Januar - THW-historische Sammlung
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Die Belastungsprobe zeigt, daß die "Brücke der Freundschaft" den Anforderungen genügt<br />
turn Silvano Grisotto. Er war uns für<br />
die Zieit unseres Einsatzes von einem<br />
Bauunternehmen freigestellt worden.<br />
Daß er ein ausgezeichnetes Deutsch<br />
sprach - auch mit den ausgefallensten<br />
technischen Ausdrücken -, war sehr<br />
wichtig. Noch wichtiger jedoch war<br />
sein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl<br />
für die ihm übertragene Aufgabe.<br />
Er identifizierte sich mit uns<br />
und unserer Arbeit. Und daraus entsprang<br />
sein Handeln. Silvano besorgte<br />
all das, was wir glaubten, nicht<br />
mehr bekommen zu können. Er<br />
organisierte die Transporte und das<br />
Gerät, er verhandelte mit seinen<br />
Landsleuten, um die Lieferzeiten<br />
herabzudrücken. An allen Ecken und<br />
Enden rief man nach unserem Silvano.<br />
Das Eisen ist ausgegangen.<br />
Silvano hatte das natürlich schon<br />
vorher bemerkt und von sich aus erkundet,<br />
wann und wo wir die nächste<br />
Lieferung bekommen können. So ging<br />
es mit allem. Silvano dachte und<br />
organisierte für seine Landsleute.<br />
Wenn notwendig, war Silvano Tag<br />
und Nacht bei uns. Er war ein zäher,<br />
harter Gebirgsmensch. Gerade deshalb<br />
waren die Tränen, die beim Abschied<br />
in seinen Augen glänzten<br />
- aber nicht nur in seinen Augen -,<br />
mehr, als viele Worte hätten sagen<br />
können.<br />
Wasser für Caprile<br />
Eine der am schwersten betroffenen<br />
Gemeinden in der Provinz Belluno<br />
war Caprile am Zusammenfiuß<br />
von Cordevole, Fiorentina und Peitorina.<br />
Zu all den sonstigen Schäden<br />
waren hier noch die gesamten Trinkwasserversorgungsanlagen<br />
zerstört<br />
worden. Nachdem unsere Vorgruppe<br />
eine vorläufige Leitung verlegt und<br />
in Betrieb genommen hatte, zeigte<br />
sich bei den extrem niedrigen Außentemperaturen,<br />
daß diese Leitung den<br />
Anforderungen nicht voll entsprechen<br />
konnte. Da wir keine Fachleute und<br />
kein Spezialgerät für die Install.ation<br />
einer endgültigen Wasserleitung bei<br />
uns hatten, ging wieder mal ein<br />
Hilferuf an den Landesbeauftragten<br />
in Stuttgart. In einer Blitzaktion<br />
wurden daraufhin drei Fachleute aus<br />
Renchen unter Führung des <strong>THW</strong><br />
Stützpunktleiters Rudolf Helbling<br />
mit allem Spezialgerät nach Italien<br />
geschickt.<br />
Ich weiß nicht, wo ich anfangen<br />
soll, wenn ich die Schwierigkeiten,<br />
aber auch die vorzügliche Arbeit dieser<br />
drei Männer schildern soll. 600 m<br />
neuer 2-Zoll-Leitung waren zu verlegen.<br />
Von der Quellfassung bis zum<br />
Hauptanschluß im Dorf wurden alle<br />
Arbeiten in einer Woche durchgeführt.<br />
Da man bekanntlich nur einmal<br />
bis auf die Haut naß sein kann,<br />
scheuten diese Männer nicht, im eiskalten<br />
Wasser liegend die Rohre<br />
über Kopf zu verschweißen, da die<br />
Pumpen das Wasser aus den Löchern<br />
nicht schnell genug absaugen konnten.<br />
Wie Bergsteiger kletterten sie<br />
auf den vereisten und vertrümmerten<br />
Bergwegen hoch, wo wir sicherheitshalber<br />
Taue spannen mußten,<br />
um ein Abrutschen in die Schlucht<br />
zu verhindern. Bis tief in die Nacht,<br />
ohne Pause - das Essen wurde an die<br />
Einsatzstelle gebracht - arbeiteten<br />
die Männer bis zur En,chöpfung. An<br />
großen Holz- und Karbidfeuern wurden<br />
die alten Rohre aufgetaut, gesprungene<br />
Rohre geschweißt und in<br />
der neuen Trasse wieder eingebaut.<br />
Alpini und Bauarbeiter arbeiteten<br />
unermüdlich, die verlegten Rohre zu<br />
isolieren und mit Erde abzudecken,<br />
um ein erneutes Einfrieren zu verhindern.<br />
Die Leitung wurde so angelegt, daß<br />
das kalte Wasser von minus 1 Grad<br />
Celsius in hoher Strömungsgeschwindigkeit<br />
durch die Leitung schoß. Daß<br />
die Arbeiten fachlich einwandfrei<br />
durchgeführt wurden, zeigte sich<br />
bald nach Inbetriebnahme der Leitung.<br />
Der Wasserdruck war besser,<br />
als er jemals in der Ortschaft gewesen<br />
war. Eine Vereisung ist selbst<br />
bei Außentemperaturen von minus<br />
15 Grad Celsius nicht mehr eingetreten.<br />
Wie glücklich die Bevölkerung über<br />
das Trinkwasser war, kann nur der<br />
beurteilen, der jemals drei Wochen<br />
ohne Trinkwasser aus der Leitung<br />
leben mußte. Der Einsatz aller Kräfte<br />
hat sich deshalb auch in diesem Falle<br />
vollauf gelohnt. Wir sind sicher, daß<br />
man in Caprile die Arbeit des <strong>THW</strong><br />
nie vergessen wird.<br />
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