15.09.2014 Aufrufe

Januar - THW-historische Sammlung

Januar - THW-historische Sammlung

Januar - THW-historische Sammlung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

wußte. Doch auch diese Aufgabe<br />

wurde gemeistert.<br />

Dann erfolgte ein Stellungswechsel<br />

in den Raum Caprile-Alleghe, wo<br />

ebenfalls große Verwüstungen und<br />

Zerstörungen auf Abhilfe warteten.<br />

Nach einem Motmarsch zurück über<br />

Cortina d'Ampezzo und über den<br />

herrlichen Falzaregopaß erreichten<br />

wir das neue Einsatzgebiet. Ebenfalls<br />

unter der Regie von Dr. Lafisca von<br />

der Präfektur Belluno ging es an die<br />

harte Arbeit. Da weder in Caprile<br />

noch in Alleghe Platz war - auch<br />

Wasser und Heizung gab es nicht -,<br />

wurden wir in Santa Luccia untergebracht.<br />

In Caprile waren italienische Soldaten<br />

und die Feuerwehr dabei, Häuser<br />

und Keller freizumachen, doch es<br />

fehlte an Schmutzwasserpumpen.<br />

Hier konnten wir nun unsere Pumpen<br />

einsetzen und damit der Bevölkerung<br />

sehr gute Dienste leisten. Zunächst<br />

mußte das Ortskanalnetz freigemacht<br />

werden, damit das viele<br />

Wasser überhaupt ablaufen konnte.<br />

Soldaten wie auch die Bevölkerung<br />

staunten über die Geräte, welche die<br />

wackeren Schwaben aus ihrem Gkw<br />

hervorzauberten: angefangen vom<br />

Notstromaggregat und Boschhammer<br />

bis zum Schweißgerät u. a. Unsere<br />

Pumpen liefen ganze acht Tage. Als<br />

endlich Wasser und Schlamm entfernt<br />

waren, war die Freude groß. Die<br />

Feuerwehr hätte uns am liebsten<br />

unsere Pumpen abgekauft, so begeistert<br />

war sie von deren Leistung.<br />

In Caprile galt der wesentlichste<br />

Einsatz der Instandsetzung der Wasserzuleitung.<br />

Ähnlich wie in Campolongo<br />

fehlten ganze Strecken, die<br />

durch neue Leitungen ersetzt werden<br />

mußten. Zwischenstücke wurden eingesetzt,<br />

und etwa 500 m mußten neu<br />

verlegt werden, 30 m davon als überspannung<br />

an einem Drahtseil aufgehängt.<br />

Viele Schweiß arbeiten mußten<br />

ausgeführt werden. Dabei hat sich<br />

unser "Sepp Kleiner" als wahrer Spezialist<br />

ganz besonders bewährt. Manche<br />

Abendstunde wurde gearbeitet,<br />

um recht bald der Bevölkerung wieder<br />

Frischwasser zuführen zu können.<br />

Dabei waren Alpini für uns als<br />

Trägerkolonnen tätig. Zwei Stunden<br />

vor der Abfahrt nach Deutschland<br />

lief in Caprile dann das Wasser wieder.<br />

Diese Leistung wurde besonders<br />

anerkannt.<br />

Der dritte Trupp der Einsatzgruppe<br />

war im Beseitigen von "Straßensperren"<br />

tätig. Durch das Hochwasser<br />

war eine Straße sechs bis acht<br />

Meter hoch mit angeschwemmtem<br />

Holz versperrt worden. Es dauerte<br />

Tage, bis man einen Fortschritt<br />

der Aufräumungsarbeiten erkennen<br />

konnte. In Verbindung mit dortigen<br />

Holzfällern und einer großen Planierraupe<br />

ging man der Holzmasse zu<br />

Leibe. Die angeschwemmten Stämme<br />

wurden mit der Seilwinde des Gkw<br />

und der Planierraupe herausgezogen,<br />

um dann von den Holzfällern in Empfang<br />

genommen und als Nutzholz in<br />

die brauchbare Länge geschnitten zu<br />

werden.<br />

Als kleine Anerkennung unserer<br />

geleisteten Hilfe wurden wir am Tage<br />

vor unserer Abreise vom amtierenden<br />

Bürgermeister von Alleghe, der<br />

auch verschiedene umliegende Gemeinden<br />

betreut, zum Mittagessen<br />

eingeladen, an dem auch der Kommandeur<br />

der dort eingesetzten Alpini<br />

sowie Dr. Lafisca teilnahmen.<br />

In verschiedenen Ansprachen wurde<br />

unserer Gruppe recht herzlicher<br />

Dank ausgesprochen. Die geleistete<br />

wertvolle Arbeit sei weit mehr wert<br />

als Beitrag zur VÖlkerverständigung<br />

als alles, was jahrzehntelang geschrieben<br />

und geredet wurde. Was<br />

diese kleine Gruppe in die Tat umgesetzt<br />

habe, sei ein echter Beweis<br />

dafür, daß es noch hilfsbereite Menschen<br />

gebe, die dort einspringen -<br />

auch über die eigenen Grenzen hinweg<br />

-, wo tatsächliche Hilfe erfordersich<br />

sei.<br />

Der Bürgermeister überreichte dem<br />

Einsatzleiter eine Dankesurkunde mit<br />

folgendem Wortlaut:<br />

Die Gemeinde Alleghe:<br />

"Von ganzem Herzen und voller<br />

Bewunderung danken wir dem<br />

<strong>THW</strong> unter der Leitung von<br />

Walter Stähle für die großzügige<br />

und brüderliche Solidarität,<br />

für die unschätzbaren<br />

Dienste und für die entschlossene<br />

Hilfe bei der Arbeit in<br />

der Gemeinde Caprile bei der<br />

Wiederherstellung von' Wasserleitungen<br />

und den beispielhaften<br />

Rat bei der Katastrophe<br />

vom 4. November 1966."<br />

Er lud die gesamte Gruppe für<br />

nächsten Sommer zu einem achttägigen<br />

Urlaub nach Alleghe ein.<br />

Nach dem Eintreffen der ablösenden<br />

Gruppe wurde dann die Rückreise<br />

nach Deutschland angetreten.<br />

Am Samstag, dem 26. November, gegen<br />

9.00 Uhr wurde Stuttgart erreicht.<br />

Vom Landesbeauftragten und<br />

seinen Mitarbeitern sowie vom italienischen<br />

Vizekonsul, von Presse und<br />

Fernsehen begrüßt, durften die Helfer<br />

der ersten Einsatzgruppe wiederum<br />

Lob und Anerkennung für den<br />

Einsatz entgegennehmen. Trotz Müdigkeit<br />

und Anstrengung, die sich in<br />

den Gesichtern der Helfer spiegelten,<br />

überwog doch die Freude, dabei gewesen<br />

zu sein bei einem Einsa tz, in<br />

dem es galt, echte Hilfe zu leisten für<br />

eine schwergetroffene Bevölkerung.<br />

So sah es nach der Piavehochflut in Presenaio aus<br />

<strong>THW</strong>-Helfer erbauen eine Wasserleitung für Campolongo<br />

6

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!