Inklusive Bildung in Europa: Weg frei für ... - NA beim BIBB
Inklusive Bildung in Europa:
Weg frei für Benachteiligte
grundtvig | LEONARDO DA VINCI
Inhalt
Inklusive Bildung
in Europa:
Weg frei für
Benachteiligte
Einleitung S. 2
Erfahrungsräume schaffen S. 3
Gestalte deine Zukunft! S. 4
Meine Welt im Fokus S. 5
Fluchtort Europa S. 6
Eingeschlossen,
aber nicht ausgeschlossen S. 7
Beim Stichwort Inklusion denken viele in
erster Linie an die Einbindung von Kindern
und Jugendlichen mit Behinderung in den
Schulunterricht. Das Thema Inklusion ist
jedoch für den gesamten Bildungsbereich
von großer Bedeutung und betrifft deshalb
auch Benachteiligte in der Berufs-und
Erwachsenenbildung. Inklusion bedeutet
in diesem Kontext die Unterstützung von
benachteiligten Gruppen, die ihnen den
gleichberechtigten Zugang zu Bildungsangeboten
und zur Teilhabe an der Gesellschaft
ermöglicht. Der Begriff bezeichnet
somit eine umfassende Zielgruppe: von
Ausgrenzung bedrohte Personen mit
Migrationshintergrund und ältere Menschen,
Jugendliche ohne Schulabschluss
oder mit abgebrochener Berufsausbildung,
Ungelernte und Geringqualifizierte,
Arbeitslose, Analphabetinnen und Analphabeten,
körperlich und/oder geistig
behinderte Menschen, Menschen mit
Lernschwierigkeiten, (ehemalige) Strafgefangene,
Menschen in ländlichen Regionen
sowie sonstige sozio-ökonomisch Benachteiligte.
Insbesondere seit 2010 ist im Zuge des
Europäischen Jahres 2010 zur Bekämpfung
von Armut und Ausgrenzung das Thema
Inklusion auf nationaler Ebene stark in
den Fokus der beruflichen Bildung und
der Erwachsenenbildung gerückt. So setzte
beispielsweise das Bundesministerium für
Bildung und Forschung (BMBF) das Thema
Alphabetisierung oben auf seine Agenda
und startete 2012 die Informationskampagne
„Lesen & Schreiben – mein Schlüssel
zur Welt“. Auch in den europäischen
Programmen GRUNDTVIG (Erwachsenenbildung)
und LEONARDO DA VINCI
(berufliche Bildung) widmen sich zahlreiche
Projekte und Initiativen der Inklusionsthematik.
Darüber hinaus wird dieser
thematische Schwerpunkt auf europäischer
Ebene auch in Zukunft von großer Bedeutung
sein, was sich in der Strategie Europa
2020 deutlich widerspiegelt. Dort formulierte
die Europäische Kommission für die
Mitgliedstaaten einige Kernziele zur Reduzierung
von Armut und Arbeitslosigkeit.
Die vorliegende Broschüre möchte einen
Einblick in die Vielfalt der Partnerschaftsprojekte
zum Thema Inklusion in den Programmen
GRUNDTVIG und LEONARDO
DA VINCI geben. Dazu stellt sie fünf Partnerschaften
vor, bei denen jeweils mehrere
Einrichtungen aus verschiedenen europäischen
Ländern prozessbezogen zu diesem
Thema kooperiert haben. Die Beispiele veranschaulichen
die Ziele der europäischen
Projektarbeit, bieten einen Einblick in die
Praxis und zeigen, wie erfolgreich europäische
Kooperationen gestaltet werden können.
Dabei werden verschiedene benachteiligte
Gruppen in den Fokus genommen.
Themen sind unter anderem die Erstellung
von individuellen Lernkonzepten für (ehemalige)
Strafgefangene, die Stärkung von
arbeitslosen Jugendlichen und die Integration
von Flüchtlingen.
2
Welche Räume benötigen bildungsferne
Menschen, um ihre Ideen und Erfahrungen
einzubringen und um sich auszutauschen?
Wie muss die Atmosphäre eines
Raums beschaffen sein, damit sich die
dort Anwesenden auf andere Menschen
und auf das Lernen einlassen? Wie können
solche Räume die Lernenden langfristig
inspirieren? Mit diesen komplexen
Fragen beschäftigte sich die GRUNDTVIG
Lernpartnerschaft „Creating Spaces of
Experience“.
Erfahrungsräume schaffen
Das gemeinsame Anliegen der sechs
Partnereinrichtungen aus Belgien, Großbritannien,
Frankreich, Französisch Guyana
und Deutschland war es, Menschen, die
von Armut und Ausgrenzung bedroht sind,
eine Chance zu geben, in ungewöhnlichen
Räumen außerhalb von formalisierten
Lernumgebungen von ihren Erfahrungen
zu sprechen und ihnen Lernimpulse zu
geben. Die Projektpartnerinnen und
-partner verfolgten dabei einen Ansatz,
bei dem Bereiche der Psychologie, Wissenstheorie,
Sozialpädagogik und Soziologie
mit Konzepten aus Architektur und Kulturwissenschaften
verknüpft wurden und
räumliche Lernarrangements im Fokus
standen.
In Form von Workshops wurden im
Rahmen der Partnertreffen verschiedene
pädagogische Methoden und Ansätze
getestet, so dass die Projektteilnehmenden
diese selbst erfahren konnten. So wurden
beispielsweise bei einem Workshop in
London die Partnerinnen und Partner
sowie benachteiligte Personen über gemeinsames
Singen angeregt, ihre persönlichen
Erfahrungen und Lernmethoden zu reflektieren
und diese anschließend miteinander
zu diskutieren. Andere Lernräume waren
das gemeinsame Arbeiten in einem „sozialen
Garten“ in Karlsruhe, einem Projekt
für Arbeitslose mit Suchtproblemen, oder
das Anlegen von Steinmauern anhand
alter Kulturtechniken auf Korsika. Mithilfe
von Lerntagebüchern reflektierten
die Projektpartnerinnen und -partner die
Eindrücke, die sie bei den jeweiligen Workshops
gewonnen hatten. Ihre neuen Erfahrungen
konnten sie in ihre eigene Praxis
mit Hinblick auf ihre jeweilige Zielgruppe
einfließen lassen.
Als Hauptergebnis der GRUNDTVIG
Lernpartnerschaft ist ein gemeinsames
Handbuch in englischer Sprache entstanden.
Dieses enthält neben der Vorstellung
des Projekts und der Partnerorganisationen
innovative Beispiele guter Praxis zu ungewöhnlichen
Lernräumen sowie konkrete
Methoden beispielsweise zum Umgang mit
Lernblockaden und zur Selbsteinschätzung
von Lernenden. Darüber hinaus wird darin
eine Methode vorgestellt, wie neue pädagogische
Angebote für spezielle Zielgruppen
durch den Besuch ihrer Lebensumgebung
entwickelt werden können. So ließen sich
die Projektteilnehmenden vor Ort von der
Lebenswelt vermeintlich bildungsferner
Subkulturen inspirieren, wie zukünftige Bildungsangebote
für diese Gruppen aussehen
könnten – von den Mitgliedern einer islamischen
Gemeinschaft, von den Einwohnerinnen
und Einwohnern der Wagenburg
(einer Art Kommune) sowie von Obdachlosen
in einem Männerwohnheim.
Dabei hat sich gezeigt: Viele der Methoden
und Ansätze aus dem Handbuch sind
übertragbar auf die Verhältnisse in anderen
Ländern, so dass die Projektpartnerinnen
und -partner diese in ihren Einrichtungen
und für ihre jeweiligen Zielgruppen
an wenden konnten und können.
Projekttitel:
Creating Spaces of Experience
Koordination:
ttg team training GmbH
Beteiligte Länder:
Belgien, Deutschland, Frankreich,
Französisch Guyana, Großbritannien
Projektwebsite:
http://www.creating-spaces-ofexperience.eu
3
Armut und Arbeitslosigkeit junger Erwachsener
sind zu einem gesamteuropäischen Problem
geworden. Spanien, Italien, Griechenland,
Frankreich: Im Zuge der europäischen Wirtschaftsund
Finanzkrise ist die Problematik in der Mitte
Europas angekommen und wird teilweise kontrovers
diskutiert. Bei dieser Diskussion fällt immer öfter
der Begriff der „Verlorenen Generation“, die von
beruflicher Integration und gesellschaftlicher
Teilhabe ausgeschlossen ist.
Gestalte deine Zukunft!
Mit der LEONARDO DA VINCI Partnerschaft
„Design your future“ sprechen die
beteiligten Partnerorganisationen die
Betroffenen dieser vermeintlich „verlorenen
Generation“ an. Es handelt sich um Jugendliche
und junge Erwachsene, die in Armut
und Arbeitslosigkeit leben, wie beispielsweise
Abbrecher und Abbrecherinnen von
Berufsausbildungsgängen und Schulen,
aber auch junge Erwachsene, die sich trotz
abgeschlossener Berufsausbildung in der
Langzeitarbeitslosigkeit befinden. Ihnen
fehlt nicht nur die Integration in den
Arbeitsmarkt. Ihre Situation ist zudem auch
von sozialer Isolation geprägt. Die Folgen:
Perspektivlosigkeit, mangelnde gesellschaftliche
Teilhabe und fehlende Motivation,
sich in die Gesellschaft zu integrieren.
In diesen zukünftigen Kooperationen sollen
die besten Strategien in den Regionen der
beteiligten Partnerländer konkrete Anwendungen
finden und implementiert werden.
Dabei zeichnen sich diese Projektkonzepte
durch eine Kombination zweier inhaltlicher
Schwerpunkte aus:
Zum einen verfolgen sie einen sozialintegrativen
Ansatz, bei dem es darum geht,
Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit
sowie die Motivation der Jugendlichen, ihre
Zukunft aktiv zu gestalten, zu stärken. Zum
anderen setzen die Projekte auf berufliche
Orientierung und Praxiserfahrung der
Betroffenen, die durch Trainings- und
Praktikumsaufenthalte im europäischen
Ausland erzielt werden sollen.
Projekttitel:
Design your future – Promotion of
social inclusion for young people at risk
Koordination:
Euro-Schulen gemeinnützige Gesellschaft
für Sachsen-Anhalt, Schulstandort Halle
Beteiligte Länder:
Deutschland, Frankreich, Großbritannien,
Polen, Portugal, Rumänien, Spanien, Türkei
Projektwebsite:
http://designyourfuture.euroinnov.eu
Die zehn beteiligten Partnereinrichtungen
stammen aus Deutschland, Frankreich,
Spanien, Großbritannien, Polen, Rumänien,
Portugal und der Türkei. Sie haben
erkannt, dass Arbeitslosigkeit und Armut
bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen
kein nationales und vereinzelt auftretendes
Problem mehr ist. Die Problematik der
Jugendarmut und -arbeitslosigkeit in Europa
betrachten sie daher aus einer europäischen
Perspektive, indem sie die verschiedenen
Lösungsstrategien der beteiligten
Länder analysieren und miteinander vergleichen.
Darauf aufbauend identifizieren
sie die besten Ansätze und Maßnahmen,
um sie anschließend in Konzepte für
zukünftige europäische Projekte zur
Bekämpfung von Armut und Perspektivlosigkeit
junger Erwachsener in Europa zu
überführen.
Der Fokus der inhaltlichen Projektarbeit
wird somit auf zwei inhaltliche Schwerpunkte
verteilt. Nicht nur die berufliche,
sondern auch die soziale Integration ist Ziel
dieser Projekte, denn Jugendarbeitslosigkeit
und -armut hängen nicht nur von der wirtschaftlichen
Situation eines Landes ab, sondern
sie sind auch die Folge von mangelnder
oder nicht vorhandener Integration in
soziale Sicherheitssysteme. Damit diese
Projekte in die Tat umgesetzt werden können,
haben die beteiligten Organisationen
ein multilaterales Netzwerk gegründet,
das auch in Zukunft zu dieser Thematik
zusammenarbeiten wird. Es steht allen
erfahrenen und interessierten Einrichtungen
offen, die einen Beitrag zur
Zukunftsgestaltung von ökonomisch
benachteiligten Jugendlichen leisten
möchten.
4
Was ist mir wichtig im Leben? Mit dieser
Frage und mit der eigenen Sicht auf
ihren Alltag und ihr Leben beschäftigten
sich die Teilnehmenden – Menschen
mit und ohne geistige Behinderung – im
Rahmen der GRUNDTVIG Lernpartnerschaft
„Lebenswelten“. Dabei ging es
darum, die eigene Person und Lebenswelt
mittels Fotos darzustellen sowie die
Lebenswelt anderer Menschen in den
Partnerländern Österreich und Finnland
kennenzulernen.
Meine Welt im Fokus
Die GRUNDTVIG Lernpartnerschaft
setzte sich aus insgesamt vier Bausteinen
zusammen: aus Fotokursen, Länderkursen,
Besuchen in den Partnerländern und
Gegenbesuchen der anderen Gruppen
im eigenen Land. Alle Teilnehmenden
besuchten zunächst einen Fotokurs in
ihrem Land, um in einem ersten Schritt
die Grundlagen der Fotografie und den
Umgang mit einer Kamera zu erlernen.
In einem zweiten Schritt dokumentierten
sie dann sich und ihre Lebenswelt und
verfassten kurze Texte dazu. So zeigt beispielsweise
Teilnehmerin Denise in ihren
Bildern, dass sie Pferde liebt: „Ich habe
651 Pferde figuren in meinem Zimmer“.
Mit den Fotos und Texten bereiteten die
Teilnehmenden Ausstellungen vor, die vor
Ort in den anderen Einrichtungen in den
Partnerländern wie auch auf der Projektwebsite
präsentiert wurden.
Um schon vor den Reisen in das jeweilige
Partnerland Grundlegendes darüber zu
erfahren und einige Wörter in der fremden
Sprache – Finnisch für die deutschen und
österreichischen Teilnehmenden – zu lernen,
fanden in jeder der beteiligten Einrichtungen
vorbereitende Länderkurse statt.
Anschließend wurden die Besuche und
Gegenbesuche in den Einrichtungen der
Partnerländer durchgeführt, was für einige
Teilnehmende die erste längere Reise und
die erste Flugreise überhaupt bedeutete. Im
Rahmen der Austausche wurden kulturelle
Sehenswürdigkeiten, Feste oder Museen
besucht und es fanden Begegnungsabende
mit Schwarzlichttheater oder Disco statt.
In den Ausstellungen, in denen die Menschen
mit ihren Vorlieben, Interessen und
Weltansichten im Vordergrund standen
und nicht die Behinderungen, konnten alle
Teilnehmenden ihre jeweilige Lebenswelt
vorstellen. Dies bot die Möglichkeit, andere
Menschen aus Europa kennenzulernen
und dabei eventuell vorhandene Vorurteile
abzubauen – trotz einiger Sprachbarrieren
und manchmal eingeschränkter Kommunikationsfähigkeiten.
Auch die Eindrücke von
den Besuchen in den Partnereinrichtungen
wurden in Bild und Text dokumentiert:
„Finnland war kühl und schön“, schrieb
beispielsweise Teilnehmer Klaus zu einem
Foto.
Als Hauptergebnis der Lernpartnerschaft
ist eine Website in leichter Sprache entstanden,
die zum einen den Projektprozess
dokumentiert und zum anderen viele
Porträts der Teilnehmenden enthält und
damit einen sehr persönlichen Einblick in
deren Lebenswelt ermöglicht. Daneben hat
sich in der deutschen Einrichtung aus den
Fotokursen ein Fotoclub entwickelt, der
die Projektwebsite regelmäßig aktualisiert.
Zudem sind weitere reale und virtuelle
Treffen mit den neu gewonnenen Freunden
und Freundinnen aus Österreich und Finnland
geplant.
Projekttitel:
Lebenswelten – ein inklusives Projekt für
Menschen mit und ohne Behinderung
Koordination:
Ev.-Luth. Diakoniewerk Neuendettelsau
Beteiligte Länder:
Deutschland, Finnland und Österreich
Projektwebsite:
http://www.fotoprojekt-lebenswelten.org/
http://lebenswelten2010.jimdo.com/
5
In Deutschland leben knapp 200.000
Flüchtlinge. Lange Zeit hatten sie keinen
Zugang zum Bildung- und Arbeitsmarkt,
weil sie nicht im rechtlichen
Sinne anerkannt, sondern allenfalls
geduldet waren. In den letzten Jahren
ist hier eine Wende erkennbar: Auch
geduldete Flüchtlinge werden – nicht
zuletzt aufgrund des Fachkräftemangels
– zunehmend in integrationspolitische
Maßnahmen einbezogen.
Fluchtort Europa
Was aber bringen die Flüchtlinge mit?
Wie sehen ihre Wege in den Bildungs- und
Arbeitsmarkt aus? Und wie unterscheiden
sich diese innerhalb Europas? Diesen Fragen
stellte sich das Projekt EduAsyl, das von
August 2010 bis Juli 2012 als LEONARDO
DA VINCI Partnerschaft den Austausch
von Unternehmen, wissenschaftlichen
Institutionen sowie Akteurinnen und
Akteuren der Flüchtlingsarbeit aus fünf
europäischen Ländern förderte. Das Projekt
folgte dem so genannten City-Ansatz, der
Städte als Orte der Vielfalt und Integration
begreift. Es konzentrierte sich auf Hamburg,
Florenz, Thessaloniki, Glasgow und
Göteborg, wobei der griechische Partner
aus wirtschaftlichen Gründen während der
Projektphase aussteigen musste.
Methodisch stand die Zielgruppenorientierung
im Vordergrund. Dazu Professor
Dr. Louis Henri Seukwa von der Hochschule
für Angewandte Wissenschaften
(HAW) in Hamburg, Koordinator des Projekts:
„Wir wollten Sichtweisen verändern,
indem wir erstmals Strukturen und Systeme
der Integration aus Sicht der Betroffenen
geprüft und hinterfragt haben. So konnten
wir die Ressourcen der Flüchtlinge in
den Fokus stellen und herausarbeiten, wie
diese zur Stabilisierung ihrer Lebenslage
bei tragen und ihnen einen Einstieg in den
Bildungs- und Arbeitsmarkt ermöglichen.“
Im Rahmen des Projektes wurden Erfahrungen
und Good Practice ausgetauscht,
zudem wurde analysiert, wie die beteiligten
Kommunen mit dem Thema umgehen.
Das Gesamtbild ist heterogen, was laut
Seukwa auch auf die „unterschiedlichen
Vorgeschichten“ in den beteiligten Ländern
zurückzuführen ist. Als Beispiel für
eine innovative Integrationsarbeit erwies
sich Hamburg, wo in Folge der EQUAL-
Projekte seit 2001 erfolgreich Maßnahmen
wie Mentorenprogramme, Kompetenztrainings,
Konzepte zur Sprachförderung und
passgenaue Qualifizierungsmaßnahmen
für Flüchtlinge durchgeführt und etabliert
wurden. Eine wichtige Rolle spielt dabei
die passage gGmbH, die eng mit der HAW
zusammenarbeitet.
um dort Anerkennung und eine berufliche
Zukunft zu finden.
Gag glaubt, dass mit EduAsyl ein wichtiger
Schritt zu einem zukunftsgerichteten
Dialog in diesem Bereich geschafft worden
ist, nach wie vor jedoch bleibe der
Handlungsbedarf groß. Das sieht Seukwa
ähnlich, wobei er das Thema weiter fasst:
„Für mich geht es nicht nur um die Integration
von Migranten und Flüchtlingen, alle
Bürgerinnen und Bürger sollten Zugang zu
Bildung und Arbeit haben. Das ist für mich
gelebte Inklusion.“
„Wichtig ist, dass wir den Flüchtlingen
konkrete Angebote machen, die ihre Fähigkeiten
berücksichtigen und ihnen einen
Zugang zu Bildung und Arbeit eröffnen“,
betont Maren Gag von der passage gGmbH,
die ergänzt, dass in Hamburg aus derart
modellhaften Projekten Schritt für Schritt
nachhaltige Strukturen erwachsen seien, die
den Flüchtlingen heute zu Gute kommen.
Die europäische Partnerschaft habe nun
ermöglicht, dies in einen europäischen Rahmen
zu stellen – ein Aspekt, der auch deshalb
relevant sei, weil die Flüchtlinge sich
innerhalb Europas häufig über Grenzen
hinweg in andere Länder begeben müssen,
Projekttitel:
Integration Refugees into the
European educational and labour market:
Requirements for a target oriented approach
Koordination:
Hochschule für Angewandte Wissenschaften
(HAW), Hamburg
Beteiligte Länder:
Deutschland, Italien, Schweden, UK,
(Griechenland)
Projektwebsite:
http://www.europeansharedtreasure.eu/
detail.php?id_project_base=2010-1-DE2-
LEO04-04763
6
Bildungsangebote im Gefängnis können Strafgefangenen helfen,
neues Selbstvertrauen zu gewinnen, um nach Verbüßen ihrer
Haftstrafe als aktive Bürger und Bürgerinnen ihren Weg zurück in
die Gesellschaft zu finden. „Bildung hinter Gittern“ ist deshalb auch
eine wichtige Maßnahme, um zukünftigen Straftaten vorzubeugen.
Da Strafgefangene oft mit speziellen Problemen konfrontiert sind,
haben sie einen besonderen Bildungsbedarf. Neben generellen
Lernschwierigkeiten weisen sie oft große Schwächen beim Lesen
und Schreiben auf. Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt sind eher
selten. Für viele Menschen im Strafvollzug ist es zudem wichtig,
ganz grundsätzlich ihre innere Einstellung zur Gesellschaft zu
reflektieren und ihren Platz darin zu finden.
Eingeschlossen,
aber nicht ausgeschlossen
Wie sind angesichts solcher Herausforderungen individuelle Lernwege für Inhaftierte
möglich? Die GRUNDTVIG Lernpartnerschaft „HIPPO“ mit Partnereinrichtungen aus
Frankreich, Finnland, Luxemburg, Belgien, Norwegen und Deutschland beschäftigte sich
mit dieser Frage. Sie untersuchte Lern- und Bildungsprozesse in Gefängnissen und entwickelte
neue Ideen für die Reintegration von Strafgefangenen in die Gesellschaft und in
den Arbeitsmarkt. Besonderes Augenmerk lag dabei auf der Anerkennung von Kompetenzen
und Fähigkeiten sowie auf der Entwicklung und Anwendung von individuellen
Lernplänen und Folgemaßnahmen.
Dabei verfolgte die Lernpartnerschaft einen innovativen ganzheitlichen Ansatz: Ausgehend
von Entscheidungsstrukturen auf politischer Ebene bis zum Übergang in die Gesellschaft
und den Arbeitsmarkt nach Haftentlassung analysierten die Partnerinnen und Partner
kritische Stellen und Themen im gesamten Bildungsprozess der Inhaftierten. Hierzu übernahmen
sie jeweils einen der identifizierten kritischen Themenblöcke, bereiteten diesen
auf und organisierten dazu eine Tagung bzw. einen Studienbesuch. Inhaftierte vor Ort,
Vertreterinnen und Vertreter von Interessengruppen ehemaliger Inhaftierter, Mitarbeitende
aus Erwachsenenbildungs- und Strafvollzugseinrichtungen sowie Vertreterinnen und
Vertreter der Entscheidungsträgerebene aus Justizverwaltungen und relevanten Ministerien
waren in die jeweiligen Studienbesuche eingebunden. So war es möglich, einen Überblick
zu bekommen über Strukturen, Modelle, Erfolgsfaktoren und Herausforderungen für Lernund
Bildungsprozesse in Gefängnissen. Auch wurde deutlich, wie die an diesen Prozessen
Beteiligten miteinander vernetzt sind und sich künftig noch besser vernetzen können.
Projekttitel:
HIPPO – How Individual learning Pathways
are Possible for Offenders
Deutsche Partnereinrichtungen:
FrauenComputerZentrum Berlin e.V.
Zentrum für wissenschaftliche
Weiterbildung, Johannes Gutenberg-
Universität Mainz
Beteiligte Länder:
Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich,
Luxemburg, Norwegen
Projektwebsite:
http://www.statvoks.no/hippo/index.html
Bei jedem der sechs Studienbesuche hielten die Partnerinnen und Partner fest, welche
Erkenntnisse und Empfehlungen sie – bezogen auf ihr eigenes Land – als wichtig empfanden.
Aus diesen Einzeldokumentationen wurde dann als Projektergebnis ein gemeinsames
Resümee erstellt: Die dortigen Empfehlungen beziehen sich auf das Justizsystem, auf
Gefängnisstrukturen, auf Lernstrukturen, Lernmethoden und -bedingungen innerhalb von
Gefängnissen sowie auf die Entlassung der Gefangenen und ihren Übergang in die Gesellschaft.
Diese Empfehlungen liefern viele Ansatzpunkte zur Weiterarbeit und stehen neben
Praxisbeispielen, Präsentationen und weiteren Dokumenten auf der Projektwebsite zur
Verfügung. Die Lernpartnerschaft wurde mit einer 2011 gestarteten Lernpartnerschaft mit
zusätzlichen Partnerorganisationen aus anderen europäischen Ländern fortgeführt.
7
Die Nationale Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung
(NA beim BIBB) besteht seit dem Jahr 2000 und arbeitet im Auftrag und mit
finanzieller Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
(BMBF). Sie ist Nationale Agentur für das Europäische Bildungsprogramm für
lebenslanges Lernen (2007–2013) in Deutschland und betreut in dieser Funktion
die Einzelprogramme LEONARDO DA VINCI für die Berufsbildung und GRUNDTVIG
für den Bereich der Erwachsenenbildung. Die NA beim BIBB ist ferner Nationales
Europass Center und Nationale Koordinierungsstelle für die Umsetzung von
ECVET in Deutschland. Sie nimmt darüber hinaus verschiedene europabezogene
Sonderaufgaben wahr. Seit November 2009 ist die NA beim BIBB zertifiziert nach
DIN EN ISO 9001:2008.
Impressum
Nationale Agentur
Bildung für Europa
beim Bundesinstitut für
Berufsbildung (NA beim BIBB)
Robert-Schuman-Platz 3
53145 Bonn
Fon: 02 28/107-1676
Fax: 02 28/107-2964
grundtvig@bibb.de
leonardo-partnerschaften@bibb.de
www.na-bibb.de
Verantwortlich (i.S.d.P.):
Klaus Fahle
Redaktion & Konzeption:
Christiane Helmstedt
Manfred Kasper (büro für
kommunikation und pr, Köln)
Michael Marquart
Dr. Gabriele Schneider
Friederike Wömmel
Bildnachweis:
Titel: ScanStockPhoto; Seite 3: ttg team
training GmbH, Tübingen; Seite 4: Euro-Schulen
Sachsen-Anhalt Süd GmbH; Seite 5: Ev.-Luth.
Diakoniewerk Neuendettelsau; Seite 6: Hochschule
für Angewandte Wissenschaften (HAW),
Hamburg; Seite 7: ScanStockPhoto; Zentrum
für wissenschaftliche Weiterbildung, Johannes
Gutenberg-Universität Mainz
Gestaltung:
kippconcept GmbH, Bonn
Druck:
Druckerei Plump, Rheinbreitbach
Bonn, Mai 2013
GRUNDTVIG
Das europäische Programm für
die allgemeine Erwachsenenbildung
GRUNDTVIG richtet sich an Akteurinnen
und Akteure der Erwachsenenbildung.
Das Programm wurde benannt nach dem
dänischen Philosophen und Pädagogen
Nikolaj Frederik Severin Grundtvig, der
als Vater der Volkshochschulbewegung
gilt. Es umfasst alle Bereiche der Erwachsenenbildung
und steht Einrichtungen der
formalen, nicht-formalen und informellen
Erwachsenenbildung in den Staaten, die
am Programm teilnehmen, offen.
GRUNDTVIG fördert die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit mehrerer
Einrichtungen, die in Lernpartnerschaf-
LEONARDO DA VINCI ist das Programm
der Europäischen Union für die Zusammenarbeit
in der beruflichen Bildung.
Benannt nach dem italienischen Universalgenie
der Renaissance unterstützt
und ergänzt das Programm die Berufsbildungspolitik
der teilnehmenden
Staaten.
Weitere Informationen zu den Programmen
GRUNDTVIG und LEONARDO DA
VINCI finden Sie auf der Internetseite der
NA beim BIBB unter www.na-bibb.de.
ten prozessbezogen zu einem Thema
gemeinsamen Interesses kooperieren.
Gefördert wird zudem die Teilnahme an
individuellen beruflichen Fortbildungen
oder Konferenzen sowie die Durchführung
eines Praktikums im europäischen
Ausland für Beschäftigte in der Erwachsenenbildung.
Das Programm unterstützt
außerdem die Organisation von europäischen
Workshops, die Durchführung
von bilateralen Freiwilligenprojekten für
ältere Menschen sowie die Möglichkeit
einer mehrmonatigen Assistenz bei Einrichtungen
der Erwachsenenbildung im
europäischen Ausland.
LEONARDO DA VINCI
Das europäische Programm für die Berufsbildung
LEONARDO DA VINCI fördert die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit mehrerer
Einrichtungen, die in Partnerschaften
prozessorientiert zu Themen gemeinsamen
Interesses kooperieren. Außerdem
fördert es Mobilitätsprojekte (berufliches
Lernen) und Innovationstransferprojekte
(europäische Projekte zur Umsetzung von
Ergebnissen und Produkten in der beruflichen
Bildung) im europäischen Ausland.
mit finanzieller Unterstützung
der Europäischen Kommission,
Generaldirektion Bildung und Kultur