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August - THW-historische Sammlung

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Erprobung der Notfähre im Hamburger Hafen<br />

verbunden. Die Befestigung jeder<br />

Eisenbahnschiene erfolgte durch 16<br />

Schienen schrauben auf den Holmen.<br />

Jede einzelne Schraubverbindung<br />

bestand aus vier Schrauben.<br />

Als Belagbohlen der Fährenfläche<br />

wurde Föhrenholz, 7 X 20 cm stark,<br />

gewählt, für die Rödelbalken 16/16<br />

Vierkanthölzer.<br />

Zusätzlich wurde die Konstruktion<br />

durch einen Windverband aus<br />

16er Rundhölzern gesichert. Die Anordnung<br />

der Bauelemente erwies<br />

sich als zweckmäßig und genügend<br />

belastungsfähig, so daß während der<br />

Erprobung keine Schäden auftraten.<br />

Die aus der Ladefähigkeit der<br />

Schuten und den Biegemomenten<br />

der Unterzüge für das Tragdeck der<br />

Fähre unter Berücksichtigung der<br />

Eigengewichte errechnete Tragkraft<br />

der Fähre ergib sich bei ausreichender<br />

Sicherheit zu 25 Tonnen, die<br />

Tonne zu 1000 kg gerechnet.<br />

Werden die Schuten als Fähre eingesetzt,<br />

so entspricht ihre Belastung<br />

nicht den normalen Betriebsverhältnissen.<br />

Die Fähre bildet mit ihrer<br />

Decklast in diesem Belastungsfall ein<br />

einziges statisches System, das als<br />

starr betrachtet werden muß. Die<br />

Lage des gemeinsamen Schwerpunktes<br />

ist maßgebend für die Stabilität<br />

des Fahrzeuges und soll so tief<br />

wie möglich liegen, um die Gefahr<br />

der ' Kopflastigkeit zu vermindern.<br />

Dadurch, daß die Schiffe starr miteinander<br />

verbunden sind und weit<br />

auseinander liegen, ist jedoch eine<br />

gute Stabilität schon durch die Bauweise<br />

gegeben, da bei Schräglage das<br />

Moment des Auftriebes, bezogen auf<br />

das Metazentrum, groß ist.<br />

Die Ermittlung des gemeinsamen<br />

Schwerpunktes erfolgt am besten<br />

graphisch mit Hilfe des Seilpolygons<br />

nach dem bekannten Verfahren.<br />

Für die Beurteilung der Stabilität<br />

gelten folgende Faktoren:<br />

Die Eigengewichte der Schuten,<br />

die sich aus der Wasserverdrängung,<br />

leer, ergeben, das waren im<br />

vorliegenden Falle für Schute Nr. H<br />

17 26,5 t, für die Schute Nr. H 13<br />

155 t mit den unterhalb der Wasse~oberfläche<br />

liegenden Schwerpunkten.<br />

Die Stabilität ist nicht allein<br />

von den Eigengewichten und den<br />

Größenverhältnissen der Schuten abhängig.<br />

Sie wird ebenfalls durch die<br />

Größe und Schwerpunktlage der Belastung<br />

sowie durch den Ballast bedingt.<br />

Die Bemessung des zweckmäßig<br />

aus Sand bestehenden Ballastes<br />

richtet sich nach der Art und Größe<br />

der Belastung der Schuten; die Verteilung<br />

des Ballastes muß dem Größenverhältnis<br />

der Schiffe entsprechen,<br />

um bei der Auffahrt oder Abfahrt<br />

der belastenden Kraftfahrzeuge<br />

eine Überbelastung der Einzelfahrzeuge<br />

zu vermeiden. Im vorstehenden<br />

Fall erhält die größere Schute<br />

10 t. die kleinere 5 t Sandballast.<br />

Um ein Verschieben des Sandballastes<br />

zu verhüten, muß dieser sauber<br />

getrimmt oder, wenn es möglich<br />

ist, in Säcken gestaut werden.<br />

Wasserballast kann nur übernommen<br />

werden, wenn dafür feste Boden<br />

tanks vorhanden sind. Diese müssen<br />

jedoch in jedem Einzelfalle vollständig<br />

gefüllt werden, weil sonst die<br />

Gefahr des Kenterns besteht. Ebenso<br />

gefährlich ist es, Wasser an Stelle<br />

von Sand direkt in ein Fahrzeug zu<br />

übernehmen, da dieses bei Schlagseite<br />

auf die tiefere Seite des Schiffes<br />

fließt und dadurch die einseitige<br />

Belastung noch vergrößert.<br />

Die Vorbereitung der Bauteile und<br />

die Montage der Fähre erfolgte im<br />

Rahmen von drei Wochenendlehrgängen<br />

an der Ausbildungsstätte<br />

Veddel des Landesverbandes Hamburg.<br />

Diese Ausbildungsstätte liegt<br />

an einem Nebenarm der EIbe, dem<br />

Müggenburger Kanal, was für die<br />

Erprobung sehr günstig war. Gemessen<br />

an den bekannten Normen für<br />

derartige Objekte war die Arbeitsleistung<br />

sehr gut. Erforderlich waren<br />

dafür 132 Arbeitsstunden.<br />

Bei der Beurteilung ist von besonderer<br />

Bedeutung, daß Kräne in der<br />

Ausbildungsstätte nicht vorhanden<br />

sind und daß die Schienen und Hölzer<br />

mit unnötijitem Aufwand an<br />

menschlicher Arbeitskraft und mit<br />

Verlust an Zeit transportiert und<br />

eingebaut wurden.<br />

Bei Nachbauten oder beim Bau vieler<br />

gleicher Fähren verkürzen sich<br />

die Zeiten für die Arbeitsvorbereitung.<br />

Durch Verbesserungen und dadurch,<br />

daß die Helfer beim Bau mehrerer<br />

Fähren sich einarbeiten, ist im<br />

Nachbau bzw. Serienbau damit zu<br />

rechnen, daß sich die Arbeitszeit von<br />

132 Stunden um etwa 30% verkürzt.<br />

Bei Einsatz von Maschinen, Kränen<br />

und durch eine entsprechende Arbeitsteilung<br />

wird die Arbeitszeit<br />

beim Bau mehrerer Fähren nur noch<br />

70-80 Stunden für eine Notfähre<br />

betragen.<br />

Die von Helfern des <strong>THW</strong> erbaute<br />

Fähre fand bei den an der Vorführung<br />

teilnehmenden Vertretern der<br />

zuständigen Hamburger Behörden<br />

lebhaftes Interesse und Anerkennung.<br />

Es wäre begrüßenswert, wenn<br />

die hier gezeigten Möglichkeiten,<br />

derartige Fähren beim Katastrophenfall<br />

einzusetzen, von den Behörden<br />

ernsthaft gefördert würden.<br />

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