichtung<br />
einer Weltraumstation auf<br />
dem Mond, Expeditionen<br />
zum Mars und anderen Planeten)<br />
das Apollo-Programm.<br />
Ziel dieses Programms<br />
ist der Flug dreier<br />
Astronauten zum Mond und<br />
zurück. Dazu wurden bzw.<br />
werden entwickelt und gebaut:<br />
die Saturn 5 als Trägerfahrzeug,<br />
die Apollo<br />
Raumkapsel und das Mondlandefahrzeug<br />
LEM.<br />
Die Saturn 5, die insgesamt<br />
eine Länge von 111 m<br />
hat und vollbetankt 2700 t<br />
wiegt, besteht aus drei Stufen<br />
und einer Instrumentenbaugruppe.<br />
Die Erststufe<br />
S-1 C (Länge 42,06 m), die<br />
mit fünf Raketenmotoren<br />
Rocketdyne F-l ausgerüstet<br />
ist, soll das Trägerfahrzeug<br />
~ei einer Brenndauer von<br />
2'/, Minuten auf eine Höhe<br />
von 65 km bringen und wird<br />
dann abgetrennt. Die Zweitstufe<br />
S-2 (Länge 24,84 m),<br />
die mit fünf Raketenmotoren<br />
Rocketdyne J -2 ausgerüstet<br />
ist, soll das restliche<br />
Fahrzeug bei einer Brenndauer<br />
von 6 "<br />
, Minuten auf<br />
eine Höhe von 160 km bringen<br />
und wird dann ebenfalls<br />
abgetrennt. Die Drittstufe<br />
S-4 B (Länge 17,91 m), die<br />
mit einem zweimal zündbaren<br />
Raketenmotor Rocketdyne<br />
J -2 ausgerüstet ist, soll<br />
zunächst bei einer Br~nndauer<br />
von rd. 2 Minuten die<br />
Nutzlast auf eine Warteumlaufbahn<br />
bringen. Durch<br />
eine weitere Zündung mit 6<br />
Minuten Brenndauer soll das<br />
Apollo-Raumfahrzeug auf<br />
etwa 39 100 kmlh Geschwindigkeit<br />
beschleunigt werden.<br />
Dann wird auch die dritte<br />
Stufe abgetrennt. Die Instrumentenbaugruppe<br />
S-IU<br />
(Länge 0,91 m) erzeugt die<br />
Kommandos für die Triebwerkzündung<br />
und Stufentrennung.<br />
Das Apollo-Raumfahrzeug<br />
besteht aus einer Führungsbaugruppe<br />
mit Rettungsanlage<br />
und einer Gerätebaugruppe,<br />
die unter anderem<br />
die Stromversorgungsanlage,<br />
Wärmetauscher der Klimaanlage<br />
und die Treibstoff-<br />
und Druckgasbehälter<br />
für den Hauptraketenrnotor<br />
und die Steuerraketen en t<br />
hält. Der Besatzungsraum in<br />
der Führungsbaugruppe bietet<br />
Platz für drei Astronauten.<br />
Das Gesamtgewicht des<br />
Apollo-Raumfahrzeuges beträgt<br />
42600 kg, gegenüber<br />
3200 kg der Gemini-Raumkapsel.<br />
Zur Verbindung von<br />
Apollo- Raumfahrzeug und<br />
Saturn 5 dient ein kegelförmiger<br />
Adapter von rund<br />
8,8 m Länge, in dem das<br />
Mondlandefahrzeug untergebracht<br />
1St.<br />
Das Mondlandefahrzeug<br />
LEM (= Lunar Excursion<br />
Module) besteht aus einer<br />
Absticgs- und einer Auf<br />
~:tJegsbaugruppe . In der Abstiegsbaugruppe<br />
ist ebenso<br />
wie in der Aufstiegsbaugrunoe<br />
Platz für zwei Astronauten;<br />
außerdem sind in<br />
ihr ein Flüssigkeitsraketenmotor,<br />
Treibstoffbehälter<br />
und wissenschaftliche Geräte<br />
für Forschungen untergebracht.<br />
D:ese Baugruppe<br />
dient später als Abschußplattform<br />
für die Aufstiegsbaugrupne<br />
und soll dann auf<br />
dem Mond bleiben. Die<br />
Aufstiegsbaugruppe enthält<br />
einen Flüssigkeitsraketenmotor,<br />
Steuerraketen, Treibstoffbehälter<br />
und alle zum<br />
Führen des Fahrzeugs erforderlichen<br />
Geräte. Diese<br />
Baugruppe soll nach Rückkehr<br />
der beiden Astronauten<br />
zum Apollo-Raumfahrzeug<br />
auf einer Mondumlaufbahn<br />
zurückgelassen werden.<br />
Der erste Raumfiug von<br />
drei Astronauten in einem<br />
Apollo-Baumschiff soll vorauss:cl1tlich<br />
im Frühjahr<br />
1967 erfolgen. Die Astronauten<br />
für die. ersten beiden<br />
Raumftü~e sind bereits ausgewählt<br />
un:.! werden auf<br />
ihren Einsatz sorgfältig vorbereitet.<br />
Das weitere Programm der<br />
NASA sieht den Start von<br />
Sonden zum Mars und zur<br />
Venus sowie von Wetter-,<br />
Nachrichten- und Forschungssatelliten<br />
vor.<br />
Die Sowjetunion hat wider<br />
Erwarten seit dem 18. März<br />
1965 (Woschod 2) keinen bemannten<br />
Raumfiug mehr<br />
durchgeführt. Ohne Zweifel<br />
wird jedoch auch in der Sowjetunion<br />
an dem Projekt<br />
einer Landung auf dem<br />
Mond gearbeitet. Einige der<br />
Satellitenstarts im Rahmen<br />
der Kosmos-Serie und die<br />
Mondsonden Luna 9 bis 12<br />
dürften hierfür wertvolle<br />
Unterlagen erbracht haben.<br />
Die übersicht über die bis<br />
Dezember 1966 erfolgten<br />
Starts von Erdsatelliten und<br />
Raumsonden soll die in<br />
Nummer 7 1966 veröffentlichte<br />
übersicht<br />
und fortsetzen.<br />
ergänzen<br />
Schon auf der Erde gibt es viele Schwierigkeiten für die Saturn-Rakete, welche die amerikanischen<br />
Astronauten auf den Mond schieBen soll. Auf ihrem Weg von Kalifornien nach dem<br />
Osten erlebten die Raketenfahrer abenteuerliche Stunden in den Engen der Rocky Mountains<br />
14
Bezeichnung<br />
Start Apogäum Perigäum<br />
km km<br />
Bemerkungen<br />
OV 3 - 1 - USA<br />
Kosmos 116 - UdSSR<br />
Kosmos 117 - UdSSR<br />
Kosmos 118 - UdSSR<br />
Kosmos 119 - UdSSR<br />
Explorer 32 - USA<br />
Surveyor 1 - USA<br />
ATDA -<br />
USA<br />
Gemini 9 - USA<br />
(GT-9)<br />
aGa 3 - USA<br />
Kosmos 120 - UdSSR<br />
EGRS 6 - USA<br />
ERS 16 - USA<br />
Kosmos 121 - UdSSR<br />
Pageos 1 - USA<br />
Kosmos 122 - UdSSR<br />
Explorer 33 - USA<br />
AS 203 - USA<br />
Proton 3 - UdSSR<br />
Kosmos 123 - UdSSR<br />
OV 1 - 8 - UdSSR<br />
Kosmos 124 - UdSSR<br />
Agena 10 - USA<br />
Gemini 10 - USA<br />
(GT-l0)<br />
Kosmos 125 - UdSSR<br />
Kosmos 126 - UdSSR<br />
OV 3 - 3 - USA<br />
Kosmos 127 - UdSSR<br />
Lunar Orbiter 1 - USA<br />
22. 4. 1966<br />
26.4. 1966<br />
6.5.1966<br />
11. 5. 1966<br />
24. 5. 1966<br />
25. 5. 1966<br />
30. 5. 1966<br />
1. 6. 1966<br />
3.6.1966<br />
7.6.1966<br />
8. 6. 1966<br />
9.6.1966<br />
9. 6. 1966<br />
17. 6. 1966<br />
24. 6. 1966<br />
25. 6. 1966<br />
1.7.1966<br />
5. 7. 1966<br />
7.7. 1966<br />
8. 7. 1966<br />
14. 7. 1966<br />
14.7. 1966<br />
18.7.1966<br />
18. 7. 1966<br />
20. 7. 1966<br />
287.1966<br />
4. 8. 1966<br />
8. 8. 1966<br />
10. 8. 1966<br />
5735 353<br />
434 283<br />
290 205<br />
656 587<br />
1196 211<br />
2719 284<br />
267 267<br />
272 269<br />
122118 319<br />
285 201<br />
3564 174<br />
3527 179<br />
324 205<br />
4284 4196<br />
659 579<br />
435 425 15900<br />
212<br />
581<br />
508<br />
1 022<br />
282<br />
349<br />
755<br />
207<br />
344<br />
4481<br />
279<br />
183<br />
184<br />
256<br />
985<br />
205<br />
345<br />
298<br />
188<br />
209<br />
363<br />
204<br />
Zweite weiche Mond landung am 2. 6. 1966. Ubermittelte insgesamt 11 500 Bilder der<br />
Mondoberfläche.<br />
Zielsatellit für Gemini 9.<br />
Siehe Nummer 7/1966.<br />
Geophysikalischer Satellit zur Untersuchung der Sonnentätigkeit.<br />
Passiver geodätischer Ballonsatellit. Der Satellit dient als Fixpunkt zum Vermessen<br />
der relativen Lage der Landmassen auf der Erde.<br />
Erster, bisher bekannter sowjetischer Wettersatellit.<br />
Infolge Fehlfunktion der zweiten Stufe Erdumlaufbahn an Stelle einer Mondumlaufbahn.<br />
26 t schwere zweite Stufe einer Saturn IV B.<br />
OV 1 - 8 ist ein Raumflugkörper für einen neuartigen Fernmeldesatelliten. Der Fernmeldesatellit,<br />
ein Ballon von rund 10 m Durchmesser, besitzt ein Gerüst aus feinem<br />
Draht. Seine Hülle aus einem neuartigen Material löst sich im Weltraum unter dem<br />
Einfluß der ultravioletten Strahlen auf und übrig bleibt eine Drahtnetzkugel, die die<br />
Funksignale reflektiert.<br />
Zielsatellit für Gemini 10.<br />
Zweiundzwanzigster bemannter Raumflug. Die Astronauten John Young und Michael<br />
Collins umkreisten in einer Gemini-Raumkapsel in drei Tagen (72 Stunden und<br />
28 Minuten) 44mal die Erde. Dabei wurden Rendezvous-Manöver mit zwei Zielsatelliten<br />
durchgeführt. Collins war 38 Minuten außerhalb der Kapsel (vierte EVA), wabei<br />
er die seit vier Monaten im All befindliche Agena 8 inspizierte.<br />
Zweiter künstlicher Mondsatellit. Elliptische Mondumlaufbahn mit 45 km mondnächstem<br />
und 1850 km mondfernstem Punkt. Umlaufzeit: 3 Stunden und 37 Minuten.<br />
Die zwei Kameras des Mondsatelliten machten vom 18. bis zum 29. 8. 1966 insgesamt<br />
215 Aufnahmen der Mandoberfläche. Außerdem führte Lunar Orbiter 1 eine Reihe<br />
anderer Experimente aus und erhielt dazu rund 2600 Kommandos. Der Mondsatellit<br />
wurde am 29. 10. 1966 durch Funkbefehl in eine Absturzbahn gelenkt und zerschellte<br />
auf dem Mond.<br />
Pioneer 7 -<br />
USA<br />
EGRS 7 - USA<br />
ERS 15 - USA<br />
Luna 11 - UdSSR<br />
(Lunik 11)<br />
Kosmos 128 - UdSSR<br />
Agena 11 - USA<br />
Gemini 11 - USA<br />
(GT-ll)<br />
Surveyar 2 -<br />
USA<br />
17.8. 1966<br />
19. 8.1966<br />
19.8.1966<br />
24.8. 1966<br />
27. 8. 1966<br />
12. 9. 1966<br />
12. 9. 1966<br />
20.9. 1966<br />
3699<br />
3702<br />
364<br />
299<br />
299<br />
3679<br />
3670<br />
121<br />
281<br />
204<br />
Umlaufbahn im Abstand von 147 bis 164 Millionen km um die Sanne. Gewicht:<br />
63,S kg. Aufgabe: Messung der Strahlungsintensität.<br />
Dritter Mondsatellit. Mondumlaufbahn zwischen 160 km (mond nächster Punkt) und<br />
1200 km (mond fernster Punkt). Umlaufzeit: 2 Stunden und 58 Minuten. Die Ubertragung<br />
von Mondbildern begann am 29. 8. 1966.<br />
Zielsatellit für Gemini 11.<br />
Dreiundzwanz!gster bemannter Raumflug. Die Astronauten Charles Conrad und<br />
Richard Gordon umkreisten in einer Gemini-Raumkapsel drei Tage (71 Stunden und<br />
17 Minuten) lang' die Erde. Bereits 94 Minuten nach dem Start gelang mit bordeigenen<br />
Hilfsmitteln das Rendezvous-Manöver mit der 97 Minuten vorher gestarteten<br />
Agena. Während Kapsel und Agena-Rakete miteinander verbunden waren, gelang<br />
unter Verwendung des Triebwerks der Agena eine Beschleunigung der Geschwindigkeit<br />
der bei den Raumflugkörper. Das führte zu einer vorübergehenden Bahnänderung,<br />
wobei nach 55 Minuten eine elliptische Umlaufbahn mit einem erdfernsten<br />
Punkt in 1367 km Höhe (Rekord für bemannte Raumflüge!) erreicht wurde. Nach zwei<br />
Umläufen steuerten die Astronauten die Raumflugkörper wieder in die ursprüngliche<br />
Bahn zurück. Gordon verließ 44 Minuten lang die Kapsel (fünfte EVA). Vorgesehen<br />
war eine EVA von 107 Minuten, die jedoch nicht eingehalten werden konnte, da sich<br />
das Sid,lglas des Helmes infolge Temperaturanstiegs im Anzug beschlug. Gordon<br />
öffnete außerdem die Luke der Raumkapsel für 128 Minuten, lehnte sich aus ihr<br />
heraus und machte Aufnahmen von Sternen.<br />
Mit Surveyor 2 war eine weiche Mondlandung geplant. Nach Durchführung einer<br />
Bahnkorrektur begann das Raumfahrzeug sich um sich selber zu drehen. Nach<br />
Zündung der Bremsraketen schlug Surveyor 2 hart auf dem Mond auf und wurde<br />
zerstört.<br />
Essa 3 - USA<br />
Kosmos 129 - UdSSR<br />
Kosmos 130 - UdSSR<br />
Molnija 2 - UdSSR<br />
Luna 12 - UdSSR<br />
(Lunik 12)<br />
Lunar Orbiter 2 - USA<br />
Gemini 12 - USA<br />
(GT-12)<br />
2.10. 1966<br />
14. 10. 1966<br />
20. 10. 1966<br />
20. 10. 1966<br />
22.10. 1966<br />
7.11. 1966<br />
11.11. 1966<br />
1 485<br />
307<br />
340<br />
39700<br />
1382<br />
202<br />
211<br />
485<br />
Wett~rsatellit. Gewicht 145 kg. Siehe Essa 1 und 2 (Nummer 7/1966).<br />
Nachrichtensatellit. Erprabung von Weitstrecken-Fernsehübertragungen.<br />
Vierter Mondsatellit. Ubermittelte am 29. 10 1966 die ersten Mondbilder.<br />
Fünfter Mondsatellit.<br />
Vierundzwanzigster bemannter Raumflug . Die Astronauten James Lovell und Edwin<br />
Aldrin umkreisten in einer Gemini-Raumkapsel in vier Tagen 59mal die Erde. Das<br />
Rendezvous- und Koppelmanöver mit einer zuvor gestarteten Agena·Zielrakete<br />
gelang wiederum, und trotz einer Reihe technischer Schwierigkeiten mit der Kapsel<br />
hielt sich Aldrin 2 Stunden und 9 Minuten frei im Weltraum auf (sechste EVA) und<br />
führte dort Arbeiten aus.<br />
15
In treuem Gedenken<br />
Erwin Grünewald t<br />
im Mittelpunkt aller seiner überlegungen,<br />
Prüfungen und Verbesserungsbemühungen<br />
gestanden. Jetzt<br />
war es plötzlich der Mensch, der<br />
Helfer, der 7;war das von seinem<br />
neuen Landesbeauftragten zuvor<br />
entwickelte Gerät in die Hand bekam,<br />
aber selbst doch nicht so einfach zu<br />
handhaben war wie die Materie. Die<br />
vollendete Lösung ist auf diesem<br />
Gebiet nie erreichbar. Aber die Helfer<br />
in den Ortsverbänden spürten<br />
bald, daß sich ihr neuer Chef seiner<br />
Aufgabe mit großem Eifer angenommen<br />
hatte, und das brachte ihm die<br />
ersten Sympathien ein. Erwin Grünewald<br />
mehrte sie in dem Maße, wie<br />
er in seine Aufgabe hineinwuchs.<br />
Als er 5"2 Jahre später die Dienstgeschäfte<br />
aus der Hand legen mußte,<br />
war ihm die Sache der frontnahen<br />
Bewältigung unserer <strong>THW</strong> -Aufgabe<br />
so ans Herz gewachsen, daß es ihm<br />
schwer wurde, sie nicht weiterführen<br />
zu dürfen, zumal er sich straff und<br />
elastisch genug fühlte. Zunächst aber<br />
bekam ihm die Ausspannung nach<br />
einem arbeitsreichen Leben, das ihn<br />
nie mit Verantwortung verschont<br />
hatte, ausgezeichnet. Dann setzte die<br />
schleichende Krankheit ein, deren<br />
Fortgang auch die große Operation<br />
nicht aufhielt, der er sich Anfang<br />
1966 unterzog. In den ersten Dezember-Tagen<br />
erlöste ihn der Tod.<br />
Der Direktor der Bundesanstalt<br />
Technisches Hilfswerk, Dipl.-lng.<br />
Hans Zielinski, hat bei der Totenfeier<br />
vor der großen Trauergemeinde<br />
Persönlichkeit und Verdienste Erich<br />
GrünewaIds in eindrucksvollen Worten<br />
gewürdigt; sie gipfelten darin:<br />
Niemand, der diesen aufrechten<br />
Mann in der Hauptstelle des <strong>THW</strong><br />
oder im Landesverband Niedersachsen<br />
kennengelernt hat, wird ihn<br />
vergessen.<br />
Xaver Guggenmos t<br />
Vor vier Jahren, am 30. Dezember<br />
1962, versah Dipl.-Ing. Erwin GrünewaId<br />
seinen letzten Dienst als Landesbeauftragter<br />
für Niedersachsen.<br />
Einen Tag später vollendete er sein<br />
65. Lebensjahr, und damit endete<br />
seine berufliche Tätigkeit. deren<br />
letzte zehn Jahre er dem <strong>THW</strong> gewidmet<br />
hatte.<br />
Das bedeutete, daß er 1952, also<br />
von Anfang an, mit dabei gewesen<br />
war. Weil ihn das Vertrauen des<br />
<strong>THW</strong> -Gründers,DirektorLummitzsch,<br />
alsbald in eine sehr verantwortungsvolle<br />
Position berief, darf man ihn<br />
zu den Pionieren unserer Organisation<br />
zählen. Seine Aufgabe, die er in<br />
Koblenz, später in Bonn, als Leiter<br />
der Abteilung Organisation und<br />
Technik aufgriff, hieß "Fahrzeugund<br />
Geräteentwicklung". Im Organisatorischen<br />
konnte man dabei in vielem<br />
auf Erfahrungen aus der alten<br />
TN-Zeit zurückgreifen, im Technischen<br />
verbot sich das. Bei dem ausgeprägten<br />
Sinn Erwin GrünewaIds<br />
für das Konstruktive und für Genauigkeit<br />
kam diese Aufgabe bei ihm in<br />
die rechten Hände.<br />
Dann, 1957, nach dem Fortgang des<br />
ersten Landesbeauftragten für Niedersachsen,<br />
kam die Berufung nach<br />
Hannover, wo Dipl.-Ing. Grünewald<br />
den Landesverband IV zu übernehmen<br />
hatte. Für den neuen Landesbeauftragten<br />
brachte das eine große<br />
Umstellung mit sich. Maschinen,<br />
Gerät und Fahrzeuge hatten bisher<br />
Am 19. November des vergangenen<br />
Jahres gab der Helfer Xaver Guggenmos<br />
des OV Donauwörth in Ausübung<br />
seiner freiwilligen Mitarbeit<br />
im Technischen Hilfswerk im besten<br />
Mannesalter sein Leben. Eine Verkettung<br />
unglücklicher, weder von<br />
ihm noch von einem seiner Kameraden<br />
vorhersehbarer Umstände,<br />
brachte Xaver Guggenmos bei der<br />
Durchführung einer technischen<br />
Hilfeleistung den Tod. Tief erschüttert<br />
nahmen mit den Angehörigen<br />
die <strong>THW</strong>-Helfer von dem Verstorbenen<br />
Abschied, als er unter größter<br />
Anteilnahme der Bevölkerung im<br />
Donauwörther Friedhof zur letzten<br />
Ruhe gebettet wurde.<br />
Es ist wohl das Schmerzlichste für<br />
eine Organisation, die sich die Hilfeleistung<br />
für andere, für die Allgemeinheit<br />
zur Aufgabe gestellt hat,<br />
in der Lösung dieser Aufgabe einen<br />
der ihren hingeben zu müssen. Mit<br />
Xaver Guggenmos, der einer der<br />
ältesten, aktivsten und treuesten<br />
Helfer des OV Donauwörth war und<br />
dessen Verdienste auch schon im<br />
Jahre 1957 durch die Verleihung des<br />
Helferzeichens in Gold gewürdigt<br />
worden waren, hat der LV Bayern,<br />
ja hat das ganze <strong>THW</strong> einen Mitarbeiter<br />
verloren, der durch seine<br />
unermüdliche Hilfs- und Einsatzbereitschaft,<br />
sein gutes fachliches<br />
Können und seine Begeisterungsfähigkeit<br />
seinen Kameraden, vor<br />
allem den jungen Helfern, stets ein<br />
Vorbild war. Durch sein freundliches,<br />
bescheidenes Wesen war er allen ein<br />
lieber Freund.<br />
Als Zeichen der Trauer und der<br />
Verbundenheit mit dem Verstorbenen<br />
und mit der leidgeprüften Familie<br />
legten der Ortsbeauftragte der Bundesanstalt<br />
Technisches Hilfswerk für<br />
Donauwörth, Vertreter des Landesverbandes<br />
Bayern des <strong>THW</strong>, des LS<br />
Bergungsdienstes, der Kolpingfamilie<br />
und der Johanniter-Unfailhilfe bonauwörth<br />
Kränze am Grabe nieder<br />
und gedachten des Heimgegangenen<br />
mit herzlichen Worten, für immer<br />
Abschied nehmend.<br />
Xaver Guggenmos wird im <strong>THW</strong><br />
ein immerwährendes ehrendes Gedenken<br />
bewahrt werden.<br />
16
Viel zu sehen gab es in der <strong>THW</strong>-Ausstellung<br />
Die Einmann-Sauerstofflanze begeisterte die Jugend<br />
Auf großen Plakaten, durch Handzettel<br />
und in Vorankündigungen der<br />
Presse war auf das erste Auftreten<br />
des Ortsverbandes Westerburg vor<br />
der Offentlichkeit hingewiesen worden.<br />
Nicht nur an allen verkehrswichtigen<br />
Punkten der Stadt waren<br />
Hinweise angebracht, auch in den<br />
Westerburg umgebenden Ortschaften<br />
konnte man lesen, daß die Bevölkerung<br />
herzlich eingeladen sei, die Veranstaltung<br />
des <strong>THW</strong> zu besuchen.<br />
Am Samstagvormittag wurde die<br />
Ausstellung eröffnet, mit der der noch<br />
junge Ortsverband Westerburg, ergänzt<br />
durch die Ortsverbände Neuwied,<br />
Oberlahnstein, Montabaur und<br />
Betzdorf, zeigen wollte, in welcher<br />
Weise geholfen werden kann, wenn<br />
dies die Not erfordert. Ortsbeauftragter<br />
Architekt Rustmeier begrüßte die<br />
Besucher. Landesbeauftragter Dipl.<br />
Ing. Sulitze führte aus, daß sich der<br />
Ortsverband Westerburg in Jer kurzen<br />
Zeit seines Bestehens durch<br />
Leistungen und eine erfreuliche Helferzahl<br />
einen Namen gemacht habe.<br />
Landrat Lingens dankte dafür, daß in<br />
seinem Landkreis eine Organisation<br />
bereitstehe, die für den Bürger größere<br />
Sicherheit bedeute.<br />
Den Besuchern wurde sodann ein<br />
Überblick über die Aufbauten und<br />
die Einteilung auf dem Ausstellungsgelände<br />
gegeben und gezeigt, wie bei<br />
einem angenommenen Kraftfahrunfall<br />
das Oberteil eines geschlossenen<br />
Wagens mittels Schneidbrenners<br />
aufgeschnitten werden kann, damit<br />
die Insassen schnell geborgen werden<br />
können.<br />
Bei den nächsten Vorführungen<br />
waren das Abseilen von einem Turm<br />
zu sehen und das Arbeiten mit der<br />
leichten Einrnann-Sauerstofflanze,<br />
die als 3/ S Zoll und in 3 Meter Längen,<br />
und in 112 Zoll und in 6 Meter<br />
Längen zur Verfügung stand. Diese<br />
Sauerstofflanze, die erstmalig im<br />
Bereich des Landesverbandes vor-<br />
Alfred Steup<br />
Jung<br />
und tatkräftig<br />
O rtsve rband Westerburg erst ma lig vor der öffentlichkeit<br />
geführt wurde, fand besonderes<br />
Interesse bei den Besuchern. Sie<br />
konnten sich überzeugen, daß die<br />
Lanzenausführung, die sozusagen den<br />
kleinen Bruder der bisher üblichen<br />
schweren und von mehreren Helfern<br />
zu bedienenden Ausführung darstellt,<br />
ebenfalls geeignet ist, sämtliche Baustoffe<br />
wie Beton und alle Gesteinsarten<br />
zu zerteilen und auch verwendet<br />
werden kann, wenn Öffnungen<br />
für Leitungsverlegungen anzubringen<br />
sind, oder Bunkerwände mit<br />
m e:lr als 2 Meter Stärke oder Stahlbetondecken<br />
in Angriff genommen<br />
werden sollen. Auch das Ausglühen<br />
ölverseuchter Erde mit der leichten<br />
Sauerstofflanze wurde gezeigt.<br />
An anderer Stelle auf dem Gelände<br />
konnj:.en die Besucher eine Wasseraufbereitungsanlage<br />
ansehen. und<br />
etwas weiter war ein Freileitungsmodell<br />
mit Hausanschluß in natürlicher<br />
Größenanordnung aufgebaut<br />
worden. Stege über das Flüßchen<br />
Schafbach, das am unteren Ende des<br />
Ausstellungsgeländes vorbeifließt,<br />
ließen erkennen, wie in kurzer Zeit<br />
übergänge geschaffen werden können.<br />
<strong>THW</strong>-Helfer in so großer Zahl und<br />
ein Aufgebot an Fahrzeugen und<br />
Ausrüstung in diesem Umfang hatten<br />
die Westerburger bisher noch nicht<br />
gesehen. Besucher, mit denen die<br />
Helfer ins Gespräch kamen, äußerten,<br />
daß sie stark beeindruckt seien von<br />
der Vielfältigkeit der <strong>THW</strong>-Ausrüstung.<br />
DRK und Feuerwehr hatten ihre<br />
Mitwirkung nicht versagt. Mit Martinshorn<br />
jagte der Unfallwagen des<br />
DRK durch Westerburg, um einen<br />
nach dem Abseilen übernommenen<br />
Helfer, bei dem Verletzungen angenommen<br />
waren, ärztlicher Betreuung<br />
zu übergeben. Die Bundeswehr hat<br />
s:ch in dankenswerter Weise um die<br />
Verpflegung der Helfer bemüht. Nicht<br />
zuletzt sorgte eine Kapelle für flotte<br />
Weisen.<br />
Während der Ortsverband Westerburg<br />
vor Beginn des Auftretens in<br />
der Öffentlichkeit über 79 Helfer<br />
verfügte, ist deren Zahl nach der<br />
Veranstaltung auf 121 gestiegen. Besondere<br />
Unterstützung hat der junge<br />
Ortsverband in der Zeit des Aufbaus<br />
durch Landrat Lingens und die<br />
Stadtverwaltung Westerburg, an<br />
ihrer Spitze Bürgermeister Ferger,<br />
erfahren.<br />
17
Aus den Ortsverbänden<br />
<strong>THW</strong>-Helfer beim Reit- und Springturnier<br />
Das <strong>THW</strong> wurde von dem Wesermarsch-Rennverein in<br />
Nordenham gebeten, ihn bei seinem jährlichen Reit- und<br />
Fahrturnier zu unterstützen. Mit Ausbildungsleiter G.<br />
Willms und 15 Helfern rückte der OV sonntags um 7 Uhr<br />
mit seinem MLW und Gerät zum Turnierplatz aus. Er<br />
hatte unter anderem die Aufgaben übernommen. Verkehrsschilder<br />
anzubringen, für Absperrungen zu sorgen<br />
und bei den Jagdspringen und -rennen den Parcours<br />
wiederaufzubauen. Gerade beim Wiederaufbau der fünfzehn<br />
Hindernisse beim Jagdspringen konnten die Helfer<br />
ihre Schnelligkeit zeigen, da von einzelnen Reitern mehrere<br />
Hürden gerissen wurden. Außerdem mußten noch<br />
Hürden, die bei den Springen zerbrochen waren, repariert<br />
werden.<br />
fende Vorführungen von Ausbildungsfilmen und Stehbildserien<br />
rundeten die Veranstaltung ab.<br />
Die Vertreter der Behörden und Organisationen, darunter<br />
der Bürgermeister und der Stadtdirektor, waren<br />
von unserer Veranstaltung sehr beeindruckt und zollten<br />
dem <strong>THW</strong> ihr uneingeschränktes Lob.<br />
Das Wetter war sehr schlecht. Es herrschten zum Teil<br />
sturmartige Böen bis zu Windstärke 11. Dadurch mußten<br />
am Nachmittag durch den OV im Richterturm noch<br />
Fenster eingebaut werden. Aber auch dieses Problem<br />
wurde schnellstens gelöst. Die Helfer waren sehr erfreut<br />
über die interessanten und abwechslungsreichen Aufgaben<br />
und haben alle Arbeiten zur Zufriedenheit des<br />
Rennvereins erledigt.<br />
Tag der offenen Tür<br />
Der OV Wetter/Ruhr führte an zwei Tagen, jeweils von<br />
8.00 bis 18.00 Uhr, einen "Tag der offenen Tür" in seiner<br />
Unterkunft durch. Die Gesamtleitung der Veranstaltung<br />
lag in den Händen des Ortsbeauftragten Kurt Langner,<br />
während der ehrenamtliche Geschäftsführer des OV,<br />
Heinz Dunger, die Ausarbeitung und Durchführung übernommen<br />
hatte. Eingesetzt waren sämtliches Gerät und<br />
die Ausrüstung des <strong>THW</strong>, alle Fahrzeuge sowie Gerät<br />
und Ausrüstung des Bergungsdienstes.<br />
Nachdem der Ausbau der Unterkunft durch Eigenleistung<br />
unserer Helfer zum Abschluß gekommen war,<br />
war es unser Bestreben, der Bevölkerung Gelegenheit zu<br />
geben, sich über Ausrüstung und Einsatzmöglichkeiten<br />
des <strong>THW</strong> eingehend zu informieren. Die Veranstaltung<br />
sollte eine Basis für die Werbung sein.<br />
Die Berichte der Tagespresse und auch das allgemeine<br />
Echo haben gezeigt. daß es nunmehr gelungen ist, von der<br />
Bevölkerung als gutfunktionierende Hilfsorganisation anerkannt<br />
zu werden. Welch guten Anklang der OV in<br />
seiner Heimatstadt gefunden hat, beweisen die rund 400<br />
Besucher der Werbeschau.<br />
Die Unterkunft war ansprechend mit Bildern und Plakaten<br />
ausgeschmückt. In den Fahrzeughallen waren die<br />
Einsatzgeräte übersichtlich aufgebaut. Sie wurden von<br />
den Helfern erklärt und vorgeführt Sogar der Feldkochherd<br />
wurde in vollem Betrieb gezeigt. Im Obergeschoß<br />
fand man die persönlichen Helferausrüstungen. Auch<br />
hatte der Besucher einen Einblick in die Kammerräume<br />
und konnte die OV-eigenen Modelle besichtigen. Lau-<br />
Fenster und Türen waren tabu<br />
Einige Einwohner und Verkehrsteilnehmer der Kreisstadt<br />
staunten, als zwei Fahrzeuge des Oldenburger<br />
Technischen Hilfswerks mit Blaulicht und Sirene durch<br />
die Kreisstadt fuhren. Ihr Ziel war das alte weiße Haus<br />
am Landratsamt. Eine Gruppe der Helfer wollte in diesem<br />
Gebäude eine Bergungsübung durchführen. Den<br />
Helfern war dabei nur der Ort und die Zeit bekannt.<br />
Im übrigen sollten sie durch einige "überraschungen"<br />
eine möglichst ernstfallmäßige Situation vorfinden. Angenommen<br />
war ein Explosionsunglück durch ein abgestürztes<br />
Flugzeug.<br />
Als die Helfer am Einsatzort ankamen, zogen dicke<br />
QualmwoH.en aus dem alten Gebäude, und der Knall<br />
einiger Explosionen ließ die Dachziegel erzittern. Aufgabe<br />
war jetzt, Verletzte aus dem Gebäude zu bergen, wobei<br />
Fenster und Türen für die Helfer tabu waren. Eine<br />
Gruppe mußte sich ihren Weg durch die Außen mauer<br />
bahnen, eine andere Gruppe erhielt den Auftrag, von<br />
außen über das Dach in das Gebäude einzudringen. Die<br />
vorgefundenen Verletzten - Darsteller, die von der Ausbildungskompanie<br />
in Putlos zur Verfügung gestellt und<br />
von Angehörigen des Putloser Sanitätsbereichs geschminkt<br />
worden waren - mußten von den <strong>THW</strong> -Helfern<br />
dem Grad ihrer Verletzung nach zunächst erkannt und<br />
versorgt werden. Anschließend galt es, die Verletzten<br />
aus dem Haus zu bergen, wobei auch wieder Bedingung<br />
war, daß Fenster und Türen nicht benutzt werden durften.<br />
Da zwei der Verletzten mittels Trage transportiert<br />
werden mußten, war es notwendig, die Decke vom Obergeschoß<br />
ins Parterre durchzubrechen und eine Trage abzuseilen<br />
sowie den zweiten Verletzten mittels Leiterhebels<br />
durch das Dach hindurch zu bergen.<br />
Plötzlich gab es Feuer im Obergeschoß. Wasser war<br />
im Gebäude nicht vorhanden. Also den Wasserrucksack<br />
her und mit der Handspritze gelöscht. Die Helfer des<br />
Ortsverbands Oldenburg (Holst.) hatten eine übung dieser<br />
Art noch nicht durchgeführt, konnten aber trotz einiger<br />
kleiner Schwierigkeiten - die Außenmauer war fast<br />
1/ 2 Meter dick - zeigen, daß sie unter Führung ihres<br />
Gruppenführers Wulf in der Lage waren, den gegebenen<br />
Auftrag zielbewußt und sicher durchzuführen.<br />
Abbruch als übung<br />
Dem <strong>THW</strong> wurde vom Straßen- und Wasserbau amt<br />
Pfarrkirchen in Niederbayern ein altes Mühlengebäude<br />
zu übungszwecken zur Verfügung gestellt. Damit bot sich<br />
eine willkommene Gelegenheit, an einem echten Objekt<br />
Abbrucharbeiten zu proben, wie sie u. U. im Katastrophenfalle<br />
durchzuführen sind. Die Mühle gehörte zu<br />
einer Reihe von Häusern, die im Zuge der Hochwassersanierung<br />
in Neuhaus am Inn (Landkreis Passau) und<br />
im Rottal zur Räumung und zum Abbruch bestimmt<br />
13
waren. Die Einwohner waren bereits in andere Gebiete<br />
umgesiedelt worden.<br />
Die Helfer des OV Passau mit den Stützpunkten Neuhaus<br />
und Obernzell und des OV Eggenfelden konnten daher<br />
an vier Wochenenden üben. Es wurden u. a. Mauerund<br />
Deckendurchbrüche angefertigt, das Abseilen zu<br />
bergender Personen, das Abtragen und Einreißen von<br />
Mauern geübt. Weiterhin konnten Brennschneidübungen<br />
an den Verspannungen und Trägern der Torstürze durchgeführt<br />
werden. Schließlich wurde das ganze Gebäude<br />
mit Seilwinde und Greif- und Flaschenzügen eingerissen.<br />
Zunächst kamen die Giebelwände zu Fall, dann wurde<br />
nach Lösen der Dachverankerungen der Dachstuhl mit<br />
dem Greifzug unter dreimaligem Einscheren eingerissen.<br />
Mit donnerndem Getöse stürzte er in sich zusammen. Aus<br />
dem Gewirr von Sparren, Pfetten und Dachlatten sowie<br />
Tragbalken wurden mit dem Brennschneidgerät die<br />
Eisenteile und Verankerungen entfernt. Die Holzteile<br />
wurden mit Sägen und Motorsägen zerkleinert. Das Holz,<br />
das über hundert Jahre alt und vom Holzwurm zerfressen<br />
war, war leider nicht mehr verwendbar; es fand<br />
dankbare Abnehmer in der benachbarten Bevölkerung.<br />
Auszeichnung für Geschäftsführer<br />
Der Geschäftsführer Herbert Müller war bisher die<br />
"Mutter des Ortsverbandes" Castrop-Rauxel. Zusammen<br />
mit dem Ortsbeauftragten Schmidt und den Helfern der<br />
Leitung des Ortsverbandes hatte er in vielen erfolgreichen<br />
Jahren einer aktiven Helferschaft vorgestanden,<br />
die am 3. Dezember in einer Versammlung Zeuge war,<br />
als ihm vom Landesbeauftragten Dipl.-Ing. Kautzky das<br />
vom Direktor der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk<br />
verliehene <strong>THW</strong>-Helferzeichen in Gold angeheftet wurde.<br />
Müller, der zugleich mehrere benachbarte Ortsverbände im<br />
Ruhrgebiet zu betreuen hatte, hat sich über die Auszeichnung<br />
nicht nur merklich gefreut, er brachte auch bei die<br />
.er Gelegenheit zum Ausdruck, daß er sich mit Leidenschaft<br />
der Idee des <strong>THW</strong> verbunden fühle. (Im Bild rechts<br />
GF Müller mit LB Kautzky und OB Schmidt).<br />
OV Bochum in Ahrweiler<br />
Mit seiner Bergungsbereitschaft brach der OV Bochum<br />
zu einer übung in Ahrweiler auf. Das Ziel war die Trümmerstraße<br />
der zentralen Ausbildungsstätte. In diesem<br />
vorbildlichen Übungsgelände wurden von den Helfern<br />
alle Arten der Bergung bei Tages- und bei Scheinwerferlicht<br />
geübt. Am Vormittag des nächsten Tages wurde das<br />
übungsunternehmen durch Arbeiten des Technischen<br />
Dienstes fortgesetzt, ehe man nach dem Mittagessen in<br />
der Schule Ahrweiler die Rückfahrt nach Bochum antrat.<br />
Eine geglückte Wochenendausbildung, die allen Helfern<br />
gründlicher als sonst vor Augen führte, wie sehr es auf<br />
das Rüstzeug ankommt.<br />
Erfolg in Sundern<br />
Als Abschluß der Grundausbildung der neuen Helfer<br />
in den Ortsverbänden des Betreuungsbereiches Arnsberg<br />
wurde eine Gemeinschaftsübung der Ortsverbände Arnsberg,<br />
Balve, Neheim-Hüsten, Wickede, Menden und stützpunkt<br />
Sundern mit insgesamt 75 Helfern in Sundern<br />
durchgeführt. Die übung - es wurde eine Explosion in<br />
einem Steinbruch angenommen - hatte gleichzeitig den<br />
Zweck, neue Helfer für den <strong>THW</strong>-Stützpunkt Sundern zu<br />
werben. Zu der übung waren die Vertreter der örtlichen<br />
Behörden und die Leiter der Hilfsorganisationen eingeladen.<br />
Sämtliche Gäste sprachen sich anerkennend über<br />
die gezeigten Übungsleistungen aus. Besonderes Interesse<br />
fand die gute Geräteausstattung des <strong>THW</strong>. Allgemein bewundert<br />
wurde aber der Idealismus der Bergungshelfer,<br />
die bei Kälte, Schneetreiben und Hagelschauern unverdrossen<br />
stundenlang an den übungsobjekten arbeiteten.<br />
Bürgermeister Brands (Stadt Sundern) war von der<br />
Einsatzbereitschaft des <strong>THW</strong> derart beeindruckt, daß er<br />
seine aktive Mitarbeit im <strong>THW</strong> zusagte. Ratsmitglied<br />
Tigges, der den Stützpunkt Sundern z. Z. leitet, hat einen<br />
<strong>THW</strong>-Aufnahmeantrag gestellt. Weitere acht Helfer<br />
konnten durch diese Veranstaltung zur Mitarbeit im <strong>THW</strong><br />
gewonnen werden. Trotz des schlechten Wetters war die<br />
Stimmung der Helfer ausgezeichnet.<br />
19
Freizeit im Dienst des Nächsten<br />
Bei der im vergangenen Jahr in Nürnberg wieder<br />
durchgeführten "Hobby-Schau" in der großen Europahalle<br />
des Messehaus€s beteiligte sich auch der OV Nürnberg.<br />
In der Abteilung, die unter dem Motto "Fre~zeit im<br />
Dienst des Nächsten" stand, waren Geräte. Werkzeuge,<br />
Modelle usw. ausgestellt, die den vielen Besuchern der<br />
Schau Einblick in die Tätigkeit des <strong>THW</strong> gaben. Dabei<br />
hatte man besonderen Wert darauf gelegt, den technisch<br />
interessier:ten Gast auf besondere Tätigkeitsbereiche des<br />
<strong>THW</strong> aufmerksam zu machen, wie Freileitungsbau, RGW<br />
Versorgung, Notbeleuchtung u. ä. Besondere Beachtung<br />
fand ein in der Halle aufgestellter Funkwagen, von dem<br />
auch Sprechverbindung zur <strong>THW</strong>-Unterkunft bestand.<br />
Es war dies bereits das zweitemal, daß der OV Nürnberg<br />
im letzten Jahr werbend an die Öffentlichkeit trat.<br />
Einige Monate zuvor hatte er der Einwohnerschaft im<br />
Rahmen eines "Tages der offenen Tür" Gelegenheit gegeben,<br />
sich näher über das <strong>THW</strong>, sein Wesen und Wirken,<br />
seine Ausstattung und bisher geleistete Arbeit zu informieren<br />
und dabei auch praktische Vorführungen geboten,<br />
so u. a. die Wirkungsweise der Sauerstofflanze gezeigt.<br />
Kontakt über die Grenzen<br />
Im September des vergarigenen Jahres feierte die oberösterreichische<br />
Stadt Schärding die 650jährige Wiederkehr<br />
ihrer Stadterhebung mit zahlreichen Feierlichkeiten, insbesondere<br />
einem großen Schiffszug auf dem Inn. Der<br />
Bürgermeister begrüßte es dankbar, daß die benachbarten<br />
deutschen <strong>THW</strong>-Ortsverbände, dem Wunsch der Schärdinger<br />
Wasserwehr entsprechend, sich beteiligten und<br />
vor allem auch den Wasser-Rettungsdienst übernahmen.<br />
Dies war für die <strong>THW</strong>-Helfer eine Selbstverständlichkeit,<br />
besteht doch zwischen dem <strong>THW</strong> und der österreich ischen<br />
Wasserwehr hier bereits seit langem ein gutnachbarlicher<br />
Kontakt.<br />
Während einige Helfer der Ortsverbände Passau und<br />
Simbach mit ihren Zillen in <strong>historische</strong>n Anzügen den<br />
Salzurnschlag auf dem Inn wie in vergangenen Zeiten<br />
vorführten und schwere Prähme oder Zillen mit Pferden<br />
oder von Hand "hochtreidelten", fuhren die Motorfahrzeuge<br />
des <strong>THW</strong> zur Flaggenparade auf. Das Fahren in<br />
Gruppen sowie Wendemanöver und übersetzen wurden<br />
gezeigt. Hierfür hatte die Schärdinger Wasserwehr österreichische<br />
und bayerische Fahnen zur Verfügung gestellt<br />
und eine3 der <strong>THW</strong>-Boote sogar mit der jahrhundertealten<br />
Traditionsfahne geschmückt. Die große Zuschauermenge<br />
an den Ufern des Inn spendete Beifall, der besonders<br />
herzlich war. als die <strong>THW</strong>-Fahrzeuge in Kiellinie<br />
(Foto) zur Flaggenparade an der Gästetribüne vorüberfuhren.<br />
Unter den Zuschauern waren der österreichische<br />
Staatspräsident, Vertreter der österreichischen und der<br />
bayerischen Regierung, des Passauer Stadtrates und die<br />
Landräte des unteren Innbereiches. Die gute Kameradschaft<br />
zwischen <strong>THW</strong> und Wasserwehr am Inn, die sich<br />
schon bei mancher gemeinsamen Hochwasserbekämpfung<br />
bewährt hat, wurde an diesem Tage erneut bestätigt.<br />
Das Präsidium des schweizerischen Pontonier(Pionier)<br />
Fahrvereins bat den OV Regensburg, auch in diesem<br />
Jahr wieder die Betreuung von Schweizer Soldaten während<br />
eines Aufenthalts in der alten Reichsstadt zu übernehmen.<br />
Die mit dieser Aufgabe betrauten <strong>THW</strong>-Helfer<br />
entledigten sich ihrer Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit<br />
ihrer Schweizer Gäste. Diese, der Sektion Ste>in am Rhein<br />
angehörend, hatten mit eigenen Booten eine Donaufahrt<br />
vQn Ulrn nach Wien unternommen. Nach einer eingehe~den<br />
Stadtbesichtigung und zünftigen bayerischen Brotzelt<br />
gingen die Schweizer Gäste wieder auf die Reise.<br />
Ausbi Idung hat sich bewährt<br />
Im Rahmen einer größeren Abschlußübung überprüften<br />
die Ortsverbände Landshut und Mühldorf den Ausbildungsstand<br />
ihrer Helfer. Sie war vielseitig angelegt und<br />
ließ - um das Ergebnis vorweg zu nehmen - erkennen,<br />
daß die theoretische und praktische Ausbildung der Helfer<br />
in den Ortsverbänden wie an den <strong>THW</strong>-Schulen sich<br />
gut bewährt hat. Vertreter der befreundeten Organisationen,<br />
die Presse und zahlreiche Einwohner verfolgten mit<br />
Interesse die Lösung der Aufgaben, die den Helfern gestellt<br />
worden waren. Rund 80 Helfer des <strong>THW</strong> - Durcbschnittsalter<br />
etwa 20 Jahre - waren beteiligt.<br />
20
Der E-Zug hatte einen Portalmast als Träger von Hochspannungsleitungen<br />
aufzustellen; die beiden Seitenmaste<br />
hatten eine Höhe von 10 m und waren 2 m tief in den<br />
Boden eingelassen. Die Absteifung erfolgte durch Streben.<br />
Dazu hatten die Männer des E-Zuges Kabel-Endanschlüsse<br />
herzustellen und eine Fernsprechvermittlung<br />
mit sechs Nebenstellen aufzubauen.<br />
Der Schwimmbrücken-Zug baute eine Pontonfähre mit<br />
einer Tragkraft von 8 t, angetrieben von zwei 10-PS<br />
Außenbordmotoren. Während die Fähre auf der Kleinen<br />
Isar manövrierte und u. a. einen Jeep (FuKw) transportierte,<br />
besorgte ein Motorrettungsboot den Sicherungsdienst<br />
auf dem Wasser.<br />
Der RGW-Zug hatte die Aufgabe, einen Brunnen von<br />
6 m Tiefe zu schlagen und außerdem eine Wasserreserveanlage<br />
auf einem Baum zu errichten. Das auf 10 m Höhe<br />
angebrachte Becken wurde durch eine Motorpumpe mit<br />
Wasser aus der IS1lr gespeist. Mittels einer Rohrleitung<br />
wurde dann das Wasser zu einer ebenfalls von den Helfern<br />
erbauten Notwaschanlage mit 15 Zapfstellen und<br />
einer Brause geführt. Mit der Lösung dieser Aufgabe<br />
sollte insbesondere die Versorgung eines wasserlosen<br />
Gebietes gezeigt werden.<br />
Brücke über den Kanal<br />
Der Ortsverband Kleve hat es als Beitrag für die "Niederrheinische<br />
Gartenschau" übernommen, eine behelfsmäßige<br />
Fußgängerbrücke über den Prinz-Moritz-Kanal<br />
zu bauen. Der Zweck der Brücke ist, den zu erwartenden<br />
Fußgängerstrom möglichst reibungslos zu lenken. Die<br />
Brücke hat eine Länge von ca. 20 m bei einer MitteLöffnung<br />
von 9 m und einer Benutzungsbreite von 3 m. Als<br />
Brückenträger wurden 7 Straßenbahnschienen verwendet,<br />
die vorsorglich für solche und ähnliche Fälle aufbewahrt<br />
werden.<br />
Die Arbeiten wurden von den Helfern in ihrer Freizeit<br />
ausgeführt. Die notwendigen Erfahrungen haben die<br />
ehrenamtlichen Helfer an manchen übungsabenden sich<br />
zu eigen gemacht. Gelernte Zimmerer oder Schreiner<br />
wirkten nicht mit.<br />
Der Ortsverband Kleve des Technischen Hilfwerks<br />
besteht seit 1953. Er ist bisher sehr wenig an die Öffentlichkeit<br />
getreten, da Gott sei Dank Katastrophenfälle, für<br />
deren Abwehr sich das Technische Hilfswerk vorbereitet,<br />
im Kreise Kleve noch nicht eingetreten sind. Der Ortsverband<br />
ist in den Katastrophenabwehrplan des Landkreises<br />
Kleve und der Stadt Kleve eingebaut.<br />
Trotz Schwierigkeiten gut bewährt<br />
Am 12. November 1966 wurde in Affeln (Landkreis<br />
Arnsberg) eine Gemeinschaftsübung der OV Arnsberg,<br />
Balve, Neheim-Hüsten und Wickede durchgeführt. OB<br />
Flöper hatte durch Vermittlung des Malteser Hilfsdienstes<br />
für einige Helfer aus den OV des Betreuungsbereiches<br />
einen ABC-Lehrgang vorbereitet, der von BW<br />
Stabsfeldwebel Herzog durchgeführt wurde. Als Lehrgangsabschluß<br />
wurden die Lehrgangsteilnehmer zu einer<br />
Gemeinschaftsübung nach Affeln zusammengezogen.<br />
Es wurde das Arbeiten unter Schutzmaske und schweren<br />
Atemschutzgeräten geübt. In einem Steinbruch bei<br />
Affeln wurde mit Gesteinsbohrhammer. Hydropressen,<br />
Brennschneidgeräten, Notstrombeleuchtung gearbeitet<br />
und eine Seilbahn gebaut. Aus einem mit Rauchbomben<br />
und Tränengas verseuchten Kellerraum und Kellergängen<br />
mußten Verletzte geborgen werden. Die übung kann<br />
als dem Ernstfall sehr wirklichkeitsnah angesehen werden.<br />
Die Helfer haben sich auch unter diesen erschwerten<br />
Arbeitsbedingungen sehr gut bewährt.<br />
Helfer-Hochzeit<br />
Als Ludwig BoIler, einer der ältesten aktiven Helfer des<br />
OV Obernburg, heiratete, ließen es sich seine Kameraden<br />
nicht nehmen, dem Brautpaar beim Verlassen der Kirche<br />
Spalier zu bilden. Die Obernburger Helfer machten damit<br />
ihren Kameraden und seiner Frau ganz besondere Freude.<br />
Ludwig BoIler, Träger des Helferzeichens in Gold, ist<br />
Ausbilder im Schwimmbrückenbau und Aubofahrer im<br />
OV Obernburg.<br />
21
Zeitschriften besprechung<br />
stadtentwässerung - eine wichtige<br />
öffentliche Aufgabe<br />
Von A. Irnsperger, Oberhausen<br />
Aus "Ziviler Bevölkerungsschutz -<br />
ZB", Heft 9/66<br />
Für das <strong>THW</strong> ist die Abwässerbeseitigung<br />
eine der Aufgaben, die m. U. als<br />
Hilfeleistung für die öffentlichen Versorgungsbetriebe<br />
durchgeführt werden<br />
muß. Da man sich natürlicher Vorfluter<br />
bedient, ist diese Aufgabe nicht an Gemeindegrenzen<br />
gebunden, sondern wird<br />
als Problem für das Einzugsgebiet eines<br />
Vorfluters auftreten. -<br />
Deshalb wurden Entwässerungsverbände<br />
gegründet, die auf gesetzlicher<br />
Grundlage Städte, Gemeinden und Industrie<br />
als Mit,glieder und Kostenträger<br />
haben. In der Regel beschränken sich<br />
die Aufgaben der Verbände auf den Bau<br />
und Betrieb von Kläranlagen und Zuführungssammlern<br />
zu diesen Anlagen<br />
sowie auf die Reinhaltung der Vorfluter.<br />
Der Bau und Betrieb der eigentlichen<br />
Entwässerungsanlagen der sog.<br />
"Stadtkanalisation" ist eine Aufgabe<br />
der Gemeinden und Städte. Man teilt<br />
das Einzugsgebiet auf in Teilgebiete,<br />
die von verschiedenen Sammlern entwässert<br />
werden. Die Führung derselben<br />
ist abhängig von der Lage der<br />
Haupt- und Nebenvorfluter, der Kläranlagen,<br />
von geologischen und hydrologischen<br />
Verhältnissen, von der erforderlichen<br />
Tiefenlage und noch anderen<br />
Gesichtspunkten.<br />
Die Arbeit von Irnsperger erläutert,<br />
wie die Rinnenführung in den Schächten,<br />
den Vereinigun,gs-, Absturz- und<br />
überfallbauwerken hydraulisch richtig<br />
vorgenommen wird. Durch "Ortssatzungen",<br />
die als Ergänzung der Wassergesetze<br />
gültiges Ortsrecht sind, wird bestimmt,<br />
welche Stoffe im Abwasser<br />
enthalten sein dürfen bzw. durch Sonderreinigungsmaßnahmen<br />
entfernt werden<br />
müssen. Es handelt sich dabei<br />
in der Regel um Stoffe, die entweder<br />
den Betrieb der Entwässerungsanlagen<br />
stören oder gefährden können, die bauliche<br />
Substanz der Anlage angreifen<br />
oder eine Gefahr für die im Kanalisationsnetz<br />
Beschäftigten sein können.<br />
Der Autor geht dann auf die für<br />
einen geordneten Abfluß notwendigen<br />
Maßnahmen und die Gefahren, die bei<br />
Störungen auftreten können, ein. Wegen<br />
der großen Bedeutung des guten<br />
Funktionierens der Entwässerun,gsnetze<br />
für die Volksgesundheit bildet<br />
auch das <strong>THW</strong> im Rahmen seines Technischen<br />
Dienstes Helfer in der Fachsparte<br />
"Rohrnetz-Kanal" aus. Der Verfasser<br />
erläutert durch viele Bilder, wie<br />
an der Schule Moers und in den Ortsverbänden<br />
die Ausbildung in Instandhaltung<br />
und Instandsetzung durchgeführt<br />
wird.<br />
In der gleichen Nummer ist aus der<br />
Feder des Herrn Orts beauftragten Ing.<br />
Fitzek ein Artikel über die Erkundung<br />
im Schadengebiet als Grundlage sinnvoller<br />
Hilfe enthalten. Hierin wird erklärt,<br />
welchen Sinn und Zweck die Erkundung<br />
hat, welche Nachrichtenmittel<br />
den <strong>THW</strong>- und LSHD-Führern zur Verfü~ung<br />
stehen und wie die Erkundungskräfte<br />
sich zweckmäßig verhalten.<br />
strom aus Kernkraftwerken<br />
Aus "Ziviler Bevölkerungsschutz -<br />
ZB", Heft 10 66<br />
Am Morgen des 14. August 1966 wurde<br />
der Reaktor des Kernkraftwerkes<br />
Gundremmingen erstmalig "kritisch".<br />
Man versteht darunter, daß nach Beladung<br />
des Reaktors mit uranhaltigen<br />
Brennstoffelementen zum ersten Male<br />
eine Kettenreaktion ausgelöst wurde.<br />
Es handelt sich hierbei um die friedliche<br />
Verwendung der Kernenergie, und<br />
die Kettenreaktion wird durch Moderatorstäbe<br />
oder andere Einrichtungen unter<br />
Kontrolle gehalten. Das erwähnte<br />
Kernkraftwerk wird voraussichtlich ab<br />
Dezember mit 237000 KW auf das Verbundnetz<br />
arbeiten. Mit dieser Leistung<br />
ist das Kernkraftwerk RWE-Bayernwerk<br />
in Gundremmingen die zur Zeit<br />
größte Anlage ihrer Art in der Welt.<br />
Im nächsten Jahr jedoch wird sie zunächst<br />
durch ausländische Kernkraftwerke<br />
übertroffen werden. Man erwartet,<br />
daß ein Kernkraftwerk in Oyster<br />
Creek in New Jersey in Betrieb geht<br />
und daß 1970 71 zwei Reaktoren von je<br />
1100000 KW von der Tennessee Valley<br />
Authority den Betrieb aufnehmen werden.<br />
Der Artikel schildert, welche Entwicklung<br />
in den letzten 25 Jahren die·<br />
friedliche Verwendung von Kernenergie<br />
genommen hat, und beschreibt die<br />
Kernkraftwerke, die zur Zeit in Betrieb<br />
sind. Die Typen der verschiedenen Reaktoren,<br />
die in den ausländischen Kern-<br />
Mit Bohrhammer und Lukasheber<br />
beseitigten Helfer des OV Essen einen<br />
alten Bunkereingang an der Horster<br />
Straße.<br />
Ein Übungsgeläntle * mit allen Schikanen<br />
baut der OV Trossingen im<br />
Löhle zur Ausbildung der Helfer.<br />
"Unsere Stadt * stand am Samstag<br />
ganz im Zeichen des Technischen<br />
Hilfswerks", begann ein Bericht des<br />
"Ahlener Tageblatts" über die Einweihung<br />
der neuen Unterkunft des<br />
OV Gütersloh. Die Feier wurde mit<br />
verschiedenen Vorführungen umrahmt.<br />
Der vom Landesmuseum * in Meldorf<br />
erworbene Fischkutter "Wilhelmine"<br />
wurde vom OV Meldorf vom<br />
Hof des alten Gymnasiums an seinen<br />
neuen Liegeplatz transportiert. Das<br />
geschah aus Anlaß einer achttägigen<br />
<strong>THW</strong>-Werbewoche in Schieswig-Holstein.<br />
Nach einem Auffahrunfall * auf der<br />
Autobahn Recklinghausen-Buer löschten<br />
sechs Helfer des OV MarI ein<br />
Fahrzeug, bargen eingeklemmte Fahrgäste<br />
und legten Notverbände an.<br />
Der OV Oberursel * führte in Oberstetten<br />
(Taunus) Abdämmarbeiten<br />
kraftwerken Verwendung finden, werden<br />
erklärt.<br />
Die Stromerzeugungspreise je KW<br />
Stunde betragen zur Zeit in Amerika<br />
1 Cent, in Deutschland etwa 2,5 Pfennig.<br />
Diese noch die Braunkohlenkraftwerke<br />
unterbietenden Stromerzeugungspreise<br />
sind dadurch möglich geworden,<br />
daß es im Laufe einer sehr<br />
kurzen Entwicklungszeit gelungen ist,<br />
die Anlagekosten der Kernkraftwerke<br />
bei Anlagen mit Leichtwasserreaktoren<br />
drastisch zu senken. Sie liegen heute<br />
in der Größenordnung vergleichbarer<br />
Kohlekraftwerke und betragen bei Anlagen<br />
von 500 000 bis 600 000 KW etwa<br />
550 DM je installiertes KW. Außerdem<br />
erfordert der hohe Energiegehalt des<br />
Brennstoffes außerordentlich niedrige<br />
Brennstoffkosten, die bei Leichtwasserreaktoren<br />
zwischen 1/2 bis 1 Pf/KW<br />
Stunde und bei Gasgraphitreaktoren<br />
zwischen 0,4 und 0,7 Pf/KW -Stunde liegen.<br />
Bei Ölkraftwerken in Deutschland<br />
muß man heute noch 1,8 Pf je KW<br />
Stunde und bei Kohlekraftwerken mindestens<br />
2,2 Pf je KW-Stunde Brennstoffkosten<br />
veranschlagen. Auf längere<br />
Sicht erwartet man auch, daß die Betriebs-<br />
und Reparaturkosten bei den<br />
Kernkraftwerken günstiger liegen als<br />
bei anderen Kraftwerken.<br />
Man rechnet damit, daß ab 1980 etwa<br />
30000000 KW für die Stromversorgung<br />
der Bundesrepublik aus Kernkraftwerken<br />
geliefert werden. Das entspricht<br />
fast der gesamten Stromerzeugung aller<br />
deutschen Kraftwerke im vergangenen<br />
Jahr.<br />
Eine ausführliche Arbeit über dieses<br />
Thema finden wir auch im Bulletin Nr.<br />
110 des Presse- und Informationsamtes<br />
der Bundesregierung.<br />
Kurz berichtet<br />
vor der Schule durch und pumpte<br />
Keller aus, die infolge des starken<br />
Regens überflutet worden waren.<br />
Einen ll-t-Sattelschlepper *<br />
der<br />
Bundeswehr barg der OV Gunzenhausen<br />
bei Unterwurmbach. Am gleichen<br />
Tag machten die Helfer einen<br />
eingesunkenen Raupenbagger wieder<br />
flott.<br />
Instandgesetzt wurde * vom OV Rosenheim<br />
ein Spazierweg, der von<br />
Küpferling zur Schönen Aussicht<br />
führt.<br />
In vielen Teilen * der Bundesrepublik,<br />
vor allem in Norddeutschland,<br />
standen Ortsverbände wegen der<br />
Hochwassergefahr in Alarmbereitschaft.<br />
In mehreren Orten mußten<br />
die Helfer zur Beseitigung von Notständen<br />
eingesetzt werden.<br />
Als 73. Ortsverband * im Landesverband<br />
Baden-Württemberg wurde der<br />
OV Freudenstadt aus der Taufe gehoben.<br />
*<br />
Die Bahnstrecke Bad Orb-Wächtersbach<br />
war durch eine abgerutschte<br />
Böschung blockiert worden. Sie<br />
wurde vom OV Bad Orb wieder freigemacht.<br />
.<br />
22
ATOMSCHUTZ<br />
Von Horst Komorowski. Herausgegeben<br />
vom Bundesverband für den<br />
Selbstschutz, BundeshauptsteIle Köln.<br />
88 Seiten, 32 Abb., Format DIN A 5,<br />
Pappband.<br />
Als Nachdruck einer bereits besprochenen<br />
ABC-8chutz-Fibel des WEU<br />
Verlages hat der Bundesverband für den<br />
Selbstschutz als fachliche Information<br />
und Wissensreserve für die Bedienungskräfte<br />
das vorliegende Handbuch<br />
über Entstrahlung herausgegeben.<br />
Zunächst werden die allgemeinen<br />
Grundsätze für den planvollen Einsatz<br />
von Kräften und Mitteln, der Zeitbedarf<br />
und die Reihenfolge und die<br />
Dringlichkeitsstufen der Dekontaminierungsarbeiten<br />
beschrieben. Kapitel 2<br />
definiert den Begriff "Verstrahlung".<br />
Die Arten der radioaktiven Strahlungen,<br />
ihre Erscheinungsformen nach<br />
Hoch- und Tiefdetonationen und die<br />
Ablagerung der Niederschläge auf<br />
Materialoberflächen werden näher erörtert.<br />
Voraussetzung für die Entstrahlung<br />
ist die Feststellung der Verstrahlung.<br />
Kapitel 3 befaßt sich deshalb mit dem<br />
Strahlenspüren und den Strahlungsmessungen.<br />
Der Einfluß der Strahlung<br />
in verstrahlten Gebieten und bei in der<br />
Nähe befindlichen punktförmigen Strahlenquellen<br />
werden gezeigt.<br />
Es folgen grundlegende Begriffsbestimmungen<br />
für die Entstrahlung. Die<br />
Regeln für das Abklingen normaler<br />
radioaktiver Niederschläge, die Strahlungseinflüsse<br />
auf das Entstrahlungspersonal<br />
und die Begriffe und Methoden<br />
der Entstrahlung weruen besprochen,<br />
ebenso die Trockenentstrahlungsverfahren<br />
und die Verfahren der Naßentstrahlun,~.<br />
Eine Gebrauchsanweisung<br />
für die Verwendung der notwendigen<br />
Geräte und Chemikalien wird gegeben.<br />
Weitere Abschnitte behandeln die<br />
Körperentstrahlung und die Entstrahlung<br />
von Bekleidung. In Kapitel 10 finden<br />
wir Hinweise zur Beurteilung von<br />
Lebensmitteln und Wasser in Katastrophengebieten.<br />
Die vorbeugenden Schutzmaßnahmen<br />
sind ebenso beschrieben<br />
wie die Möglichkeiten, verpackt gewesene<br />
Lebensmittel noch zu verwenden<br />
oder neue frische Lebensmittel wie<br />
Kartoffeln, Gemüse usw. unter Schutzmaßnahmen<br />
zur Verwendun,g zu bringen.<br />
Die vorschriftsmäßige Verpackung<br />
von Lebens- und Genußrnitteln wird<br />
ebenfalls erklärt. Der letzte Abschnitt<br />
befaßt sich mit den Seifen, Wasch- und<br />
Netzmitteln als Entstrahlungshilfsmaterial.<br />
HANDBUCH DER ZIVIL VERTEIDI<br />
GUNG, Landesteil Hessen. Von Regierungsrat<br />
Handwerk, Wiesbaden. Deutscher<br />
Fachschriften-Verlag, Wiesbaden<br />
Dotzheim. Lose-Blatt-<strong>Sammlung</strong>, Format<br />
DIN A 5, Grundpreis 29 DM, Seitener,gänzungspreis<br />
0,11 DM, herausgegeben<br />
von KauliMüller Handwerk.<br />
Im Rahmen des Handbuches für<br />
Zivilverteidigung, früher "Der örtliche<br />
Luftschutzleiter", ist ein Sonderteil für<br />
das Land Hessen erschienen. Mit dei'<br />
Verabschiedung von sieben Notstandsgesetzen<br />
im Jahre 1965 sind die Vorbereitungen<br />
und die Planung der zivilen<br />
Verteidigung in eine neue Phase<br />
Buchbesprechung<br />
Das <strong>THW</strong>-Helferzeichen in Gold mit<br />
Kranz wurde am 24. Dezember 1966<br />
verliehen an:<br />
LV I<br />
Graas, Werner; Suckow, Gustav.<br />
LV 11<br />
Rosebrock, Joachim; Schlumbohm,<br />
JÜrgen.<br />
LV IV<br />
Brüggemann, Hermann; Froin, Rudolf;<br />
Piepenbrink, Carl.<br />
LV V<br />
Breitenbach, Fr.-Wilhelm; Michiels,<br />
Johannes; Röbke, Dr. Fritz.<br />
LV VI<br />
Göllner, Erwin.<br />
LV VII<br />
Heimann, Paul.<br />
LV VIII<br />
Bantle, Franz; Burkhardt, Otto;<br />
Epplen, Gerhard.<br />
LV IX<br />
Kindei, Kurt; Steininger, Alfred.<br />
LV XI<br />
Klein, Erich.<br />
Das <strong>THW</strong>-Helferzeichen * in Gold<br />
wurde am 24. Dezember 1966 verliehen<br />
an:<br />
LV I<br />
Böge, Walter; Buchmann, Edmund;<br />
Hesske, Wolfgang; Heydtmann, Hans;<br />
Meier, Helmut, Dipl.-Volkswirt;<br />
Meißner, Karl; Möschk, Heinz; Radloff,<br />
Otto.<br />
LV 11<br />
Buggenthin, Rolf; Fischer, Horst;<br />
Gentzck:e, Claus-Henning; Kellner,<br />
Helmut; Mahn, Werner; Martens,<br />
Hermann; Meise, Gerhard; Melzer,<br />
Helmut; Wichmann, Franz.<br />
LV 111<br />
Bösenberg, Karl-Heinz; Herrmann,<br />
Erich; Jaeger, Harald; Pusinna,<br />
Rainer.<br />
LV IV<br />
Adam, Werner; Albien, Helmut;<br />
Albrecht, Hans-Heinrich; Carstens,<br />
Kurt; Fricke, Friedrich; Garthaus,<br />
Alfons; Gössling, Helmut; Henne,<br />
Wolfgang; Höper, Rolf; Kühnemund,<br />
Friedrich; Müller, Willi; Schaper,<br />
Karl-Heinz; Steier, Heinz; Werner,<br />
Karl-Heinz.<br />
getreten. Die Durchführung der Gesetze<br />
und Rechtsverordnungen des Bundes<br />
durch die Länder, Gemeinden und<br />
Gemeindeverbände macht eine Fülle von<br />
Rechts- und Verwaltungsvorschriften<br />
erforderlich. Bisher fehlte eine klar gegliederte,<br />
übersichtliche Zusammenfassung<br />
als Handbuch für die mit dem<br />
Problem befaßten Personen dieser Organe.<br />
Durch den Landesteil Hessen der<br />
<strong>Sammlung</strong> "Handbuch der Zivilverteidigung"<br />
wurde diese Lücke geschlossen.<br />
Für die im Land Hessen tätigen Führungskräfte<br />
und Verwaltungskräfte des<br />
<strong>THW</strong> und des LSHD ist damit ein<br />
Nachschlagewerk entstanden, das ihnen<br />
bei ihrer täglichen Arbeit eine außerordentlich<br />
wichtige Hilfe geben kann.<br />
Ein nach Sachgebieten geordnetes Inhaltsverzeichnis<br />
erleichtert die Verwendung<br />
als Nachschlagewerk. Auch<br />
alle für den Katastrophenschutz geltenden<br />
Vorschriften und Erlasse sind in<br />
diesem Handbuch zusammen,gefaßt.<br />
ZIVILSCHUTZ -TASCHENKALENDER<br />
1967. Osang-Verlag München, Taschenbuchformat,<br />
Plastik-Einband, 302 Sei<br />
(Fortsetzung auf Seite 24)<br />
Auszeichnungen<br />
LV V<br />
Adam, Heinrich; Balkau, Alfred;<br />
Dupke, Erich; Esch, Karl-Heinz;<br />
Grünewald, Wilhelm; Hampel, Paul;<br />
Harport, Helmut; Helbin'g, Helmut;<br />
Holzbrecher, Ulrich; -Kesting, Horst;<br />
Kombächer, Karl; Korb, Werner;<br />
Körper, Heinz; Kuhlmann, Karl<br />
Heinz; Kühn, Josef; Maus, Paul; Mosler,<br />
F., Dipl.-Ing.; Neumann, Arthur.<br />
LV V<br />
Peters, Wessei; Plato, Paul; Polz,<br />
Hermann; Post, Herbert; Rohring,<br />
Werner; Sasse, Wilhelm; Stemmer,<br />
Paul; Wanya, Wenzel; Wentzel, Fritz;<br />
WiesolIek, Klaus; Wirsdorf, Dr., Wilhelm;<br />
Zimmer, Rudolf.<br />
LV VI<br />
Alexius, Heinz; Eichhorn, Hugo;<br />
Eidmann, Alfred; Hanstein, Heinrich;<br />
Jakob, Heinrich; Manela, Dieter;<br />
Ofenstein, Friedrich; Otto, Werner;<br />
Pathenschneider, Norbert; Schmerr,<br />
Alfred.<br />
LV VII<br />
Dorn, Günther; Hartmann, Rudolf;<br />
Heim, Eduard; Karle, Egon; Metzger,<br />
Dieter; Rustmeier, Günter; Schuller,<br />
Adalbert; Stoldt, Gerhard; Teichmann,<br />
Helmut.<br />
LV VIII<br />
Arzner, Hugo; Braun, Karl; Kircheis,<br />
Wilhelm; Kumpf, Wolfgang ; Lauk,<br />
Karl; Ludwig, Wilhelm; Machler,<br />
Heinz; Molin, Klaus; Oehme, Hans,<br />
Dipl.-Ing.; Reißmüller, Kurt; Retetzki,<br />
Ferdinand; Zieher, Hans-Peter; Zielke,<br />
Bruno<br />
LV IX<br />
Bäumler, Herbert; Bäumler, Paul;<br />
Engelhardt, Friedrich; Fischer, Ludwig;<br />
Fuchs, Hans; Gierl, Georg; Hammerdinger,<br />
Werner; Häberle, Otto;<br />
Heilmann, Dirk; Kilian, Willy; Leubi,<br />
Erwin; Mehl, Hans; Möckl, Rudolf;<br />
Patzelt, Reinhold; Radzij, Erich;<br />
Reim, Hans; Scholz, Klaus-Dieter;<br />
Seidl, Rudolf; Selbmann, Jürgen;<br />
Stannek, Joachim; Uetz, Anton; Vonhausen,<br />
Rudolf; Wagler, Herbert;<br />
Wissmann, Horst.<br />
LV X<br />
Ethe, Bruno; Schoenick:e,<br />
Heinz; Sommermeier, Bernd;<br />
kopf, Manfred.<br />
Karl<br />
Weis-<br />
LV XI<br />
Faber, Hans Jörg; Korne, Josef;<br />
Müller, Klaus; Schön, Arnold; Sengespeick:,<br />
Rudolf; Wagner, Herrmann.<br />
23
ten, mit Kalendarium und zahlreichen<br />
Abbildungen und Tabellen. 8,80 DM.<br />
Ab 10 stück 10 Prozent, ab 25 Stück<br />
15 Prozent, ab 50 Stück 20 Prozent und<br />
über 100 Stück 25 Prozent Preisnachlaß.<br />
Der Zivilschutz-Taschenkalender 1967,<br />
dessen Bearbeiter sich ausschließlich<br />
aus Referenten und Hilfsreferenten des<br />
Bundesamts für zivilen Bevölkerungsschutz<br />
zusammensetzen, ist bereits seit<br />
der ersten Ausgabe 1965 einer der<br />
meistgebrauchten Taschenkalender im<br />
Rahmen der im Zivilschutz und Katastrophenschutz<br />
tätigen Führungskräfte<br />
und Unterführer sowie Helfer.<br />
Nach der übersicht der wichtigsten<br />
Zivilschutzanschriften folgt ein in der<br />
üblichen Form eines Taschenkalenders<br />
zusammengefaßtes Kalendarium. Der<br />
fachtechnische Teil wird ein,geleitet<br />
durch eine Arbeit von RR von Nieding<br />
über die staatsbürgerliche B'ldung im<br />
LSHD und über die Gesetzgebung in<br />
der Bundesrepublik Deutschland.<br />
Es folgen Auszüge aus den gesetzlichen<br />
Bestimmungen, die für den Zivilschutz<br />
notwendig sind. Besondere<br />
Beachtung verdienen die Ausführungen<br />
des RR von Nieding über die Auswirkungen<br />
des Zivilschutzkorpsgesetzes<br />
und des Haushaltssicherun,gsgesetzes<br />
auf den Luftschutzhilfsdienst.<br />
RA Kersten erläutert das Straßenverkehrsrecht<br />
im Zusammenhang mit<br />
dem LSHD. Die Abfassung von Meldungen<br />
und die Durchführung von Erkundungen<br />
werden von VR Muncke<br />
beschrieben. Es folgen Tabellen über<br />
die übermittlungszeichen und die vorläufigen<br />
taktischen Zeichen im ZB, ergänzt<br />
durch die taktischen Zeichen für<br />
den Selbstsschutz und erweiterten<br />
Selbstsschutz, und die Signaturen für<br />
die Bestandsaufnahme und deren Auswertung<br />
in den Gemeinden.<br />
Die Fernmeldemittel, die dem Zivilschutz<br />
und Katastrophenschutz zur verfügung<br />
stehen sowie die Durchführung<br />
des Funkverkehrs mit Funksprechgeräten<br />
werden durch VR Schöne ausführlich<br />
beschrieben. Es folgen Abhandlungen<br />
über den Schutzfaktor von Gebäuden<br />
und über die Strahlungsmeßgeräte<br />
im zivilen Bevölkerungsschutz,<br />
die ABC-Schutzmaske, die chemischen<br />
Kampfstoffe und die Erste Hilfe.<br />
So ist der Zivilschutz-Taschenkalender<br />
ein ausgezeichnetes und preiswertes<br />
Taschenbuch, das allen Angehörigen<br />
des <strong>THW</strong> und der anderen Hilfsor,ganisationen<br />
sowie des LSHD empfohlen<br />
werden kann.<br />
Notdepots mit Spezialpräparaten<br />
Achtzehn Notdepots mit Spezialpräparaten<br />
gegen Diphtherie, Wundstarrkrampf,<br />
Tollwut, Milzbrand, Lebensmittelvergiftungen<br />
und Schlangenbisse<br />
sind in Nordrhein-Westfalen<br />
von den Apothekenkammern in Zusammenarbeit<br />
mit dem Düsseldorfer<br />
Innenministerium eingerichtet worden.<br />
Damit soll die Versorgung der<br />
Bevölkerung mit einer Reihe oft<br />
lebensrettender Arzneimittel jederzeit<br />
sichergestellt sein. Die Seren, die<br />
relativ selten benötigt werden und<br />
nur begrenzt haltbar sind, stehen<br />
nicht in allen Apotheken zur Verfügung.<br />
("Frankfurter Allgemeine Zeitung")<br />
Schubladengesetze<br />
überarbeiten<br />
Zivilschutzstreiflichter<br />
Die für den Notstandsfall gedachten<br />
"Schubladengesetze" will der Bundestags-Innenausschuß<br />
demnächst<br />
überarbeiten. Nach Studienreisen,<br />
welche die Ausschußmitglieder nach<br />
Schweden und Dänemark geführt<br />
hatten, ist der Innen-Ausschuß der<br />
Auffassung, daß die dort gewonnenen<br />
Erkenntnisse ein Umdenken in<br />
wichtigen Punkten dringend erforderlich<br />
machen.<br />
("Politik und Wirtschaft", Bonn)<br />
Mit der Atombombe leben<br />
Im Rahmen der Aufklärungsvorträge<br />
des Bundesluftschutzverbandes<br />
sm'ach Professor und Atomphysiker<br />
Dr. Alfons Bühl aus Karlsruhe in<br />
Pass au in mehreren Veranstaltungen<br />
über das Thema "Atombombe und<br />
Strahlenschutz". Er zeigte in großen<br />
Zügen die geschichtliche Entdeckung,<br />
die bisherige Entwicklung und den<br />
heutigen Stand des ~ereichs der<br />
Atomenergie auf. Der Wissenschaftler<br />
gestand, daß es den Weltmächten vor<br />
allem um deren Anwendung auf dem<br />
militärischen und kriegs technischen<br />
Gebiet ging, obwohl es auch genügend<br />
Möglichkeiten zu einer friedlichen<br />
Anwendung geben würde und<br />
die ungeheuren atomaren Kräfte in<br />
gemeinsamer Arbeit zugunsten der<br />
ganzen Menschheit eingesetzt werden<br />
könnten. Nun, da die Atomkraft<br />
einmal entdeckt und vorhanden sei,<br />
zwinge die Verantwortung der gesamten<br />
Menschheit gegenüber und<br />
der natürliche Selbsterhaltungstrieb,<br />
sich mit den damit auftauchenden<br />
Problemen auseinanderzusetzen.<br />
Selbst eine internationale Ächtung<br />
und freiwilliger Verzicht oder Vernichtung<br />
des vorhandenen Atommaterials<br />
würden nicht dafür garantieren,<br />
daß in Krisen- und Ernstfällen<br />
nicht doch wieder derartige Produkte<br />
rasch entwickelt würden. Und selbst<br />
bei ausschließlich friedlicher Anwendung<br />
der Atomenergie könnten Unfälle<br />
vielfacher Art große Gefahrenmomente<br />
bringen, die zu meistern<br />
nur dann möglich sein werde, wenn<br />
man die dabei auftretenden Gefahren<br />
gen au kennt.<br />
Doch gäbe es tatsächlich eine ganze<br />
Reihe von Maßnahmen und Möglichkeiten,<br />
Atomangriffe lebend zu überstehen.<br />
So seien die Druck- und<br />
Hitzewellen von Atombombenexplosionen<br />
äußerst kurz und auch sonst<br />
längst nicht so verheerend stark, daß<br />
es gegen sie überhaupt keine Schutzmöglichkeit<br />
gäbe. Noch weniger gefahrvoll<br />
sei die Verseuchung durch<br />
radioaktive Staubwolken, ~ie eine<br />
Atombombenexplosion auslöst. Hier<br />
fordert Professor Dr. Bühl vor allem<br />
das Vorhandensein von Meßgeräten<br />
und die Ausbildung vieler Helfer, die<br />
mit solchen Meßgeräten umgehen<br />
können. Den Ausführungen war zu<br />
entnehmen, daß also rechtzeitig getroffene<br />
und vorbereitete Maßnahmen<br />
und das vorzeitige Vertrautmachen<br />
der Bevölkerung mit den Gefahren<br />
einer Atomexplosion und<br />
deren Abwehr und Abschwächung<br />
- durch Schutzräume und -anzüge,<br />
Trinkwasser- und Lebensmittelvorräte,<br />
Bereitstellung von Meß-, Löschund<br />
Rettungsgeräten usw. - durchaus<br />
einen Sinn haben und erfolgversprechend<br />
sind. ("Passauer Neue Presse")<br />
Das Technische Hilfswerk<br />
Druck und Verlag : Rhenanla Druck und<br />
Verlag GmbH. Koblenz. Roonstraße 20-24.<br />
Redaktion: Dr. Hans Berenbrok: Anzeigen:<br />
Horst Janke. Telefon: Koblenz 23 01. Telex:<br />
08-62817. Einzelpreis 70 Pf. postbezug:<br />
Vierteljährlich 2.- DM einschließlich Zustellgebühr.<br />
Bestellungen beim Verlag.<br />
bei der Post oder beim Buchhandel. Postscheckkonto<br />
Köln 2959 - Rhenania Druclt<br />
und Verlag GmbH. Bankkonto: Dresdner<br />
Bank AG. Koblenz. Z. Z. Ist AnzeIgenpreislIste<br />
Nr. 4 gültig.<br />
Nach langer schwerer Krankheit ver·<br />
starb im Alter von 55 Jahren unser lang·<br />
jä hriger ste Ilvertretende rOrtsbea uftrag ter<br />
Harry Spannhake<br />
Inhaber des <strong>THW</strong>·Helferzeichens in Gold<br />
Wir bedauern das Hinscheiden eines<br />
unserer aktivsten Kameraden.<br />
Er wird in dankbarer Erinnerung in unserem<br />
Ortsverband fortleben.<br />
Der Ortsbeauftragte<br />
für Schleswig<br />
Am 9. November 1966 verstarb im Alter<br />
von 76 Jahren unser langjähriger<br />
Kamerad<br />
Hans Gendrung<br />
Helfer im <strong>THW</strong> seit 1953.<br />
Ihm folgte im Alter von 84 Jahren<br />
Kamerad<br />
Friedrich Lühe<br />
Helfer im <strong>THW</strong> seit 1953.<br />
Beide haben sich um den Aufbau des<br />
<strong>THW</strong>-Ortsverbandes besondere Verdienste<br />
erworben und waren als hilfsbereite<br />
Helfer stets zur Stelle.<br />
Ihr Andenken werden wir in Ehren<br />
halten.<br />
Der Ortsbeauftragte<br />
für Düsseldorf<br />
Durch einen plötzlichen Tod verlor der<br />
Landesverband Niedersachsen seinen<br />
langjährigen Geschäftsführer für Ortsverband<br />
und Betreuungsbereich aIdenburg<br />
Georg Ellinghaus<br />
Er hatte sich in überraschend kurzer Zeit<br />
nach seinem Dienstantritt 1957 in seine<br />
Aufgaben eingearbeitet und sich die<br />
Achtung und Liebe aller Kameraden im<br />
eigenen Ortsverband und Im Betreuungsbereich<br />
erworben.<br />
Jeder der ihn im <strong>THW</strong>, ob freiwilliger<br />
Helfe; oder hauptamtlicher Mitarbeiter,<br />
kennengelernt hat, wird dieses liebenswerten,<br />
stets freundlich-gelassenen Mannes<br />
gern gedenken.<br />
Der Personalrat<br />
Der Landeobeauftragte<br />
für Niedersachsen<br />
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