Wolfgang Niedecken
Wolfgang Niedecken
Wolfgang Niedecken
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
© Foto: Nicole Nodland<br />
© Foto: Nitin Vadukul<br />
Terence Blanchard<br />
Magischer Trompetenton<br />
Stacey Kent<br />
Emotionale Bande zu Brasilien<br />
szene | jazz 20<br />
Er ist nicht nur einer der besten Trompeter seiner Generation, nein, er ist auch einer der umtriebigsten.<br />
Im Sommer hat Terence Blanchard seine Jazz-Oper ‘Champion‘ über den Boxweltmeister Emile Griffith<br />
uraufgeführt und mit MAGNETIC unlängst ein überaus anziehendes neues Album veröffentlicht.<br />
Blanchard, der in den letzten 25 Jahren auch über 50 Filmmusiken komponiert hat,<br />
präsent mit der aktuellen Einspielung zugleich auch sein exzellentes neues Quintett<br />
um Schlagzeuger Scott Kendrick und den 21-jährigen Bass-Newcomer Joshua<br />
Crumbly. Drei weitere Schwergewichte sind als Gäste zu hören: Ravi Coltrane, Lionel<br />
Loueke und Basslegende Ron Carter. „Ich habe immer geglaubt“, erklärt Blanchard<br />
den programmatischen Albumtitel, „dass das eigene Denken einen Einfl uss<br />
darauf hat, was einem im Leben widerfährt.“ Und tatsächlich: Bei aller stilistischen<br />
Vielfalt wirkt die Einspielung sehr konzeptionell, getragen und durchfl utet von einem<br />
magischen Trompetenton. Fazit: Terence Blanchard, der einst Wynton Marsalis in der<br />
Band des großen Talent-Förderers Art Blakey ersetzte, ist zweifellos eine der spannendsten<br />
Stimmen des aktuellen Jazz.<br />
Volker Doberstein II<br />
Nils Petter Molvaer & Moritz von Oswald<br />
„Eine kleine Nachtmusik“<br />
Es ist kein Geheimnis, dass Stacey Kent ein großes Faible<br />
für brasilianische Klänge hegt. Besonders hat es ihr der<br />
Bossa Nova angetan, diese unwiderstehliche<br />
Mixtur aus elegantem Rhythmus und cooler<br />
Jazz-Harmonik. Zusammen mit Ehemann<br />
und Saxophonist Jim Tomlinson und unter<br />
Hinzunahme von Klavier, Gitarre, Kontrabass<br />
und Schlagzeug, rückt man einige Klassiker<br />
der großen Meister Jobim, Mendes, Bonfá<br />
und Marcos Valle in den Fokus dieser neuen<br />
Einspielung. Klar, ein bisschen Nostalgie<br />
Terence Blanchard<br />
Magnetic<br />
Blue Note/Universal Music<br />
bleibt dabei nicht aus, wenn beispielsweise<br />
der ‘Samba De Uma<br />
Nota Só‘, besser bekannt auch<br />
als ‘One Note Samba‘, ertönt. Mit<br />
THE CHANGING LIGHTS (Parlophone/Warner<br />
Music) treffen<br />
die Beteiligten den Geist dieser<br />
Musikform, wo etwas Melancholie<br />
und eine üppige Portion Lebenslust<br />
einen unverzichtbaren Part<br />
bildet, ziemlich genau. red II<br />
Begegnung zweier Klangarchitekten: (v.r.n.l.)<br />
Nils Petter Molvaer,<br />
Moritz von Oswald<br />
„Crossover“ als niveauloses Nullsummenspiel oder Benefit innovativer Ideen? Letzteres<br />
trifft auf den mit Techno sozialisierten Otto von Bismarck-Ururenkel Moritz<br />
von Oswald und Jazz-Trompeter Nils Petter Molvaer sowie deren aktuelles Oeuvre<br />
1/1 zu.<br />
Hörbar fühlt sich Molvaer bei dieser Begegnung wohl, experimentiert der Norweger<br />
doch bereits seit vielen Jahren erfolgreich mit seinen eigenen Projekten. Als Produzent<br />
und Technolabel-Gründer mit NDW-Vergangenheit (Palais Schaumburg), kommt von<br />
Oswald aus einer anderen Ecke. Zuletzt fi el er durch eine Kooperation mit der Detroiter<br />
Techno-Ikone Carl Craig in der beachteten „ReComposed“-Reihe des Klassiklabels<br />
Deutsche Grammophon auf.<br />
Auf der neuen Veröffentlichung ‘1/1‘ tauchen<br />
beide Protagonisten tief ein in die<br />
Welt atmosphärischer Sounds aus Electro, Jazz und Ambient Music. Das alles intelligent verwoben<br />
mit Stilelementen aus Techno und Minimal Music. So treffen etwa gezielt gesetzte Hall-und<br />
Nils Petter Molvaer &<br />
Moritz von Oswald<br />
Rausch-Effekte auf lyrische Trompetenklänge, letztere in ihrer Ästhetik an den „elektrischen“<br />
1/1<br />
Miles Davis der Mitt-Siebziger erinnernd. – Ein zweifellos empfehlenswerter Soundtrack für die<br />
EmArcy/Universal Music<br />
stillen Momente der Nacht.<br />
red II<br />
3 | 2013<br />
© Foto: Marion Benoit<br />
21 jazz | szene<br />
© Foto: John Shiffer<br />
Folgte seiner Frau Corine:<br />
Keyboard-Koryphäe George Duke<br />
www.tonartmagazin.de<br />
George Duke<br />
Über den Tod hinaus<br />
Der Schock in der Musikwelt saß tief, als am 5.<br />
August die Nachricht vom unerwarteten Tod des<br />
weltbekannten Keyboarders und Produzenten<br />
George Duke bekannt wurde. Zum unverhofften<br />
Abschiedsgruß avanciert nun das unmittelbar vorher<br />
veröffentlichte Album DREAMWEAVER (Heads<br />
Up/in-akustik).<br />
Als am 20. August die Trauerfeier weltweit als Live-<br />
Stream im Internet zu verfolgen war, konnte man<br />
den zahlreichen Rednern die tiefe Betroffenheit anmerken.<br />
Von Stevie Wonder, Chaka Khan, Al Jarreau,<br />
Stanley Clarke über Marcus Miller bis hin zu Dianne<br />
Reeves, Sheila E. und Bill Withers, versammelte sich<br />
das Who’s Who der Jazz- und R&B-Szene. George<br />
Duke, der an chronischer Leukämie litt, folgte seiner<br />
2012 verstorbenen Frau nur ein Jahr später. Seinem umfangreichen Gesamtwerk fügt der renommierte<br />
Keyboarder mit DREAMWEAVER, welches zeitgleich zu seiner ambulanten Behandlung eingespielt<br />
wurde, ein so gar nicht melancholisches Werk hinzu. Die fünfzehn neuen Stücke decken das<br />
für Duke typisch breite stilistische Spektrum von jazziger Fusion hin zu gospelhaften R&B-Ausfl ügen<br />
ab. Wie immer fabelhaft produziert. Dabei führt er seine Virtuosität an einem ganzen Arsenal von<br />
(auch) analogen Equipment, wie dem Fender Rhodes, Wurlitzer und Mini Moog, vor. - Ein würdiges<br />
Vermächtnis !<br />
red II<br />
Carlos Santana & John McLaughlin<br />
Gipfeltreffen in Montreux<br />
Hier treffen zwei Schulen aufeinander. Zum einen<br />
der melodie-verliebte Carlos Santana, zum anderen<br />
der ultraschnelle, hart intonierende Brite John<br />
McLaughlin. Der Wunsch von Festivalorganisator<br />
Claude Nobs, ihr legendäres 1972-Album ‘Love, Devotion,<br />
Surrender‘ mit diesem Auftritt neu aufl eben<br />
zu lassen, wurde 2011 wahr. Hörbar lebt der Geist,<br />
der seinerzeit stark von John Coltrane inspirierten<br />
Aufnahmen, bei diesem Gipfeltreffen wieder neu auf.<br />
Angereichert mit weiteren Nummern von u.a. Miles<br />
Davis (‘Black Satin‘) und Pharoah Sanders‘ (‘Upper<br />
Egypt‘), zeigen sich die beiden Saitenakrobaten, begleitet<br />
von der formidabel agierenden Santana-Band,<br />
dabei in bester Spiellaune.<br />
Ein weiteres Highlight erfährt der Betrachter<br />
mit dem in die Setlist eingebauten<br />
Tony Williams-Tribut, angeführt von Cindy<br />
Blackman-Santana (Carlos‘ neue Ehefrau),<br />
welche zusammen mit Original-Gitarrist<br />
McLaughlin an das verstorbene Drum-<br />
Genie und seine damalige innovative Band<br />
„Lifetime“ erinnert. – Ein echtes Highlight<br />
der „Montreux“-Reihe !<br />
red II<br />
Carlos Santana & John McLaughlin<br />
Live At Montreux<br />
Eagle/Edel<br />
Kehrte für einen<br />
Abend zu seinen<br />
jazz-rockigen<br />
Anfängen zurück:<br />
Carlos Santana<br />
© Foto: Eagle Vision<br />
ANZEIGE