Januar - THW-historische Sammlung
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wußte. Doch auch diese Aufgabe<br />
wurde gemeistert.<br />
Dann erfolgte ein Stellungswechsel<br />
in den Raum Caprile-Alleghe, wo<br />
ebenfalls große Verwüstungen und<br />
Zerstörungen auf Abhilfe warteten.<br />
Nach einem Motmarsch zurück über<br />
Cortina d'Ampezzo und über den<br />
herrlichen Falzaregopaß erreichten<br />
wir das neue Einsatzgebiet. Ebenfalls<br />
unter der Regie von Dr. Lafisca von<br />
der Präfektur Belluno ging es an die<br />
harte Arbeit. Da weder in Caprile<br />
noch in Alleghe Platz war - auch<br />
Wasser und Heizung gab es nicht -,<br />
wurden wir in Santa Luccia untergebracht.<br />
In Caprile waren italienische Soldaten<br />
und die Feuerwehr dabei, Häuser<br />
und Keller freizumachen, doch es<br />
fehlte an Schmutzwasserpumpen.<br />
Hier konnten wir nun unsere Pumpen<br />
einsetzen und damit der Bevölkerung<br />
sehr gute Dienste leisten. Zunächst<br />
mußte das Ortskanalnetz freigemacht<br />
werden, damit das viele<br />
Wasser überhaupt ablaufen konnte.<br />
Soldaten wie auch die Bevölkerung<br />
staunten über die Geräte, welche die<br />
wackeren Schwaben aus ihrem Gkw<br />
hervorzauberten: angefangen vom<br />
Notstromaggregat und Boschhammer<br />
bis zum Schweißgerät u. a. Unsere<br />
Pumpen liefen ganze acht Tage. Als<br />
endlich Wasser und Schlamm entfernt<br />
waren, war die Freude groß. Die<br />
Feuerwehr hätte uns am liebsten<br />
unsere Pumpen abgekauft, so begeistert<br />
war sie von deren Leistung.<br />
In Caprile galt der wesentlichste<br />
Einsatz der Instandsetzung der Wasserzuleitung.<br />
Ähnlich wie in Campolongo<br />
fehlten ganze Strecken, die<br />
durch neue Leitungen ersetzt werden<br />
mußten. Zwischenstücke wurden eingesetzt,<br />
und etwa 500 m mußten neu<br />
verlegt werden, 30 m davon als überspannung<br />
an einem Drahtseil aufgehängt.<br />
Viele Schweiß arbeiten mußten<br />
ausgeführt werden. Dabei hat sich<br />
unser "Sepp Kleiner" als wahrer Spezialist<br />
ganz besonders bewährt. Manche<br />
Abendstunde wurde gearbeitet,<br />
um recht bald der Bevölkerung wieder<br />
Frischwasser zuführen zu können.<br />
Dabei waren Alpini für uns als<br />
Trägerkolonnen tätig. Zwei Stunden<br />
vor der Abfahrt nach Deutschland<br />
lief in Caprile dann das Wasser wieder.<br />
Diese Leistung wurde besonders<br />
anerkannt.<br />
Der dritte Trupp der Einsatzgruppe<br />
war im Beseitigen von "Straßensperren"<br />
tätig. Durch das Hochwasser<br />
war eine Straße sechs bis acht<br />
Meter hoch mit angeschwemmtem<br />
Holz versperrt worden. Es dauerte<br />
Tage, bis man einen Fortschritt<br />
der Aufräumungsarbeiten erkennen<br />
konnte. In Verbindung mit dortigen<br />
Holzfällern und einer großen Planierraupe<br />
ging man der Holzmasse zu<br />
Leibe. Die angeschwemmten Stämme<br />
wurden mit der Seilwinde des Gkw<br />
und der Planierraupe herausgezogen,<br />
um dann von den Holzfällern in Empfang<br />
genommen und als Nutzholz in<br />
die brauchbare Länge geschnitten zu<br />
werden.<br />
Als kleine Anerkennung unserer<br />
geleisteten Hilfe wurden wir am Tage<br />
vor unserer Abreise vom amtierenden<br />
Bürgermeister von Alleghe, der<br />
auch verschiedene umliegende Gemeinden<br />
betreut, zum Mittagessen<br />
eingeladen, an dem auch der Kommandeur<br />
der dort eingesetzten Alpini<br />
sowie Dr. Lafisca teilnahmen.<br />
In verschiedenen Ansprachen wurde<br />
unserer Gruppe recht herzlicher<br />
Dank ausgesprochen. Die geleistete<br />
wertvolle Arbeit sei weit mehr wert<br />
als Beitrag zur VÖlkerverständigung<br />
als alles, was jahrzehntelang geschrieben<br />
und geredet wurde. Was<br />
diese kleine Gruppe in die Tat umgesetzt<br />
habe, sei ein echter Beweis<br />
dafür, daß es noch hilfsbereite Menschen<br />
gebe, die dort einspringen -<br />
auch über die eigenen Grenzen hinweg<br />
-, wo tatsächliche Hilfe erfordersich<br />
sei.<br />
Der Bürgermeister überreichte dem<br />
Einsatzleiter eine Dankesurkunde mit<br />
folgendem Wortlaut:<br />
Die Gemeinde Alleghe:<br />
"Von ganzem Herzen und voller<br />
Bewunderung danken wir dem<br />
<strong>THW</strong> unter der Leitung von<br />
Walter Stähle für die großzügige<br />
und brüderliche Solidarität,<br />
für die unschätzbaren<br />
Dienste und für die entschlossene<br />
Hilfe bei der Arbeit in<br />
der Gemeinde Caprile bei der<br />
Wiederherstellung von' Wasserleitungen<br />
und den beispielhaften<br />
Rat bei der Katastrophe<br />
vom 4. November 1966."<br />
Er lud die gesamte Gruppe für<br />
nächsten Sommer zu einem achttägigen<br />
Urlaub nach Alleghe ein.<br />
Nach dem Eintreffen der ablösenden<br />
Gruppe wurde dann die Rückreise<br />
nach Deutschland angetreten.<br />
Am Samstag, dem 26. November, gegen<br />
9.00 Uhr wurde Stuttgart erreicht.<br />
Vom Landesbeauftragten und<br />
seinen Mitarbeitern sowie vom italienischen<br />
Vizekonsul, von Presse und<br />
Fernsehen begrüßt, durften die Helfer<br />
der ersten Einsatzgruppe wiederum<br />
Lob und Anerkennung für den<br />
Einsatz entgegennehmen. Trotz Müdigkeit<br />
und Anstrengung, die sich in<br />
den Gesichtern der Helfer spiegelten,<br />
überwog doch die Freude, dabei gewesen<br />
zu sein bei einem Einsa tz, in<br />
dem es galt, echte Hilfe zu leisten für<br />
eine schwergetroffene Bevölkerung.<br />
So sah es nach der Piavehochflut in Presenaio aus<br />
<strong>THW</strong>-Helfer erbauen eine Wasserleitung für Campolongo<br />
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